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(idw) - Globalisierung heißt nicht<br />

nur Austausch von Waren und<br />

Dienstleistungen über Grenzen und<br />

Kontinente hinweg. Weltweit verlassen<br />

auch Millionen Menschen ihre Heimat<br />

auf der Suche nach Arbeit und<br />

Sicherheit.<br />

Doch wo unterschiedliche Kulturen<br />

aufeinander treffen, bleiben Konflikte<br />

nicht aus. Ist Religion die Ursache für<br />

solche Konflikte, oder kann sie dazu<br />

beitragen, sie zu verhindern?<br />

Wie junge Muslime und Christen diese<br />

Frage beantworten, untersuchen<br />

seit kurzem die Würzburger<br />

Religionspädagogen Professor Hans-Georg<br />

Ziebertz und seine Mitarbeiterin<br />

Anne Wißmann. Gemeinsam mit<br />

einem internationalen Team von<br />

Forschern aus Sozialwissenschaft,<br />

Religionswissenschaft und<br />

Theologie werden sie dafür in den<br />

kommenden Monaten Jugendliche<br />

aus 16 Ländern weltweit befragen.<br />

Multikulturelle<br />

Gesellschaften<br />

und kulturelle<br />

Konflikte<br />

<strong>Türkei</strong><br />

Gesellschaft - Religionen R A<br />

Forschung<br />

Religionen und interkulturelle Konflikte<br />

Was hält moderne multikulturelle<br />

Gesellschaften zusammen und wie<br />

können kulturelle Konflikte verhindert<br />

werden? Spätestens seit dem 11.<br />

September 2001 stehen diese Fragen<br />

im Zentrum vieler Diskussionen - nicht<br />

nur in der Politik. Die Antworten,<br />

die moderne Rechtsstaaten auf diese<br />

Fragen geben, heißen „Menschenwürde,<br />

Gleichheit, Freiheit und politische<br />

Gewaltenteilung“.<br />

Offen bleibt dabei allerdings, wer diese<br />

Rechte durchsetzen soll und wer für ihre<br />

Akzeptanz sorgt.<br />

«Möglicherweise ist die Religion eine<br />

dieser Kräfte“, sagt Hans-Georg<br />

Ziebertz, Inhaber des Lehrstuhls für<br />

Religionspädagogik an der Uni Würzburg.<br />

„Denn in ihren Grundsätzen verpflichtet<br />

Uni untersucht die Rolle von Religionen<br />

sie sich, für das Wohl des Menschen<br />

einzutreten.» Allerdings ist auch ihm<br />

klar, dass Religionen in diesen Konflikten<br />

extrem gegensätzliche Rollen spielen<br />

können: „Sie können den Konflikt sowohl<br />

anheizen als auch mäßigend auf ihre<br />

Anhänger einwirken.“<br />

Christentum und Islam<br />

im Mittelpunkt<br />

Vor allem das Christentum und der<br />

Islam stehen derzeit im Mittelpunkt<br />

des Interesses. Mit der Globalisierung<br />

verlassen weltweit Millionen ihre Heimat<br />

und ziehen in einen ihnen fremden<br />

Kulturkreis. Multikulturalität wird<br />

zum Alltag. «Viele Menschen werden<br />

zunehmend mit Werten und Normen,<br />

Gewohnheiten und Verhaltenweisen<br />

konfrontiert, die ihnen nicht vertraut<br />

sind», sagt Anne Wißmann.<br />

Der sich daraus möglicherweise<br />

entwickelnde Kreislauf aus<br />

Feindseligkeiten und Absonderung führe<br />

zu ernsthaften Problemen zwischen<br />

den kulturellen Mehrheiten und den<br />

Migranten, so die junge Forscherin.<br />

Daher sei gerade zum heutigen<br />

Zeitpunkt die Frage virulent, ob<br />

und in welcher Weise Religionen<br />

wie der Islam und das Christentum<br />

Konflikten entgegenwirken, indem<br />

sie Rechtsstaatlichkeit und die<br />

Menschenrechte fördern, sagt Ziebertz.<br />

Dass das nicht unbedingt so sein muss,<br />

ist Ziebertz klar. «Schließlich hat es in<br />

der Geschichte beider Religionen immer<br />

wieder ambivalente und kontroverse<br />

Einstellungen und Auseinandersetzungen<br />

zu diesem Thema gegeben», sagt er.<br />

Einfluss von Religion<br />

auf die Einstellung zu<br />

den Menschenrechten<br />

Wie halten es also die Religionen mit<br />

den Rechten, die ein konfliktfreies<br />

Zusammenleben ermöglichen<br />

sollen? Ein internationales<br />

Konsortium von Forschern<br />

aus Sozialwissenschaft,<br />

Religionswissenschaft und<br />

Theologie wird dazu in den<br />

kommenden drei Jahren<br />

junge Menschen aus 16<br />

Ländern befragen. Die<br />

Untersuchung in Deutschland<br />

wird von der Deutschen<br />

Forschungsgemeinschaft (DFG)<br />

gefördert.<br />

In der Studie geht es um<br />

die generelle Frage nach<br />

dem Einfluss von Religion<br />

auf die Einstellung zu den<br />

Menschenrechten und<br />

spezifisch um die Frage,<br />

welche Aspekte des christlichen und<br />

islamischen Glaubens sich auf welche<br />

Weise auf verschiedene Einstellungen<br />

zu Menschenrechten auswirken. Um die<br />

Ergebnisse international vergleichen<br />

zu können, sollen jeweils christliche,<br />

muslimische sowie religiös nicht<br />

gebundene Schülerinnen und Schüler<br />

nach ihren Einstellungen zu Religion und<br />

Menschenrechten befragt werden.<br />

Von den Ergebnissen erhoffen sich<br />

die Forscher neue Einsichten darüber,<br />

wie religiöse, nationale und kulturelle<br />

Einflüsse den Zusammenhang von Religion<br />

und Menschenrechten beeinflussen. Die<br />

Erkenntnisse sollen vor allem schulischen<br />

und außerschulischen Bildungsprojekten<br />

zugute kommen.<br />

Seite 14 atr Nr. 119 - 01.01.2007

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