23.02.2013 Aufrufe

kostenlos abrufbar - Aktuelle Türkei Rundschau

kostenlos abrufbar - Aktuelle Türkei Rundschau

kostenlos abrufbar - Aktuelle Türkei Rundschau

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

AKTUELLE TÜRKEI RUNDSCHAU<br />

Seit 2006 vereinigt mit PRIMA LEBEN<br />

Einzige deutschsprachige Wochenzeitung in der <strong>Türkei</strong><br />

Seit 2007 - e-paper-Abonnement<br />

A<br />

R<br />

01.01.2007 - Nr. 119 www.atr-zeitung.com Preis: 1 €<br />

Ein Blick zurück: Der Jahreswechsel<br />

2004/2005 war in der<br />

<strong>Türkei</strong> mit großer Zuversicht<br />

verbunden. Auf dem Weg<br />

nach Europa war ein großes<br />

Tor geöffnet worden.<br />

Die Europäische Union hatte<br />

beschlossen, mit der <strong>Türkei</strong><br />

Beitrittsverhandlungen zu<br />

beginnen. Das Ziel einer<br />

Vollmitgliedschaft war in<br />

„greifbare” Nähe gerückt,<br />

wenn man einen Zeitraum<br />

von zehn bis fünfzehn Jahren<br />

unter dem Blickwinkel eines<br />

Historikers betrachtet.<br />

<strong>Türkei</strong> - Europa - Global<br />

2007 - Prognosen mit Fragezeichen<br />

Verliert die <strong>Türkei</strong> ein Jahr? - Chancen und Unwägbarkeiten<br />

Ständige Rubriken<br />

gültig erst wieder ab Ausgabe Nr. 120<br />

Aus und über die <strong>Türkei</strong><br />

Staatlicher Pressedienst<br />

Aus Städten und Provinzen<br />

Freies Denken - die kritische Seite<br />

Kunst, Kultur, Literatur, Termine<br />

Welt der Christen<br />

Rätsel, Humor & Kurzweiliges<br />

Allen Leserinnen und Lesern<br />

wünschen wir<br />

ein gesundes und erfolgreiches<br />

neues Jahr 2007<br />

Die nächste Ausgabe erscheint am<br />

Samstag, 13. Januar 2007<br />

als elektronische Ausgabe bei<br />

www.atr-zeitung.com<br />

Türkische Pressemeldungen<br />

Nachrichten aus<br />

Dezember 2006<br />

Eine gute Gelegenheit, die türkische Sicht<br />

der Dinge kennenzulernen, ist der staatliche<br />

türkische Pressedienst. Wir bringen Auszüge<br />

und ergänzen diese mit Meldungen aus<br />

europäischen Quellen.<br />

Seiten 11 und 12<br />

Nicht nur die Geschäftsleute,<br />

sondern auch die rund<br />

60.000 Deutschen mit vorübergehendem<br />

oder dauerhaften<br />

Wohnsitz in der <strong>Türkei</strong><br />

erhofften sich schon in naher<br />

Zukunft Erleichterungen<br />

- vor allen Dingen im freien<br />

Warenverkehr. Die vielfältigen<br />

kleineren und größeren<br />

Schwierigkeiten im Alltag in<br />

der <strong>Türkei</strong> würden schon bald<br />

ein Ende haben.<br />

Die vielen Hürden, die es<br />

bei der Einfuhr des eigenen<br />

Hausrates zu überwinden<br />

und bei der Erlangung einer<br />

Arbeitserlaubnis zum Beispiel<br />

mit der Gründung einer<br />

eigenen Firma zu überwinden<br />

galt – dies könnte schon bald<br />

ein Ende haben. Das war die<br />

Hoffnung der Residenten.<br />

Ein Blick voraus: Die Situation<br />

in der Welt hat sich<br />

verändert. Das globale rapide<br />

Bevölkerungswachstum führt<br />

zu einer weiteren Urbanisierung<br />

in der Welt. Städte<br />

mit 15 Millionen Menschen<br />

und mehr schaffen durch ihre<br />

Slums mit Problemen, die<br />

Türkisches Justizsystem<br />

Strafrechtsreform und<br />

die Art. 301 & 305<br />

Aus europäischer Sicht teilweise nur schwer<br />

verständlich sind einzelne Regelungen des<br />

reformierten türkischen Strafrechts. Die EU<br />

fordert die Streichung einzelner Artikel.<br />

Seiten 08 und 09<br />

mit heutigen Mitteln nicht<br />

beherrschbar sind.<br />

Nach Expertenmeinung wird<br />

auch Istanbul von dieser<br />

Entwicklung erfasst werden.<br />

Den blühenden Villen-Stadtteilen,<br />

Prachtstraßen, Einkaufszentren<br />

und Einkaufsstraßen<br />

mit den führenden<br />

Produktnamen dieser Welt<br />

für einige Zehntausende<br />

stehen Wohnsilos für Millionen<br />

und Slums für weitere – oft<br />

nicht registrierte - Millionen<br />

am Rande oder unter der<br />

Armutsgrenze gegenüber.<br />

Türkische Wirtschaft<br />

Rückblick auf<br />

ausgewählte Themen<br />

Wirtschaftliche Fortschritte sind eine<br />

unabdingbare Voraussetzung, dass sich<br />

die Lebensverhältnisse der türkischen<br />

Bevölkerung nachhaltig bessert.<br />

Seiten 19 und 20


ANADOLU HASTANESİ<br />

KEMER - ANTALYA - BELEK<br />

BEI UNS SIND SIE IN DEN BESTEN HÄNDEN ...<br />

... HOCHQUALIFIZIERTE ÄRZTE<br />

... BESTE MEDIZINISCHE VERSORGUNG<br />

... FREUNDLICHES, PROFESSIONELLES PFLEGEPERSONAL<br />

... UND KOMFORTABLE MODERNE KRANKENZIMMER<br />

BELEK<br />

KEMER<br />

Çaybaşı Mah. Burhanettin Onat Cad.<br />

1352 Sok. No: 12 - 07100 ANTALYA<br />

Tel.: +90 (0) 242 – 249 33 00<br />

Fax: +90 (0) 242 – 311 67 78<br />

Homepage: www.anatoliahospital.com<br />

Seite 2 atr Nr. 119 - 01.01.2007


A<br />

R<br />

<strong>Türkei</strong><br />

Nachrichten (Rückblick)<br />

Türkische Währung<br />

YTL-Kurs pendelt nur noch wenig<br />

Realistische Bewertung beendet spekulativen Höhenflug von 2005<br />

Seit Mai letzten Jahres berichtete die<br />

<strong>Aktuelle</strong> <strong>Türkei</strong> <strong>Rundschau</strong> regelmäßig<br />

über den Wechselkurs von türkischer<br />

Lira zum Euro. In letzten beiden<br />

Monaten des Jahres 2006 wurden<br />

diese wöchentlichen durch größere<br />

Zeitabstände ersetzt, da sich die<br />

Turbulenzen der türkischen Währung<br />

von Mitte diesen Jahres wieder gelegt<br />

hatten.<br />

Die regelmäßige Berichterstattung<br />

ab Ausgabe 91<br />

begann mit der Feststellung,<br />

„In den letzten Wochen ist<br />

der Kurs der türkischen Lira<br />

so sehr gefallen, dass jetzt<br />

wieder der Wechselkurs vom<br />

April letzten Jahres erreicht<br />

ist. Wurde der Anstieg der<br />

Lira gegenüber dem Euro<br />

im letzten Jahr mit einer<br />

Schwäche der Europäischen<br />

Währung erklärt, so müssen<br />

die Gründe für den jetzigen Kursverfall<br />

in der <strong>Türkei</strong> gesucht werden.<br />

Neben den offiziellen Zahlen, die<br />

nach wie vor einen wirtschaftlichen<br />

Aufschwung in der <strong>Türkei</strong> signalisieren<br />

(sollen), sprechen die Beobachtungen<br />

in den Geschäften und die Gespräche<br />

mit Geschäftsleuten von einer völlig<br />

anderen Situation. Kaum jemand mag<br />

derzeit noch einen wirtschaftlichen<br />

Aufschwung erkennen können.“<br />

von Jürgen P. Fuß<br />

Nachdem es zwischen Mitte April und<br />

Ende Juli zu einem tiefen Einbruch<br />

gekommen war, der an einigen Tagen<br />

bis zu 30 Prozent betrug, hat sich<br />

die Situation seit August wieder<br />

stabilisiert. Diese in diesem Zeitraum<br />

zu beobachten Schwankungen sind<br />

zwischen Währungen durchaus üblich.<br />

Doch die politische Entwicklung in den<br />

letzten Wochen (Verzögerungen in den<br />

Beitrittsverhandlungen zwischen der<br />

Europäischen Union und der <strong>Türkei</strong>) hat<br />

sich bisher auf den Wechselkurs nicht<br />

ausgewirkt.<br />

Ob sich diese Stabilisierung im nächsten<br />

Jahr bestätigen wird, bleibt abzuwarten,<br />

da die politischen Entwicklungen<br />

in der <strong>Türkei</strong> (Wahl eines neuen<br />

Staatspräsidenten, Parlamentswahlen)<br />

noch nicht abzuschätzen sind.<br />

Kommentar der<br />

ATR - Herausgeber<br />

2007 ist Start<br />

in die Zukunft<br />

Schon seit einigen Monaten<br />

suchen wir, die Herausgeber<br />

der einzigen deutschsprachigen<br />

Wochenzeitung in der <strong>Türkei</strong>,<br />

der AKTUELLEN TÜRKEI RUNDSCHAU<br />

& PRIMA LEBEN eine Antwort auf<br />

die Frage, ob und unter welchen<br />

Gegebenheiten eine Zeitung wie<br />

die ATR&PL in der <strong>Türkei</strong> auch in<br />

Zukunft herausgegeben werden<br />

kann.<br />

«Mit großem Interesse - um<br />

nicht zu sagen: mit großer Sorge<br />

- beobachten wir schon seit<br />

längerem die Entwicklungen in der<br />

<strong>Türkei</strong>,» haben wir in der letzten<br />

Printausgabe geschrieben. Und<br />

weiter: «Das derzeitige Verhältnis<br />

der <strong>Türkei</strong> zur Europäschen Union<br />

ist dabei nur ein Aspekt. Weitaus<br />

wichtiger sind für uns die<br />

innenpolitischen Verhältnisse, die<br />

nach unserer Einschätzung auf<br />

einen im Hintergrund ablaufenden<br />

Machtkampf zwischen<br />

verschiedenen Interessengruppierungen<br />

und Machtblöcken<br />

schließen lassen.»<br />

War ursprünglich geplant, die<br />

erste Ausgabe des Jahres<br />

2007 erst zum 13. Januar<br />

herauszugeben, hat uns die große<br />

Resonanz auf unsere vorläufig<br />

letzte gedruckte Ausgabe und auf<br />

unsere Pressemeldungen motiviert,<br />

schon zum Jahreswechsel<br />

eine Sonderausgabe der<br />

elektronischen Version - quasi als<br />

Prototyp - zu publizieren.<br />

Fortsetzung siehe Seite 4<br />

atr Nr. 119 - 01.01.2007 Seite 3


SunExpress – wer sonst?<br />

SunExpress, die Konzerntochter von Condor<br />

und Turkish Airlines, fliegt Sie diesen Winter ab<br />

Antalya und Izmir zu vielen Zielen<br />

in Deutschland, Österreich und der Schweiz.<br />

Den gesamten Winterflugplan finden Sie in<br />

dieser Zeitung auf der Seite 26.<br />

Unser Sonderangebot<br />

für schnelle Entscheider:<br />

Jahreabonnement<br />

nur 25 € statt 29 €<br />

für 45 Ausgaben der elektronischen Ausgabe,<br />

wenn Sie sich bis zum 31. Januar 2007 entscheiden<br />

und den Betrag auf eines unserer Konten überweisen.<br />

<strong>Türkei</strong> R A<br />

Kommentar der<br />

ATR - Herausgeber<br />

Fortsetzung von Seite 3<br />

Diese zum Jahreswechsel<br />

erscheinende Sonderausgabe<br />

ist für uns eine Testausgabe,<br />

mit der die für den 13.<br />

Januar angekündigte nächste<br />

Regelausgabe der ATR & PL<br />

vorbereitet wird. Diese Ausgabe<br />

ist zudem eine gute Gelegenheit,<br />

besonders interessante<br />

Nachrichten aus dem letzten<br />

Jahr noch einmal in komprimierter<br />

Form darzustellen.<br />

In einer unserer Pressemitteilungen<br />

heißt es in<br />

dem Zusammenhang: «Die<br />

Zusammenstellung der Nachrichten<br />

macht nach unserer<br />

Überzeugung deutlich, welche<br />

Entwicklungen sich gerade im<br />

letzten Jahr in der <strong>Türkei</strong><br />

vollzogen haben. Vor diesem<br />

Hintergrund kann man durchaus<br />

zu dem Ergebnis gelangen,<br />

dass die Entscheidung der<br />

Europäischen Union richtig war,<br />

bei den Beitrittsverhandlungen<br />

einen Gang zurückschalten.»<br />

Vor dem Hintergrund, dass unsere<br />

Homepage schon seit vielen<br />

Monaten kontinuierlich 80.000<br />

und mehr Zugriffe verzeichnen<br />

kann, gehen wir davon aus,<br />

dass wir mit unserem neuen<br />

Vertriebskonzept noch weit mehr<br />

Menschen erreichen, als bereits<br />

bisher.<br />

Darüber hinaus bietet die<br />

elektronische Ausgabe der<br />

<strong>Aktuelle</strong>n <strong>Türkei</strong> <strong>Rundschau</strong><br />

vielfältige Werbemöglichkeiten.<br />

Über klassische Anzeigen in der<br />

Zeitung, Anzeigen mit Verlinkung<br />

zu anderen Homepages und<br />

schließlich die Kombination von<br />

Zeitungswerbung und Werbung<br />

auf unserer Homepage.<br />

Die Konditionen, die wir unseren<br />

Werbepartnern anbieten können,<br />

sind mittlerweile in unserem<br />

Hause kalkuliert worden.<br />

Wir sind sicher, damit jedem<br />

Interessenten ein lohnendes<br />

Angebot bieten zu können.<br />

Und nun freuen wir uns gemeinsam<br />

mit Ihnen, unseren Leserinnen<br />

und Lesern auf ein erfolgreiches<br />

2007.<br />

Jürgen P. Fuß<br />

& Andrea Morawe<br />

Seite 4 atr Nr. 119 - 01.01.2007


A<br />

R<br />

Die jetzt von Reporter ohne Grenzen<br />

(RoG) zum dritten Mal veröffentlichte<br />

Rangliste gibt Aufschluss über die Lage<br />

der Medienfreiheit weltweit. Zunächst<br />

ein erfreuliches Ergebnis: alle EU-Länder<br />

rangieren unter den ersten 40.<br />

Dass es um die Pressefreiheit in der <strong>Türkei</strong><br />

nicht zum Besten steht, ist allgemein<br />

bekannt. So kann das Ergebnis der RoG<br />

nicht überraschen.<br />

Sie landet deutlich abgeschlagen hinter<br />

vielen südamerikanischen und afrikanischen<br />

Staaten auf Platz 113. Schwacher Trost:<br />

die USA halten bei der Berichterstattung<br />

über den Iran Pressefreiheit für eine eher<br />

unbilligen Angelegenheit und landen deshalb<br />

auf Platz 108.<br />

Im eigenen Lande sieht es dagegen besser<br />

aus, das schaffen sie es immerhin auf Platz<br />

22 und liegen damit bei der Meinungsfreiheit<br />

auf dem Niveau der meisten Europäischen<br />

Staaten.<br />

Global<br />

Nachrichten (Rückblick)<br />

Meinungsfreiheit<br />

3. Rangliste zur Pressefreiheit weltweit<br />

<strong>Türkei</strong> auf Platz 113 hinter Philippinen, Äthiopien und Ruanda<br />

- USA (im Irak) auf Platz 108<br />

Skandinavische Länder<br />

sind Spitzenreiter<br />

Spitzenreiter sind wie im Jahr zuvor die<br />

skandinavischen Länder. Ganz oben stehen<br />

Dänemark, Finnland, Island, Norwegen und<br />

die Niederlande. Deutschland nimmt mit<br />

Estland, Schweden und Trinidad Rang Elf ein.<br />

Lediglich drei außereuropäische Länder<br />

haben es unter die ersten Zwanzig der Liste<br />

geschafft, darunter Neuseeland (9.), Trinidad<br />

(11.) und Kanada (18.).<br />

Kleinere Demokratien<br />

- oft ärmere Länder -<br />

erkennen den Nutzen<br />

der Medienfreiheit<br />

Kleinere Demokratien, oft ärmere Länder,<br />

wie El Salvador (28.) und Costa Rica (35.)<br />

in Zentralamerika, die Kapverden (38.)<br />

und Namibia (42.) in Afrika oder Osttimor<br />

in Asien (57.) haben gut abgeschnitten und<br />

Meinungsfreiheit und Pressefreiheit haben in den Staaten der<br />

Europäischen Union einen hohen Stellenwert.<br />

In der <strong>Türkei</strong> sind Meinungsfreiheit und Pressefreiheit<br />

dagegen wenig gefragt.<br />

Die Grafik macht deutlich, warum sich die Herausgeber der<br />

ATR & PL entschlossen haben, die Zeitung in Zukunft in<br />

Europa herauszugeben und über das Internet zu vertreiben.<br />

gelten als Länder, die Medienfreiheit als<br />

Voraussetzung für Demokratie anerkennen<br />

und respektieren.<br />

Schlusslichter: Nordkorea,<br />

Kuba, Turkmenistan, China<br />

und Vietnam<br />

Am meisten bedroht ist die Pressefreiheit<br />

in Ostasien mit Schlusslicht Nordkorea<br />

(Rang 167), gefolgt von Birma (165.),<br />

China (162.), Vietnam (161.) und Laos<br />

(153.) und im Mittleren Osten mit Saudi<br />

Arabien (159.), Iran (158.), Syrien (155.)<br />

und dem Irak (148.).<br />

In diesen Ländern sind Journalisten<br />

täglichen Repressalien und Zensur<br />

ausgesetzt und unabhängige Medien<br />

haben es schwer oder existieren gar<br />

nicht.<br />

... weiter auf Seite 6<br />

atr Nr. 119 - 01.01.2007 Seite 5


(jpf) - Vergleicht man den Bericht der Haltung<br />

der europäischen und der türkischen Presse,<br />

werden gravierende Unterschiede in der<br />

Sichtweise und in der Wertung von Fakten<br />

und Ereignissen deutlich. Das ist auf der<br />

einen Seite verständlich, muss aber bei den<br />

in der <strong>Türkei</strong> lebenden Europäern die Frage<br />

aufwerfen, welcher Sicht-weise sie sich<br />

anschließen sollen.<br />

Seit Gründung der <strong>Aktuelle</strong>n <strong>Türkei</strong> <strong>Rundschau</strong><br />

sehen es ihre Herausgeber als ihr oberstes<br />

Ziel an, eine objektive und umfassende<br />

Berichterstattung ihren Leserinnen und<br />

Lesern anzubieten. Deshalb verfolgen sie<br />

das Ziel, die <strong>Türkei</strong> aus europäischer Sicht<br />

zu sehen, gleichzeitig aber auch Themen zu<br />

beleuchten, die in der Europäischen Presse<br />

kaum Beachtung finden.<br />

Unabhängige - soll heißen: blockfreie<br />

- Staaten verstehen ihre Außenpolitik<br />

in hohem Maße als eine Kombination<br />

vielfältiger Beziehungen und auch vertraglicher<br />

Vereinbarungen zu möglichst<br />

vielen anderen Staaten. Dieses Prinzip<br />

gilt auch für die <strong>Türkei</strong>.<br />

Die türkische Außenpolitik ist geprägt<br />

durch die geografische Lage und die<br />

<strong>Türkei</strong><br />

Meldungen aus der türkischen Presse (Rückblick) R A<br />

Informationsangebot der ATR & PL<br />

Türkische Außenpolitik<br />

Geografische Lage erfordert vielfältige Außenpolitik<br />

Nachbarn der <strong>Türkei</strong>, die traditionellen<br />

und aktuellen wirtschaftlichen und<br />

militärischen Verflechtungen, die<br />

Geschichte und schließlich die Gegenwart<br />

der <strong>Türkei</strong>, die durch sehr große<br />

Meinungsdifferenzen in der Bevölkerung<br />

und der Politik gekennzeichnet ist, was<br />

man erreichen möchte und was man<br />

unter allen Umständen verhindern will.<br />

Ein großer Teil der türkischen Aktivitäten<br />

ist in zwei Richtungen orientiert.<br />

Die türkische Regierung pflegt schon seit<br />

längerer Zeit parallel zu ihren Kontakten<br />

mit der Europäischen Union und<br />

einzelnen europäischen Staaten vielfältige<br />

Kontakte mit ihren Nachbarstaaten.<br />

Diesem Teil der türkischen Außenpolitik<br />

werden wir im Zusammenhang mit<br />

unserem neuen Konzept «ATR 24» durch<br />

ein erweitertes Informationsangebot<br />

Rechnung tragen. Regelmäßig finden<br />

unsere Leserinnen und Leser in Zukunft<br />

neben den Berichten, die in Europa über<br />

die <strong>Türkei</strong> erscheinen, kurze Berichte<br />

aus der türkischen Presse.<br />

erschienen in ATR Nr. 88 v. 26.04.2006.<br />

Meinungsfreiheit<br />

3. Rangliste zur<br />

Pressefreiheit<br />

Schlusslichter: Nordkorea,<br />

Kuba, Turkmenistan,<br />

China und Vietnam<br />

Fortsetzung von Seite 5<br />

Weder das Recht auf freie<br />

Information noch die Sicherheit<br />

der Journalisten werden dort<br />

garantiert. Der Irak zählt zu den<br />

gefährlichsten Gebieten der Welt.<br />

Seit Kriegsbeginn im März 2003<br />

sind dort 44 Journalisten getötet<br />

worden.<br />

Kuba (166.) und China (162.) zählen<br />

zu den größten Gefängnissen der<br />

Welt für Journalisten. In Eritrea<br />

(163.) und Turkmenistan (164.) ist<br />

die Bevölkerung ausschließlich auf<br />

staatlich kontrollierte Information<br />

angewiesen. Unabhängige Medien<br />

sind dort verboten.<br />

(Siehe hierzu auch die Grafik auf<br />

dieser Seite.)<br />

Der Beitrag ist erschienen in ATR<br />

Nr. 112 v. 28.10.2006.<br />

Seite 6 atr Nr. 119 - 01.01.2007


A<br />

R<br />

Global<br />

Nachrichten (Rückblick)<br />

<strong>Türkei</strong> auf dem Weg nach Europa<br />

Zur Situation<br />

der türkischen Justiz<br />

EU hat ein wachsames Auge<br />

Auch wenn der ATR-Redaktion bewusst<br />

ist, hat es sich um ein außerordentlich<br />

brisantes Thema handelt, veröffentlichen<br />

wir in dieser Ausgabe<br />

einen Beitrag der Anwältin Deniz<br />

Yildrim, die in Antalya praktiziert.<br />

Nachdem wir den Beitrag gelesen<br />

und auch mit Meinungen aus der<br />

Europäischen Union verglichen haben,<br />

sind wir zu der Überzeugung gelangt,<br />

dass diese Ausführungen auch für<br />

die europäischen Residenten sehr<br />

interessant sind.<br />

Unabhängigkeit der Justiz?<br />

Der Staatsanwalt Ferhat Sarikaya<br />

hatte den Mut, ein Ermittlungsverfahren<br />

gegen den Kommandanten der<br />

Landstreitkräfte einzuleiten. In keiner<br />

Weise ist damit ge-sagt worden, dass<br />

der Betroffene schuldig sei, sondern<br />

es sollten wie in der Justiz üblich, nur<br />

Sachverhalte geklärt werden. Jetzt ist<br />

er vom Beruf ausgeschlossen worden.<br />

Das hohe Komitee für Staatsanwält-<br />

Innen und RichterInnen (Hakimler ve<br />

Savcilar Yüksek Kurulu), das unter<br />

Leitung des Justizministers arbeitet,<br />

hat in seiner Sitzung am 20.04.06 den<br />

Ausschluss des Staatsanwalts vom<br />

Justiz beschlossen. Bemerkenswert,<br />

obwohl die Ermittler des Ministeriums<br />

nur Disziplinarstrafe vorgeschlagen<br />

hatten. Eine Gegenstimme kam nur vom<br />

Staatssekretär des Ministeriums.<br />

Als während der Ermittlungen zu der<br />

Serie von Anschlägen in Semdinli,<br />

die Staatsanwaltschaft festgestellt<br />

hatte, dass es sich um eine<br />

organisierte Bande handelt, an der<br />

auch Soldaten mit zum Teil höherem<br />

Rang beteiligt sein könnten,<br />

hatte sie – entsprechen den Regelungen<br />

der türkischer StPO für sachlich<br />

unzuständig erklärt und die Akte zu<br />

Staatsanwaltschaft Van geschickt.<br />

Es wurde auch eine Ermittlungskommission<br />

beim Parlament ge-gründet.<br />

Der Ministerpräsident hatte seinerzeit<br />

erklärt, es werde bis zur Aufklärung<br />

von Deniz Yildrim, Antalya<br />

ermittelt, egal „zu welcher Adresse die<br />

Ermittlungen führen“.<br />

Der Kommandant der Landsstreitkräfte<br />

erklärte schon am Anfang der<br />

Ermittlungen mit Bezug auf einen<br />

festgenommenen Unteroffizier, er würde<br />

ihn persönlich sehr gut kennen und er sei<br />

ein sehr guter junger Mann.<br />

Der Oberstaatsanwalt in Van beauftragte<br />

mit der Ermittlung den Staatsanwalt<br />

Ferhat Sarikaya. Der Staatsanwalt<br />

forderte auch die Anhörungsprotokolle<br />

der Ermittlungskommission des Parlaments<br />

an und hörte die gleiche Zeugen<br />

an. Seine Anklage begründete er zum<br />

Teil mit den Aussagen, die vor der<br />

parlamentarischen Kommission gemacht<br />

worden waren.<br />

Doch bevor die Anklage beim zuständigen<br />

Gericht ankam, ging der Bericht in<br />

die Presse. Die Anklage beschuldigt<br />

den General mit der versuchten<br />

Einflussnahme auf die Justiz und zu<br />

seiner Zeit mit der Gründung einer<br />

illegalen Bande unter Schirmherrschaft<br />

der Streitkräfte in Verbindung zu<br />

stehen. Er war seinerzeit Leiter der<br />

Gendarmerie in der Region.<br />

Da nach türkischem Recht die zivile<br />

Justiz gegen die Soldaten nicht<br />

ermitteln kann, selbst wenn die Straftat<br />

nicht von dienstlicher Natur ist, wurde<br />

seine Akte zum Generalstab geschickt.<br />

Die bedeutsamen Zeitungen der<br />

türkischen Presse bezogen Position für<br />

General Büyükanit und damit das Militär<br />

und gegen eine Justiz, die unabhängig<br />

Ermittlungen durchführen wollte.<br />

Es könne die Motivation der<br />

Sicherheitskräfte gegen den Terrorismus<br />

durch solche Ver-fahren geschwächt<br />

werden! Der Vorsitzende der türkischen<br />

sozialdemokratischen Partei CHP, Deniz<br />

Baykal, bezeichnete die Anklage als<br />

„Ziviler Putsch gegen türkische Armee“.<br />

Der Ministerpräsident erklärte, keiner<br />

könne sich anmaßen, die türkische<br />

Armee anzugreifen oder gegen sie zu<br />

„putschen“.<br />

weiter auf Seite 8<br />

Kleine<br />

Nachrichten<br />

Beitrag ist erschienen in ATR Nr. 88 v. 26.04.2006 Staatsanwalt verliert<br />

seinen Job<br />

Ermittlungen gegen<br />

General wurden ihm<br />

zum Verhängnis<br />

(atr) - Im März hatten wir<br />

berichtet, dass türkische<br />

Zeitungen gemeldet hatten,<br />

gegen General Büyükanıt sei<br />

ein Ermittlungsverfahren eingeleitet<br />

worden.<br />

Weiter hieß es in dieser Meldung,<br />

die Staatsanwaltschaft in der<br />

Stadt Van verdächtige den General<br />

des Machtmissbrauchs und der<br />

Gründung einer kriminellen<br />

Untergrundorganisation.<br />

Mit seinen Vorwürfen gegen den<br />

Oberbefehlshaber des Heeres,<br />

General Yasar Büyükanit, hatte<br />

der Staatsanwalt den Generalstab<br />

gegen sich aufgebracht und für<br />

politischen Wirbel gesorgt.<br />

Das eingeleitete Verfahren hatte<br />

eine extrem politische Relevanz,<br />

hinter der von vielen europäischen<br />

Beobachtern auch ein Ausloten der<br />

Machtverhältnisse zwischen der<br />

amtierenden Regierung und der<br />

türkischen Militärführung vermutet<br />

wurde.<br />

Jetzt ist in einem Teilbereich ein<br />

vorläufiger Schlussstrich unter die<br />

Vorkommnisse gezogen wurden,<br />

allerdings in einer Weise, die<br />

erneut die Aufmerksamkeit der<br />

Europäischen Union auf die <strong>Türkei</strong><br />

lenken wird.<br />

Der Staatsanwalt, der die schweren<br />

Vorwürfe gegen General Büyükanıt<br />

erhoben und deshalb Ermittlungen<br />

eingeleitet hatte, wurde seines<br />

Amtes enthoben.<br />

... weiter auf Seite 10<br />

atr Nr. 119 - 01.01.2007 Seite 7


Der Generalstab erklärte, es wurden<br />

notwendige Schritte gegen den<br />

Staatsanwalt eingeleitet, es werde<br />

das Ergebnis des Ersuchen streng<br />

verfolgt. Der Leiter des polizeilichen<br />

Nachrichtendienstes, der er-klärte,<br />

dass der Staatsanwalt wisse, woran er<br />

sei, nämlich: „Der Dieb sei im eigenen<br />

Haus zu suchen“.<br />

Der Justizminister sagte, die Zurückweisung<br />

der Anklage seitens des<br />

zuständigen Gerichtes, wäre eine<br />

Möglichkeit die unangenehme Situation<br />

zu lösen. (Zurückweisung der Anklage<br />

ist in der <strong>Türkei</strong> erst seit 01.06.2006<br />

möglich) Somit wurde auch seitens des<br />

Ministers, der selbst unter Druck gesetzt<br />

wurde, auf das zuständige Gericht<br />

Druck ausgeübt. Das zuständige Gericht<br />

aber wies die Anklage nicht zurück.<br />

Der Druck nahm nicht ab, es<br />

fanden Gespräche zwischen dem<br />

Generalstab und der Regierung statt.<br />

Der Minister veranlasste Ermittlung<br />

gegen den Oberstaatsanwalt, den<br />

Vizeoberstaatsanwalt und gegen<br />

Staatsanwalt Ferhat Sarikaya von Van.<br />

Das Ergebnis der Ermittler war,<br />

dass beim Oberstaatsanwalt<br />

und beim Vizeoberstaatsanwalt<br />

Berichte in ATR - Ausgabe 76<br />

vom 09.01.2006<br />

(atr) - Das Mitte letzten Jahres in<br />

Kraft getretene neue Strafrecht<br />

der <strong>Türkei</strong> sollte eine Anpassung an<br />

Europäische Normen sicherstellen.<br />

Zunächst von der Europäischen Union<br />

positiv be-wertet, zeigte sich schon<br />

wenige Monate später, dass einzelne<br />

Paragraphen nicht nur aus europäischer<br />

Sicht, sondern auch nach Überzeugung<br />

fortschritt-licher türkischer Kräfte<br />

wenig zufriedenstellend waren.<br />

Eine Reihe von Anklagen und Prozessen<br />

machte deutlich, dass einzelne<br />

Paragraphen von konservativen und<br />

nationalistischen Kräften dazu genutzt<br />

<strong>Türkei</strong> aus türkischer Sicht<br />

Türkische Presse (Rückblick)<br />

<strong>Türkei</strong> auf dem Weg nach Europa<br />

Zur Situation der türkischen Justiz<br />

EU hat ein wachsames Auge<br />

Fortsetzung von Seite 7<br />

nichts zu beanstanden sei. Aber<br />

das Komitee hat dieses Ergebnis<br />

angezweifelt und beschlossen, dass<br />

neue Ermittler beauftragt werden<br />

sollten, und gegen Oberstaatanwalt<br />

und Vizeoberstaatsanwalt erneut zu<br />

ermitteln.<br />

Aber das Komitee hat dieses Ergeb-nis<br />

angezweifelt und beschlossen, dass<br />

neue Ermittler beauftragt werden<br />

sollten, und gegen Oberstaatanwalt<br />

und Vizeoberstaatsanwalt erneut zu<br />

ermitteln.<br />

Das Komitee berief sich auf den §69,<br />

letzter Absatz des Gesetzes der Richter<br />

und Staatsanwälte, das vorsieht, dass<br />

ein Richter oder Staatsanwalt vom<br />

Amt auch ausgeschlossen werden<br />

kann, selbst wenn sein Verhalten keine<br />

Straftat darstellen würde. Nämlich<br />

wenn sein Verhalten die Ehre seines<br />

Amtes verletzen konnte.<br />

Es ist nicht bekannt, dass bis jetzt<br />

dieser Paragraf gegen einen Richter<br />

oder Staatsanwalt angewandt wurde,<br />

weil der Inhalt seiner Anklage oder<br />

seines Urteils beanstandet wurde.<br />

Er wurde vielmehr angewandt,<br />

wenn jemand aus dem Beruf ein<br />

worden sind, allzu Freizügigkeit im<br />

Denken türkischer Staatsbürger in<br />

die Schranken zu weisen. Doch die<br />

Zeiten haben sich geändert und der<br />

Informationsaustausch zwischen der<br />

<strong>Türkei</strong> und den europäischen Staaten ist<br />

wesentlich intensiver geworden.<br />

Wie niemals zuvor ist die <strong>Türkei</strong><br />

mittlerweile ins Rampenlicht der<br />

Weltöffentlichkeit gerückt. Anzeigen<br />

und Prozesse gegen Intellektuelle<br />

und Journalisten, die ihre Meinung<br />

freizügig äußern, sind nicht mehr eine<br />

interne Angelegenheit der <strong>Türkei</strong>.<br />

Einzelne Nachrichten der letzten<br />

Tage lassen eine lebhafte Diskussion<br />

um einzelne Paragraphen des neuen<br />

türkischen Strafrechtes und seiner<br />

Anwendung schließen.Nicht nur der<br />

Seite 8 atr Nr. 119 - 01.01.2007<br />

R A<br />

„unehrenhaftes“ Leben geführt hat<br />

oder insgesamt sein Verhalten nicht<br />

mit seinem Beruf vereinbar war. Der<br />

Paragraf wurde m.E. auch für solche<br />

Situationen vorgesehen.<br />

Es hat sehr viele Anklagen in diesem<br />

Land gegeben, wo man hätte behauptet<br />

können, dass die Staatsanwälte<br />

politische Be-wegungsgründe haben.<br />

Es hat solche Anklagen gegeben,<br />

die die türkische Republik auf<br />

der internationalen Ebene in sehr<br />

schwierige Situation geführt hat. Aber<br />

bei diesen, hat keiner daran gedacht,<br />

die Staatsanwälte abzumahnen.<br />

Es hat in unserem Land immer wieder<br />

inhaltlich sehr problematischen<br />

Anklagen gegeben, entstanden, durch<br />

unausreichende Ermittlungen (oder<br />

besser gesagt: ohne Ermittlungen)<br />

Vergessen kann man in diesem<br />

Zusammenhang auch nicht die<br />

zahlreichen Fälle, in denen die türkische<br />

Republik wegen nicht fehlerfreiem<br />

Arbeiten vom Europäischen Gerichtshof<br />

für Menschenrechte zu sehr hohen<br />

Strafen verurteilt worden ist.<br />

Reform des türkischen Strafrechts: Art. 301 und 305<br />

Bis heute umstritten - EU fordert vollständige Streichung - in der <strong>Türkei</strong> kontroverse Meinungen<br />

Prozess gegen Orhan Pamuk, Preisträger<br />

des Friedenspreises des Deutschen<br />

Börsenhandels von 2005, sondern auch<br />

gegen andere Intellektuelle hat nicht nur<br />

in der Europäischen Union nachdenklich<br />

gemacht.<br />

Dabei ging es in der öffentlichen<br />

Diskussion in der <strong>Türkei</strong> zunächst weniger<br />

um die Frage, ob dieser Paragraph die<br />

Meinungsfreiheit einschränken würde<br />

oder nicht. Vielmehr wurde zunächst<br />

die Verantwortung für die Umsetzung<br />

zwischen den Gerichten und der Politik<br />

hin und her geschoben. Auf die Kritik<br />

der Europäer an diesem Paragraphen<br />

wurde von der Regierung mit dem<br />

Argument reagiert, dass die Gerichte<br />

für die Umsetzung zuständig seien.<br />

... weiter auf Seite 10


A<br />

R<br />

<strong>Türkei</strong><br />

Reform des Strafrechts - Wirtschaft (Rückblick)<br />

Reform des türkischen Strafrechts: Art. 301 und 305<br />

Bis heute umstritten - EU fordert vollständige Streichung - in der <strong>Türkei</strong> kontroverse Meinungen<br />

Dabei wurde bewusst ausgeklammert,<br />

dass das Gesetz von den Politikern im<br />

Parlament in der jetzigen Form formuliert<br />

und verabschiedet worden war.<br />

Erst dadurch wurden Anklagen möglich,<br />

die nach europäischer Auffassung<br />

(aber auch nach Meinung zahlreicher<br />

türkischer Bürger) zu einer Beschränkung<br />

der Meinungsfreiheit führen könnten.<br />

Während einzelne Prozesse bei den<br />

Gerichten zur Entscheidung anstehen,<br />

hat in den letzten Wochen in politischen<br />

und gesellschaftlichen Kreisen der <strong>Türkei</strong><br />

eine Diskussion über die Reform der im<br />

letzten Jahr in Kraft getreten Reform<br />

des Strafrechtes begonnen, wie unsere<br />

nachfolgende Beiträge zeigen.<br />

In den letzten Tagen zeichnet sich nun<br />

eine Entwicklung ab, dass die türkische<br />

Regierung neue Initiativen ergreift und<br />

voraussichtlich einzelne Bestimmungen<br />

des neuen Strafrechtes noch einmal<br />

reformieren wird. Erfreuliche<br />

Entwicklungen sind auch auf der Seite<br />

der abhängigen Gerichtsbarkeit zu<br />

erkennen.<br />

Der zwischen den Zeilen lesende<br />

Beobachter glaubt aber auch<br />

erkennen zu können, dass der<br />

demokratische Meinungsbildungsprozess<br />

innerhalb der Regierung, des<br />

Parlamentes und verschiedenen gesellschaftlichen<br />

Gruppierungen noch<br />

nicht abgeschlossen ist. Anlass für<br />

die ATR-Redaktion, Nachrichten zum<br />

Stichwort Reform des Strafrechtes<br />

zusammenzustellen.<br />

Zwei Urteile wegen<br />

Verunglimpfung<br />

des türkischen Staates<br />

Der Schriftsteller Zülküf Kisanak und der<br />

Journalist und Verleger Aziz Özer sind<br />

Mitte Dezember wegen Verunglimpfung<br />

des türkischen Staates zu Haftstrafen<br />

von jeweils fünf Monaten verur-teilt<br />

worden. Anschießend wurden diese<br />

Strafen nach einer Meldung des<br />

türkischen Nachrichtensenders NTV in<br />

Geldstrafen von 1.875 Euro Geldstrafe<br />

(für den Schriftsteller Zülküf Kisanak)<br />

und 3.750 Euro (für den Journalisten und<br />

Verleger Aziz Özer) umgewandelt.<br />

Zülküf Kisanak wurde der Inhalt seines<br />

Buches über „verbrannte Dörfer“<br />

Fortsetzung von Seite 8<br />

in türkischen Kurdengebieten, Aziz<br />

Özer Äußerungen in zwei Artikeln der<br />

von ihm herausgegebenen Zeit-schrift<br />

„Yeni Dünya Icin Cagri“ (was soviel<br />

bedeutet wie: „Aufruf zu einer neuen<br />

Welt“) angelastet.<br />

Ali Babacan sieht keine<br />

Notwendigkeit für Änderungen<br />

des Artikels 301<br />

(gpi/milliyet) - Kurz vor Weihnachten<br />

hatte sich der türkische<br />

Verhandlungsführer Ali Babacan für die<br />

Beitrittsverhandlungen zwischen der<br />

Europäischen Union und der <strong>Türkei</strong> bei<br />

einem gemeinsamen Abendessen mit<br />

Botschaftern aus EU-Ländern Warnungen<br />

anhören müssen. Auf Grund der<br />

Prozesseröffnung gegen Orhan Pamuk und<br />

die Verurteilung des Rektors Yücel Aşkın<br />

stehe die Europäische Öffentlichkeit dem<br />

Beitritt der <strong>Türkei</strong> zunehmend skeptisch<br />

gegenüber.<br />

Ali Babacan hatte darauf hin erklärt,<br />

es bestehen nicht die Absicht, in<br />

Bezug auf Pamuk den Artikel 301 des<br />

türkischen Strafgesetzes zu ändern. Im<br />

Übrigen müssten auch die Europäer die<br />

Gewaltentrennung zwischen Regierung<br />

und den Gerichten anerkennen.<br />

Außerdem solle man geduldig sein und<br />

die gerichtliche Entscheidung im Falle<br />

von Yücel Aşkın abwarten.<br />

Außenminister Gül sieht<br />

Imageschaden für die <strong>Türkei</strong><br />

durch Prozesse wegen Art. 301<br />

(gpi/milliyet) - Eine andere Bewertung<br />

nimmt der türkische Außenminister<br />

Abdullah Gül vor. In einer Rede<br />

vor der Generalversammlung des<br />

Parlamen-tes machte er deutlich, dass<br />

Meinungsäußerungen oder Artikel, hinter<br />

denen keine Gewalt stehe und durch die<br />

Gewalt auch nicht gefördert werde, in<br />

der <strong>Türkei</strong> frei seien, „auch wenn wir sie<br />

nicht gutheißen sollten.“<br />

In einem anderen Zusammenhang<br />

erklärte er nahezu zeitgleich, dass die<br />

in jüngster Zeit durch den Artikel 301<br />

des türkischen Strafgesetzes eröffneten<br />

Prozesse dem Image der <strong>Türkei</strong> genauso<br />

schadeten wie der Film „Midnight-<br />

Express“ und gab damit das Signal, dass<br />

dieser Artikel geändert werden kann.<br />

Gegenüber dem Fernsehsender NTV<br />

erklärte Gül: „Die Gesetze können<br />

veralten. ... Gesetze sind nicht immun,<br />

können im erforderlichen Falle geändert<br />

werden“.<br />

169 Intellektuelle fordern:<br />

Art. 301 und 305 müssen<br />

aufgehoben werden<br />

(gpi/hürriyet) - Eine Gruppe von 169<br />

Intellektuellen, die über die Ereignisse<br />

während des Prozesses gegen den<br />

Schriftsteller Orhan Pamuk, der<br />

Ausstellung vom 6./7. September und<br />

der armenischen Konferenz beunruhigt<br />

sind, gaben eine Erklärung ab, in der<br />

sie betonten, dass diese Ereignisse<br />

eine Einmischung in den Demokratisierungsprozess<br />

bedeuten.<br />

Darin wurde auch die Aufhebung der<br />

Artikel 301 und 305 gefordert, die<br />

die Gedanken- und Meinungsfreiheit<br />

einschränken. In der Erklärung wurden<br />

folgende Ansichten dargelegt: „Das Urteil<br />

gegen Orhan Pamuk und die Angriffe<br />

während dieses Prozesses gegen ihn<br />

betrachten wir als einen ernsten Eingriff<br />

in den Demokratisierungsprozess unseres<br />

Landes und bringen unsere Beunruhigung<br />

darüber zum Ausdruck.<br />

Dieselbe Auffassung kam auch bei der<br />

Ausstellung vom 6./7. September und<br />

bei der armenischen Konferenz vor.<br />

Wir tadeln den Justizminister wegen<br />

der Eröffnung solcher Prozesse und den<br />

Innenminister wegen Ermutigung der<br />

Aggressoren. Wir fordern die baldige<br />

Aufhebung der Artikel 301 und 305 sowie<br />

die Einstellung der Prozesse, die durch<br />

diese Artikel eröffnet wurden“.<br />

Türkischer Justizminister<br />

Cemil Çiçek bittet um Geduld<br />

bei Art. 301 und 305<br />

(gpi/hürriyet) - Der Türkische<br />

Justizminister Cemil Çiçek hat von<br />

allen ‚demokratische Geduld’ in der<br />

Diskussion um die Artikel 301 und 305 des<br />

türkischen Strafgesetzes gebeten. Çiçek<br />

sagte, dass er alles daran setzen werde,<br />

um die Sache ins Lot zu bringen.<br />

... weiter auf Seite 10<br />

atr Nr. 119 - 01.01.2007 Seite 9


<strong>Türkei</strong> - Innenpolitik / Recht<br />

Meinungen - Berichte (Rückblick) R A R A R A<br />

Reform des türkischen Strafrechts: Art. 301 und 305<br />

Bis heute umstritten - EU fordert vollständige Streichung<br />

- in der <strong>Türkei</strong> kontroverse Meinungen<br />

Türkischer Justizminister<br />

Cemil Çiçek bittet um Geduld<br />

bei Art. 301 und 305<br />

Der Justizminister reagierte damit unter<br />

anderem auf die Unterschriftenaktion<br />

der Intellektuellen, die die Aufhebung<br />

der Artikel 301 und 305 erreichen wollen.<br />

Gleichzeitig machte er deutlich, dass er<br />

die Unterschriftenaktion grundsätzlich<br />

nicht ablehne. Çiçek: „Jeder äußert<br />

seine Meinung, nichts steht dem im<br />

Wege.“<br />

Warnung des Justizministers<br />

an die Adresse<br />

der Staatsanwälte<br />

Damit es zu keinen Menschenrechtsverletzungen<br />

kommt und<br />

der <strong>Türkei</strong> in dieser Hinsicht kein<br />

materieller oder immaterieller Schaden<br />

zugefügt wird, rief Justizminister Cemil<br />

Çiçek die Staatsanwälte dazu auf, in den<br />

Ermittlungsphasen vorsichtig zu sein.<br />

Falls die <strong>Türkei</strong> vom Europäischen<br />

Gerichtshof für Menschenrechte wegen<br />

Rechtsverletzungen verur-teilt werden<br />

sollte, würden die verantwortlichen<br />

Staatsanwälte zur Verantwortung<br />

gezogen.<br />

Impressum<br />

Gemeinschaftsausgabe der einzigen<br />

überregionalen deutschsprachigen<br />

Wochenzeitung für die <strong>Türkei</strong> und<br />

des vierzehntägig erscheinenden<br />

Periodikums PRIMA LEBEN.<br />

Herausgeber:<br />

Andrea Morawe & Jürgen P. Fuß<br />

Verantwortlicher Redakteur der<br />

elektronischen Ausgabe:<br />

Jürgen P. Fuß<br />

Kontakt:<br />

Tel.: +90 - 242-517 34 31<br />

Fax: +90 - 242-517 34 27<br />

J. P. Fuß: +90 - 537-46 48 628<br />

A. Morawe: +90 - 537-46 86 236<br />

eMail: atr@gmx.com<br />

eMail: atr-vertrieb@gmx.com<br />

Fortsetzung von Seite 9<br />

Verfahren gegen<br />

Orhan Pamuk eingestellt<br />

Das Verfahren gegen den prominenten<br />

Schriftsteller Orhan Pamuk, wegen<br />

„Beleidigung des Militärs“ (Interview<br />

mit der deutschen Zeitung DIE<br />

WELT) ist eingestellt worden. Das<br />

Ermittlungsverfahren war aufgrund einer<br />

Anzeige des Anwalts Kemal Kerincsiz von<br />

der Staatsanwaltschaft Şişli eingeleitet<br />

worden.<br />

Im entsprechenden gerichtlichen<br />

Beschluss wird auf den Paragraph<br />

„Meinungsfreiheit“ des Europäischen<br />

Menschenrechtsvertrages verwiesen. In<br />

der Entscheidung wurde klargestellt,<br />

dass „Meinungsäußerungen mit Kritikabsicht<br />

keine Schuld bilden“.<br />

Prof. Aşkin<br />

freigelassen<br />

Prof. Yücel Aşkın, Rektor der<br />

Universität von Van, der wegen des<br />

Vorwurfs von Rechtswidrigkeiten<br />

bei der Ausschreibung zum Kauf von<br />

medizinischen Geräten verhaftet<br />

worden war, wurde freigelassen.<br />

Das 3. Schwurgericht von Van hat<br />

beschlossen, das Verfahren gegen Rektor<br />

Aşkın mit den anderen Angeklagten ohne<br />

Inhaftierung fortzusetzen.<br />

Mit vollem Namen gekennzeichnete Artikel<br />

müssen nicht zwingend mit der Meinung der<br />

Redaktion übereinstimmen.<br />

Für unverlangt eingesandte Fotos und<br />

Beiträge wird keine Haftung übernommen.<br />

Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe<br />

in gekürzter Fassung abzudrucken.<br />

Artikel werden grundsätzlich mit einem<br />

Namenskürzel versehen. Nachfolgend die<br />

Liste der aktuellen Kürzel.<br />

Autoren & Quellen:<br />

amor Andrea Morawe<br />

atr diverse Autoren (ATR-Red.)<br />

fh fachanwalte-hotline.de<br />

gpi Generaldirektion für Presse und<br />

Information der Türkischen Regierung<br />

i-net Internet (div. Quellen)<br />

idw Informationsdienst<br />

Wissenschaft e.V.<br />

ip Istanbul-Post<br />

Internet-Magazin<br />

jpf Jürgen P. Fuss<br />

tg themenguide.de<br />

Copyrightvermerke:<br />

Zur Verdeutlichung sind unsere Beiträge<br />

wie folgt gekennzeichnet:<br />

/// Quelle (komplett übernommen)<br />

// Quelle (Auszüge Übernommen)<br />

/ Quelle (nur Material verwertet)<br />

Es gilt zur Zeit die<br />

Anzeigenpreisliste 2007 a<br />

Mehr Transparenz -<br />

mehr Kommentare<br />

Immer häufiger sieht die ATR-Redaktion<br />

die Notwendigkeit, Nachrichten und<br />

Informationen nicht nur zu veröffentlichen,<br />

sondern auch zu kommentieren.<br />

Um die in unseren Leitsätzen festgeschriebene<br />

Objektivität dabei zu<br />

gewährleisten, werden Kommentare von<br />

der Nachricht durch den Hinweis „ATR-<br />

Kommentar“ getrennt und in kursiver<br />

Schrift gedruckt.<br />

Kleine<br />

Nachrichten<br />

Staatsanwalt<br />

verliert seinen Job<br />

Fortsetzung von Seite 8<br />

Das entschied türkischen Pressemeldungen<br />

zufolge, in der<br />

vergangenen Woche der so<br />

genannte Hohe Rat der Richter und<br />

Staatsanwälte.<br />

Eine Anklage gegen den Heereschef<br />

und designierten Generalstabschef<br />

hat die Armeeführung kategorisch<br />

abgelehnt.<br />

Die islamisch-konservative Regierung<br />

von Ministerpräsident Recep<br />

Tayyip Erdoğan stellte sich<br />

demonstrativ hinter die Armee;<br />

das Justizministerium leitete<br />

eine Untersuchung gegen den<br />

Staatsanwalt ein.<br />

erschienen in ATR Nr. 88<br />

vom 26.04.2006<br />

Kooperationen<br />

Um unser Informationsangebot kontinuierlich<br />

zu erweitern, vereinbaren wir seit<br />

einiger Zeit Kooperationen mit anderen<br />

Informationsanbietern.<br />

Derzeit bestehen solche Kooperationen<br />

mit der Redaktion von www.fachanwaltehotline.de<br />

und themenguide.de (Schlütersche<br />

Verlagsgesellschaft).<br />

Journalistische Sorgfaltspflicht:<br />

Ja, aber keine Haftung<br />

Die in der ATR-PL veröffentlichten<br />

Informationen werden mit großer<br />

journalistischer Sorgfalt recherchiert<br />

und soweit möglich Plausibilitätskontrollen<br />

unterzogen. Dieses gilt selbstverständlich auch<br />

für alle Beiträge zum Thema Gesundheit.<br />

Weder die ATR-PL, deren Mitarbeiter noch die<br />

Experten (Autoren), die für die ATR-PL tätig<br />

werden, können für mögliche Schäden eine<br />

Haftung übernehmen, die daraus entstehen können,<br />

dass sich jemand allein und ausschließlich<br />

auf eine Information verlässt, die in der ATR-PL<br />

veröffentlicht worden ist.<br />

Seite 10 atr Nr. 119 - 01.01.2007


AA<br />

A<br />

R<br />

Türkische Presse:<br />

Einige EU-Länder<br />

wollen die ausgesetzten<br />

8 Kapitel sofort öffnen<br />

Jene Länder in der EU, die die <strong>Türkei</strong><br />

unterstützen, und die EU-Kommission<br />

haben eine Initiative ergriffen, die<br />

ausgesetzten acht Kapitel sofort zu<br />

öffnen, wenn die <strong>Türkei</strong> einen ihrer<br />

großen Häfen für die zyperngriechischen<br />

Schiffe öffne. Die EU-Kommission<br />

führe diesbezüglich Arbeiten durch<br />

und stehe dabei mit dem derzeitigen<br />

EU-Ratspräsidenten Finnland in Zusammenarbeit.<br />

Die zyperngriechische Führung reagierte<br />

auf diese Initiative, indem sie darauf<br />

hinwies, dass das Zusatzprotokoll für die<br />

Zollunion nicht vollständig angewendet<br />

werde, falls die <strong>Türkei</strong> nicht sämtliche<br />

Häfen und Flughäfen für sie öffne.<br />

/ Hürriyet<br />

Zum Hintergrund eine Meldung<br />

aus der deutschen Presse:<br />

Die EU-Außenminister haben nach harten<br />

Diskussionen die Beitrittsverhandlungen<br />

mit der <strong>Türkei</strong> in acht von insgesamt<br />

35 Verhandlungsbereichen gebremst.<br />

Sie stellten der <strong>Türkei</strong> jedoch kein<br />

Ultimatum, um die türkischen Häfen und<br />

Flughäfen auch für Schiffe aus Zypern zu<br />

öffnen.<br />

Die Regierung Zyperns bekannte sich im<br />

Gegensatz zu ihrer bisherigen Haltung<br />

zur Notwendigkeit einer politischen<br />

Lösung des Zypern-Konflikts im Rahmen<br />

der UN. Zudem will Nikosia im Januar<br />

den bisherigen Widerstand gegen<br />

direkten Handel des seit 1974 türkischen<br />

besetzten Nordens der Insel mit der EU<br />

und die Zahlung von EU-Finanzhilfen an<br />

den Norden aufgeben.<br />

Türkische Presse:<br />

«EU-Jugend:<br />

Wir wollen die <strong>Türkei</strong>»<br />

Während man sich dafür einsetzt,<br />

in der EU die Gruppe mit gesundem<br />

Menschenverstand zu erweitern, freundet<br />

man sich auch mit dem Gedanken der<br />

<strong>Türkei</strong><br />

Nachrichten<br />

Staatlicher Türkischer Pressedienst<br />

Meldungen aus Dezember 2006<br />

Ergänzt um Meldungen aus europäischen Quellen<br />

türkischen EU-Mitgliedschaft mehr an.<br />

Laut einer jüngsten Umfrage, die die EU<br />

veranlasste, steigt die Unterstützung für<br />

die neuen Mitgliedschaftskandidaten vor<br />

allem unter den Jugendlichen und den<br />

Gebildeten.<br />

Laut Ergebnissen im Zeitabschnitt<br />

September-Oktober 2006 des<br />

Eurobarometers, einer öffentlichen<br />

Untersuchung, die vom Eurostat<br />

(Statistisches Amt der EU) regelmäßig<br />

durchgeführt wird, unterstützen die<br />

Jugendlichen und Gebildeten eine<br />

Mitgliedschaft der <strong>Türkei</strong>. 59 % jener,<br />

die studieren, stehen auf der Seite<br />

der Fortsetzung der EU-Erweiterung,<br />

während in der Altersklasse der<br />

15jährigen bzw. bei vorzeitigen<br />

Schulabgängern der Prozentsatz auf 35<br />

fällt.<br />

/ Türkiye<br />

Zum Hintergrund zwei Meldungen aus<br />

der deutschen Presse:<br />

1. Meldung -<br />

Europaweit votieren nach den neuesten<br />

Umfragen nur noch 28 Prozent für<br />

einen Beitritt der <strong>Türkei</strong> zur EU. 85<br />

(!) Prozent aller Europäer sind davon<br />

überzeugt, dass die <strong>Türkei</strong> vor einem<br />

Beitritt Verbesserungen auf den<br />

Gebieten der Menschenrechte und des<br />

wirtschaftlichen Fortschritts erreichen<br />

muss.<br />

2. Meldung -<br />

Trotz zum Teil erheblicher Schwankungen<br />

in den Umfragen, hat sich doch als Trend<br />

eine zunehmende Ablehnung der EU in<br />

der <strong>Türkei</strong> verfestigt.<br />

Waren zu dem Zeitpunkt, als die EU<br />

2003 erstmals ernsthaft signalisierte,<br />

dass sie bereit wäre, mit der <strong>Türkei</strong><br />

Verhandlungen aufzunehmen, wenn<br />

diese die Kopenhagener Kriterien<br />

umsetzt, noch mehr als 75 Prozent der<br />

Türken für einen EU-Beitritt, sind es<br />

heute noch knapp 50 Prozent.<br />

Wichtiger sind aber zwei andere Zahlen:<br />

Etwa 80 Prozent sind davon überzeugt,<br />

dass die EU - was immer die <strong>Türkei</strong> auch<br />

tut - letztlich nicht bereit sein wird,<br />

eine Mitgliedschaft zu akzeptieren. Und<br />

weniger als 20 Prozent vertrauen den<br />

Aussagen der EU.<br />

Sozialversicherungs-<br />

Reform bis 1. Juli 2007<br />

verschoben<br />

Der türkische Arbeitsminister Murat<br />

Baþesgioðlu hat mitgeteilt, dass das<br />

Inkrafttreten des Sozialversicherungs-<br />

und Allgemeinen Krankenversicherungs-<br />

Gesetzes bis zum 1. Juli 2007<br />

aufgeschoben worden sei. Aufgrund eines<br />

Stopps für das Inkrafttreten des Gesetzes<br />

seitens des Verfassungsgerichtes sei<br />

die Notwendigkeit entstanden, einige<br />

Paragraphen zu ändern.<br />

/ Hürriyet<br />

Reaktion im Ausland:<br />

Die Internationale Investitionsbank<br />

Morgan Stanley geht davon aus, dass<br />

die Verzögerung beim Umsetzen der<br />

Sozialen Sicherheitsreform sich negativ<br />

auf das mittelfristige wirtschaftliche<br />

Wachstum auswirken und dadurch<br />

die sozioökonomischen Bedingungen<br />

verschlechtern könnten.<br />

Der Analyse zufolge sei die <strong>Türkei</strong><br />

demographisch gesehen für ein<br />

Soziales Sicherheitssystem, das sie<br />

aufrechterhalten könne, nach wie vor<br />

im Vorteil. Bei einer Verzögerung in<br />

der Umsetzung der Reform würde sie<br />

allerdings diesen Vorteil ins Gegenteil<br />

verkehren.<br />

/ Cumhuriyet<br />

<strong>Türkei</strong> gibt Gas<br />

aus Aserbaidschan<br />

an Georgien ab<br />

Georgien, das aufgrund der Probleme<br />

mit Russland an die Schwelle einer<br />

Energiekrise gekommen ist, hat<br />

sich bezüglich Erdgaskaufs mit der<br />

<strong>Türkei</strong> geeinigt. Das georgische<br />

Energieministerium gab den Erdgasbedarf<br />

seines Landes mit 1.800 Mio. Kubikmeter<br />

bekannt.<br />

Georgien wird den Anteil an Erdgas,<br />

den die <strong>Türkei</strong> 2007 an Erdgas aus<br />

Aserbaidschan beziehen wird, von der<br />

<strong>Türkei</strong> abkaufen. Es handelt sich dabei<br />

um ein 800 Mio. Kubikmeter.<br />

... Weiter auf Seite 12<br />

atr Nr. 119 - 01.01.2007 Seite 11


<strong>Türkei</strong> gibt Gas<br />

aus Aserbaidschan<br />

an Georgien ab<br />

Fortsetzung von Seite 11<br />

Zum Hintergrund eine Meldung von RIA<br />

Novosti:<br />

Experten aus Aserbaidschan, Georgien<br />

und der <strong>Türkei</strong> hatten vor zehn Tagen<br />

in Baku über die Verteilung des Erdgases<br />

beraten, das aus dem Vorkommen<br />

Schachdenis im Kaspi-Raum gewonnen<br />

wird. In der Sitzung wurden technische<br />

und finanzielle Aspekte der Aufteilung<br />

der türkischen Quote für Schachdenis-<br />

Gas von rund drei Milliarden Kubikmeter<br />

im Jahr 2007 geprüft.<br />

Die hier zu Stande gekommene<br />

Vereinbarung erklärt sich mit der<br />

fehlenden Bereitschaft der türkischen<br />

Seite, die ihr zustehende Gasmenge, die<br />

über die Pipeline Baku-Tiflis-Erzurum<br />

transportiert werden soll, im vollen<br />

Umfang beziehen zu wollen.<br />

<strong>Türkei</strong> beteiligt sich<br />

an Sanktionen<br />

gegen den Iran<br />

Das türkische Außenministerium hat die<br />

Resolution des UN-Weltsicherheitsrates<br />

über Sanktionen gegen den Iran vom<br />

vergangenen Samstag unter die Lupe<br />

genommen. Bei der ersten Untersuchung<br />

sei festgestellt worden, dass die<br />

Resolution durchführbar ist, da das<br />

Sanktionspaket vom Inhalt her nicht der<br />

internationalen Legitimität widerspricht.<br />

Obwohl die <strong>Türkei</strong> ihre diesbezügliche<br />

offizielle Haltung bereits angekündigt<br />

hat, wird ihre Beteiligung an der<br />

Durchführung der Sanktionen gegen den<br />

Iran zur Spannung zwischen Ankara und<br />

Teheran führen.<br />

/// Cumhuriyet<br />

Handel mit dem Irak<br />

über Syrien<br />

Mit dem Abkommen über Freihandelszone<br />

zwischen der <strong>Türkei</strong> und Syrien wird<br />

beim Transport aus der <strong>Türkei</strong> in den<br />

Irak die hauptsächlich benutzte Route<br />

Syrien sein und nicht der Norden des<br />

<strong>Türkei</strong><br />

Umweltschutz R A<br />

Staatlicher Türkischer Pressedienst<br />

Meldungen aus Dezember 2006<br />

Ergänzt um Meldungen aus europäischen Quellen<br />

Irak. Außer diesem Abkommen steht die<br />

Öffnung von 5 neuen Grenzübergängen<br />

zwischen der <strong>Türkei</strong> und Syrien zur<br />

Erleichterung des Handels bevor. Somit<br />

wird der Grenzübergang Habur, der unter<br />

Kontrolle der regionalen kurdischen<br />

Regierung steht, nicht mehr die<br />

vorrangig benutzte Strecke beim Handel<br />

mit dem Irak sein.<br />

Laut dem Abkommen hebt die <strong>Türkei</strong><br />

alle Zollsteuern beim Import syrischer<br />

Waren auf und umgekehrt wird Syrien die<br />

Steuern beim Import türkischer Waren<br />

stufenweise aufheben.<br />

/// Cumhuriyet<br />

Ehemaliger irakischer<br />

Ministerpräsident Allawi<br />

möchte Unterstützung<br />

der <strong>Türkei</strong><br />

Da die Regierung im Irak unter der<br />

Führung von Nuri el Maliki immer mehr<br />

unter Druck steht, hat sich die Suche<br />

nach einer neuen Regierung intensiviert.<br />

In diesem Zusammenhang begab sich der<br />

Iyad Allawi einer Unterstützungstour in<br />

den Nachbarländern.<br />

Allawi zielt mit der Botschaft „Steht an<br />

der Seite der liberalen, demokratischen,<br />

nichtkonfessionellen und laizistischen<br />

Gruppen“ auf Ankaras politische<br />

Unterstützung.<br />

Falls Allawi von der <strong>Türkei</strong> und von<br />

anderen Ländern der Region die<br />

erwartete Unterstützung bekomme,<br />

werde er sich, laut irakischer Quellen,<br />

für das Ministerpräsidentenamt in<br />

Bewegung setzen. Allawi hat finanzielle<br />

Unterstützung der USA hinter sich.<br />

/Cumhuriyet<br />

Zum Hintergrund:<br />

Ein Mitglied von Allawi’s Partei hatte<br />

vor kurzem zur Veranstaltung einer<br />

Konferenz bezüglich der Kurden in<br />

der <strong>Türkei</strong> aufgerufen. Allawi machte<br />

in der <strong>Türkei</strong> deutlich, dass man mit<br />

dem Führer der regionalen Führung im<br />

Nordirak, Massud Barsani, im Dialog<br />

bleiben müsse.<br />

Anm. der ATR & PL-Redaktion:<br />

Das Verhältnis zwischen der <strong>Türkei</strong> und<br />

Irak ist keinesfalls problemfrei, da es im<br />

Irak eine gewisse Bereitschaft gibt, die<br />

Gründung eines eigenen Kurdenstaates<br />

zu akzeptieren. Eine solche Entwicklung<br />

würde aber den türkischen Interessen<br />

massiv entgegenstehen, da diese einen<br />

Verlust von kurdisch dominierten<br />

Gebieten im Südosten der <strong>Türkei</strong> nach<br />

sich ziehen könnten.<br />

„Fäden zwischen <strong>Türkei</strong><br />

und EU könnten reißen”<br />

Der Nationale Sicherheitsrat tagte gestern<br />

zum letzten Mal für dieses Jahr unter<br />

der Leitung des Staatspräsidenten Ahmet<br />

Necdet Sezer. Der Sicherheitsrat teilte<br />

mit, dass man im EU-Beitrittsprozess<br />

der <strong>Türkei</strong> keine Kriterien und Methoden<br />

vorschreiben dürfe, die für die anderen<br />

Länder nicht vorgesehen sind. Nach<br />

der etwa fünfstündigen Sitzung wurde<br />

erklärt, dass die Beziehung der <strong>Türkei</strong><br />

zur EU abgebrochen werden könne, im<br />

Fall, dass die Union gegen die <strong>Türkei</strong><br />

doppelten Standard anwende.<br />

/ Milliyet<br />

„... und nun exportieren<br />

wir Autos in die USA“<br />

Ford Otosan bereitet sich auf<br />

den ersten Fahrzeug-Export der<br />

<strong>Türkei</strong> nach Amerika, dem Herz der<br />

Automobilindustrie, vor. Der ‚Transit<br />

Connect’, der in der Welt einzig und<br />

allein in den Produktionsanlagen von<br />

Ford Otosan in Kocaeli hergestellt wird,<br />

wird ab 2007 auch auf dem US-Markt<br />

verkauft werden. Der Automobilsektor<br />

erreicht bi zum Jahresende im Export<br />

eine Summe von 14 Mrd Dollar.<br />

/ Hürriyet<br />

Exportziel in 3 Jahren:<br />

125 Mrd. Dollar<br />

Der türkische Staatsminister Kürşad<br />

Tüzmen hat einen Plan vorgestellt,<br />

nach dem der Export in den nächsten<br />

3 Jahren auf 125 Mrd Dollar steigen<br />

soll. Damit würde der Anteil der <strong>Türkei</strong><br />

am Weltexport auf 1.2 % steigen, sagte<br />

Tüzmen. In der Zeit vom 1. Januar – 26.<br />

Dezember waren die türkischen Exporte<br />

um 17.1 % auf 84.3 Mrd Dollar gestiegen.<br />

Seite 12 atr Nr. 119 - 01.01.2007


A<br />

R<br />

<strong>Türkei</strong><br />

Gesellschaft (Rückblick)<br />

Weltreligionen Rechtsgelehrte<br />

regulieren ehelichen Beischlaf<br />

Rechtsgelehrte diskutieren kontrovers<br />

über Bekleidung beim ehelichen Sex<br />

Für einen Außenstehenden, der nicht<br />

dem islamischen Glauben angehört,<br />

mutet die Sache schon etwas kurios<br />

an, die aus Ägypten berichtet wird.<br />

Oder könnten Sie sich als Christ<br />

vorstellen, dass ein Pfarrer Ihnen<br />

vorschreibt, ob und wenn ja in<br />

welchem Umfang Sie sich während<br />

des ehelichen Beischlafs entkleiden<br />

dürfen oder bedeckt halten müssen?<br />

Vermutlich nicht, aber bei<br />

Rechtsgelehrten, die den Koran<br />

auslegen, kann dieses durchaus<br />

vorkommen. Ob danach gefragt oder<br />

nicht hat der ehemalige Direktor an der<br />

Rechtsfakultät der islamischen Al-Azhar-<br />

Universität in Kairo Raschad Hassan<br />

Chalil, mit einem von ihm angefertigten<br />

Rechtsguthaben eine heftige Diskussion<br />

losgetreten.<br />

Nach eingehenden Studien war er zu<br />

einem Ergebnis gekommen, das er in<br />

einem religiösen Rechtsgutachtens<br />

veröffentlichte. Die Kernaussage<br />

dabei lautete: „Völlige Nacktheit<br />

beim Geschlechtsakt macht die Ehe<br />

ungültig.“ So jedenfalls berichtet die<br />

deutsche Tageszeitungen „Die Welt“ in<br />

einem Artikel vom 21. Januar, dessen<br />

Wahrheitsgehalt wir mit keinem Wort in<br />

Frage stellen wollen.<br />

Ob dies unmittelbar zu Konsequenzen<br />

bei gläubigen Moslemen geführt hat,<br />

wird in dem Beitrag nicht erläutert,<br />

wird sich aber auch vermutlich auf<br />

Grund der Verschwiegenheit<br />

islamischer Schlafzimmer<br />

auch kaum klären lassen.<br />

Statt dessen weiß der Beitrag<br />

in der WELT aber über<br />

eine intensive Diskussion<br />

zu berichten, die besagtes<br />

Rechtsgutachten bei Kollegen<br />

des ehemaligen Direktors<br />

ausgelöst hat.<br />

Trotz des teilweise<br />

kontrovers geführten aber<br />

umso interessanteren Disput<br />

zwischen unterschiedlichen<br />

Gelehrten waren sich<br />

allerdings Abdallah Megawer<br />

(Direktor der Fatwa-Abteilung) und<br />

Soad Saleh (Direktorin der Abteilung<br />

für Islamische Frauenstudien) von<br />

der Al-Azhar-Universität sowie Abdel<br />

Muti, Rechtsgelehrte vom Zentrum für<br />

Islamische Studien, in einer Sache einig:<br />

völlige Nacktheit zwischen Ehepartner<br />

sei eine vollkommen legitime und<br />

unbedenkliche Angelegenheit.<br />

Der Direktor der Fatwa-Abteilung an der<br />

Al-Azhar-Universität, Abdallah Megawer,<br />

ist der Meinung, Verheiratete dürften<br />

sich nach islamischem Recht durchaus<br />

voreinander komplett ausziehen, sollten<br />

aber den Blick nicht direkt auf die<br />

Geschlechtsteile des Partners richten.<br />

Man möge den Akt doch wenigstens mit<br />

einer Decke verhüllen.<br />

Saleh unterstützt alles, „was Ehepartner<br />

näher zusammenbringt“ und Muti wies<br />

Chalils Rechtsguthaben deutlich zurück:<br />

„Beim Sexualakt zwischen Ehepartnern<br />

ist nichts verboten - außer natürlich<br />

Sodomie“.<br />

Damit kommt DIE WELT zu dem<br />

abschließenden Urteil: „Die islamischen<br />

Rechtsquellen geben keine Auskunft<br />

darüber, ob Verheiratete beim Sex<br />

bekleidet sein müssen oder nicht.“<br />

Lassen wir also weiter die islamischen<br />

Schlafzimmer verschlossen und<br />

Schweigen über das, was die<br />

Öffentlichkeit ohnehin nichts angeht.<br />

(ATR 78 v. 27.01.2006)<br />

Kleine<br />

Nachrichten<br />

Muslime<br />

kritisieren scharf<br />

Landesregierung<br />

Baden-Württemberg<br />

Leitfaden ist<br />

verfassungswidrig,<br />

diskriminierend und<br />

ungeeignet<br />

(jny) - Der, von der badenwürttembergischenLandesregierung<br />

erlassene, Leitfaden,<br />

welcher die Einstellung von<br />

Einbürgerungswilligen zum Grundgesetz<br />

prüfen solle, sei<br />

laut Mounir Azzaoui, dem<br />

Sprecher des Zentralrats der<br />

Muslime, „verfassungswidrig,<br />

diskriminierend und ungeeignet.“<br />

Wie das „Handelblatt“ am<br />

23. Januar berichtete, wollen<br />

„muslimische Organisationen keine<br />

Ruhe gäben, bis der Leitfaden aus<br />

dem Verkehr gezogen sei“.<br />

Scharfe Kritik richtete Ali<br />

Kizilkaya vom Islamrat an die<br />

Bundesrepublik Deutschland,<br />

in dem er der Landesregierung<br />

vorwarf, das „Feindbild Islam<br />

salonfähig zu machen.“ Das<br />

„Handelsblatt“ zitierte ferner<br />

Kemal Sahin, den Präsident der<br />

türkisch-deutschen Industrie- und<br />

Handelskammer: „Der Fragebogen<br />

schadet dem deutschen Image im<br />

Ausland sehr und damit auch den<br />

wirtschaftlichen Beziehungen“.<br />

Eine Sprecherin des Stuttgarter<br />

Innenministeriums erklärte jedoch,<br />

dass der Fragebogen nur<br />

„bei Zweifeln am Bekenntnis zur<br />

Werteordnung des Grundgesetzes“<br />

zum Einsatz käme und nicht nur<br />

für die moslemische Bevölkerung<br />

vorgesehen sei.<br />

(ATR Nr. 78 v. 27.01.2006)<br />

atr Nr. 119 - 01.01.2007 Seite 13


(idw) - Globalisierung heißt nicht<br />

nur Austausch von Waren und<br />

Dienstleistungen über Grenzen und<br />

Kontinente hinweg. Weltweit verlassen<br />

auch Millionen Menschen ihre Heimat<br />

auf der Suche nach Arbeit und<br />

Sicherheit.<br />

Doch wo unterschiedliche Kulturen<br />

aufeinander treffen, bleiben Konflikte<br />

nicht aus. Ist Religion die Ursache für<br />

solche Konflikte, oder kann sie dazu<br />

beitragen, sie zu verhindern?<br />

Wie junge Muslime und Christen diese<br />

Frage beantworten, untersuchen<br />

seit kurzem die Würzburger<br />

Religionspädagogen Professor Hans-Georg<br />

Ziebertz und seine Mitarbeiterin<br />

Anne Wißmann. Gemeinsam mit<br />

einem internationalen Team von<br />

Forschern aus Sozialwissenschaft,<br />

Religionswissenschaft und<br />

Theologie werden sie dafür in den<br />

kommenden Monaten Jugendliche<br />

aus 16 Ländern weltweit befragen.<br />

Multikulturelle<br />

Gesellschaften<br />

und kulturelle<br />

Konflikte<br />

<strong>Türkei</strong><br />

Gesellschaft - Religionen R A<br />

Forschung<br />

Religionen und interkulturelle Konflikte<br />

Was hält moderne multikulturelle<br />

Gesellschaften zusammen und wie<br />

können kulturelle Konflikte verhindert<br />

werden? Spätestens seit dem 11.<br />

September 2001 stehen diese Fragen<br />

im Zentrum vieler Diskussionen - nicht<br />

nur in der Politik. Die Antworten,<br />

die moderne Rechtsstaaten auf diese<br />

Fragen geben, heißen „Menschenwürde,<br />

Gleichheit, Freiheit und politische<br />

Gewaltenteilung“.<br />

Offen bleibt dabei allerdings, wer diese<br />

Rechte durchsetzen soll und wer für ihre<br />

Akzeptanz sorgt.<br />

«Möglicherweise ist die Religion eine<br />

dieser Kräfte“, sagt Hans-Georg<br />

Ziebertz, Inhaber des Lehrstuhls für<br />

Religionspädagogik an der Uni Würzburg.<br />

„Denn in ihren Grundsätzen verpflichtet<br />

Uni untersucht die Rolle von Religionen<br />

sie sich, für das Wohl des Menschen<br />

einzutreten.» Allerdings ist auch ihm<br />

klar, dass Religionen in diesen Konflikten<br />

extrem gegensätzliche Rollen spielen<br />

können: „Sie können den Konflikt sowohl<br />

anheizen als auch mäßigend auf ihre<br />

Anhänger einwirken.“<br />

Christentum und Islam<br />

im Mittelpunkt<br />

Vor allem das Christentum und der<br />

Islam stehen derzeit im Mittelpunkt<br />

des Interesses. Mit der Globalisierung<br />

verlassen weltweit Millionen ihre Heimat<br />

und ziehen in einen ihnen fremden<br />

Kulturkreis. Multikulturalität wird<br />

zum Alltag. «Viele Menschen werden<br />

zunehmend mit Werten und Normen,<br />

Gewohnheiten und Verhaltenweisen<br />

konfrontiert, die ihnen nicht vertraut<br />

sind», sagt Anne Wißmann.<br />

Der sich daraus möglicherweise<br />

entwickelnde Kreislauf aus<br />

Feindseligkeiten und Absonderung führe<br />

zu ernsthaften Problemen zwischen<br />

den kulturellen Mehrheiten und den<br />

Migranten, so die junge Forscherin.<br />

Daher sei gerade zum heutigen<br />

Zeitpunkt die Frage virulent, ob<br />

und in welcher Weise Religionen<br />

wie der Islam und das Christentum<br />

Konflikten entgegenwirken, indem<br />

sie Rechtsstaatlichkeit und die<br />

Menschenrechte fördern, sagt Ziebertz.<br />

Dass das nicht unbedingt so sein muss,<br />

ist Ziebertz klar. «Schließlich hat es in<br />

der Geschichte beider Religionen immer<br />

wieder ambivalente und kontroverse<br />

Einstellungen und Auseinandersetzungen<br />

zu diesem Thema gegeben», sagt er.<br />

Einfluss von Religion<br />

auf die Einstellung zu<br />

den Menschenrechten<br />

Wie halten es also die Religionen mit<br />

den Rechten, die ein konfliktfreies<br />

Zusammenleben ermöglichen<br />

sollen? Ein internationales<br />

Konsortium von Forschern<br />

aus Sozialwissenschaft,<br />

Religionswissenschaft und<br />

Theologie wird dazu in den<br />

kommenden drei Jahren<br />

junge Menschen aus 16<br />

Ländern befragen. Die<br />

Untersuchung in Deutschland<br />

wird von der Deutschen<br />

Forschungsgemeinschaft (DFG)<br />

gefördert.<br />

In der Studie geht es um<br />

die generelle Frage nach<br />

dem Einfluss von Religion<br />

auf die Einstellung zu den<br />

Menschenrechten und<br />

spezifisch um die Frage,<br />

welche Aspekte des christlichen und<br />

islamischen Glaubens sich auf welche<br />

Weise auf verschiedene Einstellungen<br />

zu Menschenrechten auswirken. Um die<br />

Ergebnisse international vergleichen<br />

zu können, sollen jeweils christliche,<br />

muslimische sowie religiös nicht<br />

gebundene Schülerinnen und Schüler<br />

nach ihren Einstellungen zu Religion und<br />

Menschenrechten befragt werden.<br />

Von den Ergebnissen erhoffen sich<br />

die Forscher neue Einsichten darüber,<br />

wie religiöse, nationale und kulturelle<br />

Einflüsse den Zusammenhang von Religion<br />

und Menschenrechten beeinflussen. Die<br />

Erkenntnisse sollen vor allem schulischen<br />

und außerschulischen Bildungsprojekten<br />

zugute kommen.<br />

Seite 14 atr Nr. 119 - 01.01.2007


A<br />

R<br />

(jny) - Der Türkische Bund Berlin lehnt<br />

Deutschkurse für türkische Jungen an<br />

Schulen ab, mit der Begründung, die<br />

Jungen könnten auf Deutsch, ihren<br />

Aggressionen nicht genug Ausdruck<br />

verleihen.<br />

Die Soziologin Necla Kelek kritisierte<br />

diese Haltung in einem Interview<br />

mit der Zeitung DIE WELT erklärte<br />

sie die Ursachen für das aggressive<br />

Verhalten türkischer Jugendlicher:<br />

„Türkische Jungen (...) haben ein<br />

Gewaltproblem. Ihre Hilflosigkeit, hier<br />

nicht anzukommen, kompensieren sie<br />

mit Aggression, mit fäkaler Sprache, mit<br />

Abwertung des anderen Geschlechts,<br />

mit Abwertung der Deutschen. (...)<br />

Man hilft ihnen nicht da heraus,<br />

indem man das verteidigt. Wer<br />

wirklich ihre Integration will,<br />

muss sie aus diesem moralischen<br />

Paralleluniversum herausholen.<br />

Das fängt mit guten Deutschkenntnissen<br />

an.“<br />

Kelek versteht die Meinung der<br />

türkischen und islamischen Verbände<br />

<strong>Türkei</strong><br />

Gesellschaft<br />

Türken in Deutschland<br />

Deutsche Sprache verletzt<br />

türkische Ehre<br />

Necla Kelek erklärt die Ursachen türkischer<br />

Integrationsschwierigkeiten<br />

als „energische Identitätspolitik“, mit<br />

welcher deutlich zwischen Türken<br />

und Nicht-Türken unterschieden werden<br />

soll. Es fängst mit dem<br />

Deutschunterricht an: „Deutsch auf<br />

dem Schulhof? Kränkung der türkischen<br />

Ehre! Auf diese Weise verhindern sie<br />

(islamische Verbände), dass die Türken<br />

hier als Individuen Verantwortung für<br />

sich selbst und ihre Handlungsweise<br />

übernehmen.“<br />

Laut Kelek haben die meisten türkischen<br />

Jugendlichen in Problembezirken keine<br />

ausreichende Schulbildung und finden<br />

daher selten einen Ausbildungsplatz.<br />

Allerdings wissen sie ganz genau, dass<br />

sie heiraten werden und vertrauen auf<br />

die Unterstützung durch die Familie.<br />

„Türkische Jungen erfahren zu Hause<br />

oft eine Mischung aus unglaub-licher<br />

Brutalität und totaler Verzärtelung.<br />

Beides macht es schwer, echtes<br />

Selbstbewusstsein zu entwickeln. Das<br />

Gefühl, für sich verantwortlich zu sein,<br />

kann auf diese Weise gar nicht erst<br />

aufkommen.“<br />

Ferner erklärte Kelek die Rolle des<br />

Islams bei den Integrationsschwierigkeiten:<br />

„Der Islam und die Traditionen<br />

der Stammesgesellschaften tragen dazu<br />

bei, dass alles als eine Frage der Ehre<br />

betrachtet wird. (…)<br />

Der Junge ist für die Verteidigung dieser<br />

Ehre zuständig. Je weniger erfolgreich<br />

er auf dem Weg in die deutsche<br />

Gesellschaft ist, desto aggressiver<br />

wird sein Auftreten; schließlich muss<br />

er irgendwie beweisen, dass er die<br />

Oberhand hat, auch wenn er auf ganzer<br />

Linie gescheitert ist.“<br />

Für Kelek sei es wichtig, die Schulen als<br />

deutschen Sprachraum zu deklarieren:<br />

„Das bedeutet ja nicht, dass irgend<br />

jemand seine Muttersprache vergessen<br />

soll, seine Kultur verlässt oder seinen<br />

Glauben aufgibt.“ Abschließend sagte<br />

sie der WELT im Interview: „Integration<br />

ist eine Bereicherung für beide Seiten.“<br />

Kleine<br />

Nachrichten<br />

Europäischer Gerichtshof<br />

für Menschenrechte<br />

In 2005 weniger<br />

Anklagen gegen die<br />

<strong>Türkei</strong><br />

Die Bilanz 2005, die heute<br />

von Luzius Wildhaber, dem<br />

Vorsitzenden des Europäischen<br />

Gerichtshofes für Menschenrechte<br />

veröffentlicht wurde, zeigt, dass<br />

die Zahl der Anklagen gegen<br />

Ankara wegen Verletzung der<br />

Menschenrechte im Jahre 2005<br />

gegenüber dem vorausgegangenen<br />

Jahr zurückgegangen ist.<br />

Nach Auffassung der türkischen<br />

Regierung ist dies ein Zeichen<br />

dafür, dass die <strong>Türkei</strong> auf dem Weg<br />

der Normalisierung voranschreitet.<br />

Im Jahre 2005 wurden beim<br />

Europäischen Gerichtshof für<br />

Menschenrechte 2.244 Anklagen<br />

gegen die <strong>Türkei</strong> wegen<br />

Verletzung der Europäischen<br />

Menschenrechtskommission eingereicht.<br />

Damit ist die <strong>Türkei</strong> in dieser<br />

unrühmlichen Liste von Platz vier<br />

auf Platz sechs „zurückgefallen“.<br />

(ATR 91 v. 20.05.2006)<br />

atr Nr. 119 - 01.01.2007 Seite 15


Seite 16 atr Nr. 119 - 01.01.2007


A<br />

R<br />

Das Umweltbewusstsein der Menschen<br />

ist in vielen Ländern der Welt bisher<br />

nur sehr schwach ausgeprägt. Eine<br />

Erkenntnis, die bei verantwortlichen<br />

Politikern schon lange bekannt ist: nicht<br />

nur Gesetze, sondern auch umfassende<br />

Information der Erwachsenen durch<br />

Fernsehen und Presse sowie der<br />

Kinder in der Schule sind notwendig,<br />

um langfristig Umweltbewusstsein zu<br />

schaffen.<br />

Schonender Umgang mit der Umwelt ist<br />

deshalb nicht in kurzer Zeit zu erzielen.<br />

Dies ist eine Erkenntnis, kann aber<br />

keine Entschuldigung dafür sein, dass<br />

in einzelnen Ländern nach wie vor in<br />

eklatanter Weise aus Unwissenheit oder<br />

Gleichgültigkeit die Umwelt weit stärker<br />

belastet wird, als es mit ein wenig<br />

Nachdenken notwendig wäre. Leider<br />

trifft dies auch für die <strong>Türkei</strong> zu. Viele<br />

ihrer Bewohner haben bis heute nur ein<br />

sehr geringes Gespür dafür entwickelt,<br />

dass sie sich selbst und ihren Kindern<br />

massiv schaden, wenn sie Umweltschutz<br />

als ein überflüssiges Thema<br />

betrachten.<br />

So nimmt in dem dicht besiedelten<br />

Land die Luftverschmutzung gerade<br />

in den Wintermonaten in Besorgnis<br />

erregendem Ausmaße zu.<br />

In Gesprächen mit Ärzten wird den<br />

Herausgebern der ATR immer wieder<br />

geschildert, dass die Probleme mit den<br />

Atemorganen in erschreckendem Maße<br />

auch hier an der türkischen Riviera<br />

zunehmen. Eine solche Entwicklung<br />

muss erschrecken, haben doch viele<br />

europäische Bürger sich für einen<br />

<strong>Türkei</strong><br />

Umweltschutz (Rückblick)<br />

Umweltbewusstsein: YOK !!!<br />

Gesetze sind da, um nicht beachtet zu werden?<br />

Wohnsitz in dieser Region gerade wegen<br />

der im Winter wärmeren Temperaturen<br />

und (!) der guten Luft entschieden.<br />

Unsere Fotodokumentation liefert<br />

ein eklatantes Beispiel dafür, wie<br />

durch das Verbrennen von Laub,<br />

Gartenabfällen und sonstigem Unrat die<br />

Luft unmittelbar in einem Wohngebiet<br />

verschmutzt wird. Die Bilder sprechen<br />

für sich, eine weitere Kommentierung<br />

ist dabei nicht notwendig!<br />

Text und Bilder:<br />

Jürgen P. Fuß<br />

erschienen in ATR Ausgabe Nr. 77<br />

vom 20.01.2006<br />

© 2006 jpfuss & atr<br />

Kleine<br />

Nachrichten<br />

Kräftige Verluste<br />

an türkischen<br />

Finanzmärkten<br />

Die türkischen Finanzmärkte haben<br />

sich am Dienstag nach kräftigen<br />

Verlusten an den Vortagen wieder<br />

stabilisiert. Unklar ist aber, ob<br />

die lange erwartete Korrektur<br />

der türkischen Lira damit<br />

abgeschlossen ist oder ob der<br />

Druck auf die Währung andauert,<br />

meldet die FAZ.<br />

Weiter heißt es in dem Bericht:<br />

«Seit vergangenem Donnerstag<br />

hat die Lira gegenüber dem Dollar<br />

8 Prozent nachgegeben. Für den<br />

Euro waren am Montag teilweise<br />

sogar 1,94 Lira bezahlt worden.<br />

Das entsprach gegenüber dem<br />

Schlusskurs vom Donnerstag einem<br />

Kursverlust von 18 Prozent, dem<br />

größten seit der Finanzkrise im<br />

Frühjahr 2001.<br />

Seit Donnerstag fiel auch der<br />

IMKB-Index der Börse Istanbul<br />

um 10 Prozent, am Montag waren<br />

es vorübergehend mehr als 15<br />

Prozent. Der Zins für einjährige<br />

Staatsanleihen nahm indessen nur<br />

ge-ringfügig von 14,7 Prozent auf<br />

15,05 Prozent<br />

Zahlungsbilanzdefizit<br />

im 1. Quartal<br />

bei 8,6 Mrd. Dollar<br />

(ip) - Im März wies die türkische<br />

Zahlungsbilanz ein Defizit in<br />

Höhe von 3,058 Mio. Dollar auf.<br />

Gegenüber dem Vorjahresquartal<br />

stieg das Defizit von Januar bis<br />

März um 39,6%. Im gleichen<br />

Zeitraum belief sich der Netto-<br />

Kapitalzufluß auf 7,6 Mrd. Dollar,<br />

was einem Anstieg um 34,5%<br />

entspricht. Die Immobilienkäufen<br />

durch Ausländern beliefen sich auf<br />

rund eine Mrd. Dollar.<br />

erschienen in ATR Nr. 91<br />

vom 20.05.2006<br />

atr Nr. 119 - 01.01.2007 Seite 17


(atr) – Kennengelernt haben sie sich<br />

bei dem Ausflug, den Mitglieder des<br />

Deutschen Vereins ADDIDA vor kurzem<br />

zum großen Stausee bei Manavgat<br />

gemacht haben. Da kamen die ATR-<br />

Praktikantin Jenny Nerlich und Gerhard<br />

ins Gespräch. Sie wurde neugierig, was<br />

den 55-jährigen Pensionär aus Hannover<br />

dazu bewogen hatte, die <strong>Türkei</strong> zu seiner<br />

neuen Wahlheimat zu machen. Seit<br />

einem Jahr ist er mit Saadet verheiratet<br />

und genießt in Alanya sein Leben, direkt<br />

am Meer.<br />

Offensichtlich stimmte die<br />

Chemie zwischen Jenny und<br />

Gerhard. So durfte sie einige<br />

Tage später bei dem deutschtürkischen<br />

Ehepaar zu Gast<br />

sein. Bei einer Tasse Kaffee<br />

erfuhr sie mehr über das Leben<br />

an der Türkischen Riviera und<br />

die Motive von Gerhard, die<br />

<strong>Türkei</strong> als Wohnsitz gegen<br />

Deutschland zu tauschen.<br />

Hier das Interview von Jenny<br />

Nerlich.<br />

ATR:<br />

Vielen Dank, dass Sie sich Zeit<br />

genommen haben, mir von<br />

Ihrem Leben hier in Alanya<br />

zu erzählen. Beginnen wir<br />

mit Ihrem ersten Besuch in<br />

der <strong>Türkei</strong>. Wann hat es Sie<br />

hierher gezogen?<br />

Gerhard:<br />

Das ist eine längere Geschichte. 1992<br />

wollte ich per Last Minute Urlaub<br />

machen, weil es weitaus preiswerter ist,<br />

als eine langfri-stige Urlaubsplanung.<br />

Leider waren kurz vor meinem Urlaub<br />

nur noch Angebote in der <strong>Türkei</strong> frei<br />

und ausgerechnet in die <strong>Türkei</strong> wollte<br />

ich nicht fliegen, weil ich zu den in<br />

Hannover lebenden Türken keinen guten<br />

Draht hatte.<br />

Ich bin aber trotzdem geflogen und<br />

hatte nur positive Erlebnisse in Alanya.<br />

Die Kellner in meinem Hotel waren<br />

fast freundlicher als in Spanien und ich<br />

staunte, dass man hier so gut Deutsch<br />

sprach. Seitdem habe ich fast jedes Jahr<br />

Urlaub in Alanya gemacht.<br />

ATR:<br />

Wie kam es, dass Sie sich vollständig für<br />

Alanya entscheiden haben? Und wann<br />

sind Sie mit Sack und Pack umgezogen?<br />

<strong>Türkei</strong><br />

Nachrichten - Berichte (Rückblick) R A<br />

ATR-Exclusiv: Das Interview<br />

Meine Wahlheimat: <strong>Türkei</strong><br />

Warum Gerhard seine Entscheidung bis heute nicht bereut hat<br />

Gerhard:<br />

Ich bin geschieden. Als ich in Pension<br />

gegangen bin, konnte ich meine Zeit frei<br />

einteilen und bin anfangs nur für zwei<br />

bis drei Monate zum Urlaub nach Alanya<br />

gekommen. Meine türkischen Bekannten<br />

haben ein Apartment für mich gesucht.<br />

2002 habe ich mich dann entschlossen<br />

den Rest meines Lebens in Alanya zu<br />

verbringen. Also habe ich mir eine<br />

Wohnung gemietet. Aber ganz wollte ich<br />

meine Heimat nicht verlassen und bin<br />

immer wieder mal für ein paar Monate<br />

nach Deutschland geflogen.<br />

ATR:<br />

Haben Sie Ihre Frau hier in der <strong>Türkei</strong><br />

kennen gelernt?<br />

Gerhard:<br />

Ja, bei einer Fahrradtour. Saadet und ich<br />

sind begeisterte Fahrradfahrer. Zufällig<br />

legten wir zur selben Zeit eine Rast ein<br />

und kamen so ins Gespräch. Kurzer Hand<br />

haben wir uns zu weiteren gemeinsamen<br />

Fahrten verabredet. Seit zwei Jahren<br />

sind wir nun schon ein Paar.<br />

ATR:<br />

Sie sagten mir, Sie haben viele türkische<br />

Bekannte. Wie sind Sie mit den<br />

Landsleuten hier in Kontakt gekommen?<br />

Gerhard:<br />

Ich glaube von mir sagen zu können,<br />

dass ich ein sehr offener Mensch bin und<br />

gerne auf fremde Menschen zugehe.<br />

In Kneipen und Restaurants bin ich<br />

mit vielen Türken schnell ins Gespräch<br />

gekommen. Mit dem Besitzer eines<br />

Hotels, in dem ich einmal Urlaub<br />

gemacht habe, verstand ich mich sehr<br />

gut.<br />

Ich angele sehr gerne und habe jemanden<br />

gesucht, mit dem ich zusammen<br />

hinausfahren konnte, um direkt auf dem<br />

Meer zu angeln. Mit dem Bootsbesitzer<br />

habe ich mich schnell angefreundet.<br />

Heute fahre ich regelmäßig mit ihm<br />

hinaus.<br />

Seite 18 atr Nr. 119 - 01.01.2007<br />

ATR:<br />

Wenn man schon so lange wie<br />

Sie in der <strong>Türkei</strong> Urlaub gemacht<br />

hat, jetzt hier wohnt und mit<br />

einer Türkin verheiratet ist,<br />

lernt man natürlich die türkische<br />

Kultur kennen. Erzählen Sie<br />

mir, wie Sie mit der hiesigen<br />

Lebensweise zurechtkommen!<br />

Gerhard:<br />

Es gab für mich keine Anpassungsprobleme,<br />

denn so unterschiedlich<br />

empfinde ich die<br />

türkische Lebensweise zu der<br />

deutschen nicht.<br />

Hier in Alanya sind die Menschen<br />

insgesamt sehr weltlich eingestellt.<br />

Genau wie meine Frau.<br />

Sie kommt aus Istanbul und<br />

hat eine offene Weltanschauung. Ihre<br />

Familie mag ich sehr gerne. Das beruht<br />

auf Gegenseitigkeit.<br />

ATR:<br />

Es freut mich zu hören, dass Kulturen<br />

so wunderbar zu einander finden<br />

können. Leider sagt man Alanya einige<br />

Skrupellosigkeit nach. Haben Sie auch<br />

schlechte Erfahrungen mit Einheimischen<br />

gemacht?<br />

Gerhard:<br />

Nein, das kann ich zum Glück nicht<br />

sagen. Natürlich habe ich von dem ein<br />

oder anderen gehört, er sei über’s Ohr<br />

gehauen worden. Mir sind allerdings nur<br />

liebenswerte Menschen begegnet.<br />

Alanya hat sich in den letzten Jahren<br />

sehr durch den Tourismus verändert.<br />

Sicherlich nicht nur zum Guten. Aber<br />

meine Freunde und Bekannten sind so<br />

geblieben wie ich sie kennen gelernt<br />

habe.<br />

... lesen Sie weiter auf Seite 20


A<br />

R<br />

<strong>Türkei</strong><br />

Nachrichten (Rückblick)<br />

Deutschland - <strong>Türkei</strong><br />

Türkische Aktien nicht mehr<br />

an deutschen Börsen<br />

Konsequenzen aus geplanten steuerlichen Änderungen<br />

in der <strong>Türkei</strong><br />

(atr) - Mehrfach haben wir in den<br />

letzten Wochen über die Situation<br />

in der türkischen Wirtschaft und<br />

Aktivitäten der türkischen Regierung<br />

berichtet, um einen dauerhaften<br />

wirtschaftlichen Aufschwung zu<br />

erreichen.<br />

Die Stärkung der Inlandsnachfrage<br />

und Maßnahmen zur Erhöhung<br />

der internationalen Wettbewerbsfähigkeit<br />

sind dabei zwei wichtige<br />

Eckpfeiler.<br />

Ebenso wichtig ist es aber auch,<br />

ausländisches Kapital - sprich:<br />

Investoren - für die <strong>Türkei</strong> zu<br />

interessieren. Eine gute Rendite<br />

ist hierbei ebenso wichtig wie die<br />

neuerliche Regelungen, die günstiger<br />

sind als in anderen Ländern.<br />

Die positive Entwicklung der<br />

türkischen Wirtschaft hatte auch<br />

dazu geführt, dass türkische Aktien<br />

einen unvergleichlichen Gewinnzuwachs<br />

in den vergangenen 12<br />

Monaten verzeichnen konnten.<br />

Alle Zeichen sprachen dafür, dass diese<br />

positive Entwicklung mindestens in<br />

den nächsten Monaten weiter anhalten<br />

werde. Erst vor kurzem hat die türkische<br />

Regierung angekündigt, dass sie zum<br />

Jahresbeginn unter anderem den<br />

Steuersatz für die Kapitalertragsteuer<br />

kräftig senken werde. Nunmehr sieht es<br />

so aus, dass diese positiven Entwicklung<br />

einen herben Rückschlag erfahren wird.<br />

Die deutsche Börse in Frankfurt und<br />

andere deutsche Börsen haben zum<br />

Jahresende kurzfristig den Handel mit<br />

türkischen Aktien ausgesetzt. Ob und<br />

wann türkische Aktien wieder zum<br />

Handel zugelassen werden ist derzeit<br />

völlig offen. Im Hintergrund dieser<br />

Entscheidung sind Änderungen im<br />

Steuersystem der <strong>Türkei</strong>, die zum ersten<br />

Januar 2006 wirksam werden sollten.<br />

Neben dem positiven investitionsfördernden<br />

Regelungen gibt es auch<br />

eine, die sich außerordentlich ungünstig<br />

auf den Handel mit türkischen Aktien<br />

auswirkt.<br />

von Jürgen P. Fuß<br />

Die Frankfurter Wertpapierbörse<br />

begründet ihre Entscheidung in einem<br />

Rundschreiben, das unter anderem von<br />

BÖRSE ONLINE verbreitet wurde wie<br />

folgt:<br />

„Aufgrund der zu erwartenden<br />

Einführung eines neuen Steuersystems<br />

in der <strong>Türkei</strong> mit Wirkung zum 1. Januar<br />

2006 und der damit verbundenen<br />

Erweiterung der Meldepflicht für<br />

Endbegünstigte bei Transaktionen ist<br />

die Abwicklung von im Freiverkehr<br />

an der Frankfurter Wertpapierbörse<br />

gehandelten türkischen Aktienwerten<br />

nicht mehr möglich.“<br />

Zum Hintergrund: das von der türkischen<br />

Regierung vorgesehene Gesetz sieht vor,<br />

dass bei jedem Handel mit türkischen<br />

Aktien eine türkische Steuer-Nr. des<br />

Begünstigten angegeben werden muss.<br />

Diese Regelung soll unabhängig davon<br />

gelten, welche Staatsangehörigkeit der<br />

Begünstigte hat und in welchem Land<br />

der Handel stattfindet.<br />

Die Auswirkungen dieser Entscheidung<br />

sind in mehrfacher Hinsicht für<br />

die türkische Wirtschaft dramatisch.<br />

An erster Stelle ist der massive<br />

Imageschaden für türkische Aktien zu<br />

nennen. Deutsche Anleger werden bis<br />

auf weiteres ihre türkischen Aktien<br />

nur noch an ausländischen Börsen oder<br />

direkt in der <strong>Türkei</strong> verkaufen können.<br />

Dabei ist mit deutlich höheren Kosten<br />

und einem schmerzhaften Kursverlust<br />

zu rechnen.<br />

Wie deutsche Quellen berichten, ist<br />

es aber noch nicht sicher, ob eine<br />

entsprechende gesetzliche Regelung in<br />

der <strong>Türkei</strong> tatsächlich in Kraft treten<br />

wird. Denn nach diesen Meldungen hat<br />

der türkische Ministerpräsident sein Veto<br />

eingelegt gegen dieses Gesetz, das auch<br />

die Einführung einer 15-prozentigen<br />

Spekulationssteuer beinhaltet.<br />

(In diesem Beitrag wurden unter anderem<br />

Informationen von boerse-online.de verwertet)<br />

(ATR Nr. 76 v. 09.01.2007)<br />

Kleine<br />

Nachrichten<br />

Preise für<br />

Haushaltsgeräte<br />

fallen<br />

Da die Nachfrage nach<br />

langlebigen Gebrauchsartikeln wie<br />

Geschirrspül- und Waschmaschine,<br />

Kühlschrank, Fernseher in der<br />

<strong>Türkei</strong> allmählich ansteigt, lässt<br />

dies nach Meinung der türkischen<br />

Regierung darauf hoffen, dass die<br />

Preise sinken werden.<br />

Innerhalb der letzten 3 Jahre sollen<br />

die Preise für Haushaltsgeräte<br />

um bis zu 41 Prozent gefallen<br />

sein. So hätten sich die Preise<br />

für Fernsehgeräte um 31,5 %,<br />

für Computer um 22,3 % und<br />

für Waschmaschinen um 8,4 %<br />

verringert, meldete vor kurzem die<br />

türkische Tageszeitung Milliyet.<br />

Dieser Preisrückgang sei auf<br />

die Wertsteigerung der Neuen<br />

Türkischen Lira (YTL) und die<br />

Verringerung des Wechselkurses<br />

zurückzuführen, heißt es weiter in<br />

der Meldung.<br />

Sinkende Preise wegen steigender<br />

Nachfrage? Eine solche<br />

Prognose widerspricht gängiger<br />

Wirtschaftsauffassung.<br />

Bisher gilt immer noch der<br />

Grundsatz, dass steigende<br />

Nachfrage tendenziell zu höheren<br />

Preisen führt.<br />

Preisreduzierungen sind eher dann<br />

zu erwarten, wenn der Markt durch<br />

einen verstärk-ten Wettbewerb<br />

auf der Angebotsseite oder durch<br />

einen Rückgang der Nachfrage<br />

gekennzeichnet ist.<br />

atr Nr. 119 - 01.01.2007 Seite 19


(atr/handelsblatt/radikal) - Die Kommission<br />

zur Festsetzung des<br />

Mindestlohnes entschied sich für<br />

eine Anhebung um 8,65 % ab dem<br />

1. Januar. Der neue Mindestlohn<br />

entspricht umgerechnet 282 Dollar.<br />

Gewerkschaften hatten gefordert,<br />

dass der Mindestlohn auf ein Niveau<br />

angehoben werden müsse, von dem<br />

eine vierköpfige Familie leben könne.<br />

Arbeitgeberverbände hatten demgegenüber<br />

vor einer Zunahme der<br />

Schwarzarbeit gewarnt und gefordert,<br />

dass bei der Bemessung nur der<br />

Lebensunterhalt einer Person zugrunde<br />

gelegt werden solle.<br />

„Noch ist die <strong>Türkei</strong> zwar der beste<br />

Produktionsstandort für uns“, sagt<br />

Atilla Ilbas, Chief Operating Officer des<br />

größten türkischen Hausgeräteherstellers<br />

Arçelik, „aber wir sehen uns auf neuen<br />

Märkten um“. So erwägt Arçelik eine<br />

Produktion in China. Bereits in Rumänien<br />

und Russland liegen die Lohnkosten von<br />

Arçelik deutlich unter dem türkischen<br />

Niveau.“<br />

Der zur größten türkischen Holding Koc<br />

gehörende Arçelik-Konzern ist nicht<br />

nur Marktführer bei Weißer Ware in<br />

ATR:<br />

Wie schaut es mit den Deutschen aus?<br />

Haben Sie Freunde hier?<br />

Gerhard:<br />

Ich bin im ADDIDA-Vorstand und kenne<br />

daher viele der Mitglieder. Aber einen<br />

intensiven privaten Kontakt pflegen wir<br />

nicht.<br />

ATR:<br />

Rührt das aus schlechten Erfahrungen<br />

mit Deutschen?<br />

Gerhard:<br />

Nein, auf keinen Fall. Viele Deutsche<br />

neigen zwar dazu, über alles und jeden<br />

zu meckern, aber das kümmert mich<br />

nicht. Ich vertrete die Meinung, dass man<br />

<strong>Türkei</strong><br />

Nachrichten (Rückblick) R A<br />

sich an die Landesumstände anpassen<br />

sollte.<br />

Wenn mich jemand fragt, ob ich mich<br />

hier wohl fühle, dann sage ich immer: Wo<br />

bin ich denn jetzt? Wenn es mir hier nicht<br />

gut ginge, wäre ich nicht hier.<br />

ATR:<br />

Wie recht Sie haben. Folglich kommen Sie<br />

auch wunderbar mit dem Islam zurecht?<br />

Gerhard:<br />

Türkische Industrie<br />

Billiglohnland <strong>Türkei</strong> ist zu teuer<br />

Mindestlohn bei 380,46 YTL<br />

der <strong>Türkei</strong>, sondern exportiert seine<br />

„Weltmarke“ Beko in mehr als hundert<br />

Länder. 45 Prozent seiner 2,7 Mrd.<br />

Euro Umsatz erzielt Arçelik bereits im<br />

Ausland.<br />

Bisher produziert das Unternehmen<br />

überwiegend in der <strong>Türkei</strong>. Aber von<br />

den zehn Produktionsstätten befinden<br />

sich bereits zwei im Ausland, nämlich in<br />

Rumänien und Russland.<br />

Noch ist die türkische Textilindustrie der<br />

stärkste Exporteur des Landes, aber die<br />

schnell wachsende Automobilbranche ist<br />

ihr auf den Fersen. Sie dürfte in diesem<br />

Jahr Fahrzeuge und Teile für rund 13<br />

Mrd. Dollar ausführen. Vergangenes Jahr<br />

gingen von 823.000 produzierten Autos<br />

510.000 in den Export.<br />

Das in Deutschland erscheinende<br />

HANDELSBLATT hierzu: „Niedrige<br />

Löhne, hohe Produktivität, motivierte<br />

Arbeitskräfte: die <strong>Türkei</strong> gilt als<br />

attraktiver Produktionsstandort. Davon<br />

haben in den vergangenen Jahren neben<br />

einheimischen Unternehmen auch<br />

ausländische Investoren profitiert. Doch<br />

der Kostenvorteil beginnt zu schwinden.“<br />

ATR-Exclusiv-Interview<br />

Meine Wahlheimat: <strong>Türkei</strong><br />

Warum Gerhard seine Entscheidung bis heute nicht bereut hat<br />

Fortsetzung von Seite 18<br />

Kein Problem. Die Türken akzeptieren<br />

meine Religion und ich ihre. Bisher hat<br />

noch niemand versucht, mich mit in<br />

einen Moschee zu zerren. Der Islam ist<br />

eine sehr gute und friedliche Religion.<br />

Sie ähnelt dem Christentum. Leider wird<br />

sie in vielen islamischen Ländern extremer<br />

ausgelegt.<br />

Marc Landau, Geschäftsführer der<br />

Deutsch-Türkischen Industrie- und<br />

Handelskammer in Istanbul: „Zwar liegen<br />

in der türkischen Automobilindustrie<br />

Löhne und Lohnnebenkosten mit<br />

sechs bis sieben Euro weit unter dem<br />

deutschen Niveau von 35 Euro, aber in<br />

Tschechien liegen die Kosten nur bei vier<br />

bis fünf und in Rumänien und Bulgarien<br />

bei zwei bis vier Euro“.<br />

Ilbas von Arçelik: „Für die <strong>Türkei</strong> spricht<br />

aber einstweilen die deutlich höhere<br />

Produktivität: „In Rumänien brauchen wir<br />

pro Waschmaschine drei Mannstunden, in<br />

der <strong>Türkei</strong> eine Stunde. Damit liegen wir<br />

in der Produktivität auch vor Polen“.<br />

Aber der Vorsprung wird geringer – vor<br />

allem für Unternehmen, bei denen<br />

die Löhne einen großen Kostenfaktor<br />

darstellen. Das bekommt auch die<br />

türkische Textilindustrie zu spüren.<br />

Ümit Boyner, Vorstandsmitglied der<br />

Boyner Holding, eines der größten<br />

türkischen Textilunternehmen: „Bei<br />

billiger Massenware können wir mit<br />

den asiatischen Herstellern nicht mehr<br />

konkurrieren“.<br />

Seite 20 atr Nr. 119 - 01.01.2007<br />

ATR:<br />

Eine interessante Meinung, die Sie zum<br />

Islam haben und sicher eine Einstellung,<br />

die es leicht macht, auf andersgläubige<br />

Menschen zuzugehen. Aber wahrscheinlich<br />

wird Ihre Meinung leider nicht von allen<br />

geteilt, unabhängig, welcher Religion sie<br />

angehören oder vielleicht auch zu den<br />

„Ungläubigen“ zählen.<br />

Wenn mir die persönliche Anmerkung<br />

erlaubt ist, ihre Meinung zum Islam ist<br />

auch die meinige.<br />

Herr Feldhahn, es hat mir viel Spaß gemacht<br />

mit Ihnen zu plaudern. Ich bedanke mich<br />

nochmals herzlich für die Einladung.<br />

Das Interview führte Jenny Nerlich


A<br />

R<br />

Nach-Weihnachten<br />

Haben Sie Weihnachten richtig feiern können oder,<br />

was eben auch vorkommt, einfach nur überstanden?<br />

Jedes Jahr hoffen wir unentwegt erneut auf ein<br />

schönes Fest trotz mancher enttäuschenden<br />

Erfahrungen und den zuweilen kritischen<br />

Anmerkungen von Journalisten und sind recht<br />

froh, wenn in der Familie und im Verwandtenkreis<br />

wieder einmal alles einigermaßen gut gegangen ist.<br />

Das angeblich größte Fest der Christen kann zu<br />

einer ganz großen Freude werden oder auch ein<br />

Anlass, sich dagegen zu wehren. Der Flughafen in<br />

Antalya war voll von Reisenden, die nach Hause<br />

flogen, um Weihnachten im trauten Familienkreis<br />

zu erleben und voll von denen, die vor diesem Fest<br />

geradezu flüchten, um dann doch aus irgendeiner<br />

Sehnsucht heraus hier weihnachtliche Stimmung<br />

zu suchen. Die Fluggesellschaften ließen sogar<br />

einen Christbaum <strong>kostenlos</strong> als Gepäck zu.<br />

Doch für alle diejenigen zur Gewissensentlastung,<br />

die sich irgendwie auf die Flucht begeben haben<br />

und für die, die versucht haben, dieses Fest zu<br />

Antalya - St. Nikolaus<br />

(nicht weit vom Hadrianstor)<br />

01.01. 18.00 Uhr Hl. Messe zum<br />

Jahresbeginn<br />

Alanya<br />

(im städtischen Kulturhaus beim Museum)<br />

14. und am 28. Januar 2007<br />

Belek-Kadriye<br />

(Garten der Religionen)<br />

Gottesdienste für Gruppen<br />

sind jederzeit möglich!<br />

Welt der Christen<br />

Christliche Botschaft & Gottesdienste<br />

feiern und dann doch wieder enttäuscht wurden:<br />

Sie haben noch eine große Chance: Sie haben noch<br />

nicht das Wichtigste verpasst und haben schon<br />

gar nicht versagt. Das größte Fest der Christen<br />

kommt noch, Sie haben genug Zeit bis dahin.<br />

Wie ist das gemeint? In der Bibel steht nichts<br />

von einem Weihnachtsfest mit all den für uns<br />

gewohnten Zutaten, wie Geschenke, Lebkuchen,<br />

Gänsebraten und Glühwein, der ganzen<br />

Aufregung und dem anscheinend leider nicht zu<br />

vermeidenden Stress.<br />

Im Alten Testament wird von Ernte- und<br />

Opferfesten berichtet. Jesus feierte mit den<br />

Jüngern diese jüdischen Feste und das höchste<br />

jüdische Fest endete für ihn am Kreuz in Jerusalem.<br />

Da waren die ersten Gemeinden nicht gerade<br />

darauf erpicht, wieder einen neuen Festkalender<br />

zu etablieren und doch begannen sie, am ersten<br />

Tag der Woche, in der Frühe vor der Arbeit, der<br />

Auferstehung Jesu zu gedenken. Das führte dazu,<br />

dass später Christen begannen das Osterfest<br />

zu feiern. Andere Feste kamen erst später hinzu,<br />

oft waren es Übernahmen aus Kaiserkulten,<br />

die christlich umgeformt wurden und ihren<br />

heidnischen Ursprung nie ganz verborgen und<br />

verloren haben. So auch unser Weihnachtsfest, bei<br />

dem wir das gar nicht mehr spüren. Wir haben es<br />

ganz in unsere christliche Tradition aufgenommen.<br />

Wenn die römischen Kaiser den Tag ihrer<br />

halbgöttlichen Geburt mit großem Pomp von aller<br />

Welt feiern ließen, haben die Christen Ostern, im<br />

Anklang an das jüdische Passahfest gefeiert, und<br />

damit ihren „Koenig”, ihre Neugeburt in Christus<br />

Jesus mit Dankgebeten und Liedern bekannt.<br />

Sicher haben Sie an Weihnachten wieder die<br />

wunderschöne Erzählung nach Lukas Kap<br />

2 gehört, zumeist nach der unübertrefflichen<br />

Übersetzung von Martin Luther. Die Evangelien<br />

nach Markus und Johannes kennen keine<br />

Kontakt unter:<br />

Msgr. Rainer Korten,<br />

Antalya<br />

Tel.: 0242-323 98 48 -<br />

Mobil: 0544-316 26 22<br />

Pfarrer Joachim Kusch,<br />

Alanya<br />

Tel.: 0243-511 01 71 -<br />

Mobil: 0546-786 15 55<br />

Christliche Botschaft<br />

GOTTESDIENSTE<br />

in deutscher Sprache<br />

Ankara<br />

Deutsche Botschaftsschule<br />

(Ernst-Reuter-Schule)<br />

1x im Monat evangelischer<br />

Gottesdienst um 10.30 Uhr<br />

1x im Monat katholischer<br />

Gottesdienst um 10.30 Uhr<br />

Kontaktadressen in Ankara:<br />

Evangelische Gemeinde:<br />

Herr Gehrig, Tel.: 4 555-115<br />

Katholische Gemeinde:<br />

Frau Rossochowitz,<br />

Tel. 0312-235 62 18<br />

Weihnachtsgeschichte und bei Matthäus klingen<br />

die Texte anders. Die Briefe im Neuen Testament<br />

kennen überhaupt nichts davon. Aber alle<br />

berichten vom Leiden und Sterben des Jesus<br />

von Nazareth und von seiner Auferweckung als<br />

Christus Jesus. Weihnachten wurde zu einem Fest,<br />

das ganz nah mit Ostern verbunden wurde. Auf<br />

dem Weihnachtsbild des Isenheimer Altars z.B. hat<br />

der Künstler das so dargestellt, dass die Windel<br />

des Kindes in der Krippe auf dem Karfreitagsbild<br />

als Lendenschurz des Gekreuzigten wieder<br />

erscheint und hat so beide Feste vereint.<br />

Wenn es mit dem Weihnachtfest bei Ihnen nicht<br />

so richtig geklappt haben sollte, ist es also nicht<br />

so schlimm! Freuen sie sich auf Ostern. Bis dahin<br />

haben Sie noch Zeit und wir könnten in Ruhe mal<br />

über alles miteinander reden.<br />

Übrigens hier in Alanya wäre die Chance zu einem<br />

wirklich echten Weihnachtsfest eigentlich gegeben<br />

gewesen. Wir haben nur einen gemieteten Raum,<br />

einen Vortragssaal für unsere Gottesdienste<br />

zur Ver-fügung. Dieser Raum ist kein Stall wie<br />

in Bethlehem, gewiss nicht, aber auch keine<br />

heimelige Kirche. Die Engel zum Singen wären<br />

wirklich nötig gewesen, denn eine Orgel oder gar<br />

ein Orchester gab es ja nicht. Und wenn in der<br />

Weihnachtsgeschichte von Hirten erzählt wird,<br />

dann denke ich an viele von uns, die von weit<br />

herkommen, manchmal skeptisch und manchmal<br />

ganz erwartungsvoll.<br />

Ich hoffe, dass Sie das Weihnachtsfest im „Stall”<br />

von Alanya oder anderswo angerührt hat und<br />

Sie wieder erfüllt zurückkehren, mit frohem<br />

Herzen und Dank auf den Lippen und sich auf das<br />

Osterfest freuen.<br />

Zum Weihnachtsfest nachträglich noch die besten<br />

Wünsche und ein gutes Jahr 2007 wünscht Ihnen<br />

Istanbul<br />

Pfarrer Kusch<br />

Pfarrer Holger Nollman<br />

Diakonin Viola Emsbach<br />

Adresse Pfarramt:<br />

Emin Camii Sok. 40<br />

Beyoglu - Istanbul<br />

Tel.: 0212-250 30 40<br />

Fax: 0212-237 15 50<br />

E-Mail: deuki@gmx.net<br />

Weitere Infos unter:<br />

http://www.evkituerkei.ag.vu<br />

atr Nr. 119 - 01.01.2007 Seite 21


Senkrecht<br />

Gute Unterhaltung<br />

Rätsel - Wissen - Witze R A<br />

Wissen in Kürze<br />

Weshalb tragen Ärzte im OP<br />

grüne Kleidung?<br />

Um nicht daneben zu schneiden. Mit<br />

grünen Kitteln vermeidet man den<br />

Nachbild-Effekt: Sieht der Chirurg<br />

lange auf eine rote Wunde und gleich<br />

danach auf Weiß, hätte er einen Fleck<br />

in der Komplementärfarbe Grün vor<br />

Augen. Die Folge: Übelkeit. Auf grünem<br />

Untergrund tritt dieser Effekt nicht<br />

auf.<br />

Wieso können Frauen<br />

keine Witze erzählen?<br />

Frauen erzählen generell weniger<br />

Witze als Männer. Denn die können sich<br />

die kurze, prägnante Textform einfach<br />

besser merken. Frauen hingegen<br />

pflegen einen anderen, weniger<br />

aggressiven Sprachstil. Versuchen<br />

sie, die männliche Erzählweise<br />

nachzuahmen, ist das meistens leider<br />

gar nicht komisch.<br />

Waagerecht<br />

Kurz & Witzig<br />

Patient: Herr Doktor, ich höre immer<br />

Stimmen, sehe aber niemand.<br />

Doktor: Wann passiert das denn?<br />

Patient: Immer wenn ich telefoniere.<br />

Wir wissen zwar nicht, wohin wir wollen,<br />

werden aber als erste da sein.<br />

Brave Mädchen gehen aus, gehen Heim,<br />

gehen ins Bett...<br />

Nette Mädchen gehen aus, gehen ins Bett,<br />

gehen Heim...<br />

Brave Mädchen kommen in den Himmel...<br />

Böse Mädchen kommen überall hin!<br />

Wir leben alle unter dem gleichen<br />

Sternenhimmel,<br />

aber wir haben nicht alle den<br />

gleichen Horizont.<br />

Ich habe versucht, ohne Alkohol<br />

und Sex zu leben<br />

- das war die schlimmste Viertelstunde<br />

meines Lebens.<br />

Seite 22 atr Nr. 119 - 01.01.2007


A<br />

R<br />

In den vergangenen zwei Wochen sind der<br />

ATR & PL-Redaktion eine größere Zahl von<br />

Lesermeinungen zugesandt worden, die<br />

wir gerne im Rahmen dieses Sonderdrucks<br />

veröffentlichen möchten.<br />

ATR & PL in Zukunft als<br />

elektronische Zeitung<br />

Sehr geehrte Frau Morawe,<br />

es ist wirklich schade, dass die<br />

Zeitung nicht mehr als Papier-<br />

Zeitung geschickt werden kann. Es<br />

gefällt mir besser, als Zeitung<br />

zu lesen als per Computer. Aber<br />

da ich schon das Abonnement<br />

bezahlt habe, bestätige ich<br />

Ihnen, dass Sie mir die Zeitung<br />

für das nächste Halbjahr per Email.<br />

Nach dem halben Jahr melde<br />

ich mich bitte ab.<br />

Ich wünsche Ihnen ein Gutes Neues<br />

Jahr.<br />

Mit freundlichen Grüßen,<br />

K. L.<br />

An die<br />

ATR & PL-<br />

Redaktion<br />

Gedanken - Gefühle - Meinungen<br />

Leserbriefe - Auflösung der Rätsel<br />

Sehr geehrte Frau L...,<br />

Danke für Ihr Verständnis. Natürlich<br />

haben Sie auch die Möglichkeit die ATR<br />

nicht nur am Bildschirm zu lesen. Viele<br />

unserer LeserInnen praktizieren es so,<br />

dass sie sich die Zeitschrift entweder<br />

komplett oder nur teilweise ausdrucken<br />

und dann lesen.<br />

Die neu gestaltete Form, die wir eigens<br />

für das Internet so entwickelt haben,<br />

ermöglicht ein bequemes Lesen in<br />

DINA4 - Größe, wenn sie ausgedruckt<br />

wurde.<br />

Sie haben die Möglichkeit dies zu<br />

testen, wenn unsere Sonderausgabe<br />

am 01.01.2007 heraus kommt. Diese<br />

Ausgabe versenden wir kostenfrei<br />

zusätzlich an all unsere Abonnenten.<br />

Viel Spaß beim Lesen ab 1. Januar.<br />

Einen guten Rutsch<br />

wünscht Ihnen die ATR-Redaktion<br />

Auflösung des Schwedenrätsels von Seite 22<br />

Klarstellung<br />

Die Veröffentlichung von Leserbriefen<br />

ist für uns ein Zeichen für praktizierte<br />

Meinungsfreiheit. Deshalb drucken wir<br />

auch solche Briefe ab, die nicht oder<br />

nur teilweise mit der Meinung der ATR<br />

& PL Redaktion übereinstimmen.<br />

Meinungsfreiheit bedeutet für uns aber<br />

auch, dass man sich zu seiner Meinung<br />

bekennt. Anonym eingehende Briefe<br />

drucken wir nicht ab.<br />

Sie können uns aber mitteilen, wenn<br />

Sie Ihren Leserbrief ohne Namensnennung<br />

veröffentlicht haben wollen.<br />

Gedanken<br />

Gefühle<br />

Gedanken<br />

DANKEN - DENKEN<br />

- NACHGEDACHT<br />

von Lutz Döhring<br />

Wir suchen durch Gebet und<br />

Besinnung die bewusste Verbindung<br />

zu Gott. Wir bitten um Erkenntnis<br />

seines Willens für uns. Beten<br />

bitten, erbitten der Erkenntnis?<br />

Wir erahnen, dass wir etwas<br />

Besonderes sind. Geschöpfe Gottes<br />

mit Verstand.<br />

Wir können also verstehen und<br />

ahnen, dass manches über unseren<br />

Verstand hinaus geht. Bei längerem<br />

Nachdenken erahnen wir mehr im<br />

Gegensatz zum Erkennen unsere<br />

höhere Macht um uns und in uns.<br />

Wir denken nach, ob es der Wille<br />

Gottes war, der uns so werden<br />

ließ und haben schnell die<br />

Schuldzuweisung zur Hand. Hätte<br />

Gott nicht den Alkohol zugelassen,<br />

wäre ich nicht so geworden.<br />

Ohne Sünde keine Sünden. Ohne<br />

Krankheiten keine Krankheiten.<br />

Wir haben auch den freien Willen<br />

zu entscheiden. Wo er durch<br />

Krankheit eingeschränkt ist, bleibt<br />

der freie Entscheid des Betens,<br />

Bittens und erbitten zur Erkenntnis<br />

seines Willens.<br />

Darüber mache ich mir Gedanken<br />

und komme zum Schluss des<br />

Nachdenkens zum Danken.<br />

Danke für die Erkenntnis.<br />

atr Nr. 119 - 01.01.2007 Seite 23


Gratulation zu Ihrer Zeitung<br />

Hallo liebe ATR!<br />

Hallo, habe das erstemal gehört<br />

von Eurer Zeitung und das Exemplar<br />

114 gelesen. Glückwunsch! Zur<br />

Integration denke ich, sollte<br />

noch etwas mehr getan werden,<br />

mehr informiert werden über<br />

die Geschehnisse innerhalb der<br />

<strong>Türkei</strong>. Ich lebe jetzt 20 Jahre<br />

hier im Ort und werde<br />

Eure Zeitung weiterempfehlen,<br />

obwohl sie nicht so direkt für<br />

diese Ecke gemacht ist, aber<br />

vielleicht ändert sich das ja im<br />

laufe der Zeit. Es wäre nett, wenn<br />

Ihr mich über die Anzeigenpreise<br />

informieren könntet. Viel Glück<br />

fürs neue Jahr.<br />

Irene<br />

An die<br />

ATR & PL-<br />

Redaktion<br />

(Akyaka Mugla)<br />

Anfrage wegen Praktikum<br />

Regelmäßig erhält die ATR & PL Anfragen<br />

von jungen Menschen in Deutschland,<br />

die in der Redaktion ein Praktikum<br />

absolvieren wollen. Auf ihren getrennten<br />

Erfahrungen, die wir in der Vergangenheit<br />

mit solchen Praktikantinnen gemacht<br />

haben, beabsichtigen wir derzeit,<br />

diese Tradition auch im Jahre 2007 in<br />

fortzusetzen.<br />

Voraussetzungen für eine erfolgreiche<br />

Bewerbung ist, dass die Bewerber<br />

und Bewerberinnen zumindest über<br />

Grundkenntnisse in der redaktionellen<br />

Arbeit verfügen, damit der von<br />

uns aufgewendeten Zeit für die<br />

Unterweisung auch ein gewisser Nutzen<br />

gegenübersteht. Bei Schülerinnen<br />

und Schülerinnen können wir von<br />

Basiskenntnissen immer dann ausgehen,<br />

wenn sie zum Beispiel in der Redaktion<br />

einer Schülerzeitung mitgearbeitet<br />

haben.<br />

Nachfolgend das Beispiel eine<br />

Bewerbung, die kurz vor Jahresende bei<br />

uns eingegangen ist.<br />

Sehr geehrtes Redaktionsbüro,<br />

hiermit bewerbe ich mich bei<br />

ihnen um eine Praktikumsstelle im<br />

Zeitraum vom 26.07-29.08.07 bei<br />

ihrem Tagesblatt.<br />

Leserbriefe - Meinungen<br />

Ich bin 16 Jahre alt und zur<br />

Zeit noch Schülerin, wobei ich<br />

mein Abitur voraussichtlich 2008<br />

machen werde.<br />

Ich besuche das Sportgymnasium<br />

Magdeburg(Deutschland) und<br />

interessiere mich auch in meiner<br />

Freizeit besonders für sportliche<br />

Aspekte.<br />

Da ich nach meinem Schulabschluss<br />

unbedingt etwas im Berufsfeld<br />

Journalismus machen möchte, suche<br />

ich schon jetzt für den Sommer<br />

2007 eine Praktikumsstelle. Ich<br />

möchte erste Erfahrungen in einer<br />

Redaktion sammeln und etwas<br />

vom Alltag eines Journalisten<br />

erfahren.<br />

Ich liebe die Arbeit mit der<br />

Sprache. Mithilfe ihrer kann man<br />

den Dingen Ausdruck verleihen,<br />

man kann Informationen verbreiten<br />

und Hunderte von Menschen auf<br />

einmal schlauer machen.<br />

Da es für einen Einstieg in den<br />

Beruf unabdingbar ist bereits<br />

Erfahrungen zu besitzen, würde<br />

ich mich sehr freuen diese in<br />

ihrer Redaktion sammeln zu<br />

dürfen.<br />

Ich freue mich auf eine<br />

Rückantwort.<br />

Mit freundlichen Grüßen.<br />

M. K.<br />

Antwort der ATR & PL-Redaktion:<br />

Guten Tag Frau K...,<br />

wir prüfen z.Zt., wann und ob wir<br />

wie in der Vergangenheit auch in<br />

2007 Praktikanten annehmen. Bitte<br />

haben Sie noch etwas Geduld. Wir melden<br />

uns in ca. 14 Tagen unaufgefordert bei<br />

Ihnen.<br />

Vielen Dank für Ihr Verständnis.<br />

Mit sonnigen Grüßen<br />

Andrea Morawe<br />

Klarstellung<br />

Die Veröffentlichung von Leserbriefen<br />

ist für uns ein Zeichen für praktizierte<br />

Meinungsfreiheit. Deshalb drucken wir<br />

auch solche Briefe ab, die nicht oder<br />

nur teilweise mit der Meinung der ATR<br />

& PL Redaktion übereinstimmen.<br />

P.S. Die <strong>Aktuelle</strong> <strong>Türkei</strong> <strong>Rundschau</strong> &<br />

Prima Leben ist einen Wochenzeitung.<br />

Seite 24 atr Nr. 119 - 01.01.2007<br />

A<br />

R<br />

Meinungsfreiheit bedeutet für uns aber<br />

auch, dass man sich zu seiner Meinung<br />

bekennt. Anonym eingehende Briefe<br />

drucken wir nicht ab.<br />

Sie können uns aber mitteilen, wenn<br />

Sie Ihren Leserbrief ohne Namensnennung<br />

veröffentlicht haben wollen.<br />

Kommentar zur<br />

Pressemeldung der ATR & PL<br />

„Ab Januar 2007 nur noch<br />

als E-Zeitung“<br />

<strong>Aktuelle</strong> <strong>Türkei</strong> <strong>Rundschau</strong>: ab<br />

Januar 2007 ausschließlich als<br />

elektronische Zeitung...<br />

Die Entscheidung kann nur traurig<br />

stimmen. Eine sehr gute, sachliche<br />

Zeitung stellt auf Internet um<br />

. Einmal wegen der politischen<br />

Lage in der <strong>Türkei</strong>,dann auch aus<br />

finanziellen Gründen. Die Hinweise,<br />

dass es mit der Zustellung der<br />

Zeitung durch verschiedene<br />

Unternehmen nicht klappte, zeigt<br />

deutlich,mit was für Verhältnisse<br />

Journalisten dort leben und<br />

arbeiten müssen.<br />

Ich wünsche sehr, dass <strong>Aktuelle</strong><br />

<strong>Türkei</strong> <strong>Rundschau</strong> einen Weg findet,<br />

dass sich die Internetleser dieser<br />

Zeitung finanziell in Form von<br />

Spenden oder als Förder erkenntlich<br />

zeigen , und Hilfe leisten.<br />

Vielleicht denken die Herausgeber<br />

einmal darüber nach, ob ein<br />

Forderverein nicht in Frage<br />

kommen könnte? Ich wünsche Ihnen<br />

weiterhin alles Gute, einen guten,<br />

friedlichen Übergang in das Jahr<br />

2007.<br />

Ihrer Zeitung wünsche ich einen<br />

dauerhaften Fortbestand.<br />

Herzliche Grüße<br />

Redaktion Vogelsberger Online<br />

Zeitung<br />

D-36341 Lauterbach<br />

Antwort der ATR & PL-Redaktion:<br />

Guten Abend Herr Bastian,<br />

für Ihre netten Worte in dem Kommentar<br />

zu unserer Meldung, dass wir „nur noch“<br />

als elektronische Zeitung erscheinen,<br />

sagen wir Ihnen herzlichen Dank. Solche<br />

Worte von einem Kollegen tun sehr gut.<br />

Tatsächlich ist die Herausgabe einer<br />

Zeitung mit kritischer Berichterstattung<br />

in der <strong>Türkei</strong> ein erhebliches Risiko.<br />

Aber wir erfahren jede Woche einfach<br />

zu viele Dinge über die wahre <strong>Türkei</strong>,<br />

als dass wir nur über Sonne, Fortschritt<br />

und Erfolge schreiben könnten.<br />

... weiter auf Seite 25


A<br />

R<br />

Unsere kritische Berichterstattung<br />

führt zwangsläufig auch dazu, dass viele<br />

potentielle Werbekunden - allen voran<br />

die üblen Immobilienmakler - kaum bei<br />

uns inserieren. ...<br />

Trotzdem: Nachdem wir jetzt die Kosten<br />

senken und damit die wirtschaftliche<br />

Abhängigkeit reduzieren konnten, gehen<br />

wir zuversichtlich ins Jahr 2007.<br />

Nochmals herzlichen Dank für Ihre<br />

Sätze und Ihnen und Ihrer Redaktion ein<br />

erfolgreiches 2007 wünschen<br />

Jürgen P. fuß & Andrea Morawe<br />

Wieso die ATR & PL<br />

eigentlich nicht <strong>kostenlos</strong>?<br />

Ab Januar schreibt Ihr wird es<br />

eure Zeitung nur noch elektronisch<br />

geben...aber zu lesen nur gegen Geld.<br />

aber Vorsicht. Es gibt in Alanya schon<br />

eine Elektronische Zeitung die überhaupt<br />

nichts kostet. Nämlich die Prima <strong>Türkei</strong>.<br />

Kurt Bunsen<br />

Na ja 3 Zeitungen konnten auch nicht gut<br />

gehen. Aber gebe meinen Vorschreiber<br />

Kurt recht, warum für etwas zahlen<br />

wenn die Konkurrenz den gleichen<br />

Service umsonst anbietet.<br />

Rüdiger<br />

An die<br />

ATR & PL-<br />

Redaktion<br />

Antwort der ATR & PL-Redaktion:<br />

Zunächst einmal zur Klarstellung: die<br />

<strong>Aktuelle</strong> <strong>Türkei</strong> <strong>Rundschau</strong> & Prima<br />

Leben hat keine Konkurrenz, da es nur<br />

eine wöchentliche und überregional<br />

erscheinende deutschsprachige Zeitung<br />

in der <strong>Türkei</strong> gibt! Die sog. Konkurrenz-<br />

Blätter erscheinen demgegenüber nur<br />

alle 14 Tage und sind regional auf<br />

die türkische Riviera begrenzt, was<br />

man unschwer auch an ihren Inhalten<br />

erkennen kann.<br />

Wer sich dann noch die Mühe macht,<br />

die Inhalte zu vergleichen, wird schnell<br />

feststellen, dass die <strong>Aktuelle</strong> <strong>Türkei</strong><br />

<strong>Rundschau</strong> & Prima Leben die <strong>Türkei</strong><br />

aus europäischer Sicht und mit dem<br />

notwendigen Abstand betrachtet. Eine<br />

solche Zeitung zu machen, erfordert<br />

nicht nur großen redaktionellen Aufwand<br />

(und damit verbundene Kosten), sondern<br />

auch wirtschaftliche Unabhängigkeit.<br />

Diese kann man aber nicht erreichen,<br />

wenn man jede Woche Ausschau halten<br />

Leserbriefe - Meinungen<br />

muss nach neuen Anzeigenkunden<br />

und dabei natürlich auch auf deren<br />

Interessen Rücksicht nehmen muss.<br />

Fazit: Wir verzichten gerne auf<br />

Leserinnen und Leser, die alles ohne<br />

Bezahlung haben wollen. Merke:<br />

„umsonst“ gibt es nur Dinge, die keinen<br />

Wert haben oder von anderen bezahlt<br />

werden! Im Übrigen sind wir mal<br />

gespannt, wie lange noch eine Zeitung<br />

in Alanya erscheinen wird, die nach wie<br />

vor bei einem großen Teil ihrer Artikel<br />

gegen das Urheberrecht verstößt.<br />

Wer es nicht glauben will, möge sich<br />

einmal die Frage beantworten, warum<br />

das Fernsehprogramm lediglich in der<br />

gedruckten Version, nicht aber in der<br />

Internet-Ausgabe erscheint!<br />

Zum Schluss: Da wir uns für der<br />

Meinungsfreiheit verpflichtet fühlen,<br />

lassen wir die beiden Besucherkommentare<br />

in unserem Gästebuch<br />

bestehen, obwohl wir Sie für überflüssig<br />

(um nicht zu sagen d...) halten.<br />

«Ich möchte<br />

in der <strong>Türkei</strong> arbeiten»<br />

Vorsicht: Wunsch und Wirklichkeit<br />

liegen meilenweit auseinander<br />

Sehr geehrtes Team von ATR,<br />

ich, eine 21jährige Auszubildende<br />

zur Versicherungskauffrau aus<br />

München, möchte mich bei Ihnen<br />

informieren, ob es in Ihrem<br />

Unternehmen die Möglichkeit auf<br />

Mitarbeit gibt. Ich beende Anfang<br />

Februar 2007 meine Ausbildung<br />

und möchte in die Region Alanya<br />

umsiedeln. Dafür suche ich<br />

möglichst deutsche Firmen bzw.<br />

Firmen, in denen auch Deutsche<br />

arbeiten, um einen Arbeitsplatz<br />

in Alanya zu finden.<br />

Über Informationen und andere<br />

nützliche Tipps würde ich mich<br />

sehr freuen.<br />

Freundliche Grüße,<br />

N. K.<br />

Klarstellung<br />

Die Veröffentlichung von Leserbriefen<br />

ist für uns ein Zeichen für praktizierte<br />

Meinungsfreiheit. Deshalb drucken wir<br />

auch solche Briefe ab, die nicht oder<br />

nur teilweise mit der Meinung der ATR<br />

& PL Redaktion übereinstimmen.<br />

Antwort der ATR & PL-Redaktion:<br />

(jpf) - Immer wieder erhält die ATR & PL<br />

Anfragen von Deutschen, die in der <strong>Türkei</strong><br />

arbeiten möchten - doch die Chancen,<br />

einen Arbeitsplatz zu finden sind gering.<br />

Zum einen ist das Angebot an freien<br />

Arbeitsplätzen noch weitaus geringer, als<br />

Meinungsfreiheit bedeutet für uns aber<br />

auch, dass man sich zu seiner Meinung<br />

bekennt. Anonym eingehende Briefe<br />

drucken wir nicht ab.<br />

Sie können uns aber mitteilen, wenn<br />

Sie Ihren Leserbrief ohne Namensnennung<br />

veröffentlicht haben wollen.<br />

in Deutschland. Hinzu kommt, dass es sehr<br />

zeitaufwendig ist, den Antrag auf eine<br />

Arbeitserlaubnis einzureichen, da zahlreiche<br />

Dokumente diesem Antrag beigefügt werden<br />

müssen. Und die Erfolgsaussichten für eine<br />

Genehmigung sind in vielen Fällen eher als<br />

gering einzustufen.<br />

Einer der Hauptgründe ist, dass trotz aller<br />

wirtschaftlichen Erfolge der <strong>Türkei</strong> der<br />

hiesige Arbeitsmarkt immer noch durch<br />

eine hohe Arbeitslosenquote gekennzeichnet<br />

ist, wobei die offiziellen Zahlen deutlich<br />

„schöner“ ausfallen, als es den tatsächlichen<br />

Verhältnissen entspricht.<br />

Den vielen Arbeitssuchenden stehen nur<br />

wenige offene Stellen gegenüber und<br />

auch diese sind oft saisonal begrenzt. So<br />

hat die türkische Regierung nur ein sehr<br />

geringes Interesse daran, ausländischen<br />

Arbeitnehmern eine Arbeitserlaubnisse zu<br />

gewähren.<br />

Zudem sollten ausländische ja auch nicht die<br />

Arbeitsverhältnisse übersehen, die in der<br />

<strong>Türkei</strong> auch im Jahre 2006 noch allgemein<br />

üblich sind. Die Arbeitszeiten sind weit<br />

höher, als in den meisten Ländern Europas<br />

und die arbeitsrechtlichen Regelungen sowie<br />

sozialen Leistungen liegen weit unter den<br />

europäischen Standards.<br />

Auch das erzielbare Einkommen beträgt<br />

in den meisten Fällen nur einen Bruchteil<br />

dessen, was man zum Beispiel in<br />

Deutschland als Arbeitnehmer verdienen<br />

kann. Dieses wird nun zu einem begrenzten<br />

Lebenshaltungskosten ausgeglichen.<br />

Schließlich ist noch darauf hinzuweisen,<br />

dass Begriffe wie Mitarbeiterführung<br />

und Motivation des allein auf Grund der<br />

türkischen Tradition in keiner Weise mit den<br />

Verhältnissen zu vergleichen sind, wie sie<br />

z.B. deutsche Arbeitnehmer in ihre Heimat<br />

kennen gelernt haben.<br />

So sehr der Wunsch nach einer Arbeit in der<br />

<strong>Türkei</strong> verständlich ist - wobei die meisten<br />

Bewerber ihre Urlaubseindrücke von der<br />

Türkischen Riviera als Messlatte zu Grunde<br />

lege - ist in nahezu allen Fällen eine große<br />

Enttäuschung vorprogrammiert.<br />

Lediglich in den Fällen, wo ein deutsches<br />

Unternehmen eine Niederlassung in<br />

der <strong>Türkei</strong> hat und in dieser deutsche<br />

Mitarbeiter beschäftigt, dürfte das Risiko<br />

eines Schiffsbruches vergleichsweise gering<br />

seien. Doch diese Unternehmer wird man<br />

nicht in den türkischen Urlaubsregionen<br />

finden.<br />

atr Nr. 119 - 01.01.2007 Seite 25


QQQQQQQQQQQQQQQQQQQQQQQQQQQQQQQQQQQQQQQQQQQQQQQ<br />

QQQQQQQQQQQQQQQQQQQQQQQQQQQQQQQQQQQQQQQQQQQQ<br />

**<br />

QQQQQQQQQQQQQQQQQQQQQQQQQQQQQQQQQQ<br />

Airport Antalya Terminal 1<br />

Liste aller Fluggesellschaften, die dort landen und starten<br />

Alphabetisch sortiert<br />

A.s.a.s<br />

Aba air<br />

Aero service executive<br />

Aero trans airlines<br />

Aeroflot_don<br />

Aigle azur<br />

Air ailse<br />

Air alsie<br />

Air astana<br />

Air bosna<br />

Air cairo<br />

Air finland<br />

Air gefco<br />

Air macedonian<br />

Air via<br />

Airfix aviation<br />

Airpost<br />

Albena air<br />

Amc airlines<br />

Armavia avia<br />

Astreus<br />

Atyrau aue joli<br />

Aviation bridge<br />

Aviogenex<br />

Axis airlines<br />

Azerbaycan havayollari<br />

Bdg air<br />

Bedek aviation<br />

Bel air<br />

Belgian air force<br />

Blue air transport<br />

Blue line<br />

Britania airways<br />

Britania airways ltd.<br />

Caspian air<br />

Cega air<br />

Central wings<br />

Comfort air<br />

Continental airways<br />

Corporate jet<br />

Czech air<br />

Dassault falcon<br />

Duc air<br />

Dutchbird<br />

Edelweiss air<br />

Eirjet<br />

Estonian<br />

Excel airways<br />

Execujet<br />

Fin air<br />

First choice airways<br />

Fischer<br />

Fly airlines<br />

Fly me<br />

Flying group<br />

Flying service<br />

Flyingcarpet<br />

Flyjet<br />

French air forse<br />

Georgian national<br />

airlines<br />

Gold air<br />

Gzn air<br />

Hello air<br />

Helvetic airways<br />

Winterflugplan<br />

November 2006 - Februar 2007<br />

ANTALYA<br />

Hemus<br />

Kaliningrad<br />

Holland exel<br />

Kazak air west<br />

Hozu avia<br />

Kish air<br />

Hundred percent avia- Krass air<br />

tion<br />

Lavia<br />

Iceland airways<br />

Inter express<br />

Laylajet<br />

Litex air<br />

Inter jet<br />

Iran air tur<br />

Lithunian air<br />

Lot air<br />

Iran airlines<br />

Irbis avia<br />

Ltu bilba<br />

Lux air<br />

Iskandinavyan airlines Lux aviation<br />

Isr air<br />

Maersk air<br />

Jet<br />

Mahan air<br />

Jet air<br />

Jet aviation<br />

Jet link<br />

Jet management<br />

Jordan aviation<br />

Kathy<br />

Makedonia airlines<br />

Malev<br />

Martin air<br />

Mat-macedoni<br />

Mena jet<br />

Middle east<br />

Mitsis cop.<br />

Monarc<br />

Moon air<br />

My travel<br />

Nordic regional<br />

North flying<br />

Nov air<br />

Novel air<br />

Ozbekistan<br />

Polonia air<br />

Premiair<br />

Quick air(ambulans)<br />

Romavia<br />

Rompetrol eurojet<br />

Royal wings<br />

Saha air<br />

Saudia<br />

So erreichen Sie uns:<br />

Service Center <strong>Türkei</strong><br />

ANTALYA:<br />

Tel.: 0090 (0)242 - 310 27 27<br />

IZMIR:<br />

Tel.: 0090 (0)232 - 444 07 97<br />

EMail:<br />

service@sunexpress.com.tr<br />

Web:<br />

www.sunexpress.com.tr<br />

www.sunexpress.de<br />

www.sunexpress.ch<br />

Erläuterungen:<br />

* 1: MO, 2: DI, 3: MI, 4: DO,<br />

5: FR, 6: SA, 7: SO<br />

** Start ab 15. Januar 2007<br />

Stand: 13/10/2006<br />

INNERTÜRKISCHE FLÜGE / DOMESTIC FLIGHTS<br />

From/von/Antalya To/nach/Antalya<br />

Flug Nr. Tage*<br />

A b f l u g /<br />

Dep.<br />

Ankunft/<br />

Arr.<br />

Flug Nr. Tage*<br />

SunExpress -<br />

Änderungen vorbehalten.<br />

Silesia air<br />

Sky air<br />

Sky europe<br />

Sky service<br />

Slovak airlines<br />

Solid air<br />

Star air ireland<br />

Star airlines<br />

Sterling<br />

Streamline airlines<br />

SunExpress<br />

Swiss air<br />

Swiss air ambulance<br />

Syrian arab airlines<br />

Tag aviation<br />

Tarom<br />

Tataristan<br />

Tayrol air ambulance<br />

A b f l u g /<br />

Dep.<br />

A n k u n f t /<br />

Arr.<br />

ADANA XQ 944 1,3 06:30 07:30 XQ 945 1,3 08:00 09:00<br />

DIYARBAKIR XQ 934 1,3 09:30 11:00 XQ 935 1,3 11:30 13:10<br />

ERZURUM XQ 930 2,4 09:30 11:15 XQ 931 2,4 15:30 17:20<br />

iZMIR XQ 991 1,4,6 09:45 10:45 XQ 990 1,4,6 08:15 09:15<br />

XQ 963 2,3,4,5,6,7 19:50 20:50 XQ 962 2,3,4,5,6,7 18:00 19:00<br />

TRABZON XQ 948 2,4 07:20 09:00 XQ 949 2,4 13:15 15:05<br />

VAN XQ 932 1,3 08:05 10:00 XQ 933 1,3 14:20 16:25<br />

IZMIR<br />

INNERTÜRKISCHE FLÜGE / DOMESTIC FLIGHTS (devam, Forts., cont.)<br />

From/von/Izmir To/nach/Izmir<br />

Flug Nr. Tage*<br />

A b f l u g /<br />

Dep.<br />

Ankunft/<br />

Arr.<br />

Flug Nr. Tage*<br />

Die innertürkischen Flüge für Adana<br />

finden Sie auf unserer Homepage<br />

A b f l u g /<br />

Dep.<br />

A n k u n f t /<br />

Arr.<br />

ADANA XQ 964 1,2,3,5,7 07:00 08:25 XQ 965 1,2,3,5,7 09:00 10:30<br />

XQ 966 2,4,6 22:05 23:30 XQ 967 3,5,7 00:05 01:40<br />

ANTALYA XQ 990 1,4,6 08:15 09:15 XQ 991 1,4,6 09:45 10:45<br />

XQ 962 2,3,4,5,6,7 18:00 19:00 XQ 963 2,3,4,5,6,7 19:50 20:50<br />

DIYARBAKIR XQ 986 2,3,4,6,7 07:05 08:55 XQ 987 2,3,4,6,7 09:25 11:30<br />

ERZURUM XQ 994 1,3,5 12:00 14:00 XQ 995 1,3,5 14:40 16:55<br />

GAZIANTEP XQ 992 1,3,5,7 20:25 22:05 XQ 993 1,3,5,7 22:35 00:25<br />

KAYSERI XQ 968 3,5,7 07:25 08:50 XQ 969 3,5,7 09:30 11:00<br />

TRABZON XQ 988 1,2,4,5,6 06:55 08:50 XQ 989 1,2,4,5,6 09:20 11:25<br />

XQ 956 2,6 20:25 22:20 XQ 957 2,6 23:10 01:20<br />

VAN XQ 984 2,4,6,7 12:00 14:10 XQ 985 2,4,6,7 14:40 16:55<br />

Tbiaviamsheni<br />

Thomas cook air<br />

Thomas cook u.k<br />

Titan air<br />

Tnt airlines<br />

Transavia<br />

Travel service czech<br />

Travel service hungary<br />

Tui airlines<br />

Turk hava yollari<br />

Twinjet<br />

Vaso air<br />

Viaggio air<br />

Vim air<br />

White eagle<br />

Yugoslav air<br />

Yuzhnaya air<br />

Zena air<br />

Seite 26 atr Nr. 119 - 01.01.2007

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!