RFID in der Intralogistik - bei RFID im Blick
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RFID in der Intralogistik - bei RFID im Blick
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Reportage<br />
<strong>RFID</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Intralogistik</strong><br />
Die <strong>in</strong>telligente Supply-Cha<strong>in</strong> | Mobile Datenerfassung<br />
Instandhaltung | Prozessopt<strong>im</strong>ierung | Behältermanagement<br />
Von Jan Phillip Denkers<br />
Quelle: Ausgabe 10/2012, S. 40-57, ISSN 1860-5907<br />
Die <strong>Intralogistik</strong> mag noch e<strong>in</strong>e vergleichsweise junge Branche<br />
se<strong>in</strong> – zum<strong>in</strong>dest <strong>der</strong> Begriff wurde e<strong>in</strong>er breiteren Öffentlichkeit<br />
erst mit Gründung des „Forum <strong>Intralogistik</strong>“<br />
durch den Verband Deutscher Masch<strong>in</strong>en- und Anlagenbau<br />
(VDMA) <strong>im</strong> Jahr 2004 bekannt. Die Unternehmen,<br />
die <strong>in</strong>novative Produkte und <strong>RFID</strong>-Lösungen für den <strong>in</strong>nerbetrieblichen<br />
Materialfluss auf den Markt br<strong>in</strong>gen, s<strong>in</strong>d<br />
teilweise jedoch schon seit Jahrzehnten etabliert und effiziente<br />
<strong>in</strong>tralogistische Prozesse haben entscheidenden Anteil<br />
an wirtschaftlichen Unternehmenserfolgen.<br />
Wie sehen erfolgreiche <strong>RFID</strong>-Lösungen<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Supply-Cha<strong>in</strong> aus?<br />
Wo steht die <strong>Intralogistik</strong> heute?<br />
Welchen Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />
muss die Branche sich zukünftig stellen?<br />
Die Branche ist wirtschaftlich gesund und wächst<br />
weiter. Nach e<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>bruch <strong>in</strong> den Jahren 2008<br />
und 2009 hat sie sich erholt und so vermelden die<br />
Firmen für die Jahre 2010 und 2011 wie<strong>der</strong> Zuwächse<br />
<strong>bei</strong> Aufträgen und Umsätzen. Dennoch<br />
steigen <strong>im</strong> globalen Wettbewerb die Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
an die Unternehmen <strong>der</strong> <strong>Intralogistik</strong>branche.<br />
„<strong>RFID</strong> <strong>im</strong> <strong>Blick</strong>“ sprach mit Unternehmen<br />
und Wissenschaftlern, um zentralen Fragen nachzugehen.
42<br />
<strong>RFID</strong> <strong>im</strong> <strong>Blick</strong> | 10/2012 | <strong>RFID</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Intralogistik</strong><br />
Automatisierte Regalläger, Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitsför<strong>der</strong>anlagen<br />
und Systeme zur automatischen Identifikation von<br />
Ladungsträgern o<strong>der</strong> Conta<strong>in</strong>ern, das ist die aktuelle Welt<br />
<strong>der</strong> <strong>Intralogistik</strong>. Doch was genau schafft den Mehrwert?<br />
Alle Systeme zur Prozessopt<strong>im</strong>ierung kosten Geld – nicht<br />
nur <strong>in</strong> <strong>der</strong> Anschaffung, son<strong>der</strong> schon <strong>in</strong> <strong>der</strong> Planungsphase<br />
und dann später <strong>im</strong> Unterhalt. Lohnt sich also die Investition?<br />
Die Antwort liegt auf <strong>der</strong> Hand: In <strong>der</strong> gewonnenen<br />
Transparenz <strong>der</strong> Materialflüsse entlang <strong>der</strong> Supply-Cha<strong>in</strong>.<br />
Supply-Cha<strong>in</strong>-Visibility<br />
Das Unternehmen Bosch hat <strong>im</strong> Rahmen des mit öffentlichen<br />
Gel<strong>der</strong>n geför<strong>der</strong>ten Projektes RAN (<strong>RFID</strong> based Automotive<br />
Network) an se<strong>in</strong>em Homburger Standort e<strong>in</strong>e IT-Infrastruktur<br />
prototypisch aufgebaut, die es dem Unternehmen ermöglicht,<br />
e<strong>in</strong>heitliche Informationen entlang <strong>der</strong> Supply-Cha<strong>in</strong> zur Verfügung<br />
zu stellen. Die gesammelten Daten dienen dann zur<br />
Opt<strong>im</strong>ierung ebenfalls prototypischer Warenströme. Das ist<br />
nur mittels <strong>RFID</strong> realisierbar.<br />
<strong>RFID</strong> schafft Transparenz <strong>im</strong> Betrieb<br />
Durch technologische Lösungen opt<strong>im</strong>ierte Prozesse entlang<br />
<strong>der</strong> Wertschöpfungskette s<strong>in</strong>d jedoch ke<strong>in</strong> Garant für e<strong>in</strong>e<br />
wirtschaftliche Nachhaltigkeit. Der Pharmakonzern Boehr<strong>in</strong>-<br />
Quelle: Ausgabe 10/2012, S. 40-57, ISSN 1860-5907<br />
ger Ingelhe<strong>im</strong> hat den Vorteil transparenter Prozesse erkannt<br />
und <strong>im</strong> Jahr 2008 e<strong>in</strong> <strong>RFID</strong>-gestütztes Behältermanagement<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Arzne<strong>im</strong>ittelproduktion am Standort Ingelhe<strong>im</strong> e<strong>in</strong>geführt.<br />
Seitdem wurde das System stark erweitert – die Anzahl<br />
<strong>der</strong> getaggten Behälter wurde von rund 800 <strong>bei</strong>m Start vor<br />
vier Jahren bis auf heute 2 700 erhöht. „Mithilfe des <strong>RFID</strong>gestützte<br />
Systems haben wir unser Behältermanagement nicht<br />
nur h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Transparenz opt<strong>im</strong>iert, vielmehr wäre <strong>der</strong><br />
Prozess ohne <strong>RFID</strong> zur Identifizierung <strong>der</strong> Conta<strong>in</strong>er heute<br />
nicht mehr denkbar“, so Markus Becker, System Analyst <strong>bei</strong><br />
Boehr<strong>in</strong>ger Ingelhe<strong>im</strong>.<br />
Wo liegen die Herausfor<strong>der</strong>ung <strong>bei</strong>m <strong>RFID</strong>-E<strong>in</strong>satz?<br />
Erst wenn <strong>RFID</strong>-Lösungen auch <strong>in</strong> „Open Loops“ funktionieren,<br />
können Prozesse entlang <strong>der</strong> gesamten Wertschöpfungskette<br />
opt<strong>im</strong>iert werden. Dennoch haben selbst Wissenschaftler<br />
bis heute noch nicht die passende Antwort gefunden.<br />
Ke<strong>in</strong> Grund aufzugeben. Denn Anspruch und Wirklichkeit<br />
rücken näher zusammen. War <strong>RFID</strong> um die Jahrtausendwende<br />
die Technologie, die quasi über Nacht alle Probleme <strong>der</strong><br />
automatischen Identifikation beseitigen würde, s<strong>in</strong>d heutige<br />
Anwendungen an realen Prozessen orientiert.<br />
<strong>Intralogistik</strong> weiter <strong>im</strong> Aufw<strong>in</strong>d<br />
Die Zahlen <strong>der</strong> Wirtschaftskraft deutscher <strong>Intralogistik</strong> sprechen<br />
e<strong>in</strong>e deutliche Sprache. „2011 hat die Branche ihren Umsatz<br />
gegenüber dem Vorjahr von 14,1 Milliarden Euro auf 16,3 Milliarden<br />
Euro gesteigert. Das bedeutet e<strong>in</strong> Wachstum von 15,6<br />
Prozent“, sagte Christoph Hahn-Woernle, Sprecher des Forum<br />
<strong>Intralogistik</strong> und Geschäftsführen<strong>der</strong> Gesellschafter des Unternehmens<br />
Via-store Systems, anlässlich <strong>der</strong> Jahrespressekonferenz<br />
des Forums <strong>im</strong> Februar 2012. Für das Jahr 2012 s<strong>in</strong>d die<br />
Aussichten etwas gedämpfter - das Branchenforum erwartet e<strong>in</strong><br />
Wachstum von zwei Prozent.<br />
Durch den E<strong>in</strong>satz mo<strong>der</strong>ner und energieeffizienter Systeme <strong>in</strong> <strong>in</strong>tralogistischen Prozessen<br />
verschaffen Unternehmen sich e<strong>in</strong>en Vorteil <strong>im</strong> globalen Wettbewerb.<br />
Entwicklung entlang zukünftiger Megatrends<br />
E<strong>in</strong> ganz an<strong>der</strong>er Aspekt, <strong>der</strong> Unternehmen <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>in</strong> den<br />
kommenden Jahren for<strong>der</strong>n wird über automatisierte Prozesse<br />
nachzudenken, liegt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er stetig älter werdenden Gesellschaft.<br />
Daraus folgen zwei mögliche Konsequenzen für die Gestaltung<br />
<strong>in</strong>nerbetriebliche Materialflüsse. Bei <strong>der</strong> technischen Ausstattung<br />
von Lägern muss zunehmend auf e<strong>in</strong>e ergonomische Gestaltung<br />
geachtet werden. „Viele <strong>in</strong>tralogistische Prozesse bleiben manuell<br />
geprägt. Hier gilt es, ältere Mitar<strong>bei</strong>ter durch technische Lösungen<br />
zu unterstützen“, so Prof. Dr. Willibald A. Günthner, TU München.<br />
Die Mitar<strong>bei</strong>ter <strong>in</strong> den Betrieben werden nicht nur älter, es werden<br />
zukünftig auch weniger neu Mitar<strong>bei</strong>ter nachkommen. „Mit<br />
<strong>Blick</strong> auf die Automatisierung werden Systeme nicht die vorhandenen<br />
Mitar<strong>bei</strong>ter ersetzen son<strong>der</strong>n eher fehlenden Mitar<strong>bei</strong>ter<br />
ausgleichen müssen“, erläutert Prof. Dr. Günthner.<br />
Energieeffizienz als Schlüssel zum Erfolg<br />
E<strong>in</strong>e weitere Herausfor<strong>der</strong>ung: Hochautomatisierte Läger und<br />
Materialflussysteme kosten Energie. E<strong>in</strong> Ende steigen<strong>der</strong> Energiepreise<br />
ist nicht <strong>in</strong> Sicht. Ganz <strong>im</strong> Gegenteil. Die notwendige<br />
Energiewende <strong>in</strong> Richtung erneuerbarer Energien ist <strong>in</strong> Deutschland<br />
beschlossen. Auch wenn <strong>der</strong> Weg des Wandels noch <strong>im</strong> Nebel<br />
liegt, ist schon jetzt glasklar, dass <strong>der</strong> Strompreis durch die<br />
Nutzung von W<strong>in</strong>d, Sonne und Wasser als Energielieferant nicht<br />
billiger wird. Der e<strong>in</strong>zige Ausweg, um stromhungrige <strong>Intralogistik</strong>systeme<br />
auf steigende Energiekosten e<strong>in</strong>zustellen, liegt <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Steigerung <strong>der</strong> Effizienz. Hersteller und Entwickler haben diesen<br />
Trend erkannt und werden <strong>in</strong> den kommenden Jahren zunehmend<br />
sparsamere Systeme auf den Markt br<strong>in</strong>gen „Hier sehe ich<br />
- sehr pauschal gesprochen - für den Zeitraum <strong>der</strong> kommenden<br />
drei Jahre durchaus E<strong>in</strong>sparpotenziale von 20 o<strong>der</strong> sogar 30 Prozent“,<br />
so Prof. Dr. Günthner.<br />
<strong>Intralogistik</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Forschung<br />
Waren vor Jahren noch UHF-<strong>RFID</strong>-Anwendungen <strong>in</strong> schwieriger<br />
Umgebung kaum denkbar, erzielen UHF-Systeme heute Leseraten<br />
von 100 Prozent - ungeachtet metallischer Umgebung o<strong>der</strong> Flüssigkeiten<br />
<strong>in</strong> getaggten Behältern, <strong>bei</strong> höheren Reichweiten und<br />
auch Pulklesung ist möglich. Viele Transpon<strong>der</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Schritt<br />
zu erfassen, kann Prozesse um e<strong>in</strong> Vielfaches beschleunigen. Hier<br />
wurden bereits erhebliche Fortschritte erzielt, allerd<strong>in</strong>gs besteht<br />
<strong>in</strong> Bezug auf die Anbr<strong>in</strong>gung und Ausrichtung <strong>der</strong> Transpon<strong>der</strong><br />
noch Forschungsbedarf. Das Fraunhofer IFF hat schon 2007 mit<br />
<strong>der</strong> Entdeckung des Pr<strong>in</strong>zips <strong>der</strong> Modenverwirbelung für neue<br />
<strong>RFID</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Intralogistik</strong> | 10/2012 | <strong>RFID</strong> <strong>im</strong> <strong>Blick</strong> 43<br />
Ansätze gesorgt. Das Pr<strong>in</strong>zip ist ausgereift und sorgt <strong>im</strong> Praxise<strong>in</strong>satz<br />
<strong>bei</strong> großen Logistikdienstleistern für e<strong>in</strong>e reale Prozessopt<strong>im</strong>ierung.<br />
Dennoch ar<strong>bei</strong>tet das Institut daran, das Potenzial dieser<br />
Lösung weiter auszureizen. So könnten <strong>bei</strong>spielsweise Gewebe<br />
zur Bildung e<strong>in</strong>er Modenverwirbelungskammer genutzt werden.<br />
„Flexible und universell e<strong>in</strong>setzbare AutoID-Lösungen s<strong>in</strong>d def<strong>in</strong>itiv<br />
e<strong>in</strong> Trend <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Intralogistik</strong> <strong>der</strong> kommenden Jahre“, so Prof.<br />
Dr. Klaus Richter vom Fraunhofer IFF.<br />
Globaler Wettbewerb als Wachstumschance<br />
Seit mehreren Jahren liegt die Exportquote <strong>der</strong> deutschen<br />
<strong>Intralogistik</strong>-Branche <strong>bei</strong> mehr als 50 Prozent - mit steigen<strong>der</strong><br />
Tendenz. Für das Jahr 2011 rechnen deutsche Unternehmen<br />
mit e<strong>in</strong>em Exportanteil von mehr als 56 Prozent. Dar<strong>in</strong><br />
liegt e<strong>in</strong>e große Chance für deutsche Unternehmen weiter<br />
zu wachsen. Den größten Anteil am deutschen Export macht<br />
<strong>der</strong> Verkauf von <strong>in</strong>tralogistischen Produkten und Lösungen<br />
<strong>in</strong> die EU-27-Staaten aus. Dieser lag 2009 <strong>bei</strong> rund 45 Prozent<br />
beziehungsweise <strong>bei</strong> e<strong>in</strong>em Umsatz von rund 3,76 Milliarden<br />
Euro. Außerhalb <strong>der</strong> Europäischen Union konkurrieren deutsche<br />
Unternehmen vor allem mit Branchenpr<strong>im</strong>us Ch<strong>in</strong>a,<br />
<strong>der</strong> alle<strong>in</strong> 2009 rund 39,9 Milliarden Euro Umsatz <strong>im</strong> <strong>Intralogistik</strong>-Sektor<br />
gemacht hat. Doch <strong>bei</strong> näherer Betrachtung<br />
fällt auf, dass am ausländischen Umsatzerfolg auch deutsche<br />
Unternehmen beteiligt s<strong>in</strong>d. Zahlreiche Tochterfirmen deutscher<br />
<strong>Intralogistik</strong>er <strong>im</strong> Ausland tragen zur dortigen Wertschöpfung<br />
<strong>bei</strong>. Würden diese Zahlen auf die Umsatzstatistik<br />
angerechnet, wäre <strong>der</strong> wirtschaftliche Erfolg deutscher Unternehmen<br />
noch deutlicher.
Boehr<strong>in</strong>ger Ingelhe<strong>im</strong> – weltgrößtes<br />
Familienunternehmen <strong>der</strong> Pharmabranche<br />
Der 1885 gegründete und heute weltweit<br />
aktive Pharmakonzern Boehr<strong>in</strong>ger Ingelhe<strong>im</strong><br />
erforscht, entwickelt, produziert und vermarktet<br />
Arzne<strong>im</strong>ittel für die Humanmediz<strong>in</strong><br />
sowie die Tiergesundheit. Das Unternehmen<br />
gehört zu den 20 größten Pharmaherstellern<br />
<strong>der</strong> Welt. Im Jahr 2011 erzielten 44 094 (Vorjahr:<br />
42 224) Mitar<strong>bei</strong>ter <strong>in</strong> 145 Gesellschaften<br />
weltweit e<strong>in</strong>en Erlös von 13,171 Milliarden<br />
Euro (Vorjahr: 12,586 Milliarden Euro). An<br />
den drei deutschen Standorten <strong>in</strong> Ingelhe<strong>im</strong>,<br />
Biberach und Dortmund erwirtschaftete das<br />
Unternehmen mit 11 825 Mitar<strong>bei</strong>tern plus<br />
676 Auszubildenden Umsatzerlöse von 950<br />
Millionen Euro (Vorjahr 977 Millionen Euro).<br />
<strong>Intralogistik</strong> <strong>bei</strong> e<strong>in</strong>em Pharmaunternehmen<br />
Hohe Transparenz und exakte Daten, das s<strong>in</strong>d die Anfor<strong>der</strong>ung an<br />
<strong>in</strong>tralogistische Prozesse <strong>in</strong> <strong>der</strong> Pharmabranche. Tagtäglich werden<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Produktion Wirkstoffe <strong>im</strong> Wert von mehreren Millionen<br />
Euro zu Arzne<strong>im</strong>itteln verar<strong>bei</strong>tet. Mit dem E<strong>in</strong>satz von Identifiktionstechnologien,<br />
die an ERP-Systeme angebunden s<strong>in</strong>d, kann e<strong>in</strong>e<br />
wirtschaftliche und prozesssichere Produktion gewährleistet werden.<br />
Der Pharmakonzern Boehr<strong>in</strong>ger Ingelhe<strong>im</strong> zeigt, wie erfolgreich<br />
e<strong>in</strong> konsequent umgesetztes Konzept <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Opt<strong>im</strong>ierung<br />
von Prozessen se<strong>in</strong> kann.<br />
Behältermanagement <strong>bei</strong> Boehr<strong>in</strong>ger Ingelhe<strong>im</strong><br />
E<strong>in</strong>e Plattform,<br />
Vor vier Jahren stellte sich das Pharmaunternehmen die Fragen,<br />
wie viele Granulat- und Bulkconta<strong>in</strong>er sich <strong>im</strong> Umlauf<br />
<strong>der</strong> Produktion bef<strong>in</strong>den und wo diese <strong>in</strong> den Werkshallen<br />
stehen. Um die benötigte Transparenz zu schaffen, fiel die<br />
Entscheidung auf e<strong>in</strong> <strong>RFID</strong>-System. Ziel war es, exakte Daten<br />
für die Conta<strong>in</strong>er-Bedarfsplanung zu generieren. Boehr<strong>in</strong>ger<br />
Ingelhe<strong>im</strong> stattete <strong>in</strong>nerhalb von drei Monaten 800 Conta<strong>in</strong>er<br />
mit UHF-Transpon<strong>der</strong>n aus und <strong>in</strong>stallierte <strong>in</strong> <strong>in</strong>sgesamt vier<br />
Gebäuden, <strong>in</strong> denen die Conta<strong>in</strong>er genutzt werden, acht <strong>RFID</strong>-<br />
Gates. Diese erste Ausbaustufe ermöglichte gleich nach dem<br />
Start e<strong>in</strong>e zuverlässige Identifikation <strong>der</strong> Behälter und somit<br />
e<strong>in</strong>en effizienteren Prozess, so Markus Becker.<br />
100 % Abdeckung nach 4 Jahren<br />
„Der Prozess hat sich seit 2008 erheblich verän<strong>der</strong>t“, sagt Becker<br />
und führt aus: „Heute nutzen wir 2700 Conta<strong>in</strong>er <strong>in</strong> 12<br />
Betrieben. Alle neuen Conta<strong>in</strong>er werden ebenfalls mit Transpon<strong>der</strong>n<br />
bestückt. „In <strong>der</strong> zweiten Ausbaustufe wurde nicht<br />
nur bis heute die Anzahl <strong>der</strong> getaggten Behälter mehr als verdreifacht,<br />
son<strong>der</strong>n auch die Erkennungsrate deutlich gesteigert.<br />
„In <strong>der</strong> ersten Stufe 2008 konnten wir rund 80 Prozent<br />
<strong>der</strong> 800 Conta<strong>in</strong>er erfassen. Zu rund 160 Behältern erhielten<br />
wir also ke<strong>in</strong>e konkreten Daten. Das veranlasste uns, die An-<br />
E<strong>in</strong>e Plattform, vielfältige Anwendungen | 10/2012 | <strong>RFID</strong> <strong>im</strong> <strong>Blick</strong> 45<br />
vielfältige Anwendungen<br />
GPS-Objektortung - Mobile Instandhaltung -<br />
<strong>RFID</strong>-gestützter Warene<strong>in</strong>gang<br />
Vor vier Jahren führte das Pharmaunternehmen e<strong>in</strong><br />
<strong>RFID</strong>-gestütztes Behältermanagement e<strong>in</strong>. 800 Conta<strong>in</strong>er<br />
waren <strong>bei</strong>m Start am Standort Ingelhe<strong>im</strong> <strong>im</strong><br />
E<strong>in</strong>satz. Das System ist seit 2008 erheblich erweitert<br />
worden. Die vom Ingelhe<strong>im</strong>er Unternehmen e<strong>in</strong>gesetzte<br />
Lösung ist e<strong>in</strong> herausragendes Beispiel für die Über-<br />
Prozessbeherrschung wichtiger als Kostene<strong>in</strong>sparung<br />
Da die Produktion am Standort laut Markus Becker stetig<br />
wachse, würden ständig neue Conta<strong>in</strong>er zum Transport<br />
von granularen Wirkstoffen benötigt. Bei e<strong>in</strong>em Stückpreis<br />
<strong>der</strong> verwendeten Behälter von rund 7 000 Euro sei<br />
es von hoher wirtschaftlicher Bedeutung, bedarfsgerecht<br />
zu kaufen. Auch können die Werte <strong>der</strong> <strong>in</strong> den Conta<strong>in</strong>ern<br />
transportierten Stoffe häufig <strong>im</strong> sechsstelligen Bereich angesiedelt<br />
se<strong>in</strong>. Darüber h<strong>in</strong>aus müssen die Conta<strong>in</strong>er <strong>in</strong><br />
festgelegten Intervallen überprüft und gewartet werden.<br />
E<strong>in</strong>e 100-prozentige Identifizierung und Lokalisierung s<strong>in</strong>d<br />
somit grundlegend ökonomisch geboten. Dennoch war<br />
tragbarkeit <strong>der</strong> genutzten AutoID-Plattform, welche<br />
bis heute <strong>in</strong> vielen weiteren Prozessen auch an an<strong>der</strong>en<br />
deutschen Standorten zum E<strong>in</strong>satz kommt. Über die<br />
Effizienz <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Nutzung e<strong>in</strong>er Lösung <strong>in</strong> unterschiedlichen<br />
Prozessen sprach „RFD <strong>im</strong> <strong>Blick</strong>“ mit Markus<br />
Becker, System Analyst <strong>bei</strong> Boehr<strong>in</strong>ger Ingelhe<strong>im</strong>.<br />
zahl <strong>der</strong> Gates deutlich zu erhöhen. Mittlerweile können wir<br />
real 100 Prozent <strong>der</strong> Betriebe <strong>in</strong> den Gebäuden abdecken, wo<br />
diese Transparenz gewünscht ist“, berichtet Becker.<br />
Anb<strong>in</strong>dung an SAP<br />
Quelle: Ausgabe 10/2012, S. 40-57, ISSN 1860-5907<br />
E<strong>in</strong> weiterer wegweisen<strong>der</strong> Aspekt <strong>der</strong> zweiten Ausbaustufe<br />
war die Anb<strong>in</strong>dung <strong>der</strong> AutoID-Plattform an das bestehende<br />
SAP-System. Dieser mittlerweile erfolgte Schritt ermöglicht<br />
e<strong>in</strong>e schnelle und zuverlässige Datene<strong>in</strong>sicht <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Bedarfsplanung<br />
„Die Auswertung funktioniert heute praktisch auf<br />
Knopfdruck - <strong>in</strong>nerhalb kürzester Zeit haben wir e<strong>in</strong>e transparente<br />
Datenbasis, auf <strong>der</strong> wir den zusätzliche Bedarfe planen.<br />
Vorher benötigten wir sehr viel länger für die Auswertung“,<br />
so Becker.<br />
GPS-Ortung auf dem Werksgelände<br />
Auf <strong>der</strong> <strong>im</strong> <strong>RFID</strong>-Behältermanagement genutzten AutoID-Plattform<br />
Tagpilot des Unternehmens Tagnology hat Boehr<strong>in</strong>ger<br />
Ingelhe<strong>im</strong> auch e<strong>in</strong> neues System <strong>in</strong>tegriert, <strong>bei</strong> dem über e<strong>in</strong><br />
GPS-Signal <strong>in</strong>nerbetriebliche GMP-Wechselkoffer verfolgt werden.<br />
Die <strong>in</strong>sgesamt vier genutzten Conta<strong>in</strong>er, <strong>in</strong> denen Produk-<br />
und ist e<strong>in</strong>e Kostene<strong>in</strong>sparung nicht <strong>der</strong> Haupttreiber für<br />
die Nutzung des Systems <strong>bei</strong> Boehr<strong>in</strong>ger Ingelhe<strong>im</strong>. Vielmehr<br />
standen Transparenz und Sicherheit des Prozesses<br />
ganz oben auf <strong>der</strong> Agenda <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Konzipierung. „Bei<br />
e<strong>in</strong>em <strong>der</strong>art umfangreichem Prozess <strong>in</strong> H<strong>in</strong>blick auf die<br />
Verfügbarkeit <strong>der</strong> Conta<strong>in</strong>er stellte sich nicht nur die Anfor<strong>der</strong>ung<br />
an die <strong>der</strong> Wirtschaftlichkeit, son<strong>der</strong>n vielmehr<br />
die Frage: Wie würden wir den Prozess ohne das <strong>RFID</strong>-<br />
Behältermanagement gestalten? Aus unserer Sicht wäre<br />
dies ohne <strong>RFID</strong> e<strong>in</strong>fach nicht möglich“, ist sich Markus<br />
Becker sicher.
46<br />
<strong>RFID</strong> <strong>im</strong> <strong>Blick</strong> | 10/2012 | E<strong>in</strong>e Plattform, vielfältige Anwendungen<br />
te <strong>bei</strong>spielsweise aus <strong>der</strong> Herstellung <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Verpackungszentrum<br />
gefahren werden, wurden mit GPS-Sen<strong>der</strong>n ausgestattet.<br />
Über e<strong>in</strong>e Sensorik <strong>im</strong> Inneren, die an die GPS-Transpon<strong>der</strong><br />
gekoppelt ist, werden auch die Information übermittelt, ob e<strong>in</strong><br />
Conta<strong>in</strong>er leer, gefüllt o<strong>der</strong> gestört ist und welche Temperatur<br />
<strong>im</strong> Inneren herrscht. Der Logistiker, <strong>der</strong> für den Transport <strong>der</strong><br />
Wechselkoffer zuständig ist, kann auf Grundlage <strong>der</strong> übermittelten<br />
Daten se<strong>in</strong>e Touren auf dem Werksgelände effizienter<br />
planen. „An<strong>der</strong>e Anfor<strong>der</strong>ung, selbe Software – ke<strong>in</strong> Problem“,<br />
fasst Markus Becker die für Boehr<strong>in</strong>ger Ingelhe<strong>im</strong> unkomplizierte<br />
Übertragung des Systems zusammen.<br />
<strong>RFID</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> mobilen Instandhaltung<br />
Neben dem <strong>RFID</strong>-Behältermanagement und <strong>der</strong> GPS-Wechselkofferortung<br />
wurde auf <strong>der</strong> AutoID-Plattform auch e<strong>in</strong>e Anwendung<br />
zur mobilen Instandhaltung am Standort <strong>in</strong> Ingelhe<strong>im</strong><br />
realisiert. Rund 2 000 Feuerschutztüren und 700 Leitern<br />
wurden mit <strong>RFID</strong>-Tags versehen, an denen sich Mitar<strong>bei</strong>ter<br />
mittels e<strong>in</strong>es mobilen Rea<strong>der</strong>s identifizieren. „Daraufh<strong>in</strong> erhält<br />
<strong>der</strong> Mitar<strong>bei</strong>ter den Wartungsplan zu <strong>der</strong> Identifikationsnummer,<br />
die auf dem Tag h<strong>in</strong>terlegt ist. So kann er <strong>in</strong> <strong>der</strong> Folge<br />
e<strong>in</strong>e Checkliste abar<strong>bei</strong>ten und <strong>im</strong> Anschluss synchronisieren.<br />
Die Ergebnisse <strong>der</strong> Kontrolle, die <strong>in</strong> Tagpilot dokumentiert<br />
werden, ersetzen so die Papierprüfung“, berichtet Markus Becker.<br />
Ziel: E<strong>in</strong> automatisierter Warene<strong>in</strong>gang<br />
Am Standort von Boehr<strong>in</strong>ger Ingelhe<strong>im</strong> <strong>in</strong> Biberach, an dem<br />
sich neben e<strong>in</strong>em Forschungscampus auch e<strong>in</strong>e Produktion<br />
von biotechnisch hergestellter Pharmazeutik bef<strong>in</strong>det, wurde<br />
<strong>in</strong> jüngster Vergangenheit e<strong>in</strong> automatisierter Warene<strong>in</strong>gang<br />
realisiert – ebenfalls auf <strong>der</strong> <strong>in</strong> den an<strong>der</strong>en AutoID-Projekten<br />
am Standort Ingelhe<strong>im</strong> genutzten Softwareplattform. Ziel war<br />
es, Bestellungen <strong>der</strong> Laborleiter <strong>in</strong> den Forschungsabteilungen<br />
schneller abwickeln zu können. „E<strong>in</strong>ige Lieferanten liefern <strong>in</strong><br />
Biberach zwei o<strong>der</strong> drei Paletten am Tag mit zirka 50 bis 70<br />
Geschäftsfel<strong>der</strong> von Boehr<strong>in</strong>ger Ingelhe<strong>im</strong><br />
Im Geschäftsbereich <strong>der</strong> Humanpharmazeutika stellt das<br />
Unternehmen verschreibungspflichtige Medikamente<br />
und Medikamente zur Selbstmedikation sowie Biopharmazeutika<br />
und Pharmachemikalien für Industriekunden<br />
her. Im zweiten großen Geschäftsbereich beschäftigt sich<br />
<strong>der</strong> Pharmakonzern mit <strong>der</strong> Tiergesundheit. Zur weiteren<br />
<strong>in</strong>tensiven Erforschung diese Bereiches hat Boehr<strong>in</strong>ger<br />
Ingelhe<strong>im</strong> <strong>in</strong> Hannover e<strong>in</strong> europäisches Forschungszentrum<br />
für Tier<strong>im</strong>pfstoffe errichtet, das <strong>im</strong> September 2012<br />
e<strong>in</strong>geweiht werden soll.<br />
Quelle: Ausgabe 10/2012, S. 40-57, ISSN 1860-5907<br />
e<strong>in</strong>zelnen Paketen an. Jedes Paket muss e<strong>in</strong>zeln <strong>in</strong> die Hand<br />
genommen und, mittels des Liefersche<strong>in</strong>s überprüft, <strong>im</strong> SAP-<br />
System gebucht werden. Bei 150 o<strong>der</strong> mehr Paketen ist dies<br />
e<strong>in</strong> zeit<strong>in</strong>tensiver Vorgang, somit konnte es mitunter zwei Tage<br />
dauern, bis die Pakete aus unserem Warene<strong>in</strong>gang <strong>bei</strong> den<br />
entsprechenden Abteilungen ankamen. In diesem Prozess lag<br />
also e<strong>in</strong> enormes Potenzial zur Opt<strong>im</strong>ierung, da <strong>in</strong> den Laboren<br />
<strong>bei</strong> Versuchsaufbauten die Zeit zum entschiedenen Faktor<br />
werden kann“, erläutert Markus Becker den Ist-Zustand vor <strong>der</strong><br />
E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>er automatisierten Lösung.<br />
E<strong>in</strong>wandfreie Pulklesung <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Warenanlieferung<br />
Im Juli 2012 realisierte Boehr<strong>in</strong>ger Ingelhe<strong>im</strong> e<strong>in</strong>en <strong>RFID</strong>-gestützen<br />
Warene<strong>in</strong>gang „Mit e<strong>in</strong>em unserer Lieferanten haben<br />
wir alle Pakete e<strong>in</strong>er Lieferung mit <strong>RFID</strong>-Tags versehen und<br />
fahren die mit den Paketen bepackte Palette <strong>in</strong> unserem Warene<strong>in</strong>gang<br />
durch e<strong>in</strong> <strong>RFID</strong>-Gate. Alle Waren werden so automatisiert<br />
mit dem elektronischen Liefersche<strong>in</strong> abgeglichen<br />
und <strong>in</strong> SAP verbucht. Wenn heute Waren <strong>bei</strong>spielsweise um<br />
halb zehn e<strong>in</strong>treffen, hat <strong>der</strong> Laborleiter dann vielleicht schon<br />
mittags se<strong>in</strong>e bestellten Proben.“ Auch <strong>bei</strong> diesem Prozess<br />
trifft die <strong>RFID</strong>-Technologie auf beson<strong>der</strong>e Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />
– ähnlich dem Behältermanagement. „In den Paketen bef<strong>in</strong>den<br />
sich häufig Flüssigkeiten, also eigentlich ke<strong>in</strong> ideales Umfeld<br />
für UHF. Auch werden die Pakete dicht gestapelt auf die Palet-<br />
Be<strong>im</strong> Lieferanten wird die auf e<strong>in</strong>em Barcode h<strong>in</strong>terlegte Packet ID mittels e<strong>in</strong>es MDE-<br />
Gerätes auf den <strong>RFID</strong>-Tag übertragen.<br />
ten gepackt. Dennoch wurden gleich alle Pakete <strong>der</strong> ersten Paletten<br />
<strong>bei</strong> <strong>der</strong> Live-Schaltung des Systems e<strong>in</strong>wandfrei erkannt.<br />
Das ist also ke<strong>in</strong> Pilotprojekt, um zu testen, ob die Pulklesung<br />
funktioniert, son<strong>der</strong>n vielmehr ist die <strong>RFID</strong>-Technologie<br />
hier e<strong>in</strong> entscheiden<strong>der</strong> Teil e<strong>in</strong>es neuen Gesamtprozesses,<br />
<strong>der</strong> e<strong>in</strong>en bestehenden Prozess ablöst und sehr viel effizienter<br />
macht“, berichtet Becker „Unser nächstes Ziel ist es jetzt, drei<br />
weitere Lieferanten mit <strong>in</strong> dieses System e<strong>in</strong>zub<strong>in</strong>den.“<br />
Ausblick: Was geht noch?<br />
Seit <strong>der</strong> E<strong>in</strong>führung <strong>im</strong> Behältermanagement 2008 konnten <strong>bei</strong><br />
Boehr<strong>in</strong>ger Ingelhe<strong>im</strong> mit Hilfe e<strong>in</strong>er AutoID-Plattform gleich<br />
mehrere Prozesse <strong>in</strong> unterschiedlichen Unternehmensbereichen<br />
opt<strong>im</strong>iert werden. Dennoch gibt es laut Markus Becker<br />
weiterh<strong>in</strong> großes Potenzial <strong>bei</strong> den genutzten AutoID-Lösungen:<br />
„Nehmen wir <strong>bei</strong>spielsweise unser Behältermanagement:<br />
Wir verfügen über exakte Daten aus vier Jahren. Möchten wir<br />
also <strong>in</strong> Zukunft unsere Materialflüsse überprüfen und neu gestalten,<br />
dann können wir auf e<strong>in</strong>e sehr hohe Dichte an verlässlichen<br />
Daten zurückgreifen. Wir bräuchten ke<strong>in</strong>e S<strong>im</strong>ulationen,<br />
die auf ungenauen Annahmen basieren. Um den Realbetrieb<br />
anhand <strong>der</strong> breiten Datenbasis zu überprüfen, müsste natürlich<br />
<strong>in</strong>vestiert werden, dennoch liegt dort noch e<strong>in</strong> großes Opt<strong>im</strong>ierungspotenzial.<br />
Da sehe ich den Bedarf und auch e<strong>in</strong>en<br />
kle<strong>in</strong>en Schatz, <strong>der</strong> noch gehoben werden kann.“<br />
UHF-Technologie trotzt schwierigen Umgebungsbed<strong>in</strong>gungen<br />
Die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Produktion <strong>bei</strong> Boehr<strong>in</strong>ger Ingelhe<strong>im</strong><br />
genutzten Granulat- und Bulkconta<strong>in</strong>er bestehen<br />
aus Metall. E<strong>in</strong> Umfeld, das 2008 noch als problematisch<br />
<strong>bei</strong> <strong>der</strong> Verwendung <strong>der</strong> UHF-<strong>RFID</strong>-<br />
Technologie galt. Zusätzlich müssen die an den<br />
Conta<strong>in</strong>ern angebrachten Transpon<strong>der</strong> weiteren<br />
physikalischen Herausfor<strong>der</strong>ungen standhalten.<br />
So werden die Conta<strong>in</strong>er <strong>bei</strong>spielsweise <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
Waschstraße automatisch gere<strong>in</strong>igt, die Transpon<strong>der</strong><br />
müssen daher Feuchtigkeit ebenso unbeschadet<br />
überstehen wie Temperaturen von rund 120<br />
Grad Celsius. Nach umfangreichen Tests nutzte<br />
<strong>der</strong> Ingelhe<strong>im</strong>er Pharmakonzern <strong>bei</strong>m Start 2008<br />
UHF-On-Metal-Transpon<strong>der</strong> des Herstellers Confidex,<br />
den Survivor UHF 240-bit EPC + 512-bit<br />
NXP G2XM. Der zusätzliche Speicherbereich von<br />
512 Bit könne zukünftig dazu genutzt werden,<br />
Daten, wie <strong>bei</strong>spielsweise Material, Charge und<br />
Fertigungsauftrag zu dem <strong>im</strong> Conta<strong>in</strong>er transportierten<br />
Stoffen zu speichern.<br />
E<strong>in</strong>e Plattform, vielfältige Anwendungen | 10/2012 | <strong>RFID</strong> <strong>im</strong> <strong>Blick</strong> 47<br />
„Mithilfe des <strong>RFID</strong>-gestützten Systems<br />
haben wir unser Behältermanagement<br />
nicht nur h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Transparenz opt<strong>im</strong>iert,<br />
vielmehr wäre <strong>der</strong> Prozess ohne<br />
<strong>RFID</strong> zur Identifizierung <strong>der</strong> Conta<strong>in</strong>er<br />
heute nicht mehr denkbar.“<br />
Markus Becker, System Analyst,<br />
Boehr<strong>in</strong>ger Ingelhe<strong>im</strong><br />
E<strong>in</strong> UHF-<strong>RFID</strong>-Gate <strong>im</strong> Warene<strong>in</strong>gang des Standortes <strong>in</strong> Biberach sorgt für e<strong>in</strong>e 100-prozentige<br />
Erfassung aller Pakete e<strong>in</strong>es Geb<strong>in</strong>des.
<strong>Intralogistik</strong> <strong>bei</strong> Bosch<br />
Im Rahmen des RAN-Projektes wurde <strong>bei</strong> Bosch<br />
<strong>in</strong> Homburg e<strong>in</strong>e prototypische IT-Infrastruktur<br />
aufgebaut, die e<strong>in</strong>heitliche Informationen entlang<br />
<strong>der</strong> Supply-Cha<strong>in</strong> zur Verfügung stellt. Die<br />
<strong>RFID</strong>-Technologie war hier<strong>bei</strong> e<strong>in</strong> Impulsgeber<br />
<strong>bei</strong> <strong>der</strong> Realisierung e<strong>in</strong>er durchgängigen <strong>der</strong><br />
Transparenz <strong>der</strong> Prozessketten. Zukünftig gilt<br />
es die prototypische Struktur <strong>in</strong> die bestehende<br />
IT-System zu <strong>in</strong>tegrieren.<br />
Transparenz <strong>in</strong> <strong>der</strong> Produktion<br />
Supply-Cha<strong>in</strong>-Visibility<br />
mit <strong>RFID</strong><br />
Durchgängige Transparenz <strong>bei</strong> Bosch <strong>in</strong> Homburg –<br />
von <strong>der</strong> Produktion bis zum Kunden<br />
Ist <strong>der</strong> Wunsch nach Transparenz <strong>in</strong> <strong>in</strong>ternen und<br />
externen Prozessabläufen ohne zusätzliche manuelle<br />
Aufwände zur Datenerfassung e<strong>in</strong>e Utopie?<br />
Im Rahmen des vom Bundesm<strong>in</strong>isterium für Wirtschaft und<br />
Technologie (BMWi) geför<strong>der</strong>ten Forschungsprojekts RAN<br />
(<strong>RFID</strong> based Automotive Network) wurde <strong>bei</strong> Bosch <strong>in</strong> Homburg<br />
<strong>in</strong> Zusammenar<strong>bei</strong>t mit e<strong>in</strong>em namhaften Projektkonsortium<br />
e<strong>in</strong>e IT-Infrastruktur prototypisch aufgebaut, die es<br />
ermöglicht, e<strong>in</strong>heitliche Informationen entlang <strong>der</strong> Supply-<br />
Cha<strong>in</strong> zur Verfügung zu stellen. Basierend auf standardisierten<br />
Prozessen können die Informationen zwischen den beteiligten<br />
Partnern rollenspezifisch <strong>in</strong> Echtzeit ausgetauscht werden. Die<br />
so gewonnenen Daten lassen sich heute schon <strong>in</strong> ersten Prototypen<br />
zur Opt<strong>im</strong>ierung von Wertströmen verwenden.<br />
<strong>RFID</strong> als Impulsgeber<br />
Quelle: Ausgabe 10/2012, S. 40-57, ISSN 1860-5907<br />
O<strong>der</strong> ist die durchgängige Supply-Cha<strong>in</strong>-Visibility<br />
auf Basis <strong>der</strong> heute zur Verfügung stehenden<br />
technischen Lösungen realisierbar?<br />
Zur Datenerfassung kann grundsätzlich jede AutoID-Technologie<br />
verwendet werden, vorzugsweise kommt jedoch <strong>RFID</strong><br />
als wesentlicher Impulsgeber zum E<strong>in</strong>satz. Der Vorteil dieser<br />
Technologie liegt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Möglichkeit, automatisch Daten <strong>im</strong><br />
physischen Prozessablauf zu gew<strong>in</strong>nen und, <strong>im</strong> Gegensatz<br />
zu Barcodelösungen, nicht auf den direkten Sichtkontakt zu<br />
den bewegten Objekten angewiesen zu se<strong>in</strong>. Auch wenn die<br />
<strong>RFID</strong>-Technologie bereits <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnen Anwendungen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Automobil<strong>in</strong>dustrie e<strong>in</strong>gesetzt wird, so fehlten bisher die Stan-<br />
dards, um zwischen Unternehmen flächendeckende Lösungen<br />
e<strong>in</strong>es eventbasierten Datenaustausches e<strong>in</strong>zuführen. Hier hat<br />
RAN wesentliche Vorar<strong>bei</strong>ten geleistet, die es nun <strong>in</strong> übergreifende<br />
Prozessketten zu realisieren gilt.<br />
Automatisierte Nachschubprozesse<br />
Bosch hat <strong>im</strong> Jahr 2008 e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>ternen, weltweit verfügbaren<br />
Standard für <strong>RFID</strong>-Anwendungen <strong>in</strong> den Bosch-Werken geschaffen.<br />
Bereits hier war das Werk <strong>in</strong> Homburg Pilot für die ersten<br />
Anwendungen mit <strong>der</strong> neuen Technik. Zwischenzeitlich vertritt<br />
e<strong>in</strong> Projektteam an diesem Standort das Unternehmen <strong>im</strong> RAN-<br />
Forschungsprojekt und realisiert erste unternehmensübergreifende<br />
Lösungen. Während <strong>bei</strong>m heutigen Bosch-<strong>in</strong>ternen Standard<br />
pro Monat bis zu 150 000 <strong>RFID</strong>-gestützte Buchungen <strong>im</strong><br />
Werk und mehr als e<strong>in</strong>e Million Buchungen <strong>bei</strong> Bosch weltweit<br />
durchgeführt werden, stehen die übergreifenden Lösungen noch<br />
am Anfang. Die <strong>in</strong>ternen Lösungen decken heute fast sämtliche<br />
Nachschubprozesse <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Bosch-Werke ab. Das Nachbestellen<br />
von Rohstoffen, Verpackungen, Werkzeugen, Hilfs- und<br />
Betriebsstoffen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Produktion, aber auch die Bestellung von<br />
Büromaterial kann mittels e<strong>in</strong>er <strong>RFID</strong>-Kanbanlösung durchgeführt<br />
werden. Voraussetzungen bilden nach Lean-Pr<strong>in</strong>zipien gestaltete<br />
Prozesse, die e<strong>in</strong>en hohen Grad an Standardisierung und<br />
e<strong>in</strong>e große Prozessstabilität aufweisen.<br />
Standardisierter Aufbau von <strong>RFID</strong>-Hardware am Beispiel e<strong>in</strong>es <strong>RFID</strong>-Gates <strong>im</strong> Rahmen des<br />
Forschungsprojekts RAN <strong>bei</strong> Bosch <strong>in</strong> Homburg (Saar)<br />
Reduzierte Handl<strong>in</strong>gschritte <strong>im</strong> Wertstrom<br />
In den Pilotanwendungen reichen die <strong>RFID</strong>-Lösungen bereits<br />
heute über die Unternehmensgrenzen h<strong>in</strong>aus. Bei e<strong>in</strong>em Verpackungslieferanten<br />
werden die Packstoffe mittels <strong>RFID</strong> nachbestellt.<br />
Der Lieferant stattet die Geb<strong>in</strong>de <strong>bei</strong>m Versand mit e<strong>in</strong>em<br />
<strong>RFID</strong>-Tag aus, womit die Anlieferung <strong>der</strong> Paletten durch <strong>RFID</strong>-<br />
Gates an den Hallene<strong>in</strong>gängen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Fertigung automatisch erfasst<br />
wird. Aufgrund <strong>der</strong> erzielten Prozessstabilität <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />
<strong>bei</strong> den Leseraten ist es möglich, den Prozess flächendeckend<br />
als Standard <strong>im</strong> Werk auszurollen. Be<strong>im</strong> kundenseitigen Piloten<br />
stattet Bosch die Lieferungen mit <strong>RFID</strong>-Tags aus. Der Kunde<br />
bestellt mittels <strong>RFID</strong>-Scan nach, dies jedoch genau zu dem<br />
Zeitpunkt, wenn die angelieferte Ware an die Produktionsl<strong>in</strong>ie<br />
geliefert und somit auch tatsächlich verbraucht wird.<br />
In <strong>bei</strong>den Fällen war es möglich, Bestände und Handl<strong>in</strong>gschritte<br />
<strong>im</strong> Wertstrom zu reduzieren. Gleichzeitig konnten die Anlieferfrequenz<br />
und die Prozesstransparenz erhöht werden. Aktuell<br />
basieren <strong>bei</strong>de Lösungen noch auf <strong>der</strong> Bosch-<strong>in</strong>ternen Kanban-<br />
Supply-Cha<strong>in</strong>-Visibility mit <strong>RFID</strong> | 10/2012 | <strong>RFID</strong> <strong>im</strong> <strong>Blick</strong> 49<br />
Bestellung von Rohstoffen durch Mitar<strong>bei</strong>ter<strong>in</strong> mittels <strong>RFID</strong>-Kanban<br />
lösung. Doch <strong>bei</strong> <strong>der</strong> kundenseitigen Lösung erfolgt <strong>der</strong> Datenaustausch<br />
bereits heute nach den <strong>in</strong> RAN entwickelten Datenstandards.<br />
Bei den ausgetauschten Bus<strong>in</strong>ess-Events handelt es<br />
sich um Automotive Bus<strong>in</strong>ess Vocabulary konforme XML-Files.<br />
Transparenz <strong>in</strong> Logistik und <strong>bei</strong> E<strong>in</strong>zelteilen<br />
Im Rahmen e<strong>in</strong>es weiterführenden Tests wurde geme<strong>in</strong>sam<br />
mit e<strong>in</strong>em RAN-Partner <strong>der</strong> durchgängige Informationsaustausch<br />
entlang <strong>der</strong> Lieferkette <strong>in</strong> Testsystemen realisiert. Da<strong>bei</strong><br />
wurden e<strong>in</strong>zelne Bosch-Produkte am Produktionsende <strong>in</strong>dividuell<br />
erfasst und mit e<strong>in</strong>em abnehmbaren <strong>RFID</strong>-Tag versehen.<br />
Im Anschluss fand e<strong>in</strong> mehrstufiger Verpackungsprozess statt.<br />
Danach erfolgte die Lieferung <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Motorenwerk, wo die E<strong>in</strong>zelteile<br />
verbaut wurden. Anschließend wurden die Motoren<br />
an e<strong>in</strong> Fertigfahrzeugwerk geliefert und dort <strong>im</strong> Fahrzeug verbaut.<br />
Alle Schritte wurden mittels <strong>RFID</strong> erfasst und die Eventdaten<br />
wurden <strong>in</strong> Echtzeit zwischen den Partnern ausgetauscht.<br />
Somit zeigt sich, dass neben <strong>der</strong> angestrebten logistischen Prozesstransparenz<br />
auch das Ziel <strong>der</strong> teile<strong>in</strong>dividuellen Rückverfolgbarkeit<br />
mithilfe dieses Ansatzes erreicht werden kann.<br />
Ausblick<br />
Weiterführende Projekte, die durch e<strong>in</strong>e zentrale Projektgruppe<br />
koord<strong>in</strong>iert werden, sollen weitere Anfor<strong>der</strong>ungen aufnehmen<br />
und diese übergreifend für die gesamte Bosch-Gruppe<br />
abst<strong>im</strong>men. So wird es zukünftig möglich se<strong>in</strong>, auf Basis von<br />
Eventdaten e<strong>in</strong>e Vielzahl weiterer Anwendungen, <strong>bei</strong>spielsweise<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Instandhaltung, <strong>im</strong> Werkzeugmanagement und<br />
dem <strong>in</strong>ternen Handl<strong>in</strong>g von Gefahrstoffen, umzusetzen. Durch<br />
Verwendung e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>heitlichen Plattform zur Speicherung <strong>der</strong><br />
Eventdaten lassen sich Synergieeffekte erzielen, die weit über<br />
die heute diskutierte Supply-Cha<strong>in</strong>-Transparenz h<strong>in</strong>ausreichen.<br />
Zudem werden sich durch die somit erstmals <strong>in</strong>tegriert<br />
vorhandenen Daten auf e<strong>in</strong>er Bosch-<strong>in</strong>ternen Plattform neue<br />
Anwendungsfel<strong>der</strong> ergeben. Diese reichen von <strong>der</strong> Vermeidung<br />
von Verschwendung <strong>in</strong> bestehenden Prozessen bis h<strong>in</strong><br />
zur kompletten Neugestaltung von Prozessabläufen.<br />
Was heute noch fehlt, ist die durchgängige Integration dieser<br />
Lösungen <strong>in</strong> die bestehende IT-Infrastruktur <strong>der</strong> Unternehmen.<br />
Bei Bosch wird zurzeit e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>terne, weltweit verfügbare<br />
IT-Plattform für die Erfassung und den unternehmensübergreifenden<br />
Austausch von Eventdaten aufgebaut. Erste produktive<br />
Anwendungen s<strong>in</strong>d noch <strong>in</strong> 2012 zu erwarten.
Herausfor<strong>der</strong>ung Chemielogistik<br />
Das „Europäische Übere<strong>in</strong>kommen über die Beför<strong>der</strong>ung<br />
gefährlicher Güter auf <strong>der</strong> Straße“<br />
enthält beson<strong>der</strong>e Vorschriften für den Straßenverkehr<br />
h<strong>in</strong>sichtlich Verpackung, Ladungssicherung<br />
und Kennzeichnung von Gefahrgut. Die<br />
überstaatlichen Vorschriften s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> nationales<br />
Recht übernommen worden. Analog dazu existie-<br />
ren Übere<strong>in</strong>kommen zum Transport zu Wasser<br />
und auf <strong>der</strong> Schiene. Die Nichtbeachtung von<br />
Rechtsvorschriften zu Transport und Lagerung<br />
von gefährlichen Stoffen begründen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel<br />
Ordnungswidrigkeiten, die mit Bußgel<strong>der</strong>n <strong>in</strong><br />
fünfstelliger Höhe o<strong>der</strong> <strong>im</strong> Extremfall sogar mit<br />
Freiheitsstrafen geahndet werden können.<br />
Chemielogistik<br />
Sicherheit hat Vorfahrt<br />
Chemion setzt auf vernetzte IT-Services<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Chemielogistik<br />
Die Logistik von chemischen Stoffen und Gefahrgütern<br />
ist mit beson<strong>der</strong>en Herausfor<strong>der</strong>ungen verbunden.<br />
Der Logistikdienstleister Chemion setzt<br />
da<strong>bei</strong> auf neue Technologien und e<strong>in</strong>e Vernetzung<br />
<strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Unternehmense<strong>in</strong>heiten. <strong>RFID</strong> sei<br />
Der Transport und die Lagerung von gefährlichen Stoffen unterliegen<br />
strikten <strong>in</strong>ternationalen und nationalen Vorgaben h<strong>in</strong>sichtlich<br />
<strong>der</strong> Ausstattung von Lagerzonen, Zusammenlagerungsverbote<br />
best<strong>im</strong>mter Stoffe und Anfor<strong>der</strong>ungen an den Explosionsschutz.<br />
Vorschriften zur Lagerungsdauer und -temperatur gilt es ebenfalls<br />
zu beachten. „E<strong>in</strong> höherer Automatisierungsanteil opt<strong>im</strong>iert nicht<br />
nur Lagerprozesse, son<strong>der</strong>n ist auch e<strong>in</strong> nicht zu unterschätzen<strong>der</strong><br />
Sicherheitsaspekt, gerade da die von uns transportierten und gelagerten<br />
Güter zu rund 65 Prozent Gefahrgüter und gefährliche Stoffe<br />
s<strong>in</strong>d. Mögliche Unfälle mit chemischen Erzeugnissen <strong>im</strong> Lager<br />
wären folgenschwer. „Je automatisierter Lagerprozesse organisiert<br />
s<strong>in</strong>d, desto ger<strong>in</strong>ger ist das Risiko für Mitar<strong>bei</strong>ter und Umwelt“, so<br />
Roger Christoph Boungou.<br />
Leerconta<strong>in</strong>erverwaltung mit <strong>RFID</strong><br />
Nicht nur das Lagermanagement bietet Potenziale zur Opt<strong>im</strong>ierung<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Chemielogistik. Auch <strong>in</strong> den angeschlossenen Logistikprozessen<br />
setzt Chemion auf technische Innovationen. Bereits<br />
seit 2006 wird e<strong>in</strong>e <strong>RFID</strong>-Lösung zur E<strong>in</strong>- und Auslagerung von<br />
Leerconta<strong>in</strong>ern am Chemion-Standort <strong>im</strong> Chempark Leverkusen<br />
e<strong>in</strong>gesetzt. Die auf <strong>der</strong> LF-Frequenz basierende Anwendung reduziert<br />
den manuellen Aufwand <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Conta<strong>in</strong>erverwaltung, da<br />
die getaggten Conta<strong>in</strong>er automatisch erkannt werden. Durch e<strong>in</strong>e<br />
SAP-basierte Lagerverwaltung wird die Sicherheit <strong>der</strong> Prozesse erhöht,<br />
da Verwechselungen <strong>der</strong> Conta<strong>in</strong>er ausgeschlossen werden<br />
können.<br />
<strong>RFID</strong> für die Zufahrtssteuerung<br />
Aktuell ar<strong>bei</strong>tet Chemion <strong>im</strong> Bereich des Straßentransports an<br />
e<strong>in</strong>em neuen Konzept zum <strong>RFID</strong>-E<strong>in</strong>satz. „Dieses Projekt bef<strong>in</strong>det<br />
sich <strong>der</strong>zeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Pflichtenheft-Phase und wird <strong>im</strong> 2. Quartal<br />
2013 pilotiert“, so Boungou. Dazu hat Chemion e<strong>in</strong>en etablierten<br />
Partner am Markt gefunden, <strong>der</strong> als Generalunternehmer für die<br />
Bereitstellung <strong>der</strong> Software und Hardware fungiert. Die Lösung<br />
sieht vor, dass Zugmasch<strong>in</strong>enen, Auflieger und Conta<strong>in</strong>er, welche<br />
die Chempark-Standorte anfahren, mit aktiven <strong>RFID</strong>-Tags<br />
versehen werden. Die Lkw werden <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Durchfahrt mittels<br />
Rea<strong>der</strong>-Gates erkannt. Die Fahrer identifizieren sich mittels e<strong>in</strong>es<br />
passiven <strong>RFID</strong>-Tags sowie biometrischen Merkmalen an e<strong>in</strong>em<br />
Selbstbedienungsterm<strong>in</strong>al und erhalten dort ihre Papiere.<br />
Ohne auszusteigen kann die Fahrt, nach erfolgter Verwiegung,<br />
<strong>in</strong> den Chempark fortgesetzt werden. „Das gelieferte Standard-<br />
System lässt sich perfekt <strong>in</strong> unsere Systemlandschaft <strong>in</strong>tegrieren<br />
und auf unsere Bedürfnisse anpassen“, erläutert Boungou. „Mittels<br />
umfangreicher Schnittstellenmöglichkeiten s<strong>in</strong>d wir <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
e<strong>in</strong>e Technologie, die da<strong>bei</strong> weitere Serviceoptionen<br />
eröffnet, sagt Roger Christoph Boungou, Referatsleiter<br />
Organisation und Informationstechnologie<br />
<strong>bei</strong> Chemion Logistik gegenüber “<strong>RFID</strong><br />
<strong>im</strong> <strong>Blick</strong>“.<br />
Lage, alle benötigten Hard- und Softwarekomponenten, die für<br />
e<strong>in</strong>en opt<strong>im</strong>alen Lkw-Umlauf benötigt werden, mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> zu<br />
verb<strong>in</strong>den.“ Bis Ende 2012 seien alle konkreten Systemanfor<strong>der</strong>ungen<br />
formuliert. In mehreren Stufen wird <strong>der</strong> Rollout an allen<br />
drei Standorten des Logistikdienstleisters erfolgen.<br />
Ziel: Durchgängige Supply-Cha<strong>in</strong><br />
„Wir sehen uns als Innovationsführer <strong>bei</strong>m E<strong>in</strong>satz neuer Technologien.<br />
Sicherlich werden wir weiterh<strong>in</strong> unsere Ar<strong>bei</strong>t verstärkt auf<br />
Themen fokussieren, die uns die Nähe zu unseren bestehenden und<br />
potenziellen Kunden <strong>im</strong> Chempark bietet und uns unternehmensweit<br />
prozessorientierter aufstellen“, sagt Boungou und blickt <strong>in</strong> die<br />
Zukunft: „In diesem Zusammenhang ist die IT def<strong>in</strong>itiv e<strong>in</strong> zentrales<br />
Thema, da sie uns weitere Serviceoptionen eröffnet. Dazu gehören<br />
e<strong>in</strong> ausgeweiteter <strong>RFID</strong>-E<strong>in</strong>satz, die Verwendung mobiler Auto-<br />
ID-Technologien, workfloworientierte Tools sowie e<strong>in</strong>e verstärkte<br />
Schnittstellen<strong>in</strong>tegration, um e<strong>in</strong> durchgängiges und <strong>in</strong>novatives<br />
Supply-Cha<strong>in</strong>-Management betreiben zu können.“<br />
Chemion Logistik<br />
Quelle: Ausgabe 10/2012, S. 40-57, ISSN 1860-5907<br />
Sicherheit hat Vorfahrt | 10/2012 | <strong>RFID</strong> <strong>im</strong> <strong>Blick</strong> 51<br />
Der Chempark mit se<strong>in</strong>en drei Standorten <strong>in</strong> Leverkusen, Dormagen und Krefeld-<br />
Uerd<strong>in</strong>gen und e<strong>in</strong>er Gesamtfläche von rund elf Quadratkilometern, zirka 1 800 Gebäuden<br />
sowie e<strong>in</strong>em Werksstraßennetz von rund 102 Kilometern ist e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> größten<br />
Chemieparks <strong>in</strong> Europa. Mehr als 70 Unternehmen aus den Bereichen Produktion,<br />
Forschung und Dienstleistung <strong>in</strong> <strong>der</strong> chemischen Industrie s<strong>in</strong>d hier ansässig.<br />
Das 2001 aus dem Bayer-Konzern entstandenen Unternehmen,<br />
und heutige Tochtergesellschaft des Chempark-<br />
Betreibers Currenta, bietet logistische Dienstleistungen <strong>im</strong><br />
Umfeld von Chemikalien, Gefahrgütern und gefährlichen<br />
Stoffen an. Rund 1 000 Mitar<strong>bei</strong>ter s<strong>in</strong>d an den drei Standorten<br />
<strong>in</strong> Leverkusen, Dormagen und Krefeld-Uerd<strong>in</strong>gen<br />
beschäftigt.
<strong>Intralogistik</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wissenschaft<br />
Der Begriff <strong>der</strong> <strong>Intralogistik</strong> hat nicht nur e<strong>in</strong>e neue Branche geschaffen, <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Unternehmen aus verschiedenen Betätigungsfel<strong>der</strong>n, wie <strong>der</strong> Materialfluss- und<br />
För<strong>der</strong>technik, <strong>der</strong> Softwareentwicklung o<strong>der</strong> <strong>der</strong> AutoID-Technologien agieren,<br />
son<strong>der</strong>n bietet Forschungse<strong>in</strong>richtungen und Universitäten e<strong>in</strong> neudef<strong>in</strong>iertes<br />
Feld für <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>äre wissenschaftliche Untersuchungen und Konzeptionen<br />
<strong>in</strong>novativer Ansätze mit dem <strong>Blick</strong> über den Tellerrand <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen beteiligten<br />
Fachgebiete h<strong>in</strong>aus.<br />
Interview<br />
E<strong>in</strong> Begriff wird<br />
E<strong>in</strong> Begriff wird zum Gesicht e<strong>in</strong>er Branche | 10/2012 | <strong>RFID</strong> <strong>im</strong> <strong>Blick</strong> 53<br />
zum Gesicht e<strong>in</strong>er Branche<br />
Bedeutung <strong>der</strong> <strong>Intralogistik</strong> wird zukünftig weiter zunehmen<br />
Vor rund acht Jahren erschien <strong>der</strong> Begriff ‚<strong>Intralogistik</strong>‘<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> öffentlichen Wahrnehmung. Das Ar<strong>bei</strong>tsgebiet<br />
<strong>der</strong> Branche wurde zwar nicht neu erfunden, dennoch<br />
entwickelte sie sich seitdem positiv, wie es die wirtschaft-<br />
Herr Prof. Günthner, acht Jahre nachdem durch Gründung des<br />
Forums <strong>Intralogistik</strong> <strong>der</strong> Branchenbegriff öffentlich geprägt wurde,<br />
wie beurteilen Sie die Entwicklung seitdem?<br />
Rückblickend lässt sich sagen, dass <strong>der</strong> VDMA mit <strong>der</strong> Gründung<br />
des Forums <strong>der</strong> Branche e<strong>in</strong> neues, frisches Gesicht gegeben<br />
hat. Mit <strong>der</strong> Wortwahl ‚<strong>Intralogistik</strong>‘ sollte e<strong>in</strong> Oberbegriff<br />
für die Branche <strong>der</strong> För<strong>der</strong>- und Automatisierungstechnik<br />
gefunden werden. Aus heutiger Sicht denke ich, dass dieses<br />
Vorhaben sehr gut gelungen ist. Der Begriff hat sich sogar <strong>in</strong>ternational<br />
durchgesetzt. Neben dem Imagezuwachs ist auch<br />
<strong>der</strong> wirtschaftliche Erfolg dieser Branche bee<strong>in</strong>druckend.<br />
Trotz des starken Rückgangs <strong>in</strong> den Jahren 2008 und 2009<br />
liegt <strong>der</strong> Umsatz <strong>der</strong> Branche heute zwischen 30 und 40 Prozent<br />
über dem Niveau von 2004. Ich hätte vor acht Jahren den<br />
Erfolg <strong>der</strong> Branche <strong>in</strong> dieser Ausprägung nicht vorausgesehen.<br />
Mit <strong>Blick</strong> auf das <strong>RFID</strong>-AZM: Ist die Anzahl an Forschungsprojekten<br />
zum <strong>RFID</strong>-E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Intralogistik</strong> parallel zur Branche<br />
stark gewachsen?<br />
Die Entwicklung <strong>der</strong> <strong>RFID</strong>-Forschungsprojekte orientierte<br />
sich nicht an <strong>der</strong> Branche <strong>der</strong> <strong>Intralogistik</strong>, son<strong>der</strong>n vielmehr<br />
an dem Verlauf <strong>der</strong> allgeme<strong>in</strong>en Entwicklung <strong>im</strong> Bereich <strong>RFID</strong><br />
<strong>der</strong> vergangenen fünf bis sieben Jahre. Anfänglich ist die Zahl<br />
<strong>der</strong> Forschungsprojekte nach Gründung des <strong>RFID</strong>-Anwen<strong>der</strong>zentrum<br />
München stark gestiegen. In den letzten drei Jahren<br />
verzeichnen wir e<strong>in</strong>e Stagnation o<strong>der</strong> sogar leichten Rückgang<br />
- vor allem <strong>in</strong> den anwendungsnahen Forschungen. Gleichwohl<br />
werden weiterh<strong>in</strong> Forschungsprojekte durchgeführt sowie<br />
<strong>RFID</strong>-E<strong>in</strong>führungen <strong>in</strong> Unternehmen untersucht und auch<br />
vorangetrieben. In <strong>der</strong> Forschung sehe ich langfristig Tendenzen<br />
<strong>in</strong> Richtung <strong>der</strong> Smart Objects und <strong>der</strong> Lokalisierung.<br />
Herr Prof. Günthner, bitte wagen Sie e<strong>in</strong>en <strong>Blick</strong> <strong>in</strong> die Glaskugel:<br />
Welche Trends werden die <strong>Intralogistik</strong> <strong>in</strong> den Jahren 2012<br />
bis 2015 maßgeblich bee<strong>in</strong>flussen?<br />
Entwicklungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Intralogistik</strong> s<strong>in</strong>d <strong>im</strong>mer abhängig von<br />
großen, allgeme<strong>in</strong>en Megatrends. Somit erwarte ich <strong>in</strong> den<br />
nächsten Jahren e<strong>in</strong>e deutliche Verbesserung <strong>bei</strong> energie- und<br />
ressourcenschonenden Logistiklösungen. Hier sehe ich - sehr<br />
pauschal gesprochen - für den Zeitraum <strong>der</strong> kommenden<br />
drei Jahre durchaus E<strong>in</strong>sparpotenziale von 20 o<strong>der</strong> sogar 30<br />
Prozent. In Bezug auf e<strong>in</strong>e zunehmend alternde Gesellschaft<br />
werden ergonomischere Lösungen e<strong>in</strong>en starken E<strong>in</strong>fluss auf<br />
Quelle: Ausgabe 10/2012, S. 40-57, ISSN 1860-5907<br />
lichen Kennzahlen aufzeigen. Im Gespräch mit „<strong>RFID</strong><br />
<strong>im</strong> <strong>Blick</strong>“ schaut Prof. Dr.-Ing. Willibald Günthner auf<br />
den Aufschwung zurück, um dann zuversichtlich auf zukünftige<br />
Herausfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> <strong>Intralogistik</strong> zu blicken.<br />
„Die ar<strong>bei</strong>tsteilige Wertschöpfung wird<br />
zukünftig nicht abnehmen und somit wird<br />
auch die Wichtigkeit <strong>der</strong> <strong>Intralogistik</strong> <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> gesamtwirtschaftlichen Betrachtung<br />
weiter an Bedeutung zunehmen.“<br />
Prof. Dr.-Ing. Dipl.-Wi.-Ing.<br />
Willibald A. Günthner<br />
Ord<strong>in</strong>arius des Lehrstuhls für<br />
För<strong>der</strong>technik Materialfluss Logistik<br />
(fml), Technische Universität<br />
München<br />
die Entwicklung <strong>der</strong> <strong>Intralogistik</strong> haben. Viele <strong>in</strong>tralogistische<br />
Prozesse bleiben manuell geprägt. Hier gilt es, ältere Mitar<strong>bei</strong>ter<br />
durch technische Lösungen zu unterstützen. Mit <strong>Blick</strong><br />
auf die Automatisierung werden Systeme nicht die vorhandenen<br />
Mitar<strong>bei</strong>ter ersetzen, son<strong>der</strong>n eher fehlende Mitar<strong>bei</strong>ter<br />
ausgleichen müssen. Von <strong>der</strong> <strong>RFID</strong>-Technologie erwarte ich,<br />
dass sie auch weiterh<strong>in</strong> e<strong>in</strong> wichtiger Treiber <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Suche<br />
nach <strong>in</strong>novativen Lösungen se<strong>in</strong> wird. Übergreifend ist e<strong>in</strong>e<br />
recht <strong>in</strong>teressante Entwicklung zu erwarten, die <strong>der</strong> <strong>Intralogistik</strong><br />
<strong>in</strong> den kommenden Jahren bevorsteht. Die Megatrends<br />
s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e Unbekannten. Unbekannt ist, wie <strong>der</strong> Mensch <strong>im</strong><br />
Zusammenspiel mit <strong>der</strong> Technik den Trends begegnet.
<strong>RFID</strong> am Fraunhofer IFF<br />
Im Kompetenzfeld Materialflusstechnik und -systeme MFT am Magdeburger Fraunhofer-Institut für<br />
Fabrikbetrieb und -automatisierung IFF werden neue Konzepte und <strong>in</strong>novative Lösungen für sichere<br />
Prozesse <strong>in</strong> standardisierten Logistikräumen mittels funk- und videobasierter Identifikation, Lokalisierung<br />
und Zustandserfassung von Objekten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Intra- und Transportlogistik erforscht und entwickelt.<br />
E<strong>in</strong> Highlight: das patentierte Pr<strong>in</strong>zip <strong>der</strong> Modenverwirbelungskammer für <strong>RFID</strong>-Anwendungen. Neben<br />
dem <strong>RFID</strong>-Labor, dem LogMotionLab, entwickeln die Forscher geme<strong>in</strong>sam mit an<strong>der</strong>en wissenschaftlichen<br />
E<strong>in</strong>richtungen <strong>im</strong> Galileo-Testfeld Sachsen-Anhalt <strong>in</strong>tegrierte Telematik- und Logistikanwendungen<br />
für die Logistikbranche, den öffentlichen Nahverkehr und die funkgestützte Kommunikation.<br />
Interview<br />
Verwirbelt ans Ziel<br />
<strong>RFID</strong> mit großem Potenzial <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Intralogistik</strong><br />
Weiterentwicklungen s<strong>in</strong>d gefragt<br />
In <strong>der</strong> Erforschung neuer Lösungen für die <strong>Intralogistik</strong> ist<br />
<strong>bei</strong>m Thema <strong>RFID</strong> noch nicht das Ende <strong>der</strong> Fahnenstange<br />
erreicht, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Pulklesung. Anwendungen, die<br />
vor e<strong>in</strong>iger Zeit noch nicht denkbar waren, haben heute den<br />
Herr Prof. Richter, seit 2004 gibt es das LogMotionLab des Fraunhofer<br />
IFF. Was veranlasste Sie, e<strong>in</strong> <strong>RFID</strong>-Labor <strong>in</strong>s Leben zu rufen?<br />
Die <strong>RFID</strong>-Technologie war anfänglich nicht für e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Logistik gedacht. Damals e<strong>in</strong>gesetzte Lösungen führten oftmals<br />
nicht zum gewünschten Ergebnis. E<strong>in</strong> Grund war, dass die Technik<br />
häufig von IT-Abteilungen gefor<strong>der</strong>t und e<strong>in</strong>geführt wurde und<br />
nicht von Automatisierungstechnikern, die eigentlich die Kenntnis<br />
über die funktechnischen Prozesse und <strong>der</strong>en Industrietauglichkeit<br />
haben. Am Fraunhofer IFF sahen wir jedoch die große Bedeutung<br />
<strong>der</strong> <strong>RFID</strong>-Technologie für die Logistik und <strong>Intralogistik</strong>.<br />
Das war <strong>der</strong> Startschuss für die Eröffnung des LogMotionLab. Dort<br />
entwickeln wir nicht nur neue Konzepte und Anwendungen mittels<br />
<strong>RFID</strong>- und Telematik-Technologien – <strong>in</strong>teressierte Unternehmen<br />
haben <strong>bei</strong> uns auch die Möglichkeit, Technologien kennenzulernen<br />
und damit zu exper<strong>im</strong>entieren.<br />
Wo erzeugt <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz von <strong>RFID</strong> Vorteile <strong>in</strong> <strong>in</strong>tralogistischen Prozessen?<br />
Das Auslesen mehrerer <strong>RFID</strong>-Transpon<strong>der</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Schritt ist e<strong>in</strong><br />
hochaktuelles Thema <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Intralogistik</strong>. E<strong>in</strong>e Pulklesung spart,<br />
wenn Sie e<strong>in</strong>e zu 100 Prozent sichere Leserate garantiert, e<strong>in</strong>en<br />
enormen manuellen Ar<strong>bei</strong>tsaufwand e<strong>in</strong>. Somit setzten wir uns das<br />
Ziel, die Pulklesung zu verbessern. Das gelang uns 2007, als wir<br />
das Verfahren zur Modenverwirbelung für uns entdeckt haben und<br />
für <strong>in</strong>tralogistische Anfor<strong>der</strong>ungen nutzbar machten. Aus unserer<br />
Sicht ist es auch heute das wirksamste Verfahren, das e<strong>in</strong>e sichere<br />
UHF-Pulkauslesung garantieren kann, ohne das Rücksicht auf die<br />
jeweilige Lage <strong>der</strong> Transpon<strong>der</strong> genommen werden muss. Auch ist<br />
das Verfahren skalierbar - von <strong>der</strong> Erfassung bepackter Kisten auf<br />
För<strong>der</strong>technik bis zu kompletten Lkw-Ladungen.<br />
Wo sehen Sie <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Pulklesung den Bedarf an technologischen Opt<strong>im</strong>ierungen?<br />
Wir verfolgen heute das Ziel, alle Transpon<strong>der</strong> <strong>in</strong> unterschiedlich def<strong>in</strong>ierten<br />
Räumen, also <strong>bei</strong>spielsweise e<strong>in</strong>er großen Transportbox o<strong>der</strong><br />
e<strong>in</strong>em Conta<strong>in</strong>er, zu erfassen. Da<strong>bei</strong> mangelt es aus unserer Sicht vor<br />
allem an <strong>der</strong> Performanz <strong>der</strong> <strong>RFID</strong>-Rea<strong>der</strong>. Wir kennen heute lediglich<br />
zwei <strong>RFID</strong>-Rea<strong>der</strong> auf dem <strong>in</strong>ternationalen Markt, die h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong><br />
Performanz unseren Anfor<strong>der</strong>ungen genügen. Alle an<strong>der</strong>en von uns<br />
bisher getesteten Modelle waren aus unterschiedlichen Gründen nicht<br />
leistungsfähig genug, um alle Transpon<strong>der</strong> sicher zu erfassen.<br />
Ist die Lösung <strong>der</strong> Modenverwirbelung technisch ausgereift?<br />
Ja. Wir sehen aber noch viel Potenzial <strong>in</strong> <strong>der</strong> Variation <strong>der</strong> Anwendungsmöglichkeiten.<br />
Bei Untersuchungen <strong>der</strong> Technologie<br />
Quelle: Ausgabe 10/2012, S. 40-57, ISSN 1860-5907<br />
Verwirbelt ans Ziel | 10/2012 | <strong>RFID</strong> <strong>im</strong> <strong>Blick</strong> 55<br />
Prozessen entlang <strong>der</strong> gesamten Supply-Cha<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>er höheren<br />
Effizienz verholfen. Doch die <strong>RFID</strong>-Technologie kann<br />
noch mehr leisten, so Prof. Dr. Klaus Richter vom Fraunhofer-Institut<br />
für Fabrikbetrieb und -automatisierung IFF.<br />
„Flexible und universell begrenzt e<strong>in</strong>setzbare<br />
AutoID-Lösungen s<strong>in</strong>d def<strong>in</strong>itiv e<strong>in</strong><br />
Trend <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Intralogistik</strong> <strong>der</strong> kommenden<br />
Jahre.“<br />
Prof. Dr.-Ing. Klaus Richter,<br />
Leiter Kompetenzfeld Materialflusstechnik<br />
und -systeme,<br />
Fraunhofer-Institut für Fabrikbetrieb<br />
und -automatisierung<br />
IFF<br />
haben wir <strong>bei</strong>spielsweise festgestellt, dass auch e<strong>in</strong> Aufzug, e<strong>in</strong>e<br />
Kühlkammer o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> Röntgenscanner e<strong>in</strong>e perfekte Modenverwirbelungskammer<br />
darstellen können, dadurch eröffnen sich neue<br />
E<strong>in</strong>satzmöglichkeiten. Auch flexible Gewebe s<strong>in</strong>d geeignet, e<strong>in</strong>e<br />
Kammer zu bilden. Dies würde auch dem Wunsch vieler Unternehmen<br />
nachkommen, für die Tunnelrea<strong>der</strong> o<strong>der</strong> umfangreiche <strong>RFID</strong>-<br />
Gate-Installationen aufgrund <strong>der</strong> Platzverhältnisse nicht umsetzbar<br />
s<strong>in</strong>d. Flexible und universell e<strong>in</strong>setzbare AutoID-Lösungen s<strong>in</strong>d def<strong>in</strong>itiv<br />
e<strong>in</strong> Trend <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Intralogistik</strong> <strong>der</strong> kommenden Jahre.<br />
Neben <strong>der</strong> Modenverwirbelung - wo setzt das Fraunhofer IFF weitere<br />
Schwerpunkte <strong>der</strong> Forschung und Entwicklung?<br />
E<strong>in</strong> weiterer Schwerpunkt s<strong>in</strong>d Projekte zur Entwicklung elektronischer<br />
Typenschil<strong>der</strong> für Komponenten <strong>im</strong> Masch<strong>in</strong>enbau und<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Flugzeug<strong>in</strong>dustrie. In diesem neuen Typenschild wird e<strong>in</strong><br />
<strong>RFID</strong>-Transpon<strong>der</strong>, zur Dokumentation von Wartungs- und Instandhaltungsar<strong>bei</strong>ten,<br />
mit e<strong>in</strong>em QR-Code komb<strong>in</strong>iert. Über den<br />
Code kann e<strong>in</strong>e Verb<strong>in</strong>dung mit <strong>der</strong> produktspezifischen Internetseite<br />
zum Abrufen weiterer Informationen aufgebaut werden, ohne<br />
den Umweg über das SAP-System. Hier kommen Smartphones <strong>in</strong>s<br />
Spiel, da sie heute stärker verbreitet s<strong>in</strong>d als re<strong>in</strong>e <strong>RFID</strong>-Handhelds.
<strong>Intralogistik</strong><br />
am Campus-Cluster Logistik<br />
Zielsetzung des Campus-Clusters<br />
Logistik an <strong>der</strong> RWTH Aachen ist es,<br />
komplexe Zusammenhänge von Logistik,<br />
Produktion und Dienstleistungen<br />
zu erforschen. Der E<strong>in</strong>satz <strong>der</strong><br />
<strong>RFID</strong>-Technologie auf Objektebene<br />
kann für die Planung und Steuerung<br />
logistischer Ketten benötigte Informationen<br />
bereitstellen. Technische<br />
Herausfor<strong>der</strong>ung da<strong>bei</strong> s<strong>in</strong>d jedoch<br />
noch e<strong>in</strong>e konstante Lesereichweite<br />
und die Pulklesefähigkeit. Ziel <strong>der</strong> anwendungsorientierten<br />
Forschungen<br />
ist e<strong>in</strong> High Resolution Management<br />
für e<strong>in</strong>e echtzeitfähige Supply-Cha<strong>in</strong>.<br />
Supply-Cha<strong>in</strong>-Management<br />
Auf dem Weg zur<br />
echtzeitfähigen Supply-Cha<strong>in</strong><br />
Smart Objects als Enabler für High-Resolution-Management<br />
Warenverfügbarkeit ist e<strong>in</strong>e zentrale Stellschraube <strong>bei</strong><br />
<strong>der</strong> Gestaltung effektiver Konsumgüter-Supply-Cha<strong>in</strong>s.<br />
Technologien wie <strong>RFID</strong> o<strong>der</strong> Sensorik <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung<br />
mit adaptiven logistischen Planungs- und Steuerungs-<br />
Ist die richtige Ware <strong>in</strong> ausreichen<strong>der</strong> Stückzahl zur richtigen<br />
Zeit <strong>in</strong> den Regalen verfügbar? Diese Frage ist e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> großen<br />
Herausfor<strong>der</strong>ungen <strong>im</strong> Handel. Ist e<strong>in</strong> Produkt nicht erhätlich,<br />
bleiben Kunden <strong>im</strong> schl<strong>im</strong>msten Fall weg. Die anwendungsorientierte<br />
Forschung am RWTH Aachen Campus Cluster Logistik<br />
befasst sich mit Methoden für das High Resolution Management,<br />
die es Unternehmen ermöglichen, genau solche Fragen zu beant-<br />
Quelle: Ausgabe 10/2012, S. 40-57, ISSN 1860-5907<br />
mechanismen liefern e<strong>in</strong> wichtiges Tool an die Hand, um<br />
diese Herausfor<strong>der</strong>ung zu meistern. High-Resolution-<br />
Management ist dafür e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> zentralen Forschungsansätze<br />
am RWTH Aachen Campus Cluster Logistik.<br />
worten. Ziel ist unter an<strong>der</strong>em, durch adaptive Prozessgestaltung<br />
auf aktuelle Ereignisse <strong>in</strong> <strong>der</strong> Supply-Cha<strong>in</strong> adäquat zu reagieren.<br />
Echtzeit<strong>in</strong>formationen liefern da<strong>bei</strong> die Basis für e<strong>in</strong>e genauere<br />
und schnelle Planung: Müssen Produktionsaufträge aufgrund best<strong>im</strong>mter<br />
Ereignisse <strong>in</strong> <strong>der</strong> Supply Cha<strong>in</strong> umgeplant werden? Wie<br />
groß müssen Bestände se<strong>in</strong>, um die Effizienz <strong>der</strong> gesamten Lieferkette<br />
zu erhöhen?<br />
Echtzeitfähigkeit durch höhere Granularität<br />
Intelligente Objekte stellen <strong>bei</strong>spielsweise mittels <strong>RFID</strong> diese Information<br />
<strong>in</strong> Echtzeit bereit. Auf Paletten-Ebene ermöglicht <strong>der</strong><br />
E<strong>in</strong>satz <strong>der</strong> <strong>RFID</strong>-Technologie, <strong>bei</strong>spielsweise für e<strong>in</strong>e schnelle<br />
Vere<strong>in</strong>nahmung <strong>der</strong> Ware, bereits e<strong>in</strong>e gewisse Echtzeitfähigkeit.<br />
Weitaus höher ist das Potenzial auf Case- o<strong>der</strong> Produkt-Ebene.<br />
Die Textil<strong>in</strong>dustrie macht bereits vor, welche Potenziale sich heben<br />
lassen, wenn e<strong>in</strong>zelne Verpackungen o<strong>der</strong> Objekte mit <strong>RFID</strong>-<br />
Tags versehen s<strong>in</strong>d und dadurch mehr Informationen <strong>in</strong> Echtzeit<br />
bereitstellen: Ergebnisse s<strong>in</strong>d nicht nur beschleunigte Inventuren<br />
o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Reduktion von Fehlern durch manuelle Aufwände son<strong>der</strong>n<br />
auch bessere Bestandsgenauigkeit und Warenverfügbarkeit<br />
auf <strong>der</strong> Fläche.<br />
Umsetzung neuer Forschungskonzepte<br />
Nicht zuletzt deshalb ist High Resolution Management e<strong>in</strong>er <strong>der</strong><br />
zentralen Forschungsansätze <strong>der</strong> anwendungsorientierten Forschung,<br />
die an dem vom FIR verantworteten Campus-Clusters<br />
Logistik betrieben wird. Zielsetzung ist es, komplexe Zusammenhänge<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Logistik, <strong>der</strong> Produktion und den Dienstleistungen<br />
erleb- und erforschbar zu machen. Ausgerichtet auf e<strong>in</strong>e völlig<br />
neue Form <strong>der</strong> <strong>in</strong>tensiven Vor-Ort-Zusammenar<strong>bei</strong>t zwischen Forschung<br />
und Industrie werden <strong>im</strong> Campus-Cluster Logistik komplexe<br />
Wertschöpfungsketten aus e<strong>in</strong>er ganzheitlichen Perspektive<br />
betrachtet. Dazu wird die Gesamtheit <strong>der</strong> <strong>in</strong>ner- und überbetrieblichen<br />
Waren- und Informationsflüsse sowie <strong>der</strong> Austausch von<br />
Dienstleistungen beleuchtet und es werden relevante Forschungsthemen<br />
und Roadmaps erar<strong>bei</strong>tet sowie Demonstratoren realisiert.<br />
Drei Innovations-Labs<br />
Diese Ar<strong>bei</strong>t geschieht <strong>in</strong> den sogenannten<br />
Innovation Labs des FIR:<br />
• Smart-Objects-Innovation-Lab: E<strong>in</strong>satz von <strong>in</strong>telligenten Objekten<br />
wie <strong>RFID</strong>. Hier wird <strong>bei</strong>spielsweise die durchgängie<br />
<strong>RFID</strong>-Nutzung und <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz von Standards anhand e<strong>in</strong>er<br />
4-stufigen Lieferkette demonstriert.<br />
• ERP-Innovation-Lab: Vertikale Integration von IT-Systemen<br />
und Informationsflüssen, die Abwicklung elektronischer Bestellungen<br />
wird demonstriert.<br />
• Service-Science-Innovation-Lab: Entwicklung von Dienstleistungen<br />
und Diensten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Integration umfassen<strong>der</strong> Prozesse<br />
sowie für die Gestaltung <strong>in</strong>tegrativer Systemleistungen<br />
In Kürze soll am Campus auch e<strong>in</strong>e Demonstrationsfabrik entstehen,<br />
<strong>in</strong> welcher <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz neuer Technologien und Planungsmechanismen<br />
erprobt werden.<br />
Die effiziente Konsumgüter-Supply-Cha<strong>in</strong><br />
E<strong>in</strong>es <strong>der</strong> Projekte, welche den High Resolution Management Ansatz<br />
verfolgen ist das Forschungsprojekt Smart.NRW, welches <strong>im</strong><br />
Rahmen des aus dem „EFRE ko-f<strong>in</strong>anzierten Operationellen Programms<br />
für NRW <strong>im</strong> Ziel ‘Regionale Wettbewerbsfähigkeit und<br />
Beschäftigung‘ 2007–2013“ geför<strong>der</strong>t wird. Das Konsortium um<br />
das FIR an <strong>der</strong> RWTH Aachen erforscht seit August 2011 Grundla-<br />
Auf dem Weg zur echtzeitfähigen Supply-Cha<strong>in</strong> | 10/2012 | <strong>RFID</strong> <strong>im</strong> <strong>Blick</strong> 57<br />
gen für den <strong>RFID</strong>-E<strong>in</strong>satz auf Konsumgüterumverpackungen und<br />
die Nutzung von <strong>RFID</strong>-Echtzeitdaten zur Opt<strong>im</strong>ierung <strong>der</strong> Lieferkette.<br />
Durch den E<strong>in</strong>satz dieser Technik auf Verbrauchsgüterumverpackungen<br />
sollen aktuelle Herausfor<strong>der</strong>ungen <strong>im</strong> Handel wie<br />
Out-of-Stocks und Schwankungen <strong>in</strong> den Lagerbeständen gelöst<br />
werden.<br />
Integration von <strong>RFID</strong> <strong>in</strong> Verpackungen<br />
Bereits <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Produktion soll die Verpackung mit e<strong>in</strong>em <strong>RFID</strong>-<br />
Chip versehen werden. Dafür soll <strong>der</strong> Herstellungsprozess des<br />
Verpackungsmaterials um die automatisierte Anbr<strong>in</strong>gung und Codierung<br />
des <strong>RFID</strong>-Transpon<strong>der</strong>s erweitert werden. Die Herausfor<strong>der</strong>ung<br />
liegt hier <strong>in</strong> <strong>der</strong> exakten und effizienten Platzierung. Fährt<br />
e<strong>in</strong> Mitar<strong>bei</strong>ter e<strong>in</strong>e Palette mit unterschiedlichen Kartons durch<br />
e<strong>in</strong> <strong>RFID</strong>-Portal am Warene<strong>in</strong>gang, wird automatisch ausgelesen,<br />
mit welchen Produkten die Palette beladen ist, ohne dass dafür<br />
die Objekte e<strong>in</strong>zeln überprüft werden müssen. Die Identifikation<br />
auf Umverpackungsebene reduziert so den Aufwand und mögliche<br />
Fehler. Die Daten können <strong>bei</strong> Bedarf sofort den Partnern entlang<br />
<strong>der</strong> Wertschöpfungskette bereitgestellt werden, welche damit<br />
ihre Planung an die aktuelle Situation anpassen können.<br />
Pulklesefähigkeit und Reichweite<br />
Zentrales technisches Problem ist da<strong>bei</strong> die Auswahl des <strong>RFID</strong>-<br />
Transpon<strong>der</strong>s und dessen opt<strong>im</strong>ale und wirtschaftliche Anbr<strong>in</strong>gung<br />
am Produkt, sodass Pulklesefähigkeit und benötigte Lesereichweite<br />
erhalten bleiben. Unterschiedliche Materialien <strong>der</strong><br />
Produkte und <strong>der</strong> Verpackung bee<strong>in</strong>flussen diese Reichweite. Es<br />
wird daher vom dem Projektpartner EECC e<strong>in</strong> Verfahren entwickelt,<br />
das auf Basis e<strong>in</strong>es mathematischen Modells und physikalischer<br />
Messungen den opt<strong>im</strong>alen Transpon<strong>der</strong> und dessen opt<strong>im</strong>ale<br />
Position am Produkt berechnet.<br />
Logistische Planungs- und Steuerungsmechanismen<br />
Parallel dazu werden logistische Planungs- und Steuerungsmechanismen<br />
erar<strong>bei</strong>tet, welche die <strong>RFID</strong>-Echtzeitdaten verwenden.<br />
Diese nutzen zur Opt<strong>im</strong>ierung Informationen über Lagerbestände<br />
und Warenflüsse, welche durch den <strong>RFID</strong>-E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> Echtzeit und<br />
mit höherer Genauigkeit und Granularität zur Verfügung stehen.<br />
Begleitend werden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Feldversuch entlang <strong>der</strong> gesamten<br />
Wertschöpfungskette vom Kartonagenproduzent bis zum Großhändler<br />
Daten zu Entwicklung und Evaluation <strong>der</strong> Ergebnisse<br />
erhoben. An dem Projekt beteiligen sich namhafte Partner: Der<br />
Verpackungsproduzent Mondi Bad Rappenau GmbH, <strong>der</strong> Süßwarenlieferant<br />
Mars Services GmbH, <strong>der</strong> Logistikdienstleister Ertl<br />
Systemlogistik M<strong>in</strong>den GmbH & Co. KG und <strong>der</strong> Großhändler<br />
Metro Cash & Carry Deutschland bilden die Wertschöpfungskette<br />
ab. Das European EPC Competence Center entwickelt den OTTP<br />
und Metro Systems e<strong>in</strong>e EPCIS-basierte Plattform zur Erfassung,<br />
Verwaltung und Nutzung <strong>der</strong> <strong>RFID</strong>-Lesedaten.