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GBPT im Gespräch mit Martin Ertl Chief Innovation Officer, Bombardier

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„Wir versuchen den Zugverkehr effizienter<br />

zu machen. Dabei beziehen wir unsere Kunden<br />

stark <strong>mit</strong> ein.“<br />

Im 21. Jahrhundert steigt die Bedeutung eines<br />

Ökosystems aus Kooperationspartnern, um flexibel<br />

auf neue Entwicklungen reagieren zu können.<br />

<strong>GBPT</strong>: Herr <strong>Ertl</strong>, wie positioniert sich<br />

ein Unternehmen wie <strong>Bombardier</strong> in<br />

einem Markt, der zwar oligopolistisch<br />

geprägt ist, sich aber auch den ökonomischen<br />

Umbrüchen der letzten Jahre<br />

nicht entziehen kann?<br />

M. <strong>Ertl</strong>: Auch für Unternehmen wie <strong>Bombardier</strong><br />

wird die Strategiebildung <strong>im</strong>mer<br />

wichtiger. Traditionell kommt staatlichen<br />

Betreibern bzw. der Politik <strong>im</strong> Bahnbereich<br />

eine starke Rolle zu. Bislang fokussierten<br />

sich die Strategien daher trotz Lebens–<br />

zyklen von bis zu dreißig Jahren mehr auf<br />

den un<strong>mit</strong>telbaren Zeitraum bis zu fünf<br />

Jahren. Zunehmend müssen sich aber<br />

auch die staatlichen Betreiber dem Wettbewerb<br />

stellen und ihren Kunden attraktive<br />

Optionen präsentieren: Zum Beispiel<br />

haben die Bahnfahrer zwischen Hamburg<br />

und Köln <strong>mit</strong>tlerweile die Wahl zwischen<br />

verschiedenen Angeboten. Im Regionalverkehr<br />

bieten private Betreiber ebenfalls<br />

attraktive Optionen an. Hinzu kommt,<br />

dass auch die Hersteller den verstärkten<br />

Wettbewerb aus Asien spüren, sodass<br />

eine stärkere Segmentierung und Spezialisierung<br />

auf Nischen notwendig wird.<br />

Unser Planungshorizont verändert sich<br />

daher: Überlegungen über die Situation<br />

in zehn oder fünfzehn Jahren sind notwendig<br />

– ohne dass bereits ein Kundenauftrag<br />

dahinter steht. Im Gegensatz zur Situation<br />

der Hersteller <strong>im</strong> 20. Jahrhundert steigt<br />

da<strong>mit</strong> <strong>im</strong> 21. Jahrhundert die Bedeutung<br />

eines Ökosystems aus verschiedenen<br />

Kooperationspartnern, um Wissen zu sourcen<br />

und flexibel auf neue Entwicklungen<br />

reagieren zu können.<br />

<strong>GBPT</strong>: Bei <strong>Bombardier</strong> steht traditionell<br />

also eher das Prinzip der Kundennähe<br />

<strong>im</strong> Vordergrund als die Beherrschung<br />

der Kosten und das Vorantreiben<br />

von <strong>Innovation</strong>en?<br />

M. <strong>Ertl</strong>: Das Thema Kosten ist zum Beispiel<br />

<strong>im</strong> Rahmen einer Ausschreibung sehr<br />

wichtig, aber natürlich ist nicht alles auf<br />

Kostensparen ausgelegt. Schienensysteme<br />

bedürfen hoher Sicherheitsstandards,<br />

da lässt sich nicht sparen. Aber die Kosten<br />

beschränken sich ja nicht nur auf die Herstellungskosten,<br />

sondern setzen sich für<br />

den Betreiber aus den Anschaffungskosten<br />

und den Life-Cycle-Kosten zusammen –<br />

das eröffnet einigen Spielraum. Wir versuchen<br />

den Zugverkehr effizienter zu machen.<br />

Dabei beziehen wir unsere Kunden<br />

stark <strong>mit</strong> ein. Unsere Technologie-Initiative<br />

ECO4 zeigt, wie stark <strong>Bombardier</strong> den<br />

Energieverbrauch der Fahrzeuge senken<br />

kann.<br />

Und klar, wir sprechen bereits von einem<br />

großen Volumen, wenn 200 Einheiten<br />

produziert werden. Wir stoßen jedoch bei<br />

der Erhöhung der Volumenzahl gerade in<br />

Europa schnell an Grenzen: Es sind individualisierte<br />

Lösungen gefragt, da oftmals<br />

Signaltechnik, Spannungssysteme und der<br />

Spurweiten nicht kompatibel sind. Eisenbahnen<br />

waren lange Zeit auch ein militärisches<br />

Thema. Hier müssen die Nationalstaaten<br />

über ihren Schatten springen, sich<br />

von rein nationalen Lösungen lösen und<br />

eine Vereinheitlichung von Normen und<br />

Standards noch schneller vorantreiben.<br />

Vielleicht wären dann noch verstärkt internationale<br />

Plattformlösungen möglich. Die<br />

Kosten könnten dann aufgrund der Skaleneffekte<br />

weiter gesenkt werden.<br />

<strong>Martin</strong> <strong>Ertl</strong><br />

<strong>Chief</strong> <strong>Innovation</strong> <strong>Officer</strong><br />

<strong>Bombardier</strong><br />

Performance Ausgabe 1.2011 9

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