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GBPT im Gespräch mit Martin Ertl Chief Innovation Officer, Bombardier

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„In den Schwellenländern steigen die Ansprüche<br />

nicht nur Kosten-, sondern auch Technologieführerschaft<br />

zu erlangen.“<br />

<strong>GBPT</strong>: Doch da für ist sehr viel<br />

Überzeugungsarbeit notwendig ...<br />

Richtig, knappe Staatskassen könnten<br />

jedoch die Entwicklung in diese Richtung<br />

weiter vorantreiben. Zunehmend könnten<br />

aber auch neue Geschäftsmodelle für die<br />

Betreiber <strong>im</strong> Vordergrund stehen. Es<br />

besteht durchaus die Wahrscheinlichkeit,<br />

dass private Betreiber auf ein „Ryan-Air-<br />

Modell“ setzen: nur ein Zugmodell, robust<br />

und nicht individualisiert. Außerdem könnten<br />

kleine private Betreiber über Kapitalgesellschaften<br />

Züge beispielsweise für<br />

zehn Jahre leasen – dies könnte durchaus<br />

zur Entwicklung von kostengünstigen<br />

Basismodellen führen. In diesem Szenario<br />

muss man sich fragen, wie es beispielsweise<br />

<strong>mit</strong> der Wirtschaftlichkeit von Energierückgewinnungssystemen<br />

aussieht<br />

und wie man <strong>mit</strong> kürzeren Zyklen umgeht.<br />

Allerdings müssen wir uns auch <strong>mit</strong> dem<br />

Szenario befassen, dass wir keine Angleichung<br />

der Standards sehen werden und in<br />

Europa bei gesättigten Märkten evtl. sogar<br />

10 Performance Ausgabe 1.2011<br />

eine Verringerung der Lebensstandards<br />

beobachten können. Das würde eine Verlängerung<br />

der Lebenszyklen bedeuten,<br />

zum Beispiel durch eine regelmäßige Nach -<br />

rüstung von Software und Elektronik sowie<br />

eine Überarbeitung von Außenhülle und<br />

Innenausstattung.<br />

<strong>GBPT</strong>: Wie entwickeln sich <strong>im</strong><br />

Gegenzug die Marktaussichten<br />

in den Schwellenländern?<br />

M. <strong>Ertl</strong>: Die Konkurrenz aus Asien tritt<br />

zunehmend neben etablierte Spieler <strong>im</strong><br />

Markt wie <strong>Bombardier</strong> oder auch Siemens<br />

und Alstom. In den Schwellenmärkten<br />

steigen die Ansprüche, nicht nur Kosten-,<br />

sondern auch Technologieführerschaft zu<br />

erlangen, zunehmend. Dabei ist es jedoch<br />

schwierig, Schwellenland <strong>mit</strong> Schwellenland<br />

zu vergleichen. Allein China als sprich -<br />

wörtlicher „Makrokosmos“ hat extrem<br />

viele Gesichter. <strong>Bombardier</strong> Sifang Transportation<br />

baut derzeit den Hochgeschwindigkeitszug<br />

ZEFIRO für China, der 380 Kilo -<br />

meter pro Stunde fahren wird. Die chine-<br />

Foto: <strong>Bombardier</strong><br />

sische Regierung treibt jedoch auch selbst<br />

<strong>mit</strong> hohem Ressourceneinsatz die Entwicklung<br />

von Hochgeschwindigkeitszügen<br />

voran. Hinzu kommt, dass der Zug in China<br />

der stärkste Wettbewerber der Luftfahrt<br />

ist: In China reden wir von Metropolverbindungen<br />

– und zwar direkt von Stadtzentrum<br />

zu Stadtzentrum. In weniger als drei<br />

Stunden können tausend Kilometer überwunden<br />

werden. Die Folge: Airlines werden<br />

fusionieren, da sie gegen den Zug nicht<br />

mehr konkurrieren können. In Europa<br />

haben wir eine vergleichbare Situation<br />

vielleicht noch in Frankreich, wo Inlandsflüge<br />

von Paris in den Süden des Landes<br />

durch den Einsatz von Schnellzügen<br />

hin fällig geworden sind.<br />

Indien hat dagegen mehr den Anspruch,<br />

ein extrem robustes und zuverlässiges<br />

Transport<strong>mit</strong>tel bei sehr hoher Fahrgastkapazität<br />

zu haben, setzt derzeit aber noch<br />

nicht so sehr auf Geschwindigkeit. Und<br />

schauen wir in den Mittleren Osten: Dubai<br />

hatte bisher keine Bahn-Infrastruktur, ist<br />

also kein etablierter Markt, liegt aber<br />

bezüg ich der allgemeinen Ansprüche und<br />

Standards deutlich über den westlichen<br />

Märkten. Man muss sich in Dubai nur die<br />

neue Metro anschauen. Daher sollte man<br />

sich eher fragen: Was ist der Anspruch<br />

der politischen Klasse? Streben sie eher<br />

nach Funktionalität oder nach einem Prestigeobjekt?<br />

DAS Schwellenmarktprodukt<br />

gibt es daher nicht, auch hier sind die<br />

Lösungen hochgradig individuell. Von<br />

<strong>Innovation</strong> kann man daher meist erst an<br />

zweiter Stelle sprechen. Zunächst geht<br />

es eher um die Selektion der richtigen<br />

Funk tionen – um dort vielleicht noch Neuheiten<br />

einzubringen.

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