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„Zweite Heimat“ Röhrensee - Die Rummelsberger Dienste für ...

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<strong>Die</strong> <strong>Rummelsberger</strong> <strong>Die</strong>nste <strong>für</strong> Menschen im Alter<br />

Mühlhofer<br />

Bläddla<br />

Sommer/Herbst 2012<br />

Besuchen Sie uns auch<br />

im Internet unter<br />

www. altenhilfe-rummelsberg.de<br />

Mühlhofer Stift<br />

Genuss bis ins hohe Alter<br />

Wohl bekomm‘s!<br />

Urlaub in der Stadt


Sommer/Herbst 2012<br />

Liebe Leserin, lieber Leser<br />

wie können wir unseren Bewohnerinnen<br />

und Bewohnern<br />

auch in hohem Alter<br />

und angesichts zunehmender<br />

Einschränkungen möglichst<br />

viel Lebensqualität ermöglichen?<br />

Das ist eine Frage, die<br />

uns täglich umtreibt – auch<br />

die <strong>Rummelsberger</strong> Service<br />

Gesellschaft (rsg), die sich in<br />

unseren Häusern qualitätsbewusst um die hauswirtschaftlichen<br />

Belange kümmert.<br />

Mit dem im Haus Heimweg <strong>für</strong> die Küche verantwortlichen<br />

Mitarbeiter des rsg-Geschäftsbereichs<br />

Catering haben wir gesprochen (Seiten 2 bis 4):<br />

Es ist erstaunlich, was Köche wie Karl Kaiser im<br />

Rahmen eingeschränkter finanzieller Möglichkeiten<br />

leisten, um den Senioren Freude an den täglichen<br />

Mahlzeiten zu bereiten. Nicht zu vergessen<br />

unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Pflege<br />

und Fachdienst, die etwa auf den beschützenden<br />

Wohnbereichen immer neue Aktionen entwickeln,<br />

um auch noch Bewohnern mit fortgeschrittener<br />

Demenz Genuss zu ermöglichen.<br />

Ans Herz legen möchte ich Ihnen auch die letzte<br />

Seite: <strong>Die</strong> Lebensgeschichte unserer Bewohnerin<br />

Erika Kläge ist mit all ihren leidvollen und schließlich<br />

glücklichen Wendungen auch ein Spiegel des<br />

vergangenen Jahrhunderts.<br />

Ihr<br />

Jürgen Hofmann, Diakon, Geschäftsführer<br />

<strong>Die</strong> <strong>Rummelsberger</strong> <strong>Die</strong>nste<br />

<strong>für</strong> Menschen im Alter gGmbH<br />

Mühlhofer Bläddla, Bayreuth<br />

Impressum<br />

<strong>Die</strong> <strong>Rummelsberger</strong> <strong>Die</strong>nste <strong>für</strong> Menschen im Alter gGmbH<br />

Rummelsberg 42a, 90592 Schwarzenbruck, Tel. (09128) 50-2412<br />

Herausgeber: Jürgen Hofmann, Diakon, Geschäftsführer<br />

Redaktion: Gerd Fürstenberger (verantwortlich)<br />

Verantwortlich <strong>für</strong> den Lokalteil: Sandra Vogler, Tel. (0921) 757630,<br />

Schellingstr. 19, 95447 Bayreuth<br />

Grafik: Diana Schindelmann (RDM)<br />

Druck: SemmlerDruck, Daßwang<br />

Titelfoto: fotolia.de<br />

2<br />

Wohl<br />

bekomm‘s!<br />

Genuss bis ins hohe Alter<br />

Küchenchef Karl Kaiser kennt<br />

die Wünsche seiner täglichen Gäste<br />

Essen gehört zu unseren Grundbedürfnissen,<br />

bringt uns aber darüber hinaus auch – je nach<br />

Zutaten und Zubereitung – Genuss und Lebensqualität.<br />

Wie lässt sich das auch noch <strong>für</strong> Menschen<br />

im Alter gewährleisten? Wir sprachen mit<br />

Küchenmeister Karl Kaiser (52) von der <strong>Rummelsberger</strong><br />

Servicegesellschaft (rsg), Küchenchef im<br />

Haus Heimweg in Ansbach.<br />

Herr Kaiser, Sie kochen <strong>für</strong> Menschen im Alter.<br />

Das wirft die Frage auf, ob es so etwas wie altersgerechte<br />

Speisen gibt?<br />

Ich koche nicht alters-, sondern bewohnergerecht.<br />

Jede Bewohnerin und jeder Bewohner, ob sie oder<br />

Foto: Fürstenberger


er nun rüstig ist oder kaum noch beißen und schlucken<br />

kann, die Chance haben soll, sich gesund und<br />

genussreich zu ernähren. Grundsätzlich gestalte ich<br />

den Speiseplan ausgewogen, abwechslungsreich und<br />

ernährungsphysiologisch ausgeglichen.<br />

Noch einmal anders gefragt: Wie unterscheiden<br />

sich die Anforderungen in einer Alten- und Pflegeeinrichtung<br />

von denen in der Hotellerie oder<br />

von Wirtschaftsunternehmen, wo Sie zuvor gearbeitet<br />

haben?<br />

Ich gebe Ihnen ein Beispiel: Auf Anforderung der<br />

Pflege pürieren wir teilweise die Hauptgänge oder<br />

Beilagen vom Schweinebraten bis hin zum Gemüse,<br />

damit sie von bestimmten Bewohnern leichter geschluckt<br />

werden können. Wir achten darauf, dass<br />

Nudeln generell nicht zu „al dente“ sind, das Fleisch<br />

problemlos geschnitten und gekaut werden kann,<br />

und wir bieten auch entsprechende Alternativen,<br />

beispielsweise Reisbrei statt Kaiserschmarrn.<br />

Sie sind bereits seit 1996 im Haus Heimweg tätig.<br />

Wie haben sich die Ansprüche Ihrer Kunden – der<br />

alten Menschen – verändert?<br />

Traditionell wird bei uns bodenständige, gutbürgerliche<br />

und regionale Küche gewünscht, weil diese die<br />

Bewohner kennen. Inzwischen sind aber durchaus<br />

auch „exotische“ Gerichte gefragt, von der Lasagne<br />

bis zur asiatischen Gemüsepfanne. Bei diesen Gerichten<br />

schreiben wir dann aber stets den deutschen<br />

Namen der Gerichte dazu - wie bei Lasagne Gemüseauflauf<br />

-, um die Hemmschwelle weiter abzubauen.<br />

<strong>Die</strong> Geschmäcker und Vorlieben der Menschen<br />

sind bekanntlich verschieden. Haben die Bewohner<br />

tägliche Alternativen?<br />

Selbstverständlich! Wir bieten mittags stets zwei<br />

Menüs an, dazu eine Suppe und ein Dessert. Oft ist<br />

das zweite Menü vegetarisch oder eine Süßspeise.<br />

Bratwürste mit Sauerkraut etwa verträgt nicht jeder,<br />

deshalb gibt es dann eine Gemüsepfanne oder<br />

Quarkauflauf als Alternative. Den Speiseplan bekommen<br />

die Bewohner bereits zwei Wochen vorher. Sie bestellen<br />

und wir kochen die entsprechenden Mengen.<br />

Was tun Sie, damit das Essen möglichst <strong>für</strong> jeden<br />

Bewohner zum Genuss wird?<br />

Wir kochen so viel wie möglich selber, mit frischen<br />

Zutaten. Dann koche ich nicht alleine: Jeder meiner<br />

allesamt gut qualifizierten Mitarbeiter hat die Chance,<br />

seinen eigenen Stil einzubringen. Das schafft will-<br />

<strong>Die</strong> <strong>Rummelsberger</strong> <strong>Die</strong>nste <strong>für</strong> Menschen im Alter<br />

kommene Abwechslung, wie auch Sonderaktionen<br />

von der Spargelwoche bis zu unseren monatlichen<br />

Geburtstagskaffees nebst passender Tischdekoration.<br />

Schließlich essen die Bewohner ja 365 Tage<br />

im Jahr bei uns. Wir kochen mit viel Kräutern und<br />

Gewürzen, was Appetit, Geschmacksnerven und<br />

Verdauung anregt. Und wir haben die Technik wie<br />

zum Beispiel Druckgarer, um Speisen besonders<br />

kurzfristig, schnell und damit frisch und vitaminschonend<br />

zuzubereiten. �<br />

Wenn das Essen zum Problem wird<br />

<strong>Die</strong> <strong>Rummelsberger</strong> sind immer auf der<br />

Suche nach Möglichkeiten, auch körperlich<br />

bzw. geistig stark eingeschränkten<br />

Bewohnern Genuss zu ermöglichen. So<br />

gibt es in Ansbach und anderen Häusern<br />

Kochgruppen, in denen auch an Demenz<br />

erkrankte Bewohner noch lebenspraktisch<br />

tätig werden und den typischen Kochgeruch<br />

durch die Wohnbereiche ziehen<br />

lassen können. Teils wird sogar am Bett<br />

gekocht. Selbst wer auf Sondennahrung<br />

angewiesen ist, kann mit Hilfe von einem<br />

etwa mit einem Orangenschnitz gefüllten<br />

und auf die Zunge gelegten Mulltuch<br />

noch Geschmack erleben.<br />

In den Beschützenden Bereichen wird<br />

auch beim Thema Essen biografie- und<br />

ressourcenorientiert gearbeitet: „Wir<br />

richten uns danach, welche Esskultur der<br />

Bewohner gewohnt war und was er heute<br />

noch kann, um so Genuss und Selbstwirksamkeit<br />

erfahrbar zu machen“ so<br />

Gerontotherapeutin Anita Oefinger vom<br />

Haus Heimweg. „Kann er nicht mehr mit<br />

Messer und Gabel essen, schneiden wir<br />

ihm die Speisen in handgerechte Portionen<br />

und bieten in Zusammenarbeit mit<br />

der Küche auch Fingerfood an.“ <strong>Die</strong> Herausforderungen<br />

seien bei jedem Bewohner<br />

anders: „Den Dementen gibt es nicht,<br />

aber Personen mit je eigener Essgeschichte,<br />

und <strong>für</strong> jeden bedeutet Genuss etwas<br />

anderes.“<br />

3


Sommer/Herbst 2012<br />

4<br />

„Altenpflege“ wird häufig gleichgesetzt mit<br />

schlechter Bezahlung, Stress und Burnout. Ein Beruf,<br />

den man nicht lange ausüben kann!<br />

Nicht alle Mitarbeiter in der Pflege scheinen dies<br />

zu wissen. Jetzt verabschieden wir gar eine Mitarbeiterin,<br />

die über 25 Jahre in der Pflege tätig war.<br />

Sie erweckte immer den Eindruck, dass sie gerne<br />

zur Arbeit kommt. Jeder arbeitete<br />

gerne mit ihr. <strong>Die</strong> Bewohner<br />

schätzten ihre ruhige, gleichbleibend<br />

freundliche Art. Für die Pflegedienstleitung<br />

war sie der Joker<br />

im Spiel. Denn immer, wenn Kolleginnen<br />

oder Kollegen krank waren,<br />

bot sie sich an, eine Schicht<br />

zu übernehmen. Einfach ein Glücksfall!<br />

Da drängt sich die Frage auf: Ist die nicht normal?<br />

– Darauf deutet nichts hin. Also fragen wir weiter.<br />

Wieso konnte ihr der Stress nichts anhaben? Liest<br />

sie keine Zeitung, ist sie nicht über neue „Trends“<br />

wie Burnout informiert? Nun, sie war informiert<br />

und beteiligte sich auch an Diskussionen über<br />

Stress und Burnout. Allerdings unterschied sie sich<br />

da deutlich von manch anderen. Zum kollektiven<br />

Foto: Fürstenberger<br />

Auf ein<br />

Wort<br />

� Haben die Bewohner außer der Menüwahl<br />

noch weitere Möglichkeiten, auf Ihre<br />

Speiseplangestaltung Einfluss zu nehmen?<br />

Wir laden sie in regelmäßigen Abständen zu<br />

einer Speiseplanbefragung ins Foyer bzw.<br />

demnächst in die Aufenthaltsräume der<br />

Wohnbereiche ein. Ich erläutere den Bewohnern<br />

dabei meine Planungen und den Rahmen<br />

meiner finanziellen Möglichkeiten, und<br />

sie können Wünsche äußern. Wir haben zum<br />

Beispiel eine Möglichkeit gefunden, entsprechend<br />

Rote Beete weiter anzubieten, obwohl<br />

sie nur wenige Bewohner mögen. Davon abgesehen<br />

kann die Pflege bei mir Lebensmittel<br />

<strong>für</strong> die Zwischenverpflegung bestimmter<br />

Bewohner bestellen, von Joghurt bis hin zu<br />

Wurst und Käse. Und dann gibt es <strong>für</strong> individuelle<br />

Wünsche ja neuerdings unseren Tante-<br />

Emma-Laden im Haus*.<br />

*Beitrag auf der vorletzten Seite<br />

Bewohnerin Anna Seydel genießt<br />

ein Heringsfilet nach Hausfrauen-Art<br />

Jammern war sie nicht zu gebrauchen. Das war ihr<br />

zuwider!<br />

Nicht Zeit und Kraft mit Jammern vertun, sondern<br />

Lösungen suchen. Das war ihre Strategie. Wohl gab<br />

es Zeiten, in denen die Arbeit kaum zu schaffen<br />

war, was sie dann auch so mitteilte. Als Feststellung.<br />

In diesen Zeiten fiel auch ihr die Arbeit nicht<br />

immer leicht. Von Burnout aber<br />

keine Spur. Das Wort scheint<br />

wie das Wort Stress nicht zu den<br />

Worten zu gehören, die sie mit<br />

sich in Zusammenhang bringt.<br />

Solche Worte haben keine<br />

Macht über sie.<br />

Ist das vielleicht die Lösung?<br />

Erlauben wir den Worten einfach nicht, uns krank<br />

zu machen, Angst zu machen! Doch dazu braucht<br />

es Vertrauen. Vertrauen hat sie. Sie schöpft aus<br />

einer Quelle, die es zu entdecken lohnt. <strong>Die</strong>se Quelle<br />

könnte durchaus heißen: Sei stark und mutig.<br />

Erschrick nicht und <strong>für</strong>chte dich nicht! Denn der<br />

Herr, dein Gott, ist mit dir, überall wohin du gehst.<br />

(Josua1,9)<br />

Christa Schwind, Georg-Nestler Haus


Urlaub in der Stadt<br />

<strong>„Zweite</strong> <strong>Heimat“</strong> <strong>Röhrensee</strong><br />

Renate Fendler genießt Ruhe und Natur am Bayreuther<br />

<strong>Röhrensee</strong><br />

Foto: Vogler<br />

<strong>Die</strong> Natur genießen: An diesem Vormittag liegt<br />

der Bayreuther <strong>Röhrensee</strong> fast verlassen da.<br />

Nur vereinzelt trifft man auf Gleichgesinnte, die<br />

die Sonne in die Parkanlage gelockt hat: eine junge<br />

Frau beim Joggen, in ihre Schritte und in die Musik<br />

aus ihren Kopfhörern vertieft. Eine Familie mit einem<br />

schlafenden Säugling im Kinderwagen. Ein älterer<br />

Herr, der mit seinem Hund spazieren geht. Der<br />

<strong>Röhrensee</strong> ist eine grüne Oase mitten im lebhaften<br />

Bayreuth: zentral gelegen und doch ideal, um zur<br />

Ruhe zu kommen und sich zu erholen. Das findet<br />

auch Renate Fendler. Seit gut zwei Jahren lebt die<br />

Mühlhofer Stift Bayreuth Mühlhofer<br />

Bläddla<br />

74-jährige im Mühlhofer Stift, und in dieser Zeit ist<br />

der nahe <strong>Röhrensee</strong> <strong>für</strong> sie zur zweiten Heimat geworden,<br />

wie sie sagt. „Ich komme so oft wie möglich<br />

hierher, mindestens zwei oder drei Mal pro Woche“,<br />

sagt sie und ihre Augen strahlen. „Manchmal fahre<br />

ich schon am Vormittag her und komme erst nachmittags<br />

um halb vier wieder zurück ins Heim.“<br />

Ihr Elektro-Scooter leistet ihr dabei wertvolle <strong>Die</strong>nste.<br />

Mit ihm schafft sie es, ohne Begleitung zum See<br />

zu fahren und dort ein paar Stunden die Zeit ganz<br />

<strong>für</strong> sich allein zu genießen. Nicht selbstverständlich<br />

<strong>für</strong> einen Menschen, der auf einen Rollstuhl angewiesen<br />

ist. „Mein Scooter ist wirklich Gold wert.“<br />

In der Parkanlage hat sie zum Glück auch keine<br />

Schwierigkeiten, sich mit dem Scooter fortzubewegen,<br />

hier ist alles barrierefrei.<br />

Stundenlang bei den Ziegen und Flamingos<br />

Der <strong>Röhrensee</strong> ist etwas Besonderes, das merkt jeder,<br />

der mit offenen Augen und Ohren durch den Park<br />

geht. Und viele kommen, so wie Frau Fendler, regelmäßig<br />

mehrmals pro Woche hierher. Besonders die<br />

Tiergehege erfreuen sich größter Beliebtheit. „Ich<br />

bin oft stundenlang hier“, verrät Frau Fendler mit<br />

einem Lächeln. Sie beobachtet, wie der Nachwuchs<br />

im Ziegengehege oder bei den Kängurus aufwächst<br />

und kennt sogar die Tierpfleger persönlich.<br />

„Ich habe drei Lieblingsplätze“, sagt sie. „Ich schaue<br />

sehr gern den Kindern auf dem Spielplatz zu, da wird<br />

immer laut gelacht oder gestritten. Mein zweiter<br />

Lieblingsplatz ist am Ziegengehege, weil die Tiere<br />

oft direkt an den Zaun kommen und sich streicheln<br />

lassen. Manchmal bin ich über eine Stunde dort und<br />

merke gar nicht, wie die Zeit vergeht.“ Der dritte<br />

Lieblingsplatz ist am Flamingo-Gehege, das direkt<br />

am See liegt. Dort ist es schön ruhig und man kann<br />

im Schatten der großen Bäume einfach die Stille<br />

genießen. „Am Wochenende ist es besonders schön,<br />

dann sind die bunten Boote auf dem See, das sieht<br />

zauberhaft aus!“, schwärmt sie. „Es tut so gut, einfach<br />

nur hier zu sein.“ Es ist nur einen Katzensprung<br />

vom Heim entfernt und doch wie ein Tag Urlaub.<br />

Sandra Vogler<br />

5


Sommer/Herbst 2012<br />

Ein tierischer Genuss<br />

Chily zu Besuch bei Olga Linder<br />

Olga Lindner mit “ihrem” Chily auf dem Schoß und Hundebesitzerin Conny Feller Foto: Eichler<br />

Es ist Mittwoch, 10 Uhr, als es<br />

an die Tür von Olga Lindner<br />

klopft und Havaneser-Rüde<br />

Chily mit großen Sprüngen ins<br />

Zimmer flitzt. Einmal wöchentlich<br />

bekommt die 91-jährige<br />

Bewohnerin Besuch von unserer<br />

Ehrenamtlichen Conny Feller<br />

und ihrem Hund Chily.<br />

Olga Lindner liebt diese Besuche<br />

und freut sich seit Jahren Woche<br />

<strong>für</strong> Woche auf die gemeinsamen<br />

Stunden. Normalerweise ist Frau<br />

Lindner lieber <strong>für</strong> sich – aber<br />

wenn sie Chily und sein Frauchen<br />

entdeckt, ist sie wie ausgewechselt.<br />

Sie kann gar nicht genug bekommen<br />

von dem quirligen kleinen<br />

Havaneser, der ihr mit seiner<br />

Körpergröße von 20 Zentimetern<br />

nicht einmal bis zum Knie reicht.<br />

6<br />

Mit Hingabe streichelt sie das<br />

flauschige Fell des Hundes, steckt<br />

ihm <strong>für</strong> ‚Platz‘ oder ‚Gib Pfote‘ Leckerlis<br />

zu oder spielt mit ihm Ball.<br />

Nach jedem Besuch strahlt sie mit<br />

rosigen Wangen und leuchtenden<br />

Augen. Man sieht ihr an, dass sie<br />

jede Minute mit „ihrem“ Hund in<br />

vollen Zügen genossen hat.<br />

Und auch Hundebesitzerin Conny<br />

kommt gern ins Mühlhofer<br />

Stift. „Es ist schön, zu sehen, wie<br />

viel Freude wir Frau Lindner mit<br />

unserem Besuch machen. Wir<br />

werden immer freudenstrahlend<br />

begrüßt und wehmütig wieder<br />

verabschiedet.“ Seit zweieinhalb<br />

Jahren kommt Conny regelmäßig<br />

jede Woche ins Haus, um Frau<br />

Lindner oder andere Bewohner zu<br />

besuchen. All das macht sie eh-<br />

renamtlich und neben ihrer Berufstätigkeit:<br />

Conny arbeitet 30<br />

Stunden als Ergotherapeutin in<br />

einer Wohngruppe <strong>für</strong> Erwachsene<br />

mit geistiger und/oder körperlicher<br />

Behinderung. Für Bewohner<br />

wie Frau Lindner opfert sie immer<br />

wieder ihren freien Tag, um 25 Kilometer<br />

nach Bayreuth zu fahren<br />

und den Vormittag mit unseren Senioren<br />

zu verbringen. Vor ein paar<br />

Wochen hat Conny ein besonderes<br />

Geschenk <strong>für</strong> Frau Lindner mitgebracht:<br />

ein Fotobuch mit Bildern<br />

der Bewohnerin und Chily, die in<br />

der gemeinsamen Zeit entstanden<br />

sind. Eine wunderbare Möglichkeit<br />

<strong>für</strong> die demente Dame, sich in der<br />

Zeit zwischen den Besuchen an die<br />

schönen Erlebnisse zu erinnern.<br />

Sandra Vogler


„War des a schöner Nachmittag!“<br />

Monatlicher Geburtstagskaffee<br />

Unsere Mai-Geburtstagskinder genießen den gemeinsamen<br />

Nachmittag Fotos: Vogler<br />

Auf dem Tisch steht ein wunderschöner,<br />

sommerlicher Blumenstrauß,<br />

es ist festlich gedeckt<br />

mit weißen Tischdecken, Kerzen<br />

und bunten Servietten.<br />

Neben dem Tisch warten zwei<br />

große Schwarzwälder-Kirsch-Torten<br />

darauf, verspeist zu werden.<br />

Im Hintergrund läuft leise klassische<br />

Musik. Es ist alles da, was<br />

man <strong>für</strong> einen besonderen Nachmittag<br />

braucht. Zwölf Bewohnerinnen<br />

und Bewohner sind am 6.<br />

Juni zum „Geburtstagskaffee“ gekommen.<br />

„Lauter Maikäfer“, wie<br />

eine Bewohnerin es ausdrückt,<br />

die gemeinsam einen Nachmittag<br />

lang ihren Geburtstag feiern<br />

wollen. Zusammen wird geredet,<br />

gelacht und nebenbei ein großes<br />

Stück Torte mit einer ordentlichen<br />

Sahnehaube verdrückt. Es werden<br />

Geburtsjahre verglichen, und diesmal<br />

darf man stolz sein auf das<br />

erreichte Alter.<br />

„Es tut einfach gut“<br />

Auf das längste Leben kann unser<br />

Mai-Geburtstagskind Erika Bossart<br />

mit stolzen 99 Jahren zurückblicken.<br />

Und natürlich fehlt an<br />

diesem Nachmittag auch die gute<br />

Unterhaltung nicht: Ein Bewohner<br />

gibt ein Gedicht zum Besten,<br />

eine Bewohnerin erzählt eine humorvolle<br />

Geschichte, über die alle<br />

schmunzeln müssen. Reihum steuert<br />

jeder eine Geburtstagserinnerung<br />

von früher bei. Es kommt<br />

keine Minute Langeweile auf, die<br />

Stimmung ist ausgelassen und am<br />

Ende des Nachmittags sind alle<br />

überrascht, wie schnell die Zeit<br />

vergangen ist.<br />

Mühlhofer Stift Bayreuth Mühlhofer<br />

Bläddla<br />

Mit einem Lächeln auf dem<br />

Gesicht machen sich alle auf<br />

den Heimweg. „War des a schöner<br />

Nachmittag! So einen schönen<br />

Geburtstag hatte ich schon<br />

seit Jahren nicht mehr!“, findet<br />

Nelly Müller. Und ihre Sitznachbarin<br />

Christa Weithauer pflichtet<br />

ihr bei: „Es tut einfach gut, mal<br />

nur sich selbst zu feiern!“ Immer<br />

am ersten Mittwoch eines Monats<br />

gibt es einen Geburtstagskaffee<br />

<strong>für</strong> alle Bewohner, die im Monat<br />

zuvor Geburtstag hatten. <strong>Die</strong> Veranstaltung<br />

ist aus unserer Jahresplanung<br />

nicht mehr wegzudenken,<br />

und die Bewohnerinnen und Bewohner<br />

genießen die gemeinsame<br />

Feier immer sehr. Schon beim Verteilen<br />

der Einladungen kann man<br />

hören, wie ein Tischnachbar sagt:<br />

„Nächsten Monat gehör‘ ich auch<br />

zu den Geburtstagskindern!“<br />

Sandra Vogler<br />

Der sommerliche Blumenstrauß<br />

stammt direkt aus dem Garten einer<br />

Mitarbeiterin<br />

7


Sommer/Herbst 2012<br />

„Tut gut!“<br />

Wohlfühlen im Mühlhofer Stift<br />

Ingeborg Hollfelder genießt eine Handmassage<br />

bei Ergotherapeut Andreas Windisch Fotos: Vogler<br />

Ohne Berührungen geht es nicht, da sind sich<br />

Bewohner und Mitarbeitende einig. Aber es tut<br />

nicht nur gut, im Alltag immer wieder in den<br />

Arm genommen zu werden, es tut auch gut,<br />

sich immer mal wieder ganz bewusst etwas zum<br />

Wohlfühlen zu gönnen<br />

Unsere Bewohnerin Margarete Amos genießt es,<br />

wenn sie ab und an <strong>für</strong> eine Stunde von einem<br />

Mitarbeiter mit in den Snoezelen-Raum genommen<br />

wird. Sie mag die entspannende, sanfte Musik,<br />

das leise Meeresrauschen im Hintergrund. Der<br />

Duft von Zitronen liegt in der Luft. An die Wand<br />

werden Bilder von Wellen und Dünen projiziert, die<br />

sie mit halb geschlossenen Augen verfolgt. Frau<br />

Amos hat sich entspannt in einem der bequemen<br />

Sessel zurückgelehnt, mit den Händen bewegt sie<br />

die Lichterschläuche in ihrem Schoß. Eine warme<br />

Wolldecke verhindert, dass ihr kalt wird. Unsere<br />

Gerontofachkraft Rosi Schlesak-Glaser massiert<br />

ihr mit langsamen Bewegungen Stirn, Nacken und<br />

Kopf. Dem zufriedenen und gelösten Gesichtsausdruck<br />

nach zu urteilen, fühlt die Bewohnerin sich<br />

8<br />

rundum wohl. „Tut gut!“, sagt sie auf Rückfrage<br />

auch und lächelt.<br />

Der Snoezelenraum in unserem Beschützenden<br />

Bereich soll <strong>für</strong> alle Bewohnerinnen und Bewohner<br />

eine Wohlfühloase sein, in der man zur Ruhe<br />

kommen kann. Ein Ort, an dem man den Alltag <strong>für</strong><br />

eine Weile hinter sich lassen kann, an dem man ein<br />

bisschen träumen darf oder an dem man einfach<br />

ein paar Minuten nur der Musik lauscht und an<br />

gar nichts denkt.<br />

Aber auch auf den Wohnbereichen lässt sich<br />

schnell eine Wohlfühlatmosphäre zaubern. Unsere<br />

Bewohnerin Ingeborg Hollfelder ist froh, wenn sie<br />

in einem vertrauten Umfeld bleiben kann und lehnt<br />

sich lieber in ihrem Rollstuhl zurück als in einem<br />

Sessel zu sitzen. Aus dem CD-Player in einem der<br />

kleinen Aufenthaltsräume klingt leise klassische<br />

Musik, eine Aromalampe verströmt den sanften<br />

Geruch von Lavendel, den Frau Hollfelder so gerne<br />

mag. Während unser Ergotherapeut Andreas Windisch<br />

Hände und Arme massiert und die Gelenke<br />

durchbewegt, schweift ihr Blick in die Ferne und<br />

man hat den Eindruck, dass sie in Gedanken ganz<br />

woanders ist. „Das ist schon schön“, sagt sie nach<br />

der Massage. „Das könnte man öfter haben.“ Und<br />

um diesem Wunsch entgegenzukommen, kommen<br />

auch unsere Betreuungsassistentinnen öfter zu<br />

einem Wohlfühlbesuch bei Frau Hollfelder vorbei.<br />

Sandra Vogler<br />

Margarete Amos lässt sich von Gerontofachkraft Rosi<br />

Schlesak-Glaser den Kopf massieren


Rätseln rund ums Essen……..<br />

Nationale und Internationale<br />

Gerichte und Speisen:<br />

Mühlhofer Stift Bayreuth Mühlhofer<br />

Bläddla<br />

…………………. Klopse<br />

………………… Nockerln<br />

………………… Schnitzel ………………… Gulasch<br />

………………… Stollen ………………… Eintopf<br />

………………… Rösti<br />

………………… Printen<br />

………………… Bratwürste ………………… Kranz<br />

Verdrehte Sprichwörter<br />

Viele Köche<br />

Sauer macht<br />

Jemanden wie eine heiße<br />

Es wird nichts so heiß gegessen wie es Y<br />

sind immer gut<br />

traurig<br />

Bratwurst fallen lassen<br />

gebacken wird<br />

Essen und Trinken hält den Geldbeutel zusammen<br />

Butterbrot hilft in der Not<br />

E<br />

Lachen ist gesund<br />

Hänschen ist mit seinen Eltern am Strand und hat nach<br />

langem Quengeln endlich ein Eis bekommen.<br />

Damit läuft er nun durch die Gegend.<br />

Plötzlich fällt ein Tropfen von Hänschens Eis einem Badegast,<br />

der im Sand liegt, auf den Bauch. <strong>Die</strong>ses erschreckt sich<br />

und ruft: „<strong>Die</strong> Möwe muss ja aus Alaska kommen.“<br />

Lida Sterzer und Sonja Feiler, AHV Nürnberg<br />

z<br />

Jessi fragt ihre Freundin:„ Hast du eigentlich schon<br />

mal Schnecken gegessen?“ <strong>Die</strong>se bejaht die Frage.<br />

„Also ich würde mir nie welche bestellen....“<br />

“Das hab ich ja auch nicht.<br />

Ich hatte grünen Salat bestellt...“<br />

Verderben den Brei-lustig-Kartoffel-gekocht-Leib und Seele-macht Wangen rot<br />

Lösungen:<br />

Wiener-Dresdner-Berner -Nürnberger-Königsberger -Salzburger-Ungarisches<br />

Pichelsteiner-Aachener-Frankfurter.<br />

9


Sommer/Herbst 2012<br />

Fit <strong>für</strong> Pflege und Senioren<br />

Neues Team, neue Mitarbeitende bei den <strong>Rummelsberger</strong> <strong>Die</strong>nsten <strong>für</strong><br />

Menschen im Alter (RDA) - in der Kapelle des Stephanushauses wurden<br />

jetzt zehn Frauen und Männer in ihren <strong>Die</strong>nst durch Rektor Dr. Günter<br />

Breitenbach (links) und den Geschäftsführer der RDA Diakon Jürgen Hofmann<br />

(rechts) eingeführt<br />

Bei den <strong>Rummelsberger</strong> <strong>Die</strong>nsten <strong>für</strong> Menschen im Alter (RDA) tut sich<br />

viel. Alte Modelle werden durchleuchtet und bei Bedarf modernisiert,<br />

und auch neue Mitarbeitende bringen mit frischen Ideen, neuen Schwerpunkten<br />

und Kompetenzen Schwung in die Arbeit. Bei einem Gottesdienst<br />

erbat Rektor Dr. Günter Breitenbach, der Vorstandsvorsitzende der<br />

<strong>Rummelsberger</strong> Diakonie, gemeinsam mit RDA-Geschäftsführer Jürgen<br />

Hofmann in der Kapelle des <strong>Rummelsberger</strong> Stephanushauses den Segen<br />

Gottes <strong>für</strong> zehn neue Kräfte.<br />

Den <strong>Die</strong>nst als stellvertretender Leiter des Altenhilfeverbundes Rummelsberg<br />

nahm Diakon Herbert Bühling bereits vor kurzem auf. In der<br />

Form eines Junior-Senior-Modells - zum Teil durch den Förderverein<br />

der <strong>Rummelsberger</strong> Brüderschaft finanziert - begleitet den „Neuen“<br />

Diakon Helmut Hardung, der Leiter des Altenhilfeverbundes. Mit den<br />

Pflegedienstleiterinnen Kathrin Eibisch, Stephanushaus, Lidija Gligoric,<br />

Feierabendhaus, dem stellvertretenden Pflegedienstleiter Silvio Hirsch,<br />

Stephanushaus, sowie Wohnbereichsleiterin Elke Meid, Stephanushaus,<br />

verstärkt sich das Team.<br />

Dass es in der Altenhilfe an Fachkräften mangelt, ist traurige Realität.<br />

Mit dem Projekt „Fit <strong>für</strong> Pflege“ (Programm „rückenwind - Für die Beschäftigten<br />

in der Sozialwirtschaft“ des Europäischen Sozialfonds <strong>für</strong><br />

Deutschland ESF) gehen die <strong>Rummelsberger</strong> jetzt neue Wege, um diesem<br />

Missstand abzuhelfen. Hier werden Angela Sept als Projektleiterin und<br />

Diakonin Heidrun Martini als Projektreferentin ein Netzwerk <strong>für</strong> Anleiterinnen<br />

und Anleiter aufbauen. Sie helfen damit, das Ansehen und die<br />

Ausbildungsstrukturen dieses Berufes zu verbessern. Neue Projekte der<br />

RDA wird in Zukunft Diakon Thomas Wollner leiten, Max Geier als Assistent<br />

die Arbeit der Geschäftsführung unterstützen. Als Objektbetreuer<br />

kümmert sich Franz Jocher um den baulichen Rahmen der Altenhilfe.<br />

Dorothée Krätzer<br />

10<br />

Besuchen Sie uns auch im Internet unter<br />

www.altenhilfe-rummelsberg.de<br />

„Altenpflege<br />

ist cool“<br />

Das war das Motto des „Boys‘<br />

Day“ 2012. Im Stephanushaus in<br />

Rummelsberg nutzten Jungen<br />

zwischen elf und 16 Jahren die<br />

Gelegenheit, erste Eindrücke in<br />

der Altenpflege zu gewinnen.<br />

Dabei warfen sie einen Blick in<br />

Geschichte und Gegenwart der<br />

Pflege älterer Menschen in der<br />

<strong>Rummelsberger</strong> Diakonie und<br />

informierten sich über Ausbildungsmöglichkeiten.<br />

In den Wohnbereichen sammelten<br />

die Jungen praktische<br />

Erfahrungen. So konnten sie<br />

erleben, wie Hebelifter eingesetzt<br />

werden, um Menschen<br />

mit eingeschränkter Bewegungsfähigkeit<br />

zu mobilisieren,<br />

und wie die Mahlzeiten ausgegeben<br />

werden. Gespräche mit<br />

Bewohnern und Bewohnerinnen<br />

vertieften die Eindrücke.<br />

Zwar nahmen nur zwei Schüler<br />

an der Aktion teil, aber den<br />

Mitarbeitenden im Stephanushaus<br />

war Qualität auch hier lieber<br />

als Quantität. Beide Jungen<br />

zeigten sich ausgesprochen interessiert,<br />

stellten viele Fragen<br />

und fanden den Tag ebenso<br />

spannend wie aufschlussreich.<br />

Zum Schluss gab es von den<br />

beiden jungen Gästen reichlich<br />

Lob. Gerade den Kontakt mit<br />

den älteren Menschen fanden<br />

sie „richtig toll.“ Klaus Leder<br />

Angela Sept


Erwartungsfroh: Pflegedienstleitung Gerda Reinthaler sowie<br />

Evelyn Menzel und Sabine Kunz von der Verwaltung (v. links)<br />

füllen am Eröffnungstag die Waren auf Foto: Giepen<br />

Einkaufen wie<br />

anno dunnemals<br />

„Drei Bananen und eine Packung<br />

Hustenbonbons bitte!“<br />

<strong>Die</strong> Bewohner des Alten- und<br />

Pflegeheims Haus Heimweg<br />

in Ansbach können<br />

dank zahlreicher<br />

Spenden seit Jahresbeginn<br />

vor Ort wie in<br />

alten Zeiten einkaufen<br />

gehen. „Geben Sie mir ruhig<br />

die festen Birnen, die kann ich<br />

dann noch ein bissel liegen lassen!“<br />

oder „Oh, ja, Taschentücher<br />

darf ich nicht vergessen!“ Solche<br />

und ähnliche Sätze sind tagtäglich<br />

seit der Eröffnung des neu<br />

eingerichteten Tante-Emma-Ladens<br />

in der Verwaltung zu hören.<br />

Tante-Emma-<br />

Laden im Haus<br />

Heimweg<br />

<strong>Die</strong> Verwaltungsdamen haben als<br />

„Tante Emmas“ oft alle Hände voll<br />

zu tun, die Wünsche ihrer Kunden<br />

zu erfüllen.<br />

Mit Unterstützung<br />

von Fachdienst oder<br />

Betreuungskräften,<br />

aber auch ganz allein<br />

macht sich ein Großteil<br />

der Bewohner in regelmäßigen<br />

Abständen auf den Weg zur<br />

Verwaltung. Bietet der Tante-Emma-Laden<br />

doch zu den offiziellen<br />

Bürozeiten ganz neue Einkaufsmöglichkeiten<br />

im Haus. Vorher<br />

gab es nur einen Verkaufswagen<br />

mit einem sehr kleinen Sortiment.<br />

<strong>Die</strong>ser wurde einmal in der Wo-<br />

<strong>Die</strong> <strong>Rummelsberger</strong> <strong>Die</strong>nste <strong>für</strong> Menschen im Alter<br />

che durch die Bereiche gefahren,<br />

um den Bewohnern ein wenig<br />

Normalität und Selbständigkeit<br />

zu erhalten. Pflegedienstleitung<br />

Gerda Reinthaler hatte dann die<br />

Idee, dieses Einkaufen durch einen<br />

Tante-Emma-Laden attraktiver<br />

zu gestalten und den Bewohnern<br />

einen Anreiz zu geben, sich<br />

selbst auch wieder auf den Weg<br />

zu machen und „Einkaufen zu gehen.“<br />

Idee und Projekt fanden vielfältigen<br />

Zuspruch. So spendeten die<br />

Volks- und Raiffeisenbanken in<br />

Mittelfranken und die Raiffeisen/<br />

Schulze-Delitzsch Stiftung Bayerischer<br />

Genossenschaften eine<br />

beträchtliche Summe. Dazu kamen<br />

Einzelspenden und ein großes<br />

ehrenamtliches Engagement<br />

bei vielen Aktionen rund um das<br />

Projekt im Haus.<br />

Im Haus Heimweg ist täglich zu<br />

erleben, wie gerne die Bewohner<br />

ihren Tante-Emma-Laden nutzen,<br />

wie ihr Lebensumfeld dadurch<br />

wieder attraktiver wurde und wie<br />

der Laden ihren Aktionsradius<br />

erweitert hat. Zur Nachahmung<br />

ausdrücklich empfohlen!<br />

Claudia Wachtler<br />

<strong>Die</strong> Möglichkeit, die Waren<br />

wie früher selbst auszuwählen,<br />

aktiviert die Bewohner<br />

11


Sommer/Herbst 2012<br />

„Das war Berlin…<br />

ein Leben mit der Angst.“<br />

Vom Überlebenskampf im Krieg über die Flucht<br />

vor der Stasi bis zum Neuanfang im Westen: Erika<br />

Kläges Lebensgeschichte ist spannender als<br />

ein Roman. Der erste Teil reicht bis zu den Nachkriegserlebnissen<br />

der Bewohnerin des <strong>Rummelsberger</strong><br />

Stephanushauses.<br />

Erika Kläge, eine echte Berliner Pflanze, wird 1921<br />

in Charlottenburg geboren. Im Alter von 19 Jahren<br />

heiratet sie 1940 in Prag. Das junge Paar führt eine<br />

Fernbeziehung, da der Ehemann in Polen, später in<br />

Russland stationiert ist. „Während des ersten Heimaturlaubs<br />

hat et dann jeknallt.“ Mitten im Krieg<br />

- 1941 – wird Tochter Rosemarie geboren. <strong>Die</strong> junge<br />

Mutter ist auf sich allein gestellt. Erika Kläge wohnt<br />

damals in Kreuzberg mit typischer Adresse: 3. Hinterhof,<br />

2. Stock.<br />

Massive Luftangriffe der Aliierten ab November<br />

1943 legen ganze Stadtteile in Schutt und Asche.<br />

Eine harte Zeit auch <strong>für</strong> Erika Kläge: „<strong>Die</strong> Angst vor<br />

den Bombardierungen, schnell mit dem Kind und einem<br />

Koffer in den Keller oder Bunker, Anstellen mit<br />

Lebensmittel- und Kleiderkarten, um das Lebensnotwendige<br />

zu ergattern: Das alles gehörte zum Alltag,<br />

war Normalität.“<br />

Erika Kläge wird ausgebombt und nach Potsdam<br />

evakuiert. Aber auch hier geht der Überlebenskampf<br />

weiter. Tochter Rosemarie Ziegler erinnert sich an<br />

die ewige Erbsenwurstsuppe und scheußlichen, in<br />

Tablettenform gepressten Tee. Der Schrebergarten<br />

an der Havel bringt etwas Abwechslung in den<br />

Kochtopf. 1945 dann gleichen Berlin und Potsdam<br />

einer Trümmerwüste.<br />

Am 2. Mai 1945 wird auf dem Brandenburger Tor<br />

die sowjetische Flagge gehisst. Den ersten Kontakt<br />

mit der russischen Armee bringt ein kirgisischer Soldat<br />

mit dem Gewehr im Anschlag in der Kellertür.<br />

„Wir hatten Glück, der hatte mehr Angst als wir.“<br />

Jetzt beginnen die Übergriffe auf die Frauen. Mit<br />

den Worten „Frau komm!“ oder „Frau mach die Tür<br />

auf!“ holen sich die Besatzer, was ihnen vermeintlich<br />

als Kriegsbeute zusteht. „Wir versteckten uns, und<br />

eine Nachbarin, die freiwillig intensive Kontakte zu<br />

den Russen pflegte, hat uns vor dem Schlimmsten<br />

bewahrt.“<br />

12<br />

Damals<br />

Hamstern<br />

und Hungern<br />

In den Nachkriegsjahren<br />

geht<br />

es nur noch darum,<br />

zu überleben<br />

und den Hunger<br />

zu stillen. Hamstern<br />

heißt die<br />

Erika Kläge im Alter<br />

von 19 Jahren<br />

Devise. Erika Kläge erinnert sich an ihre Ängste vor<br />

Polizeirazzien und Konfiszierungen. „Da lagen Berge<br />

verrotteter Kartoffeln, die man der hungernden<br />

Bevölkerung abgenommen hatte.“ <strong>Die</strong> Tochter übernimmt<br />

meist den Transport des Schmuggelgutes,<br />

da die Kinder nicht so streng kontrolliert werden:<br />

„Mutter hat vor Angst immer gezittert wie Espenlaub“,<br />

erzählt sie.<br />

Auf dem Speiseplan stehen ausgekochte Kartoffelschalen,<br />

Kohlrübenbrot, Fischtran als Fettersatz.<br />

„Wenn man Glück hatte und der Spiralkocher nicht<br />

durchgeglüht war, gab es morgens Klunkersuppe -<br />

Magermilch, genannt ‚blauer Heinrich‘, mit eingerührtem<br />

Mehl.“ Alternativen bieten Wald und Natur<br />

in Form von Sauerampfer, Beeren und Pilzen, die getrocknet<br />

als eiserne Reserve dienen. Johanna Büsch<br />

Erika Kläge an ihrem 91. Geburtstag im vergangenen<br />

März im Stephanushaus<br />

In der nächsten Ausgabe lesen Sie von Erika Kläges Courage in der DDR und ihrer Flucht in den Westen.<br />

Foto: privat<br />

Foto: Büsch

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