"Velofahren gibt Freiheit!" im Velojournal 2010/6 - Pro Velo Kanton ...
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EMMENTAL<br />
Regionales Gesamtverkehrs und Siedlungskonzept:<br />
Gute Grundlagen – falsche Schlussfolgerungen<br />
thb. Bis September lag das neue regionale<br />
Gesamtverkehrs- und Siedlungskonzept<br />
(RGSK) zur Mitwirkung auf. Das Konzept<br />
formuliert wichtige Grundlagen für die<br />
künftige Entwicklung in der Region,<br />
welche auch <strong>Pro</strong> <strong>Velo</strong> Emmental vollumfänglich<br />
unterstützt: langfristige Schonung<br />
der natürlichen Ressourcen, Schutz<br />
von Mensch und Umwelt, Erhalt einer<br />
funktionierenden Wirtschaft und als Ziel<br />
eine umweltgerechte, kostengünstige und<br />
effiziente Verkehrsinfrastruktur, welche<br />
möglichst geringe Auswirkungen auf die<br />
Gesundheit und die Umwelt hat.<br />
Interessant sind <strong>im</strong> Analyseteil die Zahlen<br />
zur Verkehrsentwicklung. Anstatt 1 %<br />
n<strong>im</strong>mt der Verkehr in der Region seit<br />
Verkehrsleistung pro Person in der Schweiz<br />
Personenkilometer pro Jahr<br />
14 000<br />
12 000<br />
10 000<br />
8000<br />
6000<br />
V | 6/10 velojournal<br />
Gesamtverkehrsleistung (Pensionenkilometer)<br />
Auto (Personenkilometer)<br />
1984 1989 1994 2000 2005 <strong>2010</strong> 2015<br />
Quelle: Ergebnisse des Mikrozensus 2005 zum Verkehrsverhalten. BfS 2007.<br />
einigen Jahren nur noch 0.1 bis 0.4 % pro<br />
Jahr zu, also bis zu 10 x weniger schnell<br />
als bisher angenommen. Eine wichtige<br />
Grundlage der bestehenden Planungen –<br />
auch der <strong>im</strong> RGSK vorgeschlagenen Massnahmen<br />
– kommt damit ins Wanken. Es<br />
fällt auf, dass der Verkehr vor allem dort<br />
zun<strong>im</strong>mt, wo die Verkehrsinfrastruktur<br />
ausgebaut worden ist (Umfahrungen Signau,<br />
Kirchberg), und zwar nicht nur auf<br />
den neuen Strassenabschnitten, sondern<br />
auch <strong>im</strong> weiteren Umkreis. Ein Grund<br />
mehr, teure Ausbauwünsche kritisch zu<br />
hinterfragen.<br />
Die Zahlen passen zu einem Trend, der<br />
seit einigen Jahren beobachtet wird, vielen<br />
Bürgern jedoch noch nicht bewusst ist:<br />
Die Erfassung des Verkehrsverhaltens<br />
der Schweizer Bevölkerung (Mikrozensus<br />
Verkehr 2005) zeigt, dass die Verkehrsnachfrage<br />
des Durchschnittsschweizers<br />
seit dem Jahr 2000 nicht mehr steigt!<br />
Die bisherige Verkehrszunahme ist kein<br />
Naturgesetz, die Überalterung der Gesellschaft<br />
beginnt sich bemerkbar zu machen<br />
und offenbar setzt langsam ein Umdenken<br />
ein! Dass das Gesamtvolumen des Verkehrs<br />
noch leicht zun<strong>im</strong>mt, hat pr<strong>im</strong>är<br />
Forum und Mobilitätsfest «emmental bewegt»<br />
thb. Am 10. September fand in Burgdorf<br />
das zweite Forum «emmental bewegt»<br />
statt. <strong>Pro</strong>fessor Dr. Heinz Wanner (Uni<br />
Bern) und Unternehmer und Grossrat<br />
Josef Jenni faszinierten die Zuhörer mit<br />
eindrücklichen Referaten zum Kl<strong>im</strong>awandel<br />
und zur drohenden Ressourcenknappheit.<br />
Dass sich das Emmental diesen Herausforderungen<br />
stellt, machten anschliessend<br />
verschiedene Referenten deutlich. <strong>Pro</strong>jektleiter<br />
Martin Wälti (Büro für Mobilität)<br />
präsentierte den Systemansatz, mit welchem<br />
«emmental bewegt» in den nächsten<br />
Jahren neuen Mobilitätsideen zum<br />
Durchbruch verhelfen will. Psychologe<br />
Jürg Artho (Uni Zürich) referierte über<br />
Wirkung und Erfolg neuer Mobilitätsprojekte,<br />
und Theo Rüegger (Finanzverwalter<br />
Slowup Emmental<br />
Anlässlich des 5. Emmentaler SlowUps<br />
rollten am 12.9.<strong>2010</strong> um die 30 000<br />
<strong>Velo</strong> fahrende und Blader durchs abwechslungsreiche<br />
Hügelland. Die Teilnehmenden<br />
genossen die lärm- und<br />
?<br />
?<br />
Trubschachen) zeigte eindrücklich auf,<br />
wie eine kleine Gemeinde mit innovativen<br />
Mobilitätsprojekten zum Vorzeigeort<br />
einer Region werden kann.<br />
Samuel Leuenberger (Präsident Region<br />
Emmental, BDP) und Theophil Bucher<br />
(Präsident des Trägervereins Mobilität<br />
Emmental, Grüne) waren sich am Schluss<br />
einig: die kommenden Jahre stellen uns<br />
und unsere Region vor neue Herausforderungen.<br />
Vor dem Hintergrund einer<br />
weltweiten Tendenz der Deglobalisierung,<br />
welche die nächsten Jahrzehnte prägen<br />
wird, haben jene Regionen die besten<br />
Karten, welche schon mit innovativen<br />
<strong>Pro</strong>jekten Gegensteuer geben. «Oil of<br />
Emmental» und «emmental bewegt» sind<br />
zukunftsweisende Ansätze. Innovationen<br />
«made of Emmental» wie der <strong>Velo</strong>-<br />
emissionsfreie Ausfahrt bei Sonnenschein<br />
– zumeist gemütlich plaudernd<br />
und hin und wieder tief durchatmend.<br />
Der 6. Emmentaler SlowUp findet am<br />
11.9.2011 statt.<br />
mit der Zuwanderung und dem sinkenden<br />
Besetzungsgrad der Fahrzeuge zu tun.<br />
Angesichts dieser Zahlen und der formulierten<br />
Grundsätze ist es unverständlich,<br />
dass als erste Massnahme <strong>im</strong> RGSK<br />
unverändert der «Autobahnzubringer<br />
Emmental» (AZE) aufgelistet wird.<br />
Der AZE ist ein gefährlicher Mythos,<br />
der seit Jahren sinnvolle <strong>Pro</strong>jekte in der<br />
Region blockiert und bereits Millionen<br />
von Franken an Planungsgeldern verschlungen<br />
hat. Der langfristige Nutzen<br />
dieser «Wegfahrt Emmental» ist fraglich,<br />
und die Investition wird dadurch, dass<br />
der Bund anstatt der <strong>Kanton</strong> oder die Gemeinden<br />
sie bezahlen, nicht sinnvoller –<br />
am Ende bezahlt sowieso der Steuerzahler<br />
… Dass auf der Emmentalstrasse<br />
verkehrsberuhigende und entlastende<br />
Massnahmen nötig sind, ist unbestritten.<br />
Die Sanierung der bestehenden Ortsdurchfahrten,<br />
neue Bahnunterführungen<br />
und die Verbesserung der Infrastrukturen<br />
für den Langsamverkehr sind für viel<br />
weniger Geld zu haben und bringen <strong>im</strong><br />
Endeffekt mehr.<br />
Unsere Politik täte gut daran, dieses teure<br />
Planungswerk rasch ad acta zu legen.<br />
Hauslieferdienst (Burgdorf), das <strong>Pro</strong>jekt<br />
«SchuelZwäg» (Trubschachen) oder die<br />
Herzroute Emmental finden schweizweit<br />
Beachtung und Nachahmer.<br />
Am Mobilitätsfest vom 11. September und<br />
am SlowUp Emmental (12. September)<br />
hatten Einhe<strong>im</strong>ische und Gäste Gelegenheit,<br />
die «neue Mobilität» aktiv zu<br />
degustieren und zu erleben. 30 000 <strong><strong>Velo</strong>fahren</strong>de<br />
und Blader rollten am SlowUp<br />
durch das Emmental – lärmfrei, umweltfreundlich<br />
und gemütlich plaudernd. Und<br />
die meisten haben sich das Datum des<br />
6. Emmentaler SlowUps vom 11.9.2011<br />
bereits vorgemerkt!<br />
www.mobilitaet-emmental.ch<br />
www.emmental-bewegt.ch<br />
www.slowup-emmental.ch