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E-Service Das Management einer Erfolgskette - Absatzwirtschaft

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FACHINFO<br />

E-<strong>Service</strong><br />

<strong>Erfolgskette</strong> für E-<strong>Service</strong>-<br />

Angebote<br />

Value Added <strong>Service</strong>s<br />

Stand Alone <strong>Service</strong>s<br />

Kundenbindung<br />

Kundenzufriedenheit<br />

Prof. Dr. Manfred<br />

Bruhn<br />

ist Ordinarius für<br />

Allgemeine Betriebswirtschaftslehre,<br />

insbesondere<br />

Marketing und Unternehmensführung<br />

am Wirtschaftswissenschaftlichen<br />

Zentrum (WWZ) der Universität<br />

Basel.<br />

Kontakt:<br />

manfred.bruhn@unibas.ch<br />

absatzwirtschaft<br />

Neben der bereits gewachsenen Bedeutung<br />

des tertiären Sektors in hochentwickelten<br />

Volkswirtschaften, ist<br />

parallel dazu mit den neuen Informations-<br />

und Kommunikationstechnologien<br />

die Bedeutung des Internet erheblich<br />

gewachsen. Mit der Erschließung<br />

neuer Absatz- und Kommunikationswege<br />

haben vor allem auch<br />

elektronische Dienstleistungen zugenommen.<br />

Neben dem Vertrieb von<br />

Dienstleistungen im Rahmen des so<br />

genannten E-Commerce können bestimmte<br />

Dienstleistungen im Internet<br />

auch in Form von E-<strong>Service</strong>s selbst<br />

erstellt werden. Bei E-<strong>Service</strong>s handelt<br />

es sich um die Erstellung selbständiger,<br />

marktfähiger Leistungen<br />

mit Hilfe eines elektronischen Datenaustausches.<br />

E-<strong>Service</strong>s in Abgrenzung zu<br />

klassischen Dienstleistungen<br />

E-<strong>Service</strong>s haben für den Kunden im<br />

Gegensatz zu klassischen Dienstleistungen<br />

eine höhere Verfügbarkeit von<br />

Leistungen. Dies hängt damit zusammen,<br />

dass im Internet ein zahlreiches<br />

Angebot an unterschiedlichen Leistungen<br />

verfügbar ist. Dies wird durch die<br />

Unabhängigkeit von Öffnungs- und<br />

Arbeitszeiten unterstützt, die eine<br />

Leistungsinanspruchnahme um ein<br />

E-Commerce<br />

E-<strong>Service</strong><br />

<strong>Das</strong> <strong>Management</strong><br />

<strong>einer</strong> <strong>Erfolgskette</strong><br />

Mit der zunehmenden Bedeutung des Internet als Vertriebsweg<br />

gewinnt auch das Angebot an elektronischen Dienstleistungen an<br />

Bedeutung. E-<strong>Service</strong>s bieten die Möglichkeit der Erschließung<br />

neuer Märkte und Nutzerkreise bei vergleichsweise geringen<br />

Kosten. Prof. Dr. Manfred Bruhn erläutert auf der Basis der <strong>Service</strong><br />

Profit Chain die Wirkungs- und Erfolgsfaktoren des Einsatzes von<br />

E-<strong>Service</strong>s.<br />

Vielfaches vereinfacht. Neben der umfangreichen<br />

Verfügbarkeit von Leistungen<br />

kann auch die Qualität von<br />

Leistungen gesteigert werden, da die<br />

Leistungen individueller auf den Kunden<br />

zugeschnitten sind und es aufgrund<br />

der direkten elektronischen Interaktion<br />

keine weiteren Möglichkeiten<br />

der Fehlergenerierung durch Dritte<br />

geben kann.<br />

E-<strong>Service</strong>s bieten die Möglichkeit der<br />

Erschließung internationaler Märkte<br />

bei vergleichsweise geringen Kosten<br />

durch die weltweite Verbreitung des<br />

Internet. Für Anbieter von E-<strong>Service</strong>s<br />

ergibt sich hierdurch eine Ausweitung<br />

bestehender Nutzerkreise durch erhöhte<br />

Verfügbarkeit von Dienstleistungen.<br />

E-<strong>Service</strong>s bieten somit für<br />

den Anbieter die Möglichkeit der Erschließung<br />

internationaler Märkte<br />

durch die weltweite Verbreitung des<br />

Internet. Dabei können sich auch Profilierungsmöglichkeiten<br />

durch die<br />

Verbesserung des eigenen Leistungsangebotes<br />

oder der Verbesserung des<br />

Images, zum Beispiel hinsichtlich der<br />

Innovativität des Unternehmens beziehungsweise<br />

der Marke ergeben.<br />

Abbildung 1 verdeutlicht die wesentlichen<br />

Unterschiede zwischen klassischen,<br />

nicht elektronischen Dienstleistungen<br />

und E-<strong>Service</strong>s. Diese<br />

Science Factory 1/2003<br />

1


Abbildung 1: Abgrenzung der E-<strong>Service</strong>s<br />

von klassischen Dienstleistungen<br />

nicht<br />

elektronische<br />

Dienstleistungen<br />

personell Leistungsfähigkeit des Anbieters<br />

notwendig Präsenz des Anbieters<br />

gering<br />

unterscheiden sich hauptsächlich im<br />

Hinblick auf die Leistungsfähigkeit<br />

sowie die Notwendigkeit der Präsenz<br />

des Anbieters, den Virtualisierungsgrad<br />

der Leistungen, die Verfügbarkeit<br />

des Angebots, die Art des <strong>Service</strong> Encounters<br />

sowie hinsichtlich der Kundenansprache.<br />

Klassische Dienstleistungen,<br />

die nur in Teilen online erstellt<br />

oder gar nur beworben werden, sind in<br />

einem Unschärfebereich anzusiedeln.<br />

E-<strong>Service</strong>s können - wie auch klassische<br />

Dienstleistungen – generell danach<br />

unterschieden werden, ob sie ein<br />

anderes Produkt beziehungsweise<br />

Dienstleistung flankieren ("Value<br />

Added <strong>Service</strong>") oder eine Dienstleistung<br />

elektronisch unabhängig von anderen<br />

Produkten oder Dienstleistungen<br />

angeboten wird ("Stand Alone<br />

<strong>Service</strong>"). <strong>Das</strong> Angebot von Value<br />

Added <strong>Service</strong>s zielt in erster Linie<br />

darauf ab, den Nutzen bestehender<br />

Produkte oder Dienstleistungen für<br />

den Kunden zu erhöhen, wie zum Beispiel<br />

ein Support-<strong>Service</strong>. Für sich genommen<br />

stiften solche <strong>Service</strong>s lediglich<br />

geringen Nutzen. Stand Alone<br />

<strong>Service</strong>s hingegen stiften dem Kunden<br />

einen eigenständigen Nutzen, wie beispielsweise<br />

Online-Auktionen. Sie<br />

können zwar mit anderen Angeboten<br />

kombiniert angeboten werden, dies ist<br />

aber nicht erforderlich.<br />

absatzwirtschaft<br />

Virtualisierungsgrad der<br />

Leistungen<br />

begrenzt Verfügbarkeit des Angebots<br />

High-touch <strong>Service</strong> Encounter<br />

push Kundenansprache<br />

E-<strong>Service</strong>s<br />

maschinell<br />

nicht<br />

notwendig<br />

hoch<br />

unbegrenzt<br />

High-tech<br />

pull<br />

Strategische Option<br />

von E-<strong>Service</strong>s<br />

Der Einsatz von E-<strong>Service</strong>s<br />

ist vielfach unter<br />

operativen und taktischen<br />

Gesichtspunkten<br />

zu sehen, wie bei der<br />

Fragestellung <strong>einer</strong><br />

Substitution von nichtelektronischem<br />

<strong>Service</strong><br />

durch E-<strong>Service</strong>s aus<br />

Kostengründen oder<br />

das Angebot von E-<br />

<strong>Service</strong>s unter reinen<br />

Konkurrenzaspekten.<br />

Dabei darf jedoch nicht<br />

die strategische Dimension<br />

von E-<strong>Service</strong>s<br />

vernachlässigt werden.<br />

Diese wird davon abhängen,<br />

ob es sich aus<br />

Unternehmenssicht um<br />

Stand Alone <strong>Service</strong>s<br />

oder Value Added <strong>Service</strong>s handelt.<br />

Primär werden strategische Entscheidungen<br />

eher bei Stand Alone <strong>Service</strong>s<br />

getroffen – da diese als eigenständige<br />

Leistungen zu betrachten sind – als bei<br />

Value Added <strong>Service</strong>s, die bestehende<br />

Leistungen ergänzen und unterstützen.<br />

Unter <strong>einer</strong> E-<strong>Service</strong>s-Strategie kann<br />

ein bedingter, langfristiger, globaler<br />

Verhaltensplan zur Erreichung der Unternehmens-<br />

und Marketingziele eines<br />

Dienstleistungsunternehmens verstanden<br />

werden. Strategien sind auf der<br />

Grundlage der Unternehmens- und<br />

Marketingziele zu entwickeln und dienen<br />

der Fokussierung von Maßnahmenpaketen<br />

in den einzelnen Marketingmixbereichen<br />

eines Anbieters von<br />

E-<strong>Service</strong>s. Aus strategischer Sicht<br />

können drei Entscheidungsbereiche<br />

des Strategischen E-<strong>Service</strong>s-<strong>Management</strong><br />

unterschieden werden: Erstens<br />

die Festlegung <strong>einer</strong> Geschäftsfeldstrategie,<br />

zweitens die Festlegung der<br />

Marktteilnehmerstrategien und dritttens<br />

die Konkretisierung der Strategieinhalte<br />

in der Festlegung der Marketinginstrumentestrategien.<br />

Jedes Unternehmen,<br />

das langfristig erfolgreich<br />

sein will, muss Leistungsangebote entwickeln<br />

und anbieten, die die Bedürfnisse<br />

ausreichend großer Marktsegmente<br />

besser befriedigt als die der<br />

Konkurrenz.<br />

E-Commerce<br />

Im Rahmen der Geschäftsfeldstrategie<br />

sind Festlegungen insbesondere im<br />

Hinblick auf die erreichbaren Wettbewerbsvorteile<br />

zu treffen. Dazu bieten<br />

sich Qualitäts-, Innovations-,<br />

Programmbreiten-, Kosten- oder Zeitvorteile<br />

an. In einem zweiten Schritt<br />

ist im Rahmen der Festlegung der<br />

Marktteilnehmerstrategien zu entscheiden,<br />

welche Marktbearbeitungs-,<br />

Kunden- und Intermediärstrategie für<br />

den Einsatz von E-<strong>Service</strong>s besonders<br />

geeignet sind. Die Marktbearbeitung<br />

kann generell undifferenziert, differenziert<br />

oder aber als Segment of One<br />

erfolgen. Es ist festzulegen, ob mit<br />

standardisierten E-<strong>Service</strong>s die breite<br />

Masse der Internetnutzer oder aber<br />

mit individualisierten E-<strong>Service</strong>s eher<br />

der einzelne Kunde bedient werden<br />

soll. Im Hinblick auf die Festlegung<br />

der Kundenstrategie (Kundenakquisition,<br />

Kundenbindung und Kundenrückgewinnung)<br />

werden E-<strong>Service</strong>s<br />

zumeist im Zusammenhang mit der<br />

Kundenbindung diskutiert. An dieser<br />

Stelle ist eine Entscheidung darüber<br />

zu treffen, auf welche Phase des<br />

Kundenbeziehungslebenszyklus mit<br />

dem Einsatz von E-<strong>Service</strong>s fokussiert<br />

wird. Eine Entscheidung über die<br />

Intermediärstrategie ist eine Besonderheit<br />

von E-<strong>Service</strong>s. Dem Unternehmen<br />

stehen grundsätzlich zwei<br />

Möglichkeiten zur Verfügung. Zum<br />

einen die eigenständige Erstellung<br />

von E-<strong>Service</strong>s ohne Kooperation mit<br />

Intermediären, zum anderen die Kooperation<br />

mit geeigneten Intermediären<br />

im Rahmen eines Netzwerkes. In<br />

einem dritten Schritt gilt es, die<br />

Strategiefestlegungen in Marketinginstrumentestrategien,<br />

wie zum Beispiel<br />

eine konkrete Preis- oder Kommunikationsstrategie,<br />

umzusetzen.<br />

Exemplarische <strong>Erfolgskette</strong> für E-<br />

<strong>Service</strong>-Angebote<br />

In Anlehnung an die <strong>Service</strong> Profit<br />

Chain für Dienstleistungen können<br />

auch für E-<strong>Service</strong>s die Wirkungen,<br />

die durch den Einsatz von elektronischen<br />

Dienstleistungen auf Seiten des<br />

Kunden erreicht werden sollen, anhand<br />

<strong>einer</strong> <strong>Erfolgskette</strong> für E-<strong>Service</strong>s<br />

strukturiert werden. Der Grundgedanke<br />

besteht darin, den Erfolg im Ein-<br />

Science Factory 1/2003<br />

2


Abbildung 2: <strong>Erfolgskette</strong> des Einsatzes von E-<strong>Service</strong>s<br />

• Heterogenität der<br />

Kundenerwartungen<br />

• Marktbezogene<br />

Dynamik<br />

• Technologische<br />

Dynamik<br />

• Marktbezogene<br />

Komplexität<br />

Angebot von<br />

E-<strong>Service</strong>s<br />

• Individualität des<br />

E-<strong>Service</strong>s<br />

• Standardisierbarkeit<br />

• Heterogenität des<br />

Leistungsspektrums<br />

• Leistungskomplexität<br />

• Kommunikationsmöglichkeiten<br />

(z.B.<br />

Signaling)<br />

• Konditionengestaltung<br />

satz von E-<strong>Service</strong>s durch vorökonomische<br />

Wirkungskategorien zu erklären<br />

und die relevanten internen und<br />

externen moderierenden Variablen zu<br />

identifizieren. Auf dieser Basis kann<br />

die in Abbildung 2 wiedergegebene<br />

<strong>Erfolgskette</strong> von E-<strong>Service</strong>s aufgestellt<br />

werden.<br />

So kann derzeit etwa die Frage der<br />

strategischen Bedeutung der elektronischen<br />

Dienstleistungen in den<br />

meisten Branchen noch nicht beantwortet<br />

werden. Auch die operativen<br />

Fragestellungen des Einsatzes von E-<br />

<strong>Service</strong>-Instrumenten sind noch mit<br />

vielfältigen offenen Problemen behaftet.<br />

Es bleibt abzuwarten, welche Erfolgsvoraussetzungen<br />

sich dabei einstellen<br />

werden.<br />

Auf der ersten Stufe der <strong>Erfolgskette</strong><br />

geht es um die aus Kundensicht relevanten<br />

Qualitätsdimensionen für das<br />

Angebot und die Gestaltung von E-<br />

<strong>Service</strong>s. Um Erfolg zu generieren, ist<br />

bereits auf der ersten Stufe der <strong>Erfolgskette</strong><br />

die Orientierung an geeigneten<br />

Erfolgsfaktoren, wie zum Beispiel<br />

Mass Customization, Markenoder<br />

Innovationsmanagement, erforderlich.<br />

Generell ist hier auf Seiten des<br />

absatzwirtschaft<br />

Unternehmensexterne moderierende Faktoren<br />

• Alternative<br />

Vertriebswege<br />

• Technische<br />

Kompatibilität und<br />

Fähigkeit<br />

• Zusatznutzen<br />

Akzeptanz Nutzung Zufriedenheit Erfolg<br />

• Nutzungsbarrieren<br />

(technisch,<br />

informatorisch,<br />

personell)<br />

• Evaluierungs- und<br />

Vergleichsmöglichkeiten<br />

• Kundenerwartungen<br />

• Leistungstransparenz<br />

• Kultur der Offenheit<br />

• Freundlichkeit<br />

• Reaktionsfähigkeit<br />

• Flexibilität<br />

• Zuverlässigkeit<br />

• Anwenderfreundlichkeit<br />

des <strong>Service</strong><br />

Encounters<br />

Unternehmensinterne moderierende Faktoren<br />

• Ertragspotenzial der<br />

Kunden<br />

• Dauer der Kundenbeziehung<br />

• Preisbereitschaft<br />

• Kundenfluktuation<br />

• Nutzungsintensität<br />

• Vertrauen<br />

• Wechselbarrieren<br />

• Möglichkeit vertraglicher<br />

Bindungen<br />

• Kritische Ereignisse<br />

durch Fehler<br />

• Restriktionen bei der<br />

Preisfestlegung<br />

• Breite des Leistungsangebots<br />

• Nutzung von Kosteneinsparungsmöglichkeiten<br />

Anbieters die Wahl eines geeigneten<br />

Geschäftsmodells zu treffen. Dabei ist<br />

zu prüfen, ob bewährte Geschäftsmodelle<br />

(zum Beispiel aus dem Sachgüterbereich)<br />

auf Dienstleistungen sowie<br />

auf E-<strong>Service</strong>s übertragen werden<br />

können oder ob ganz neue Geschäftsmodelle,<br />

wie zum Beispiel durch die<br />

Virtualisierung ganzer Unternehmensnetzwerke,<br />

zu entwickeln sind.<br />

Gleichzeitig mit der Suche nach geeigneten<br />

Geschäftsmodellen ist hinsichtlich<br />

der Qualität <strong>einer</strong> Dienstleistung<br />

zu überlegen, welche bestehenden<br />

Modelle der Dienstleistungsqualität<br />

überhaupt auf E-<strong>Service</strong>s<br />

übertragbar sind. Hinsichtlich der<br />

Qualitätsbeurteilung ist eine Besonderheit<br />

von E-<strong>Service</strong>s darin zu sehen,<br />

dass wegen der Virtualität bei der<br />

Leistungserstellung andere Qualitätsdimensionen<br />

wichtig sind als bei klassischen<br />

Dienstleistungen (z.B. Mangel<br />

an Place und Physical Facilities). Bei<br />

der Transformation von klassischen<br />

Dienstleistungen in E-<strong>Service</strong>s sind<br />

eine Vielzahl von Besonderheiten<br />

(zum Beispiel die Virtualisierbarkeit)<br />

zu beachten und entsprechende Anpassungen<br />

vorzunehmen. Welche dies<br />

E-Commerce<br />

im Einzelfall sind, hängt von der zu<br />

virtualisierenden Dienstleistung ab<br />

und ist beispielsweise durch geeignete<br />

Methoden, wie etwa das Blueprinting<br />

von E-<strong>Service</strong>-Prozessen, zu evaluieren.<br />

Hinzu kommt, dass sich das herkömmlicheDienstleistungsinstrumentarium<br />

nur bedingt auf E-<strong>Service</strong>s<br />

übertragen lässt. An einige Instrumente<br />

werden vollkommen neue Anforderungen<br />

gestellt (beispielsweise spielt<br />

der Preis derzeit (noch) keine bedeutende<br />

Rolle), andere sind in der bekannten<br />

Form gar nicht mehr relevant<br />

(zum Beispiel Place).<br />

Die Berücksichtigung der relevanten<br />

Anforderungen aus Kundensicht und<br />

die entsprechende Gestaltung der<br />

Qualitätsdimensionen von E-<strong>Service</strong>s<br />

führt im Idealfall auf <strong>einer</strong> nächsten<br />

Ebene zur Akzeptanz des E-<strong>Service</strong>s-<br />

Angebots seitens des Kunden. Damit<br />

ein Angebot auch akzeptiert wird,<br />

muss dies dem Kunden entsprechend<br />

kommuniziert werden. Ein grundlegendes<br />

Problem bei der Gestaltung<br />

von E-<strong>Service</strong>s besteht darin, dass<br />

aufgrund der zunehmenden Heterogenität<br />

der Kundenerwartungen eine höhere<br />

Individualität des Angebots erforderlich<br />

ist, das wiederum den Grad<br />

der Standardisierbarkeit erschwert.<br />

Für die Akzeptanz eines E-<strong>Service</strong>s-<br />

Angebots aus Kundensicht kommt<br />

hinzu, dass im Internet eine hohe<br />

marktbezogene Dynamik, schneller<br />

technologischer Fortschritt und eine<br />

hohe marktbezogene Komplexität<br />

vorzufinden sind. Dies beeinträchtigt<br />

den Überblick über das hier bestehende<br />

Angebot und erst recht die Beurteilung<br />

von Qualitätsdimensionen seitens<br />

des Kunden. Bei der Gestaltung<br />

von E-<strong>Service</strong>s ergibt sich somit das<br />

grundlegende Entscheidungsproblem<br />

– ebenso wie bei klassischen Dienstleistungen<br />

– den Grad an Individualität<br />

beziehungsweise Automatisierung<br />

der Leistungserstellung zum einen<br />

und der Kundenkommunikation (Dialogmodus)<br />

zum anderen festzulegen.<br />

Hierzu gehört auch, wie elektronische<br />

Kundendialoge – als ein Element<br />

elektronischer Dienstleistungen – optimal<br />

gestaltet werden können. Des<br />

Weiteren ist eine Entscheidung über<br />

das Ausmaß der Integration des Kun-<br />

Science Factory 1/2003<br />

3


den in die Wertschöpfungskette des<br />

Unternehmens zu treffen. Der Kunde<br />

erstellt (zumindest teilweise) seine<br />

Leistung selbst, wie zum Beispiel ein<br />

Fahrrad. Hier bietet Co-Design große<br />

Chancen, aber auch Gefahren, da eine<br />

Eigendynamik entstehen kann, die<br />

sich in maßlosen Dienstleistungsansprüchen<br />

offenbart.<br />

Akzeptanz allein reicht für wirtschaftliche<br />

Profitabilität eines E-<strong>Service</strong>-<br />

Angebot nicht aus. Dies erfordert vielmehr<br />

einen genügend großen Kundenstamm,<br />

der das Angebot auch entsprechend<br />

nutzt. Der Kunde muss folglich<br />

irgendwann einmal ein E-<strong>Service</strong>-<br />

Angebot erstmalig nutzen (Nutzung).<br />

Dabei spielen kundenseitig die Zahl<br />

alternativer Vertriebswege, die technische<br />

Kompatibilität und Fähigkeit,<br />

ein Angebot in Anspruch nehmen zu<br />

können sowie der durch die Online-<br />

Nutzung des <strong>Service</strong>s generierte<br />

Mehrwert (Zusatznutzen) eine bedeutende<br />

Rolle.<br />

Nach der ersten Nutzung des E-<strong>Service</strong>s<br />

eines Unternehmens bildet sich<br />

der Kunde auf <strong>einer</strong> nächsten Stufe ein<br />

Zufriedenheitsurteil über die erbrachte<br />

Dienstleistung (Kundenzufriedenheit).<br />

Die Höhe der Kundenzufriedenheit<br />

kann durch zahlreiche Verfahren der<br />

Zufriedenheitsforschung ermittelt<br />

werden. Eine Möglichkeit besteht in<br />

der Anwendung des "Disconfirmation"-Paradigmas,<br />

nach dem der Kunde<br />

eine Qualitätsbeurteilung durch<br />

den Vergleich zwischen der wahrgenommenen<br />

und der erwarteten Dienstleistungsqualität<br />

vornimmt. Ob sich<br />

Kundenzufriedenheit einstellt oder<br />

nicht, ist von zahlreichen Faktoren abhängig.<br />

Im Vordergrund stehen kundenseitig<br />

Evaluierungs- und Vergleichsmöglichkeiten<br />

und anbieterseitig<br />

die Leistungstransparenz, eine<br />

Kultur der Offenheit, Freundlichkeit,<br />

absatzwirtschaft<br />

Reaktionsfähigkeit, Flexibilität, Zuverlässigkeit<br />

und insbesondere die<br />

Anwenderfreundlichkeit des <strong>Service</strong><br />

Encounters. Des Weiteren sind hier<br />

Maßnahmen zur Schaffung von Vertrauen<br />

in die Dienstleistungsqualität<br />

beim Internetshopping unter besonderer<br />

Berücksichtigung des Verkaufspersonals<br />

im Internet notwendig. In virtuellen<br />

Läden kann aus servicepolitischen<br />

Gründen auf das Verkaufspersonal<br />

nicht gänzlich verzichtet werden.<br />

Die Befragten empfinden einen virtuellen<br />

Laden durch Verkaufspersonal<br />

als sympathischer, anregender und realistischer.<br />

Für das Bestehen von<br />

Dienstleistern im Internet ist die Kundenbindung<br />

von herausragender Bedeutung,<br />

weil durch sie eine Vielzahl<br />

negativer Erscheinungen im Internet<br />

kompensiert werden können (zum<br />

Beispiel der Mangel an persönlichem<br />

Kontakt mit der Schwierigkeit, Vertrauen<br />

aufzubauen).<br />

Dies stellt eine Voraussetzung dafür<br />

dar, dass auf der letzten Stufe das<br />

Unternehmen einen Erfolg mit dem<br />

von ihm angebotenen E-<strong>Service</strong>-<br />

Angebot realisiert. Dieser Erfolg kann<br />

sich in sämtlichen dargestellten<br />

Vorteilen des Angebots von E-<strong>Service</strong>s<br />

für Unternehmen ausdrücken.<br />

Dies umfasst nicht nur Ziele wie Umsatz<br />

oder Gewinn, sondern ausdrücklich<br />

auch die Steigerung des Kundenwertes,<br />

weil viele E-<strong>Service</strong>s-Anwendungen<br />

im Rahmen des eCRM als<br />

Value Added <strong>Service</strong>s etwa zur Unterstützung<br />

von offline-erstellten Leistungen<br />

eingesetzt werden, mit dem<br />

Ziel der Kundenbindung und somit<br />

auf die Steigerung des Kundenwertes<br />

fokussieren. <strong>Das</strong> Ausmaß an Erfolg,<br />

das mit dem Einsatz von E-<strong>Service</strong>s<br />

realisiert wird, ist von <strong>einer</strong> Vielzahl<br />

von Faktoren abhängig. So wird der<br />

ökonomische Erfolg (beispielsweise<br />

in Form von Umsatz) dabei umso größer<br />

ausfallen, je höher das Ertragspotenzial<br />

der Kunden, je länger die<br />

durchschnittliche Kundenbeziehung,<br />

je höher die Preisbereitschaft, je geringer<br />

die Kundenfluktuation und je höher<br />

die Nutzungsintensität. Beispielsweise<br />

schlägt sich dieser zum einen<br />

nieder in <strong>einer</strong> höheren Effektivität<br />

und Effizienz der betrieblichen Abläufe<br />

hinsichtlich der Leistungserstellung<br />

(zum Beispiel geringere Kosten aufgrund<br />

von Personaleinsparungen),<br />

zum anderen können aus dem erfolgreichen<br />

Angebot von E-<strong>Service</strong>s etwa<br />

höhere Umsätze resultieren.<br />

Gleichzeitig führt aber auch das<br />

Ausmaß der Effektivitäts- und Effizienzsteigerung<br />

durch den Einsatz von<br />

E-<strong>Service</strong>s zu Erfolg, indem etwa die<br />

Kosten des Personaleinsatzes oder der<br />

Kundenakquisition verringert werden<br />

können. Voraussetzung hierfür ist,<br />

dass Synergien und Kostensenkungspotenziale<br />

durch E-<strong>Service</strong>s auch konsequent<br />

genutzt werden.<br />

ESSENTIALS<br />

E-Commerce<br />

Akzeptanz allein reicht für wirtschaftliche<br />

Profitabilität eines E-<br />

<strong>Service</strong>-Angebot nicht aus.<br />

Es bedarf eines ausreichend großen<br />

Kundenstamms, der das Angebot<br />

nutzt.<br />

E-Sercice-Anwendungen im Rahmen<br />

des eCRM mit dem Ziel der<br />

Kundenbindung tragen zur Steigerung<br />

des Kundenwertes bei.<br />

Literatur<br />

Manfred Bruhn/Bernd Stauss<br />

(Hrsg.): "Electronic <strong>Service</strong>s. Jahrbuch<br />

Dienstleistungsmanagement 2002",<br />

Gabler, Wiesbaden 2002, 896 Seiten.<br />

Science Factory 1/2003<br />

4

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