Pfarrblatt Aargau I Baden / Wettingen - Horizonte Aargau
Pfarrblatt Aargau I Baden / Wettingen - Horizonte Aargau
Pfarrblatt Aargau I Baden / Wettingen - Horizonte Aargau
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
27. Jahrgang I Nr. 51 I 16. Dezember 2012<br />
I 3 Intensivste Zeit des Kirchenjahres<br />
Sakristane haben vor Weihnachten alle Hände voll zu tun<br />
I 5 Wenn der Clown über die Bettkante guckt<br />
Die « Band of Smile » im Caritas Baby Hospital<br />
I 7 Einheit und Verschiedenheit<br />
Seite der Missioni Cattoliche Italiane im <strong>Aargau</strong><br />
BLiCK<br />
FANG<br />
Kerzen zu Rorate,<br />
Krippe und<br />
Weihnachtsbäume zum<br />
Christfest.<br />
Eine intensive Zeit,<br />
auch für Sakristane.<br />
<strong>Horizonte</strong> hat in<br />
Gipf-Oberfrick<br />
Beat Waldmeier<br />
beim Vorbereiten<br />
über die Schulter<br />
geschaut.<br />
� aargau-Seite 3<br />
<strong>Pfarrblatt</strong> <strong>Aargau</strong> I <strong>Baden</strong> / <strong>Wettingen</strong><br />
<strong>Horizonte</strong><br />
Foto: Cleto Cudini
I 2 fokus <strong>Horizonte</strong> | 16. Dezember 2012<br />
Regula Kuhn-Somm<br />
Co-Geschäftsführerin Caritas <strong>Aargau</strong>, Aarau<br />
Aus der Solidarität Kraft schöpfen<br />
Als ich kürzlich mit einem Kollegen unterwegs war,<br />
stellte er mir die Frage: « Was motiviert dich eigentlich<br />
für deine Arbeit? » Ich merkte, wie mich diese Frage<br />
herausforderte. Oberflächliche Schlagworte als Antwort<br />
wollte ich nicht geben. Kann ich denn meine Motivation<br />
überhaupt in Worte fassen?<br />
In mir tauchte ein Bild auf: Im Dezember vor drei Jahren<br />
hatten wir rund 1000 Kerzen für die Aktion « Eine<br />
Million Sterne » der Caritas aufgestellt. Es war bitterkalt<br />
und eine unangenehme Bise zog durch die Strassen.<br />
Kaum hatten wir einige Kerzen angezündet, blies<br />
der Wind sie schon wieder aus. Es war frustrierend.<br />
Doch plötzlich setzte eine Dynamik ein: Passantinnen<br />
und Passanten, gross und klein, Schweizer und Ausländerinnen<br />
halfen mit, die Kerzen anzuzünden, verbunden<br />
durch das Ziel, diese 1000 Kerzen der Solidarität<br />
zum Leuchten zu bringen – gemeinsam – gegen alle<br />
widrigen Umstände.<br />
Diese Energie, die in diesem Moment lag, motiviert<br />
mich in meiner täglichen Arbeit. Es ist eine Energie, die<br />
aus der Solidarität entsteht und mir gleichzeitig Kraft<br />
schenkt, mich für die Solidarität mit sozial Schwächeren<br />
einzusetzen. Ich erlebe solche gemeinsame<br />
Momente mit anderen Menschen zusammen immer<br />
wieder. Sie geben mir Mut, trotz kalter Bise und widriger<br />
Umstände für andere einzustehen.<br />
Die Arche bringt das Feuer<br />
Das Friedenslicht aus Bethlehem kommt dieses Jahr zum 20. Mal in die Schweiz<br />
Am dritten Adventssonntag kommt das Friedenslicht<br />
aus Bethlehem zum 20. Mal in die<br />
Schweiz. Dieses Jubiläum wird mit einem speziellen<br />
Programm rund um die Ankunft des<br />
Lichts in Zürich gefeiert. Das Friedenslicht<br />
erreicht Zürich per Schiff – begleitet von Jugendlichen<br />
aus Adliswil<br />
landet es diesen Sonntag,<br />
16. Dezember, am<br />
Schiffssteg beim Zürcher<br />
Bürkliplatz. Ab 15<br />
Uhr beginnt das Jubiläumsprogramm, nach<br />
dem Eindunkeln legt das Schiff « Arche » mit<br />
dem Licht aus Bethlehem an.<br />
Das Feuer wird jedes Jahr von einem anderen<br />
Kind aus der Geburtsgrotte in Bethlehem<br />
in einer Laterne mit dem Flugzeug nach Österreich<br />
gebracht und von dort in ganz Europa verteilt.<br />
Dieses Jahr kommt das Friedenslicht – ein<br />
Symbol für den Weihnachtsfrieden – via Linz<br />
in über 25 europäische Länder sowie nach<br />
Übersee.<br />
Den magischen Moment, wenn die acht<br />
Meter hohe Friedenslicht-Skulptur entzündet<br />
wird, umrahmen die Zürcher Sängerknaben<br />
musikalisch. Gleichzeitig wandert das Friedenslicht<br />
von Hand zu Hand, unter dem Motto<br />
« Frieden beginnt mitten unter uns » geben die<br />
Der magische Moment,<br />
wenn die Skulptur entzündet wird.<br />
Anwesenden das Licht weiter. Die Veranstalter<br />
rechnen mit rund 4000 Teilnehmenden. Die<br />
gesammelten Spenden gehen an die Patronatsträgerin,<br />
die Stiftung « Denk an mich », welche<br />
Ferien und Freizeit für Behinderte ermöglicht.<br />
Alle, die diesen Sonntag mit dem Öffentlichen<br />
Verkehr nach Zürich<br />
reisen, profitieren<br />
von einer Vergünstigung,<br />
ermöglicht durch<br />
eine Partnerschaft der<br />
Aktion Friedenslicht mit den SBB. Wer das<br />
Friedenslicht in Zürich erhalten hat, darf es<br />
dank einer Ausnahmebewilligung und einer<br />
Spezialkerze auch wieder mit dem Zug oder im<br />
Postauto mit nach Hause nehmen.<br />
Die Jubiläumswoche 2012 wird am Freitag,<br />
21. Dezember, mit einem einmaligen Benefizkonzert<br />
mit den Zürcher Sängerknaben zu<br />
Ende gehen. Der 60-köpfige Chor unter der Leitung<br />
von Alphons von Aarburg und das Reményi<br />
Kammerorchester Ungarn präsentieren die<br />
« Paukenmesse » von Joseph Haydn und « Omnes<br />
de Saba » von Joseph von Eybler sowie festliche<br />
Weihnachtslieder. Der Erlös des Konzerts<br />
kommt der Stiftung « Denk an mich » sowie der<br />
Diözese Gorakhpur in Indien zugute. kipa / mca<br />
www.friedenslicht.ch und www.zsk.ch<br />
Weihnachtswunsch<br />
Die zwölfjährige Annina lebt mit ihrer Mutter und zwei Schwestern in einer Dreizimmer-Wohnung.<br />
Sie teilt ihr Zimmer mit ihrer neunjährigen Schwester. Manchmal möchte sie für sich allein<br />
sein, doch auf diesem engen Raum ist dies fast unmöglich. Annina hat keine Vorfreude auf<br />
Weihnachten: Ihre Mutter wird ihrer Arbeit als Reinigungskraft nachgehen und Annina wird zu<br />
Hause sein, um auf ihre zwei Geschwister aufzupassen. Die Familie lebt am Existenzminimum:<br />
Ausflüge und Geschenke zu Weihnachten liegen kaum drin. Mit ihrer Teilzeitarbeit und den<br />
Alimenten ihres Ex-Mannes bringt die Mutter die Familie knapp durch. Anninas Wunsch ist es,<br />
einmal an einem Skilager teilzunehmen. Sie möchte – wie ihre Kolleginnen – Snowboard fahren.<br />
Den Lagerbeitrag und die Ausrüstung (Miete für Snowboard und Helm, Skikleider, Handschuhe)<br />
kann die Mutter unmöglich aufbringen. Mit Ihrer Spende ermöglichen Sie, dass Caritas <strong>Aargau</strong><br />
Kinder unterstützen kann, die Abwechslung vom schwierigen Alltag brauchen. Herzlichen Dank!<br />
Caritas <strong>Aargau</strong>, PC 50-1484-7, Vermerk Skilager.<br />
Kindern Zeit schenken<br />
Caritas <strong>Aargau</strong> sucht freiwillige Patinnen und Paten für das Projekt « mit mir ». Schenken Sie<br />
einem Kind in einer belasteten Familiensituation ein- bis zweimal im Monat ein paar Stunden<br />
Zeit. Begleiten Sie es auf seinem Weg und erweitern Sie so Ihren Erfahrungshorizont. Informationen<br />
unter: mitmir@caritas-aargau.ch
<strong>Horizonte</strong> | 16. Dezember 2012<br />
Intensivste Zeit des Kirchenjahres<br />
Sakristane haben vor Weihnachten alle Hände voll zu tun<br />
Bedächtig bewegt sich Beat Waldmeier zwischen<br />
den Bankreihen und platziert überall<br />
kleine Glasschalen mit Teelichtern. An die<br />
dreihundert Kerzen verteilt der Sakristan allein<br />
für die frühmorgendliche Rorate-Feier<br />
im Advent. Die meisten davon im Bereich der<br />
Sitzreihen. Auf meine Frage hin, ob das nicht<br />
gefährlich sei, hebt Beat Waldmeier die Augenbrauen<br />
und meint lakonisch: « Eines pro<br />
Jahr fällt herunter ».<br />
Früh aufstehen. Für das an die Rorate-Feier<br />
anschliessende Frühstück im Pfarreisaal hat<br />
Beat Waldmeier ebenfalls schon Vorkehrungen<br />
getroffen. Gegen hundert Leute werden erwartet,<br />
darunter zwei Reli-<br />
gionsklassen. Für den<br />
gelernten Pöstler heisst<br />
es, um halb fünf aufstehen.<br />
Nichts Ungewöhnliches.<br />
Und doch: Allein fürs Anzünden aller<br />
Kerzen braucht er mehr als eine Stunde. In der<br />
Sakristei, wo sich Kisten mit verschiedenen Kerzen<br />
und Lüstern stapeln, wartet Gemeindeleiter<br />
Martin Linzmeier. « Ich wollte noch fragen wegen<br />
der Notenständerlämpli und den Mikros »,<br />
wendet sich dieser an den Sakristan.<br />
Eine der anwesenden Religionsklassen<br />
will die gesungenen<br />
Lieder musikalisch unterstützen.<br />
Auch Hauswart. Die leicht gebückte<br />
Haltung, dazu der bedächtige<br />
Gang und stoische Blick lassen<br />
erahnen, dass Beat Waldmeier in<br />
seinem Leben bereits manche Herausforderung<br />
zu meistern hatte<br />
und ihn daher nichts so schnell<br />
erschüttern kann. Bereits seit zwölf<br />
Jahren amtet er als Sakristan in<br />
Gipf-Oberfrick. Begonnen hat er<br />
mit seiner Frau gemeinsam. Seit ihrem<br />
Tod verrichtet Beat Waldmeier<br />
die Arbeiten alleine, mittlerweile in<br />
einem Achtzig-Prozent-Pensum.<br />
Zu den üblichen Gottesdienstvorbereitungen<br />
kommen noch<br />
Hauswartungsaufgaben sowie seit<br />
ein paar Jahren Aushilfsdienst in<br />
Frick. « Ich kenne Sonntage, an<br />
denen ich nach der Wandlung hier<br />
losfahre , um in Frick alles für den<br />
Gottesdienst vorzubereiten. In<br />
Gipf-Oberfrick räumen nach dem<br />
Gottesdienst die Ministranten alles<br />
auf », erklärt der Sakristan.<br />
Seelsorgerische Aufgaben,<br />
eine neue Realität für Sakristane.<br />
Nur kurze Pause. Advent und Weihnachten<br />
erlebt Beat Waldmeier als intensivste Zeit im<br />
Kirchenjahr. Besonders die Weihnachtsgottesdienste<br />
haben es in sich, zumal diese ohne<br />
künstliches Licht über die Bühne gehen. « Das<br />
braucht schon eine erhöhte Präsenz und bedingt<br />
sorgfältige Vorbereitungen », erklärt der gebürtige<br />
Fricktaler nicht ohne Stolz. Bereits zum Auftakt<br />
der Adventszeit schmückt Beat Waldmeier<br />
einen Weihnachtsbaum im Pfarreizentrum.<br />
Ebenso dekoriert er Kirche und Sakristei. Auf<br />
Weihnachten hin organisiert er für die Kirche<br />
vier Christbäume. Am grössten, einer vier Meter<br />
hohen Weisstanne, werden zusätzlich zur Dekoration<br />
Wachskerzen angebracht.<br />
Am Heiligen<br />
Abend ist der 54-Jährige<br />
den ganzen Nachmittag<br />
und Abend im Einsatz:<br />
Aufbau für die « Krippenfeier » um fünf Uhr<br />
Nachmittags, danach Umbau, Austausch der<br />
Kerzen, Vorbereitungen für die Christmesse am<br />
Abend. « Zwischen den beiden Gottesdiensten<br />
bleibt lediglich kurz Zeit für eine Dusche und ein<br />
Sandwich », sagt der Sakristan.<br />
aargau<br />
In Gipf-Oberfrick gibts zu den Weihnachtsgottesdiensten am 24. und 25. Dezember kein künstliches Licht. Entsprechend<br />
viele Kerzen muss Sakristan Beat Waldmeier bereitstellen.<br />
3 I<br />
Maus im Baum. Man spürt, Beat Waldmeier<br />
macht seine Arbeit gern, er engagiert sich<br />
auch im <strong>Aargau</strong>er Sakristanenverband. Dieser<br />
organisiert regelmässig Weiterbildungen zu<br />
Themen wie Erste Hilfe oder Brandfall. Letzteres<br />
droht insbesondere zur Weihnachtszeit,<br />
wenn mehr Kerzen als üblich im Spiel sind und<br />
aus emotionalen Gründen bewusst auf Kunstlicht<br />
verzichtet wird. « Bis jetzt hatten wir zum<br />
Glück noch nie Feuer, lediglich eine Maus, die<br />
zwischen den Zweigen hin und her kletterte<br />
und sich an den aufgehängten Äpfeln zu schaffen<br />
machte », erinnert sich Beat Waldmeier.<br />
Neue Aufgaben. Mit den aktuellen Umbrüchen<br />
in der Kirche habe sich auch die Rolle<br />
der Sakristane verändert, weiss Beat Waldmeier.<br />
« Im ganzen Fricktal gibt es nur noch<br />
sechs aktive Pfarrer. Diese können sich kaum<br />
Zeit für die Anliegen aller Gläubigen nehmen.<br />
Immer öfter kommt es vor, dass Menschen,<br />
die in die Kirche kommen, ihr Herz bei<br />
mir ausschütten. » Andreas C. Müller<br />
Foto: Cleto Cudini
I 4 impuls <strong>Horizonte</strong> | 16. Dezember 2012<br />
In guten Händen<br />
Das Betreuungsangebot der Caritas ist in der Pilotphase<br />
Acht Wochen intensive Schulung. Deutsch lernen,<br />
kulturelle Eigenheiten kennenlernen und<br />
üben, sich in der Schweiz mühelos zurechtzufinden.<br />
Acht Wochen Vorbereitung, um nachher<br />
einen andern Menschen in seinem Alltag<br />
unterstützen zu können.<br />
Anspruchsvoll. Pflegefachpersonen, die<br />
durch das Projekt « In guten Händen » der Caritas<br />
in die Schweiz kommen, werden gewissenhaft<br />
auf ihren Einsatz vorbereitet. Denn die<br />
Aufgabe, die sie erwartet,<br />
ist anspruchsvoll. Sie<br />
kümmern sich um betagte<br />
Menschen, die möglichst<br />
lange in ihrem eigenen<br />
Zuhause leben möchten und jemanden brauchen,<br />
der zuhause für sie da ist, sie bei täglichen<br />
Verrichtungen unterstützt und den Haushalt<br />
besorgt. Jeden Tag, in manchen Fällen gar rund<br />
um die Uhr.<br />
Dilemma. Für diese intensive Betreuung ihrer<br />
betagten Angehörigen fehlt vielen Menschen<br />
die Zeit. Sie stehen in einem Lebensabschnitt, in<br />
dem sich mit Kindern und Beruf die Aufgaben<br />
häufen. Weil sie aber die pflegebedürftige Mutter<br />
oder den Vater trotzdem gut umsorgt wissen<br />
Im Rahmen ihres neuen Projekts vermittelt Caritas Schweiz helfende Hände, in denen sich pflegebedürftige<br />
Menschen rundum gut aufgehoben fühlen können.<br />
Der Name des Projekts<br />
ist für alle Beteiligten Programm.<br />
Foto: kna-bild<br />
möchten, geraten sie in ein Dilemma. Wer sich<br />
entschliesst, die Angehörigen selber zu betreuen,<br />
gerät nicht selten an die Grenze seiner Kräfte.<br />
Auch Betreuungspersonen aus dem Ausland,<br />
die für wenig Geld einen<br />
24-Stunden-Service bieten,<br />
bringen Probleme mit<br />
sich. Illegal angestellte Arbeitskräfte<br />
haben häufig<br />
zu lange Arbeitstage und einen zu tiefen Lohn.<br />
Problematisch ist auch, dass die Betreuerinnen<br />
und Betreuer in ihrem Ursprungsland eine eigene<br />
Familie zu versorgen hätten.<br />
Gegenseitig. Der Name des Caritas-Projekts<br />
« In guten Händen » gilt sowohl für die betreuenden<br />
wie auch für die betreuten Personen:<br />
Caritas schafft den Betreuenden gesicherte Arbeitsbedingungen,<br />
legt jedoch das Augenmerk<br />
in gleichem Masse auf das Wohlergehen der betreuten<br />
Menschen. Indem Caritas dafür sorgt,<br />
dass die Betreuer nach Schweizer Arbeitsrecht<br />
angestellt sind, einen fairen Lohn bekommen<br />
und in ihrer Heimat integriert bleiben, gewährleistet<br />
sie auch die Qualität der Pflege.<br />
Alba Iulia. Alle von Caritas vermittelten Betreuerinnen<br />
und Betreuer sind bei der Partnerorganisation<br />
Alba Iulia, einem Spitexunternehmen<br />
in Rumänien, angestellt. Es handelt sich<br />
um ausgebildete Pflegefachpersonen, die im<br />
Rahmen des Caritas-Einsatzes für einige Monate<br />
in der Schweiz arbeiten und danach in ihr<br />
Heimatland zurückkehren. Der höhere Lohn in<br />
der Schweiz hilft ihnen, ihre Familie in Rumänien<br />
zu unterstützen.<br />
Vermittlung. Familien, die Hilfe bei der<br />
Betreuung eines nahestehenden Menschen<br />
suchen, wenden sich an die Einsatzleiterin,<br />
die am Telefon erste Abklärungen trifft. In<br />
einem persönlichen Gespräch können alle<br />
Beteiligten ihre Wünsche und Bedürfnisse<br />
anbringen. Die Einsatzleiterin vermittelt daraufhin<br />
eine Pflegefachperson aus der rumänischen<br />
Partnerorganisation der Caritas und<br />
nimmt sie in der Schweiz in Empfang. In der<br />
jetzt laufenden Pilotphase des Projektes kann<br />
das Angebot der Caritas erst in den Kantonen<br />
Zürich, Zug und Luzern genutzt werden.<br />
Marie-Christine Andres<br />
Einsatzleitung<br />
Die Einsatzleiterin Frau Ioana Cozarescu-<br />
Kind ist unter der Telefonnummer 041 419<br />
22 50 erreichbar. Mehr Informationen zum<br />
Caritas-Betreuungsangebot unter<br />
www.caritas.ch/ingutenhaenden
<strong>Horizonte</strong> | 16. Dezember 2012<br />
Wenn der Clown über die Bettkante guckt<br />
Die « Band of Smile » im Caritas Baby Hospital<br />
Ein kurzer aber wichtiger Moment der Freude und Abwechslung: Der Spitalclown taucht am Krankenbett<br />
der kleinen Patienten auf.<br />
Zweimal im Monat greift Schwester Lucia morgens<br />
nicht zu ihrer Arbeitskleidung, sondern zu<br />
Ringelsocken und einem bunt verzierten Oberteil.<br />
Sie steckt sich Luftballons und Farbstifte<br />
in die Taschen und macht sich auf den Weg ins<br />
Caritas Baby Hospital in Bethlehem. Dort ist sie<br />
Leiterin für Qualitätssicherung und Hygiene –<br />
und Koordinatorin der « Band of Smile ».<br />
Vollwertig. Die « Band of Smile » ist die erste<br />
Clown-Gruppe im Westjordanland und besteht<br />
aus zehn Frauen und zwei Männern, die alle im<br />
Caritas Baby Hospital angestellt sind. Die Idee<br />
zur Clown-Therapie entstand 2007 und sie hat<br />
sich in den vergangenen fünf Jahren im Caritas<br />
Baby Hospital etabliert. Die<br />
Spitalclowns möchten nicht<br />
einfach nur Spass verbreiten,<br />
sondern eine hochwertige<br />
Therapieform für die<br />
Patienten entwickeln. Dazu finden monatliche<br />
Auswertungssitzungen und regelmässige, professionelle<br />
Weiterbildungen statt. Von den Mitarbeitenden<br />
des Kinderspitals Bethlehem wird<br />
die Therapieform sehr geschätzt und als vollwertige<br />
Heilungsmethode anerkannt.<br />
Nicht einfach Spass,<br />
sondern eine Therapie.<br />
Foto: Kinderhilfe Bethlehem<br />
Da-Sein. Im Caritas Baby Hospital in Bethlehem,<br />
Palästina, werden jährlich etwa 34 000<br />
Kinder und Babys behandelt. Das Kinderspital<br />
wird von der Kinderhilfe Bethlehem finanziert<br />
und betrieben. Es versteht sich als Hoffnungsträger<br />
und Insel des Friedens für Kinder und<br />
Mütter, die im Krisengebiet ohne medizinische<br />
Grundversorgung und in Armut leben. Alle<br />
Kinder erhalten Hilfe, unabhängig von Herkunft<br />
und Religion. Das Leitwort « Wir sind da »<br />
ist Anspruch und Verpflichtung zugleich.<br />
Plastikmikrofon. Heute besucht Schwester<br />
Lucia den siebenjährigen Mahmud, der an Cystischer<br />
Fibrose leidet. Bei dieser Erbkrankheit<br />
wird in den Lungen und der<br />
Bauchspeicheldrüse ein zäher<br />
Schleim produziert, der<br />
zu gefährlichen Infektionen<br />
und Verdauungsproblemen<br />
führt. Die Krankheit ist nicht heilbar. Aufwändige<br />
Inhalations- und Antibiotika-Therapien<br />
und zeitintensive Physiotherapien sind täglich<br />
notwendig, um die Patienten am Leben zu erhalten.<br />
Diese Behandlungen muss auch der<br />
kleine Mahmud durchstehen. Als Schwester<br />
Lucia und ihre Clown-Kollegen sein Zimmer<br />
betreten und ein Lied anstimmen, leuchten<br />
Mahmuds Augen auf. Als sie ihr Lied beenden,<br />
zoom<br />
5 I<br />
schlägt er – anfangs noch schüchtern – vor, ihnen<br />
zum Dank selbst ein Lied zu singen. Mahmud<br />
nimmt Schwester Lucias Plastikmikrofon<br />
und singt ihnen stolz etwas vor. Man sieht ihm<br />
an, wie für einen Moment Liebe und Frieden<br />
in seine Seele zurückkehren. Dank der Clown-<br />
Therapie und der Musik findet Mahmud Kraft,<br />
weiter gegen seine Krankheit zu kämpfen.<br />
Rote Nase. Schwester Lucia und ihr Team<br />
stehen immer wieder vor Herausforderungen.<br />
Manchmal fällt es ihnen schwer, daran<br />
zu glauben, dass eine simple Umarmung oder<br />
ein Lachen die Heilung beschleunigen können.<br />
Doch die « Band of Smile » möchte jedem einzelnen<br />
Patienten des Caritas Baby Hospitals ein<br />
echtes und wahrhaftes Lächeln auf das Gesicht<br />
zaubern. Denn ein Spitalaufenthalt ist für Kinder<br />
immer eine Ausnahmesituation, die mit<br />
viel Stress verbunden ist. Und guckt dann der<br />
Clown mit der roten Nase über den Bettrand,<br />
lachen die Kinder, fühlen sich wohler und entspannen<br />
sich. Dies trägt entscheidend dazu bei,<br />
dass sich die Kinder im Spital zu Hause fühlen.<br />
Ein wichtiger Schritt in Richtung Lebendigkeit<br />
und Gesundheit. Paul Martin Padrutt / mca<br />
Zirkusgottesdienst<br />
Am Sonntag, 16. Dezember 2012, findet<br />
im Circus Gasser-Olympia in Solothurn ein<br />
Weihnachtsgottesdienst zusammen mit<br />
der Kinderhilfe Bethlehem statt. Unter der<br />
Zirkuskuppel entzünden Zirkuspfarrer Ernst<br />
Heller und Pfarrer Paul Rutz das Friedenslicht<br />
von Bethlehem und eröffnen die Weihnachtskollekte<br />
der Kinderhilfe. Die fröhliche<br />
Atmosphäre im Zirkuszelt soll dabei nicht<br />
von der Ernsthaftigkeit des Anliegens ablenken,<br />
sondern darauf hinweisen, was wirklich<br />
wichtig ist: ein erfülltes und gesundes Leben.<br />
Dafür setzt sich die Kinderhilfe Bethlehem<br />
ein: Das internationale Hilfswerk sorgt<br />
seit 1963 für das Wohlergehen von Kindern<br />
und ihren Müttern in Palästina und betreibt<br />
das Caritas Baby Hospital in Bethlehem.<br />
Gottesdienst im Zirkuszelt: Sonntag, 16. Dezember<br />
2012, 10 Uhr, Circus Gasser-Olympia,<br />
bei der Reithalle in Solothurn (Anfahrt<br />
für Autofahrer: Richtung Parkhaus Baseltor).<br />
www.kinderhilfe-bethlehem.ch
I 6 medien <strong>Horizonte</strong> | 16. Dezember 2012<br />
Kino-Tipp<br />
Beasts of the Southern Wild<br />
Seit den verheerenden Überschwemmungen<br />
durch den Sturm Katrina gibt es<br />
etliche Filme, die sich dem Schicksal der<br />
Betroffenen angenommen haben. Aber<br />
keiner ist so strahlend und überwältigend<br />
wie die « Biester aus dem wilden<br />
Süden ». Er erzählt von einer furchtlosen<br />
Sechsjährigen, die mit ihrem Vater im<br />
Mississippi-Delta lebt. Sie kämpft sich<br />
durch den Alltag und merkt, dass ihr<br />
Vater immer schwächer wird. Gleichzeitig<br />
wird die Natur zur Bedrohung.<br />
Aus der Sicht des Kindes ist diese Veränderung<br />
ein magischer Vorgang, der<br />
sich in emotional aufgeladenen Bildern,<br />
fantastischen Szenen und wunderbaren<br />
Wendungen entfaltet. Benh Zeitlin hat<br />
eine Hymne ans Leben verfilmt, die begeistern<br />
und bewegen will. chm<br />
Wichtig: ab Sonntag, 16. Dezember neue Sendernamen<br />
bei Radio und Fernsehen. Aus DRS 1 wird<br />
Radio SRF 1, aus DRS 2 wird Radio SRF 2 Kultur.<br />
Aus SF 1 wird SRF 1 und aus SF 2 wird SRF zwei.<br />
Radio<br />
Foto: www.outnow.ch<br />
Samstag, 15. Dezember<br />
Zwischenhalt: Mit Themen aus Kirche und Religion<br />
und den Glocken der ev.-ref. Kirche Niederbipp,<br />
BE. DRS1, 18.30 Uhr<br />
Sonntag, 16. Dezember<br />
Blickpunkt Religion. Aktuelle Informationen<br />
aus den Bereichen Religion, Ethik, Theologie<br />
und Kirchen. Radio SRF 2 Kultur, 8.10 Uhr<br />
Perspektiven. 60 Jahre Caritas Babyhospital in<br />
Bethlehem. Radio SRF 2 Kultur, 8.30 Uhr<br />
Ökumenischer Gottesdienst. Direktübertragung<br />
aus Adligenswil. Die Liturgie gestalten<br />
Pfarrerin Ursina Parr, evangelisch-reformierte<br />
Teilkirchgemeinde Adligenswil und Diakon<br />
Andreas Wieland, katholischer Pfarreileiter<br />
Adligenswil. Radio SRF 2 Kultur, 9.30 Uhr<br />
Dienstag, 18. Dezember<br />
Wissen. Sein oder Haben? « Ich bin, was ich<br />
konsumiere! » – Die Zahl der öffentlichen<br />
Zweifler gegenüber dem Konsumismus wächst.<br />
Nachhaltiger Konsum wird diskutiert, Fairness<br />
und Verweigerung ebenso. SWR2, 8.30 Uhr<br />
Fernsehen<br />
Samstag, 15. Dezember<br />
Fenster zum Sonntag. Nestwärme für Ungeliebte.<br />
Fred Grob geht freiwillig ins Gefängnis und auf<br />
die Gasse. Der Diakon besucht Betrüger, Drogenabhängige<br />
und Kinderschänder, schenkt ihnen<br />
seine Zeit – und nimmt sie wenn nötig sogar<br />
bei sich zu Hause auf. Nächstenliebe, praktisch<br />
und unkonventionell. SF zwei, 18 Uhr<br />
Wort zum Sonntag. Andreas Rellstab, katholischer<br />
Pfarrer. SF 1, 20 Uhr<br />
Die Kathedrale. Bis ins 19. Jahrhundert war das<br />
Strassburger Münster mit seinen 142 Metern<br />
das höchste Gebäude Europas. Der 3D-Dokumentarfilm<br />
(D/F 2012) zeigt das spektakuläre<br />
Bauwerk des Mittelalters aus einer ganz besonderen<br />
Perspektive und erweckt in nachgestellten<br />
Szenen seine Erbauer zu neuem Leben.<br />
Arte, 20.15 Uhr<br />
SSonntag,<br />
16. Dezember<br />
Katholischer K<br />
Gottesdienst aus der Pfarrei<br />
St. S Maria Magdalena, Bochum. ZDF, 9.30 Uhr<br />
Sternstunde S<br />
Religion. Jüdischer Gottesdienst<br />
zu Chanukka. SRF 1, 10 Uhr<br />
Sternstunde Philosophie. Familienlust, Familienfrust.<br />
SRF 1, 10.30 Uhr<br />
2012 201 – Geht die Welt unter? Die Dokumentation<br />
wirft die Frage auf, wie sich « Prophezeiungen »<br />
auf Menschen auswirken. Zu Wort kommen<br />
Wissenschaftler unterschiedlicher Fachrichtungen.<br />
3sat, 17 Uhr<br />
Hilfe! Das Christkind kommt. Eine Reportage<br />
über die grosse Hektik wenige Tage vor dem<br />
Fest der Stille und des Friedens. ZDF, 18 Uhr<br />
Montag, 17. Dezember<br />
Matthijs’ Regeln. Der Autist Matthijs ist durchaus<br />
in der Lage, allein zu leben. Zu Konflikten<br />
kommt es immer nur dann, wenn er seine Wohnung<br />
und damit seine eigene Welt verlassen<br />
muss. Filmemacher Marc Schmidt ist seit früher<br />
Jugend mit Matthijs befreundet und hat ihn für<br />
den Dokumentarfilm (NL 2012) mit der Kamera<br />
durch den Alltag begleitet. Arte, 23.35 Uhr<br />
CH:Filmszene. Das Gehörlosendorf. Gehörlose<br />
sind nicht einfach stumm. Sie reden und sind<br />
Meister im Lippenlesen. Wer mit Gebärden<br />
kommuniziert, bringt sich auf sehr direkte<br />
Weise ein. Einen Monat lang lebte der Dokumentarfilmer<br />
Dieter Gränicher in der Gemeinschaft<br />
des Gehörlosendorfs Turbenthal. SRF 1,<br />
00.10 Uhr<br />
Freitag, 21. Dezember<br />
Nachtcafé. Wie viel Familie braucht der<br />
Mensch? Die Familie spielt im Leben aller<br />
Menschen eine zentrale Rolle, gerade an den<br />
Festtagen. Im Idealfall spendet sie Geborgenheit<br />
und Sicherheit. Was kann sie leisten, was<br />
beispielsweise Freundschaften nicht können?<br />
Wann ist es sinnvoll, sich von seiner Familie zu<br />
lösen? Und was vermissen Menschen, die nie einen<br />
Familienzusammenhalt erfahren durften?<br />
SWR, 22 Uhr<br />
Liturgie<br />
Sonntag, 16. Dezember<br />
Dritter Adventssonntag (Farbe Violett, Lesejahr<br />
C)<br />
Erste Lesung: Zef 3, 14–17<br />
Zweite Lesung: Phil 4, 4–7<br />
Evangelium: Lk 3, 10–18<br />
<strong>Horizonte</strong>-Abo<br />
<strong>Horizonte</strong> ist eine Dienstleistung Ihrer Pfarrei. Änderungen zu Ihrem<br />
Abonnement melden Sie darum direkt dem Pfarramt Ihres Wohnortes.<br />
Sie fi nden die entsprechenden Angaben ab Seite 8.<br />
Änderungen bei ausserkantonalen Abos nimmt die buag Grafi sches<br />
Unternehmen AG, Postfach, 5405 <strong>Baden</strong>-Dättwil, entgegen.<br />
T 056 484 54 35, postbox@buag.ch<br />
Impressum<br />
« <strong>Horizonte</strong> » – <strong>Pfarrblatt</strong> <strong>Aargau</strong>,<br />
www.horizonte-aargau.ch<br />
erscheint wöchentlich<br />
Herausgeber<br />
Röm.-kath. <strong>Pfarrblatt</strong>gemeinschaft<br />
des Kantons <strong>Aargau</strong><br />
Präsident Beat Niederberger<br />
Grabenstrasse 57, 4814 Bottenwil<br />
T 062 721 12 13<br />
beat.niederberger@ag.kath. ch<br />
Redaktion<br />
Leitung Carmen Frei<br />
Michelholzstrasse 22, 8967 Widen<br />
T 056 610 07 44, F 056 610 07 43<br />
carmen.frei@horizonte-aargau.ch<br />
Andreas C. Müller<br />
Westallee 6, 5000 Aarau<br />
T 079 823 83 96<br />
andreas.mueller@horizonte-aargau.ch<br />
Marie-Christine Andres Schürch<br />
Zentralstrasse 139, 5430 <strong>Wettingen</strong><br />
T 056 535 37 49<br />
marie-christine.andres@<br />
horizonte-aargau.ch<br />
Agenda Silvia Berger<br />
Nägelistrasse 14, 5430 <strong>Wettingen</strong><br />
T 056 426 59 92, F 056 426 59 91<br />
silvia.berger@horizonte-aargau.ch<br />
Kolumnenfoto Fotostudio Felix Wey<br />
Bruggerstrasse 37, 5400 <strong>Baden</strong><br />
Layout Marc Näf, buag Grafi sches<br />
Unternehmen AG, 5405 <strong>Baden</strong>-Dättwil<br />
Für den Text im Pfarreiteil ist das<br />
entsprechende Pfarramt zuständig.<br />
Mitarbeitende dieser Nummer:<br />
Christoph Klein, Redaktion forum Kirche,<br />
Postfach 234, 8570 Weinfelden.<br />
Paul Martin Padrutt, Kinderhilfe<br />
Bethlehem, Winkelriedstrasse 36,<br />
Postfach 6002 Luzern.<br />
Regula Kuhn-Somm, Caritas <strong>Aargau</strong>,<br />
Laurenzenvorstadt 80, 5001 Aarau.
<strong>Horizonte</strong> | 16. Dezember 2012<br />
Einheit und Verschiedenheit<br />
Neuevangelisierung beschäftigt auch die Anderssprachigenseelsorge<br />
Die christliche Verschiedenheit bedeutet eine<br />
Chance bei der Neuevangelisierung der Kirche<br />
in der Schweiz. Dieser Auffassung jedenfalls<br />
sind eine Reihe prominenter Exponenten aus<br />
Kirche und Gesellschaft, die sich mit der Rolle<br />
von Migrantinnen und Migranten in der Kirche<br />
und den Missionen beschäftigen. In seinem<br />
Referat an der jährlichen Weiterbildung für die<br />
Pastoralmitarbeitenden der italienischsprachigen<br />
Gemeinschaften in der Schweiz thematisierte<br />
Professor François Xavier Amherdt, Ordinarius<br />
für Pastoraltheologie an der Universität<br />
Freiburg, den Beitrag der italienischsprachigen<br />
Gemeinschaften für die Kirche in der Schweiz.<br />
Das Bestreben nach einer Neuevangelisierung<br />
des Glaubens, vor allem im Hinblick auf die in<br />
der Schweiz geborene zweite und dritte Generation<br />
teilen die Missionen ein Anliegen mit den<br />
lokal verankerten Kirchen. Die Geschichte der<br />
Emigration in die Schweiz, die Bemühungen, in<br />
der neuen Heimat Fuss zu fassen und hier den<br />
eigenen Glauben authentisch leben zu können,<br />
bildet für die aktuellen Herausforderungen eine<br />
wichtige Schlüsselerfahrung. Neuevangelisierung<br />
bedingt heute die Berücksichtigung der<br />
über den Glauben und die Kirche hinausgreifenden,<br />
weltlichen Verhältnisse und das Bewusstsein<br />
für eine Neuorientierung im multikulturellen<br />
Sinne.<br />
Galt es für die emigrierten Italienischsprachigen<br />
zunächst, die Anbindung an die lokale<br />
Kirche zu suchen, an die Bistümer und Dekanate,<br />
so teilen die Anderssprachigenmissionen<br />
heute mit den hier verankerten Kirchen<br />
die Herausforderungen der aktuellen<br />
Krise: Die Entwicklung hin zum Modell der<br />
Pastoraleinheiten, den progressiven Prozess<br />
der sozialen und kulturellen Integration der<br />
anderssprachigen Gemeinschaften, die Integration<br />
der Nachgeborenen, die auf kultureller<br />
Ebene zunehmend problematische Trennung<br />
von Spiritualität und religiösen Praktiken,<br />
den immer drängender einschränkenden<br />
Mangel an Pastoralmitarbeitern und finanziellen<br />
Mitteln. In den verschiedenen Schweizer<br />
Bistümern existieren<br />
bereits verschiedene<br />
Modelle, über die als<br />
zukunftsweisende Wege<br />
diskutiert wird. Für die<br />
italienischsprachigen Missionen gelten insbesondere<br />
die Idee eines pastoralen Zentrums<br />
für den ganzen Kanton, die Präsenz eines<br />
zweisprachigen Pastoralarbeiters im Team<br />
Einst aus ihrer Heimat<br />
in die Schweiz<br />
gekommen, können<br />
die Italienerinnen und<br />
Italiener im aktuell<br />
laufenden Prozess der<br />
Umgestaltung der<br />
Kirche viele Erfahrungen<br />
einbringen:<br />
Beispielsweise den<br />
Umgang mit beschränktenfinanziellen<br />
Mitteln und<br />
fehlendem Pastoralpersonal.<br />
Nicht den Fehler machen,<br />
nur das Bestehende zu erhalten.<br />
der Pastoraleinheit als vielversprechend, um<br />
die aktuellen Herausforderungen bewältigen<br />
zu können.<br />
An der diesjährigen Weiterbildung für Pastoralmitarbeitende<br />
der italienischsprachigen<br />
Gemeinschaften Ende Oktober 2012 wurden<br />
immer wieder der Bezug zu Christus und Kirche<br />
als zentrale Elemente einer Neuevangelisierung<br />
betont. Der aktuelle<br />
Weg der Erneuerung sei<br />
schwierig, doch dürfe<br />
man nun nicht den Fehler<br />
machen, alle Energie daran<br />
zu setzen, das Bestehende zu erhalten. Vielmehr<br />
gelte es, in der Verkündigung des Evangeliums,<br />
aber auch in der Pastoral neue Formen<br />
zu finden. Hierbei muss nicht nur der Mobilität<br />
contatto<br />
7 I<br />
Foto: kna-Bild<br />
der Menschen Rechnung getragen werden, vielmehr<br />
sollte sich auch die Zusammenarbeit mit<br />
verschiedenen anderen kirchlichen Institutionen<br />
intensivieren. Und vor allem dürfen die unterschiedlichen<br />
Lebenserfahrungen verschiedener<br />
Generationen nicht einfach übergangen werden.<br />
Das sind die älteren Personen der ersten Generation,<br />
die aktiven Erwachsenden der zweiten<br />
Generation und deren Kinder, die dritte Generation<br />
– oftmals hochqualifizierte Jugendliche.<br />
Austausch untereinander, verstärkte Ausbildung<br />
der Laien, Kurse für die Pastoral der Migranten,<br />
Beachtung der besonderen Situation von Migrantinnen<br />
und Migranten: All das bedeutet, dass<br />
wir neue Wege der Verkündigung wagen, den<br />
Impulsen von Synoden und Bischöfen folgen.<br />
Luisa Deponti
<strong>Horizonte</strong> | 16. Dezember 2012<br />
« Ich sage nicht einfach, was der Papst tun soll »<br />
Abt Martin Werlen fordert den Übergang zu einer neuen Kirche<br />
Bild: kna-bild<br />
Die Broschüre « Miteinander die Glut unter<br />
der Asche entdecken » des Abts von Einsiedeln,<br />
Martin Werlen, lag nach zwei Wochen<br />
bereits in der dritten Auflage vor. Sie hat<br />
Staub aufgewirbelt. « Staub aufwirbeln kann<br />
man nur dort, wo es Staub hat », schreibt der<br />
Abt auf den ersten Seiten. Im Gespräch skizziert<br />
er nichts weniger als den Übergang zu<br />
einer neuartigen Kirche voller Kraft für die<br />
Gesellschaft.<br />
Abt Martin, Sie schreiben von einem dritten<br />
Weg – jenseits « der Progressiven » und « der<br />
Konservativen ». Doch konkret schlagen Sie<br />
der Kirche vor, über die Weihe Verheirateter<br />
zu Priestern, über Priesterinnen oder über<br />
Bischofswahlen durchs Kirchenvolk nachzudenken<br />
– klassische Forderungen « der Progressiven<br />
». Sind Sie ein « Progressiver », der<br />
es nicht zugibt?<br />
Was ich vorschlage, steht ganz in der kirchlichen<br />
Tradition: Die Kirche hat immer nach<br />
dem Zeitgeist gefragt, sich ihm gestellt und in<br />
Der Einsiedler Abt<br />
Martin Werlen<br />
wünscht sich, dass<br />
seine Schrift als<br />
Arbeitsgrundlage<br />
benützt wird, um<br />
einen Prozess in<br />
Gang zu bringen.<br />
dieser konkreten Gesellschaft<br />
das Evangelium verkündet. In<br />
unserem Land behaupten viele<br />
Stimmen, dass alles perfekt sei<br />
in unserer Kirche, und blockieren<br />
damit jede Diskussion um<br />
Veränderungen. Das ist ganz viel<br />
Asche über der Glut! Und das<br />
entspricht nicht unserer Tradition.<br />
Viele grosse Heilige haben<br />
ja durchaus Kritik an der Kirche<br />
angebracht.<br />
Das Hauptproblem zeigt sich<br />
also nicht im Glaubenskern,<br />
sondern in Dingen wie dem<br />
Pflichtzölibat zum Beispiel ...<br />
Der Umgang mit Machtpositionen ist verheerend;<br />
zu bestimmen, worüber man sprechen<br />
darf und worüber nicht. Der heilige Benedikt<br />
hat gesagt: « Wenn jemand ins Kloster eintreten<br />
will, dann achtet, ob er wirklich Gott sucht. »<br />
Das Suchen der Menschen nach dem Eigentlichen<br />
ist heute vermutlich intensiver als in der<br />
Zeit vor oder kurz nach dem Zweiten Vatikanum.<br />
Das beeindruckt mich.<br />
Warum, denken Sie, kann das Christentum<br />
besonders in unserer Zeit, die geprägt ist<br />
durch Bevölkerungsexplosion, durch viele<br />
politische Probleme, durch die Angst vor<br />
dem Klimawandel, auf fruchtbaren Boden<br />
treffen?<br />
In allen Bereichen können wir eine zentrale<br />
Aussage unseres Glaubens fruchtbar machen:<br />
Gott liebt jeden Menschen. Jede und jeder ist<br />
ein Geschenk Gottes. Was heisst das im Umgang<br />
zwischen Menschen? Auch respektvolle<br />
Kritik ist auf dem Boden dieser Menschenliebe<br />
möglich!<br />
punctum<br />
15 I<br />
Gehen Sie davon aus, dass Papst Benedikt die<br />
Broschüre liest?<br />
Mich würde es freuen. Alle meine Argumentationen<br />
wären ihm sehr vertraut.<br />
Würde es ihn auch freuen?<br />
(überlegt lange) Vermutlich. Er ist sehr oft<br />
zitiert, er selbst hat Benedikt als Namenspatron<br />
gewählt, und der heilige Benedikt kommt<br />
auch oft zu Wort, so etwa mit « Wenn jemand<br />
eine Kritik anbringt, dann überlege der Abt<br />
klug, ob ihn der Herr nicht gerade deshalb<br />
geschickt hat. »<br />
Könnte es nicht sein, dass sich der Papst unangenehm<br />
an grosse Inkonsequenzen erinnert<br />
fühlen würde?<br />
Der Papst leidet sicher unter den vielen Sackgassen,<br />
in denen wir uns als Kirche befinden.<br />
Aber einige Ihrer Vorschläge könnte er doch<br />
von heute auf morgen umsetzen! Zum Beispiel<br />
das kleine Beratungsgremium – Männer<br />
und Frauen verschiedenen Alters und<br />
Standes – das der Papst sich zulegen soll.<br />
Oder den Dialog rund um die Weihe von<br />
Frauen wieder zuzulassen. Ganz viel geht<br />
doch an seine Adresse.<br />
Die Kirche sind alle Getauften! Es reicht nicht,<br />
wenn der Papst allein irgendetwas verordnet.<br />
Bei bestimmten Initiativen besteht die Gefahr,<br />
dass man zu hierarchisch denkt – einfach Forderungen<br />
an den Papst oder die Bischöfe stellt.<br />
Doch wenn der Papst zum Beispiel die Bischofswahl<br />
durch das Volk zuliesse, dann<br />
käme genau dadurch ein Prozess in Gang.<br />
Nein, damit ist es noch nicht getan. Dann macht<br />
man es so, weil es der Papst gesagt hat. Beim<br />
Radiointerview mit SRF 2 Kultur machte mir<br />
die Interviewerin den Vorwurf, meine Forderungen<br />
seien nicht greifbar. Ja, Gott sei Dank!<br />
Es geht um Grundlegenderes, um einen neuen<br />
Umgang miteinander. Sonst bleiben wir bei der<br />
Asche! Und so freut es mich, wenn konservative<br />
Leute mir jetzt schreiben: « So habe ich das noch<br />
nie gedacht! » Christoph Klein<br />
� Hinweis: Die Broschüre « Gemeinsam die<br />
Glut unter der Asche entdecken » kann im<br />
Kloster Einsiedeln unter der Telefonnummer<br />
055 418 64 71 bestellt werden
I 16 agenda <strong>Horizonte</strong> | 16. Dezember 2012<br />
kurz notiert<br />
Ein Licht anzünden, ein Zeichen setzen<br />
Die Zahl der Menschen, die sich allein und ausgegrenzt fühlen, wächst auch<br />
in der Schweiz. Mit der Aktion « Eine Million Sterne » setzt Caritas ein Zeichen<br />
für eine solidarische Schweiz, deren Stärke sich am Wohl der Schwachen<br />
misst. Jedes Licht ist ein Bekenntnis für eine Schweiz, die Schwache stützt<br />
und in Not Geratenen hilft.Die Aktion « Eine Million Sterne » findet am 15.<br />
Dezember ab 16 Uhr in 14 Ortschaften im <strong>Aargau</strong> statt. Kerzen der Solidarität<br />
werden in <strong>Baden</strong>, Brugg, Döttingen, Fischbach-Göslikon, Frick, Hägglingen,<br />
Muri, Oeschgen, Unterkulm, Untersiggenthal, Windisch, Wittnau,<br />
Wohlen und Zofingen angezündet. Weitere Informationen unter www.<br />
einemillionsterne.ch<br />
Propstei Wislikofen<br />
12. Januar<br />
Fasten – Sehnsucht nach einem veränderten Leben!<br />
Sa 12.1., 9 bis 17 Uhr. Kurs für Fastenbegleitende.<br />
Leitung: Bernhard Lindner, Theologe.<br />
14. Januar<br />
Körperwahrnehmung mit der Feldenkrais-<br />
Methode. Ab 14.1., jeweils Montag 19.30 bis<br />
20.30 Uhr. Bewusstsein durch Bewegung. Leitung:<br />
Romy Heuser, Feldenkrais-Lehrerin.<br />
21. Januar<br />
Der Schatz im Acker. Mo 21.1., 14.15 bis<br />
19 Uhr. Mit bibliodramatischen Elementen<br />
Auferstehungsgeschichten entdecken. Leitung:<br />
Claudia Mennen, Theologin.<br />
Kontakt: T 056 201 40 40, www.propstei.ch<br />
Bildung Mobil<br />
21. Dezember<br />
Kaffee, Kuchen und Weltuntergänge. Fr 21.12.,<br />
19 Uhr. Haus der Landeskirche, Feerstrasse 8,<br />
Aarau. Vom Maya-Kalender zur Apokalypse.<br />
Oder: Aufstellendes zu einem vermeintlichen<br />
Ablöscherbuch. Jetzt gilts ernst! Leitung: Thomas<br />
Markus Meier. Anmeldung bis 18.12.<br />
Kontakt: T 056 438 09 40, www.bildung-mobil.ch<br />
Gehörlosenseelsorge<br />
16. Dezember<br />
3. Adventssonntag, Ökumenischer Gottesdienst<br />
mit dem Gehörlosendorf Turbenthal, anschliessend<br />
Mittagessen. So 16.12., 10.30 Uhr<br />
Kirchenmusik<br />
16. Dezember<br />
In dulci jubilo. So 16.12., 19.30 Uhr. Kath. Kirche<br />
Dietwil. Buntes Winterkonzert mit dem<br />
Kirchenchor Dietwil und Gästen. Leitung: Susanne<br />
Widmer. Eintritt frei, Kollekte.<br />
16. Dezember<br />
Chorkonzert. So 16.12., 17 Uhr. Kath. Kirche<br />
Frick und Fr 21.12., 20 Uhr. Kath. Kirche Oberentfelden.<br />
Aufführende: Kirchenchöre St. Martin<br />
Entfelden und St. Peter & Paul, Frick; Solistinnen<br />
und Solisten; Camerata aksademica.<br />
Leitung: Helene Dietrich, Simon Moesch. Werke<br />
von Telemann und Vivaldi. Eintritt: Vorverkauf<br />
in Frick ab 24.11., Buchhandlung LETRA,<br />
T 062 871 81 71, Tickets zu 25/22/20 und 15<br />
Franken. Abendkasse in Entfelden ab 19 Uhr.<br />
Eintritt 25 Franken.<br />
Offene Stelle<br />
Chef de Réception (100%), Wislikofen<br />
Infolge Pensionierung der jetzigen Stelleninhaberin<br />
sucht die Propstei Wislikofen per 1. Mai<br />
2013 einen Chef de Réception (w). Voraussetzungen:<br />
Erfahrung in den Bereichen Réception<br />
und Reservation, Führungserfahrung von<br />
Vorteil, Verkaufs- und Organisationstalent,<br />
Dienstleistungsbereitschaft, Interesse an einer<br />
langjährigen Anstellung. Wir bieten: Selbständiges<br />
Arbeiten, enge Zusammenarbeit mit der<br />
Hotelleitung, Einsätze monatsweise planbar.<br />
Auskunft: Propstei Wislikofen, T 056 201 40 40.<br />
Bewerbung: Propstei Wislikofen, Anita Kim,<br />
Leitung Hotellerie, 5463 Wislikofen, hotel@<br />
propstei.ch<br />
Weitere Angebote<br />
Foto: Kurt Brand<br />
ab 9. Januar<br />
Gastsänger/-innen gesucht vom Gospelchor<br />
The Spirits für das neue Projekt « Misa Tango<br />
& Latin Style Gospels ». Beginn 9. Januar.<br />
Proben jeweils Mittwoch Abend, Ref. Kirchgemeindehaus<br />
Gwiggweg 1, Oberrohrdorf.<br />
Aufführungstermine im Mai und Juni 2013.<br />
Details zum Projekt: www.thespirits.ch. Auskunft/Anmeldung<br />
bis 31.12.: Chorleiter Thomas<br />
A. Friedrich, taf@hispeed.ch<br />
Aus den Augen, aus dem Sinn?<br />
Archiv<br />
auf www.horizonte-aargau.ch