XXsmall... UN*TRAGBAR.pdf - Institut für Raumgestaltung

STIFTWAND
‚Wände sind Dinge meiner Umgebung. Sie bedingen mich, ohne dass ich mir darüber
Rechenschaft ablegen könnte. Denn sie stehen stumm um mich herum, von meiner
Gewohnheit an sie geknebelt. Gelingt es mir aber, durch meine Gewohnheit hindurch bis
zu ihnen vorzustoßen, um sie zu sich selbst zu befreien, dann sprechen sie eine sehr
beredte Sprache.ʼ
Vilem Flusser, Dinge und Undinge - phänomenologische Skizzen; Wände; Edition Akzente Hanser Verlag 1993,
S 32
Ausgangspunkt auch für diese Arbeit, mit dem Titel ‚Stiftwandʻ, war die Wand sowie die
Auseinandersetzung mit dem Innen und dem Außen.
Nach Gottfried Semper war die Bekleidung der Mauer das Ursprüngliche, seiner
räumlichen und architektonischen Bedeutung nach das Wesentliche; die Mauer selbst
nur das Sekundäre.
Obal und Steyer heben die Wand aus dieser Sekundärfunktion als Traggerüst heraus. Sie
entwickelten die Wand, losgelöst aus ihrem üblichen baulichen Kontext der ‚vier Wändeʼ,
als Möbelstück, als Innen und Außen gleichzeitig weiter, indem sie das Prinzip der Wand
dialektisch verschwinden lassen. Das heißt, Wand wird zur bzw. zum Vorwand. Die Wand
wird zum Raum, sie wird begehbar, bewohnbar.
Individuell wie die Kleidung können sowohl Innenräume als auch Außenräume in die Wand
gedrückt werden. Auf der jeweiligen Rückseite findet sich immer die Negativform des
Raumes. Im Gegensatz zur Sitwall von Kettele und Lackner, die nach Benutzung in die
ursprüngliche Form der Wand zurückgeht, hinterlässt die Stiftwand einen Abdruck, eine
Spur des Benutzers, und zwar solange bis der nächste Benutzer diese Spur durch eine
neue verwischt.
Hintergrundbild aus: Latent Utopias - Experiments with contemporary architecture, Zaha Hadid/Patrik Schumacher
steirisc(:her:)bst Verlag Springer Wien, New York
Nina Obal/Reinhard Steyer
VARIATIONEN UND MÖGLICHKEITEN
MENSCH LIEGE TISCH + STÜHLE SITZGELEGENHEIT MIT
ARMLEHENEN
KASTEN (KUSCHEL-) HÖHLE BETT REGAL
TREPPE WÄSCHETROCKNER SOFA EIGENE IDEEN