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XXsmall... UN*TRAGBAR.pdf - Institut für Raumgestaltung

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<strong>XXsmall</strong> <strong>UN*TRAGBAR</strong><br />

Räume zwischen Kleidern und Bauten<br />

Thema des Workshops war es, mittels einer assoziativen, fächerübergreifenden<br />

Betrachtungsweise in den Zwischenraum von menschlicher Bekleidung und<br />

architektonischen Hüllen einzutauchen und durch verschiedenste Herangehensweisen<br />

die formale, konstruktive und funktionale Vielfalt dieses Beziehungsgeflechtes<br />

zwischen textiler Elementik und gebauter Struktur zu entdecken. Themen wie Haut,<br />

Umhang, Schutzraum, Zelle wurden ebenso aufgegriffen wie Struktur, Form, Ordnung,<br />

Material. Auf alle Fälle ging es bei allen Arbeiten um die größtmögliche Minimierung<br />

und Optimierung von Raum begleitet von Anforderungen an Flexibilität und<br />

Multifunktionalität sowie um eine intensive Auseinandersetzung mit dem in ständiger<br />

Korrelation stehenden Paar von Innen und Außen auf den unterschiedlichsten Ebenen.<br />

Während sich einige Arbeiten von der Mode oder der eigenen menschlichen<br />

Haut her annähern und versuchen diese weiter zu entwickeln, ist <strong>für</strong> andere das<br />

architektonische Grundelement der Wand Ausgangspunkt der Überlegungen. Ganz<br />

anders gibt es aber auch die Idee von definierten Aktionen oder Tätigkeiten die, wie<br />

beispielsweise das Umkleiden, per Definition Räume zwischen Kleidern und Bauten<br />

aufspannen oder es wird das Thema der Zelle als körpernaher Minimalraum, im Sinne<br />

eines Kokons, in Verbindung mit reduzierten statischen Mitteln aufgegriffen. Aber<br />

auch sozial-räumliche Settings in bezug auf Ausgrenzungen verschiedenster Art<br />

werden zum Anlaß genommen, sich der Entwicklung und Gestaltung von Räumen<br />

zwischen Kleidern und Bauten anzunehmen.<br />

Schon allein aufgrund dieser Vielzahl von unterschiedlichen Bearbeitungsmöglichkeiten<br />

ergibt sich in den Ergebnissen des Workshops ein sehr vielfältiges, breit gefächertes<br />

Spektrum von Themenschwerpunkten in bezug auf die Bekleidungsthematik, das von<br />

sozialpolitischen Anliegen über philosophisch-ästheische Ansprüche bis hin zu den<br />

hohen, u.a. auch technischen Anforderungen an ‚Industrial Designʻ reicht und damit<br />

einen sehr grundlegenden Bogen über die Komplexität von ‚Architekturbekleidungʻ<br />

spannt.<br />

Bei allen TeilnehmerInnen möchte ich mich sehr <strong>für</strong> das eingebrachte Engagement<br />

und der offensichtlichen Freude an der Arbeit bedanken und hoffe sehr, dass diese<br />

kontextuelle Zusammenstellung der Projekte in Verbindung mit einer nachträglichen<br />

Reflexion weitere Impulse <strong>für</strong> folgende Arbeiten bietet sowie allgemein einen Beitrag<br />

zur aktuellen Architekturdiskussion darstellt!<br />

Franziska Klug<br />

Kleider, sie anlegen, zusammenlegen, überziehen, wechseln, anziehen, in sie hinein<br />

schlüpfen, sich ihrer entledigen oder sich in ihnen verkriechen, sie tragen sowohl von<br />

außen als auch von innen. Sie umhüllen, schützen, schmücken uns. Sie lassen unsere<br />

Körper nur mehr erahnen, machen uns selbst zum Geheimnis.<br />

Bauten, in sie hinein gehen, aus ihnen herausgehen, durch sie hindurch gehen, von<br />

einem in den anderen gehen, sie erleben sowohl von innen als auch von außen, sich<br />

mit ihnen anlegen, in sie hineinschlüpfen, sich in ihnen verkriechen, sie überziehen.<br />

Wir sind ihr Träger sowohl von innen als auch von außen. Sie umhüllen, schützen,<br />

schmücken uns. Sie lassen unsere Gesellschaft erahnen und machen sie gleichzeitig<br />

zum Geheimnis.<br />

Häute, Kleider und Bauten, umhüllen uns, schützen uns, schmücken uns, sind jene<br />

Oberfläche an der unsere Identität einen Ausdruck erfährt und uns damit sozial und<br />

symbolisch einbettet. Die Grundstruktur des Lebendigen ist dabei der Treibstoff aus<br />

dem diese Identitäten und in weiterer Folge ihre Ausdrucksformen geflochten und<br />

bewegt werden.<br />

Während sich bei der Kleidung der einzelne Mensch, der menschliche Körper selbst<br />

als Träger, als unmittelbare, lebendige Tragstruktur erweist, so kann diese Rolle im<br />

Falle der Bauten auf mehrere Menschen und ihre Art des Zusammenspiels, auf die<br />

Gesellschaft übertragen werden. In den Bauten tritt diese Transformation vom Einzelmenschen<br />

zur Gesellschaft in übertragener Form ein weiteres Mal zu Tage, als das sie<br />

einerseits selbst Hülle sind und gleichzeitig ihre Fassade eine weitere Hülle der Hülle<br />

darstellt.<br />

‚Wir sprechen von nackten Wänden, so wie wir von dem nackten Körper sprechen, als<br />

ein Etwas, das bedeckt werden sollte.ʼ<br />

(Vilem Flusser, Vom Stand der Dinge – eine kleine Philosophie des Design; Nackte Wände. Verlag Steidl<br />

1993 S. 76)<br />

Wände, Fassaden, Mode fungieren in ihrem ständigen Wechselspiel von Bekleidung,<br />

Körper und Struktur als unmittelbarer Zeichenträger, als permanent präsentes<br />

Informationsmedium über den inneren Zustand eines Wesens, einer Gesellschaft, einer<br />

Epoche, das genau an der Schnittstelle, wo das Versteckte in das Entblößte übergeht<br />

unsere Neugierde erweckt und unsere Vorstellungskraft anregt.<br />

‚Dort wo man nicht klar zwischen Körper und Kleid trennen kann, liegt die Verführung.<br />

Die Verführung wird im Grenzbereich aktiv, so zum Beispiel wenn ein Kleid dem Körper<br />

folgt und man den Körper trotz des Kleides spürt und ahnt, wenn das Kleid täuscht<br />

und das Bild eines Körpers erweckt, der vielleicht gar nicht existiert...ʼ<br />

(Francesco Collotti, Architekturtheoretische Notizen; Quart Verlag 2003, S14)

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