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SPSG 2 (1997/1998) - Perspectivia.net

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Jahrbuch Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg<br />

Band 2<br />

<strong>1997</strong>/<strong>1998</strong><br />

Copyright<br />

Das Digitalisat wird Ihnen von perspectivia.<strong>net</strong>, der Online-<br />

Publikationsplattform der Stiftung Deutsche Geisteswissenschaftliche Institute<br />

im Ausland (DGIA), zur Verfügung gestellt. Bitte beachten Sie, dass das<br />

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Korrigenda Bildnachweise<br />

für Jahrbuch Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg<br />

<strong>1997</strong>/98<br />

Bild S.49, Abbildungsnachweis S.57<br />

Johann Gottfried Schadow: Badendes Mädchen, Marmor /<br />

museum kunst palast, Düsseldorf


Jahrbuch<br />

Band 2 · <strong>1997</strong>/<strong>1998</strong>


Jahrbuch<br />

Stiftung Preußische Schlösser und Gärten<br />

Berlin-Brandenburg<br />

Band 2·<strong>1997</strong>/<strong>1998</strong><br />

Herausgegeben im Auftrag des Stiftungsrates<br />

vom Generaldirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten<br />

Berlin-Brandenburg<br />

Hans-Joachim Giersberg<br />

Akademie Verlag


Abbildung auf dem Schutzumschlag:<br />

Marmorpalais im Neuen Garten, Potsdam<br />

Blick in den Ehrenhof mit Frühjahrsbepflanzung<br />

Foto: Manfred Hamm, <strong>SPSG</strong>, <strong>1998</strong><br />

Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg . Postfach 601462 · 14 414 Potsdam<br />

Die Deutsche Bibliothek – CIP-Einheitsaufnahme<br />

Stiftung Preussische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg:<br />

Jahrbuch / Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg /<br />

hrsg. im Auftr. des Stiftungsrates vom Generaldirektor der Stiftung<br />

Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg. – Bd. 1. 1995/96 (2000)–. –<br />

Berlin : Akademie Verl., 2000<br />

Erscheint unregelmäßig, – Bibliografische Deskription nach Bd. 2. <strong>1997</strong>/98 (2001)<br />

ISBN 3-05-003479-3<br />

© Akademie Verlag GmbH, Berlin 2001<br />

Das eingesetzte Papier ist alterungsbeständig nach DIN/ISO 9706.<br />

Alle Rechte, insbesondere die der Übersetzung in andere Sprachen, vorbehalten. Kein Teil des Buches<br />

darf ohne Genehmigung des Verlages in irgendeiner Form – durch Photokopie, Mikroverfilmung oder<br />

irgendein anderes Verfahren – reproduziert oder in eine von Maschinen, insbesondere von Datenverarbeitungsmaschinen,<br />

verwendbare Sprache übertragen oder übersetzt werden.<br />

Redaktionsleitung: Jürgen Becher<br />

Redaktion: Rita Hofereiter<br />

Gestaltung: Petra Florath, Berlin<br />

Litho, Farbe: artvision Printmedienproduktion GmbH, Berlin<br />

Druck: GAM Media GmbH, Berlin<br />

Bindung: Druckhaus Thomas Müntzer GmbH, Bad Langensalza<br />

Printed in the Federal Republic of Germany


Zum Geleit<br />

Das vorliegende zweite Jahrbuch der Stiftung Preußische Schlösser und<br />

Gärten Berlin-Brandenburg gibt einen Überblick über die Arbeit der Stiftung in den Jahren<br />

<strong>1997</strong> und <strong>1998</strong>.<br />

Wie die Berichte der einzelnen Abteilungen zeigen, kann wiederum auf ein umfangreiches<br />

und fruchtbares Arbeitsprogramm zurückgeblickt werden.<br />

Am augenfälligsten für die Besucher der Schlösser und Gärten in Potsdam, Berlin und im<br />

Land Brandenburg waren dabei sicherlich die Wiedergewinnung und Restaurierung ganzer<br />

Schlösser und Parkteile. Dazu gehörten die Eröffnung neuer Räume im Schloß Charlottenburg<br />

in Berlin ebenso, wie die Einweihung der wiederhergestellten Gotischen Bibliothek<br />

im Neuen Garten in Potsdam, die Eröffnung des Schlosses Caputh – vorerst mit der Hälfte<br />

der museal einzurichtenden Räume, da die Restaurierung noch in vollem Gange war –, die<br />

Rondelle im Park Sanssouci oder die Schloßinsel Rheinsberg.<br />

Kulturelle und wissenschaftliche Akzente konnten auch wieder mit den Ausstellungen<br />

der Stiftung gesetzt werden. So thematisierte beispielsweise die Exposition »Friedrich Wilhelm<br />

II. und die Künste. Preußens Weg zum Klassizismus« (<strong>1997</strong>) die Entwicklung der klassizistischen<br />

Kunst und Architektur in Preußen am Ende des 18. Jahrhunderts. Die Ausstellung<br />

»Gold und Silber für den König – Johann George Hossauer (1794–1874). Goldschmied seiner<br />

Majestät des Königs« (<strong>1998</strong>) präsentierte herausragende kunsthandwerkliche Zeugnisse der<br />

höfischen Kultur im 19. Jahrhundert, während die Ausstellung »Johann Moritz Rugendas<br />

(1802–1858) – Ein Maler aus dem Umkreis von Alexander von Humboldt« (<strong>1998</strong>), eine<br />

Übernahme von der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, sich der Verbindung von Kunst und<br />

Naturwissenschaft widmete.<br />

Aber nicht nur über die sichtbaren Leistungen der Stiftung, wie Restaurierungen und<br />

Ausstellungen, wird in diesem Jahrbuch berichtet. Auch die alltäglichen Arbeiten, wie beispielsweise<br />

die gerade <strong>1997</strong> und <strong>1998</strong> intensivierten Anstrengungen zur Verbesserung des<br />

Besucherservices, müssen Erwähnung finden, weil sie zu den Grundlagen des Museumsbetriebes<br />

gehören. Zu den wichtigsten Ergebnissen gehört auf diesem Gebiet sicher die Ein-


VI Zum Geleit<br />

richtung eines umfassenden Besucherinformationssystems. Es soll die Orientierung und den<br />

Zugang zu den verschiedenen Schlössern, historischen Denkmalen und Parkanlagen für die<br />

Besucher wesentlich erleichtern. Bei diesem übergreifenden und besonders außenwirksamen<br />

Vorhaben hat sich die enge Zusammenarbeit aller Fachabteilungen der Stiftung besonders<br />

bewährt.<br />

Zur Arbeit der Stiftung gehörte aber auch wieder die Organisation kultureller und protokollarischer<br />

Veranstaltungen. Höhepunkte dabei waren sicherlich der Besuch des amerikanischen<br />

Präsidenten Bill Clinton sowie des Präsidenten der Französischen Republik, Jacques<br />

Chirac.<br />

Im Aufsatzteil des vorliegenden Jahrbuches sind diesmal nicht die Ergebnisse einer wissenschaftlichen<br />

Konferenz veröffentlicht, wie das im letzten Jahrbuch der Fall war, vielmehr<br />

wurde verstärkt Wert auf eine größere Breite der Themen gelegt, um die gesamte Aufgabenvielfalt<br />

der Stiftung zu verdeutlichen. So finden sich in diesem Band neben Aufsätzen zur<br />

Kunstgeschichte und Architektur auch Beiträge, die sich mit der Geschichte der Garten-<br />

und Landschaftsgestaltung sowie mit Restaurierungsprojekten und deren naturwissenschaftlichen<br />

Grundlagen befassen.<br />

Das vorliegende Jahrbuch versucht, eine Bilanz der aus diesem vielfältigen Engagement<br />

resultierenden Tätigkeit der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg<br />

in den beiden Jahren <strong>1997</strong> und <strong>1998</strong> zu ziehen. Die über 700 festangestellten und saisongebundenen<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in allen Abteilungen der Stiftung haben mit<br />

hoher Einsatzbereitschaft und Professionalität wieder hervorragende Arbeit geleistet. Für<br />

diese Arbeit, deren Umfang hier nicht in ganzer Breite dargestellt werden kann, gilt ihnen<br />

mein besonderer Dank.<br />

Mein Dank gilt aber auch den Zuwendungsgebern, Fördervereinen sowie den Mäzenen<br />

und Sponsoren, ohne deren Unterstützung die erfolgreiche Arbeit der Stiftung Preußische<br />

Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg nicht denkbar wäre.<br />

Prof. Dr. Hans-Joachim Giersberg<br />

Generaldirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg


Inhalt<br />

I. Aufsätze<br />

Paolo Sanvito<br />

Flamen und Italiener zur Zeit der Giustiniani. Kontrast zweier Kunstauffassungen 1<br />

Claudia Meckel<br />

Kaleschen und Phaetons für das preußische Königshaus.<br />

Ein Beitrag zur Geschichte der Gartenkalesche Friedrichs des Großen 23<br />

Rita Hofereiter<br />

Venus in der Kiste. Ein »morceau de réception«<br />

des Bildhauers Jean Pierre Antoine Tassaert für König Friedrich II. von Preußen 41<br />

Saskia Hüneke<br />

Friedrich der Große in der Bildhauerkunst des 18. und 19. Jahrhunderts 59<br />

Claudia Sommer<br />

Edle Steine auf Tischen und Kommoden. Eine spezielle Betrachtung<br />

zur Ausstattung des Marmorpalais 103<br />

Käthe Klappenbach<br />

Die Kronleuchter in den Wohnungen Friedrich Wilhelms II. 111<br />

Liselotte Wiesinger<br />

Zu dem verschollenen Bilderzyklus von Christian Bernhard Rode<br />

in der Alten Kapelle im Berliner Schloß 119<br />

Matthias Gärtner<br />

Granit – nur ein Gestein? 133<br />

Sabine Hierath<br />

Zink als Material der Denkmalpflege des 19. Jahrhunderts 139


VIII Inhalt<br />

MICHAEL HORST SCHRÖDER, HEINRICH HAMANN<br />

Kunstmosaike im Park Sanssouci und im Park Babelsberg.<br />

Probleme ihrer Erhaltung und Wiederherstellung 161<br />

Wolfgang Stich<br />

Die bautechnische Sicherung des Fliesensaalgewölbes im Schloß Caputh 171<br />

Anna Schönemann, Christian-Herbert Fischer, Johann-Georg Rabe<br />

Naturwissenschaftliche Analysenmethoden zur Untersuchung farbiger Seiden 181<br />

Jakob Kurpik<br />

Das Archiv der Königlichen Porzellan-Manufaktur Berlin im Schloß Charlottenburg.<br />

Häufige Schäden und ihre Ursachen 189<br />

Guido Hinterkeuser<br />

Buchbesprechung: Studien zur barocken Baukultur in Berlin-Brandenburg,<br />

herausgegeben von Peter-Michael Hahn und Hellmut Lorenz, Potsdam 1996 195<br />

Aut oren 207<br />

Die Arbeit der Stiftung<br />

II. Die Arbeit der Stiftung Preußische<br />

Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg in<br />

den Jahren <strong>1997</strong>/<strong>1998</strong> – Berichte und Chronik<br />

Bericht des Generaldirektors 211<br />

Berichte<br />

Generaldirektion 217<br />

Generalverwaltung 222<br />

Schlösserdirektion 226<br />

Gartendirektion 244<br />

Baudirektion 251<br />

Abteilung Restaurierung 260<br />

Abteilung Museumspädagogik und Besucherbetreuung 266<br />

Chronik<br />

Staatsbesuche und protokollarische Veranstaltungen 274<br />

Neueinrichtungen 276<br />

Ausstellungen 277


Inhalt IX<br />

Leihgaben 279<br />

Publikationen der Stiftung 284<br />

Publikationen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

286<br />

III. Struktur und Personal<br />

Schlösser, Gärten und Sammlungen 293<br />

Organe und Gremien 295<br />

Organisation und Personal 297<br />

IV. Fördervereine<br />

Freunde der Preußischen Schlösser und Gärten e.V. 307<br />

Studiengemeinschaft Sanssouci e.V.<br />

Verein für Kultur und Geschichte Potsdams 315<br />

Förderverein Pfingstberg e.V. 318<br />

Abkürzungen 322


PAOLO SANVITO<br />

Flamen und Italiener<br />

zur Zeit der Giustiniani<br />

Kontrast zweier Kunstauffassungen<br />

»… con quelli pazzi battesimi che soleva la nazione<br />

fiamminga col vino in vece d’acqua«<br />

(Passeri, Vita di Louis Cousin) 1<br />

»Fu di sua presenza rozzo et impraticabile, e non conversava se non co’ suoi compa-<br />

triotti, et oltremontani, havendo com’ è solito delle genti straniere poco genio con<br />

quelli d’Italia, stando sempre in sospetto, e nella riparata di non essere ingannati«<br />

(Passeri, Vita di Armanno Fiammingo) 2<br />

Diese Studie entspringt dem Versuch einer Zusammenstellung aller nordalpinen<br />

Werke, die sich ehemals in der berühmten Sammlung der Brüder Vincenzo und Benedetto<br />

Giustiniani befanden. Nach dem Ankauf der Sammlung 1815 durch den preußischen<br />

König Friedrich Wilhelm III. waren durch deren Aufteilung 1829 zwischen Königlichem<br />

Museum und Königlichen Schlössern nicht weniger als 76 Gemälde in die preußischen<br />

Schlösser gelangt. 3<br />

Die Sammelinteressen der beiden Brüder spiegeln weitgehend jene Debatten wieder, die<br />

in den ersten Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts durch die Einbindung zahlreicher nordalpiner<br />

und anderer fremder Künstler in das lokalrömische Künstler- beziehungsweise Gesellschaftsmilieu<br />

hervorgerufen wurden. Die Quellen zeigen, daß, anders als man lange glaubte, der<br />

Kontrast zwischen unterschiedlichen Schulen oder Tendenzen mehr auf der geographischen<br />

Herkunft der Künstler als auf deren nationaler Zugehörigkeit – die sogenannten »Flamen«<br />

gehörten verschiedenen Nationen an – einem bestimmten Glaubensbekenntnis oder einer<br />

sprachlichen Identität beruhte. Maler aus Französisch-Flandern (zum Beispiel aus Lille, den<br />

Grafschaften Artois und Boulogne), aus Luxemburg, Wallonien oder den niederländischen<br />

Gebieten bis hin nach Friesland traten, obwohl sie keine einheitliche Sprache sprachen,<br />

gemeinsam auf, wurden kirchenrechtlich von der belgischen Kirche S. Giuliano dei Belgi<br />

verwaltet und allgemein von den Italienern als »Fiamminghi« bezeich<strong>net</strong>. 4 Mehrheitlich statteten<br />

die Flamen der lokalen Accademia di S. Luca bis etwa 1645 weder einen Besuch ab,


2 PAOLO SANVITO<br />

noch fanden sie überhaupt Interesse an ihr. Scheinbar vertraten viele von ihnen eine neutrale<br />

Position. Sicher ist jedoch, daß einige der für das Stichwerk der Galleria Giustiniana herangezogenen,<br />

zum Kreis um den Palazzo Giustiniani gehörenden Künstler, wie zum Beispiel<br />

Joachim von Sandrart, auch Beziehungen zur niederländischen »schildersbent« hatten. 5 Auch<br />

ein von den Giustiniani protegierter Künstler wie Nicolas Régnier war dort eingetragen,<br />

was eher für eine gegenseitige Akzeptanz zwischen dem von Sandrart »Accademia Giustiniana«<br />

genannten Kreis und weiteren nordeuropäischen Gruppen spricht, die die damalige<br />

Kunsttheorie in Italien nicht anerkannte. Es ist verständlich, daß ein Bildhauer wie François<br />

Duquesnoy nicht der »schildersbent« angehörte, was nicht deren Ablehnung bedeutet, sondern<br />

sich aus dem Praktizieren einer anderen Kunstgattung erklärt.<br />

Die meisten Flamen wohnten in der unmittelbaren Umgebung der Spanischen Treppe,<br />

viele darunter in Wohngemeinschaften, so zum Beispiel Carel Phillips Spierinck und François<br />

Duquesnoy seit 1632, zu deren Wohngemeinschaft ab 1636 auch Pieter de Vriendt stieß.<br />

Der in der Kunstgeschichtsschreibung tradierte Antagonismus zwischen Einheimischen und<br />

Flamen wird schon allein durch die Existenz italienisch-flämischer Wohngemeinschaften in<br />

Frage gestellt.<br />

Nur wenige Flamen, und nur die erfolgreichsten, meldeten sich in der Accademia an und<br />

bildeten so eine bemerkenswerte Ausnahme unter den Fremden. Sie bedurften eigentlich<br />

keiner weiteren Anerkennung, ihre Anmeldung war eher eine taktische Geste. Die »schildersbent«<br />

war weitgehend strikt »regional« flämisch, deutsche Künstler waren darin kaum<br />

vertreten, bildeten jedoch die einzige nennenswerte Ausnahme. 6 Singulär ist der Eintrag<br />

eines Londoner Malers in den Listen. 7<br />

Die Giustiniani und die nordalpine Malerei<br />

Um 1606 unternahm Vincenzo Giustiniani eine längere Nordeuropareise,<br />

die ihn durch Deutschland und Belgien bis nach London führte. Durch eine Beschreibung,<br />

die nicht er selbst, sondern ein Freund des Hauses, Bernardo Bizoni, verfaßte, wissen wir,<br />

daß er während dieser Reise viele Kunstwerke besichtigte und schätzen lernte. Zahlreiche<br />

Autoren heben die Interessenvielfalt Vincenzos und die Raffinesse seines Geschmacks hervor.<br />

Zu ihnen gehört Dirk van Ameyden, ein auch von Vincenzo geförderter Gelehrter, der in<br />

seinen Elogia summorum pontificum behauptet, er habe noch nie ein vergleichbares Genie<br />

auf dieser Welt gesehen und er kenne niemanden, der ein schärferes Urteil in jeder Disziplin<br />

fälle als Vincenzo, nach seiner Aussage ein »cavaliere di virtù e meriti incomparabili noti a<br />

tutto il mondo, ma particolarmente a me che per lo spacio di 28 anni ebbi seco familiarità<br />

grande […]. Non viddi mai tal ingenio al mondo. Di tutto s’intendeva, anche delle scienze<br />

più ricondite«. 8<br />

Es ist anzunehmen, daß Vincenzo durch seine Reise zahlreiche Anregungen hinsichtlich<br />

des Verständnisses von Kunst und möglicher Formen des Mäzenatentums erhielt, denn sein<br />

Weg führte ihn durch mehrere künstlerische oder politische Zentren, darunter einige Resi-


Flamen und Italiener zur Zeit der Giustiniani 3<br />

Abb. 1 Hans von Aachen: Verkündigung an Maria, 1605,<br />

Öl auf Leinwand, 121 × 87 cm<br />

Bayerische Staatsgemäldesammlung, Staatsgalerie<br />

Schleißheim, Inv. Nr. 1244<br />

denzstädte des Reiches, deren Reichtum an Kunstwerken und Sammlungen ihn zu längeren<br />

Aufenthalten veranlaßte. Aber nur an wenigen Stellen des Berichtes, der sehr summarisch<br />

gehalten ist, finden sich Hinweise auf die Vorzüge der nordalpinen Malerei. In Frankfurt<br />

am Main beispielsweise zeigte sich Vincenzo sehr von einem Altar des Hans von Aachen<br />

beeindruckt, den er seinen Reisegenossen gegenüber als »Maler des Kaisers« bezeich<strong>net</strong>e. 9 Es<br />

handelt sich hierbei um ein Gemälde der »Verkündigung«, das sich heute in der Staatsgalerie<br />

Schleißheim befindet und mit »HVA« signiert und 1605 datiert ist (Abb. 1). 10 Zu damaliger<br />

Zeit standen Werke Hans von Aachens hoch im Kurs. Etwa fünfzigjährig, war dieser noch<br />

immer voller Schaffenskraft. Bekannt war von Aachen unter anderem dadurch, daß er lange<br />

in Italien gearbeitet hatte, so um 1588 in Rom, wo er nach Angabe Karel van Manders in<br />

der Kirche Il Gésu einen heute verschollenen Altar mit der Darstellung der »Geburt Christi«<br />

hinterließ. 11


4 PAOLO SANVITO<br />

Abb. 2 Juan Carillo: Madonna mit Kind, Ende<br />

15. Jahrhundert, Öl auf Holz, 37 × 25 cm<br />

SMBPK, Gemäldegalerie, Kat. Nr. 1215<br />

In den Giustiniani-Inventaren finden sich 24 Namen von »nordalpinen« Malern des 16. und<br />

vor allem des 17. Jahrhunderts. Nur etwa vier von ihnen sind nicht identifizierbar oder nur<br />

mutmaßliche »Fiamminghi«. 12 Angesichts des Umfangs der Sammlung ist dies zwar eine<br />

kleine Gruppe, aber allgemein betrachtet dennoch eine respektable Zahl. Außerdem ist eine<br />

unüberschaubare Anzahl von Bildern aufgeführt, die als anonym oder als »in der nordischen<br />

Manier« gemalt bezeich<strong>net</strong> werden und sicher oft von flämischen Malern stammen. Vor<br />

allem in der Sammlung Benedetto Giustinianis befanden sich verschiedene sakrale Gemälde,<br />

von denen es zumeist heißt, sie seien »in der alten Manier« gemalt und die vermutlich niederländischen<br />

Manieristen oder Renaissancemalern zuzuschreiben sind. Diese waren für ihre<br />

Darstellungen sakraler Themen berühmt, namentlich Dirk Bouts, Jan Gossaert oder Quinten<br />

Metsijs. Ein solches Werk – eine »im nordischen Stil« gemalte »Madonna mit Kind« von<br />

Juan Carillo – hat sich in der Berliner Gemäldegalerie erhalten (Abb. 2). Darüber hinaus ist<br />

das Vorhandensein von Werken des Lucas van Leiden in der Kapelle des Palastes, wie es


Flamen und Italiener zur Zeit der Giustiniani 5<br />

das Inventar von 1649 bezeugt, bezeichnend für die Vorliebe für Andachtsbilder der Zeit der<br />

Hochrenaissance aus flämischer Produktion.<br />

Das Eindringen der flämischen in traditionelle Bereiche der italienischen Kunst erfolgte sukzessive<br />

und die Familie Giustiniani scheint an diesem Prozeß immer wieder beteiligt gewesen<br />

zu sein. Um 1560, einige Jahrzehnte vor Beginn der Sammlungstätigkeit in Rom, war<br />

Denijs Calvaert von Antwerpen nach Bologna gekommen, dessen Einfluß in der Folge selbst<br />

in Mittelitalien von den zahlreichen italienisierenden »Fiamminghi« anerkannt wurde. Carlo<br />

Cesare Malvasia, ein Bewunderer von Calvaert, bemerkt in seiner Felsina Pittrice (1678),<br />

wie wichtig die Reproduktion der Werke Calvaerts und seiner Schüler, der Carracci, durch<br />

den Utrechter Kupferstecher Cornelis Bloemaert wurde. Außerdem berichtet er, daß Calvaert<br />

ein vertrauter Freund des Kardinals Benedetto Giustiniani war. 13 Er erwähnt, daß der geniale<br />

Lehrer Joachim von Sandrarts, Ägidius Sadeler, einen ausgezeich<strong>net</strong>en Kupferstich nach Calvaerts<br />

»Entführung der Sabinerinnen« stach und in dessen Werkstatt gewöhnlich die Werke<br />

der »Oltremontani«, wie die van Leidens, Dürers oder Aldegrevers (»Altogravio«) als Vorlage<br />

genutzt wurden. 14 Er berichtet von Stichen nach Werken der Carracci im Œuvre von<br />

Sadeler 15 und betont die franchezza des Künstlers, seine Fertigkeit und Direktheit in der<br />

Ausführung. 16<br />

Es ist daher wahrscheinlich, daß Calvaert – ein Vertrauter des Kardinallegaten Benedetto<br />

– es war, der die Verbindung zwischen den Giustiniani und dem Utrechter Malerkreis oder<br />

zumindest zu Gerard van Honthorst, dem ältesten der Gruppe, hergestellt hat.<br />

Es muß spezifische Charakteristika der nordischen Malerei gegeben haben, die Kenner und<br />

Sammler als unnachahmlich schätzten. Dies waren meines Erachtens bestimmte, durch hell<br />

beleuchtete Farbflächen – Szenen im Feuerschein oder mit großen Flammen, wie zum Beispiel<br />

bei der Darstellung von Bränden –, Lichthöhungen oder Lichtreflexe erzielte Effekte,<br />

von denen verschiedentlich auch in Quellen die Rede ist, so in den Biographien der Teutschen<br />

Akademie Sandrarts. Hier, wie in der römischen Kunstliteratur auch, wird die Erkenntnis<br />

der Grundlagen der Kunst als Errungenschaft der Italiener angesehen. Dennoch werden<br />

einige nordische Zeitgenossen als herausragend betrachtet, nicht zuletzt wegen ihrer Darstellung<br />

von Nachtszenen, für die es bezeichnenderweise einen deutschen Terminus (»Nachtstücke«),<br />

aber keinen italienischen gab.<br />

Als Sandrart für Vincenzo Giustiniani zu arbeiten begann, verfügte er bereits über ein gewisses<br />

Ansehen innerhalb künstlerischer Kreise. Nach eigenen Angaben kam er um 1628 von<br />

Deutschland beziehungsweise den Niederlanden über einen Aufenthalt in Venedig nach<br />

Rom, besaß also bereits reiche internationale Erfahrung. 17 Dadurch, daß er sich mit der italienischen<br />

Tradition auseinandersetzte, dabei jedoch den Stolz auf die eigene nordische Tradition<br />

wahrte, vermittelte Sandrart den römischen Kreisen das Bewußtsein, daß auch andere<br />

Schulen mit den italienischen konkurrieren konnten. Cornelis Bloemart, einem Mitglied<br />

der Künstlergruppe um den Palazzo Giustiniani, widmet er einen langen Eintrag in seinen


6 PAOLO SANVITO<br />

Biographien der Niederländer, in dem er ihn mit enkomiastischen Worten beschreibt: Er sei<br />

ein »ausbündiger Kupferstecher«, habe gezeigt, »wie helle Liechter vorgeleuchtet« würden,<br />

er lasse »der Sachen natürliche Beschaffenheit gar reichlich verspüren«, »die Handlung seines<br />

Grabstichels und dessen Führung [sei] zierlich, die Ausbildung aber ganz saftig, sodaß er nicht<br />

unbillich für einen Phoenix gehalten werden könne«. 18<br />

Sandrarts Stil selbst wurde gerade in den Jahren in Rom strenger, wohl unter dem Einfluß<br />

seiner Malerkollegen Guercino, Domenichino, Pietro da Cortona und Guido Reni, die er<br />

1631 während eines Empfangs in der Kirche S. Maria di Costantinopoli auszustellen eingeladen<br />

hatte. 19 Sandrart erreichte in kürzester Zeit eine Malweise, in der sich Stilmittel seiner<br />

Utrechter Herkunft mit denen des römischen Klassizismus verbanden. Es sei hier darauf verwiesen,<br />

daß schon Domenichino um 1608 bei den Giustiniani so beliebt war, daß er den<br />

Auftrag für die immensen Fresken in deren Villa in Bassano di Sutri erhalten hatte (Abbn. 3,<br />

4). 20 In der Tat ist die Sammlung Giustiniani seit den 1620er Jahren klassizistisch geprägt,<br />

wie stark, läßt sich jedoch nicht leicht einschätzen. Ob Vincenzo selbst federführend bei der<br />

Anordnung seiner Sammlung im Palast war oder eher Sandrart, geht aus den Quellen nicht<br />

hervor. 21 Es ist auffällig, daß das Hauptwerk des letzteren, der »Tod des Seneca« (Abb. 5),<br />

zusammen mit klassizistischen Werken in einem Saal untergebracht war: dem »Kindermord«<br />

von Nicolas Poussin (Chantilly, Musée Condé), dem »Tod des Sokrates« von Justus von Flandern<br />

(»Giusto Fiammingo«) (Abb. 6), den »Hl. Antonius und Paul als Einsiedler« von Guido<br />

Reni, dem »Mord Ciceros« von François Perrier (Farbabb. 1, S. 87), dem »Hl. Vincenz Ferrer«<br />

von Timan Cracht (Bassano di Sutri, Kirche S. Vincenzo) 22 und der »Büßenden Magdalena«<br />

von Nicolas Régnier.<br />

Was den Maler »Giusto Fiammingo« angeht, so stellt dieser hinsichtlich seiner Identität<br />

und seines Stils bislang ein Rätsel in der Kunstgeschichte dar. 23 Die kürzlich über ihn aufgestellten<br />

Theorien sind nicht schlüssig und wenig überzeugend. 24 Sein Oeuvre zeigt die klassische<br />

Prägung eines Reni oder eines Guercino. Stellt man sein Werk, soweit möglich, vollständig<br />

zusammen, so gibt er sich als ein gezielt klassizistisch-antikisierend arbeitender Maler zu<br />

erkennen. Es sei hier nur auf seine Gemälde »Fünf Sinne« (Abb. 7) und »Kephalos und Prokris«<br />

(Abb. 8) verwiesen. Er wurde von Vincenzo Giustiniani offenbar besonders geschätzt,<br />

mit zwei Werken war er in dessen Sammlung vertreten. Der Höhepunkt seines Schaffens<br />

muß in den Jahren um 1625 gelegen haben, einer Zeit, zu der in den Gemälden von Poussin<br />

oder auch von Guercino mit dessen »Bestattung der Hl. Petronilla« ab 1623 eine Steigerung<br />

von Verhaltenheit und Gravität erfolgte. Die weiblichen Figuren der wenigen bekannten<br />

Werke des »Giusto Fiammingo« zeigen eine ähnliche psychologische Charakterisierung wie<br />

die von Reni, weisen die gleiche Art Blick auf, sind ähnlich in ihrer Gebärdensprache und der<br />

Darstellung draller junonischer Nacktheit. Zum Vergleich sei hier auf Renis »Lukretia« von<br />

1623 (Farbabb. 2, S. 87), seine »Kleopatra« von 1626 (Farbabb. 3, S. 87) oder seine um 1627<br />

entstandene »Magdalena« in der Sammlung Francesco Micheli in Mailand verwiesen. 25 Das<br />

Thema des Selbstmordes beziehungsweise des Todes eines Unschuldigen scheint leitmotivisch<br />

das Konzept des ganzen Saales bestimmt zu haben. Es scheint damals bei neustoisch<br />

beeinflußten Intellektuellen wie Vincenzo ein breites Interesse gefunden zu haben.


Flamen und Italiener zur Zeit der Giustiniani 7<br />

Abb. 3 Domenico Zampieri, gen. Domenichino: Diana und Akteon, um 1608/1609, Gewölbefresko<br />

Bassano di Sutri, Palazzo Giustiniani-Odescalchi, Sala di Diana<br />

Abb. 5 Joachim von Sandrart: Tod des Seneca,<br />

1635,Öl auf Leinwand, 171 × 215 cm<br />

Ehem. Berlin, Gemäldegalerie (Kaiser-Friedrich-Museum),<br />

Kat. Nr. 445, seit 1945 verschollen<br />

Abb. 4 Domenico Zampieri, gen. Domenichino:<br />

Latona mit Apoll und Diana als Kindern,<br />

um 1608/1609, Gewölbefresko<br />

Bassano di Sutri, Palazzo Giustiniani-Odescalchi, Sala<br />

di Diana


8 PAOLO SANVITO<br />

Abb. 6 Giusto Fiammingo: Tod des Sokrates, Öl<br />

auf Leinwand, 174 × 243 cm<br />

Ehem. Berlin, Gemäldegalerie (Kaiser-Friedrich-<br />

Museum), Kat. Nr. 449, seit 1945 verschollen<br />

Abb. 8 Giusto Fiammingo: Kephalos und Prokris,<br />

Öl auf Leinwand, 119 × 166 cm<br />

Braunschweig, Herzog Anton Ulrich-Museum,<br />

Inv. Nr. 480<br />

Abb. 7 Giusto Fiammingo: Fünf Sinne, Öl auf<br />

Leinwand, 123,3 × 171,5 cm<br />

Rom, Sammlung Pallavicini<br />

Abb. 9 Guido Reni: Selbstmord der Lukretia,<br />

um 1625, Öl auf Leinwand, 215 × 151 cm<br />

<strong>SPSG</strong>, GK I 5388


Abb. 10 Unbekannter Künstler: Kupferstich<br />

nach dem Relief mit der Darstellung<br />

des Todes des Adonis von einem<br />

Sarkophag der ehemaligen Sammlung<br />

Giustiniani in Rom<br />

Aus: Galleria Giustiniana, Rom [um<br />

1628–1631], Bd. 2, Taf. 116<br />

Flamen und Italiener zur Zeit der Giustiniani 9<br />

Das Spektrum von Inspirationsquellen Joachim von Sandrarts wurde breiter. Nach Christian<br />

Klemm, der seine Bemerkung nicht näher ausführt, haben ihm auch Zeichnungen nach<br />

antiken Sarkophagen der Sammlung Giustiniani als Anregung gedient. 26 Die Bedeutung der<br />

Antikensammlung der Giustiniani für ihn zeigt sich in mehreren Passagen seiner Teutschen<br />

Akademie, insbesondere des zweiten Buches über die Skulptur, und in der häufigen Reproduktion<br />

von Statuen der Sammlung in den Stichen dieses Werkes. 27 Tatsächlich gewannen<br />

die Antiken der Sammlung damals für die Künstler des Kreises um die Giustiniani maßgeblich<br />

an Bedeutung. Aus ihrer Aufgabe, diese Antiken in Stichen zu reproduzieren, die für das<br />

Stichwerk der Galleria Giustiniana zusammengestellt wurden, das um 1628–1631 erschien,<br />

resultierte eine intensivere Auseinandersetzung mit antiken Vorlagen, die auch ihr Werk<br />

beeinflußte. Besonders die Stiche des zweiten Bandes ab Tafel 109 zeigen Szenen, die inspirierend<br />

auf diese Gruppe von Künstlern gewirkt haben müssen, vergleicht man etwa auf<br />

Tafel 116 die Wiedergabe eines Sarkophagreliefs mit der Darstellung des »Todes des Adonis«<br />

(Abb. 10) oder auch die Zeichnung nach einem Relief gleichen Themas vom sogenannten<br />

Adonissarkophag der Giustiniani, der sich in der Sammlung der Universität Rostock erhalten<br />

hat (Abb. 11, unten), mit Sandrarts »Tod des Seneca« (s. Abb. 5), so fällt die ähnliche Beinstellung<br />

von Philosoph und Adonis auf. Der Einfluß des Antikenstudiums zeigt sich auch bei<br />

Jean Comin, der nach Vorlage Sandrarts den Stich nach der Statue der »Polyhymnia« aus der<br />

Sammlung Giustiniani fertigte (Abb. 12).<br />

Daß psychische Gewalt- und Tumultszenen der Antike auf die Kunst der nachcaravaggesken<br />

Generation anregend gewirkt haben können, ist vielleicht bisher zu wenig beachtet<br />

worden. Im Zuge der Theoretisierung des Phänomens der Pathosformel strikt Warburgscher<br />

Observanz für die Florentiner Kunst des 15. Jahrhunderts wird manchmal vergessen, daß das<br />

Nachleben der Antike sehr vielfältige Formen gekannt hat und auch die folgenden Jahrhunderte<br />

bei der Antikenrezeption experimentiert haben. 28


10 PAOLO SANVITO<br />

Abb. 11 Unbekannter Künstler: Zeichnung nach den Reliefs des Adonissarkophages der ehemaligen<br />

Sammlung Giustiniani in Rom<br />

Aus: Carl Robert: Die antiken Sarkophage, Berlin 1897, Bd. 3, Teil 1, Taf. 3<br />

Auch die Mitarbeit des Bildhauers François Duquesnoy soll hier erwähnt werden, der entweder<br />

lediglich Vorlagen für die Stiche lieferte oder mit dem Künstlerkreis um die Giustiniani<br />

in persönlichem Kontakt stand. Für die Giustiniani war er sowohl als Bildhauer – er lieferte<br />

die bekannte, heute unter anderem in Versionen in Paris, Musée du Louvre, und Vaduz,<br />

Sammlung des Fürsten von Liechtenstein, erhaltene Statuette des »Merkur« (Abb. 13) und<br />

zumindest zwei weitere, in den Giustiniani-Inventaren erwähnte Bildwerke – als auch als<br />

Zeichner tätig. Seine Tätigkeit zeigt, daß klassische Körperlichkeit und Gravität zu dieser<br />

Zeit sowohl im Geschmack der Mäzene als auch in dem des Künstlers dominierten. Wie<br />

Duquesnoy waren auch andere Künstler der Galleria Giustiniana an der Wiedergabe und<br />

Nachahmung antiker Kunstwerke interessiert, so zum Beispiel Theodor Matham, der damals<br />

in seinen Stichen neben den Antiken auch die Gemälde der Klassizisten, das heißt vor allem<br />

Cortonas, Renis und Calvaerts reproduzierte. Ein weiterer Maler aus dem Kreis um die Giustiniani,<br />

der Franzose François Perrier, war seinerseits ein anerkannter Antikenforscher, wie<br />

seine zahlreichen Publikationen zu den Altertümern Roms zeigen. 29<br />

Die Haltung dieses Künstlerkreises erscheint dennoch in gewisser Hinsicht widersprüchlich.<br />

Offensichtlich gab es eine grundlegende klassizistische Orientierung, doch entfaltete sich<br />

in hohem Maße Experimetierfreude. Nach Lektüre der Verdikte von Giovanni Baglione, 30<br />

Giovanni Battista Passeri und anderen Kritikern der »Fiamminghi« verwundert es, daß Sandrart,<br />

der für gewisse Zeit als eine Art Kurator der Sammlung wirkte, als Sozius eines Pieter


Abb. 12 Jean Comin nach Joachim<br />

von Sandrart: Kupferstich nach der Statue<br />

der Polyhymnia der ehemaligen Sammlung<br />

Giustiniani in Rom<br />

Aus: Galleria Giustiniana, Rom [um<br />

1628–1631], Bd. 1, Taf. 77<br />

Flamen und Italiener zur Zeit der Giustiniani 11<br />

Abb. 13 François Duquesnoy: Merkur, 1629/1638,<br />

Bronze, H. 62,5 cm<br />

Vaduz, Sammlung des Fürsten von Liechtenstein,<br />

Inv. Nr. 611<br />

van Laer oder eines Louis Cousin auftrat oder daß die Giustiniani von van Laer sogar zwei<br />

Werke besaßen. Auch Cornelis Bloemaert gehört zu den Vertretern der klassizistischen Richtung<br />

in der Künstlergruppe. 31 Wenn der in den Giustiniani-Inventaren erwähnte »Horatius<br />

Cocles« von seiner Hand war – die Quellenlage erlaubt leider keine sichere Zuschreibung –,<br />

so muß dieses Bild genauso streng und verhalten in Form und Sujet gewesen sein wie die<br />

übrigen Gemälde desselben Raums, die von Perugino, Vertretern der Carracci-Schule und<br />

Cornelis Schut stammten. 32 Gleiches gilt für Spierinck, einen Schüler von Blomaerts Vater<br />

Abraham, wie sein Gemälde »Hagar und der Engel« (Farbabb. 4, S. 88) zeigt, das sicher


12 PAOLO SANVITO<br />

sowohl kompositorisch als auch stilistisch von der etwa zeitgleichen Konzeption des »Merkur«<br />

von Duquesnoy angeregt wurde.<br />

Aus dem Gesagten geht hervor, daß die Giustiniani wie auch andere römische Sammler zwar<br />

ihrer Vorliebe für das neue Formempfinden des Klassizismus gerecht zu werden suchten,<br />

gleichzeitig aber auch bemüht waren, zwischen den unterschiedlichen Stilströmungen in<br />

Rom zu vermitteln. In der Tat war das Alltagsleben der verschiedenen Künstlergemeinschaften<br />

in Rom damals in administrativer Hinsicht von starken Spannungen geprägt. Zahlreiche<br />

Urkunden bezeugen, daß beispielsweise die Mitglieder der »schildersbent« bei den offiziellen<br />

römischen Institutionen zumeist auf Ablehnung stießen und es sogar Streit mit der Accademia<br />

di S. Luca gab. In den Jahren zwischen 1634 und 1646 bezahlten sie keine Akademiegebühren,<br />

und 1636, anläßlich einer Diskussion in der Accademia, an der erstmals viele Flamen<br />

teilnahmen, vermerkte der Schatzmeister in den Protokollen: »Dalli Fiamminghi non si è mai<br />

auto niente.« 33 Das öffentliche Leben dürfte in vielerlei Hinsicht schwierig gewesen sein.<br />

Die Flamen scheinen in viele Gerichtsverfahren involviert gewesen zu sein, einige von ihnen<br />

wurden ohnehin verdächtigt, Kryptoprotestanten zu sein. Über den Maler Jean Duchamp,<br />

einen »bentveughel«, der die Aufgabe hatte, in den Versammlungen der Akademie die ganze<br />

flämische Gemeinde zu vertreten, schreibt Sandrart, daß er »sich hinwider diensthaft erwiesen<br />

und sich aller Niederländer Streitigkeiten Anligen und Proceßen, wie sie auch immer<br />

waren, mit seinen Patronen Beyhülf eifrigst angenommen, vor sie geschrieben, advociret und<br />

ohne einigen seinen Nutzen procuriret, also mit selbigen den ganzen Tag unverdroßen auf<br />

dem Campidoglio vor Gericht zugebracht« 34 habe. Allein über Swanevelt ist zu erfahren, daß<br />

zwei Prozesse seinen römischen Aufenthalt überschatteten. 35<br />

In der Zeit um 1635 fungieren auf den Akademieversammlungen bezeichnenderweise vor<br />

allem solche Maler als Vertreter der flämischen Gemeinde, deren Werk eine Auseinandersetzung<br />

mit antiken Vorbildern erkennen läßt, so Spierinck oder Joost de Pape, später auch<br />

Swanevelt.<br />

In seinen Aussagen über die »Maniere« der Malerei in seinem Discorso della Pittura setzt sich<br />

Vincenzo Giustiniani völlig ab von den akademischen Vorurteilen. 36 Durch die Bewunderung<br />

von Rubens, Honthorst, Terbrugghen, Ribera und Baburen mißt er den Schulen von Antwerpen<br />

und von Utrecht eine maßgebliche Bedeutung bei und weist auf den Caravaggismus als<br />

Meilenstein eines neuen Weges der naturalistischen Kunst hin. In der siebenten »Manier«,<br />

die der Landschaftsmalerei, räumt er wiederum einem niederländischen Kreis den Vorrang<br />

ein, dem von Herri met de Bles, Brueghel und Bril. Solche Zugeständnisse wurden nicht<br />

häufig von Italienern, selbst nicht von gebildeten Kunstkennern, gemacht. Antonio Tempesta,<br />

Schüler von Jan van Straten und Lehrer von Paul Bril, in dessen Malweise sich nordische und<br />

italienische Elemente verbinden, steht bei Vincenzo exemplarisch für eine dynamische und<br />

leidenschaftliche Malerei, eine Malerei »con furore di disegno e di istoria dato dalla natura«. 37<br />

Beide Begriffe bezeichnen die Grundlagen der Malerei nach Leon Battista Albertis De pictura<br />

und sind zugleich in dieser Zusammenstellung neuplatonisch geprägt, wobei nicht klar aus-


Flamen und Italiener zur Zeit der Giustiniani 13<br />

zumachen ist, ob mehr der Marsilio Ficino entliehene Begriff des Furors oder die Vorstellung<br />

von Gewalt und Dynamik im Sinne der Caravaggisten gemeint ist. Tempesta vertritt als einziger<br />

Zeitgenosse zusammen mit Polidoro da Caravaggio, einem Maler aus dem vorangegangenen<br />

Jahrhundert, diese sogenannte neunte »Manier«. In der Tat hatte er die Fresken in<br />

der großen Galleria des Palazzo gefertigt, wohl kein Auftrag der Giustiniani. Mit Sicherheit<br />

im Auftrag der Giustiniani entstanden sind jedoch die Fresken Tempestas im Hof der Villa<br />

in Bassano di Sutri, deren Existenz schon Fioravante Martinellis Führer zu den römischen<br />

Palästen für das Jahr 1609 bezeugt. 38<br />

Ein weiterer Umstand wirkte sich auf den künstlerischen Geschmack dieser Zeit in Rom aus.<br />

Nach dem Tod Agostino Carraccis 1602 wurde man sich bewußt, daß die Kunst des Stechens<br />

in Italien im Niedergang begriffen war und nur noch von nordischen Künstlern beherrscht<br />

wurde. 39 Meines Erachtens ist hierin der Hauptgrund dafür zu suchen, daß Vincenzo Giustiniani<br />

so viele Nordländer in seine »Accademia« einlud und an der geplanten Veröffentlichung<br />

der Galleria Giustiniana beteiligte. Für Sandrart, der das Werk beaufsichtigte, war<br />

der mit der rudolfinischen Hofkunst vertraute Antwerpener Künstler Ägidius Sadeler »Glanz<br />

der Vollkommenheit« in dieser Kunst und »ein Phoenix«, so daß »in allen Landen jeder nur<br />

Aegidii Sadlers Manier nachfolgen wollte«. 40<br />

Sandrart selbst war seit 1628 Mitglied der »schildersbent« und muß sehr bewußt nordische<br />

Stecher am Hof der Giustiniani gefördert haben. Vincenzo seinerseits favorisierte aus<br />

den vielfältigsten Gründen eine Reihe fremder Meister. Er beauftragte sie insbesondere, um<br />

neue stilistische Akzente in der Sammlung zu setzen, um eine größtmögliche Vielfalt zu<br />

erreichen. Er verstand, daß eine neue Richtung im Geschmack der großen europäischen Auftraggeber<br />

maßgeblich geworden war, eine Richtung, die er selbst mitinitiiert hatte und dank<br />

derer er die Karriere bestimmter Künstler fördern konnte. Als er und jene Künstler längst<br />

verstorben waren, gewann eine der seinen geistig verwandte Sammelmode die Oberhand,<br />

beherrscht vom internationalen Geschmack der großen nordeuropäischen Sammler. 41<br />

Der Kontrast der Tendenzen um 1630<br />

Der Stil Sandrarts orientierte sich an der Utrechter und der Antwerpener<br />

Schule. Er war Schüler von Honthorst und Sadeler. Offensichtlich war Honthorst so wichtig<br />

für ihn, daß dessen Biographie in seiner Teutschen Akademie die Einführung zu einem<br />

Kapitel mit weiteren sechzehn Biographien ihm verbundener Künstler bildet. Diese Tatsache<br />

ist meines Erachtens symptomatisch für die ästhetische Haltung Sandrarts während seines<br />

römischen Aufenthalts und in der Zeit danach. Nicht nur sein »Tod des Seneca«, der sich<br />

damals in der Sammlung Giustiniani befand, sondern auch eine Reihe weiterer Gemälde mit<br />

der Antike entlehnten Sujets, wie der »Tod des Cato«, sind dafür kennzeichnend. Sandrart<br />

gibt selber an, daß sein »Tod des Seneca« Vincenzo veranlaßt habe, ihn in den Palazzo Giustiniani<br />

einzuladen. Er unterstreicht die Besonderheit dieses Werkes mit seinem Kontrast von


14 PAOLO SANVITO<br />

Licht und Schatten, etwa bei der Darstellung von einem »Zunftknecht mit einer helleuchtenden<br />

Fackel oder Windliecht, dessen Widerschein die sowohl auf dem nackenden alten Seneca,<br />

als auf die Kleider, Harnisch und Waffen der Herumstehenden gespritzte Blutstropfen, so<br />

eigentlich liechtschimmeren machte, als ob es natürliches Blut gewesen wäre«. 42 Sandrarts<br />

Behauptung, dieses Werk habe Vincenzo zu seiner Einladung veranlaßt, kann aus chronologischen<br />

Gründen nicht zutreffen. Hans Janitschek konnte noch 1890 das Datum 1635 auf<br />

dem Gemälde lesen, das heißt es ist in jedem Fall später als der »Cato« entstanden. Bei dem<br />

besagten Werk muß es sich also um ein ähnliches Gemälde mit einer Darstellung des Todes<br />

des Cato gehandelt haben. Vielleicht wollte der Frankfurter Maler einfach das monumentalere<br />

Gemälde des »Seneca« als Beispiel eines eigenen Werkes in der Sammlung Giustiniani<br />

für seinen posthumen Ruhm erwähnt wissen. 43<br />

Die Tätigkeit Sandrarts bezeugt eine Spannung zwischen dem römischen Klassizismus<br />

und entgegengesetzten Tendenzen, die nicht nur im römischen Milieu, sondern europaweit<br />

spürbar war. Er betont in seinem Werk, wie weit die Flamen anderen Künstlern bei der<br />

Wiedergabe von künstlichem Licht voraus waren, die sie besonders bei Nachtdarstellungen<br />

zur Meisterschaft führten. Er selbst muß die technischen Finessen solcher Darstellungen von<br />

Honthorst, also bereits vor seinem Italienaufenthalt, oder wohl noch in Prag um 1622/1623<br />

gelernt haben. Man trifft bei der Mehrheit der Werke der Sammlung Giustiniani auf dasselbe<br />

Interesse an Darstellungen von künstlichem Licht, Nachtlicht oder »visionärem« Licht.<br />

Auch bei Aufträgen aus deren weiterem Umfeld stößt man darauf, so zum Beispiel bei den<br />

Gemälden in der Kirche S. Pietro in Montorio in Rom oder bei Honthorsts Retabel mit der<br />

Darstellung der »Enthauptung Johannes des Täufers« in der Kirche S. Maria della Scala. Die<br />

Lü<strong>net</strong>te mit der Darstellung des »Christus auf dem Ölberg« (Abb. 14) in der linken Nische<br />

der Cappella della Pietà in S. Pietro in Montorio stammte von Dirck van Baburen, 44 mög-<br />

licherweise auch das Hauptgemälde derselben Nische, eine vor 1619 zu datierende, im<br />

18. Jahrhundert ersetzte »Kreuzabnahme«. Bei der Ölbergszene werden die künstlichen Lichter<br />

des Gemäldes von dem durch das Fenster dringenden Naturlicht überlagert. Diese Kombination<br />

unterschiedlicher Techniken ist bezeichnend für einen Widerstand gegen die formalen<br />

Lösungen des zu dieser Zeit dominierenden Klassizismus in Rom. Jedoch zeigt die Darstellung<br />

auch für diesen Klassizismus typische Merkmale, wie Ausgeglichenheit, Körperlichkeit<br />

und Massivität, die sich auch in Baburens »Fußwaschung« (Farbabb. 5, S. 88) und Honthorsts<br />

»Christus vor dem Hohenpriester« (Farbabb. 6, S. 89) aus der Sammlung Giustiniani wiederfinden.<br />

Das Interesse an der Auseinandersetzung mit der Darstellung künstlichen Lichts kann<br />

auf die Antwerpener Schule zurückgeführt werden, wo es sich bereits im Spätmanierismus in<br />

der Generation von Paul Moreelse herausgebildet hatte. Abgesehen davon muß dieses Thema<br />

aber auch in Rom intensiv debattiert worden sein, was unter anderem das dieser Frage gewidmete<br />

elfte Kapitel des dritten Buches der Teutschen Akademie Sandrarts bezeugt, das »Von<br />

dem Liecht und Mahlzimmer, auch Nacht-Stücken« überschrieben ist. In diesem Kapitel<br />

finden die bedeutendsten Nachtstücke der Renaissance seit Raphael Erwähnung. In diesem<br />

Zusammenhang ist aufschlußreich, daß die Giustiniani-Inventare systematisch vermerken,


Flamen und Italiener zur Zeit der Giustiniani 15<br />

Abb. 14 Dirck van Baburen: Christus auf dem Ölberg, vor 1619,<br />

Öl auf Leinwand, 155 × 330 cm<br />

Rom, S. Pietro in Montorio<br />

wenn es sich bei dem aufgeführten Bild um ein Nachtstück (»di notte«) handelt. Erwähnt sei<br />

an dieser Stelle, daß auch eine sehr schöne Nachtlandschaft von Jacques Courtois ehemals<br />

zum Bestand der Sammlung Giustinani gehörte, die man bereits kurz vor dem Sammlungsankauf<br />

von 1815 für Berlin erwarb (Abb. 15). 45 Auch David de Haens heute verschollene<br />

»Grablegung Christi« (Abb. 16) und dessen »Verspottung Christi« (Abb. 17), letztere als Pendant<br />

zu Baburens Lü<strong>net</strong>te mit der Darstellung des »Christus am Ölberg« in der Kirche S.<br />

Pietro in Montorio entstanden, zeugen von einem vergleichbaren Interesse am Licht und an<br />

Chiaroscuro-Kontrasten.<br />

In diesem Kontext ist auch der bemerkenswerte Erfolg des Malers Leonaert Bramer in<br />

Italien, insbesondere Rom, in den Jahren um 1620 zu erwähnen. Die Giustiniani-Inventare<br />

führen zwei Werke von ihm auf. Er zeigt das gleiche Interesse an nächtlichen Darstellungen<br />

und vertritt die gleiche stilistische Orientierung wie Honthorst. Seine Ausbildung, über die<br />

Nachrichten fehlen, erhielt er entweder bei Abraham Bloemaert oder bei einem Künstler aus<br />

dessen unmittelbarer Umgebung. Bramer war für seine nächtlichen Landschaften mit Feuern,<br />

Fackeln oder dergleichen derart bekannt, daß ihn die Italiener »Leonardo della Notte« 46<br />

nannten. Die beiden ehemals im Besitz der Giustiniani befindlichen Werke Bramers, »una<br />

fortezza di mare di notte con San Paolo« und ein »Cristo che chiama S. Pietro, che sta sopra<br />

una barca con paese e veduta di mare«, sind verschollen. Andere See-, Nacht- und Sturmlandschaften<br />

aus seiner römischen Zeit können jedoch eine Vorstellung davon vermitteln, so<br />

beispielsweise seine »Ruhenden Soldaten« (Farbabb. 7, S. 89) im Museum Bredius in Den<br />

Haag oder sein »Schiffbruch vor einer Felsenküste« (Abb. 18) in der Hamburger Kunsthalle,<br />

in denen er neue Überlegungen zum Einsatz von Lichteffekten anstellte. Man hat eine Affinität<br />

Bramers zum Stil Adam Elsheimers, mit dem er in persönlichem Kontakt stand, nachgewiesen.<br />

Bramer malte ähnliche Sujets, so seine Evangelienszenen in wilder Landschaft,<br />

wofür auf Elsheimers »St. Paulus auf Malta« (Farbabb. 8, S. 89) verwiesen sei. Von Bramer<br />

sind eine Reihe Bildnisse von Baburen, Honthorst, de Haen und Régnier bekannt, was auf<br />

sein künstlerisches Umfeld schließen läßt. Seine Verbindung zur experimentierfreudigen<br />

Gruppe der »Fiamminghi« zeugt von der Weitsichtigkeit der Auftraggeber und deren ästhe-


16 PAOLO SANVITO<br />

Abb. 15 Jacques Courtois: Nachtlandschaft, Öl<br />

auf Leinwand, 70 × 94 cm<br />

Ehem. Berlin, Gemäldegalerie (Kaiser-Friedrich-<br />

Museum), Kat. Nr. 461, seit 1945 verschollen<br />

Abb. 16 David de Haen: Grablegung Christi, Öl<br />

auf Leinwand, 280 × 211 cm<br />

Ehem. Berlin, Gemäldegalerie (Kaiser-Friedrich<br />

Museum), Kat. Nr. 353, seit 1945 verschollen<br />

Abb. 17 David de Haen: Verspottung Christi, Öl auf Leinwand, 155 × 330 cm<br />

Rom, S. Pietro in Montorio


Abb. 18 Leonaert Bramer:<br />

Schiffbruch vor einer Felsenküste,<br />

um 1645/1650, Öl auf<br />

Leinwand,<br />

100 × 134,5 cm<br />

Hamburg, Kunsthalle, Inv.<br />

Nr. 725<br />

Flamen und Italiener zur Zeit der Giustiniani 17<br />

Abb. 19 Pietro Testa: Aeneas am Ufer des Styx, 1648–1650, Öl auf Leinwand, 159,4 × 206,4 cm<br />

New York, Privatslg.


18 PAOLO SANVITO<br />

tischer disinvoltura. In der Tat erwähnt Vincenzo Giustiniani in seinem Discorso sulla pittura<br />

unter den Idealen der modernen Malerei die Unterscheidung zwischen »le parti oscure e le<br />

illuminate in modo che l’occhio resti soddisfatto dall’unione del chiaro e scuro senza alterazione<br />

del proprio colore«, den dunklen und den beleuchteten Teilen auf solche Weise, daß<br />

das Auge von der Kombination von hell und dunkel befriedigt ist, ohne daß die eigene [lokale]<br />

Farbe entstellt würde. 47 Auch Poussin setzte sich als Maler-Theoretiker mit dem Thema der<br />

»lumières et ombres« auseinander, wie einem Brief von Fréart de Chanteloup an Gaspard<br />

Dughet, damals Wohnungsgenosse Poussins, zu entnehmen ist. Jener hatte von Jacques Cérisier<br />

gehört, daß Poussin gerade an einem Traité des Lumières et Ombres arbeite. 48 Schon<br />

1650 beabsichtigte Poussin, einen solchen Traktat, der vornehmlich den Problemen des<br />

Chiaroscuro und der Schattenprojektion gewidmet sein sollte, zu schreiben, doch hat er ihn<br />

nie vollendet.<br />

Noch die letzten Werke eines später wirkenden Meisters, die des 1611 geborenen Pietro<br />

Testa – zum Beispiel dessen Gemälde »Aeneas am Ufer des Styx« (Abb. 19) von 1648, das<br />

heute in einer New Yorker Privatsammlung aufbewahrt wird –, spiegeln die Richtung wider,<br />

die die römische Kunstwelt, sicherlich beinflußt durch die Sammlung Giustiniani, damals<br />

einschlug.<br />

Der Überblick über die damaligen Kunsttendenzen in Rom, deren Ursprünge vornehmlich im<br />

Umkreis des Palazzo Giustiniani lagen oder von außen an ihn herangetragen wurden, kann<br />

zeigen, wie hier vermutlich der gesamten lokalen Künstlergemeinschaft das Beispiel eines<br />

internationalen Geschmacks vermittelt wurde, wie er in ähnlicher Form nur zu Anfang des<br />

Jahrhunderts am kaiserlichen Hof Rudolphs II. in Prag existierte, eine raffinierte Mischung<br />

von klassischen, manieristischen und vorbarocken Elementen aus Rom, Bologna und Antwerpen,<br />

wie sie später nicht mehr vorkommen sollte. Die Giustiniani waren Vermittler unterschiedlicher<br />

Tendenzen. Ihr Experiment sollte sich bald – spätestens nach Vincenzos Tod –<br />

als Illusion oder als bereits von den historischen Ereignissen überholt erweisen. Vincenzo<br />

war ein außergewöhnlicher Auftraggeber, der zugleich Flamen und Italiener für anspruchsvolle,<br />

auch sakrale Aufträge zu engagieren wußte. Vielleicht ist es kein Zufall, daß viele der<br />

sogenannten »Fiamminghi« nach seinem Tod Rom verließen. Jean Duchamps und Pieter van<br />

Laer reisten 1639 ab, Spierinck starb im selben Jahr, Michael Natalis kehrte um 1640 zurück<br />

nach Flandern und de Baliu, Persijn, Matham und Swanevelt gingen um 1640/1641 zurück<br />

in die Niederlande oder nach Frankreich.<br />

Anmerkungen<br />

1 Giovanni Battista Passeri: Vite de’ pittori, scultori ed architetti che hanno lavorato in Roma, morti<br />

dal 1641 fino al 1673, hrsg. v. Jacob Hess, Leipzig/Wien 1934, S. 244.<br />

2 Ebenda, S. 176 (Armanno Fiammingo = Herman van Swanevelt).<br />

3 Dieser Beitrag basiert auf einem Vortrag, den ich anläßlich des vom Kunsthistorischen Institut<br />

der Freien Universität Berlin vom 29. Juni bis 1. Juli 2000 veranstalteten Kolloquiums »Die


Flamen und Italiener zur Zeit der Giustiniani 19<br />

Sammlung Giustiniani. Ein Tempel der Humanität« hielt. Herzlich gedankt sei den Organisatoren<br />

des Kolloquiums sowie den Kustoden der Berliner Gemäldegalerie, Hannelore Nützmann und<br />

Rainer Michaelis, und Cecilia Mazzetti aus Rom für ihre großzügige Hilfe. Mein besonderer<br />

Dank gilt Prof. Dr. Rudolf Preimesberger, Freie Universität Berlin, für seine wissenschaftliche<br />

Unterstützung.<br />

4 Wie wenig fest umrissen die Definition war, zeigt die Tatsache, daß in den Giustiniani-Inventaren<br />

sogar für den Frankfurter Künstler Joachim von Sandrart die Bezeichnung »fiammingo« zu finden<br />

ist (s. Luigi Salerno: The Picture Gallery of Vincenzo Giustiniani, in: Burlington Magazine, 102,<br />

Januar 1960, S. 21–27 und März 1960, S. 93–104 [Teil 2: The Inventory], hier S. 98).<br />

5 Eine andere Ansicht vertritt Didier Bodart: Les peintres des Pays Bas méridionaux et de la<br />

principauté de Liège au XVIIème siècle, Rom/Brüssel 1970, Bd. 1, S. 135.<br />

6 Unter den deutschen Malern finden sich Franz Ludwig Raufft, Daniel Seyter und Johann Troschel.<br />

7 Der Londoner Maler ist Willem (William) Mollo.<br />

8 Dirk van Ameyden: Delle famiglie romane nobili, Rom, Biblioteca Casanatense, ms. 1335, f. 438.<br />

9 »In Francfort nella chiesa dei padri domenicani vi è un quadro dell’incoronazione della Madonna<br />

d’Alberto Duro che è stato fatta [sic] cent’anni sono in circa e pare fatto adesso. Vi era anche<br />

un quadro del Figlio della vedova risuscitato, fatto per mano del pittore dell’imperatore« (zitiert<br />

nach: Bernardo Bizoni: Diario di viaggio di Vincenzo Giustiniani, hrsg. v. Barbara Agosti, Porretta<br />

1995, S. 61). – Die angeführte Stelle des Berichts zeugt zugleich von der internationalen Dürer-<br />

Verehrung. Bei dem Gemälde Albrecht Dürers handelte es sich um die »Himmelfahrt und Krönung<br />

Mariens« der heute verlorenen Haupttafel des Heller-Altars (vgl. Erwin Panofsky: Albrecht Dürer,<br />

Princeton 1948, S. 5–6). Die Seitenflügel haben sich in Frankfurt am Main im Städelschen<br />

Kunstinstitut erhalten.<br />

10 Katalog der königlichen Gemäldegalerie zu Schleißheim, München 1914, S. 1. – Agosti, 1995<br />

(s. Anm. 9), S. 157 vermerkt: »con una provenienza dalla chiesa domenicana di Francoforte«.<br />

11 Karel van Mander: Het schilderboeck, Haarlem 1604, S. 290r. – Joachim von Sandrart: Akademie<br />

der Bau-, Bild- und Mahlerey-Künste (1675), hrsg. v. Alfred R. Peltzer, München 1925, S. 148.<br />

12 Genannt werden: Swanevelt, Lemaire, De Haan, van Baburen, Régnier, Bloemaert, Brueghel d. Ä.,<br />

van Os, Le Valentin, van Laer, Desublée, Sandrart, Giusto Fiammingo, Honthorst, Spierinck, Terbrugghen,<br />

Arenszoon Cracht, Bramer, van Leiden, Stellart, Calvaert und Bril. Nicht identifizieren<br />

ließen sich: Trufemonti, Enrico und Marco d’Anversa und ein anonymer Künstler, dessen Werk<br />

eine Darstellung von Bauern in deutscher Manier zeigte (vgl. Salerno, 1960 [s. Anm. 4], Teil 2,<br />

Nr. 302). – Listen der Maler aufgeführt in: Silvia Danesi Squarzina: The Collections of Cardinal<br />

Benedetto Giustiniani, in: Burlington Magazine, 139, November <strong>1997</strong>, S. 765–791 (Teil 1) und 140,<br />

Februar <strong>1998</strong>, S. 102–118 (Teil 2).<br />

13 Carlo Cesare Malvasia: Felsina Pittrice. Vite dei pittori bolognesi, Bologna 1678, Bd. 1, S. 73.<br />

14 Ebenda, S. 199.<br />

15 Ebenda, S. 74.<br />

16 Ebenda, S. 203.<br />

17 Nach eigenen Angaben gehörte zu seinen ersten Freunden in Rom Nicolas Poussin, der für viele<br />

Künstler des Kreises um die Giustiniani ein Vorbild war (Sandrart, 1925 [s. Anm. 11], S. 209).<br />

18 Ebenda, S. 248.<br />

19 Ebenda, S. 12.<br />

20 Im Gewölbe der Sala di Diana ist die Darstellung des Mythos von Diana und Akteon vielleicht nicht<br />

zufällig mit der des Mythos der Latona verbunden, der auch Thema eines anderen Auftragswerkes


20 PAOLO SANVITO<br />

der Giustiniani ist, eines Gemäldes mit gleichem Titel von Swanevelt (SMBPK, Gemäldegalerie,<br />

Inv. Nr. I/454).<br />

21 Sandrart beschreibt den Palazzo folgendermaßen: »Palatium hoc principis Iustiniani in regione<br />

Sancti Eustachii situm, in exterioribus quidem aliquam prae se fert modestiam; quoad partes<br />

tamen interiores multa abundat commoditate et magnificentia: oecos enim majores habet haud<br />

paucos, porticus egregias, conclavia splendidissima, areamque amplissimam, et haec omnia plena<br />

sunt rarioribus et ex omni genere laudatissimis operibus non picturarum saltem, a pictoribus<br />

tam antiquis quam modernis clarissimis elaboratarum; sed et statuarum tam antiquarum quam<br />

modernarum […]: ita ut Academiae hic esse statutam dicere queas, omnigenae artis« (zitiert nach:<br />

Romae antiquae et novae theatrum, Nürnberg 1684, S. 13–14 [Des alten und neuen Roms großer<br />

Schauplatz, Nürnberg 1685]).<br />

22 S. Guida d’Italia del Touring Club Italiano. Lazio, Mailand 1981, S. 228.<br />

23 Der in den Giustiniani-Inventaren als »Giusto Fiammingo« bezeich<strong>net</strong>e Maler wurde von Salerno,<br />

1960 (s. Anm. 4) aufgrund der Angabe von C. P. Landon: Catalogue de la Collection Giustiniani,<br />

Paris 1812 irrtümlich mit Justus Sustermans identifiziert.<br />

24 Andrea G. de Marchi: L’asino d’oro – Jean Ducamp detto Giovanni del Campo. Congetture e<br />

ipotesi, in: Gazette des Beaux-Arts, 142, Februar 2000, S. 157–166 (ungenaue Literaturangaben). –<br />

Erstmals zu »Giusto Fiammingo« äußerte sich Roberto Longhi: Ultimi studi sul Caravaggio e la sua<br />

cerchia, in: Proporzioni, 1, 1943, S. 5–64.<br />

25 Angaben zu den erwähnten Werke Renis in: Guido Reni und Europa. Ruhm und Nachruhm,<br />

hrsg. v. Sybille Ebert-Schifferer, Ausstellung, Frankfurt am Main, Schirn-Kunsthalle, 1988 bis 1989,<br />

Bologna 1988, S. 141, 165 und 172. – Eine monumentale, um 1625 entstandene Version des<br />

»Selbstmords der Lukretia« von Reni (Abb. 9) hat sich in der <strong>SPSG</strong> erhalten (s. ebenda, S. 161).<br />

26 Christian Klemm: Joachim von Sandrart. Kunst-Werke und Lebens-Lauf, Berlin 1986, S. 60.<br />

27 Joachim von Sandrart: L’Academia Tedesca della architectura, scultura et pittura […], Nürnberg<br />

1675–1680 (Faksimile Nördingen 1994), 1. Teil, 2. Buch, passim. – Vgl. Sibylle Ebert-Schifferer:<br />

Sandrart a Roma 1629–1635: un cosmopolita tedesco nel paese delle meraviglie, in: Roma 1630.<br />

Il trionfo del pennello, hrsg. v. Olivier Bonfait, Ausstellung, Rom, Académie de France à Rom,<br />

1994–1995, Mailand 1994.<br />

28 Zu diesem Thema ausführlich Francis Haskell und Nicholas Penny: Taste and the Antique,<br />

London/New Haven 1994 und spezifischer Francis Haskell: The Most Beautiful Statues. The Taste<br />

for Antique Sculpture 1500–1900, Oxford 1981.<br />

29 Erwähnt seien hier: Segmenta nobilium signorum et statuarum que temporis dentem invidum<br />

evase, Rom/Paris 1638. – Icones et segmenta illustrium e marmore tabularum quae Romae adhuc<br />

exstant a Francisco Perrier delineata, incisa et […] restituta, Rom 1638.<br />

30 Mit der Ankunft der Flamen »cominciò l’imitazione delle cose vili, ricercandosi le sozzure e le<br />

deformità come sogliono fare alcuni ansiosamente. Se essi hanno a dipingere [...] un vaso, non lo<br />

fanno intiero, ma sboccato e rotto. Sono gli abiti loro calze, brache e berrettoni, e così nell’imitare<br />

i corpi si fermano con tutto lo studio sopra le rughe e i difetti della pelle e dintorni, formano le dita<br />

nodose, le membra alterate da morbi« (zitiert nach: Giovan Pietro Bellori: Vite dei pittori, scultori<br />

e architetti moderni, Turin 1976, S. 120).<br />

31 In einem neueren Artikel wird der Erfolg Cornelis Bloemaerts als Maler – ohne Berücksichtigung<br />

der in dieser Hinsicht problematischen Äußerungen Sandrarts – als reine Mystifizierung abqualifiziert<br />

(Gero Seelig: Cornelis Bloemaert, in: Allgemeines Künstlerlexikon. Die bildenden Künstler<br />

aller Zeiten und Völker, Bd. 11, München 1995, Sp. 549).


Flamen und Italiener zur Zeit der Giustiniani 21<br />

32 Gertrud Wilmers: Cornelis Schut 1597–1655. A Flemish Painter of the High Baroque, Brepols<br />

1996, S. 29.<br />

33 »Von den Flamen hat man nie etwas erhalten.« (zitiert nach: Godefridus Joannes Hoogewerff:<br />

De Nederlandsche kunstenaars te Rome in de 17e eeuw en hun conflict met de Academie van<br />

St. Lucas, Amsterdam 1926, S. 148).<br />

34 Sandrart, 1925 (s. Anm. 11), S. 186.<br />

35 Passeri berichtet, daß er am Ende seines Aufenthaltes »non si trovava soddisfatto di praticar Roma«<br />

(Passeri, 1934 [s. Anm. 1], S. 176). – Zu Swanevelt s. Giovanna Capitelli: Herman van Swanevelt<br />

detto Armanno Fiammingo. Paesaggio con Mercurio ed Erse, in: Immagini degli Dei. Mitologia e<br />

collezionismo tra 1500 e 1600, hrsg. v. Claudia Cieri Via, Rom 1996, S. 252–3.<br />

36 Vincenzo Giustiniani: Discorso della pittura, hrsg. v. Anna Banti, Florenz 1981, passim.<br />

37 »[…] mit Furor in Zeichnung und in Handlung, so wie von der Natur angegeben« (zitiert ebenda,<br />

S. 43).<br />

38 Fioravante Martinelli: Roma ricercata nel suo sito, Rom 1644, S. 243.<br />

39 »[…] the most expert practitioners of the swelling line were Northeners« heißt es explizit bei<br />

Charles Dempsey und Elisabeth Cropper: Nicolas Poussin. Friendship and the Love of Painting,<br />

Princeton 1996, S. 83.<br />

40 Sandrart, 1925 (s. Anm. 11), S. 241.<br />

41 Francis Haskell: The Market for Italian Art in the 17th Century, in: Past and Present, April 1959,<br />

S. 48–59.<br />

42 Sandrart, 1925 (s. Anm. 11), S. 29.<br />

43 Nicht weit genung gehend scheint mir in dieser Hinsicht die Hypothese von Klemm, 1986<br />

(s. Anm. 26), S. 64: »vielleicht wurde im Lebenslauf Seneca mit Cato verwechselt«. Meines<br />

Erachtens wurde er mit Sicherheit und auch absichtlich – aus ästhetischen Gründen – verwechselt,<br />

oder sollte Sandrart so vergeßlich gewesen sein?<br />

44 Die Zuschreibung findet sich in: Giovanni Battista Mola: Breve racconto delle miglior opere<br />

d’architettura, scultura et pittura fatte in Roma et alcuni fuor di Roma, Rom 1663, fol. 94. – Zu<br />

Baburens Werken dieser Periode vgl. die sehr präzise Monographie von Leonard J. Slatkes: Dirck<br />

van Baburen. A Dutch Painter in Utrecht and Rome, Utrecht 1965.<br />

45 Laut altem Inventar der Berliner Gemäldegalerie gab Waagen für die Provenienz des Bildes<br />

»Giustiniani« an. – Nach freundlicher Mitteilung von Silvia Danesi Squarzina, Rom, hat dieses Bild<br />

mit Sicherheit zur Sammlung Giustiniani gehört. Der erst 1621 geborene Maler muß demzufolge<br />

sehr jung zum Künstlerkreis um den Palazzo Giustiniani gestoßen sein.<br />

46 So in einem Inventar von Camillo Pamphili, um 1666. Honthorst wurde als »Gerardo delle Notti«<br />

bezeich<strong>net</strong>.<br />

47 Banti, 1981 (s. Anm. 36), S. 44.<br />

48 Dempsey/Cropper, 1996 (s. Anm. 39), S. 147. – Claire Pace: Félibien’s Life of Poussin, London<br />

1981, S. 128.<br />

Abbildungsnachweis: Abbn. 1, 3–4, 7–8, 10, 12–14, 17–19, Farbabbn. 2, 6–8: Archiv des Verfassers. –<br />

Abbn. 2, 5–6, 15–16, Farbabb. 5: Berlin, SMBPK, Gemäldegalerie. – Abb. 9, Farbabbn.1, 3–4: Potsdam,<br />

<strong>SPSG</strong>. – Abb. 11: Berlin, Humboldt Universität, Winckelmann-Institut.


CLAUDIA MECKEL<br />

Kaleschen und Phaetons für das<br />

preußische Königshaus<br />

Ein Beitrag zur Geschichte der Gartenkalesche<br />

Friedrichs des Großen<br />

Seit der Mitte des 17. Jahrhunderts wirkten Lebensstil und Etikette des<br />

französischen Hofes Ludwigs XIV. (1643–1715, reg. von 1661) vorbildlich auf die großen und<br />

kleinen Fürstenhäuser Europas. Ausfahrten in prunkvollen Kutschen waren fester Bestandteil<br />

des höfischen Zeremoniells und eine der beliebtesten Vergnügungen. Neben den schweren<br />

Staatskarossen waren verschiedene leichter gebaute offene Gefährte – Kaleschen und Phaetons<br />

– in Gebrauch. 1 Sie dienten der Hofgesellschaft vornehmlich für Spazierfahrten auf den<br />

städtischen Boulevards und in den Parkanlagen. Die Kalesche konnte mit bis zu acht Sitzen<br />

in vier hintereinanderliegenden Reihen und einem von Eisenstützen getragenen Dach ausgestattet<br />

sein. Gern nutzte man sie zur Jagd und für Ausflüge über Land. Der schon um 1620<br />

aufgekommene Phaeton, benannt nach dem Lenker des Sonnenwagens in der griechischen<br />

Mytholgie, hatte im französischen Modell einen nach allen Seiten hin offenen Wagenkasten<br />

mit vis-à-vis angeord<strong>net</strong>en Sitzen. Ein hohes Maß an gestalterischem Aufwand und Eleganz in<br />

der Formgebung zeich<strong>net</strong>en den Phaeton aus und ließen ihn deshalb auch bei repräsentativen<br />

Anlässen zum Einsatz kommen. Gelegenheiten gab es genug: Friedensschlüsse, Paraden, den<br />

Besuch eines auswärtigen Gastes, Hochzeits- und Geburtstagsfeierlichkeiten der fürstlichen<br />

Familie. Wie die Wagen selbst, waren ihre Bezeichnungen dem Wandel der Moden unterworfen.<br />

Der deutsche Technologieforscher Johann Karl Gottfried Jacobson beschreibt in seiner<br />

1783 erschienenen Enzyklopädie »[…] sehr prächtige Phaetons, die fürstlichen Personen<br />

dienen, und die einen Himmel haben, der auf Stangen an dem Rücklehn ruht, worauf von<br />

Bildhauerarbeit Figuren angebracht, die überhaupt von kostbarer Bildhauerarbeit verzieret<br />

oder auch mit reichem Zeuge überzogen sind«. 2 Hierbei handelte es sich um jenen, der<br />

Kalesche vergleichbaren Wagentyp mit zwei oder mehreren Sitzen hintereinander sowie<br />

Lakaientritt und Bocksitz. Zum Wagenpark der Schlösser gehörten darüber hinaus einfache<br />

Stuhlwagen, in denen sich die Herrschaften in den Schloßgärten umherfahren ließen. In den<br />

Verzeichnissen sind sie meist als Garten- oder Rollwagen erfaßt. Die Theoretiker der Wagenbaukunst<br />

schenkten ihnen weniger Beachtung: »Leur décoration & leurs formes sont assez<br />

arbitraires; […]«. 3 Gewöhnlich wurden diese Stuhlwagen von den Lakaien geschoben, wobei


24 Claudia Meckel<br />

Abb. 1 Johann Friedrich Bolt nach Bernhard<br />

Rode: Friedrich Wilhelm I. in einem Gartenwagen<br />

im Lustgarten des Potsdamer Stadtschlosses,<br />

1793, Radierung, 15,4 × 9,1 cm<br />

SMBPK, Kupferstichkabi<strong>net</strong>t, Inv. Nr. 415-43<br />

der Insasse mittels einer Lenkstange selbst die Wegrichtung bestimmen konnte (Abb. 1). Nur<br />

wenige der aufgrund des häufigen Gebrauchs schnell verschlissenen Kaleschen und Phaetons<br />

sind in den höfischen Wagensammlungen erhalten geblieben. Ihr Verlust ist insofern<br />

besonders zu beklagen, als die Künstler gerade in dieser Gattung eine Vielzahl phantastischer<br />

Wagenschöpfungen hervorgebracht haben, von denen Entwurfszeichnungen und andere<br />

bildliche Darstellungen eine Vorstellung vermitteln.<br />

Der preußische Hof stand dem französischen Vorbild nicht nach. Mit dem Ausbau Berlins<br />

zur Residenz, der Anlage des Tiergartens und der zahlreichen Schlösser in der Umgebung<br />

als Ausflugsziele waren gerade jene Fahrzeuge gefragt, die zum Genuß der Natur und des<br />

städtischen Treibens besonders geeig<strong>net</strong> schienen. Bereits in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts<br />

begann sich Berlin zu einem Zentrum des Wagenbaus zu entwickeln. Der Große<br />

Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg (1620–1688, reg. von 1640) hatte niederländische<br />

und französische Handwerker nach Berlin geholt, die dem einheimischen Wagenbau<br />

neue Impulse gaben. Stellmacher und Schmiede waren mit einer kurfürstlichen Verordnung<br />

1677 angewiesen worden »[…] bei Anfertigung der Chaisen [dazu gehörten die Phaetons,<br />

d. V.] und Kaleschen, künftig gute und tüchtige Arbeiten, bei Vermeidung der im entgegengesetzten<br />

Falle angedeuteten Strafe […]« 4 zu liefern. Denn Konstruktion und Beschaffenheit


Kaleschen und Phaetons für das preußisce Königshaus 25<br />

Abb. 2 Georg Lisiewski: Friedrich Wilhelm I. auf der Hirschhetze bei Wusterhausen,<br />

Ausschnitt: Jagdkalesche Friedrich Wilhelms I., um 1735, Öl auf Leinwand,<br />

77 × 207 cm<br />

<strong>SPSG</strong>, Inv. Nr. GK I 6029<br />

des Fahrgestells waren entscheidend für Qualität und Nachfrage und schließlich auch für die<br />

künstlerische Entwicklung des Wagenbaus. Aus kurfürstlicher Zeit hat sich ein kleiner Phaeton<br />

erhalten (Farbabb. 9, S. 90). Fahrgestell und Riemenaufhängung entsprechen der Karosse<br />

des 17. Jahrhunderts: der Kasten hängt an Lederriemen zwischen hohen Gestellbrücken<br />

über einem die Achsen verbindenden, vorn gekröpften Langbaum. In der vergleichenden<br />

Betrachtung mit dem Modell eines Phaeton für den Statthalter und Prinzen Wilhelm III. von<br />

Oranien (1650–1702) konnten für die brandenburgische Kutsche niederländische Einflüsse<br />

geltend gemacht und eine Datierung um 1690 angegeben werden. 5 Die geschnitzten und<br />

bemalten Wappentafeln Kurfürst Friedrichs III. (1657–1713, reg. von 1688, seit 1701 König<br />

Friedrich I.) sowie die mit dem Kurhut bekrönten Adler am offenen, trapezförmigen Vis-àvis-Kasten<br />

verweisen den Phaeton in den Besitz der kurfürstlichen Kinder.<br />

Im Jahr 1663 sorgte ein der schriftlichen Überlieferung nach in Berlin entwickelter, neuer<br />

Fahrzeugtyp in der französischen Hauptstadt und Wagenbaumetropole für Aufsehen. Der<br />

in Diensten des Kurfürsten stehende, piemontesische Architekt und Ingenieur Philipp de<br />

Chieze soll ihn für eine Reise nach Paris entworfen und den Bau bei Berliner Stellmachern<br />

in Auftrag gegeben haben. 6 Die neuere Forschung vermutet die eigentliche Erfindung in<br />

der ungewöhnlichen Konstruktion des Fahrgestells des schon damals »Berline« benannten<br />

Wagens. 7 Im Unterschied zur Karosse mit nur einem Langbaum wies die Berline zwei Langbäume<br />

– sogenannte brancards – auf, zwischen denen der Wagenkasten auf zwei breiten<br />

Lederriemen auflag. Die Riemen waren um eine vordere und eine hintere Traverse gespannt<br />

und konnten mittels einer Winde nachgezogen werden. Die Gefahr des Umkippens war<br />

dadurch deutlich vermindert und eine bessere Federung des Kastens erreicht worden. Für<br />

die Anfertigung der Phaetons und Kaleschen bot das Langriemenfahrgestell der Berline die<br />

gewünschte Leichtigkeit und Wendigkeit. Eines der frühesten Beispiele für den Gebrauch


26 Claudia Meckel<br />

am brandenburgisch-preußischen Hof zeigt das Gemälde Georg Lisiewskis von 1735 mit der<br />

Darstellung einer vierspännigen Jagdkalesche König Friedrich Wilhelms I. (Abb. 2). In Aufbau<br />

und Form verwandt scheint ein zierlicher grüner Gartenwagen, der in den Inventaren König<br />

Friedrich I. in Preußen zugewiesen wird und zu den Kriegsverlusten zählt (Abb. 3, a). Das<br />

Foto aus dem Jahr 1932 läßt über den beiden brancards vorn ein Querbrett, die vordere<br />

Traverse, erkennen, um welche ursprünglich die Riemen zur Auflage des Kastens gespannt<br />

waren. Wohl aus Gründen der Elastizität wurden die hölzernen Langbäume flach gehobelt,<br />

mit Eisenbändern unterlegt und oben, auf der Gestellbrücke befestigt, was den weiten Einschlag<br />

der Vorderräder ermöglichte. Auf der Gestellbrücke scheint der Sitz für den Kutscher<br />

montiert gewesen zu sein, der den zweispännigen Wagen lenkte. Der Kasten selbst war mit<br />

grünem Samt, von Reliefstickerei gerahmt, ausgeschlagen und auf der Rückwand waren das<br />

Monogram »FR« und die Krone gemalt. 8 Wagen dieses Konstruktionstyps lassen sich um<br />

1700 in Frankreich und Italien nachweisen. 9 Folgen wir der Zuschreibung des preußischen<br />

Gartenwagens an Friedrich I. und nehmen somit eine Entstehungszeit vor 1713 an, hätten<br />

wir es hier mit dem frühesten Zeugnis eines Berline-Fahrgestells in Preußen zu tun. Mit Blick<br />

auf das vergleichbare, genauer zu datierende bildliche Zeugnis der Jagdkalesche und unter<br />

Berücksichtigung der auch für die Wagenbaukunst geltenden zeitlichen Verzögerung bei der<br />

Übernahme fremder Anregungen ist für den preußischen Gartenwagen eine Entstehungszeit<br />

um 1730/1740 in Betracht zu ziehen. Das Monogramm an der Kastenrückwand könnte für<br />

den jungen König Friedrich II. gemalt worden sein, der aber – das belegen die späteren Kutschenentwürfe<br />

in seinem Auftrag – noch keinen Einfluß auf die Fertigung hatte. Aus der Zeit<br />

des ersten Preußenkönigs könnte ein Rollwagen auf drei breiten, eisenbeschlagenen Rädern<br />

stammen (Abb. 3, c). In Karossenart ist der Stuhl an Lederriemen zwischen einer hinteren<br />

Gestellbrücke und den vorderen zwei gedrehten Kipfstangen eingehängt. Nach Inventarangaben<br />

war das Fahrgestell braun gestrichen und Sitz, Seiten und Rückenlehne mit blaugrünem,<br />

gemustertem Samt bezogen. 10<br />

An fast allen größeren Höfen gehörten Karussellfahrten zum Festprogramm, bei denen<br />

man sich gern der kleinen Phaetons bediente. Wenn in Berlin eine große »Kavalkade« stattfand,<br />

mußte ihr die ganze Hofgesellschaft beiwohnen. Der König saß zu Pferde und ließ die<br />

Wagen vorbeidefilieren, pflegte mit den Vorüberfahrenden zu sprechen oder zu scherzen. 11<br />

Turniere wurden ausgetragen. Die Damen nahmen mit ihren Lanzen oder Wurfringen im<br />

Wagen Platz, und ein Kavalier kutschierte sie durch den Parcours. 12 In den größeren, mit<br />

vier, sechs und acht Sitzen ausgestatteten Phaetons fuhr man zur Revue, in die Oper oder<br />

zu anderen Vergnügungen. Von einem prächtigen Phaeton, in welchem Friedrich der Große<br />

(1712–1786, reg. von 1740) bei der Truppenrevue des Jahres 1747 erschien, berichtet der<br />

Berliner Chronist Anton Balthasar König: »Bildhauerey, Vergoldung und Malerey, so wie das<br />

kostbare Geschirr der Pferde, so ihn zogen, desgleichen die glänzenden Livreen der Pagen,<br />

Bedienten, Läufer und Heyducken, [zogen] aller Augen auf sich […]. Hierbei muß ich bemerken,<br />

daß so sehr der König auch sonst auf die Arbeiten der Ausländer zu halten und ihnen<br />

den Vorzug vor den hiesigen und teutschen einzuräumen pflegte, er doch alle diese Dinge in<br />

Berlin verfertigen ließ, um das Geld dafür im Lande zu behalten und zugleich den vaterländi-


Kaleschen und Phaetons für das preußisce Königshaus 27<br />

Abb. 3 Schloß Monbijou, Wagenhalle des Hohenzollern-Museums, Aufnahme von 1932<br />

1. Reihe v. l. n. r.: a) Gartenwagen Friedrichs I. (?), b) Gartenkalesche Friedrichs des Großen, c)<br />

Rollwagen Friedrich Wilhelms I. (?), d) Gartenwagen der Königin Luise, e) Halbchaise des Prinzen<br />

Wilhelm (I.)<br />

Abb. 4 Unbekannter Künstler nach Johann Friedrich Eosander: Ansicht des<br />

Schlosses Charlottenburg von der Gartenseite, Ausschnitt: Überdachter Gartenwagen<br />

auf Walzen, nach 1717, Radierung, 45 × 70,5 cm<br />

<strong>SPSG</strong>, Planslg. Nr. 16196


28 Claudia Meckel<br />

Abb. 5 Johann Michael Probst: Friedrich der Große mit seinem Bruder Heinrich in einem Phaeton bei<br />

der sommerlichen Truppenrevue, um 1760, Radierung, 40,3 × 53 cm<br />

SMBPK, Kupferstichkabi<strong>net</strong>t, Inv. Nr. 429-125<br />

Abb. 6 Johann Michael Hoppenhaupt d. Ä.: Entwurf für einen Phaeton<br />

mit Baldachin, um 1745, Tusche auf Papier, 31 × 52 cm<br />

Ehem. Hohenzollern-Museum, Inv. Nr. GK I 41904, Kriegsverlust


Kaleschen und Phaetons für das preußisce Königshaus 29<br />

schen Fleiß zu beschäftigen.« 13 (Abb. 5). Dieselben Architekten, Bildhauer und Dekorateure,<br />

die für die Innenraumgestaltung der preußischen Schlösser, für die geschnitzten Vertäfelungen<br />

und Möbel verantwortlich zeich<strong>net</strong>en, wurden mit den Entwürfen von Kutschen<br />

beauftragt. Einige der Entwurfszeichnungen von Johann August Nahl, Georg Wenzeslaus<br />

von Knobelsdorff und Johann Michael Hoppenhaupt d. Ä. sind überliefert (Abb. 6). 14 Nach<br />

ihren Vorlagen arbeiteten die Sattler, Stellmacher, Schmiede, Schlosser, Bildhauer, Vergolder,<br />

Lackierer, Goldsticker und Posamentierer. Den erhaltenen Rechnungen zufolge wurden ausschließlich<br />

in Berlin und Potsdam ansässige Gewerke und Manufakturen mit der Anfertigung<br />

der Kutschen betraut. 15 Den Auftrag nahm der Hofsattler Mappes entgegen. Er fertigte die<br />

»Specification«, was eine Kutsche kosten werde, ließ das Gestell vom Stellmacher arbeiten<br />

und vom Grobschmied beschlagen und bestellte alle übrigen Arbeiten, die er nicht selbst<br />

verrichten konnte. 16 Samt und Seidenzeug lieferten die Manufakturen von David Hirsch und<br />

David Girard & Pierre Michelet. Besonders ertragreich war das Geschäft für den Posamentierer<br />

Christian Friedrich Blume, der seit seinem Privileg als Hoflieferant vom 18. November<br />

1746 alle Sorten Tressen, Borten und Quasten für die Kutschen lieferte. 17 Die häufig reichen<br />

Stickereien fertigten die Brodeure Elli und Johann Pailly und Matthias Heinitschek. 18 Sollte<br />

der Wagenkasten bemalt sein, wurde der »Bluhmenmaler« Friedrich Wilhelm Höder herangezogen.<br />

19 An erster Stelle aber steht der nicht nur für den Entwurf sondern auch für die Bildhauerarbeit<br />

verantwortliche Johann Michael Hoppenhaupt d. Ä. Im Jahr 1709 in Merseburg<br />

geboren, kam er 1740 nach Berlin, wo er bis 1755 nachweisbar ist. Neben den erhaltenen und<br />

überlieferten Raumdekorationen zeugen vor allem seine von Johann Wilhelm Meil zwischen<br />

1750 und 1755 gestochenen Entwürfe für Möbel, Kutschen und Sänften von der Erfindungskraft<br />

und Eigenart des Meisters. 20 Die kurvigen Rahmungen werden von phantastischen<br />

Muschelbildungen, aufsprießenden und hängenden Blättern und Blüten überdeckt. Auch<br />

figürliche Akzente werden gesetzt. Mit der Vergoldung des Schnitzwerkes und den zarten<br />

Farben der Seidenstoffe, den Gold- und Silbertressen entstand ein vornehm heiterer Zusammenklang,<br />

der dem repräsentativen Anliegen Rechnung trug. In den Zeitungen des Jahres<br />

1747 wird ein Phaeton von rotem Samt hervorgehoben, mit welchem die Königin im grünen<br />

Amazonengewand zusammen mit der Prinzessin Amalie und der Gräfin Hacke zur Revue<br />

fuhr. »Oben über dem Phaeton hielt ein ganz vergoldeter Chinese einen Sonnenschirm von<br />

rotem Sammet, stark mit Gold gestickt und mit goldenen Fransen gezieret.« 21 Der Entwurf<br />

Hoppenhaupts d. Ä. ist in einer Radierung überliefert (Abb. 7) und die Rechnung über insgesamt<br />

3686 Taler erhalten. An den Bildhauer Hoppenhaupt gingen 450 Taler, dem Sticker Heinitschek<br />

wurden 690 Taler und dem Posamentierer Blume 1512 Taler gezahlt. 22 Mag es den<br />

Umständen geschuldet sein, daß sich vornehmlich Rechnungen aus dem ersten Jahrzehnt<br />

der Regierung Friedrichs des Großen erhalten haben, läßt doch die Vielzahl der Wagenbestellungen<br />

des Königs in diesem kurzen Zeitraum auf sein Interesse und eine Vorliebe für<br />

die kleineren offenen »Lustwägelchen« schließen. 23 Als Reminiszens erscheint ein in Stein<br />

gehauener königlicher Phaeton über dem Portal des ein Jahr nach dem Tode Friedrichs des<br />

Großen, unter seinem Nachfolger Friedrich Wilhelm II. in Potsdam neu errichteten Kutschstalles<br />

(Abb. 8).


30 Claudia Meckel<br />

Abb. 7 Johann Wilhelm Meil nach einem Entwurf von Johann<br />

Michael Hoppenhaupt d. Ä.: Phaeton mit schirmförmigem Baldachin,<br />

1755, Entwurf um 1750, Radierung<br />

SMBPK, Kupferstichkabi<strong>net</strong>t, Inv. Nr. 326-15<br />

Abb. 8 Johann Christoph und Michael<br />

Christoph Wohler: Phaeton mit bekröntem<br />

Baldachin über dem Portal des Kutschstalles<br />

am Neuen Markt in Potsdam, 1787–89,<br />

Sandstein<br />

Abb. 9 Halbchaise mit Lederverdeck des Prinzen Wilhelm<br />

(I.), um 1800<br />

Aus: Paul Lindenberg: Das Hohenzollern-Museum in<br />

Berlin, Berlin 1888, Abb. 8<br />

Zum Ende des 18. Jahrhunderts werden an die Wagenbaukunst neue Anforderungen<br />

gestellt. Im Zuge der Etablierung bürgerlicher Kunstverhältnisse sollten auch bei den königlichen<br />

Kutschen die »äußeren und inneren außerordentlichen Verzierungen« vermieden und<br />

»mehr auf die Dauer und den Gebrauch« 24 gesehen werden. Auf eine noch größere Beweglichkeit<br />

der Fahrzeuge und Bequemlichkeit für den Fahrenden wurde vor allem Wert gelegt.<br />

Eine im Bild überlieferte, um 1800 zu datierende »Halbchaise« mit aufklappbarem Leder-


Kaleschen und Phaetons für das preußisce Königshaus 31<br />

verdeck des Prinzen Wilhelm (I.), weist bereits nach englischem Vorbild plattierte Silberbeschläge<br />

und sogenannte S-Federn auf, an denen der einfache Kasten in kurzen Lederriemen<br />

hängt (Abb. 9). 25 Das Zeitalter der Prunkkutschen war vorüber. Der Phaeton aber blieb der<br />

klassische Kutschentypus des 19. Jahrhunderts. Zahlreiche Varianten in immer leichterer Bauart<br />

wurden entwickelt. Als Selbstfahrer mit hohem Bocksitz erforderten sie ein hohes Maß<br />

an Geschicklichkeit und sportlichem Können. Einige dieser Phaetons sind noch heute im<br />

Turniersport zu sehen.<br />

Als einziger offener Wagen des preußischen Königshauses aus dem 18. Jahrhundert hat die<br />

in den Inventaren Friedrich dem Großen zugewiesene Gartenkalesche die Zeiten überdauert<br />

(Farbabb. 10, S. 90). Mit der Erweiterung der königlichen Gärten von Sanssouci und dem<br />

Bau des Neuen Palais als Gästeschloß (1763–69) war dort ein kleiner Wagenpark notwendig<br />

geworden, zu dem die Gartenkalesche gehört haben mag. 26 In Form, Aufbau und Ausstattung<br />

gibt sie ihre Herleitung von den großen prächtigen Phaetons zu erkennen. Der von einem<br />

runden Baldachin überdachte Kasten lagert nach Art der älteren Berline zwischen den brancards<br />

auf breiten Lederriemen, die an der Hinterachse durch Zahnradwinden nachgespannt<br />

werden können (Abb. 12). Er bietet Platz für eine Person, die den zweispännigen Wagen<br />

selbst kutschiert. Ungewöhnlich sind die breiten, wohl zum Schutz der Parkwege mit Leder<br />

bespannten Räder. Der Wagenbauer kannte die Vorzüge eines Gartenwagens auf Walzen,<br />

»[…] mit welchem man in den Gängen des Gartens herumfahren kann, ohne durch die Spuren<br />

des Gleises die Gänge zu verderben.« 27 (Abb. 4). Die Fertigung des Unterwagens war<br />

Aufgabe des Stellmachers, der in Berlin in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts daran auch<br />

die »Bildhauerarbeit« vornahm. 28 Ein Vergleich der Schnitzereien der Gestellteile mit denen<br />

am Wagenkasten läßt jedoch auf eine Arbeitsteilung beziehungsweise verschiedene Meister<br />

schließen. Der schwingend fließende Umriß des Kastens ist von besonderer Eleganz. 29 Erst<br />

wo die Armstützen in die Rücklehne münden, beginnt sich das geschnitzte Ornament der<br />

Rocaillen mit überschneidenden Blattschwüngen zu entfalten. An der Rückwand beleben<br />

Blätter und Blüten das rahmende Leistenwerk der Felder, und aus der Mitte der oberen Rahmenleiste<br />

erwächst ein Fruchtstand (Abb. 13). Das vergoldete Schnitzwerk steht dabei in<br />

reizvollem Kontrast zum blaugrünen Fond der Kastenfelder, deren goldfarbene, rot lasierte<br />

Blumenmalerei die Verwandtschaft zur Marqueterie friderizianischer Möbel und Dekorationsmalerei<br />

erkennen läßt. Für den Innenbezug des Baldachins war – wie häufig bei königlichen<br />

Kutschen und Sänften – ein kostbarer Brokatstoff mit floralem Untermuster und darüber<br />

gereihten Blumenbouquets in Gold aus der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts ausgewählt<br />

worden. 30 Auch die originale grüngelbe Seidenbespannung des Polsters wies ein broschiertes<br />

Muster auf.<br />

Die Einbindung naturhafter Pflanzenformen und freiwachsender Elemente in die Ornamentik,<br />

die Klarheit der Gliederung, durch die das Ornament Selbständigkeit erhält, sind<br />

ebenso wie die Vorliebe für eine farbintensive Gestaltung charakteristisch für den Stil Johann<br />

Michael Hoppenhaupts d. Ä. Ob Friedrich der Große die Gartenkalesche vor oder erst nach<br />

dem Siebenjährigen Krieg, nach einer konkreten Zeichnung oder in Anlehnung an die Ent-


32 Claudia Meckel<br />

Abb. 11 Gartenkalesche Friedrichs des Großen,<br />

um 1750/1765, Aufnahme vor der Restaurierung<br />

1995 mit Kriegsschäden und Verlusten<br />

<strong>SPSG</strong>, Inv. Nr. XVII 5<br />

Abb. 10 Gartenkalesche Friedrichs<br />

des Großen, um 1750/1765, Aufnahme<br />

von 1930 in der Ausstellung »Altes<br />

Berlin« in den Messehallen am Funkturm<br />

in Berlin<br />

Abb. 12 Fahrgestell der Gartenkalesche Friedrichs<br />

des Großen, um 1750/1765, Aufnahme nach der<br />

Restaurierung 1996 mit den gespannten Hängeriemen<br />

und seitlichen Stoßriemen<br />

würfe Hoppenhaupts d. Ä. in Auftrag gegeben hat, läßt sich nicht eindeutig ermitteln. Nachweislich<br />

wurden auch nach dem Weggang des Künstlers aus Berlin 1750 von ihm vorliegende<br />

Entwürfe noch zur Ausführung herangezogen. Was in der Zeichnung möglich war, das Ornament<br />

in vielen, feinen Nuancen schwingen zu lassen, mußte in der praktischen Ausführung<br />

sehr viel maßvoller bleiben. Die im Vergleich mit den erhaltenen und im Foto dokumentierten<br />

Zeichnungen und Stichen Hoppenhaupts d. Ä. eher sparsame plastische Auszierung<br />

der Kalesche ließe sich damit erklären. Im bewußten Verzicht plastischen Schmuckes zugunsten<br />

des farbigen Eindruckes ist jedoch auch ein wesentliches Merkmal spätfriderizianischer<br />

Dekorationskunst zu erkennen. Entsprechend kann die Gartenkalesche im Entwurf um 1750,<br />

in der Ausführung um 1765 datiert werden. 31 Vielleicht ist sie identisch mit jenem Gartenwagen,<br />

den Friedrich der Große für seinen alten Freund und Kriegskameraden Baron de la<br />

Motte Fouqué anfertigen ließ, als dieser ihn im Sommer 1765 in Sanssouci besuchte. 32


Abb. 13 Detail von der Rückwand des<br />

Wagenkastens der Gartenkalesche Friedrichs<br />

des Großen, um 1750/1765, Aufnahme<br />

nach der Restaurierung 1996<br />

Kaleschen und Phaetons für das preußisce Königshaus 33<br />

»Drei Phaetons, welche früher von den Herrschaften zum Umherfahren im Garten<br />

benutzt wurden« sind laut Revisionsbericht der Inventare des Neuen Palais und der dazugehörigen<br />

Gebäude 1825 zur Aufbewahrung an die Rüstkammer im Berliner Schloß abgegeben<br />

worden. 33 Im Zugangsverzeichnis des Schlosses Monbijou in Berlin vom Mai 1867 sind<br />

Phaetons und Gartenwagen, darunter die Gartenkalesche Friedrichs des Großen, vermerkt. 34<br />

Vermutlich waren die kleinen Wagen als Exponate für das in Monbijou eingerichtete Museum<br />

vaterländischer Altertümer, aus dem 1877 das Hohenzollern-Museum hervorging, überführt<br />

worden. Aus einem japanischen Reisebericht des Jahres 1873 geht hervor, daß die Kalesche<br />

bereits zu diesem Zeitpunkt im Schloß Monbijou zu besichtigen war. 35 Zu Beginn des<br />

20. Jahrhunderts ließ Kaiser Wilhelm II. (1859–1941, reg. 1888–1918) fast alle Wagen, Schlitten<br />

und Sänften, »welche bisher im Märkischen und Hohenzollern-Museum, in Monbijou,<br />

Sanssouci und dem Marmorpalais verstreut [waren]«, für eine Ausstellung im neu errichteten<br />

Berliner Marstall zusammenholen. 36 Mit dem Ende der Monarchie 1918 hörte dieses Marstall-<br />

Museum auf zu bestehen. Auch das Hohenzollern-Museum schloß vorübergehend bis zu<br />

seiner Neueröffnung im Jahr 1927. Die historischen Wagen und Schlitten des preußischen<br />

Königshauses hatten seitdem in der östlich vom Schloß Monbijou erbauten Halle ihr neues<br />

Domizil erhalten. Fotos der Wagenhalle und Einzelaufnahmen zeigen die Gartenkalesche in<br />

ihrem Zustand nach einer ersten Restaurierung, die für die museale Präsentation nach 1867<br />

oder erst 1927 notwendig geworden war (Abb. 3, b). 37 Im Jahr 1930 gehörte der Wagen zu<br />

den ausgewählten Exponaten der großen Ausstellung »Altes Berlin« in den Messehallen am<br />

Berliner Funkturm (Abb. 10). Trotz vorsorglicher Auslagerung im Schloß Königs Wusterhausen<br />

hat die Gartenkalesche im Krieg schwere Schäden erlitten (Abb. 11). 1995/1996 konnte<br />

sie dank der Unterstützung der Daimler Benz AG restauriert werden.<br />

Wie die Herstellung der Kutschen die verschiedensten Gewerke zusammenführte, erforderte<br />

die Restaurierung der Gartenkalesche ein enges Zusammenwirken der Restauratoren,<br />

spezialisierten Handwerker und Kunsthistoriker. 38 Während der Unterwagen bis auf Schäden<br />

an den Rädern und die fehlende Traverse erhalten geblieben war, wies der Wagenkasten<br />

erhebliche Zerstörungen auf (Holzteile 50 %; Fassung 60 %). Die textile Ausstattung war<br />

mit Ausnahme von Resten der Unterpolsterung und der ursprünglichen Seidenbespannung


34 Claudia Meckel<br />

gänzlich verlorengegangen. Das Eisen- und Stahlgestänge des Baldachins war stark deformiert<br />

und wie sämtliche Metallteile der Kalesche korrodiert. Materialanalysen ergaben den von<br />

Johann Georg Krünitz für die Kutschenfertigung im 18. Jahrhundert erläuterten Aufbau der<br />

Polsterung 39 sowie den Nachweis einer Restaurierung, bei der das Fahrgestell einen neuen<br />

Anstrich und das Polster einen farbig broschierten Seidenatlas mit chinoisen Motiven als<br />

Neubezug erhalten hatten. 40 Zu klären war, in welchem Umfang und welcher Art die für die<br />

Stabilität und den Gesamteindruck der Kalesche als Ausstellungsobjekt notwendigen Rekonstruktionen<br />

erfolgen sollten. Die größtenteils vorhandene zweite Farbfassung einer grünblauen<br />

Öl-Wachs-Farbe des Unterwagens wurde gehalten und nur, wo das Holz sichtbar war,<br />

retuschiert. Spuren der ursprünglichen Farbgebung blieben damit erkennbar. 41 Alle Reste der<br />

originalen Lederbespannungen und -befestigungen wurden an ihrem originalen Platz belassen<br />

oder, wie am linken Hinterrad sichtbar, auf den Neubezug aufgenagelt. Der gänzlich fehlende<br />

vordere Teil des Kastens mußte rekonstruiert und verlorene geschnitzte Ornamentteile<br />

in Anlehnung an das am Wagen vorhandene Schnitzwerk, an zeitgenössische Möbel in den<br />

Potsdamer Schlössern und Vorlagen Hoppenhaupts d. Ä. sowie nach den historischen Fotos<br />

der Gartenkalesche ergänzt werden. Die Blumenmalereien an der Kastenrückwand und dem<br />

linken Seitenpaneel wiesen nur wenige Fehlstellen auf. Eine Übertragung des Dekors von<br />

der linken auf die rechte Seitenwand war jedoch nicht möglich, weshalb die Retusche hier in der<br />

Fondfarbe erfolgte. Nicht zuletzt mit Rücksicht auf die fragmentarische Malerei des Wagenkastens<br />

wurde als Bezugsstoff des Polsters ein glatter Gros de Tours in Struktur und Farbe der<br />

Fragmente der Erstbespannung gewählt und die Nagelkante entsprechend dem Befund mit<br />

Goldtressen besetzt. 42 In der Fachliteratur ist für die Kaleschen und Phaetons von »luftigen«<br />

baldachinartigen Überdachungen die Rede. Heinrich Kreisel spricht von dem Dach, das<br />

»mit farbiger Seide bespannt [ist], das nicht mehr sein will wie ein Sonnenschirm.« 43 Davon<br />

ausgehend, daß bei der ersten Restaurierung der Gartenkalesche nicht nur das Innere des<br />

Kastens mit einem Neubezug, sondern auch der Baldachin mit einer neuen, im Hauptbuch<br />

des Hohenzollern-Museums erwähnten Lederbespannung versehen worden war, erhielt der<br />

Baldachin jetzt außen den gleichen Seidenbezug wie das Polster mit einem tressenbesetzten<br />

Volant. Als Vorlage wurde insbesondere der von Johann Wilhelm Meil gedruckte Entwurf<br />

Hoppenhaupts d. Ä. für einen Phaeton mit schirmartigem Baldachin von 1755 herangezogen<br />

(Abb. 7). Ein restauriertes Originalteil der Innenbespannung wurde an seinem ursprünglichen<br />

Platz montiert und das zweite erhaltene kleinere Teil als wichtiges textilhistorisches Dokument<br />

geschützt im Depot bewahrt (Abb. 14). Für den Tressenbesatz konnten Goldtressen<br />

des 18. Jahrunderts restauriert und für den Straußenfederbusch im Depot vorhandene, alte<br />

Federn verwendet werden. Als Vorlage zur Rekonstruktion des Vorhanges diente unter anderem<br />

der Entwurf Jean-Francois Chopards für ein Kabriolett mit Schirm von 1750/1760. 44 Ein<br />

wichtiges Detail für die Funktionalität des Wagens stellt die Aufhängung des Kastens dar.<br />

In Übereinstimmung mit den Befunden, nach zeitgenössischen Darstellungen von Kutschen<br />

und Krünitz‘ Angaben konnte das Riemenwerk teilweise rekonstruiert werden. 45 Ebenso<br />

wurde die für den Gebrauch der Kalesche wichtige Fußrolle zum Abstützen neu angefertigt.<br />

46


Abb. 14 Innenseite des Baldachins mit<br />

broschiertem Seidenfragment des Originalbezugs<br />

der Gartenkalesche Friedrichs<br />

des Großen, um 1750/1765, Aufnahme<br />

nach der Restaurierung 1996<br />

Kaleschen und Phaetons für das preußisce Königshaus 35<br />

Als eines der wenigen erhaltenen Zeugnisse der Berliner Wagenbaukunst und ihres technischen<br />

Entwicklungsstandes im 18. Jahrhundert wird die Gartenkalesche Friedrichs des<br />

Großen die Forschung auch weiterhin beschäftigen. Sie ist jetzt im Grottensaal des Neuen<br />

Palais zu besichtigen. Eine Präsentation zusammen mit den noch auf eine Restaurierung<br />

wartenden, in der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg bewahrten<br />

königlichen Staats- und Gesandtenwagen, den Sänften und Prunkschlitten des Königshauses<br />

– vielleicht in einem der erhaltenen Preußischen Marstallgebäude – bleibt der Zukunft und<br />

weiterhin notwendiger Unterstützung vorbehalten.<br />

Anmerkungen<br />

1 Eine Übersicht geben Rudolf Wackernagel: Zur Geschichte der Kutsche bis zum Ende des 17. Jahrhunderts,<br />

in: Achse, Rad und Wagen. Fünftausend Jahre Kultur- und Technikgeschichte, hrsg. v.<br />

Wilhelm Treue, Göttingen 1986, S. 197–235 und Georg Kugler: Die Kutsche vom Beginn des<br />

18. Jahrhunderts bis zum Auftreten des Automobils, ebenda, S. 236–278. – Zur künstlerischen<br />

Entwicklung s. Heinrich Kreisel: Prunkwagen und Schlitten, Leipzig 1927.<br />

2 Otto Ludwig Hartwig (Hrsg.): Johann Karl Gottfried Jacobsons technologisches Woerterbuch oder<br />

alphabetische Erklärung aller nuetzlichen mechanischen Kuenste, Manufakturen, Fabriken und<br />

Handwerke, wie auch aller dabey vorkommenden Arbeiten, Instrumente, Werkzeuge und Kunstwoerter<br />

nach ihrer Beschaffenheit und wahren Gebrauche, Berlin/Stettin, 2. Teil, 1782, S. 332, 3.<br />

Teil, 1783, S. 250. – Beispiele für die unterschiedlichen Formen des Baldachins als flachgespannte<br />

oder schirmartige Überdachung in: Samuel Heinrich Matthias von Tabbert: Erste und zweyte auch<br />

dritte Sammlung aller zur Zeit üblichen Wägens, Carossen, Chaisen, Cariols, Schlitten, Sättel und<br />

Geschirre, Berlin 1756, 1. Slg., Blatt Nr. 6 und Nr. 8, 2. Slg., Blatt Nr. 3 und Nr. 8.<br />

3 André J. Roubo: L‘ art du Menuisier-Carossier, première section de la troisième parti de l’art du<br />

menuisier, in: Descriptions des Arts et Métiers faites ou approuvées par Messieurs de l’Académie<br />

royale de Sciences, Paris 1771, S. 591.


36 Claudia Meckel<br />

4 Anthon Balthasar König: Versuch einer historischen Schilderung der Hauptveränderungen der<br />

Religion, Sitten, Gewohnheiten, Künste, Wissenschaften etc. der Residenzstadt Berlin seit den<br />

ältesten Zeiten bis zum Jahre 1786, Berlin 1792–1799, 2. Teil: Die Regierungsgeschichte Churfürst<br />

Friedrich Wilhelm des Großen von 1640 bis 1688, Berlin 1793, S. 181. – Nach Angabe Johann<br />

Samuel Halles wurde für Staatswagen mitunter nur das Fahrgestell von Berliner Stellmachern angefertigt,<br />

während man den Wagenkasten aus Holland, Frankreich oder England bezog (Johann Samuel<br />

Halle: Werkstaette der heutigen Künste oder die neue Kunsthistorie, Bd. 4, Brandenburg/Leipzig<br />

1765, S. 126).<br />

5 Thomas Köppen: Die Brandenburgische Prinzenkutsche. Ein Vergleich der Hohenzollern-Kinderkutsche<br />

mit dem Modell eines niederländischen Prinzen-Phaeton aus dem späten 17. Jahrhundert,<br />

in: Achse, Rad und Wagen. Beiträge zur Geschichte der Landfahrzeuge, hrsg. v. der BPW Bergische<br />

Achsen Kommanditgesellschaft, 4, 1996, S. 49–55.<br />

6 Friedrich Nicolai: Beschreibung der Königlichen Residenzstädte Berlin und Potsdam, Berlin 1769,<br />

S. 325.<br />

7 Rudolf Wackernagel: Die Berline, in: Der Goldene Wagen des Fürsten Joseph Wenzel von Liechtenstein,<br />

Ausstellung, Wien, Kunsthistorisches Museum Wien, 1977, Wien 1977, S. 11–37.<br />

8 S. <strong>SPSG</strong>, Plankammer, Hauptbuch des Hohenzollern-Museums 1927, Nr. 6274. Maße: H. 110 cm,<br />

B. 120 cm, L. 225 cm.<br />

9 Kugler, 1986 (s. Anm. 1), S. 424–425, Anm. 10 verweist auf den Bericht von der Ankunft des<br />

Herzogs und der Herzogin von Lothringen in Paris 1699, in dem die Berline erstmals genannt<br />

wird. – Zur Kastenabfederung s. die Zeichnung eines anonymen italienischen Meisters für einen<br />

Festwagen mit gondelförmigem Kasten aus der Sammlung Renzi, um 1700, im Museum der<br />

Bildenden Künste Leipzig (freundlicher Hinweis von Rudolf Wackernagel, München).<br />

10 S. <strong>SPSG</strong>, Plankammer, Hauptbuch des Hohenzollern-Museums 1927, Nr. 6276. Maße: H. 118 cm,<br />

B. 120 cm, L. 225 cm. Eine Abbildung in: Fedor Zobelitz: Aus dem Marstall des deutschen Kaisers,<br />

Velhagen und Klasings Monatshefte, Sonderdruck 1902, S. 99, Abb. 20 (hier fälschlich Friedrich<br />

dem Großen zugewiesen).<br />

11 Carl Eduard Vehse: Die Höfe zu Preussen. 1535–1740, Bd. 1, Leipzig 1993, S. 248. Beispiele<br />

für Karussellwagen des sächsischen Hofes bei Kreisel, 1927 (s. Anm. 1), Abbn. 19, 36, 37, des<br />

Münchener Hofes bei Johann Christian Gintzrot: Die Wagen und Fahrgestelle der verschiedenen<br />

Völker des Mittelalters und der Kutschbau neuester Zeiten, München 1830, Taf. XC, fig. 6, 7 und<br />

des Wiener Hofes bei Georg J. Kugler: Die Wagenburg in Schönbrunn, Graz 1977.<br />

12 Der Karussellwagen des 18. Jahrhunderts hat sein Vorbild u. a. in dem von Jacques Callot<br />

um 1615 neu entwickelten Typ des Triumphwagens, der einen bauchigen Kasten mit ein- und<br />

auschwingenden C-Kurven als Rahmung aufwies. Der Callotsche Wagentyp war auch prägend für<br />

die formale Gestaltung der zu offziellen Einzügen bestimmten Kaleschen und Phaetons. Rudolf<br />

Wackernagel zieht den Vergleich bei der Entrée-Kalesche der Königin Marie-Thérèse von 1660, in:<br />

Rudolf Wackernagel: Der Französische Krönungswagen, Berlin, 1966, S.34–36.<br />

13 König, 1792–1799 (s. Anm. 4), 5. Teil: Die Regierungsgeschichte Friedrichs des Großen von 1740<br />

bis 1786, Berlin 1798, Bd. 1, S. 103.<br />

14 Burkhardt Göres: Berliner Prunkschlitten, Kutschen und Sänften des Barock, Ausstellung, Berlin,<br />

Staatliche Museen zu Berlin, Kunstgewerbemuseum, 1987, Berlin 1987. Der Katalog gibt erstmals<br />

nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges einen Überblick über die erhaltenen, beschädigten und<br />

verlorengegangenen Wagen, Schlitten, Sänften und Entwurfszeichnungen Berliner Provenienz. Die<br />

dort im Anhang II, Kat. Nr. 17 und Kat. Nr. 19 als Verlust geführten Sänften sind erhalten.


Kaleschen und Phaetons für das preußisce Königshaus 37<br />

15 S. die Rechnungen von den Königlichen Karossen, 1745–1747, in: GStAPK, I. HA, Rep. 36, Nr. 2056<br />

(I. HA, Rep. 17 B, Nr. 21) »Handakten des Geh. Cämmers Fredersdorf betr. Rechnungen und<br />

Nachrichten vom Kgl. Marstall«.<br />

16 Eine der wichtigsten zeitgenössischen Quellen zum Berliner Wagenbau im 18. Jahrhundert<br />

ist Johann Georg Krünitz: Oekonomisch-technologische Encyklopädie, 57. Teil, Berlin 1792,<br />

S. 234–421, zur Kutschenfertigung in Berlin s. darin S. 375 f.<br />

17 Der jüdische Handelsmann David Hirsch gründete 1730 in Potsdam eine Samtmanufaktur. Hier<br />

liefen Ende der dreißiger Jahre bereits über 100 Webstühle, auf denen neben Samt auch Plüsch<br />

und Seidenzeug gefertigt wurden. David Girard und Pierre Michelet gründeten 1748 in Berlin<br />

eine eigene Firma. Christian Friedrich Blume leitete seit 1746 in Berlin ein Unternehmen zur<br />

Herstellung von Samt und Seidenzeug. Am 14. Juli desselben Jahres erhielt er das Privileg als<br />

Hoflieferant. Nach Blumes Tod übernahm sein Schwiegervater Johann Ernst Gotzkowsy die Firma,<br />

die durch das 1748/1749 vom König erlassene Einfuhrverbot für ausländische Samterzeugnisse über<br />

viele Jahre, gemeinsam mit der Manufaktur von Hirsch das Versorgungsmonopol innehatte.<br />

18 Der französische, in Berlin ansässige Brodeur Elli Pailly und sein Sohn Johann arbeiteten, wie der<br />

1741 aus Bayreuth nach Potsdam übergesiedelte Goldsticker Matthias Heinitschek, fast ausschließlich<br />

für den preußischen Hof. Für eine in der <strong>SPSG</strong> erhaltene goldgestickte Rückwandbespannung<br />

der Sänfte der Königin Sophie Louise ist Elli Pailly als Goldsticker in Betracht zu ziehen.<br />

19 Friedrich Wilhelm Höder arbeitete als Dekorationsmaler in den Schlössern Charlottenburg und<br />

Sanssouci. Seine von französischen Vorbildern und dem Augsburger Ornamentstich beeinflußte<br />

ornamentale Malerei ist bizarr und luftig, in zarten Farben und in Gold gehöht angelegt, vereinzelt<br />

durch eine bunte Farbigkeit der Blumen und Blüten akzentuiert. Beispiele haben sich mit der<br />

Ausmalung der Japanischen Kammer in der Wohnung der Königin Elisabeth Christine und der<br />

Schreibkammer in der zweiten Wohnung Friedrichs des Großen im Neuen Flügel von Charlottenburg<br />

sowie mit der des fünften Gästenzimmers und der Alkoven des ersten und vierten<br />

Gästezimmers in Sanssouci erhalten.<br />

20 Alexander Schreyer: Die Möbelentwürfe Johann Michael Hoppenhaupts des Älteren und ihre<br />

Beziehungen zu den Rokokomöbeln Friedrichs des Großen, Strassburg 1932. Ebenda, S. 14–19 auch<br />

Angaben zur Biographie. Nach Helmut Börsch-Supan: Die Kunst in Brandenburg-Preußen, Berlin<br />

1980, S. 126 kehrte Hoppenhaupt schon 1750 nach Merseburg zurück, wo er bald darauf starb.<br />

Zu den Entwürfen für Kutschen und Sänften s. Göres, 1987 (s. Anm. 14), S. 26 und Katalog der<br />

Ornamentstichslg. der Staatlichen Kunstbibliothek Berlin, Berlin/Leipzig 1939, OS 1421. – Zum<br />

Einfluß Hoppenhaupts d. Ä. auf den Bildhauer Habermann (1721–1796), von dem auch einige<br />

Phaeton-Entwürfe im Stich überliefert sind, s. Ebba Krull: Franz Xaver Habermann. Ein Augsburger<br />

Ornamentist des Rokoko, Augsburg 1977, S. 70.<br />

21 Reinhold Koser: Vom Berliner Hofe um 1750, in: Hohenzollern-Jahrbuch, 1903, S. 20–21. Weiter<br />

heißt es dort: »In einem zweiten gleichfalls achtspännigen seladonfarbenen Phaeton folgte die<br />

Prinzessin von Preußen [Luise Amalie von Braunschweig, Gemahlin von August Wilhelm, d. V.].«<br />

Der Berliner Historiograph Anton Balthasar König gibt für die Ausfahrt das Jahr 1748 an (König,<br />

1792–1799 [s. Anm. 4], 5. Teil: Die Regierungsgeschichte Friedrichs des Großen von 1740 bis 1786,<br />

Berlin 1798, Bd. 1, S.103).<br />

22 »Rechnung Von der Viersitzigen in Gold geschnittenen und gestickten Chaise mit rothem Sammett,<br />

Berlin den 24. July 1747«, in: GStAPK, I. HA, Rep. 36, Nr. 2056 (I. HA, Rep. 17 B, Nr. 21) »Handakten<br />

des Geh. Cämmers Fredersdorf betr. Rechnungen und Nachrichten vom Kgl. Marstall«.


38 Claudia Meckel<br />

23 Neben Wagen für den eigenen Marstall ließ der König Berliner Prunkkutschen, darunter auch<br />

Phaetons, als Geschenke für andere europäische Fürstenhöfe anfertigen. Eine »offene Chaise […]<br />

sauber Sculptiret und verguldet und sonsten überall von Gout, Dessin und Arbeit, recht schön«,<br />

für die Knobelsdorff den Entwurf fertigte, sollte 1746 der König von Dänemark erhalten (s. Tilo<br />

Eggeling: Studien zum friderizianischen Rokoko, Berlin 1980, S. 84, Anm. 244). Für den türkischen<br />

Sultan Mustafa III. wurde ein Phaeton mit geschnitztem vergoldeten Untergestell, der Kasten<br />

mit rotem, goldgesticktem Samt ausgeschlagen, 1761 als Geschenk bestimmt (s. den Brief des<br />

Königs an Carl Wilhelm Graf Finck von Finckenstein vom 19. November 1761, in: Die Politische<br />

Correspondenz Friedrichs des Großen, Bd. 21, Berlin 1894, Nr. 13300, S. 86).<br />

24 Brief König Friedrich Wilhelms III. an Carl Heinrich August Graf von Lindenau vom 15. April 1802,<br />

in: GStAPK, I. HA, Rep. 36, Nr. 2070 (I. HA, Rep. 17 C, Nr. 17) »Acta betr. die Anfertigung und<br />

Reparatur Königlicher Wagen 1798–1805«.<br />

25 <strong>SPSG</strong>, Plankammer, Hauptbuch des Hohenzollern-Museums 1927, Nr. 6278. Der kleine Wagen des<br />

Prinzen Wilhelm, Sohn Friedrich Wilhelms III. und der Königin Luise, war gelb gestrichen und<br />

innen mit einem geblümten Stoff bezogen. Maße: H. 130 cm, B. 98 cm, L. 215 cm. – Unter Nr. 6277<br />

ist im Hauptbuch des Hohenzollern-Museums ein Gartenwagen der Königin Luise verzeich<strong>net</strong>.<br />

Dieser war grün und schwarz lackiert. Sitz, Seiten und Rückenlehne waren mit rotem Velour<br />

bezogen. Maße: H. 97 cm, B. 132 cm, L. 260 cm (Deutsche Fahrzeugtechnik, 1920, S. 85, Abb. 83).<br />

26 Maße: H. 220 cm, B. 147 cm (vorn), 150 cm (hinten), L. 320 cm, Spurweite 130 cm (vorn),<br />

133 cm (hinten), Radstand 205 cm, Radgrößen Dm. 30 cm (Vorderrad), Dm. 46 cm (Hinterrad),<br />

Felgen-B. 19 cm, Kasten-B. 92 cm. – Material: Unterwagen: Birke, Buche, Ulme, Eisen, Leder;<br />

Wagenkasten: Holz: Erle, Rotbuche, Textil: grünlichgelber Gros de Tours (s. Anm. 30, 40),<br />

Goldtressen, Leder; Baldachin: Eisen, Stahl, Messing, gelber Seidenbrokat, Leder. – Literatur:<br />

Kreisel, 1927 (s. Anm. 1), S. 94, Taf. 17 B; Führer durch das Hohenzollern-Museum, Berlin, 1927,<br />

S. 12, mit Abb.; Führer durch das Hohenzollern-Museum, Berlin, 1930, S. 15, mit Abb.; Göres, 1987<br />

(s. Anm. 14), S. 12, 20, Kat. Nr. 4, mit Abb.; Claudia Meckel: Eine Gartenkalesche Friedrichs des<br />

Großen von Preußen, in: Achse, Rad und Wagen. Beiträge zur Geschichte der Landfahrzeuge, hrsg.<br />

v. der BPW Bergische Achsen Kommanditgesellschaft, 5, <strong>1997</strong>, S. 148–165.<br />

27 Johann Gottfried Grohmann: Ideenmagazin für Liebhaber von Gärten, Englischen Anlagen und für<br />

Besitzer von Landgütern, Leipzig 1799, S. 11. – Tabbert, 1756 (s. Anm. 2), 3. Slg., Blatt Nr. 1.<br />

28 P. N. Sprengel: Handwerke und Künste, Berlin 1773, S. 153, 154.<br />

29 Auf die Vorbildwirkung französischer Sitzmöbel hat Kreisel, 1927 (s. Anm. 1), S. 94 hingewiesen<br />

30 Originalbezug des Polsters: Lampas broché: Kette: Grund- zu Bindekette 4:1, Naturseide, gelb,<br />

Schuß: Grund- zu Broschierschuß 2:2, Grundschuß: Naturseide, gelb, Broschierschuß: Naturseide,<br />

gelb, gezwirnt, Grund: Gros de Tours, Muster: 4-bindiger Köper. – Originales Innenfutter des<br />

Baldachins: Lampas liseré, broché: Kette: Grund- zu Bindekette 4:1, Naturseide, gelb, Schuß:<br />

Grund- zu Broschierschuß 2:1, Grundschuß: Naturseide, gelb, Broschierschüsse: 1. goldplattieter<br />

Silberlahn, 2. Goldgespinst mit Seidenseele, 3. Goldfrisé mit Seidenseele, Grund: Gros de Tours,<br />

Untermuster: liseré, broschiertes Muster: 4-bindiger Köper. – Die Angaben werden der verantwortlichen<br />

Textilrestauratorin Christa Zitzmann, <strong>SPSG</strong>, verdankt.<br />

31 Die gleiche Datierung gibt Göres, 1987 (s. Anm. 14), S. 20, Kat. Nr. 4 an. – J. D. F. Rumpf hebt<br />

in seiner Beschreibung der äußeren und inneren Merkwürdigkeiten der königlichen Schlösser in<br />

Berlin, Berlin 1796, S. 456 einen im Jahr 1762 in Berlin gefertigten Phaeton hervor, der schon<br />

bei Nicolai 1786 ohne Angabe der Datierung aber mit Hinweis auf den Bildhauer Hoppenhaupt<br />

d. Ä. Erwähnung fand (Friedrich Nicolai: Beschreibung der Königlichen Residenzstädte Berlin und


Kaleschen und Phaetons für das preußisce Königshaus 39<br />

Potsdam, Berlin 1786, S. 325). Vorausgesetzt, daß Rumpf in seiner Datierung nicht irrt, wäre dies<br />

ein weiterer Beleg dafür, daß Entwürfe des Meisters auch nach seinem Weggang aus Berlin noch<br />

zur Ausführung gelangten. Entwürfe Hoppenhaupts d. Ä. fanden noch für die Ausstattung der<br />

Blauen Kammer in der Königswohnung und der Jagdkammer im Oberen Fürstenquartier des Neuen<br />

Palais (1763–69) Verwendung.<br />

32 Der preußische General Heinrich August de la Motte Fouqué war im Siebenjährigen Krieg schwer<br />

verwundet worden. Die einzigen Reisen, die er nach 1763 noch machte, waren kurze Besuche<br />

in Sanssouci. Der König ging mit ihm im Garten spazieren, »[…] und da Fouqué nicht mehr die Terrassen<br />

hinabsteigen konnte, ließ er ihn in einem Lehnsessel tragen und wenn er herabgekommen<br />

war in einem kleinen, eigens gemachten Wagen in den Alleen herumfahren.« (zitiert nach: Carl<br />

Eduard Vehse: Die Höfe zu Preußen 1740–1786, Bd. 2, Leipzig 1993, S. 242).<br />

33 <strong>SPSG</strong>, Plankammer, Aktenslg. Nr. 258 »Bericht betreffend die Revision der Inventarie des Königl.<br />

Neuen Palais und der dazugehörigen Gebäude vom 6. October 1825«, S. 164. Die Rüstkammer<br />

befand sich im Obergeschoß des Berliner Marstalles. Nach Angaben von Nicolai, 1786 (s. Anm. 31),<br />

S. 909 wurden in ihr auch die Feldequipage Friedrichs II. und das gesamte königliche Kutschenzeug<br />

verwahrt.<br />

34 <strong>SPSG</strong>, Plankammer, Aktenslg. Nr. 136 »Inventarie-Rapport vom Königlichen Schlosse zu Monbijou<br />

pro Monat Mai 1867«, fol. 137–138, 147. – Die am Querholm oberhalb des Drehkranzes der<br />

Kalesche aufgemalte »No. 3« bezieht sich wahrscheinlich auf die Nummerierung der Wagen im<br />

genannten Inventar. – Ferner sind im Zugangsverzeichnis die Gartenwagen Friedrichs I. und<br />

Friedrich Wilhelms I., die kurfürstliche Kinderkutsche und zwei Phaetons ohne Untergestell<br />

vermerkt. Im Juni 1867 wird der Gartenwagen der Königin Luise, zu dieser Zeit noch mit braunem<br />

Samt ausgeschlagen (vgl. Anm. 24), registiert (ebenda, Aktenslg. Nr. 136, fol. 147).<br />

35 Freundlicher Hinweis von Kerstin Hilker, Universität Bonn, Japanologisches Seminar. Der Reisebericht<br />

wird 2000 in deutscher Übersetzung im Druck erscheinen.<br />

36 Zobelitz, 1902 (s. Anm. 10), S. 100, 101. Aus der Sammlung des Marstall-Museums erwähnt der<br />

Journalist den Gartenwagen der Königin Luise, den Rollstuhl Friedrich Wilhelms I. und einen<br />

»Parkstuhl des alt und müde gewordenen Philosophen von Sanssouci«. In den Führern durch<br />

das Hohenzollern-Museum im Schloß Monbijou von 1903, 1904 und 1906 werden keine Wagen<br />

vermerkt, was darauf schließen läßt, das die Sammlung vermutlich komplett im Marstall gezeigt<br />

wurde.<br />

37 <strong>SPSG</strong>, Plankammer, Hauptbuch des Hohenzollern-Museums 1927, Nr. 6275. Laut Eintrag wurde<br />

die Kalesche wie die anderen Gartenwagen 1921 vom Obermarstallamt an das Hohenzollern-<br />

Museum abgegeben. Im Führer durch das Hohenzollern-Museum, Berlin 1927, S. 40, wird das Jahr<br />

1923 für die Abgabe der Wagen angegeben.<br />

38 Die Leitung der Restaurierung hatte die Potsdamer Firma Klaus Broschke, die mit den Mitarbeitern<br />

Ralph und Silke Broschke die Holzrestaurierung und -rekonstruktion und die Farbfassungsarbeiten<br />

ausführte. Die Restauratoren Christa Zitzmann, Hans Beckert, Cordula Schiemann und Nadja<br />

Kuschel, <strong>SPSG</strong>, übernahmen die Restaurierung der textilen Ausstattung. Für die Metallarbeiten<br />

war der Potsdamer Restaurator Jörg Freitag verantwortlich. Die Schlosser- und Sattlerarbeiten<br />

führten die Schlosserei Warmboldt in Potsdam und die Sattlerei Türck in Werder/Havel aus. Allen<br />

Restauratoren möchte ich für die Zusammenarbeit und die vielen wertvollen Hinweise danken,<br />

die in den vorliegenden Aufsatz eingeflossen sind. Danken möchte ich auch dem Leiter des<br />

Museums Achse, Rad und Wagen in Wiehl, Thomas Köppen, der mir v. a. in technischen<br />

Fragen zur Seite stand, und der Museumsassistentin Marita Pilz, <strong>SPSG</strong>, Depot. Ein detaillierter


40 Claudia Meckel<br />

Restaurierungsbericht von Klaus Broschke, Jörg Freitag, Claudia Meckel, Christa Zitzmann und<br />

Hans Beckert ist erschienen in: Restauro, 5, September <strong>1998</strong>, S. 330–336.<br />

39 Zum Aufbau der Polsterung aus Stroh, Leinwand sowie Roß- und Rehhaar s. Krünitz, 1792<br />

(s. Anm. 16), S. 378, 379, 392, zur Beschaffenheit und Befestigung der Hänge-, Schwung- und<br />

Stoßriemen ebenda, S. 289, 384, 389. – An den Langbäumen fanden sich Lederreste und Eisenbeschlagspuren<br />

und am Wagenkasten Hängeösen. Ebenfalls konnten Abreibspuren der vorderen<br />

Stoßriemen an den Langbäumen festgestellt werden.<br />

40 Auf die spätere Bespannung weisen auch die industriell gefertigten Ziernägel hin. Ein gleiches<br />

Gewebe befand sich in zwei Schlafzimmern des Neuen Palais. Es wurde 1911 durch Kopien ersetzt.<br />

Christa Zitzmann, <strong>SPSG</strong>, vermutet, daß nach Abnahme der Wandbespannung Teilstücke für den<br />

Bezug der Kalesche verwendet wurden. Auf den erhaltenen Bezugfragmenten sind Spuren einer<br />

vorherigen Nutzung zu sehen.<br />

41 Gemäß der Farbanalyse erhielt das Fahrgestell abschließend einen Wachsfirnisüberzug. Eine Grundierung,<br />

wie sie Krünitz, 1792 (s. Anm. 16), S. 401 beschreibt, konnte nicht befundet werden.<br />

Vermutlich diente die erste, verdünnt aufgetragene Öl-Wachs-Farbschicht in Berliner Blau als<br />

Grundierung.<br />

42 Die originale Polsterung wurde belassen oder erhaltene Restteile in den Neuaufbau integriert. Das<br />

Muster des originalen Seidengewebes ging leider verloren, lediglich ein Fragment läßt Ansätze<br />

eines broschierten Musters erkennen. Der neue Bezugsstoff wurde von der Firma Eschke in<br />

Mühltroff/Vogtland gewebt.<br />

43 Kreisel, 1927 (s. Anm. 1), S. 94. – Die Gartenkalesche für Kinder der Münchener Marstallsammlung,<br />

um 1725–1730, zeigt einen Baldachin mit gelb broschiertem Seidenbezug und Tressenbesatz<br />

(Marstallmuseum Schloß Nymphenburg in München. Amtlicher Führer, bearb. v. Elmar D. Schmid<br />

und Luisa Hager, München 1992, Abb. 6).<br />

44 Kreisel, 1927 (s. Anm. 1), S. 81, Abb. 30. – Darüber hinaus zum Vergleich ein Gartenwagen mit<br />

Schirm, Taf. XVII, in: Denis Diderot: Enzyklopädie 1762–1777, Bd. 3, Die Bildtafeln, München<br />

1979, S. 2088, 2089.<br />

45 Zum Vergleich wurden die Vorlagenstiche bei Tabbert, 1756 (s. Anm. 2) und im Sattler-Musterbuch,<br />

Sachsen, um 1730, Frankfurt a.M., Museum für Post und Kommunikation, herangezogen, hier<br />

v. a. der Parkwagen mit Baldachin, abgebildet in: Achse, Rad und Wagen. Beiträge zur Geschichte<br />

der Landfahrzeuge, hrsg. v. der BPW Bergische Achsen Kommanditgesellschaft, 3, 1995, S. 60.<br />

– Ähnlich den von Johann Georg Hertel gestochenen Entwürfen für Phaetons von Franz Xaver<br />

Habermann (Wiehl, Museum Achse, Rad und Wagen, Nr. 174, Bl. 4, Nr. 295, Bl. 4) war bei der<br />

Kalesche vermutlich ein weiteres Riemenpaar vom Kastenboden zum Querholz des Vorderwagens<br />

gespannt.<br />

46 Bei den graphischen Vorlagen blieb dieses Detail fast immer unberücksichtigt. Einen bildlichen<br />

Hinweis gibt die bei Gintzrot, 1830 (s. Anm. 11), Taf. XC, fig. 10 abgebildete Zeichnung einer<br />

zweispännigen Kalesche aus dem Jahr 1693.<br />

Abbildungsnachweis: Abbn. 1, 5, 7: Berlin, SMBPK, Kupferstichkabi<strong>net</strong>t. – Abbn. 11–14, Farbabbn. 9–10:<br />

Potsdam, <strong>SPSG</strong>, Foto Roland Handrick. – Abbn. 2, 4, 6: Potsdam, <strong>SPSG</strong>. – Abb. 3: Berlin, Landesbildstelle. –<br />

Abbn. 8–10: Archiv des Verfassers.


RITA HOFEREITER<br />

Venus in der Kiste<br />

Ein »morceau de réception«<br />

des Bildhauers Jean Pierre Antoine Tassaert<br />

für König Friedrich II. von Preußen<br />

Im Juni 1775, nach etwa 30jähriger Tätigkeit in Paris, siedelte der Bildhauer<br />

Jean Pierre Antoine Tassaert (1727 Antwerpen – 1788 Berlin) mit seiner vielköpfigen Familie<br />

nach Berlin über, um hier nach François Gaspard Adam (1710–1761) und Sigisbert Michel<br />

(1728–1811) als dritter die Leitung des seit 1747 bestehenden königlichen Bildhauerateliers<br />

zu übernehmen. Schon am 1. Januar des Jahres hatte König Friedrich II. den Vertrag unterzeich<strong>net</strong>,<br />

der den in Flandern, London und Paris geschulten Bildhauer auf Lebenszeit in<br />

preußische Dienste verpflichtete. Den seit mehreren Jahren vakanten Posten des ersten Hofbildhauers<br />

hatte Tassaert durch Vermittlung des französischen Enzyklopädisten Jean Le Rond<br />

d’Alembert (1717–1783) erhalten, der schon mehrfach durch Empfehlungen auf Stellenbesetzungen<br />

am preußischen Hof eingewirkt hatte.<br />

Der Bildhauer war damals in Paris kein Unbekannter mehr. Durch die umfangreichen<br />

Arbeiten, die er wohl spätestens seit der Mitte der fünfziger Jahre für das als Pavillon du Roi<br />

bekannt gewordene Schloß ausführte, das der kunstsinnige Generalsteuerpächter Etienne-<br />

Michel Bouret (1709–1777) – der am frühesten faßbare und wichtigste Mäzen Tassaerts in<br />

Frankreich – unweit seines bereits 1742 erworbenen Château de Croix-Fontaine errichten<br />

ließ, aber auch durch Werke für so einflußreiche Gönner, wie den 1769 zum »Contrôleur<br />

général des finances« und 1773 für kurze Zeit zum »Directeur général des bâtiments du roi«<br />

avancierten Abbé Joseph-Marie Terray (1715–1778) oder den russischen Diplomaten und späteren<br />

Präsidenten der Petersburger Kunstakademie, Graf Alexander Sergejewitsch Stroganoff<br />

(1733–1811), und schließlich durch sein Wirken als Hofbildhauer des Comte de Provence,<br />

nachmals König Louis XVIII, der ihm 1773 den entsprechenden Titel gewährte, hatte Tassaert<br />

in der Kunstmetropole Ansehen erlangt. Der kunstinteressierten Öffentlichkeit war er durch<br />

seine Beteiligung an den Ausstellungen der Pariser Kunstakademie 1769 und 1773, der er seit<br />

1769 als »Agrée« angehörte, bekannt. 1<br />

Tassaert hatte sich bei den Bemühungen um die Anstellung in Berlin, die ihm neben dem<br />

Lohn für zu fertigende Werke ein festes Gehalt, besoldete Gehilfen und ein freies Atelier<br />

garantierte und mit der zudem die Aussicht auf ein eigenes, auf königliche Kosten erbautes


42 Rita Hofereiter<br />

Abb. 1 Friedrich Calau: Die sogenannte Contrescarpe an der Königs-Brücke in der Königsvorstadt zu<br />

Berlin (im Mittelgrund rechts das Tassaertsche Haus), 1796, Radierung<br />

SBBPK, Inv. Nr. Y. 49.296<br />

Haus (Abb. 1) verbunden war, nicht allein auf das diplomatische Geschick d’Alemberts verlassen.<br />

Wie aus dem Brief Friedrichs II. an d’Alembert vom 15. November 1774 hervorgeht,<br />

hatte Tassaert dem König, schon bevor er ihn im Dezember 1774 persönlich aufsuchte, einige<br />

seiner Arbeiten zugesandt. 2 Das dem Brief zu entnehmende Urteil des Königs war positiv,<br />

doch zu summarisch, als daß sich daraus ersehen ließe, auf welche Werke des Bildhauers es<br />

sich bezog. Dank der Informationen, die der kunstinteressierte Kammerherr Saint-Paterne in<br />

einem bislang kaum beachteten Aufsatz von 1803 überliefert und die sich durch archivalische<br />

Nachrichten – darunter zwei Briefe Tassaerts – bestätigen und ergänzen lassen, kann jedoch<br />

zumindest eine der Arbeiten, mit denen der Bildhauer bei Friedrich II. für sich warb, im<br />

Bestand des ehemals in Berlin vorhandenen Tassaertschen Oeuvres identifiziert werden.<br />

»L’artiste voulant que Sa Majesté jugeât par Elle-même de son talent, avant que de sou–<br />

scrire à aucun engagement«, heißt es bei Saint-Paterne, »lui envoya une figure qu’il venoit<br />

d’achever, représentant une jeune femme sortant du bain. Cette charmante production plut<br />

tellement au roi, que l’engagement fut conclu sur l’heure«. 3 Das Sujet der genannten Skulptur<br />

und der Hinweis Saint-Paternes, König Friedrich Wilhelm II. habe sie später in seinem »cabi<strong>net</strong><br />

du nouveau palais de marbre à Potsdam« 4 aufstellen lassen, berechtigen zu der Annahme,<br />

daß hier von jener »Marmorfigur eines aus dem Bade kommenden Mädchens« 5 von<br />

Tassaert die Rede ist, die Paul Seidel 1893 im Marmorpalais in Potsdam erwähnt. Tatsächlich<br />

wird diese Figur schon im ersten, um 1790 angelegten Inventar des für Friedrich Wilhelm II.<br />

erbauten Schlosses im Neuen Garten verzeich<strong>net</strong>. Auch befand sie sich damals im Boisierten


Abb. 2 Jean Pierre Antoine Tassaert:<br />

Vénus allant au bain, Marmor,<br />

H. 130 cm<br />

<strong>SPSG</strong>, GK III 1249, nach 1945 verschollen<br />

Venus in der Kiste 43<br />

Schreibkabi<strong>net</strong>t des Königs – ein Platz, den sie, wie die späteren Inventare des Schlosses<br />

von 1799, 1812, 1882 und zuletzt 1938 belegen, etwa anderthalb Jahrhunderte behaupten<br />

sollte. Das Aussehen der infolge des Krieges verschollenen Figur ist durch eine historische<br />

Aufnahme überliefert (Abb. 2). 6<br />

Saint-Paterne berichtet, Friedrich II. sei von der Figur derart entzückt gewesen, daß er<br />

niemals erlaubt habe, daß man sie aus ihrer Kiste nehme, aus Furcht, sie könne Schaden<br />

erleiden. »Sa Majesté en fut tellement enchantée qu’Elle ne permit jamais qu’on la retirât de


44 Rita Hofereiter<br />

sa caisse, de crainte d’accident. Il fit ouvrir la caisse des deux côtés pour en faciliter l’examen<br />

et la laissa dans une salle où il la montroit lui-même avec plaisir aux étrangers qu’il distinguait.<br />

Elle est restée ainsi jusqu’à sa mort.« 7 Man wäre geneigt, das von Saint-Paterne geschilderte<br />

Rezeptionsverhalten des Königs als lediglich anekdotische Ausschmückung seines Berichtes<br />

zu werten, fände sich nicht zumindest der Umstand des Verbleibs der Figur in ihrer<br />

Kiste in einem späteren Brief Tassaerts bestätigt. »J’eus l’honneur de communiquer, à Votre<br />

Excellence«, schreibt Tassaert am 7. März 1787 an Friedrich Anton von Heinitz (1725–1802),<br />

seit 1786 Kurator der Berliner Kunstakademie, »qu’avant d’être au Service de Sa Majesté,<br />

défunte de glorieuse mémoire; j’envoyai de Paris une petite Statue de marbre représentant:<br />

une Venus allant au bain; un de mes meilleurs ouvrages. Depuis son arivée à Potsdam Sa<br />

Majesté n’a jamais permise qu’on la fisse sortir de sa caisse; ainsi elle est telle qu’elle a été<br />

emballée à Paris«. 8 Weiter bemerkt er in dem Brief, daß er die Figur, als er sie das letzte Mal<br />

sah, stark verunreinigt vorgefunden habe, was bei den vierzehn Jahren, die sie nun schon<br />

verpackt und sich selbst überlassen geblieben, nicht eben verwunderlich sei.<br />

Neben dem Bericht Tassaerts wirkt die Schilderung Saint-Paternes euphemistisch. Es mag<br />

sein, daß Friedrich II. beim Empfang der Figur von deren Qualität angetan war und darin die<br />

anfängliche Ursache für die ungewöhnliche Art ihrer Aufbewahrung lag. Doch zumindest in<br />

den letzten Lebensjahren, als sein früheres Kunstinteresse fast erloschen war, scheint Friedrich<br />

II. die Venus in ihrer Kiste schlicht vergessen zu haben. 9<br />

Offensichtlich wollte Tassaert den Renomméeverlust der von ihm selbst als eines seiner<br />

qualitätvollsten Werke eingeschätzten Figur wettmachen, denn in dem erwähnten Brief bittet<br />

er Heinitz, bei Friedrich Wilhelm II. anzufragen, ob er die Figur abholen lassen, reinigen und,<br />

bevor der König über deren neuen Aufstellungsort verfüge, auf der nächsten Kunstausstellung<br />

zeigen dürfe. Eine entsprechende Anfrage von Heinitz an den König wird am 12. März<br />

positiv beschieden und der königliche Bescheid Tassaert übermittelt. In seinem Dankesbrief<br />

an Heinitz vom 14. des Monats teilt Tassaert dem Kurator mit, daß er die Figur noch in<br />

der gleichen Woche nach Berlin holen lassen wolle. 10 Tatsächlich wurde das Werk auf der<br />

Ausstellung der Berliner Kunstakademie im Frühjahr 1787 der Öffentlichkeit präsentiert.<br />

Im Katalog ist sie unter Nummer 365 als »Eine Nayade von weißem Marmor, 4 Fuß hoch<br />

Sr. Königl. Majestät dem König geh.« 11 vermerkt und bei Daniel Nicolaus Chodowiecki<br />

(1726–1801), dessen Briefe an Anton Graff (1736–1813) und die Gräfin Christiane von Solms-<br />

Laubach in gewisser Weise für die in Berlin fehlende »Salon-Kritik« entschädigen, findet sie<br />

lobende Erwähnung. 12 Nach der Ausstellung gelangte die Figur offenbar wieder in die Werkstatt<br />

Tassaerts, denn dort wird in einem am 28. Januar 1788 – wenige Tage nach dem Tode<br />

des Bildhauers – angelegten Inventar der dem König gehörenden Dinge eine wohl mit ihr<br />

identische, aus dem Wasser steigende weibliche Figur erwähnt. 13 Ob die Figur anschließend<br />

nochmals ihren Standort wechselte, bevor sie im 1790 fertiggestellten Marmorpalais, der<br />

Sommerresidenz Friedrich Wilhelms II., ihre vorläufig endgültige Aufstellung fand, bleibt<br />

ungewiß.<br />

Tassaert selbst hat seine Skulptur im erwähnten Brief – etwas widersprüchlich – als<br />

»Vénus allant au bain« bezeich<strong>net</strong>. Wird Venus, wie die Figur Tassaerts, an einer Uferzone


Venus in der Kiste 45<br />

dargestellt, so traditionell nicht als eine zum Bade gehende, sondern als die aus den Fluten<br />

emporgestiegene. Als Anadyomene – etwa im Gestus des Haarwringens, Sichtrocknens oder<br />

in Ruhehaltung – ist sie seit der Antike in zahlreichen Statuen und Statuetten überliefert.<br />

Dennoch scheint die von Tassaert gewählte Bezeichnung die dargestellte Situation präziser<br />

zu benennen, als der schon von den Zeitgenossen applizierte Titel einer »Jeune femme sortant<br />

du bain«, berücksichtigt man, daß der Name »Venus« nur als vage mythologische Referenz<br />

für eine nackte Schöne, deren Nacktheit durch die Nähe zum Wasser motiviert ist,<br />

verstanden werden will.<br />

Die Skulptur Tassaerts zeigt auf runder Plinthe ein unbekleidetes junges Mädchen zu<br />

seiten eines Baumstumpfes, an dessen Wurzeln Ufervegetation sprießt. Das Gewicht ihres<br />

schlanken Körpers ruht auf ihrem linken Bein, das rechte hat sie entspannt nach vorn gesetzt<br />

und leicht angehoben, so daß nur der Ballen den Boden berührt. Ihren rechten Arm hat sie<br />

über den Kopf gehoben, um ihr Hemd über die linke Schulter zu streifen. Die Rückwendung<br />

des Kopfes und die Haltung ihres linken Armes lassen sich nicht durch die Handlung des<br />

Gewandabstreifens an sich begründen. Sie scheinen vielmehr durch ein außerhalb des Dargestellten<br />

liegendes Geschehen – das Nahen eines unvermuteten Beobachters – motiviert. Die<br />

Schöne wird seiner in der Rückwendung gewahr und in natürlicher Regung sucht sie mit der<br />

Linken ihre Scham zu verhüllen. Auf ihrem Gesicht vermeint man, Überraschung abzulesen,<br />

doch bleibt der Ausdruck durch den Anflug eines Lächelns um ihren Mund ambivalent.<br />

Attribute einer Venus, sieht man von der nicht nur der Göttin eigenen Nacktheit ab, fehlen<br />

der Figur Tassaerts. Eher als mit Venus ließe sich die Dargestellte mit einer der in der<br />

Mythologie zahlreichen Nymphen – etwa aus der Schar derer, die mit Diana von Aktaion<br />

beim Bade überrascht werden – assoziieren, doch bleibt ihre Identität gewolltermaßen unbestimmt.<br />

Dem 18. Jahrhundert genügte die vage Abkunft aus der mythologischen Welt als<br />

Vorwand für die Darstellung der reizvollen Anatomie des weiblichen Körpers.<br />

Wurde betont, daß es sich bei der Figur Tassaerts wohl um eine z u m Bade g e h e n d e,<br />

das heißt sich enthüllende Venus handelt, so deshalb, weil sich beim Betrachten der Fotografie<br />

die Frage stellt, ob dieses Enthüllen nicht über das eigentliche Handlungsmotiv hinaus<br />

auch räumlich-zeitlich, im Umschreiten der Figur, erfahrbar war.<br />

Näherte sich der Betrachter der Figur von vorn, so sah er Kopf und Leib des Mädchens<br />

weitgehend verhüllt. Umschritt er sie dann im Uhrzeigersinn in dem Wunsch, das Verborgene<br />

zu erblicken, enthüllte sie sich. Gewahrte er dabei, aus schrägrückseitiger Perspektive,<br />

auch das Antlitz des Mädchens, fühlte er sich – nun selbst in der Rolle des unverhofften<br />

Beobachters – von deren Blicken ertappt. War er schließlich hinter ihr angelangt, bot sich<br />

ihm ein nahezu klassischer Rückenakt. Von weniger Interesse für den Betrachter dürfte die<br />

Seite der Figur gewesen sein, an der der Baumstamm aufragt, da sie, anders als die sichtbare,<br />

als sehr geschlossen komponiert zu denken ist. 14<br />

Da dank der Briefdokumente und der Hinweise Saint-Paternes als sicher gelten kann,<br />

daß die »Vénus allant au bain« nicht erst in Berlin, sondern bereits in Paris entstand, bliebe<br />

die Frage, ob sich ihr Entstehen innerhalb der Pariser Schaffensphase des Bildhauers zeitlich<br />

näher eingrenzen läßt.


46 Rita Hofereiter<br />

Abb. 3 Louis-Claude Vassé: Nymphe de Dampierre,<br />

1763 (Modell im Salon 1761), Marmor,<br />

H. 170 cm<br />

New York, Metropolitan Museum of Art,<br />

Inv. Nr. 1971.205<br />

Abb. 4 Jean Pierre Antoine Tassaert: Vénus assise<br />

(Replik nach dem Exemplar im Salon 1769), Marmor,<br />

H. 31 cm<br />

<strong>SPSG</strong>, GK III 1186, verschollen<br />

Dem Brief vom 7. März 1787 ist zu entnehmen, daß Tassaert seine Skulptur vierzehn<br />

Jahre zuvor – das heißt um 1773 – an Friedrich II. gesandt hatte. Saint-Paterne berichtet<br />

in diesem Zusammenhang, Tassaert habe sie kurz zuvor vollendet. 15 Sie wäre demnach zu<br />

Beginn der 70er Jahre entstanden. Auch wenn ein konkreter Hinweis auf das Vorhandensein<br />

einer solchen Komposition in einer der Pariser Sammlungen bislang fehlt, ist nicht anzunehmen,<br />

daß Tassaert seine Figur eigens für Friedrich II. konzipierte. 16 Thematisch und auch<br />

formal schließt sich Tassaerts Badende, um bei der allgemeineren Bezeichnung zu bleiben,<br />

der Reihe der seit der Jahrhundertmitte in Frankreich beliebten baigneuses an, deren Erfolg<br />

vor allem mit dem Namen Maurice-Etienne Falco<strong>net</strong>s (1716–1791) verbunden war. Dessen<br />

1757 im Pariser Salon ausgestellte »Baigneuse« hatte in zahlreichen Kopien und auch in<br />

Sèvres-Biscuit-Reproduktionen Verbreitung gefunden. Tassaert selbst hatte sie zumindest einmal<br />

in Marmor kopiert. 17 Näher verwandt als dem Werk von Falco<strong>net</strong> scheint Tassaerts Figur


Abb. 5 Jean Pierre Antoine Tassaert: Amour<br />

prêt à saisir ses traits, vor 1769, Marmor,<br />

H. 127 cm<br />

Paris, Musée du Louvre, Inv. Nr. R.F. 269<br />

(Rueil-Malmaison, Château de Malmaison)<br />

Venus in der Kiste 47<br />

jedoch der wenig später entstandenen »Nymphe de Dampierre« (Abb. 3), die Louis-Claude<br />

Vassé (1717–1772) 1763 als Brunnenfigur für das Vestibül des Château de Dampierre gefertigt<br />

hatte. 18 Tassaert hätte deren lebensgroßes Modell im Pariser Salon von 1761 sehen können.<br />

Mit ihr hat Tassaerts Badende vor allem das Anheben des rechten Armes über den Kopf<br />

gemeinsam. Doch anders als die Badende Vassés, die ihren Arm über das Haupt legt, um<br />

mit der Hand die gelösten Haare zurückzuhalten, die sie mit ihrer Linken wringt, hebt die<br />

Tassaerts den ihren empor, um ihr Hemd abzustreifen. Das Motiv des zum Ab- oder Überstreifen<br />

des Gewandes angehobenen Armes findet sich mehrfach in der französischen Malerei<br />

und Graphik des 18. Jahrhundert. Tassaert hätte sich hier von Arbeiten Antoine Watteaus<br />

(»Le Jugement de Pâris«, »La Toilette«), François Bouchers (»Femme nue, vue de face«) oder<br />

auch von älteren Beispielen inspirieren lassen können. 19 Vergleicht man die Badende mit<br />

anderen Pariser Arbeiten Tassaerts, so steht sie der »Vénus assise« (Abb. 4) stilistisch am


48 Rita Hofereiter<br />

Abb. 6 Jean Pierre Antoine Tassaert: Le Sacrifice des flèches de<br />

l’Amour sur l’autel de l’Amitié, 1776, Marmor, H. 175 cm<br />

Philadelphia, Philadelphia Museum of Art, Inv. Nr. 38-24-5<br />

nächsten. 20 Wie jene zeich<strong>net</strong> sie sich durch eine klare, beruhigte Formensprache und eine<br />

ausgewogene, in ihren Durchblicken nur räumlich erfahrbare Komposition aus. Beiden Figuren<br />

eig<strong>net</strong> eine natürlich wirkende Position. Unterschiedlich ist das jeweilige Verhältnis zum<br />

Betrachter. Während sich die »Sitzende Venus« selbstvergessen zu Boden blickend nach<br />

außen abschirmt, nimmt die Badende Kontakt auf. Gegenüber den in Falco<strong>net</strong>scher Manier<br />

typisierten Gesichtszügen jener scheinen die der Badenden beinahe individuell. Stellt man<br />

der Badenden den »Amour prêt à saisir ses traits« (Abb. 5) gegenüber, so wird deren formale<br />

Beruhigung deutlich. 21 Während der Stand Amors flüchtig, dessen Haltung gebeugt und Kopf,<br />

Schultern, Hüfte und Beine jeweils im Gegensinn bewegt sind, steht die Badende in klassischruhigem<br />

Kontrapost; ihr Körper ist aufgerichtet und nur der Oberkörper – motiviert durch


Venus in der Kiste 49<br />

Abb. 7 Johann Gottfried Schadow: Badendes<br />

Mädchen, Marmor, H. 98 cm<br />

Düsseldorf, Kunstmuseum Düsseldorf im Ehrenhof,<br />

Inv. Nr. P 1950-2<br />

die Rückwendung des Kopfes – leicht nach rechts gedreht. Wenn sich die Badende dennoch<br />

nicht aus der Vorderansicht erschließt, so weil das in großzügigen Bahnen herabfallende<br />

Gewand hier einen Teil ihres Oberkörpers und ihres Kopfes verbirgt. Erst von der Seite bietet<br />

sich dem Betrachter jene reizvolle Ansicht, in der das zum Rahmen gewordene Gewand<br />

Kopf und Oberkörper schalenartig hinterfängt. In ihrer auf eine Betrachtung von mehreren<br />

Seiten ausgerichteten Komposition unterscheidet sich die Badende von den um die Mitte der<br />

70er Jahre konzipierten Gruppen »La Peinture et la Sculpture« und »Sacrifice des flèches de<br />

l’Amour sur l’autel de l’Amitié« (Abb. 6), bei denen Tassaert deutlich auf eine Schauseite orientiert.<br />

22 Wollte man aus den formalen Unterschieden der betrachteten Werke Tassaerts eine<br />

Entwicklung ableiten, die von der allansichtig-bewegten (»L’Amour«) zu einer einansichtig-


50 Rita Hofereiter<br />

beruhigten Darstellung (»La Peinture et la Sculpture«) verliefe, so nähme die Badende –<br />

mehransichtig und in der Bewegung verharrend – eine Zwischenstellung ein. Ihre Entstehung<br />

wäre dann für die späten 60er oder frühen 70er Jahre anzunehmen. Die Konstruktion<br />

einer solchen Entwicklung, die der allgemeinen Stilentwicklung entspräche, bleibt jedoch<br />

fraglich, da noch für eine Reihe der in der Pariser Zeit entstandenen Werke Tassaerts – besonders<br />

jene kleineren Formats mit allegorisch-mythologischem Sujet – konkretere Hinweise<br />

zur zeitlichen Einordnung oder auch Identifizierung fehlen und im an gültigen Vorbildern<br />

orientierten Schaffen des Bildhauers mit wechselnden Stilhaltungen zu rechnen ist. 23<br />

Im Katalog der Schadow-Ausstellung von 1994/1995 verweist Bernhard Maaz in seinem Eintrag<br />

zur Marmorstatue des »Badenden Mädchens« (Abb. 7) auf die Nähe dieses Frühwerks<br />

von Johann Gottfried Schadow (1764–1850) – zunächst Schüler, später besoldeter Gehilfe<br />

Tassaerts – zu entsprechenden französischen Vorbildern, etwa der »Baigneuse« Falco<strong>net</strong>s<br />

oder der »Vénus au bain« von Gabriel-Christophe Allegrain (1710–1795), und wirft dabei<br />

indirekt die Frage nach der vermittelnden Rolle Tassaerts auf. 24<br />

Es ist durchaus denkbar, daß sich im Berliner Werkstattbestand Tassaerts, der neben Mo-dellen<br />

eigener Arbeiten auch solche geschätzter Werke französischer Meister umfaßte, ein<br />

Gipsexemplar jener Skulptur von Falco<strong>net</strong> befand, die der Bildhauer in Paris selbst kopiert<br />

hatte. Denkbar wäre auch, daß Schadow durch seinen Lehrer Kenntnis von der 1767 in der<br />

Salon-Kritik von Denis Diderot (1713–1784) gefeierten Figur Allegrains besaß, doch scheinen<br />

ihn nicht nur französische Vorbilder inspiriert zu haben. Eine deutliche Nähe in Aufbau und<br />

Körperideal zeigt die Badende Schadows beispielsweise auch zur »Venus in der Grotticella«<br />

von Giambologna (1529–1608). 25 Wie diese kräftig gebaut und gänzlich nackt, hat sie Kopf<br />

und Schulter nach rechts vorn geneigt, ihre Rechte über die linke Brust genommen und mit<br />

ihrer Linken auf einer Stütze seitlich des Körpers Halt gefunden. Das Standmotiv der Figur<br />

Giambolognas ist bei der Schadows jedoch im Sinne des Falco<strong>net</strong>schen Vorbildes umgedeutet.<br />

Während die Florentiner Venus auf dem rechten Bein steht und sich mit ihrem angewinkelten<br />

linken nur leicht seitlich abstützt, hat die Badende von Schadow ihr Körpergewicht auf<br />

das linke Bein verlagert, ihr rechtes, das sie vorstreckt, um mit tastendem Fuß die Temperatur<br />

des angedeuteten Gewässers zu prüfen, entlastend. Von der kompositorischen Strenge<br />

der Figur Giambolognas ist bei der Schadows allerdings nichts mehr zu spüren. Seine Figur<br />

bleibt dem Sentiment des französischen 18. Jahrhunderts verpflichtet. Es ist anzunehmen, daß<br />

Tassaert hinsichtlich der Vorbilder – etwa durch Zeichnungen oder Stiche, die Schadow in der<br />

Sammlung des Tassaertschen Hauses gesehen haben konnte – vermittelnd gewirkt hat. 26<br />

Kaum mehr als das Sujet hat die Badende Schadows jedoch mit der seines Meisters<br />

gemeinsam. Schon die kräftigen Proportionen ihres Körpers unterscheiden sie von der<br />

schlankgliedrigen Figur Tassaerts. Es ist denkbar, daß Schadow, der schon früh von den<br />

ästhetischen Anschauungen seines Lehrers abrückte, sich hier bewußt gegen das von diesem<br />

bevorzugte Körperideal wandte. Ein Gegenentwurf zur »Vénus allant au bain« war sie aber<br />

sicher nicht, denn die Skulptur Tassaerts dürfte Schadow, als er an seiner Badenden arbeitete,<br />

nicht gekannt haben, da jene sich noch in Potsdam in ihrer Kiste befand.


Anhang<br />

Briefdokumente zur »Vénus allant au bain« von Jean Pierre Antoine Tassaert.<br />

Venus in der Kiste 51<br />

I. Brief von Jean Pierre Antoine Tassaert an Friedrich Anton von Heinitz vom 7. März 1787<br />

(GStAPK, I. HA, Rep. 76 [alt] III, Nr. 221, fol. 31r)<br />

»Votre Excellence,<br />

J’eus l’honneur de communiquer, à Votre Excellence, qu’avant d’être au Service de Sa Majesté, défunte<br />

de glorieuse mémoire; j’envoyai de Paris une petite Statue de marbre représentant: une Venus allant au<br />

bain; un de mes meilleurs ouvrages. Depuis son arivée à Potsdam Sa Majesté n’a jamais permise qu’on la<br />

fisse sortir de sa caisse; ainsi elle est telle qu’elle a été emballée à Paris; La derniere fois que je la vis je<br />

la trouvai pleine de malpropretés et de taches, ce qui n’est pas fort étonnant depuis quatorze ans qu’elle<br />

reste toujours enfermée et à l’abbandon. Si Votre Excellence vouloit avoir la bonté de faire la demande<br />

à Sa Majesté si Elle voudroit me permettre de l’envoyer chercher et de la <strong>net</strong>toyer. Je la ferai après<br />

remettre à son commandement soit à Potsdam ou ici au chateau ou dans tel endroit qu’Elle auroit la<br />

bonté de me faire indiquer. Je profiterois seulement de l’occasion de l’exposer avec Sa permission au<br />

salon prochain.<br />

J’ai l’honneur d’être, de Votre Excellence, Le très-humble et très-obeissant Serviteur. Tassaert«<br />

II. Brief (Entwurf) von Friedrich Anton von Heinitz an Friedrich Wilhelm II. vom 10. März 1787<br />

(GStAPK, I. HA, Rep. 76 [alt] III, Nr. 221, fol. 32r-v)<br />

»Der Rector der Academie der Künste Tassaert hat, von Paris aus, eine kleine marmorne Statue, welche<br />

die Venus zum Bade gehend, vorstellet, an des Hochseel. Königes Majestät, nach Potsdam geschickt,<br />

welche seit 14 Jahren nicht ausgepackt worden.<br />

Er hält diese Statue, für eins seiner besten Werke, und wünscht daher um so mehr, selbige heraus<br />

nehmen und reinigen zu dürfen, da er an derselben, als er sie zum letztenmahl gesehen, verschiedene<br />

Flecken und Unreinigkeiten bemerkt hat.<br />

Nachdem sie von ihm gereiniget worden, wünscht er sie bey der nächst bevorstehenden öffentlichen<br />

Kunst Ausstellung mit exponiren zu dürfen, und denn wird es von S.K.M. höchsten Befehl abhangen, ob<br />

sie hier oder zu Potsdam in S.K.M. Zimmern aufgestellet werden soll.<br />

Ich erbitte mir also für den Tassart die gnädigste Erlaubnis, daß er diese Statue von Potsdam zu der<br />

vorbemerkten Absicht abholen, und selbige bey der diesjahrigen öfentlichen Kunst Ausstellung, mit<br />

ausstellen darf, und erwarte Höchst dero gnädigsten Befehl, an welchem Orte sie nach der Ausstellung<br />

aufbewahrt werden soll?«<br />

III. Ordre (Abschrift) von Friedrich Wilhelm II. an Friedrich Anton von Heinitz vom 12. März 1787<br />

(GStAPK, I. HA, Rep. 76 [alt] III, Nr. 221, fol. 33r)<br />

»Mein lieber Etats-Ministre Frh. von Heinitz. Die in Eurem Berichte vom 10.ten dieses erwehnte Statue<br />

des Tassaert, welche die Venus zum Bade gehend vorstellet, kann von Potsdam abgeholet werden, und<br />

alsdenn soll dieselbe hier bleiben. Ihr kön<strong>net</strong> das deßhalb weiter erforderliche nur veranstalten und Ich<br />

bin Euer wohl affectionirter König.«


52 Rita Hofereiter<br />

IV. Brief von Jean Pierre Antoine Tassaert an Friedrich Anton von Heinitz vom 14. März 1787<br />

(GStAPK, I. HA, Rep. 76 [alt] III, Nr. 221, fol. 34r)<br />

»Votre Excellence,<br />

Je suis fort sensible à la lettre gracieuse de Sa Majesté que vous avez eu la bonté de me communiquer.<br />

J’ai l’honneur de vous la renvoyer ci-joint. Je vous prie d’agréer mes remercimens. Je compte envoyer<br />

chercher la petite figure sur la fin de cette semaine.<br />

J’ai l’honneur d’être, de Votre Excellence, Le très humble et très-obeissant Serviteur Tassaert«<br />

Anmerkungen<br />

1 Der vorliegende Aufsatz basiert auf einer umfangreicheren Arbeit zu Leben und Werk Tassaerts<br />

(Rita Hofereiter: Der Bildhauer Jean Pierre Antoine Tassaert [1727–1788]. Studien zum Berliner<br />

Werk, Magisterarbeit an der Freien Universität Berlin 1996, hier S. 26–31, 85). Zur angedeuteten<br />

künstlerischen Entwicklung Tassaerts vor 1775 ebenda, S. 1–19, 58–60, 62–68, 85–87, 91–93. –<br />

Zu Arbeiten Tassaerts für den Pavillon du Roi außerdem Vincent Droguet: Antoine-Mathieu Le Carpentier,<br />

un architecte en sympathie avec les sculpteurs, in: Augustin Pajou et ses contemporains,<br />

Actes du colloque, musée du Louvre, <strong>1997</strong>, hrsg. v. Guilhem Scherf, Paris 1999, S. 191–222. Rita<br />

Hofereiter: »C’est pour le roi«. Etienne-Michel Bouret: bâtisseur du Pavillon du Roi, in: L’Art et les<br />

normes sociales au XVIIIe siècle, hrsg. v. Thomas W. Gaehtgens u. a., Paris 2001, S. 101–124. –<br />

Zu den Gruppen für Terray auch Colin B. Bailey: Mécenat privé? Mécénat public? L’abbé Terray,<br />

collectioneur de sculptures contemporaines, in: Clodion et la sculpture française de la fin du XVIIIe<br />

siècle, Actes du colloque, musée du Louvre, 1992, hrsg. v. Guilhem Scherf, Paris 1993, S. 191–222.<br />

Ders.: The abbé Terray: an enlightened patron of modern sculpture, in: Burlington Magazine, 135,<br />

Februar 1993, S. 121–132. Hervé Grandsart: La Pyrrha de Tassaert retrouvée, in: Revue de l’Art,<br />

Nr. 115, 1, <strong>1997</strong>, S. 66–68.<br />

2 Der Brief Friedrichs II. an d’Alembert vom 15. November 1774 ist zitiert in: Paul Seidel: Das Bildhaueratelier<br />

Friedrichs des Großen und seine Inhaber, in: Jahrbuch der Preußischen Kunstsammlungen,<br />

14, 1893, S. 119. – Der von Friedrich II. am 1. Januar 1775 signierte Anstellungsvertrag<br />

Tassaerts ist abgedruckt ebenda, S. 120 (zitiert nach: Johann David Erdmann Preuss: Urkundenbuch<br />

zu der Lebensgeschichte Friedrichs des Großen, Bd. 3, Berlin 1833, S. 122–123, Nr. 1). – Der<br />

königliche Schenkungsbrief für das Haus mit Atelier, das Friedrich II. an dem »Auf der Contrescarpe«<br />

genannten Platz an der Königsbrücke in Berlin (heute Bereich Alexanderplatz) schließlich<br />

tatsächlich für Tassaert errichten ließ, datiert vom 11. April 1781. Das Haus verblieb nach dem<br />

Tod Tassaerts zunächst im Besitz der Familie. Am 28. Februar 1791 wurde es von der Witwe des<br />

Bildhauers an das Königliche Oberhofbauamt verkauft.<br />

3 Saint-Paterne: Venus accroupie. Figure en marbre blanc de 12 pouces de haut, de J. P. A. Tassaert,<br />

in: Ders.: Tablettes d’un amateur des arts, Berlin 1803, o. S.<br />

4 Ebenda.<br />

5 Seidel, 1893 (s. Anm. 2), S. 124.<br />

6 Inventare des Marmorpalais: <strong>SPSG</strong>, Plankammer, Inventarslg. Nr. 377 (um 1790), fol. 7 (im<br />

Boisierten Schreibkabi<strong>net</strong>t »Ein aus dem Bade kommendes Mädchen aus Carrara Marmor moderne<br />

Arbeit von Tassar [!] 3 ½ füßige Proportion, stehet auf einem marmornen Postament.« Die Höhe<br />

ist, wie spätere Maße zeigen, zu knapp bemessen). – Ebenda, Nr. 378 (von 1799), fol. 7. –<br />

Ebenda, Nr. 379 (von 1812), fol. 6. – Ebenda, Nr. 798 (von 1882), fol. 41 (H. 128 cm, davon die


Venus in der Kiste 53<br />

Plinthe 9 cm). – Ebenda, Nr. 821 (von 1938), fol. 62 (H. 130 cm). – Die Figur ist im Generalkatalog<br />

der Skulpturen verzeich<strong>net</strong>: <strong>SPSG</strong>, GK III 1249 (H. 130 cm, Dm. der Plinthe 40 cm). – Paul Seidel:<br />

Les collections d’oeuvres d’art françaises du XVIIIe siècle appartenant à Sa Majesté l’empereur<br />

d’Allemagne, roi de Prusse, Berlin/Leipzig 1900, S. 178, Nr. 210 (H. 132 cm, sign. auf dem Baumstamm<br />

»TASSAERT«). – Hermann Schmitz: Das Marmorpalais bei Potsdam und das Schlößchen<br />

auf der Pfaueninsel, Berlin [1921], Taf. 13 (Raumaufnahme). – Louis Réau: Un sculpteur flamand<br />

francisé du XVIIIe siècle: Tassaert (1727–1788), in: Revue belge d’archéologie et d’histoire de l’art, 4,<br />

1934, S. 291, 304, Abb. nach S. 304. – Carl F. Foerster: Jean Pierre Antoine Tassaert, in: Allgemeines<br />

Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart, begründet von Ulrich Thieme<br />

und Felix Becker, Bd. 32, Leipzig 1938, S. 455–456. – Thomas Besing: Studien zu Jean Pierre Antoine<br />

Tassaert (1727–1788). Bildhauer Friedrichs des Großen, Diss. München 1996, S. 174–177, Nr. 33.<br />

7 Saint-Paterne, 1803 (s. Anm. 3), o. S.<br />

8 GStAPK, I. HA, Rep. 76 (alt) III, Nr. 221, fol. 31r, Brief von Tassaert an Heinitz vom 7. März 1787<br />

(s. Anhang Nr. I und Anm. 10).<br />

9 Mit dem mangelnden Interesse Friedrichs II. an Skulpturen seines Hofbildhauers, die nicht in<br />

königlichem Auftrag entstanden waren, sah sich Tassaert schon zu Beginn seiner Tätigkeit in Berlin<br />

konfrontiert. Vergeblich hatte er am 31. Juli 1776 versucht, Friedrich II. für eine Besichtigung der<br />

inzwischen fast vollendeten lebensgroßen Gruppen »Pyrrha qui repeuple le monde« und »Sacrifice<br />

des flèches de l’Amour sur l’autel de l’Amitié« zu gewinnen. Anerkennung fanden diese Werke<br />

hingegen beim Bruder des Königs, Prinz Heinrich, der kleinere Marmorkopien für sein Berliner<br />

Palais bei Tassaert bestellte. – Der die Gruppen betreffende Briefwechsel zwischen Tassaert<br />

und Friedrich II.: GStAPK, I. HA, Rep. 96, Nr. 434 B, fol. 70r–75r, zitiert in: Hofereiter, 1996<br />

(s. Anm. 1), S. 86–87. – Zu Werken Tassaerts im ehemaligen Palais des Prinzen Heinrich dies.: Der<br />

Berliner Hofbildhauer Tassaert. Neue Quellen zu einigen allegorisch-mythologischen Werken, in:<br />

Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums, Nürnberg 1996, S. 165–174.<br />

10 GStAPK, I. HA, Rep. 76 (alt) III, Nr. 221, fol. 32r-v, Brief (Entwurf) von Heinitz an Friedrich Wilhelm<br />

II. vom 10. März 1787. – Ebenda, fol. 33r Antwortschreiben des Königs an Heinitz vom 12. März<br />

1787. – Ebenda, fol. 34r Dankesbrief Tassaerts an Heinitz vom 14. März 1787 (s. Anhang Nrn. II–IV).<br />

11 Die Kataloge der Berliner Akademie-Austellungen, hrsg. von Helmut Börsch-Supan, Bd. 1, Berlin<br />

1971, Ausstellung 1787, Nr. 365.<br />

12 Briefe Daniel Chodowieckis an Anton Graff, hrsg. von Charlotte Steinbrucker, Berlin 1921, Brief<br />

vom 25. Juni 1787 (Nr. 38), S. 52–53.<br />

13 Laut Versammlungsprotokoll der Königlichen Akademie der Künste vom 26. Januar 1788 war<br />

den drei Rektoren Chodowiecki, Johann Wilhelm Meil d. J. (1733–1805) und Johann Gottlieb<br />

Puhlmann (1751–1826) – Puhlmann hatte in dieser Sitzung die Rektorenstelle des am 21. Januar<br />

verstorbenen Tassaert erhalten – aufgetragen worden, wegen verschiedener Verabredungen zur<br />

weiteren Nutzung des Ateliers bzw. Hauses und der Aufnahme des genannten Inventares die<br />

Witwe Tassaerts aufzusuchen. Vermutlich besaß Seidel von diesem Inventar Kenntnis, denn er<br />

erwähnt in dem Tassaert gewidmeten Abschnitt seines Aufsatzes zum Bildhaueratelier Friedrichs<br />

des Großen, daß die Figur erst nach dem Tode des Bildhauers zur Ablieferung kam und zieht<br />

daraus den irrtümlichen, von der Forschung tradierten Schluß, daß sie im Auftrag von Friedrich<br />

Wilhelm II. angefertigt worden sei (Seidel, 1893 [s. Anm. 2], S. 124).<br />

14 Bei der Aufstellung der Figur, die die von Schmitz publizierte Raumaufnahme des Boisierten<br />

Kabi<strong>net</strong>ts im Marmorpalais überliefert, ist diese Seite den Blicken des Betrachters entzogen<br />

(Schmitz, [1921] [s. Anm. 6], Taf. 13).


54 Rita Hofereiter<br />

15 Saint-Paterne, 1803 (s. Anm. 3), o. S.: »l’artiste […] lui envoya une figure qu’il venoit d’<br />

achever«. – Zum Brief Tassaerts an Heinitz vom 7. März 1787 s. Anhang Nr. I und Anm. 8.<br />

16 Comte Jean Nicolas Dufort de Cheverny (1731–1802) berichtet in seinen Memoiren, Bouret habe<br />

in seinem Salon eine Marmorskulptur seiner »sultane favorite«, Madame de Préaudeau, in Gestalt<br />

einer »Vénus sortant des eaux« besessen (Dufort de Cheverny: Mémoires, hrsg. von Jean-Pierre<br />

Guicciardi, Paris 1990, S. 374. – Madame de Préaudeau war zunächst mit einem Neffen Bourets,<br />

Claude-Jean-Baptiste de Préaudeau, verheiratet und nach dessen Tod mit einem der Brüder des<br />

Generalsteuerpächters, Augustin Bouret de Villaumont). Réau, der eine Autorschaft Tassaerts für<br />

diese Skulptur in Betracht zieht, meint, der Bildhauer hätte sich später in seiner »Baigneuse« im<br />

Potsdamer Marmorpalais an sie erinnern können (Réau, 1934 [s. Anm. 6], S. 291). Pons hingegen<br />

bringt das von Cheverny erwähnte Werk in Zusammenhang mit einer 1789 im Inventar des<br />

Hôtels von Bourets Schwiegersohn Philippe Charles Legendre de Villemorien erwähnten »groupe<br />

en marbre dans une coquille représentant Mme de Villemorien [Bourets Tochter Marie-Antoi<strong>net</strong>te,<br />

d. V.]: Vénus et deux amours« (Bruno Pons: Hôtels Legendre de Villemorien et Hôtel de Vergès<br />

puis de Saxe, in: Rue du Faubourg-Saint-Honoré, hrsg. von Béatrice de Andia, Paris 1994, S. 177).<br />

Tatsächlich läßt der Eintrag im Inventar an Tassaerts »Vénus sur une coquille« denken, eine schon<br />

zu Lebzeiten des Bildhauers in mehreren Sammlungen – darunter die von Bouret und von Terray<br />

– nachweisbare Marmorgruppe (Piganiol de la Force: Description historique de la ville de Paris<br />

et de ses environs, Bd. 9, Paris 1765, S. 190 [in Bourets Pavillon du Roi]. – Auktionskat. Terray<br />

[1778], 20. Januar 1779, Nr. 31. – Affiches, annonces et avis divers, 11. März 1781, S. 575–576.<br />

– Auktionskat. Tolozan, 23. Februar 1801, Nr. 191). Ein Modell Tassaerts für eine solche Gruppe<br />

(Venus auf der Muschel, begleitet von zwei Kinderfiguren, Delphinen und Tauben) ist bereits<br />

vor 1761 bezeugt. Für eine in der National Gallery of Art in Washington aufbewahrte, anonyme<br />

Marmorgruppe, deren Komposition den Beschreibungen in den genannten Auktionskatalogen bis<br />

auf einige Details entspricht, hat Guilhem Scherf eine Zuschreibung an Tassaert in Erwägung<br />

gezogen (Pons, 1994 [in dieser Anm.], S. 181, Anm. 10. – Vgl. National Gallery of Art, Washington,<br />

Sculpture. An illustrated Catalogue, Washington 1994, S. 82 »Venus of the Doves«, Abb.). Eine<br />

ähnlich komponierte Marmorgruppe befand sich ehemals in Berlin, Schloß Monbijou (vgl. Seidel,<br />

1900 [S. Anm. 6], S. 174, Nr. 197 »Vénus assise dans une coquille«, Abb. [Zeichnung] S. 173).<br />

Letzterer steht eine 1968 in Paris, Palais Galliera, unter dem Titel »Le char de Vénus« versteigerte<br />

Marmorgruppe sehr nahe (Auktionskat. Palais Galliera, Paris, 21. März 1968, Nr. 38, sign. J. B.,<br />

dat. 1776, Abb.).<br />

17 Maurice-Etienne Falco<strong>net</strong>, Baigneuse, Marmor, Salon 1757, H. 82 cm, Paris, Musée du Louvre<br />

(vgl. George Levitine: The Sculpture of Falco<strong>net</strong>, New York 1972, Abbn. 20–22). – Zu den<br />

Kopien Tassaerts: Auktionskat. Le Carpentier, 14. März 1774, Nr. 68: »Une figure en marbre blanc,<br />

30 pouces [ca. 81 cm] représentant une baigneuse: copie de M. Tassart [!] d’après Falco<strong>net</strong>«.<br />

Auktionskat. Terray [1778], 20. Januar 1779, Nr. 32 (Marmor): »La Baigneuse, d’après M. Falco<strong>net</strong>:<br />

elle est nue, debout, & avance un pied, comme pour entrer dans l’eau; d’une main elle tient une<br />

légere draperie, & a l’autre appuyée sur un tronc d’arbre. H. 2 pieds 8 pouces [ca. 86,5 cm]. Le<br />

doigt du pied a été raccommodé.« Trotz der abweichenden Höhenangabe könnte die letztgenannte<br />

Kopie mit jener aus der Sammlung von Antoine-Mathieu Le Carpentier (1709–1773), dem sowohl<br />

für Bouret als auch für Terray tätigen Architekten, identisch sein.<br />

18 Louis-Claude Vassé, Nymphe de Dampierre, Marmor, sign. und dat. 1763 (Modell im Salon 1761),<br />

H. 170 cm, New York, Metropolitan Museum of Art (François Souchal: A Statue by L.-C. Vassé: The<br />

Nymph of Dampierre, in: Apollo, November 1977, S. 406–410).


Venus in der Kiste 55<br />

19 Antoine Watteau, Jugement de Pâris, Öl auf Holz, Paris, Musée du Louvre (vgl. Watteau<br />

1684–1721, Ausstellung, Washington, National Gallery of Art, 1984; Paris, Réunion des musées<br />

nationaux, 1984–1985; Berlin, Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten und SMBPK, 1985,<br />

Paris 1984, S. 417, Nr. 64, Abb.). – Ders., Toilette, Öl auf Leinwand, wohl 1716–17, London,<br />

Wallace Collection (vgl. ebenda, S. 335, Abb. 5). – François Boucher, Femme nue, vue de face,<br />

Pierre d’Italie auf Papier, Privatslg. (vgl. Alexandre Ananoff: L’oeuvre dessinée de François Boucher<br />

[1703–1770], Catalogue raisonné, Bd. 1, Paris 1966, S. 130, Nr. 455, Abb. 85). – Beispiele finden<br />

sich auch in Barock, Renaissance und Antike (Venus Kallipygos, Marmor, H. 152 cm, Neapel,<br />

Museo Nazionale. – Hinsichtlich der Haltung auch Venus coelestis, Marmor, H. 144 cm, Florenz,<br />

Uffizien [vgl. Francis Haskell und Nicholas Penny: Taste and the Antique, Yale/New Haven/<br />

London 1988, S. 317, Abb. 168 und S. 320, Abb. 170]).<br />

20 Die bislang unter der Bezeichnung »Flore« oder »Flore-Baigneuse« bekannte und als Schöpfung<br />

Falco<strong>net</strong>s geltende Komposition der in mehreren Exemplaren erhaltenen Statuette – eine zu<br />

ebener Erde sitzende, nackte weibliche Figur mit leicht nach vorn geneigtem Oberkörper und<br />

in Knöchelhöhe überkreuzten Beinen, der Rosen und Köcher beigegeben sind – konnte Hawley<br />

anhand der Illustrationen von Gabriel Jacques de Saint-Aubin (1724–1780) im Salon-Livret von 1769<br />

und in den Auktionskatalogen der Sammlungen D[u Barry], 21. November 1774 (zu Nr. 156) und<br />

P[eters], 9. März 1779 (zu Nr. 642) bzw. weiterer Erwähnungen in Pariser Auktionskatalogen des<br />

18. Jahrhunderts überzeugend Tassaert zuweisen (Henry Hawley: Tassaert’s »Vénus«, not Falco<strong>net</strong>’s<br />

»Flora« in: La scultura – studi in onore di Andrew S. Ciechanowiecki, Turin 1995 [Antologia di belli<br />

arti – Nuova serie 48–51 (1994)], S. 100–106). Die Zuweisung Hawleys findet Bestätigung durch<br />

den hier schon mehrfach zitierten Aufsatz von Saint-Paterne zur »Vénus accroupie« Tassaerts.<br />

Der Stich, den Saint-Paterne seiner Abhandlung beifügt, zeigt, daß es sich bei dem von ihm<br />

vorgestellten Werk des Bildhauers um eben jene bekannte Komposition handelt. Im Text heißt es<br />

dazu: »Ce qui donna un grand éclat à sa réputation fut une petite Venus accroupie qu’il composa<br />

pour Mr. le comte de Strogonow [!]. Cette petite figure eut un tel succès qu’elle ne fut bientôt<br />

connue que sous le nom de la petite Tassaert. L’artiste fatigué de la reproduire, en cassa le moule.«<br />

(Saint-Paterne, 1803 [s. Anm. 3], o. S.). Vorbild für die Illustration war ein damals im »magasin<br />

d’objets d’arts de la librairie du roi à Berlin« befindliches Exemplar der Statuette. – Ein weiteres<br />

Exemplar wird 1786 von Nikolai im Konzertzimmer der Wohnung des Kronprinzen von Preußen<br />

im ehemaligen Berliner Schloß erwähnt (Friedrich Nicolai: Beschreibung der königlichen Residenzstädte<br />

Berlin und Potsdam, Bd. 3, Berlin 1786 [Reprint 1968], S. 874). Als der Kronprinz als König<br />

Friedrich Wilhelm II. 1789 die für ihn hergerichteten Königskammern im Schloß bezog, nahm er<br />

die Statuette offenbar mit, denn schon 1793, im ersten Inventar der Räume, ist ihr Vorhandensein<br />

im Konzertzimmer der königlichen Suite bezeugt (<strong>SPSG</strong>, Plankammer, Inventarslg. Nr. 44, fol. 36:<br />

»Eine sitzende Venus von Tassaert, von weißem Marmor 12 1/2 Zoll [ca. 32,5 cm] hoch, 11 Zoll<br />

[ca. 28,6 cm] breit.« [vgl. Johann Daniel Friedrich Rumpf: Beschreibung der aeussern und innern<br />

Merkwürdigkeiten der Königlichen Schlösser in Berlin, Charlottenburg, Schönhausen in und bey<br />

Potsdam, Berlin 1794, S. 44]. – Sie ist im Generalkatalog der Skulpturen verzeich<strong>net</strong>: <strong>SPSG</strong>, GK III<br />

1186 [H. 31 cm]). Die Statuette gelangte später in den Kleinen Salon der Mecklenburgischen<br />

Kammern im Berliner Schloß, wo sie eine im Nachlaß von Geyer erhaltene, um 1913 entstandene<br />

Raumaufnahme zeigt (Albert Geyer: Geschichte des Schlosses zu Berlin, bearb. v. Sepp Gustav<br />

Gröschel, Bd. 2: Vom Königsschloß zum Schloß des Kaisers [1698–1918], Text- und Bildband, Berlin<br />

1992, S. 172, Abb. 271). Foerster vermerkt die Abgabe des Werkes an das vormalige Preußische<br />

Königshaus (Foerster, 1938 [S. Anm. 6], S. 455). – Auch im ehemaligen Sammlungsbestand der


56 Rita Hofereiter<br />

Berliner Kunstakademie fand sich eine Gipsfigur, deren Bezeichnung – »die sitzende Nymphe, von<br />

Tassaert« – ein weiteres Exemplar der Tassaertschen »Vénus assise« vermuten läßt (Berlin, GStAPK,<br />

I. HA, Rep. 76 [alt] III, Nr. 320, o. fol.: im nach 1786 angelegten »Inventarium sämtlicher Sachen,<br />

so sich in den Zimmern der Königl. Preuß. Academie der Künste und Mechanischen Wißenschaften<br />

zu Berlin, befinden […]«, Tit. IV, II. [Gipsfiguren im Besitz der Le Sueurschen Erben], Nr. 45). –<br />

In jüngerer Zeit nachgewiesene Exemplare der »Vénus assise«: Sankt Petersburg, Staatl. Ermitage<br />

(Marmor, H. 32 cm; vgl. Hawley, 1995 [in dieser Anm.], S. 101, Abb. 1). – Baltimore, Walters Art<br />

Gallery (Marmor, H. ca. 30 cm; vgl. ebenda, S. 105, Abb. 6). – Paris, Musée Cognacq-Jay (Marmor,<br />

H. ca. 29,5 cm; vgl. Levitine, 1972 [S. Anm. 17], Abbn. 63, 64). – London, 1989 bei Anthony Roth<br />

(Marmor, sign. von Gilles-Lambert Godecharle [1750–1835]; vgl. Hawley, 1995 [in dieser Anm.],<br />

S. 104, Abb. 5). – New York, 1994 bei Christie’s (Marmor, H. 33 cm; vgl. Auktionskat. Christie’s<br />

New York, 26–28. Oktober 1994, Slg. Alice Tully, S. 78, Nr. 141, Abb.). – Zu einem ehemals<br />

in Chicago, Slg. Potter Palmer befindlichen Marmorexemplar vgl. Louis Réau: Etienne-Maurice<br />

Falco<strong>net</strong>, Bd. 1, Paris 1922, Taf. XXIII. – Vgl. Hofereiter, 1996 (s. Anm. 1), S. 12–14, 66–67, 91–92.<br />

21 Jean Pierre Antoine Tassaert, »Amour prêt à saisir ses traits«, Marmor, H. 127 cm, H. des Sockels<br />

105 cm, vor 1769, Rueil-Malmaison, Château de Malmaison (Musée national du Louvre. Catalogue<br />

des sculptures du moyen âge, de la renaissance et des temps modernes, bearb. v. Paul Vitry, Bd. 2,<br />

Paris 1922, S. 57, Nr. 1314. – Réau, 1934 [s. Anm. 6], S. 294–295. – Françoise de Catheu: L’amour<br />

de Tassaert, in: Gazette des Beaux-Arts, 6. Folge, 29, März 1938, S. 185–187, S. 186, Abb. 1. –<br />

Bernard Chevallier: Malmaison. Château et domaine des origines à 1904, Paris 1989, S. 141–142,<br />

S. 426, Abb. 205). – Für die Datierung liefert die »A. TASSAERT. 1769« signierte und datierte<br />

Replik des Kopfes der Statue einen terminus ante quem (Marmor, H. 48 cm, Berlin, SMBPK,<br />

Skulpturenslg.; für den Hinweis auf die Büste danke ich Prof. Dr. Christian Theuerkauff, Berlin,<br />

SMBPK, Skulpturenslg.). – Eine im 19. Jh. gefertigte Kopie der Statue befindet sich in London,<br />

Wallace Collection (Wallace Collection Catalogues. Sculpture, bearb. v. J. G. Mann, London 1931<br />

[mit Supplement 1981], Nr. S 27, Taf. 7), entsprechende Teilkopien in Büstenform in Waddesdon<br />

Manor, James A. de Rothschild Collection (The James A. de Rothschild Collection at Waddesdon<br />

Manor. Sculpture, bearb. v. Terence Hodgkinson, London 1970, S. 72, Nr. 26, Abb. S. 73) und<br />

London, Victoria and Albert Museum (Victoria and Albert Museum, Catalogue of the Jones<br />

Collection, Teil 2, London 1924, S. 102, Nr. 401).<br />

22 Jean Pierre Antoine Tassaert: »La Peinture et la Sculpture«, Marmor, um 1775, H. 98,3 cm,<br />

Washington, National Gallery of Art, Samuel H. Kress Collection (vgl. Sculpture. An illustrated<br />

Catalogue, 1994 [s. Anm. 16], S. 224, Abb.) – Ders., »Le Sacrifice des flèches de l’Amour sur l’autel<br />

de l’Amitié«, Marmor, sign. und dat. 1776, H. 175 cm, Philadelphia, Philadelphia Museum of Art<br />

(vgl. Hofereiter, 1996 [s. Anm. 9], S. 167, Abb. 1).<br />

23 Verwiesen sei hier nur auf Tassaerts Gruppen »Pyrrha qui repeuple le monde«, Marmor, 1776<br />

(Gipsmodell im Salon 1773), H. 167, Ferrières, Schloßpark, und »Minerve qui élève les arts sur les<br />

ruines de l’antiquité«, Marmor, wohl 1774 vollendet, H. 113 cm, Sankt Petersburg, Staatl. Ermitage,<br />

wobei letztere allerdings – der Überlieferung nach – in ihrer Anlage älter ist (vgl. Grandsart,<br />

<strong>1997</strong> [s. Anm. 1], S. 66, Abbn. 1, 2. – Réau, 1934 [s. Anm. 6], S. 293. – Zinaida Vladimirovna<br />

Zaretskaja und Nina Konstantinovna Kossareva: La sculpture de l’Europe occidentale à l’Eremitage,<br />

Leningrad 1970, Abbn. 104, 105. – Michael Levey: Painting and sculpture in France, 1700–1789,<br />

New Haven/London 1993, S. 151, Abb. 152).<br />

24 Johann Gottfried Schadow, Badendes Mädchen, Marmor, um 1783–1785, H. 98 cm, Düsseldorf,<br />

Kunstmuseum Düsseldorf im Ehrenhof (Johann Gottfried Schadow und die Kunst seiner Zeit, hrsg.


Venus in der Kiste 57<br />

v. Bernhard Maaz, Ausstellung, Düsseldorf, Kunsthalle Düsseldorf, 1994–1995; Nürnberg, Germanisches<br />

Nationalmuseum, 1995; Berlin, SMBPK, Nationalgalerie 1995, Köln 1994, S. 268–269, Nr.<br />

145, Abb.) – Gabriel-Christophe Allegrain, Baigneuse (Vénus au bain), Marmor, sign. u. dat. 1767,<br />

H. 175 cm, Paris, Musée du Louvre (Diderot et l’Art de Boucher à David. Les Salons: 1759–1781,<br />

hrsg. v. der Réunion des musées nationaux, Ausstellung, Paris, Hôtel de la Monnaie, 1984–1985,<br />

Paris 1984, S. 437–439, Nr. 125, Abb.).<br />

25 Giambologna, Venus in der Grotticella, Marmor, um 1570, H. 131 cm, Florenz, Giardino di Boboli,<br />

Grotta del Buontalenti (vgl. Charles Avery: Giambologna. The complete sculpture, Oxford, 1987,<br />

S. 105, Abbn. 99, 100, S. 219, Abb. 248).<br />

26 Vom Bestand der Tassaertschen Sammlung, die im Oktober 1790 in Berlin versteigert wurde,<br />

läßt sich vorerst nur ein vages Bild gewinnen. Chodowiecki erwähnt in den Ankündigungen<br />

der Auktion, für die er ein Verzeichnis der Kupferstiche und Zeichnungen angefertigt hatte, daß<br />

außer den darin aufgelisteten Blättern auch »Kupferstiche in Glas und Rahm, Original-Gemälde<br />

von verschiedenen Meistern, und Marmor-, Thon- und Gipsfiguren« versteigert würden (Vossische<br />

Zeitung, 25. September 1790). Nikolai vermerkt, daß Tassaert »nebst einer schönen Sammlung<br />

seiner eigenen Werke in Marmor und auch in Gipsabgüssen, viele gute Malereyen« besessen<br />

habe, darunter »ein kleines Deckenstück von la Fosse, Apollo und die Musen; und ein Stück<br />

von Guercino, zwey Propheten vorstellend, halbe Figuren über Lebensgröße«. Auch verweist<br />

er auf dessen »Sammlung sehr schöner niederländischer und französischer Kupferstiche und<br />

Handzeichnungen« (Nicolai, 1786 [s. Anm. 20], Bd. 2, S. 849). In dieser Sammlung, die zum<br />

Großteil wohl auch von Marie Edmée Moreau, seit 1758 Ehefrau Tassaerts, zusammengetragen<br />

worden ist, waren sicher Zeichnungen von Watteau, Boucher und auch Greuze sowie Kupferstiche<br />

von Demarteau nach Boucher und Stiche nach Rubens vorhanden (vgl. Gottfried Schadow.<br />

Aufsätze und Briefe, hrsg. von Julius Friedländer, Stuttgart 1890, S. 3. – Vgl. Auktionkat. Rudolph<br />

Lepke, Berlin, 30. Oktober 1917, Slg. Ludwig Knaus, Berlin, S. 27–28, Nr. 44–49, Taf. 34–36 [von<br />

den sechs aufgeführten Watteau-Zeichnungen mit dem rückseitigen Besitzervermerk »Tassaert«<br />

befinden sich Nr. 44 und 47 in Berlin, SMBPK, Kupferstichkabi<strong>net</strong>t und Nr. 49 in Rotterdam,<br />

Museum Boijmans van Beuningen]).<br />

Abbildungsnachweis: Abb. 1: Berlin, SBBPK. – Abbn. 2, 4: Potsdam, <strong>SPSG</strong>. – Abb. 3: New York,<br />

Metropolitan Museum of Art – Abb. 5: Archiv des Verfassers. – Abb. 6: Philadelphia, Philadelphia<br />

Museum of Art. – Abb. 7: Düsseldorf, Kunstmuseum Düsseldorf im Ehrenhof.


SASKIA HÜNEKE<br />

Friedrich der Große<br />

in der Bildhauerkunst<br />

des 18. und 19. Jahrhunderts<br />

Während es für die Bildnisse Friedrichs II. (1712–1786) in der Malerei, in<br />

der Graphik und in der Münzen- und Medaillenkunst Überblicksdarstellungen gibt, in die<br />

auch Bildwerke einbezogen wurden, steht eine spezielle Untersuchung zum Porträt Friedrichs<br />

II. in der Bildhauerkunst noch aus. Mit dem vorliegenden Beitrag soll ein Anfang<br />

gemacht werden, der die in der Skulpturensammlung der Stiftung Preußische Schlösser und<br />

Gärten Berlin-Brandenburg erhaltenen Werke umfaßt und sie im Kontext mit heute verschollenen<br />

oder in anderem Besitz befindlichen Bildnissen erörtert. Den Anlaß für die Beschäftigung<br />

mit dem Thema boten die Neuerwerbungen der letzten Jahre, zu denen vier qualitätvolle<br />

Darstellungen Friedrichs II. gehören: das Marmorrelief Johann Christoph Wohlers d. Ä.<br />

von 1784, die Biskuitbüste der Königlichen Porzellan-Manufaktur nach dem Modell Friedrich<br />

Elias Meyers von 1777, das um 1823 postum entstandene Bronzerelief Johann Gottfried<br />

Schadows und die etwa aus derselben Zeit stammende Bronzereduktion nach dessen Stettiner<br />

Denkmal von 1792. Die bildhauerischen Werke stehen einer enormen Materialfülle in<br />

Malerei und Graphik gegenüber und gleichzeitig dazu in enger Wechselbeziehung, so daß<br />

ihre Einordnung in die Entwicklung des Friedrichporträts nur im Zusammenhang erfolgen<br />

kann.<br />

Die naheliegende Frage nach der Authentizität der Bildnisse durchzieht die gesamte Kunstgeschichtsschreibung<br />

zu den Porträts Friedrichs des Großen. Bezeichnenderweise beginnt<br />

die Reihe der zusammenfassenden Darstellungen über das Äußere Friedrichs des Großen mit<br />

einer Sammlung schriftlicher Quellen von Reinhold Koser im ersten Hohenzollern-Jahrbuch<br />

von 1897. 1 Sie wird von Paul Seidel, dem Herausgeber, mit den Worten eingeführt: »Die<br />

eingehenden litterarischen Schilderungen seiner Zeitgenossen […] setzen uns heute allein<br />

in den Stand, ein klares, ungetrübtes Urteil darüber zu gewinnen, wie Friedrich der Große<br />

in Wirklichkeit ausgesehen hat, während die uns erhaltenen Bildnisse zum größten Teil entweder<br />

nur elegante Paradebilder geben, wo wir den kommenden Mann oder den genialen<br />

Feldherrn der drei Schlesischen Kriege zu sehen wünschen, oder in künstlerischer Bezie-


60 Saskia Hüneke<br />

Abb. 1 Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff: Profilbildnis<br />

des Kronprinzen Friedrich, 1734, Öl auf<br />

Leinwand, 58,5 × 48,5 cm<br />

<strong>SPSG</strong>, GK I 1203<br />

hung oft geradezu zu Karikaturen herabsinken, die wohl als Zeichen der außerordentlichen<br />

Popularität des Alten Fritz, nicht aber als historische Quellen angesehen werden können.« 2<br />

Darin und auch in dem nachfolgenden Text von Paul Seidel, in dem er besonders den frühen<br />

Bildnissen vor 1740 eine besondere Bedeutung zumißt und die eigentliche Herausbildung<br />

des Friedrichbildes erst nach dessen Tod durch Johann Gottfried Schadow, Christian Daniel<br />

Rauch und Adolf Menzel ansetzt, wird der durch zahlreiche Überlieferungen transportierte<br />

Unwille Friedrichs gegen das Modellsitzen zum Gradmesser der Naturtreue. 3<br />

Vor allem die älteren Abhandlungen, etwa die Texte von Jean Lulvés über die Entstehung<br />

des Friedrichporträts von Johann Georg Ziesenis in Hannover, sind deshalb zunächst direkt<br />

auf die Untersuchung der Entstehungsumstände der Porträts fixiert, um eine möglichst große<br />

Authentizität nachzuweisen. 4 Gustav Berthold Volz stellt in seinem 1926 erschienenen, in<br />

das Thema hineinführenden Band Friedrich der Große im Bilde seiner Zeit die wichtigsten<br />

Porträts zusammen, untersucht die Frage, wieweit sie auf dem Studium der Züge des Königs<br />

beruhen und untersetzt dies mit zahlreichen Zeitzeugnissen. 5 Er folgt in der besonderen<br />

Wertung der zwischen 1730 und 1740 entstandenen Bildnisse von Antoine Pesne und Georg


Friedrich der Große in der Bildhauerkunst des 18. und 19. Jahrhunderts 61<br />

Wenzeslaus von Knobelsdorff den Ausführungen Paul Seidels und übernimmt auch dessen<br />

Annahme, das Porträt von Pesne von 1739 sei das letzte, für das Friedrich Modell gesessen<br />

habe. 6 Er sieht mit dem Tod von Pesne 1757 und mit der 1758 entstandenen Zeichnung<br />

Daniel Chodowieckis »Der König zu Pferde« die Zeit für eine Abkehr vom idealisierenden<br />

Herrscherporträt gegeben und bespricht als herausragende Werke dieser Epoche die Gemälde<br />

von Johann Georg Ziesenis (1763), Johann Christian Heinrich Franke (1763/1764) und Anton<br />

Graff (1781).<br />

Auch Arnold Hildebrand stellt in seinem 1940 erschienenen grundlegenden Überblick<br />

eine ausführliche Zusammenstellung schriftlicher Zeugnisse Friedrichs II. und seiner Zeitgenossen<br />

der Untersuchung der Bildnisse voran und unterstreicht damit das immer wieder<br />

geschilderte Unvermögen der Kunst, den lebendigen Ausdruck des königlichen Gesichtes<br />

einzufangen. Er nimmt ebenfalls die Weigerung, Modell zu sitzen, als Ursache dafür an. 7<br />

Auch Edwin von Campe mißt in seiner Untersuchung zum Porträt Friedrichs in der Graphik<br />

dieser Tatsache eine grundlegende Bedeutung bei. 8<br />

In viel größerem Umfang, als es die begrenzte Sicht auf die Frage des Modellsitzens zuläßt,<br />

wird schon aufgrund der vorliegenden Untersuchungen klar, daß die meisten Künstler, die<br />

wesentliche Porträts Friedrichs II. schufen, trotz seiner Ablehnung Gelegenheit hatten, das<br />

Gesicht des Königs im Gespräch oder bei öffentlichen Auftritten zu studieren. An den wichtigen<br />

Porträts Friedrichs II. – die große Zahl nachahmender und wenig individueller Staatsbildnisse<br />

seien hier ausgespart – läßt sich persönlicher, individueller Wandel genauso ablesen<br />

wie die sich im Laufe des 18. Jahrhunderts verändernden Ansprüche an das Herrscherporträt.<br />

So sind die frühen Bildnisse von Pesne eher vom Anspruch des barocken Herrscher- oder<br />

Feldherrenbildes geprägt. 9 In herausragender Weise gelingt es Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff<br />

in seinem Profilbildnis von 1734 (Abb. 1), diesen Anspruch mit individuellen Zügen<br />

zu verbinden. Sein Porträt erfährt deshalb im Laufe des 18. Jahrhunderts besondere Wertschätzung.<br />

Sie zeigt sich zum Beispiel an der Forderung Friedrich Wilhelms II. in der ersten<br />

Diskussion über ein Standbild für Friedrich II. von 1791, genau dieses zur Grundlage zu<br />

nehmen. 10 Vor allem nach dem Siebenjährigen Krieg wandeln sich sowohl die Persönlichkeit<br />

des Königs als auch die Porträtauffassung, die nunmehr die Wiedergabe individueller Mängel<br />

oder die Wirkung erlebter Belastungen zuläßt. 11 Parallel dazu erfolgt im Zusammenhang<br />

mit einer äußerst intensiven Legendenbildung – vor allem um die militärischen Erfolge des<br />

Königs – die Herausbildung eines Alterstypus, der in Malerei und Bildhauerei gleichermaßen<br />

beobachtet werden kann. Neben der Zeichnung Daniel Chodowieckis vom König zu Pferde<br />

von 1758 und vor allem deren Weiterentwicklungen von 1773 beziehungsweise 1777, 12 tragen<br />

auch das ab 1763/1764 in mehreren Varianten ausgeführte Bildnis des Königs von Johann<br />

Heinrich Christian Franke und das Porträt Anton Graffs von 1781 zu dessen Entstehung<br />

bei. Durch die Überzeichnung der scharfen Nasenfalten, der geraden Linie von Stirn und<br />

Nasenrücken, des schmalen Mundes und der hervortretenden Augen entsteht der Typus des<br />

Friedrichbildes, den Helmut Börsch-Supan treffend als »in seiner ausdrucksstarken Kargheit<br />

bis hin zur Dürftigkeit […] sehr preußisch« charakterisiert. 13


62 Saskia Hüneke<br />

Abb. 2 Unbekannter Künstler: Bildnisrelief<br />

Friedrichs II., um 1746, Marmor, 59 × 48 cm (oval)<br />

Neuruppin, Heimatmuseum, V-1808-K<br />

Frühes Glanzlicht in der Reihe der bildhauerischen Porträts Friedrichs II. ist ein Marmorrelief<br />

im Heimatmuseum Neuruppin, das Friedrich in jüngeren Jahren darstellt (Abb. 2). Mit großer<br />

Detailfreude sind die zum Zopf gebundene Haartracht, die mit einem Adler reich geschmückte<br />

Rüstung und das feingliedrige Gesicht herausgearbeitet. Das Relief übernimmt die von<br />

Knobelsdorff dargestellte gerade Profillinie von Stirn und Nase, die vor allem viele Münzbildnisse<br />

und die Altersbildnisse prägt. Der Vorleser Friedrichs, Henri de Catt, bestätigt die<br />

Beobachtung der Nasenlinie durch seine Beschreibung vom 1. Juni 1758: »Wenn man diesen<br />

Fürsten im Profil sieht, so hat man eine einzige gerade Linie.« 14 Im Vergleich zeigt der Wachsausguß<br />

aus der originalen Form der Totenmaske diese Linie nicht, so daß es sich wohl eher<br />

um ein aus dem Selbstverständnis des Königs hergeleitetes Ideal des antiken – griechischen<br />

– Profils handelt.<br />

Die Datierung des Reliefs in das vierte Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts folgte bisher der<br />

des Bildnisses von Knobelsdorff, von dem Volz vermutet hatte, daß es im Zusammenhang<br />

mit einer schweren Krankheit Friedrich Wilhelms I. im Winter 1734 und einem möglichen<br />

Thronwechsel entstanden sei. 15 Neuere Untersuchungen in Neuruppin zum Nachlaß von


Friedrich der Große in der Bildhauerkunst des 18. und 19. Jahrhunderts 63<br />

Heinrich Alexander Genz ergaben, daß dieser 1855 Bestände aus dem ehemaligen Kunstbesitz<br />

der Schwester Friedrichs, Wilhelmine von Bayreuth, darunter das prachtvolle Marmorrelief,<br />

erwarb und damit den im Auftrag des Kronprinzen Friedrich 1739 von Knobelsdorff<br />

errichteten Apollontempel im Amaltheagarten von Neuruppin schmückte. Seine Aufzeichnungen<br />

weisen auf die Entstehung des Reliefs im Auftrag Friedrichs II. als Geschenk an seine<br />

Lieblingsschwester hin. 16 Für die Richtigkeit dieser Angabe spricht auch, daß Wilhelmine<br />

immer wieder um neue Porträts des geliebten Bruders bat. Sie besaß mehrere Bildnisse von<br />

Antoine Pesne, aber kein Exemplar des Knobelsdorffschen Profilbildnisses, das dem Marmorrelief<br />

offensichtlich zugrundegelegt wurde und das sich im Besitz des Königs befand. Die Fragen<br />

nach der Datierung und der Zuschreibung bleiben trotz dieses Hinweises zur Herkunft<br />

offen. Nach wie vor spricht viel für eine Entstehung vor dem Regierungsantritt 1740: der<br />

jugendliche Eindruck, der reich gelockte Zopf, der später nicht mehr in den Bildnissen zu finden<br />

ist, das Vorbild des Kronprinzenporträts von Knobelsdorff. Da das Porträt in den 30er Jahren<br />

aber keinem im Berliner Raum ansässigen Künstler zugeschrieben werden kann, müßte<br />

anderswo, etwa im Umkreis der Wilhelmine von Bayreuth nachgeforscht werden. Theoretisch<br />

ist auch eine Entstehung im ersten Regierungsjahrzehnt – als Nachschöpfung eines<br />

Gemäldes – denkbar. Die Frage nach dem Bildhauer bleibt auch dann ebenso schwer zu<br />

beantworten. Herausragender Bildhauer der ersten Regierungsjahre Friedrichs II. war Johann<br />

August Nahl d. Ä. (1710–1781/1785), der 1741 dem Ruf des Königs folgte und »Directeur<br />

des ornements et sculptures« wurde. Von den nachweislich von Nahl stammenden Porträts,<br />

die einen lockeren, großzügigen Duktus aufweisen und nicht mit dem Relief in Verbindung<br />

gebracht werden können, ist es am ehesten ein Relief mit Selbstbildnis im Schloß Wilhelmshöhe<br />

in Kassel, das in der Behandlung der Locken und der Zopfschleife an das Porträt Friedrichs<br />

II. erinnert. 17 Trotzdem möchte man aufgrund der schärferen, dynamischen und doch<br />

teilweise fast naiven Behandlung der Details, der schwungvollen Stoffpartien und der kleinteilig-sensiblen<br />

Ausbildung der Gesichtszüge des Neuruppiner Reliefs nach einer anderen<br />

Handschrift suchen. Für Bildhauer wie Johann Peter Benkert, Johann Gottlieb Heymüller,<br />

Georg Franz Ebenhecht und Benjamin Giese, die in der Mitte des Jahrzehnts nach Potsdam<br />

kamen und in Marmor arbeiteten, gibt es bisher keine Anhaltspunkte. François Gaspard<br />

Adam (1710–1761) kam 1746 als Chef des vom König neu gegründeten französischen Bildhauerateliers<br />

nach Berlin und konnte besonders in den ersten Jahren seiner Tätigkeit von der<br />

Kraft seiner bedeutenden Bildhauerfamilie zehren. Es stellt sich die Frage, ob er das Porträt<br />

in dieser ersten Phase schaffen konnte, zumal er anläßlich der Atelierbesuche des Königs die<br />

Gelegenheit hatte, dessen Züge zu studieren.<br />

Selbst wenn man von der großen Fülle der unpersönlich-dekorativen Porträts in Malerei<br />

und Graphik absieht und den spürbaren Einfluß des Profilbildnisses von Knobelsdorff<br />

bedenkt, ergibt sich doch keine direkte Linie in der Herausbildung der charakteristischen,<br />

bekannten Alterszüge. So begründet vor allem das 1763 in Braunschweig im Auftrag der<br />

Herzogin Philippine Charlotte von Johann Georg Ziesenis angefertigte halbfigurige Porträt<br />

im einfachen Soldatenrock, für das Friedrich nach umstrittener Überlieferung sogar Modell<br />

gesessen haben soll, gewissermaßen eine eigene Linie (Abb. 4). 18 Die Gesichtszüge enthalten


64 Saskia Hüneke<br />

Abb. 3 Bartolomeo Cavaceppi: Bildnisbüste Friedrichs<br />

II., 1770, Marmor, H. 81 cm<br />

<strong>SPSG</strong>, Skulpturenslg. Nr. 188 (GK III 3387)<br />

Abb. 4 Johann Georg Ziesenis: Bildnis Fried-<br />

richs II., 1763, Öl auf Leinwand, 133 × 97 cm<br />

<strong>SPSG</strong>, GK I 1216<br />

hier wesentliche charakteristische Details, beispielsweise in der Augenpartie, sind jedoch insgesamt<br />

fließender miteinander verbunden. Die weichere Bildung des Gesichtes und dessen<br />

längliche Form sind auch an verschiedenen Bildwerken, vor allem an der Marmorbüste von<br />

Bartolomeo Cavaceppi (1716–1799), zu beobachten (Abb. 3). 19 Sie ist eines der bedeutendsten<br />

Marmorbildnisse des Königs, das in der Literatur ebenso wie das Gemälde von Ziesenis<br />

traditionell als besonders authentisch angesehen wird. Obwohl es Cavaceppi kaum gesehen<br />

haben kann, ist die Auffassung beider Kunstwerke erstaunlich ähnlich. Die Büste entstand<br />

während der Reise des Bildhauers nach Deutschland, die er 1768, ursprünglich in Begleitung<br />

Johann Joachim Winckelmanns, angetreten hatte. Nach der Trennung von Winckelmann<br />

hatte sich Cavaceppi nach Dessau begeben, von wo aus er 1769 den Bruder des Fürsten,<br />

Johann Georg von Anhalt, in Potsdam besuchte. Zum König gerufen, erfuhr er vom Tod<br />

Winckelmanns und erhielt nach eigenem Bericht die Gelegenheit, das Gesicht des Königs für<br />

fünf Viertelstunden im Gespräch zu studieren. 20 Die Preußische Schlösserverwaltung hat die<br />

Büste 1931 auf einer Versteigerung des Herzogs von Anhalt im Schloß Georgium in Dessau<br />

erworben.


Abb. 5 Friedrich Elias Meyer: Bildnisbüste Friedrichs<br />

II., 1774, Biskuitporzellan, H. 16,5 cm<br />

<strong>SPSG</strong>, Skulpturenslg. Nr. 3172 (GK III 616)<br />

Friedrich der Große in der Bildhauerkunst des 18. und 19. Jahrhunderts 65<br />

Abb. 6 Friedrich Elias Meyer: Bildnisbüste Friedrichs<br />

II., 1777, Biskuitporzellan, H. 33 cm<br />

<strong>SPSG</strong>, Skulpturenslg. Nr. 3692<br />

Im Kontext der großen Bildnisse erscheint die kleine Biskuitbüste Friedrich Elias Meyers<br />

(1723–1785) von 1774 kaum erwähnenswert (Abb. 5). 21 Sie läßt sich trotz einer unklaren<br />

Ausprägung des Gesichtes dem Ziesenis-Cavaceppi-Typus zuordnen. Immerhin wurde die<br />

Büste, die sich heute im Hofdamenflügel des Schlosses Sanssouci befindet, von Friedrich II.<br />

am 14. Dezember 1774 in einem Brief an D’Alembert erwähnt und zur Gelegenheit genommen,<br />

Distanz sich selbst gegenüber zu postulieren: »Man muß Apollo, Mars oder Adonis<br />

sein, um sich malen zu lassen, da ich nun aber nicht die Ehre habe einem dieser Herren<br />

zu gleichen, so habe ich mein Antlitz, soviel es von mir abhing, dem Pinsel der Maler entzogen.«<br />

22<br />

Für die <strong>1997</strong> erworbene, 33 cm hohe Biskuitbüste wagte sich Friedrich Elias Meyer<br />

mit einem weiter ausgearbeiteten Modell 1777 ein zweites Mal an die schwierige Aufgabe<br />

(Abb. 6). 23 Die Büste ist in ihrer Gesichtsform ebenfalls dieser »Nebenlinie« des Friedrichporträts<br />

zuzuordnen, obwohl sich auch hier kein Weg für die Weitergabe der gemeinsamen<br />

Auffassung nachweisen läßt. Auch die Entstehungsgeschichte dieses Modells für die Biskuitbüste<br />

ist eines jener Zeugnisse, die die ablehnende Haltung des Königs dem eigenen Aus-


66 Saskia Hüneke<br />

Abb. 7 Unbekannter Künstler: Bildnisbüste Friedrichs<br />

II. als Cäsar, um 1780, H. 39 cm, Marmor<br />

<strong>SPSG</strong>, Skulpturenslg. Nr. 101 (GK III 3925)<br />

Abb. 8 Daniel Berger: Standbild Friedrichs II. als<br />

Cäsar, 1782, Radierung<br />

SMBPK, Kupferstichkabi<strong>net</strong>t<br />

sehen gegenüber illustriert. Erich Köllman zitiert in seinem Standardwerk zur Königlichen<br />

Porzellan-Manufaktur Berlin aus den Manufakturabrechnungen: »An Reisekosten für den<br />

9ten September 1777. Seiner Majestät des Königs Porträt wegen, nach Potsdam gethane<br />

Reise« und eine Tagebucheintragung von Daniel Chodowiecki vom 14. Oktober 1777:<br />

»Meyer der Modellmeister, soll einsmahls vor Kurtzem mit einem ebauchierten Kopf des<br />

Königs gekommen seyn, bittend, daß ihm möge erlaubt seyn, ihn in Gegenwart des Königs<br />

zu retouchieren. Der König hat ihm herausssagen lassen, er möchte nur einen alten Affen<br />

nehmen, und ihn hinstellen und danach die Büste verfertigen.« 24<br />

Vielleicht auch noch in dieser Reihe zu sehen, aber doch gleichzeitig mit dem scharfgeschnittenen<br />

Profil stärker unter dem Einfluß Chodowieckis stehend, ist eine kleine Marmorbüste<br />

Friedrichs II. in der Friedrichswohnung im Neuen Palais, die Kaiser Wilhelm II. 1898<br />

als Geschenk erhielt und die später in das Hohenzollern-Museum gelangte (Abb. 7). 25 Sie<br />

weist bereits die Charakteristika von Stirn und Nasenrücken, die hervortretenden Augen,<br />

die starke Nasenfalte und den schmallippigen Mund auf und läßt trotzdem die Gesichtszüge<br />

weich erscheinen. Der sinnend nach oben gerichtete Blick steht in gewissem Widerspruch<br />

zum Cäsarenkostüm mit Rüstung, Löwenkopf und Gewandung, das eher den energischen<br />

Herrscher und erfolgreichen Strategen symbolisiert. Auffällig ist die enge Verwandschaft mit


Friedrich der Große in der Bildhauerkunst des 18. und 19. Jahrhunderts 67<br />

Abb. 9 Jean Pierre Antoine Tassaert: Bildnisbüste<br />

Friedrichs II., 1786-1787, Marmor, H. 71 cm<br />

Ehem. Berlin, Schloß Monbijou, Hohenzollern-<br />

Museum, GK III 1152, verschollen<br />

einer Radierung von Daniel Berger (1744–1824) von 1782, die vermutlich einen Denkmalsentwurf<br />

für Friedrich II. im Cäsarenkostüm zeigt (Abb. 8). 26 Die bisher nicht zugeschriebene<br />

Büste gehört ohne Zweifel in die späte Regierungszeit. Sie ist noch dem Rokoko verpflichtet,<br />

und man möchte ihre Entstehung zunächst im Umkreis des französischen Bildhauerateliers<br />

suchen. Die heute verschollene Büste des Königs von Jean Pierre Antoine Tassaert<br />

(1727–1788), dem Leiter des französischen Ateliers von 1775 bis 1788, ist jedoch eher unter<br />

den von der Totenmaske beeinflußten Bildnissen zu sehen (Abb. 9). 27 Von Emanuel Bardou<br />

(1744–1818), der seit 1775 als Modelleur an der Königlichen Porzellan-Manufaktur in Berlin<br />

tätig war, ist immerhin das Aussehen einer seiner zahlreichen Friedrich-Büsten, die er auf den<br />

Ausstellungen der Berliner Akademie der Künste 1786–1814 zeigte, bekannt. 28 Die ebenfalls<br />

verschollene Büste hat aber ebenso wie die Tassaerts stilistisch nichts mit der kleinen Büste<br />

aus dem Neuen Palais gemein. Ob der später bedeutende, vor allem im Porträt realistisch<br />

arbeitende Gilles Lambert Godecharle (1750–1885), über dessen kurze frühe Tätigkeit bei<br />

Tassaert und eine im Aussehen unbekannte Friedrich-Büste nur vage Anhaltspunkte existieren,<br />

mit diesem Werk in Verbindung gebracht werden kann, ist auch zweifelhaft. 29 Neben der<br />

weiterhin zu untersuchenden Frage, ob es sich um ein französisches Werk handelt, sollte aber


68 Saskia Hüneke<br />

Abb. 10 Daniel Chodowiecki: Der König zu Pferde,<br />

1758, Radierung<br />

SMBPK, Kupferstichkanbi<strong>net</strong>t, Inv. Nr. 393-1907<br />

Abb. 11 Johann Gottfried Schadow: Der König zu<br />

Pferde, 1807, Bronze, 32 × 20 cm<br />

<strong>SPSG</strong>, Skulpturenslg. Nr. 819 (GK III 3996)<br />

auch über andere Bildhauer in Berlin, die wie Lorenz Wilhelm Räntz in Marmor arbeiteten,<br />

nachgedacht werden.<br />

Von den Darstellungen des Königs zu Pferde von Daniel Chodowiecki ist es nicht die 1758<br />

entstandene, noch dem Gebaren des siegreichen Kriegsmannes verhaftete, die so schulbildende<br />

Wirkung hatte (Abb. 10). Ihr folgt in der Komposition, obwohl stark beruhigt, noch<br />

am ehesten Johann Gottfried Schadow (1764–1850) mit seinem 1807 entstandenen kleinen<br />

Bronzerelief (Abb. 11). 30<br />

Großen Einfluß hatten vielmehr die auf der Gouache von 1773 fußenden Radierungen<br />

sowie das Deckfarbenbild Chodowieckis von 1777, die den König streng im Profil zeigen,<br />

klein und gebeugt auf dem Pferd, die Silhouette vom tiefsitzenden Kopf, dem Stirn-Nase-<br />

Profil und dem Dreispitz bestimmt (Abb. 12). In der Bildhauerei schließt sich Emanuel Bardou<br />

diesem Typus mit seiner bronzenen Reiterstatuette von 1779 an, deren Exemplar aus<br />

dem Hohenzollern-Museum verschollen ist, die aber in einer Ausführung aus dem Amsterdamer<br />

Rijksmuseum 1996 auf der Akademieausstellung in Berlin zu sehen war (Abb. 13). 31<br />

Im Gegensatz dazu erinnert die Reiterstatuette von Tassaert, die 1779 als Modell für das erste<br />

Denkmalsprojekt für Friedrich II. im Gedenken an seine Taten im Krieg gegen Österreich<br />

entstanden war, an den jugendlichen Feldherren. Von den Modellen Tassaerts für das Denk-


Abb. 12 Daniel Chodowiecki: Friedrich II. zu<br />

Pferde, 1777, Deckfarbe, 16 × 12,5 cm<br />

<strong>SPSG</strong>, GK I 41372<br />

Friedrich der Große in der Bildhauerkunst des 18. und 19. Jahrhunderts 69<br />

Abb. 13 Emanuel Bardou: Reiterstatuette<br />

Friedrichs II., 1786, Bronze, H. 48 cm<br />

<strong>SPSG</strong>, GK III 1194, verschollen<br />

mal, dessen Ausführung der König zu seinen Lebzeiten untersagte, ist eines in der Akademie<br />

der Künste in Berlin erhalten. 32<br />

Ebenso von Chodowiecki geprägt erscheint wenig später das 1784 signierte Marmorrelief<br />

von Johann Christoph Wohler d. Ä. (1748–1799) mit seinem von dem geraden Nasenrücken<br />

bestimmten Profil (Abb. 15). 33 Das Porträt gerät durch die genaue Ausarbeitung der Details,<br />

zum Beispiel der Falten an Auge und Nase, des Ordens und der Hemdrüsche, etwas unbeweglich<br />

und kleinteilig, gleichzeitig besticht die Qualität der Ausarbeitung. Wohler hat den<br />

König im Zusammenhang mit den umfangreichen Aufträgen, die er gemeinsam mit seinem<br />

Bruder für das Neue Palais und die Communs im Park Sanssouci ausführte, sicher häufig<br />

sehen können. Seine Reliefdarstellung vermittelt noch zwischen den weicheren, aber trotzdem<br />

vom Leben gezeich<strong>net</strong>en Zügen bei Ziesenis oder Cavaceppi, und dem härteren Alterstypus.<br />

Der Erwerb dieses Reliefs, das zu den seltenen Porträts der 80er Jahre gehört, ist für<br />

die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten nicht nur wegen der umfangreichen Tätigkeit<br />

Wohlers in Potsdam so wichtig, sondern auch, weil sich sonst keine Marmorbildwerke von<br />

diesem Künstler erhalten haben.<br />

In kleinstem Maßstab übernimmt auch Johann Georg Müller (gest. 1789), der schon<br />

länger in enger Zusammenarbeit mit Friedrich Elias Meyer in der Königlichen Porzellan-


70 Saskia Hüneke<br />

Abb. 14 Johann Georg Müller: Bildnisrelief<br />

Friedrichs II., 1785, Biskuitporzellan, Dm. 14 cm<br />

<strong>SPSG</strong>, Skulpturenslg. Nr. 3922 (GK III 3370)<br />

Abb. 15 Johann Christoph Wohler: Bildnisrelief<br />

Friedrichs II., 1784, Marmor, 20,2 × 14,7 cm<br />

<strong>SPSG</strong>, Skulpturenslg. Nr. 3406<br />

Manufaktur tätig war und ab 1775 beziehungsweise 1776 sein Nachfolger als Modellmeister<br />

wurde, in seinem Biskuitporzellanrelief von 1785, einem Bruststück im Profil, die Silhouette<br />

von dem großen Vorbild Chodowiecki (Abb. 14). 34 Er kann aber den von Chodowiecki trotz<br />

der weitergeführten Abstraktion erreichten Realismus, der auch das Relief von Wohler noch<br />

auszeich<strong>net</strong>, nicht erreichen.<br />

In welcher Lebensnähe Chodowiecki, Ziesenis, Cavaceppi, Franke und Graff das Gesicht und<br />

die Gestalt des Königs trotz der Verschiedenheit ihrer Ansätze umschrieben haben, zeigt sich<br />

daran, daß die Totenmaske gegenüber den Altersbildnissen nicht wie ein Bruch, sondern<br />

eher wie eine Weiterentwicklung wirkt. Johannes Eckstein, der seit 1772 sehr vielseitig als<br />

Wachsbossierer, Bildhauer, Maler und Kupferstecher in Potsdam tätig war, hatte vom Nachfolger<br />

des Königs, Friedrich Wilhelm II., den Auftrag erhalten, die Totenmaske abzunehmen.<br />

Er tat dies am 17. August 1786. Der in der Skulpturensammlung der Stiftung aufbewahrte<br />

Wachsausguß stammt nach dem Urteil Hildebrands aus der nicht erhaltenen originalen Gipsform<br />

(Abb. 16). 35 Götz Eckardt weist anhand der Aufzeichnungen von Johann Gottfried Schadow<br />

nach, daß die Form nicht nur vom Gesicht, sondern weiteren Teilen des Kopfes und


Abb. 16<br />

Totenmaske Friedrichs II., 1786, Wachsausguß,<br />

H. 22,5 cm<br />

<strong>SPSG</strong>, Skulpturenslg. Nr. 1800<br />

Friedrich der Große in der Bildhauerkunst des 18. und 19. Jahrhunderts 71<br />

Abb. 17<br />

Johannes Eckstein: Bildnisbüste Friedrichs II.,<br />

1786, Gips, H. 71 cm<br />

<strong>SPSG</strong>, Skulpturenslg. Nr. 199 (GK III 3863)<br />

des Halses genommen wurde und daß der heute in der Skulpturensammlung befindliche<br />

Wachsausguß das Exemplar aus Schadows Besitz sein muß. 36 Eckstein durfte nicht nur die<br />

Totenmaske vervielfältigen, sondern auch die Büste, die er daraus entwickelt hatte, mehrfach<br />

nachgießen, wobei er offenbar gegenüber dem ersten Exemplar die Gesichtszüge »harmonisierte«<br />

und damit die uns bekannte leblose und ausdrucksschwache Büste schuf, von der in<br />

Potsdam zwei Exemplare aus dem Hohenzollern-Museum erhalten sind (Abb. 17). 37 Noch<br />

mehr verstärkt sich dieser Eindruck an dem im Landesmuseum Braunschweig erhaltenen<br />

farbigen Wachsexemplar. 38 Diese Diskrepanz zur Büste wird fast unverständlich, wenn man<br />

die äußerst einfühlsame Zeichnung Friedrichs II. auf dem Todeslager von Eckstein in der<br />

Plankammer im Schloß Charlottenburg dagegen hält (Abb. 18). 39 Die aus der Totenmaske<br />

entwickelte Büste Ecksteins beweist im Vergleich zu den ohne Modellsitzung entstandenen<br />

bedeutenden Bildnissen, wie wenig Detailgenauigkeit mit Authentizität zu tun haben muß.<br />

Es ist vor allem Johann Gottfried Schadow (1764–1850), der mit seinen postumen Bildnissen<br />

das Bild Friedrichs für die Nachwelt prägte. Seine Darstellungen sind noch von der persönlichen<br />

Erinnerung des Zeitgenossen geprägt und leiten gleichzeitig zu einem aus dem Alters-


72 Saskia Hüneke<br />

typus hergeleiteten Ideal über, dem später Christian Daniel Rauch (1777–1857) mit seiner<br />

Büste und dem am 31. Mai 1851 unter den Linden in Berlin feierlich enthüllten Reiterdenkmal<br />

in seiner großen Wirkung auf die Berliner Bildhauerkunst des 19. Jahrhunderts eine geradezu<br />

absolute, zeitlose Gültigkeit verlieh. 40 Die Nachricht vom Tod Friedrichs II. erreichte<br />

Schadow in Rom. Noch dort entstand die erste Skizze für ein Reiterdenkmal, dessen Modell<br />

nicht erhalten ist. Schadow blieb intenisv mit der Idee des Friedrichdenkmals beschäftigt<br />

und hat die nach langer Entwicklung erfolgte Vergabe des großen Denkmals an Rauch nur<br />

schwer verkraftet, zumal er schon bei den Ausschreibungen von 1791 und 1796 Entwürfe für<br />

Reiterstatuen den architektonischen Entwürfen von Carl Gotthard Langhans und Friedrich<br />

Gilly gegenübergestellt hatte. 41 Immerhin erhielt er vom Grafen von Herzberg den Auftrag<br />

für eine Marmorstatue, die – finanziert von den Ständen – 1792 vollendet und 1793 in Stettin<br />

aufgestellt wurde. In der Skulpturensammlung der Stiftung befindet sich nicht nur der<br />

Bronzenachguß der Berliner Gießerei Gladenbeck von 1877, der ursprünglich anstelle des<br />

beschädigten Marmorstandbildes aufgestellt worden war und 1953 als Geschenk der Stadt<br />

Stettin nach Potsdam gelangte, 42 sondern auch ein verkleinerter Nachguß (Abb. 19). Auf der<br />

Ausstellung der Berliner Akademie der Künste 1824 wurde laut Katalog eine solche Verkleinerung,<br />

von Claude Francois Léquine nach dem Modell Schadows gegossen und von Louis<br />

Coué ziseliert, ausgestellt. Die qualitätvolle Ziselierung des erstmals 1990 aus Privatbesitz<br />

aufgetauchten und 1996 von der Stiftung erworbenen Exemplars stützt die von Götz Eckardt<br />

geäußerte Vermutung, daß dieses mit der im Katalog erwähnten Statuette identisch ist. 43<br />

Während die Gesichtszüge am Stettiner Standbild von Schadow kraftvoll dem zu Lebzeiten<br />

herausgebildeten Alterstypus folgen – man fühlt sich hier besonders an das Porträt von<br />

Johann Heinrich Christian Franke von 1764 erinnert (Abb. 20) – beschreitet die im Schloß<br />

Charlottenburg erhaltene Marmorbüste den Weg zum Klassizismus (Abb. 21). 44 Im Vergleich<br />

mit der als Dauerleihgabe aus Privatbesitz im Schloß Charlottenburg befindlichen Büste von<br />

Christian Friedrich Heinrich Sigismund Bettkober (1746–1808/1809) (Abb. 22), die dem Realismus<br />

des späten 18. Jahrhunderts verhaftet ist, wird die vollkommen undramatische Ruhe<br />

und vielleicht etwas zu große Glätte der Büste von Schadow bewußt, mit der gewissermaßen<br />

eine Befreiung von der Totenmaske erreicht wird. Seltsamerweise erscheint die Porträtauffassung,<br />

die für ein Bildnis Friedrichs II. fremd anmutet, in der Darstellung der neuen Generation<br />

mit dem ebenfalls in Schloß Charlottenburg befindlichen Porträt König Friedrich Wilhelms<br />

III. von 1794 in sich stimmig. Ganz konsequent fortgesetzt wird die Entwicklung mit<br />

der Marmorbüste für die Walhalla bei Regensburg (Abb. 23). Diese sehr weit getriebene<br />

Heroisierung, die gegen die Absichten Schadows intensiv vom Auftraggeber beeinflußt worden<br />

war, hat Schadow später wieder aufgegeben. 45<br />

Lediglich am Rande soll auf die Büste von Alexander Trippel (1744–1793), die 1789 im<br />

Auftrag des Prinzen von Waldeck entstand und im Schloß von Arolsen erhalten ist, verwiesen<br />

werden. Sie ist von ebenso heroischem Anspruch, aber weniger abstrakt und durch Elemente<br />

wie ein Gorgonenhaupt auf der Mantelschließe oder den reliefverzierten Sockel mit Mars<br />

und Minerva inhaltlich-ikonographisch stärker festgelegt. 46


Friedrich der Große in der Bildhauerkunst des 18. und 19. Jahrhunderts 73<br />

Abb. 18 Johannes Eckstein: Friedrich II. auf dem Totenlager, Kreide auf Papier, 35 × 48,4 cm<br />

<strong>SPSG</strong>, Plankammer, Sammlung der Zeichnungen<br />

Die im Selbstauftrag 1822/1823 entstandene Statuette Friedrichs II. mit zwei Windspielen<br />

von Schadow, die Friedrich Wilhelm IV. 1841 für die Einrichtung des Arbeits-und Schlafzimmers<br />

im Schloß Sanssouci erwarb, wirkt schon fast wie eine Vorwegnahme der anekdotischen<br />

Sichtweise der kommenden Generation mit Heinrich Kugler und Adolf Menzel (Abb. 24). 47<br />

Die klassischen Eigenschaften dieser wie Bloch schreibt »ersten autonomen Porträtstatuette<br />

des 19. Jahrhunderts« 48 werden erst im Vergleich mit der um 1800 entstandenen Ballgruppe<br />

von Johann Carl Friedrich Riese (1759–1834) aus Biskuitporzellan offenbar, deren verspielte<br />

Herzlichkeit ihre Bindung an das späte 18. Jahrhundert nicht verleugnen kann (Abb. 25). 49<br />

Die Porträtreliefs bilden naturgemäß eine eigene künstlerische Formenwelt, in der das Profil<br />

zum wesentlichen Träger des Ausdrucks wird. Neben dem großen Marmorrelief aus Neuruppin<br />

bleiben sie lange allein auf die Münzen begrenzt. Die Umsetzung in der Münze<br />

fördert dabei in dem ihr eigenen Zwang zur Verknappung die Herausbildung bestimmter<br />

Typen. Schon bei Knobelsdorff, später bei dem Neuruppiner Marmorbildnis wird das ideale<br />

apollinisch-griechische Profil gefunden. Es wird in der Münze – beispielsweise mit dem Speziestaler<br />

von 1741 (Abb. 26) – in dem über Pesne transportierten Vorbild des Profilbildnisses


74 Saskia Hüneke<br />

Abb. 19 Johannn Gottfried Schadow: Statuette<br />

Friedrichs II., 1824, Bronze, H. 58 cm<br />

<strong>SPSG</strong>, Skulpturenslg. Nr. 3684<br />

Abb. 21 Johann Gottfried Schadow: Bildnisbüste<br />

Friedrichs II., 1792, Marmor,<br />

H. 54 cm<br />

<strong>SPSG</strong>, Skulpturenslg. Nr. 4000<br />

Abb. 20 Johann Christian Heinrich Franke: Friedrich<br />

II. vor dem Janustempel, 1763/1764, Öl auf<br />

Leinwand, <strong>SPSG</strong>, GK I 8973<br />

Abb. 22 Christian Friedrich Heinrich<br />

Sigismund Bettkober: Bildnisbüste Friedrichs<br />

II., 1792, Marmor, H. 79 cm<br />

Privatslg. (Dauerleihgabe, <strong>SPSG</strong>)


Abb. 23 Johann Gottfried Schadow: Friedrich II.<br />

mit Lorbeerkranz, 1807, Marmor, H. 65 cm<br />

Walhalla bei Regensburg<br />

Abb. 25 Carl Friedrich Riese: Ballgruppe,<br />

1800, Biskuitporzellan, H. 37 cm<br />

<strong>SPSG</strong>, Porzellanslg., KS VIII 39<br />

Friedrich der Große in der Bildhauerkunst des 18. und 19. Jahrhunderts 75<br />

Abb. 24 Johann Gottfried Schadow: Statuette Friedrichs<br />

II. mit zwei Windspielen, um 1822, Bronze,<br />

H. 90, 5 cm<br />

<strong>SPSG</strong>, Skulpturenslg. Nr. 1375 (GK III 3938)


76 Saskia Hüneke<br />

Abb. 26 Speziestaler, 1741, SMBPK, Münzsammlung<br />

a) recto b) verso<br />

Abb. 27 Reichstaler, 1786, SMBPK, Münzsammlung<br />

a) recto b) verso<br />

von Knobelsdorff umgesetzt. Durch die Hinzufügung eines Lorbeerkranzes, zum Beispiel auf<br />

dem Taler von 1764, wird noch deutlicher auf das antike Vorbild hingewiesen. 50 Besonders<br />

der späte Münzentypus mit der nach rechts ausgerichteten Profildarstellung Friedrichs II. mit<br />

Lorbeerkranz, Seitenlocken und Zopf, der in verschiedenen Ausprägungen bis 1786 hergestellt<br />

wurde (Abb. 27), 51 steht im Zusammenhang mit einer ganzen Reihe von posthumen Porträtreliefs.<br />

1795 wird von dem seit 1773 in Potsdam tätigen Johann Andreas Schlott (1733–?),<br />

der 1793 bereits eine Statuette Friedrichs II. auf der Akademie-Ausstellung gezeigt hatte, ein<br />

aufwendiges Profilbildnis geschaffen. Der aus einer ovalen, weißen Marmorplatte herausgearbeitete<br />

Kopf mit differenziert ausgebildeten Gesichtszügen kommt vor der rechteckigen<br />

Hintergrundplatte aus grauem Priborner Marmor mit dem reich ornamentierten, frühklassizistischen<br />

Originalrahmen aus vergoldetem Holz besonders wirkungsvoll zur Geltung. Dieses<br />

Exemplar stammte ursprünglich aus Schloß Niederschönhausen, wo es mit dem Kunstbesitz<br />

von Elisabeth Christine, der Witwe Friedrichs II., in Verbindung gebracht werden kann und<br />

gelangte später in das Berliner Schloß (Farbabb. 11, S. 91). 52 Ein zweites Marmorexemplar im<br />

ovalen Mahagonirahmen war als Supraporte im Cedernholzkabi<strong>net</strong>t von Schloß Schönhau-


Friedrich der Große in der Bildhauerkunst des 18. und 19. Jahrhunderts 77<br />

Abb. 28 Johann Gottfried Schadow: Bildnisrelief<br />

Friedrichs II., um 1824, Bronze, 41 × 33,8 cm<br />

<strong>SPSG</strong>, Skulpturenslg. Nr. 3684<br />

sen eingelassen. 53 Während diese beiden Reliefs von Schlott den Einfluß der aus der Totenmaske<br />

des Königs entwickelten Büste Ecksteins nicht verleugnen können, wird der in den<br />

bis 1786 hergestellten Münzen vermittelte Eindruck im Relief von Schadow zugunsten einer<br />

sensiblen, idealisierten Vorstellung zurückgedrängt. Ein in das Jahr 1803 datierter Gips des<br />

Schadow-Reliefs befindet sich in der Stiftung Stadtmuseum Berlin, ein Marmorexemplar aus<br />

dem Schloß Königswusterhausen wurde an das Haus Hohenzollern abgegeben. 54 Die Stiftung<br />

konnte eine von Schadow signierte spätere Bronzeausformung des Reliefs von etwa 1824<br />

erwerben (Abb. 28). 55 Das Relief ist in seinem durch die Gebrüder Krebs ausgeführten Bronzeguß<br />

und der Ziselierung von Louis Coué (seit 1817 in Berlin) gewissermaßen der Höhepunkt<br />

einer ganzen Entwicklungsreihe.<br />

Ganz offensichtlich aber folgen dem Porträttyp Schadows der in der Skulpturensammlung<br />

der Stiftung befindliche Gipsentwurf einer Medaille von Wilhelm Kullrich (1821–1887) und<br />

der in dessen Rückseite eingelassene verkleinerte Guß (Abb. 29 a, b). 56 Im Generalkatalog<br />

der Skulpturensammlung ist dieses Werk mit dem Hinweis »für den Orden Pour le Mérite<br />

für Künste und Wissenschaften« versehen. Die »Friedensklasse« dieses Ordens, die Friedrich<br />

Wilhelm IV. am 31. Mai 1842 zum 102. Jahrestag des Regierungsantritts Friedrichs II. stiftete,<br />

wurde aber ohne Reliefbildnis des Ordensgründers gestaltet. Es ist nicht ganz klar, ob


78 Saskia Hüneke<br />

Abb. 29 a) Wilhelm Kullrich: Münzentwurf, 1851, Gips, Dm. 16,5 cm<br />

<strong>SPSG</strong>, Skulpturenslg. Nr. 1411, GK III 4247<br />

b) Wilhelm Kullrich: Münze, 1851, Gelbguß, Dm. 2 cm, eingelassen in die Rückseite des Münzentwurfes<br />

<strong>SPSG</strong>, Skulpturenslg. Nr. 1411, GK III 4247<br />

der Entwurf Kullrichs nicht angenommen und erst für das 1866 durch Wilhelm I. gestiftete<br />

Großkreuz des Ordens verwendet wurde oder aber, entgegen der Angabe im Generalkatalog,<br />

erst für letzteres geschaffen wurde. Das Großkreuz, das nur Kronprinz Friedrich (III.), Prinz<br />

Friedrich Karl von Preußen (1866), Wilhelm I. selbst (1866) sowie Alexander II. von Rußland<br />

(1878) und Generalfeldmarschall von Moltke (1879) erhielten, schloß im Ordensstern und in<br />

dem mit gekrönten Adlern verzierten Kleinod das Bildnis Friedrichs mit ein. Das Kleinod, das<br />

von Georg Hossauer angefertigt wurde, weist eindeutig das Friedrich-Bildnis nach Kullrichs<br />

Entwurf auf. 57<br />

Die späteren Generationen des 19. Jahrhunderts waren, anders als Schadow, der den König<br />

persönlich gekannt hatte, auf indirekte Informationen angewiesen. So bereitete Joseph<br />

Uphues (1850–1911) seine Statue für die Siegesallee von 1896 vor, indem er auf Wunsch<br />

Wilhelms II. die Totenmaske studierte, den Rat Adolf Menzels suchte und das anmaßende<br />

Angebot des Kaisers, selbst Modell zu sitzen, annahm. Dem Standbild in der Siegesallee<br />

folgten zwei Statuen für Potsdam, in Bronze und in Marmor, von denen sich letztere heute im<br />

Park Sanssouci befindet (Abb. 30), und eine Marmorbüste von 1906, die heute in Haus Doorn<br />

gezeigt wird und die als letzte in die Reihe der bedeutenden Darstellungen Friedrichs gestellt<br />

werden kann (Abb. 31). 58 Seine Auseinandersetzung wird aus der restaurativen Ideologie des<br />

späten 19. Jahrhunderts gespeist. Die neubarocke Sprache seiner Bildhauerkunst ist bestens<br />

geeig<strong>net</strong>, die durch die Interpretation Menzels gestützte, idealisierte Vorstellung vom Großen<br />

König und Feldherrn ins Legendäre zu überhöhen. In ähnlicher Haltung setzte sich der seit


Friedrich der Große in der Bildhauerkunst des 18. und 19. Jahrhunderts 79<br />

Abb. 31 Joseph Uphues: Bildnisbüste<br />

Friedrichs II., 1906, Marmor, H. 74 cm<br />

Doorn, Stichting Huis Doorn, HuD 501<br />

Abb. 30 Joseph Uphues: Standbild Friedrichs II.,<br />

1899, Marmor, H. 274 cm<br />

<strong>SPSG</strong>, Skulpturenslg. Nr. 554<br />

1891 in Berlin tätige Bildhauer Gottlieb Elster (1867–1917) mit der Persönlichkeit des Kronprinzen<br />

auseinander, dessen Denkmal er 1903 für Rheinsberg schuf (Farbabb. 12, S. 91). 59<br />

Zu den in diesem Umfeld einzuordnenden Werken, die jedoch seit dem Ende des Zweiten<br />

Weltkrieges verschollen sind, gehören zwei Darstellungen des Königs von dem Begas-Schüler<br />

Harro Magnussen (1861–1908). Die Statue des jugendlichen Königs aus dem Weißen Saal des<br />

Berliner Schlosses paßte sich dem statuarischen Duktus der anderen Herrscherbildnisse an<br />

(Abb. 32). 60 Die große Sitzstatue »Der Philosoph von Sanssouci in seinen letzten Stunden«,


80 Saskia Hüneke<br />

Abb. 32 Harro Magnussen: Standbild Friedrich II., Marmor,<br />

H. 220 cm<br />

<strong>SPSG</strong>, GK III 2866, verschollen<br />

die sich seit dem Ankauf 1898 durch Wilhelm II. im Arbeits- und Schlafzimmer des Schlosses<br />

Sanssouci befunden hatte, 1924 an das Hohenzollern-Museum abgegeben worden war<br />

und heute verschollen ist, verkörperte eine für uns heute kaum erträgliche Übertragung des<br />

Historienbildes in die Skulptur und ist ein aufschlußreiches Zeugnis ihrer Zeit. 61<br />

Im Gegensatz zu der ebenfalls neubarocken, kleinteilig gearbeiteten Reiterstatuette von<br />

Jean Leon Gérome (1824–1904) aus dem Berliner Schloß (Abb. 33) 62 läßt die Statuette von<br />

Louis Tuaillon (1862–1919) in ihrer Rückkehr zur klaren Form und zur beruhigten, spannungsreichen<br />

Oberfläche den Spätklassizisten erkennen (Abb. 34). 63<br />

Der Bestand der Bildnisse Friedrichs des Großen war zunächst durch private und politischrepräsentative<br />

Bedürfnisse des Königs selbst begründet worden. Ihre Bereicherung wurde<br />

später durch die persönliche Verehrung für den Vorfahr, die besonders Friedrich Wilhelm IV.


Abb. 33 Jean Leon Gérome: Friedrich der Große<br />

zu Pferde, Bronze, H. 80 cm<br />

<strong>SPSG</strong>, Skulpturenslg. Nr. 1515 (GK III 2770)<br />

Friedrich der Große in der Bildhauerkunst des 18. und 19. Jahrhunderts 81<br />

Abb. 34 Louis Tuaillon: Friedrich II. zu Pferde, um<br />

1911, Bronze, H. 155 cm<br />

<strong>SPSG</strong>, Skulpturenslg. Nr. 1514<br />

und Wilhelm II. in ihr eigenes Selbstverständnis als Herrscher aufnahmen, gefördert. Sowohl<br />

das Hohenzollern-Museum als auch die seit 1927 bestehende Preußische Schlösserverwaltung<br />

haben den Bestand zu bereichern und zu systematisieren versucht. Der Versuch, einen<br />

Überblick über die Bildnisse Friedrichs II. in der Bildhauerkunst zu geben, die sich in<br />

der Skulpturensammlung der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg<br />

befinden, und diese in Beziehung zu weiteren Werken aus Malerei, Graphik und Bildhauerkunst<br />

zu setzen, fördert trotz der enormen Verluste durch den Zweiten Weltkrieg eine nicht<br />

unbedeutende Sammlung zutage und führt zugleich zu der Erkenntnis, daß es ähnlich wie in<br />

der Malerei keinen anderen Ort mit einer vergleichbaren Vielfalt des Themas im Bestand gibt.<br />

An Werken unterschiedlicher künstlerischer Herkunft und Bedeutung können wesentliche<br />

Entwicklungsstufen sowohl im Leben Friedrichs des Großen als auch in der Auffassung von<br />

seiner Person und den anzuwendenden künstlerischen Mitteln untersucht werden. Vor allem<br />

an den sich im Zusammenhang mit den in den letzten Jahren getätigten Neuankäufen ergebenden<br />

Parallelen und Bezügen zeigt sich, daß es aus dieser Tradition heraus weiterhin unsere<br />

Aufgabe ist, gerade auch diese Sammlung durch Neuankäufe wieder zu rekonstruieren<br />

beziehungsweise weiter zu ergänzen und als Gesamtheit nach Möglichkeit öffentlich zugänglich<br />

zu machen.


82 Saskia Hüneke<br />

Anmerkungen<br />

1 Paul Seidel: Die äußere Erscheinung Friedrichs des Großen, in: Hohenzollern-Jahrbuch, 1, 1897,<br />

S. 87–112, darin I: Reinhold Koser: Die Berichte der Zeitgenossen über die äußere Erscheinung<br />

Friedrichs des Großen, S. 88–104 und II: Paul Seidel: Die Bildnisse Friedrichs des Großen,<br />

S. 104–112.<br />

2 Seidel, 1897 (s. Anm. 1), S. 87.<br />

3 Seidel, 1897 (s. Anm. 1), II, S. 104–112.<br />

4 Jean Lulvés: Das einzige glaubwürdige Bildnis Friedrichs des Großen als König, Hannover/Leipzig<br />

1913. – Jean Lulvés: Ist das hannoversche Bildnis Friedrichs des Großen das einzige glaubwürdige<br />

aus seiner Regierungszeit?, Hannover 1914.<br />

5 Gustav Berthold Volz: Friedrich der Große im Bilde seiner Zeit, Berlin/Leipzig 1926, passim.<br />

6 Volz, 1926 (s. Anm. 5), S. 5.<br />

7 Arnold Hildebrand: Das Bildnis Friedrichs des Großen. Zeitgenössische Darstellungen, Berlin/<br />

Leipzig 1940, passim.<br />

8 Edwin von Campe (Hrsg.): Die graphischen Porträts Friedrichs des Großen aus seiner Zeit und ihre<br />

Vorbilder, München 1958, S. 12.<br />

9 Die Kinderbildnisse wurden hier nicht berücksichtigt (s. hierzu Claudia Meckel: Friedrich II. im<br />

Bild seiner Zeit, in: Friedrich II. und die Kunst, Ausstellung, Potsdam, Staatliche Schlösser und<br />

Gärten Potsdam-Sanssouci, 1986, Potsdam 1986, Bd. 1, S. 13–22).<br />

10 Volz, 1926 (s. Anm. 5), S. 7 und S. 41, Anm. 14.<br />

11 Claudia Meckel: Friedrich II. im Bild seiner Zeit, in: Friedrich II. und die Kunst (s. Anm. 9),<br />

Bd. 1, S. 13–22.<br />

12 Campe, 1958 (s. Anm. 8), S. 25, Abb. XVIII.<br />

13 Helmut Börsch-Supan: Die Bildnisse des Königs, in: Friedrich der Große, bearb. v. Friedrich<br />

Benninghoven, Helmut Börsch-Supan und Iselin Gundermann, Ausstellung, Berlin, GStAPK, 1986,<br />

Berlin 1986, S. XIII.<br />

14 Seidel, 1897 (s. Anm. 1), II, S. 95.<br />

15 Volz, 1926, (s. Anm. 5), S. 6. – Saskia Hüneke: Bildhauerkunst des 18. Jahrhunderts in Potsdam,<br />

Ausstellung, Potsdam, Staatliche Schlösser und Gärten Potsdam-Sanssouci, 1983, Potsdam 1983,<br />

S. 36, Kat. Nr. 15, S. 34, Abb. 17.<br />

16 Freundlicher Hinweis von Christina Rockel, Neuruppin, Heimatmuseum.<br />

17 Friedrich Bleibaum: Johann August Nahl. Der Künstler Friedrichs des Großen und der Landgrafen<br />

von Hessen-Kassel, Baden bei Wien/Leipzig 1933, Taf. 80.<br />

18 S. Anm. 4.<br />

19 <strong>SPSG</strong>, Skulpturenslg. Nr. 188, GK III 3387, Marmor, H. 81 cm, bez.: CAVALIERE BARTOLOMEO<br />

CAVACEPPI ROMANO FECE 1770, Potsdam, Schloß Sanssouci.<br />

20 Bartolomeo Cavaceppi: Raccolta d’Antiche statue, busti, bassirilievi ed altre sculture restaurate da<br />

Bartolomeo Cavaceppi scultore romano, Bd. 2, Rom 1769, Reisebericht, Sp. 7. – Johann Bernoulli:<br />

Sammlung kurzer Reisebeschreibungen, Bd. 1, Berlin 1781, Vorwort, S. 83–85. – E. P. Riesenfeld:<br />

Cavaceppis Büste Friedrichs des Großen, in: Zeitschrift für Bildende Kunst, N. F. 25, Leipzig 1914,<br />

S. 57–60.<br />

21 <strong>SPSG</strong>, Skulpturenslg. Nr. 3172, GK III 616, Biskuitporzellan, H. 16,5 cm, KPM Berlin, ohne Marke,<br />

Potsdam, Schloß Sanssouci, Hofdamenflügel.


Friedrich der Große in der Bildhauerkunst des 18. und 19. Jahrhunderts 83<br />

22 Erich Köllmann: Berliner Porzellan 1763–1963, 2 Bde., Braunschweig 1966, Bd. 1, S. 130–131, Bd. 2,<br />

Taf. 121: »Je ne m‘attendais pas qu‘il eut mon portrait en porcelaine; j‘ignorais meme qu‘il existat<br />

tel. Il faut etre Apollon, Mars ou Adonis pour se faire peindre, et comme je n‘ai pas l‘honneur etre<br />

un de ces messieurs, j‘ai dérobé mon visage au pinceau qu‘il a dépendu de moi […].«<br />

23 Neuerwerbung <strong>1997</strong>, <strong>SPSG</strong>, Skulpturenslg. Nr. 3692, Biskuitporzellan, H. 33 cm, KPM Berlin, Zeptermarke,<br />

Potsdam, Park Sanssouci, Skulpturendepot. – Weitere Exemplare: Amsterdam, Rijksmuseum,<br />

Warschau, Nationalmuseum, Land Berlin, KPM-Porzellanslg. Schloß Charlottenburg, Belvedere.<br />

24 Köllmann, 1966, (s. Anm. 22), Bd. 1, S. 131–132, Bd. 2, Taf. 121.<br />

25 <strong>SPSG</strong>, Skulpturenslg. Nr. 101, GK III 3925, um 1780, Marmor, H. 39 cm, Potsdam, Neues<br />

Palais, Friedrichswohnung. – Paul Seidel: Veränderungen und neue Erwerbungen im Hohenzollern-<br />

Museum, in: Hohenzollern-Jahrbuch, 3, 1899, S. 264.<br />

26 Campe, 1958 (s. Anm. 8), S. 34, Kat. Nr. 42, Abb. 203.<br />

27 Ehem. Berlin, Schloß Monbijou, Hohenzollern-Museum, GK III 1152 (Leihgabe der Generalverwaltung<br />

des vormals regierenden Preußischen Königshauses, an das sie 1926 abgegeben worden war),<br />

Marmor, H. 71 cm, verschollen. – Hildebrand, 1940 (s. Anm. 7), S. 130–132, Taf. 59–62. – Peter<br />

Bloch, Waldemar Grzimek: Das Klassische Berlin. Die Berliner Bildhauerkunst des neunzehnten<br />

Jahrhunderts, Frankfurt am Main/München/Wien 1990, S. 50.<br />

28 Hildebrand, 1940 (s. Anm. 7), S. 132, Taf. 63.<br />

29 Peter Bloch: Bildwerke 1780–1910. Aus den Beständen der Skulpturengalerie und der Nationalgalerie,<br />

Berlin 1990 (SMBPK, Die Bildwerke der Skulpturengalerie Berlin, Bd. 3), S. 5.<br />

30 <strong>SPSG</strong>, Skulpturenslg. 819, GK III 3996, 1807, Bronze, H. 32 cm, B. 20 cm, Potsdam, Park Sanssouci,<br />

Skulpturendepot. – Hans Mackowsky: Die Bildwerke Johann Gottfried Schadows, Berlin 1951,<br />

S. 182, Nr. 156.<br />

31 Ehem. Berlin, Schloß Monbijou, Hohenzollern-Museum, GK III 1194, Bronze, H. 48 cm, verschollen.<br />

– Volz, 1926 (s. Anm. 5), S. 26, Taf. 27. – Hildebrand, 1940 (s. Anm. 7), S. 117, Taf. 38.<br />

– Köllmann, 1966 (s. Anm. 22), Bd. 2, Taf. 123 (Porzellan). – Die Kunst hat nie ein Mensch<br />

allein besessen, Ausstellung, Berlin, Akademie der Künste und Hochschule der Künste, 1996,<br />

Berlin 1996, S. 149, Kat. Nr. II 2/85. – Eine 10,5 cm hohe Reduktion befand sich ehem. im<br />

Hohenzollern-Museum (GK III 3987).<br />

32 Modell zu einem Reiterdenkmal Friedrichs II. mit figurengeschmücktem Postament, 1779, Gips,<br />

H. 101,5 cm (H. 47,5 cm ohne Postament), ehem. Berlin, Akademie der Künste, verschollen. –<br />

Modell zu einem Reiterdenkmal Friedrichs II. (ohne Postament), um 1779, Gips, H. 47,5 cm,<br />

Berlin, Akademie der Künste. – Volz, 1926 (s. Anm. 5), S. 26, Taf. 28. – Hildebrand, 1940<br />

(s. Anm. 7), S. 129–130, Taf. 53. – Jutta von Simson: Das Berliner Denkmal für Friedrich den<br />

Großen. Die Entwürfe von Gilly bis Rauch als Spiegelung des preußischen Selbstverständnisses,<br />

Berlin 1976, S. 9–10, 134, Abbn. 2, 3.<br />

33 Neuerwerbung 1994, <strong>SPSG</strong>, Skulpturenslg. Nr. 3406, 1784, Marmor, H. 20,2 cm, B. 14,7 cm,<br />

bez.: Johan Wohler Senior / fecit Potsdam / 1784, mit zugehörigen Rahmen (Holz, reich verziert,<br />

vergoldet, H. 40 cm, B. 25,5 cm), Potsdam, Park Sanssouci, Skulpturendepot (unveröffentlichtes<br />

Ankaufsgutachten von Sibylle Einholz, Berlin und Sibylle Badstübner, Potsdam). – Saskia Hüneke:<br />

Relief Friedrich II. von Preußen. Johann Christoph Wohler d. Ä. (Magdeburg 1748–1799 Potsdam),<br />

in: Seidel und Sohn. 90 Jahre Kunsthandel in Berlin, Berlin 1995, S. 46, Kat. Nr. 21.<br />

34 <strong>SPSG</strong>, Skulpturenslg. Nr. 3922, GK III 3370, 1785, Biskuitporzellan, Dm. 14 cm, bez.: Müller fec.<br />

1785, KPM Berlin, Zeptermarke, Potsdam, Park Sanssouci, Skulpturendepot. – Hildebrand, 1940<br />

(s. Anm. 7), S. 123, Taf. 47.


84 Saskia Hüneke<br />

35 Hildebrand, 1940 (s. Anm. 7), S. 128–129.<br />

36 <strong>SPSG</strong>, Skulpturenslg. Nr. 1800, Hohenzollern-Museum Nr. 3121, Wachs, H. 22,5 cm, Potsdam, Park<br />

Sanssouci, Skulpturendepot. – Götz Eckardt: Johann Gottfried Schadow 1864–1850. Der Bildhauer,<br />

Berlin 1990, S. 224 und S. 281, Anm. 262.<br />

37 <strong>SPSG</strong>, Skulpturenslg. Nr. 199, GK III 3863, 1786, Gips, H. 71 cm, bez.: JOH. ECKSTEIN Potsdam<br />

ann 1786, Potsdam, Schloß Sanssouci. – <strong>SPSG</strong>, Skulpturenslg. Nr. 2950, GK III 3933, 1786, Gips,<br />

H. 70,5 cm, bez.: IOH. ECKSTEIN fec. Potsdam 1786, Potsdam, Park Sanssouci, Skulpturendepot.<br />

– Hildebrand, 1940 (s. Anm. 7), S. 126–131, Taf. 50–54. – Vgl. dazu die offenbar noch nach dem<br />

ersten Zustand abgegossene Bronze in Privatbesitz, die ebenfalls aus dem Hohenzollern-Museum<br />

stammen soll, in: Bloch/Grzimek, 1978 (s. Anm. 27), Taf. 1.<br />

38 Landesmuseum Braunschweig, VMB 3271 (Preußen. Versuch einer Bilanz, hrsg. v. Gottfried Korff,<br />

Ausstellung, Berlin, Berliner Festspiele GmbH, 1981, Reinbek b. Hamburg 1981, Bd. 1, S. 217–218,<br />

Kat. Nr. 12/6 [freundlicher Hinweis von Frau König-Lein, Braunschweig]).<br />

39 Freundlicher Hinweis von Adelheid Schendel, <strong>SPSG</strong>. – Es gibt keinen Grund, an der alten<br />

Beschriftung »Eckstein, Bes. Tross USA« zu zweifeln. Der seit 1772 in Potsdam tätige Bildhauer<br />

ging später nach Amerika und ist zwischen 1796 und 1822 in Philadelphia nachweisbar (<strong>SPSG</strong>,<br />

Schloß Charlottenburg, Plankammer). – Friedrich der Große, 1986 (s. Anm. 13), S. 327–328,<br />

Kat. Nr. VII/2.<br />

40 <strong>SPSG</strong>, Skulpturenslg. Nr. 1586, GK III 1445, Galvanoplastischer Nachguß aus dem Park Babelsberg,<br />

H. 77 cm. – <strong>SPSG</strong>, Skulpturenslg. Nr. 1534, Marmorausführung, H. 35,5 cm. – <strong>SPSG</strong>, Skulpturenslg.<br />

Nr. 2758 und Nr. 2759, Porzellan, beide H. 53,5 cm (die genannten Werke Potsdam,<br />

Park Sanssouci, Skulpturendepot). – Eine Reduktionen des Reiterdenkmals, <strong>SPSG</strong>, Skulpturenslg.<br />

Nr. 4100, Bronze, H. 67 cm, Berlin, Schloß Charlottenburg.<br />

41 Heinz Schönemann: Das Friedrichsdenkmal, in: Friedrich II. und die Kunst, 1986, (s. Anm. 9),<br />

Bd. 1, S. 45–57. – Johann Gottfried Schadow. Kunstwerke und Kunstansichten, hrsg. v. Götz<br />

Eckardt, Berlin 1987, Bd. 1, S. 33, Bd. 2, S. 391 und Abbn. 60, 61.<br />

42 Skulpturenslg. Nr. 140, Bronze, H. 240 cm, Potsdam, Park Sanssouci, Skulpturendepot. – Vgl.<br />

Mackowsky, 1951 (s. Anm. 30), S. 62–65, Kat. Nr. 34.<br />

43 Neuerwerbung 1996, <strong>SPSG</strong>, Skulpturenslg. Nr. 3684, Bronze, H. 58 cm, Potsdam, Park Sanssouci,<br />

Skulpturendepot. – Götz Eckardt, in: Ethos und Pathos. Die Berliner Bildhauerschule 1786–1914,<br />

hrsg. v. Peter Bloch, Sibylle Einholz und Jutta von Simson, Ausstellung, Berlin, SMBPK, Skulpturengalerie,<br />

1990, 2 Bde. (Katalog- und Textbd.), Berlin 1990, Katalogbd., S. 252. – Johann<br />

Gottfried Schadow und die Kunst seiner Zeit, hrsg. v. Bernhard Maaz, Ausstellung, Düsseldorf,<br />

Kunsthalle, 1994–1995; Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, 1995; Berlin, SMBPK, Nationalgalerie<br />

1995, Köln 1994, S. 213, Kat. Nr. 32.<br />

44 <strong>SPSG</strong>, Skulpturenslg. Nr. 4000, 1792, Marmor, H. 54 cm, Berlin, Schloß Charlottenburg. – Makkowsky,<br />

1951 (s. Anm. 30), S. 52–53, Kat. Nr. 25. – Abbilder-Leitbilder. Berliner Skulpturen von<br />

Schadow bis heute, hrsg. v. Helmut Börsch-Supan, Ausstellung, Berlin, Neuer Berliner Kunstverein,<br />

1978, Berlin 1978, Kat. Nr. 6.<br />

45 Mackowsky, 1951 (s. Anm. 30), S. 184–185, Kat. Nr. 160.<br />

46 Dietmar Vogel: Christian Daniel Rauch und Arolsen, Museumshefte Waldeck-Frankenberg, 15,<br />

Arolsen 1994, S. 72–74.<br />

47 <strong>SPSG</strong>, Skulpturenslg. Nr. 186, GK III 600, 1822/1823, Bronze, Guß von Léquine, Ziselierung von<br />

Coué, H. 91 cm, Potsdam, Schloß Sanssouci. – <strong>SPSG</strong>, Skulpturenslg. Nr. 1375, GK III 3938, um<br />

1822, Bronze, H. 90,5 cm (Dauerleihgabe, Hechingen, Burg Hohenzollern). – Mackowsky, 1951


Friedrich der Große in der Bildhauerkunst des 18. und 19. Jahrhunderts 85<br />

(s. Anm. 30), S. 248, Kat. Nr. 274. – Johann Gottfried Schadow, 1994 (s. Anm. 43), S. 215–216,<br />

Kat. Nr. 38.<br />

48 Bloch/Grzimek, 1978 (s. Anm. 27), S. 122.<br />

49 <strong>SPSG</strong>, KS VIII 39, 1800, Biskuitporzellan, H. 37 cm, Berlin, Schloß Charlottenburg. – Die Gruppe<br />

schildert eine Anekdote, in der der spätere König Friedrich Wilhelm III. energisch seinen Spielball<br />

vom Großonkel einfordert und damit Friedrich II. zu den anerkennenden Worten ermuntert: »Du<br />

wirst Dir Schlesien nicht wegnehmen lassen!« – Helmut Börsch-Supan: Die Kataloge der Berliner<br />

Akademie-Austellungen 1786–1850, 3 Bde., Berlin 1971 (Quellen und Schriften zur bildenden<br />

Kunst, Bd. 4), Bd. 1, Ausstellung 1800, Nr. 364. – Helmut Börsch-Supan: Friedrich der Große<br />

und sein Großneffe (Ball-Anekdote) in: Friedrich der Große, 1986 (s. Anm. 13), S. 383–384,<br />

Kat. Nr. VIII/23. – Erich Köllmann und Margarete Jarchow: Berliner Porzellan, München 1987,<br />

Bd. 1, S. 129, Bd. 2, S. 386. – Die Kunst hat nie ein Mensch allein besessen, 1996 (s. Anm.<br />

31), Kat. Nr. II 2/102.<br />

50 Gunther Hahn und Alfred Kerndl: Friedrich der Große im Münzbildnis seiner Zeit, Berlin/<br />

Frankfurt am Main 1986, S. 89, 122, 138 (Hinweis auf eine Kabi<strong>net</strong>tsorder vom 30. September 1740,<br />

mit dem Auftrag für die Anfertigung des Vorbildes für die Münze an Antoine Pesne. Die Verfasser<br />

weisen selbst auf die größere Nähe zu Knobelsdorff hin).<br />

51 Hahn/Kerndl, 1986 (s. Anm. 50), Abbn. 47–60.<br />

52 <strong>SPSG</strong>, Skulpturenslg. Nr. 1060, GK III 3553, 1795, Marmor, H. 42 cm, B. 35 cm, mit zugehörigen<br />

Rahmen (Holz, verziert, vergoldet), Potsdam, Park Sanssouci, Skulpturendepot. – Friedrich Wilhelm<br />

II. und die Künste. Preußens Weg zum Klassizismus, Ausstellung, Potsdam, <strong>SPSG</strong>, <strong>1997</strong>,<br />

Potsdam <strong>1997</strong>, S. 146–147, Kat. Nr. II. 40.<br />

53 <strong>SPSG</strong>, Skulpturenslg. Nr. 1593, GK III 2396, 1795, Marmor, H. 42 cm, B. 34,5 cm, Potsdam, Park<br />

Sanssouci, Skulpturendepot. – Erich Schonert: Schloß Schönhausen und seine Geschichte, Berlin<br />

1937, S. 14, Abb.<br />

54 Neben dem Exemplar im Märkischen Museum (Eckardt, 1990 [s. Anm. 36], S. 262, Abb.) gibt<br />

es einen weiteren Gips in der <strong>SPSG</strong>, Skulpturenslg. Nr. 836, GK III 4057, um 1824, H. 40 cm,<br />

B. 32 cm (oval), mit Rahmen (Holz, vergoldet), Potsdam, Park Sanssouci, Skulpturendepot. –<br />

Doorn, Stichting Huis Doorn, HuD 2235, GK III 1237, Marmor, 40 cm, bez.: Schlott fecit 1795<br />

nach Schadow, ehem. Berlin, Schloß, Empfangszimmer Wilhelms II. (Seidel, 1897 [s. Anm. 1],<br />

S. 111–112. – Der letzte Kaiser. Wilhelm II. im Exil, hrsg. v. Hans U. Wilderotter und Klaus<br />

D. Pohl, Ausstellung, Berlin/München, Deutsches Historisches Museum, 1991, Gütersloh 1991,<br />

S. 287, Kat. Nr. 468).<br />

55 Neuerwerbung 1995, <strong>SPSG</strong>, Skulpturenslg. Nr. 3684, um 1824, Bronze, H. 41 cm, B. 33,8 cm<br />

(oval), bez.: Joh. Gottfr. Schadow, auf der Rückseite: gegossen von Krebs, ciseliert von Coué,<br />

Potsdam, Park Sanssouci, Skulpturendepot.<br />

56 <strong>SPSG</strong>, Skulpturenslg. Nr. 1411, GK III 4247, Gips, Dm. 16,5 cm. Auf der Rückseite eingelassenes<br />

Bildnisrelief in Gelbguß, Dm. 2 cm, Potsdam, Park Sanssouci, Skulpturendepot.<br />

57 Maximilian Gritzner: Handbuch der Ritter- und Verdienstorden, Graz 1962, S. 354–358. – Ein<br />

Goldabschlag vom Medaillon aus dem Großkreuz in <strong>SPSG</strong>, Sammlung Max Aurich, KS 514,<br />

Berlin, Schloß Charlottenburg (Friedhelm Heyde: Sammlung Max Aurich. Katalog und Gutachten,<br />

Dortmund und Berlin 1978, S. 17, KS 514, maschinenschriftl. Manuskript, <strong>SPSG</strong>, Plankammer<br />

[Schloß Charlottenburg]).<br />

58 Standbild: <strong>SPSG</strong>, Skulpturenslg. 554, 1899, Marmor, H. 274 cm, Potsdam, Park Sanssouci. –<br />

Büste: Doorn, Stichting Huis Doorn, HuD 501, GK III 3079, 1906, Marmor, H. 74 cm, bez.:


86 Saskia Hüneke<br />

J. Uphues 1906. – Potsdamer Schlösser und Gärten. Bau- und Gartenkunst vom 17.–20. Jahrhundert,<br />

Aussellung, Potsdam, <strong>SPSG</strong>, 1993, Potsdam 1993, S. 305–306, Kat. Nr. III.31.<br />

59 Stadt Rheinsberg, 1903, Bronze, H. 240 cm, bez.: G. ELSTER fec. 1903. – Das Rheinsberger<br />

Denkmal wurde 1947 vom Sockel gestürzt, befand sich bis 1975 auf dem Baudepothof in Potsdam,<br />

wurde seitdem bis zu seiner Wiederaufstellung in Rheinsberg im Sommer 1995 im Skulpturendepot<br />

der <strong>SPSG</strong> aufbewahrt.<br />

60 Ehem. Berlin, Schloß, GK III 2866 (Dauerleihgabe der Preußischen Schlösserverwaltung an das<br />

Schloßmuseum), Marmor, H. 220 cm, verschollen.<br />

61 Ehem. Berlin, Schloß Monbijou, Hohenzollern-Museum, GK III 2706, Marmor, H. 115 cm, verschollen.<br />

62 <strong>SPSG</strong>, Skulpturenslg. Nr. 1515, GK III 2770, Bronze, H. 80 cm, Potsdam, Park Sanssouci, Skulpturendepot.<br />

63 <strong>SPSG</strong>, Skulpturenslg. Nr. 1514, um 1911, Bronze, H. 155 cm, Potsdam, Park Sanssouci, Skulpturendepot.<br />

– Gert-Dieter Ulferts: Louis Tuaillon (1862–1919). Berliner Bildhauerei zwischen Tradition<br />

und Moderne, Berlin 1993, S. 216–225, Kat. Nrn. 33, 34. – Eine weitere Reiterstatue von<br />

Theodor Kalide, <strong>SPSG</strong>, Skulpturenslg., 1826, Eisen- und Zinkguß, H. 65,2 cm, Berlin, Schloß<br />

Charlottenburg, die dem Vorbild von Emanuel Bardou folgt.<br />

Abbildungsnachweis: Abbn. 1, 3, 4, 6, 7, 11–18, 20, 21–25, 29, 30, 32–34, Farbabb. 11: Potsdam,<br />

<strong>SPSG</strong>. – Abb. 2: Neuruppin, Heimatmuseum. – Abb. 5: Berlin, SMBPK. – Abbn. 8, 10: Berlin, SMBPK,<br />

Kupferstichkabi<strong>net</strong>t. – Abb. 9: Arnold Hildebrand: Das Bildnis Friedrichs des Großen. Zeitgenössische<br />

Darstellungen, Berlin/Leipzig 1940, Taf. 59. – Abbn. 19, 28: Michael Puls, Berlin. – Abbn. 26, 27:<br />

Berlin, SMBPK, Münzsammlung. – Abb. 31: Doorn, Stichting Huis Doorn. – Farbabb. 12: Archiv des<br />

Verfassers.


Farbabb. 1 François Perrier: Mord Ciceros, um 1635, Öl auf Leinwand,<br />

176 × 243 cm<br />

Bad Homburg, Schloß, GK I 5181<br />

Farbabb. 2 Guido Reni: Selbstmord der Lukretia,<br />

1622/1623, Öl auf Leinwand, 86 × 76 cm<br />

Reggio Emilia, Privatslg.<br />

Farbabbildungen 87<br />

Farbabb. 3 Guido Reni: Tod der Kleopatra, 1626,<br />

Öl auf Leinwand, 124 × 94 cm<br />

<strong>SPSG</strong>, GK I 5054


88 Farbabbildungen<br />

Farbabb. 4 Carel Phillips Spierinck: Hagar und der<br />

Engel, um 1635, Öl auf Leinwand, 145,5 × 170 cm<br />

<strong>SPSG</strong>, GK I 5543<br />

Farbabb. 5 Dirck van Baburen: Fußwaschung, um 1610–1615, Öl auf Leinwand, 199 × 297 cm<br />

SMBPK, Gemäldegalerie, Kat. Nr. 462


Farbabb. 6 Gerrit van Honthorst: Christus vor<br />

dem Hohenpriester, um 1617, Öl auf Leinwand,<br />

272 × 183 cm,<br />

London, National Gallery, NG 3679<br />

Farbabbildungen 89<br />

Farbabb. 7 Leonaert Bramer: Ruhende Soldaten,<br />

Öl auf Schiefer, 21 × 14 cm<br />

Den Haag, Museum Bredius, Inv. Nr. 28-194<br />

Farbabb. 8 Adam Elsheimer: St. Paulus auf Malta,<br />

um 1600, Öl auf Kupfer, 16,8 × 21,3 cm<br />

London, National Gallery, NG 3535


90 Farbabbildungen<br />

Farbabb. 9 Kurfürstlicher Kinderphaeton, um 1690<br />

<strong>SPSG</strong>, Inv. Nr. XVII 4<br />

Farbabb. 10 Gartenkalesche Friedrichs des Großen, um 1750/1765, Aufnahme von 1996 vor dem<br />

Chinesischen Haus im Park Sanssouci<br />

<strong>SPSG</strong>, Inv. Nr. XVII 5


Farbabb. 11 Johann Andreas Schlott: Bildnisrelief<br />

Friedrichs II., 1795, Marmor, 42 × 35 cm<br />

<strong>SPSG</strong>, Skulpturenslg. Nr. 1060 (GK III 3553)<br />

Farbabbildungen 91<br />

Farbabb. 12 Gottlieb Elster: Standbild Friedrichs II.<br />

als Kronprinz, 1903, Bronze, H. 240 cm<br />

Stadt Rheinsberg


92 Farbabbildungen<br />

Farbabb. 13 Potsdam, Marmorpalais, Römische Platte auf einer Kommode in der Weißlackierten<br />

Kammer, um 1790, Verde di Corsica mit einer Einfassung von Rosso antico und den weißen Stegen<br />

der Grundplatte aus Carrara-Marmor<br />

Farbabb. 14 Berlin, Schloß auf der Pfaueninsel, Platte auf einem Tisch im Großen Saal, um 1795,<br />

Breccia Violetta mit einer Einfassung von Brocatello di Siena


Farbabbildungen 93<br />

Farbabb. 15 Konstantin Andrejewitsch Uchtomski: Schlaf- und Arbeitszimmer im Schloß Sanssouci,<br />

Ausschnitt mit Kronleuchter, 1842, Aquarell<br />

St. Petersburg, Staatliche Ermitage


94 Farbabbildungen<br />

Farbabb. 16 Potsdam, Park Sanssouci, Ostseite des Orangerieschlosses. Durch<br />

Tropfwasser von den Gesimsen verursachte Schäden und die daraus resultierenden<br />

»Flickschustereien«, Aufnahme von 1996<br />

Farbabb. 17 Martin Gottgetreu: Mosaikpflaster auf dem Plateau der<br />

Granitsäule auf Babelsberg, 1. März 1868, vom König approbierter Entwurf<br />

Feder und Tusche, laviert<br />

<strong>SPSG</strong>, Plankammer, Planslg. Nr. 6951


Farbabbildungen 95<br />

Farbabb. 18 Potsdam, Park Babelsberg, Südlicher Bankplatz des Altans an<br />

der Siegessäule. Zerstörte und zerfallene Mosaikfläche, Zustand 1993 vor dem<br />

Beginn der Wiederherstellungsarbeiten<br />

Farbabb. 19 Potsdam, Park Babelsberg, Altan an der Siegessäule. Wiederhergestellte Mosaikfläche vor<br />

dem Verfugen, Aufnahme von 1995


96 Farbabbildungen<br />

Farbabb. 20 Ingenieurbüro Wolfgang Stich: Caputh, Schloß, Darstellung der Höhenlinien und Rißverläufe<br />

im Kreuzgewölbe des Fliesensaales, 1996


Farbabbildungen 97<br />

Farbabb. 21 Ingenieurbüro Wolfgang Stich: Caputh, Schloß, 3D-Visualisierung des Höhenaufmaßes in<br />

Form von Schnitten durch den Gewölbebestand Joch I des Fliesensaales, 1996<br />

a) Schildkappen b) Kreuzbogen<br />

Farbabb. 22 Ingenieurbüro Wolfgang Stich: Caputh, Schloß, 3D-Visualisierung der Sicherungskonstruktion<br />

des Fliesensaalgewölbes mit Verstärkungsrippen aus Stahlbeton, 1996<br />

a) Draufsicht b) Untersicht<br />

Farbabb. 23 Caputh, Schloß, Bauzeitliche Abfangrüstung<br />

im Fliesensaal, Aufnahme von 1996<br />

Farbabb. 24 Caputh, Schloß, Schildkappenriß im<br />

Fliesensaalgewölbe, Aufnahme von 1996


98 Farbabbildungen<br />

Farbabb. 25 Caputh, Schloß, Bewehrung der Stahlbetonrippen oberhalb des Fliesensaalgewölbes,<br />

Aufnahme von 1996<br />

Farbabb. 26 Caputh, Schloß, Schalung mit Bewehrung oberhalb des Fliesensaalgewölbes,<br />

Aufnahme von 1996


Farbabbildungen 99<br />

Farbabb. 27 Caputh, Schloß, Ausgeschalte Verstärkungsrippen oberhalb des Fliesensaalgewölbes,<br />

Aufnahme von <strong>1997</strong><br />

Farbabb. 28 Caputh, Schloß, Fliesensaal nach statischer Sicherung, kurz vor Beendigung der Restaurierung,<br />

Aufnahme von <strong>1998</strong>


100 Farbabbildungen<br />

Farbabb. 29 Anschliff der Schichtenfolge im<br />

Bereich einer auf Seidengewebe gemalten roten<br />

Blüte, Gewebefaser von der originalen Wandbespannung<br />

des Chinesischen Hauses im Park Sanssouci,<br />

Lichtmikroskopische Aufnahme von 1996<br />

Farbabb. 30 Anschliff der Schichtenfolge im<br />

Bereich eines auf Seidengewebe gemalten dunkelgrünen<br />

Blattes, Gewebefaser von der originalen<br />

Wandbespannung des Chinesischen Hauses im<br />

Park Sanssouci, Lichtmikroskopische Aufnahme<br />

von 1996


Farbabbildungen 101<br />

Farbabb. 31 Leimdurchtränkte Graphik<br />

Unbekannter Künstler: Mars und Venus, um 1760, Radierung auf Hadernpapier, 35,2 × 37,5 cm<br />

Land Berlin, KPM-Archiv, Mappe 67, Nr. 368


102 Farbabbildungen<br />

Farbabb. 32 Dicke Leimschicht auf der Rückseite der Gouache, die eine ernste Gefahr für das Objekt<br />

und eine Herausforderung für den Restaurator darstellt<br />

Carl Jung: Blumenstudien, Gouache auf Aquarellkarton, 48,8 × 34,7 cm<br />

Land Berlin, KPM-Archiv, Mappe 6, Nr. 32


CLAUDIA SOMMER<br />

Edle Steine auf Tischen<br />

und Kommoden<br />

Eine spezielle Betrachtung zur Ausstattung<br />

des Marmorpalais<br />

Herausgelöst aus dem weit umfangreicher zu behandelnden Thema der<br />

Verwendung von inkrustierten Kunstobjekten in den preußischen Schlössern kann der<br />

ursprüngliche Bestand an kostbaren Tisch- und Kommodenplatten im Marmorpalais als eine<br />

dem Zeitgeschmack des ausgehenden 18. Jahrhunderts folgende Erscheinung betrachtet und<br />

vorgestellt werden. 1 Die Vorliebe, Tische, Spinde und Kommoden nicht nur mit gewöhnlichen,<br />

einfach konturierten und profilierten Platten aus Natursteinmaterial zu versehen, sondern<br />

sie durch Platten aus seltenem Gestein in aufwendiger Verarbeitung hervorzuheben,<br />

läßt sich bereits in den Residenzen des Großen Kurfürsten und seines Nachfolgers Friedrich<br />

(III.) I. nachweisen. In den Inventarbüchern aus der Zeit um 1700 werden mehrere Tischplatten<br />

erwähnt, die in der Technik der commessi di pietre dure, dem sogenannten Florentiner<br />

Mosaik, gearbeitet waren. 2 Während derartige Erwerbungen seiner Vorgänger eher zufällig<br />

erscheinen, zeigte Friedrich der Große ein bewußtes Interesse am Besitz steinerner Ziergegenstände.<br />

Die zahlreichen inkrustierten Tisch- und Kommodenplatten aus Rom und Florenz<br />

sowie die antiken und französischen Steinvasen in den Wohnungen des Königs entsprachen<br />

seiner allgemeinen Begeisterung für farbige und polierfähige Natursteine, denen auch bei<br />

der Dekoration friderizianischer Innenräume eine besondere Bedeutung zukam. Mit Kennerschaft<br />

wählte Friedrich meist persönlich die zu verwendenden Materialien aus, die nicht<br />

selten mit größtem Aufwand beschafft werden mußten.<br />

Nach seinem Tode hinterließ Friedrich der Große nicht nur die bereits erwähnte Sammlung<br />

von inkrustierten Kunstwerken, sondern auch einen beachtlichen Vorrat an noch unverarbeiteten<br />

farbigen Natursteinen, der im November 1786 durch den Baudirektor Heinrich<br />

Ludwig Manger aufgelistet wurde und nun dem neuen König zur Verfügung stand. 3 Außerdem<br />

hatte Friedrich der Große durch eine Reihe von Aufträgen auch Potsdamer Werkstätten<br />

befähigt, in guter Qualität Steinschnittarbeiten herzustellen. Neben den Brüdern Calame war<br />

es vor allem Johann Melchior Kambly, der als vielseitiger Kunsthandwerker auch die Techniken<br />

der Inkrustation beherrschte und diese Fähigkeit eindrucksvoll in Raumdekorationen<br />

und bei der Gestaltung von Tisch- und Kommodenplatten unter Beweis stellte.


104 Claudia Sommer<br />

Friedrich Wilhelm II. teilte mit seinem Vorgänger die Freude an steinernen Dekorationsstücken<br />

und setzte in den Jahren 1786 bis 1797 die Tradition fort, Innenräumen durch rare<br />

und edle Materialien auf Tischen und Kommoden einen kostbaren Akzent zu geben. Für<br />

die Ausstattung seiner neuen Wohnräume im Berliner Schloß, den von Carl von Gontard<br />

und Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff geschaffenen Königskammern, wählte Friedrich<br />

Wilhelm II. im September 1787 aus dem Neuen Palais in Potsdam neben bergkristallenen<br />

Kronleuchtern und steinernen Kaminaufsätzen auch acht der kostbarsten Tisch- und Kommodenplatten<br />

aus. Darunter befanden sich zwei italienische Mosaikarbeiten und ein von<br />

Kambly inkrustiertes Blatt, dessen Qualität den florentinischen nicht nachgestanden haben<br />

soll. 4 Hinzu kamen fünf Platten, deren Materialien – Verde antico, Grüner schwedischer<br />

Marmor und sogenannter »Maltheser Achat« – besonders geschätzt wurden. 5 Die Herkunft<br />

der anderen Platten in den Königskammern bleibt, mit Ausnahme derjenigen, die zu den von<br />

Erdmannsdorff in Italien erworbenen gehörten, vorerst ungeklärt. 6<br />

Auffällig erscheinen in den Schloßinventaren ab 1790 die Bemühungen, die Gesteinsarten<br />

der Platten möglichst exakt zu beschreiben. Die nicht weniger aufwendig und kunstvoll<br />

gearbeiteten Möbel, die sie trugen, sind dagegen lediglich als Tische oder Kommoden aus<br />

Mahagoniholz mit Bronzebeschlägen aufgeführt. An die Stelle des lapidaren Hinweises »mit<br />

einer bunten Marmorplatte« in den früheren Inventaren tritt zum Ende des Jahrhunderts eine<br />

konkrete Benennung der Natursteine. Abgesehen von der ohnehin bis heute oft irrtümlich<br />

verwendeten Bezeichnung »Marmor« für die Mehrzahl der farbigen polierfähigen Kalksteine,<br />

zeigt diese Tatsache, daß der Inventarschreiber über eigene oder ihm übermittelte Kenntnisse<br />

auf diesem speziellen Gebiet verfügte. Während es für die bereits in der antiken Literatur<br />

beschriebenen Gesteine oder für besonders markante Vorkommen allgemein bekannte<br />

Benennungen gab, erhielten vor allem »moderne« Sorten phantasievolle Namen, die heute<br />

völlig unüblich geworden sind.<br />

Die Gründe für das Interesse an diesen steinernen Gegenständen waren nach der Mitte<br />

des 18. Jahrhunderts vielfältiger geworden. Neben der Wertschätzung der von ihnen ausgehenden<br />

dekorativen Wirkung zeigte sich in der Anfangszeit kontinuierlicher geologischer<br />

Forschungen auch ein zunehmendes Interesse an Herkunft, Alter und historischer Bedeutung<br />

der Gesteine sowie an deren von der Natur hervorgebrachter Vielfalt und deren Besonderheiten.<br />

Einer besonderen Vorliebe erfreuten sich Tischplatten, die aus antiken Buntmarmoren,<br />

Porphyren oder Graniten gearbeitet waren. Die Wiederverwendung der einst für die Repräsentationsbauten<br />

der römischen Kaiserzeit aus allen Teilen des Imperiums zusammengetragenen<br />

Natursteine als Rohmaterial für neue Bauaufgaben war seit dem Mittelalter in Italien<br />

gängige Tradition geworden. Tischplatten aus solchen Materialien wurden ab der Mitte des<br />

18. Jahrhunderts von fast jedem antikenbegeisterten Bildungsreisenden gekauft, so daß sie<br />

eine relativ weite Verbreitung, vor allem in England, fanden. Um die erstaunliche Vielfalt<br />

und Farbigkeit dieser geschichtsträchtigen Gesteine darzustellen, entstanden vorwiegend in<br />

Rom Tischplatten als Mustersammlungen. 7 Die meist schachbrettartige Anordnung von kleinen<br />

Probetafeln erfolgte vorrangig nach rein dekorativem Ermessen. Für eine anspruchsvolle


Edle Steine auf Tischen und Kommoden 105<br />

Käuferschaft gab es jedoch auch die Möglichkeit, eine solche »Tischsammlung« mit Nummerierung<br />

der einzelnen Probestücke und dazugehörigem Katalog zu erwerben. Ganz zeitgemäß<br />

lassen sich die ersten derartigen Steinsammlungsplatten, die in einem preußischen<br />

Schloßinventar Erwähnung finden, in den Wohnungen Friedrich Wilhelms II. nachweisen. 8<br />

Die bedeutendste Erwerbung von Tisch- und Kommodenplatten für den König sind die<br />

von Erdmannsdorff 1790 in Rom gekauften Stücke. Im Herbst 1789 hatte der in Italien weilende<br />

Architekt eine Aufforderung aus Berlin erhalten, nach eigener Wahl Kamine, antike<br />

Plastiken und andere Kunstsachen für Friedrich Wilhelm II. zu erwerben. 9 Unter der letzten<br />

Position seiner eigenhändig aufgestellten Ankaufsliste führt Erdmannsdorff fünfzehn massive<br />

beziehungsweise inkrustierte Platten auf, die ihren Platz im Marmorpalais und in den Berliner<br />

Königskammern fanden. Im Mai 1791 traf der größte Teil der Lieferung in Potsdam ein.<br />

Die variierenden Plattenmaße waren nun bestimmend für die meist neu anzufertigenden<br />

Möbelstücke oder die Anpassung bereits vorhandener. So übermittelte der Geheime Kämmerer<br />

Ritz im Juni 1791 an den Berliner Schloßkastellan, daß die Platte aus »Pierre paragone«<br />

für das Konzertzimmer der Königskammern ausgewählt sei und der dort befindliche Tischfuß<br />

nach ihren Maßen verändert werden müsse. Außerdem wünsche der König, »daß unter<br />

die aus Rom gekommenen Tischplatten, Büsten etc. Pergament unterklebt werde, worauf<br />

in lateinischer Sprache soll geschrieben werden, daß der König Friedrich Wilhelm II. diese<br />

Sachen aus Rom kommen ließ, aus welcher Villa sie gekommen […] so wie es mehr in der<br />

von Herrn Baron von Erdmannsdorff Beschreibung zu ersehen ist.« 10<br />

Liste der von Erdmannsdorff<br />

angekauften Tischplatten 11<br />

Den zum Teil aus dem Französischen übersetzten Beschreibungen folgen<br />

Angaben zur ursprünglichen Plazierung der Stücke, Maße und kurze Hinweise zu den Materialien.<br />

12 Die zur Identifizierung herangezogenen Inventare befinden sich in der Plankammer<br />

der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg. 13<br />

Ein Tisch von Pierre paragone mit einer Einfassung von rotem Ägyptischen. Er ist aufgrund<br />

seiner Größe ein seltenes Stück und überdies interessant, da er unter den Möbeln des<br />

Papstes Sixtus gefunden wurde.<br />

Berlin, Schloß, Königskammern, Konzertzimmer (Inv. von 1793, fol. 37), L. 162 cm, B. 105 cm,<br />

<strong>SPSG</strong>, Marmorpalais.<br />

Vermutlich Paragone di Fiandra, ein bereits in der Antike bekanntes, wegen seiner hohen<br />

Dichte und gleichmäßigen schwarzen Färbung geschätztes Gestein. Der Rand aus Rosso<br />

antico, ein feinkörniger, blutrot bis dunkelrot gefärbter Kalkstein, aus Griechenland stammend<br />

und nicht, wie Erdmannsdorff vermutete, aus Ägypten.


106 Claudia Sommer<br />

Zwei sehr große und schöne Tische aus rotem Porphyr von einer Länge von 6 Fuß 3 Zoll,<br />

aus einem einzigen Stück. Es existieren nur wenige von solch außerordentlicher Größe. Sie<br />

sind eingefaßt von einem vergoldeten Bronzerand.<br />

Berlin, Schloß, Königskammern, Kammer mit rotem Damast und Kammer mit grünem<br />

Damast (Inv. von 1793, fol. 2 und 6), L. 196 cm, B. 89 cm. Verschollen.<br />

Vulkanisches Gestein von rotvioletter Färbung mit kleinen, meist annähernd gleichgroßen<br />

weißen, seltener rosafarbenen Quarzkristallen, aus Oberägypten stammend. Die Verwendung<br />

des roten Porphyrs war in der Antike ein Vorrecht der römischen Kaiser.<br />

Zwei sehr hübsche Tische von Alabatre Lumachella, sehr eigenartig.<br />

Potsdam, Marmorpalais, Braunes Zimmer (Inv. von 1790, fol. 17), L. 91 cm, B. 46 cm, von<br />

einem Bronzeperlstab eingefaßt. Verschollen.<br />

Muschelkalk oder Muschelmarmor, in zahlreichen Varianten vorkommend. Charakteristisch<br />

für das Erscheinungsbild sind die sichtbaren Muschelfragmente.<br />

Zwei kleine Tische von Alabaster, genannt Cotognino.<br />

Potsdam, Marmorpalais, Gelbe Kammer und Landschaftszimmer (Inv. von 1790, fol. 9 und<br />

10), L. 93,5 cm, B. 48 cm, von einem Bronzeperlstab eingefaßt. Verschollen.<br />

Bereits in der Antike verwendetes Gestein, auch Alabastro egiziano genannt. Bei den antiken<br />

»Alabastern« handelt es sich ausschließlich um Kalksinter, deren Färbung durch unterschiedliche<br />

Minerale bewirkt wird, die sich in den abgesetzten Kalkschichten verbreiten.<br />

Es entstehen so die charakteristischen ringförmigen Adern, aus Ägypten stammend.<br />

Ein kleiner Tisch, dessen Hauptfläche von Plasme d‘Emeraude, genannt Verde di Corsica.<br />

Potsdam, Marmorpalais, Weißlackierte Kammer (Inv. von 1790, fol. 4v), L. 100 cm, B. 61,5 cm.<br />

Als einzige Platte aus dem Originalbestand des Marmorpalais erhalten (Farbabb. 13, S. 92).<br />

Ovales Mittelfeld aus Verde di Corsica (Smaragditgabbro), gerahmt von Rosso antico und<br />

den weißen Stegen der Grundplatte aus Carrara-Marmor. Die Eckfüllungen aus Amethyst,<br />

gefaßt mit Giallo di Siena. Der äußere Rand aus transparentem, farbig unterlegtem Kalkstein.<br />

Umrahmt von einem bronzenen Perlstab.<br />

Die Platte ist doubliert auf einem Tuffgestein vulkanischen Ursprungs, das verbreitet in<br />

der Umgebung Roms auftritt. Unbeachtet blieb bisher, daß mit Hilfe der Bestimmung des<br />

Trägermaterials relativ sicher auf die Provenienz der inkrustierten Platten geschlossen<br />

werden kann. In der Regel wurde vorwiegend nur lokal zur Verfügung stehendes, sogenanntes<br />

»ärmeres« Material verwendet. Dieser Theorie folgend, kann für auf Sandstein<br />

doublierte Platten eine italienische Herkunft ausgeschlossen werden.<br />

2 Stück Marmor Platten von Aleppo mit einer Bordure von Gialo de Siène.<br />

Potsdam, Marmorpalais. Eine der Platten ursprünglich auf dem Tisch im Schreibkabi<strong>net</strong>t (Inv.<br />

von 1790, fol. 6v), L. 141 cm, B. 70,5 cm. Verschollen.


Edle Steine auf Tischen und Kommoden 107<br />

Breccia di Aleppo, polierfähige Kalksteinbrekzie überwiegend in verschiedenen Grautönen<br />

mit zum Teil intensiv gelben Einschlüssen, aus Griechenland oder Kleinasien stammend.<br />

Giallo di Siena, hell- bis goldgelber Halbmarmor aus Italien.<br />

Das seit 1945 verschollene Exemplar ersetzt durch eine im Vorrat aufgefundene Platte<br />

von Breccia di Aleppo. Das als Tuffgestein identifizierte Trägermaterial kennzeich<strong>net</strong> auch<br />

diese Platte als italienische Arbeit.<br />

2 Stück Marmor Platten von Rosso Corallino mit einer Bordure von grünem schwedischen<br />

Marmor.<br />

Marmorpalais, Braune Kammer (Inv. von 1790, fol. 17), L. 140 cm, B. 69 cm. Verschollen.<br />

Rosso Corallino, ein leuchtend roter bis dunkelroter polierfähiger Knollenkalkstein aus<br />

Frankreich. Grüner schwedischer Marmor aus den Brüchen von Kolmården, südlich von<br />

Stockholm.<br />

1 Stück von Bourdeauer Marmor mit einer Bordure von Schwarzem Spanischen Marmor.<br />

Potsdam, Marmorpalais, Blaulackierte Kammer (Inv. von 1790, fol. 6), L. 157,5 cm, B. 70 cm.<br />

Verschollen. <strong>1997</strong> durch eine Kopie ersetzt.<br />

Sogenannter »Bourdeauer Marmor«, heute als Belgisch-Rot bezeich<strong>net</strong>er polierfähiger<br />

Kalkstein, in Grau- und Rottönen variierend, mit weißen Flecken oder Adern. »Schwarzer<br />

Spanischer Marmor«, polierfähiger schwarzer Kalkstein mit charakteristischen, mehr oder<br />

weniger stark gefalteten Calcitadern, die mit gelbem Ton angereichert sind. Vermutlich<br />

irrtümliche Bezeichnung für den italienischen Portoro.<br />

1 Stück Oval von Orientalischem Agath.<br />

In den Schloßinventaren nicht eindeutig nachweisbar.<br />

1 Stück von vielen Sorten caros mit einer Bordure von Verdo Antiquo.<br />

Potsdam, Marmorpalais, Kammer en camaieu (Inv. von 1790, fol. 18), L. 167 cm, B. 76 cm.<br />

Verschollen.<br />

Steinsammlungsplatte mit 198 quadratischen Probetafeln. Verde antico, griechische Serpentinitbrekzie<br />

mit weißen und schwarzen Einschlüssen.<br />

Zum ursprünglichen Bestand des Marmorpalais gehörten elf weitere Platten, die nicht in<br />

Rom, sondern in Potsdam entstanden waren. Auch sie zeich<strong>net</strong>en sich durch eine Auswahl<br />

besonders schöner Gesteine aus und paßten sich in ihrer Gestaltung den italienischen Platten<br />

an. Die Materialien, unter anderem Verde antico, Giallo antico, Breccia Violetta oder<br />

Purpurino, stammten offensichtlich noch aus den von Friedrich dem Großen angeschafften<br />

Marmorvorräten (Farbabb. 14, S. 92). 14 Ihnen vergleichbar ist der heute noch erhaltene Originalbestand<br />

an Tischplatten im Schloß auf der Pfaueninsel, der 1798 erstmals in einem Inventar<br />

erfaßt wurde. 15 Die meist nicht mehr als 5 Millimeter starken farbigen »Marmor«auflagen<br />

sind auf einheimische Sandsteintafeln doubliert. Für die Ausführung kommt vorrangig Hein-


108 Claudia Sommer<br />

Abb. 1 Heinrich Friedrich Kambly: Platte auf einer Kommode in der Schlafkammer Friedrich<br />

Wilhelms II. im Marmorpalais in Potsdam, Potsdam 1790, schlesischer Chrysopras mit einer<br />

Einfassung von Portoro, verschollen<br />

rich Friedrich Kambly in Frage, der nach dem Tode Johann Melchior Kamblys 1783 die<br />

väterliche Werkstatt weiterführte und ebenfalls inkrustierte Tischplatten herstellte. 16 Für das<br />

Schlafzimmer Friedrich Wilhelms II. hatte Kambly d. J. 1790 ein Kommodenblatt aus schlesischem<br />

Chrysopras angefertigt (Abb. 1). Das intensive Grün des als wertvollste Quarzvarietät<br />

geltenden Schmucksteins stand in wirkungsvollem Kontrast zu der Einfassung aus schwarzem<br />

Portoro. Über die Gestaltung der Platte bestimmte der König selbst, nachdem ihm von<br />

Carl Gotthard Langhans, der die Ausgestaltung der Innenräume besorgte, zwei Entwurfszeichnungen<br />

zur Approbation übersandt worden waren. 17 Diese Platte stand in der Nachfolge<br />

einiger Chrysoprastischplatten, die Friedrich der Große, der dieses Material besonders<br />

schätzte und dessen Gewinnung in Schlesien förderte, für das Potsdamer Stadtschloß und<br />

das Neue Palais anfertigen ließ.<br />

Bis auf eine Ausnahme, die oben beschriebene Kommodenplatte mit Verde di Corsica, sind<br />

alle anderen Platten aus dem Marmorpalais seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges verschollen.<br />

Die Kommoden des Obergeschosses waren im April 1944 in das thüringische Kospoda<br />

ausgelagert worden. 18 Nur eine von ihnen konnte nach dem Krieg wieder aufgefunden werden,<br />

allerdings ohne ihre Deckplatte. Die Möbel im Erdgeschoß beließ man an ihrem Ort.<br />

Der Verbleib ihrer kostbaren Platten, zum größten Teil aus dem Ankauf Erdmannsdorffs stammend,<br />

ist allerdings seit der Räumung des Marmorpalais durch die russische Militärverwaltung<br />

nach 1951 unbekannt.<br />

Im Rahmen der Restaurierung des Marmorpalais und seiner erhaltenen Originalausstattung<br />

wurden für die acht noch vorhandenen Tische und Kommoden die Platten in entsprechenden<br />

Materialien nach Inventarbeschreibungen, Vergleichsbeispielen und historischen<br />

Fotoaufnahmen rekonstruiert.


Anmerkungen<br />

Edle Steine auf Tischen und Kommoden 109<br />

1 Inkrustation (lat.: crusta = Rinde): Ein- oder Auflagen aus Stein, farbigen Pasten u. ä. auf meist<br />

hölzernem oder steinernem Trägermaterial. Die bereits in der Antike verbreitete Technik fand in<br />

Architektur und Kunsthandwerk der italienischen Renaissance und des Barock ihren Höhepunkt.<br />

2 Commesso di pietre dure (lat.: committere = verbinden): Bezeichnung für eine spezielle Art des<br />

Steinmosaiks, die für die Florentinischen oder die von Florenz inspirierten Arbeiten charakteristisch<br />

ist. Es besteht aus unregelmäßigen, den Konturen und Farbschattierungen der gewünschten<br />

Darstellung folgenden Einzelteilen, die nahezu fugenlos zusammengeschliffen werden. Verwendet<br />

werden sowohl pietre dure, harte Steine (Gestein bzw. Mineralien mit einem Härtegrad über 6,<br />

nach Mohs) als auch pietre tenere, weiche Steine (Härtegrad unter 6, nach Mohs). Das zuletzt zur<br />

Stabilisierung unterlegte Trägermaterial, meist Schiefer, bleibt unsichtbar.<br />

3 GStAPK, I. HA, Rep. 96, Nr. 210 B, fol. 1 f. Die von Manger unterzeich<strong>net</strong>e Liste mit den auf<br />

dem Potsdamer Baudepothof vorhandenen Marmorbeständen datiert vom 4. November 1786. Aufgeführt<br />

sind Mengen und Maße von einundzwanzig verschiedenen, z. T. sehr raren Natursteinmaterialien.<br />

4 Matthias Oesterreich: Beschreibung und Erklärung der Gruppen, Statuen […], welche die Sammlung<br />

Sr. Majestät, des Königs von Preußen ausmachen, Berlin 1775, S. 57. – Vgl. auch Carl F.<br />

Foerster, Johann Melchior Kambly, Manuskript für das Allgemeine Lexikon der bildenden Künstler<br />

von der Antike bis zur Gegenwart, <strong>SPSG</strong>, Plankammer.<br />

5 <strong>SPSG</strong>, Plankammer, Aktenslg. Nr. 258, fol. 124. – Ebenda, Nr. 261, fol. 77a, b. – Alle aus dem<br />

Neuen Palais entnommenen Platten lassen sich im Inventar der Königskammern 1793 (<strong>SPSG</strong>,<br />

Plankammer, Inventarslg. Nr. 44) an ihrem neuen Standort nachweisen: Das inkrustierte Tischblatt<br />

von Kambly aus der Fleischfarbenen Kammer befand sich im Thronsaal (fol. 11), die römische Platte<br />

aus dem Tressenzimmer auf einer gelackten Kommode in der Grünen französischen Kammer (fol.<br />

17), der frühklassizistische Tisch mit florentinischer Platte aus der Blauen Kammer sowie das Verdeantico-Blatt<br />

in der Gründamastenen Kammer (fol. 33). Die beiden schwedischen Marmorplatten<br />

aus der Wohnung des Prinzen Heinrich lagen nun in der Bildergalerie des Berliner Schlosses (fol.<br />

134), die beiden Platten aus »Maltheser Achat« in der Rotlackierten Kammer der Königswohnung<br />

(fol. 25). Von keiner dieser Platten, die seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges verschollen sind,<br />

existieren Fotoaufnahmen.<br />

6 Es handelt sich dabei um eine Platte aus Derbeshyre-Flußspat in der Grünen französischen Kammer<br />

(<strong>SPSG</strong>, Plankammer, Inventarslg. Nr. 44, fol. 16) und um eine »Platte von Feldsteinen, wovon die<br />

Einfassung von Giallo antico« in der Blauen französischen Kammer (ebenda, fol. 18), die vermutlich<br />

nach 1866 mit einem Tischgestell in das Schloß Homburg gebracht wurde und dort erhalten ist.<br />

Desweiteren gab es Tischplatten »von Alabaster mit Marienglas vermengt« in der Grünlackierten<br />

Kammer (ebenda, fol. 26), von Portoro im Parolesaal (ebenda, fol. 31) und Brocatello im Schlafgemach<br />

(ebenda, fol. 38).<br />

7 Anna Maria Giusti: Pietre dure. Hardstone in furniture and decorations, London 1992, S. 33.<br />

8 Berlin, Schloß, Königskammern, Bibliothek (Inv. von 1793, fol. 20). Berlin, Schloß Charlottenburg,<br />

Winterkammern, Raum 16 (349) (Inv. von 1810, fol. 23). Potsdam, Marmorpalais, Kammer en<br />

camaieu (Inv. von 1790, fol. 18). Berlin, Schloß auf der Pfaueninsel, Vorrat (Inv. von 1798, fol. 2v),<br />

von Heinrich Friedrich Kambly gearbeitete Platte. Die genannten Inventare aufbewahrt in der<br />

<strong>SPSG</strong>, Plankammer, Inventarslg. Nr. 44, 248, 377 und 448.


110 Claudia Sommer<br />

9 Ausführlich zu diesen Ankäufen, zur Rolle Erdmannsdorffs und dem dazugehörigen Briefwechsel<br />

s. Sybille Harksen: Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorffs Ankäufe von Skulpturen für Berlin und<br />

Potsdam, in: Forschungen und Berichte der Staatlichen Museen zu Berlin, 18, 1977, S. 131–162.<br />

10 GStAPK, BPH, Rep. 192, Ritz, B 18, fol. 98.<br />

11 GStAPK, BPH, Rep. 192, Ritz, B 17, fol. 19–23.<br />

12 Gabriele Borghini: Marmi antichi, Rom 1992. – Raniero Gnoli: Marmora Romana, Rom 1971. –<br />

Harald Mielsch: Buntmarmore aus Rom im Antikenmuseum Berlin, Berlin 1985.<br />

13 <strong>SPSG</strong>, Plankammer, Inventarslg. Nr. 44 (Berlin, Schloß, Inv. von 1793). – Ebenda, Nr. 377<br />

(Potsdam, Marmorpalais, Inv. von 1790).<br />

14 Bei einer erneuten Erfassung der Marmorbestände auf dem königlichen Bauhof in Potsdam fehlten<br />

1795 im Vergleich zu der bereits 1786 aufgenommenen Liste auffälligerweise jene Materialien, die<br />

sich auf den Tischen und Kommoden in den neu eingerichteten Schlössern Friedrich Wilhelms II.<br />

wiederfinden lassen (GStAPK, I. HA, Rep. 96, Nr. 216 B, fol. 36).<br />

15 <strong>SPSG</strong>, Plankammer, Inventarslg. Nr. 448.<br />

16 GStAPK, BPH, Rep. 192, Ritz, Nr. 1068, fol. 16 und 24.<br />

17 GStAPK, BPH, Rep. 192, Ritz, Nr. 1221, fol. 5.<br />

18 <strong>SPSG</strong>, Archiv, GD 25/88, Liste der abtransportierten Möbel aus dem Marmorpalais vom 25. April<br />

1944.<br />

Abbildungsnachweis: Abb. 1: Potsdam, <strong>SPSG</strong>, Fotoarchiv. – Farbabb. 13: Potsdam, <strong>SPSG</strong>, Foto Wolfgang<br />

Pfauder. – Farbabb. 14: Potsdam, <strong>SPSG</strong>, Foto Stefan Klappenbach.


KÄTHE KLAPPENBACH<br />

Die Kronleuchter<br />

in den Wohnungen<br />

Friedrich Wilhelms II.<br />

Selten nur gab es Kronleuchter in so hoher Vollendung und ausgewogener<br />

Schönheit wie zur Zeit des Rokoko in Frankreich und des Frühklassizismus in Preußen.<br />

Dies veranschaulichen in augenfälliger Weise die von König Friedrich II. zwischen 1746 und<br />

1771 in Paris gekauften kostbaren Lüster 1 mit Behang von Bergkristall 2 und deren in Berlin<br />

und Potsdam angefertigte Nachbildungen mit Glasbehang sowie die für König Friedrich Wilhelm<br />

II. für das Marmorpalais in Potsdam und die Winterkammern im Schloß Charlottenburg<br />

hergestellten Kronleuchter.<br />

Der elementare Wunsch nach Licht hatte in der Zeit der Aufklärung zu Schöpfungen<br />

inspiriert, deren Ausstrahlung und zeitloser Schönheit sich auch der Neffe und Nachfolger<br />

Friedrichs II., Friedrich Wilhelm II., nicht entziehen konnte. Doch in erster Linie werden es<br />

wohl praktische Gründe gewesen sein, die ihn bewogen, bei der Ausstattung von Repräsentationsräumen<br />

im Berliner Schloß Kronleuchter aus den Sammlungen Friedrichs II. wieder<br />

zu verwenden.<br />

Diese lustres en cristal de roche tragen Behang aus fast ganz klarem Quarz in harmonisch<br />

aufeinander abgestimmten Formen. Der Facettenschliff und die Politur verstärken dessen<br />

Brillanz und reflektieren einzigartig das Licht. 3<br />

König Friedrich Wilhelm II. stand dem Modernen aufgeschlossen gegenüber. An die Handlungsweise<br />

Friedrichs II. anknüpfend und wohl auch auf Empfehlung seines aus Wörlitz kommenden<br />

Beraters und Architekten Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff beauftragte er meist<br />

Berliner und Potsdamer Bronziers und Glasschleifer mit der Herstellung der Kronleuchter<br />

für das Marmorpalais und die Winterkammern im Schloß Charlottenburg. 4 Sie unterscheiden<br />

sich in Aufbau, Form des Glasbehanges und Wertigkeit des Bronzegestells grundlegend von<br />

denen der Zeit des Rokoko, waren weit weniger kostspielig, jedoch von ausgesuchter Raffi-


112 Käthe Klappenbach<br />

nesse. Dem Bedürfnis nach Reflexion des Lichtes wurden sie gleichermaßen gerecht. Ihre<br />

Hersteller sind teilweise bekannt, nicht aber ihre Gestalter. Es besteht die Hoffnung, daß<br />

weiterführende Forschungen darüber Klarheit bringen.<br />

Seine Bautätigkeit als König begann Friedrich Wilhelm II. damit, das vollkommen verwohnte<br />

Arbeits- und Schlafzimmer Friedrichs II. im Schloß Sanssouci durch Erdmannsdorff<br />

neu gestalten zu lassen. Sämtliche friderizianischen Dekorationen und Möbel wurden entfernt.<br />

Einzig der französische Kamin und der Kronleuchter blieben erhalten. Friedrich II.<br />

hatte letzteren 1747 vom Potsdamer Glasschleifer Johann Christian Bode für 1000 Taler<br />

erworben. 5 In den Inventaren ab 1796 bis 1845 wird zwar immer ein »Kronenleuchter von<br />

Crystall de roche mit 6 Tüllen und Bronze Contouren« 6 beschrieben, auf dem 1842 entstandenen<br />

Aquarell von Konstantin Andrejewitsch Uchtomski ist allerdings eindeutig die noch<br />

jetzt vorhandene »gläserne Crone« 7 zu erkennen (Farbabb. 15, S. 93). Für den Schreiber des<br />

Inventars waren vermutlich die Materialien nicht zu unterscheiden, denn mit dem Glas sollte<br />

der Bergkristall imitiert werden und die Behangformen sind mit denen aus Quarz identisch.<br />

Es handelt sich hier um die erste nach französischem Vorbild in Potsdam hergestellte Krone.<br />

Sie ist Beweis für frühe Bemühungen der einheimischen Handwerker auf diesem Gebiet.<br />

1787 erhielten Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff, Carl von Gontard und Carl Ludwig<br />

Bauer vom König den Auftrag, eine Raumfolge im ersten Stockwerk des Berliner Schlosses,<br />

die später als Königskammern bezeich<strong>net</strong> wurde, völlig neu zu gestalten und zu möblieren.<br />

In diese Schöpfungen brachten die noch der Tradition verpflichteten Architekten Gontard<br />

und Bauer Elemente des späten friderizianischen Stiles mit ein, 8 und Erdmannsdorff nutzte<br />

optische Effekte des Barock und Rokoko. 9 Obwohl es zwischen ihnen keine Abstimmung<br />

gegeben haben soll, 10 sind doch verbindende Elemente vorhanden. Die auffälligsten sind<br />

wiederum die Kronleuchter, die schon genannten lustres en cristal de roche, die entweder<br />

1787 auf Befehl des Königs aus dem Neuen Palais entnommen wurden oder im Berliner<br />

Schloß schon vorhanden waren. 11 Leider ist nicht mehr nachzuvollziehen, ob es sich bei den<br />

wenigen auf den Meßbildern von 1912/1913 abgebildeten Kronen um diejenigen handelt, die<br />

im Inventar von 1793 beschrieben sind. 12 Sie waren bei der Elektrifizierung des Schlosses ab<br />

1891 durch die Erhöhung der Anzahl ihrer Kerzentüllen stark verändert worden. Details sind<br />

auf den Fotos auch bei starker Vergrößerung schlecht zu erkennen. Da sie seit der Zerstörung<br />

des Schlosses als verschollen gelten, wird eine genaue Zuordnung wohl auch nicht mehr<br />

möglich sein. Alle verwendeten Kronen zeigen Gemeinsamkeiten im Aufbau des Bronzegestelles<br />

und in den Formen des Behanges. 13 Von besonderer Pracht muß der Lüster im Gontardschen<br />

Thronsaal gewesen sein, den Albert Geyer in seiner Schloßbaugeschichte folgendermaßen<br />

beschreibt: »Ein besonders kostbarer Kronleuchter, im Werte von 85000 Talern,<br />

wurde in diesem Saale aufgehängt; die unterste Kristallkugel mißt 24 Zoll im Umfange und<br />

8 Zoll im Durchmesser und kostete allein 25000 Taler.« 14 Zur Bestätigung dieser Bemerkung<br />

wurden leider noch keine Quellen gefunden und auf dem Meßbild von 1912/1913 ist bereits<br />

eine andere Krone zu sehen (Abb. 1). Eine Ausnahme bildete der Lüster im Erdmannsdorffschen<br />

Speisesaal, zu dem es im Inventar von 1793 heißt: »Eine Perlkrone von Crystal de<br />

Roche mit 24 Armen und Leuchtern von vergoldeter Bronze, 5 ½ Fuß hoch, 4 ¼ Fuß


Die Kronleuchter in den Wohnungen Friedrich Wilhelms II. 113<br />

Abb. 1 Berlin, Schloß, Kronleuchter im Thronsaal der Königskammern,<br />

nach 1945 verschollen, Aufnahme von 1912/1913<br />

breit. NB. Diese Krone ist von Ludwig XIV. an des höchstseel. Königs Majestät Friedrich I.<br />

geschenkt worden.« 15 Auch hier ist bedauerlicherweise keine authentische Abbildung mehr<br />

vorhanden.<br />

König Friedrich Wilhelm II., der im Gegensatz zu seinem Onkel eine rege Bautätigkeit für<br />

das Berliner Schloß entfaltet hatte, wagte es nach dem kostspieligen Umbau der Königskammern<br />

nicht mehr, die Festräume ebenso auszustatten. Nach einigen Reparaturen seit 1792 gab<br />

er 1795 den Befehl, daß die Paradekammern »reparirt und wo es nöthig neu gemacht werden<br />

sollen.« 16 In der Hängung der Kronleuchter gab es keine großen Veränderungen, obwohl die<br />

meisten von ihnen laut Inventar kleine Schäden hatten. Nur in der Bildergalerie wurden die<br />

»sehr schadhaften« Kronen 1794 »bey Gelegenheit der beiden Beyläger der Erbprinzessin


114 Käthe Klappenbach<br />

Abb. 2 Potsdam, Marmorpalais, Kronleuchter in<br />

der Braunseidenen Kammer, nach 1945 verschollen,<br />

Aufnahme von 1925<br />

Abb. 3 Potsdam, Marmorpalais, Kronleuchter in<br />

der Blaulackierten Kammer, nach 1945 verschollen,<br />

Aufnahme von 1925<br />

von Holland und Prinzessin Friederique Königliche Hoheiten« abgenommen und gegen zehn<br />

Kronen »aus dem neuen Palais bey Potsdam« ausgetauscht. 17 Es sind die wohl von den Glasschleifern<br />

Brockes aus Potsdam und Trümper aus Berlin angefertigten zwei Kronen zu je<br />

sechs Tüllen aus dem Tanzsaal, sieben Kronen zu je 30 Tüllen aus dem Marmorsaal und die<br />

mittlere Krone mit 20 Tüllen aus dem Grottensaal. 18 Leider sind keine Abbildungen dieser<br />

Kronleuchter mehr erhalten.<br />

Von 1787 bis 1793 ließ sich Friedrich Wilhelm II. als Sommersitz das Marmorpalais erbauen.<br />

Dieser erste frühklassizistische Bau Potsdams wurde begonnen von Carl von Gontard und<br />

vollendet von Carl Gotthard Langhans, der vor allem mit der Ausstattung und Dekoration der<br />

Innenräume beauftragt war. Es kann davon ausgegangen werden, daß von ihm auch die Entwürfe<br />

für die außergewöhnlichen Kronleuchter stammen, 19 die als »die schönste Sammlung<br />

dieser Art« bezeich<strong>net</strong> wurden. 20 Im Aufbau einiger dieser Kronen gibt es noch Anklänge<br />

an den Stil des Rokoko. Doch schon der Behang ist ein völlig anderer geworden. Er


Abb. 4 Berlin, Schloß auf der Pfaueninsel,<br />

Kronleuchter im Großen Saal, Aufnahme um 1985<br />

Die Kronleuchter in den Wohnungen Friedrich Wilhelms II. 115<br />

Abb. 5 Berlin, Schloß Charlottenburg, Kronleuchter<br />

im Marmorierten Speisesaal der Winterkammern<br />

Friedrich Wilhelms II., Aufnahme von 1925<br />

<strong>SPSG</strong>, Inv. Nr. VIII 1088<br />

besteht ausnahmslos aus Wachteln, Ketten mit Buchteln und Eiszapfen von geschliffenem<br />

Glas (Abbn. 2, 3). Im Vordergrund steht jedoch das strenge klassizistische feuervergoldete<br />

Bronzegestell, das mit Adlern, Masken, Sphingen, Mäander- und Rankenfriesen verziert ist,<br />

die auch in der Dekoration der Möbel dieser Zeit wiederkehren. Bis auf die Laterne im Vestibül<br />

sind alle diese Kronleuchter nach dem zweiten Weltkrieg verschollen. Von ihrem Aussehen<br />

künden nur noch die Aufnahmen von 1912/1913 und 1925.<br />

Von der Einrichtung des von 1794 bis 1796 auf der Pfaueninsel gebauten Schlößchens ist<br />

überliefert, daß Friedrich Wilhelm II. jede Einzelheit gemeinsam mit der Gräfin Lichtenau<br />

festlegte. 21 Obwohl mit der Ausstattung des Schlosses hauptsächlich Potsdamer Handwerker<br />

beauftragt waren und ein Einfuhrverbot für böhmische Glaswaren existierte, wurden in<br />

den Saal und das »Erste Conversationszimmer« Kronleuchter »von Böhmischem Glase« 22<br />

gehängt. Ihr Metallgestell ord<strong>net</strong> sich völlig unter. Mehrere reich mit Behang versehene<br />

Reifen umgeben die glasumkleidete Mittelstange. Die in hölzernen Konsolen steckenden<br />

Glasarme sind verbunden durch Kaskaden aus geschliffenem Glas. Diese Kronen waren das<br />

Modernste, was in dieser Zeit in Böhmen hergestellt und verkauft wurde (Abb. 4). 23


116 Käthe Klappenbach<br />

In der 1796 zu den sogenannten Winterkammern umgestalteten Ersten Wohnung Friedrichs<br />

II. im Schloß Charlottenburg hängen Kronleuchter, deren Gestaltung nun völlig dem<br />

neuen Stil verpflichtet ist. Nichts erinnert mehr an das Rokoko. Die Gräfin Lichtenau überwachte<br />

auch hier den Umbau der Räume. Es liegt nahe, daß sie möglicherweise angeregt<br />

hat, die 1794 in die Akademie der Künste »imatriculierten« Bronziers Werner und Mieth<br />

aus Berlin mit der Anfertigung der Kronleuchter zu beauftragen (Abb. 5). 24 Anscheinend gab<br />

es dazu auch genaue Anweisungen, denn in der Rechnung vom 24. Januar 1797 sind diese<br />

relativ genau beschrieben als »lustre […] mit Arabesquen Bogen«, »in Gothischer Form« oder<br />

»in Japanischer Form«. 25 Ihr zart ornamentiertes Bronzegestell mit teilweise höchst elegant<br />

geschwungenen Armen ist reich mit Glasbehang in Form von Eiszapfen und Ketten aus Rautenbuchteln<br />

versehen. In ihrem Innern befanden sich blaue, grüne oder weiße »transparente<br />

Schalen«, die aber nicht mehr erhalten sind. 26 Diese Lüster hatten ein wechselvolles Schicksal.<br />

Zur Sicherung vor Zerstörungen wurden sie im Zweiten Weltkrieg nach Potsdam in<br />

das Neue Palais ausgelagert und von dort aus nach dem Krieg mit vielen anderen Kunstwerken<br />

in die ehemalige Sowjetunion abtransportiert, kehrten aber glücklicherweise 1958 nach<br />

Potsdam-Sanssouci zurück – allerdings in Einzelteilen und sehr stark beschädigt. Sie wurden<br />

schon 1975 durch Edith Temm identifiziert und sollten für die Ausstattung des Marmorpalais<br />

verwendet werden. 27 1995 kamen sie nach aufwendiger Restaurierung wieder an ihre angestammten<br />

Plätze im Schloß Charlottenburg zurück.<br />

Die beschriebenen verschiedenartigen Kronleuchter aus kostbaren Materialien dienten<br />

nicht nur der Beleuchtung sondern gleichfalls der Zierde der Räume. Durch die harmonische<br />

Gestaltung ihrer Metallgestelle und die Anordnung des Bergkristall- und Glasbehanges sind<br />

die Rokokoleuchter in ihrer Verspieltheit und die strenger verzierten frühklassizistischen<br />

Kronen mit der Musik jener Zeiten zu vergleichen, die beide Könige so liebten. So fanden<br />

selbst in den Kronleuchtern die vielbeschriebenen und vielgeschmähten sinnlichen Neigungen<br />

König Friedrich Wilhelms II., die ihn zu einem Förderer von Kunst und Kultur werden<br />

ließen, ihren Niederschlag.<br />

Anmerkungen<br />

1 Paul Seidel: Friedrich der Große als Sammler, in: Jahrbuch der Königlich-Preußischen Kunstsammlungen,<br />

15, 1894, S. 48–57 und 81–93.<br />

2 Bergkristall (franz.: cristal de roche): Umgangssprachliche Bezeichnung für das Mineral Quarz. Der<br />

Begriff leitet sich vom griechischen Wort κρυσταλλοσ ab, das »Eis« bedeutet und ursprünglich<br />

ausschließlich für Bergkristall verwendet wurde. Minerale sind homogene natürliche kristalline<br />

Festkörper (freundliche Mitteilung von Roland Oberhänsli, Universität Potsdam, Institut für<br />

Geowissenschaften).<br />

3 Das Feuer geschliffener Minerale wird auch als »Brillanz« bezeich<strong>net</strong>. Die Brillanz geschliffener<br />

Bergkristalle hängt stark von der Lichtmenge ab, die durch die Kristalloberfläche eintritt, sich im<br />

Kristall mehrfach spiegelt, um schließlich wieder das Auge des Betrachters zu erreichen. Diese<br />

Mehrfachspiegelung wird durch die Facettierung verstärkt (freundliche Mitteilung von Roland<br />

Oberhänsli).


Die Kronleuchter in den Wohnungen Friedrich Wilhelms II. 117<br />

4 »Erdmannsdorff lenkte den König, belebte das Bauwesen, korrigierte die Pläne seiner Kollegen,<br />

erwarb antike Kunstwerke und erzog die Handwerker.« (zitiert nach: Heinz Schönemann: Ein<br />

frühes Denkmal für Friedrich den Großen, in: Kulturbauten und Denkmale, 2, 1991, S. 33).<br />

5 Paul Gustav Hübner: Schloß Sanssouci, Berlin 1926, S. 50. – Robert Schmidt: Brandenburgische<br />

Gläser, Berlin 1914, S. 101, 102 und 142.<br />

6 <strong>SPSG</strong>, Plankammer, Inventarslg. Nr. 546, fol. 7. – Ebenda, Nr. 549, fol. 17. – Ebenda, Nr. 554,<br />

fol. 48.<br />

7 <strong>SPSG</strong>, Plankammer, Aktenslg. Nr. 3, fol. 3.<br />

8 Fritz-Eugen Keller: Die Königskammern Friedrich Wilhelms II. und die Wohnung Königin Friederikes,<br />

in: Goerd Peschken, Hans-Werner Klünner: Das Berliner Schloß. Das klassische Berlin, Berlin<br />

1982, S. 74–99.<br />

9 Adelheid Schendel: Erdmannsdorffs Raumgestaltungen in Potsdam und Berlin, in: Friedrich Wilhelm<br />

von Erdmannsdorff 1736–1800, Ausstellung, Wörlitz, Staatliche Schlösser und Gärten Wörlitz,<br />

Oranienbaum, Luisium, 1986, Wörlitz 1986, S. 42–54.<br />

10 S. Anm. 9.<br />

11 <strong>SPSG</strong>, Plankammer, Aktenslg. Nr. 258, fol. 124 und Nr. 261, fol. 77a, Inventurlisten des Kastellans<br />

Reichenbach von 1798 und 1846 mit den 1787 nach Berlin gebrachten Tischblättern, Kronleuchtern,<br />

Kamin- und Tischaufsätzen und Uhren.<br />

12 <strong>SPSG</strong>, Plankammer, Inventarslg. Nr. 45, fol. 2–54.<br />

13 Käthe Klappenbach: Die Bergkristall-Lüster Friedrichs des Großen, in: Museums-Journal, 3, 1994,<br />

S. 74–75. – Dies.: Französische Kronleuchter mit Bergkristallbehang. Restaurierung und Ergänzung<br />

der Kronleuchter in der Kleinen Galerie des Schlosses Sanssouci, in: Restauro, 2, 1995, S. 116–120.<br />

14 Albert Geyer: Geschichte des Schlosses zu Berlin, bearb. v. Sepp Gustav Gröschel, Bd. 2: Vom<br />

Königsschloß zum Schloß des Kaisers (1698 – 1918), Text- und Bildband, Berlin 1992, S. 42.<br />

15 <strong>SPSG</strong>, Plankammer, Inventarslg. Nr. 45, fol. 14.<br />

16 Zitiert nach: Geyer, 1992 (s. Anm. 14), S. 49.<br />

17 <strong>SPSG</strong>, Plankammer, Inventarslg. Nr. 45, fol. 306 und 222.<br />

18 Käthe Klappenbach: Kronleuchterbehang aus Glas für König Friedrich II. von Preußen, in: Annales<br />

du 13e Congrès de l’Association pour l’Histoire du Verre (Amsterdam 28. 8.–1. 9. 1995), Lochem<br />

1996, S. 471–482.<br />

19 Die Angaben zu den Kronleuchtern im Marmorpalais sowie viele grundlegende Hinweise verdanke<br />

ich den ersten Recherchen meiner Kollegin Edith Temm auf diesem Gebiet (Edith Temm: Die<br />

Beleuchtungskörper des Marmorpalais im Neuen Garten, unveröffentlichtes Manuskript, Potsdam<br />

1975). – Die Forschungen zu den Beleuchtungskörpern in diesem Schloß wurden von ihr fortgeführt<br />

und in dem von mir vorgelegten Bestandskatalog veröffentlicht (Käthe Klappenbach: Kronleuchter<br />

mit Behang aus Bergkristall und Glas sowie Glasarmkronleuchter bis 1810. Bestandskatalog<br />

der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, Berlin 2001).<br />

20 Hermann Schmitz: Schloß Freienwalde, in: Die Kunst, Monatshefte für freie und angewandte<br />

Kunst, Bd. 42, Jg. 23, München 1920, S. 217–228, hier S. 228.<br />

21 Georg Poensgen: Die Pfaueninsel, Berlin 1965 (Amtlicher Führer), S. 5.<br />

22 <strong>SPSG</strong>, Plankammer, Inventarslg. Nr. 448, fol. 9–11.<br />

23 Jarmila Brozová: Böhmische Kristallkronleuchter aus dem 18. Jahrhundert, in: Glass Review, Jg. 36,<br />

3, 1981, S. 19–22. – Dies.: Böhmische Kristallkronleuchter des 19. Jahrhunderts, in: Glass Review,<br />

Jg. 38, 2, 1983, o. S.<br />

24 GStAPK, II. HA, Gen. Dir., Fabr. Dep., Tit. CDXVIII, Nr. 145, fol. 64.


118 Käthe Klappenbach<br />

25 GStAPK, BPH, Rep. 36, Nr. 14, fol. 24.<br />

26 Ebenda.<br />

27 Temm, 1975 (s. Anm. 19), S. 34.<br />

Abbildungsnachweis: Abbn. 1–3, 5: Berlin, Brandenburgisches Landesamt für Denkmalpflege, Meßbildarchiv.<br />

– Abb. 4: Potsdam, <strong>SPSG</strong>, Fotoarchiv. – Farbabb. 15: St. Petersburg, Staatliche Ermitage, Slg. der<br />

Zeichnungen.


LISELOTTE WIESINGER<br />

Zu dem verschollenen<br />

Bilderzyklus von<br />

Christian Bernhard Rode in der<br />

Alten Kapelle im Berliner Schloß<br />

Einer der interessantesten Innenräume im Berliner Schloß war durch seine<br />

Funktion und seine komplizierte Baugeschichte die Kapelle Friedrichs I. am Lustgarten. Mit<br />

einem Kupferstich um 1704 hat sich, kurze Zeit nach deren Fertigstellung durch Andreas<br />

Schlüter, eine zeitgenössische Darstellung erhalten (Abb. 1). 1 In dem prächtigen Bau mit<br />

seiner Säulenstellung ist der erste Gottesdienst zum Jahrestag der Gründung des Schwarzen<br />

Adlerordens dargestellt, den der König als höchsten preußischen Orden bei seiner Krönung<br />

1701 in Königsberg gestiftet hatte. Als letzter westlicher Raum der Schlüterschen Paradekammern<br />

nach dem Lustgarten, deren Enfilade prachtvoller Repräsentationsräume eine der<br />

wichtigsten Baumaßnahmen Schlüters war, um das kurfürstliche Schloß des späten Mittelalters<br />

und der Renaissance zum königlichen Barockschloß umzugestalten, hatte der Raum<br />

eine besondere Stellung. Er lag direkt an der Nahtstelle vom alten Schloß Schlüters um den<br />

inneren Schloßhof zum neuen Schloß des Nachfolgers Johann Friedrich Eosander, der den<br />

Bau nach Westen bis zur Schloßfreiheit fortführte. 2 Die Baugeschichte dieser Kapelle, die von<br />

Anfang an als Ort der Zeremonien des Ordenskapitels in den Statuten des Ordens bestimmt<br />

war, 3 ist deshalb recht schwierig. Nur wenige Jahre nach Vollendung der Kapelle (1702)<br />

begann sie mit einer Verschiebung der Westwand durch Eosander und damit einer Verkürzung<br />

der Kapelle um fast zwei Meter, da Eosander Raum für den Anschluß seiner Lustgartenfassade<br />

brauchte. Dadurch wurde das Oberlicht im Innern aus der Mitte der Deckenwölbung<br />

verschoben und die Säulenreihen an der Nord- und Südwand um eine Säule verkürzt. 4 Weiter<br />

erfährt man aus vielen schriftlichen Quellen von Bauarbeiten im 18. Jahrhundert in dieser<br />

Kapelle. Aus einer dieser Quellen läßt sich schließen, daß sie schon vor 1721, unter Friedrich<br />

Wilhelm I., wohl nicht mehr ständig als Kapellenraum genutzt worden sein kann, weil<br />

damals die Glocken heruntergeholt und nach Potsdam gebracht worden sind. 5 Die wichtigste


120 Liselotte Wiesinger<br />

Abb. 1 Nach Samuel Theodor Gericke: Berlin, Schloß, Innenansicht<br />

der Kapelle Friedrichs I. von Andreas Schlüter nach<br />

Süden, um 1704, Kupferstich<br />

Aus: Lorenz Beger: Numismata Pontificum Romanorum aliorumque<br />

Ecclesiasticorum, Cölln 1704, S. 3<br />

Umgestaltung im 18. Jahrhundert geschah im Jahre 1731 unter Friedrich Wilhelm I., als die<br />

Königsloge, drei markgräfliche Kirchenstühle, Altar und Kanzel abgebrochen wurden. 6 Die<br />

Kapelle war also spätestens seit diesem Zeitpunkt, wohl aber schon vor 1721 nicht mehr als<br />

Kirchenraum genutzt, und in den Quellen wird sie meistens als die »ehemalige« Kapelle<br />

bezeich<strong>net</strong>. Nach der Verkürzung der Kapelle durch Eosander und dem Abbau ihrer Ausstattung<br />

1731 war dann der entscheidende Eingriff im 19. Jahrhundert der Umbau durch Reinhold<br />

Persius 1879–1880 zum Kapitelsaal, wie er bis zum Brand des Schlosses 1945 bestanden<br />

hat. 7 Dort fanden nun die Ordenskapitel statt, die man stets im Berliner Schloß gefeiert<br />

hatte, wenn auch nicht immer in der ehemaligen Kapelle. 8 Bei dem Umbau durch Persius<br />

verschwanden die großen farbigen Gemälde mit christlichen Allegorien und Szenen aus dem<br />

Leben Christi von Christian Bernhard Rode an den Wänden und die Ton-in-Ton-Malereien<br />

über den Türen und unter den farbigen Wandbildern. 9<br />

Wir sind über die Sujets dieser Malereien an der Wand und die Supraporten unterrichtet und<br />

haben auch Anhaltspunkte, wo sie angebracht waren. Im Inventar des Berliner Schlosses von<br />

1793 erscheinen diese Gemälde in ausführlicher Beschreibung:<br />

»Nro. IX In der Kapelle stehen rund herum 12 marmorierte / Säulen, welche einen Chor<br />

tragen, über welchen / eine mit Fenstern versehene Kuppel sich befindet. Die /


Zu dem verschollenen Bilderzyklus von Christian Bernhard Rode 121<br />

Wände sind von Director Rhode mit folgenden / biblischen Geschichten gemalt:<br />

als / auf der Wand nach der Bilder-Gallerie<br />

Nro. 1 Ein großes colorirtes Gemälde, welches die Religion die / der Hoffnung<br />

die Ewigkeit zeigt, und neben der die Liebe / oder Tugend auf welche sich die<br />

Hoffung gründet, [sich] befindet, allegorisch vorstellet.<br />

Über dem Kamin<br />

Nro. 2 Ist die Darstellung Jesu im Tempel, wo Simon das / Kind auf die Arme<br />

nimt und weißagt, welches ebenfalls groß und in lebhafter Couleur gemalt ist.<br />

Nro. 3 stellt die drey Marien vor bey dem Grabe Christi / wo ihnen ein Engel das<br />

leere Grab zeiget, ebenfalls / groß und in lebhafter Couleur gemalt.<br />

An Basrelief aus dem grauen sind über den Fünf / Thüren, die Tugenden unter<br />

Kindern vorgestelt, als /<br />

1. Die Geduld<br />

2. Die Hoffnung<br />

3. Die christliche Klugheit<br />

4. Die Mildthätigkeit<br />

5. Die Grosmuth<br />

Unter den drey großen Gemälden sind folgende / Basreliefs ebenfals aus dem<br />

grauen gemalt, als /<br />

1. Die Grablegung Christi<br />

2. Wie Christus sich den 10 Jüngern nach der Auf- / erstehung zeigt<br />

3. Neben dem Kamin, wie Christus der Magdalena er- / scheint, und mit den<br />

Jüngern nach Emaus gehet.<br />

Die drey colorirten Gemälde sind mit einem ge- / zogenen gipsernen Rahm eingefaßt,<br />

und zwischen / diesen sind Pilaster von eben dem Gypsmarmor / wie die<br />

Säulen […].« 10<br />

Betrachtet man die Ausstattung der Kapelle seit ihrer Erbauung durch Schlüter, so sind die<br />

Gemälde von Bernhard Rode der einzige große religiöse Bilderzyklus in deren Geschichte. Sie<br />

entstanden während der Regierung Friedrich Wilhelms II., zu einer Zeit, in der der Akademiedirektor<br />

Rode auch an anderer Stelle im Berliner Schloß tätig war. Der Festsaal der Elisabethwohnung,<br />

der sogenannte Elisabethsaal, wurde Ende des 18. Jahrhunderts umgestaltet,<br />

und Rode schuf das Deckengemälde, das Augustin Terwesten zur Zeit Friedrichs I. nicht<br />

fertiggestellt hatte. 11 Im Gesellschaftszimmer der Königin Friederike, das später zum Empfangszimmer<br />

der Kaiserin in der kaiserlichen Wohnung wurde (Raum 683), stammen der<br />

Plafond und die beiden Supraporten ebenfalls von Rode. 12<br />

Der nähere Anlaß zu dem großen Gemäldeprogramm ist noch nicht erforscht. Man muß<br />

sich fragen, ob Friedrich Wilhelm II. mit der Tradition reformierter Kapellen brechen wollte,<br />

die in der Regel keine inhaltliche religiöse Bildausstattung besaßen, weil die Reformierten in<br />

Kirchen und Kapellen keine Sakralräume mehr sahen. Erst durch den Gottesdienst wurde<br />

der Raum zum Gotteshaus. Muß man nun annehmen, daß am Ende des 18. Jahrhunderts, als<br />

Bernhard Rode seine Bilder malte, die alte Schlüterkapelle wieder als Schloßkapelle genutzt


122 Liselotte Wiesinger<br />

Abb. 2 Bernhard Rode: Darbringung im Tempel, 1784, Radierung, 27,8 × 43 cm<br />

SMBPK, Kupferstichkabi<strong>net</strong>t, Inv. Nr. 45.141-1888<br />

wurde? Bei dieser ersten Untersuchung der Bilder Rodes kann man nicht damit rechnen,<br />

eine eindeutige Antwort auf diese Frage zu erhalten, da die schriftlichen Quellen dieser Zeit<br />

noch nicht vollständig ausgewertet sind.<br />

In der Berlinischen Monatsschrift aus dem Jahre 1794 hat Karl Wilhelm Ramler, ein Dichter<br />

und naher Freund Rodes, ein »Verzeichniß der in Berlin aufgestellten Gemälde unseres<br />

Geschichtsmalers Bernhard Rode« veröffentlicht. Diesem Verzeichnis entspricht eine ebenfalls<br />

von Ramler erstellte Liste der außerhalb Berlins befindlichen Werke des Malers. 13 Beide<br />

Verzeichnisse sowie die von Rode selbst bereits 1783 herausgebrachte Publikation »Radirte<br />

Blätter nach eigenen historischen Gemälden und Zeichnungen von Bernhard Rode in Berlin«<br />

mit drei Anhängen, von denen der zweite erst 1793 erschien, bilden die Grundlagen für<br />

den Katalog der Graphik Rodes von Renate Jacobs. 14 Da in Rodes Verzeichnis der »Radirten<br />

Blätter« eine kurze Inhaltsbeschreibung gegeben ist und das »Verzeichniß der in Berlin aufgestellten<br />

Gemälde unseres Geschichtsmalers Bernhard Rode« von Ramler Ortsangaben für<br />

die Gemälde enthält, nach denen die Radierungen entstanden sind, ließen sich in der vollständigsten<br />

Sammlung von Graphik Rodes, die im Berliner Kupferstichkabi<strong>net</strong>t aufbewahrt<br />

wird, drei Blätter zweifelsfrei der »Kapelle im Königl. Schlosse, 1787.« zuordnen.


Zu dem verschollenen Bilderzyklus von Christian Bernhard Rode 123<br />

Abb. 3 Bernhard Rode: Darbringung im Tempel, 1770,<br />

Radierung<br />

SMBPK, Kupferstichkabi<strong>net</strong>t, Inv. Nr. 141-1888<br />

Das Inventar des Schlosses von 1793 beschreibt zuerst die allegorische Darstellung der<br />

Religion, die den Glauben, die Hoffnung und die Liebe zeigt, an der Wand zur Bildergalerie,<br />

also der Westwand der Kapelle. Diese Darstellung ließ sich leider nicht unter den Radierungen<br />

des Berliner Kupferstichkabi<strong>net</strong>tes finden, ebensowenig graphische Darstellungen der<br />

Grisaillesupraporten und nur eine der drei »Basreliefs«, die ebenfalls grau-in-grau ausgeführt<br />

waren. So beginnen wir mit der »Darbringung im Tempel« an der gegenüberliegenden Ostwand,<br />

wo bis 1731 die Königsloge mit dem Kamin stand (Abb. 2). Das Blatt ist unten links<br />

datiert und signiert »B. Rode 1784«, fällt also noch in die letzten Lebensjahre Friedrichs des<br />

Großen. Im Verzeichnis Rodes erscheint es im zweiten Anhang (1793) unter Nr. 1: »Simeon<br />

nimmt das Kind Jesus bey der Darstellung desselben im Tempel, auf seine Arme und weißagt.<br />

Man sieht außer der Maria und der Elisabeth noch verschiedene Personen, die theils mit den<br />

Opfergebräuchen beschäftigt, theils im Gebet begriffen sind.« 15 Der Text im Verzeichnis von<br />

Ramler in der Berlinischen Monatsschrift lautet fast gleich: »In der Kapelle auf dem Königl.<br />

Schlosse, 1787 24. Jesu’s Darstellung im Tempel, wo Simeon das Kind auf die Arme nimmt<br />

und weißagt. Maria, Elisabeth, und mehrere Personen, mit Opfern beschäftigt oder im Gebet<br />

begriffen.« 16


124 Liselotte Wiesinger<br />

Wenn man diese Radierung mit einer anderen desselben Inhalts vergleicht, die nicht den<br />

Vermerk »In der Kapelle auf dem Königl. Schlosse« trägt und bereits 1770 datiert ist, so<br />

würde die Beschreibung auch auf jene passen (Abb. 3). 17 Rode ist in seinen Inventionen<br />

nicht allzu phantasievoll, obgleich ein Zeitraum von vierzehn Jahren zwischen den Blättern<br />

liegt. Der Typus der Hauptfiguren blieb derselbe: das entrückte, nach oben gerichtete Antlitz<br />

des »weißagenden« Simeon, der einmal sitzt und einmal steht, die kniende Jungfrau Maria,<br />

Hanna (nicht Elisabeth!) mit dem über den Kopf gezogenen Manteltuch, die im Bild der<br />

Kapelle Schlüters die Hände zum Gebet zusammengelegt hat, wie es der Text beschreibt.<br />

Die Darstellung im Querformat über dem Kamin der Schloßkapelle ist im Vergleich zum<br />

Hochformat der Radierung von 1770 – entsprechend der zu schmückenden Wandfläche – in<br />

die Breite gezogen. Simeon sitzt vor der Breitseite des antiken Altars, der auf der früheren<br />

Radierung nur mit einer Ecke in den Raum hineinragt. Mehrere Personen staffeln sich links<br />

in den Hintergrund des Blattes, ohne daß dadurch eine räumliche Vorstellung erzeugt würde.<br />

Auf der rechten Seite ist derselbe Torbogen mit Durchblick auf den Himmel gegeben wie auf<br />

dem älteren Blatt. Vor diesem Hintergrund werden die Dienste am Altar – das Anschleppen<br />

des Holzes und die Darbringung einer großen flachen Opferschale durch zwei Jünglinge –<br />

breit geschildert. Das Opfergefäß mit Schlangengriff und der römische Altar mit Widderköpfen<br />

und Lorbeergehängen sind mit kulturhistorischem Wissen ausgeführt.<br />

Für das dritte »große colorirte Gemälde« bleibt wohl nur die Südwand der Kapelle nach<br />

dem Quergebäude übrig, wenn man die von Fenstern durchbrochene Wand im Norden zum<br />

Lustgarten ausschließen will. Hier waren die drei Frauen am Grabe dargestellt, denen der<br />

Engel das leere Grab zeigt. Die Radierung ist unten rechts signiert und datiert »B. Rode 1789«<br />

(Abb. 4). Im Verzeichnis Rodes erscheint das Blatt im zweiten Anhang (1793) unter Nr. 2:<br />

»Die drey Marien kommen zum Grabe Christi mit Gefäßen, seinen Leichnam zu salben. Der<br />

Engel des Herrn, mit Klarheit umgeben, zeigt ihnen daß das Grab leer ist. (Beide Vorstellungen<br />

sind in der Kapelle des Königl. Schlosses zu Berlin gemahlt).« Die Beschreibung spricht<br />

von zwei »Vorstellungen«, aber beide Szenen finden sich auf derselben Radierung, die fast die<br />

gleiche Plattengröße hat wie die »Darbringung«, ein Hinweis darauf, daß es sich um einen<br />

Zyklus von drei Bildern an den Wänden handelte, die wohl dieselbe Größe hatten. Der Text<br />

des Verzeichnisses in der Berlinischen Monatsschrift bringt nichts Neues: »In der Kapelle<br />

auf dem Königl. Schlosse, 1787 25. Die drei Marien kommen zu Christus’s Grabe, wo ihnen<br />

der Engel das leere Grab zeigt.« 18<br />

Wie bei der »Darbringung« rollt sich die Darstellung in reliefmäßiger Klarheit im Querformat<br />

von links nach rechts ab. Wenn die Szene auch nicht gerade als Nachtstück charakterisiert<br />

ist, so spielt sich das Geschehen doch in dem dunklen Raum einer Grabkammer ab. Das<br />

Licht überstrahlt an zwei Stellen die Finsternis. Links heben sich zwei Gestalten der Gruppe<br />

der drei Marien silhouettenhaft klar vor dem Eingangsbogen der Höhle ab, durch die das<br />

natürliche Licht eindringt. Dieser größeren Lichtöffnung entspricht ein kleinerer Lichtkreis<br />

hinter Kopf und Oberkörper des Engels, eine Art Heiligenschein, der bildlich ausdrücken will,<br />

was der Text der Beschreibung mit den Worten »mit Klarheit umgeben« sagt. In der Mitte<br />

hängt das Leichentuch über den Rand des geöff<strong>net</strong>en Sarkophages wie eine der am Ende


Zu dem verschollenen Bilderzyklus von Christian Bernhard Rode 125<br />

Abb. 4 Bernhard Rode: Drei Frauen am Grab, 1789, Radierung, 27,5 × 42,5 cm<br />

SMBPK, Kupferstichkabi<strong>net</strong>t, Inv. Nr. 79.141-1888<br />

des 18. Jahrhunderts beliebten Draperien, mit denen man gern die Fassaden von Häusern<br />

schmückte. 19 Hier handelt es sich in der Schilderung natürlich nicht um überflüssigen Dekor,<br />

sondern um den wichtigen inhaltlichen Hinweis, daß der Tote bei der Auferstehung das<br />

Leichentuch abgestreift hat und das Grab nun leer ist. Mit dem Bild vom »leeren Grab«<br />

hat sich die damalige aufgeklärte Theologie in ihrer Betonung der Vernunft gegenüber dem<br />

Wunderglauben und dem neuen Geschichtsbewußtsein bei der Betrachtung von Leben und<br />

Lehre Christi gewiß theologisch auseinandergesetzt, wie im 20. Jahrhundert die Theologie<br />

der Entmythologisierung in der historischen Nachfolge auf neue Weise.<br />

Es ist nicht die Aufgabe dieser Untersuchung des Bilderzyklus von Rode, dessen graphischen<br />

Stil zu würdigen. 20 Im Gegenteil müssen wir versuchen, hinter den abgestuften Hell-<br />

und Dunkelwerten der Radierungen die »Gemählde in lebhafter Couleur« zu erahnen. Für<br />

die Beurteilung der Komposition – die geschickte Gruppierung etwa der drei Frauen in eine<br />

zusammengeschlossene Zweiergruppe, die mit den Oberkörpern in eleganter Bewegung auseinanderfedert,<br />

um dem Salbgefäß dazwischen Raum zu geben, und eine dritte, mit ihrem<br />

schweren Krug am Boden Hockende – ist die Kenntnis der Radierungen im Zusammenhang<br />

mit den überlieferten Nachrichten von den Gemälden von großem Wert. Wie bei der »Darbringung«<br />

gehen auch durch diese Komposition geschmeidige große Linien und Schwünge,<br />

die die Formen verbinden. Auf die barocke Darstellung des in die Tiefe gestaffelten Raumes<br />

wird dabei weitgehend im Sinne eines neuen Klassizismus verzichtet.


126 Liselotte Wiesinger<br />

Damit haben wir die Wandbilder besprochen. In dem Verzeichnis der Bilder von Rode<br />

in der Berlinischen Monatsschrift von 1794 folgt nach den Beschreibungen der drei Wandbilder<br />

ein wichtiger abschließender Satz: »Alle drei an den Wänden, das mittelste über dem<br />

Kamin, mit Ölfarben gemalt.« 21 Es stellt sich die Frage, ob es sich bei den Werken Rodes um<br />

Ölgemälde auf Leinwand handelte oder um Wandgemälde. Im bereits zitierten Inventar des<br />

Berliner Schlosses von 1793 endet die Beschreibung mit dem Hinweis darauf, daß die »drey<br />

colorirten Gemälde« mit einem »gezogenen gypsernen Rahm eingefaßt« zwischen Pilastern<br />

»von eben dem Gypsmarmor wie die Säulen« 22 angebracht, also offenbar eingefaßt waren.<br />

Das spricht nicht für selbständige Ölgemälde auf Leinwand, die man beim Umbau 1879–1880<br />

von der Wand hätte abnehmen können, sondern für echte Wandbilder.<br />

Eine weitere, eindeutig für die Bilder der Kapelle zu beanspruchende Radierung mit der<br />

Darstellung der »Grablegung Christi als Basrelief« reproduziert nun nicht ein »colorirtes«<br />

Gemälde, sondern eine Grisaillemalerei.<br />

Aus dem Schloßinventar von 1793 wissen wir:<br />

»Unter den drey großen Gemälden sind folgende / Basreliefs ebenfals [wie die Supraporten<br />

über den fünf Türen, d. V.] aus dem grauen gemalt als /<br />

1. Die Grablegung Christi<br />

2. Wie Christus sich den 10 Jüngern nach der Auf- / erstehung zeigt<br />

3. Neben dem Kamin, wie Christus der Magdalena er- / scheint, und mit den Jüngern<br />

nach Emaus gehet.« 23<br />

Von diesen »Basreliefs« ist nur die »Grablegung« als Radierung vorhanden. Graphische Reproduktionen<br />

der beiden anderen Darstellungen, die auch bei Jacobs nicht aufgeführt sind,<br />

waren weder in den vereinigten Beständen des Berliner Kupferstichkabi<strong>net</strong>tes noch in den<br />

Kunstsammlungen der Akademie der Künste zu finden. 24 Auch Reproduktionen der Supraporten<br />

lassen sich nicht nachweisen. Aber die Texte von Ramler in der Berlinischen Monatsschrift<br />

von 1794 bringen im Gegensatz zum Schloßinventar von 1793 nicht nur die allegorischen<br />

Themen, sondern auch kurze Beschreibungen:<br />

»29. Über den fünf Thüren, die Tugenden unter Kindergestalten als halberhobene Arbeit:<br />

jedes Stück 4 [Fuß]; 5 [Fuß]<br />

Die Geduld: Kinder legen einem Lamme ein Kreuz auf<br />

30. Die Hofnung: Kinder umwickeln einen Anker mit einem Blumenzweig<br />

31. Die christliche Klugheit: Kinder halten einen Spiegel mit einer Schlange, andere<br />

spielen mit Tauben<br />

32. Die Mildthätigkeit: Kinder vertheilen Geld, und bekleiden ein nacktes Kind<br />

33. Die Großmuth: Kinder spielen mit einem Löwen« 25<br />

Rodes Verzeichnis der »Radirten Blätter« führt unter Nr. 26 »Christi Grablegung als ein Basrelief<br />

gearbeitet« auf und in der Berlinischen Monatsschrift von 1794 heißt es: »In der Kapelle<br />

auf dem Königl. Schlosse, 1787 26. Darunter drei, auf Art halberhobener Arbeit: eine Grablegung<br />

unter N. 23 (36). «26<br />

Die Radierung ist unten rechts signiert »B. Rode« und nach Jacobs um 1769 entstanden<br />

(Abb. 5). 27 Jacobs führt noch zwei weitere Grablegungen an, 1769 und 1771 entstanden, die


Zu dem verschollenen Bilderzyklus von Christian Bernhard Rode 127<br />

Abb. 5 Bernhard Rode: Christi Grablegung, um 1769, Radierung, 14 × 28,8 cm<br />

SMBPK, Kupferstichkabi<strong>net</strong>t, Inv. Nr. 76.141-1888<br />

aber nicht als »Basrelief« bezeich<strong>net</strong> sind und deren Plattengröße nicht den länglich schmalen<br />

Friescharakter besitzt. Rode hat also durchaus auch auf frühere Blätter zurückgegriffen,<br />

als er die Kapelle Schlüters ausmalte. Die Wiedergabe der Grisaillemalerei erinnert stark an<br />

antike Reliefs in der Art, wie die Figuren parallel zum Reliefhintergrund angeord<strong>net</strong> sind. Das<br />

Bestreben, Isokephalie zu erreichen, ist deutlich. Nur die drei mit einem Chiton bekleideten<br />

Männer rechts halten ihre Köpfe etwas tiefer, aber die Füße sind mit pedantischer Genauigkeit<br />

in fast gleichem Abstand auf den Boden gestellt. Klare Ruhe herrscht in der Abfolge der<br />

Figuren des Grabzuges, die unter möglichster Vermeidung jeder Überschneidung nebeneinander<br />

dargestellt sind. Der tote Körper Christi unterscheidet sich in seiner Wiedergabe nicht<br />

von den Körpern seiner Träger. Das Blatt ist nicht frei von Schematismus und einer steifen,<br />

etwas äußerlichen Gravität. Solche Grisaillefriese à l’antique, zum Beispiel mit der Darstellung<br />

von Opferszenen, bildeten nicht erst im Klassizismus einen festen Bestandteil der Dekoration<br />

des Berliner Schlosses, sondern schon zur Schlüterzeit. 28<br />

Bernhard Rode hat in vielen Berliner Kirchen und auch außerhalb Berlins seine farbigen<br />

religiösen Gemälde hinterlassen. Noch heute vermittelt der Hauptaltar der Berliner Marienkirche<br />

einen Eindruck von seiner Kunst. 29 Stellt man sich die Ausmalung der Schlüterkapelle<br />

von seiner Hand vor, so darf man natürlich nicht von dem von Reinhold Persius umgebauten<br />

Kapitelsaal aus dem letzten Viertel des 19. Jahrhunderts ausgehen, den wir von vielen Fotos<br />

kennen. Zur Zeit Friedrich Wilhelms II. muß die »ehemalige Kapelle« ein ihrer Funktion und<br />

der entsprechenden Ausstattung beraubter Raum gewesen sein, bei dem nur die Erinnerung


128 Liselotte Wiesinger<br />

an die ursprüngliche sakrale Funktion noch lebendig sein konnte. Als Durchgangsraum in<br />

der Enfilade der Paradekammern, die der Nachfolger Schlüters, Eosander, nach Westen mit<br />

der Bildergalerie verlängert hatte, mußte er bestehen bleiben. Daß Persius ihn als Kapitelsaal<br />

völlig umfunktionierte, ergibt sich nur folgerichtig aus dem Fortgang der Geschichte. Zur Zeit<br />

als er die Kapelle umbaute, bestand schon die Stülersche Schloßkapelle mit ihrer das Bild des<br />

Schlosses beherrschenden großen Kuppel. Schon Friedrich I. hatte den Plan gehabt, an der<br />

Stelle, wo 1728 der Weiße Saal seines Nachfolgers entstand, eine größere Kapelle zu bauen,<br />

zu der er feierlich den Grundstein legte, die aber nie fertig wurde. 30 So darf man sich die<br />

Ausmalung des Raumes mit religiösen Bildern nicht nach dem Muster des späteren Historismus<br />

des 19. Jahrhunderts vorstellen, der sich in dem Bild Anton von Werners ausdrückt,<br />

das die »Investitur des Schwarzen Adlerordens durch Friedrich I.« zeigte. 31 Auch dies war<br />

ein Stück Schloßbaugeschichte, denn die »ehemalige Kapelle« war von Anfang an mit dem<br />

Schwarzen Adlerorden verbunden gewesen.<br />

Die Situation unter Friedrich Wilhelm II. war eine andere. Mit dem neuen Geschichtsbewußtsein<br />

der Aufklärung, das auch die Kunst Bernhard Rodes als Historienmaler kennzeich<strong>net</strong>e,<br />

32 wollte der König wohl die Erinnerung an die Geschichte der Kapelle festhalten. Dies<br />

muß nicht bedeuten, daß die Kapelle am Ende des 18. Jahrhunderts wieder genutzt wurde.<br />

So kann man auch nicht erwarten, daß die Bilder Rodes in ihrer Mischung aus Allegorie<br />

und Darstellungen aus dem Leben Jesu ein echtes ikonographisches Programm christlicher<br />

Heilswahrheit boten. Doch müssen diese schwierigen Fragen weiterem Forschen vorbehalten<br />

bleiben. Neueste kirchengeschichtliche Erkenntnisse über die Religiosität und Kirchenpolitik<br />

Friedrich Wilhelms II. müssen bei deren Beantwortung berücksichtigt werden.<br />

Die Datierung der Gemälde Rodes ist durch den zeitgenössischen Text in der Berlinischen<br />

Monatsschrift von 1794 gesichert. 33 Über der Aufzählung der Bilder steht: »In der Kapelle<br />

auf dem Königl. Schloße elf Stücke, 1787.« Unabhängig von der Datierung der einzelnen<br />

Blätter der Reproduktionsgraphik, die einen Zeitraum von fast zwanzig Jahren umfaßt, sind<br />

die Gemälde Rodes in der Schlüterkapelle auf das Jahr 1787 datiert und somit zu Beginn der<br />

Regierungszeit Friedrich Wilhelms II. ausgeführt.<br />

Anmerkungen<br />

1 Abb. in: Lorenz Beger: Numismata Pontificum Romanorum aliorumque Ecclesiasticorum, Cölln<br />

1704, S. 3, Kupferstich nach einer Zeichnung von Samuel Theodor Gericke. – Außer dieser<br />

Ansicht der Kapelle nach Süden gibt es noch zwei zeitgenössische bildliche Darstellungen: Die<br />

etwa zur gleichen Zeit entstandene perspektivische Strichzeichnung mit Blick auf die Ostwand, die<br />

wahrscheinlich entstand, um die verschiedenen, an den Säulen aufgehängten Wappenschilde der<br />

Ordensritter festzuhalten (Abb. in: Cornelius Gurlitt: Andreas Schlüter, Berlin 1891, Fig. 37). Sie<br />

war ehemals im Besitz des GStAPK, ist aber nicht mehr aufzufinden (freundliche Mitteilung von<br />

Oberarchivrat Dr. Reinhart Strecke). Eine dritte zeitgenössische Zeichnung mit architektonischen<br />

Details fand sich in dem sogenannten Pitzlerschen Skizzenbuch in der Bibliothek der Technischen<br />

Universität Berlin, das im Zweiten Weltkrieg verloren ging, aber glücklicherweise durchfotografiert<br />

ist. Alle drei Zeichnungen abgebildet in: Albert Geyer: Geschichte des Schlosses zu Berlin, bearb.


Zu dem verschollenen Bilderzyklus von Christian Bernhard Rode 129<br />

v. Sepp Gustav Gröschel, Bd. 2: Vom Königsschloß zum Schloß des Kaisers (1698 – 1918), Text-<br />

und Bildband, Berlin 1992, Abbn. 30–32.<br />

2 Lorenz Beger: Thesaurus Brandenburgicus, Bd. 3, Cölln 1701, S. 3, Kupferstich von Johann Ulrich<br />

Kraus nach einer Zeichnung von Constantin Friedrich Blesendorf (Abb. in: Goerd Peschken und<br />

Hans-Werner Klünner: Das Berliner Schloß, Frankfurt am Main/Wien/Berlin 1982, 2. Aufl. 1991,<br />

S. 52 und in: Liselotte Wiesinger: Das Berliner Schloß, Darmstadt 1989, Abb. 66).<br />

3 In § 20 der Statuten des Schwarzen Adlerordens heißt es: »Zu beständigen Ordens-Capitellen, in<br />

welchen die Ritter im Namen des Allerhöchsten, jedesmahl einzukleiden, und zugleich des Ordens<br />

Gottes-Dienst zu verrichten, haben Wir, sowohl in diesem Unserem Königreich Preussen, als auch<br />

in Unserer Chur- und Marck-Brandenburg, die in den Residentzien byder Lande befindliche Schloß-<br />

Capellen gewidmet, damit wann, bei einfallenden Capittuls-Tagen, Wir Uns allhie, oder in der<br />

Marck-Brandenburg befinden, sowol an dem einen als dem anderen Ort, die Solennia des Ordens,<br />

desto bequemlicher und anständigter begangen werden können.« (vgl. Paul Seidel: Die Gründung<br />

des hohen Ordens vom Schwarzen Adler und die Königskrönung am 17. und 18. Januar 1701 in<br />

Ostpreußen, in: Hohenzollern-Jahrbuch, 4, 1900, S. 130–132).<br />

4 Immer mit der Begründung, sie sei noch im Bau oder noch nicht vollendet, konnten in den<br />

Jahren 1707–1711 keine Zeremonien in der Ordenskapelle stattfinden. – Albert Geyer hat im<br />

ersten Band des Hohenzollern-Jahrbuches einen noch heute gültigen Aufsatz veröffentlicht, in dem<br />

er sich ausführlich mit Eosanders Eingriff in die Schlüterkapelle auseinandersetzt (Albert Geyer:<br />

Zur Baugeschichte des königl. Schlosses in Berlin. II. Die Kapelle Friedrichs I., in: Hohenzollern-<br />

Jahrbuch, 1, 1897, S. 162–173). Er hat diesen Aufsatz in sein Manuskript zur Geschichte des<br />

Schlosses Berlin aufgenommen und weiter ausgeführt (vgl. Geyer, 1992, Bd. 2 [s. Anm. 1], S. 10–13,<br />

94 f.). – Peschken/Klünner, 1982 (s. Anm. 2), S. 482–484. – Wiesinger, 1989 (s. Anm. 2), S. 186 f.<br />

5 GStAPK, I. HA, Rep. 2, Nr. 49 »Schloß Capelle, Orgel, Glocken, Küster«, S. 1–2: »5. Mey 1721 […]<br />

wegen der beyden Glocken so […] nach Potsdam geschickt werden sollen […]«. Wahrscheinlich<br />

wurde sie bereits seit dem Tode Friedrichs I. (1713) nicht mehr als Kapelle genutzt.<br />

6 GStAPK, I. HA, Rep. 36, Nr. 2950/2, fol. 68 f. – Die sogenannten Eversmannschen Abrechnungen<br />

aus dem Königlichen Hausarchiv kannte Albert Geyer wohl, er hat ihre erste Seite publiziert<br />

(Geyer, 1992, Bd. 2 [s. Anm.1], S. 151, Anm. 215; die dort angegebene Signatur heute nicht mehr<br />

gültig). Er hat sie aber im Text irrtümlich auf die große Kapelle von Eosander bezogen, die an<br />

der Stelle des späteren Weißen Saals im Westflügel schon unter Friedrich I. begonnen, »aber noch<br />

nicht zur Perfection gebracht wurde« (Geyer, 1992, Bd. 2 [s. Anm. 1], S. 28). Diese Kapelle, zu der<br />

Friedrich I. feierlich den Grundstein legte, ist niemals fertig geworden, sondern 1728 von Friedrich<br />

Wilhelm I. zum Weißen Saal ausgebaut worden. Es kann kein Zweifel sein, daß sich die höchst<br />

detailliert beschriebenen Abbrucharbeiten von Kirchenbänken, Altar, Kanzel, Orgel, Königsloge und<br />

drei markgräflichen Kirchenstühlen auf die Schlüterkapelle beziehen.<br />

7 Der junge Reinhold Persius assistierte vor den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts dem damaligen<br />

Direktor der Schloßbaudirektion, August Stüler, und wurde selbst später Direktor derselben<br />

(s. Peschken/Klünner, 1982 [s. Anm. 2], S. 536).<br />

8 Geyer, 1992, Bd. 2 (s. Anm. 1), S. 94 f. – Unter Friedrich I. fanden Ordenszeremonien, mit<br />

Ausnahme der Jahre 1707–1711 (s. Anm. 4), in der sogenannten »Alten Kapelle« statt. Unter<br />

Friedrich Wilhelm I. gab es überhaupt keine feierlichen Investituren oder Ordenskapitel. Der<br />

Orden wurde ohne Zeremonien verliehen. Erst Friedrich Wilhelm IV. »belebte« 1847 das Statut<br />

des Ordens und am 18. Januar 1848 wurde wieder das erste Ordenskapitel nach der alten<br />

Form im Schloß gefeiert, aber nicht in der Kapelle. Die Investituren fanden im Rittersaal und


130 Liselotte Wiesinger<br />

die Ordenskapitel meist in der Roten Samtkammer oder der Schwarzen Adlerkammer statt. Erst<br />

durch die Kabi<strong>net</strong>tsorder Kaiser Wilhelms I. vom 13. Dezember 1879 wurde bestimmt, daß<br />

die Investituren weiter im Rittersaal vorgenommen werden, aber das Ordenskapitel nach alter<br />

Tradition in der von Persius zum Kapitelsaal umgebauten Kapelle stattfinden sollte.<br />

9 Bei Richard Borrmann: Die Bau- und Kunstdenkmäler von Berlin, Berlin 1893, S. 288 heißt es, sie<br />

wurden »beseitigt oder verdeckt«.<br />

10 <strong>SPSG</strong>, Plankammer, Inventarslg. Nr. 44 (Reinschrift Nr. 45) »Inventarium des Königl. Schlosses<br />

aufgenommen im Jahre 1793«, fol. 212–213. Auf die Beschreibung der Gemälde im Inventar von<br />

1793 wird in der Literatur über die Schlüterkapelle immer wieder verwiesen.<br />

11 Liselotte Wiesinger: Der Elisabethsaal des Berliner Schlosses. Ein Beitrag zur Antikenrezeption in<br />

Berlin um 1700, in: Jahrbuch der Berliner Museen, 24, 1982, S. 219–222.<br />

12 Berlinische Monatsschrift, hrsg. v. Johann Erich Biester, Bd. 24, 2. Halbjahr 1794, S. 513, »Verzeichniß<br />

der in Berlin aufgestellten Gemälde unseres Geschichtsmalers Bernhard Rode«. – Geyer,<br />

1992, Bd. 2 (s. Anm. 1), S. 45, Abb. 119. – Der Raum 683 gehörte zur Wohnung der Königin<br />

Friederike und war nach dem Entwurf von Carl Gotthard Langhans (1789–1791) ausgestaltet. Rodes<br />

Deckengemäle wird zu seinen besten Leistungen gerech<strong>net</strong>. Der Hinweis auf diese beiden großen<br />

Deckenmalereien im Berliner Schloß mag hier genügen.<br />

13 Berlinische Monatsschrift, 1794 (s. Anm. 12), S. 507–531. – Berlinische Monatsschrift, hrsg. v.<br />

Johann Erich Biester, Bd. 21, 1. Halbjahr 1793, S. 248–254, »Verzeichnis der auswärtigen Gemälde<br />

des Berlinischen Historienmaler, Herrn Bernhard Rode«. – Karl Wilhelm Ramler (1725–1798) gilt als<br />

erster »preußischer« Dichter und wird auch als »deutscher Horaz« gefeiert, weil er die Form der<br />

antiken Ode pflegte. Er war ein Freund Lessings, der seine »Ode an den König« (Friedrich II.)<br />

als schönste dichterische Huldigung an einen Fürsten bezeich<strong>net</strong>e. Nach Rodes Tod, 1797, hat<br />

er eine Gedächtnisrede auf den Freund gehalten, der wir wichtige Nachrichten über den Maler<br />

verdanken.<br />

14 Renate Jacobs: Das graphische Werk Bernhard Rodes (1725 – 1797), Münster 1990 (Kunstgeschichte,<br />

Form und Interesse, Bd. 35). – Renate Jacobs hat bereits 1986 bei einer Ausstellung der<br />

Kunsthalle zu Kiel mitgewirkt, bei der das Kunstgeschichtliche Institut der Christian-Albrechts-<br />

Universität den Katalog erarbeitete (Kunst im Dienste der Aufklärung. Radierungen von Bernhard<br />

Rode 1725–1797, hrsg. v. Jens Christian Jensen, Ausstellung, Kiel, Kunsthalle zu Kiel, 1986–1787,<br />

Kiel 1986).<br />

15 Jacobs, 1990 (s. Anm. 14), S. 274 f., Kat. Nr. 44.<br />

16 Berlinische Monatsschrift, 1794 (s. Anm. 12), S. 511, Nr. 24. – Die christliche Ikonographie war<br />

Rode und Ramler offenbar nicht mehr so geläufig. Nach Lukas 2, 36 war nicht Elisabeth bei der<br />

Darbringung im Tempel zugegen, sondern Hanna.<br />

17 Jacobs, 1990 (s. Anm. 14), S. 273, Kat. Nr. 43.<br />

18 Berlinische Monatsschrift, 1794 (s. Anm. 12), S. 512. – Jacobs, 1990 (s. Anm. 14), S. 273, Kat. Nr. 3.<br />

19 Borrmann, 1893 (s. Anm. 9), S. 133, spricht über die zum Zwecke des »Embellierens« der Stadt<br />

geförderten Immediatbauten und ihren Dekor: »So haben denn jene Bauten auch zumeist einen<br />

monumentalen palastartigen Charakter erhalten, der zu ihrer Bestimmung oft nicht recht passen<br />

will. Sie zeigen noch den alten Formenaufwand der Barockzeit […] sowie jene für diesen Stil<br />

so bezeichnenden hängenden Lappen, Tücher und Löwenhäute, welche ein Zeitgenosse mit der<br />

Bemerkung verspottet, sie erwecken den Anschein, als ob man es mit der Ausschmückung eines<br />

Waschhauses, Lazareths, oder Schlachthauses zu thun hätte.« (vgl.: Sammlung nützlicher Aufsätze<br />

und Nachrichten die Baukunst betreffend, Berlin 1797, Bd. 2, S. 52).


Zu dem verschollenen Bilderzyklus von Christian Bernhard Rode 131<br />

20 Jacobs, 1990 (s. Anm. 14), S. 64 f.<br />

21 Berlinische Monatsschrift, 1794 (s. Anm. 12), S. 512.<br />

22 Inventar, 1793 (s. Anm. 10), fol. 213.<br />

23 Ebenda.<br />

24 Dort befinden sich zwei von Rode selbst zusammengestellte Bände seiner Radierungen, deren<br />

Bestand nicht genau mit dem des Kupferstichkabi<strong>net</strong>tes übereinstimmt. Die Blätter sind von bester<br />

Qualität.<br />

25 Berlinische Monatsschrift, 1794 (s. Anm. 12), S. 512.<br />

26 Ebenda.<br />

27 Jacobs, 1990 (s. Anm. 14), S. 276, Kat. Nr. 56.<br />

28 So zum Beispiel im Großen Treppenhaus und im Schweizersaal des Spreeflügels.<br />

29 Berlinische Monatsschrift, 1794 (s. Anm. 12), S. 508 f. – Der dreiflügelige Passionsaltar zeigt im<br />

Mittelbild die Kreuzabnahme, auf dem linken Flügel Christus am Ölberg und auf dem rechten<br />

Flügel Christus und Thomas. Das Predellabild stammt aus dem Themenkreis von Emmaus, wie<br />

einer der Grisaillefriese in der Kapelle im Schloß. – Helmut Börsch-Supan weist darauf hin, daß<br />

diese Bilder Rodes Zeugnisse der Rembrandtverehrung des 18. Jahrhunderts in Berlin sind (Helmut<br />

Börsch-Supan: Berlin. Kunstführer Reclam, Stuttgart 1977, S. 48 f.).<br />

30 Georg Gottfried Küster: Altes und Neues Berlin, Berlin 1756, 3. Teil, S. 10.<br />

31 Dominik Bartmann: Anton von Werner. Zur Kunst und Kunstpolitik im Deutschen Kaiserreich,<br />

Berlin 1985, S. 14, Abb. 112. – Dem Bild Anton von Werners liegt eine Ölskizze von Antoine Pesne<br />

zu Grunde (<strong>SPSG</strong>, GK I 1081. – Bartmann, 1985 [in dieser Anm.], Abb. 113. – Antoine Pesne,<br />

hrsg. v. der Verwaltung der ehemaligen Staatlichen Schlösser und Gärten Berlin, mit Beiträgen<br />

von Ekhart Berckenhagen, Pierre du Colombier, Margarete Kühn, Georg Poensgen, Berlin 1958,<br />

S. 198, Kat. Nr. 437: »Die Stiftung des Schwarzen Adlerordens durch König Friedrich I. in Preußen<br />

am 17.1.1701 in Königsberg«). – Bei engem Bezug auf die Vorlage geriet die »eklektizistische«<br />

Darstellung zu einem »überreichen Kostümstück« (Bartmann).<br />

32 Über »unseren Historien- oder Geschichtsmaler« Bernhard Rode, wie er in den beiden Jahrgängen<br />

der Berlinischen Monatsschrift genannt wird, bietet der Katalog der Kunsthalle zu Kiel von 1986<br />

(s. Anm. 14) viele anregende Beiträge. Ich verweise vor allem auf die Beiträge von Frank Büttner:<br />

Bernhard Rode – Ein Künstler der Aufklärung (S. 8–14), Catherine Reisemann: Historische Exempel<br />

(S. 31–33), Renate Jacobs: Kulturgeschichtliche Themen (S. 37–42) und Gerhild Komander: Mittelalterliche<br />

Geschichte und Brandenburgisch-preußische Geschichte (S. 43–53). Dort wird vor<br />

allem über Rodes neue Art der Darstellung biblischer Themen vor dem Hintergrund des sich<br />

im Zeitalter der Aufklärung wandelnden Religions- und Bibelverständnisses referiert (vgl. auch<br />

Christina Langsch und Dietrich Manzey: Biblische Darstellungen [S. 20–30]). Ohne auf dieses<br />

sehr interessante und wichtige Thema hier näher einzugehen, verweise ich nur auf die neue<br />

Weise der Auswahl und Darstellung biblischer Themen durch Rode. Er wählte oft Themen, die<br />

in erzieherischer Weise moralisch-ethisch verstanden werden sollten. So kam es, daß viele seiner<br />

biblischen Motive vor ihm kaum oder nie gestaltet worden sind. Ein sehr instruktives Beispiel ist<br />

die Radierung »Der Engel des Herrn kündigt den ersten Menschen ihren Tod an« (Jacobs, 1990<br />

[s. Anm. 14], S. 26, Kat. Nr. 1). Hier ist nicht die traditionelle Darstellung des Sündenfalls oder<br />

der Vertreibung aus dem Paradies gegeben, sondern der Engel weist mit dem Zeigefinger, das<br />

sündig gewordene Menschenpaar belehrend, auf den Knochenmann hin. Von dieser neuen Art<br />

sind die Bilder in der Kapelle des Schlosses nicht. Es sind traditionelle Passionsbilder, auch die<br />

»Darbringung« hält sich an die ikonographischen Traditionen der Kindheitsgeschichte Jesu.


132 Liselotte Wiesinger<br />

33 »Unser Rode, welcher bekanntlich die Ätznadel so treflich wie den Pinsel führet, hat viele<br />

seiner Gemälde und Zeichnungen selbst radirt; es ist davon ein Verzeichniß, nebst 2 Anhängen,<br />

erschienen. Darauf bezieht sich die Zahl in der Parenthese. Der Kupferstecher Eberhard Henne in<br />

Berlin hat die Aufsicht über den Druck und den Verkauf dieser radirten Blätter. – Von den drei<br />

andern Zahlen, bezeich<strong>net</strong> die erste, nach Fußmaß, die Höhe des Gemäldes: die zweite dessen<br />

Breite: die dritte das Jahr der Verfertigung.« (Berlinische Monatsschrift, 1794 [s. Anm. 12], S. 507).<br />

Abbildungsnachweis: Abb. 1: Lorenz Beger: Numismata Pontificum Romanorum aliorumque Ecclesiasticorum,<br />

Cölln 1704, S. 3. – Abbn. 2–5: Berlin, SMBPK, Kupferstichkabi<strong>net</strong>t, Fotos Jörg P. Anders.


MATTHIAS GÄRTNER<br />

Granit – nur ein Gestein ?<br />

Die Untersuchungen an den im Ausstellungskatalog Friedrich Wilhelm IV.<br />

Künstler und König (1995) beschriebenen Preußen-Säulen von Neu-Camp und Groß-Stresow<br />

auf Rügen, die den Großen Kurfürsten und den Soldatenkönig darstellen – Siegessäulen preußischer<br />

Eroberungen im schwedischen Vorpommern, Denkmale Friedrich Wilhelms IV. für<br />

seine Vorfahren –, haben die Frage nach dem Material der gewaltigen Säulentrommeln und<br />

der Postamentstufen bei der Restaurierung durch Carlo Wloch als Teil eines ganzen Fragenkataloges<br />

auftreten und die besondere Beziehung Friedrich Wilhelms IV. zum Granit deutlich<br />

hervortreten lassen. Ausgehend von dieser Erkenntnis haben sich sowohl für den Sohn als<br />

auch für den Vater, Friedrich Wilhelm III., Miszellen zu dieser Vorliebe sammeln lassen, von<br />

denen einige vorgestellt werden sollen.<br />

Zunächst sei an die Veränderungen in der Betrachtungsweise zu diesem Material zwischen<br />

etwa 1780 und der Aufstellung des sogenannten »Biedermeierweltwunders«, der Großen<br />

Granitschale im Berliner Lustgarten im Jahre 1834, erinnert. Es sind die Jahrzehnte der<br />

Differenzierung einzelner Wissenschaftsgebiete und somit des Beginns kontinuierlicher geologischer<br />

Forschungen, die oft noch von Geognostikern getragen wurden. Die Frage nach den<br />

Ursprüngen und dem Weg alles Irdischen sollte neu, wissenschaftlich beantwortet werden.<br />

Für den Anfang kann exemplarisch die Aussage Johann Wolfgang von Goethes stehen, der<br />

die besondere Würde des Granits in seinem Aufsatz Über den Granit (1784) zunächst als<br />

»von einem Uranfang her gegebene granitische Grundfeste in Kontakt mit dem ersten aller<br />

übrigen mannigfaltigen Gesteine […], die sich darüber hinauf gebildet« 1 definiert. Unter dem<br />

Einfluß von Abraham Gottlob Werner aus Freiburg dachte er sich den Granit später »[…]<br />

schon als ersten Absatz des erdumspannenden und in seiner Frühzeit heiß gedachten Urmeeres<br />

auf unbekannter tieferer Grundfeste.« 2 Das Urmeer soll sich abgekühlt und weitere Sedimentablagerungen<br />

sollen entstanden sein. Andere Theoretiker entwickelten aus der Erkenntnis<br />

der Geschichtlichkeit heraus die Nebularhypothese, bei der die Entstehung der Erde aus<br />

dem Lichtnebel einer Kometenatmosphäre gedeutet wird. Erkenntnisse über die Kristallisation<br />

werden von Vorstellungen der Gleichzeitigkeit verschiedener Prozesse durchdrungen. Die


134 Matthias Gärtner<br />

Annahme vom Entstehen der Erde im Zeitraum des Jahrtausends vor und nach der Sintflut<br />

wird gesprengt. Die Theorie vom Entstehen des Magmas als einem gewaltigen, gewaltsamen<br />

Vorgang durch das Aufschmelzen der sich ablagernden Sedimente wird zum Leitfaden der<br />

Vulkanisten, zu denen auch Alexander von Humboldt zählt. Es entsteht der »speziell deutsche<br />

Neptunisten-Vulkanisten-Streit«. 3<br />

Nicht nur die rasche Entwicklung der Geowissenschaften, sondern auch die Frage nach<br />

den Möglichkeiten der Bearbeitung des Materials ist in diesem Zusammenhang von Interesse.<br />

Die anfängliche Unwissenheit auf diesem Gebiet spiegelt sich deutlich in Johann Georg Krünitz‘<br />

Beschreibung des Granits in der Oekonomisch-technologischen Encyclopädie (1788)<br />

wieder: »Granit […], ein Stein, welcher aus vielen kleinen, an Natur und Farbe von einander<br />

unterschiedenen Steinen besteht, welche vermittelst eines natürlichen Kittes zusammen<br />

hängen. Gemeiniglich ist derselbe aus Feldspath, Glimmer und Quarz gemischter ausnehmend<br />

harter Felsstein (Wacke), worunter sich bisweilen Hornblende (Schoerl), Speckstein,<br />

Granaten und Basalt eingemischt befinden. […] Von dieser verschiedenen Mischung des Granites<br />

hängt aber hauptsächlich die Verschiedenheit seiner Farben ab. […] Sie hängen bloß<br />

mit ihren Flächen zusammen, die sich nothwendig in vielen Puncten berühren und sehr glatt<br />

sein müssen, weil der Granit eine ungemein beträchtliche Härte an sich hat, […]. Die Granit-<br />

Theile sind scharf krystallinisch; […]. Der Granit, der etliche Schuh unter der Erde gelegen<br />

hat, läßt sich schleifen und polieren.« 4 Die immer wieder betonte Härte stellte das Problem<br />

bei der künstlerischen Bearbeitung dar. Über die Schwierigkeiten der ersten Arbeiten mit<br />

diesem Material nach den Befreiungskriegen berichten beispielsweise Friedrich und Karl<br />

Eggers in ihrer Monographie Christian Daniel Rauchs (1878): »Die Bearbeitung des Granits<br />

war nämlich in Vergessenheit gerathen. Das Wimmelsche Steinmetzgeschäft in Berlin, […]<br />

machte in jener Zeit […] seinen ersten Versuch Granit zu verarbeiten, und zwar für das<br />

Postament des Schadowschen Luther-Denkmals in Wittenberg. Wie der Versuch gelingen<br />

würde, stand noch zur Frage.« 5 Man bemühte sich in Berlin vergeblich, auswärtige Hilfe zu<br />

besorgen.<br />

Schon wenige Jahre später hatte sich die Situation geändert, wie dem Brief zu entnehmen<br />

ist, den Rauch am 22. November 1826 an den Hofrat Böttiger in Dresden schreibt: »Auch<br />

hat der König allein von der diesjährigen [Ausstellung, d. V.] für 13–14000 Thaler Kunstgegenstände<br />

gekauft […]. Ebenfalls dem Steinmetz Cantian die 7 Fuss Diameter Granitschale<br />

abgekauft und eine von 17 Fuss Diameter in demselben Material bestellt; so wird nun wohl<br />

dieses schöne Material in Aufnahme kommen.« 6 Bedeutsam hierbei ist, daß die granitenen<br />

Stücke in der Ausstellung den Kunstgegenständen und nicht den gewerblichen zugeord<strong>net</strong><br />

wurden.<br />

Auslöser für die Beschäftigung mit diesem Gestein als künstlerisch verwertbarem Material<br />

könnte der Ankauf der beiden antiken Granitbagnerolen 1810 in Rom durch die Familie von<br />

Humboldt gewesen sein, die nach Berlin geschafft und an Friedrich Wilhelm III. veräußert<br />

wurden. Anfangs für die Grablege der Königin Luise gedacht, wurden sie später dem entstehenden<br />

Museum übergeben. 7 Diese Stücke können als Beleg für die schon bei Krünitz


Granit – nur ein Gestein? 135<br />

geäußerte, jedoch unsicher formulierte Meinung stehen: »Die schönsten Graniten sollen die<br />

ägyptischen seyn, aus welchen die berühmten Säulen und Obelisken gemacht sind […]«. 8<br />

Die Stücke, die der König ankaufte oder bestellte, gehören einer Zeit an, in der dem<br />

Material, das aus den heimischen preußischen Gebieten stammte, die Idee des Vaterländischen<br />

anhaftete. Beispiele hierfür lassen sich den Akten des Königlichen Hofmarschall-Amtes<br />

entnehmen. Im königlichen Besitz befanden sich seit 1833 zwei granitene Säulen, die von<br />

Friedrich Wilhelm III. zunächst ohne konkrete Absicht erworben worden sind, wie man dem<br />

Brief des Hofmarschalls von Maltzahn vom 13. Juli 1833 an den König entnehmen kann:<br />

»Ew. K. M. haben mir fürderhin zu befehlen geruht, wegen zweckmäßiger Aufstellung der<br />

beiden Granit=Säulen, welche Allerhöchst dieselben von dem Steinmetzmeister Cantian<br />

erkauft haben, Vorschläge zu machen; […]. Die Aufstellung dieser beiden hat deswegen einige<br />

Schwierigkeit, weil davon nur Zwei sind und aus diesem Grunde die Benutzung derselben<br />

zur Decoration einer Facade oder überhaupt zur äußeren Ausschmückung eines Gebäudes<br />

nicht recht passend ist, […]. Aber auch die Aufstellung derselben im Innern eines der Königl.<br />

Schlösser unterliegt mancher Schwierigkeit, […]. Aus diesem Grunde nun erlaube ich mir,<br />

Euer K. Maj. allerunterthänigst die Aufstellung der gedachten beiden Säulen in Euren Königl.<br />

Gärten in Vorschlag zu bringen, namentlich aber scheint mir hierzu die Terrasse längs der<br />

Gartenfront des Schlosses zu Charlottenburg passend zu sein, […]. Durch Aufsetzung einer<br />

Statue von Marmor oder Bronze würden diese Säulen außerdem nicht allein geschmückt,<br />

sondern es würde ihnen dadurch auch eine eigentliche Bedeutung gegeben werden können.«<br />

9 Wiederum tritt der König als Käufer, nicht als Auftraggeber von Stücken auf, die offensichtlich<br />

seinen ästhetischen Vorstellungen entsprachen. Der Vorschlag hinsichtlich des Aufstellungsortes<br />

scheint das Empfinden des Königs und der Zeitgenossen getroffen zu haben.<br />

Dies beweist die Tatsache, daß – gemäß dem sieben Jahre zuvor gemachten Vorschlag – nach<br />

dem Ableben von Friedrich Wilhelm III. die beiden Säulen, mit Victorien geschmückt, im<br />

Charlottenburger Park zur Aufstellung kamen. Der von Helmut Börsch-Supan geäußerten<br />

Meinung, die »ungünstigen Verhältnisse der jetzigen Anordnung sprechen dafür, daß Rauch<br />

die Figuren nicht für diesen Standort entworfen hat«, 10 kann man folgen, zumal wenn man<br />

sich die enorme Hast bei der Fertigstellung der Säulen mit den vorhandenen granitenen<br />

Trommeln und den noch zu fertigenden Victorien vergegenwärtigt. Als Beleg mag der folgende<br />

Briefwechsel dienen. Rauch schreibt am 8. Mai 1840 an den Hofmarschall von Massow:<br />

»Euer Wohlgeboren beeile ich mich gehorsamst anzuzeigen, daß der als neuer Versuch zu<br />

Lauchhammer angefertigte Guß der neuen für Charlottenburg bestimmten Viktorienstatue,<br />

gestern Abend im Atelier angekommen ist, und sofort in Charlottenburg aufgestellt werden<br />

könnte. Fischer in hiesigem Gußhause hat mir versprochen zum 15ten d. M. die ihm übertragene<br />

Statue aufstellen zu können. Hopfgarten dem im Juli d. v. J. die Erstere in Arbeit für<br />

Seine Majestät aufgetragen wurde, hat noch einige Güße zu machen und könnte leicht ins<br />

unbestimmte mehrere Wochen sich hinziehen. Meine allerunterthänigste Anfrage bei Seiner<br />

Majestät ist die, ob die beiden Erstern, […] jetzt aufgestellt werden sollen, […]. Es könnte<br />

dann später bei einer Abwesenheit Seiner Majestät die in Lauchhammer gegoßene Statue<br />

wieder herunter genommen und [… die Statue, d. V] von Hopfgarten sogleich diese Stelle


136 Matthias Gärtner<br />

einnehmen.« 11 Noch am gleichen Tag antwortet von Massow, daß er der Meinung sei, »die<br />

Aufstellung der Victorien Statuen im Charlottenburger Schloß=Garten erst dann zu bewirken,<br />

wenn beide Statuen zugleich aufgestellt werden können.« 12 Durch diesen Briefwechsel<br />

erfahren wir nicht nur die Namen der Gießer, auch der Vorgang an sich wird deutlicher.<br />

Rauch hat persönlich die Aufstellung im königlichen Garten überwacht. Nur so ist die sich<br />

anschließende Frage des Hofmarschalls zu verstehen, wieviel Zeit zur Aufstellung erforderlich<br />

sei, um »meine Anfrage bei Sr. Maj. dem Könige, ob die Aufstellung während Allerhöchster<br />

Anwesenheit oder aber in der Zeit, wo S. Maj. nach Teplitz gereist sind, geschehen<br />

soll – machen zu können«. 13<br />

Der Hofmarschall wollte offensichtlich Aufregung um den schon kranken König vermeiden.<br />

Rauch antwortet am 13. Mai, daß, nach Antwort von diesem Tag, die Gießer Hopfgarten<br />

und Fischer, wenn auch unzuverlässig, den 28. beziehungsweise letzterer den 20. des Monats<br />

als Ablieferungstermin der Victorienstatuen angegeben haben. »Die Aufstellung selbst auf<br />

den Säulen wird in einer Woche herzustellen versprochen.« 14 Die Vermutung von Börsch-<br />

Supan, daß Friedrich Wilhelm III. die aufgestellten Säulen wohl nicht mehr gesehen hat –<br />

er starb am 7. Juni –, findet sich im Brief Rauchs an von Massow vom 24. Juni 1840 bestätigt:<br />

»Euer Wohlgeboren beehre ich mich gehorsamst anzuzeigen, daß endlich die Gießer<br />

Hopfgarten u. Fischer die beiden Victorienstatuen […] zu Charlottenburg bestimmt, vollendet<br />

[haben].« 15<br />

Das Verhältnis von Friedrich Wilhelm IV. zum Granit scheint dem seines Vaters ähnlich gewesen<br />

zu sein, doch trat die Bedeutung des Vaterländischen noch stärker hervor. Es lassen sich<br />

aber auch Vorgänge beschreiben, wo das Material neben seinem Ideengehalt vor allem der<br />

Sammelleidenschaft des Königs diente, bei der sein »biedermeierliches Schmuckbedürfnis<br />

[…] üppige Blüten trieb.« 16 Friedrich Wilhelm IV. sammelte beispielsweise bei Besichtigungen<br />

Steine ein, um sie zu etwas Besonderem verarbeiten zu lassen. So schreibt der Festungsbaudirektor<br />

für Königsberg, von Dohme, am 19. September 1844 an den königlichen Hofmarschall<br />

von Meyerinck: »Bei Besichtigung der hiesigen Befestigungsanlagen haben Sr. Majestät<br />

geruht einen der Bausteine, welcher eine besondere Struktur und Färbung zeigte, auszuwählen,<br />

und zu befehlen daß derselbe nach Berlin gesandt werden sollte, um dort zu einigen<br />

Kunstwerken verarbeitet zu werden.« 17 Dieser und der folgende Vorgang zeigen deutlich die<br />

Sensibilität des Königs für die Besonderheiten des Materials auf. Bereits im Juli des Jahres<br />

hatte Teichelmann einen Stein an das Hofmarschall-Amt mit folgender Bemerkung gesandt:<br />

»Ein Granitstein mit Porfür-Adern haben Sr. Majestät im Straßenpflaster in Potsdam in der<br />

Kaiserstraße beim Spazierengehen gefunden = ich habe denselben von dort aus herausnehmen<br />

lassen müssen.« 18 Der Hofmarschall verfügte demnach bereits über zwei Steine, wegen<br />

denen er sich am 16. Oktober des Jahres an den Steinmetzmeister Cantian wendet: »Ew. p.<br />

wollten die Güte haben über die Verwendung eines auf Befehl S. M. des Königs aus Königsberg<br />

hierher gesandten Steins Ihr Gutachten abzugeben und namentlich ob solcher – wie<br />

es in der Allerhöchsten Intention liegt – zu vielen Platten verarbeitet werden kann. Es<br />

wäre mir sehr wünschenswerth wenn hiesig mir Ihr hierin entscheidendes Urtheil baldgefäl-


Granit – nur ein Gestein? 137<br />

Abb. 1 Gotthilf Christian Cantian: Entwürfe für Granitplatten, 1844, Blei auf Papier, 14,5 x 33,7 cm<br />

<strong>SPSG</strong>, Plankammer, Aktenslg. Nr. 166, fol. 110<br />

ligst zukommen ließen, wie ich auch […] der scizzirten Zeichnungen und Vorschläge über<br />

Beurteilung des von S. K. im Potsdamer Pflaster aufgefundenen Steines ergebenst entgegen<br />

sehe.« 19 Cantian antwortet ausführlich am 28. Oktober, wobei er Möglichkeiten der Bearbeitung<br />

aufzeigt, die sich aus dem Zustand der Steine ergeben, und mit Vorschlägen für<br />

deren Verwendung endet: »Sollten Sr. Königl. Majestät eine solche Verwendung Allergnädigst<br />

genehmigen so ließen [sich] für letztere Zwecke die in der gehorsamst beigefügten Skizze<br />

vermerkten Modelle, ohne die Arbeit sehr zu erschweren, zum Grunde legen.« 20 (Abb. 1).<br />

Es ist erstaunlich, welche Bedeutung diesen Vorgängen auch seitens des Hofmarschall-Amtes<br />

beigemessen wurde. Dies läßt sich nur mit dem Wissen um das spezifische Interesse des<br />

Königs erklären. Am 20. November antwortet von Meyerinck dem Steinmetzmeister: »Ew. p.<br />

benachrichtige ich […], daß S. K. die Verwendung des größeren aus Königsberg gekommenen<br />

Stein zu div. Platten […] genehmigen; was jedoch den zweiten aus Potsdam hergesandten<br />

Stein anbetrifft, so wollen Seine Majestät solchen nicht zu Briefbeschwerer p. verwendet<br />

sehen, sondern liegt es in Allerh. Intention ihn in mehrere kleine unregelmäßige Platten<br />

schneiden zu lassen die vielleicht – zusammengesetzt – eine größere bilden könnten.« 21 Im<br />

darauffolgenden Jahr waren die Platten fertig. Am 15. Mai 1845 schickte Cantian zunächst<br />

zwei und am 17. Juni die restlichen vier Platten an das Hofmarschall-Amt. 22 Aus den Randbemerkungen<br />

ergibt sich, daß zwei der Platten für die königlichen Schlösser vorgesehen waren.<br />

Wahrscheinlich sind sie nach Königsberg gegangen. Die vier restlichen Platten hat Friedrich<br />

Wilhelm IV. an den Minister von Boyen und die Generale von Kraneneck, Graf Dohna und<br />

von Aster verschenkt. 23<br />

Friedrich Wilhelm IV. hat das harte, schwer zu bearbeitende Material zeitlebens geschätzt –<br />

sein Herz ließ er nach seinem Tod im Charlottenburger Mausoleum in einem Granitgefäß<br />

beisetzen.


138 Matthias Gärtner<br />

Die Wertschätzung des Granits ist in den folgenden Jahrzehnten verloren gegangen. Ihre<br />

Bearbeitung wird nur noch als ein handwerksmäßiger Vorgang verstanden. Die Erreichbarkeit<br />

aller Dinge durch neue Transportmethoden und die Betonung der Idee in der Erfindung<br />

haben die Vorstellung von der Besonderheit des Materials verdrängt. Die Große Granitschale<br />

wurde bei der Umgestaltung des Lustgartens in einen Aufmarschplatz in den dreißiger Jahren<br />

des 20. Jahrhunderts für lange Zeit von ihrem Platz entfernt. Andere Monumente, wie die<br />

Säulen auf Rügen, gerieten in völlige Vergessenheit. Das Interesse am Material wurde erst<br />

wieder wach, als notwendige Restaurierungen anstanden.<br />

Anmerkungen<br />

1 Helmut Hölder: Goethe als Geologe, in: Goethe-Jahrbuch, 111, 1994, Weimar 1995, S. 231–245,<br />

hier S. 234.<br />

2 Ebenda.<br />

3 Ebenda, S. 239.<br />

4 Johann Georg Krünitz: Oekonomisch-technologische Encyklopädie, 19. Teil, Berlin 1788, S. 712 f.<br />

5 Friedrich und Karl Eggers: Christian Daniel Rauch, Bd. 2, Berlin 1878, S. 96.<br />

6 Robert Boxberger (Hrsg.): Briefe des Bildhauers Chr. Rauch, meist an den Hofrath Böttiger, aus<br />

dessen Nachlaß auf der Bibliothek in Dresden […], Dresden 1900, S. 146.<br />

7 Paul Ortwin Rave: Wihelm von Humboldt und das Schloß zu Tegel, Leipzig 1950, S. 150 f.<br />

8 S. Anm. 4.<br />

9 <strong>SPSG</strong>, Plankammer, Aktenslg. Nr. 160, fol. 72.<br />

10 Helmut Börsch-Supan: Die Werke Christian Daniel Rauchs im Schloßbezirk von Charlottenburg,<br />

Berlin 1977 (Aus Berliner Schlössern. Kleine Schriften, Bd. 3), S. 29 f.<br />

11 <strong>SPSG</strong>, Plankammer, Aktenslg. Nr. 163, fol. 42.<br />

12 Ebenda, fol. 43.<br />

13 Ebenda, fol. 43.<br />

14 Ebenda, fol. 44.<br />

15 Ebenda, fol. 44 a. – Aus der Randnotiz dieses Briefes – »Die Aufstellung der Victorien wird<br />

jetzt ausgeführt und in einigen Tagen vollendet sein. St.« – kann man ersehen, daß Stüler die<br />

Aufstellung übernahm.<br />

16 S. Anm. 10.<br />

17 <strong>SPSG</strong>, Plankammer, Aktenslg. Nr. 166, fol. 107.<br />

18 Ebenda, fol. 99.<br />

19 Ebenda, fol. 108.<br />

20 Ebenda, fol. 109.<br />

21 Ebenda, fol. 111.<br />

22 <strong>SPSG</strong>, Plankammer, Aktenslg. Nr. 167, fol. 48, 74.<br />

23 Ebenda, fol. 75, 88, 89.<br />

Abbildungsnachweis: Abb. 1: Potsdam, <strong>SPSG</strong>, Plankammer, Aktenslg. Nr. 166, fol. 110.


SABINE HIERATH<br />

Zink als Material<br />

der Denkmalpflege des<br />

19. Jahrhunderts<br />

Zink ist der gegenwärtigen Forschung in erster Linie als Material für den<br />

Guß von Bildwerken und Architekturteilen bekannt, die entweder Antikenkopien, zeitgenössische<br />

Bildhauerarbeiten, Gegenstände des Kunsthandwerks oder Bauverzierungen darstellen.<br />

Es waren bekanntlich Karl Friedrich Schinkel und der Berliner Gießer Moritz Geiß, die<br />

ab 1831 begannen, Zink für die Architektur und deren Verzierung nützlich zu machen. In der<br />

Potsdamer Nikolaikirche konnten die 1834 gegossenen korinthischen Kapitelle der Emporen<br />

als älteste plastische Zinkgüsse nachgewiesen werden. Ein Jahr später wurde als erster größerer<br />

figürlicher Bildschmuck das Relief am Giebel der Sternwarte in Berlin gefertigt. 1<br />

Zink war bis zum Anfang der dreißiger Jahre des 19. Jahrhunderts ein außer in der Dachdeckung<br />

völlig unbekanntes Metall im Baufach und in der Bildkunst. Obwohl es bereits<br />

bei den Viktorien der Neuen Wache in Berlin die ersten Gießversuche mit einer Zink-Zinn-<br />

Legierung gegeben haben muß 2 und in Frankreich einzelne Bildwerke von 1820 bekannt<br />

sind, 3 war zur damaligen Zeit in Preußen das Gießen von Kunstgegenständen aus Zink unbekannt<br />

und das Gießhandwerk ausschließlich auf dem Gebiet des Eisengusses etabliert. Erst<br />

als Moritz Geiß 1831 seine Technik der Plattentektonik vorlegte – Plastiken bestehen aus vielen<br />

kleinteiligen, dünnwandigen Segmenten, die zu einem Gebilde zusammengelötet sind –,<br />

konnte der beträchtlichen Erstarrungsschrumpfung beim Erkalten des Gußstückes beigekommen<br />

werden und beliebig große Bildwerke entstehen.<br />

In Oberschlesien wurde Zink reichlich verhüttet und zeigte vielversprechende Materialeigenschaften<br />

wie relative Leichtigkeit, Formschärfe und Korrosionsbeständigkeit. Der Ehrgeiz<br />

vor allem nach 1830 bestand darin, diesem Material »einen Nutzen« abzugewinnen. Gerade<br />

weil Zink keine Geschichte hatte – so möchte ich behaupten – war es ohne Aura und deshalb<br />

innovativ und flexibel zu handhaben. Zink war weder ikonologisch vorbelastet noch mit<br />

einer ästhetischen Vorstellung verbunden.<br />

Zeitgleich mit den ersten Metallgüssen antikischer wie zeitgenössischer Provenienz<br />

wurde Zink in die Denkmalpflege des 19. Jahrhunderts eingeführt. Bereits unter Friedrich<br />

Wilhelm III. begann man am Potsdamer Stadtschloß mit der Fassadeninstandsetzung im Hin-


140 Sabine Hierath<br />

blick auf den Erhalt der von Witterungseinflüssen arg in Mitleidenschaft gezogenen Verzierungen<br />

aus Sandstein. Später war es Friedrich Wilhelm IV., der denkmalpflegerische Maßnahmen<br />

intensivierte und die friderizianischen Bauten und Parks in Berlin und Potsdam<br />

umfassend restaurieren und desolate Architekturglieder und Plastiken ergänzen, erneuern<br />

und ersetzten ließ. Wie schon bei der Verwendung von Zink für Neubauten war es wiederum<br />

Schinkel, der dabei das »neue« Metall explizit für denkmalpflegerische Zwecke vorsah und<br />

diese Richtung propagierte.<br />

Schinkels hervorragende Bedeutung für die Denkmalpflege Deutschlands ist mehrfach<br />

dargelegt worden, 4 dagegen sind seine konkreten Vorstellungen in Bezug auf Materialfragen<br />

wenig erschlossen. Goerd Peschken führt Schinkels Interesse an Baumaterialien, wie<br />

etwa die Verwendung von Backsteinen, auf den Einfluß David und Friedrich Gillys zurück. 5<br />

Grundlage war dabei das technische und künstlerische Interesse des Baumeisters. Obwohl<br />

an der antiken wie mittelalterlichen Baukunst geschult, stand Schinkel modernen Baumaterialien<br />

sehr aufgeschlossen gegenüber. Er hatte keine Mühe, antike historische Formen mit<br />

zeitgenössischen Konstruktionsweisen und Materialien zu kombinieren.<br />

Der Zinkguß nimmt im Gegensatz zum Eisenguß und der Terrakottafertigung, den beiden<br />

zu dieser Zeit mit ihm konkurrierenden Vervielfältigungstechniken in der Herstellung von<br />

Bildwerken und Architekturteilen, innerhalb der denkmalpflegerischen Vorstellung Schinkels<br />

eine herausragende Rolle ein. Offensichtlich sah der Baumeister in ihm das ideale Material<br />

der Restaurierung, denn es wäre im Vergleich mit dem zu ersetzenden Sandstein preisgünstiger,<br />

bildsamer und korrosionsbeständiger. Demgegenüber war das ebenfalls nicht teure Eisen<br />

aufgrund komplizierter Herstellungsverfahren, seines Gewichtes und seiner schnellen Korrosion<br />

als Ergänzungs- oder Ersatzmaterial ungeeig<strong>net</strong>. Im Gutachten, das Schinkel anläßlich<br />

einer Anfrage aus Dänemark 1840 formulierte, heißt es: »Vorzüglich aber werden große<br />

Kosten erspart bei der Restauration alter, aus barocker Zeit stammender Bauwerke. Die<br />

geschmacklosen Formen der Ornamente dieser Gebäude werden auf die leichteste Weise<br />

durch Abformung der Originale und Ausguß in Zink erhalten, und man übergeht eine langweilige,<br />

den Geschmack nicht fördernde Ausarbeitung in Stein, hat außerdem den Vortheil<br />

weit leichterer Massen, wodurch das Gebäude nicht belastet wird und welche leicht befestigt<br />

werden können, auch nicht mit dem Aufbringen anderer Baustücke hindernd zusammentreten,<br />

sondern ganz zuletzt an das Gebäude gebracht werden und dasselbe völlig beenden.« 6<br />

Neben den positiven Materialeigenschaften waren Zinkgüsse aufgrund weiterer Eigenschaften<br />

zur Ergänzung von Fehlstellen an einzelnen Bildwerken oder Architekturgliedern<br />

sowie für die ganzer Bauensembles prädestiniert. Zum einen wurden sie selbst in Segmenten<br />

gegossen und waren deshalb in Teilen einsetzbar. Zum anderen hatte das Zinkmetall<br />

keine eigene materialästhetische Oberfläche. Da das an sich graue Metall für den damaligen<br />

Geschmack keine ansprechende Patina ansetzte, war die Metallsichtigkeit wie bei der Bronze<br />

unerwünscht und ein Überzug mit Farbe oder einer »edleren« Metallauflage angebracht. Die<br />

flexible Oberflächengestaltung ließ es zu, daß Zinkgüsse in der Farbe und in der Beschaffenheit<br />

dem Kontext etwa einer Fassade oder einer Sandsteinskulptur optimal angepaßt werden<br />

konnten. Der ästhetische Gesamteindruck nahm keinen Schaden, die Ergänzungen waren


Zink als Material der Denkmalpflege des 19. Jahrhunderts 141<br />

aus der Distanz nicht als solche zu erkennen. Folgt man Schinkels Ausführungen im Gutachten,<br />

konnten Zinkergänzungen explizit zum Erhalt beitragen. Es ging scheinbar nicht<br />

darum, ein Bauwerk ausschließlich aufgrund seines Nutzens zu bewahren, sondern auch<br />

seine künstlerische Qualität und seine Geschichte anzuerkennen.<br />

Zu Lebzeiten Schinkels wurden lediglich Architekturteile und einfache Bildwerke in Zink<br />

ergänzt. Erst seine Schüler und Nachfolger verwendeten Zink in umfangreicherer Weise.<br />

Einige Jahrzehnte verwirklichten und präzisierten sie seine Ideen. Restaurierungen in Zink<br />

sind heute von 1834 bis in die fünfziger Jahre des 19. Jahrhunderts bekannt. Danach scheinen<br />

dergleichen Maßnahmen kaum oder gar nicht mehr vorgenommen worden zu sein. Zunehmende<br />

historistische Tendenzen und die Ablehnung eines ahistorischen Materials mögen<br />

wesentlich dazu beigetragen haben.<br />

Die preußische Denkmalpflege<br />

in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts<br />

Es war keine Neuerung des 19. Jahrhunderts, sich dem Schutz der Altertümer<br />

zuzuwenden, sie qualifizieren, pflegen und erhalten zu wollen. Schon seit der Antike<br />

sind derlei Maßnahmen bekannt und spätestens seit der Renaissance als öffentliche Aufgabe<br />

fest verankert. 7 Im Unterschied zu vorausgegangenen Zeiten begann sich aber in der Mitte<br />

des 18. Jahrhunderts und verstärkt um 1800 eine bis dato unbekannte Vorstellung von der<br />

historischen Bedeutung der Vergangenheit zu konstituieren, die – wie man heute weiß – so<br />

vorher nicht existierte. Geschichte wurde als ein die Gegenwart prägender Teil betrachtet,<br />

die der seit der Aufklärung sich konkretisierenden Vorstellung vom Individuum als Grundlage<br />

diente, sein Leben und seinen Standort verstehen zu können (retrospektives Denken). Der<br />

einzelne Mensch reflektiert und seine Reflexion ist wichtiger Bestandteil der Wirklichkeit.<br />

Die Gegenwart ist dementsprechend vielschichtig und disparat. Die Zeitgenossen wollen sich<br />

zunehmend bewußt von der Vergangenheit absetzen und auch bewußt Neues hervorbringen<br />

(Innovationsdruck). 8<br />

Bei aller wirtschaftlichen und sozialen Rückständigkeit Preußens am Anfang des 19. Jahrhunderts<br />

wird das Land nach der Jahrhundertwende durch Gelehrte wie Wilhelm von Humboldt<br />

oder Alois Hirt repräsentiert, die, auf der Höhe der Zeit, aufklärerische Ideen aus Frankreich<br />

auf die Gebiete der Wissenschaft, der Bildung und der Altertumskunde übertrugen.<br />

In der Ansicht, Bauwerke vorausgegangener Zeiten als Denkmäler zu begreifen, gehören<br />

Preußische Baubeamte und Baumeister zu den Vorreitern in Deutschland. Ihr Engagement<br />

verlief parallel zur Zerstörungswelle der französisch-preußischen Kriege, die innerhalb des<br />

Territoriums Preußens auf seiten beider Streitparteien gleichermaßen vonstatten ging. Bei<br />

David Gilly, dem Begründer der Oberbaudeputation, und Karl Friedrich Schinkel, seinerseits<br />

höchster und einflußreichster Baubeamter im Staat – er stand der Oberbaudeputation vor und<br />

hatte im Finanzministerium eine wichtige Funktion –, aber ebenso bei Christian Beuth, Christian<br />

Daniel Rauch, Franz Theodor Kugler und Ferdinand von Quast stießen Maßnahmen


142 Sabine Hierath<br />

zur Konservierung des Vorhandenen auf reges Interesse. Auch das preußische Königshaus<br />

war, was den Erhalt seiner Schlösser und Kunstwerke anbelangt, ambitioniert. In den Jahren<br />

1815 und 1824 wurden von Friedrich Wilhelm III. zwei Kabi<strong>net</strong>tordern und einige Zirkulare<br />

zu Schutzmaßnahmen verfügt. 9 Wesentliche Veränderungen an Bauwerken seien von der<br />

Oberbaudeputation zu begutachten und im Streitfall vom König zu entscheiden. Auch eine<br />

Verfügung von 1837 verweist darauf, daß Kunstsachen weder veräußert noch ohne Genehmigung<br />

der Regierung gereinigt oder restauriert werden dürften. 10<br />

Die Erfolge im Denkmalschutz blieben in Preußen entgegen seiner modernen Vorstellungen<br />

lange Zeit bescheiden. Ideen und Maßnahmen waren selten deckungsgleich, die Institutionalisierung<br />

ging in Deutschland anderen Ortes zuerst vonstatten. Die Verfügungen Friedrich<br />

Wilhelms III. blieben Ausnahmen. Friedrich Wilhelm IV., dessen Weltbild historisch<br />

geprägt war, bewilligte zwar Mittel zum Unterhalt von Kirchen und von Bauwerken seiner<br />

von ihm verehrten Vorfahren, richtungsweisende Maßnahmen setzte er jedoch nicht durch.<br />

Eine wirksame staatliche Denkmalpflege, der Gesetze oder eine aufsichtsführende Behörde<br />

zur Seite gestellt worden wären, gab es in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts nicht. Durch<br />

wage Anweisungen und ohne personelle und finanzielle Kapazitäten waren kaum größere<br />

Erfolge zu erzielen. Restaurierungen und Ausbesserungen blieben meist in der Kompetenz<br />

der Provinzbaubeamten. Denkmalpfleger für alle Provinzen, wie es Schinkel vorschwebte,<br />

wurden nicht ernannt. Die Situation verbesserte sich, als in der Allerhöchsten Kabi<strong>net</strong>torder<br />

vom 1. Juli 1843 Ferdinand von Quast zum »Konservator der Kunstdenkmäler in der preußischen<br />

Monarchie« verpflichtet wurde. Quast war ein Schüler Schinkels und führte dessen<br />

Denkmalvorstellungen weiter. Wie Schinkel ein Bewußtsein für den Wert von Altertümern<br />

sowie eine Institution und kompetentes Personal fordernd, hegte er die Befürchtung, daß die<br />

Denkmalpflege mißverstanden und mißbraucht werden könne. Ohne Konzept und Aufsicht<br />

der Maßnahmen könnten willkürliche Veränderungen an Denkmälern die Folge sein und<br />

diese mehr beschädigen als erhalten: »Keine Zerstörung ist im Stande, den ursprünglichen<br />

Charakter eines Denkmals zu verändern, wie manche sogenannte Restauration. Oft genügte<br />

ein nur geringer Teil der verlangten Summe, indem das Übrige zu eingebildeten Verschönerungen,<br />

oder um eingebildete Regelmäßigkeiten zu schaffen, angewandt wurde.« 11<br />

Schinkel und die Bildwerke<br />

Als Initiator denkmalpflegerischen Handelns in Preußen bemühte sich<br />

Schinkel, in Gutachten und Empfehlungen der Zerstörung von historischer Substanz entgegenzuwirken.<br />

Denkmalpflege wurde von ihm als öffentliche Aufgabe begriffen und als Teil<br />

der Bildung des Handwerks wie der gesamten Bevölkerung verstanden. 12 In seinem 1815 verfaßten<br />

Memorandum wird eine staatliche Behörde zum Schutz alter Bauwerke eingefordert,<br />

die Denkmäler inventarisieren, den Zustand der einzelnen Denkmäler ermitteln und deren<br />

mögliche Erhaltung beaufsichtigen sollte. Um die Kunstwerke trotz der Beschädigung vor<br />

dem Verlust zu retten, wird auf die Notwendigkeit des Erhalts vor Ort hingewiesen. Es sollen


Zink als Material der Denkmalpflege des 19. Jahrhunderts 143<br />

Bildwerke, welche »ungenießbar, sehr häufig ganz unkennbar für das Volk geworden und<br />

deshalb bis jetzt für dasselbe beinah verloren waren, demselben in einer erneuten Gestalt, als<br />

ein Geschenk vom Staate wiedergegeben werden.« 13 An späterer Stelle heißt es, diese seien<br />

»so weit es bei diesem sehr schwierigen und für den Werth der Sachen sehr gefährlichen<br />

Geschäft möglich ist, wieder in ihrem alten Glanz herzustellen, und dann sämtliche Schätze<br />

würdig aufzubewahren in einem schönen und bequemen Raume, wo sie genießbar, erbauend<br />

und belehrend für das Volk werden können.« 14<br />

Schinkels definitive Vorstellungen von der Methode und den Techniken der Restaurierung<br />

können nur erahnt werden, mit Sicherheit spricht er nicht von einer ausschließlichen<br />

Konservierung, einem Substanzerhalt des Ist-Zustandes, wie er heute dem Repertoire einer<br />

Konservatorin oder eines Konservators angehört. Dennoch scheint Schinkel desolate Stücke<br />

nicht bedingungslos erneuern oder austauschen, sondern sie gegebenenfalls in Sammlungen<br />

zusammenfügen und in den der Öffentlichkeit zugänglichen Räumen, wie Nebenhallen von<br />

Kirchen, Klöstern und Schlössern, präsentieren zu wollen. »Es würde bei dieser Gelegenheit<br />

vielleicht manches halb verwüstete Gebäude von entscheidendem geschichtlichen oder<br />

Kunstwerthe eine vollkommene Wiederherstellung im Geiste der alten Zeit wiederfinden<br />

dürfen.« 15 Schinkel meinte damit nicht, im vermeintlich alten Stil zu ergänzen, sondern –<br />

Norbert Huse hat darauf hingewiesen 16 – in erster Linie den Bestand zu sichern, beispielsweise<br />

durch Leinölfirnis zu konservieren, nur gelegentlich zu ergänzen oder etwa Vorhandenes<br />

zu kopieren. Nicht gewollt waren willkürliche und wesentliche Änderungen an Bauwerken<br />

und an deren Bilderschmuck. Bei Quast heißt es dementsprechend, es könne »nie der Zweck<br />

einer Restauration sein […], jeden kleinen Mangel, der als die Spur vorübergehender Jahrhunderte<br />

zur Charakteristik des Bauwerkes beitrage, zu verwischen, und dem Gebäude dadurch<br />

das Ansehen eines neuen zu geben.« 17<br />

Schinkel als Baumeister hat sich nie ausschließlich als Konservator von Architektur gesehen,<br />

der deren Schmuck oder Verzierung einen untergeord<strong>net</strong>en Stellenwert beimißt. Im<br />

Memorandum kommt das Verständnis der Bildhauerarbeiten als zugehöriger Teil der Architektur<br />

zur Sprache. Diese müßten vor Ort verbleiben und dürften nicht in weit entfernte<br />

Museen geschleppt werden. Auch in dem im selben Jahr verfaßten »Protest gegen die Veränderung<br />

eines Baus von Schlüter« wird die Entfernung der Verzierungen im Protonhof, die<br />

ohne Kenntnis der Baudeputation abgeschlagen wurden, als Verlust beklagt. 18<br />

Schinkels konkrete restauratorische Vorstellungen wurden erstmals bei der 1817 angestrengten<br />

Renovierung des Berliner Schlosses offenkundig. So heißt es im Gutachten dazu,<br />

daß die Schlüterschen Figuren aufgrund ihrer Beschädigung und ihres unmodernen Aussehens<br />

– sie entsprechen nicht mehr dem Zeitgeschmack – nicht beseitigt werden dürften,<br />

sondern durch eine kontinuierliche Ergänzung und Auswechslung zu sichern seien. 19 Es entsprach<br />

dem Zeitgeschmack, antike Skulpturen anzukaufen und sie in Sammlungen auszustellen,<br />

es war aber keinesfalls eine Selbstverständlichkeit, Mittel für die mißachteten Bildwerke<br />

des vorausgegangenen Jahrhunderts bereitzustellen. Schinkel muß in seinem Gutachten<br />

deshalb zuerst die große Bedeutung dieser Skulpturen darlegen. Er bemerkt, daß das Schloß<br />

ein Denkmal und unantastbar sei, der Kunst Schlüters Respekt gebühre, seine Hinterlassen-


144 Sabine Hierath<br />

schaften Seltenheitswert besäßen und ökonomische Gründe für die Kosten des Erhalts nicht<br />

ausschlaggebend sein dürften. Sein Ziel ist es, die Restaurierung zu finanzieren, um sie so vor<br />

dem Verfall in materieller und ästhetischer Hinsicht zu schützen. Aufgrund der wenigen zur<br />

Verfügung stehenden Bildhauer konnten nur vier Kopien pro Jahr hergestellt werden.<br />

Daß Schinkel sehr detaillierte konservatorische Vorgaben machen konnte, soll sein Bericht<br />

vom 11. November 1819 beweisen, in dem es um behutsame Reinigungsmaßnahmen am<br />

Standbild Friedrich Wilhelms I. in Köslin geht. Obwohl er das Bildwerk für eine sehr mittelmäßige<br />

Bildhauerarbeit hält, will er ihm den Geschichtswert nicht absprechen. Die Statue,<br />

mit schwarzen Schmutzkrusten (Ruß) überzogen, sollte unter Rücksichtnahme auf den korrodierten<br />

Stein durch einen Steinmetz gereinigt werden: »Diesen [Steinmetzen, d. V.] würde<br />

eine besondere Sorgfalt empfohlen werden müssen, um das Gesicht der Statue in Köslin zu<br />

reinigen, besonders bei dem Abnehmen des Mooses, oder was sonst diese schwarze Kruste<br />

sein mag, den Stein durch Abschleifen nicht anzugreifen, sondern dies Geschäft sowie die<br />

Reinigung des ganzen Werkes bloß durch sanftes Abwaschen, allenfalls mit Hilfe einer nicht<br />

zu scharfen Bürste, zu bewirken. Denn es ist bekannt, daß fast jede Steinart, nachdem sie<br />

aus der Erde an die Luft kommt, lange Zeit dadurch eine Art Lebendigkeit in sich behält, die<br />

darin besteht, daß sie ihre Kraft der Kristallisation nach der Oberfläche hin treibt, die mit den<br />

Luftstoffen, welche bei derselben mit einwirken müssen, in Berührung steht, etwa so wie<br />

es beim Kalkputze der Fall ist. Die äußere Rinde nun ist das Härteste und Widerstehendste<br />

gegen die Verwitterung: wird sie nach langer Zeit heruntergenommen, so ist im Innern kaum<br />

Kraft mehr da, die Kristallisation noch einmal zu machen, so ist die lose innere Masse einer<br />

schnellen Zerstörung ausgesetzt.« 20<br />

Schinkels Stellungnahmen zu Bildwerken taten ihre Wirkung. Man begann, sich dem<br />

Problem ihres Erhalts zu stellen und nach Maßnahmen zu ihrem Schutz zu suchen. Um konzeptionelle<br />

Reinigungstechniken und -methoden an Bildwerken zu entwickeln und zu prüfen,<br />

wurde 1825 eine Kommission gegründet, die sich mit der Konservierung und Reinigung<br />

der Skulpturen aus Marmor und Bronze beschäftigen sollte. 21 Ihr gehörte neben Schinkel,<br />

der dort sicherlich die methodische Richtung vorgab, auch der Bildhauer Christian Daniel<br />

Rauch an.<br />

Schinkels Studium des Zustandes gealterter Sandsteinbildwerke und deren fortschreitende<br />

Rekristallisation mögen Anlaß gewesen sein, sich korrosionsbeständigerem Ersatzmaterial<br />

zuzuwenden. Im Gutachten von 1840 kommt die Einschätzung, was den Stein und das Zink<br />

anbelangt, zum Tragen. Und da außerdem die Architekturglieder und der Bilderschmuck<br />

leicht abzuformen und keine Bildhauer notwendig waren, konnten die Arbeitsdauer und die<br />

Kosten erheblich reduziert werden.<br />

Zink hatte als Material der Restaurierung eine zweifache Funktion. Zum einen diente<br />

es als Ergänzung. Fehlende oder schadhafte Teile der Sandsteinfiguren wurden einfach in<br />

Zink angesetzt. Dazu wurden die Schnittstellen der beiden Materialien begradigt und durch<br />

Eisendübel miteinander verbunden. Zum anderen war Zink Kopiermaterial. Ganze Plastiken<br />

und Architekturglieder wurden abgeformt, nachgegossen und dem Bau durch einen Anstrich<br />

in dessen Färbung angepaßt.


Zink als Material der Denkmalpflege des 19. Jahrhunderts 145<br />

Zink in der Denkmalpflege Potsdams<br />

Die Verwendung von Zink zur Restaurierung nahm in Potsdam ihren Ausgang.<br />

Maßnahmen gleicher Art sind an den königlichen und staatlichen Bauwerken Berlins<br />

später und seltener nachzuweisen. 22 Es scheint durchaus wahrscheinlich, daß in der repräsentativeren<br />

Residenzstadt schon in der Vergangenheit mehr auf den Zustand der Bauwerke<br />

geachtet wurde und daher auch umfangreichere Geldmittel zur Verfügung standen. Dagegen<br />

wurden in Potsdam die Lokalitäten Friedrichs II. seit seiner Zeit kaum noch genutzt. Friedrich<br />

Wilhelm II. bezog das von ihm erbaute Marmorpalais im Neuen Garten und beschränkte die<br />

Reparaturen der vorhandenen Bauwerke auf das Nötigste.<br />

Die Situation begann sich unter Friedrich Wilhelm III. allmählich zu ändern. Im allgemeinen<br />

zeigte Friedrich Wilhelm III. für Potsdamer Baukunst wenig Interesse, hielt sich<br />

dementgegen aber häufig im Stadtschloß auf, ließ es im Inneren gravierend umgestalten und<br />

vernachlässigte auch den Außenbau nicht. Anders verhielt es sich bei Friedrich Wilhelm IV.,<br />

der für die Schlösser seiner Vorfahren großes Interesse zeigte und die Instandsetzungsarbeiten<br />

auf alle Bauwerke Friedrichs II. ausdehnte. Schon während seiner Kronprinzenzeit nahm<br />

er am Baugeschehen in Potsdam nicht nur bei seinen eigenen Bauvorhaben regen Anteil,<br />

sondern bereitete mit Ideenentwürfen und Skizzen Grundlagen zur weiteren Gestaltung der<br />

Insel Potsdam. Nach dem Regierungsantritt 1840 wurde nicht nur das Volumen von Neubauten<br />

erweitert, sondern auch ältere Gebäude und Parkteile wurden umgestaltet und restauriert.<br />

Am Stadtschloß und dem dazugehörigen Lustgarten und vor allem im Park Sanssouci –<br />

am Schloß Sanssouci, den Neuen Kammern, der Bildergalerie und am Neuen Palais – ließ er<br />

Arbeiten durchführen. Nach dem Tod Schinkels übernahmen vor allem Ludwig Persius und<br />

später August Stüler die Federführung, während Ferdinand von Arnim und Ludwig Ferdinand<br />

Hesse häufig die Kostenanschläge erarbeiteten und mehr mit der praktischen Ausführung<br />

betraut waren.<br />

Das Potsdamer Stadtschloß<br />

Die ersten Zinkrestaurierungen wurden an der Fassade des Stadtschlosses<br />

vorgenommen. Das Bauwerk, vom Großen Kurfürsten begründet, war unter Friedrich II. zwischen<br />

1744 und 1751 äußerlich und innerlich wesentlich umgestaltet und erweitert worden. 23<br />

Während das Innere durch Friedrich Wilhelm III. und Königin Luise vielfache Umformungen<br />

erfahren sollte, kam es am Außenbau nach Friedrich II. kaum zu Veränderungen.<br />

Anfang der dreißiger Jahre des 19. Jahrhunderts bedurften die Fassaden größerer Ausbesserungsmaßnahmen.<br />

Der Sandstein sowohl der Gesimse als auch der Bauplastiken und<br />

Verzierungen muß im Laufe der Zeit so gealtert beziehungsweise korrodiert sein, daß er in<br />

der Substanz bedroht war und Verluste zu befürchten waren. Bis in die vierziger Jahre war<br />

ausschließlich Moritz Geiß mit Zinkgußarbeiten am Stadtschloß beschäftigt. Seit Friedrich<br />

Kahle, ein einheimischer Zinkgießer, seinen Klempnerbetrieb 1841 in einen qualitativ hervor-


146 Sabine Hierath<br />

ragenden Betrieb umgewandelt hatte, wurde auch er ab 1844 für die vielen Restaurierungsarbeiten<br />

hinzugezogen. 24<br />

Begonnen wurde 1834 zugleich mit der Herstellung des Hauptgesimses mit seinem weit<br />

ausladenden Schmuck und der Balustrade der Attika. Man wendete sich erst dem östlichen<br />

Flügel der Innenhoffassade zu, der westliche folgte anschließend. Für die Jahre 1834 bis 1837<br />

liegen Kostenanschläge vor, aus denen hervorgeht, daß pro Jahr zwei der 7 Fuß hohen Vasen<br />

für 125 Taler das Stück von Geiß zu fertigen waren. Sie sollten danach von einem Anstreicher<br />

grundiert und dreimal mit Ölfarbe gestrichen werden. 25 Es waren nicht grundsätzlich alle<br />

Vasen zu kopieren, gelegentlich wurde nur ergänzt. So heißt es etwa 1836: »4 Vasen davon<br />

neuen Hals und Deckel von Zink zu gießen à 15 Thaler, 4 Köpfe und Rosetten à 4, 15 Thaler.«<br />

26 In diesem Jahr scheint man sich erstmals auch dem Austausch der Baluster der Attika<br />

zugewandt zu haben: »30 neue Baluster à 3 Thaler«. 27 Auch die Baluster sollten grundiert<br />

und dreimal angestrichen werden. Eine durchgehende Eisenstange fixierte sie im Mauerwerk.<br />

Zeitgleich wurden auch das Hauptgesims, das Gurtgesims und die verschiedenen Konsolen<br />

des Innenhofes in Zink abgegossen, wachsfarben gefaßt und mit Ankern am Sandstein<br />

befestigt. 28 1844 war das Hauptgesims und die Bedeckung des Gurtgesimses des zweiten<br />

Geschosses im Schloßinnenhof abgeschlossen. 29 Der Gießer Friedrich Kahle hat die letzten<br />

Arbeiten dort übernommen.<br />

Nachdem der Innenhof 1845 gänzlich instandgesetzt war, folgten die Außenfronten. 30<br />

Mit der Lustgartenseite wollte man beginnen: »Besonders ist die Fronte nach der Seite des<br />

Lustgartens sehr schadhaft, wo sich schon ganze Stücke der Steine ablösen, und um das<br />

Herabstürzen auf die Rampe zu verhindern, wenn dort Allerhöchste Herrschaften vorfahren,<br />

haben abgenommen werden müssen. Die Länge beträgt 382 lfd. Fuß. Nach den ausgeführten<br />

Teilen hat der Laufende Fuß des 10 Zoll hohen Gesims als von der Oberkante der Balustrade<br />

bis zur Unterkante des Architravs incl. Vasen und Figurenherstellung, Blechbedeckung,<br />

Steinmetz-, Maurer- und Zimmerarbeit, Zinkguß und Anstrich 18 Thaler gekostet.« 31<br />

Am Potsdamer Stadtschloß wurde Zink auch für freistehende friderizianische Bildwerke<br />

verwendet, die einem hohen künstlerischen Qualitätsmaßstab entsprachen.<br />

Bereits Friedrich Wilhelm II., der ansonsten kaum bauliches Interesse für das Stadtschloß<br />

hegte, ließ 1793 die sogenannte Fahnentreppe – der Zugang zur Galerie mit Fahnen an<br />

der östlichen Fassade – erneuern. 32 Die 1730 errichtete Treppe war 1751 mit einem vergoldeten<br />

Bronzegitter mit vergoldeten Bleiputten in den Steigungswinkeln versehen worden.<br />

Das Geländer schuf Johann Melchior Kambly, während die Bildhauerarbeiten von Johann<br />

Christian Glume stammen. 33 1828 wurde das Geländer mit den Putten aufgrund erneuter<br />

Beschädigung wieder abgebrochen und deponiert. Da man offensichtlich dem Blei keine<br />

lange Haltbarkeit mehr beimaß und Reparaturen daran nicht vielversprechend erschienen,<br />

wurden die Putten 1841 in Zink ersetzt. 34 Sie wurden mit roter und weißer Ölfarbe grundiert<br />

und blattvergoldet. 1929 waren auch die Zinkgüsse so schadhaft, daß wiederum Restaurierungen<br />

anstanden. Der Nachfolgebetrieb von Moritz Geiß, Martin & Piltzing aus Berlin, übernahm<br />

die Ausbesserungen und schloß sie bis zum Februar 1929 ab. Bei der Bombardierung


Zink als Material der Denkmalpflege des 19. Jahrhunderts 147<br />

Abb. 1 Potsdam, Stadtschloß, Neptunbrunnen im Lustgarten, Aufnahme von 1925<br />

Potsdams 1945 wurde auch das Stadtschloß und die Fahnentreppe stark beschädigt. Die Putten<br />

konnten geborgen werden und befinden sich gegenwärtig im Depot der Stiftung.<br />

Nachdem sich Zink bei den Kopien an der Fahnentreppe offensichtlich bewährt hatte,<br />

wurde einige Jahre später auch der Neptunbrunnen im Lustgarten des Schlosses in dieser<br />

Art restauriert (Abb. 1). Der Brunnen im sogenannten Karpfenteich, zwischen 1746 und 1749<br />

unter Friedrich II. in Blei ausgeführt und bereits 1793 durch Blei und Sandstein ersetzt,<br />

war 1846 wiederum schadhaft. Quellen zur Restaurierung der dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts<br />

geben Aufschluß darüber, was in welchem Material kopiert wurde. So müssen der<br />

überlebensgroße Neptun, die Amphitrite und die Nymphe mit dem Segel vollkommen in<br />

Zink abgegossen worden sein, während andere Teile, wie das Gespann, in Sandstein verblieben.<br />

In den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts wurde der Neptunbrunnen im Lustgarten<br />

einer erneuten Instandsetzung unterzogen und dabei den Ergänzungen, insbesondere denen<br />

aus Zink, kein großer Stellenwert mehr beigemessen. Eine Kostenzusammenstellung für<br />

1935 sieht eine Summe von 65.000 Mark für die Arbeiten am Brunnen mit der Bemerkung<br />

vor: »Die Gründungsarbeiten werden in diesem Rechnungsjahr abgeschlossen. Es bleibt die<br />

Instandsetzung der eigentlichen Gruppe selbst, d. h. die Ergänzung schadhafter bzw. in Zink<br />

oder Stein schlecht ergänzter Figuren und sonstige Teile der Gruppe auszuführen.« 35 Es stand<br />

anscheinend außer Frage, daß alle Zinkgüsse in Standstein ersetzt werden sollten. So heißt es:<br />

»Nymphe links. Erneuerung der gesamten Zinkfigur in Sandstein und des Delphinschwan-


148 Sabine Hierath<br />

Abb. 2 Potsdam, Stadtschloß, Pferdegespann vom Neptunbrunnen<br />

im Lustgarten, Aufnahme nach 1945<br />

Abb. 3 Potsdam, Stadtschloß, Tritonen vom Neptunbrunnen im<br />

Lustgarten, Aufnahme nach 1945


Zink als Material der Denkmalpflege des 19. Jahrhunderts 149<br />

zes«. 36 Zu den jeweiligen Modell- und Steinmetzarbeiten boten sich verschiedene Bildhauer<br />

in den Jahren 1934 und 1935 an. 37<br />

Die Arbeiten am Neptunbrunnen wurden durch die Kriegswirren verzögert. 1938 war das<br />

Innengerüst – es war durch Korrosion zusammengebrochen, hatte seine Tragefunktion verloren<br />

und war die Ursache der Deformation der Gruppe – erneuert worden. 1941 begannen<br />

die Bildhauerarbeiten. Am 27. Januar des Jahres heißt es: »Jetzt muß an den Oberbau [das<br />

Bildwerk, d. V.] herangegangen werden. Man wird dabei die jetzigen Zinkgußteile in Sandstein<br />

erneuern, soweit das konstruktiv möglich ist. Man wird auch die Gelegenheit benützen<br />

müssen, einige Sandsteinteile, die bei der letzten Instandsetzung, sehr abstechend von den<br />

wirkungsvollen Barockformen der ersten Zeit, in flauen klassizistischen Formen erneuert<br />

sind, im Sinne der ursprünglichen barocken Modellierung zu erneuern.« 38 In einem weder<br />

bezeich<strong>net</strong>en noch datierten Schreiben eines Bildhauers – möglicherweise handelt es sich<br />

um Bendorff –, der für 2500 Reichsmark ein Tonmodell zur Nymphe mit dem Segel lieferte,<br />

heißt es ähnlich: »Bei der Formgebung waren einige Original-Fundstücke (Kopf sowie linker<br />

Unterarm und Hand mit Gewandbausch), von der nicht mehr vorhandenen ursprünglichen<br />

Figur aus dem 18. Jahrhundert zu berücksichtigen.« 39 Mit der Reparatur der vierziger Jahre<br />

sollte nicht nur ersetzt werden, sondern auch eine Korrektur des vorhandenen Stils und die<br />

vermeintliche Rekonstruktion des verlorenen stattfinden (Abbn. 2, 3). Wie bereits in den<br />

1840er Jahren wollte man wieder die Modelle verändern und dem Brunnen seine vierte<br />

Gestalt seit seinem Bestehen geben.<br />

Im Sommer 1942 müssen die Instandsetzungsarbeiten noch in vollem Gange gewesen<br />

sein, denn es heißt in einem Nachtragsanschlag vom 2. August dieses Jahres über den Stand<br />

und die Art und Weise einzelner Arbeiten: »Beim Abtragen des Triumphwagens zeigte sich,<br />

daß derselbe nicht wie angenommen, nur ergänzungsbedürftig ist, sondern im vollen Ausmaß<br />

durch eine Kopie ersetzt werden muß. […] Die künstlerisch nicht befriedigende thronende<br />

Amphitrite (Zinkguß 1846) war in Anlehnung an die gegebene Grundhaltung in den Einzelformen<br />

umzumodellieren auf der Grundlage eines Gipsgusses der Zinkfigur […]. Von einer<br />

Nachbildung der ebenfalls aus Zinkguß bestehenden Figur des Neptun unter Verwendung<br />

von Kupfer wird dagegen abgesehen.« 40 Außer dem Neptun und der Amphitrite wurde auch<br />

die hintere linke Nymphe völlig in Sandstein ersetzt, während ihr Pendant zur Rechten –<br />

ohne nähere Angabe der Gründe – erhalten blieb.<br />

Leider war der Neptungruppe im Lustgarten kein langes Alter mehr beschieden. Im Krieg<br />

wurde der Brunnen durch die Bombardierung Potsdams stark beschädigt. Fragmente haben<br />

sich – wie es scheint – bis in die fünfziger Jahre erhalten, wurden aber vermutlich im Zusammenhang<br />

der Schloßabtragung beseitigt.


150 Sabine Hierath<br />

Das Schloß Sanssouci, die Bildergalerie<br />

und die Neuen Kammern<br />

Am Schloß Sanssouci, zwischen 1745 und 1747 nach Plänen Georg Wenzeslaus<br />

von Knobelsdorffs erbaut, fielen ab 1837 Reparaturen der Sandsteinvasen von Friedrich<br />

Christian Glume vor der Kuppel und der Baluster am Dach an. Die mit Silensköpfen<br />

verzierten Vasen waren einem Anschlag von Persius vom 11. November 1837 zufolge, sorgsam<br />

abzunehmen, die besten Teile daran für die Kopien auszuwählen, die Modellteile in die<br />

Fabrik von Moritz Geiß zu transportieren und die übrigen Stücke nach dem Depothofe zu<br />

fahren. Der Neuguß einer Vase wurde dabei mit 480 Talern berech<strong>net</strong>, inklusive aller Modelle.<br />

Für 14 Taler sollten die Zinkgüsse zweimal mit Öl und zweimal mit Wachs gestrichen<br />

werden. Außerdem sollten Ornamente der Kuppel, welche bereits herabgefallen waren, in<br />

Zink ergänzt, mit heißem Öl getränkt und mit Öl- und Wachsfarbe gestrichen werden. Weiter<br />

heißt es, daß 16 neue Baluster anstelle der verwitterten in Sandstein für 40 Taler herzustellen<br />

waren. Auch die Baluster wurden mit Öl- und Wachsfarben gefaßt. 41 Die Arbeiten zogen sich<br />

bis weit in die vierziger Jahre hin. Einem Revisionsbericht zufolge, scheinen 1849 die letzten<br />

Beträge an Geiß gezahlt und die Arbeiten abgeschlossen gewesen zu sein. 42<br />

Die Kopien der Glume-Vasen machten offensichtlich Schule. Als 1841 die baulichen Erweiterungen<br />

durch Ludwig Persius am Damenflügel und Küchenflügel begonnen wurden, favorisierte<br />

man, wie bei den Vasen vor der Kuppel, sofort das witterungsgeeig<strong>net</strong>ere Zink und<br />

nicht Sandstein. Bei den vier mit Bocksköpfen verzierten Zinkvasen an der Attika der Seitenflügel<br />

des Schlosses Sanssouci handelt es sich um keine Kopien älterer Originale, sondern<br />

um Neugüsse. 43 Weitere Architekturglieder folgten. Vom 10. Februar 1841 liegt ein Kostenanschlag<br />

von von Arnim und Persius vor, der 26 Pilasterkapitelle à 30 Taler, 250 Baluster à<br />

2 Taler 26. Sgr., 6 Vasen über den Säulen der Halle à 50 Taler, 5 Schlußsteinverzierungen<br />

mit Festons über den Bögen der Halle à 10 Taler und 266 laufende Fuß des unteren Teils<br />

des Hauptgesimses mit Hängeplatte, Sparren und Zahnschnitten zum Inhalt hatte. 44 Dementsprechend<br />

handelt es sich zwar auch bei den 14 Fenstersohlbänken um Zinkgüsse, aber die<br />

am älteren Bauteil angebrachten stellen Restaurierungen dar, während die der Seitenflügel<br />

als Neuanfertigungen und nicht als Kopien betrachtet werden müssen.<br />

Auch an den dem Schloß Sanssouci benachbarten Bauwerken wurden Instandsetzungen<br />

in Zink in Erwägung gezogen. Bezüglich der Neuen Kammern, 1771 bis 1774 durch Georg<br />

Christian Unger zu einem Gästehaus umgestaltet, wurden bereits 1837 erste Schritte eingeleitet,<br />

in der 1755 bis 1763 durch Johann Gottfried Büring erbauten Bildergalerie solche<br />

ab 1841. Anders als beim Schloß sind die historischen Quellen zu den Arbeiten dort sehr<br />

begrenzt. Teilweise hat sich aufgrund späterer restauratorischer »Rückführungen« in einen<br />

älteren Zustand – etwa die aus dem Jahre 1952 stammenden Steinmetzarbeiten an der Attikabalustrade<br />

der Bildergalerie – manche Zinkergänzung nicht erhalten.<br />

Aus Anlaß einer Sturmbeschädigung an der Laterne der Neuen Kammern im Jahr 1837<br />

sollten größere Arbeiten vorgenommen werden. So waren 65 Stück viereckige Baluster am<br />

Dach nach dem Muster der alten hölzernen für insgesamt 162 Taler zu gießen und an den


Abb. 4 Potsdam, Bildergalerie im Park Sanssouci,<br />

Gebälk an der Attika der Gartenseite, Aufnahme<br />

von 1996<br />

Zink als Material der Denkmalpflege des 19. Jahrhunderts 151<br />

Abb. 5 Potsdam, Bildergalerie im Park Sanssouci,<br />

Vase an der Laterne, Aufnahme von 1996<br />

Bau zu liefern. 45 Mit den Instandsetzungs- und Umbauarbeiten ab 1842 kam es zu weiteren<br />

Zinkergänzungen. Im März oder April des Jahres 1842 waren 100 laufende Fuß Hauptgesims,<br />

12 Baluster, 5 Türbrüstungen (nach dem Muster von Sanssouci), 5 kleine und 3 große Schlußsteine<br />

(Köpfe), 12 Konsolen (wie die an der Gartenfront), 3 Festons zwischen diesen und<br />

1 Kartusche auf der Attika projektiert. 46 Ob alle diese Zinkgüsse tatsächlich verwendet wurden,<br />

ist nicht nachzuweisen. Teilweise müssen sich die Angaben zu den Zinkgußarbeiten<br />

auf Erweiterungen des zweiten Geschosses durch Persius (Schlußsteine, Konsolen, Festons)<br />

beziehen, während das Gesims und die Baluster eher auf eine Ausbesserung hindeuten.<br />

Neben den Neuen Kammern wurde auch die Bildergalerie innen wie außen instandgesetzt<br />

oder in Teilen umgestaltet, damit sie ihr repräsentatives Aussehen zurückerhalten konnte<br />

und die Gemälde in Zukunft besser zu konservieren waren. War seit 1841 die Fassadeninstandsetzung<br />

projektiert, konnten dort erst Anfang 1843 konkretere Schritte erfolgen. Laut<br />

eines Kostenanschlages aus diesem Jahr waren 230 Stück Baluster zur unteren Balustrade<br />

(805 Taler) und 216 größere Baluster zur oberen Balustrade (864 Taler) vorgesehen worden.


152 Sabine Hierath<br />

Dabei gedachte man die einzelnen Teile zusammenzupassen, zu verwalzen und festzulöten.<br />

47 Zur Ausführung kam es nicht. 48 Persius notierte in seinem Tagebuch bereits am 18. Mai<br />

1841, daß »S. M. nichts Wesentliches ändern oder hinzufügen wollen an den Gebäuden Fridr<br />

d. G.« 49<br />

Restaurierungen in Zink wurden dagegen 1847 bei der Instandsetzung der Gartenfassade<br />

an der Attika (Abb. 4) und den Fenstersohlbänken realisiert. 50 Auch Teile des profilierten<br />

Gebälks vor der Kuppel wurden ähnlich dem Stadtschloß in gegossenen Zinkplatten ergänzt.<br />

Zu welchem Zeitpunkt die vier gesandelten Zinkgußvasen (Abb. 5) an der Laterne plaziert<br />

wurden, kann nicht exakt bestimmt werden. Noch 1843 sollten die Sandsteinoriginale lediglich<br />

abgescheuert werden. 51 Möglicherweise wurde man auch erst bei der umfangreichen<br />

Reparatur des Daches 1851/1852 auf den schlechten Zustand des Sandsteins aufmerksam. 52<br />

Zur Ausführung und zur beteiligten Gießerei haben sich keine Quellen erhalten.<br />

Das Neue Palais<br />

Die heute bekannten Restaurierungen im Bereich des Neuen Palais<br />

(1763–1769) und der Communs (1764–1769) beliefen sich auf die Kopien der Sandsteinvasen<br />

an der Brüstung nördlich der Communs, der vier antiken Hermen am nördlichen Zaun des<br />

Neuen Palais 53 und der beiden Tropaia (1763–1769) der Torwächterhäuser im Ehrenhof.<br />

Die historischen Quellen geben ausschließlich über die nahezu eineinhalb Meter großen,<br />

um 1769 entstandenen Festonvasen Aufschluß. In den »Vorschlägen zu den baulichen Unterhaltungen«<br />

für 1830 sind Sandsteinkopien projektiert, 54 während es für das Jahr 1845 heißt:<br />

»1 neue große Vase von gegossenem Zink incl. Transport und Ölfarbenanstrich 36 Thaler.« 55<br />

Außer den Kopien ganzer Bildwerke, wurden auch desolate oder fehlende Teile und<br />

Details der Bauverzierungen am Hofdamen- und Heinrichflügel in Zink ergänzt. Von den<br />

ehemals sicher umfangreicheren Arbeiten haben sich heute mehrere Fragmente erhalten: der<br />

Kopf und das Bein zweier Putten (Abb. 6), mehrere Finger verschiedener Putten sowie ein<br />

von einer Hand gehaltener Bogen, an dem sich die Finger aus Zink und der Handrücken aus<br />

Sandstein befinden. 56 Die Fragmente demonstrieren, wie die Zinkelemente mit dem Sandstein<br />

der vorhandenen Skulpturen verbunden wurden. Zur Abformung diente das später zu<br />

entfernende Originalstück, wobei vermutlich aufgrund der Beschädigung gelegentlich sehr<br />

frei modelliert werden mußte. Die Berührungsfläche der beiden Materialien wurde dabei<br />

begradigt. Da die Zinkergänzung ein Hohlkörper war, konnten die direkt am Metall festgelöteten<br />

Eisenanker und -dübel in den Sandstein eingelassen werden. Witterungseinflüsse von<br />

außen, wie Feuchtigkeit und schwankende Temperatur, müssen dabei auf die Korrosion der<br />

beiden unterschiedlichen Materialien negativ gewirkt haben, so daß eine lange Haltbarkeit<br />

der Verbindung nicht möglich sein konnte. In den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts<br />

wurden die Zinkergänzungen entfernt und wiederum durch Sandstein ersetzt.


Zink als Material der Denkmalpflege des 19. Jahrhunderts 153<br />

Abb. 6 Potsdam, Neues Palais, Kopf eines Putto,<br />

Aufnahme von <strong>1997</strong><br />

Restaurierungen in Berlin<br />

Die Restaurierungen im Berliner Raum sind im Vergleich mit Potsdam<br />

heute schwierig beziehungsweise kaum nachzuweisen, da die betreffenden Gebäude im<br />

Krieg stark beschädigt und Originale oder Fragmente davon selten deponiert worden sind.<br />

Da erst einzelne Hinweise zu den Arbeiten vorliegen, sollen zwei herausragende Beispiele<br />

genannt werden.<br />

Die ersten umfangreicheren architektonischen Ausbesserungen scheinen sich auf die Universität,<br />

das ehemaligen Palais des Prinzen Heinrich, bezogen zu haben. Das Gebäude wurde<br />

1748–1753 im Außenbau vollendet, war 1766 bezugsfertig und wurde seit 1810 als Universität<br />

genutzt. Als 1840 die Fassade instandgesetzt wurde, goß Moritz Geiß das 2000 Fuß lange<br />

Hauptgesims und die Konsolen daran in Zink. Daß es sich um eine beachtliche Ausbesserung<br />

gehandelt haben mußte, beweist deren besondere Erwähnung in einem Gutachten August<br />

Stülers, das dieser anläßlich einer für Geiß vorgesehenen Titelverleihung verfaßte. 57


154 Sabine Hierath<br />

Ein anderes Beispiel stellt die Fechtergruppe am Schloß Charlottenburg dar. Sie ist als<br />

Nachbildung des sogenannten Borghesischen Fechters von Agasias aus dem 1. Jahrhundert<br />

v. Chr. (Paris, Musée du Louvre) zu verstehen. Im Rahmen der barocken Ausgestaltung des<br />

Gartens ab 1740 wurde die Gruppe in einer Bleiausführung – die Fassung bestand nach Clemens<br />

Alexander Wimmer entweder aus Blattgold oder war weiß – am Teich plaziert. 58 1802<br />

wurde sie auf die Pfeiler am Zugang zum Ehrenhof versetzt. 59 1835 gab es erste Überlegungen<br />

zur Instandsetzung des Gitters, das von Rost und Moos gereinigt, mit Asphalt überzogen,<br />

verkittet, dreimal mit Ölfarbe gestrichen und anschließend mit »ächter grüner Bronze überzogen<br />

werden sollte« 60 . Auch die Fechter wurden berücksichtigt: »2 Gladiatoren-Figuren mit<br />

Ölfarbe zu streichen und ächt zu bronziren à 20 Taler.« 61<br />

Die Arbeiten in den dreißiger Jahren dürften nicht recht vorangeschritten und eher als<br />

notdürftige Reparaturen anzusehen sein, da wenige Jahre später bereits wieder Schäden auftraten.<br />

So sah man noch 1837 vor, das Gitter stattdessen zu vergolden. 62 Nach einem anderen<br />

von Stüler redigierten Anschlag vom 20. November 1839 sollten die Figuren ausgebessert und<br />

mit Ölfarbe gestrichen werden, ebenso sollten die Ausfüllungen des Gitters in Zink ersetzt<br />

und alles bronzefarben angestrichen werden. 63<br />

Tatsächlich begannen sich die Arbeiten Mitte der vierziger Jahre zu konkretisieren. Ein<br />

Kostenanschlag von 1840, vermutlich aus der Feder von Ludwig Persius, berech<strong>net</strong>e für die<br />

Anfertigung der beiden Fechterstatuen in Zinkguß 420 Taler. Dort heißt es: »Die jetzt aufgestellten<br />

Bleistatuen sind an vielen Stellen geborsten. Daß aber jede Wiederherstellung in<br />

einem so wenig dauerhaften Material als Blei, wenigstens bei der so gewagten Stellung dieser<br />

Figuren nichts fruchten, beweisen die kaum vor einigen Jahren durchgeführten größeren<br />

Reparaturen an denselben, welche jetzt schon [… unleserlich, d. V.] geworden sind. Der<br />

Bronzefabricant Menke ist im Besitz der hierfür passenden Modelle und Formen u ist erbötig,<br />

wenn nicht der viel vorzüglicher aber auch bei weitem kostspieligere Bronzeguß gewählt<br />

wird, Zinkgüsse zu jenen geringen Preisen zu liefern.« 64 Nochmals wurden die Arbeiten in<br />

Kostenanschlägen von 1844 und 1846 erwähnt. 65<br />

1846 wurde das eiserne Gitter des Zugangs zum Ehrenhof gestrichen und mit einer teilweisen<br />

Vergoldung begonnen. Der Kostenplan für Anstreicherarbeiten und für die »Erneuerung<br />

der durchaus schadhaften Fechterstatuen in Zink« sieht eine Summe von insgesamt<br />

4223 Talern vor. 66 Aufgestellt wurden die beiden Fechterfiguren 1867. 67<br />

Das Ende des Materials<br />

Daß Zink als Ergänzungs- und Kopiermaterial der Denkmalpflege nicht sehr<br />

lange diente, ist mehreren Umständen geschuldet, die hier lediglich umrissen werden sollen.<br />

Als ausschlaggebender Grund müssen die Änderungen im Zeitgeschmack und in der Materialbedeutung<br />

gewirkt haben. Das Metall, bis in die 1850er Jahre vielfach gelobt und verwendet,<br />

wurde nach 1860 mehr und mehr dem scheinbar vornehmeren, edleren Bronzemetall<br />

gegenübergestellt. Ein weiterer wichtiger Aspekt muß das zunehmende Bewußtsein für die


Zink als Material der Denkmalpflege des 19. Jahrhunderts 155<br />

Vergangenheit gewesen sein. Man wollte im alten Stil bauen und glaubte sich auch an dessen<br />

Materialien orientieren zu müssen. Zink war dementgegen ein modernes Material, war an<br />

keine Tradition gebunden und konnte so keine historistische Vorstellung bedienen.<br />

Daß der heutige Bestand an zu denkmalpflegerischen Zwecken hergestellten Zinkgüssen<br />

nicht der historischen Verbreitung entspricht, ist erwiesen. Nicht nur der zeitgenössische<br />

Rückgang beschreibt das Ende des Materials in der Architektur, in der Bildkunst und in der<br />

Denkmalpflege. Die Denkmalpflege selbst war es, die Zinkgüsse weiter aus dem Bewußtsein<br />

drängte. Vorhandene Ergänzungen und Kopien in Zink wurden von der Jahrhundertwende<br />

bis in die sechziger Jahre als nicht erhaltenswerte Denkmäler betrachtet und wieder entfernt,<br />

das heißt die Exemplare, die seinerzeit Sandsteine ersetzten, wurden wieder in diesem Material<br />

kopiert. Die Ablehnung des Metalls hat auch bewirkt, daß die Originale selten aufbewahrt<br />

und deponiert wurden.<br />

Bemerkungen zur Vorstellung von Renovierung<br />

und Restaurierung gestern und heute<br />

Daß die Theorie der Denkmalpflege und die tatsächlichen Maßnahmen an<br />

Denkmälern der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts nicht immer deckungsgleich und einheitlich<br />

motiviert waren, kann als sicher erachtet werden. Daß damalige Vorstellungen von<br />

anderen Standpunkten und Gesetzmäßigkeiten geleitet waren, als spätere und im besonderen<br />

heutige, ist ebenfalls unumstritten. Stellungnahmen unterliegen bekanntlich immer unterschiedlichen<br />

historischen Blickwinkeln und Konnotationen sowie es auch Kontinuitäten und<br />

Kontroversen gibt, die Gestern und Heute miteinander verbinden.<br />

Die Denkmalpflege begreift sich heute als Disziplin, die sich mit Geschichte und deren<br />

Hinterlassenschaften befaßt. Es ist verständlich, daß sie zum einen Artefakte in ihrem historischen<br />

Kontext betrachtet und zum anderen ihren eigenen Standpunkt nicht leug<strong>net</strong>, wie sie<br />

die Vergangenheit sowohl disziplinarisch als auch in der Interpretation des Artefakts bewertet.<br />

Selbst wenn man heute die rigorosen restauratorischen Eingriffe der zweiten Hälfte des<br />

19. Jahrhunderts in die historische Substanz ablehnt und als Geschichtsverfälschung sehen<br />

will, muß man doch auch die anderen, früheren denkmalpflegerischen Grundlagen beachten,<br />

die zurecht bis heute Bestand haben. Die von Schinkel propagierte Zinkergänzung hat daran<br />

ihren Anteil.<br />

Wie Achim Hubel formuliert, ist das 19. Jahrhundert, vor allem ab 1850, als Renovierungszeitalter<br />

zu bezeichnen, dem das 20. Jahrhundert als Restaurierungszeitalter folgte. 68<br />

Unter Restaurierung versteht man im heutigen Sinne nicht mehr die vermeintlich stilgerechte<br />

Ergänzung von Verlorenem – nicht selten handelte es sich um willkürliche, phantasievolle<br />

und falsche Ergänzungen – und auch nicht die Rekonstruktion von Verlorenem, sondern die<br />

Konservierung des Vorhandenen, im Idealfall ohne Beigabe von Neuem. Der Gang durch die<br />

Schule der historistischen Ergänzung hat der Denkmalpflege schon seit langem mehr Zurückhaltung<br />

auferlegt. In der Charta von Venedig sind dementsprechend Orientierungsrichtlinien


156 Sabine Hierath<br />

auf internationaler Ebene seit 1964 verankert. Von irreversiblen Eingriffen an Kunstwerken<br />

hat man überwiegend Abstand genommen. Die Fehler, die bei einer Wiederherstellung des<br />

vermeintlich ursprünglichen Zustandes zwangsläufig auftreten, sollen nicht wiederholt werden.<br />

Wenn Friedrich Wilhelm IV. für die Hinterlassenschaften seines von ihm verehrten Vorfahren<br />

Friedrich II. Kapazitäten zur Unterhaltung und zur Ausbesserung mobilisiert, kann<br />

dies als persönliche Huldigung verstanden werden oder auch als Ausdruck dafür, wie er die<br />

Vergangenheit als Referenz des eigenen Tuns apostrophierte. Eva Börsch-Supan hat darauf<br />

hingewiesen, daß Friedrich Wilhelm IV. einerseits als »verantwortungsvoller Kunsthistoriker<br />

auf dem Thron, der notwendige Veränderungen an einem geschichtlichen Bauwerk mit größter<br />

Schonung durchführen will«, 69 zu sehen ist, andererseits der Gestaltungswille des Königs<br />

nicht unberücksichtigt bleiben darf: »Die Gefahr der Übertretung lag bei Friedrich Wilhelm<br />

stets nahe, da in seiner geschichtsgesättigten Phantasie die Bilder historischer Bauten (oder<br />

Landschaften), die er eigenen Gestaltungen aufprägen wollte, zu den wirklich zu erhaltenden<br />

historischen Bauten hinzukamen und sie an Zahl weit überstiegen. So problematisch damit<br />

seine romantische Auffassung für die Praxis der Denkmalpflege war, so war diese natürlich,<br />

bei ihm wie allgemein in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, überhaupt die Voraussetzung<br />

für die Erkenntnis der Aufgabe des Schutzes historischer Kunstwerke gewesen.« 70 In der Tat<br />

war man gerade bis Mitte des Jahrhunderts an Geschichtsforschung interessiert, hatte jedoch<br />

auch keine Scheu, Altes nach Gutdünken umzuformen und Stempel der eigenen Zeit aufzudrücken.<br />

Die Quellen, auf die man sich beziehen konnte, waren überwiegend unerforscht,<br />

notdürftig aufgearbeitet oder gänzlich unbekannt, so daß Spekulationen über die Vergangenheit<br />

nicht zu vermeiden waren.<br />

In der Denkmalpflege war man nicht an der bedingungslosen Substanzerhaltung interessiert,<br />

sondern duldete Ergänzungen und, wenn es sein mußte, auch Kopien. Es war bis Mitte<br />

des 19. Jahrhunderts nicht ausschlaggebend, daß das Material historisch war, allein die Form<br />

zu erhalten war von Belang. Erst in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts nahm die Bedeutung<br />

tradierter Materialien einen wesentlicheren Stellenwert ein.<br />

Der Einfluß Karl Friedrich Schinkels ist im Hinblick auf die Denkmalpflege als Disziplin<br />

hoch einzuschätzen. In Bezug auf den Erhalt von plastischem Bau- und Bildschmuck hat<br />

Schinkel zweifach relevante Maßstäbe gesetzt. Zum einen spricht er sich als erster dafür aus,<br />

daß die erhaltenen Dinge überhaupt einen Wert für die Allgemeinheit besitzen und nicht<br />

aufgrund ihrer Funktionslosigkeit und eines sich wandelnden »künstlerischen Geschmacks«<br />

weichen dürfen. Die Barockplastiken der Bauwerke Schlüters konnten nicht geschmäht werden,<br />

nur weil Zeitgenossen sie als schadhaft und unmodern ansahen und sich so von der<br />

vorausgegangenen Zeit abgrenzen wollten. Zum anderen war eines seiner zentralen Anliegen,<br />

die Entscheidung, was, wann und wie »restauriert« werden sollte, zu kanalisieren.<br />

Seine äußerst umfangreichen und genauen Gutachten etwa zur Konservierung von Sandstein<br />

demonstrieren seine Kenntnisse zu historischen und technischen Fragen.<br />

Der Historismus und seine Vorstellung vom Erhalt, der Renovierung und der Umgestaltung<br />

von Kunstwerken sowie die Kritik am Historismus, die sich um 1900 formierte, haben zu


Zink als Material der Denkmalpflege des 19. Jahrhunderts 157<br />

einer Neudefinition dessen geführt, was ein Denkmal ist und wie es für die Zukunft erhalten<br />

werden soll. 71 Die gegenwärtige Denkmalpflege arbeitet auf einer anderen historischen Basis,<br />

als die der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Sie versucht, allen Stadien der Vergangenheit<br />

Rechnung zu tragen und die Rezeption eines Kunstwerkes mehr in ihr Blickfeld zu rücken.<br />

Sie bemüht sich, am Denkmal weder Neuerungen vorzunehmen, noch die Patina zu entfernen,<br />

72 noch eine irreversible Konservierung zu betreiben. 73<br />

Ergänzungen und Kopien heute in einem anderen als dem Ausgangsmaterial des zu ersetzenden<br />

Architekturteils oder Bildwerkes durchzuführen, 74 scheint erstaunlich verwandt mit<br />

dem, was Schinkel mit dem Zinkguß vorgab. Wären mehr Exemplare erhalten und die<br />

Restaurierungsmaßnahmen, auch die des 20. Jahrhunderts, umfangreicher und besser dokumentiert,<br />

wäre heute der Umfang und die Bedeutung dieses historischen Phänomens ersichtlicher.<br />

Anmerkungen<br />

1 Zu den ältesten Zinkgüssen in Preußen s. Sabine Hierath: Die Anfänge des Zinkgusses in der<br />

Architektur und in der Bildenden Kunst, in: Zinkguß. Die Konservierung von Denkmälern aus Zink.<br />

Arbeitsheft des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, Bd. 98, München 1999, S. 50–60.<br />

2 In der Forschung wird bisher angenommen, daß die Viktorien aus Zink bestehen, weil dies Johann<br />

Gottfried Schadow in Kunstwerke und Kunstansichten (1849) so schreibt (s. Friedrich Kobler: Über<br />

Zink, in: Realität und Bedeutung der Dinge im zeitlichen Wandel, in: Anzeiger des Germanischen<br />

Nationalmuseums, 1995, S. 229). – Paul Ortwin Rave: Berlin III. Karl Friedrich Schinkel, Berlin<br />

1962, S. 162–164. – Andere Quellen deuten eher auf einen damaligen Gießversuch hin, tatsächlich<br />

scheinen die Viktorien in Blei gegossen worden zu sein (s. Anm. 1).<br />

3 Kobler, 1995 (s. Anm. 2).<br />

4 Norbert Huse (Hrsg.): Denkmalpflege. Deutsche Texte aus drei Jahrhunderten, München 1996,<br />

S. 62–83. – Eva Brües: Die Rheinlande. Karl Friedrich Schinkel, Berlin 1953, S. 303.<br />

5 Goerd Peschken: Technologische Ästhetik in Schinkels Architektur, in: Zeitschrift des Deutschen<br />

Vereins für Kunstwissenschaft, 12, 1968, S. 45–81.<br />

6 Karl Friedrich Schinkel (1840), in: Moritz Geiß: Zinkguß-Ornamente nach Zeichnungen von<br />

Schinkel, Stüler, Strack […], Berlin 1863, Vorwort.<br />

7 S. u. a. Cesare Brandi: Teoria del Restauro, Rom 1963.<br />

8 Werner Hofmann: Das entzweite Jahrhundert. Kunst zwischen 1750 und 1830, München 1995.<br />

9 Daneben gab es noch spezifische Verordnungen, 1817 auch den Erlaß des Königs zu den landherrlichen<br />

Schlössern. Von Bülow und von Altenstein erschien 1823 ein Dekret zu den römischen<br />

Denkmälern in Trier.<br />

10 Brües, 1953 (s. Anm. 4), S. 300.<br />

11 Ferdinand von Quast: Pro Memoria in bezug auf die Erhaltung der Altertümer in den Königlichen<br />

Landen (1837), in: Huse, 1996 (s. Anm. 4), S. 83.<br />

12 Vor Schinkel gab es bereits in Baden durch Friedrich Weinbrenner und in Hessen durch Georg<br />

Moller denkmalpflegerische Bestrebungen, die 1812 im Großherzogtum Baden und 1818 im Großherzogtum<br />

Hessen-Darmstadt zu entsprechenden Verordnungen führten (Gottfried Kiesow: Einführung<br />

in die Denkmalpflege, Darmstadt 1982, S. 7).


158 Sabine Hierath<br />

13 Karl Friedrich Schinkel: Memorandum zur Denkmalpflege (1815), zitiert nach: Huse, 1996<br />

(s. Anm. 4), S. 72.<br />

14 Ebenda.<br />

15 Ebenda, S. 73.<br />

16 Ebenda, S. 65 f.<br />

17 Zitiert nach: Huse, 1996 (s. Anm. 4), S. 67.<br />

18 Ebenda, S. 73 f.<br />

19 Das Gutachten von 1817 publiziert in: Huse, 1996 (s. Anm. 4), S. 74 f.<br />

20 Zitiert nach: Hans Vogel: Pommern. Karl Friedrich Schinkel, Berlin 1952, S. 61.<br />

21 GStAPK, I. HA, Rep. 93 B, Nr. 1396, »Versuche zur Conservierung und Reinigung der den<br />

Witterungseinflüssen ausgesetzten Statuen pp., 1823–1908«.<br />

22 Auf Studien zu diesem Thema kann bisher nicht zurückgegriffen werden und Archivalien zu den<br />

Maßnahmen sind häufig verloren. Auch die großen Kriegsverluste der Bauwerke aus dem 17. und<br />

18. Jahrhundert machen keine Beobachtungen vor Ort mehr möglich. Beim Wiederaufbau wurden<br />

Materialien dieser Art meines Wissens nicht berücksichtigt.<br />

23 Hans-Joachim Giersberg: Das Potsdamer Stadtschloß, Potsdam <strong>1998</strong>.<br />

24 Sabine Hierath: Die Zinkgießerei für Kunst und Architektur Friedrich Kahle, in: Material und<br />

Möglichkeit. Zinkguß des 19. Jahrhunderts in Potsdam, hrsg. v. der Stiftung Preußische Schlösser<br />

und Gärten Berlin-Brandenburg, Ausstellung, Potsdam, <strong>SPSG</strong>, <strong>1997</strong>, Potsdam <strong>1997</strong>, S. 54–58.<br />

25 <strong>SPSG</strong>, Plankammer, Aktenslg., Bau-Generalia Nr. 309, 1834, fol. 63. – Ebenda, Bau-Generalia<br />

Nr. 310, 1835, fol. 76v. – Ebenda, Bau-Generalia Nr. 311, 1836, fol. 175. – Ebenda, Bau-Generalia<br />

Nr. 312, 1837, fol. 45v.<br />

26 <strong>SPSG</strong>, Plankammer, Aktenslg., Bau-Generalia Nr. 311, 1836, fol. 175.<br />

27 Ebenda.<br />

28 Beispielsweise waren für 1839 230 laufende Fuß Untergesims mit Anstrich und 264 Konsolen<br />

projektiert (<strong>SPSG</strong>, Plankammer, Aktenslg., Bau-Generalia Nr. 314, 1839, fol. 153, 211).<br />

29 Entsprechend einem Bericht Stülers (<strong>SPSG</strong>, Plankammer, Aktenslg., Bau-Generalia Nr. 319, 1844,<br />

fol. 108–110).<br />

30 <strong>SPSG</strong>, Plankammer, Aktenslg., Bau-Generalia Nr. 321, 1846, fol. 80 f.<br />

31 Schreiben vom 6. Februar 1845 (<strong>SPSG</strong>, Plankammer, Aktenslg., Bau-Generalia Nr. 321, 1846, fol. 81).<br />

32 August Kopisch: Die Königlichen Schlösser und Gärten zu Potsdam, Berlin 1854, S. 159. –<br />

Giersberg, <strong>1998</strong> (s. Anm. 23), S. 89.<br />

33 Giersberg, <strong>1998</strong> (s. Anm. 23), S. 63.<br />

34 Friedrich Mielke: Potsdamer Baukunst. Das Klassische Potsdam, Frankfurt am Main/Berlin 1991,<br />

S. 389.<br />

35 BLHA Potsdam, Rep. 27 A, HB I Potsdam, Nr. 16, Kostenanschläge, Rechnungen und Verhandlungen<br />

über Bau- und Instandsetzungsarbeiten an staatseigenen Gebäuden im Bereich des Stadtschloßbauamtes<br />

I in Potsdam 1926–1941, fol. 201.<br />

36 Ebenda, fol. 203. – Dort sind auch die genauen Ergänzungen und Reparaturen anderer Figuren<br />

aufgelistet.<br />

37 BLHA, Rep. 27 A, HB I Potsdam, Nr. 65, »Rechnungen, Kostenanschläge, Baupläne und Verhandlungen<br />

über Bau- und Instandsetzungsarbeiten an der Neptungruppe und den Ufermauern beim<br />

Lustgarten in Potsdam 1934–1944«, fol. 173 f., 178, 192 f.<br />

38 Ebenda, fol. 82.<br />

39 Ebenda, fol. 75.


Zink als Material der Denkmalpflege des 19. Jahrhunderts 159<br />

40 Ebenda, fol. 25.<br />

41 <strong>SPSG</strong>, Plankammer, Aktenslg., Bau-Generalia Nr. 313, 1838, fol. 21v–22v.<br />

42 <strong>SPSG</strong>, Plankammer, Aktenslg., Bau-Generalia Nr. 323, 1848, fol. 51v.<br />

43 <strong>SPSG</strong>, Plankammer, Aktenslg., Akte 14, »Acta betreffend die Bau-Angelegenheiten von Sanssouci,<br />

1841–48«, fol. 52v, 54, 77v, 79.<br />

44 Ebenda, fol. 54.<br />

45 <strong>SPSG</strong>, Plankammer, Aktenslg., Bau-Generalia Nr. 312, 1837, fol. 58v.<br />

46 <strong>SPSG</strong>, Plankammer, Aktenslg., Akte 14 (s. Anm. 43), fol. 117v.<br />

47 <strong>SPSG</strong>, Plankammer, Aktenslg., Bau-Generalia Nr. 319, 1844, fol. 64v.<br />

48 Eva Börsch-Supan hat auf die Vorstellungen und die tatsächlichen Maßnahmen des Königs und<br />

des Architekten Ludwig Persius in Bezug auf die Veränderung der Bildergalerie hingewiesen (Eva<br />

Börsch-Supan: Zu Friedrich Wilhelms IV. Restaurierungen in Sanssouci, in: Festschrift für Martin<br />

Sperlich zum 60. Geburtstag, Tübingen 1979, S. 145 f.).<br />

49 Eva Börsch-Supan (Hrsg.): Ludwig Persius. Das Tagebuch des Architekten Friedrich Wilhelms IV.,<br />

München 1980, S. 52.<br />

50 <strong>SPSG</strong>, Plankammer, Aktenslg., Bau-Generalia Nr. 322, 1847, fol. 121.<br />

51 <strong>SPSG</strong>, Plankammer, Aktenslg., Bau-Generalia Nr. 319, 1844, fol. 59v.<br />

52 Claudia Sommer und Klaus Dorst: Chronologische Übersicht zur Bau- und Restaurierungsgeschichte<br />

der Bildergalerie, in: Die Bildergalerie in Sanssouci, Bauwerk, Sammlung und Restaurierung,<br />

hrsg. v. der <strong>SPSG</strong>, Mailand 1996. S. 138 f.<br />

53 Von den vier Exemplaren aus Zink befanden sich drei am Zaun des Hofdamenflügels, während die<br />

Büste des Diadumenos am Zaun des Heinrichflügels plaziert war. Sie stellen keine Kopien barocker<br />

Büsten dar, sondern müssen streng genommen als Neuschöpfungen nach antiken Vorbildern<br />

bezeich<strong>net</strong> werden. Sie wurden 1968 durch Sandsteinkopien ersetzt (Hans Hoffmann und Saskia<br />

Hünecke: Bauten und Plastiken im Park Sanssouci, Potsdam 1990, S. 80). Die Zinkoriginale sind<br />

deponiert.<br />

54 <strong>SPSG</strong>, Plankammer, Aktenslg., Bau-Generalia Nr. 305, 1830, fol. 72v.<br />

55 <strong>SPSG</strong>, Plankammer, Aktenslg., Bau-Generalia Nr. 320, 1845, fol. 76.<br />

56 S. Material und Möglichkeit, <strong>1997</strong> (s. Anm. 24), S. 70.<br />

57 GStAPK, I. HA., Rep. 120 A IV, Nr. 5, »Die Titel-, Ordens- pp. Verleihung an Kaufleute und<br />

Gewerbetreibende in der Provinz Brandenburg, 1854–1857«, fol. 162v. – Geiß sollte 1856 der Titel<br />

eines Kommerzienrates zuerkannt werden, was aber höheren Ortes abgelehnt wurde.<br />

58 Clemens Alexander Wimmer: Der Skulpturenschmuck im Charlottenburger Schloßpark, Berlin<br />

1992, S. 31 (Aus Berliner Schlössern. Kleine Schriften, 11).<br />

59 Ebenda. – Wimmer schreibt, daß die Bildwerke 1828 in Blei kopiert und sandsteinfarben gestrichen<br />

worden seien. Dies scheint mir fragwürdig, wenn man die folgenden von mir erwähnten Quellen<br />

berücksichtigt.<br />

60 <strong>SPSG</strong>, Plankammer, Aktenslg., Bau-Generalia Nr. 311, 1836, fol. 200.<br />

61 Ebenda.<br />

62 <strong>SPSG</strong>, Plankammer, Aktenslg., Bau-Generalia Nr. 312, 1837, fol. 42.<br />

63 Ebenda, fol. 31–33.<br />

64 <strong>SPSG</strong>, Plankammer, Aktenslg., Bau-Generalia Nr. 315, 1840, fol. 9v.<br />

65 <strong>SPSG</strong>, Plankammer, Aktenslg., Bau-Generalia Nr. 320, 1844, fol. 4. – Ebenda, Bau-Generalia<br />

Nr. 321, 1846, 47v.<br />

66 GStAPK, Rep. 89, Geheimes Zivilkabi<strong>net</strong>t, Königliche Haus- und Hofsachen, Nr. 20603, fol. 242.


160 Sabine Hierath<br />

67 Wimmer, 1992 (s. Anm. 58), S. 31.<br />

68 Bis heute existiert keine Studie, die die beiden Begriffe historisch-methodisch untersucht hätte, so<br />

daß auch hier nur eine begrenzter Einblick gegeben werden kann. Auf den zum Thema wichtigsten<br />

Aufsatz sei verwiesen: Achim Hubel: Denkmalpflege zwischen Restaurieren und Rekonstruieren,<br />

in: Zeitschrift für Kunsttechnologie und Konservierung, 7, 1993, Heft 1, S. 123–154.<br />

69 Börsch-Supan, 1979 (s. Anm. 48), S. 145.<br />

70 Ebenda, S. 150.<br />

71 Hubel, 1993 (s. Anm. 68) und Huse, 1996 (s. Anm. 4).<br />

72 Grundlegend: Thomas Brachert: Patina. Vom Nutzen und Nachteil der Restaurierung, München 1995.<br />

73 Reversibilität. Das Feigenblatt in der Denkmalpflege?, hrsg. v. ICOMOC, Nationalkomitee der<br />

Bundesrepublik Deutschland, 1992.<br />

74 Beispiele: die Zinkfiguren des »Knienden Knaben mit der Schale« aus dem Schloßpark Glienicke<br />

und der »Goddess of Liberty« am Texas Staate Capitol wurden in Aluminium kopiert.<br />

Abbildungsnachweis: Abbn. 1–3: Berlin, Brandenburgisches Landesamt für Denkmalpflege, Meßbildarchiv.<br />

– Abbn. 4–5: Archiv des Verfassers. – Abb. 6: Potsdam, <strong>SPSG</strong>, Fotoarchiv.


MICHAEL HORST SCHRÖDER<br />

HEINRICH HAMANN<br />

Kunstmosaike im Park Sanssouci<br />

und im Park Babelsberg<br />

Probleme ihrer Erhaltung und Wiederherstellung<br />

Obgleich von dem unbefangenen Besucher aufgrund ihres Zustandes kaum<br />

beachtet, stellen die zahlreichen, an den verschiedensten Stellen vorhandenen Bodenmosaike<br />

doch eine Besonderheit der Parke Sanssouci und Babelsberg dar. Erst der Glanz und die<br />

Schönheit der wenigen bisher wiederhergestellten Flächen läßt, trotz der zum großen Teil<br />

stark in Mitleidenschaft gezogenen Mosaike, die Bereicherung der Gärten durch diese Kunst<br />

erkennen.<br />

In der Blütezeit der Bodenmosaike, von 1840 bis etwa 1880, war es gebräuchlich, nach<br />

dem Vorbild der Mosaikkunst in italienischen Gärten vor Plastiken oder in der Verlängerung<br />

des Eingangsbereiches der Gebäude kleine Mosaikflächen anzulegen. Im Verlauf der Zeit verselbständigten<br />

sich diese und dienten als Gehwegdekoration oder zum Schmuck besonders<br />

intensiv gestalteter Plätze und Anlagen. Die verwendeten vielfältigen geometrischen Formen<br />

– besonders Stern, Kreis, Quadrat, Rechteck und Dreieck, Namensinitialen, Blütenmotive im<br />

klassizistischen Stil oder neogotische und andere Ornamente – lassen jedes Mosaik zu einem<br />

selbständigen Kunstwerk werden. Durch verschiedenfarbige Natursteine – weißer, grüner<br />

und bunter Marmor, roter Granit oder Sandstein, Grauwacke, schwarzer Basalt oder Granit<br />

– läßt sich ein guter Kontrast zwischen den einzelnen Mustern erzeugen.<br />

Zwischen dem Bodenmosaik und dem Schmuckpflaster bestehen wesentliche Unterschiede.<br />

Im Mittelalter wurden die Straßen in der Regel aus unbehauenen Feldsteinen von Steinsetzern,<br />

in den südlichen Gebieten Deutschlands auch Pflasterer genannt, hergestellt. 1866<br />

begann die große Zeit der Pflasterung der Bürgersteige in Berlin und in den Städten der Mark<br />

Brandenburg. Im Laufe der Zeit, etwa ab 1885, wurden besonders begabte Pflasterer mit der<br />

Verlegung von Schmuckpflaster auf großen Flächen betraut, wie es gelegentlich noch heute<br />

anzutreffen ist. Bis dahin gehörten solche Arbeiten nicht zum Berufsbild der Steinsetzer.<br />

Voraussetzung für diese Entwicklung waren maschinell hergestellte Pflastersteine mit paralleler<br />

Kantenschlagung. Mit einer Größe von früher 3 bis 5 und heute 4 bis 6 Zentimetern<br />

wurden sie entsprechend der gewünschten Norm, Menge und Art von den Herstellern geliefert.<br />

Je nach Setzweise wurden 300 bis 350 Steine pro Quadratmeter benötigt, wobei auf-


162 Michael Horst Schröder / Heinrich Hamann<br />

Abb. 1 Potsdam, Park Babelsberg, Porzellanterrasse am Schloß.<br />

Gut verzahntes, engfugig im Wildverband gesetztes Mosaik vor<br />

der Verfugung, Aufnahme von 1993<br />

grund der genormten Größe jeder Stein paßte. Nach diesem Höhepunkt in der Entwicklung<br />

des Schmuckpflasters erfolgte ab 1914 der fast völlige Untergang dieser Kunst.<br />

Bei den Bodenmosaiken ist davon auszugehen, daß die Verlegung der Kunstmosaike auf<br />

Mosaizisten zurückgeht. Vertreter dieser Berufsgruppe kamen im 19. Jahrhundert wegen der<br />

großen Bauaufgaben in Preußen mit anderen Kunsthandwerkern aus Italien nach Berlin und<br />

Potsdam. Sie verfügten aufgrund der langen Tradition der Mosaikherstellung, die sich bis in<br />

die Antike zurückverfolgen läßt, über umfängliche Kenntnisse auf diesem Gebiet und eine<br />

gute fachliche Ausbildung. Einige dieser Spezialisten, oft auch Familien, gründeten eigene<br />

Werkstätten oder Firmen in Deutschland, die später oft von deutschen Handwerkern übernommen<br />

wurden. Dennoch blieben die italienischen Spezialisten gefragte und bevorzugte<br />

Fachkräfte, die von 1885 bis 1914 auch häufig für die Herstellung von Straßenmosaikpflaster<br />

eingesetzt wurden.<br />

Bis zum Zusammenbruch der Berliner Firma Puhl & Wagner 1945 läßt sich die Tätigkeit<br />

italienischer Mosaizisten nachweisen. Der von Wagner danach neu gegründete Betrieb<br />

beschäftigte noch bis etwa 1970 italienische Fachleute, denen auch die 1962/1963 erfolgte<br />

qualitätvolle Wiederherstellung der Mosaike am Stibadium und an der Löwenfontäne im Park<br />

Glienicke zu verdanken ist.<br />

Durch ihre kunsthandwerklichen Fähigkeiten waren die Mosaizisten in der Lage, aus Rohmaterialien,<br />

Rest- und Abfallstücken, die beim Errichten von Gebäuden anfielen, die Steine<br />

für Kunstmosaike zu schlagen. Sie besaßen ihrem Berufsbild entsprechend Kenntnisse auf<br />

dem Gebiet der Ornamentik und waren mit der Anfertigung von Schablonen vertraut. Sie<br />

verstanden es auch, sehr haltbare Mörtelmischungen herzustellen. Diese bildeten die Voraussetzung<br />

für das Setzen der Steine im nassen Mörtel. Im Ergebnis der Handschlagung


Kunstmosaike im Park Sanssouci und im Park Babelsberg 163<br />

entstanden polygonale Steine mit einer Kantenlänge von 1 bis 3 und 2 bis 4 Zentimetern.<br />

Diese Form bedurfte eines aufwendigen Einpassens eines jeden Steines im »freien Verband«<br />

(Abb. 1). 1300 bis 1500 Einzelsteine sind mit der Hand zu schlagen, um einen Quadratmeter<br />

Mosaik der Schlagung 1/3 beziehungsweise 2/4 setzen zu können. Bei der Reparatur stark<br />

beschädigter Mosaikflächen wurden häufig Profilstücke als Zeichen der Verwendung von<br />

vorher bereits bearbeiteten Steinen gefunden.<br />

Die ersten Kunstmosaike im Potsdamer Raum entstanden ab 1840 im Park Glienicke. Im Park<br />

Sanssouci wurden die meisten Kunstmosaike in der Regierungszeit Friedrich Wilhelms IV.<br />

(1840–1861) gesetzt, beeinflußt durch die Studien der italienischen Renaissancearchitektur<br />

und die persönliche Italienkenntnis des Königs.<br />

In der Regel diente eine Lage Ziegel als Trägerschicht, auf der man in eine recht dünne<br />

Mörtellage die Mosaiksteine eindrückte. Überflüssiger Mörtel wurde abgestrichen. Mit<br />

einem Brett erfolgte ein nochmaliges Andrücken der Steine. Nicht alle kleinen Unebenheiten<br />

wurden auf diese Weise beseitigt, so daß sich auch durch die Verlegung im »freien Verband«<br />

eine sehr lebendige Oberfläche mit hoher ästhetischer Wirkung ergab. Nach dem Aushärten<br />

des Mörtels entstand eine festgefügte Mörtel-Mosaik-Verbindung von langer Haltbarkeit.<br />

Die nach 1861 ausgeführten Arbeiten, besonders im Bereich des Orangerieschlosses, sind<br />

bereits durch die Verwendung von Steinen größerer Schlagung und ein nicht mehr so exaktes<br />

Setzbild gekennzeich<strong>net</strong>.<br />

Die Mosaikbeläge im Park Babelsberg entstanden in der Zeit von 1848 bis etwa 1882. Entsprechend<br />

ihren verschiedenen Entstehungszeiten weisen sie die jeweils typischen Merkmale auf.<br />

Die auf der Goldenen und der Porzellanterrasse am Schloß Babelsberg im »freien Verband«<br />

gesetzten und durch Muster und Ornamente im Stil der englischen Neogotik gegliederten<br />

Mosaike weisen die höchste Qualität von allen in Potsdam gefertigten Bodenmosaiken auf.<br />

Leider hat das Aktenstudium bisher hinsichtlich der in Potsdam tätigen Mosaizisten und<br />

der Kosten keine Ergebnisse erbracht. Als Entscheidungsgrundlage für die Restaurierung der<br />

zum Teil stark in Mitleidenschaft gezogenen Flächen wurde 1995 eine exakte Dokumentation<br />

durch Meßbildaufnahmen angefertigt und durch eine Beschreibung der Flächen, ihres<br />

Zustandes sowie der verwendeten Materialien ergänzt.<br />

Aufstellung der Kunstmosaike im Park Sanssouci und im Park Babelsberg<br />

1. Park Sanssouci<br />

Anzahl der Ort Entstehungs- Gesamtfläche Verband<br />

Flächen zeit<br />

4 Ost- und Westpavillon nach 1861 420 m2 freier Verband<br />

des Orangerieschlosses 1995–1996 circa 100 m2 restauriert


164 Michael Horst Schröder / Heinrich Hamann<br />

2 Exedrabänke am Aufgang nach 1861 70 m 2 freier Verband<br />

zum Orangerieschloß 1996 circa 35 m 2<br />

wiederhergestellt<br />

2 Exedrabänke der nach 1861 15 m 2 freier Verband<br />

untersten Terrasse des<br />

Orangerieschlosses<br />

1 Teepavillon bei den um 1880 85 m 2 Reihe<br />

Römischen Bädern<br />

1 Exedrabank um 1840 6 m 2 freier Verband<br />

im Entenhof zur Zeit auf dem Schirrhof<br />

eingelagert<br />

4 Brunnenwände im um 1880 52 m 2 Passe<br />

Parterre des<br />

Schlosses Sanssouci<br />

8 Rundbänke an der um 1848 68 m 2 Passe (ursprünglich freier<br />

Großen Fontäne Verband)<br />

1954 repariert<br />

1 Altan am Friedensteich um 1850 10 m 2 freier Verband<br />

1991 restauriert<br />

1 Villa Liegnitz um 1841 25 m 2 freier Verband<br />

1 Exedrabank im Garten 1841 10 m 2 freier Verband<br />

der Villa Liegnitz<br />

2. Park Babelsberg<br />

Anzahl Ort Entstehungs- Gesamtfläche Verband<br />

der Flächen zeit<br />

1 Kranz um die Siegessäule 1866 (?) 15 m 2 freier Verband<br />

1996 repariert<br />

1 Altan an der Siegessäule 1868 60 m 2 freier Verband<br />

1994–1996 restauriert<br />

1 Porzellanterrasse um 1849 100 m 2 freier Verband<br />

am Schloß 1992–1993 restauriert<br />

1 Goldene Terrasse um 1849 180 m 2 freier Verband<br />

am Schloß<br />

1 Michaelsdenkmal um 1880 120 m 2 Passe<br />

1 Feldherrenbank 1882 60 m 2 Verband unbekannt<br />

unterhalb der Siegessäule nicht mehr vorhanden


Kunstmosaike im Park Sanssouci und im Park Babelsberg 165<br />

1 Fläche mit Postament 1882 9 m 2 Verband unbekannt<br />

vor der Feldherrenbank nicht mehr vorhanden<br />

Fläche der Kunstmosaike im Park Sanssouci: 761 m 2<br />

Fläche der Kunstmosaike im Park Babelsberg: 544 m 2<br />

Gesamt: 1305 m 2<br />

Nach 100 bis 150 Jahren haben sich bei allen Bodenmosaikflächen ganz erhebliche Schäden<br />

eingestellt, die teilweise bis zum völligen Verlust geführt haben.<br />

Ein großer Schadensfaktor sind die mangelhaft ausgeführten beziehungsweise überhaupt<br />

nicht vorhandenen Ziegeltragschichten in Verbindung mit einer unzureichenden Verdichtung<br />

des Untergrundes vor dem Setzen, da die heute verwendeten Spezialmaschinen noch nicht<br />

vorhanden waren. Ein starkes Absacken und Unterspülen sind die Folgen. Wurzeln, Wühlmäuse,<br />

Ameisen und andere Insekten können daher schnell durch die sich bildenden Risse<br />

eindringen und somit auch Wasser und Frost, die große Zerstörungen anrichten. Fast alle<br />

Bankflächen sind ohne Gefälle angelegt worden. In Unebenheiten bilden sich daher Pfützen<br />

durch nicht ablaufendes Wasser, das über Haarrisse oder andere Schadstellen in den Mosaikbelag<br />

eindringen kann. Die durch die sprengende Wirkung des Frostes verursachten Schäden<br />

sind besonders groß. Bei der Reparatur oder Wiederherstellung ist daher die Anlage eines<br />

Gefälles von höchstens 1,5 % zur Entwässerung eine unverzichtbare Maßnahme zum längerfristigen<br />

Schutz der Mosaike.<br />

An vielen Stellen ist die schädigende Wirkung des Spritzwassers von Dächern oder Gesimsen<br />

nicht beachtet worden. Hier kommt es durch den harten Tropfenschlag zum Ausspülen<br />

der Mörtelfugen. In der Folge lösen sich zunächst Einzelsteine aus dem Verband, denen<br />

ganze Flächen folgen können.<br />

Das aus verschiedenen Bestandteilen zusammengesetzte Material weist eine unterschiedlich<br />

starke Verwitterung auf. Besonders der oft schon einmal in einer anderen Form verwen-<br />

Abb. 2 Potsdam, Park Babelsberg,<br />

Porzellanterrasse am Schloß.<br />

Ausgebohrte, durch Witterungseinflüsse<br />

zerstörte einzelne Mosaiksteine<br />

nach der Wiederherstellung<br />

der Mosaikfläche, Aufnahme<br />

von 1993


166 Michael Horst Schröder / Heinrich Hamann<br />

dete Marmor verwittert schneller, wodurch Unebenheiten als Eintrittsöffnungen für Feuchtigkeit<br />

entstehen und Zerstörungen beschleunigt werden. Die Beseitigung solcher Schäden<br />

ist besonders zeit- und kostenaufwendig. Jeder einzelne stark verwitterte Stein ist herauszubohren,<br />

in der vorgegebenen Form mit der Hand neu zu schlagen und anschließend wieder<br />

passend in das Mosaikgefüge mit Mörtel einzusetzen (Abb. 2).<br />

In der jahrzehntelangen Verkennung des künstlerischen Wertes der Mosaikteppiche wurden<br />

die entstandenen Fehlstellen oft in regelrechter »Flickschusterei« mit artuntypischen, die<br />

Ornamente und Formen zerstörenden Materialien wieder geschlossen (Farbabb. 16, S. 94).<br />

In Unkenntnis der Technik des »freien Verbandes« oder aus Gründen der Sparsamkeit erfolgte<br />

bei den Reparaturen stets nur die erst um 1880 eingeführte »Passepflasterung«, so daß<br />

sich dadurch alle ehemaligen Reparaturstellen deutlich abzeichnen. Eine jährlich notwendige<br />

Pflege, bestehend aus der Säuberung zur Vermeidung des Ansatzes von Moos und Algen,<br />

sowie die ständige Beseitigung aller Risse und Schadstellen erfolgte seit Jahrzehnten nicht<br />

mehr. Sie stellt jedoch eine unverzichtbare Notwendigkeit zum langfristigen Erhalt der Mosaikflächen<br />

und deren künstlerischer Wirkung dar.<br />

Am Beispiel des Altans an der Siegessäule im Park Babelsberg soll die Wiederherstellung eines<br />

Bodenmosaiks dargestellt werden.<br />

Alle bisher aufgeführten Probleme führten bei der 60 m 2 großen Fläche zu umfangreichen<br />

Schäden, teilweise sogar zur totalen Zerstörung beziehungsweise zum Verlust großer<br />

Bereiche. Nach den Freilegungsarbeiten im Oktober 1993 bot sich ein verheerendes Bild.<br />

Nur noch anhand des 1868 angefertigten und ausgeführten Entwurfs von Martin Gottgetreu<br />

(Farbabb. 17, S. 94), 1 der die Grundlage für die Wiederherstellung bildete, der auf historischen<br />

Fotos erkennbaren Details und weniger Pläne der Plankammer konnte das Gesamtbild wiedergewonnen<br />

werden. Die Reste der Umfassungsmauer waren in einem desolaten Zustand<br />

und drohten teilweise einzustürzen, ebenso die Apsismauer samt der Mosaiktragschicht.<br />

Von den Mosaiken der Apsis- und Bankfläche existierten lediglich fragmentarische Reste,<br />

die gebrochen und bis zu 25 cm abgesackt waren. Teile des großen Medaillons, die jedoch<br />

zur Erstellung der Schablone für die Wiederherstellung ausreichten, lagen im umliegenden<br />

Gelände beziehungsweise waren schon vorher geborgen worden. Die große Rechteckfläche<br />

mit der Jahreszahl 1870 wies starke Verzerrungen, Fugenrisse und Absackungen auf und war<br />

an vielen Stellen in Auflösung begriffen (Abbn. 3, 4, Farbabb. 18, S. 95). Von der ursprünglich<br />

60 m 2 großen Fläche waren 35 m 2 des Mosaiks verschwunden.<br />

Als erstes wurde die stark beschädigte Apsis bis auf die zweischaligen Fundamente freigelegt<br />

und mit den geborgenen Ziegeln wieder aufgebaut (Abb. 5). Die Innenschale der<br />

Umfassungsmauer befand sich in einem zum Teil guten Zustand. Anschließend wurden die<br />

noch vorhandenen Mosaikreste der Bankfläche gesichert. Für die nächsten Arbeiten war<br />

eine exakte Vermessung des gesamten Mosaiks erforderlich, um die ursprüngliche Höhe<br />

neu festzustellen. Dabei war die Anlage eines Gefälles von 1,5 % zu berücksichtigen. Um<br />

ein Absenken der erforderlichen Tragschicht zu vermeiden, mußte ein Streifenstützfundament<br />

errichtet werden, das an den Innenwänden der Apsismauer und Bankfläche aus Beton


Abb. 3 Potsdam, Park Babelsberg,<br />

Altan an der Siegessäule. Zerstörte<br />

und zerfallene Mosaikfläche,<br />

Zustand 1988<br />

Abb. 4 Potsdam, Park Babelsberg,<br />

Mittelfläche des Altans an der<br />

Siegessäule mit Jahreszahl.<br />

Zerfallene Mosaikfläche,<br />

Zustand 1993 vor der Aufnahme und<br />

Sicherung<br />

Abb. 5 Potsdam, Park Babelsberg,<br />

Apsis des Altans an der Siegessäule.<br />

Aufmauerung der zerstörten<br />

zweischaligen Apsis,<br />

Aufnahme von 1993<br />

Kunstmosaike im Park Sanssouci und im Park Babelsberg 167


168 Michael Horst Schröder / Heinrich Hamann<br />

Abb. 7 Potsdam, Park Babelsberg, Mittelfläche des<br />

Altans an der Siegessäule. Auslegen der erhaltenen<br />

Originalmosaikfragmente auf die neue Tragschicht,<br />

Aufnahme von 1994<br />

Abb. 6 Potsdam, Park Babelsberg,<br />

Apsis und Bankplätze des Altans an<br />

der Siegessäule, Zustand 1993 nach<br />

der Wiederherstellung der Apsismauer<br />

und dem Einbau der Stütz-<br />

und Streifenfundamente<br />

Abb. 8 Potsdam, Park Babelsberg, Altan an der<br />

Siegessäule. Herstellen der verlorenen Marmor-<br />

Mosaikbänder mittels Schablonen,<br />

Aufnahme von 1994<br />

B 25 / K 2, bewehrt mit Baustahlmatten Q 131 (30 cm breit und 150 cm tief), hinter die<br />

Schalung gegossen wurde. Diese Stützfundamente erhielten durch Streifenfundamente gleicher<br />

Güte (30 cm breit und 60 cm tief) Verbindungen, die quer durch die Altanfläche verlaufen.<br />

Anschließend wurde bis zur Oberkante der Fundamente lagenweise Kies aufgefüllt<br />

und verdichtet (Abb. 6). Den Abschluß bildete statt der ursprünglichen Ziegeltragschicht eine<br />

12 cm starke Betontragschicht in der oben genannten Güte mit Bewehrung. Problematisch<br />

war die Bergung der Mosaikfragmente aus der Fläche mit Jahreszahl. Etwa 8 m 2 lösten sich<br />

auf, da der ursprünglich verwendete Mörtel keine Bindekraft mehr besaß. Die erhaltenen<br />

Teile wurden exakt gekennzeich<strong>net</strong> und aufgenommen. Nach der Fertigstellung der neuen<br />

Tragschicht erfolgte das höhen- und fluchtgerechte Einlegen in ein Kalkmörtelbett an den<br />

ursprünglichen Stellen (Abb. 7). Durch die Zerstörungen waren nur noch 17 m 2 der ur-sprünglichen<br />

Fläche vorhanden. Zur Füllung der Fehlstellen wurden die auseinandergefallenen,<br />

brauchbaren Einzelsteine gesammelt und von Mörtelresten befreit. Im umliegenden


Abb. 9 Potsdam, Park Babelsberg,<br />

Mittelfläche des Altans an der<br />

Siegessäule. Neusetzen der »1« aus<br />

der Jahreszahl 1870 vor Ort mittels<br />

Schablone, Aufnahme von 1994<br />

Abb. 10 Potsdam, Park Babelsberg,<br />

Mittelfläche des Altans an der<br />

Siegessäule. Blick auf die fast<br />

geschlossene Mittelfläche,<br />

Aufnahme von 1994<br />

Abb. 11 Michael Horst Schröder: Entwurf<br />

der Holzschablone für das Medaillon im Mittelfeld<br />

des Altans an der Siegessäule im Park<br />

Babelsberg in Potsdam, 1995<br />

Kunstmosaike im Park Sanssouci und im Park Babelsberg 169<br />

Abb. 12 Potsdam, Park Babelsberg, Mittelfläche<br />

des Altans an der Siegessäule. Einlegen des vorgefertigten<br />

Medaillons, Aufnahme von 1995


170 Michael Horst Schröder / Heinrich Hamann<br />

Gelände fanden sich weitere Fragmente und einzelne Steine an. Da die noch vorhandenen<br />

Materialien nicht ausreichten, war es notwendig, zum Original passende Natursteinmaterialien<br />

zu beschaffen. Nachforschungen über die Herkunftsorte der Steine blieben jedoch<br />

ergebnislos. Das Aufsuchen geeig<strong>net</strong>er, teilweise bereits stillgelegter Steinbrüche bis nach<br />

Schlesien brachte zwar nicht immer den erhofften Erfolg, sicherte aber zumindest das Material,<br />

das als Ersatz brauchbar war. Einige Austauschmaterialien waren auch im Handel erhältlich.<br />

Die im Original verwendeten Größen der Mosaiksteine liegen zwischen 1 bis 3 und 2 bis<br />

4 Zentimetern und sind aufgrund des »freien Verbandes« meist von polygonaler Form. Daher<br />

mußte jeder fehlende Stein in Handarbeit aus dem Rohmaterial auf diese Form geschlagen<br />

werden. Die alten gesäuberten Steine wurden mit den neu geschlagenen (circa 60.000 Stück)<br />

vermischt, um sie je nach Muster in die Fehlstellen einsetzen zu können.<br />

Das Restaurieren an Ort und Stelle erwies sich als undurchführbar, da durch Vandalismus<br />

die neu gesetzten Flächen immer wieder zerstört wurden. Mit der Vorfertigung von einzelnen<br />

Mosaikplatten, Bändern, Fragmenten und Ornamenten in der Werkstatt unter Zuhilfenahme<br />

von Schablonen konnte das Problem gelöst werden. Die zwischen den Fragmentplatten<br />

vorhandenen Löcher wurden anschließend an Ort und Stelle gefüllt (Abbn. 8–12). Nach<br />

dem Schließen der gesamten Mosaikfläche erfolgte eine gründliche Reinigung der Fläche<br />

und der Fugen, um anschließend mit einem Spezialmörtel die Fugen einzuschlämmen. Als<br />

weiterer Arbeitsgang schloß sich das aufwendige Ausbohren der stark verwitterten und zerstörten<br />

Einzelsteine aus den original erhaltenen und wieder verwendeten Mosaikfragmenten<br />

an. Über 1200 Einzelsteine waren durch einen passenden, von der Hand auf das erforderliche<br />

Format zu schlagenden Stein zu ersetzen. Nach dem Ausstemmen und Säubern der Bohrlöcher<br />

wurden die neuen Steine in Mörtel eingesetzt und verfugt. Der durch diese Tätigkeit<br />

entstehende Grauschleier auf der gesamten Oberfläche war nach etwa 6 Wochen zu entfernen,<br />

um das Mosaik in seinem neuen Glanz erstrahlen zu lassen (Farbabb. 19, S. 95).<br />

Von der Gesamtfläche der Kunstmosaike von 1305 m 2 konnten nach sechsjähriger Restaurierung<br />

bis Ende 1996 erst 320 m 2 Mosaikfläche wiederhergestellt werden. Bei dem schlechten<br />

Zustand der restlichen Bodenmosaike ist Eile geboten, um nicht noch größere Verluste hinnehmen<br />

zu müssen.<br />

Anmerkung<br />

1 <strong>SPSG</strong>, Plankammer, Planslg. Nr. 6951. – Die Ausführung der Jahreszahl 1870 geht auf eine<br />

Planänderung zurück.<br />

Abbildungsnachweis: Abbn. 1–12, Farbabb. 16, 18–19: Michael Horst Schröder, Potsdam. – Farbabb. 17:<br />

Potsdam, <strong>SPSG</strong>, Foto Roland Handrick.


WOLFGANG STICH<br />

Die bautechnische Sicherung<br />

des Fliesensaalgewölbes<br />

im Schloß Caputh<br />

Das Hauptgebäude des Schlosses Caputh, einschließlich der beiden angebauten<br />

Pavillons, ist in der heutigen Form auf den grundlegenden Umbau um 1685 durch<br />

Dorothea, die zweite Gemahlin des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg, zurückzuführen.<br />

Die Idee zum Einbau eines Garten- und Grottensaales im Souterrain dürfte in der<br />

Zeit nach 1701, der Erhebung Preußens zum Königreich, entstanden sein. In der Zeit um<br />

1720 erfolgte die Ausstattung mit holländischen Fayencefliesen in den Wand- und Deckenbereichen.<br />

Der Fußboden wurde mit schwedischen Kalksteinplatten belegt.<br />

Gewölbekonstruktion<br />

Die ½-Stein starken Gewölbekappen wurden in Form eines Kreuzgewölbes<br />

mit zwei Jochen und einem mittigen Gurtbogen ausgeführt. Derartige Tragsysteme entstehen<br />

aus der rechtwinkligen Durchdringung gleichhoher Tonnengewölbe. Die außerhalb der<br />

Durchdringungslinie liegenden Teile bilden die Kappen. Die Gurt- und Schildbögen sind in<br />

diesem Falle als Korbbögen geformt worden. Die Kreuzbögen sind dementsprechend ellipsenförmig<br />

(Abb. 1). Die Abweichung von einem kreiszylindrischen Kreuzgewölbe stellt eine<br />

Besonderheit dar und ergibt sich aus den Zwängen, zum einen ein möglichst großes Raumvolumen<br />

erreichen zu wollen, zum anderen jedoch durch die darüber liegende Fußbodenkonstruktion<br />

in der Höhe stark eingeschränkt zu sein. Diese in den Scheitelbereichen flachen<br />

Gewölbe weisen relativ große horizontale Bogenschübe auf, die zumeist ein Ausweichen der<br />

Kämpfer nach sich ziehen.<br />

Bei der Untersuchung des Gewölbes, beginnend im März 1996, wurde festgestellt, daß<br />

zuerst der Gurtbogen ½-Stein stark ausgeführt worden ist. Danach wurden die im Kuffverband<br />

gemauerten Kappen auf den Gurtbogen und die in der Stärke verspringenden Schildwände<br />

gemauert. Zwischen dem Gurtbogen und den Gurtkappen ergibt sich damit eine<br />

durchgehende horizontale Mörtelfuge. Das Ziegelformat beträgt im Mittel 13 × 6,5 × 26 cm.


172 Wolfgang Stich<br />

Abb. 1 Ingenieurbüro Wolfgang Stich: Caputh, Schloß, Kreuzgewölbeteile des Fliesensaales<br />

Die Fliesen sind mit einem bis 4 cm starken Kalkmörtel angesetzt. Die Zwickel an den Kreuzbogenkämpfern<br />

sind bis dreiviertel der Bogenhöhe ausgemauert worden. Auf die Gewölbe<br />

wurde eine Schüttung aus wiederverwendeten Strohlehm-Deckenfüllungen und später<br />

zusätzlich Sand aufgebracht. Die Schütthöhe über den Scheitelpunkten betrug ursprünglich<br />

etwa 30 cm. Je nach Gewölbesenkung, die sich in der Vergangenheit eingestellt hat, wurde<br />

mit Sand bis zu 30 cm nachgeschüttet. Aufgrund der ursprünglichen Schütthöhe ist es<br />

unwahrscheinlich, daß jemals eine freitragende Holzbalkendecke über dem Gewölbe existiert<br />

hat. Ein gebeilter Streichbalken auf der Nordseite könnte ein Hinweis auf eine zuvor<br />

eingebaute Holzbalkendecke sein, die jedoch höchstwahrscheinlich wegen des Gewölbeeinbaus<br />

abgebrochen wurde. Die im Bestand angetroffenen übrigen Balken waren in der Abmessung<br />

von Lagerhölzern, größtenteils gesägt und wurden über die gesamte Länge von der<br />

Gewölbeschüttung getragen. Sie stammten vermutlich aus dem Umbau und der Instandsetzung<br />

um 1908. Auf sie war eine etwa 3 cm starke Dielung mit Parkettplatten genagelt. Die<br />

Kreuzgewölbe erhielten damit Eigenlasten aus den Fliesen mit Ansetzmörtel, dem Gewölbemauerwerk,<br />

der darüber liegenden Schüttung, dem Fußboden und den Verkehrslasten aus<br />

Einrichtungsgegenständen und Menschengedränge, einschließlich deren dynamischer Wirkungen.<br />

Besonders problematisch sind rhythmische Einwirkungen, zum Beispiel durch Tanz.<br />

Wenn die Erregerfrequenz zu nahe an der Eigenfrequenz der Tragkonstruktion liegt, werden<br />

Resonanzerscheinungen erzeugt. In diesem Falle wird eine Konstruktion durch Aufschwingen<br />

besonders hoch belastet.


Die bautechnische Sicherung des Fliesensaalgewölbes im Schloß Caputh 173<br />

Gewölbeschäden<br />

Bereits eine Untersuchung nach Augenschein zeigte, daß sich das Gewölbe<br />

in den Scheitelbereichen stark durchgesenkt, das Mauerwerk Risse beziehungsweise Rißlinien<br />

entwickelt und die Fliesen sich teilweise vom Untergrund gelöst hatten. Die Fliesen<br />

mit dem Ansetzmörtel bildeten in großen Bereichen durch Ablösen bereits separate Gewölbestrukturen,<br />

die sich zwischen den noch festen Bereichen als Widerlager einspannten und<br />

so am Rande der Tragfähigkeit kurz vor dem Absturz standen. Aus späteren Berechnungen<br />

war zu erkennen, daß die Fliesen vor allem in Bereichen abgetrieben wurden, die durch die<br />

Gewölbeverformung zusätzlich Druck erhielten.<br />

Zur genauen Feststellung der Gewölbegeometrie wurde ein feinrasteriges Höhenaufmaß<br />

der Gewölbeunterfläche aufgenommen. Es zeigten sich Durchsenkungen der Scheitelpunkte<br />

am nördlichen Kreuzgewölbe bis zu 17 cm, am Gurtbogen von 8 cm und am südlichen Kreuzgewölbe<br />

bis zu 29 cm (Farbabb. 20, S. 96). Um die eingetretene Situation zu visualisieren und<br />

besser beurteilen zu können, ist das Höhenaufmaß CAD-mäßig weiterverarbeitet worden.<br />

Es wurde ein Höhenschichtlinienplan hergestellt und Schnitte durch die Gewölbe und den<br />

Gurtbogen geführt (Farbabb. 21, S. 97). Dabei stellte sich vor allem im südlichen Gewölbe<br />

bereits ein Durchhang der Kreuzbögen am Scheitel heraus. Das bedeutet, es gab keine durchgängige<br />

Bogenlinie mehr und es hatte sich mit einem Durchmesser von etwa 2 m ein Druckring<br />

um den Scheitelpunkt gebildet, der durch die dagegenlaufenden Kreuzbögen gestützt<br />

wurde. Das Gewölbemauerwerk innerhalb dieses Ringes hängte sich wie eine »scheitrechte«<br />

Platte in diesen Ring ein. Wie groß die Sicherheit gegen den Stabilitätsfall des Durchschlagens<br />

noch war, konnte nicht mehr sicher ermittelt werden.<br />

Mit der Erkenntnis, daß die Kreuzgewölbe stark verformt sind, sich an deren Oberseite<br />

ein mehr oder weniger starkes Rißbild eingestellt haben muß und die Gefahr eines Teileinsturzes<br />

durch Stabilitätsversagen unmittelbar gegeben war, wurde die Notwendigkeit einer<br />

Gewölbesicherung immer klarer.<br />

Um eine wirksame Sicherung durchführen zu können, mußten vor allem die Ursachen<br />

für die Schadensentwicklung geklärt werden.<br />

Als solche sind festzustellen:<br />

1. Lastunabhängige Verformungen entstanden durch die Schwindverkürzung des Gewölbemauerwerks.<br />

Das sogenannte Setzen beginnt bereits unmittelbar nach der Herstellung<br />

und klingt im Verlaufe von etwa 10 Jahren ab.<br />

2. Lastabhängige Verformungen haben sich durch die Überlastung des Tragwerks aus Eigen-<br />

und Verkehrslasten einschließlich auftretender dynamischer Beanspruchungen ergeben in<br />

Form von elastischen Verformungen, Horizontalverschiebungen der Kämpferpunkte als<br />

Folge großer Bogenschübe und damit verbundener Wandbewegungen sowie Kriechen des<br />

Mauerwerkes bei hohen Steinpressungen, insbesondere hoher Kantendrücke.<br />

Die freigelegte Oberseite zeigte für Kreuzgewölbe infolge der Durchsenkung ein typisches<br />

Rißbild und klare Gelenkausbildungen. Bei den Kreuzbögen hatte sich jeweils ein Dreigelenkbogenmechanismus<br />

eingestellt. Das heißt, unmittelbar oberhalb der Kämpfer bildeten sich


174 Wolfgang Stich<br />

Rotationspunkte, auf die die Gurt- und Schildbogenabrisse sowie weitere etwa in Kappenmitte<br />

liegende Risse zuliefen. An den Kreuzbogenscheiteln haben sich im Zuge der Gelenkausbildung<br />

die Druckzonen nach oben umgelagert und an der Unterseite Risse gebildet. Auch die<br />

Kappen, vor allem des südlichen Jochs, zeigten ein typisches Dreigelenksystem. Zum einen<br />

waren die Kappen durch oben parallele und unten zum Rotationspunkt laufende Durchrisse<br />

in einzelne Segmente geteilt, zum anderen hatten sich durch Höherlegung der Bogenlinien<br />

im Scheitel unten Risse eingestellt. Zum Teil waren durch die stark aufgerissenen Scheitelquerschnitte<br />

die Kantenpressungen so groß, daß sich eine Plastizierung der Druckzone<br />

bereits durch ein Abscherbeln der Ziegel bemerkbar machte. Durch das Zerreißen in kleinere<br />

Strukturteile nahm die Steifigkeit des Gesamtsystems und seine statische Unbestimmtheit<br />

in erheblichem Umfang ab, wodurch die Zwängungsspannungen abgebaut wurden. Dieser<br />

Vorgang kann sich solange fortsetzen bis an einer Gelenklinie ein Bruch eintritt und ein Teileinsturz<br />

durch Stabilitätsversagen die Folge ist. Eine Verstärkungskonstruktion hat somit die<br />

Aufgabe, im elastischen Zusammenwirken mit dem ursprünglichen Tragwerk die Steifigkeits-<br />

und Stabilitätsverhältnisse so zu verbessern, daß wieder eine ausreichende Standsicherheit<br />

erreicht wird.<br />

Planung<br />

Ein Grundsatz bei der Gewölbesicherung sollte immer das Mitwirken des<br />

ursprünglichen Systems beim Lastabtrag sein. Das heißt, die zusätzliche Sicherungskonstruktion<br />

sollte im elastischen Zusammenwirken mit dem Gewölbemauerwerk vor allem dem<br />

Stabilitätsversagen entgegenwirken.<br />

Für eine Verstärkung dieser Gewölbe kamen in der Hauptsache drei Varianten in Frage:<br />

1. Angedübelte Stahlbetonrippen über den Kreuz- und Gurtbögen.<br />

2. Angedübelte stählerne Breitflanschträger über den Kreuz- und Gurtbögen.<br />

3. Eine Überdeckelung mit einer etwa 8 cm dicken, angedübelten Stahlbetonschale.<br />

Die Überdeckelung wirkt als eine sehr starre Konstruktion. Eine gemeinsame Tragwirkung<br />

mit dem Gewölbemauerwerk dürfte sich nur untergeord<strong>net</strong> einstellen. Durch die relativ<br />

dichte Betonschale sind bauphysikalische Probleme infolge Tauwasserbildung und ihre Wirkungen<br />

auf den Kalkmörtel der Fliesen nicht auszuschließen.<br />

Die Andübelung von gebogenen Stahlträgern vor allem in den gekehlten Kreuzbogenbereichen<br />

und ihre Zusammenführung in den Kämpferbereichen des Gurtbogens stellt besondere<br />

Anforderungen an die Vorfertigung der Trägergeometrie. Der erschütterungsfreie Einbau<br />

der relativ großformatigen Teile bringt in jedem Fall größere Probleme mit sich. Letztendlich<br />

sind Mauerwerk und Profilstahl im Zusammenwirken relativ »fremde« Materialien.<br />

Erhebliche Vorteile gegenüber den vorgenannten Varianten besitzen Verstärkungsrippen<br />

aus Stahlbeton. Sie sind geometrisch beliebig anpaßbar. Die Verbundanker können ohne<br />

Behinderung gesetzt werden. Die Rippen sind weitgehend ohne Erschütterung einbaubar.<br />

Das Zusammenwirken der alten Gewölbe mit den neuen Verstärkungsrippen erfolgt in elastischer,<br />

gemeinsamer Tragwirkung. Aufgrund der geringen Rippenbreiten sind keine bauphy-


Die bautechnische Sicherung des Fliesensaalgewölbes im Schloß Caputh 175<br />

sikalischen Probleme zu erwarten. Beton und Mauerwerk liegen materialmäßig relativ dicht<br />

beieinander.<br />

Um die Gewölbewirkung des Bestandes ausreichend zu erkunden, wurden im Rahmen<br />

einer Diplomarbeit an der Fachhochschule Potsdam elektronische Berechnungen und vergleichende<br />

Untersuchungen an einem Kettenmodell angestellt. 1 Es konnten zwischen Rechnung<br />

und Modell übereinstimmende Ergebnisse festgestellt werden.<br />

Nach gründlicher Untersuchung des Gewölbesystems stellte, sowohl vom statisch-konstruktiven<br />

als auch technologischen Aspekt her, eine Verstärkung der Kreuzbögen und des<br />

Gurtbogens mit angedübelten Stahlbetonrippen die günstigste Lösung dar. Zusätzlich wurden<br />

konstruktiv über die Scheitel der Gurtbogenkappen noch kleine Rippen gelegt, die ein<br />

eventuelles Durchschlagen vor allem der südlichen, bereits sehr flachen Kappe verhindern<br />

sollten.<br />

Um die Auswirkungen der Sicherungskonstruktion auf das Erscheinungsbild des Gewölbebestandes<br />

frühzeitig erkennen und beurteilen zu können, wurde eine räumliche Visualisierung<br />

mit einem Computer vorgenommen (Farbabb. 22, S. 97). Diese räumliche Darstellung<br />

war hilfreich einerseits bei der Entscheidungsfindung und andererseits bei der weiteren<br />

Bearbeitung der Planungsunterlagen.<br />

Zur Konzeption gehören folgende grundsätzliche Maßnahmen:<br />

1. Sicherung der Fliesen durch Restauratoren.<br />

2. Sicherung der Gewölbe durch eine Abfangrüstung.<br />

3. Abnahme der Festsaaldielung.<br />

4. Entfernen der Sand- und der ursprünglichen Strohlehmschüttung.<br />

5. Instandsetzung des Kappenmauerwerkes von oben.<br />

6. Herstellen der Stahlbetonrippen in folgenden Arbeitsschritten: Ausbruch der Kämpferbereiche.<br />

Setzen von Injektionsankern. Aufbringen einer mineralischen Dichtungsschlämme<br />

auf die Gewölbeflächen, die durch die Betonrippen überbaut werden, um ein<br />

Eindringen des Betonanmachwassers in das Mauerwerk und ein Aufweichen des Fliesenansetzmörtels<br />

zu verhindern. Bewehren der Betonrippen. Einschalen mit Abdichtung<br />

gegen Auslaufen von Anmachwasser. Betonieren der Rippen mit einem Beton, der folgende<br />

Eigenschaften aufweist: Betonfestigkeitsklasse ≥ B25, Konsistenz KR bis KP, langsam<br />

erhärtender Zement mit geringer Abbindewärme, geringe Schwind- und Kriechneigung.<br />

Sorgfältige Nachbehandlung.<br />

7. Einbau von Zugankern über dem Gewölbe jeweils von Wand zu Wand um weitere Kämpferbewegungen<br />

auszuschließen.<br />

8. Nach Einbau der Rippen Festigung der Fliesen im Randbereich der Gewölbe durch die<br />

Restauratoren.<br />

9. Nach der Erhärtung des Betons Freisetzen der Gewölbe durch Abbau der Abfangrüstung.<br />

10. Festigung und Ergänzung der Fliesen in restlichen Bereichen durch die Restauratoren.<br />

11. Einbau einer Schüttung auf dem Gewölbe aus einem Blähton-Lehm-Gemisch.


176 Wolfgang Stich<br />

Abb. 2 Ingenieurbüro Wolfgang Stich: Caputh, Schloß, Darstellung des Statischen Systems des Fliesensaalgewölbes<br />

auf der Grundlage des Höhenaufmaßes, 1996<br />

12. Herstellen einer freitragenden Holzbalkendecke über dem Gewölbe mit einer kreuzweisen<br />

Flachstahlverspannung und Druckhölzern zur besseren Lastquerverteilung und Verbesserung<br />

des Schwingverhaltens sowie eines Einschubes mit Blähtonschüttung.<br />

Die Denkmalpflegekommission stimmte am 30. April 1996 diesem Konzept zu.<br />

Ein gemauertes Kreuzgewölbe ist ein Schalentragwerk, das seine Lasten hauptsächlich über<br />

Druck abträgt. Vereinfacht wurde das statische System als räumliches Stabwerk auf der<br />

Grundlage des Höhenaufmaßes generiert (Abb. 2). Ausgehend von der Rißbildung sind die<br />

Kappen in Bogenstreifen geteilt und als Dreigelenkbögen auf die Kreuzbögen gelagert worden.<br />

Die Verstärkungsrippen wurden als separate Bögen über das System gesetzt und durch<br />

Injektionsanker simulierende Stäbe mit den Kreuzbögen verbunden. An den Kämpfern der<br />

Kreuzbögen und Verstärkungsrippen wurden unverschiebbare Lager angeord<strong>net</strong>. Um das<br />

System nachweisbar zu gestalten, mußten aufgrund der flachen Kreuzbögen weitere Abstützungen<br />

im Bereich der Zwickelausmauerungen berücksichtigt werden.<br />

Als Belastung treten nach Entlastung vom Festsaalfußboden die Eigenlasten aus Fliesen,<br />

Gewölbemauerwerk und Schüttung sowie das Schwinden und Kriechen der Verstärkungsrippen<br />

aus Stahlbeton auf.


Die bautechnische Sicherung des Fliesensaalgewölbes im Schloß Caputh 177<br />

Die Berechnungen zeigten, daß das Gewölbemauerwerk durch die Verstärkungsrippen<br />

ausreichend entlastet wird. Eine Prüfung der Ziegel- und Mörteldruckfestigkeiten im Bestand<br />

ergab für das Gewölbe Werte, die einer Steinfestigkeitsklasse 12 und einer Mörtelgruppe<br />

IIa entsprechen. In den Verstärkungsrippen der Kreuzbögen sind maximale Druckkräfte von<br />

rund 70 kN und des Gurtbogens von 40 kN errech<strong>net</strong> worden. Die zugehörige Beanspruchung<br />

der Injektionsanker beträgt 7,5 kN/m beziehungsweise 8,3 kN/m. Im Vorfeld durchgeführte<br />

Auszugversuche an Injektionsankern im Bereich der Schildwände ergaben eine<br />

Ankerbruchlast im Mittel von F m = 4,2 kN. Im Gurtbogenkämpfer waren die Werte erheblich<br />

besser und die Auszugsversuche wurden bei etwa 12 kN abgebrochen. Als zulässige Höchstlast<br />

sind den Berechnungen 0,58 kN pro Anker zugrunde gelegt worden.<br />

Baudurchführung<br />

Die Baudurchführung der Gewölbesicherung erfolgte entsprechend der<br />

ausgearbeiteten Konzeption:<br />

1. Die Restauratoren nahmen einen Teil sehr lockerer Fliesen ab und sicherten die restlichen<br />

durch ein Vlies bis zur endgültigen Sanierung.<br />

2. Unter das Gewölbe wurde eine hölzerne, tischartige Rüstung gebaut und der Zwischenraum<br />

mit Sandsäcken kraftschlüssig ausgestopft. Dadurch ist die Gefahr eines Stabilitätsversagens<br />

bei Entlastung von der Schüttung und durch Baustellenbeanspruchungen ausgeschlossen<br />

worden (Farbabb. 23, S. 97).<br />

3. Die Dielung wurde oberhalb der Gewölbe im Festsaal abgenommen, die Schüttung bis<br />

auf das Kappenmauerwerk entfernt und die Flächen abgesaugt.<br />

4. Aus den Rissen wurden alle losen Teile entfernt, die Mauerziegel vorsichtig angenäßt, die<br />

größeren Risse mit einem hydraulischen Kalkmörtel und die kleineren mit Injektionsgut<br />

auf Zement- und Kalkhydratbasis gefüllt (Farbabb. 24, S. 97).<br />

5. Die Auflageraussparungen der Verstärkungsrippen wurden mit elektrischen Bohrhämmern<br />

vorsichtig in die Wände oberhalb des Kappenmauerwerks eingearbeitet.<br />

6. Die Bohrungen für die Injektionsanker zur Verbindung der Stahlbetonrippen mit dem<br />

Kappen- und Gurtbogenmauerwerk sind mit Rücksicht auf die Fliesenhaftung ohne Schlag<br />

eingebracht worden. Das Bohrmehl wurde aus den Löchern gesaugt, der Injektionsmörtel<br />

und die Gewindestangen M8-A4 nach Einbauvorschrift eingebaut. Insgesamt sind 384<br />

Stück Anker in die Kreuzbögen, 80 Stück in die Gurtbögen und 40 Stück in die Gurtkappen<br />

gesetzt worden.<br />

7. Nach dem Reinigen der Kappenoberflächen in den Rippenbereichen von allen losen Teilchen<br />

wurden diese Flächenteile leicht vorgenäßt, die mineralische Dichtschlämme aufgespachtelt<br />

und gebürstet.<br />

8. Die Stahlbetonrippen sind mit 410 kg geripptem Betonstahl BSt 500 S in Form von Bügeln<br />

und Längsstählen bewehrt und die Injektionsanker in diese Körbe eingebunden worden<br />

(Farbabb. 25, S. 98).


178 Wolfgang Stich<br />

9. Das Einschalen der Verstärkungsrippen erfolgte mit Holzfaserplatten, welche entsprechend<br />

der Gewölbeform geschnitten, in der Höhenlage zur späteren Decke genau<br />

kontrolliert sowie durch Spreizen und Schalungsanker auf Abstand gehalten wurden<br />

(Farbabb. 26, S. 98).<br />

10. Gegen Auslaufen und unkontrollierte Versickerung von Betonanmachwasser wurde die<br />

Schalung mit Bauschaum abgedichtet.<br />

11. Das Betonieren der Stahlbetonrippen erfolgte mit einem eignungsgeprüften Beton der<br />

Zusammensetzung je Kubikmeter trockener Stoffe: Zement CEM III / B 32,5 NWHS<br />

– 250 kg, Wasser – 145 kg, Zuschlagstoffe des Sieblinienbereiches AB 32 – 1931 kg,<br />

Zusatzstoff EFA – 60 kg, Zusatzmittel BV, FM und den Kennwerten: Betonfestigkeitsklasse<br />

– B 35, Wasserzementwert – 0,53, Konsistenz – KR. Der Beton zeigte eine gute Verarbeitbarkeit,<br />

wobei selbst in den stark geneigten Bereichen der Kämpfer ohne die vorgesehene<br />

Gegenschalung gearbeitet werden konnte. In die Rippen sind rund 5 m 3 Beton<br />

eingebaut worden (Farbabb. 27, S. 99).<br />

12. Die Nachbehandlung des Betons wurde durch feuchte Jutestoffbahnen über einen Zeitraum<br />

von etwa 7 Tagen durchgeführt.<br />

13. Die Wände mit Gewölbekämpfern wurden kreuzweise durch Zugstangen mit Durchmesser<br />

24 mm über den Kappenscheiteln verspannt. Dazu sind die Mauern durchbohrt und<br />

die Maueranker mit ½-Stein Vormauerung verblendet worden.<br />

14. Nach etwa 5 Wochen Abbindezeit wurden durch Entfernen der Sandsäcke und Abbau<br />

der Abfangrüstung die Gewölbe freigesetzt.<br />

15. Nach der Gewölbefreisetzung erfolgte die Befestigung und Restaurierung der restlichen<br />

Fliesen am Gewölbe sowie des Fußbodens aus den originalen schwedischen Kalksteinplatten.<br />

16. Auf dem Gewölbe wurde eine vor Ort hergestellte Blähton-Lehm-Mischung bis etwa<br />

10 cm über Kappenscheitel eingebracht.<br />

17. Als oberer Abschluß wurde eine freitragende in Querrichtung flachstahlverspannte Holzbalkendecke<br />

über den Gewölben eingebaut. Diese schwingt bei Anregung deutlich<br />

höherfrequenter bei kleinerer Amplitude als eine einfache unverspannte Balkendecke<br />

und zeigt damit ein wesentlich günstigeres Schwingverhalten.<br />

Zusammenfassung<br />

Der Ablauf der Sanierung und das statisch-konstruktive Verhalten des<br />

instandgesetzten Gewölbes bestätigen das Konzept, wonach der ursprünglichen Konstruktion<br />

weitgehend ihre Funktion zu erhalten ist. Ein Gewölbe, dessen Lastabtrag auf Druck<br />

ohne planmäßigen Zug erfolgt, sollte nie lastfrei gemacht und die notwendige Standsicherheit<br />

nur im erforderlichen Umfang durch ein elastisches Zusammenwirken mit verstärkenden<br />

Bauteilen gesichert werden. Im Dezember 1996 wurden derartige Bauteile in Form von<br />

Stahlbetonrippen im beschriebenen Kreuzgewölbe eingebaut. Nach dessen bautechnischer


Die bautechnische Sicherung des Fliesensaalgewölbes im Schloß Caputh 179<br />

Sicherung sowie der anschließenden Restaurierung von Fliesen und Fußboden konnte der<br />

Fliesensaal am 26. September <strong>1998</strong> erstmals der allgemeinen Öffentlichkeit als museale Stätte<br />

zugänglich gemacht werden (Farbabb. 28, S. 99).<br />

Anmerkung<br />

1 Thomas Karrei: Untersuchung und Sanierung des stark geschädigten Kreuzgewölbes im Fliesensaal<br />

des Schlosses Caputh, Diplomarbeit Fachhochschule Potsdam 1996.<br />

Abbildungsnachweis: Abbn. 1–2, Farbabbn. 20–28: Potsdam, Ingenieurbüro Wolfgang Stich.


ANNA SCHÖNEMANN<br />

CHRISTIAN-HERBERT FISCHER<br />

JOHANN-GEORG RABE<br />

Naturwissenschaftliche<br />

Analysenmethoden zur<br />

Untersuchung farbiger Seiden<br />

Im Zuge der Restaurierung des Chinesischen Hauses im Park Sanssouci<br />

wurden originale Seidenreste mit unterschiedlicher farblicher Behandlung gefunden.<br />

Seidengewebe wie auch andere Textilien erhielten ihre Farbigkeit durch technologisch<br />

verschiedene Verfahren wie Färben, Bemalen und Bedrucken. Um die Farbmaterialien der<br />

verschiedenen Techniken zu identifizieren, ist es notwendig, eine Kombination von Analysenmethoden<br />

einzusetzen, da Pigmente, Farbstoffe und Beizen sich in ihrem chemischen<br />

Aufbau stark unterscheiden können. Außerdem ist von Interesse, mit welchen historischen<br />

Verfahren die Seide behandelt wurde, um deren Eigenschaften, wie Glanz und Gewicht, zu<br />

verändern. Zu diesen Bearbeitungen gehören beispielsweise das Entbasten und das Beschweren<br />

der Seide.<br />

An Fundstücken der vermutlich originalen Wandbespannung aus dem 18. Jahrhundert<br />

des Chinesischen Hauses wird der Analyseweg für diese Fragestellungen aufgezeigt. Die Textilfunde<br />

stammen aus einem der drei Kabi<strong>net</strong>te des Chinesischen Hauses, dem Nordostkabi<strong>net</strong>t,<br />

und wurden unter Türleisten gefunden. 1 Daher liegen die Seidenfragmente in Form<br />

langer Streifen vor. Das Probematerial wurde ausgewählt, weil es sich um ein gefärbtes Seidengewebe<br />

handelt, das zusätzlich bemalt ist. Um die Art der Faser an Kleinstproben zu identifizieren,<br />

wird als Untersuchungsmethode Rasterelektronenmikroskopie vorgestellt. Neben<br />

der Identifizierung der Faser erlaubt diese Untersuchungsmethode, auch deren Erhaltungszustand<br />

zu beschreiben und Aussagen zu möglichen Schäden der Faser zu treffen. Anhand<br />

der Beschaffenheit der Faser, die mit dieser Methode sehr gut erfaßt werden kann, lassen<br />

sich genaue Rückschlüsse hinsichtlich der Vorbehandlung des Textils ziehen. Diese rasterelektronenmikroskopisch<br />

erhaltenen Ergebnisse wurden durch nichtmikroskopische analytische<br />

Aussagen verifiziert. 2 Zur Untersuchung der Bemalung ging die Lichtmikroskopie den<br />

weiteren Analysenverfahren voraus, um zuerst die grundsätzlichen Charakteristika im Aufbau<br />

und speziell der Schichtenfolge zu erfassen. Darauf aufbauend erfolgte eine Pigment- und<br />

Bindemitteluntersuchung und die Bestimmung der Behandlungsverfahren der Faser beziehungsweise<br />

des Gewebes. 3 Außerdem wurden die Farbstoffe identifiziert. 4


182 Anna Schönemann / Christian-Herbert Fischer / Johann-Georg Rabe<br />

Rasterelektronenmikroskopische<br />

Untersuchung der Faser<br />

Zur Identifizierung der Faser und zur Beschreibung ihres Erhaltungszustandes<br />

wurden Faserproben rasterelektronenmikroskopisch analysiert. Die rasterelektronenmikroskopische<br />

Untersuchung hat gegenüber der Lichtmikroskopie entscheidende Vorteile hinsichtlich<br />

der Schärfentiefe und des Auflösungsvermögens. 5 Im Rasterelektronenmikroskop<br />

(REM) können Objekte mit strukturierter Oberfläche sehr deutlich dargestellt und topographische<br />

Merkmale erfaßt werden. Entsprechende lichtmikroskopische Untersuchungen,<br />

die im Durchlicht durchgeführt werden, zeigen die Oberflächenbeschaffenheit oft nur sehr<br />

schwach, während im REM Oberflächentexturen charakteristisch abgebildet werden. Um<br />

die Oberflächentextur zu erfassen, wurde die Längsansicht isolierter Fasern präpariert. Die<br />

zusätzliche Auswertung des Querschnitts der Faser diente der Bestimmung der Querschnittsform<br />

und der Querschnittsfläche als weitere morphologische Merkmale. 6 Da zwischen Merkmalen<br />

der Oberfläche und des Querschnittes ein Zusammenhang besteht, wurden zur Auswertung<br />

beide Formen herangezogen.<br />

Faseroberfläche<br />

Die Analyse der Faseroberfläche dient der Identifizierung der Faser und möglicher Nachbehandlungsverfahren.<br />

Zur Probenvorbereitung für die Analyse wurde die isolierte Faser nach den üblichen Verfahren<br />

auf einen Träger aufgebracht und besputtert. Dadurch erhält die Probe eine leitfähige<br />

dünne Schicht. In diesem Fall hat sich eine Beschichtung mit Kohlenstoff bewährt, da die<br />

Feinstruktur der Proben bei dieser Präparation gut sichtbar bleibt.<br />

Als Ergebnis wurde festgestellt, daß die Oberfläche der Faser ein glattes Erscheinungsbild<br />

mit wenigen Spalten in Längsrichtung besitzt (Abb. 1). Sie ist teilweise aufgerissen. Bei<br />

stärkerer Ausprägung würde man diese Art der Oberflächenbeschaffenheit als strukturiert<br />

aufgerissen bezeichnen. Diese Merkmale sind für Seide bekannt, die stark entbastet wurde. 7<br />

Reste von Seidenleim sind an der Oberfläche noch sichtbar. Jedoch kann die Faser erst eindeutig<br />

durch den Faserquerschnitt bestimmt werden.<br />

Faserquerschnitt<br />

Aus dem Querschnitt können ebenfalls Merkmale zur Identifizierung abgelesen werden, die<br />

an Mikrotomschnitten, das heißt sehr dünnen Schnitten bis 1µm herab, bestimmt werden.<br />

Um geeig<strong>net</strong>e Mikrotomschnitte zu erhalten, war eine aufwendigere Präparation notwendig.<br />

Das Verfahren wurde für die Tapetenfragmente des Chinesischen Hauses speziell modifiziert,<br />

damit auch geringe Probemengen auf diese Weise untersucht werden können. Zur Herstellung<br />

der Schnitte wurden die Fasern in gestrecktem Zustand in ein Medium eingegossen<br />

und mit einem Rotationsmikrotom in dünne Scheiben geschnitten. Für diese Textilproben<br />

erwies sich eine Schichtdicke von 7 bis 10 µm als sehr geeig<strong>net</strong>. Zu diesem Zweck wurde<br />

eine Mikrovorrichtung angefertigt, in der Fasern mit einer Länge ab 3mm unter Spannung


Naturwissenschaftliche Analysenmethoden zur Untersuchung farbiger Seiden 183<br />

Abb. 1 Längsbild einer Seidenfaser der originalen Wandbespannung<br />

des Chinesischen Hauses im Park Sanssouci,<br />

REM-Aufnahme von 1996<br />

fixiert werden können. Dieser gestreckte Zustand ist notwendig, um bei der Ansicht im REM<br />

deutliche Querschnittsbilder zu erhalten. Die Faser wurde zusammen mit der Mikroeinrichtung<br />

in eine Form eingegossen. Die Form wurde so konstruiert, daß eine günstige Schnittfläche<br />

für das Mikrotom entstand. Günstig heißt, daß die Fläche möglichst klein gewählt<br />

wurde und eine Form hat, an die das rotierende Messer gut angreifen kann. Wichtig ist,<br />

daß die Härte der Probe, das Einbettmaterial und die zu schneidende Gießform aufeinander<br />

abgestimmt sind, um akkurate Mikrotomschnitte zu erhalten. Die Schnitte müssen zur Auswertung<br />

eine glatte Oberfläche ohne Unebenheiten oder Risse besitzen und eine einheitliche<br />

Schichtdicke aufweisen. Die Mikrotomschnitte wurden zur REM-Untersuchung auf einen<br />

Träger aufgebracht und wie die Längsfasern mit Kohlenstoff beschichtet.<br />

Abbildungen 2 und 3 zeigen die Fasern mit einer vollen Querschnittsfläche im Gegensatz<br />

zu Hohlfasern. Die Faserbreite liegt zwischen 9 und 20 µm. Die ovale Form ist typisch für<br />

Seide, wobei zwei Seidenarten unterschieden werden können, die Maulbeerseide und die<br />

»Wilde Seide«, deren wichtigster Vertreter Tussahseide ist. Bei Maulbeerseide findet man<br />

ovale bis runde Querschnitte, wie auf den Abbildungen 2 und 3. Tussahseide hat dagegen<br />

bandförmige, längliche Querschnitte. Das beweist die Verwendung von Maulbeerseide im<br />

Chinesischen Haus. Weiterhin ist zu sehen, daß die Fasern fast isoliert vorliegen und nur<br />

noch eine ganz geringe Verbindung untereinander haben. Die ursprüngliche paarweise<br />

Anordnung ist noch erkennbar, obwohl die Fasern bereits getrennt vorliegen (Abb. 2). Bei der<br />

Bildung der Rohseidenfaser entsteht ein Doppelfaden aus Fibroin, der mit Seidenleim, dem<br />

Sericin, verklebt ist. Beide Substanzen sind Proteine. Aus dem Fehlen dieser Verklebung kann<br />

geschlußfolgert werden, daß die Seide fast vollständig entbastet wurde. Deutliche Hinweise<br />

für diese Bearbeitung lieferte bereits das Längsbild. Bei dieser Bearbeitung wird der Seidenleim<br />

im alkalischen Milieu entfernt, um das Gewebe zu veredeln. Es wird dann geschmeidiger<br />

und glänzender und gewinnt an Elastizität. 8


184 Anna Schönemann / Christian-Herbert Fischer / Johann-Georg Rabe<br />

Abb. 2 Querschnitt einer Seidenfaser der originalen Wandbespannung<br />

des Chinesischen Hauses im Park Sanssouci, Mikrotomschnitt<br />

der gestreckten Faser, REM-Aufnahme von 1996<br />

Abb. 3 Querschnitt einer Seidenfaser der originalen Wandbespannung<br />

des Chinesischen Hauses im Park Sanssouci,<br />

Mikrotomschnitt der gestreckten Faser, REM-Aufnahme<br />

von 1996<br />

Das textile Material wurde anhand von Faserquerschnitt und Längsbild als Maulbeerseide<br />

identifiziert. Zur Veredelung wurde die Seide entbastet, wobei die Entfernung des Seidenleims<br />

fast vollständig erfolgte. Diese Behandlung wurde ebenfalls in beiden REM-Darstellungen<br />

festgestellt. Die Faser liefert keine Hinweise auf schädigende Einflüsse und ist nicht<br />

deformiert.


Naturwissenschaftliche Analysenmethoden zur Untersuchung farbiger Seiden 185<br />

Lichtmikroskopische Untersuchung<br />

der Bemalung<br />

Bereits mit dem Auge sichtbar ist, daß die Seide ihre Farbigkeit durch Färben<br />

und Bemalen erhielt. Das Grundgewebe ist dabei leicht gelblich eingefärbt, während die<br />

farbige florale Ornamentik in Farbschichten auf das Gewebe aufgetragen wurde. Zur Verdeutlichung<br />

der Schichtenabfolge wurden Anschliffe von der Bemalung mit dem textilen Träger<br />

angefertigt (Farbabbn. 29, 30, S. 100). Dieses Verfahren gehört zu Präparationsmethoden der<br />

mikroskopischen Untersuchung des Aufbaus von Gemälden und Farbfassungen und wird in<br />

der Metallographie zur Gefügeuntersuchung angewendet. Ziel dieser Technik ist es, meist<br />

direkt unter dem Mikroskop entnommene Probepartikel in eine handhabbare Form zur<br />

mikroskopischen Untersuchung zu überführen. Dazu werden die Proben in Kunstharz eingebettet<br />

und so angeschliffen, daß der Querschnitt der Probe sichtbar wird. Am Anschliff<br />

der bemalten Seidenproben läßt sich erkennen, daß der Farbauftrag zweischichtig erfolgte<br />

und aus einer weißen Grundierung und einer darüberliegenden Malschicht aufgebaut ist<br />

(Farbabb. 29, S. 100). Die Nuancen innerhalb einer Farbe, wie sie in Bereichen der Blüten<br />

auftreten, wurden durch verschieden starkes Ausmischen mit Weißpigmenten erreicht. Auch<br />

wurden die Farbschichten unterschiedlich dick angelegt und auf die weiße Grundierung<br />

gebracht, wodurch allmähliche Farbtonübergänge erzielt wurden, beispielsweise von Rot<br />

nach Rosa. Innerhalb eines Farbtons treten in der Schicht keine Unterschiede in der qualitativen<br />

Zusammensetzung auf. In dunkleren Partien wie den dunkelgrünen Blättern wurde auf<br />

die weiße Grundierung sogar ganz verzichtet (Farbabb. 30, S. 100).<br />

Pigmentanalyse<br />

Zur Identifizierung der Pigmente und Füllstoffe der Bemalung wurden als<br />

instrumentelle Analysenverfahren Laserstrahlmikroanalyse (OES) und Röntgenpulverdiffraktometrie<br />

(XRD) angewendet. Mit Hilfe der Laserstrahlmikroanalyse, einer speziellen Art der<br />

optischen Emissionsspektrometrie, läßt sich die Elementzusammensetzung von Kleinstproben<br />

bestimmen. Als ergänzende Methode diente die Röntgenpulverdiffraktometrie, die die<br />

Identifizierung kristalliner Verbindungen erlaubt.<br />

Die Bemalung ist zum Teil mit einer mit Bleiweiß ausgeführten Grundierung unterlegt. In<br />

den Malschichten wurden Ausmischungen mit Bleiweiß gefunden, die mit Pigmenten wie<br />

Malachit und Farbstoffen in unterschiedlichen Anteilen hergestellt wurden.<br />

Außerdem konnte mit Hilfe der Elementanalyse festgestellt werden, daß die Seide nicht<br />

mit Zinn beschwert wurde. Weiterhin werden mit der Methode charakteristische Metallionen<br />

bestimmt, die zusammen mit Farbstoffen zum Beizen eingesetzt werden. Dieses Ergebnis<br />

wurde verifiziert durch die Ergebnisse der Farbstoffanalyse, in der Cochenille als Beizenfarbstoff<br />

identifiziert wurde. Wie in diesem Fall können kombinierte Analysenverfahren Ergebnisse<br />

gegenseitig belegen.


186 Anna Schönemann / Christian-Herbert Fischer / Johann-Georg Rabe<br />

Abb. 4 UV/vis-Spektrum des gelben Farbstoffes Berberin mit Referenzspektrum,<br />

unbemaltes Grundgewebe der originalen Wandbespannung des Chinesischen<br />

Hauses im Park Sanssouci, 1996<br />

Abb. 5 UV/vis-Spektrum des blauen Farbstoffes Indigo mit Referenzspektrum,<br />

mit einer grünblauen Blüte bemaltes Gewebe der originalen Wandbespannung<br />

des Chinesischen Hauses im Park Sanssouci, 1996


Naturwissenschaftliche Analysenmethoden zur Untersuchung farbiger Seiden 187<br />

Farbstoffanalyse<br />

Farbstoffe wurden bei dieser Wandbespannung sowohl im Gewebe als auch<br />

in Teilen der Bemalung analysiert. Bei der Bemalung wurden die Farbstoffe wie Pigmente<br />

eingesetzt, mit diesen gemischt und zusammen mit Bindemitteln als Farbe verwendet.<br />

Zur Identifizierung der Farbstoffe wurde als Methode die Hochleistungsflüssigkeitschromatographie<br />

(HPLC) mit Diodenarraydetektion eingesetzt. Dieses Analysenverfahren wurde<br />

direkt gekoppelt mit UV/vis-Spektroskopie. Dadurch erhält man bei jeder Messung chromatographische<br />

und spektroskopische Daten. Durch diese zwei unabhängig voneinander arbeitenden<br />

Analysenverfahren werden die Ergebnisse jeweils bestätigt. Zu dieser Untersuchung<br />

wird eine Präparation der Proben durch gezielte Extraktion durchgeführt.<br />

Bei der Farbstoffanalyse des Gewebes wurde Berberin, ein gelber Farbstoff, festgestellt,<br />

der den gelblichen Grundton des Gewebes verursacht. Er gehört in die Gruppe der basischen<br />

Pflanzenfarbstoffe. Berberin färbt direkt und kann ohne Beizstoffe angewandt werden. Das<br />

entsprechende UV/vis-Spektrum von Probe und Berberin aus der Referenzdatenbank zeigt<br />

Abbildung 4. In der Malerei wurden Farbstoffe in verschiedenen Farbpartien gefunden. Bei<br />

roten und rosafarbenen Blüten wurde Cochenille nachgewiesen, das ebenfalls ohne Beizstoffe<br />

verwendet wurde. In Proben von grünen und blauen Partien bei Blättern und Blüten<br />

wurde Indigo identifiziert (Abb. 5).<br />

Resümee<br />

Der Artikel erläutert die Kombination analytischer Methoden für die Untersuchung<br />

farbiger Textilien. Ein Schwerpunkt dieser Arbeit war die rasterelektronenmikroskopische<br />

Untersuchung der Faser an Längsbild und Querschnitt. Dafür wurde eine Präparationsmethode<br />

für Mikrotomschnitte sehr kleiner textiler Proben entwickelt. Am Beispiel<br />

einer Wandbespannung des Chinesischen Hauses im Park Sanssouci wurde gezeigt, welche<br />

Farbmaterialien für das bemalte und gefärbte Textil verwendet wurden. Die historischen Behandlungsverfahren<br />

wurden identifiziert und der Erhaltungszustand der Faser beschrieben.<br />

Bei der Untersuchung wurde festgestellt, daß für die Bemalung als Pigmente Bleiweiß<br />

und Malachit und als Farbstoffe Indigo und Cochenille zur Anwendung kamen. Pigmente<br />

und Farbstoffe wurden in Mischungen eingesetzt. Die Bemalung wurde an hellen Farbpartien<br />

zusätzlich weiß grundiert. Die Seide wurde entbastet, aber nicht mit Zinnverbindungen<br />

beschwert. Als Farbstoff für das Einfärben des Gewebes wurde Berberin festgestellt, das aus<br />

der heimischen Berberitze gewonnen wurde.<br />

Die Autoren danken Prof. Dr. Josef Riederer und Dr. Achim Unger, Rathgen-Forschungslabor<br />

der SMBPK, für die Möglichkeit, Rasterelektronenmikroskop und Röntgenpulverdiffraktometer<br />

für diese Untersuchung nutzen zu können und für die Überlassung des Berberins als<br />

Referenzfarbstoff.


188 Anna Schönemann / Christian-Herbert Fischer / Johann-Georg Rabe<br />

Anmerkungen<br />

1 Hannelore Hein: Die textile Neuausstattung der Kabi<strong>net</strong>te, in: Das Chinesische Haus im Park von<br />

Sanssouci, hrsg. v. der Stiftung Schlösser und Gärten Potsdam-Sanssouci, Berlin 1993, S. 87.<br />

2 Anna Schönemann, Christian-Herbert Fischer und Johann-Georg Rabe: Examination of a coloured<br />

tapestry of the 18th century, in: Organic Archaeometry – Coburg International Meeting, Coburg<br />

1996, S. 33–35.<br />

3 Anna Schönemann: Untersuchungsbericht, <strong>SPSG</strong>, Abteilung Restaurierung, 1993.<br />

4 S. Anm. 2.<br />

5 Ludwig Reimer und Gerhard Pfefferkorn: Rasterelektronenmikroskopie, Berlin/Heidelberg/New<br />

York 1972.<br />

6 Peter M. Latzke und Rolf Hesse: Textile Fasern, Frankfurt am Main 1988.<br />

7 Ebenda, S. 55–56.<br />

8 Römpp-Chemie-Lexikon, hrsg. v. Jürgen Falbe und Manfred Regitz, Bd. 5, Stuttgart/New York<br />

1992, S. 4095.<br />

Abbildungsnachweis: Abbn. 1–5, Farbabbn. 29–30: Archiv des Verfassers.


JAKOB KURPIK<br />

Das Archiv der Königlichen<br />

Porzellan-Manufaktur Berlin<br />

im Schloß Charlottenburg<br />

Häufige Schäden und ihre Ursachen<br />

Der Bestand des Archivs einer Porzellanmanufaktur setzt sich größtenteils<br />

aus »Illustrationsmaterial« zusammen: Graphiken, Zeichnungen, Aquarelle und Entwürfe<br />

dienen während der Produktion als Vorlage.<br />

Beispielhaft hierfür ist das historische Archiv der Königlichen Porzellan-Manufaktur Berlin<br />

(KPM). 1 Das Archiv wurde parallel zur Manufaktur aufgebaut und dokumentiert heute<br />

die Veränderungen des Dekors im Laufe der Geschichte. Die Objekte wurden häufig direkt<br />

bei der Produktion als Vorlage auf dem Werkstattisch benutzt. Hierfür wurden sie verstärkt<br />

beziehungsweise versteift, das heißt auf Karton oder Pappe aufgezogen. 2 So montiert wurden<br />

sie auch aufbewahrt, was nicht ohne Folgen für ihren Erhaltungszustand blieb.<br />

Während des Gebrauchs als Dekorvorlage durch die Porzellanmaler war die Festigung der<br />

Objekte durchaus sinnvoll. Nach Übernahme der Vorlagen in das Archiv verursachten die<br />

Träger jedoch zahlreiche und in ihren Auswirkungen unterschiedliche Schäden. Insbesondere<br />

die ungleichmäßige Dehnung der Papiere von Objekt und Träger führte zu Spannungen,<br />

die dauerhafte Verformungen und sogar Brüche verursachten, wobei das schwächere Material,<br />

in der Regel das Original, brach (Abb. 1). Die diesen Prozeß begleitenden Faltenbildungen<br />

sind wiederum Ursache für eventuell auf der Malschicht auftretende Schäden.<br />

Auch die flächige Verklebung auf dicker Pappe konnte das Objekt zumeist nicht vor Brüchen<br />

schützen, da bereits leichte Knicke des Trägers zu Schäden führten, die ohne Montierung<br />

vermeidbar gewesen wären (Abb. 2). Der feste Träger hatte jedoch in gewissem<br />

Umfang auch eine Schutzfunktion, da er Kanten und Ecken des Objektes vor mechanischen<br />

Verletzungen bewahrte (Abb. 3). Kleinformatige Vorlagen waren ursprünglich gelegentlich<br />

auf Sammeltafeln montiert; zu einem heute nicht mehr bestimmbaren späteren Zeitpunkt<br />

wurden viele dieser Tafeln – wohl aus praktischen Erwägungen – auseinandergeschnitten.<br />

Auch Veränderungen der Luftfeuchtigkeit beeinflußten die Papierfasern. Der hohe Ligningehalt<br />

der Trägerpappen ist oft Ursache für den beschleunigten Abbau der Zellulose durch<br />

Oxydation zu brauner Oxyzellulose. Sichtbare Auswirkungen dieses Prozesses sind Verfärbungen<br />

des Papiers an den Kontaktstellen mit der Pappe (Abb. 4). Stärkere Verfärbungen


190 Jakob Kurpik<br />

Abb. 1 Dehnfaltenbildung und Brüche des Papiers als Folge der punktuellen<br />

Befestigung des Objektes auf dickerem Trägerkarton und klimatischer Veränderungen<br />

a) Unbekannter Künstler: Dekorentwurf nach François Boucher, um 1920, Blei auf<br />

Pauspapier, 13,5 × 13,6 cm, Land Berlin, KPM-Archiv, Mappe 612, Nr. 43<br />

b) Unbekannter Künstler: Dekorentwurf nach François Boucher, um 1920, Blei auf<br />

Pauspapier, 12,2-13 × 12,2 cm, Land Berlin, KPM-Archiv, Mappe 612, Nr. 42<br />

Abb. 2 Bruch des flächig aufkaschierten Objektes, verursacht durch Knicken des<br />

dicken Pappträgers<br />

Gilles Demarteau d. Ä. nach François Boucher: Le petit jardinier, Crayon-Manier<br />

in Rot auf Hadernpapier, 27,9 × 16,6 cm<br />

Land Berlin, KPM-Archiv, Mappe 67, Nr. 464<br />

a) Geknickte Rückseite des Objektträgers<br />

b) Offener Bruch der Graphik entlang des Knickes des Objektträgers


Das Archiv der Königlichen Porzellan-Manufaktur Berlin im Schloß Charlottenburg 191<br />

Abb. 3 Durch Träger geschützte Objektecke<br />

Unbekannter Künstler: Studie mit Mohnblüte, Ausschnitt, um 1768,<br />

Gouache auf Hadernpapier, 16 × 20 cm<br />

Land Berlin, KPM-Archiv<br />

Abb. 4 Rückseitige Objektverfärbung an der Kontaktstelle mit der dunkelbraun<br />

oxydierten Pappe<br />

Gottfried Wilhelm Völker: Entwurf für den Dekor des Mittelteils der<br />

Vase Münchner Sorte Nr. 3, 1832, Aquarell mit Deckweiß, Feder in<br />

Schwarz, Blei auf Zellstoffkarton, 79,8 × 52,6 cm<br />

Land Berlin, KPM-Archiv, Mappe 146, Nr. 126


192 Jakob Kurpik<br />

Abb. 5 Punktuelle Objektverfärbung an der Kontaktstelle<br />

mit oxydierten eisenhaltigen Unreinheiten<br />

der Trägerpappe<br />

Jean Jacques Avril: Blumenbukett, Ausschnitt, Kupferstich<br />

auf Hadernpapier, 23,5 × 16 cm<br />

Land Berlin, KPM-Archiv<br />

Abb. 6 Partielle Destruktion des Papiers und Substanzverluste<br />

als Folge der Verwendung von Büroklammern<br />

Unbekannter Künstler: Entwurf für den Dekor<br />

einer Porzellantafel, Ausschnitt, 1940, Blei auf<br />

Pauspapier, 57,5 × 83,5 cm<br />

Land Berlin, KPM-Archiv, Mappe 518, Nr. 1930<br />

Abb. 7 Starke Verfärbungen und große Substanzverluste, verursacht durch Feuchtigkeit und destruktiven<br />

Schimmelpilzbefall<br />

Salvator Rosa: Diogenes wirft die Trinkschale weg, als er einen Knaben aus der hohlen Hand trinken<br />

sieht, Radierung / Grabstichel auf Hadernpapier, 41,5 × 32 cm, Land Berlin, KPM-Archiv, G 1901<br />

a) Große Fehlstelle im rechten oberen Viertel der Graphik<br />

b) Verfärbte, durch organische Ausscheidungen und Pilz überwucherte Rückseite der Graphik


Das Archiv der Königlichen Porzellan-Manufaktur Berlin im Schloß Charlottenburg 193<br />

Abb. 8 Rückseite einer mittels Papierstreifen reparierten Graphik, ein<br />

idealer Nistplatz für Schimmelpilze<br />

François Joullain nach Nicolas Lancret: Le jeau de Colin-Maillard,<br />

Radierung / Grabstichel auf Hadernpapier, 46,7 × 63 cm<br />

Land Berlin, KPM-Archiv, Mappe 67, Nr. 118<br />

Abb. 9 Alte, durch Pilzbefall völlig aufgegangene Reparatur mit sichtbaren,<br />

durch farbige Pigmentenkonkretionen und Sporenkolonie begrenzte<br />

Klebefläche<br />

Gerard Scotin nach Antoine Watteau: Les jaloux, Radierung / Grabstichel<br />

auf Hadernpapier, 38,5 × 44,5 cm<br />

Land Berlin, KPM-Archiv, Mappe 67, Nr. 232


194 Jakob Kurpik<br />

in Verbindung mit fortgeschrittener Degradation des Papiers entstanden bei eisenhaltigen<br />

Unreinheiten der Trägerpappe (Abb. 5). Insbesondere bei der Verwendung von Büroklammern,<br />

mit denen man in der Vergangenheit häufig Objekte zusammengefügt hat, kann die<br />

destruktive Wirkung von Eisen (Fe 2 ) auf Papier abgelesen werden (Abb. 6).<br />

Die Verwendung von Pappträgern ging einher mit dem Gebrauch von unterschiedlichsten<br />

Klebstoffen, was für das Papier immer Gefahren mit sich brachte. Der starke Schwund des<br />

Klebers während des Trocknungsprozesses führte in der Regel zu Deformierungen. Der flüssige<br />

Leim – besonders wenn er heiß verwendet wurde – durchtränkte dünnes oder besonders<br />

saugfähiges Papier vollständig. Dies führte zu Verfärbungen und Versteifungen, die wiederum<br />

die Empfindlichkeit und Brüchigkeit des Papiers erhöhten (Farbabb. 31, S. 101). Eine dicke<br />

Leimschicht auf der Objektrückseite stellt so für das Stück stets eine ernste Gefahr dar. Das<br />

Entfernen der Leimschicht kann, wenn es sich um Objekte in »Wassertechnik« (Aquarell,<br />

Gouache) handelt, risikoreich sein (Farbabb. 32, S. 102). Unabhängig von den beschriebenen<br />

Veränderungen des Papiers, die durch unsachgemäße Anwendung von Klebstoff entstanden<br />

sind, bilden vor allem Naturleime einen reichen Nährboden für Mikroorganismen. Bei einem<br />

Anstieg der Luftfeuchtigkeit wachsen so Schimmelpilze verschiedener Art (Abb. 7, b).<br />

Im Laufe seiner Geschichte war das KPM-Archiv mehrmals extremen Klimaveränderungen<br />

ausgesetzt, die erhebliche Substanzverluste mit sich brachten (Abb. 7). Die Verwendung<br />

großer Mengen Klebstoff (Knochen- und Hautleim sowie Kleister) zur Befestigung der Objekte<br />

auf Trägern und zu Reparaturzwecken wirkte hierbei ursächlich (Abb. 8). Da sich zwischen<br />

Original und Träger beziehungsweise Reparaturmaterial ideale Bedingungen zur Einnistung<br />

der Mikroorganismen bildeten, sind die Leimschichten heute an vielen Stellen vollständig<br />

zerlegt. Hier haben sich große Schimmelpilzkolonien angesiedelt (Abb. 9).<br />

Eine regelmäßige Desinfektion der Objekte hemmt zwar die Entwicklung der Mikroorganismen.<br />

Sie kann jedoch bei einem unvorhergesehenen Anstieg der Luftfeuchtigkeit eine<br />

erneute Ausbreitung nicht verhindern. Um neuerlicher Pilzentwicklung entgegenzuwirken,<br />

ist die Durchführung einer sachgemäßen Prophylaxe durch den Restaurator erforderlich.<br />

Anmerkungen<br />

1 Berliner Archivare, hrsg. v. Landesarchiv Berlin und der Arbeitsgemeinschaft Berliner Archivare,<br />

bearb. v. Karl-Heinz Fischer u. a., Berlin 1983, S. 59. – Eine erste zusammenfassende Übersicht<br />

über den Archivbestand verfaßte Ilse Baer, Berlin (Ilse Baer: KPM-Archiv. Schloß Charlottenburg,<br />

in: Erich Köllmann und Margarete Jarchow: Berliner Porzellan, München 1987, Bd. 1 [Textband],<br />

S. 237–239).<br />

2 Ilse Baer: Druckgraphische Vorlagen der Porzellanfabrik des Johann Ernst Gotzkowsky, in: Von<br />

Gotzkowsky zur KPM. Aus der Frühzeit des friderizianischen Porzellans, bearb. v. Winfried Baer,<br />

Ilse Baer und Susanne Großkopf-Knaack, Ausstellung, Berlin, Staatliche Schlösser und Gärten<br />

Berlin und Staatliche Porzellan-Manufaktur Berlin, 1986, Berlin 1986, S. 274.<br />

Abbildungsnachweis: Abbn. 1–9, Farbabbn. 31–32: Archiv des Verfassers.


GUIDO HINTERKEUSER<br />

Buchbesprechung: Studien zur barocken Baukultur<br />

in Berlin-Brandenburg<br />

hrsg. v. Peter-Michael Hahn und Hellmut Lorenz, mit Beiträgen von<br />

Melanie Mertens, Monika Kleiner, Nicola Riedel, Monika Loddenkemper und<br />

Christiane Salge<br />

(Quellen und Studien zur Geschichte und Kultur Brandenburg-Preußens<br />

und des Alten Reiches, Bd. 3)<br />

Potsdam, Verlag für Berlin-Brandenburg, 1996, 110 Seiten, DM 58,–<br />

»Facile est addere inventis!«<br />

(Leonhard Christoph Sturm) 1<br />

Der hier besprochene Band enthält fünf Aufsätze, die sich der Parochialkirche<br />

in Berlin sowie den Herrenhäusern in Roskow und Reckahn, in Kossenblatt und Prötzel<br />

widmen. Der Austausch zwischen Zentrum und Peripherie, wie er Kunstlandschaften zu<br />

allen Zeiten geformt und belebt hat, wird in den Beiträgen, direkt oder unbewußt, stets aufs<br />

neue thematisiert. Die in der Barockzeit mithin beachtlichen baukünstlerischen Leistungen<br />

auf dem Land sind undenkbar ohne das Baugeschehen in Berlin, das unter Friedrich (III.) I.<br />

erstmals in seiner Geschichte zu einer Metropole aufstrebte, die sich an internationalen<br />

Ansprüchen maß. Umgekehrt erweitern und verfeinern die Bauten in der sogenannten Provinz<br />

unser Bild von der barocken Residenzstadt und ihrer Architektur, die bereits seit dem 19.<br />

Jahrhundert stark dezimiert wurde. Die Studien belegen das mit der politischen Wende von<br />

1989/1990 neu erwachte Interesse an einer Kunstlandschaft und ihrem architektonischen<br />

Erbe, das fünfzig Jahre lang oft genug mißhandelt, selten gepflegt, meist mißachtet, jenseits<br />

der Grenzen hingegen zunehmend ignoriert wurde.<br />

Mit Schloß Roskow und dem Herrenhaus in Reckahn werden zwei Bauten aus der Zeit Friedrich<br />

Wilhelms I. vorgestellt. Monika Loddenkemper vermag über präzise Vergleichsstudien –<br />

unter Hinzuziehung einer historischen Ansicht – an den Fassaden von Schloß Roskow Originalbarockes<br />

aus der Zeit von 1723/1727 von neobarocker Zutat plausibel zu trennen. Das<br />

über der Eingangsachse der Hoffassade segmentbogenförmig anschwellende Abschlußgesims<br />

belegt in Kurvatur und Profilierung ein Weiterleben beziehungsweise Wiederaufnehmen<br />

Schlüterscher Formen in der Zeit des Soldatenkönigs.<br />

Eine vergleichbare Bogenlösung findet sich am Hofrisalit des Rochowschen Herrenhauses in<br />

Reckahn. Daß sich der wuchtig-gedrungene Bau, wie bereits mehrfach vermutet, in Grund-


196 Guido Hinterkeuser<br />

und Aufriß partiell auf Schlüters Villa Kameke in der Berliner Dorotheenstadt bezieht, bestätigt<br />

nochmals Christiane Salges gründliche typologisch-stilistische Analyse. Es wird einmal<br />

mehr deutlich, daß das überlieferte Quellenmaterial zwar Aussagen zur Familiengeschichte<br />

und Ämterlaufbahn des Bauherrn ermöglicht, jedoch nur unzureichende Daten zur Baugeschichte<br />

liefert. Es bedarf der genuin kunsthistorischen Würdigung, um den Bau zu verankern.<br />

Weitere vergleichende Stilanalysen würden vielleicht Salges beiläufig geäußerte Vermutung<br />

untermauern, der Architekt der 1739 errichteten Reckahner Kirche, Joachim Christoph<br />

Heinsius, sei auch für den Entwurf des Herrenhauses verantwortlich. Denn das hier referierte<br />

Baujahr (»um 1725«, an anderer Stelle heißt es »zwischen 1720 und 1730«) ist nicht zwingend,<br />

so daß einer Datierung um ein Jahrzehnt später wenig im Wege stünde.<br />

Der Grundriß von Reckahn gruppiert sich um das zentrale Raumensemble aus Gartensaal<br />

und Vestibül, das sich am Außenbau in Form markanter Mittelrisalite artikuliert. Sie werden<br />

von seitlichen Risaliten flankiert. Mit dieser Grundrißdisposition erweist sich der Bau als<br />

Reminiszenz an kurfürstliche Lusthäuser aus der Zeit um 1700 (Friedrichsthal, Friedrichsberg<br />

und – mit Abstrichen – Charlottenburg). Auf diese spezifische architektonische Ausprägung<br />

spielt Salge wohl an, wenn sie erläutert, erst unter Friedrich (III.) I. sei es zu der Errichtung<br />

von Lusthäusern gekommen, »die einen eigenen Typ herausbildeten«; dabei orientiere sich<br />

der »brandenburgische Lusthaustypus« »im Zuge eines neu auftretenden Bedürfnisses nach<br />

Einfachheit und Bequemlichkeit« an der französischen Maison de plaisance. Hier allerdings<br />

scheinen mir formale und funktionale Gesichtspunkte nicht klar geschieden. Salge beläßt<br />

im unklaren, in welchem Maße sie die vor dem Regierungswechsel 1688 errichteten Lusthäuser,<br />

die sie (absichtlich?) nicht erwähnt, von dem »brandenburgischen Lusthaustypus«<br />

abgegrenzt sehen möchte. Denn schon unter dem Großen Kurfürsten wand sich um die Residenzstadt<br />

Berlin ein regelrechter Kranz von Landschlössern, die zum Teil (Potsdam, Köpenick,<br />

Caputh) als wichtige Vorstufen der um 1700 verwirklichten Lusthäuser gelten müssen.<br />

Der Historiograph Gregorio Leti besuchte 1686 die Schlösser Potsdam, Caputh, Glienike, Bornim<br />

und Köpenick und bezeich<strong>net</strong> sie jeweils als »Palazzo di Campagna«. Im Falle Potsdams<br />

fügt er hinzu: »Il Palazzo porta il titolo di Campagna, ò come dicono i Francesi, Maison de<br />

Plaisance.« 2<br />

Das von 1704/1705 bis 1712 für Hans Albrecht von Barfus und seinen Sohn Friedrich errichtete<br />

Herrenhaus in Kossenblatt, das Monika Kleiner untersucht, trägt mit Recht die Auszeichnung<br />

»Schloß«, da es sich von 1736 bis 1862 im Besitz der preußischen Krone befand. Es<br />

zählt zu den herausragenden Bauten aus der Zeit Friedrichs I. außerhalb von Berlin und<br />

repräsentiert ebenfalls den Typ einer Maison de plaisance. Die Einzwängung des polygonal<br />

hervortretenden Saalrisalits in einen Ehrenhof verleiht dem Bau allerdings, bei aller Qualität<br />

in der Gesamterscheinung, etwas Eklektisches. Dies macht Kleiner durch einen Vergleich mit<br />

Schloß Charlottenburg deutlich. Ein ähnlich bizzarer Grundriß findet sich in Johann Vogels<br />

1708 in Hamburg erschienener Moderner Baukunst. Kleiner will hier eine frühere Planung<br />

für Kossenblatt erkennen – mit guten Gründen, da sich bei markanten Details Übereinstim-


Buchbesprechung 197<br />

mungen finden. Ihrer typologisch-stilistischen Analyse ist beizupflichten, wenn sie auf die<br />

dominierende französische Formensprache im Aufgehenden verweist, wie sie in Berlin in<br />

dieser Zeit Jean de Bodt oder Jean Baptiste Broebes vertraten. Der »moderne« Grundriß verweist<br />

jedoch nicht primär und ausschließlich auf den Umkreis Grünbergs, sondern darüber<br />

hinaus auch auf Werke Nerings und letztlich wiederum auf französische Einflüsse.<br />

Wenig wahrscheinlich ist der von Kleiner vorgeschlagene Planwechsel im Jahr der Verbannung<br />

des Bauherrn 1702. Damals soll ein erster, für die Grundrißdisposition verantwortlicher<br />

Architekt aus dem Grünberg-Umkreis abgelöst worden sein durch einen zweiten Architekten,<br />

nunmehr aus dem Broebes-Umkreis, dem sowohl die Aufstockung des Baus um ein<br />

weiteres Geschoß als auch die französisierende Fassadengliederung zuzuschreiben wären.<br />

Ein inzwischen erschienener Aufsatz von Alexander Niemann, der ausführlich die gesamte<br />

dreihundertjährige Geschichte von Schloß Kossenblatt ausbreitet, 3 bringt neue Baudaten,<br />

die Kleiner nicht vorlagen. Von einer Grundsteinlegung 1701 und einer Planänderung 1702<br />

kann keine Rede sein, wenn laut den Kirchenbüchern erst 1705 – und damit erst unter Hans<br />

Albrechts Sohn Friedrich – der Grundstein zu einem Neubau gelegt wurde. Der maßgebliche<br />

Entwurf hierzu stammt sicherlich in Grund- und Aufriß von einer Hand. Niemann fand in<br />

den Kirchenbüchern den Hinweis auf einen »Mons. Langlois einem Frantzosen, der hier auf<br />

dem Hofe arbeitet.« 4 Auch wenn hier im konkreten Fall ein Handwerker, vielleicht ein Maurermeister,<br />

gemeint sein dürfte, so erweckt der Name darüber hinaus die Assoziation an den<br />

Architekten Zacharias Longuelune (1669–1748). Longuelune war seit 1696 in Brandenburg<br />

tätig, bevor er 1713 entlassen wurde und später nach Dresden ging. Erst dort wird er als<br />

Künstlerpersönlichkeit faßbar, während für seine Berliner Jahre bislang keine Bauten nachweisbar<br />

sind. 5 Aufgrund der klaren französischen Formensprache von Schloß Kossenblatt<br />

sollte auch Longuelune als möglicher Architekt in Betracht gezogen werden.<br />

Nicola Riedels Beitrag über das Kamekesche Landhaus in Prötzel legt den Schwerpunkt<br />

auf eine Rekonstruktion des ursprünglichen Bauzustandes. Dabei kann Riedel auf mehrere<br />

historische Ansichten zurückgreifen, von denen einige erstmals publiziert werden. In Prötzel<br />

wurde 1712, wohl ohne Rücksicht auf einen Vorgängerbau, ein Entwurf ausgeführt, der<br />

sowohl in seiner architektonischen Gestalt als auch aufgrund der aufwendigen Gartenanlage<br />

besticht – »ein Beispiel außergewöhnlicher märkischer Barockarchitektur«, wie es im Untertitel<br />

des Beitrags heißt. Bereits im 18. Jahrhundert allerdings muß der Garten vereinfacht<br />

worden sein, 1869 und in den zwanziger und fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts fanden<br />

im Innern wie im Äußern Veränderungen statt, die den ursprünglichen Charakter des Baus<br />

nachhaltig beeinträchtigten. Insbesondere gingen an der Hofseite die konkav eingezogenen<br />

Schmiegen – ein ausdrucksstarkes Motiv der internationalen Hoch- und Spätbarockarchitektur<br />

– verloren, die für eine geschmeidige Anbindung des zweigeschossigen Corps de Logis<br />

an die eingeschossigen pavillonartigen Seitenbauten sorgten.<br />

Andreas Schlüter hat kurz vor der Errichtung des Herrenhauses in Prötzel, in den Jahren<br />

1711/1712, für Ernst Bogislav von Kameke sein berühmtes Landhaus in der Berliner Dorotheenstadt<br />

errichtet. So lag die Vermutung nahe, der berühmte Baumeister habe auch für


198 Guido Hinterkeuser<br />

Paul Anton von Kameke, einen Vetter des Ernst Bogislav, die Pläne zu dessen Prötzeler Villa<br />

geliefert. Die Lokalforschung hat hierauf erstmals in den zwanziger Jahren hingewiesen.<br />

Heinz Ladendorf erwähnt den Bau in Prötzel in seiner großen Schlüter-Monographie (1935)<br />

allerdings nicht.<br />

Nicht die Architektur des Herrenhauses, sondern die charakteristische Gartengestaltung<br />

war für Ernst Badstübner und Detlef Karg 1979 ein Indiz für Schlüters Engagement in Prötzel.<br />

6 Der ursprüngliche Zustand des Gartens erschließt sich zumindest in Ansätzen über<br />

historische Ansichten (s. Riedel, Abbn. 3, 4, 6, 7) sowie die 1779 veröffentlichte Beschreibung<br />

des Johann Bernoulli. Das hoch auf einer Terrasse gelegene Herrenhaus, der zum See<br />

stark abschüssige, durch »Abfahrten« und eine »Grottencascade« tektonisierte Hang sowie<br />

die anschließende sich bis zum Ufer erstreckende Ebene, die durch Fontänen und Parterres<br />

gestaltet war, erinnert in ihrer Gesamtkonstellation an die Anlage von Peterhof bei Sankt<br />

Petersburg. Dort liegt das Große Palais gleichfalls auf einem Steilhang, der mittels einer ambitionierten<br />

Anlage aus Treppen, Kaskaden, Grotten und Fontänen überwunden wird, woran<br />

ein Kanal anschließt, der sich bis zum Meer erstreckt. Bei der Zuschreibung von Prötzel an<br />

Schlüter über den Umweg Peterhof ist allerdings Vorsicht geboten, die auch Riedel anmahnt.<br />

So ist kaum anzunehmen, daß sich die von Bernoulli erwähnte Prötzeler »Grottencascade«,<br />

von der keine aufschlußreiche Abbildung existiert, auch nur annähernd mit den prächtig<br />

inszenierten Peterhofer Wasserkünsten messen konnte. Weiterhin ist die Autorschaft Schlüters<br />

für den Peterhofer »Master-Plan« fraglich. 7<br />

Riedel referiert die vorgebrachten Argumente knapp und kommentiert sie kritisch, bezieht<br />

selbst aber keine Position. Einige Anmerkungen, die an dieser Stelle Andeutungen bleiben<br />

müssen und vielleicht später einmal ausführlicher dargelegt werden können, seien im folgenden<br />

hinzugefügt. Unabhängig von der Frage: Schlüter oder nicht oder wer sonst? wüßte man<br />

über den Garten, der sich einst noch auf der anderen Seite des Sees in ansteigenden Terrassen<br />

bis zu einem Obelisken fortsetzte, gerne mehr. Es wäre ein Anliegen an die Denkmalpflege,<br />

umfangreiche Grabungen einzuleiten und die Ergebnisse früherer archäologischer Untersuchungen<br />

zu publizieren, denn es besteht die Gefahr, daß der geplante Umbau der Anlage<br />

zu einem Hotel mögliche Befunde unwiederbringlich vernichtet. 8 Überhaupt müßte eine<br />

gründliche Analyse die gesamte nähere Umgebung, die gleichfalls auf hohem Niveau gestaltet<br />

wurde, miteinbeziehen: den polygonal gefaßten Hofbereich, in dem sich die Form des Mittelrisalits<br />

wiederholt – eine geglückte Verknüpfung von Innen und Außen –, die langgezogene<br />

Terrassenbahn entlang der Gartenfront, die direkt auf den Turm der Kirche zuläuft und einst<br />

durch Teiche unterbrochen beziehungsweise gestaltet war (s. Riedel, Abb. 6), und schließlich<br />

die Kirche.<br />

Wesentlicher Ausgangspunkt aller Zuschreibungen sollte allerdings das Lustgebäude selbst<br />

sein. Eine gute Grundlage bietet der von Christoph Cay Hirschfeld in seiner Theorie der Gartenkunst<br />

1785 publizierte Kupferstich, der einen Aufriß der Hoffassade wiedergibt (Abb. 1).<br />

Die Gestaltung der Fensterumrahmungen und der Türen mit Oberfenster verraten die Kenntnis<br />

des römischen oder toskanischen Villenbaus des 17. Jahrhunderts. Die Qualität des Baus<br />

beruht allerdings nicht allein auf Einzelformen und -motiven. Weit mehr noch äußert sie sich


Abb. 1 Prötzel, Herrenhaus, Aufriß der Hoffassade, 1780, Kupferstich<br />

Aus: Christian Cay Laurenz Hirschfeld: Theorie der Gartenkunst, Bd. 2, Leipzig 1780, S. 134<br />

Buchbesprechung 199<br />

in der Ponderierung der Baumassen und der ausgewogenen Verschränkung von Aufgehendem<br />

und Grundriß. Dem zum Hof hin zurückgedrängten Corps de Logis wird ausgleichend<br />

wieder Kraft zugeführt mittels eines Motivs, wie es wuchtiger im Landhausbau kaum formuliert<br />

werden kann. Gemeint sind die doppelten Vollsäulen und der auf ihnen lastende<br />

Dreiecksgiebel. Gerade für Schlüter, dem ein sehr sicheres und feines Gespür für die Wertigkeit<br />

der Gestaltungsmittel eig<strong>net</strong> und der niemals inflationär oder gedankenlos mit seinem<br />

architektonischen Vokabular umgeht, wäre dieses ausdrucksstarke Element an dieser Stelle<br />

und an diesem Ort auffallend. Angemessen erscheint es durch besagtes Zurückweichen des<br />

Mittelbaus, weiteren Sinn erlangt es im Zusammenhang mit der Gestaltung des dreiachsigen,<br />

nunmehr prononciert heraustretenden Mittelrisalits auf der Gartenseite. Um diese nicht<br />

noch stärker zu betonen, wird der Mittelrisalit nur achsweise durch lisenenartige Pilaster<br />

gegliedert, an Stelle des Dreiecksgiebels ist eine vasenbekrönte Attika getreten. Grund- und<br />

Aufrißgestaltung, Hof- und Gartenseite gehen also eine enge Symbiose ein. Hingewiesen sei<br />

ferner auf die Türen der Seitenflügel, die um eine Achse aus der Mitte nach außen verschoben<br />

sind. Die Seitenpavillons verlieren dadurch an Eigenwert – zugunsten des Corps de<br />

Logis und im Hinblick auf eine überzeugende geschlossene Gesamterscheinung (s. Riedel,<br />

Abb. 5).<br />

Die Qualitäten des Baus und seiner Umgebung herauszuarbeiten, was an dieser Stelle<br />

nicht weiter geleistet werden kann, ist das eine. Auch die ursprüngliche Innendisposition<br />

müßte dabei nochmals untersucht werden, denn die von Riedel publizierte Rekonstruktion,<br />

die im Zusammenhang mit der geplanten Sanierung des Baus entstand (s. Riedel, Abb. 10),<br />

vermag aufgrund ihrer Kleinteiligkeit nicht recht zu überzeugen. Ein anderes ist die Frage,<br />

welchem Architekten in Brandenburg-Preußen im Jahr 1712 ein solches Bauwerk zuzutrauen<br />

ist. Schreibt man Schlüter den Bau zu, so gerät dieser konsequenterweise in eine Werkabfolge,<br />

die von dem kurz zuvor (1711/1712) errichteten Landhaus Kameke in der Berliner<br />

Dorotheenstadt bis hin zu dem wenig später (1713/1714) entstandenen Entwurf für das<br />

Schlößchen Monplaisir in Peterhof 9 reicht. In dieser Konkurrenz, in der sich Prötzel meines


200 Guido Hinterkeuser<br />

Erachtens überraschend gut behauptet, ist der Bau dann zu diskutieren. Man wird ihn ansehen<br />

müssen als eine Variante des Lusthaustypus, den Hallström 1961 beschrieben hat und<br />

dem er Beispiele aus Polen, Schlüters Villa Kameke in Berlin und dann vor allem Petersburger<br />

Bauten, die er mit Schlüter in Verbindung bringt, zuweist. 10<br />

In seinem Todesjahr 1695 konnte Johann Arnold Nering, der profilierteste der in Berlin tätigen<br />

Architekten vor Schlüter, noch den Grundstein zu drei seiner bedeutendsten Bauten<br />

legen: zum Zeughaus, zum Kernbau des späteren Schlosses Charlottenburg und zur Parochialkirche.<br />

Melanie Mertens nimmt mit ihrem Beitrag über die Parochialkirche eine seit dem<br />

Ende des 19. Jahrhunderts ausgiebig geführte, nach 1945 jedoch jäh abgebrochene Diskussion<br />

über die Planungs- und Entstehungsgeschichte dieses bedeutenden Berliner Sakralbaus<br />

auf. Wie schon David Joseph (1894), Cornelius Gurlitt (1894), Heinz Ladendorf (1935) und<br />

Günther Schiedlausky (1942) kann sie neues Material einbringen: Recherchen im Geheimen<br />

Staatsarchiv und im Archiv der Parochialkirchengemeinde förderten zwei bislang unbeachtete<br />

Zeichnungen zutage, die nun erstmals publiziert werden (s. Mertens, Abbn. 8, 12). Mertens<br />

konzentriert sich in ihrer Studie auf die erste große Bauetappe von 1694 bis 1701. Ihr<br />

Augenmerk gilt dem Innenraum und den verschiedenen Gewölbelösungen. Die komplexe<br />

Entwurfs- und Baugeschichte des Turmes, die von 1696 bis 1714 reicht, wurde ausgeklammert.<br />

Anders als bei den hier besprochenen Herrenhäusern existiert zur Parochialkirche noch<br />

umfangreiches Quellen- und Planmaterial. Allerdings ist es nicht so lückenlos überliefert, als<br />

daß der von mehrfachen Planänderungen bestimmte Bauverlauf eindeutig zu ermitteln wäre.<br />

Jede Rekonstruktion der Bauabschnitte stößt auf Probleme, auf die die Dokumente keine<br />

klare Antwort geben. Um zur Baugeschichte, wie sie nunmehr Mertens zeich<strong>net</strong>, sinnvoll<br />

Stellung nehmen zu können, sind längere Ausführungen notwendig. 11<br />

Joseph hat in seiner Monographie die Zeichnung einer quergelagerten zweischiffigen Hallenkirche<br />

publiziert, die durch Kreuzgratgewölbe gedeckt und an den Längsseiten um einen<br />

rechteckigen Chor beziehungsweise ein Vestibül mit Treppenhaus kreuzartig erweitert ist. 12<br />

Mertens erwähnt bei ihrer Rekonstruktion der Baugeschichte diese Zeichnung, die auch<br />

heute an der von Joseph genannten Stelle aufbewahrt ist, nicht. Ihre Einsortierung in die Bauakten<br />

– sie ist dem kurfürstlichen Befehl vom 18. Juni 1694 beigefügt, durch den Nering<br />

zu einem Entwurf aufgefordert wurde – veranlaßte Joseph, sie als einen frühen Entwurf<br />

Nerings zu interpretieren, der dem Ausführungsentwurf voranging. Dieser Interpretation<br />

kann man sich anschließen, sofern man gewillt ist, einen enormen Qualitätssprung innerhalb<br />

des Neringschen Entwurfsprozesses hinzunehmen. Nun erinnert der Grundrißtypus allerdings<br />

stark an Sakralbauten wie St. Johannis in Dessau oder die Sebastianskirche in Berlin,<br />

die beide von Grünberg stammen. 13 Außerdem entstand die Sebastianskirche 1694/1695 und<br />

damit just in der »heißen« Planungsendphase der Parochialkirche. Wäre es daher nicht möglich,<br />

daß mit dieser Zeichnung ein eigenständiger Entwurf Grünbergs vorliegt, mit dem er<br />

sich um den Bau der reformierten Pfarrkirche bewarb, der schließlich aber, da er mit dem


Buchbesprechung 201<br />

Neringschen Tetrakonchos-Plan künstlerisch nicht mithalten konnte, abgelehnt und buchstäblich<br />

ad acta gelegt wurde?<br />

Der Ausführungsentwurf Nerings (s. Mertens, Abbn. 3, 4) war bislang nur in Grund- und<br />

Aufriß bekannt. Mertens gebührt das Verdienst, auf eine Kohleskizze im Geheimen Staatsarchiv<br />

hinzuweisen, die stets übersehen wurde (s. Mertens, Abb. 8). 14 Diese gibt neben dem<br />

Grundriß vor allem auch den Schnitt zum Entwurf Nerings wieder. Geplant war eine Pendentifkuppel,<br />

die über den schweren laternenartigen Turmaufsatz beleuchtet worden wäre.<br />

Allerdings ist die Schnittskizze, wie Mertens zu Recht hinzufügt, erst im Zuge der Untersuchungen<br />

des Gewölbeeinsturzes im September 1698 entstanden.<br />

Am 15. August 1695 wurde der Grundstein zur Parochialkirche nach Nerings Entwurf<br />

gelegt. Schon damals allerdings wurde er in seinen Ausmaßen stark reduziert. Wenn Mertens<br />

vermutet, erst bei der ersten Planänderung 1696 wäre eine Maßstabsverkleinerung erfolgt<br />

(s. Mertens, S. 11, 20), so widerspricht dies den Quellen. Übereinstimmend findet sich hier<br />

gleich mehrfach die Notiz, daß 1696 zwar eine schlichtere und sparsamere Ausführung verlangt<br />

wurde, das bereits gelegte Fundament jedoch in jedem Falle berücksichtigt und darauf<br />

aufgebaut werden sollte. So heißt es in einer Notiz des Geheimen Rates vom 6. Juni 1696:<br />

»[…] Nachdem aber das fundament bereits geleget und ohne verlust derer darauf gewanten<br />

Kosten nicht widerumb geendert werden kan; So habt Ihr einen andern Entwurff machen<br />

zu lassen, wie auf sothanes fundament die Kirche mit geringeren Kosten zu erbauen.« 15 In<br />

einem am Tage nach dem Gewölbeeinsturz verfaßten Protokoll vom 28. September 1698 ist zu<br />

lesen: »Hierauf hat Hr. Grünberg berichtet, daß Hr. Nehring seel. erstl. das dessein dieser Kirche<br />

gemachet auch den Grund dazu angeleget, bey welchem Grunde es auch geblieben.« 16<br />

Erhebliche Geldsorgen zwangen also die Gemeinde im Juni 1696, den aufwendigen Plan<br />

Nerings, wie ihn auch ein Kostenvoranschlag dokumentiert, umarbeiten zu lassen. Da Nering<br />

inzwischen verstorben war, mußten andere Architekten diese Aufgabe übernehmen: »Die<br />

Chfl. Architecti sollen ein Dessein machen«, 17 befindet der Geheime Rat – womit sich die<br />

Frage erhebt, wer außer dem nach Nerings Tode verantwortlichen Martin Grünberg noch<br />

damit gemeint gewesen sein könnte. Der 1694 als Hofbildhauer bestallte Andreas Schlüter<br />

war zu diesem Zeitpunkt höchstwahrscheinlich noch nicht als Architekt tätig, Johann Friedrich<br />

Eosander und Jean de Bodt kamen erst später nach Berlin. In Frage kommt wohl nur<br />

noch der junge Christian Eltester, der gerade erst von einem fast sechsjährigen Romaufenthalt<br />

zurückgekehrt war. 18<br />

Mertens hat, wie angedeutet, noch eine weitere Zeichnung entdeckt (Abb. 2). Sie stammt<br />

aus dem Archiv der Parochial-Kirchengemeinde und zeigt jeweils eine Grundrißhälfte sowie<br />

darüber einen zugehörigen Schnitt. 19 Während es sich bei dem auf der rechten Blatthälfte dargestellten<br />

Bau um den ab 1696 (sic) zur Ausführung bestimmten Reduktionsentwurf Grünbergs<br />

handelt, liegt mit der links wiedergegebenen Variante vielleicht ein Vorschlag Eltesters<br />

vor, eingereicht zwischen Juni 1696, als neue Pläne angefordert wurden, und dem 6. Oktober<br />

1696, als Friedrich III. Grünbergs Entwurf genehmigte. Auch Mertens schreibt den linken<br />

Entwurf Eltester zu, datiert ihn meines Erachtens allerdings zwei Jahre zu spät. Er sei<br />

nach dem Unglück vom September 1698 entstanden, als das Mittelgewölbe einbrach, und


202 Guido Hinterkeuser<br />

Abb. 2 Berlin, Parochialkirche, zwei Entwürfe für den Querschnitt und den halben Grundriß, nach den<br />

Entwürfen von Christian Eltester und Martin Grünberg, 1696, lavierte Federzeichnung<br />

Berlin, Archiv der Georgen-Parochial-Kirchengemeinde, S 8<br />

im Zusammenhang eines Befehls vom 7. November desselben Jahres zu sehen, als Grünberg<br />

und nunmehr explizit Schlüter aufgefordert wurden, neue Entwürfe einzureichen.<br />

Gegen diese Interpretation spricht Folgendes: Grünberg und Schlüter sollten 1698 vorrangig<br />

statische Untersuchungen anstellen, damit der Schaden behoben und ein nochmaliger<br />

Unglücksfall ausgeschlossen werden konnte: »So habt Ihr sowoll von Unserm Hoffbaumeister<br />

Grünebergen als Schlütern und zwar von jedem ein besonder dessein darüber entwerffen<br />

zulaßen und daßelbe mit zuziehung eines und des andern Mauermeisters auch anderer Bauverständigen<br />

Leute zu überlegen und einen gewissen Schluß zunehmen, wie das Werk beßer<br />

zufaßen und in solchen stand zusetzen, damit kein ferner Unglück davon zu besorgen sey<br />

[…].« 20 Hätte Eltester plötzlich unaufgefordert ein Kuppelprojekt eingereicht, so hätte dies<br />

wohl die Langmut des Kurfürsten erheblich strapaziert, dem nicht an neuen gestalterischen<br />

Lösungen gelegen war, sondern schlichtweg an einer erfolgreichen Realisierung der 1696<br />

gebilligten Pläne. Hinzu kommt, daß Eltester in der fraglichen Zeit, nämlich von Anfang<br />

Oktober 1698 bis Juni 1699 eine Reise nach Holland, England und Frankreich unternahm und


Buchbesprechung 203<br />

schon allein deshalb 1698 nicht an etwaigen Planungen der Parochialkirche beteiligt gewesen<br />

sein kann! 21<br />

Es bereitet zudem keine Schwierigkeiten, besagte Zeichnung bereits in die benannte Zeitspanne<br />

von Juni bis Oktober des Jahres 1696 zu datieren. Einmal weist der linke Entwurf die<br />

verlangten kostensparenden Reduzierungen des Nering-Entwurfes auf, indem zum Beispiel<br />

die aufwendigen Halbsäulen mit den teuren Werksteinkapitellen durch lisenenartige Pilaster<br />

oder die kupfergedeckten Nebenkuppeln über den Konchen durch schlichte Pultdächer<br />

ersetzt werden. Andererseits vermag sich der noch ganz unter italienischem Einfluß stehende<br />

junge Baumeister nicht von der Pendentifkuppel Nerings zu trennen. Durch seinen Verzicht<br />

auf die Nebenkuppeln über den Konchen tritt die zentrale Hauptkuppel, die er durch eine<br />

wohlproportionierte Laterne bekrönt, erstmals auch am Außenbau in Erscheinung. Dadurch<br />

sowie durch die Beseitigung der langgezogenen Fensterbahnen, die er durch zweigeschossig<br />

angelegte, kleinere Rundbogenfenster ersetzt, entsteht ein merklich »klassischer« arrangierter<br />

Bau als der ursprüngliche Entwurf Nerings mit seinem bizarr anmutenden schweren<br />

Turmaufsatz.<br />

Der von der Kunstgeschichte vielkritisierte Grünberg kann sich dagegen äußerlich sehr<br />

viel stärker von Nerings Vorlage lösen. Insoweit stellt er erkennbar höhere Flexibilität, ja<br />

auch Kreativität unter Beweis als der Architekt des linken Entwurfes, der, wie gesagt, Eltester<br />

sein könnte. Die radikale Reduzierung, die Grünberg vornimmt, wäre für Eltester, der<br />

sechs Jahre »aria romana« geatmet hatte, jenseits aller Vorstellungskraft gewesen. Auch ist<br />

zu berücksichtigen, daß die von Grünberg vorgenommene Gotisierung des Nering-Planes ein<br />

feines Gespür und Verständnis für dessen konstruktive Bedingungen verrät, spannte Nering<br />

die dünnen, konkav eingezogenen Wandmembransegmente doch zwischen wuchtige Wandpfeiler.<br />

Aber zurück zum Planwechsel von 1696. Aus der Tatsache, daß einige Grundrisse bereits<br />

die Grünbergschen Änderungen (Strebepfeiler, Grundriß der Vorhalle) wiedergeben, an Stelle<br />

des später realisierten Kreuzgurtgewölbes aber einen Kuppelkreis zeigen (s. Mertens, Abb. 5),<br />

zieht Mertens den Schluß, Grünberg habe 1696 zunächst noch die Pendentifkuppel beibehalten.<br />

Auf dieser Grundlage sei der Bau dann sogar fortgesetzt worden, ehe 1697 eine neuerliche<br />

Planänderung das Kreuzgurtgewölbe erbracht habe (s. Mertens, Abb. 6).<br />

Die Einführung eines erneuten Planänderungsjahres 1697, für das es keinen archivalischen<br />

Hinweis innerhalb des ansonsten recht dicht belegten Bauverlaufes gibt, ist meines<br />

Erachtens überflüssig. Viel wahrscheinlicher scheint, daß sämtliche Zeichnungen, die noch<br />

den Kuppelkreis zeigen, den Entwurfsprozeß innerhalb des Planwechsels von 1696 überliefern.<br />

Sie veranschaulichen das Experimentieren, das von der Innenkuppel Nerings zum<br />

Kreuzgurtgewölbe Grünbergs führt. Die Bleistiftskizze, die umgekehrt auf das Dresdner Blatt<br />

geworfen wurde (s. Mertens, Abb. 5), gäbe somit die diskutierten Varianten wieder, ja wäre<br />

gleichsam eine Illustration der statischen Verhältnisse, denen die auf dem von Mertens entdeckten<br />

Blatt wiedergegebenen Entwürfe jeweils unterworfen wären (s. Abb. 2). Daß man<br />

bereits 1696 zur definitiven Lösung gelangte, scheint mir auch noch aus einem anderen<br />

Grund recht wahrscheinlich. Hätte Grünberg tatsächlich die Pendentifkuppel beibehalten, so


204 Guido Hinterkeuser<br />

wäre diese unter der hohen Dachwerkskonstruktion verschwunden. Der Verzicht auf eine<br />

Laterne – an seine Stelle trat der Turm über der Vorhalle – hätte jedoch völlig unzureichende<br />

Lichtverhältnisse erbracht.<br />

Mertens betont, wie bereits im Untertitel anklingt, den Einfluß der Kirche Santa Maria<br />

della Consolazione in Todi auf den Entwurf Nerings. Damit schließt sie sich Joseph (1894)<br />

an und setzt sich zugleich ab von Meinungen, die eher niederländische Einflüsse erkennen<br />

wollen (Gurlitt, 1894). 22 Um den Nering-Entwurf kunsthistorisch zu würdigen, das heißt<br />

seine Stellung im europäischen Kontext zu fixieren, wäre es allerdings erforderlich gewesen,<br />

nicht einseitig die – zum Teil recht vagen – Parallelen zu Todi herauszuarbeiten und zu<br />

wiederholen, sondern den Entwurf vielmehr auch im Vergleich mit Beispielen der niederländischen<br />

Sakralbauarchitktur des 17. Jahrhunderts zu diskutieren. Was den Außenbau betrifft,<br />

so haben Todi und der Nering-Entwurf kaum Gemeinsamkeiten. In Todi lagern sich um einen<br />

massiven Kubus halbrunde beziehungsweise polygonale Apsiden. Eine schwere Tambourkuppel<br />

prägt den Bau, gedrückte Nebenkuppeln ordnen sich dem Zentrum unter. Anders in<br />

Berlin: statt einer zentralen Kuppel plant Nering einen mächtigen Dachreiter, der in seinen<br />

Dimensionen einer Laterne längst entwachsen ist. Dessen Sockel wird optisch ummantelt<br />

von den hochaufgeblähten Nebenkuppeln. Ob bei den gewichtigen Unterschieden – auf die<br />

Mertens durchaus hinweist – überhaupt von einer Vorbildlichkeit von Todi gesprochen werden<br />

kann, ist meines Erachtens fragwürdig. Wäre Friedrich III., wie Mertens andeutet, an<br />

einem ostentativen Hochrenaissance-Bezug, vermittelt über Todi, gelegen gewesen, so hätte<br />

er kaum zugelassen, daß gerade im Äußeren eventuelle Gemeinsamkeiten derart verwischt<br />

worden wären.<br />

Schwerer wiegt das Defizit, daß Nerings zweiter monumentaler Kirchenbau, die Burgkirche<br />

in Königsberg, nicht in die Analyse einbezogen, die knappe, aber überaus ergebnisreiche<br />

Dissertation von Georg Fritsch, die die Burgkirche im Spannungsfeld zwischen Parochialkirche<br />

und niederländischen Bauten analysiert, nicht berücksichtigt wird. 23 Zumal die Burgkirche<br />

später eindeutig auf die Planänderungen an der Parochialkirche rückwirkte: Grünbergs<br />

ausgeführter Entwurf für die Vorhallenfassade übernimmt die Mittelachse von Nerings Eingangsfassade<br />

der Burgkirche. Der nie ausgeführte Turm der Burgkirche wiederum, wie ihn<br />

eine moderne Umzeichnung überliefert, 24 zeigt deutliche Parallelen zu de Bodts Turmentwurf<br />

für die Parochialkirche. 25<br />

Abschließend bleibt zu wünschen, Mertens möge sich zu einer umfassenderen monographischen<br />

Würdigung dieses bedeutenden Sakralbaus entschließen. Allein schon die systematische<br />

Zusammenstellung und anschauliche Präsentation der bislang nur verstreut publizierten<br />

Zeichnungen und Kupferstiche – und vielleicht auch der wichtigsten Dokumente – wäre<br />

überaus verdienstvoll.<br />

Alle Beiträge leisten Grundlagenforschung. Und sieht man von der Berliner Parochialkirche<br />

einmal ab, die bereits auf eine lange Forschungsgeschichte zurückblicken kann und eine<br />

feste Größe in der brandenburgisch-preußischen Barockarchitektur bildet, so werden mit<br />

den genannten Herrenhäusern weitgehend unbekannte Bauten in die Kunstgeschichte einge-


Buchbesprechung 205<br />

führt. Somit sind die Untersuchungen auch Ausdruck einer sich neu formierenden Barockforschung<br />

in Berlin, die vielleicht bald an die Dichte und Intensität der Arbeiten der zwanziger<br />

und dreißiger Jahre wird anknüpfen können – in Erinnerung gerufen seien Namen wie Heinz<br />

Ladendorf, Wilhelm Boeck und Günther Schiedlausky.<br />

Anmerkungen<br />

1 Zitat überliefert in: Abraham Humbert: Mémoire sur la vie et les ouvrages de feu M Leonard<br />

Christophle Sturm, mort architecte de S.A.S. Monseigneur le Duc Louis Rodolphe de Brunswig, in:<br />

Bibliothèque Germanique, Bd. 27, Amsterdam 1733, S. 62–85, hier S. 66.<br />

2 Gregorio Leti: Ritratti historici, politici, chronologici e genealogici della casa serenissima, & elettorale<br />

di Brandeburgo, Amsterdam 1687, Bd. 1, S. 342–344. – Vgl. auch Claudia Sommer:<br />

Die kurfürstlich-königlichen Lustschlösser in der Umgebung Potsdams 1660–1713, in: Potsdamer<br />

Schlösser und Gärten. Bau- und Gartenkunst vom 17. bis 20. Jahrhundert, Ausstellung, Potsdam,<br />

Stiftung Schlösser und Gärten Potsdam-Sanssouci, 1993, Potsdam 1993, S. 49–63.<br />

3 Alexander Niemann: Kossenblatt. Das Schloß und die Gartenanlagen, in: Brandenburgische Denkmalpflege,<br />

5, 1996 (2), S. 54–76.<br />

4 Niemann, 1996 (s. Anm. 3), S. 58.<br />

5 Uwe Kieling: Berliner Architekten und Baumeister bis 1800. Biographisches Lexikon, Berlin 1983,<br />

S. 36 f. – Hermann Heckmann: Baumeister des Barock und Rokoko in Sachsen, Berlin 1996, S. 198.<br />

6 Ernst Badstübner und Detlef Karg: Schlösser und Gärten in der Mark (1) – Prötzel, in: Landschaftsarchitektur,<br />

8, 1979, S. 116–118.<br />

7 Hallström und Peschken sprechen sich für Schlüter aus (Björn Henrik Hallström: Peterhof, in:<br />

Konsthistorisk Tidskrift, 33, 1964, S. 50–54. – Goerd Peschken: Neue Literatur über Andreas<br />

Schlüter, in: Zeitschrift für Kunstgeschichte, 30, 1967, S. 229–246, hier S. 241 f.). – Hingegen<br />

Rothamel in seiner Dissertation: »Offensichtlich stammt die Grundidee des Peterhofer Ensembles<br />

– der Palast auf dem Steilhang, der durchs flache Uferland bis zu dessen Fuß führende Kanal, die<br />

Anlage des Parks, der Grotte und Monplaisirs – von Peter dem Großen persönlich.« (Jörk Rothamel:<br />

Andreas Schlüter und seine Nachfolger als Baumeister Peters des Großen, Diss. Leipzig 1991, S. 36).<br />

8 Zwischenzeitlich sind weitere Aufsätze erschienen, die sich auch ausführlich mit der Gartenanlage<br />

beschäftigen: Joachim W. Jacobs: Prötzel, Garten und Schloß der Familie von Kamecke, in: Brandenburgische<br />

Denkmalpflege, 3, 1994, S. 76–82. – Dirk Schumann: Schlüter und die Schloßanlage<br />

von Prötzel. Archäologie als Korrektiv?, in: Matthias Müller (Hrsg.): Multiplicatio et variatio, Berlin<br />

<strong>1998</strong>, S. 44–57. – Matthias Noell: Prötzel. Die Bau- und Restaurierungsgeschichte der Dorfkirche,<br />

in: Brandenburgische Denkmalpflege, 7, <strong>1998</strong> (1), S. 73–78.<br />

9 Der Entwurf zu Monplaisir stammt nachweislich von Schlüter, wurde jedoch erst nach seinem<br />

Tode realisiert (Rothamel, 1991 [s. Anm. 7], S. 36–39).<br />

10 Björn Henrik Hallström: Der Baumeister Andreas Schlüter und seine Nachfolge in St. Petersburg,<br />

in: Konsthistorisk Tidskrift, 30, 1961, S. 95–126.<br />

11 Hingewiesen sei auf die unveröffentlichte Studie von Ulrike Scholz: Baugeschichte der Parochial–<br />

kirche 1695–1991, 3 Bde. (Bd. 1: Text, Bd. 2: Abbildungen, Bd. 3: Dokumente), Berlin 1995. –<br />

Das Manuskript entstand im Zuge der Restaurierung der Parochialkirche, geht jedoch, was die im<br />

folgenden angesprochenen Punkte betrifft, nicht über den Aufsatz von Mertens hinaus.


206 Guido Hinterkeuser<br />

12 Berlin, Archiv der Georgen-Parochial-Kirchengemeinde, B 6. – David Joseph: Die Parochialkirche<br />

in Berlin 1694–1894. Eine bau- und kunsthistorische Studie auf Grund archivalischer Quellen,<br />

Berlin 1894, S. 34.<br />

13 Günther Schiedlausky: Martin Grünberg. Ein märkischer Baumeister aus der Wende vom 17. zum<br />

18. Jahrhundert, Burg b. M. 1942, S. 26–34, 37–41.<br />

14 GStAPK, I. HA Geh. Rat, Rep. 47 Kirchen- und Schulsachen, B 4 a Fasz. 1, fol. 43 (M).<br />

15 GStAPK, I. HA Geh. Rat, Rep. 21, 127 (zitiert nach: Schiedlausky, 1942 [s. Anm. 13], S. 43).<br />

16 GStAPK, I. HA Geh. Rat, Rep. 47 Kirchen- und Schulsachen, B 4 a Fasz. 1, fol. 45 (M).<br />

17 GStAPK, I. HA Geh. Rat, Rep. 21, 127 (zitiert nach: Schiedlausky, 1942 [s. Anm. 13], S. 43).<br />

18 Willy Bruno Niemann: Christian Eltester, Kurfürstl. Brandenburg. Hofbaumeister und Ingenieur, in:<br />

Zeitschrift für Bauwesen, 76, 1926, S. 76–78, vgl. S. 76. – Fritz-Eugen Keller: Christian Eltesters<br />

Entwürfe für die Erweiterung der Paradekammern und die Kapelle des Berliner Stadtschlosses<br />

1697/98, in: Zeitschrift für Kunstgeschichte, 48, 1985, S. 541–561, vgl. S. 549.<br />

19 Berlin, Archiv der Georgen-Parochial-Kirchengemeinde, S 8.<br />

20 GStAPK, I. HA Geh. Rat, Rep. 47 Kirchen- und Schulsachen, B 4 a Fasz. 1, fol. 42 (M).<br />

21 S. Anm. 18.<br />

22 Joseph, 1894 (s. Anm. 12). – Cornelius Gurlitt, Rezension von Joseph, 1894, in: Repertorium<br />

für Kunstwissenschaft, 17, 1894, S. 279 f. – Zuletzt hierzu: Melanie Mertens: Der »römische«<br />

Entwurf zur Berliner Parochialkirche von Johann Arnold Nering, in: Zeitschrift für Kunstgeschichte,<br />

60, <strong>1997</strong>, S. 129–149.<br />

23 Georg Fritsch: Die Burgkirche zu Königsberg i. Pr. und ihre Beziehungen zu Holland. Ein Beitrag<br />

zur Neringforschung, (Diss. Berlin 1929) Königsberg i. Pr. 1930.<br />

24 Die Umzeichnung erfolgte vor 1930 nach einem Originalplan im Staatsarchiv Königsberg (Fritsch,<br />

1930 [s. Anm. 23], Abb. 15). Dieses Archiv konnte zu einem beachtlichen Teil geborgen werden<br />

und befindet sich heute im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz. Dort wurde auch<br />

jüngst die Originalzeichnung der Burgkirche wieder aufgefunden (GStAPK, 20. HA, F 10616).<br />

Sie ist jetzt erstmals veröffentlicht in: Preußen 1701. Eine europäische Geschichte, Ausstellung,<br />

Berlin, Deutsches Historisches Museum und <strong>SPSG</strong>, 2001, Berlin 2001, Bd. 1 (Katalogbd.), S. 116,<br />

Kat. Nr. V. 15. – Das Blatt zeigt Nerings Turmentwurf (Ansicht, Grundriß, Schnitt), dürfte jedoch<br />

nicht von ihm selbst gezeich<strong>net</strong> worden sein.<br />

25 Fritsch, 1930 (s. Anm. 23), S. 53–55.<br />

Abbildungsnachweis: Abb. 1: Berlin, SBBPK, Kartenabt., Y 36236. – Abb. 2: Berlin, Archiv der Georgen-<br />

Parochial-Kirchengemeinde, S 8.


Autoren<br />

Dr. Christian-Herbert Fischer, Hahn-Meitner-Institut,<br />

Berlin<br />

Matthias Gärtner, <strong>SPSG</strong> Berlin-Brandenburg<br />

Heinrich Hamann, <strong>SPSG</strong> Berlin-Bran-<br />

denburg<br />

Sabine Hierath, Berlin<br />

Guido Hinterkeuser, Berlin<br />

Rita Hofereiter, <strong>SPSG</strong> Berlin-Brandenburg<br />

Saskia Hüneke, <strong>SPSG</strong> Berlin-Brandenburg<br />

Käthe Klappenbach, <strong>SPSG</strong> Berlin-Brandenburg<br />

Dr. Jakob Kurpik, <strong>SPSG</strong> Berlin-Brandenburg<br />

Claudia Meckel, <strong>SPSG</strong> Berlin-Brandenburg<br />

Dr. Johann-Georg Rabe, Hahn-Meitner-<br />

Institut, Berlin<br />

Paolo Sanvito, Berlin<br />

Anna Schönemann, <strong>SPSG</strong> Berlin-Brandenburg<br />

Michael Horst Schröder, Potsdam<br />

Claudia Sommer, <strong>SPSG</strong> Berlin-Brandenburg<br />

Dr. Wolfgang Stich, Potsdam<br />

Dr. Liselotte Wiesinger, Berlin


II.<br />

Die Arbeit der Stiftung<br />

Preußische Schlösser und Gärten<br />

Berlin-Brandenburg<br />

in den Jahren <strong>1997</strong>/<strong>1998</strong>


In den Jahren <strong>1997</strong> und <strong>1998</strong> konnte die Stiftung Preußische Schlösser<br />

und Gärten Berlin-Brandenburg die in den beiden ersten Jahren ihres Bestehens als vereinigte<br />

Einrichtung der Berliner und Brandenburger Schlösser und Gärten begonnene Arbeit<br />

der Zusammenführung ehemals getrennter Bereiche und der umfassenden Sanierung und<br />

Restaurierung der ihr überlassenen Kunstwerke und historischen Bau- und Gartendenkmale<br />

erfolgreich fortsetzen.<br />

Im Jahr <strong>1997</strong> bildete das Berliner Schloß Charlottenburg aus restauratorischer und museologischer<br />

Sicht einen Schwerpunkt der Stiftungsarbeit. So konnte nach mehrjährigen Restaurierungsarbeiten<br />

die Eichengalerie im Alten Schloss wieder eröff<strong>net</strong> werden. Weitere Museumsräume<br />

kamen mit der Einrichtung der Wohnräume König Friedrich Wilhelms IV. im<br />

ersten Obergeschoß des Mittelbaus des Schlosses hinzu. Auch dies ist ein unmittelbares<br />

Ergebnis der Vereinigung der Potsdamer und Berliner Schlösserverwaltungen, da in ihrer<br />

Folge viele Kunstwerke und Gegenstände des Königs und seiner Frau, der Königin Elisabeth,<br />

aus Potsdam nach Charlottenburg überführt werden konnten.<br />

<strong>1998</strong> konnte am Schloß Charlottenburg durch die Bereitstellung von Sondermitteln des<br />

Bundes und Berlins die umfassende Sanierung des Mittelrisalits der Gartenseite sowie der<br />

Decke über dem Ovalen Saal erfolgen. Aus dem gleichen Fond zur Erhaltung und zum<br />

Wiederaufbau von unbeweglichen Kulturdenkmälern mit besonderer nationaler kultureller<br />

Bedeutung wurden der Stiftung zusätzliche Mittel in Höhe von 311.253 DM für die Wiederherstellung<br />

des repräsentativen Zaunes sowie für notwendige Sicherungsarbeiten und die<br />

Restaurierung der Fechtergruppe am Eingangsportal bereitgestellt.<br />

Ein Höhepunkt war zweifellos die Teileröffnung des Marmorpalais im Potsdamer Neuen<br />

Garten am 19. Juli <strong>1997</strong>. Das ehemalige Domizil Friedrich Wilhelms II. war in der DDR<br />

als Armeemuseum genutzt worden. Nach fast 60 Jahren wurde es nun erstmals wieder als<br />

Museumsschloß mit dem originalen Inventar – soweit noch vorhanden – präsentiert.


212 Die Arbeit der Stiftung – Bericht des Generaldirektors<br />

Abb. 1 Caputh, Schloß, Ansicht der Südfassade nach der Restaurierung, Aufnahme von <strong>1998</strong><br />

Foto: <strong>SPSG</strong><br />

<strong>1998</strong> folgte im Neuen Garten nach vierjähriger Arbeit die Einweihung der wiederhergestellten<br />

Gotischen Bibliothek. Das Bauwerk wurde 1794 in Sichtweite zum Marmorpalais<br />

als Belvedere und Privatbibliothek für Friedrich Wilhelm II. errichtet. Im Zweiten Weltkrieg<br />

beschädigt und danach vernachlässigt, mußte das Bauwerk vollständig abgetragen und wiedererrichtet<br />

werden. Finanziert werden konnte dies auch durch eine großzügige Spende des<br />

Landes Berlin anläßlich der 1000-Jahrfeier Potsdams im Jahre 1993 in Höhe von 1,6 Millionen<br />

DM.<br />

Am 26. September <strong>1998</strong> wurde die Teileröffnung des Schlosses Caputh gefeiert. Dies war<br />

ein wichtiges Etappenziel bei einem der großen Vorhaben der Stiftung in diesem Jahrzehnt.<br />

Nach nur zweieinhalbjähriger Restaurierung sind seitdem neben den Wohnräumen des Großen<br />

Kurfürsten der Festsaal und der im Souterrain gelegene berühmte Fliesensaal mit seiner<br />

Ausstattung aus über 7000 blau-weißen holländischen Fliesen zu besichtigen.<br />

Die Fassade hat ihre repräsentative Farbigkeit aus der Zeit um 1685 zurückerhalten und<br />

vom Schloßgarten mit den nach einem Plan von Peter Joseph Lenné wiederhergestellten<br />

Wegen reichen die Sichtbeziehungen wieder bis zum Potsdamer Stadtzentrum.<br />

Ohne die großzügige finanzielle Förderung der Arbeiten am und im Schloß durch die<br />

Cornelsen Kulturstiftung und die Freunde der Preußischen Schlösser und Gärten e.V. hätte<br />

dieses Projekt nicht in so kurzer Zeit realisiert werden können. Die Cornelsen Kulturstiftung<br />

stellte über 2 Millionen DM für die Renovierung der Fassade, die Dachsanierung des Anbaus<br />

sowie die Restaurierung von Deckenbildern und Kunstwerken für die Ausstattung des Schlosses<br />

zur Verfügung, während sich die Freunde mit 348.000 DM für die Restaurierung des<br />

Fliesensaals engagierten.


Die Arbeit der Stiftung – Bericht des Generaldirektors<br />

Abb. 2 Caputh, Schloß, Restaurierungsarbeiten an<br />

der Stuckdecke des Festsaales, Aufnahme von <strong>1998</strong><br />

Foto: <strong>SPSG</strong><br />

Die Eröffnung des Schlosses Caputh, an der 8000 Gäste teilnahmen, war aber auch ein<br />

wichtiges Ereignis für die kulturelle und wirtschaftliche Entwicklung der Gemeinde Caputh<br />

und des Amtes Schwielowsee, ist doch mit dem Museumsschloß ein kulturelles Kleinod<br />

eröff<strong>net</strong> worden, das mit Sicherheit zur Erhöhung der touristischen Attraktivität der Region<br />

beitragen wird (Abbn. 1, 2).<br />

Ein weiterer Bau- und Restaurierungsschwerpunkt der Stiftung lag in den beiden Berichtsjahren<br />

auch wieder in Rheinsberg. Das Schloß, das 1991 in den Verantwortungsbereich der<br />

Stiftung kam und innerhalb kürzester Zeit der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden<br />

konnte, wird auch in den kommenden Jahren noch erhebliche Anstrengungen erfordern,<br />

bis alle Wunden jahrzehntelanger Fremdnutzung als Sanatorium geheilt sind.<br />

Am Ende des Berichtszeitraumes konnte die Wiederherstellung der Rheinsberger Schloßinsel<br />

nahezu abgeschlossen werden. Dazu gehörten sowohl die Rekonstruktion der hölzernen<br />

Uferverschalung aus dem Jahre 1734 und des 1770 gestalteten Parterres als auch der<br />

Neuanstrich der seeseitigen Schloßfassade.<br />

213


214 Die Arbeit der Stiftung – Bericht des Generaldirektors<br />

Im Bereich der Gartendenkmalpflege müssen auch die Arbeiten auf dem Klausberg<br />

erwähnt werden. Mit dem Abschluß der Wiederherstellungsarbeiten des Wegesystems wurde<br />

hier in den letzten Jahren ein ganzer Parkbereich wieder erschlossen.<br />

Wie schon die Jahre zuvor waren auch <strong>1997</strong> und <strong>1998</strong> durch ein vielfältiges Ausstellungsprogramm<br />

der Stiftung gekennzeich<strong>net</strong>.<br />

Höhepunkt im Jahr <strong>1997</strong> war die Exposition aus Anlaß des 200. Todesjahres König Friedrich<br />

Wilhelms II. »Friedrich Wilhelm II. und die Künste. Preußens Weg zum Klassizismus«<br />

vom 20. Juli bis 14. September <strong>1997</strong> im Marmorpalais und in der Orangerie im Neuen Garten<br />

in Potsdam und im Schloß Charlottenburg in Berlin. In ihrer nur achtwöchigen Laufzeit zog<br />

diese Ausstellung über 43.000 Besucher an.<br />

Komplettiert wurde das Programm <strong>1997</strong> unter anderem durch die Ausstellungen »Material<br />

und Möglichkeit. Zinkguß im 19. Jahrhundert in Potsdam«, »Alexander Dettmar –<br />

Ansichten von Potsdam« sowie die Werkausstellung aus Anlaß des 90. Geburtstages der Keramikerin<br />

Hedwig Bollhagen.<br />

Die wichtigste Ausstellung des Jahres <strong>1998</strong> war »Gold und Silber für den König – Johann<br />

George Hossauer (1794–1874). Goldschmied seiner Majestät des Königs« im Neuen Flügel des<br />

Charlottenburger Schlosses. Die Ausstellung wurde von über 48.000 Besuchern besichtigt.<br />

Hervorzuheben sind außerdem die in den Römischen Bädern im Park Sanssouci gezeigte<br />

Ausstellung »Johann Moritz Rugendas (1802–1858) – Ein Maler aus dem Umkreis von Alexander<br />

von Humboldt«, die ein umfassendes künstlerisches Bild Lateinamerikas im 19. Jahrhundert<br />

vermittelte, die wiederum sehr erfolgreichen Graphikverkaufsausstellungen in der<br />

Turmgalerie des Orangerieschlosses im Park Sanssouci und schließlich die Ausstellung<br />

»Menzel in Rheinsberg«, in der im Schloß Rheinsberg – in Kooperation mit dem Kupferstichkabi<strong>net</strong>t<br />

der Staatlichen Museen zu Berlin – Zeichnungen und Skizzen präsentiert werden<br />

konnten, die während eines Aufenthaltes des Berliner Malers in Rheinsberg im Herbst 1860<br />

entstanden. Schließlich sei für das Jahr <strong>1998</strong> auch die Ausstellung »Verlorene Gärten Roms«<br />

erwähnt, die zuvor im Palazzo Baberini in Rom gezeigt wurde. Diese Exposition thematisierte<br />

die Schönheit und Pracht italienischer Villen und Gärten des 18. und 19. Jahrhunderts.<br />

Erfreulich war der zum Teil beachtliche Besucheranstieg in den 25 Museumsschlössern der<br />

Stiftung. Dies betraf vor allem die Saison <strong>1998</strong>. So wurden allein im Schloß Charlottenburg<br />

60.000 Besuche mehr als im Vorjahr gezählt, was mit dem in diesem Jahr allgemein beobachteten<br />

Anstieg des Berlin-Tourismus korrespondiert. Insbesondere die zwei Langen Nächte<br />

der Berliner Museen brachten für Schloß Charlottenburg am 14. Februar und 22. August mit<br />

5000 beziehungsweise 10.000 Besuchen erfreuliche Zahlen. Unter den Schlössern in Potsdam<br />

ragte das Neue Palais heraus, das <strong>1998</strong> einen Anstieg um 16.000 Besuche verzeich<strong>net</strong>e.<br />

Insgesamt zählten die Schlösser sowie die Pfaueninsel im Oktober <strong>1998</strong> 1.928.475 Besuche.<br />

Gegenüber dem Oktober des Vorjahres ist dies ein Zuwachs von 3,5 %.


Die Arbeit der Stiftung – Bericht des Generaldirektors<br />

Erheblich an Bedeutung gewonnen hat im Berichtszeitraum der museale Leihverkehr für<br />

die Stiftung. Innerhalb dieser beiden Jahre ist ein Anstieg des Leihverkehrs mit nationalen<br />

und internationalen Museen auf etwa das Doppelte zu verzeichnen. <strong>1998</strong> wurden 93 Ersuchen<br />

zur Ausleihe von insgesamt 308 Kunstwerken in der Stiftung bearbeitet. Dazu kamen<br />

46 Leihvorgänge zu insgesamt 324 Kunstwerken für die von der Stiftung veranstalteten Ausstellungen.<br />

Die Rückgewinnung von Ausstattungsgegenständen aus den Schlössern und der Ankauf von<br />

Kunstwerken, die zeitlich und vom Charakter her geeig<strong>net</strong> erscheinen, Lücken zu schließen,<br />

bestimmen die Ankaufspolitik der Stiftung. Bedeutende unter diesem Aspekt erfolgte Ankäufe<br />

waren <strong>1997</strong> und <strong>1998</strong> die Gemälde »Urteil des Paris« und »Bacchus und Ariadne« von<br />

Matthäus Terwesten sowie das Bildnis des Marchese Paolo Corbelli von Antoine Pesne.<br />

Eine der wichtigsten Arbeiten bei der Vereinigung ehemals getrennter Bereiche der Berliner<br />

und Potsdamer Schlösserverwaltungen war der Beginn der Zusammenführung der Plankammerbestände<br />

aus Berlin und Potsdam im Neuen Palais. Sie ging einher mit der Einrichtung<br />

eines Besuchersaales im Depotbereich. Dies macht zugleich die Entwicklung neuer Raumkonzepte<br />

notwendig. Für die Depots der Stiftung im Neuen Palais ist der Umzug aus statischen,<br />

klimatischen und sicherheitstechnischen Gründen dringend erforderlich. In der Nähe<br />

der Depots sollten die Restaurierungswerkstätten untergebracht werden, die bisher voneinander<br />

getrennt und in zum Teil historischen Räumen arbeiten. Auch aus Gründen der Arbeitsökonomie<br />

und wegen der Verkürzung der Transportwege ist die Zusammenlegung der Werkstätten<br />

und der Depots anzustreben.<br />

Wie für die Zusammenlegung der Plankammern wird derzeit auch an einem Konzept<br />

für die der Berliner und Potsdamer wissenschaftlichen Spezialbibliotheken gearbeitet. 200<br />

Bücher konnten <strong>1998</strong> angekauft werden. Die Bibliotheken werden von Mitarbeitern aller<br />

Abteilungen der Stiftung frequentiert und zunehmend melden sich Fremdnutzer an. Die<br />

von den Stiftungsbibliothekarinnen in Zusammenarbeit mit der Stadt- und Landesbibliothek<br />

Potsdam erstellte, <strong>1998</strong> erschienene Bibliographie der Schlösser und Gärten in Potsdam und<br />

Umgebung wird weiteres Interesse wecken und für Zulauf sorgen.<br />

Die wissenschaftliche Arbeit der Stiftung konzentrierte sich weiterhin auf die Inventarisierung<br />

und Bestandserforschung, einschließlich der Verlustrecherche. Hier gab es Aufholbedarf<br />

insbesondere bei den Berliner Sammlungen. Ein wichtiges Projekt in den beiden Berichtsjahren<br />

war hier die Aufstellung des Inventars für das Schloß Charlottenburg.<br />

Zur Zeit werden alle Inventare der Stiftung in Computerdateien übertragen. Der Generalkatalog<br />

der Gemälde ist bereits erfaßt.<br />

<strong>1998</strong> wurde auch mit den wissenschaftlichen Vorarbeiten für die 1999 zu veranstaltenden<br />

Ausstellungen – »›zum Maler und großen Architekten geboren …‹. Georg Wenzeslaus<br />

von Knobelsdorff (1699–1753)«, »Onder den Oranje Boom« und »Sophie Charlotte und ihr<br />

Schloß« begonnen.<br />

215


216 Die Arbeit der Stiftung – Bericht des Generaldirektors<br />

Die gartenhistorische Forschung richtete sich im Berichtszeitraum weiterhin auf die Auswertung<br />

friderizianischer Gartenakten, die mit der Wiederherstellung der ursprünglichen<br />

Aufteilung der Parterreflächen und der Anlage der Blumenrabatten im Parterre von Schloß<br />

Sanssouci einhergeht, die 1999 abgeschlossen sein wird.<br />

Parallel dazu wurde die Konservierung der Skulpturen des Französischen Figurenrondells,<br />

die zu den wertvollsten Gartenskulpturen des 18. Jahrhunderts zählen, in Angriff genommen.<br />

Sie sollen in den folgenden Jahren kopiert werden.<br />

Ein weiterer wichtiger Aspekt der wissenschaftlichen Arbeit der Stiftung ist die Bauforschung.<br />

Gerade bei Schlössern wie Charlottenburg und dem Neuen Palais, die über Jahrhunderte<br />

hinweg von verschiedenen Herrschern bewohnt und verändert wurden, ist die Recherche<br />

zur Ausstattung mit beweglichem und unbeweglichem Inventar als Grundlage für die<br />

Bauplanung sehr zeitintensiv. Für die Gesamt-Haushaltsunterlage für das Neue Palais wurde<br />

diesbezüglich mit einer Datenbankerfassung begonnen. Sie dient dem Abschluß der Bauvorplanung<br />

und der Erstellung einer abgabefähigen Haushaltsunterlagen für das Neue Palais,<br />

das im nächsten Jahrzehnt das wichtigste Sanierungs- und Restaurierungsobjekt der Stiftung<br />

sein wird.<br />

Prof. Dr. Hans-Joachim Giersberg


Berichte<br />

Generaldirektion<br />

Schwerpunkte in der öffentlich wirksamen Arbeit der Generaldirektion, zu<br />

der das Büro des Generaldirektors, der persönliche Referent, das Pressereferat, das Referat<br />

für Publikationen und der Stiftungskonservator gehören, waren neben der Koordination und<br />

Planung der Publikationstätigkeit der Stiftung wiederum die Organisation protokollarischer<br />

Veranstaltungen sowie die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.<br />

In den Berichtsjahren wurden insgesamt 40 (<strong>1997</strong>: 18; <strong>1998</strong>: 22) Pressetermine durchgeführt.<br />

Dazu gehörten Pressekonferenzen beziehungsweise Pressevorbesichtigungen, Fototermine<br />

und Hintergrundgespräche. Außerdem gab die Pressestelle insgesamt 104 (<strong>1997</strong>: 46; <strong>1998</strong>:<br />

58) Presseinformationen heraus.<br />

Über die regelmäßigen Berichte und Reportagen in den regionalen Tageszeitungen (MAZ,<br />

PNN, BZ, Berliner Morgenpost und Tagesspiegel) hinaus fand die Arbeit der Stiftung auch in<br />

wichtigen überregionalen Zeitungen und Zeitschriften (u. a. Die Zeit, Frankfurter Allgemeine<br />

Zeitung, Rheinischer Merkur, Süddeutsche Zeitung, Die Welt, Der Spiegel und Focus) ein<br />

breites Medienecho. Dazu kamen diverse Beiträge in Fachzeitschriften und Publikumsblättern<br />

(u. a. Monumente, Weltkunst, Museums-Journal und Feine Adressen).<br />

Außer durch Printmedien wurde die Arbeit der Stiftung auch durch Radio und Fernsehen<br />

dokumentarisch begleitet.<br />

Die Generaldirektion war auch Partner der öffentlichen Dienststellen bei der Organisation<br />

von Staatsbesuchen und protokollarischen Veranstaltungen.<br />

Die Skala reichte vom Besuch höchster Staatsgäste, wie dem Bundespräsidenten der<br />

Schweizerischen Eidgenossenschaft oder dem Präsidenten der Italienischen Republik, bis<br />

hin zum Besuch wichtiger Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, wie dem Empfang der<br />

Staatskanzlei des Landes Brandenburg für die Teilnehmer des XIII. Intertoto Kongresses der


218 Berichte<br />

Abb. 1 Besuch des Präsidenten der USA, Bill Clinton, in Potsdam am 13. Mai <strong>1998</strong>. Führung durch<br />

den Park Sanssouci<br />

v. l. n. r.: Prof. Dr. Hans-Joachim Giersberg, Bundeskanzler Helmut Kohl, Präsident Bill Clinton<br />

Foto: <strong>SPSG</strong><br />

Deutschen Klassenlotterie Berlin in der Blauen Galerie der Neuen Kammern im Park Sanssouci<br />

oder dem Besuch der Familie Hohenzollern anläßlich des Geburtstages des verstorbenen<br />

Prinzen Louis Ferdinand im Marmorpalais und in der Kronprinzenwohnung im Schloß<br />

Cecilienhof im Neuen Garten.<br />

Herausragende von der Generaldirektion koordinierte protokollarische Veranstaltungen<br />

waren zum einen das Treffen Präsident Bill Clintons mit Bundeskanzler Helmut Kohl im<br />

Park Sanssouci am 13. Mai <strong>1998</strong> (Abb. 1) – es wurde mit einem militärischen Empfang durch<br />

Helmut Kohl und Ministerpräsident Manfred Stolpe am Neuen Palais eingeleitet und fand<br />

seinen festlichen Abschluß in einem Essen zu Ehren des amerikanischen Präsidenten im<br />

Schloß Sanssouci – und zum anderen der Besuch des Präsidenten der Französischen Republik,<br />

Jacques Chirac, und des Ministerpräsidenten, Lionel Jospin, mit Bundeskanzler Gerhard<br />

Schröder im Schloß Sanssouci in Potsdam am 1. Dezember <strong>1998</strong> mit anschließendem<br />

Essen in den Neuen Kammern. Den Anlaß bildeten die in Berlin und Potsdam stattfindenden<br />

72. deutsch-französischen Konsultationen.<br />

Im Verantwortungsbereich der Generaldirektion lag ferner die Vorbereitung und Organisation<br />

der Eröffnungsveranstaltungen zu den Ausstellungen und Neueröffnungen der Stiftung.<br />

Dabei stellte die Teileröffnung des Schlosses Caputh den Höhepunkt der zurückliegenden<br />

Berichtsjahre dar.<br />

Zu den Aufgaben der Generaldirektion gehörte auch wieder die Organisation und Nachbereitung<br />

der Sitzungen des Stiftungsrates und der Referentenkommission. Dem Stiftungsrat


Generaldirektion<br />

als höchstem Gremium der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg<br />

berichtete der Generaldirektor der Stiftung in regelmäßigen Sitzungen über die geleistete<br />

Arbeit. Im Berichtszeitraum fanden am 30. Mai <strong>1997</strong> (Schloß Charlottenburg), 4. November<br />

<strong>1997</strong> (Schloß Lindstedt), 18. Februar <strong>1998</strong> (Schloß Charlottenburg), 16. Juli <strong>1998</strong> (Schloß<br />

Rheinsberg) und 3. Dezember <strong>1998</strong> (Schloß Glienicke) die 5. bis 9. Sitzung des Stiftungsrates<br />

statt. Die wichtigsten Entscheidungen und Themen des Stiftungsrates in den Jahren<br />

<strong>1997</strong> und <strong>1998</strong> waren die Feststellung der Wirtschaftspläne, die Übertragung von Potsdamer<br />

Liegenschaften an die Stiftung, der Bewirtschaftungsplan für das künftige Schloßmuseum<br />

Oranienburg, die Personalstruktur sowie die Feststellung der Ausstellungs- und Veranstaltungspläne<br />

der Stiftung.<br />

Als Träger öffentlicher Belange und als untere Denkmalschutzbehörde gibt die Stiftung Stellungnahmen<br />

gemäß den Denkmalschutzgesetzen zu Planfeststellungsverfahren, Flächennutzungsplänen,<br />

Vorhaben- und Erschließungsplänen, Bebauungsplänen und bauaufsichtlichen<br />

Verfahren (Vorbescheids-, Abriß- und Bauanträge) ab. Die Koordinierung dieser Aufgabe wird<br />

vom Stiftungskonservator im Auftrag des Generaldirektors wahrgenommen.<br />

<strong>1997</strong> wurden 101 und <strong>1998</strong> dann 104 schriftliche, nicht stiftungsinterne Vorgänge bearbeitet.<br />

Auch für diesen Berichtszeitraum wurde deutlich, daß die aus denkmalpflegerischer<br />

Sicht der Stiftung gemachten Einwände nur sehr bedingt Berücksichtigung fanden, somit<br />

Konflikte mit den denkmalpflegerischen Belangen der der Stiftung anvertrauten Denkmale<br />

im Umgebungsschutz bereits innerhalb planungsrechtlicher und bauaufsichtlicher Verfahren<br />

vorprogrammiert waren. Vielfach handelt es sich allerdings um Verfahren, die schon in den<br />

vorangegangenen Jahren eingeleitet wurden. Es ist zu hoffen, daß nach Abschluß dieser Verfahren<br />

eine Änderung im Umgang mit den Garten- und Baudenkmalen zu verzeichnen ist.<br />

Der Abstimmungsprozeß zu denkmalpflegerischen Entscheidungen innerhalb der Stiftung<br />

konzentriert sich auf die vom Stiftungskonservator einberufene Denkmalpflegekommission,<br />

die sowohl als Ortstermin wie auch als Sitzung organisiert sein kann. <strong>1997</strong> gab es 27 Zusammenkünfte<br />

der Denkmalpflegekommission, im Jahr <strong>1998</strong> waren es 16. Die Art der Zusammensetzung<br />

und auch die Arbeitsweise der Denkmalpflegekommission, wie im Jahrbuch<br />

1995/1996 beschrieben, hat sich bewährt, so daß sie in der gefundenen Form übernommen<br />

beziehungsweise weitergeführt wurde.<br />

Im Jahr <strong>1997</strong> standen vor allem das Marmorpalais im Neuen Garten und die Bereiche<br />

Babelsberg, Caputh und Rheinsberg im Mittelpunkt der Beratungen der Kommission. Dabei<br />

nahmen die Abstimmungen zur Schloßanlage Rheinsberg den größten Raum ein, ging es<br />

hier doch um die Vorbereitung und denkmalpflegerische Betreuung der Restaurierung und<br />

Sanierung mehrerer Gebäudekomplexe. Dazu gehört der Marstall, das Schloßtheater und<br />

die Gärtnerei mit Orangerie. Thematisiert wurden Fragen der Fassadengestaltung am Schloß<br />

und an den Nebengebäuden, der Stabilisierung des außerordentlich stark vom echten Hausschwamm<br />

befallenen Südpavillons des Schlosses, der Restaurierung der Grabpyramide sowie<br />

des Bauvorhabens »Künstlerhaus« am Kavalierhaus.<br />

219


220 Berichte<br />

Der Stiftungskonservator war in alle denkmalpflegerischen, restauratorischen und betreuenden<br />

Maßnahmen der Abteilungen der Stiftung involviert. Diese sind in den Abteilungsberichten<br />

gesondert aufgeführt, weshalb hier nur auf Schwerpunkte verwiesen wird.<br />

Schloß Charlottenburg: Herrichtung der ehemaligen Wohnung Friedrich Wilhelms IV. und<br />

seiner Gemahlin für Ausstellungszwecke. Umfangreiche Dachsanierungen, die noch nicht<br />

abgeschlossen sind.<br />

Park Sanssouci: Beginn der Wiederherstellung des barocken Parterres unterhalb der Terrassen<br />

des Schlosses Sanssouci. Beginn der schrittweisen Restaurierung des Triumphtores. Im<br />

Bereich des Mühlenhauses Anlage einer öffentlichen Liegewiese auf dem Terrain der ehemaligen<br />

Marstallkoppel mit Erneuerung der historischen Zugangswege und äußeren Gehölzpflanzung<br />

sowie der Wiederherstellung des verlorenen Teiches in der Bornstedter Straße.<br />

Umfassende Dokumentation aller Innenräume und Systematisierung aller Daten zur Bau-<br />

und Restaurierungsgeschichte im Zuge der Erarbeitung einer umfassenden Bau- und Restaurierungskonzeption<br />

zur Instandsetzung der Innenräume des Neues Palais.<br />

Neuer Garten: Abschluß der Restaurierungsarbeiten im Vestibül, Grottensaal, Treppenhaus<br />

und Konzertsaal des Marmorpalais in Vorbereitung der Ausstellung »Friedrich Wilhelm II.<br />

und die Künste. Preußens Weg zum Klassizismus«. Beginn der Arbeiten für das Türkische<br />

Zeltzimmer im Marmorpalais. Restaurierung der geborgenen Stuckelemente der Gotischen<br />

Bibliothek und deren Einbau sowie Montage der rekonstruierten Ausbauteile.<br />

Pfingstberg: Wiederherstellung der Nordwand des Belvederes. Beginn der Instandsetzungsarbeiten<br />

am Westturm, an der Westarkade, der Freitreppe und der Eingangshalle des Gebäudes<br />

und Abschluß des Wegebaus im Mirbachwäldchen und am unteren Pfingstberg.<br />

Park Sacrow: Umfangreiche Gehölzpflanzung im Bereich der vormaligen Grenzsperranlagen<br />

zwischen Heilandskirche und Fährturm. Wiederaufbau der Dächer und Innenausbau der<br />

ausgebrannten Nebengebäude des Schlosses Sacrow als Rohbau.<br />

Park Babelsberg: Umfangreiche Instandsetzungs- und Restaurierungsarbeiten im Park. Abtragung<br />

von Aufschüttungen, Wildwuchsrodungen, Restaurierung der Bodenmodellierung im<br />

Uferbereich und der sich anschließenden Flächen.<br />

Schloßpark Rheinsberg: Abschluß der Fassadeninstandsetzung der beiden Türme des Schlosses.<br />

Grundsteinlegung zur Errichtung eines neues Gästehauses der Musikakademie anstelle<br />

des vormaligen Domestikenhauses. Vollendung der Raumrestaurierungen der Langen Kammer<br />

und der Vorkammer zum Spiegelsaal. Beginn der Fundamentstabilisierung am Kopfbau<br />

des Marstalls. Restaurierung des Stallgebäudes in der Schloßgärtnerei. Wiederherstellung des<br />

Heckenparterres an der Felssteingrotte.


Generaldirektion<br />

221<br />

Schloß Königs Wusterhausen: Weiterführung der Maßnahmen zur Wiederherstellung der<br />

Innenräume einschließlich der Installationen. Restauratorische Befundung der Außenfassade.<br />

Schloß Caputh: Wiederherstellung der Schloßfassaden aufgrund von Befundungen. Fortsetzung<br />

der Sicherungs- und Restaurierungsarbeiten am Schloß sowie Innenrestaurierung im<br />

Fliesen- und im Festsaal.


222 Berichte<br />

Generalverwaltung<br />

Die beiden Jahre <strong>1997</strong> und <strong>1998</strong> waren in der Generalverwaltung vor allem<br />

durch verschiedene größere organisatorische Vorhaben geprägt.<br />

Die Struktur der Generalverwaltung und ihrer Referate wurde einer grundsätzlichen<br />

Überprüfung unterzogen. Bisher ist die neue Struktur in drei Referaten (Personal, Finanzen,<br />

Recht und Liegenschaften) vollzogen. Eine Neuordnung des Referates Innerer Dienst und<br />

Organisation steht noch aus.<br />

Im Personalbereich hat eine Überprüfung durch den Bundesrechnungshof zu einer stiftungsweiten<br />

Überprüfung der Eingruppierungen aller Stellen geführt. Die Umsetzung durch<br />

die Rück- und Höhergruppierung wird die Stiftung auch in den Folgejahren noch intensiv<br />

beschäftigen.<br />

Im Finanzbereich stand eine grundsätzliche Neuordnung der Finanzverwaltung an. Zum<br />

Jahreswechsel <strong>1997</strong>/<strong>1998</strong> hat die Generalverwaltung ihre Datenverarbeitung auf das System<br />

ProFiskal umgestellt. Parallel dazu wurde das Finanzreferat neu strukturiert.<br />

Schließlich wurde von der Generalverwaltung der Aufbau eines Stiftungsmarketings initiiert<br />

und der Konzeptionsprozeß eingeleitet.<br />

Personal<br />

In den Jahren <strong>1997</strong>/<strong>1998</strong> waren in der Stiftung beschäftigt (jeweils zum 31. Dezember):<br />

<strong>1997</strong> <strong>1998</strong><br />

Stellenplanpersonal<br />

Wissenschaftspersonal / höherer Dienst 35 33<br />

Sonstige Angestellte / gehobener und mittlerer Dienst 151 152<br />

Arbeiter<br />

Personal außerhalb des Stellenplanes<br />

306 304<br />

Saisonkräfte 140 154<br />

Volontäre – Kunsthistoriker 4 3<br />

Volontäre – Restauratoren 6 6<br />

ABM-Arbeitskräfte 42 38<br />

Zivildienstleistende 31 33<br />

Praktikanten 68 64<br />

Referendare 4 3<br />

Auszubildende 8 10<br />

Gesamtsumme 795 800


Haushalt<br />

Generalverwaltung<br />

223<br />

Das Ausgabenvolumen der Stiftung setzte sich in den Jahren <strong>1997</strong>/<strong>1998</strong> wie folgt zusammen:<br />

<strong>1997</strong> <strong>1998</strong><br />

(MDM) (MDM)<br />

Ausgaben<br />

Personalausgaben 32,9 33,8<br />

Sächliche Verwaltungsausgaben 17,5 17,2<br />

Investitionsausgaben 24,7 25,4<br />

Tilgung Defizit 1996 0,2<br />

Summe der Haushaltsausgaben 75,3 76,4<br />

Ausgaben aus Drittmitteln und Spenden 6,0 5,8<br />

Gesamtsumme 81,3 82,2<br />

Die Ausgaben wurden auf der Einnahmenseite folgendermaßen gedeckt:<br />

<strong>1997</strong> <strong>1998</strong><br />

(MDM) (MDM)<br />

Einnahmen<br />

Eigene Erträge der Stiftung 17,6 18,7<br />

Zuschuß des Bundes 21,3 21,4<br />

Zuschuß des Landes Berlin 11,6 11,5<br />

Zuschuß des Landes Brandenburg 24,8 24,8<br />

Summe der Haushaltseinnahmen 75,3 76,4<br />

Drittmittel und Spenden (inklusive Übertrag) 9,1 9,2<br />

Gesamtsumme 84,4 85,6<br />

Übertrag Drittmittel und Spenden auf das Folgejahr 3,1 3,4<br />

Die Planung für den Einsatz der Software ProFiskal (HKR–Verfahren) wurde weitergeführt.<br />

Ein Probelauf fand im Herbst <strong>1997</strong> statt. Der Einsatz des Systems erfolgte ab 1. Januar <strong>1998</strong>.<br />

Es wurden die Arbeitsplätze des Direktors der Generalverwaltung, des Referatsleiters Haushalt,<br />

der Buchhaltung (2 Arbeitsplätze) und der Kasse (2 Arbeitsplätze) ver<strong>net</strong>zt. Derzeit<br />

werden noch sämtliche Buchungsvorgänge von der zentralen Buchhaltung vorgenommen.<br />

Im weiteren Ausbau der Ver<strong>net</strong>zung werden diese Arbeitsschritte in die Fachabteilungen<br />

verlegt. Sämtliche Anordnungen werden nach dem 4-Augen-Prinzip im System geprüft und<br />

an die Kasse zur Zahlbarmachung weitergeleitet.


224 Berichte<br />

Liegenschaften<br />

Das Land Brandenburg hat der Stiftung <strong>1997</strong> zur Wahrnehmung ihrer Aufgaben etwa 80 %<br />

der in Artikel 2 Absatz 2 des Staatsvertrages über die Errichtung einer »Stiftung Preußische<br />

Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg« vom 23. August 1994 aufgeführten Grundstücke<br />

und Gebäude übertragen.<br />

Als erste Liegenschaft wurden der Stiftung Anfang <strong>1997</strong> Schloß und Park Rheinsberg übereig<strong>net</strong>.<br />

Bis zum Ende des Jahres folgte die nahezu vollständige Eigentumsübertragung des<br />

Parkes Sanssouci, des Neuen Gartens und des Parkes Babelsberg mit den Schlössern und<br />

historischen Gebäuden. Offen blieb die Vermögenszuordnung lediglich bei Randstreifen der<br />

Parkanlagen und Grundstücken, bei denen vermögensrechtliche Ansprüche Dritter zu klären<br />

sind.<br />

Ebenso wurden der Stiftung <strong>1997</strong> die historischen Gebäude in der Stadt Potsdam, wie<br />

das Jagdschloß Stern, der ehemalige Marstall des Stadtschlosses, das Dampfmaschinenhaus<br />

(Moschee), das Schloß Lindstedt, das Thiemann-Haus, das Belvedere auf dem Pfingstberg<br />

sowie die Villa Quandt, die Villa Lepsius und die Villa Schlieffen in der Großen Weinmeisterstraße,<br />

übertragen.<br />

Auch in Sacrow und in Königs Wusterhausen konnte die Stiftung <strong>1997</strong> jeweils Schloß und<br />

Parkanlage in ihr Eigentum übernehmen. Die Parkanlage und das Schloß Caputh werden<br />

von der Stiftung noch auf der Grundlage eines Besitzüberlassungsvertrages mit dem Land<br />

Brandenburg genutzt und bewirtschaftet. Im Herbst <strong>1998</strong> konnte die Stiftung jedoch bereits<br />

die Teileröffnung des Schlosses nach der Restaurierung des Festsaales und des Fliesensaales<br />

sowie der Wohnräume des Großen Kurfürsten feierlich begehen.<br />

Seit 1995 verwaltet die Stiftung auch die Berliner Liegenschaften Jagdschloß Grunewald,<br />

Schloß Glienicke, Schloß Charlottenburg und Pfaueninsel. Die Übertragung des Eigentums<br />

an diesen Liegenschaften auf die Stiftung soll 2000 erfolgen.<br />

Im Zeitraum <strong>1997</strong>/<strong>1998</strong> konnten 12 Wohnungen mit einer modernen Gas-Etagenheizung<br />

ausgerüstet werden. Damit haben 115 Wohnungen eine moderne Gas-Etagenheizung beziehungsweise<br />

Zentralheizung, das sind 58,4 % aller Wohnungen der Stiftung. Im gleichen Zeitraum<br />

wurden 4 Wohnungen, darunter eine in Potsdam, zwei in Glienicke und eine auf der<br />

Pfaueninsel, generalinstandgesetzt. Insgesamt 22 Objekte hat die Stiftung an öffentliche Institutionen<br />

oder gewerbliche Unternehmen vermietet beziehungsweise verpachtet.<br />

Seit Inkrafttreten der »Vergaberichtlinien zur nichtmusealen Nutzung von Schloßräumen<br />

und Gartenanlagen« im Juli 1996 stieg die Nachfrage nach Räumlichkeiten für Empfänge,<br />

Konzerte, Lesungen etc. weiter an. Mit Veröffentlichung dieser Richtlinien in den Amtsblättern<br />

von Berlin und Brandenburg sowie Hinweisen in einigen Wirtschaftsmagazinen kam es<br />

zu vielen Anfragen und Buchungswünschen. Dieser Trend setzte sich <strong>1997</strong> und <strong>1998</strong> fort und<br />

führte letztendlich zu einer fast nahtlosen nichtmusealen Nutzung der Großen Orangerie des<br />

Schlosses Charlottenburg. Aber nicht nur die Große Orangerie, auch die übrigen Räume des


Generalverwaltung<br />

225<br />

Schlosses werden regelmäßig angefragt, da Veranstalter und Catering-Unternehmen mehr<br />

und mehr auf der Suche nach außergewöhnlichen Orten sind. Weiterhin ist die Anzahl der<br />

Veranstaltungen im Schloß Lindstedt in Potsdam, aber auch in anderen Gebäuden, wie beispielsweise<br />

der Orangerie des Schlosses Glienicke, durch zusätzliche Konzerte gestiegen. Es<br />

konnte allerdings beobachtet werden, daß zunehmend Freiflächen für kleinere Empfänge,<br />

Picknicks oder auch Konzerte beantragt wurden. So bildeten zum Beispiel der Innenhof<br />

des Jagdschlosses Grunewald, der Schloßpark Glienicke, die Römischen Bäder im Park Sanssouci<br />

oder auch der Kreuzgang der Friedenskirche oftmals die Kulisse für Veranstaltungen.<br />

Anfragen kommen nicht nur von deutschen Institutionen, sondern vermehrt auch aus dem<br />

benachbarten Ausland, insbesondere aus Österreich, Italien, England und Frankreich.<br />

Auch Staatsbesuche und protokollarische Veranstaltungen prägten immer wieder den Alltag<br />

in einigen Schlössern. Räumlichkeiten im Schloß Charlottenburg und in den Neuen Kammern<br />

im Park Sanssouci wurden regelmäßig für solche Zwecke genutzt.<br />

Die aufgrund der Veranstaltungen der Stiftung zufließenden Finanzmittel ergaben für das<br />

Jahr <strong>1997</strong> einen Gesamtbetrag von rund 200.000 DM. Für das Jahr <strong>1998</strong> betrugen die Einnahmen<br />

der nichtmusealen Sondernutzung 116.000 DM. Der Rückgang der Einnahmen resultiert<br />

aus der Tatsache, daß <strong>1998</strong> wesentlich mehr Ausstellungen stattfanden.<br />

Besucherzahlen<br />

<strong>1997</strong> zählten die Häuser der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten insgesamt 1.964.149<br />

und <strong>1998</strong> 2.052.653 Besuche. Davon entfielen auf den Bereich Berlin <strong>1997</strong> 537.290 und <strong>1998</strong><br />

588.089, auf den Bereich Potsdam und Brandenburg <strong>1997</strong> 1.426.859 und <strong>1998</strong> 1.464.564<br />

Besuche. Besonders stark waren das Schloß Sanssouci (<strong>1997</strong>: 320.819; <strong>1998</strong>: 330.384 Besuche),<br />

das Neue Palais (<strong>1997</strong>: 233.177; <strong>1998</strong>: 246.333 Besuche), das Schloß Cecilienhof (<strong>1997</strong>:<br />

212.016; <strong>1998</strong>: 195.589 Besuche), das Schloß Charlottenburg mit dem Alten Schloß und dem<br />

Neuen Flügel (<strong>1997</strong>: 257.989; <strong>1998</strong>: 328.450 Besuche) und die Pfaueninsel (<strong>1997</strong>: 192.318;<br />

<strong>1998</strong>: 175.386 Besuche) frequentiert.


226 Berichte<br />

SCHLÖSSERDIREKTION<br />

Die Schlösserdirektion gliedert sich in die Zuständigkeitsbereiche Architektur<br />

und Denkmalpflege, Kunstsammlungen (Gemälde, Skulpturen, Angewandte Kunst und<br />

Graphische Sammlungen / Plankammer), Depot, Bibliothek und Fotoarchiv. Weiterhin unterstehen<br />

sämtliche Schloßbereiche der Verantwortung der Schlösserdirektion.<br />

Ihre zentralen Aufgaben bilden die Gewährleistung der ganz- und halbjährigen Öffnung<br />

der Museumsschlösser, die kontinuierliche wissenschaftliche Betreuung des Kunstbesitzes<br />

und die Wahrnehmung denkmalpflegerischer Verantwortung für die historischen Gebäude<br />

der Stiftung.<br />

Darüber hinaus gibt es zahlreiche Einzelaufgaben, die sich aus dem fachwissenschaftlichen<br />

Profil der Stiftung ergeben. Hierzu gehören unter anderem die Publizierung des Kunstbesitzes<br />

in Form von Bestandskatalogen, die Erarbeitung von Verlustkatalogen, die einen<br />

Überblick über die Kriegs- und Nachkriegsverluste der Stiftung ermöglichen, die Redaktion<br />

wissenschaftlicher Publikationen, die Konzeption und Durchführung von Sonderausstellungen,<br />

die Bearbeitung von Leihgesuchen und -vorgängen sowie die Betreuung von stiftungsfremden<br />

Nutzern der Sammlungen.<br />

Im Bereich der Gemälde konnte zum 1. Juli <strong>1998</strong> die drei Jahre vakante Stelle des zweiten<br />

Sammlungskustos besetzt werden. Dadurch wurde eine Neugliederung der Zuständigkeitsbereiche<br />

– Sammlung deutscher und niederländischer Gemälde einerseits (Kustos: Gerd<br />

Bartoschek) und französischer und italienischer Gemälde andererseits (Kustos: Dr. Christoph<br />

Martin Vogtherr) – möglich. Im Bereich der Angewandten Kunst beendete Museumsdirektor<br />

Prof. Dr. Winfried Baer zum 1. November <strong>1998</strong> seine langjährige erfolgreiche Kustodentätigkeit.<br />

Architektur und Denkmalpflege<br />

Zu den Schwerpunkten der Stiftungsarbeit gehörte auch in den beiden Berichtsjahren die<br />

Weiterführung von Bau- und Restaurierungsmaßnahmen an und in den Schlössern. Diese<br />

wurden durch Forschungen zur Bau- und Nutzungsgeschichte der betreffenden Objekte und<br />

die Erarbeitung denkmalpflegerischer Vorgaben und Zielstellungen vorbereitet und in ihrer<br />

Ausführung betreut. Die wichtigsten Maßnahmen in den Jahren <strong>1997</strong> und <strong>1998</strong> sind im folgenden<br />

zusammengefaßt.<br />

<strong>1997</strong><br />

Schloß Charlottenburg und Nebengebäude: Schloß: Denkmalpflegerische Betreuung und<br />

Begleitung der umfassenden Sanierung der Balustrade und der Postamente der Gartenseite<br />

des Schlosses, des Neuputzes und der Ergänzung der Gesimse im Kapellenhof, der Reparatur<br />

des Daches in den Kehlzonen des südlichen Bereiches des östlichen Kavalierflügels.<br />

Denkmalpflegerische Begleitung der Fensterreparaturen in den Dohnaschen Räumen, des


Schlösserdirektion<br />

227<br />

Anstrichs des Schreibkabi<strong>net</strong>ts der Königin Sophie Charlotte und des Pantoffelraumes, des<br />

Ausbaus der ehemaligen Hausmeistereiwerkstatt im östlichen Ehrenhofflügel zu einem<br />

Museumsshop sowie der Entfernung der alten Luftbefeuchtungsanlage bei der Kapelle und<br />

des Abputzes der Wände. Vorbereitung der Neuordnung der Feuermeldeanlage und der Ausstattung<br />

mit Feuermeldern. – Belvedere: Denkmalpflegerische Begleitung der Sicherung der<br />

Balkontüren und des Dachbodenbereichs sowie des Anstriches von Ausstellungsräumen. –<br />

Mausoleum: Denkmalpflegerische Begleitung der Dachreparatur. – Neuer Pavillon: Denkmalpflegerische<br />

Begleitung des Anstriches der Balkonunterseite und der Putzerneuerungen<br />

am Gesims.<br />

Schloß Grunewald und Nebengebäude: Schloß: Denkmalpflegerische Betreuung der Maßnahmen<br />

zur Rißüberwachung sowie der Reparatur und Instandsetzung der Sanitär-, Heizungs-,<br />

Elektro- und Nachrichtentechnik. – Jagdzeugmagazin: Vergabe eines Holzschutzgutachtens.<br />

Pfaueninsel: Schloß: Denkmalpflegerische Begleitung der Rekonstruktion aller Jalousien im<br />

Obergeschoß und der Reparatur der Fenster sowie der Reparatur und Instandsetzung der<br />

Sanitär-, Heizungs-, Elektro- und Nachrichtentechnik. – Gärtnerei: Gewächshäuser 1–6:<br />

Denkmalpflegerische Betreuung der Klempnerarbeiten an den Gewächshäusern und der<br />

Erneuerung der Stellagen in den Gewächshäusern und verschiedener Reparaturarbeiten an<br />

den Häusern. – Rinderstall: Denkmalpflegerische Begleitung der Asphaltierung des Fußbodens.<br />

– Winterhaus für fremde Vögel: Denkmalpflegerische Betreuung der Reparatur des<br />

Reetdaches.<br />

Schloß und Park Glienicke: Schloß: Denkmalpflegerische Vorbereitung und Begleitung der<br />

Maßnahmen zur Instandsetzung der Wohnung des Hofgärtnerhauses, der Heizung im Schloß<br />

sowie zur Reparatur und Instandsetzung der Sanitär-, Heizungs-, Elektro- und Nachrichtentechnik.<br />

– Park: Denkmalpflegerische Begleitung der Erneuerung der Wegebeleuchtung.<br />

– Wagenremise: Denkmalpflegerische Begleitung der Reparatur der Aufzüge. – Orangerie:<br />

Denkmalpflegerische Betreuung der Maurerarbeiten für die Heizung. – Stibadium: Denkmalpflegerische<br />

Betreuung der Schließung der Mosaikausbrüche des Brunnens.<br />

Park Sanssouci: Schloß Sanssouci: Denkmalpflegerische Betreuung der restauratorischen<br />

Untersuchung sowie der Schwammsanierung im Wand- und Fußbodenbereich des Fredersdorffzimmers.<br />

– Gartendirektionshaus: Quellenforschung zur Bau- und Nutzungsgeschichte.<br />

Denkmalpflegerische Vorgaben für die restauratorische Wiederherstellung von zwei historischen<br />

Raumfassungen im östlichen Flügel. – Kastellanhaus Sanssouci: Erarbeitung der<br />

denkmalpflegerischen Zielstellung für die Restaurierung der historischen Wohnräume der<br />

Kastellane von Sanssouci im Erdgeschoß. – Neptungrotte: Quellenforschung zur Bau- und<br />

Nutzungsgeschichte. Denkmalpflegerische Betreuung der Bauwerksicherung und restauratorischen<br />

Schadensdokumentation. – Neue Kammern: Denkmalpflegerische Vorgabe für


228 Berichte<br />

die Rekonstruktion eines verlorenen Zaunfelds am Sizilianischen Garten. – Ensemble Friedenskirche:<br />

Friedenskirche: Denkmalpflegerische Vorbereitung der Restaurierung der Marmorinkrustationen<br />

im Fußboden der Ostapsis. Königin-Elisabeth-Haus (Villa Tieck): Quellenforschung<br />

zur Bau- und Nutzungsgeschichte und denkmalpflegerische Vorgaben für die<br />

geplanten Instandsetzungs- und Restaurierungsarbeiten. – Ehemalige Nutzgartenquartiere:<br />

Ehemaliges Obsttreibhaus der Melonerie: Denkmalpflegerische Betreuung der Instandsetzung<br />

des Dachstuhls. – Mühlenbergensemble: Mühlenhaus: Quellenforschung zur Bau- und<br />

Nutzungsgeschichte. Denkmalpflegerische Begleitung der restauratorischen Befundung in<br />

den Osträumen der ehemaligen Wohnung des Ministers von Stollberg-Wernigerode und Wiederherstellung<br />

der Farbfassung in der Südloggia. – Neues Palais: Mitarbeit an der Erarbeitung<br />

einer umfassenden Datenbank zur Bau- und Restaurierungsgeschichte des Neuen Palais.<br />

Raumweise Vorbereitung der Haushaltsunterlagen zur Restaurierung des Gebäudeinneren.<br />

Denkmalpflegerische Betreuung der Erneuerung der Schließanlage sowie der Arbeiten zur<br />

Brandsicherung des Bühnenraums im Schloßtheater. Denkmalpflegerische Vorgaben für die<br />

Instandsetzung der Fenster im Theaterflügel. Quellenforschung zur Bau- und Nutzungsgeschichte<br />

der Marquis-d’Argens-Wohnung im Erdgeschoß des Theaterflügels. Denkmalpflegerische<br />

Betreuung der restauratorischen Untersuchung in fünf Räumen der Marquis-d’Argens-<br />

Wohnung sowie der Wiederherstellung von drei Parkettfußböden. Denkmalpflegerische<br />

Betreuung der restauratorischen Untersuchung der Plankammerräume im Mezzaningeschoß<br />

des Heinrichsflügels. – Klausberg: Drachenhaus: Quellenforschung zur Bau- und Nutzungsgeschichte.<br />

Denkmalpflegerische Vorgaben für die Restaurierung der Fassade. – Schloß Lindstedt:<br />

Denkmalpflegerische Vorgaben für die Schwammsanierung im Dach- und Deckenbereich.<br />

– Schloßensemble Charlottenhof: Römische Bäder: Denkmalpflegerische Vorgaben<br />

für die Putzausbesserungen an der Nord- und Westfassade des Gehilfenhauses. – Fasanerie:<br />

Denkmalpflegerische Betreuung der Dachinstandsetzung, der Neueindeckung mit gefalztem<br />

Zinkblech des südwestlichen Turmanbaus und der Südloggia.<br />

Neuer Garten: Marmorpalais: Quellenforschung zur Bau- und Nutzungsgeschichte zur Erarbeitung<br />

einer denkmalpflegerischen und schloßmusealen Konzeption für Nordflügel und<br />

Obergeschoß. Denkmalpflegerische Betreuung der Fertigstellung des Südflügels und der Erdgeschoßräume<br />

(Abb. 1). – Gotische Bibliothek: Betreuung des Wiederaufbaus. – Meierei: Vorbereitung<br />

der Sicherung. – Parkgärtnerei: Recherchen zur Baugeschichte. – Wohngebäude:<br />

Erarbeitung einer Konzeption zum denkmalpflegerischen Umgang mit den Wohngebäuden<br />

der Stiftung.<br />

Pfingstberg: Belvedere: Denkmalpflegerische Vorbereitung und Betreuung des Rück- und<br />

Wiederaufbaus der Nordwand am Belvedere. – Villa Quandt: Betreuung der Sicherungsmaßnahmen.<br />

Park und Schloß Babelsberg: Schloß: Quellenforschung zur Bau- und Nutzungsgeschichte<br />

zur Erarbeitung einer denkmalpflegerischen und schloßmusealen Konzeption. Denkmalpfle-


Schlösserdirektion<br />

229<br />

Abb. 1 Potsdam, Marmorpalais, Weißlackierte Kammer<br />

(Parolekammer) während der Restaurierungsarbeiten,<br />

Aufnahme von <strong>1997</strong><br />

Foto: <strong>SPSG</strong><br />

gerische Betreuung der Sicherungsmaßnahmen. – Maschinenhaus: Betreuung der Wiederherstellung<br />

und ausrüstungsfähigen Fertigstellung der Maschinenhalle. – Matrosenhaus:<br />

Betreuung der grundlegenden Instandsetzungsmaßnahmen an Dach und Fassade.<br />

Schloß Sacrow: Quellenforschung zur Bau- und Nutzungsgeschichte des Schlosses sowie der<br />

Neben- und Parkgebäude in Sacrow zur Erarbeitung der denkmalpflegerischen Konzeption.<br />

Denkmalpflegerische Betreuung der Wiederherstellung der Nebengebäude.<br />

Schloß Rheinsberg: Schloß: Fortsetzung der Quellenforschung zur Bau- und Nutzungsgeschichte<br />

der Schloßanlage Rheinsberg. Überarbeitung und Weiterentwicklung der Ausstattungskonzeption.<br />

Denkmalpflegerische Begleitung bei den Planungen zur Stabilisierung des<br />

Südpavillons und den fortgesetzten Arbeiten an der Fassade. Begleitung der weitergeführten


230 Berichte<br />

Restaurierungsarbeiten in der Langen Kammer. – Kavalierhauskomplex: Denkmalpflegerische<br />

Vorbereitung und Betreuung des Neubaus eines Künstlerhauses am Kavalierhaus. Planungsbegleitung<br />

für die Restaurierung (außen) bzw. Neugestaltung (innen) des ehemaligen Schloßtheaters.<br />

– Marstall und Gärtnereikomplex: Weiterführung der Bearbeitung und Betreuung<br />

des Marstallprojekts und der Baumaßnahmen am Gärtnereikomplex. – Park: Begleitung weiterer<br />

Vorbereitungsmaßnahmen zur Wiederherstellung der Grabpyramide.<br />

Schloß Königs Wusterhausen: Kunsthistorische und denkmalpflegerische Vorgaben und<br />

Betreuung der laufenden Bau- und Restaurierungsmaßnahmen, unter anderem Innenraumkonzeptionen<br />

für die Wiederherstellung der Wandflächen, Fußböden, Türen und Fenster.<br />

Fortsetzung der Quellenerschließung zur Bau- und Nutzungsgeschichte. Überarbeitung und<br />

Weiterentwicklung der Ausstattungskonzeption.<br />

Schloß Caputh: Kunsthistorische und denkmalpflegerische Vorgaben und Begleitung der laufenden<br />

Bau- und Restaurierungsarbeiten, unter anderem Farbfassungskonzeption für die Fassade,<br />

Restaurierung der Innenräume. Fortsetzung der Quellenforschung zur Bau- und Nutzungsgeschichte.<br />

Überarbeitung und Weiterentwicklung der Ausstattungskonzeption.<br />

Schloß Oranienburg: Weitere denkmalpflegerische Mitarbeit an den Planungen und Begleitung<br />

der einsetzenden Bau- und Restaurierungsarbeiten. Fortsetzung der Quellenerschließung<br />

zur Bau- und Nutzungsgeschichte.<br />

<strong>1998</strong><br />

Schloß Charlottenburg und Nebengebäude: Schloß: Denkmalpflegerische Vorbereitung und<br />

Begleitung der umfassenden Sanierung des Mittelrisalites zur Gartenseite, der Dachbalustraden<br />

und Figurensockel, der Rekonstruktion der Decke über dem Ovalen Saal sowie der<br />

Erneuerung der dort befindlichen Decke. Planungen zum Sicherheitskonzept. Denkmalpflegerische<br />

Betreuung der Anstricharbeiten im Neuen Flügel (Pferdetreppe, Vorraum zur Kasse<br />

und Ausstellungsraum R. 228 im Obergeschoß) sowie der Neuordnung der Supraportengemälde<br />

in den Nischen der Südwand der Eichengalerie nach Johann Gottlieb Puhlmann. –<br />

Mausoleum: Denkmalpflegerische Begleitung der Neueindeckung des Daches über der Apsis.<br />

– Neuer Pavillon: Denkmalpflegerische Betreuung der Ergänzung und Erneuerung der Ziegelpflasterung<br />

des äußeren Umganges.<br />

Schloß Grunewald und Nebengebäude: Denkmalpflegerische Begleitung des Umbaus des<br />

Heizkessels der Warmluftheizung sowie der Instandsetzung des äußeren Palisadenzaunes. –<br />

Jagdzeugmagazin: Denkmalpflegerische Betreuung des Umbaus des Heizkessels der Warmluftheizung<br />

sowie der Reparaturarbeiten an den Dachkehlen.


Schlösserdirektion<br />

231<br />

Pfaueninsel: Schloß: Denkmalpflegerische Begleitung des Einbaus der Brandmeldeanlage<br />

und der Restaurierung der Parkettafeln im Obergeschoß. – Kastellanhaus: Denkmalpflegerische<br />

Vorbereitung der Putzarbeiten (Teilergänzung) sowie des Anstrichs und der Ergänzung<br />

der Schieferabdeckung. – Kavalierhaus: Denkmalpflegerische Betreuung des Innenanstrichs<br />

des Turmes und der Instandsetzung der Dienstwohnung. – Luisentempel: Denkmalpflegerische<br />

Vorbereitung der Putzergänzungen und Reparaturen. – Meierei: Denkmalpflegerische<br />

Begleitung der Putzsanierung und des Anstrichs. – Beelitzer Jagdschirm: Vergabe eines<br />

Holzschutzgutachtens.<br />

Schloß und Park Glienicke: Schloß: Denkmalpflegerische Begleitung der Instandsetzung und<br />

Reparatur der hölzernen Pergola im Schloßhof sowie der des Zauns an der Königsstraße.<br />

– Hofgärtner- und Dampfmaschinenhaus: Denkmalpflegerische Betreuung der Instandsetzungsarbeiten<br />

an den beiden Dienstwohnungen sowie der Instandsetzung aller Fensterläden.<br />

– Casino: Denkmalpflegerische Begleitung der Erneuerung des Schornsteins und diverser<br />

Putzarbeiten. – Große Neugierde und Löwenbrunnen: Denkmalpflegerische Betreuung der<br />

Ausbesserungsarbeiten.<br />

Schloßensemble Sanssouci: Schloß Sanssouci: Denkmalpflegerische Betreuung der Restaurierungsarbeiten<br />

im Konzertzimmer und am schwammgefährdeten Fußboden des Fredersdorffzimmers.<br />

Denkmalpflegerische Vorgaben für die Wiederherstellung der ursprünglichen<br />

Dielenböden und die Erneuerung der Raumfassungen im künftigen Verkaufs- und Kassenbereich<br />

in den nördlichen Erdgeschoßräumen des Damenflügels. – Kastellanhaus Sanssouci:<br />

Denkmalpflegerische Betreuung der Restaurierungsarbeiten an einer frühklassizistischen<br />

Raumfassung von 1789 in der historischen Wohnung der Kastellane von Sanssouci. – Neptungrotte:<br />

Denkmalpflegerische Betreuung der Sanierungsarbeiten am Dach. – Anlagen am<br />

Winzerberg: Triumphtor: Quellenforschung zur Bau- und Nutzungsgeschichte. Denkmalpflegerische<br />

Betreuung der Sicherungs- und Restaurierungsmaßnahmen. – Ensemble Friedenskirche:<br />

Friedenskirche: Denkmalpflegerische Betreuung der Sanierung des Dachstuhls<br />

auf dem Hauptschiff und der Wiederherstellung der ursprünglichen Zinkeindeckung mit Palmettenschmuck.<br />

Gemeindehaus Schopenhauerstraße: Denkmalpflegerische Betreuung der<br />

Schwammsanierung im Dach- und Deckenbereich. – Mühlenbergensemble: Marstall Sanssouci<br />

(Besucherzentrum): Denkmalpflegerische Vorgaben für die Instandsetzung von Dach-<br />

und Obergeschoß. – Orangerieschloß: Denkmalpflegerische Betreuung der Dachsanierung<br />

im hohen Feld der westlichen Pflanzenhalle. – Neues Palais: Wissenschaftliche Koordination<br />

der Arbeit an der Datei zur Bau- und Restaurierungsgeschichte des Neuen Palais. Erarbeitung<br />

von denkmalpflegerischen Einzelzielstellungen für alle Räume des Neuen Palais. Denkmalpflegerische<br />

Betreuung der Arbeit an den Haushaltsunterlagen zum gesamten Gebäudekomplex,<br />

der Restaurierung in der Marquis-d’Argens-Wohnung und der Modernisierung der<br />

Plankammerräume im Mezzaningeschoß des Heinrichflügels. – Schloßensemble Charlottenhof:<br />

Römische Bäder: Quellenstudium zur Bau- und Nutzungsgeschichte des Pavillons am<br />

See. Erarbeitung der denkmalpflegerischen Konzeption für die originalgetreue Wiederherstel-


232 Berichte<br />

lung der Schinkelschen Zinkeindeckung mit Antefixen und Giebelakroteren. Denkmalpflegerische<br />

Betreuung der Fundamentsicherung der Exedra im Monumentenhof. – Fasanerie:<br />

Denkmalpflegerische Betreuung der Dach- und Fassadeninstandsetzung sowie der Zinkrestaurierung<br />

am Turm.<br />

Neuer Garten: Marmorpalais: Fortsetzung der Quellenforschung zur Bau- und Nutzungsgeschichte<br />

zur Erarbeitung einer denkmalpflegerischen und schloßmusealen Konzeption<br />

für den Nordflügel und für das Obergeschoß. – Gotische Bibliothek: Denkmalpflegerische<br />

Betreuung der Fertigstellung des Gebäudes. Erarbeitung der ständigen Ausstellung in der<br />

Gotischen Bibliothek zur Baugeschichte und über weitere Parkgebäude im Neuen Garten. –<br />

Schloßpolierhaus: Vorbereitung und Betreuung der Generalinstandsetzung.<br />

Pfingstberg: Belvedere: Denkmalpflegerische Vorbereitung und Begleitung des Wiederaufbaus.<br />

– Villen: Quellenforschung zur Bau- und Nutzungsgeschichte der Villen an der Großen<br />

Weinmeisterstraße.<br />

Park und Schloß Babelsberg: Schloß: Fortsetzung der Quellenforschung zur Bau- und Nutzungsgeschichte.<br />

Denkmalpflegerische Begleitung der Sicherungsmaßnahmen und Vorbereitung<br />

der Generalinstandsetzung und Restaurierung. – Maschinenhaus: Betreuung der<br />

Ausbaumaßnahmen. – Mühlentor: Betreuung der Wiederherstellung von Teilen des Mühlentores.<br />

Schloß Sacrow: Denkmalpflegerische Betreuung der Wiederherstellung der Nebengebäude.<br />

Schloß Rheinsberg: Schloß: Fortsetzung der Quellenforschung zur Bau- und Nutzungsgeschichte<br />

der Schloßanlage Rheinsberg. Überarbeitung und Weiterentwicklung der Ausstattungskonzeption.<br />

Denkmalpflegerische Begleitung der konstruktiven Sicherung des Südpavillons<br />

am Schloß. Betreuung der Innenraumrestaurierung mit den Schwerpunkten: Lange<br />

Kammer, Schlafkammer und Chinesische Kammer. Erarbeitung einer Konzeption für die mittelfristigen<br />

Bau- und Restaurierungsarbeiten bis 2002. – Kavalierhauskomplex: Denkmalpflegerische<br />

Betreuung des Neubaus eines Künstlerhauses am Kavalierhaus sowie der Restaurierung<br />

(außen) bzw. Neugestaltung (innen) des ehemaligen Schloßtheaters. – Marstall:<br />

Weiterführende Bearbeitung und Betreuung des Marstallprojekts. – Park: Erstellung einer<br />

denkmalpflegerischen Konzeption für die Wiederherstellung der Grabpyramide und des<br />

Prunksarkophages.<br />

Schloß Königs Wusterhausen: Kunsthistorische und denkmalpflegerische Vorgaben und<br />

Betreuung der laufenden Bau- und Restaurierungsmaßnahmen, unter anderem Wiederherstellung<br />

der Fassaden mit Erneuerung der Turmspitze und Farbkonzeption. Erarbeitung eines<br />

Gestaltungskonzepts für das Sockelgeschoß (Kasse, Verkauf, WC, Ausstellungsräume) und


Schlösserdirektion<br />

233<br />

für das Tabakskollegium. Fortsetzung der Quellenerschließung zur Bau- und Nutzungsgeschichte.<br />

Überarbeitung und Weiterentwicklung der Ausstattungskonzeption.<br />

Schloß Caputh: Kunsthistorische und denkmalpflegerische Vorgaben und Begleitung der laufenden<br />

Bau- und Restaurierungsarbeiten, unter anderem Wiederherstellung und Ergänzung<br />

der sandsteinernen Freitreppe, Fortführung und Abschluss der Arbeiten in den ehemaligen<br />

Wohnräumen des Kurfürsten, im Festsaal und im Souterrain bis zur Teileröffnung am 26. September<br />

<strong>1998</strong>. Fortsetzung der Quellenforschung zur Bau- und Nutzungsgeschichte. Überarbeitung<br />

und Weiterentwicklung der Ausstattungskonzeption.<br />

Schloß Oranienburg: Weitere denkmalpflegerische Mitarbeit an den Planungen und Begleitung<br />

der fortgeführten Bau- und Restaurierungsarbeiten, unter anderem Wiederherstellung<br />

der Raumstrukturen im Corps de Logis und Gestaltungsdetails in der Porzellankammer<br />

(Türen, Fenster, Fußboden). Fortsetzung der Quellenerschließung zur Bau- und Nutzungsgeschichte.<br />

Sammlungen<br />

Neueinrichtungen: Mit den Bau- und Restaurierungsmaßnahmen an und in den Schlössern<br />

gingen wiederum umfängliche Vorhaben zur Neueinrichtung von Schloßräumen und Raumensembles<br />

einher, die einer langfristigen Vorbereitung seitens der Mitarbeiter der einzelnen<br />

Sammlungen und Bereiche und einer gut koordinierten Zusammenarbeit mit anderen Abteilungen<br />

bedurften. So konnten im Februar <strong>1997</strong> die Wohnräume Friedrich Wilhelms IV. im<br />

Schloß Charlottenburg eröff<strong>net</strong> werden. Durch die Wiedervereinigung der Schlösserverwaltungen<br />

in Potsdam und Berlin 1995 war es möglich geworden, eine Vielzahl von Kunstwerken<br />

aus dem Besitz Friedrich Wilhelms IV. und seiner Frau, Königin Elisabeth, aus Potsdam<br />

nach Berlin in das Schloß Charlottenburg zu überführen und, ergänzt durch Möbel aus verschiedenen<br />

Wohnungen des Königspaares, in deren privaten Wohnräumen auszustellen. Die<br />

300-Jahrfeier von Schloß Charlottenburg war Anlaß, mit der Restaurierung der durch immense<br />

öffentliche und protokollarische Nutzung in Mitleidenschaft gezogenen Eichengalerie zu<br />

beginnen, die im Mai <strong>1997</strong> abgeschlossen werden konnte. Im April des Jahres wurde die neu<br />

eingerichtete Pesne-Galerie im Neuen Palais eröff<strong>net</strong>. Im Kontext einer Ausstellung zum 200.<br />

Todestag Friedrich Wilhelms II. gelang es, inzwischen restaurierte Räume und Ausstattungsobjekte<br />

des Jahrzehnte zweckentfremdet genutzten Marmorpalais mit einer Teileröffnung<br />

des Schlosses im Juli <strong>1997</strong> wieder für die Besucher zugänglich zu machen. Ein weiterer<br />

Schritt bei der Umsetzung des anspruchsvollen Programms zum Schutz der durch die klimatischen<br />

Bedingungen in ihrer Substanz bedrohten Parkskulpturen wurde mit der Vollendung<br />

der Kopien nach den Büsten des Mohren- und des Oranierrondells im Park Sanssouci realisiert,<br />

die im April <strong>1998</strong> mit einer Einweihung der Rondelle feierlich begangen wurde. Einen<br />

Schwerpunkt der Arbeit in den Berichtsjahren stellte die denkmalpflegerische Begleitung und<br />

Betreuung der umfangreichen Wiederherstellungsmaßnahmen am Schloß Caputh, vor allem


234 Berichte<br />

der diffizilen Restaurierung seines kostbaren Fliesensaales dar. Die Teileröffnung des kurfürstlichen<br />

Schlosses konnte im September <strong>1998</strong> gefeiert werden (s. auch Chronik / Neueinrichtungen).<br />

Laufende Aufgaben: Neben den terminlich fixierten, die Kräfte zeitweilig stark bindenden<br />

Aufgaben im Kontext von Neueinrichtungen wurden laufende Aufgaben, wie Inventarisation,<br />

Dokumentation und Revision der Sammlungsbestände, in unterschiedlichem Umfang<br />

realisiert.<br />

Gemälde: Die Arbeit im Sammlungsbereich war wesentlich durch die Aufgaben im Kontext<br />

der Neueinrichtung von Schloßräumen und Raumensembles und die Unterstützung<br />

von Ausstellungsvorhaben geprägt. Einen Schwerpunkt der Tätigkeit bildete die Fortführung<br />

der computergestützten Erfassung der verlorenen Bestände. In Vorbereitung der Gesamt-<br />

Haushaltsunterlage für das Neue Palais wurden Inventar- und Aktenrecherchen vorgenommen<br />

und die für den Sammlungsbereich geplanten Maßnahmen zusammengestellt.<br />

Skulpturen: Neben der Unterstützung der im Berichtszeitraum durchgeführten Ausstellungen<br />

– besonders der aus einem gemeinsamen Forschungsprojekt des Bayerischen Landesamtes<br />

für Denkmalpflege und der Stiftung (Abteilung Restaurierung) resultierenden Ausstellung<br />

»Material und Möglichkeit. Zinkguß im 19. Jahrhundert in Potsdam« (<strong>1997</strong>), in der als Teilergebnis<br />

des von 1993 bis <strong>1998</strong> laufenden Projektes Aspekte der Konservierung und Restaurierung<br />

von Kunstobjekten aus diesem Material vorgestellt wurden – lag der Schwerpunkt<br />

der Arbeit auf der denkmalpflegerischen Zusammenarbeit mit der Restaurierungswerkstatt<br />

für Skulpturen der Stiftung. Mit seinen circa 400 Marmorwerken beherbergt der Park Sanssouci<br />

den größten Skulpturenbestand im Freien nördlich der Alpen, der in Folge der klimatischen<br />

Verhältnisse einen zum Teil konservatorisch problematischen Zustand aufweist und<br />

so umfangreiche Maßnahmen zur Konservierung und Restaurierung von Bildwerken oder<br />

auch zu deren Ersatz durch Kopien notwendig macht. So wurde im Berichtszeitraum unter<br />

anderem die Restaurierung des Skulpturenschmucks der Communs und des Musenrondells<br />

denkmalpflegerisch betreut. Ebenso wurde das Entstehen der Marmorkopie der Sitzstatue<br />

der »Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth« aus dem Freundschaftstempel (Abb. 2), der<br />

Kopien der Büsten des Mohren- und des Oranierrondells sowie der Kopie des »Knaben mit<br />

dem Vogelnest« für den Marlygarten denkmalpflegerisch begleitet. Für den bildhauerischen<br />

Schmuck im Park Babelsberg wurde <strong>1997</strong> eine denkmalpflegerische Zielstellung erarbeitet.<br />

Für die langfristige Verbesserung der Präsentation von aus konservatorischen Gründen im<br />

Depot aufbewahrten Bildwerken wurde im gleichen Jahr eine Konzeption für die Dauerausstellung<br />

jener des 19. Jahrhunderts im Marstall von Schloß Glienicke entwickelt. <strong>1998</strong> wurden<br />

unter anderem die Nachgüsse der Engelsstatuen von Ludwig Wichmann an der Friedenskirche<br />

und der Nachguß des Gipsabgusses des mittelalterlichen Tympanonreliefs der<br />

Klosterkirche von Alpirsbach für die weitere Restaurierung des Kugelfanges am Campanile<br />

der Friedenskirche vorbereitet. Im Kontext der Gesamt-Haushaltsunterlage für das Neue


Abb. 2 Johann David und Johann Lorenz<br />

Wilhelm Räntz: Sitzstatue der Markgräfin<br />

Wilhelmine von Bayreuth, 1771–1773,<br />

Mamor, <strong>SPSG</strong>, Skulpturenslg. Nr. 76, Original<br />

und begonnene Kopie (1994–<strong>1997</strong>,<br />

Mamor, <strong>SPSG</strong>, Skulpturenslg. Nr. 3885) im<br />

Atelier des Bildhauers<br />

Stefan Flade in Pretzsch.<br />

Foto: <strong>SPSG</strong><br />

Schlösserdirektion<br />

235<br />

Palais wurde das Konzept für die Aufstellung der Skulpturen entwickelt und abgestimmt.<br />

Für den Bestand des Schlosses fand eine Inventarisierung in allen Sammlungsbereichen statt.<br />

Gleichzeitig wurde eine Revision der Dauerleihgaben im Schloß Charlottenburg durchgeführt.<br />

<strong>1998</strong> wurde der Charlottenburger Inventarbestand nach einem neuen Konzept verändert.<br />

Im Bereich der Sammlungsverwaltung wurde <strong>1997</strong> eine Datenbank entwickelt, in die<br />

zunächst der Bestand des ehemaligen Hohenzollern-Museums aufgenommen wurde. Als<br />

Vorarbeit für den Verlustkatalog der Skulpturensammlung wurde die Übertragung der Informationen<br />

aus dem historischen Generalkatalog der Skulpturen in die Datenbank <strong>1998</strong> fortgeführt.<br />

Mit dem Aufbau einer Gesamtdokumentation für die Skulpturensammlung konnte<br />

<strong>1998</strong> eine wesentliche Verbesserung der Archivierung erreicht werden.<br />

Textil / Glas: Die Inventarisierung des Sammlungsbestandes wurde weitergeführt, mit<br />

Recherchen zur Glassammlung der Königin Sophie Charlotte wurde begonnen. Neben diesen<br />

Aufgaben konzentrierte sich die Arbeit einerseits auf die Betreuung von Ausstellungen – vor<br />

allem die Organisation und Durchführung der Ausstellung »Friedrich Wilhelm II. und die<br />

Künste. Preußens Weg zum Klassizismus« (<strong>1997</strong>), die Planung und Betreuung der textilen<br />

Ausstattung für die Exposition »Onder den Oranje Boom. Niederländische Kunst und Kultur<br />

im 17. und 18. Jahrhundert an deutschen Fürstenhöfen« (1999) und die Vorbereitung und


236 Berichte<br />

wissenschaftliche Bearbeitung der Ausstellung »Mit goldenem Faden – Stickereien für den<br />

preußischen Hof« (1999) – und andererseits auf die wissenschaftliche Zuarbeit und Betreuung<br />

von Restaurierungsmaßnahmen. Die wichtigsten dieser Maßnahmen sind im folgenden<br />

aufgelistet. Schloß Sanssouci: Erneuerung der Möbelbezüge und Rekonstruktion der Fensterdekoration<br />

im Konzertzimmer, Vorbereitung der Rekonstruktion der frühklassizistischen<br />

Alkoven- und Fensterdekorationen im Schlaf- und Arbeitszimmer und Anbringung der rekonstruierten<br />

Wandbespannung, Fensterdekoration und Möbelbezüge im Audienzzimmer. –<br />

Neues Palais: Inventar- und Aktenrecherche und Zusammenstellung der geplanten Maßnahmen<br />

für die Gesamt-Haushaltsunterlage. Weiterführung der Restaurierung und Rekonstruktion<br />

der Wandbespannung im Tressenzimmer, Konzeption für Möbel und Fensterdekorationen<br />

im Oberen Konzertzimmer und im Frühstückszimmer, Reinigung und Bespannung der<br />

Möbelgarnitur für das Tassenkopfzimmer. – Marmorpalais: Inventar- und Aktenrecherche<br />

und Zusammenstellung der geplanten Maßnahmen für die Haushaltsunterlage für den Nordflügel.<br />

Vorbereitung und Betreuung der Rekonstruktion des gelben und grünen Pekings für<br />

die Wandbespannung, Dekorationen und Möbel des Gelben Schreibkabi<strong>net</strong>ts und des Ankleidezimmers.<br />

Betreuung der Rekonstruktion der gewebten Rosenborte für das Gelbe Schreibkabi<strong>net</strong>t.<br />

Rekonstruktion der Wand- und Kuppelbespannung sowie der Sitzmöbel und deren<br />

Bezug für das Orientalische Kabi<strong>net</strong>t. Rekonstruktion der Wandbespannung, der Dekorationen<br />

und der Möbelbezüge für das Vorzimmer. – Schloß Babelsberg: Inventar- und Aktenrecherche<br />

und Zusammenstellung der geplanten Maßnahmen für die Haushaltsunterlage. –<br />

Schloß Rheinsberg: Erneuerung von Dekorationen in der Amalienwohnung, Unterbespannung<br />

und Vorbereitung der Rekonstruktion der Seidenbespannung in der Schlafkammer des<br />

Prinzen Heinrich. – Schloß Charlottenburg: Vorbereitung der Restaurierung der Tapisserien<br />

mit den »Taten des Großen Kurfürsten« für Schloß Oranienburg. Lichtschutz für die Gobelin-<br />

Räume im Erdgeschoß, Nordseite, und für die neu zu eröffnenden Räume Kleine Eichengalerie<br />

und Japanische Kammer. – Schloß Caputh: Betreuung der textilen Ausstattung der ersten<br />

eröff<strong>net</strong>en Räume.<br />

Graphische Sammlungen / Plankammer: Weiterführung der Inventarisierung des Bestandes,<br />

Verbesserung der Deponierung der Aquarellsammlung. Betreuung von rund 600 stiftungsfremden<br />

Nutzern und Bearbeitung von circa 400 Fotoaufträgen. <strong>1997</strong> Bereitstellung von<br />

141 Exponaten für die Ausstellung »Friedrich Wilhelm II. und die Künste. Preußens Weg zum<br />

Klassizismus«. <strong>1998</strong> Inventarisierung der Mappe Homburg. Computergestützte Erfassung der<br />

Verluste der Kunstblattsammlung und der Aquarellsammlung. Zuarbeit bei Fernsehaufnahmen.<br />

Bibliothek und Fotothek: Bibliothek: Laufende Inventarisierung aller neu erworbenen Bücher<br />

und Zeitschriften (<strong>1997</strong>: 380; <strong>1998</strong>: 424). Erarbeitung einer Bibliographie zu Schlössern und<br />

Gärten in Potsdam und Umgebung in Zusammenarbeit mit der Stadt- und Landesbibliothek<br />

Potsdam (circa 3000 Titel). – Fotothek Potsdam: Bearbeitung der Fotoaufträge. Fortführung<br />

der Aufarbeitung der Fotobestände (Gesamtbestand circa 25.000 Negative). – Fotothek Char-


Schlösserdirektion<br />

237<br />

lottenburg: Betreuung von stiftungsfremden Nutzern, Bearbeitung von 260 Fotoaufträgen<br />

und 170 Fotoausleihen. Aufarbeitung der Fotobestände (Gesamtbestand circa 15.000 Negative<br />

und 20.000 Abzüge).<br />

In zahlreichen Spezialführungen sowie Vorträgen im In- und Ausland haben Mitarbeiter die<br />

künstlerische und geschichtliche Bedeutung der Preußischen Schlösser in der Öffentlichkeit<br />

gewürdigt und für deren Erhaltung geworben.<br />

Leihvorgänge: <strong>1997</strong> wurden 76 Leihanfragen für nationale und internationale Ausstellungen<br />

bearbeitet. Davon wurden 49 Leihverträge mit 195 Leihgaben realisiert. 15 Leihverträge wurden<br />

für das Folgejahr vorbereitet. <strong>1998</strong> erhöhte sich die Zahl der zu bearbeitenden Leihanfragen<br />

auf 93, die der angefragten Kunstwerke auf 308. Für Ausstellungen der Stiftung wurden<br />

<strong>1998</strong> von insgesamt 46 nationalen und internationalen Leihgebern 324 Kunstwerke entliehen<br />

(s. auch Chronik / Leihgaben).<br />

Ausstellungen<br />

Im Zentrum der wissenschaftlichen Aufgaben der Schlösserdirektion stand <strong>1997</strong> die Konzeption<br />

und Durchführung der anläßlich des 200. Todestages Friedrich Wilhelms II. gezeigten<br />

Ausstellung »Friedrich Wilhelm II. und die Künste. Preußens Weg zum Klassizismus«, die<br />

am 19. Juli <strong>1997</strong> feierlich im Marmorpalais im Neuen Garten eröff<strong>net</strong> wurde. Der Katalog<br />

stellt die bisher unzureichend gewürdigte Epoche des Nachfolgers Friedrichs II. kunst- und<br />

kulturgeschichtlich erstmals in angemessenem Umfang vor. Weitere Schwerpunkte waren<br />

die Vorbereitung der Ausstellungen »Vom Schönen und Nützlichen« (<strong>1998</strong>) im Schloß Paretz<br />

anläßlich des 250. Geburtstages von David Gilly, die mit Plänen, Zeichnungen und Modellen<br />

Einblick in das Werk des Architekten gab, und »Gold und Silber für den König – Johann<br />

George Hossauer (1794–1874)« (<strong>1998</strong>), die mit über einhundert Exponaten aus europäischen<br />

Museen, öffentlichen und privaten Sammlungen und dem internationalen Kunsthandel das<br />

Schaffen dieses in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts führenden Berliner Goldschmieds<br />

würdigte. Zu beiden Ausstellungen erschien ein Katalog. Daneben wurden Vorarbeiten für<br />

Ausstellungen der Folgejahre ausgeführt, so die Konzeption, Realisierung und Katalogbearbeitung<br />

der Expositionen »Onder den Oranje Boom. Niederländische Kunst und Kultur im 17.<br />

und 18. Jahrhundert an deutschen Fürstenhöfen« (1999, Schloß Oranienburg), »›zum Maler<br />

und großen Architekten geboren …‹ – Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff (1699–1753)«<br />

(1999, Schloß Charlottenburg), »Mit goldenem Faden – Stickereien für den preußischen<br />

Hof« (1999, Orangerieschloß im Park Sanssouci) und »Sophie Charlotte und ihr Schloß. Ein<br />

Musenhof des Barock in Brandenburg-Preußen.« (1999–2000, Schloß Charlottenburg).


238 Berichte<br />

Neuerwerbungen<br />

<strong>1997</strong><br />

Gemälde und Rahmen: Matthäus Terwesten, Urteil des Paris, Öl auf Leinwand, H. 39 cm,<br />

B. 48 cm, GK I 30398 (erworben mit Mitteln der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin).<br />

– Matthäus Terwesten, Bacchus und Ariadne, Öl auf Leinwand, H. 39 cm, B. 48 cm, GK I<br />

30399 (erworben mit Mitteln der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin). – Wilhelm Alexander<br />

Meyerheim, Hubertusjagd im Grunewald mit Wilhelm I. und Prinz Karl, 1865, Öl auf<br />

Leinwand, H. 68,5 cm, B. 97 cm, GK I 30400 (erworben mit Mitteln der Stiftung Deutsche<br />

Klassenlotterie Berlin). – Friedrich Reclam, Landschaft mit ruhender Nymphe, Öl auf Leinwand,<br />

H. 37 cm, B. 47 cm, GK I 50990. – Unbekannter Künstler, Freiherr von Seckendorff,<br />

Öl auf Leinwand, H. 59,5 cm, B. 44,3 cm, GK 50991. – Karl Wilhelm Pohlke, Blick vom<br />

Neuen Garten nach Glienicke, Öl auf Leinwand, H. 54, B. 81,5 cm, GK I 50992. – Ottmar<br />

Elliger d. Ä., Johannisbeeren und Kirschen, Öl auf Leinwand, H. 34 cm, B. 22,3 cm, GK III<br />

50993 (2249) (Rückerwerbung). – Wilhelm I., KPM Berlin, Porzellan, Aufglasurmalerei,<br />

GK I 50994. – Gemälderahmen, Holz, geschnitzt und vergoldet, Frankreich, 18. Jahrhundert,<br />

GK I 50995 (erworben für: Eustache Lesueur, Christus heilt einen Blinden, Öl auf Holz,<br />

H. 49 cm, B. 64,5 cm, GK I 7669, Bildergalerie im Park Sanssouci). – Gemälderahmen, Holz,<br />

Profilleiste mit geschnitzten Eckverzierungen, vergoldet, Berlin/Potsdam, Mitte 18. Jahrhundert,<br />

GK I 50996 (erworben für: Antoine Pesne, Herr im Hausrock, Öl auf Leinwand,<br />

H. 114,5 cm, B. 99 cm, GK I 5656, Schloß Sanssouci). – Rahmen, Holz, geschnitzt und vergoldet,<br />

Deutschland, Ende 17. Jahrhundert, GK I 50997 (erworben für historischen Spiegel,<br />

Schloß Caputh). – Gemälderahmen, Holz, geschnitzt und vergoldet, Italien, 17. Jahrhundert,<br />

GK 50998 (erworben für: Tizian [Kopie], Selbstbildnis, Öl auf Leinwand, H. 39 cm, B. 31 cm,<br />

GK I 7711, Bildergalerie im Park Sanssouci. – Gemälderahmen, Holz, geschnitzt und vergoldet,<br />

Frankreich, 2. Hälfte 18. Jahrhundert, GK I 50999 (erworben für: Unbekannter Künstler<br />

[Italien, 16. Jahrhundert], Kopf des Christusknaben, Öl auf Leinwand/Holz, Dm. 22 cm, GK I<br />

1614, Bildergalerie im Park Sanssouci).<br />

Skulpturen: Christian Keil, Bildnisbüste Kaiser Wilhelms I., Galvanoplastik, sign. und dat.:<br />

C. KEIL. FEC. EMS 1869., H. 72 cm, Skulpturenslg. Nr. 3689. – Friedrich Elias Meyer, Bildnisbüste<br />

König Friedrichs II., KPM Berlin, Biskuitporzellan, H. 33 cm, Skulpturenslg. Nr. 3693.<br />

– Johann Gottfried Schadow, Bildnisbüste der Königin Luise, 1811, Marmor, H. 71 cm, Skulpturenslg.<br />

Nr. 3694 (erworben mit Mitteln der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin).<br />

Porzellan: Deckelvase mit seladongrünem Fond und bunten Landschaften, Meißen, um 1735,<br />

Schwertermarke, Porzellan, Aufglasurmalerei und Vergoldung, H. 35 cm, Inv. Nr. XII-3085.<br />

Textil / Glas: Deckelpokal mit Bildnis Friedrich Wilhelms I., Potsdam, um 1720–1730, farbloses<br />

Glas, teilweise vergoldet, geschliffen und geschnitten, H. 28 cm, Dm. 10,3 cm, Inv.<br />

Nr. XIII-716 (Rückerwerbung; ehem. Schloß Babelsberg, Speisesaal).


Schlösserdirektion<br />

239<br />

Möbel: Hölzernes Bidet mit Keramikeinsatz, auf vier Beinen, mit Rückenlehne und Klappdeckel,<br />

Anfang 19. Jahrhundert (Einsatz später), Fichte (Korpus), Birke (Furnier), Ahorn (Leisten),<br />

Keramik, Villeroy & Boch (Einsatz), H. 73 cm, B. 31 cm, T. 48,5 cm, Inv. Nr. IV-2060<br />

(Rückerwerbung; ehem. Neues Palais). – Sekretär, Schrankteil auf hochbeinigem, tischartigen<br />

Gestell, Beschläge in Formen des 3. Rokoko, Berlin, Werkstatt Joseph Emanuel oder<br />

Julius Zwiener, um 1895, Königspalisander und andere Hölzer (Korpus), Bronze, vergoldet<br />

(Beschläge), H. 136,5 cm, B. 66 cm, T. 35,6 cm, Inv. Nr. IV-2078 (Rückerwerbung; ehem.<br />

Neues Palais). – Servier- oder Buffettischchen (»Stummer Diener«), Beine, Zarge sowie Aufsatz<br />

geschweift, Beschläge im Stil des 3. Rokoko, Berlin, Werkstatt Joseph Emanuel oder Julius<br />

Zwiener, um 1895, Palisander, Amaranth und andere Hölzer (Korpus), Bronze, vergoldet<br />

(Beschläge), H. 85,1 cm, B. 91,2 cm, T. 61,6 cm, Inv. Nr. IV-2079 (Rückerwerbung; ehem.<br />

Neues Palais).<br />

Graphische Sammlungen / Plankammer: Unbekannter Künstler, Schloß Charlottenhof,<br />

Schreibkabi<strong>net</strong>t der Kronprinzessin, Gouache, H. 17 cm, B. 21,9 cm, original montiert, bez.:<br />

Von Elise in Ischl Sommer 1846, Zugangskat. Nr. 5640. – Konvolut aus dem Nachlaß des<br />

Obergärtners Max Heinrich Erdmann Hoppe, Personenstandsurkunden und Fotos, darunter<br />

5 Ansichten aus dem Neuen Garten von Otto Hasselkampf, Potsdam, 1905, Zugangskat. Nrn.<br />

5642 bis 5652. – Unbekannter Künstler, Hegemeisterwohnung im Wildpark bei Potsdam,<br />

1845, Holzstich, ca. H. 8,4 cm, B. 21,4 cm, aus: Illustrierte Zeitung, Leipzig, 4, 1845,<br />

S. 296, Zugangskat. Nr. 5653 (Schenkung Christian Ebner von Eschenbach, Berlin). – Georg<br />

Wenzeslaus von Knobelsdorff, Ansicht eines Gartens, um 1740/1742, Bleistift, H. 35,4 cm,<br />

B. 23,1 cm, Zugangskat. Nr. 5683. – Johann Gottlob Schumann nach Friedrich Gilly, Schloß<br />

Steinhöfel von der Gartenseite, um 1799, Aquatinta, Wasserfarben, H. 35 cm, B. 48 cm,<br />

Zugangskat. Nr. 5684 (Schenkung Wilhelm Soldan, Berlin). – Johann Gottlob Schumann<br />

nach Friedrich Gilly, Einfahrt zum Landsitz Steinhöfel, um 1799, Aquatinta, Wasserfarben,<br />

H. 35,4 cm, B. 48 cm, Zugangskat. Nr. 5685 (Schenkung Wilhelm Soldan, Berlin). – »Potsdam,<br />

Stadtschloß Situationsplan mit Gartenanlagen / Copie nach einem Original Entwurf<br />

von de Bodt«, altes Foto des verschollenen Planes, H. 24,5 cm, B. 36,5 cm, Zugangskat.<br />

Nr. 5689 (Schenkung Gerhard Roder, Berlin). – Unbekannter Künstler, Burg Fürstenstein,<br />

Radierung, koloriert, hrsg. v. E. Knippel, Schmiedeberg, H. 7,5 cm, B. 10,8 cm, Zugangskat.<br />

Nr. 5690 (Schenkung Christian Ebner von Eschenbach, Berlin). – Eduard Gärtner und Julius<br />

Schoppe nach Karl Friedrich Schinkel, Beschreibung des Festes »Zauber der weißen<br />

Rose«, 1829, Heft mit Beschreibung und Lithographien, H. 34,6 cm, B. 49,7 cm, Zugangskat.<br />

Nr. 5692 (1–34).<br />

Sammlung der Kupferstichbände und historischen Bücher: Anton Friedrich Büsching,<br />

Beschreibung seiner Reise von Berlin über Potsdam nach Rekahn unweit Brandenburg, welche<br />

er vom 3.–8. Junius 1775 gethan hat, Frankfurt und Leipzig 1780, mit Landkarten und<br />

Kupferstichen, Zugangskat. Nr. 5641.


240 Berichte<br />

<strong>1998</strong><br />

Gemälde und Rahmen: Antoine Pesne, Marchese Paolo Corbelli, 1709, Öl auf Leinwand,<br />

H. 304,3 cm, B. 231,5 cm, GK 51001 (erworben mit Mitteln der Kulturstiftung der Länder,<br />

des Siemens-Kunstfonds, der Freunde der Preußischen Schlösser und Gärten e.V. und Eigenmitteln).<br />

– Klara Oenicke, Friedrich der Große nach der Schlacht bei Kolin, 1847, Öl auf<br />

Leinwand, H. 21 cm, B. 18,5 cm, GK 51002. – Unbekannter Künstler [Deutschland, 17. Jahrhundert],<br />

Bogislaw von Radziwill, Öl auf Papier/Leinwand, H. 82 cm, B. 60,5 cm, GK I<br />

51007. – Edward Francis Cunningham, Friedrich der Große, Öl auf Leinwand, GK I 51008. –<br />

Wilhelm Barth, Berliner Tor in Potsdam, Öl auf Leinwand, H. 79 cm, B. 68 cm, GK I 51009.<br />

– Antoine Pesne, Johanna Charlotte von Brandenburg-Schwedt, Öl auf Leinwand, H. 79 cm,<br />

B. 64 cm, GK I 51012 (erworben mit Mitteln der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin).<br />

– Oskar Begas, Friedrich der Große in der Schloßkapelle von Charlottenburg, 1863, Öl auf<br />

Leinwand, H. 200 cm, B. 135,5 cm, GK I 51014 (Schenkung von Erik Baron von Loudon, Wardenburg<br />

Tungeln). – Karl Rechlin, Preußische Kavallerie, 1839, Öl auf Leinwand, H. 45,7 cm,<br />

B. 60,7 cm, GK I 51015 (erworben mit Spendenmitteln). – Karl Rechlin, Preußische Gardedragoner<br />

und Gardekürassiere im Lager, 1835, Öl auf Leinwand, H. 59,3 cm, B. 77 cm,<br />

GK I 51016 (erworben mit Spendenmitteln). – Antoine Pesne, Friedrich der Große, Öl auf<br />

Leinwand, H. 78 cm, B. 62 cm, GK I 51018 (erworben mit Mitteln der Stiftung Deutsche<br />

Klassenlotterie Berlin). – Gemälderahmen, Holz, geschnitzt und vergoldet, Frankreich, um<br />

1700, GK I 51000 (erworben für: Gerard Wigmana, Susanna und die beiden Alten, Öl auf<br />

Holz, H. 74 cm, B. 56 cm, GK I 5551, Bildergalerie im Park Sanssouci). – Gemälderahmen,<br />

Holz, geschnitzt und vergoldet, Frankreich, Mitte 18. Jahrhundert, GK I 51003 (erworben<br />

für: Jean-Baptiste Pater, Gesellschaft an der Fontaine, Öl auf Leinwand, H. 131 cm, B. 195 cm,<br />

GK I 5633, Schloß Sanssouci). – Gemälderahmen, Holz, geschnitzt und vergoldet, Frankreich,<br />

2. Hälfte 18. Jahrhundert, GK I 51004 (erworben für: Pieter van der Werff, Beweinung<br />

Christi, Öl auf Leinwand, H. 66,7 cm, B. 54 cm, GK I 10008, Bildergalerie im Park Sanssouci).<br />

– Gemälderahmen, Holz, geschnitzt und vergoldet, Frankreich, um 1750, GK I 51005<br />

(erworben für: Antoine Watteau [Nachahmung], Gesellschaft im Freien, Öl auf Leinwand,<br />

H. 129 cm, B. 193 cm, GK I 1199, Schloß Charlottenburg). – Gemälderahmen, Holz, Profilleiste<br />

vergoldet, Frankreich, um 1800, GK I 51006 (erworben für: Unbekannter Künstler<br />

[17. Jahrhundert], Felsige Landschaft, Öl auf Leinwand, H. 40 cm, B. 28 cm, GK I 2161, Schloß<br />

Caputh). – Gemälderahmen, Holz, geschnitzt und vergoldet, Frankreich, Mitte 18. Jahrhundert,<br />

GK I 51010 (erworben für: Parmigianino [Kopie], Fünf Engelsköpfe, Öl auf Leinwand,<br />

H. 64 cm, B. 53 cm, GK I 2241, Bildergalerie im Park Sanssouci). – Gemälderahmen, Holz,<br />

geschnitzt und vergoldet, Frankreich, Mitte 17. Jahrhundert, GK I 51011 (erworben für: Beerstraeten<br />

[Art], Landschaft, Öl auf Leinwand, H. 26 cm, B. 33 cm, GK I 3147, Schloß Caputh).<br />

– Gemälderahmen, Holz, geschnitzt und vergoldet, Frankreich, 18. Jahrhundert, GK I 51013<br />

(erworben für: Jacques de Backer, Loth und seine Töchter, Öl auf Holz, H. 82,5 cm, B. 106 cm,<br />

GK I 10627, Bildergalerie im Park Sanssouci).


Schlösserdirektion<br />

241<br />

Skulpturen: Christian Daniel Rauch, Bildnisbüste Prinz Friedrich Wilhelm Ludwigs (Wilhelms<br />

I.) von Preußen, 1836, bez.: FRIDR. WILHELM LUDW. PR. V. PREUSSEN, sign. und<br />

dat.: C. RAUCH. FEC. 1836., Marmor, H. 64 cm, Skulpturenslg. Nr. 3647. – Gustav Bläser,<br />

Bildnisplakette Karl Friedrich Schinkels, Gips, terrakottafarben gefaßt, Dm. 36 cm, Skulpturenslg.<br />

Nr. 3900. – Christian Daniel Rauch, Bildnisbüste Generalfeldmarschall Graf Yorck von<br />

Wartenburgs, 1818, bez.: GRAF YORCK VON WARTENBURG, sign. und dat.: Chr. Rauch ad<br />

vivum 10. octb. 1818, Bronze, H. 64 cm, Sockel 14,5 cm (Leihgabe der Freunde der Preußischen<br />

Schlösser und Gärten e.V.)<br />

Porzellan: Vase mit Darstellung der Parzen nach einem Gemälde von Theodor van Thulden,<br />

KPM Berlin, 1803–1813, Szeptermarke, blaue Malereimarke, Porzellan, Aufglasurmalerei<br />

und Vergoldung, H. 33,5 cm, Inv. Nr. XII-3084. – Schatulle mit ornamentalen und heraldischen<br />

Motiven, Geschenk Kaiserin Augustas an Kaiser Wilhelm I. zum 85. Geburtstag, wohl<br />

KPM Berlin, 1882, Porzellan, Aufglasurmalerei und Vergoldung, Bronze, Seide, L. 32,5 cm,<br />

B. 26,5 cm, H. 18 cm. – Inv. Nr. XII-3086. – Vase, Modell »Urbinovase«, mit Darstellung<br />

zweier Fontänen des Parks Sanssouci, KPM Berlin, um 1860, Szepter- und Pfennigmarke,<br />

roter Reichsapfel über KPM, Porzellan, Aufglasurmalerei und Vergoldung, H. 48 cm, Inv.<br />

Nr. XII-3087. – Zwei Figuren, »Erde« und »Wasser«, nach Modellen von Johann Gottfried<br />

Schadow, KPM Berlin, um 1790, Szeptermarke, Bisquitporzellan, Inv. Nrn. XII-3089 und<br />

3090. – Figur, die »Architektur«, Modell von Wilhelm Christian Meyer, KPM Berlin, um<br />

1780, Szeptermarke, Porzellan, H. 37 cm, Inv. Nr. XII-3104. – 4 Figuren aus dem Dessertservice<br />

für Zarin Katharina II. von Rußland, »Minerva«, »Herkules«, »Mars«, »Bellona«, KPM<br />

Berlin, 1771/1772, Szeptermarken, Porzellan, H. 22–24 cm, Inv. Nrn. XII-3105 bis 3108. –<br />

Runde Schüssel aus dem Roten Vogelservice (Rothenburg-Service), KPM Berlin, um 1769,<br />

Szeptermarke, Porzellan, Dm. 35 cm, Inv. Nr. XII-3109. – Teller mit Ansicht des Marmorpalais,<br />

Manufaktur Friedrich Adolph Schumann, um 1870, grüne Adlermarke, Porzellan, Dm.<br />

25 cm, Inv. Nr. XII-3110. – Vase mit goldenen Henkeln, KPM Berlin, um 1855, Bisquitporzellan,<br />

Inv. Nr. XII-3111. – Zwei pokalförmige Vasen, KPM Berlin, um 1775, Szeptermarke,<br />

Porzellan, H. 34,5 cm, Inv. Nrn. XII-3112 und 3113.<br />

KPM-Porzellansammlung (Eigentum des Landes Berlin): Vase, Modell »Münchner Vase<br />

No. 3«, mit Blumenkränzen und Festons nach einem Entwurf von Gottfried Wilhelm Völcker,<br />

Geschenk Friedrich Wilhelms IV. an Großherzog Karl-Friedrich von Sachsen-Weimar, KPM<br />

Berlin, 1838, Szeptermarke, roter Reichsapfel über KPM, Porzellan, Aufglasurmalerei und<br />

Vergoldung, vergoldete Bronzemontierung, H. 80 cm, Inv. Nr. B 98/19 (erworben mit Mitteln<br />

der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin). – Tafelaufsatz nach einem Modell von<br />

Johann Gottfried Schadow mit einer Ansicht von Potsdam von Johann Eusebius Forst, KPM<br />

Berlin, um 1820, Szeptermarke, Porzellan, Aufglasurmalerei und Vergoldung, Kaltbemalung,<br />

H. 35 cm, Dm. 50 cm, Inv. Nr. B 98/20 (erworben mit Mitteln der Stiftung Deutsche Klassenlotterie<br />

Berlin). – Tafelaufsatz in Form von sieben kleinen Kindern auf Postament, eine<br />

Schale tragend, KPM Berlin, 1804, Szeptermarke, blaue Malereimarke, Porzellan mit Aufglasurmalerei<br />

und Vergoldung, Bisquitporzellan, H. 31,2 cm, Inv. Nr. B 98/21 (erworben


242 Berichte<br />

mit Mitteln der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin). – Tee- und Kaffeeservice, Modell<br />

»Glatt« mit Purpurschuppen und Blumen in Grün-camaïeu, Manufaktur Gotzkowsky und<br />

KPM Berlin, 1763, G und Szeptermarken, Porzellan, Aufglasurmalerei und Vergoldung, Inv.<br />

Nrn. B 98/1 bis 11 (erworben mit Mitteln der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin).<br />

Textil / Glas: Hofsticker R. Thiele (?), Musterentwurf für einen Thronbaldachin, Berlin, um<br />

1910–1915, gelb-goldener Samtbrokat, H. 91 cm, B. 57,5 cm (Schenkung Gertrud Hübner,<br />

Berlin), Inv. Nr. IX (1)-361. – Hofsticker R. Thiele (?), Musterentwurf für einen Thronbaldachin,<br />

Berlin, um 1910–1915, gelb-goldener Seidenbrokat, H. 88 cm, B. 55 cm, Inv. Nr. IX<br />

(1)-362 (Schenkung Gertrud Hübner, Berlin). – Galarock, Berlin, um 1900, Wolle (Tuch),<br />

besetzt mit Tressen aus Silbergespinst und Seide (Brokat), H. 101 cm, B. (Schultern) 51 cm,<br />

Inv. Nr. IX (5)-29.<br />

Metall: Johann George Hossauer, 2 flache Silberteller aus dem Tafelservice zur Hochzeit des<br />

Prinzen Wilhelm von Preußen mit Prinzessin Marie von Sachsen-Weimar am 11. Juni 1828,<br />

Berlin 1829, Silber, gedrückt, ziseliert, graviert, Dm. 26,4 cm, Inv. Nr. X 895 und 896 (Leihgabe<br />

der Freunde der Preußischen Schlösser und Gärten e.V.). – Johann George Hossauer,<br />

6 Weinuntersetzer für Prinz Carl von Preußen, Berlin, 1842–1847, Silber, getrieben, gegossen,<br />

graviert, H. 3,5 cm, Dm. 19,5 cm, Inv. Nr. X 898 bis 903 (erworben mit Mitteln der<br />

Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin). – Johann George Humbert, 6 Leuchter aus dem<br />

Besitz König Friedrich Wilhelms III., Berlin, 1819–1837, Silber, getrieben, gegossen, graviert,<br />

H. 21 cm, Inv. Nr. X 904 bis 909 (erworben mit Mitteln der Stiftung Deutsche Klassenlotterie<br />

Berlin). – Johann George Humbert, Girandole, Berlin, 1830/1840, Silber, getrieben, gegossen,<br />

graviert, H. 48 cm, Dm. 37 cm, Inv. Nr. X 910.<br />

Beleuchtungskörper: Kronleuchter in Korbform mit 6 Kerzen und aufwendig geschliffenem<br />

böhmischen Glasbehang, Frankreich, um 1750, Bronze, feuervergoldet (Gestell), Glas,<br />

geschliffen (Behang), H. 120 cm, Dm. 67 cm, Inv. Nr. VIII-781.<br />

Möbel: Kommode mit 4 Schüben, Berlin, um 1760, Kiefer (Korpus), Palisander (Furnier),<br />

Bronze, vergoldet (Beschläge), H. 70 cm, B. 200 cm, T. 90 cm, Inv. Nr. IV-2080. – Polsterstuhl<br />

mit in Kreide geschnittenen Ornamenten, Berlin, 1730–1740, Holz, Kreidegrund, Vergoldung,<br />

Polsterung mit Resten verschiedener Bezüge, IV-2081 (Rückerwerbung; ehem. Schloß Rheinsberg,<br />

Turmkabi<strong>net</strong>t). – Sekretär auf vier vierkantigen, sich nach unten verjüngenden Füßen,<br />

Korpus mit 2 Schubkästen, Schreibplatte (vor großem Mittelfach mit Tür, offenen Fächern<br />

und Schubkästen) und 2 verspiegelten, von Säulen flankierten Türen, Berlin, 1790–1800,<br />

Nadelholz (Korpus), Mahagoni und Eiche (Furnier), H. 185 cm, B. 106 cm, T. 47 cm,<br />

IV-2082.<br />

Graphische Sammlungen / Plankammer: Carlo Bossoli, Blick vom Ehrenhof des Schlosses<br />

Sanssouci auf den Ruinenberg, um 1850, Gouache, H. 41 cm, B. 25 cm, Zugangskat. Nr. 5697.


Schlösserdirektion<br />

243<br />

– Albert Geyer, Zeichnungen zum Neubau eines Stallgebäudes mit Kutscherwohnung und<br />

Schuppen für die Hofgärtnerei Sanssouci, 1916, Bleistift auf Transparentpapier, Zugangskat.<br />

Nrn. 5701 bis 5703. – Edmund Bohne, Zeichnungen einer Gewächshausanlage für die Hofgärtnerei<br />

Sanssouci, 1912, Bleistift auf Transparentpapier und lavierte Lichtpausen, Zugangskat.<br />

Nrn. 5704 bis 5708. – Albert Schwarz, Zuschüttung der Gräben beim Neuen Palais, der<br />

Teiche an der Fasanerie, Aufhöhung der Charlottenhofer Wiese, Entnahme des Erdreichs bei<br />

Eiche 1881, Fotografien, H. 20 cm, B. 26 cm, Zugangskat. Nrn. 5709 bis 5714. – Franz Skarbina,<br />

Neptungrotte im Park Sanssouci (Detail), Bleisift, H. 26,8 cm, B. 17,2 cm, Zugangskat.<br />

Nr. 5715. – Karl Würbs, Mausoleum in Charlottenburg, Tuschzeichnung, H. 12,5 cm,<br />

B. 18 cm, Zugangskat. Nr. 5716. – Julius Thäter nach Moritz von Schwindt, 7 Szenen aus<br />

dem Leben der Heiligen Elisabeth von Thüringen, Radierungen, ca. H. 24 cm, B. 20 cm,<br />

alt gerahmt, Zugangskat. Nrn. 5717 bis 5723. – Antoine Pesne, Porträt Herzog Adolf Friedrichs<br />

von Holstein-Gottorf, Rötel, Bleistift, H. 23,7 cm, B. 14,9 cm, Zugangskat. Nr. 5735.<br />

– Unbekannter Zeichner der Königlichen Gartendirektion Potsdam, Plan vom Neuen Garten<br />

in Potsdam, 1881, Feder in Schwarz, grün laviert, H. 68,4 cm, B. 96,2 cm, Zugangskat.<br />

Nr. 5736 (Schenkung Heinrich Hamann, Potsdam). – Friedrich Wilhelm Klose, Marmorpalais<br />

im Neuen Garten, Aquarell, H. 13,3 cm, B. 18,6 cm, Zugangskat. Nr. 5742. – Farbdrucke nach<br />

Wilhelm Beckmann, Schloß Paretz, Schlafzimmer und Gartensaal, H. 15,4 cm, B. 12,3 cm,<br />

Zugangskat. Nrn. 5744 und 5745 (Schenkung Klaus Miemitz, Potsdam).<br />

Sammlung der Kupferstichbände und historischen Bücher: Johann Georg Krünitz, Oeconomische<br />

Encyclopädie, oder Allgemeines System der Land- Haus- und Staats-Wirtschaft<br />

[…], erschienen in insgesamt 242 Bänden, Berlin 1773–1858, Teile 1, 14, 16, 28, 31, 33, 36,<br />

38 und 58 (2x) aus dem aus Georgien zurückgekehrten Bibliothekenbestand übernommen,<br />

Zugangskat. Nrn. 5724 bis 5734. – Philippo Laurentio Dionysio, Sacrum Vaticanae Basilicae<br />

Cryptarum Monumenta, Rom 1828, Ledereinband mit Goldprägungen, mit Kupferstichen,<br />

H. 38 cm, B. 27 cm, Zugangskat. Nr. 5737. – Andreas Riem, Über die Malerei der Alten,<br />

Berlin 1787, mit Kupferstichen, H. 26 cm, B. 21,5 cm, Zugangskat. Nr. 5738. – Watin, Der<br />

Staffirmaler, Leipzig 1774, H. 19,5 cm, B. 12,5 cm, Zugangskat. Nr. 5739. – Rudolf Wiegmann,<br />

Die Malerei der Alten in ihrer Anwendung u. Technik insbes. als Decorationsmalerei, Hannover<br />

1836, H. 18,5 cm, B. 11,5 cm, Zugangskat. Nr. 5740. – Photographische Aufnahmen von<br />

der Indien-Reise Seiner Kaiserlichen und königlichen Hoheit des Kronprinzen des Deutschen<br />

Reiches und von Preussen, 1910, gedruckt v. Hermann Bergmann, Berlin, verlegt v. Georg<br />

Stilke, Berlin, 52 Blatt mit 65 Fotos, z. T. in Farbe, H. 28,5 cm, Zugangskat. Nr. 5743.<br />

Weitere Erwerbungen tätigten die Freunde der Preußischen Schlösser und Gärten e. V. Diese<br />

Werke, die im Besitz des Vereins verbleiben, stehen der Stiftung für die Ausstattung der<br />

Schlösser zur Verfügung (s. Fördervereine / »Freunde«).


244 Berichte<br />

Gartendirektion<br />

Die Stiftung hatte im Berichtszeitraum insgesamt 679 ha Parkanlagen zu<br />

unterhalten. Diese Flächen gliedern sich folgendermaßen: Park Sanssouci (287 ha), Neuer<br />

Garten und Parkgelände Pfingstberg (118 ha), Park Babelsberg und Jagdschloß Stern (135 ha),<br />

Schloßgarten Rheinsberg (27 ha), Schloßgarten Caputh (5 ha), Park Sacrow (26 ha), Pfaueninsel<br />

(76 ha) und Park Königs Wusterhausen (5 ha). Der Pflegezustand der Gärten konnte<br />

trotz zusätzlicher Aufgaben – mehrere hundert Meter neu gepflanzte Hecken sind in diesem<br />

Jahr dazugekommen – erhalten werden. Die allmähliche gartengemäße Regeneration<br />

bislang vernachlässigter Flächen, wie Ruinenberg, Klausberg, Potentestück, Hopfenkruggelände,<br />

konnte mit Hilfe von ABM-Arbeitskräften begonnen werden.<br />

Im folgenden sind die wichtigsten gartendenkmalpflegerischen Arbeiten während des<br />

Berichtszeitraumes aufgeführt.<br />

<strong>1997</strong><br />

Park Sanssouci, Lustgarten: Im Parterre um die Große Fontäne sind die barocken Querwege<br />

auf einer Fläche von circa 1300 m² zwischen den ehemaligen Broderiestücken und den<br />

Außenkompartimenten rekonstruiert worden. Die später zu beseitigende Aufschüttung um<br />

das Fontänenbecken von circa 12 cm ist bei der höhenmäßigen Anbindung an die Hauptallee<br />

berücksichtigt worden. Mit der Maßnahme wird die 1936 begonnene Rückführung der<br />

Terrassen und des Parterres in die Form beendet, die einen überzeugenden ästhetischen und<br />

denkmalpflegerischen Kompromiß mit der Fontänenanlage Friedrich Wilhelms IV. darstellt.<br />

Park Sanssouci, Schloßterrassen: Die West- und Ostseite der oberen, circa 3000 m² großen<br />

Terrassenfläche auf der Rückseite von Schloß Sanssouci wurden auf der partiell reparierten<br />

Tragschicht mit einem lehmigen Sandfilm überzogen und mit gewaschenem Kies überdeckt.<br />

Dabei wurden die 10 cm breiten Sandsteinkanten um die Baumscheiben der 1983 gepflanzten<br />

Linden entfernt.<br />

Park Sanssouci, Potentestück: Wiederherstellung des Fahrweges vom Potentestück unterhalb<br />

der Parkoper und des Drachenhauses bis zum Weinberg mit Promenadengrand auf<br />

circa 300 m², mit zwei leicht unterschiedlichen Breiten östlich und westlich des Lennéschen<br />

Zugangsweges zum Drachenhaus. Der Kreuzungsbereich dieses Weges ist mit einer Regenrinne<br />

angepaßt.<br />

Park Sanssouci, Charlottenhof: Die Erneuerung des gesamten Drives und der Umgebungswege<br />

des Schlosses Charlottenhof konnte abgeschlossen werden.<br />

Allee nach Sanssouci 5: Die Zufahrtsflächen von circa 400 m² des Parkplatzes an der Generaldirektion<br />

wurden mit scharfkantiger wassergebundener Deckschicht befestigt, die circa


Gartendirektion<br />

245<br />

Abb. 1 Potsdam, Klausberg, Wiederherstellung des Fußweges westlich vom Belvedere auf dem<br />

Klausberg, Aufnahme vom Juli <strong>1997</strong><br />

Foto: <strong>SPSG</strong><br />

300 m² Pkw-Stellfläche nivelliert, damit das Regenwasser in die angrenzenden Vegetationsflächen<br />

und über einen Sickerschacht abfließen kann.<br />

Klausberg: Die seit 1993 betriebene Wiederherstellung des Wegesystem um das Belvedere<br />

auf dem Klausberg nach Lenné (Galerieweg zum Drachenhaus, Zufahrt zum Belvedere) und<br />

nach Potente (Platz um das Belvedere, westlicher Fußweg) fand ihren Abschluß. Die Flächen<br />

belaufen sich auf circa 1850 m². Die Wege und Platzflächen wurden ergraben und in ihrer<br />

Lage nach Befund mit einer stärkeren Tragschicht befestigt und mit Promenadengrand versehen.<br />

Größter Wert wurde in dem hängigen Gelände auf die höhengerechte Einbindung<br />

und elegante Führung der Wege gelegt. Zur Ableitung des Regen- und Oberflächenwassers<br />

sind eine Absturzrinne und fünf Querrinnen eingebaut worden. Sehr sorgfältig wurden die<br />

Randbereiche als Gehölz- und Rasenflächen modelliert (Abb. 1).<br />

Ruinenberg: Es erfolgte die Erneuerung des Panoramawegs von der Bornstedter Straße<br />

bis zur Serpentine und seiner Anschlüsse über die Sanssouci-Sicht hinweg. Als Voraussetzung<br />

für die weitere denkmalpflegerische Bearbeitung des Ruinenberges bis zur BUGA 2001<br />

wurde eine Neuvermessung des Gebietes verwirklicht. Der Panoramaweg von der Bornstedter<br />

Straße bis zur Serpentine mit Anschluß des Fundaments der Römischen Bank wurde<br />

wiederhergestellt.


246 Berichte<br />

Abb. 2 Potsdam, Neuer Garten, Wiederherstellung des Weges westlich der Gotischen Bibliothek,<br />

Aufnahme vom Juni <strong>1997</strong><br />

Foto: <strong>SPSG</strong><br />

Parkgärtnerei Sanssouci: Für die Bepflanzung der Parkanlagen wurden 86.000 Stück Frühjahrsblumen<br />

in 62 Arten und Sorten, 138.000 Stück Sommerblumen in 203 Arten und Sorten<br />

und 150 Stück Hochstämme herangezogen.<br />

Neuer Garten: Durch Ausbaggerung wurde die Wasserspiegelung der wiederhergestellten<br />

Gotischen Bibliothek einschließlich eines Teilstückes des 1890 zugeschütteten Kanals wiedergewonnen.<br />

Der Ehrenhof des Marmorpalais und die umgebenden Platzflächen wurden<br />

rechtzeitig zur Eröffnung des Hauses in eine gärtnerische Schmuckanlage verwandelt. Als<br />

Voraussetzung für die weitere gartendenkmalpflegerische Bearbeitung des Neuen Gartens<br />

erfolgte die Vermessung des gesamten Parks (Abb. 2).<br />

Parkgelände Pfingstberg: Die 1996 begonnene Wiederherstellung des ehemals im KGB-<br />

Gebiet gelegenen Pfingstberghangs fand mit einer umfangreichen Gehölzpflanzung ihren<br />

Abschluß.<br />

Park Babelsberg: Der Fahrweg von der Parkbrücke bis kurz vor das Maschinenhaus konnte<br />

wiederhergestellt und der Bodenbewegung am Uferstreifen vom Maschinenhaus bis zur<br />

Lenné-Bucht ihr ursprüngliches Profil wiedergegeben werden. Der Fahrweg von der Mühlenstraßen-Pforte<br />

bis in den Bereich der Siegessäule wurde erneuert. Die Weinlaube am Kleinen<br />

Schloß wurde rekonstruiert und die ursprüngliche Bodenbewegung in der Umgebung<br />

wiederhergestellt. Als Voraussetzung für die weitere gartendenkmalpflegerische Bearbeitung<br />

erfolgte die Vermessung eines Parkteils von circa 85 ha.


Gartendirektion 247<br />

Pfaueninsel: Die Erneuerung und Korrektur des sogenannten »Affenweges« wurde ausgeführt.<br />

Park Sacrow: Es erfolgte die Wiederherstellung der Wegeverbindungen zwischen dem<br />

Schloß und dem Uferweg östlich der ehemaligen Kastanienallee. Im ehemaligen Grenzgebiet<br />

zwischen Kirche und Fähre wurden circa 1600 Gehölze gepflanzt. Mit dem zweiten<br />

Bauabschnitt (Austiefen des Feuchtbiotops) wurde begonnen.<br />

Schloßgarten Caputh: Neben umfangreicher Wildwuchsbeseitigung im westlichen Parkteil<br />

wurden von der Lennéschen Parkanlage zwei Rundwege rekonstruiert.<br />

Schloßgarten Rheinsberg: Gartendenkmalpflegerische Gestaltung der Insel Rheinsberg nach<br />

dem Vorbild von 1777, wobei die Bodenfunde der Uferschalung eine Korrektur der Plan- und<br />

Bildüberlieferung in Richtung der historischen Realität brachten. Die Vermessung des gesamten<br />

Parks einschließlich einer Baumbestandserfassung als Voraussetzung weiterer denkmalpflegerischer<br />

Arbeiten wurde abgeschlossen. Das Vorgelände der Gärtnerei wurde planiert<br />

und ein Staketenzaun entlang der Hauptstraße sowie ein Maschendrahtzaun entlang des<br />

Aha-Grabens bis zur Gärtnerei gesetzt. Eine detaillierte Geländeaufnahme des Heckentheaters<br />

und angrenzender Bereiche wurde angefertigt und ein Vorentwurf zur Wiederherstellung<br />

des Heckentheaters erarbeitet.<br />

Park Königs Wusterhausen: Als Vorbereitung für weitere gartendenkmalpflegerische Arbeiten<br />

ließ die Gartendirektion die Dimension und den Zustand des Schloßgrabens archäologisch<br />

erkunden.<br />

Kunstmosaike: Im Park Sanssouci und im Park Babelsberg wurden Mosaike gesäubert, repariert<br />

und gesichert.<br />

<strong>1998</strong><br />

Park Sanssouci, Lustgarten: Die <strong>1997</strong> begonnene Teilung der Parterreflächen in acht Kompartimente<br />

wurde zu Ende geführt und mit der Erneuerung der Wegeflächen um die Große<br />

Fontäne und der Hauptallee von Wandbrunnen zu Wandbrunnen begonnen. 56 Taxuskegel<br />

wurden in die neu gefaßten plates bandes gepflanzt (Abb. 3).<br />

Park Sanssouci, Paradiesgarten: Der unpassierbare Weg östlich des Paradiesgartens wurde<br />

nach denkmalpflegerischem Befund erneuert.<br />

Park Sanssouci, Charlottenhof: Um den Hippodrom wurden in Eigenleistung die Hälfte der<br />

von der Ildefonso-Gruppe ausgehenden und den Hippodrom umkreisenden Pfade wiederhergestellt.


248 Berichte<br />

Abb. 3 Potsdam, Park Sanssouci, Lustgarten,<br />

Herstellung der »plates bandes« am<br />

östlichen Querweg im Parterre unterhalb<br />

des Weinberges, Aufnahme vom April <strong>1998</strong><br />

Foto: <strong>SPSG</strong><br />

Park Sanssouci, Neues Palais: Die Asphaltbahnen auf der Mopke wurden einer interimistischen<br />

Erneuerung unterzogen.<br />

Ruinenberg: Mit einer Spende der Freunde der Preußischen Schlösser und Gärten konnte<br />

die Römische Bank aus dem Hippodrom in Charlottenhof auf ihr altes Fundament zurückversetzt<br />

werden. Die Wiederherstellung des Rundwegesystems wurde mit der Anlage des<br />

Weges von der »Katzensäule« zum Bassin und der Verbindung zum Besucherzentrum<br />

geschlossen. Die desolate ehemalige Marstallkoppel wurde als Liegewiese hergerichtet und<br />

mit dichten Saumpflanzungen gegen den Parkplatz und die Bornstedter Straße abgeschlossen.<br />

Zum Bornstedter See und zum Gut Bornstedt wurden die Sichten geöff<strong>net</strong>.<br />

Parkgärtnerei Sanssouci: Für die Bepflanzung der Parkanlagen wurden 88.000 Stück Frühjahrsblumen<br />

in 62 Arten und Sorten, 140.000 Stück Sommerblumen in 196 Arten und Sorten<br />

und 130 Stück Hochstämme herangezogen.


Gartendirektion 249<br />

Neuer Garten: Die ergrabenen alten Wegeanbindungen aus dem Lennéschen System für<br />

das Schloß Cecilienhof wurden einschließlich des zum Vier-Wege-Rondell führenden Weges<br />

wiederhergestellt.<br />

Park Babelsberg: Der Weg vom Pförtnerhaus I bis zum Grünen Weg mit den Anschlüssen<br />

zum Schwarzen Meer wurde erneuert. Der Fahrweg vom Pförtnerhaus I bis zum Kleinen<br />

Schloß wurde mit seinen Anschlüssen für die Öffentlichkeit eingeweiht. Die denkmalpflegerische<br />

Neuvermessung des Parks konnte zu zwei Dritteln abgeschlossen werden.<br />

Pfaueninsel: Die seit Jahren andauernde Wiederherstellung des Stellweges konnte mit der<br />

Fertigstellung des letzten fehlenden Teilstücks zwischen dem Heideweg und dem Rosengarten<br />

abgeschlossen und der Öffentlichkeit präsentiert werden. Trotz energischer Bejagung<br />

haben Wildschweinrotten den Runden Garten und Teile der Schloßwiese vollständig zerstört.<br />

Der Bestand an Pfauen ist durch Füchse, Marder und Nerze so dramatisch zurückgegangen,<br />

daß der Bestand zu erlöschen droht.<br />

Park Sacrow: Die Wiederherstellung der Wege östlich der ehemaligen Kastanienallee wurde<br />

abgeschlossen, die Sichten zum Flatowturm und zum Jägerhof ausgestaltet und dabei das<br />

Feuchtgebiet in der letzteren Sicht abschließend wiederhergestellt.<br />

Schloßpark Caputh: Umfangreiche archäologische Suchgrabungen nach der barocken Terrassenmauer.<br />

Fertigstellung des Lennéschen Wege<strong>net</strong>zes mit Ausnahme der direkten Schloßumgebung.<br />

Schloßpark Rheinsberg: Die Wiederherstellung der Schloßinsel konnte bis auf einen kleinen<br />

Rest im Bereich des Südpavillons abgeschlossen werden. Mit Beteiligung der Abteilung<br />

Restaurierung wurden zwei Blumenkörbe zwischen den Skulpturen der Insel rekonstruiert.<br />

Am 20. Juni wurde die Schloßinsel feierlich eingeweiht. Das stilistisch einzigartige Heckenparterre<br />

bei der Felsengrotte wurde in seinen Konturen und seiner ungewöhnlichen Gehölzausstattung<br />

wiederhergestellt. Mit der Rekonstruktion des Heckentheaters, auch im Sinne<br />

besserer Sichtverhältnisse für die Zuschauer, wurde begonnen. In Absprache mit dem zuständigen<br />

Oberförster konnten die für die Raumwirkung so wesentlichen Alleen in den Boborow-Kabeln<br />

(Meiereiallee und Boborowallee) durch eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme der<br />

Forstverwaltung von Wildwuchs freigestellt werden. Durch Einigung mit den privaten Waldeigentümern<br />

und Vermittlung der Stadt konnte durch Leistungen der Stadt und unserer<br />

Gärtner die Sicht auf den gotischen Wartturm in der Hauptachse von Rheinsberg freigelegt<br />

werden.<br />

Park Königs Wusterhausen: Die gartenarchäologischen Grabungen im Bereich des ehemaligen<br />

Schloßgrabens wurden abgeschlossen und die Suchgräben wieder verfüllt.


250 Berichte<br />

Kunstmosaike: Das Kunstmosaik der westlichen Exedra der mittleren Orangerieschloßterrasse<br />

wurde restauriert. Die zwei Kunstmosaike der Exedra der unteren Orangerieschloßterrasse<br />

und das der Exedra neben dem Teepavillon der Römischen Bäder wurden geborgen,<br />

in der Werkstatt restauriert und liegen zum Einbau bereit.<br />

Die Mitarbeiter der Gartendirektion und die Revierleiter haben in den Berichtsjahren in<br />

zahllosen Führungen und vielen Vorträgen die künstlerische und geschichtliche Bedeutung<br />

der Gärten in der Öffentlichkeit herausgestellt und für deren Erhaltung und angemessene<br />

Behandlung geworben.


BAUDIREKTION<br />

Baudirektion 251<br />

Die beiden Berichtsjahre sind das siebente und achte, in dem die Baudirektion<br />

einen Etat bewirtschaften konnte, der nicht durch »Bilanzbescheide« und »Fondszuweisungen«<br />

konterkariert wurde. Dennoch folgen die Ausgabenproportionen zwischen<br />

großen und kleinen Vorhaben – und nur die Schwerpunkte der ersteren werden nachfolgend<br />

dargestellt – dem noch immer geltenden Diktat der Bauschäden. Erreichte oder unbedingt<br />

zu erreichende Bautenstände bestimmten darüber hinaus das Vorhabenfeld der Investitionen.<br />

Dessen Umfang allein war etatmäßig vorgegeben. Und vorgegeben war auch der gesonderte<br />

und mit den Investitionen immer mehr ins Mißverhältnis geratende Etat für die Bauunterhaltung<br />

und die Wartung der technischen Anlagen.<br />

BAUPLANUNGEN<br />

Im folgenden sind die wichtigsten Planungsleistungen der beiden Jahre des Berichtszeitraumes<br />

zusammengefaßt.<br />

<strong>1997</strong><br />

Schloß Glienicke: Planungsbeginn für den Kavalierflügel des Schloßkomplexes als erste<br />

Teil-Haushaltsunterlage.<br />

Park Sanssouci: Neues Palais: Nach Jahrzehnten zahlreicher, dennoch aber unzureichend<br />

bleibender Einzelmaßnahmen mußte endlich eine Haushaltsunterlage für das gesamte<br />

Schloß in Angriff genommen werden. Der baulich und restauratorisch bedenkliche Zustand<br />

des Schlosses gebot, diese Gesamtplanung von vornherein auf diagnostische, therapeutische,<br />

konzeptionelle und kalkulative Vollständigkeit hin anzulegen. Unabdingbare Einzelmaßnahmen<br />

waren aber daneben bis zur Ausführungsreife zu planen: Schwammsanierungen,<br />

Fensterinstandsetzungen, haustechnische Modernisierung der Plankammer und Sanierung<br />

der Räume des vormaligen Schloßcafés (Marquis-d‘Argens-Wohnung) für einen mittelfristig<br />

akzeptablen Besucherempfang. Zur letztgenannten Aufgabe gehörte ein Wettbewerb zur<br />

Mobiliarausstattung des Museumsshops. Aus den baudiagnostischen Erkenntnissen zum<br />

Hausschwammbefall des Gebäudes ergab sich Ende des Jahres eine interne Konferenz, deren<br />

wichtigstes Ergebnis der erklärtermaßen notwendige Verzicht auf eine »buchstabengetreue«<br />

Einhaltung von DIN 68800/4 an diesem Schloß ist. – Orangerieschloß: Planerische Klärung<br />

von noch offenen Grundsatzfragen zur Eröffnung der Baustelle »westliche Pflanzenhalle« im<br />

nächsten Jahr. Im Frühjahr hierzu Durchführung einer internen Konferenz, bei der die für<br />

das Haus zentrale Frage des Binnenklimas baugeschichtlich, bauphysikalisch und bautechnisch<br />

erörtert und planerisch entschieden wurde. – Ensemble Friedenskirche: Erarbeitung<br />

der Ausführungspläne für Umbaumaßnahmen im Pförtnerhaus.


252 Berichte<br />

Neuer Garten: Marmorpalais: Erarbeiten von Ausführungsplänen. Zum Problemkreis von<br />

technischer Außenüberwachung in Verbindung mit einer zurückhaltenden Gebäudeanstrahlung<br />

fand – modellhaft auch für andere Schlösser – im Spätherbst eine Video-und-Licht-<br />

Präsentation statt. Planungsstart für den Nordflügel. – Gotische Bibliothek: Erarbeitung der<br />

Ausführungspläne für die Bauhauptleistungen oberhalb des Erdgeschosses sowie für Fenster,<br />

Türen, technische Installationen, Putz- und Stuckarbeiten.<br />

Pfingstberg: Belvedere: Erarbeitung der Ausführungspläne zur Bauzeitsicherung der Säulengänge.<br />

Schloß und Park Babelsberg: Schloß: Beginn der Arbeit an einer Gesamt-Haushaltsunterlage<br />

für das Schloß. Wichtige Teilplanungen für die am 15. September genehmigten Sicherungsmaßnahmen<br />

am Außenbau wurden zurückgestellt, weil der Etatanteil für deren Ausführung<br />

aus Haushaltsgründen zu zwei Dritteln entfallen mußte. – Park: Anarbeitung der Haushaltsunterlage<br />

für das Brauchwasser<strong>net</strong>z des Parks sowie Erarbeitung der Ausführungsplanung<br />

für die Verlegung der Trafostation aus dem Schloß zum Maschinenhaus. – Maschinenhaus:<br />

Erarbeitung der Ausführungspläne für die Vorfertigung der neogotischen Fenster und Türen<br />

des Wohnteiles. – Gärtnerei: Beginn der Planung für eine Haushaltsunterlage.<br />

Schloß Sacrow: Erarbeitung der Entwurfs- und Ausführungspläne für den Wiederaufbau des<br />

östlichen Nebengebäudes.<br />

Schloß und Schloßpark Rheinsberg: Schloß: Die Ausführungspläne für die Fassadeninstandsetzungen<br />

des Südtreppenhauses und des Südturmes wurden erarbeitet. Letztere mußten<br />

bis tief in die konstruktiv schwer geschädigte Mauerwerksubstanz eingreifen. Die baubegleitende<br />

Planung für den neuen Uferverbau der Schloßinsel auf nunmehr archäologischer<br />

Befundgrundlage wurde abgeschlossen. – Kavalierhauskomplex: Das nunmehr fördermittelfinanzierte<br />

Vorhaben »Veranstaltungszentrum in der Schloßanlage Rheinsberg« begann – in<br />

der Verantwortung eines Generalplaners – mit dem Neubau des Künstlerhauses über dem<br />

Grundriß des nicht mehr vorhandenen, baugeschichtlich aber nachgewiesenen ehemaligen<br />

Domestikenhauses. In der archäologisch präparierten Baugrube konnte im Frühsommer<br />

die wichtige Entscheidung getroffen werden, die dokumentierten, bis frühmittelalterlichen<br />

Befunde zu beräumen und mit dem Bau zu beginnen. – Marstall: Erarbeitung der Tragwerksplanung.<br />

– Gärtnerei: Mit der Vorplanung für ein neues, zweigeschossiges Technik- und<br />

Sozialgebäude zwischen den beiden Orangeriehallen wurde begonnen.<br />

Jagdschloß Königs Wusterhausen: Erarbeiten von Ausführungsplänen.<br />

Schloß Caputh: Erarbeitung der Ausführungspläne für die nun beginnende Generalrestaurierung<br />

des gesamten Schlosses mit den Rückbaumaßnahmen im Untergeschoß, der konstruktiven<br />

Sicherung des Fliesensaalgewölbes, der Sanierung der Holzbalkendecken sowie der


Abb. 1 Caputh, Schloß, Südfassade während der Restaurierung, Aufnahme von <strong>1997</strong><br />

Foto: Dietmar Horn, Kleinmachnow<br />

Baudirektion 253<br />

Abb. 2 Caputh, Schloß, Nordwand des Fliesensaales während der Restaurierung, Aufnahme von <strong>1997</strong><br />

Foto: Dietmar Horn, Kleinmachnow


254 Berichte<br />

Gesims- und Traufbereiche – hier unter Rückgewinnung der fassadenprägenden Geometrie<br />

der Umbauten von 1680/1690 und mit größtmöglicher Schonung der noch vor der<br />

Wende erneuerten Dachhaut. Die Planung wurde von einer komplexen haustechnischen<br />

und Erschließungsplanung flankiert (Abbn. 1, 2).<br />

<strong>1998</strong><br />

Schloß Charlottenburg: Erarbeitung erster Standortvarianten für eine unabdingbar notwendig<br />

gewordene neue Sicherheitszentrale im Schloß. In diesem Zusammenhang Ende des Jahres<br />

Besichtigung einer vergleichbaren neuen Anlage im Kammergericht Berlin (ehemaliges<br />

Kontrollratsgebäude).<br />

Schloß Glienicke: Arbeitsbeginn an der Haushaltsunterlage für den Kavalierflügel des Schlosses.<br />

Park Sanssouci: Neues Palais: Die Arbeiten an einer Haushaltsunterlage für das gesamte<br />

Schloß wurden vorangetrieben. Neben der – erstmalig EDV-gestützten – Erfassung sowohl<br />

des in Hausinventaren und im Planbestand vorhandenen Wissens als auch des baulichen<br />

und haustechnischen Ist-Zustandes sowie der Ist-Ausstattung in einem Raumbuch galt die<br />

Entwurfsarbeit zunächst und vor allem dem Untergeschoß. Ziel war es, hier den endgültigen<br />

und allen Ansprüchen gerecht werdenden Besucherempfang unterzubringen. Als Vorbild<br />

wirkten die besichtigten niederländischen Schlösser Het Loo und Haus Doorn. Parallel dazu<br />

wurden Ausführungspläne für die bereits für <strong>1997</strong> erwähnten, nunmehr mit baufachlichem<br />

Prüfbescheid als nochmalige Teil-Haushaltsunterlage sanktionierten Einzelmaßnahmen erarbeitet.<br />

– Orangerieschloß: Erarbeiten von Ausführungsplänen für die westliche Pflanzenhalle.<br />

– Ensemble Friedenskirche: Baubegleitende Fortführung der bereits <strong>1997</strong> begonnenen<br />

Ausführungsplanung für die Instandsetzung des Mittelschiffdaches der Friedenskirche, für<br />

die Umbauten im Pförtnerhaus. – Mühlenbergensemble: Erarbeitung einer Nutzungsstudie<br />

für den Mühlenhauskomplex. Für den Marstall Erstellen der Ausführungspläne für den<br />

zweiten Bauabschnitt, das heißt für die Dachinstandsetzung und die Umnutzung des Obergeschosses<br />

zu Diensträumen für die Abteilung Museumspädagogik und Besucherbetreuung.<br />

– Ruinenberg: Erarbeitung der Vorplanung für den Normannischen Turm. – Klausberg:<br />

Erstellen der Ausführungsunterlagen für die sich von der Pagode auf die Wirtschaftsanbauten<br />

ausweitende Sanierungsmaßnahme am Drachenhaus. – Fasanerie: Erarbeitung der Ausführungsunterlagen<br />

für die von vornherein mehrjährig geplante Instandsetzung der Dächer und<br />

Fassaden.<br />

Neuer Garten: Marmorpalais: Die Planung für den Nordflügel wurde fortgeführt, aus Haushaltsgründen<br />

aber übermäßig gehemmt. – Gotische Bibliothek: Die letzten Ausführungspläne<br />

wurden erarbeitet. – Gärtnerei: Die Ausführungsunterlagen für die Grundinstandsetzung<br />

der Gewächshäuser wurden erstellt. – Metallwerkstatt: Die Ausführungsunterlagen für die


Baudirektion 255<br />

Grundinstandsetzung nach dem Brandschaden vom Januar wurden angefertigt. – Parkeinfriedung:<br />

Die Entwurfs- und Ausführungsunterlagen für die Parktore wurden erarbeitet.<br />

Pfingstberg: Belvedere: Zunächst Erstellen der Ausführungspläne nur nach der bisherigen,<br />

das heißt finanzierbaren Strategie der kleinen Schritte, ab der zweiten Jahreshälfte dann<br />

jedoch Forcierung der Planungsaktivitäten. Mit dem Ziel der Fertigstellung bis zur BUGA<br />

2001 war die für den Westturm erforderliche gesamte Bausumme als Großspende zur Verfügung<br />

gestellt worden.<br />

Schloß und Park Babelsberg: Schloß: Der notwendige Planungsvorlauf für die Sicherungsmaßnahmen<br />

am Außenbau (Balkone und östliche Pergola) wurde durch Etatbegrenzung<br />

erneut massiv gehemmt. Aus dem gleichen Grund standen die Arbeiten am Raumbuch als<br />

der entscheidenden Voraussetzung für die Gesamtplanung still. – Matrosenhaus: Die Ausführungspläne<br />

für den Innenausbau wurden erarbeitet, der jedoch infolge der Etatbegrenzung<br />

in das nächste Jahr verschoben werden mußte.<br />

Schloß und Schloßpark Rheinsberg: Schloß: Erarbeitung der Ausführungspläne und aufwendige<br />

ingenieurtechnische Baubegleitung für die Gründungssanierung des Südpavillons – der<br />

schwierigsten und teuersten Teilmaßnahme im Vorfeld der zu diesem Zeitpunkt noch umlaufend<br />

geplanten Fassadeninstandsetzungen. – Kavalierhauskomplex: Während, gestützt<br />

auf eine erste Teil-Haushaltsunterlage, die Baustelle des Künstlerhauses läuft, wird eine<br />

zweite Haushaltsunterlage erarbeitet. Diese betrifft vor allem das Schloßtheater. Für diese<br />

anspruchsvolle, teils Wiederaufbau-, teils Neugestaltungsaufgabe ist ein technisch, künstlerisch,<br />

denkmalpflegerisch und finanziell schwieriger Abstimmungs- und Genehmigungsprozeß<br />

zu bestehen. – Marstall: Nach Teilung des Vorhabens in »Bauhülle« einerseits und<br />

»Nutzungsfähiger Ausbau« andererseits sowie Abschluß einer Kofinanzierungsvereinbarung<br />

zwischen der Stiftung, dem Landkreis Ostprignitz-Ruppin und dem Amt Rheinsberg im Sommer<br />

waren die Leistungen zur Erlangung eines für 1999 ausreichenden Planungsvorlaufes<br />

erheblich zu forcieren.<br />

Jagdschloß Königs Wusterhausen: Um den Bedingungen einer speziellen, seit Jahresbeginn<br />

möglichen brandenburgischen Mischförderung zu genügen, war die bislang allein stiftungsseitig<br />

finanzierte Baumaßnahme als erster Bauabschnitt formell abzuschließen. Zur möglichst<br />

unterbrechungslosen Fortsetzung der Baumaßnahme in einem zweiten, nunmehr<br />

geförderten Bauabschnitt war kurzfristig eine besondere Haushaltsunterlage zu erarbeiten.<br />

Parallel dazu war jedoch geboten, mit weiteren Ausführungsunterlagen auf den inzwischen<br />

erreichten Rückbauzustand, seine neuen Schadensbilder und baugeschichtlich-denkmalpflegerischen<br />

Details zu reagieren.<br />

Schloß Caputh: Bündelung aller Architekten- und Ingenieurleistungen mit dem Ziel der für<br />

den Spätsommer geplanten Eröffnung des Schlosses.


256 Berichte<br />

Neue Depots und Restaurierungswerkstätten: Recherchen zur Bedarfsermittlung und erste<br />

Besichtigungen von Kasernen und des Auguste-Victoria-Stifts in Potsdam auf der Suche nach<br />

einem geeig<strong>net</strong>en Objekt.<br />

BAUAUSFÜHRUNGEN<br />

Die folgende Übersicht gibt Auskunft über die wichtigsten Bauausführungen im Berichtszeitraum.<br />

<strong>1997</strong><br />

Park Sanssouci: Schloß Sanssouci: Einbau eines Oberlichts aus Piacryl im Zenit der Kuppel<br />

des Marmorsaales. – Bildergalerie: Montage der ersten drei Skulpturenpostamentkopien zur<br />

Komplettierung der Südfassade und, als Abschluß der Bauleistungen innen, Instandsetzung<br />

der Nebenräume sowie Einfügen eines neuen Kassen- und Verkaufsplatzes. Für diesen<br />

war die Genehmigung als Arbeitsplatz ungewöhnlich schwierig zu erlangen. – Neue Kammern:<br />

Instandsetzung des Metallgerüstes der Laubengänge in Fortführung einer bereits 1993<br />

begonnenen Maßnahme. – Neues Palais: Durchführung unabdingbarer Maßnahmen zur<br />

Eindämmung weiterer Schäden und zur Erhaltung der Gebrauchsfähigkeit in der Zeit bis<br />

zum Beginn der Gesamtrestaurierung, darunter die werkgerechte Sanierung der Fußbodenunter-<br />

und der Deckenkonstruktion der Marquis-d‘Argens-Wohnung als Voraussetzung für<br />

deren Restaurierung und Ausgestaltung als Besucherempfang. – Communs: Infolge der Etatbegrenzung<br />

stark gebremste Fortführung der Restaurierung an Bauteilen des nördlichen und<br />

südlichen Säulenganges der Kolonnaden. – Ensemble Friedenskirche: Umbaumaßnahmen<br />

im Pförtnerhaus. – Mühlenbergensemble: Abschluß der Fassadeninstandsetzung am polygonalen<br />

Unterbau der Historischen Mühle. – Klausberg: Am Drachenhaus Fertigstellung<br />

des Pagodendaches, dessen Instandsetzung mit einer Spende nur zur Restaurierung der Drachen<br />

provoziert worden war. – Parkgärtnerei: Beginn der Rekonstruktion. Am 1. November<br />

<strong>1997</strong> Inbetriebnahme des ersten neuen Gewächshauses. – Wohnhaus Geschwister-Scholl-<br />

Straße 35: Sanierung und Ausbau des Souterraingeschosses sowie Fassadeninstandsetzung.<br />

Neuer Garten: Marmorpalais: Fertigstellung des bis auf geringe Restleistungen am Außenbau<br />

vollendeten Südflügels und von Erdgeschoßräumen und Treppenhaus im Hauptbau zur<br />

Teileröffnung des Schlosses am 19. Juli <strong>1997</strong>. – Gotische Bibliothek: Die äußere Wiederherstellung<br />

des Baukörpers wurde vollendet. Die Kuppelkonstruktion – rekonstruiert nach und<br />

mit den 1994 aus dem Schutt geborgenen Resten von Gontards Originalkuppel – wurde in<br />

der Zimmerei vorgefertigt und vormontiert, zur Baustelle transportiert und im Ganzen auf<br />

die Mauerkrone gehoben. – Meierei: Sicherung der Ruine. – Parkeinfriedung: Wiedergewinnung<br />

und Instandsetzung des Albrechttores, das bis zum Abzug der Roten Armee wegen<br />

seiner Lage im »KGB-Städtchen« massiv verbarrikadiert war.


Baudirektion 257<br />

Pfingstberg: Belvedere: Sanierung der Nordwand zwischen den Türmen im technologialen<br />

Takt von abschnittweisem Rück- und Wiederaufbau der im Zyklopenverband gefügten Kalksteinschale.<br />

– Villa Quandt: Finanziell diktierter vorläufiger Abschluß der Substanzsicherung.<br />

Schloß und Park Babelsberg: Schloß: Wiederaufbau der Kalksteinschale vor der Stützmauer<br />

der Goldenen Terrasse nach vorheriger Torkretierung des Ziegelkern-Mauerwerks als Teil<br />

erster Sicherungsmaßnahmen. – Schloßküche: Einbau einer neuen, gasgestützten Heizungsanlage.<br />

– Flatowturm: Abdichtung des Beckens und Umverlegung der Turmanstrahlung. –<br />

Matrosenhaus: Abschluß der Sanierung des denkmalpflegerisch und technikgeschichtlich<br />

wertvollen Bohlenbinderdaches. – Maschinenhaus: Errichtung des neuen Technikgebäudes<br />

auf den Grundmauern des Vorgängerbaues und einer neuen, das Schloß Babelsberg entsprechend<br />

entlastenden Trafostation. Vorfertigung der Fenster und Türen für den Wohnteil.<br />

Schloß Sacrow: Restleistungen der Ausbau- und Ausrüstungsgewerke im Schloß und Neuaufbau<br />

der 1996 niedergebrannten Dachstühle über dem östlichen Nebengebäude.<br />

Schloß und Schloßpark Rheinsberg: Schloß: Konstruktive Sicherung des Südturmes, Fassadeninstandsetzung<br />

einschließlich der Farbfassung des Süd- und Nordturmes mit den unmittelbar<br />

anschließenden Fassadenteilen der Seeseite des Schlosses sowie Deckensanierung im<br />

Nordpavillon. Neuer Uferverbau der Schloßinsel an Grienericksee, Rhin und Rhinkanal bis<br />

zu den Parkbrücken. – Kavalierhauskomplex: Am 5. Dezember <strong>1997</strong> Grundsteinlegung für<br />

das Künstlerhaus, des ersten Bauabschnitts des Fördervorhabens »Veranstaltungszentrum<br />

in der Schloßanlage Rheinsberg«. – Marstall: Hinhaltende, infolge der Etatbegrenzung nur<br />

in den nötigsten Bereichen mögliche Substanzsicherung. – Gärtnerei: Instandsetzung der<br />

einsturzgefährdeten Scheune.<br />

Jagdschloß Königs Wusterhausen: Vorläufige Beendigung der Rückbauten im Inneren zwischen<br />

Kellerfußboden und Dachbalkenlage.<br />

Schloß Caputh: Sanierung des östlichen Dachstuhls, Restaurierungsbeginn an den östlichen<br />

Fassadenteilen, Rückbau der Auflasten über dem Fliesensaalgewölbe.<br />

<strong>1998</strong><br />

Park Sanssouci: Neptungrotte: Beginn von Sicherungsarbeiten, gestützt auf Spendenmittel. –<br />

Neues Palais: Wie bereits <strong>1997</strong> Durchführung unabdingbarer Einzelmaßnahmen, darunter<br />

die haustechnische Modernisierung der Plankammer. – Communs: Finanziell diktierte Stilllegung<br />

der Baustelle an den Kolonnaden. – Orangerieschloß: Baubeginn in der westlichen<br />

Pflanzenhalle im konstruktiv besonders problematischen Eingangsfeld 9. – Ensemble Friedenskirche:<br />

Sanierung des Mittelschiffdachstuhles der Friedenskirche mit Totalerneuerung


258 Berichte<br />

der Zinkblecheindeckung und Ergänzung der plastisch durchgestalteten Schein-Sparrenköpfe.<br />

Leistungsabschluß beim Umbau des Pförtnerhauses. – Mühlenbergensemble: Baubeginn<br />

des zweiten Bauabschnitts des Marstalls bei parallelen Bemühungen um die Baugenehmigung.<br />

– Klausberg: Am Drachenhaus Dachinstandsetzung über den Wirtschaftsanbauten. –<br />

Fasanerie: Instandsetzung des Daches und der oberen Fassadenteile des Turmes.<br />

Neuer Garten: Marmorpalais: Restleistungen im Hauptbau. Am Nordflügel, diktiert durch<br />

die Etatbegrenzung, lediglich Oberflächenrestaurierung und Ankerverfestigung an beziehungsweise<br />

in einer Säule in situ. – Gotische Bibliothek: Am 25. Mai Übergabe des nun<br />

auch im Innern bis auf den Ziegelfußboden fertiggestellten, wasserseitig wieder freigestellten<br />

und gartenseitig eingebundenen Bauwerks in Gegenwart des Regierenden Bürgermeisters<br />

von Berlin und des Potsdamer Oberbürgermeisters. – Gärtnerei: Grundinstandsetzung und<br />

Modernisierung der Gewächshäuser. – Metallwerkstatt: Beseitigung des Brandschadens vom<br />

23. Januar bei gleichzeitiger Grundinstandsetzung des Gebäudeteils. – Parkeinfriedung:<br />

Installation des neuen, als Parkplatzein- und ausfahrt bemessenen Cecilienhoftors.<br />

Pfingstberg: Belvedere: Unter den neuen Bedingungen der zur Verfügung gestellten Großspende<br />

wurde am 2. November die Teilbaustelle »Westturm« offiziell eröff<strong>net</strong>.<br />

Park Babelsberg: Matrosenhaus: Abschluß der Instandsetzung der Bauhülle und Abrüstung<br />

der Staffelgiebel. – Maschinenhaus: Einsetzen von Fenstern und Türen am Wohnteil. Vollständig<br />

ausrüstungsfähige Fertigstellung des neuen Technikgebäudes nunmehr auch im Wasserteil.<br />

Schloß Sacrow: Das östliche Nebengebäude wurde – wieder – rohbaufertig.<br />

Schloß und Schloßpark Rheinsberg: Schloß: Beginn der Gründungssanierung des Südpavillons<br />

und der Sanierung der Erdgeschoßfußböden des Südflügels, wo die letzten, bis jetzt<br />

verbliebenen Aufdoppelungen der Sanatoriumszeit zu entfernen und die darunter liegenden,<br />

noch originalen Dielenfußböden zu restaurieren sind. Es zeigte sich, daß dafür der Fußbodenunterbau<br />

zu sanieren war. Zur grundlegenden Verbesserung der bauphysikalischen Verhältnisse<br />

in dieser kritischen Zone wurden dabei unterhalb der Dielung die für das künftige<br />

Raumklima erforderlichen Heizleitungen ungedämmt in dem beräumten und belüfteten<br />

Bauraum verlegt. – Kavalierhauskomplex: Am Künstlerhaus wurde am 16. Juli Richtfest<br />

gefeiert.<br />

Jagdschloß Königs Wusterhausen: Mit der Wiedergewinnung der Raumstrukturen, flankiert<br />

von den haustechnischen Grundinstallationen, wurde begonnen. Sie wurde jedoch wiederholt<br />

aufgehalten durch neue Rückbauerfordernisse in Reaktion auf immer wieder neu zutage<br />

tretende Hausschwammbefunde. Am Turm setzte die Instandsetzung und Restaurierung der<br />

Fassaden ein.


Baudirektion 259<br />

Schloß Caputh: Mit der feierlichen Eröffnung am 26. September konnte das Vorhaben in<br />

seinem entscheidenden und größten Teil abgeschlossen werden. Am Eröffnungstag lag –<br />

geschuldet dem erst am Vortag mit dem Amt Schwielowsee gelösten Parkplatzproblem –<br />

freilich noch immer keine Baugenehmigung vor.<br />

Parkplätze: Die Parkplätze »Historische Mühle« und »Cecilienhof« werden mit automatischen<br />

Schrankenanlagen ausgerüstet. Ein störungsfreier Betrieb, insbesondere der Kassenautomaten,<br />

macht jedoch viele Schwierigkeiten.<br />

Öffentliche Toiletten: Als Teil der »Besucherfreundlichen Maßnahmen« der Stiftung wurden<br />

die vorhandenen Toilettenanlagen im Neuen Palais und im Neuen Garten modernisiert<br />

und weitere drei Fertigbautoiletten aus einem angepaßten Standardprogramm aufgestellt.<br />

Die Standortbestimmung für die letzteren und eine vierte erwies sich als schwierig.


260 Berichte<br />

ABTEILUNG RESTAURIERUNG<br />

Neben der Vorbereitung und restauratorischen Begleitung von Fremdvergaben<br />

wurden im Berichtszeitraum von den stiftungseigenen Restauratorinnen und<br />

Restauratoren in den Fachbereichen vielfältige Leistungen zur materiellen Bewahrung der<br />

Baudenkmale und Kunstsammlungen der Stiftung, bei der Durchführung von Sonderausstellungen<br />

und der Realisierung des umfänglichen Leihverkehrs sowie bei der restauratorischen<br />

Vorbereitung im Kontext von Eröffnungen neuer Schlösser und Schloßräume erbracht.<br />

Zur Ausführung der notwendigen Einzelleistungen der Restaurierungsprojekte wurden 631<br />

Werkverträge und Aufträge mit einem Vertragsvolumen von 10,7 Millionen DM an freiberufliche<br />

Restauratoren und Handwerksfirmen vergeben und durch die Abteilung vorbereitet,<br />

koordiniert und restauratorisch begleitet.<br />

Am 30. Mai <strong>1997</strong> wurde nach mehrjähriger Restaurierung die Große Eichengalerie im<br />

Schloß Charlottenburg wieder in den Besucherrundgang eingegliedert. Nach fast fünfzigjähriger<br />

intensiver Nutzung für zumeist protokollarische Veranstaltungen wurde der um 1713<br />

fertiggestellte Raum im Oktober 1994 geschlossen und mit einer restauratorischen Bestandsaufnahme<br />

begonnen. Die Rekonstruktion verlorener Boiserieelemente, zerstörter Bildhauerarbeiten<br />

und provisorisch ausgeführter Stukkaturen erfolgte in Anlehnung an vorgefundene<br />

Arbeitstechniken und mittels Interpretation alter Fotografien. Die lose chronologische<br />

Abfolge ovaler Ahnenbildnisse des Hohenzollernhauses wurde restauriert und die Gemälderahmen<br />

teilweise rekonstruiert.<br />

Mit der Teileröffnung des Marmorpalais im Neuen Garten konnte am 19. Juli <strong>1997</strong> eines<br />

der wichtigsten Restaurierungsobjekte der letzten Jahre der Öffentlichkeit wieder zugänglich<br />

gemacht werden. Nach der Rückgabe des Marmorpalais im Herbst 1990 an die Schlösserverwaltung<br />

wurde an dem Ziel gearbeitet, die etwa vierzig Räume wieder als Schloßmuseum<br />

einzurichten (Abb. 1). Mit der Eröffnung der bereits fertiggestellten Innenräume im Südflügel<br />

und im Hauptbau konnte auch ein Teil des Inventars aus dem späten 18. Jahrhundert<br />

wieder an seinen ursprünglichen Ort zurückkehren. Nach der Teileröffnung wurden die<br />

Restaurierungsarbeiten auch <strong>1998</strong> weitergeführt, um so weitere Räume vorrangig im Hauptbau<br />

zugänglich zu machen. Schwerpunkt waren hier besonders das Orientalische Kabi<strong>net</strong>t<br />

und die Rekonstruktion des Intarsienfußbodens im Konzertsaal. Diese Projekte konnten<br />

durch großzügige Spenden vorangetrieben werden. Die denkmalpflegerische Wiederherstellung<br />

des Nordflügels und die Restaurierung der Ausstattung insgesamt wird jedoch noch<br />

einige Zeit in Anspruch nehmen.<br />

Auch <strong>1998</strong> wurde den Besuchern ein Schloß nach jahrzehntelanger Fremdnutzung durch<br />

eine Teileröffnung zugänglich gemacht. Ab September konnten zunächst 8 der insgesamt<br />

19 Schloßräume des 1995 rückübertragenen Schlosses Caputh nach Restaurierung und Ausstattung<br />

wieder besichtigt werden. Neben den stiftungseigenen Restauratoren arbeiteten im<br />

Auftrag der Abteilung 39 freiberufliche Restauratoren und Handwerksfirmen seit November<br />

1995 auf diesen Jahreshöhepunkt hin. Gefördert wurde der schnelle Restaurierungsfort-


Abteilung Restaurierung 261<br />

Abb. 1 Potsdam, Marmorpalais, Verbindungsgalerie zwischen<br />

Hauptbau und südlichem Seitenflügel während der<br />

Restaurierung der an die vatikanischen Loggien angelehnten<br />

Ausmalung von 1843, Aufnahme von <strong>1997</strong><br />

Foto: <strong>SPSG</strong>, Roland Handrik<br />

schritt durch die großzügige Unterstützung der Cornelsen Kulturstiftung und der Freunde<br />

der Preußischen Schlösser und Gärten e.V. Das Restaurierungsprogramm zur Wiedergewinnung<br />

aller Schloßräume wird kontinuierlich weitergeführt und im September 1999 abgeschlossen<br />

sein.<br />

Ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit eigener Restauratoren und beauftragter Firmen<br />

war die denkmalgerechte Restaurierung weiterer Räume der Marquis-d‘Argens-Wohnung im<br />

Theaterflügel des Neuen Palais. Die Arbeiten werden im Frühjahr 2000 abgeschlossen sein.<br />

Zur Verbesserung der Besucherbetreuung werden diese Schloßräume dann einen repräsentativen<br />

Kassen- und Verkaufsbereich aufnehmen.<br />

Ein erheblicher Teil der Haushaltsmittel, die der Abteilung für die externe Vergabe von<br />

Restaurierungsleistungen zur Verfügung stehen, wird für die Konservierung, Restaurierung<br />

und auch für das Kopieren des Skulpturenbestandes benötigt. Mit seinen 400 Marmorfigu-


262 Berichte<br />

Abb. 2 Andreas Klein: Büste einer Mohrin, 1994–1995,<br />

schwarzer belgischer Kalkstein und Cararra-Marmor,<br />

<strong>SPSG</strong>, Skulpturenslg. Nr. 3726, Kopie nach dem ehemals<br />

im Mohrenrondell im östlichen Lustgarten des<br />

Parks Sanssouci aufgestellten, 1967 aus konservatorischen<br />

Gründen deponierten Original, <strong>SPSG</strong>, Skulpturenslg.<br />

Nr. 209<br />

Foto: <strong>SPSG</strong>, Roland Handrik<br />

ren beherbergt der Park Sanssouci den größten Bestand im Freien nördlich der Alpen. Der<br />

vielfach konservatorisch problematische Zustand dieser meist freistehenden Bildwerke ist<br />

naturgemäß eine Folge der klimatischen Verhältnisse mit hoher Luftfeuchtigkeit und der<br />

vielen Frost-Tauwechsel in unseren Breiten. So wurden im Berichtszeitraum neben der wirkungsvollen<br />

Pflege der Skulpturen durch kontinuierliches Reinigen auch bedrohte Werke,<br />

die in Depots verbracht wurden, durch Kopien am Standort ersetzt. Am 9. März <strong>1998</strong> wurde<br />

die Kopie der Sitzstatue der Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth im Freundschaftstempel<br />

enthüllt. Diese Kopie aus Carrara-Marmor entstand in zweijähriger, sehr einfühlsamer Arbeit.<br />

Im April <strong>1998</strong> wurden die Kopien der Büsten des Mohren- und des Oranierrondells auf der


Abteilung Restaurierung 263<br />

Hauptallee im östlichen Lustgarten aufgestellt (Abb. 2). Nach der denkmalpflegerischen Entscheidung,<br />

den Originalbestand des französischen Figurenrondells vor dem weiteren Zerfall<br />

durch Deponierung oder Aufstellung im Innern zu schützen, wurde auch die Ausführung<br />

des anspruchsvollen Programms des Kopierens der Marmorskulpturen vom Rondell an der<br />

Großen Fontäne im Parterre des Schlosses Sanssouci in Angriff genommen.<br />

Im Hinblick auf den 200. Todestag des Prinzen Heinrich von Preußen im Jahr 2002, wenn<br />

der größte Teil der historischen Räume im Schloß Rheinsberg restauriert sein beziehungsweise<br />

erstmalig zugänglich gemacht werden soll, konnten die Arbeiten in der Langen Kammer<br />

abgeschlossen werden. Mit der Restaurierung der angrenzenden Schlafkammer wurde<br />

begonnen.<br />

Herausragend in der Arbeit der Abteilung war auch die Vorbereitung und Durchführung<br />

der Ausstellung »Material und Möglichkeit. Zinkguß des 19. Jahrhunderts in Potsdam« vom<br />

21. Juni bis 17. August <strong>1997</strong> im Orangerieschloß im Park Sanssouci. Als Teilergebnis eines<br />

gemeinsamen Forschungsprojektes in Kooperation des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege<br />

und der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg stellte die<br />

Ausstellung Aspekte zur Konservierung und Restaurierung dieser vernachlässigten Materialgruppe<br />

vor. Großzügig gefördert wurde das Projekt »Die Konservierung von Denkmälern aus<br />

Blei, Zink und Zinn« durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt, die auch die Ausstellung<br />

finanziell absicherte. Die Ergebnisse des Forschungsprojektes, das von 1993 bis <strong>1998</strong> lief,<br />

sind im gemeinsamen Arbeitsheft des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, Band 98,<br />

München 1999, veröffentlicht.<br />

Im folgenden sind die wichtigsten Restaurierungsleistungen der beiden Jahre des Berichtszeitraumes<br />

zusammengefaßt.<br />

<strong>1997</strong><br />

Schloß Charlottenburg: Abschluß der Konservierungs- und Restaurierungsarbeiten in der<br />

Großen Eichengalerie.<br />

Park Sanssouci: Ultraschalluntersuchungen und Reinigungsarbeiten an freistehenden Marmorskulpturen.<br />

Aufstellung des Bronzenachgusses »Schäfer im Kampf mit einem Panther«<br />

nach Julius Franz im Sizilianischen Garten. – Schloß Sanssouci: Beginn der Konservierungs-<br />

und Restaurierungsarbeiten im Konzertzimmer. Abschluß der Arbeiten im Audienzzimmer. –<br />

Bildergalerie: Weiterführung der Konservierungs- und Restaurierungsarbeiten am Gemälde-<br />

und Rahmenbestand. – Neues Palais: Restaurierung weiterer Räume der Marquis-d‘Argens-<br />

Wohnung. Bestandsaufnahme der Mineralien im Grottensaal. Musterrestaurierung an den<br />

Stuckmarmorflächen im Theatertreppenhaus. Restauratorische Begleitung der Gesamt-Haushaltsunterlage<br />

für das Neue Palais. – Communs: Befundung der Fassaden und restauratorische<br />

Baubegleitung an der Fassade der westlichen Pflanzenhalle. – Freundschaftstempel:<br />

Abschluß der aufwendigen Kopie der Marmorskulptur »Wilhelmine von Bayreuth«


264 Berichte<br />

nach dem Original der Brüder Johann David und Johann Lorenz Wilhelm Räntz. – Orangerieschloß:<br />

Konservierung von zwei stark geschädigten Marmorskulpturen an der Fassade der<br />

westlichen Pflanzenhalle. Weiterführung des Programms zur Konservierung und Restaurierung<br />

des Gemäldebestandes im Raphaelsaal. – Ensemble Friedenskirche: Kopie des Tympanonreliefs<br />

und zweier Terrakottakapitelle für die Schießmauer. – Klausberg: Restaurierung<br />

und Neufassung der Zinkgußdrachen für die Pagode des Drachenhauses. – Schloß Charlottenhof:<br />

Restaurierung und Rekonstruktion der Farbfassung im kleinen Portikus.<br />

Neuer Garten: Marmorpalais: Restaurierungs- und Rekonstruktionsarbeiten an den Raumfassungen<br />

im Hauptbau und im Südflügel. Umfangreiche Restaurierungsmaßnahmen an den<br />

Ausstattungsstücken. – Gotische Bibliothek: Rekonstruktion der Kuppelbekrönung.<br />

Schloß Rheinsberg: Weiterführung der Restaurierung der Raumfassung in der Langen Kammer.<br />

Beginn der Restaurierungs- und Rekonstruktionsarbeiten in der Schlafkammer des Prinzen<br />

Heinrich. Beginn der Tapetenrestaurierung in der Chinesischen Kammer. Restaurierung<br />

der Eichenholzkonsolen und der Fenstergitter am Südturm. Sicherungsarbeiten am Glume-<br />

Portal.<br />

Jagdschloß Königs Wusterhausen: Restauratorische Baubegleitung.<br />

Schloß Caputh: Restaurierung der Deckenbilder im Teekabi<strong>net</strong>t und im Kabi<strong>net</strong>t des Kurfürsten.<br />

<strong>1998</strong><br />

Park Sanssouci: Auftakt zum anspruchsvollen Programm des Kopierens der Marmorskulpturen<br />

vom Rondell an der Großen Fontäne im mittleren Lustgarten. Aufstellung der Marmorkopien<br />

der »Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth« im Freundschaftstempel und der Büsten<br />

im Mohren- und Oranierrondell auf der Hauptallee im östlichen Lustgarten. Restaurierung<br />

der Bullenbrücke im östlichen Lustgarten. Weiterführung der Restaurierung der Sonnenlaube<br />

im Rehgarten. – Schloß Sanssouci: Abschluß der Konservierungs- und Restaurierungsleistungen<br />

im Konzertzimmer. Hängung des Gemäldes »Belustigung im Freien« (»Récréation<br />

italienne«) von Antoine Watteau in der Kleinen Galerie nach Abschluß langwieriger Freilegungs-<br />

und Restaurierungsarbeiten. – Bildergalerie: Weiterarbeit am Restaurierungsprogramm<br />

für den Gemälde- und Rahmenbestand. – Neues Palais: Weiterführung der<br />

Restaurierungsarbeiten in der Marquis-d‘Argens-Wohnung. – Communs: Restaurierung der<br />

Kupferverblechung aus dem 18. Jahrhundert auf der Nordkuppel. – Gartensalon am Neuen<br />

Palais: Beginn der Restaurierung des Gitterwerks vom Pavillon. – Orangerieschloß: Konservierung<br />

von zehn Gemälden im Raphaelsaal.


Abteilung Restaurierung 265<br />

Neuer Garten: Marmorpalais: Umfangreiche Restaurierungs- und Rekonstruktionsarbeiten<br />

an Raumfassungen im Hauptbau und im Nordflügel. Abschluß der Restaurierung der Boiserien<br />

und des Parketts im Schlafkabi<strong>net</strong>t. – Grotte am Jungfernsee: Sicherung der Grottierungen.<br />

Pfingstberg: Belvedere: Erarbeitung eines Restaurierungskonzeptes für das Römische Kabi<strong>net</strong>t<br />

im Westturm.<br />

Park Babelsberg: Rekonstruktion der Rosentreppe und Restaurierung der Brücke über den<br />

Wilhelmwasserfall.<br />

Schloß Rheinsberg: Abschluß der Restaurierung der Langen Kammer. Weiterführung der<br />

Restaurierungs- und Rekonstruktionsarbeiten in der Schlafkammer des Prinzen Heinrich.<br />

Restaurierung weiterer Tapetenbahnen aus der Chinesischen Kammer. Befunderhebungen<br />

zur Raumfassung in der Bibliothek des Prinzen Heinrich.<br />

Jagdschloß Königs Wusterhausen: Befundung der Fassade und der Innenraumfassungen.<br />

Restaurierung von sechs Gemälden für die Ausstattung.<br />

Schloß Caputh: Fertigstellung der Raumfassungen und der Ausstattung in den kurfürstlichen<br />

Räumen und im Fliesensaal zur Teileröffnung des Schlosses.


266 Berichte<br />

Abteilung Besucherbetreuung<br />

und Museumspädagogik<br />

Seit der Gründung der Stiftung im Jahr 1995 haben sich die Aufgaben<br />

der Abteilung bei verringertem Personalbestand vervielfacht. Die Betreuung wurde um den<br />

gesamten Berliner Bereich mit Schloßführern und Aufsichten erweitert, die museumspädagogischen<br />

Aktivitäten auf die Berliner und die märkischen Schlösser ausgedehnt. Auch die<br />

Bildergalerie Friedrichs des Großen im Park Sanssouci und das Marmorpalais im Neuen Garten<br />

wurden nach ihrer Wieder- beziehungsweise Teileröffnung in die Aktivitäten einbezogen.<br />

Die Umsetzung der vom Stiftungsrat geforderten »Besucherfreundlichen Maßnahmen«<br />

wurde begonnen. Viel Betreuungsaufwand erforderten Projekte und die damit verbundenen<br />

Werkverträge, wie das EU-Projekt »Our City« mit dem Ziel der Entwicklung einer Informationssoftware<br />

für die Besucher, die lange überfällige Besucherbefragung und die Erneuerung<br />

der Software für das Besucherzentrum oder die Entwicklung eines Besucherinformationssystems<br />

für die Parkanlagen und Schlösser. Über die eigenen Aufgaben hinaus beteiligte sich<br />

die Abteilung an Aktivitäten der Berliner Museen, wie dem »Schauplatz Museum« und der<br />

»Langen Nacht der Museen«.<br />

Verstärkte Anstrengungen erforderte auch die Mitarbeit in stiftungsfremden Organisationen<br />

und Gremien, wie beispielsweise dem Tourismusbeirat des Landes Brandenburg, dem<br />

Landesmuseumsverband Berlin, der städtischen Arbeitsgruppe für Verkehrsleitung oder dem<br />

Fremdenverkehrsverband Potsdam-Mittelmark.<br />

Bei der Betreuung des Schloßtheaters kam es durch Baumaßnahmen zu erhöhten Belastungen,<br />

daneben aber auch zu einer verstärkten Kontrolle der Nutzung der Spielstätte.<br />

<strong>1998</strong> war ein Teil der Kapazität zusätzlich durch das Erstellen von Tätigkeitsbeschreibungen<br />

für die Mitarbeiter der Abteilung, durch Strukturdiskussionen und die Mitarbeit in der<br />

Bewertungskommission der Stiftung gebunden. Die Arbeit wurde erschwert durch unklare<br />

Zuständigkeiten innerhalb der Stiftung, durch mangelnde Kommunikation und erhöhte<br />

Bürokratie. Belastend auf die Mitarbeiter wirkten sich die Verunsicherungen infolge des<br />

Look-Gutachtens zur Situation der Stiftung und wegen der Überprüfung der Eingruppierungen<br />

durch den Bundesrechnungshof aus.<br />

Angebote für Gruppen- und Individualtouristen<br />

Im Besucherzentrum erwies sich die 1995 eingeführte Buchungssoftware für Gruppenbuchungen<br />

als dringend überarbeitungsbedürftig, da sie den Anforderungen nicht gerecht<br />

wurde. Für die neue Buchungssoftware wurden die inhaltlichen Vorgaben konzipiert, die<br />

Ausschreibung vorbereitet und anschließend die Umsetzung mit der Firma Debis Systemhaus,<br />

die <strong>1997</strong> den Auftrag erhielt, diskutiert. Als Termin für die Arbeit mit dem neuen<br />

System war März <strong>1998</strong> vorgesehen. Diesen Termin konnte die Firma nicht halten, da sich im<br />

Verlauf der Zusammenarbeit herausstellte, daß die komplexen Anforderungen an die Soft-


Abteilung Besucherbetreuung und Museumspädagogik 267<br />

ware nur schwer umzusetzen waren. Ende April konnte die neue Software an zwei Arbeitsplätzen<br />

getestet werden. Die endgültige Einführung wurde wegen der hohen Belastung des<br />

Besucherzentrums während der Saisonmonate auf Ende Oktober verschoben.<br />

Die bestehenden Führungsangebote des Besucherzentrums wurden besonders im Hinblick<br />

auf Anforderungen touristischer Institutionen und Reiseveranstalter, wie der Potsdam-<br />

Information, der Berliner Verkehrsbetriebe, der Berliner Tourismus Marketing GmbH und<br />

Severin & Kühn überarbeitet.<br />

In Kooperation mit städtischen Arbeitsgruppen wurde an Konzeptionen für die Verkehrsleitung<br />

und Touristenbusparkplätze mitgewirkt.<br />

Als dringend erforderlich erwies sich die Steuerung des Besuchs von Gruppen, die nicht<br />

durch Mitarbeiter des Besucherzentrums betreut wurden, sondern ohne vorherige Anmeldung<br />

mit Berliner Reiseleitern kamen. Diesen Reiseleitern wurde angeboten, für Schloß<br />

Charlottenburg (Neuer Flügel), Schloß Cecilienhof und die Bildergalerie Friedrichs des Großen<br />

im Park Sanssouci Lizenzen als Voraussetzung für Führungen in den Schlössern zu<br />

erwerben.<br />

Um den guten Standard des Betreuungsservice für angemeldete Gruppen durch das Besucherzentrum<br />

und in den Schlössern zu wahren, wurden auch <strong>1997</strong>/<strong>1998</strong> Aus- und Weiterbildungskurse<br />

für Mitarbeiter durchgeführt. Der Schwerpunkt lag thematisch auf dem<br />

Jubiläum König Friedrich Wilhelms II.<br />

<strong>1997</strong> wurde in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität Berlin mit der Vorbereitung<br />

einer Besucherbefragung begonnen. Die »Geschichte des Tourismus in Potsdam«<br />

wurde analysiert. Die Befragung, für die die Mittel im Rahmen der »Besucherfreundlichen<br />

Maßnahmen« zur Verfügung gestellt wurden, fand im darauffolgenden Jahr statt. Sie erfolgte<br />

in drei Phasen: an einem Wochenende in der Vorsaison, an Pfingsten und an einem Werktag<br />

in der Saison. Es wurden insgesamt 2040 Interviews geführt. Die Standorte für die Befragung<br />

waren die Schlösser Sanssouci, Neues Palais, Cecilienhof, Babelsberg und Charlottenburg.<br />

Das bei der Europäischen Union beantragte Projekt zur Entwicklung einer multimedialen<br />

Besucherinformation im Rahmen der Förderung von Ziel-1-Regionen wurde bewilligt. Teilnehmer<br />

waren die Städte Brighton in England (Projektleitung), Cork in Irland, Charleroi in<br />

Belgien und Potsdam, vertreten durch die Stiftung und das Amt für Wirtschaftsförderung.<br />

Erste Arbeitstreffen fanden in Cork, Potsdam und Brighton statt. <strong>1997</strong> wurde die Erarbeitung<br />

der Software ausgeschrieben. Den Zuschlag bekam die Potsdamer Firma Peito. Für die<br />

inhaltlichen Recherchen für den Bereich der Stiftung wurde ein Werkvertrag abgeschlossen.<br />

Neben den Arbeiten zur Softwareentwicklung erfolgte ein internationaler Austausch auf<br />

dem Gebiet des Kulturmanagements in Cork und Potsdam. Im Schloß Lindstedt in Potsdam<br />

wurde im September <strong>1998</strong> eine Fachtagung zur Situation des Kulturtourismus in der BRD<br />

mit dem Tourismusexperten Professor Albrecht Steinicke von der Universität Paderborn<br />

organisiert, an der neben Stiftungsmitarbeitern Verantwortliche aus der Tourismusbranche<br />

teilnahmen.<br />

Die Arbeit am Besucherleitsystem wurde fortgeführt. Im November <strong>1997</strong> konnte ein<br />

Werkvertrag für die Erarbeitung inhaltlicher Schwerpunkte und die Umsetzung von Maß-


268 Berichte<br />

nahmen im Besucherleitsystem abgeschlossen werden. Die Arbeitsgruppe verständigte sich<br />

über weitere Bestandteile des Systems, wie beispielsweise den »Besucherstopper« – ein Aufsteller,<br />

der den Besucher im Eingangsbereich des Schlosses auf die Attraktivität des Hauses<br />

aufmerksam machen und zum Besuch anregen soll. Ein solcher Aufsteller ist auch für die<br />

Ankündigung von Sonderausstellungen im Schloßbereich geeig<strong>net</strong>. »Besucherstopper« wurden<br />

für die Neuen Kammern und das Besucherzentrum entwickelt. Am Neuen Garten konnten<br />

Parkinformationstafeln an den Eingängen aufgestellt werden. Das Schloß Charlottenburg<br />

erhielt Informationstafeln zur Darstellung der Besichtigungsangebote. <strong>1998</strong> wurde für alle<br />

Schlösser eine Beschilderung mit neuen Öffnungszeiten und Eintrittspreisen angefertigt. Die<br />

Übersichtspläne für den Park Sanssouci wurden erneuert und durch neun weitere Standorte<br />

ergänzt. Zur Eröffnung des Schlosses Caputh wurden zwei kombinierte Schloß- und<br />

Parkaufsteller an den Parkeingängen aufgestellt. Acht »Besucherstopper« für Saisonschlösser<br />

wurden übergeben. Das Wegeleitsystem im Park Sanssouci wurde mit dem Entwurf und<br />

einem Gußmodell des Stiftungsadlers vorbereitet. Mit der Bearbeitung der Findlinge im Park<br />

Babelsberg als Wegeleitsystem wurde begonnen.<br />

Die Anregung, die Audioführung für die Bildergalerie mit einem erhöhten Eintrittspreis<br />

zu koppeln, um diese Form der Informationsvermittlung weiterhin anbieten zu können, ließ<br />

sich nicht umsetzen. Dem Individualbesucher stehen noch immer kaum andere Informationsmöglichkeiten<br />

vor Ort zur Verfügung. Besonders betroffen ist der ausländische Gast.<br />

Während Gruppen über das Besucherzentrum Fremdsprachenführungen buchen können,<br />

gibt es für ihn dieses Angebot noch nicht. Der Mangel an mehrsprachigen Informationen<br />

gibt immer wieder Anlaß zu Beschwerden und schadet dem Image der Stiftung.<br />

Im Rahmen der »Besucherfreundlichen Maßnahmen« wurde <strong>1998</strong> mit Verbesserungen<br />

am Besucherservice im Kassenbereich begonnen. Die Stiftung steht wegen der Art ihres Eintrittskartenverkaufs<br />

– an den Hauptschlössern (Schloß Sanssouci und Neues Palais) wurde<br />

dieser durch eine Luke im Kassenfenster abgewickelt – seit langem in der Kritik. Die Veränderung<br />

der Kassen- und Verkaufssituation am Neuen Palais, die am Beginn der Planungen<br />

stand, wurde durch Bauplanungen verzögert. Die neue Kasse und der neue Museumsshop<br />

sollten zur Saison <strong>1998</strong> in Betrieb genommen werden, doch war die Planung dafür erst im<br />

Oktober <strong>1998</strong> abgeschlossen. Der Ausbau der Räume für die neue Kasse im Schloß Sanssouci<br />

wurde <strong>1998</strong> vorbereitet und die Fertigstellung für die Saison 1999 geplant. In den Neuen<br />

Kammern wurde der »Lukenverkauf« durch eine Kasse im Foyer ersetzt. Die Stiftung entschied<br />

sich für das Möbelsystem von USM Haller, das künftig in allen Kassenbereichen zum<br />

Einsatz kommen soll. Schönheitsreparaturen wurden an der Kasse der Römischen Bäder im<br />

Park Sanssouci, am Neuen Pavillon, Mausoleum und Belvedere in Charlottenburg und am<br />

Borkenhäuschen an der Fähre zur Pfaueninsel vorgenommen.


Sonderveranstaltungen<br />

Abteilung Besucherbetreuung und Museumspädagogik 269<br />

Die Sonderveranstaltungen werden im Monatsprogramm der Stiftung angekündigt. Sie wenden<br />

sich an ein besonders interessiertes Publikum aus Berlin, Potsdam und dem Umland.<br />

Das Monatsprogramm erscheint in einer Auflage von 5000 Stück und wird in Potsdam und<br />

Berlin verteilt. Das Spektrum der Veranstaltungen ist vielfältig. Es reicht von Sonderführungen<br />

und Vorträgen über Besichtigungen von Baustellen, Erläuterungen und Demonstrationen<br />

von Restaurierungsvorhaben und Veranstaltungen in Sonderausstellungen bis hin zu<br />

Lesungen in Kombination mit Musik. Oft gab es weit mehr Anmeldungen als aus konservatorischen<br />

oder technischen Gründen berücksichtigt werden konnten.<br />

<strong>1997</strong> wurden insgesamt 76 Veranstaltungen angeboten, die von 1713 Besuchern, das heißt<br />

durchschnittlich 23 Teilnehmern wahrgenommen wurden. Im Mittelpunkt stand in diesem<br />

Jahr das Jubiläum König Friedrich Wilhelms II., das die Stiftung mit der Ausstellung »Friedrich<br />

Wilhelm II. Preußens Weg zum Klassizismus« würdigte. Hierzu wurde ein Begleitprogramm<br />

mit 15 Veranstaltungen angeboten, an denen insgesamt 453 Interessierte teilnahmen.<br />

Aus Anlaß dieser Ausstellung wurde am 16. August <strong>1997</strong> an der Orangerie im Neuen Garten<br />

ein Gartenfest veranstaltet. Der Schwerpunkt lag hierbei auf einer Vielzahl von museumspädagogischen<br />

Angeboten mit der Möglichkeit, selbst kreativ tätig zu werden. Die Veranstaltung<br />

wurde von circa 500 Teilnehmern aller Altersgruppen besucht. Am »Tag des offenen<br />

Denkmals« am 14. September <strong>1997</strong> nutzten circa 5000 Interessierte die 14 Besichtigungsangebote,<br />

um sich über die Denkmäler und Kunstsammlungen der Stiftung und über deren<br />

Arbeit zu informieren. Für alle Objekte wurden Informationsblätter bereitgestellt.<br />

<strong>1998</strong> wurden insgesamt 79 Veranstaltungen angeboten, die von 1317 Besuchern wahrgenommen<br />

wurden. Besonderer Beliebtheit erfreuten sich Veranstaltungen zu praktischrestauratorischen<br />

und kulturhistorischen Themen sowie Veranstaltungen an Orten, die sonst<br />

nicht öffentlich zugänglich sind. Neu im Programm war die Veranstaltungsreihe »Kunstwerk<br />

des Monats«. Sie wurde gut angenommen. Auch die Einführung eines begleitenden Informationsblattes<br />

hat sich bewährt. Am »Tag des offenen Denkmals« am 13. September <strong>1998</strong><br />

nutzten circa 1750 Besucher die 6 Besichtigungsangebote der Stiftung. Der »Tag des offenen<br />

Denkmals« ist aufgrund seiner großen Akzeptanz in der Bevölkerung und den Medien<br />

gut geeig<strong>net</strong>, einem breiten Publikum aus der Region und dem Land Brandenburg Belange<br />

des Denkmalschutzes und der Restaurierung nahe zu bringen. Die Angebote waren weit<br />

gestreut, von der Pfaueninsel über den Park Sanssouci bis nach Oranienburg und Rheinsberg.<br />

Besonders angesprochen fühlten sich die Besucher durch handwerkliche Demonstrationen<br />

von Restaurierungsmaßnahmen.<br />

Am 14. Februar <strong>1998</strong> fand die 3. »Lange Nacht der Museen« statt, an der sich die Stiftung<br />

mit der Öffnung des Schlosses Charlottenburg unter dem Motto »Wandeln im nächtlichen<br />

Schloß mit Musik vom Barock bis zur Romantik« beteiligte. Das Angebot wurde von circa<br />

5000 Interessierten genutzt. Zur 4. »Langen Nacht der Museen« am 22. August <strong>1998</strong> veranstaltete<br />

die Stiftung in Zusammenarbeit mit dem Museumspädagogischen Dienst Berlin in<br />

der Großen Orangerie des Schlosses Charlottenburg und im Schloßpark ein Barockes Gar-


270 Berichte<br />

tenfest mit historischen Tänzen und verschiedenen kleinen Programmen im Garten. Die<br />

Räume des Alten Schlosses waren für die Besucher geöff<strong>net</strong>. Circa 10.000 Interessierte nahmen<br />

an dieser Veranstaltung teil. Trotz des riesigen Andrangs und langer Wartezeiten war<br />

die Atmosphäre freundlich. Die Einbeziehung der Orangerie hat sich als vorteilhaft erwiesen.<br />

Im Alten Schloß müssen mit Rücksicht auf konservatorische Belange die Besucherzahlen<br />

gesenkt werden.<br />

Angebote für besondere Zielgruppen<br />

Monatlich wurden zwei Veranstaltungen für Senioren und Vorruheständler angeboten,<br />

wobei darauf geachtet wurde, daß mindestens eine Veranstaltung für Rollstuhlfahrer geeig<strong>net</strong><br />

war.<br />

Gemeinsam mit der Senioren-Volkshochschule Potsdam wurden im Sommersemester<br />

<strong>1997</strong> im Rahmen der Ausstellung »Friedrich Wilhelm II. Preußens Weg zum Klassizismus«<br />

vier Veranstaltungen angeboten, im Wintersemester drei Veranstaltungen zum Thema »Bildergalerie«.<br />

In Zusammenarbeit mit Behinderteneinrichtungen wurden 29 Sonderführungen<br />

mit circa 350 Teilnehmern durchgeführt (Abb. 1). Partner dabei waren die Blindenschulen<br />

Karlsruhe und Königs Wusterhausen, das Blindenfreizeitzentrum, das Oberlinhaus, die<br />

Abb. 1 Führung für eine Gruppe von Rollstuhlfahrern in den Neuen Kammern im Park Sanssouci<br />

Foto: <strong>SPSG</strong>


Abteilung Besucherbetreuung und Museumspädagogik 271<br />

Behindertenverbände Königs Wusterhausen und Teltow, Behinderte Studenten der Universität<br />

Potsdam, das Emmanuelhaus, die Caritaswerkstatt, die Donnersmarck Stiftung, der<br />

Gehörlosenverband Potsdam und Berlin und der Blindenverband Berlin. Die Gruppenstärke<br />

lag bei 10–12 Teilnehmern.<br />

Mit der Förderschule für geistig behinderte Kinder in Charlottenburg initiierte die Abteilung<br />

ein Projekt zum Thema »Was ist ein Schloß?«. Die Lehrer wurden auf das Thema<br />

vorbereitet und es fand eine Führung durch das Schloß Charlottenburg statt. In der Schule<br />

selbst wurde das Schloß nachgebaut und ein Fest veranstaltet.<br />

<strong>1998</strong> war die Leiterin des Fachbereiches Museumspädagogische Betreuung besonderer<br />

Zielgruppen ab August für die Bewertungsgruppe freigestellt, was die Aktivitäten in diesem<br />

Bereich stark einschränkte. Es fanden regelmäßig im Monatsprogramm angekündigte<br />

Veranstaltungen für Senioren und Vorruheständler statt. Auch die Arbeit mit der Senioren-<br />

Volkshochschule wurde fortgeführt. Gemeinsam mit der Deutschen Blindenstudienanstalt<br />

e.V. Marburg wurde ein Plan des Parks Sanssouci für Blinde hergestellt. Die Zusammenarbeit<br />

mit den Behindertenvereinen Potsdams und Berlins wurde bis zur Aufnahme der Tätigkeit<br />

der Fachbereichsleiterin in der Bewertungsgruppe fortgeführt.<br />

Angebote für Kinder und Jugendliche<br />

Die Angebote für Schulen und freie Träger wurden auf den Bereich Charlottenburg ausgeweitet.<br />

Ab <strong>1997</strong> wurden auch dort spezielle Kinderführungen angeboten. Dafür wurden<br />

durch die Fachbereichsleiterin freie Mitarbeiter ausgebildet.<br />

<strong>1997</strong> wurden 96 thematische Angebote für Schulen, einschließlich Projekte, mit circa<br />

2040 Teilnehmern durchgeführt. 21 Ferienveranstaltungen, finanziert vom Jugendamt Potsdam,<br />

wurden angeboten.<br />

Im Rahmen der Montagskurse und Klubarbeit fanden 50 Veranstaltungen statt. Themenschwerpunkte<br />

in diesem Jahr waren »Friedrich Wilhelm II.« und »Berufe in der Stiftung«.<br />

<strong>1998</strong> wurden 15 thematische Führungen für Schulen, einschließlich Projekte, mit circa<br />

2800 Teilnehmern durchgeführt. Seit August <strong>1998</strong> war ein erweitertes Programm für die<br />

Schulen im Angebot. Problematisch ist, daß im Schloß Charlottenburg bisher kein Raum<br />

für die museumspädagogische Arbeit gefunden werden konnte. 12 Ferienveranstaltungen<br />

zu den Themen »Kleider machen Leute« und »Entdeckungsspiel auf der Pfaueninsel« sowie<br />

ein viertägiger Workshop »Plastisches Gestalten und Malerei« mit 188 Teilnehmern wurden<br />

vorbereitet und gestaltet.<br />

Im Rahmen der Montagskurse und Klubarbeit fanden 50 Veranstaltungen mit jeweils<br />

circa 8–10 Kindern und Jugendlichen statt. Die Themenschwerpunkte »Antikenrezeption«<br />

und »Knobelsdorff« orientierten sich an den Vorbereitungen zum Knobelsdorff-Jahr. Höhepunkt<br />

der Aktivitäten war am 13. Juni <strong>1998</strong> ein Sommerfest in den Römischen Bädern zum<br />

Thema »Alle Wege führen nach Rom« mit einer szenischen Führung, Figuren aus eigener<br />

Produktion, der Vorführung eines selbst produzierten Videofilms und einer Festzeitung. 150<br />

Interessenten nahmen teil (Abb. 2). Weitere Aktivitäten bestanden in der Ausstellung von


272 Berichte<br />

Abb. 2 Sommerfest in den Römischen Bädern im Park Sanssouci zum Thema »Alle Wege führen<br />

nach Rom« am 13. Juni <strong>1998</strong><br />

Foto: <strong>SPSG</strong><br />

Arbeiten des Kinder- und Jugendklub e.V. in der Dresdner Bank und der Beteiligung mit<br />

diesen Arbeiten an einer Ausstellung der ProKultur gGmbH.<br />

Zur Teileröffnung des Schlosses Caputh wurde ein Programm für Kinder zum Thema<br />

»Historische Spiele« gestaltet, das bedauerlicherweise nicht in die Ankündigung der Stiftung<br />

aufgenommen worden war, aber großen Anklang fand.<br />

Nutzung des Schloßtheaters<br />

<strong>1997</strong> belief sich die Anzahl der Nutzungen auf insgesamt 147. Davon entfallen auf das Hans-<br />

Otto-Theater 96, die Musikfestspiele GmbH 14 sowie eine unbekannte Anzahl von Proben<br />

und die Konzertagentur Heidenreich 13. Darüber hinaus fanden 7 Veranstaltungen der Stiftung,<br />

2 Tagungen und 15 Veranstaltungen weiterer Organisationen im Schloßtheater statt.<br />

Seit <strong>1997</strong> kann das Theater im Zuschauerbereich an spiel- und probenfreien Tagen mit<br />

Führungen besichtigt werden.<br />

<strong>1998</strong> war die Auslastung des Hauses ähnlich. Das Theater wurde im wesentlichen durch<br />

das Hans-Otto-Theater, die Musikfestspiele GmbH, die Brandenburgische Philharmonie und<br />

die Konzertagentur Heidenreich bespielt. Für das Hans-Otto-Theater wurde ab dieser Spiel-


Abteilung Besucherbetreuung und Museumspädagogik 273<br />

zeit ein neuer Vertrag wirksam. Die Musikfestspiele GmbH nutzt das Theater noch immer<br />

ohne Vertrag.<br />

Um die Auflagen von Bauaufsichtsamt und Feuerwehr zur weiteren Bespielbarkeit des<br />

Schloßtheaters zu realisieren, mußte eine Haushaltsunterlage Bau erarbeitet werden, an der<br />

die Abteilung mitarbeitete. Die Baumaßnahmen sollen in verlängerten Spielpausen in den<br />

Jahren 2000 und 2001 erfolgen.<br />

Ausstellungen<br />

Vom 12. Mai bis 22. Juni <strong>1997</strong> und vom 18. Mai bis 28. Juni <strong>1998</strong> fanden in der Turmgalerie<br />

des Orangerieschlosses die 22. und 23. Graphikverkaufsausstellung statt. An der Ausstellung<br />

<strong>1997</strong> beteiligten sich 43 Künstler, darunter 10 mit themenbezogenen Arbeiten zu König<br />

Friedrich Wilhelm II. Sie wurde von mehr als 2700 Interessenten besucht.<br />

Vom 11. Mai bis 12. Oktober <strong>1997</strong> wurde im Jagdschloß Grunewald im Rahmen einer<br />

Ausstellung mit dem Titel »Des Menschen bester Freund – Hundehalsbänder aus vier Jahrhunderten«<br />

die Kollektion eines englischen Sammlers vorgestellt. Die Ausstellung, die von<br />

dem Berliner Graphiker Philipp Schack gestaltet wurde, zeigte eine erfreuliche Besucherresonanz.<br />

Die kleine Ausstellung »Kronleuchter Friedrichs des Großen, ihre Rohstoffe und ihre<br />

Herstellung« im Besucherzentrum an der Historischen Mühle von März bis Oktober <strong>1997</strong><br />

brachte für die Rekonstruktion der Kronleuchter im Spiegelsaal des Schlosses Rheinsberg<br />

einen Erlös von 433 DM durch den Verkauf eines Informationsblattes und durch Spenden.


Chronik<br />

STAATSBESUCHE UND<br />

PROTOKOLLARISCHE VERANSTALTUNGEN<br />

<strong>1997</strong><br />

7. März Empfang des Regierenden Bürgermeisters von Berlin, Eberhard Diepgen,<br />

für den Bundespräsidenten der Schweizerischen Eidgenossenschaft,<br />

Arnold Koller, im Schloß Charlottenburg.<br />

12. März Besuch des Präsidenten des russischen Föderationsrates, Jegor Semjonowitsch<br />

Strojew, im Schloß Cecilienhof.<br />

9. April Empfang des Regierenden Bürgermeisters von Berlin, Eberhard Diepgen,<br />

für den Präsidenten der Republik Mazedonien, Kiro Gligorov, im Schloß<br />

Charlottenburg.<br />

10. April Besuch des Kronprinzen von Brunei, Prinz Billah, in den Schlössern Sanssouci<br />

und Cecilienhof.<br />

13. April Besuch der US-Gouverneure aus Nevada, Guam, Illinois, Nebraska und Wisconsin<br />

im Schloß Cecilienhof. Anschließend Empfang des Ministerpräsidenten<br />

des Landes Brandenburg, Manfred Stolpe, im Schloß Charlottenburg.<br />

21. April Empfang des Regierenden Bürgermeisters von Berlin, Eberhard Diepgen,<br />

für den Präsidenten der Italienischen Republik, Oscar Luigi Scálfaro, im<br />

Schloß Charlottenburg.<br />

27. April Besuch des Vorsitzenden der Staatlichen Plankommission der Republik<br />

China, Chen Jinhua, im Schloß Sanssouci und im Chinesischen Haus.<br />

14. Mai Besuch des Ministerpräsidenten der Republik Ungarn, Gyula Horn, Gast<br />

des Landes Brandenburg, im Schloß Cecilienhof. Anschließend Empfang<br />

des Regierenden Bürgermeisters von Berlin, Eberhard Diepgen, im Schloß<br />

Charlottenburg.


Staatsbesuche und protokollarische Veranstaltungen<br />

275<br />

8. Juni Besuch des Vorsitzenden des Nationalkomitees der Politischen Konsultativkonferenz<br />

des Chinesischen Volkes im Schloß Sanssouci und Empfang<br />

des Regierenden Bürgermeisters von Berlin, Eberhard Diepgen, im Schloß<br />

Charlottenburg.<br />

7. Juli Besuch des Ministerpräsidenten von New South Wales, in den Schlössern<br />

Cecilienhof, Neues Palais und Charlottenhof.<br />

2. Sept. Besuch von Innenminister Manfred Kanther. Führung durch Prof. Dr.<br />

Hans-Joachim Giersberg durch Schloß Sanssouci, die Bildergalerie, Schloß<br />

Charlottenhof und das Marmorpalais.<br />

10. Sept. Empfang des Ministerpräsidenten des Landes Brandenburg, Manfred Stolpe,<br />

für die Teilnehmer des XIII. Intertoto Kongresses der Deutschen Klassenlotterie<br />

Berlin in der Blauen Galerie der Neuen Kammern.<br />

9. Okt. Empfang des Regierenden Bürgermeisters von Berlin, Eberhard Diepgen,<br />

anläßlich des Besuches des Präsidenten der Vereinigten Mexikanischen<br />

Staaten, E. Zedillo P. de León, im Schloß Charlottenburg.<br />

9. Nov. Besuch der Familie Hohenzollern anläßlich des Geburtstages des verstorbenen<br />

Prinzen Louis Ferdinand im Marmorpalais und in der Kronprinzenwohnung<br />

im Schloß Cecilienhof. Führung durch Prof. Dr. Hans-Joachim<br />

Giersberg und Dr. Burkhardt Göres durch das Marmorpalais.<br />

13. Nov. Besuch einer Delegation usbekischer Gäste, darunter der Kulturminister<br />

des Landes, in den Schlössern Sanssouci und Cecilienhof. Führung durch<br />

Dr. Burkhardt Göres.<br />

<strong>1998</strong><br />

22. Jan. Neujahrsempfang des Landtagspräsidenten Brandenburgs, Herbert Knoblich,<br />

in den Neuen Kammern.<br />

6. März Besuch des Kronprinzen des Königreichs Nepal, Dipendra Bir Bikram<br />

Shaw Dev, als Gast der ITB in den Schlössern Cecilienhof und Sanssouci.<br />

Begrüßung durch den Ministerpräsidenten des Landes Brandenburg, Manfred<br />

Stolpe, und Eintragung in das Goldene Buch des Landes.<br />

20. März Besuch des Präsidenten der Republik Venezuela, Rafael Caldera, in den<br />

Schlössern Cecilienhof und Sanssouci, Begrüßung durch Ministerpräsident<br />

Manfred Stolpe und Eintragung in das Goldene Buch des Landes Brandenburg.<br />

13. Mai Treffen des amerikanischen Präsidenten, Bill Clinton, mit Bundeskanzler<br />

Helmut Kohl im Park Sanssouci. Militärischer Empfang durch Helmut<br />

Kohl und Ministerpräsident Manfred Stolpe am Neuen Palais. Essen zu<br />

Ehren des Präsidenten im Schloß Sanssouci.


276 Chr0nik<br />

22. Juni Empfang des Regierenden Bürgermeisters von Berlin, Eberhard Diepgen,<br />

für den Präsidenten der Portugiesischen Republik, Jorge Sampaio, im<br />

Schloß Charlottenburg.<br />

27. Juni Festakt der Bundesregierung unter Beteiligung der Außenminister der ehemaligen<br />

westlichen Alliierten anläßlich des 50. Jahrestages des Beginns der<br />

Berliner Luftbrücke.<br />

5.– 6 . Juli 4. Konferenz des Netzwerkes Europäischer Königsschlösser in den Neuen<br />

Kammern.<br />

1. Dez. Besuch des Präsidenten der Französischen Republik, Jacques Chirac, und<br />

des französischen Ministerpräsidenten, Lionel Jospin, mit Bundeskanzler<br />

Gerhard Schröder im Schloß Sanssouci mit anschließendem Essen in den<br />

Neuen Kammern. Anlaß sind die 72. deutsch-französischen Konsultationen<br />

in Berlin und Potsdam.<br />

7. Dez. Besuch des polnischen Staatspräsidenten, Aleksander Kwasniewski, im<br />

Schloß Cecilienhof. Anlaß ist die Tagung des Bundesverbandes der<br />

Deutsch-Polnischen Gesellschaft im Schloßhotel Cecilienhof.<br />

Neueinrichtungen<br />

<strong>1997</strong><br />

1. Febr. Eröffnung der Wohnräume Friedrich Wilhelms IV. im Schloß Charlottenburg<br />

in Berlin.<br />

21. April Eröffnung der Pesne-Galerie im Neuen Palais in Potsdam.<br />

30. Mai Eröffnung der restaurierten Eichengalerie im Schloß Charlottenburg in<br />

Berlin.<br />

19. Juli Teileröffnung des Marmorpalais in Potsdam.<br />

19. Juli Abschluß der äußeren Wiederherstellung der Gotischen Bibliothek im<br />

Neuen Garten in Potsdam.<br />

15. Nov. Einrichtung eines Museumsshops im Seitenflügel des Schlosses Charlottenburg<br />

in Berlin dank der Initiative der Freunde der Preußischen Schlösser<br />

und Gärten e.V.<br />

<strong>1998</strong><br />

9. März Feierliche Enthüllung der Marmorkopie der Sitzstatue der Markgräfin Wilhelmine<br />

von Bayreuth im Freundschaftstempel des Parks Sanssouci in<br />

Potsdam.<br />

8. April Einweihung des Mohrenrondells, des Oranierrondells sowie des rekonstruierten<br />

Parterres vor dem Schloß Sanssouci in Potsdam.<br />

28. Mai Einweihung der Gartenanlage am Pfingstberg in Potsdam.


Ausstellungen 277<br />

18. Juni Einweihung des wiederhergestellten Uferweges und der Goldenen Rosentreppe<br />

im Park Babelsberg in Potsdam.<br />

20. Juni Einweihung der rekonstruierten Schloßinsel in Rheinsberg.<br />

8. Juli Einweihung der wiedererrichteten Gotischen Bibliothek im Neuen Garten<br />

in Potsdam.<br />

26. Sept. Teileröffnung von Schloß und Garten Caputh nach zweieinhalbjähriger<br />

Restaurierung.<br />

30. Sept. Abschluß der Wiederherstellung des Wegesystems auf dem Klausberg im<br />

Park Sanssouci in Potsdam.<br />

Ausstellungen<br />

<strong>1997</strong><br />

10. April Schäfer im Kampf mit dem Panther. Dokumentation<br />

bis 26. Mai Potsdam, Römische Bäder im Park Sanssouci<br />

28. März Die Restaurierung von Schloß und Park Rheinsberg<br />

bis 12. Okt. Wiederaufnahme der Ausstellung von 1996<br />

Rheinsberg, Schloß Rheinsberg<br />

Begleitband 1996<br />

11. Mai–12. Okt. Des Menschen bester Freund – Hundehalsbänder aus vier<br />

Jahrhunderten<br />

Berlin, Jagdschloß Grunewald<br />

Katalog<br />

12. Mai–22. Juni 22. Graphikverkaufsausstellung<br />

Potsdam, Orangerieschloß im Park Sanssouci, Turmgalerie<br />

7. Juni–27. Juli Alexander Dettmar – Ansichten von Potsdam<br />

Potsdam, Römische Bäder im Park Sanssouci<br />

Katalog<br />

21. Juni–17. Aug. Material und Möglichkeit. Zinkguß im 19. Jahrhundert in Potsdam<br />

Potsdam, Orangerieschloß im Park Sanssouci, Marek-Wohnung<br />

Katalog<br />

6. Juli–12. Okt. Die Engel der Sixtina – Ein Bildmotiv Raffaels im Wandel<br />

Potsdam, Orangerieschloß im Park Sanssouci, Turmgalerie<br />

Begleitband<br />

20. Juli–14. Sept. Friedrich Wilhelm II. und die Künste. Preußens Weg zum<br />

Klassizismus. Zum 200. Todestag<br />

Potsdam, Marmorpalais und Orangerie im Neuen Garten und Berlin,<br />

Schloß Charlottenburg, Weißer Saal (Die Königliche Porzellanmanufaktur<br />

in der Ära Friedrich Wilhelms II., 20. Juli–12. Oktober)<br />

Katalog


278 Chr0nik<br />

3. Aug.–12. Okt. Hedwig Bollhagen – Keramik, Ingeborg Voss – Grafik<br />

Potsdam, Römische Bäder im Park Sanssouci<br />

<strong>1998</strong><br />

8. Mai–19. Juli Vom Schönen und Nützlichen. Ausstellung zum 250. Geburtstag von<br />

David Gilly (1748–1810)<br />

Ausstellung in Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Potsdam<br />

Paretz, Schloß Paretz<br />

Katalog<br />

17. Mai–15. Okt. Johann Moritz Rugendas (1802–1852) – Ein Maler aus dem<br />

Umkreis von Alexander von Humboldt<br />

Ausstellung des Ibero-Amerikanischen Instituts zu Berlin – Preußischer<br />

Kulturbesitz<br />

Potsdam, Römische Bäder im Park Sanssouci<br />

Katalog<br />

18. Mai–28. Juni 23. Graphikverkaufsausstellung<br />

Potsdam, Orangerieschloß im Park Sanssouci, Turmgalerie<br />

20. Juni bis Menzel in Rheinsberg<br />

16. Aug. Ausstellung in Zusammenarbeit mit dem Kupferstichkabi<strong>net</strong>t der<br />

Staatlichen Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz<br />

Rheinsberg, Schloß Rheinsberg<br />

Katalog<br />

26. Juni–2. Aug. Seht, welch kostbares Erbe! – Bedrohte Baudenkmale in Potsdam<br />

Ausstellung der Deutschen Stiftung Denkmalschutz<br />

Rheinsberg, Schloß Rheinsberg, Marstall<br />

27. Juni–20. Sept. Gold und Silber für den König – Johann George Hossauer (1794–1874).<br />

Goldschmied Sr. Majestät des Königs<br />

Berlin, Schloß Charlottenburg, Neuer Flügel<br />

Katalog<br />

12. Juli–11. Okt. Verlorene Gärten Roms<br />

Ausstellung in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität<br />

Berlin und dem Istituto Italiano di Cultura<br />

Potsdam, Orangerieschloß im Park Sanssouci, Turmgalerie


Leihgaben<br />

<strong>1997</strong><br />

Leihgaben 279<br />

Berlin Berliner Festspiele GmbH (Martin-Gropius-Bau): Marianne und Germania<br />

1789–1889. Frankreich und Deutschland, zwei Welten – eine<br />

Revue, 15. September 1996–5. Januar <strong>1997</strong> (Paris, Musée du Petit Palais:<br />

8. November <strong>1997</strong>–15. Februar <strong>1998</strong>)<br />

Berliner Festspiele GmbH, Museumspädagogischer Dienst Berlin (Martin-<br />

Gropius-Bau): Deutschlandbilder. Kunst aus einem geteilten Land, 7. September<br />

<strong>1997</strong>–11. Januar <strong>1998</strong><br />

Deutsches Historisches Museum: Victoria & Albert, Vicky & The Kaiser.<br />

Ein Kapitel deutsch-englischer Familiengeschichte, 10. Januar–25. März<br />

<strong>1997</strong><br />

Kulturstiftung Schloß Britz: Kaiserliche und Königliche Ostergrüße aus<br />

St. Petersburg und Berlin. Porzellanostereier. Ermitage, St. Petersburg.<br />

KPM-Ostereier der Sammlung Arikalex, 6. Februar–6. April <strong>1997</strong><br />

Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Kunstgewerbemuseum:<br />

Mit Füßen getreten. Historische Holzfußböden und Parkette,<br />

22. August–30. November <strong>1997</strong><br />

Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Kunstgewerbemuseum:<br />

Papiermaché und Marmorstuck: Von kunstvollen Werkstoffen<br />

und ihren Rezepturen, 4. Mai–31. August <strong>1997</strong><br />

Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Museum für<br />

Ostasiatische Kunst: Das weiße Gold des Fernen Osten. Die Porzel-<br />

lanbrücke zwischen Ostasien und Europa im 16. und 17. Jahrhundert,<br />

12. Juni–2. November <strong>1997</strong><br />

Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Nationalgalerie:<br />

Adolph Menzel (1815–1905). Das Labyrinth der Wirklichkeit, 7. Februar–19.<br />

Mai <strong>1997</strong><br />

Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Nationalgalerie:<br />

Der kurze Abschied vom 19. Jahrhundert. Die letzten Tage vor der Restaurierung,<br />

19. Dezember <strong>1997</strong>–15. Februar <strong>1998</strong><br />

Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz: Die Linden. Vom<br />

kurfürstlichen Reitweg zur hauptstädtischen Allee. Ausstellung zum<br />

350jährigen Jubiläum der Straße Unter den Linden, 23. August–30. November<br />

<strong>1997</strong><br />

Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz: Wilhelm Beer. Genius<br />

der Astronomie und Ökonomie, 1797–1850, 4. Januar–1. März <strong>1997</strong>


280 Chr0nik<br />

Braunschweig Braunschweigisches Landesmuseum: Braunschweig-Bevern. Ein Fürstenhaus<br />

als europäische Dynastie 1667–1884<br />

Dessau Museum für Naturkunde und Vorgeschichte, Museum für Stadtgeschichte<br />

Dessau, Museum Schloß Mosigkau: Fürst Leopold I. von Anhalt-Dessau<br />

(1676–1747). »Der Alte Dessauer«. Ausstellung zum 250. Todestag,<br />

25. April–27. Juli / 25. September / 22. Juni <strong>1997</strong><br />

Dresden Staatliche Kunstsammlungen Dresden (Dresdner Schloß): Unter einer<br />

Krone. Kunst und Kultur der sächsisch-polnischen Union, 24. Novem-<br />

ber <strong>1997</strong>–8. März <strong>1998</strong><br />

Düsseldorf Heinrich-Heine-Institut, Kunsthalle Düsseldorf, Kunstverein für die Rheinlande<br />

und Westfalen (Kunstmuseum Düsseldorf): »Ich Narr des Glücks«.<br />

Heinrich Heine 1797–1856. Eine Ausstellung zum 200. Geburtstag,<br />

11. Mai–20. Juli <strong>1997</strong><br />

Essen Kulturstiftung Ruhr (Villa Hügel): Breughel – Brueghel. Pieter Breughel<br />

der Jüngere – Jan Brueghel der Ältere. Flämische Malerei um 1600. Tradition<br />

und Fortschritt, 16. August–16. November <strong>1997</strong> (Wien, Kunsthistorisches<br />

Museum: 9. Dezember <strong>1997</strong>–14. April <strong>1998</strong>; Antwerpen, Koninklijk<br />

Museum voor Schone Kunsten: 2. Mai–26. Juli <strong>1998</strong>)<br />

Ruhrlandmuseum: Transit Brügge-Novgorod. Eine Straße durch die europäische<br />

Geschichte, 15. Mai–21. September <strong>1997</strong><br />

Halle Staatliche Galerie Moritzburg Halle, Hallescher Kunstverein e.V. (Foyer-<br />

Galerie Opernhaus Halle), Museum Weißenfels (Schloß Neu-Augustusburg):<br />

Uwe Pfeifer, ZEITbalance. Malerei, Graphik, Zeichnungen, 30. August–26.<br />

Oktober <strong>1997</strong><br />

Hamburg Museum für Hamburgische Geschichte: Bauen nach der Natur – Palladio:<br />

die Erben Palladios in Nordeuropa, 30. Mai–31. August <strong>1997</strong><br />

Hannover Wilhelm-Busch-Museum Hannover: »Zurück zur Natur«. Idee und Geschichte<br />

des Georgengartens in Hannover-Herrenhausen, 18. Mai–27. Juli<br />

<strong>1997</strong><br />

Heidelberg Stadt Heidelberg (Heidelberger Schloß): Liselotte von der Pfalz. Madame<br />

am Hofe des Sonnenkönigs, 21. September 1996–26. Januar <strong>1997</strong>


Leihgaben 281<br />

Kassel Staatliche Museen Kassel (Museum Fridericianum Kassel): Katharina die<br />

Große, 13. Dezember <strong>1997</strong>–8. März <strong>1998</strong><br />

Koblenz Mittelrhein-Museum: »Ein Bild von Erz und Stein«. Kaiser Wilhelm am<br />

Deutschen Eck und die Nationaldenkmäler, 12. Juni–31. August <strong>1997</strong><br />

Köln Wallraf-Richartz-Museum: Das Capriccio als Kunstprinzip. Zur Vorgeschichte<br />

der Moderne von Arcimboldo und Callot bis Tiepolo und Goya.<br />

Malerei – Zeichnung – Graphik, 8. Dezember 1996–16. Februar <strong>1997</strong><br />

(Zürich, Kunsthaus: 14. März <strong>1997</strong> bis 1. Juni <strong>1997</strong>; Wien, Kunsthistorisches<br />

Museum im Palais Harrach: 29. Juni <strong>1997</strong> bis 21. September <strong>1997</strong>)<br />

London Tate Gallery: Grand Tour. The lure of Italy in the eighteenth century,<br />

10. Oktober 1996–5. Januar <strong>1997</strong> (Rom, Palazzo delle Esposizioni: 5. Fe-<br />

bruar <strong>1997</strong>–7. April <strong>1997</strong>)<br />

New York The Jewish Museum: From Court Jews to the Rothschilds. Art, patronage<br />

and power 1600–1800, 8. September 1996–17. Januar <strong>1997</strong><br />

Rotterdam Museum Boijmans Van Beuningen: Herren der Meere – Meister der<br />

Kunst. Das holländische Seebild im 17. Jahrhundert, 21. Dezember<br />

1996–23. Februar <strong>1997</strong> (Berlin, Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer<br />

Kulturbesitz, Gemäldegalerie [Bodemuseum]: 21. März <strong>1997</strong>–25. Mai<br />

<strong>1997</strong>)<br />

San Francisco Fine Arts Museums of San Francisco, California Palace of the Legion<br />

of Honor: Masters of Light. Dutch painters in Utrecht during the Golden<br />

Age, 13. September bis 30. November <strong>1997</strong> (Baltimore, The Walters<br />

Art Gallery: 11. Januar–5. April <strong>1998</strong>; London, The National Gallery:<br />

6. Mai–2. August <strong>1998</strong>)<br />

Schallaburg Niederösterreichische Landesregierung (Schloß Schallaburg): Zeugen der<br />

Intimität. Privaträume der kaiserlichen Familie und des böhmischen<br />

Adels. Aquarelle und Interieurs des 19. Jahrhunderts, 26. April–26. Oktober<br />

<strong>1997</strong><br />

Wien Künstlerhaus, Akademie der Bildenden Künste: Der Traum vom Glück.<br />

Die Kunst des Historismus in Europa, 13. September 1996–6. Januar<br />

<strong>1997</strong>


282 Chr0nik<br />

<strong>1998</strong><br />

Bad Freienwalde Oderland-Museum (Schloß Freienwalde): 200 Jahre Schloß Freienwalde,<br />

28. Juni–20. September <strong>1998</strong><br />

Bayreuth Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen (Neues<br />

Schloß, Markgräfliches Opernhaus): Das vergessene Paradies. Galli Bibiena<br />

und der Musenhof der Wilhelmine von Bayreuth, 21. April–27. September<br />

<strong>1998</strong><br />

Berlin Deutsches Historisches Museum: Die Macht der Nächstenliebe. Einhundertfünfzig<br />

Jahre Innere Mission und Diakonie 1848–<strong>1998</strong>, 27. Au-<br />

gust–8. Dezember <strong>1998</strong><br />

Geheimes Staatsarchiv – Preußischer Kulturbesitz (Staatliche Museen<br />

zu Berlin – Kunstbibliothek): Via Regia – Preußens Weg zur Krone,<br />

20. März–17. Mai <strong>1998</strong><br />

Kulturstiftung Schloß Britz: Alexander II. Sohn der Charlotte von Preußen,<br />

Kaiser und Zar von Rußland, Reformer und Befreier der Bauern. Sein<br />

Leben und Wirken in Zarskoje Selo, St. Petersburg, 5. April–5. Juli <strong>1998</strong><br />

Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Ägyptisches<br />

Museum und Papyrussammlung: Das Geheimnis der Mumien, 28. Februar–10.<br />

Mai <strong>1998</strong><br />

Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Kunstgewerbemuseum:<br />

Der Maler und die Dinge. Zur Eröffnung der Gemäldegalerie<br />

am Kulturforum, 12. Juni <strong>1998</strong>–3. Januar 1999<br />

Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Nationalgalerie:<br />

Paul Gauguin – Das verlorene Paradies, 31. Oktober <strong>1998</strong>–24. Januar<br />

1999<br />

Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Staatliches Institut<br />

für Musikforschung: Die Singakademie zu Berlin und ihre Direktoren,<br />

24. Mai–31. August <strong>1998</strong><br />

Stiftung Stadtmuseum Berlin (Märkisches Museum Berlin): Fontane und<br />

sein Jahrhundert, 11. September <strong>1998</strong>–17. Januar 1999<br />

Dordrecht Dordrechts Museum: Arent de Gelder (1645–1725). Rembrandts Meisterschüler<br />

und Nachfolger, 10. Oktober <strong>1998</strong>–17. Januar 1999 (Köln, Wallraf-<br />

Richartz-Museum: 19. Februar–9. Mai 1999)<br />

Dresden Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Gemäldegalerie Neue Meister<br />

(Albertinum): Ludwig Richter. Die Überfahrt am Schreckenstein. Ein<br />

Lebensschiff im Strom der Zeit, 25. Oktober <strong>1998</strong>–6. Januar 1999


Leihgaben 283<br />

Düsseldorf Hetjens-Museum: Verrückt nach Angelika. Porzellan und anderes Kunsthandwerk<br />

nach Angelika Kauffmann, 15. November <strong>1998</strong>–24. Januar 1999<br />

(München, Haus der Kunst: 5. Februar 1999–18. April 1999; Chur, Rätisches<br />

Museum: 7. Mai 1999–11. Juli 1999)<br />

Kunstmuseum Düsseldorf: Angelika Kauffmann. Retrospektive, 15. November<br />

<strong>1998</strong> bis 24. Januar 1999 (München, Haus der Kunst: 5. Februar–18.<br />

April 1999; Chur, Bündner Kunstmuseum: 8. Mai–11. Juli 1999)<br />

Stadtmuseum Düsseldorf: Wilhelmine Luise von Preußen. Eine fürstliche<br />

Malerin des 19. Jahrhunderts, 8. März–12. April <strong>1998</strong><br />

Frankfurt Deutsches Historisches Museum, Schirn Kunsthalle Frankfurt (Schirn<br />

am Main Kunsthalle Frankfurt): 1848. Aufbruch zur Freiheit, 18. Mai–18. September<br />

<strong>1998</strong><br />

Karlsruhe Badisches Landesmuseum Karlsruhe (Karlsruher Schloß): 1848/49. Revolution<br />

der deutschen Demokraten in Baden, 28. Februar–2. August <strong>1998</strong><br />

Lyon Musée de la civilisation gallo-romaine: La fascination de l‘antique.<br />

1700–1770. Rome découverte, Rome inventée, 20. Dezember <strong>1998</strong> bis<br />

14. März 1999<br />

Magdeburg Magdeburger Museen, Kunstmuseum Kloster Unser Lieben Frauen: Zwischen<br />

Kanzel und Katheder. Das Kloster Unser Lieben Frauen Magdeburg<br />

vom 17. bis 20. Jahrhundert, 17. Mai–16. August <strong>1998</strong><br />

Mannheim Städtische Kunsthalle Mannheim: Menschenbilder. Figur in Zeiten der<br />

Abstraktion (1945–1955), 18. Oktober <strong>1998</strong>–31. Januar 1999<br />

München Münchner Stadtmuseum: Lola Montez oder eine Revolution in München,<br />

13. November <strong>1998</strong>–31. Januar 1999<br />

Münster, Münster, Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte;<br />

Osnabrück Kulturgeschichtliches Museum Osnabrück; Kunsthalle Dominikanerkirche:<br />

1648. Krieg und Frieden in Europa, 24. Oktober <strong>1998</strong> bis 17. Januar 1999<br />

Nürnberg Germanisches Nationalmuseum: Von teutscher Not zu höfischer Pracht.<br />

1648–1701, 2. April–16. August <strong>1998</strong><br />

Stuttgart Kulturstiftung der Länder, Staatsgalerie Stuttgart (Staatsgalerie Stuttgart):<br />

Sternstunden. Kunstwerke aus zwei Jahrtausenden, erworben mit Mitteln<br />

der Kulturstiftung der Länder 1988–<strong>1998</strong>, 7. März–1. Juni <strong>1998</strong>


284 Chr0nik<br />

Wörlitz Staatliche Schlösser und Gärten Wörlitz, Oranienbaum und Luisium:<br />

Römische Antikensammlungen im 18. Jahrhundert. »Außer Rom ist fast<br />

nichts schönes in der Welt«, 16. Mai–30. August <strong>1998</strong> (Stendal, Winckelmann-Museum:<br />

30. September bis 22. November <strong>1998</strong>)<br />

(Auswahl aus den Ausstellungen, für die <strong>1997</strong>/<strong>1998</strong> Leihgesuche bewilligt wurden)<br />

Publikationen der Stiftung<br />

<strong>1997</strong><br />

Alexander Dettmar – Ansichten von Potsdam, Katalog zur Ausstellung in den Römischen<br />

Bädern im Park Sanssouci vom 7. Juni bis 27. Juli <strong>1997</strong>, Potsdam <strong>1997</strong><br />

Friedrich Wilhelm II. und die Künste. Preußens Weg zum Klassizismus, Katalog zur Ausstellung<br />

in der Orangerie und im Marmorpalais im Neuen Garten und im Weißen Saal des<br />

Schlosses Charlottenburg vom 20. Juli bis 14. September <strong>1997</strong> (Wissenschaftliche Leitung:<br />

Burkhardt Göres, Redaktion: Christoph Martin Vogtherr und Susanne Evers), Potsdam <strong>1997</strong><br />

Material und Möglichkeit. Zinkguß des 19. Jahrhunderts in Potsdam, Katalog zur Ausstellung<br />

in der Orangerie im Park Sanssouci vom 21. Juni bis 17. August <strong>1997</strong> (Wissenschaftliche<br />

Leitung und Bearbeitung: Sabine Hierath), Potsdam <strong>1997</strong><br />

Gerd Bartoschek und Saskia Hüneke: Bildergalerie Sanssouci. Gemälde und Skulpturen,<br />

Potsdam <strong>1997</strong> (Kleiner amtlicher Führer, 1. Auflage)<br />

Helmut Börsch-Supan: Jagdschloß Grunewald, Berlin <strong>1997</strong> (Großer amtlicher Führer, 3. Auflage)<br />

Susanne Evers und Tilo Eggeling: 70 Jahre Preußische Schlösserverwaltung. 1927–<strong>1997</strong>,<br />

Potsdam/Berlin <strong>1997</strong><br />

Hans-Joachim Giersberg und Jürgen Julier: Königliche Schlösser in Berlin und Brandenburg,<br />

Fotoband, Potsdam <strong>1997</strong> (4. Auflage)<br />

Heidrun Liepe: Park und Schloß Babelsberg, Potsdam <strong>1997</strong> (Kleiner amtlicher Führer, 2. Auflage)<br />

Heike Müller: Die Konferenz von Potsdam 1945 im Schloß Cecilienhof, Potsdam <strong>1997</strong> (Kleiner<br />

amtlicher Führer, 3. Auflage)<br />

Barbara Spindler: Kleiner Führer durch den Park Sanssouci, Potsdam <strong>1997</strong> (Kleiner amtlicher<br />

Führer, 5. Auflage)


Publikationen der Stiftung 285<br />

<strong>1998</strong><br />

Gold und Silber für den König – Johann George Hossauer (1794–1874). Goldschmied Sr.<br />

Majestät des Königs, Katalog zur Ausstellung im Neuen Flügel des Schlosses Charlottenburg<br />

vom 27. Juni bis 20. September <strong>1998</strong> (Konzeption: Melitta Jonas und Franziska Windt),<br />

Potsdam <strong>1998</strong><br />

Menzel in Rheinsberg, Katalog zur Ausstellung im Schloß Rheinsberg vom 20. Juni bis<br />

16. August <strong>1998</strong> (Redaktion: Claudia Sommer und Detlef Fuchs), Potsdam <strong>1998</strong><br />

Vom Schönen und Nützlichen. David Gilly (1748–1808), Katalog zur Ausstellung im Schloß<br />

Paretz vom 8. Mai bis 19. Juli <strong>1998</strong> (Konzeption: Andreas Kahlow), Potsdam <strong>1998</strong> (in Zusammenarbeit<br />

mit der Fachhochschule Potsdam)<br />

Tilo Eggeling: Königsschlösser – Museumsschlösser. Entstehung, Geschichte und Konzeption<br />

der preußischen Schlösserverwaltung, Potsdam <strong>1998</strong> (2. erweiterte und überarbeitete<br />

Auflage)<br />

Stefan Gehlen: Das Marmorpalais, Potsdam <strong>1998</strong> (Kleiner amtlicher Führer, 1. Auflage)<br />

Stefan Gehlen und Klaus Dorst: Die Gotische Bibliothek Friedrich Wilhelms II. im Neuen<br />

Garten zu Potsdam, Potsdam <strong>1998</strong> (Wissenschaftliche Reihe, Heft 3)<br />

Hannelore Röhm und Dorothee Geßner (Bearbeitung): Schlösser und Gärten in Potsdam<br />

und Umgebung. Bibliographie, Potsdam <strong>1998</strong><br />

Michael Seiler: Der Schloßpark in Rheinsberg, Potsdam <strong>1998</strong> (Kleiner amtlicher Führer,<br />

1. Auflage)<br />

Claudia Sommer und Detlef Fuchs: Schloß Rheinsberg, Potsdam <strong>1998</strong> (Kleiner amtlicher<br />

Führer, 3. vollständig überarbeitete Auflage)<br />

Claudia Sommer und Gerd Schurig: Schloß und Park Caputh, Potsdam <strong>1998</strong> (Kleiner amt–<br />

licher Führer, 1. Auflage)<br />

Barbara Spindler: Kleiner Führer durch den Park Sanssouci, Potsdam <strong>1998</strong> (Kleiner amtlicher<br />

Führer, 6. korrigierte Auflage)<br />

Jürgen Weise: Schloß und Park Glienicke, Fotoband, Potsdam <strong>1998</strong><br />

Ulrike Zumpe und Silke Herz: Schloß Charlottenhof und die Römischen Bäder, Potsdam<br />

<strong>1998</strong> (Kleiner amtlicher Führer, 7. neu bearbeitete Auflage)


286 Chr0nik<br />

Publikationen der Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter<br />

BAER, Winfried: Die königliche Porzellan-Manufaktur (KPM) unter König Friedrich Wilhelm<br />

II., in: Friedrich Wilhelm II. und die Künste. Preußens Weg zum Klassizismus,<br />

Ausstellung, Potsdam, <strong>SPSG</strong>, <strong>1997</strong>, Potsdam <strong>1997</strong>, S. 469–491.<br />

–: Die Silberkammern im Schloß Charlottenburg, in: Tafeln bei Hofe: zur Geschichte der<br />

fürstlichen Tafelkultur, hrsg. v. Ilsebill Barta-Fliedl, Andreas Gugler und Peter Parenzen,<br />

Hamburg <strong>1998</strong>, S. 157–166 (Museen des Mobiliendepots, 4).<br />

Bartoschek, Gerd: Ein Auftrag vom Hof. Das Krönungsbild und andere Gemälde Menzels in<br />

den preußischen Schlössern, in: Museums-Journal, 1, <strong>1997</strong>, S. 23–25.<br />

–: Malerei und Graphik, in: Friedrich Wilhelm II. und die Künste. Preußens Weg zum Klassizismus,<br />

Ausstellung, Potsdam, <strong>SPSG</strong>, <strong>1997</strong>, Potsdam <strong>1997</strong>, S. 153–156.<br />

–: Zeittafel, ebenda, S. 45–48.<br />

– und Saskia Hüneke: Bildergalerie Sanssouci. Gemälde und Skulpturen, hrsg. v. der <strong>SPSG</strong>,<br />

Potsdam <strong>1997</strong> (Kleiner amtlicher Führer).<br />

Dorst, Klaus und Hannelore Röhm: Die Bibliotheken in Berlin und Potsdam, in: Friedrich<br />

Wilhelm II. und die Künste. Preußens Weg zum Klassizismus, Ausstellung, Potsdam,<br />

<strong>SPSG</strong>, <strong>1997</strong>, Potsdam <strong>1997</strong>, S. 308–310, 310–320.<br />

–: Der Catalogus der Bücher im Königlichen neuen Garten bei Potsdam, in: Die Gotische<br />

Bibliothek Friedrich Wilhelms II. im Neuen Garten zu Potsdam, hrsg. v. der <strong>SPSG</strong>, Potsdam<br />

<strong>1998</strong>, S. 103–140 (Wissenschaftliche Reihe, 3).<br />

–: Friedrich Wilhelm II. als Leser, ebenda S. 81–102.<br />

EGGELING, Tilo: Die Sommerwohnung und die Winterkammern Friedrich Wilhelms II. im<br />

Schloß Charlottenburg, in: Friedrich Wilhelm II. und die Künste. Preußens Weg zum<br />

Klassizismus, Ausstellung, Potsdam, <strong>SPSG</strong>, <strong>1997</strong>, Potsdam <strong>1997</strong>, S. 261–279.<br />

–: Königsschlösser – Museumsschlösser. Entstehung, Geschichte und Konzeption der preußischen<br />

Schlösserverwaltung, hrsg. v. der <strong>SPSG</strong>, Potsdam <strong>1998</strong> (2. erweiterte und überarbeitete<br />

Auflage).<br />

EVERS, Susanne: Wedgwood in Potsdam, in: Museums-Journal, 3, <strong>1997</strong>, S. 34–35.<br />

–: Wedgwood-Vasen, in: Friedrich Wilhelm II. und die Künste. Preußens Weg zum Klassizismus,<br />

Ausstellung, Potsdam, <strong>SPSG</strong>, <strong>1997</strong>, Potsdam <strong>1997</strong>, S. 407–408, 408–417.<br />

– und Tilo Eggeling: 70 Jahre Preußische Schlösserverwaltung. 1927–<strong>1997</strong>, hrsg. v. der<br />

<strong>SPSG</strong>, Potsdam/Berlin <strong>1997</strong>.<br />

FUCHS, Detlef: »… man muß doch Alles immer erst selbst sehen.« Adolph Menzel in Rheinsberg,<br />

in: Jahrbuch Ostprignitz-Ruppin ’99, Neuruppin <strong>1998</strong>, S. 12–16.<br />

– und Claudia Sommer: Schloß Rheinsberg, hrsg. v. der <strong>SPSG</strong>, Potsdam <strong>1998</strong> (Kleiner Amtlicher<br />

Führer, 3. vollständig überarb. Auflage).<br />

GEHLEN, Stefan: Das Marmorpalais. Die Architektur, in: Friedrich Wilhelm II. und die Künste.<br />

Preußens Weg zum Klassizismus, Ausstellung, Potsdam, <strong>SPSG</strong>, <strong>1997</strong>, Potsdam <strong>1997</strong>,<br />

S. 357–361.


Publikationen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter 287<br />

–: Ein Schloß am Wasser, in: Landsicht, 2, <strong>1997</strong>, S. 26–27.<br />

–: Von der königlichen Villa zum Schloßmuseum, in: Museums-Journal, 3, <strong>1997</strong>, S. 31–33.<br />

–: Das Marmorpalais, hrsg. v. der <strong>SPSG</strong>, Potsdam <strong>1998</strong> (Kleiner Amtlicher Führer).<br />

–: An Kanal und Behlertsbrücke, in: Die Gotische Bibliothek Friedrich Wilhelms II. im<br />

Neuen Garten zu Potsdam, hrsg. v. der <strong>SPSG</strong>, Potsdam <strong>1998</strong>, S. 13–26 (Wissenschaftliche<br />

Reihe, 3).<br />

–: Frühe Gartengotik an der Havel, ebenda, S. 13–26.<br />

– und Stefan Brehme: Gründungsversagen und Fundamentsanierung, ebenda, S. 67–69.<br />

–: Verfall und denkmalpflegerische Konzeption, ebenda, S. 59–67.<br />

GIERSBERG, Hans-Joachim: Das Potsdamer Stadtschloß, Potsdam <strong>1998</strong>.<br />

GÖRES, Burkhardt: Möbel, in: Friedrich Wilhelm II. und die Künste. Preußens Weg zum<br />

Klassizismus, Ausstellung, Potsdam, <strong>SPSG</strong>, <strong>1997</strong>, Potsdam <strong>1997</strong>, S. 169–174, 175–185.<br />

–: Die Paradekammern und andere Räume des Berliner Schlosses unter Friedrich Wilhelm<br />

II., ebenda, S. 258–259.<br />

–: Die Wohnungen, ebenda, S. 213–214.<br />

– und Adelheid Schendel: Die Königskammern im Berliner Schloß, ebenda, S. 220–232.<br />

– und Adelheid Schendel: Die Wohnung der Königin Friederike Luise im Berliner Schloß,<br />

ebenda, S. 245–247.<br />

–: Mit Günter Schade im Schloß Köpenick, in: Museums-Journal, 1, <strong>1998</strong>, S. 5–7.<br />

HAMANN, Heinrich: Bemerkungen zur Entwicklung des abschlagbaren Pomeranzenhauses in<br />

Deutschland, in: Die Gartenkunst des Barock, ICOMOS, Hefte des Deutschen Nationalkomitees,<br />

28, <strong>1997</strong>, S. 125–130.<br />

HERZ (GROSSER), Silke: Der Neue Garten und seine Bauten, in: Friedrich Wilhelm II. und die<br />

Künste. Preußens Weg zum Klassizismus, Ausstellung, Potsdam, <strong>SPSG</strong>, <strong>1997</strong>, Potsdam<br />

<strong>1997</strong>, S. 418–423.<br />

–: Zur malerischen Ausstattung des Saales im kurfürstlichen Lust- und Berghaus in der Hof<br />

Lößnitz, in: Denkmalpflege in Sachsen. 1894–1994, hrsg. v. Landesamt für Denkmalpflege<br />

Sachsen, 2. Teil, Halle <strong>1998</strong>, S. 389–419.<br />

– und Ulrike Zumpe: Schloß Charlottenhof und die Römischen Bäder, hrsg. v. der <strong>SPSG</strong>,<br />

Potsdam <strong>1998</strong> (Kleiner Amtlicher Führer, 7. neu bearbeitete Auflage).<br />

HÜNEKE, Saskia: Bildhauerkunst, in: Friedrich Wilhelm II. und die Künste. Preußens Weg<br />

zum Klassizismus, Ausstellung, Potsdam, <strong>SPSG</strong>, <strong>1997</strong>, Potsdam <strong>1997</strong>, S. 129–134,<br />

134–142, 145–149.<br />

–: Skulpturen und Plastiken kehren aus Potsdam nach Charlottenburg zurück, in: Museums-Journal,<br />

2, <strong>1997</strong>, S. 84–89.<br />

–: Park Sanssouci. Die Marmorskulpturen, in: Museums-Journal, 2, <strong>1998</strong>, S. 54–56.<br />

KLAPPENBACH, Käthe und Uwe Altenberger: 100 Jahre Neugestaltung des Grottensaales, in:<br />

Museums-Journal, 4, <strong>1997</strong>, S. 92–93.<br />

MECKEL, Claudia, Klaus Broschke, Jörg Freitag, Christa Zitzmann und Hans Beckert: Eine<br />

Gartenkalesche Friedrichs des Großen, in: Restauro, 5, September <strong>1998</strong>, S. 330–336.


288 Chr0nik<br />

RÖHM, Hannelore und Klaus Dorst: Die Bibliotheken in Berlin und Potsdam, in: Friedrich<br />

Wilhelm II. und die Künste. Preußens Weg zum Klassizismus, Ausstellung, Potsdam,<br />

<strong>SPSG</strong>, <strong>1997</strong>, Potsdam <strong>1997</strong>, S. 308–310, 310–320.<br />

– und Dorothee Geßner (Bearb.): Schlösser und Gärten in Potsdam und Umgebung. Bibliographie,<br />

hrsg. v. der <strong>SPSG</strong>, Potsdam <strong>1998</strong>.<br />

SCHENDEL, Adelheid: Paretz – Ein Musterbeispiel preußischer Landbaukunst um 1800, in:<br />

Brandenburgische Denkmalpflege, 1, <strong>1997</strong>, S. 4–13.<br />

– und Burkhardt Göres: Die Königskammern im Berliner Schloß, in: Friedrich Wilhelm II.<br />

und die Künste. Preußens Weg zum Klassizismus, Ausstellung, Potsdam, <strong>SPSG</strong>, <strong>1997</strong>,<br />

Potsdam <strong>1997</strong>, S. 220–232.<br />

–: Die Wohnung der Königin Friederike Luise im Berliner Schloß, ebenda, S. 245–247.<br />

–: Paretz. Ein Museum für ein Schloß, in: Museums-Journal, 1, <strong>1998</strong>, S. 52–54.<br />

SCHÖNEMANN, Anna: Untersuchungen an unpigmentierten Öl-Harz-Firnissen des 18. Jahrhunderts<br />

durch Fourier-Transform-Infrarot-Mikroskopie, in: Archäometrie und Denkmalpflege,<br />

Wien <strong>1997</strong>, S. 183–185.<br />

SCHURIG, Gerd: Nutzgärtnereien in Sanssouci, in: Mitteilungen der Studiengemeinschaft<br />

Sanssouci e.V., 3, <strong>1997</strong>, S. 3–24.<br />

–: Caputh. Der Schloßgarten, in: Museums-Journal, 3, <strong>1998</strong>, S. 55–57.<br />

–: Der Park Caputh, in: Schloß und Park Caputh, hrsg. v. der <strong>SPSG</strong>, Potsdam <strong>1998</strong>, S. 30–35<br />

(Kleiner Amtlicher Führer).<br />

SEILER, Michael: Die Gestaltung des Neuen Gartens und der Pfaueninsel unter Friedrich<br />

Wilhelm II. – gartenkünstlerische Einheit und Verschiedenheit, in: Friedrich Wilhelm II.<br />

und die Künste. Preußens Weg zum Klassizismus, Ausstellung, Potsdam, <strong>SPSG</strong>, <strong>1997</strong>,<br />

Potsdam <strong>1997</strong>, S. 451–458.<br />

–: Investigation by qualified gardening staff, in: Journal of Garden History, Bd. 17, 1, <strong>1997</strong>,<br />

S. 61–69.<br />

–: Die Wiederherstellung der Gartenanlagen der Schloßinsel Rheinsberg in ihrer Gestalt um<br />

1770, in: Die Gartenkunst des Barock, ICOMOS, Hefte des Deutschen Nationalkomitees,<br />

28, <strong>1997</strong>, S. 136–143.<br />

–: Der Schloßpark in Rheinsberg, hrsg. v. der <strong>SPSG</strong>, Potsdam <strong>1998</strong> (Kleiner Amtlicher Führer).<br />

– und Herbert Sukopp: Pfaueninsel, in: Naturschutz und Denkmalpflege. Wege zu einem<br />

Dialog im Garten, hrsg. v. Ingo Kowarik, Zürich <strong>1998</strong>, S. 359–373.<br />

SOMMER, Claudia: Ein Lusthaus unweit Potsdams. Zur Teileröffnung des Schlosses Caputh,<br />

in: Museums-Journal, 3, <strong>1998</strong>, S. 52–54.<br />

–: Das Schloß, in: Schloß und Park Caputh, hrsg. v. der <strong>SPSG</strong>, Potsdam <strong>1998</strong>, S. 1–29 (Kleiner<br />

Amtlicher Führer).<br />

– und Detlef Fuchs: Schloß Rheinsberg, hrsg. v. der <strong>SPSG</strong>, Potsdam <strong>1998</strong> (Kleiner Amtlicher<br />

Führer, 3. vollständig überarb. Auflage).<br />

SPINDLER, Barbara: Kleiner Führer durch den Park Sanssouci, hrsg. v. der <strong>SPSG</strong>, Potsdam <strong>1998</strong><br />

(Kleiner amtlicher Führer, 6. korrigierte Auflage).


Publikationen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter 289<br />

VOGTHERR, Christoph Martin: Friedrich Wilhelm II. und die Künste, in: Museums-Journal, 3,<br />

<strong>1997</strong>, S. 28–30.<br />

–: Hauptstadtausbau und Reforminstitutionen unter Friedrich Wilhelm II., in: Friedrich Wilhelm<br />

II. und die Künste. Preußens Weg zum Klassizismus, Ausstellung, Potsdam, <strong>SPSG</strong>,<br />

<strong>1997</strong>, Potsdam <strong>1997</strong>, S. 123–129.<br />

–: Das Königliche Museum zu Berlin. Planungen und Konzeption des ersten Berliner Kunstmuseums,<br />

Jahrbuch der Berliner Museen, 39, <strong>1997</strong>, Beiheft (zugleich Diss. FU Berlin<br />

1996).<br />

–: Rezension: Debora J. Meijers, Kunst als Natur. Die Habsburger Gemäldegalerie in Wien<br />

um 1780, in: Kritische Berichte, 2, <strong>1997</strong>, S. 79–81.<br />

–: Ägypten und Canova. Die Grenzen der Antikensammlung, in: Eos, A2, <strong>1998</strong>, S. 19–21.<br />

WACKER, Jörg: Die Gärten von Sanssouci, in: Friedrich Wilhelm II. und die Künste. Preußens<br />

Weg zum Klassizismus, Ausstellung, Potsdam, <strong>SPSG</strong>, <strong>1997</strong>, Potsdam <strong>1997</strong>, S. 300–307.<br />

–: Der Park von Sanssouci, ebenda, S. 280–284.<br />

ZIMMERMANN, Evelyn: Madame Ritz in Italien, ebenda, S. 347–354.<br />

ZITZMANN, Christa, Klaus Broschke, Jörg Freitag, Claudia Meckel und Hans Beckert: Eine<br />

Gartenkalesche Friedrichs des Großen, in: Restauro, 5, September <strong>1998</strong>, S. 330–336.<br />

ZUMPE, Ulrike und Silke Herz: Schloß Charlottenhof und die Römischen Bäder, hrsg. v. der<br />

<strong>SPSG</strong>, Potsdam <strong>1998</strong> (Kleiner Amtlicher Führer, 7. neu bearbeitete Auflage).


III.<br />

Struktur und Personal


Schlösser, Gärten und Sammlungen<br />

SCHLÖSSER UND GÄRTEN IN BERLIN<br />

Schloß Charlottenburg und die Nebengebäude Belvedere, Mausoleum und Neuer Pavillon<br />

(Schinkelpavillon)<br />

Schloß Glienicke und Casino, weitere Nebengebäude und Parkbauten<br />

Jagdschloß Grunewald<br />

Pfaueninsel (76 ha): Schloß Pfaueninsel, Meierei, weitere Nebengebäude und Parkbauten<br />

SCHLÖSSER UND GÄRTEN IN POTSDAM<br />

Park Sanssouci (287 ha): Schloß Sanssouci, Bildergalerie, Neue Kammern, Neues Palais,<br />

Chinesisches Haus, Orangerieschloß, Schloß Charlottenhof, Römische Bäder, Historische<br />

Mühle, Drachenhaus, Belvedere auf dem Klausberg, Normannischer Turm und Ruinenbauten<br />

auf dem Ruinenberg, weitere Nebengebäude und Parkbauten<br />

Neuer Garten (105 ha): Marmorpalais, Orangerie, Gotische Bibliothek, Schloß Cecilienhof,<br />

weitere Nebengebäude und Parkbauten<br />

Parkgelände Pfingstberg (13 ha): Belvedere auf dem Pfingstberg, Pomonatempel<br />

Park Babelsberg (133 ha): Schloß Babelsberg, Flatowturm und Nebengebäude<br />

Historische Gebäude in Potsdam: Jagdschloß Stern, ehemaliger Marstall des Stadtschlosses,<br />

Dampfmaschinenhaus (Moschee), Kopfbau zum Langen Stall, Schloß Lindstedt, Thiemann-<br />

Haus


294 Struktur und Personal<br />

WEITERE SCHLÖSSER UND GÄRTEN<br />

Schloßgarten Rheinsberg (27 ha): Schloß Rheinsberg und Nebengebäude<br />

Schloßgarten Caputh (5 ha): Schloß Caputh<br />

Park Sacrow (26 ha): Schloß Sacrow<br />

Park Königs Wusterhausen (5 ha): Schloß Königs Wusterhausen<br />

SAMMLUNGEN<br />

Gemäldesammlung<br />

Skulpturensammlung<br />

Sammlungen für Angewandte Kunst<br />

Graphische Sammlungen / Plankammer<br />

Historische Bibliotheken<br />

Von der Stiftung betreute Sammlungen:<br />

KPM – Porzellansammlung (Eigentum des Landes Berlin)<br />

KPM – Archiv (Eigentum des Landes Berlin)<br />

Sammlung Dohna


Organe und Gremien<br />

Die Mitglieder des Stiftungsrates<br />

Organe und Gremien<br />

295<br />

Bund: Bundesministerium des Innern, ab <strong>1998</strong>: Bei dem Beauftragten<br />

der Bundesregierung für Angelegenheiten<br />

der Kultur und Medien beim Bundeskanzler<br />

Staatssekretär Dr. Eckart Werthebach<br />

Ministerialdirektor Dr. Knut Nevermann (ab <strong>1998</strong>)<br />

Bundesministerium der Finanzen<br />

Ministerialdirigent Heinrich Sievers<br />

Bundeskanzleramt<br />

Dr. Volkhard Laitenberger<br />

Land Berlin: Senatsverwaltung für Wissenschaft, Forschung und Kultur<br />

Senator Peter Radunski<br />

– zugleich Vorsitzender –<br />

Senatsverwaltung für Finanzen<br />

Staatssekretär Frank Bielka<br />

Senatskanzlei<br />

Staatssekretär Volker Kähne<br />

Land Brandenburg: Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur<br />

Minister Steffen Reiche<br />

Ministerium der Finanzen<br />

Ministerin Dr. Wilma Simon<br />

Staatskanzlei<br />

Ministerialdirigent Aribert Großkopf


296 Struktur und Personal<br />

Der Generaldirektor<br />

Prof. Dr. Hans-Joachim Giersberg<br />

Die Mitglieder der Referentenkommission<br />

Bund: Bundesministerium des Innern, ab <strong>1998</strong>: Bei dem Beauftragten der Bundesregierung<br />

für Angelegenheiten der Kultur und Medien beim Bundeskanzler<br />

Dr. Manfred Ackermann<br />

Bundesministerium der Finanzen<br />

Dr. Andreas Nebel<br />

Land Berlin: Senatsverwaltung für Wissenschaft, Forschung und Kultur<br />

Burkhard Apel<br />

Senatsverwaltung für Finanzen<br />

Lothar Höhn<br />

Heinz-Dietmar Götze<br />

Senatskanzlei<br />

Hans-Rudolf Zschernack<br />

Michael Leu (ab <strong>1998</strong>)<br />

Land Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur<br />

Brandenburg: Hartmut Dorgerloh (<strong>1997</strong>)<br />

– zugleich Vorsitzender –<br />

Dr. Uwe Koch (<strong>1998</strong>)<br />

– zugleich Vorsitzender –<br />

Ministerium der Finanzen<br />

Klaus Lotzer<br />

Staatskanzlei<br />

Jürgen von Puttkamer


Generaldirektor<br />

Prof. Dr. Hans-Joachim Giersberg<br />

ORGANISATION UND PERSONAL<br />

Sekretariat: Ingrid Knauth<br />

GENERALDIREKTION<br />

Persönliche Referentin des<br />

Generaldirektors: Claudia Meckel<br />

Presse- und Gert Streidt, Pressereferent<br />

Öffentlichkeitsarbeit: Eleonore Degenhardt<br />

Publikationen: Waldemar Strempler<br />

Stiftungskonservator: Dr. Heinz Schönemann<br />

Sekretariat: Petra Colm<br />

Generalverwaltung<br />

Organisation und Personal<br />

297<br />

Direktor: Matthias Thilo (bis 30. 9. <strong>1997</strong>)<br />

– zugleich Ständiger Vertreter des Generaldirektors –<br />

Dr. Thomas Köstlin (ab 1. 9. <strong>1997</strong>)<br />

Sekretariat: Monika Wirkner<br />

Roswitha Abratis<br />

Personal: Susanne Hintz (Nehring) Referatsleiterin<br />

Haushalt: Thomas Krauß, amtierender Referatsleiter (ab 1. 1. <strong>1997</strong>)<br />

Liegenschaften: Norbert Franiel, Referatsleiter (1. 1. <strong>1997</strong> bis 30. 4. <strong>1998</strong>)<br />

Innerer Dienst<br />

und Organisation: Wolfgang von Malotky, Referatsleiter<br />

Recht: Roswitha Senger, Referatsleiterin


298 Struktur und Personal<br />

Schlösserdirektion<br />

Direktor: Dr. Burkhardt Göres<br />

Sekretariat: Regina Ahrens<br />

Architektur und<br />

Denkmalpflege: Dr. Tilo Eggeling, wissenschaftlicher Mitarbeiter, Bereich Berlin<br />

Klaus Dorst, wissenschaftlicher Mitarbeiter, Bereich Sanssouci, Lindstedt,<br />

Stern, Dampfmaschinenhaus<br />

Stefan Gehlen, wissenschaftlicher Mitarbeiter, Bereich Neuer Garten,<br />

Pfingstberg, Sacrow und Babelsberg<br />

Dr. Detlef Fuchs, Kustos, Bereich Rheinsberg<br />

Gemälde: Gerd Bartoschek, Kustos<br />

Dr. Christoph Martin Vogtherr, Kustos (ab 1. 7. <strong>1998</strong>)<br />

Skulpturen: Saskia Hüneke, Kustodin<br />

Angewandte Kunst: Museumsdirektor Prof. Dr. Winfried Baer, Kustos (bis 1. 11. <strong>1998</strong>)<br />

Jutta Nicht, Kustodin<br />

Dr. Susanne Evers, Kustodin<br />

Graphische<br />

Sammlungen /<br />

Plankammer: Adelheid Schendel, Leitende Kustodin<br />

Claudia Sommer, wissenschaftliche Mitarbeiterin, nimmt z. Zt. die<br />

Aufgaben der Denkmalpflege, Bereich Märkische Schlösser, wahr<br />

Matthias Gärtner, wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />

Evelyn Zimmermann, Museumsassistentin<br />

Margitta Tretter, Mitarbeiterin, nimmt zugleich die Aufgaben der Fotothek<br />

(Berlin) wahr<br />

Depot: Käthe Klappenbach, Museumsassistentin<br />

Marita Pilz, Museumsassistentin<br />

Bibliothek: Hannelore Röhm, Bibliothekarin (Potsdam)<br />

Sabina Scheidler, Bibliothekarin (Berlin)<br />

Fotothek: Edith Temm, Museumsassistentin (Potsdam)


Organisation und Personal<br />

299<br />

Ausstellungsorganisation<br />

und Leihverkehr: Ute G. Weickardt, Fachbereichsleiterin<br />

Schloßbereiche:<br />

Schloß Charlottenburg, Belvedere,<br />

Mausoleum, Neuer Pavillon Rudolf Scharmann, Schloßbereichsleiter<br />

Schloß Sanssouci, Bildergalerie,<br />

Mausoleum Hannelore Thimm, Schloßbereichsleiterin<br />

Neues Palais, Antikentempel Rosemarie Hofmann, Schloßbereichsleiterin<br />

Neue Kammern, Orangerieschloß,<br />

Belvedere Rainer-Jens Uhlmann, Schloßbereichsleiter<br />

Römische Bäder, Charlottenhof,<br />

Chinesisches Haus,<br />

Dampfmaschinenhaus Ulrike Zumpe, Schloßbereichsleiterin<br />

Schloß Cecilienhof, Pomonatempel Harald Berndt, Schloßbereichsleiter<br />

Schloß Babelsberg, Flatowturm,<br />

Jagdschloß Stern Ulrike Gruhl, Schloßbereichsleiterin<br />

Marmorpalais, Schloß Sacrow Günter Voegele, Schloßbereichsleiter<br />

Schloß Rheinsberg Helma Heldt, Schloßbereichsleiterin<br />

Schloß Glienicke Susanne Fontaine, Schloßbereichsleiterin<br />

Jagdschloß Grunewald,<br />

Schloß Pfaueninsel Hans-Jürgen Frahm, Schloßbereichsleiter<br />

Wissenschaftliche Volontäre: Dr. Uta-Christiane Bergemann (ab 1. 12. 1996)<br />

Silke Herz (1. 11. 1996–31. 10. <strong>1998</strong>)<br />

Dr. Markus Miller (1. 1. <strong>1997</strong>–30. 11. <strong>1997</strong>)<br />

Dr. Christoph Martin Vogtherr<br />

(1. 11. 1996–30. 6. <strong>1998</strong>)


300 Struktur und Personal<br />

Gartendirektion<br />

Direktor: Prof. Dr. Michael Seiler<br />

Sekretariat: Gisela Stahlberg<br />

Forschung, Planung und<br />

Denkmalpflege: Monika Deißler, wissenschaftliche Mitarbeiterin<br />

Heinrich Hamann, wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />

Gerd Schurig, wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />

Jörg Wacker, wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />

Monika Wahnschaff, Vermessungstechnikerin<br />

Fachbereiche:<br />

Park Sanssouci – Parkrevier I Hans-Heinrich Gerlitz, Fachbereichsleiter (bis 30. 4. <strong>1997</strong>)<br />

Eberhard Bergner, Fachbereichsleiter (ab 15. 7. <strong>1997</strong>)<br />

Park Sanssouci – Parkrevier II Jürgen Tolks, Fachbereichsleiter<br />

Park Sanssouci – Parkrevier III Sven Kerschek, Fachbereichsleiter<br />

Parkgärtnerei, Orangerie Heidrun Woesner, Fachbereichsleiterin<br />

Neuer Garten, Parkgelände<br />

Pfingstberg, Park Sacrow Otto Raudensky, Fachbereichsleiter (bis 30. 4. <strong>1997</strong>)<br />

Hans-Heinrich Gerlitz, Fachbereichsleiter (ab 1. 5. <strong>1997</strong>)<br />

Park Babelsberg, Stern Karl Eisbein, Fachbereichsleiter<br />

Pfaueninsel Andreas Pahl (ab 1. 3. <strong>1997</strong>)<br />

Schloßgarten Rheinsberg Günter Bergel, Fachbereichsleiter<br />

Baudirektion<br />

Direktor: Martin Herborn<br />

Sekretariat und Mitarbeiter Elke Schroeter, Sekretärin<br />

der Baudirektionsleitung: Christa Koske, Sachbearbeiterin<br />

Inge Schlenkrich, Sachbearbeiterin<br />

Elke Werth, Sachbearbeiterin<br />

Reina Zienau, Technische Zeichnerin<br />

Bauplanung: Barbara Renisch, Architektin, Bereich Sanssouci<br />

Hans–Wilhelm Hohenberg, Architekt, Bereich Neuer Garten<br />

und Sacrow<br />

Marianne Akay, Architektin, Bereich Babelsberg und Märkische<br />

Schlösser


Bauleitung:<br />

Oberbauleiter Hans-Jürgen Schumann<br />

Bereich Rheinsberg Nico Ballerstedt, Bauleiter<br />

Bereich Neuer Garten<br />

und Sacrow Harald Möbis, Bauleiter<br />

Bereich Sanssouci und Caputh Marianne Schöning, Bauleiterin<br />

Bereich Babelsberg Martin Wengler, Bauleiter<br />

Bereich Sanssouci und<br />

Königs Wusterhausen Dieter Zwintzscher, Bauleiter<br />

Organisation und Personal<br />

301<br />

Fachbauplanung und<br />

Fachbauleitung: Hans-Jörg Graf, Fachingenieur für Elektro und Wärme<br />

Bernd Janzen, Fachingenieur für Telekommunikation<br />

Detlef Röper, Fachingenieur für Naturstein<br />

Wolfgang Schlenkrich, Fachingenieur für Wasser<br />

Schirrhof, Meisterbereiche:<br />

Schirrhofleiter Thomas Krause<br />

Elektrowerkstatt Michael Borowski, Werkstattleiter<br />

Malerwerkstatt Dieter Degenhardt, Werkstattleiter<br />

Meisterbereich Maurer<br />

und Dachdecker Manfred Junge, Werkstattleiter<br />

Meisterbereich Rohr<strong>net</strong>z Uwe Kratzenberg, Werkstattleiter<br />

Meisterbereich Sicherheitstechnik Horst Pajonk, Werkstattleiter<br />

Tischlerwerkstatt Ulrich Niemann, Werkstattleiter (ab 1. 4. <strong>1997</strong>)<br />

Schlosserwerkstatt Gerd Watzke, Werkstattleiter<br />

Abteilung Restaurierung<br />

Abteilungsleiter: Hans-Christian Klenner<br />

Sekretariat und Mitarbeiter<br />

der Abteilungsleitung: Karin Borowski, Sekretärin und Sachbearbeiterin<br />

Katrin Pehnert, Sachbearbeiterin<br />

Gerhard Randenrath, Konservator, Bereich Temperierung<br />

und Klimatisierung<br />

Restaurierungsfachbereiche:<br />

Gemälde und Rahmen Bärbel Jackisch, Fachbereichsleiterin (Potsdam)<br />

Mechthild Most, Fachbereichsleiterin (Berlin)<br />

Steinskulpturen Rudolf Böhm, Fachbereichsleiter


302 Struktur und Personal<br />

Architekturfassung und<br />

Wandbild Verena Göttel, Fachbereichsleiterin<br />

Textilien Ellen Hertrumpf, Fachbereichsleiterin (Potsdam)<br />

Erika Brand, Fachbereichsleiterin (Berlin)<br />

Polstermöbel und<br />

Raumausstattung Wolfgang Pfitzner, Fachbereichsleiter<br />

Holz, ungefaßt Jörg Borowski, Fachbereichsleiter<br />

(Potsdam, bis 9. 4. <strong>1997</strong>)<br />

Thomas Kühn, Fachbereichsleiter<br />

(Potsdam, ab 1. 11. <strong>1997</strong>)<br />

Ulrike Eichner, Fachbereichsleiterin (Berlin, ab<br />

1. 3. <strong>1998</strong> auch für den Fachbereich Holz, gefaßt)<br />

Holz, gefaßt Martin Hess, Fachbereichsleiter (bis 31. 7. <strong>1997</strong>)<br />

Graphik Irene Hesselbarth, Fachbereichsleiterin (Potsdam)<br />

Jakub Kurpik, Fachbereichsleiter (Berlin)<br />

Porzellan, Glas, Keramik Uta Scholz, Fachbereichsleiterin<br />

Metall und Uhren Dieter Krüger, Fachbereichsleiter<br />

Fotowerkstatt Roland Handrik, Fachbereichsleiter<br />

Chemisches Labor Anna Schönemann, Fachbereichsleiterin<br />

Volontäre Ivonne Dombrowski (1. 9. <strong>1997</strong>–31. 8. <strong>1998</strong>)<br />

Dirk Donnecker (1. 9. 1994–31. 7. <strong>1998</strong>)<br />

Sabine Hierath (1. 6. 1994–31. 7. <strong>1998</strong>)<br />

Barbara Maske (1. 9. 1996–31. 8. <strong>1997</strong>)<br />

Giovanna Mocci-Rothe (16. 9. 1996–31. 7. <strong>1998</strong>)<br />

Sabine Richter (1. 9. 1996–31. 8. <strong>1997</strong>)<br />

Britta Rudolff (1. 1. <strong>1997</strong>– 1. 8. <strong>1997</strong>)<br />

Cordula Schiemann (1. 11. 1995–31. 8. <strong>1997</strong>)<br />

Maria Solis del Toro (1. 10. 1996–15. 10. <strong>1997</strong>)<br />

Roland Sommer (1. 2. 1996–31. 8. <strong>1997</strong>)<br />

Sunniva Vohland (1. 9. <strong>1997</strong>–31. 8. <strong>1998</strong>)<br />

Judith Winkler (1. 9. <strong>1997</strong>–31. 8. <strong>1998</strong>)<br />

Abteilung Museumspädagogik und Besucherbetreuung<br />

Abteilungsleiterin: Barbara Spindler<br />

Sekretariat: Jutta Rückemann<br />

Organisierter Tourismus: Heidrun Liepe, Fachbereichsleiterin<br />

Besucherzentrum: Uta Eichhorst, Fachbereichsleiterin


Abteilung Museumspädagogik und Besucherbetreuung<br />

303<br />

Sonderveranstaltungen: Silke Hollender, Fachbereichsleiterin<br />

Museumspädagogische<br />

Betreuung besonderer<br />

Zielgruppen: Wilma Otte, Fachbereichsleiterin<br />

Museumspädagogische<br />

Betreuung von Kindern und<br />

Jugendlichen: Petra Wesch, Fachbereichsleiterin


IV.<br />

Fördervereine


Freunde der Preußischen Schlösser<br />

und Gärten e.V.<br />

Der 1983 gegründete Förderverein will das Verständnis und Verantwortungsbewußtsein<br />

für die preußischen Schlösser, Gärten und Monumente fördern und ihre<br />

kulturpolitische Bedeutung im Bewußtsein der Bürger lebendig erhalten. Dies geschieht<br />

unter anderem mit Vorträgen und wissenschaftlichen Führungen durch die Schloß- und Gartenanlagen.<br />

Um zur Pflege der preußischen Schlösser und Gärten beizutragen, bemüht sich<br />

der Verein aktiv um Spenden sowohl für den Erwerb von Kunstwerken – wobei jene den<br />

Vorrang haben, die sich ursprünglich in den Schlössern befanden und in den Kriegswirren<br />

verloren gingen – als auch für den Erhalt und die Restaurierung von Gebäuden und Gartenanlagen.<br />

Auch die Förderung wissenschaftlicher Publikationen ist Anliegen des Vereins.<br />

Im Jahr <strong>1997</strong> gelangen den »Freunden« wichtige Erwerbungen vornehmlich für Schloß Charlottenburg,<br />

das Neue Palais im Park Sanssouci, Schloß Königs Wusterhausen und das Marmorpalais<br />

im Neuen Garten in Potsdam. Ferner konnte die Wiederherstellung einer Gartenanlage<br />

im Park Sacrow und die Anfertigung von Kopien beschädigter Bronzevasen der<br />

Römischen Bäder im Park Sanssouci gefördert werden.<br />

Ein farbenprächtiges Bildnis des Marchese Paolo Corbelli von Antoine Pesne aus dem Jahr<br />

1709 konnten die »Freunde« noch 1996 zusammen mit der Kulturstiftung der Länder und<br />

dem Ernst von Siemens Kunstfonds erwerben (Abb. 1). Es ist nun in der neu eingerichteten<br />

Pesne-Galerie im Neuen Palais zu besichtigen, die einen anschaulichen Überblick über<br />

das Werk des französischen Malers gibt. Das in Rom entstandene Bildnis belegt, daß Pesne<br />

bereits vor seiner Ernennung zum preußischen Hofmaler 1710 im Alter von nur 26 Jahren zu<br />

den bedeutendsten Bildnismalern seiner Zeit gehörte und den Vergleich mit renommierten<br />

und hochbezahlten Porträtisten, wie Hyacinthe Rigaud oder Nicolas de Largillière, nicht


308 Fördervereine<br />

Abb. 1 Antoine Pesne: Bildnis des Marchese Paolo Corbelli,<br />

1709, Öl auf Leinwand, 304 × 231 cm<br />

<strong>SPSG</strong>, GK I 51001, erworben gemeinsam mit den Freunden<br />

der Preußischen Schlösser und Gärten e.V. (F 96/7), der<br />

Kulturstiftung der Länder und dem Ernst von Siemens<br />

Kunstfonds<br />

Foto: <strong>SPSG</strong><br />

zu scheuen brauchte. Die von dramatischer Lichtführung dominierte Inszenierung des entspannt<br />

vor der roten Draperie sitzenden Corbelli unterstreicht Pesnes Begabung, eine ausgewogene<br />

Komposition mit Licht- und Farbeffekten zu verbinden. Im Vergleich mit den<br />

anderen im Neuen Palais gezeigten Werken vergegenwärtigt das Bildnis des Mailänder Marchese<br />

darüber hinaus, wie sich der Stil des Künstlers am preußischen Hof zu einer weniger<br />

aufwendigen Porträtauffassung wandelte. Es ist damit nicht allein als Kunstwerk, sondern<br />

auch für den kunst- und kulturhistorischen Zusammenhang von großer Bedeutung.<br />

Für Königs Wusterhausen ersteigerten die »Freunde« mit Hilfe der großzügigen Stiftung<br />

ihres Ehrenmitglieds Gertrud Steyer († 1999) eine aus Weichholz mit Nuß- und Nußwurzelfurnier<br />

angefertigte Kommode von Johann Heinrich Hülsmann (Abb. 2). Friedrich Wilhelm I.


Freunde der Preußischen Schlösser und Gärten e.V.<br />

309<br />

Abb. 2 Johann Heinrich Hülsmann: Kommode, Potsdam, 1735, Weichholz,<br />

Nuß- und Nußwurzelfurnier, 82 × 114 × 60 cm<br />

Erworben durch die Freunde der Preußischen Schlösser und<br />

Gärten e.V. (F 97/8)<br />

Foto: Freunde der Preußischen Schlösser und Gärten e.V.<br />

gab das Möbelstück 1735 bei dem Potsdamer königlichen »Cabi<strong>net</strong>macher« in Auftrag. Hiervon<br />

zeugt die hochrechteckige Kartusche mit eingelegtem ligierten Monogramm »FWR«<br />

unter der preußischen Königskrone. Nach dem Tod des Soldatenkönigs gelangte die Kommode<br />

zunächst in den Besitz seiner Witwe und wurde entweder als Aussteuer anläßlich der<br />

Hochzeit von Luise Ulrike, der Schwester Friedrichs II., mit dem schwedischen Kronprinzen<br />

1744 oder nach dem Tod der Mutter 1757 nach Stockholm gesandt. Wie die Angabe<br />

»L.U.R.S No 187 1758« zeigt, befand sie sich jedenfalls 1758 im Besitz der »Louisa Ulrika<br />

Regina Suecia«. Mit der schlichten Kommode konnte ein die Epoche des Soldatenkönigs<br />

kennzeichnendes Zeugnis für Berlin und Brandenburg zurückgewonnen werden, da der<br />

Kunsttischler Hülsmann nach dem Regierungsantritt Friedrichs des Großen seinen Stil<br />

ändern und sich den reicheren Formen des französischen Rokoko zuwenden sollte.<br />

Einen besonderen Glücksfall stellt die Erwerbung zweier Vasenleuchter dar, die durch<br />

die Großzügigkeit der Cornelsen Kulturstiftung für das Marmorpalais gelang (Abb. 3). Im<br />

oberen Konzertsaal des Schlosses, das lange als Armeemuseum zweckentfremdet genutzt<br />

wurde und erst nach intensiven Restaurierungsarbeiten <strong>1997</strong> teileröff<strong>net</strong> werden konnte,<br />

bekrönen die Leuchter zwei dort aufgestellte Kommoden. Die qualitätvolle Bronzeziselierung<br />

in Verbindung mit dem delikaten Bisquitporzellan und dem Opalglas bürgt für die Kostbarkeit<br />

und Seltenheit der Stücke, die um 1790 entstanden sind und möglicherweise aus der<br />

Kaiserlichen Manufaktur St. Petersburg oder aber aus einer Berliner Werkstatt stammen. Die<br />

Vasenleuchter schließen eine erste Lücke im Inventar des Marmorpalais, das des weiteren


310 Fördervereine<br />

Abb. 3 Zwei Vasenleuchter, Kaiserlich Russische<br />

Glasmanufaktur St. Petersburg oder<br />

Berlin, um 1790, Bisquitporzellan, Opalglas,<br />

feuervergoldete Bronze, Marmor,<br />

H. 83 cm<br />

Erworben durch die Freunde der Preußischen<br />

Schlösser und Gärten e.V. (F 97/3a, b)<br />

mit Mitteln der Cornelsen Kulturstiftung<br />

Foto: Freunde der Preußischen Schlösser<br />

und Gärten e.V.<br />

Engagements des Fördervereins bedarf, denn nach wie vor fehlt es an Mobiliar und Kunstgegenständen,<br />

die einen Eindruck von der ehemaligen Pracht des von Friedrich Wilhelm II.<br />

erbauten Schlosses geben können.<br />

Ebenfalls mit Hilfe der Cornelsen Kulturstiftung erwarb der Verein einen silbernen, kasserolleähnlichen<br />

Topf aus einem »Campagne«-Service Friedrich Wilhelms III. Das Monogramm<br />

des Königs prägt die Vorderseite der innen vergoldeten Terrine mit abklappbaren<br />

Henkeln. Außerdem trägt das Stück die Marke des Hofgoldschmieds George Humbert, der<br />

auch die silbernen Toilettenservice für die drei Töchter des Königs anfertigte und die Silberschätze<br />

des preußischen Hofes restaurierte. Zusammen mit weiteren wichtigen Silberarbeiten<br />

ergänzt die um 1830 angefertigte Terrine den Bestand der Silberkammern im Schloß<br />

Charlottenburg, die eine Übersicht über die Geschichte des Tafelsilbers am preußischen Hof<br />

geben.<br />

Für die Silberkammern konnten die »Freunde« weiterhin ein rundes Silbertablett auf<br />

Füßen aus dem Hochzeitsservice des Prinzen Wilhelm von Preußen erwerben. Das Presentoir<br />

wird durch das Monogramm des späteren Königs Wilhelm I. geziert und entstand um<br />

1829 vor dessen Hochzeit mit der Weimarer Prinzessin Augusta in der Berliner Werkstatt<br />

von Johann George Hossauer.


Freunde der Preußischen Schlösser und Gärten e.V.<br />

311<br />

Um die Liste der Erwerbungen durch die »Freunde« im Jahre <strong>1997</strong> vollständig aufzuführen,<br />

ist gleichfalls an den Entwurf für die Fortuna auf der Kuppel des Schlosses Charlottenburg<br />

von Richard Scheibe, ein Geschenk von Hermann Hinrich Reemtsma, an ein Gemälde<br />

von Alfred Thon, das den Gartensaal in Schloß Paretz zeigt, und an ein Gemälde mit der<br />

Darstellung des Narziß aus dem Umkreis von Abraham Bloemaert aus dem Nachlaß Annemarie<br />

Bolsdorff zu erinnern.<br />

Nicht unerwähnt sollen jedoch auch jene Aktivitäten der »Freunde« bleiben, die sich<br />

Restaurierungsmaßnahmen widmeten. So wurden dank einer Spende von Prof. Dr. Monika<br />

Feller-Kniepmeier am Uferweg zwischen Fähre und Heilandskirche am Jungfernsee von<br />

Park Sacrow 1600 Gehölze, Sträucher und Heister gepflanzt. Die völlig verwilderte Anlage<br />

gewann hierdurch ihre ursprüngliche, von Peter Lenné gegebene Gestalt von 1842 zurück.<br />

Des weiteren war es dank der Spende von Erhardt Bödecker möglich, Kopien der bronzenen<br />

Nachgüsse beziehungsweise Nachbildungen der antiken, sogenannten Vasen »Medici«<br />

und »Borghese« anfertigen zu lassen, die bislang in den Römischen Bädern in Potsdam<br />

zu sehen waren. Sie hatten schwer unter den Witterungsverhältnissen gelitten und fanden<br />

restauriert an einem geschützten Ort Aufstellung, während die Kopien ihren Platz einnahmen.<br />

Schließlich konnte mit Hilfe einer Spende der Kurt Lange Stiftung aus Bielefeld ein<br />

Gemälde von Frank Hillner, das die Lieblingshunde von Friedrich Wilhelm II. festhält, restauriert<br />

werden.<br />

Das Engagement der Freunde der Preußischen Schlösser und Gärten erstreckte sich auch<br />

<strong>1997</strong> nicht allein auf Erwerbungen und auf die Unterstützung von Wiederherstellungen.<br />

Die Mitglieder und Förderer nahmen zahlreich an den Führungen durch das Schloß Charlottenburg,<br />

das Jagdschloß Grunewald, Schloß Caputh und durch das Neue Palais teil und<br />

besuchten die Ausstellungen »Friedrich Wilhelm II. und die Künste. Preußens Weg zum<br />

Klassizismus« im Marmorpalais, »Die Königliche Porzellanmanufaktur in der Ära Friedrich<br />

Wilhelms II.« im Schloß Charlottenburg sowie die Keramikausstellung zum 90. Geburtstag<br />

Hedwig Bollhagens in den Römischen Bädern im Park Sanssouci.<br />

Abschließend sei noch vermerkt, daß dank der aktiven und beratenden Hilfe vieler<br />

»Freunde« im November <strong>1997</strong> der Museumsshop in Schloß Charlottenburg eingeweiht werden<br />

konnte.<br />

Das Jahr <strong>1998</strong> war für die »Freunde« durch die Unterstützung von Rekonstruktions- und<br />

Restaurierungsarbeiten geprägt, die mit ihrer Hilfe begonnen oder abgeschlossen wurden.<br />

Den schönsten Erfolg des Jahres konnten sie zweifellos im September bei der Teileröffnung<br />

von Schloß Caputh feiern. Ermutigt durch eine spontane große Einzelspende, hatten die<br />

»Freunde« die Finanzierung der Restaurierung des um 1720 entstandenen, einzigartigen<br />

Fliesensaals im Souterrain des Schlosses übernommen, der aufgrund seiner vollständigen<br />

Verkleidung an Wänden und gewölbter Decke mit etwa 7500 niederländischen Fayencefliesen<br />

der repräsentativste erhaltene Raum dieser Art ist. In Schloß Caputh ließ Friedrich I. nach<br />

1710 die einfache Hausdiele zu einem Sommerspeisesaal herrichten. Aus dieser Zeit stammt


312 Fördervereine<br />

die gewölbte Decke des Saals, deren Statik aufgrund konstruktiver Mängel in einem äußerst<br />

bedrohlichen Zustand war, als das Schloß 1995 von der Stiftung übernommen wurde. Mit<br />

größtem Feingefühl wurde die einsturzgefährdete Decke mit einer Stahlbetonkonstruktion<br />

und Zugankern gesichert. Hunderte von verlorenen oder beschädigten Fliesen wurden<br />

restauriert beziehungsweise bei einem Sammler in der Nähe von Hamburg nachgekauft,<br />

dem es mit persönlichem Engagement gelang, nach Zahl oder Motiv fehlende Fliesen in<br />

Deutschland oder in den Niederlanden zu beschaffen.<br />

Erfreuliche Fortschritte waren auch bei der Wiederherstellung des Orientalischen Kabi<strong>net</strong>ts<br />

im 1787–1791 errichteten Marmorpalais, dem Jahresprojekt der »Freunde«, zu verzeichnen.<br />

Dieses Zeltzimmer im »türkischen Styl«, dessen Entwurf aus dem Jahr 1790 vermutlich<br />

auf Carl Gotthard Langhans zurückgeht, gehört zu den im Obergeschoß um das<br />

zentrale Treppenhaus gruppierten Gesellschaftsräumen. Die Decke des fast achteckigen Raumes<br />

war baldachinartig gestaltet. Die mit blau-weiß gestreiften Atlasbahnen bespannten<br />

Wände erhielten eine Draperie aus strohfarbenem Atlas mit Schmelz- und Perleneinfassungen<br />

sowie leopardenfellartig gemusterter Seide. Der obere Wandabschluß wurde mit zwölf<br />

schwarz-weißen Büscheln aus Straußenfedern geschmückt. Das im Sternenmuster furnierte<br />

Tafelparkett stammte von Follmann d. Ä. Gerade der Kontrast zwischen dem à la turque<br />

eingerichteten Raum und dem strengen Klassizismus des Konzertzimmers nebenan sowie<br />

dem nicht mehr erhaltenen angrenzenden Landschaftszimmer mit arkadischen Ausblicken<br />

belegt die um 1800 herrschende Vorliebe für stilistische Vielfalt. Zwar konnte schon 1993,<br />

bei einer ersten gründlichen Untersuchung des Orientalischen Kabi<strong>net</strong>ts, dank der vorgefundenen<br />

Reste von Originaltextilien die Rekonstruktion des Raumes in Erwägung gezogen<br />

werden, doch befanden sich die Räume vor dem Konzertsaal zur Zeit der Teileröffnung des<br />

Schlosses im Juli <strong>1997</strong> noch in einem desolaten Zustand. Die Fremdnutzung des Schlosses<br />

nach 1945 brachte die Zerstörung des nach dem Krieg noch weithin unbeschadeten Kabi<strong>net</strong>ts<br />

mit sich. <strong>1998</strong> wurde mit der Rekonstruktion des Baldachins die Wiederherstellung<br />

des Raumes eingeleitet.<br />

Dank der großzügigen Förderung durch die Cornelsen Kulturstiftung konnte <strong>1998</strong> mit<br />

der Restaurierung der geretteten kostbaren Tapeten des Schlosses Paretz begonnen werden.<br />

Vorausgegangen waren längere Verhandlungen mit dem Ministerium für Wissenschaft, Forschung<br />

und Kultur des Landes Brandenburg und der Fachhochschule Potsdam, um den<br />

ursprünglichen Zustand des auch im Inneren entstellten Schlosses wieder herzustellen und<br />

im Ostflügel ein Schloßmuseum einzurichten. Erst als diese Verhandlungen erfolgreich abgeschlossen<br />

waren, konnte daran gedacht werden, die alte Raumeinteilung wiederherzustellen<br />

– eine unverzichtbare Voraussetzung für die Anbringung des seltenen Wandschmucks.<br />

Für die seidenbespannte »Cammer en camaieu«, das unmittelbar vor dem Orientalischen<br />

Kabi<strong>net</strong>t gelegene Zimmer, konnten die »Freunde« <strong>1998</strong> eine bedeutende Erwerbung ins<br />

Auge fassen. Es handelt sich um eine vermutlich von Johann Ephraim Eben um 1790 geschaffene<br />

Kommode, die nicht nur aus dem Marmorpalais stammt, wie der mehrfache Brandstempel<br />

»MP« beweist, sondern auch in dem genannte Vorzimmer gestanden hat. Franz<br />

Ephraim Eben und sein Sohn Johann Ephraim zählen neben Johann Gottlieb Fiedler zu den


Freunde der Preußischen Schlösser und Gärten e.V.<br />

313<br />

bedeutendsten Kunsttischlern der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in Preußen. Die kostbare<br />

Kommode mit ihren feuervergoldeten Bronzebeschlägen weist alle Kennzeichen des<br />

Frühklassizismus auf.<br />

Durch eine Einzelspende der Bielefelder Kurt Lange Stiftung wurde es möglich, den<br />

einzigen erhaltenen Armlehnstuhl aus den Blauen Kammern der Wohnung Friedrichs des<br />

Großen im Potsdamer Neuen Palais zu restaurieren und neu zu beziehen. Damit konnte ein<br />

weiteres Originalmöbel seine alte Pracht entfalten.<br />

Auf Wunsch der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg erwarben<br />

die »Freunde« <strong>1998</strong> eine Büste des Generalfeldmarschalls Hans Ludwig David Graf Yorck<br />

von Wartenburg. Sie wurde 1818 im Auftrag von Kronprinz Friedrich Wilhelm (IV.) und<br />

seinem Bruder Wilhelm (I.) von Christian Daniel Rauch geschaffen. Eine weitere, 1821 von<br />

dem Gießer Heinrich Hopfgarten ausgeführte Bronze, die früher im Potsdamer Lustgarten<br />

stand, weist bei weitem nicht die Feinheit in der Ziselierung der Büste von 1818 auf. Da<br />

geplant ist, im Neuen Flügel von Schloß Charlottenburg in der Wohnung Friedrich Wilhelms<br />

IV. an die Befreiungskriege zu erinnern, wird sie dort einen idealen Aufstellungsort<br />

finden. Damit erfüllt dieser Ankauf zugleich die an das großzügige Legat von Liselotte Rode<br />

gebundene Auflage, die Mittel nur für Schloß Charlottenburg zu verwenden.<br />

Weiterhin unterstützten die »Freunde« das Vorhaben, die schon vor dem Krieg in die<br />

Nähe der Römischen Bäder gebrachte Römische Bank an ihren ursprünglichen Aufstellungsort<br />

auf dem Ruinenberg zurückzuversetzen. Die Gartendirektion der Stiftung hat seit 1995 in<br />

Jahresschritten das von Peter Lenné 1842–1843 im Auftrag Friedrich Wilhelms IV. angelegte,<br />

weit geschwungene Wege<strong>net</strong>z rekonstruiert. Dazu gehören neben der Bank vier bis 1850<br />

geschaffene bauliche Ergänzungen, darunter auch der Normannische Turm. Anhand alter<br />

Pläne und Ansichten durchgeführte Grabungen haben das Fundament der Römischen Bank<br />

am Panoramaweg auf der Westseite des Ruinenberges zutage gefördert.<br />

Schließlich haben sich die »Freunde« <strong>1998</strong> an den Kosten für die fachgerechte Restaurierung<br />

eines Kreuzes beteiligt, das auf ungeklärte Weise aus der über dem Eosander-Portal<br />

gelegenen Kapelle des Berliner Schlosses gerettet wurde. Es stammt von dem an frühchristliche<br />

Vorbilder anknüpfenden Ziborienaltar und gehört heute zum Sammlungsbestand der<br />

Stiftung. Für das von Johann Carl Eduard Wagner aus vergoldetem Silber angefertigte Werk<br />

in der Tradition mittelalterlicher Reliquienkreuze hat Friedrich Wilhelm IV. kostbare Edelsteine<br />

aus seiner Privatsammlung gestiftet. Nur drei Topase von 65 wertvollen Steinen sind<br />

erhalten, die anderen wurden durch Glas ersetzt.<br />

Die Aktivitäten der »Freunde« beschränkten sich auch <strong>1998</strong> nicht allein auf Erwerbungen<br />

und Restaurierungen. Im Herbst wurde mit der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten<br />

Berlin-Brandenburg ein Vertrag über die Eröffnung von drei weiteren Museumsshops in<br />

Potsdam (Schloß Sanssouci, Neues Palais, Schloß Cecilienhof) geschlossen, deren Erträge<br />

auf Dauer der Stiftung zugute kommen werden.<br />

Nicht zuletzt als Dank für die große Spendenfreude sowie als Anregung zu weiterem<br />

Engagement wurden <strong>1998</strong> vom Verein der Freunde der Preußischen Schlösser und Gärten<br />

wieder einige Ausstellungsführungen und Exkursionen veranstaltet, so eine Führung durch


314 Fördervereine<br />

die Ausstellung »Gold und Silber für den König – Johann George Hossauer (1794–1874).<br />

Goldschmied Sr. Majestät des Königs« im Schloß Charlottenburg und Reisen nach Versailles<br />

und zu den preußischen Schlössern im Hirschberger Tal. Im Juni des Jahres fand im Schloß<br />

Caputh eine Baustellenbesichtigung mit Führung durch den Park statt. Im August wurden<br />

die rekonstruierte Schloßinsel in Rheinsberg und die Ausstellung » Menzel in Rheinsberg«<br />

besucht.<br />

Prof. Dr. Thomas W. Gaehtgens


Studiengemeinschaft Sanssouci e.V.<br />

315<br />

Studiengemeinschaft Sanssouci e.V.<br />

VEREIN FÜR KULTUR UND GESCHICHTE POTSDAMS<br />

Die Studiengemeinschaft Sanssouci e.V. – Verein für Kultur und Geschichte<br />

Potsdams ist am 18. Dezember 1969 als »Interessengemeinschaft Sanssouci« in Potsdam<br />

gegründet worden und hat ihren jetzigen Namen 1990 angenommen.<br />

Die Studiengemeinschaft will ihren rund 220 Mitgliedern und darüber hinaus allen an<br />

der Geschichte Potsdams Interessierten Kenntnisse über Kunst-, Geschichts- und Kulturdenkmäler,<br />

auch unter Einbeziehung der sie umgebenden Kulturlandschaft, vermitteln und<br />

Gelegenheit zu gemeinsamer Arbeit auf den Gebieten der Geschichte, Kunst und Kultur<br />

Potsdams und des Umlandes geben. Sie will helfen, den Sinn für die Erhaltung und Pflege<br />

der Kulturlandschaft Potsdam in Zusammenarbeit mit anderen Interessengruppen zu entwickeln,<br />

die Arbeit der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg sowie<br />

anderer Museen zu unterstützen, Denkmalpflege und Umweltschutz zu fördern und die Forschungsarbeit<br />

zur Stadt- und Kunstgeschichte Potsdams voranzutreiben. Diesen Aufgaben<br />

dienen öffentliche Vorträge, Kolloquien und Tagungen sowie Wanderungen, Studienfahrten<br />

und spezielle Führungen. Ein besonderes Anliegen der Studiengemeinschaft Sanssouci e.V.<br />

ist die Anregung und Förderung stadt- und kunstgeschichtlicher Arbeiten, vor allem von<br />

Studierenden.<br />

<strong>1997</strong> standen neun öffentliche Vorträge auf dem Programm: »Von Weimar nach Berlin –<br />

ein Lebensbild der Königin und Kaiserin Augusta« (Dr. Iselin Gundermann), »Der brandenburgische<br />

Barock-Orgelbaumeister Joachim Wagner« (Andreas Kitschke), »Nutzgärtnerei in<br />

Sanssouci« (Gerd Schurig), »Der Religionsprozeß des ›Zopf-Schulzen‹ – Rechtshistorisches<br />

zum 200. Todesjahr Friedrich Wilhelms II.« (Sven Klosa), »800 Jahre Paretz: zwischen Vergangenheit<br />

und Zukunft« (Matthias Marr), »Die Preußischen Schlösser und Gärten seit 1990<br />

– Bilanz und Ausblick (Gert Streidt) und »Zur Geschichte des Weinbaus in Potsdam und<br />

der Mark Brandenburg« (Dr. Diethelm Gritzbach). Der in Verbindung mit der Deutsch-<br />

Norwegischen Freundschaftsgesellschaft e.V. initiierte Vortrag »Die kaiserliche Matrosenstation<br />

Kongsnaes am Jungfernsee« (Volker Schneeweiß) informierte über die Geschichte<br />

und den geplanten Wiederaufbau der Matrosenstation an der Schwanenallee. Ein weiteres<br />

bedeutendes Ereignis der deutschen Technikgeschichte wurde mit dem Vortrag »Berlin-<br />

Brandenburg als Wiege der deutschen Funktechnik – zum 100. Jahrestag der Funkversuche<br />

zwischen der Heilandskirche Sacrow und der Potsdamer Matrosenstation« (Dr. Klaus Arlt)<br />

gewürdigt. Das Jubiläum dieser Versuche, bei denen am 27. August 1897 auch Kaiser Wilhelm<br />

II. zugegen war, feierte die Studiengemeinschaft Sanssouci e.V. gemeinsam mit dem<br />

Deutschen Technikmuseum Berlin, der Technischen Universität Berlin, den Berliner Technischen<br />

Fachhochschulen und den Potsdamer Funkamateuren sowie mit einer großen Zahl<br />

von Mitgliedern und Gästen an der Sacrower Heilandskirche. Es gelang, mit Geräten (Sender<br />

und Empfänger), die dem historischen Original von 1897 entsprachen, in einer spannen-


316 Fördervereine<br />

den Vorführung Funkverbindung zwischen der Heilandskirche – deren Campanile auch die<br />

historische Antenne trug – und der Matrosenstation über 1,5 km zu schaffen.<br />

<strong>1998</strong> bot die Studiengemeinschaft Sanssouci e.V. wiederum neun öffentliche Vorträge an:<br />

»Der Potsdamer Lustgarten – Vergangenheit und Zukunft« (Dr. Clemens A. Wimmer), »Bauen<br />

mit Holz – Traditionen des deutschen Fachwerkbaus« (Aribert Kutschmar), »Potsdam-<br />

Bücher in Potsdamer Verlagen aus drei Jahrhunderten« (Wolfgang Tripmacker), »900 Jahre<br />

Zisterzienser – ihre Klöster und ihr Wirken in Brandenburg« (Oliver H. Schmidt), »Walter<br />

Schott, ein Bildhauer der wilhelminischen Zeit« (Dr. Gisela Schlemmer), »Der Geheime Hofrat<br />

Louis Schneider (1805–1878) – Vorleser des Königs und Begründer der Geschichtsvereine<br />

in Potsdam und Berlin« (Dr. Klaus Arlt), »Das Potsdamer Stadtschloß – die Innenräume«<br />

(Prof. Dr. Hans-Joachim Giersberg), »Gilly & Gilly – zum 250. Geburtstag des klassizistischen<br />

Architekten David Gilly (1748–1808)« (Aribert Kutschmar), »Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz<br />

– Aufgaben und Möglichkeiten« (Ingrid Bathe).<br />

Die mit durchschnittlich 70 bis 80 Teilnehmern sehr gut besuchten Vortragsveranstaltungen<br />

fanden im Potsdamer Kulturhaus Altes Rathaus statt.<br />

Höhepunkte des Programms waren die drei- bis viertägigen Frühjahrs- und Herbstexkursionen,<br />

die wegen der begrenzten Platzzahlen den Mitgliedern der Studiengemeinschaft<br />

vorbehalten blieben. Ziele waren bedeutende Kulturlandschaften Deutschlands, bei deren<br />

Erschließung die Suche nach brandenburgisch-preußischen Spuren ein interessanter Aspekt<br />

war. Die von Mitgliedern der Studiengemeinschaft geleiteten Fahrten führten zu Kirchen,<br />

Schlössern und Herrenhäusern in Holstein (Leitung: Dr. Klaus Arlt), nach West-Hessen (Leitung:<br />

Dr. Wolfgang Jenrich), in das Emsland (Papenburg) und das niederländische Doorn<br />

(Leitung: Ernst Naschke und Dr. Klaus Arlt) und nach Oberfranken (Dr. Wolfgang Jenrich).<br />

Neu im Exkursionsprogramm war die erste »Brandenburg-Fahrt«, die nach Rheinsberg,<br />

Meseberg und Zernikow (Leitung: Gert Streidt) führte.<br />

Großes Interesse fanden auch spezielle Führungen, wie die durch die Ausstellung »Friedrich<br />

Wilhelm II. und die Künste. Preußens Weg zum Klassizismus« (Dr. Christoph M. Vogtherr),<br />

die gartenhistorische Führung »Der Ruinenberg – Verbindung zwischen Park und<br />

Feldflur« (Prof. Dr. Michael Seiler) und die Führung »Der historische St. Matthäus-Kirchhof<br />

in Berlin-Schöneberg« (Richard Mitschke). Eine neue Führungsreihe sind die von Aribert<br />

Kutschmar betreuten »Berliner Spaziergänge«, deren erster dem Thema »Als der Gesundbrunnen<br />

noch ein Heilbad war« gewidmet war. Von mehr historisch-landschaftsökologischen<br />

Aspekten waren die ganztägigen Wanderungen zur Weinblüte nach Werder sowie von Glindow<br />

nach Lehnin und von Potsdam über Caputh nach Ferch bestimmt.<br />

1996 beteiligte sich zum ersten Mal eine größere Anzahl der Mitglieder an den Aufsichtsdiensten<br />

in der neu eröff<strong>net</strong>en Bildergalerie im Park Sanssouci. Mit dieser Aktion sollte nicht<br />

zuletzt auch demonstriert werden, daß neben der wichtigen Einwerbung und Spende von<br />

Geldmitteln auch die »Spende von Freizeit« einen bedeutenden Platz in der Entwicklung


Studiengemeinschaft Sanssouci e.V.<br />

317<br />

des Bürgersinns für die Erhaltung und Vermittlung der kulturellen Werte der Potsdamer<br />

Kulturlandschaft haben sollte. Die Aktionen wurden <strong>1997</strong> und <strong>1998</strong> an den Wochenenden<br />

erfolgreich fortgesetzt.<br />

<strong>1997</strong> und <strong>1998</strong> erschienen der 2. und 3. Jahrgang der »Mitteilungen der Studiengemeinschaft<br />

Sanssouci e.V.« Die Finanzierung erfolgte aus Mitteln der Studiengemeinschaft und wurde<br />

gestützt durch die Sachleistungsförderung der öffentlichen Vortragsveranstaltungen der Studiengemeinschaft<br />

durch die Landeshauptstadt Potsdam. Das Anliegen der im Sommer und<br />

zum Jahresbeginn erscheinenden Hefte ist neben der Information der Mitglieder und anderer<br />

interessierter Bürger über das Veranstaltungsprogramm die Veröffentlichung lokal- und<br />

regionalgeschichtlicher Arbeiten. <strong>1997</strong> erschien aus Anlaß des 50. Todestages des bekannten<br />

Lokal- und Kunsthistorikers Professor Dr. Hans Kania ein zusätzliches Heft mit einer<br />

ausführlichen Biographie Kanias und einer bibliographischen Übersicht seiner Publikationen<br />

(Dr. Kurt Adamy, Dr. Klaus Arlt, Anke Gabius). Größere Arbeiten zur Lokalgeschichte waren<br />

<strong>1997</strong> »Die Familie Saint Paul. Spuren von drei Generationen in Potsdam« (Dr. Friedhild<br />

Andrea Anders), »Nutzgärtnereien in Sanssouci« (Gerd Schurig) und <strong>1998</strong> »Auf daß die Residenzstadt<br />

erleuchtet werde. Die Entstehung der Potsdamer Gasanstalt und ihre Entwicklung<br />

bis 1916« (Clemens Bergstedt), »Kaiserin Friedrich und die Gartenkunst« sowie »Das Leben<br />

des ehemaligen Geheimkämmerers Johann Friedrich Ritz in Potsdam 1797–1809 – Zur Villa<br />

Berliner Straße 136« (beide Dr. Clemens A. Wimmer) und »›Der Toten Tatenruhm‹ oder<br />

›Den Lebenden zur Mahnung‹ – Gedanken zur Kriegergedächtnisstätte der Stadt Potsdam<br />

in Bornstedt« (Karlheinz Deisenroth). Dazu erschienen neben Exkursionsberichten kleinere<br />

Beiträge über die polyedrische Sonnenuhr im Park von Sanssouci und die Pla<strong>net</strong>enzeichen<br />

an der Pyramide im Neuen Garten (Arnold Zenkert) sowie die Schriftsteller Hans Zappe und<br />

Ludwig Sternaux (Dr. Klaus Arlt), die Potsdamer Literaturschauen mit Informationen über<br />

Neuerscheinungen und die Potsdamer Chroniken <strong>1997</strong> und <strong>1998</strong>.<br />

Dr. Klaus Arlt


318 Fördervereine<br />

Förderverein Pfingstberg e.V.<br />

Seit 1988, damals noch unter dem Dach des Kulturbundes der DDR, engagiert<br />

sich der Förderverein Pfingstberg e.V. für die Erhaltung und Restaurierung der Pfingstberganlage<br />

in Potsdam. Der Verein organisiert Benefizveranstaltungen, vor allem Konzerte<br />

und Ausstellungen auf dem Pfingstberg, und legt in Arbeitseinsätzen selbst Hand bei der<br />

Wiederherstellung der Gartenanlagen an.<br />

Im Jahr <strong>1997</strong> rückte der Innenhof des Belvedere erstmals in den Mittelpunkt der Öffentlichkeitsarbeit<br />

des Fördervereins. Durch die Finanzierung aus Spendengeldern, die unter<br />

anderem durch die zahlreichen ehrenamtlichen Dienste der Vereinsmitglieder am Pomonatempel<br />

gesammelt wurden, konnte die Anfertigung und Montage von Zaunfeldern nach<br />

historischem Vorbild im östlichen Arkadengang des Innenhofes realisiert werden. Dadurch<br />

wurde das Belvedere nach jahrzehntelanger Schließung im Mai <strong>1997</strong> für die Besucher<br />

zumindest in einem Teilbereich wieder zugänglich. Ziel dieser Öffnung war es, das Interesse<br />

der Bürger an der notwendigen Rekonstruktion des Belvedere zu wecken. Die Resonanz in<br />

der Bevölkerung war erfreulich groß.<br />

Gleichzeitig weitete der Förderverein seine Aktivitäten zur Kontaktaufnahme mit namhaften<br />

Firmen und Persönlichkeiten des Landes Brandenburg aus. Im Mai gestaltete er einen<br />

Empfang für potentielle Sponsoren im Innenhof des Belvedere. Hierbei wurde er von Schauspielern<br />

des Internationalen Wandertheaters Ton und Kirschen und Musikern der Brandenburgischen<br />

Philharmonie Potsdam unterstützt. Eigens aus diesem Anlaß wurde in der Mitte<br />

des Wasserbeckens eine Bühne errichtet, auf der die Künstler ihr Programm präsentierten.<br />

Für diese von allen Beteiligten als sehr beeindruckend empfundene Veranstaltung wie auch<br />

für das gesamte Projekt zum Wiederaufbau des Belvedere konnte die Finanzministerin des<br />

Landes Brandenburg, Dr. Wilma Simon, als Schirmherrin gewonnen werden. Es wurde die<br />

Idee geboren, den Westturm des Belvedere auf dem Pfingstberg bis zur Bundesgartenschau<br />

in Potsdam im Jahr 2001 für die Öffentlichkeit wieder zugänglich zu machen. Seither ist<br />

dieses Vorhaben fester Bestandteil der öffentlichkeitswirksamen Werbung um weitere Sponsoren.<br />

Durch die erfolgreichen Aktivitäten des Fördervereins aufmerksam geworden, veranstaltete<br />

das Deutschland-Radio zu Gunsten der Rekonstruktion des Belvedere im Rahmen<br />

der Sendereihe »Grundton D« ein Benefiz-Konzert mit dem Liedermacher Konstantin Wekker,<br />

das aufgezeich<strong>net</strong> und später deutschlandweit ausgestrahlt wurde. Mit der Konzertreihe<br />

unterstützt das Deutschland-Radio Maßnahmen zum Erhalt ausgewählter, vom Verfall<br />

bedrohter Baudenkmäler.<br />

Weitere Konzerthöhepunkte des Jahres <strong>1997</strong> waren unter anderem ein internationales<br />

Harfenfestival, in dessen Verlauf dem Zuhörer – von Klängen der traditionellen afrikanischen<br />

bis zur klassischen europäischen Harfe – ein breites Spektrum an Musik mit diesem phantastischen<br />

Instrument geboten wurde, ein Konzert mit dem Song-Poeten Dirk Michaelis und<br />

ein Konzert mit dem Jugendsinfonieorchester der Städtischen Musikschule Potsdams.


Förderverein Pfingstberg e.V.<br />

319<br />

Daneben fanden wieder zahlreiche kleinere Konzerte in der Reihe »Kultur in der Natur«<br />

vor dem Pomonatempel statt. Im Inneren des Pomonatempels wurde, wie in den vergangenen<br />

Jahren, eine Vielzahl von Ausstellungen präsentiert.<br />

Im Frühjahr und Herbst führten die Vereinsmitglieder Arbeitseinsätze durch, in denen<br />

vor allem die Ruine des Belvedere von Wildwuchs befreit und der Innenhof gesäubert<br />

wurde.<br />

Ende des Jahres wurde nach 18-monatiger Bauzeit die Nordwand des Belvedere fertiggestellt.<br />

Eine Rekonstruktion wurde dringend erforderlich, weil sich das Zyklopenmauerwerk<br />

mehr und mehr vom Gebäude gelöst hatte.<br />

<strong>1998</strong> wurde der Potsdamer Pfingstberg mit weiteren 13 Ensembles in die Weltkulturerbeliste<br />

der UNESCO aufgenommen.<br />

Anfang des Jahres wurden die Arbeiten zur Rekonstruktion der Gartenanlage am südlichen<br />

Hang des Pfingstberges durch die Stiftung und mit Hilfe von ABM-Arbeitskräften zügig<br />

vorangebracht. Im Mai <strong>1998</strong> fand die feierliche Einweihung dieses Gartenteils statt. Seit<br />

dieser Zeit ist der Pfingstberg auch vom Neuen Garten her wieder bequem zu erreichen.<br />

Ebenfalls im Mai wurde die Hermann Reemtsma Stiftung aus Hamburg zur finanziellen<br />

Beteiligung in Millionenhöhe an den Rekonstruktionsarbeiten am Westturm des Belvedere<br />

gewonnen. Das Engagement dieses Sponsors veranlaßte die Stiftung, das Belvedere, für das<br />

im Haushaltsplan keine Mittel mehr vorgesehen waren, mit einer jährlichen Summe von<br />

300.000 DM wieder in die Finanzierung einzubeziehen. Die Zusage für beantragte Mittel<br />

aus Lottogeldern in Höhe von jeweils 300.000 DM über einen Zeitraum von drei Jahren<br />

und die erfolgreiche Einwerbung von weiteren höheren Spendenbeträgen ließen die Realisierung<br />

des Vorhabens, den Westturm des Belvedere zu restaurieren, schon jetzt in greifbare<br />

Nähe rücken. Eine Geburtstagsfeier des Hamburger Versandhausgründers Dr. Werner<br />

Otto in kleiner Runde auf dem Pomonatempel in Anwesenheit des Ministerpräsidenten des<br />

Landes Brandenburg, Dr. Manfred Stolpe, sollte schließlich die entscheidende Wende im<br />

Bemühen um die Rettung des Belvedere auf dem Pfingstberg bringen. Bei diesem Termin<br />

sagte Dr. Otto zu, die veranschlagten finanziellen Mittel zur Rekonstruktion des Westturmes<br />

von mehreren Millionen DM in voller Höhe zu übernehmen. Dank der Hermann Reemtsma<br />

Stiftung, die ihren bereits zugesagten Betrag zur Kofinanzierung für die Rekonstruktionsarbeiten<br />

nochmals erhöhte, konnten sogar die Planungen für die Wiederherstellung des historischen<br />

Aufstiegs zum Westturm über Eingangshalle, Westarkade, Freitreppen und Westkolonnade<br />

des Belvedere beginnen.<br />

Die Stiftung schloß sich der Zielsetzung des Fördervereins an, die entsprechenden Bauteile<br />

des Belvedere bis zur Eröffnung der BUGA 2001 in Potsdam fertigzustellen. Hierzu<br />

mußten nun die planerischen Vorbereitungen umgehend und mit Hochdruck vorangebracht<br />

werden, denn bereits im November sollten die Bauarbeiten zur Generalinstandsetzung<br />

beginnen.<br />

Um die finanziellen Mittel aus der Zusage zur Kofinanzierung der Hermann Reemtsma<br />

Stiftung freizusetzen, sind die Aktivitäten des Fördervereins wichtiger denn je geworden.


320 Fördervereine<br />

Auch die Stiftung ist nun gefordert, die Bereitstellung der finanziellen Mittel aus dem Stiftungshaushalt<br />

für die Rekonstruktionsarbeiten am Belvedere für die Zukunft neu zu strukturieren.<br />

Am 2. November <strong>1998</strong> wurden die Rekonstruktionsarbeiten schließlich mit der »ersten<br />

Steinsetzung zur Rekonstruktion des Belvedere« feierlich begonnen. Für die Mitglieder des<br />

Fördervereins Pfingstberg e.V. war dies – nach zehnjährigem ehrenamtlichen Engagement<br />

für das denkmalgeschützte Ensemble – neben der Eröffnung des Pomonatempels der wohl<br />

beeindruckendste Moment ihres bisherigen gemeinsamen Wirkens auf dem Pfingstberg.<br />

Schnell wurde klar, daß die kommenden Aufgaben den Rahmen eines ehrenamtlichen<br />

Engagements der Vereinsmitglieder bald sprengen würde. Um weiterhin jede eingeworbene<br />

Mark in die Rekonstruktion und Förderung des historischen Ensembles fließen lassen<br />

zu können, entschied man sich, zur Abdeckung eines Teiles der notwendigen Arbeit vom<br />

Arbeitsamt geförderte Stellen zu beantragen und ein Büro zu eröffnen.<br />

Die Veranstaltungsreihe Kultur in der Natur zählte in diesem Jahr bereits über 30 Konzerte<br />

verschiedenster Genres, die vom Verein neben der Öffnung des Pomonatempels ebenfalls<br />

ehrenamtlich vorbereitet und begleitet wurden. Mittlerweile ist zwischen den Musikern, die<br />

diesen Ort ebenso schätzen gelernt haben und die für diese Reihe zu Gunsten der Rekonstruktion<br />

des Belvedere auf ein Honorar verzichten, und dem Verein ein wunderbares und<br />

fruchtbares Bündnis entstanden.<br />

Einige Konzerte, wie das internationale Folk-Festival oder das große Jazz-Konzert im Juni,<br />

sowie das Gastspiel des Internationalen Wandertheaters Ton und Kirschen mit dem Stück<br />

»Pyramus und Thisbe« nach Ovid sollen hierbei besondere Erwähnung finden.<br />

Die Ausstellungen im Pomonatempel waren <strong>1998</strong> thematisch im wesentlichen durch das<br />

Belvedere geprägt. Unter anderem wurden eine Ausstellung mit Kinderzeichnungen zum<br />

Belvedere und eine Schau mit Meßbildern, historischen Ansichten und Fundstücken des<br />

Gebäudes gezeigt.<br />

Ulrich Koltzer


Abkürzungen<br />

a. a. O. am angegebenen Ort<br />

Abb. Abbildung<br />

Abt. Abteilung<br />

Anh. Anhang<br />

Anl. Anlage<br />

Anm. Anmerkung<br />

Aufl. Auflage<br />

B. Breite<br />

Bd. Band<br />

bearb. bearbeitet<br />

Beih. Beiheft<br />

bez. bezeich<strong>net</strong><br />

Bl. Blatt<br />

bzw. beziehungsweise<br />

d. Ä. der Ältere<br />

d. h. das heißt<br />

d. J. der Jüngere<br />

dat. datiert<br />

ders. derselbe<br />

dies. dieselbe<br />

Diss. Dissertation<br />

Dm. Durchmesser<br />

ebd. ebenda<br />

ehem. ehemals<br />

f. folgende<br />

fol. folio<br />

H. Höhe<br />

hrsg. herausgegeben<br />

Hrsg. Herausgeber<br />

i. D. im Druck<br />

Inv. Nr. Inventarnummer<br />

Jg. Jahrgang<br />

Jh. Jahrhundert<br />

Kat. Katalog<br />

Kat. Nr. Katalognummer<br />

L. Länge<br />

Lit. Literatur<br />

Ms. Manuskript<br />

N. F. Neue Folge<br />

Nr. Nummer<br />

o. J. ohne Jahr<br />

o. O. ohne Ort<br />

o. O. u. J. ohne Ort und Jahr<br />

R. Reihe<br />

S. Seite<br />

s. siehe<br />

sign. signiert<br />

Slg. Sammlung<br />

Sp. Spalte<br />

Suppl. Supplement<br />

T. Tiefe<br />

Tab. Tabelle<br />

Taf. Tafel<br />

u. a. unter anderem<br />

u. l. unten links<br />

u. r. unten rechts<br />

vgl. vergleiche<br />

v. l. n. r. von links nach rechts<br />

z. B. zum Beispiel<br />

z. Z. zur Zeit<br />

BLHA Brandenburgisches<br />

Landeshauptarchiv Potsdam<br />

GStAPK Geheimes Staatsarchiv<br />

Preußischer Kulturbesitz<br />

SMBPK Staatliche Museen zu Berlin –<br />

Preußischer Kulturbesitz<br />

<strong>SPSG</strong> Stiftung Preußische Schlösser und<br />

Gärten Berlin-Brandenburg

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