SPSG 2 (1997/1998) - Perspectivia.net
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Jahrbuch Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg<br />
Band 2<br />
<strong>1997</strong>/<strong>1998</strong><br />
Copyright<br />
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Korrigenda Bildnachweise<br />
für Jahrbuch Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg<br />
<strong>1997</strong>/98<br />
Bild S.49, Abbildungsnachweis S.57<br />
Johann Gottfried Schadow: Badendes Mädchen, Marmor /<br />
museum kunst palast, Düsseldorf
Jahrbuch<br />
Band 2 · <strong>1997</strong>/<strong>1998</strong>
Jahrbuch<br />
Stiftung Preußische Schlösser und Gärten<br />
Berlin-Brandenburg<br />
Band 2·<strong>1997</strong>/<strong>1998</strong><br />
Herausgegeben im Auftrag des Stiftungsrates<br />
vom Generaldirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten<br />
Berlin-Brandenburg<br />
Hans-Joachim Giersberg<br />
Akademie Verlag
Abbildung auf dem Schutzumschlag:<br />
Marmorpalais im Neuen Garten, Potsdam<br />
Blick in den Ehrenhof mit Frühjahrsbepflanzung<br />
Foto: Manfred Hamm, <strong>SPSG</strong>, <strong>1998</strong><br />
Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg . Postfach 601462 · 14 414 Potsdam<br />
Die Deutsche Bibliothek – CIP-Einheitsaufnahme<br />
Stiftung Preussische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg:<br />
Jahrbuch / Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg /<br />
hrsg. im Auftr. des Stiftungsrates vom Generaldirektor der Stiftung<br />
Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg. – Bd. 1. 1995/96 (2000)–. –<br />
Berlin : Akademie Verl., 2000<br />
Erscheint unregelmäßig, – Bibliografische Deskription nach Bd. 2. <strong>1997</strong>/98 (2001)<br />
ISBN 3-05-003479-3<br />
© Akademie Verlag GmbH, Berlin 2001<br />
Das eingesetzte Papier ist alterungsbeständig nach DIN/ISO 9706.<br />
Alle Rechte, insbesondere die der Übersetzung in andere Sprachen, vorbehalten. Kein Teil des Buches<br />
darf ohne Genehmigung des Verlages in irgendeiner Form – durch Photokopie, Mikroverfilmung oder<br />
irgendein anderes Verfahren – reproduziert oder in eine von Maschinen, insbesondere von Datenverarbeitungsmaschinen,<br />
verwendbare Sprache übertragen oder übersetzt werden.<br />
Redaktionsleitung: Jürgen Becher<br />
Redaktion: Rita Hofereiter<br />
Gestaltung: Petra Florath, Berlin<br />
Litho, Farbe: artvision Printmedienproduktion GmbH, Berlin<br />
Druck: GAM Media GmbH, Berlin<br />
Bindung: Druckhaus Thomas Müntzer GmbH, Bad Langensalza<br />
Printed in the Federal Republic of Germany
Zum Geleit<br />
Das vorliegende zweite Jahrbuch der Stiftung Preußische Schlösser und<br />
Gärten Berlin-Brandenburg gibt einen Überblick über die Arbeit der Stiftung in den Jahren<br />
<strong>1997</strong> und <strong>1998</strong>.<br />
Wie die Berichte der einzelnen Abteilungen zeigen, kann wiederum auf ein umfangreiches<br />
und fruchtbares Arbeitsprogramm zurückgeblickt werden.<br />
Am augenfälligsten für die Besucher der Schlösser und Gärten in Potsdam, Berlin und im<br />
Land Brandenburg waren dabei sicherlich die Wiedergewinnung und Restaurierung ganzer<br />
Schlösser und Parkteile. Dazu gehörten die Eröffnung neuer Räume im Schloß Charlottenburg<br />
in Berlin ebenso, wie die Einweihung der wiederhergestellten Gotischen Bibliothek<br />
im Neuen Garten in Potsdam, die Eröffnung des Schlosses Caputh – vorerst mit der Hälfte<br />
der museal einzurichtenden Räume, da die Restaurierung noch in vollem Gange war –, die<br />
Rondelle im Park Sanssouci oder die Schloßinsel Rheinsberg.<br />
Kulturelle und wissenschaftliche Akzente konnten auch wieder mit den Ausstellungen<br />
der Stiftung gesetzt werden. So thematisierte beispielsweise die Exposition »Friedrich Wilhelm<br />
II. und die Künste. Preußens Weg zum Klassizismus« (<strong>1997</strong>) die Entwicklung der klassizistischen<br />
Kunst und Architektur in Preußen am Ende des 18. Jahrhunderts. Die Ausstellung<br />
»Gold und Silber für den König – Johann George Hossauer (1794–1874). Goldschmied seiner<br />
Majestät des Königs« (<strong>1998</strong>) präsentierte herausragende kunsthandwerkliche Zeugnisse der<br />
höfischen Kultur im 19. Jahrhundert, während die Ausstellung »Johann Moritz Rugendas<br />
(1802–1858) – Ein Maler aus dem Umkreis von Alexander von Humboldt« (<strong>1998</strong>), eine<br />
Übernahme von der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, sich der Verbindung von Kunst und<br />
Naturwissenschaft widmete.<br />
Aber nicht nur über die sichtbaren Leistungen der Stiftung, wie Restaurierungen und<br />
Ausstellungen, wird in diesem Jahrbuch berichtet. Auch die alltäglichen Arbeiten, wie beispielsweise<br />
die gerade <strong>1997</strong> und <strong>1998</strong> intensivierten Anstrengungen zur Verbesserung des<br />
Besucherservices, müssen Erwähnung finden, weil sie zu den Grundlagen des Museumsbetriebes<br />
gehören. Zu den wichtigsten Ergebnissen gehört auf diesem Gebiet sicher die Ein-
VI Zum Geleit<br />
richtung eines umfassenden Besucherinformationssystems. Es soll die Orientierung und den<br />
Zugang zu den verschiedenen Schlössern, historischen Denkmalen und Parkanlagen für die<br />
Besucher wesentlich erleichtern. Bei diesem übergreifenden und besonders außenwirksamen<br />
Vorhaben hat sich die enge Zusammenarbeit aller Fachabteilungen der Stiftung besonders<br />
bewährt.<br />
Zur Arbeit der Stiftung gehörte aber auch wieder die Organisation kultureller und protokollarischer<br />
Veranstaltungen. Höhepunkte dabei waren sicherlich der Besuch des amerikanischen<br />
Präsidenten Bill Clinton sowie des Präsidenten der Französischen Republik, Jacques<br />
Chirac.<br />
Im Aufsatzteil des vorliegenden Jahrbuches sind diesmal nicht die Ergebnisse einer wissenschaftlichen<br />
Konferenz veröffentlicht, wie das im letzten Jahrbuch der Fall war, vielmehr<br />
wurde verstärkt Wert auf eine größere Breite der Themen gelegt, um die gesamte Aufgabenvielfalt<br />
der Stiftung zu verdeutlichen. So finden sich in diesem Band neben Aufsätzen zur<br />
Kunstgeschichte und Architektur auch Beiträge, die sich mit der Geschichte der Garten-<br />
und Landschaftsgestaltung sowie mit Restaurierungsprojekten und deren naturwissenschaftlichen<br />
Grundlagen befassen.<br />
Das vorliegende Jahrbuch versucht, eine Bilanz der aus diesem vielfältigen Engagement<br />
resultierenden Tätigkeit der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg<br />
in den beiden Jahren <strong>1997</strong> und <strong>1998</strong> zu ziehen. Die über 700 festangestellten und saisongebundenen<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in allen Abteilungen der Stiftung haben mit<br />
hoher Einsatzbereitschaft und Professionalität wieder hervorragende Arbeit geleistet. Für<br />
diese Arbeit, deren Umfang hier nicht in ganzer Breite dargestellt werden kann, gilt ihnen<br />
mein besonderer Dank.<br />
Mein Dank gilt aber auch den Zuwendungsgebern, Fördervereinen sowie den Mäzenen<br />
und Sponsoren, ohne deren Unterstützung die erfolgreiche Arbeit der Stiftung Preußische<br />
Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg nicht denkbar wäre.<br />
Prof. Dr. Hans-Joachim Giersberg<br />
Generaldirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg
Inhalt<br />
I. Aufsätze<br />
Paolo Sanvito<br />
Flamen und Italiener zur Zeit der Giustiniani. Kontrast zweier Kunstauffassungen 1<br />
Claudia Meckel<br />
Kaleschen und Phaetons für das preußische Königshaus.<br />
Ein Beitrag zur Geschichte der Gartenkalesche Friedrichs des Großen 23<br />
Rita Hofereiter<br />
Venus in der Kiste. Ein »morceau de réception«<br />
des Bildhauers Jean Pierre Antoine Tassaert für König Friedrich II. von Preußen 41<br />
Saskia Hüneke<br />
Friedrich der Große in der Bildhauerkunst des 18. und 19. Jahrhunderts 59<br />
Claudia Sommer<br />
Edle Steine auf Tischen und Kommoden. Eine spezielle Betrachtung<br />
zur Ausstattung des Marmorpalais 103<br />
Käthe Klappenbach<br />
Die Kronleuchter in den Wohnungen Friedrich Wilhelms II. 111<br />
Liselotte Wiesinger<br />
Zu dem verschollenen Bilderzyklus von Christian Bernhard Rode<br />
in der Alten Kapelle im Berliner Schloß 119<br />
Matthias Gärtner<br />
Granit – nur ein Gestein? 133<br />
Sabine Hierath<br />
Zink als Material der Denkmalpflege des 19. Jahrhunderts 139
VIII Inhalt<br />
MICHAEL HORST SCHRÖDER, HEINRICH HAMANN<br />
Kunstmosaike im Park Sanssouci und im Park Babelsberg.<br />
Probleme ihrer Erhaltung und Wiederherstellung 161<br />
Wolfgang Stich<br />
Die bautechnische Sicherung des Fliesensaalgewölbes im Schloß Caputh 171<br />
Anna Schönemann, Christian-Herbert Fischer, Johann-Georg Rabe<br />
Naturwissenschaftliche Analysenmethoden zur Untersuchung farbiger Seiden 181<br />
Jakob Kurpik<br />
Das Archiv der Königlichen Porzellan-Manufaktur Berlin im Schloß Charlottenburg.<br />
Häufige Schäden und ihre Ursachen 189<br />
Guido Hinterkeuser<br />
Buchbesprechung: Studien zur barocken Baukultur in Berlin-Brandenburg,<br />
herausgegeben von Peter-Michael Hahn und Hellmut Lorenz, Potsdam 1996 195<br />
Aut oren 207<br />
Die Arbeit der Stiftung<br />
II. Die Arbeit der Stiftung Preußische<br />
Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg in<br />
den Jahren <strong>1997</strong>/<strong>1998</strong> – Berichte und Chronik<br />
Bericht des Generaldirektors 211<br />
Berichte<br />
Generaldirektion 217<br />
Generalverwaltung 222<br />
Schlösserdirektion 226<br />
Gartendirektion 244<br />
Baudirektion 251<br />
Abteilung Restaurierung 260<br />
Abteilung Museumspädagogik und Besucherbetreuung 266<br />
Chronik<br />
Staatsbesuche und protokollarische Veranstaltungen 274<br />
Neueinrichtungen 276<br />
Ausstellungen 277
Inhalt IX<br />
Leihgaben 279<br />
Publikationen der Stiftung 284<br />
Publikationen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
286<br />
III. Struktur und Personal<br />
Schlösser, Gärten und Sammlungen 293<br />
Organe und Gremien 295<br />
Organisation und Personal 297<br />
IV. Fördervereine<br />
Freunde der Preußischen Schlösser und Gärten e.V. 307<br />
Studiengemeinschaft Sanssouci e.V.<br />
Verein für Kultur und Geschichte Potsdams 315<br />
Förderverein Pfingstberg e.V. 318<br />
Abkürzungen 322
PAOLO SANVITO<br />
Flamen und Italiener<br />
zur Zeit der Giustiniani<br />
Kontrast zweier Kunstauffassungen<br />
»… con quelli pazzi battesimi che soleva la nazione<br />
fiamminga col vino in vece d’acqua«<br />
(Passeri, Vita di Louis Cousin) 1<br />
»Fu di sua presenza rozzo et impraticabile, e non conversava se non co’ suoi compa-<br />
triotti, et oltremontani, havendo com’ è solito delle genti straniere poco genio con<br />
quelli d’Italia, stando sempre in sospetto, e nella riparata di non essere ingannati«<br />
(Passeri, Vita di Armanno Fiammingo) 2<br />
Diese Studie entspringt dem Versuch einer Zusammenstellung aller nordalpinen<br />
Werke, die sich ehemals in der berühmten Sammlung der Brüder Vincenzo und Benedetto<br />
Giustiniani befanden. Nach dem Ankauf der Sammlung 1815 durch den preußischen<br />
König Friedrich Wilhelm III. waren durch deren Aufteilung 1829 zwischen Königlichem<br />
Museum und Königlichen Schlössern nicht weniger als 76 Gemälde in die preußischen<br />
Schlösser gelangt. 3<br />
Die Sammelinteressen der beiden Brüder spiegeln weitgehend jene Debatten wieder, die<br />
in den ersten Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts durch die Einbindung zahlreicher nordalpiner<br />
und anderer fremder Künstler in das lokalrömische Künstler- beziehungsweise Gesellschaftsmilieu<br />
hervorgerufen wurden. Die Quellen zeigen, daß, anders als man lange glaubte, der<br />
Kontrast zwischen unterschiedlichen Schulen oder Tendenzen mehr auf der geographischen<br />
Herkunft der Künstler als auf deren nationaler Zugehörigkeit – die sogenannten »Flamen«<br />
gehörten verschiedenen Nationen an – einem bestimmten Glaubensbekenntnis oder einer<br />
sprachlichen Identität beruhte. Maler aus Französisch-Flandern (zum Beispiel aus Lille, den<br />
Grafschaften Artois und Boulogne), aus Luxemburg, Wallonien oder den niederländischen<br />
Gebieten bis hin nach Friesland traten, obwohl sie keine einheitliche Sprache sprachen,<br />
gemeinsam auf, wurden kirchenrechtlich von der belgischen Kirche S. Giuliano dei Belgi<br />
verwaltet und allgemein von den Italienern als »Fiamminghi« bezeich<strong>net</strong>. 4 Mehrheitlich statteten<br />
die Flamen der lokalen Accademia di S. Luca bis etwa 1645 weder einen Besuch ab,
2 PAOLO SANVITO<br />
noch fanden sie überhaupt Interesse an ihr. Scheinbar vertraten viele von ihnen eine neutrale<br />
Position. Sicher ist jedoch, daß einige der für das Stichwerk der Galleria Giustiniana herangezogenen,<br />
zum Kreis um den Palazzo Giustiniani gehörenden Künstler, wie zum Beispiel<br />
Joachim von Sandrart, auch Beziehungen zur niederländischen »schildersbent« hatten. 5 Auch<br />
ein von den Giustiniani protegierter Künstler wie Nicolas Régnier war dort eingetragen,<br />
was eher für eine gegenseitige Akzeptanz zwischen dem von Sandrart »Accademia Giustiniana«<br />
genannten Kreis und weiteren nordeuropäischen Gruppen spricht, die die damalige<br />
Kunsttheorie in Italien nicht anerkannte. Es ist verständlich, daß ein Bildhauer wie François<br />
Duquesnoy nicht der »schildersbent« angehörte, was nicht deren Ablehnung bedeutet, sondern<br />
sich aus dem Praktizieren einer anderen Kunstgattung erklärt.<br />
Die meisten Flamen wohnten in der unmittelbaren Umgebung der Spanischen Treppe,<br />
viele darunter in Wohngemeinschaften, so zum Beispiel Carel Phillips Spierinck und François<br />
Duquesnoy seit 1632, zu deren Wohngemeinschaft ab 1636 auch Pieter de Vriendt stieß.<br />
Der in der Kunstgeschichtsschreibung tradierte Antagonismus zwischen Einheimischen und<br />
Flamen wird schon allein durch die Existenz italienisch-flämischer Wohngemeinschaften in<br />
Frage gestellt.<br />
Nur wenige Flamen, und nur die erfolgreichsten, meldeten sich in der Accademia an und<br />
bildeten so eine bemerkenswerte Ausnahme unter den Fremden. Sie bedurften eigentlich<br />
keiner weiteren Anerkennung, ihre Anmeldung war eher eine taktische Geste. Die »schildersbent«<br />
war weitgehend strikt »regional« flämisch, deutsche Künstler waren darin kaum<br />
vertreten, bildeten jedoch die einzige nennenswerte Ausnahme. 6 Singulär ist der Eintrag<br />
eines Londoner Malers in den Listen. 7<br />
Die Giustiniani und die nordalpine Malerei<br />
Um 1606 unternahm Vincenzo Giustiniani eine längere Nordeuropareise,<br />
die ihn durch Deutschland und Belgien bis nach London führte. Durch eine Beschreibung,<br />
die nicht er selbst, sondern ein Freund des Hauses, Bernardo Bizoni, verfaßte, wissen wir,<br />
daß er während dieser Reise viele Kunstwerke besichtigte und schätzen lernte. Zahlreiche<br />
Autoren heben die Interessenvielfalt Vincenzos und die Raffinesse seines Geschmacks hervor.<br />
Zu ihnen gehört Dirk van Ameyden, ein auch von Vincenzo geförderter Gelehrter, der in<br />
seinen Elogia summorum pontificum behauptet, er habe noch nie ein vergleichbares Genie<br />
auf dieser Welt gesehen und er kenne niemanden, der ein schärferes Urteil in jeder Disziplin<br />
fälle als Vincenzo, nach seiner Aussage ein »cavaliere di virtù e meriti incomparabili noti a<br />
tutto il mondo, ma particolarmente a me che per lo spacio di 28 anni ebbi seco familiarità<br />
grande […]. Non viddi mai tal ingenio al mondo. Di tutto s’intendeva, anche delle scienze<br />
più ricondite«. 8<br />
Es ist anzunehmen, daß Vincenzo durch seine Reise zahlreiche Anregungen hinsichtlich<br />
des Verständnisses von Kunst und möglicher Formen des Mäzenatentums erhielt, denn sein<br />
Weg führte ihn durch mehrere künstlerische oder politische Zentren, darunter einige Resi-
Flamen und Italiener zur Zeit der Giustiniani 3<br />
Abb. 1 Hans von Aachen: Verkündigung an Maria, 1605,<br />
Öl auf Leinwand, 121 × 87 cm<br />
Bayerische Staatsgemäldesammlung, Staatsgalerie<br />
Schleißheim, Inv. Nr. 1244<br />
denzstädte des Reiches, deren Reichtum an Kunstwerken und Sammlungen ihn zu längeren<br />
Aufenthalten veranlaßte. Aber nur an wenigen Stellen des Berichtes, der sehr summarisch<br />
gehalten ist, finden sich Hinweise auf die Vorzüge der nordalpinen Malerei. In Frankfurt<br />
am Main beispielsweise zeigte sich Vincenzo sehr von einem Altar des Hans von Aachen<br />
beeindruckt, den er seinen Reisegenossen gegenüber als »Maler des Kaisers« bezeich<strong>net</strong>e. 9 Es<br />
handelt sich hierbei um ein Gemälde der »Verkündigung«, das sich heute in der Staatsgalerie<br />
Schleißheim befindet und mit »HVA« signiert und 1605 datiert ist (Abb. 1). 10 Zu damaliger<br />
Zeit standen Werke Hans von Aachens hoch im Kurs. Etwa fünfzigjährig, war dieser noch<br />
immer voller Schaffenskraft. Bekannt war von Aachen unter anderem dadurch, daß er lange<br />
in Italien gearbeitet hatte, so um 1588 in Rom, wo er nach Angabe Karel van Manders in<br />
der Kirche Il Gésu einen heute verschollenen Altar mit der Darstellung der »Geburt Christi«<br />
hinterließ. 11
4 PAOLO SANVITO<br />
Abb. 2 Juan Carillo: Madonna mit Kind, Ende<br />
15. Jahrhundert, Öl auf Holz, 37 × 25 cm<br />
SMBPK, Gemäldegalerie, Kat. Nr. 1215<br />
In den Giustiniani-Inventaren finden sich 24 Namen von »nordalpinen« Malern des 16. und<br />
vor allem des 17. Jahrhunderts. Nur etwa vier von ihnen sind nicht identifizierbar oder nur<br />
mutmaßliche »Fiamminghi«. 12 Angesichts des Umfangs der Sammlung ist dies zwar eine<br />
kleine Gruppe, aber allgemein betrachtet dennoch eine respektable Zahl. Außerdem ist eine<br />
unüberschaubare Anzahl von Bildern aufgeführt, die als anonym oder als »in der nordischen<br />
Manier« gemalt bezeich<strong>net</strong> werden und sicher oft von flämischen Malern stammen. Vor<br />
allem in der Sammlung Benedetto Giustinianis befanden sich verschiedene sakrale Gemälde,<br />
von denen es zumeist heißt, sie seien »in der alten Manier« gemalt und die vermutlich niederländischen<br />
Manieristen oder Renaissancemalern zuzuschreiben sind. Diese waren für ihre<br />
Darstellungen sakraler Themen berühmt, namentlich Dirk Bouts, Jan Gossaert oder Quinten<br />
Metsijs. Ein solches Werk – eine »im nordischen Stil« gemalte »Madonna mit Kind« von<br />
Juan Carillo – hat sich in der Berliner Gemäldegalerie erhalten (Abb. 2). Darüber hinaus ist<br />
das Vorhandensein von Werken des Lucas van Leiden in der Kapelle des Palastes, wie es
Flamen und Italiener zur Zeit der Giustiniani 5<br />
das Inventar von 1649 bezeugt, bezeichnend für die Vorliebe für Andachtsbilder der Zeit der<br />
Hochrenaissance aus flämischer Produktion.<br />
Das Eindringen der flämischen in traditionelle Bereiche der italienischen Kunst erfolgte sukzessive<br />
und die Familie Giustiniani scheint an diesem Prozeß immer wieder beteiligt gewesen<br />
zu sein. Um 1560, einige Jahrzehnte vor Beginn der Sammlungstätigkeit in Rom, war<br />
Denijs Calvaert von Antwerpen nach Bologna gekommen, dessen Einfluß in der Folge selbst<br />
in Mittelitalien von den zahlreichen italienisierenden »Fiamminghi« anerkannt wurde. Carlo<br />
Cesare Malvasia, ein Bewunderer von Calvaert, bemerkt in seiner Felsina Pittrice (1678),<br />
wie wichtig die Reproduktion der Werke Calvaerts und seiner Schüler, der Carracci, durch<br />
den Utrechter Kupferstecher Cornelis Bloemaert wurde. Außerdem berichtet er, daß Calvaert<br />
ein vertrauter Freund des Kardinals Benedetto Giustiniani war. 13 Er erwähnt, daß der geniale<br />
Lehrer Joachim von Sandrarts, Ägidius Sadeler, einen ausgezeich<strong>net</strong>en Kupferstich nach Calvaerts<br />
»Entführung der Sabinerinnen« stach und in dessen Werkstatt gewöhnlich die Werke<br />
der »Oltremontani«, wie die van Leidens, Dürers oder Aldegrevers (»Altogravio«) als Vorlage<br />
genutzt wurden. 14 Er berichtet von Stichen nach Werken der Carracci im Œuvre von<br />
Sadeler 15 und betont die franchezza des Künstlers, seine Fertigkeit und Direktheit in der<br />
Ausführung. 16<br />
Es ist daher wahrscheinlich, daß Calvaert – ein Vertrauter des Kardinallegaten Benedetto<br />
– es war, der die Verbindung zwischen den Giustiniani und dem Utrechter Malerkreis oder<br />
zumindest zu Gerard van Honthorst, dem ältesten der Gruppe, hergestellt hat.<br />
Es muß spezifische Charakteristika der nordischen Malerei gegeben haben, die Kenner und<br />
Sammler als unnachahmlich schätzten. Dies waren meines Erachtens bestimmte, durch hell<br />
beleuchtete Farbflächen – Szenen im Feuerschein oder mit großen Flammen, wie zum Beispiel<br />
bei der Darstellung von Bränden –, Lichthöhungen oder Lichtreflexe erzielte Effekte,<br />
von denen verschiedentlich auch in Quellen die Rede ist, so in den Biographien der Teutschen<br />
Akademie Sandrarts. Hier, wie in der römischen Kunstliteratur auch, wird die Erkenntnis<br />
der Grundlagen der Kunst als Errungenschaft der Italiener angesehen. Dennoch werden<br />
einige nordische Zeitgenossen als herausragend betrachtet, nicht zuletzt wegen ihrer Darstellung<br />
von Nachtszenen, für die es bezeichnenderweise einen deutschen Terminus (»Nachtstücke«),<br />
aber keinen italienischen gab.<br />
Als Sandrart für Vincenzo Giustiniani zu arbeiten begann, verfügte er bereits über ein gewisses<br />
Ansehen innerhalb künstlerischer Kreise. Nach eigenen Angaben kam er um 1628 von<br />
Deutschland beziehungsweise den Niederlanden über einen Aufenthalt in Venedig nach<br />
Rom, besaß also bereits reiche internationale Erfahrung. 17 Dadurch, daß er sich mit der italienischen<br />
Tradition auseinandersetzte, dabei jedoch den Stolz auf die eigene nordische Tradition<br />
wahrte, vermittelte Sandrart den römischen Kreisen das Bewußtsein, daß auch andere<br />
Schulen mit den italienischen konkurrieren konnten. Cornelis Bloemart, einem Mitglied<br />
der Künstlergruppe um den Palazzo Giustiniani, widmet er einen langen Eintrag in seinen
6 PAOLO SANVITO<br />
Biographien der Niederländer, in dem er ihn mit enkomiastischen Worten beschreibt: Er sei<br />
ein »ausbündiger Kupferstecher«, habe gezeigt, »wie helle Liechter vorgeleuchtet« würden,<br />
er lasse »der Sachen natürliche Beschaffenheit gar reichlich verspüren«, »die Handlung seines<br />
Grabstichels und dessen Führung [sei] zierlich, die Ausbildung aber ganz saftig, sodaß er nicht<br />
unbillich für einen Phoenix gehalten werden könne«. 18<br />
Sandrarts Stil selbst wurde gerade in den Jahren in Rom strenger, wohl unter dem Einfluß<br />
seiner Malerkollegen Guercino, Domenichino, Pietro da Cortona und Guido Reni, die er<br />
1631 während eines Empfangs in der Kirche S. Maria di Costantinopoli auszustellen eingeladen<br />
hatte. 19 Sandrart erreichte in kürzester Zeit eine Malweise, in der sich Stilmittel seiner<br />
Utrechter Herkunft mit denen des römischen Klassizismus verbanden. Es sei hier darauf verwiesen,<br />
daß schon Domenichino um 1608 bei den Giustiniani so beliebt war, daß er den<br />
Auftrag für die immensen Fresken in deren Villa in Bassano di Sutri erhalten hatte (Abbn. 3,<br />
4). 20 In der Tat ist die Sammlung Giustiniani seit den 1620er Jahren klassizistisch geprägt,<br />
wie stark, läßt sich jedoch nicht leicht einschätzen. Ob Vincenzo selbst federführend bei der<br />
Anordnung seiner Sammlung im Palast war oder eher Sandrart, geht aus den Quellen nicht<br />
hervor. 21 Es ist auffällig, daß das Hauptwerk des letzteren, der »Tod des Seneca« (Abb. 5),<br />
zusammen mit klassizistischen Werken in einem Saal untergebracht war: dem »Kindermord«<br />
von Nicolas Poussin (Chantilly, Musée Condé), dem »Tod des Sokrates« von Justus von Flandern<br />
(»Giusto Fiammingo«) (Abb. 6), den »Hl. Antonius und Paul als Einsiedler« von Guido<br />
Reni, dem »Mord Ciceros« von François Perrier (Farbabb. 1, S. 87), dem »Hl. Vincenz Ferrer«<br />
von Timan Cracht (Bassano di Sutri, Kirche S. Vincenzo) 22 und der »Büßenden Magdalena«<br />
von Nicolas Régnier.<br />
Was den Maler »Giusto Fiammingo« angeht, so stellt dieser hinsichtlich seiner Identität<br />
und seines Stils bislang ein Rätsel in der Kunstgeschichte dar. 23 Die kürzlich über ihn aufgestellten<br />
Theorien sind nicht schlüssig und wenig überzeugend. 24 Sein Oeuvre zeigt die klassische<br />
Prägung eines Reni oder eines Guercino. Stellt man sein Werk, soweit möglich, vollständig<br />
zusammen, so gibt er sich als ein gezielt klassizistisch-antikisierend arbeitender Maler zu<br />
erkennen. Es sei hier nur auf seine Gemälde »Fünf Sinne« (Abb. 7) und »Kephalos und Prokris«<br />
(Abb. 8) verwiesen. Er wurde von Vincenzo Giustiniani offenbar besonders geschätzt,<br />
mit zwei Werken war er in dessen Sammlung vertreten. Der Höhepunkt seines Schaffens<br />
muß in den Jahren um 1625 gelegen haben, einer Zeit, zu der in den Gemälden von Poussin<br />
oder auch von Guercino mit dessen »Bestattung der Hl. Petronilla« ab 1623 eine Steigerung<br />
von Verhaltenheit und Gravität erfolgte. Die weiblichen Figuren der wenigen bekannten<br />
Werke des »Giusto Fiammingo« zeigen eine ähnliche psychologische Charakterisierung wie<br />
die von Reni, weisen die gleiche Art Blick auf, sind ähnlich in ihrer Gebärdensprache und der<br />
Darstellung draller junonischer Nacktheit. Zum Vergleich sei hier auf Renis »Lukretia« von<br />
1623 (Farbabb. 2, S. 87), seine »Kleopatra« von 1626 (Farbabb. 3, S. 87) oder seine um 1627<br />
entstandene »Magdalena« in der Sammlung Francesco Micheli in Mailand verwiesen. 25 Das<br />
Thema des Selbstmordes beziehungsweise des Todes eines Unschuldigen scheint leitmotivisch<br />
das Konzept des ganzen Saales bestimmt zu haben. Es scheint damals bei neustoisch<br />
beeinflußten Intellektuellen wie Vincenzo ein breites Interesse gefunden zu haben.
Flamen und Italiener zur Zeit der Giustiniani 7<br />
Abb. 3 Domenico Zampieri, gen. Domenichino: Diana und Akteon, um 1608/1609, Gewölbefresko<br />
Bassano di Sutri, Palazzo Giustiniani-Odescalchi, Sala di Diana<br />
Abb. 5 Joachim von Sandrart: Tod des Seneca,<br />
1635,Öl auf Leinwand, 171 × 215 cm<br />
Ehem. Berlin, Gemäldegalerie (Kaiser-Friedrich-Museum),<br />
Kat. Nr. 445, seit 1945 verschollen<br />
Abb. 4 Domenico Zampieri, gen. Domenichino:<br />
Latona mit Apoll und Diana als Kindern,<br />
um 1608/1609, Gewölbefresko<br />
Bassano di Sutri, Palazzo Giustiniani-Odescalchi, Sala<br />
di Diana
8 PAOLO SANVITO<br />
Abb. 6 Giusto Fiammingo: Tod des Sokrates, Öl<br />
auf Leinwand, 174 × 243 cm<br />
Ehem. Berlin, Gemäldegalerie (Kaiser-Friedrich-<br />
Museum), Kat. Nr. 449, seit 1945 verschollen<br />
Abb. 8 Giusto Fiammingo: Kephalos und Prokris,<br />
Öl auf Leinwand, 119 × 166 cm<br />
Braunschweig, Herzog Anton Ulrich-Museum,<br />
Inv. Nr. 480<br />
Abb. 7 Giusto Fiammingo: Fünf Sinne, Öl auf<br />
Leinwand, 123,3 × 171,5 cm<br />
Rom, Sammlung Pallavicini<br />
Abb. 9 Guido Reni: Selbstmord der Lukretia,<br />
um 1625, Öl auf Leinwand, 215 × 151 cm<br />
<strong>SPSG</strong>, GK I 5388
Abb. 10 Unbekannter Künstler: Kupferstich<br />
nach dem Relief mit der Darstellung<br />
des Todes des Adonis von einem<br />
Sarkophag der ehemaligen Sammlung<br />
Giustiniani in Rom<br />
Aus: Galleria Giustiniana, Rom [um<br />
1628–1631], Bd. 2, Taf. 116<br />
Flamen und Italiener zur Zeit der Giustiniani 9<br />
Das Spektrum von Inspirationsquellen Joachim von Sandrarts wurde breiter. Nach Christian<br />
Klemm, der seine Bemerkung nicht näher ausführt, haben ihm auch Zeichnungen nach<br />
antiken Sarkophagen der Sammlung Giustiniani als Anregung gedient. 26 Die Bedeutung der<br />
Antikensammlung der Giustiniani für ihn zeigt sich in mehreren Passagen seiner Teutschen<br />
Akademie, insbesondere des zweiten Buches über die Skulptur, und in der häufigen Reproduktion<br />
von Statuen der Sammlung in den Stichen dieses Werkes. 27 Tatsächlich gewannen<br />
die Antiken der Sammlung damals für die Künstler des Kreises um die Giustiniani maßgeblich<br />
an Bedeutung. Aus ihrer Aufgabe, diese Antiken in Stichen zu reproduzieren, die für das<br />
Stichwerk der Galleria Giustiniana zusammengestellt wurden, das um 1628–1631 erschien,<br />
resultierte eine intensivere Auseinandersetzung mit antiken Vorlagen, die auch ihr Werk<br />
beeinflußte. Besonders die Stiche des zweiten Bandes ab Tafel 109 zeigen Szenen, die inspirierend<br />
auf diese Gruppe von Künstlern gewirkt haben müssen, vergleicht man etwa auf<br />
Tafel 116 die Wiedergabe eines Sarkophagreliefs mit der Darstellung des »Todes des Adonis«<br />
(Abb. 10) oder auch die Zeichnung nach einem Relief gleichen Themas vom sogenannten<br />
Adonissarkophag der Giustiniani, der sich in der Sammlung der Universität Rostock erhalten<br />
hat (Abb. 11, unten), mit Sandrarts »Tod des Seneca« (s. Abb. 5), so fällt die ähnliche Beinstellung<br />
von Philosoph und Adonis auf. Der Einfluß des Antikenstudiums zeigt sich auch bei<br />
Jean Comin, der nach Vorlage Sandrarts den Stich nach der Statue der »Polyhymnia« aus der<br />
Sammlung Giustiniani fertigte (Abb. 12).<br />
Daß psychische Gewalt- und Tumultszenen der Antike auf die Kunst der nachcaravaggesken<br />
Generation anregend gewirkt haben können, ist vielleicht bisher zu wenig beachtet<br />
worden. Im Zuge der Theoretisierung des Phänomens der Pathosformel strikt Warburgscher<br />
Observanz für die Florentiner Kunst des 15. Jahrhunderts wird manchmal vergessen, daß das<br />
Nachleben der Antike sehr vielfältige Formen gekannt hat und auch die folgenden Jahrhunderte<br />
bei der Antikenrezeption experimentiert haben. 28
10 PAOLO SANVITO<br />
Abb. 11 Unbekannter Künstler: Zeichnung nach den Reliefs des Adonissarkophages der ehemaligen<br />
Sammlung Giustiniani in Rom<br />
Aus: Carl Robert: Die antiken Sarkophage, Berlin 1897, Bd. 3, Teil 1, Taf. 3<br />
Auch die Mitarbeit des Bildhauers François Duquesnoy soll hier erwähnt werden, der entweder<br />
lediglich Vorlagen für die Stiche lieferte oder mit dem Künstlerkreis um die Giustiniani<br />
in persönlichem Kontakt stand. Für die Giustiniani war er sowohl als Bildhauer – er lieferte<br />
die bekannte, heute unter anderem in Versionen in Paris, Musée du Louvre, und Vaduz,<br />
Sammlung des Fürsten von Liechtenstein, erhaltene Statuette des »Merkur« (Abb. 13) und<br />
zumindest zwei weitere, in den Giustiniani-Inventaren erwähnte Bildwerke – als auch als<br />
Zeichner tätig. Seine Tätigkeit zeigt, daß klassische Körperlichkeit und Gravität zu dieser<br />
Zeit sowohl im Geschmack der Mäzene als auch in dem des Künstlers dominierten. Wie<br />
Duquesnoy waren auch andere Künstler der Galleria Giustiniana an der Wiedergabe und<br />
Nachahmung antiker Kunstwerke interessiert, so zum Beispiel Theodor Matham, der damals<br />
in seinen Stichen neben den Antiken auch die Gemälde der Klassizisten, das heißt vor allem<br />
Cortonas, Renis und Calvaerts reproduzierte. Ein weiterer Maler aus dem Kreis um die Giustiniani,<br />
der Franzose François Perrier, war seinerseits ein anerkannter Antikenforscher, wie<br />
seine zahlreichen Publikationen zu den Altertümern Roms zeigen. 29<br />
Die Haltung dieses Künstlerkreises erscheint dennoch in gewisser Hinsicht widersprüchlich.<br />
Offensichtlich gab es eine grundlegende klassizistische Orientierung, doch entfaltete sich<br />
in hohem Maße Experimetierfreude. Nach Lektüre der Verdikte von Giovanni Baglione, 30<br />
Giovanni Battista Passeri und anderen Kritikern der »Fiamminghi« verwundert es, daß Sandrart,<br />
der für gewisse Zeit als eine Art Kurator der Sammlung wirkte, als Sozius eines Pieter
Abb. 12 Jean Comin nach Joachim<br />
von Sandrart: Kupferstich nach der Statue<br />
der Polyhymnia der ehemaligen Sammlung<br />
Giustiniani in Rom<br />
Aus: Galleria Giustiniana, Rom [um<br />
1628–1631], Bd. 1, Taf. 77<br />
Flamen und Italiener zur Zeit der Giustiniani 11<br />
Abb. 13 François Duquesnoy: Merkur, 1629/1638,<br />
Bronze, H. 62,5 cm<br />
Vaduz, Sammlung des Fürsten von Liechtenstein,<br />
Inv. Nr. 611<br />
van Laer oder eines Louis Cousin auftrat oder daß die Giustiniani von van Laer sogar zwei<br />
Werke besaßen. Auch Cornelis Bloemaert gehört zu den Vertretern der klassizistischen Richtung<br />
in der Künstlergruppe. 31 Wenn der in den Giustiniani-Inventaren erwähnte »Horatius<br />
Cocles« von seiner Hand war – die Quellenlage erlaubt leider keine sichere Zuschreibung –,<br />
so muß dieses Bild genauso streng und verhalten in Form und Sujet gewesen sein wie die<br />
übrigen Gemälde desselben Raums, die von Perugino, Vertretern der Carracci-Schule und<br />
Cornelis Schut stammten. 32 Gleiches gilt für Spierinck, einen Schüler von Blomaerts Vater<br />
Abraham, wie sein Gemälde »Hagar und der Engel« (Farbabb. 4, S. 88) zeigt, das sicher
12 PAOLO SANVITO<br />
sowohl kompositorisch als auch stilistisch von der etwa zeitgleichen Konzeption des »Merkur«<br />
von Duquesnoy angeregt wurde.<br />
Aus dem Gesagten geht hervor, daß die Giustiniani wie auch andere römische Sammler zwar<br />
ihrer Vorliebe für das neue Formempfinden des Klassizismus gerecht zu werden suchten,<br />
gleichzeitig aber auch bemüht waren, zwischen den unterschiedlichen Stilströmungen in<br />
Rom zu vermitteln. In der Tat war das Alltagsleben der verschiedenen Künstlergemeinschaften<br />
in Rom damals in administrativer Hinsicht von starken Spannungen geprägt. Zahlreiche<br />
Urkunden bezeugen, daß beispielsweise die Mitglieder der »schildersbent« bei den offiziellen<br />
römischen Institutionen zumeist auf Ablehnung stießen und es sogar Streit mit der Accademia<br />
di S. Luca gab. In den Jahren zwischen 1634 und 1646 bezahlten sie keine Akademiegebühren,<br />
und 1636, anläßlich einer Diskussion in der Accademia, an der erstmals viele Flamen<br />
teilnahmen, vermerkte der Schatzmeister in den Protokollen: »Dalli Fiamminghi non si è mai<br />
auto niente.« 33 Das öffentliche Leben dürfte in vielerlei Hinsicht schwierig gewesen sein.<br />
Die Flamen scheinen in viele Gerichtsverfahren involviert gewesen zu sein, einige von ihnen<br />
wurden ohnehin verdächtigt, Kryptoprotestanten zu sein. Über den Maler Jean Duchamp,<br />
einen »bentveughel«, der die Aufgabe hatte, in den Versammlungen der Akademie die ganze<br />
flämische Gemeinde zu vertreten, schreibt Sandrart, daß er »sich hinwider diensthaft erwiesen<br />
und sich aller Niederländer Streitigkeiten Anligen und Proceßen, wie sie auch immer<br />
waren, mit seinen Patronen Beyhülf eifrigst angenommen, vor sie geschrieben, advociret und<br />
ohne einigen seinen Nutzen procuriret, also mit selbigen den ganzen Tag unverdroßen auf<br />
dem Campidoglio vor Gericht zugebracht« 34 habe. Allein über Swanevelt ist zu erfahren, daß<br />
zwei Prozesse seinen römischen Aufenthalt überschatteten. 35<br />
In der Zeit um 1635 fungieren auf den Akademieversammlungen bezeichnenderweise vor<br />
allem solche Maler als Vertreter der flämischen Gemeinde, deren Werk eine Auseinandersetzung<br />
mit antiken Vorbildern erkennen läßt, so Spierinck oder Joost de Pape, später auch<br />
Swanevelt.<br />
In seinen Aussagen über die »Maniere« der Malerei in seinem Discorso della Pittura setzt sich<br />
Vincenzo Giustiniani völlig ab von den akademischen Vorurteilen. 36 Durch die Bewunderung<br />
von Rubens, Honthorst, Terbrugghen, Ribera und Baburen mißt er den Schulen von Antwerpen<br />
und von Utrecht eine maßgebliche Bedeutung bei und weist auf den Caravaggismus als<br />
Meilenstein eines neuen Weges der naturalistischen Kunst hin. In der siebenten »Manier«,<br />
die der Landschaftsmalerei, räumt er wiederum einem niederländischen Kreis den Vorrang<br />
ein, dem von Herri met de Bles, Brueghel und Bril. Solche Zugeständnisse wurden nicht<br />
häufig von Italienern, selbst nicht von gebildeten Kunstkennern, gemacht. Antonio Tempesta,<br />
Schüler von Jan van Straten und Lehrer von Paul Bril, in dessen Malweise sich nordische und<br />
italienische Elemente verbinden, steht bei Vincenzo exemplarisch für eine dynamische und<br />
leidenschaftliche Malerei, eine Malerei »con furore di disegno e di istoria dato dalla natura«. 37<br />
Beide Begriffe bezeichnen die Grundlagen der Malerei nach Leon Battista Albertis De pictura<br />
und sind zugleich in dieser Zusammenstellung neuplatonisch geprägt, wobei nicht klar aus-
Flamen und Italiener zur Zeit der Giustiniani 13<br />
zumachen ist, ob mehr der Marsilio Ficino entliehene Begriff des Furors oder die Vorstellung<br />
von Gewalt und Dynamik im Sinne der Caravaggisten gemeint ist. Tempesta vertritt als einziger<br />
Zeitgenosse zusammen mit Polidoro da Caravaggio, einem Maler aus dem vorangegangenen<br />
Jahrhundert, diese sogenannte neunte »Manier«. In der Tat hatte er die Fresken in<br />
der großen Galleria des Palazzo gefertigt, wohl kein Auftrag der Giustiniani. Mit Sicherheit<br />
im Auftrag der Giustiniani entstanden sind jedoch die Fresken Tempestas im Hof der Villa<br />
in Bassano di Sutri, deren Existenz schon Fioravante Martinellis Führer zu den römischen<br />
Palästen für das Jahr 1609 bezeugt. 38<br />
Ein weiterer Umstand wirkte sich auf den künstlerischen Geschmack dieser Zeit in Rom aus.<br />
Nach dem Tod Agostino Carraccis 1602 wurde man sich bewußt, daß die Kunst des Stechens<br />
in Italien im Niedergang begriffen war und nur noch von nordischen Künstlern beherrscht<br />
wurde. 39 Meines Erachtens ist hierin der Hauptgrund dafür zu suchen, daß Vincenzo Giustiniani<br />
so viele Nordländer in seine »Accademia« einlud und an der geplanten Veröffentlichung<br />
der Galleria Giustiniana beteiligte. Für Sandrart, der das Werk beaufsichtigte, war<br />
der mit der rudolfinischen Hofkunst vertraute Antwerpener Künstler Ägidius Sadeler »Glanz<br />
der Vollkommenheit« in dieser Kunst und »ein Phoenix«, so daß »in allen Landen jeder nur<br />
Aegidii Sadlers Manier nachfolgen wollte«. 40<br />
Sandrart selbst war seit 1628 Mitglied der »schildersbent« und muß sehr bewußt nordische<br />
Stecher am Hof der Giustiniani gefördert haben. Vincenzo seinerseits favorisierte aus<br />
den vielfältigsten Gründen eine Reihe fremder Meister. Er beauftragte sie insbesondere, um<br />
neue stilistische Akzente in der Sammlung zu setzen, um eine größtmögliche Vielfalt zu<br />
erreichen. Er verstand, daß eine neue Richtung im Geschmack der großen europäischen Auftraggeber<br />
maßgeblich geworden war, eine Richtung, die er selbst mitinitiiert hatte und dank<br />
derer er die Karriere bestimmter Künstler fördern konnte. Als er und jene Künstler längst<br />
verstorben waren, gewann eine der seinen geistig verwandte Sammelmode die Oberhand,<br />
beherrscht vom internationalen Geschmack der großen nordeuropäischen Sammler. 41<br />
Der Kontrast der Tendenzen um 1630<br />
Der Stil Sandrarts orientierte sich an der Utrechter und der Antwerpener<br />
Schule. Er war Schüler von Honthorst und Sadeler. Offensichtlich war Honthorst so wichtig<br />
für ihn, daß dessen Biographie in seiner Teutschen Akademie die Einführung zu einem<br />
Kapitel mit weiteren sechzehn Biographien ihm verbundener Künstler bildet. Diese Tatsache<br />
ist meines Erachtens symptomatisch für die ästhetische Haltung Sandrarts während seines<br />
römischen Aufenthalts und in der Zeit danach. Nicht nur sein »Tod des Seneca«, der sich<br />
damals in der Sammlung Giustiniani befand, sondern auch eine Reihe weiterer Gemälde mit<br />
der Antike entlehnten Sujets, wie der »Tod des Cato«, sind dafür kennzeichnend. Sandrart<br />
gibt selber an, daß sein »Tod des Seneca« Vincenzo veranlaßt habe, ihn in den Palazzo Giustiniani<br />
einzuladen. Er unterstreicht die Besonderheit dieses Werkes mit seinem Kontrast von
14 PAOLO SANVITO<br />
Licht und Schatten, etwa bei der Darstellung von einem »Zunftknecht mit einer helleuchtenden<br />
Fackel oder Windliecht, dessen Widerschein die sowohl auf dem nackenden alten Seneca,<br />
als auf die Kleider, Harnisch und Waffen der Herumstehenden gespritzte Blutstropfen, so<br />
eigentlich liechtschimmeren machte, als ob es natürliches Blut gewesen wäre«. 42 Sandrarts<br />
Behauptung, dieses Werk habe Vincenzo zu seiner Einladung veranlaßt, kann aus chronologischen<br />
Gründen nicht zutreffen. Hans Janitschek konnte noch 1890 das Datum 1635 auf<br />
dem Gemälde lesen, das heißt es ist in jedem Fall später als der »Cato« entstanden. Bei dem<br />
besagten Werk muß es sich also um ein ähnliches Gemälde mit einer Darstellung des Todes<br />
des Cato gehandelt haben. Vielleicht wollte der Frankfurter Maler einfach das monumentalere<br />
Gemälde des »Seneca« als Beispiel eines eigenen Werkes in der Sammlung Giustiniani<br />
für seinen posthumen Ruhm erwähnt wissen. 43<br />
Die Tätigkeit Sandrarts bezeugt eine Spannung zwischen dem römischen Klassizismus<br />
und entgegengesetzten Tendenzen, die nicht nur im römischen Milieu, sondern europaweit<br />
spürbar war. Er betont in seinem Werk, wie weit die Flamen anderen Künstlern bei der<br />
Wiedergabe von künstlichem Licht voraus waren, die sie besonders bei Nachtdarstellungen<br />
zur Meisterschaft führten. Er selbst muß die technischen Finessen solcher Darstellungen von<br />
Honthorst, also bereits vor seinem Italienaufenthalt, oder wohl noch in Prag um 1622/1623<br />
gelernt haben. Man trifft bei der Mehrheit der Werke der Sammlung Giustiniani auf dasselbe<br />
Interesse an Darstellungen von künstlichem Licht, Nachtlicht oder »visionärem« Licht.<br />
Auch bei Aufträgen aus deren weiterem Umfeld stößt man darauf, so zum Beispiel bei den<br />
Gemälden in der Kirche S. Pietro in Montorio in Rom oder bei Honthorsts Retabel mit der<br />
Darstellung der »Enthauptung Johannes des Täufers« in der Kirche S. Maria della Scala. Die<br />
Lü<strong>net</strong>te mit der Darstellung des »Christus auf dem Ölberg« (Abb. 14) in der linken Nische<br />
der Cappella della Pietà in S. Pietro in Montorio stammte von Dirck van Baburen, 44 mög-<br />
licherweise auch das Hauptgemälde derselben Nische, eine vor 1619 zu datierende, im<br />
18. Jahrhundert ersetzte »Kreuzabnahme«. Bei der Ölbergszene werden die künstlichen Lichter<br />
des Gemäldes von dem durch das Fenster dringenden Naturlicht überlagert. Diese Kombination<br />
unterschiedlicher Techniken ist bezeichnend für einen Widerstand gegen die formalen<br />
Lösungen des zu dieser Zeit dominierenden Klassizismus in Rom. Jedoch zeigt die Darstellung<br />
auch für diesen Klassizismus typische Merkmale, wie Ausgeglichenheit, Körperlichkeit<br />
und Massivität, die sich auch in Baburens »Fußwaschung« (Farbabb. 5, S. 88) und Honthorsts<br />
»Christus vor dem Hohenpriester« (Farbabb. 6, S. 89) aus der Sammlung Giustiniani wiederfinden.<br />
Das Interesse an der Auseinandersetzung mit der Darstellung künstlichen Lichts kann<br />
auf die Antwerpener Schule zurückgeführt werden, wo es sich bereits im Spätmanierismus in<br />
der Generation von Paul Moreelse herausgebildet hatte. Abgesehen davon muß dieses Thema<br />
aber auch in Rom intensiv debattiert worden sein, was unter anderem das dieser Frage gewidmete<br />
elfte Kapitel des dritten Buches der Teutschen Akademie Sandrarts bezeugt, das »Von<br />
dem Liecht und Mahlzimmer, auch Nacht-Stücken« überschrieben ist. In diesem Kapitel<br />
finden die bedeutendsten Nachtstücke der Renaissance seit Raphael Erwähnung. In diesem<br />
Zusammenhang ist aufschlußreich, daß die Giustiniani-Inventare systematisch vermerken,
Flamen und Italiener zur Zeit der Giustiniani 15<br />
Abb. 14 Dirck van Baburen: Christus auf dem Ölberg, vor 1619,<br />
Öl auf Leinwand, 155 × 330 cm<br />
Rom, S. Pietro in Montorio<br />
wenn es sich bei dem aufgeführten Bild um ein Nachtstück (»di notte«) handelt. Erwähnt sei<br />
an dieser Stelle, daß auch eine sehr schöne Nachtlandschaft von Jacques Courtois ehemals<br />
zum Bestand der Sammlung Giustinani gehörte, die man bereits kurz vor dem Sammlungsankauf<br />
von 1815 für Berlin erwarb (Abb. 15). 45 Auch David de Haens heute verschollene<br />
»Grablegung Christi« (Abb. 16) und dessen »Verspottung Christi« (Abb. 17), letztere als Pendant<br />
zu Baburens Lü<strong>net</strong>te mit der Darstellung des »Christus am Ölberg« in der Kirche S.<br />
Pietro in Montorio entstanden, zeugen von einem vergleichbaren Interesse am Licht und an<br />
Chiaroscuro-Kontrasten.<br />
In diesem Kontext ist auch der bemerkenswerte Erfolg des Malers Leonaert Bramer in<br />
Italien, insbesondere Rom, in den Jahren um 1620 zu erwähnen. Die Giustiniani-Inventare<br />
führen zwei Werke von ihm auf. Er zeigt das gleiche Interesse an nächtlichen Darstellungen<br />
und vertritt die gleiche stilistische Orientierung wie Honthorst. Seine Ausbildung, über die<br />
Nachrichten fehlen, erhielt er entweder bei Abraham Bloemaert oder bei einem Künstler aus<br />
dessen unmittelbarer Umgebung. Bramer war für seine nächtlichen Landschaften mit Feuern,<br />
Fackeln oder dergleichen derart bekannt, daß ihn die Italiener »Leonardo della Notte« 46<br />
nannten. Die beiden ehemals im Besitz der Giustiniani befindlichen Werke Bramers, »una<br />
fortezza di mare di notte con San Paolo« und ein »Cristo che chiama S. Pietro, che sta sopra<br />
una barca con paese e veduta di mare«, sind verschollen. Andere See-, Nacht- und Sturmlandschaften<br />
aus seiner römischen Zeit können jedoch eine Vorstellung davon vermitteln, so<br />
beispielsweise seine »Ruhenden Soldaten« (Farbabb. 7, S. 89) im Museum Bredius in Den<br />
Haag oder sein »Schiffbruch vor einer Felsenküste« (Abb. 18) in der Hamburger Kunsthalle,<br />
in denen er neue Überlegungen zum Einsatz von Lichteffekten anstellte. Man hat eine Affinität<br />
Bramers zum Stil Adam Elsheimers, mit dem er in persönlichem Kontakt stand, nachgewiesen.<br />
Bramer malte ähnliche Sujets, so seine Evangelienszenen in wilder Landschaft,<br />
wofür auf Elsheimers »St. Paulus auf Malta« (Farbabb. 8, S. 89) verwiesen sei. Von Bramer<br />
sind eine Reihe Bildnisse von Baburen, Honthorst, de Haen und Régnier bekannt, was auf<br />
sein künstlerisches Umfeld schließen läßt. Seine Verbindung zur experimentierfreudigen<br />
Gruppe der »Fiamminghi« zeugt von der Weitsichtigkeit der Auftraggeber und deren ästhe-
16 PAOLO SANVITO<br />
Abb. 15 Jacques Courtois: Nachtlandschaft, Öl<br />
auf Leinwand, 70 × 94 cm<br />
Ehem. Berlin, Gemäldegalerie (Kaiser-Friedrich-<br />
Museum), Kat. Nr. 461, seit 1945 verschollen<br />
Abb. 16 David de Haen: Grablegung Christi, Öl<br />
auf Leinwand, 280 × 211 cm<br />
Ehem. Berlin, Gemäldegalerie (Kaiser-Friedrich<br />
Museum), Kat. Nr. 353, seit 1945 verschollen<br />
Abb. 17 David de Haen: Verspottung Christi, Öl auf Leinwand, 155 × 330 cm<br />
Rom, S. Pietro in Montorio
Abb. 18 Leonaert Bramer:<br />
Schiffbruch vor einer Felsenküste,<br />
um 1645/1650, Öl auf<br />
Leinwand,<br />
100 × 134,5 cm<br />
Hamburg, Kunsthalle, Inv.<br />
Nr. 725<br />
Flamen und Italiener zur Zeit der Giustiniani 17<br />
Abb. 19 Pietro Testa: Aeneas am Ufer des Styx, 1648–1650, Öl auf Leinwand, 159,4 × 206,4 cm<br />
New York, Privatslg.
18 PAOLO SANVITO<br />
tischer disinvoltura. In der Tat erwähnt Vincenzo Giustiniani in seinem Discorso sulla pittura<br />
unter den Idealen der modernen Malerei die Unterscheidung zwischen »le parti oscure e le<br />
illuminate in modo che l’occhio resti soddisfatto dall’unione del chiaro e scuro senza alterazione<br />
del proprio colore«, den dunklen und den beleuchteten Teilen auf solche Weise, daß<br />
das Auge von der Kombination von hell und dunkel befriedigt ist, ohne daß die eigene [lokale]<br />
Farbe entstellt würde. 47 Auch Poussin setzte sich als Maler-Theoretiker mit dem Thema der<br />
»lumières et ombres« auseinander, wie einem Brief von Fréart de Chanteloup an Gaspard<br />
Dughet, damals Wohnungsgenosse Poussins, zu entnehmen ist. Jener hatte von Jacques Cérisier<br />
gehört, daß Poussin gerade an einem Traité des Lumières et Ombres arbeite. 48 Schon<br />
1650 beabsichtigte Poussin, einen solchen Traktat, der vornehmlich den Problemen des<br />
Chiaroscuro und der Schattenprojektion gewidmet sein sollte, zu schreiben, doch hat er ihn<br />
nie vollendet.<br />
Noch die letzten Werke eines später wirkenden Meisters, die des 1611 geborenen Pietro<br />
Testa – zum Beispiel dessen Gemälde »Aeneas am Ufer des Styx« (Abb. 19) von 1648, das<br />
heute in einer New Yorker Privatsammlung aufbewahrt wird –, spiegeln die Richtung wider,<br />
die die römische Kunstwelt, sicherlich beinflußt durch die Sammlung Giustiniani, damals<br />
einschlug.<br />
Der Überblick über die damaligen Kunsttendenzen in Rom, deren Ursprünge vornehmlich im<br />
Umkreis des Palazzo Giustiniani lagen oder von außen an ihn herangetragen wurden, kann<br />
zeigen, wie hier vermutlich der gesamten lokalen Künstlergemeinschaft das Beispiel eines<br />
internationalen Geschmacks vermittelt wurde, wie er in ähnlicher Form nur zu Anfang des<br />
Jahrhunderts am kaiserlichen Hof Rudolphs II. in Prag existierte, eine raffinierte Mischung<br />
von klassischen, manieristischen und vorbarocken Elementen aus Rom, Bologna und Antwerpen,<br />
wie sie später nicht mehr vorkommen sollte. Die Giustiniani waren Vermittler unterschiedlicher<br />
Tendenzen. Ihr Experiment sollte sich bald – spätestens nach Vincenzos Tod –<br />
als Illusion oder als bereits von den historischen Ereignissen überholt erweisen. Vincenzo<br />
war ein außergewöhnlicher Auftraggeber, der zugleich Flamen und Italiener für anspruchsvolle,<br />
auch sakrale Aufträge zu engagieren wußte. Vielleicht ist es kein Zufall, daß viele der<br />
sogenannten »Fiamminghi« nach seinem Tod Rom verließen. Jean Duchamps und Pieter van<br />
Laer reisten 1639 ab, Spierinck starb im selben Jahr, Michael Natalis kehrte um 1640 zurück<br />
nach Flandern und de Baliu, Persijn, Matham und Swanevelt gingen um 1640/1641 zurück<br />
in die Niederlande oder nach Frankreich.<br />
Anmerkungen<br />
1 Giovanni Battista Passeri: Vite de’ pittori, scultori ed architetti che hanno lavorato in Roma, morti<br />
dal 1641 fino al 1673, hrsg. v. Jacob Hess, Leipzig/Wien 1934, S. 244.<br />
2 Ebenda, S. 176 (Armanno Fiammingo = Herman van Swanevelt).<br />
3 Dieser Beitrag basiert auf einem Vortrag, den ich anläßlich des vom Kunsthistorischen Institut<br />
der Freien Universität Berlin vom 29. Juni bis 1. Juli 2000 veranstalteten Kolloquiums »Die
Flamen und Italiener zur Zeit der Giustiniani 19<br />
Sammlung Giustiniani. Ein Tempel der Humanität« hielt. Herzlich gedankt sei den Organisatoren<br />
des Kolloquiums sowie den Kustoden der Berliner Gemäldegalerie, Hannelore Nützmann und<br />
Rainer Michaelis, und Cecilia Mazzetti aus Rom für ihre großzügige Hilfe. Mein besonderer<br />
Dank gilt Prof. Dr. Rudolf Preimesberger, Freie Universität Berlin, für seine wissenschaftliche<br />
Unterstützung.<br />
4 Wie wenig fest umrissen die Definition war, zeigt die Tatsache, daß in den Giustiniani-Inventaren<br />
sogar für den Frankfurter Künstler Joachim von Sandrart die Bezeichnung »fiammingo« zu finden<br />
ist (s. Luigi Salerno: The Picture Gallery of Vincenzo Giustiniani, in: Burlington Magazine, 102,<br />
Januar 1960, S. 21–27 und März 1960, S. 93–104 [Teil 2: The Inventory], hier S. 98).<br />
5 Eine andere Ansicht vertritt Didier Bodart: Les peintres des Pays Bas méridionaux et de la<br />
principauté de Liège au XVIIème siècle, Rom/Brüssel 1970, Bd. 1, S. 135.<br />
6 Unter den deutschen Malern finden sich Franz Ludwig Raufft, Daniel Seyter und Johann Troschel.<br />
7 Der Londoner Maler ist Willem (William) Mollo.<br />
8 Dirk van Ameyden: Delle famiglie romane nobili, Rom, Biblioteca Casanatense, ms. 1335, f. 438.<br />
9 »In Francfort nella chiesa dei padri domenicani vi è un quadro dell’incoronazione della Madonna<br />
d’Alberto Duro che è stato fatta [sic] cent’anni sono in circa e pare fatto adesso. Vi era anche<br />
un quadro del Figlio della vedova risuscitato, fatto per mano del pittore dell’imperatore« (zitiert<br />
nach: Bernardo Bizoni: Diario di viaggio di Vincenzo Giustiniani, hrsg. v. Barbara Agosti, Porretta<br />
1995, S. 61). – Die angeführte Stelle des Berichts zeugt zugleich von der internationalen Dürer-<br />
Verehrung. Bei dem Gemälde Albrecht Dürers handelte es sich um die »Himmelfahrt und Krönung<br />
Mariens« der heute verlorenen Haupttafel des Heller-Altars (vgl. Erwin Panofsky: Albrecht Dürer,<br />
Princeton 1948, S. 5–6). Die Seitenflügel haben sich in Frankfurt am Main im Städelschen<br />
Kunstinstitut erhalten.<br />
10 Katalog der königlichen Gemäldegalerie zu Schleißheim, München 1914, S. 1. – Agosti, 1995<br />
(s. Anm. 9), S. 157 vermerkt: »con una provenienza dalla chiesa domenicana di Francoforte«.<br />
11 Karel van Mander: Het schilderboeck, Haarlem 1604, S. 290r. – Joachim von Sandrart: Akademie<br />
der Bau-, Bild- und Mahlerey-Künste (1675), hrsg. v. Alfred R. Peltzer, München 1925, S. 148.<br />
12 Genannt werden: Swanevelt, Lemaire, De Haan, van Baburen, Régnier, Bloemaert, Brueghel d. Ä.,<br />
van Os, Le Valentin, van Laer, Desublée, Sandrart, Giusto Fiammingo, Honthorst, Spierinck, Terbrugghen,<br />
Arenszoon Cracht, Bramer, van Leiden, Stellart, Calvaert und Bril. Nicht identifizieren<br />
ließen sich: Trufemonti, Enrico und Marco d’Anversa und ein anonymer Künstler, dessen Werk<br />
eine Darstellung von Bauern in deutscher Manier zeigte (vgl. Salerno, 1960 [s. Anm. 4], Teil 2,<br />
Nr. 302). – Listen der Maler aufgeführt in: Silvia Danesi Squarzina: The Collections of Cardinal<br />
Benedetto Giustiniani, in: Burlington Magazine, 139, November <strong>1997</strong>, S. 765–791 (Teil 1) und 140,<br />
Februar <strong>1998</strong>, S. 102–118 (Teil 2).<br />
13 Carlo Cesare Malvasia: Felsina Pittrice. Vite dei pittori bolognesi, Bologna 1678, Bd. 1, S. 73.<br />
14 Ebenda, S. 199.<br />
15 Ebenda, S. 74.<br />
16 Ebenda, S. 203.<br />
17 Nach eigenen Angaben gehörte zu seinen ersten Freunden in Rom Nicolas Poussin, der für viele<br />
Künstler des Kreises um die Giustiniani ein Vorbild war (Sandrart, 1925 [s. Anm. 11], S. 209).<br />
18 Ebenda, S. 248.<br />
19 Ebenda, S. 12.<br />
20 Im Gewölbe der Sala di Diana ist die Darstellung des Mythos von Diana und Akteon vielleicht nicht<br />
zufällig mit der des Mythos der Latona verbunden, der auch Thema eines anderen Auftragswerkes
20 PAOLO SANVITO<br />
der Giustiniani ist, eines Gemäldes mit gleichem Titel von Swanevelt (SMBPK, Gemäldegalerie,<br />
Inv. Nr. I/454).<br />
21 Sandrart beschreibt den Palazzo folgendermaßen: »Palatium hoc principis Iustiniani in regione<br />
Sancti Eustachii situm, in exterioribus quidem aliquam prae se fert modestiam; quoad partes<br />
tamen interiores multa abundat commoditate et magnificentia: oecos enim majores habet haud<br />
paucos, porticus egregias, conclavia splendidissima, areamque amplissimam, et haec omnia plena<br />
sunt rarioribus et ex omni genere laudatissimis operibus non picturarum saltem, a pictoribus<br />
tam antiquis quam modernis clarissimis elaboratarum; sed et statuarum tam antiquarum quam<br />
modernarum […]: ita ut Academiae hic esse statutam dicere queas, omnigenae artis« (zitiert nach:<br />
Romae antiquae et novae theatrum, Nürnberg 1684, S. 13–14 [Des alten und neuen Roms großer<br />
Schauplatz, Nürnberg 1685]).<br />
22 S. Guida d’Italia del Touring Club Italiano. Lazio, Mailand 1981, S. 228.<br />
23 Der in den Giustiniani-Inventaren als »Giusto Fiammingo« bezeich<strong>net</strong>e Maler wurde von Salerno,<br />
1960 (s. Anm. 4) aufgrund der Angabe von C. P. Landon: Catalogue de la Collection Giustiniani,<br />
Paris 1812 irrtümlich mit Justus Sustermans identifiziert.<br />
24 Andrea G. de Marchi: L’asino d’oro – Jean Ducamp detto Giovanni del Campo. Congetture e<br />
ipotesi, in: Gazette des Beaux-Arts, 142, Februar 2000, S. 157–166 (ungenaue Literaturangaben). –<br />
Erstmals zu »Giusto Fiammingo« äußerte sich Roberto Longhi: Ultimi studi sul Caravaggio e la sua<br />
cerchia, in: Proporzioni, 1, 1943, S. 5–64.<br />
25 Angaben zu den erwähnten Werke Renis in: Guido Reni und Europa. Ruhm und Nachruhm,<br />
hrsg. v. Sybille Ebert-Schifferer, Ausstellung, Frankfurt am Main, Schirn-Kunsthalle, 1988 bis 1989,<br />
Bologna 1988, S. 141, 165 und 172. – Eine monumentale, um 1625 entstandene Version des<br />
»Selbstmords der Lukretia« von Reni (Abb. 9) hat sich in der <strong>SPSG</strong> erhalten (s. ebenda, S. 161).<br />
26 Christian Klemm: Joachim von Sandrart. Kunst-Werke und Lebens-Lauf, Berlin 1986, S. 60.<br />
27 Joachim von Sandrart: L’Academia Tedesca della architectura, scultura et pittura […], Nürnberg<br />
1675–1680 (Faksimile Nördingen 1994), 1. Teil, 2. Buch, passim. – Vgl. Sibylle Ebert-Schifferer:<br />
Sandrart a Roma 1629–1635: un cosmopolita tedesco nel paese delle meraviglie, in: Roma 1630.<br />
Il trionfo del pennello, hrsg. v. Olivier Bonfait, Ausstellung, Rom, Académie de France à Rom,<br />
1994–1995, Mailand 1994.<br />
28 Zu diesem Thema ausführlich Francis Haskell und Nicholas Penny: Taste and the Antique,<br />
London/New Haven 1994 und spezifischer Francis Haskell: The Most Beautiful Statues. The Taste<br />
for Antique Sculpture 1500–1900, Oxford 1981.<br />
29 Erwähnt seien hier: Segmenta nobilium signorum et statuarum que temporis dentem invidum<br />
evase, Rom/Paris 1638. – Icones et segmenta illustrium e marmore tabularum quae Romae adhuc<br />
exstant a Francisco Perrier delineata, incisa et […] restituta, Rom 1638.<br />
30 Mit der Ankunft der Flamen »cominciò l’imitazione delle cose vili, ricercandosi le sozzure e le<br />
deformità come sogliono fare alcuni ansiosamente. Se essi hanno a dipingere [...] un vaso, non lo<br />
fanno intiero, ma sboccato e rotto. Sono gli abiti loro calze, brache e berrettoni, e così nell’imitare<br />
i corpi si fermano con tutto lo studio sopra le rughe e i difetti della pelle e dintorni, formano le dita<br />
nodose, le membra alterate da morbi« (zitiert nach: Giovan Pietro Bellori: Vite dei pittori, scultori<br />
e architetti moderni, Turin 1976, S. 120).<br />
31 In einem neueren Artikel wird der Erfolg Cornelis Bloemaerts als Maler – ohne Berücksichtigung<br />
der in dieser Hinsicht problematischen Äußerungen Sandrarts – als reine Mystifizierung abqualifiziert<br />
(Gero Seelig: Cornelis Bloemaert, in: Allgemeines Künstlerlexikon. Die bildenden Künstler<br />
aller Zeiten und Völker, Bd. 11, München 1995, Sp. 549).
Flamen und Italiener zur Zeit der Giustiniani 21<br />
32 Gertrud Wilmers: Cornelis Schut 1597–1655. A Flemish Painter of the High Baroque, Brepols<br />
1996, S. 29.<br />
33 »Von den Flamen hat man nie etwas erhalten.« (zitiert nach: Godefridus Joannes Hoogewerff:<br />
De Nederlandsche kunstenaars te Rome in de 17e eeuw en hun conflict met de Academie van<br />
St. Lucas, Amsterdam 1926, S. 148).<br />
34 Sandrart, 1925 (s. Anm. 11), S. 186.<br />
35 Passeri berichtet, daß er am Ende seines Aufenthaltes »non si trovava soddisfatto di praticar Roma«<br />
(Passeri, 1934 [s. Anm. 1], S. 176). – Zu Swanevelt s. Giovanna Capitelli: Herman van Swanevelt<br />
detto Armanno Fiammingo. Paesaggio con Mercurio ed Erse, in: Immagini degli Dei. Mitologia e<br />
collezionismo tra 1500 e 1600, hrsg. v. Claudia Cieri Via, Rom 1996, S. 252–3.<br />
36 Vincenzo Giustiniani: Discorso della pittura, hrsg. v. Anna Banti, Florenz 1981, passim.<br />
37 »[…] mit Furor in Zeichnung und in Handlung, so wie von der Natur angegeben« (zitiert ebenda,<br />
S. 43).<br />
38 Fioravante Martinelli: Roma ricercata nel suo sito, Rom 1644, S. 243.<br />
39 »[…] the most expert practitioners of the swelling line were Northeners« heißt es explizit bei<br />
Charles Dempsey und Elisabeth Cropper: Nicolas Poussin. Friendship and the Love of Painting,<br />
Princeton 1996, S. 83.<br />
40 Sandrart, 1925 (s. Anm. 11), S. 241.<br />
41 Francis Haskell: The Market for Italian Art in the 17th Century, in: Past and Present, April 1959,<br />
S. 48–59.<br />
42 Sandrart, 1925 (s. Anm. 11), S. 29.<br />
43 Nicht weit genung gehend scheint mir in dieser Hinsicht die Hypothese von Klemm, 1986<br />
(s. Anm. 26), S. 64: »vielleicht wurde im Lebenslauf Seneca mit Cato verwechselt«. Meines<br />
Erachtens wurde er mit Sicherheit und auch absichtlich – aus ästhetischen Gründen – verwechselt,<br />
oder sollte Sandrart so vergeßlich gewesen sein?<br />
44 Die Zuschreibung findet sich in: Giovanni Battista Mola: Breve racconto delle miglior opere<br />
d’architettura, scultura et pittura fatte in Roma et alcuni fuor di Roma, Rom 1663, fol. 94. – Zu<br />
Baburens Werken dieser Periode vgl. die sehr präzise Monographie von Leonard J. Slatkes: Dirck<br />
van Baburen. A Dutch Painter in Utrecht and Rome, Utrecht 1965.<br />
45 Laut altem Inventar der Berliner Gemäldegalerie gab Waagen für die Provenienz des Bildes<br />
»Giustiniani« an. – Nach freundlicher Mitteilung von Silvia Danesi Squarzina, Rom, hat dieses Bild<br />
mit Sicherheit zur Sammlung Giustiniani gehört. Der erst 1621 geborene Maler muß demzufolge<br />
sehr jung zum Künstlerkreis um den Palazzo Giustiniani gestoßen sein.<br />
46 So in einem Inventar von Camillo Pamphili, um 1666. Honthorst wurde als »Gerardo delle Notti«<br />
bezeich<strong>net</strong>.<br />
47 Banti, 1981 (s. Anm. 36), S. 44.<br />
48 Dempsey/Cropper, 1996 (s. Anm. 39), S. 147. – Claire Pace: Félibien’s Life of Poussin, London<br />
1981, S. 128.<br />
Abbildungsnachweis: Abbn. 1, 3–4, 7–8, 10, 12–14, 17–19, Farbabbn. 2, 6–8: Archiv des Verfassers. –<br />
Abbn. 2, 5–6, 15–16, Farbabb. 5: Berlin, SMBPK, Gemäldegalerie. – Abb. 9, Farbabbn.1, 3–4: Potsdam,<br />
<strong>SPSG</strong>. – Abb. 11: Berlin, Humboldt Universität, Winckelmann-Institut.
CLAUDIA MECKEL<br />
Kaleschen und Phaetons für das<br />
preußische Königshaus<br />
Ein Beitrag zur Geschichte der Gartenkalesche<br />
Friedrichs des Großen<br />
Seit der Mitte des 17. Jahrhunderts wirkten Lebensstil und Etikette des<br />
französischen Hofes Ludwigs XIV. (1643–1715, reg. von 1661) vorbildlich auf die großen und<br />
kleinen Fürstenhäuser Europas. Ausfahrten in prunkvollen Kutschen waren fester Bestandteil<br />
des höfischen Zeremoniells und eine der beliebtesten Vergnügungen. Neben den schweren<br />
Staatskarossen waren verschiedene leichter gebaute offene Gefährte – Kaleschen und Phaetons<br />
– in Gebrauch. 1 Sie dienten der Hofgesellschaft vornehmlich für Spazierfahrten auf den<br />
städtischen Boulevards und in den Parkanlagen. Die Kalesche konnte mit bis zu acht Sitzen<br />
in vier hintereinanderliegenden Reihen und einem von Eisenstützen getragenen Dach ausgestattet<br />
sein. Gern nutzte man sie zur Jagd und für Ausflüge über Land. Der schon um 1620<br />
aufgekommene Phaeton, benannt nach dem Lenker des Sonnenwagens in der griechischen<br />
Mytholgie, hatte im französischen Modell einen nach allen Seiten hin offenen Wagenkasten<br />
mit vis-à-vis angeord<strong>net</strong>en Sitzen. Ein hohes Maß an gestalterischem Aufwand und Eleganz in<br />
der Formgebung zeich<strong>net</strong>en den Phaeton aus und ließen ihn deshalb auch bei repräsentativen<br />
Anlässen zum Einsatz kommen. Gelegenheiten gab es genug: Friedensschlüsse, Paraden, den<br />
Besuch eines auswärtigen Gastes, Hochzeits- und Geburtstagsfeierlichkeiten der fürstlichen<br />
Familie. Wie die Wagen selbst, waren ihre Bezeichnungen dem Wandel der Moden unterworfen.<br />
Der deutsche Technologieforscher Johann Karl Gottfried Jacobson beschreibt in seiner<br />
1783 erschienenen Enzyklopädie »[…] sehr prächtige Phaetons, die fürstlichen Personen<br />
dienen, und die einen Himmel haben, der auf Stangen an dem Rücklehn ruht, worauf von<br />
Bildhauerarbeit Figuren angebracht, die überhaupt von kostbarer Bildhauerarbeit verzieret<br />
oder auch mit reichem Zeuge überzogen sind«. 2 Hierbei handelte es sich um jenen, der<br />
Kalesche vergleichbaren Wagentyp mit zwei oder mehreren Sitzen hintereinander sowie<br />
Lakaientritt und Bocksitz. Zum Wagenpark der Schlösser gehörten darüber hinaus einfache<br />
Stuhlwagen, in denen sich die Herrschaften in den Schloßgärten umherfahren ließen. In den<br />
Verzeichnissen sind sie meist als Garten- oder Rollwagen erfaßt. Die Theoretiker der Wagenbaukunst<br />
schenkten ihnen weniger Beachtung: »Leur décoration & leurs formes sont assez<br />
arbitraires; […]«. 3 Gewöhnlich wurden diese Stuhlwagen von den Lakaien geschoben, wobei
24 Claudia Meckel<br />
Abb. 1 Johann Friedrich Bolt nach Bernhard<br />
Rode: Friedrich Wilhelm I. in einem Gartenwagen<br />
im Lustgarten des Potsdamer Stadtschlosses,<br />
1793, Radierung, 15,4 × 9,1 cm<br />
SMBPK, Kupferstichkabi<strong>net</strong>t, Inv. Nr. 415-43<br />
der Insasse mittels einer Lenkstange selbst die Wegrichtung bestimmen konnte (Abb. 1). Nur<br />
wenige der aufgrund des häufigen Gebrauchs schnell verschlissenen Kaleschen und Phaetons<br />
sind in den höfischen Wagensammlungen erhalten geblieben. Ihr Verlust ist insofern<br />
besonders zu beklagen, als die Künstler gerade in dieser Gattung eine Vielzahl phantastischer<br />
Wagenschöpfungen hervorgebracht haben, von denen Entwurfszeichnungen und andere<br />
bildliche Darstellungen eine Vorstellung vermitteln.<br />
Der preußische Hof stand dem französischen Vorbild nicht nach. Mit dem Ausbau Berlins<br />
zur Residenz, der Anlage des Tiergartens und der zahlreichen Schlösser in der Umgebung<br />
als Ausflugsziele waren gerade jene Fahrzeuge gefragt, die zum Genuß der Natur und des<br />
städtischen Treibens besonders geeig<strong>net</strong> schienen. Bereits in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts<br />
begann sich Berlin zu einem Zentrum des Wagenbaus zu entwickeln. Der Große<br />
Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg (1620–1688, reg. von 1640) hatte niederländische<br />
und französische Handwerker nach Berlin geholt, die dem einheimischen Wagenbau<br />
neue Impulse gaben. Stellmacher und Schmiede waren mit einer kurfürstlichen Verordnung<br />
1677 angewiesen worden »[…] bei Anfertigung der Chaisen [dazu gehörten die Phaetons,<br />
d. V.] und Kaleschen, künftig gute und tüchtige Arbeiten, bei Vermeidung der im entgegengesetzten<br />
Falle angedeuteten Strafe […]« 4 zu liefern. Denn Konstruktion und Beschaffenheit
Kaleschen und Phaetons für das preußisce Königshaus 25<br />
Abb. 2 Georg Lisiewski: Friedrich Wilhelm I. auf der Hirschhetze bei Wusterhausen,<br />
Ausschnitt: Jagdkalesche Friedrich Wilhelms I., um 1735, Öl auf Leinwand,<br />
77 × 207 cm<br />
<strong>SPSG</strong>, Inv. Nr. GK I 6029<br />
des Fahrgestells waren entscheidend für Qualität und Nachfrage und schließlich auch für die<br />
künstlerische Entwicklung des Wagenbaus. Aus kurfürstlicher Zeit hat sich ein kleiner Phaeton<br />
erhalten (Farbabb. 9, S. 90). Fahrgestell und Riemenaufhängung entsprechen der Karosse<br />
des 17. Jahrhunderts: der Kasten hängt an Lederriemen zwischen hohen Gestellbrücken<br />
über einem die Achsen verbindenden, vorn gekröpften Langbaum. In der vergleichenden<br />
Betrachtung mit dem Modell eines Phaeton für den Statthalter und Prinzen Wilhelm III. von<br />
Oranien (1650–1702) konnten für die brandenburgische Kutsche niederländische Einflüsse<br />
geltend gemacht und eine Datierung um 1690 angegeben werden. 5 Die geschnitzten und<br />
bemalten Wappentafeln Kurfürst Friedrichs III. (1657–1713, reg. von 1688, seit 1701 König<br />
Friedrich I.) sowie die mit dem Kurhut bekrönten Adler am offenen, trapezförmigen Vis-àvis-Kasten<br />
verweisen den Phaeton in den Besitz der kurfürstlichen Kinder.<br />
Im Jahr 1663 sorgte ein der schriftlichen Überlieferung nach in Berlin entwickelter, neuer<br />
Fahrzeugtyp in der französischen Hauptstadt und Wagenbaumetropole für Aufsehen. Der<br />
in Diensten des Kurfürsten stehende, piemontesische Architekt und Ingenieur Philipp de<br />
Chieze soll ihn für eine Reise nach Paris entworfen und den Bau bei Berliner Stellmachern<br />
in Auftrag gegeben haben. 6 Die neuere Forschung vermutet die eigentliche Erfindung in<br />
der ungewöhnlichen Konstruktion des Fahrgestells des schon damals »Berline« benannten<br />
Wagens. 7 Im Unterschied zur Karosse mit nur einem Langbaum wies die Berline zwei Langbäume<br />
– sogenannte brancards – auf, zwischen denen der Wagenkasten auf zwei breiten<br />
Lederriemen auflag. Die Riemen waren um eine vordere und eine hintere Traverse gespannt<br />
und konnten mittels einer Winde nachgezogen werden. Die Gefahr des Umkippens war<br />
dadurch deutlich vermindert und eine bessere Federung des Kastens erreicht worden. Für<br />
die Anfertigung der Phaetons und Kaleschen bot das Langriemenfahrgestell der Berline die<br />
gewünschte Leichtigkeit und Wendigkeit. Eines der frühesten Beispiele für den Gebrauch
26 Claudia Meckel<br />
am brandenburgisch-preußischen Hof zeigt das Gemälde Georg Lisiewskis von 1735 mit der<br />
Darstellung einer vierspännigen Jagdkalesche König Friedrich Wilhelms I. (Abb. 2). In Aufbau<br />
und Form verwandt scheint ein zierlicher grüner Gartenwagen, der in den Inventaren König<br />
Friedrich I. in Preußen zugewiesen wird und zu den Kriegsverlusten zählt (Abb. 3, a). Das<br />
Foto aus dem Jahr 1932 läßt über den beiden brancards vorn ein Querbrett, die vordere<br />
Traverse, erkennen, um welche ursprünglich die Riemen zur Auflage des Kastens gespannt<br />
waren. Wohl aus Gründen der Elastizität wurden die hölzernen Langbäume flach gehobelt,<br />
mit Eisenbändern unterlegt und oben, auf der Gestellbrücke befestigt, was den weiten Einschlag<br />
der Vorderräder ermöglichte. Auf der Gestellbrücke scheint der Sitz für den Kutscher<br />
montiert gewesen zu sein, der den zweispännigen Wagen lenkte. Der Kasten selbst war mit<br />
grünem Samt, von Reliefstickerei gerahmt, ausgeschlagen und auf der Rückwand waren das<br />
Monogram »FR« und die Krone gemalt. 8 Wagen dieses Konstruktionstyps lassen sich um<br />
1700 in Frankreich und Italien nachweisen. 9 Folgen wir der Zuschreibung des preußischen<br />
Gartenwagens an Friedrich I. und nehmen somit eine Entstehungszeit vor 1713 an, hätten<br />
wir es hier mit dem frühesten Zeugnis eines Berline-Fahrgestells in Preußen zu tun. Mit Blick<br />
auf das vergleichbare, genauer zu datierende bildliche Zeugnis der Jagdkalesche und unter<br />
Berücksichtigung der auch für die Wagenbaukunst geltenden zeitlichen Verzögerung bei der<br />
Übernahme fremder Anregungen ist für den preußischen Gartenwagen eine Entstehungszeit<br />
um 1730/1740 in Betracht zu ziehen. Das Monogramm an der Kastenrückwand könnte für<br />
den jungen König Friedrich II. gemalt worden sein, der aber – das belegen die späteren Kutschenentwürfe<br />
in seinem Auftrag – noch keinen Einfluß auf die Fertigung hatte. Aus der Zeit<br />
des ersten Preußenkönigs könnte ein Rollwagen auf drei breiten, eisenbeschlagenen Rädern<br />
stammen (Abb. 3, c). In Karossenart ist der Stuhl an Lederriemen zwischen einer hinteren<br />
Gestellbrücke und den vorderen zwei gedrehten Kipfstangen eingehängt. Nach Inventarangaben<br />
war das Fahrgestell braun gestrichen und Sitz, Seiten und Rückenlehne mit blaugrünem,<br />
gemustertem Samt bezogen. 10<br />
An fast allen größeren Höfen gehörten Karussellfahrten zum Festprogramm, bei denen<br />
man sich gern der kleinen Phaetons bediente. Wenn in Berlin eine große »Kavalkade« stattfand,<br />
mußte ihr die ganze Hofgesellschaft beiwohnen. Der König saß zu Pferde und ließ die<br />
Wagen vorbeidefilieren, pflegte mit den Vorüberfahrenden zu sprechen oder zu scherzen. 11<br />
Turniere wurden ausgetragen. Die Damen nahmen mit ihren Lanzen oder Wurfringen im<br />
Wagen Platz, und ein Kavalier kutschierte sie durch den Parcours. 12 In den größeren, mit<br />
vier, sechs und acht Sitzen ausgestatteten Phaetons fuhr man zur Revue, in die Oper oder<br />
zu anderen Vergnügungen. Von einem prächtigen Phaeton, in welchem Friedrich der Große<br />
(1712–1786, reg. von 1740) bei der Truppenrevue des Jahres 1747 erschien, berichtet der<br />
Berliner Chronist Anton Balthasar König: »Bildhauerey, Vergoldung und Malerey, so wie das<br />
kostbare Geschirr der Pferde, so ihn zogen, desgleichen die glänzenden Livreen der Pagen,<br />
Bedienten, Läufer und Heyducken, [zogen] aller Augen auf sich […]. Hierbei muß ich bemerken,<br />
daß so sehr der König auch sonst auf die Arbeiten der Ausländer zu halten und ihnen<br />
den Vorzug vor den hiesigen und teutschen einzuräumen pflegte, er doch alle diese Dinge in<br />
Berlin verfertigen ließ, um das Geld dafür im Lande zu behalten und zugleich den vaterländi-
Kaleschen und Phaetons für das preußisce Königshaus 27<br />
Abb. 3 Schloß Monbijou, Wagenhalle des Hohenzollern-Museums, Aufnahme von 1932<br />
1. Reihe v. l. n. r.: a) Gartenwagen Friedrichs I. (?), b) Gartenkalesche Friedrichs des Großen, c)<br />
Rollwagen Friedrich Wilhelms I. (?), d) Gartenwagen der Königin Luise, e) Halbchaise des Prinzen<br />
Wilhelm (I.)<br />
Abb. 4 Unbekannter Künstler nach Johann Friedrich Eosander: Ansicht des<br />
Schlosses Charlottenburg von der Gartenseite, Ausschnitt: Überdachter Gartenwagen<br />
auf Walzen, nach 1717, Radierung, 45 × 70,5 cm<br />
<strong>SPSG</strong>, Planslg. Nr. 16196
28 Claudia Meckel<br />
Abb. 5 Johann Michael Probst: Friedrich der Große mit seinem Bruder Heinrich in einem Phaeton bei<br />
der sommerlichen Truppenrevue, um 1760, Radierung, 40,3 × 53 cm<br />
SMBPK, Kupferstichkabi<strong>net</strong>t, Inv. Nr. 429-125<br />
Abb. 6 Johann Michael Hoppenhaupt d. Ä.: Entwurf für einen Phaeton<br />
mit Baldachin, um 1745, Tusche auf Papier, 31 × 52 cm<br />
Ehem. Hohenzollern-Museum, Inv. Nr. GK I 41904, Kriegsverlust
Kaleschen und Phaetons für das preußisce Königshaus 29<br />
schen Fleiß zu beschäftigen.« 13 (Abb. 5). Dieselben Architekten, Bildhauer und Dekorateure,<br />
die für die Innenraumgestaltung der preußischen Schlösser, für die geschnitzten Vertäfelungen<br />
und Möbel verantwortlich zeich<strong>net</strong>en, wurden mit den Entwürfen von Kutschen<br />
beauftragt. Einige der Entwurfszeichnungen von Johann August Nahl, Georg Wenzeslaus<br />
von Knobelsdorff und Johann Michael Hoppenhaupt d. Ä. sind überliefert (Abb. 6). 14 Nach<br />
ihren Vorlagen arbeiteten die Sattler, Stellmacher, Schmiede, Schlosser, Bildhauer, Vergolder,<br />
Lackierer, Goldsticker und Posamentierer. Den erhaltenen Rechnungen zufolge wurden ausschließlich<br />
in Berlin und Potsdam ansässige Gewerke und Manufakturen mit der Anfertigung<br />
der Kutschen betraut. 15 Den Auftrag nahm der Hofsattler Mappes entgegen. Er fertigte die<br />
»Specification«, was eine Kutsche kosten werde, ließ das Gestell vom Stellmacher arbeiten<br />
und vom Grobschmied beschlagen und bestellte alle übrigen Arbeiten, die er nicht selbst<br />
verrichten konnte. 16 Samt und Seidenzeug lieferten die Manufakturen von David Hirsch und<br />
David Girard & Pierre Michelet. Besonders ertragreich war das Geschäft für den Posamentierer<br />
Christian Friedrich Blume, der seit seinem Privileg als Hoflieferant vom 18. November<br />
1746 alle Sorten Tressen, Borten und Quasten für die Kutschen lieferte. 17 Die häufig reichen<br />
Stickereien fertigten die Brodeure Elli und Johann Pailly und Matthias Heinitschek. 18 Sollte<br />
der Wagenkasten bemalt sein, wurde der »Bluhmenmaler« Friedrich Wilhelm Höder herangezogen.<br />
19 An erster Stelle aber steht der nicht nur für den Entwurf sondern auch für die Bildhauerarbeit<br />
verantwortliche Johann Michael Hoppenhaupt d. Ä. Im Jahr 1709 in Merseburg<br />
geboren, kam er 1740 nach Berlin, wo er bis 1755 nachweisbar ist. Neben den erhaltenen und<br />
überlieferten Raumdekorationen zeugen vor allem seine von Johann Wilhelm Meil zwischen<br />
1750 und 1755 gestochenen Entwürfe für Möbel, Kutschen und Sänften von der Erfindungskraft<br />
und Eigenart des Meisters. 20 Die kurvigen Rahmungen werden von phantastischen<br />
Muschelbildungen, aufsprießenden und hängenden Blättern und Blüten überdeckt. Auch<br />
figürliche Akzente werden gesetzt. Mit der Vergoldung des Schnitzwerkes und den zarten<br />
Farben der Seidenstoffe, den Gold- und Silbertressen entstand ein vornehm heiterer Zusammenklang,<br />
der dem repräsentativen Anliegen Rechnung trug. In den Zeitungen des Jahres<br />
1747 wird ein Phaeton von rotem Samt hervorgehoben, mit welchem die Königin im grünen<br />
Amazonengewand zusammen mit der Prinzessin Amalie und der Gräfin Hacke zur Revue<br />
fuhr. »Oben über dem Phaeton hielt ein ganz vergoldeter Chinese einen Sonnenschirm von<br />
rotem Sammet, stark mit Gold gestickt und mit goldenen Fransen gezieret.« 21 Der Entwurf<br />
Hoppenhaupts d. Ä. ist in einer Radierung überliefert (Abb. 7) und die Rechnung über insgesamt<br />
3686 Taler erhalten. An den Bildhauer Hoppenhaupt gingen 450 Taler, dem Sticker Heinitschek<br />
wurden 690 Taler und dem Posamentierer Blume 1512 Taler gezahlt. 22 Mag es den<br />
Umständen geschuldet sein, daß sich vornehmlich Rechnungen aus dem ersten Jahrzehnt<br />
der Regierung Friedrichs des Großen erhalten haben, läßt doch die Vielzahl der Wagenbestellungen<br />
des Königs in diesem kurzen Zeitraum auf sein Interesse und eine Vorliebe für<br />
die kleineren offenen »Lustwägelchen« schließen. 23 Als Reminiszens erscheint ein in Stein<br />
gehauener königlicher Phaeton über dem Portal des ein Jahr nach dem Tode Friedrichs des<br />
Großen, unter seinem Nachfolger Friedrich Wilhelm II. in Potsdam neu errichteten Kutschstalles<br />
(Abb. 8).
30 Claudia Meckel<br />
Abb. 7 Johann Wilhelm Meil nach einem Entwurf von Johann<br />
Michael Hoppenhaupt d. Ä.: Phaeton mit schirmförmigem Baldachin,<br />
1755, Entwurf um 1750, Radierung<br />
SMBPK, Kupferstichkabi<strong>net</strong>t, Inv. Nr. 326-15<br />
Abb. 8 Johann Christoph und Michael<br />
Christoph Wohler: Phaeton mit bekröntem<br />
Baldachin über dem Portal des Kutschstalles<br />
am Neuen Markt in Potsdam, 1787–89,<br />
Sandstein<br />
Abb. 9 Halbchaise mit Lederverdeck des Prinzen Wilhelm<br />
(I.), um 1800<br />
Aus: Paul Lindenberg: Das Hohenzollern-Museum in<br />
Berlin, Berlin 1888, Abb. 8<br />
Zum Ende des 18. Jahrhunderts werden an die Wagenbaukunst neue Anforderungen<br />
gestellt. Im Zuge der Etablierung bürgerlicher Kunstverhältnisse sollten auch bei den königlichen<br />
Kutschen die »äußeren und inneren außerordentlichen Verzierungen« vermieden und<br />
»mehr auf die Dauer und den Gebrauch« 24 gesehen werden. Auf eine noch größere Beweglichkeit<br />
der Fahrzeuge und Bequemlichkeit für den Fahrenden wurde vor allem Wert gelegt.<br />
Eine im Bild überlieferte, um 1800 zu datierende »Halbchaise« mit aufklappbarem Leder-
Kaleschen und Phaetons für das preußisce Königshaus 31<br />
verdeck des Prinzen Wilhelm (I.), weist bereits nach englischem Vorbild plattierte Silberbeschläge<br />
und sogenannte S-Federn auf, an denen der einfache Kasten in kurzen Lederriemen<br />
hängt (Abb. 9). 25 Das Zeitalter der Prunkkutschen war vorüber. Der Phaeton aber blieb der<br />
klassische Kutschentypus des 19. Jahrhunderts. Zahlreiche Varianten in immer leichterer Bauart<br />
wurden entwickelt. Als Selbstfahrer mit hohem Bocksitz erforderten sie ein hohes Maß<br />
an Geschicklichkeit und sportlichem Können. Einige dieser Phaetons sind noch heute im<br />
Turniersport zu sehen.<br />
Als einziger offener Wagen des preußischen Königshauses aus dem 18. Jahrhundert hat die<br />
in den Inventaren Friedrich dem Großen zugewiesene Gartenkalesche die Zeiten überdauert<br />
(Farbabb. 10, S. 90). Mit der Erweiterung der königlichen Gärten von Sanssouci und dem<br />
Bau des Neuen Palais als Gästeschloß (1763–69) war dort ein kleiner Wagenpark notwendig<br />
geworden, zu dem die Gartenkalesche gehört haben mag. 26 In Form, Aufbau und Ausstattung<br />
gibt sie ihre Herleitung von den großen prächtigen Phaetons zu erkennen. Der von einem<br />
runden Baldachin überdachte Kasten lagert nach Art der älteren Berline zwischen den brancards<br />
auf breiten Lederriemen, die an der Hinterachse durch Zahnradwinden nachgespannt<br />
werden können (Abb. 12). Er bietet Platz für eine Person, die den zweispännigen Wagen<br />
selbst kutschiert. Ungewöhnlich sind die breiten, wohl zum Schutz der Parkwege mit Leder<br />
bespannten Räder. Der Wagenbauer kannte die Vorzüge eines Gartenwagens auf Walzen,<br />
»[…] mit welchem man in den Gängen des Gartens herumfahren kann, ohne durch die Spuren<br />
des Gleises die Gänge zu verderben.« 27 (Abb. 4). Die Fertigung des Unterwagens war<br />
Aufgabe des Stellmachers, der in Berlin in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts daran auch<br />
die »Bildhauerarbeit« vornahm. 28 Ein Vergleich der Schnitzereien der Gestellteile mit denen<br />
am Wagenkasten läßt jedoch auf eine Arbeitsteilung beziehungsweise verschiedene Meister<br />
schließen. Der schwingend fließende Umriß des Kastens ist von besonderer Eleganz. 29 Erst<br />
wo die Armstützen in die Rücklehne münden, beginnt sich das geschnitzte Ornament der<br />
Rocaillen mit überschneidenden Blattschwüngen zu entfalten. An der Rückwand beleben<br />
Blätter und Blüten das rahmende Leistenwerk der Felder, und aus der Mitte der oberen Rahmenleiste<br />
erwächst ein Fruchtstand (Abb. 13). Das vergoldete Schnitzwerk steht dabei in<br />
reizvollem Kontrast zum blaugrünen Fond der Kastenfelder, deren goldfarbene, rot lasierte<br />
Blumenmalerei die Verwandtschaft zur Marqueterie friderizianischer Möbel und Dekorationsmalerei<br />
erkennen läßt. Für den Innenbezug des Baldachins war – wie häufig bei königlichen<br />
Kutschen und Sänften – ein kostbarer Brokatstoff mit floralem Untermuster und darüber<br />
gereihten Blumenbouquets in Gold aus der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts ausgewählt<br />
worden. 30 Auch die originale grüngelbe Seidenbespannung des Polsters wies ein broschiertes<br />
Muster auf.<br />
Die Einbindung naturhafter Pflanzenformen und freiwachsender Elemente in die Ornamentik,<br />
die Klarheit der Gliederung, durch die das Ornament Selbständigkeit erhält, sind<br />
ebenso wie die Vorliebe für eine farbintensive Gestaltung charakteristisch für den Stil Johann<br />
Michael Hoppenhaupts d. Ä. Ob Friedrich der Große die Gartenkalesche vor oder erst nach<br />
dem Siebenjährigen Krieg, nach einer konkreten Zeichnung oder in Anlehnung an die Ent-
32 Claudia Meckel<br />
Abb. 11 Gartenkalesche Friedrichs des Großen,<br />
um 1750/1765, Aufnahme vor der Restaurierung<br />
1995 mit Kriegsschäden und Verlusten<br />
<strong>SPSG</strong>, Inv. Nr. XVII 5<br />
Abb. 10 Gartenkalesche Friedrichs<br />
des Großen, um 1750/1765, Aufnahme<br />
von 1930 in der Ausstellung »Altes<br />
Berlin« in den Messehallen am Funkturm<br />
in Berlin<br />
Abb. 12 Fahrgestell der Gartenkalesche Friedrichs<br />
des Großen, um 1750/1765, Aufnahme nach der<br />
Restaurierung 1996 mit den gespannten Hängeriemen<br />
und seitlichen Stoßriemen<br />
würfe Hoppenhaupts d. Ä. in Auftrag gegeben hat, läßt sich nicht eindeutig ermitteln. Nachweislich<br />
wurden auch nach dem Weggang des Künstlers aus Berlin 1750 von ihm vorliegende<br />
Entwürfe noch zur Ausführung herangezogen. Was in der Zeichnung möglich war, das Ornament<br />
in vielen, feinen Nuancen schwingen zu lassen, mußte in der praktischen Ausführung<br />
sehr viel maßvoller bleiben. Die im Vergleich mit den erhaltenen und im Foto dokumentierten<br />
Zeichnungen und Stichen Hoppenhaupts d. Ä. eher sparsame plastische Auszierung<br />
der Kalesche ließe sich damit erklären. Im bewußten Verzicht plastischen Schmuckes zugunsten<br />
des farbigen Eindruckes ist jedoch auch ein wesentliches Merkmal spätfriderizianischer<br />
Dekorationskunst zu erkennen. Entsprechend kann die Gartenkalesche im Entwurf um 1750,<br />
in der Ausführung um 1765 datiert werden. 31 Vielleicht ist sie identisch mit jenem Gartenwagen,<br />
den Friedrich der Große für seinen alten Freund und Kriegskameraden Baron de la<br />
Motte Fouqué anfertigen ließ, als dieser ihn im Sommer 1765 in Sanssouci besuchte. 32
Abb. 13 Detail von der Rückwand des<br />
Wagenkastens der Gartenkalesche Friedrichs<br />
des Großen, um 1750/1765, Aufnahme<br />
nach der Restaurierung 1996<br />
Kaleschen und Phaetons für das preußisce Königshaus 33<br />
»Drei Phaetons, welche früher von den Herrschaften zum Umherfahren im Garten<br />
benutzt wurden« sind laut Revisionsbericht der Inventare des Neuen Palais und der dazugehörigen<br />
Gebäude 1825 zur Aufbewahrung an die Rüstkammer im Berliner Schloß abgegeben<br />
worden. 33 Im Zugangsverzeichnis des Schlosses Monbijou in Berlin vom Mai 1867 sind<br />
Phaetons und Gartenwagen, darunter die Gartenkalesche Friedrichs des Großen, vermerkt. 34<br />
Vermutlich waren die kleinen Wagen als Exponate für das in Monbijou eingerichtete Museum<br />
vaterländischer Altertümer, aus dem 1877 das Hohenzollern-Museum hervorging, überführt<br />
worden. Aus einem japanischen Reisebericht des Jahres 1873 geht hervor, daß die Kalesche<br />
bereits zu diesem Zeitpunkt im Schloß Monbijou zu besichtigen war. 35 Zu Beginn des<br />
20. Jahrhunderts ließ Kaiser Wilhelm II. (1859–1941, reg. 1888–1918) fast alle Wagen, Schlitten<br />
und Sänften, »welche bisher im Märkischen und Hohenzollern-Museum, in Monbijou,<br />
Sanssouci und dem Marmorpalais verstreut [waren]«, für eine Ausstellung im neu errichteten<br />
Berliner Marstall zusammenholen. 36 Mit dem Ende der Monarchie 1918 hörte dieses Marstall-<br />
Museum auf zu bestehen. Auch das Hohenzollern-Museum schloß vorübergehend bis zu<br />
seiner Neueröffnung im Jahr 1927. Die historischen Wagen und Schlitten des preußischen<br />
Königshauses hatten seitdem in der östlich vom Schloß Monbijou erbauten Halle ihr neues<br />
Domizil erhalten. Fotos der Wagenhalle und Einzelaufnahmen zeigen die Gartenkalesche in<br />
ihrem Zustand nach einer ersten Restaurierung, die für die museale Präsentation nach 1867<br />
oder erst 1927 notwendig geworden war (Abb. 3, b). 37 Im Jahr 1930 gehörte der Wagen zu<br />
den ausgewählten Exponaten der großen Ausstellung »Altes Berlin« in den Messehallen am<br />
Berliner Funkturm (Abb. 10). Trotz vorsorglicher Auslagerung im Schloß Königs Wusterhausen<br />
hat die Gartenkalesche im Krieg schwere Schäden erlitten (Abb. 11). 1995/1996 konnte<br />
sie dank der Unterstützung der Daimler Benz AG restauriert werden.<br />
Wie die Herstellung der Kutschen die verschiedensten Gewerke zusammenführte, erforderte<br />
die Restaurierung der Gartenkalesche ein enges Zusammenwirken der Restauratoren,<br />
spezialisierten Handwerker und Kunsthistoriker. 38 Während der Unterwagen bis auf Schäden<br />
an den Rädern und die fehlende Traverse erhalten geblieben war, wies der Wagenkasten<br />
erhebliche Zerstörungen auf (Holzteile 50 %; Fassung 60 %). Die textile Ausstattung war<br />
mit Ausnahme von Resten der Unterpolsterung und der ursprünglichen Seidenbespannung
34 Claudia Meckel<br />
gänzlich verlorengegangen. Das Eisen- und Stahlgestänge des Baldachins war stark deformiert<br />
und wie sämtliche Metallteile der Kalesche korrodiert. Materialanalysen ergaben den von<br />
Johann Georg Krünitz für die Kutschenfertigung im 18. Jahrhundert erläuterten Aufbau der<br />
Polsterung 39 sowie den Nachweis einer Restaurierung, bei der das Fahrgestell einen neuen<br />
Anstrich und das Polster einen farbig broschierten Seidenatlas mit chinoisen Motiven als<br />
Neubezug erhalten hatten. 40 Zu klären war, in welchem Umfang und welcher Art die für die<br />
Stabilität und den Gesamteindruck der Kalesche als Ausstellungsobjekt notwendigen Rekonstruktionen<br />
erfolgen sollten. Die größtenteils vorhandene zweite Farbfassung einer grünblauen<br />
Öl-Wachs-Farbe des Unterwagens wurde gehalten und nur, wo das Holz sichtbar war,<br />
retuschiert. Spuren der ursprünglichen Farbgebung blieben damit erkennbar. 41 Alle Reste der<br />
originalen Lederbespannungen und -befestigungen wurden an ihrem originalen Platz belassen<br />
oder, wie am linken Hinterrad sichtbar, auf den Neubezug aufgenagelt. Der gänzlich fehlende<br />
vordere Teil des Kastens mußte rekonstruiert und verlorene geschnitzte Ornamentteile<br />
in Anlehnung an das am Wagen vorhandene Schnitzwerk, an zeitgenössische Möbel in den<br />
Potsdamer Schlössern und Vorlagen Hoppenhaupts d. Ä. sowie nach den historischen Fotos<br />
der Gartenkalesche ergänzt werden. Die Blumenmalereien an der Kastenrückwand und dem<br />
linken Seitenpaneel wiesen nur wenige Fehlstellen auf. Eine Übertragung des Dekors von<br />
der linken auf die rechte Seitenwand war jedoch nicht möglich, weshalb die Retusche hier in der<br />
Fondfarbe erfolgte. Nicht zuletzt mit Rücksicht auf die fragmentarische Malerei des Wagenkastens<br />
wurde als Bezugsstoff des Polsters ein glatter Gros de Tours in Struktur und Farbe der<br />
Fragmente der Erstbespannung gewählt und die Nagelkante entsprechend dem Befund mit<br />
Goldtressen besetzt. 42 In der Fachliteratur ist für die Kaleschen und Phaetons von »luftigen«<br />
baldachinartigen Überdachungen die Rede. Heinrich Kreisel spricht von dem Dach, das<br />
»mit farbiger Seide bespannt [ist], das nicht mehr sein will wie ein Sonnenschirm.« 43 Davon<br />
ausgehend, daß bei der ersten Restaurierung der Gartenkalesche nicht nur das Innere des<br />
Kastens mit einem Neubezug, sondern auch der Baldachin mit einer neuen, im Hauptbuch<br />
des Hohenzollern-Museums erwähnten Lederbespannung versehen worden war, erhielt der<br />
Baldachin jetzt außen den gleichen Seidenbezug wie das Polster mit einem tressenbesetzten<br />
Volant. Als Vorlage wurde insbesondere der von Johann Wilhelm Meil gedruckte Entwurf<br />
Hoppenhaupts d. Ä. für einen Phaeton mit schirmartigem Baldachin von 1755 herangezogen<br />
(Abb. 7). Ein restauriertes Originalteil der Innenbespannung wurde an seinem ursprünglichen<br />
Platz montiert und das zweite erhaltene kleinere Teil als wichtiges textilhistorisches Dokument<br />
geschützt im Depot bewahrt (Abb. 14). Für den Tressenbesatz konnten Goldtressen<br />
des 18. Jahrunderts restauriert und für den Straußenfederbusch im Depot vorhandene, alte<br />
Federn verwendet werden. Als Vorlage zur Rekonstruktion des Vorhanges diente unter anderem<br />
der Entwurf Jean-Francois Chopards für ein Kabriolett mit Schirm von 1750/1760. 44 Ein<br />
wichtiges Detail für die Funktionalität des Wagens stellt die Aufhängung des Kastens dar.<br />
In Übereinstimmung mit den Befunden, nach zeitgenössischen Darstellungen von Kutschen<br />
und Krünitz‘ Angaben konnte das Riemenwerk teilweise rekonstruiert werden. 45 Ebenso<br />
wurde die für den Gebrauch der Kalesche wichtige Fußrolle zum Abstützen neu angefertigt.<br />
46
Abb. 14 Innenseite des Baldachins mit<br />
broschiertem Seidenfragment des Originalbezugs<br />
der Gartenkalesche Friedrichs<br />
des Großen, um 1750/1765, Aufnahme<br />
nach der Restaurierung 1996<br />
Kaleschen und Phaetons für das preußisce Königshaus 35<br />
Als eines der wenigen erhaltenen Zeugnisse der Berliner Wagenbaukunst und ihres technischen<br />
Entwicklungsstandes im 18. Jahrhundert wird die Gartenkalesche Friedrichs des<br />
Großen die Forschung auch weiterhin beschäftigen. Sie ist jetzt im Grottensaal des Neuen<br />
Palais zu besichtigen. Eine Präsentation zusammen mit den noch auf eine Restaurierung<br />
wartenden, in der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg bewahrten<br />
königlichen Staats- und Gesandtenwagen, den Sänften und Prunkschlitten des Königshauses<br />
– vielleicht in einem der erhaltenen Preußischen Marstallgebäude – bleibt der Zukunft und<br />
weiterhin notwendiger Unterstützung vorbehalten.<br />
Anmerkungen<br />
1 Eine Übersicht geben Rudolf Wackernagel: Zur Geschichte der Kutsche bis zum Ende des 17. Jahrhunderts,<br />
in: Achse, Rad und Wagen. Fünftausend Jahre Kultur- und Technikgeschichte, hrsg. v.<br />
Wilhelm Treue, Göttingen 1986, S. 197–235 und Georg Kugler: Die Kutsche vom Beginn des<br />
18. Jahrhunderts bis zum Auftreten des Automobils, ebenda, S. 236–278. – Zur künstlerischen<br />
Entwicklung s. Heinrich Kreisel: Prunkwagen und Schlitten, Leipzig 1927.<br />
2 Otto Ludwig Hartwig (Hrsg.): Johann Karl Gottfried Jacobsons technologisches Woerterbuch oder<br />
alphabetische Erklärung aller nuetzlichen mechanischen Kuenste, Manufakturen, Fabriken und<br />
Handwerke, wie auch aller dabey vorkommenden Arbeiten, Instrumente, Werkzeuge und Kunstwoerter<br />
nach ihrer Beschaffenheit und wahren Gebrauche, Berlin/Stettin, 2. Teil, 1782, S. 332, 3.<br />
Teil, 1783, S. 250. – Beispiele für die unterschiedlichen Formen des Baldachins als flachgespannte<br />
oder schirmartige Überdachung in: Samuel Heinrich Matthias von Tabbert: Erste und zweyte auch<br />
dritte Sammlung aller zur Zeit üblichen Wägens, Carossen, Chaisen, Cariols, Schlitten, Sättel und<br />
Geschirre, Berlin 1756, 1. Slg., Blatt Nr. 6 und Nr. 8, 2. Slg., Blatt Nr. 3 und Nr. 8.<br />
3 André J. Roubo: L‘ art du Menuisier-Carossier, première section de la troisième parti de l’art du<br />
menuisier, in: Descriptions des Arts et Métiers faites ou approuvées par Messieurs de l’Académie<br />
royale de Sciences, Paris 1771, S. 591.
36 Claudia Meckel<br />
4 Anthon Balthasar König: Versuch einer historischen Schilderung der Hauptveränderungen der<br />
Religion, Sitten, Gewohnheiten, Künste, Wissenschaften etc. der Residenzstadt Berlin seit den<br />
ältesten Zeiten bis zum Jahre 1786, Berlin 1792–1799, 2. Teil: Die Regierungsgeschichte Churfürst<br />
Friedrich Wilhelm des Großen von 1640 bis 1688, Berlin 1793, S. 181. – Nach Angabe Johann<br />
Samuel Halles wurde für Staatswagen mitunter nur das Fahrgestell von Berliner Stellmachern angefertigt,<br />
während man den Wagenkasten aus Holland, Frankreich oder England bezog (Johann Samuel<br />
Halle: Werkstaette der heutigen Künste oder die neue Kunsthistorie, Bd. 4, Brandenburg/Leipzig<br />
1765, S. 126).<br />
5 Thomas Köppen: Die Brandenburgische Prinzenkutsche. Ein Vergleich der Hohenzollern-Kinderkutsche<br />
mit dem Modell eines niederländischen Prinzen-Phaeton aus dem späten 17. Jahrhundert,<br />
in: Achse, Rad und Wagen. Beiträge zur Geschichte der Landfahrzeuge, hrsg. v. der BPW Bergische<br />
Achsen Kommanditgesellschaft, 4, 1996, S. 49–55.<br />
6 Friedrich Nicolai: Beschreibung der Königlichen Residenzstädte Berlin und Potsdam, Berlin 1769,<br />
S. 325.<br />
7 Rudolf Wackernagel: Die Berline, in: Der Goldene Wagen des Fürsten Joseph Wenzel von Liechtenstein,<br />
Ausstellung, Wien, Kunsthistorisches Museum Wien, 1977, Wien 1977, S. 11–37.<br />
8 S. <strong>SPSG</strong>, Plankammer, Hauptbuch des Hohenzollern-Museums 1927, Nr. 6274. Maße: H. 110 cm,<br />
B. 120 cm, L. 225 cm.<br />
9 Kugler, 1986 (s. Anm. 1), S. 424–425, Anm. 10 verweist auf den Bericht von der Ankunft des<br />
Herzogs und der Herzogin von Lothringen in Paris 1699, in dem die Berline erstmals genannt<br />
wird. – Zur Kastenabfederung s. die Zeichnung eines anonymen italienischen Meisters für einen<br />
Festwagen mit gondelförmigem Kasten aus der Sammlung Renzi, um 1700, im Museum der<br />
Bildenden Künste Leipzig (freundlicher Hinweis von Rudolf Wackernagel, München).<br />
10 S. <strong>SPSG</strong>, Plankammer, Hauptbuch des Hohenzollern-Museums 1927, Nr. 6276. Maße: H. 118 cm,<br />
B. 120 cm, L. 225 cm. Eine Abbildung in: Fedor Zobelitz: Aus dem Marstall des deutschen Kaisers,<br />
Velhagen und Klasings Monatshefte, Sonderdruck 1902, S. 99, Abb. 20 (hier fälschlich Friedrich<br />
dem Großen zugewiesen).<br />
11 Carl Eduard Vehse: Die Höfe zu Preussen. 1535–1740, Bd. 1, Leipzig 1993, S. 248. Beispiele<br />
für Karussellwagen des sächsischen Hofes bei Kreisel, 1927 (s. Anm. 1), Abbn. 19, 36, 37, des<br />
Münchener Hofes bei Johann Christian Gintzrot: Die Wagen und Fahrgestelle der verschiedenen<br />
Völker des Mittelalters und der Kutschbau neuester Zeiten, München 1830, Taf. XC, fig. 6, 7 und<br />
des Wiener Hofes bei Georg J. Kugler: Die Wagenburg in Schönbrunn, Graz 1977.<br />
12 Der Karussellwagen des 18. Jahrhunderts hat sein Vorbild u. a. in dem von Jacques Callot<br />
um 1615 neu entwickelten Typ des Triumphwagens, der einen bauchigen Kasten mit ein- und<br />
auschwingenden C-Kurven als Rahmung aufwies. Der Callotsche Wagentyp war auch prägend für<br />
die formale Gestaltung der zu offziellen Einzügen bestimmten Kaleschen und Phaetons. Rudolf<br />
Wackernagel zieht den Vergleich bei der Entrée-Kalesche der Königin Marie-Thérèse von 1660, in:<br />
Rudolf Wackernagel: Der Französische Krönungswagen, Berlin, 1966, S.34–36.<br />
13 König, 1792–1799 (s. Anm. 4), 5. Teil: Die Regierungsgeschichte Friedrichs des Großen von 1740<br />
bis 1786, Berlin 1798, Bd. 1, S. 103.<br />
14 Burkhardt Göres: Berliner Prunkschlitten, Kutschen und Sänften des Barock, Ausstellung, Berlin,<br />
Staatliche Museen zu Berlin, Kunstgewerbemuseum, 1987, Berlin 1987. Der Katalog gibt erstmals<br />
nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges einen Überblick über die erhaltenen, beschädigten und<br />
verlorengegangenen Wagen, Schlitten, Sänften und Entwurfszeichnungen Berliner Provenienz. Die<br />
dort im Anhang II, Kat. Nr. 17 und Kat. Nr. 19 als Verlust geführten Sänften sind erhalten.
Kaleschen und Phaetons für das preußisce Königshaus 37<br />
15 S. die Rechnungen von den Königlichen Karossen, 1745–1747, in: GStAPK, I. HA, Rep. 36, Nr. 2056<br />
(I. HA, Rep. 17 B, Nr. 21) »Handakten des Geh. Cämmers Fredersdorf betr. Rechnungen und<br />
Nachrichten vom Kgl. Marstall«.<br />
16 Eine der wichtigsten zeitgenössischen Quellen zum Berliner Wagenbau im 18. Jahrhundert<br />
ist Johann Georg Krünitz: Oekonomisch-technologische Encyklopädie, 57. Teil, Berlin 1792,<br />
S. 234–421, zur Kutschenfertigung in Berlin s. darin S. 375 f.<br />
17 Der jüdische Handelsmann David Hirsch gründete 1730 in Potsdam eine Samtmanufaktur. Hier<br />
liefen Ende der dreißiger Jahre bereits über 100 Webstühle, auf denen neben Samt auch Plüsch<br />
und Seidenzeug gefertigt wurden. David Girard und Pierre Michelet gründeten 1748 in Berlin<br />
eine eigene Firma. Christian Friedrich Blume leitete seit 1746 in Berlin ein Unternehmen zur<br />
Herstellung von Samt und Seidenzeug. Am 14. Juli desselben Jahres erhielt er das Privileg als<br />
Hoflieferant. Nach Blumes Tod übernahm sein Schwiegervater Johann Ernst Gotzkowsy die Firma,<br />
die durch das 1748/1749 vom König erlassene Einfuhrverbot für ausländische Samterzeugnisse über<br />
viele Jahre, gemeinsam mit der Manufaktur von Hirsch das Versorgungsmonopol innehatte.<br />
18 Der französische, in Berlin ansässige Brodeur Elli Pailly und sein Sohn Johann arbeiteten, wie der<br />
1741 aus Bayreuth nach Potsdam übergesiedelte Goldsticker Matthias Heinitschek, fast ausschließlich<br />
für den preußischen Hof. Für eine in der <strong>SPSG</strong> erhaltene goldgestickte Rückwandbespannung<br />
der Sänfte der Königin Sophie Louise ist Elli Pailly als Goldsticker in Betracht zu ziehen.<br />
19 Friedrich Wilhelm Höder arbeitete als Dekorationsmaler in den Schlössern Charlottenburg und<br />
Sanssouci. Seine von französischen Vorbildern und dem Augsburger Ornamentstich beeinflußte<br />
ornamentale Malerei ist bizarr und luftig, in zarten Farben und in Gold gehöht angelegt, vereinzelt<br />
durch eine bunte Farbigkeit der Blumen und Blüten akzentuiert. Beispiele haben sich mit der<br />
Ausmalung der Japanischen Kammer in der Wohnung der Königin Elisabeth Christine und der<br />
Schreibkammer in der zweiten Wohnung Friedrichs des Großen im Neuen Flügel von Charlottenburg<br />
sowie mit der des fünften Gästenzimmers und der Alkoven des ersten und vierten<br />
Gästezimmers in Sanssouci erhalten.<br />
20 Alexander Schreyer: Die Möbelentwürfe Johann Michael Hoppenhaupts des Älteren und ihre<br />
Beziehungen zu den Rokokomöbeln Friedrichs des Großen, Strassburg 1932. Ebenda, S. 14–19 auch<br />
Angaben zur Biographie. Nach Helmut Börsch-Supan: Die Kunst in Brandenburg-Preußen, Berlin<br />
1980, S. 126 kehrte Hoppenhaupt schon 1750 nach Merseburg zurück, wo er bald darauf starb.<br />
Zu den Entwürfen für Kutschen und Sänften s. Göres, 1987 (s. Anm. 14), S. 26 und Katalog der<br />
Ornamentstichslg. der Staatlichen Kunstbibliothek Berlin, Berlin/Leipzig 1939, OS 1421. – Zum<br />
Einfluß Hoppenhaupts d. Ä. auf den Bildhauer Habermann (1721–1796), von dem auch einige<br />
Phaeton-Entwürfe im Stich überliefert sind, s. Ebba Krull: Franz Xaver Habermann. Ein Augsburger<br />
Ornamentist des Rokoko, Augsburg 1977, S. 70.<br />
21 Reinhold Koser: Vom Berliner Hofe um 1750, in: Hohenzollern-Jahrbuch, 1903, S. 20–21. Weiter<br />
heißt es dort: »In einem zweiten gleichfalls achtspännigen seladonfarbenen Phaeton folgte die<br />
Prinzessin von Preußen [Luise Amalie von Braunschweig, Gemahlin von August Wilhelm, d. V.].«<br />
Der Berliner Historiograph Anton Balthasar König gibt für die Ausfahrt das Jahr 1748 an (König,<br />
1792–1799 [s. Anm. 4], 5. Teil: Die Regierungsgeschichte Friedrichs des Großen von 1740 bis 1786,<br />
Berlin 1798, Bd. 1, S.103).<br />
22 »Rechnung Von der Viersitzigen in Gold geschnittenen und gestickten Chaise mit rothem Sammett,<br />
Berlin den 24. July 1747«, in: GStAPK, I. HA, Rep. 36, Nr. 2056 (I. HA, Rep. 17 B, Nr. 21) »Handakten<br />
des Geh. Cämmers Fredersdorf betr. Rechnungen und Nachrichten vom Kgl. Marstall«.
38 Claudia Meckel<br />
23 Neben Wagen für den eigenen Marstall ließ der König Berliner Prunkkutschen, darunter auch<br />
Phaetons, als Geschenke für andere europäische Fürstenhöfe anfertigen. Eine »offene Chaise […]<br />
sauber Sculptiret und verguldet und sonsten überall von Gout, Dessin und Arbeit, recht schön«,<br />
für die Knobelsdorff den Entwurf fertigte, sollte 1746 der König von Dänemark erhalten (s. Tilo<br />
Eggeling: Studien zum friderizianischen Rokoko, Berlin 1980, S. 84, Anm. 244). Für den türkischen<br />
Sultan Mustafa III. wurde ein Phaeton mit geschnitztem vergoldeten Untergestell, der Kasten<br />
mit rotem, goldgesticktem Samt ausgeschlagen, 1761 als Geschenk bestimmt (s. den Brief des<br />
Königs an Carl Wilhelm Graf Finck von Finckenstein vom 19. November 1761, in: Die Politische<br />
Correspondenz Friedrichs des Großen, Bd. 21, Berlin 1894, Nr. 13300, S. 86).<br />
24 Brief König Friedrich Wilhelms III. an Carl Heinrich August Graf von Lindenau vom 15. April 1802,<br />
in: GStAPK, I. HA, Rep. 36, Nr. 2070 (I. HA, Rep. 17 C, Nr. 17) »Acta betr. die Anfertigung und<br />
Reparatur Königlicher Wagen 1798–1805«.<br />
25 <strong>SPSG</strong>, Plankammer, Hauptbuch des Hohenzollern-Museums 1927, Nr. 6278. Der kleine Wagen des<br />
Prinzen Wilhelm, Sohn Friedrich Wilhelms III. und der Königin Luise, war gelb gestrichen und<br />
innen mit einem geblümten Stoff bezogen. Maße: H. 130 cm, B. 98 cm, L. 215 cm. – Unter Nr. 6277<br />
ist im Hauptbuch des Hohenzollern-Museums ein Gartenwagen der Königin Luise verzeich<strong>net</strong>.<br />
Dieser war grün und schwarz lackiert. Sitz, Seiten und Rückenlehne waren mit rotem Velour<br />
bezogen. Maße: H. 97 cm, B. 132 cm, L. 260 cm (Deutsche Fahrzeugtechnik, 1920, S. 85, Abb. 83).<br />
26 Maße: H. 220 cm, B. 147 cm (vorn), 150 cm (hinten), L. 320 cm, Spurweite 130 cm (vorn),<br />
133 cm (hinten), Radstand 205 cm, Radgrößen Dm. 30 cm (Vorderrad), Dm. 46 cm (Hinterrad),<br />
Felgen-B. 19 cm, Kasten-B. 92 cm. – Material: Unterwagen: Birke, Buche, Ulme, Eisen, Leder;<br />
Wagenkasten: Holz: Erle, Rotbuche, Textil: grünlichgelber Gros de Tours (s. Anm. 30, 40),<br />
Goldtressen, Leder; Baldachin: Eisen, Stahl, Messing, gelber Seidenbrokat, Leder. – Literatur:<br />
Kreisel, 1927 (s. Anm. 1), S. 94, Taf. 17 B; Führer durch das Hohenzollern-Museum, Berlin, 1927,<br />
S. 12, mit Abb.; Führer durch das Hohenzollern-Museum, Berlin, 1930, S. 15, mit Abb.; Göres, 1987<br />
(s. Anm. 14), S. 12, 20, Kat. Nr. 4, mit Abb.; Claudia Meckel: Eine Gartenkalesche Friedrichs des<br />
Großen von Preußen, in: Achse, Rad und Wagen. Beiträge zur Geschichte der Landfahrzeuge, hrsg.<br />
v. der BPW Bergische Achsen Kommanditgesellschaft, 5, <strong>1997</strong>, S. 148–165.<br />
27 Johann Gottfried Grohmann: Ideenmagazin für Liebhaber von Gärten, Englischen Anlagen und für<br />
Besitzer von Landgütern, Leipzig 1799, S. 11. – Tabbert, 1756 (s. Anm. 2), 3. Slg., Blatt Nr. 1.<br />
28 P. N. Sprengel: Handwerke und Künste, Berlin 1773, S. 153, 154.<br />
29 Auf die Vorbildwirkung französischer Sitzmöbel hat Kreisel, 1927 (s. Anm. 1), S. 94 hingewiesen<br />
30 Originalbezug des Polsters: Lampas broché: Kette: Grund- zu Bindekette 4:1, Naturseide, gelb,<br />
Schuß: Grund- zu Broschierschuß 2:2, Grundschuß: Naturseide, gelb, Broschierschuß: Naturseide,<br />
gelb, gezwirnt, Grund: Gros de Tours, Muster: 4-bindiger Köper. – Originales Innenfutter des<br />
Baldachins: Lampas liseré, broché: Kette: Grund- zu Bindekette 4:1, Naturseide, gelb, Schuß:<br />
Grund- zu Broschierschuß 2:1, Grundschuß: Naturseide, gelb, Broschierschüsse: 1. goldplattieter<br />
Silberlahn, 2. Goldgespinst mit Seidenseele, 3. Goldfrisé mit Seidenseele, Grund: Gros de Tours,<br />
Untermuster: liseré, broschiertes Muster: 4-bindiger Köper. – Die Angaben werden der verantwortlichen<br />
Textilrestauratorin Christa Zitzmann, <strong>SPSG</strong>, verdankt.<br />
31 Die gleiche Datierung gibt Göres, 1987 (s. Anm. 14), S. 20, Kat. Nr. 4 an. – J. D. F. Rumpf hebt<br />
in seiner Beschreibung der äußeren und inneren Merkwürdigkeiten der königlichen Schlösser in<br />
Berlin, Berlin 1796, S. 456 einen im Jahr 1762 in Berlin gefertigten Phaeton hervor, der schon<br />
bei Nicolai 1786 ohne Angabe der Datierung aber mit Hinweis auf den Bildhauer Hoppenhaupt<br />
d. Ä. Erwähnung fand (Friedrich Nicolai: Beschreibung der Königlichen Residenzstädte Berlin und
Kaleschen und Phaetons für das preußisce Königshaus 39<br />
Potsdam, Berlin 1786, S. 325). Vorausgesetzt, daß Rumpf in seiner Datierung nicht irrt, wäre dies<br />
ein weiterer Beleg dafür, daß Entwürfe des Meisters auch nach seinem Weggang aus Berlin noch<br />
zur Ausführung gelangten. Entwürfe Hoppenhaupts d. Ä. fanden noch für die Ausstattung der<br />
Blauen Kammer in der Königswohnung und der Jagdkammer im Oberen Fürstenquartier des Neuen<br />
Palais (1763–69) Verwendung.<br />
32 Der preußische General Heinrich August de la Motte Fouqué war im Siebenjährigen Krieg schwer<br />
verwundet worden. Die einzigen Reisen, die er nach 1763 noch machte, waren kurze Besuche<br />
in Sanssouci. Der König ging mit ihm im Garten spazieren, »[…] und da Fouqué nicht mehr die Terrassen<br />
hinabsteigen konnte, ließ er ihn in einem Lehnsessel tragen und wenn er herabgekommen<br />
war in einem kleinen, eigens gemachten Wagen in den Alleen herumfahren.« (zitiert nach: Carl<br />
Eduard Vehse: Die Höfe zu Preußen 1740–1786, Bd. 2, Leipzig 1993, S. 242).<br />
33 <strong>SPSG</strong>, Plankammer, Aktenslg. Nr. 258 »Bericht betreffend die Revision der Inventarie des Königl.<br />
Neuen Palais und der dazugehörigen Gebäude vom 6. October 1825«, S. 164. Die Rüstkammer<br />
befand sich im Obergeschoß des Berliner Marstalles. Nach Angaben von Nicolai, 1786 (s. Anm. 31),<br />
S. 909 wurden in ihr auch die Feldequipage Friedrichs II. und das gesamte königliche Kutschenzeug<br />
verwahrt.<br />
34 <strong>SPSG</strong>, Plankammer, Aktenslg. Nr. 136 »Inventarie-Rapport vom Königlichen Schlosse zu Monbijou<br />
pro Monat Mai 1867«, fol. 137–138, 147. – Die am Querholm oberhalb des Drehkranzes der<br />
Kalesche aufgemalte »No. 3« bezieht sich wahrscheinlich auf die Nummerierung der Wagen im<br />
genannten Inventar. – Ferner sind im Zugangsverzeichnis die Gartenwagen Friedrichs I. und<br />
Friedrich Wilhelms I., die kurfürstliche Kinderkutsche und zwei Phaetons ohne Untergestell<br />
vermerkt. Im Juni 1867 wird der Gartenwagen der Königin Luise, zu dieser Zeit noch mit braunem<br />
Samt ausgeschlagen (vgl. Anm. 24), registiert (ebenda, Aktenslg. Nr. 136, fol. 147).<br />
35 Freundlicher Hinweis von Kerstin Hilker, Universität Bonn, Japanologisches Seminar. Der Reisebericht<br />
wird 2000 in deutscher Übersetzung im Druck erscheinen.<br />
36 Zobelitz, 1902 (s. Anm. 10), S. 100, 101. Aus der Sammlung des Marstall-Museums erwähnt der<br />
Journalist den Gartenwagen der Königin Luise, den Rollstuhl Friedrich Wilhelms I. und einen<br />
»Parkstuhl des alt und müde gewordenen Philosophen von Sanssouci«. In den Führern durch<br />
das Hohenzollern-Museum im Schloß Monbijou von 1903, 1904 und 1906 werden keine Wagen<br />
vermerkt, was darauf schließen läßt, das die Sammlung vermutlich komplett im Marstall gezeigt<br />
wurde.<br />
37 <strong>SPSG</strong>, Plankammer, Hauptbuch des Hohenzollern-Museums 1927, Nr. 6275. Laut Eintrag wurde<br />
die Kalesche wie die anderen Gartenwagen 1921 vom Obermarstallamt an das Hohenzollern-<br />
Museum abgegeben. Im Führer durch das Hohenzollern-Museum, Berlin 1927, S. 40, wird das Jahr<br />
1923 für die Abgabe der Wagen angegeben.<br />
38 Die Leitung der Restaurierung hatte die Potsdamer Firma Klaus Broschke, die mit den Mitarbeitern<br />
Ralph und Silke Broschke die Holzrestaurierung und -rekonstruktion und die Farbfassungsarbeiten<br />
ausführte. Die Restauratoren Christa Zitzmann, Hans Beckert, Cordula Schiemann und Nadja<br />
Kuschel, <strong>SPSG</strong>, übernahmen die Restaurierung der textilen Ausstattung. Für die Metallarbeiten<br />
war der Potsdamer Restaurator Jörg Freitag verantwortlich. Die Schlosser- und Sattlerarbeiten<br />
führten die Schlosserei Warmboldt in Potsdam und die Sattlerei Türck in Werder/Havel aus. Allen<br />
Restauratoren möchte ich für die Zusammenarbeit und die vielen wertvollen Hinweise danken,<br />
die in den vorliegenden Aufsatz eingeflossen sind. Danken möchte ich auch dem Leiter des<br />
Museums Achse, Rad und Wagen in Wiehl, Thomas Köppen, der mir v. a. in technischen<br />
Fragen zur Seite stand, und der Museumsassistentin Marita Pilz, <strong>SPSG</strong>, Depot. Ein detaillierter
40 Claudia Meckel<br />
Restaurierungsbericht von Klaus Broschke, Jörg Freitag, Claudia Meckel, Christa Zitzmann und<br />
Hans Beckert ist erschienen in: Restauro, 5, September <strong>1998</strong>, S. 330–336.<br />
39 Zum Aufbau der Polsterung aus Stroh, Leinwand sowie Roß- und Rehhaar s. Krünitz, 1792<br />
(s. Anm. 16), S. 378, 379, 392, zur Beschaffenheit und Befestigung der Hänge-, Schwung- und<br />
Stoßriemen ebenda, S. 289, 384, 389. – An den Langbäumen fanden sich Lederreste und Eisenbeschlagspuren<br />
und am Wagenkasten Hängeösen. Ebenfalls konnten Abreibspuren der vorderen<br />
Stoßriemen an den Langbäumen festgestellt werden.<br />
40 Auf die spätere Bespannung weisen auch die industriell gefertigten Ziernägel hin. Ein gleiches<br />
Gewebe befand sich in zwei Schlafzimmern des Neuen Palais. Es wurde 1911 durch Kopien ersetzt.<br />
Christa Zitzmann, <strong>SPSG</strong>, vermutet, daß nach Abnahme der Wandbespannung Teilstücke für den<br />
Bezug der Kalesche verwendet wurden. Auf den erhaltenen Bezugfragmenten sind Spuren einer<br />
vorherigen Nutzung zu sehen.<br />
41 Gemäß der Farbanalyse erhielt das Fahrgestell abschließend einen Wachsfirnisüberzug. Eine Grundierung,<br />
wie sie Krünitz, 1792 (s. Anm. 16), S. 401 beschreibt, konnte nicht befundet werden.<br />
Vermutlich diente die erste, verdünnt aufgetragene Öl-Wachs-Farbschicht in Berliner Blau als<br />
Grundierung.<br />
42 Die originale Polsterung wurde belassen oder erhaltene Restteile in den Neuaufbau integriert. Das<br />
Muster des originalen Seidengewebes ging leider verloren, lediglich ein Fragment läßt Ansätze<br />
eines broschierten Musters erkennen. Der neue Bezugsstoff wurde von der Firma Eschke in<br />
Mühltroff/Vogtland gewebt.<br />
43 Kreisel, 1927 (s. Anm. 1), S. 94. – Die Gartenkalesche für Kinder der Münchener Marstallsammlung,<br />
um 1725–1730, zeigt einen Baldachin mit gelb broschiertem Seidenbezug und Tressenbesatz<br />
(Marstallmuseum Schloß Nymphenburg in München. Amtlicher Führer, bearb. v. Elmar D. Schmid<br />
und Luisa Hager, München 1992, Abb. 6).<br />
44 Kreisel, 1927 (s. Anm. 1), S. 81, Abb. 30. – Darüber hinaus zum Vergleich ein Gartenwagen mit<br />
Schirm, Taf. XVII, in: Denis Diderot: Enzyklopädie 1762–1777, Bd. 3, Die Bildtafeln, München<br />
1979, S. 2088, 2089.<br />
45 Zum Vergleich wurden die Vorlagenstiche bei Tabbert, 1756 (s. Anm. 2) und im Sattler-Musterbuch,<br />
Sachsen, um 1730, Frankfurt a.M., Museum für Post und Kommunikation, herangezogen, hier<br />
v. a. der Parkwagen mit Baldachin, abgebildet in: Achse, Rad und Wagen. Beiträge zur Geschichte<br />
der Landfahrzeuge, hrsg. v. der BPW Bergische Achsen Kommanditgesellschaft, 3, 1995, S. 60.<br />
– Ähnlich den von Johann Georg Hertel gestochenen Entwürfen für Phaetons von Franz Xaver<br />
Habermann (Wiehl, Museum Achse, Rad und Wagen, Nr. 174, Bl. 4, Nr. 295, Bl. 4) war bei der<br />
Kalesche vermutlich ein weiteres Riemenpaar vom Kastenboden zum Querholz des Vorderwagens<br />
gespannt.<br />
46 Bei den graphischen Vorlagen blieb dieses Detail fast immer unberücksichtigt. Einen bildlichen<br />
Hinweis gibt die bei Gintzrot, 1830 (s. Anm. 11), Taf. XC, fig. 10 abgebildete Zeichnung einer<br />
zweispännigen Kalesche aus dem Jahr 1693.<br />
Abbildungsnachweis: Abbn. 1, 5, 7: Berlin, SMBPK, Kupferstichkabi<strong>net</strong>t. – Abbn. 11–14, Farbabbn. 9–10:<br />
Potsdam, <strong>SPSG</strong>, Foto Roland Handrick. – Abbn. 2, 4, 6: Potsdam, <strong>SPSG</strong>. – Abb. 3: Berlin, Landesbildstelle. –<br />
Abbn. 8–10: Archiv des Verfassers.
RITA HOFEREITER<br />
Venus in der Kiste<br />
Ein »morceau de réception«<br />
des Bildhauers Jean Pierre Antoine Tassaert<br />
für König Friedrich II. von Preußen<br />
Im Juni 1775, nach etwa 30jähriger Tätigkeit in Paris, siedelte der Bildhauer<br />
Jean Pierre Antoine Tassaert (1727 Antwerpen – 1788 Berlin) mit seiner vielköpfigen Familie<br />
nach Berlin über, um hier nach François Gaspard Adam (1710–1761) und Sigisbert Michel<br />
(1728–1811) als dritter die Leitung des seit 1747 bestehenden königlichen Bildhauerateliers<br />
zu übernehmen. Schon am 1. Januar des Jahres hatte König Friedrich II. den Vertrag unterzeich<strong>net</strong>,<br />
der den in Flandern, London und Paris geschulten Bildhauer auf Lebenszeit in<br />
preußische Dienste verpflichtete. Den seit mehreren Jahren vakanten Posten des ersten Hofbildhauers<br />
hatte Tassaert durch Vermittlung des französischen Enzyklopädisten Jean Le Rond<br />
d’Alembert (1717–1783) erhalten, der schon mehrfach durch Empfehlungen auf Stellenbesetzungen<br />
am preußischen Hof eingewirkt hatte.<br />
Der Bildhauer war damals in Paris kein Unbekannter mehr. Durch die umfangreichen<br />
Arbeiten, die er wohl spätestens seit der Mitte der fünfziger Jahre für das als Pavillon du Roi<br />
bekannt gewordene Schloß ausführte, das der kunstsinnige Generalsteuerpächter Etienne-<br />
Michel Bouret (1709–1777) – der am frühesten faßbare und wichtigste Mäzen Tassaerts in<br />
Frankreich – unweit seines bereits 1742 erworbenen Château de Croix-Fontaine errichten<br />
ließ, aber auch durch Werke für so einflußreiche Gönner, wie den 1769 zum »Contrôleur<br />
général des finances« und 1773 für kurze Zeit zum »Directeur général des bâtiments du roi«<br />
avancierten Abbé Joseph-Marie Terray (1715–1778) oder den russischen Diplomaten und späteren<br />
Präsidenten der Petersburger Kunstakademie, Graf Alexander Sergejewitsch Stroganoff<br />
(1733–1811), und schließlich durch sein Wirken als Hofbildhauer des Comte de Provence,<br />
nachmals König Louis XVIII, der ihm 1773 den entsprechenden Titel gewährte, hatte Tassaert<br />
in der Kunstmetropole Ansehen erlangt. Der kunstinteressierten Öffentlichkeit war er durch<br />
seine Beteiligung an den Ausstellungen der Pariser Kunstakademie 1769 und 1773, der er seit<br />
1769 als »Agrée« angehörte, bekannt. 1<br />
Tassaert hatte sich bei den Bemühungen um die Anstellung in Berlin, die ihm neben dem<br />
Lohn für zu fertigende Werke ein festes Gehalt, besoldete Gehilfen und ein freies Atelier<br />
garantierte und mit der zudem die Aussicht auf ein eigenes, auf königliche Kosten erbautes
42 Rita Hofereiter<br />
Abb. 1 Friedrich Calau: Die sogenannte Contrescarpe an der Königs-Brücke in der Königsvorstadt zu<br />
Berlin (im Mittelgrund rechts das Tassaertsche Haus), 1796, Radierung<br />
SBBPK, Inv. Nr. Y. 49.296<br />
Haus (Abb. 1) verbunden war, nicht allein auf das diplomatische Geschick d’Alemberts verlassen.<br />
Wie aus dem Brief Friedrichs II. an d’Alembert vom 15. November 1774 hervorgeht,<br />
hatte Tassaert dem König, schon bevor er ihn im Dezember 1774 persönlich aufsuchte, einige<br />
seiner Arbeiten zugesandt. 2 Das dem Brief zu entnehmende Urteil des Königs war positiv,<br />
doch zu summarisch, als daß sich daraus ersehen ließe, auf welche Werke des Bildhauers es<br />
sich bezog. Dank der Informationen, die der kunstinteressierte Kammerherr Saint-Paterne in<br />
einem bislang kaum beachteten Aufsatz von 1803 überliefert und die sich durch archivalische<br />
Nachrichten – darunter zwei Briefe Tassaerts – bestätigen und ergänzen lassen, kann jedoch<br />
zumindest eine der Arbeiten, mit denen der Bildhauer bei Friedrich II. für sich warb, im<br />
Bestand des ehemals in Berlin vorhandenen Tassaertschen Oeuvres identifiziert werden.<br />
»L’artiste voulant que Sa Majesté jugeât par Elle-même de son talent, avant que de sou–<br />
scrire à aucun engagement«, heißt es bei Saint-Paterne, »lui envoya une figure qu’il venoit<br />
d’achever, représentant une jeune femme sortant du bain. Cette charmante production plut<br />
tellement au roi, que l’engagement fut conclu sur l’heure«. 3 Das Sujet der genannten Skulptur<br />
und der Hinweis Saint-Paternes, König Friedrich Wilhelm II. habe sie später in seinem »cabi<strong>net</strong><br />
du nouveau palais de marbre à Potsdam« 4 aufstellen lassen, berechtigen zu der Annahme,<br />
daß hier von jener »Marmorfigur eines aus dem Bade kommenden Mädchens« 5 von<br />
Tassaert die Rede ist, die Paul Seidel 1893 im Marmorpalais in Potsdam erwähnt. Tatsächlich<br />
wird diese Figur schon im ersten, um 1790 angelegten Inventar des für Friedrich Wilhelm II.<br />
erbauten Schlosses im Neuen Garten verzeich<strong>net</strong>. Auch befand sie sich damals im Boisierten
Abb. 2 Jean Pierre Antoine Tassaert:<br />
Vénus allant au bain, Marmor,<br />
H. 130 cm<br />
<strong>SPSG</strong>, GK III 1249, nach 1945 verschollen<br />
Venus in der Kiste 43<br />
Schreibkabi<strong>net</strong>t des Königs – ein Platz, den sie, wie die späteren Inventare des Schlosses<br />
von 1799, 1812, 1882 und zuletzt 1938 belegen, etwa anderthalb Jahrhunderte behaupten<br />
sollte. Das Aussehen der infolge des Krieges verschollenen Figur ist durch eine historische<br />
Aufnahme überliefert (Abb. 2). 6<br />
Saint-Paterne berichtet, Friedrich II. sei von der Figur derart entzückt gewesen, daß er<br />
niemals erlaubt habe, daß man sie aus ihrer Kiste nehme, aus Furcht, sie könne Schaden<br />
erleiden. »Sa Majesté en fut tellement enchantée qu’Elle ne permit jamais qu’on la retirât de
44 Rita Hofereiter<br />
sa caisse, de crainte d’accident. Il fit ouvrir la caisse des deux côtés pour en faciliter l’examen<br />
et la laissa dans une salle où il la montroit lui-même avec plaisir aux étrangers qu’il distinguait.<br />
Elle est restée ainsi jusqu’à sa mort.« 7 Man wäre geneigt, das von Saint-Paterne geschilderte<br />
Rezeptionsverhalten des Königs als lediglich anekdotische Ausschmückung seines Berichtes<br />
zu werten, fände sich nicht zumindest der Umstand des Verbleibs der Figur in ihrer<br />
Kiste in einem späteren Brief Tassaerts bestätigt. »J’eus l’honneur de communiquer, à Votre<br />
Excellence«, schreibt Tassaert am 7. März 1787 an Friedrich Anton von Heinitz (1725–1802),<br />
seit 1786 Kurator der Berliner Kunstakademie, »qu’avant d’être au Service de Sa Majesté,<br />
défunte de glorieuse mémoire; j’envoyai de Paris une petite Statue de marbre représentant:<br />
une Venus allant au bain; un de mes meilleurs ouvrages. Depuis son arivée à Potsdam Sa<br />
Majesté n’a jamais permise qu’on la fisse sortir de sa caisse; ainsi elle est telle qu’elle a été<br />
emballée à Paris«. 8 Weiter bemerkt er in dem Brief, daß er die Figur, als er sie das letzte Mal<br />
sah, stark verunreinigt vorgefunden habe, was bei den vierzehn Jahren, die sie nun schon<br />
verpackt und sich selbst überlassen geblieben, nicht eben verwunderlich sei.<br />
Neben dem Bericht Tassaerts wirkt die Schilderung Saint-Paternes euphemistisch. Es mag<br />
sein, daß Friedrich II. beim Empfang der Figur von deren Qualität angetan war und darin die<br />
anfängliche Ursache für die ungewöhnliche Art ihrer Aufbewahrung lag. Doch zumindest in<br />
den letzten Lebensjahren, als sein früheres Kunstinteresse fast erloschen war, scheint Friedrich<br />
II. die Venus in ihrer Kiste schlicht vergessen zu haben. 9<br />
Offensichtlich wollte Tassaert den Renomméeverlust der von ihm selbst als eines seiner<br />
qualitätvollsten Werke eingeschätzten Figur wettmachen, denn in dem erwähnten Brief bittet<br />
er Heinitz, bei Friedrich Wilhelm II. anzufragen, ob er die Figur abholen lassen, reinigen und,<br />
bevor der König über deren neuen Aufstellungsort verfüge, auf der nächsten Kunstausstellung<br />
zeigen dürfe. Eine entsprechende Anfrage von Heinitz an den König wird am 12. März<br />
positiv beschieden und der königliche Bescheid Tassaert übermittelt. In seinem Dankesbrief<br />
an Heinitz vom 14. des Monats teilt Tassaert dem Kurator mit, daß er die Figur noch in<br />
der gleichen Woche nach Berlin holen lassen wolle. 10 Tatsächlich wurde das Werk auf der<br />
Ausstellung der Berliner Kunstakademie im Frühjahr 1787 der Öffentlichkeit präsentiert.<br />
Im Katalog ist sie unter Nummer 365 als »Eine Nayade von weißem Marmor, 4 Fuß hoch<br />
Sr. Königl. Majestät dem König geh.« 11 vermerkt und bei Daniel Nicolaus Chodowiecki<br />
(1726–1801), dessen Briefe an Anton Graff (1736–1813) und die Gräfin Christiane von Solms-<br />
Laubach in gewisser Weise für die in Berlin fehlende »Salon-Kritik« entschädigen, findet sie<br />
lobende Erwähnung. 12 Nach der Ausstellung gelangte die Figur offenbar wieder in die Werkstatt<br />
Tassaerts, denn dort wird in einem am 28. Januar 1788 – wenige Tage nach dem Tode<br />
des Bildhauers – angelegten Inventar der dem König gehörenden Dinge eine wohl mit ihr<br />
identische, aus dem Wasser steigende weibliche Figur erwähnt. 13 Ob die Figur anschließend<br />
nochmals ihren Standort wechselte, bevor sie im 1790 fertiggestellten Marmorpalais, der<br />
Sommerresidenz Friedrich Wilhelms II., ihre vorläufig endgültige Aufstellung fand, bleibt<br />
ungewiß.<br />
Tassaert selbst hat seine Skulptur im erwähnten Brief – etwas widersprüchlich – als<br />
»Vénus allant au bain« bezeich<strong>net</strong>. Wird Venus, wie die Figur Tassaerts, an einer Uferzone
Venus in der Kiste 45<br />
dargestellt, so traditionell nicht als eine zum Bade gehende, sondern als die aus den Fluten<br />
emporgestiegene. Als Anadyomene – etwa im Gestus des Haarwringens, Sichtrocknens oder<br />
in Ruhehaltung – ist sie seit der Antike in zahlreichen Statuen und Statuetten überliefert.<br />
Dennoch scheint die von Tassaert gewählte Bezeichnung die dargestellte Situation präziser<br />
zu benennen, als der schon von den Zeitgenossen applizierte Titel einer »Jeune femme sortant<br />
du bain«, berücksichtigt man, daß der Name »Venus« nur als vage mythologische Referenz<br />
für eine nackte Schöne, deren Nacktheit durch die Nähe zum Wasser motiviert ist,<br />
verstanden werden will.<br />
Die Skulptur Tassaerts zeigt auf runder Plinthe ein unbekleidetes junges Mädchen zu<br />
seiten eines Baumstumpfes, an dessen Wurzeln Ufervegetation sprießt. Das Gewicht ihres<br />
schlanken Körpers ruht auf ihrem linken Bein, das rechte hat sie entspannt nach vorn gesetzt<br />
und leicht angehoben, so daß nur der Ballen den Boden berührt. Ihren rechten Arm hat sie<br />
über den Kopf gehoben, um ihr Hemd über die linke Schulter zu streifen. Die Rückwendung<br />
des Kopfes und die Haltung ihres linken Armes lassen sich nicht durch die Handlung des<br />
Gewandabstreifens an sich begründen. Sie scheinen vielmehr durch ein außerhalb des Dargestellten<br />
liegendes Geschehen – das Nahen eines unvermuteten Beobachters – motiviert. Die<br />
Schöne wird seiner in der Rückwendung gewahr und in natürlicher Regung sucht sie mit der<br />
Linken ihre Scham zu verhüllen. Auf ihrem Gesicht vermeint man, Überraschung abzulesen,<br />
doch bleibt der Ausdruck durch den Anflug eines Lächelns um ihren Mund ambivalent.<br />
Attribute einer Venus, sieht man von der nicht nur der Göttin eigenen Nacktheit ab, fehlen<br />
der Figur Tassaerts. Eher als mit Venus ließe sich die Dargestellte mit einer der in der<br />
Mythologie zahlreichen Nymphen – etwa aus der Schar derer, die mit Diana von Aktaion<br />
beim Bade überrascht werden – assoziieren, doch bleibt ihre Identität gewolltermaßen unbestimmt.<br />
Dem 18. Jahrhundert genügte die vage Abkunft aus der mythologischen Welt als<br />
Vorwand für die Darstellung der reizvollen Anatomie des weiblichen Körpers.<br />
Wurde betont, daß es sich bei der Figur Tassaerts wohl um eine z u m Bade g e h e n d e,<br />
das heißt sich enthüllende Venus handelt, so deshalb, weil sich beim Betrachten der Fotografie<br />
die Frage stellt, ob dieses Enthüllen nicht über das eigentliche Handlungsmotiv hinaus<br />
auch räumlich-zeitlich, im Umschreiten der Figur, erfahrbar war.<br />
Näherte sich der Betrachter der Figur von vorn, so sah er Kopf und Leib des Mädchens<br />
weitgehend verhüllt. Umschritt er sie dann im Uhrzeigersinn in dem Wunsch, das Verborgene<br />
zu erblicken, enthüllte sie sich. Gewahrte er dabei, aus schrägrückseitiger Perspektive,<br />
auch das Antlitz des Mädchens, fühlte er sich – nun selbst in der Rolle des unverhofften<br />
Beobachters – von deren Blicken ertappt. War er schließlich hinter ihr angelangt, bot sich<br />
ihm ein nahezu klassischer Rückenakt. Von weniger Interesse für den Betrachter dürfte die<br />
Seite der Figur gewesen sein, an der der Baumstamm aufragt, da sie, anders als die sichtbare,<br />
als sehr geschlossen komponiert zu denken ist. 14<br />
Da dank der Briefdokumente und der Hinweise Saint-Paternes als sicher gelten kann,<br />
daß die »Vénus allant au bain« nicht erst in Berlin, sondern bereits in Paris entstand, bliebe<br />
die Frage, ob sich ihr Entstehen innerhalb der Pariser Schaffensphase des Bildhauers zeitlich<br />
näher eingrenzen läßt.
46 Rita Hofereiter<br />
Abb. 3 Louis-Claude Vassé: Nymphe de Dampierre,<br />
1763 (Modell im Salon 1761), Marmor,<br />
H. 170 cm<br />
New York, Metropolitan Museum of Art,<br />
Inv. Nr. 1971.205<br />
Abb. 4 Jean Pierre Antoine Tassaert: Vénus assise<br />
(Replik nach dem Exemplar im Salon 1769), Marmor,<br />
H. 31 cm<br />
<strong>SPSG</strong>, GK III 1186, verschollen<br />
Dem Brief vom 7. März 1787 ist zu entnehmen, daß Tassaert seine Skulptur vierzehn<br />
Jahre zuvor – das heißt um 1773 – an Friedrich II. gesandt hatte. Saint-Paterne berichtet<br />
in diesem Zusammenhang, Tassaert habe sie kurz zuvor vollendet. 15 Sie wäre demnach zu<br />
Beginn der 70er Jahre entstanden. Auch wenn ein konkreter Hinweis auf das Vorhandensein<br />
einer solchen Komposition in einer der Pariser Sammlungen bislang fehlt, ist nicht anzunehmen,<br />
daß Tassaert seine Figur eigens für Friedrich II. konzipierte. 16 Thematisch und auch<br />
formal schließt sich Tassaerts Badende, um bei der allgemeineren Bezeichnung zu bleiben,<br />
der Reihe der seit der Jahrhundertmitte in Frankreich beliebten baigneuses an, deren Erfolg<br />
vor allem mit dem Namen Maurice-Etienne Falco<strong>net</strong>s (1716–1791) verbunden war. Dessen<br />
1757 im Pariser Salon ausgestellte »Baigneuse« hatte in zahlreichen Kopien und auch in<br />
Sèvres-Biscuit-Reproduktionen Verbreitung gefunden. Tassaert selbst hatte sie zumindest einmal<br />
in Marmor kopiert. 17 Näher verwandt als dem Werk von Falco<strong>net</strong> scheint Tassaerts Figur
Abb. 5 Jean Pierre Antoine Tassaert: Amour<br />
prêt à saisir ses traits, vor 1769, Marmor,<br />
H. 127 cm<br />
Paris, Musée du Louvre, Inv. Nr. R.F. 269<br />
(Rueil-Malmaison, Château de Malmaison)<br />
Venus in der Kiste 47<br />
jedoch der wenig später entstandenen »Nymphe de Dampierre« (Abb. 3), die Louis-Claude<br />
Vassé (1717–1772) 1763 als Brunnenfigur für das Vestibül des Château de Dampierre gefertigt<br />
hatte. 18 Tassaert hätte deren lebensgroßes Modell im Pariser Salon von 1761 sehen können.<br />
Mit ihr hat Tassaerts Badende vor allem das Anheben des rechten Armes über den Kopf<br />
gemeinsam. Doch anders als die Badende Vassés, die ihren Arm über das Haupt legt, um<br />
mit der Hand die gelösten Haare zurückzuhalten, die sie mit ihrer Linken wringt, hebt die<br />
Tassaerts den ihren empor, um ihr Hemd abzustreifen. Das Motiv des zum Ab- oder Überstreifen<br />
des Gewandes angehobenen Armes findet sich mehrfach in der französischen Malerei<br />
und Graphik des 18. Jahrhundert. Tassaert hätte sich hier von Arbeiten Antoine Watteaus<br />
(»Le Jugement de Pâris«, »La Toilette«), François Bouchers (»Femme nue, vue de face«) oder<br />
auch von älteren Beispielen inspirieren lassen können. 19 Vergleicht man die Badende mit<br />
anderen Pariser Arbeiten Tassaerts, so steht sie der »Vénus assise« (Abb. 4) stilistisch am
48 Rita Hofereiter<br />
Abb. 6 Jean Pierre Antoine Tassaert: Le Sacrifice des flèches de<br />
l’Amour sur l’autel de l’Amitié, 1776, Marmor, H. 175 cm<br />
Philadelphia, Philadelphia Museum of Art, Inv. Nr. 38-24-5<br />
nächsten. 20 Wie jene zeich<strong>net</strong> sie sich durch eine klare, beruhigte Formensprache und eine<br />
ausgewogene, in ihren Durchblicken nur räumlich erfahrbare Komposition aus. Beiden Figuren<br />
eig<strong>net</strong> eine natürlich wirkende Position. Unterschiedlich ist das jeweilige Verhältnis zum<br />
Betrachter. Während sich die »Sitzende Venus« selbstvergessen zu Boden blickend nach<br />
außen abschirmt, nimmt die Badende Kontakt auf. Gegenüber den in Falco<strong>net</strong>scher Manier<br />
typisierten Gesichtszügen jener scheinen die der Badenden beinahe individuell. Stellt man<br />
der Badenden den »Amour prêt à saisir ses traits« (Abb. 5) gegenüber, so wird deren formale<br />
Beruhigung deutlich. 21 Während der Stand Amors flüchtig, dessen Haltung gebeugt und Kopf,<br />
Schultern, Hüfte und Beine jeweils im Gegensinn bewegt sind, steht die Badende in klassischruhigem<br />
Kontrapost; ihr Körper ist aufgerichtet und nur der Oberkörper – motiviert durch
Venus in der Kiste 49<br />
Abb. 7 Johann Gottfried Schadow: Badendes<br />
Mädchen, Marmor, H. 98 cm<br />
Düsseldorf, Kunstmuseum Düsseldorf im Ehrenhof,<br />
Inv. Nr. P 1950-2<br />
die Rückwendung des Kopfes – leicht nach rechts gedreht. Wenn sich die Badende dennoch<br />
nicht aus der Vorderansicht erschließt, so weil das in großzügigen Bahnen herabfallende<br />
Gewand hier einen Teil ihres Oberkörpers und ihres Kopfes verbirgt. Erst von der Seite bietet<br />
sich dem Betrachter jene reizvolle Ansicht, in der das zum Rahmen gewordene Gewand<br />
Kopf und Oberkörper schalenartig hinterfängt. In ihrer auf eine Betrachtung von mehreren<br />
Seiten ausgerichteten Komposition unterscheidet sich die Badende von den um die Mitte der<br />
70er Jahre konzipierten Gruppen »La Peinture et la Sculpture« und »Sacrifice des flèches de<br />
l’Amour sur l’autel de l’Amitié« (Abb. 6), bei denen Tassaert deutlich auf eine Schauseite orientiert.<br />
22 Wollte man aus den formalen Unterschieden der betrachteten Werke Tassaerts eine<br />
Entwicklung ableiten, die von der allansichtig-bewegten (»L’Amour«) zu einer einansichtig-
50 Rita Hofereiter<br />
beruhigten Darstellung (»La Peinture et la Sculpture«) verliefe, so nähme die Badende –<br />
mehransichtig und in der Bewegung verharrend – eine Zwischenstellung ein. Ihre Entstehung<br />
wäre dann für die späten 60er oder frühen 70er Jahre anzunehmen. Die Konstruktion<br />
einer solchen Entwicklung, die der allgemeinen Stilentwicklung entspräche, bleibt jedoch<br />
fraglich, da noch für eine Reihe der in der Pariser Zeit entstandenen Werke Tassaerts – besonders<br />
jene kleineren Formats mit allegorisch-mythologischem Sujet – konkretere Hinweise<br />
zur zeitlichen Einordnung oder auch Identifizierung fehlen und im an gültigen Vorbildern<br />
orientierten Schaffen des Bildhauers mit wechselnden Stilhaltungen zu rechnen ist. 23<br />
Im Katalog der Schadow-Ausstellung von 1994/1995 verweist Bernhard Maaz in seinem Eintrag<br />
zur Marmorstatue des »Badenden Mädchens« (Abb. 7) auf die Nähe dieses Frühwerks<br />
von Johann Gottfried Schadow (1764–1850) – zunächst Schüler, später besoldeter Gehilfe<br />
Tassaerts – zu entsprechenden französischen Vorbildern, etwa der »Baigneuse« Falco<strong>net</strong>s<br />
oder der »Vénus au bain« von Gabriel-Christophe Allegrain (1710–1795), und wirft dabei<br />
indirekt die Frage nach der vermittelnden Rolle Tassaerts auf. 24<br />
Es ist durchaus denkbar, daß sich im Berliner Werkstattbestand Tassaerts, der neben Mo-dellen<br />
eigener Arbeiten auch solche geschätzter Werke französischer Meister umfaßte, ein<br />
Gipsexemplar jener Skulptur von Falco<strong>net</strong> befand, die der Bildhauer in Paris selbst kopiert<br />
hatte. Denkbar wäre auch, daß Schadow durch seinen Lehrer Kenntnis von der 1767 in der<br />
Salon-Kritik von Denis Diderot (1713–1784) gefeierten Figur Allegrains besaß, doch scheinen<br />
ihn nicht nur französische Vorbilder inspiriert zu haben. Eine deutliche Nähe in Aufbau und<br />
Körperideal zeigt die Badende Schadows beispielsweise auch zur »Venus in der Grotticella«<br />
von Giambologna (1529–1608). 25 Wie diese kräftig gebaut und gänzlich nackt, hat sie Kopf<br />
und Schulter nach rechts vorn geneigt, ihre Rechte über die linke Brust genommen und mit<br />
ihrer Linken auf einer Stütze seitlich des Körpers Halt gefunden. Das Standmotiv der Figur<br />
Giambolognas ist bei der Schadows jedoch im Sinne des Falco<strong>net</strong>schen Vorbildes umgedeutet.<br />
Während die Florentiner Venus auf dem rechten Bein steht und sich mit ihrem angewinkelten<br />
linken nur leicht seitlich abstützt, hat die Badende von Schadow ihr Körpergewicht auf<br />
das linke Bein verlagert, ihr rechtes, das sie vorstreckt, um mit tastendem Fuß die Temperatur<br />
des angedeuteten Gewässers zu prüfen, entlastend. Von der kompositorischen Strenge<br />
der Figur Giambolognas ist bei der Schadows allerdings nichts mehr zu spüren. Seine Figur<br />
bleibt dem Sentiment des französischen 18. Jahrhunderts verpflichtet. Es ist anzunehmen, daß<br />
Tassaert hinsichtlich der Vorbilder – etwa durch Zeichnungen oder Stiche, die Schadow in der<br />
Sammlung des Tassaertschen Hauses gesehen haben konnte – vermittelnd gewirkt hat. 26<br />
Kaum mehr als das Sujet hat die Badende Schadows jedoch mit der seines Meisters<br />
gemeinsam. Schon die kräftigen Proportionen ihres Körpers unterscheiden sie von der<br />
schlankgliedrigen Figur Tassaerts. Es ist denkbar, daß Schadow, der schon früh von den<br />
ästhetischen Anschauungen seines Lehrers abrückte, sich hier bewußt gegen das von diesem<br />
bevorzugte Körperideal wandte. Ein Gegenentwurf zur »Vénus allant au bain« war sie aber<br />
sicher nicht, denn die Skulptur Tassaerts dürfte Schadow, als er an seiner Badenden arbeitete,<br />
nicht gekannt haben, da jene sich noch in Potsdam in ihrer Kiste befand.
Anhang<br />
Briefdokumente zur »Vénus allant au bain« von Jean Pierre Antoine Tassaert.<br />
Venus in der Kiste 51<br />
I. Brief von Jean Pierre Antoine Tassaert an Friedrich Anton von Heinitz vom 7. März 1787<br />
(GStAPK, I. HA, Rep. 76 [alt] III, Nr. 221, fol. 31r)<br />
»Votre Excellence,<br />
J’eus l’honneur de communiquer, à Votre Excellence, qu’avant d’être au Service de Sa Majesté, défunte<br />
de glorieuse mémoire; j’envoyai de Paris une petite Statue de marbre représentant: une Venus allant au<br />
bain; un de mes meilleurs ouvrages. Depuis son arivée à Potsdam Sa Majesté n’a jamais permise qu’on la<br />
fisse sortir de sa caisse; ainsi elle est telle qu’elle a été emballée à Paris; La derniere fois que je la vis je<br />
la trouvai pleine de malpropretés et de taches, ce qui n’est pas fort étonnant depuis quatorze ans qu’elle<br />
reste toujours enfermée et à l’abbandon. Si Votre Excellence vouloit avoir la bonté de faire la demande<br />
à Sa Majesté si Elle voudroit me permettre de l’envoyer chercher et de la <strong>net</strong>toyer. Je la ferai après<br />
remettre à son commandement soit à Potsdam ou ici au chateau ou dans tel endroit qu’Elle auroit la<br />
bonté de me faire indiquer. Je profiterois seulement de l’occasion de l’exposer avec Sa permission au<br />
salon prochain.<br />
J’ai l’honneur d’être, de Votre Excellence, Le très-humble et très-obeissant Serviteur. Tassaert«<br />
II. Brief (Entwurf) von Friedrich Anton von Heinitz an Friedrich Wilhelm II. vom 10. März 1787<br />
(GStAPK, I. HA, Rep. 76 [alt] III, Nr. 221, fol. 32r-v)<br />
»Der Rector der Academie der Künste Tassaert hat, von Paris aus, eine kleine marmorne Statue, welche<br />
die Venus zum Bade gehend, vorstellet, an des Hochseel. Königes Majestät, nach Potsdam geschickt,<br />
welche seit 14 Jahren nicht ausgepackt worden.<br />
Er hält diese Statue, für eins seiner besten Werke, und wünscht daher um so mehr, selbige heraus<br />
nehmen und reinigen zu dürfen, da er an derselben, als er sie zum letztenmahl gesehen, verschiedene<br />
Flecken und Unreinigkeiten bemerkt hat.<br />
Nachdem sie von ihm gereiniget worden, wünscht er sie bey der nächst bevorstehenden öffentlichen<br />
Kunst Ausstellung mit exponiren zu dürfen, und denn wird es von S.K.M. höchsten Befehl abhangen, ob<br />
sie hier oder zu Potsdam in S.K.M. Zimmern aufgestellet werden soll.<br />
Ich erbitte mir also für den Tassart die gnädigste Erlaubnis, daß er diese Statue von Potsdam zu der<br />
vorbemerkten Absicht abholen, und selbige bey der diesjahrigen öfentlichen Kunst Ausstellung, mit<br />
ausstellen darf, und erwarte Höchst dero gnädigsten Befehl, an welchem Orte sie nach der Ausstellung<br />
aufbewahrt werden soll?«<br />
III. Ordre (Abschrift) von Friedrich Wilhelm II. an Friedrich Anton von Heinitz vom 12. März 1787<br />
(GStAPK, I. HA, Rep. 76 [alt] III, Nr. 221, fol. 33r)<br />
»Mein lieber Etats-Ministre Frh. von Heinitz. Die in Eurem Berichte vom 10.ten dieses erwehnte Statue<br />
des Tassaert, welche die Venus zum Bade gehend vorstellet, kann von Potsdam abgeholet werden, und<br />
alsdenn soll dieselbe hier bleiben. Ihr kön<strong>net</strong> das deßhalb weiter erforderliche nur veranstalten und Ich<br />
bin Euer wohl affectionirter König.«
52 Rita Hofereiter<br />
IV. Brief von Jean Pierre Antoine Tassaert an Friedrich Anton von Heinitz vom 14. März 1787<br />
(GStAPK, I. HA, Rep. 76 [alt] III, Nr. 221, fol. 34r)<br />
»Votre Excellence,<br />
Je suis fort sensible à la lettre gracieuse de Sa Majesté que vous avez eu la bonté de me communiquer.<br />
J’ai l’honneur de vous la renvoyer ci-joint. Je vous prie d’agréer mes remercimens. Je compte envoyer<br />
chercher la petite figure sur la fin de cette semaine.<br />
J’ai l’honneur d’être, de Votre Excellence, Le très humble et très-obeissant Serviteur Tassaert«<br />
Anmerkungen<br />
1 Der vorliegende Aufsatz basiert auf einer umfangreicheren Arbeit zu Leben und Werk Tassaerts<br />
(Rita Hofereiter: Der Bildhauer Jean Pierre Antoine Tassaert [1727–1788]. Studien zum Berliner<br />
Werk, Magisterarbeit an der Freien Universität Berlin 1996, hier S. 26–31, 85). Zur angedeuteten<br />
künstlerischen Entwicklung Tassaerts vor 1775 ebenda, S. 1–19, 58–60, 62–68, 85–87, 91–93. –<br />
Zu Arbeiten Tassaerts für den Pavillon du Roi außerdem Vincent Droguet: Antoine-Mathieu Le Carpentier,<br />
un architecte en sympathie avec les sculpteurs, in: Augustin Pajou et ses contemporains,<br />
Actes du colloque, musée du Louvre, <strong>1997</strong>, hrsg. v. Guilhem Scherf, Paris 1999, S. 191–222. Rita<br />
Hofereiter: »C’est pour le roi«. Etienne-Michel Bouret: bâtisseur du Pavillon du Roi, in: L’Art et les<br />
normes sociales au XVIIIe siècle, hrsg. v. Thomas W. Gaehtgens u. a., Paris 2001, S. 101–124. –<br />
Zu den Gruppen für Terray auch Colin B. Bailey: Mécenat privé? Mécénat public? L’abbé Terray,<br />
collectioneur de sculptures contemporaines, in: Clodion et la sculpture française de la fin du XVIIIe<br />
siècle, Actes du colloque, musée du Louvre, 1992, hrsg. v. Guilhem Scherf, Paris 1993, S. 191–222.<br />
Ders.: The abbé Terray: an enlightened patron of modern sculpture, in: Burlington Magazine, 135,<br />
Februar 1993, S. 121–132. Hervé Grandsart: La Pyrrha de Tassaert retrouvée, in: Revue de l’Art,<br />
Nr. 115, 1, <strong>1997</strong>, S. 66–68.<br />
2 Der Brief Friedrichs II. an d’Alembert vom 15. November 1774 ist zitiert in: Paul Seidel: Das Bildhaueratelier<br />
Friedrichs des Großen und seine Inhaber, in: Jahrbuch der Preußischen Kunstsammlungen,<br />
14, 1893, S. 119. – Der von Friedrich II. am 1. Januar 1775 signierte Anstellungsvertrag<br />
Tassaerts ist abgedruckt ebenda, S. 120 (zitiert nach: Johann David Erdmann Preuss: Urkundenbuch<br />
zu der Lebensgeschichte Friedrichs des Großen, Bd. 3, Berlin 1833, S. 122–123, Nr. 1). – Der<br />
königliche Schenkungsbrief für das Haus mit Atelier, das Friedrich II. an dem »Auf der Contrescarpe«<br />
genannten Platz an der Königsbrücke in Berlin (heute Bereich Alexanderplatz) schließlich<br />
tatsächlich für Tassaert errichten ließ, datiert vom 11. April 1781. Das Haus verblieb nach dem<br />
Tod Tassaerts zunächst im Besitz der Familie. Am 28. Februar 1791 wurde es von der Witwe des<br />
Bildhauers an das Königliche Oberhofbauamt verkauft.<br />
3 Saint-Paterne: Venus accroupie. Figure en marbre blanc de 12 pouces de haut, de J. P. A. Tassaert,<br />
in: Ders.: Tablettes d’un amateur des arts, Berlin 1803, o. S.<br />
4 Ebenda.<br />
5 Seidel, 1893 (s. Anm. 2), S. 124.<br />
6 Inventare des Marmorpalais: <strong>SPSG</strong>, Plankammer, Inventarslg. Nr. 377 (um 1790), fol. 7 (im<br />
Boisierten Schreibkabi<strong>net</strong>t »Ein aus dem Bade kommendes Mädchen aus Carrara Marmor moderne<br />
Arbeit von Tassar [!] 3 ½ füßige Proportion, stehet auf einem marmornen Postament.« Die Höhe<br />
ist, wie spätere Maße zeigen, zu knapp bemessen). – Ebenda, Nr. 378 (von 1799), fol. 7. –<br />
Ebenda, Nr. 379 (von 1812), fol. 6. – Ebenda, Nr. 798 (von 1882), fol. 41 (H. 128 cm, davon die
Venus in der Kiste 53<br />
Plinthe 9 cm). – Ebenda, Nr. 821 (von 1938), fol. 62 (H. 130 cm). – Die Figur ist im Generalkatalog<br />
der Skulpturen verzeich<strong>net</strong>: <strong>SPSG</strong>, GK III 1249 (H. 130 cm, Dm. der Plinthe 40 cm). – Paul Seidel:<br />
Les collections d’oeuvres d’art françaises du XVIIIe siècle appartenant à Sa Majesté l’empereur<br />
d’Allemagne, roi de Prusse, Berlin/Leipzig 1900, S. 178, Nr. 210 (H. 132 cm, sign. auf dem Baumstamm<br />
»TASSAERT«). – Hermann Schmitz: Das Marmorpalais bei Potsdam und das Schlößchen<br />
auf der Pfaueninsel, Berlin [1921], Taf. 13 (Raumaufnahme). – Louis Réau: Un sculpteur flamand<br />
francisé du XVIIIe siècle: Tassaert (1727–1788), in: Revue belge d’archéologie et d’histoire de l’art, 4,<br />
1934, S. 291, 304, Abb. nach S. 304. – Carl F. Foerster: Jean Pierre Antoine Tassaert, in: Allgemeines<br />
Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart, begründet von Ulrich Thieme<br />
und Felix Becker, Bd. 32, Leipzig 1938, S. 455–456. – Thomas Besing: Studien zu Jean Pierre Antoine<br />
Tassaert (1727–1788). Bildhauer Friedrichs des Großen, Diss. München 1996, S. 174–177, Nr. 33.<br />
7 Saint-Paterne, 1803 (s. Anm. 3), o. S.<br />
8 GStAPK, I. HA, Rep. 76 (alt) III, Nr. 221, fol. 31r, Brief von Tassaert an Heinitz vom 7. März 1787<br />
(s. Anhang Nr. I und Anm. 10).<br />
9 Mit dem mangelnden Interesse Friedrichs II. an Skulpturen seines Hofbildhauers, die nicht in<br />
königlichem Auftrag entstanden waren, sah sich Tassaert schon zu Beginn seiner Tätigkeit in Berlin<br />
konfrontiert. Vergeblich hatte er am 31. Juli 1776 versucht, Friedrich II. für eine Besichtigung der<br />
inzwischen fast vollendeten lebensgroßen Gruppen »Pyrrha qui repeuple le monde« und »Sacrifice<br />
des flèches de l’Amour sur l’autel de l’Amitié« zu gewinnen. Anerkennung fanden diese Werke<br />
hingegen beim Bruder des Königs, Prinz Heinrich, der kleinere Marmorkopien für sein Berliner<br />
Palais bei Tassaert bestellte. – Der die Gruppen betreffende Briefwechsel zwischen Tassaert<br />
und Friedrich II.: GStAPK, I. HA, Rep. 96, Nr. 434 B, fol. 70r–75r, zitiert in: Hofereiter, 1996<br />
(s. Anm. 1), S. 86–87. – Zu Werken Tassaerts im ehemaligen Palais des Prinzen Heinrich dies.: Der<br />
Berliner Hofbildhauer Tassaert. Neue Quellen zu einigen allegorisch-mythologischen Werken, in:<br />
Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums, Nürnberg 1996, S. 165–174.<br />
10 GStAPK, I. HA, Rep. 76 (alt) III, Nr. 221, fol. 32r-v, Brief (Entwurf) von Heinitz an Friedrich Wilhelm<br />
II. vom 10. März 1787. – Ebenda, fol. 33r Antwortschreiben des Königs an Heinitz vom 12. März<br />
1787. – Ebenda, fol. 34r Dankesbrief Tassaerts an Heinitz vom 14. März 1787 (s. Anhang Nrn. II–IV).<br />
11 Die Kataloge der Berliner Akademie-Austellungen, hrsg. von Helmut Börsch-Supan, Bd. 1, Berlin<br />
1971, Ausstellung 1787, Nr. 365.<br />
12 Briefe Daniel Chodowieckis an Anton Graff, hrsg. von Charlotte Steinbrucker, Berlin 1921, Brief<br />
vom 25. Juni 1787 (Nr. 38), S. 52–53.<br />
13 Laut Versammlungsprotokoll der Königlichen Akademie der Künste vom 26. Januar 1788 war<br />
den drei Rektoren Chodowiecki, Johann Wilhelm Meil d. J. (1733–1805) und Johann Gottlieb<br />
Puhlmann (1751–1826) – Puhlmann hatte in dieser Sitzung die Rektorenstelle des am 21. Januar<br />
verstorbenen Tassaert erhalten – aufgetragen worden, wegen verschiedener Verabredungen zur<br />
weiteren Nutzung des Ateliers bzw. Hauses und der Aufnahme des genannten Inventares die<br />
Witwe Tassaerts aufzusuchen. Vermutlich besaß Seidel von diesem Inventar Kenntnis, denn er<br />
erwähnt in dem Tassaert gewidmeten Abschnitt seines Aufsatzes zum Bildhaueratelier Friedrichs<br />
des Großen, daß die Figur erst nach dem Tode des Bildhauers zur Ablieferung kam und zieht<br />
daraus den irrtümlichen, von der Forschung tradierten Schluß, daß sie im Auftrag von Friedrich<br />
Wilhelm II. angefertigt worden sei (Seidel, 1893 [s. Anm. 2], S. 124).<br />
14 Bei der Aufstellung der Figur, die die von Schmitz publizierte Raumaufnahme des Boisierten<br />
Kabi<strong>net</strong>ts im Marmorpalais überliefert, ist diese Seite den Blicken des Betrachters entzogen<br />
(Schmitz, [1921] [s. Anm. 6], Taf. 13).
54 Rita Hofereiter<br />
15 Saint-Paterne, 1803 (s. Anm. 3), o. S.: »l’artiste […] lui envoya une figure qu’il venoit d’<br />
achever«. – Zum Brief Tassaerts an Heinitz vom 7. März 1787 s. Anhang Nr. I und Anm. 8.<br />
16 Comte Jean Nicolas Dufort de Cheverny (1731–1802) berichtet in seinen Memoiren, Bouret habe<br />
in seinem Salon eine Marmorskulptur seiner »sultane favorite«, Madame de Préaudeau, in Gestalt<br />
einer »Vénus sortant des eaux« besessen (Dufort de Cheverny: Mémoires, hrsg. von Jean-Pierre<br />
Guicciardi, Paris 1990, S. 374. – Madame de Préaudeau war zunächst mit einem Neffen Bourets,<br />
Claude-Jean-Baptiste de Préaudeau, verheiratet und nach dessen Tod mit einem der Brüder des<br />
Generalsteuerpächters, Augustin Bouret de Villaumont). Réau, der eine Autorschaft Tassaerts für<br />
diese Skulptur in Betracht zieht, meint, der Bildhauer hätte sich später in seiner »Baigneuse« im<br />
Potsdamer Marmorpalais an sie erinnern können (Réau, 1934 [s. Anm. 6], S. 291). Pons hingegen<br />
bringt das von Cheverny erwähnte Werk in Zusammenhang mit einer 1789 im Inventar des<br />
Hôtels von Bourets Schwiegersohn Philippe Charles Legendre de Villemorien erwähnten »groupe<br />
en marbre dans une coquille représentant Mme de Villemorien [Bourets Tochter Marie-Antoi<strong>net</strong>te,<br />
d. V.]: Vénus et deux amours« (Bruno Pons: Hôtels Legendre de Villemorien et Hôtel de Vergès<br />
puis de Saxe, in: Rue du Faubourg-Saint-Honoré, hrsg. von Béatrice de Andia, Paris 1994, S. 177).<br />
Tatsächlich läßt der Eintrag im Inventar an Tassaerts »Vénus sur une coquille« denken, eine schon<br />
zu Lebzeiten des Bildhauers in mehreren Sammlungen – darunter die von Bouret und von Terray<br />
– nachweisbare Marmorgruppe (Piganiol de la Force: Description historique de la ville de Paris<br />
et de ses environs, Bd. 9, Paris 1765, S. 190 [in Bourets Pavillon du Roi]. – Auktionskat. Terray<br />
[1778], 20. Januar 1779, Nr. 31. – Affiches, annonces et avis divers, 11. März 1781, S. 575–576.<br />
– Auktionskat. Tolozan, 23. Februar 1801, Nr. 191). Ein Modell Tassaerts für eine solche Gruppe<br />
(Venus auf der Muschel, begleitet von zwei Kinderfiguren, Delphinen und Tauben) ist bereits<br />
vor 1761 bezeugt. Für eine in der National Gallery of Art in Washington aufbewahrte, anonyme<br />
Marmorgruppe, deren Komposition den Beschreibungen in den genannten Auktionskatalogen bis<br />
auf einige Details entspricht, hat Guilhem Scherf eine Zuschreibung an Tassaert in Erwägung<br />
gezogen (Pons, 1994 [in dieser Anm.], S. 181, Anm. 10. – Vgl. National Gallery of Art, Washington,<br />
Sculpture. An illustrated Catalogue, Washington 1994, S. 82 »Venus of the Doves«, Abb.). Eine<br />
ähnlich komponierte Marmorgruppe befand sich ehemals in Berlin, Schloß Monbijou (vgl. Seidel,<br />
1900 [S. Anm. 6], S. 174, Nr. 197 »Vénus assise dans une coquille«, Abb. [Zeichnung] S. 173).<br />
Letzterer steht eine 1968 in Paris, Palais Galliera, unter dem Titel »Le char de Vénus« versteigerte<br />
Marmorgruppe sehr nahe (Auktionskat. Palais Galliera, Paris, 21. März 1968, Nr. 38, sign. J. B.,<br />
dat. 1776, Abb.).<br />
17 Maurice-Etienne Falco<strong>net</strong>, Baigneuse, Marmor, Salon 1757, H. 82 cm, Paris, Musée du Louvre<br />
(vgl. George Levitine: The Sculpture of Falco<strong>net</strong>, New York 1972, Abbn. 20–22). – Zu den<br />
Kopien Tassaerts: Auktionskat. Le Carpentier, 14. März 1774, Nr. 68: »Une figure en marbre blanc,<br />
30 pouces [ca. 81 cm] représentant une baigneuse: copie de M. Tassart [!] d’après Falco<strong>net</strong>«.<br />
Auktionskat. Terray [1778], 20. Januar 1779, Nr. 32 (Marmor): »La Baigneuse, d’après M. Falco<strong>net</strong>:<br />
elle est nue, debout, & avance un pied, comme pour entrer dans l’eau; d’une main elle tient une<br />
légere draperie, & a l’autre appuyée sur un tronc d’arbre. H. 2 pieds 8 pouces [ca. 86,5 cm]. Le<br />
doigt du pied a été raccommodé.« Trotz der abweichenden Höhenangabe könnte die letztgenannte<br />
Kopie mit jener aus der Sammlung von Antoine-Mathieu Le Carpentier (1709–1773), dem sowohl<br />
für Bouret als auch für Terray tätigen Architekten, identisch sein.<br />
18 Louis-Claude Vassé, Nymphe de Dampierre, Marmor, sign. und dat. 1763 (Modell im Salon 1761),<br />
H. 170 cm, New York, Metropolitan Museum of Art (François Souchal: A Statue by L.-C. Vassé: The<br />
Nymph of Dampierre, in: Apollo, November 1977, S. 406–410).
Venus in der Kiste 55<br />
19 Antoine Watteau, Jugement de Pâris, Öl auf Holz, Paris, Musée du Louvre (vgl. Watteau<br />
1684–1721, Ausstellung, Washington, National Gallery of Art, 1984; Paris, Réunion des musées<br />
nationaux, 1984–1985; Berlin, Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten und SMBPK, 1985,<br />
Paris 1984, S. 417, Nr. 64, Abb.). – Ders., Toilette, Öl auf Leinwand, wohl 1716–17, London,<br />
Wallace Collection (vgl. ebenda, S. 335, Abb. 5). – François Boucher, Femme nue, vue de face,<br />
Pierre d’Italie auf Papier, Privatslg. (vgl. Alexandre Ananoff: L’oeuvre dessinée de François Boucher<br />
[1703–1770], Catalogue raisonné, Bd. 1, Paris 1966, S. 130, Nr. 455, Abb. 85). – Beispiele finden<br />
sich auch in Barock, Renaissance und Antike (Venus Kallipygos, Marmor, H. 152 cm, Neapel,<br />
Museo Nazionale. – Hinsichtlich der Haltung auch Venus coelestis, Marmor, H. 144 cm, Florenz,<br />
Uffizien [vgl. Francis Haskell und Nicholas Penny: Taste and the Antique, Yale/New Haven/<br />
London 1988, S. 317, Abb. 168 und S. 320, Abb. 170]).<br />
20 Die bislang unter der Bezeichnung »Flore« oder »Flore-Baigneuse« bekannte und als Schöpfung<br />
Falco<strong>net</strong>s geltende Komposition der in mehreren Exemplaren erhaltenen Statuette – eine zu<br />
ebener Erde sitzende, nackte weibliche Figur mit leicht nach vorn geneigtem Oberkörper und<br />
in Knöchelhöhe überkreuzten Beinen, der Rosen und Köcher beigegeben sind – konnte Hawley<br />
anhand der Illustrationen von Gabriel Jacques de Saint-Aubin (1724–1780) im Salon-Livret von 1769<br />
und in den Auktionskatalogen der Sammlungen D[u Barry], 21. November 1774 (zu Nr. 156) und<br />
P[eters], 9. März 1779 (zu Nr. 642) bzw. weiterer Erwähnungen in Pariser Auktionskatalogen des<br />
18. Jahrhunderts überzeugend Tassaert zuweisen (Henry Hawley: Tassaert’s »Vénus«, not Falco<strong>net</strong>’s<br />
»Flora« in: La scultura – studi in onore di Andrew S. Ciechanowiecki, Turin 1995 [Antologia di belli<br />
arti – Nuova serie 48–51 (1994)], S. 100–106). Die Zuweisung Hawleys findet Bestätigung durch<br />
den hier schon mehrfach zitierten Aufsatz von Saint-Paterne zur »Vénus accroupie« Tassaerts.<br />
Der Stich, den Saint-Paterne seiner Abhandlung beifügt, zeigt, daß es sich bei dem von ihm<br />
vorgestellten Werk des Bildhauers um eben jene bekannte Komposition handelt. Im Text heißt es<br />
dazu: »Ce qui donna un grand éclat à sa réputation fut une petite Venus accroupie qu’il composa<br />
pour Mr. le comte de Strogonow [!]. Cette petite figure eut un tel succès qu’elle ne fut bientôt<br />
connue que sous le nom de la petite Tassaert. L’artiste fatigué de la reproduire, en cassa le moule.«<br />
(Saint-Paterne, 1803 [s. Anm. 3], o. S.). Vorbild für die Illustration war ein damals im »magasin<br />
d’objets d’arts de la librairie du roi à Berlin« befindliches Exemplar der Statuette. – Ein weiteres<br />
Exemplar wird 1786 von Nikolai im Konzertzimmer der Wohnung des Kronprinzen von Preußen<br />
im ehemaligen Berliner Schloß erwähnt (Friedrich Nicolai: Beschreibung der königlichen Residenzstädte<br />
Berlin und Potsdam, Bd. 3, Berlin 1786 [Reprint 1968], S. 874). Als der Kronprinz als König<br />
Friedrich Wilhelm II. 1789 die für ihn hergerichteten Königskammern im Schloß bezog, nahm er<br />
die Statuette offenbar mit, denn schon 1793, im ersten Inventar der Räume, ist ihr Vorhandensein<br />
im Konzertzimmer der königlichen Suite bezeugt (<strong>SPSG</strong>, Plankammer, Inventarslg. Nr. 44, fol. 36:<br />
»Eine sitzende Venus von Tassaert, von weißem Marmor 12 1/2 Zoll [ca. 32,5 cm] hoch, 11 Zoll<br />
[ca. 28,6 cm] breit.« [vgl. Johann Daniel Friedrich Rumpf: Beschreibung der aeussern und innern<br />
Merkwürdigkeiten der Königlichen Schlösser in Berlin, Charlottenburg, Schönhausen in und bey<br />
Potsdam, Berlin 1794, S. 44]. – Sie ist im Generalkatalog der Skulpturen verzeich<strong>net</strong>: <strong>SPSG</strong>, GK III<br />
1186 [H. 31 cm]). Die Statuette gelangte später in den Kleinen Salon der Mecklenburgischen<br />
Kammern im Berliner Schloß, wo sie eine im Nachlaß von Geyer erhaltene, um 1913 entstandene<br />
Raumaufnahme zeigt (Albert Geyer: Geschichte des Schlosses zu Berlin, bearb. v. Sepp Gustav<br />
Gröschel, Bd. 2: Vom Königsschloß zum Schloß des Kaisers [1698–1918], Text- und Bildband, Berlin<br />
1992, S. 172, Abb. 271). Foerster vermerkt die Abgabe des Werkes an das vormalige Preußische<br />
Königshaus (Foerster, 1938 [S. Anm. 6], S. 455). – Auch im ehemaligen Sammlungsbestand der
56 Rita Hofereiter<br />
Berliner Kunstakademie fand sich eine Gipsfigur, deren Bezeichnung – »die sitzende Nymphe, von<br />
Tassaert« – ein weiteres Exemplar der Tassaertschen »Vénus assise« vermuten läßt (Berlin, GStAPK,<br />
I. HA, Rep. 76 [alt] III, Nr. 320, o. fol.: im nach 1786 angelegten »Inventarium sämtlicher Sachen,<br />
so sich in den Zimmern der Königl. Preuß. Academie der Künste und Mechanischen Wißenschaften<br />
zu Berlin, befinden […]«, Tit. IV, II. [Gipsfiguren im Besitz der Le Sueurschen Erben], Nr. 45). –<br />
In jüngerer Zeit nachgewiesene Exemplare der »Vénus assise«: Sankt Petersburg, Staatl. Ermitage<br />
(Marmor, H. 32 cm; vgl. Hawley, 1995 [in dieser Anm.], S. 101, Abb. 1). – Baltimore, Walters Art<br />
Gallery (Marmor, H. ca. 30 cm; vgl. ebenda, S. 105, Abb. 6). – Paris, Musée Cognacq-Jay (Marmor,<br />
H. ca. 29,5 cm; vgl. Levitine, 1972 [S. Anm. 17], Abbn. 63, 64). – London, 1989 bei Anthony Roth<br />
(Marmor, sign. von Gilles-Lambert Godecharle [1750–1835]; vgl. Hawley, 1995 [in dieser Anm.],<br />
S. 104, Abb. 5). – New York, 1994 bei Christie’s (Marmor, H. 33 cm; vgl. Auktionskat. Christie’s<br />
New York, 26–28. Oktober 1994, Slg. Alice Tully, S. 78, Nr. 141, Abb.). – Zu einem ehemals<br />
in Chicago, Slg. Potter Palmer befindlichen Marmorexemplar vgl. Louis Réau: Etienne-Maurice<br />
Falco<strong>net</strong>, Bd. 1, Paris 1922, Taf. XXIII. – Vgl. Hofereiter, 1996 (s. Anm. 1), S. 12–14, 66–67, 91–92.<br />
21 Jean Pierre Antoine Tassaert, »Amour prêt à saisir ses traits«, Marmor, H. 127 cm, H. des Sockels<br />
105 cm, vor 1769, Rueil-Malmaison, Château de Malmaison (Musée national du Louvre. Catalogue<br />
des sculptures du moyen âge, de la renaissance et des temps modernes, bearb. v. Paul Vitry, Bd. 2,<br />
Paris 1922, S. 57, Nr. 1314. – Réau, 1934 [s. Anm. 6], S. 294–295. – Françoise de Catheu: L’amour<br />
de Tassaert, in: Gazette des Beaux-Arts, 6. Folge, 29, März 1938, S. 185–187, S. 186, Abb. 1. –<br />
Bernard Chevallier: Malmaison. Château et domaine des origines à 1904, Paris 1989, S. 141–142,<br />
S. 426, Abb. 205). – Für die Datierung liefert die »A. TASSAERT. 1769« signierte und datierte<br />
Replik des Kopfes der Statue einen terminus ante quem (Marmor, H. 48 cm, Berlin, SMBPK,<br />
Skulpturenslg.; für den Hinweis auf die Büste danke ich Prof. Dr. Christian Theuerkauff, Berlin,<br />
SMBPK, Skulpturenslg.). – Eine im 19. Jh. gefertigte Kopie der Statue befindet sich in London,<br />
Wallace Collection (Wallace Collection Catalogues. Sculpture, bearb. v. J. G. Mann, London 1931<br />
[mit Supplement 1981], Nr. S 27, Taf. 7), entsprechende Teilkopien in Büstenform in Waddesdon<br />
Manor, James A. de Rothschild Collection (The James A. de Rothschild Collection at Waddesdon<br />
Manor. Sculpture, bearb. v. Terence Hodgkinson, London 1970, S. 72, Nr. 26, Abb. S. 73) und<br />
London, Victoria and Albert Museum (Victoria and Albert Museum, Catalogue of the Jones<br />
Collection, Teil 2, London 1924, S. 102, Nr. 401).<br />
22 Jean Pierre Antoine Tassaert: »La Peinture et la Sculpture«, Marmor, um 1775, H. 98,3 cm,<br />
Washington, National Gallery of Art, Samuel H. Kress Collection (vgl. Sculpture. An illustrated<br />
Catalogue, 1994 [s. Anm. 16], S. 224, Abb.) – Ders., »Le Sacrifice des flèches de l’Amour sur l’autel<br />
de l’Amitié«, Marmor, sign. und dat. 1776, H. 175 cm, Philadelphia, Philadelphia Museum of Art<br />
(vgl. Hofereiter, 1996 [s. Anm. 9], S. 167, Abb. 1).<br />
23 Verwiesen sei hier nur auf Tassaerts Gruppen »Pyrrha qui repeuple le monde«, Marmor, 1776<br />
(Gipsmodell im Salon 1773), H. 167, Ferrières, Schloßpark, und »Minerve qui élève les arts sur les<br />
ruines de l’antiquité«, Marmor, wohl 1774 vollendet, H. 113 cm, Sankt Petersburg, Staatl. Ermitage,<br />
wobei letztere allerdings – der Überlieferung nach – in ihrer Anlage älter ist (vgl. Grandsart,<br />
<strong>1997</strong> [s. Anm. 1], S. 66, Abbn. 1, 2. – Réau, 1934 [s. Anm. 6], S. 293. – Zinaida Vladimirovna<br />
Zaretskaja und Nina Konstantinovna Kossareva: La sculpture de l’Europe occidentale à l’Eremitage,<br />
Leningrad 1970, Abbn. 104, 105. – Michael Levey: Painting and sculpture in France, 1700–1789,<br />
New Haven/London 1993, S. 151, Abb. 152).<br />
24 Johann Gottfried Schadow, Badendes Mädchen, Marmor, um 1783–1785, H. 98 cm, Düsseldorf,<br />
Kunstmuseum Düsseldorf im Ehrenhof (Johann Gottfried Schadow und die Kunst seiner Zeit, hrsg.
Venus in der Kiste 57<br />
v. Bernhard Maaz, Ausstellung, Düsseldorf, Kunsthalle Düsseldorf, 1994–1995; Nürnberg, Germanisches<br />
Nationalmuseum, 1995; Berlin, SMBPK, Nationalgalerie 1995, Köln 1994, S. 268–269, Nr.<br />
145, Abb.) – Gabriel-Christophe Allegrain, Baigneuse (Vénus au bain), Marmor, sign. u. dat. 1767,<br />
H. 175 cm, Paris, Musée du Louvre (Diderot et l’Art de Boucher à David. Les Salons: 1759–1781,<br />
hrsg. v. der Réunion des musées nationaux, Ausstellung, Paris, Hôtel de la Monnaie, 1984–1985,<br />
Paris 1984, S. 437–439, Nr. 125, Abb.).<br />
25 Giambologna, Venus in der Grotticella, Marmor, um 1570, H. 131 cm, Florenz, Giardino di Boboli,<br />
Grotta del Buontalenti (vgl. Charles Avery: Giambologna. The complete sculpture, Oxford, 1987,<br />
S. 105, Abbn. 99, 100, S. 219, Abb. 248).<br />
26 Vom Bestand der Tassaertschen Sammlung, die im Oktober 1790 in Berlin versteigert wurde,<br />
läßt sich vorerst nur ein vages Bild gewinnen. Chodowiecki erwähnt in den Ankündigungen<br />
der Auktion, für die er ein Verzeichnis der Kupferstiche und Zeichnungen angefertigt hatte, daß<br />
außer den darin aufgelisteten Blättern auch »Kupferstiche in Glas und Rahm, Original-Gemälde<br />
von verschiedenen Meistern, und Marmor-, Thon- und Gipsfiguren« versteigert würden (Vossische<br />
Zeitung, 25. September 1790). Nikolai vermerkt, daß Tassaert »nebst einer schönen Sammlung<br />
seiner eigenen Werke in Marmor und auch in Gipsabgüssen, viele gute Malereyen« besessen<br />
habe, darunter »ein kleines Deckenstück von la Fosse, Apollo und die Musen; und ein Stück<br />
von Guercino, zwey Propheten vorstellend, halbe Figuren über Lebensgröße«. Auch verweist<br />
er auf dessen »Sammlung sehr schöner niederländischer und französischer Kupferstiche und<br />
Handzeichnungen« (Nicolai, 1786 [s. Anm. 20], Bd. 2, S. 849). In dieser Sammlung, die zum<br />
Großteil wohl auch von Marie Edmée Moreau, seit 1758 Ehefrau Tassaerts, zusammengetragen<br />
worden ist, waren sicher Zeichnungen von Watteau, Boucher und auch Greuze sowie Kupferstiche<br />
von Demarteau nach Boucher und Stiche nach Rubens vorhanden (vgl. Gottfried Schadow.<br />
Aufsätze und Briefe, hrsg. von Julius Friedländer, Stuttgart 1890, S. 3. – Vgl. Auktionkat. Rudolph<br />
Lepke, Berlin, 30. Oktober 1917, Slg. Ludwig Knaus, Berlin, S. 27–28, Nr. 44–49, Taf. 34–36 [von<br />
den sechs aufgeführten Watteau-Zeichnungen mit dem rückseitigen Besitzervermerk »Tassaert«<br />
befinden sich Nr. 44 und 47 in Berlin, SMBPK, Kupferstichkabi<strong>net</strong>t und Nr. 49 in Rotterdam,<br />
Museum Boijmans van Beuningen]).<br />
Abbildungsnachweis: Abb. 1: Berlin, SBBPK. – Abbn. 2, 4: Potsdam, <strong>SPSG</strong>. – Abb. 3: New York,<br />
Metropolitan Museum of Art – Abb. 5: Archiv des Verfassers. – Abb. 6: Philadelphia, Philadelphia<br />
Museum of Art. – Abb. 7: Düsseldorf, Kunstmuseum Düsseldorf im Ehrenhof.
SASKIA HÜNEKE<br />
Friedrich der Große<br />
in der Bildhauerkunst<br />
des 18. und 19. Jahrhunderts<br />
Während es für die Bildnisse Friedrichs II. (1712–1786) in der Malerei, in<br />
der Graphik und in der Münzen- und Medaillenkunst Überblicksdarstellungen gibt, in die<br />
auch Bildwerke einbezogen wurden, steht eine spezielle Untersuchung zum Porträt Friedrichs<br />
II. in der Bildhauerkunst noch aus. Mit dem vorliegenden Beitrag soll ein Anfang<br />
gemacht werden, der die in der Skulpturensammlung der Stiftung Preußische Schlösser und<br />
Gärten Berlin-Brandenburg erhaltenen Werke umfaßt und sie im Kontext mit heute verschollenen<br />
oder in anderem Besitz befindlichen Bildnissen erörtert. Den Anlaß für die Beschäftigung<br />
mit dem Thema boten die Neuerwerbungen der letzten Jahre, zu denen vier qualitätvolle<br />
Darstellungen Friedrichs II. gehören: das Marmorrelief Johann Christoph Wohlers d. Ä.<br />
von 1784, die Biskuitbüste der Königlichen Porzellan-Manufaktur nach dem Modell Friedrich<br />
Elias Meyers von 1777, das um 1823 postum entstandene Bronzerelief Johann Gottfried<br />
Schadows und die etwa aus derselben Zeit stammende Bronzereduktion nach dessen Stettiner<br />
Denkmal von 1792. Die bildhauerischen Werke stehen einer enormen Materialfülle in<br />
Malerei und Graphik gegenüber und gleichzeitig dazu in enger Wechselbeziehung, so daß<br />
ihre Einordnung in die Entwicklung des Friedrichporträts nur im Zusammenhang erfolgen<br />
kann.<br />
Die naheliegende Frage nach der Authentizität der Bildnisse durchzieht die gesamte Kunstgeschichtsschreibung<br />
zu den Porträts Friedrichs des Großen. Bezeichnenderweise beginnt<br />
die Reihe der zusammenfassenden Darstellungen über das Äußere Friedrichs des Großen mit<br />
einer Sammlung schriftlicher Quellen von Reinhold Koser im ersten Hohenzollern-Jahrbuch<br />
von 1897. 1 Sie wird von Paul Seidel, dem Herausgeber, mit den Worten eingeführt: »Die<br />
eingehenden litterarischen Schilderungen seiner Zeitgenossen […] setzen uns heute allein<br />
in den Stand, ein klares, ungetrübtes Urteil darüber zu gewinnen, wie Friedrich der Große<br />
in Wirklichkeit ausgesehen hat, während die uns erhaltenen Bildnisse zum größten Teil entweder<br />
nur elegante Paradebilder geben, wo wir den kommenden Mann oder den genialen<br />
Feldherrn der drei Schlesischen Kriege zu sehen wünschen, oder in künstlerischer Bezie-
60 Saskia Hüneke<br />
Abb. 1 Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff: Profilbildnis<br />
des Kronprinzen Friedrich, 1734, Öl auf<br />
Leinwand, 58,5 × 48,5 cm<br />
<strong>SPSG</strong>, GK I 1203<br />
hung oft geradezu zu Karikaturen herabsinken, die wohl als Zeichen der außerordentlichen<br />
Popularität des Alten Fritz, nicht aber als historische Quellen angesehen werden können.« 2<br />
Darin und auch in dem nachfolgenden Text von Paul Seidel, in dem er besonders den frühen<br />
Bildnissen vor 1740 eine besondere Bedeutung zumißt und die eigentliche Herausbildung<br />
des Friedrichbildes erst nach dessen Tod durch Johann Gottfried Schadow, Christian Daniel<br />
Rauch und Adolf Menzel ansetzt, wird der durch zahlreiche Überlieferungen transportierte<br />
Unwille Friedrichs gegen das Modellsitzen zum Gradmesser der Naturtreue. 3<br />
Vor allem die älteren Abhandlungen, etwa die Texte von Jean Lulvés über die Entstehung<br />
des Friedrichporträts von Johann Georg Ziesenis in Hannover, sind deshalb zunächst direkt<br />
auf die Untersuchung der Entstehungsumstände der Porträts fixiert, um eine möglichst große<br />
Authentizität nachzuweisen. 4 Gustav Berthold Volz stellt in seinem 1926 erschienenen, in<br />
das Thema hineinführenden Band Friedrich der Große im Bilde seiner Zeit die wichtigsten<br />
Porträts zusammen, untersucht die Frage, wieweit sie auf dem Studium der Züge des Königs<br />
beruhen und untersetzt dies mit zahlreichen Zeitzeugnissen. 5 Er folgt in der besonderen<br />
Wertung der zwischen 1730 und 1740 entstandenen Bildnisse von Antoine Pesne und Georg
Friedrich der Große in der Bildhauerkunst des 18. und 19. Jahrhunderts 61<br />
Wenzeslaus von Knobelsdorff den Ausführungen Paul Seidels und übernimmt auch dessen<br />
Annahme, das Porträt von Pesne von 1739 sei das letzte, für das Friedrich Modell gesessen<br />
habe. 6 Er sieht mit dem Tod von Pesne 1757 und mit der 1758 entstandenen Zeichnung<br />
Daniel Chodowieckis »Der König zu Pferde« die Zeit für eine Abkehr vom idealisierenden<br />
Herrscherporträt gegeben und bespricht als herausragende Werke dieser Epoche die Gemälde<br />
von Johann Georg Ziesenis (1763), Johann Christian Heinrich Franke (1763/1764) und Anton<br />
Graff (1781).<br />
Auch Arnold Hildebrand stellt in seinem 1940 erschienenen grundlegenden Überblick<br />
eine ausführliche Zusammenstellung schriftlicher Zeugnisse Friedrichs II. und seiner Zeitgenossen<br />
der Untersuchung der Bildnisse voran und unterstreicht damit das immer wieder<br />
geschilderte Unvermögen der Kunst, den lebendigen Ausdruck des königlichen Gesichtes<br />
einzufangen. Er nimmt ebenfalls die Weigerung, Modell zu sitzen, als Ursache dafür an. 7<br />
Auch Edwin von Campe mißt in seiner Untersuchung zum Porträt Friedrichs in der Graphik<br />
dieser Tatsache eine grundlegende Bedeutung bei. 8<br />
In viel größerem Umfang, als es die begrenzte Sicht auf die Frage des Modellsitzens zuläßt,<br />
wird schon aufgrund der vorliegenden Untersuchungen klar, daß die meisten Künstler, die<br />
wesentliche Porträts Friedrichs II. schufen, trotz seiner Ablehnung Gelegenheit hatten, das<br />
Gesicht des Königs im Gespräch oder bei öffentlichen Auftritten zu studieren. An den wichtigen<br />
Porträts Friedrichs II. – die große Zahl nachahmender und wenig individueller Staatsbildnisse<br />
seien hier ausgespart – läßt sich persönlicher, individueller Wandel genauso ablesen<br />
wie die sich im Laufe des 18. Jahrhunderts verändernden Ansprüche an das Herrscherporträt.<br />
So sind die frühen Bildnisse von Pesne eher vom Anspruch des barocken Herrscher- oder<br />
Feldherrenbildes geprägt. 9 In herausragender Weise gelingt es Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff<br />
in seinem Profilbildnis von 1734 (Abb. 1), diesen Anspruch mit individuellen Zügen<br />
zu verbinden. Sein Porträt erfährt deshalb im Laufe des 18. Jahrhunderts besondere Wertschätzung.<br />
Sie zeigt sich zum Beispiel an der Forderung Friedrich Wilhelms II. in der ersten<br />
Diskussion über ein Standbild für Friedrich II. von 1791, genau dieses zur Grundlage zu<br />
nehmen. 10 Vor allem nach dem Siebenjährigen Krieg wandeln sich sowohl die Persönlichkeit<br />
des Königs als auch die Porträtauffassung, die nunmehr die Wiedergabe individueller Mängel<br />
oder die Wirkung erlebter Belastungen zuläßt. 11 Parallel dazu erfolgt im Zusammenhang<br />
mit einer äußerst intensiven Legendenbildung – vor allem um die militärischen Erfolge des<br />
Königs – die Herausbildung eines Alterstypus, der in Malerei und Bildhauerei gleichermaßen<br />
beobachtet werden kann. Neben der Zeichnung Daniel Chodowieckis vom König zu Pferde<br />
von 1758 und vor allem deren Weiterentwicklungen von 1773 beziehungsweise 1777, 12 tragen<br />
auch das ab 1763/1764 in mehreren Varianten ausgeführte Bildnis des Königs von Johann<br />
Heinrich Christian Franke und das Porträt Anton Graffs von 1781 zu dessen Entstehung<br />
bei. Durch die Überzeichnung der scharfen Nasenfalten, der geraden Linie von Stirn und<br />
Nasenrücken, des schmalen Mundes und der hervortretenden Augen entsteht der Typus des<br />
Friedrichbildes, den Helmut Börsch-Supan treffend als »in seiner ausdrucksstarken Kargheit<br />
bis hin zur Dürftigkeit […] sehr preußisch« charakterisiert. 13
62 Saskia Hüneke<br />
Abb. 2 Unbekannter Künstler: Bildnisrelief<br />
Friedrichs II., um 1746, Marmor, 59 × 48 cm (oval)<br />
Neuruppin, Heimatmuseum, V-1808-K<br />
Frühes Glanzlicht in der Reihe der bildhauerischen Porträts Friedrichs II. ist ein Marmorrelief<br />
im Heimatmuseum Neuruppin, das Friedrich in jüngeren Jahren darstellt (Abb. 2). Mit großer<br />
Detailfreude sind die zum Zopf gebundene Haartracht, die mit einem Adler reich geschmückte<br />
Rüstung und das feingliedrige Gesicht herausgearbeitet. Das Relief übernimmt die von<br />
Knobelsdorff dargestellte gerade Profillinie von Stirn und Nase, die vor allem viele Münzbildnisse<br />
und die Altersbildnisse prägt. Der Vorleser Friedrichs, Henri de Catt, bestätigt die<br />
Beobachtung der Nasenlinie durch seine Beschreibung vom 1. Juni 1758: »Wenn man diesen<br />
Fürsten im Profil sieht, so hat man eine einzige gerade Linie.« 14 Im Vergleich zeigt der Wachsausguß<br />
aus der originalen Form der Totenmaske diese Linie nicht, so daß es sich wohl eher<br />
um ein aus dem Selbstverständnis des Königs hergeleitetes Ideal des antiken – griechischen<br />
– Profils handelt.<br />
Die Datierung des Reliefs in das vierte Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts folgte bisher der<br />
des Bildnisses von Knobelsdorff, von dem Volz vermutet hatte, daß es im Zusammenhang<br />
mit einer schweren Krankheit Friedrich Wilhelms I. im Winter 1734 und einem möglichen<br />
Thronwechsel entstanden sei. 15 Neuere Untersuchungen in Neuruppin zum Nachlaß von
Friedrich der Große in der Bildhauerkunst des 18. und 19. Jahrhunderts 63<br />
Heinrich Alexander Genz ergaben, daß dieser 1855 Bestände aus dem ehemaligen Kunstbesitz<br />
der Schwester Friedrichs, Wilhelmine von Bayreuth, darunter das prachtvolle Marmorrelief,<br />
erwarb und damit den im Auftrag des Kronprinzen Friedrich 1739 von Knobelsdorff<br />
errichteten Apollontempel im Amaltheagarten von Neuruppin schmückte. Seine Aufzeichnungen<br />
weisen auf die Entstehung des Reliefs im Auftrag Friedrichs II. als Geschenk an seine<br />
Lieblingsschwester hin. 16 Für die Richtigkeit dieser Angabe spricht auch, daß Wilhelmine<br />
immer wieder um neue Porträts des geliebten Bruders bat. Sie besaß mehrere Bildnisse von<br />
Antoine Pesne, aber kein Exemplar des Knobelsdorffschen Profilbildnisses, das dem Marmorrelief<br />
offensichtlich zugrundegelegt wurde und das sich im Besitz des Königs befand. Die Fragen<br />
nach der Datierung und der Zuschreibung bleiben trotz dieses Hinweises zur Herkunft<br />
offen. Nach wie vor spricht viel für eine Entstehung vor dem Regierungsantritt 1740: der<br />
jugendliche Eindruck, der reich gelockte Zopf, der später nicht mehr in den Bildnissen zu finden<br />
ist, das Vorbild des Kronprinzenporträts von Knobelsdorff. Da das Porträt in den 30er Jahren<br />
aber keinem im Berliner Raum ansässigen Künstler zugeschrieben werden kann, müßte<br />
anderswo, etwa im Umkreis der Wilhelmine von Bayreuth nachgeforscht werden. Theoretisch<br />
ist auch eine Entstehung im ersten Regierungsjahrzehnt – als Nachschöpfung eines<br />
Gemäldes – denkbar. Die Frage nach dem Bildhauer bleibt auch dann ebenso schwer zu<br />
beantworten. Herausragender Bildhauer der ersten Regierungsjahre Friedrichs II. war Johann<br />
August Nahl d. Ä. (1710–1781/1785), der 1741 dem Ruf des Königs folgte und »Directeur<br />
des ornements et sculptures« wurde. Von den nachweislich von Nahl stammenden Porträts,<br />
die einen lockeren, großzügigen Duktus aufweisen und nicht mit dem Relief in Verbindung<br />
gebracht werden können, ist es am ehesten ein Relief mit Selbstbildnis im Schloß Wilhelmshöhe<br />
in Kassel, das in der Behandlung der Locken und der Zopfschleife an das Porträt Friedrichs<br />
II. erinnert. 17 Trotzdem möchte man aufgrund der schärferen, dynamischen und doch<br />
teilweise fast naiven Behandlung der Details, der schwungvollen Stoffpartien und der kleinteilig-sensiblen<br />
Ausbildung der Gesichtszüge des Neuruppiner Reliefs nach einer anderen<br />
Handschrift suchen. Für Bildhauer wie Johann Peter Benkert, Johann Gottlieb Heymüller,<br />
Georg Franz Ebenhecht und Benjamin Giese, die in der Mitte des Jahrzehnts nach Potsdam<br />
kamen und in Marmor arbeiteten, gibt es bisher keine Anhaltspunkte. François Gaspard<br />
Adam (1710–1761) kam 1746 als Chef des vom König neu gegründeten französischen Bildhauerateliers<br />
nach Berlin und konnte besonders in den ersten Jahren seiner Tätigkeit von der<br />
Kraft seiner bedeutenden Bildhauerfamilie zehren. Es stellt sich die Frage, ob er das Porträt<br />
in dieser ersten Phase schaffen konnte, zumal er anläßlich der Atelierbesuche des Königs die<br />
Gelegenheit hatte, dessen Züge zu studieren.<br />
Selbst wenn man von der großen Fülle der unpersönlich-dekorativen Porträts in Malerei<br />
und Graphik absieht und den spürbaren Einfluß des Profilbildnisses von Knobelsdorff<br />
bedenkt, ergibt sich doch keine direkte Linie in der Herausbildung der charakteristischen,<br />
bekannten Alterszüge. So begründet vor allem das 1763 in Braunschweig im Auftrag der<br />
Herzogin Philippine Charlotte von Johann Georg Ziesenis angefertigte halbfigurige Porträt<br />
im einfachen Soldatenrock, für das Friedrich nach umstrittener Überlieferung sogar Modell<br />
gesessen haben soll, gewissermaßen eine eigene Linie (Abb. 4). 18 Die Gesichtszüge enthalten
64 Saskia Hüneke<br />
Abb. 3 Bartolomeo Cavaceppi: Bildnisbüste Friedrichs<br />
II., 1770, Marmor, H. 81 cm<br />
<strong>SPSG</strong>, Skulpturenslg. Nr. 188 (GK III 3387)<br />
Abb. 4 Johann Georg Ziesenis: Bildnis Fried-<br />
richs II., 1763, Öl auf Leinwand, 133 × 97 cm<br />
<strong>SPSG</strong>, GK I 1216<br />
hier wesentliche charakteristische Details, beispielsweise in der Augenpartie, sind jedoch insgesamt<br />
fließender miteinander verbunden. Die weichere Bildung des Gesichtes und dessen<br />
längliche Form sind auch an verschiedenen Bildwerken, vor allem an der Marmorbüste von<br />
Bartolomeo Cavaceppi (1716–1799), zu beobachten (Abb. 3). 19 Sie ist eines der bedeutendsten<br />
Marmorbildnisse des Königs, das in der Literatur ebenso wie das Gemälde von Ziesenis<br />
traditionell als besonders authentisch angesehen wird. Obwohl es Cavaceppi kaum gesehen<br />
haben kann, ist die Auffassung beider Kunstwerke erstaunlich ähnlich. Die Büste entstand<br />
während der Reise des Bildhauers nach Deutschland, die er 1768, ursprünglich in Begleitung<br />
Johann Joachim Winckelmanns, angetreten hatte. Nach der Trennung von Winckelmann<br />
hatte sich Cavaceppi nach Dessau begeben, von wo aus er 1769 den Bruder des Fürsten,<br />
Johann Georg von Anhalt, in Potsdam besuchte. Zum König gerufen, erfuhr er vom Tod<br />
Winckelmanns und erhielt nach eigenem Bericht die Gelegenheit, das Gesicht des Königs für<br />
fünf Viertelstunden im Gespräch zu studieren. 20 Die Preußische Schlösserverwaltung hat die<br />
Büste 1931 auf einer Versteigerung des Herzogs von Anhalt im Schloß Georgium in Dessau<br />
erworben.
Abb. 5 Friedrich Elias Meyer: Bildnisbüste Friedrichs<br />
II., 1774, Biskuitporzellan, H. 16,5 cm<br />
<strong>SPSG</strong>, Skulpturenslg. Nr. 3172 (GK III 616)<br />
Friedrich der Große in der Bildhauerkunst des 18. und 19. Jahrhunderts 65<br />
Abb. 6 Friedrich Elias Meyer: Bildnisbüste Friedrichs<br />
II., 1777, Biskuitporzellan, H. 33 cm<br />
<strong>SPSG</strong>, Skulpturenslg. Nr. 3692<br />
Im Kontext der großen Bildnisse erscheint die kleine Biskuitbüste Friedrich Elias Meyers<br />
(1723–1785) von 1774 kaum erwähnenswert (Abb. 5). 21 Sie läßt sich trotz einer unklaren<br />
Ausprägung des Gesichtes dem Ziesenis-Cavaceppi-Typus zuordnen. Immerhin wurde die<br />
Büste, die sich heute im Hofdamenflügel des Schlosses Sanssouci befindet, von Friedrich II.<br />
am 14. Dezember 1774 in einem Brief an D’Alembert erwähnt und zur Gelegenheit genommen,<br />
Distanz sich selbst gegenüber zu postulieren: »Man muß Apollo, Mars oder Adonis<br />
sein, um sich malen zu lassen, da ich nun aber nicht die Ehre habe einem dieser Herren<br />
zu gleichen, so habe ich mein Antlitz, soviel es von mir abhing, dem Pinsel der Maler entzogen.«<br />
22<br />
Für die <strong>1997</strong> erworbene, 33 cm hohe Biskuitbüste wagte sich Friedrich Elias Meyer<br />
mit einem weiter ausgearbeiteten Modell 1777 ein zweites Mal an die schwierige Aufgabe<br />
(Abb. 6). 23 Die Büste ist in ihrer Gesichtsform ebenfalls dieser »Nebenlinie« des Friedrichporträts<br />
zuzuordnen, obwohl sich auch hier kein Weg für die Weitergabe der gemeinsamen<br />
Auffassung nachweisen läßt. Auch die Entstehungsgeschichte dieses Modells für die Biskuitbüste<br />
ist eines jener Zeugnisse, die die ablehnende Haltung des Königs dem eigenen Aus-
66 Saskia Hüneke<br />
Abb. 7 Unbekannter Künstler: Bildnisbüste Friedrichs<br />
II. als Cäsar, um 1780, H. 39 cm, Marmor<br />
<strong>SPSG</strong>, Skulpturenslg. Nr. 101 (GK III 3925)<br />
Abb. 8 Daniel Berger: Standbild Friedrichs II. als<br />
Cäsar, 1782, Radierung<br />
SMBPK, Kupferstichkabi<strong>net</strong>t<br />
sehen gegenüber illustriert. Erich Köllman zitiert in seinem Standardwerk zur Königlichen<br />
Porzellan-Manufaktur Berlin aus den Manufakturabrechnungen: »An Reisekosten für den<br />
9ten September 1777. Seiner Majestät des Königs Porträt wegen, nach Potsdam gethane<br />
Reise« und eine Tagebucheintragung von Daniel Chodowiecki vom 14. Oktober 1777:<br />
»Meyer der Modellmeister, soll einsmahls vor Kurtzem mit einem ebauchierten Kopf des<br />
Königs gekommen seyn, bittend, daß ihm möge erlaubt seyn, ihn in Gegenwart des Königs<br />
zu retouchieren. Der König hat ihm herausssagen lassen, er möchte nur einen alten Affen<br />
nehmen, und ihn hinstellen und danach die Büste verfertigen.« 24<br />
Vielleicht auch noch in dieser Reihe zu sehen, aber doch gleichzeitig mit dem scharfgeschnittenen<br />
Profil stärker unter dem Einfluß Chodowieckis stehend, ist eine kleine Marmorbüste<br />
Friedrichs II. in der Friedrichswohnung im Neuen Palais, die Kaiser Wilhelm II. 1898<br />
als Geschenk erhielt und die später in das Hohenzollern-Museum gelangte (Abb. 7). 25 Sie<br />
weist bereits die Charakteristika von Stirn und Nasenrücken, die hervortretenden Augen,<br />
die starke Nasenfalte und den schmallippigen Mund auf und läßt trotzdem die Gesichtszüge<br />
weich erscheinen. Der sinnend nach oben gerichtete Blick steht in gewissem Widerspruch<br />
zum Cäsarenkostüm mit Rüstung, Löwenkopf und Gewandung, das eher den energischen<br />
Herrscher und erfolgreichen Strategen symbolisiert. Auffällig ist die enge Verwandschaft mit
Friedrich der Große in der Bildhauerkunst des 18. und 19. Jahrhunderts 67<br />
Abb. 9 Jean Pierre Antoine Tassaert: Bildnisbüste<br />
Friedrichs II., 1786-1787, Marmor, H. 71 cm<br />
Ehem. Berlin, Schloß Monbijou, Hohenzollern-<br />
Museum, GK III 1152, verschollen<br />
einer Radierung von Daniel Berger (1744–1824) von 1782, die vermutlich einen Denkmalsentwurf<br />
für Friedrich II. im Cäsarenkostüm zeigt (Abb. 8). 26 Die bisher nicht zugeschriebene<br />
Büste gehört ohne Zweifel in die späte Regierungszeit. Sie ist noch dem Rokoko verpflichtet,<br />
und man möchte ihre Entstehung zunächst im Umkreis des französischen Bildhauerateliers<br />
suchen. Die heute verschollene Büste des Königs von Jean Pierre Antoine Tassaert<br />
(1727–1788), dem Leiter des französischen Ateliers von 1775 bis 1788, ist jedoch eher unter<br />
den von der Totenmaske beeinflußten Bildnissen zu sehen (Abb. 9). 27 Von Emanuel Bardou<br />
(1744–1818), der seit 1775 als Modelleur an der Königlichen Porzellan-Manufaktur in Berlin<br />
tätig war, ist immerhin das Aussehen einer seiner zahlreichen Friedrich-Büsten, die er auf den<br />
Ausstellungen der Berliner Akademie der Künste 1786–1814 zeigte, bekannt. 28 Die ebenfalls<br />
verschollene Büste hat aber ebenso wie die Tassaerts stilistisch nichts mit der kleinen Büste<br />
aus dem Neuen Palais gemein. Ob der später bedeutende, vor allem im Porträt realistisch<br />
arbeitende Gilles Lambert Godecharle (1750–1885), über dessen kurze frühe Tätigkeit bei<br />
Tassaert und eine im Aussehen unbekannte Friedrich-Büste nur vage Anhaltspunkte existieren,<br />
mit diesem Werk in Verbindung gebracht werden kann, ist auch zweifelhaft. 29 Neben der<br />
weiterhin zu untersuchenden Frage, ob es sich um ein französisches Werk handelt, sollte aber
68 Saskia Hüneke<br />
Abb. 10 Daniel Chodowiecki: Der König zu Pferde,<br />
1758, Radierung<br />
SMBPK, Kupferstichkanbi<strong>net</strong>t, Inv. Nr. 393-1907<br />
Abb. 11 Johann Gottfried Schadow: Der König zu<br />
Pferde, 1807, Bronze, 32 × 20 cm<br />
<strong>SPSG</strong>, Skulpturenslg. Nr. 819 (GK III 3996)<br />
auch über andere Bildhauer in Berlin, die wie Lorenz Wilhelm Räntz in Marmor arbeiteten,<br />
nachgedacht werden.<br />
Von den Darstellungen des Königs zu Pferde von Daniel Chodowiecki ist es nicht die 1758<br />
entstandene, noch dem Gebaren des siegreichen Kriegsmannes verhaftete, die so schulbildende<br />
Wirkung hatte (Abb. 10). Ihr folgt in der Komposition, obwohl stark beruhigt, noch<br />
am ehesten Johann Gottfried Schadow (1764–1850) mit seinem 1807 entstandenen kleinen<br />
Bronzerelief (Abb. 11). 30<br />
Großen Einfluß hatten vielmehr die auf der Gouache von 1773 fußenden Radierungen<br />
sowie das Deckfarbenbild Chodowieckis von 1777, die den König streng im Profil zeigen,<br />
klein und gebeugt auf dem Pferd, die Silhouette vom tiefsitzenden Kopf, dem Stirn-Nase-<br />
Profil und dem Dreispitz bestimmt (Abb. 12). In der Bildhauerei schließt sich Emanuel Bardou<br />
diesem Typus mit seiner bronzenen Reiterstatuette von 1779 an, deren Exemplar aus<br />
dem Hohenzollern-Museum verschollen ist, die aber in einer Ausführung aus dem Amsterdamer<br />
Rijksmuseum 1996 auf der Akademieausstellung in Berlin zu sehen war (Abb. 13). 31<br />
Im Gegensatz dazu erinnert die Reiterstatuette von Tassaert, die 1779 als Modell für das erste<br />
Denkmalsprojekt für Friedrich II. im Gedenken an seine Taten im Krieg gegen Österreich<br />
entstanden war, an den jugendlichen Feldherren. Von den Modellen Tassaerts für das Denk-
Abb. 12 Daniel Chodowiecki: Friedrich II. zu<br />
Pferde, 1777, Deckfarbe, 16 × 12,5 cm<br />
<strong>SPSG</strong>, GK I 41372<br />
Friedrich der Große in der Bildhauerkunst des 18. und 19. Jahrhunderts 69<br />
Abb. 13 Emanuel Bardou: Reiterstatuette<br />
Friedrichs II., 1786, Bronze, H. 48 cm<br />
<strong>SPSG</strong>, GK III 1194, verschollen<br />
mal, dessen Ausführung der König zu seinen Lebzeiten untersagte, ist eines in der Akademie<br />
der Künste in Berlin erhalten. 32<br />
Ebenso von Chodowiecki geprägt erscheint wenig später das 1784 signierte Marmorrelief<br />
von Johann Christoph Wohler d. Ä. (1748–1799) mit seinem von dem geraden Nasenrücken<br />
bestimmten Profil (Abb. 15). 33 Das Porträt gerät durch die genaue Ausarbeitung der Details,<br />
zum Beispiel der Falten an Auge und Nase, des Ordens und der Hemdrüsche, etwas unbeweglich<br />
und kleinteilig, gleichzeitig besticht die Qualität der Ausarbeitung. Wohler hat den<br />
König im Zusammenhang mit den umfangreichen Aufträgen, die er gemeinsam mit seinem<br />
Bruder für das Neue Palais und die Communs im Park Sanssouci ausführte, sicher häufig<br />
sehen können. Seine Reliefdarstellung vermittelt noch zwischen den weicheren, aber trotzdem<br />
vom Leben gezeich<strong>net</strong>en Zügen bei Ziesenis oder Cavaceppi, und dem härteren Alterstypus.<br />
Der Erwerb dieses Reliefs, das zu den seltenen Porträts der 80er Jahre gehört, ist für<br />
die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten nicht nur wegen der umfangreichen Tätigkeit<br />
Wohlers in Potsdam so wichtig, sondern auch, weil sich sonst keine Marmorbildwerke von<br />
diesem Künstler erhalten haben.<br />
In kleinstem Maßstab übernimmt auch Johann Georg Müller (gest. 1789), der schon<br />
länger in enger Zusammenarbeit mit Friedrich Elias Meyer in der Königlichen Porzellan-
70 Saskia Hüneke<br />
Abb. 14 Johann Georg Müller: Bildnisrelief<br />
Friedrichs II., 1785, Biskuitporzellan, Dm. 14 cm<br />
<strong>SPSG</strong>, Skulpturenslg. Nr. 3922 (GK III 3370)<br />
Abb. 15 Johann Christoph Wohler: Bildnisrelief<br />
Friedrichs II., 1784, Marmor, 20,2 × 14,7 cm<br />
<strong>SPSG</strong>, Skulpturenslg. Nr. 3406<br />
Manufaktur tätig war und ab 1775 beziehungsweise 1776 sein Nachfolger als Modellmeister<br />
wurde, in seinem Biskuitporzellanrelief von 1785, einem Bruststück im Profil, die Silhouette<br />
von dem großen Vorbild Chodowiecki (Abb. 14). 34 Er kann aber den von Chodowiecki trotz<br />
der weitergeführten Abstraktion erreichten Realismus, der auch das Relief von Wohler noch<br />
auszeich<strong>net</strong>, nicht erreichen.<br />
In welcher Lebensnähe Chodowiecki, Ziesenis, Cavaceppi, Franke und Graff das Gesicht und<br />
die Gestalt des Königs trotz der Verschiedenheit ihrer Ansätze umschrieben haben, zeigt sich<br />
daran, daß die Totenmaske gegenüber den Altersbildnissen nicht wie ein Bruch, sondern<br />
eher wie eine Weiterentwicklung wirkt. Johannes Eckstein, der seit 1772 sehr vielseitig als<br />
Wachsbossierer, Bildhauer, Maler und Kupferstecher in Potsdam tätig war, hatte vom Nachfolger<br />
des Königs, Friedrich Wilhelm II., den Auftrag erhalten, die Totenmaske abzunehmen.<br />
Er tat dies am 17. August 1786. Der in der Skulpturensammlung der Stiftung aufbewahrte<br />
Wachsausguß stammt nach dem Urteil Hildebrands aus der nicht erhaltenen originalen Gipsform<br />
(Abb. 16). 35 Götz Eckardt weist anhand der Aufzeichnungen von Johann Gottfried Schadow<br />
nach, daß die Form nicht nur vom Gesicht, sondern weiteren Teilen des Kopfes und
Abb. 16<br />
Totenmaske Friedrichs II., 1786, Wachsausguß,<br />
H. 22,5 cm<br />
<strong>SPSG</strong>, Skulpturenslg. Nr. 1800<br />
Friedrich der Große in der Bildhauerkunst des 18. und 19. Jahrhunderts 71<br />
Abb. 17<br />
Johannes Eckstein: Bildnisbüste Friedrichs II.,<br />
1786, Gips, H. 71 cm<br />
<strong>SPSG</strong>, Skulpturenslg. Nr. 199 (GK III 3863)<br />
des Halses genommen wurde und daß der heute in der Skulpturensammlung befindliche<br />
Wachsausguß das Exemplar aus Schadows Besitz sein muß. 36 Eckstein durfte nicht nur die<br />
Totenmaske vervielfältigen, sondern auch die Büste, die er daraus entwickelt hatte, mehrfach<br />
nachgießen, wobei er offenbar gegenüber dem ersten Exemplar die Gesichtszüge »harmonisierte«<br />
und damit die uns bekannte leblose und ausdrucksschwache Büste schuf, von der in<br />
Potsdam zwei Exemplare aus dem Hohenzollern-Museum erhalten sind (Abb. 17). 37 Noch<br />
mehr verstärkt sich dieser Eindruck an dem im Landesmuseum Braunschweig erhaltenen<br />
farbigen Wachsexemplar. 38 Diese Diskrepanz zur Büste wird fast unverständlich, wenn man<br />
die äußerst einfühlsame Zeichnung Friedrichs II. auf dem Todeslager von Eckstein in der<br />
Plankammer im Schloß Charlottenburg dagegen hält (Abb. 18). 39 Die aus der Totenmaske<br />
entwickelte Büste Ecksteins beweist im Vergleich zu den ohne Modellsitzung entstandenen<br />
bedeutenden Bildnissen, wie wenig Detailgenauigkeit mit Authentizität zu tun haben muß.<br />
Es ist vor allem Johann Gottfried Schadow (1764–1850), der mit seinen postumen Bildnissen<br />
das Bild Friedrichs für die Nachwelt prägte. Seine Darstellungen sind noch von der persönlichen<br />
Erinnerung des Zeitgenossen geprägt und leiten gleichzeitig zu einem aus dem Alters-
72 Saskia Hüneke<br />
typus hergeleiteten Ideal über, dem später Christian Daniel Rauch (1777–1857) mit seiner<br />
Büste und dem am 31. Mai 1851 unter den Linden in Berlin feierlich enthüllten Reiterdenkmal<br />
in seiner großen Wirkung auf die Berliner Bildhauerkunst des 19. Jahrhunderts eine geradezu<br />
absolute, zeitlose Gültigkeit verlieh. 40 Die Nachricht vom Tod Friedrichs II. erreichte<br />
Schadow in Rom. Noch dort entstand die erste Skizze für ein Reiterdenkmal, dessen Modell<br />
nicht erhalten ist. Schadow blieb intenisv mit der Idee des Friedrichdenkmals beschäftigt<br />
und hat die nach langer Entwicklung erfolgte Vergabe des großen Denkmals an Rauch nur<br />
schwer verkraftet, zumal er schon bei den Ausschreibungen von 1791 und 1796 Entwürfe für<br />
Reiterstatuen den architektonischen Entwürfen von Carl Gotthard Langhans und Friedrich<br />
Gilly gegenübergestellt hatte. 41 Immerhin erhielt er vom Grafen von Herzberg den Auftrag<br />
für eine Marmorstatue, die – finanziert von den Ständen – 1792 vollendet und 1793 in Stettin<br />
aufgestellt wurde. In der Skulpturensammlung der Stiftung befindet sich nicht nur der<br />
Bronzenachguß der Berliner Gießerei Gladenbeck von 1877, der ursprünglich anstelle des<br />
beschädigten Marmorstandbildes aufgestellt worden war und 1953 als Geschenk der Stadt<br />
Stettin nach Potsdam gelangte, 42 sondern auch ein verkleinerter Nachguß (Abb. 19). Auf der<br />
Ausstellung der Berliner Akademie der Künste 1824 wurde laut Katalog eine solche Verkleinerung,<br />
von Claude Francois Léquine nach dem Modell Schadows gegossen und von Louis<br />
Coué ziseliert, ausgestellt. Die qualitätvolle Ziselierung des erstmals 1990 aus Privatbesitz<br />
aufgetauchten und 1996 von der Stiftung erworbenen Exemplars stützt die von Götz Eckardt<br />
geäußerte Vermutung, daß dieses mit der im Katalog erwähnten Statuette identisch ist. 43<br />
Während die Gesichtszüge am Stettiner Standbild von Schadow kraftvoll dem zu Lebzeiten<br />
herausgebildeten Alterstypus folgen – man fühlt sich hier besonders an das Porträt von<br />
Johann Heinrich Christian Franke von 1764 erinnert (Abb. 20) – beschreitet die im Schloß<br />
Charlottenburg erhaltene Marmorbüste den Weg zum Klassizismus (Abb. 21). 44 Im Vergleich<br />
mit der als Dauerleihgabe aus Privatbesitz im Schloß Charlottenburg befindlichen Büste von<br />
Christian Friedrich Heinrich Sigismund Bettkober (1746–1808/1809) (Abb. 22), die dem Realismus<br />
des späten 18. Jahrhunderts verhaftet ist, wird die vollkommen undramatische Ruhe<br />
und vielleicht etwas zu große Glätte der Büste von Schadow bewußt, mit der gewissermaßen<br />
eine Befreiung von der Totenmaske erreicht wird. Seltsamerweise erscheint die Porträtauffassung,<br />
die für ein Bildnis Friedrichs II. fremd anmutet, in der Darstellung der neuen Generation<br />
mit dem ebenfalls in Schloß Charlottenburg befindlichen Porträt König Friedrich Wilhelms<br />
III. von 1794 in sich stimmig. Ganz konsequent fortgesetzt wird die Entwicklung mit<br />
der Marmorbüste für die Walhalla bei Regensburg (Abb. 23). Diese sehr weit getriebene<br />
Heroisierung, die gegen die Absichten Schadows intensiv vom Auftraggeber beeinflußt worden<br />
war, hat Schadow später wieder aufgegeben. 45<br />
Lediglich am Rande soll auf die Büste von Alexander Trippel (1744–1793), die 1789 im<br />
Auftrag des Prinzen von Waldeck entstand und im Schloß von Arolsen erhalten ist, verwiesen<br />
werden. Sie ist von ebenso heroischem Anspruch, aber weniger abstrakt und durch Elemente<br />
wie ein Gorgonenhaupt auf der Mantelschließe oder den reliefverzierten Sockel mit Mars<br />
und Minerva inhaltlich-ikonographisch stärker festgelegt. 46
Friedrich der Große in der Bildhauerkunst des 18. und 19. Jahrhunderts 73<br />
Abb. 18 Johannes Eckstein: Friedrich II. auf dem Totenlager, Kreide auf Papier, 35 × 48,4 cm<br />
<strong>SPSG</strong>, Plankammer, Sammlung der Zeichnungen<br />
Die im Selbstauftrag 1822/1823 entstandene Statuette Friedrichs II. mit zwei Windspielen<br />
von Schadow, die Friedrich Wilhelm IV. 1841 für die Einrichtung des Arbeits-und Schlafzimmers<br />
im Schloß Sanssouci erwarb, wirkt schon fast wie eine Vorwegnahme der anekdotischen<br />
Sichtweise der kommenden Generation mit Heinrich Kugler und Adolf Menzel (Abb. 24). 47<br />
Die klassischen Eigenschaften dieser wie Bloch schreibt »ersten autonomen Porträtstatuette<br />
des 19. Jahrhunderts« 48 werden erst im Vergleich mit der um 1800 entstandenen Ballgruppe<br />
von Johann Carl Friedrich Riese (1759–1834) aus Biskuitporzellan offenbar, deren verspielte<br />
Herzlichkeit ihre Bindung an das späte 18. Jahrhundert nicht verleugnen kann (Abb. 25). 49<br />
Die Porträtreliefs bilden naturgemäß eine eigene künstlerische Formenwelt, in der das Profil<br />
zum wesentlichen Träger des Ausdrucks wird. Neben dem großen Marmorrelief aus Neuruppin<br />
bleiben sie lange allein auf die Münzen begrenzt. Die Umsetzung in der Münze<br />
fördert dabei in dem ihr eigenen Zwang zur Verknappung die Herausbildung bestimmter<br />
Typen. Schon bei Knobelsdorff, später bei dem Neuruppiner Marmorbildnis wird das ideale<br />
apollinisch-griechische Profil gefunden. Es wird in der Münze – beispielsweise mit dem Speziestaler<br />
von 1741 (Abb. 26) – in dem über Pesne transportierten Vorbild des Profilbildnisses
74 Saskia Hüneke<br />
Abb. 19 Johannn Gottfried Schadow: Statuette<br />
Friedrichs II., 1824, Bronze, H. 58 cm<br />
<strong>SPSG</strong>, Skulpturenslg. Nr. 3684<br />
Abb. 21 Johann Gottfried Schadow: Bildnisbüste<br />
Friedrichs II., 1792, Marmor,<br />
H. 54 cm<br />
<strong>SPSG</strong>, Skulpturenslg. Nr. 4000<br />
Abb. 20 Johann Christian Heinrich Franke: Friedrich<br />
II. vor dem Janustempel, 1763/1764, Öl auf<br />
Leinwand, <strong>SPSG</strong>, GK I 8973<br />
Abb. 22 Christian Friedrich Heinrich<br />
Sigismund Bettkober: Bildnisbüste Friedrichs<br />
II., 1792, Marmor, H. 79 cm<br />
Privatslg. (Dauerleihgabe, <strong>SPSG</strong>)
Abb. 23 Johann Gottfried Schadow: Friedrich II.<br />
mit Lorbeerkranz, 1807, Marmor, H. 65 cm<br />
Walhalla bei Regensburg<br />
Abb. 25 Carl Friedrich Riese: Ballgruppe,<br />
1800, Biskuitporzellan, H. 37 cm<br />
<strong>SPSG</strong>, Porzellanslg., KS VIII 39<br />
Friedrich der Große in der Bildhauerkunst des 18. und 19. Jahrhunderts 75<br />
Abb. 24 Johann Gottfried Schadow: Statuette Friedrichs<br />
II. mit zwei Windspielen, um 1822, Bronze,<br />
H. 90, 5 cm<br />
<strong>SPSG</strong>, Skulpturenslg. Nr. 1375 (GK III 3938)
76 Saskia Hüneke<br />
Abb. 26 Speziestaler, 1741, SMBPK, Münzsammlung<br />
a) recto b) verso<br />
Abb. 27 Reichstaler, 1786, SMBPK, Münzsammlung<br />
a) recto b) verso<br />
von Knobelsdorff umgesetzt. Durch die Hinzufügung eines Lorbeerkranzes, zum Beispiel auf<br />
dem Taler von 1764, wird noch deutlicher auf das antike Vorbild hingewiesen. 50 Besonders<br />
der späte Münzentypus mit der nach rechts ausgerichteten Profildarstellung Friedrichs II. mit<br />
Lorbeerkranz, Seitenlocken und Zopf, der in verschiedenen Ausprägungen bis 1786 hergestellt<br />
wurde (Abb. 27), 51 steht im Zusammenhang mit einer ganzen Reihe von posthumen Porträtreliefs.<br />
1795 wird von dem seit 1773 in Potsdam tätigen Johann Andreas Schlott (1733–?),<br />
der 1793 bereits eine Statuette Friedrichs II. auf der Akademie-Ausstellung gezeigt hatte, ein<br />
aufwendiges Profilbildnis geschaffen. Der aus einer ovalen, weißen Marmorplatte herausgearbeitete<br />
Kopf mit differenziert ausgebildeten Gesichtszügen kommt vor der rechteckigen<br />
Hintergrundplatte aus grauem Priborner Marmor mit dem reich ornamentierten, frühklassizistischen<br />
Originalrahmen aus vergoldetem Holz besonders wirkungsvoll zur Geltung. Dieses<br />
Exemplar stammte ursprünglich aus Schloß Niederschönhausen, wo es mit dem Kunstbesitz<br />
von Elisabeth Christine, der Witwe Friedrichs II., in Verbindung gebracht werden kann und<br />
gelangte später in das Berliner Schloß (Farbabb. 11, S. 91). 52 Ein zweites Marmorexemplar im<br />
ovalen Mahagonirahmen war als Supraporte im Cedernholzkabi<strong>net</strong>t von Schloß Schönhau-
Friedrich der Große in der Bildhauerkunst des 18. und 19. Jahrhunderts 77<br />
Abb. 28 Johann Gottfried Schadow: Bildnisrelief<br />
Friedrichs II., um 1824, Bronze, 41 × 33,8 cm<br />
<strong>SPSG</strong>, Skulpturenslg. Nr. 3684<br />
sen eingelassen. 53 Während diese beiden Reliefs von Schlott den Einfluß der aus der Totenmaske<br />
des Königs entwickelten Büste Ecksteins nicht verleugnen können, wird der in den<br />
bis 1786 hergestellten Münzen vermittelte Eindruck im Relief von Schadow zugunsten einer<br />
sensiblen, idealisierten Vorstellung zurückgedrängt. Ein in das Jahr 1803 datierter Gips des<br />
Schadow-Reliefs befindet sich in der Stiftung Stadtmuseum Berlin, ein Marmorexemplar aus<br />
dem Schloß Königswusterhausen wurde an das Haus Hohenzollern abgegeben. 54 Die Stiftung<br />
konnte eine von Schadow signierte spätere Bronzeausformung des Reliefs von etwa 1824<br />
erwerben (Abb. 28). 55 Das Relief ist in seinem durch die Gebrüder Krebs ausgeführten Bronzeguß<br />
und der Ziselierung von Louis Coué (seit 1817 in Berlin) gewissermaßen der Höhepunkt<br />
einer ganzen Entwicklungsreihe.<br />
Ganz offensichtlich aber folgen dem Porträttyp Schadows der in der Skulpturensammlung<br />
der Stiftung befindliche Gipsentwurf einer Medaille von Wilhelm Kullrich (1821–1887) und<br />
der in dessen Rückseite eingelassene verkleinerte Guß (Abb. 29 a, b). 56 Im Generalkatalog<br />
der Skulpturensammlung ist dieses Werk mit dem Hinweis »für den Orden Pour le Mérite<br />
für Künste und Wissenschaften« versehen. Die »Friedensklasse« dieses Ordens, die Friedrich<br />
Wilhelm IV. am 31. Mai 1842 zum 102. Jahrestag des Regierungsantritts Friedrichs II. stiftete,<br />
wurde aber ohne Reliefbildnis des Ordensgründers gestaltet. Es ist nicht ganz klar, ob
78 Saskia Hüneke<br />
Abb. 29 a) Wilhelm Kullrich: Münzentwurf, 1851, Gips, Dm. 16,5 cm<br />
<strong>SPSG</strong>, Skulpturenslg. Nr. 1411, GK III 4247<br />
b) Wilhelm Kullrich: Münze, 1851, Gelbguß, Dm. 2 cm, eingelassen in die Rückseite des Münzentwurfes<br />
<strong>SPSG</strong>, Skulpturenslg. Nr. 1411, GK III 4247<br />
der Entwurf Kullrichs nicht angenommen und erst für das 1866 durch Wilhelm I. gestiftete<br />
Großkreuz des Ordens verwendet wurde oder aber, entgegen der Angabe im Generalkatalog,<br />
erst für letzteres geschaffen wurde. Das Großkreuz, das nur Kronprinz Friedrich (III.), Prinz<br />
Friedrich Karl von Preußen (1866), Wilhelm I. selbst (1866) sowie Alexander II. von Rußland<br />
(1878) und Generalfeldmarschall von Moltke (1879) erhielten, schloß im Ordensstern und in<br />
dem mit gekrönten Adlern verzierten Kleinod das Bildnis Friedrichs mit ein. Das Kleinod, das<br />
von Georg Hossauer angefertigt wurde, weist eindeutig das Friedrich-Bildnis nach Kullrichs<br />
Entwurf auf. 57<br />
Die späteren Generationen des 19. Jahrhunderts waren, anders als Schadow, der den König<br />
persönlich gekannt hatte, auf indirekte Informationen angewiesen. So bereitete Joseph<br />
Uphues (1850–1911) seine Statue für die Siegesallee von 1896 vor, indem er auf Wunsch<br />
Wilhelms II. die Totenmaske studierte, den Rat Adolf Menzels suchte und das anmaßende<br />
Angebot des Kaisers, selbst Modell zu sitzen, annahm. Dem Standbild in der Siegesallee<br />
folgten zwei Statuen für Potsdam, in Bronze und in Marmor, von denen sich letztere heute im<br />
Park Sanssouci befindet (Abb. 30), und eine Marmorbüste von 1906, die heute in Haus Doorn<br />
gezeigt wird und die als letzte in die Reihe der bedeutenden Darstellungen Friedrichs gestellt<br />
werden kann (Abb. 31). 58 Seine Auseinandersetzung wird aus der restaurativen Ideologie des<br />
späten 19. Jahrhunderts gespeist. Die neubarocke Sprache seiner Bildhauerkunst ist bestens<br />
geeig<strong>net</strong>, die durch die Interpretation Menzels gestützte, idealisierte Vorstellung vom Großen<br />
König und Feldherrn ins Legendäre zu überhöhen. In ähnlicher Haltung setzte sich der seit
Friedrich der Große in der Bildhauerkunst des 18. und 19. Jahrhunderts 79<br />
Abb. 31 Joseph Uphues: Bildnisbüste<br />
Friedrichs II., 1906, Marmor, H. 74 cm<br />
Doorn, Stichting Huis Doorn, HuD 501<br />
Abb. 30 Joseph Uphues: Standbild Friedrichs II.,<br />
1899, Marmor, H. 274 cm<br />
<strong>SPSG</strong>, Skulpturenslg. Nr. 554<br />
1891 in Berlin tätige Bildhauer Gottlieb Elster (1867–1917) mit der Persönlichkeit des Kronprinzen<br />
auseinander, dessen Denkmal er 1903 für Rheinsberg schuf (Farbabb. 12, S. 91). 59<br />
Zu den in diesem Umfeld einzuordnenden Werken, die jedoch seit dem Ende des Zweiten<br />
Weltkrieges verschollen sind, gehören zwei Darstellungen des Königs von dem Begas-Schüler<br />
Harro Magnussen (1861–1908). Die Statue des jugendlichen Königs aus dem Weißen Saal des<br />
Berliner Schlosses paßte sich dem statuarischen Duktus der anderen Herrscherbildnisse an<br />
(Abb. 32). 60 Die große Sitzstatue »Der Philosoph von Sanssouci in seinen letzten Stunden«,
80 Saskia Hüneke<br />
Abb. 32 Harro Magnussen: Standbild Friedrich II., Marmor,<br />
H. 220 cm<br />
<strong>SPSG</strong>, GK III 2866, verschollen<br />
die sich seit dem Ankauf 1898 durch Wilhelm II. im Arbeits- und Schlafzimmer des Schlosses<br />
Sanssouci befunden hatte, 1924 an das Hohenzollern-Museum abgegeben worden war<br />
und heute verschollen ist, verkörperte eine für uns heute kaum erträgliche Übertragung des<br />
Historienbildes in die Skulptur und ist ein aufschlußreiches Zeugnis ihrer Zeit. 61<br />
Im Gegensatz zu der ebenfalls neubarocken, kleinteilig gearbeiteten Reiterstatuette von<br />
Jean Leon Gérome (1824–1904) aus dem Berliner Schloß (Abb. 33) 62 läßt die Statuette von<br />
Louis Tuaillon (1862–1919) in ihrer Rückkehr zur klaren Form und zur beruhigten, spannungsreichen<br />
Oberfläche den Spätklassizisten erkennen (Abb. 34). 63<br />
Der Bestand der Bildnisse Friedrichs des Großen war zunächst durch private und politischrepräsentative<br />
Bedürfnisse des Königs selbst begründet worden. Ihre Bereicherung wurde<br />
später durch die persönliche Verehrung für den Vorfahr, die besonders Friedrich Wilhelm IV.
Abb. 33 Jean Leon Gérome: Friedrich der Große<br />
zu Pferde, Bronze, H. 80 cm<br />
<strong>SPSG</strong>, Skulpturenslg. Nr. 1515 (GK III 2770)<br />
Friedrich der Große in der Bildhauerkunst des 18. und 19. Jahrhunderts 81<br />
Abb. 34 Louis Tuaillon: Friedrich II. zu Pferde, um<br />
1911, Bronze, H. 155 cm<br />
<strong>SPSG</strong>, Skulpturenslg. Nr. 1514<br />
und Wilhelm II. in ihr eigenes Selbstverständnis als Herrscher aufnahmen, gefördert. Sowohl<br />
das Hohenzollern-Museum als auch die seit 1927 bestehende Preußische Schlösserverwaltung<br />
haben den Bestand zu bereichern und zu systematisieren versucht. Der Versuch, einen<br />
Überblick über die Bildnisse Friedrichs II. in der Bildhauerkunst zu geben, die sich in<br />
der Skulpturensammlung der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg<br />
befinden, und diese in Beziehung zu weiteren Werken aus Malerei, Graphik und Bildhauerkunst<br />
zu setzen, fördert trotz der enormen Verluste durch den Zweiten Weltkrieg eine nicht<br />
unbedeutende Sammlung zutage und führt zugleich zu der Erkenntnis, daß es ähnlich wie in<br />
der Malerei keinen anderen Ort mit einer vergleichbaren Vielfalt des Themas im Bestand gibt.<br />
An Werken unterschiedlicher künstlerischer Herkunft und Bedeutung können wesentliche<br />
Entwicklungsstufen sowohl im Leben Friedrichs des Großen als auch in der Auffassung von<br />
seiner Person und den anzuwendenden künstlerischen Mitteln untersucht werden. Vor allem<br />
an den sich im Zusammenhang mit den in den letzten Jahren getätigten Neuankäufen ergebenden<br />
Parallelen und Bezügen zeigt sich, daß es aus dieser Tradition heraus weiterhin unsere<br />
Aufgabe ist, gerade auch diese Sammlung durch Neuankäufe wieder zu rekonstruieren<br />
beziehungsweise weiter zu ergänzen und als Gesamtheit nach Möglichkeit öffentlich zugänglich<br />
zu machen.
82 Saskia Hüneke<br />
Anmerkungen<br />
1 Paul Seidel: Die äußere Erscheinung Friedrichs des Großen, in: Hohenzollern-Jahrbuch, 1, 1897,<br />
S. 87–112, darin I: Reinhold Koser: Die Berichte der Zeitgenossen über die äußere Erscheinung<br />
Friedrichs des Großen, S. 88–104 und II: Paul Seidel: Die Bildnisse Friedrichs des Großen,<br />
S. 104–112.<br />
2 Seidel, 1897 (s. Anm. 1), S. 87.<br />
3 Seidel, 1897 (s. Anm. 1), II, S. 104–112.<br />
4 Jean Lulvés: Das einzige glaubwürdige Bildnis Friedrichs des Großen als König, Hannover/Leipzig<br />
1913. – Jean Lulvés: Ist das hannoversche Bildnis Friedrichs des Großen das einzige glaubwürdige<br />
aus seiner Regierungszeit?, Hannover 1914.<br />
5 Gustav Berthold Volz: Friedrich der Große im Bilde seiner Zeit, Berlin/Leipzig 1926, passim.<br />
6 Volz, 1926 (s. Anm. 5), S. 5.<br />
7 Arnold Hildebrand: Das Bildnis Friedrichs des Großen. Zeitgenössische Darstellungen, Berlin/<br />
Leipzig 1940, passim.<br />
8 Edwin von Campe (Hrsg.): Die graphischen Porträts Friedrichs des Großen aus seiner Zeit und ihre<br />
Vorbilder, München 1958, S. 12.<br />
9 Die Kinderbildnisse wurden hier nicht berücksichtigt (s. hierzu Claudia Meckel: Friedrich II. im<br />
Bild seiner Zeit, in: Friedrich II. und die Kunst, Ausstellung, Potsdam, Staatliche Schlösser und<br />
Gärten Potsdam-Sanssouci, 1986, Potsdam 1986, Bd. 1, S. 13–22).<br />
10 Volz, 1926 (s. Anm. 5), S. 7 und S. 41, Anm. 14.<br />
11 Claudia Meckel: Friedrich II. im Bild seiner Zeit, in: Friedrich II. und die Kunst (s. Anm. 9),<br />
Bd. 1, S. 13–22.<br />
12 Campe, 1958 (s. Anm. 8), S. 25, Abb. XVIII.<br />
13 Helmut Börsch-Supan: Die Bildnisse des Königs, in: Friedrich der Große, bearb. v. Friedrich<br />
Benninghoven, Helmut Börsch-Supan und Iselin Gundermann, Ausstellung, Berlin, GStAPK, 1986,<br />
Berlin 1986, S. XIII.<br />
14 Seidel, 1897 (s. Anm. 1), II, S. 95.<br />
15 Volz, 1926, (s. Anm. 5), S. 6. – Saskia Hüneke: Bildhauerkunst des 18. Jahrhunderts in Potsdam,<br />
Ausstellung, Potsdam, Staatliche Schlösser und Gärten Potsdam-Sanssouci, 1983, Potsdam 1983,<br />
S. 36, Kat. Nr. 15, S. 34, Abb. 17.<br />
16 Freundlicher Hinweis von Christina Rockel, Neuruppin, Heimatmuseum.<br />
17 Friedrich Bleibaum: Johann August Nahl. Der Künstler Friedrichs des Großen und der Landgrafen<br />
von Hessen-Kassel, Baden bei Wien/Leipzig 1933, Taf. 80.<br />
18 S. Anm. 4.<br />
19 <strong>SPSG</strong>, Skulpturenslg. Nr. 188, GK III 3387, Marmor, H. 81 cm, bez.: CAVALIERE BARTOLOMEO<br />
CAVACEPPI ROMANO FECE 1770, Potsdam, Schloß Sanssouci.<br />
20 Bartolomeo Cavaceppi: Raccolta d’Antiche statue, busti, bassirilievi ed altre sculture restaurate da<br />
Bartolomeo Cavaceppi scultore romano, Bd. 2, Rom 1769, Reisebericht, Sp. 7. – Johann Bernoulli:<br />
Sammlung kurzer Reisebeschreibungen, Bd. 1, Berlin 1781, Vorwort, S. 83–85. – E. P. Riesenfeld:<br />
Cavaceppis Büste Friedrichs des Großen, in: Zeitschrift für Bildende Kunst, N. F. 25, Leipzig 1914,<br />
S. 57–60.<br />
21 <strong>SPSG</strong>, Skulpturenslg. Nr. 3172, GK III 616, Biskuitporzellan, H. 16,5 cm, KPM Berlin, ohne Marke,<br />
Potsdam, Schloß Sanssouci, Hofdamenflügel.
Friedrich der Große in der Bildhauerkunst des 18. und 19. Jahrhunderts 83<br />
22 Erich Köllmann: Berliner Porzellan 1763–1963, 2 Bde., Braunschweig 1966, Bd. 1, S. 130–131, Bd. 2,<br />
Taf. 121: »Je ne m‘attendais pas qu‘il eut mon portrait en porcelaine; j‘ignorais meme qu‘il existat<br />
tel. Il faut etre Apollon, Mars ou Adonis pour se faire peindre, et comme je n‘ai pas l‘honneur etre<br />
un de ces messieurs, j‘ai dérobé mon visage au pinceau qu‘il a dépendu de moi […].«<br />
23 Neuerwerbung <strong>1997</strong>, <strong>SPSG</strong>, Skulpturenslg. Nr. 3692, Biskuitporzellan, H. 33 cm, KPM Berlin, Zeptermarke,<br />
Potsdam, Park Sanssouci, Skulpturendepot. – Weitere Exemplare: Amsterdam, Rijksmuseum,<br />
Warschau, Nationalmuseum, Land Berlin, KPM-Porzellanslg. Schloß Charlottenburg, Belvedere.<br />
24 Köllmann, 1966, (s. Anm. 22), Bd. 1, S. 131–132, Bd. 2, Taf. 121.<br />
25 <strong>SPSG</strong>, Skulpturenslg. Nr. 101, GK III 3925, um 1780, Marmor, H. 39 cm, Potsdam, Neues<br />
Palais, Friedrichswohnung. – Paul Seidel: Veränderungen und neue Erwerbungen im Hohenzollern-<br />
Museum, in: Hohenzollern-Jahrbuch, 3, 1899, S. 264.<br />
26 Campe, 1958 (s. Anm. 8), S. 34, Kat. Nr. 42, Abb. 203.<br />
27 Ehem. Berlin, Schloß Monbijou, Hohenzollern-Museum, GK III 1152 (Leihgabe der Generalverwaltung<br />
des vormals regierenden Preußischen Königshauses, an das sie 1926 abgegeben worden war),<br />
Marmor, H. 71 cm, verschollen. – Hildebrand, 1940 (s. Anm. 7), S. 130–132, Taf. 59–62. – Peter<br />
Bloch, Waldemar Grzimek: Das Klassische Berlin. Die Berliner Bildhauerkunst des neunzehnten<br />
Jahrhunderts, Frankfurt am Main/München/Wien 1990, S. 50.<br />
28 Hildebrand, 1940 (s. Anm. 7), S. 132, Taf. 63.<br />
29 Peter Bloch: Bildwerke 1780–1910. Aus den Beständen der Skulpturengalerie und der Nationalgalerie,<br />
Berlin 1990 (SMBPK, Die Bildwerke der Skulpturengalerie Berlin, Bd. 3), S. 5.<br />
30 <strong>SPSG</strong>, Skulpturenslg. 819, GK III 3996, 1807, Bronze, H. 32 cm, B. 20 cm, Potsdam, Park Sanssouci,<br />
Skulpturendepot. – Hans Mackowsky: Die Bildwerke Johann Gottfried Schadows, Berlin 1951,<br />
S. 182, Nr. 156.<br />
31 Ehem. Berlin, Schloß Monbijou, Hohenzollern-Museum, GK III 1194, Bronze, H. 48 cm, verschollen.<br />
– Volz, 1926 (s. Anm. 5), S. 26, Taf. 27. – Hildebrand, 1940 (s. Anm. 7), S. 117, Taf. 38.<br />
– Köllmann, 1966 (s. Anm. 22), Bd. 2, Taf. 123 (Porzellan). – Die Kunst hat nie ein Mensch<br />
allein besessen, Ausstellung, Berlin, Akademie der Künste und Hochschule der Künste, 1996,<br />
Berlin 1996, S. 149, Kat. Nr. II 2/85. – Eine 10,5 cm hohe Reduktion befand sich ehem. im<br />
Hohenzollern-Museum (GK III 3987).<br />
32 Modell zu einem Reiterdenkmal Friedrichs II. mit figurengeschmücktem Postament, 1779, Gips,<br />
H. 101,5 cm (H. 47,5 cm ohne Postament), ehem. Berlin, Akademie der Künste, verschollen. –<br />
Modell zu einem Reiterdenkmal Friedrichs II. (ohne Postament), um 1779, Gips, H. 47,5 cm,<br />
Berlin, Akademie der Künste. – Volz, 1926 (s. Anm. 5), S. 26, Taf. 28. – Hildebrand, 1940<br />
(s. Anm. 7), S. 129–130, Taf. 53. – Jutta von Simson: Das Berliner Denkmal für Friedrich den<br />
Großen. Die Entwürfe von Gilly bis Rauch als Spiegelung des preußischen Selbstverständnisses,<br />
Berlin 1976, S. 9–10, 134, Abbn. 2, 3.<br />
33 Neuerwerbung 1994, <strong>SPSG</strong>, Skulpturenslg. Nr. 3406, 1784, Marmor, H. 20,2 cm, B. 14,7 cm,<br />
bez.: Johan Wohler Senior / fecit Potsdam / 1784, mit zugehörigen Rahmen (Holz, reich verziert,<br />
vergoldet, H. 40 cm, B. 25,5 cm), Potsdam, Park Sanssouci, Skulpturendepot (unveröffentlichtes<br />
Ankaufsgutachten von Sibylle Einholz, Berlin und Sibylle Badstübner, Potsdam). – Saskia Hüneke:<br />
Relief Friedrich II. von Preußen. Johann Christoph Wohler d. Ä. (Magdeburg 1748–1799 Potsdam),<br />
in: Seidel und Sohn. 90 Jahre Kunsthandel in Berlin, Berlin 1995, S. 46, Kat. Nr. 21.<br />
34 <strong>SPSG</strong>, Skulpturenslg. Nr. 3922, GK III 3370, 1785, Biskuitporzellan, Dm. 14 cm, bez.: Müller fec.<br />
1785, KPM Berlin, Zeptermarke, Potsdam, Park Sanssouci, Skulpturendepot. – Hildebrand, 1940<br />
(s. Anm. 7), S. 123, Taf. 47.
84 Saskia Hüneke<br />
35 Hildebrand, 1940 (s. Anm. 7), S. 128–129.<br />
36 <strong>SPSG</strong>, Skulpturenslg. Nr. 1800, Hohenzollern-Museum Nr. 3121, Wachs, H. 22,5 cm, Potsdam, Park<br />
Sanssouci, Skulpturendepot. – Götz Eckardt: Johann Gottfried Schadow 1864–1850. Der Bildhauer,<br />
Berlin 1990, S. 224 und S. 281, Anm. 262.<br />
37 <strong>SPSG</strong>, Skulpturenslg. Nr. 199, GK III 3863, 1786, Gips, H. 71 cm, bez.: JOH. ECKSTEIN Potsdam<br />
ann 1786, Potsdam, Schloß Sanssouci. – <strong>SPSG</strong>, Skulpturenslg. Nr. 2950, GK III 3933, 1786, Gips,<br />
H. 70,5 cm, bez.: IOH. ECKSTEIN fec. Potsdam 1786, Potsdam, Park Sanssouci, Skulpturendepot.<br />
– Hildebrand, 1940 (s. Anm. 7), S. 126–131, Taf. 50–54. – Vgl. dazu die offenbar noch nach dem<br />
ersten Zustand abgegossene Bronze in Privatbesitz, die ebenfalls aus dem Hohenzollern-Museum<br />
stammen soll, in: Bloch/Grzimek, 1978 (s. Anm. 27), Taf. 1.<br />
38 Landesmuseum Braunschweig, VMB 3271 (Preußen. Versuch einer Bilanz, hrsg. v. Gottfried Korff,<br />
Ausstellung, Berlin, Berliner Festspiele GmbH, 1981, Reinbek b. Hamburg 1981, Bd. 1, S. 217–218,<br />
Kat. Nr. 12/6 [freundlicher Hinweis von Frau König-Lein, Braunschweig]).<br />
39 Freundlicher Hinweis von Adelheid Schendel, <strong>SPSG</strong>. – Es gibt keinen Grund, an der alten<br />
Beschriftung »Eckstein, Bes. Tross USA« zu zweifeln. Der seit 1772 in Potsdam tätige Bildhauer<br />
ging später nach Amerika und ist zwischen 1796 und 1822 in Philadelphia nachweisbar (<strong>SPSG</strong>,<br />
Schloß Charlottenburg, Plankammer). – Friedrich der Große, 1986 (s. Anm. 13), S. 327–328,<br />
Kat. Nr. VII/2.<br />
40 <strong>SPSG</strong>, Skulpturenslg. Nr. 1586, GK III 1445, Galvanoplastischer Nachguß aus dem Park Babelsberg,<br />
H. 77 cm. – <strong>SPSG</strong>, Skulpturenslg. Nr. 1534, Marmorausführung, H. 35,5 cm. – <strong>SPSG</strong>, Skulpturenslg.<br />
Nr. 2758 und Nr. 2759, Porzellan, beide H. 53,5 cm (die genannten Werke Potsdam,<br />
Park Sanssouci, Skulpturendepot). – Eine Reduktionen des Reiterdenkmals, <strong>SPSG</strong>, Skulpturenslg.<br />
Nr. 4100, Bronze, H. 67 cm, Berlin, Schloß Charlottenburg.<br />
41 Heinz Schönemann: Das Friedrichsdenkmal, in: Friedrich II. und die Kunst, 1986, (s. Anm. 9),<br />
Bd. 1, S. 45–57. – Johann Gottfried Schadow. Kunstwerke und Kunstansichten, hrsg. v. Götz<br />
Eckardt, Berlin 1987, Bd. 1, S. 33, Bd. 2, S. 391 und Abbn. 60, 61.<br />
42 Skulpturenslg. Nr. 140, Bronze, H. 240 cm, Potsdam, Park Sanssouci, Skulpturendepot. – Vgl.<br />
Mackowsky, 1951 (s. Anm. 30), S. 62–65, Kat. Nr. 34.<br />
43 Neuerwerbung 1996, <strong>SPSG</strong>, Skulpturenslg. Nr. 3684, Bronze, H. 58 cm, Potsdam, Park Sanssouci,<br />
Skulpturendepot. – Götz Eckardt, in: Ethos und Pathos. Die Berliner Bildhauerschule 1786–1914,<br />
hrsg. v. Peter Bloch, Sibylle Einholz und Jutta von Simson, Ausstellung, Berlin, SMBPK, Skulpturengalerie,<br />
1990, 2 Bde. (Katalog- und Textbd.), Berlin 1990, Katalogbd., S. 252. – Johann<br />
Gottfried Schadow und die Kunst seiner Zeit, hrsg. v. Bernhard Maaz, Ausstellung, Düsseldorf,<br />
Kunsthalle, 1994–1995; Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, 1995; Berlin, SMBPK, Nationalgalerie<br />
1995, Köln 1994, S. 213, Kat. Nr. 32.<br />
44 <strong>SPSG</strong>, Skulpturenslg. Nr. 4000, 1792, Marmor, H. 54 cm, Berlin, Schloß Charlottenburg. – Makkowsky,<br />
1951 (s. Anm. 30), S. 52–53, Kat. Nr. 25. – Abbilder-Leitbilder. Berliner Skulpturen von<br />
Schadow bis heute, hrsg. v. Helmut Börsch-Supan, Ausstellung, Berlin, Neuer Berliner Kunstverein,<br />
1978, Berlin 1978, Kat. Nr. 6.<br />
45 Mackowsky, 1951 (s. Anm. 30), S. 184–185, Kat. Nr. 160.<br />
46 Dietmar Vogel: Christian Daniel Rauch und Arolsen, Museumshefte Waldeck-Frankenberg, 15,<br />
Arolsen 1994, S. 72–74.<br />
47 <strong>SPSG</strong>, Skulpturenslg. Nr. 186, GK III 600, 1822/1823, Bronze, Guß von Léquine, Ziselierung von<br />
Coué, H. 91 cm, Potsdam, Schloß Sanssouci. – <strong>SPSG</strong>, Skulpturenslg. Nr. 1375, GK III 3938, um<br />
1822, Bronze, H. 90,5 cm (Dauerleihgabe, Hechingen, Burg Hohenzollern). – Mackowsky, 1951
Friedrich der Große in der Bildhauerkunst des 18. und 19. Jahrhunderts 85<br />
(s. Anm. 30), S. 248, Kat. Nr. 274. – Johann Gottfried Schadow, 1994 (s. Anm. 43), S. 215–216,<br />
Kat. Nr. 38.<br />
48 Bloch/Grzimek, 1978 (s. Anm. 27), S. 122.<br />
49 <strong>SPSG</strong>, KS VIII 39, 1800, Biskuitporzellan, H. 37 cm, Berlin, Schloß Charlottenburg. – Die Gruppe<br />
schildert eine Anekdote, in der der spätere König Friedrich Wilhelm III. energisch seinen Spielball<br />
vom Großonkel einfordert und damit Friedrich II. zu den anerkennenden Worten ermuntert: »Du<br />
wirst Dir Schlesien nicht wegnehmen lassen!« – Helmut Börsch-Supan: Die Kataloge der Berliner<br />
Akademie-Austellungen 1786–1850, 3 Bde., Berlin 1971 (Quellen und Schriften zur bildenden<br />
Kunst, Bd. 4), Bd. 1, Ausstellung 1800, Nr. 364. – Helmut Börsch-Supan: Friedrich der Große<br />
und sein Großneffe (Ball-Anekdote) in: Friedrich der Große, 1986 (s. Anm. 13), S. 383–384,<br />
Kat. Nr. VIII/23. – Erich Köllmann und Margarete Jarchow: Berliner Porzellan, München 1987,<br />
Bd. 1, S. 129, Bd. 2, S. 386. – Die Kunst hat nie ein Mensch allein besessen, 1996 (s. Anm.<br />
31), Kat. Nr. II 2/102.<br />
50 Gunther Hahn und Alfred Kerndl: Friedrich der Große im Münzbildnis seiner Zeit, Berlin/<br />
Frankfurt am Main 1986, S. 89, 122, 138 (Hinweis auf eine Kabi<strong>net</strong>tsorder vom 30. September 1740,<br />
mit dem Auftrag für die Anfertigung des Vorbildes für die Münze an Antoine Pesne. Die Verfasser<br />
weisen selbst auf die größere Nähe zu Knobelsdorff hin).<br />
51 Hahn/Kerndl, 1986 (s. Anm. 50), Abbn. 47–60.<br />
52 <strong>SPSG</strong>, Skulpturenslg. Nr. 1060, GK III 3553, 1795, Marmor, H. 42 cm, B. 35 cm, mit zugehörigen<br />
Rahmen (Holz, verziert, vergoldet), Potsdam, Park Sanssouci, Skulpturendepot. – Friedrich Wilhelm<br />
II. und die Künste. Preußens Weg zum Klassizismus, Ausstellung, Potsdam, <strong>SPSG</strong>, <strong>1997</strong>,<br />
Potsdam <strong>1997</strong>, S. 146–147, Kat. Nr. II. 40.<br />
53 <strong>SPSG</strong>, Skulpturenslg. Nr. 1593, GK III 2396, 1795, Marmor, H. 42 cm, B. 34,5 cm, Potsdam, Park<br />
Sanssouci, Skulpturendepot. – Erich Schonert: Schloß Schönhausen und seine Geschichte, Berlin<br />
1937, S. 14, Abb.<br />
54 Neben dem Exemplar im Märkischen Museum (Eckardt, 1990 [s. Anm. 36], S. 262, Abb.) gibt<br />
es einen weiteren Gips in der <strong>SPSG</strong>, Skulpturenslg. Nr. 836, GK III 4057, um 1824, H. 40 cm,<br />
B. 32 cm (oval), mit Rahmen (Holz, vergoldet), Potsdam, Park Sanssouci, Skulpturendepot. –<br />
Doorn, Stichting Huis Doorn, HuD 2235, GK III 1237, Marmor, 40 cm, bez.: Schlott fecit 1795<br />
nach Schadow, ehem. Berlin, Schloß, Empfangszimmer Wilhelms II. (Seidel, 1897 [s. Anm. 1],<br />
S. 111–112. – Der letzte Kaiser. Wilhelm II. im Exil, hrsg. v. Hans U. Wilderotter und Klaus<br />
D. Pohl, Ausstellung, Berlin/München, Deutsches Historisches Museum, 1991, Gütersloh 1991,<br />
S. 287, Kat. Nr. 468).<br />
55 Neuerwerbung 1995, <strong>SPSG</strong>, Skulpturenslg. Nr. 3684, um 1824, Bronze, H. 41 cm, B. 33,8 cm<br />
(oval), bez.: Joh. Gottfr. Schadow, auf der Rückseite: gegossen von Krebs, ciseliert von Coué,<br />
Potsdam, Park Sanssouci, Skulpturendepot.<br />
56 <strong>SPSG</strong>, Skulpturenslg. Nr. 1411, GK III 4247, Gips, Dm. 16,5 cm. Auf der Rückseite eingelassenes<br />
Bildnisrelief in Gelbguß, Dm. 2 cm, Potsdam, Park Sanssouci, Skulpturendepot.<br />
57 Maximilian Gritzner: Handbuch der Ritter- und Verdienstorden, Graz 1962, S. 354–358. – Ein<br />
Goldabschlag vom Medaillon aus dem Großkreuz in <strong>SPSG</strong>, Sammlung Max Aurich, KS 514,<br />
Berlin, Schloß Charlottenburg (Friedhelm Heyde: Sammlung Max Aurich. Katalog und Gutachten,<br />
Dortmund und Berlin 1978, S. 17, KS 514, maschinenschriftl. Manuskript, <strong>SPSG</strong>, Plankammer<br />
[Schloß Charlottenburg]).<br />
58 Standbild: <strong>SPSG</strong>, Skulpturenslg. 554, 1899, Marmor, H. 274 cm, Potsdam, Park Sanssouci. –<br />
Büste: Doorn, Stichting Huis Doorn, HuD 501, GK III 3079, 1906, Marmor, H. 74 cm, bez.:
86 Saskia Hüneke<br />
J. Uphues 1906. – Potsdamer Schlösser und Gärten. Bau- und Gartenkunst vom 17.–20. Jahrhundert,<br />
Aussellung, Potsdam, <strong>SPSG</strong>, 1993, Potsdam 1993, S. 305–306, Kat. Nr. III.31.<br />
59 Stadt Rheinsberg, 1903, Bronze, H. 240 cm, bez.: G. ELSTER fec. 1903. – Das Rheinsberger<br />
Denkmal wurde 1947 vom Sockel gestürzt, befand sich bis 1975 auf dem Baudepothof in Potsdam,<br />
wurde seitdem bis zu seiner Wiederaufstellung in Rheinsberg im Sommer 1995 im Skulpturendepot<br />
der <strong>SPSG</strong> aufbewahrt.<br />
60 Ehem. Berlin, Schloß, GK III 2866 (Dauerleihgabe der Preußischen Schlösserverwaltung an das<br />
Schloßmuseum), Marmor, H. 220 cm, verschollen.<br />
61 Ehem. Berlin, Schloß Monbijou, Hohenzollern-Museum, GK III 2706, Marmor, H. 115 cm, verschollen.<br />
62 <strong>SPSG</strong>, Skulpturenslg. Nr. 1515, GK III 2770, Bronze, H. 80 cm, Potsdam, Park Sanssouci, Skulpturendepot.<br />
63 <strong>SPSG</strong>, Skulpturenslg. Nr. 1514, um 1911, Bronze, H. 155 cm, Potsdam, Park Sanssouci, Skulpturendepot.<br />
– Gert-Dieter Ulferts: Louis Tuaillon (1862–1919). Berliner Bildhauerei zwischen Tradition<br />
und Moderne, Berlin 1993, S. 216–225, Kat. Nrn. 33, 34. – Eine weitere Reiterstatue von<br />
Theodor Kalide, <strong>SPSG</strong>, Skulpturenslg., 1826, Eisen- und Zinkguß, H. 65,2 cm, Berlin, Schloß<br />
Charlottenburg, die dem Vorbild von Emanuel Bardou folgt.<br />
Abbildungsnachweis: Abbn. 1, 3, 4, 6, 7, 11–18, 20, 21–25, 29, 30, 32–34, Farbabb. 11: Potsdam,<br />
<strong>SPSG</strong>. – Abb. 2: Neuruppin, Heimatmuseum. – Abb. 5: Berlin, SMBPK. – Abbn. 8, 10: Berlin, SMBPK,<br />
Kupferstichkabi<strong>net</strong>t. – Abb. 9: Arnold Hildebrand: Das Bildnis Friedrichs des Großen. Zeitgenössische<br />
Darstellungen, Berlin/Leipzig 1940, Taf. 59. – Abbn. 19, 28: Michael Puls, Berlin. – Abbn. 26, 27:<br />
Berlin, SMBPK, Münzsammlung. – Abb. 31: Doorn, Stichting Huis Doorn. – Farbabb. 12: Archiv des<br />
Verfassers.
Farbabb. 1 François Perrier: Mord Ciceros, um 1635, Öl auf Leinwand,<br />
176 × 243 cm<br />
Bad Homburg, Schloß, GK I 5181<br />
Farbabb. 2 Guido Reni: Selbstmord der Lukretia,<br />
1622/1623, Öl auf Leinwand, 86 × 76 cm<br />
Reggio Emilia, Privatslg.<br />
Farbabbildungen 87<br />
Farbabb. 3 Guido Reni: Tod der Kleopatra, 1626,<br />
Öl auf Leinwand, 124 × 94 cm<br />
<strong>SPSG</strong>, GK I 5054
88 Farbabbildungen<br />
Farbabb. 4 Carel Phillips Spierinck: Hagar und der<br />
Engel, um 1635, Öl auf Leinwand, 145,5 × 170 cm<br />
<strong>SPSG</strong>, GK I 5543<br />
Farbabb. 5 Dirck van Baburen: Fußwaschung, um 1610–1615, Öl auf Leinwand, 199 × 297 cm<br />
SMBPK, Gemäldegalerie, Kat. Nr. 462
Farbabb. 6 Gerrit van Honthorst: Christus vor<br />
dem Hohenpriester, um 1617, Öl auf Leinwand,<br />
272 × 183 cm,<br />
London, National Gallery, NG 3679<br />
Farbabbildungen 89<br />
Farbabb. 7 Leonaert Bramer: Ruhende Soldaten,<br />
Öl auf Schiefer, 21 × 14 cm<br />
Den Haag, Museum Bredius, Inv. Nr. 28-194<br />
Farbabb. 8 Adam Elsheimer: St. Paulus auf Malta,<br />
um 1600, Öl auf Kupfer, 16,8 × 21,3 cm<br />
London, National Gallery, NG 3535
90 Farbabbildungen<br />
Farbabb. 9 Kurfürstlicher Kinderphaeton, um 1690<br />
<strong>SPSG</strong>, Inv. Nr. XVII 4<br />
Farbabb. 10 Gartenkalesche Friedrichs des Großen, um 1750/1765, Aufnahme von 1996 vor dem<br />
Chinesischen Haus im Park Sanssouci<br />
<strong>SPSG</strong>, Inv. Nr. XVII 5
Farbabb. 11 Johann Andreas Schlott: Bildnisrelief<br />
Friedrichs II., 1795, Marmor, 42 × 35 cm<br />
<strong>SPSG</strong>, Skulpturenslg. Nr. 1060 (GK III 3553)<br />
Farbabbildungen 91<br />
Farbabb. 12 Gottlieb Elster: Standbild Friedrichs II.<br />
als Kronprinz, 1903, Bronze, H. 240 cm<br />
Stadt Rheinsberg
92 Farbabbildungen<br />
Farbabb. 13 Potsdam, Marmorpalais, Römische Platte auf einer Kommode in der Weißlackierten<br />
Kammer, um 1790, Verde di Corsica mit einer Einfassung von Rosso antico und den weißen Stegen<br />
der Grundplatte aus Carrara-Marmor<br />
Farbabb. 14 Berlin, Schloß auf der Pfaueninsel, Platte auf einem Tisch im Großen Saal, um 1795,<br />
Breccia Violetta mit einer Einfassung von Brocatello di Siena
Farbabbildungen 93<br />
Farbabb. 15 Konstantin Andrejewitsch Uchtomski: Schlaf- und Arbeitszimmer im Schloß Sanssouci,<br />
Ausschnitt mit Kronleuchter, 1842, Aquarell<br />
St. Petersburg, Staatliche Ermitage
94 Farbabbildungen<br />
Farbabb. 16 Potsdam, Park Sanssouci, Ostseite des Orangerieschlosses. Durch<br />
Tropfwasser von den Gesimsen verursachte Schäden und die daraus resultierenden<br />
»Flickschustereien«, Aufnahme von 1996<br />
Farbabb. 17 Martin Gottgetreu: Mosaikpflaster auf dem Plateau der<br />
Granitsäule auf Babelsberg, 1. März 1868, vom König approbierter Entwurf<br />
Feder und Tusche, laviert<br />
<strong>SPSG</strong>, Plankammer, Planslg. Nr. 6951
Farbabbildungen 95<br />
Farbabb. 18 Potsdam, Park Babelsberg, Südlicher Bankplatz des Altans an<br />
der Siegessäule. Zerstörte und zerfallene Mosaikfläche, Zustand 1993 vor dem<br />
Beginn der Wiederherstellungsarbeiten<br />
Farbabb. 19 Potsdam, Park Babelsberg, Altan an der Siegessäule. Wiederhergestellte Mosaikfläche vor<br />
dem Verfugen, Aufnahme von 1995
96 Farbabbildungen<br />
Farbabb. 20 Ingenieurbüro Wolfgang Stich: Caputh, Schloß, Darstellung der Höhenlinien und Rißverläufe<br />
im Kreuzgewölbe des Fliesensaales, 1996
Farbabbildungen 97<br />
Farbabb. 21 Ingenieurbüro Wolfgang Stich: Caputh, Schloß, 3D-Visualisierung des Höhenaufmaßes in<br />
Form von Schnitten durch den Gewölbebestand Joch I des Fliesensaales, 1996<br />
a) Schildkappen b) Kreuzbogen<br />
Farbabb. 22 Ingenieurbüro Wolfgang Stich: Caputh, Schloß, 3D-Visualisierung der Sicherungskonstruktion<br />
des Fliesensaalgewölbes mit Verstärkungsrippen aus Stahlbeton, 1996<br />
a) Draufsicht b) Untersicht<br />
Farbabb. 23 Caputh, Schloß, Bauzeitliche Abfangrüstung<br />
im Fliesensaal, Aufnahme von 1996<br />
Farbabb. 24 Caputh, Schloß, Schildkappenriß im<br />
Fliesensaalgewölbe, Aufnahme von 1996
98 Farbabbildungen<br />
Farbabb. 25 Caputh, Schloß, Bewehrung der Stahlbetonrippen oberhalb des Fliesensaalgewölbes,<br />
Aufnahme von 1996<br />
Farbabb. 26 Caputh, Schloß, Schalung mit Bewehrung oberhalb des Fliesensaalgewölbes,<br />
Aufnahme von 1996
Farbabbildungen 99<br />
Farbabb. 27 Caputh, Schloß, Ausgeschalte Verstärkungsrippen oberhalb des Fliesensaalgewölbes,<br />
Aufnahme von <strong>1997</strong><br />
Farbabb. 28 Caputh, Schloß, Fliesensaal nach statischer Sicherung, kurz vor Beendigung der Restaurierung,<br />
Aufnahme von <strong>1998</strong>
100 Farbabbildungen<br />
Farbabb. 29 Anschliff der Schichtenfolge im<br />
Bereich einer auf Seidengewebe gemalten roten<br />
Blüte, Gewebefaser von der originalen Wandbespannung<br />
des Chinesischen Hauses im Park Sanssouci,<br />
Lichtmikroskopische Aufnahme von 1996<br />
Farbabb. 30 Anschliff der Schichtenfolge im<br />
Bereich eines auf Seidengewebe gemalten dunkelgrünen<br />
Blattes, Gewebefaser von der originalen<br />
Wandbespannung des Chinesischen Hauses im<br />
Park Sanssouci, Lichtmikroskopische Aufnahme<br />
von 1996
Farbabbildungen 101<br />
Farbabb. 31 Leimdurchtränkte Graphik<br />
Unbekannter Künstler: Mars und Venus, um 1760, Radierung auf Hadernpapier, 35,2 × 37,5 cm<br />
Land Berlin, KPM-Archiv, Mappe 67, Nr. 368
102 Farbabbildungen<br />
Farbabb. 32 Dicke Leimschicht auf der Rückseite der Gouache, die eine ernste Gefahr für das Objekt<br />
und eine Herausforderung für den Restaurator darstellt<br />
Carl Jung: Blumenstudien, Gouache auf Aquarellkarton, 48,8 × 34,7 cm<br />
Land Berlin, KPM-Archiv, Mappe 6, Nr. 32
CLAUDIA SOMMER<br />
Edle Steine auf Tischen<br />
und Kommoden<br />
Eine spezielle Betrachtung zur Ausstattung<br />
des Marmorpalais<br />
Herausgelöst aus dem weit umfangreicher zu behandelnden Thema der<br />
Verwendung von inkrustierten Kunstobjekten in den preußischen Schlössern kann der<br />
ursprüngliche Bestand an kostbaren Tisch- und Kommodenplatten im Marmorpalais als eine<br />
dem Zeitgeschmack des ausgehenden 18. Jahrhunderts folgende Erscheinung betrachtet und<br />
vorgestellt werden. 1 Die Vorliebe, Tische, Spinde und Kommoden nicht nur mit gewöhnlichen,<br />
einfach konturierten und profilierten Platten aus Natursteinmaterial zu versehen, sondern<br />
sie durch Platten aus seltenem Gestein in aufwendiger Verarbeitung hervorzuheben,<br />
läßt sich bereits in den Residenzen des Großen Kurfürsten und seines Nachfolgers Friedrich<br />
(III.) I. nachweisen. In den Inventarbüchern aus der Zeit um 1700 werden mehrere Tischplatten<br />
erwähnt, die in der Technik der commessi di pietre dure, dem sogenannten Florentiner<br />
Mosaik, gearbeitet waren. 2 Während derartige Erwerbungen seiner Vorgänger eher zufällig<br />
erscheinen, zeigte Friedrich der Große ein bewußtes Interesse am Besitz steinerner Ziergegenstände.<br />
Die zahlreichen inkrustierten Tisch- und Kommodenplatten aus Rom und Florenz<br />
sowie die antiken und französischen Steinvasen in den Wohnungen des Königs entsprachen<br />
seiner allgemeinen Begeisterung für farbige und polierfähige Natursteine, denen auch bei<br />
der Dekoration friderizianischer Innenräume eine besondere Bedeutung zukam. Mit Kennerschaft<br />
wählte Friedrich meist persönlich die zu verwendenden Materialien aus, die nicht<br />
selten mit größtem Aufwand beschafft werden mußten.<br />
Nach seinem Tode hinterließ Friedrich der Große nicht nur die bereits erwähnte Sammlung<br />
von inkrustierten Kunstwerken, sondern auch einen beachtlichen Vorrat an noch unverarbeiteten<br />
farbigen Natursteinen, der im November 1786 durch den Baudirektor Heinrich<br />
Ludwig Manger aufgelistet wurde und nun dem neuen König zur Verfügung stand. 3 Außerdem<br />
hatte Friedrich der Große durch eine Reihe von Aufträgen auch Potsdamer Werkstätten<br />
befähigt, in guter Qualität Steinschnittarbeiten herzustellen. Neben den Brüdern Calame war<br />
es vor allem Johann Melchior Kambly, der als vielseitiger Kunsthandwerker auch die Techniken<br />
der Inkrustation beherrschte und diese Fähigkeit eindrucksvoll in Raumdekorationen<br />
und bei der Gestaltung von Tisch- und Kommodenplatten unter Beweis stellte.
104 Claudia Sommer<br />
Friedrich Wilhelm II. teilte mit seinem Vorgänger die Freude an steinernen Dekorationsstücken<br />
und setzte in den Jahren 1786 bis 1797 die Tradition fort, Innenräumen durch rare<br />
und edle Materialien auf Tischen und Kommoden einen kostbaren Akzent zu geben. Für<br />
die Ausstattung seiner neuen Wohnräume im Berliner Schloß, den von Carl von Gontard<br />
und Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff geschaffenen Königskammern, wählte Friedrich<br />
Wilhelm II. im September 1787 aus dem Neuen Palais in Potsdam neben bergkristallenen<br />
Kronleuchtern und steinernen Kaminaufsätzen auch acht der kostbarsten Tisch- und Kommodenplatten<br />
aus. Darunter befanden sich zwei italienische Mosaikarbeiten und ein von<br />
Kambly inkrustiertes Blatt, dessen Qualität den florentinischen nicht nachgestanden haben<br />
soll. 4 Hinzu kamen fünf Platten, deren Materialien – Verde antico, Grüner schwedischer<br />
Marmor und sogenannter »Maltheser Achat« – besonders geschätzt wurden. 5 Die Herkunft<br />
der anderen Platten in den Königskammern bleibt, mit Ausnahme derjenigen, die zu den von<br />
Erdmannsdorff in Italien erworbenen gehörten, vorerst ungeklärt. 6<br />
Auffällig erscheinen in den Schloßinventaren ab 1790 die Bemühungen, die Gesteinsarten<br />
der Platten möglichst exakt zu beschreiben. Die nicht weniger aufwendig und kunstvoll<br />
gearbeiteten Möbel, die sie trugen, sind dagegen lediglich als Tische oder Kommoden aus<br />
Mahagoniholz mit Bronzebeschlägen aufgeführt. An die Stelle des lapidaren Hinweises »mit<br />
einer bunten Marmorplatte« in den früheren Inventaren tritt zum Ende des Jahrhunderts eine<br />
konkrete Benennung der Natursteine. Abgesehen von der ohnehin bis heute oft irrtümlich<br />
verwendeten Bezeichnung »Marmor« für die Mehrzahl der farbigen polierfähigen Kalksteine,<br />
zeigt diese Tatsache, daß der Inventarschreiber über eigene oder ihm übermittelte Kenntnisse<br />
auf diesem speziellen Gebiet verfügte. Während es für die bereits in der antiken Literatur<br />
beschriebenen Gesteine oder für besonders markante Vorkommen allgemein bekannte<br />
Benennungen gab, erhielten vor allem »moderne« Sorten phantasievolle Namen, die heute<br />
völlig unüblich geworden sind.<br />
Die Gründe für das Interesse an diesen steinernen Gegenständen waren nach der Mitte<br />
des 18. Jahrhunderts vielfältiger geworden. Neben der Wertschätzung der von ihnen ausgehenden<br />
dekorativen Wirkung zeigte sich in der Anfangszeit kontinuierlicher geologischer<br />
Forschungen auch ein zunehmendes Interesse an Herkunft, Alter und historischer Bedeutung<br />
der Gesteine sowie an deren von der Natur hervorgebrachter Vielfalt und deren Besonderheiten.<br />
Einer besonderen Vorliebe erfreuten sich Tischplatten, die aus antiken Buntmarmoren,<br />
Porphyren oder Graniten gearbeitet waren. Die Wiederverwendung der einst für die Repräsentationsbauten<br />
der römischen Kaiserzeit aus allen Teilen des Imperiums zusammengetragenen<br />
Natursteine als Rohmaterial für neue Bauaufgaben war seit dem Mittelalter in Italien<br />
gängige Tradition geworden. Tischplatten aus solchen Materialien wurden ab der Mitte des<br />
18. Jahrhunderts von fast jedem antikenbegeisterten Bildungsreisenden gekauft, so daß sie<br />
eine relativ weite Verbreitung, vor allem in England, fanden. Um die erstaunliche Vielfalt<br />
und Farbigkeit dieser geschichtsträchtigen Gesteine darzustellen, entstanden vorwiegend in<br />
Rom Tischplatten als Mustersammlungen. 7 Die meist schachbrettartige Anordnung von kleinen<br />
Probetafeln erfolgte vorrangig nach rein dekorativem Ermessen. Für eine anspruchsvolle
Edle Steine auf Tischen und Kommoden 105<br />
Käuferschaft gab es jedoch auch die Möglichkeit, eine solche »Tischsammlung« mit Nummerierung<br />
der einzelnen Probestücke und dazugehörigem Katalog zu erwerben. Ganz zeitgemäß<br />
lassen sich die ersten derartigen Steinsammlungsplatten, die in einem preußischen<br />
Schloßinventar Erwähnung finden, in den Wohnungen Friedrich Wilhelms II. nachweisen. 8<br />
Die bedeutendste Erwerbung von Tisch- und Kommodenplatten für den König sind die<br />
von Erdmannsdorff 1790 in Rom gekauften Stücke. Im Herbst 1789 hatte der in Italien weilende<br />
Architekt eine Aufforderung aus Berlin erhalten, nach eigener Wahl Kamine, antike<br />
Plastiken und andere Kunstsachen für Friedrich Wilhelm II. zu erwerben. 9 Unter der letzten<br />
Position seiner eigenhändig aufgestellten Ankaufsliste führt Erdmannsdorff fünfzehn massive<br />
beziehungsweise inkrustierte Platten auf, die ihren Platz im Marmorpalais und in den Berliner<br />
Königskammern fanden. Im Mai 1791 traf der größte Teil der Lieferung in Potsdam ein.<br />
Die variierenden Plattenmaße waren nun bestimmend für die meist neu anzufertigenden<br />
Möbelstücke oder die Anpassung bereits vorhandener. So übermittelte der Geheime Kämmerer<br />
Ritz im Juni 1791 an den Berliner Schloßkastellan, daß die Platte aus »Pierre paragone«<br />
für das Konzertzimmer der Königskammern ausgewählt sei und der dort befindliche Tischfuß<br />
nach ihren Maßen verändert werden müsse. Außerdem wünsche der König, »daß unter<br />
die aus Rom gekommenen Tischplatten, Büsten etc. Pergament unterklebt werde, worauf<br />
in lateinischer Sprache soll geschrieben werden, daß der König Friedrich Wilhelm II. diese<br />
Sachen aus Rom kommen ließ, aus welcher Villa sie gekommen […] so wie es mehr in der<br />
von Herrn Baron von Erdmannsdorff Beschreibung zu ersehen ist.« 10<br />
Liste der von Erdmannsdorff<br />
angekauften Tischplatten 11<br />
Den zum Teil aus dem Französischen übersetzten Beschreibungen folgen<br />
Angaben zur ursprünglichen Plazierung der Stücke, Maße und kurze Hinweise zu den Materialien.<br />
12 Die zur Identifizierung herangezogenen Inventare befinden sich in der Plankammer<br />
der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg. 13<br />
Ein Tisch von Pierre paragone mit einer Einfassung von rotem Ägyptischen. Er ist aufgrund<br />
seiner Größe ein seltenes Stück und überdies interessant, da er unter den Möbeln des<br />
Papstes Sixtus gefunden wurde.<br />
Berlin, Schloß, Königskammern, Konzertzimmer (Inv. von 1793, fol. 37), L. 162 cm, B. 105 cm,<br />
<strong>SPSG</strong>, Marmorpalais.<br />
Vermutlich Paragone di Fiandra, ein bereits in der Antike bekanntes, wegen seiner hohen<br />
Dichte und gleichmäßigen schwarzen Färbung geschätztes Gestein. Der Rand aus Rosso<br />
antico, ein feinkörniger, blutrot bis dunkelrot gefärbter Kalkstein, aus Griechenland stammend<br />
und nicht, wie Erdmannsdorff vermutete, aus Ägypten.
106 Claudia Sommer<br />
Zwei sehr große und schöne Tische aus rotem Porphyr von einer Länge von 6 Fuß 3 Zoll,<br />
aus einem einzigen Stück. Es existieren nur wenige von solch außerordentlicher Größe. Sie<br />
sind eingefaßt von einem vergoldeten Bronzerand.<br />
Berlin, Schloß, Königskammern, Kammer mit rotem Damast und Kammer mit grünem<br />
Damast (Inv. von 1793, fol. 2 und 6), L. 196 cm, B. 89 cm. Verschollen.<br />
Vulkanisches Gestein von rotvioletter Färbung mit kleinen, meist annähernd gleichgroßen<br />
weißen, seltener rosafarbenen Quarzkristallen, aus Oberägypten stammend. Die Verwendung<br />
des roten Porphyrs war in der Antike ein Vorrecht der römischen Kaiser.<br />
Zwei sehr hübsche Tische von Alabatre Lumachella, sehr eigenartig.<br />
Potsdam, Marmorpalais, Braunes Zimmer (Inv. von 1790, fol. 17), L. 91 cm, B. 46 cm, von<br />
einem Bronzeperlstab eingefaßt. Verschollen.<br />
Muschelkalk oder Muschelmarmor, in zahlreichen Varianten vorkommend. Charakteristisch<br />
für das Erscheinungsbild sind die sichtbaren Muschelfragmente.<br />
Zwei kleine Tische von Alabaster, genannt Cotognino.<br />
Potsdam, Marmorpalais, Gelbe Kammer und Landschaftszimmer (Inv. von 1790, fol. 9 und<br />
10), L. 93,5 cm, B. 48 cm, von einem Bronzeperlstab eingefaßt. Verschollen.<br />
Bereits in der Antike verwendetes Gestein, auch Alabastro egiziano genannt. Bei den antiken<br />
»Alabastern« handelt es sich ausschließlich um Kalksinter, deren Färbung durch unterschiedliche<br />
Minerale bewirkt wird, die sich in den abgesetzten Kalkschichten verbreiten.<br />
Es entstehen so die charakteristischen ringförmigen Adern, aus Ägypten stammend.<br />
Ein kleiner Tisch, dessen Hauptfläche von Plasme d‘Emeraude, genannt Verde di Corsica.<br />
Potsdam, Marmorpalais, Weißlackierte Kammer (Inv. von 1790, fol. 4v), L. 100 cm, B. 61,5 cm.<br />
Als einzige Platte aus dem Originalbestand des Marmorpalais erhalten (Farbabb. 13, S. 92).<br />
Ovales Mittelfeld aus Verde di Corsica (Smaragditgabbro), gerahmt von Rosso antico und<br />
den weißen Stegen der Grundplatte aus Carrara-Marmor. Die Eckfüllungen aus Amethyst,<br />
gefaßt mit Giallo di Siena. Der äußere Rand aus transparentem, farbig unterlegtem Kalkstein.<br />
Umrahmt von einem bronzenen Perlstab.<br />
Die Platte ist doubliert auf einem Tuffgestein vulkanischen Ursprungs, das verbreitet in<br />
der Umgebung Roms auftritt. Unbeachtet blieb bisher, daß mit Hilfe der Bestimmung des<br />
Trägermaterials relativ sicher auf die Provenienz der inkrustierten Platten geschlossen<br />
werden kann. In der Regel wurde vorwiegend nur lokal zur Verfügung stehendes, sogenanntes<br />
»ärmeres« Material verwendet. Dieser Theorie folgend, kann für auf Sandstein<br />
doublierte Platten eine italienische Herkunft ausgeschlossen werden.<br />
2 Stück Marmor Platten von Aleppo mit einer Bordure von Gialo de Siène.<br />
Potsdam, Marmorpalais. Eine der Platten ursprünglich auf dem Tisch im Schreibkabi<strong>net</strong>t (Inv.<br />
von 1790, fol. 6v), L. 141 cm, B. 70,5 cm. Verschollen.
Edle Steine auf Tischen und Kommoden 107<br />
Breccia di Aleppo, polierfähige Kalksteinbrekzie überwiegend in verschiedenen Grautönen<br />
mit zum Teil intensiv gelben Einschlüssen, aus Griechenland oder Kleinasien stammend.<br />
Giallo di Siena, hell- bis goldgelber Halbmarmor aus Italien.<br />
Das seit 1945 verschollene Exemplar ersetzt durch eine im Vorrat aufgefundene Platte<br />
von Breccia di Aleppo. Das als Tuffgestein identifizierte Trägermaterial kennzeich<strong>net</strong> auch<br />
diese Platte als italienische Arbeit.<br />
2 Stück Marmor Platten von Rosso Corallino mit einer Bordure von grünem schwedischen<br />
Marmor.<br />
Marmorpalais, Braune Kammer (Inv. von 1790, fol. 17), L. 140 cm, B. 69 cm. Verschollen.<br />
Rosso Corallino, ein leuchtend roter bis dunkelroter polierfähiger Knollenkalkstein aus<br />
Frankreich. Grüner schwedischer Marmor aus den Brüchen von Kolmården, südlich von<br />
Stockholm.<br />
1 Stück von Bourdeauer Marmor mit einer Bordure von Schwarzem Spanischen Marmor.<br />
Potsdam, Marmorpalais, Blaulackierte Kammer (Inv. von 1790, fol. 6), L. 157,5 cm, B. 70 cm.<br />
Verschollen. <strong>1997</strong> durch eine Kopie ersetzt.<br />
Sogenannter »Bourdeauer Marmor«, heute als Belgisch-Rot bezeich<strong>net</strong>er polierfähiger<br />
Kalkstein, in Grau- und Rottönen variierend, mit weißen Flecken oder Adern. »Schwarzer<br />
Spanischer Marmor«, polierfähiger schwarzer Kalkstein mit charakteristischen, mehr oder<br />
weniger stark gefalteten Calcitadern, die mit gelbem Ton angereichert sind. Vermutlich<br />
irrtümliche Bezeichnung für den italienischen Portoro.<br />
1 Stück Oval von Orientalischem Agath.<br />
In den Schloßinventaren nicht eindeutig nachweisbar.<br />
1 Stück von vielen Sorten caros mit einer Bordure von Verdo Antiquo.<br />
Potsdam, Marmorpalais, Kammer en camaieu (Inv. von 1790, fol. 18), L. 167 cm, B. 76 cm.<br />
Verschollen.<br />
Steinsammlungsplatte mit 198 quadratischen Probetafeln. Verde antico, griechische Serpentinitbrekzie<br />
mit weißen und schwarzen Einschlüssen.<br />
Zum ursprünglichen Bestand des Marmorpalais gehörten elf weitere Platten, die nicht in<br />
Rom, sondern in Potsdam entstanden waren. Auch sie zeich<strong>net</strong>en sich durch eine Auswahl<br />
besonders schöner Gesteine aus und paßten sich in ihrer Gestaltung den italienischen Platten<br />
an. Die Materialien, unter anderem Verde antico, Giallo antico, Breccia Violetta oder<br />
Purpurino, stammten offensichtlich noch aus den von Friedrich dem Großen angeschafften<br />
Marmorvorräten (Farbabb. 14, S. 92). 14 Ihnen vergleichbar ist der heute noch erhaltene Originalbestand<br />
an Tischplatten im Schloß auf der Pfaueninsel, der 1798 erstmals in einem Inventar<br />
erfaßt wurde. 15 Die meist nicht mehr als 5 Millimeter starken farbigen »Marmor«auflagen<br />
sind auf einheimische Sandsteintafeln doubliert. Für die Ausführung kommt vorrangig Hein-
108 Claudia Sommer<br />
Abb. 1 Heinrich Friedrich Kambly: Platte auf einer Kommode in der Schlafkammer Friedrich<br />
Wilhelms II. im Marmorpalais in Potsdam, Potsdam 1790, schlesischer Chrysopras mit einer<br />
Einfassung von Portoro, verschollen<br />
rich Friedrich Kambly in Frage, der nach dem Tode Johann Melchior Kamblys 1783 die<br />
väterliche Werkstatt weiterführte und ebenfalls inkrustierte Tischplatten herstellte. 16 Für das<br />
Schlafzimmer Friedrich Wilhelms II. hatte Kambly d. J. 1790 ein Kommodenblatt aus schlesischem<br />
Chrysopras angefertigt (Abb. 1). Das intensive Grün des als wertvollste Quarzvarietät<br />
geltenden Schmucksteins stand in wirkungsvollem Kontrast zu der Einfassung aus schwarzem<br />
Portoro. Über die Gestaltung der Platte bestimmte der König selbst, nachdem ihm von<br />
Carl Gotthard Langhans, der die Ausgestaltung der Innenräume besorgte, zwei Entwurfszeichnungen<br />
zur Approbation übersandt worden waren. 17 Diese Platte stand in der Nachfolge<br />
einiger Chrysoprastischplatten, die Friedrich der Große, der dieses Material besonders<br />
schätzte und dessen Gewinnung in Schlesien förderte, für das Potsdamer Stadtschloß und<br />
das Neue Palais anfertigen ließ.<br />
Bis auf eine Ausnahme, die oben beschriebene Kommodenplatte mit Verde di Corsica, sind<br />
alle anderen Platten aus dem Marmorpalais seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges verschollen.<br />
Die Kommoden des Obergeschosses waren im April 1944 in das thüringische Kospoda<br />
ausgelagert worden. 18 Nur eine von ihnen konnte nach dem Krieg wieder aufgefunden werden,<br />
allerdings ohne ihre Deckplatte. Die Möbel im Erdgeschoß beließ man an ihrem Ort.<br />
Der Verbleib ihrer kostbaren Platten, zum größten Teil aus dem Ankauf Erdmannsdorffs stammend,<br />
ist allerdings seit der Räumung des Marmorpalais durch die russische Militärverwaltung<br />
nach 1951 unbekannt.<br />
Im Rahmen der Restaurierung des Marmorpalais und seiner erhaltenen Originalausstattung<br />
wurden für die acht noch vorhandenen Tische und Kommoden die Platten in entsprechenden<br />
Materialien nach Inventarbeschreibungen, Vergleichsbeispielen und historischen<br />
Fotoaufnahmen rekonstruiert.
Anmerkungen<br />
Edle Steine auf Tischen und Kommoden 109<br />
1 Inkrustation (lat.: crusta = Rinde): Ein- oder Auflagen aus Stein, farbigen Pasten u. ä. auf meist<br />
hölzernem oder steinernem Trägermaterial. Die bereits in der Antike verbreitete Technik fand in<br />
Architektur und Kunsthandwerk der italienischen Renaissance und des Barock ihren Höhepunkt.<br />
2 Commesso di pietre dure (lat.: committere = verbinden): Bezeichnung für eine spezielle Art des<br />
Steinmosaiks, die für die Florentinischen oder die von Florenz inspirierten Arbeiten charakteristisch<br />
ist. Es besteht aus unregelmäßigen, den Konturen und Farbschattierungen der gewünschten<br />
Darstellung folgenden Einzelteilen, die nahezu fugenlos zusammengeschliffen werden. Verwendet<br />
werden sowohl pietre dure, harte Steine (Gestein bzw. Mineralien mit einem Härtegrad über 6,<br />
nach Mohs) als auch pietre tenere, weiche Steine (Härtegrad unter 6, nach Mohs). Das zuletzt zur<br />
Stabilisierung unterlegte Trägermaterial, meist Schiefer, bleibt unsichtbar.<br />
3 GStAPK, I. HA, Rep. 96, Nr. 210 B, fol. 1 f. Die von Manger unterzeich<strong>net</strong>e Liste mit den auf<br />
dem Potsdamer Baudepothof vorhandenen Marmorbeständen datiert vom 4. November 1786. Aufgeführt<br />
sind Mengen und Maße von einundzwanzig verschiedenen, z. T. sehr raren Natursteinmaterialien.<br />
4 Matthias Oesterreich: Beschreibung und Erklärung der Gruppen, Statuen […], welche die Sammlung<br />
Sr. Majestät, des Königs von Preußen ausmachen, Berlin 1775, S. 57. – Vgl. auch Carl F.<br />
Foerster, Johann Melchior Kambly, Manuskript für das Allgemeine Lexikon der bildenden Künstler<br />
von der Antike bis zur Gegenwart, <strong>SPSG</strong>, Plankammer.<br />
5 <strong>SPSG</strong>, Plankammer, Aktenslg. Nr. 258, fol. 124. – Ebenda, Nr. 261, fol. 77a, b. – Alle aus dem<br />
Neuen Palais entnommenen Platten lassen sich im Inventar der Königskammern 1793 (<strong>SPSG</strong>,<br />
Plankammer, Inventarslg. Nr. 44) an ihrem neuen Standort nachweisen: Das inkrustierte Tischblatt<br />
von Kambly aus der Fleischfarbenen Kammer befand sich im Thronsaal (fol. 11), die römische Platte<br />
aus dem Tressenzimmer auf einer gelackten Kommode in der Grünen französischen Kammer (fol.<br />
17), der frühklassizistische Tisch mit florentinischer Platte aus der Blauen Kammer sowie das Verdeantico-Blatt<br />
in der Gründamastenen Kammer (fol. 33). Die beiden schwedischen Marmorplatten<br />
aus der Wohnung des Prinzen Heinrich lagen nun in der Bildergalerie des Berliner Schlosses (fol.<br />
134), die beiden Platten aus »Maltheser Achat« in der Rotlackierten Kammer der Königswohnung<br />
(fol. 25). Von keiner dieser Platten, die seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges verschollen sind,<br />
existieren Fotoaufnahmen.<br />
6 Es handelt sich dabei um eine Platte aus Derbeshyre-Flußspat in der Grünen französischen Kammer<br />
(<strong>SPSG</strong>, Plankammer, Inventarslg. Nr. 44, fol. 16) und um eine »Platte von Feldsteinen, wovon die<br />
Einfassung von Giallo antico« in der Blauen französischen Kammer (ebenda, fol. 18), die vermutlich<br />
nach 1866 mit einem Tischgestell in das Schloß Homburg gebracht wurde und dort erhalten ist.<br />
Desweiteren gab es Tischplatten »von Alabaster mit Marienglas vermengt« in der Grünlackierten<br />
Kammer (ebenda, fol. 26), von Portoro im Parolesaal (ebenda, fol. 31) und Brocatello im Schlafgemach<br />
(ebenda, fol. 38).<br />
7 Anna Maria Giusti: Pietre dure. Hardstone in furniture and decorations, London 1992, S. 33.<br />
8 Berlin, Schloß, Königskammern, Bibliothek (Inv. von 1793, fol. 20). Berlin, Schloß Charlottenburg,<br />
Winterkammern, Raum 16 (349) (Inv. von 1810, fol. 23). Potsdam, Marmorpalais, Kammer en<br />
camaieu (Inv. von 1790, fol. 18). Berlin, Schloß auf der Pfaueninsel, Vorrat (Inv. von 1798, fol. 2v),<br />
von Heinrich Friedrich Kambly gearbeitete Platte. Die genannten Inventare aufbewahrt in der<br />
<strong>SPSG</strong>, Plankammer, Inventarslg. Nr. 44, 248, 377 und 448.
110 Claudia Sommer<br />
9 Ausführlich zu diesen Ankäufen, zur Rolle Erdmannsdorffs und dem dazugehörigen Briefwechsel<br />
s. Sybille Harksen: Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorffs Ankäufe von Skulpturen für Berlin und<br />
Potsdam, in: Forschungen und Berichte der Staatlichen Museen zu Berlin, 18, 1977, S. 131–162.<br />
10 GStAPK, BPH, Rep. 192, Ritz, B 18, fol. 98.<br />
11 GStAPK, BPH, Rep. 192, Ritz, B 17, fol. 19–23.<br />
12 Gabriele Borghini: Marmi antichi, Rom 1992. – Raniero Gnoli: Marmora Romana, Rom 1971. –<br />
Harald Mielsch: Buntmarmore aus Rom im Antikenmuseum Berlin, Berlin 1985.<br />
13 <strong>SPSG</strong>, Plankammer, Inventarslg. Nr. 44 (Berlin, Schloß, Inv. von 1793). – Ebenda, Nr. 377<br />
(Potsdam, Marmorpalais, Inv. von 1790).<br />
14 Bei einer erneuten Erfassung der Marmorbestände auf dem königlichen Bauhof in Potsdam fehlten<br />
1795 im Vergleich zu der bereits 1786 aufgenommenen Liste auffälligerweise jene Materialien, die<br />
sich auf den Tischen und Kommoden in den neu eingerichteten Schlössern Friedrich Wilhelms II.<br />
wiederfinden lassen (GStAPK, I. HA, Rep. 96, Nr. 216 B, fol. 36).<br />
15 <strong>SPSG</strong>, Plankammer, Inventarslg. Nr. 448.<br />
16 GStAPK, BPH, Rep. 192, Ritz, Nr. 1068, fol. 16 und 24.<br />
17 GStAPK, BPH, Rep. 192, Ritz, Nr. 1221, fol. 5.<br />
18 <strong>SPSG</strong>, Archiv, GD 25/88, Liste der abtransportierten Möbel aus dem Marmorpalais vom 25. April<br />
1944.<br />
Abbildungsnachweis: Abb. 1: Potsdam, <strong>SPSG</strong>, Fotoarchiv. – Farbabb. 13: Potsdam, <strong>SPSG</strong>, Foto Wolfgang<br />
Pfauder. – Farbabb. 14: Potsdam, <strong>SPSG</strong>, Foto Stefan Klappenbach.
KÄTHE KLAPPENBACH<br />
Die Kronleuchter<br />
in den Wohnungen<br />
Friedrich Wilhelms II.<br />
Selten nur gab es Kronleuchter in so hoher Vollendung und ausgewogener<br />
Schönheit wie zur Zeit des Rokoko in Frankreich und des Frühklassizismus in Preußen.<br />
Dies veranschaulichen in augenfälliger Weise die von König Friedrich II. zwischen 1746 und<br />
1771 in Paris gekauften kostbaren Lüster 1 mit Behang von Bergkristall 2 und deren in Berlin<br />
und Potsdam angefertigte Nachbildungen mit Glasbehang sowie die für König Friedrich Wilhelm<br />
II. für das Marmorpalais in Potsdam und die Winterkammern im Schloß Charlottenburg<br />
hergestellten Kronleuchter.<br />
Der elementare Wunsch nach Licht hatte in der Zeit der Aufklärung zu Schöpfungen<br />
inspiriert, deren Ausstrahlung und zeitloser Schönheit sich auch der Neffe und Nachfolger<br />
Friedrichs II., Friedrich Wilhelm II., nicht entziehen konnte. Doch in erster Linie werden es<br />
wohl praktische Gründe gewesen sein, die ihn bewogen, bei der Ausstattung von Repräsentationsräumen<br />
im Berliner Schloß Kronleuchter aus den Sammlungen Friedrichs II. wieder<br />
zu verwenden.<br />
Diese lustres en cristal de roche tragen Behang aus fast ganz klarem Quarz in harmonisch<br />
aufeinander abgestimmten Formen. Der Facettenschliff und die Politur verstärken dessen<br />
Brillanz und reflektieren einzigartig das Licht. 3<br />
König Friedrich Wilhelm II. stand dem Modernen aufgeschlossen gegenüber. An die Handlungsweise<br />
Friedrichs II. anknüpfend und wohl auch auf Empfehlung seines aus Wörlitz kommenden<br />
Beraters und Architekten Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff beauftragte er meist<br />
Berliner und Potsdamer Bronziers und Glasschleifer mit der Herstellung der Kronleuchter<br />
für das Marmorpalais und die Winterkammern im Schloß Charlottenburg. 4 Sie unterscheiden<br />
sich in Aufbau, Form des Glasbehanges und Wertigkeit des Bronzegestells grundlegend von<br />
denen der Zeit des Rokoko, waren weit weniger kostspielig, jedoch von ausgesuchter Raffi-
112 Käthe Klappenbach<br />
nesse. Dem Bedürfnis nach Reflexion des Lichtes wurden sie gleichermaßen gerecht. Ihre<br />
Hersteller sind teilweise bekannt, nicht aber ihre Gestalter. Es besteht die Hoffnung, daß<br />
weiterführende Forschungen darüber Klarheit bringen.<br />
Seine Bautätigkeit als König begann Friedrich Wilhelm II. damit, das vollkommen verwohnte<br />
Arbeits- und Schlafzimmer Friedrichs II. im Schloß Sanssouci durch Erdmannsdorff<br />
neu gestalten zu lassen. Sämtliche friderizianischen Dekorationen und Möbel wurden entfernt.<br />
Einzig der französische Kamin und der Kronleuchter blieben erhalten. Friedrich II.<br />
hatte letzteren 1747 vom Potsdamer Glasschleifer Johann Christian Bode für 1000 Taler<br />
erworben. 5 In den Inventaren ab 1796 bis 1845 wird zwar immer ein »Kronenleuchter von<br />
Crystall de roche mit 6 Tüllen und Bronze Contouren« 6 beschrieben, auf dem 1842 entstandenen<br />
Aquarell von Konstantin Andrejewitsch Uchtomski ist allerdings eindeutig die noch<br />
jetzt vorhandene »gläserne Crone« 7 zu erkennen (Farbabb. 15, S. 93). Für den Schreiber des<br />
Inventars waren vermutlich die Materialien nicht zu unterscheiden, denn mit dem Glas sollte<br />
der Bergkristall imitiert werden und die Behangformen sind mit denen aus Quarz identisch.<br />
Es handelt sich hier um die erste nach französischem Vorbild in Potsdam hergestellte Krone.<br />
Sie ist Beweis für frühe Bemühungen der einheimischen Handwerker auf diesem Gebiet.<br />
1787 erhielten Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff, Carl von Gontard und Carl Ludwig<br />
Bauer vom König den Auftrag, eine Raumfolge im ersten Stockwerk des Berliner Schlosses,<br />
die später als Königskammern bezeich<strong>net</strong> wurde, völlig neu zu gestalten und zu möblieren.<br />
In diese Schöpfungen brachten die noch der Tradition verpflichteten Architekten Gontard<br />
und Bauer Elemente des späten friderizianischen Stiles mit ein, 8 und Erdmannsdorff nutzte<br />
optische Effekte des Barock und Rokoko. 9 Obwohl es zwischen ihnen keine Abstimmung<br />
gegeben haben soll, 10 sind doch verbindende Elemente vorhanden. Die auffälligsten sind<br />
wiederum die Kronleuchter, die schon genannten lustres en cristal de roche, die entweder<br />
1787 auf Befehl des Königs aus dem Neuen Palais entnommen wurden oder im Berliner<br />
Schloß schon vorhanden waren. 11 Leider ist nicht mehr nachzuvollziehen, ob es sich bei den<br />
wenigen auf den Meßbildern von 1912/1913 abgebildeten Kronen um diejenigen handelt, die<br />
im Inventar von 1793 beschrieben sind. 12 Sie waren bei der Elektrifizierung des Schlosses ab<br />
1891 durch die Erhöhung der Anzahl ihrer Kerzentüllen stark verändert worden. Details sind<br />
auf den Fotos auch bei starker Vergrößerung schlecht zu erkennen. Da sie seit der Zerstörung<br />
des Schlosses als verschollen gelten, wird eine genaue Zuordnung wohl auch nicht mehr<br />
möglich sein. Alle verwendeten Kronen zeigen Gemeinsamkeiten im Aufbau des Bronzegestelles<br />
und in den Formen des Behanges. 13 Von besonderer Pracht muß der Lüster im Gontardschen<br />
Thronsaal gewesen sein, den Albert Geyer in seiner Schloßbaugeschichte folgendermaßen<br />
beschreibt: »Ein besonders kostbarer Kronleuchter, im Werte von 85000 Talern,<br />
wurde in diesem Saale aufgehängt; die unterste Kristallkugel mißt 24 Zoll im Umfange und<br />
8 Zoll im Durchmesser und kostete allein 25000 Taler.« 14 Zur Bestätigung dieser Bemerkung<br />
wurden leider noch keine Quellen gefunden und auf dem Meßbild von 1912/1913 ist bereits<br />
eine andere Krone zu sehen (Abb. 1). Eine Ausnahme bildete der Lüster im Erdmannsdorffschen<br />
Speisesaal, zu dem es im Inventar von 1793 heißt: »Eine Perlkrone von Crystal de<br />
Roche mit 24 Armen und Leuchtern von vergoldeter Bronze, 5 ½ Fuß hoch, 4 ¼ Fuß
Die Kronleuchter in den Wohnungen Friedrich Wilhelms II. 113<br />
Abb. 1 Berlin, Schloß, Kronleuchter im Thronsaal der Königskammern,<br />
nach 1945 verschollen, Aufnahme von 1912/1913<br />
breit. NB. Diese Krone ist von Ludwig XIV. an des höchstseel. Königs Majestät Friedrich I.<br />
geschenkt worden.« 15 Auch hier ist bedauerlicherweise keine authentische Abbildung mehr<br />
vorhanden.<br />
König Friedrich Wilhelm II., der im Gegensatz zu seinem Onkel eine rege Bautätigkeit für<br />
das Berliner Schloß entfaltet hatte, wagte es nach dem kostspieligen Umbau der Königskammern<br />
nicht mehr, die Festräume ebenso auszustatten. Nach einigen Reparaturen seit 1792 gab<br />
er 1795 den Befehl, daß die Paradekammern »reparirt und wo es nöthig neu gemacht werden<br />
sollen.« 16 In der Hängung der Kronleuchter gab es keine großen Veränderungen, obwohl die<br />
meisten von ihnen laut Inventar kleine Schäden hatten. Nur in der Bildergalerie wurden die<br />
»sehr schadhaften« Kronen 1794 »bey Gelegenheit der beiden Beyläger der Erbprinzessin
114 Käthe Klappenbach<br />
Abb. 2 Potsdam, Marmorpalais, Kronleuchter in<br />
der Braunseidenen Kammer, nach 1945 verschollen,<br />
Aufnahme von 1925<br />
Abb. 3 Potsdam, Marmorpalais, Kronleuchter in<br />
der Blaulackierten Kammer, nach 1945 verschollen,<br />
Aufnahme von 1925<br />
von Holland und Prinzessin Friederique Königliche Hoheiten« abgenommen und gegen zehn<br />
Kronen »aus dem neuen Palais bey Potsdam« ausgetauscht. 17 Es sind die wohl von den Glasschleifern<br />
Brockes aus Potsdam und Trümper aus Berlin angefertigten zwei Kronen zu je<br />
sechs Tüllen aus dem Tanzsaal, sieben Kronen zu je 30 Tüllen aus dem Marmorsaal und die<br />
mittlere Krone mit 20 Tüllen aus dem Grottensaal. 18 Leider sind keine Abbildungen dieser<br />
Kronleuchter mehr erhalten.<br />
Von 1787 bis 1793 ließ sich Friedrich Wilhelm II. als Sommersitz das Marmorpalais erbauen.<br />
Dieser erste frühklassizistische Bau Potsdams wurde begonnen von Carl von Gontard und<br />
vollendet von Carl Gotthard Langhans, der vor allem mit der Ausstattung und Dekoration der<br />
Innenräume beauftragt war. Es kann davon ausgegangen werden, daß von ihm auch die Entwürfe<br />
für die außergewöhnlichen Kronleuchter stammen, 19 die als »die schönste Sammlung<br />
dieser Art« bezeich<strong>net</strong> wurden. 20 Im Aufbau einiger dieser Kronen gibt es noch Anklänge<br />
an den Stil des Rokoko. Doch schon der Behang ist ein völlig anderer geworden. Er
Abb. 4 Berlin, Schloß auf der Pfaueninsel,<br />
Kronleuchter im Großen Saal, Aufnahme um 1985<br />
Die Kronleuchter in den Wohnungen Friedrich Wilhelms II. 115<br />
Abb. 5 Berlin, Schloß Charlottenburg, Kronleuchter<br />
im Marmorierten Speisesaal der Winterkammern<br />
Friedrich Wilhelms II., Aufnahme von 1925<br />
<strong>SPSG</strong>, Inv. Nr. VIII 1088<br />
besteht ausnahmslos aus Wachteln, Ketten mit Buchteln und Eiszapfen von geschliffenem<br />
Glas (Abbn. 2, 3). Im Vordergrund steht jedoch das strenge klassizistische feuervergoldete<br />
Bronzegestell, das mit Adlern, Masken, Sphingen, Mäander- und Rankenfriesen verziert ist,<br />
die auch in der Dekoration der Möbel dieser Zeit wiederkehren. Bis auf die Laterne im Vestibül<br />
sind alle diese Kronleuchter nach dem zweiten Weltkrieg verschollen. Von ihrem Aussehen<br />
künden nur noch die Aufnahmen von 1912/1913 und 1925.<br />
Von der Einrichtung des von 1794 bis 1796 auf der Pfaueninsel gebauten Schlößchens ist<br />
überliefert, daß Friedrich Wilhelm II. jede Einzelheit gemeinsam mit der Gräfin Lichtenau<br />
festlegte. 21 Obwohl mit der Ausstattung des Schlosses hauptsächlich Potsdamer Handwerker<br />
beauftragt waren und ein Einfuhrverbot für böhmische Glaswaren existierte, wurden in<br />
den Saal und das »Erste Conversationszimmer« Kronleuchter »von Böhmischem Glase« 22<br />
gehängt. Ihr Metallgestell ord<strong>net</strong> sich völlig unter. Mehrere reich mit Behang versehene<br />
Reifen umgeben die glasumkleidete Mittelstange. Die in hölzernen Konsolen steckenden<br />
Glasarme sind verbunden durch Kaskaden aus geschliffenem Glas. Diese Kronen waren das<br />
Modernste, was in dieser Zeit in Böhmen hergestellt und verkauft wurde (Abb. 4). 23
116 Käthe Klappenbach<br />
In der 1796 zu den sogenannten Winterkammern umgestalteten Ersten Wohnung Friedrichs<br />
II. im Schloß Charlottenburg hängen Kronleuchter, deren Gestaltung nun völlig dem<br />
neuen Stil verpflichtet ist. Nichts erinnert mehr an das Rokoko. Die Gräfin Lichtenau überwachte<br />
auch hier den Umbau der Räume. Es liegt nahe, daß sie möglicherweise angeregt<br />
hat, die 1794 in die Akademie der Künste »imatriculierten« Bronziers Werner und Mieth<br />
aus Berlin mit der Anfertigung der Kronleuchter zu beauftragen (Abb. 5). 24 Anscheinend gab<br />
es dazu auch genaue Anweisungen, denn in der Rechnung vom 24. Januar 1797 sind diese<br />
relativ genau beschrieben als »lustre […] mit Arabesquen Bogen«, »in Gothischer Form« oder<br />
»in Japanischer Form«. 25 Ihr zart ornamentiertes Bronzegestell mit teilweise höchst elegant<br />
geschwungenen Armen ist reich mit Glasbehang in Form von Eiszapfen und Ketten aus Rautenbuchteln<br />
versehen. In ihrem Innern befanden sich blaue, grüne oder weiße »transparente<br />
Schalen«, die aber nicht mehr erhalten sind. 26 Diese Lüster hatten ein wechselvolles Schicksal.<br />
Zur Sicherung vor Zerstörungen wurden sie im Zweiten Weltkrieg nach Potsdam in<br />
das Neue Palais ausgelagert und von dort aus nach dem Krieg mit vielen anderen Kunstwerken<br />
in die ehemalige Sowjetunion abtransportiert, kehrten aber glücklicherweise 1958 nach<br />
Potsdam-Sanssouci zurück – allerdings in Einzelteilen und sehr stark beschädigt. Sie wurden<br />
schon 1975 durch Edith Temm identifiziert und sollten für die Ausstattung des Marmorpalais<br />
verwendet werden. 27 1995 kamen sie nach aufwendiger Restaurierung wieder an ihre angestammten<br />
Plätze im Schloß Charlottenburg zurück.<br />
Die beschriebenen verschiedenartigen Kronleuchter aus kostbaren Materialien dienten<br />
nicht nur der Beleuchtung sondern gleichfalls der Zierde der Räume. Durch die harmonische<br />
Gestaltung ihrer Metallgestelle und die Anordnung des Bergkristall- und Glasbehanges sind<br />
die Rokokoleuchter in ihrer Verspieltheit und die strenger verzierten frühklassizistischen<br />
Kronen mit der Musik jener Zeiten zu vergleichen, die beide Könige so liebten. So fanden<br />
selbst in den Kronleuchtern die vielbeschriebenen und vielgeschmähten sinnlichen Neigungen<br />
König Friedrich Wilhelms II., die ihn zu einem Förderer von Kunst und Kultur werden<br />
ließen, ihren Niederschlag.<br />
Anmerkungen<br />
1 Paul Seidel: Friedrich der Große als Sammler, in: Jahrbuch der Königlich-Preußischen Kunstsammlungen,<br />
15, 1894, S. 48–57 und 81–93.<br />
2 Bergkristall (franz.: cristal de roche): Umgangssprachliche Bezeichnung für das Mineral Quarz. Der<br />
Begriff leitet sich vom griechischen Wort κρυσταλλοσ ab, das »Eis« bedeutet und ursprünglich<br />
ausschließlich für Bergkristall verwendet wurde. Minerale sind homogene natürliche kristalline<br />
Festkörper (freundliche Mitteilung von Roland Oberhänsli, Universität Potsdam, Institut für<br />
Geowissenschaften).<br />
3 Das Feuer geschliffener Minerale wird auch als »Brillanz« bezeich<strong>net</strong>. Die Brillanz geschliffener<br />
Bergkristalle hängt stark von der Lichtmenge ab, die durch die Kristalloberfläche eintritt, sich im<br />
Kristall mehrfach spiegelt, um schließlich wieder das Auge des Betrachters zu erreichen. Diese<br />
Mehrfachspiegelung wird durch die Facettierung verstärkt (freundliche Mitteilung von Roland<br />
Oberhänsli).
Die Kronleuchter in den Wohnungen Friedrich Wilhelms II. 117<br />
4 »Erdmannsdorff lenkte den König, belebte das Bauwesen, korrigierte die Pläne seiner Kollegen,<br />
erwarb antike Kunstwerke und erzog die Handwerker.« (zitiert nach: Heinz Schönemann: Ein<br />
frühes Denkmal für Friedrich den Großen, in: Kulturbauten und Denkmale, 2, 1991, S. 33).<br />
5 Paul Gustav Hübner: Schloß Sanssouci, Berlin 1926, S. 50. – Robert Schmidt: Brandenburgische<br />
Gläser, Berlin 1914, S. 101, 102 und 142.<br />
6 <strong>SPSG</strong>, Plankammer, Inventarslg. Nr. 546, fol. 7. – Ebenda, Nr. 549, fol. 17. – Ebenda, Nr. 554,<br />
fol. 48.<br />
7 <strong>SPSG</strong>, Plankammer, Aktenslg. Nr. 3, fol. 3.<br />
8 Fritz-Eugen Keller: Die Königskammern Friedrich Wilhelms II. und die Wohnung Königin Friederikes,<br />
in: Goerd Peschken, Hans-Werner Klünner: Das Berliner Schloß. Das klassische Berlin, Berlin<br />
1982, S. 74–99.<br />
9 Adelheid Schendel: Erdmannsdorffs Raumgestaltungen in Potsdam und Berlin, in: Friedrich Wilhelm<br />
von Erdmannsdorff 1736–1800, Ausstellung, Wörlitz, Staatliche Schlösser und Gärten Wörlitz,<br />
Oranienbaum, Luisium, 1986, Wörlitz 1986, S. 42–54.<br />
10 S. Anm. 9.<br />
11 <strong>SPSG</strong>, Plankammer, Aktenslg. Nr. 258, fol. 124 und Nr. 261, fol. 77a, Inventurlisten des Kastellans<br />
Reichenbach von 1798 und 1846 mit den 1787 nach Berlin gebrachten Tischblättern, Kronleuchtern,<br />
Kamin- und Tischaufsätzen und Uhren.<br />
12 <strong>SPSG</strong>, Plankammer, Inventarslg. Nr. 45, fol. 2–54.<br />
13 Käthe Klappenbach: Die Bergkristall-Lüster Friedrichs des Großen, in: Museums-Journal, 3, 1994,<br />
S. 74–75. – Dies.: Französische Kronleuchter mit Bergkristallbehang. Restaurierung und Ergänzung<br />
der Kronleuchter in der Kleinen Galerie des Schlosses Sanssouci, in: Restauro, 2, 1995, S. 116–120.<br />
14 Albert Geyer: Geschichte des Schlosses zu Berlin, bearb. v. Sepp Gustav Gröschel, Bd. 2: Vom<br />
Königsschloß zum Schloß des Kaisers (1698 – 1918), Text- und Bildband, Berlin 1992, S. 42.<br />
15 <strong>SPSG</strong>, Plankammer, Inventarslg. Nr. 45, fol. 14.<br />
16 Zitiert nach: Geyer, 1992 (s. Anm. 14), S. 49.<br />
17 <strong>SPSG</strong>, Plankammer, Inventarslg. Nr. 45, fol. 306 und 222.<br />
18 Käthe Klappenbach: Kronleuchterbehang aus Glas für König Friedrich II. von Preußen, in: Annales<br />
du 13e Congrès de l’Association pour l’Histoire du Verre (Amsterdam 28. 8.–1. 9. 1995), Lochem<br />
1996, S. 471–482.<br />
19 Die Angaben zu den Kronleuchtern im Marmorpalais sowie viele grundlegende Hinweise verdanke<br />
ich den ersten Recherchen meiner Kollegin Edith Temm auf diesem Gebiet (Edith Temm: Die<br />
Beleuchtungskörper des Marmorpalais im Neuen Garten, unveröffentlichtes Manuskript, Potsdam<br />
1975). – Die Forschungen zu den Beleuchtungskörpern in diesem Schloß wurden von ihr fortgeführt<br />
und in dem von mir vorgelegten Bestandskatalog veröffentlicht (Käthe Klappenbach: Kronleuchter<br />
mit Behang aus Bergkristall und Glas sowie Glasarmkronleuchter bis 1810. Bestandskatalog<br />
der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, Berlin 2001).<br />
20 Hermann Schmitz: Schloß Freienwalde, in: Die Kunst, Monatshefte für freie und angewandte<br />
Kunst, Bd. 42, Jg. 23, München 1920, S. 217–228, hier S. 228.<br />
21 Georg Poensgen: Die Pfaueninsel, Berlin 1965 (Amtlicher Führer), S. 5.<br />
22 <strong>SPSG</strong>, Plankammer, Inventarslg. Nr. 448, fol. 9–11.<br />
23 Jarmila Brozová: Böhmische Kristallkronleuchter aus dem 18. Jahrhundert, in: Glass Review, Jg. 36,<br />
3, 1981, S. 19–22. – Dies.: Böhmische Kristallkronleuchter des 19. Jahrhunderts, in: Glass Review,<br />
Jg. 38, 2, 1983, o. S.<br />
24 GStAPK, II. HA, Gen. Dir., Fabr. Dep., Tit. CDXVIII, Nr. 145, fol. 64.
118 Käthe Klappenbach<br />
25 GStAPK, BPH, Rep. 36, Nr. 14, fol. 24.<br />
26 Ebenda.<br />
27 Temm, 1975 (s. Anm. 19), S. 34.<br />
Abbildungsnachweis: Abbn. 1–3, 5: Berlin, Brandenburgisches Landesamt für Denkmalpflege, Meßbildarchiv.<br />
– Abb. 4: Potsdam, <strong>SPSG</strong>, Fotoarchiv. – Farbabb. 15: St. Petersburg, Staatliche Ermitage, Slg. der<br />
Zeichnungen.
LISELOTTE WIESINGER<br />
Zu dem verschollenen<br />
Bilderzyklus von<br />
Christian Bernhard Rode in der<br />
Alten Kapelle im Berliner Schloß<br />
Einer der interessantesten Innenräume im Berliner Schloß war durch seine<br />
Funktion und seine komplizierte Baugeschichte die Kapelle Friedrichs I. am Lustgarten. Mit<br />
einem Kupferstich um 1704 hat sich, kurze Zeit nach deren Fertigstellung durch Andreas<br />
Schlüter, eine zeitgenössische Darstellung erhalten (Abb. 1). 1 In dem prächtigen Bau mit<br />
seiner Säulenstellung ist der erste Gottesdienst zum Jahrestag der Gründung des Schwarzen<br />
Adlerordens dargestellt, den der König als höchsten preußischen Orden bei seiner Krönung<br />
1701 in Königsberg gestiftet hatte. Als letzter westlicher Raum der Schlüterschen Paradekammern<br />
nach dem Lustgarten, deren Enfilade prachtvoller Repräsentationsräume eine der<br />
wichtigsten Baumaßnahmen Schlüters war, um das kurfürstliche Schloß des späten Mittelalters<br />
und der Renaissance zum königlichen Barockschloß umzugestalten, hatte der Raum<br />
eine besondere Stellung. Er lag direkt an der Nahtstelle vom alten Schloß Schlüters um den<br />
inneren Schloßhof zum neuen Schloß des Nachfolgers Johann Friedrich Eosander, der den<br />
Bau nach Westen bis zur Schloßfreiheit fortführte. 2 Die Baugeschichte dieser Kapelle, die von<br />
Anfang an als Ort der Zeremonien des Ordenskapitels in den Statuten des Ordens bestimmt<br />
war, 3 ist deshalb recht schwierig. Nur wenige Jahre nach Vollendung der Kapelle (1702)<br />
begann sie mit einer Verschiebung der Westwand durch Eosander und damit einer Verkürzung<br />
der Kapelle um fast zwei Meter, da Eosander Raum für den Anschluß seiner Lustgartenfassade<br />
brauchte. Dadurch wurde das Oberlicht im Innern aus der Mitte der Deckenwölbung<br />
verschoben und die Säulenreihen an der Nord- und Südwand um eine Säule verkürzt. 4 Weiter<br />
erfährt man aus vielen schriftlichen Quellen von Bauarbeiten im 18. Jahrhundert in dieser<br />
Kapelle. Aus einer dieser Quellen läßt sich schließen, daß sie schon vor 1721, unter Friedrich<br />
Wilhelm I., wohl nicht mehr ständig als Kapellenraum genutzt worden sein kann, weil<br />
damals die Glocken heruntergeholt und nach Potsdam gebracht worden sind. 5 Die wichtigste
120 Liselotte Wiesinger<br />
Abb. 1 Nach Samuel Theodor Gericke: Berlin, Schloß, Innenansicht<br />
der Kapelle Friedrichs I. von Andreas Schlüter nach<br />
Süden, um 1704, Kupferstich<br />
Aus: Lorenz Beger: Numismata Pontificum Romanorum aliorumque<br />
Ecclesiasticorum, Cölln 1704, S. 3<br />
Umgestaltung im 18. Jahrhundert geschah im Jahre 1731 unter Friedrich Wilhelm I., als die<br />
Königsloge, drei markgräfliche Kirchenstühle, Altar und Kanzel abgebrochen wurden. 6 Die<br />
Kapelle war also spätestens seit diesem Zeitpunkt, wohl aber schon vor 1721 nicht mehr als<br />
Kirchenraum genutzt, und in den Quellen wird sie meistens als die »ehemalige« Kapelle<br />
bezeich<strong>net</strong>. Nach der Verkürzung der Kapelle durch Eosander und dem Abbau ihrer Ausstattung<br />
1731 war dann der entscheidende Eingriff im 19. Jahrhundert der Umbau durch Reinhold<br />
Persius 1879–1880 zum Kapitelsaal, wie er bis zum Brand des Schlosses 1945 bestanden<br />
hat. 7 Dort fanden nun die Ordenskapitel statt, die man stets im Berliner Schloß gefeiert<br />
hatte, wenn auch nicht immer in der ehemaligen Kapelle. 8 Bei dem Umbau durch Persius<br />
verschwanden die großen farbigen Gemälde mit christlichen Allegorien und Szenen aus dem<br />
Leben Christi von Christian Bernhard Rode an den Wänden und die Ton-in-Ton-Malereien<br />
über den Türen und unter den farbigen Wandbildern. 9<br />
Wir sind über die Sujets dieser Malereien an der Wand und die Supraporten unterrichtet und<br />
haben auch Anhaltspunkte, wo sie angebracht waren. Im Inventar des Berliner Schlosses von<br />
1793 erscheinen diese Gemälde in ausführlicher Beschreibung:<br />
»Nro. IX In der Kapelle stehen rund herum 12 marmorierte / Säulen, welche einen Chor<br />
tragen, über welchen / eine mit Fenstern versehene Kuppel sich befindet. Die /
Zu dem verschollenen Bilderzyklus von Christian Bernhard Rode 121<br />
Wände sind von Director Rhode mit folgenden / biblischen Geschichten gemalt:<br />
als / auf der Wand nach der Bilder-Gallerie<br />
Nro. 1 Ein großes colorirtes Gemälde, welches die Religion die / der Hoffnung<br />
die Ewigkeit zeigt, und neben der die Liebe / oder Tugend auf welche sich die<br />
Hoffung gründet, [sich] befindet, allegorisch vorstellet.<br />
Über dem Kamin<br />
Nro. 2 Ist die Darstellung Jesu im Tempel, wo Simon das / Kind auf die Arme<br />
nimt und weißagt, welches ebenfalls groß und in lebhafter Couleur gemalt ist.<br />
Nro. 3 stellt die drey Marien vor bey dem Grabe Christi / wo ihnen ein Engel das<br />
leere Grab zeiget, ebenfalls / groß und in lebhafter Couleur gemalt.<br />
An Basrelief aus dem grauen sind über den Fünf / Thüren, die Tugenden unter<br />
Kindern vorgestelt, als /<br />
1. Die Geduld<br />
2. Die Hoffnung<br />
3. Die christliche Klugheit<br />
4. Die Mildthätigkeit<br />
5. Die Grosmuth<br />
Unter den drey großen Gemälden sind folgende / Basreliefs ebenfals aus dem<br />
grauen gemalt, als /<br />
1. Die Grablegung Christi<br />
2. Wie Christus sich den 10 Jüngern nach der Auf- / erstehung zeigt<br />
3. Neben dem Kamin, wie Christus der Magdalena er- / scheint, und mit den<br />
Jüngern nach Emaus gehet.<br />
Die drey colorirten Gemälde sind mit einem ge- / zogenen gipsernen Rahm eingefaßt,<br />
und zwischen / diesen sind Pilaster von eben dem Gypsmarmor / wie die<br />
Säulen […].« 10<br />
Betrachtet man die Ausstattung der Kapelle seit ihrer Erbauung durch Schlüter, so sind die<br />
Gemälde von Bernhard Rode der einzige große religiöse Bilderzyklus in deren Geschichte. Sie<br />
entstanden während der Regierung Friedrich Wilhelms II., zu einer Zeit, in der der Akademiedirektor<br />
Rode auch an anderer Stelle im Berliner Schloß tätig war. Der Festsaal der Elisabethwohnung,<br />
der sogenannte Elisabethsaal, wurde Ende des 18. Jahrhunderts umgestaltet,<br />
und Rode schuf das Deckengemälde, das Augustin Terwesten zur Zeit Friedrichs I. nicht<br />
fertiggestellt hatte. 11 Im Gesellschaftszimmer der Königin Friederike, das später zum Empfangszimmer<br />
der Kaiserin in der kaiserlichen Wohnung wurde (Raum 683), stammen der<br />
Plafond und die beiden Supraporten ebenfalls von Rode. 12<br />
Der nähere Anlaß zu dem großen Gemäldeprogramm ist noch nicht erforscht. Man muß<br />
sich fragen, ob Friedrich Wilhelm II. mit der Tradition reformierter Kapellen brechen wollte,<br />
die in der Regel keine inhaltliche religiöse Bildausstattung besaßen, weil die Reformierten in<br />
Kirchen und Kapellen keine Sakralräume mehr sahen. Erst durch den Gottesdienst wurde<br />
der Raum zum Gotteshaus. Muß man nun annehmen, daß am Ende des 18. Jahrhunderts, als<br />
Bernhard Rode seine Bilder malte, die alte Schlüterkapelle wieder als Schloßkapelle genutzt
122 Liselotte Wiesinger<br />
Abb. 2 Bernhard Rode: Darbringung im Tempel, 1784, Radierung, 27,8 × 43 cm<br />
SMBPK, Kupferstichkabi<strong>net</strong>t, Inv. Nr. 45.141-1888<br />
wurde? Bei dieser ersten Untersuchung der Bilder Rodes kann man nicht damit rechnen,<br />
eine eindeutige Antwort auf diese Frage zu erhalten, da die schriftlichen Quellen dieser Zeit<br />
noch nicht vollständig ausgewertet sind.<br />
In der Berlinischen Monatsschrift aus dem Jahre 1794 hat Karl Wilhelm Ramler, ein Dichter<br />
und naher Freund Rodes, ein »Verzeichniß der in Berlin aufgestellten Gemälde unseres<br />
Geschichtsmalers Bernhard Rode« veröffentlicht. Diesem Verzeichnis entspricht eine ebenfalls<br />
von Ramler erstellte Liste der außerhalb Berlins befindlichen Werke des Malers. 13 Beide<br />
Verzeichnisse sowie die von Rode selbst bereits 1783 herausgebrachte Publikation »Radirte<br />
Blätter nach eigenen historischen Gemälden und Zeichnungen von Bernhard Rode in Berlin«<br />
mit drei Anhängen, von denen der zweite erst 1793 erschien, bilden die Grundlagen für<br />
den Katalog der Graphik Rodes von Renate Jacobs. 14 Da in Rodes Verzeichnis der »Radirten<br />
Blätter« eine kurze Inhaltsbeschreibung gegeben ist und das »Verzeichniß der in Berlin aufgestellten<br />
Gemälde unseres Geschichtsmalers Bernhard Rode« von Ramler Ortsangaben für<br />
die Gemälde enthält, nach denen die Radierungen entstanden sind, ließen sich in der vollständigsten<br />
Sammlung von Graphik Rodes, die im Berliner Kupferstichkabi<strong>net</strong>t aufbewahrt<br />
wird, drei Blätter zweifelsfrei der »Kapelle im Königl. Schlosse, 1787.« zuordnen.
Zu dem verschollenen Bilderzyklus von Christian Bernhard Rode 123<br />
Abb. 3 Bernhard Rode: Darbringung im Tempel, 1770,<br />
Radierung<br />
SMBPK, Kupferstichkabi<strong>net</strong>t, Inv. Nr. 141-1888<br />
Das Inventar des Schlosses von 1793 beschreibt zuerst die allegorische Darstellung der<br />
Religion, die den Glauben, die Hoffnung und die Liebe zeigt, an der Wand zur Bildergalerie,<br />
also der Westwand der Kapelle. Diese Darstellung ließ sich leider nicht unter den Radierungen<br />
des Berliner Kupferstichkabi<strong>net</strong>tes finden, ebensowenig graphische Darstellungen der<br />
Grisaillesupraporten und nur eine der drei »Basreliefs«, die ebenfalls grau-in-grau ausgeführt<br />
waren. So beginnen wir mit der »Darbringung im Tempel« an der gegenüberliegenden Ostwand,<br />
wo bis 1731 die Königsloge mit dem Kamin stand (Abb. 2). Das Blatt ist unten links<br />
datiert und signiert »B. Rode 1784«, fällt also noch in die letzten Lebensjahre Friedrichs des<br />
Großen. Im Verzeichnis Rodes erscheint es im zweiten Anhang (1793) unter Nr. 1: »Simeon<br />
nimmt das Kind Jesus bey der Darstellung desselben im Tempel, auf seine Arme und weißagt.<br />
Man sieht außer der Maria und der Elisabeth noch verschiedene Personen, die theils mit den<br />
Opfergebräuchen beschäftigt, theils im Gebet begriffen sind.« 15 Der Text im Verzeichnis von<br />
Ramler in der Berlinischen Monatsschrift lautet fast gleich: »In der Kapelle auf dem Königl.<br />
Schlosse, 1787 24. Jesu’s Darstellung im Tempel, wo Simeon das Kind auf die Arme nimmt<br />
und weißagt. Maria, Elisabeth, und mehrere Personen, mit Opfern beschäftigt oder im Gebet<br />
begriffen.« 16
124 Liselotte Wiesinger<br />
Wenn man diese Radierung mit einer anderen desselben Inhalts vergleicht, die nicht den<br />
Vermerk »In der Kapelle auf dem Königl. Schlosse« trägt und bereits 1770 datiert ist, so<br />
würde die Beschreibung auch auf jene passen (Abb. 3). 17 Rode ist in seinen Inventionen<br />
nicht allzu phantasievoll, obgleich ein Zeitraum von vierzehn Jahren zwischen den Blättern<br />
liegt. Der Typus der Hauptfiguren blieb derselbe: das entrückte, nach oben gerichtete Antlitz<br />
des »weißagenden« Simeon, der einmal sitzt und einmal steht, die kniende Jungfrau Maria,<br />
Hanna (nicht Elisabeth!) mit dem über den Kopf gezogenen Manteltuch, die im Bild der<br />
Kapelle Schlüters die Hände zum Gebet zusammengelegt hat, wie es der Text beschreibt.<br />
Die Darstellung im Querformat über dem Kamin der Schloßkapelle ist im Vergleich zum<br />
Hochformat der Radierung von 1770 – entsprechend der zu schmückenden Wandfläche – in<br />
die Breite gezogen. Simeon sitzt vor der Breitseite des antiken Altars, der auf der früheren<br />
Radierung nur mit einer Ecke in den Raum hineinragt. Mehrere Personen staffeln sich links<br />
in den Hintergrund des Blattes, ohne daß dadurch eine räumliche Vorstellung erzeugt würde.<br />
Auf der rechten Seite ist derselbe Torbogen mit Durchblick auf den Himmel gegeben wie auf<br />
dem älteren Blatt. Vor diesem Hintergrund werden die Dienste am Altar – das Anschleppen<br />
des Holzes und die Darbringung einer großen flachen Opferschale durch zwei Jünglinge –<br />
breit geschildert. Das Opfergefäß mit Schlangengriff und der römische Altar mit Widderköpfen<br />
und Lorbeergehängen sind mit kulturhistorischem Wissen ausgeführt.<br />
Für das dritte »große colorirte Gemälde« bleibt wohl nur die Südwand der Kapelle nach<br />
dem Quergebäude übrig, wenn man die von Fenstern durchbrochene Wand im Norden zum<br />
Lustgarten ausschließen will. Hier waren die drei Frauen am Grabe dargestellt, denen der<br />
Engel das leere Grab zeigt. Die Radierung ist unten rechts signiert und datiert »B. Rode 1789«<br />
(Abb. 4). Im Verzeichnis Rodes erscheint das Blatt im zweiten Anhang (1793) unter Nr. 2:<br />
»Die drey Marien kommen zum Grabe Christi mit Gefäßen, seinen Leichnam zu salben. Der<br />
Engel des Herrn, mit Klarheit umgeben, zeigt ihnen daß das Grab leer ist. (Beide Vorstellungen<br />
sind in der Kapelle des Königl. Schlosses zu Berlin gemahlt).« Die Beschreibung spricht<br />
von zwei »Vorstellungen«, aber beide Szenen finden sich auf derselben Radierung, die fast die<br />
gleiche Plattengröße hat wie die »Darbringung«, ein Hinweis darauf, daß es sich um einen<br />
Zyklus von drei Bildern an den Wänden handelte, die wohl dieselbe Größe hatten. Der Text<br />
des Verzeichnisses in der Berlinischen Monatsschrift bringt nichts Neues: »In der Kapelle<br />
auf dem Königl. Schlosse, 1787 25. Die drei Marien kommen zu Christus’s Grabe, wo ihnen<br />
der Engel das leere Grab zeigt.« 18<br />
Wie bei der »Darbringung« rollt sich die Darstellung in reliefmäßiger Klarheit im Querformat<br />
von links nach rechts ab. Wenn die Szene auch nicht gerade als Nachtstück charakterisiert<br />
ist, so spielt sich das Geschehen doch in dem dunklen Raum einer Grabkammer ab. Das<br />
Licht überstrahlt an zwei Stellen die Finsternis. Links heben sich zwei Gestalten der Gruppe<br />
der drei Marien silhouettenhaft klar vor dem Eingangsbogen der Höhle ab, durch die das<br />
natürliche Licht eindringt. Dieser größeren Lichtöffnung entspricht ein kleinerer Lichtkreis<br />
hinter Kopf und Oberkörper des Engels, eine Art Heiligenschein, der bildlich ausdrücken will,<br />
was der Text der Beschreibung mit den Worten »mit Klarheit umgeben« sagt. In der Mitte<br />
hängt das Leichentuch über den Rand des geöff<strong>net</strong>en Sarkophages wie eine der am Ende
Zu dem verschollenen Bilderzyklus von Christian Bernhard Rode 125<br />
Abb. 4 Bernhard Rode: Drei Frauen am Grab, 1789, Radierung, 27,5 × 42,5 cm<br />
SMBPK, Kupferstichkabi<strong>net</strong>t, Inv. Nr. 79.141-1888<br />
des 18. Jahrhunderts beliebten Draperien, mit denen man gern die Fassaden von Häusern<br />
schmückte. 19 Hier handelt es sich in der Schilderung natürlich nicht um überflüssigen Dekor,<br />
sondern um den wichtigen inhaltlichen Hinweis, daß der Tote bei der Auferstehung das<br />
Leichentuch abgestreift hat und das Grab nun leer ist. Mit dem Bild vom »leeren Grab«<br />
hat sich die damalige aufgeklärte Theologie in ihrer Betonung der Vernunft gegenüber dem<br />
Wunderglauben und dem neuen Geschichtsbewußtsein bei der Betrachtung von Leben und<br />
Lehre Christi gewiß theologisch auseinandergesetzt, wie im 20. Jahrhundert die Theologie<br />
der Entmythologisierung in der historischen Nachfolge auf neue Weise.<br />
Es ist nicht die Aufgabe dieser Untersuchung des Bilderzyklus von Rode, dessen graphischen<br />
Stil zu würdigen. 20 Im Gegenteil müssen wir versuchen, hinter den abgestuften Hell-<br />
und Dunkelwerten der Radierungen die »Gemählde in lebhafter Couleur« zu erahnen. Für<br />
die Beurteilung der Komposition – die geschickte Gruppierung etwa der drei Frauen in eine<br />
zusammengeschlossene Zweiergruppe, die mit den Oberkörpern in eleganter Bewegung auseinanderfedert,<br />
um dem Salbgefäß dazwischen Raum zu geben, und eine dritte, mit ihrem<br />
schweren Krug am Boden Hockende – ist die Kenntnis der Radierungen im Zusammenhang<br />
mit den überlieferten Nachrichten von den Gemälden von großem Wert. Wie bei der »Darbringung«<br />
gehen auch durch diese Komposition geschmeidige große Linien und Schwünge,<br />
die die Formen verbinden. Auf die barocke Darstellung des in die Tiefe gestaffelten Raumes<br />
wird dabei weitgehend im Sinne eines neuen Klassizismus verzichtet.
126 Liselotte Wiesinger<br />
Damit haben wir die Wandbilder besprochen. In dem Verzeichnis der Bilder von Rode<br />
in der Berlinischen Monatsschrift von 1794 folgt nach den Beschreibungen der drei Wandbilder<br />
ein wichtiger abschließender Satz: »Alle drei an den Wänden, das mittelste über dem<br />
Kamin, mit Ölfarben gemalt.« 21 Es stellt sich die Frage, ob es sich bei den Werken Rodes um<br />
Ölgemälde auf Leinwand handelte oder um Wandgemälde. Im bereits zitierten Inventar des<br />
Berliner Schlosses von 1793 endet die Beschreibung mit dem Hinweis darauf, daß die »drey<br />
colorirten Gemälde« mit einem »gezogenen gypsernen Rahm eingefaßt« zwischen Pilastern<br />
»von eben dem Gypsmarmor wie die Säulen« 22 angebracht, also offenbar eingefaßt waren.<br />
Das spricht nicht für selbständige Ölgemälde auf Leinwand, die man beim Umbau 1879–1880<br />
von der Wand hätte abnehmen können, sondern für echte Wandbilder.<br />
Eine weitere, eindeutig für die Bilder der Kapelle zu beanspruchende Radierung mit der<br />
Darstellung der »Grablegung Christi als Basrelief« reproduziert nun nicht ein »colorirtes«<br />
Gemälde, sondern eine Grisaillemalerei.<br />
Aus dem Schloßinventar von 1793 wissen wir:<br />
»Unter den drey großen Gemälden sind folgende / Basreliefs ebenfals [wie die Supraporten<br />
über den fünf Türen, d. V.] aus dem grauen gemalt als /<br />
1. Die Grablegung Christi<br />
2. Wie Christus sich den 10 Jüngern nach der Auf- / erstehung zeigt<br />
3. Neben dem Kamin, wie Christus der Magdalena er- / scheint, und mit den Jüngern<br />
nach Emaus gehet.« 23<br />
Von diesen »Basreliefs« ist nur die »Grablegung« als Radierung vorhanden. Graphische Reproduktionen<br />
der beiden anderen Darstellungen, die auch bei Jacobs nicht aufgeführt sind,<br />
waren weder in den vereinigten Beständen des Berliner Kupferstichkabi<strong>net</strong>tes noch in den<br />
Kunstsammlungen der Akademie der Künste zu finden. 24 Auch Reproduktionen der Supraporten<br />
lassen sich nicht nachweisen. Aber die Texte von Ramler in der Berlinischen Monatsschrift<br />
von 1794 bringen im Gegensatz zum Schloßinventar von 1793 nicht nur die allegorischen<br />
Themen, sondern auch kurze Beschreibungen:<br />
»29. Über den fünf Thüren, die Tugenden unter Kindergestalten als halberhobene Arbeit:<br />
jedes Stück 4 [Fuß]; 5 [Fuß]<br />
Die Geduld: Kinder legen einem Lamme ein Kreuz auf<br />
30. Die Hofnung: Kinder umwickeln einen Anker mit einem Blumenzweig<br />
31. Die christliche Klugheit: Kinder halten einen Spiegel mit einer Schlange, andere<br />
spielen mit Tauben<br />
32. Die Mildthätigkeit: Kinder vertheilen Geld, und bekleiden ein nacktes Kind<br />
33. Die Großmuth: Kinder spielen mit einem Löwen« 25<br />
Rodes Verzeichnis der »Radirten Blätter« führt unter Nr. 26 »Christi Grablegung als ein Basrelief<br />
gearbeitet« auf und in der Berlinischen Monatsschrift von 1794 heißt es: »In der Kapelle<br />
auf dem Königl. Schlosse, 1787 26. Darunter drei, auf Art halberhobener Arbeit: eine Grablegung<br />
unter N. 23 (36). «26<br />
Die Radierung ist unten rechts signiert »B. Rode« und nach Jacobs um 1769 entstanden<br />
(Abb. 5). 27 Jacobs führt noch zwei weitere Grablegungen an, 1769 und 1771 entstanden, die
Zu dem verschollenen Bilderzyklus von Christian Bernhard Rode 127<br />
Abb. 5 Bernhard Rode: Christi Grablegung, um 1769, Radierung, 14 × 28,8 cm<br />
SMBPK, Kupferstichkabi<strong>net</strong>t, Inv. Nr. 76.141-1888<br />
aber nicht als »Basrelief« bezeich<strong>net</strong> sind und deren Plattengröße nicht den länglich schmalen<br />
Friescharakter besitzt. Rode hat also durchaus auch auf frühere Blätter zurückgegriffen,<br />
als er die Kapelle Schlüters ausmalte. Die Wiedergabe der Grisaillemalerei erinnert stark an<br />
antike Reliefs in der Art, wie die Figuren parallel zum Reliefhintergrund angeord<strong>net</strong> sind. Das<br />
Bestreben, Isokephalie zu erreichen, ist deutlich. Nur die drei mit einem Chiton bekleideten<br />
Männer rechts halten ihre Köpfe etwas tiefer, aber die Füße sind mit pedantischer Genauigkeit<br />
in fast gleichem Abstand auf den Boden gestellt. Klare Ruhe herrscht in der Abfolge der<br />
Figuren des Grabzuges, die unter möglichster Vermeidung jeder Überschneidung nebeneinander<br />
dargestellt sind. Der tote Körper Christi unterscheidet sich in seiner Wiedergabe nicht<br />
von den Körpern seiner Träger. Das Blatt ist nicht frei von Schematismus und einer steifen,<br />
etwas äußerlichen Gravität. Solche Grisaillefriese à l’antique, zum Beispiel mit der Darstellung<br />
von Opferszenen, bildeten nicht erst im Klassizismus einen festen Bestandteil der Dekoration<br />
des Berliner Schlosses, sondern schon zur Schlüterzeit. 28<br />
Bernhard Rode hat in vielen Berliner Kirchen und auch außerhalb Berlins seine farbigen<br />
religiösen Gemälde hinterlassen. Noch heute vermittelt der Hauptaltar der Berliner Marienkirche<br />
einen Eindruck von seiner Kunst. 29 Stellt man sich die Ausmalung der Schlüterkapelle<br />
von seiner Hand vor, so darf man natürlich nicht von dem von Reinhold Persius umgebauten<br />
Kapitelsaal aus dem letzten Viertel des 19. Jahrhunderts ausgehen, den wir von vielen Fotos<br />
kennen. Zur Zeit Friedrich Wilhelms II. muß die »ehemalige Kapelle« ein ihrer Funktion und<br />
der entsprechenden Ausstattung beraubter Raum gewesen sein, bei dem nur die Erinnerung
128 Liselotte Wiesinger<br />
an die ursprüngliche sakrale Funktion noch lebendig sein konnte. Als Durchgangsraum in<br />
der Enfilade der Paradekammern, die der Nachfolger Schlüters, Eosander, nach Westen mit<br />
der Bildergalerie verlängert hatte, mußte er bestehen bleiben. Daß Persius ihn als Kapitelsaal<br />
völlig umfunktionierte, ergibt sich nur folgerichtig aus dem Fortgang der Geschichte. Zur Zeit<br />
als er die Kapelle umbaute, bestand schon die Stülersche Schloßkapelle mit ihrer das Bild des<br />
Schlosses beherrschenden großen Kuppel. Schon Friedrich I. hatte den Plan gehabt, an der<br />
Stelle, wo 1728 der Weiße Saal seines Nachfolgers entstand, eine größere Kapelle zu bauen,<br />
zu der er feierlich den Grundstein legte, die aber nie fertig wurde. 30 So darf man sich die<br />
Ausmalung des Raumes mit religiösen Bildern nicht nach dem Muster des späteren Historismus<br />
des 19. Jahrhunderts vorstellen, der sich in dem Bild Anton von Werners ausdrückt,<br />
das die »Investitur des Schwarzen Adlerordens durch Friedrich I.« zeigte. 31 Auch dies war<br />
ein Stück Schloßbaugeschichte, denn die »ehemalige Kapelle« war von Anfang an mit dem<br />
Schwarzen Adlerorden verbunden gewesen.<br />
Die Situation unter Friedrich Wilhelm II. war eine andere. Mit dem neuen Geschichtsbewußtsein<br />
der Aufklärung, das auch die Kunst Bernhard Rodes als Historienmaler kennzeich<strong>net</strong>e,<br />
32 wollte der König wohl die Erinnerung an die Geschichte der Kapelle festhalten. Dies<br />
muß nicht bedeuten, daß die Kapelle am Ende des 18. Jahrhunderts wieder genutzt wurde.<br />
So kann man auch nicht erwarten, daß die Bilder Rodes in ihrer Mischung aus Allegorie<br />
und Darstellungen aus dem Leben Jesu ein echtes ikonographisches Programm christlicher<br />
Heilswahrheit boten. Doch müssen diese schwierigen Fragen weiterem Forschen vorbehalten<br />
bleiben. Neueste kirchengeschichtliche Erkenntnisse über die Religiosität und Kirchenpolitik<br />
Friedrich Wilhelms II. müssen bei deren Beantwortung berücksichtigt werden.<br />
Die Datierung der Gemälde Rodes ist durch den zeitgenössischen Text in der Berlinischen<br />
Monatsschrift von 1794 gesichert. 33 Über der Aufzählung der Bilder steht: »In der Kapelle<br />
auf dem Königl. Schloße elf Stücke, 1787.« Unabhängig von der Datierung der einzelnen<br />
Blätter der Reproduktionsgraphik, die einen Zeitraum von fast zwanzig Jahren umfaßt, sind<br />
die Gemälde Rodes in der Schlüterkapelle auf das Jahr 1787 datiert und somit zu Beginn der<br />
Regierungszeit Friedrich Wilhelms II. ausgeführt.<br />
Anmerkungen<br />
1 Abb. in: Lorenz Beger: Numismata Pontificum Romanorum aliorumque Ecclesiasticorum, Cölln<br />
1704, S. 3, Kupferstich nach einer Zeichnung von Samuel Theodor Gericke. – Außer dieser<br />
Ansicht der Kapelle nach Süden gibt es noch zwei zeitgenössische bildliche Darstellungen: Die<br />
etwa zur gleichen Zeit entstandene perspektivische Strichzeichnung mit Blick auf die Ostwand, die<br />
wahrscheinlich entstand, um die verschiedenen, an den Säulen aufgehängten Wappenschilde der<br />
Ordensritter festzuhalten (Abb. in: Cornelius Gurlitt: Andreas Schlüter, Berlin 1891, Fig. 37). Sie<br />
war ehemals im Besitz des GStAPK, ist aber nicht mehr aufzufinden (freundliche Mitteilung von<br />
Oberarchivrat Dr. Reinhart Strecke). Eine dritte zeitgenössische Zeichnung mit architektonischen<br />
Details fand sich in dem sogenannten Pitzlerschen Skizzenbuch in der Bibliothek der Technischen<br />
Universität Berlin, das im Zweiten Weltkrieg verloren ging, aber glücklicherweise durchfotografiert<br />
ist. Alle drei Zeichnungen abgebildet in: Albert Geyer: Geschichte des Schlosses zu Berlin, bearb.
Zu dem verschollenen Bilderzyklus von Christian Bernhard Rode 129<br />
v. Sepp Gustav Gröschel, Bd. 2: Vom Königsschloß zum Schloß des Kaisers (1698 – 1918), Text-<br />
und Bildband, Berlin 1992, Abbn. 30–32.<br />
2 Lorenz Beger: Thesaurus Brandenburgicus, Bd. 3, Cölln 1701, S. 3, Kupferstich von Johann Ulrich<br />
Kraus nach einer Zeichnung von Constantin Friedrich Blesendorf (Abb. in: Goerd Peschken und<br />
Hans-Werner Klünner: Das Berliner Schloß, Frankfurt am Main/Wien/Berlin 1982, 2. Aufl. 1991,<br />
S. 52 und in: Liselotte Wiesinger: Das Berliner Schloß, Darmstadt 1989, Abb. 66).<br />
3 In § 20 der Statuten des Schwarzen Adlerordens heißt es: »Zu beständigen Ordens-Capitellen, in<br />
welchen die Ritter im Namen des Allerhöchsten, jedesmahl einzukleiden, und zugleich des Ordens<br />
Gottes-Dienst zu verrichten, haben Wir, sowohl in diesem Unserem Königreich Preussen, als auch<br />
in Unserer Chur- und Marck-Brandenburg, die in den Residentzien byder Lande befindliche Schloß-<br />
Capellen gewidmet, damit wann, bei einfallenden Capittuls-Tagen, Wir Uns allhie, oder in der<br />
Marck-Brandenburg befinden, sowol an dem einen als dem anderen Ort, die Solennia des Ordens,<br />
desto bequemlicher und anständigter begangen werden können.« (vgl. Paul Seidel: Die Gründung<br />
des hohen Ordens vom Schwarzen Adler und die Königskrönung am 17. und 18. Januar 1701 in<br />
Ostpreußen, in: Hohenzollern-Jahrbuch, 4, 1900, S. 130–132).<br />
4 Immer mit der Begründung, sie sei noch im Bau oder noch nicht vollendet, konnten in den<br />
Jahren 1707–1711 keine Zeremonien in der Ordenskapelle stattfinden. – Albert Geyer hat im<br />
ersten Band des Hohenzollern-Jahrbuches einen noch heute gültigen Aufsatz veröffentlicht, in dem<br />
er sich ausführlich mit Eosanders Eingriff in die Schlüterkapelle auseinandersetzt (Albert Geyer:<br />
Zur Baugeschichte des königl. Schlosses in Berlin. II. Die Kapelle Friedrichs I., in: Hohenzollern-<br />
Jahrbuch, 1, 1897, S. 162–173). Er hat diesen Aufsatz in sein Manuskript zur Geschichte des<br />
Schlosses Berlin aufgenommen und weiter ausgeführt (vgl. Geyer, 1992, Bd. 2 [s. Anm. 1], S. 10–13,<br />
94 f.). – Peschken/Klünner, 1982 (s. Anm. 2), S. 482–484. – Wiesinger, 1989 (s. Anm. 2), S. 186 f.<br />
5 GStAPK, I. HA, Rep. 2, Nr. 49 »Schloß Capelle, Orgel, Glocken, Küster«, S. 1–2: »5. Mey 1721 […]<br />
wegen der beyden Glocken so […] nach Potsdam geschickt werden sollen […]«. Wahrscheinlich<br />
wurde sie bereits seit dem Tode Friedrichs I. (1713) nicht mehr als Kapelle genutzt.<br />
6 GStAPK, I. HA, Rep. 36, Nr. 2950/2, fol. 68 f. – Die sogenannten Eversmannschen Abrechnungen<br />
aus dem Königlichen Hausarchiv kannte Albert Geyer wohl, er hat ihre erste Seite publiziert<br />
(Geyer, 1992, Bd. 2 [s. Anm.1], S. 151, Anm. 215; die dort angegebene Signatur heute nicht mehr<br />
gültig). Er hat sie aber im Text irrtümlich auf die große Kapelle von Eosander bezogen, die an<br />
der Stelle des späteren Weißen Saals im Westflügel schon unter Friedrich I. begonnen, »aber noch<br />
nicht zur Perfection gebracht wurde« (Geyer, 1992, Bd. 2 [s. Anm. 1], S. 28). Diese Kapelle, zu der<br />
Friedrich I. feierlich den Grundstein legte, ist niemals fertig geworden, sondern 1728 von Friedrich<br />
Wilhelm I. zum Weißen Saal ausgebaut worden. Es kann kein Zweifel sein, daß sich die höchst<br />
detailliert beschriebenen Abbrucharbeiten von Kirchenbänken, Altar, Kanzel, Orgel, Königsloge und<br />
drei markgräflichen Kirchenstühlen auf die Schlüterkapelle beziehen.<br />
7 Der junge Reinhold Persius assistierte vor den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts dem damaligen<br />
Direktor der Schloßbaudirektion, August Stüler, und wurde selbst später Direktor derselben<br />
(s. Peschken/Klünner, 1982 [s. Anm. 2], S. 536).<br />
8 Geyer, 1992, Bd. 2 (s. Anm. 1), S. 94 f. – Unter Friedrich I. fanden Ordenszeremonien, mit<br />
Ausnahme der Jahre 1707–1711 (s. Anm. 4), in der sogenannten »Alten Kapelle« statt. Unter<br />
Friedrich Wilhelm I. gab es überhaupt keine feierlichen Investituren oder Ordenskapitel. Der<br />
Orden wurde ohne Zeremonien verliehen. Erst Friedrich Wilhelm IV. »belebte« 1847 das Statut<br />
des Ordens und am 18. Januar 1848 wurde wieder das erste Ordenskapitel nach der alten<br />
Form im Schloß gefeiert, aber nicht in der Kapelle. Die Investituren fanden im Rittersaal und
130 Liselotte Wiesinger<br />
die Ordenskapitel meist in der Roten Samtkammer oder der Schwarzen Adlerkammer statt. Erst<br />
durch die Kabi<strong>net</strong>tsorder Kaiser Wilhelms I. vom 13. Dezember 1879 wurde bestimmt, daß<br />
die Investituren weiter im Rittersaal vorgenommen werden, aber das Ordenskapitel nach alter<br />
Tradition in der von Persius zum Kapitelsaal umgebauten Kapelle stattfinden sollte.<br />
9 Bei Richard Borrmann: Die Bau- und Kunstdenkmäler von Berlin, Berlin 1893, S. 288 heißt es, sie<br />
wurden »beseitigt oder verdeckt«.<br />
10 <strong>SPSG</strong>, Plankammer, Inventarslg. Nr. 44 (Reinschrift Nr. 45) »Inventarium des Königl. Schlosses<br />
aufgenommen im Jahre 1793«, fol. 212–213. Auf die Beschreibung der Gemälde im Inventar von<br />
1793 wird in der Literatur über die Schlüterkapelle immer wieder verwiesen.<br />
11 Liselotte Wiesinger: Der Elisabethsaal des Berliner Schlosses. Ein Beitrag zur Antikenrezeption in<br />
Berlin um 1700, in: Jahrbuch der Berliner Museen, 24, 1982, S. 219–222.<br />
12 Berlinische Monatsschrift, hrsg. v. Johann Erich Biester, Bd. 24, 2. Halbjahr 1794, S. 513, »Verzeichniß<br />
der in Berlin aufgestellten Gemälde unseres Geschichtsmalers Bernhard Rode«. – Geyer,<br />
1992, Bd. 2 (s. Anm. 1), S. 45, Abb. 119. – Der Raum 683 gehörte zur Wohnung der Königin<br />
Friederike und war nach dem Entwurf von Carl Gotthard Langhans (1789–1791) ausgestaltet. Rodes<br />
Deckengemäle wird zu seinen besten Leistungen gerech<strong>net</strong>. Der Hinweis auf diese beiden großen<br />
Deckenmalereien im Berliner Schloß mag hier genügen.<br />
13 Berlinische Monatsschrift, 1794 (s. Anm. 12), S. 507–531. – Berlinische Monatsschrift, hrsg. v.<br />
Johann Erich Biester, Bd. 21, 1. Halbjahr 1793, S. 248–254, »Verzeichnis der auswärtigen Gemälde<br />
des Berlinischen Historienmaler, Herrn Bernhard Rode«. – Karl Wilhelm Ramler (1725–1798) gilt als<br />
erster »preußischer« Dichter und wird auch als »deutscher Horaz« gefeiert, weil er die Form der<br />
antiken Ode pflegte. Er war ein Freund Lessings, der seine »Ode an den König« (Friedrich II.)<br />
als schönste dichterische Huldigung an einen Fürsten bezeich<strong>net</strong>e. Nach Rodes Tod, 1797, hat<br />
er eine Gedächtnisrede auf den Freund gehalten, der wir wichtige Nachrichten über den Maler<br />
verdanken.<br />
14 Renate Jacobs: Das graphische Werk Bernhard Rodes (1725 – 1797), Münster 1990 (Kunstgeschichte,<br />
Form und Interesse, Bd. 35). – Renate Jacobs hat bereits 1986 bei einer Ausstellung der<br />
Kunsthalle zu Kiel mitgewirkt, bei der das Kunstgeschichtliche Institut der Christian-Albrechts-<br />
Universität den Katalog erarbeitete (Kunst im Dienste der Aufklärung. Radierungen von Bernhard<br />
Rode 1725–1797, hrsg. v. Jens Christian Jensen, Ausstellung, Kiel, Kunsthalle zu Kiel, 1986–1787,<br />
Kiel 1986).<br />
15 Jacobs, 1990 (s. Anm. 14), S. 274 f., Kat. Nr. 44.<br />
16 Berlinische Monatsschrift, 1794 (s. Anm. 12), S. 511, Nr. 24. – Die christliche Ikonographie war<br />
Rode und Ramler offenbar nicht mehr so geläufig. Nach Lukas 2, 36 war nicht Elisabeth bei der<br />
Darbringung im Tempel zugegen, sondern Hanna.<br />
17 Jacobs, 1990 (s. Anm. 14), S. 273, Kat. Nr. 43.<br />
18 Berlinische Monatsschrift, 1794 (s. Anm. 12), S. 512. – Jacobs, 1990 (s. Anm. 14), S. 273, Kat. Nr. 3.<br />
19 Borrmann, 1893 (s. Anm. 9), S. 133, spricht über die zum Zwecke des »Embellierens« der Stadt<br />
geförderten Immediatbauten und ihren Dekor: »So haben denn jene Bauten auch zumeist einen<br />
monumentalen palastartigen Charakter erhalten, der zu ihrer Bestimmung oft nicht recht passen<br />
will. Sie zeigen noch den alten Formenaufwand der Barockzeit […] sowie jene für diesen Stil<br />
so bezeichnenden hängenden Lappen, Tücher und Löwenhäute, welche ein Zeitgenosse mit der<br />
Bemerkung verspottet, sie erwecken den Anschein, als ob man es mit der Ausschmückung eines<br />
Waschhauses, Lazareths, oder Schlachthauses zu thun hätte.« (vgl.: Sammlung nützlicher Aufsätze<br />
und Nachrichten die Baukunst betreffend, Berlin 1797, Bd. 2, S. 52).
Zu dem verschollenen Bilderzyklus von Christian Bernhard Rode 131<br />
20 Jacobs, 1990 (s. Anm. 14), S. 64 f.<br />
21 Berlinische Monatsschrift, 1794 (s. Anm. 12), S. 512.<br />
22 Inventar, 1793 (s. Anm. 10), fol. 213.<br />
23 Ebenda.<br />
24 Dort befinden sich zwei von Rode selbst zusammengestellte Bände seiner Radierungen, deren<br />
Bestand nicht genau mit dem des Kupferstichkabi<strong>net</strong>tes übereinstimmt. Die Blätter sind von bester<br />
Qualität.<br />
25 Berlinische Monatsschrift, 1794 (s. Anm. 12), S. 512.<br />
26 Ebenda.<br />
27 Jacobs, 1990 (s. Anm. 14), S. 276, Kat. Nr. 56.<br />
28 So zum Beispiel im Großen Treppenhaus und im Schweizersaal des Spreeflügels.<br />
29 Berlinische Monatsschrift, 1794 (s. Anm. 12), S. 508 f. – Der dreiflügelige Passionsaltar zeigt im<br />
Mittelbild die Kreuzabnahme, auf dem linken Flügel Christus am Ölberg und auf dem rechten<br />
Flügel Christus und Thomas. Das Predellabild stammt aus dem Themenkreis von Emmaus, wie<br />
einer der Grisaillefriese in der Kapelle im Schloß. – Helmut Börsch-Supan weist darauf hin, daß<br />
diese Bilder Rodes Zeugnisse der Rembrandtverehrung des 18. Jahrhunderts in Berlin sind (Helmut<br />
Börsch-Supan: Berlin. Kunstführer Reclam, Stuttgart 1977, S. 48 f.).<br />
30 Georg Gottfried Küster: Altes und Neues Berlin, Berlin 1756, 3. Teil, S. 10.<br />
31 Dominik Bartmann: Anton von Werner. Zur Kunst und Kunstpolitik im Deutschen Kaiserreich,<br />
Berlin 1985, S. 14, Abb. 112. – Dem Bild Anton von Werners liegt eine Ölskizze von Antoine Pesne<br />
zu Grunde (<strong>SPSG</strong>, GK I 1081. – Bartmann, 1985 [in dieser Anm.], Abb. 113. – Antoine Pesne,<br />
hrsg. v. der Verwaltung der ehemaligen Staatlichen Schlösser und Gärten Berlin, mit Beiträgen<br />
von Ekhart Berckenhagen, Pierre du Colombier, Margarete Kühn, Georg Poensgen, Berlin 1958,<br />
S. 198, Kat. Nr. 437: »Die Stiftung des Schwarzen Adlerordens durch König Friedrich I. in Preußen<br />
am 17.1.1701 in Königsberg«). – Bei engem Bezug auf die Vorlage geriet die »eklektizistische«<br />
Darstellung zu einem »überreichen Kostümstück« (Bartmann).<br />
32 Über »unseren Historien- oder Geschichtsmaler« Bernhard Rode, wie er in den beiden Jahrgängen<br />
der Berlinischen Monatsschrift genannt wird, bietet der Katalog der Kunsthalle zu Kiel von 1986<br />
(s. Anm. 14) viele anregende Beiträge. Ich verweise vor allem auf die Beiträge von Frank Büttner:<br />
Bernhard Rode – Ein Künstler der Aufklärung (S. 8–14), Catherine Reisemann: Historische Exempel<br />
(S. 31–33), Renate Jacobs: Kulturgeschichtliche Themen (S. 37–42) und Gerhild Komander: Mittelalterliche<br />
Geschichte und Brandenburgisch-preußische Geschichte (S. 43–53). Dort wird vor<br />
allem über Rodes neue Art der Darstellung biblischer Themen vor dem Hintergrund des sich<br />
im Zeitalter der Aufklärung wandelnden Religions- und Bibelverständnisses referiert (vgl. auch<br />
Christina Langsch und Dietrich Manzey: Biblische Darstellungen [S. 20–30]). Ohne auf dieses<br />
sehr interessante und wichtige Thema hier näher einzugehen, verweise ich nur auf die neue<br />
Weise der Auswahl und Darstellung biblischer Themen durch Rode. Er wählte oft Themen, die<br />
in erzieherischer Weise moralisch-ethisch verstanden werden sollten. So kam es, daß viele seiner<br />
biblischen Motive vor ihm kaum oder nie gestaltet worden sind. Ein sehr instruktives Beispiel ist<br />
die Radierung »Der Engel des Herrn kündigt den ersten Menschen ihren Tod an« (Jacobs, 1990<br />
[s. Anm. 14], S. 26, Kat. Nr. 1). Hier ist nicht die traditionelle Darstellung des Sündenfalls oder<br />
der Vertreibung aus dem Paradies gegeben, sondern der Engel weist mit dem Zeigefinger, das<br />
sündig gewordene Menschenpaar belehrend, auf den Knochenmann hin. Von dieser neuen Art<br />
sind die Bilder in der Kapelle des Schlosses nicht. Es sind traditionelle Passionsbilder, auch die<br />
»Darbringung« hält sich an die ikonographischen Traditionen der Kindheitsgeschichte Jesu.
132 Liselotte Wiesinger<br />
33 »Unser Rode, welcher bekanntlich die Ätznadel so treflich wie den Pinsel führet, hat viele<br />
seiner Gemälde und Zeichnungen selbst radirt; es ist davon ein Verzeichniß, nebst 2 Anhängen,<br />
erschienen. Darauf bezieht sich die Zahl in der Parenthese. Der Kupferstecher Eberhard Henne in<br />
Berlin hat die Aufsicht über den Druck und den Verkauf dieser radirten Blätter. – Von den drei<br />
andern Zahlen, bezeich<strong>net</strong> die erste, nach Fußmaß, die Höhe des Gemäldes: die zweite dessen<br />
Breite: die dritte das Jahr der Verfertigung.« (Berlinische Monatsschrift, 1794 [s. Anm. 12], S. 507).<br />
Abbildungsnachweis: Abb. 1: Lorenz Beger: Numismata Pontificum Romanorum aliorumque Ecclesiasticorum,<br />
Cölln 1704, S. 3. – Abbn. 2–5: Berlin, SMBPK, Kupferstichkabi<strong>net</strong>t, Fotos Jörg P. Anders.
MATTHIAS GÄRTNER<br />
Granit – nur ein Gestein ?<br />
Die Untersuchungen an den im Ausstellungskatalog Friedrich Wilhelm IV.<br />
Künstler und König (1995) beschriebenen Preußen-Säulen von Neu-Camp und Groß-Stresow<br />
auf Rügen, die den Großen Kurfürsten und den Soldatenkönig darstellen – Siegessäulen preußischer<br />
Eroberungen im schwedischen Vorpommern, Denkmale Friedrich Wilhelms IV. für<br />
seine Vorfahren –, haben die Frage nach dem Material der gewaltigen Säulentrommeln und<br />
der Postamentstufen bei der Restaurierung durch Carlo Wloch als Teil eines ganzen Fragenkataloges<br />
auftreten und die besondere Beziehung Friedrich Wilhelms IV. zum Granit deutlich<br />
hervortreten lassen. Ausgehend von dieser Erkenntnis haben sich sowohl für den Sohn als<br />
auch für den Vater, Friedrich Wilhelm III., Miszellen zu dieser Vorliebe sammeln lassen, von<br />
denen einige vorgestellt werden sollen.<br />
Zunächst sei an die Veränderungen in der Betrachtungsweise zu diesem Material zwischen<br />
etwa 1780 und der Aufstellung des sogenannten »Biedermeierweltwunders«, der Großen<br />
Granitschale im Berliner Lustgarten im Jahre 1834, erinnert. Es sind die Jahrzehnte der<br />
Differenzierung einzelner Wissenschaftsgebiete und somit des Beginns kontinuierlicher geologischer<br />
Forschungen, die oft noch von Geognostikern getragen wurden. Die Frage nach den<br />
Ursprüngen und dem Weg alles Irdischen sollte neu, wissenschaftlich beantwortet werden.<br />
Für den Anfang kann exemplarisch die Aussage Johann Wolfgang von Goethes stehen, der<br />
die besondere Würde des Granits in seinem Aufsatz Über den Granit (1784) zunächst als<br />
»von einem Uranfang her gegebene granitische Grundfeste in Kontakt mit dem ersten aller<br />
übrigen mannigfaltigen Gesteine […], die sich darüber hinauf gebildet« 1 definiert. Unter dem<br />
Einfluß von Abraham Gottlob Werner aus Freiburg dachte er sich den Granit später »[…]<br />
schon als ersten Absatz des erdumspannenden und in seiner Frühzeit heiß gedachten Urmeeres<br />
auf unbekannter tieferer Grundfeste.« 2 Das Urmeer soll sich abgekühlt und weitere Sedimentablagerungen<br />
sollen entstanden sein. Andere Theoretiker entwickelten aus der Erkenntnis<br />
der Geschichtlichkeit heraus die Nebularhypothese, bei der die Entstehung der Erde aus<br />
dem Lichtnebel einer Kometenatmosphäre gedeutet wird. Erkenntnisse über die Kristallisation<br />
werden von Vorstellungen der Gleichzeitigkeit verschiedener Prozesse durchdrungen. Die
134 Matthias Gärtner<br />
Annahme vom Entstehen der Erde im Zeitraum des Jahrtausends vor und nach der Sintflut<br />
wird gesprengt. Die Theorie vom Entstehen des Magmas als einem gewaltigen, gewaltsamen<br />
Vorgang durch das Aufschmelzen der sich ablagernden Sedimente wird zum Leitfaden der<br />
Vulkanisten, zu denen auch Alexander von Humboldt zählt. Es entsteht der »speziell deutsche<br />
Neptunisten-Vulkanisten-Streit«. 3<br />
Nicht nur die rasche Entwicklung der Geowissenschaften, sondern auch die Frage nach<br />
den Möglichkeiten der Bearbeitung des Materials ist in diesem Zusammenhang von Interesse.<br />
Die anfängliche Unwissenheit auf diesem Gebiet spiegelt sich deutlich in Johann Georg Krünitz‘<br />
Beschreibung des Granits in der Oekonomisch-technologischen Encyclopädie (1788)<br />
wieder: »Granit […], ein Stein, welcher aus vielen kleinen, an Natur und Farbe von einander<br />
unterschiedenen Steinen besteht, welche vermittelst eines natürlichen Kittes zusammen<br />
hängen. Gemeiniglich ist derselbe aus Feldspath, Glimmer und Quarz gemischter ausnehmend<br />
harter Felsstein (Wacke), worunter sich bisweilen Hornblende (Schoerl), Speckstein,<br />
Granaten und Basalt eingemischt befinden. […] Von dieser verschiedenen Mischung des Granites<br />
hängt aber hauptsächlich die Verschiedenheit seiner Farben ab. […] Sie hängen bloß<br />
mit ihren Flächen zusammen, die sich nothwendig in vielen Puncten berühren und sehr glatt<br />
sein müssen, weil der Granit eine ungemein beträchtliche Härte an sich hat, […]. Die Granit-<br />
Theile sind scharf krystallinisch; […]. Der Granit, der etliche Schuh unter der Erde gelegen<br />
hat, läßt sich schleifen und polieren.« 4 Die immer wieder betonte Härte stellte das Problem<br />
bei der künstlerischen Bearbeitung dar. Über die Schwierigkeiten der ersten Arbeiten mit<br />
diesem Material nach den Befreiungskriegen berichten beispielsweise Friedrich und Karl<br />
Eggers in ihrer Monographie Christian Daniel Rauchs (1878): »Die Bearbeitung des Granits<br />
war nämlich in Vergessenheit gerathen. Das Wimmelsche Steinmetzgeschäft in Berlin, […]<br />
machte in jener Zeit […] seinen ersten Versuch Granit zu verarbeiten, und zwar für das<br />
Postament des Schadowschen Luther-Denkmals in Wittenberg. Wie der Versuch gelingen<br />
würde, stand noch zur Frage.« 5 Man bemühte sich in Berlin vergeblich, auswärtige Hilfe zu<br />
besorgen.<br />
Schon wenige Jahre später hatte sich die Situation geändert, wie dem Brief zu entnehmen<br />
ist, den Rauch am 22. November 1826 an den Hofrat Böttiger in Dresden schreibt: »Auch<br />
hat der König allein von der diesjährigen [Ausstellung, d. V.] für 13–14000 Thaler Kunstgegenstände<br />
gekauft […]. Ebenfalls dem Steinmetz Cantian die 7 Fuss Diameter Granitschale<br />
abgekauft und eine von 17 Fuss Diameter in demselben Material bestellt; so wird nun wohl<br />
dieses schöne Material in Aufnahme kommen.« 6 Bedeutsam hierbei ist, daß die granitenen<br />
Stücke in der Ausstellung den Kunstgegenständen und nicht den gewerblichen zugeord<strong>net</strong><br />
wurden.<br />
Auslöser für die Beschäftigung mit diesem Gestein als künstlerisch verwertbarem Material<br />
könnte der Ankauf der beiden antiken Granitbagnerolen 1810 in Rom durch die Familie von<br />
Humboldt gewesen sein, die nach Berlin geschafft und an Friedrich Wilhelm III. veräußert<br />
wurden. Anfangs für die Grablege der Königin Luise gedacht, wurden sie später dem entstehenden<br />
Museum übergeben. 7 Diese Stücke können als Beleg für die schon bei Krünitz
Granit – nur ein Gestein? 135<br />
geäußerte, jedoch unsicher formulierte Meinung stehen: »Die schönsten Graniten sollen die<br />
ägyptischen seyn, aus welchen die berühmten Säulen und Obelisken gemacht sind […]«. 8<br />
Die Stücke, die der König ankaufte oder bestellte, gehören einer Zeit an, in der dem<br />
Material, das aus den heimischen preußischen Gebieten stammte, die Idee des Vaterländischen<br />
anhaftete. Beispiele hierfür lassen sich den Akten des Königlichen Hofmarschall-Amtes<br />
entnehmen. Im königlichen Besitz befanden sich seit 1833 zwei granitene Säulen, die von<br />
Friedrich Wilhelm III. zunächst ohne konkrete Absicht erworben worden sind, wie man dem<br />
Brief des Hofmarschalls von Maltzahn vom 13. Juli 1833 an den König entnehmen kann:<br />
»Ew. K. M. haben mir fürderhin zu befehlen geruht, wegen zweckmäßiger Aufstellung der<br />
beiden Granit=Säulen, welche Allerhöchst dieselben von dem Steinmetzmeister Cantian<br />
erkauft haben, Vorschläge zu machen; […]. Die Aufstellung dieser beiden hat deswegen einige<br />
Schwierigkeit, weil davon nur Zwei sind und aus diesem Grunde die Benutzung derselben<br />
zur Decoration einer Facade oder überhaupt zur äußeren Ausschmückung eines Gebäudes<br />
nicht recht passend ist, […]. Aber auch die Aufstellung derselben im Innern eines der Königl.<br />
Schlösser unterliegt mancher Schwierigkeit, […]. Aus diesem Grunde nun erlaube ich mir,<br />
Euer K. Maj. allerunterthänigst die Aufstellung der gedachten beiden Säulen in Euren Königl.<br />
Gärten in Vorschlag zu bringen, namentlich aber scheint mir hierzu die Terrasse längs der<br />
Gartenfront des Schlosses zu Charlottenburg passend zu sein, […]. Durch Aufsetzung einer<br />
Statue von Marmor oder Bronze würden diese Säulen außerdem nicht allein geschmückt,<br />
sondern es würde ihnen dadurch auch eine eigentliche Bedeutung gegeben werden können.«<br />
9 Wiederum tritt der König als Käufer, nicht als Auftraggeber von Stücken auf, die offensichtlich<br />
seinen ästhetischen Vorstellungen entsprachen. Der Vorschlag hinsichtlich des Aufstellungsortes<br />
scheint das Empfinden des Königs und der Zeitgenossen getroffen zu haben.<br />
Dies beweist die Tatsache, daß – gemäß dem sieben Jahre zuvor gemachten Vorschlag – nach<br />
dem Ableben von Friedrich Wilhelm III. die beiden Säulen, mit Victorien geschmückt, im<br />
Charlottenburger Park zur Aufstellung kamen. Der von Helmut Börsch-Supan geäußerten<br />
Meinung, die »ungünstigen Verhältnisse der jetzigen Anordnung sprechen dafür, daß Rauch<br />
die Figuren nicht für diesen Standort entworfen hat«, 10 kann man folgen, zumal wenn man<br />
sich die enorme Hast bei der Fertigstellung der Säulen mit den vorhandenen granitenen<br />
Trommeln und den noch zu fertigenden Victorien vergegenwärtigt. Als Beleg mag der folgende<br />
Briefwechsel dienen. Rauch schreibt am 8. Mai 1840 an den Hofmarschall von Massow:<br />
»Euer Wohlgeboren beeile ich mich gehorsamst anzuzeigen, daß der als neuer Versuch zu<br />
Lauchhammer angefertigte Guß der neuen für Charlottenburg bestimmten Viktorienstatue,<br />
gestern Abend im Atelier angekommen ist, und sofort in Charlottenburg aufgestellt werden<br />
könnte. Fischer in hiesigem Gußhause hat mir versprochen zum 15ten d. M. die ihm übertragene<br />
Statue aufstellen zu können. Hopfgarten dem im Juli d. v. J. die Erstere in Arbeit für<br />
Seine Majestät aufgetragen wurde, hat noch einige Güße zu machen und könnte leicht ins<br />
unbestimmte mehrere Wochen sich hinziehen. Meine allerunterthänigste Anfrage bei Seiner<br />
Majestät ist die, ob die beiden Erstern, […] jetzt aufgestellt werden sollen, […]. Es könnte<br />
dann später bei einer Abwesenheit Seiner Majestät die in Lauchhammer gegoßene Statue<br />
wieder herunter genommen und [… die Statue, d. V] von Hopfgarten sogleich diese Stelle
136 Matthias Gärtner<br />
einnehmen.« 11 Noch am gleichen Tag antwortet von Massow, daß er der Meinung sei, »die<br />
Aufstellung der Victorien Statuen im Charlottenburger Schloß=Garten erst dann zu bewirken,<br />
wenn beide Statuen zugleich aufgestellt werden können.« 12 Durch diesen Briefwechsel<br />
erfahren wir nicht nur die Namen der Gießer, auch der Vorgang an sich wird deutlicher.<br />
Rauch hat persönlich die Aufstellung im königlichen Garten überwacht. Nur so ist die sich<br />
anschließende Frage des Hofmarschalls zu verstehen, wieviel Zeit zur Aufstellung erforderlich<br />
sei, um »meine Anfrage bei Sr. Maj. dem Könige, ob die Aufstellung während Allerhöchster<br />
Anwesenheit oder aber in der Zeit, wo S. Maj. nach Teplitz gereist sind, geschehen<br />
soll – machen zu können«. 13<br />
Der Hofmarschall wollte offensichtlich Aufregung um den schon kranken König vermeiden.<br />
Rauch antwortet am 13. Mai, daß, nach Antwort von diesem Tag, die Gießer Hopfgarten<br />
und Fischer, wenn auch unzuverlässig, den 28. beziehungsweise letzterer den 20. des Monats<br />
als Ablieferungstermin der Victorienstatuen angegeben haben. »Die Aufstellung selbst auf<br />
den Säulen wird in einer Woche herzustellen versprochen.« 14 Die Vermutung von Börsch-<br />
Supan, daß Friedrich Wilhelm III. die aufgestellten Säulen wohl nicht mehr gesehen hat –<br />
er starb am 7. Juni –, findet sich im Brief Rauchs an von Massow vom 24. Juni 1840 bestätigt:<br />
»Euer Wohlgeboren beehre ich mich gehorsamst anzuzeigen, daß endlich die Gießer<br />
Hopfgarten u. Fischer die beiden Victorienstatuen […] zu Charlottenburg bestimmt, vollendet<br />
[haben].« 15<br />
Das Verhältnis von Friedrich Wilhelm IV. zum Granit scheint dem seines Vaters ähnlich gewesen<br />
zu sein, doch trat die Bedeutung des Vaterländischen noch stärker hervor. Es lassen sich<br />
aber auch Vorgänge beschreiben, wo das Material neben seinem Ideengehalt vor allem der<br />
Sammelleidenschaft des Königs diente, bei der sein »biedermeierliches Schmuckbedürfnis<br />
[…] üppige Blüten trieb.« 16 Friedrich Wilhelm IV. sammelte beispielsweise bei Besichtigungen<br />
Steine ein, um sie zu etwas Besonderem verarbeiten zu lassen. So schreibt der Festungsbaudirektor<br />
für Königsberg, von Dohme, am 19. September 1844 an den königlichen Hofmarschall<br />
von Meyerinck: »Bei Besichtigung der hiesigen Befestigungsanlagen haben Sr. Majestät<br />
geruht einen der Bausteine, welcher eine besondere Struktur und Färbung zeigte, auszuwählen,<br />
und zu befehlen daß derselbe nach Berlin gesandt werden sollte, um dort zu einigen<br />
Kunstwerken verarbeitet zu werden.« 17 Dieser und der folgende Vorgang zeigen deutlich die<br />
Sensibilität des Königs für die Besonderheiten des Materials auf. Bereits im Juli des Jahres<br />
hatte Teichelmann einen Stein an das Hofmarschall-Amt mit folgender Bemerkung gesandt:<br />
»Ein Granitstein mit Porfür-Adern haben Sr. Majestät im Straßenpflaster in Potsdam in der<br />
Kaiserstraße beim Spazierengehen gefunden = ich habe denselben von dort aus herausnehmen<br />
lassen müssen.« 18 Der Hofmarschall verfügte demnach bereits über zwei Steine, wegen<br />
denen er sich am 16. Oktober des Jahres an den Steinmetzmeister Cantian wendet: »Ew. p.<br />
wollten die Güte haben über die Verwendung eines auf Befehl S. M. des Königs aus Königsberg<br />
hierher gesandten Steins Ihr Gutachten abzugeben und namentlich ob solcher – wie<br />
es in der Allerhöchsten Intention liegt – zu vielen Platten verarbeitet werden kann. Es<br />
wäre mir sehr wünschenswerth wenn hiesig mir Ihr hierin entscheidendes Urtheil baldgefäl-
Granit – nur ein Gestein? 137<br />
Abb. 1 Gotthilf Christian Cantian: Entwürfe für Granitplatten, 1844, Blei auf Papier, 14,5 x 33,7 cm<br />
<strong>SPSG</strong>, Plankammer, Aktenslg. Nr. 166, fol. 110<br />
ligst zukommen ließen, wie ich auch […] der scizzirten Zeichnungen und Vorschläge über<br />
Beurteilung des von S. K. im Potsdamer Pflaster aufgefundenen Steines ergebenst entgegen<br />
sehe.« 19 Cantian antwortet ausführlich am 28. Oktober, wobei er Möglichkeiten der Bearbeitung<br />
aufzeigt, die sich aus dem Zustand der Steine ergeben, und mit Vorschlägen für<br />
deren Verwendung endet: »Sollten Sr. Königl. Majestät eine solche Verwendung Allergnädigst<br />
genehmigen so ließen [sich] für letztere Zwecke die in der gehorsamst beigefügten Skizze<br />
vermerkten Modelle, ohne die Arbeit sehr zu erschweren, zum Grunde legen.« 20 (Abb. 1).<br />
Es ist erstaunlich, welche Bedeutung diesen Vorgängen auch seitens des Hofmarschall-Amtes<br />
beigemessen wurde. Dies läßt sich nur mit dem Wissen um das spezifische Interesse des<br />
Königs erklären. Am 20. November antwortet von Meyerinck dem Steinmetzmeister: »Ew. p.<br />
benachrichtige ich […], daß S. K. die Verwendung des größeren aus Königsberg gekommenen<br />
Stein zu div. Platten […] genehmigen; was jedoch den zweiten aus Potsdam hergesandten<br />
Stein anbetrifft, so wollen Seine Majestät solchen nicht zu Briefbeschwerer p. verwendet<br />
sehen, sondern liegt es in Allerh. Intention ihn in mehrere kleine unregelmäßige Platten<br />
schneiden zu lassen die vielleicht – zusammengesetzt – eine größere bilden könnten.« 21 Im<br />
darauffolgenden Jahr waren die Platten fertig. Am 15. Mai 1845 schickte Cantian zunächst<br />
zwei und am 17. Juni die restlichen vier Platten an das Hofmarschall-Amt. 22 Aus den Randbemerkungen<br />
ergibt sich, daß zwei der Platten für die königlichen Schlösser vorgesehen waren.<br />
Wahrscheinlich sind sie nach Königsberg gegangen. Die vier restlichen Platten hat Friedrich<br />
Wilhelm IV. an den Minister von Boyen und die Generale von Kraneneck, Graf Dohna und<br />
von Aster verschenkt. 23<br />
Friedrich Wilhelm IV. hat das harte, schwer zu bearbeitende Material zeitlebens geschätzt –<br />
sein Herz ließ er nach seinem Tod im Charlottenburger Mausoleum in einem Granitgefäß<br />
beisetzen.
138 Matthias Gärtner<br />
Die Wertschätzung des Granits ist in den folgenden Jahrzehnten verloren gegangen. Ihre<br />
Bearbeitung wird nur noch als ein handwerksmäßiger Vorgang verstanden. Die Erreichbarkeit<br />
aller Dinge durch neue Transportmethoden und die Betonung der Idee in der Erfindung<br />
haben die Vorstellung von der Besonderheit des Materials verdrängt. Die Große Granitschale<br />
wurde bei der Umgestaltung des Lustgartens in einen Aufmarschplatz in den dreißiger Jahren<br />
des 20. Jahrhunderts für lange Zeit von ihrem Platz entfernt. Andere Monumente, wie die<br />
Säulen auf Rügen, gerieten in völlige Vergessenheit. Das Interesse am Material wurde erst<br />
wieder wach, als notwendige Restaurierungen anstanden.<br />
Anmerkungen<br />
1 Helmut Hölder: Goethe als Geologe, in: Goethe-Jahrbuch, 111, 1994, Weimar 1995, S. 231–245,<br />
hier S. 234.<br />
2 Ebenda.<br />
3 Ebenda, S. 239.<br />
4 Johann Georg Krünitz: Oekonomisch-technologische Encyklopädie, 19. Teil, Berlin 1788, S. 712 f.<br />
5 Friedrich und Karl Eggers: Christian Daniel Rauch, Bd. 2, Berlin 1878, S. 96.<br />
6 Robert Boxberger (Hrsg.): Briefe des Bildhauers Chr. Rauch, meist an den Hofrath Böttiger, aus<br />
dessen Nachlaß auf der Bibliothek in Dresden […], Dresden 1900, S. 146.<br />
7 Paul Ortwin Rave: Wihelm von Humboldt und das Schloß zu Tegel, Leipzig 1950, S. 150 f.<br />
8 S. Anm. 4.<br />
9 <strong>SPSG</strong>, Plankammer, Aktenslg. Nr. 160, fol. 72.<br />
10 Helmut Börsch-Supan: Die Werke Christian Daniel Rauchs im Schloßbezirk von Charlottenburg,<br />
Berlin 1977 (Aus Berliner Schlössern. Kleine Schriften, Bd. 3), S. 29 f.<br />
11 <strong>SPSG</strong>, Plankammer, Aktenslg. Nr. 163, fol. 42.<br />
12 Ebenda, fol. 43.<br />
13 Ebenda, fol. 43.<br />
14 Ebenda, fol. 44.<br />
15 Ebenda, fol. 44 a. – Aus der Randnotiz dieses Briefes – »Die Aufstellung der Victorien wird<br />
jetzt ausgeführt und in einigen Tagen vollendet sein. St.« – kann man ersehen, daß Stüler die<br />
Aufstellung übernahm.<br />
16 S. Anm. 10.<br />
17 <strong>SPSG</strong>, Plankammer, Aktenslg. Nr. 166, fol. 107.<br />
18 Ebenda, fol. 99.<br />
19 Ebenda, fol. 108.<br />
20 Ebenda, fol. 109.<br />
21 Ebenda, fol. 111.<br />
22 <strong>SPSG</strong>, Plankammer, Aktenslg. Nr. 167, fol. 48, 74.<br />
23 Ebenda, fol. 75, 88, 89.<br />
Abbildungsnachweis: Abb. 1: Potsdam, <strong>SPSG</strong>, Plankammer, Aktenslg. Nr. 166, fol. 110.
SABINE HIERATH<br />
Zink als Material<br />
der Denkmalpflege des<br />
19. Jahrhunderts<br />
Zink ist der gegenwärtigen Forschung in erster Linie als Material für den<br />
Guß von Bildwerken und Architekturteilen bekannt, die entweder Antikenkopien, zeitgenössische<br />
Bildhauerarbeiten, Gegenstände des Kunsthandwerks oder Bauverzierungen darstellen.<br />
Es waren bekanntlich Karl Friedrich Schinkel und der Berliner Gießer Moritz Geiß, die<br />
ab 1831 begannen, Zink für die Architektur und deren Verzierung nützlich zu machen. In der<br />
Potsdamer Nikolaikirche konnten die 1834 gegossenen korinthischen Kapitelle der Emporen<br />
als älteste plastische Zinkgüsse nachgewiesen werden. Ein Jahr später wurde als erster größerer<br />
figürlicher Bildschmuck das Relief am Giebel der Sternwarte in Berlin gefertigt. 1<br />
Zink war bis zum Anfang der dreißiger Jahre des 19. Jahrhunderts ein außer in der Dachdeckung<br />
völlig unbekanntes Metall im Baufach und in der Bildkunst. Obwohl es bereits<br />
bei den Viktorien der Neuen Wache in Berlin die ersten Gießversuche mit einer Zink-Zinn-<br />
Legierung gegeben haben muß 2 und in Frankreich einzelne Bildwerke von 1820 bekannt<br />
sind, 3 war zur damaligen Zeit in Preußen das Gießen von Kunstgegenständen aus Zink unbekannt<br />
und das Gießhandwerk ausschließlich auf dem Gebiet des Eisengusses etabliert. Erst<br />
als Moritz Geiß 1831 seine Technik der Plattentektonik vorlegte – Plastiken bestehen aus vielen<br />
kleinteiligen, dünnwandigen Segmenten, die zu einem Gebilde zusammengelötet sind –,<br />
konnte der beträchtlichen Erstarrungsschrumpfung beim Erkalten des Gußstückes beigekommen<br />
werden und beliebig große Bildwerke entstehen.<br />
In Oberschlesien wurde Zink reichlich verhüttet und zeigte vielversprechende Materialeigenschaften<br />
wie relative Leichtigkeit, Formschärfe und Korrosionsbeständigkeit. Der Ehrgeiz<br />
vor allem nach 1830 bestand darin, diesem Material »einen Nutzen« abzugewinnen. Gerade<br />
weil Zink keine Geschichte hatte – so möchte ich behaupten – war es ohne Aura und deshalb<br />
innovativ und flexibel zu handhaben. Zink war weder ikonologisch vorbelastet noch mit<br />
einer ästhetischen Vorstellung verbunden.<br />
Zeitgleich mit den ersten Metallgüssen antikischer wie zeitgenössischer Provenienz<br />
wurde Zink in die Denkmalpflege des 19. Jahrhunderts eingeführt. Bereits unter Friedrich<br />
Wilhelm III. begann man am Potsdamer Stadtschloß mit der Fassadeninstandsetzung im Hin-
140 Sabine Hierath<br />
blick auf den Erhalt der von Witterungseinflüssen arg in Mitleidenschaft gezogenen Verzierungen<br />
aus Sandstein. Später war es Friedrich Wilhelm IV., der denkmalpflegerische Maßnahmen<br />
intensivierte und die friderizianischen Bauten und Parks in Berlin und Potsdam<br />
umfassend restaurieren und desolate Architekturglieder und Plastiken ergänzen, erneuern<br />
und ersetzten ließ. Wie schon bei der Verwendung von Zink für Neubauten war es wiederum<br />
Schinkel, der dabei das »neue« Metall explizit für denkmalpflegerische Zwecke vorsah und<br />
diese Richtung propagierte.<br />
Schinkels hervorragende Bedeutung für die Denkmalpflege Deutschlands ist mehrfach<br />
dargelegt worden, 4 dagegen sind seine konkreten Vorstellungen in Bezug auf Materialfragen<br />
wenig erschlossen. Goerd Peschken führt Schinkels Interesse an Baumaterialien, wie<br />
etwa die Verwendung von Backsteinen, auf den Einfluß David und Friedrich Gillys zurück. 5<br />
Grundlage war dabei das technische und künstlerische Interesse des Baumeisters. Obwohl<br />
an der antiken wie mittelalterlichen Baukunst geschult, stand Schinkel modernen Baumaterialien<br />
sehr aufgeschlossen gegenüber. Er hatte keine Mühe, antike historische Formen mit<br />
zeitgenössischen Konstruktionsweisen und Materialien zu kombinieren.<br />
Der Zinkguß nimmt im Gegensatz zum Eisenguß und der Terrakottafertigung, den beiden<br />
zu dieser Zeit mit ihm konkurrierenden Vervielfältigungstechniken in der Herstellung von<br />
Bildwerken und Architekturteilen, innerhalb der denkmalpflegerischen Vorstellung Schinkels<br />
eine herausragende Rolle ein. Offensichtlich sah der Baumeister in ihm das ideale Material<br />
der Restaurierung, denn es wäre im Vergleich mit dem zu ersetzenden Sandstein preisgünstiger,<br />
bildsamer und korrosionsbeständiger. Demgegenüber war das ebenfalls nicht teure Eisen<br />
aufgrund komplizierter Herstellungsverfahren, seines Gewichtes und seiner schnellen Korrosion<br />
als Ergänzungs- oder Ersatzmaterial ungeeig<strong>net</strong>. Im Gutachten, das Schinkel anläßlich<br />
einer Anfrage aus Dänemark 1840 formulierte, heißt es: »Vorzüglich aber werden große<br />
Kosten erspart bei der Restauration alter, aus barocker Zeit stammender Bauwerke. Die<br />
geschmacklosen Formen der Ornamente dieser Gebäude werden auf die leichteste Weise<br />
durch Abformung der Originale und Ausguß in Zink erhalten, und man übergeht eine langweilige,<br />
den Geschmack nicht fördernde Ausarbeitung in Stein, hat außerdem den Vortheil<br />
weit leichterer Massen, wodurch das Gebäude nicht belastet wird und welche leicht befestigt<br />
werden können, auch nicht mit dem Aufbringen anderer Baustücke hindernd zusammentreten,<br />
sondern ganz zuletzt an das Gebäude gebracht werden und dasselbe völlig beenden.« 6<br />
Neben den positiven Materialeigenschaften waren Zinkgüsse aufgrund weiterer Eigenschaften<br />
zur Ergänzung von Fehlstellen an einzelnen Bildwerken oder Architekturgliedern<br />
sowie für die ganzer Bauensembles prädestiniert. Zum einen wurden sie selbst in Segmenten<br />
gegossen und waren deshalb in Teilen einsetzbar. Zum anderen hatte das Zinkmetall<br />
keine eigene materialästhetische Oberfläche. Da das an sich graue Metall für den damaligen<br />
Geschmack keine ansprechende Patina ansetzte, war die Metallsichtigkeit wie bei der Bronze<br />
unerwünscht und ein Überzug mit Farbe oder einer »edleren« Metallauflage angebracht. Die<br />
flexible Oberflächengestaltung ließ es zu, daß Zinkgüsse in der Farbe und in der Beschaffenheit<br />
dem Kontext etwa einer Fassade oder einer Sandsteinskulptur optimal angepaßt werden<br />
konnten. Der ästhetische Gesamteindruck nahm keinen Schaden, die Ergänzungen waren
Zink als Material der Denkmalpflege des 19. Jahrhunderts 141<br />
aus der Distanz nicht als solche zu erkennen. Folgt man Schinkels Ausführungen im Gutachten,<br />
konnten Zinkergänzungen explizit zum Erhalt beitragen. Es ging scheinbar nicht<br />
darum, ein Bauwerk ausschließlich aufgrund seines Nutzens zu bewahren, sondern auch<br />
seine künstlerische Qualität und seine Geschichte anzuerkennen.<br />
Zu Lebzeiten Schinkels wurden lediglich Architekturteile und einfache Bildwerke in Zink<br />
ergänzt. Erst seine Schüler und Nachfolger verwendeten Zink in umfangreicherer Weise.<br />
Einige Jahrzehnte verwirklichten und präzisierten sie seine Ideen. Restaurierungen in Zink<br />
sind heute von 1834 bis in die fünfziger Jahre des 19. Jahrhunderts bekannt. Danach scheinen<br />
dergleichen Maßnahmen kaum oder gar nicht mehr vorgenommen worden zu sein. Zunehmende<br />
historistische Tendenzen und die Ablehnung eines ahistorischen Materials mögen<br />
wesentlich dazu beigetragen haben.<br />
Die preußische Denkmalpflege<br />
in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts<br />
Es war keine Neuerung des 19. Jahrhunderts, sich dem Schutz der Altertümer<br />
zuzuwenden, sie qualifizieren, pflegen und erhalten zu wollen. Schon seit der Antike<br />
sind derlei Maßnahmen bekannt und spätestens seit der Renaissance als öffentliche Aufgabe<br />
fest verankert. 7 Im Unterschied zu vorausgegangenen Zeiten begann sich aber in der Mitte<br />
des 18. Jahrhunderts und verstärkt um 1800 eine bis dato unbekannte Vorstellung von der<br />
historischen Bedeutung der Vergangenheit zu konstituieren, die – wie man heute weiß – so<br />
vorher nicht existierte. Geschichte wurde als ein die Gegenwart prägender Teil betrachtet,<br />
die der seit der Aufklärung sich konkretisierenden Vorstellung vom Individuum als Grundlage<br />
diente, sein Leben und seinen Standort verstehen zu können (retrospektives Denken). Der<br />
einzelne Mensch reflektiert und seine Reflexion ist wichtiger Bestandteil der Wirklichkeit.<br />
Die Gegenwart ist dementsprechend vielschichtig und disparat. Die Zeitgenossen wollen sich<br />
zunehmend bewußt von der Vergangenheit absetzen und auch bewußt Neues hervorbringen<br />
(Innovationsdruck). 8<br />
Bei aller wirtschaftlichen und sozialen Rückständigkeit Preußens am Anfang des 19. Jahrhunderts<br />
wird das Land nach der Jahrhundertwende durch Gelehrte wie Wilhelm von Humboldt<br />
oder Alois Hirt repräsentiert, die, auf der Höhe der Zeit, aufklärerische Ideen aus Frankreich<br />
auf die Gebiete der Wissenschaft, der Bildung und der Altertumskunde übertrugen.<br />
In der Ansicht, Bauwerke vorausgegangener Zeiten als Denkmäler zu begreifen, gehören<br />
Preußische Baubeamte und Baumeister zu den Vorreitern in Deutschland. Ihr Engagement<br />
verlief parallel zur Zerstörungswelle der französisch-preußischen Kriege, die innerhalb des<br />
Territoriums Preußens auf seiten beider Streitparteien gleichermaßen vonstatten ging. Bei<br />
David Gilly, dem Begründer der Oberbaudeputation, und Karl Friedrich Schinkel, seinerseits<br />
höchster und einflußreichster Baubeamter im Staat – er stand der Oberbaudeputation vor und<br />
hatte im Finanzministerium eine wichtige Funktion –, aber ebenso bei Christian Beuth, Christian<br />
Daniel Rauch, Franz Theodor Kugler und Ferdinand von Quast stießen Maßnahmen
142 Sabine Hierath<br />
zur Konservierung des Vorhandenen auf reges Interesse. Auch das preußische Königshaus<br />
war, was den Erhalt seiner Schlösser und Kunstwerke anbelangt, ambitioniert. In den Jahren<br />
1815 und 1824 wurden von Friedrich Wilhelm III. zwei Kabi<strong>net</strong>tordern und einige Zirkulare<br />
zu Schutzmaßnahmen verfügt. 9 Wesentliche Veränderungen an Bauwerken seien von der<br />
Oberbaudeputation zu begutachten und im Streitfall vom König zu entscheiden. Auch eine<br />
Verfügung von 1837 verweist darauf, daß Kunstsachen weder veräußert noch ohne Genehmigung<br />
der Regierung gereinigt oder restauriert werden dürften. 10<br />
Die Erfolge im Denkmalschutz blieben in Preußen entgegen seiner modernen Vorstellungen<br />
lange Zeit bescheiden. Ideen und Maßnahmen waren selten deckungsgleich, die Institutionalisierung<br />
ging in Deutschland anderen Ortes zuerst vonstatten. Die Verfügungen Friedrich<br />
Wilhelms III. blieben Ausnahmen. Friedrich Wilhelm IV., dessen Weltbild historisch<br />
geprägt war, bewilligte zwar Mittel zum Unterhalt von Kirchen und von Bauwerken seiner<br />
von ihm verehrten Vorfahren, richtungsweisende Maßnahmen setzte er jedoch nicht durch.<br />
Eine wirksame staatliche Denkmalpflege, der Gesetze oder eine aufsichtsführende Behörde<br />
zur Seite gestellt worden wären, gab es in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts nicht. Durch<br />
wage Anweisungen und ohne personelle und finanzielle Kapazitäten waren kaum größere<br />
Erfolge zu erzielen. Restaurierungen und Ausbesserungen blieben meist in der Kompetenz<br />
der Provinzbaubeamten. Denkmalpfleger für alle Provinzen, wie es Schinkel vorschwebte,<br />
wurden nicht ernannt. Die Situation verbesserte sich, als in der Allerhöchsten Kabi<strong>net</strong>torder<br />
vom 1. Juli 1843 Ferdinand von Quast zum »Konservator der Kunstdenkmäler in der preußischen<br />
Monarchie« verpflichtet wurde. Quast war ein Schüler Schinkels und führte dessen<br />
Denkmalvorstellungen weiter. Wie Schinkel ein Bewußtsein für den Wert von Altertümern<br />
sowie eine Institution und kompetentes Personal fordernd, hegte er die Befürchtung, daß die<br />
Denkmalpflege mißverstanden und mißbraucht werden könne. Ohne Konzept und Aufsicht<br />
der Maßnahmen könnten willkürliche Veränderungen an Denkmälern die Folge sein und<br />
diese mehr beschädigen als erhalten: »Keine Zerstörung ist im Stande, den ursprünglichen<br />
Charakter eines Denkmals zu verändern, wie manche sogenannte Restauration. Oft genügte<br />
ein nur geringer Teil der verlangten Summe, indem das Übrige zu eingebildeten Verschönerungen,<br />
oder um eingebildete Regelmäßigkeiten zu schaffen, angewandt wurde.« 11<br />
Schinkel und die Bildwerke<br />
Als Initiator denkmalpflegerischen Handelns in Preußen bemühte sich<br />
Schinkel, in Gutachten und Empfehlungen der Zerstörung von historischer Substanz entgegenzuwirken.<br />
Denkmalpflege wurde von ihm als öffentliche Aufgabe begriffen und als Teil<br />
der Bildung des Handwerks wie der gesamten Bevölkerung verstanden. 12 In seinem 1815 verfaßten<br />
Memorandum wird eine staatliche Behörde zum Schutz alter Bauwerke eingefordert,<br />
die Denkmäler inventarisieren, den Zustand der einzelnen Denkmäler ermitteln und deren<br />
mögliche Erhaltung beaufsichtigen sollte. Um die Kunstwerke trotz der Beschädigung vor<br />
dem Verlust zu retten, wird auf die Notwendigkeit des Erhalts vor Ort hingewiesen. Es sollen
Zink als Material der Denkmalpflege des 19. Jahrhunderts 143<br />
Bildwerke, welche »ungenießbar, sehr häufig ganz unkennbar für das Volk geworden und<br />
deshalb bis jetzt für dasselbe beinah verloren waren, demselben in einer erneuten Gestalt, als<br />
ein Geschenk vom Staate wiedergegeben werden.« 13 An späterer Stelle heißt es, diese seien<br />
»so weit es bei diesem sehr schwierigen und für den Werth der Sachen sehr gefährlichen<br />
Geschäft möglich ist, wieder in ihrem alten Glanz herzustellen, und dann sämtliche Schätze<br />
würdig aufzubewahren in einem schönen und bequemen Raume, wo sie genießbar, erbauend<br />
und belehrend für das Volk werden können.« 14<br />
Schinkels definitive Vorstellungen von der Methode und den Techniken der Restaurierung<br />
können nur erahnt werden, mit Sicherheit spricht er nicht von einer ausschließlichen<br />
Konservierung, einem Substanzerhalt des Ist-Zustandes, wie er heute dem Repertoire einer<br />
Konservatorin oder eines Konservators angehört. Dennoch scheint Schinkel desolate Stücke<br />
nicht bedingungslos erneuern oder austauschen, sondern sie gegebenenfalls in Sammlungen<br />
zusammenfügen und in den der Öffentlichkeit zugänglichen Räumen, wie Nebenhallen von<br />
Kirchen, Klöstern und Schlössern, präsentieren zu wollen. »Es würde bei dieser Gelegenheit<br />
vielleicht manches halb verwüstete Gebäude von entscheidendem geschichtlichen oder<br />
Kunstwerthe eine vollkommene Wiederherstellung im Geiste der alten Zeit wiederfinden<br />
dürfen.« 15 Schinkel meinte damit nicht, im vermeintlich alten Stil zu ergänzen, sondern –<br />
Norbert Huse hat darauf hingewiesen 16 – in erster Linie den Bestand zu sichern, beispielsweise<br />
durch Leinölfirnis zu konservieren, nur gelegentlich zu ergänzen oder etwa Vorhandenes<br />
zu kopieren. Nicht gewollt waren willkürliche und wesentliche Änderungen an Bauwerken<br />
und an deren Bilderschmuck. Bei Quast heißt es dementsprechend, es könne »nie der Zweck<br />
einer Restauration sein […], jeden kleinen Mangel, der als die Spur vorübergehender Jahrhunderte<br />
zur Charakteristik des Bauwerkes beitrage, zu verwischen, und dem Gebäude dadurch<br />
das Ansehen eines neuen zu geben.« 17<br />
Schinkel als Baumeister hat sich nie ausschließlich als Konservator von Architektur gesehen,<br />
der deren Schmuck oder Verzierung einen untergeord<strong>net</strong>en Stellenwert beimißt. Im<br />
Memorandum kommt das Verständnis der Bildhauerarbeiten als zugehöriger Teil der Architektur<br />
zur Sprache. Diese müßten vor Ort verbleiben und dürften nicht in weit entfernte<br />
Museen geschleppt werden. Auch in dem im selben Jahr verfaßten »Protest gegen die Veränderung<br />
eines Baus von Schlüter« wird die Entfernung der Verzierungen im Protonhof, die<br />
ohne Kenntnis der Baudeputation abgeschlagen wurden, als Verlust beklagt. 18<br />
Schinkels konkrete restauratorische Vorstellungen wurden erstmals bei der 1817 angestrengten<br />
Renovierung des Berliner Schlosses offenkundig. So heißt es im Gutachten dazu,<br />
daß die Schlüterschen Figuren aufgrund ihrer Beschädigung und ihres unmodernen Aussehens<br />
– sie entsprechen nicht mehr dem Zeitgeschmack – nicht beseitigt werden dürften,<br />
sondern durch eine kontinuierliche Ergänzung und Auswechslung zu sichern seien. 19 Es entsprach<br />
dem Zeitgeschmack, antike Skulpturen anzukaufen und sie in Sammlungen auszustellen,<br />
es war aber keinesfalls eine Selbstverständlichkeit, Mittel für die mißachteten Bildwerke<br />
des vorausgegangenen Jahrhunderts bereitzustellen. Schinkel muß in seinem Gutachten<br />
deshalb zuerst die große Bedeutung dieser Skulpturen darlegen. Er bemerkt, daß das Schloß<br />
ein Denkmal und unantastbar sei, der Kunst Schlüters Respekt gebühre, seine Hinterlassen-
144 Sabine Hierath<br />
schaften Seltenheitswert besäßen und ökonomische Gründe für die Kosten des Erhalts nicht<br />
ausschlaggebend sein dürften. Sein Ziel ist es, die Restaurierung zu finanzieren, um sie so vor<br />
dem Verfall in materieller und ästhetischer Hinsicht zu schützen. Aufgrund der wenigen zur<br />
Verfügung stehenden Bildhauer konnten nur vier Kopien pro Jahr hergestellt werden.<br />
Daß Schinkel sehr detaillierte konservatorische Vorgaben machen konnte, soll sein Bericht<br />
vom 11. November 1819 beweisen, in dem es um behutsame Reinigungsmaßnahmen am<br />
Standbild Friedrich Wilhelms I. in Köslin geht. Obwohl er das Bildwerk für eine sehr mittelmäßige<br />
Bildhauerarbeit hält, will er ihm den Geschichtswert nicht absprechen. Die Statue,<br />
mit schwarzen Schmutzkrusten (Ruß) überzogen, sollte unter Rücksichtnahme auf den korrodierten<br />
Stein durch einen Steinmetz gereinigt werden: »Diesen [Steinmetzen, d. V.] würde<br />
eine besondere Sorgfalt empfohlen werden müssen, um das Gesicht der Statue in Köslin zu<br />
reinigen, besonders bei dem Abnehmen des Mooses, oder was sonst diese schwarze Kruste<br />
sein mag, den Stein durch Abschleifen nicht anzugreifen, sondern dies Geschäft sowie die<br />
Reinigung des ganzen Werkes bloß durch sanftes Abwaschen, allenfalls mit Hilfe einer nicht<br />
zu scharfen Bürste, zu bewirken. Denn es ist bekannt, daß fast jede Steinart, nachdem sie<br />
aus der Erde an die Luft kommt, lange Zeit dadurch eine Art Lebendigkeit in sich behält, die<br />
darin besteht, daß sie ihre Kraft der Kristallisation nach der Oberfläche hin treibt, die mit den<br />
Luftstoffen, welche bei derselben mit einwirken müssen, in Berührung steht, etwa so wie<br />
es beim Kalkputze der Fall ist. Die äußere Rinde nun ist das Härteste und Widerstehendste<br />
gegen die Verwitterung: wird sie nach langer Zeit heruntergenommen, so ist im Innern kaum<br />
Kraft mehr da, die Kristallisation noch einmal zu machen, so ist die lose innere Masse einer<br />
schnellen Zerstörung ausgesetzt.« 20<br />
Schinkels Stellungnahmen zu Bildwerken taten ihre Wirkung. Man begann, sich dem<br />
Problem ihres Erhalts zu stellen und nach Maßnahmen zu ihrem Schutz zu suchen. Um konzeptionelle<br />
Reinigungstechniken und -methoden an Bildwerken zu entwickeln und zu prüfen,<br />
wurde 1825 eine Kommission gegründet, die sich mit der Konservierung und Reinigung<br />
der Skulpturen aus Marmor und Bronze beschäftigen sollte. 21 Ihr gehörte neben Schinkel,<br />
der dort sicherlich die methodische Richtung vorgab, auch der Bildhauer Christian Daniel<br />
Rauch an.<br />
Schinkels Studium des Zustandes gealterter Sandsteinbildwerke und deren fortschreitende<br />
Rekristallisation mögen Anlaß gewesen sein, sich korrosionsbeständigerem Ersatzmaterial<br />
zuzuwenden. Im Gutachten von 1840 kommt die Einschätzung, was den Stein und das Zink<br />
anbelangt, zum Tragen. Und da außerdem die Architekturglieder und der Bilderschmuck<br />
leicht abzuformen und keine Bildhauer notwendig waren, konnten die Arbeitsdauer und die<br />
Kosten erheblich reduziert werden.<br />
Zink hatte als Material der Restaurierung eine zweifache Funktion. Zum einen diente<br />
es als Ergänzung. Fehlende oder schadhafte Teile der Sandsteinfiguren wurden einfach in<br />
Zink angesetzt. Dazu wurden die Schnittstellen der beiden Materialien begradigt und durch<br />
Eisendübel miteinander verbunden. Zum anderen war Zink Kopiermaterial. Ganze Plastiken<br />
und Architekturglieder wurden abgeformt, nachgegossen und dem Bau durch einen Anstrich<br />
in dessen Färbung angepaßt.
Zink als Material der Denkmalpflege des 19. Jahrhunderts 145<br />
Zink in der Denkmalpflege Potsdams<br />
Die Verwendung von Zink zur Restaurierung nahm in Potsdam ihren Ausgang.<br />
Maßnahmen gleicher Art sind an den königlichen und staatlichen Bauwerken Berlins<br />
später und seltener nachzuweisen. 22 Es scheint durchaus wahrscheinlich, daß in der repräsentativeren<br />
Residenzstadt schon in der Vergangenheit mehr auf den Zustand der Bauwerke<br />
geachtet wurde und daher auch umfangreichere Geldmittel zur Verfügung standen. Dagegen<br />
wurden in Potsdam die Lokalitäten Friedrichs II. seit seiner Zeit kaum noch genutzt. Friedrich<br />
Wilhelm II. bezog das von ihm erbaute Marmorpalais im Neuen Garten und beschränkte die<br />
Reparaturen der vorhandenen Bauwerke auf das Nötigste.<br />
Die Situation begann sich unter Friedrich Wilhelm III. allmählich zu ändern. Im allgemeinen<br />
zeigte Friedrich Wilhelm III. für Potsdamer Baukunst wenig Interesse, hielt sich<br />
dementgegen aber häufig im Stadtschloß auf, ließ es im Inneren gravierend umgestalten und<br />
vernachlässigte auch den Außenbau nicht. Anders verhielt es sich bei Friedrich Wilhelm IV.,<br />
der für die Schlösser seiner Vorfahren großes Interesse zeigte und die Instandsetzungsarbeiten<br />
auf alle Bauwerke Friedrichs II. ausdehnte. Schon während seiner Kronprinzenzeit nahm<br />
er am Baugeschehen in Potsdam nicht nur bei seinen eigenen Bauvorhaben regen Anteil,<br />
sondern bereitete mit Ideenentwürfen und Skizzen Grundlagen zur weiteren Gestaltung der<br />
Insel Potsdam. Nach dem Regierungsantritt 1840 wurde nicht nur das Volumen von Neubauten<br />
erweitert, sondern auch ältere Gebäude und Parkteile wurden umgestaltet und restauriert.<br />
Am Stadtschloß und dem dazugehörigen Lustgarten und vor allem im Park Sanssouci –<br />
am Schloß Sanssouci, den Neuen Kammern, der Bildergalerie und am Neuen Palais – ließ er<br />
Arbeiten durchführen. Nach dem Tod Schinkels übernahmen vor allem Ludwig Persius und<br />
später August Stüler die Federführung, während Ferdinand von Arnim und Ludwig Ferdinand<br />
Hesse häufig die Kostenanschläge erarbeiteten und mehr mit der praktischen Ausführung<br />
betraut waren.<br />
Das Potsdamer Stadtschloß<br />
Die ersten Zinkrestaurierungen wurden an der Fassade des Stadtschlosses<br />
vorgenommen. Das Bauwerk, vom Großen Kurfürsten begründet, war unter Friedrich II. zwischen<br />
1744 und 1751 äußerlich und innerlich wesentlich umgestaltet und erweitert worden. 23<br />
Während das Innere durch Friedrich Wilhelm III. und Königin Luise vielfache Umformungen<br />
erfahren sollte, kam es am Außenbau nach Friedrich II. kaum zu Veränderungen.<br />
Anfang der dreißiger Jahre des 19. Jahrhunderts bedurften die Fassaden größerer Ausbesserungsmaßnahmen.<br />
Der Sandstein sowohl der Gesimse als auch der Bauplastiken und<br />
Verzierungen muß im Laufe der Zeit so gealtert beziehungsweise korrodiert sein, daß er in<br />
der Substanz bedroht war und Verluste zu befürchten waren. Bis in die vierziger Jahre war<br />
ausschließlich Moritz Geiß mit Zinkgußarbeiten am Stadtschloß beschäftigt. Seit Friedrich<br />
Kahle, ein einheimischer Zinkgießer, seinen Klempnerbetrieb 1841 in einen qualitativ hervor-
146 Sabine Hierath<br />
ragenden Betrieb umgewandelt hatte, wurde auch er ab 1844 für die vielen Restaurierungsarbeiten<br />
hinzugezogen. 24<br />
Begonnen wurde 1834 zugleich mit der Herstellung des Hauptgesimses mit seinem weit<br />
ausladenden Schmuck und der Balustrade der Attika. Man wendete sich erst dem östlichen<br />
Flügel der Innenhoffassade zu, der westliche folgte anschließend. Für die Jahre 1834 bis 1837<br />
liegen Kostenanschläge vor, aus denen hervorgeht, daß pro Jahr zwei der 7 Fuß hohen Vasen<br />
für 125 Taler das Stück von Geiß zu fertigen waren. Sie sollten danach von einem Anstreicher<br />
grundiert und dreimal mit Ölfarbe gestrichen werden. 25 Es waren nicht grundsätzlich alle<br />
Vasen zu kopieren, gelegentlich wurde nur ergänzt. So heißt es etwa 1836: »4 Vasen davon<br />
neuen Hals und Deckel von Zink zu gießen à 15 Thaler, 4 Köpfe und Rosetten à 4, 15 Thaler.«<br />
26 In diesem Jahr scheint man sich erstmals auch dem Austausch der Baluster der Attika<br />
zugewandt zu haben: »30 neue Baluster à 3 Thaler«. 27 Auch die Baluster sollten grundiert<br />
und dreimal angestrichen werden. Eine durchgehende Eisenstange fixierte sie im Mauerwerk.<br />
Zeitgleich wurden auch das Hauptgesims, das Gurtgesims und die verschiedenen Konsolen<br />
des Innenhofes in Zink abgegossen, wachsfarben gefaßt und mit Ankern am Sandstein<br />
befestigt. 28 1844 war das Hauptgesims und die Bedeckung des Gurtgesimses des zweiten<br />
Geschosses im Schloßinnenhof abgeschlossen. 29 Der Gießer Friedrich Kahle hat die letzten<br />
Arbeiten dort übernommen.<br />
Nachdem der Innenhof 1845 gänzlich instandgesetzt war, folgten die Außenfronten. 30<br />
Mit der Lustgartenseite wollte man beginnen: »Besonders ist die Fronte nach der Seite des<br />
Lustgartens sehr schadhaft, wo sich schon ganze Stücke der Steine ablösen, und um das<br />
Herabstürzen auf die Rampe zu verhindern, wenn dort Allerhöchste Herrschaften vorfahren,<br />
haben abgenommen werden müssen. Die Länge beträgt 382 lfd. Fuß. Nach den ausgeführten<br />
Teilen hat der Laufende Fuß des 10 Zoll hohen Gesims als von der Oberkante der Balustrade<br />
bis zur Unterkante des Architravs incl. Vasen und Figurenherstellung, Blechbedeckung,<br />
Steinmetz-, Maurer- und Zimmerarbeit, Zinkguß und Anstrich 18 Thaler gekostet.« 31<br />
Am Potsdamer Stadtschloß wurde Zink auch für freistehende friderizianische Bildwerke<br />
verwendet, die einem hohen künstlerischen Qualitätsmaßstab entsprachen.<br />
Bereits Friedrich Wilhelm II., der ansonsten kaum bauliches Interesse für das Stadtschloß<br />
hegte, ließ 1793 die sogenannte Fahnentreppe – der Zugang zur Galerie mit Fahnen an<br />
der östlichen Fassade – erneuern. 32 Die 1730 errichtete Treppe war 1751 mit einem vergoldeten<br />
Bronzegitter mit vergoldeten Bleiputten in den Steigungswinkeln versehen worden.<br />
Das Geländer schuf Johann Melchior Kambly, während die Bildhauerarbeiten von Johann<br />
Christian Glume stammen. 33 1828 wurde das Geländer mit den Putten aufgrund erneuter<br />
Beschädigung wieder abgebrochen und deponiert. Da man offensichtlich dem Blei keine<br />
lange Haltbarkeit mehr beimaß und Reparaturen daran nicht vielversprechend erschienen,<br />
wurden die Putten 1841 in Zink ersetzt. 34 Sie wurden mit roter und weißer Ölfarbe grundiert<br />
und blattvergoldet. 1929 waren auch die Zinkgüsse so schadhaft, daß wiederum Restaurierungen<br />
anstanden. Der Nachfolgebetrieb von Moritz Geiß, Martin & Piltzing aus Berlin, übernahm<br />
die Ausbesserungen und schloß sie bis zum Februar 1929 ab. Bei der Bombardierung
Zink als Material der Denkmalpflege des 19. Jahrhunderts 147<br />
Abb. 1 Potsdam, Stadtschloß, Neptunbrunnen im Lustgarten, Aufnahme von 1925<br />
Potsdams 1945 wurde auch das Stadtschloß und die Fahnentreppe stark beschädigt. Die Putten<br />
konnten geborgen werden und befinden sich gegenwärtig im Depot der Stiftung.<br />
Nachdem sich Zink bei den Kopien an der Fahnentreppe offensichtlich bewährt hatte,<br />
wurde einige Jahre später auch der Neptunbrunnen im Lustgarten des Schlosses in dieser<br />
Art restauriert (Abb. 1). Der Brunnen im sogenannten Karpfenteich, zwischen 1746 und 1749<br />
unter Friedrich II. in Blei ausgeführt und bereits 1793 durch Blei und Sandstein ersetzt,<br />
war 1846 wiederum schadhaft. Quellen zur Restaurierung der dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts<br />
geben Aufschluß darüber, was in welchem Material kopiert wurde. So müssen der<br />
überlebensgroße Neptun, die Amphitrite und die Nymphe mit dem Segel vollkommen in<br />
Zink abgegossen worden sein, während andere Teile, wie das Gespann, in Sandstein verblieben.<br />
In den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts wurde der Neptunbrunnen im Lustgarten<br />
einer erneuten Instandsetzung unterzogen und dabei den Ergänzungen, insbesondere denen<br />
aus Zink, kein großer Stellenwert mehr beigemessen. Eine Kostenzusammenstellung für<br />
1935 sieht eine Summe von 65.000 Mark für die Arbeiten am Brunnen mit der Bemerkung<br />
vor: »Die Gründungsarbeiten werden in diesem Rechnungsjahr abgeschlossen. Es bleibt die<br />
Instandsetzung der eigentlichen Gruppe selbst, d. h. die Ergänzung schadhafter bzw. in Zink<br />
oder Stein schlecht ergänzter Figuren und sonstige Teile der Gruppe auszuführen.« 35 Es stand<br />
anscheinend außer Frage, daß alle Zinkgüsse in Standstein ersetzt werden sollten. So heißt es:<br />
»Nymphe links. Erneuerung der gesamten Zinkfigur in Sandstein und des Delphinschwan-
148 Sabine Hierath<br />
Abb. 2 Potsdam, Stadtschloß, Pferdegespann vom Neptunbrunnen<br />
im Lustgarten, Aufnahme nach 1945<br />
Abb. 3 Potsdam, Stadtschloß, Tritonen vom Neptunbrunnen im<br />
Lustgarten, Aufnahme nach 1945
Zink als Material der Denkmalpflege des 19. Jahrhunderts 149<br />
zes«. 36 Zu den jeweiligen Modell- und Steinmetzarbeiten boten sich verschiedene Bildhauer<br />
in den Jahren 1934 und 1935 an. 37<br />
Die Arbeiten am Neptunbrunnen wurden durch die Kriegswirren verzögert. 1938 war das<br />
Innengerüst – es war durch Korrosion zusammengebrochen, hatte seine Tragefunktion verloren<br />
und war die Ursache der Deformation der Gruppe – erneuert worden. 1941 begannen<br />
die Bildhauerarbeiten. Am 27. Januar des Jahres heißt es: »Jetzt muß an den Oberbau [das<br />
Bildwerk, d. V.] herangegangen werden. Man wird dabei die jetzigen Zinkgußteile in Sandstein<br />
erneuern, soweit das konstruktiv möglich ist. Man wird auch die Gelegenheit benützen<br />
müssen, einige Sandsteinteile, die bei der letzten Instandsetzung, sehr abstechend von den<br />
wirkungsvollen Barockformen der ersten Zeit, in flauen klassizistischen Formen erneuert<br />
sind, im Sinne der ursprünglichen barocken Modellierung zu erneuern.« 38 In einem weder<br />
bezeich<strong>net</strong>en noch datierten Schreiben eines Bildhauers – möglicherweise handelt es sich<br />
um Bendorff –, der für 2500 Reichsmark ein Tonmodell zur Nymphe mit dem Segel lieferte,<br />
heißt es ähnlich: »Bei der Formgebung waren einige Original-Fundstücke (Kopf sowie linker<br />
Unterarm und Hand mit Gewandbausch), von der nicht mehr vorhandenen ursprünglichen<br />
Figur aus dem 18. Jahrhundert zu berücksichtigen.« 39 Mit der Reparatur der vierziger Jahre<br />
sollte nicht nur ersetzt werden, sondern auch eine Korrektur des vorhandenen Stils und die<br />
vermeintliche Rekonstruktion des verlorenen stattfinden (Abbn. 2, 3). Wie bereits in den<br />
1840er Jahren wollte man wieder die Modelle verändern und dem Brunnen seine vierte<br />
Gestalt seit seinem Bestehen geben.<br />
Im Sommer 1942 müssen die Instandsetzungsarbeiten noch in vollem Gange gewesen<br />
sein, denn es heißt in einem Nachtragsanschlag vom 2. August dieses Jahres über den Stand<br />
und die Art und Weise einzelner Arbeiten: »Beim Abtragen des Triumphwagens zeigte sich,<br />
daß derselbe nicht wie angenommen, nur ergänzungsbedürftig ist, sondern im vollen Ausmaß<br />
durch eine Kopie ersetzt werden muß. […] Die künstlerisch nicht befriedigende thronende<br />
Amphitrite (Zinkguß 1846) war in Anlehnung an die gegebene Grundhaltung in den Einzelformen<br />
umzumodellieren auf der Grundlage eines Gipsgusses der Zinkfigur […]. Von einer<br />
Nachbildung der ebenfalls aus Zinkguß bestehenden Figur des Neptun unter Verwendung<br />
von Kupfer wird dagegen abgesehen.« 40 Außer dem Neptun und der Amphitrite wurde auch<br />
die hintere linke Nymphe völlig in Sandstein ersetzt, während ihr Pendant zur Rechten –<br />
ohne nähere Angabe der Gründe – erhalten blieb.<br />
Leider war der Neptungruppe im Lustgarten kein langes Alter mehr beschieden. Im Krieg<br />
wurde der Brunnen durch die Bombardierung Potsdams stark beschädigt. Fragmente haben<br />
sich – wie es scheint – bis in die fünfziger Jahre erhalten, wurden aber vermutlich im Zusammenhang<br />
der Schloßabtragung beseitigt.
150 Sabine Hierath<br />
Das Schloß Sanssouci, die Bildergalerie<br />
und die Neuen Kammern<br />
Am Schloß Sanssouci, zwischen 1745 und 1747 nach Plänen Georg Wenzeslaus<br />
von Knobelsdorffs erbaut, fielen ab 1837 Reparaturen der Sandsteinvasen von Friedrich<br />
Christian Glume vor der Kuppel und der Baluster am Dach an. Die mit Silensköpfen<br />
verzierten Vasen waren einem Anschlag von Persius vom 11. November 1837 zufolge, sorgsam<br />
abzunehmen, die besten Teile daran für die Kopien auszuwählen, die Modellteile in die<br />
Fabrik von Moritz Geiß zu transportieren und die übrigen Stücke nach dem Depothofe zu<br />
fahren. Der Neuguß einer Vase wurde dabei mit 480 Talern berech<strong>net</strong>, inklusive aller Modelle.<br />
Für 14 Taler sollten die Zinkgüsse zweimal mit Öl und zweimal mit Wachs gestrichen<br />
werden. Außerdem sollten Ornamente der Kuppel, welche bereits herabgefallen waren, in<br />
Zink ergänzt, mit heißem Öl getränkt und mit Öl- und Wachsfarbe gestrichen werden. Weiter<br />
heißt es, daß 16 neue Baluster anstelle der verwitterten in Sandstein für 40 Taler herzustellen<br />
waren. Auch die Baluster wurden mit Öl- und Wachsfarben gefaßt. 41 Die Arbeiten zogen sich<br />
bis weit in die vierziger Jahre hin. Einem Revisionsbericht zufolge, scheinen 1849 die letzten<br />
Beträge an Geiß gezahlt und die Arbeiten abgeschlossen gewesen zu sein. 42<br />
Die Kopien der Glume-Vasen machten offensichtlich Schule. Als 1841 die baulichen Erweiterungen<br />
durch Ludwig Persius am Damenflügel und Küchenflügel begonnen wurden, favorisierte<br />
man, wie bei den Vasen vor der Kuppel, sofort das witterungsgeeig<strong>net</strong>ere Zink und<br />
nicht Sandstein. Bei den vier mit Bocksköpfen verzierten Zinkvasen an der Attika der Seitenflügel<br />
des Schlosses Sanssouci handelt es sich um keine Kopien älterer Originale, sondern<br />
um Neugüsse. 43 Weitere Architekturglieder folgten. Vom 10. Februar 1841 liegt ein Kostenanschlag<br />
von von Arnim und Persius vor, der 26 Pilasterkapitelle à 30 Taler, 250 Baluster à<br />
2 Taler 26. Sgr., 6 Vasen über den Säulen der Halle à 50 Taler, 5 Schlußsteinverzierungen<br />
mit Festons über den Bögen der Halle à 10 Taler und 266 laufende Fuß des unteren Teils<br />
des Hauptgesimses mit Hängeplatte, Sparren und Zahnschnitten zum Inhalt hatte. 44 Dementsprechend<br />
handelt es sich zwar auch bei den 14 Fenstersohlbänken um Zinkgüsse, aber die<br />
am älteren Bauteil angebrachten stellen Restaurierungen dar, während die der Seitenflügel<br />
als Neuanfertigungen und nicht als Kopien betrachtet werden müssen.<br />
Auch an den dem Schloß Sanssouci benachbarten Bauwerken wurden Instandsetzungen<br />
in Zink in Erwägung gezogen. Bezüglich der Neuen Kammern, 1771 bis 1774 durch Georg<br />
Christian Unger zu einem Gästehaus umgestaltet, wurden bereits 1837 erste Schritte eingeleitet,<br />
in der 1755 bis 1763 durch Johann Gottfried Büring erbauten Bildergalerie solche<br />
ab 1841. Anders als beim Schloß sind die historischen Quellen zu den Arbeiten dort sehr<br />
begrenzt. Teilweise hat sich aufgrund späterer restauratorischer »Rückführungen« in einen<br />
älteren Zustand – etwa die aus dem Jahre 1952 stammenden Steinmetzarbeiten an der Attikabalustrade<br />
der Bildergalerie – manche Zinkergänzung nicht erhalten.<br />
Aus Anlaß einer Sturmbeschädigung an der Laterne der Neuen Kammern im Jahr 1837<br />
sollten größere Arbeiten vorgenommen werden. So waren 65 Stück viereckige Baluster am<br />
Dach nach dem Muster der alten hölzernen für insgesamt 162 Taler zu gießen und an den
Abb. 4 Potsdam, Bildergalerie im Park Sanssouci,<br />
Gebälk an der Attika der Gartenseite, Aufnahme<br />
von 1996<br />
Zink als Material der Denkmalpflege des 19. Jahrhunderts 151<br />
Abb. 5 Potsdam, Bildergalerie im Park Sanssouci,<br />
Vase an der Laterne, Aufnahme von 1996<br />
Bau zu liefern. 45 Mit den Instandsetzungs- und Umbauarbeiten ab 1842 kam es zu weiteren<br />
Zinkergänzungen. Im März oder April des Jahres 1842 waren 100 laufende Fuß Hauptgesims,<br />
12 Baluster, 5 Türbrüstungen (nach dem Muster von Sanssouci), 5 kleine und 3 große Schlußsteine<br />
(Köpfe), 12 Konsolen (wie die an der Gartenfront), 3 Festons zwischen diesen und<br />
1 Kartusche auf der Attika projektiert. 46 Ob alle diese Zinkgüsse tatsächlich verwendet wurden,<br />
ist nicht nachzuweisen. Teilweise müssen sich die Angaben zu den Zinkgußarbeiten<br />
auf Erweiterungen des zweiten Geschosses durch Persius (Schlußsteine, Konsolen, Festons)<br />
beziehen, während das Gesims und die Baluster eher auf eine Ausbesserung hindeuten.<br />
Neben den Neuen Kammern wurde auch die Bildergalerie innen wie außen instandgesetzt<br />
oder in Teilen umgestaltet, damit sie ihr repräsentatives Aussehen zurückerhalten konnte<br />
und die Gemälde in Zukunft besser zu konservieren waren. War seit 1841 die Fassadeninstandsetzung<br />
projektiert, konnten dort erst Anfang 1843 konkretere Schritte erfolgen. Laut<br />
eines Kostenanschlages aus diesem Jahr waren 230 Stück Baluster zur unteren Balustrade<br />
(805 Taler) und 216 größere Baluster zur oberen Balustrade (864 Taler) vorgesehen worden.
152 Sabine Hierath<br />
Dabei gedachte man die einzelnen Teile zusammenzupassen, zu verwalzen und festzulöten.<br />
47 Zur Ausführung kam es nicht. 48 Persius notierte in seinem Tagebuch bereits am 18. Mai<br />
1841, daß »S. M. nichts Wesentliches ändern oder hinzufügen wollen an den Gebäuden Fridr<br />
d. G.« 49<br />
Restaurierungen in Zink wurden dagegen 1847 bei der Instandsetzung der Gartenfassade<br />
an der Attika (Abb. 4) und den Fenstersohlbänken realisiert. 50 Auch Teile des profilierten<br />
Gebälks vor der Kuppel wurden ähnlich dem Stadtschloß in gegossenen Zinkplatten ergänzt.<br />
Zu welchem Zeitpunkt die vier gesandelten Zinkgußvasen (Abb. 5) an der Laterne plaziert<br />
wurden, kann nicht exakt bestimmt werden. Noch 1843 sollten die Sandsteinoriginale lediglich<br />
abgescheuert werden. 51 Möglicherweise wurde man auch erst bei der umfangreichen<br />
Reparatur des Daches 1851/1852 auf den schlechten Zustand des Sandsteins aufmerksam. 52<br />
Zur Ausführung und zur beteiligten Gießerei haben sich keine Quellen erhalten.<br />
Das Neue Palais<br />
Die heute bekannten Restaurierungen im Bereich des Neuen Palais<br />
(1763–1769) und der Communs (1764–1769) beliefen sich auf die Kopien der Sandsteinvasen<br />
an der Brüstung nördlich der Communs, der vier antiken Hermen am nördlichen Zaun des<br />
Neuen Palais 53 und der beiden Tropaia (1763–1769) der Torwächterhäuser im Ehrenhof.<br />
Die historischen Quellen geben ausschließlich über die nahezu eineinhalb Meter großen,<br />
um 1769 entstandenen Festonvasen Aufschluß. In den »Vorschlägen zu den baulichen Unterhaltungen«<br />
für 1830 sind Sandsteinkopien projektiert, 54 während es für das Jahr 1845 heißt:<br />
»1 neue große Vase von gegossenem Zink incl. Transport und Ölfarbenanstrich 36 Thaler.« 55<br />
Außer den Kopien ganzer Bildwerke, wurden auch desolate oder fehlende Teile und<br />
Details der Bauverzierungen am Hofdamen- und Heinrichflügel in Zink ergänzt. Von den<br />
ehemals sicher umfangreicheren Arbeiten haben sich heute mehrere Fragmente erhalten: der<br />
Kopf und das Bein zweier Putten (Abb. 6), mehrere Finger verschiedener Putten sowie ein<br />
von einer Hand gehaltener Bogen, an dem sich die Finger aus Zink und der Handrücken aus<br />
Sandstein befinden. 56 Die Fragmente demonstrieren, wie die Zinkelemente mit dem Sandstein<br />
der vorhandenen Skulpturen verbunden wurden. Zur Abformung diente das später zu<br />
entfernende Originalstück, wobei vermutlich aufgrund der Beschädigung gelegentlich sehr<br />
frei modelliert werden mußte. Die Berührungsfläche der beiden Materialien wurde dabei<br />
begradigt. Da die Zinkergänzung ein Hohlkörper war, konnten die direkt am Metall festgelöteten<br />
Eisenanker und -dübel in den Sandstein eingelassen werden. Witterungseinflüsse von<br />
außen, wie Feuchtigkeit und schwankende Temperatur, müssen dabei auf die Korrosion der<br />
beiden unterschiedlichen Materialien negativ gewirkt haben, so daß eine lange Haltbarkeit<br />
der Verbindung nicht möglich sein konnte. In den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts<br />
wurden die Zinkergänzungen entfernt und wiederum durch Sandstein ersetzt.
Zink als Material der Denkmalpflege des 19. Jahrhunderts 153<br />
Abb. 6 Potsdam, Neues Palais, Kopf eines Putto,<br />
Aufnahme von <strong>1997</strong><br />
Restaurierungen in Berlin<br />
Die Restaurierungen im Berliner Raum sind im Vergleich mit Potsdam<br />
heute schwierig beziehungsweise kaum nachzuweisen, da die betreffenden Gebäude im<br />
Krieg stark beschädigt und Originale oder Fragmente davon selten deponiert worden sind.<br />
Da erst einzelne Hinweise zu den Arbeiten vorliegen, sollen zwei herausragende Beispiele<br />
genannt werden.<br />
Die ersten umfangreicheren architektonischen Ausbesserungen scheinen sich auf die Universität,<br />
das ehemaligen Palais des Prinzen Heinrich, bezogen zu haben. Das Gebäude wurde<br />
1748–1753 im Außenbau vollendet, war 1766 bezugsfertig und wurde seit 1810 als Universität<br />
genutzt. Als 1840 die Fassade instandgesetzt wurde, goß Moritz Geiß das 2000 Fuß lange<br />
Hauptgesims und die Konsolen daran in Zink. Daß es sich um eine beachtliche Ausbesserung<br />
gehandelt haben mußte, beweist deren besondere Erwähnung in einem Gutachten August<br />
Stülers, das dieser anläßlich einer für Geiß vorgesehenen Titelverleihung verfaßte. 57
154 Sabine Hierath<br />
Ein anderes Beispiel stellt die Fechtergruppe am Schloß Charlottenburg dar. Sie ist als<br />
Nachbildung des sogenannten Borghesischen Fechters von Agasias aus dem 1. Jahrhundert<br />
v. Chr. (Paris, Musée du Louvre) zu verstehen. Im Rahmen der barocken Ausgestaltung des<br />
Gartens ab 1740 wurde die Gruppe in einer Bleiausführung – die Fassung bestand nach Clemens<br />
Alexander Wimmer entweder aus Blattgold oder war weiß – am Teich plaziert. 58 1802<br />
wurde sie auf die Pfeiler am Zugang zum Ehrenhof versetzt. 59 1835 gab es erste Überlegungen<br />
zur Instandsetzung des Gitters, das von Rost und Moos gereinigt, mit Asphalt überzogen,<br />
verkittet, dreimal mit Ölfarbe gestrichen und anschließend mit »ächter grüner Bronze überzogen<br />
werden sollte« 60 . Auch die Fechter wurden berücksichtigt: »2 Gladiatoren-Figuren mit<br />
Ölfarbe zu streichen und ächt zu bronziren à 20 Taler.« 61<br />
Die Arbeiten in den dreißiger Jahren dürften nicht recht vorangeschritten und eher als<br />
notdürftige Reparaturen anzusehen sein, da wenige Jahre später bereits wieder Schäden auftraten.<br />
So sah man noch 1837 vor, das Gitter stattdessen zu vergolden. 62 Nach einem anderen<br />
von Stüler redigierten Anschlag vom 20. November 1839 sollten die Figuren ausgebessert und<br />
mit Ölfarbe gestrichen werden, ebenso sollten die Ausfüllungen des Gitters in Zink ersetzt<br />
und alles bronzefarben angestrichen werden. 63<br />
Tatsächlich begannen sich die Arbeiten Mitte der vierziger Jahre zu konkretisieren. Ein<br />
Kostenanschlag von 1840, vermutlich aus der Feder von Ludwig Persius, berech<strong>net</strong>e für die<br />
Anfertigung der beiden Fechterstatuen in Zinkguß 420 Taler. Dort heißt es: »Die jetzt aufgestellten<br />
Bleistatuen sind an vielen Stellen geborsten. Daß aber jede Wiederherstellung in<br />
einem so wenig dauerhaften Material als Blei, wenigstens bei der so gewagten Stellung dieser<br />
Figuren nichts fruchten, beweisen die kaum vor einigen Jahren durchgeführten größeren<br />
Reparaturen an denselben, welche jetzt schon [… unleserlich, d. V.] geworden sind. Der<br />
Bronzefabricant Menke ist im Besitz der hierfür passenden Modelle und Formen u ist erbötig,<br />
wenn nicht der viel vorzüglicher aber auch bei weitem kostspieligere Bronzeguß gewählt<br />
wird, Zinkgüsse zu jenen geringen Preisen zu liefern.« 64 Nochmals wurden die Arbeiten in<br />
Kostenanschlägen von 1844 und 1846 erwähnt. 65<br />
1846 wurde das eiserne Gitter des Zugangs zum Ehrenhof gestrichen und mit einer teilweisen<br />
Vergoldung begonnen. Der Kostenplan für Anstreicherarbeiten und für die »Erneuerung<br />
der durchaus schadhaften Fechterstatuen in Zink« sieht eine Summe von insgesamt<br />
4223 Talern vor. 66 Aufgestellt wurden die beiden Fechterfiguren 1867. 67<br />
Das Ende des Materials<br />
Daß Zink als Ergänzungs- und Kopiermaterial der Denkmalpflege nicht sehr<br />
lange diente, ist mehreren Umständen geschuldet, die hier lediglich umrissen werden sollen.<br />
Als ausschlaggebender Grund müssen die Änderungen im Zeitgeschmack und in der Materialbedeutung<br />
gewirkt haben. Das Metall, bis in die 1850er Jahre vielfach gelobt und verwendet,<br />
wurde nach 1860 mehr und mehr dem scheinbar vornehmeren, edleren Bronzemetall<br />
gegenübergestellt. Ein weiterer wichtiger Aspekt muß das zunehmende Bewußtsein für die
Zink als Material der Denkmalpflege des 19. Jahrhunderts 155<br />
Vergangenheit gewesen sein. Man wollte im alten Stil bauen und glaubte sich auch an dessen<br />
Materialien orientieren zu müssen. Zink war dementgegen ein modernes Material, war an<br />
keine Tradition gebunden und konnte so keine historistische Vorstellung bedienen.<br />
Daß der heutige Bestand an zu denkmalpflegerischen Zwecken hergestellten Zinkgüssen<br />
nicht der historischen Verbreitung entspricht, ist erwiesen. Nicht nur der zeitgenössische<br />
Rückgang beschreibt das Ende des Materials in der Architektur, in der Bildkunst und in der<br />
Denkmalpflege. Die Denkmalpflege selbst war es, die Zinkgüsse weiter aus dem Bewußtsein<br />
drängte. Vorhandene Ergänzungen und Kopien in Zink wurden von der Jahrhundertwende<br />
bis in die sechziger Jahre als nicht erhaltenswerte Denkmäler betrachtet und wieder entfernt,<br />
das heißt die Exemplare, die seinerzeit Sandsteine ersetzten, wurden wieder in diesem Material<br />
kopiert. Die Ablehnung des Metalls hat auch bewirkt, daß die Originale selten aufbewahrt<br />
und deponiert wurden.<br />
Bemerkungen zur Vorstellung von Renovierung<br />
und Restaurierung gestern und heute<br />
Daß die Theorie der Denkmalpflege und die tatsächlichen Maßnahmen an<br />
Denkmälern der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts nicht immer deckungsgleich und einheitlich<br />
motiviert waren, kann als sicher erachtet werden. Daß damalige Vorstellungen von<br />
anderen Standpunkten und Gesetzmäßigkeiten geleitet waren, als spätere und im besonderen<br />
heutige, ist ebenfalls unumstritten. Stellungnahmen unterliegen bekanntlich immer unterschiedlichen<br />
historischen Blickwinkeln und Konnotationen sowie es auch Kontinuitäten und<br />
Kontroversen gibt, die Gestern und Heute miteinander verbinden.<br />
Die Denkmalpflege begreift sich heute als Disziplin, die sich mit Geschichte und deren<br />
Hinterlassenschaften befaßt. Es ist verständlich, daß sie zum einen Artefakte in ihrem historischen<br />
Kontext betrachtet und zum anderen ihren eigenen Standpunkt nicht leug<strong>net</strong>, wie sie<br />
die Vergangenheit sowohl disziplinarisch als auch in der Interpretation des Artefakts bewertet.<br />
Selbst wenn man heute die rigorosen restauratorischen Eingriffe der zweiten Hälfte des<br />
19. Jahrhunderts in die historische Substanz ablehnt und als Geschichtsverfälschung sehen<br />
will, muß man doch auch die anderen, früheren denkmalpflegerischen Grundlagen beachten,<br />
die zurecht bis heute Bestand haben. Die von Schinkel propagierte Zinkergänzung hat daran<br />
ihren Anteil.<br />
Wie Achim Hubel formuliert, ist das 19. Jahrhundert, vor allem ab 1850, als Renovierungszeitalter<br />
zu bezeichnen, dem das 20. Jahrhundert als Restaurierungszeitalter folgte. 68<br />
Unter Restaurierung versteht man im heutigen Sinne nicht mehr die vermeintlich stilgerechte<br />
Ergänzung von Verlorenem – nicht selten handelte es sich um willkürliche, phantasievolle<br />
und falsche Ergänzungen – und auch nicht die Rekonstruktion von Verlorenem, sondern die<br />
Konservierung des Vorhandenen, im Idealfall ohne Beigabe von Neuem. Der Gang durch die<br />
Schule der historistischen Ergänzung hat der Denkmalpflege schon seit langem mehr Zurückhaltung<br />
auferlegt. In der Charta von Venedig sind dementsprechend Orientierungsrichtlinien
156 Sabine Hierath<br />
auf internationaler Ebene seit 1964 verankert. Von irreversiblen Eingriffen an Kunstwerken<br />
hat man überwiegend Abstand genommen. Die Fehler, die bei einer Wiederherstellung des<br />
vermeintlich ursprünglichen Zustandes zwangsläufig auftreten, sollen nicht wiederholt werden.<br />
Wenn Friedrich Wilhelm IV. für die Hinterlassenschaften seines von ihm verehrten Vorfahren<br />
Friedrich II. Kapazitäten zur Unterhaltung und zur Ausbesserung mobilisiert, kann<br />
dies als persönliche Huldigung verstanden werden oder auch als Ausdruck dafür, wie er die<br />
Vergangenheit als Referenz des eigenen Tuns apostrophierte. Eva Börsch-Supan hat darauf<br />
hingewiesen, daß Friedrich Wilhelm IV. einerseits als »verantwortungsvoller Kunsthistoriker<br />
auf dem Thron, der notwendige Veränderungen an einem geschichtlichen Bauwerk mit größter<br />
Schonung durchführen will«, 69 zu sehen ist, andererseits der Gestaltungswille des Königs<br />
nicht unberücksichtigt bleiben darf: »Die Gefahr der Übertretung lag bei Friedrich Wilhelm<br />
stets nahe, da in seiner geschichtsgesättigten Phantasie die Bilder historischer Bauten (oder<br />
Landschaften), die er eigenen Gestaltungen aufprägen wollte, zu den wirklich zu erhaltenden<br />
historischen Bauten hinzukamen und sie an Zahl weit überstiegen. So problematisch damit<br />
seine romantische Auffassung für die Praxis der Denkmalpflege war, so war diese natürlich,<br />
bei ihm wie allgemein in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, überhaupt die Voraussetzung<br />
für die Erkenntnis der Aufgabe des Schutzes historischer Kunstwerke gewesen.« 70 In der Tat<br />
war man gerade bis Mitte des Jahrhunderts an Geschichtsforschung interessiert, hatte jedoch<br />
auch keine Scheu, Altes nach Gutdünken umzuformen und Stempel der eigenen Zeit aufzudrücken.<br />
Die Quellen, auf die man sich beziehen konnte, waren überwiegend unerforscht,<br />
notdürftig aufgearbeitet oder gänzlich unbekannt, so daß Spekulationen über die Vergangenheit<br />
nicht zu vermeiden waren.<br />
In der Denkmalpflege war man nicht an der bedingungslosen Substanzerhaltung interessiert,<br />
sondern duldete Ergänzungen und, wenn es sein mußte, auch Kopien. Es war bis Mitte<br />
des 19. Jahrhunderts nicht ausschlaggebend, daß das Material historisch war, allein die Form<br />
zu erhalten war von Belang. Erst in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts nahm die Bedeutung<br />
tradierter Materialien einen wesentlicheren Stellenwert ein.<br />
Der Einfluß Karl Friedrich Schinkels ist im Hinblick auf die Denkmalpflege als Disziplin<br />
hoch einzuschätzen. In Bezug auf den Erhalt von plastischem Bau- und Bildschmuck hat<br />
Schinkel zweifach relevante Maßstäbe gesetzt. Zum einen spricht er sich als erster dafür aus,<br />
daß die erhaltenen Dinge überhaupt einen Wert für die Allgemeinheit besitzen und nicht<br />
aufgrund ihrer Funktionslosigkeit und eines sich wandelnden »künstlerischen Geschmacks«<br />
weichen dürfen. Die Barockplastiken der Bauwerke Schlüters konnten nicht geschmäht werden,<br />
nur weil Zeitgenossen sie als schadhaft und unmodern ansahen und sich so von der<br />
vorausgegangenen Zeit abgrenzen wollten. Zum anderen war eines seiner zentralen Anliegen,<br />
die Entscheidung, was, wann und wie »restauriert« werden sollte, zu kanalisieren.<br />
Seine äußerst umfangreichen und genauen Gutachten etwa zur Konservierung von Sandstein<br />
demonstrieren seine Kenntnisse zu historischen und technischen Fragen.<br />
Der Historismus und seine Vorstellung vom Erhalt, der Renovierung und der Umgestaltung<br />
von Kunstwerken sowie die Kritik am Historismus, die sich um 1900 formierte, haben zu
Zink als Material der Denkmalpflege des 19. Jahrhunderts 157<br />
einer Neudefinition dessen geführt, was ein Denkmal ist und wie es für die Zukunft erhalten<br />
werden soll. 71 Die gegenwärtige Denkmalpflege arbeitet auf einer anderen historischen Basis,<br />
als die der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Sie versucht, allen Stadien der Vergangenheit<br />
Rechnung zu tragen und die Rezeption eines Kunstwerkes mehr in ihr Blickfeld zu rücken.<br />
Sie bemüht sich, am Denkmal weder Neuerungen vorzunehmen, noch die Patina zu entfernen,<br />
72 noch eine irreversible Konservierung zu betreiben. 73<br />
Ergänzungen und Kopien heute in einem anderen als dem Ausgangsmaterial des zu ersetzenden<br />
Architekturteils oder Bildwerkes durchzuführen, 74 scheint erstaunlich verwandt mit<br />
dem, was Schinkel mit dem Zinkguß vorgab. Wären mehr Exemplare erhalten und die<br />
Restaurierungsmaßnahmen, auch die des 20. Jahrhunderts, umfangreicher und besser dokumentiert,<br />
wäre heute der Umfang und die Bedeutung dieses historischen Phänomens ersichtlicher.<br />
Anmerkungen<br />
1 Zu den ältesten Zinkgüssen in Preußen s. Sabine Hierath: Die Anfänge des Zinkgusses in der<br />
Architektur und in der Bildenden Kunst, in: Zinkguß. Die Konservierung von Denkmälern aus Zink.<br />
Arbeitsheft des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, Bd. 98, München 1999, S. 50–60.<br />
2 In der Forschung wird bisher angenommen, daß die Viktorien aus Zink bestehen, weil dies Johann<br />
Gottfried Schadow in Kunstwerke und Kunstansichten (1849) so schreibt (s. Friedrich Kobler: Über<br />
Zink, in: Realität und Bedeutung der Dinge im zeitlichen Wandel, in: Anzeiger des Germanischen<br />
Nationalmuseums, 1995, S. 229). – Paul Ortwin Rave: Berlin III. Karl Friedrich Schinkel, Berlin<br />
1962, S. 162–164. – Andere Quellen deuten eher auf einen damaligen Gießversuch hin, tatsächlich<br />
scheinen die Viktorien in Blei gegossen worden zu sein (s. Anm. 1).<br />
3 Kobler, 1995 (s. Anm. 2).<br />
4 Norbert Huse (Hrsg.): Denkmalpflege. Deutsche Texte aus drei Jahrhunderten, München 1996,<br />
S. 62–83. – Eva Brües: Die Rheinlande. Karl Friedrich Schinkel, Berlin 1953, S. 303.<br />
5 Goerd Peschken: Technologische Ästhetik in Schinkels Architektur, in: Zeitschrift des Deutschen<br />
Vereins für Kunstwissenschaft, 12, 1968, S. 45–81.<br />
6 Karl Friedrich Schinkel (1840), in: Moritz Geiß: Zinkguß-Ornamente nach Zeichnungen von<br />
Schinkel, Stüler, Strack […], Berlin 1863, Vorwort.<br />
7 S. u. a. Cesare Brandi: Teoria del Restauro, Rom 1963.<br />
8 Werner Hofmann: Das entzweite Jahrhundert. Kunst zwischen 1750 und 1830, München 1995.<br />
9 Daneben gab es noch spezifische Verordnungen, 1817 auch den Erlaß des Königs zu den landherrlichen<br />
Schlössern. Von Bülow und von Altenstein erschien 1823 ein Dekret zu den römischen<br />
Denkmälern in Trier.<br />
10 Brües, 1953 (s. Anm. 4), S. 300.<br />
11 Ferdinand von Quast: Pro Memoria in bezug auf die Erhaltung der Altertümer in den Königlichen<br />
Landen (1837), in: Huse, 1996 (s. Anm. 4), S. 83.<br />
12 Vor Schinkel gab es bereits in Baden durch Friedrich Weinbrenner und in Hessen durch Georg<br />
Moller denkmalpflegerische Bestrebungen, die 1812 im Großherzogtum Baden und 1818 im Großherzogtum<br />
Hessen-Darmstadt zu entsprechenden Verordnungen führten (Gottfried Kiesow: Einführung<br />
in die Denkmalpflege, Darmstadt 1982, S. 7).
158 Sabine Hierath<br />
13 Karl Friedrich Schinkel: Memorandum zur Denkmalpflege (1815), zitiert nach: Huse, 1996<br />
(s. Anm. 4), S. 72.<br />
14 Ebenda.<br />
15 Ebenda, S. 73.<br />
16 Ebenda, S. 65 f.<br />
17 Zitiert nach: Huse, 1996 (s. Anm. 4), S. 67.<br />
18 Ebenda, S. 73 f.<br />
19 Das Gutachten von 1817 publiziert in: Huse, 1996 (s. Anm. 4), S. 74 f.<br />
20 Zitiert nach: Hans Vogel: Pommern. Karl Friedrich Schinkel, Berlin 1952, S. 61.<br />
21 GStAPK, I. HA, Rep. 93 B, Nr. 1396, »Versuche zur Conservierung und Reinigung der den<br />
Witterungseinflüssen ausgesetzten Statuen pp., 1823–1908«.<br />
22 Auf Studien zu diesem Thema kann bisher nicht zurückgegriffen werden und Archivalien zu den<br />
Maßnahmen sind häufig verloren. Auch die großen Kriegsverluste der Bauwerke aus dem 17. und<br />
18. Jahrhundert machen keine Beobachtungen vor Ort mehr möglich. Beim Wiederaufbau wurden<br />
Materialien dieser Art meines Wissens nicht berücksichtigt.<br />
23 Hans-Joachim Giersberg: Das Potsdamer Stadtschloß, Potsdam <strong>1998</strong>.<br />
24 Sabine Hierath: Die Zinkgießerei für Kunst und Architektur Friedrich Kahle, in: Material und<br />
Möglichkeit. Zinkguß des 19. Jahrhunderts in Potsdam, hrsg. v. der Stiftung Preußische Schlösser<br />
und Gärten Berlin-Brandenburg, Ausstellung, Potsdam, <strong>SPSG</strong>, <strong>1997</strong>, Potsdam <strong>1997</strong>, S. 54–58.<br />
25 <strong>SPSG</strong>, Plankammer, Aktenslg., Bau-Generalia Nr. 309, 1834, fol. 63. – Ebenda, Bau-Generalia<br />
Nr. 310, 1835, fol. 76v. – Ebenda, Bau-Generalia Nr. 311, 1836, fol. 175. – Ebenda, Bau-Generalia<br />
Nr. 312, 1837, fol. 45v.<br />
26 <strong>SPSG</strong>, Plankammer, Aktenslg., Bau-Generalia Nr. 311, 1836, fol. 175.<br />
27 Ebenda.<br />
28 Beispielsweise waren für 1839 230 laufende Fuß Untergesims mit Anstrich und 264 Konsolen<br />
projektiert (<strong>SPSG</strong>, Plankammer, Aktenslg., Bau-Generalia Nr. 314, 1839, fol. 153, 211).<br />
29 Entsprechend einem Bericht Stülers (<strong>SPSG</strong>, Plankammer, Aktenslg., Bau-Generalia Nr. 319, 1844,<br />
fol. 108–110).<br />
30 <strong>SPSG</strong>, Plankammer, Aktenslg., Bau-Generalia Nr. 321, 1846, fol. 80 f.<br />
31 Schreiben vom 6. Februar 1845 (<strong>SPSG</strong>, Plankammer, Aktenslg., Bau-Generalia Nr. 321, 1846, fol. 81).<br />
32 August Kopisch: Die Königlichen Schlösser und Gärten zu Potsdam, Berlin 1854, S. 159. –<br />
Giersberg, <strong>1998</strong> (s. Anm. 23), S. 89.<br />
33 Giersberg, <strong>1998</strong> (s. Anm. 23), S. 63.<br />
34 Friedrich Mielke: Potsdamer Baukunst. Das Klassische Potsdam, Frankfurt am Main/Berlin 1991,<br />
S. 389.<br />
35 BLHA Potsdam, Rep. 27 A, HB I Potsdam, Nr. 16, Kostenanschläge, Rechnungen und Verhandlungen<br />
über Bau- und Instandsetzungsarbeiten an staatseigenen Gebäuden im Bereich des Stadtschloßbauamtes<br />
I in Potsdam 1926–1941, fol. 201.<br />
36 Ebenda, fol. 203. – Dort sind auch die genauen Ergänzungen und Reparaturen anderer Figuren<br />
aufgelistet.<br />
37 BLHA, Rep. 27 A, HB I Potsdam, Nr. 65, »Rechnungen, Kostenanschläge, Baupläne und Verhandlungen<br />
über Bau- und Instandsetzungsarbeiten an der Neptungruppe und den Ufermauern beim<br />
Lustgarten in Potsdam 1934–1944«, fol. 173 f., 178, 192 f.<br />
38 Ebenda, fol. 82.<br />
39 Ebenda, fol. 75.
Zink als Material der Denkmalpflege des 19. Jahrhunderts 159<br />
40 Ebenda, fol. 25.<br />
41 <strong>SPSG</strong>, Plankammer, Aktenslg., Bau-Generalia Nr. 313, 1838, fol. 21v–22v.<br />
42 <strong>SPSG</strong>, Plankammer, Aktenslg., Bau-Generalia Nr. 323, 1848, fol. 51v.<br />
43 <strong>SPSG</strong>, Plankammer, Aktenslg., Akte 14, »Acta betreffend die Bau-Angelegenheiten von Sanssouci,<br />
1841–48«, fol. 52v, 54, 77v, 79.<br />
44 Ebenda, fol. 54.<br />
45 <strong>SPSG</strong>, Plankammer, Aktenslg., Bau-Generalia Nr. 312, 1837, fol. 58v.<br />
46 <strong>SPSG</strong>, Plankammer, Aktenslg., Akte 14 (s. Anm. 43), fol. 117v.<br />
47 <strong>SPSG</strong>, Plankammer, Aktenslg., Bau-Generalia Nr. 319, 1844, fol. 64v.<br />
48 Eva Börsch-Supan hat auf die Vorstellungen und die tatsächlichen Maßnahmen des Königs und<br />
des Architekten Ludwig Persius in Bezug auf die Veränderung der Bildergalerie hingewiesen (Eva<br />
Börsch-Supan: Zu Friedrich Wilhelms IV. Restaurierungen in Sanssouci, in: Festschrift für Martin<br />
Sperlich zum 60. Geburtstag, Tübingen 1979, S. 145 f.).<br />
49 Eva Börsch-Supan (Hrsg.): Ludwig Persius. Das Tagebuch des Architekten Friedrich Wilhelms IV.,<br />
München 1980, S. 52.<br />
50 <strong>SPSG</strong>, Plankammer, Aktenslg., Bau-Generalia Nr. 322, 1847, fol. 121.<br />
51 <strong>SPSG</strong>, Plankammer, Aktenslg., Bau-Generalia Nr. 319, 1844, fol. 59v.<br />
52 Claudia Sommer und Klaus Dorst: Chronologische Übersicht zur Bau- und Restaurierungsgeschichte<br />
der Bildergalerie, in: Die Bildergalerie in Sanssouci, Bauwerk, Sammlung und Restaurierung,<br />
hrsg. v. der <strong>SPSG</strong>, Mailand 1996. S. 138 f.<br />
53 Von den vier Exemplaren aus Zink befanden sich drei am Zaun des Hofdamenflügels, während die<br />
Büste des Diadumenos am Zaun des Heinrichflügels plaziert war. Sie stellen keine Kopien barocker<br />
Büsten dar, sondern müssen streng genommen als Neuschöpfungen nach antiken Vorbildern<br />
bezeich<strong>net</strong> werden. Sie wurden 1968 durch Sandsteinkopien ersetzt (Hans Hoffmann und Saskia<br />
Hünecke: Bauten und Plastiken im Park Sanssouci, Potsdam 1990, S. 80). Die Zinkoriginale sind<br />
deponiert.<br />
54 <strong>SPSG</strong>, Plankammer, Aktenslg., Bau-Generalia Nr. 305, 1830, fol. 72v.<br />
55 <strong>SPSG</strong>, Plankammer, Aktenslg., Bau-Generalia Nr. 320, 1845, fol. 76.<br />
56 S. Material und Möglichkeit, <strong>1997</strong> (s. Anm. 24), S. 70.<br />
57 GStAPK, I. HA., Rep. 120 A IV, Nr. 5, »Die Titel-, Ordens- pp. Verleihung an Kaufleute und<br />
Gewerbetreibende in der Provinz Brandenburg, 1854–1857«, fol. 162v. – Geiß sollte 1856 der Titel<br />
eines Kommerzienrates zuerkannt werden, was aber höheren Ortes abgelehnt wurde.<br />
58 Clemens Alexander Wimmer: Der Skulpturenschmuck im Charlottenburger Schloßpark, Berlin<br />
1992, S. 31 (Aus Berliner Schlössern. Kleine Schriften, 11).<br />
59 Ebenda. – Wimmer schreibt, daß die Bildwerke 1828 in Blei kopiert und sandsteinfarben gestrichen<br />
worden seien. Dies scheint mir fragwürdig, wenn man die folgenden von mir erwähnten Quellen<br />
berücksichtigt.<br />
60 <strong>SPSG</strong>, Plankammer, Aktenslg., Bau-Generalia Nr. 311, 1836, fol. 200.<br />
61 Ebenda.<br />
62 <strong>SPSG</strong>, Plankammer, Aktenslg., Bau-Generalia Nr. 312, 1837, fol. 42.<br />
63 Ebenda, fol. 31–33.<br />
64 <strong>SPSG</strong>, Plankammer, Aktenslg., Bau-Generalia Nr. 315, 1840, fol. 9v.<br />
65 <strong>SPSG</strong>, Plankammer, Aktenslg., Bau-Generalia Nr. 320, 1844, fol. 4. – Ebenda, Bau-Generalia<br />
Nr. 321, 1846, 47v.<br />
66 GStAPK, Rep. 89, Geheimes Zivilkabi<strong>net</strong>t, Königliche Haus- und Hofsachen, Nr. 20603, fol. 242.
160 Sabine Hierath<br />
67 Wimmer, 1992 (s. Anm. 58), S. 31.<br />
68 Bis heute existiert keine Studie, die die beiden Begriffe historisch-methodisch untersucht hätte, so<br />
daß auch hier nur eine begrenzter Einblick gegeben werden kann. Auf den zum Thema wichtigsten<br />
Aufsatz sei verwiesen: Achim Hubel: Denkmalpflege zwischen Restaurieren und Rekonstruieren,<br />
in: Zeitschrift für Kunsttechnologie und Konservierung, 7, 1993, Heft 1, S. 123–154.<br />
69 Börsch-Supan, 1979 (s. Anm. 48), S. 145.<br />
70 Ebenda, S. 150.<br />
71 Hubel, 1993 (s. Anm. 68) und Huse, 1996 (s. Anm. 4).<br />
72 Grundlegend: Thomas Brachert: Patina. Vom Nutzen und Nachteil der Restaurierung, München 1995.<br />
73 Reversibilität. Das Feigenblatt in der Denkmalpflege?, hrsg. v. ICOMOC, Nationalkomitee der<br />
Bundesrepublik Deutschland, 1992.<br />
74 Beispiele: die Zinkfiguren des »Knienden Knaben mit der Schale« aus dem Schloßpark Glienicke<br />
und der »Goddess of Liberty« am Texas Staate Capitol wurden in Aluminium kopiert.<br />
Abbildungsnachweis: Abbn. 1–3: Berlin, Brandenburgisches Landesamt für Denkmalpflege, Meßbildarchiv.<br />
– Abbn. 4–5: Archiv des Verfassers. – Abb. 6: Potsdam, <strong>SPSG</strong>, Fotoarchiv.
MICHAEL HORST SCHRÖDER<br />
HEINRICH HAMANN<br />
Kunstmosaike im Park Sanssouci<br />
und im Park Babelsberg<br />
Probleme ihrer Erhaltung und Wiederherstellung<br />
Obgleich von dem unbefangenen Besucher aufgrund ihres Zustandes kaum<br />
beachtet, stellen die zahlreichen, an den verschiedensten Stellen vorhandenen Bodenmosaike<br />
doch eine Besonderheit der Parke Sanssouci und Babelsberg dar. Erst der Glanz und die<br />
Schönheit der wenigen bisher wiederhergestellten Flächen läßt, trotz der zum großen Teil<br />
stark in Mitleidenschaft gezogenen Mosaike, die Bereicherung der Gärten durch diese Kunst<br />
erkennen.<br />
In der Blütezeit der Bodenmosaike, von 1840 bis etwa 1880, war es gebräuchlich, nach<br />
dem Vorbild der Mosaikkunst in italienischen Gärten vor Plastiken oder in der Verlängerung<br />
des Eingangsbereiches der Gebäude kleine Mosaikflächen anzulegen. Im Verlauf der Zeit verselbständigten<br />
sich diese und dienten als Gehwegdekoration oder zum Schmuck besonders<br />
intensiv gestalteter Plätze und Anlagen. Die verwendeten vielfältigen geometrischen Formen<br />
– besonders Stern, Kreis, Quadrat, Rechteck und Dreieck, Namensinitialen, Blütenmotive im<br />
klassizistischen Stil oder neogotische und andere Ornamente – lassen jedes Mosaik zu einem<br />
selbständigen Kunstwerk werden. Durch verschiedenfarbige Natursteine – weißer, grüner<br />
und bunter Marmor, roter Granit oder Sandstein, Grauwacke, schwarzer Basalt oder Granit<br />
– läßt sich ein guter Kontrast zwischen den einzelnen Mustern erzeugen.<br />
Zwischen dem Bodenmosaik und dem Schmuckpflaster bestehen wesentliche Unterschiede.<br />
Im Mittelalter wurden die Straßen in der Regel aus unbehauenen Feldsteinen von Steinsetzern,<br />
in den südlichen Gebieten Deutschlands auch Pflasterer genannt, hergestellt. 1866<br />
begann die große Zeit der Pflasterung der Bürgersteige in Berlin und in den Städten der Mark<br />
Brandenburg. Im Laufe der Zeit, etwa ab 1885, wurden besonders begabte Pflasterer mit der<br />
Verlegung von Schmuckpflaster auf großen Flächen betraut, wie es gelegentlich noch heute<br />
anzutreffen ist. Bis dahin gehörten solche Arbeiten nicht zum Berufsbild der Steinsetzer.<br />
Voraussetzung für diese Entwicklung waren maschinell hergestellte Pflastersteine mit paralleler<br />
Kantenschlagung. Mit einer Größe von früher 3 bis 5 und heute 4 bis 6 Zentimetern<br />
wurden sie entsprechend der gewünschten Norm, Menge und Art von den Herstellern geliefert.<br />
Je nach Setzweise wurden 300 bis 350 Steine pro Quadratmeter benötigt, wobei auf-
162 Michael Horst Schröder / Heinrich Hamann<br />
Abb. 1 Potsdam, Park Babelsberg, Porzellanterrasse am Schloß.<br />
Gut verzahntes, engfugig im Wildverband gesetztes Mosaik vor<br />
der Verfugung, Aufnahme von 1993<br />
grund der genormten Größe jeder Stein paßte. Nach diesem Höhepunkt in der Entwicklung<br />
des Schmuckpflasters erfolgte ab 1914 der fast völlige Untergang dieser Kunst.<br />
Bei den Bodenmosaiken ist davon auszugehen, daß die Verlegung der Kunstmosaike auf<br />
Mosaizisten zurückgeht. Vertreter dieser Berufsgruppe kamen im 19. Jahrhundert wegen der<br />
großen Bauaufgaben in Preußen mit anderen Kunsthandwerkern aus Italien nach Berlin und<br />
Potsdam. Sie verfügten aufgrund der langen Tradition der Mosaikherstellung, die sich bis in<br />
die Antike zurückverfolgen läßt, über umfängliche Kenntnisse auf diesem Gebiet und eine<br />
gute fachliche Ausbildung. Einige dieser Spezialisten, oft auch Familien, gründeten eigene<br />
Werkstätten oder Firmen in Deutschland, die später oft von deutschen Handwerkern übernommen<br />
wurden. Dennoch blieben die italienischen Spezialisten gefragte und bevorzugte<br />
Fachkräfte, die von 1885 bis 1914 auch häufig für die Herstellung von Straßenmosaikpflaster<br />
eingesetzt wurden.<br />
Bis zum Zusammenbruch der Berliner Firma Puhl & Wagner 1945 läßt sich die Tätigkeit<br />
italienischer Mosaizisten nachweisen. Der von Wagner danach neu gegründete Betrieb<br />
beschäftigte noch bis etwa 1970 italienische Fachleute, denen auch die 1962/1963 erfolgte<br />
qualitätvolle Wiederherstellung der Mosaike am Stibadium und an der Löwenfontäne im Park<br />
Glienicke zu verdanken ist.<br />
Durch ihre kunsthandwerklichen Fähigkeiten waren die Mosaizisten in der Lage, aus Rohmaterialien,<br />
Rest- und Abfallstücken, die beim Errichten von Gebäuden anfielen, die Steine<br />
für Kunstmosaike zu schlagen. Sie besaßen ihrem Berufsbild entsprechend Kenntnisse auf<br />
dem Gebiet der Ornamentik und waren mit der Anfertigung von Schablonen vertraut. Sie<br />
verstanden es auch, sehr haltbare Mörtelmischungen herzustellen. Diese bildeten die Voraussetzung<br />
für das Setzen der Steine im nassen Mörtel. Im Ergebnis der Handschlagung
Kunstmosaike im Park Sanssouci und im Park Babelsberg 163<br />
entstanden polygonale Steine mit einer Kantenlänge von 1 bis 3 und 2 bis 4 Zentimetern.<br />
Diese Form bedurfte eines aufwendigen Einpassens eines jeden Steines im »freien Verband«<br />
(Abb. 1). 1300 bis 1500 Einzelsteine sind mit der Hand zu schlagen, um einen Quadratmeter<br />
Mosaik der Schlagung 1/3 beziehungsweise 2/4 setzen zu können. Bei der Reparatur stark<br />
beschädigter Mosaikflächen wurden häufig Profilstücke als Zeichen der Verwendung von<br />
vorher bereits bearbeiteten Steinen gefunden.<br />
Die ersten Kunstmosaike im Potsdamer Raum entstanden ab 1840 im Park Glienicke. Im Park<br />
Sanssouci wurden die meisten Kunstmosaike in der Regierungszeit Friedrich Wilhelms IV.<br />
(1840–1861) gesetzt, beeinflußt durch die Studien der italienischen Renaissancearchitektur<br />
und die persönliche Italienkenntnis des Königs.<br />
In der Regel diente eine Lage Ziegel als Trägerschicht, auf der man in eine recht dünne<br />
Mörtellage die Mosaiksteine eindrückte. Überflüssiger Mörtel wurde abgestrichen. Mit<br />
einem Brett erfolgte ein nochmaliges Andrücken der Steine. Nicht alle kleinen Unebenheiten<br />
wurden auf diese Weise beseitigt, so daß sich auch durch die Verlegung im »freien Verband«<br />
eine sehr lebendige Oberfläche mit hoher ästhetischer Wirkung ergab. Nach dem Aushärten<br />
des Mörtels entstand eine festgefügte Mörtel-Mosaik-Verbindung von langer Haltbarkeit.<br />
Die nach 1861 ausgeführten Arbeiten, besonders im Bereich des Orangerieschlosses, sind<br />
bereits durch die Verwendung von Steinen größerer Schlagung und ein nicht mehr so exaktes<br />
Setzbild gekennzeich<strong>net</strong>.<br />
Die Mosaikbeläge im Park Babelsberg entstanden in der Zeit von 1848 bis etwa 1882. Entsprechend<br />
ihren verschiedenen Entstehungszeiten weisen sie die jeweils typischen Merkmale auf.<br />
Die auf der Goldenen und der Porzellanterrasse am Schloß Babelsberg im »freien Verband«<br />
gesetzten und durch Muster und Ornamente im Stil der englischen Neogotik gegliederten<br />
Mosaike weisen die höchste Qualität von allen in Potsdam gefertigten Bodenmosaiken auf.<br />
Leider hat das Aktenstudium bisher hinsichtlich der in Potsdam tätigen Mosaizisten und<br />
der Kosten keine Ergebnisse erbracht. Als Entscheidungsgrundlage für die Restaurierung der<br />
zum Teil stark in Mitleidenschaft gezogenen Flächen wurde 1995 eine exakte Dokumentation<br />
durch Meßbildaufnahmen angefertigt und durch eine Beschreibung der Flächen, ihres<br />
Zustandes sowie der verwendeten Materialien ergänzt.<br />
Aufstellung der Kunstmosaike im Park Sanssouci und im Park Babelsberg<br />
1. Park Sanssouci<br />
Anzahl der Ort Entstehungs- Gesamtfläche Verband<br />
Flächen zeit<br />
4 Ost- und Westpavillon nach 1861 420 m2 freier Verband<br />
des Orangerieschlosses 1995–1996 circa 100 m2 restauriert
164 Michael Horst Schröder / Heinrich Hamann<br />
2 Exedrabänke am Aufgang nach 1861 70 m 2 freier Verband<br />
zum Orangerieschloß 1996 circa 35 m 2<br />
wiederhergestellt<br />
2 Exedrabänke der nach 1861 15 m 2 freier Verband<br />
untersten Terrasse des<br />
Orangerieschlosses<br />
1 Teepavillon bei den um 1880 85 m 2 Reihe<br />
Römischen Bädern<br />
1 Exedrabank um 1840 6 m 2 freier Verband<br />
im Entenhof zur Zeit auf dem Schirrhof<br />
eingelagert<br />
4 Brunnenwände im um 1880 52 m 2 Passe<br />
Parterre des<br />
Schlosses Sanssouci<br />
8 Rundbänke an der um 1848 68 m 2 Passe (ursprünglich freier<br />
Großen Fontäne Verband)<br />
1954 repariert<br />
1 Altan am Friedensteich um 1850 10 m 2 freier Verband<br />
1991 restauriert<br />
1 Villa Liegnitz um 1841 25 m 2 freier Verband<br />
1 Exedrabank im Garten 1841 10 m 2 freier Verband<br />
der Villa Liegnitz<br />
2. Park Babelsberg<br />
Anzahl Ort Entstehungs- Gesamtfläche Verband<br />
der Flächen zeit<br />
1 Kranz um die Siegessäule 1866 (?) 15 m 2 freier Verband<br />
1996 repariert<br />
1 Altan an der Siegessäule 1868 60 m 2 freier Verband<br />
1994–1996 restauriert<br />
1 Porzellanterrasse um 1849 100 m 2 freier Verband<br />
am Schloß 1992–1993 restauriert<br />
1 Goldene Terrasse um 1849 180 m 2 freier Verband<br />
am Schloß<br />
1 Michaelsdenkmal um 1880 120 m 2 Passe<br />
1 Feldherrenbank 1882 60 m 2 Verband unbekannt<br />
unterhalb der Siegessäule nicht mehr vorhanden
Kunstmosaike im Park Sanssouci und im Park Babelsberg 165<br />
1 Fläche mit Postament 1882 9 m 2 Verband unbekannt<br />
vor der Feldherrenbank nicht mehr vorhanden<br />
Fläche der Kunstmosaike im Park Sanssouci: 761 m 2<br />
Fläche der Kunstmosaike im Park Babelsberg: 544 m 2<br />
Gesamt: 1305 m 2<br />
Nach 100 bis 150 Jahren haben sich bei allen Bodenmosaikflächen ganz erhebliche Schäden<br />
eingestellt, die teilweise bis zum völligen Verlust geführt haben.<br />
Ein großer Schadensfaktor sind die mangelhaft ausgeführten beziehungsweise überhaupt<br />
nicht vorhandenen Ziegeltragschichten in Verbindung mit einer unzureichenden Verdichtung<br />
des Untergrundes vor dem Setzen, da die heute verwendeten Spezialmaschinen noch nicht<br />
vorhanden waren. Ein starkes Absacken und Unterspülen sind die Folgen. Wurzeln, Wühlmäuse,<br />
Ameisen und andere Insekten können daher schnell durch die sich bildenden Risse<br />
eindringen und somit auch Wasser und Frost, die große Zerstörungen anrichten. Fast alle<br />
Bankflächen sind ohne Gefälle angelegt worden. In Unebenheiten bilden sich daher Pfützen<br />
durch nicht ablaufendes Wasser, das über Haarrisse oder andere Schadstellen in den Mosaikbelag<br />
eindringen kann. Die durch die sprengende Wirkung des Frostes verursachten Schäden<br />
sind besonders groß. Bei der Reparatur oder Wiederherstellung ist daher die Anlage eines<br />
Gefälles von höchstens 1,5 % zur Entwässerung eine unverzichtbare Maßnahme zum längerfristigen<br />
Schutz der Mosaike.<br />
An vielen Stellen ist die schädigende Wirkung des Spritzwassers von Dächern oder Gesimsen<br />
nicht beachtet worden. Hier kommt es durch den harten Tropfenschlag zum Ausspülen<br />
der Mörtelfugen. In der Folge lösen sich zunächst Einzelsteine aus dem Verband, denen<br />
ganze Flächen folgen können.<br />
Das aus verschiedenen Bestandteilen zusammengesetzte Material weist eine unterschiedlich<br />
starke Verwitterung auf. Besonders der oft schon einmal in einer anderen Form verwen-<br />
Abb. 2 Potsdam, Park Babelsberg,<br />
Porzellanterrasse am Schloß.<br />
Ausgebohrte, durch Witterungseinflüsse<br />
zerstörte einzelne Mosaiksteine<br />
nach der Wiederherstellung<br />
der Mosaikfläche, Aufnahme<br />
von 1993
166 Michael Horst Schröder / Heinrich Hamann<br />
dete Marmor verwittert schneller, wodurch Unebenheiten als Eintrittsöffnungen für Feuchtigkeit<br />
entstehen und Zerstörungen beschleunigt werden. Die Beseitigung solcher Schäden<br />
ist besonders zeit- und kostenaufwendig. Jeder einzelne stark verwitterte Stein ist herauszubohren,<br />
in der vorgegebenen Form mit der Hand neu zu schlagen und anschließend wieder<br />
passend in das Mosaikgefüge mit Mörtel einzusetzen (Abb. 2).<br />
In der jahrzehntelangen Verkennung des künstlerischen Wertes der Mosaikteppiche wurden<br />
die entstandenen Fehlstellen oft in regelrechter »Flickschusterei« mit artuntypischen, die<br />
Ornamente und Formen zerstörenden Materialien wieder geschlossen (Farbabb. 16, S. 94).<br />
In Unkenntnis der Technik des »freien Verbandes« oder aus Gründen der Sparsamkeit erfolgte<br />
bei den Reparaturen stets nur die erst um 1880 eingeführte »Passepflasterung«, so daß<br />
sich dadurch alle ehemaligen Reparaturstellen deutlich abzeichnen. Eine jährlich notwendige<br />
Pflege, bestehend aus der Säuberung zur Vermeidung des Ansatzes von Moos und Algen,<br />
sowie die ständige Beseitigung aller Risse und Schadstellen erfolgte seit Jahrzehnten nicht<br />
mehr. Sie stellt jedoch eine unverzichtbare Notwendigkeit zum langfristigen Erhalt der Mosaikflächen<br />
und deren künstlerischer Wirkung dar.<br />
Am Beispiel des Altans an der Siegessäule im Park Babelsberg soll die Wiederherstellung eines<br />
Bodenmosaiks dargestellt werden.<br />
Alle bisher aufgeführten Probleme führten bei der 60 m 2 großen Fläche zu umfangreichen<br />
Schäden, teilweise sogar zur totalen Zerstörung beziehungsweise zum Verlust großer<br />
Bereiche. Nach den Freilegungsarbeiten im Oktober 1993 bot sich ein verheerendes Bild.<br />
Nur noch anhand des 1868 angefertigten und ausgeführten Entwurfs von Martin Gottgetreu<br />
(Farbabb. 17, S. 94), 1 der die Grundlage für die Wiederherstellung bildete, der auf historischen<br />
Fotos erkennbaren Details und weniger Pläne der Plankammer konnte das Gesamtbild wiedergewonnen<br />
werden. Die Reste der Umfassungsmauer waren in einem desolaten Zustand<br />
und drohten teilweise einzustürzen, ebenso die Apsismauer samt der Mosaiktragschicht.<br />
Von den Mosaiken der Apsis- und Bankfläche existierten lediglich fragmentarische Reste,<br />
die gebrochen und bis zu 25 cm abgesackt waren. Teile des großen Medaillons, die jedoch<br />
zur Erstellung der Schablone für die Wiederherstellung ausreichten, lagen im umliegenden<br />
Gelände beziehungsweise waren schon vorher geborgen worden. Die große Rechteckfläche<br />
mit der Jahreszahl 1870 wies starke Verzerrungen, Fugenrisse und Absackungen auf und war<br />
an vielen Stellen in Auflösung begriffen (Abbn. 3, 4, Farbabb. 18, S. 95). Von der ursprünglich<br />
60 m 2 großen Fläche waren 35 m 2 des Mosaiks verschwunden.<br />
Als erstes wurde die stark beschädigte Apsis bis auf die zweischaligen Fundamente freigelegt<br />
und mit den geborgenen Ziegeln wieder aufgebaut (Abb. 5). Die Innenschale der<br />
Umfassungsmauer befand sich in einem zum Teil guten Zustand. Anschließend wurden die<br />
noch vorhandenen Mosaikreste der Bankfläche gesichert. Für die nächsten Arbeiten war<br />
eine exakte Vermessung des gesamten Mosaiks erforderlich, um die ursprüngliche Höhe<br />
neu festzustellen. Dabei war die Anlage eines Gefälles von 1,5 % zu berücksichtigen. Um<br />
ein Absenken der erforderlichen Tragschicht zu vermeiden, mußte ein Streifenstützfundament<br />
errichtet werden, das an den Innenwänden der Apsismauer und Bankfläche aus Beton
Abb. 3 Potsdam, Park Babelsberg,<br />
Altan an der Siegessäule. Zerstörte<br />
und zerfallene Mosaikfläche,<br />
Zustand 1988<br />
Abb. 4 Potsdam, Park Babelsberg,<br />
Mittelfläche des Altans an der<br />
Siegessäule mit Jahreszahl.<br />
Zerfallene Mosaikfläche,<br />
Zustand 1993 vor der Aufnahme und<br />
Sicherung<br />
Abb. 5 Potsdam, Park Babelsberg,<br />
Apsis des Altans an der Siegessäule.<br />
Aufmauerung der zerstörten<br />
zweischaligen Apsis,<br />
Aufnahme von 1993<br />
Kunstmosaike im Park Sanssouci und im Park Babelsberg 167
168 Michael Horst Schröder / Heinrich Hamann<br />
Abb. 7 Potsdam, Park Babelsberg, Mittelfläche des<br />
Altans an der Siegessäule. Auslegen der erhaltenen<br />
Originalmosaikfragmente auf die neue Tragschicht,<br />
Aufnahme von 1994<br />
Abb. 6 Potsdam, Park Babelsberg,<br />
Apsis und Bankplätze des Altans an<br />
der Siegessäule, Zustand 1993 nach<br />
der Wiederherstellung der Apsismauer<br />
und dem Einbau der Stütz-<br />
und Streifenfundamente<br />
Abb. 8 Potsdam, Park Babelsberg, Altan an der<br />
Siegessäule. Herstellen der verlorenen Marmor-<br />
Mosaikbänder mittels Schablonen,<br />
Aufnahme von 1994<br />
B 25 / K 2, bewehrt mit Baustahlmatten Q 131 (30 cm breit und 150 cm tief), hinter die<br />
Schalung gegossen wurde. Diese Stützfundamente erhielten durch Streifenfundamente gleicher<br />
Güte (30 cm breit und 60 cm tief) Verbindungen, die quer durch die Altanfläche verlaufen.<br />
Anschließend wurde bis zur Oberkante der Fundamente lagenweise Kies aufgefüllt<br />
und verdichtet (Abb. 6). Den Abschluß bildete statt der ursprünglichen Ziegeltragschicht eine<br />
12 cm starke Betontragschicht in der oben genannten Güte mit Bewehrung. Problematisch<br />
war die Bergung der Mosaikfragmente aus der Fläche mit Jahreszahl. Etwa 8 m 2 lösten sich<br />
auf, da der ursprünglich verwendete Mörtel keine Bindekraft mehr besaß. Die erhaltenen<br />
Teile wurden exakt gekennzeich<strong>net</strong> und aufgenommen. Nach der Fertigstellung der neuen<br />
Tragschicht erfolgte das höhen- und fluchtgerechte Einlegen in ein Kalkmörtelbett an den<br />
ursprünglichen Stellen (Abb. 7). Durch die Zerstörungen waren nur noch 17 m 2 der ur-sprünglichen<br />
Fläche vorhanden. Zur Füllung der Fehlstellen wurden die auseinandergefallenen,<br />
brauchbaren Einzelsteine gesammelt und von Mörtelresten befreit. Im umliegenden
Abb. 9 Potsdam, Park Babelsberg,<br />
Mittelfläche des Altans an der<br />
Siegessäule. Neusetzen der »1« aus<br />
der Jahreszahl 1870 vor Ort mittels<br />
Schablone, Aufnahme von 1994<br />
Abb. 10 Potsdam, Park Babelsberg,<br />
Mittelfläche des Altans an der<br />
Siegessäule. Blick auf die fast<br />
geschlossene Mittelfläche,<br />
Aufnahme von 1994<br />
Abb. 11 Michael Horst Schröder: Entwurf<br />
der Holzschablone für das Medaillon im Mittelfeld<br />
des Altans an der Siegessäule im Park<br />
Babelsberg in Potsdam, 1995<br />
Kunstmosaike im Park Sanssouci und im Park Babelsberg 169<br />
Abb. 12 Potsdam, Park Babelsberg, Mittelfläche<br />
des Altans an der Siegessäule. Einlegen des vorgefertigten<br />
Medaillons, Aufnahme von 1995
170 Michael Horst Schröder / Heinrich Hamann<br />
Gelände fanden sich weitere Fragmente und einzelne Steine an. Da die noch vorhandenen<br />
Materialien nicht ausreichten, war es notwendig, zum Original passende Natursteinmaterialien<br />
zu beschaffen. Nachforschungen über die Herkunftsorte der Steine blieben jedoch<br />
ergebnislos. Das Aufsuchen geeig<strong>net</strong>er, teilweise bereits stillgelegter Steinbrüche bis nach<br />
Schlesien brachte zwar nicht immer den erhofften Erfolg, sicherte aber zumindest das Material,<br />
das als Ersatz brauchbar war. Einige Austauschmaterialien waren auch im Handel erhältlich.<br />
Die im Original verwendeten Größen der Mosaiksteine liegen zwischen 1 bis 3 und 2 bis<br />
4 Zentimetern und sind aufgrund des »freien Verbandes« meist von polygonaler Form. Daher<br />
mußte jeder fehlende Stein in Handarbeit aus dem Rohmaterial auf diese Form geschlagen<br />
werden. Die alten gesäuberten Steine wurden mit den neu geschlagenen (circa 60.000 Stück)<br />
vermischt, um sie je nach Muster in die Fehlstellen einsetzen zu können.<br />
Das Restaurieren an Ort und Stelle erwies sich als undurchführbar, da durch Vandalismus<br />
die neu gesetzten Flächen immer wieder zerstört wurden. Mit der Vorfertigung von einzelnen<br />
Mosaikplatten, Bändern, Fragmenten und Ornamenten in der Werkstatt unter Zuhilfenahme<br />
von Schablonen konnte das Problem gelöst werden. Die zwischen den Fragmentplatten<br />
vorhandenen Löcher wurden anschließend an Ort und Stelle gefüllt (Abbn. 8–12). Nach<br />
dem Schließen der gesamten Mosaikfläche erfolgte eine gründliche Reinigung der Fläche<br />
und der Fugen, um anschließend mit einem Spezialmörtel die Fugen einzuschlämmen. Als<br />
weiterer Arbeitsgang schloß sich das aufwendige Ausbohren der stark verwitterten und zerstörten<br />
Einzelsteine aus den original erhaltenen und wieder verwendeten Mosaikfragmenten<br />
an. Über 1200 Einzelsteine waren durch einen passenden, von der Hand auf das erforderliche<br />
Format zu schlagenden Stein zu ersetzen. Nach dem Ausstemmen und Säubern der Bohrlöcher<br />
wurden die neuen Steine in Mörtel eingesetzt und verfugt. Der durch diese Tätigkeit<br />
entstehende Grauschleier auf der gesamten Oberfläche war nach etwa 6 Wochen zu entfernen,<br />
um das Mosaik in seinem neuen Glanz erstrahlen zu lassen (Farbabb. 19, S. 95).<br />
Von der Gesamtfläche der Kunstmosaike von 1305 m 2 konnten nach sechsjähriger Restaurierung<br />
bis Ende 1996 erst 320 m 2 Mosaikfläche wiederhergestellt werden. Bei dem schlechten<br />
Zustand der restlichen Bodenmosaike ist Eile geboten, um nicht noch größere Verluste hinnehmen<br />
zu müssen.<br />
Anmerkung<br />
1 <strong>SPSG</strong>, Plankammer, Planslg. Nr. 6951. – Die Ausführung der Jahreszahl 1870 geht auf eine<br />
Planänderung zurück.<br />
Abbildungsnachweis: Abbn. 1–12, Farbabb. 16, 18–19: Michael Horst Schröder, Potsdam. – Farbabb. 17:<br />
Potsdam, <strong>SPSG</strong>, Foto Roland Handrick.
WOLFGANG STICH<br />
Die bautechnische Sicherung<br />
des Fliesensaalgewölbes<br />
im Schloß Caputh<br />
Das Hauptgebäude des Schlosses Caputh, einschließlich der beiden angebauten<br />
Pavillons, ist in der heutigen Form auf den grundlegenden Umbau um 1685 durch<br />
Dorothea, die zweite Gemahlin des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg, zurückzuführen.<br />
Die Idee zum Einbau eines Garten- und Grottensaales im Souterrain dürfte in der<br />
Zeit nach 1701, der Erhebung Preußens zum Königreich, entstanden sein. In der Zeit um<br />
1720 erfolgte die Ausstattung mit holländischen Fayencefliesen in den Wand- und Deckenbereichen.<br />
Der Fußboden wurde mit schwedischen Kalksteinplatten belegt.<br />
Gewölbekonstruktion<br />
Die ½-Stein starken Gewölbekappen wurden in Form eines Kreuzgewölbes<br />
mit zwei Jochen und einem mittigen Gurtbogen ausgeführt. Derartige Tragsysteme entstehen<br />
aus der rechtwinkligen Durchdringung gleichhoher Tonnengewölbe. Die außerhalb der<br />
Durchdringungslinie liegenden Teile bilden die Kappen. Die Gurt- und Schildbögen sind in<br />
diesem Falle als Korbbögen geformt worden. Die Kreuzbögen sind dementsprechend ellipsenförmig<br />
(Abb. 1). Die Abweichung von einem kreiszylindrischen Kreuzgewölbe stellt eine<br />
Besonderheit dar und ergibt sich aus den Zwängen, zum einen ein möglichst großes Raumvolumen<br />
erreichen zu wollen, zum anderen jedoch durch die darüber liegende Fußbodenkonstruktion<br />
in der Höhe stark eingeschränkt zu sein. Diese in den Scheitelbereichen flachen<br />
Gewölbe weisen relativ große horizontale Bogenschübe auf, die zumeist ein Ausweichen der<br />
Kämpfer nach sich ziehen.<br />
Bei der Untersuchung des Gewölbes, beginnend im März 1996, wurde festgestellt, daß<br />
zuerst der Gurtbogen ½-Stein stark ausgeführt worden ist. Danach wurden die im Kuffverband<br />
gemauerten Kappen auf den Gurtbogen und die in der Stärke verspringenden Schildwände<br />
gemauert. Zwischen dem Gurtbogen und den Gurtkappen ergibt sich damit eine<br />
durchgehende horizontale Mörtelfuge. Das Ziegelformat beträgt im Mittel 13 × 6,5 × 26 cm.
172 Wolfgang Stich<br />
Abb. 1 Ingenieurbüro Wolfgang Stich: Caputh, Schloß, Kreuzgewölbeteile des Fliesensaales<br />
Die Fliesen sind mit einem bis 4 cm starken Kalkmörtel angesetzt. Die Zwickel an den Kreuzbogenkämpfern<br />
sind bis dreiviertel der Bogenhöhe ausgemauert worden. Auf die Gewölbe<br />
wurde eine Schüttung aus wiederverwendeten Strohlehm-Deckenfüllungen und später<br />
zusätzlich Sand aufgebracht. Die Schütthöhe über den Scheitelpunkten betrug ursprünglich<br />
etwa 30 cm. Je nach Gewölbesenkung, die sich in der Vergangenheit eingestellt hat, wurde<br />
mit Sand bis zu 30 cm nachgeschüttet. Aufgrund der ursprünglichen Schütthöhe ist es<br />
unwahrscheinlich, daß jemals eine freitragende Holzbalkendecke über dem Gewölbe existiert<br />
hat. Ein gebeilter Streichbalken auf der Nordseite könnte ein Hinweis auf eine zuvor<br />
eingebaute Holzbalkendecke sein, die jedoch höchstwahrscheinlich wegen des Gewölbeeinbaus<br />
abgebrochen wurde. Die im Bestand angetroffenen übrigen Balken waren in der Abmessung<br />
von Lagerhölzern, größtenteils gesägt und wurden über die gesamte Länge von der<br />
Gewölbeschüttung getragen. Sie stammten vermutlich aus dem Umbau und der Instandsetzung<br />
um 1908. Auf sie war eine etwa 3 cm starke Dielung mit Parkettplatten genagelt. Die<br />
Kreuzgewölbe erhielten damit Eigenlasten aus den Fliesen mit Ansetzmörtel, dem Gewölbemauerwerk,<br />
der darüber liegenden Schüttung, dem Fußboden und den Verkehrslasten aus<br />
Einrichtungsgegenständen und Menschengedränge, einschließlich deren dynamischer Wirkungen.<br />
Besonders problematisch sind rhythmische Einwirkungen, zum Beispiel durch Tanz.<br />
Wenn die Erregerfrequenz zu nahe an der Eigenfrequenz der Tragkonstruktion liegt, werden<br />
Resonanzerscheinungen erzeugt. In diesem Falle wird eine Konstruktion durch Aufschwingen<br />
besonders hoch belastet.
Die bautechnische Sicherung des Fliesensaalgewölbes im Schloß Caputh 173<br />
Gewölbeschäden<br />
Bereits eine Untersuchung nach Augenschein zeigte, daß sich das Gewölbe<br />
in den Scheitelbereichen stark durchgesenkt, das Mauerwerk Risse beziehungsweise Rißlinien<br />
entwickelt und die Fliesen sich teilweise vom Untergrund gelöst hatten. Die Fliesen<br />
mit dem Ansetzmörtel bildeten in großen Bereichen durch Ablösen bereits separate Gewölbestrukturen,<br />
die sich zwischen den noch festen Bereichen als Widerlager einspannten und<br />
so am Rande der Tragfähigkeit kurz vor dem Absturz standen. Aus späteren Berechnungen<br />
war zu erkennen, daß die Fliesen vor allem in Bereichen abgetrieben wurden, die durch die<br />
Gewölbeverformung zusätzlich Druck erhielten.<br />
Zur genauen Feststellung der Gewölbegeometrie wurde ein feinrasteriges Höhenaufmaß<br />
der Gewölbeunterfläche aufgenommen. Es zeigten sich Durchsenkungen der Scheitelpunkte<br />
am nördlichen Kreuzgewölbe bis zu 17 cm, am Gurtbogen von 8 cm und am südlichen Kreuzgewölbe<br />
bis zu 29 cm (Farbabb. 20, S. 96). Um die eingetretene Situation zu visualisieren und<br />
besser beurteilen zu können, ist das Höhenaufmaß CAD-mäßig weiterverarbeitet worden.<br />
Es wurde ein Höhenschichtlinienplan hergestellt und Schnitte durch die Gewölbe und den<br />
Gurtbogen geführt (Farbabb. 21, S. 97). Dabei stellte sich vor allem im südlichen Gewölbe<br />
bereits ein Durchhang der Kreuzbögen am Scheitel heraus. Das bedeutet, es gab keine durchgängige<br />
Bogenlinie mehr und es hatte sich mit einem Durchmesser von etwa 2 m ein Druckring<br />
um den Scheitelpunkt gebildet, der durch die dagegenlaufenden Kreuzbögen gestützt<br />
wurde. Das Gewölbemauerwerk innerhalb dieses Ringes hängte sich wie eine »scheitrechte«<br />
Platte in diesen Ring ein. Wie groß die Sicherheit gegen den Stabilitätsfall des Durchschlagens<br />
noch war, konnte nicht mehr sicher ermittelt werden.<br />
Mit der Erkenntnis, daß die Kreuzgewölbe stark verformt sind, sich an deren Oberseite<br />
ein mehr oder weniger starkes Rißbild eingestellt haben muß und die Gefahr eines Teileinsturzes<br />
durch Stabilitätsversagen unmittelbar gegeben war, wurde die Notwendigkeit einer<br />
Gewölbesicherung immer klarer.<br />
Um eine wirksame Sicherung durchführen zu können, mußten vor allem die Ursachen<br />
für die Schadensentwicklung geklärt werden.<br />
Als solche sind festzustellen:<br />
1. Lastunabhängige Verformungen entstanden durch die Schwindverkürzung des Gewölbemauerwerks.<br />
Das sogenannte Setzen beginnt bereits unmittelbar nach der Herstellung<br />
und klingt im Verlaufe von etwa 10 Jahren ab.<br />
2. Lastabhängige Verformungen haben sich durch die Überlastung des Tragwerks aus Eigen-<br />
und Verkehrslasten einschließlich auftretender dynamischer Beanspruchungen ergeben in<br />
Form von elastischen Verformungen, Horizontalverschiebungen der Kämpferpunkte als<br />
Folge großer Bogenschübe und damit verbundener Wandbewegungen sowie Kriechen des<br />
Mauerwerkes bei hohen Steinpressungen, insbesondere hoher Kantendrücke.<br />
Die freigelegte Oberseite zeigte für Kreuzgewölbe infolge der Durchsenkung ein typisches<br />
Rißbild und klare Gelenkausbildungen. Bei den Kreuzbögen hatte sich jeweils ein Dreigelenkbogenmechanismus<br />
eingestellt. Das heißt, unmittelbar oberhalb der Kämpfer bildeten sich
174 Wolfgang Stich<br />
Rotationspunkte, auf die die Gurt- und Schildbogenabrisse sowie weitere etwa in Kappenmitte<br />
liegende Risse zuliefen. An den Kreuzbogenscheiteln haben sich im Zuge der Gelenkausbildung<br />
die Druckzonen nach oben umgelagert und an der Unterseite Risse gebildet. Auch die<br />
Kappen, vor allem des südlichen Jochs, zeigten ein typisches Dreigelenksystem. Zum einen<br />
waren die Kappen durch oben parallele und unten zum Rotationspunkt laufende Durchrisse<br />
in einzelne Segmente geteilt, zum anderen hatten sich durch Höherlegung der Bogenlinien<br />
im Scheitel unten Risse eingestellt. Zum Teil waren durch die stark aufgerissenen Scheitelquerschnitte<br />
die Kantenpressungen so groß, daß sich eine Plastizierung der Druckzone<br />
bereits durch ein Abscherbeln der Ziegel bemerkbar machte. Durch das Zerreißen in kleinere<br />
Strukturteile nahm die Steifigkeit des Gesamtsystems und seine statische Unbestimmtheit<br />
in erheblichem Umfang ab, wodurch die Zwängungsspannungen abgebaut wurden. Dieser<br />
Vorgang kann sich solange fortsetzen bis an einer Gelenklinie ein Bruch eintritt und ein Teileinsturz<br />
durch Stabilitätsversagen die Folge ist. Eine Verstärkungskonstruktion hat somit die<br />
Aufgabe, im elastischen Zusammenwirken mit dem ursprünglichen Tragwerk die Steifigkeits-<br />
und Stabilitätsverhältnisse so zu verbessern, daß wieder eine ausreichende Standsicherheit<br />
erreicht wird.<br />
Planung<br />
Ein Grundsatz bei der Gewölbesicherung sollte immer das Mitwirken des<br />
ursprünglichen Systems beim Lastabtrag sein. Das heißt, die zusätzliche Sicherungskonstruktion<br />
sollte im elastischen Zusammenwirken mit dem Gewölbemauerwerk vor allem dem<br />
Stabilitätsversagen entgegenwirken.<br />
Für eine Verstärkung dieser Gewölbe kamen in der Hauptsache drei Varianten in Frage:<br />
1. Angedübelte Stahlbetonrippen über den Kreuz- und Gurtbögen.<br />
2. Angedübelte stählerne Breitflanschträger über den Kreuz- und Gurtbögen.<br />
3. Eine Überdeckelung mit einer etwa 8 cm dicken, angedübelten Stahlbetonschale.<br />
Die Überdeckelung wirkt als eine sehr starre Konstruktion. Eine gemeinsame Tragwirkung<br />
mit dem Gewölbemauerwerk dürfte sich nur untergeord<strong>net</strong> einstellen. Durch die relativ<br />
dichte Betonschale sind bauphysikalische Probleme infolge Tauwasserbildung und ihre Wirkungen<br />
auf den Kalkmörtel der Fliesen nicht auszuschließen.<br />
Die Andübelung von gebogenen Stahlträgern vor allem in den gekehlten Kreuzbogenbereichen<br />
und ihre Zusammenführung in den Kämpferbereichen des Gurtbogens stellt besondere<br />
Anforderungen an die Vorfertigung der Trägergeometrie. Der erschütterungsfreie Einbau<br />
der relativ großformatigen Teile bringt in jedem Fall größere Probleme mit sich. Letztendlich<br />
sind Mauerwerk und Profilstahl im Zusammenwirken relativ »fremde« Materialien.<br />
Erhebliche Vorteile gegenüber den vorgenannten Varianten besitzen Verstärkungsrippen<br />
aus Stahlbeton. Sie sind geometrisch beliebig anpaßbar. Die Verbundanker können ohne<br />
Behinderung gesetzt werden. Die Rippen sind weitgehend ohne Erschütterung einbaubar.<br />
Das Zusammenwirken der alten Gewölbe mit den neuen Verstärkungsrippen erfolgt in elastischer,<br />
gemeinsamer Tragwirkung. Aufgrund der geringen Rippenbreiten sind keine bauphy-
Die bautechnische Sicherung des Fliesensaalgewölbes im Schloß Caputh 175<br />
sikalischen Probleme zu erwarten. Beton und Mauerwerk liegen materialmäßig relativ dicht<br />
beieinander.<br />
Um die Gewölbewirkung des Bestandes ausreichend zu erkunden, wurden im Rahmen<br />
einer Diplomarbeit an der Fachhochschule Potsdam elektronische Berechnungen und vergleichende<br />
Untersuchungen an einem Kettenmodell angestellt. 1 Es konnten zwischen Rechnung<br />
und Modell übereinstimmende Ergebnisse festgestellt werden.<br />
Nach gründlicher Untersuchung des Gewölbesystems stellte, sowohl vom statisch-konstruktiven<br />
als auch technologischen Aspekt her, eine Verstärkung der Kreuzbögen und des<br />
Gurtbogens mit angedübelten Stahlbetonrippen die günstigste Lösung dar. Zusätzlich wurden<br />
konstruktiv über die Scheitel der Gurtbogenkappen noch kleine Rippen gelegt, die ein<br />
eventuelles Durchschlagen vor allem der südlichen, bereits sehr flachen Kappe verhindern<br />
sollten.<br />
Um die Auswirkungen der Sicherungskonstruktion auf das Erscheinungsbild des Gewölbebestandes<br />
frühzeitig erkennen und beurteilen zu können, wurde eine räumliche Visualisierung<br />
mit einem Computer vorgenommen (Farbabb. 22, S. 97). Diese räumliche Darstellung<br />
war hilfreich einerseits bei der Entscheidungsfindung und andererseits bei der weiteren<br />
Bearbeitung der Planungsunterlagen.<br />
Zur Konzeption gehören folgende grundsätzliche Maßnahmen:<br />
1. Sicherung der Fliesen durch Restauratoren.<br />
2. Sicherung der Gewölbe durch eine Abfangrüstung.<br />
3. Abnahme der Festsaaldielung.<br />
4. Entfernen der Sand- und der ursprünglichen Strohlehmschüttung.<br />
5. Instandsetzung des Kappenmauerwerkes von oben.<br />
6. Herstellen der Stahlbetonrippen in folgenden Arbeitsschritten: Ausbruch der Kämpferbereiche.<br />
Setzen von Injektionsankern. Aufbringen einer mineralischen Dichtungsschlämme<br />
auf die Gewölbeflächen, die durch die Betonrippen überbaut werden, um ein<br />
Eindringen des Betonanmachwassers in das Mauerwerk und ein Aufweichen des Fliesenansetzmörtels<br />
zu verhindern. Bewehren der Betonrippen. Einschalen mit Abdichtung<br />
gegen Auslaufen von Anmachwasser. Betonieren der Rippen mit einem Beton, der folgende<br />
Eigenschaften aufweist: Betonfestigkeitsklasse ≥ B25, Konsistenz KR bis KP, langsam<br />
erhärtender Zement mit geringer Abbindewärme, geringe Schwind- und Kriechneigung.<br />
Sorgfältige Nachbehandlung.<br />
7. Einbau von Zugankern über dem Gewölbe jeweils von Wand zu Wand um weitere Kämpferbewegungen<br />
auszuschließen.<br />
8. Nach Einbau der Rippen Festigung der Fliesen im Randbereich der Gewölbe durch die<br />
Restauratoren.<br />
9. Nach der Erhärtung des Betons Freisetzen der Gewölbe durch Abbau der Abfangrüstung.<br />
10. Festigung und Ergänzung der Fliesen in restlichen Bereichen durch die Restauratoren.<br />
11. Einbau einer Schüttung auf dem Gewölbe aus einem Blähton-Lehm-Gemisch.
176 Wolfgang Stich<br />
Abb. 2 Ingenieurbüro Wolfgang Stich: Caputh, Schloß, Darstellung des Statischen Systems des Fliesensaalgewölbes<br />
auf der Grundlage des Höhenaufmaßes, 1996<br />
12. Herstellen einer freitragenden Holzbalkendecke über dem Gewölbe mit einer kreuzweisen<br />
Flachstahlverspannung und Druckhölzern zur besseren Lastquerverteilung und Verbesserung<br />
des Schwingverhaltens sowie eines Einschubes mit Blähtonschüttung.<br />
Die Denkmalpflegekommission stimmte am 30. April 1996 diesem Konzept zu.<br />
Ein gemauertes Kreuzgewölbe ist ein Schalentragwerk, das seine Lasten hauptsächlich über<br />
Druck abträgt. Vereinfacht wurde das statische System als räumliches Stabwerk auf der<br />
Grundlage des Höhenaufmaßes generiert (Abb. 2). Ausgehend von der Rißbildung sind die<br />
Kappen in Bogenstreifen geteilt und als Dreigelenkbögen auf die Kreuzbögen gelagert worden.<br />
Die Verstärkungsrippen wurden als separate Bögen über das System gesetzt und durch<br />
Injektionsanker simulierende Stäbe mit den Kreuzbögen verbunden. An den Kämpfern der<br />
Kreuzbögen und Verstärkungsrippen wurden unverschiebbare Lager angeord<strong>net</strong>. Um das<br />
System nachweisbar zu gestalten, mußten aufgrund der flachen Kreuzbögen weitere Abstützungen<br />
im Bereich der Zwickelausmauerungen berücksichtigt werden.<br />
Als Belastung treten nach Entlastung vom Festsaalfußboden die Eigenlasten aus Fliesen,<br />
Gewölbemauerwerk und Schüttung sowie das Schwinden und Kriechen der Verstärkungsrippen<br />
aus Stahlbeton auf.
Die bautechnische Sicherung des Fliesensaalgewölbes im Schloß Caputh 177<br />
Die Berechnungen zeigten, daß das Gewölbemauerwerk durch die Verstärkungsrippen<br />
ausreichend entlastet wird. Eine Prüfung der Ziegel- und Mörteldruckfestigkeiten im Bestand<br />
ergab für das Gewölbe Werte, die einer Steinfestigkeitsklasse 12 und einer Mörtelgruppe<br />
IIa entsprechen. In den Verstärkungsrippen der Kreuzbögen sind maximale Druckkräfte von<br />
rund 70 kN und des Gurtbogens von 40 kN errech<strong>net</strong> worden. Die zugehörige Beanspruchung<br />
der Injektionsanker beträgt 7,5 kN/m beziehungsweise 8,3 kN/m. Im Vorfeld durchgeführte<br />
Auszugversuche an Injektionsankern im Bereich der Schildwände ergaben eine<br />
Ankerbruchlast im Mittel von F m = 4,2 kN. Im Gurtbogenkämpfer waren die Werte erheblich<br />
besser und die Auszugsversuche wurden bei etwa 12 kN abgebrochen. Als zulässige Höchstlast<br />
sind den Berechnungen 0,58 kN pro Anker zugrunde gelegt worden.<br />
Baudurchführung<br />
Die Baudurchführung der Gewölbesicherung erfolgte entsprechend der<br />
ausgearbeiteten Konzeption:<br />
1. Die Restauratoren nahmen einen Teil sehr lockerer Fliesen ab und sicherten die restlichen<br />
durch ein Vlies bis zur endgültigen Sanierung.<br />
2. Unter das Gewölbe wurde eine hölzerne, tischartige Rüstung gebaut und der Zwischenraum<br />
mit Sandsäcken kraftschlüssig ausgestopft. Dadurch ist die Gefahr eines Stabilitätsversagens<br />
bei Entlastung von der Schüttung und durch Baustellenbeanspruchungen ausgeschlossen<br />
worden (Farbabb. 23, S. 97).<br />
3. Die Dielung wurde oberhalb der Gewölbe im Festsaal abgenommen, die Schüttung bis<br />
auf das Kappenmauerwerk entfernt und die Flächen abgesaugt.<br />
4. Aus den Rissen wurden alle losen Teile entfernt, die Mauerziegel vorsichtig angenäßt, die<br />
größeren Risse mit einem hydraulischen Kalkmörtel und die kleineren mit Injektionsgut<br />
auf Zement- und Kalkhydratbasis gefüllt (Farbabb. 24, S. 97).<br />
5. Die Auflageraussparungen der Verstärkungsrippen wurden mit elektrischen Bohrhämmern<br />
vorsichtig in die Wände oberhalb des Kappenmauerwerks eingearbeitet.<br />
6. Die Bohrungen für die Injektionsanker zur Verbindung der Stahlbetonrippen mit dem<br />
Kappen- und Gurtbogenmauerwerk sind mit Rücksicht auf die Fliesenhaftung ohne Schlag<br />
eingebracht worden. Das Bohrmehl wurde aus den Löchern gesaugt, der Injektionsmörtel<br />
und die Gewindestangen M8-A4 nach Einbauvorschrift eingebaut. Insgesamt sind 384<br />
Stück Anker in die Kreuzbögen, 80 Stück in die Gurtbögen und 40 Stück in die Gurtkappen<br />
gesetzt worden.<br />
7. Nach dem Reinigen der Kappenoberflächen in den Rippenbereichen von allen losen Teilchen<br />
wurden diese Flächenteile leicht vorgenäßt, die mineralische Dichtschlämme aufgespachtelt<br />
und gebürstet.<br />
8. Die Stahlbetonrippen sind mit 410 kg geripptem Betonstahl BSt 500 S in Form von Bügeln<br />
und Längsstählen bewehrt und die Injektionsanker in diese Körbe eingebunden worden<br />
(Farbabb. 25, S. 98).
178 Wolfgang Stich<br />
9. Das Einschalen der Verstärkungsrippen erfolgte mit Holzfaserplatten, welche entsprechend<br />
der Gewölbeform geschnitten, in der Höhenlage zur späteren Decke genau<br />
kontrolliert sowie durch Spreizen und Schalungsanker auf Abstand gehalten wurden<br />
(Farbabb. 26, S. 98).<br />
10. Gegen Auslaufen und unkontrollierte Versickerung von Betonanmachwasser wurde die<br />
Schalung mit Bauschaum abgedichtet.<br />
11. Das Betonieren der Stahlbetonrippen erfolgte mit einem eignungsgeprüften Beton der<br />
Zusammensetzung je Kubikmeter trockener Stoffe: Zement CEM III / B 32,5 NWHS<br />
– 250 kg, Wasser – 145 kg, Zuschlagstoffe des Sieblinienbereiches AB 32 – 1931 kg,<br />
Zusatzstoff EFA – 60 kg, Zusatzmittel BV, FM und den Kennwerten: Betonfestigkeitsklasse<br />
– B 35, Wasserzementwert – 0,53, Konsistenz – KR. Der Beton zeigte eine gute Verarbeitbarkeit,<br />
wobei selbst in den stark geneigten Bereichen der Kämpfer ohne die vorgesehene<br />
Gegenschalung gearbeitet werden konnte. In die Rippen sind rund 5 m 3 Beton<br />
eingebaut worden (Farbabb. 27, S. 99).<br />
12. Die Nachbehandlung des Betons wurde durch feuchte Jutestoffbahnen über einen Zeitraum<br />
von etwa 7 Tagen durchgeführt.<br />
13. Die Wände mit Gewölbekämpfern wurden kreuzweise durch Zugstangen mit Durchmesser<br />
24 mm über den Kappenscheiteln verspannt. Dazu sind die Mauern durchbohrt und<br />
die Maueranker mit ½-Stein Vormauerung verblendet worden.<br />
14. Nach etwa 5 Wochen Abbindezeit wurden durch Entfernen der Sandsäcke und Abbau<br />
der Abfangrüstung die Gewölbe freigesetzt.<br />
15. Nach der Gewölbefreisetzung erfolgte die Befestigung und Restaurierung der restlichen<br />
Fliesen am Gewölbe sowie des Fußbodens aus den originalen schwedischen Kalksteinplatten.<br />
16. Auf dem Gewölbe wurde eine vor Ort hergestellte Blähton-Lehm-Mischung bis etwa<br />
10 cm über Kappenscheitel eingebracht.<br />
17. Als oberer Abschluß wurde eine freitragende in Querrichtung flachstahlverspannte Holzbalkendecke<br />
über den Gewölben eingebaut. Diese schwingt bei Anregung deutlich<br />
höherfrequenter bei kleinerer Amplitude als eine einfache unverspannte Balkendecke<br />
und zeigt damit ein wesentlich günstigeres Schwingverhalten.<br />
Zusammenfassung<br />
Der Ablauf der Sanierung und das statisch-konstruktive Verhalten des<br />
instandgesetzten Gewölbes bestätigen das Konzept, wonach der ursprünglichen Konstruktion<br />
weitgehend ihre Funktion zu erhalten ist. Ein Gewölbe, dessen Lastabtrag auf Druck<br />
ohne planmäßigen Zug erfolgt, sollte nie lastfrei gemacht und die notwendige Standsicherheit<br />
nur im erforderlichen Umfang durch ein elastisches Zusammenwirken mit verstärkenden<br />
Bauteilen gesichert werden. Im Dezember 1996 wurden derartige Bauteile in Form von<br />
Stahlbetonrippen im beschriebenen Kreuzgewölbe eingebaut. Nach dessen bautechnischer
Die bautechnische Sicherung des Fliesensaalgewölbes im Schloß Caputh 179<br />
Sicherung sowie der anschließenden Restaurierung von Fliesen und Fußboden konnte der<br />
Fliesensaal am 26. September <strong>1998</strong> erstmals der allgemeinen Öffentlichkeit als museale Stätte<br />
zugänglich gemacht werden (Farbabb. 28, S. 99).<br />
Anmerkung<br />
1 Thomas Karrei: Untersuchung und Sanierung des stark geschädigten Kreuzgewölbes im Fliesensaal<br />
des Schlosses Caputh, Diplomarbeit Fachhochschule Potsdam 1996.<br />
Abbildungsnachweis: Abbn. 1–2, Farbabbn. 20–28: Potsdam, Ingenieurbüro Wolfgang Stich.
ANNA SCHÖNEMANN<br />
CHRISTIAN-HERBERT FISCHER<br />
JOHANN-GEORG RABE<br />
Naturwissenschaftliche<br />
Analysenmethoden zur<br />
Untersuchung farbiger Seiden<br />
Im Zuge der Restaurierung des Chinesischen Hauses im Park Sanssouci<br />
wurden originale Seidenreste mit unterschiedlicher farblicher Behandlung gefunden.<br />
Seidengewebe wie auch andere Textilien erhielten ihre Farbigkeit durch technologisch<br />
verschiedene Verfahren wie Färben, Bemalen und Bedrucken. Um die Farbmaterialien der<br />
verschiedenen Techniken zu identifizieren, ist es notwendig, eine Kombination von Analysenmethoden<br />
einzusetzen, da Pigmente, Farbstoffe und Beizen sich in ihrem chemischen<br />
Aufbau stark unterscheiden können. Außerdem ist von Interesse, mit welchen historischen<br />
Verfahren die Seide behandelt wurde, um deren Eigenschaften, wie Glanz und Gewicht, zu<br />
verändern. Zu diesen Bearbeitungen gehören beispielsweise das Entbasten und das Beschweren<br />
der Seide.<br />
An Fundstücken der vermutlich originalen Wandbespannung aus dem 18. Jahrhundert<br />
des Chinesischen Hauses wird der Analyseweg für diese Fragestellungen aufgezeigt. Die Textilfunde<br />
stammen aus einem der drei Kabi<strong>net</strong>te des Chinesischen Hauses, dem Nordostkabi<strong>net</strong>t,<br />
und wurden unter Türleisten gefunden. 1 Daher liegen die Seidenfragmente in Form<br />
langer Streifen vor. Das Probematerial wurde ausgewählt, weil es sich um ein gefärbtes Seidengewebe<br />
handelt, das zusätzlich bemalt ist. Um die Art der Faser an Kleinstproben zu identifizieren,<br />
wird als Untersuchungsmethode Rasterelektronenmikroskopie vorgestellt. Neben<br />
der Identifizierung der Faser erlaubt diese Untersuchungsmethode, auch deren Erhaltungszustand<br />
zu beschreiben und Aussagen zu möglichen Schäden der Faser zu treffen. Anhand<br />
der Beschaffenheit der Faser, die mit dieser Methode sehr gut erfaßt werden kann, lassen<br />
sich genaue Rückschlüsse hinsichtlich der Vorbehandlung des Textils ziehen. Diese rasterelektronenmikroskopisch<br />
erhaltenen Ergebnisse wurden durch nichtmikroskopische analytische<br />
Aussagen verifiziert. 2 Zur Untersuchung der Bemalung ging die Lichtmikroskopie den<br />
weiteren Analysenverfahren voraus, um zuerst die grundsätzlichen Charakteristika im Aufbau<br />
und speziell der Schichtenfolge zu erfassen. Darauf aufbauend erfolgte eine Pigment- und<br />
Bindemitteluntersuchung und die Bestimmung der Behandlungsverfahren der Faser beziehungsweise<br />
des Gewebes. 3 Außerdem wurden die Farbstoffe identifiziert. 4
182 Anna Schönemann / Christian-Herbert Fischer / Johann-Georg Rabe<br />
Rasterelektronenmikroskopische<br />
Untersuchung der Faser<br />
Zur Identifizierung der Faser und zur Beschreibung ihres Erhaltungszustandes<br />
wurden Faserproben rasterelektronenmikroskopisch analysiert. Die rasterelektronenmikroskopische<br />
Untersuchung hat gegenüber der Lichtmikroskopie entscheidende Vorteile hinsichtlich<br />
der Schärfentiefe und des Auflösungsvermögens. 5 Im Rasterelektronenmikroskop<br />
(REM) können Objekte mit strukturierter Oberfläche sehr deutlich dargestellt und topographische<br />
Merkmale erfaßt werden. Entsprechende lichtmikroskopische Untersuchungen,<br />
die im Durchlicht durchgeführt werden, zeigen die Oberflächenbeschaffenheit oft nur sehr<br />
schwach, während im REM Oberflächentexturen charakteristisch abgebildet werden. Um<br />
die Oberflächentextur zu erfassen, wurde die Längsansicht isolierter Fasern präpariert. Die<br />
zusätzliche Auswertung des Querschnitts der Faser diente der Bestimmung der Querschnittsform<br />
und der Querschnittsfläche als weitere morphologische Merkmale. 6 Da zwischen Merkmalen<br />
der Oberfläche und des Querschnittes ein Zusammenhang besteht, wurden zur Auswertung<br />
beide Formen herangezogen.<br />
Faseroberfläche<br />
Die Analyse der Faseroberfläche dient der Identifizierung der Faser und möglicher Nachbehandlungsverfahren.<br />
Zur Probenvorbereitung für die Analyse wurde die isolierte Faser nach den üblichen Verfahren<br />
auf einen Träger aufgebracht und besputtert. Dadurch erhält die Probe eine leitfähige<br />
dünne Schicht. In diesem Fall hat sich eine Beschichtung mit Kohlenstoff bewährt, da die<br />
Feinstruktur der Proben bei dieser Präparation gut sichtbar bleibt.<br />
Als Ergebnis wurde festgestellt, daß die Oberfläche der Faser ein glattes Erscheinungsbild<br />
mit wenigen Spalten in Längsrichtung besitzt (Abb. 1). Sie ist teilweise aufgerissen. Bei<br />
stärkerer Ausprägung würde man diese Art der Oberflächenbeschaffenheit als strukturiert<br />
aufgerissen bezeichnen. Diese Merkmale sind für Seide bekannt, die stark entbastet wurde. 7<br />
Reste von Seidenleim sind an der Oberfläche noch sichtbar. Jedoch kann die Faser erst eindeutig<br />
durch den Faserquerschnitt bestimmt werden.<br />
Faserquerschnitt<br />
Aus dem Querschnitt können ebenfalls Merkmale zur Identifizierung abgelesen werden, die<br />
an Mikrotomschnitten, das heißt sehr dünnen Schnitten bis 1µm herab, bestimmt werden.<br />
Um geeig<strong>net</strong>e Mikrotomschnitte zu erhalten, war eine aufwendigere Präparation notwendig.<br />
Das Verfahren wurde für die Tapetenfragmente des Chinesischen Hauses speziell modifiziert,<br />
damit auch geringe Probemengen auf diese Weise untersucht werden können. Zur Herstellung<br />
der Schnitte wurden die Fasern in gestrecktem Zustand in ein Medium eingegossen<br />
und mit einem Rotationsmikrotom in dünne Scheiben geschnitten. Für diese Textilproben<br />
erwies sich eine Schichtdicke von 7 bis 10 µm als sehr geeig<strong>net</strong>. Zu diesem Zweck wurde<br />
eine Mikrovorrichtung angefertigt, in der Fasern mit einer Länge ab 3mm unter Spannung
Naturwissenschaftliche Analysenmethoden zur Untersuchung farbiger Seiden 183<br />
Abb. 1 Längsbild einer Seidenfaser der originalen Wandbespannung<br />
des Chinesischen Hauses im Park Sanssouci,<br />
REM-Aufnahme von 1996<br />
fixiert werden können. Dieser gestreckte Zustand ist notwendig, um bei der Ansicht im REM<br />
deutliche Querschnittsbilder zu erhalten. Die Faser wurde zusammen mit der Mikroeinrichtung<br />
in eine Form eingegossen. Die Form wurde so konstruiert, daß eine günstige Schnittfläche<br />
für das Mikrotom entstand. Günstig heißt, daß die Fläche möglichst klein gewählt<br />
wurde und eine Form hat, an die das rotierende Messer gut angreifen kann. Wichtig ist,<br />
daß die Härte der Probe, das Einbettmaterial und die zu schneidende Gießform aufeinander<br />
abgestimmt sind, um akkurate Mikrotomschnitte zu erhalten. Die Schnitte müssen zur Auswertung<br />
eine glatte Oberfläche ohne Unebenheiten oder Risse besitzen und eine einheitliche<br />
Schichtdicke aufweisen. Die Mikrotomschnitte wurden zur REM-Untersuchung auf einen<br />
Träger aufgebracht und wie die Längsfasern mit Kohlenstoff beschichtet.<br />
Abbildungen 2 und 3 zeigen die Fasern mit einer vollen Querschnittsfläche im Gegensatz<br />
zu Hohlfasern. Die Faserbreite liegt zwischen 9 und 20 µm. Die ovale Form ist typisch für<br />
Seide, wobei zwei Seidenarten unterschieden werden können, die Maulbeerseide und die<br />
»Wilde Seide«, deren wichtigster Vertreter Tussahseide ist. Bei Maulbeerseide findet man<br />
ovale bis runde Querschnitte, wie auf den Abbildungen 2 und 3. Tussahseide hat dagegen<br />
bandförmige, längliche Querschnitte. Das beweist die Verwendung von Maulbeerseide im<br />
Chinesischen Haus. Weiterhin ist zu sehen, daß die Fasern fast isoliert vorliegen und nur<br />
noch eine ganz geringe Verbindung untereinander haben. Die ursprüngliche paarweise<br />
Anordnung ist noch erkennbar, obwohl die Fasern bereits getrennt vorliegen (Abb. 2). Bei der<br />
Bildung der Rohseidenfaser entsteht ein Doppelfaden aus Fibroin, der mit Seidenleim, dem<br />
Sericin, verklebt ist. Beide Substanzen sind Proteine. Aus dem Fehlen dieser Verklebung kann<br />
geschlußfolgert werden, daß die Seide fast vollständig entbastet wurde. Deutliche Hinweise<br />
für diese Bearbeitung lieferte bereits das Längsbild. Bei dieser Bearbeitung wird der Seidenleim<br />
im alkalischen Milieu entfernt, um das Gewebe zu veredeln. Es wird dann geschmeidiger<br />
und glänzender und gewinnt an Elastizität. 8
184 Anna Schönemann / Christian-Herbert Fischer / Johann-Georg Rabe<br />
Abb. 2 Querschnitt einer Seidenfaser der originalen Wandbespannung<br />
des Chinesischen Hauses im Park Sanssouci, Mikrotomschnitt<br />
der gestreckten Faser, REM-Aufnahme von 1996<br />
Abb. 3 Querschnitt einer Seidenfaser der originalen Wandbespannung<br />
des Chinesischen Hauses im Park Sanssouci,<br />
Mikrotomschnitt der gestreckten Faser, REM-Aufnahme<br />
von 1996<br />
Das textile Material wurde anhand von Faserquerschnitt und Längsbild als Maulbeerseide<br />
identifiziert. Zur Veredelung wurde die Seide entbastet, wobei die Entfernung des Seidenleims<br />
fast vollständig erfolgte. Diese Behandlung wurde ebenfalls in beiden REM-Darstellungen<br />
festgestellt. Die Faser liefert keine Hinweise auf schädigende Einflüsse und ist nicht<br />
deformiert.
Naturwissenschaftliche Analysenmethoden zur Untersuchung farbiger Seiden 185<br />
Lichtmikroskopische Untersuchung<br />
der Bemalung<br />
Bereits mit dem Auge sichtbar ist, daß die Seide ihre Farbigkeit durch Färben<br />
und Bemalen erhielt. Das Grundgewebe ist dabei leicht gelblich eingefärbt, während die<br />
farbige florale Ornamentik in Farbschichten auf das Gewebe aufgetragen wurde. Zur Verdeutlichung<br />
der Schichtenabfolge wurden Anschliffe von der Bemalung mit dem textilen Träger<br />
angefertigt (Farbabbn. 29, 30, S. 100). Dieses Verfahren gehört zu Präparationsmethoden der<br />
mikroskopischen Untersuchung des Aufbaus von Gemälden und Farbfassungen und wird in<br />
der Metallographie zur Gefügeuntersuchung angewendet. Ziel dieser Technik ist es, meist<br />
direkt unter dem Mikroskop entnommene Probepartikel in eine handhabbare Form zur<br />
mikroskopischen Untersuchung zu überführen. Dazu werden die Proben in Kunstharz eingebettet<br />
und so angeschliffen, daß der Querschnitt der Probe sichtbar wird. Am Anschliff<br />
der bemalten Seidenproben läßt sich erkennen, daß der Farbauftrag zweischichtig erfolgte<br />
und aus einer weißen Grundierung und einer darüberliegenden Malschicht aufgebaut ist<br />
(Farbabb. 29, S. 100). Die Nuancen innerhalb einer Farbe, wie sie in Bereichen der Blüten<br />
auftreten, wurden durch verschieden starkes Ausmischen mit Weißpigmenten erreicht. Auch<br />
wurden die Farbschichten unterschiedlich dick angelegt und auf die weiße Grundierung<br />
gebracht, wodurch allmähliche Farbtonübergänge erzielt wurden, beispielsweise von Rot<br />
nach Rosa. Innerhalb eines Farbtons treten in der Schicht keine Unterschiede in der qualitativen<br />
Zusammensetzung auf. In dunkleren Partien wie den dunkelgrünen Blättern wurde auf<br />
die weiße Grundierung sogar ganz verzichtet (Farbabb. 30, S. 100).<br />
Pigmentanalyse<br />
Zur Identifizierung der Pigmente und Füllstoffe der Bemalung wurden als<br />
instrumentelle Analysenverfahren Laserstrahlmikroanalyse (OES) und Röntgenpulverdiffraktometrie<br />
(XRD) angewendet. Mit Hilfe der Laserstrahlmikroanalyse, einer speziellen Art der<br />
optischen Emissionsspektrometrie, läßt sich die Elementzusammensetzung von Kleinstproben<br />
bestimmen. Als ergänzende Methode diente die Röntgenpulverdiffraktometrie, die die<br />
Identifizierung kristalliner Verbindungen erlaubt.<br />
Die Bemalung ist zum Teil mit einer mit Bleiweiß ausgeführten Grundierung unterlegt. In<br />
den Malschichten wurden Ausmischungen mit Bleiweiß gefunden, die mit Pigmenten wie<br />
Malachit und Farbstoffen in unterschiedlichen Anteilen hergestellt wurden.<br />
Außerdem konnte mit Hilfe der Elementanalyse festgestellt werden, daß die Seide nicht<br />
mit Zinn beschwert wurde. Weiterhin werden mit der Methode charakteristische Metallionen<br />
bestimmt, die zusammen mit Farbstoffen zum Beizen eingesetzt werden. Dieses Ergebnis<br />
wurde verifiziert durch die Ergebnisse der Farbstoffanalyse, in der Cochenille als Beizenfarbstoff<br />
identifiziert wurde. Wie in diesem Fall können kombinierte Analysenverfahren Ergebnisse<br />
gegenseitig belegen.
186 Anna Schönemann / Christian-Herbert Fischer / Johann-Georg Rabe<br />
Abb. 4 UV/vis-Spektrum des gelben Farbstoffes Berberin mit Referenzspektrum,<br />
unbemaltes Grundgewebe der originalen Wandbespannung des Chinesischen<br />
Hauses im Park Sanssouci, 1996<br />
Abb. 5 UV/vis-Spektrum des blauen Farbstoffes Indigo mit Referenzspektrum,<br />
mit einer grünblauen Blüte bemaltes Gewebe der originalen Wandbespannung<br />
des Chinesischen Hauses im Park Sanssouci, 1996
Naturwissenschaftliche Analysenmethoden zur Untersuchung farbiger Seiden 187<br />
Farbstoffanalyse<br />
Farbstoffe wurden bei dieser Wandbespannung sowohl im Gewebe als auch<br />
in Teilen der Bemalung analysiert. Bei der Bemalung wurden die Farbstoffe wie Pigmente<br />
eingesetzt, mit diesen gemischt und zusammen mit Bindemitteln als Farbe verwendet.<br />
Zur Identifizierung der Farbstoffe wurde als Methode die Hochleistungsflüssigkeitschromatographie<br />
(HPLC) mit Diodenarraydetektion eingesetzt. Dieses Analysenverfahren wurde<br />
direkt gekoppelt mit UV/vis-Spektroskopie. Dadurch erhält man bei jeder Messung chromatographische<br />
und spektroskopische Daten. Durch diese zwei unabhängig voneinander arbeitenden<br />
Analysenverfahren werden die Ergebnisse jeweils bestätigt. Zu dieser Untersuchung<br />
wird eine Präparation der Proben durch gezielte Extraktion durchgeführt.<br />
Bei der Farbstoffanalyse des Gewebes wurde Berberin, ein gelber Farbstoff, festgestellt,<br />
der den gelblichen Grundton des Gewebes verursacht. Er gehört in die Gruppe der basischen<br />
Pflanzenfarbstoffe. Berberin färbt direkt und kann ohne Beizstoffe angewandt werden. Das<br />
entsprechende UV/vis-Spektrum von Probe und Berberin aus der Referenzdatenbank zeigt<br />
Abbildung 4. In der Malerei wurden Farbstoffe in verschiedenen Farbpartien gefunden. Bei<br />
roten und rosafarbenen Blüten wurde Cochenille nachgewiesen, das ebenfalls ohne Beizstoffe<br />
verwendet wurde. In Proben von grünen und blauen Partien bei Blättern und Blüten<br />
wurde Indigo identifiziert (Abb. 5).<br />
Resümee<br />
Der Artikel erläutert die Kombination analytischer Methoden für die Untersuchung<br />
farbiger Textilien. Ein Schwerpunkt dieser Arbeit war die rasterelektronenmikroskopische<br />
Untersuchung der Faser an Längsbild und Querschnitt. Dafür wurde eine Präparationsmethode<br />
für Mikrotomschnitte sehr kleiner textiler Proben entwickelt. Am Beispiel<br />
einer Wandbespannung des Chinesischen Hauses im Park Sanssouci wurde gezeigt, welche<br />
Farbmaterialien für das bemalte und gefärbte Textil verwendet wurden. Die historischen Behandlungsverfahren<br />
wurden identifiziert und der Erhaltungszustand der Faser beschrieben.<br />
Bei der Untersuchung wurde festgestellt, daß für die Bemalung als Pigmente Bleiweiß<br />
und Malachit und als Farbstoffe Indigo und Cochenille zur Anwendung kamen. Pigmente<br />
und Farbstoffe wurden in Mischungen eingesetzt. Die Bemalung wurde an hellen Farbpartien<br />
zusätzlich weiß grundiert. Die Seide wurde entbastet, aber nicht mit Zinnverbindungen<br />
beschwert. Als Farbstoff für das Einfärben des Gewebes wurde Berberin festgestellt, das aus<br />
der heimischen Berberitze gewonnen wurde.<br />
Die Autoren danken Prof. Dr. Josef Riederer und Dr. Achim Unger, Rathgen-Forschungslabor<br />
der SMBPK, für die Möglichkeit, Rasterelektronenmikroskop und Röntgenpulverdiffraktometer<br />
für diese Untersuchung nutzen zu können und für die Überlassung des Berberins als<br />
Referenzfarbstoff.
188 Anna Schönemann / Christian-Herbert Fischer / Johann-Georg Rabe<br />
Anmerkungen<br />
1 Hannelore Hein: Die textile Neuausstattung der Kabi<strong>net</strong>te, in: Das Chinesische Haus im Park von<br />
Sanssouci, hrsg. v. der Stiftung Schlösser und Gärten Potsdam-Sanssouci, Berlin 1993, S. 87.<br />
2 Anna Schönemann, Christian-Herbert Fischer und Johann-Georg Rabe: Examination of a coloured<br />
tapestry of the 18th century, in: Organic Archaeometry – Coburg International Meeting, Coburg<br />
1996, S. 33–35.<br />
3 Anna Schönemann: Untersuchungsbericht, <strong>SPSG</strong>, Abteilung Restaurierung, 1993.<br />
4 S. Anm. 2.<br />
5 Ludwig Reimer und Gerhard Pfefferkorn: Rasterelektronenmikroskopie, Berlin/Heidelberg/New<br />
York 1972.<br />
6 Peter M. Latzke und Rolf Hesse: Textile Fasern, Frankfurt am Main 1988.<br />
7 Ebenda, S. 55–56.<br />
8 Römpp-Chemie-Lexikon, hrsg. v. Jürgen Falbe und Manfred Regitz, Bd. 5, Stuttgart/New York<br />
1992, S. 4095.<br />
Abbildungsnachweis: Abbn. 1–5, Farbabbn. 29–30: Archiv des Verfassers.
JAKOB KURPIK<br />
Das Archiv der Königlichen<br />
Porzellan-Manufaktur Berlin<br />
im Schloß Charlottenburg<br />
Häufige Schäden und ihre Ursachen<br />
Der Bestand des Archivs einer Porzellanmanufaktur setzt sich größtenteils<br />
aus »Illustrationsmaterial« zusammen: Graphiken, Zeichnungen, Aquarelle und Entwürfe<br />
dienen während der Produktion als Vorlage.<br />
Beispielhaft hierfür ist das historische Archiv der Königlichen Porzellan-Manufaktur Berlin<br />
(KPM). 1 Das Archiv wurde parallel zur Manufaktur aufgebaut und dokumentiert heute<br />
die Veränderungen des Dekors im Laufe der Geschichte. Die Objekte wurden häufig direkt<br />
bei der Produktion als Vorlage auf dem Werkstattisch benutzt. Hierfür wurden sie verstärkt<br />
beziehungsweise versteift, das heißt auf Karton oder Pappe aufgezogen. 2 So montiert wurden<br />
sie auch aufbewahrt, was nicht ohne Folgen für ihren Erhaltungszustand blieb.<br />
Während des Gebrauchs als Dekorvorlage durch die Porzellanmaler war die Festigung der<br />
Objekte durchaus sinnvoll. Nach Übernahme der Vorlagen in das Archiv verursachten die<br />
Träger jedoch zahlreiche und in ihren Auswirkungen unterschiedliche Schäden. Insbesondere<br />
die ungleichmäßige Dehnung der Papiere von Objekt und Träger führte zu Spannungen,<br />
die dauerhafte Verformungen und sogar Brüche verursachten, wobei das schwächere Material,<br />
in der Regel das Original, brach (Abb. 1). Die diesen Prozeß begleitenden Faltenbildungen<br />
sind wiederum Ursache für eventuell auf der Malschicht auftretende Schäden.<br />
Auch die flächige Verklebung auf dicker Pappe konnte das Objekt zumeist nicht vor Brüchen<br />
schützen, da bereits leichte Knicke des Trägers zu Schäden führten, die ohne Montierung<br />
vermeidbar gewesen wären (Abb. 2). Der feste Träger hatte jedoch in gewissem<br />
Umfang auch eine Schutzfunktion, da er Kanten und Ecken des Objektes vor mechanischen<br />
Verletzungen bewahrte (Abb. 3). Kleinformatige Vorlagen waren ursprünglich gelegentlich<br />
auf Sammeltafeln montiert; zu einem heute nicht mehr bestimmbaren späteren Zeitpunkt<br />
wurden viele dieser Tafeln – wohl aus praktischen Erwägungen – auseinandergeschnitten.<br />
Auch Veränderungen der Luftfeuchtigkeit beeinflußten die Papierfasern. Der hohe Ligningehalt<br />
der Trägerpappen ist oft Ursache für den beschleunigten Abbau der Zellulose durch<br />
Oxydation zu brauner Oxyzellulose. Sichtbare Auswirkungen dieses Prozesses sind Verfärbungen<br />
des Papiers an den Kontaktstellen mit der Pappe (Abb. 4). Stärkere Verfärbungen
190 Jakob Kurpik<br />
Abb. 1 Dehnfaltenbildung und Brüche des Papiers als Folge der punktuellen<br />
Befestigung des Objektes auf dickerem Trägerkarton und klimatischer Veränderungen<br />
a) Unbekannter Künstler: Dekorentwurf nach François Boucher, um 1920, Blei auf<br />
Pauspapier, 13,5 × 13,6 cm, Land Berlin, KPM-Archiv, Mappe 612, Nr. 43<br />
b) Unbekannter Künstler: Dekorentwurf nach François Boucher, um 1920, Blei auf<br />
Pauspapier, 12,2-13 × 12,2 cm, Land Berlin, KPM-Archiv, Mappe 612, Nr. 42<br />
Abb. 2 Bruch des flächig aufkaschierten Objektes, verursacht durch Knicken des<br />
dicken Pappträgers<br />
Gilles Demarteau d. Ä. nach François Boucher: Le petit jardinier, Crayon-Manier<br />
in Rot auf Hadernpapier, 27,9 × 16,6 cm<br />
Land Berlin, KPM-Archiv, Mappe 67, Nr. 464<br />
a) Geknickte Rückseite des Objektträgers<br />
b) Offener Bruch der Graphik entlang des Knickes des Objektträgers
Das Archiv der Königlichen Porzellan-Manufaktur Berlin im Schloß Charlottenburg 191<br />
Abb. 3 Durch Träger geschützte Objektecke<br />
Unbekannter Künstler: Studie mit Mohnblüte, Ausschnitt, um 1768,<br />
Gouache auf Hadernpapier, 16 × 20 cm<br />
Land Berlin, KPM-Archiv<br />
Abb. 4 Rückseitige Objektverfärbung an der Kontaktstelle mit der dunkelbraun<br />
oxydierten Pappe<br />
Gottfried Wilhelm Völker: Entwurf für den Dekor des Mittelteils der<br />
Vase Münchner Sorte Nr. 3, 1832, Aquarell mit Deckweiß, Feder in<br />
Schwarz, Blei auf Zellstoffkarton, 79,8 × 52,6 cm<br />
Land Berlin, KPM-Archiv, Mappe 146, Nr. 126
192 Jakob Kurpik<br />
Abb. 5 Punktuelle Objektverfärbung an der Kontaktstelle<br />
mit oxydierten eisenhaltigen Unreinheiten<br />
der Trägerpappe<br />
Jean Jacques Avril: Blumenbukett, Ausschnitt, Kupferstich<br />
auf Hadernpapier, 23,5 × 16 cm<br />
Land Berlin, KPM-Archiv<br />
Abb. 6 Partielle Destruktion des Papiers und Substanzverluste<br />
als Folge der Verwendung von Büroklammern<br />
Unbekannter Künstler: Entwurf für den Dekor<br />
einer Porzellantafel, Ausschnitt, 1940, Blei auf<br />
Pauspapier, 57,5 × 83,5 cm<br />
Land Berlin, KPM-Archiv, Mappe 518, Nr. 1930<br />
Abb. 7 Starke Verfärbungen und große Substanzverluste, verursacht durch Feuchtigkeit und destruktiven<br />
Schimmelpilzbefall<br />
Salvator Rosa: Diogenes wirft die Trinkschale weg, als er einen Knaben aus der hohlen Hand trinken<br />
sieht, Radierung / Grabstichel auf Hadernpapier, 41,5 × 32 cm, Land Berlin, KPM-Archiv, G 1901<br />
a) Große Fehlstelle im rechten oberen Viertel der Graphik<br />
b) Verfärbte, durch organische Ausscheidungen und Pilz überwucherte Rückseite der Graphik
Das Archiv der Königlichen Porzellan-Manufaktur Berlin im Schloß Charlottenburg 193<br />
Abb. 8 Rückseite einer mittels Papierstreifen reparierten Graphik, ein<br />
idealer Nistplatz für Schimmelpilze<br />
François Joullain nach Nicolas Lancret: Le jeau de Colin-Maillard,<br />
Radierung / Grabstichel auf Hadernpapier, 46,7 × 63 cm<br />
Land Berlin, KPM-Archiv, Mappe 67, Nr. 118<br />
Abb. 9 Alte, durch Pilzbefall völlig aufgegangene Reparatur mit sichtbaren,<br />
durch farbige Pigmentenkonkretionen und Sporenkolonie begrenzte<br />
Klebefläche<br />
Gerard Scotin nach Antoine Watteau: Les jaloux, Radierung / Grabstichel<br />
auf Hadernpapier, 38,5 × 44,5 cm<br />
Land Berlin, KPM-Archiv, Mappe 67, Nr. 232
194 Jakob Kurpik<br />
in Verbindung mit fortgeschrittener Degradation des Papiers entstanden bei eisenhaltigen<br />
Unreinheiten der Trägerpappe (Abb. 5). Insbesondere bei der Verwendung von Büroklammern,<br />
mit denen man in der Vergangenheit häufig Objekte zusammengefügt hat, kann die<br />
destruktive Wirkung von Eisen (Fe 2 ) auf Papier abgelesen werden (Abb. 6).<br />
Die Verwendung von Pappträgern ging einher mit dem Gebrauch von unterschiedlichsten<br />
Klebstoffen, was für das Papier immer Gefahren mit sich brachte. Der starke Schwund des<br />
Klebers während des Trocknungsprozesses führte in der Regel zu Deformierungen. Der flüssige<br />
Leim – besonders wenn er heiß verwendet wurde – durchtränkte dünnes oder besonders<br />
saugfähiges Papier vollständig. Dies führte zu Verfärbungen und Versteifungen, die wiederum<br />
die Empfindlichkeit und Brüchigkeit des Papiers erhöhten (Farbabb. 31, S. 101). Eine dicke<br />
Leimschicht auf der Objektrückseite stellt so für das Stück stets eine ernste Gefahr dar. Das<br />
Entfernen der Leimschicht kann, wenn es sich um Objekte in »Wassertechnik« (Aquarell,<br />
Gouache) handelt, risikoreich sein (Farbabb. 32, S. 102). Unabhängig von den beschriebenen<br />
Veränderungen des Papiers, die durch unsachgemäße Anwendung von Klebstoff entstanden<br />
sind, bilden vor allem Naturleime einen reichen Nährboden für Mikroorganismen. Bei einem<br />
Anstieg der Luftfeuchtigkeit wachsen so Schimmelpilze verschiedener Art (Abb. 7, b).<br />
Im Laufe seiner Geschichte war das KPM-Archiv mehrmals extremen Klimaveränderungen<br />
ausgesetzt, die erhebliche Substanzverluste mit sich brachten (Abb. 7). Die Verwendung<br />
großer Mengen Klebstoff (Knochen- und Hautleim sowie Kleister) zur Befestigung der Objekte<br />
auf Trägern und zu Reparaturzwecken wirkte hierbei ursächlich (Abb. 8). Da sich zwischen<br />
Original und Träger beziehungsweise Reparaturmaterial ideale Bedingungen zur Einnistung<br />
der Mikroorganismen bildeten, sind die Leimschichten heute an vielen Stellen vollständig<br />
zerlegt. Hier haben sich große Schimmelpilzkolonien angesiedelt (Abb. 9).<br />
Eine regelmäßige Desinfektion der Objekte hemmt zwar die Entwicklung der Mikroorganismen.<br />
Sie kann jedoch bei einem unvorhergesehenen Anstieg der Luftfeuchtigkeit eine<br />
erneute Ausbreitung nicht verhindern. Um neuerlicher Pilzentwicklung entgegenzuwirken,<br />
ist die Durchführung einer sachgemäßen Prophylaxe durch den Restaurator erforderlich.<br />
Anmerkungen<br />
1 Berliner Archivare, hrsg. v. Landesarchiv Berlin und der Arbeitsgemeinschaft Berliner Archivare,<br />
bearb. v. Karl-Heinz Fischer u. a., Berlin 1983, S. 59. – Eine erste zusammenfassende Übersicht<br />
über den Archivbestand verfaßte Ilse Baer, Berlin (Ilse Baer: KPM-Archiv. Schloß Charlottenburg,<br />
in: Erich Köllmann und Margarete Jarchow: Berliner Porzellan, München 1987, Bd. 1 [Textband],<br />
S. 237–239).<br />
2 Ilse Baer: Druckgraphische Vorlagen der Porzellanfabrik des Johann Ernst Gotzkowsky, in: Von<br />
Gotzkowsky zur KPM. Aus der Frühzeit des friderizianischen Porzellans, bearb. v. Winfried Baer,<br />
Ilse Baer und Susanne Großkopf-Knaack, Ausstellung, Berlin, Staatliche Schlösser und Gärten<br />
Berlin und Staatliche Porzellan-Manufaktur Berlin, 1986, Berlin 1986, S. 274.<br />
Abbildungsnachweis: Abbn. 1–9, Farbabbn. 31–32: Archiv des Verfassers.
GUIDO HINTERKEUSER<br />
Buchbesprechung: Studien zur barocken Baukultur<br />
in Berlin-Brandenburg<br />
hrsg. v. Peter-Michael Hahn und Hellmut Lorenz, mit Beiträgen von<br />
Melanie Mertens, Monika Kleiner, Nicola Riedel, Monika Loddenkemper und<br />
Christiane Salge<br />
(Quellen und Studien zur Geschichte und Kultur Brandenburg-Preußens<br />
und des Alten Reiches, Bd. 3)<br />
Potsdam, Verlag für Berlin-Brandenburg, 1996, 110 Seiten, DM 58,–<br />
»Facile est addere inventis!«<br />
(Leonhard Christoph Sturm) 1<br />
Der hier besprochene Band enthält fünf Aufsätze, die sich der Parochialkirche<br />
in Berlin sowie den Herrenhäusern in Roskow und Reckahn, in Kossenblatt und Prötzel<br />
widmen. Der Austausch zwischen Zentrum und Peripherie, wie er Kunstlandschaften zu<br />
allen Zeiten geformt und belebt hat, wird in den Beiträgen, direkt oder unbewußt, stets aufs<br />
neue thematisiert. Die in der Barockzeit mithin beachtlichen baukünstlerischen Leistungen<br />
auf dem Land sind undenkbar ohne das Baugeschehen in Berlin, das unter Friedrich (III.) I.<br />
erstmals in seiner Geschichte zu einer Metropole aufstrebte, die sich an internationalen<br />
Ansprüchen maß. Umgekehrt erweitern und verfeinern die Bauten in der sogenannten Provinz<br />
unser Bild von der barocken Residenzstadt und ihrer Architektur, die bereits seit dem 19.<br />
Jahrhundert stark dezimiert wurde. Die Studien belegen das mit der politischen Wende von<br />
1989/1990 neu erwachte Interesse an einer Kunstlandschaft und ihrem architektonischen<br />
Erbe, das fünfzig Jahre lang oft genug mißhandelt, selten gepflegt, meist mißachtet, jenseits<br />
der Grenzen hingegen zunehmend ignoriert wurde.<br />
Mit Schloß Roskow und dem Herrenhaus in Reckahn werden zwei Bauten aus der Zeit Friedrich<br />
Wilhelms I. vorgestellt. Monika Loddenkemper vermag über präzise Vergleichsstudien –<br />
unter Hinzuziehung einer historischen Ansicht – an den Fassaden von Schloß Roskow Originalbarockes<br />
aus der Zeit von 1723/1727 von neobarocker Zutat plausibel zu trennen. Das<br />
über der Eingangsachse der Hoffassade segmentbogenförmig anschwellende Abschlußgesims<br />
belegt in Kurvatur und Profilierung ein Weiterleben beziehungsweise Wiederaufnehmen<br />
Schlüterscher Formen in der Zeit des Soldatenkönigs.<br />
Eine vergleichbare Bogenlösung findet sich am Hofrisalit des Rochowschen Herrenhauses in<br />
Reckahn. Daß sich der wuchtig-gedrungene Bau, wie bereits mehrfach vermutet, in Grund-
196 Guido Hinterkeuser<br />
und Aufriß partiell auf Schlüters Villa Kameke in der Berliner Dorotheenstadt bezieht, bestätigt<br />
nochmals Christiane Salges gründliche typologisch-stilistische Analyse. Es wird einmal<br />
mehr deutlich, daß das überlieferte Quellenmaterial zwar Aussagen zur Familiengeschichte<br />
und Ämterlaufbahn des Bauherrn ermöglicht, jedoch nur unzureichende Daten zur Baugeschichte<br />
liefert. Es bedarf der genuin kunsthistorischen Würdigung, um den Bau zu verankern.<br />
Weitere vergleichende Stilanalysen würden vielleicht Salges beiläufig geäußerte Vermutung<br />
untermauern, der Architekt der 1739 errichteten Reckahner Kirche, Joachim Christoph<br />
Heinsius, sei auch für den Entwurf des Herrenhauses verantwortlich. Denn das hier referierte<br />
Baujahr (»um 1725«, an anderer Stelle heißt es »zwischen 1720 und 1730«) ist nicht zwingend,<br />
so daß einer Datierung um ein Jahrzehnt später wenig im Wege stünde.<br />
Der Grundriß von Reckahn gruppiert sich um das zentrale Raumensemble aus Gartensaal<br />
und Vestibül, das sich am Außenbau in Form markanter Mittelrisalite artikuliert. Sie werden<br />
von seitlichen Risaliten flankiert. Mit dieser Grundrißdisposition erweist sich der Bau als<br />
Reminiszenz an kurfürstliche Lusthäuser aus der Zeit um 1700 (Friedrichsthal, Friedrichsberg<br />
und – mit Abstrichen – Charlottenburg). Auf diese spezifische architektonische Ausprägung<br />
spielt Salge wohl an, wenn sie erläutert, erst unter Friedrich (III.) I. sei es zu der Errichtung<br />
von Lusthäusern gekommen, »die einen eigenen Typ herausbildeten«; dabei orientiere sich<br />
der »brandenburgische Lusthaustypus« »im Zuge eines neu auftretenden Bedürfnisses nach<br />
Einfachheit und Bequemlichkeit« an der französischen Maison de plaisance. Hier allerdings<br />
scheinen mir formale und funktionale Gesichtspunkte nicht klar geschieden. Salge beläßt<br />
im unklaren, in welchem Maße sie die vor dem Regierungswechsel 1688 errichteten Lusthäuser,<br />
die sie (absichtlich?) nicht erwähnt, von dem »brandenburgischen Lusthaustypus«<br />
abgegrenzt sehen möchte. Denn schon unter dem Großen Kurfürsten wand sich um die Residenzstadt<br />
Berlin ein regelrechter Kranz von Landschlössern, die zum Teil (Potsdam, Köpenick,<br />
Caputh) als wichtige Vorstufen der um 1700 verwirklichten Lusthäuser gelten müssen.<br />
Der Historiograph Gregorio Leti besuchte 1686 die Schlösser Potsdam, Caputh, Glienike, Bornim<br />
und Köpenick und bezeich<strong>net</strong> sie jeweils als »Palazzo di Campagna«. Im Falle Potsdams<br />
fügt er hinzu: »Il Palazzo porta il titolo di Campagna, ò come dicono i Francesi, Maison de<br />
Plaisance.« 2<br />
Das von 1704/1705 bis 1712 für Hans Albrecht von Barfus und seinen Sohn Friedrich errichtete<br />
Herrenhaus in Kossenblatt, das Monika Kleiner untersucht, trägt mit Recht die Auszeichnung<br />
»Schloß«, da es sich von 1736 bis 1862 im Besitz der preußischen Krone befand. Es<br />
zählt zu den herausragenden Bauten aus der Zeit Friedrichs I. außerhalb von Berlin und<br />
repräsentiert ebenfalls den Typ einer Maison de plaisance. Die Einzwängung des polygonal<br />
hervortretenden Saalrisalits in einen Ehrenhof verleiht dem Bau allerdings, bei aller Qualität<br />
in der Gesamterscheinung, etwas Eklektisches. Dies macht Kleiner durch einen Vergleich mit<br />
Schloß Charlottenburg deutlich. Ein ähnlich bizzarer Grundriß findet sich in Johann Vogels<br />
1708 in Hamburg erschienener Moderner Baukunst. Kleiner will hier eine frühere Planung<br />
für Kossenblatt erkennen – mit guten Gründen, da sich bei markanten Details Übereinstim-
Buchbesprechung 197<br />
mungen finden. Ihrer typologisch-stilistischen Analyse ist beizupflichten, wenn sie auf die<br />
dominierende französische Formensprache im Aufgehenden verweist, wie sie in Berlin in<br />
dieser Zeit Jean de Bodt oder Jean Baptiste Broebes vertraten. Der »moderne« Grundriß verweist<br />
jedoch nicht primär und ausschließlich auf den Umkreis Grünbergs, sondern darüber<br />
hinaus auch auf Werke Nerings und letztlich wiederum auf französische Einflüsse.<br />
Wenig wahrscheinlich ist der von Kleiner vorgeschlagene Planwechsel im Jahr der Verbannung<br />
des Bauherrn 1702. Damals soll ein erster, für die Grundrißdisposition verantwortlicher<br />
Architekt aus dem Grünberg-Umkreis abgelöst worden sein durch einen zweiten Architekten,<br />
nunmehr aus dem Broebes-Umkreis, dem sowohl die Aufstockung des Baus um ein<br />
weiteres Geschoß als auch die französisierende Fassadengliederung zuzuschreiben wären.<br />
Ein inzwischen erschienener Aufsatz von Alexander Niemann, der ausführlich die gesamte<br />
dreihundertjährige Geschichte von Schloß Kossenblatt ausbreitet, 3 bringt neue Baudaten,<br />
die Kleiner nicht vorlagen. Von einer Grundsteinlegung 1701 und einer Planänderung 1702<br />
kann keine Rede sein, wenn laut den Kirchenbüchern erst 1705 – und damit erst unter Hans<br />
Albrechts Sohn Friedrich – der Grundstein zu einem Neubau gelegt wurde. Der maßgebliche<br />
Entwurf hierzu stammt sicherlich in Grund- und Aufriß von einer Hand. Niemann fand in<br />
den Kirchenbüchern den Hinweis auf einen »Mons. Langlois einem Frantzosen, der hier auf<br />
dem Hofe arbeitet.« 4 Auch wenn hier im konkreten Fall ein Handwerker, vielleicht ein Maurermeister,<br />
gemeint sein dürfte, so erweckt der Name darüber hinaus die Assoziation an den<br />
Architekten Zacharias Longuelune (1669–1748). Longuelune war seit 1696 in Brandenburg<br />
tätig, bevor er 1713 entlassen wurde und später nach Dresden ging. Erst dort wird er als<br />
Künstlerpersönlichkeit faßbar, während für seine Berliner Jahre bislang keine Bauten nachweisbar<br />
sind. 5 Aufgrund der klaren französischen Formensprache von Schloß Kossenblatt<br />
sollte auch Longuelune als möglicher Architekt in Betracht gezogen werden.<br />
Nicola Riedels Beitrag über das Kamekesche Landhaus in Prötzel legt den Schwerpunkt<br />
auf eine Rekonstruktion des ursprünglichen Bauzustandes. Dabei kann Riedel auf mehrere<br />
historische Ansichten zurückgreifen, von denen einige erstmals publiziert werden. In Prötzel<br />
wurde 1712, wohl ohne Rücksicht auf einen Vorgängerbau, ein Entwurf ausgeführt, der<br />
sowohl in seiner architektonischen Gestalt als auch aufgrund der aufwendigen Gartenanlage<br />
besticht – »ein Beispiel außergewöhnlicher märkischer Barockarchitektur«, wie es im Untertitel<br />
des Beitrags heißt. Bereits im 18. Jahrhundert allerdings muß der Garten vereinfacht<br />
worden sein, 1869 und in den zwanziger und fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts fanden<br />
im Innern wie im Äußern Veränderungen statt, die den ursprünglichen Charakter des Baus<br />
nachhaltig beeinträchtigten. Insbesondere gingen an der Hofseite die konkav eingezogenen<br />
Schmiegen – ein ausdrucksstarkes Motiv der internationalen Hoch- und Spätbarockarchitektur<br />
– verloren, die für eine geschmeidige Anbindung des zweigeschossigen Corps de Logis<br />
an die eingeschossigen pavillonartigen Seitenbauten sorgten.<br />
Andreas Schlüter hat kurz vor der Errichtung des Herrenhauses in Prötzel, in den Jahren<br />
1711/1712, für Ernst Bogislav von Kameke sein berühmtes Landhaus in der Berliner Dorotheenstadt<br />
errichtet. So lag die Vermutung nahe, der berühmte Baumeister habe auch für
198 Guido Hinterkeuser<br />
Paul Anton von Kameke, einen Vetter des Ernst Bogislav, die Pläne zu dessen Prötzeler Villa<br />
geliefert. Die Lokalforschung hat hierauf erstmals in den zwanziger Jahren hingewiesen.<br />
Heinz Ladendorf erwähnt den Bau in Prötzel in seiner großen Schlüter-Monographie (1935)<br />
allerdings nicht.<br />
Nicht die Architektur des Herrenhauses, sondern die charakteristische Gartengestaltung<br />
war für Ernst Badstübner und Detlef Karg 1979 ein Indiz für Schlüters Engagement in Prötzel.<br />
6 Der ursprüngliche Zustand des Gartens erschließt sich zumindest in Ansätzen über<br />
historische Ansichten (s. Riedel, Abbn. 3, 4, 6, 7) sowie die 1779 veröffentlichte Beschreibung<br />
des Johann Bernoulli. Das hoch auf einer Terrasse gelegene Herrenhaus, der zum See<br />
stark abschüssige, durch »Abfahrten« und eine »Grottencascade« tektonisierte Hang sowie<br />
die anschließende sich bis zum Ufer erstreckende Ebene, die durch Fontänen und Parterres<br />
gestaltet war, erinnert in ihrer Gesamtkonstellation an die Anlage von Peterhof bei Sankt<br />
Petersburg. Dort liegt das Große Palais gleichfalls auf einem Steilhang, der mittels einer ambitionierten<br />
Anlage aus Treppen, Kaskaden, Grotten und Fontänen überwunden wird, woran<br />
ein Kanal anschließt, der sich bis zum Meer erstreckt. Bei der Zuschreibung von Prötzel an<br />
Schlüter über den Umweg Peterhof ist allerdings Vorsicht geboten, die auch Riedel anmahnt.<br />
So ist kaum anzunehmen, daß sich die von Bernoulli erwähnte Prötzeler »Grottencascade«,<br />
von der keine aufschlußreiche Abbildung existiert, auch nur annähernd mit den prächtig<br />
inszenierten Peterhofer Wasserkünsten messen konnte. Weiterhin ist die Autorschaft Schlüters<br />
für den Peterhofer »Master-Plan« fraglich. 7<br />
Riedel referiert die vorgebrachten Argumente knapp und kommentiert sie kritisch, bezieht<br />
selbst aber keine Position. Einige Anmerkungen, die an dieser Stelle Andeutungen bleiben<br />
müssen und vielleicht später einmal ausführlicher dargelegt werden können, seien im folgenden<br />
hinzugefügt. Unabhängig von der Frage: Schlüter oder nicht oder wer sonst? wüßte man<br />
über den Garten, der sich einst noch auf der anderen Seite des Sees in ansteigenden Terrassen<br />
bis zu einem Obelisken fortsetzte, gerne mehr. Es wäre ein Anliegen an die Denkmalpflege,<br />
umfangreiche Grabungen einzuleiten und die Ergebnisse früherer archäologischer Untersuchungen<br />
zu publizieren, denn es besteht die Gefahr, daß der geplante Umbau der Anlage<br />
zu einem Hotel mögliche Befunde unwiederbringlich vernichtet. 8 Überhaupt müßte eine<br />
gründliche Analyse die gesamte nähere Umgebung, die gleichfalls auf hohem Niveau gestaltet<br />
wurde, miteinbeziehen: den polygonal gefaßten Hofbereich, in dem sich die Form des Mittelrisalits<br />
wiederholt – eine geglückte Verknüpfung von Innen und Außen –, die langgezogene<br />
Terrassenbahn entlang der Gartenfront, die direkt auf den Turm der Kirche zuläuft und einst<br />
durch Teiche unterbrochen beziehungsweise gestaltet war (s. Riedel, Abb. 6), und schließlich<br />
die Kirche.<br />
Wesentlicher Ausgangspunkt aller Zuschreibungen sollte allerdings das Lustgebäude selbst<br />
sein. Eine gute Grundlage bietet der von Christoph Cay Hirschfeld in seiner Theorie der Gartenkunst<br />
1785 publizierte Kupferstich, der einen Aufriß der Hoffassade wiedergibt (Abb. 1).<br />
Die Gestaltung der Fensterumrahmungen und der Türen mit Oberfenster verraten die Kenntnis<br />
des römischen oder toskanischen Villenbaus des 17. Jahrhunderts. Die Qualität des Baus<br />
beruht allerdings nicht allein auf Einzelformen und -motiven. Weit mehr noch äußert sie sich
Abb. 1 Prötzel, Herrenhaus, Aufriß der Hoffassade, 1780, Kupferstich<br />
Aus: Christian Cay Laurenz Hirschfeld: Theorie der Gartenkunst, Bd. 2, Leipzig 1780, S. 134<br />
Buchbesprechung 199<br />
in der Ponderierung der Baumassen und der ausgewogenen Verschränkung von Aufgehendem<br />
und Grundriß. Dem zum Hof hin zurückgedrängten Corps de Logis wird ausgleichend<br />
wieder Kraft zugeführt mittels eines Motivs, wie es wuchtiger im Landhausbau kaum formuliert<br />
werden kann. Gemeint sind die doppelten Vollsäulen und der auf ihnen lastende<br />
Dreiecksgiebel. Gerade für Schlüter, dem ein sehr sicheres und feines Gespür für die Wertigkeit<br />
der Gestaltungsmittel eig<strong>net</strong> und der niemals inflationär oder gedankenlos mit seinem<br />
architektonischen Vokabular umgeht, wäre dieses ausdrucksstarke Element an dieser Stelle<br />
und an diesem Ort auffallend. Angemessen erscheint es durch besagtes Zurückweichen des<br />
Mittelbaus, weiteren Sinn erlangt es im Zusammenhang mit der Gestaltung des dreiachsigen,<br />
nunmehr prononciert heraustretenden Mittelrisalits auf der Gartenseite. Um diese nicht<br />
noch stärker zu betonen, wird der Mittelrisalit nur achsweise durch lisenenartige Pilaster<br />
gegliedert, an Stelle des Dreiecksgiebels ist eine vasenbekrönte Attika getreten. Grund- und<br />
Aufrißgestaltung, Hof- und Gartenseite gehen also eine enge Symbiose ein. Hingewiesen sei<br />
ferner auf die Türen der Seitenflügel, die um eine Achse aus der Mitte nach außen verschoben<br />
sind. Die Seitenpavillons verlieren dadurch an Eigenwert – zugunsten des Corps de<br />
Logis und im Hinblick auf eine überzeugende geschlossene Gesamterscheinung (s. Riedel,<br />
Abb. 5).<br />
Die Qualitäten des Baus und seiner Umgebung herauszuarbeiten, was an dieser Stelle<br />
nicht weiter geleistet werden kann, ist das eine. Auch die ursprüngliche Innendisposition<br />
müßte dabei nochmals untersucht werden, denn die von Riedel publizierte Rekonstruktion,<br />
die im Zusammenhang mit der geplanten Sanierung des Baus entstand (s. Riedel, Abb. 10),<br />
vermag aufgrund ihrer Kleinteiligkeit nicht recht zu überzeugen. Ein anderes ist die Frage,<br />
welchem Architekten in Brandenburg-Preußen im Jahr 1712 ein solches Bauwerk zuzutrauen<br />
ist. Schreibt man Schlüter den Bau zu, so gerät dieser konsequenterweise in eine Werkabfolge,<br />
die von dem kurz zuvor (1711/1712) errichteten Landhaus Kameke in der Berliner<br />
Dorotheenstadt bis hin zu dem wenig später (1713/1714) entstandenen Entwurf für das<br />
Schlößchen Monplaisir in Peterhof 9 reicht. In dieser Konkurrenz, in der sich Prötzel meines
200 Guido Hinterkeuser<br />
Erachtens überraschend gut behauptet, ist der Bau dann zu diskutieren. Man wird ihn ansehen<br />
müssen als eine Variante des Lusthaustypus, den Hallström 1961 beschrieben hat und<br />
dem er Beispiele aus Polen, Schlüters Villa Kameke in Berlin und dann vor allem Petersburger<br />
Bauten, die er mit Schlüter in Verbindung bringt, zuweist. 10<br />
In seinem Todesjahr 1695 konnte Johann Arnold Nering, der profilierteste der in Berlin tätigen<br />
Architekten vor Schlüter, noch den Grundstein zu drei seiner bedeutendsten Bauten<br />
legen: zum Zeughaus, zum Kernbau des späteren Schlosses Charlottenburg und zur Parochialkirche.<br />
Melanie Mertens nimmt mit ihrem Beitrag über die Parochialkirche eine seit dem<br />
Ende des 19. Jahrhunderts ausgiebig geführte, nach 1945 jedoch jäh abgebrochene Diskussion<br />
über die Planungs- und Entstehungsgeschichte dieses bedeutenden Berliner Sakralbaus<br />
auf. Wie schon David Joseph (1894), Cornelius Gurlitt (1894), Heinz Ladendorf (1935) und<br />
Günther Schiedlausky (1942) kann sie neues Material einbringen: Recherchen im Geheimen<br />
Staatsarchiv und im Archiv der Parochialkirchengemeinde förderten zwei bislang unbeachtete<br />
Zeichnungen zutage, die nun erstmals publiziert werden (s. Mertens, Abbn. 8, 12). Mertens<br />
konzentriert sich in ihrer Studie auf die erste große Bauetappe von 1694 bis 1701. Ihr<br />
Augenmerk gilt dem Innenraum und den verschiedenen Gewölbelösungen. Die komplexe<br />
Entwurfs- und Baugeschichte des Turmes, die von 1696 bis 1714 reicht, wurde ausgeklammert.<br />
Anders als bei den hier besprochenen Herrenhäusern existiert zur Parochialkirche noch<br />
umfangreiches Quellen- und Planmaterial. Allerdings ist es nicht so lückenlos überliefert, als<br />
daß der von mehrfachen Planänderungen bestimmte Bauverlauf eindeutig zu ermitteln wäre.<br />
Jede Rekonstruktion der Bauabschnitte stößt auf Probleme, auf die die Dokumente keine<br />
klare Antwort geben. Um zur Baugeschichte, wie sie nunmehr Mertens zeich<strong>net</strong>, sinnvoll<br />
Stellung nehmen zu können, sind längere Ausführungen notwendig. 11<br />
Joseph hat in seiner Monographie die Zeichnung einer quergelagerten zweischiffigen Hallenkirche<br />
publiziert, die durch Kreuzgratgewölbe gedeckt und an den Längsseiten um einen<br />
rechteckigen Chor beziehungsweise ein Vestibül mit Treppenhaus kreuzartig erweitert ist. 12<br />
Mertens erwähnt bei ihrer Rekonstruktion der Baugeschichte diese Zeichnung, die auch<br />
heute an der von Joseph genannten Stelle aufbewahrt ist, nicht. Ihre Einsortierung in die Bauakten<br />
– sie ist dem kurfürstlichen Befehl vom 18. Juni 1694 beigefügt, durch den Nering<br />
zu einem Entwurf aufgefordert wurde – veranlaßte Joseph, sie als einen frühen Entwurf<br />
Nerings zu interpretieren, der dem Ausführungsentwurf voranging. Dieser Interpretation<br />
kann man sich anschließen, sofern man gewillt ist, einen enormen Qualitätssprung innerhalb<br />
des Neringschen Entwurfsprozesses hinzunehmen. Nun erinnert der Grundrißtypus allerdings<br />
stark an Sakralbauten wie St. Johannis in Dessau oder die Sebastianskirche in Berlin,<br />
die beide von Grünberg stammen. 13 Außerdem entstand die Sebastianskirche 1694/1695 und<br />
damit just in der »heißen« Planungsendphase der Parochialkirche. Wäre es daher nicht möglich,<br />
daß mit dieser Zeichnung ein eigenständiger Entwurf Grünbergs vorliegt, mit dem er<br />
sich um den Bau der reformierten Pfarrkirche bewarb, der schließlich aber, da er mit dem
Buchbesprechung 201<br />
Neringschen Tetrakonchos-Plan künstlerisch nicht mithalten konnte, abgelehnt und buchstäblich<br />
ad acta gelegt wurde?<br />
Der Ausführungsentwurf Nerings (s. Mertens, Abbn. 3, 4) war bislang nur in Grund- und<br />
Aufriß bekannt. Mertens gebührt das Verdienst, auf eine Kohleskizze im Geheimen Staatsarchiv<br />
hinzuweisen, die stets übersehen wurde (s. Mertens, Abb. 8). 14 Diese gibt neben dem<br />
Grundriß vor allem auch den Schnitt zum Entwurf Nerings wieder. Geplant war eine Pendentifkuppel,<br />
die über den schweren laternenartigen Turmaufsatz beleuchtet worden wäre.<br />
Allerdings ist die Schnittskizze, wie Mertens zu Recht hinzufügt, erst im Zuge der Untersuchungen<br />
des Gewölbeeinsturzes im September 1698 entstanden.<br />
Am 15. August 1695 wurde der Grundstein zur Parochialkirche nach Nerings Entwurf<br />
gelegt. Schon damals allerdings wurde er in seinen Ausmaßen stark reduziert. Wenn Mertens<br />
vermutet, erst bei der ersten Planänderung 1696 wäre eine Maßstabsverkleinerung erfolgt<br />
(s. Mertens, S. 11, 20), so widerspricht dies den Quellen. Übereinstimmend findet sich hier<br />
gleich mehrfach die Notiz, daß 1696 zwar eine schlichtere und sparsamere Ausführung verlangt<br />
wurde, das bereits gelegte Fundament jedoch in jedem Falle berücksichtigt und darauf<br />
aufgebaut werden sollte. So heißt es in einer Notiz des Geheimen Rates vom 6. Juni 1696:<br />
»[…] Nachdem aber das fundament bereits geleget und ohne verlust derer darauf gewanten<br />
Kosten nicht widerumb geendert werden kan; So habt Ihr einen andern Entwurff machen<br />
zu lassen, wie auf sothanes fundament die Kirche mit geringeren Kosten zu erbauen.« 15 In<br />
einem am Tage nach dem Gewölbeeinsturz verfaßten Protokoll vom 28. September 1698 ist zu<br />
lesen: »Hierauf hat Hr. Grünberg berichtet, daß Hr. Nehring seel. erstl. das dessein dieser Kirche<br />
gemachet auch den Grund dazu angeleget, bey welchem Grunde es auch geblieben.« 16<br />
Erhebliche Geldsorgen zwangen also die Gemeinde im Juni 1696, den aufwendigen Plan<br />
Nerings, wie ihn auch ein Kostenvoranschlag dokumentiert, umarbeiten zu lassen. Da Nering<br />
inzwischen verstorben war, mußten andere Architekten diese Aufgabe übernehmen: »Die<br />
Chfl. Architecti sollen ein Dessein machen«, 17 befindet der Geheime Rat – womit sich die<br />
Frage erhebt, wer außer dem nach Nerings Tode verantwortlichen Martin Grünberg noch<br />
damit gemeint gewesen sein könnte. Der 1694 als Hofbildhauer bestallte Andreas Schlüter<br />
war zu diesem Zeitpunkt höchstwahrscheinlich noch nicht als Architekt tätig, Johann Friedrich<br />
Eosander und Jean de Bodt kamen erst später nach Berlin. In Frage kommt wohl nur<br />
noch der junge Christian Eltester, der gerade erst von einem fast sechsjährigen Romaufenthalt<br />
zurückgekehrt war. 18<br />
Mertens hat, wie angedeutet, noch eine weitere Zeichnung entdeckt (Abb. 2). Sie stammt<br />
aus dem Archiv der Parochial-Kirchengemeinde und zeigt jeweils eine Grundrißhälfte sowie<br />
darüber einen zugehörigen Schnitt. 19 Während es sich bei dem auf der rechten Blatthälfte dargestellten<br />
Bau um den ab 1696 (sic) zur Ausführung bestimmten Reduktionsentwurf Grünbergs<br />
handelt, liegt mit der links wiedergegebenen Variante vielleicht ein Vorschlag Eltesters<br />
vor, eingereicht zwischen Juni 1696, als neue Pläne angefordert wurden, und dem 6. Oktober<br />
1696, als Friedrich III. Grünbergs Entwurf genehmigte. Auch Mertens schreibt den linken<br />
Entwurf Eltester zu, datiert ihn meines Erachtens allerdings zwei Jahre zu spät. Er sei<br />
nach dem Unglück vom September 1698 entstanden, als das Mittelgewölbe einbrach, und
202 Guido Hinterkeuser<br />
Abb. 2 Berlin, Parochialkirche, zwei Entwürfe für den Querschnitt und den halben Grundriß, nach den<br />
Entwürfen von Christian Eltester und Martin Grünberg, 1696, lavierte Federzeichnung<br />
Berlin, Archiv der Georgen-Parochial-Kirchengemeinde, S 8<br />
im Zusammenhang eines Befehls vom 7. November desselben Jahres zu sehen, als Grünberg<br />
und nunmehr explizit Schlüter aufgefordert wurden, neue Entwürfe einzureichen.<br />
Gegen diese Interpretation spricht Folgendes: Grünberg und Schlüter sollten 1698 vorrangig<br />
statische Untersuchungen anstellen, damit der Schaden behoben und ein nochmaliger<br />
Unglücksfall ausgeschlossen werden konnte: »So habt Ihr sowoll von Unserm Hoffbaumeister<br />
Grünebergen als Schlütern und zwar von jedem ein besonder dessein darüber entwerffen<br />
zulaßen und daßelbe mit zuziehung eines und des andern Mauermeisters auch anderer Bauverständigen<br />
Leute zu überlegen und einen gewissen Schluß zunehmen, wie das Werk beßer<br />
zufaßen und in solchen stand zusetzen, damit kein ferner Unglück davon zu besorgen sey<br />
[…].« 20 Hätte Eltester plötzlich unaufgefordert ein Kuppelprojekt eingereicht, so hätte dies<br />
wohl die Langmut des Kurfürsten erheblich strapaziert, dem nicht an neuen gestalterischen<br />
Lösungen gelegen war, sondern schlichtweg an einer erfolgreichen Realisierung der 1696<br />
gebilligten Pläne. Hinzu kommt, daß Eltester in der fraglichen Zeit, nämlich von Anfang<br />
Oktober 1698 bis Juni 1699 eine Reise nach Holland, England und Frankreich unternahm und
Buchbesprechung 203<br />
schon allein deshalb 1698 nicht an etwaigen Planungen der Parochialkirche beteiligt gewesen<br />
sein kann! 21<br />
Es bereitet zudem keine Schwierigkeiten, besagte Zeichnung bereits in die benannte Zeitspanne<br />
von Juni bis Oktober des Jahres 1696 zu datieren. Einmal weist der linke Entwurf die<br />
verlangten kostensparenden Reduzierungen des Nering-Entwurfes auf, indem zum Beispiel<br />
die aufwendigen Halbsäulen mit den teuren Werksteinkapitellen durch lisenenartige Pilaster<br />
oder die kupfergedeckten Nebenkuppeln über den Konchen durch schlichte Pultdächer<br />
ersetzt werden. Andererseits vermag sich der noch ganz unter italienischem Einfluß stehende<br />
junge Baumeister nicht von der Pendentifkuppel Nerings zu trennen. Durch seinen Verzicht<br />
auf die Nebenkuppeln über den Konchen tritt die zentrale Hauptkuppel, die er durch eine<br />
wohlproportionierte Laterne bekrönt, erstmals auch am Außenbau in Erscheinung. Dadurch<br />
sowie durch die Beseitigung der langgezogenen Fensterbahnen, die er durch zweigeschossig<br />
angelegte, kleinere Rundbogenfenster ersetzt, entsteht ein merklich »klassischer« arrangierter<br />
Bau als der ursprüngliche Entwurf Nerings mit seinem bizarr anmutenden schweren<br />
Turmaufsatz.<br />
Der von der Kunstgeschichte vielkritisierte Grünberg kann sich dagegen äußerlich sehr<br />
viel stärker von Nerings Vorlage lösen. Insoweit stellt er erkennbar höhere Flexibilität, ja<br />
auch Kreativität unter Beweis als der Architekt des linken Entwurfes, der, wie gesagt, Eltester<br />
sein könnte. Die radikale Reduzierung, die Grünberg vornimmt, wäre für Eltester, der<br />
sechs Jahre »aria romana« geatmet hatte, jenseits aller Vorstellungskraft gewesen. Auch ist<br />
zu berücksichtigen, daß die von Grünberg vorgenommene Gotisierung des Nering-Planes ein<br />
feines Gespür und Verständnis für dessen konstruktive Bedingungen verrät, spannte Nering<br />
die dünnen, konkav eingezogenen Wandmembransegmente doch zwischen wuchtige Wandpfeiler.<br />
Aber zurück zum Planwechsel von 1696. Aus der Tatsache, daß einige Grundrisse bereits<br />
die Grünbergschen Änderungen (Strebepfeiler, Grundriß der Vorhalle) wiedergeben, an Stelle<br />
des später realisierten Kreuzgurtgewölbes aber einen Kuppelkreis zeigen (s. Mertens, Abb. 5),<br />
zieht Mertens den Schluß, Grünberg habe 1696 zunächst noch die Pendentifkuppel beibehalten.<br />
Auf dieser Grundlage sei der Bau dann sogar fortgesetzt worden, ehe 1697 eine neuerliche<br />
Planänderung das Kreuzgurtgewölbe erbracht habe (s. Mertens, Abb. 6).<br />
Die Einführung eines erneuten Planänderungsjahres 1697, für das es keinen archivalischen<br />
Hinweis innerhalb des ansonsten recht dicht belegten Bauverlaufes gibt, ist meines<br />
Erachtens überflüssig. Viel wahrscheinlicher scheint, daß sämtliche Zeichnungen, die noch<br />
den Kuppelkreis zeigen, den Entwurfsprozeß innerhalb des Planwechsels von 1696 überliefern.<br />
Sie veranschaulichen das Experimentieren, das von der Innenkuppel Nerings zum<br />
Kreuzgurtgewölbe Grünbergs führt. Die Bleistiftskizze, die umgekehrt auf das Dresdner Blatt<br />
geworfen wurde (s. Mertens, Abb. 5), gäbe somit die diskutierten Varianten wieder, ja wäre<br />
gleichsam eine Illustration der statischen Verhältnisse, denen die auf dem von Mertens entdeckten<br />
Blatt wiedergegebenen Entwürfe jeweils unterworfen wären (s. Abb. 2). Daß man<br />
bereits 1696 zur definitiven Lösung gelangte, scheint mir auch noch aus einem anderen<br />
Grund recht wahrscheinlich. Hätte Grünberg tatsächlich die Pendentifkuppel beibehalten, so
204 Guido Hinterkeuser<br />
wäre diese unter der hohen Dachwerkskonstruktion verschwunden. Der Verzicht auf eine<br />
Laterne – an seine Stelle trat der Turm über der Vorhalle – hätte jedoch völlig unzureichende<br />
Lichtverhältnisse erbracht.<br />
Mertens betont, wie bereits im Untertitel anklingt, den Einfluß der Kirche Santa Maria<br />
della Consolazione in Todi auf den Entwurf Nerings. Damit schließt sie sich Joseph (1894)<br />
an und setzt sich zugleich ab von Meinungen, die eher niederländische Einflüsse erkennen<br />
wollen (Gurlitt, 1894). 22 Um den Nering-Entwurf kunsthistorisch zu würdigen, das heißt<br />
seine Stellung im europäischen Kontext zu fixieren, wäre es allerdings erforderlich gewesen,<br />
nicht einseitig die – zum Teil recht vagen – Parallelen zu Todi herauszuarbeiten und zu<br />
wiederholen, sondern den Entwurf vielmehr auch im Vergleich mit Beispielen der niederländischen<br />
Sakralbauarchitktur des 17. Jahrhunderts zu diskutieren. Was den Außenbau betrifft,<br />
so haben Todi und der Nering-Entwurf kaum Gemeinsamkeiten. In Todi lagern sich um einen<br />
massiven Kubus halbrunde beziehungsweise polygonale Apsiden. Eine schwere Tambourkuppel<br />
prägt den Bau, gedrückte Nebenkuppeln ordnen sich dem Zentrum unter. Anders in<br />
Berlin: statt einer zentralen Kuppel plant Nering einen mächtigen Dachreiter, der in seinen<br />
Dimensionen einer Laterne längst entwachsen ist. Dessen Sockel wird optisch ummantelt<br />
von den hochaufgeblähten Nebenkuppeln. Ob bei den gewichtigen Unterschieden – auf die<br />
Mertens durchaus hinweist – überhaupt von einer Vorbildlichkeit von Todi gesprochen werden<br />
kann, ist meines Erachtens fragwürdig. Wäre Friedrich III., wie Mertens andeutet, an<br />
einem ostentativen Hochrenaissance-Bezug, vermittelt über Todi, gelegen gewesen, so hätte<br />
er kaum zugelassen, daß gerade im Äußeren eventuelle Gemeinsamkeiten derart verwischt<br />
worden wären.<br />
Schwerer wiegt das Defizit, daß Nerings zweiter monumentaler Kirchenbau, die Burgkirche<br />
in Königsberg, nicht in die Analyse einbezogen, die knappe, aber überaus ergebnisreiche<br />
Dissertation von Georg Fritsch, die die Burgkirche im Spannungsfeld zwischen Parochialkirche<br />
und niederländischen Bauten analysiert, nicht berücksichtigt wird. 23 Zumal die Burgkirche<br />
später eindeutig auf die Planänderungen an der Parochialkirche rückwirkte: Grünbergs<br />
ausgeführter Entwurf für die Vorhallenfassade übernimmt die Mittelachse von Nerings Eingangsfassade<br />
der Burgkirche. Der nie ausgeführte Turm der Burgkirche wiederum, wie ihn<br />
eine moderne Umzeichnung überliefert, 24 zeigt deutliche Parallelen zu de Bodts Turmentwurf<br />
für die Parochialkirche. 25<br />
Abschließend bleibt zu wünschen, Mertens möge sich zu einer umfassenderen monographischen<br />
Würdigung dieses bedeutenden Sakralbaus entschließen. Allein schon die systematische<br />
Zusammenstellung und anschauliche Präsentation der bislang nur verstreut publizierten<br />
Zeichnungen und Kupferstiche – und vielleicht auch der wichtigsten Dokumente – wäre<br />
überaus verdienstvoll.<br />
Alle Beiträge leisten Grundlagenforschung. Und sieht man von der Berliner Parochialkirche<br />
einmal ab, die bereits auf eine lange Forschungsgeschichte zurückblicken kann und eine<br />
feste Größe in der brandenburgisch-preußischen Barockarchitektur bildet, so werden mit<br />
den genannten Herrenhäusern weitgehend unbekannte Bauten in die Kunstgeschichte einge-
Buchbesprechung 205<br />
führt. Somit sind die Untersuchungen auch Ausdruck einer sich neu formierenden Barockforschung<br />
in Berlin, die vielleicht bald an die Dichte und Intensität der Arbeiten der zwanziger<br />
und dreißiger Jahre wird anknüpfen können – in Erinnerung gerufen seien Namen wie Heinz<br />
Ladendorf, Wilhelm Boeck und Günther Schiedlausky.<br />
Anmerkungen<br />
1 Zitat überliefert in: Abraham Humbert: Mémoire sur la vie et les ouvrages de feu M Leonard<br />
Christophle Sturm, mort architecte de S.A.S. Monseigneur le Duc Louis Rodolphe de Brunswig, in:<br />
Bibliothèque Germanique, Bd. 27, Amsterdam 1733, S. 62–85, hier S. 66.<br />
2 Gregorio Leti: Ritratti historici, politici, chronologici e genealogici della casa serenissima, & elettorale<br />
di Brandeburgo, Amsterdam 1687, Bd. 1, S. 342–344. – Vgl. auch Claudia Sommer:<br />
Die kurfürstlich-königlichen Lustschlösser in der Umgebung Potsdams 1660–1713, in: Potsdamer<br />
Schlösser und Gärten. Bau- und Gartenkunst vom 17. bis 20. Jahrhundert, Ausstellung, Potsdam,<br />
Stiftung Schlösser und Gärten Potsdam-Sanssouci, 1993, Potsdam 1993, S. 49–63.<br />
3 Alexander Niemann: Kossenblatt. Das Schloß und die Gartenanlagen, in: Brandenburgische Denkmalpflege,<br />
5, 1996 (2), S. 54–76.<br />
4 Niemann, 1996 (s. Anm. 3), S. 58.<br />
5 Uwe Kieling: Berliner Architekten und Baumeister bis 1800. Biographisches Lexikon, Berlin 1983,<br />
S. 36 f. – Hermann Heckmann: Baumeister des Barock und Rokoko in Sachsen, Berlin 1996, S. 198.<br />
6 Ernst Badstübner und Detlef Karg: Schlösser und Gärten in der Mark (1) – Prötzel, in: Landschaftsarchitektur,<br />
8, 1979, S. 116–118.<br />
7 Hallström und Peschken sprechen sich für Schlüter aus (Björn Henrik Hallström: Peterhof, in:<br />
Konsthistorisk Tidskrift, 33, 1964, S. 50–54. – Goerd Peschken: Neue Literatur über Andreas<br />
Schlüter, in: Zeitschrift für Kunstgeschichte, 30, 1967, S. 229–246, hier S. 241 f.). – Hingegen<br />
Rothamel in seiner Dissertation: »Offensichtlich stammt die Grundidee des Peterhofer Ensembles<br />
– der Palast auf dem Steilhang, der durchs flache Uferland bis zu dessen Fuß führende Kanal, die<br />
Anlage des Parks, der Grotte und Monplaisirs – von Peter dem Großen persönlich.« (Jörk Rothamel:<br />
Andreas Schlüter und seine Nachfolger als Baumeister Peters des Großen, Diss. Leipzig 1991, S. 36).<br />
8 Zwischenzeitlich sind weitere Aufsätze erschienen, die sich auch ausführlich mit der Gartenanlage<br />
beschäftigen: Joachim W. Jacobs: Prötzel, Garten und Schloß der Familie von Kamecke, in: Brandenburgische<br />
Denkmalpflege, 3, 1994, S. 76–82. – Dirk Schumann: Schlüter und die Schloßanlage<br />
von Prötzel. Archäologie als Korrektiv?, in: Matthias Müller (Hrsg.): Multiplicatio et variatio, Berlin<br />
<strong>1998</strong>, S. 44–57. – Matthias Noell: Prötzel. Die Bau- und Restaurierungsgeschichte der Dorfkirche,<br />
in: Brandenburgische Denkmalpflege, 7, <strong>1998</strong> (1), S. 73–78.<br />
9 Der Entwurf zu Monplaisir stammt nachweislich von Schlüter, wurde jedoch erst nach seinem<br />
Tode realisiert (Rothamel, 1991 [s. Anm. 7], S. 36–39).<br />
10 Björn Henrik Hallström: Der Baumeister Andreas Schlüter und seine Nachfolge in St. Petersburg,<br />
in: Konsthistorisk Tidskrift, 30, 1961, S. 95–126.<br />
11 Hingewiesen sei auf die unveröffentlichte Studie von Ulrike Scholz: Baugeschichte der Parochial–<br />
kirche 1695–1991, 3 Bde. (Bd. 1: Text, Bd. 2: Abbildungen, Bd. 3: Dokumente), Berlin 1995. –<br />
Das Manuskript entstand im Zuge der Restaurierung der Parochialkirche, geht jedoch, was die im<br />
folgenden angesprochenen Punkte betrifft, nicht über den Aufsatz von Mertens hinaus.
206 Guido Hinterkeuser<br />
12 Berlin, Archiv der Georgen-Parochial-Kirchengemeinde, B 6. – David Joseph: Die Parochialkirche<br />
in Berlin 1694–1894. Eine bau- und kunsthistorische Studie auf Grund archivalischer Quellen,<br />
Berlin 1894, S. 34.<br />
13 Günther Schiedlausky: Martin Grünberg. Ein märkischer Baumeister aus der Wende vom 17. zum<br />
18. Jahrhundert, Burg b. M. 1942, S. 26–34, 37–41.<br />
14 GStAPK, I. HA Geh. Rat, Rep. 47 Kirchen- und Schulsachen, B 4 a Fasz. 1, fol. 43 (M).<br />
15 GStAPK, I. HA Geh. Rat, Rep. 21, 127 (zitiert nach: Schiedlausky, 1942 [s. Anm. 13], S. 43).<br />
16 GStAPK, I. HA Geh. Rat, Rep. 47 Kirchen- und Schulsachen, B 4 a Fasz. 1, fol. 45 (M).<br />
17 GStAPK, I. HA Geh. Rat, Rep. 21, 127 (zitiert nach: Schiedlausky, 1942 [s. Anm. 13], S. 43).<br />
18 Willy Bruno Niemann: Christian Eltester, Kurfürstl. Brandenburg. Hofbaumeister und Ingenieur, in:<br />
Zeitschrift für Bauwesen, 76, 1926, S. 76–78, vgl. S. 76. – Fritz-Eugen Keller: Christian Eltesters<br />
Entwürfe für die Erweiterung der Paradekammern und die Kapelle des Berliner Stadtschlosses<br />
1697/98, in: Zeitschrift für Kunstgeschichte, 48, 1985, S. 541–561, vgl. S. 549.<br />
19 Berlin, Archiv der Georgen-Parochial-Kirchengemeinde, S 8.<br />
20 GStAPK, I. HA Geh. Rat, Rep. 47 Kirchen- und Schulsachen, B 4 a Fasz. 1, fol. 42 (M).<br />
21 S. Anm. 18.<br />
22 Joseph, 1894 (s. Anm. 12). – Cornelius Gurlitt, Rezension von Joseph, 1894, in: Repertorium<br />
für Kunstwissenschaft, 17, 1894, S. 279 f. – Zuletzt hierzu: Melanie Mertens: Der »römische«<br />
Entwurf zur Berliner Parochialkirche von Johann Arnold Nering, in: Zeitschrift für Kunstgeschichte,<br />
60, <strong>1997</strong>, S. 129–149.<br />
23 Georg Fritsch: Die Burgkirche zu Königsberg i. Pr. und ihre Beziehungen zu Holland. Ein Beitrag<br />
zur Neringforschung, (Diss. Berlin 1929) Königsberg i. Pr. 1930.<br />
24 Die Umzeichnung erfolgte vor 1930 nach einem Originalplan im Staatsarchiv Königsberg (Fritsch,<br />
1930 [s. Anm. 23], Abb. 15). Dieses Archiv konnte zu einem beachtlichen Teil geborgen werden<br />
und befindet sich heute im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz. Dort wurde auch<br />
jüngst die Originalzeichnung der Burgkirche wieder aufgefunden (GStAPK, 20. HA, F 10616).<br />
Sie ist jetzt erstmals veröffentlicht in: Preußen 1701. Eine europäische Geschichte, Ausstellung,<br />
Berlin, Deutsches Historisches Museum und <strong>SPSG</strong>, 2001, Berlin 2001, Bd. 1 (Katalogbd.), S. 116,<br />
Kat. Nr. V. 15. – Das Blatt zeigt Nerings Turmentwurf (Ansicht, Grundriß, Schnitt), dürfte jedoch<br />
nicht von ihm selbst gezeich<strong>net</strong> worden sein.<br />
25 Fritsch, 1930 (s. Anm. 23), S. 53–55.<br />
Abbildungsnachweis: Abb. 1: Berlin, SBBPK, Kartenabt., Y 36236. – Abb. 2: Berlin, Archiv der Georgen-<br />
Parochial-Kirchengemeinde, S 8.
Autoren<br />
Dr. Christian-Herbert Fischer, Hahn-Meitner-Institut,<br />
Berlin<br />
Matthias Gärtner, <strong>SPSG</strong> Berlin-Brandenburg<br />
Heinrich Hamann, <strong>SPSG</strong> Berlin-Bran-<br />
denburg<br />
Sabine Hierath, Berlin<br />
Guido Hinterkeuser, Berlin<br />
Rita Hofereiter, <strong>SPSG</strong> Berlin-Brandenburg<br />
Saskia Hüneke, <strong>SPSG</strong> Berlin-Brandenburg<br />
Käthe Klappenbach, <strong>SPSG</strong> Berlin-Brandenburg<br />
Dr. Jakob Kurpik, <strong>SPSG</strong> Berlin-Brandenburg<br />
Claudia Meckel, <strong>SPSG</strong> Berlin-Brandenburg<br />
Dr. Johann-Georg Rabe, Hahn-Meitner-<br />
Institut, Berlin<br />
Paolo Sanvito, Berlin<br />
Anna Schönemann, <strong>SPSG</strong> Berlin-Brandenburg<br />
Michael Horst Schröder, Potsdam<br />
Claudia Sommer, <strong>SPSG</strong> Berlin-Brandenburg<br />
Dr. Wolfgang Stich, Potsdam<br />
Dr. Liselotte Wiesinger, Berlin
II.<br />
Die Arbeit der Stiftung<br />
Preußische Schlösser und Gärten<br />
Berlin-Brandenburg<br />
in den Jahren <strong>1997</strong>/<strong>1998</strong>
In den Jahren <strong>1997</strong> und <strong>1998</strong> konnte die Stiftung Preußische Schlösser<br />
und Gärten Berlin-Brandenburg die in den beiden ersten Jahren ihres Bestehens als vereinigte<br />
Einrichtung der Berliner und Brandenburger Schlösser und Gärten begonnene Arbeit<br />
der Zusammenführung ehemals getrennter Bereiche und der umfassenden Sanierung und<br />
Restaurierung der ihr überlassenen Kunstwerke und historischen Bau- und Gartendenkmale<br />
erfolgreich fortsetzen.<br />
Im Jahr <strong>1997</strong> bildete das Berliner Schloß Charlottenburg aus restauratorischer und museologischer<br />
Sicht einen Schwerpunkt der Stiftungsarbeit. So konnte nach mehrjährigen Restaurierungsarbeiten<br />
die Eichengalerie im Alten Schloss wieder eröff<strong>net</strong> werden. Weitere Museumsräume<br />
kamen mit der Einrichtung der Wohnräume König Friedrich Wilhelms IV. im<br />
ersten Obergeschoß des Mittelbaus des Schlosses hinzu. Auch dies ist ein unmittelbares<br />
Ergebnis der Vereinigung der Potsdamer und Berliner Schlösserverwaltungen, da in ihrer<br />
Folge viele Kunstwerke und Gegenstände des Königs und seiner Frau, der Königin Elisabeth,<br />
aus Potsdam nach Charlottenburg überführt werden konnten.<br />
<strong>1998</strong> konnte am Schloß Charlottenburg durch die Bereitstellung von Sondermitteln des<br />
Bundes und Berlins die umfassende Sanierung des Mittelrisalits der Gartenseite sowie der<br />
Decke über dem Ovalen Saal erfolgen. Aus dem gleichen Fond zur Erhaltung und zum<br />
Wiederaufbau von unbeweglichen Kulturdenkmälern mit besonderer nationaler kultureller<br />
Bedeutung wurden der Stiftung zusätzliche Mittel in Höhe von 311.253 DM für die Wiederherstellung<br />
des repräsentativen Zaunes sowie für notwendige Sicherungsarbeiten und die<br />
Restaurierung der Fechtergruppe am Eingangsportal bereitgestellt.<br />
Ein Höhepunkt war zweifellos die Teileröffnung des Marmorpalais im Potsdamer Neuen<br />
Garten am 19. Juli <strong>1997</strong>. Das ehemalige Domizil Friedrich Wilhelms II. war in der DDR<br />
als Armeemuseum genutzt worden. Nach fast 60 Jahren wurde es nun erstmals wieder als<br />
Museumsschloß mit dem originalen Inventar – soweit noch vorhanden – präsentiert.
212 Die Arbeit der Stiftung – Bericht des Generaldirektors<br />
Abb. 1 Caputh, Schloß, Ansicht der Südfassade nach der Restaurierung, Aufnahme von <strong>1998</strong><br />
Foto: <strong>SPSG</strong><br />
<strong>1998</strong> folgte im Neuen Garten nach vierjähriger Arbeit die Einweihung der wiederhergestellten<br />
Gotischen Bibliothek. Das Bauwerk wurde 1794 in Sichtweite zum Marmorpalais<br />
als Belvedere und Privatbibliothek für Friedrich Wilhelm II. errichtet. Im Zweiten Weltkrieg<br />
beschädigt und danach vernachlässigt, mußte das Bauwerk vollständig abgetragen und wiedererrichtet<br />
werden. Finanziert werden konnte dies auch durch eine großzügige Spende des<br />
Landes Berlin anläßlich der 1000-Jahrfeier Potsdams im Jahre 1993 in Höhe von 1,6 Millionen<br />
DM.<br />
Am 26. September <strong>1998</strong> wurde die Teileröffnung des Schlosses Caputh gefeiert. Dies war<br />
ein wichtiges Etappenziel bei einem der großen Vorhaben der Stiftung in diesem Jahrzehnt.<br />
Nach nur zweieinhalbjähriger Restaurierung sind seitdem neben den Wohnräumen des Großen<br />
Kurfürsten der Festsaal und der im Souterrain gelegene berühmte Fliesensaal mit seiner<br />
Ausstattung aus über 7000 blau-weißen holländischen Fliesen zu besichtigen.<br />
Die Fassade hat ihre repräsentative Farbigkeit aus der Zeit um 1685 zurückerhalten und<br />
vom Schloßgarten mit den nach einem Plan von Peter Joseph Lenné wiederhergestellten<br />
Wegen reichen die Sichtbeziehungen wieder bis zum Potsdamer Stadtzentrum.<br />
Ohne die großzügige finanzielle Förderung der Arbeiten am und im Schloß durch die<br />
Cornelsen Kulturstiftung und die Freunde der Preußischen Schlösser und Gärten e.V. hätte<br />
dieses Projekt nicht in so kurzer Zeit realisiert werden können. Die Cornelsen Kulturstiftung<br />
stellte über 2 Millionen DM für die Renovierung der Fassade, die Dachsanierung des Anbaus<br />
sowie die Restaurierung von Deckenbildern und Kunstwerken für die Ausstattung des Schlosses<br />
zur Verfügung, während sich die Freunde mit 348.000 DM für die Restaurierung des<br />
Fliesensaals engagierten.
Die Arbeit der Stiftung – Bericht des Generaldirektors<br />
Abb. 2 Caputh, Schloß, Restaurierungsarbeiten an<br />
der Stuckdecke des Festsaales, Aufnahme von <strong>1998</strong><br />
Foto: <strong>SPSG</strong><br />
Die Eröffnung des Schlosses Caputh, an der 8000 Gäste teilnahmen, war aber auch ein<br />
wichtiges Ereignis für die kulturelle und wirtschaftliche Entwicklung der Gemeinde Caputh<br />
und des Amtes Schwielowsee, ist doch mit dem Museumsschloß ein kulturelles Kleinod<br />
eröff<strong>net</strong> worden, das mit Sicherheit zur Erhöhung der touristischen Attraktivität der Region<br />
beitragen wird (Abbn. 1, 2).<br />
Ein weiterer Bau- und Restaurierungsschwerpunkt der Stiftung lag in den beiden Berichtsjahren<br />
auch wieder in Rheinsberg. Das Schloß, das 1991 in den Verantwortungsbereich der<br />
Stiftung kam und innerhalb kürzester Zeit der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden<br />
konnte, wird auch in den kommenden Jahren noch erhebliche Anstrengungen erfordern,<br />
bis alle Wunden jahrzehntelanger Fremdnutzung als Sanatorium geheilt sind.<br />
Am Ende des Berichtszeitraumes konnte die Wiederherstellung der Rheinsberger Schloßinsel<br />
nahezu abgeschlossen werden. Dazu gehörten sowohl die Rekonstruktion der hölzernen<br />
Uferverschalung aus dem Jahre 1734 und des 1770 gestalteten Parterres als auch der<br />
Neuanstrich der seeseitigen Schloßfassade.<br />
213
214 Die Arbeit der Stiftung – Bericht des Generaldirektors<br />
Im Bereich der Gartendenkmalpflege müssen auch die Arbeiten auf dem Klausberg<br />
erwähnt werden. Mit dem Abschluß der Wiederherstellungsarbeiten des Wegesystems wurde<br />
hier in den letzten Jahren ein ganzer Parkbereich wieder erschlossen.<br />
Wie schon die Jahre zuvor waren auch <strong>1997</strong> und <strong>1998</strong> durch ein vielfältiges Ausstellungsprogramm<br />
der Stiftung gekennzeich<strong>net</strong>.<br />
Höhepunkt im Jahr <strong>1997</strong> war die Exposition aus Anlaß des 200. Todesjahres König Friedrich<br />
Wilhelms II. »Friedrich Wilhelm II. und die Künste. Preußens Weg zum Klassizismus«<br />
vom 20. Juli bis 14. September <strong>1997</strong> im Marmorpalais und in der Orangerie im Neuen Garten<br />
in Potsdam und im Schloß Charlottenburg in Berlin. In ihrer nur achtwöchigen Laufzeit zog<br />
diese Ausstellung über 43.000 Besucher an.<br />
Komplettiert wurde das Programm <strong>1997</strong> unter anderem durch die Ausstellungen »Material<br />
und Möglichkeit. Zinkguß im 19. Jahrhundert in Potsdam«, »Alexander Dettmar –<br />
Ansichten von Potsdam« sowie die Werkausstellung aus Anlaß des 90. Geburtstages der Keramikerin<br />
Hedwig Bollhagen.<br />
Die wichtigste Ausstellung des Jahres <strong>1998</strong> war »Gold und Silber für den König – Johann<br />
George Hossauer (1794–1874). Goldschmied seiner Majestät des Königs« im Neuen Flügel des<br />
Charlottenburger Schlosses. Die Ausstellung wurde von über 48.000 Besuchern besichtigt.<br />
Hervorzuheben sind außerdem die in den Römischen Bädern im Park Sanssouci gezeigte<br />
Ausstellung »Johann Moritz Rugendas (1802–1858) – Ein Maler aus dem Umkreis von Alexander<br />
von Humboldt«, die ein umfassendes künstlerisches Bild Lateinamerikas im 19. Jahrhundert<br />
vermittelte, die wiederum sehr erfolgreichen Graphikverkaufsausstellungen in der<br />
Turmgalerie des Orangerieschlosses im Park Sanssouci und schließlich die Ausstellung<br />
»Menzel in Rheinsberg«, in der im Schloß Rheinsberg – in Kooperation mit dem Kupferstichkabi<strong>net</strong>t<br />
der Staatlichen Museen zu Berlin – Zeichnungen und Skizzen präsentiert werden<br />
konnten, die während eines Aufenthaltes des Berliner Malers in Rheinsberg im Herbst 1860<br />
entstanden. Schließlich sei für das Jahr <strong>1998</strong> auch die Ausstellung »Verlorene Gärten Roms«<br />
erwähnt, die zuvor im Palazzo Baberini in Rom gezeigt wurde. Diese Exposition thematisierte<br />
die Schönheit und Pracht italienischer Villen und Gärten des 18. und 19. Jahrhunderts.<br />
Erfreulich war der zum Teil beachtliche Besucheranstieg in den 25 Museumsschlössern der<br />
Stiftung. Dies betraf vor allem die Saison <strong>1998</strong>. So wurden allein im Schloß Charlottenburg<br />
60.000 Besuche mehr als im Vorjahr gezählt, was mit dem in diesem Jahr allgemein beobachteten<br />
Anstieg des Berlin-Tourismus korrespondiert. Insbesondere die zwei Langen Nächte<br />
der Berliner Museen brachten für Schloß Charlottenburg am 14. Februar und 22. August mit<br />
5000 beziehungsweise 10.000 Besuchen erfreuliche Zahlen. Unter den Schlössern in Potsdam<br />
ragte das Neue Palais heraus, das <strong>1998</strong> einen Anstieg um 16.000 Besuche verzeich<strong>net</strong>e.<br />
Insgesamt zählten die Schlösser sowie die Pfaueninsel im Oktober <strong>1998</strong> 1.928.475 Besuche.<br />
Gegenüber dem Oktober des Vorjahres ist dies ein Zuwachs von 3,5 %.
Die Arbeit der Stiftung – Bericht des Generaldirektors<br />
Erheblich an Bedeutung gewonnen hat im Berichtszeitraum der museale Leihverkehr für<br />
die Stiftung. Innerhalb dieser beiden Jahre ist ein Anstieg des Leihverkehrs mit nationalen<br />
und internationalen Museen auf etwa das Doppelte zu verzeichnen. <strong>1998</strong> wurden 93 Ersuchen<br />
zur Ausleihe von insgesamt 308 Kunstwerken in der Stiftung bearbeitet. Dazu kamen<br />
46 Leihvorgänge zu insgesamt 324 Kunstwerken für die von der Stiftung veranstalteten Ausstellungen.<br />
Die Rückgewinnung von Ausstattungsgegenständen aus den Schlössern und der Ankauf von<br />
Kunstwerken, die zeitlich und vom Charakter her geeig<strong>net</strong> erscheinen, Lücken zu schließen,<br />
bestimmen die Ankaufspolitik der Stiftung. Bedeutende unter diesem Aspekt erfolgte Ankäufe<br />
waren <strong>1997</strong> und <strong>1998</strong> die Gemälde »Urteil des Paris« und »Bacchus und Ariadne« von<br />
Matthäus Terwesten sowie das Bildnis des Marchese Paolo Corbelli von Antoine Pesne.<br />
Eine der wichtigsten Arbeiten bei der Vereinigung ehemals getrennter Bereiche der Berliner<br />
und Potsdamer Schlösserverwaltungen war der Beginn der Zusammenführung der Plankammerbestände<br />
aus Berlin und Potsdam im Neuen Palais. Sie ging einher mit der Einrichtung<br />
eines Besuchersaales im Depotbereich. Dies macht zugleich die Entwicklung neuer Raumkonzepte<br />
notwendig. Für die Depots der Stiftung im Neuen Palais ist der Umzug aus statischen,<br />
klimatischen und sicherheitstechnischen Gründen dringend erforderlich. In der Nähe<br />
der Depots sollten die Restaurierungswerkstätten untergebracht werden, die bisher voneinander<br />
getrennt und in zum Teil historischen Räumen arbeiten. Auch aus Gründen der Arbeitsökonomie<br />
und wegen der Verkürzung der Transportwege ist die Zusammenlegung der Werkstätten<br />
und der Depots anzustreben.<br />
Wie für die Zusammenlegung der Plankammern wird derzeit auch an einem Konzept<br />
für die der Berliner und Potsdamer wissenschaftlichen Spezialbibliotheken gearbeitet. 200<br />
Bücher konnten <strong>1998</strong> angekauft werden. Die Bibliotheken werden von Mitarbeitern aller<br />
Abteilungen der Stiftung frequentiert und zunehmend melden sich Fremdnutzer an. Die<br />
von den Stiftungsbibliothekarinnen in Zusammenarbeit mit der Stadt- und Landesbibliothek<br />
Potsdam erstellte, <strong>1998</strong> erschienene Bibliographie der Schlösser und Gärten in Potsdam und<br />
Umgebung wird weiteres Interesse wecken und für Zulauf sorgen.<br />
Die wissenschaftliche Arbeit der Stiftung konzentrierte sich weiterhin auf die Inventarisierung<br />
und Bestandserforschung, einschließlich der Verlustrecherche. Hier gab es Aufholbedarf<br />
insbesondere bei den Berliner Sammlungen. Ein wichtiges Projekt in den beiden Berichtsjahren<br />
war hier die Aufstellung des Inventars für das Schloß Charlottenburg.<br />
Zur Zeit werden alle Inventare der Stiftung in Computerdateien übertragen. Der Generalkatalog<br />
der Gemälde ist bereits erfaßt.<br />
<strong>1998</strong> wurde auch mit den wissenschaftlichen Vorarbeiten für die 1999 zu veranstaltenden<br />
Ausstellungen – »›zum Maler und großen Architekten geboren …‹. Georg Wenzeslaus<br />
von Knobelsdorff (1699–1753)«, »Onder den Oranje Boom« und »Sophie Charlotte und ihr<br />
Schloß« begonnen.<br />
215
216 Die Arbeit der Stiftung – Bericht des Generaldirektors<br />
Die gartenhistorische Forschung richtete sich im Berichtszeitraum weiterhin auf die Auswertung<br />
friderizianischer Gartenakten, die mit der Wiederherstellung der ursprünglichen<br />
Aufteilung der Parterreflächen und der Anlage der Blumenrabatten im Parterre von Schloß<br />
Sanssouci einhergeht, die 1999 abgeschlossen sein wird.<br />
Parallel dazu wurde die Konservierung der Skulpturen des Französischen Figurenrondells,<br />
die zu den wertvollsten Gartenskulpturen des 18. Jahrhunderts zählen, in Angriff genommen.<br />
Sie sollen in den folgenden Jahren kopiert werden.<br />
Ein weiterer wichtiger Aspekt der wissenschaftlichen Arbeit der Stiftung ist die Bauforschung.<br />
Gerade bei Schlössern wie Charlottenburg und dem Neuen Palais, die über Jahrhunderte<br />
hinweg von verschiedenen Herrschern bewohnt und verändert wurden, ist die Recherche<br />
zur Ausstattung mit beweglichem und unbeweglichem Inventar als Grundlage für die<br />
Bauplanung sehr zeitintensiv. Für die Gesamt-Haushaltsunterlage für das Neue Palais wurde<br />
diesbezüglich mit einer Datenbankerfassung begonnen. Sie dient dem Abschluß der Bauvorplanung<br />
und der Erstellung einer abgabefähigen Haushaltsunterlagen für das Neue Palais,<br />
das im nächsten Jahrzehnt das wichtigste Sanierungs- und Restaurierungsobjekt der Stiftung<br />
sein wird.<br />
Prof. Dr. Hans-Joachim Giersberg
Berichte<br />
Generaldirektion<br />
Schwerpunkte in der öffentlich wirksamen Arbeit der Generaldirektion, zu<br />
der das Büro des Generaldirektors, der persönliche Referent, das Pressereferat, das Referat<br />
für Publikationen und der Stiftungskonservator gehören, waren neben der Koordination und<br />
Planung der Publikationstätigkeit der Stiftung wiederum die Organisation protokollarischer<br />
Veranstaltungen sowie die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.<br />
In den Berichtsjahren wurden insgesamt 40 (<strong>1997</strong>: 18; <strong>1998</strong>: 22) Pressetermine durchgeführt.<br />
Dazu gehörten Pressekonferenzen beziehungsweise Pressevorbesichtigungen, Fototermine<br />
und Hintergrundgespräche. Außerdem gab die Pressestelle insgesamt 104 (<strong>1997</strong>: 46; <strong>1998</strong>:<br />
58) Presseinformationen heraus.<br />
Über die regelmäßigen Berichte und Reportagen in den regionalen Tageszeitungen (MAZ,<br />
PNN, BZ, Berliner Morgenpost und Tagesspiegel) hinaus fand die Arbeit der Stiftung auch in<br />
wichtigen überregionalen Zeitungen und Zeitschriften (u. a. Die Zeit, Frankfurter Allgemeine<br />
Zeitung, Rheinischer Merkur, Süddeutsche Zeitung, Die Welt, Der Spiegel und Focus) ein<br />
breites Medienecho. Dazu kamen diverse Beiträge in Fachzeitschriften und Publikumsblättern<br />
(u. a. Monumente, Weltkunst, Museums-Journal und Feine Adressen).<br />
Außer durch Printmedien wurde die Arbeit der Stiftung auch durch Radio und Fernsehen<br />
dokumentarisch begleitet.<br />
Die Generaldirektion war auch Partner der öffentlichen Dienststellen bei der Organisation<br />
von Staatsbesuchen und protokollarischen Veranstaltungen.<br />
Die Skala reichte vom Besuch höchster Staatsgäste, wie dem Bundespräsidenten der<br />
Schweizerischen Eidgenossenschaft oder dem Präsidenten der Italienischen Republik, bis<br />
hin zum Besuch wichtiger Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, wie dem Empfang der<br />
Staatskanzlei des Landes Brandenburg für die Teilnehmer des XIII. Intertoto Kongresses der
218 Berichte<br />
Abb. 1 Besuch des Präsidenten der USA, Bill Clinton, in Potsdam am 13. Mai <strong>1998</strong>. Führung durch<br />
den Park Sanssouci<br />
v. l. n. r.: Prof. Dr. Hans-Joachim Giersberg, Bundeskanzler Helmut Kohl, Präsident Bill Clinton<br />
Foto: <strong>SPSG</strong><br />
Deutschen Klassenlotterie Berlin in der Blauen Galerie der Neuen Kammern im Park Sanssouci<br />
oder dem Besuch der Familie Hohenzollern anläßlich des Geburtstages des verstorbenen<br />
Prinzen Louis Ferdinand im Marmorpalais und in der Kronprinzenwohnung im Schloß<br />
Cecilienhof im Neuen Garten.<br />
Herausragende von der Generaldirektion koordinierte protokollarische Veranstaltungen<br />
waren zum einen das Treffen Präsident Bill Clintons mit Bundeskanzler Helmut Kohl im<br />
Park Sanssouci am 13. Mai <strong>1998</strong> (Abb. 1) – es wurde mit einem militärischen Empfang durch<br />
Helmut Kohl und Ministerpräsident Manfred Stolpe am Neuen Palais eingeleitet und fand<br />
seinen festlichen Abschluß in einem Essen zu Ehren des amerikanischen Präsidenten im<br />
Schloß Sanssouci – und zum anderen der Besuch des Präsidenten der Französischen Republik,<br />
Jacques Chirac, und des Ministerpräsidenten, Lionel Jospin, mit Bundeskanzler Gerhard<br />
Schröder im Schloß Sanssouci in Potsdam am 1. Dezember <strong>1998</strong> mit anschließendem<br />
Essen in den Neuen Kammern. Den Anlaß bildeten die in Berlin und Potsdam stattfindenden<br />
72. deutsch-französischen Konsultationen.<br />
Im Verantwortungsbereich der Generaldirektion lag ferner die Vorbereitung und Organisation<br />
der Eröffnungsveranstaltungen zu den Ausstellungen und Neueröffnungen der Stiftung.<br />
Dabei stellte die Teileröffnung des Schlosses Caputh den Höhepunkt der zurückliegenden<br />
Berichtsjahre dar.<br />
Zu den Aufgaben der Generaldirektion gehörte auch wieder die Organisation und Nachbereitung<br />
der Sitzungen des Stiftungsrates und der Referentenkommission. Dem Stiftungsrat
Generaldirektion<br />
als höchstem Gremium der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg<br />
berichtete der Generaldirektor der Stiftung in regelmäßigen Sitzungen über die geleistete<br />
Arbeit. Im Berichtszeitraum fanden am 30. Mai <strong>1997</strong> (Schloß Charlottenburg), 4. November<br />
<strong>1997</strong> (Schloß Lindstedt), 18. Februar <strong>1998</strong> (Schloß Charlottenburg), 16. Juli <strong>1998</strong> (Schloß<br />
Rheinsberg) und 3. Dezember <strong>1998</strong> (Schloß Glienicke) die 5. bis 9. Sitzung des Stiftungsrates<br />
statt. Die wichtigsten Entscheidungen und Themen des Stiftungsrates in den Jahren<br />
<strong>1997</strong> und <strong>1998</strong> waren die Feststellung der Wirtschaftspläne, die Übertragung von Potsdamer<br />
Liegenschaften an die Stiftung, der Bewirtschaftungsplan für das künftige Schloßmuseum<br />
Oranienburg, die Personalstruktur sowie die Feststellung der Ausstellungs- und Veranstaltungspläne<br />
der Stiftung.<br />
Als Träger öffentlicher Belange und als untere Denkmalschutzbehörde gibt die Stiftung Stellungnahmen<br />
gemäß den Denkmalschutzgesetzen zu Planfeststellungsverfahren, Flächennutzungsplänen,<br />
Vorhaben- und Erschließungsplänen, Bebauungsplänen und bauaufsichtlichen<br />
Verfahren (Vorbescheids-, Abriß- und Bauanträge) ab. Die Koordinierung dieser Aufgabe wird<br />
vom Stiftungskonservator im Auftrag des Generaldirektors wahrgenommen.<br />
<strong>1997</strong> wurden 101 und <strong>1998</strong> dann 104 schriftliche, nicht stiftungsinterne Vorgänge bearbeitet.<br />
Auch für diesen Berichtszeitraum wurde deutlich, daß die aus denkmalpflegerischer<br />
Sicht der Stiftung gemachten Einwände nur sehr bedingt Berücksichtigung fanden, somit<br />
Konflikte mit den denkmalpflegerischen Belangen der der Stiftung anvertrauten Denkmale<br />
im Umgebungsschutz bereits innerhalb planungsrechtlicher und bauaufsichtlicher Verfahren<br />
vorprogrammiert waren. Vielfach handelt es sich allerdings um Verfahren, die schon in den<br />
vorangegangenen Jahren eingeleitet wurden. Es ist zu hoffen, daß nach Abschluß dieser Verfahren<br />
eine Änderung im Umgang mit den Garten- und Baudenkmalen zu verzeichnen ist.<br />
Der Abstimmungsprozeß zu denkmalpflegerischen Entscheidungen innerhalb der Stiftung<br />
konzentriert sich auf die vom Stiftungskonservator einberufene Denkmalpflegekommission,<br />
die sowohl als Ortstermin wie auch als Sitzung organisiert sein kann. <strong>1997</strong> gab es 27 Zusammenkünfte<br />
der Denkmalpflegekommission, im Jahr <strong>1998</strong> waren es 16. Die Art der Zusammensetzung<br />
und auch die Arbeitsweise der Denkmalpflegekommission, wie im Jahrbuch<br />
1995/1996 beschrieben, hat sich bewährt, so daß sie in der gefundenen Form übernommen<br />
beziehungsweise weitergeführt wurde.<br />
Im Jahr <strong>1997</strong> standen vor allem das Marmorpalais im Neuen Garten und die Bereiche<br />
Babelsberg, Caputh und Rheinsberg im Mittelpunkt der Beratungen der Kommission. Dabei<br />
nahmen die Abstimmungen zur Schloßanlage Rheinsberg den größten Raum ein, ging es<br />
hier doch um die Vorbereitung und denkmalpflegerische Betreuung der Restaurierung und<br />
Sanierung mehrerer Gebäudekomplexe. Dazu gehört der Marstall, das Schloßtheater und<br />
die Gärtnerei mit Orangerie. Thematisiert wurden Fragen der Fassadengestaltung am Schloß<br />
und an den Nebengebäuden, der Stabilisierung des außerordentlich stark vom echten Hausschwamm<br />
befallenen Südpavillons des Schlosses, der Restaurierung der Grabpyramide sowie<br />
des Bauvorhabens »Künstlerhaus« am Kavalierhaus.<br />
219
220 Berichte<br />
Der Stiftungskonservator war in alle denkmalpflegerischen, restauratorischen und betreuenden<br />
Maßnahmen der Abteilungen der Stiftung involviert. Diese sind in den Abteilungsberichten<br />
gesondert aufgeführt, weshalb hier nur auf Schwerpunkte verwiesen wird.<br />
Schloß Charlottenburg: Herrichtung der ehemaligen Wohnung Friedrich Wilhelms IV. und<br />
seiner Gemahlin für Ausstellungszwecke. Umfangreiche Dachsanierungen, die noch nicht<br />
abgeschlossen sind.<br />
Park Sanssouci: Beginn der Wiederherstellung des barocken Parterres unterhalb der Terrassen<br />
des Schlosses Sanssouci. Beginn der schrittweisen Restaurierung des Triumphtores. Im<br />
Bereich des Mühlenhauses Anlage einer öffentlichen Liegewiese auf dem Terrain der ehemaligen<br />
Marstallkoppel mit Erneuerung der historischen Zugangswege und äußeren Gehölzpflanzung<br />
sowie der Wiederherstellung des verlorenen Teiches in der Bornstedter Straße.<br />
Umfassende Dokumentation aller Innenräume und Systematisierung aller Daten zur Bau-<br />
und Restaurierungsgeschichte im Zuge der Erarbeitung einer umfassenden Bau- und Restaurierungskonzeption<br />
zur Instandsetzung der Innenräume des Neues Palais.<br />
Neuer Garten: Abschluß der Restaurierungsarbeiten im Vestibül, Grottensaal, Treppenhaus<br />
und Konzertsaal des Marmorpalais in Vorbereitung der Ausstellung »Friedrich Wilhelm II.<br />
und die Künste. Preußens Weg zum Klassizismus«. Beginn der Arbeiten für das Türkische<br />
Zeltzimmer im Marmorpalais. Restaurierung der geborgenen Stuckelemente der Gotischen<br />
Bibliothek und deren Einbau sowie Montage der rekonstruierten Ausbauteile.<br />
Pfingstberg: Wiederherstellung der Nordwand des Belvederes. Beginn der Instandsetzungsarbeiten<br />
am Westturm, an der Westarkade, der Freitreppe und der Eingangshalle des Gebäudes<br />
und Abschluß des Wegebaus im Mirbachwäldchen und am unteren Pfingstberg.<br />
Park Sacrow: Umfangreiche Gehölzpflanzung im Bereich der vormaligen Grenzsperranlagen<br />
zwischen Heilandskirche und Fährturm. Wiederaufbau der Dächer und Innenausbau der<br />
ausgebrannten Nebengebäude des Schlosses Sacrow als Rohbau.<br />
Park Babelsberg: Umfangreiche Instandsetzungs- und Restaurierungsarbeiten im Park. Abtragung<br />
von Aufschüttungen, Wildwuchsrodungen, Restaurierung der Bodenmodellierung im<br />
Uferbereich und der sich anschließenden Flächen.<br />
Schloßpark Rheinsberg: Abschluß der Fassadeninstandsetzung der beiden Türme des Schlosses.<br />
Grundsteinlegung zur Errichtung eines neues Gästehauses der Musikakademie anstelle<br />
des vormaligen Domestikenhauses. Vollendung der Raumrestaurierungen der Langen Kammer<br />
und der Vorkammer zum Spiegelsaal. Beginn der Fundamentstabilisierung am Kopfbau<br />
des Marstalls. Restaurierung des Stallgebäudes in der Schloßgärtnerei. Wiederherstellung des<br />
Heckenparterres an der Felssteingrotte.
Generaldirektion<br />
221<br />
Schloß Königs Wusterhausen: Weiterführung der Maßnahmen zur Wiederherstellung der<br />
Innenräume einschließlich der Installationen. Restauratorische Befundung der Außenfassade.<br />
Schloß Caputh: Wiederherstellung der Schloßfassaden aufgrund von Befundungen. Fortsetzung<br />
der Sicherungs- und Restaurierungsarbeiten am Schloß sowie Innenrestaurierung im<br />
Fliesen- und im Festsaal.
222 Berichte<br />
Generalverwaltung<br />
Die beiden Jahre <strong>1997</strong> und <strong>1998</strong> waren in der Generalverwaltung vor allem<br />
durch verschiedene größere organisatorische Vorhaben geprägt.<br />
Die Struktur der Generalverwaltung und ihrer Referate wurde einer grundsätzlichen<br />
Überprüfung unterzogen. Bisher ist die neue Struktur in drei Referaten (Personal, Finanzen,<br />
Recht und Liegenschaften) vollzogen. Eine Neuordnung des Referates Innerer Dienst und<br />
Organisation steht noch aus.<br />
Im Personalbereich hat eine Überprüfung durch den Bundesrechnungshof zu einer stiftungsweiten<br />
Überprüfung der Eingruppierungen aller Stellen geführt. Die Umsetzung durch<br />
die Rück- und Höhergruppierung wird die Stiftung auch in den Folgejahren noch intensiv<br />
beschäftigen.<br />
Im Finanzbereich stand eine grundsätzliche Neuordnung der Finanzverwaltung an. Zum<br />
Jahreswechsel <strong>1997</strong>/<strong>1998</strong> hat die Generalverwaltung ihre Datenverarbeitung auf das System<br />
ProFiskal umgestellt. Parallel dazu wurde das Finanzreferat neu strukturiert.<br />
Schließlich wurde von der Generalverwaltung der Aufbau eines Stiftungsmarketings initiiert<br />
und der Konzeptionsprozeß eingeleitet.<br />
Personal<br />
In den Jahren <strong>1997</strong>/<strong>1998</strong> waren in der Stiftung beschäftigt (jeweils zum 31. Dezember):<br />
<strong>1997</strong> <strong>1998</strong><br />
Stellenplanpersonal<br />
Wissenschaftspersonal / höherer Dienst 35 33<br />
Sonstige Angestellte / gehobener und mittlerer Dienst 151 152<br />
Arbeiter<br />
Personal außerhalb des Stellenplanes<br />
306 304<br />
Saisonkräfte 140 154<br />
Volontäre – Kunsthistoriker 4 3<br />
Volontäre – Restauratoren 6 6<br />
ABM-Arbeitskräfte 42 38<br />
Zivildienstleistende 31 33<br />
Praktikanten 68 64<br />
Referendare 4 3<br />
Auszubildende 8 10<br />
Gesamtsumme 795 800
Haushalt<br />
Generalverwaltung<br />
223<br />
Das Ausgabenvolumen der Stiftung setzte sich in den Jahren <strong>1997</strong>/<strong>1998</strong> wie folgt zusammen:<br />
<strong>1997</strong> <strong>1998</strong><br />
(MDM) (MDM)<br />
Ausgaben<br />
Personalausgaben 32,9 33,8<br />
Sächliche Verwaltungsausgaben 17,5 17,2<br />
Investitionsausgaben 24,7 25,4<br />
Tilgung Defizit 1996 0,2<br />
Summe der Haushaltsausgaben 75,3 76,4<br />
Ausgaben aus Drittmitteln und Spenden 6,0 5,8<br />
Gesamtsumme 81,3 82,2<br />
Die Ausgaben wurden auf der Einnahmenseite folgendermaßen gedeckt:<br />
<strong>1997</strong> <strong>1998</strong><br />
(MDM) (MDM)<br />
Einnahmen<br />
Eigene Erträge der Stiftung 17,6 18,7<br />
Zuschuß des Bundes 21,3 21,4<br />
Zuschuß des Landes Berlin 11,6 11,5<br />
Zuschuß des Landes Brandenburg 24,8 24,8<br />
Summe der Haushaltseinnahmen 75,3 76,4<br />
Drittmittel und Spenden (inklusive Übertrag) 9,1 9,2<br />
Gesamtsumme 84,4 85,6<br />
Übertrag Drittmittel und Spenden auf das Folgejahr 3,1 3,4<br />
Die Planung für den Einsatz der Software ProFiskal (HKR–Verfahren) wurde weitergeführt.<br />
Ein Probelauf fand im Herbst <strong>1997</strong> statt. Der Einsatz des Systems erfolgte ab 1. Januar <strong>1998</strong>.<br />
Es wurden die Arbeitsplätze des Direktors der Generalverwaltung, des Referatsleiters Haushalt,<br />
der Buchhaltung (2 Arbeitsplätze) und der Kasse (2 Arbeitsplätze) ver<strong>net</strong>zt. Derzeit<br />
werden noch sämtliche Buchungsvorgänge von der zentralen Buchhaltung vorgenommen.<br />
Im weiteren Ausbau der Ver<strong>net</strong>zung werden diese Arbeitsschritte in die Fachabteilungen<br />
verlegt. Sämtliche Anordnungen werden nach dem 4-Augen-Prinzip im System geprüft und<br />
an die Kasse zur Zahlbarmachung weitergeleitet.
224 Berichte<br />
Liegenschaften<br />
Das Land Brandenburg hat der Stiftung <strong>1997</strong> zur Wahrnehmung ihrer Aufgaben etwa 80 %<br />
der in Artikel 2 Absatz 2 des Staatsvertrages über die Errichtung einer »Stiftung Preußische<br />
Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg« vom 23. August 1994 aufgeführten Grundstücke<br />
und Gebäude übertragen.<br />
Als erste Liegenschaft wurden der Stiftung Anfang <strong>1997</strong> Schloß und Park Rheinsberg übereig<strong>net</strong>.<br />
Bis zum Ende des Jahres folgte die nahezu vollständige Eigentumsübertragung des<br />
Parkes Sanssouci, des Neuen Gartens und des Parkes Babelsberg mit den Schlössern und<br />
historischen Gebäuden. Offen blieb die Vermögenszuordnung lediglich bei Randstreifen der<br />
Parkanlagen und Grundstücken, bei denen vermögensrechtliche Ansprüche Dritter zu klären<br />
sind.<br />
Ebenso wurden der Stiftung <strong>1997</strong> die historischen Gebäude in der Stadt Potsdam, wie<br />
das Jagdschloß Stern, der ehemalige Marstall des Stadtschlosses, das Dampfmaschinenhaus<br />
(Moschee), das Schloß Lindstedt, das Thiemann-Haus, das Belvedere auf dem Pfingstberg<br />
sowie die Villa Quandt, die Villa Lepsius und die Villa Schlieffen in der Großen Weinmeisterstraße,<br />
übertragen.<br />
Auch in Sacrow und in Königs Wusterhausen konnte die Stiftung <strong>1997</strong> jeweils Schloß und<br />
Parkanlage in ihr Eigentum übernehmen. Die Parkanlage und das Schloß Caputh werden<br />
von der Stiftung noch auf der Grundlage eines Besitzüberlassungsvertrages mit dem Land<br />
Brandenburg genutzt und bewirtschaftet. Im Herbst <strong>1998</strong> konnte die Stiftung jedoch bereits<br />
die Teileröffnung des Schlosses nach der Restaurierung des Festsaales und des Fliesensaales<br />
sowie der Wohnräume des Großen Kurfürsten feierlich begehen.<br />
Seit 1995 verwaltet die Stiftung auch die Berliner Liegenschaften Jagdschloß Grunewald,<br />
Schloß Glienicke, Schloß Charlottenburg und Pfaueninsel. Die Übertragung des Eigentums<br />
an diesen Liegenschaften auf die Stiftung soll 2000 erfolgen.<br />
Im Zeitraum <strong>1997</strong>/<strong>1998</strong> konnten 12 Wohnungen mit einer modernen Gas-Etagenheizung<br />
ausgerüstet werden. Damit haben 115 Wohnungen eine moderne Gas-Etagenheizung beziehungsweise<br />
Zentralheizung, das sind 58,4 % aller Wohnungen der Stiftung. Im gleichen Zeitraum<br />
wurden 4 Wohnungen, darunter eine in Potsdam, zwei in Glienicke und eine auf der<br />
Pfaueninsel, generalinstandgesetzt. Insgesamt 22 Objekte hat die Stiftung an öffentliche Institutionen<br />
oder gewerbliche Unternehmen vermietet beziehungsweise verpachtet.<br />
Seit Inkrafttreten der »Vergaberichtlinien zur nichtmusealen Nutzung von Schloßräumen<br />
und Gartenanlagen« im Juli 1996 stieg die Nachfrage nach Räumlichkeiten für Empfänge,<br />
Konzerte, Lesungen etc. weiter an. Mit Veröffentlichung dieser Richtlinien in den Amtsblättern<br />
von Berlin und Brandenburg sowie Hinweisen in einigen Wirtschaftsmagazinen kam es<br />
zu vielen Anfragen und Buchungswünschen. Dieser Trend setzte sich <strong>1997</strong> und <strong>1998</strong> fort und<br />
führte letztendlich zu einer fast nahtlosen nichtmusealen Nutzung der Großen Orangerie des<br />
Schlosses Charlottenburg. Aber nicht nur die Große Orangerie, auch die übrigen Räume des
Generalverwaltung<br />
225<br />
Schlosses werden regelmäßig angefragt, da Veranstalter und Catering-Unternehmen mehr<br />
und mehr auf der Suche nach außergewöhnlichen Orten sind. Weiterhin ist die Anzahl der<br />
Veranstaltungen im Schloß Lindstedt in Potsdam, aber auch in anderen Gebäuden, wie beispielsweise<br />
der Orangerie des Schlosses Glienicke, durch zusätzliche Konzerte gestiegen. Es<br />
konnte allerdings beobachtet werden, daß zunehmend Freiflächen für kleinere Empfänge,<br />
Picknicks oder auch Konzerte beantragt wurden. So bildeten zum Beispiel der Innenhof<br />
des Jagdschlosses Grunewald, der Schloßpark Glienicke, die Römischen Bäder im Park Sanssouci<br />
oder auch der Kreuzgang der Friedenskirche oftmals die Kulisse für Veranstaltungen.<br />
Anfragen kommen nicht nur von deutschen Institutionen, sondern vermehrt auch aus dem<br />
benachbarten Ausland, insbesondere aus Österreich, Italien, England und Frankreich.<br />
Auch Staatsbesuche und protokollarische Veranstaltungen prägten immer wieder den Alltag<br />
in einigen Schlössern. Räumlichkeiten im Schloß Charlottenburg und in den Neuen Kammern<br />
im Park Sanssouci wurden regelmäßig für solche Zwecke genutzt.<br />
Die aufgrund der Veranstaltungen der Stiftung zufließenden Finanzmittel ergaben für das<br />
Jahr <strong>1997</strong> einen Gesamtbetrag von rund 200.000 DM. Für das Jahr <strong>1998</strong> betrugen die Einnahmen<br />
der nichtmusealen Sondernutzung 116.000 DM. Der Rückgang der Einnahmen resultiert<br />
aus der Tatsache, daß <strong>1998</strong> wesentlich mehr Ausstellungen stattfanden.<br />
Besucherzahlen<br />
<strong>1997</strong> zählten die Häuser der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten insgesamt 1.964.149<br />
und <strong>1998</strong> 2.052.653 Besuche. Davon entfielen auf den Bereich Berlin <strong>1997</strong> 537.290 und <strong>1998</strong><br />
588.089, auf den Bereich Potsdam und Brandenburg <strong>1997</strong> 1.426.859 und <strong>1998</strong> 1.464.564<br />
Besuche. Besonders stark waren das Schloß Sanssouci (<strong>1997</strong>: 320.819; <strong>1998</strong>: 330.384 Besuche),<br />
das Neue Palais (<strong>1997</strong>: 233.177; <strong>1998</strong>: 246.333 Besuche), das Schloß Cecilienhof (<strong>1997</strong>:<br />
212.016; <strong>1998</strong>: 195.589 Besuche), das Schloß Charlottenburg mit dem Alten Schloß und dem<br />
Neuen Flügel (<strong>1997</strong>: 257.989; <strong>1998</strong>: 328.450 Besuche) und die Pfaueninsel (<strong>1997</strong>: 192.318;<br />
<strong>1998</strong>: 175.386 Besuche) frequentiert.
226 Berichte<br />
SCHLÖSSERDIREKTION<br />
Die Schlösserdirektion gliedert sich in die Zuständigkeitsbereiche Architektur<br />
und Denkmalpflege, Kunstsammlungen (Gemälde, Skulpturen, Angewandte Kunst und<br />
Graphische Sammlungen / Plankammer), Depot, Bibliothek und Fotoarchiv. Weiterhin unterstehen<br />
sämtliche Schloßbereiche der Verantwortung der Schlösserdirektion.<br />
Ihre zentralen Aufgaben bilden die Gewährleistung der ganz- und halbjährigen Öffnung<br />
der Museumsschlösser, die kontinuierliche wissenschaftliche Betreuung des Kunstbesitzes<br />
und die Wahrnehmung denkmalpflegerischer Verantwortung für die historischen Gebäude<br />
der Stiftung.<br />
Darüber hinaus gibt es zahlreiche Einzelaufgaben, die sich aus dem fachwissenschaftlichen<br />
Profil der Stiftung ergeben. Hierzu gehören unter anderem die Publizierung des Kunstbesitzes<br />
in Form von Bestandskatalogen, die Erarbeitung von Verlustkatalogen, die einen<br />
Überblick über die Kriegs- und Nachkriegsverluste der Stiftung ermöglichen, die Redaktion<br />
wissenschaftlicher Publikationen, die Konzeption und Durchführung von Sonderausstellungen,<br />
die Bearbeitung von Leihgesuchen und -vorgängen sowie die Betreuung von stiftungsfremden<br />
Nutzern der Sammlungen.<br />
Im Bereich der Gemälde konnte zum 1. Juli <strong>1998</strong> die drei Jahre vakante Stelle des zweiten<br />
Sammlungskustos besetzt werden. Dadurch wurde eine Neugliederung der Zuständigkeitsbereiche<br />
– Sammlung deutscher und niederländischer Gemälde einerseits (Kustos: Gerd<br />
Bartoschek) und französischer und italienischer Gemälde andererseits (Kustos: Dr. Christoph<br />
Martin Vogtherr) – möglich. Im Bereich der Angewandten Kunst beendete Museumsdirektor<br />
Prof. Dr. Winfried Baer zum 1. November <strong>1998</strong> seine langjährige erfolgreiche Kustodentätigkeit.<br />
Architektur und Denkmalpflege<br />
Zu den Schwerpunkten der Stiftungsarbeit gehörte auch in den beiden Berichtsjahren die<br />
Weiterführung von Bau- und Restaurierungsmaßnahmen an und in den Schlössern. Diese<br />
wurden durch Forschungen zur Bau- und Nutzungsgeschichte der betreffenden Objekte und<br />
die Erarbeitung denkmalpflegerischer Vorgaben und Zielstellungen vorbereitet und in ihrer<br />
Ausführung betreut. Die wichtigsten Maßnahmen in den Jahren <strong>1997</strong> und <strong>1998</strong> sind im folgenden<br />
zusammengefaßt.<br />
<strong>1997</strong><br />
Schloß Charlottenburg und Nebengebäude: Schloß: Denkmalpflegerische Betreuung und<br />
Begleitung der umfassenden Sanierung der Balustrade und der Postamente der Gartenseite<br />
des Schlosses, des Neuputzes und der Ergänzung der Gesimse im Kapellenhof, der Reparatur<br />
des Daches in den Kehlzonen des südlichen Bereiches des östlichen Kavalierflügels.<br />
Denkmalpflegerische Begleitung der Fensterreparaturen in den Dohnaschen Räumen, des
Schlösserdirektion<br />
227<br />
Anstrichs des Schreibkabi<strong>net</strong>ts der Königin Sophie Charlotte und des Pantoffelraumes, des<br />
Ausbaus der ehemaligen Hausmeistereiwerkstatt im östlichen Ehrenhofflügel zu einem<br />
Museumsshop sowie der Entfernung der alten Luftbefeuchtungsanlage bei der Kapelle und<br />
des Abputzes der Wände. Vorbereitung der Neuordnung der Feuermeldeanlage und der Ausstattung<br />
mit Feuermeldern. – Belvedere: Denkmalpflegerische Begleitung der Sicherung der<br />
Balkontüren und des Dachbodenbereichs sowie des Anstriches von Ausstellungsräumen. –<br />
Mausoleum: Denkmalpflegerische Begleitung der Dachreparatur. – Neuer Pavillon: Denkmalpflegerische<br />
Begleitung des Anstriches der Balkonunterseite und der Putzerneuerungen<br />
am Gesims.<br />
Schloß Grunewald und Nebengebäude: Schloß: Denkmalpflegerische Betreuung der Maßnahmen<br />
zur Rißüberwachung sowie der Reparatur und Instandsetzung der Sanitär-, Heizungs-,<br />
Elektro- und Nachrichtentechnik. – Jagdzeugmagazin: Vergabe eines Holzschutzgutachtens.<br />
Pfaueninsel: Schloß: Denkmalpflegerische Begleitung der Rekonstruktion aller Jalousien im<br />
Obergeschoß und der Reparatur der Fenster sowie der Reparatur und Instandsetzung der<br />
Sanitär-, Heizungs-, Elektro- und Nachrichtentechnik. – Gärtnerei: Gewächshäuser 1–6:<br />
Denkmalpflegerische Betreuung der Klempnerarbeiten an den Gewächshäusern und der<br />
Erneuerung der Stellagen in den Gewächshäusern und verschiedener Reparaturarbeiten an<br />
den Häusern. – Rinderstall: Denkmalpflegerische Begleitung der Asphaltierung des Fußbodens.<br />
– Winterhaus für fremde Vögel: Denkmalpflegerische Betreuung der Reparatur des<br />
Reetdaches.<br />
Schloß und Park Glienicke: Schloß: Denkmalpflegerische Vorbereitung und Begleitung der<br />
Maßnahmen zur Instandsetzung der Wohnung des Hofgärtnerhauses, der Heizung im Schloß<br />
sowie zur Reparatur und Instandsetzung der Sanitär-, Heizungs-, Elektro- und Nachrichtentechnik.<br />
– Park: Denkmalpflegerische Begleitung der Erneuerung der Wegebeleuchtung.<br />
– Wagenremise: Denkmalpflegerische Begleitung der Reparatur der Aufzüge. – Orangerie:<br />
Denkmalpflegerische Betreuung der Maurerarbeiten für die Heizung. – Stibadium: Denkmalpflegerische<br />
Betreuung der Schließung der Mosaikausbrüche des Brunnens.<br />
Park Sanssouci: Schloß Sanssouci: Denkmalpflegerische Betreuung der restauratorischen<br />
Untersuchung sowie der Schwammsanierung im Wand- und Fußbodenbereich des Fredersdorffzimmers.<br />
– Gartendirektionshaus: Quellenforschung zur Bau- und Nutzungsgeschichte.<br />
Denkmalpflegerische Vorgaben für die restauratorische Wiederherstellung von zwei historischen<br />
Raumfassungen im östlichen Flügel. – Kastellanhaus Sanssouci: Erarbeitung der<br />
denkmalpflegerischen Zielstellung für die Restaurierung der historischen Wohnräume der<br />
Kastellane von Sanssouci im Erdgeschoß. – Neptungrotte: Quellenforschung zur Bau- und<br />
Nutzungsgeschichte. Denkmalpflegerische Betreuung der Bauwerksicherung und restauratorischen<br />
Schadensdokumentation. – Neue Kammern: Denkmalpflegerische Vorgabe für
228 Berichte<br />
die Rekonstruktion eines verlorenen Zaunfelds am Sizilianischen Garten. – Ensemble Friedenskirche:<br />
Friedenskirche: Denkmalpflegerische Vorbereitung der Restaurierung der Marmorinkrustationen<br />
im Fußboden der Ostapsis. Königin-Elisabeth-Haus (Villa Tieck): Quellenforschung<br />
zur Bau- und Nutzungsgeschichte und denkmalpflegerische Vorgaben für die<br />
geplanten Instandsetzungs- und Restaurierungsarbeiten. – Ehemalige Nutzgartenquartiere:<br />
Ehemaliges Obsttreibhaus der Melonerie: Denkmalpflegerische Betreuung der Instandsetzung<br />
des Dachstuhls. – Mühlenbergensemble: Mühlenhaus: Quellenforschung zur Bau- und<br />
Nutzungsgeschichte. Denkmalpflegerische Begleitung der restauratorischen Befundung in<br />
den Osträumen der ehemaligen Wohnung des Ministers von Stollberg-Wernigerode und Wiederherstellung<br />
der Farbfassung in der Südloggia. – Neues Palais: Mitarbeit an der Erarbeitung<br />
einer umfassenden Datenbank zur Bau- und Restaurierungsgeschichte des Neuen Palais.<br />
Raumweise Vorbereitung der Haushaltsunterlagen zur Restaurierung des Gebäudeinneren.<br />
Denkmalpflegerische Betreuung der Erneuerung der Schließanlage sowie der Arbeiten zur<br />
Brandsicherung des Bühnenraums im Schloßtheater. Denkmalpflegerische Vorgaben für die<br />
Instandsetzung der Fenster im Theaterflügel. Quellenforschung zur Bau- und Nutzungsgeschichte<br />
der Marquis-d’Argens-Wohnung im Erdgeschoß des Theaterflügels. Denkmalpflegerische<br />
Betreuung der restauratorischen Untersuchung in fünf Räumen der Marquis-d’Argens-<br />
Wohnung sowie der Wiederherstellung von drei Parkettfußböden. Denkmalpflegerische<br />
Betreuung der restauratorischen Untersuchung der Plankammerräume im Mezzaningeschoß<br />
des Heinrichsflügels. – Klausberg: Drachenhaus: Quellenforschung zur Bau- und Nutzungsgeschichte.<br />
Denkmalpflegerische Vorgaben für die Restaurierung der Fassade. – Schloß Lindstedt:<br />
Denkmalpflegerische Vorgaben für die Schwammsanierung im Dach- und Deckenbereich.<br />
– Schloßensemble Charlottenhof: Römische Bäder: Denkmalpflegerische Vorgaben<br />
für die Putzausbesserungen an der Nord- und Westfassade des Gehilfenhauses. – Fasanerie:<br />
Denkmalpflegerische Betreuung der Dachinstandsetzung, der Neueindeckung mit gefalztem<br />
Zinkblech des südwestlichen Turmanbaus und der Südloggia.<br />
Neuer Garten: Marmorpalais: Quellenforschung zur Bau- und Nutzungsgeschichte zur Erarbeitung<br />
einer denkmalpflegerischen und schloßmusealen Konzeption für Nordflügel und<br />
Obergeschoß. Denkmalpflegerische Betreuung der Fertigstellung des Südflügels und der Erdgeschoßräume<br />
(Abb. 1). – Gotische Bibliothek: Betreuung des Wiederaufbaus. – Meierei: Vorbereitung<br />
der Sicherung. – Parkgärtnerei: Recherchen zur Baugeschichte. – Wohngebäude:<br />
Erarbeitung einer Konzeption zum denkmalpflegerischen Umgang mit den Wohngebäuden<br />
der Stiftung.<br />
Pfingstberg: Belvedere: Denkmalpflegerische Vorbereitung und Betreuung des Rück- und<br />
Wiederaufbaus der Nordwand am Belvedere. – Villa Quandt: Betreuung der Sicherungsmaßnahmen.<br />
Park und Schloß Babelsberg: Schloß: Quellenforschung zur Bau- und Nutzungsgeschichte<br />
zur Erarbeitung einer denkmalpflegerischen und schloßmusealen Konzeption. Denkmalpfle-
Schlösserdirektion<br />
229<br />
Abb. 1 Potsdam, Marmorpalais, Weißlackierte Kammer<br />
(Parolekammer) während der Restaurierungsarbeiten,<br />
Aufnahme von <strong>1997</strong><br />
Foto: <strong>SPSG</strong><br />
gerische Betreuung der Sicherungsmaßnahmen. – Maschinenhaus: Betreuung der Wiederherstellung<br />
und ausrüstungsfähigen Fertigstellung der Maschinenhalle. – Matrosenhaus:<br />
Betreuung der grundlegenden Instandsetzungsmaßnahmen an Dach und Fassade.<br />
Schloß Sacrow: Quellenforschung zur Bau- und Nutzungsgeschichte des Schlosses sowie der<br />
Neben- und Parkgebäude in Sacrow zur Erarbeitung der denkmalpflegerischen Konzeption.<br />
Denkmalpflegerische Betreuung der Wiederherstellung der Nebengebäude.<br />
Schloß Rheinsberg: Schloß: Fortsetzung der Quellenforschung zur Bau- und Nutzungsgeschichte<br />
der Schloßanlage Rheinsberg. Überarbeitung und Weiterentwicklung der Ausstattungskonzeption.<br />
Denkmalpflegerische Begleitung bei den Planungen zur Stabilisierung des<br />
Südpavillons und den fortgesetzten Arbeiten an der Fassade. Begleitung der weitergeführten
230 Berichte<br />
Restaurierungsarbeiten in der Langen Kammer. – Kavalierhauskomplex: Denkmalpflegerische<br />
Vorbereitung und Betreuung des Neubaus eines Künstlerhauses am Kavalierhaus. Planungsbegleitung<br />
für die Restaurierung (außen) bzw. Neugestaltung (innen) des ehemaligen Schloßtheaters.<br />
– Marstall und Gärtnereikomplex: Weiterführung der Bearbeitung und Betreuung<br />
des Marstallprojekts und der Baumaßnahmen am Gärtnereikomplex. – Park: Begleitung weiterer<br />
Vorbereitungsmaßnahmen zur Wiederherstellung der Grabpyramide.<br />
Schloß Königs Wusterhausen: Kunsthistorische und denkmalpflegerische Vorgaben und<br />
Betreuung der laufenden Bau- und Restaurierungsmaßnahmen, unter anderem Innenraumkonzeptionen<br />
für die Wiederherstellung der Wandflächen, Fußböden, Türen und Fenster.<br />
Fortsetzung der Quellenerschließung zur Bau- und Nutzungsgeschichte. Überarbeitung und<br />
Weiterentwicklung der Ausstattungskonzeption.<br />
Schloß Caputh: Kunsthistorische und denkmalpflegerische Vorgaben und Begleitung der laufenden<br />
Bau- und Restaurierungsarbeiten, unter anderem Farbfassungskonzeption für die Fassade,<br />
Restaurierung der Innenräume. Fortsetzung der Quellenforschung zur Bau- und Nutzungsgeschichte.<br />
Überarbeitung und Weiterentwicklung der Ausstattungskonzeption.<br />
Schloß Oranienburg: Weitere denkmalpflegerische Mitarbeit an den Planungen und Begleitung<br />
der einsetzenden Bau- und Restaurierungsarbeiten. Fortsetzung der Quellenerschließung<br />
zur Bau- und Nutzungsgeschichte.<br />
<strong>1998</strong><br />
Schloß Charlottenburg und Nebengebäude: Schloß: Denkmalpflegerische Vorbereitung und<br />
Begleitung der umfassenden Sanierung des Mittelrisalites zur Gartenseite, der Dachbalustraden<br />
und Figurensockel, der Rekonstruktion der Decke über dem Ovalen Saal sowie der<br />
Erneuerung der dort befindlichen Decke. Planungen zum Sicherheitskonzept. Denkmalpflegerische<br />
Betreuung der Anstricharbeiten im Neuen Flügel (Pferdetreppe, Vorraum zur Kasse<br />
und Ausstellungsraum R. 228 im Obergeschoß) sowie der Neuordnung der Supraportengemälde<br />
in den Nischen der Südwand der Eichengalerie nach Johann Gottlieb Puhlmann. –<br />
Mausoleum: Denkmalpflegerische Begleitung der Neueindeckung des Daches über der Apsis.<br />
– Neuer Pavillon: Denkmalpflegerische Betreuung der Ergänzung und Erneuerung der Ziegelpflasterung<br />
des äußeren Umganges.<br />
Schloß Grunewald und Nebengebäude: Denkmalpflegerische Begleitung des Umbaus des<br />
Heizkessels der Warmluftheizung sowie der Instandsetzung des äußeren Palisadenzaunes. –<br />
Jagdzeugmagazin: Denkmalpflegerische Betreuung des Umbaus des Heizkessels der Warmluftheizung<br />
sowie der Reparaturarbeiten an den Dachkehlen.
Schlösserdirektion<br />
231<br />
Pfaueninsel: Schloß: Denkmalpflegerische Begleitung des Einbaus der Brandmeldeanlage<br />
und der Restaurierung der Parkettafeln im Obergeschoß. – Kastellanhaus: Denkmalpflegerische<br />
Vorbereitung der Putzarbeiten (Teilergänzung) sowie des Anstrichs und der Ergänzung<br />
der Schieferabdeckung. – Kavalierhaus: Denkmalpflegerische Betreuung des Innenanstrichs<br />
des Turmes und der Instandsetzung der Dienstwohnung. – Luisentempel: Denkmalpflegerische<br />
Vorbereitung der Putzergänzungen und Reparaturen. – Meierei: Denkmalpflegerische<br />
Begleitung der Putzsanierung und des Anstrichs. – Beelitzer Jagdschirm: Vergabe eines<br />
Holzschutzgutachtens.<br />
Schloß und Park Glienicke: Schloß: Denkmalpflegerische Begleitung der Instandsetzung und<br />
Reparatur der hölzernen Pergola im Schloßhof sowie der des Zauns an der Königsstraße.<br />
– Hofgärtner- und Dampfmaschinenhaus: Denkmalpflegerische Betreuung der Instandsetzungsarbeiten<br />
an den beiden Dienstwohnungen sowie der Instandsetzung aller Fensterläden.<br />
– Casino: Denkmalpflegerische Begleitung der Erneuerung des Schornsteins und diverser<br />
Putzarbeiten. – Große Neugierde und Löwenbrunnen: Denkmalpflegerische Betreuung der<br />
Ausbesserungsarbeiten.<br />
Schloßensemble Sanssouci: Schloß Sanssouci: Denkmalpflegerische Betreuung der Restaurierungsarbeiten<br />
im Konzertzimmer und am schwammgefährdeten Fußboden des Fredersdorffzimmers.<br />
Denkmalpflegerische Vorgaben für die Wiederherstellung der ursprünglichen<br />
Dielenböden und die Erneuerung der Raumfassungen im künftigen Verkaufs- und Kassenbereich<br />
in den nördlichen Erdgeschoßräumen des Damenflügels. – Kastellanhaus Sanssouci:<br />
Denkmalpflegerische Betreuung der Restaurierungsarbeiten an einer frühklassizistischen<br />
Raumfassung von 1789 in der historischen Wohnung der Kastellane von Sanssouci. – Neptungrotte:<br />
Denkmalpflegerische Betreuung der Sanierungsarbeiten am Dach. – Anlagen am<br />
Winzerberg: Triumphtor: Quellenforschung zur Bau- und Nutzungsgeschichte. Denkmalpflegerische<br />
Betreuung der Sicherungs- und Restaurierungsmaßnahmen. – Ensemble Friedenskirche:<br />
Friedenskirche: Denkmalpflegerische Betreuung der Sanierung des Dachstuhls<br />
auf dem Hauptschiff und der Wiederherstellung der ursprünglichen Zinkeindeckung mit Palmettenschmuck.<br />
Gemeindehaus Schopenhauerstraße: Denkmalpflegerische Betreuung der<br />
Schwammsanierung im Dach- und Deckenbereich. – Mühlenbergensemble: Marstall Sanssouci<br />
(Besucherzentrum): Denkmalpflegerische Vorgaben für die Instandsetzung von Dach-<br />
und Obergeschoß. – Orangerieschloß: Denkmalpflegerische Betreuung der Dachsanierung<br />
im hohen Feld der westlichen Pflanzenhalle. – Neues Palais: Wissenschaftliche Koordination<br />
der Arbeit an der Datei zur Bau- und Restaurierungsgeschichte des Neuen Palais. Erarbeitung<br />
von denkmalpflegerischen Einzelzielstellungen für alle Räume des Neuen Palais. Denkmalpflegerische<br />
Betreuung der Arbeit an den Haushaltsunterlagen zum gesamten Gebäudekomplex,<br />
der Restaurierung in der Marquis-d’Argens-Wohnung und der Modernisierung der<br />
Plankammerräume im Mezzaningeschoß des Heinrichflügels. – Schloßensemble Charlottenhof:<br />
Römische Bäder: Quellenstudium zur Bau- und Nutzungsgeschichte des Pavillons am<br />
See. Erarbeitung der denkmalpflegerischen Konzeption für die originalgetreue Wiederherstel-
232 Berichte<br />
lung der Schinkelschen Zinkeindeckung mit Antefixen und Giebelakroteren. Denkmalpflegerische<br />
Betreuung der Fundamentsicherung der Exedra im Monumentenhof. – Fasanerie:<br />
Denkmalpflegerische Betreuung der Dach- und Fassadeninstandsetzung sowie der Zinkrestaurierung<br />
am Turm.<br />
Neuer Garten: Marmorpalais: Fortsetzung der Quellenforschung zur Bau- und Nutzungsgeschichte<br />
zur Erarbeitung einer denkmalpflegerischen und schloßmusealen Konzeption<br />
für den Nordflügel und für das Obergeschoß. – Gotische Bibliothek: Denkmalpflegerische<br />
Betreuung der Fertigstellung des Gebäudes. Erarbeitung der ständigen Ausstellung in der<br />
Gotischen Bibliothek zur Baugeschichte und über weitere Parkgebäude im Neuen Garten. –<br />
Schloßpolierhaus: Vorbereitung und Betreuung der Generalinstandsetzung.<br />
Pfingstberg: Belvedere: Denkmalpflegerische Vorbereitung und Begleitung des Wiederaufbaus.<br />
– Villen: Quellenforschung zur Bau- und Nutzungsgeschichte der Villen an der Großen<br />
Weinmeisterstraße.<br />
Park und Schloß Babelsberg: Schloß: Fortsetzung der Quellenforschung zur Bau- und Nutzungsgeschichte.<br />
Denkmalpflegerische Begleitung der Sicherungsmaßnahmen und Vorbereitung<br />
der Generalinstandsetzung und Restaurierung. – Maschinenhaus: Betreuung der<br />
Ausbaumaßnahmen. – Mühlentor: Betreuung der Wiederherstellung von Teilen des Mühlentores.<br />
Schloß Sacrow: Denkmalpflegerische Betreuung der Wiederherstellung der Nebengebäude.<br />
Schloß Rheinsberg: Schloß: Fortsetzung der Quellenforschung zur Bau- und Nutzungsgeschichte<br />
der Schloßanlage Rheinsberg. Überarbeitung und Weiterentwicklung der Ausstattungskonzeption.<br />
Denkmalpflegerische Begleitung der konstruktiven Sicherung des Südpavillons<br />
am Schloß. Betreuung der Innenraumrestaurierung mit den Schwerpunkten: Lange<br />
Kammer, Schlafkammer und Chinesische Kammer. Erarbeitung einer Konzeption für die mittelfristigen<br />
Bau- und Restaurierungsarbeiten bis 2002. – Kavalierhauskomplex: Denkmalpflegerische<br />
Betreuung des Neubaus eines Künstlerhauses am Kavalierhaus sowie der Restaurierung<br />
(außen) bzw. Neugestaltung (innen) des ehemaligen Schloßtheaters. – Marstall:<br />
Weiterführende Bearbeitung und Betreuung des Marstallprojekts. – Park: Erstellung einer<br />
denkmalpflegerischen Konzeption für die Wiederherstellung der Grabpyramide und des<br />
Prunksarkophages.<br />
Schloß Königs Wusterhausen: Kunsthistorische und denkmalpflegerische Vorgaben und<br />
Betreuung der laufenden Bau- und Restaurierungsmaßnahmen, unter anderem Wiederherstellung<br />
der Fassaden mit Erneuerung der Turmspitze und Farbkonzeption. Erarbeitung eines<br />
Gestaltungskonzepts für das Sockelgeschoß (Kasse, Verkauf, WC, Ausstellungsräume) und
Schlösserdirektion<br />
233<br />
für das Tabakskollegium. Fortsetzung der Quellenerschließung zur Bau- und Nutzungsgeschichte.<br />
Überarbeitung und Weiterentwicklung der Ausstattungskonzeption.<br />
Schloß Caputh: Kunsthistorische und denkmalpflegerische Vorgaben und Begleitung der laufenden<br />
Bau- und Restaurierungsarbeiten, unter anderem Wiederherstellung und Ergänzung<br />
der sandsteinernen Freitreppe, Fortführung und Abschluss der Arbeiten in den ehemaligen<br />
Wohnräumen des Kurfürsten, im Festsaal und im Souterrain bis zur Teileröffnung am 26. September<br />
<strong>1998</strong>. Fortsetzung der Quellenforschung zur Bau- und Nutzungsgeschichte. Überarbeitung<br />
und Weiterentwicklung der Ausstattungskonzeption.<br />
Schloß Oranienburg: Weitere denkmalpflegerische Mitarbeit an den Planungen und Begleitung<br />
der fortgeführten Bau- und Restaurierungsarbeiten, unter anderem Wiederherstellung<br />
der Raumstrukturen im Corps de Logis und Gestaltungsdetails in der Porzellankammer<br />
(Türen, Fenster, Fußboden). Fortsetzung der Quellenerschließung zur Bau- und Nutzungsgeschichte.<br />
Sammlungen<br />
Neueinrichtungen: Mit den Bau- und Restaurierungsmaßnahmen an und in den Schlössern<br />
gingen wiederum umfängliche Vorhaben zur Neueinrichtung von Schloßräumen und Raumensembles<br />
einher, die einer langfristigen Vorbereitung seitens der Mitarbeiter der einzelnen<br />
Sammlungen und Bereiche und einer gut koordinierten Zusammenarbeit mit anderen Abteilungen<br />
bedurften. So konnten im Februar <strong>1997</strong> die Wohnräume Friedrich Wilhelms IV. im<br />
Schloß Charlottenburg eröff<strong>net</strong> werden. Durch die Wiedervereinigung der Schlösserverwaltungen<br />
in Potsdam und Berlin 1995 war es möglich geworden, eine Vielzahl von Kunstwerken<br />
aus dem Besitz Friedrich Wilhelms IV. und seiner Frau, Königin Elisabeth, aus Potsdam<br />
nach Berlin in das Schloß Charlottenburg zu überführen und, ergänzt durch Möbel aus verschiedenen<br />
Wohnungen des Königspaares, in deren privaten Wohnräumen auszustellen. Die<br />
300-Jahrfeier von Schloß Charlottenburg war Anlaß, mit der Restaurierung der durch immense<br />
öffentliche und protokollarische Nutzung in Mitleidenschaft gezogenen Eichengalerie zu<br />
beginnen, die im Mai <strong>1997</strong> abgeschlossen werden konnte. Im April des Jahres wurde die neu<br />
eingerichtete Pesne-Galerie im Neuen Palais eröff<strong>net</strong>. Im Kontext einer Ausstellung zum 200.<br />
Todestag Friedrich Wilhelms II. gelang es, inzwischen restaurierte Räume und Ausstattungsobjekte<br />
des Jahrzehnte zweckentfremdet genutzten Marmorpalais mit einer Teileröffnung<br />
des Schlosses im Juli <strong>1997</strong> wieder für die Besucher zugänglich zu machen. Ein weiterer<br />
Schritt bei der Umsetzung des anspruchsvollen Programms zum Schutz der durch die klimatischen<br />
Bedingungen in ihrer Substanz bedrohten Parkskulpturen wurde mit der Vollendung<br />
der Kopien nach den Büsten des Mohren- und des Oranierrondells im Park Sanssouci realisiert,<br />
die im April <strong>1998</strong> mit einer Einweihung der Rondelle feierlich begangen wurde. Einen<br />
Schwerpunkt der Arbeit in den Berichtsjahren stellte die denkmalpflegerische Begleitung und<br />
Betreuung der umfangreichen Wiederherstellungsmaßnahmen am Schloß Caputh, vor allem
234 Berichte<br />
der diffizilen Restaurierung seines kostbaren Fliesensaales dar. Die Teileröffnung des kurfürstlichen<br />
Schlosses konnte im September <strong>1998</strong> gefeiert werden (s. auch Chronik / Neueinrichtungen).<br />
Laufende Aufgaben: Neben den terminlich fixierten, die Kräfte zeitweilig stark bindenden<br />
Aufgaben im Kontext von Neueinrichtungen wurden laufende Aufgaben, wie Inventarisation,<br />
Dokumentation und Revision der Sammlungsbestände, in unterschiedlichem Umfang<br />
realisiert.<br />
Gemälde: Die Arbeit im Sammlungsbereich war wesentlich durch die Aufgaben im Kontext<br />
der Neueinrichtung von Schloßräumen und Raumensembles und die Unterstützung<br />
von Ausstellungsvorhaben geprägt. Einen Schwerpunkt der Tätigkeit bildete die Fortführung<br />
der computergestützten Erfassung der verlorenen Bestände. In Vorbereitung der Gesamt-<br />
Haushaltsunterlage für das Neue Palais wurden Inventar- und Aktenrecherchen vorgenommen<br />
und die für den Sammlungsbereich geplanten Maßnahmen zusammengestellt.<br />
Skulpturen: Neben der Unterstützung der im Berichtszeitraum durchgeführten Ausstellungen<br />
– besonders der aus einem gemeinsamen Forschungsprojekt des Bayerischen Landesamtes<br />
für Denkmalpflege und der Stiftung (Abteilung Restaurierung) resultierenden Ausstellung<br />
»Material und Möglichkeit. Zinkguß im 19. Jahrhundert in Potsdam« (<strong>1997</strong>), in der als Teilergebnis<br />
des von 1993 bis <strong>1998</strong> laufenden Projektes Aspekte der Konservierung und Restaurierung<br />
von Kunstobjekten aus diesem Material vorgestellt wurden – lag der Schwerpunkt<br />
der Arbeit auf der denkmalpflegerischen Zusammenarbeit mit der Restaurierungswerkstatt<br />
für Skulpturen der Stiftung. Mit seinen circa 400 Marmorwerken beherbergt der Park Sanssouci<br />
den größten Skulpturenbestand im Freien nördlich der Alpen, der in Folge der klimatischen<br />
Verhältnisse einen zum Teil konservatorisch problematischen Zustand aufweist und<br />
so umfangreiche Maßnahmen zur Konservierung und Restaurierung von Bildwerken oder<br />
auch zu deren Ersatz durch Kopien notwendig macht. So wurde im Berichtszeitraum unter<br />
anderem die Restaurierung des Skulpturenschmucks der Communs und des Musenrondells<br />
denkmalpflegerisch betreut. Ebenso wurde das Entstehen der Marmorkopie der Sitzstatue<br />
der »Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth« aus dem Freundschaftstempel (Abb. 2), der<br />
Kopien der Büsten des Mohren- und des Oranierrondells sowie der Kopie des »Knaben mit<br />
dem Vogelnest« für den Marlygarten denkmalpflegerisch begleitet. Für den bildhauerischen<br />
Schmuck im Park Babelsberg wurde <strong>1997</strong> eine denkmalpflegerische Zielstellung erarbeitet.<br />
Für die langfristige Verbesserung der Präsentation von aus konservatorischen Gründen im<br />
Depot aufbewahrten Bildwerken wurde im gleichen Jahr eine Konzeption für die Dauerausstellung<br />
jener des 19. Jahrhunderts im Marstall von Schloß Glienicke entwickelt. <strong>1998</strong> wurden<br />
unter anderem die Nachgüsse der Engelsstatuen von Ludwig Wichmann an der Friedenskirche<br />
und der Nachguß des Gipsabgusses des mittelalterlichen Tympanonreliefs der<br />
Klosterkirche von Alpirsbach für die weitere Restaurierung des Kugelfanges am Campanile<br />
der Friedenskirche vorbereitet. Im Kontext der Gesamt-Haushaltsunterlage für das Neue
Abb. 2 Johann David und Johann Lorenz<br />
Wilhelm Räntz: Sitzstatue der Markgräfin<br />
Wilhelmine von Bayreuth, 1771–1773,<br />
Mamor, <strong>SPSG</strong>, Skulpturenslg. Nr. 76, Original<br />
und begonnene Kopie (1994–<strong>1997</strong>,<br />
Mamor, <strong>SPSG</strong>, Skulpturenslg. Nr. 3885) im<br />
Atelier des Bildhauers<br />
Stefan Flade in Pretzsch.<br />
Foto: <strong>SPSG</strong><br />
Schlösserdirektion<br />
235<br />
Palais wurde das Konzept für die Aufstellung der Skulpturen entwickelt und abgestimmt.<br />
Für den Bestand des Schlosses fand eine Inventarisierung in allen Sammlungsbereichen statt.<br />
Gleichzeitig wurde eine Revision der Dauerleihgaben im Schloß Charlottenburg durchgeführt.<br />
<strong>1998</strong> wurde der Charlottenburger Inventarbestand nach einem neuen Konzept verändert.<br />
Im Bereich der Sammlungsverwaltung wurde <strong>1997</strong> eine Datenbank entwickelt, in die<br />
zunächst der Bestand des ehemaligen Hohenzollern-Museums aufgenommen wurde. Als<br />
Vorarbeit für den Verlustkatalog der Skulpturensammlung wurde die Übertragung der Informationen<br />
aus dem historischen Generalkatalog der Skulpturen in die Datenbank <strong>1998</strong> fortgeführt.<br />
Mit dem Aufbau einer Gesamtdokumentation für die Skulpturensammlung konnte<br />
<strong>1998</strong> eine wesentliche Verbesserung der Archivierung erreicht werden.<br />
Textil / Glas: Die Inventarisierung des Sammlungsbestandes wurde weitergeführt, mit<br />
Recherchen zur Glassammlung der Königin Sophie Charlotte wurde begonnen. Neben diesen<br />
Aufgaben konzentrierte sich die Arbeit einerseits auf die Betreuung von Ausstellungen – vor<br />
allem die Organisation und Durchführung der Ausstellung »Friedrich Wilhelm II. und die<br />
Künste. Preußens Weg zum Klassizismus« (<strong>1997</strong>), die Planung und Betreuung der textilen<br />
Ausstattung für die Exposition »Onder den Oranje Boom. Niederländische Kunst und Kultur<br />
im 17. und 18. Jahrhundert an deutschen Fürstenhöfen« (1999) und die Vorbereitung und
236 Berichte<br />
wissenschaftliche Bearbeitung der Ausstellung »Mit goldenem Faden – Stickereien für den<br />
preußischen Hof« (1999) – und andererseits auf die wissenschaftliche Zuarbeit und Betreuung<br />
von Restaurierungsmaßnahmen. Die wichtigsten dieser Maßnahmen sind im folgenden<br />
aufgelistet. Schloß Sanssouci: Erneuerung der Möbelbezüge und Rekonstruktion der Fensterdekoration<br />
im Konzertzimmer, Vorbereitung der Rekonstruktion der frühklassizistischen<br />
Alkoven- und Fensterdekorationen im Schlaf- und Arbeitszimmer und Anbringung der rekonstruierten<br />
Wandbespannung, Fensterdekoration und Möbelbezüge im Audienzzimmer. –<br />
Neues Palais: Inventar- und Aktenrecherche und Zusammenstellung der geplanten Maßnahmen<br />
für die Gesamt-Haushaltsunterlage. Weiterführung der Restaurierung und Rekonstruktion<br />
der Wandbespannung im Tressenzimmer, Konzeption für Möbel und Fensterdekorationen<br />
im Oberen Konzertzimmer und im Frühstückszimmer, Reinigung und Bespannung der<br />
Möbelgarnitur für das Tassenkopfzimmer. – Marmorpalais: Inventar- und Aktenrecherche<br />
und Zusammenstellung der geplanten Maßnahmen für die Haushaltsunterlage für den Nordflügel.<br />
Vorbereitung und Betreuung der Rekonstruktion des gelben und grünen Pekings für<br />
die Wandbespannung, Dekorationen und Möbel des Gelben Schreibkabi<strong>net</strong>ts und des Ankleidezimmers.<br />
Betreuung der Rekonstruktion der gewebten Rosenborte für das Gelbe Schreibkabi<strong>net</strong>t.<br />
Rekonstruktion der Wand- und Kuppelbespannung sowie der Sitzmöbel und deren<br />
Bezug für das Orientalische Kabi<strong>net</strong>t. Rekonstruktion der Wandbespannung, der Dekorationen<br />
und der Möbelbezüge für das Vorzimmer. – Schloß Babelsberg: Inventar- und Aktenrecherche<br />
und Zusammenstellung der geplanten Maßnahmen für die Haushaltsunterlage. –<br />
Schloß Rheinsberg: Erneuerung von Dekorationen in der Amalienwohnung, Unterbespannung<br />
und Vorbereitung der Rekonstruktion der Seidenbespannung in der Schlafkammer des<br />
Prinzen Heinrich. – Schloß Charlottenburg: Vorbereitung der Restaurierung der Tapisserien<br />
mit den »Taten des Großen Kurfürsten« für Schloß Oranienburg. Lichtschutz für die Gobelin-<br />
Räume im Erdgeschoß, Nordseite, und für die neu zu eröffnenden Räume Kleine Eichengalerie<br />
und Japanische Kammer. – Schloß Caputh: Betreuung der textilen Ausstattung der ersten<br />
eröff<strong>net</strong>en Räume.<br />
Graphische Sammlungen / Plankammer: Weiterführung der Inventarisierung des Bestandes,<br />
Verbesserung der Deponierung der Aquarellsammlung. Betreuung von rund 600 stiftungsfremden<br />
Nutzern und Bearbeitung von circa 400 Fotoaufträgen. <strong>1997</strong> Bereitstellung von<br />
141 Exponaten für die Ausstellung »Friedrich Wilhelm II. und die Künste. Preußens Weg zum<br />
Klassizismus«. <strong>1998</strong> Inventarisierung der Mappe Homburg. Computergestützte Erfassung der<br />
Verluste der Kunstblattsammlung und der Aquarellsammlung. Zuarbeit bei Fernsehaufnahmen.<br />
Bibliothek und Fotothek: Bibliothek: Laufende Inventarisierung aller neu erworbenen Bücher<br />
und Zeitschriften (<strong>1997</strong>: 380; <strong>1998</strong>: 424). Erarbeitung einer Bibliographie zu Schlössern und<br />
Gärten in Potsdam und Umgebung in Zusammenarbeit mit der Stadt- und Landesbibliothek<br />
Potsdam (circa 3000 Titel). – Fotothek Potsdam: Bearbeitung der Fotoaufträge. Fortführung<br />
der Aufarbeitung der Fotobestände (Gesamtbestand circa 25.000 Negative). – Fotothek Char-
Schlösserdirektion<br />
237<br />
lottenburg: Betreuung von stiftungsfremden Nutzern, Bearbeitung von 260 Fotoaufträgen<br />
und 170 Fotoausleihen. Aufarbeitung der Fotobestände (Gesamtbestand circa 15.000 Negative<br />
und 20.000 Abzüge).<br />
In zahlreichen Spezialführungen sowie Vorträgen im In- und Ausland haben Mitarbeiter die<br />
künstlerische und geschichtliche Bedeutung der Preußischen Schlösser in der Öffentlichkeit<br />
gewürdigt und für deren Erhaltung geworben.<br />
Leihvorgänge: <strong>1997</strong> wurden 76 Leihanfragen für nationale und internationale Ausstellungen<br />
bearbeitet. Davon wurden 49 Leihverträge mit 195 Leihgaben realisiert. 15 Leihverträge wurden<br />
für das Folgejahr vorbereitet. <strong>1998</strong> erhöhte sich die Zahl der zu bearbeitenden Leihanfragen<br />
auf 93, die der angefragten Kunstwerke auf 308. Für Ausstellungen der Stiftung wurden<br />
<strong>1998</strong> von insgesamt 46 nationalen und internationalen Leihgebern 324 Kunstwerke entliehen<br />
(s. auch Chronik / Leihgaben).<br />
Ausstellungen<br />
Im Zentrum der wissenschaftlichen Aufgaben der Schlösserdirektion stand <strong>1997</strong> die Konzeption<br />
und Durchführung der anläßlich des 200. Todestages Friedrich Wilhelms II. gezeigten<br />
Ausstellung »Friedrich Wilhelm II. und die Künste. Preußens Weg zum Klassizismus«, die<br />
am 19. Juli <strong>1997</strong> feierlich im Marmorpalais im Neuen Garten eröff<strong>net</strong> wurde. Der Katalog<br />
stellt die bisher unzureichend gewürdigte Epoche des Nachfolgers Friedrichs II. kunst- und<br />
kulturgeschichtlich erstmals in angemessenem Umfang vor. Weitere Schwerpunkte waren<br />
die Vorbereitung der Ausstellungen »Vom Schönen und Nützlichen« (<strong>1998</strong>) im Schloß Paretz<br />
anläßlich des 250. Geburtstages von David Gilly, die mit Plänen, Zeichnungen und Modellen<br />
Einblick in das Werk des Architekten gab, und »Gold und Silber für den König – Johann<br />
George Hossauer (1794–1874)« (<strong>1998</strong>), die mit über einhundert Exponaten aus europäischen<br />
Museen, öffentlichen und privaten Sammlungen und dem internationalen Kunsthandel das<br />
Schaffen dieses in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts führenden Berliner Goldschmieds<br />
würdigte. Zu beiden Ausstellungen erschien ein Katalog. Daneben wurden Vorarbeiten für<br />
Ausstellungen der Folgejahre ausgeführt, so die Konzeption, Realisierung und Katalogbearbeitung<br />
der Expositionen »Onder den Oranje Boom. Niederländische Kunst und Kultur im 17.<br />
und 18. Jahrhundert an deutschen Fürstenhöfen« (1999, Schloß Oranienburg), »›zum Maler<br />
und großen Architekten geboren …‹ – Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff (1699–1753)«<br />
(1999, Schloß Charlottenburg), »Mit goldenem Faden – Stickereien für den preußischen<br />
Hof« (1999, Orangerieschloß im Park Sanssouci) und »Sophie Charlotte und ihr Schloß. Ein<br />
Musenhof des Barock in Brandenburg-Preußen.« (1999–2000, Schloß Charlottenburg).
238 Berichte<br />
Neuerwerbungen<br />
<strong>1997</strong><br />
Gemälde und Rahmen: Matthäus Terwesten, Urteil des Paris, Öl auf Leinwand, H. 39 cm,<br />
B. 48 cm, GK I 30398 (erworben mit Mitteln der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin).<br />
– Matthäus Terwesten, Bacchus und Ariadne, Öl auf Leinwand, H. 39 cm, B. 48 cm, GK I<br />
30399 (erworben mit Mitteln der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin). – Wilhelm Alexander<br />
Meyerheim, Hubertusjagd im Grunewald mit Wilhelm I. und Prinz Karl, 1865, Öl auf<br />
Leinwand, H. 68,5 cm, B. 97 cm, GK I 30400 (erworben mit Mitteln der Stiftung Deutsche<br />
Klassenlotterie Berlin). – Friedrich Reclam, Landschaft mit ruhender Nymphe, Öl auf Leinwand,<br />
H. 37 cm, B. 47 cm, GK I 50990. – Unbekannter Künstler, Freiherr von Seckendorff,<br />
Öl auf Leinwand, H. 59,5 cm, B. 44,3 cm, GK 50991. – Karl Wilhelm Pohlke, Blick vom<br />
Neuen Garten nach Glienicke, Öl auf Leinwand, H. 54, B. 81,5 cm, GK I 50992. – Ottmar<br />
Elliger d. Ä., Johannisbeeren und Kirschen, Öl auf Leinwand, H. 34 cm, B. 22,3 cm, GK III<br />
50993 (2249) (Rückerwerbung). – Wilhelm I., KPM Berlin, Porzellan, Aufglasurmalerei,<br />
GK I 50994. – Gemälderahmen, Holz, geschnitzt und vergoldet, Frankreich, 18. Jahrhundert,<br />
GK I 50995 (erworben für: Eustache Lesueur, Christus heilt einen Blinden, Öl auf Holz,<br />
H. 49 cm, B. 64,5 cm, GK I 7669, Bildergalerie im Park Sanssouci). – Gemälderahmen, Holz,<br />
Profilleiste mit geschnitzten Eckverzierungen, vergoldet, Berlin/Potsdam, Mitte 18. Jahrhundert,<br />
GK I 50996 (erworben für: Antoine Pesne, Herr im Hausrock, Öl auf Leinwand,<br />
H. 114,5 cm, B. 99 cm, GK I 5656, Schloß Sanssouci). – Rahmen, Holz, geschnitzt und vergoldet,<br />
Deutschland, Ende 17. Jahrhundert, GK I 50997 (erworben für historischen Spiegel,<br />
Schloß Caputh). – Gemälderahmen, Holz, geschnitzt und vergoldet, Italien, 17. Jahrhundert,<br />
GK 50998 (erworben für: Tizian [Kopie], Selbstbildnis, Öl auf Leinwand, H. 39 cm, B. 31 cm,<br />
GK I 7711, Bildergalerie im Park Sanssouci. – Gemälderahmen, Holz, geschnitzt und vergoldet,<br />
Frankreich, 2. Hälfte 18. Jahrhundert, GK I 50999 (erworben für: Unbekannter Künstler<br />
[Italien, 16. Jahrhundert], Kopf des Christusknaben, Öl auf Leinwand/Holz, Dm. 22 cm, GK I<br />
1614, Bildergalerie im Park Sanssouci).<br />
Skulpturen: Christian Keil, Bildnisbüste Kaiser Wilhelms I., Galvanoplastik, sign. und dat.:<br />
C. KEIL. FEC. EMS 1869., H. 72 cm, Skulpturenslg. Nr. 3689. – Friedrich Elias Meyer, Bildnisbüste<br />
König Friedrichs II., KPM Berlin, Biskuitporzellan, H. 33 cm, Skulpturenslg. Nr. 3693.<br />
– Johann Gottfried Schadow, Bildnisbüste der Königin Luise, 1811, Marmor, H. 71 cm, Skulpturenslg.<br />
Nr. 3694 (erworben mit Mitteln der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin).<br />
Porzellan: Deckelvase mit seladongrünem Fond und bunten Landschaften, Meißen, um 1735,<br />
Schwertermarke, Porzellan, Aufglasurmalerei und Vergoldung, H. 35 cm, Inv. Nr. XII-3085.<br />
Textil / Glas: Deckelpokal mit Bildnis Friedrich Wilhelms I., Potsdam, um 1720–1730, farbloses<br />
Glas, teilweise vergoldet, geschliffen und geschnitten, H. 28 cm, Dm. 10,3 cm, Inv.<br />
Nr. XIII-716 (Rückerwerbung; ehem. Schloß Babelsberg, Speisesaal).
Schlösserdirektion<br />
239<br />
Möbel: Hölzernes Bidet mit Keramikeinsatz, auf vier Beinen, mit Rückenlehne und Klappdeckel,<br />
Anfang 19. Jahrhundert (Einsatz später), Fichte (Korpus), Birke (Furnier), Ahorn (Leisten),<br />
Keramik, Villeroy & Boch (Einsatz), H. 73 cm, B. 31 cm, T. 48,5 cm, Inv. Nr. IV-2060<br />
(Rückerwerbung; ehem. Neues Palais). – Sekretär, Schrankteil auf hochbeinigem, tischartigen<br />
Gestell, Beschläge in Formen des 3. Rokoko, Berlin, Werkstatt Joseph Emanuel oder<br />
Julius Zwiener, um 1895, Königspalisander und andere Hölzer (Korpus), Bronze, vergoldet<br />
(Beschläge), H. 136,5 cm, B. 66 cm, T. 35,6 cm, Inv. Nr. IV-2078 (Rückerwerbung; ehem.<br />
Neues Palais). – Servier- oder Buffettischchen (»Stummer Diener«), Beine, Zarge sowie Aufsatz<br />
geschweift, Beschläge im Stil des 3. Rokoko, Berlin, Werkstatt Joseph Emanuel oder Julius<br />
Zwiener, um 1895, Palisander, Amaranth und andere Hölzer (Korpus), Bronze, vergoldet<br />
(Beschläge), H. 85,1 cm, B. 91,2 cm, T. 61,6 cm, Inv. Nr. IV-2079 (Rückerwerbung; ehem.<br />
Neues Palais).<br />
Graphische Sammlungen / Plankammer: Unbekannter Künstler, Schloß Charlottenhof,<br />
Schreibkabi<strong>net</strong>t der Kronprinzessin, Gouache, H. 17 cm, B. 21,9 cm, original montiert, bez.:<br />
Von Elise in Ischl Sommer 1846, Zugangskat. Nr. 5640. – Konvolut aus dem Nachlaß des<br />
Obergärtners Max Heinrich Erdmann Hoppe, Personenstandsurkunden und Fotos, darunter<br />
5 Ansichten aus dem Neuen Garten von Otto Hasselkampf, Potsdam, 1905, Zugangskat. Nrn.<br />
5642 bis 5652. – Unbekannter Künstler, Hegemeisterwohnung im Wildpark bei Potsdam,<br />
1845, Holzstich, ca. H. 8,4 cm, B. 21,4 cm, aus: Illustrierte Zeitung, Leipzig, 4, 1845,<br />
S. 296, Zugangskat. Nr. 5653 (Schenkung Christian Ebner von Eschenbach, Berlin). – Georg<br />
Wenzeslaus von Knobelsdorff, Ansicht eines Gartens, um 1740/1742, Bleistift, H. 35,4 cm,<br />
B. 23,1 cm, Zugangskat. Nr. 5683. – Johann Gottlob Schumann nach Friedrich Gilly, Schloß<br />
Steinhöfel von der Gartenseite, um 1799, Aquatinta, Wasserfarben, H. 35 cm, B. 48 cm,<br />
Zugangskat. Nr. 5684 (Schenkung Wilhelm Soldan, Berlin). – Johann Gottlob Schumann<br />
nach Friedrich Gilly, Einfahrt zum Landsitz Steinhöfel, um 1799, Aquatinta, Wasserfarben,<br />
H. 35,4 cm, B. 48 cm, Zugangskat. Nr. 5685 (Schenkung Wilhelm Soldan, Berlin). – »Potsdam,<br />
Stadtschloß Situationsplan mit Gartenanlagen / Copie nach einem Original Entwurf<br />
von de Bodt«, altes Foto des verschollenen Planes, H. 24,5 cm, B. 36,5 cm, Zugangskat.<br />
Nr. 5689 (Schenkung Gerhard Roder, Berlin). – Unbekannter Künstler, Burg Fürstenstein,<br />
Radierung, koloriert, hrsg. v. E. Knippel, Schmiedeberg, H. 7,5 cm, B. 10,8 cm, Zugangskat.<br />
Nr. 5690 (Schenkung Christian Ebner von Eschenbach, Berlin). – Eduard Gärtner und Julius<br />
Schoppe nach Karl Friedrich Schinkel, Beschreibung des Festes »Zauber der weißen<br />
Rose«, 1829, Heft mit Beschreibung und Lithographien, H. 34,6 cm, B. 49,7 cm, Zugangskat.<br />
Nr. 5692 (1–34).<br />
Sammlung der Kupferstichbände und historischen Bücher: Anton Friedrich Büsching,<br />
Beschreibung seiner Reise von Berlin über Potsdam nach Rekahn unweit Brandenburg, welche<br />
er vom 3.–8. Junius 1775 gethan hat, Frankfurt und Leipzig 1780, mit Landkarten und<br />
Kupferstichen, Zugangskat. Nr. 5641.
240 Berichte<br />
<strong>1998</strong><br />
Gemälde und Rahmen: Antoine Pesne, Marchese Paolo Corbelli, 1709, Öl auf Leinwand,<br />
H. 304,3 cm, B. 231,5 cm, GK 51001 (erworben mit Mitteln der Kulturstiftung der Länder,<br />
des Siemens-Kunstfonds, der Freunde der Preußischen Schlösser und Gärten e.V. und Eigenmitteln).<br />
– Klara Oenicke, Friedrich der Große nach der Schlacht bei Kolin, 1847, Öl auf<br />
Leinwand, H. 21 cm, B. 18,5 cm, GK 51002. – Unbekannter Künstler [Deutschland, 17. Jahrhundert],<br />
Bogislaw von Radziwill, Öl auf Papier/Leinwand, H. 82 cm, B. 60,5 cm, GK I<br />
51007. – Edward Francis Cunningham, Friedrich der Große, Öl auf Leinwand, GK I 51008. –<br />
Wilhelm Barth, Berliner Tor in Potsdam, Öl auf Leinwand, H. 79 cm, B. 68 cm, GK I 51009.<br />
– Antoine Pesne, Johanna Charlotte von Brandenburg-Schwedt, Öl auf Leinwand, H. 79 cm,<br />
B. 64 cm, GK I 51012 (erworben mit Mitteln der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin).<br />
– Oskar Begas, Friedrich der Große in der Schloßkapelle von Charlottenburg, 1863, Öl auf<br />
Leinwand, H. 200 cm, B. 135,5 cm, GK I 51014 (Schenkung von Erik Baron von Loudon, Wardenburg<br />
Tungeln). – Karl Rechlin, Preußische Kavallerie, 1839, Öl auf Leinwand, H. 45,7 cm,<br />
B. 60,7 cm, GK I 51015 (erworben mit Spendenmitteln). – Karl Rechlin, Preußische Gardedragoner<br />
und Gardekürassiere im Lager, 1835, Öl auf Leinwand, H. 59,3 cm, B. 77 cm,<br />
GK I 51016 (erworben mit Spendenmitteln). – Antoine Pesne, Friedrich der Große, Öl auf<br />
Leinwand, H. 78 cm, B. 62 cm, GK I 51018 (erworben mit Mitteln der Stiftung Deutsche<br />
Klassenlotterie Berlin). – Gemälderahmen, Holz, geschnitzt und vergoldet, Frankreich, um<br />
1700, GK I 51000 (erworben für: Gerard Wigmana, Susanna und die beiden Alten, Öl auf<br />
Holz, H. 74 cm, B. 56 cm, GK I 5551, Bildergalerie im Park Sanssouci). – Gemälderahmen,<br />
Holz, geschnitzt und vergoldet, Frankreich, Mitte 18. Jahrhundert, GK I 51003 (erworben<br />
für: Jean-Baptiste Pater, Gesellschaft an der Fontaine, Öl auf Leinwand, H. 131 cm, B. 195 cm,<br />
GK I 5633, Schloß Sanssouci). – Gemälderahmen, Holz, geschnitzt und vergoldet, Frankreich,<br />
2. Hälfte 18. Jahrhundert, GK I 51004 (erworben für: Pieter van der Werff, Beweinung<br />
Christi, Öl auf Leinwand, H. 66,7 cm, B. 54 cm, GK I 10008, Bildergalerie im Park Sanssouci).<br />
– Gemälderahmen, Holz, geschnitzt und vergoldet, Frankreich, um 1750, GK I 51005<br />
(erworben für: Antoine Watteau [Nachahmung], Gesellschaft im Freien, Öl auf Leinwand,<br />
H. 129 cm, B. 193 cm, GK I 1199, Schloß Charlottenburg). – Gemälderahmen, Holz, Profilleiste<br />
vergoldet, Frankreich, um 1800, GK I 51006 (erworben für: Unbekannter Künstler<br />
[17. Jahrhundert], Felsige Landschaft, Öl auf Leinwand, H. 40 cm, B. 28 cm, GK I 2161, Schloß<br />
Caputh). – Gemälderahmen, Holz, geschnitzt und vergoldet, Frankreich, Mitte 18. Jahrhundert,<br />
GK I 51010 (erworben für: Parmigianino [Kopie], Fünf Engelsköpfe, Öl auf Leinwand,<br />
H. 64 cm, B. 53 cm, GK I 2241, Bildergalerie im Park Sanssouci). – Gemälderahmen, Holz,<br />
geschnitzt und vergoldet, Frankreich, Mitte 17. Jahrhundert, GK I 51011 (erworben für: Beerstraeten<br />
[Art], Landschaft, Öl auf Leinwand, H. 26 cm, B. 33 cm, GK I 3147, Schloß Caputh).<br />
– Gemälderahmen, Holz, geschnitzt und vergoldet, Frankreich, 18. Jahrhundert, GK I 51013<br />
(erworben für: Jacques de Backer, Loth und seine Töchter, Öl auf Holz, H. 82,5 cm, B. 106 cm,<br />
GK I 10627, Bildergalerie im Park Sanssouci).
Schlösserdirektion<br />
241<br />
Skulpturen: Christian Daniel Rauch, Bildnisbüste Prinz Friedrich Wilhelm Ludwigs (Wilhelms<br />
I.) von Preußen, 1836, bez.: FRIDR. WILHELM LUDW. PR. V. PREUSSEN, sign. und<br />
dat.: C. RAUCH. FEC. 1836., Marmor, H. 64 cm, Skulpturenslg. Nr. 3647. – Gustav Bläser,<br />
Bildnisplakette Karl Friedrich Schinkels, Gips, terrakottafarben gefaßt, Dm. 36 cm, Skulpturenslg.<br />
Nr. 3900. – Christian Daniel Rauch, Bildnisbüste Generalfeldmarschall Graf Yorck von<br />
Wartenburgs, 1818, bez.: GRAF YORCK VON WARTENBURG, sign. und dat.: Chr. Rauch ad<br />
vivum 10. octb. 1818, Bronze, H. 64 cm, Sockel 14,5 cm (Leihgabe der Freunde der Preußischen<br />
Schlösser und Gärten e.V.)<br />
Porzellan: Vase mit Darstellung der Parzen nach einem Gemälde von Theodor van Thulden,<br />
KPM Berlin, 1803–1813, Szeptermarke, blaue Malereimarke, Porzellan, Aufglasurmalerei<br />
und Vergoldung, H. 33,5 cm, Inv. Nr. XII-3084. – Schatulle mit ornamentalen und heraldischen<br />
Motiven, Geschenk Kaiserin Augustas an Kaiser Wilhelm I. zum 85. Geburtstag, wohl<br />
KPM Berlin, 1882, Porzellan, Aufglasurmalerei und Vergoldung, Bronze, Seide, L. 32,5 cm,<br />
B. 26,5 cm, H. 18 cm. – Inv. Nr. XII-3086. – Vase, Modell »Urbinovase«, mit Darstellung<br />
zweier Fontänen des Parks Sanssouci, KPM Berlin, um 1860, Szepter- und Pfennigmarke,<br />
roter Reichsapfel über KPM, Porzellan, Aufglasurmalerei und Vergoldung, H. 48 cm, Inv.<br />
Nr. XII-3087. – Zwei Figuren, »Erde« und »Wasser«, nach Modellen von Johann Gottfried<br />
Schadow, KPM Berlin, um 1790, Szeptermarke, Bisquitporzellan, Inv. Nrn. XII-3089 und<br />
3090. – Figur, die »Architektur«, Modell von Wilhelm Christian Meyer, KPM Berlin, um<br />
1780, Szeptermarke, Porzellan, H. 37 cm, Inv. Nr. XII-3104. – 4 Figuren aus dem Dessertservice<br />
für Zarin Katharina II. von Rußland, »Minerva«, »Herkules«, »Mars«, »Bellona«, KPM<br />
Berlin, 1771/1772, Szeptermarken, Porzellan, H. 22–24 cm, Inv. Nrn. XII-3105 bis 3108. –<br />
Runde Schüssel aus dem Roten Vogelservice (Rothenburg-Service), KPM Berlin, um 1769,<br />
Szeptermarke, Porzellan, Dm. 35 cm, Inv. Nr. XII-3109. – Teller mit Ansicht des Marmorpalais,<br />
Manufaktur Friedrich Adolph Schumann, um 1870, grüne Adlermarke, Porzellan, Dm.<br />
25 cm, Inv. Nr. XII-3110. – Vase mit goldenen Henkeln, KPM Berlin, um 1855, Bisquitporzellan,<br />
Inv. Nr. XII-3111. – Zwei pokalförmige Vasen, KPM Berlin, um 1775, Szeptermarke,<br />
Porzellan, H. 34,5 cm, Inv. Nrn. XII-3112 und 3113.<br />
KPM-Porzellansammlung (Eigentum des Landes Berlin): Vase, Modell »Münchner Vase<br />
No. 3«, mit Blumenkränzen und Festons nach einem Entwurf von Gottfried Wilhelm Völcker,<br />
Geschenk Friedrich Wilhelms IV. an Großherzog Karl-Friedrich von Sachsen-Weimar, KPM<br />
Berlin, 1838, Szeptermarke, roter Reichsapfel über KPM, Porzellan, Aufglasurmalerei und<br />
Vergoldung, vergoldete Bronzemontierung, H. 80 cm, Inv. Nr. B 98/19 (erworben mit Mitteln<br />
der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin). – Tafelaufsatz nach einem Modell von<br />
Johann Gottfried Schadow mit einer Ansicht von Potsdam von Johann Eusebius Forst, KPM<br />
Berlin, um 1820, Szeptermarke, Porzellan, Aufglasurmalerei und Vergoldung, Kaltbemalung,<br />
H. 35 cm, Dm. 50 cm, Inv. Nr. B 98/20 (erworben mit Mitteln der Stiftung Deutsche Klassenlotterie<br />
Berlin). – Tafelaufsatz in Form von sieben kleinen Kindern auf Postament, eine<br />
Schale tragend, KPM Berlin, 1804, Szeptermarke, blaue Malereimarke, Porzellan mit Aufglasurmalerei<br />
und Vergoldung, Bisquitporzellan, H. 31,2 cm, Inv. Nr. B 98/21 (erworben
242 Berichte<br />
mit Mitteln der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin). – Tee- und Kaffeeservice, Modell<br />
»Glatt« mit Purpurschuppen und Blumen in Grün-camaïeu, Manufaktur Gotzkowsky und<br />
KPM Berlin, 1763, G und Szeptermarken, Porzellan, Aufglasurmalerei und Vergoldung, Inv.<br />
Nrn. B 98/1 bis 11 (erworben mit Mitteln der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin).<br />
Textil / Glas: Hofsticker R. Thiele (?), Musterentwurf für einen Thronbaldachin, Berlin, um<br />
1910–1915, gelb-goldener Samtbrokat, H. 91 cm, B. 57,5 cm (Schenkung Gertrud Hübner,<br />
Berlin), Inv. Nr. IX (1)-361. – Hofsticker R. Thiele (?), Musterentwurf für einen Thronbaldachin,<br />
Berlin, um 1910–1915, gelb-goldener Seidenbrokat, H. 88 cm, B. 55 cm, Inv. Nr. IX<br />
(1)-362 (Schenkung Gertrud Hübner, Berlin). – Galarock, Berlin, um 1900, Wolle (Tuch),<br />
besetzt mit Tressen aus Silbergespinst und Seide (Brokat), H. 101 cm, B. (Schultern) 51 cm,<br />
Inv. Nr. IX (5)-29.<br />
Metall: Johann George Hossauer, 2 flache Silberteller aus dem Tafelservice zur Hochzeit des<br />
Prinzen Wilhelm von Preußen mit Prinzessin Marie von Sachsen-Weimar am 11. Juni 1828,<br />
Berlin 1829, Silber, gedrückt, ziseliert, graviert, Dm. 26,4 cm, Inv. Nr. X 895 und 896 (Leihgabe<br />
der Freunde der Preußischen Schlösser und Gärten e.V.). – Johann George Hossauer,<br />
6 Weinuntersetzer für Prinz Carl von Preußen, Berlin, 1842–1847, Silber, getrieben, gegossen,<br />
graviert, H. 3,5 cm, Dm. 19,5 cm, Inv. Nr. X 898 bis 903 (erworben mit Mitteln der<br />
Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin). – Johann George Humbert, 6 Leuchter aus dem<br />
Besitz König Friedrich Wilhelms III., Berlin, 1819–1837, Silber, getrieben, gegossen, graviert,<br />
H. 21 cm, Inv. Nr. X 904 bis 909 (erworben mit Mitteln der Stiftung Deutsche Klassenlotterie<br />
Berlin). – Johann George Humbert, Girandole, Berlin, 1830/1840, Silber, getrieben, gegossen,<br />
graviert, H. 48 cm, Dm. 37 cm, Inv. Nr. X 910.<br />
Beleuchtungskörper: Kronleuchter in Korbform mit 6 Kerzen und aufwendig geschliffenem<br />
böhmischen Glasbehang, Frankreich, um 1750, Bronze, feuervergoldet (Gestell), Glas,<br />
geschliffen (Behang), H. 120 cm, Dm. 67 cm, Inv. Nr. VIII-781.<br />
Möbel: Kommode mit 4 Schüben, Berlin, um 1760, Kiefer (Korpus), Palisander (Furnier),<br />
Bronze, vergoldet (Beschläge), H. 70 cm, B. 200 cm, T. 90 cm, Inv. Nr. IV-2080. – Polsterstuhl<br />
mit in Kreide geschnittenen Ornamenten, Berlin, 1730–1740, Holz, Kreidegrund, Vergoldung,<br />
Polsterung mit Resten verschiedener Bezüge, IV-2081 (Rückerwerbung; ehem. Schloß Rheinsberg,<br />
Turmkabi<strong>net</strong>t). – Sekretär auf vier vierkantigen, sich nach unten verjüngenden Füßen,<br />
Korpus mit 2 Schubkästen, Schreibplatte (vor großem Mittelfach mit Tür, offenen Fächern<br />
und Schubkästen) und 2 verspiegelten, von Säulen flankierten Türen, Berlin, 1790–1800,<br />
Nadelholz (Korpus), Mahagoni und Eiche (Furnier), H. 185 cm, B. 106 cm, T. 47 cm,<br />
IV-2082.<br />
Graphische Sammlungen / Plankammer: Carlo Bossoli, Blick vom Ehrenhof des Schlosses<br />
Sanssouci auf den Ruinenberg, um 1850, Gouache, H. 41 cm, B. 25 cm, Zugangskat. Nr. 5697.
Schlösserdirektion<br />
243<br />
– Albert Geyer, Zeichnungen zum Neubau eines Stallgebäudes mit Kutscherwohnung und<br />
Schuppen für die Hofgärtnerei Sanssouci, 1916, Bleistift auf Transparentpapier, Zugangskat.<br />
Nrn. 5701 bis 5703. – Edmund Bohne, Zeichnungen einer Gewächshausanlage für die Hofgärtnerei<br />
Sanssouci, 1912, Bleistift auf Transparentpapier und lavierte Lichtpausen, Zugangskat.<br />
Nrn. 5704 bis 5708. – Albert Schwarz, Zuschüttung der Gräben beim Neuen Palais, der<br />
Teiche an der Fasanerie, Aufhöhung der Charlottenhofer Wiese, Entnahme des Erdreichs bei<br />
Eiche 1881, Fotografien, H. 20 cm, B. 26 cm, Zugangskat. Nrn. 5709 bis 5714. – Franz Skarbina,<br />
Neptungrotte im Park Sanssouci (Detail), Bleisift, H. 26,8 cm, B. 17,2 cm, Zugangskat.<br />
Nr. 5715. – Karl Würbs, Mausoleum in Charlottenburg, Tuschzeichnung, H. 12,5 cm,<br />
B. 18 cm, Zugangskat. Nr. 5716. – Julius Thäter nach Moritz von Schwindt, 7 Szenen aus<br />
dem Leben der Heiligen Elisabeth von Thüringen, Radierungen, ca. H. 24 cm, B. 20 cm,<br />
alt gerahmt, Zugangskat. Nrn. 5717 bis 5723. – Antoine Pesne, Porträt Herzog Adolf Friedrichs<br />
von Holstein-Gottorf, Rötel, Bleistift, H. 23,7 cm, B. 14,9 cm, Zugangskat. Nr. 5735.<br />
– Unbekannter Zeichner der Königlichen Gartendirektion Potsdam, Plan vom Neuen Garten<br />
in Potsdam, 1881, Feder in Schwarz, grün laviert, H. 68,4 cm, B. 96,2 cm, Zugangskat.<br />
Nr. 5736 (Schenkung Heinrich Hamann, Potsdam). – Friedrich Wilhelm Klose, Marmorpalais<br />
im Neuen Garten, Aquarell, H. 13,3 cm, B. 18,6 cm, Zugangskat. Nr. 5742. – Farbdrucke nach<br />
Wilhelm Beckmann, Schloß Paretz, Schlafzimmer und Gartensaal, H. 15,4 cm, B. 12,3 cm,<br />
Zugangskat. Nrn. 5744 und 5745 (Schenkung Klaus Miemitz, Potsdam).<br />
Sammlung der Kupferstichbände und historischen Bücher: Johann Georg Krünitz, Oeconomische<br />
Encyclopädie, oder Allgemeines System der Land- Haus- und Staats-Wirtschaft<br />
[…], erschienen in insgesamt 242 Bänden, Berlin 1773–1858, Teile 1, 14, 16, 28, 31, 33, 36,<br />
38 und 58 (2x) aus dem aus Georgien zurückgekehrten Bibliothekenbestand übernommen,<br />
Zugangskat. Nrn. 5724 bis 5734. – Philippo Laurentio Dionysio, Sacrum Vaticanae Basilicae<br />
Cryptarum Monumenta, Rom 1828, Ledereinband mit Goldprägungen, mit Kupferstichen,<br />
H. 38 cm, B. 27 cm, Zugangskat. Nr. 5737. – Andreas Riem, Über die Malerei der Alten,<br />
Berlin 1787, mit Kupferstichen, H. 26 cm, B. 21,5 cm, Zugangskat. Nr. 5738. – Watin, Der<br />
Staffirmaler, Leipzig 1774, H. 19,5 cm, B. 12,5 cm, Zugangskat. Nr. 5739. – Rudolf Wiegmann,<br />
Die Malerei der Alten in ihrer Anwendung u. Technik insbes. als Decorationsmalerei, Hannover<br />
1836, H. 18,5 cm, B. 11,5 cm, Zugangskat. Nr. 5740. – Photographische Aufnahmen von<br />
der Indien-Reise Seiner Kaiserlichen und königlichen Hoheit des Kronprinzen des Deutschen<br />
Reiches und von Preussen, 1910, gedruckt v. Hermann Bergmann, Berlin, verlegt v. Georg<br />
Stilke, Berlin, 52 Blatt mit 65 Fotos, z. T. in Farbe, H. 28,5 cm, Zugangskat. Nr. 5743.<br />
Weitere Erwerbungen tätigten die Freunde der Preußischen Schlösser und Gärten e. V. Diese<br />
Werke, die im Besitz des Vereins verbleiben, stehen der Stiftung für die Ausstattung der<br />
Schlösser zur Verfügung (s. Fördervereine / »Freunde«).
244 Berichte<br />
Gartendirektion<br />
Die Stiftung hatte im Berichtszeitraum insgesamt 679 ha Parkanlagen zu<br />
unterhalten. Diese Flächen gliedern sich folgendermaßen: Park Sanssouci (287 ha), Neuer<br />
Garten und Parkgelände Pfingstberg (118 ha), Park Babelsberg und Jagdschloß Stern (135 ha),<br />
Schloßgarten Rheinsberg (27 ha), Schloßgarten Caputh (5 ha), Park Sacrow (26 ha), Pfaueninsel<br />
(76 ha) und Park Königs Wusterhausen (5 ha). Der Pflegezustand der Gärten konnte<br />
trotz zusätzlicher Aufgaben – mehrere hundert Meter neu gepflanzte Hecken sind in diesem<br />
Jahr dazugekommen – erhalten werden. Die allmähliche gartengemäße Regeneration<br />
bislang vernachlässigter Flächen, wie Ruinenberg, Klausberg, Potentestück, Hopfenkruggelände,<br />
konnte mit Hilfe von ABM-Arbeitskräften begonnen werden.<br />
Im folgenden sind die wichtigsten gartendenkmalpflegerischen Arbeiten während des<br />
Berichtszeitraumes aufgeführt.<br />
<strong>1997</strong><br />
Park Sanssouci, Lustgarten: Im Parterre um die Große Fontäne sind die barocken Querwege<br />
auf einer Fläche von circa 1300 m² zwischen den ehemaligen Broderiestücken und den<br />
Außenkompartimenten rekonstruiert worden. Die später zu beseitigende Aufschüttung um<br />
das Fontänenbecken von circa 12 cm ist bei der höhenmäßigen Anbindung an die Hauptallee<br />
berücksichtigt worden. Mit der Maßnahme wird die 1936 begonnene Rückführung der<br />
Terrassen und des Parterres in die Form beendet, die einen überzeugenden ästhetischen und<br />
denkmalpflegerischen Kompromiß mit der Fontänenanlage Friedrich Wilhelms IV. darstellt.<br />
Park Sanssouci, Schloßterrassen: Die West- und Ostseite der oberen, circa 3000 m² großen<br />
Terrassenfläche auf der Rückseite von Schloß Sanssouci wurden auf der partiell reparierten<br />
Tragschicht mit einem lehmigen Sandfilm überzogen und mit gewaschenem Kies überdeckt.<br />
Dabei wurden die 10 cm breiten Sandsteinkanten um die Baumscheiben der 1983 gepflanzten<br />
Linden entfernt.<br />
Park Sanssouci, Potentestück: Wiederherstellung des Fahrweges vom Potentestück unterhalb<br />
der Parkoper und des Drachenhauses bis zum Weinberg mit Promenadengrand auf<br />
circa 300 m², mit zwei leicht unterschiedlichen Breiten östlich und westlich des Lennéschen<br />
Zugangsweges zum Drachenhaus. Der Kreuzungsbereich dieses Weges ist mit einer Regenrinne<br />
angepaßt.<br />
Park Sanssouci, Charlottenhof: Die Erneuerung des gesamten Drives und der Umgebungswege<br />
des Schlosses Charlottenhof konnte abgeschlossen werden.<br />
Allee nach Sanssouci 5: Die Zufahrtsflächen von circa 400 m² des Parkplatzes an der Generaldirektion<br />
wurden mit scharfkantiger wassergebundener Deckschicht befestigt, die circa
Gartendirektion<br />
245<br />
Abb. 1 Potsdam, Klausberg, Wiederherstellung des Fußweges westlich vom Belvedere auf dem<br />
Klausberg, Aufnahme vom Juli <strong>1997</strong><br />
Foto: <strong>SPSG</strong><br />
300 m² Pkw-Stellfläche nivelliert, damit das Regenwasser in die angrenzenden Vegetationsflächen<br />
und über einen Sickerschacht abfließen kann.<br />
Klausberg: Die seit 1993 betriebene Wiederherstellung des Wegesystem um das Belvedere<br />
auf dem Klausberg nach Lenné (Galerieweg zum Drachenhaus, Zufahrt zum Belvedere) und<br />
nach Potente (Platz um das Belvedere, westlicher Fußweg) fand ihren Abschluß. Die Flächen<br />
belaufen sich auf circa 1850 m². Die Wege und Platzflächen wurden ergraben und in ihrer<br />
Lage nach Befund mit einer stärkeren Tragschicht befestigt und mit Promenadengrand versehen.<br />
Größter Wert wurde in dem hängigen Gelände auf die höhengerechte Einbindung<br />
und elegante Führung der Wege gelegt. Zur Ableitung des Regen- und Oberflächenwassers<br />
sind eine Absturzrinne und fünf Querrinnen eingebaut worden. Sehr sorgfältig wurden die<br />
Randbereiche als Gehölz- und Rasenflächen modelliert (Abb. 1).<br />
Ruinenberg: Es erfolgte die Erneuerung des Panoramawegs von der Bornstedter Straße<br />
bis zur Serpentine und seiner Anschlüsse über die Sanssouci-Sicht hinweg. Als Voraussetzung<br />
für die weitere denkmalpflegerische Bearbeitung des Ruinenberges bis zur BUGA 2001<br />
wurde eine Neuvermessung des Gebietes verwirklicht. Der Panoramaweg von der Bornstedter<br />
Straße bis zur Serpentine mit Anschluß des Fundaments der Römischen Bank wurde<br />
wiederhergestellt.
246 Berichte<br />
Abb. 2 Potsdam, Neuer Garten, Wiederherstellung des Weges westlich der Gotischen Bibliothek,<br />
Aufnahme vom Juni <strong>1997</strong><br />
Foto: <strong>SPSG</strong><br />
Parkgärtnerei Sanssouci: Für die Bepflanzung der Parkanlagen wurden 86.000 Stück Frühjahrsblumen<br />
in 62 Arten und Sorten, 138.000 Stück Sommerblumen in 203 Arten und Sorten<br />
und 150 Stück Hochstämme herangezogen.<br />
Neuer Garten: Durch Ausbaggerung wurde die Wasserspiegelung der wiederhergestellten<br />
Gotischen Bibliothek einschließlich eines Teilstückes des 1890 zugeschütteten Kanals wiedergewonnen.<br />
Der Ehrenhof des Marmorpalais und die umgebenden Platzflächen wurden<br />
rechtzeitig zur Eröffnung des Hauses in eine gärtnerische Schmuckanlage verwandelt. Als<br />
Voraussetzung für die weitere gartendenkmalpflegerische Bearbeitung des Neuen Gartens<br />
erfolgte die Vermessung des gesamten Parks (Abb. 2).<br />
Parkgelände Pfingstberg: Die 1996 begonnene Wiederherstellung des ehemals im KGB-<br />
Gebiet gelegenen Pfingstberghangs fand mit einer umfangreichen Gehölzpflanzung ihren<br />
Abschluß.<br />
Park Babelsberg: Der Fahrweg von der Parkbrücke bis kurz vor das Maschinenhaus konnte<br />
wiederhergestellt und der Bodenbewegung am Uferstreifen vom Maschinenhaus bis zur<br />
Lenné-Bucht ihr ursprüngliches Profil wiedergegeben werden. Der Fahrweg von der Mühlenstraßen-Pforte<br />
bis in den Bereich der Siegessäule wurde erneuert. Die Weinlaube am Kleinen<br />
Schloß wurde rekonstruiert und die ursprüngliche Bodenbewegung in der Umgebung<br />
wiederhergestellt. Als Voraussetzung für die weitere gartendenkmalpflegerische Bearbeitung<br />
erfolgte die Vermessung eines Parkteils von circa 85 ha.
Gartendirektion 247<br />
Pfaueninsel: Die Erneuerung und Korrektur des sogenannten »Affenweges« wurde ausgeführt.<br />
Park Sacrow: Es erfolgte die Wiederherstellung der Wegeverbindungen zwischen dem<br />
Schloß und dem Uferweg östlich der ehemaligen Kastanienallee. Im ehemaligen Grenzgebiet<br />
zwischen Kirche und Fähre wurden circa 1600 Gehölze gepflanzt. Mit dem zweiten<br />
Bauabschnitt (Austiefen des Feuchtbiotops) wurde begonnen.<br />
Schloßgarten Caputh: Neben umfangreicher Wildwuchsbeseitigung im westlichen Parkteil<br />
wurden von der Lennéschen Parkanlage zwei Rundwege rekonstruiert.<br />
Schloßgarten Rheinsberg: Gartendenkmalpflegerische Gestaltung der Insel Rheinsberg nach<br />
dem Vorbild von 1777, wobei die Bodenfunde der Uferschalung eine Korrektur der Plan- und<br />
Bildüberlieferung in Richtung der historischen Realität brachten. Die Vermessung des gesamten<br />
Parks einschließlich einer Baumbestandserfassung als Voraussetzung weiterer denkmalpflegerischer<br />
Arbeiten wurde abgeschlossen. Das Vorgelände der Gärtnerei wurde planiert<br />
und ein Staketenzaun entlang der Hauptstraße sowie ein Maschendrahtzaun entlang des<br />
Aha-Grabens bis zur Gärtnerei gesetzt. Eine detaillierte Geländeaufnahme des Heckentheaters<br />
und angrenzender Bereiche wurde angefertigt und ein Vorentwurf zur Wiederherstellung<br />
des Heckentheaters erarbeitet.<br />
Park Königs Wusterhausen: Als Vorbereitung für weitere gartendenkmalpflegerische Arbeiten<br />
ließ die Gartendirektion die Dimension und den Zustand des Schloßgrabens archäologisch<br />
erkunden.<br />
Kunstmosaike: Im Park Sanssouci und im Park Babelsberg wurden Mosaike gesäubert, repariert<br />
und gesichert.<br />
<strong>1998</strong><br />
Park Sanssouci, Lustgarten: Die <strong>1997</strong> begonnene Teilung der Parterreflächen in acht Kompartimente<br />
wurde zu Ende geführt und mit der Erneuerung der Wegeflächen um die Große<br />
Fontäne und der Hauptallee von Wandbrunnen zu Wandbrunnen begonnen. 56 Taxuskegel<br />
wurden in die neu gefaßten plates bandes gepflanzt (Abb. 3).<br />
Park Sanssouci, Paradiesgarten: Der unpassierbare Weg östlich des Paradiesgartens wurde<br />
nach denkmalpflegerischem Befund erneuert.<br />
Park Sanssouci, Charlottenhof: Um den Hippodrom wurden in Eigenleistung die Hälfte der<br />
von der Ildefonso-Gruppe ausgehenden und den Hippodrom umkreisenden Pfade wiederhergestellt.
248 Berichte<br />
Abb. 3 Potsdam, Park Sanssouci, Lustgarten,<br />
Herstellung der »plates bandes« am<br />
östlichen Querweg im Parterre unterhalb<br />
des Weinberges, Aufnahme vom April <strong>1998</strong><br />
Foto: <strong>SPSG</strong><br />
Park Sanssouci, Neues Palais: Die Asphaltbahnen auf der Mopke wurden einer interimistischen<br />
Erneuerung unterzogen.<br />
Ruinenberg: Mit einer Spende der Freunde der Preußischen Schlösser und Gärten konnte<br />
die Römische Bank aus dem Hippodrom in Charlottenhof auf ihr altes Fundament zurückversetzt<br />
werden. Die Wiederherstellung des Rundwegesystems wurde mit der Anlage des<br />
Weges von der »Katzensäule« zum Bassin und der Verbindung zum Besucherzentrum<br />
geschlossen. Die desolate ehemalige Marstallkoppel wurde als Liegewiese hergerichtet und<br />
mit dichten Saumpflanzungen gegen den Parkplatz und die Bornstedter Straße abgeschlossen.<br />
Zum Bornstedter See und zum Gut Bornstedt wurden die Sichten geöff<strong>net</strong>.<br />
Parkgärtnerei Sanssouci: Für die Bepflanzung der Parkanlagen wurden 88.000 Stück Frühjahrsblumen<br />
in 62 Arten und Sorten, 140.000 Stück Sommerblumen in 196 Arten und Sorten<br />
und 130 Stück Hochstämme herangezogen.
Gartendirektion 249<br />
Neuer Garten: Die ergrabenen alten Wegeanbindungen aus dem Lennéschen System für<br />
das Schloß Cecilienhof wurden einschließlich des zum Vier-Wege-Rondell führenden Weges<br />
wiederhergestellt.<br />
Park Babelsberg: Der Weg vom Pförtnerhaus I bis zum Grünen Weg mit den Anschlüssen<br />
zum Schwarzen Meer wurde erneuert. Der Fahrweg vom Pförtnerhaus I bis zum Kleinen<br />
Schloß wurde mit seinen Anschlüssen für die Öffentlichkeit eingeweiht. Die denkmalpflegerische<br />
Neuvermessung des Parks konnte zu zwei Dritteln abgeschlossen werden.<br />
Pfaueninsel: Die seit Jahren andauernde Wiederherstellung des Stellweges konnte mit der<br />
Fertigstellung des letzten fehlenden Teilstücks zwischen dem Heideweg und dem Rosengarten<br />
abgeschlossen und der Öffentlichkeit präsentiert werden. Trotz energischer Bejagung<br />
haben Wildschweinrotten den Runden Garten und Teile der Schloßwiese vollständig zerstört.<br />
Der Bestand an Pfauen ist durch Füchse, Marder und Nerze so dramatisch zurückgegangen,<br />
daß der Bestand zu erlöschen droht.<br />
Park Sacrow: Die Wiederherstellung der Wege östlich der ehemaligen Kastanienallee wurde<br />
abgeschlossen, die Sichten zum Flatowturm und zum Jägerhof ausgestaltet und dabei das<br />
Feuchtgebiet in der letzteren Sicht abschließend wiederhergestellt.<br />
Schloßpark Caputh: Umfangreiche archäologische Suchgrabungen nach der barocken Terrassenmauer.<br />
Fertigstellung des Lennéschen Wege<strong>net</strong>zes mit Ausnahme der direkten Schloßumgebung.<br />
Schloßpark Rheinsberg: Die Wiederherstellung der Schloßinsel konnte bis auf einen kleinen<br />
Rest im Bereich des Südpavillons abgeschlossen werden. Mit Beteiligung der Abteilung<br />
Restaurierung wurden zwei Blumenkörbe zwischen den Skulpturen der Insel rekonstruiert.<br />
Am 20. Juni wurde die Schloßinsel feierlich eingeweiht. Das stilistisch einzigartige Heckenparterre<br />
bei der Felsengrotte wurde in seinen Konturen und seiner ungewöhnlichen Gehölzausstattung<br />
wiederhergestellt. Mit der Rekonstruktion des Heckentheaters, auch im Sinne<br />
besserer Sichtverhältnisse für die Zuschauer, wurde begonnen. In Absprache mit dem zuständigen<br />
Oberförster konnten die für die Raumwirkung so wesentlichen Alleen in den Boborow-Kabeln<br />
(Meiereiallee und Boborowallee) durch eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme der<br />
Forstverwaltung von Wildwuchs freigestellt werden. Durch Einigung mit den privaten Waldeigentümern<br />
und Vermittlung der Stadt konnte durch Leistungen der Stadt und unserer<br />
Gärtner die Sicht auf den gotischen Wartturm in der Hauptachse von Rheinsberg freigelegt<br />
werden.<br />
Park Königs Wusterhausen: Die gartenarchäologischen Grabungen im Bereich des ehemaligen<br />
Schloßgrabens wurden abgeschlossen und die Suchgräben wieder verfüllt.
250 Berichte<br />
Kunstmosaike: Das Kunstmosaik der westlichen Exedra der mittleren Orangerieschloßterrasse<br />
wurde restauriert. Die zwei Kunstmosaike der Exedra der unteren Orangerieschloßterrasse<br />
und das der Exedra neben dem Teepavillon der Römischen Bäder wurden geborgen,<br />
in der Werkstatt restauriert und liegen zum Einbau bereit.<br />
Die Mitarbeiter der Gartendirektion und die Revierleiter haben in den Berichtsjahren in<br />
zahllosen Führungen und vielen Vorträgen die künstlerische und geschichtliche Bedeutung<br />
der Gärten in der Öffentlichkeit herausgestellt und für deren Erhaltung und angemessene<br />
Behandlung geworben.
BAUDIREKTION<br />
Baudirektion 251<br />
Die beiden Berichtsjahre sind das siebente und achte, in dem die Baudirektion<br />
einen Etat bewirtschaften konnte, der nicht durch »Bilanzbescheide« und »Fondszuweisungen«<br />
konterkariert wurde. Dennoch folgen die Ausgabenproportionen zwischen<br />
großen und kleinen Vorhaben – und nur die Schwerpunkte der ersteren werden nachfolgend<br />
dargestellt – dem noch immer geltenden Diktat der Bauschäden. Erreichte oder unbedingt<br />
zu erreichende Bautenstände bestimmten darüber hinaus das Vorhabenfeld der Investitionen.<br />
Dessen Umfang allein war etatmäßig vorgegeben. Und vorgegeben war auch der gesonderte<br />
und mit den Investitionen immer mehr ins Mißverhältnis geratende Etat für die Bauunterhaltung<br />
und die Wartung der technischen Anlagen.<br />
BAUPLANUNGEN<br />
Im folgenden sind die wichtigsten Planungsleistungen der beiden Jahre des Berichtszeitraumes<br />
zusammengefaßt.<br />
<strong>1997</strong><br />
Schloß Glienicke: Planungsbeginn für den Kavalierflügel des Schloßkomplexes als erste<br />
Teil-Haushaltsunterlage.<br />
Park Sanssouci: Neues Palais: Nach Jahrzehnten zahlreicher, dennoch aber unzureichend<br />
bleibender Einzelmaßnahmen mußte endlich eine Haushaltsunterlage für das gesamte<br />
Schloß in Angriff genommen werden. Der baulich und restauratorisch bedenkliche Zustand<br />
des Schlosses gebot, diese Gesamtplanung von vornherein auf diagnostische, therapeutische,<br />
konzeptionelle und kalkulative Vollständigkeit hin anzulegen. Unabdingbare Einzelmaßnahmen<br />
waren aber daneben bis zur Ausführungsreife zu planen: Schwammsanierungen,<br />
Fensterinstandsetzungen, haustechnische Modernisierung der Plankammer und Sanierung<br />
der Räume des vormaligen Schloßcafés (Marquis-d‘Argens-Wohnung) für einen mittelfristig<br />
akzeptablen Besucherempfang. Zur letztgenannten Aufgabe gehörte ein Wettbewerb zur<br />
Mobiliarausstattung des Museumsshops. Aus den baudiagnostischen Erkenntnissen zum<br />
Hausschwammbefall des Gebäudes ergab sich Ende des Jahres eine interne Konferenz, deren<br />
wichtigstes Ergebnis der erklärtermaßen notwendige Verzicht auf eine »buchstabengetreue«<br />
Einhaltung von DIN 68800/4 an diesem Schloß ist. – Orangerieschloß: Planerische Klärung<br />
von noch offenen Grundsatzfragen zur Eröffnung der Baustelle »westliche Pflanzenhalle« im<br />
nächsten Jahr. Im Frühjahr hierzu Durchführung einer internen Konferenz, bei der die für<br />
das Haus zentrale Frage des Binnenklimas baugeschichtlich, bauphysikalisch und bautechnisch<br />
erörtert und planerisch entschieden wurde. – Ensemble Friedenskirche: Erarbeitung<br />
der Ausführungspläne für Umbaumaßnahmen im Pförtnerhaus.
252 Berichte<br />
Neuer Garten: Marmorpalais: Erarbeiten von Ausführungsplänen. Zum Problemkreis von<br />
technischer Außenüberwachung in Verbindung mit einer zurückhaltenden Gebäudeanstrahlung<br />
fand – modellhaft auch für andere Schlösser – im Spätherbst eine Video-und-Licht-<br />
Präsentation statt. Planungsstart für den Nordflügel. – Gotische Bibliothek: Erarbeitung der<br />
Ausführungspläne für die Bauhauptleistungen oberhalb des Erdgeschosses sowie für Fenster,<br />
Türen, technische Installationen, Putz- und Stuckarbeiten.<br />
Pfingstberg: Belvedere: Erarbeitung der Ausführungspläne zur Bauzeitsicherung der Säulengänge.<br />
Schloß und Park Babelsberg: Schloß: Beginn der Arbeit an einer Gesamt-Haushaltsunterlage<br />
für das Schloß. Wichtige Teilplanungen für die am 15. September genehmigten Sicherungsmaßnahmen<br />
am Außenbau wurden zurückgestellt, weil der Etatanteil für deren Ausführung<br />
aus Haushaltsgründen zu zwei Dritteln entfallen mußte. – Park: Anarbeitung der Haushaltsunterlage<br />
für das Brauchwasser<strong>net</strong>z des Parks sowie Erarbeitung der Ausführungsplanung<br />
für die Verlegung der Trafostation aus dem Schloß zum Maschinenhaus. – Maschinenhaus:<br />
Erarbeitung der Ausführungspläne für die Vorfertigung der neogotischen Fenster und Türen<br />
des Wohnteiles. – Gärtnerei: Beginn der Planung für eine Haushaltsunterlage.<br />
Schloß Sacrow: Erarbeitung der Entwurfs- und Ausführungspläne für den Wiederaufbau des<br />
östlichen Nebengebäudes.<br />
Schloß und Schloßpark Rheinsberg: Schloß: Die Ausführungspläne für die Fassadeninstandsetzungen<br />
des Südtreppenhauses und des Südturmes wurden erarbeitet. Letztere mußten<br />
bis tief in die konstruktiv schwer geschädigte Mauerwerksubstanz eingreifen. Die baubegleitende<br />
Planung für den neuen Uferverbau der Schloßinsel auf nunmehr archäologischer<br />
Befundgrundlage wurde abgeschlossen. – Kavalierhauskomplex: Das nunmehr fördermittelfinanzierte<br />
Vorhaben »Veranstaltungszentrum in der Schloßanlage Rheinsberg« begann – in<br />
der Verantwortung eines Generalplaners – mit dem Neubau des Künstlerhauses über dem<br />
Grundriß des nicht mehr vorhandenen, baugeschichtlich aber nachgewiesenen ehemaligen<br />
Domestikenhauses. In der archäologisch präparierten Baugrube konnte im Frühsommer<br />
die wichtige Entscheidung getroffen werden, die dokumentierten, bis frühmittelalterlichen<br />
Befunde zu beräumen und mit dem Bau zu beginnen. – Marstall: Erarbeitung der Tragwerksplanung.<br />
– Gärtnerei: Mit der Vorplanung für ein neues, zweigeschossiges Technik- und<br />
Sozialgebäude zwischen den beiden Orangeriehallen wurde begonnen.<br />
Jagdschloß Königs Wusterhausen: Erarbeiten von Ausführungsplänen.<br />
Schloß Caputh: Erarbeitung der Ausführungspläne für die nun beginnende Generalrestaurierung<br />
des gesamten Schlosses mit den Rückbaumaßnahmen im Untergeschoß, der konstruktiven<br />
Sicherung des Fliesensaalgewölbes, der Sanierung der Holzbalkendecken sowie der
Abb. 1 Caputh, Schloß, Südfassade während der Restaurierung, Aufnahme von <strong>1997</strong><br />
Foto: Dietmar Horn, Kleinmachnow<br />
Baudirektion 253<br />
Abb. 2 Caputh, Schloß, Nordwand des Fliesensaales während der Restaurierung, Aufnahme von <strong>1997</strong><br />
Foto: Dietmar Horn, Kleinmachnow
254 Berichte<br />
Gesims- und Traufbereiche – hier unter Rückgewinnung der fassadenprägenden Geometrie<br />
der Umbauten von 1680/1690 und mit größtmöglicher Schonung der noch vor der<br />
Wende erneuerten Dachhaut. Die Planung wurde von einer komplexen haustechnischen<br />
und Erschließungsplanung flankiert (Abbn. 1, 2).<br />
<strong>1998</strong><br />
Schloß Charlottenburg: Erarbeitung erster Standortvarianten für eine unabdingbar notwendig<br />
gewordene neue Sicherheitszentrale im Schloß. In diesem Zusammenhang Ende des Jahres<br />
Besichtigung einer vergleichbaren neuen Anlage im Kammergericht Berlin (ehemaliges<br />
Kontrollratsgebäude).<br />
Schloß Glienicke: Arbeitsbeginn an der Haushaltsunterlage für den Kavalierflügel des Schlosses.<br />
Park Sanssouci: Neues Palais: Die Arbeiten an einer Haushaltsunterlage für das gesamte<br />
Schloß wurden vorangetrieben. Neben der – erstmalig EDV-gestützten – Erfassung sowohl<br />
des in Hausinventaren und im Planbestand vorhandenen Wissens als auch des baulichen<br />
und haustechnischen Ist-Zustandes sowie der Ist-Ausstattung in einem Raumbuch galt die<br />
Entwurfsarbeit zunächst und vor allem dem Untergeschoß. Ziel war es, hier den endgültigen<br />
und allen Ansprüchen gerecht werdenden Besucherempfang unterzubringen. Als Vorbild<br />
wirkten die besichtigten niederländischen Schlösser Het Loo und Haus Doorn. Parallel dazu<br />
wurden Ausführungspläne für die bereits für <strong>1997</strong> erwähnten, nunmehr mit baufachlichem<br />
Prüfbescheid als nochmalige Teil-Haushaltsunterlage sanktionierten Einzelmaßnahmen erarbeitet.<br />
– Orangerieschloß: Erarbeiten von Ausführungsplänen für die westliche Pflanzenhalle.<br />
– Ensemble Friedenskirche: Baubegleitende Fortführung der bereits <strong>1997</strong> begonnenen<br />
Ausführungsplanung für die Instandsetzung des Mittelschiffdaches der Friedenskirche, für<br />
die Umbauten im Pförtnerhaus. – Mühlenbergensemble: Erarbeitung einer Nutzungsstudie<br />
für den Mühlenhauskomplex. Für den Marstall Erstellen der Ausführungspläne für den<br />
zweiten Bauabschnitt, das heißt für die Dachinstandsetzung und die Umnutzung des Obergeschosses<br />
zu Diensträumen für die Abteilung Museumspädagogik und Besucherbetreuung.<br />
– Ruinenberg: Erarbeitung der Vorplanung für den Normannischen Turm. – Klausberg:<br />
Erstellen der Ausführungsunterlagen für die sich von der Pagode auf die Wirtschaftsanbauten<br />
ausweitende Sanierungsmaßnahme am Drachenhaus. – Fasanerie: Erarbeitung der Ausführungsunterlagen<br />
für die von vornherein mehrjährig geplante Instandsetzung der Dächer und<br />
Fassaden.<br />
Neuer Garten: Marmorpalais: Die Planung für den Nordflügel wurde fortgeführt, aus Haushaltsgründen<br />
aber übermäßig gehemmt. – Gotische Bibliothek: Die letzten Ausführungspläne<br />
wurden erarbeitet. – Gärtnerei: Die Ausführungsunterlagen für die Grundinstandsetzung<br />
der Gewächshäuser wurden erstellt. – Metallwerkstatt: Die Ausführungsunterlagen für die
Baudirektion 255<br />
Grundinstandsetzung nach dem Brandschaden vom Januar wurden angefertigt. – Parkeinfriedung:<br />
Die Entwurfs- und Ausführungsunterlagen für die Parktore wurden erarbeitet.<br />
Pfingstberg: Belvedere: Zunächst Erstellen der Ausführungspläne nur nach der bisherigen,<br />
das heißt finanzierbaren Strategie der kleinen Schritte, ab der zweiten Jahreshälfte dann<br />
jedoch Forcierung der Planungsaktivitäten. Mit dem Ziel der Fertigstellung bis zur BUGA<br />
2001 war die für den Westturm erforderliche gesamte Bausumme als Großspende zur Verfügung<br />
gestellt worden.<br />
Schloß und Park Babelsberg: Schloß: Der notwendige Planungsvorlauf für die Sicherungsmaßnahmen<br />
am Außenbau (Balkone und östliche Pergola) wurde durch Etatbegrenzung<br />
erneut massiv gehemmt. Aus dem gleichen Grund standen die Arbeiten am Raumbuch als<br />
der entscheidenden Voraussetzung für die Gesamtplanung still. – Matrosenhaus: Die Ausführungspläne<br />
für den Innenausbau wurden erarbeitet, der jedoch infolge der Etatbegrenzung<br />
in das nächste Jahr verschoben werden mußte.<br />
Schloß und Schloßpark Rheinsberg: Schloß: Erarbeitung der Ausführungspläne und aufwendige<br />
ingenieurtechnische Baubegleitung für die Gründungssanierung des Südpavillons – der<br />
schwierigsten und teuersten Teilmaßnahme im Vorfeld der zu diesem Zeitpunkt noch umlaufend<br />
geplanten Fassadeninstandsetzungen. – Kavalierhauskomplex: Während, gestützt<br />
auf eine erste Teil-Haushaltsunterlage, die Baustelle des Künstlerhauses läuft, wird eine<br />
zweite Haushaltsunterlage erarbeitet. Diese betrifft vor allem das Schloßtheater. Für diese<br />
anspruchsvolle, teils Wiederaufbau-, teils Neugestaltungsaufgabe ist ein technisch, künstlerisch,<br />
denkmalpflegerisch und finanziell schwieriger Abstimmungs- und Genehmigungsprozeß<br />
zu bestehen. – Marstall: Nach Teilung des Vorhabens in »Bauhülle« einerseits und<br />
»Nutzungsfähiger Ausbau« andererseits sowie Abschluß einer Kofinanzierungsvereinbarung<br />
zwischen der Stiftung, dem Landkreis Ostprignitz-Ruppin und dem Amt Rheinsberg im Sommer<br />
waren die Leistungen zur Erlangung eines für 1999 ausreichenden Planungsvorlaufes<br />
erheblich zu forcieren.<br />
Jagdschloß Königs Wusterhausen: Um den Bedingungen einer speziellen, seit Jahresbeginn<br />
möglichen brandenburgischen Mischförderung zu genügen, war die bislang allein stiftungsseitig<br />
finanzierte Baumaßnahme als erster Bauabschnitt formell abzuschließen. Zur möglichst<br />
unterbrechungslosen Fortsetzung der Baumaßnahme in einem zweiten, nunmehr<br />
geförderten Bauabschnitt war kurzfristig eine besondere Haushaltsunterlage zu erarbeiten.<br />
Parallel dazu war jedoch geboten, mit weiteren Ausführungsunterlagen auf den inzwischen<br />
erreichten Rückbauzustand, seine neuen Schadensbilder und baugeschichtlich-denkmalpflegerischen<br />
Details zu reagieren.<br />
Schloß Caputh: Bündelung aller Architekten- und Ingenieurleistungen mit dem Ziel der für<br />
den Spätsommer geplanten Eröffnung des Schlosses.
256 Berichte<br />
Neue Depots und Restaurierungswerkstätten: Recherchen zur Bedarfsermittlung und erste<br />
Besichtigungen von Kasernen und des Auguste-Victoria-Stifts in Potsdam auf der Suche nach<br />
einem geeig<strong>net</strong>en Objekt.<br />
BAUAUSFÜHRUNGEN<br />
Die folgende Übersicht gibt Auskunft über die wichtigsten Bauausführungen im Berichtszeitraum.<br />
<strong>1997</strong><br />
Park Sanssouci: Schloß Sanssouci: Einbau eines Oberlichts aus Piacryl im Zenit der Kuppel<br />
des Marmorsaales. – Bildergalerie: Montage der ersten drei Skulpturenpostamentkopien zur<br />
Komplettierung der Südfassade und, als Abschluß der Bauleistungen innen, Instandsetzung<br />
der Nebenräume sowie Einfügen eines neuen Kassen- und Verkaufsplatzes. Für diesen<br />
war die Genehmigung als Arbeitsplatz ungewöhnlich schwierig zu erlangen. – Neue Kammern:<br />
Instandsetzung des Metallgerüstes der Laubengänge in Fortführung einer bereits 1993<br />
begonnenen Maßnahme. – Neues Palais: Durchführung unabdingbarer Maßnahmen zur<br />
Eindämmung weiterer Schäden und zur Erhaltung der Gebrauchsfähigkeit in der Zeit bis<br />
zum Beginn der Gesamtrestaurierung, darunter die werkgerechte Sanierung der Fußbodenunter-<br />
und der Deckenkonstruktion der Marquis-d‘Argens-Wohnung als Voraussetzung für<br />
deren Restaurierung und Ausgestaltung als Besucherempfang. – Communs: Infolge der Etatbegrenzung<br />
stark gebremste Fortführung der Restaurierung an Bauteilen des nördlichen und<br />
südlichen Säulenganges der Kolonnaden. – Ensemble Friedenskirche: Umbaumaßnahmen<br />
im Pförtnerhaus. – Mühlenbergensemble: Abschluß der Fassadeninstandsetzung am polygonalen<br />
Unterbau der Historischen Mühle. – Klausberg: Am Drachenhaus Fertigstellung<br />
des Pagodendaches, dessen Instandsetzung mit einer Spende nur zur Restaurierung der Drachen<br />
provoziert worden war. – Parkgärtnerei: Beginn der Rekonstruktion. Am 1. November<br />
<strong>1997</strong> Inbetriebnahme des ersten neuen Gewächshauses. – Wohnhaus Geschwister-Scholl-<br />
Straße 35: Sanierung und Ausbau des Souterraingeschosses sowie Fassadeninstandsetzung.<br />
Neuer Garten: Marmorpalais: Fertigstellung des bis auf geringe Restleistungen am Außenbau<br />
vollendeten Südflügels und von Erdgeschoßräumen und Treppenhaus im Hauptbau zur<br />
Teileröffnung des Schlosses am 19. Juli <strong>1997</strong>. – Gotische Bibliothek: Die äußere Wiederherstellung<br />
des Baukörpers wurde vollendet. Die Kuppelkonstruktion – rekonstruiert nach und<br />
mit den 1994 aus dem Schutt geborgenen Resten von Gontards Originalkuppel – wurde in<br />
der Zimmerei vorgefertigt und vormontiert, zur Baustelle transportiert und im Ganzen auf<br />
die Mauerkrone gehoben. – Meierei: Sicherung der Ruine. – Parkeinfriedung: Wiedergewinnung<br />
und Instandsetzung des Albrechttores, das bis zum Abzug der Roten Armee wegen<br />
seiner Lage im »KGB-Städtchen« massiv verbarrikadiert war.
Baudirektion 257<br />
Pfingstberg: Belvedere: Sanierung der Nordwand zwischen den Türmen im technologialen<br />
Takt von abschnittweisem Rück- und Wiederaufbau der im Zyklopenverband gefügten Kalksteinschale.<br />
– Villa Quandt: Finanziell diktierter vorläufiger Abschluß der Substanzsicherung.<br />
Schloß und Park Babelsberg: Schloß: Wiederaufbau der Kalksteinschale vor der Stützmauer<br />
der Goldenen Terrasse nach vorheriger Torkretierung des Ziegelkern-Mauerwerks als Teil<br />
erster Sicherungsmaßnahmen. – Schloßküche: Einbau einer neuen, gasgestützten Heizungsanlage.<br />
– Flatowturm: Abdichtung des Beckens und Umverlegung der Turmanstrahlung. –<br />
Matrosenhaus: Abschluß der Sanierung des denkmalpflegerisch und technikgeschichtlich<br />
wertvollen Bohlenbinderdaches. – Maschinenhaus: Errichtung des neuen Technikgebäudes<br />
auf den Grundmauern des Vorgängerbaues und einer neuen, das Schloß Babelsberg entsprechend<br />
entlastenden Trafostation. Vorfertigung der Fenster und Türen für den Wohnteil.<br />
Schloß Sacrow: Restleistungen der Ausbau- und Ausrüstungsgewerke im Schloß und Neuaufbau<br />
der 1996 niedergebrannten Dachstühle über dem östlichen Nebengebäude.<br />
Schloß und Schloßpark Rheinsberg: Schloß: Konstruktive Sicherung des Südturmes, Fassadeninstandsetzung<br />
einschließlich der Farbfassung des Süd- und Nordturmes mit den unmittelbar<br />
anschließenden Fassadenteilen der Seeseite des Schlosses sowie Deckensanierung im<br />
Nordpavillon. Neuer Uferverbau der Schloßinsel an Grienericksee, Rhin und Rhinkanal bis<br />
zu den Parkbrücken. – Kavalierhauskomplex: Am 5. Dezember <strong>1997</strong> Grundsteinlegung für<br />
das Künstlerhaus, des ersten Bauabschnitts des Fördervorhabens »Veranstaltungszentrum<br />
in der Schloßanlage Rheinsberg«. – Marstall: Hinhaltende, infolge der Etatbegrenzung nur<br />
in den nötigsten Bereichen mögliche Substanzsicherung. – Gärtnerei: Instandsetzung der<br />
einsturzgefährdeten Scheune.<br />
Jagdschloß Königs Wusterhausen: Vorläufige Beendigung der Rückbauten im Inneren zwischen<br />
Kellerfußboden und Dachbalkenlage.<br />
Schloß Caputh: Sanierung des östlichen Dachstuhls, Restaurierungsbeginn an den östlichen<br />
Fassadenteilen, Rückbau der Auflasten über dem Fliesensaalgewölbe.<br />
<strong>1998</strong><br />
Park Sanssouci: Neptungrotte: Beginn von Sicherungsarbeiten, gestützt auf Spendenmittel. –<br />
Neues Palais: Wie bereits <strong>1997</strong> Durchführung unabdingbarer Einzelmaßnahmen, darunter<br />
die haustechnische Modernisierung der Plankammer. – Communs: Finanziell diktierte Stilllegung<br />
der Baustelle an den Kolonnaden. – Orangerieschloß: Baubeginn in der westlichen<br />
Pflanzenhalle im konstruktiv besonders problematischen Eingangsfeld 9. – Ensemble Friedenskirche:<br />
Sanierung des Mittelschiffdachstuhles der Friedenskirche mit Totalerneuerung
258 Berichte<br />
der Zinkblecheindeckung und Ergänzung der plastisch durchgestalteten Schein-Sparrenköpfe.<br />
Leistungsabschluß beim Umbau des Pförtnerhauses. – Mühlenbergensemble: Baubeginn<br />
des zweiten Bauabschnitts des Marstalls bei parallelen Bemühungen um die Baugenehmigung.<br />
– Klausberg: Am Drachenhaus Dachinstandsetzung über den Wirtschaftsanbauten. –<br />
Fasanerie: Instandsetzung des Daches und der oberen Fassadenteile des Turmes.<br />
Neuer Garten: Marmorpalais: Restleistungen im Hauptbau. Am Nordflügel, diktiert durch<br />
die Etatbegrenzung, lediglich Oberflächenrestaurierung und Ankerverfestigung an beziehungsweise<br />
in einer Säule in situ. – Gotische Bibliothek: Am 25. Mai Übergabe des nun<br />
auch im Innern bis auf den Ziegelfußboden fertiggestellten, wasserseitig wieder freigestellten<br />
und gartenseitig eingebundenen Bauwerks in Gegenwart des Regierenden Bürgermeisters<br />
von Berlin und des Potsdamer Oberbürgermeisters. – Gärtnerei: Grundinstandsetzung und<br />
Modernisierung der Gewächshäuser. – Metallwerkstatt: Beseitigung des Brandschadens vom<br />
23. Januar bei gleichzeitiger Grundinstandsetzung des Gebäudeteils. – Parkeinfriedung:<br />
Installation des neuen, als Parkplatzein- und ausfahrt bemessenen Cecilienhoftors.<br />
Pfingstberg: Belvedere: Unter den neuen Bedingungen der zur Verfügung gestellten Großspende<br />
wurde am 2. November die Teilbaustelle »Westturm« offiziell eröff<strong>net</strong>.<br />
Park Babelsberg: Matrosenhaus: Abschluß der Instandsetzung der Bauhülle und Abrüstung<br />
der Staffelgiebel. – Maschinenhaus: Einsetzen von Fenstern und Türen am Wohnteil. Vollständig<br />
ausrüstungsfähige Fertigstellung des neuen Technikgebäudes nunmehr auch im Wasserteil.<br />
Schloß Sacrow: Das östliche Nebengebäude wurde – wieder – rohbaufertig.<br />
Schloß und Schloßpark Rheinsberg: Schloß: Beginn der Gründungssanierung des Südpavillons<br />
und der Sanierung der Erdgeschoßfußböden des Südflügels, wo die letzten, bis jetzt<br />
verbliebenen Aufdoppelungen der Sanatoriumszeit zu entfernen und die darunter liegenden,<br />
noch originalen Dielenfußböden zu restaurieren sind. Es zeigte sich, daß dafür der Fußbodenunterbau<br />
zu sanieren war. Zur grundlegenden Verbesserung der bauphysikalischen Verhältnisse<br />
in dieser kritischen Zone wurden dabei unterhalb der Dielung die für das künftige<br />
Raumklima erforderlichen Heizleitungen ungedämmt in dem beräumten und belüfteten<br />
Bauraum verlegt. – Kavalierhauskomplex: Am Künstlerhaus wurde am 16. Juli Richtfest<br />
gefeiert.<br />
Jagdschloß Königs Wusterhausen: Mit der Wiedergewinnung der Raumstrukturen, flankiert<br />
von den haustechnischen Grundinstallationen, wurde begonnen. Sie wurde jedoch wiederholt<br />
aufgehalten durch neue Rückbauerfordernisse in Reaktion auf immer wieder neu zutage<br />
tretende Hausschwammbefunde. Am Turm setzte die Instandsetzung und Restaurierung der<br />
Fassaden ein.
Baudirektion 259<br />
Schloß Caputh: Mit der feierlichen Eröffnung am 26. September konnte das Vorhaben in<br />
seinem entscheidenden und größten Teil abgeschlossen werden. Am Eröffnungstag lag –<br />
geschuldet dem erst am Vortag mit dem Amt Schwielowsee gelösten Parkplatzproblem –<br />
freilich noch immer keine Baugenehmigung vor.<br />
Parkplätze: Die Parkplätze »Historische Mühle« und »Cecilienhof« werden mit automatischen<br />
Schrankenanlagen ausgerüstet. Ein störungsfreier Betrieb, insbesondere der Kassenautomaten,<br />
macht jedoch viele Schwierigkeiten.<br />
Öffentliche Toiletten: Als Teil der »Besucherfreundlichen Maßnahmen« der Stiftung wurden<br />
die vorhandenen Toilettenanlagen im Neuen Palais und im Neuen Garten modernisiert<br />
und weitere drei Fertigbautoiletten aus einem angepaßten Standardprogramm aufgestellt.<br />
Die Standortbestimmung für die letzteren und eine vierte erwies sich als schwierig.
260 Berichte<br />
ABTEILUNG RESTAURIERUNG<br />
Neben der Vorbereitung und restauratorischen Begleitung von Fremdvergaben<br />
wurden im Berichtszeitraum von den stiftungseigenen Restauratorinnen und<br />
Restauratoren in den Fachbereichen vielfältige Leistungen zur materiellen Bewahrung der<br />
Baudenkmale und Kunstsammlungen der Stiftung, bei der Durchführung von Sonderausstellungen<br />
und der Realisierung des umfänglichen Leihverkehrs sowie bei der restauratorischen<br />
Vorbereitung im Kontext von Eröffnungen neuer Schlösser und Schloßräume erbracht.<br />
Zur Ausführung der notwendigen Einzelleistungen der Restaurierungsprojekte wurden 631<br />
Werkverträge und Aufträge mit einem Vertragsvolumen von 10,7 Millionen DM an freiberufliche<br />
Restauratoren und Handwerksfirmen vergeben und durch die Abteilung vorbereitet,<br />
koordiniert und restauratorisch begleitet.<br />
Am 30. Mai <strong>1997</strong> wurde nach mehrjähriger Restaurierung die Große Eichengalerie im<br />
Schloß Charlottenburg wieder in den Besucherrundgang eingegliedert. Nach fast fünfzigjähriger<br />
intensiver Nutzung für zumeist protokollarische Veranstaltungen wurde der um 1713<br />
fertiggestellte Raum im Oktober 1994 geschlossen und mit einer restauratorischen Bestandsaufnahme<br />
begonnen. Die Rekonstruktion verlorener Boiserieelemente, zerstörter Bildhauerarbeiten<br />
und provisorisch ausgeführter Stukkaturen erfolgte in Anlehnung an vorgefundene<br />
Arbeitstechniken und mittels Interpretation alter Fotografien. Die lose chronologische<br />
Abfolge ovaler Ahnenbildnisse des Hohenzollernhauses wurde restauriert und die Gemälderahmen<br />
teilweise rekonstruiert.<br />
Mit der Teileröffnung des Marmorpalais im Neuen Garten konnte am 19. Juli <strong>1997</strong> eines<br />
der wichtigsten Restaurierungsobjekte der letzten Jahre der Öffentlichkeit wieder zugänglich<br />
gemacht werden. Nach der Rückgabe des Marmorpalais im Herbst 1990 an die Schlösserverwaltung<br />
wurde an dem Ziel gearbeitet, die etwa vierzig Räume wieder als Schloßmuseum<br />
einzurichten (Abb. 1). Mit der Eröffnung der bereits fertiggestellten Innenräume im Südflügel<br />
und im Hauptbau konnte auch ein Teil des Inventars aus dem späten 18. Jahrhundert<br />
wieder an seinen ursprünglichen Ort zurückkehren. Nach der Teileröffnung wurden die<br />
Restaurierungsarbeiten auch <strong>1998</strong> weitergeführt, um so weitere Räume vorrangig im Hauptbau<br />
zugänglich zu machen. Schwerpunkt waren hier besonders das Orientalische Kabi<strong>net</strong>t<br />
und die Rekonstruktion des Intarsienfußbodens im Konzertsaal. Diese Projekte konnten<br />
durch großzügige Spenden vorangetrieben werden. Die denkmalpflegerische Wiederherstellung<br />
des Nordflügels und die Restaurierung der Ausstattung insgesamt wird jedoch noch<br />
einige Zeit in Anspruch nehmen.<br />
Auch <strong>1998</strong> wurde den Besuchern ein Schloß nach jahrzehntelanger Fremdnutzung durch<br />
eine Teileröffnung zugänglich gemacht. Ab September konnten zunächst 8 der insgesamt<br />
19 Schloßräume des 1995 rückübertragenen Schlosses Caputh nach Restaurierung und Ausstattung<br />
wieder besichtigt werden. Neben den stiftungseigenen Restauratoren arbeiteten im<br />
Auftrag der Abteilung 39 freiberufliche Restauratoren und Handwerksfirmen seit November<br />
1995 auf diesen Jahreshöhepunkt hin. Gefördert wurde der schnelle Restaurierungsfort-
Abteilung Restaurierung 261<br />
Abb. 1 Potsdam, Marmorpalais, Verbindungsgalerie zwischen<br />
Hauptbau und südlichem Seitenflügel während der<br />
Restaurierung der an die vatikanischen Loggien angelehnten<br />
Ausmalung von 1843, Aufnahme von <strong>1997</strong><br />
Foto: <strong>SPSG</strong>, Roland Handrik<br />
schritt durch die großzügige Unterstützung der Cornelsen Kulturstiftung und der Freunde<br />
der Preußischen Schlösser und Gärten e.V. Das Restaurierungsprogramm zur Wiedergewinnung<br />
aller Schloßräume wird kontinuierlich weitergeführt und im September 1999 abgeschlossen<br />
sein.<br />
Ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit eigener Restauratoren und beauftragter Firmen<br />
war die denkmalgerechte Restaurierung weiterer Räume der Marquis-d‘Argens-Wohnung im<br />
Theaterflügel des Neuen Palais. Die Arbeiten werden im Frühjahr 2000 abgeschlossen sein.<br />
Zur Verbesserung der Besucherbetreuung werden diese Schloßräume dann einen repräsentativen<br />
Kassen- und Verkaufsbereich aufnehmen.<br />
Ein erheblicher Teil der Haushaltsmittel, die der Abteilung für die externe Vergabe von<br />
Restaurierungsleistungen zur Verfügung stehen, wird für die Konservierung, Restaurierung<br />
und auch für das Kopieren des Skulpturenbestandes benötigt. Mit seinen 400 Marmorfigu-
262 Berichte<br />
Abb. 2 Andreas Klein: Büste einer Mohrin, 1994–1995,<br />
schwarzer belgischer Kalkstein und Cararra-Marmor,<br />
<strong>SPSG</strong>, Skulpturenslg. Nr. 3726, Kopie nach dem ehemals<br />
im Mohrenrondell im östlichen Lustgarten des<br />
Parks Sanssouci aufgestellten, 1967 aus konservatorischen<br />
Gründen deponierten Original, <strong>SPSG</strong>, Skulpturenslg.<br />
Nr. 209<br />
Foto: <strong>SPSG</strong>, Roland Handrik<br />
ren beherbergt der Park Sanssouci den größten Bestand im Freien nördlich der Alpen. Der<br />
vielfach konservatorisch problematische Zustand dieser meist freistehenden Bildwerke ist<br />
naturgemäß eine Folge der klimatischen Verhältnisse mit hoher Luftfeuchtigkeit und der<br />
vielen Frost-Tauwechsel in unseren Breiten. So wurden im Berichtszeitraum neben der wirkungsvollen<br />
Pflege der Skulpturen durch kontinuierliches Reinigen auch bedrohte Werke,<br />
die in Depots verbracht wurden, durch Kopien am Standort ersetzt. Am 9. März <strong>1998</strong> wurde<br />
die Kopie der Sitzstatue der Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth im Freundschaftstempel<br />
enthüllt. Diese Kopie aus Carrara-Marmor entstand in zweijähriger, sehr einfühlsamer Arbeit.<br />
Im April <strong>1998</strong> wurden die Kopien der Büsten des Mohren- und des Oranierrondells auf der
Abteilung Restaurierung 263<br />
Hauptallee im östlichen Lustgarten aufgestellt (Abb. 2). Nach der denkmalpflegerischen Entscheidung,<br />
den Originalbestand des französischen Figurenrondells vor dem weiteren Zerfall<br />
durch Deponierung oder Aufstellung im Innern zu schützen, wurde auch die Ausführung<br />
des anspruchsvollen Programms des Kopierens der Marmorskulpturen vom Rondell an der<br />
Großen Fontäne im Parterre des Schlosses Sanssouci in Angriff genommen.<br />
Im Hinblick auf den 200. Todestag des Prinzen Heinrich von Preußen im Jahr 2002, wenn<br />
der größte Teil der historischen Räume im Schloß Rheinsberg restauriert sein beziehungsweise<br />
erstmalig zugänglich gemacht werden soll, konnten die Arbeiten in der Langen Kammer<br />
abgeschlossen werden. Mit der Restaurierung der angrenzenden Schlafkammer wurde<br />
begonnen.<br />
Herausragend in der Arbeit der Abteilung war auch die Vorbereitung und Durchführung<br />
der Ausstellung »Material und Möglichkeit. Zinkguß des 19. Jahrhunderts in Potsdam« vom<br />
21. Juni bis 17. August <strong>1997</strong> im Orangerieschloß im Park Sanssouci. Als Teilergebnis eines<br />
gemeinsamen Forschungsprojektes in Kooperation des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege<br />
und der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg stellte die<br />
Ausstellung Aspekte zur Konservierung und Restaurierung dieser vernachlässigten Materialgruppe<br />
vor. Großzügig gefördert wurde das Projekt »Die Konservierung von Denkmälern aus<br />
Blei, Zink und Zinn« durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt, die auch die Ausstellung<br />
finanziell absicherte. Die Ergebnisse des Forschungsprojektes, das von 1993 bis <strong>1998</strong> lief,<br />
sind im gemeinsamen Arbeitsheft des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, Band 98,<br />
München 1999, veröffentlicht.<br />
Im folgenden sind die wichtigsten Restaurierungsleistungen der beiden Jahre des Berichtszeitraumes<br />
zusammengefaßt.<br />
<strong>1997</strong><br />
Schloß Charlottenburg: Abschluß der Konservierungs- und Restaurierungsarbeiten in der<br />
Großen Eichengalerie.<br />
Park Sanssouci: Ultraschalluntersuchungen und Reinigungsarbeiten an freistehenden Marmorskulpturen.<br />
Aufstellung des Bronzenachgusses »Schäfer im Kampf mit einem Panther«<br />
nach Julius Franz im Sizilianischen Garten. – Schloß Sanssouci: Beginn der Konservierungs-<br />
und Restaurierungsarbeiten im Konzertzimmer. Abschluß der Arbeiten im Audienzzimmer. –<br />
Bildergalerie: Weiterführung der Konservierungs- und Restaurierungsarbeiten am Gemälde-<br />
und Rahmenbestand. – Neues Palais: Restaurierung weiterer Räume der Marquis-d‘Argens-<br />
Wohnung. Bestandsaufnahme der Mineralien im Grottensaal. Musterrestaurierung an den<br />
Stuckmarmorflächen im Theatertreppenhaus. Restauratorische Begleitung der Gesamt-Haushaltsunterlage<br />
für das Neue Palais. – Communs: Befundung der Fassaden und restauratorische<br />
Baubegleitung an der Fassade der westlichen Pflanzenhalle. – Freundschaftstempel:<br />
Abschluß der aufwendigen Kopie der Marmorskulptur »Wilhelmine von Bayreuth«
264 Berichte<br />
nach dem Original der Brüder Johann David und Johann Lorenz Wilhelm Räntz. – Orangerieschloß:<br />
Konservierung von zwei stark geschädigten Marmorskulpturen an der Fassade der<br />
westlichen Pflanzenhalle. Weiterführung des Programms zur Konservierung und Restaurierung<br />
des Gemäldebestandes im Raphaelsaal. – Ensemble Friedenskirche: Kopie des Tympanonreliefs<br />
und zweier Terrakottakapitelle für die Schießmauer. – Klausberg: Restaurierung<br />
und Neufassung der Zinkgußdrachen für die Pagode des Drachenhauses. – Schloß Charlottenhof:<br />
Restaurierung und Rekonstruktion der Farbfassung im kleinen Portikus.<br />
Neuer Garten: Marmorpalais: Restaurierungs- und Rekonstruktionsarbeiten an den Raumfassungen<br />
im Hauptbau und im Südflügel. Umfangreiche Restaurierungsmaßnahmen an den<br />
Ausstattungsstücken. – Gotische Bibliothek: Rekonstruktion der Kuppelbekrönung.<br />
Schloß Rheinsberg: Weiterführung der Restaurierung der Raumfassung in der Langen Kammer.<br />
Beginn der Restaurierungs- und Rekonstruktionsarbeiten in der Schlafkammer des Prinzen<br />
Heinrich. Beginn der Tapetenrestaurierung in der Chinesischen Kammer. Restaurierung<br />
der Eichenholzkonsolen und der Fenstergitter am Südturm. Sicherungsarbeiten am Glume-<br />
Portal.<br />
Jagdschloß Königs Wusterhausen: Restauratorische Baubegleitung.<br />
Schloß Caputh: Restaurierung der Deckenbilder im Teekabi<strong>net</strong>t und im Kabi<strong>net</strong>t des Kurfürsten.<br />
<strong>1998</strong><br />
Park Sanssouci: Auftakt zum anspruchsvollen Programm des Kopierens der Marmorskulpturen<br />
vom Rondell an der Großen Fontäne im mittleren Lustgarten. Aufstellung der Marmorkopien<br />
der »Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth« im Freundschaftstempel und der Büsten<br />
im Mohren- und Oranierrondell auf der Hauptallee im östlichen Lustgarten. Restaurierung<br />
der Bullenbrücke im östlichen Lustgarten. Weiterführung der Restaurierung der Sonnenlaube<br />
im Rehgarten. – Schloß Sanssouci: Abschluß der Konservierungs- und Restaurierungsleistungen<br />
im Konzertzimmer. Hängung des Gemäldes »Belustigung im Freien« (»Récréation<br />
italienne«) von Antoine Watteau in der Kleinen Galerie nach Abschluß langwieriger Freilegungs-<br />
und Restaurierungsarbeiten. – Bildergalerie: Weiterarbeit am Restaurierungsprogramm<br />
für den Gemälde- und Rahmenbestand. – Neues Palais: Weiterführung der<br />
Restaurierungsarbeiten in der Marquis-d‘Argens-Wohnung. – Communs: Restaurierung der<br />
Kupferverblechung aus dem 18. Jahrhundert auf der Nordkuppel. – Gartensalon am Neuen<br />
Palais: Beginn der Restaurierung des Gitterwerks vom Pavillon. – Orangerieschloß: Konservierung<br />
von zehn Gemälden im Raphaelsaal.
Abteilung Restaurierung 265<br />
Neuer Garten: Marmorpalais: Umfangreiche Restaurierungs- und Rekonstruktionsarbeiten<br />
an Raumfassungen im Hauptbau und im Nordflügel. Abschluß der Restaurierung der Boiserien<br />
und des Parketts im Schlafkabi<strong>net</strong>t. – Grotte am Jungfernsee: Sicherung der Grottierungen.<br />
Pfingstberg: Belvedere: Erarbeitung eines Restaurierungskonzeptes für das Römische Kabi<strong>net</strong>t<br />
im Westturm.<br />
Park Babelsberg: Rekonstruktion der Rosentreppe und Restaurierung der Brücke über den<br />
Wilhelmwasserfall.<br />
Schloß Rheinsberg: Abschluß der Restaurierung der Langen Kammer. Weiterführung der<br />
Restaurierungs- und Rekonstruktionsarbeiten in der Schlafkammer des Prinzen Heinrich.<br />
Restaurierung weiterer Tapetenbahnen aus der Chinesischen Kammer. Befunderhebungen<br />
zur Raumfassung in der Bibliothek des Prinzen Heinrich.<br />
Jagdschloß Königs Wusterhausen: Befundung der Fassade und der Innenraumfassungen.<br />
Restaurierung von sechs Gemälden für die Ausstattung.<br />
Schloß Caputh: Fertigstellung der Raumfassungen und der Ausstattung in den kurfürstlichen<br />
Räumen und im Fliesensaal zur Teileröffnung des Schlosses.
266 Berichte<br />
Abteilung Besucherbetreuung<br />
und Museumspädagogik<br />
Seit der Gründung der Stiftung im Jahr 1995 haben sich die Aufgaben<br />
der Abteilung bei verringertem Personalbestand vervielfacht. Die Betreuung wurde um den<br />
gesamten Berliner Bereich mit Schloßführern und Aufsichten erweitert, die museumspädagogischen<br />
Aktivitäten auf die Berliner und die märkischen Schlösser ausgedehnt. Auch die<br />
Bildergalerie Friedrichs des Großen im Park Sanssouci und das Marmorpalais im Neuen Garten<br />
wurden nach ihrer Wieder- beziehungsweise Teileröffnung in die Aktivitäten einbezogen.<br />
Die Umsetzung der vom Stiftungsrat geforderten »Besucherfreundlichen Maßnahmen«<br />
wurde begonnen. Viel Betreuungsaufwand erforderten Projekte und die damit verbundenen<br />
Werkverträge, wie das EU-Projekt »Our City« mit dem Ziel der Entwicklung einer Informationssoftware<br />
für die Besucher, die lange überfällige Besucherbefragung und die Erneuerung<br />
der Software für das Besucherzentrum oder die Entwicklung eines Besucherinformationssystems<br />
für die Parkanlagen und Schlösser. Über die eigenen Aufgaben hinaus beteiligte sich<br />
die Abteilung an Aktivitäten der Berliner Museen, wie dem »Schauplatz Museum« und der<br />
»Langen Nacht der Museen«.<br />
Verstärkte Anstrengungen erforderte auch die Mitarbeit in stiftungsfremden Organisationen<br />
und Gremien, wie beispielsweise dem Tourismusbeirat des Landes Brandenburg, dem<br />
Landesmuseumsverband Berlin, der städtischen Arbeitsgruppe für Verkehrsleitung oder dem<br />
Fremdenverkehrsverband Potsdam-Mittelmark.<br />
Bei der Betreuung des Schloßtheaters kam es durch Baumaßnahmen zu erhöhten Belastungen,<br />
daneben aber auch zu einer verstärkten Kontrolle der Nutzung der Spielstätte.<br />
<strong>1998</strong> war ein Teil der Kapazität zusätzlich durch das Erstellen von Tätigkeitsbeschreibungen<br />
für die Mitarbeiter der Abteilung, durch Strukturdiskussionen und die Mitarbeit in der<br />
Bewertungskommission der Stiftung gebunden. Die Arbeit wurde erschwert durch unklare<br />
Zuständigkeiten innerhalb der Stiftung, durch mangelnde Kommunikation und erhöhte<br />
Bürokratie. Belastend auf die Mitarbeiter wirkten sich die Verunsicherungen infolge des<br />
Look-Gutachtens zur Situation der Stiftung und wegen der Überprüfung der Eingruppierungen<br />
durch den Bundesrechnungshof aus.<br />
Angebote für Gruppen- und Individualtouristen<br />
Im Besucherzentrum erwies sich die 1995 eingeführte Buchungssoftware für Gruppenbuchungen<br />
als dringend überarbeitungsbedürftig, da sie den Anforderungen nicht gerecht<br />
wurde. Für die neue Buchungssoftware wurden die inhaltlichen Vorgaben konzipiert, die<br />
Ausschreibung vorbereitet und anschließend die Umsetzung mit der Firma Debis Systemhaus,<br />
die <strong>1997</strong> den Auftrag erhielt, diskutiert. Als Termin für die Arbeit mit dem neuen<br />
System war März <strong>1998</strong> vorgesehen. Diesen Termin konnte die Firma nicht halten, da sich im<br />
Verlauf der Zusammenarbeit herausstellte, daß die komplexen Anforderungen an die Soft-
Abteilung Besucherbetreuung und Museumspädagogik 267<br />
ware nur schwer umzusetzen waren. Ende April konnte die neue Software an zwei Arbeitsplätzen<br />
getestet werden. Die endgültige Einführung wurde wegen der hohen Belastung des<br />
Besucherzentrums während der Saisonmonate auf Ende Oktober verschoben.<br />
Die bestehenden Führungsangebote des Besucherzentrums wurden besonders im Hinblick<br />
auf Anforderungen touristischer Institutionen und Reiseveranstalter, wie der Potsdam-<br />
Information, der Berliner Verkehrsbetriebe, der Berliner Tourismus Marketing GmbH und<br />
Severin & Kühn überarbeitet.<br />
In Kooperation mit städtischen Arbeitsgruppen wurde an Konzeptionen für die Verkehrsleitung<br />
und Touristenbusparkplätze mitgewirkt.<br />
Als dringend erforderlich erwies sich die Steuerung des Besuchs von Gruppen, die nicht<br />
durch Mitarbeiter des Besucherzentrums betreut wurden, sondern ohne vorherige Anmeldung<br />
mit Berliner Reiseleitern kamen. Diesen Reiseleitern wurde angeboten, für Schloß<br />
Charlottenburg (Neuer Flügel), Schloß Cecilienhof und die Bildergalerie Friedrichs des Großen<br />
im Park Sanssouci Lizenzen als Voraussetzung für Führungen in den Schlössern zu<br />
erwerben.<br />
Um den guten Standard des Betreuungsservice für angemeldete Gruppen durch das Besucherzentrum<br />
und in den Schlössern zu wahren, wurden auch <strong>1997</strong>/<strong>1998</strong> Aus- und Weiterbildungskurse<br />
für Mitarbeiter durchgeführt. Der Schwerpunkt lag thematisch auf dem<br />
Jubiläum König Friedrich Wilhelms II.<br />
<strong>1997</strong> wurde in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität Berlin mit der Vorbereitung<br />
einer Besucherbefragung begonnen. Die »Geschichte des Tourismus in Potsdam«<br />
wurde analysiert. Die Befragung, für die die Mittel im Rahmen der »Besucherfreundlichen<br />
Maßnahmen« zur Verfügung gestellt wurden, fand im darauffolgenden Jahr statt. Sie erfolgte<br />
in drei Phasen: an einem Wochenende in der Vorsaison, an Pfingsten und an einem Werktag<br />
in der Saison. Es wurden insgesamt 2040 Interviews geführt. Die Standorte für die Befragung<br />
waren die Schlösser Sanssouci, Neues Palais, Cecilienhof, Babelsberg und Charlottenburg.<br />
Das bei der Europäischen Union beantragte Projekt zur Entwicklung einer multimedialen<br />
Besucherinformation im Rahmen der Förderung von Ziel-1-Regionen wurde bewilligt. Teilnehmer<br />
waren die Städte Brighton in England (Projektleitung), Cork in Irland, Charleroi in<br />
Belgien und Potsdam, vertreten durch die Stiftung und das Amt für Wirtschaftsförderung.<br />
Erste Arbeitstreffen fanden in Cork, Potsdam und Brighton statt. <strong>1997</strong> wurde die Erarbeitung<br />
der Software ausgeschrieben. Den Zuschlag bekam die Potsdamer Firma Peito. Für die<br />
inhaltlichen Recherchen für den Bereich der Stiftung wurde ein Werkvertrag abgeschlossen.<br />
Neben den Arbeiten zur Softwareentwicklung erfolgte ein internationaler Austausch auf<br />
dem Gebiet des Kulturmanagements in Cork und Potsdam. Im Schloß Lindstedt in Potsdam<br />
wurde im September <strong>1998</strong> eine Fachtagung zur Situation des Kulturtourismus in der BRD<br />
mit dem Tourismusexperten Professor Albrecht Steinicke von der Universität Paderborn<br />
organisiert, an der neben Stiftungsmitarbeitern Verantwortliche aus der Tourismusbranche<br />
teilnahmen.<br />
Die Arbeit am Besucherleitsystem wurde fortgeführt. Im November <strong>1997</strong> konnte ein<br />
Werkvertrag für die Erarbeitung inhaltlicher Schwerpunkte und die Umsetzung von Maß-
268 Berichte<br />
nahmen im Besucherleitsystem abgeschlossen werden. Die Arbeitsgruppe verständigte sich<br />
über weitere Bestandteile des Systems, wie beispielsweise den »Besucherstopper« – ein Aufsteller,<br />
der den Besucher im Eingangsbereich des Schlosses auf die Attraktivität des Hauses<br />
aufmerksam machen und zum Besuch anregen soll. Ein solcher Aufsteller ist auch für die<br />
Ankündigung von Sonderausstellungen im Schloßbereich geeig<strong>net</strong>. »Besucherstopper« wurden<br />
für die Neuen Kammern und das Besucherzentrum entwickelt. Am Neuen Garten konnten<br />
Parkinformationstafeln an den Eingängen aufgestellt werden. Das Schloß Charlottenburg<br />
erhielt Informationstafeln zur Darstellung der Besichtigungsangebote. <strong>1998</strong> wurde für alle<br />
Schlösser eine Beschilderung mit neuen Öffnungszeiten und Eintrittspreisen angefertigt. Die<br />
Übersichtspläne für den Park Sanssouci wurden erneuert und durch neun weitere Standorte<br />
ergänzt. Zur Eröffnung des Schlosses Caputh wurden zwei kombinierte Schloß- und<br />
Parkaufsteller an den Parkeingängen aufgestellt. Acht »Besucherstopper« für Saisonschlösser<br />
wurden übergeben. Das Wegeleitsystem im Park Sanssouci wurde mit dem Entwurf und<br />
einem Gußmodell des Stiftungsadlers vorbereitet. Mit der Bearbeitung der Findlinge im Park<br />
Babelsberg als Wegeleitsystem wurde begonnen.<br />
Die Anregung, die Audioführung für die Bildergalerie mit einem erhöhten Eintrittspreis<br />
zu koppeln, um diese Form der Informationsvermittlung weiterhin anbieten zu können, ließ<br />
sich nicht umsetzen. Dem Individualbesucher stehen noch immer kaum andere Informationsmöglichkeiten<br />
vor Ort zur Verfügung. Besonders betroffen ist der ausländische Gast.<br />
Während Gruppen über das Besucherzentrum Fremdsprachenführungen buchen können,<br />
gibt es für ihn dieses Angebot noch nicht. Der Mangel an mehrsprachigen Informationen<br />
gibt immer wieder Anlaß zu Beschwerden und schadet dem Image der Stiftung.<br />
Im Rahmen der »Besucherfreundlichen Maßnahmen« wurde <strong>1998</strong> mit Verbesserungen<br />
am Besucherservice im Kassenbereich begonnen. Die Stiftung steht wegen der Art ihres Eintrittskartenverkaufs<br />
– an den Hauptschlössern (Schloß Sanssouci und Neues Palais) wurde<br />
dieser durch eine Luke im Kassenfenster abgewickelt – seit langem in der Kritik. Die Veränderung<br />
der Kassen- und Verkaufssituation am Neuen Palais, die am Beginn der Planungen<br />
stand, wurde durch Bauplanungen verzögert. Die neue Kasse und der neue Museumsshop<br />
sollten zur Saison <strong>1998</strong> in Betrieb genommen werden, doch war die Planung dafür erst im<br />
Oktober <strong>1998</strong> abgeschlossen. Der Ausbau der Räume für die neue Kasse im Schloß Sanssouci<br />
wurde <strong>1998</strong> vorbereitet und die Fertigstellung für die Saison 1999 geplant. In den Neuen<br />
Kammern wurde der »Lukenverkauf« durch eine Kasse im Foyer ersetzt. Die Stiftung entschied<br />
sich für das Möbelsystem von USM Haller, das künftig in allen Kassenbereichen zum<br />
Einsatz kommen soll. Schönheitsreparaturen wurden an der Kasse der Römischen Bäder im<br />
Park Sanssouci, am Neuen Pavillon, Mausoleum und Belvedere in Charlottenburg und am<br />
Borkenhäuschen an der Fähre zur Pfaueninsel vorgenommen.
Sonderveranstaltungen<br />
Abteilung Besucherbetreuung und Museumspädagogik 269<br />
Die Sonderveranstaltungen werden im Monatsprogramm der Stiftung angekündigt. Sie wenden<br />
sich an ein besonders interessiertes Publikum aus Berlin, Potsdam und dem Umland.<br />
Das Monatsprogramm erscheint in einer Auflage von 5000 Stück und wird in Potsdam und<br />
Berlin verteilt. Das Spektrum der Veranstaltungen ist vielfältig. Es reicht von Sonderführungen<br />
und Vorträgen über Besichtigungen von Baustellen, Erläuterungen und Demonstrationen<br />
von Restaurierungsvorhaben und Veranstaltungen in Sonderausstellungen bis hin zu<br />
Lesungen in Kombination mit Musik. Oft gab es weit mehr Anmeldungen als aus konservatorischen<br />
oder technischen Gründen berücksichtigt werden konnten.<br />
<strong>1997</strong> wurden insgesamt 76 Veranstaltungen angeboten, die von 1713 Besuchern, das heißt<br />
durchschnittlich 23 Teilnehmern wahrgenommen wurden. Im Mittelpunkt stand in diesem<br />
Jahr das Jubiläum König Friedrich Wilhelms II., das die Stiftung mit der Ausstellung »Friedrich<br />
Wilhelm II. Preußens Weg zum Klassizismus« würdigte. Hierzu wurde ein Begleitprogramm<br />
mit 15 Veranstaltungen angeboten, an denen insgesamt 453 Interessierte teilnahmen.<br />
Aus Anlaß dieser Ausstellung wurde am 16. August <strong>1997</strong> an der Orangerie im Neuen Garten<br />
ein Gartenfest veranstaltet. Der Schwerpunkt lag hierbei auf einer Vielzahl von museumspädagogischen<br />
Angeboten mit der Möglichkeit, selbst kreativ tätig zu werden. Die Veranstaltung<br />
wurde von circa 500 Teilnehmern aller Altersgruppen besucht. Am »Tag des offenen<br />
Denkmals« am 14. September <strong>1997</strong> nutzten circa 5000 Interessierte die 14 Besichtigungsangebote,<br />
um sich über die Denkmäler und Kunstsammlungen der Stiftung und über deren<br />
Arbeit zu informieren. Für alle Objekte wurden Informationsblätter bereitgestellt.<br />
<strong>1998</strong> wurden insgesamt 79 Veranstaltungen angeboten, die von 1317 Besuchern wahrgenommen<br />
wurden. Besonderer Beliebtheit erfreuten sich Veranstaltungen zu praktischrestauratorischen<br />
und kulturhistorischen Themen sowie Veranstaltungen an Orten, die sonst<br />
nicht öffentlich zugänglich sind. Neu im Programm war die Veranstaltungsreihe »Kunstwerk<br />
des Monats«. Sie wurde gut angenommen. Auch die Einführung eines begleitenden Informationsblattes<br />
hat sich bewährt. Am »Tag des offenen Denkmals« am 13. September <strong>1998</strong><br />
nutzten circa 1750 Besucher die 6 Besichtigungsangebote der Stiftung. Der »Tag des offenen<br />
Denkmals« ist aufgrund seiner großen Akzeptanz in der Bevölkerung und den Medien<br />
gut geeig<strong>net</strong>, einem breiten Publikum aus der Region und dem Land Brandenburg Belange<br />
des Denkmalschutzes und der Restaurierung nahe zu bringen. Die Angebote waren weit<br />
gestreut, von der Pfaueninsel über den Park Sanssouci bis nach Oranienburg und Rheinsberg.<br />
Besonders angesprochen fühlten sich die Besucher durch handwerkliche Demonstrationen<br />
von Restaurierungsmaßnahmen.<br />
Am 14. Februar <strong>1998</strong> fand die 3. »Lange Nacht der Museen« statt, an der sich die Stiftung<br />
mit der Öffnung des Schlosses Charlottenburg unter dem Motto »Wandeln im nächtlichen<br />
Schloß mit Musik vom Barock bis zur Romantik« beteiligte. Das Angebot wurde von circa<br />
5000 Interessierten genutzt. Zur 4. »Langen Nacht der Museen« am 22. August <strong>1998</strong> veranstaltete<br />
die Stiftung in Zusammenarbeit mit dem Museumspädagogischen Dienst Berlin in<br />
der Großen Orangerie des Schlosses Charlottenburg und im Schloßpark ein Barockes Gar-
270 Berichte<br />
tenfest mit historischen Tänzen und verschiedenen kleinen Programmen im Garten. Die<br />
Räume des Alten Schlosses waren für die Besucher geöff<strong>net</strong>. Circa 10.000 Interessierte nahmen<br />
an dieser Veranstaltung teil. Trotz des riesigen Andrangs und langer Wartezeiten war<br />
die Atmosphäre freundlich. Die Einbeziehung der Orangerie hat sich als vorteilhaft erwiesen.<br />
Im Alten Schloß müssen mit Rücksicht auf konservatorische Belange die Besucherzahlen<br />
gesenkt werden.<br />
Angebote für besondere Zielgruppen<br />
Monatlich wurden zwei Veranstaltungen für Senioren und Vorruheständler angeboten,<br />
wobei darauf geachtet wurde, daß mindestens eine Veranstaltung für Rollstuhlfahrer geeig<strong>net</strong><br />
war.<br />
Gemeinsam mit der Senioren-Volkshochschule Potsdam wurden im Sommersemester<br />
<strong>1997</strong> im Rahmen der Ausstellung »Friedrich Wilhelm II. Preußens Weg zum Klassizismus«<br />
vier Veranstaltungen angeboten, im Wintersemester drei Veranstaltungen zum Thema »Bildergalerie«.<br />
In Zusammenarbeit mit Behinderteneinrichtungen wurden 29 Sonderführungen<br />
mit circa 350 Teilnehmern durchgeführt (Abb. 1). Partner dabei waren die Blindenschulen<br />
Karlsruhe und Königs Wusterhausen, das Blindenfreizeitzentrum, das Oberlinhaus, die<br />
Abb. 1 Führung für eine Gruppe von Rollstuhlfahrern in den Neuen Kammern im Park Sanssouci<br />
Foto: <strong>SPSG</strong>
Abteilung Besucherbetreuung und Museumspädagogik 271<br />
Behindertenverbände Königs Wusterhausen und Teltow, Behinderte Studenten der Universität<br />
Potsdam, das Emmanuelhaus, die Caritaswerkstatt, die Donnersmarck Stiftung, der<br />
Gehörlosenverband Potsdam und Berlin und der Blindenverband Berlin. Die Gruppenstärke<br />
lag bei 10–12 Teilnehmern.<br />
Mit der Förderschule für geistig behinderte Kinder in Charlottenburg initiierte die Abteilung<br />
ein Projekt zum Thema »Was ist ein Schloß?«. Die Lehrer wurden auf das Thema<br />
vorbereitet und es fand eine Führung durch das Schloß Charlottenburg statt. In der Schule<br />
selbst wurde das Schloß nachgebaut und ein Fest veranstaltet.<br />
<strong>1998</strong> war die Leiterin des Fachbereiches Museumspädagogische Betreuung besonderer<br />
Zielgruppen ab August für die Bewertungsgruppe freigestellt, was die Aktivitäten in diesem<br />
Bereich stark einschränkte. Es fanden regelmäßig im Monatsprogramm angekündigte<br />
Veranstaltungen für Senioren und Vorruheständler statt. Auch die Arbeit mit der Senioren-<br />
Volkshochschule wurde fortgeführt. Gemeinsam mit der Deutschen Blindenstudienanstalt<br />
e.V. Marburg wurde ein Plan des Parks Sanssouci für Blinde hergestellt. Die Zusammenarbeit<br />
mit den Behindertenvereinen Potsdams und Berlins wurde bis zur Aufnahme der Tätigkeit<br />
der Fachbereichsleiterin in der Bewertungsgruppe fortgeführt.<br />
Angebote für Kinder und Jugendliche<br />
Die Angebote für Schulen und freie Träger wurden auf den Bereich Charlottenburg ausgeweitet.<br />
Ab <strong>1997</strong> wurden auch dort spezielle Kinderführungen angeboten. Dafür wurden<br />
durch die Fachbereichsleiterin freie Mitarbeiter ausgebildet.<br />
<strong>1997</strong> wurden 96 thematische Angebote für Schulen, einschließlich Projekte, mit circa<br />
2040 Teilnehmern durchgeführt. 21 Ferienveranstaltungen, finanziert vom Jugendamt Potsdam,<br />
wurden angeboten.<br />
Im Rahmen der Montagskurse und Klubarbeit fanden 50 Veranstaltungen statt. Themenschwerpunkte<br />
in diesem Jahr waren »Friedrich Wilhelm II.« und »Berufe in der Stiftung«.<br />
<strong>1998</strong> wurden 15 thematische Führungen für Schulen, einschließlich Projekte, mit circa<br />
2800 Teilnehmern durchgeführt. Seit August <strong>1998</strong> war ein erweitertes Programm für die<br />
Schulen im Angebot. Problematisch ist, daß im Schloß Charlottenburg bisher kein Raum<br />
für die museumspädagogische Arbeit gefunden werden konnte. 12 Ferienveranstaltungen<br />
zu den Themen »Kleider machen Leute« und »Entdeckungsspiel auf der Pfaueninsel« sowie<br />
ein viertägiger Workshop »Plastisches Gestalten und Malerei« mit 188 Teilnehmern wurden<br />
vorbereitet und gestaltet.<br />
Im Rahmen der Montagskurse und Klubarbeit fanden 50 Veranstaltungen mit jeweils<br />
circa 8–10 Kindern und Jugendlichen statt. Die Themenschwerpunkte »Antikenrezeption«<br />
und »Knobelsdorff« orientierten sich an den Vorbereitungen zum Knobelsdorff-Jahr. Höhepunkt<br />
der Aktivitäten war am 13. Juni <strong>1998</strong> ein Sommerfest in den Römischen Bädern zum<br />
Thema »Alle Wege führen nach Rom« mit einer szenischen Führung, Figuren aus eigener<br />
Produktion, der Vorführung eines selbst produzierten Videofilms und einer Festzeitung. 150<br />
Interessenten nahmen teil (Abb. 2). Weitere Aktivitäten bestanden in der Ausstellung von
272 Berichte<br />
Abb. 2 Sommerfest in den Römischen Bädern im Park Sanssouci zum Thema »Alle Wege führen<br />
nach Rom« am 13. Juni <strong>1998</strong><br />
Foto: <strong>SPSG</strong><br />
Arbeiten des Kinder- und Jugendklub e.V. in der Dresdner Bank und der Beteiligung mit<br />
diesen Arbeiten an einer Ausstellung der ProKultur gGmbH.<br />
Zur Teileröffnung des Schlosses Caputh wurde ein Programm für Kinder zum Thema<br />
»Historische Spiele« gestaltet, das bedauerlicherweise nicht in die Ankündigung der Stiftung<br />
aufgenommen worden war, aber großen Anklang fand.<br />
Nutzung des Schloßtheaters<br />
<strong>1997</strong> belief sich die Anzahl der Nutzungen auf insgesamt 147. Davon entfallen auf das Hans-<br />
Otto-Theater 96, die Musikfestspiele GmbH 14 sowie eine unbekannte Anzahl von Proben<br />
und die Konzertagentur Heidenreich 13. Darüber hinaus fanden 7 Veranstaltungen der Stiftung,<br />
2 Tagungen und 15 Veranstaltungen weiterer Organisationen im Schloßtheater statt.<br />
Seit <strong>1997</strong> kann das Theater im Zuschauerbereich an spiel- und probenfreien Tagen mit<br />
Führungen besichtigt werden.<br />
<strong>1998</strong> war die Auslastung des Hauses ähnlich. Das Theater wurde im wesentlichen durch<br />
das Hans-Otto-Theater, die Musikfestspiele GmbH, die Brandenburgische Philharmonie und<br />
die Konzertagentur Heidenreich bespielt. Für das Hans-Otto-Theater wurde ab dieser Spiel-
Abteilung Besucherbetreuung und Museumspädagogik 273<br />
zeit ein neuer Vertrag wirksam. Die Musikfestspiele GmbH nutzt das Theater noch immer<br />
ohne Vertrag.<br />
Um die Auflagen von Bauaufsichtsamt und Feuerwehr zur weiteren Bespielbarkeit des<br />
Schloßtheaters zu realisieren, mußte eine Haushaltsunterlage Bau erarbeitet werden, an der<br />
die Abteilung mitarbeitete. Die Baumaßnahmen sollen in verlängerten Spielpausen in den<br />
Jahren 2000 und 2001 erfolgen.<br />
Ausstellungen<br />
Vom 12. Mai bis 22. Juni <strong>1997</strong> und vom 18. Mai bis 28. Juni <strong>1998</strong> fanden in der Turmgalerie<br />
des Orangerieschlosses die 22. und 23. Graphikverkaufsausstellung statt. An der Ausstellung<br />
<strong>1997</strong> beteiligten sich 43 Künstler, darunter 10 mit themenbezogenen Arbeiten zu König<br />
Friedrich Wilhelm II. Sie wurde von mehr als 2700 Interessenten besucht.<br />
Vom 11. Mai bis 12. Oktober <strong>1997</strong> wurde im Jagdschloß Grunewald im Rahmen einer<br />
Ausstellung mit dem Titel »Des Menschen bester Freund – Hundehalsbänder aus vier Jahrhunderten«<br />
die Kollektion eines englischen Sammlers vorgestellt. Die Ausstellung, die von<br />
dem Berliner Graphiker Philipp Schack gestaltet wurde, zeigte eine erfreuliche Besucherresonanz.<br />
Die kleine Ausstellung »Kronleuchter Friedrichs des Großen, ihre Rohstoffe und ihre<br />
Herstellung« im Besucherzentrum an der Historischen Mühle von März bis Oktober <strong>1997</strong><br />
brachte für die Rekonstruktion der Kronleuchter im Spiegelsaal des Schlosses Rheinsberg<br />
einen Erlös von 433 DM durch den Verkauf eines Informationsblattes und durch Spenden.
Chronik<br />
STAATSBESUCHE UND<br />
PROTOKOLLARISCHE VERANSTALTUNGEN<br />
<strong>1997</strong><br />
7. März Empfang des Regierenden Bürgermeisters von Berlin, Eberhard Diepgen,<br />
für den Bundespräsidenten der Schweizerischen Eidgenossenschaft,<br />
Arnold Koller, im Schloß Charlottenburg.<br />
12. März Besuch des Präsidenten des russischen Föderationsrates, Jegor Semjonowitsch<br />
Strojew, im Schloß Cecilienhof.<br />
9. April Empfang des Regierenden Bürgermeisters von Berlin, Eberhard Diepgen,<br />
für den Präsidenten der Republik Mazedonien, Kiro Gligorov, im Schloß<br />
Charlottenburg.<br />
10. April Besuch des Kronprinzen von Brunei, Prinz Billah, in den Schlössern Sanssouci<br />
und Cecilienhof.<br />
13. April Besuch der US-Gouverneure aus Nevada, Guam, Illinois, Nebraska und Wisconsin<br />
im Schloß Cecilienhof. Anschließend Empfang des Ministerpräsidenten<br />
des Landes Brandenburg, Manfred Stolpe, im Schloß Charlottenburg.<br />
21. April Empfang des Regierenden Bürgermeisters von Berlin, Eberhard Diepgen,<br />
für den Präsidenten der Italienischen Republik, Oscar Luigi Scálfaro, im<br />
Schloß Charlottenburg.<br />
27. April Besuch des Vorsitzenden der Staatlichen Plankommission der Republik<br />
China, Chen Jinhua, im Schloß Sanssouci und im Chinesischen Haus.<br />
14. Mai Besuch des Ministerpräsidenten der Republik Ungarn, Gyula Horn, Gast<br />
des Landes Brandenburg, im Schloß Cecilienhof. Anschließend Empfang<br />
des Regierenden Bürgermeisters von Berlin, Eberhard Diepgen, im Schloß<br />
Charlottenburg.
Staatsbesuche und protokollarische Veranstaltungen<br />
275<br />
8. Juni Besuch des Vorsitzenden des Nationalkomitees der Politischen Konsultativkonferenz<br />
des Chinesischen Volkes im Schloß Sanssouci und Empfang<br />
des Regierenden Bürgermeisters von Berlin, Eberhard Diepgen, im Schloß<br />
Charlottenburg.<br />
7. Juli Besuch des Ministerpräsidenten von New South Wales, in den Schlössern<br />
Cecilienhof, Neues Palais und Charlottenhof.<br />
2. Sept. Besuch von Innenminister Manfred Kanther. Führung durch Prof. Dr.<br />
Hans-Joachim Giersberg durch Schloß Sanssouci, die Bildergalerie, Schloß<br />
Charlottenhof und das Marmorpalais.<br />
10. Sept. Empfang des Ministerpräsidenten des Landes Brandenburg, Manfred Stolpe,<br />
für die Teilnehmer des XIII. Intertoto Kongresses der Deutschen Klassenlotterie<br />
Berlin in der Blauen Galerie der Neuen Kammern.<br />
9. Okt. Empfang des Regierenden Bürgermeisters von Berlin, Eberhard Diepgen,<br />
anläßlich des Besuches des Präsidenten der Vereinigten Mexikanischen<br />
Staaten, E. Zedillo P. de León, im Schloß Charlottenburg.<br />
9. Nov. Besuch der Familie Hohenzollern anläßlich des Geburtstages des verstorbenen<br />
Prinzen Louis Ferdinand im Marmorpalais und in der Kronprinzenwohnung<br />
im Schloß Cecilienhof. Führung durch Prof. Dr. Hans-Joachim<br />
Giersberg und Dr. Burkhardt Göres durch das Marmorpalais.<br />
13. Nov. Besuch einer Delegation usbekischer Gäste, darunter der Kulturminister<br />
des Landes, in den Schlössern Sanssouci und Cecilienhof. Führung durch<br />
Dr. Burkhardt Göres.<br />
<strong>1998</strong><br />
22. Jan. Neujahrsempfang des Landtagspräsidenten Brandenburgs, Herbert Knoblich,<br />
in den Neuen Kammern.<br />
6. März Besuch des Kronprinzen des Königreichs Nepal, Dipendra Bir Bikram<br />
Shaw Dev, als Gast der ITB in den Schlössern Cecilienhof und Sanssouci.<br />
Begrüßung durch den Ministerpräsidenten des Landes Brandenburg, Manfred<br />
Stolpe, und Eintragung in das Goldene Buch des Landes.<br />
20. März Besuch des Präsidenten der Republik Venezuela, Rafael Caldera, in den<br />
Schlössern Cecilienhof und Sanssouci, Begrüßung durch Ministerpräsident<br />
Manfred Stolpe und Eintragung in das Goldene Buch des Landes Brandenburg.<br />
13. Mai Treffen des amerikanischen Präsidenten, Bill Clinton, mit Bundeskanzler<br />
Helmut Kohl im Park Sanssouci. Militärischer Empfang durch Helmut<br />
Kohl und Ministerpräsident Manfred Stolpe am Neuen Palais. Essen zu<br />
Ehren des Präsidenten im Schloß Sanssouci.
276 Chr0nik<br />
22. Juni Empfang des Regierenden Bürgermeisters von Berlin, Eberhard Diepgen,<br />
für den Präsidenten der Portugiesischen Republik, Jorge Sampaio, im<br />
Schloß Charlottenburg.<br />
27. Juni Festakt der Bundesregierung unter Beteiligung der Außenminister der ehemaligen<br />
westlichen Alliierten anläßlich des 50. Jahrestages des Beginns der<br />
Berliner Luftbrücke.<br />
5.– 6 . Juli 4. Konferenz des Netzwerkes Europäischer Königsschlösser in den Neuen<br />
Kammern.<br />
1. Dez. Besuch des Präsidenten der Französischen Republik, Jacques Chirac, und<br />
des französischen Ministerpräsidenten, Lionel Jospin, mit Bundeskanzler<br />
Gerhard Schröder im Schloß Sanssouci mit anschließendem Essen in den<br />
Neuen Kammern. Anlaß sind die 72. deutsch-französischen Konsultationen<br />
in Berlin und Potsdam.<br />
7. Dez. Besuch des polnischen Staatspräsidenten, Aleksander Kwasniewski, im<br />
Schloß Cecilienhof. Anlaß ist die Tagung des Bundesverbandes der<br />
Deutsch-Polnischen Gesellschaft im Schloßhotel Cecilienhof.<br />
Neueinrichtungen<br />
<strong>1997</strong><br />
1. Febr. Eröffnung der Wohnräume Friedrich Wilhelms IV. im Schloß Charlottenburg<br />
in Berlin.<br />
21. April Eröffnung der Pesne-Galerie im Neuen Palais in Potsdam.<br />
30. Mai Eröffnung der restaurierten Eichengalerie im Schloß Charlottenburg in<br />
Berlin.<br />
19. Juli Teileröffnung des Marmorpalais in Potsdam.<br />
19. Juli Abschluß der äußeren Wiederherstellung der Gotischen Bibliothek im<br />
Neuen Garten in Potsdam.<br />
15. Nov. Einrichtung eines Museumsshops im Seitenflügel des Schlosses Charlottenburg<br />
in Berlin dank der Initiative der Freunde der Preußischen Schlösser<br />
und Gärten e.V.<br />
<strong>1998</strong><br />
9. März Feierliche Enthüllung der Marmorkopie der Sitzstatue der Markgräfin Wilhelmine<br />
von Bayreuth im Freundschaftstempel des Parks Sanssouci in<br />
Potsdam.<br />
8. April Einweihung des Mohrenrondells, des Oranierrondells sowie des rekonstruierten<br />
Parterres vor dem Schloß Sanssouci in Potsdam.<br />
28. Mai Einweihung der Gartenanlage am Pfingstberg in Potsdam.
Ausstellungen 277<br />
18. Juni Einweihung des wiederhergestellten Uferweges und der Goldenen Rosentreppe<br />
im Park Babelsberg in Potsdam.<br />
20. Juni Einweihung der rekonstruierten Schloßinsel in Rheinsberg.<br />
8. Juli Einweihung der wiedererrichteten Gotischen Bibliothek im Neuen Garten<br />
in Potsdam.<br />
26. Sept. Teileröffnung von Schloß und Garten Caputh nach zweieinhalbjähriger<br />
Restaurierung.<br />
30. Sept. Abschluß der Wiederherstellung des Wegesystems auf dem Klausberg im<br />
Park Sanssouci in Potsdam.<br />
Ausstellungen<br />
<strong>1997</strong><br />
10. April Schäfer im Kampf mit dem Panther. Dokumentation<br />
bis 26. Mai Potsdam, Römische Bäder im Park Sanssouci<br />
28. März Die Restaurierung von Schloß und Park Rheinsberg<br />
bis 12. Okt. Wiederaufnahme der Ausstellung von 1996<br />
Rheinsberg, Schloß Rheinsberg<br />
Begleitband 1996<br />
11. Mai–12. Okt. Des Menschen bester Freund – Hundehalsbänder aus vier<br />
Jahrhunderten<br />
Berlin, Jagdschloß Grunewald<br />
Katalog<br />
12. Mai–22. Juni 22. Graphikverkaufsausstellung<br />
Potsdam, Orangerieschloß im Park Sanssouci, Turmgalerie<br />
7. Juni–27. Juli Alexander Dettmar – Ansichten von Potsdam<br />
Potsdam, Römische Bäder im Park Sanssouci<br />
Katalog<br />
21. Juni–17. Aug. Material und Möglichkeit. Zinkguß im 19. Jahrhundert in Potsdam<br />
Potsdam, Orangerieschloß im Park Sanssouci, Marek-Wohnung<br />
Katalog<br />
6. Juli–12. Okt. Die Engel der Sixtina – Ein Bildmotiv Raffaels im Wandel<br />
Potsdam, Orangerieschloß im Park Sanssouci, Turmgalerie<br />
Begleitband<br />
20. Juli–14. Sept. Friedrich Wilhelm II. und die Künste. Preußens Weg zum<br />
Klassizismus. Zum 200. Todestag<br />
Potsdam, Marmorpalais und Orangerie im Neuen Garten und Berlin,<br />
Schloß Charlottenburg, Weißer Saal (Die Königliche Porzellanmanufaktur<br />
in der Ära Friedrich Wilhelms II., 20. Juli–12. Oktober)<br />
Katalog
278 Chr0nik<br />
3. Aug.–12. Okt. Hedwig Bollhagen – Keramik, Ingeborg Voss – Grafik<br />
Potsdam, Römische Bäder im Park Sanssouci<br />
<strong>1998</strong><br />
8. Mai–19. Juli Vom Schönen und Nützlichen. Ausstellung zum 250. Geburtstag von<br />
David Gilly (1748–1810)<br />
Ausstellung in Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Potsdam<br />
Paretz, Schloß Paretz<br />
Katalog<br />
17. Mai–15. Okt. Johann Moritz Rugendas (1802–1852) – Ein Maler aus dem<br />
Umkreis von Alexander von Humboldt<br />
Ausstellung des Ibero-Amerikanischen Instituts zu Berlin – Preußischer<br />
Kulturbesitz<br />
Potsdam, Römische Bäder im Park Sanssouci<br />
Katalog<br />
18. Mai–28. Juni 23. Graphikverkaufsausstellung<br />
Potsdam, Orangerieschloß im Park Sanssouci, Turmgalerie<br />
20. Juni bis Menzel in Rheinsberg<br />
16. Aug. Ausstellung in Zusammenarbeit mit dem Kupferstichkabi<strong>net</strong>t der<br />
Staatlichen Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz<br />
Rheinsberg, Schloß Rheinsberg<br />
Katalog<br />
26. Juni–2. Aug. Seht, welch kostbares Erbe! – Bedrohte Baudenkmale in Potsdam<br />
Ausstellung der Deutschen Stiftung Denkmalschutz<br />
Rheinsberg, Schloß Rheinsberg, Marstall<br />
27. Juni–20. Sept. Gold und Silber für den König – Johann George Hossauer (1794–1874).<br />
Goldschmied Sr. Majestät des Königs<br />
Berlin, Schloß Charlottenburg, Neuer Flügel<br />
Katalog<br />
12. Juli–11. Okt. Verlorene Gärten Roms<br />
Ausstellung in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität<br />
Berlin und dem Istituto Italiano di Cultura<br />
Potsdam, Orangerieschloß im Park Sanssouci, Turmgalerie
Leihgaben<br />
<strong>1997</strong><br />
Leihgaben 279<br />
Berlin Berliner Festspiele GmbH (Martin-Gropius-Bau): Marianne und Germania<br />
1789–1889. Frankreich und Deutschland, zwei Welten – eine<br />
Revue, 15. September 1996–5. Januar <strong>1997</strong> (Paris, Musée du Petit Palais:<br />
8. November <strong>1997</strong>–15. Februar <strong>1998</strong>)<br />
Berliner Festspiele GmbH, Museumspädagogischer Dienst Berlin (Martin-<br />
Gropius-Bau): Deutschlandbilder. Kunst aus einem geteilten Land, 7. September<br />
<strong>1997</strong>–11. Januar <strong>1998</strong><br />
Deutsches Historisches Museum: Victoria & Albert, Vicky & The Kaiser.<br />
Ein Kapitel deutsch-englischer Familiengeschichte, 10. Januar–25. März<br />
<strong>1997</strong><br />
Kulturstiftung Schloß Britz: Kaiserliche und Königliche Ostergrüße aus<br />
St. Petersburg und Berlin. Porzellanostereier. Ermitage, St. Petersburg.<br />
KPM-Ostereier der Sammlung Arikalex, 6. Februar–6. April <strong>1997</strong><br />
Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Kunstgewerbemuseum:<br />
Mit Füßen getreten. Historische Holzfußböden und Parkette,<br />
22. August–30. November <strong>1997</strong><br />
Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Kunstgewerbemuseum:<br />
Papiermaché und Marmorstuck: Von kunstvollen Werkstoffen<br />
und ihren Rezepturen, 4. Mai–31. August <strong>1997</strong><br />
Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Museum für<br />
Ostasiatische Kunst: Das weiße Gold des Fernen Osten. Die Porzel-<br />
lanbrücke zwischen Ostasien und Europa im 16. und 17. Jahrhundert,<br />
12. Juni–2. November <strong>1997</strong><br />
Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Nationalgalerie:<br />
Adolph Menzel (1815–1905). Das Labyrinth der Wirklichkeit, 7. Februar–19.<br />
Mai <strong>1997</strong><br />
Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Nationalgalerie:<br />
Der kurze Abschied vom 19. Jahrhundert. Die letzten Tage vor der Restaurierung,<br />
19. Dezember <strong>1997</strong>–15. Februar <strong>1998</strong><br />
Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz: Die Linden. Vom<br />
kurfürstlichen Reitweg zur hauptstädtischen Allee. Ausstellung zum<br />
350jährigen Jubiläum der Straße Unter den Linden, 23. August–30. November<br />
<strong>1997</strong><br />
Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz: Wilhelm Beer. Genius<br />
der Astronomie und Ökonomie, 1797–1850, 4. Januar–1. März <strong>1997</strong>
280 Chr0nik<br />
Braunschweig Braunschweigisches Landesmuseum: Braunschweig-Bevern. Ein Fürstenhaus<br />
als europäische Dynastie 1667–1884<br />
Dessau Museum für Naturkunde und Vorgeschichte, Museum für Stadtgeschichte<br />
Dessau, Museum Schloß Mosigkau: Fürst Leopold I. von Anhalt-Dessau<br />
(1676–1747). »Der Alte Dessauer«. Ausstellung zum 250. Todestag,<br />
25. April–27. Juli / 25. September / 22. Juni <strong>1997</strong><br />
Dresden Staatliche Kunstsammlungen Dresden (Dresdner Schloß): Unter einer<br />
Krone. Kunst und Kultur der sächsisch-polnischen Union, 24. Novem-<br />
ber <strong>1997</strong>–8. März <strong>1998</strong><br />
Düsseldorf Heinrich-Heine-Institut, Kunsthalle Düsseldorf, Kunstverein für die Rheinlande<br />
und Westfalen (Kunstmuseum Düsseldorf): »Ich Narr des Glücks«.<br />
Heinrich Heine 1797–1856. Eine Ausstellung zum 200. Geburtstag,<br />
11. Mai–20. Juli <strong>1997</strong><br />
Essen Kulturstiftung Ruhr (Villa Hügel): Breughel – Brueghel. Pieter Breughel<br />
der Jüngere – Jan Brueghel der Ältere. Flämische Malerei um 1600. Tradition<br />
und Fortschritt, 16. August–16. November <strong>1997</strong> (Wien, Kunsthistorisches<br />
Museum: 9. Dezember <strong>1997</strong>–14. April <strong>1998</strong>; Antwerpen, Koninklijk<br />
Museum voor Schone Kunsten: 2. Mai–26. Juli <strong>1998</strong>)<br />
Ruhrlandmuseum: Transit Brügge-Novgorod. Eine Straße durch die europäische<br />
Geschichte, 15. Mai–21. September <strong>1997</strong><br />
Halle Staatliche Galerie Moritzburg Halle, Hallescher Kunstverein e.V. (Foyer-<br />
Galerie Opernhaus Halle), Museum Weißenfels (Schloß Neu-Augustusburg):<br />
Uwe Pfeifer, ZEITbalance. Malerei, Graphik, Zeichnungen, 30. August–26.<br />
Oktober <strong>1997</strong><br />
Hamburg Museum für Hamburgische Geschichte: Bauen nach der Natur – Palladio:<br />
die Erben Palladios in Nordeuropa, 30. Mai–31. August <strong>1997</strong><br />
Hannover Wilhelm-Busch-Museum Hannover: »Zurück zur Natur«. Idee und Geschichte<br />
des Georgengartens in Hannover-Herrenhausen, 18. Mai–27. Juli<br />
<strong>1997</strong><br />
Heidelberg Stadt Heidelberg (Heidelberger Schloß): Liselotte von der Pfalz. Madame<br />
am Hofe des Sonnenkönigs, 21. September 1996–26. Januar <strong>1997</strong>
Leihgaben 281<br />
Kassel Staatliche Museen Kassel (Museum Fridericianum Kassel): Katharina die<br />
Große, 13. Dezember <strong>1997</strong>–8. März <strong>1998</strong><br />
Koblenz Mittelrhein-Museum: »Ein Bild von Erz und Stein«. Kaiser Wilhelm am<br />
Deutschen Eck und die Nationaldenkmäler, 12. Juni–31. August <strong>1997</strong><br />
Köln Wallraf-Richartz-Museum: Das Capriccio als Kunstprinzip. Zur Vorgeschichte<br />
der Moderne von Arcimboldo und Callot bis Tiepolo und Goya.<br />
Malerei – Zeichnung – Graphik, 8. Dezember 1996–16. Februar <strong>1997</strong><br />
(Zürich, Kunsthaus: 14. März <strong>1997</strong> bis 1. Juni <strong>1997</strong>; Wien, Kunsthistorisches<br />
Museum im Palais Harrach: 29. Juni <strong>1997</strong> bis 21. September <strong>1997</strong>)<br />
London Tate Gallery: Grand Tour. The lure of Italy in the eighteenth century,<br />
10. Oktober 1996–5. Januar <strong>1997</strong> (Rom, Palazzo delle Esposizioni: 5. Fe-<br />
bruar <strong>1997</strong>–7. April <strong>1997</strong>)<br />
New York The Jewish Museum: From Court Jews to the Rothschilds. Art, patronage<br />
and power 1600–1800, 8. September 1996–17. Januar <strong>1997</strong><br />
Rotterdam Museum Boijmans Van Beuningen: Herren der Meere – Meister der<br />
Kunst. Das holländische Seebild im 17. Jahrhundert, 21. Dezember<br />
1996–23. Februar <strong>1997</strong> (Berlin, Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer<br />
Kulturbesitz, Gemäldegalerie [Bodemuseum]: 21. März <strong>1997</strong>–25. Mai<br />
<strong>1997</strong>)<br />
San Francisco Fine Arts Museums of San Francisco, California Palace of the Legion<br />
of Honor: Masters of Light. Dutch painters in Utrecht during the Golden<br />
Age, 13. September bis 30. November <strong>1997</strong> (Baltimore, The Walters<br />
Art Gallery: 11. Januar–5. April <strong>1998</strong>; London, The National Gallery:<br />
6. Mai–2. August <strong>1998</strong>)<br />
Schallaburg Niederösterreichische Landesregierung (Schloß Schallaburg): Zeugen der<br />
Intimität. Privaträume der kaiserlichen Familie und des böhmischen<br />
Adels. Aquarelle und Interieurs des 19. Jahrhunderts, 26. April–26. Oktober<br />
<strong>1997</strong><br />
Wien Künstlerhaus, Akademie der Bildenden Künste: Der Traum vom Glück.<br />
Die Kunst des Historismus in Europa, 13. September 1996–6. Januar<br />
<strong>1997</strong>
282 Chr0nik<br />
<strong>1998</strong><br />
Bad Freienwalde Oderland-Museum (Schloß Freienwalde): 200 Jahre Schloß Freienwalde,<br />
28. Juni–20. September <strong>1998</strong><br />
Bayreuth Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen (Neues<br />
Schloß, Markgräfliches Opernhaus): Das vergessene Paradies. Galli Bibiena<br />
und der Musenhof der Wilhelmine von Bayreuth, 21. April–27. September<br />
<strong>1998</strong><br />
Berlin Deutsches Historisches Museum: Die Macht der Nächstenliebe. Einhundertfünfzig<br />
Jahre Innere Mission und Diakonie 1848–<strong>1998</strong>, 27. Au-<br />
gust–8. Dezember <strong>1998</strong><br />
Geheimes Staatsarchiv – Preußischer Kulturbesitz (Staatliche Museen<br />
zu Berlin – Kunstbibliothek): Via Regia – Preußens Weg zur Krone,<br />
20. März–17. Mai <strong>1998</strong><br />
Kulturstiftung Schloß Britz: Alexander II. Sohn der Charlotte von Preußen,<br />
Kaiser und Zar von Rußland, Reformer und Befreier der Bauern. Sein<br />
Leben und Wirken in Zarskoje Selo, St. Petersburg, 5. April–5. Juli <strong>1998</strong><br />
Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Ägyptisches<br />
Museum und Papyrussammlung: Das Geheimnis der Mumien, 28. Februar–10.<br />
Mai <strong>1998</strong><br />
Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Kunstgewerbemuseum:<br />
Der Maler und die Dinge. Zur Eröffnung der Gemäldegalerie<br />
am Kulturforum, 12. Juni <strong>1998</strong>–3. Januar 1999<br />
Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Nationalgalerie:<br />
Paul Gauguin – Das verlorene Paradies, 31. Oktober <strong>1998</strong>–24. Januar<br />
1999<br />
Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Staatliches Institut<br />
für Musikforschung: Die Singakademie zu Berlin und ihre Direktoren,<br />
24. Mai–31. August <strong>1998</strong><br />
Stiftung Stadtmuseum Berlin (Märkisches Museum Berlin): Fontane und<br />
sein Jahrhundert, 11. September <strong>1998</strong>–17. Januar 1999<br />
Dordrecht Dordrechts Museum: Arent de Gelder (1645–1725). Rembrandts Meisterschüler<br />
und Nachfolger, 10. Oktober <strong>1998</strong>–17. Januar 1999 (Köln, Wallraf-<br />
Richartz-Museum: 19. Februar–9. Mai 1999)<br />
Dresden Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Gemäldegalerie Neue Meister<br />
(Albertinum): Ludwig Richter. Die Überfahrt am Schreckenstein. Ein<br />
Lebensschiff im Strom der Zeit, 25. Oktober <strong>1998</strong>–6. Januar 1999
Leihgaben 283<br />
Düsseldorf Hetjens-Museum: Verrückt nach Angelika. Porzellan und anderes Kunsthandwerk<br />
nach Angelika Kauffmann, 15. November <strong>1998</strong>–24. Januar 1999<br />
(München, Haus der Kunst: 5. Februar 1999–18. April 1999; Chur, Rätisches<br />
Museum: 7. Mai 1999–11. Juli 1999)<br />
Kunstmuseum Düsseldorf: Angelika Kauffmann. Retrospektive, 15. November<br />
<strong>1998</strong> bis 24. Januar 1999 (München, Haus der Kunst: 5. Februar–18.<br />
April 1999; Chur, Bündner Kunstmuseum: 8. Mai–11. Juli 1999)<br />
Stadtmuseum Düsseldorf: Wilhelmine Luise von Preußen. Eine fürstliche<br />
Malerin des 19. Jahrhunderts, 8. März–12. April <strong>1998</strong><br />
Frankfurt Deutsches Historisches Museum, Schirn Kunsthalle Frankfurt (Schirn<br />
am Main Kunsthalle Frankfurt): 1848. Aufbruch zur Freiheit, 18. Mai–18. September<br />
<strong>1998</strong><br />
Karlsruhe Badisches Landesmuseum Karlsruhe (Karlsruher Schloß): 1848/49. Revolution<br />
der deutschen Demokraten in Baden, 28. Februar–2. August <strong>1998</strong><br />
Lyon Musée de la civilisation gallo-romaine: La fascination de l‘antique.<br />
1700–1770. Rome découverte, Rome inventée, 20. Dezember <strong>1998</strong> bis<br />
14. März 1999<br />
Magdeburg Magdeburger Museen, Kunstmuseum Kloster Unser Lieben Frauen: Zwischen<br />
Kanzel und Katheder. Das Kloster Unser Lieben Frauen Magdeburg<br />
vom 17. bis 20. Jahrhundert, 17. Mai–16. August <strong>1998</strong><br />
Mannheim Städtische Kunsthalle Mannheim: Menschenbilder. Figur in Zeiten der<br />
Abstraktion (1945–1955), 18. Oktober <strong>1998</strong>–31. Januar 1999<br />
München Münchner Stadtmuseum: Lola Montez oder eine Revolution in München,<br />
13. November <strong>1998</strong>–31. Januar 1999<br />
Münster, Münster, Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte;<br />
Osnabrück Kulturgeschichtliches Museum Osnabrück; Kunsthalle Dominikanerkirche:<br />
1648. Krieg und Frieden in Europa, 24. Oktober <strong>1998</strong> bis 17. Januar 1999<br />
Nürnberg Germanisches Nationalmuseum: Von teutscher Not zu höfischer Pracht.<br />
1648–1701, 2. April–16. August <strong>1998</strong><br />
Stuttgart Kulturstiftung der Länder, Staatsgalerie Stuttgart (Staatsgalerie Stuttgart):<br />
Sternstunden. Kunstwerke aus zwei Jahrtausenden, erworben mit Mitteln<br />
der Kulturstiftung der Länder 1988–<strong>1998</strong>, 7. März–1. Juni <strong>1998</strong>
284 Chr0nik<br />
Wörlitz Staatliche Schlösser und Gärten Wörlitz, Oranienbaum und Luisium:<br />
Römische Antikensammlungen im 18. Jahrhundert. »Außer Rom ist fast<br />
nichts schönes in der Welt«, 16. Mai–30. August <strong>1998</strong> (Stendal, Winckelmann-Museum:<br />
30. September bis 22. November <strong>1998</strong>)<br />
(Auswahl aus den Ausstellungen, für die <strong>1997</strong>/<strong>1998</strong> Leihgesuche bewilligt wurden)<br />
Publikationen der Stiftung<br />
<strong>1997</strong><br />
Alexander Dettmar – Ansichten von Potsdam, Katalog zur Ausstellung in den Römischen<br />
Bädern im Park Sanssouci vom 7. Juni bis 27. Juli <strong>1997</strong>, Potsdam <strong>1997</strong><br />
Friedrich Wilhelm II. und die Künste. Preußens Weg zum Klassizismus, Katalog zur Ausstellung<br />
in der Orangerie und im Marmorpalais im Neuen Garten und im Weißen Saal des<br />
Schlosses Charlottenburg vom 20. Juli bis 14. September <strong>1997</strong> (Wissenschaftliche Leitung:<br />
Burkhardt Göres, Redaktion: Christoph Martin Vogtherr und Susanne Evers), Potsdam <strong>1997</strong><br />
Material und Möglichkeit. Zinkguß des 19. Jahrhunderts in Potsdam, Katalog zur Ausstellung<br />
in der Orangerie im Park Sanssouci vom 21. Juni bis 17. August <strong>1997</strong> (Wissenschaftliche<br />
Leitung und Bearbeitung: Sabine Hierath), Potsdam <strong>1997</strong><br />
Gerd Bartoschek und Saskia Hüneke: Bildergalerie Sanssouci. Gemälde und Skulpturen,<br />
Potsdam <strong>1997</strong> (Kleiner amtlicher Führer, 1. Auflage)<br />
Helmut Börsch-Supan: Jagdschloß Grunewald, Berlin <strong>1997</strong> (Großer amtlicher Führer, 3. Auflage)<br />
Susanne Evers und Tilo Eggeling: 70 Jahre Preußische Schlösserverwaltung. 1927–<strong>1997</strong>,<br />
Potsdam/Berlin <strong>1997</strong><br />
Hans-Joachim Giersberg und Jürgen Julier: Königliche Schlösser in Berlin und Brandenburg,<br />
Fotoband, Potsdam <strong>1997</strong> (4. Auflage)<br />
Heidrun Liepe: Park und Schloß Babelsberg, Potsdam <strong>1997</strong> (Kleiner amtlicher Führer, 2. Auflage)<br />
Heike Müller: Die Konferenz von Potsdam 1945 im Schloß Cecilienhof, Potsdam <strong>1997</strong> (Kleiner<br />
amtlicher Führer, 3. Auflage)<br />
Barbara Spindler: Kleiner Führer durch den Park Sanssouci, Potsdam <strong>1997</strong> (Kleiner amtlicher<br />
Führer, 5. Auflage)
Publikationen der Stiftung 285<br />
<strong>1998</strong><br />
Gold und Silber für den König – Johann George Hossauer (1794–1874). Goldschmied Sr.<br />
Majestät des Königs, Katalog zur Ausstellung im Neuen Flügel des Schlosses Charlottenburg<br />
vom 27. Juni bis 20. September <strong>1998</strong> (Konzeption: Melitta Jonas und Franziska Windt),<br />
Potsdam <strong>1998</strong><br />
Menzel in Rheinsberg, Katalog zur Ausstellung im Schloß Rheinsberg vom 20. Juni bis<br />
16. August <strong>1998</strong> (Redaktion: Claudia Sommer und Detlef Fuchs), Potsdam <strong>1998</strong><br />
Vom Schönen und Nützlichen. David Gilly (1748–1808), Katalog zur Ausstellung im Schloß<br />
Paretz vom 8. Mai bis 19. Juli <strong>1998</strong> (Konzeption: Andreas Kahlow), Potsdam <strong>1998</strong> (in Zusammenarbeit<br />
mit der Fachhochschule Potsdam)<br />
Tilo Eggeling: Königsschlösser – Museumsschlösser. Entstehung, Geschichte und Konzeption<br />
der preußischen Schlösserverwaltung, Potsdam <strong>1998</strong> (2. erweiterte und überarbeitete<br />
Auflage)<br />
Stefan Gehlen: Das Marmorpalais, Potsdam <strong>1998</strong> (Kleiner amtlicher Führer, 1. Auflage)<br />
Stefan Gehlen und Klaus Dorst: Die Gotische Bibliothek Friedrich Wilhelms II. im Neuen<br />
Garten zu Potsdam, Potsdam <strong>1998</strong> (Wissenschaftliche Reihe, Heft 3)<br />
Hannelore Röhm und Dorothee Geßner (Bearbeitung): Schlösser und Gärten in Potsdam<br />
und Umgebung. Bibliographie, Potsdam <strong>1998</strong><br />
Michael Seiler: Der Schloßpark in Rheinsberg, Potsdam <strong>1998</strong> (Kleiner amtlicher Führer,<br />
1. Auflage)<br />
Claudia Sommer und Detlef Fuchs: Schloß Rheinsberg, Potsdam <strong>1998</strong> (Kleiner amtlicher<br />
Führer, 3. vollständig überarbeitete Auflage)<br />
Claudia Sommer und Gerd Schurig: Schloß und Park Caputh, Potsdam <strong>1998</strong> (Kleiner amt–<br />
licher Führer, 1. Auflage)<br />
Barbara Spindler: Kleiner Führer durch den Park Sanssouci, Potsdam <strong>1998</strong> (Kleiner amtlicher<br />
Führer, 6. korrigierte Auflage)<br />
Jürgen Weise: Schloß und Park Glienicke, Fotoband, Potsdam <strong>1998</strong><br />
Ulrike Zumpe und Silke Herz: Schloß Charlottenhof und die Römischen Bäder, Potsdam<br />
<strong>1998</strong> (Kleiner amtlicher Führer, 7. neu bearbeitete Auflage)
286 Chr0nik<br />
Publikationen der Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter<br />
BAER, Winfried: Die königliche Porzellan-Manufaktur (KPM) unter König Friedrich Wilhelm<br />
II., in: Friedrich Wilhelm II. und die Künste. Preußens Weg zum Klassizismus,<br />
Ausstellung, Potsdam, <strong>SPSG</strong>, <strong>1997</strong>, Potsdam <strong>1997</strong>, S. 469–491.<br />
–: Die Silberkammern im Schloß Charlottenburg, in: Tafeln bei Hofe: zur Geschichte der<br />
fürstlichen Tafelkultur, hrsg. v. Ilsebill Barta-Fliedl, Andreas Gugler und Peter Parenzen,<br />
Hamburg <strong>1998</strong>, S. 157–166 (Museen des Mobiliendepots, 4).<br />
Bartoschek, Gerd: Ein Auftrag vom Hof. Das Krönungsbild und andere Gemälde Menzels in<br />
den preußischen Schlössern, in: Museums-Journal, 1, <strong>1997</strong>, S. 23–25.<br />
–: Malerei und Graphik, in: Friedrich Wilhelm II. und die Künste. Preußens Weg zum Klassizismus,<br />
Ausstellung, Potsdam, <strong>SPSG</strong>, <strong>1997</strong>, Potsdam <strong>1997</strong>, S. 153–156.<br />
–: Zeittafel, ebenda, S. 45–48.<br />
– und Saskia Hüneke: Bildergalerie Sanssouci. Gemälde und Skulpturen, hrsg. v. der <strong>SPSG</strong>,<br />
Potsdam <strong>1997</strong> (Kleiner amtlicher Führer).<br />
Dorst, Klaus und Hannelore Röhm: Die Bibliotheken in Berlin und Potsdam, in: Friedrich<br />
Wilhelm II. und die Künste. Preußens Weg zum Klassizismus, Ausstellung, Potsdam,<br />
<strong>SPSG</strong>, <strong>1997</strong>, Potsdam <strong>1997</strong>, S. 308–310, 310–320.<br />
–: Der Catalogus der Bücher im Königlichen neuen Garten bei Potsdam, in: Die Gotische<br />
Bibliothek Friedrich Wilhelms II. im Neuen Garten zu Potsdam, hrsg. v. der <strong>SPSG</strong>, Potsdam<br />
<strong>1998</strong>, S. 103–140 (Wissenschaftliche Reihe, 3).<br />
–: Friedrich Wilhelm II. als Leser, ebenda S. 81–102.<br />
EGGELING, Tilo: Die Sommerwohnung und die Winterkammern Friedrich Wilhelms II. im<br />
Schloß Charlottenburg, in: Friedrich Wilhelm II. und die Künste. Preußens Weg zum<br />
Klassizismus, Ausstellung, Potsdam, <strong>SPSG</strong>, <strong>1997</strong>, Potsdam <strong>1997</strong>, S. 261–279.<br />
–: Königsschlösser – Museumsschlösser. Entstehung, Geschichte und Konzeption der preußischen<br />
Schlösserverwaltung, hrsg. v. der <strong>SPSG</strong>, Potsdam <strong>1998</strong> (2. erweiterte und überarbeitete<br />
Auflage).<br />
EVERS, Susanne: Wedgwood in Potsdam, in: Museums-Journal, 3, <strong>1997</strong>, S. 34–35.<br />
–: Wedgwood-Vasen, in: Friedrich Wilhelm II. und die Künste. Preußens Weg zum Klassizismus,<br />
Ausstellung, Potsdam, <strong>SPSG</strong>, <strong>1997</strong>, Potsdam <strong>1997</strong>, S. 407–408, 408–417.<br />
– und Tilo Eggeling: 70 Jahre Preußische Schlösserverwaltung. 1927–<strong>1997</strong>, hrsg. v. der<br />
<strong>SPSG</strong>, Potsdam/Berlin <strong>1997</strong>.<br />
FUCHS, Detlef: »… man muß doch Alles immer erst selbst sehen.« Adolph Menzel in Rheinsberg,<br />
in: Jahrbuch Ostprignitz-Ruppin ’99, Neuruppin <strong>1998</strong>, S. 12–16.<br />
– und Claudia Sommer: Schloß Rheinsberg, hrsg. v. der <strong>SPSG</strong>, Potsdam <strong>1998</strong> (Kleiner Amtlicher<br />
Führer, 3. vollständig überarb. Auflage).<br />
GEHLEN, Stefan: Das Marmorpalais. Die Architektur, in: Friedrich Wilhelm II. und die Künste.<br />
Preußens Weg zum Klassizismus, Ausstellung, Potsdam, <strong>SPSG</strong>, <strong>1997</strong>, Potsdam <strong>1997</strong>,<br />
S. 357–361.
Publikationen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter 287<br />
–: Ein Schloß am Wasser, in: Landsicht, 2, <strong>1997</strong>, S. 26–27.<br />
–: Von der königlichen Villa zum Schloßmuseum, in: Museums-Journal, 3, <strong>1997</strong>, S. 31–33.<br />
–: Das Marmorpalais, hrsg. v. der <strong>SPSG</strong>, Potsdam <strong>1998</strong> (Kleiner Amtlicher Führer).<br />
–: An Kanal und Behlertsbrücke, in: Die Gotische Bibliothek Friedrich Wilhelms II. im<br />
Neuen Garten zu Potsdam, hrsg. v. der <strong>SPSG</strong>, Potsdam <strong>1998</strong>, S. 13–26 (Wissenschaftliche<br />
Reihe, 3).<br />
–: Frühe Gartengotik an der Havel, ebenda, S. 13–26.<br />
– und Stefan Brehme: Gründungsversagen und Fundamentsanierung, ebenda, S. 67–69.<br />
–: Verfall und denkmalpflegerische Konzeption, ebenda, S. 59–67.<br />
GIERSBERG, Hans-Joachim: Das Potsdamer Stadtschloß, Potsdam <strong>1998</strong>.<br />
GÖRES, Burkhardt: Möbel, in: Friedrich Wilhelm II. und die Künste. Preußens Weg zum<br />
Klassizismus, Ausstellung, Potsdam, <strong>SPSG</strong>, <strong>1997</strong>, Potsdam <strong>1997</strong>, S. 169–174, 175–185.<br />
–: Die Paradekammern und andere Räume des Berliner Schlosses unter Friedrich Wilhelm<br />
II., ebenda, S. 258–259.<br />
–: Die Wohnungen, ebenda, S. 213–214.<br />
– und Adelheid Schendel: Die Königskammern im Berliner Schloß, ebenda, S. 220–232.<br />
– und Adelheid Schendel: Die Wohnung der Königin Friederike Luise im Berliner Schloß,<br />
ebenda, S. 245–247.<br />
–: Mit Günter Schade im Schloß Köpenick, in: Museums-Journal, 1, <strong>1998</strong>, S. 5–7.<br />
HAMANN, Heinrich: Bemerkungen zur Entwicklung des abschlagbaren Pomeranzenhauses in<br />
Deutschland, in: Die Gartenkunst des Barock, ICOMOS, Hefte des Deutschen Nationalkomitees,<br />
28, <strong>1997</strong>, S. 125–130.<br />
HERZ (GROSSER), Silke: Der Neue Garten und seine Bauten, in: Friedrich Wilhelm II. und die<br />
Künste. Preußens Weg zum Klassizismus, Ausstellung, Potsdam, <strong>SPSG</strong>, <strong>1997</strong>, Potsdam<br />
<strong>1997</strong>, S. 418–423.<br />
–: Zur malerischen Ausstattung des Saales im kurfürstlichen Lust- und Berghaus in der Hof<br />
Lößnitz, in: Denkmalpflege in Sachsen. 1894–1994, hrsg. v. Landesamt für Denkmalpflege<br />
Sachsen, 2. Teil, Halle <strong>1998</strong>, S. 389–419.<br />
– und Ulrike Zumpe: Schloß Charlottenhof und die Römischen Bäder, hrsg. v. der <strong>SPSG</strong>,<br />
Potsdam <strong>1998</strong> (Kleiner Amtlicher Führer, 7. neu bearbeitete Auflage).<br />
HÜNEKE, Saskia: Bildhauerkunst, in: Friedrich Wilhelm II. und die Künste. Preußens Weg<br />
zum Klassizismus, Ausstellung, Potsdam, <strong>SPSG</strong>, <strong>1997</strong>, Potsdam <strong>1997</strong>, S. 129–134,<br />
134–142, 145–149.<br />
–: Skulpturen und Plastiken kehren aus Potsdam nach Charlottenburg zurück, in: Museums-Journal,<br />
2, <strong>1997</strong>, S. 84–89.<br />
–: Park Sanssouci. Die Marmorskulpturen, in: Museums-Journal, 2, <strong>1998</strong>, S. 54–56.<br />
KLAPPENBACH, Käthe und Uwe Altenberger: 100 Jahre Neugestaltung des Grottensaales, in:<br />
Museums-Journal, 4, <strong>1997</strong>, S. 92–93.<br />
MECKEL, Claudia, Klaus Broschke, Jörg Freitag, Christa Zitzmann und Hans Beckert: Eine<br />
Gartenkalesche Friedrichs des Großen, in: Restauro, 5, September <strong>1998</strong>, S. 330–336.
288 Chr0nik<br />
RÖHM, Hannelore und Klaus Dorst: Die Bibliotheken in Berlin und Potsdam, in: Friedrich<br />
Wilhelm II. und die Künste. Preußens Weg zum Klassizismus, Ausstellung, Potsdam,<br />
<strong>SPSG</strong>, <strong>1997</strong>, Potsdam <strong>1997</strong>, S. 308–310, 310–320.<br />
– und Dorothee Geßner (Bearb.): Schlösser und Gärten in Potsdam und Umgebung. Bibliographie,<br />
hrsg. v. der <strong>SPSG</strong>, Potsdam <strong>1998</strong>.<br />
SCHENDEL, Adelheid: Paretz – Ein Musterbeispiel preußischer Landbaukunst um 1800, in:<br />
Brandenburgische Denkmalpflege, 1, <strong>1997</strong>, S. 4–13.<br />
– und Burkhardt Göres: Die Königskammern im Berliner Schloß, in: Friedrich Wilhelm II.<br />
und die Künste. Preußens Weg zum Klassizismus, Ausstellung, Potsdam, <strong>SPSG</strong>, <strong>1997</strong>,<br />
Potsdam <strong>1997</strong>, S. 220–232.<br />
–: Die Wohnung der Königin Friederike Luise im Berliner Schloß, ebenda, S. 245–247.<br />
–: Paretz. Ein Museum für ein Schloß, in: Museums-Journal, 1, <strong>1998</strong>, S. 52–54.<br />
SCHÖNEMANN, Anna: Untersuchungen an unpigmentierten Öl-Harz-Firnissen des 18. Jahrhunderts<br />
durch Fourier-Transform-Infrarot-Mikroskopie, in: Archäometrie und Denkmalpflege,<br />
Wien <strong>1997</strong>, S. 183–185.<br />
SCHURIG, Gerd: Nutzgärtnereien in Sanssouci, in: Mitteilungen der Studiengemeinschaft<br />
Sanssouci e.V., 3, <strong>1997</strong>, S. 3–24.<br />
–: Caputh. Der Schloßgarten, in: Museums-Journal, 3, <strong>1998</strong>, S. 55–57.<br />
–: Der Park Caputh, in: Schloß und Park Caputh, hrsg. v. der <strong>SPSG</strong>, Potsdam <strong>1998</strong>, S. 30–35<br />
(Kleiner Amtlicher Führer).<br />
SEILER, Michael: Die Gestaltung des Neuen Gartens und der Pfaueninsel unter Friedrich<br />
Wilhelm II. – gartenkünstlerische Einheit und Verschiedenheit, in: Friedrich Wilhelm II.<br />
und die Künste. Preußens Weg zum Klassizismus, Ausstellung, Potsdam, <strong>SPSG</strong>, <strong>1997</strong>,<br />
Potsdam <strong>1997</strong>, S. 451–458.<br />
–: Investigation by qualified gardening staff, in: Journal of Garden History, Bd. 17, 1, <strong>1997</strong>,<br />
S. 61–69.<br />
–: Die Wiederherstellung der Gartenanlagen der Schloßinsel Rheinsberg in ihrer Gestalt um<br />
1770, in: Die Gartenkunst des Barock, ICOMOS, Hefte des Deutschen Nationalkomitees,<br />
28, <strong>1997</strong>, S. 136–143.<br />
–: Der Schloßpark in Rheinsberg, hrsg. v. der <strong>SPSG</strong>, Potsdam <strong>1998</strong> (Kleiner Amtlicher Führer).<br />
– und Herbert Sukopp: Pfaueninsel, in: Naturschutz und Denkmalpflege. Wege zu einem<br />
Dialog im Garten, hrsg. v. Ingo Kowarik, Zürich <strong>1998</strong>, S. 359–373.<br />
SOMMER, Claudia: Ein Lusthaus unweit Potsdams. Zur Teileröffnung des Schlosses Caputh,<br />
in: Museums-Journal, 3, <strong>1998</strong>, S. 52–54.<br />
–: Das Schloß, in: Schloß und Park Caputh, hrsg. v. der <strong>SPSG</strong>, Potsdam <strong>1998</strong>, S. 1–29 (Kleiner<br />
Amtlicher Führer).<br />
– und Detlef Fuchs: Schloß Rheinsberg, hrsg. v. der <strong>SPSG</strong>, Potsdam <strong>1998</strong> (Kleiner Amtlicher<br />
Führer, 3. vollständig überarb. Auflage).<br />
SPINDLER, Barbara: Kleiner Führer durch den Park Sanssouci, hrsg. v. der <strong>SPSG</strong>, Potsdam <strong>1998</strong><br />
(Kleiner amtlicher Führer, 6. korrigierte Auflage).
Publikationen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter 289<br />
VOGTHERR, Christoph Martin: Friedrich Wilhelm II. und die Künste, in: Museums-Journal, 3,<br />
<strong>1997</strong>, S. 28–30.<br />
–: Hauptstadtausbau und Reforminstitutionen unter Friedrich Wilhelm II., in: Friedrich Wilhelm<br />
II. und die Künste. Preußens Weg zum Klassizismus, Ausstellung, Potsdam, <strong>SPSG</strong>,<br />
<strong>1997</strong>, Potsdam <strong>1997</strong>, S. 123–129.<br />
–: Das Königliche Museum zu Berlin. Planungen und Konzeption des ersten Berliner Kunstmuseums,<br />
Jahrbuch der Berliner Museen, 39, <strong>1997</strong>, Beiheft (zugleich Diss. FU Berlin<br />
1996).<br />
–: Rezension: Debora J. Meijers, Kunst als Natur. Die Habsburger Gemäldegalerie in Wien<br />
um 1780, in: Kritische Berichte, 2, <strong>1997</strong>, S. 79–81.<br />
–: Ägypten und Canova. Die Grenzen der Antikensammlung, in: Eos, A2, <strong>1998</strong>, S. 19–21.<br />
WACKER, Jörg: Die Gärten von Sanssouci, in: Friedrich Wilhelm II. und die Künste. Preußens<br />
Weg zum Klassizismus, Ausstellung, Potsdam, <strong>SPSG</strong>, <strong>1997</strong>, Potsdam <strong>1997</strong>, S. 300–307.<br />
–: Der Park von Sanssouci, ebenda, S. 280–284.<br />
ZIMMERMANN, Evelyn: Madame Ritz in Italien, ebenda, S. 347–354.<br />
ZITZMANN, Christa, Klaus Broschke, Jörg Freitag, Claudia Meckel und Hans Beckert: Eine<br />
Gartenkalesche Friedrichs des Großen, in: Restauro, 5, September <strong>1998</strong>, S. 330–336.<br />
ZUMPE, Ulrike und Silke Herz: Schloß Charlottenhof und die Römischen Bäder, hrsg. v. der<br />
<strong>SPSG</strong>, Potsdam <strong>1998</strong> (Kleiner Amtlicher Führer, 7. neu bearbeitete Auflage).
III.<br />
Struktur und Personal
Schlösser, Gärten und Sammlungen<br />
SCHLÖSSER UND GÄRTEN IN BERLIN<br />
Schloß Charlottenburg und die Nebengebäude Belvedere, Mausoleum und Neuer Pavillon<br />
(Schinkelpavillon)<br />
Schloß Glienicke und Casino, weitere Nebengebäude und Parkbauten<br />
Jagdschloß Grunewald<br />
Pfaueninsel (76 ha): Schloß Pfaueninsel, Meierei, weitere Nebengebäude und Parkbauten<br />
SCHLÖSSER UND GÄRTEN IN POTSDAM<br />
Park Sanssouci (287 ha): Schloß Sanssouci, Bildergalerie, Neue Kammern, Neues Palais,<br />
Chinesisches Haus, Orangerieschloß, Schloß Charlottenhof, Römische Bäder, Historische<br />
Mühle, Drachenhaus, Belvedere auf dem Klausberg, Normannischer Turm und Ruinenbauten<br />
auf dem Ruinenberg, weitere Nebengebäude und Parkbauten<br />
Neuer Garten (105 ha): Marmorpalais, Orangerie, Gotische Bibliothek, Schloß Cecilienhof,<br />
weitere Nebengebäude und Parkbauten<br />
Parkgelände Pfingstberg (13 ha): Belvedere auf dem Pfingstberg, Pomonatempel<br />
Park Babelsberg (133 ha): Schloß Babelsberg, Flatowturm und Nebengebäude<br />
Historische Gebäude in Potsdam: Jagdschloß Stern, ehemaliger Marstall des Stadtschlosses,<br />
Dampfmaschinenhaus (Moschee), Kopfbau zum Langen Stall, Schloß Lindstedt, Thiemann-<br />
Haus
294 Struktur und Personal<br />
WEITERE SCHLÖSSER UND GÄRTEN<br />
Schloßgarten Rheinsberg (27 ha): Schloß Rheinsberg und Nebengebäude<br />
Schloßgarten Caputh (5 ha): Schloß Caputh<br />
Park Sacrow (26 ha): Schloß Sacrow<br />
Park Königs Wusterhausen (5 ha): Schloß Königs Wusterhausen<br />
SAMMLUNGEN<br />
Gemäldesammlung<br />
Skulpturensammlung<br />
Sammlungen für Angewandte Kunst<br />
Graphische Sammlungen / Plankammer<br />
Historische Bibliotheken<br />
Von der Stiftung betreute Sammlungen:<br />
KPM – Porzellansammlung (Eigentum des Landes Berlin)<br />
KPM – Archiv (Eigentum des Landes Berlin)<br />
Sammlung Dohna
Organe und Gremien<br />
Die Mitglieder des Stiftungsrates<br />
Organe und Gremien<br />
295<br />
Bund: Bundesministerium des Innern, ab <strong>1998</strong>: Bei dem Beauftragten<br />
der Bundesregierung für Angelegenheiten<br />
der Kultur und Medien beim Bundeskanzler<br />
Staatssekretär Dr. Eckart Werthebach<br />
Ministerialdirektor Dr. Knut Nevermann (ab <strong>1998</strong>)<br />
Bundesministerium der Finanzen<br />
Ministerialdirigent Heinrich Sievers<br />
Bundeskanzleramt<br />
Dr. Volkhard Laitenberger<br />
Land Berlin: Senatsverwaltung für Wissenschaft, Forschung und Kultur<br />
Senator Peter Radunski<br />
– zugleich Vorsitzender –<br />
Senatsverwaltung für Finanzen<br />
Staatssekretär Frank Bielka<br />
Senatskanzlei<br />
Staatssekretär Volker Kähne<br />
Land Brandenburg: Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur<br />
Minister Steffen Reiche<br />
Ministerium der Finanzen<br />
Ministerin Dr. Wilma Simon<br />
Staatskanzlei<br />
Ministerialdirigent Aribert Großkopf
296 Struktur und Personal<br />
Der Generaldirektor<br />
Prof. Dr. Hans-Joachim Giersberg<br />
Die Mitglieder der Referentenkommission<br />
Bund: Bundesministerium des Innern, ab <strong>1998</strong>: Bei dem Beauftragten der Bundesregierung<br />
für Angelegenheiten der Kultur und Medien beim Bundeskanzler<br />
Dr. Manfred Ackermann<br />
Bundesministerium der Finanzen<br />
Dr. Andreas Nebel<br />
Land Berlin: Senatsverwaltung für Wissenschaft, Forschung und Kultur<br />
Burkhard Apel<br />
Senatsverwaltung für Finanzen<br />
Lothar Höhn<br />
Heinz-Dietmar Götze<br />
Senatskanzlei<br />
Hans-Rudolf Zschernack<br />
Michael Leu (ab <strong>1998</strong>)<br />
Land Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur<br />
Brandenburg: Hartmut Dorgerloh (<strong>1997</strong>)<br />
– zugleich Vorsitzender –<br />
Dr. Uwe Koch (<strong>1998</strong>)<br />
– zugleich Vorsitzender –<br />
Ministerium der Finanzen<br />
Klaus Lotzer<br />
Staatskanzlei<br />
Jürgen von Puttkamer
Generaldirektor<br />
Prof. Dr. Hans-Joachim Giersberg<br />
ORGANISATION UND PERSONAL<br />
Sekretariat: Ingrid Knauth<br />
GENERALDIREKTION<br />
Persönliche Referentin des<br />
Generaldirektors: Claudia Meckel<br />
Presse- und Gert Streidt, Pressereferent<br />
Öffentlichkeitsarbeit: Eleonore Degenhardt<br />
Publikationen: Waldemar Strempler<br />
Stiftungskonservator: Dr. Heinz Schönemann<br />
Sekretariat: Petra Colm<br />
Generalverwaltung<br />
Organisation und Personal<br />
297<br />
Direktor: Matthias Thilo (bis 30. 9. <strong>1997</strong>)<br />
– zugleich Ständiger Vertreter des Generaldirektors –<br />
Dr. Thomas Köstlin (ab 1. 9. <strong>1997</strong>)<br />
Sekretariat: Monika Wirkner<br />
Roswitha Abratis<br />
Personal: Susanne Hintz (Nehring) Referatsleiterin<br />
Haushalt: Thomas Krauß, amtierender Referatsleiter (ab 1. 1. <strong>1997</strong>)<br />
Liegenschaften: Norbert Franiel, Referatsleiter (1. 1. <strong>1997</strong> bis 30. 4. <strong>1998</strong>)<br />
Innerer Dienst<br />
und Organisation: Wolfgang von Malotky, Referatsleiter<br />
Recht: Roswitha Senger, Referatsleiterin
298 Struktur und Personal<br />
Schlösserdirektion<br />
Direktor: Dr. Burkhardt Göres<br />
Sekretariat: Regina Ahrens<br />
Architektur und<br />
Denkmalpflege: Dr. Tilo Eggeling, wissenschaftlicher Mitarbeiter, Bereich Berlin<br />
Klaus Dorst, wissenschaftlicher Mitarbeiter, Bereich Sanssouci, Lindstedt,<br />
Stern, Dampfmaschinenhaus<br />
Stefan Gehlen, wissenschaftlicher Mitarbeiter, Bereich Neuer Garten,<br />
Pfingstberg, Sacrow und Babelsberg<br />
Dr. Detlef Fuchs, Kustos, Bereich Rheinsberg<br />
Gemälde: Gerd Bartoschek, Kustos<br />
Dr. Christoph Martin Vogtherr, Kustos (ab 1. 7. <strong>1998</strong>)<br />
Skulpturen: Saskia Hüneke, Kustodin<br />
Angewandte Kunst: Museumsdirektor Prof. Dr. Winfried Baer, Kustos (bis 1. 11. <strong>1998</strong>)<br />
Jutta Nicht, Kustodin<br />
Dr. Susanne Evers, Kustodin<br />
Graphische<br />
Sammlungen /<br />
Plankammer: Adelheid Schendel, Leitende Kustodin<br />
Claudia Sommer, wissenschaftliche Mitarbeiterin, nimmt z. Zt. die<br />
Aufgaben der Denkmalpflege, Bereich Märkische Schlösser, wahr<br />
Matthias Gärtner, wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />
Evelyn Zimmermann, Museumsassistentin<br />
Margitta Tretter, Mitarbeiterin, nimmt zugleich die Aufgaben der Fotothek<br />
(Berlin) wahr<br />
Depot: Käthe Klappenbach, Museumsassistentin<br />
Marita Pilz, Museumsassistentin<br />
Bibliothek: Hannelore Röhm, Bibliothekarin (Potsdam)<br />
Sabina Scheidler, Bibliothekarin (Berlin)<br />
Fotothek: Edith Temm, Museumsassistentin (Potsdam)
Organisation und Personal<br />
299<br />
Ausstellungsorganisation<br />
und Leihverkehr: Ute G. Weickardt, Fachbereichsleiterin<br />
Schloßbereiche:<br />
Schloß Charlottenburg, Belvedere,<br />
Mausoleum, Neuer Pavillon Rudolf Scharmann, Schloßbereichsleiter<br />
Schloß Sanssouci, Bildergalerie,<br />
Mausoleum Hannelore Thimm, Schloßbereichsleiterin<br />
Neues Palais, Antikentempel Rosemarie Hofmann, Schloßbereichsleiterin<br />
Neue Kammern, Orangerieschloß,<br />
Belvedere Rainer-Jens Uhlmann, Schloßbereichsleiter<br />
Römische Bäder, Charlottenhof,<br />
Chinesisches Haus,<br />
Dampfmaschinenhaus Ulrike Zumpe, Schloßbereichsleiterin<br />
Schloß Cecilienhof, Pomonatempel Harald Berndt, Schloßbereichsleiter<br />
Schloß Babelsberg, Flatowturm,<br />
Jagdschloß Stern Ulrike Gruhl, Schloßbereichsleiterin<br />
Marmorpalais, Schloß Sacrow Günter Voegele, Schloßbereichsleiter<br />
Schloß Rheinsberg Helma Heldt, Schloßbereichsleiterin<br />
Schloß Glienicke Susanne Fontaine, Schloßbereichsleiterin<br />
Jagdschloß Grunewald,<br />
Schloß Pfaueninsel Hans-Jürgen Frahm, Schloßbereichsleiter<br />
Wissenschaftliche Volontäre: Dr. Uta-Christiane Bergemann (ab 1. 12. 1996)<br />
Silke Herz (1. 11. 1996–31. 10. <strong>1998</strong>)<br />
Dr. Markus Miller (1. 1. <strong>1997</strong>–30. 11. <strong>1997</strong>)<br />
Dr. Christoph Martin Vogtherr<br />
(1. 11. 1996–30. 6. <strong>1998</strong>)
300 Struktur und Personal<br />
Gartendirektion<br />
Direktor: Prof. Dr. Michael Seiler<br />
Sekretariat: Gisela Stahlberg<br />
Forschung, Planung und<br />
Denkmalpflege: Monika Deißler, wissenschaftliche Mitarbeiterin<br />
Heinrich Hamann, wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />
Gerd Schurig, wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />
Jörg Wacker, wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />
Monika Wahnschaff, Vermessungstechnikerin<br />
Fachbereiche:<br />
Park Sanssouci – Parkrevier I Hans-Heinrich Gerlitz, Fachbereichsleiter (bis 30. 4. <strong>1997</strong>)<br />
Eberhard Bergner, Fachbereichsleiter (ab 15. 7. <strong>1997</strong>)<br />
Park Sanssouci – Parkrevier II Jürgen Tolks, Fachbereichsleiter<br />
Park Sanssouci – Parkrevier III Sven Kerschek, Fachbereichsleiter<br />
Parkgärtnerei, Orangerie Heidrun Woesner, Fachbereichsleiterin<br />
Neuer Garten, Parkgelände<br />
Pfingstberg, Park Sacrow Otto Raudensky, Fachbereichsleiter (bis 30. 4. <strong>1997</strong>)<br />
Hans-Heinrich Gerlitz, Fachbereichsleiter (ab 1. 5. <strong>1997</strong>)<br />
Park Babelsberg, Stern Karl Eisbein, Fachbereichsleiter<br />
Pfaueninsel Andreas Pahl (ab 1. 3. <strong>1997</strong>)<br />
Schloßgarten Rheinsberg Günter Bergel, Fachbereichsleiter<br />
Baudirektion<br />
Direktor: Martin Herborn<br />
Sekretariat und Mitarbeiter Elke Schroeter, Sekretärin<br />
der Baudirektionsleitung: Christa Koske, Sachbearbeiterin<br />
Inge Schlenkrich, Sachbearbeiterin<br />
Elke Werth, Sachbearbeiterin<br />
Reina Zienau, Technische Zeichnerin<br />
Bauplanung: Barbara Renisch, Architektin, Bereich Sanssouci<br />
Hans–Wilhelm Hohenberg, Architekt, Bereich Neuer Garten<br />
und Sacrow<br />
Marianne Akay, Architektin, Bereich Babelsberg und Märkische<br />
Schlösser
Bauleitung:<br />
Oberbauleiter Hans-Jürgen Schumann<br />
Bereich Rheinsberg Nico Ballerstedt, Bauleiter<br />
Bereich Neuer Garten<br />
und Sacrow Harald Möbis, Bauleiter<br />
Bereich Sanssouci und Caputh Marianne Schöning, Bauleiterin<br />
Bereich Babelsberg Martin Wengler, Bauleiter<br />
Bereich Sanssouci und<br />
Königs Wusterhausen Dieter Zwintzscher, Bauleiter<br />
Organisation und Personal<br />
301<br />
Fachbauplanung und<br />
Fachbauleitung: Hans-Jörg Graf, Fachingenieur für Elektro und Wärme<br />
Bernd Janzen, Fachingenieur für Telekommunikation<br />
Detlef Röper, Fachingenieur für Naturstein<br />
Wolfgang Schlenkrich, Fachingenieur für Wasser<br />
Schirrhof, Meisterbereiche:<br />
Schirrhofleiter Thomas Krause<br />
Elektrowerkstatt Michael Borowski, Werkstattleiter<br />
Malerwerkstatt Dieter Degenhardt, Werkstattleiter<br />
Meisterbereich Maurer<br />
und Dachdecker Manfred Junge, Werkstattleiter<br />
Meisterbereich Rohr<strong>net</strong>z Uwe Kratzenberg, Werkstattleiter<br />
Meisterbereich Sicherheitstechnik Horst Pajonk, Werkstattleiter<br />
Tischlerwerkstatt Ulrich Niemann, Werkstattleiter (ab 1. 4. <strong>1997</strong>)<br />
Schlosserwerkstatt Gerd Watzke, Werkstattleiter<br />
Abteilung Restaurierung<br />
Abteilungsleiter: Hans-Christian Klenner<br />
Sekretariat und Mitarbeiter<br />
der Abteilungsleitung: Karin Borowski, Sekretärin und Sachbearbeiterin<br />
Katrin Pehnert, Sachbearbeiterin<br />
Gerhard Randenrath, Konservator, Bereich Temperierung<br />
und Klimatisierung<br />
Restaurierungsfachbereiche:<br />
Gemälde und Rahmen Bärbel Jackisch, Fachbereichsleiterin (Potsdam)<br />
Mechthild Most, Fachbereichsleiterin (Berlin)<br />
Steinskulpturen Rudolf Böhm, Fachbereichsleiter
302 Struktur und Personal<br />
Architekturfassung und<br />
Wandbild Verena Göttel, Fachbereichsleiterin<br />
Textilien Ellen Hertrumpf, Fachbereichsleiterin (Potsdam)<br />
Erika Brand, Fachbereichsleiterin (Berlin)<br />
Polstermöbel und<br />
Raumausstattung Wolfgang Pfitzner, Fachbereichsleiter<br />
Holz, ungefaßt Jörg Borowski, Fachbereichsleiter<br />
(Potsdam, bis 9. 4. <strong>1997</strong>)<br />
Thomas Kühn, Fachbereichsleiter<br />
(Potsdam, ab 1. 11. <strong>1997</strong>)<br />
Ulrike Eichner, Fachbereichsleiterin (Berlin, ab<br />
1. 3. <strong>1998</strong> auch für den Fachbereich Holz, gefaßt)<br />
Holz, gefaßt Martin Hess, Fachbereichsleiter (bis 31. 7. <strong>1997</strong>)<br />
Graphik Irene Hesselbarth, Fachbereichsleiterin (Potsdam)<br />
Jakub Kurpik, Fachbereichsleiter (Berlin)<br />
Porzellan, Glas, Keramik Uta Scholz, Fachbereichsleiterin<br />
Metall und Uhren Dieter Krüger, Fachbereichsleiter<br />
Fotowerkstatt Roland Handrik, Fachbereichsleiter<br />
Chemisches Labor Anna Schönemann, Fachbereichsleiterin<br />
Volontäre Ivonne Dombrowski (1. 9. <strong>1997</strong>–31. 8. <strong>1998</strong>)<br />
Dirk Donnecker (1. 9. 1994–31. 7. <strong>1998</strong>)<br />
Sabine Hierath (1. 6. 1994–31. 7. <strong>1998</strong>)<br />
Barbara Maske (1. 9. 1996–31. 8. <strong>1997</strong>)<br />
Giovanna Mocci-Rothe (16. 9. 1996–31. 7. <strong>1998</strong>)<br />
Sabine Richter (1. 9. 1996–31. 8. <strong>1997</strong>)<br />
Britta Rudolff (1. 1. <strong>1997</strong>– 1. 8. <strong>1997</strong>)<br />
Cordula Schiemann (1. 11. 1995–31. 8. <strong>1997</strong>)<br />
Maria Solis del Toro (1. 10. 1996–15. 10. <strong>1997</strong>)<br />
Roland Sommer (1. 2. 1996–31. 8. <strong>1997</strong>)<br />
Sunniva Vohland (1. 9. <strong>1997</strong>–31. 8. <strong>1998</strong>)<br />
Judith Winkler (1. 9. <strong>1997</strong>–31. 8. <strong>1998</strong>)<br />
Abteilung Museumspädagogik und Besucherbetreuung<br />
Abteilungsleiterin: Barbara Spindler<br />
Sekretariat: Jutta Rückemann<br />
Organisierter Tourismus: Heidrun Liepe, Fachbereichsleiterin<br />
Besucherzentrum: Uta Eichhorst, Fachbereichsleiterin
Abteilung Museumspädagogik und Besucherbetreuung<br />
303<br />
Sonderveranstaltungen: Silke Hollender, Fachbereichsleiterin<br />
Museumspädagogische<br />
Betreuung besonderer<br />
Zielgruppen: Wilma Otte, Fachbereichsleiterin<br />
Museumspädagogische<br />
Betreuung von Kindern und<br />
Jugendlichen: Petra Wesch, Fachbereichsleiterin
IV.<br />
Fördervereine
Freunde der Preußischen Schlösser<br />
und Gärten e.V.<br />
Der 1983 gegründete Förderverein will das Verständnis und Verantwortungsbewußtsein<br />
für die preußischen Schlösser, Gärten und Monumente fördern und ihre<br />
kulturpolitische Bedeutung im Bewußtsein der Bürger lebendig erhalten. Dies geschieht<br />
unter anderem mit Vorträgen und wissenschaftlichen Führungen durch die Schloß- und Gartenanlagen.<br />
Um zur Pflege der preußischen Schlösser und Gärten beizutragen, bemüht sich<br />
der Verein aktiv um Spenden sowohl für den Erwerb von Kunstwerken – wobei jene den<br />
Vorrang haben, die sich ursprünglich in den Schlössern befanden und in den Kriegswirren<br />
verloren gingen – als auch für den Erhalt und die Restaurierung von Gebäuden und Gartenanlagen.<br />
Auch die Förderung wissenschaftlicher Publikationen ist Anliegen des Vereins.<br />
Im Jahr <strong>1997</strong> gelangen den »Freunden« wichtige Erwerbungen vornehmlich für Schloß Charlottenburg,<br />
das Neue Palais im Park Sanssouci, Schloß Königs Wusterhausen und das Marmorpalais<br />
im Neuen Garten in Potsdam. Ferner konnte die Wiederherstellung einer Gartenanlage<br />
im Park Sacrow und die Anfertigung von Kopien beschädigter Bronzevasen der<br />
Römischen Bäder im Park Sanssouci gefördert werden.<br />
Ein farbenprächtiges Bildnis des Marchese Paolo Corbelli von Antoine Pesne aus dem Jahr<br />
1709 konnten die »Freunde« noch 1996 zusammen mit der Kulturstiftung der Länder und<br />
dem Ernst von Siemens Kunstfonds erwerben (Abb. 1). Es ist nun in der neu eingerichteten<br />
Pesne-Galerie im Neuen Palais zu besichtigen, die einen anschaulichen Überblick über<br />
das Werk des französischen Malers gibt. Das in Rom entstandene Bildnis belegt, daß Pesne<br />
bereits vor seiner Ernennung zum preußischen Hofmaler 1710 im Alter von nur 26 Jahren zu<br />
den bedeutendsten Bildnismalern seiner Zeit gehörte und den Vergleich mit renommierten<br />
und hochbezahlten Porträtisten, wie Hyacinthe Rigaud oder Nicolas de Largillière, nicht
308 Fördervereine<br />
Abb. 1 Antoine Pesne: Bildnis des Marchese Paolo Corbelli,<br />
1709, Öl auf Leinwand, 304 × 231 cm<br />
<strong>SPSG</strong>, GK I 51001, erworben gemeinsam mit den Freunden<br />
der Preußischen Schlösser und Gärten e.V. (F 96/7), der<br />
Kulturstiftung der Länder und dem Ernst von Siemens<br />
Kunstfonds<br />
Foto: <strong>SPSG</strong><br />
zu scheuen brauchte. Die von dramatischer Lichtführung dominierte Inszenierung des entspannt<br />
vor der roten Draperie sitzenden Corbelli unterstreicht Pesnes Begabung, eine ausgewogene<br />
Komposition mit Licht- und Farbeffekten zu verbinden. Im Vergleich mit den<br />
anderen im Neuen Palais gezeigten Werken vergegenwärtigt das Bildnis des Mailänder Marchese<br />
darüber hinaus, wie sich der Stil des Künstlers am preußischen Hof zu einer weniger<br />
aufwendigen Porträtauffassung wandelte. Es ist damit nicht allein als Kunstwerk, sondern<br />
auch für den kunst- und kulturhistorischen Zusammenhang von großer Bedeutung.<br />
Für Königs Wusterhausen ersteigerten die »Freunde« mit Hilfe der großzügigen Stiftung<br />
ihres Ehrenmitglieds Gertrud Steyer († 1999) eine aus Weichholz mit Nuß- und Nußwurzelfurnier<br />
angefertigte Kommode von Johann Heinrich Hülsmann (Abb. 2). Friedrich Wilhelm I.
Freunde der Preußischen Schlösser und Gärten e.V.<br />
309<br />
Abb. 2 Johann Heinrich Hülsmann: Kommode, Potsdam, 1735, Weichholz,<br />
Nuß- und Nußwurzelfurnier, 82 × 114 × 60 cm<br />
Erworben durch die Freunde der Preußischen Schlösser und<br />
Gärten e.V. (F 97/8)<br />
Foto: Freunde der Preußischen Schlösser und Gärten e.V.<br />
gab das Möbelstück 1735 bei dem Potsdamer königlichen »Cabi<strong>net</strong>macher« in Auftrag. Hiervon<br />
zeugt die hochrechteckige Kartusche mit eingelegtem ligierten Monogramm »FWR«<br />
unter der preußischen Königskrone. Nach dem Tod des Soldatenkönigs gelangte die Kommode<br />
zunächst in den Besitz seiner Witwe und wurde entweder als Aussteuer anläßlich der<br />
Hochzeit von Luise Ulrike, der Schwester Friedrichs II., mit dem schwedischen Kronprinzen<br />
1744 oder nach dem Tod der Mutter 1757 nach Stockholm gesandt. Wie die Angabe<br />
»L.U.R.S No 187 1758« zeigt, befand sie sich jedenfalls 1758 im Besitz der »Louisa Ulrika<br />
Regina Suecia«. Mit der schlichten Kommode konnte ein die Epoche des Soldatenkönigs<br />
kennzeichnendes Zeugnis für Berlin und Brandenburg zurückgewonnen werden, da der<br />
Kunsttischler Hülsmann nach dem Regierungsantritt Friedrichs des Großen seinen Stil<br />
ändern und sich den reicheren Formen des französischen Rokoko zuwenden sollte.<br />
Einen besonderen Glücksfall stellt die Erwerbung zweier Vasenleuchter dar, die durch<br />
die Großzügigkeit der Cornelsen Kulturstiftung für das Marmorpalais gelang (Abb. 3). Im<br />
oberen Konzertsaal des Schlosses, das lange als Armeemuseum zweckentfremdet genutzt<br />
wurde und erst nach intensiven Restaurierungsarbeiten <strong>1997</strong> teileröff<strong>net</strong> werden konnte,<br />
bekrönen die Leuchter zwei dort aufgestellte Kommoden. Die qualitätvolle Bronzeziselierung<br />
in Verbindung mit dem delikaten Bisquitporzellan und dem Opalglas bürgt für die Kostbarkeit<br />
und Seltenheit der Stücke, die um 1790 entstanden sind und möglicherweise aus der<br />
Kaiserlichen Manufaktur St. Petersburg oder aber aus einer Berliner Werkstatt stammen. Die<br />
Vasenleuchter schließen eine erste Lücke im Inventar des Marmorpalais, das des weiteren
310 Fördervereine<br />
Abb. 3 Zwei Vasenleuchter, Kaiserlich Russische<br />
Glasmanufaktur St. Petersburg oder<br />
Berlin, um 1790, Bisquitporzellan, Opalglas,<br />
feuervergoldete Bronze, Marmor,<br />
H. 83 cm<br />
Erworben durch die Freunde der Preußischen<br />
Schlösser und Gärten e.V. (F 97/3a, b)<br />
mit Mitteln der Cornelsen Kulturstiftung<br />
Foto: Freunde der Preußischen Schlösser<br />
und Gärten e.V.<br />
Engagements des Fördervereins bedarf, denn nach wie vor fehlt es an Mobiliar und Kunstgegenständen,<br />
die einen Eindruck von der ehemaligen Pracht des von Friedrich Wilhelm II.<br />
erbauten Schlosses geben können.<br />
Ebenfalls mit Hilfe der Cornelsen Kulturstiftung erwarb der Verein einen silbernen, kasserolleähnlichen<br />
Topf aus einem »Campagne«-Service Friedrich Wilhelms III. Das Monogramm<br />
des Königs prägt die Vorderseite der innen vergoldeten Terrine mit abklappbaren<br />
Henkeln. Außerdem trägt das Stück die Marke des Hofgoldschmieds George Humbert, der<br />
auch die silbernen Toilettenservice für die drei Töchter des Königs anfertigte und die Silberschätze<br />
des preußischen Hofes restaurierte. Zusammen mit weiteren wichtigen Silberarbeiten<br />
ergänzt die um 1830 angefertigte Terrine den Bestand der Silberkammern im Schloß<br />
Charlottenburg, die eine Übersicht über die Geschichte des Tafelsilbers am preußischen Hof<br />
geben.<br />
Für die Silberkammern konnten die »Freunde« weiterhin ein rundes Silbertablett auf<br />
Füßen aus dem Hochzeitsservice des Prinzen Wilhelm von Preußen erwerben. Das Presentoir<br />
wird durch das Monogramm des späteren Königs Wilhelm I. geziert und entstand um<br />
1829 vor dessen Hochzeit mit der Weimarer Prinzessin Augusta in der Berliner Werkstatt<br />
von Johann George Hossauer.
Freunde der Preußischen Schlösser und Gärten e.V.<br />
311<br />
Um die Liste der Erwerbungen durch die »Freunde« im Jahre <strong>1997</strong> vollständig aufzuführen,<br />
ist gleichfalls an den Entwurf für die Fortuna auf der Kuppel des Schlosses Charlottenburg<br />
von Richard Scheibe, ein Geschenk von Hermann Hinrich Reemtsma, an ein Gemälde<br />
von Alfred Thon, das den Gartensaal in Schloß Paretz zeigt, und an ein Gemälde mit der<br />
Darstellung des Narziß aus dem Umkreis von Abraham Bloemaert aus dem Nachlaß Annemarie<br />
Bolsdorff zu erinnern.<br />
Nicht unerwähnt sollen jedoch auch jene Aktivitäten der »Freunde« bleiben, die sich<br />
Restaurierungsmaßnahmen widmeten. So wurden dank einer Spende von Prof. Dr. Monika<br />
Feller-Kniepmeier am Uferweg zwischen Fähre und Heilandskirche am Jungfernsee von<br />
Park Sacrow 1600 Gehölze, Sträucher und Heister gepflanzt. Die völlig verwilderte Anlage<br />
gewann hierdurch ihre ursprüngliche, von Peter Lenné gegebene Gestalt von 1842 zurück.<br />
Des weiteren war es dank der Spende von Erhardt Bödecker möglich, Kopien der bronzenen<br />
Nachgüsse beziehungsweise Nachbildungen der antiken, sogenannten Vasen »Medici«<br />
und »Borghese« anfertigen zu lassen, die bislang in den Römischen Bädern in Potsdam<br />
zu sehen waren. Sie hatten schwer unter den Witterungsverhältnissen gelitten und fanden<br />
restauriert an einem geschützten Ort Aufstellung, während die Kopien ihren Platz einnahmen.<br />
Schließlich konnte mit Hilfe einer Spende der Kurt Lange Stiftung aus Bielefeld ein<br />
Gemälde von Frank Hillner, das die Lieblingshunde von Friedrich Wilhelm II. festhält, restauriert<br />
werden.<br />
Das Engagement der Freunde der Preußischen Schlösser und Gärten erstreckte sich auch<br />
<strong>1997</strong> nicht allein auf Erwerbungen und auf die Unterstützung von Wiederherstellungen.<br />
Die Mitglieder und Förderer nahmen zahlreich an den Führungen durch das Schloß Charlottenburg,<br />
das Jagdschloß Grunewald, Schloß Caputh und durch das Neue Palais teil und<br />
besuchten die Ausstellungen »Friedrich Wilhelm II. und die Künste. Preußens Weg zum<br />
Klassizismus« im Marmorpalais, »Die Königliche Porzellanmanufaktur in der Ära Friedrich<br />
Wilhelms II.« im Schloß Charlottenburg sowie die Keramikausstellung zum 90. Geburtstag<br />
Hedwig Bollhagens in den Römischen Bädern im Park Sanssouci.<br />
Abschließend sei noch vermerkt, daß dank der aktiven und beratenden Hilfe vieler<br />
»Freunde« im November <strong>1997</strong> der Museumsshop in Schloß Charlottenburg eingeweiht werden<br />
konnte.<br />
Das Jahr <strong>1998</strong> war für die »Freunde« durch die Unterstützung von Rekonstruktions- und<br />
Restaurierungsarbeiten geprägt, die mit ihrer Hilfe begonnen oder abgeschlossen wurden.<br />
Den schönsten Erfolg des Jahres konnten sie zweifellos im September bei der Teileröffnung<br />
von Schloß Caputh feiern. Ermutigt durch eine spontane große Einzelspende, hatten die<br />
»Freunde« die Finanzierung der Restaurierung des um 1720 entstandenen, einzigartigen<br />
Fliesensaals im Souterrain des Schlosses übernommen, der aufgrund seiner vollständigen<br />
Verkleidung an Wänden und gewölbter Decke mit etwa 7500 niederländischen Fayencefliesen<br />
der repräsentativste erhaltene Raum dieser Art ist. In Schloß Caputh ließ Friedrich I. nach<br />
1710 die einfache Hausdiele zu einem Sommerspeisesaal herrichten. Aus dieser Zeit stammt
312 Fördervereine<br />
die gewölbte Decke des Saals, deren Statik aufgrund konstruktiver Mängel in einem äußerst<br />
bedrohlichen Zustand war, als das Schloß 1995 von der Stiftung übernommen wurde. Mit<br />
größtem Feingefühl wurde die einsturzgefährdete Decke mit einer Stahlbetonkonstruktion<br />
und Zugankern gesichert. Hunderte von verlorenen oder beschädigten Fliesen wurden<br />
restauriert beziehungsweise bei einem Sammler in der Nähe von Hamburg nachgekauft,<br />
dem es mit persönlichem Engagement gelang, nach Zahl oder Motiv fehlende Fliesen in<br />
Deutschland oder in den Niederlanden zu beschaffen.<br />
Erfreuliche Fortschritte waren auch bei der Wiederherstellung des Orientalischen Kabi<strong>net</strong>ts<br />
im 1787–1791 errichteten Marmorpalais, dem Jahresprojekt der »Freunde«, zu verzeichnen.<br />
Dieses Zeltzimmer im »türkischen Styl«, dessen Entwurf aus dem Jahr 1790 vermutlich<br />
auf Carl Gotthard Langhans zurückgeht, gehört zu den im Obergeschoß um das<br />
zentrale Treppenhaus gruppierten Gesellschaftsräumen. Die Decke des fast achteckigen Raumes<br />
war baldachinartig gestaltet. Die mit blau-weiß gestreiften Atlasbahnen bespannten<br />
Wände erhielten eine Draperie aus strohfarbenem Atlas mit Schmelz- und Perleneinfassungen<br />
sowie leopardenfellartig gemusterter Seide. Der obere Wandabschluß wurde mit zwölf<br />
schwarz-weißen Büscheln aus Straußenfedern geschmückt. Das im Sternenmuster furnierte<br />
Tafelparkett stammte von Follmann d. Ä. Gerade der Kontrast zwischen dem à la turque<br />
eingerichteten Raum und dem strengen Klassizismus des Konzertzimmers nebenan sowie<br />
dem nicht mehr erhaltenen angrenzenden Landschaftszimmer mit arkadischen Ausblicken<br />
belegt die um 1800 herrschende Vorliebe für stilistische Vielfalt. Zwar konnte schon 1993,<br />
bei einer ersten gründlichen Untersuchung des Orientalischen Kabi<strong>net</strong>ts, dank der vorgefundenen<br />
Reste von Originaltextilien die Rekonstruktion des Raumes in Erwägung gezogen<br />
werden, doch befanden sich die Räume vor dem Konzertsaal zur Zeit der Teileröffnung des<br />
Schlosses im Juli <strong>1997</strong> noch in einem desolaten Zustand. Die Fremdnutzung des Schlosses<br />
nach 1945 brachte die Zerstörung des nach dem Krieg noch weithin unbeschadeten Kabi<strong>net</strong>ts<br />
mit sich. <strong>1998</strong> wurde mit der Rekonstruktion des Baldachins die Wiederherstellung<br />
des Raumes eingeleitet.<br />
Dank der großzügigen Förderung durch die Cornelsen Kulturstiftung konnte <strong>1998</strong> mit<br />
der Restaurierung der geretteten kostbaren Tapeten des Schlosses Paretz begonnen werden.<br />
Vorausgegangen waren längere Verhandlungen mit dem Ministerium für Wissenschaft, Forschung<br />
und Kultur des Landes Brandenburg und der Fachhochschule Potsdam, um den<br />
ursprünglichen Zustand des auch im Inneren entstellten Schlosses wieder herzustellen und<br />
im Ostflügel ein Schloßmuseum einzurichten. Erst als diese Verhandlungen erfolgreich abgeschlossen<br />
waren, konnte daran gedacht werden, die alte Raumeinteilung wiederherzustellen<br />
– eine unverzichtbare Voraussetzung für die Anbringung des seltenen Wandschmucks.<br />
Für die seidenbespannte »Cammer en camaieu«, das unmittelbar vor dem Orientalischen<br />
Kabi<strong>net</strong>t gelegene Zimmer, konnten die »Freunde« <strong>1998</strong> eine bedeutende Erwerbung ins<br />
Auge fassen. Es handelt sich um eine vermutlich von Johann Ephraim Eben um 1790 geschaffene<br />
Kommode, die nicht nur aus dem Marmorpalais stammt, wie der mehrfache Brandstempel<br />
»MP« beweist, sondern auch in dem genannte Vorzimmer gestanden hat. Franz<br />
Ephraim Eben und sein Sohn Johann Ephraim zählen neben Johann Gottlieb Fiedler zu den
Freunde der Preußischen Schlösser und Gärten e.V.<br />
313<br />
bedeutendsten Kunsttischlern der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in Preußen. Die kostbare<br />
Kommode mit ihren feuervergoldeten Bronzebeschlägen weist alle Kennzeichen des<br />
Frühklassizismus auf.<br />
Durch eine Einzelspende der Bielefelder Kurt Lange Stiftung wurde es möglich, den<br />
einzigen erhaltenen Armlehnstuhl aus den Blauen Kammern der Wohnung Friedrichs des<br />
Großen im Potsdamer Neuen Palais zu restaurieren und neu zu beziehen. Damit konnte ein<br />
weiteres Originalmöbel seine alte Pracht entfalten.<br />
Auf Wunsch der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg erwarben<br />
die »Freunde« <strong>1998</strong> eine Büste des Generalfeldmarschalls Hans Ludwig David Graf Yorck<br />
von Wartenburg. Sie wurde 1818 im Auftrag von Kronprinz Friedrich Wilhelm (IV.) und<br />
seinem Bruder Wilhelm (I.) von Christian Daniel Rauch geschaffen. Eine weitere, 1821 von<br />
dem Gießer Heinrich Hopfgarten ausgeführte Bronze, die früher im Potsdamer Lustgarten<br />
stand, weist bei weitem nicht die Feinheit in der Ziselierung der Büste von 1818 auf. Da<br />
geplant ist, im Neuen Flügel von Schloß Charlottenburg in der Wohnung Friedrich Wilhelms<br />
IV. an die Befreiungskriege zu erinnern, wird sie dort einen idealen Aufstellungsort<br />
finden. Damit erfüllt dieser Ankauf zugleich die an das großzügige Legat von Liselotte Rode<br />
gebundene Auflage, die Mittel nur für Schloß Charlottenburg zu verwenden.<br />
Weiterhin unterstützten die »Freunde« das Vorhaben, die schon vor dem Krieg in die<br />
Nähe der Römischen Bäder gebrachte Römische Bank an ihren ursprünglichen Aufstellungsort<br />
auf dem Ruinenberg zurückzuversetzen. Die Gartendirektion der Stiftung hat seit 1995 in<br />
Jahresschritten das von Peter Lenné 1842–1843 im Auftrag Friedrich Wilhelms IV. angelegte,<br />
weit geschwungene Wege<strong>net</strong>z rekonstruiert. Dazu gehören neben der Bank vier bis 1850<br />
geschaffene bauliche Ergänzungen, darunter auch der Normannische Turm. Anhand alter<br />
Pläne und Ansichten durchgeführte Grabungen haben das Fundament der Römischen Bank<br />
am Panoramaweg auf der Westseite des Ruinenberges zutage gefördert.<br />
Schließlich haben sich die »Freunde« <strong>1998</strong> an den Kosten für die fachgerechte Restaurierung<br />
eines Kreuzes beteiligt, das auf ungeklärte Weise aus der über dem Eosander-Portal<br />
gelegenen Kapelle des Berliner Schlosses gerettet wurde. Es stammt von dem an frühchristliche<br />
Vorbilder anknüpfenden Ziborienaltar und gehört heute zum Sammlungsbestand der<br />
Stiftung. Für das von Johann Carl Eduard Wagner aus vergoldetem Silber angefertigte Werk<br />
in der Tradition mittelalterlicher Reliquienkreuze hat Friedrich Wilhelm IV. kostbare Edelsteine<br />
aus seiner Privatsammlung gestiftet. Nur drei Topase von 65 wertvollen Steinen sind<br />
erhalten, die anderen wurden durch Glas ersetzt.<br />
Die Aktivitäten der »Freunde« beschränkten sich auch <strong>1998</strong> nicht allein auf Erwerbungen<br />
und Restaurierungen. Im Herbst wurde mit der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten<br />
Berlin-Brandenburg ein Vertrag über die Eröffnung von drei weiteren Museumsshops in<br />
Potsdam (Schloß Sanssouci, Neues Palais, Schloß Cecilienhof) geschlossen, deren Erträge<br />
auf Dauer der Stiftung zugute kommen werden.<br />
Nicht zuletzt als Dank für die große Spendenfreude sowie als Anregung zu weiterem<br />
Engagement wurden <strong>1998</strong> vom Verein der Freunde der Preußischen Schlösser und Gärten<br />
wieder einige Ausstellungsführungen und Exkursionen veranstaltet, so eine Führung durch
314 Fördervereine<br />
die Ausstellung »Gold und Silber für den König – Johann George Hossauer (1794–1874).<br />
Goldschmied Sr. Majestät des Königs« im Schloß Charlottenburg und Reisen nach Versailles<br />
und zu den preußischen Schlössern im Hirschberger Tal. Im Juni des Jahres fand im Schloß<br />
Caputh eine Baustellenbesichtigung mit Führung durch den Park statt. Im August wurden<br />
die rekonstruierte Schloßinsel in Rheinsberg und die Ausstellung » Menzel in Rheinsberg«<br />
besucht.<br />
Prof. Dr. Thomas W. Gaehtgens
Studiengemeinschaft Sanssouci e.V.<br />
315<br />
Studiengemeinschaft Sanssouci e.V.<br />
VEREIN FÜR KULTUR UND GESCHICHTE POTSDAMS<br />
Die Studiengemeinschaft Sanssouci e.V. – Verein für Kultur und Geschichte<br />
Potsdams ist am 18. Dezember 1969 als »Interessengemeinschaft Sanssouci« in Potsdam<br />
gegründet worden und hat ihren jetzigen Namen 1990 angenommen.<br />
Die Studiengemeinschaft will ihren rund 220 Mitgliedern und darüber hinaus allen an<br />
der Geschichte Potsdams Interessierten Kenntnisse über Kunst-, Geschichts- und Kulturdenkmäler,<br />
auch unter Einbeziehung der sie umgebenden Kulturlandschaft, vermitteln und<br />
Gelegenheit zu gemeinsamer Arbeit auf den Gebieten der Geschichte, Kunst und Kultur<br />
Potsdams und des Umlandes geben. Sie will helfen, den Sinn für die Erhaltung und Pflege<br />
der Kulturlandschaft Potsdam in Zusammenarbeit mit anderen Interessengruppen zu entwickeln,<br />
die Arbeit der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg sowie<br />
anderer Museen zu unterstützen, Denkmalpflege und Umweltschutz zu fördern und die Forschungsarbeit<br />
zur Stadt- und Kunstgeschichte Potsdams voranzutreiben. Diesen Aufgaben<br />
dienen öffentliche Vorträge, Kolloquien und Tagungen sowie Wanderungen, Studienfahrten<br />
und spezielle Führungen. Ein besonderes Anliegen der Studiengemeinschaft Sanssouci e.V.<br />
ist die Anregung und Förderung stadt- und kunstgeschichtlicher Arbeiten, vor allem von<br />
Studierenden.<br />
<strong>1997</strong> standen neun öffentliche Vorträge auf dem Programm: »Von Weimar nach Berlin –<br />
ein Lebensbild der Königin und Kaiserin Augusta« (Dr. Iselin Gundermann), »Der brandenburgische<br />
Barock-Orgelbaumeister Joachim Wagner« (Andreas Kitschke), »Nutzgärtnerei in<br />
Sanssouci« (Gerd Schurig), »Der Religionsprozeß des ›Zopf-Schulzen‹ – Rechtshistorisches<br />
zum 200. Todesjahr Friedrich Wilhelms II.« (Sven Klosa), »800 Jahre Paretz: zwischen Vergangenheit<br />
und Zukunft« (Matthias Marr), »Die Preußischen Schlösser und Gärten seit 1990<br />
– Bilanz und Ausblick (Gert Streidt) und »Zur Geschichte des Weinbaus in Potsdam und<br />
der Mark Brandenburg« (Dr. Diethelm Gritzbach). Der in Verbindung mit der Deutsch-<br />
Norwegischen Freundschaftsgesellschaft e.V. initiierte Vortrag »Die kaiserliche Matrosenstation<br />
Kongsnaes am Jungfernsee« (Volker Schneeweiß) informierte über die Geschichte<br />
und den geplanten Wiederaufbau der Matrosenstation an der Schwanenallee. Ein weiteres<br />
bedeutendes Ereignis der deutschen Technikgeschichte wurde mit dem Vortrag »Berlin-<br />
Brandenburg als Wiege der deutschen Funktechnik – zum 100. Jahrestag der Funkversuche<br />
zwischen der Heilandskirche Sacrow und der Potsdamer Matrosenstation« (Dr. Klaus Arlt)<br />
gewürdigt. Das Jubiläum dieser Versuche, bei denen am 27. August 1897 auch Kaiser Wilhelm<br />
II. zugegen war, feierte die Studiengemeinschaft Sanssouci e.V. gemeinsam mit dem<br />
Deutschen Technikmuseum Berlin, der Technischen Universität Berlin, den Berliner Technischen<br />
Fachhochschulen und den Potsdamer Funkamateuren sowie mit einer großen Zahl<br />
von Mitgliedern und Gästen an der Sacrower Heilandskirche. Es gelang, mit Geräten (Sender<br />
und Empfänger), die dem historischen Original von 1897 entsprachen, in einer spannen-
316 Fördervereine<br />
den Vorführung Funkverbindung zwischen der Heilandskirche – deren Campanile auch die<br />
historische Antenne trug – und der Matrosenstation über 1,5 km zu schaffen.<br />
<strong>1998</strong> bot die Studiengemeinschaft Sanssouci e.V. wiederum neun öffentliche Vorträge an:<br />
»Der Potsdamer Lustgarten – Vergangenheit und Zukunft« (Dr. Clemens A. Wimmer), »Bauen<br />
mit Holz – Traditionen des deutschen Fachwerkbaus« (Aribert Kutschmar), »Potsdam-<br />
Bücher in Potsdamer Verlagen aus drei Jahrhunderten« (Wolfgang Tripmacker), »900 Jahre<br />
Zisterzienser – ihre Klöster und ihr Wirken in Brandenburg« (Oliver H. Schmidt), »Walter<br />
Schott, ein Bildhauer der wilhelminischen Zeit« (Dr. Gisela Schlemmer), »Der Geheime Hofrat<br />
Louis Schneider (1805–1878) – Vorleser des Königs und Begründer der Geschichtsvereine<br />
in Potsdam und Berlin« (Dr. Klaus Arlt), »Das Potsdamer Stadtschloß – die Innenräume«<br />
(Prof. Dr. Hans-Joachim Giersberg), »Gilly & Gilly – zum 250. Geburtstag des klassizistischen<br />
Architekten David Gilly (1748–1808)« (Aribert Kutschmar), »Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz<br />
– Aufgaben und Möglichkeiten« (Ingrid Bathe).<br />
Die mit durchschnittlich 70 bis 80 Teilnehmern sehr gut besuchten Vortragsveranstaltungen<br />
fanden im Potsdamer Kulturhaus Altes Rathaus statt.<br />
Höhepunkte des Programms waren die drei- bis viertägigen Frühjahrs- und Herbstexkursionen,<br />
die wegen der begrenzten Platzzahlen den Mitgliedern der Studiengemeinschaft<br />
vorbehalten blieben. Ziele waren bedeutende Kulturlandschaften Deutschlands, bei deren<br />
Erschließung die Suche nach brandenburgisch-preußischen Spuren ein interessanter Aspekt<br />
war. Die von Mitgliedern der Studiengemeinschaft geleiteten Fahrten führten zu Kirchen,<br />
Schlössern und Herrenhäusern in Holstein (Leitung: Dr. Klaus Arlt), nach West-Hessen (Leitung:<br />
Dr. Wolfgang Jenrich), in das Emsland (Papenburg) und das niederländische Doorn<br />
(Leitung: Ernst Naschke und Dr. Klaus Arlt) und nach Oberfranken (Dr. Wolfgang Jenrich).<br />
Neu im Exkursionsprogramm war die erste »Brandenburg-Fahrt«, die nach Rheinsberg,<br />
Meseberg und Zernikow (Leitung: Gert Streidt) führte.<br />
Großes Interesse fanden auch spezielle Führungen, wie die durch die Ausstellung »Friedrich<br />
Wilhelm II. und die Künste. Preußens Weg zum Klassizismus« (Dr. Christoph M. Vogtherr),<br />
die gartenhistorische Führung »Der Ruinenberg – Verbindung zwischen Park und<br />
Feldflur« (Prof. Dr. Michael Seiler) und die Führung »Der historische St. Matthäus-Kirchhof<br />
in Berlin-Schöneberg« (Richard Mitschke). Eine neue Führungsreihe sind die von Aribert<br />
Kutschmar betreuten »Berliner Spaziergänge«, deren erster dem Thema »Als der Gesundbrunnen<br />
noch ein Heilbad war« gewidmet war. Von mehr historisch-landschaftsökologischen<br />
Aspekten waren die ganztägigen Wanderungen zur Weinblüte nach Werder sowie von Glindow<br />
nach Lehnin und von Potsdam über Caputh nach Ferch bestimmt.<br />
1996 beteiligte sich zum ersten Mal eine größere Anzahl der Mitglieder an den Aufsichtsdiensten<br />
in der neu eröff<strong>net</strong>en Bildergalerie im Park Sanssouci. Mit dieser Aktion sollte nicht<br />
zuletzt auch demonstriert werden, daß neben der wichtigen Einwerbung und Spende von<br />
Geldmitteln auch die »Spende von Freizeit« einen bedeutenden Platz in der Entwicklung
Studiengemeinschaft Sanssouci e.V.<br />
317<br />
des Bürgersinns für die Erhaltung und Vermittlung der kulturellen Werte der Potsdamer<br />
Kulturlandschaft haben sollte. Die Aktionen wurden <strong>1997</strong> und <strong>1998</strong> an den Wochenenden<br />
erfolgreich fortgesetzt.<br />
<strong>1997</strong> und <strong>1998</strong> erschienen der 2. und 3. Jahrgang der »Mitteilungen der Studiengemeinschaft<br />
Sanssouci e.V.« Die Finanzierung erfolgte aus Mitteln der Studiengemeinschaft und wurde<br />
gestützt durch die Sachleistungsförderung der öffentlichen Vortragsveranstaltungen der Studiengemeinschaft<br />
durch die Landeshauptstadt Potsdam. Das Anliegen der im Sommer und<br />
zum Jahresbeginn erscheinenden Hefte ist neben der Information der Mitglieder und anderer<br />
interessierter Bürger über das Veranstaltungsprogramm die Veröffentlichung lokal- und<br />
regionalgeschichtlicher Arbeiten. <strong>1997</strong> erschien aus Anlaß des 50. Todestages des bekannten<br />
Lokal- und Kunsthistorikers Professor Dr. Hans Kania ein zusätzliches Heft mit einer<br />
ausführlichen Biographie Kanias und einer bibliographischen Übersicht seiner Publikationen<br />
(Dr. Kurt Adamy, Dr. Klaus Arlt, Anke Gabius). Größere Arbeiten zur Lokalgeschichte waren<br />
<strong>1997</strong> »Die Familie Saint Paul. Spuren von drei Generationen in Potsdam« (Dr. Friedhild<br />
Andrea Anders), »Nutzgärtnereien in Sanssouci« (Gerd Schurig) und <strong>1998</strong> »Auf daß die Residenzstadt<br />
erleuchtet werde. Die Entstehung der Potsdamer Gasanstalt und ihre Entwicklung<br />
bis 1916« (Clemens Bergstedt), »Kaiserin Friedrich und die Gartenkunst« sowie »Das Leben<br />
des ehemaligen Geheimkämmerers Johann Friedrich Ritz in Potsdam 1797–1809 – Zur Villa<br />
Berliner Straße 136« (beide Dr. Clemens A. Wimmer) und »›Der Toten Tatenruhm‹ oder<br />
›Den Lebenden zur Mahnung‹ – Gedanken zur Kriegergedächtnisstätte der Stadt Potsdam<br />
in Bornstedt« (Karlheinz Deisenroth). Dazu erschienen neben Exkursionsberichten kleinere<br />
Beiträge über die polyedrische Sonnenuhr im Park von Sanssouci und die Pla<strong>net</strong>enzeichen<br />
an der Pyramide im Neuen Garten (Arnold Zenkert) sowie die Schriftsteller Hans Zappe und<br />
Ludwig Sternaux (Dr. Klaus Arlt), die Potsdamer Literaturschauen mit Informationen über<br />
Neuerscheinungen und die Potsdamer Chroniken <strong>1997</strong> und <strong>1998</strong>.<br />
Dr. Klaus Arlt
318 Fördervereine<br />
Förderverein Pfingstberg e.V.<br />
Seit 1988, damals noch unter dem Dach des Kulturbundes der DDR, engagiert<br />
sich der Förderverein Pfingstberg e.V. für die Erhaltung und Restaurierung der Pfingstberganlage<br />
in Potsdam. Der Verein organisiert Benefizveranstaltungen, vor allem Konzerte<br />
und Ausstellungen auf dem Pfingstberg, und legt in Arbeitseinsätzen selbst Hand bei der<br />
Wiederherstellung der Gartenanlagen an.<br />
Im Jahr <strong>1997</strong> rückte der Innenhof des Belvedere erstmals in den Mittelpunkt der Öffentlichkeitsarbeit<br />
des Fördervereins. Durch die Finanzierung aus Spendengeldern, die unter<br />
anderem durch die zahlreichen ehrenamtlichen Dienste der Vereinsmitglieder am Pomonatempel<br />
gesammelt wurden, konnte die Anfertigung und Montage von Zaunfeldern nach<br />
historischem Vorbild im östlichen Arkadengang des Innenhofes realisiert werden. Dadurch<br />
wurde das Belvedere nach jahrzehntelanger Schließung im Mai <strong>1997</strong> für die Besucher<br />
zumindest in einem Teilbereich wieder zugänglich. Ziel dieser Öffnung war es, das Interesse<br />
der Bürger an der notwendigen Rekonstruktion des Belvedere zu wecken. Die Resonanz in<br />
der Bevölkerung war erfreulich groß.<br />
Gleichzeitig weitete der Förderverein seine Aktivitäten zur Kontaktaufnahme mit namhaften<br />
Firmen und Persönlichkeiten des Landes Brandenburg aus. Im Mai gestaltete er einen<br />
Empfang für potentielle Sponsoren im Innenhof des Belvedere. Hierbei wurde er von Schauspielern<br />
des Internationalen Wandertheaters Ton und Kirschen und Musikern der Brandenburgischen<br />
Philharmonie Potsdam unterstützt. Eigens aus diesem Anlaß wurde in der Mitte<br />
des Wasserbeckens eine Bühne errichtet, auf der die Künstler ihr Programm präsentierten.<br />
Für diese von allen Beteiligten als sehr beeindruckend empfundene Veranstaltung wie auch<br />
für das gesamte Projekt zum Wiederaufbau des Belvedere konnte die Finanzministerin des<br />
Landes Brandenburg, Dr. Wilma Simon, als Schirmherrin gewonnen werden. Es wurde die<br />
Idee geboren, den Westturm des Belvedere auf dem Pfingstberg bis zur Bundesgartenschau<br />
in Potsdam im Jahr 2001 für die Öffentlichkeit wieder zugänglich zu machen. Seither ist<br />
dieses Vorhaben fester Bestandteil der öffentlichkeitswirksamen Werbung um weitere Sponsoren.<br />
Durch die erfolgreichen Aktivitäten des Fördervereins aufmerksam geworden, veranstaltete<br />
das Deutschland-Radio zu Gunsten der Rekonstruktion des Belvedere im Rahmen<br />
der Sendereihe »Grundton D« ein Benefiz-Konzert mit dem Liedermacher Konstantin Wekker,<br />
das aufgezeich<strong>net</strong> und später deutschlandweit ausgestrahlt wurde. Mit der Konzertreihe<br />
unterstützt das Deutschland-Radio Maßnahmen zum Erhalt ausgewählter, vom Verfall<br />
bedrohter Baudenkmäler.<br />
Weitere Konzerthöhepunkte des Jahres <strong>1997</strong> waren unter anderem ein internationales<br />
Harfenfestival, in dessen Verlauf dem Zuhörer – von Klängen der traditionellen afrikanischen<br />
bis zur klassischen europäischen Harfe – ein breites Spektrum an Musik mit diesem phantastischen<br />
Instrument geboten wurde, ein Konzert mit dem Song-Poeten Dirk Michaelis und<br />
ein Konzert mit dem Jugendsinfonieorchester der Städtischen Musikschule Potsdams.
Förderverein Pfingstberg e.V.<br />
319<br />
Daneben fanden wieder zahlreiche kleinere Konzerte in der Reihe »Kultur in der Natur«<br />
vor dem Pomonatempel statt. Im Inneren des Pomonatempels wurde, wie in den vergangenen<br />
Jahren, eine Vielzahl von Ausstellungen präsentiert.<br />
Im Frühjahr und Herbst führten die Vereinsmitglieder Arbeitseinsätze durch, in denen<br />
vor allem die Ruine des Belvedere von Wildwuchs befreit und der Innenhof gesäubert<br />
wurde.<br />
Ende des Jahres wurde nach 18-monatiger Bauzeit die Nordwand des Belvedere fertiggestellt.<br />
Eine Rekonstruktion wurde dringend erforderlich, weil sich das Zyklopenmauerwerk<br />
mehr und mehr vom Gebäude gelöst hatte.<br />
<strong>1998</strong> wurde der Potsdamer Pfingstberg mit weiteren 13 Ensembles in die Weltkulturerbeliste<br />
der UNESCO aufgenommen.<br />
Anfang des Jahres wurden die Arbeiten zur Rekonstruktion der Gartenanlage am südlichen<br />
Hang des Pfingstberges durch die Stiftung und mit Hilfe von ABM-Arbeitskräften zügig<br />
vorangebracht. Im Mai <strong>1998</strong> fand die feierliche Einweihung dieses Gartenteils statt. Seit<br />
dieser Zeit ist der Pfingstberg auch vom Neuen Garten her wieder bequem zu erreichen.<br />
Ebenfalls im Mai wurde die Hermann Reemtsma Stiftung aus Hamburg zur finanziellen<br />
Beteiligung in Millionenhöhe an den Rekonstruktionsarbeiten am Westturm des Belvedere<br />
gewonnen. Das Engagement dieses Sponsors veranlaßte die Stiftung, das Belvedere, für das<br />
im Haushaltsplan keine Mittel mehr vorgesehen waren, mit einer jährlichen Summe von<br />
300.000 DM wieder in die Finanzierung einzubeziehen. Die Zusage für beantragte Mittel<br />
aus Lottogeldern in Höhe von jeweils 300.000 DM über einen Zeitraum von drei Jahren<br />
und die erfolgreiche Einwerbung von weiteren höheren Spendenbeträgen ließen die Realisierung<br />
des Vorhabens, den Westturm des Belvedere zu restaurieren, schon jetzt in greifbare<br />
Nähe rücken. Eine Geburtstagsfeier des Hamburger Versandhausgründers Dr. Werner<br />
Otto in kleiner Runde auf dem Pomonatempel in Anwesenheit des Ministerpräsidenten des<br />
Landes Brandenburg, Dr. Manfred Stolpe, sollte schließlich die entscheidende Wende im<br />
Bemühen um die Rettung des Belvedere auf dem Pfingstberg bringen. Bei diesem Termin<br />
sagte Dr. Otto zu, die veranschlagten finanziellen Mittel zur Rekonstruktion des Westturmes<br />
von mehreren Millionen DM in voller Höhe zu übernehmen. Dank der Hermann Reemtsma<br />
Stiftung, die ihren bereits zugesagten Betrag zur Kofinanzierung für die Rekonstruktionsarbeiten<br />
nochmals erhöhte, konnten sogar die Planungen für die Wiederherstellung des historischen<br />
Aufstiegs zum Westturm über Eingangshalle, Westarkade, Freitreppen und Westkolonnade<br />
des Belvedere beginnen.<br />
Die Stiftung schloß sich der Zielsetzung des Fördervereins an, die entsprechenden Bauteile<br />
des Belvedere bis zur Eröffnung der BUGA 2001 in Potsdam fertigzustellen. Hierzu<br />
mußten nun die planerischen Vorbereitungen umgehend und mit Hochdruck vorangebracht<br />
werden, denn bereits im November sollten die Bauarbeiten zur Generalinstandsetzung<br />
beginnen.<br />
Um die finanziellen Mittel aus der Zusage zur Kofinanzierung der Hermann Reemtsma<br />
Stiftung freizusetzen, sind die Aktivitäten des Fördervereins wichtiger denn je geworden.
320 Fördervereine<br />
Auch die Stiftung ist nun gefordert, die Bereitstellung der finanziellen Mittel aus dem Stiftungshaushalt<br />
für die Rekonstruktionsarbeiten am Belvedere für die Zukunft neu zu strukturieren.<br />
Am 2. November <strong>1998</strong> wurden die Rekonstruktionsarbeiten schließlich mit der »ersten<br />
Steinsetzung zur Rekonstruktion des Belvedere« feierlich begonnen. Für die Mitglieder des<br />
Fördervereins Pfingstberg e.V. war dies – nach zehnjährigem ehrenamtlichen Engagement<br />
für das denkmalgeschützte Ensemble – neben der Eröffnung des Pomonatempels der wohl<br />
beeindruckendste Moment ihres bisherigen gemeinsamen Wirkens auf dem Pfingstberg.<br />
Schnell wurde klar, daß die kommenden Aufgaben den Rahmen eines ehrenamtlichen<br />
Engagements der Vereinsmitglieder bald sprengen würde. Um weiterhin jede eingeworbene<br />
Mark in die Rekonstruktion und Förderung des historischen Ensembles fließen lassen<br />
zu können, entschied man sich, zur Abdeckung eines Teiles der notwendigen Arbeit vom<br />
Arbeitsamt geförderte Stellen zu beantragen und ein Büro zu eröffnen.<br />
Die Veranstaltungsreihe Kultur in der Natur zählte in diesem Jahr bereits über 30 Konzerte<br />
verschiedenster Genres, die vom Verein neben der Öffnung des Pomonatempels ebenfalls<br />
ehrenamtlich vorbereitet und begleitet wurden. Mittlerweile ist zwischen den Musikern, die<br />
diesen Ort ebenso schätzen gelernt haben und die für diese Reihe zu Gunsten der Rekonstruktion<br />
des Belvedere auf ein Honorar verzichten, und dem Verein ein wunderbares und<br />
fruchtbares Bündnis entstanden.<br />
Einige Konzerte, wie das internationale Folk-Festival oder das große Jazz-Konzert im Juni,<br />
sowie das Gastspiel des Internationalen Wandertheaters Ton und Kirschen mit dem Stück<br />
»Pyramus und Thisbe« nach Ovid sollen hierbei besondere Erwähnung finden.<br />
Die Ausstellungen im Pomonatempel waren <strong>1998</strong> thematisch im wesentlichen durch das<br />
Belvedere geprägt. Unter anderem wurden eine Ausstellung mit Kinderzeichnungen zum<br />
Belvedere und eine Schau mit Meßbildern, historischen Ansichten und Fundstücken des<br />
Gebäudes gezeigt.<br />
Ulrich Koltzer
Abkürzungen<br />
a. a. O. am angegebenen Ort<br />
Abb. Abbildung<br />
Abt. Abteilung<br />
Anh. Anhang<br />
Anl. Anlage<br />
Anm. Anmerkung<br />
Aufl. Auflage<br />
B. Breite<br />
Bd. Band<br />
bearb. bearbeitet<br />
Beih. Beiheft<br />
bez. bezeich<strong>net</strong><br />
Bl. Blatt<br />
bzw. beziehungsweise<br />
d. Ä. der Ältere<br />
d. h. das heißt<br />
d. J. der Jüngere<br />
dat. datiert<br />
ders. derselbe<br />
dies. dieselbe<br />
Diss. Dissertation<br />
Dm. Durchmesser<br />
ebd. ebenda<br />
ehem. ehemals<br />
f. folgende<br />
fol. folio<br />
H. Höhe<br />
hrsg. herausgegeben<br />
Hrsg. Herausgeber<br />
i. D. im Druck<br />
Inv. Nr. Inventarnummer<br />
Jg. Jahrgang<br />
Jh. Jahrhundert<br />
Kat. Katalog<br />
Kat. Nr. Katalognummer<br />
L. Länge<br />
Lit. Literatur<br />
Ms. Manuskript<br />
N. F. Neue Folge<br />
Nr. Nummer<br />
o. J. ohne Jahr<br />
o. O. ohne Ort<br />
o. O. u. J. ohne Ort und Jahr<br />
R. Reihe<br />
S. Seite<br />
s. siehe<br />
sign. signiert<br />
Slg. Sammlung<br />
Sp. Spalte<br />
Suppl. Supplement<br />
T. Tiefe<br />
Tab. Tabelle<br />
Taf. Tafel<br />
u. a. unter anderem<br />
u. l. unten links<br />
u. r. unten rechts<br />
vgl. vergleiche<br />
v. l. n. r. von links nach rechts<br />
z. B. zum Beispiel<br />
z. Z. zur Zeit<br />
BLHA Brandenburgisches<br />
Landeshauptarchiv Potsdam<br />
GStAPK Geheimes Staatsarchiv<br />
Preußischer Kulturbesitz<br />
SMBPK Staatliche Museen zu Berlin –<br />
Preußischer Kulturbesitz<br />
<strong>SPSG</strong> Stiftung Preußische Schlösser und<br />
Gärten Berlin-Brandenburg