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ENSCH MWELT IER - Leben mit Tieren e. V.

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M<br />

U<br />

T<br />

<strong>ENSCH</strong><br />

<strong>MWELT</strong><br />

<strong>IER</strong><br />

MUT - Das Magazin<br />

der Regionalgruppe<br />

nordsächsischer<br />

Tierschutzvereine<br />

Ausgabe 02-2010


Fotos Titelseite (von links oben nach rechts unten): © Ralf Wunder - fotolia.com, © Reinhold Kiss - pixelio.de, © Marco Barnebeck - pixelio.de,<br />

© fotohonk - flickr.com, © Stefan Bröckling - dokumentiere.de, © RainerSturm - pixelio.de<br />

Seite 2<br />

Was erwartet Sie in dieser Ausgabe?<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

Sie erfahren in diesem Heft, wie die<br />

Bundesregierung Deutschland über den<br />

Schutz der Wale denkt und was selbst<br />

eine Landtagsabgeordnete überraschte.<br />

Wir berichten darüber, dass ein Allerweltsvogel<br />

auf der Roten Liste steht,<br />

dass das Leid vieler Haustiere hinter<br />

verschlossen Türen kein Ende findet und<br />

von Rambo, der jetzt eine Zukunft vor<br />

sich hat. Außerdem erfahren Sie Interessantes<br />

über den Wolf, dass Südafrika<br />

Delacour-Zwergtaucher (Tachybaptus<br />

rufolavatus), letzmalig 1985 beobachtet<br />

Antananarivo (dpa).<br />

Der Delacour-Zwergtaucher gilt<br />

nun offiziell als ausgestorben. Nach<br />

Auskunft der internationalen Vogelschutzorganisation<br />

Birdlife von gestern<br />

wurde das Tier seit nunmehr 20<br />

Jahren nicht mehr in seiner Heimat<br />

Madagaskar gesichtet.<br />

nicht nur das Land der Fußballweltmeisterschaft<br />

ist und warum manch<br />

Bärenherz auch Schmerzen kennt.<br />

In der Hoffnung, dass wir Ihnen auch<br />

diesmal viel Wissenswertes rund um<br />

das Thema Tierschutz näher bringen<br />

konnten, würden wir uns freuen, wenn<br />

Sie dieses kleine Magazin an Freunde<br />

und Bekannte weiterreichen.<br />

Vielen Dank.<br />

Ihre Doris Mehnert<br />

Wir nehmen Abschied<br />

Bei einer ausgedehnten Suche im Jahr<br />

2009 konnten Wissenschaftler den<br />

Wasservogel, der auf dem Alaotra-<br />

See im Osten der ostafrikanischen<br />

Gewürzinsel vorkam, nicht mehr entdecken.<br />

Mitverantwortlich dafür waren laut<br />

Birdlife das Einsetzen exotischer,<br />

fleischfressender Fischarten in einigen<br />

Seen der Insel und das Ersticken<br />

in Nylon-Fischernetzen. Hinzu kam<br />

die dramatische Veränderung der Mikrofauna<br />

durch Einleitung von Dünger<br />

in den See.<br />

Quelle: LVZ Kreiszeitung vom 27. Mai 2010<br />

Vermutlich einziges Foto vom Delacour-Zwergtaucher:<br />

© Paul Thompson, www.birdlife.org.


Stoppt den Verrat –<br />

Rettet die Wale<br />

Viele Menschen glauben, dass Wale<br />

bereits seit 1986 durch internationale<br />

Walfangverbote geschützt sind und<br />

nicht mehr gejagt werden dürfen.<br />

Doch leider entspricht dies nicht der<br />

Realität. Trotz des Verbotes wurden<br />

seitdem mehr als 30.000 Wale getötet,<br />

viele unter dem Deckmantel des sogenannten<br />

„wissenschaftlichen Walfangs“.<br />

Das Walfl eisch aus diesem Walfangprogramm<br />

wird jedoch in Supermärkten<br />

und Restaurants verkauft.<br />

In den letzten Monaten erarbeitete<br />

Deutschland gemeinsam <strong>mit</strong> elf Ländern<br />

in geheimen Verhandlungen einen<br />

Kompromiss, der die konträren Interessen<br />

von Walschutz- und Walfangländern<br />

berücksichtigen soll.<br />

Der Vorschlag würde das kommerzielle<br />

Walfangmoratorium für zehn Jahre außer<br />

Kraft setzen und Island, Norwegen<br />

und Japan den jährlichen Fang von fast<br />

1.400 Walen erlauben, teils sogar im<br />

Antarktis – Schutzgebiet.<br />

Die 88 Mitgliedsländer der IWC haben<br />

am 21. Juni auf der jüngsten Vertragsstaatenkonferenz<br />

in Agadir (Marokko)<br />

über den Vorschlag abgestimmt.<br />

Unser Verein hat auf dieses Problem <strong>mit</strong><br />

einem Flyer und einer Petitionspostkarte<br />

aufmerksam gemacht. Sie wurden am<br />

8.6.2010 an Delitzscher Bürgerinnen<br />

und Bürger verteilt, <strong>mit</strong> der Bitte, sie an<br />

Ministerin Ilse Aigner zu senden.<br />

Und vielleicht haben wir dazu beigetragen,<br />

dass ...<br />

„… der umstrittene Kompromissvorschlag,<br />

der faktisch die Aufhebung des<br />

seit 1986 geltenden Walfangsverbots<br />

zur Folge gehabt hätte, ... auf der Tagung<br />

der Internationalen Walfangkommission<br />

(IWC) gestern glücklicherweise keine<br />

Zustimmung“ fand.<br />

(Zitat: Newsletter 13/10 - Menschen für Tierrechte -<br />

Bundesverband der Tierversuchsgegner e. V.)<br />

Doris Mehnert<br />

Unsere Protestpostkarte an Ministerin Aigner<br />

Sehr geehrte Frau Ministerin Aigner,<br />

Berichten zufolge unterstützt Ihr Ministerium eine internationale Vereinbarung, die<br />

Japan und anderen Walfangnationen die Wiederaufnahme des kommerziellen<br />

Walfangs erlauben soll.<br />

Ich möchte Sie <strong>mit</strong> allem Nachdruck auffordern, eine Freigabe des kommerziellen<br />

Walfangs, wie sie im aktuellen, auch von der deutschen Regierung unterstützten,<br />

„Kompromissvorschlag” des IWC-Vorsitzenden skizziert ist, nicht zuzulassen.<br />

Bitte unterstützen Sie <strong>mit</strong> ganzer Kraft die Aufrechterhaltung und Fortführung<br />

eines effektiven Moratoriums für kommerziellen Walfang und sorgen Sie dafür,<br />

dass auch die letzten noch bestehenden Schlupflöcher in der aktuellen<br />

Vereinbarung geschlossen werden.<br />

Mit freundlichem Gruß,<br />

………………………………<br />

(Unterschrift)<br />

Absender:<br />

_______________________________________________<br />

Name, Vorname<br />

_______________________________________________<br />

Straße, Nr.<br />

_______________________________________________<br />

PLZ, Ort<br />

Stoppt den Verrat – Rettet die Wale!<br />

Eine gemeinsame Aktion von:<br />

<strong>Leben</strong> <strong>mit</strong> <strong>Tieren</strong> e. V. Delitzsch<br />

BUND Regionalgruppe Zschepplin<br />

Bitte<br />

ausreichend<br />

frankieren!<br />

Bundesministerium für Ernährung,<br />

Landwirtschaft u. Verbraucherschutz<br />

Frau Ministerin Ilse Aigner<br />

11055 Berlin<br />

Seite 3


Seite 4<br />

Tierdiebstahl in Sachsen -<br />

DIE LINKE fragt nach<br />

Die tierschutzpolitische Sprecherin der<br />

Fraktion DIE LINKE, Kathrin Kagelmann,<br />

stellte der sächsischen Staatsregierung<br />

Fragen zu Tierdiebstahl im Freistaat.<br />

Unter anderem wurde gefragt, ob<br />

es Statistiken gibt,<br />

die eine Auskunft<br />

über Häufigkeit,<br />

Region, Tierart,<br />

Täterkreis und juristischeErgebnisse<br />

aufzeigen.<br />

MdL Kathrin Kagelmann,<br />

DIE LINKE<br />

Die Antwort, die<br />

Frau Kagelmann<br />

erhielt, war für sie<br />

sehr erstaunlich:<br />

„Ich hatte das Innenministerium nur um<br />

einige Daten gebeten. Doch die Zahlen,<br />

die jetzt vorliegen, scheinen die Vermutung<br />

vieler Tierschützer zu bestätigen.“<br />

(Zitat aus der Sächsischen Zeitung vom<br />

5.6.2010)<br />

Tierdiebstahl ist kein zufälliges Delikt,<br />

sondern ein professionelles Geschäft.<br />

Skrupellose Geschäftemacher<br />

und dreiste Diebe betreiben seit vielen<br />

Jahren ihren Handel <strong>mit</strong> Fellen und lebenden<br />

<strong>Tieren</strong>. Allein 2009 wurden 366<br />

Diebstähle gemeldet. Das bedeutet, jeden<br />

Tag wurde ein Tier gestohlen. Diese<br />

Zahl wäre bestimmt um ein Vielfaches<br />

höher, wenn alle vermissten Tiere zur<br />

Anzeige gekommen wären.<br />

Geklaut wird alles: Kaninchen, Hunde,<br />

Katzen, Meerschweinchen, Ratten, Mäuse,<br />

Schildkröten, Schlangen und Echsen.<br />

Aber auch Pferde, Rinder, Schweine und<br />

Bienen. Die Liste der geklauten Tierarten<br />

umfasst 23 Positionen.<br />

Von 2005 bis 2009 wurden 1.794 Tierdiebstähle<br />

statistisch erfasst. Die Statistik<br />

gibt ebenfalls Auskunft, welches<br />

Tier an welchem Ort am häufigsten<br />

verschwindet. So werden in Meißen die<br />

meisten Kaninchen, in Leipzig (Stadt)<br />

die meisten Hunde, in Mittelsachsen<br />

und Leipzig (Stadt) die meisten Katzen<br />

und im Raum Leipzig die meisten Schafe<br />

geklaut. In Mittelsachsen wurden die<br />

meisten Fischdiebstähle gemeldet. In<br />

Leipzig und Mittelsachsen leben Geflügeltiere<br />

am gefährlichsten und Bautzen,<br />

Görlitz und Nordsachsen liegen bei<br />

Bienen-Diebstählen gleichauf.<br />

Im Antwortschreiben der Staatsregierung<br />

heißt es weiter, dass 23 Prozent<br />

der erfassten Tierdiebstähle aufgeklärt<br />

Sächsische Staatskanzlei<br />

Foto: © X-Weinzar/www.wikipedia.de


werden konnten. Dabei wurden insgesamt<br />

365 männliche und 102 weibliche<br />

Tatverdächtige er<strong>mit</strong>telt.<br />

Der überwiegende Teil der Tatverdächtigen<br />

sind deutsche Staatsangehörige.<br />

Weiterhin wurden Tatverdächtige aus<br />

Polen, der Tschechischen Republik, Iran,<br />

Mosambik, Österreich, Somalia, Sri Lanka,<br />

Tunesien und der Ukraine registriert.<br />

Die meisten Tierdiebstähle wurden von<br />

erwachsenen Personen begangen.<br />

Die komplette Kleine Anfrage und die<br />

dazugehörige Antwort der Sächsischen<br />

Staatsregierung finden Sie im Internet<br />

unter www.landtag.sachsen.de.<br />

Doris Mehnert<br />

<strong>Leben</strong> <strong>mit</strong> <strong>Tieren</strong> e. V.<br />

Ein herzliches Dankeschön<br />

Von der Landtagsfraktion DIE LINKE erhielten<br />

wir eine Spende über 200 Euro<br />

für unsere Kastrationsaktion in Polbitz.<br />

Dafür bedanken wir uns sehr herzlich.<br />

Bis jetzt konnten wir 21 weibliche Tiere<br />

kastrieren.<br />

Tierschutzkalender 2011<br />

Ab sofort bei Ihrem Verein erhältlich - für nur 5 Euro!<br />

Seite 5


Seite 6<br />

Tierfreunde e. V. Dahlen<br />

Der gewöhnlichste aller Vögel<br />

steht auf der roten Liste<br />

Die Bestände zahlreicher Vogelarten<br />

gehen in Sachsen zurück. Nach Angaben<br />

des zuständigen Landesamtes für<br />

Umwelt, Landwirtschaft und Geologie<br />

gilt die Hälfte der im Freistaat lebenden<br />

180 Vogelarten als gefährdet.<br />

Für die Großtrappe und der Großen<br />

Brachvogel scheint<br />

jede Hilfe zu spät zu<br />

kommen. Schuld sind<br />

trockengelegte Moore<br />

und Feuchtwiesen<br />

oder Elektroleitungen,<br />

die diesen Vögeln zum<br />

Verhängnis wurden.<br />

Neben dem unkontrollierten<br />

Wachstum<br />

von Siedlungsbereichen<br />

und der Industrialisierung<br />

nimmt die<br />

großflächig betriebene<br />

Landwirtschaft immer<br />

mehr Vögeln den <strong>Leben</strong>sraum.<br />

So gibt es<br />

kaum Feldraine oder<br />

kleine grüne Inseln auf denen sich Kiebitz,<br />

Rebhuhn und Feldlerche zurückziehen<br />

können.<br />

Aber genau hier will Sachsens Landesamt<br />

für Umwelt, Landwirtschaft und<br />

Geologie ansetzen und neue Wege<br />

aufzeigen. Gemeinsam <strong>mit</strong> Landwirten<br />

sollen Lösungen gefunden werden, die<br />

für diese bedrohten Vögel einen besseren<br />

Schutz bedeuten. Vielleicht gibt es<br />

sie doch bald, die grünen Inseln auf den<br />

endlos langen Feldern, Inseln auf die sich<br />

diese Vögel zurückziehen und sich der<br />

Aufzucht ihrer Jungen widmen können.<br />

Aber auch das Ausbringen von Pestiziden<br />

muss ein Gesprächsthema werden,<br />

denn was nützt die<br />

schönste grüne Insel,<br />

wenn die Futtergrundlage<br />

gefährdet ist.<br />

Der Spatz ist im Freistaat<br />

Sachsen noch<br />

relativ gut vertreten.<br />

Hier lagen die Bestände<br />

im Zeitraum 2004<br />

bis 2007 zwischen<br />

150.000 und 300.000<br />

Brutpaaren. Hinzu kamen<br />

40.000 bis 80.000<br />

Brutpaare des Feld-<br />

Haussperling (Passer domesticus) sperlings. Bundesweit<br />

Foto: © Ravi Vaidyanathan-www.wikipedia.de<br />

leben zwischen vier<br />

und zehn Millionen<br />

Paare bei uns. Aber vielerorts hat sich<br />

der Spatzenbestand seit den 80-er Jahren<br />

um bis zu 50 Prozent reduziert. In<br />

einigen Städten wie z. B. in Hamburg<br />

sind es sogar 85 Prozent, sagt Birgit<br />

Radow von der Deutschen Wildtier-<br />

Stiftung. Lange kannte man die Gründe<br />

nicht, warum der Spatz auf der Liste der<br />

bedrohten Arten steht.


Der Stadt-Spatz ist zum fl exiblen Allesfresser<br />

geworden. Das ist schlecht für<br />

den Nachwuchs, der vor allem nach<br />

fetten Würmern und großen Käfern<br />

verlangt. Doch ist die Jagd nach diesen<br />

<strong>Tieren</strong> wenig erfolgversprechend, denn<br />

die Zahl der Blattläuse, Käfer und Larven<br />

ist in der Stadt zurückgegangen. Zu<br />

verdanken ist das vor allem den Kleingärtnern<br />

und ihrem unermüdlichen Einsatz<br />

von Pestiziden.<br />

Ein zunehmender Nahrungsmangel,<br />

nicht nur für den Stadt-Spatz, kommt<br />

ebenfalls durch den Rückgang von Kleintier-<br />

und Pferdehaltung, durch noch<br />

bessere Dreschmethoden, den sofortigen<br />

Umbruch von Stoppelfeldern und<br />

durch die Vernachlässigung heimischer<br />

Pfl anzen und Sträucher, also artenarme<br />

Gärten.<br />

Foto: © Jerzy Sawluk/pixelio.de<br />

Der zweite Grund ist: Der Spatz liebt<br />

unsanierte Dächer. Immer mehr Eigentümer<br />

lassen ihre Häuser modernisieren.<br />

Eine gedämmte Fassade und ein<br />

dichtes Dach senken die Heizkosten<br />

und schonen die Umwelt und das Klima,<br />

aber dabei gehen die Nistplätze für den<br />

Spatzen verloren.<br />

Nicht umsonst wurde 2002 der Haussperling<br />

zum „Vogel des Jahres“ gekürt.<br />

Schon damals stand er bereits auf der<br />

Vorwarnliste der „Roten Liste“ für bedrohte<br />

Tierarten.<br />

Hoffen wir, dass es in fünf oder zehn<br />

Jahren noch nicht zu spät ist, da<strong>mit</strong> niemand<br />

sagen wird: Der Spatz pfeift nicht<br />

mehr von den Dächern.<br />

Anett Müller<br />

Foto: © Sylvia Voigt/pixelio.de<br />

Layout und Druck dieser<br />

Ausgabe des Tierschutzmagazins<br />

MUT (Aufl age 600 Exemplare)<br />

wurde gesponsert von:<br />

Cartridge World Halle<br />

Ludwig-Wucherer-Straße 71<br />

06108 Halle (Saale)<br />

www.cartridgeworld-halle.de<br />

Seite 7


Ene mene muh, raus bist du?<br />

Wenn man sich bei uns ein Tier anschaffen<br />

will, so geht man in eine zoologische<br />

Handlung, zum nächsten Bauern oder<br />

meldet sich auf eine der zahlreichen<br />

Annoncen oder einen Aushang im Supermarkt.<br />

Wen interessiert es, ob man überhaupt<br />

finanziell in der Lage ist, dieses Tier ordnungsgemäß<br />

zu versorgen? Wen interessiert<br />

es, ob man sich genügend Wissen<br />

darüber angeeignet hat, wie dieses<br />

Tier zu halten ist?<br />

Im Geschäft zählen am Abend die Einnahmen.<br />

Der Bauer freut sich, dass er<br />

wieder eine lästige Katze los geworden<br />

ist. Und der „Hobbyzüchter“ kann bald<br />

wieder neue Aushänge machen.<br />

Und was wird aus den <strong>Tieren</strong>? Dazu ein<br />

Fall aus jüngster Vergangenheit:<br />

Eine alleinerziehende <strong>mit</strong>tellose junge<br />

Frau muss in eine andere Wohnung<br />

ziehen. Ihre 7 Haustiere hätte sie <strong>mit</strong>nehmen<br />

müssen, mindestens die, die<br />

sie <strong>mit</strong>nehmen wollte. Die anderen, so<br />

erfuhr ich, sind „kein Problem, die verschenke<br />

ich an meine Kumpels“.<br />

Als ich auf das Grundstück kam und sah<br />

wie verwahrlost die Tiere gehalten wurden,<br />

und feststellte, wie selbstverständlich<br />

das für die Besitzerin war, schoss<br />

mir sofort nur ein Gedanke durch den<br />

Kopf: Die Tiere müssen sofort raus, egal<br />

wie.<br />

Seite 8<br />

Die dreijährige Hündin - sie hatte schon<br />

mehrere Besitzer - lebte im Hinterhof<br />

in einem Schuppen und war angeleint.<br />

Regelmäßigen Auslauf kannte sie nicht.<br />

Gefüttert wurde sie nur sporadisch,<br />

wenn man wohl gerade einmal daran<br />

gedacht hatte oder Geld vorhanden<br />

war. Die Nachbarin hörte sie abends oft<br />

wimmern.<br />

In diesem dreckigen Schuppen „lebte“ die drei-<br />

jährige Hündin. Foto: © Anett Müller<br />

Im gleichen Objekt und in un<strong>mit</strong>telbarer<br />

Nachbarschaft war der Verschlag<br />

für zwei Meerschweinchen und einen<br />

Hasen. Dreck über Dreck. Und der Gestank!<br />

Die Tiere waren stark verängstigt,<br />

sie reagierten auf Geräusche völlig<br />

panisch.<br />

Der Hund sprang aus Langeweile immer<br />

und immer wieder an die Gitterwand,<br />

die seinen Schlafplatz von denen<br />

der Nager trennte. Kein Wunder, dass<br />

die Tiere so reagierten. Im Haus lebte<br />

eine 13-jährige Perserkatze. Das Tier<br />

hatte schon so viele Besitzer und so-


viel Schlechtes erlebt, dass es einem das<br />

Herz umkrempelte.<br />

Hier lebten zwei Meerschweinchen und ein Hase.<br />

Foto: © Anett Müller<br />

Im Gespräch erfuhr ich dann auch, dass<br />

es noch zwei einjährige Kater gibt. Eigentlich<br />

waren es fünf Katzen. Ein Tier<br />

kam vom Freigang nicht wieder, und<br />

ein anderes Tier hat sich im Fenster erhängt.<br />

Das war kein schneller Tod, oft<br />

vergehen Stunden. Der einzige Kommentar<br />

der jungen Frau war: Die Fenster<br />

sind immer angekippt. Wo bekomme<br />

ich nun Ersatz her, da<strong>mit</strong> meine Tochter<br />

nichts merkt?<br />

Gemerkt hat die Tierbesitzerin nichts.<br />

Sie hat weder Verantwortungsgefühl,<br />

noch erfüllt sie die geistige Anforderungen,<br />

die man braucht, um ein Tier halten<br />

zu können.<br />

Hier erst das Veterinäramt einschalten,<br />

das Auflagen erteilt, die ihre Zeit brauchen?<br />

Und ob das den <strong>Tieren</strong> auch geholfen<br />

hätte? Für mich gab es nur eins:<br />

Die Tiere müssen sofort ‘raus.<br />

Die Hündin konnten wir sehr schnell<br />

ver<strong>mit</strong>teln. Die zwei jungen Kater übernahm<br />

einer unserer Partnervereine. Die<br />

Perserkatze, sie war stark abgemagert<br />

und von Parasiten befallen, lebt jetzt bei<br />

einer älteren Dame. Die zwei Meerschweinchen<br />

und das Kaninchen haben<br />

bei mir ein neues Zuhause gefunden.<br />

Alle Tiere wurden tierärztlich betreut.<br />

Welche psychischen Schäden bleiben,<br />

kann man jetzt noch nicht vorhersehen.<br />

Der bittere Nachgeschmack bleibt: Wie<br />

lange wird es wohl dauern, bis die junge<br />

Frau sich wieder neue Haustiere angeschafft<br />

hat? Welches Zoogeschäft freut<br />

sich dann auf sie als seinen nächsten<br />

Kunden? Welcher Bauer freut sich dann,<br />

bei ihr seinen ungewollten Katzennachwuchs<br />

wieder einmal los geworden zu<br />

sein? Und welcher Hobbyzüchter darf<br />

dann seine Zöglinge an sie als nächsten<br />

Liebhaber abgeben? Oder welcher<br />

Kumpel hat dann gerade mal wieder<br />

was zu verschenken?<br />

Wenn ich Auto fahren möchte, dann<br />

brauche ich einen Führerschein. Wenn<br />

ich ein Flugzeug fliegen möchte, dann<br />

brauche ich einen Pilotenschein.<br />

Und wenn ich ein Tier haben möchte?<br />

Anett Müller<br />

Seite 9


Der Wolf (Canis lupus) ist eine Raubtierart<br />

aus der Familie der Hunde.<br />

Der Wolf war bis zur Entwicklung von<br />

Land- und Herdenwirtschaft das am<br />

weitesten verbreitete Raubtier der<br />

Erde. Er war in ganz Europa und Asien<br />

Seite 10<br />

Verein zum Wohl der Tiere e. V.<br />

Gnadenhof Lossa<br />

Der Wolf<br />

„Traurig schauen meine Augen – der Mensch sagt „böser Wolf“ zu mir.<br />

Dabei kann er zum Bösen taugen – viel mehr noch als ein wildes Tier.“<br />

Foto: © Templermeister/pixelio.de<br />

bis nach Nordafrika sowie in Nordamerika<br />

beheimatet. In weiten Teilen dieses<br />

einst riesigen Verbreitungsgebietes, besonders<br />

im westlichen Europa und in<br />

Nordamerika, wurde der Wolf durch<br />

menschliche Verfolgung ausgerottet.<br />

1904 fiel bei Königswartha in der<br />

Lausitz der letzte Wolf seiner Art im<br />

Deutschen Reich, dann galt er bei uns<br />

als ausgerottet. Durch seine hohe Anpassungsfähigkeit<br />

kann der Wolf in der<br />

arktischen Tundra ebenso leben wie in<br />

den Wüsten Nordamerikas und Zentralasiens.<br />

In Osteuropa, auf dem Balkan, in Kanada,<br />

Sibirien, in der Mongolei und auch<br />

im Iran gibt es noch größere zusammenhängende<br />

Populationen. Ansonsten<br />

ist der Wolf heute nur in Beständen<br />

anzutreffen, die weniger als 100 Tiere<br />

umfassen.<br />

Die meisten Wölfe bewohnen Grasland<br />

und Wälder. Dass sie vor allem als<br />

Waldtiere bekannt wurden, liegt daran,<br />

dass der Mensch sie in großen Teilen<br />

des Verbreitungsgebietes frühzeitig aus<br />

offeneren Landschaften vertrieben hat.<br />

Seit den 1990er Jahren sind immer wieder<br />

Wölfe über die polnische Grenze<br />

Foto: © Tina/pixelio.de


nach Deutschland eingewandert und<br />

hielten sich bevorzugt auf Truppenübungsplätzen<br />

auf. In der Zwischenzeit<br />

sind die Wölfe in der Lausitz (Sachsen<br />

und Brandenburg) wieder heimisch<br />

geworden. Als nachgewiesen gilt, dass<br />

dort in fünf Rudeln (Sachsen) 40-50<br />

Wölfe leben, etwa die Hälfte davon<br />

Jungtiere.<br />

Die Wolfsansiedlung in Sachsen ist laut<br />

Umweltministeriumgewünscht,<br />

w i r d<br />

a b e r<br />

wissenschaftlich<br />

begleitet,<br />

um Konflikte <strong>mit</strong><br />

Menschen auszuschließen.<br />

Der Wolf steht<br />

nunmehr unter<br />

strengem<br />

Artenschutz und<br />

kehrt langsam wieder zurück.<br />

Aufgrund vieler Gegner des Projektes<br />

(Schafzüchter etc.), wurden kürzlich<br />

Ausscheidungen des Wolfes untersucht.<br />

In den Kotproben fanden sich weniger<br />

Reste von Schafen und anderen Nutztieren<br />

als gedacht. Nicht einmal 1% würde<br />

dies im Speiseplan des Wolfes ausmachen.<br />

Die Forscher berichten, dass sich<br />

der Wolf sein Revier so groß wählt, dass<br />

die Nahrung langfristig und nachhaltig<br />

reicht. Obwohl der Wolf streng geschützt<br />

ist, wurde er immer wieder von<br />

Jägern geschossen, angeblich wegen Ver-<br />

wechslung <strong>mit</strong> wildernden Haushunden.<br />

Im August/September 2007 wurde eine<br />

einjährige Wölfin illegal in der Nähe von<br />

Luckau abgeschossen. Im Dezember des<br />

gleichen Jahres wurde in einem Wald bei<br />

Gedelitz (nahe Gorleben) während einer<br />

Gesellschaftsjagd ein 37 Kilogramm<br />

schwerer Wolf von zwei auswärtigen Jägern<br />

getötet. Die Jäger gaben an, dass<br />

das Tier bereits angeschossen gewesen<br />

wäre und gelahmt hätte. Im Prozess<br />

konnte dies<br />

von Sachverständigen<br />

nicht<br />

bestätigt<br />

w e r d e n .<br />

Gegen sie<br />

wurde ein<br />

Strafverfahren<br />

wegen Verstoßes<br />

gegen Naturschutzrechteingeleitet,<br />

welches für<br />

beide Jäger in erster<br />

Instanz <strong>mit</strong> einer Verurteilung zu hohen<br />

Geldstrafen endete. In Sachsen-Anhalt<br />

wurden ebenfalls 2008 Wölfe gesichtet,<br />

beispielsweise im September in Nedlitz.<br />

Dort wurde ein Wolfsrüde von einem<br />

Jäger erschossen.<br />

Im Sinne der Biodiversität (Artenvielfalt)<br />

halten wir die Ansiedlung von Wölfen<br />

<strong>mit</strong> wissenschaftlicher Begleitung<br />

für sinnvoll. Denn noch einmal sollen<br />

diese Tiere nicht in unserer Heimat ausgerottet<br />

werden.<br />

Katrin Schumann<br />

Seite 11


Als der Mensch den Wolf<br />

noch verehrte<br />

Viele Völker, die von der Jagd lebten, sahen<br />

im Wolf einen ihnen ebenbürtigen<br />

oder überlegenen Konkurrenten. Sie<br />

bewunderten seine Ausdauer und sein<br />

Geschick.<br />

Der Wolf wurde auch als Beschützer<br />

oder als übernatürliches Wesen betrachtet<br />

und verehrt. Krieger identifi -<br />

zierten sich <strong>mit</strong> dem Wolf. Vornamen<br />

wie Wolf, Adolf, Wolfgang oder Wolfhard<br />

erinnern an die Wertschätzung für<br />

das Tier.<br />

Katrin Schumann<br />

Etwa 50 international streng geschützte<br />

Wölfe streifen inzwischen wieder<br />

durch Sachsen - von Naturschützern<br />

willkommen geheißen, von Jägern und<br />

Landwirten argwöhnisch geduldet.<br />

Um die Bevölkerung aufzuklären und<br />

das Märchen vom bösen Wolf zu<br />

widerlegen, leisten Wildbiologen seit<br />

Jahren Forschungsarbeit, während eigens<br />

eingerichtete Wolfsmanagement-<br />

Büros (Kontaktbüro Wolfsregion<br />

Lausitz, Wildbiologisches Büro Lupus)<br />

besorgte Bürgerinnen und Bürger auf<br />

ein friedliches Nebeneinander von<br />

Mensch und Wolf vorbereiten.<br />

Seite 12<br />

Ich hoffe, Pelzträger<br />

werden eines Tages<br />

genau von dem Tier<br />

in den Hintern gebissen,<br />

dessen Pelz sie tragen.<br />

Pink<br />

Sachsen will Wölfe ins Jagdrecht eingliedern<br />

(Alecia B. Moor)<br />

Ausgerechnet jetzt erwägt der<br />

sächsische Umwelt- und Landwirtschaftsminister<br />

Frank Kupfer, den<br />

Wolf in das sächsische Jagdrecht<br />

aufzunehmen. Der Freistaat will das<br />

Landesjagdgesetz bis 2012 novellieren<br />

und von diesem Zeitpunkt an die<br />

dort lebenden Wölfe den Jägern zur<br />

„Hege und Pfl ege“, de facto aber auch<br />

zum Abschuss überlassen. Ein völlig<br />

falsches Signal an die Jägerschaft, aber<br />

auch an die Bevölkerung. Der Deutsche<br />

Tierschutzbund hat umgehend<br />

reagiert und den Minister dringend<br />

gebeten, von diesem Vorhaben abzusehen.<br />

Quelle: du und das tier, Ausgabe 3/2010


Born to be killed –<br />

Geboren um getötet zu werden<br />

Südafrika - das Land der Fußballweltmeisterschaft<br />

2010 und Reiseziel vieler<br />

Naturliebhaber - Tendenz steigend.<br />

Südafrika - das Paradies für Jagdtouristen.<br />

Tausende Jagdtouristen aus<br />

Europa und den USA bereisen dieses<br />

Land, <strong>mit</strong> einem<br />

Ziel - tote Souvenirs<br />

<strong>mit</strong> nach<br />

Hause zu bringen.<br />

Je nach Geldbeutel<br />

sind fast<br />

alle Wildtierarten<br />

zu haben,<br />

sogar geschützte<br />

Arten. Eine<br />

besonders abstoßende<br />

Art der Trophäenjagd ist das<br />

Canned Hunting.<br />

Foto: © David Watt/www.photobucket.com<br />

Canned Hunting ist eine der extremsten<br />

Abart von Trophäenjagd, im Deutschen<br />

auch „Gatterjagd“ genannt. Opfer<br />

dieser „Jagd“ sind meist Löwen, die<br />

ihren Jägern auf einem Silbertablett<br />

serviert werden. Diese Löwen werden<br />

auf Farmen gezüchtet und von Hand<br />

aufgezogen. Sie zeigen kaum Scheu vor<br />

Menschen. Aus den Gehegen können<br />

die Tiere nicht entkommen. Zum Teil<br />

werden sie <strong>mit</strong> Ködern angelockt oder<br />

<strong>mit</strong> Medikamenten ruhig gestellt.<br />

Auf Löwenjagd kann in Südafrika jeder<br />

gehen. Einen Jagdschein oder nachgewieseneJagderfahrung<br />

ist<br />

nicht notwendig.<br />

Die Folge<br />

davon ist, dass<br />

nicht alle Tiere<br />

<strong>mit</strong> dem ersten<br />

Schuss erlegt<br />

werden, sondern<br />

qualvoll<br />

sterben.<br />

Auf mehr als<br />

160 Farmen werden Löwen gezüchtet.<br />

Sie werden von Hand aufgezogen<br />

und an den Menschen gewöhnt. Drei<br />

Tagen nach der Geburt werden die<br />

Löwenbabys von der Mutter getrennt,<br />

dabei erleiden Mutter- und Jungtiere<br />

seelische Qualen. Durch die fehlende<br />

Muttermilch treten vielfach Mangelerscheinungen<br />

auf. Die Jungtiere leiden<br />

unter Knochendeformation, Atem- und<br />

Verdauungsproblemen, Schilddrüsen-<br />

Seite 13


problemen, Kalziummangel und vielen<br />

weiteren Krankheiten. Auch die Haltungsbedingungen<br />

für die jungen Löwen<br />

sind oft völlig inakzeptabel: Wasser,<br />

Futter oder Schatten sind in vielen<br />

Gehegen Mangelware. Viele weibliche<br />

Löwenbabys werden kurz nach der Geburt<br />

getötet, da sie ihrem Züchter keinen<br />

Profit bringen.<br />

Schon im Babyalter werden die kleinen<br />

Löwen als Touristenattraktion missbraucht:<br />

So kann man sie streicheln, sich<br />

<strong>mit</strong> ihnen fotografieren lassen oder an<br />

Foto: © Miroslaw/pixelio.de<br />

der Leine <strong>mit</strong> ihnen spazieren gehen.<br />

Für die mutterlosen Löwenbabys ist<br />

dies purer Stress. Jungtiere haben ein<br />

enormes Ruhebedürfnis, der ständige<br />

Kontakt zu Menschen und die schlechte<br />

Haltung führen zu massiven Verhaltungsstörungen.<br />

So kommt es immer wieder<br />

zu Zwischenfällen bei denen Besucher<br />

angegriffen und verletzt werden.<br />

Die Zuchtlöwinnen sind bald nach<br />

der Wegnahme ihrer Jungen wieder<br />

empfängnisbereit und werden sofort<br />

neu gedeckt. Sie werden als reine „Gebärmaschinen“<br />

missbraucht. Alle sechs<br />

Seite 14<br />

Monate müssen sie werfen. Die Folge<br />

ist, dass sie schon nach wenigen Jahren<br />

Foto: © advocacy.britannica.com<br />

vollkommen ausgelaugt und geschwächt<br />

sind. Ausgelaugte oder kleine Löwinnen<br />

enden nicht selten als „Sonderangebot“<br />

für ihre Peiniger.<br />

Europäische Löwen für<br />

südafrikanische Zuchtfarmen<br />

Sogar in Europa geborene Löwen enden<br />

in der Löwenindustrie. Immer wieder<br />

werden Tiere aus europäischen Zoos<br />

oder Tierparks an fragwürdige Abnehmer<br />

in Südafrika verkauft. Hier werden<br />

sie eingesetzt, um frische Gene in einen<br />

Bestand zu bringen. Viele Zoolöwen aus<br />

Europa haben eine dunkle Mähne, diese<br />

ist bei den Trophäenjägern sehr begehrt<br />

und wird <strong>mit</strong> Höchstpreisen bezahlt.<br />

Erst streicheln … dann schießen<br />

Nach vier bis sieben Jahren haben Löwen<br />

das Trophäenalter erreicht und<br />

werden Jägern zum Abschuss angeboten.<br />

In vielen Fällen findet diese perfide<br />

Jagd nicht auf der gleichen Farm statt,<br />

in der die Tiere gezüchtet wurden, dafür<br />

gibt es andere Areale.


Canned Hunting ist ein Hobby für<br />

wohlhabende Minderheiten aus reichen<br />

Industrienationen. Je größer der Geldbeutel,<br />

desto größer die Trophäe:<br />

• Ein männlicher Löwe <strong>mit</strong> prächtiger<br />

Mähne kostet etwa 25.000 Euro,<br />

• <strong>mit</strong> besonders dunkler und dichter<br />

Mähne bis zu 45.000 Euro,<br />

• ein weibliches Tier kostet etwa<br />

5.000 Euro.<br />

Auf machen Farmen können auch Löwenbabys<br />

abgeknallt werden. Im Internet,<br />

auf Jagdmessen oder in spezialisierten<br />

Reisebüros werden komplette<br />

Jagdpakete verkauft. Kaufen kann man<br />

auch die „Unterstützung“ eines professionellen<br />

Jägers.<br />

Die Befürworter von Canned Hunting<br />

behaupten, dass diese Art zu Jagen diene<br />

dem Artenschutz. Doch das Gegenteil<br />

ist der Fall: Das zunehmende Angebot<br />

von Trophäenjagden verstärkt den<br />

Druck auf wildlebende Löwenpopulationen.<br />

Für die Zucht werden immer wieder<br />

Tiere aus freier Wildbahn gefangen.<br />

Die Zahl der wilden Löwen schrumpft<br />

seit Jahren. Experten gehen von nur<br />

noch 23.000 wildlebenden Löwen auf<br />

dem gesamten afrikanischen Kontinent<br />

aus.<br />

Die Anzahl der Farmlöwen ist in den<br />

letzten sechs Jahren auf 250 Prozent<br />

gestiegen. Mehr als 4.000 gefangenen<br />

Löwen droht ein grausames Schicksal.<br />

Von 2006 bis 2008 hat sich die Zahl der<br />

Löwenabschüsse in Südafrika verdrei-<br />

facht; fast alle dieser Löwen wurden in<br />

Gefangenschaft geboren. Die nationale<br />

Umweltbehörde zählte 2006 noch 322<br />

erschossene Löwen, 2007 bereits 700<br />

und 2008 waren es bereits 1.050 Tiere.<br />

Lion‘s Rock – Refugium für<br />

Opfer der Jagdindustrie<br />

V<strong>IER</strong> PFOTEN bietet Löwen, die von<br />

Zuchtfarmen gerettet werden konnten,<br />

eine sichere und artgemäße Unterkunft<br />

in Lion‘s Rock. In dem südafrikanischen<br />

Schutzprojekt für Großkatzen leben<br />

nicht nur Löwen aus Zucht- und Jagdfarmen,<br />

sonder auch zum Beispiel Maria<br />

und Marian, zwei Löwengeschwister aus<br />

einem französischen Zoo.<br />

Die drei Jahre alten Löwen stammen<br />

aus dem französischen Zoo „African Safari<br />

Parc Zoologique“ in der Nähe von<br />

Foto: © Dieter Haugk/pixelio.de<br />

Toulouse und sollten an einen südafrikanischen<br />

Abnehmer verkauft werden.<br />

Dass dieser auch züchtet und Jagden<br />

auf Löwen in Gefangenschaft ver<strong>mit</strong>telt,<br />

war dem Zoo angeblich nicht bekannt.<br />

Seite 15


Da<strong>mit</strong> keine weiteren Zoolöwen aus<br />

Toulouse im Canned Hunting enden,<br />

verpfl ichtete sich der Zoo gegenüber<br />

V<strong>IER</strong> PFOTEN, keinen Löwennachwuchs<br />

mehr zu produzieren, solange die<br />

artgemäße und sichere Unterbringung<br />

der Tiere nicht garantiert ist.<br />

Wie Sie helfen können?<br />

• Besuchen Sie keine Zucht- oder Jagdfarmen.<br />

• Meiden Sie touristische Angebote, bei<br />

denen Jungtiere dem direkten Kontakt<br />

<strong>mit</strong> Menschen ausgesetzt sind.<br />

• Informieren Sie ihre Reiseveranstalter,<br />

Freunde und Familie über Hintergründe<br />

der südafrikanischen Löwenindustrie<br />

und deren Canned Hunting.<br />

Seite 16<br />

Quelle: www.vier-pfoten.de<br />

Milchkühe und ihre (Aus-) Nutzung<br />

Milch und Milchprodukte stehen bei<br />

den Verbrauchern hoch im Kurs. Dass<br />

erwachsene Menschen Babynahrung<br />

brauchen, um gesund zu bleiben, redet<br />

uns eine offensive Werbung schon seit<br />

langem ein.<br />

Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation<br />

der Vereinten Nationen und<br />

der Internationale Milchwirtschaftsverband<br />

haben 1958 den „Tag der Milch“<br />

ins <strong>Leben</strong> gerufen. Seitdem wird er am<br />

1. Juni in 30 Ländern begangen.<br />

In Deutschland leben 8,7 Millionen<br />

„Mastrinder“, 4,2 Millionen „Milchkühe“<br />

und 2 Millionen Kälber. Im Jahr<br />

2008 wurden 3,8 Millionen Rinder in<br />

Deutschland und 28,9 Millionen Rinder<br />

in Europa geschlachtet.<br />

1,6 Millionen Tonnen Milch wurden<br />

2009 in Sachsen erzeugt, 98 Prozent<br />

davon wurden in Molkereien verarbeitet.<br />

Die restlichen 2 Prozent (32.000<br />

Tonnen) wurden verfüttert oder in den<br />

Haushalten der Erzeuger verbraucht.<br />

Seit 1990 steigt die Milchleistung pro<br />

Kuh. In den Jahren von 2000 bis 2008<br />

nimmt das Land Sachsen unter den Bundesländern<br />

den Spitzenplatz ein. Aber<br />

gleichzeitig nimmt der Tierbestand der<br />

„Milchkühe“ ab. Das heißt, dass immer


weniger Kühe immer mehr Milch geben<br />

müssen.<br />

Gemeinsam <strong>mit</strong> der Regionalgruppe<br />

Zschepplin des BUND haben wir am 8.<br />

Juni dieses Jahres einen Informationsstand<br />

auf dem Delitzscher Rossplatz<br />

betreut, der auf das Elend der vielen<br />

Millionen „Milchkühe“ aufmerksam<br />

gemacht hat.<br />

So haben wir für interessierte Bürgerinnen<br />

und Bürger das kurze <strong>Leben</strong> einer<br />

„Milchkuh“ auf Schautafeln dargestellt.<br />

In Flyern haben wir beschrieben, wie die<br />

Milchproduktion im Körper einer Kuh<br />

abläuft und welche gesundheitlichen<br />

Folgen dadurch für das Tier entstehen.<br />

Kaum einer weiß, dass der Kuh schon<br />

wenige Stunden nach der Geburt das<br />

Kalb weggenommen wird. Die Kälbchen<br />

werden in Einzelboxen gehalten. Einige<br />

männliche Tiere werden gemästet und<br />

<strong>mit</strong> 12 oder 18 Monaten geschlachtet.<br />

Weibliche Tiere werden <strong>mit</strong> 18 Monaten<br />

gedeckt und müssen ihr <strong>Leben</strong> als<br />

„Milchkuh“ verbringen. Viele Kälber<br />

werden als Babys in Deutschland geschlachtet<br />

oder werden in andere Länder<br />

transportiert, um dort im Schlachthaus<br />

zu enden.<br />

Die wenigsten Verbraucher wissen, dass<br />

500 Liter Blut durch das Euter fließen<br />

müssen, um einen Liter Milch zu produzieren.<br />

Dass dadurch andere Körperregionen<br />

weniger durchblutet werden<br />

und viele Erkrankungen die Folge sind,<br />

weiß auch kaum jemand.<br />

Es gibt weder in Deutschland noch in<br />

der EU gesetzlich vorgeschriebene<br />

Haltungsbedingungen für „Milchkühe“,<br />

Mastrinder und Kälber. Es gibt nur<br />

Richtlinien, die empfohlen werden. So<br />

ist in vielen Ställen die Anbindehaltung<br />

noch erlaubt. Eigentlich könnte eine<br />

Kuh 20 Jahre alt werden, aber durch die<br />

aufgezwungene Hochleistungsarbeit bei<br />

der Milchproduktion erreichen die Tiere<br />

gerade mal ein Alter von vier bis fünf<br />

Jahren.<br />

Es hat sich gezeigt, dass viele Verbraucher<br />

eine andere Haltung von <strong>Tieren</strong><br />

wünschen und dass dazu auch ein allgemeines<br />

Umdenken der Verbraucher<br />

erfolgen muss. Wir müssen weg von der<br />

„Geiz-ist-geil-Mentalität“. Ein <strong>Leben</strong>s<strong>mit</strong>tel,<br />

das nur wenige Cent kostet, ist<br />

<strong>mit</strong> viel Tierleid verbunden.<br />

So haben wir zu unserer Veranstaltung<br />

alternative Getränke aus Hafer und Soja<br />

sowie kleine vegetarische Snacks zur<br />

Verkostung angeboten.<br />

Seite 17


Und da wir uns <strong>mit</strong>ten im Jahr der Biodiversität<br />

befi nden, haben wir auch auf<br />

Nutztierrassen, die vom Aussterben bedroht<br />

sind, aufmerksam gemacht. Jede<br />

Woche stirbt auf der Erde mindestens<br />

eine Nutztierrasse aus. Einige der als<br />

gefährdet, stark gefährdet und extrem<br />

gefährdet eingestuften Rinderrassen haben<br />

wir auf einem Flyer vorgestellt.<br />

Den „Tag der Milch“ haben wir genutzt,<br />

um auf das große Elend der „Milchkühe“<br />

hinzuweisen. Aufklärung ist wichtig<br />

und vor allem notwendig, denn viele<br />

Kinder und Jugendliche glauben, dass<br />

eine Kuh mehr als vier Zitzen und H-<br />

Milch im Euter hat. Sicher glauben auch<br />

viele der befragten Kinder, dass die Kuh<br />

lila aussieht, weil sie sie nur so aus der<br />

Werbung kennen. Es ist zwar schön,<br />

Seite 18<br />

wenn man die Gelegenheit hat, eine Agrargenossenschaft<br />

besuchen zu können<br />

und dabei Kühe zum Anfassen nah vor<br />

sich hat und vielleicht auch einmal „probemelken“<br />

darf.<br />

Aber das ist nur der eine Teil der Wahrheit.<br />

Den anderen Teil, der <strong>mit</strong> Leid und<br />

Schmerz verbunden ist, sollte man dabei<br />

den Besuchern nicht vorenthalten.<br />

„Turbokühe“ <strong>mit</strong> einer Milchleistung<br />

von bis zu 14.000 Litern im Jahr dürfen<br />

nicht die Zukunft werden. Jeder sollte<br />

seinen Konsum von Milch und Milchprodukten<br />

kritisch überdenken und öfter<br />

auf Alternativen zurückgreifen.<br />

Doris Mehnert


„Rambo“ vor dem Hungertod<br />

gerettet<br />

Am Donnerstag, den 25. März 2010 erhielt<br />

das Tierschutzzentrum Eilenburg<br />

ein Hilferuf: Ein Pferd liegt schon 3 Tage<br />

ohne Futter<br />

und Wasser<br />

in Morast<br />

und Kot auf<br />

der Seite fest.<br />

Nur der Kopf<br />

bewegte sich<br />

noch.<br />

Sofort fuhr<br />

unsere Tiernothilfe<br />

los,<br />

um Hilfe<br />

zu leisten.<br />

Es war ein<br />

furchtbarer Anblick, ein so abgemagertes,<br />

hilfloses Tier liegen zu sehen.<br />

Schnell gab es ein Telefonat <strong>mit</strong> unserem<br />

befreundeten Tiertrainer und Reiterhofbesitzer<br />

Dietmar Telligmann und<br />

seiner Tierärztin Agnes Piechota <strong>mit</strong><br />

der Bitte um sofortige Hilfe.<br />

Innerhalb sehr kurzer Zeit wurde alles<br />

organisiert: Auto und großer Pferdetransportanhänger<br />

wurden bereitgestellt.<br />

Rambo ist nun in guten Händen<br />

Foto: © Gerhard Wolf<br />

Eine sofortigetierärztlicheUntersuchung<br />

ergab<br />

eine totale<br />

U n t e r e r -<br />

nährung, die<br />

Temperatur<br />

war o. k. und<br />

die Därme<br />

noch in Funktion.<br />

Da das Tier an einer Böschung lag, die<br />

nicht befahrbar war, war die Bergung<br />

nicht einfach. Mehrere Männer aus der<br />

Nachbarschaft wurden herbeigerufen,<br />

um das liegende Tier auf den Hänger<br />

zu ziehen. Wir wussten, dass Rambo bei<br />

diesen beiden Pferdefreunden in professionellen<br />

Händen ist.<br />

Seite 19


Als wir das Tier am nächsten Tag im<br />

Pferdehof besuchten war es auf Stroh<br />

gebettet, hatte mehrere Infussionen und<br />

Medikamente bekommen. Mit kleinen<br />

Futter- und Wasserrationen wurde es<br />

am <strong>Leben</strong> erhalten.<br />

Nach Reinigung der Liegestellen sah<br />

man erst jetzt die großen Wunden und<br />

die extreme Abmagerung. Aber die Augen<br />

von Rambo sagten allen „Ich will<br />

leben“.<br />

Es wird noch Monate dauern bis er<br />

vollständig genesen ist und <strong>mit</strong> eigener<br />

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Seite 20<br />

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Kraft wieder über die Wiesen laufen<br />

kann.<br />

Die Tierschutzorganisation „Terra-<br />

Mater“ ist ein starker Partner, der uns<br />

in solchen Situationen immer zur Seite<br />

steht und auch fi nanziell unterstützt.<br />

Da der Genesungsweg sehr lang ist, hoffen<br />

wir auf Paten und Tierfreunde, die<br />

uns bei der weiteren Versorgung unseres<br />

Sorgenkindes Rambo fi nanziell unterstützen.<br />

Spenden können sie auf unser Konto<br />

bei der<br />

Sparkasse Leipzig<br />

BLZ: 860 555 92<br />

Kto.Nr.: 223 000 2026<br />

Verwendungszweck: Rambo<br />

überweisen.<br />

Vielen Dank für Ihre Unterstützung!<br />

Gerhard Wolf<br />

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E-Mail cwhalle@cartridgeworld.de<br />

Montag bis Freitag 9-18 Uhr - Samstag 9 - 13 Uhr


Manch Bärenherz<br />

kennt nur den Schmerz<br />

von Bärenburg und Bärenpark<br />

Bären sind ein Synonym für Trost und<br />

Kuscheln, für Schutz im Dunkeln und<br />

wunderbare braune Knopfaugen. Keiner,<br />

der nicht einen Bär als Kuscheltier in<br />

der Kindheit besaß. Teddys<br />

werden in Krankenhäusern<br />

verteilt, um Wärme<br />

zu spenden und Kindern<br />

die Angst zu nehmen.<br />

Dabei denkt kaum einer<br />

an die vermuteten<br />

vier bis sechshundert<br />

echten Bären, die in<br />

irgendeiner Ecke<br />

ihr Dasein fristen.<br />

Auch Grimma besaß<br />

eine Bärenburg<br />

<strong>mit</strong> echten Braunbären.<br />

Meine Kindheit<br />

wurde von Ihnen<br />

begleitet, begriffen<br />

habe ich die Tragweite<br />

für die Bären<br />

erst später, im Zusammenhang<br />

<strong>mit</strong> Weiterbildungen<br />

über Hundehaltung, in denen<br />

der Wolf immer eine Rolle spielt.<br />

In der alten Garnisionsstadt Grimma<br />

waren Sowjets stationiert. In deren<br />

Heimat verkörpert ein Bär Kraft und<br />

Stärke. So wurde die Bärenburg errichtet,<br />

und drei Bären hielten in<br />

Grimma Einzug.<br />

Ich erinnere mich noch an<br />

die Bären bei einem Klassenausflug,<br />

als sie noch<br />

jung und verspielt durch<br />

ihren viel zu kleinen<br />

Käfig tobten. Besonders<br />

spannend fanden<br />

wir Spiele am<br />

Autoreifen, sensationell<br />

einen Sprung in den<br />

Wassergraben, der vielleicht<br />

zwei mal zehn Meter maß - viel<br />

zu klein für drei später ausgewachsene<br />

Braunbären.<br />

Später, als wir für unsere Abschlußfahrt<br />

sparten, fegte<br />

unsere Klasse das Gelände<br />

der Bärenburg. Nie hat einer<br />

daran gedacht, dass es ihnen an<br />

etwas fehlen könnte. Wir wussten es<br />

einfach nicht besser, auch wenn wir in<br />

Seite 21


Heimatkunde und Biologie Achtung<br />

vor der Natur und anderen Lebewesen<br />

lernten.<br />

Ich bin sicher, heute würden sich viele<br />

aus meiner Klasse diese Frage stellen<br />

und aktiv werden. Einige sind selbst<br />

Tierhalter. Eine ehemalige Klassenkameradin<br />

war im Grimmaer Bärenverein<br />

und hat sich aktiv für die Rettung der<br />

Bären eingesetzt.<br />

Mit der Entwicklung im Tierschutz und<br />

auch aus wirtschaftlichen Gründen<br />

stellte sich irgendwann die Frage, was<br />

aus Maike, Tina und Mischa werden soll.<br />

Eine Sanierung stand im Raum, Angebote<br />

lagen vor, um das 60 Quadratmeter<br />

große Gehege zu sanieren, zu erweitern.<br />

Granit, ein natürlicher Boden, war das<br />

einzig „natürliche“, was die drei Bären<br />

in Grimma ihr ganzes bisheriges <strong>Leben</strong><br />

unter den Tatzen spürten.<br />

Ein Bär, ich weiß nicht welcher, ging immer<br />

nur noch zwei Meter vor, schabte<br />

<strong>mit</strong> seinem Schädel am Gitter hoch<br />

und runter, wieder zurück und wieder<br />

von vorn. Kahle Stellen „zierten“ seinen<br />

Kopf, genau da, wo dieser an den<br />

Gitterstäben lang fuhr. Das Wasser im<br />

Graben war oft grün, der üble Geruch<br />

des Geländes schlug einem schon von<br />

Weitem entgegen. Der Zustand war unhaltbar,<br />

es musste eine Lösung her.<br />

Das Gelände einzuzäunen war fast unbezahlbar.<br />

Die Finanzierung des Unterhaltes<br />

wäre immer eine Notlösung,<br />

ein Balanceakt gewesen. Im Ort gab es<br />

Seite 22<br />

trotz aller Bemühungen viel zu wenig<br />

Kenntnis, geschweige denn Wissen und<br />

Erfahrung im Bezug auf die Haltung von<br />

Braunbären.<br />

Nach Presserummel in vielen einschlägigen<br />

Zeitungen und auch Fernsehberichten<br />

kam die rettende Nachricht für<br />

die Grimmaer Bären: Der Umzug nach<br />

Worbis. Spontan hörte ich noch mehr<br />

zu, wenn es um Bären ging, vor allem,<br />

da in Worbis ja auch Wölfe waren, die<br />

mich als Hundehalter ungemein interessierten.<br />

Alternativer Bärenpark © Worbis<br />

Grafi k: www.baer.de<br />

Spektakulärer Umzug, die Riesen wurden<br />

narkotisiert für den Transport: Es<br />

waren Massen an Menschen da. In den<br />

Jahren zuvor und auch danach waren<br />

nie wieder so viele Interessierte da.<br />

Ab und an ein Zeitungsartikel über den<br />

Werdegang der Bären. Maike, nervös


und schnell unterwegs, hat Arthrose und<br />

ein verdrehtes Kniegelenk auf Grund<br />

der jahrelangen Käfighaltung. Wir können<br />

sagen, was eine solche Behandlung<br />

für einen Tierheimhund bedeutet. Was<br />

kostet es wohl für einen Bären?<br />

Tina ist sehr scheu gewesen und traute<br />

sich anfänglich kaum aus der Eingewöhnungsstation.<br />

Mischa sabberte wie ein<br />

Boxer. Die falsche Ernährung schadete<br />

seinen Zähnen, in Worbis wurden letztendlich<br />

alle gezogen. Alle drei haben<br />

sich nach und nach in Worbis eingelebt.<br />

Und es gibt so viele Einzelschicksale<br />

unter den Bären, im Zirkus, Tänzbären<br />

in fernen Ländern, Bären in irgendeiner<br />

Stadt in irgendeinem Käfter.<br />

Genauso überheblich, wie wir Menschen<br />

diese drei Bären einfach in einem<br />

Käfig hielten, ohne nachzudenken, genauso<br />

wunderbar einzigartig betrachten<br />

wir Interaktionen zwischen Mensch und<br />

Hund. Jahrelang galt es als wissenschaftlich<br />

erwiesen, dass nur zwischen den<br />

Arten Mensch und Hund eine besondere<br />

Kommunikation möglich ist, weil wir<br />

schon Jahrhunderte zusammen leben<br />

und der Mensch den Wolf domestiziert<br />

hat.<br />

In Worbis werden Wölfe und Bären<br />

gemeinsam gehalten, weil sie in freier<br />

Natur einen gemeinsamen <strong>Leben</strong>sraum<br />

haben. Sie teilen sich ein Terrain und<br />

kommen sich nicht in die Quere, es sei<br />

denn, um sich ab und an zu necken. Ein<br />

großer Vorteil in Worbis: Die Wölfe holen<br />

Bären aus ihren stereotypen Bewe-<br />

gungsabläufen, indem sie diese einfach<br />

so lange ärgern, bis die Bären genervt<br />

die Wölfe vertreiben.<br />

Bei einem Vortrag von Günter Bloch<br />

durfte ich Filmmaterial bestaunen, das<br />

einen Grizzly und einen Jungwolf zeigen,<br />

die auf ein Tshirt aus sind, das ein<br />

Mensch in der Wildnis liegen ließ. Mal<br />

sitzt der Grizzly darauf, mal hat der<br />

Wolf es im Maul. Mal rennt der eine <strong>mit</strong><br />

dem Shirt weg, dann wartet er wieder<br />

auf den scheinbaren Gegner.<br />

Völlig aggressionsfrei, man kann sehen,<br />

wie artfremde Tiere kommunizieren,<br />

ohne dass einer von beiden ein Opfer<br />

wird. Die beiden sind gut gelaunt,<br />

spielen, treten in Interaktion. Auch Raben<br />

bilden <strong>Leben</strong>sgemeinschaften <strong>mit</strong><br />

Wolfsrudeln. Sie sind Nutznießer von<br />

den Beutetieren und sitzen zuweilen direkt<br />

vor den Mäulern der Wölfe. Fast<br />

dreist hüpfen sie vor der Nasenspitze<br />

der Wölfe umher. Die Wölfe kennen<br />

„ihre“ Raben von klein auf. So lebt der<br />

große Jäger <strong>mit</strong> Raben zusammen und<br />

beide sind sich nützlich, denn bei Gefahr<br />

warnt der Rabe sein Rudel.<br />

Es gibt so viele Beispiele, in denen<br />

wir verschiedene Tierarten beobachten<br />

können, wo Interaktionen und gemeinsame<br />

<strong>Leben</strong>sformen von artfremden<br />

<strong>Tieren</strong> stattfinden, wo wir uns als<br />

Mensch zurücknehmen und nicht immer<br />

besser, schlauer oder besonders<br />

sind. Wir sind ein Rädchen im Getriebe<br />

und gar nicht so wichtig, wie wir uns<br />

einbilden.<br />

Seite 23


Das Wolfsrudel hat sehr viel sozialere<br />

Strukturen. So haben Jungtiere Respekt<br />

vor den älteren, lernen aus der Erfahrung<br />

der erwachsenen Tiere. Wölfe töten<br />

nur zum Zweck der Selbsterhaltung<br />

und nicht zum Vergnügen. Kein Tier hält<br />

ein anderes ein <strong>Leben</strong> lang in Gefangenschaft.<br />

Wozu auch? Das ergäbe keinen<br />

Sinn.<br />

Wir können sicher aus der Vergangenheit<br />

noch viel lernen. Ich freue mich<br />

noch heute für die Grimmaer Bären,<br />

auch wenn es sich nur um ein Drittel<br />

ihres <strong>Leben</strong>s handelt, was sie in artgerechter<br />

Haltung verbringen dürfen - <strong>mit</strong><br />

Erde, Wasser und Wiese unter den Tatzen,<br />

Winterschlaf, Sonne, Regen, Futter-<br />

Maike<br />

Seite 24<br />

suche, Bäumen, ohne Granit und ohne<br />

Autoreifen, den ein Mensch aufhängt,<br />

da<strong>mit</strong> der Bär putzige Kletterspiele<br />

macht.<br />

Wir sollten ihnen Achtung und Respekt<br />

entgegenbringen und einmal mehr<br />

nachdenken, bevor wir uns entscheiden.<br />

In zwanzig Jahren wird die Wissenschaft<br />

noch weiter sein und unsere heutigen<br />

Entscheidungen in Frage stellen. Und<br />

wenn wir dann dazu noch in der Lage<br />

sein sollten, wird uns sicher Manches<br />

auffallen, das wir hätten anders oder<br />

besser machen sollen, da<strong>mit</strong> es den <strong>Tieren</strong><br />

in unserer Obhut gut geht.<br />

Mit tierischen Grüßen<br />

Ricarda Keller und Team<br />

Quellen: Herz und Schnauze Ausgabe 3/4-2005,<br />

Homepage Bärenpark Worbis, Fotos: © www.baer.de<br />

Nachtrag<br />

Tina Mischa<br />

Der Umzug in den Bärenpark erfolgte<br />

im März 2002. Bis dahin lebten die drei<br />

Bären in einem Käfig, auf Beton <strong>mit</strong>ten<br />

im Stadtpark von Grimma. Mischa ist<br />

am 8.3.2008 gestorben


Schäferhund Sandy sucht ein neues Zuhause<br />

Sandy ist ca. 60 cm groß, weiblich, kastriert<br />

und wurde ca. 1996 geboren. Sie<br />

stammt aus Deutschland und ist geimpft.<br />

Ein Bluttest war bisher noch nicht<br />

erforderlich. Sie wartet seit 07.06.2008<br />

auf ein neues Zuhause...<br />

Sandy ist wegen Umzugs auf ihrem alten<br />

Grundstück zurückgelassen worden.<br />

Nun sitzt sie bei uns und wartet<br />

auf ihre Familie. Sie<br />

war viel zu dick<br />

und arbeitet im<br />

Moment an ihrer<br />

schlanken Linie.<br />

Sandy lebt bei uns<br />

<strong>mit</strong> einem Rüden<br />

zusammen, den sie<br />

ordentlich auf Trab<br />

hält. Bei manchen<br />

Hündinnen ist sie<br />

etwas zickig, aber<br />

andere toleriert sie<br />

auch. Sie ist topfit<br />

und keiner glaubt so richtig, dass Sandy<br />

schon zwölf sein soll.<br />

Da Sandy einen Knubbel auf dem Hinterlauf<br />

hatte und beim Gassi manchmal<br />

etwas lahm ging, haben wir <strong>mit</strong> dem<br />

Tierarzt ein erneutes Röntgenbild anberaumt.<br />

Folgenschwere Ergebnisse<br />

stellten sich heraus: Die Verdickung ist<br />

eine Verknorpelung von der Spondylose<br />

der Hüfte ausgehend und wird nicht<br />

mehr operiert werden. Sandy wird auf<br />

Schmerz<strong>mit</strong>tel eingestellt. Die Kosten<br />

(im Moment noch nicht so hoch) wür-<br />

den sich bei Bedarf auf maximal 2,00 €<br />

pro Tag belaufen.<br />

Viel schwerwiegender ist die Krebsdiagnose.<br />

Während einer früheren<br />

Behandlungsphase fanden wir einen<br />

Milchleistentumor, der auf Grund ihrer<br />

Wirbelsäulendiagnose und nach eingehender<br />

Beratung nicht mehr behandelt<br />

wurde. Sie hatte bisher keine Schmerzen,<br />

im Gegenteil,<br />

niemand glaubte<br />

so wirklich, das<br />

Sandys Geburtsjahr<br />

1996 sein<br />

soll. Beim letzten<br />

Röntgen wurde<br />

festgestellt,<br />

das ihre Organe<br />

schwer befallen<br />

sind, so das jeder<br />

Tag ihr letzter<br />

sein könnte. Im<br />

Moment ist es<br />

wie immer, Sandy läuft und frisst, auch<br />

Ihr Stuhl ist in Ordnung. Sandy ist nichts<br />

anzumerken, nur etwas ruhiger ist sie<br />

geworden.<br />

Nun suchen wir für Sandy eine Endstelle.<br />

Hündinnen sollten nicht zwingend<br />

vorhanden sein, ein weiterer Rüde<br />

gern.Kinder jeden Alters sind kein Problem.Kleintiere<br />

und Katzen bedingt,<br />

eine räumliche Trennung ist günstiger.<br />

Früher hätten wir eine Gewöhnung<br />

versucht, heute möchten wir Sandy jegliche<br />

Strapaze ersparen. Ein Haus <strong>mit</strong><br />

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Garten oder eine möglichst ebenerdige<br />

Wohnung (max. erste Etage). Eine Einzelhaltung<br />

ist auch möglich. Auf keinen<br />

Fall möchten wir Zwinger- oder reine<br />

Aussenhaltung für unsere Schützlinge -<br />

das ist für uns selbstverständlich.<br />

Sandy hat sich bei uns immer wohl gefühlt<br />

und machte auf uns nie den Eindruck,<br />

unter der Tierheimsituation zu<br />

leiden. Dennoch wünschen wir uns für<br />

sie eine eigene Familie, die wir ihr trotz<br />

aller Bemühungen nicht ersetzen können.<br />

Als kleiner Verein sind wir auf Hilfe angewiesen.<br />

Die Vorbesitzer kamen Ihren<br />

Pflichten bis auf eine kleine Rate nie<br />

nach. Die eigentlich übliche Abgabegebühr<br />

haben wir nie erhalten. Sandy<br />

ist während ihres Aufenhaltes bei uns<br />

mehrfach in Behandlung gewesen - zwei<br />

Mal Röntgen, mehrfache Behandlungen<br />

an ihrer Zehe. Auf Grund ihrer Bewegungsfreude<br />

hatte sie sich leider immer<br />

wieder an der selben Stelle verletzt -<br />

wir wissen nicht wo. Irgendwann musste<br />

die Zehe amputiert werden. Seitdem<br />

gibt es keine Probleme mehr da<strong>mit</strong>.<br />

Wir benötigen Paten oder einmalige<br />

Spenden, um Sandy eine passende Pflegestelle<br />

zu finanzieren. Gegebenenfalls<br />

kommt auch eine Pflegestelle in Frage,<br />

die bereit ist, alle weiteren Kosten zu<br />

tragen, vor allem dann , wenn sie räumlich<br />

weiter entfernt liegen sollte. Dann<br />

kommen eventuell noch die Transportkosten<br />

auf uns zu, wenn sich keine Fahrkette<br />

findet.<br />

Seite 26<br />

Sandy war bei uns immer eine unproblematische<br />

und beliebte Hündin, unscheinbar<br />

und unauffällig. Probleme hatten<br />

wir im Umgang <strong>mit</strong> Sandy zu keiner<br />

Zeit. Sie war für viele Hunde eine tolle<br />

Zwingergefährtin und hat einige kommen<br />

und gehen sehen, Haribo, Motzki,<br />

Hugo. Im Moment lebt sie <strong>mit</strong> Theo zusammen.<br />

Jetzt braucht sie unsere Hilfe<br />

und wir werden alles versuchen, egal ob<br />

oder wieviele Spenden zusammenkommen.<br />

Spendenkonto:<br />

Tierheim Schkortitz<br />

Konto:10 100 55 506<br />

BLZ.: 860 502 00<br />

Sparkasse Muldental<br />

Kontakt:<br />

TSV Muldental e.V.<br />

Tierheim Schkortitz<br />

Ricarda Keller.<br />

Marthaweg 41<br />

04668 Grimma,<br />

Telefon: 0162/3049849<br />

tsv-mtl@gmx.de,<br />

www.tsv-muldental.de


Adressen, Kontaktinformationen und Spendenkonten<br />

1<br />

Tierfreunde e. V., Dahlen<br />

Anschrift: Holzstraße 2 - 04774 Dahlen<br />

Telefon: 034361 60292<br />

Spendenkonto: 22 100 420 30, Sparkasse Leipzig, BLZ 860 555 92<br />

2<br />

Tierschutzverein Muldental e. V.<br />

Anschrift: Marthaweg 41 - 04668 Grimma/Schkortitz<br />

Telefon: 0162 3049849<br />

Internet: www. tsv-muldental.de<br />

E-Mail: tsv-mtl@web.de<br />

Spendenkonto: 10 100 555 06, Sparkasse Muldental, BLZ 86050200<br />

3<br />

4<br />

Verein zum Wohl der Tiere e. V.<br />

Anschrift: Dresdner Str. 9 04808 Wurzen<br />

Telefon: 0174 2149541 - 0162 3175133<br />

Internet: www.gnadenhof-lossa.de<br />

E-Mail: info@gnadenhof-lossa.de<br />

Spendenkonto: 34 002 87 83, VR Bank Muldental, BLZ 86095484<br />

TSV Eilenburg u. U. e. V.<br />

Anschrift: Am Färbenwerder 14, 04838 Eilenburg<br />

Telefon: 03423 758928 - Fax 03423 758934<br />

Internet: www.tierheim-eilenburg.de<br />

E-Mail: kontakt@tierschutzzentrum-eilenburg.de<br />

Spendenkonto: 22 3000 2026, Sparkasse Sparkasse Leipzig, BLZ 860 555 92, 92,<br />

5 Impressum<br />

<strong>Leben</strong> <strong>mit</strong> <strong>Tieren</strong> e. V.<br />

Anschrift: Postfach 1335 - 04502 Delitzsch<br />

Telefon: 034202 329841 oder 0162 3713668 - Fax: 034202 92678<br />

Internet: www.leben-<strong>mit</strong>-tieren.de<br />

E-Mail: mail@leben-<strong>mit</strong>-tieren.de<br />

Spendenkonto: 103 675 286, Volksbank Delitzsch e. G., BLZ 860 955 54<br />

Herausgeber: <strong>Leben</strong> <strong>mit</strong> <strong>Tieren</strong> e. V.,<br />

PF 1335, 04502 Delitzsch, Telefon 034202 329841, Telefax: 034202 92645,<br />

Vereinsregister: VR824 - Amtsgericht Eilenburg<br />

Steuernummer: 237/143/00326<br />

Für die Inhalte der abgedruckten Beiträge sind die jeweiligen Tierschutzvereine verantwortlich.


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1<br />

4<br />

5<br />

Die Standorte unserer Regionalgruppe<br />

nordsächsischer Tierschutzvereine<br />

(Kontaktinformationen auf der 3. Umschlagseite)<br />

Karte: © Landesvermessungsamt Sachsen

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