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PROTOKOLL - Thun

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<strong>Thun</strong>er Stadtratssitzung vom 2. April 2009 Seite 25<br />

Stadtkanzlei<br />

Rathaus, 3602 <strong>Thun</strong><br />

Tel. 033 225 82 21, Fax 033 225 82 02<br />

<strong>PROTOKOLL</strong><br />

STADTRAT VON THUN<br />

Doppelsitzung 4/09 vom 2. April 2009, 17.00 Uhr, Rathaus <strong>Thun</strong><br />

Erster Teil, Geschäfte Nr. 25 bis Nr. 29<br />

Anwesend<br />

Stadtrat Vorsitz: Stadtratspräsidentin Renate Begré (Für das Geschäft Nr. 29 Vizestadtratspräsident<br />

Raphael Lanz)<br />

Damen und Herren Hanspeter Aellig, Suzanne Albrecht Wyss, Vreni Balmer,<br />

Jonas Baumann-Fuchs, Patric Bhend, Markus Bieri, Markus Binggeli, Silvia<br />

Brandenberger, Katrin Briggen, Christine Buchs-Enggist, Jürg Dällenbach, Andrea<br />

de Meuron, Marianne Dumermuth, Peter Dütschler, Peter Fahrni, Hans-Ueli<br />

Feuz-Kettiger, Martin Frei, Roman Gimmel, Franziska Gyger, Konrad Hädener,<br />

Thomas Hiltpold, Christina Jaccard, Daniel Jacobsen, David Külling, Raphael<br />

Lanz, Rolf Marti, Thomas Notter, Christoph Peter, Carlos Reinhard, Sandra<br />

Rupp Gyger, Sandra Ryser, Max Sager, Philippe Tobler (bis Geschäft Nr. 30),<br />

Matthias Wiedmer, André Wyttenbach<br />

Gemeinderat Stadtpräsident Hans-Ueli von Allmen, Gemeinderätinnen Ursula Haller und<br />

Jolanda Moser, Gemeinderäte Andreas Lüscher und Peter Siegenthaler<br />

Ferner Gemeinderatssekretär Marius Mauron<br />

Chef Amt für Bildung und Sport Frank Heinzmann (Geschäft Nr. 29)<br />

Personalchef Peter Heimann (Geschäft Nr. 30)<br />

Sekretariat Stadtratssekretär Remo Berlinger<br />

Protokollführerin Fabienne Feller<br />

Entschuldigt Stadträte Thomas Gruber, Urs Hüttinger, Michael Lüthi und Hans-Peter Steiner


<strong>Thun</strong>er Stadtratssitzung vom 2. April 2009 Seite 26<br />

Doppelsitzung 4/09 vom 2. April 2009, 17.00 Uhr, Rathaus <strong>Thun</strong><br />

Zweiter Teil, Geschäfte Nr. 30 bis Nr. 34<br />

Anwesend nach dem Sitzungsunterbruch<br />

Stadtrat Vorsitz: Stadtratspräsidentin Renate Begré<br />

Damen und Herren Hanspeter Aellig, Suzanne Albrecht Wyss, Vreni Balmer,<br />

Jonas Baumann-Fuchs, Patric Bhend, Markus Bieri, Markus Binggeli, Silvia<br />

Brandenberger, Katrin Briggen, Christine Buchs-Enggist, Andrea de Meuron,<br />

Marianne Dumermuth, Peter Dütschler, Peter Fahrni, Hans-Ueli Feuz-Kettiger,<br />

Martin Frei, Roman Gimmel, Franziska Gyger, Konrad Hädener, Thomas Hiltpold,<br />

Christina Jaccard, Daniel Jacobsen, David Külling, Raphael Lanz, Rolf<br />

Marti, Thomas Notter, Christoph Peter, Carlos Reinhard, Sandra Rupp Gyger,<br />

Sandra Ryser, Max Sager, Philippe Tobler (bis Geschäft Nr. 30), Matthias<br />

Wiedmer, André Wyttenbach<br />

Gemeinderat Stadtpräsident Hans-Ueli von Allmen, Gemeinderätinnen Ursula Haller und<br />

Jolanda Moser, Gemeinderat Andreas Lüscher<br />

Ferner Gemeinderatssekretär Marius Mauron<br />

Personalchef Peter Heimann (Geschäft Nr. 30)<br />

Sekretariat Stadtratssekretär Remo Berlinger<br />

Protokollführerin Fabienne Feller<br />

Entschuldigt Gemeinderat Peter Siegenthaler und Stadträte Jürg Dällenbach, Thomas Gruber,<br />

Urs Hüttinger, Michael Lüthi und Hans-Peter Steiner


<strong>Thun</strong>er Stadtratssitzung vom 2. April 2009 Seite 27<br />

Die Stadtratspräsidentin eröffnet die Sitzung und begrüsst alle Anwesenden, insbesondere die neue<br />

Stadträtin Sandra Rupp Gyger.<br />

Die Präsidentin wird für das Geschäft Nr. 29 die Sitzungsleitung an Vizestadtratspräsident Raphael<br />

Lanz übergeben, da sie die SAKO 3 vertreten möchte.<br />

25. Protokoll<br />

Genehmigung des Protokolls der Stadtratssitzung vom 5. März 2009<br />

Das Protokoll wird vom Rat einstimmig genehmigt.<br />

26. Stadträtliche Kommissionen<br />

Ersatzwahlen SAKO 3 Bi+E anstelle von Patric Bhend (SP) und Eveline Fahrni (SP)<br />

Stadtratsbeschluss:<br />

Der Stadtrat von <strong>Thun</strong>, gestützt auf Artikel 37 lit. b) Stadtverfassung und Artikel 21 Absatz 1 Geschäftsreglement<br />

Stadtrat von <strong>Thun</strong>, nach Kenntnisnahme der Wahlvorschläge SP-Fraktion, beschliesst einstimmig:<br />

1. In die Sachkommission 3 Bildung und Entwicklung wird anstelle des zurückgetretenen Patric Bhend<br />

per sofort gewählt: Marianne Dumermuth Lehmann (SP).<br />

2. In die Sachkommission 3 Bildung und Entwicklung wird anstelle der zurückgetretenen Eveline Fahrni<br />

per sofort gewählt: Sandra Rupp Gyger (SP).<br />

27. Kommissionen<br />

Ersatzwahl von Lukas Lanzrein (SVP) in die Wahlkommission anstelle des zurückgetretenen<br />

André Wyttenbach<br />

Bericht des Gemeinderates Nr. 6/2009<br />

Stadtratsbeschluss:<br />

Der Stadtrat von <strong>Thun</strong>, gestützt auf Artikel 37 lit. c) Stadtverfassung und nach Kenntnisnahme vom<br />

gemeinderätlichen Bericht vom 12. März 2009, beschliesst einstimmig:<br />

1. Von der Demission von André Wyttenbach per sofort wird Kenntnis genommen. Die in diesem Amt<br />

geleisteten Dienste werden bestens verdankt.<br />

2. Als Ersatz wird per sofort als Mitglied in die Wahlkommission gewählt: Lukas Lanzrein, geb.<br />

17. Januar 1989, von <strong>Thun</strong> BE, Student, wohnhaft Grenzweg 30, 3645 Gwatt, und zwar für den<br />

Rest der laufenden, am 31. Dezember 2010 endenden Amtsdauer.<br />

3. Der Gemeinderat wird mit der Ausführung dieses Beschlusses beauftragt.<br />

28. Kommissionen<br />

Ersatzwahl von Marc Zahnd (FDP) in die Vormundschaftskommission anstelle des zurückgetretenen<br />

Hanspeter Aellig<br />

Bericht des Gemeinderates Nr. 7/2009


<strong>Thun</strong>er Stadtratssitzung vom 2. April 2009 Seite 28<br />

Stadtratsbeschluss:<br />

Der Stadtrat von <strong>Thun</strong>, gestützt auf Artikel 37 lit. c) Stadtverfassung und nach Kenntnisnahme vom<br />

gemeinderätlichen Bericht vom 12. März 2009, beschliesst einstimmig:<br />

1. Von der Demission von Hanspeter Aellig per 31. Januar 2009 wird Kenntnis genommen. Die in diesem<br />

Amt geleisteten Dienste werden bestens verdankt.<br />

2. Als Ersatz für den zurückgetretenen Hanspeter Aellig wird per sofort als Mitglied in die Vormundschaftskommission<br />

gewählt: Marc Zahnd, geb. 15. September 1966, von Wahlern BE, Treuhandexperte,<br />

wohnhaft Lauenenweg 49e, 3600 <strong>Thun</strong>, und zwar für den Rest der laufenden, am<br />

31. Dezember 2010 endenden Amtsdauer.<br />

3. Der Gemeinderat wird mit der Ausführung dieses Beschlusses beauftragt.<br />

29. Rechtsetzung; Bildungsreglement<br />

Überführung des Versuchsreglements Bildung der Stadt <strong>Thun</strong> in ständiges Recht<br />

Bericht des Gemeinderates Nr. 8/2009<br />

Vizestadtratspräsident Raphael Lanz übernimmt die Sitzungsleitung bei diesem Geschäft und begrüsst<br />

alle Anwesenden.<br />

Er erläutert das nähere Vorgehen: Der Rat führt zuerst eine Eintretensdebatte, anschliessend wird über<br />

allfällige Anträge abgestimmt und zum Schluss folgt die Detailberatung. Er bedankt sich auch im Namen<br />

der Mitarbeiter der Verwaltung für die schriftliche Anmeldung der Anträge, diese müssen aber im<br />

Rat noch formell gestellt werden. Er bittet die Ratsmitglieder deshalb zu erwähnen, falls sie angemeldete<br />

Anträge nicht mehr stellen wollen. Im Weiteren ergänzt der Vorsitzende, dass die neuen Anträge des<br />

Gemeinderats dessen frühere Anträge ersetzen.<br />

a) Eintretensdebatte<br />

Gemeinderätin Ursula Haller zitiert den zuständigen Schulinspektor Bernhard Häsler: “In <strong>Thun</strong> werden<br />

die kantonalen Vorgaben konsequent und zukunftsweisend umgesetzt. Die klare Trennung der strategisch-politischen<br />

Aufgaben der Schulen und der operativen Führungsbereiche fördert die Idee der geleiteten<br />

Schule. Die Zuständigkeiten sind geklärt. Bernhard Häsler dankt dem Projektteam unter der Leitung<br />

von Dr. Frank Heinzmann für die innovative Arbeit und das gute Einvernehmen mit dem Kanton<br />

und dem regionalen Schulinspektorat Oberland. “<br />

Frau Haller freut sich nach den kontroversen Diskussionen, dass es dabei eigentlich nie um den schulischen<br />

Bereich dieses neuen Bildungsreglementes ging, sondern vielmehr um den Status von Goldiwil.<br />

Die Synopse über die angemeldeten Anträge wurde ohne Äusserung des Gemeinderats verschickt,<br />

nachdem die Frist für das Stellen von Anträgen verstrichen war. Der Gemeinderat ist zum Schluss gekommen,<br />

dass es zu respektieren ist, falls Anträge heute anders lauten. Frau Haller legt Wert darauf,<br />

dass die Vorlage nicht „nur“ wegen der Frage Goldiwil scheitert. Es ist auch eine gesetzliche Verpflichtung<br />

aufgrund der Revision des Volksschulgesetzes, das Versuchsreglement jetzt in ein definitives Bildungsreglement<br />

zu überführen. Aus diesem Grund schlägt der Gemeinderat vor, die Frage der Schulgemeinde<br />

Goldiwil von den anderen Fragen bezüglich des Bildungsreglements abzukoppeln. Ursula<br />

Haller weist darauf hin, dass Fürsprecher Marius Mauron als juristischer Berater bei der Sitzung anwesend<br />

ist.<br />

Die Anträge der SVP entsprechen sinngemäss dem Anliegen des Gemeinderates: Die Schulgemeinde<br />

Goldiwil bleibt bestehen, die Schulkommission wird von 11 auf 9 Sitze reduziert. Diese Verkleinerung ist<br />

sehr erwünscht, schon nur aus Gründen der erwünschten Kostenneutralität.<br />

Renate Begré, SAKO 3, sieht in der Genehmigung des Bildungsreglements einen vorläufigen Schlusspunkt<br />

nach einem langen Prozess. Das Resultat ist akzeptabel. Für die Mitglieder der SAKO 3 ist das<br />

Thema nicht erledigt. In den letzten Jahrzehnten gab es viele Veränderungen im Schulwesen, viel Hektik<br />

und Verunsicherungen kamen auf. Seit dem 1. August 2008 sind die kantonalen Grundlagen in Kraft<br />

und brachten Klarheit in verschiedenen Bereichen. Ein neues Bildungsreglement muss nun in erster


<strong>Thun</strong>er Stadtratssitzung vom 2. April 2009 Seite 29<br />

Linie Klarheit und Verlässlichkeit schaffen: Klarheit bezüglich der Strukturen und Verlässlichkeit bezüglich<br />

der Abläufe. In den letzten 3,5 Jahren konnte man beobachten, ob diese Erwartungen vom neuen<br />

Bildungsreglement erfüllt werden.<br />

Die geleitete Schule ist Voraussetzung für vereinheitlichte Bildungsziele (HarmoS) und die spezifische<br />

Identität einzelner Schulen, eine Professionalisierung der Schulleitung ist Grundbedingung für das Konzept<br />

der geleiteten Schule.<br />

Das Bildungsreglement trennt den operativen Teil (Schulleitung) vom politisch strategischen Teil (Schulkommission)<br />

klar.<br />

In folgenden Bereichen konnte während der Versuchszeit Verbesserungspotenzial festgestellt werden:<br />

Ressourcen der Schulkommissionsmitglieder, Klärung der Schnittstellen zwischen Schulkommission<br />

und Schulleitung, Entschädigung der Schulkommissionsmitglieder (Artikel 18 BiR), Entschädigung des<br />

Schulleitungskonferenzpräsidiums durch Lektionenentlastung (Artikel 23 BiR), Wegfall des Gemeinderatssitzes<br />

in der Schulkommission, Vermittlung durch die Schulkommission zwischen Schulleitung und<br />

Lehrperson im Streitfall. Frau Begré ist der Meinung, dass regelmässiger Kontakt zwischen den Parteien<br />

nötig ist, um notwendiges Vertrauen zu schaffen.<br />

Die Lehrervertretung ist nicht abschliessend geregelt.<br />

Bei der Qualitätssicherung/ Qualitätsmanagement ist die Aussensicht ungenügend.<br />

Bei der Schaffung des Koordinationsbüros ABS / Schulleitungskonferenz und SAKO sieht Frau Begré<br />

die Möglichkeit, den Organisationsfluss und den Organisationsablauf zu vereinfachen.<br />

Die Elternmitwirkung bleibt nach dem neuen Bildungsreglement in einem verbindlichen Rahmen, die<br />

Ausgestaltung ist aber noch offen. Elternmitwirkung kann nicht verordnet werden, sondern muss sich<br />

entwickeln. Die Schulleitung muss Führungskompetenz mitbringen. Die Schulkommission muss die<br />

Verankerung der Volksschule in der Bevölkerung garantieren.<br />

Letztendlich hängt es nicht vom neuen Bildungsreglement ab, ob unsere Kinder eine gute Schule besuchen,<br />

sondern vor allem von engagierten, kompetenten Lehrern und Lehrerinnen, welche mit den ständigen<br />

Neuerungen umgehen können. Das Reglement ist nur eine Rahmenbedingung, keine Garantie<br />

für eine gute Schule.<br />

Der Goldiwiler-Sitz war in der SAKO umstritten. Die Mehrheit fand, er sei mit den neuen Schulstrukturen<br />

nicht zu rechtfertigen. Die Schule Goldiwil kann nur eng vernetzt mit anderen <strong>Thun</strong>er Schulen zusammen<br />

überleben. Renate Begré empfindet den Zusammenschluss mit dem Lerchenfeld-Schulhaus als<br />

sinnvolle Lösung.<br />

Die SAKO 3 empfiehlt bei einer Enthaltung Genehmigung des vorliegenden Bildungsreglements gemäss<br />

Stadtratsversand.<br />

Die GFL-Fraktion empfiehlt bei einer Enthaltung Genehmigung.<br />

Renate Begré beantragt, über den ursprünglichen Antrag gemäss Stadtratsversand abzustimmen.<br />

Christoph Peter, SVP-Fraktion, schliesst sich der SAKO-Sprecherin Renate Begré an. Auch die Fraktion<br />

sieht das Reglement als für unsere Schule passend an. Die Fraktion ist trotzdem besorgt: Erstens<br />

aufgrund des Vorgehens, da die Stadträte die grünen Unterlagen vor 10 Tagen bekommen haben und<br />

dann die Änderungsanträge rasch einreichen mussten. Das Anliegen der Fraktion ist es, sich seriös<br />

Meinungen bilden zu können. Herr Peter fragt sich, wo der Vergleich zum Stand vor dem Versuchsreglement<br />

ist.<br />

Die Verunsicherung in der Fraktion stieg zusätzlich durch Unstimmigkeiten in den Unterlagen: Auf Seite<br />

2 des Stadtratsberichtes steht, dass es sich in der Frage Goldiwil um die Artikel 18 und 27 BiR handelt.<br />

In der Tat betrifft es aber die Artikel 17, 26 und 27 BiR.<br />

Des Weiteren ist die Rede von einem gegründeten Leistverein, welcher jedoch gar nicht existiert. Ausserdem<br />

schlägt der Gemeinderat vor, das Organisationsreglement der Schulgemeinde Goldiwil aufzuheben.<br />

Herr Peter fragt, ob dieses Organisationsreglement überhaupt jemand gesehen hat.<br />

Die SVP-Fraktion ist noch aus einem zweiten Grund besorgt. Goldiwil ist kein Stadtteil von <strong>Thun</strong>, es ist<br />

ein Dorf. Wenn man die Schulgemeinde aufhebt, unterbindet man wichtige Beziehungen zu angrenzenden<br />

Gemeinden.<br />

Herr Peter verweist auf das Votum von Ursula Haller zur ersten Vorlage. Sie empfahl, dass ein Leist<br />

gegründet werden soll. Jedoch hat nach Auffassung von Christoph Peter die Schulgemeinde eine grössere<br />

Legitimation als ein Quartierleist, da jeder Goldiwiler Mitglied ist. Viele Aufgaben werden von der<br />

Schulgemeinde erledigt, ohne dass die Verwaltung handeln muss. Damit werden viele Kosten eingespart.<br />

Christoph Peter fragt sich, wo das Gefühl für Minderheiten ist und wieso die Frage der Schulgemeinde<br />

Goldiwil zusammen mit dem Bildungsreglement behandelt wird.<br />

Die Änderungsanträge der SVP werden nach der Eintretensdebatte gestellt.


<strong>Thun</strong>er Stadtratssitzung vom 2. April 2009 Seite 30<br />

Hanspeter Aellig, FDP-Fraktion, stimmt Christoph Peter zu. Auch seine Fraktion hätte gerne genügend<br />

Zeit zu Vorbereitung. Die Fraktion sieht das Versuchsreglement als erfolgreich an und würde es mittragen,<br />

wenn die Frage Goldiwil geklärt wird. Es steht ausser Frage, dass Goldiwil eine Sonderposition<br />

hat. Die Einwohner von Goldiwil haben abgestimmt und es geht ihnen primär darum, dass Goldiwil einen<br />

garantierten Sitz in der Schulkommission hat. Die SVP will mit Ihren Anträgen einen garantierten<br />

Goldiwiler-Sitz in der Schulkommission, eine von der Parteizugehörigkeit unabhängige Wahl dieses<br />

Kommissionsmitglieds durch die Einwohner von Goldiwil sowie die Erhaltung der Schulgemeinde bis<br />

zur Schaffung einer neuen Organisationsform. Die FDP-Fraktion tritt auf die Debatte ein.<br />

Katrin Briggen, SP-Fraktion, teilt mit, dass die Fraktion auf die Debatte eintreten will und sich inhaltlich<br />

Renate Begrés Votum anschliesst. Die Fraktion ist mit dem vorliegenden Reglement einverstanden.<br />

Katrin Briggen verweist auf die Stadtratssitzung vom 18. November 2004 und die damaligen Befürchtungen<br />

bei der Abstimmung über das Versuchsreglement. Die Befürchtungen sind nicht eingetroffen<br />

und die neuen Strukturen sind erfolgreich. Sie fordert zu Mut zur anstehenden Veränderung auf.<br />

Markus Bieri (EDU) will das Bildungsreglement nicht torpedieren. Trotzdem unterstützt die Fraktion die<br />

Voten von Christoph Peter und Hanspeter Aellig. Es ist wichtig, dass Goldiwil als vollwertiger Teil von<br />

<strong>Thun</strong> verstanden wird und nicht als Quartier wie jedes andere behandelt wird. Goldiwil hat seinen Dorf-<br />

Charakter erhalten. Der Vertrag von 1913 wurde nicht wertlos und es geht darum, funktionierende<br />

Strukturen zu erhalten. Die EDU unterstützt die Haltung der SVP.<br />

David Külling (EDU) möchte hervorheben, dass es in der Diskussion zum Bildungsreglement nicht nur<br />

um Goldiwil geht. Artikel 24 BiR ist auch wichtig, deshalb stellt die Partei den schriftlich angemeldeten<br />

Änderungsantrag für diesen Artikel.<br />

Thomas Notter, Fraktion CVP+EVP, findet, dass sich das Versuchsreglement bewährt hat. Es geht hier<br />

um das Bildungsreglement und nicht um die Organisation oder die Struktur der Gemeinde. Die Fraktion<br />

unterstützt das Bildungsreglement. Die Frage Goldiwil ist jedoch ein anderes Thema, über das in einer<br />

Diskussion über ein neues System über die Ortsteile und Leiste diskutiert werden sollte. Herr Notter ist<br />

persönlich der Meinung, dass die Rolle der Leiste gestärkt werden sollte.<br />

Die Fraktion beantragt Eintreten.<br />

Gemeinderätin Ursula Haller betont, dass kein sogenanntes „Basteln am Reglement“ betrieben wurde.<br />

Der Gemeinderat hat sich bemüht, immer zu informieren. Die Vorgeschichte hat nicht erst im 2003<br />

angefangen, sondern bereits im 2002 mit einer breiten Vernehmlassung. Diese ist bei den politischen<br />

Parteien, den Kirchgemeinden, bei der Schulgemeinde Goldiwil, der Schulkommission und den Schulleitungen<br />

erfolgt. Im Jahr 2004 wurde das Ganze ausgewertet und am 18. November 2004 hat der<br />

Stadtrat dem Versuchsreglement zugestimmt. Es wurde eine Projektleitung mit Leuten aus der Verwaltung,<br />

Vertretern der Schulen und dem Schulinspektorat zusammengestellt. Am 1. November 2007<br />

stimmte der Stadtrat dann der Verlängerung diese Versuchsreglements bis zum 31. Juli 2009 zu. Man<br />

wollte weitere Erfahrungen sammeln. Dieser ganze Prozess ging sehr demokratisch vor sich, jeder<br />

konnte seine Meinung einbringen.<br />

Nicht nur für den Stadtrat ist die Zeit knapp, sondern auch für den Gemeinderat. Falls sich dies in Zukunft<br />

ändern sollte, müsste man eine Grundsatzdebatte über die Fristen führen. Renate Begré hat die<br />

Sache auf den Punkt gebracht: Sie war damals SAKO-Präsidentin und weiss, dass sich der pädagogische<br />

Geist nicht reglementieren lässt. Eine gute Schule zeichnet sich schlussendlich dadurch aus, dass<br />

motivierte und kompetente Lehrer vorhanden sind. Ursula Haller weist darauf hin, dass Schulinspektor<br />

Häsler <strong>Thun</strong> immer wieder als Vorbild für eine moderne Schule ansieht.<br />

Sie möchte richtig stellen, dass es sich tatsächlich um die Artikel 17/26/27 BiR handelt. Selbstverständlich<br />

ist auch der Antrag von David Külling, wo es um die Elternpartizipation geht, wichtig.<br />

Frau Haller entschuldigt sich für den Fall, dass jemand durch ihre Bezeichnung Goldiwils als „Satellit“<br />

beleidigt wurde. Goldiwil ist ein wunderschönes, eigenständiges Dorf, welches seine Berechtigung<br />

durchaus hat. Der Gemeinderat nimmt die Anliegen von Goldiwil ernst, obwohl das Vorhaben gerade<br />

mal 71 von über 1000 Personen von Goldiwil ablehnen.<br />

Gemeinderätin Haller möchte nun auf die Anträge der SVP einschwenken. Diese haben durch die einzelnen<br />

Artikel hindurch eine gewisse Konsequenz. Die SVP-Fraktion stellt die richtigen Anträge, damit<br />

die Schulgemeinde weiter existieren kann. Die Entscheidung, wie viele Sitze es dann sein werden, liegt<br />

beim Rat. Frau Haller betont, dass sich das Versuchsreglement nur in Details von dem Reglement unterscheidet,<br />

über welches heute abgestimmt wird.<br />

Der Vorsitzende stellt fest, dass das Eintreten unbestritten ist.


<strong>Thun</strong>er Stadtratssitzung vom 2. April 2009 Seite 31<br />

b) Detailberatung<br />

Der Vorsitzende schlägt vor, zuerst über die Frage Goldiwil zu debattieren, namentlich über die Artikel<br />

17, 26 und 27 BiR. Anschliessend werden die Artikel chronologisch diskutiert.<br />

Es besteht folgende Ausgangslage: Die FDP-Fraktion und die EDU stellen ihre angemeldeten Anträge<br />

nicht, die SVP-Fraktion stellt ihren Antrag.<br />

Der Antrag der SAKO 3 lautet auf die ursprüngliche Version des Gemeinderats ohne Goldiwiler-Sitz.<br />

Artikel 17 BiR<br />

Thomas Hiltpold, GFL-Fraktion, stellt einen Antrag auf Änderung von Artikel 17 BiG. Er schlägt vor,<br />

dass sämtliche Mitglieder durch den Stadtrat gewählt werden. Die Kompetenz muss beim Stadtrat bleiben,<br />

Goldiwil kann eine Person vorschlagen, welche dann auch gewählt wird. Der Stadtrat muss eine<br />

Person auch ablehnen können, dies beeinträchtigt den Goldiwiler-Sitz nicht.<br />

Gemeinderatssekretär Marius Mauron entgegnet Herrn Hiltpold, dass schon im geltenden Versuchsreglement<br />

die Schulgemeinde Wahlbehörde ist; dieses Reglement wurde durch den Stadtrat beschlossen.<br />

Renate Begré, SAKO 3, wiederholt das Anliegen, ein taugliches Bildungsreglement zu genehmigen und<br />

die Goldiwilfrage zu verschieben.<br />

Christoph Peter, SVP-Fraktion, stellt eine Rückfrage an Thomas Hiltpold: Die geplante Änderung wäre<br />

quasi ein Veto-Recht des Stadtrats, und für den Fall, dass der Stadtrat eine Person ablehnen würde,<br />

müsste Goldiwil erneut jemanden stellen?<br />

Thomas Hiltpold, GFL-Fraktion, bejaht dies.<br />

Der Vorsitzende erklärt das geplante Prozedere: Zuerst stimmt der Rat darüber ab, wie der Sitz für<br />

Goldiwil gewählt würde, falls es einen garantierten Sitz geben würde.<br />

Danach wird über Rente Begrés Antrag abgestimmt, welcher keinen Sitz für Goldiwil garantiert.<br />

Matthias Wiedmer, SVP-Fraktion, stellt einen Ordnungsantrag auf 5 Minuten Pause.<br />

Der Rat stimmt zu.<br />

Sitzungsunterbruch: 5 Minuten<br />

Der Vorsitzende verweist auf die Übersicht zu den Abänderungsanträgen (gelbes Blatt): Der neue<br />

Wortlaut des Antrags der GFL zum Artikel 1 BiG lautet: „Die Schulkommission besteht aus 9 Mitgliedern.<br />

Sie werden vom Stadtrat gewählt. Ein Mitglied mit Sitz in Goldiwil wird von der Schulgemeinde<br />

Goldiwil vorgeschlagen.“<br />

Thomas Hiltpold, GFL-Fraktion, stimmt dem so zu.<br />

Christoph Peter, SVP-Fraktion, teilt mit, dass die Fraktion den Antrag mit dem Zusatz annimmt.<br />

Der Vorsitzende stellt fest, dass es nun einen gemeinsamen Antrag gibt, der aus dem Antrag der SVP<br />

mit dem Zusatz von Herrn Hiltpold besteht.<br />

Der Gemeinderat akzeptiert diesen gemeinsamen Antrag.<br />

Der Vorsitzende stellt klar, dass jetzt bezüglich des Sitzes Goldiwil noch zwei Anträge vorliegen. Dies<br />

sind erstens der eben vorgelesene Antrag sowie zweitens der Antrag der SAKO 3, welcher dem ursprünglichen<br />

Antrag des Gemeinderats entspricht.<br />

Der Rat stimmt über den ersten Antrag, namentlich den Antrag des Gemeinderates, der SVP-Fraktion<br />

und der GFL-Fraktion ab.<br />

Der Rat nimmt den Antrag mit 20 zu 14 Stimmen bei 2 Enthaltungen an.<br />

Der Vorsitzende fragt Renate Begré, ob sie an den übrigen Anträgen festhält.


<strong>Thun</strong>er Stadtratssitzung vom 2. April 2009 Seite 32<br />

Renate Begré (GFL) verneint dies.<br />

Thomas Hiltpold, GFL-Fraktion, bemerkt, dass das Organisationsreglement bezüglich der Wahl des<br />

Sitzes von Goldiwil noch angepasst werden muss.<br />

Gemeinderatssekretär Marius Mauron erklärt, dass die formelle Bereinigung in einer nächsten Sitzung<br />

stattfinden wird.<br />

Patric Bhend, SP-Fraktion, ist es nicht klar, ob der Sitz von Goldiwil nun dem Parteienproporz unterstellt<br />

ist.<br />

Der Vorsitzende stellt fest, dass bezüglich Artikel 17 Absatz 3 BiG nur noch ein Antrag vorliegt, der<br />

Sitz von Goldiwil wird also nicht in den Parteienproporz miteinbezogen.<br />

Renate Begré (GFL) stellt den Antrag, dass der Goldiwilersitz in den Parteienproporz einbezogen wird.<br />

Christoph Peter, SVP-Fraktion, findet, dass es gerade der Sinn des Goldiwilersitzes ist, dass er nicht<br />

dem Parteien-Proporz unterliegt. Es ist wichtig, dass Parteilose gewählt werden können. Die geografische,<br />

lokale Ebene steht in diesem Fall über den parteipolitischen Überlegungen. Die Fraktion lehnt den<br />

Antrag von Renate Begré klar ab.<br />

Renate Begré (GFL) erläutert die zwei Gründe, welche für ihren Antrag sprechen. Erstens setzte sich<br />

die SAKO 3 schon in der Diskussion zum Versuchsreglement für eine elfköpfige Kommission ein, da es<br />

wichtig ist, dass auch die kleinen Parteien in der Schulkommission vertreten sind. Zweitens stört es<br />

Begré, dass man Mitglieder nicht nach einem einheitlichen System wählt. Sie traut den Goldiwilern zu,<br />

jemanden aus einer bestimmten Partei zu finden, der zugleich auch fähig ist in der Schulkommission<br />

mitzuwirken.<br />

Christina Jaccard, SP-Fraktion, stellt klar, dass für die Fraktion nur eine Wahl, die auch dem Proporzsystem<br />

unterliegt, in Frage kommt.<br />

Christoph Peter, SVP-Fraktion, findet, dies hätte man vorher diskutieren müssen. Der Vorschlag, nachdem<br />

der Sitz dem Proporzsystem unterliegt, ist praktisch nicht durchführbar. Man müsste Personen, die<br />

bereit sind, der Schulkommission beizutreten, zum Beitritt zu einer Partei nötigen.<br />

Rolf Marti, SP-Fraktion, betont, dass ihr Sitzanspruch ohne die Anwendung des Proporzsystems reduziert<br />

würde.<br />

Renate Begré (GFL) möchte nicht von der Verkleinerung der Schulkommission abrücken, sieht aber<br />

darin, dass man den Goldiwilersitz dem Parteienproporz unterstellt, einen Kompromiss. Zum Votum von<br />

Christoph Peter bemerkt sie, dass kein Parteiloser aufgrund des Proporzsystems zum Beitritt zu einer<br />

Partei gezwungen würde. Es geht darum, die in Frage kommenden Personen, falls sie parteilos sind,<br />

auf ihre Kompetenz hin zu prüfen.<br />

Jürg Dällenbach (EVP) weist darauf hin, dass es bei der Wahl in die Schulkommission in erster Linie<br />

darum geht, fähige Leute zu wählen. Die Fraktion ist der Ansicht, dass der Goldiwilersitz nicht dem Proporzsystem<br />

unterstellt sein soll und unterstützt den Antrag der SVP.<br />

Der Rat nimmt den Antrag der SVP mit 20 zu 16 Stimmen an.<br />

Artikel 26/27 BiR<br />

Der Vorsitzende informiert, dass bezüglich Artikel 26 BiR sowie Artikel 27 BiR nur noch je ein Antrag<br />

vorliegt. Die Anträge sind somit genehmigt.<br />

Artikel 1 - 3 BiR<br />

Gemeinderatssekretär Marius Mauron, verweist auf den Artikel 27 BiR, welcher das Organisationsreglement<br />

behandelt. Man müsste sich an dieser Stelle entschieden, ob Fragen bezüglich der formellen<br />

Revision des Organisationsreglements jetzt andiskutiert werden sollen oder auf einen späteren Zeitpunkt<br />

verschoben werden.


<strong>Thun</strong>er Stadtratssitzung vom 2. April 2009 Seite 33<br />

Der Vorsitzende wiederholt seine Aussage bezüglich des Organisationsreglements. Er möchte die<br />

Diskussion an einer späteren Sitzung führen, da sich der Rat noch nicht mit diesem Reglement befasst<br />

hat.<br />

Christoph Peter, SVP-Fraktion, präzisiert, dass das Organisationsreglement nur minimal verändert<br />

wird. Zudem hat der Gemeinderat den Anträgen der SVP zugestimmt und deshalb gibt es zum Organisationsreglement<br />

nichts mehr zu diskutieren.<br />

Der Vorsitzende findet, dass man nicht mehrere Erlasse in einer Debatte behandeln kann. Er bittet den<br />

Rat, auf das eigentliche Thema zurückzukommen.<br />

Thomas Hiltpold, GFL-Fraktion, ist nicht klar, ob beispielsweise aufgrund des Proporzsystems der Präsident<br />

der jetzigen Schulkommission gehen müsste.<br />

Der Vorsitzende schlägt vor, sich auf das Bildungsreglement zu beschränken. Das Organisationsreglement<br />

wird im Rahmen einer Gesamtbetrachtung behandelt, wo dann auch allfällige Fragen gestellt<br />

werden können.<br />

Gemeinderatssekretär Marius Mauron entgegnet Thomas Hiltpold, dass in Artikel 26 BiR das Übergangsrecht<br />

geregelt ist, wonach die bisherigen Mitglieder bis Ende der Amtsdauer verbleiben.<br />

Artikel 1 - 3 BiR sind unbestritten.<br />

Artikel 4 - 13 BiR<br />

Christoph Peter, SVP-Fraktion, macht auf Artikel 10 Absatz 1 BiR aufmerksam. „Die Stadt führt Tagesschulangebote<br />

nach kantonalen Vorgaben.“ Dies bedeutet auch, dass es nicht über die kantonalen<br />

Vorgaben hinausgeht.<br />

Artikel 14 - 16 BiR sind unbestritten.<br />

Artikel 17 BiR<br />

Gemeinderätin Ursula Haller findet es wichtig ist, dass Präsidium und Vizepräsidium vertreten sind.<br />

Der Vorsitzende stellt fest, dass dieser Antrag des Gemeinderats den ursprünglichen Antrag ersetzt.<br />

Der Antrag ist unbestritten.<br />

Artikel 18 - 22 BiR sind unbestritten.<br />

Artikel 23 BiR<br />

Christoph Peter, SVP-Fraktion, schlägt eine Ergänzung zu Artikel 23 BiR vor, welche aber erst in Artikel<br />

26 BiR erfolgt. Es geht um die Aufhebung des Artikel 23 in zwei Jahren. Die Fraktion will auf den<br />

Kanton Druck ausüben, die Entschädigung soll durch den Kanton und nicht durch die Stadt erfolgen.<br />

Schliesslich erfolgen die Kosten aus der Umsetzung von kantonalen Vorgaben. Die Fraktion möchte mit<br />

diesem Antrag ein Zeichen setzen. Für den Fall, dass der Kanton nach diesen zwei Jahren nicht reagiert,<br />

wäre es aber natürlich nicht im Sinne der Partei, die Angestellten ohne Entschädigung arbeiten zu<br />

lassen.<br />

Gemeinderätin Ursula Haller bittet den Rat, den Antrag abzulehnen. Der Gemeinderat weiss, dass im<br />

Bildungswesen viele Ausgaben, welche der Kanton verordnet hat, nicht adäquat mitfinanziert werden.<br />

Frau Haller findet es nicht der richtige Weg, auf diese Art einen Druck Aufrecht erhalten zu wollen. Sie<br />

versichert, dass ein enger Kontakt zwischen dem Gemeinderat und der Erziehungsdirektion besteht<br />

und die Erziehungsdirektion weiss, dass der Gemeinderat mit der Finanzierung nicht einverstanden ist.<br />

Der Rat lehnt den Antrag der SVP mit 27 zu 8 Stimmen bei einer Enthaltung ab.<br />

Artikel 24 BiR<br />

David Külling (EDU) erinnert daran, dass das Versuchsreglement eine grosse Änderung bezüglich der<br />

Elternpartizipation brachte. Man legte verschiedene Schulkommissionen zu einer grossen Schulkommission<br />

zusammen, wodurch jetzt viel weniger Eltern vertreten sind. Er findet, eine Verordnung sei kein<br />

Ersatz für die Regelung der Elternpartizipation im Bildungsreglement. Das wäre ein Signal, dass die


<strong>Thun</strong>er Stadtratssitzung vom 2. April 2009 Seite 34<br />

Elternpartizipation kein Teil des Bildungsauftrags ist. Die gegenteilige Gefahr, nämlich, dass sich Elternräte<br />

in Angelegenheiten der Schulleitung oder der Schulkommission einmischen, ist natürlich genauso<br />

zu vermeiden. Aus diesen Gründen ist es wichtig, die Aufgaben der Elternräte klar zu regeln. Elternräte<br />

können verschiedenste Aufgaben übernehmen, sie dürfen sich aber nicht in organisatorische und didaktische<br />

Aufgaben der Schulleitung einmischen. Artikel 27 Absatz 4 VRB müsste in das neue Reglement<br />

mit aufgenommen werden, obwohl Rahmenrichtlinien inhaltlich zu wenig regeln. Der Vorschlag<br />

zum neuen Wortlaut ist folgender: „Der Gemeinderat regelt die Elternpartizipation mittels einer Verordnung.“<br />

Artikel 24 Absatz 4 BiR kann bestehen bleiben.<br />

Gemeinderätin Ursula Haller bittet den Rat, den Antrag abzulehnen. Dies bedeutet nicht, dass die<br />

Elternpartizipation nicht wichtig ist. Sie weist darauf hin, dass es nicht nur eine aktive, sondern auch<br />

eine passive Elternpartizipation gibt. Es besteht schon ein Entwurf zu einer Verordnung, welche die<br />

unterschiedlichen Partizipationsformen ermöglichen will. Die Verordnung soll im Jahr 2010 verwirklicht<br />

werden. Die Bestätigung der Elternpartizipation in dieser Form ist auch systemwidrig, da es andere<br />

genau so wichtige Anliegen gibt, deren genauere Regelung auch dem Gemeinderat überlassen wird.<br />

Patric Bhend, SP-Fraktion, findet die Klärung solcher Fragen im Detail wichtig. Es wäre dem Gemeinderat<br />

möglich, ein Verordnungsentwurf vorzulegen, worüber dann der Rat abstimmen kann. Diverse<br />

Punkte müssen noch abgearbeitet werden. Er empfiehlt eine zweite Lesung.<br />

Renate Begré (GFL) findet den Antrag unnötig und zwar aus folgenden Gründen: (a) Man will ein<br />

schlankes Bildungsreglement beibehalten. (b) Die Mitwirkung der Eltern ist im Volksschulgesetz und im<br />

Lehrplan festgehalten. Die Elternpartizipation kann man nicht an jeder Schule gleich handhaben. (c) In<br />

der Praxis ist es schwierig, die Eltern zur Mitwirkung zu motivieren. (d) Es darf keine Vermischung zwischen<br />

Verordnung und Reglement stattfinden.<br />

Sie empfiehlt die Ablehnung des Antrags.<br />

David Külling (EDU) richtet das Wort an Ursula Haller: Wenn man die Elternpartizipation stärken will,<br />

hätte man eigentlich das Wort Wegleitung nicht herausstreichen müssen, sondern nur das Wort Rahmenrichtlinien<br />

durch Verordnung ersetzen müssen. Er entgegnet Renate Begré, dass der Grund für die<br />

fehlende Motivation der Eltern zur Mitwirkung die schwammige Formulierung ihrer Rechte und Aufgaben<br />

ist. Es ist hier angebracht, ein gesundes Misstrauen zu haben. Bevor der Verordnungsentwurf vorliegt,<br />

geht er von einer Schwächung der Elternpartizipation im Vergleich zum Zustand während des<br />

Versuchreglements aus.<br />

Katrin Briggen, SP-Fraktion, bittet den Rat, den Antrag abzulehnen. Die Zusammenarbeit der Eltern mit<br />

der Schule kann man nicht mit Reglementen definieren, man muss einen gewissen Spielraum lassen.<br />

Gemeinderatssekretär Marius Mauron, richtet sein Wort an David Külling. Das Wort Rahmenrichtlinien<br />

soll nicht verwässern. Bis jetzt gab es eine doppelte Zuständigkeit, nämlich die der Schulkommission<br />

und die des Gemeinderats. Nun ist nur noch der Gemeinderat für die Regelung der Elterpartizipation<br />

zuständig.<br />

Der Antrag der EDU wird mit 25 zu 7 Stimmen bei 3 Enthaltungen abgelehnt.<br />

Die andern Artikel des BiR sind unbestritten.<br />

Stadtratsbeschluss:<br />

Der Stadtrat von <strong>Thun</strong>, gestützt auf Artikel 38 lit. a Stadtverfassung und nach Kenntnisnahme vom gemeinderätlichen<br />

Bericht vom 12. März 2009, beschliesst mit 32 zu 0 Stimmen:<br />

1. Das Bildungsreglement wird mit Änderungen genehmigt.<br />

2. Ziffer 1 unterliegt dem fakultativen Referendum gemäss Artikel 27 Stadtverfassung.<br />

3. Der Gemeinderat wird mit der Ausführung dieses Beschlusses beauftragt.<br />

Sitzungsunterbruch: 15 Minuten


<strong>Thun</strong>er Stadtratssitzung vom 2. April 2009 Seite 35<br />

30. Motion M 9/2008 betreffend Senkung des Personalaufwands im Voranschlag<br />

2010<br />

Fraktionen CVP/EVP, FDP, SVP und Stadträte EDU vom 12. Dezember 2008; Beantwortung<br />

Konrad Hädener, Fraktion CVP+EVP, ist namens der Motionärinnen klar, dass die Motion sehr unbeliebt<br />

ist. Trotzdem ist sie im Stadtrat breit abgestützt. Die Angestellten der Stadt können sich darauf<br />

verlassen, dass ihre Arbeit und ihr Engagement geschätzt werden.<br />

1. Begründung, warum eine solche Motion verfasst wird und warum zu diesem Zeitpunkt<br />

Von 2003 bis 2007 arbeitete der Gemeinderat kontinuierlich an der Wiedererlangung des Rechnungsgleichgewichts.<br />

Dies mit Erfolg, aber nicht mit Nachhaltigkeit. Deshalb wurde das Projekt Aufgabenverzichtsplanung<br />

nötig. Diese brachte zwar ein achtenswertes Resultat, hatte aber volumenmässig nur ein<br />

ungenügendes Verzichtspotenzial realisiert. Der Stadtpräsident kommentierte das Ergebnis im Oktober<br />

2008 folgendermassen: „Die erreichte finanzielle Entlastung der laufenden Rechnung via Personalkostenreduktion<br />

hält sich in engen Grenzen (kein Stellenabbau), grösser ist der Wirkungsanteil durch Senkung<br />

von Fremdkosten oder Einnahmeverbesserungen.“ Die Stadt ist ein Dienstleistungsbetrieb, die<br />

Personalkosten sind demnach die bedeutendste Aufwandart. Eine Entlastung muss man bei den grössten<br />

Positionen suchen. Die weltweite Wirtschaftskrise stürzte auch die Schweiz abrupt in eine Rezession.<br />

Dies wird sich im Steuerertrag ab 2009 [Pro.t-Korr. vom 7.5.2009] in Form gravierender Ausfälle<br />

niederschlagen. Auf diese Entwicklung muss man sich jetzt einstellen. Unsere Eigenkapitalbasis ist zu<br />

schmal, als dass wir so gravierende Defizite einfach so wegstecken könnten. Die Reaktion auf diese<br />

Entwicklung kann nicht in einer Steuererhöhung [Prot.-Korr. vom 7.5.2009] liegen. Unser Steuersubstrat<br />

müsste in solchen Zeiten eher noch entlastet werden. Die Steuerprognose 2010 verlangt dringend<br />

nach Entlastungsmassnahmen.<br />

2. Antwort, wie sich die Motionäre die Umsetzung vorstellen<br />

Die Motion will keine Lohnkürzungen beim Personal und hat auch nicht behauptet, die städtischen Mitarbeitenden<br />

seien überbezahlt. Man will kein Outsourcing öffentlicher Aufgaben, es ei denn, diese können<br />

verwaltungsextern günstiger und mit vergleichbarer Qualität erbracht werden. Man will keinen<br />

spürbaren Aufgabenverzicht unter dem Titel dieser Motion. Man will auch keine linearen Sparvorgaben<br />

über alle Direktionen hinweg.<br />

Die Motionäre und Motionärinnen denken aber, dass punktuelle Stelleneinsparungen zur Erfüllung dieser<br />

Motion möglich und unausweichlich sind. Man soll in Zukunft auf gewisse Detailaufwände verzichten.<br />

Gemeint sind nicht die öffentlich wahrnehmbaren Aufgaben.<br />

Beispiel 1: Legislaturziel zur Erstellung eines Familienleitbilds: Bis heute wurde nicht festgelegt, wie ein<br />

solches Leitbild auszusehen hat.<br />

Beispiel 2, Sportleitbild: Die Verwaltung ist hier wieder frei zur Auslegung und die Tendenz ist, dass<br />

verwaltungsintern die Ansprüche an ein solches Leitbild wesentlich höher sind.<br />

Die ausgewiesene Kostenschätzung zu diesem Leitbild im Konzept KSB lautet „kostenneutral“ (verwaltungsintern).<br />

Dies zeigt das Problem in aller Deutlichkeit. Die Verwaltung hat ein hohes Kostenbewusstsein,<br />

vor allem im Bereich des Stellenetats. Darüber hinaus braucht es ein stärkeres Bewusstsein dafür,<br />

dass auch die Arbeitszeit Geld wert ist und deshalb sehr zurückhaltend eingesetzt werden muss. Der<br />

Gemeinderat nimmt hier seine operative [Prot.-Korr.vom 7.5.2009] Führungsverantwortung nur unzureichend<br />

wahr.<br />

3. Kommentar zur Haltung des Gemeinderats und ein Antrag zum weiteren Vorgehen<br />

Herr Hädener sieht in der Antwort des Gemeinderats eine Verweigerung auf der ganzen Linie. Er zitiert<br />

die Kernaussage des Gemeinderats: „Der Gemeinderat ist nicht gewillt...nochmals zulasten der städtischen<br />

Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zu sparen.“ Der Gemeinderat bezeichnet die Aufwandreduktion<br />

von 5 % als „Kahlschlag“ und als „finanz- und personalpolitische Bankrotterklärung“. Trotzdem macht<br />

der Gemeinderat zum Schluss Ausführungen, welche einen unerwarteten „Argumentationslooping“<br />

darstellen. Nämlich indem der Gemeinderat nicht die Abweisung der Motion beantragt, sondern die<br />

Überweisung in Form eines Postulats. Hier fragt sich jetzt, ob dahinter mehr steckt als ein abstimmungstechnisches<br />

Manöver. Die Motionäre und Motionärinnen würden diesen Antrag gerne als Zeichen<br />

des Gemeinderats ernst nehmen, diese Motion weiterzuverfolgen. Dies würde zum Beispiel heissen,<br />

dass der Voranschlag um einen geringeren Wert gesenkt wird und man eine Mehrjahresplanung<br />

machen würde. Voraussetzung dafür wäre aber eindeutig, dass der Gemeinderat sich der Thematik auf<br />

andere Art und Weise öffnen würde als dies in der Antwort geschah. Heute sind die Motionäre und


<strong>Thun</strong>er Stadtratssitzung vom 2. April 2009 Seite 36<br />

Motionärinnen davon nicht überzeugt. Dazu müsste der Gemeinderat seinen Antrag auf Wandlung mit<br />

einer Absichtserklärung untermauern. Herr Hädener will einen Antrag erst nach der Diskussion stellen.<br />

Verena Balmer, SP-Fraktion, betont, dass städtische Angestellte gute Arbeit leisten und Angst haben<br />

vor Lohnkürzungen. Die Angst wurde durch die Motion ausgelöst. Die Begründung für das Einreichen<br />

dieser Motion ist, dass die Personalkosten seit 2004 kontinuierlich steigen. Die Antwort des Gemeinderats<br />

widerlegt diese Aussage. Es ist bekannt, dass sich Auslagerungen im Sachaufwand niederschlagen,<br />

was schlussendlich teurer werden kann. Die Zunahme von 11,7 Vollzeitstellen ist nicht wegzudiskutieren,<br />

sie wurden aber vom Rat bewilligt. Die Mehrzahl der geschaffenen Stellen ist durch die veränderten<br />

Gesellschaftsformen begründet, sowie zum Beispiel die Tagesschulen. Im Vergleich zu anderen<br />

Städten schneidet der Personalaufwand in der Stadt <strong>Thun</strong> sehr gut ab.<br />

Das Beispiel von Winterthur zeigt, dass eine Senkung des Personalaufwands nicht immer erfolgreich<br />

ist: Winterthur senkte ihre Personalkosten um 3 %, was das Personal verärgerte und die Neurekrutierung<br />

schwierig machte. Nach einem Jahr wurde die Personalkostensenkung rückgängig gemacht.<br />

Wird die vorliegende Motion angenommen, muss das Personalreglement geändert werden, was sich<br />

als schwierig und langwierig herausstellen kann. Die Angestellten würden sich berechtigterweise wehren.<br />

Zudem kann es zu einem grossen Auszug von gut qualifizierten Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen<br />

kommen. Zur Qualität der Arbeit gilt es zu sagen, dass hier im Rat die Beschwerden kommen, sobald<br />

Einsparungen bei Projekten wie zum Beispiel das Familienleitbild gemacht werden. Die Fraktion lehnt<br />

die Motion einstimmig ab.<br />

Thomas Hiltpold, GFL-Fraktion, entgegnet Konrad Hädener, dass auch punktuelle Einsparungen viele<br />

Leute treffen. Konrad Hädener verschweigt, dass die Motion von einem genauen Prozentsatz ausgeht,<br />

welcher etwa 2,5 Millionen Franken entspricht. Die Motion verlangt in zeitlicher, rechtlicher und in sachlicher<br />

Hinsicht Unmögliches. Die Motion zielt unpräzise und breit auf das ganze Personal. Dieser Vorstoss<br />

hat eine Signalwirkung und macht <strong>Thun</strong> für potenzielle Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen unattraktiv.<br />

Die Motion lässt keinen Spielraum und damit auch keine offene, breite Diskussion zu. Im historischen<br />

Kontext fällt Herrn Hiltpold auf, dass es die gleiche Allianz war, die das Energie <strong>Thun</strong>-Geschäft<br />

forcierte. Ausserdem desavouiert die Motion den Gemeinderat, der ja von den bürgerlichen Parteien<br />

selber vorgeschlagen wurde. Herrn Hiltpold fehlen die Berechenbarkeit und die Zuverlässigkeit.<br />

Persönlich ist Herr Hiltpold für einen breit abgestützten Finanzdialog. Er teilt die geäusserten Befürchtungen,<br />

ein Dialog ist aber mit dem Vorstoss, der mehr einem Diktat gleicht, nicht möglich. Die Fraktion<br />

lehnt die Motion ab und empfiehlt den Rückzug der Motion.<br />

Raphael Lanz, SVP-Fraktion, erinnert an die letzte Debatte zum Aufgaben- und Finanzplan. Damals<br />

hat die Fraktion geäussert, wie sie sich grundsätzlich zu den <strong>Thun</strong>er Finanzen stellt. Es muss nach wie<br />

vor erlaubt sein, einen der grössten Ausgabenposten zu hinterfragen. Man muss auch den grösseren<br />

Zusammenhang sehen. Das Ziel sind ja gesunde Finanzen, welche uns Gestaltungsspielraum eröffnen,<br />

wovon die gesamte Bevölkerung und auch das gesamte Personal profitieren würde. Es gibt allerdings<br />

auch gewisse Optimierungsmöglichkeiten. Die Fraktion nimmt konkretere Vorstellungen des Gemeinderats<br />

gerne entgegen.<br />

David Külling (EDU) schliesst sich Verena Balmers Votum an. Er führt ein Beispiel an: Der Gesamtverantwortliche<br />

vom Immobilien-Portefeuille VBS ist jetzt Leiter eines städtischen Amts geworden. Man<br />

weiss also, dass es bei der Stadt <strong>Thun</strong> gute Arbeitsbedingungen gibt.<br />

Roman Gimmel (SVP) weist auf den Wortlaut der Motion hin: „Der Gemeinderat wird beauftragt, ...<br />

einen Voranschlag für das Jahr 2010 vorzulegen...“ Ein Voranschlag ist nicht bindend, sondern es wird<br />

eine Alternative verlangt. Mit der Antwort des Gemeinderats ist Herr Gimmel persönlich nicht zufrieden.<br />

Die Aufgabenverzichtsplanung war ein Versuch, ausgabenseitig herauszufinden, auf was man verzichten<br />

könnte. Herr Gimmel verweist auf Artikel 20 des vorher behandelten Bildungsreglements. Es wurde<br />

in der Schulkommission eine Kürzung von Fr. 800.-- Sitzungsgeld beschlossen. Dies ist immerhin ein<br />

Ansatz. Herr Hädener gab verschiedenste Alternativen an. Was gemäss Herrn Gimmel in der Diskussion<br />

fehlt, sind Lösungsansätze. Er ist wie Herr Hiltpold ausserordentlich daran interessiert, dass die<br />

Stadt <strong>Thun</strong> attraktiv bleibt, respektive es wieder wird.<br />

Thomas Hiltpold, GFL-Fraktion, entgegnet Roman Gimmel, dass der Wortlaut der Motion sehr bestimmt<br />

ist. Ein Doppelvoranschlag macht wenig Sinn. Herr Hiltpold findet, dass <strong>Thun</strong> schon attraktiv ist.<br />

Er erinnert die Motionäre und Motionärinnen an ihre Zustimmung zum neuen Stadtmarketing, welches<br />

durchaus eine Aufstockung um einige Stellen beinhaltete. Was heute mit der Motion betrieben wird, ist<br />

„Anti-Stadtmarketing“.


<strong>Thun</strong>er Stadtratssitzung vom 2. April 2009 Seite 37<br />

Patric Bhend, SP-Fraktion, bekräftigt, dass der Fraktion das Wohl der Stadtfinanzen ein sehr grosses<br />

Anliegen ist. Er fragt sich, wieso die Stadt in der heutigen Situation ist. Früher sparte der Gemeinderat<br />

linear, um Finanzen wieder ins Lot zu bringen. Dies führte zu immer weniger Qualität. Der vorliegende<br />

Vorstoss geht nach Meinung Patric Bhends genau in die gleiche Richtung. Man entzieht Mittel und Personal<br />

und mindert damit die Qualität der Angebote. Man sollte auf einige Projekte verzichten, die anderen<br />

aber umso besser ausführen. Patric Bhend verweist gemäss dem Beispiel von Herrn Hiltpold auf<br />

das unter Umständen eher unnötige Stadtmarketing. Um die Finanzen in Ordnung zu bringen, braucht<br />

es eine echte Aufgabenverzichtsplanung, eine Qualitätsminderung reicht hier nicht aus. In Zukunft wäre<br />

es schön, wenn man wieder mehr Politik machen würde für die, die in <strong>Thun</strong> wohnen anstatt für die, die<br />

eventuell einmal da wohnen könnten.<br />

Roman Gimmel (SVP) wiederholt sein Anliegen, Steuererhöhungen zu verhindern.<br />

Konrad Hädener, Fraktion CVP+EVP, geht auf den Vorwurf ein, die Angaben in der Motion seien zu<br />

genau. Man redet hier von einem Budget. Es ist klar, dass der Wille zum Ausdruck kommen soll. Der<br />

Gemeinderat kann mit dem Verständnis aller Beteiligten rechnen, falls der Rechnungsabschluss dann<br />

nicht wie gewünscht ausfällt. Konrad Hädener wendet sich an Verena Balmer: Sie hat einige Punkte<br />

wiederholt, welche er im Voraus schon erwähnt hat.<br />

Stadtpräsident Hansueli von Allmen erklärt, dass der Gemeinderat einen langen Bericht mit eingehender<br />

Begründung verschickte, wieso die Personalkosten der Stadt <strong>Thun</strong> in keiner Art und Weise<br />

überbordend sind. Im Gegenteil, im Vergleich zu anderen Städten steht die Stadt <strong>Thun</strong> sehr gut da. Er<br />

ist sich durchaus bewusst, dass dieser Vergleich nichts bringt. Die Feststellung muss aber hier auch<br />

einmal öffentlich gemacht werden. Der Stadtrat muss zur Kenntnis nehmen, dass der Wortlaut der Motion<br />

massgebend ist und nichts anderes. Man hätte in der Motion eine Anmerkung machen können,<br />

dass der Gemeinderat einen Alternativ-Voranschlag vorbereiten soll. Die Motion würde zum Beispiel<br />

verhindern, dass die Stadt <strong>Thun</strong> die geplanten Sozialinspektoren einstellen kann. Diese würden einerseits<br />

Personalkosten generieren, andererseits würde durch ihre Feststellungen ein positiver Saldo entstehen.<br />

Des Weiteren würde verhindert, dass die Stadt im Bezug auf Quellensteuern Aufgaben für das<br />

Berner Oberland übernehmen kann, welche aber entschädigt würden. Der Wortlaut der Motion ist sehr<br />

starr und kann deshalb nicht umgesetzt werden. Und wenn kritisiert wird, es sei nichts gesagt worden,<br />

möchte der Stadtpräsident auf den folgenden Text verweisen: „Die bestehenden MVT-Ziele und Standards<br />

im Rahmen der Verarbeitung der Voranschläge 2010/2011 werden sehr kritisch hinterfragt.“ Der<br />

Rat hat zu einem Zeitpunkt zum Budget Stellung zu nehmen, wo die Jahresteuerung noch nicht klar ist.<br />

Der Gemeinderat wäre trotzdem bereit, an dieser Sitzung dann Aussagen zum Teuerungsausgleich und<br />

zum Stellenbestand zu machen. Weiteres kann zum heutigen Zeitpunkt dazu nicht gesagt werden. Was<br />

bei der Motion anscheinend völlig vergessen ging, ist, dass die Massnahmen der AVP-Gruppe momentan<br />

in der Verwaltung geprüft werden. Es geht zum Beispiel um den Auftrag, beim Stadtarchivar zu<br />

reduzieren, die Zusammenarbeit mit Gabrovo zu überprüfen; ferner sollen das Mietamt und Arbeitsgericht<br />

ausgelagert werden. An der Prüfung und Umsetzung dieser Aufträge wird gearbeitet. Der Vorschlag<br />

des Gemeinderats ist, dass dem Stadtrat für das Budget 2010 heute ein Bericht über die erfolgten<br />

Prüfungen und Ergebnisse in Aussicht gestellt wird. Mit der Motion wird dem Gemeinderat nicht die<br />

Zeit gelassen, die Aufträge umzusetzen, welche vor weniger als einem halben Jahr eingereicht wurden.<br />

Noch ein Wort an Herrn Külling: Die Stadt <strong>Thun</strong> ist bestimmt ein guter Arbeitgeber. Man könnte den<br />

Betreffenden fragen, wie viel Lohnreduktion er in Kauf nahm, um an so einem attraktiven Ort wie der<br />

Stadt <strong>Thun</strong> arbeiten zu können.<br />

Herrn Bhend entgegnet der Stadtpräsident, dass der grosse Stellenabbau in der Stadt <strong>Thun</strong> (Selve-<br />

Areal, RUAG) stellenmässig mehr als kompensiert wurde. Seit Anfang der 90er Jahre gibt es in <strong>Thun</strong><br />

mehrere hundert neue Firmen. Alles andere sind falsche Behauptungen. Der Stadtpräsident bittet den<br />

Stadtrat, die Motion abzulehnen.<br />

Konrad Hädener, Fraktion CVP+EVP, sieht eine grosse Diskrepanz von der fünfseitigen Antwort des<br />

Gemeinderats zu den eben geäusserten Konsequenzen, welche die Motion haben würde. Er führt die<br />

konkreten Kriterien auf, die zur Wandlung in ein Postulat notwendig erfüllt werden müssten: Absichtserklärung<br />

des Gemeinderats zu den effektiven Budgetvorgaben und allfälligen Nachträgen, Definition der<br />

Handlungsfelder und Orientierung über die Art und Weise, wie die Weiterbehandlung dieses Vorstosses<br />

intern kommuniziert wird.<br />

Konrad Hädener stellt einen Ordnungsantrag auf 5 Minuten Sitzungsunterbruch.


<strong>Thun</strong>er Stadtratssitzung vom 2. April 2009 Seite 38<br />

Der Rat stimmt dem Ordnungsantrag zu.<br />

Sitzungsunterbruch: 5 Minuten<br />

Konrad Hädener, Fraktion CVP+EVP, stützt sich auf das Votum des Stadtpräsidenten, welches doch<br />

einen gewissen Spielraum erkennen lässt. Die Fraktion stellt einen Antrag auf Rückweisung der gemeinderätlichen<br />

Antwort zur Motion. Dies soll die Möglichkeit eröffnen, dass der Gemeinderat nach der<br />

internen Beratung gewisse Perspektiven aufzeigen kann und dem Stadtrat damit eine Basis bietet, die<br />

Motion allenfalls in ein Postulat umzuwandeln.<br />

Patric Bhend, SP-Fraktion, fragt sich, ob es reglementarisch möglich ist, eine Antwort auf einen Vorstoss<br />

zurückzuweisen. Er findet dies persönlich und rein vom Verfahren her nicht richtig.<br />

Raphael Lanz, SVP-Fraktion, meint, dass es zulässig ist oder dieser Rat es zumindest als zulässig<br />

betrachtet, da eine solche Rückweisung an der letzten Sitzung möglich war.<br />

Die Stadtratspräsidentin präzisiert, dass nicht eine Motion oder ein Postulat zurückgewiesen wird,<br />

sondern der Bericht.<br />

Verena Balmer, SP-Fraktion, findet die Zurückweisung rechtlich nicht in Ordnung.<br />

Roman Gimmel, SVP-Fraktion, ist der Meinung, dass es heute möglich ist, da es einen Monat vorher ja<br />

auch zulässig war.<br />

Gemeinderatssekretär Marius Mauron, informiert, dass diese Sache im Reglement nicht explizit geregelt<br />

ist. Formell liegt ein Bericht des Gemeinderats vor. An der letzten Sitzung wurde eine gemeinderätliche<br />

Antwort zurückgewiesen. Damit wird das Reglement vom Rat selber interpretiert, was etwas<br />

gefährlich ist. Die Frage ist auch, was passiert, wenn der Bericht zurückgewiesen wird. Der Gemeinderat<br />

ist nicht zu einer anderen Antwort verpflichtet.<br />

Rolf Marti, SP-Fraktion, kommt darauf zurück, was Thomas Hiltpold schon gesagt hat. Der Text der<br />

Vorlage wurde von verschiedenen Motionären in der Diskussion aufgeweicht. Man weiss aber, dass die<br />

Motion das stärkste Instrument ist. Wenn die Motionäre und Motionärinnen die Motion wirklich nur als<br />

Vorschlag verstanden hätten, müsste sie zurückgezogen werden und in anderer Form noch einmal<br />

gebracht werden.<br />

Konrad Hädener, Fraktion CVP+EVP, klärt die Erwartung an den Gemeinderat bei einer Rückweisung.<br />

Er erwartet eine Ergänzung zu den Ansätzen, die der Gemeinderat heute verlauten liess sowie die Einsicht<br />

in die Budgetvorgaben 2010 als Grundlage für eine allfällige Umwandlung in ein Postulat.<br />

Der Stadtpräsident findet klar, dass eine gemeinderätliche Antwort nicht zurück gewiesen werden<br />

kann.<br />

Die Stadtratspräsidentin will den Stadtrat über die Auslegung des in diesem Punkt unklaren Geschäftsreglements<br />

entscheiden lassen.<br />

Thomas Notter, Fraktion CVP+EVP, informiert, dass nicht die gleiche Situation vorliegt wie beim letzten<br />

Mal. Erstens wurde damals beantragt, dass man das Geschäft nicht behandelt, sondern an einer späteren<br />

Sitzung unverändert aufgreift, und nicht, dass man es zurückweist. Zweitens kann man jedes Geschäft<br />

verschieben. Der Vergleich zum Geschäft Scherzlig-Kirche ist nicht möglich, es handelt sich um<br />

etwas anderes.<br />

Die Stadtratspräsidentin stellt den Antrag, über die Zulässigkeit der Rückweisung eines gemeinderätlichen<br />

Berichts abzustimmen.<br />

Raphael Lanz, SVP-Fraktion, widerspricht Thomas Notter. Er verliest einen Auszug aus dem letzten<br />

Protokoll: “Jonas Baumann hält an der Rückweisung fest in der Hoffnung auf eine qualitativ bessere<br />

Antwort.“ Er macht darauf aufmerksam, dass seine Fraktion beim letzten Mal gegen den Antrag auf<br />

Rückweisung gestimmt hat. Die Fraktion akzeptiert aber die Praxis des Rats. Raphael Lanz persönlich<br />

findet es nicht richtig. Verknüpft mit diesem Vorstoss sieht er sich aber gezwungen, gegen seine Überzeugung<br />

abzustimmen.


<strong>Thun</strong>er Stadtratssitzung vom 2. April 2009 Seite 39<br />

Die Stadtratspräsidentin weist Raphael Lanz darauf hin, dass diese Abstimmung nicht verknüpft mit<br />

dem Vorstoss, sondern grundsätzlich ist.<br />

Jonas Baumann, Fraktion CVP+EVP, nimmt die Sünde der Rückweisung, wie der Stadtpräsident das<br />

Vorgehen bezeichnet, der Antwort auf das Postulat "Schadaubrücke" auf sich und entschuldigt sich<br />

dafür. Als Neumitglied habe er nicht wissen können, dass ein solches Vorgehen unüblich sei. Er betont<br />

nochmals, dass er mit der Antwort des Gemeinderates einfach nicht zufrieden war und somit die notwendige<br />

Entscheidungsgrundlage für die Stadträte gefehlt habe. Man muss sich in der Diskussion bewusst<br />

sein, dass der Gemeinderat schreiben könnte, was er will und der Stadtrat aufgrund dessen Entscheidungen<br />

zu treffen habe. Er denkt nicht, dass es jetzt Sinn macht, darüber auch noch zu diskutieren.<br />

[Prot.-Korr. vom 7.5.2009]<br />

Gemeinderatssekretär Marius Mauron, wiederholt seine Aussage, dass dieser Fall rechtlich nicht<br />

geregelt ist. Heute ist es nicht möglich, darüber abzustimmen, da das Geschäft nicht traktandiert ist.<br />

Thomas Hiltpold, GFL-Fraktion, gibt zu Bedenken, dass ein Fehlentscheid keine Praxis begründet. Er<br />

entschuldigt sich dafür, beim letzten Mal der Zurückweisung zugestimmt zu haben. Ein zweites Mal wird<br />

dies nicht passieren.<br />

Die Stadtratspräsidentin wiederholt ihren Antrag, über die Zulässigkeit einer solchen Rückweisung<br />

abzustimmen.<br />

Stadtratssekretär Remo Berlinger hält dafür, dass der Rat diese Sache jetzt klären muss. Solange<br />

das Reglement nicht überarbeitet worden ist, gibt es keine andere Möglichkeit.<br />

Patric Bhend, SP-Fraktion, meint, dass es nicht möglich ist abzustimmen, da das Geschäft nicht traktandiert<br />

ist. Herr Bhend empfindet es als problematisch, dass das Reglement auf diese Weise ausgereizt<br />

wird. Es handelt sich hier juristisch nicht um einen Bericht, sondern um eine Antwort auf einen<br />

parlamentarischen Vorstoss.<br />

Konrad Hädener, Fraktion CVP+EVP, spricht sich dafür aus, zuerst die Grundsatzfrage zur Diskussion<br />

zu stellen und über das weitere Vorgehen im konkreten Vorstoss nachher zu diskutieren.<br />

Der Stadtpräsident macht darauf aufmerksam, dass der Gemeinderat nicht vollständig ist und keine<br />

konsolidierte Haltung zu dieser Frage hat. Er bleibt dabei, dass eine Rückweisung nicht möglich ist.<br />

Man sollte das Budget 2010 abwarten und nicht auf halbem Weg einen Zwischenbericht verlangen.<br />

Peter Dütschler, FDP-Fraktion, ist für eine Abstimmung und hofft, dass in Zukunft solche Rückweisungen<br />

nicht mehr zugelassen werden.<br />

Der Rat lehnt die Zulässigkeit einer Rückweisung von gemeinderätlichen Antworten einstimmig ab.<br />

Konrad Hädener, Fraktion CVP+EVP, bietet in Absprache mit den anderen Motionärinnen die Umwandlung<br />

der Motion in ein Postulat an. Dies in der Erwartung, dass die Stossrichtung der Motion im<br />

Hinblick auf den Voranschlag 2010 ernst genommen wird.<br />

Der Rat überweist den Vorstoss in Form eines Postulats mit 19 zu 15 Stimmen bei einer Enthaltung.<br />

Die Stadtratspräsidentin verschiebt die Behandlung der vier Interpellationen (I 22/2008, I 23/2008,<br />

I 24/2008 und I 25/2008) auf die nächste Sitzung.<br />

31. Postulat P 1/2009 betreffend Sistierung der Planung für Aldi auf dem<br />

Grabengut<br />

SVP-Fraktion vom 12. Februar 2009 (dringlich); Beantwortung


<strong>Thun</strong>er Stadtratssitzung vom 2. April 2009 Seite 40<br />

Raphael Lanz, SVP-Fraktion, informiert, dass vor einem Jahr in der Antwort auf ein Postulat bemerkt<br />

wurde, dass kein Handlungsdruck bestehe. Kurz darauf muss man aber dringlich entscheiden, was nun<br />

mit der Kunsteisbahn passiert. Und zwar muss man die Entscheidung über den Stand der Kunsteisbahn<br />

aufgrund der wirtschaftlichen Bewertung des Areals Grabengut fällen. Die Fraktion ist der Meinung,<br />

dass es falsch ist, an bester Passantenlage den Aldi aufzustellen, bevor man weiss, was man mit dem<br />

Areal dahinter macht. Zuerst braucht es ein Gesamtkonzept und dann muss entschieden werden, ob<br />

der Aldi hinein passt. Es braucht keine externen Experten, um dies zu beurteilen. Das Areal ist nach<br />

dem Bau klar eingeschränkt. Städtebaulich ist die Fraktion der Meinung, dass die Kunsteisbahn eher<br />

beim Stadion <strong>Thun</strong>-Süd [Prot.-Korr. vom 7.5.2009] anzusiedeln wäre. Der Entscheid des Gemeinderats<br />

verwundert nicht, wenn man weiss, dass die Mitglieder des Gemeinderats die Mehrheit in der Parkhaus<br />

AG bilden. Die Parkhaus AG könnte an dieser Stelle möglicherweise profitieren, ob langfristig auch die<br />

Stadt <strong>Thun</strong> von diesem Bau profitieren würde, ist fraglich.<br />

Andrea de Meuron, GFL-Fraktion, ist verwundert, dass die SVP das Aldi-Projekt verhindern will. Die<br />

Vorlage stellt sie vor eine harte Prüfung. Das Projekt verdient eine differenzierte Beurteilung. Es ist zu<br />

spät für eine Sistierung, die Planung ist bereits abgelaufen. Es ist Zeit, Vertrauen zu zeigen. Um realistisch<br />

zu bleiben: Das Parkhaus Grabengut bleibt erhalten. Grossprojekte brauchen bis zu ihrer Realisierung<br />

sehr viel Zeit. Die folgenden Argumente sprechen für die Ablehnung des Postulats: Erstens wurde<br />

der Bau bereits bewilligt. Es besteht das Risiko, dass die Stadt <strong>Thun</strong> schadenersatzpflichtig wird aufgrund<br />

der Sistierung. Zweitens lässt sich der Aldi auf <strong>Thun</strong>er Boden nicht verhindern. Drittens ist aus<br />

verkehrspolitischer Sicht die Lage optimal. Es gibt nur gebührenpflichtige Kundenparkplätze, was auch<br />

für Aldi eine einmalige Situation ist. Zudem werden aufgrund der aussergewöhnlichen Lage des Parkhauses<br />

und dem damit verbundenen Verzicht des Baus von weiteren Parkierungsmöglichkeiten fast<br />

eine halbe Million Parkplatzersatzgebühren fällig. Andrea de Meuron erstaunt es sehr, dass die bürgerlichen<br />

Kollegen den finanzpolitischen Aspekt völlig unberücksichtigt lassen, auf die Einnahmen verzichten<br />

wollen und sogar beträchtliche Ausgaben riskieren. Es kommt dazu, dass auch ohne dieses Postulat<br />

das eigentliche Uranliegen erfüllt wird. Die Aldi-Filiale auf dem Grabengut stellt ein kleineres Übel<br />

dar als wie sonst üblich eine Filiale auf der grünen Wiese [Prot.-Korr. vom 7.5.2009]. Die Fraktion lehnt<br />

das Postulat ab.<br />

Marianne Dumermuth, SP-Fraktion, informiert, dass die Fraktion das Postulat ablehnt. Man kann aus<br />

verschiedenen Gründen irritiert sein. Der Grundsatz, ob es einen Aldi in <strong>Thun</strong> geben wird oder nicht, ist<br />

längst gefällt. Die Rechtssicherheit, welche von den bürgerlichen Parteien immer betont wird, ist hier zu<br />

gewährleisten. Die Baubewilligung ist erteilt. Es gibt auch noch eine politische Sicherheit. Vor einem<br />

Jahr hat die SVP den Aldi noch unterstützen wollen. Verschiedene Gutachten zeigen, dass das Gelände<br />

durch den Bau nicht beeinträchtigt wird. Es ist anzunehmen, dass das Parkhaus noch ein paar Jahre<br />

bestehen bleibt.<br />

Franziska Gyger, FDP-Fraktion, teilt mit, dass die Fraktion das Postulat ablehnt. Gemeinderätin Moser<br />

hat die Fraktion überzeugt, dass das Projekt gut vorbereitet wurde. Die Planung läuft seit drei Jahren.<br />

Eine Sistierung würde der Stadt <strong>Thun</strong> schaden und ihre Glaubhaftigkeit aufs Spiel setzen. Die IGT <strong>Thun</strong><br />

unterstützt das Projekt. Es ist nicht am Stadtrat zu entscheiden, welche Geschäfte hier in <strong>Thun</strong> angesiedelt<br />

werden.<br />

Thomas Hiltpold (GFL) gestattet sich ein persönliches Votum. Er lässt sich gerne von der SVP politisch<br />

verunsichern. Herr Hiltpold hat sich persönlich einen Aldi angeschaut. Das Parkhaus war gut gefüllt.<br />

Aldi ist ein Billigdiscounter, das Einkaufen macht keine Freude. Die Frage ist, ob wir Aldi den roten<br />

Teppich an bester Lage ausrollen wollen. Wir haben schon ein Verkehrschaos in der Innenstadt. Es<br />

wird keine andere Wertschöpfung ausser der der Parkhaus AG geben. Das Ergebnis ist mehr Autoverkehr<br />

und mehr Umweltverschmutzung. Herr Hiltpold sieht nichts, was für Aldi spricht und unterstützt<br />

deshalb das Postulat der SVP.<br />

Carlos Reinhard (FDP) distanziert sich von Herrn Hiltpolds Votum. Es ist nicht an der <strong>Thun</strong>er Politik,<br />

das Geschäftsmodell Aldi zu kritisieren.<br />

Gemeinderätin Jolanda Moser macht deutlich, dass das Postulat zu spät kommt. In knapp 2,5 Stunden<br />

läuft die Beschwerdefrist ab. Sie versichert, dass der Bau kein Präjudiz für eine spätere Nutzung<br />

ist. Offensichtlich ist wirklich ein Markt für Aldi da. Die IGT hat für Politiker grosses Gewicht und ist von<br />

der Wertschöpfung überzeugt.<br />

Der Gemeinderat beantragt die Ablehnung des Postulats.


<strong>Thun</strong>er Stadtratssitzung vom 2. April 2009 Seite 41<br />

Raphael Lanz, SVP-Fraktion, bereut es, dass das Postulat zu spät ist. Die Rechtssicherheit ist tatsächlich<br />

ein Problem. Er hofft, dass Andrea de Meuron später nicht bereut, was sie heute gesagt hat. Er<br />

sieht den Mehrwert langfristig nicht. Raphael Lanz ist liberal eingestellt, da gibt er Carlos Reinhard<br />

Recht. Aber es passiert hier eine städtische Aldi-Förderung. Raphael Lanz lässt sich gerne von den<br />

Ausführungen in der Praxis überzeugen. Die Fraktion will aber die Verantwortung nicht übernehmen.<br />

Der Rat lehnt das Postulat mit 20 zu 9 Stimmen ab.<br />

32. Interpellation I 2/2009 betreffend die wirtschaftliche Lage in der Stadt<br />

und Region <strong>Thun</strong><br />

SP-Fraktion vom 12. Februar 2009 (dringlich); Beantwortung<br />

Die Interpellanten sind mit der Beantwortung zufrieden.<br />

33. Fragestunde F 2/2009 betreffend Deckungsgrad städtischen Pensionskasse<br />

Carlos Reinhard (FDP) vom 23. März 2009<br />

Fragen: Wie viel Prozent beträgt der Deckungsgrad per Ende 2006, 2007 und 2008? Ab welchem Deckungsgrad<br />

muss zwingend eine Sanierung erfolgen? Falls eine Unterdeckung vorhanden ist: Welcher<br />

Betrag (CHF) müssten die angeschlossenen Betriebe (inkl. Einwohnergemeinde <strong>Thun</strong>) bereitstellen,<br />

damit der Deckungsgrad wieder 100 % betragen würde?<br />

Die schriftliche Beantwortung liegt im Ratssaal auf.<br />

34. Fragestunde F 3/2009 betreffend Kostenbeteiligung bei Polizeieinsätzen<br />

Külling David (EDU) vom 23. März 2009<br />

Frage: Gemäss einem Bundesgerichtsurteil können bei Hochrisikospielen im Fussball und Eishockey<br />

80 % der Kosten für Sondereinsätze der Polizei (>12 Patrouillen à 2 Mann) auf die Vereine abgewälzt<br />

werden. Erwägt der Gemeinderat anlässlich der bevorstehenden Neuverhandlung des Polizei-<strong>Thun</strong>-<br />

Vertrags mit dem Kanton die Einführung einer solchen Regelung zu Gunsten einer indirekten Entlastung<br />

der Stadtfinanzen zu prüfen?<br />

Die schriftliche Beantwortung liegt im Ratssaal auf.


<strong>Thun</strong>er Stadtratssitzung vom 2. April 2009 Seite 42<br />

Verschiebungen<br />

Folgende Geschäfte wurden aus Zeitgründen auf die nächste Sitzung verschoben:<br />

- Interpellation I 22/08 betreffend städtische Ausgaben für das Kunstmuseum; Fraktionen SVP, FDP,<br />

CVP/EVP und Stadträte EDU vom 12. Dezember 2008; Beantwortung<br />

- Interpellation I 23/08 betreffend städtische Ausgaben für das Tiefbauamt; Fraktionen FDP,<br />

CVP/EVP, SVP und Stadträte EDU vom 12. Dezember 2008; Beantwortung<br />

- Interpellation I 24/08 betreffend städtische Ausgaben für das Planungsamt; Fraktionen CVP/EVP,<br />

SVP, FDP und Stadträte EDU vom 12. Dezember 2008; Beantwortung<br />

- Interpellation I 25/08 betreffend Leerbestand von Liegenschaften; Fraktionen CVP/EVP, FDP, SVP<br />

und Stadträte EDU vom 12. Dezember 2008; Beantwortung<br />

Eingänge<br />

- Motion betreffend Einführen der Mehrwertabschöpfung in der Stadt <strong>Thun</strong>; Fraktionen GFL und SP<br />

- Interpellation betreffend Umsetzung des bfu-Modells Tempo 50/30 innerorts in <strong>Thun</strong>; GFL-Fraktion<br />

Schluss der Sitzung 21.40 Uhr<br />

______________<br />

Die Stadtratspräsidentin: Der Stadtratssekretär<br />

Renate Begré Remo Berlinger

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