Faktensammlung zur Windenergie 2007 - Andreas Otto
Faktensammlung zur Windenergie 2007 - Andreas Otto
Faktensammlung zur Windenergie 2007 - Andreas Otto
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>Faktensammlung</strong> <strong>zur</strong> <strong>Windenergie</strong> <strong>2007</strong><br />
Prof.Dr. <strong>Andreas</strong> <strong>Otto</strong>, otto@uni-duesseldorf.de<br />
Motivation <strong>zur</strong> <strong>Faktensammlung</strong>:<br />
Diese Sammlung war unter anderem Grundlage für das Kapitel 5 (<strong>Windenergie</strong>) der Studie<br />
der Deutschen Physikalischen Gesellschaft „Klimaschutz und Energieversorgung in<br />
Deutschland 1990-2020“, erschienen im Sept. 2005 ( www.dpgphysik.de/broschueren/index.html).<br />
Diese Studie kam zu dem quantitativen Schluß „Sollten<br />
die Kernkraftwerke gestoppt werden, wäre das Ergebnis von 30 Jahren „Klimaschutz“ nicht<br />
mehr als ein Absenken um 26% gegenüber dem Ausgangspunkt von 1990. Die Studie enthält<br />
Pladoyers für das Weiterlaufenlassen der Kernkraft und für solarthermische Kraftwerke im<br />
Süden. Der folgende Vergleich der Energieproduktionszahlen zeigt, daß die Erneuerbaren<br />
Energien z.Zt nicht die Kernkraft ersetzen können.<br />
In dieser Graphik ist das schon immer eingesetzte Holz als biogener Festbrennstoff<br />
eingezeichnet-zieht man dessen Anteil ab, verbleiben 90.91 Milliarden Kilowattstunden<br />
(=TWh). Große (schon lange bestehende, nicht EEG gefördert) und kleine (EEG gefördert)<br />
Wasserkraft sind zusammen angeführt.<br />
Kernenergie Erneuerbare ohne Erneuerbare Gefördert nach EEG<br />
(VDEW)<br />
Holz (BMU) (VDEW)<br />
(VDN)<br />
158.7 90.81 71.4 46.087<br />
Tabelle: Im Jahre 2006 erzeugte Energiemengen , in Milliarden Kilowattstunden (=TWh).<br />
Diese Sammlung verfolgt unter anderem zeitnah den weiteren Ausbau der Windkraft im<br />
Vergleich zu den entsprechenden Vorhersagen der dena-Studie und den wissenschaftlich<br />
ermittelten Trends in der DPG-Studie.<br />
Diese Sammlung richtet sich nicht gegen die Windkraft-Nutzung an Küsten und „off-shore“,<br />
hält aber einen weiteren Ausbau (inclusive Repowering) im deutschen Binnenland für<br />
ineffektiv.<br />
1
In vielen politischen Stellungnahmen wird nicht klar, ob das primäre Ziel des Ausbaus der<br />
Erneuerbaren Energien die Vermeidung von CO2 oder der Ersatz für die abzuschalteten<br />
deutschen Kernkraftwerke ist. Die zunehmende Erderwärmung wird wohl allmählich den<br />
ersten Gesichtspunkt in den Vordergrund rücken.<br />
Die Diskussion über die beste Energieversorgung nach dem erhofften Anhalten des<br />
Temperaturanstiegs sollte man künftigen Generationen überlassen. In diesem Jahrhundert<br />
brauchen wir alle CO2-freien Verfahren, ob schon im Einsatz, in der Erprobung oder noch in<br />
Entwicklung. Als wichtigste Methode für Deutschland und China halte ich die CO2 –<br />
Sequestrierung, siehe http://www.fkphy.uni-duesseldorf.de/Public lecture at Xiada.pdf<br />
Inhalt:<br />
I) Stand der <strong>Windenergie</strong>-Nutzung in Deutschland Ende 2006 Seite 3<br />
II) Detaillierte Entwicklung der <strong>Windenergie</strong>-Nutzung bis 2003Seite 5<br />
III) Abschätzung des Marktwerts des Windstroms Seite 5<br />
IV) Fortschritte des Wind-Energie-Anlagenbaus Seite 6<br />
V) Räumliche Verteilung der Wind-Energie Anlagen (WEA) Seite 8<br />
VI) Standortabhängige Stromgestehungskosten Seite 11<br />
VII) Zukünftige Planung, insbesondere Ausbau der off shore<br />
<strong>Windenergie</strong>nutzung (Stand 2005) Seite 13<br />
A) Vorbehalt der dena Studie<br />
B) Weiterer Ausbau der <strong>Windenergie</strong>nutzung an Land, insbesondere Repowering<br />
C) Offshore Installationen in den ausschließlichen deutschen Wirtschaftszonen in der<br />
Nordsee und Ostsee<br />
VIII) Problem der zeitlichen <strong>Windenergie</strong>-Schwankungen Seite 20<br />
IX) Beitrag der Windkraft <strong>zur</strong> Reduktion der CO2- Emission in<br />
Deutschland (Stand 2005) Seite 23<br />
X) Europäische Windresourcen Seite 25<br />
XI) Anhänge<br />
A) Referenzanlage, Referenzstandort und Referenzertrag Seite 28<br />
B) Gestehungskosten und Vergütung Seite 29<br />
XII) Schlußfolgerung Seite 32<br />
Danksagungen<br />
Anhang: Neue Entwicklungen<br />
Zu Kapitel III<br />
A) EEG –Aufwand und Durchschnittsvergütung Seite 32<br />
Zu Kapitel VII<br />
A) Der erste off shore Windpark: Horns Rev in dänischen Gewässern. Seite 33<br />
B) Vor Borkum entsteht das erste <strong>Windenergie</strong>-Testfeld Seite 33<br />
C) Lex Eon Seite 34<br />
D) Gemeinsame Kabeltrasse im Nationalpark Seite 35<br />
Zu Kapitel IX<br />
A) Richtigstellung zu einem Zitats von Amory B.Lovins Seite 36<br />
2
Abkürzungen<br />
BSH Bundesamts für Seefahrt und Hydrographie<br />
BMU Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit<br />
BWE Bundesverband WindEnergie eV<br />
dena Deutsche Energie-Agentur GmbH<br />
DEWI Deutsches <strong>Windenergie</strong> –Institut GmbH<br />
EEG Energie Einsparungsgesetz<br />
EWEA European Wind Energy Association<br />
IAEA International atomic energy agency<br />
IEA International energy agency<br />
IPPC International panel on climatic change<br />
ISET Institut für Solare Energieversorgungstechnik<br />
REISI Renewable Energy Information System on Internet<br />
VDEW Verband der Elektrizitätswirtschaft<br />
VDN Verband der Netzbetreiber eV<br />
WEA <strong>Windenergie</strong>anlage („Windmühle“)<br />
WMPE Wissenschaftliches Meß- und Evaluierungs-Programm des ISE<br />
I ) Stand der <strong>Windenergie</strong>-Erzeugung in Deutschland 2006<br />
Die gesamte deutsche Stromproduktion stieg 2006 um 2,6 Prozent auf 596 (2005: 581)<br />
Milliarden Kilowattstunden (Mrd. kWh), ermittelte der VDEW nach vorläufigen Erhebungen.<br />
Der BWE meldete <strong>zur</strong> <strong>Windenergie</strong><br />
Installierte Leistung 31.12.2006: 20.622 Megawatt und 18685 <strong>Windenergie</strong>anlagen<br />
Installierte Leistung Ende 2005: 18.428 Megawatt und 17574 <strong>Windenergie</strong>anlagen<br />
Neu installierte Leistung (Zubau) 2006: 2.233 Megawatt<br />
Neu installierte Leistung (Zubau) 2005: 1.808 Megawatt<br />
Potenzielle Jahresenergieerzeugung für 2006: 37,81 Mrd. Kilowattstunden<br />
(Der potenzielle Jahresenergieertrag gibt an, wie viel Strom alle am Ende eines Jahres in<br />
Deutschland installierten <strong>Windenergie</strong>anlagen produzieren würden, wenn sie unter<br />
durchschnittlichen Bedingungen (100% Windjahr, 98% Verfügbarkeit) ein Jahr lang Strom<br />
produzierten. Er weicht insofern von der tatsächlichen Einspeisung ab, da die meisten<br />
Anlagen erst im Laufe des Jahres in Betrieb genommen werden und jährlich schwankende<br />
Windverhältnisse vorliegen.)<br />
Reale Einspeisung 2006 (laut BMU) 30,6 Mrd.kWh(=Terawattstunden (TWh))<br />
Der Beitrag der realen <strong>Windenergie</strong> <strong>zur</strong> allgemeinen Versorgung betrug demnach im Jahre<br />
2006 5.13 %.<br />
Abb.1<br />
Balken: Jährlich neu<br />
errichtete<br />
<strong>Windenergie</strong> –<br />
Anlagen (linke Skala)<br />
Durchgezogene Linie:<br />
Anwachsender<br />
Gesamtbestand<br />
(rechte Skala)<br />
Abbildung<br />
übernommen von<br />
BWE.<br />
3
Mittelfristige Prognosen über die Entwicklung der EEG-Strommengen hat der VDN für die<br />
Jahre 2005 und 2006 abgegeben: Damit sind die Beträge der Erneuerbaren Energien gemeint,<br />
die nach dem EEG mit Vorzug und zu festen Preisen abgenommen werden müssen. Die dabei<br />
jährlich fälligen Geldbeträge, also die laufende öffentliche Förderung, der sog. EEG-<br />
Aufwand, sind in Abb.25 angegeben.<br />
Stand 4.11.2005<br />
Stand 29.9.2006<br />
„Die EEG-Mittelfristprognose <strong>zur</strong> möglichen Entwicklung der förderfähigen Strommengen,<br />
der Vergütungszahlungen und der daraus bezüglich EEG resultierenden Quote und<br />
Durchschnittsvergütung für die Jahre bis 2011 (2012) wurden zum Teil in Abstimmung mit<br />
anderen Verbänden bzw. Institutionen durch den VDN aktualisiert. Die hier veröffentlichten<br />
Werte sind lediglich Abschätzungen (unverbindliche Vorschauwerte), die eine<br />
wahrscheinliche Entwicklung der EEG-relevanten Daten bis zum Jahr 2011 (2012)<br />
wiedergeben. Der Vollständigkeit halber wurden die Abrechnungsergebnisse aus den Jahre<br />
2000-2004 in der Übersicht mit aufgenommen.“<br />
Die Prognose <strong>zur</strong> <strong>Windenergie</strong> ist 2006 im Vergleich zu 2005 leicht <strong>zur</strong>ückgenommen<br />
worden.<br />
4
II) Detaillierte Entwicklung der <strong>Windenergie</strong>-Nutzung bis<br />
2003<br />
Stand Juli 2003 war: 14179 Wind-Turbinen mit 12865 MW kumulierter Spitzen-Leistung,<br />
31937207 m 2 kumulierte Fläche der WT (Quelle REISI), in das Stromnetz eingespeiste<br />
Energie 18.919 TWh/a = 18.919 Mrd. kWh (Quelle BWE, nach BMU, VDN). Im Jahr 2003<br />
betrug demnach der Wirkungsgrad (Realleistung/Spitzenleistung): 17.04% oder 68.6W/m 2<br />
(Als Vergleich kann die Solarkonstante von etwa 1kW/m 2 dienen).<br />
Abb.2 zeigt die schnelle historische Entwicklung der Windkraft.<br />
Kurve: Kummulierte installierte Nennleistung (Million kW)<br />
18<br />
16<br />
14<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
Punkte:<br />
Mehrkosten der Vergütung nach EEG 1 Mrd.<br />
Euro<br />
1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 0<br />
Abb. 2<br />
Ausgezogene Kurve:<br />
Kumulierte installierte<br />
Nennleistung in<br />
Millionen kiloWatt<br />
(=GW=10 9 W) (DEWI)<br />
Balkenhöhe bedeutet<br />
eingespeiste<br />
<strong>Windenergie</strong> in<br />
Mrd.kWh pro Jahr (a)<br />
(BWE)<br />
Punkte: Mehrkosten der<br />
Vergütung nach EEG<br />
(VDEW und DEWI) in<br />
Milliarden €<br />
Die gesamte Netto-<br />
Strom-Erzeugung belief<br />
sich in Deutschland im<br />
Jahre 2003 auf 560 Mrd kWh (Quelle VDEW) (entspricht gemittelter Leistung von 63.92<br />
GW). Hierzu trugen nicht nur die großen Stromversorger bei, sondern auch Industrie und<br />
private Stromerzeuger. Letztere speisten z.B. von Januar bis Juni 2004 rund 21 Mrd. kWh in<br />
die Stromnetze ein – 22 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum 2003.<br />
Damit betrug der Anteil der <strong>Windenergie</strong> im Jahre 2003 an der Netto-Strom-Erzeugung 3.38<br />
%. Flächenbedarf: Die dena geht in ihrer Untersuchung grundsätzlich von einem mittleren<br />
Flächenbedarf von 7 Hektar pro MW installierte <strong>Windenergie</strong>leistung aus.<br />
Das bedeutet, daß im Jahre 2003 etwa 1010 km 2 Jahr<br />
, entsprechend 0.28% der Gesamtfläche<br />
Deutschlands für die <strong>Windenergie</strong>gewinnung <strong>zur</strong> Verfügung stand. Geht man davon aus, daß<br />
die Fläche, von der die Windkraftanlagen einsichtig sind, etwa 30 - 100 mal größer ist, so<br />
ergibt sich hier eine Fläche von 14-28%. Mit der angestrebten Erhöhung der Naben wird diese<br />
Fläche noch zunehmen.<br />
III) Abschätzung des Marktwerts des Windstroms<br />
Die mittleren Gestehungskosten einer Anlage mit 100% Referenzertrag (Erklärung siehe<br />
Anhang A), bei Standard-Investition und 20 Jahren Laufzeit (siehe Abb. 8) liegen bei etwa<br />
6.6c pro abgegebener kWh.<br />
Einer Anlage mit Referenzwert von 100% (siehe Anhang A), errichtet im Januar 2003 wird<br />
über 20 Jahre gemittelt eine Vergütung von 8.34c/kWh garantiert (siehe Anhang B, Daten von<br />
ISET).<br />
20<br />
18<br />
16<br />
14<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
Balken: Windeinspeisung (Mrd.kWh/a)<br />
5
Mehrkosten sind die Differenz zwischen Vergütungssatz und Marktpreis des Stroms, sie<br />
werden unter den Energieversorgungsunternehmen gleichmäßig aufgeteilt (Bundesweite<br />
Ausgleichsregelung) und auf den Energiepreis aufgeschlagen, also von allen Stromabnehmern<br />
getragen.(Quelle Wikipedia) Die Mehrkosten der Vergütung nach dem EEG in 2003 betrugen<br />
1.2 Mrd € (Quelle VDEW und VDI), entsprechend 6.34 c€/kWh (1c€ = 0.01€), gemittelt über<br />
alle Standorte. In den Grenzen dieser Mittelung beträgt der mittlere Marktwert des<br />
Windstroms demnach etwa 2c€/kWh. Dieser vergleichsweise niedrige Wert ist<br />
wahrscheinlich auf die mit den Windfluktuationen verbundenen Kosten <strong>zur</strong>ückzuführen, siehe<br />
Abschnitt VI. Die mittlere Vergütung liegt wahrscheinlich über 8.84c/kWh, weil die<br />
durchschnittliche Standortqualität sehr wahrscheinlich unter 100% liegt. Damit beträgt die<br />
mittlere Vergütung zwischen dem 4 -5 fachen des Marktwerts. Weitere Details <strong>zur</strong> Vergütung<br />
findet man im Anhang B<br />
IV) Fortschritte des <strong>Windenergie</strong>-Anlagenbaus<br />
Abb.3 zeigt, daß sich in den letzten Jahren in Deutschland keine Kostensenkung bei der<br />
Installation von <strong>Windenergie</strong>-Anlagen ergeben hat. Auch in Dänemark gingen in der Zeit von<br />
1995 bis 2001 die Preise in € pro m 2 Rotorfläche nur von ca. 400 auf ca. 375 € (im €-Wert<br />
von 2001) <strong>zur</strong>ück (Abb. 2.4 der EWEA-Studie, Wind energy, the facts, appendices).<br />
Abb. 3<br />
Preistendenz pro kW installierter Nenn-Leistung, 2003, in € von 1995 (Windreport 2004,<br />
ISET). Ausgehend von rund 1.260 €/kW bei 60 MW kumulierter installierter Nennleistung<br />
1990 fielen die spezifischen Kosten auf rund 960 €/kW bei 13.000 MW installierter Leistung<br />
im Jahr 2003. Der Progress ratio ist das Verhältnis der Preise nach zu vor einem<br />
Verdoppelungsschritt der gesamten installierten Nennleistung.<br />
Auszug aus dem Windreport Deutschland 2004 (ISET): „Berücksichtigt man bei der<br />
Ermittlung der Preistendenzen die durch größere Nabenhöhen und vergrößerte<br />
Rotordurchmesser erzielbare Effizienzsteigerung, so erhält man eine Lernkurve, die einerseits<br />
ein deutlich größeres „Progress Ratio“ (90%) aufweist und andererseits auch für die<br />
<strong>zur</strong>ückliegenden Jahre reale Preisreduktionen erkennen läßt. Anstelle der Generator-<br />
Nennleistung (vorige Abb. 3.) wird als Bezugsgröße für den Anlagenpreis der Referenzertrag<br />
6
eingesetzt. Der Referenzertrag ist nach dem Erneuerbaren-Energien-Gesetz (EEG) die<br />
Jahresarbeit, die eine <strong>Windenergie</strong>anlage am sogenannten Referenzstandort erbringt. Das<br />
Windregime am Referenzstandort wiederum ist definiert als Rayleighverteilung mit 5,5 m/s<br />
mittlerer Jahreswindgeschwindigkeit in 30 m Höhe und einer Rauhigkeitslänge zog = 0,1 m.<br />
(Weitere Erklärung zum Referenzwert in Anhang B) Rechnerisch ergeben sich für diese<br />
Lernkurve die folgenden Werte: bei ca. 60 MW kumulierter Leistung in 1990 ca. 0,84 € je<br />
Kilowattstunde Jahresarbeit (Referenzertrag). Für 2003 ist das Preisniveau bei etwa 13.000<br />
MW kumulierter Leistung real etwa 0,4 € je Kilowattstunde Jahresarbeit (Referenzertrag). Im<br />
Vergleich mit dem Stand von 1990 entspricht dies, bei erheblich verbesserter Anlagentechnik,<br />
einer Preisreduzierung von 53 % bzw. einem Preisrückgang von ca. 10% pro<br />
Verdoppelungsschritt“.<br />
Abb. 4<br />
€(inflationskorrigiert auf den Stand 1995) pro jährlichen kWh des Referenzertrages<br />
aufgetragen gegen die gesamte installierte Nennleistung in MW (aus Windreport Deutschland<br />
2004 (ISET)<br />
Eigener Kommentar: Die Lernkurve in Abb. 4 entspricht dem hypothetischen Fall, daß am<br />
festen Referenz-Standort jedes Jahr das Durchschnittsmodell der in diesem Jahr neu<br />
errichteten WEA’s aufgestellt wird. Der Referenzertrag wird sich mit zunehmender<br />
Nabenhöhe, Flügeldurchmesser, Möglichkeiten der Flügelverstellung etc. erhöhen.<br />
Im Jahre 2003 betrug der Gesamtpreis der Anlage 960€/kW (Nennleistung), siehe Abb. 3,<br />
also umgerechnet 0.1096€/[kWh/a]Nennleistung . Der auf die Referenzleistung bezogene Preis<br />
betrug 0.40€/[kWh/a]ref (Abb. 4)<br />
Der „Nutzungsgrad “ des Referenzstandorts , berechnet als Quotient beider Preise betrug in<br />
2003 demnach 0.2740. Der entsprechende Vergleich im Jahre 1990 ergibt den Nutzungsgrad<br />
von 0.1712. Die Steigerung der Nutzung eines unveränderlichen Referenzstandorts durch<br />
7
Fortschritte des Anlagenbaus von WEA’s zwischen 1990 und 2003 beträgt also 60%.<br />
Diese Steigerung schlägt sich nicht in der Gesamtbilanz der <strong>Windenergie</strong> in Deutschland<br />
nieder. Die Qualität, hier definiert als Quotient aus Jahres-gemittelter eingespeister Leistung<br />
und kumulierter Nennleistung, gewonnen aus den Daten in Abb. 2 zeigt keine positive<br />
Tendenz, siehe die folgende Tabelle:<br />
Jahr 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003<br />
Qualität (%) 38.3 17.8 20.55 17.9 17.1 20.0 15.1 19.4 14.7 16.16 15.9<br />
Die Qualität wird bestimmt durch das jährlich schwankende Windangebot und über die<br />
mittlere Windgeschwindigkeit an den Plätzen der installierten WEA’s.<br />
Die technische Steigerung von 60% wird kompensiert durch die Errichtung neuer Anlagen an<br />
Plätzen immer geringeren Windangebots in Mittelgebirgen und in der Norddeutschen<br />
Tiefebene, siehe die Abb. 6 und 7. Dieser Ausbau in Richtung abnehmender<br />
Wirtschaftlichkeit in den Jahren 1990 bis 2003 war „subventionsgetrieben“, siehe Anhang B<br />
V) Räumliche Verteilung der Wind-Energie Anlagen (WEA)<br />
Die Zahl der sog. Vollaststunden (=erzeugte Energie pro Jahr /Nennleistung) hängt stark vom<br />
Standort ab, siehe Abb. 5a und b.<br />
Abb. 5a Regionale Verteilung der Energielieferung in Vollaststunden/Jahr, gemittelt über<br />
1992-2003 (rot) und für 2003 (gelb). Schwarzer Balken: Schwankungsbreite. Aus WMEP<br />
.<br />
8
Abb. 5b Qualität der gemittelten Windhöffigkeit in kWh/(a m 2 ) in den 15 Bundesländern<br />
Die Entwicklung der Nutzung der Windkraft in Deutschland läuft in Richtung niedriger<br />
Rentabilität, wie der Vergleich der Zubaus an Küste , Mittelgebirge und Norddeutsche<br />
Tiefebene (Windreport 2004, ISET) (Abb. 6) und die unterschiedlichen<br />
Windgeschwindigkeiten an diesen Standorten (Abb. 7) zeigen<br />
9
Abb. 6 (aus Windreport Deutschland 2004(ISET)): Zeitliche Verteilung des Leistungszubaus<br />
an der Küste, in den Mittelgebirgen und in der Norddeutschen Tiefebene<br />
Abb.7 (aus Windreport Deutschland 2004 (ISET)):Mittelwerte der Windleistung (in der<br />
Einheit W/m²) der Jahre 1993 bis 2003 für Küstenlinie und Inseln (blau), Mittelgebirge<br />
(violett), Norddeutsche Tiefebene unbewaldet (grün) und bewaldet (rot). Die Werte beruhen<br />
auf Windgeschwindigkeitsmessungen des WMEP in 10 m Höhe, die - unter Annahme einer<br />
Standardatmosphäre und durch Korrektur der Normluftdichte um den Einfluß der Höhe ü.<br />
NN. - zu Jahresmittelwerten der Windleistung verarbeitet wurden.<br />
10
VI)Standortabhängige Stromgestehungskosten.<br />
Die Gestehungskosten für Strom aus <strong>Windenergie</strong> in Deutschland, aufgetragen als spezifische<br />
Kosten pro erzeugter kWh gegen den Referenzertrag nach EEG (dies ist ein Maß für die Güte<br />
des Standorts) ist in Abb. 8 angetragen.<br />
Meines Erachtens ist der deutsche Referenzwert (Definition siehe Anhang A) nicht genau in<br />
jährliche Vollaststunden um<strong>zur</strong>echen. Ein indirekter Vergleich der Definition dort mit der<br />
(stetige Windgeschwindigkeit von 5.5m/s angenommen) Charakteristik einer WEA Enercon<br />
E70 mit Spitzenleistung 2000 kW ergibt etwa 900 Vollaststunden. Der um die mittlere<br />
Geschwindigkeit schwankende Wind bringt mehr Vollaststunden.<br />
Nach dem ISET Windreport 2004 kann für eine 1000 kW Windanlage bei einem<br />
Referenzwert von 100% mit Gestehungskosten 7.5c/kWh gerechnet werden. (Das ist höher als<br />
der Wert, den man Abb. 8 entnehmen kann).<br />
Man erreicht Übereinstimmung mit der Abschätzung der Gestehungskosten durch die<br />
dänische Risø National Academy (veröffentlicht durch die EWAA) in Abb.9 wenn man etwa<br />
1600 Vollaststunden bei einem deutschen Referenzwert von 100% annimmt.<br />
Abb. 8 Mittlere Gestehungskosten in €/kWh, innerhalb 20 Jahren, bei günstiger und normaler<br />
Investition (aus Abb. 20 in Anhang B, nach ISET Windreport 2004)<br />
11
Abb. 9 Gestehungskosten in c€/kWh gegen full load hours per year (von 1500-2800) nach<br />
EWAA (Risø National Academy, Denmark).The calculations relate to a new land-based<br />
medium sized WT of 850-1,500 kW, which could be erected today. Investment costs of 900 to<br />
1,100 €/kW are based on data from Spain, UK, Germany and Denmark. O&M costs are<br />
assumed to be 1.2 c€/kWh as an average over the lifetime of the wind turbine (WT). The<br />
lifetime of the WT is 20 years, in accordance with most technical design criteria. The discount<br />
rate is assumed to range within an interval of 5% to 10% a year. In the basic calculations, an<br />
annual discount rate of 7.5% is used, and a sensitivity analysis of the importance of the<br />
interest range is performed. Economic analyses are carried out as simple national economic<br />
ones. No taxes, depreciation, risk premia, etc. are taken into account. Everything is calculated<br />
at fixed 2001 prices.<br />
Abb. 9 zeigt, daß die kalkulierten Kosten stark von Standort, gekennzeichnet durch der Zahl<br />
der Vollaststunden, abhängt. Diese Kurve ist auf die Windverhältnisse in Dänemark<br />
12
zugeschnitten, die niedrigen in Deutschland erreichten Vollaststunden (Abb. 5a) unter 1500<br />
Stunden im Jahr sind nicht berücksichtigt. Das bedeutet, daß keine Aussicht besteht, daß<br />
<strong>Windenergie</strong>anlagen im deutschen Inland profitabel werden. Sie verdanken ihre Existenz<br />
allein der weltweit höchsten finanziellen Förderung in Deutschland..Der Vergleich von Abb.<br />
5a und 9 zeigt, daß selbst für die Windanlagen in Schleswig Holstein die Kosten noch bei<br />
etwa 6 cent /kWh (Wert von 2001) liegen. Windkraft-Anlagen mit etwa 3500 Vollaststunden<br />
pro Jahr werden die Kosten von 4c/kWh erreichen, und damit in etwa mit Braunkohle-<br />
Kraftwerken mit CO2 – Sequestrierung konkurrenzfähig werden. Geeignete Orte wird man<br />
innerhalb der EU vor allem an den Küsten von Irland und Schottland finden, siehe Abschnitt<br />
VIII..<br />
Bei den Abschätzungen der Kosten in Abb. 8 und Abb. 9 sind wahrscheinlich noch nicht die<br />
Windfolgekosten berücksichtigt.<br />
Aus der Vorhaltung von Ersatzkraftwerken (siehe Kapitel VI) ergeben sich sogenannte backup-Kosten.<br />
Die Bandbreite von 0,7-1,8 Ct/kWh für diese Kosten ergibt sich je nach Wahl<br />
eines Gas- bzw. Steinkohleersatzkraftwerkes (Auskunft Prof. A.Voß). Rechnet man noch die<br />
Kosten für Netzausbau und Netzverluste von 0.2Ct/kWh (von e-on Energie) hinzu, so erhält<br />
man Windfolgekosten von 0.9-2.0 Ct/kWh.<br />
VI) Zukünftige Planung des Ausbaus, dena –Studie.<br />
A) „Vorbehalt“<br />
Zitat aus der Kurzfassung der dena – Studie ( Köln, Februar 2005):<br />
„Aufgrund der Altersstruktur des heutigen Kraftwerksparks und des vereinbarten<br />
Kernenergieausstiegs ist bis zum Jahr 2020 eine installierte Leistung von schätzungsweise<br />
40.000 MW neu zu errichten. Dieser Kraftwerks-Erneuerungsprozess fällt in den gleichen<br />
Zeitraum wie der geplante Ausbau der <strong>Windenergie</strong>nutzung. Somit bestehen die Möglichkeit<br />
und die Aufgabe, die Struktur des Kraftwerksparks an die veränderten Bedingungen<br />
anzupassen, die durch die vorrangig aufzunehmende und stark fluktuierende Einspeisung aus<br />
<strong>Windenergie</strong> geprägt sind“. „Die Erkenntnisse der Untersuchungen in der dena Netzstudie<br />
für das Windausbauszenario 2020 zeigen, daß auf der Grundlage der getroffenen Annahmen<br />
sowie der gesetzlichen Rahmenbedingungen eine Systemlösung <strong>zur</strong> Integration des<br />
Windstroms nicht erarbeitet werden konnten, bei geänderten Rahmenbedingungen sind<br />
weitere Optimierungspotentiale zu untersuchen.“<br />
„Die DEWI-Prognose bis 2020 basiert darauf, daß die stärkere Nutzung der <strong>Windenergie</strong> im<br />
Sinne der energiepolitischen Zielorientierung der Bundesregierung auf politischer und<br />
administrativer Ebene uneingeschränkt unterstützt und durch die Schaffung positiver<br />
Rahmenbedingungen gefördert wird. Es ist darauf hinzuweisen, daß die Betrachtung<br />
politischer und administrativer Einschränkungen des möglichen Nutzungspotentials – z.B. in<br />
Folge degressiver Einspeisevergütungen und restriktiver Genehmigungsbestimmungen – nicht<br />
Gegenstand der vorliegenden Studie ist. Auch mögliche Verzögerungen beim notwendigen<br />
Netzausbau an Land werden für die Prognose der Offshore-<strong>Windenergie</strong>entwicklung nicht<br />
betrachtet“.<br />
B) Weiterer Ausbau der <strong>Windenergie</strong>nutzung an Land, insbesondere<br />
Repowering<br />
Mit der über die Jahre abnehmenden Einspeisevergütung für Strom aus <strong>Windenergie</strong> (Anhang<br />
B) wird der Neubau von WEA an Plätzen geringen Referenz-Ertrags unrentabel, und die in<br />
Abschnitt V konstatierte „Wanderung zu ungeeigneten Plätzen“ zum Erliegen kommen.<br />
Entsprechend bleibt die prognostizierte Leistung „onshore“ ab 2010 ziemlich konstant, siehe<br />
Abb. 12.<br />
13
Windkraftanlagen werden stets nur mit einer Lebensdauer von 20 Jahren angesetzt, danach<br />
soll im positiven Fall Repowering folgen. Es ist unklar, ob dies der Vergütung nach dem EEG<br />
oder technischen Gründen geschuldet ist. Für Kraftwerke mit fossilen Brennstoffen gibt die<br />
dena- Studie stets eine Lebensdauer von 40 Jahren an.<br />
In Abb. 10 sind frühere optimistische Vorhersagen bis 2030 angeführt:<br />
Abb. 10 Ausbau von 1990 bis 2004 und Vorhersage des weiteren Ausbaus der WEA bis 2030<br />
Repowering an Land in gelber Farbe.<br />
Im Sinne von Abb. 10 wird hier das Schreiben Von Ralf Bischof, Leiter Hauptstadtbüro,<br />
Bundesverband Wind-Energie angeführt: „<strong>Windenergie</strong>anlagen (bis ca. 500 kW<br />
Nennleistung) werden durch moderne neue ersetzt (ca. 2,0 MW Nennleistung). Die neuen<br />
Anlagen besitzen größere Rotorflächen, größere Nabenhöhen, höheren Wirkungsgrad (z.B.<br />
durch drehzahlvariablen Betrieb, bessere Flügelprofile, geringere - auf die Leistung bezogene<br />
– Schallemissionen). Dadurch ist es möglich, auf der gleichen Fläche des alten Windparks die<br />
Nennleistung etwa zu verdoppeln und den Ertrag etwa um den Faktor 3 zu erhöhen“.<br />
Die Aussage der dena-Studie (Köln Februar 2005) präzisiert:<br />
„Für das Repowering von WEA, die nach 1998 in Betrieb genommen wurden, wird laut<br />
Beschluß des Fachbeirats jeweils die Hälfte des WEA-Bestands nach 15 und 20 Jahren ersetzt<br />
mit einem Faktor für den Leistungszuwachs des Repowering von 1,2.<br />
Für das Repowering sieht das DEWI-Szenario vor, dass der WEA-Bestand, der nach 1998 in<br />
Betrieb genommen wurde, zu je einem Drittel nach 12, 15 und 20 Jahren ersetzt wird mit<br />
einem Faktor für den Leistungszuwachs des Repowering von 1,4. Für WEA, die vor 1998<br />
(d.h.vor In-Kraft-Treten der BauGB-Novelle) errichtet wurden, wird angenommen, daß 1/3<br />
des Bestands “repowert” wird und daß im Mittel eine Verdreifachung der Leistung erreicht<br />
wird.“ und „Ebenfalls schwer einzuschätzen sind die Auswirkungen auf das nutzbare<br />
Flächenpotential, die sich durch die Vergrößerung bestehender Abstandsregelungen in<br />
einzelnen Bundesländern ergeben. So geht der BWE im Zusammenhang mit den Ende 2003<br />
neu gefassten Abstandsbestimmungen für Schleswig-Holstein und Niedersachsen von<br />
14
deutlichen Einbußen der Nutzungsflächen in einer Größenordnung von 35% bis 50% aus<br />
[Neue Energie (2003a) und Neue Energie (2004a)]. Es ist in diesem Zusammenhang jedoch<br />
zu beachten, daß beim Einsatz moderner WEA ohnehin größere Abstände eingehalten werden<br />
müssen, um den immissionsschutzrechtlichen Bestimmungen (TA Lärm) entsprechen zu<br />
können.“<br />
Zum Vergleich mit Abb. 10 wird hier Abb. 11 aus der dena-Studie (Köln, Februar 2005)<br />
angeführt:<br />
Abb.11 Jährlicher Zubau an installierter Leistung bis 2020 (dena-Studie)<br />
Im Vergleich zu Abb. 10 ist repowering deutlich geringer, siehe den Vergleich:<br />
In Abb. 12 ist die entsprechende kumulierte installierte Nennleistung (nicht zu verwechseln<br />
mit der abgegebenen jahresgemittelten Leistung) angegeben.<br />
15
Abb.12 Prognose der <strong>Windenergie</strong>entwicklung (Nennleistung) in Deutschland an Land und<br />
offshore bis 2020 (kumuliert)-Szenario „Beschluß dena-Fachbeirat“.<br />
C) Offshore Installationen in den ausschließlichen deutschen Wirtschaftszonen in der<br />
Nordsee und Ostsee<br />
Abb. 13 DEWI- Prognose des regionalen Ausbaus in der ausschließlichen deutschen<br />
Wirtschaftszone in der Nordsee.<br />
Die dena –Studie enthält die Prognosen des deutschen <strong>Windenergie</strong> Instituts (DEWI), das an<br />
der Studie teilgenommen hat , siehe Abbildung 13<br />
16
Die bisherigen Planungen sind den Karten des Bundesamts für Seefahrt und Hydrographie<br />
(BSH) zu entnehmen, siehe Abb. 14<br />
Abb 14 blau: Ausschließliche deutsche Wirtschaftszone in der Nordsee. vom Bundesamt für<br />
Seeschiffahrt und Hydrographie (BSH). Zur Zeit gibt es nur geplante Netzanbindungen. Das<br />
einzig in Betrieb befindliche WEA-Feld ist das dänische Horns Rev. (Siehe hierzu Anhang C)<br />
Die genehmigten Windparks sind in der folgenden Tabelle angeführt:<br />
"Borkum West", Prokon Nord<br />
"Butendiek", OSB Offshore Bürger- Windpark<br />
Butendiek GmbH & Co. KG<br />
"Borkum Riffgrund", PNE2 Riff I GmbH<br />
"Borkum Riffgrund West", Energiekontor AG<br />
"Amrumbank West", Amrumbank West GmbH<br />
"Nordsee Ost", WINKRA Offshore Nordsee<br />
Planungs- und Betriebsgesellschaft mbH<br />
"Sandbank 24", Sandbank 24 GmbH & Co KG<br />
12 WEA, Standort: 43 km nördlich von<br />
Borkum, genehmigt am 09.11.2001<br />
80 WEA, Standort: 35 km westlich von<br />
Sylt, genehmigt am 18.12.2002<br />
77 WEA, Standort: 34 km nördlich von<br />
Borkum, genehmigt am 25.02.2004<br />
80 WEA, Standort: 40 km nordwestlich<br />
von Borkum, genehmigt am 25.02.2004<br />
80 WEA, Standort: 37 km westlich von<br />
Amrum, genehmigt am 09.06.2004<br />
80 WEA, Standort: 35 km nordwestlich<br />
von Helgoland, genehmigt am 09.06.2004<br />
80 WEA, Standort: 100 km westlich von<br />
Sylt, genehmigt am 23.08.2004<br />
17
"ENOVA Offshore Northsea Windpower",<br />
ENOVA Offshore Projektentwicklungsgesellschaft<br />
mbH & Co. KG<br />
"DanTysk" Gesellschaft für Energie und<br />
Oekologie mbH<br />
"Nördlicher Grund" Nördlicher Grund GmbH<br />
Genehmigte Windparkprojekte in der Ostsee:<br />
"Kriegers Flak" Offshore Ostsee Wind AG<br />
48 WEA, Standort: 40 km nördlich von<br />
Juist, genehmigt am 11.02.2005<br />
80 WEA, Standort: 70 km westlich von<br />
Sylt, genehmigt am 23.8.2005<br />
80 WEA, Standort: 84 km westlich von<br />
Sylt, genehmigt am 1.12.2005<br />
80 WEA, Standort: 30 km nördlich von<br />
Rügen, genehmigt am 06.04.2005<br />
Die Zahl der hier angeführten WEA beträgt 697. Zum Vergleich: Im Jahre 2005 wurden 1049<br />
WEA an Land errichtet.<br />
Die Ausbaupläne der Deutschen Wind-Agentur sind ehrgeizig: Hierzu Stephan Kohler,<br />
Geschäftsführer der Deutschen Energie Agentur in der Frankfurter Allgemeine Zeitung vom<br />
25.11.2004.<br />
„Die Off-shore-Windanlagen im Meer werden in Zukunft eine große Rolle spielen, da der<br />
Wind dort viel länger bläst als an Land. Die ersten Pilotprojekte werden in den Jahren 2005<br />
bis <strong>2007</strong> getestet. Bis zum Jahr 2010 werden wir dann 2000 bis 3000 Megawatt Kapazität im<br />
Meer stehen haben. Der Ausbau und die Synchronisation mit dem Verbundnetz an Land<br />
müssen parallel dazu erfolgen. Im Zeitraum von 2020 bis 2030 sollen 20 000 bis 25 000<br />
Megawatt Stromerzeugungskapazität im Meer stehen. Das entspricht etwa der Leistung der<br />
heute in Deutschland betriebenen Atomkraftwerke“.<br />
Hier hat sich Herr Kohler unklar ausgedrückt: Nicht die Kapazität = Nennleistung muß<br />
erreicht werden, sondern die erzielte Leistung muß gleich der der Atomkraftwerke sein (z.Zt<br />
sind das bei den Windanlagen an Land nur 17,04% der Nennleistung)<br />
Anfang 2006 war noch kein Windpark im Bau. Offshore wird es vor <strong>2007</strong>/2008 keine<br />
Installation in Deutschland geben, nach Auskunft von R: Bischof, BWA. Die Prognose in<br />
Abb.13 ist also nicht erfüllt. Im Falle des Bürgerwindparks Butendieck, ist die<br />
Baugenehmigung des BSH bis zum 1. Oktober 2008 verlängert worden. Butendiek hat mit<br />
dem Bau noch nicht begonnen, u.a. weil das Land Schleswig-Holstein die Genehmigung <strong>zur</strong><br />
Kabeltrasse noch nicht erteilt hat. Das Verfahren ist allerdings nach Mitteilung der Betreiber<br />
weit vorangeschritten.<br />
Das einzige off shore WEA-Feld in Betrieb ist das dänische Horns Rev, siehe Anlage C. Die<br />
erste einzelne deutsche WEA von 4.5 MW Nennleistung befindet sich im Nearshore-Bereich<br />
der Ems bei Emden.<br />
Die dena Studie enthält einige Punkte, die den vorgesehenen Ausbau der offshore WEA<br />
zumindest verzögern können.<br />
a) Aus Sicht des DEWI kann mit dem kommerziellen Einsatz von 5 MW-WEA frühestens ab<br />
<strong>2007</strong> gerechnet werden. Vorher werden allenfalls einzelne Pilotprojekte zum Nachweis der<br />
Zuverlässigkeit begonnen werden. Zumindest ist ausgeschlossen, daß mit der Serienreife in<br />
<strong>2007</strong> ein sprunghafter Anstieg auf Nennkapazität in der Fertigung bei den Herstellern<br />
stattfinden wird, selbst wenn ansonsten alle anderen negativen Einflüsse auf die Projektdurchführung<br />
beseitigt wären.<br />
b) Ohne Nachweis der real verfügbaren Hafeninfrastruktur kann gesagt werden, daß die<br />
vorhandenen Strukturen für die konzentrierte Verladung in den 120 windschwachen Tagen<br />
18
eines Jahres nicht ausreichen werden, sollen bis 2020 insgesamt 20 GW <strong>Windenergie</strong>leistung<br />
auf dem Meer installiert werden.--- Das Verhalten der Politik zeigt, dass diese nicht bereit ist,<br />
zumindest zum jetzigen Zeitpunkt nicht, vorab größere Summen in ein nicht gesichertes<br />
Offshore-Zeitalter zu investieren. Grund hierfür ist nicht nur die z. Z. herrschende<br />
Mittelknappheit, sondern auch die Befürchtung, eine Investition zu tätigen, die vielleicht in<br />
dem geplanten Umfang nicht erforderlich sein könnte. Damit steht die erforderliche<br />
Hafeninfrastruktur mit großer Wahrscheinlichkeit nicht zeitgleich mit der Nachfrage <strong>zur</strong><br />
Verfügung, d.h., zeitliche Verzögerungen in der Errichtung der Offshore-Windparks sind<br />
einzukalkulieren.<br />
c) Einzelne Offshore-Windparks erfordern schnell Finanzierungen von mehreren hundert<br />
Millionen Euro. Nach Auskunft der Banken werden als Partner nur Generalübernehmer<br />
gesehen, die nicht nur das erforderliche Eigenkapital (25% und mehr) sondern auch die<br />
verlangte finanzielle Sicherheit bieten können. Wahrscheinlich werden diese Bedingungen im<br />
wesentlichen nur Energieversorgungsunternehmen erfüllen können.<br />
Werden 20.000 MW in 14 Jahren (ab 2006) jährlich gleichverteilt errichtet und beträgt die<br />
durchschnittliche Größe des Windparks 400 MW, dann muss bei angenommenen zehn<br />
verschiedenen Betreiberfirmen jede jeweils alle 2,8 Jahre einen Offshore-Windpark mit 400<br />
MW ans Netz bringen. Diese zeitliche Verteilung ist aber sehr unwahrscheinlich. Würden,<br />
wie vom BMU angenommen, im Zeitraum 2010 bis 2020 insgesamt 17.000 MW mit einer<br />
jährlich konstanten Rate errichtet, dann müsste jeder dieser zehn Betreiber schon alle 2,3<br />
Jahre einen Windpark in Betrieb nehmen. Der Aufstellrhythmus wird sich also gegen Ende<br />
des Zeitraums bis 2020 deutlich steigern. Jetzt stellt sich allerdings die Frage, ob ein solcher<br />
Generalübernehmer technisch und finanziell bereit und fähig ist, mehrere Projekte gleichzeitig<br />
durchzuführen, was dann nämlich erforderlich wäre. Ist dies nicht der Fall (z.B. aus<br />
Kapazitäts- oder Risikoerwägungen heraus), dann müsste mit einem langsameren Ablauf der<br />
Entwicklung gerechnet werden.<br />
d) Solange die Politik den für den Transport der <strong>Windenergie</strong> notwendigen Netzausbau an<br />
Land nicht mit einer eindeutigen Priorität gegenüber dem Naturschutz ausstattet, wird der<br />
Onshore-Netzausbau das Nadelöhr der Offshore-Entwicklung sein und damit das<br />
Entwicklungstempo entscheidend bestimmen. Für die Studie muss angenommen werden, dass<br />
hier relativ kurzfristig eine für die <strong>Windenergie</strong> positive Situation geschaffen werden kann, da<br />
sonst ein zeitliches Szenario bis zum Jahr 2020 nicht entwickelt werden kann.<br />
e) Gelingt es dem Vorhabenträger im Rahmen des aufwändigen Planungs- und<br />
Gehmigungsverfahren etwa nicht, den Offshore-Windpark vor dem 1.1.2011 in Betrieb zu<br />
nehmen, wird für den erzeugten Strom lediglich noch eine Vergütung von 5,71 Cent pro kWh<br />
gezahlt (statt 8,57 Cent/kWh über zwölf Jahre für Projekte, die noch in 2010 in Betrieb<br />
gehen). Es ist aus heutiger Sicht fraglich, ob Vorhaben, die erst nach 2010 den Betrieb<br />
aufnehmen können, wirtschaftlich zu betreiben sind.<br />
f) Generell ist hier festzustellen, dass eine technische Projektentwicklung, die über den<br />
genauen Ablauf des Baus und vor allem <strong>zur</strong> Bestimmung der Wirtschaftlichkeit eines<br />
Offshore-Windparks notwendig ist, zum Zeitpunkt der Berichterstellung von keinem der<br />
Projektentwickler in vollem Umfang durchgeführt wurde. Es sind deshalb derzeit weder für<br />
die Banken die Finanzierungsvoraussetzungen gegeben, noch für den Projektierer die genauen<br />
Anforderungen des Baus bekannt. (Ende der Zitate)<br />
Bis 2008 soll 45 Kilometer von der Nordseeinsel Borkum entfernt das erste <strong>Windenergie</strong>-<br />
Testfeld entstehen, bestehend aus 12 Anlagen der 5 Megawatt-Klasse, siehe Anhang D<br />
19
VIII) Das Problem der zeitlichen <strong>Windenergie</strong>-Schwankungen<br />
Kurzzeitige Schwankungen können „geglättet“ werden durch Zusammenfassung im<br />
deutschenVerbundnetz, siehe Abb.15a. Dadurch kann die Bereitstellung von größeren<br />
fossilen Kraftwerks-Kapazitäten etwa 15-60 Minuten im Voraus geplant werden.<br />
Abb.15a, Verringerung der Häufigkeit der Änderung des 15-Minuten-Mittels durch<br />
Verbundnetze, aus Windreport Deutschland 2004 (ISET)<br />
Trotzdem gibt es aber zeitlich stark schwankende tägliche Leistungen, siehe Abb.15b.<br />
Abb. 15b. Rechnerisch<br />
erzeugte<br />
Summenganglinien aller<br />
WEA in Deutschland<br />
2004. Dargestellt sind die<br />
Tagesmittelwerte der<br />
Leistung. Diese<br />
Datenreihen wurden mit<br />
dem am ISET entwickelten<br />
Simulationsprogramm<br />
SEPCaMo berechnet.<br />
20
Die regelmäßigen Tag-Nacht Unterschiede des Verbrauchs korrelieren nicht mit der<br />
<strong>Windenergie</strong>-Einspeisung (Abb.16a).<br />
Abb.16b Verlauf der <strong>Windenergie</strong>einspeisung aller Anlagen in Deutschland<br />
Abb.16a Vergleich<br />
von Bedarf und<br />
Einspeisung<br />
(Quelle: Vortrag<br />
Prof. Dr.-Ing.<br />
A.Voß,<br />
<strong>Windenergie</strong> -<br />
Entwicklungen,<br />
Erwartungen und<br />
energiewirtschaftli<br />
che Einordnung,<br />
Stuttgart 30.6.<br />
2003)<br />
Auch die Zusammenfassung der momentanen Leistung aller Windkraftanlagen in<br />
Deutschland (ISET)vermag die starken Leistungsschwankungen nicht auszugleichen, siehe<br />
Abb.16b<br />
21
Daher müssen <strong>zur</strong> Anpassung der schwankenden Einspeisung stets andere Kraftwerke<br />
bereitstehen, siehe Abb.17<br />
Abb. 17 Leistungskredit der Windstromerzeugung bezogen auf die installierte<br />
Windanlagenleistung Der Leistungskredit ist der Betrag an installierter konventioneller<br />
Leistung, der durch Einbindung von regenerativen Energien (hier der <strong>Windenergie</strong>)<br />
substituiert werden kann ohne das Zuverlässigkeitsniveau des Mischsystems gegenüber dem<br />
Zuverlässigkeitsniveau des konventionellen Ausgangssystems zu ändern. Die Durchdringung<br />
ist der Anteil der Energieerzeugung aus regenerativen Quellen an der Gesamtstromerzeugung<br />
(Auskünfte Prof. Voß).<br />
In der Pressekonferenz „Leistungsbilanz 2002/2003“, Berlin, 15. Januar 2004 hat Dr. Werner<br />
Brinker, Präsident des Verbandes der Elektrizitätswirtschaft (VDEW)) mitgeteilt: „Der starke<br />
Zuwachs von 3.000 MW Windkraftanlagen zwischen 2001 und 2002 steigerte den Bedarf an<br />
Reservekapazitäten. Je MW Windkraftleistung müssen etwa 0,85 MW Reservekapazität aus<br />
konventionellen Anlagen bereitstehen für die Zeit der Windflauten“.<br />
Aus der Vorhaltung von Ersatzkraftwerken ergeben sich sogenannte back-up-Kosten. Die<br />
Bandbreite von 0,7-1,8 Ct/kWh für diese Kosten ergibt sich je nach Wahl eines Gas- bzw.<br />
Steinkohleersatzkraftwerkes (Auskunft Prof. Voß). Rechnet man noch die Kosten für<br />
Netzausbau und Netzverluste von 0.2Ct/kWh (von e-on Energie) hinzu, so erhält man die<br />
Windfolgekosten von 0.9-2.0 Ct/kWh.<br />
Aus der dena-Studie:<br />
„Die ursprünglich vorgesehene Analyse eines Szenarios 2020 mit einer installierten WEA-<br />
Leistung von 48,1 GW und einer <strong>Windenergie</strong>erzeugung von 115,4 Mrd.kWh mit Hilfe der<br />
Elektrizitätswirtschaftsmodelle hat gezeigt, dass eine Gesamteinspeisung in dieser Höhe im<br />
Jahr 2020 – unter den durch die Projektsteuerungsgruppe beschlossenen Rahmenannahmen<br />
(keine Erzeugungsbeschränkung der WEA-Anlagen oder andere Anpassungsmaßnahmen) –<br />
nicht mehr in das Kraftwerkssystem integrierbar sein würde. Das im Fachbeirat und der<br />
22
Projektsteuerungsgruppe festgelegte und durch das DEWI und ISET konkretisierte Szenario<br />
führt zu einer Situation, in der die Erzeugung auf Basis von Technologien, die nicht oder nur<br />
un<strong>zur</strong>eichend flexibel eingesetzt werden können, und unter Berücksichtigung des derzeitigen<br />
Kenntnisstandes, keinen oder nur einen un<strong>zur</strong>eichenden Beitrag <strong>zur</strong> Systemstabilität leistet.<br />
Insbesondere die erforderliche Vorhaltung von negativer Regel- und Reserveleistung im Jahr<br />
2020 wirkt sich Problem verschärfend aus. Die Vorhaltung negativer Regelleistung kann zum<br />
einen durch in Deutschland installierte Pumpspeicherkraftwerke (rund 8 GW) sowie durch<br />
thermische Kraftwerke im Erzeugungsmodus erfolgen, die ihre Produktion im Bedarfsfall auf<br />
ihre technische Mindestlast reduzieren. Folglich müssen thermische Kraftwerkskapazitäten<br />
unter Berücksichtigung der technischen Mindestteillast von Kraftwerken in Höhe von<br />
mindestens etwa 20 bis 30 GW <strong>zur</strong> Vorhaltung negativer Regelleistung ständig mit<br />
Nennleistung am Netz sein. Hinzu<strong>zur</strong>echnen sind noch must-run Kapazitäten, die in Folge<br />
von Primär- und Sekundärregelleistungsanforderungen in Betrieb sein müssen sowie<br />
wärmegeführte Kraft-Wärme-Kopplung-Anlagen, deren Betrieb <strong>zur</strong> Deckung der<br />
Wärmenachfrage erforderlich ist. Als Konsequenz ergibt sich eine technisch bedingte und der<br />
Systemstabilität geschuldete Kraftwerksparkerzeugung, die die zu deckende Netzlast nach<br />
Einspeisung der WEA (auch unter Berücksichtigung von Exporten und<br />
Pumpspeicherverbrauch) übersteigt. Die WEA-Stromerzeugung müsste also in diesen<br />
Perioden (bei hohem Windaufkommen und niedriger Last) beschränkt werden, um Raum für<br />
die notwendige Stromerzeugung aus konventionellen Kraftwerken zu schaffen. (In wie weit<br />
die Möglichkeit der Bereitstellung von negativer Regel-/Reserveleistung durch WEA die<br />
Situation entschärfen könnten, muss in einer Folgeuntersuchung geklärt werden).“<br />
IX) Beitrag der Windkraft <strong>zur</strong> Reduktion der CO2- Emission<br />
in Deutschland<br />
Das Kyoto-Protokoll erfordert EU-Lastenverteilung (engl.: EU burden sharing). Die EU hat<br />
ihre gemeinsame Reduktionsverpflichtung von -8% in der ersten Verpflichtungsperiode (2008<br />
– 2012) gemäß einer EU-internen Lastenverteilung im Juni 1998 intern neu verteilt. Danach<br />
lauten die Reduktionsverpflichtungen und Emissionsobergrenzen der EU-Mitgliedsstaaten<br />
bezogen auf ihre 1990er Emissionen:<br />
Deutschland, -21%, bis 2012. Eine darüber hinausgehende Verpflichtung existiert z. Zt<br />
nicht, jedoch hat die Bundesregierung am 15.12.2004 auf dem Klimagipfel in Buenos Aires<br />
ankündigt, Deutschland werde bis 2020 seinen Kohlendioxyd-Ausstoß um 40 Prozent<br />
gegenüber 1990 reduzieren – unter der Bedingung, daß die restliche EU sich ihrerseits zu<br />
einer Verringerung um 30 Prozent verpflichte.<br />
Auszug aus der Datenbank des Statistischen Bundesamts Deutschland:<br />
CO2-Emission von allen deutschen Wirtschafts-Sektoren und durch Endverbrauch der<br />
privaten deutschen Haushalte, in 1000t, in ausgewählten Jahren<br />
1990 1995 2000 2002<br />
1013723 897807 854915 858623<br />
Dem vertraglich festgelegten Ziel der Reduktion um 21% bis 2012 entspricht eine Obergrenze<br />
der Emission von 8.00841 10 8 t CO2/a im Jahre 2012.<br />
Es fehlen nach 2002 bis 2012 noch Einsparungen von 5.7782 10 7 t CO2/a = 57.782<br />
Millionen t CO2/a . Das sind 5.70% der CO2 – Emission im Jahre 1990.<br />
23
Die in den Jahren 1989 bis 2003 durch die Windkraft eingesparte CO2 – Emission hängt stark<br />
von der Annahme ab, welche Elektrizitätswerke weniger Energie liefern sollen, entsprechend<br />
der von allen installierten WEA’s abgegebenen Energie (Dies ist nicht gleichbedeutend mit<br />
„permanentem Abschalten“, da diese Quellen ja zum Ausregeln der Schwankungen des<br />
<strong>Windenergie</strong> – Angebots zu einem großen Teil weiter gebraucht werden, siehe oben in<br />
Abschnitt VIII . Im <strong>Windenergie</strong> Report Deutschland 2004 (ISET) ist eine Einsparung von<br />
0.84kg CO2 pro kWh (Wind) angenommen, durch Reduzierung der abgegebenen Leistung<br />
von Steinkohle-Kraftwerken des Mittellastbereichs.<br />
Nach einem Datenblatt des Bundes für <strong>Windenergie</strong> waren im Jahre 2002 die vermiedenen<br />
Treibhausgasemissionen (CO2, CH4, N2O) in CO2 -Äquivalenten 809 g/kWh.<br />
Bei einer durchschnittlichen Einspeisevergütung, die über 20 Jahre nach EEG zu erwarten ist<br />
von ca 0,081 €/kWh (siehe Anhang B ) beträgt der Preis pro eingesparten kg CO2 aus<br />
Mittellast Steinkohlekraftwerken ca 0.0964€/kgCO2. Wenn man die Windfolgekosten bei<br />
Vorhaltung von Steinkohlekraftwerken von 2.0Ct/kWh richtigerweise mit berücksichtigt, und<br />
das CO2 Äquivalent von 809g/kWh wählt, so belaufen sich die Kosten auf 124.8 €/t<br />
CO2,äquivalent. Dies ist etwa 6 bis 10 mal teurer als die geschätzten Kosten der CO2 –<br />
Sequestrierung beim Braunkohlewerk Lippendorf in der Lausitz. (Vortrag Lars Stromberg<br />
,Vattenfall AB, A future ”CO2 Free” Power Plant for Coal Technology and Economics, The<br />
annual fall meeting of the German Physical Society, Bad Honnef, October 21-22, 2004)<br />
Die bis 2003 von ISET berechnete eingesparte CO2 - Menge ist in Abb. 18 zu sehen<br />
Je nach Szenario variiert die prognostizierte vermiedene Menge CO2 im Jahre 2015 zwischen<br />
27.2 und 39.5 Millionen t, die CO2 – Vermeidungskosten zwischen 40.6 und 66.6 € je t CO2<br />
siehe die folgende Tabelle (dena- Studie)<br />
Abb.18 Kopie aus dem Windreport Deutschland 2004 (ISET).<br />
24
Im Alternativ-Szenario (Hoher Erdgaspreis und CO2-Brennstoffpreisaufschlag) entspräche<br />
die CO2 Minderung von 39.4 Millionen t im Jahre 2015 etwa 4.6% der gesamten CO2<br />
Emissionen Deutschlands im Jahre 2000, wenn die Windkraft Steinkohlekraftwerke ersetzt.<br />
X) Europäische Windresourcen<br />
Nach Angabe der europäischen Windkarten (Abb. 19 und 20) für die küstennahen Bereiche<br />
im Nordwesten von Irland und Schottland werden auf Hügeln und Kämmen (violett in Abb.<br />
19) schon in 50 m Höhe über dem Grund Windleistungen über 1800W/m2 erreicht.<br />
In der deutschen ausschließlichen Wirtschaftszone in der südlichen Nordsee (rot in Abb 19)<br />
können diese Windleistungen noch nicht einmal in 200m Höhe erreicht werden.<br />
Im Vergleich zu diesen Leistungsdichte-Angaben ist die reale in Deutschland im Jahre 2003<br />
erreichte Leistungsdichte von 68.6W/ (siehe Abschnitt I) 30 mal geringer. Zur Überprüfung<br />
und evtl Korrektur dieses erstaunlichen Unterschieds sind Angaben über existierende WEA<br />
sehr wichtig.<br />
Eine Recherche des Max-Planck-Instituts für Meteorologie (Frau Dr. Jakob) ergab, daß auf<br />
den Orkney Islands auf speziellen Hügeln (siehe den Burgar Hill in Abb.21), mit ca. 150 m<br />
Höhe ca. 10 bis 11 m/s mittlere Windgeschwindigkeit herrschen. Im Vergleich zu der<br />
deutschen Nordseeküste (offshore), wo 100 m über dem Wasserspiegel mittlere<br />
Windgeschwindigkeiten von ca. 9 m/s , ausnahmsweise auch 10 m/s zu finden sind, ist dies<br />
deutlich mehr. Die entsprechenden Vollaststunden von Windanlagen mit liegen mit etwa 4150<br />
(Tabelle) höher als die für die Nordsee optimistisch angenommenen 3500h.<br />
Standort MW installiert Jahresleistung GJ Vollaststunden<br />
Burgar Hill (1) 4.25 63663 4160<br />
Burgar Hill (2) 1.3 19473 4153<br />
Stronsay 2.70 40445 4161<br />
Quelle: http://www.oref.co.uk/orkney_energy_audit.htm<br />
25
Abb.19. Offshore Windkarte. Man beachte den Unterschied zwischen dem nördlichen und<br />
südlichen Teil der Nordsee.<br />
26
Abb.20. „on shore“ Windkarte<br />
27
Abb. 21. Windpark Bougar Hill auf den Orkney Islands. Diese WEA benötigen keine<br />
Gründung auf offener See, werden an Land aufgebaut, gewartet und brauchen keine<br />
immensen Naben-Höhen<br />
Entsprechend engagieren sich die deutschen Energieunternehmen zunächst nicht offshore,<br />
sondern in Schottland, wie die folgende Pressenotiz zeigt:<br />
“Industrial news von National electrical Manufacturers Association, vom 27.12.2004<br />
Siemens Power generation(PG) has secured an order to supply 40 wind turbines in Scotland.<br />
The order value for the turnkey project, with a total capacity of 92 MW, is approximately 90<br />
million euros. The purchaser is npower renewables, Berkshire, a subsidiary of RWE npower<br />
plc. The new wind power division of Siemens PG will deliver 40 wind turbines with a<br />
capacity of 2.3 MW and a rotor diameter of 82.4 meters each for the Farr Wind Farm, which<br />
will be built approximately 10 kilometers south to Inverness in Northern Scotland. The<br />
project is scheduled to go online in spring of 2006 and will be npower renewables’ largest<br />
wind farm measured by installed capacity. The company currently operates four wind farms<br />
in Scotland, with a total combined capacity of more than 95 MW”.<br />
Diese Windfarmen haben die gleiche Größenordnung wie die einzelnen in der Nordsee<br />
beantragten, siehe Abschnitt V.<br />
XI) Anhänge<br />
A) Referenzanlage, Referenzstandort und Referenzertrag<br />
Dazu Auszug aus Bundes Gesetz-Blatt I 2000, 308 - 309;<br />
1. Referenzanlage ist eine Windkraftanlage eines bestimmten Typs, für die sich entsprechend<br />
ihrer von einer dazu berechtigten Institution vermessenen Leistungskennlinie an dem<br />
Referenzstandort ein Ertrag in Höhe des Referenzertrages errechnet.<br />
28
2. Der Referenzertrag ist die für jeden Typ einer Windkraftanlage einschließlich der<br />
jeweiligen Nabenhöhe bestimmte Strommenge, die dieser Typ bei Errichtung an dem<br />
Referenzstandort rechnerisch auf Basis einer vermessenen Leistungskennlinie in fünf<br />
Betriebsjahren erbringen würde.<br />
3. Der Typ einer Windkraftanlage ist bestimmt durch die Typenbezeichnung, die<br />
Rotorkreisfläche, die Nennleistung und die Nabenhöhe gemäß den Angaben des Herstellers.<br />
4. Referenzstandort ist ein Standort, der bestimmt wird durch eine Rayleigh-Verteilung mit<br />
einer mittleren Jahreswindgeschwindigkeit von 5,5 Metern je Sekunde in einer Höhe von 30<br />
Metern über Grund, einem logarithmischen Höhenprofil und der Rauigkeitslänge von 0,1<br />
Metern.<br />
5. Die Leistungskennlinie ist der für jeden Typ einer Windkraftanlage ermittelte<br />
Zusammenhang zwischen Windgeschwindigkeit und Leistungsabgabe unabhängig von der<br />
Nabenhöhe. Die Leistungskennlinie ist zu ermitteln nach dem einheitlichen Verfahren gemäß<br />
den Technischen Richtlinien für <strong>Windenergie</strong>anlagen, Revision 13, Stand: 1. Januar 2000,<br />
herausgegeben von der Fördergesellschaft <strong>Windenergie</strong> e.V. (FGW) mit Sitz in Hamburg,<br />
oder der technischen Richtlinie Power Performance Measurement Procedure Version 1 vom<br />
September 1997 des Network of European Measuring Institutes (MEASNET) mit Sitz in<br />
Brüssel, Belgien. Soweit die Leistungskennlinie nach einem vergleichbaren Verfahren vor<br />
dem 1. Januar 2000 ermittelt wurde, kann diese anstelle der nach Satz 2 ermittelten<br />
Leistungskennlinie herangezogen werden, soweit nach dem 31. Dezember 2001 nicht mehr<br />
mit der Errichtung von Anlagen des Typs, für die sie gelten, im Geltungsbereich dieses<br />
Gesetzes begonnen wird.<br />
6. Zur Vermessung der Leistungskennlinien und Berechnung der Referenzerträge von<br />
Anlagentypen am Referenzstandort sind für die Zwecke dieses Gesetzes die Institutionen<br />
berechtigt, die entsprechend der technischen Richtlinie „Allgemeine Kriterien zum Betreiben<br />
von Prüflaboratorien“ (DIN EN 45001), Ausgabe Mai 1990, für die Vermessung der<br />
Leistungskennlinien im Sinne von Nummer 5 akkreditiert sind. Das Bundesministerium für<br />
Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit veröffentlicht diese Institutionen nachrichtlich im<br />
Bundesanzeiger.<br />
B) Gestehungskosten und Vergütung<br />
Nach dem seit 2004 gültigen EEG erhalten <strong>Windenergie</strong>anlagen, die bis zum 31.12.2004 in<br />
Betrieb gegangen sind, ist zunächst eine Anfangsvergütung von 8,7 c€/ kWh für einen<br />
Mindestzeitraum von fünf Jahren festgeschrieben. Je nach Standortqualität wird die<br />
Einspeisevergütung anschließend nach dem "Referenzertragsmodell" auf einen Wert von 5,5<br />
c€/kWh abgesenkt. An ertragsstarken Standorten kann die Absenkung unmittelbar nach<br />
Ablauf des fünften Betriebsjahres erfolgen, an windschwachen Standorten kann die Zahlung<br />
des erhöhten Vergütungssatzes bis zu 20 Jahre dauern. Je nach Standortqualität ergibt sich<br />
somit, über 20 Jahre betrachtet, eine durchschnittliche Einspeisevergütung zwischen 8,7 und<br />
6,3 c€/kWh.<br />
29
Abb. 22, Vergleich der Gestehungskosten in €/kWh aus Abb. 8 mit der Vergütung nach dem<br />
Erneuerbare – Energien-Gesetz (EEG), für Anlagen mit Aufstellungsbeginn in den Jahre<br />
2004 (Kurve 1) und 2010 (Kurve 2), jeweils gemittelt über 20 Jahre. Der Unterschied<br />
zwischen Kurven 1 und 2 erklärt sich durch die Abnahme der Einspeisevergütung zwischen<br />
2000 und 2010, siehe Abb. 24<br />
30
Abb.23 (Windreport Deutschland 2004, ISET)<br />
Diese Darstellung zeigt exemplarisch die spezifischen Stromgestehungskosten (Säulen) und<br />
die durchschnittliche Vergütungshöhe (horizontal laufendes Band) für die<br />
Anlagenkonfigurationen (Typ, Rotordurchmesser, Nabenhöhe) mit den in 2003 höchsten<br />
Installationszahlen und Nennleistungen von 600, 1.000,1.300, 1.500, 1.800 und 2.000 kW.<br />
Für eine Anlage mit 1.000 kW Nennleistung kann bei einen Jahresenergieertrag von 100%<br />
des Referenzertrages für diesen Typ mit Stromgestehungskosten von ca. 0,075 €/kWh<br />
gerechnet werden. Dieser Wert liegt noch unter der durchschnittlichen Einspeisevergütung,<br />
die über 20 Jahre nach EEG zu erwarten ist (ca.0,081 €/kWh), siehe Abb. 21). Die WEA-<br />
Preise hängen auch von Nabenhöhe und Rotordurchmesser ab, die wiederum Einfluss auf den<br />
jährlichen Energieertrag und somit auf die Stromgestehungskosten haben. Die jeweiligen<br />
Nabenhöhen der ausgewählten Anlagen sind in der Grafik explizit angeben. Daten zu den<br />
Preisen und Referenzerträgen der Anlagen beruhen auf Angaben der Marktübersicht<br />
<strong>Windenergie</strong> des Bundesverband <strong>Windenergie</strong> sowie eigenen RAISA-Recherchen.<br />
Abb.24. Entwicklung der Einspeisevergütung für Strom aus <strong>Windenergie</strong> bei<br />
Aufstellungsbeginn der WEA, siehe Abb. 20<br />
31
XII) Schlußfolgerung.<br />
Diese Zusammenfassung unterstützt die allgemeineren Aussagen und Plädoyers der Studie<br />
der Deutschen Physikalischen Gesellschaft „Klimaschutz und Energieversorgung in<br />
Deutschland 1990 – 2020, Bad Honnef, September 2005, insbesondere die Bemerkungen zu<br />
Kapitel 5, <strong>Windenergie</strong>, dort:<br />
„...die Zeitplanung der dena-Studie bis 2020 erscheint vollkommen unrealistisch. Wenn der<br />
Ausbau der deutschen Windkraft in diesem Umfang überhaupt stattfindet, so wird er sich über<br />
einen längeren Zeitraum erstrecken und mit einem anderen Finanzierungsmodell<br />
funktionieren. Angesichts der vorhandenen Schwierigkeiten gehen wir davon aus, dass die<br />
Ausbaustufe, die in der dena-Studie mit "2015" markiert wurde, nicht vor 2020 verwirklicht<br />
werden kann.“<br />
Danksagungen.<br />
Ich danke Herrn R. Bischof von der BWE für häufig erteilte Auskünfte und<br />
Frau Dr.Jakob, MPI für Meteorologie für die Recherche über die Windverhältnisse auf den<br />
Orkney Islands.<br />
Anhang: Neue Entwicklungen<br />
zu Kap III, Stromgestehungskosten<br />
A) EEG-Aufwand und EEG –Durchschnittsvergütung<br />
(EEG = Energie-Einspeisungsgesetz)<br />
Abbildung 25 zeigt erstens die EEG Strommengen (siehe Tabellen in Kapitel 1) und die EEG<br />
– Zusatzvergütungen.<br />
32
Zu Kapitel V : Räumliche Verteilung der Wind-Energie<br />
Anlagen (WEA)<br />
Nimmt das <strong>Windenergie</strong>angebot in Deutschland durch die globale Erwärmung ab?<br />
Hierzu die zeitliche Fortsetzung des <strong>Windenergie</strong>angebots in Abb.7 bis 2006<br />
Es ist auffällig, daß sowohl an der deutschen Küstenlinie und auf den vorgelagerten Inseln,<br />
wie auch in Mittelgebirgslagen seit 1993 das über die Jahre geglättete <strong>Windenergie</strong>angebot<br />
um etwa 25% gesunken ist. Wahrscheinlich gilt dies nicht nur in 10m Höhe, sondern auch in<br />
150m Höhe und 40km vor der Küste, wo die off-shore-Anlagen aufgestellt werden sollen.<br />
Der Metereologe Prof. Dr.C.D. Schönwiese, J.W. Goethe-Universität Institut für<br />
Atmosphäre und Umwelt, Mitglied des IPCC schreibt dazu:<br />
Meines Wissens sind die Klimamodelle gerade beim Wind sehr unzuverlässig. Aus Sicht der<br />
Beobachtungen wird aber im nächsten IPCC-Bericht stehen, dass in mittleren Breiten eine<br />
geringfügige Erhöhung der Windgeschwindigkeit (insbesondere bei Westwind) eingetreten<br />
ist, was deswegen plausibel wäre, weil im Zuge der globalen Erwärmung die polaren Breiten<br />
eine stärkere Temperaturerhöhung aufweisen als die mittleren, was den Temperaturkontrast<br />
und somit auch den Wind verstärken sollte. Ihr Befund spricht dem entgegen und könnte<br />
daher ein regional begrenzter Effekt sein. Andererseits hat in den letzten ca. 10 Jahren die<br />
Nordatlantik-Oszillation (NAO) leicht abgenommen (Luftdruckdifferenz zwischen Azoren-<br />
Hoch und Island-Tief), was mit Ihrem Ergebnis konform wäre. Problem: Im Zuge der<br />
33
Klimaänderungen sollte die NAO eher zunehmen, was sich auch ca. 1960-1990 markant getan<br />
hat.<br />
zu Kap.VII, Off shore Ausbau<br />
A) Der erste off shore Windpark: Horns Rev in dänischen Gewässern.<br />
DIE ZEIT 17.06.2004 Nr.26<br />
Windstrom in Seenot<br />
Der größte Rotoren-Park auf offener See steht vor der dänischen Küste. Jetzt muss er<br />
komplett repariert werden Von Marcus Franken und Oliver Lönker<br />
Einer hatte es vorher gewusst. „Wir haben bereits Mitte vergangen Jahres gesagt, dass diese<br />
Technik die Belastungen auf hoher See nicht aushält“, sagt Peter Weißferdt, Technischer<br />
Geschäftsführer des geplanten Windparks Butendiek in der deutschen Nordsee. Verhindert hat<br />
die Warnung nichts: Die feuchtsalzige Seeluft hat dem größten Offshore-Windpark der Welt<br />
in Horns Rev vor der dänischen Nordseeküste derart zugesetzt, dass nun alle 80 Windräder<br />
abgebaut und an Land repariert werden müssen. Für den Hersteller der Windräder, die<br />
dänische Vestas A/S, ist das eine Horrormeldung.<br />
Doch nicht nur Vestas, die gesamte Windbranche steht unter Schock. Weil in Deutschland<br />
und Dänemark der Platz an Land knapp geworden ist, liegen die Standorte der Zukunft auf<br />
dem Meer. Deshalb müssen Firmen wie Vestas oder die deutsche Enercon dort erfolgreich<br />
sein. Das Projekt Horns Rev mit 80 Meter hohen Maschinen in den Nordseewellen sollte ein<br />
Schritt zum großen Offshore-Boom sein.<br />
Tatsächlich gruseln sich vor dem technischen Sprung selbst Brancheninsider. „Wir haben mit<br />
der Windkraft an Land eine gute Chance, die Energiewende einzuleiten. Das dürfen wir nicht<br />
durch unkalkulierbare Risiken zerstören“, warnt Enercon-Chef Aloys Wobben in der<br />
Fachzeitschrift Neue Energie.<br />
Genau dazu könnte sich aber das Malheur von Horns Rev auswachsen. „Die Bedeutung dieser<br />
Schäden ist hoch“, sagt Ralf Peters, Sprecher des Windrad-Produzenten Nordex AG in<br />
Hamburg. Banken und Versicherungen seien ohnehin sehr <strong>zur</strong>ückhaltend bei der Finanzierung<br />
der Hunderte Millionen Euro teuren Offshore-Projekte.<br />
„Das ist ein großes Problem“, heißt es auch im Hause eines dänischen Windparkversicherers.<br />
Die Versicherer hätten zwar mit Kinderkrankheiten gerechnet. Aber die Ausfälle häuften sich.<br />
Tatsächlich brach in den vergangenen Monaten ein Feuer im Maschinenhaus eines Rotors vor<br />
Schwedens Küste aus, vor englischen Gestaden riss ein Stromkabel, und schon 2001 mussten<br />
zwölf Transformatoren in einem Ostsee-Windpark ausgetauscht werden. „Mit so vielen<br />
Schäden haben wir nicht gerechnet“, sagt der Däne. Die Konsequenz: Einige Versicherungen<br />
würden aus dem Offshore-Geschäft aussteigen.<br />
B) Vor Borkum entsteht das erste <strong>Windenergie</strong>-Testfeld<br />
Kommerzielle Nutzung nach 2008 angestrebt / Gabriel: Versorgungssicherheit und<br />
Industriepolitik<br />
Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 04.10.2006 Seite 13<br />
34
nf. BERLIN, 3. Oktober 2006. Bis 2008 soll 45 Kilometer von der Nordseeinsel Borkum<br />
entfernt das erste <strong>Windenergie</strong>-Testfeld entstehen. Darauf haben sich die Bundesregierung,<br />
die Energiekonzerne Eon, EWE (Oldenburg) und Vattenfall sowie die Windanlagenhersteller<br />
Repower und Multibrid verständigt. Das Pilotprojekt mit einem Volumen von annähernd 180<br />
Millionen Euro soll wichtige Erkenntnisse über die <strong>Windenergie</strong>gewinnung auf hoher See<br />
(„off shore“) liefern und eine kommerzielle Nutzung nach 2008 ermöglichen. Man müsse<br />
daher möglichst schnell mit der Nutzung und der Auswertung der Erfahrungen beginnen,<br />
mahnte Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD). Die Bundesregierung beteiligt sich an<br />
der Erforschung der Technik und ihrer Risiken mit insgesamt 50 Millionen Euro.<br />
„Wir schlagen hier ein neues Kapitel in der Zukunft der erneuerbaren Energien auf, und zwar<br />
ganz kräftig“, sagte Gabriel. Ziel der Bundesregierung sei es, im Jahr 2030 rund 15 Prozent<br />
des heutigen Stromverbrauchs durch Windkraftanlagen in der Nord- und Ostsee zu gewinnen.<br />
(PS: Dies ist eine wesentlich bescheidenere Aussage als die von Stephan Kohler am<br />
25.11.2004.: „Das entspricht etwa der Leistung der heute in Deutschland betriebenen<br />
Atomkraftwerke“ Die Kernenergie stellte 2006 nach VDEW-Angaben mit 27 Prozent den<br />
größten Anteil an der Strom-Produktion).<br />
Dies sei nicht nur ein Beitrag <strong>zur</strong> Sicherung der Energieversorgung, sondern auch ein<br />
„zentraler Meilenstein“ in der Industriepolitik. Er setze darauf, daß sich auch diese neue<br />
Technologie weltweit vermarkten lasse. Schon jetzt würden drei von vier Windkraftanlagen in<br />
Deutschland für den Export hergestellt. Repower-Vorstandschef Fritz Vahrenholt hob hervor,<br />
daß mit Beginn der Serienfertigung mehr als 500 Arbeitsplätze in strukturschwachen<br />
Regionen geschaffen würden. „Und das ist nur der Anfang.“ Die neuen Windräder sollten ein<br />
„Schaufenster deutscher Ingenieurskunst“ werden. Interesse an Off-shore-Windanlagen gebe<br />
es in Schweden, den Niederlanden und China.<br />
Zwar seien in Deutschland schon 15 Windparks auf offener See genehmigt, aber erst zwei<br />
davon in Küstennähe errichtet worden, sagte Gabriel. Man habe die Anforderungen und<br />
Belastungen zum Teil deutlich unterschätzt, was zu Sicherheitsaufschlägen der Banken bei<br />
der Finanzierung geführt habe. Die Einigung zwischen Regierung und Wirtschaft trage<br />
insofern auch dazu bei, die Finanzierungskonditionen der Unternehmen zu verbessern.<br />
Vattenfall-Chef Klaus Rauscher verwies ebenfalls auf „viele Probleme“ wie die Korrosion,<br />
die Kabelanbindung über weite Strecken sowie die Einspeisung der schwankend anfallenden<br />
Stromleistung. Ein wirtschaftlicher Betrieb sei „unter derzeitigen Bedingungen keinesfalls zu<br />
erreichen“, sagte Bernhard Fischer, Vorstandsmitglied von Eon-Energie. Ob Off-shore-<br />
Windparks nach 2008 kommerziell betrieben werden könnten, hänge vom Ausgang der<br />
Testphase ab.<br />
Die zwölf Anlagen der Fünf-Megawatt-Klasse sind jeweils 150 bis 180 Meter hoch. Die 18<br />
Tonnen schweren Rotoren haben einen Durchmesser von rund 120 Metern und überstreichen<br />
damit die Fläche zweier Fußballfelder. Die Windräder sollen 50 bis 150 Kilometer von der<br />
Küste entfernt in 20 bis 40 Meter tiefer See errichtet werden. Da sie etwa die Hälfte des<br />
Jahres liefen, könnten sie als Mittellastkraftwerke eingesetzt werden, betonte Vahrenholt.<br />
Eine Anlage könne für rund 6000 Drei-Personen-Haushalte Strom liefern. Inzwischen stehen<br />
in Deutschland 18 000 <strong>Windenergie</strong>anlagen mit einer installierten Leistung von gut 19 000<br />
Megawatt. Damit hat die <strong>Windenergie</strong> nach Angaben des Bundesverbands <strong>Windenergie</strong> einen<br />
potentiellen Anteil von 6,8 Prozent am Nettostromverbrauch in Deutschland. Die Branche<br />
beschäftigt rund 64 000 Menschen.<br />
C) Lex Eon<br />
Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 18.11.2006 Seite 14<br />
35
Die Zusatzregelung, die bei den Schlußverhandlungen der großen Koalition noch<br />
überraschend Eingang in das Infrastrukturbeschleunigungsgesetz fand, ist kurz, ihre Wirkung<br />
dagegen gewaltig. Denn sie legt fest, daß die Kosten für den Anschluß von Windrädern, die in<br />
den kommenden Jahren vor der Küste gebaut werden sollen, von den Stromkunden bezahlt<br />
werden. Dabei geht es nicht um kleine Beträge. In einer Studie der Deutschen Energieagentur<br />
werden die Anschlußkosten an das Netz bis zum Jahre 2010 auf 2,5 Milliarden Euro beziffert.<br />
Berechnungen aus dem Kreis der betroffenen Übertragungsnetzbetreiber Eon, RWE,<br />
Vattenfall und ENBW zufolge könnten sie bis zum Ende dieses Jahrzehnts auf bis zu 3,5<br />
Milliarden Euro steigen. Die genaue Entwicklung ist unklar, weil niemand vorhersagen kann,<br />
wie schnell und in welchem Umfang Seewindanlagen in der Deutschen Bucht verankert<br />
werden. Entsprechend vage sind Schätzungen, die von einem zweistelligen Milliardenbetrag<br />
bis zum Jahre 2020 ausgehen. In Kreisen der Bundesregierung wird aber nicht der<br />
Einschätzung widersprochen, daß die Zusatzkosten, die die Stromkunden tragen müssen, die<br />
Einsparungen im Netzbetrieb übertreffen werden, die die Bundesnetzagentur derzeit den<br />
Stromversorgern auferlegt. Die Neuregelung für die Offshore-Windräder weicht von der<br />
Anschlußregelung für Windräder auf dem Land ab. Hier müssen die Betreiber den Anschluß<br />
an das Überlandnetz selber zahlen. Die Kosten müssen sie aus der garantierten, über dem<br />
„normalen“ Strompreis liegenden Vergütung bezahlen. Das gilt für die ebenfalls<br />
subventionierten Seewindräder nicht mehr. Hier zahlt der Stromkunde dann künftig zweimal<br />
per Umlage: einen höheren Preis für den Öko-Wind und einen erhöhten Transportpreis. Als<br />
Investoren für die Seewindparks kommen die großen Erzeuger in Frage. Beteiligte sprechen<br />
deshalb auch von einer „Lex Eon“. (ami.)<br />
Auszug aus dem Infrastrukturbeschleunigungsgesetz:<br />
5.Aus den unter den Nummern 1 bis 4 genannten Gründen müssen in Deutschland mehrere hundert<br />
Kilometer 380-kV- Leitungen neu gebaut sowie auf mehreren hundert Kilometern<br />
Netzverstärkungsmaßnahmen durchgeführt werden.Dieser besonderen Herausforderung werden die<br />
bislang bestehenden allgemeinen Vorschriften des Verwaltungsverfahrensgesetzes <strong>zur</strong> Genehmigung<br />
des Baus und der Änderung von Hochspannungsfreileitungen nicht gerecht. Es bedarf über das<br />
bisherige EnWG hinaus umfassender Beschleunigungsregeln, insbesondere einer Straffung der<br />
Verfahrensfristen und einer frühzeitigen Einbeziehung der nach dem Bundesnaturschutzgesetz<br />
anerkanntenVereine und sonstigenUmweltschutzvereinigungen.<br />
D) Gemeinsame Kabeltrasse im Nationalpark<br />
Mitteilungen des Internationales Wirtschaftsforum Rebenerative Energien (IWR), 30.1.<strong>2007</strong>:<br />
Die Offshore-Stiftung, eine Gründung der deutschen Industrie, einigte sich mit den Planern<br />
von weiteren sieben Windparks vor der ostfriesischen Küste auf eine gemeinsame<br />
Kabeltrasse. Die Leitungen sollen über die Insel Norderney gebündelt werden. Damit sollen<br />
die Auswirkungen auf den Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer möglichst gering<br />
bleiben<br />
E) Weitere Testfelder<br />
Mitteilungen des Internationales Wirtschaftsforum Rebenerative Energien (IWR), 30.1.<strong>2007</strong>:<br />
Der norddeutsche Windanlagen-Hersteller REpower kündigte am Montag an, er werde im<br />
nordfriesischen Westre nahe der dänischen Grenze drei Anlagen mit je fünf Megawatt<br />
Leistung in einem Testfeld für die Offshore-Nutzung bauen. Zwei weitere Anlagen sollen<br />
noch in diesem Jahr in einem Testfeld bei Cuxhaven entstehen.<br />
F)Vergleich des Standes der off shore Entwicklung Ende 2006 mit den Vorhersagen der<br />
dena-Studie in Abbildung 13<br />
Die Entwicklung wird mindestens 1 Jahre verspätet eintreten, mit 15 Anlagen von 5MW<br />
Spitzenleistung, also insgesamt nur mit einer Installation von 75MW statt 750MW.<br />
36
Zu Kapitel VII, Beitrag der Windkraft <strong>zur</strong> CO2-Reduktion.<br />
A) Richtigstellung zu einem Zitats von Amory B.Lovins<br />
„Deutschland installiert jährlich so viele Megawatts an <strong>Windenergie</strong> wie die ganze Welt neue<br />
Kernenergie“. (Amory B.Lovins in der Süddeutschen Zeitung am 8.2.<strong>2007</strong>)<br />
Lovins ist eine Ikone der grünen Umweltbewegung, (Amory B.Lovins. Sanfte Energie ,das Programm<br />
für die energie- und industriepolitischen Umrüstung unserer Gesellschaft, Rowohlt 1978, und Soft<br />
energy paths 1977)<br />
Nettostrom-Erzeugung aus Wind in Deutschland (VDEW)<br />
2005: 27.3 Mrd.kWh; 2006: 30.5 Mrd.kWh, Zunahme 3.2 Mrd.kWh<br />
Meine Abschätzung des potentiellen Anteils des Zubaus 2006 : 4.6 Mrd.kWh<br />
Vergleich mit einem kleineren Kernkraftwerk Neckarwestheim 1(eins) : Nettoleistung<br />
785MW, Verfügbarkeit in 2004: 94.1% (Angaben RWE), folgt in 2004 abgegebene Energie<br />
6.47Mrd.kWh<br />
Also:<br />
Die potentielle elektrische Energie aus dem Zubau an <strong>Windenergie</strong>anlagen in 2006 in<br />
Deutschland beträgt 71% der abgegebenen Energie eines kleinen deutschen<br />
Kernkraftwerks (Neckarwestheim 1) (bezogen auf die realen Werte in 2006 57%)<br />
In 2005 waren weltweit 27 Reaktoren in Konstruktion, mit 21811 MW el Nennleistung<br />
(Angaben IAEA). Bei Annahme einer Bauzeit von 5 Jahren und einer Verfügbarkeit von 80%<br />
sind das 30.5 Mrd.kWh Zubau im Jahr.<br />
Der jährliche weltweite Zuwachs an „Atomenergie“ (Stand 2006) entspricht in etwa der<br />
Gesamtenergie aus deutscher Windkraft im Jahr oder dem 6.6 fachen des potentiellen<br />
Anteil des Zuwachses der <strong>Windenergie</strong> in Deutschland in 2006.<br />
Vergleich der CO2-Einsparung durch deutsche <strong>Windenergie</strong>-Anlagen mit dem globalen CO2-<br />
Ausstoß im Durchschnitt der Jahre 2000-2005 von ca 26.4 Milliarden t CO2 aus fossilen<br />
Quellen und von ca 5.9 Milliarden t durch Veränderung der Landnutzung (Quelle: IPCC,<br />
Summary for policy makers, <strong>2007</strong>)<br />
(The primary source of the increased atmospheric concentration of carbon dioxide since the preindustrial<br />
period results from fossil fuel use, with land use change providing another significant but<br />
smaller contribution. Annual fossil carbon dioxide emissions4 increased from an average of 6.4 [6.0 to<br />
6.8] 5 GtC (23.5 [22.0 to 25.0] GtCO2) per year in the 1990s, to 7.2 [6.9 to 7.5] GtC (26.4 [25.3 to<br />
27.5] GtCO2) per year in 2000–2005 (2004 and 2005 data are interim estimates). Carbon dioxide<br />
emissions associated with land-use change are estimated to be 1.6 [0.5 to 2.7] GtC (5.9 [1.8 to 9.9]<br />
GtCO2) per year over the 1990s, although these estimates have a large uncertainty. {2.3, 7.3})<br />
Nach Angabe des ISET kann man jeder kWh <strong>Windenergie</strong> eine Einsparung von 0.84 kg CO2<br />
zuordnen.<br />
Der Erzeugung von 30.6 Mrd.kWh elektrischer Energie durch die deutschen<br />
<strong>Windenergie</strong>anlagen im Jahre 2006 kann man eine jährliche CO2 – Einsparung von 25.7<br />
Millionen t CO2 zuordnen. Das sind 0.08% des weltweiten jährlichen CO2-Ausstoßes.<br />
Auszug aus dem annual report der International energy association (IEA) wind: (IEA Länder sind<br />
australia, Canada, Denmark, Finland, Germany , greece, Ireland, Italy , Japan, Korea, Mexico,<br />
Netherlands, Normay, Portugal, Spain, Sweden, Switzerland, United Kingdom, United states.<br />
Since 1995, total electrical generation from wind energy in the IEA Wind Member Countries has<br />
increased from less than 10 Mrd.kWh to nearly 100 Mrd.kWh in 2005.<br />
Das entspricht (den deutschen Energiemix vorausgesetzt) 0.26% des weltweiten CO2-<br />
Ausstoßes.<br />
37
Weltweit waren 2005 insgesamt 59.000 Megawatt Windleistung installiert, (Nennleistung)<br />
davon 31 Prozent in Deutschland.<br />
Die (sehr positive) Annahme einer weltweiten Windkraft-Energie-Erzeugung von 200<br />
Mrd.kWh in 2006 entspricht einer jährlichen CO2-Einsparung von 168 Millionen t CO2.<br />
Das sind 0.52% des weltweiten jährlichen CO2-Ausstoßes.<br />
38