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Drogenmissbrauch

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PRIVATES PÄDAGOGISCHES INSTITUT<br />

Inh.: Carmen E. Lange, OStR’n<br />

Modellinternat der Zentralstelle für Internatsberatung<br />

Alsfelder Str. 18-20 35305 Grünberg Tel.: 06401-903021 Fax: 903073<br />

Kompromisslos<br />

DROGENFREI!<br />

DROGENFREIE SCHUTZZONEN IN EINER DROGENGESELLSCHAFT?<br />

Der Drogenkonsum von Kindern und Jugendlichen ist zu einem der brisantesten gesellschaftspolitischen<br />

Themen geworden. Nach den Erkenntnissen der Deutschen Hauptstelle gegen die Suchtgefahren<br />

liegt das Einstiegsalter für die „legalen“ Drogen Alkohol und Tabak bei 10 Jahren. Etwa<br />

65% aller Jugendlichen nehmen regelmässig alkoholische Getränke zu sich, mehr als 35% rauchen.<br />

Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte schlägt angesichts des ständig steigenden Tabakkonsums<br />

Minderjähriger immer wieder Alarm: Die Hälfte der jungen Raucher stürben bei regelmäßigem<br />

Nikotinmissbrauch später an den Folgen. Zudem entstehe eine Nikotinabhängigkeit viel<br />

schneller als allgemein angenommen. Jeder Fünfte der 12- bis 13-jährigen Raucher zeige nach vier<br />

Wochen deutliche Symptome von Abhängigkeit.<br />

Nach Erkenntnissen der EU-Drogenbeobachtungsstelle in Lissabon hat fast jeder zweite Teenager in<br />

den EU-Mitgliedsländern schon einmal zum Joint gegriffen. Unter den illegalen Drogen stehen<br />

Cannabisprodukte wie Haschisch oder Marihuana an erster Stelle der Beliebtheitsskala. Jeder Vierte<br />

der 15- bis 16-Jährigen hat sich daran laut EU-Bericht schon einmal berauscht. Bei den 18-Jährigen<br />

sind es 40%.<br />

Nach Cannabis sind synthetische Drogen wie Ecstasy und Amphetamin die am häufigsten konsumierten<br />

Rauschgifte, wobei sich der Konsum immer mehr von großen Tanzveranstaltungen in die<br />

Privatsphäre der Jugendlichen verlagert.<br />

Beliebteste Droge unter jungen Städtern ist Kokain, oft in Verbindung mit hohem Alkoholkonsum.<br />

Dementsprechend hat in der Gruppe der 16- bis 34-jährigen das „Koksen“ erheblich zugenommen.<br />

„Zahlreiche Promis nicht nur in Deutschland“, kommentiert dies die Tageszeitung „Die Welt“,<br />

„finden also ihre Nachahmer. Europa trinkt und ist verschnupft.“<br />

Diese Entwicklung, die nach Ansicht von Fachleuten die Zukunft einer ganzen Generation gefährdet,<br />

lässt bei besorgten Eltern den Wunsch nach Schutzzonen entstehen, die Drogenkontakte verhindern.<br />

Internate und gewerbsmäßige Internatsvermittler entdeckten hier offensichtlich eine Marktchance<br />

und richten ihre Eigenwerbung seit etwa 10 Jahren verstärkt auf solche Elternbedürfnisse aus.<br />

1


„Klasse – ohne Gewalt und Drogen!“ titelte Anfang der 90er Jahre eine grosse Programmzeitschrift<br />

unter der Rubrik „Privatschulen und Internate“, und in den „Zahnärztlichen Mitteilungen“ konnte man<br />

erst kürzlich lesen, dass die Entscheidung vieler Eltern für private Internatsschulen in der<br />

„Gewissheit“ erfolge, dass dort „Gewalt und Drogen keinen Platz“ hätten.<br />

Gezielte Desinformation!<br />

Solche Pressebeiträge sind nur Einzelbeispiele für eine gesteuerte Desinformationskampagne, die die<br />

öffentliche Berichterstattung seit Jahren beherrscht und überwiegend auf PR-Aktivitäten gewerbsmässiger<br />

Internatsvermittler bzw. einzelner Privatinstitute und Privatschulverbände zurückgehen<br />

dürfte. Hierdurch versucht man von einer Wirklichkeit abzulenken, die völlig anders aussieht!<br />

Schon 1977 schrieb die ehemalige Leiterin des Landerziehungsheims Marienau, A. Knoop, in ihrem<br />

Standardwerk über „Aufgaben und Angebote der Heimschulerziehung“:<br />

„Drogenproblem<br />

Seit Anfang der 70er Jahre quälen sich auch die Internate mit diesem gravierenden Problem. War der<br />

Drogenkonsum zunächst auf ‚harmlose’ Präparate wie Marihuana und Haschisch beschränkt, so<br />

greifen heute auch schon jüngere Schüler zu härteren Stoffen.“<br />

„Weder Sie noch andere Lehrer (haben) Ahnung“, berichtet ein Schüler der Odenwaldschule Anfang<br />

der 80er Jahre an seinen Schulleiter, „was auf der OSO abgeht, denn 80% der OSO-Schüler rauchen<br />

oder nehmen irgend eine Droge, und das schon ab 7. Klasse. Schon damals, als man in der<br />

Schülerzeitung die OSO ‚Drogenwaldschule’ genannt hat, hätten Sie was merken und unternehmen<br />

sollen.“<br />

Ein Bericht über das bekannte Internat Schloss Salem aus dem Jahr 1987 zitiert die Erfahrungen eines<br />

Stipendiaten:<br />

„Ich bin ein Stipendiat, ein >Stip


private Internatsschulen zu, denen die Kundschaft wegläuft, sobald negative Entwicklungen ruchbar<br />

werden. Die Folge ist eine Mauer des Schweigens und der Vertuschung. Selbst schwerste Übergriffe<br />

und Vergehen bleiben der Öffentlichkeit über lange Zeit verborgen, kommen oft erst nach Jahrzehnten<br />

durch Zufall ans Licht.<br />

Im November 1999 enthüllte die Frankfurter Rundschau, dass der ehemalige Leiter der Odenwaldschule<br />

und bekannte Reformpädagoge Gerold Becker nicht nur jahrelang unter den Augen zahlreicher<br />

Mitwisser Internatsschüler in inflationärem Umfang sexuell missbraucht, sondern auch<br />

exzessiven Konsum von Alkohol und Drogen zugelassen und sogar unterstützt habe (FR vom<br />

17.11.1999, S.3).<br />

Die Drogenszene der Internate sollte auf keinen Fall verharmlost werden. Sie trägt in erheblicher<br />

Weise zu einer Erhöhung des Risikos bei, Opfer schwerer Straftaten zu werden. Drogenkonsum und<br />

unkontrollierte Gewaltexplosionen stehen in engem Zusammenhang.<br />

In dem oberbayrischen Realschulinternat Schloss Brannenburg erschoss ein Neuntklässler den<br />

Schulleiter, nachdem er wegen Drogenkonsums von dem Institut verwiesen worden war. Die<br />

umfangreiche Berichterstattung der Medien über diese Tat hatte katastrophale Folgen für die Schule.<br />

Viele Aufnahmeverträge wurden aufgelöst oder storniert, sämtliche Lehrer und Erzieher erhielten zum<br />

Ende des Schuljahrs 1999/2000 die Kündigung. Eine vollständige Schliessung konnte nur knapp<br />

vermieden werden.<br />

Auch der Mord an einem Mitschüler in der Urspringschule Schelklingen infolge eines Streits um 50<br />

Euro, der im Mai 2006 durch die Presse ging, soll nach Medienberichten mit Drogenkriminalität in<br />

Zusammenhang gestanden haben.<br />

Was macht Internate grundsätzlich so anfällig für Drogen und Gewalt?<br />

Kenner der Internatsszene wissen die Antwort:<br />

1. In den Internaten häufen sich die schwierigen Fälle: Erziehungs- und therapieresistente Kinder,<br />

Hyperaktive mit hohem Aggressionspotential und gestörter sozialer Wahrnehmung, asthenische<br />

Charaktere mit ausgeprägtem Vermeidungsverhalten und hieraus resultierender Suchtlabilität,<br />

Wohlstandsverwahrloste, Verhaltens-, Lern- und Leistungsgestörte, neurotisch Depressive usw.<br />

Und vor allem: Viele Eltern glauben, der Wechsel in ein Internat könne ein Kind aus einem<br />

„falschen Freundeskreis“ herauslösen, in dem oft Drogenkonsum eine große Rolle spielt. Bis zu<br />

40% der Internatsplätze sind nicht selten über Jugendämter belegt, die die Kosten in Zeiten leerer<br />

öffentlicher Kassen allerdings nur dann übernehmen, wenn alle anderen Hilfen versagt haben. Die<br />

Einrichtungen werden so zum Sammelbecken für die schwierigsten Fälle. Ein zunehmender Anteil<br />

der InternatsschülerInnen hat bereits Psychiatrieerfahrung oder ist akut therapiebedürftig. Früher<br />

wurde die Kinder- und Jugendpsychiatrie bemüht, wenn das Internat versagt hatte. Heute ist es<br />

umgekehrt. Wenn die Psychiatrie nicht mehr helfen konnte, sucht man einen Internatsplatz.<br />

2. In den Internaten manifestiert sich die „Erziehungskatastrophe“ der letzten Jahrzehnte, d.h. einer<br />

wachsenden Erziehungsunfähigkeit der Eltern. Mangelnde Distanz, ständiges Gewährenlassen,<br />

Inkonsequenz, Vernachlässigung oder Überbesorgtheit, materielle Verwöhnung ohne Erwartung<br />

einer Gegenleistung, Zynismus oder Indifferenz in Wertfragen sowie fehlende Vorbildfunktion<br />

infolge eigener Schwächen verursachen schwerste neurotische Störungen und Persönlichkeits<br />

defekte bei den Kindern.<br />

3. Die Internate stehen den wachsenden Problemen ihrer SchülerInnen weitgehend hilflos gegenüber.<br />

Selbst die teuersten bieten im Vergleich zu heilpädagogischen Einrichtungen oder Heimen der<br />

öffentlichen Erziehung bestenfalls ein „pädagogisches Existenzminimum“. Eine zu hohe Zahl von<br />

Belegplätzen, zu grosse Gruppen, völlig überforderte und überlastete ErzieherInnen, organisa-<br />

3


tionspsychologische Defizite, der Verlust persönlicher Autorität der Erwachsenen („Lohnerzieher“-<br />

Problem), falsche Liberalisierungsversuche aus Rücksicht auf die „Kundenwünsche der zu<br />

Erziehenden, die Auflösung der Internatsgemeinschaften in konkurrierende Jugendsubkulturen sowie<br />

viele andere Faktoren verwandeln die Internate in weder überschau- noch kontrollierbare<br />

soziale Brennpunkte mit äußerst bedenklicher Milieuwirkung.<br />

„Der erfahrene Heimerzieher ist sich klar darüber“, schreibt A. Knoop in ihrem bereits zitierten<br />

Internatsführer, „daß das, was sich im Heimleben abspielt, einem Eisberg vergleichbar ist: ein<br />

Siebentel ist über Wasser sichtbar, das übrige bleibt verborgen, jedenfalls den meisten<br />

Erwachsenen<br />

So resümiert die Frankfurter Allgemeine Zeitung: „. . .eine wachsende Zahl der Nobel-Adressen<br />

unter den deut-schen Privatschulen sei praktisch unregierbar geworden, erzählen ehemalige Lehrer“<br />

(FAZ v. 31.12.1993, S. 39).<br />

Vor diesem Hintergrund kann die Behauptung von Internatsleitern, sie hätten das Drogen- und<br />

Gewaltproblem im Griff, nicht überzeugen. Auch der Hinweis auf stichprobenartige Drogentests<br />

und strenge Maßnahmen gegen Konsumenten und Dealer wird Eingeweihte kaum beruhigen. Urinund<br />

Haarproben, die die gesamte Palette möglicher Drogen erfassen, sind kaum bezahlbar und<br />

durch vielerlei Tricks zu manipulieren.<br />

Das beste Beispiel für die Aussichtslosigkeit von Kontrollmaßnahmen in Einrichtungen mit hoher<br />

Belegungsdichte sind die Strafvollzugsanstalten: Nirgends ist die Abschottung gegen des Rest der<br />

Gesellschaft radikaler, kein anderer Ort ist besser überwacht; doch nirgendwo gibt es größere<br />

Drogenprobleme als im „Knast“!<br />

4. Es gibt kaum eine Chance, eines Problems Herr zu werden, dessen Existenz von allen Beteiligten<br />

bewusst geleugnet, verschleiert oder verharmlost wird.<br />

Noch nachvollziehbar ist das Interesse der Internate selbst, Eltern nicht durch Offenlegung<br />

bestehender Suchtgefahren abzuschrecken.<br />

Doch auch viele Mütter und Väter verschließen krampfhaft die Augen vor den Drogenrisiken im<br />

Internat und tragen damit zu ihrer Verschärfung bei.<br />

Problemblindheit und Verdrängung haben psychologische Ursachen:<br />

Viele Eltern von Problemkindern neigen dazu, für bestehende Lern- und Erziehungsschwierigkeiten<br />

Dritte verantwortlich zu machen, z.B. „unfähige Lehrer“, „falsche Freunde“ usw. Das hieraus<br />

resultierende Grundmuster für „Problemlösungen“ besteht darin, das „Revier“ zu wechseln und ein<br />

neues Umfeld zu suchen, in dem „die anderen“ die erwünschten Eigenschaften haben, d.h. die<br />

Lehrer fähig und engagiert, die Altersgenossen MusterschülerInnen sind.<br />

In dieser Situation werden positive Wunschvorstellungen auf die Alternative (Privatschule, Internat)<br />

projiziert, mögliche Einwände massiv abgewehrt. „Drogen gibt es heute ja überall!“ heißt es dann<br />

oft. Dass diejenigen, die nicht „mitmachen“, im Internat viel stärkeren Pressionen ausgesetzt sind<br />

als zu Hause, weil jeder unbeteiligte Mitwisser das Entdeckungsrisiko der Drogendealer und -<br />

konsumenten erhöht, weiß man im Grunde zwar, möchte es aber nicht wahrhaben.<br />

Eltern, deren Kinder drogenlabil sind, suchen oftmals gar kein drogenfreies Internat, sondern nur<br />

eines, in dem der eigene Nachwuchs irgendwie durchkommt, ohne hinausgeworfen zu werden. Der<br />

Drogenkonsum der Mehrzahl wirkt vor diesem Hintergrund sogar entlastend: „Die anderen“ tun es<br />

schließlich auch! Für den dramatisch wachsenden Anteil erziehungsunfähiger Eltern, die von ihren<br />

Kindern vollkommen beherrscht und terrorisiert werden, zählt ohnehin nur der Gesichtspunkt, ob<br />

Sohn oder Tochter sich durch irgendwelche Versprechungen oder in Aussicht gestellte Annehmlichkeiten<br />

in das betreffende Institut locken lassen, ohne den Aufstand zu proben.<br />

Vor diesem Hintergrund spielt die Qualität eines Internats, die Tatsache eines drogenfreien oder<br />

drogengefährdenden Milieus, praktisch keine Rolle mehr.<br />

4


Ein konsequent drogenfreies Internat, dessen Aufgabe es sein müsste, erzieherische Defizite<br />

abzubauen, grenzsetzend bzw. kontrollierend einzugreifen und auch Unannehmlichkeiten<br />

zuzumuten, wäre weder für diese „Tyrannen in Turnschuhen“ noch ihre schwachen und<br />

schwankenden Sorgeberechtigten attraktiv. Trotz gegenteiliger Bekundungen werden von<br />

dieser Problemgruppe gerade die besonders „liberalen“ Institute ausgewählt, d.h. diejenigen,<br />

die den Drogensubkulturen den günstigsten Nährboden bieten.<br />

Grundvoraussetzungen für ein drogenfreies Internat<br />

Trotz aller Schwierigkeiten, in einer Drogengesellschaft drogenfreie Räume zu schaffen und zu<br />

verteidigen, wollen wir vor den Problemen nicht resignieren.<br />

Ein Internat drogenfrei zu halten ist möglich! Allerdings bedarf es hierzu klarer Prioritäten und<br />

konsequenter Maßnahmen. Als wichtigste wären zu nennen:<br />

��Eindeutiger Standpunkt zum Drogenkonsum (Keine Verharmlosung! Legale Drogen wie<br />

Alkohol und Nikotin sind weitaus gefährlicher als illegale Drogen!)<br />

��Auswahl der Schüler unter dem Gesichtpunkt geringer Drogengefährdung bzw. Suchtlabilität,<br />

��Einheitlichkeit des Erziehungsstils in Elternhaus und Internat,<br />

��Absolute Transparenz der Strukturen und Abläufe im Internat (geringstmögliche Schülerzahlen,<br />

kleinste Einheiten, klare Zuständigkeiten, keine „Lohnerzieher“, kein Schichtdienst!),<br />

��Strenge Sanktionen bei Verstoß gegen das Prinzip der Drogenfreiheit,<br />

��Lebenskompetenz-Training als Suchtprophylaxe durch Gewöhnung an Pflichten, Widerstände,<br />

Frustrationen und Belastungen, durch Stärkung des Selbstbewusstseins, Vermittlung sachgerechter<br />

Konfliktlösungsstrategien und aktive Lebensgestaltung,<br />

��Erziehung zu gesunder Lebensführung,<br />

��Positive Wert- und Sinnorientierung.<br />

Unser Grünberger Modellinternat nimmt nur junge Menschen auf, die noch nicht an den Konsum<br />

von Drogen gewöhnt sind und von denen keine Gefährdung für andere (falsches Vorbild für Jüngere,<br />

Dealen) ausgeht.<br />

Als einziges Internat in der Bundesrepublik nehmen wir ausdrücklich nur Nichtraucher auf, denn<br />

Nikotin ist als klassische Einstiegsdroge in die weitere Suchtkarriere anzusehen und signalisiert eine<br />

bestehende Suchtlabilität.<br />

Eine sorgfältige Schülerauswahl in diesem Sinne ist nur möglich, weil unsere Einrichtung grundsätzlich<br />

mit der Nachfrage wächst, und nicht „gefüllt“ werden muss. Denn wir betreiben kein<br />

„Märchenschloss“ mit Dutzenden oder Hunderten von Plätzen. Unser Internat liegt – weitab von jeder<br />

Drogenszene und Treffpunkten jugendlicher Subkulturen – in einem ländlichen Ferienpark. Eine<br />

geringe Grundkapazität, die wir sehr kostengünstig in eigenen Immobilien vorhalten können, lässt<br />

sich je nach Anmeldungen geeigneter SchülerInnen aus dem Bestand der Ferienhäuser der Ferienpark<br />

Burgblick GmbH in Ulrichstein aufstocken oder kurzfristig wieder abbauen. Bleiben geeignete<br />

Aufnahmekandidaten aus, sind wir nicht zu Kompromissen aus wirtschaftlichen Gründen gezwungen.<br />

Wir nehmen dann eben niemanden auf. Wir sind auch nicht gezwungen, aufgrund finanzieller<br />

Überlegungen ungeeignete SchülerInnen im Internat zu halten.<br />

Zu der Flexibiliät im Hinblick auf die Zahl der Belegplätze kommt die personelle Flexibilität. Unsere<br />

kleine Einrichtung ohne „Privatschule“ braucht keinen teuren Mitarbeiterstab, der unabhängig von<br />

der Einnahmesituation hohe laufende Kosten verursacht. Wir arbeiten mit flexiblen Teilzeitkräften<br />

(überwiegend Studentinnen und Studenten), die ihre Betreuungsaufgaben im schulischen Bereich<br />

(Hausaufgabenhilfe, Nachhilfe) oft besser erfüllen als „Festangestellte“.<br />

5


Permanente Bezugspersonen im erzieherischen Bereich sind die privaten Eigentümer (Ehepaar). Als<br />

solche sind sie in der Schule (Internatsleiterin) oder im Wohnbereich (Internatsleiter) praktisch „rund<br />

um die Uhr“ ansprechbar, führen die Aufsicht und leiten die MitarbeiterInnen für Hausaufgabenbetreuung<br />

und Nachhilfe an.<br />

Die Hausgemeinschaften leben nach bestimmten Vorgaben (Tagesplan, häusliche Pflichten) und in<br />

der Alltagsroutine der funktionierenden Gemeinschaft relativ autonom und doch ausreichend beaufsichtigt.<br />

Jeder weiß, was er zu tun hat. Wie Geschwister in einer kinderreichen Großfamilie nehmen<br />

die Älteren gewisse Betreuungsaufgaben gegenüber den Jüngeren wahr. OberstufenschülerInnen<br />

mit entsprechender Zuverlässigkeit können auch in Einzelappartements ohne Anbindung an eine<br />

Wohngruppe leben und damit schrittweise und begleitet die Selbständigkeit des Erwachsenen einüben.<br />

All dies geschieht – wohlgemerkt unter der aufmerksamen Regie der Internatsleitung – in überschaubarstem<br />

Rahmen (maximal 10 Kinder und Jugendliche) und, was wohl das Entscheidende ist, in einer<br />

Gemeinschaft charakterlich geeigneter Eleven, für die Loyalität und Zuverlässigkeit keine Fremdworte<br />

sind.<br />

Zu einem „Anti-Drogen-Konzept“ gehört natürlich auch die weitere Stärkung der Persönlichkeit im<br />

Rahmen einer Erziehung zur Lebenstüchtigkeit („Fordern statt Verwöhnen“). Denn häufig lassen<br />

unzureichende Belastbarkeit und Versagensängste Kinder und Jugendliche zu Drogen greifen. Die<br />

Flucht in den Rausch bietet hier eine trügerische Entlastung für kurze Zeit. Doch es folgt das böse<br />

Erwachen in einer Realität, die sich gerade durch das Fluchtverhalten noch mehr verdüstert hat.<br />

SchülerInnen mit „asthenischer“ (=schwächlicher) Persönlichkeit lernen bei uns, den Problemen<br />

nicht auszuweichen, sondern sich den Anforderungen des Lebens prinzipiell zu stellen, Widerstände<br />

und Unannehmlichkeiten zu akzeptieren.<br />

Wir machen unseren SchülerInnen bewusst, im Interesse einer qualifizierten Ausbildung zwar von<br />

unmittelbarer Erwerbsarbeit freigestellt zu sein, nicht aber von jeglicher Arbeit. Diese beschränkt<br />

sich nicht nur auf die schulischen Pflichten, sondern umfasst auch die Bewältigung des Alltags.<br />

SchülerInnen, die sich selbst versorgen lernen, statt versorgt zu werden, die Aufgaben innerhalb einer<br />

Gemeinschaft erfüllen müssen, anstatt immer nur die Erfüllung eigener Wünsche einzufordern,<br />

entwickeln eine völlig neue Lebenseinstellung.<br />

Sie sind nicht ständig „verstimmt“, weil ihre vermessenen Ansprüche und unrealistischen<br />

Erwartungen sich nicht erfüllen. Sie fühlen sich nicht dauernd um Dinge betrogen (z.B. grenzenlose<br />

Freiheit/Freizeit, ständigen Konsum), auf die sie unrealistischerweise ein Recht zu haben glauben.<br />

Sie sind auch nicht Getriebene in einer Vergnügungsszene, die ständig nach neuen Attraktionen, nach<br />

dem noch härteren „Kick“ unterwegs ist.<br />

Sie haben es von daher gar nicht nötig, bei Schwierigkeiten in die Scheinwelt der Drogen zu flüchten<br />

oder aus Langeweile mit Drogen zu experimentieren. Sie sind auch nicht in der Gefahr, in<br />

neurotische Depressionen zu verfallen oder „auszurasten“, denn sie bleiben mit den Füßen stets fest<br />

auf dem Boden.<br />

Ein nicht verwöhnendes, sondern forderndes Internatsmilieu bewirkt auf nachvollziehbare Weise die<br />

beste Suchtprävention: durch Stärkung der Persönlichkeit und Erhöhung der Lebenskompetenz (sog.<br />

Lebenskompetenztraining).<br />

Nicht zu unterschätzen sind in diesem Zusammenhang auch solche Erziehungsbemühungen des Internats,<br />

die auf eine gesunde Lebensführung abzielen.<br />

Aufgrund der sehr transparenten Strukturen unseres Modells (kleinste Wohneinheiten, Einzelzimmer,<br />

ständige dezente Aufsicht ohne Schichtdienst und delegierte Verantwortung), können wir das übliche<br />

„Nachtleben“ der InternatsschülerInnen (Verlassen des Internatsgeländes, nächtliche<br />

6


„Besuche“ in anderen Wohnbereichen, Mitternachtspartys, exzessiver Alkoholkonsum usw.) weitgehend<br />

unterbinden. Was manchem vielleicht als Verlust an „Internatsromantik“ erscheinen mag,<br />

dient zweifellos der Sicherung des Schulerfolgs und stoppt die Spirale von falscher Lebensführung,<br />

Schulversagen, Lebensangst und Fluchtverhalten (= Schulvermeidung, Drogenkonsum usw.). Erst<br />

kürzlich hat eine Havard- Studie den engen Zusammenhang zwischen Gedächtnisleistung und<br />

ausreichendem Schlaf hervorgehoben.<br />

Wir sorgen nicht nur für leistungsfördernde Ruhephasen, sondern wirken auf die SchülerInnen ein,<br />

Schlaf- und Konzentrationsstörungen durch gesunde Lebensweise (Verzicht auf aufputschende<br />

Getränke am Spätnachmittag und Abend, Vermeidung von Reiz überflutung durch Videospiele,<br />

Dauerberieselung mit stark rhythmischer Musik usw.) vorzubeugen. Auch hier spielt die<br />

Suchtthematik eine zentrale Rolle, denn es muss für das Suchtpotential von coffeinhaltigen<br />

Getränken, Energy-Drinks, Medienkonsum, Computerspielen usw. sensibilisiert werden.<br />

Im Rahmen der gesamten Lebensgestaltung des Internats einschließlich des Freizeitangebots wird der<br />

Reizüberflutung entgegengewirkt: durch feste Lebensrhythmen, Einschränkungen beim Fernseh-,<br />

Computer- und sonstigen Medienkonsum sowie durch vielfältige Aktivitäten zur Vermeidung des<br />

Bewegungs- und Erfahrungsmangels, der als Hauptursache von Entwicklungs- und Wahrnehmungsstörungen<br />

aller Art gilt.<br />

Besonders unter dem letztgenannten Aspekt soll nochmals auf die zentrale Bedeutung der<br />

weitgehenden Beteiligung der InternatsschülerInnen an den hauswirtschaftlich-praktischen Alltagsaufgaben<br />

hingewiesen werden!<br />

Kein anderer Bereich vermittelt auf natürlichem Weg ein derart breites Spektrum an Tast-, Bewegungs-<br />

und sämtlichen anderen Sinneserfahrungen. Kein anderer Bereich schult so sehr die<br />

Fähigkeit zur Selbstorganisation (Zeitmanagement, Ordnung, Planung von Arbeitsschritten) sowie die<br />

soziale Kompetenz (Zusammenarbeit mit anderen, Rücksichtnahme, Empathie).<br />

Wir können behaupten, dass die heute oft nur noch belächelten und infolge der Organisation größerer<br />

Internate als Versorgungsbetriebe weitgehend wegrationalisierten Tätigkeiten in der Hauswirtschaft<br />

das wichtigste Übungsfeld für die Entwicklung emotionaler Intelligenz darstellen, von der nach<br />

Expertenmeinung 70% des späteren Lebenserfolgs abhängen!<br />

Ergänzende Angebote im sportlichen oder musischen Bereich sind ebenfalls wichtig im Sinne<br />

charakterbildender Herausforderungen oder persönlichkeitsbildender Erfahrungsräume. Sie können<br />

aber schon rein quantitativ nicht den gleichen Stellenwert einnehmen wie praktischhauswirtschaftliche<br />

Tätigkeiten, die viel Zeit sinnvoll ausfüllen, ohne in gleicher Weise einengend zu<br />

wirken wie eine Verplanung von Freizeit durch programmierte Freizeitaktivitäten. Zudem besitzen sie<br />

die sinnstiftende Überzeugungskraft des Lebensnotwendigen, die die Tennis-AG oder der Segelkurs<br />

nicht unbedingt vermitteln.<br />

Die hier nur kurz umrissenen Zusammenhänge sind für Kinder und Jugendliche sicherlich nicht<br />

immer einsichtig.<br />

Es kommt also sehr darauf an, den uns anvertrauten jungen Menschen als Ewachsene eine klare Wertund<br />

Sinnorientierung zu vermitteln oder besser: vorzuleben.<br />

Indem Internat und Elternhaus sich gemeinsam zu den Grundprinzipien einer vernünftigen,<br />

grenzsetzenden und fordernden Erziehung und der ihr entsprechenden Lebensgestaltung bekennen,<br />

werden die Kinder und Jugendlichen ein Stück weit immunisiert gegen die Vielzahl konkurrierender<br />

Wertvorstellungen in unserer von Wertezerfall bedrohten Wohlstandsgesellschaft.<br />

7


Drogenfreies Internat und Schule<br />

Das Konzept eines drogenfreien (und darum zwangsläufig sehr kleinen) Internats, das zudem<br />

Schülern aller Schulformen offen stehen soll, zwingt zum Verzicht auf eigene private Unterrichtseinrichtungen.<br />

Dies mag man bedauern, weil hierdurch eine eigene unterrichtsdidaktische Profilierung und die<br />

Schaffung besonders günstiger Rahmenbedingungen (kleine Klassen usw.) entfällt.<br />

Zudem sind unsere InternatsschülerInnen durch den Besuch öffentlicher Lehranstalten u.U. negativen<br />

Einflüssen ausgesetzt, die wir im Internat aus gutem Grund fernhalten.<br />

Die Herstellung eines absolut transparenten Internatsmilieus aufgrund der geringstmöglichen Zahl an<br />

Belegplätzen und die Möglichkeit einer strengeren Schülerauswahl infolge der sehr geringen Zahl an<br />

jährlichen Neuaufnahmen sind jedoch für die Qualität einer Einrichtung von so eminenter Bedeutung,<br />

dass Abstriche an dem „Idealbild“ eines Internats absolut vertretbar sind.<br />

Ohnehin basieren gewisse Einschätzungen von Privatschulen auf Wunschvorstellungen und sind stark<br />

zu relativieren:<br />

��Die Klassenstärke an Privatschulen ist im Durchschnitt nicht geringer als an öffentlichen<br />

Lehranstalten.<br />

��Wo deutlich kleinere Klassen bestehen, wird dieser Vorteil oft negativ kompensiert durch eine<br />

hohe Konzentration von Problemschülern und ein entsprechend niedriges Leistungs- und<br />

Anforderungsniveau.<br />

��Viele Privatschulen arbeiten defizitär, weil die staatliche Ersatzschulfinanzierung nur einen Teil<br />

der tatsächlichen Aufwendungen abdeckt. Sie sind hierdurch oft wesentlich bescheidener<br />

ausgestattet als durchschnittliche öffentliche Schulen.<br />

��Auch die Mär von den besser ausgewählten und engagierteren Lehrkräften an privaten Schulen<br />

hält einer Überprüfung häufig nicht stand: Geringere Gehälter, schlechtere Arbeitsbedingungen<br />

und häufige Personalkrisen machen Privatinstitute für gut qualifizierte und besonders engagierte<br />

LehrerInnen nicht unbedingt attraktiv.<br />

Häufige Leiterwechsel und eine hohe Fluktuation der Lehrkräfte (manchmal ein Drittel der Lehrer<br />

pro Schuljahr!) sind äußere Signale für vielfältige interne Probleme.<br />

Zudem kündigt sich mit dem neuen Lehrermangel im öffentlichen Schulsystem bereits die<br />

Rückkehr alter Privatschulsorgen an: Bis in die 80er Jahre hinein fanden sie kaum qualifizierten<br />

Lehrernachwuchs. Auch in Zukunft werden fast alle Lehramtsbewerber wieder bei Vater Staat ein<br />

sicheres Auskommen finden. Den Privatinstituten bleibt dann - wie früher - nur noch die<br />

Restkategorie der Absolventen mit den schlechtesten Examensnoten bzw. der „verkrachten<br />

Existenzen“.<br />

��Die an vielen Privatschulen nachweisbare „humane Korruption nachsichtiger Zensuren“ (Walter<br />

Schäfer) ist erzieherisch ungesund, erzeugt bei den SchülerInnen eine unrealistische<br />

Selbsteinschätzung und erschwert oft die Rückkehr in das öffentliche Schulsystem. Private<br />

Internatsschulen werden hierdurch u.U. zur Falle: Ein Schulwechsel ist so risikoreich, dass man<br />

gezwungen ist, ein Kind trotz vielleicht sehr bedenklicher Zustände dort zu belassen.<br />

Die Gefahr, dass unsere Schüler und Schülerinnen an öffentlichen Lehranstalten mit Drogen<br />

„infiziert“ werden, ist relativ gering, da wir die Aufnahme suchtlabiler Charaktere nach Möglichkeit<br />

vermeiden und das Internatsmilieu entsprechend „immunisiert“.<br />

Ohnehin können und wollen wir die Kinder und Jugendlichen nicht „unter die Glasglocke stellen“<br />

oder „in Watte packen“. Sie sollen ja gerade lernen, falschen Verlockungen zu widerstehen und in<br />

einer Drogengesellschaft drogenfrei zu leben.<br />

Besondere Akzente hinsichtlich des Bildungsangebots lassen sich in einem anspruchsvollen Internat<br />

auch ausserhalb der Schule realisieren. Wir ergänzen z.B. das Unterrichtsangebot der öffentlichen<br />

Unterrichtseinrichtungen durch eine tägliche allgemeinbildende Lernstunde, die an die<br />

Tagesnachrichten anknüpft.<br />

8


Wenn Sie an umfassenderen Informationen über das PPI Grünberg interessiert sind,<br />

beachten Sie bitte die folgenden Websites:<br />

http ://www.ppi-gruenberg.business .t-online.de<br />

http ://zfi-modellinternat.de<br />

http ://www.ppi-gruenberg.de<br />

http ://www.internate-in-hessen.de<br />

http ://internatsberatung-online.de<br />

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