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9. Umweltmedizinische Jahrestagung - bei der IGUMED

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<strong>9.</strong> <strong>Umweltmedizinische</strong><br />

<strong>Jahrestagung</strong><br />

Hamburg<br />

2. und 3. Oktober 2009<br />

Handwerkskammer Hamburg<br />

D I E R E F E R E N T E N<br />

D A S P R O G R A M M


Danksagung<br />

Für die Teilnahme und Unterstützung <strong>bei</strong> <strong>der</strong> <strong>9.</strong> <strong>Umweltmedizinische</strong>n<br />

<strong>Jahrestagung</strong> möchten wir uns <strong>bei</strong> folgenden Firmen herzlich bedanken:<br />

Baubiologie Layher www.baubiologie.de<br />

H. Buschkühl www.buschkuehlgmbh.com<br />

Demeter www.demeter.de<br />

Dr. Nie<strong>der</strong>maier Pharma www.nie<strong>der</strong>maier-pharma.de<br />

Heck Bio-Pharma www.heck-bio-pharma.com<br />

hypo-A www.hypo-a.de<br />

Ins� tut für Medizinische Diagnos� k (IMD) www.imd-berlin.de<br />

Kanne Bro� runk www.kanne-bro� runk.de<br />

Lebensbaum www.lebensbaum.de<br />

Lehmanns Fachbuchhandlung www.lob.de<br />

Medizinisches Labor Bremen www.mlhb.de<br />

Naturkost Nord www.naturkost-nord.de<br />

Pedrazzini Dental www.pedrazzini-dental.de<br />

Pes� zid Ak� ons-Netzwerk (PAN) www.pan-germany.org<br />

Phadia www.diagnos� cs.com<br />

Regionalverband Umweltberatung Nord www.umweltberatung-nord.de<br />

St. Leonhards Quelle www.st-leonhards-quelle.de<br />

Voelkel www.voelkeljuice.de<br />

Viathen www.viathen.de<br />

War� g Nord www.war� g.de/analy� k<br />

Tagesklinik Dr. Volz & Dr. Scholz www.zahnklinik.de<br />

Zentrum für Zahnmaterialtestung www.dental-diagnos� k.de


Grußwort<br />

Sehr geehrte Teilnehmer/Innen <strong>der</strong> <strong>9.</strong> <strong>Umweltmedizinische</strong>n <strong>Jahrestagung</strong>!<br />

Wir begrüßen Sie herzlich zu <strong>der</strong> <strong>9.</strong> <strong>Umweltmedizinische</strong>n <strong>Jahrestagung</strong> in<br />

Hamburg.<br />

Wir freuen uns, Ihnen ein vielseitiges Programm zu bieten, das neben<br />

Wissenstransfer und Meinungsaustausch auch Raum für kontroverse Diskussionen<br />

schaffen soll.<br />

Wir, die umweltmedizinischen Verbände <strong>IGUMED</strong>, dbu, ÖÄB, DGUHT und<br />

BUND, zusammen mit dem Labor Dr. Fenner und Kollegen, möchten dieses<br />

Jahr das Thema <strong>der</strong> chronischen Erkrankungen herausstellen. Unter beson<strong>der</strong>er<br />

Berücksichtigung <strong>der</strong> Schwerpunkte Pestizide und Ernährung im wissenschaftlichen<br />

Hauptprogramm werden Ihnen in zwei weiteren Workshops interessante Vorträge<br />

zu Amalgam- und Schimmelpilzexpositionen geboten.<br />

Ziel ist es, für zwei Tage eine gemeinsame und interessante Plattform zu schaffen,<br />

um aus verschiedenen Blickpunkten dazu <strong>bei</strong>zutragen, den chronisch kranken<br />

Patienten eine bessere Versorgung bieten zu können.<br />

Ein beson<strong>der</strong>er Höhepunkt unserer Veranstaltung ist <strong>der</strong> öffentliche Festvortrag<br />

von Dr. Hermann Kruse zum Thema:<br />

Ernährung und Lebensmittelbelastungen – Die Grenzen <strong>der</strong> Toxikologie<br />

Dieses Thema haben wir zum Anlass genommen, Ihnen ein Nahrungsmittelangebot<br />

ausschließlich aus biologisch erzeugtem Anbau zu servieren, das Ihnen <strong>der</strong> Koch<br />

vom Remter im Hause <strong>der</strong> Handwerkskammer zubereiten wird. Die neuen<br />

Besucher <strong>der</strong> Tagung hoffen wir damit rundherum auf den Geschmack zu bringen,<br />

damit wir Sie ggf. auch <strong>bei</strong> <strong>der</strong> nächsten <strong>Jahrestagung</strong> 2010 wie<strong>der</strong> begrüßen<br />

dürfen.<br />

Zahlreiche Aussteller haben uns bereits im Vorfeld sehr umfangreich mit<br />

Informationen und nicht zuletzt durch ihre Bereitschaft mit einem Stand<br />

teilzunehmen, unterstützt. Dafür möchten wir uns an dieser Stelle ganz herzlich<br />

bedanken.<br />

Wenn Sie Verbesserungsvorschläge o<strong>der</strong> Kritik haben, sprechen Sie uns bitte<br />

direkt an o<strong>der</strong> schicken uns eine Mail, www.fennerlabor@fennerlabor.de,<br />

damit wir Ihre Anregungen und Vorschläge als Verbesserungen <strong>bei</strong> kommenden<br />

Veranstaltungen berücksichtigen können.<br />

An dieser Stelle sei allen, die zum Gelingen <strong>der</strong> <strong>Jahrestagung</strong> <strong>bei</strong>getragen haben,<br />

sehr herzlich gedankt und allen Gästen und Referenten wünschen wir einen<br />

schönen Aufenthalt in Hamburg.<br />

Ihr<br />

Dr. E. Schnakenberg Dr. Th. Fenner


Peter Jennrich<br />

Facharzt für Allgemeinmedizin / Naturheilverfahren<br />

Marienstrasse 1<br />

97070 Würzburg<br />

0931-3292207<br />

peter_jennrich@yahoo.de<br />

www.tierversuchsfreie-medizin.de<br />

Schwermetalle: die toxische Bedeutung für den Menschen<br />

Seitdem Amalgam als Zahnersatzmaterial Verwendung � ndet, bewegt es die<br />

Gemüter. Für die Einen ist es ein Werkstoff par excellence, für die An<strong>der</strong>en<br />

aufgrund des Quecksilbergehaltes ein unverantwortbares Gesundheitsrisiko.<br />

Doch das Thema „Schwermetalle“ umfasst nicht nur Amalgam und Quecksilber.<br />

Auch Blei, Cadmium, Nickel und weitere potentiell toxische Metalle können<br />

beträchtlichen gesundheitlichen Schaden anrichten.<br />

Auf molekularer Ebene führen toxische Metalle zu einer Störung vitaler<br />

Reaktionsabläufe. Dies umfasst:<br />

a) die Schädigung von Enzymen, Rezeptoren, Carriermolekülen<br />

b) die Blockierung biochemischer Reaktionsabläufe (ATP Bereitstellung; Gluthationbereitstellung)<br />

c) Reaktionen mit Nucleinsäuren (zytostatische immunsuppressive Effekte;<br />

Mutationen, Tumoren)<br />

d) die Membranschädigung von Zellwänden und Zellorganellen<br />

e) den direkten Ein� uß auf die Regulation zellulärer Signalwege (NF- k B)<br />

Ein gut erforschter Pathomechanismus beschreibt die Bildung freier Radikale,<br />

die Bildung von Stickstoffradikalen, sowie die Entstehung von Peroxinitrit durch<br />

toxische Metalle. Der daraus entstehenden Schädigung <strong>der</strong> Mitochondrien wird<br />

eine Schlüsselfunktion <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Entstehung von Krankheiten und degenerativen<br />

Alterungsprozessen zugeschrieben. Wird diesem Mechanismus kein Einhalt<br />

geboten, so sind die Zelldegeneration mit entsprechen<strong>der</strong> Funktionseinschränkung<br />

<strong>der</strong> zugehörigen Organe die Folge.<br />

Im täglichen medizinischen Alltag haben wir es nur sehr selten mit einer hohen<br />

Konzentration eines einzelnen toxischen Metalls zu tun. Hingegen ist die Belastung<br />

des Menschen mit einer Vielzahl niedrig konzentrierter potentiell toxischer Metalle<br />

über eine lange Zeit an <strong>der</strong> Tagesordnung. Um die Bedeutung und die möglichen<br />

Auswirkungen dieser niedrig dosierten Belastungen richtig einschätzen zu können<br />

verdient die Haber`sche Regel beson<strong>der</strong>er Beachtung. Sie besagt, dass <strong>bei</strong> langer<br />

Expositionsdauer geringe Wirkstoffkonzentrationen die gleiche toxische Wirkung<br />

nach sich ziehen , die <strong>bei</strong> hohen Dosen und kurzer Expositionsdauer auftreten.<br />

Die Multikausalität <strong>der</strong> Schwermetalle för<strong>der</strong>t die Entstehung somatischer<br />

und psychischer Beschwerden. Die Auswirkungen von chronisch niedrig


Peter Jennrich<br />

dosierten Schwermetallbelastungen umfassen das ganze Spektrum einer<br />

allgemeinmedizinischen Sprechstunde.<br />

Umso wichtiger sollte für jeden kausal denkenden und handelnden Mediziner die<br />

Kenntnis um Diagnose und Therapie von Schwermetallbelastungen sein.<br />

Die Frage welcher Mensch von einer Schwermetallbelastung betroffen sein kann,<br />

beantwortet <strong>der</strong> Medizinische Dienst <strong>der</strong> Krankenkassen in Bayern (MDK) klar<br />

und eindeutig. Er stellt in einem sozialmedizinischen Gutachten fest, dass <strong>bei</strong> allen,<br />

insbeson<strong>der</strong>e älteren Menschen in Europa von einer Schwermetallbelastung durch<br />

Ernährung und Inhalation von Schadstoffen ausgegangen werden muss. Schade ist<br />

nur, dass die daraus sich ergebenden Konsequenzen – nämlich Zugang zu Diagnose<br />

und Therapie von chronischen niedrig dosierten Schwermetallbelastungen für<br />

alle gesetzlich krankenversicherten Patienten- den Versicherten in <strong>der</strong> Regel<br />

vorenthalten werden.<br />

Peter Jennrich<br />

Werdegang:<br />

01.2000 zunächst als Jobsharing Assistent in einer Allgemeinarztpraxis tätig<br />

0<strong>9.</strong>2003 Gründung einer eigenen Privatarztpraxis<br />

10.2008 Übernahme eines allgemeinmedizinischen Kassenarztsitzes.<br />

Spezialgebiete:<br />

Ausbildung zum Clinical Metal Toxicologist im Rahmen des International Board<br />

of Clinical Metal Toxicology (IBCMT)<br />

Mitglied und Medizinischer Berater des IBCM Mitglied und wissenschaftlicher<br />

Berater <strong>der</strong> deutschen Ärztegesellschaft für klinische Metalltoxikologie (KMT)<br />

Autor des Buches „Schwermetalle – Ursache für Zivilisationskrankheiten“<br />

EDITION CO`MED 10/2007.


Dr. Dierk Remberg<br />

Zahnarzt<br />

Lehmweg 17<br />

20251 Hamburg<br />

Telefon 040. 42 10 100<br />

info@zahnaerztefalkenried.de<br />

www.zahnaerztefalkenried.de<br />

Ausleittherapien in <strong>der</strong> Zahnmedizin<br />

Einleitung<br />

• Warum ist Entgiftung so wichtig?<br />

• Anamnese, Diagnose, gängige Testverfahren<br />

o Klinisch<br />

o naturheilkundlich<br />

Unspezi� sche Ausleitungstherapie<br />

• Konzepte für Ausleittherapien,<br />

• Mittel für die Aktivierung <strong>der</strong> Entgiftungsorgane<br />

Spezi� sche Ausleitungstherapie<br />

• Klinische Verfahren<br />

• Naturheilkundlich komplementäre Verfahren<br />

Was sind die häu� gsten Störfel<strong>der</strong> Kopf-/Kieferbereich und wie werden sie<br />

behandelt?<br />

• Tote Zähne / chronische Entzündung<br />

o Chirugie, Wurzelfüllungen mit Kondensationstechnik,<br />

Mikroskop, Ausleitungsmittel<br />

• Tonsillen<br />

o Neuraltherapie, Procain<br />

• Metallbelastungen, dentale Legierungen,<br />

o Schwermetallentgiftung, DMSA, Labor- und Gusstechnik, Cave<br />

Löten, Laserschweißungen<br />

• Leerkieferbereiche<br />

o Ausleitungsmittel<br />

• Kieferhöhlen<br />

o Neuraltherapie<br />

• Materialbelastungen, Kunststoffe<br />

• Kiefergelenke, Biss, HWS


Dr. Dierk Remberg<br />

Dr. med. dent. Dierk Remberg<br />

Werdegang:<br />

geb.: 1959<br />

1984 Staatsexamen an <strong>der</strong> Universität Hamburg<br />

1990 Nie<strong>der</strong>lassung und Teilhaber in <strong>der</strong> Gemeinschaftspraxis<br />

seit 1994 Kurse/Vorträge über ganzheitliche Gemeinschaftspraxiskonz<br />

epte und Integration von ganzheitlicher Zahnmedizin in ein Konzept mo<strong>der</strong>ner<br />

Zahnmedizin<br />

„Quali� ziertes Mitglied“ <strong>der</strong> Internationalen Gesellschaft für ganzheitliche<br />

Zahnmedizin e.V.<br />

Dr. Frank Bartram<br />

Facharzt für Allgemeinmedizin<br />

Umweltmedizin<br />

Augustinergasse 8<br />

91781 Weißenburg i. Bay.<br />

Tel.: 09141/86190<br />

www.bartram-umweltmedizin.de<br />

Erkrankungen durch Dentalersatzstoffe<br />

Teil 1 : Symptome <strong>bei</strong> Erkrankungen, ausgelöst / unterhalten durch nahezu<br />

beliebige Dentalwerkstoffe<br />

Teil 2 : Systematik Dentalwerkstoffe<br />

Teil 3 : Diagnosepfade zur Veri� zierung einer Erkrankung durch Dentalwerkstoffe<br />

Teil 4 : Therapeutische Maßnahmen<br />

Teil 5 : Ausblick in die Zukunft : UmweltZahnMedizin<br />

Dr. med. Frank Bertram<br />

Werdegang:<br />

geb.: 1949<br />

Abitur, 1965<br />

Studium Biologie bis Vordiplom


Dr. Frank Bartram<br />

Studium Humanmedizin<br />

1976 Staatsexamen Universität Kiel<br />

Assistenzarztausbildung mit Schwerpunkten Chirurgie und Innere Medizin an<br />

verschiedenen Krankenhäusern in Nord- und Süddeutschland<br />

ab 1.4.1980 Nie<strong>der</strong>lassung als Allgemeinmediziner im Nordschwarzwald in<br />

eigener Praxis<br />

1992 Umsiedlung nach Bayern, Standort: Augustinergasse 8, weiterhin als<br />

Kassenarzt.<br />

Spezialgebiete:<br />

überregionale Fachpraxis für Umweltmedizin, die Praxis nimmt nicht an <strong>der</strong><br />

sog. hausärztlichen Grundversorgung teil. Nach Schaffung des Fachbereichs<br />

Umweltmedizin Ausbildung nach den Kriterien <strong>der</strong> Bundesärztekammer<br />

seit Beginn <strong>der</strong> Ausbildung zum Umweltmediziner (1994) als Dozent für diesen<br />

Ausbildungsgang tätig,<br />

Schwerpunkt :<br />

Objektivierung von umweltbedingten Erkrankungen. Anerkennungsurkunde<br />

„Umweltmedizin” : 1995 durch die Bayerische Ärztekammer.<br />

Seit Anfang 1993 bisher (Stand: 03/06) knapp 8.000 Patienten mit<br />

umweltassoziierten Krankheiten behandelt.<br />

Seit 1994 kontinuierliche Dozententätigkeit für die Aus- und Weiterbildung im<br />

Fachbereich Umweltmedizin.<br />

2001 – 2002 im Auftrag des luxemburgischen Gesundheitsministeriums<br />

wesentliche Mitbeteiligung an <strong>der</strong> Ausbildung von ca. 50 luxemburger<br />

Ärzten(innen) als Umweltmediziner nach den Kriterien <strong>der</strong> Bundesärztekammer.<br />

Europaweite Betreuung von Firmen in Schadstoff belasteten Gebäuden.<br />

Lehraufträge an den Hochschulen Hildesheim und Wismar : Themenbereich<br />

Bauen, Wohnen und Gesundheit.<br />

Seit 2007 umweltmedizinische Betreuung <strong>der</strong> Curricula zur Erlangung des<br />

Zusatztitels „UmweltZahnMedizin.


Dr. Martin Klehmet<br />

Zahnarzt<br />

Emslandstr.9<br />

28259 Bremen<br />

www.biologisch-vertraegliche-zahnmedizin.de<br />

Metallfreier Zahnersatz für jede Indikation<br />

Wir wissen heute, dass auch die Zahnmedizin mit ihren Materialien und Techniken<br />

für die Physiologie des menschlichen Organismus häu� g als belastende Umwelt<br />

gewertet werden muss. Vor allem die (Schwer-) Metalle aus konservieren<strong>der</strong><br />

und prothetischer Zahnheilkunde müssen hier genannt werden. Nach einem<br />

kurzen Bezug auf die Toxikologie, die Immunologie und die Matrixbelastung von<br />

in diesen Therapien herkömmlich gebräuchlichen Metallen sollen anhand von<br />

ausgiebigen bildlichen Falldokumentationen Möglichkeiten dargestellt werden, die<br />

es ermöglichen, jeden Fall metallfrei zu therapieren, so wie es bisher nur mit Hilfe<br />

von Metallen möglich war.<br />

Es wird auf die Technik <strong>der</strong> Zirkoniumdioxydkeramik sowohl <strong>bei</strong> festsitzendem<br />

Zahnersatz (Kronen und Brücken) als auch für den kombiniert festsitzendherausnehmbaren<br />

Zahnersatz einschließlich Geschiebe-, Steg- und<br />

Teleskoptechnik eingegangen. Weiter soll <strong>der</strong> Unterschied von chemoplastischen<br />

zu thermoplastischen Kunststoffen technisch aber auch in Bezug auf die<br />

toxikologische wie immunologische Belastung dargestellt werden. Metallfreie<br />

Implantate in Verbindung mit einer klaren „non-metal“-Strategie runden das<br />

therapeutische Arsenal ab.<br />

Dr. medic-stom/RU Martin Klehmet<br />

Werdegang:<br />

Schulausbildung:<br />

1971: Abitur Eichenschule Scheeßel (Privatschule – Internat)<br />

1972-1973 Bundeswehr<br />

Berufsausbildung:<br />

1973 Studienreise (4 Monate) Mittel-,West- und Südosteuropa<br />

1973 Immatrikulation Universität Cluj-Napoca (Rumänien)<br />

1974-79 Studium <strong>der</strong> Stomatologie (Mundheilkunde) einschließlich eines<br />

Grundstudiums Allgemeinmedizin<br />

1979 Staatsexamen und Verleihung des akad. Titels: Dr. Medic-Stomatolog<br />

(Thema: Implantologie)<br />

Beru� icher Werdegang:<br />

1979-1980 Assistenz <strong>bei</strong> Prof. Dr. Dr. Pruin<br />

1980-1982 Assistenz <strong>bei</strong> Prof. Dr. Hemken


Dr. Martin Klehmet<br />

1983 Zahnarzt-Praxisgründung in Bremen–Grolland<br />

1994 Aufgabe <strong>der</strong> Implantologie wg. <strong>der</strong> immunologischen Titanproblematik.<br />

Aufgabe <strong>der</strong> allgemeinen Amalgamtherapie<br />

Spezialgebiete:<br />

1995 Erar<strong>bei</strong>tung von Gaumen- u. Unterzungenbügelfreien Komfortlösungen<br />

auch <strong>bei</strong> Verlust <strong>der</strong> Seitenzähne<br />

1996 Interdisziplinäre Zusammenar<strong>bei</strong>t mit Ärzten u. Heilpraktikern <strong>bei</strong> <strong>der</strong><br />

Mundraumsanierung chronisch kranker Patienten<br />

1997 Entwicklung <strong>der</strong> „all in one“ Prothetik im Praxislabor (nur 1 Metall)<br />

1998 Metallfreie Teilprothetik und metallfreie große Brücken (Praxislabor).<br />

Mitgliedschaft GZM (intern. Gesellschaft.für ganzheitliche Zahnmedizin)<br />

2005 Wie<strong>der</strong>aufnahme <strong>der</strong> Implantologie aber metallfrei (kein Titan).<br />

Spezialgebiete<br />

Veranstalter des norddeutschen Symposions für ganzheitliche Medizin,<br />

Zahnmedizin, Pharmazie, heilpraktische Kunst und Physiotherapie im Netzwerk<br />

Dr. Volker von Baehr<br />

Facharzt für Laboratoriumsmedizin<br />

Institut für Medizinische Diagnostik<br />

Nicolaistraße 22, 12247 Berlin<br />

email: v.baehr@imd-berlin.de<br />

www.imd-berlin.de<br />

Labordiagnostische Möglichkeiten in <strong>der</strong> Zahnmedizin<br />

Die mo<strong>der</strong>ne Medizin beherrscht heute weitestgehend die Seuchen früherer<br />

Jahre, dafür nehmen aber die chronischen entzündungsbedingten Krankheiten<br />

einen immer höheren Stellenwert ein. Millionen Menschen in Deutschland<br />

leiden an chronisch entzündlichen Erkrankungen wie Allergien, Diabetes,<br />

Rheuma, Magen-, Darm- o<strong>der</strong> Schilddrüsenerkrankungen, Osteoporose, Herz-<br />

Kreislauferkrankungen o<strong>der</strong> Parodontitis um nur die wichtigsten zu nennen.<br />

Die Fortschritte <strong>der</strong> Hochleistungsmedizin haben die Komplikationen <strong>der</strong><br />

Erkrankungen gemin<strong>der</strong>t, nicht aber <strong>der</strong>en Häu� gkeit. Vor allem <strong>bei</strong> jüngeren<br />

Patienten werden die Diagnosen immer häu� ger gestellt. Jedes dritte Kind hat im<br />

Alter von 8 Jahren allergische Sensibilisierungen.<br />

Warum werden diese Erkrankungen häu� ger? Es ist unbestritten, dass die<br />

Entzündung, das heißt die Aktivierung unseres Immunsystems den Schlüssel<br />

nahezu aller systemischen Erkrankungen darstellt. Man weiß heute, dass


Dr. Volker von Baehr<br />

eine Vielzahl individueller Trigger- und Kofaktoren als Auslöser chronisch<br />

entzündlicher Krankheiten bedeutsam sind. Diese Entwicklungen sind für die<br />

Zahnmedizin bedeutungsvoll. Sie sind gezwungen, Fremdmaterialien in den Körper<br />

ihrer Patienten dauerhaft einzubringen. Jedes Material kann aber einen Trigger für<br />

chronische Entzündungen darstellen denn es geht Wechselwirkungen mit dem<br />

Organismus ein. An<strong>der</strong>erseits werden Zahnärzte aber auch mit <strong>der</strong> Situation<br />

konfrontiert, dass immer mehr ihrer Patienten schon an chronisch entzündlichen<br />

Erkrankungen leiden. Bei ihnen müssen sie gezielt nach unverträglichen Materialien<br />

o<strong>der</strong> Störfaktoren suchen und zusätzliche entzündliche Reize vermeiden, um den<br />

bestehenden Erkrankungsprozess nicht zu beschleunigen. Der Zahnarzt ist dafür<br />

auf eine quali zierte Labordiagnostik angewiesen.<br />

Noch vor wenigen Jahren standen nahezu ausschließlich Allergien auf Metalle im<br />

Fokus des Interesses. Für diese Problematik haben sich <strong>der</strong> Lymphozytentransf<br />

ormationstest (LTT) und seine Durchführungsvarianten als valide diagnostische<br />

Labormethoden etabliert. Die rasante Entwicklung <strong>der</strong> Dentalersatzstoffe, die<br />

Implantologie aber auch die Erweiterung des Wissens über immuntoxikologische<br />

Phänomene und die erkannte Bedeutung systemischer Entzündungsreaktionen hat<br />

die Labordiagnostik für die Zahnmedizin in den letzten Jahren umfassend erweitert.<br />

Für einige Fragestellungen ist <strong>der</strong> LTT in seiner Standardausführung an Grenzen<br />

gestoßen. Zum Beispiel konnte die Problematik <strong>der</strong> „Titanunverträglichkeit„<br />

erst erfolgreich durch breite Anwendung von zytokinbasierten Testmethoden<br />

aufgear<strong>bei</strong>tet werden. Für den Nachweis vieler komplexer Ersatzstoffe einschließlich<br />

<strong>der</strong> Acrylate mussten Standardprotokolle des LTT individuell modi ziert werden.<br />

Sensibilisierungen auf organische Abbauprodukte wie Mercaptane und Thioether<br />

sind auf Grund ihrer Zytotoxizität mit dem LTT gar nicht nachweisbar, son<strong>der</strong>n<br />

erfor<strong>der</strong>ten hochsensitive Zytokinanalysen. Effektorzelltypisierung erlauben heute<br />

auch die sichere Zuordnung zum latenten o<strong>der</strong> zytotoxischen Reaktionstyp<br />

<strong>bei</strong> bestehen<strong>der</strong> Sensibilisierung. Was vor wenigen Jahren noch wenigen<br />

Universitätsklinika vorenthalten war, wird heute von vielen Medizinern und<br />

Zahnmedizinern als <strong>bei</strong>nahe selbstverständlich diagnostisch angewendet.<br />

Dr. med. Volker von Baehr<br />

Werdegang:<br />

Studium <strong>der</strong> Medizin an <strong>der</strong> Humboldt-Universität Berlin 1990-1996, anschließend<br />

Tätigkeit im Institut für Medizinische Immunologie an <strong>der</strong> Charité Berlin.<br />

Beru icher Werdegang:<br />

1997-1999 Tätigkeit in den Medizinisch Immunologischen Laboratorien München<br />

(Dr. Bieger)<br />

2000 Nie<strong>der</strong>lassung in Berlin, seit 2002 Leitung des immunologisch orientierten


Dr. Volker von Baehr<br />

Speziallabors im Institut für Medizinische Diagnostik Berlin<br />

Spezialgebiete:<br />

Optimierung und klinische Validierung zellulärer immunologischer Testverfahren<br />

Entwicklung zytokinbasierter zellulärer Immunteste zum Nachweis von Zahnersa<br />

tzmaterialsensibilisierungen.<br />

Untersuchungen zur Pathogenese von Lokalanästhetika-Sensibilisierungen<br />

Implantat-assoziierte Arthritis<br />

Dr. Joachim Mutter<br />

Praxis für Umwelt- und Integrative Medizin<br />

Lohnerhofstrasse 2<br />

78467 Konstanz<br />

Tel: ++49(0)7531/ 8139682<br />

Fax: ++49(0)7531/ 991604<br />

www.zahnklinik.de<br />

jo.mutter@web.de<br />

jm@zahnklinik.de<br />

Amalgam – Update in <strong>der</strong> Zahnmedizin<br />

Zahnamalgam (im Folgenden „ZA“) ist kontrovers wegen seines Gehalts an<br />

giftigen Schwermetallen. Es besteht neben Ag, Sn, Cu, Zn mindestens zur Hälfte<br />

aus elementarem Quecksilber (Hg). Im Gegensatz zu an<strong>der</strong>en Schwermetallen<br />

verdampft Hg ständig aus ZA-Füllungen und reichert sich in den Organen an:<br />

ZA-Träger weisen dort bis zu 12-mal höhere Hg-Konzentrationen auf. ZA ist als<br />

hochgiftiger Son<strong>der</strong>müll eingestuft; Hg gilt als giftigstes nicht-radioaktives Element.<br />

In Zellversuchen erweist es sich als zehnfach giftiger als Pb, dessen Toxizität weit<br />

unterhalb of� zieller Grenzwerte nachgewiesen ist. Von ZA-Herstellern (z.B.<br />

Verband <strong>der</strong> Chemischen Industrie), allen Zahnärzteverbänden und Vertretern <strong>der</strong><br />

universitären „Schul- Umweltmedizin“ wird seit Jahrzehnten behauptet, Amalgam<br />

sei völlig unschädlich; die zahlreichen Beschwerden von ZA-Träger werden meist<br />

als „psychologisch“ bedingt angesehen. In neueren Publikationen, z.B. in einem von<br />

prominenten universitären Wissenschaftlern verfassten Leitartikel im Deutschen<br />

Ärzteblatt (2008; 105 (30): 523-531) wird sogar praktisch empfohlen, <strong>bei</strong> solcherlei<br />

Patienten keinerlei weiterführende Diagnostik mehr durchzuführen. Vielmehr<br />

sollten solchen Patienten mittels „Risiko-Kommunikation“ klargemacht werden,<br />

dass die Sorgen vor Amalgam, aber auch vor Mobilfunk o<strong>der</strong> Nanopartikeln,<br />

unberechtigt seien, bzw. eine psychotherapeutische Unterstützung anzuraten sei.<br />

Auch Regierungsstellen, die sich mit <strong>der</strong> Prüfung o<strong>der</strong> Zulassung von Amalgam<br />

befassen, geben unisono mit <strong>der</strong> von <strong>der</strong> Industrie und Zahnärzteverbänden


Dr. Joachim Mutter<br />

verbreiteten Meinung weltweit Entwarnung vor Amalgam. wie die jüngsten Beispiele<br />

in <strong>der</strong> EU-Kommission (SCENIHR und SCHER), dem Robert-Koch-Institut,<br />

Abteilung Umweltmedizin o<strong>der</strong> dem BfArM zeigen. Zusammenhänge zwischen<br />

ZA und schweren Krankheiten, wie z.B. Multiple Sklerose, Alzheimer, ALS<br />

werden geleugnet und diesbezügliche wissenschaftliche Hinweise ignoriert o<strong>der</strong><br />

sogar bekämpft. Diese Haltung wird ungeprüft von Politik und Rechtssprechung<br />

übernommen und Einwände von Betroffenen o<strong>der</strong> Beschwerden werden mit<br />

einheitlichen Schreiben abgewiesen. Da<strong>bei</strong> zeigt sich oft, dass Studien falsche bzw.<br />

sehr selektiv zitiert werden und verharmlosende Informationen gegeben werden.<br />

Es bestehen Hinweise dafür, dass Quecksilberdampf stärker neurotoxisch wirkt<br />

als Methyl-Quecksilber aus Fisch. Neuere Publikationen weisen auf das Risiko von<br />

Nierenschädigungen, neuropsychologischen Beeinträchtigungen, Induktion von<br />

Autoimmunerkrankungen o<strong>der</strong> Sensibilisierungen, gesteigerte oxidative Belastung,<br />

Autismus, Haut- und Schleimhautreaktionen und unspezi� sche Beschwerden durch<br />

Amalgamexposition hin. Auch die Alzheimer-Erkrankung o<strong>der</strong> die Entwicklung<br />

einer MS wird z.T. mit einer Quecksilberexposition in Zusammenhang gebracht.<br />

Es bestehen, möglicherweise erblich bedingt o<strong>der</strong> erworben, unterschiedliche<br />

interindividuelle Emp� ndlichkeiten zur Entstehung von negativen Effekten durch<br />

Amalgambelastungen. Quecksilbermessungen in Biomarkern sind aufgrund<br />

fehlen<strong>der</strong> Korrelation zu den Quecksilberkonzentrationen in den Organen nur<br />

bedingt zur Abschätzung <strong>der</strong> Quecksilberbelastung <strong>der</strong> kritischen Organe geeignet.<br />

Eine Amalgamentfernung konnte in einigen Studien <strong>bei</strong> einem relevanten Teil <strong>der</strong><br />

Patienten zur dauerhaften Verbesserung verschiedener und meistens chronischer<br />

Beschwerden führen.<br />

Die meisten Zellversuche mit Quecksilber wird durch anorganisches Hg (z.B.<br />

Quecksilberchlorid) durchgeführt. Dieses wird aber zu weniger als 15% im<br />

Gastrointestinaltrakt resorbiert, während <strong>der</strong> aus Amalgamfüllungen austretende<br />

Hg-Dampf zu 100% über die Lungenalveolen ins Blut gelangt; er durchdringt auch<br />

Schleimhäute und Bindegewebe des Mund-, Nasen- und Rachenraums. Der sich<br />

nach Aufnahme durch <strong>der</strong> Lunge im Blut be� ndliche Hg-Dampf überwindet – im<br />

Gegensatz zu anorganischem Hg - die Blut-Hirn-Schranke, gelangt ins ZNS und<br />

dort ins Zellinnere. Innerhalb <strong>der</strong> Zelle wird Quecksilberdampf durch Enzyme<br />

(z.B. Katalase) zu dem anorganischem Hg-Ion (Hg 2+ ) oxidiert. Dieses tritt mit<br />

intrazellulären (z.B. Tubulin) und -nukleären Strukturen (z.B. Erbsubstanz) in<br />

Verbindung und zerstört o<strong>der</strong> hemmt sie praktisch irreversibel.<br />

Es macht daher einen großen Unterschied, ob sich anorganisches Hg außerhalb<br />

o<strong>der</strong> innerhalb von Zellen be� ndet: Außerhalb ist es weniger toxisch, da es nicht<br />

ohne weiteres in die Zelle gelangt; innerhalb ist es hochgiftig. Bei ZA-Trägern<br />

spielt jedoch die Belastung mit Hg-Dampf, <strong>der</strong> innerhalb <strong>der</strong> Zellen zu einer <strong>der</strong><br />

giftigsten Hg-Formen umgewandelt wird, die Hauptrolle. (Intrazellulär gebundenes<br />

anorganisches Hg wird extrem langsam ausgeschieden.)


Dr. Joachim Mutter<br />

Die Befunde werden im Lichte neuer wissenschaftlichen Erkenntnisse diskutiert.<br />

Aufgrund <strong>der</strong> Berücksichtigung aller verfügbaren Daten kann Amalgam we<strong>der</strong><br />

medizinisch, ar<strong>bei</strong>tsmedizinisch noch ökologisch als sicheres Zahnfüllungsmaterial<br />

bezeichnet werden. Es ist anzunehmen, dass die volkswirtschaftlichen Kosten durch<br />

Amalgamnebenwirkungen und Entsorgung <strong>bei</strong> weitem unterschätzt werden.<br />

Dr. med. Joachim Mutter<br />

Werdegang:<br />

1984 – 87 Berufsausbildung zum Energiegeräteelektroniker im Kraftwerk<br />

1990 – 92 Meß-und Regeltechniker in <strong>der</strong> Firma Roche AG, sowie Elektroniker<br />

in <strong>der</strong> Firma Rota Yokogawa<br />

1992 – 99 Medizinstudium/ Universität Freiburg. Promotion: AG Hirnforschung<br />

Freiburg (Prof. Dr. B. Fischer, Prof. Dr. T. Mergner)<br />

1998 - 99 Praktisches Jahr<br />

2000 - 01 Kreiskrankenhaus, Innere Medizin<br />

2001 - 08 Universitätsklinik Freiburg, Institut für Umweltmedizin und Hygiene<br />

Ambulanz für Umweltmedizin und Uni-Zentrum Naturheilkunde<br />

Spezialgebiete<br />

1999-2008 Weiterbildungen in Regulationsdiagnostik, Kinesiologie,<br />

Ernährungsmedizin, Mentalfeldtherapie, mitochondriale Medizin, ganzheitliche<br />

Krebsmedizin, Neuraltherapie, Orthomolekular-Medizin, Naturheilverfahren und<br />

Akupunktur (B-Diplom, Januar 2004)<br />

28.1.08 Facharzt für Hygiene und Umweltmedizin<br />

Zusatzbezeichnung: Naturheilverfahren (2005), Akupunktur (2008)


Prof. Dr. Hans-Peter Leimer<br />

Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst<br />

HAWK Hildesheim<br />

Am Forst 27<br />

D-38302 Wolfenbüttel<br />

Fon +49 5331 9717 30<br />

Fax +49 5331 9717 31<br />

info@building-physics.net<br />

www.building-physics.net<br />

Innenraumbelastung durch Schimmelpilze – Bauphysikalische und<br />

<strong>Umweltmedizinische</strong> Aspekte<br />

Seit Anfang <strong>der</strong> 70er Jahre sind gesundheitliche Aspekte Bestandteil <strong>der</strong> Beurteilung<br />

des Raumklimas. In das Blickfeld wurden diese Problemstellungen gerückt, als sich<br />

infolge Nutzung von Gebäuden gesundheitliche Beeinträchtigungen einstellten.<br />

Dieses Phänomen, das anfangs noch ausschließlich Bürogebäude betraf, wurde<br />

als „sick building syndrome“ bezeichnet. Man war <strong>der</strong> Meinung, dass Gebäude<br />

„krank“ machen. Experten gehen davon aus, dass z. Zt. noch etwa 20 Prozent <strong>der</strong><br />

Menschen davon betroffen sind. Als Ursachen werden in <strong>der</strong> Regel Schadstoffe<br />

angenommen, die in Innenräumen vorkommen. Dazu zählen Ausdünstungen aus<br />

neu eingebauten Materialien, wie etwa Kleber aus Bodenbelägen, aus Möbeln und<br />

Dämmmaterialien o<strong>der</strong> aus damls eingesetzten PVB Dichtungsmassen. Zudem<br />

können Bürogeräte wie Drucker, Kopierer o<strong>der</strong> Computer Ozon freisetzen.<br />

Klimaanlagen führen <strong>bei</strong> unsachgemäßer Wartung ebenfalls raumklimatischen<br />

Problemen. Sie führen Pollen, Pilzsporen und Keime aus <strong>der</strong> Außenluft in den<br />

Innenraum. Bei Verwendung von geeigneten Filtersystemen in den Anlagen und<br />

Leitungsführungen können die Anteile zwar reduziert werden, <strong>bei</strong> ungeeigneten<br />

Filtern o<strong>der</strong> seltenem Filterwechsel erhöht sich jedoch das Risiko von<br />

Schimmelpilzwachstum sowohl in <strong>der</strong> Anlage als auch im Raum.<br />

Diese Problematik erweiterte sich mit den Jahren auch auf den Bereich des privaten<br />

Wohnens. Hier waren es u. a. die Emissionen von PCP o<strong>der</strong> Lindan aus den mit<br />

Holzschutzanstrichen versehenen Hölzern. In Unkenntnis ihrer Gefährlichkeit<br />

wurden Holzschutzmittel in den 70er Jahren, eigentlich für den Außenbereich<br />

entwickelt, aus dekorativen Gründen auch im Innenbereich eingesetzt. Es hat sich<br />

gezeigt, dass Holzschutzmittel auch Jahre nach ihrer Anwendung in <strong>der</strong> Raumluft<br />

noch nachweisbar sind. Wissenschaftliche Untersuchungen konnten dazu betragen,<br />

dass viele Phänomene aufgeklärt und <strong>der</strong> Baustof� ndustrie Vorgaben geliefert<br />

wurden, um geeignete, neue Bauprodukte zu entwickeln. Mitte <strong>der</strong> 80er Jahre<br />

führten erhöhte Anfor<strong>der</strong>ungen des Wärmeschutzes in Teilen zu einem falsch<br />

verstandenen Umgang mit dem Thema Energieeinsparung. Bei <strong>der</strong> Instandsetzung<br />

wurden dichte Fenster in schlecht gedämmte Gebäudeaußenwände eingebaut.<br />

Die Gebäudedichtheit wurde in diesem Falle zwar deutlich erhöht, gleichzeitig<br />

die hygienisch erfor<strong>der</strong>liche Luftwechselrate mit <strong>der</strong> Außenluft massiv verringert.


Prof. Dr. Hans-Peter Leimer<br />

Die Folge war neben erhöhten Immissionswerten in den Wohnungen, z.B. aus<br />

Formaldehyd <strong>der</strong> Pressspanplatten o<strong>der</strong> VOC (Volatile Organic Compounds),<br />

auch eine Erhöhung <strong>der</strong> rel. Luftfeuchte, die zu einem Tauwasserausfall und<br />

erheblichem Schimmelpilzwachstum in den Wohnungen, vorrangig im Bereich von<br />

Wärmebrücken, führte bzw. führen konnte. Ein reduziertes Lüftungsverhalten <strong>der</strong><br />

Nutzer, durch den „übertriebenen“ Wunsch so zusätzlich Energie einzusparen,<br />

verschärfte diese Situation.<br />

Betrachte man diese Zusammenhänge, würde es zu dem Schluss führen, dass<br />

Energie einzusparen zu einer erhöhten Gesundheitsgefährdung führt. Jedoch,<br />

im Gegenteil! Mit bauphysikalisch richtig geplanten Maßnahmen wird nicht nur<br />

<strong>der</strong> Wärmeschutz eines Gebäudes erhöht und <strong>der</strong> Energieverbrauch gesenkt,<br />

die Tauwassergefahr an <strong>der</strong> raumseitigen Bauteilober� äche und somit das<br />

Pilzwachstum auf den Wandober� ächen reduziert, son<strong>der</strong>n auch die Behaglichkeit<br />

und das Raumklima deutlich verbessert.<br />

Die Ausweitung des Mobilfunks und <strong>der</strong> dazugehörigen Basisstationen seit<br />

den frühen 90er Jahren gibt Anlass, die Ein� üsse <strong>der</strong> Sendestationen und die<br />

Einwirkung von elektromagnetischen Wellen von außen auf ein Gebäude und den<br />

hier lebenden Menschen zu untersuchen. Viele Zusammenhänge sind jedoch noch<br />

unerforscht. Hier muss, wie schon <strong>bei</strong> den Betrachtungen <strong>der</strong> raumluftspezi� schen<br />

Belange, die interdisziplinäre Forschung zwischen Medizinern und Bauphysikern<br />

ansetzen.<br />

Prof. Dr.-Ing. Dipl.-Arch. Hans-Peter Leimer<br />

Werdegang:<br />

Dipl.-Arch. in TFH Berlin<br />

Dipl.-Ing (Bauingenieurwesen) in TU Braunschweig<br />

1984 bis 1989 wissenschaftlicher Mitar<strong>bei</strong>ter am Institut für Baukonstruktion und<br />

Holzbau, TU Braunschweig<br />

Promotion HAB Weimar<br />

Seit 1990 selbstständige Tätigkeit in <strong>der</strong> BBS INGENIEURGesellschaft<br />

Seit 2000 Professur für Baukonstruktion und Bauphysik an <strong>der</strong> Hochschule für<br />

angewandte Wissenschaft und Kunst, Hildesheim<br />

Seit 2001 Leiter des BBS Institut - Forschungs- und Materialprü� nstitut für<br />

angewandte Bauphysik und Werkstoffe des Bauwesens<br />

Seit 2007 Leitung des Institutes für angewandte Bauphysik und Qualitätssicherung<br />

an <strong>der</strong> Hefei University - China


Dr. Frank Bartram<br />

Innenraumbelastung durch Schimmelpilze – Bauphysikalische und<br />

<strong>Umweltmedizinische</strong> Aspekte<br />

Als Folge eines Wasserschadens im Jahr 2003 an <strong>der</strong> Gebäude-Westseite durch<br />

massiven Regen fanden sich <strong>bei</strong> über 50% aller Mitar<strong>bei</strong>ter, einschließlich des<br />

Managements folgende Symptomkomplexe: Husten, Auswurf, Halskratzen,<br />

Konjunktivitis, Hautjucken, deutlicher Mangel an körperlichem Leistungsvermögen,<br />

erheblicher Mangel an Konzentrationsver-mögen. Im Winter 2005 wurde ein<br />

schwedisches Speziallabor für Innenraumbefall durch Mikroorganismen (Pegasus/<br />

Schweden) herangezogen.<br />

Analyseergebnisse:<br />

Massiver Befall mit Mikroorganismen: Bakterien und Schimmelpilze (Gefundene<br />

Schimmelpilze in allen Geschossebenen: Aspergillus spp. , Penicillium spp. und<br />

Stachybotrys).<br />

<strong>Umweltmedizinische</strong> Fragestellung:<br />

Ist es beweisbar, dass die Erkrankungen zahlreicher Mitar<strong>bei</strong>ter <strong>der</strong> Firma<br />

(wesentlich) induziert wurden durch die Exposition zu Schimmelpilzen im<br />

Betriebsgebäude?<br />

Ergebnis:<br />

Anzahl <strong>der</strong> untersuchten Angestellten n = 26. Interpretation von drei<br />

unterschiedlichen Laboranalysen, die bzgl. <strong>der</strong> von Pegasus gefundenen<br />

Schimmelpilze Aspergillus spp., Penicillium spp. und Stachybotrys abgeleitet<br />

wurden. Zur Analyse herangezogen wurden Laborwerte, die die individuelle<br />

allergische Sensibilisierungsreaktion <strong>der</strong> Schimmelpilz-exponierten Angestellten<br />

nachweisen o<strong>der</strong> ausschließen sollte. Diese Befunde wurden im Dezember 2005<br />

<strong>bei</strong> den 26 Angestellten nach Durchführung <strong>der</strong> Zwischenanamnese zur Kontrolle<br />

wie<strong>der</strong>holt.<br />

Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Beschwerden nach Standortwechsel:<br />

Schlechter: kein Patient = 0%, Keine Än<strong>der</strong>ung: 6 Patienten (in dieser Kategorie<br />

hatten 3 Personen auch im Sommer 2005 keine Beschwerden): = 23%. Leicht<br />

gebessert: 5 Patienten = 19%. Sehr viel besser: 13 Patienten = 50%. Alle<br />

Angestellten mit verbesserten Beschwerden total: 18 = 69%.<br />

Es wird im Vortragsteil Dr. Bartram kurz auf die Handhabung des Sick Building<br />

Syndroms in Japan eingegangen.<br />

Interpretation / Schlussfolgerung:<br />

Die genaue Erwägung und Abwägung dieser Ergebnisse zeigen, dass die betroffene<br />

Firma keine an<strong>der</strong>e Wahl hatte als den Wechsel des Gebäudes, wie nach<br />

umweltmedizinischer Analyse empfohlen und durchgeführt, am 01. September<br />

2005, zur Wie<strong>der</strong>-Etablierung <strong>der</strong> Gesundheit <strong>der</strong> Angestellten unter wesentlich<br />

verbesserten Bedingungen und für eine prosperierende Existenz <strong>der</strong> Firma in<br />

Zukunft.<br />

(Curriculum Vitae siehe Vortrag Erkrankungen durch Dentalwerkstoffe)


Dr. Regine Szewzyk<br />

Umweltbundesamt, FG II 1.4<br />

Postfach 1406<br />

06813 Dessau-Roßlau<br />

www.umweltbundesamt.de<br />

Sensibilisierung von Kin<strong>der</strong>n gegenüber Schimmelpilzen<br />

Untersuchungen im Rahmen des Kin<strong>der</strong>-Umwelt-Surveys (KUS)<br />

Der KUS ist <strong>der</strong> vierte Umwelt-Survey des Umweltbundesamtes und das Umweltmodul<br />

des aktuellen Kin<strong>der</strong>- und Jugendgesundheitssurveys (KiGGS) des Robert<br />

Koch-Instituts (RKI). Ziel <strong>der</strong> von 2003 bis 2006 bundesweit durchgeführten<br />

Querschnittsstudie war es, für die Beschreibung <strong>der</strong> Belastung von Kin<strong>der</strong>n in<br />

Deutschland durch Umweltfaktoren eine umfangreiche und repräsentative Datengrundlage<br />

zu erheben. Im Rahmen einer Fall-Kontroll-Studie wurde <strong>bei</strong> einer<br />

Unterstichprobe des KUS <strong>der</strong> Zusammenhang zwischen <strong>der</strong> Exposition gegenüber<br />

Schimmelpilzsporen in <strong>der</strong> Wohnung und einer Sensibilisierung <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> gegenüber<br />

bestimmten Schimmelpilzarten untersucht.<br />

Die bisherigen allergologischen Testsysteme zur Feststellung einer Sensibilisierung<br />

gegenüber Schimmelpilzen berücksichtigen Schimmelpilze, die im Innenraum relevant<br />

sind, nur unzureichend. Im KUS wurde <strong>bei</strong>m allergologischen Screening ein<br />

erweitertes Spektrum an Schimmelpilzen hinsichtlich <strong>der</strong> Sensibilisierung <strong>bei</strong> allen<br />

Kin<strong>der</strong>n (n = 1538-1575) getestet.<br />

Zusätzlich zu den in kommerziellen Tests zum allergologischen Screening enthalten<br />

Schimmelpilzen (Cladosporium herbarum, Aspergillus fumigatus), die im<br />

Rahmen des KiGGs durchgeführt wurden, wurden vier Schimmelpilze, die im<br />

Innenraum bedeutend sind aufgenommen (Aspergillus versicolor, Penicillium<br />

(notatum)chrysogenum, Wallemia sebi, Eurotium spp.). Außerdem wurde Alternaria<br />

alternata – ein Schimmelpilz, <strong>der</strong> typischerweise saisonal in <strong>der</strong> Außenluft<br />

vorkommt – als Vergleich in das allergologische Screening einbezogen.<br />

Kin<strong>der</strong>, die einen positiven Befund von IgE (= 0,35 IU/ml im Blutserum) gegen<br />

Innenraumschimmelpilze aufwiesen wurden als Fälle de� niert. Diese wurden mit<br />

Kontrollen (< 0,35 IU/ml) im Verhältnis 1:3 (Fälle n=66, Kontrollen n=198), nach<br />

Alter, Geschlecht sowie Wohnregion (altes/neues Bundesland) gematcht. Die<br />

Teilnehmer wurden erneut in ihren Haushalten besucht und zu Indikatoren für<br />

eine mögliche Schimmelexposition befragt. In den Kin<strong>der</strong>- o<strong>der</strong> Wohnzimmern<br />

wurden Proben zur Sporenbelastung <strong>der</strong> Raumluft und des Bodenstaubs genommen.


Dr. Regine Szewzyk<br />

Ergebnisse<br />

Bei den untersuchten Kin<strong>der</strong>n wurden Sensibilisierungen gegenüber allen getesteten<br />

Schimmelpilzen nachgewiesen. Die Sensibilisierungsrate war <strong>bei</strong> Alternaria<br />

alternata (5,0 %) und Penicillium chrysogenum (4,8 %) am höchsten. Bei drei Kin<strong>der</strong>n<br />

wurde eine Sensibilisierung gegenüber Wallemia sebi nachgewiesen, einem<br />

Schimmelpilz, von dem bisher angenommen wurde, dass er keine allergischen<br />

Reaktionen auslöst.<br />

Schimmelpilze <strong>der</strong> Gattung Alternaria wurden nur in Ausnahmefällen im Innenraum<br />

in relevanten Konzentrationen nachgewiesen. Die Sensibilisierung gegenüber<br />

diesem Schimmelpilz ist daher auf die in <strong>der</strong> Außenluft saisonal vorkommenden<br />

erhöhten Sporenkonzentrationen zurückzuführen. Alle an<strong>der</strong>en Schimmelpilze<br />

kommen bevorzugt im Innenraum o<strong>der</strong> sowohl im Innenraum als auch in <strong>der</strong> Außenluft<br />

vor und wurden <strong>bei</strong> den weiteren Auswertungen daher als im Innenraum<br />

vorkommende Schimmelpilze o<strong>der</strong> kurz unter dem Begriff „Innenraumschimmelpilze“<br />

zusammengefasst. Insgesamt waren 8,3 % <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> gegenüber Innenraumschimmelpilzen<br />

(inklusive Cladosporium herbarum) sensibilisiert. Wie zu erwarten<br />

nahm die Sensibilisierungsrate (p = 0,01) und die Anzahl <strong>der</strong> Schimmelpilzsensibilisierungen<br />

mit dem Alter <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> zu. Zwischen Geschlecht und Sensibilisierung<br />

gegenüber „Innenraumschimmelpilzen“ ergab sich keine signi� kante Abhängigkeit.<br />

Zudem zeigten die Sporenmessungen <strong>der</strong> Fall-Kontroll-Studie, dass nach den Kriterien<br />

<strong>der</strong> UBA-Leitfäden in 17 % bis 27 % <strong>der</strong> untersuchten Kin<strong>der</strong>zimmer ein<br />

Schimmelbefall als wahrscheinlich angenommen werden kann. In weiteren 12 % bis<br />

22 % konnte ein Befall nicht ausgeschlossen werden. Gemessener und sichtbarer<br />

Schimmelbefall standen in einem signi� kanten Zusammenhang.<br />

Zwischen <strong>der</strong> gemessenen Sporenkonzentration und einer Sensibilisierung <strong>der</strong><br />

Kin<strong>der</strong> bestand dagegen kein Zusammenhang. Beim Vergleich <strong>der</strong> Wohnungsuntersuchungen<br />

zeigte sich aber, dass in den Kin<strong>der</strong>zimmern o<strong>der</strong> Wohnzimmern<br />

<strong>der</strong> Fälle signi� kant (p = 0,05) häu� ger sichtbarer Schimmelpilzbefall auftrat als in<br />

den Wohnungen <strong>der</strong> Kontrollen.<br />

Außerdem wurden für die Wohnungen <strong>der</strong> Fälle öfter angegeben, dass in den<br />

letzten Jahren eine Grundsanierung stattgefunden hatte (p = 0,05). Die erhöhte<br />

Anzahl von Fällen in Wohnungen mit starken Sanierungsaktivitäten kann zum einen<br />

daran liegen, dass zuvor ein starker Schimmelpilzbefall vorhanden war. Es ist<br />

aber auch möglich, dass die während <strong>der</strong> Sanierung verwendeten o<strong>der</strong> aus neuen<br />

Bauprodukten entweichenden Chemikalien einen zusätzlichen Risikofaktor für<br />

eine Sensibilisierung darstellen [3].<br />

Im KUS wurde außerdem mit Hilfe von Fragebögen das Auftreten von Schimmelpilzbefall<br />

in den Wohnungen und die Gebäudecharakteristik abgefragt. In 15 % <strong>der</strong><br />

Wohnungen wurde sichtbarer Schimmelpilzbefall festgestellt. Ein� uss auf das Auf-


Dr. Regine Szewzyk<br />

treten von sichtbarem Schimmelpilzbefall hatten das Alter des Hauses sowie die<br />

Art und die Lage des Hauses. Das Auftreten von Schimmelpilzbefall war signi� kant<br />

höher (p = 0,001) in Wohnblocks und Mehrfamilienhäusern, in alten Häusern und<br />

in städtischer Umgebung.<br />

Schlussfolgerungen<br />

Die bisherigen Testsysteme zur Feststellung einer Schimmelpilzallergie sind unzureichend.<br />

Die Ergebnisse des KUS zeigen, dass <strong>bei</strong> Kin<strong>der</strong>n gegenüber allen getesteten<br />

Schimmelpilzen, wenn auch in unterschiedlich starker Ausprägung, Sensibilisierungen<br />

auftraten. Dies ist ein starker Hinweis, dass alle Schimmelpilze Allergien<br />

auslösen können. Es müssen Allergnextrakte für Innenraum-relevante Schimmelpilze<br />

entwickelt und in allergologischen Testsystemen verwendet werden.<br />

Schimmelpilzbefall in <strong>der</strong> Wohnung ist ein Risikofaktor für die Entwicklung einer<br />

Schimmelpilzsensibilisierung <strong>bei</strong> Kin<strong>der</strong>n. Schimmelpilzbefall sollte daher unbedingt<br />

vermieden und <strong>bei</strong>m Auftreten umgehend saniert werden. Die Ergebnisse des<br />

KUS zeigen, dass vermehrt in Wohnblocks und Mehrfamilienhäusern, in älteren<br />

Häusern und städtischer Umgebung Probleme mit Schimmelpilzbefall auftreten.<br />

Bei <strong>der</strong> anstehenden Sanierung älterer Wohnungen ist unbedingt darauf zu achten,<br />

dass Wärmedämmmaßnahmen mit ausreichenden Lüftungsmaßnahmen einhergehen,<br />

um Schimmelpilzbefall zu vermeiden. Dazu sollte eine verstärkte Information<br />

<strong>der</strong> Öffentlichkeit und <strong>der</strong> beteiligten Kreise (Bauherren, Wohnungsbaugesellschaften,<br />

Architekten) statt� nden. Wärmedämmmaßnahmen sind gerade auch im<br />

sozialen Wohnungsbereich wichtig, um die Heizungskosten zu senken. Es besteht<br />

sonst die Gefahr, dass aus Kostengründen nicht ausreichend geheizt wird („fuel<br />

poverty“) mit <strong>der</strong> Folge massiven Schimmelpilzwachstums.<br />

Dr. rer. nat. Regine Szewzyk<br />

Werdegang:<br />

1977 – 1982 Studium <strong>der</strong> Biologie an <strong>der</strong> Universität Tübingen<br />

1983-1987 Diplom- und Doktorar<strong>bei</strong>t am Lehrstuhl „Mikrobielle Ökologie“ <strong>der</strong><br />

Universität Konstanz<br />

1988-1990 Post-doc <strong>bei</strong> Prof. Dr. Staffan Kjelleberg, Universität Göteborg,<br />

Schweden<br />

1990-1994 Wissenschaftliche Mitar<strong>bei</strong>terin am Schwedischen<br />

Seuchenhygienischen Institut (Swedish Institute for Infectious Disease Control),<br />

Stockholm, Schweden seit Dez. 1994 Fachgebietsleiterin FG „Mikrobiologie und<br />

Parasitologie“ am Umweltbundesamt


Lutz Höhne<br />

Zahnarzt<br />

Bahnhofstr. 24<br />

67246 Dirmstein<br />

Tel.: 06238 – 2110<br />

Fax: 06238 – 3057<br />

Email: lc.hoehne@t-online.de<br />

www.zahnarzt-hoehne.de<br />

Gerne übersehen: Lokale Aspergillosen in <strong>der</strong> Zahnheilkunde<br />

Ursachen für Erkrankungen durch Schimmelpilze werden in <strong>der</strong> Regel in einer<br />

fehlerhaften Bauweise gesucht. Hier ist bekanntermaßen eine zielgerichtete<br />

Zusammenar<strong>bei</strong>t zwischen fachkundigem Mediziner und Architekt/Baubiologen<br />

unabdingbar, um einen Expositionsstop zu erreichen.<br />

Die Sanierung eines Wohnhauses kann außerordentlich teuer werden. Gerne wird<br />

da<strong>bei</strong> übersehen, dass sich Schimmelpilze auch lokal im Körper ansiedeln können.<br />

Die übersehene lokale Schimmelpilzbelastung kann den eigentlich erwarteten<br />

gesundheitlichen Effekt durch Bausanierung verhin<strong>der</strong>n.<br />

Eine umfassende Anamnese o<strong>der</strong> auch die Überweisung zum Zahnarzt könnte<br />

sich hier für manche Patienten segensreich auswirken. Nicht selten � ndet man<br />

im zahnärztlichen Bereich lokale Aspergillosen, die sich nicht durch die übliche<br />

standardisierte Diagnostik feststellen lassen. Beispielsweise können nicht mit<br />

Antibiotika therapierbare NNH Probleme hinweisgebend auf einen lokalen<br />

Schimmelpilz sein.<br />

Die zunehmende Zahl endodontisch behandelter Zähne birgt neben dem<br />

Vorteil <strong>der</strong> erhaltenen Kaufähigkeit auch immer das Risiko einer Infektion durch<br />

Mikroorganismen, wo<strong>bei</strong> sich neben diversen Bakterien durchaus auch Candida<br />

Hefen und Schimmelpilze � nden. Einerseits � ndet sich in jedem dieser Zähne<br />

nekrotisiertes organisches Gewebe als Substrat, an<strong>der</strong>erseits bieten wir mit<br />

Zirkonoxid als fast ausschließlich verwendetem WF Material den Pilzen einen<br />

fantastischen Nährboden, vergleichbar mit <strong>der</strong> Gipskartonplatte unter <strong>der</strong><br />

Dachneigung. Einmal in� ziert werden wir den Schimmelpilz nicht mehr los.<br />

Hier ist zielgerichtet über Anamnese und entsprechen<strong>der</strong> Diagnostik vom<br />

Zahnarzt eine Aspergillose auszuschließen und im gemeinsamen Konzept mit dem<br />

Umweltarzt die Strategie des Expositionsstopps zu entwickeln.<br />

Lutz Höhne<br />

Werdegang:<br />

geb.: 1952<br />

Studium <strong>der</strong> Medizin / Zahnmedizin in Antwerpen / Belgien 1972 /73


Lutz Höhne<br />

ab 1974 Studium <strong>der</strong> Zahnmedizin in Frankfurt mit Examen 1979<br />

Beru� icher Werdegang: in eigener Praxis in Dirmstein / Pfalz seit 1.4.1981 als<br />

Allgemeinzahnarzt tätig,<br />

1980 Hinwendung zu ganzheitlicher Behandlungsweise,<br />

seit 1998 Organisator und Mo<strong>der</strong>ator eines regionalen Qualitätszirkels (ZÄZ),<br />

ab 2000 zunehmend Schwerpunkt in wissenschaftlicher Diagnostik chronischer<br />

Erkrankungen,<br />

2003 Ausbildung in Karlsruhe zum Mo<strong>der</strong>ator von Qualitätszirkeln,<br />

Spezialgebiete: Initiator und zahnärztlicher Projektleiter im Ar<strong>bei</strong>tskreis<br />

Zahnmedizin des Deutschen Berufsverbandes <strong>der</strong> Umweltmediziner seit 2004,<br />

Initiator und Referent des Curriculums UmweltZahnMedizin von Ärzten,<br />

Zahnärzten und Heilpraktikern im Bereich <strong>der</strong> Umwelt-ZahnMedizin,<br />

Dr. Detlef Bock<br />

Institut für Biologie, Bauen & Umwelt<br />

42579 Heiligenhaus<br />

Veilchenweg 4<br />

Tel.: 02054 – 9384750<br />

Email: ibbu-institut.bock@t-online.de<br />

Standardisierte Analyse und Sanierung von Schimmelpilzschäden in<br />

Innenräumen<br />

Da sich <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>ne Mensch den größten Teil des Tages - etwa 20 Stunden<br />

- in geschlossenen Innenräumen aufhält, kommt <strong>der</strong> Qualität <strong>der</strong> Raumluft eine<br />

wesentliche Bedeutung für Gesundheit und Wohlbe� nden zu. Eine gute Luftqualität<br />

hängt nicht nur davon ab, wie und wie oft die Bewohner lüften, welchen Aktivitäten<br />

sie nachgehen, und welche Haushaltschemikalien angewendet werden.<br />

Auch im Zusammenhang mit Feuchteschäden können im Innenraum erhebliche<br />

Belastungen mit Schimmelpilzen auftreten, die zu gesundheitlichen Problemen<br />

führen können.<br />

Da man laut UMWELTBUNDESAMT (2005) davon ausgehen muss, dass<br />

Schimmelpilze gesundheitliche Probleme verursachen können, es aber nicht


Dr. Detlef Bock<br />

möglich ist, tolerierbare Schimmelpilzkonzentrationen festzulegen, sollte aus<br />

Vorsorgegründen jede Schimmelpilzquelle im Innenraum als hygienisches Problem<br />

betrachtet und beseitigt werden.<br />

Schimmelpilzschäden, die durch Schimmelpilzwachstum in/an Bauteilen und<br />

Ober� ächen entstehen, sind im Innenraum ein bedeutendes hygienisches Problem.<br />

Schimmelpilzschäden können wertmin<strong>der</strong>nde, gesundheitsgefährdende o<strong>der</strong><br />

nutzungseinschränkende Folgen haben.<br />

Da<strong>bei</strong> ist laut UMWELTBUNDESAMT (2002) zu beachten, dass Schimmelpilzschäden<br />

sichtbar und/o<strong>der</strong> nicht sichtbar und/o<strong>der</strong> verdeckt vorliegend sein können. Da<strong>bei</strong><br />

werden Schimmelschäden bereits ab einer befallenen Material� äche von 0,5 m 2<br />

einer großen Biomasse zugeordnet und als Kategorie 3-Schaden identi� ziert.<br />

Zur Erfassung und Bewertung von Schimmelpilzschäden gibt es laut VDI (2008)<br />

kein Standardverfahren. Die Vorgehensweise, <strong>der</strong> Untersuchungsumfang und<br />

die Untersuchungsverfahren sind abhängig vom jeweiligen Anlass und <strong>der</strong><br />

Aufgabenstellung.<br />

Für die Erfassung und Bewertung von Schimmelpilzquellen in Innenräumen sind<br />

Begehungen durch sachverständige Personen vor <strong>der</strong> Messung unverzichtbar.<br />

Die mit <strong>der</strong> Durchführung befassten Fachleute sollten neben bautechnischen<br />

und bauphysikalischen Kenntnissen auch über ausreichendes Fachwissen in den<br />

Bereichen Innenraumlufthygiene und Mikrobiologie verfügen. Untersuchungen<br />

erfolgen mit dem Ziel <strong>der</strong> Ermittlung von Schimmelpilzquellen in Innenräumen.<br />

Zur Absicherung von Augenscheinbefunden und Klärung von<br />

Verdachtssituationen stehen dem Sachverständigen verschiedene messtechnische<br />

Untersuchungsmethoden zur Verfügung. Da<strong>bei</strong> handelt es sich um Verfahren<br />

zur Ermittlung <strong>der</strong> Schimmelpilzkonzentration in Materialien o<strong>der</strong> an<br />

Materialober� ächen, zur Messung <strong>der</strong> Schimmelpilzkonzentration in <strong>der</strong> Raumluft<br />

und zur Bestimmung <strong>der</strong> Schimmelpilzkonzentration im Hausstaub.<br />

Anlass für eine mikrobiologische Untersuchung des Innenraumes können sein:<br />

- sichtbare Schimmelpilzschäden<br />

- Materialfeuchtigkeit ohne sichtbaren Schaden<br />

- bauphysikalische Auffälligkeiten ohne sichtbaren Schaden<br />

- gesundheitliche Beschwerden ohne sichtbaren Schaden<br />

- Geruchsbelästigung ohne sichtbaren Schaden<br />

- Kontrolluntersuchungen während und nach einer Sanierung<br />

Bei sichtbaren Schimmelpilzschäden mit bekannter Ursache steht die Sanierung<br />

mit Ursachen-beseitigung im Vor<strong>der</strong>grund, mikrobiologische Untersuchungen<br />

sind in vielen Fällen nicht erfor<strong>der</strong>lich. In Verdachtsfällen ohne augenscheinlich<br />

erkennbare Quellen kann geprüft werden, ob eine erhöhte Schimmelpilzkonzentr<br />

ation im Innenraum vorliegt.<br />

Laut ROBERT-KOCH-INSTITUT (2007) ist anhand einer qualitativen<br />

Expositionsabschätzung eine grobe Einstufung <strong>der</strong> gesundheitlichen Gefährdung<br />

<strong>der</strong> Raumnutzer möglich. Um das Gesundheitsrisiko dann einzugrenzen, ist eine<br />

Differenzierung und <strong>der</strong> Nachweis einzelner Schimmelpilzarten erfor<strong>der</strong>lich.


Dr. Detlef Bock<br />

Bei einem nachgewiesenen Schimmelpilzschaden und diagnostizierter<br />

Schimmelpilzallergie o<strong>der</strong> vorliegen<strong>der</strong> Immunsuppression ist von einer<br />

gesundheitlichen Gefährdung durch eine zusätzliche Schimmelpilzexposition<br />

auszugehen.<br />

Da neuere Untersuchungen des UBA (2009) ergeben haben, dass <strong>bei</strong><br />

Schimmelpilzbefall nicht nur Schimmelpilze son<strong>der</strong>n auch bestimmte myzelbildende<br />

Bakterien - so genannte Actinomyceten - in hohen Konzentrationen auftreten,<br />

wird gefor<strong>der</strong>t, in jedem Fall Actinomyceten <strong>bei</strong> <strong>der</strong> künftigen Beurteilung<br />

gesundheitlicher Effekte durch feuchte Baumaterialien und Schimmelpilzbefall zu<br />

berücksichtigen.<br />

Laut des aktuellen Forschungsvorhabens des UBA können gesundheitliche<br />

Wirkungen <strong>bei</strong> Schimmelpilzbefall auch durch Bakterien wie die Actinomyceten<br />

<strong>der</strong> Gattungen Streptomyces, Nocardiopsis, Nocardia, verursacht werden.<br />

Bei Untersuchungen wurde gezeigt, dass die auftretenden Actinomyceten und<br />

Extrakte <strong>der</strong> befallenen Baumaterialien schädlich für lebende Zellen in Zellkulturen<br />

sein können.<br />

Bei fachgerechter Schimmelpilzsanierung (siehe hierzu den Schimmelpilz-<br />

Sanierungsleitfaden des UBA 2005) werden sowohl die Schimmelpilze als auch<br />

die Actinomyceten beseitigt, so dass für die Sanierung von Feuchteschäden mit<br />

Actinomyceten keine zusätzlichen Sanierungsmaßnahmen erfor<strong>der</strong>lich sind. Da<strong>bei</strong><br />

hat die Sanierung von Schimmelbefall in <strong>der</strong> Wohnung laut UBA (2009) fachgerecht<br />

und zudem ohne den Einsatz von Desinfektionsmittel zu erfolgen.<br />

Diese neuen Erkenntnisse sollten eine beson<strong>der</strong>e Verp� ichtung zur fachgerechten<br />

Sanierung von Schimmelpilzschäden sein, damit keine sogenannten Altschäden<br />

entstehen können und über lange Zeit bestehen bleiben. Denn <strong>bei</strong> Altschäden,<br />

<strong>bei</strong> denen <strong>der</strong> Schaden zwar abgetrocknet ist und es nicht mehr zu einem<br />

Biomassezuwachs kommt, nimmt die Belastung <strong>der</strong> Umgebung nur langsam mit<br />

<strong>der</strong> Zeit ab.<br />

Dr. rer. nat. Detlef Bock<br />

Werdegang:<br />

1981 nach Abitur, Bundeswehr und Universitätsstudium <strong>der</strong> Biologie, Chemie,<br />

Physik und Zellbiologie<br />

1996 Gründung eines Sachverständigenbüro für Schadfaktoren in Innenräumen.<br />

Ar<strong>bei</strong>tsschwerpunkte:<br />

Elektromagnetische Fel<strong>der</strong>, Fogging, Schimmelpilze und Umweltschadstoffe<br />

2001 Gründung des interdisziplinären Institut für Biologie, Bauen & Umwelt<br />

(IBBU)<br />

Zahlreiche Vorträge und Veröffentlichungen in Fachzeitschriften<br />

Organisation von Fachkongressen


Dr. Thomas Fenner<br />

Facharzt für Mikrobiologie und Infektionsepidemiologie<br />

Facharzt für Laboratoriumsmedizin<br />

MVZ Labor Dr. Fenner und Kollegen<br />

Bergstr. 14<br />

20095 Hamburg<br />

Tel.: 040 309 55 0<br />

Fax: 040 309 55 13<br />

Email : fennerlabor@fennerlabor.de<br />

www.fennerlabor.de<br />

Labordiagnostik <strong>bei</strong> Schimmelpilzexposition<br />

Die Labordiagnostik <strong>bei</strong> Schimmelpilzbelastungen unterteilt sich in zwei<br />

unterschiedliche Vorgehensweisen. Zum einen besteht die Möglichkeit<br />

des Nachweises des Schimmelpilzes im Innenraum selbst. Zum an<strong>der</strong>en<br />

versucht man diagnostisch die Reaktion <strong>der</strong> betroffenen Personen in einem<br />

schimmelpilzbelasteten Umfeld hinsichtlich <strong>der</strong> individuellen Reaktion und<br />

seiner individuellen Entgiftungsmöglichkeiten einzugrenzen, um daraus auch eine<br />

Therapiestrategie abzuleiten.<br />

Der Nachweis von Schimmelpilzen in Innenräumen kann orientierend über sog.<br />

Sedimentationsplatten erfolgen. Mit dieser Methode kann semiquantitativ ermittelt<br />

werden, ob eine Belastung <strong>der</strong> Innenraumluft mit Schimmelpilzsporen statt� ndet.<br />

Diese Meßmethode ist ungenau, abhängig von Feuchtigkeit <strong>der</strong> Luft, Öffnungszeit,<br />

Ausstattung <strong>der</strong> Wohnung und Standort <strong>der</strong> Platten abhängig. Parallel dazu<br />

können aus befallenen Feuchtigkeitsschäden, auf denen sichtbar ein Wachstum<br />

von Schimmel statt� ndet zur Anzucht und Typisierung eingeschickt werden.<br />

Eine genauere Abgrenzung ermöglicht die Luftkeimmessung mit einem<br />

Luftkeimsammler. Hier werden Messungen aus Innen- und Außenluft durchgeführt,<br />

die dann eine Aussage hinsichtlich Konzentration, möglicher Kontaminationsquellen<br />

und Art <strong>der</strong> Schimmelpilze zulassen. Den unterschiedlichen Schimmelpilznachweisen<br />

im Innenraum ist gemeinsam, dass neben <strong>der</strong> Belastungsabschätzung, für weitere<br />

Labortestungen des Betroffenen <strong>der</strong> Erreger vorliegt, <strong>der</strong> auch in <strong>der</strong> Wohnung<br />

anzutreffen ist. Für einige humanmedizinische Testverfahren ist erfor<strong>der</strong>lich, auf<br />

die individuellen Schimmelpilze in <strong>der</strong> Wohnung zurückgreifen zu können. Die<br />

Luftkeimmessung sollten auch immer mit einer Begehung <strong>der</strong> Wohnung einher<br />

gehen, um Feuchtigkeitsschäden nachzuweisen. Die Anwesenheit von Schimmel ist<br />

immer von Feuchtigkeit abhängig.<br />

Die Untersuchung des Betroffenen/Erkrankten unterteilt sich ebenfalls in<br />

unterschiedliche Vorgehensweisen mit verschiedenen Testmethoden. Allgemeine<br />

Laborparameter wie C-reaktives Protein (CRP) Blutsenkungsgeschwindigkeit<br />

(BSG) und die Bestimmung des großen Blutbildes erlauben die Aussage, ob eine<br />

akute o<strong>der</strong> chronische Infektion vorliegt. Spezialparameter wie die Lymphozytendi


Dr. Thomas Fenner<br />

fferenzierung (T4/T8), Immunglobuline o<strong>der</strong> die Elektrophorese können Aufschluss<br />

über die generelle körpereigene Abwehrlage, mit bestimmten Infektionserregern<br />

wie Bakterien, Viren o<strong>der</strong> Pilzen fertig zu werden, geben. Die Nierenfunktion mit<br />

Kreatinin, Harnsäure und Harnstoff und die Leberfunktion mit Cholinesterase und<br />

yGT sollte ebenfalls als Vitalparameter überprüft werden.<br />

Spezi� schere Testverfahren sind <strong>der</strong> Ausschluss einer Allergie vom Soforttyp, die<br />

an das Immunglobulin E gebunden ist, o<strong>der</strong> die Immunreaktion vom verzögerten<br />

Typ, die Immunglobulin G gebunden ist. Bei <strong>der</strong> Allergie vom Soforttyp<br />

erlaubt die Bestimmung des Gesamt-IgE eine Aussage, ob eine Allergie vor<br />

liegt. Mit sog. Gruppenantigenen kann im positiven Fall nachgewiesen werden,<br />

ob diese Allergie auch gegen verschiedene Schimmelpilze gerichtet ist. Auch<br />

die Einzelallergene stehen zur Verfügung, so dass man in <strong>der</strong> Regel gegen die<br />

häu� gsten Schimmelpilze die z.B. mikrobiologisch in einer Wohnung nachgewiesen<br />

wurden, die persönliche Emp� ndlichkeit prüfen kann. Gleichzeitig sollte mit einem<br />

PRIK-Test, <strong>bei</strong> dem einzelne Schimmelpilzextrakte in die Haut eingeritzt werden,<br />

die Emp� ndlichkeit auf einzelne Schimmelpilzspezies nachgewiesen werden.<br />

Weitere Methoden sind nasale Provokationsteste o<strong>der</strong> <strong>der</strong> sog. RAST-Test<br />

aus dem Blut. Liegt keine Allergie vom Soforttyp vor, kann <strong>der</strong> Nachweis eine<br />

Immunreaktion vom verzögerten Typ vorgenommen werden. Hier können die<br />

klinischen Beschwerden sehr unterschiedlich ausfallen und von Kopfschmerzen,<br />

Mattigkeit, Abgeschlagenheit, Gelenkbeschwerde u.v.m. reichen. Lei<strong>der</strong> tragen<br />

nicht alle gesetzlichen Krankenkassen in diesem Fall den indizierten Lymphozyten<br />

Transformationstest (LTT). Der Vorteil des LTT ist auch, dass ganz individuell<br />

ausgetestet werden kann, ob <strong>der</strong> betroffene Patient auf die in <strong>der</strong> Wohnung<br />

nachgewiesenen Schimmelpilze reagiert.<br />

Ein etwas weniger sensitives Verfahren zum vorscreenen wäre hier <strong>der</strong> Nachweis<br />

von präzipitierende Antikörpern gegen Schimmelpilze im Blut. Häu� g ist die Meinung<br />

vertreten, dass man <strong>bei</strong> einer Schimmelpilzexposition in <strong>der</strong> Wohnung diese auch<br />

in Trachealsekret o<strong>der</strong> im Stuhl als Ausscheidungsprodukte nachweisen kann. Dies<br />

sind nicht validierte Methoden, die keinen klinischen Bezug aufweisen. Ebenso ist<br />

<strong>der</strong> Nachweis von Candida Antigen o<strong>der</strong> Aspergillus Antikörpern im Blut kein<br />

Nachweisverfahren, mit dem eine Expostion nachgewiesen werden kann. Beide<br />

Verfahren komme nur in <strong>der</strong> Intensivmedizin <strong>bei</strong> schwer immunsuppremierten<br />

Patienten, Tumorpatienten, knochen-markstransplantierte o<strong>der</strong> HIV-Patienten in<br />

lebensbedrohlichen Situationen mit hohem Fieber sinnvollerweise zum Einsatz.<br />

Aussage über die Belastung des Immunsystems o<strong>der</strong> die individuelle<br />

Entgiftungsleistung geben die Bestimmung z. B. <strong>der</strong> Vitamine E, C, B6, B12, o<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> Spurenelemente Selen und Zink.<br />

Spezielle Aussagen über die Entgiftungsleistung erlauben die Bestimmung<br />

bestimmter Entgiftungsenzyme wie Gluthation, NAD, Superoxiddismutase o<strong>der</strong><br />

das Malondialdehyd.<br />

Weitere Laborparameter sind individuell von den angegebenen klinischen


Dr. Thomas Fenner<br />

Beschwerden zur Abwägung <strong>der</strong> Differentialdiagnosen notwendig und werden<br />

hier nicht weiter aufgelistet.<br />

Eine recht junge Disziplin ist die Pharmakogenetik. Sie untersucht die angeborenen,<br />

genetisch bedingten Faktoren, die eine reduzierte Entgiftungsleistung eines Patienten<br />

individuell erheblich beeinträchtigen können. Hierzu zählen die Glutahthion-S-<br />

Transferase, das NAT-Genom, die Superoxiddismutase o<strong>der</strong> die verschiedenen<br />

genetisch festgelegten Cytochrom P450 Enzyme <strong>der</strong> Leber. Kommt es bereits<br />

angeboren zu einem Ausfall o<strong>der</strong> Mangel bestimmter Entgiftungsenzyme, so muss<br />

<strong>der</strong> Körper aufwendige Nebenwege zur Entgiftung von Schimmelpilzgiften o<strong>der</strong><br />

� üchtigen Substanzen die Schimmelpilze freisetzen. Resultat ist in diesen Fällen<br />

<strong>bei</strong> Schimmelpilzkontakt eine ausgeprägtere klinische Beschwerdesymptomatik.<br />

Weitere Informationen zu einzelnen Laborparametern o<strong>der</strong> diesem Thema<br />

� nden sie z.B. auch unter www.fennerlabor.de.<br />

Dr. med. Thomas Fenner<br />

Werdegang<br />

geb.: 1958<br />

Studium <strong>der</strong> Humanmedizin in Hamburg, Freiburg i. Breisgau, Wien/Österreich<br />

Facharzt Mikrobiologie, Laboratoriumsmedizin, Zusatzbezeichnung<br />

Umweltmedizin und Infektiologie, Fachkunde Krankenhaushygiene<br />

Aufbau und aufsichtsführen<strong>der</strong> Facharzt <strong>der</strong> Zentraldiagnostik des Bernhard<br />

Nocht Institutes für Tropenmedizin Hamburg (BNI)<br />

bis heute assoziiertes Mitglied des BNI<br />

Nie<strong>der</strong>gelassener Facharzt im MVZ Dr. Fenner und Kollegen<br />

Obmann des Berufsverbandes für Mikrobiologie in Hamburg<br />

Leitung Qualitätszirkel MCS <strong>der</strong> KV-Hamburg<br />

Veröffentlichungen von Büchern:<br />

1985 Kurzlehrbuch Immunologie im Jungjohannverlag in Neckarsulm<br />

1993 Diagnostik von Probleminfektionen im Schattauerverlag Stuttgart<br />

1996 Ökomanagement in Klinik und Praxis im Schattauerverlag<br />

1998 im Schattauerverlag Stuttgart. Therapie von Infektionen 2003 II. Au� age<br />

sowie diverse Mitautorenschaften


RA Wolfgang Baumann<br />

Annastr. 28<br />

97072 Würzburg<br />

Tel. 0931 / 46046 - 0<br />

Fax: 0931 / 46046 - 70<br />

E-mail: info@baumann-rechtsanwaelte.de<br />

Straf- und zivilrechtliche Haftung für Fehler <strong>bei</strong> Maßnahmen <strong>der</strong><br />

Innenraumanalytik und <strong>bei</strong> umweltmedizinischen Behandlungen<br />

Die Belastung von Räumen mit Umweltgiften hat die Gerichte in den letzten Jahren<br />

in vielfacher Weise beschäftigt. Zunächst haben die Zivilgerichte Schutzrechte<br />

wegen einer Kontamination von Innenräumen eher zögerlich zugesprochen.<br />

Das lag sicherlich oft daran, dass zwar Gesundheitsschäden festgestellt worden<br />

waren; <strong>der</strong> kausale Zusammenhang zwischen <strong>der</strong> Exposition mit Umweltgiften<br />

und Erkrankungen konnte aber oft nicht dargestellt o<strong>der</strong> unter Beweis gestellt<br />

werden.<br />

Zwischenzeitlich ist das Informationsniveau über die gesundheitsschädigenden<br />

Wirkungen von Raumgiften gestiegen. Es gibt zunehmend auch fachliche<br />

Spezialisten für Schadstoff belastete Innenräume, die zum Teil eigene Methoden<br />

für die Dokumentation und Diagnose sowie die Sanierung <strong>bei</strong> Schadstoff bedingter<br />

Innenraumbelastung entwickelt haben. Des Weiteren gibt es auf Umweltmedizin<br />

spezialisierte Ärzte, die sich um Patienten mit Krankheitsbil<strong>der</strong>n bemühen, welche<br />

ihre Ursache in einer Exposition mit Schadstoffen aus Innenräumen haben können.<br />

Die Zusammenar<strong>bei</strong>t zwischen <strong>bei</strong>den Berufsgruppen ist nicht immer zufrieden<br />

stellend.<br />

Der vorgesehene Beitrag befasst sich mit strafrechtlichen und zivilrechtlichen<br />

Haftungsfragen 1 . Es geht also darum, inwieweit fehlgeschlagene Empfehlungen<br />

aufgrund von unzureichen<strong>der</strong> o<strong>der</strong> fehlerhafter Innenraumanalytik zu<br />

strafrechtlichen Sanktionen bzw. zivilrechtlichen Ansprüchen Betroffener führen<br />

können. Des Weiteren wird untersucht, in welchem Umfang die Umweltmediziner<br />

für Fehldiagnosen o<strong>der</strong> falsche Therapien haften. Entscheidend ist da<strong>bei</strong> <strong>der</strong><br />

jeweilige P� ichtenkreis und die sich daraus ergebene Verantwortlichkeit.<br />

1 Einen ähnlichen Überblick gibt <strong>der</strong> Beitrag von Eiding/Baumann, „Zur rechtlichen Einstufung von<br />

Innenraumschadstoffen – Umweltmedizin aus <strong>der</strong> Sicht <strong>der</strong> Juristen“ in <strong>der</strong> Zeitung für Umweltmedizin, Heft 3/<br />

1997, S. 134-138 und ein weiterer Aufsatz von Baumann, „Rechte von Mietern <strong>bei</strong> schadstoffbelasteten Räumen“,<br />

in <strong>der</strong> genannten Zeitschrift Heft 4/2005, S. 282-286.


RA Wolfgang Baumann<br />

RA Wolfgang Baumann<br />

Werdegang:<br />

geb.: 1949<br />

Studium <strong>der</strong> Rechtswissenschaften in Würzburg<br />

Assessorexamen 1975<br />

Wissenschaftlicher Mitar<strong>bei</strong>ter am Institut für Völkerrecht, Europarecht und<br />

internationales Wirtschaftsrecht <strong>der</strong> Universität Würzburg von 1975 bis 1982<br />

seit 1983 Rechtsanwalt<br />

seit 1989 Fachanwalt für Verwaltungsrecht, Senior Lawyer <strong>der</strong> Kanzlei BAUMANN<br />

Rechtsanwälte Würzburg<br />

seit 2005 Mitglied <strong>der</strong> Sitzungsversammlung <strong>der</strong> Bundesrechtsanwaltskammern


Dr. Andreas Gies<br />

Leiter Abt. Umwelthygiene<br />

Umweltbundesamt, Abteilung II 1<br />

Corrensplatz 1<br />

14195 Berlin<br />

fon: 030 8903 1601<br />

fax: 030 8903 1830<br />

www.umweltbundesamt.de<br />

Hormonwirksame Chemikalien<br />

Die Diskussion über die hormonelle Wirksamkeit von Chemikalien ist seit zwanzig<br />

Jahren ein wichtiger Aspekt <strong>der</strong> Toxikologie und <strong>der</strong> Umweltmedizin. Zahlreiche<br />

Stoffe sind in <strong>der</strong> Lage, in die hormonelle Steuerung des Körpers einzugreifen.<br />

Im Mittelpunkt <strong>der</strong> Diskussion standen lange Zeit Chemikalien, die wie das<br />

menschliche Östrogen wirken. Nonylphenol, Bisphenol A und Ethinylöstradiol aus<br />

<strong>der</strong> Umwelt waren hier die prominentesten Beispiele. Nicht min<strong>der</strong> bedeutend<br />

als Risiko für die menschliche Gesundheit sind jedoch auch anti-androgene<br />

Chemikalien wie die Phthalate, pp’DDE und Pestizide wie Vinclozolin.<br />

Die gesundheitliche Bewertung dieser Chemikalien ist beson<strong>der</strong>s schwierig, da<br />

Exposition und Wirkung zeitlich oft auseinan<strong>der</strong> liegen. Pränatale Exposition mit<br />

hormonwirksamen Chemikalien zeigt sich oft erst in <strong>der</strong> Pubertät, wenn z.B.<br />

die Spermienproduktion gestört wird, es zahlreiche Hinweise darauf gibt, dass<br />

Dosis-Wirkungskurven nicht monoton sind, mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht<br />

Einzelstoffe die Effekte auslösen, son<strong>der</strong>n das Gemisch umweltrelevanter und<br />

ungebundener Chemikalien. Bisher ist es nicht gelungen, für Umwelthormone<br />

adäquate Bewertungsstrategien zu entwickeln, die eine nachhaltige Politik zur<br />

Vermin<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Exposition unterstützen würde.<br />

Dr. rer. nat. Andreas Gies<br />

Werdegang:<br />

geb.: 1952<br />

Promotion in Biologie an <strong>der</strong> FU Berlin 1985. Nach <strong>der</strong> Leitung von<br />

Forschungsprojekten zu quantitativen Struktur-Wirkungs-Beziehungen an <strong>der</strong> FU<br />

Berlin und zur Vermin<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Tieranzahl <strong>bei</strong> toxikologischen Tests am Max<br />

von Pettenkofer-Institut des ehemaligen Bundesgesundheitsamtes seit 1988 am<br />

UBA. Leitung <strong>der</strong> Fachgebiete Umweltforschung, Umweltberichterstattung und<br />

Wirkungen auf Ökosysteme. Seit 2007 Leiter <strong>der</strong> Abteilung Umwelthygiene am<br />

Umweltbundesamt.


Dr. Werner Mischke<br />

Facharzt für Innere Medizin<br />

Endokrinologie und Diabetologie<br />

Abendrothsweg 24<br />

20251 Hamburg<br />

Tel.: 040 422 3004<br />

Fax: 040 429 35525<br />

Email: Dr.Mischke@t-online.de<br />

Umwelterkrankungen und Differentialdiagnostik aus<br />

endokrinologischer Sicht<br />

Die klinische Umweltmedizin umfasst die medizinische Betreuung von<br />

Einzelpersonen mit gesundheitlichen Beschwerden o<strong>der</strong> auffälligen Befunden, die<br />

von ihnen selbst o<strong>der</strong> ärztlicherseits mit Umweltfaktoren in Verbindung gebracht<br />

werden. Diese Erkrankungen haben sehr häu� g einen langen Verlauf, und sie<br />

weisen initial unspezi� sche Symptome auf. Auch zahlreiche endokrinologische<br />

Krankheitsbil<strong>der</strong> werden erst nach langem Vorlauf auffällig. Ihre Symptome sind<br />

ebenfalls oft unspezi� sch. Daher ist es erfor<strong>der</strong>lich, dass <strong>der</strong> Umweltmediziner <strong>bei</strong><br />

seinen differentialdiagnostischen Überlegungen endokrinologische Krankheitsbil<strong>der</strong><br />

berücksichtigt bzw. in seine Diagnostik einschließt. Welche Endokrinopathien in<br />

<strong>der</strong> Praxis eine Rolle spielen und wie sei erkannt werden können, wird erläutert.<br />

Dr. med. Werner Mischke<br />

Werdegang:<br />

geb.: 1944<br />

1964 Abitur<br />

1964-70 Studium Humanmedizin, Berlin und Hamburg<br />

1971 Promotion<br />

1977 Facharzt für Innere Medizin<br />

Spezialgebiet:<br />

Endokrinologie und Diabetologie seit 1981<br />

Nie<strong>der</strong>gelassen 1979-2008


Prof. Dr. Herbert Schmitz<br />

MVZ Labor Dr. Fenner und Kollegen<br />

Bergstr. 14<br />

20095 Hamburg<br />

Tel.: 040 309 55 0<br />

Fax: 040 309 55 13<br />

www.fennerlabor.de<br />

Zunahme humaner Infektionen durch Zecken<br />

Durch Zecken (Ixodes ricinus) werden vor allem die Borreliose und die<br />

Zeckenenzephalitis auf den Menschen übertragen. Die Borreliose tritt<br />

in Deutschland mit einer Häu� gkeit von ca. 1:1000 auf. Schwere Fälle mit<br />

Arthritis o<strong>der</strong> neurologischen Symptomen sind auch wegen <strong>der</strong> effektiven<br />

Behandlungsmöglichkeiten selten. Auch die Zeckenenzephalitis kommt bislang<br />

durch die effektive Impfung gegen die Virusinfektion relativ selten vor. Da die<br />

Vermehrung <strong>der</strong> Erreger durch höhere Körpertemperaturen in den Zecken<br />

begünstigt wird, wird sich eine Erhöhung <strong>der</strong> Durchschnittstemperaturen<br />

durch die Klimaerwärmung auch auf die Ausbreitung <strong>der</strong> Zecken- übertragenen<br />

Krankheiten auswirken. Dies ist bereits heute in einigen Nordeuropäischen<br />

Staaten zu beobachten.<br />

Prof. Dr. med. Herbert Schmitz<br />

Werdegang:<br />

bis 1979 Apl. Professor (Mikrobiologie) am Hygiene-Institut Freiburg.<br />

Veröffentlichungen zur Verbreitung <strong>der</strong> Zeckenenzephalitits in Südbaden.<br />

1980- 2005 Leiter <strong>der</strong> Virologischen Abteilung am Bernhard-Nocht Institut für<br />

Tropenkrankheiten. Ar<strong>bei</strong>ten über HIV, Lassa- , Filo- und Flaviviren.<br />

Jetzt: assoziierter Mitar<strong>bei</strong>ter im Bernhard-Nocht Institut und Mitglied des MVZ<br />

Labors Dr. Fenner und Kollegen.


Dr. Volker von Baehr<br />

Immunologische Effekte als Verursacher umweltmedizinischer Erkrankungen<br />

Entzündungserkrankungen sind die „Epidemie des 21. Jahrhun<strong>der</strong>ts“. In <strong>der</strong> Bundesrepublik<br />

Deutschland leidet inzwischen je<strong>der</strong> dritte Patient an einer <strong>der</strong> klassischen<br />

systemischen Entzündungserkrankungen wie Diabetes, Erkrankungen des<br />

rheumatischen Formenkreises, an<strong>der</strong>en Autoimmunerkrankungen, chronischen<br />

Infektionen und Darmerkrankungen, Herz-Kreislauferkrankungen o<strong>der</strong> zum Teil<br />

multiplen Allergien. Und diese Erkrankungen nehmen zum Teil dramatisch zu. Ein<br />

Beispiel? 1960 litten noch weniger als 5 % <strong>der</strong> Bevölkerung an Allergien, heute sind<br />

es mehr als 20%. Die mo<strong>der</strong>ne Medizin kann die Krankheitsprozesse lin<strong>der</strong>n, nicht<br />

aber das Auftreten <strong>der</strong> Erkrankungen. Was sind die Ursache für diese gefährliche<br />

Entwicklung?<br />

Die Genetik kann keinesfalls den rasanten Anstieg in den letzten 40 Jahren erklären.<br />

Viele <strong>der</strong> genannten Erkrankungen haben auch nicht eine isolierte Ursache.<br />

Tatsache ist, dass diese Erkrankungen als immunologische Erkrankungen anzusehen<br />

sind. Die Entzündung steht im Mittelpunkt des Geschehens.<br />

Es gilt als sicher, dass eine Vielzahl individueller Trigger- und Kofaktoren als Auslöser<br />

chronisch entzündlicher Krankheiten bedeutsam sind. In unserer mo<strong>der</strong>nen<br />

Gesellschaft müssen wir uns immer häu� ger und mit immer komplexeren Fremdstoffen<br />

auseinan<strong>der</strong>setzen, die in <strong>der</strong> Summe den Entzündungsauslöser darstellen<br />

und somit auf dem Boden genetischer Prädispositionen und biochemischer Verän<strong>der</strong>ungen<br />

die „Volkskrankheiten“ bedingen. Die mo<strong>der</strong>ne Medizin trägt lei<strong>der</strong><br />

sogar ihren Teil <strong>bei</strong>. Eingriffe in die biologische Integrität <strong>der</strong> Menschen sind zur<br />

<strong>bei</strong>nahe täglichen Routine geworden. Gemeint sind Fremdmaterialien im Bereich<br />

<strong>der</strong> Zahnmedizin, Orthopädie o<strong>der</strong> Chirurgie, medikamentöse und hormonelle<br />

Therapien, immunstimulierende o<strong>der</strong> immunsuppressive Behandlungen. Häu� g<br />

vergisst man, dass jedes Eingreifen in den Organismus Auswirkungen auf den<br />

gesamten Körper hat. Die Spezialisierung in <strong>der</strong> Medizin bedingt lei<strong>der</strong>, dass Nebenwirkungen<br />

und Folgeerkrankungen oft nicht erkannt werden, wenn diese nicht<br />

in unmittelbarem Zusammenhang zum spezi� schen Organsystem <strong>der</strong> eigenen<br />

Disziplin stehen.<br />

Das gesunde Immunsystem ist in <strong>der</strong> Lage, eine Entzündung zu verhin<strong>der</strong>n bzw.<br />

sie auf ein sinnvolles Mass zu begrenzen. Die noch heute nicht selten geäußerte<br />

Annahme, das Immunsystem wäre lediglich dafür verantwortlich, Viren, Bakterien<br />

o<strong>der</strong> Tumorzellen zu eliminieren, ist längst wi<strong>der</strong>legt. Man spricht heute immer<br />

häu� ger von <strong>der</strong> immunologischen Regulationskompetenz. Die regulatorischen T-<br />

Lymphozyten wurden in den letzten Jahren als die wichtigsten „Bremszellen“ unseres<br />

Körpers identi� ziert. Zudem sind genetische Polymorphismen bekannt, die<br />

eine Prädisposition für chronische Entzündungsverläufe bedingen. Beide Marker<br />

sind heute wesentliche Bestandteile in <strong>der</strong> umweltmedizinischen Labordiagnostik.


Dr. Volker von Baehr<br />

Viele umweltmedizinische Erkrankungen sind Systemerkrankungen. Das System<br />

ist auf vielfältige Weise gestört und wird somit anfällig. Umweltfaktoren sind dann<br />

die Trigger für chronische Entzündungen, vor allem dann, wenn Patienten darauf<br />

sensibilisiert sind. Die immunologische Labordiagnostik zielt daher auf die Beantwortung<br />

folgen<strong>der</strong> Fragen:<br />

1. Liegt eine chronische Entzündung vor?<br />

2. Ist eine Schädigung <strong>der</strong> immunologischen Regulationskompetenz vorhanden?<br />

3. Was sind die individuell verantwortlichen Entzündungsauslöser?<br />

4. Welche Faktoren sind für die Schädigung des Immunsystems verantwortlich und<br />

müssen folglich vermieden werden?<br />

(Curriculum Vitae siehe Vortrag Labordiagnostische Möglichkeiten in <strong>der</strong><br />

Zahnmedizin)<br />

Dr. Frank Bartram<br />

Therapieoptionen<br />

Basis aller Maßnahmen im Fachbereich Kurative Umweltmedizin ist das Prinzip:<br />

Expositionsvermeidung / -vermin<strong>der</strong>ung <strong>der</strong>jenigen Substanz(en), die messbar/<br />

nachweislich die Erkrankung auslösen/unterhalten.<br />

Fortschritte in <strong>der</strong> umweltmedizinischen Diagnostik / Analytik in den letzten<br />

15 Jahren führen mittlerweile häu� g zu klaren Diagnosen und zum Nachweis<br />

eindeutiger Zusammenhänge zwischen erkrankungsauslösenden Substanzen aus<br />

<strong>der</strong> Umwelt und <strong>der</strong> Symptomatik <strong>der</strong> Erkrankten.<br />

Ein mögliches Scheitern des Prinzips „Expositionsvermeidung” zeigt sich immer<br />

öfter an den sozialen Verhältnissen, in denen die Erkrankten leben. Beispielsweise<br />

kann <strong>bei</strong> eindeutigem Nachweis einer krankheitsauslösenden Exposition am<br />

Ar<strong>bei</strong>tsplatz <strong>der</strong> erkrankte Familienvater nicht einfach einen an<strong>der</strong>en Ar<strong>bei</strong>tsplatz<br />

bekommen. O<strong>der</strong> Mieter, die in einer Wohnung residieren, in <strong>der</strong> z B versteckte,<br />

krank machende Schimmelpilze vorhanden sind, um nur 2 Beispiele zu nennen.<br />

In <strong>der</strong>artigen Fällen müssen therapeutische Maßnahmen im Sinn einer<br />

Überbrückungshilfe durchgeführt werden. Symptomlin<strong>der</strong>nd sind Substitutionen<br />

mit antioxidativ wirksamen Substanzen, de� nierten Vitaminen und Vitalstoffen.<br />

Auch naturheilkundige Maßnahmen können Verbesserungen erreichen.<br />

Weitere Entwicklung wirksamer Überbrückungsmaßnahmen wird notwendig<br />

sein, wo<strong>bei</strong> im weiten Sinn antiin� ammatorische Maßnahmen zentrale Punkte sein<br />

werden. Sehr gute Erfolge zeigen sich <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Gabe von reduziertem Glutathion,<br />

auch gerade <strong>bei</strong> stark ausgeprägten umweltassoziierten Erkrankungen wie CFS<br />

und MCS.<br />

(Curriculum Vitae siehe Vortrag Erkrankungen durch Dentalwerkstoffe)


Prof. Dr. Uthe Ernst-Muth<br />

Fachärztin für Allgemeinmedizin<br />

Wulfsdal 14<br />

22587 Hamburg<br />

Tel. 040 - 51 90 97 01<br />

Fax 040 - 51 90 96 97<br />

Email: praxis@dr-ernst-muth.de<br />

www.dr-ernst-muth.de<br />

Ernährungsberatung <strong>bei</strong> älteren Patienten<br />

Auch früher gab es Menschen, die ein hohes und sehr hohes Alter erreichten.<br />

Aber erst Ende des letzten Jahrhun<strong>der</strong>ts ist Langlebigkeit etwas, was die<br />

meisten Menschen <strong>der</strong> westlichen Welt erwarten können. Die durchschnittliche<br />

Lebenszeit in Deutschland beträgt für Männer 79,2 Jahre und für Frauen 83 Jahre.<br />

Den typischen Rentner, die typische Rentnerin, gibt es nicht. Es gibt eine große<br />

Variationsbreite in <strong>der</strong> Gestaltung dieser Lebensphase, abhängig von biologischen,<br />

psychischen und sozialen Umständen. Es ergeben sich große, unausgeschöpfte<br />

Lebenschancen, und die Ernährung spielt da<strong>bei</strong> eine wichtige Rolle in <strong>der</strong><br />

Vorbeugung und in <strong>der</strong> Therapie von Krankheiten.<br />

Die Ernährung des älteren Patienten muss berücksichtigen, dass <strong>der</strong> Körper<br />

weniger Kalorien verbraucht (z.B. eine Frau mit 30 Jahren 2200 kCal, mit 75<br />

Jahren 1680 kCal). Die Muskulatur wird weniger. Um dem entgegen zu wirken,<br />

ist neben regelmäßiger Bewegung auf die Zufuhr von hochwertigem Eiweiß zu<br />

achten (1 g EW/kg Körpergewicht). Die Knochendichte nimmt ab. In Deutschland<br />

gibt es fast 8 Millionen Patienten über 50Jahre, die Osteoporose o<strong>der</strong> Osteopenie<br />

haben, jährlich erleiden davon ca. 100.000 Patienten eine osteoporosebedingte<br />

Oberschenkelhalsfraktur. Die Zufuhr von Calcium und Vitamin D ist erfor<strong>der</strong>lich.<br />

Nährstoffe, vor allem auch Vitamine, werden nicht mehr so gut resorbiert wie in<br />

jüngeren Jahren, <strong>der</strong> Bedarf bleibt aber gleich. Das betrifft vor allem Vitamin C, D,<br />

B1, B2, B6, B12, Folsäure und Zink.<br />

Viele ältere Menschen vertragen Fett und fette Nahrungsmittel nicht mehr. Die<br />

Gesamtfett Zufuhr sollte nicht über 80 gr/Tag hinausgehen. Grundsätzlich sind<br />

Vollkornprodukte zu bevorzugen, werden aber nicht immer gut vertragen. Mit<br />

Zucker und zuckerhaltigen Nahrungsmitteln sollen ältere Menschen vorsichtig<br />

umgehen, denn oft besteht die Neigung zu Diabetes mellitus. Als Regel gilt, wie <strong>bei</strong><br />

jüngeren Patienten auch: fünf Portionen Obst o<strong>der</strong> Gemüse am Tag.<br />

Ganz wichtig ist die ausreichende Zufuhr von Flüssigkeit, beson<strong>der</strong>s für ältere<br />

Patienten, <strong>der</strong>en Nierenfunktion eingeschränkt ist (1,5-2 l Kalorien arme<br />

Flüssigkeit). Das ist die Theorie. Im Alltag gibt es eine Reihe von Schwierigkeiten.<br />

Das Essverhalten hängt in hohem Masse von den sozialen Gegebenheiten ab.<br />

Nur 22% <strong>der</strong> Menschen über 80 Jahre leben in Alters- und P� egeheimen, <strong>der</strong><br />

überwiegende Teil <strong>der</strong> Älteren lebt allein, o<strong>der</strong> betreut durch Angehörige, Freunde


Prof. Dr. Uthe Ernst-Muth<br />

o<strong>der</strong> ambulante Hilfen. Der Anteil <strong>der</strong> alleinlebenden älteren Frauen ist erheblich<br />

höher, bedingt durch die längere Lebenserwartung <strong>der</strong> Frauen und durch den<br />

Umstand, dass Frauen meistens ältere Männer heiraten, die früher sterben. Essen<br />

ist eine soziale Tätigkeit, d.h. allein schmeckt es nicht so gut. Schwierigkeiten <strong>bei</strong><br />

<strong>der</strong> Fortbewegung und <strong>bei</strong>m Tragen erschweren den Einkauf und die Zubereitung<br />

<strong>der</strong> Mahlzeiten. Gemüse zu kochen und die Zubereitung einer warmen Mahlzeit ist<br />

aufwendig. Oft ist die Rente klein und erlaubt nicht immer den Kauf hochwertiger<br />

Lebensmittel.<br />

Es gibt viele Studien, die zeigen, dass eine gute Ernährung die Grundlage von<br />

körperlicher, aber auch geistiger Fitness ist. Und trotzdem wird die Möglichkeit<br />

einer Ernährungsberatung in <strong>der</strong> Arztpraxis o<strong>der</strong> <strong>bei</strong> den Krankenkassen<br />

überwiegend genutzt für Adipositas Behandlung o<strong>der</strong> wenn schwerwiegende<br />

Krankheiten aufgetreten sind, wie Diabetes mellitus und Herzinfarkt, ganz selten<br />

präventiv. Zwar lohnt es in jedem Alter ,schlechte Lebensgewohnheiten’ zu<br />

verän<strong>der</strong>n. Gerade Ernährungsgewohnheiten jedoch sind sehr eingeschliffen – für<br />

einen Mann bedeutet eine Mahlzeit mit Fleisch und Soße Lebensqualität. Aber:<br />

auch kleine Schritte können Verän<strong>der</strong>ungen bringen.<br />

Grundsätzlich sollte es möglich sein, mit einer vollwertigen Ernährung den<br />

Bedarf an allen Wirkstoffen auszugleichen. Nahrungsergänzungsmittel können<br />

eine vollwertige Ernährung nicht ersetzen. Nahrungsergänzungsmittel können<br />

allerdings notwendig sein zur Osteoporoseprophylaxe (Ca, Vit. D3), manchmal<br />

Folsäure und Vit. B12.<br />

Prof. Dr. med. Uthe Ernst-Muth<br />

Werdegang:<br />

geb.: 1942<br />

Studium Humanmedizin in Berlin und Wien<br />

Landarztpraxis im Kraichgau<br />

1980 Übersiedlung nach Hamburg<br />

Tätigkeit in städtischen P� egeheimen<br />

25 Jahre Kassenarztpraxis (Facharzt Allgemeinmedizin,<br />

Naturheilkunde, Ernährungsmedizin, Psychosomatik) in <strong>der</strong> Innenstadt von<br />

Hamburg<br />

Seit 2009 Privatpraxis in Hamburg/Blankenese.


Prof. Dr. Jörg Steinmann<br />

MVZ Labor Dr. Fenner und Kollegen<br />

Bergstr. 14<br />

20095 Hamburg<br />

Tel.: 040 309 55 0<br />

Fax: 040 309 55 13<br />

www.fennerlabor.de<br />

Immunologie im Alter<br />

Das Immunsystem verän<strong>der</strong>t sich mit dem Altern substanziell. Es spiegelt damit<br />

Prozesse wi<strong>der</strong>, die genetisch angelegt sind und sich auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> Einzelzellen,<br />

<strong>der</strong> Organe und schließlich des gesamten Körpers äußern.<br />

Entscheidende Alterungsprozesse, welche beson<strong>der</strong>s das Immunsystem verän<strong>der</strong>n,<br />

sind die Verkürzung <strong>der</strong> Telomeren, die die Zellteilung begrenzen, die Atrophie<br />

des roten Knochenmarks, die die Lymphozytenneubildung vermin<strong>der</strong>t und die<br />

Thymusinvolution, die die Reifung neuer T-Lymphozyten einschränkt.<br />

Diese Prozesse führen zu einer immer geringer werdenden Anzahl neuer<br />

Lymphozyten und damit zu einem immer kleineren Repertoire, d.h. es werden<br />

immer weniger Antigene erkannt. Die Verän<strong>der</strong>ungen im B-Lymphozytenrepertoire<br />

können als „Oligoklonale Banden“ sichtbar werden. Bei den T-Lymphozyten fällt<br />

vor allem <strong>der</strong> Verlust des CD28-Moleküls auf.<br />

Die Alterung des Immunsystems verläuft beschleunigt <strong>bei</strong> chronisch entzündlichen<br />

Erkrankungen, sie lässt sich vor allem durch angemessene körperliche Aktivität<br />

verzögern.<br />

Prof. Dr. med. Jörg Steinmann<br />

Werdegang:<br />

geb.: 1957<br />

1978 – 1980 Studium <strong>der</strong> Pharmazie in Kiel<br />

1980 – 1986 Studium <strong>der</strong> Humanmedizin in Hamburg und Kiel<br />

1986 – 1993 Assistenzarzt Immunologie Universitätsklinikum Kiel<br />

1987 Promotion, Universität Kiel<br />

1993 Habilitation, Ernennung zum Oberarzt des Instituts für Immunologie<br />

Universitätsklinikum Kiel<br />

1996 Weiterbildung Klinische Chemie, Zentrallabor, Universitätsklinikum Kiel<br />

1997 Weiterbildung Medizinische Mikrobiologie, Institut für Mikrobiologie, Universitätsklinikum<br />

Kiel<br />

1998 Weiterbildung Innere Medizin, 2. Medizinische Klinik, Universitätsklinikum<br />

Kiel<br />

1998 Ernennung zum apl. Professor für Immunologie, Universität Kiel


Prof. Dr. Jörg Steinmann<br />

2000 Facharztanerkennung für Laboratoriumsmedizin<br />

2007 Nie<strong>der</strong>lassung, Mitglied <strong>der</strong> Sozietät des Labors Dr. Fenner und Kollegen,<br />

Hamburg<br />

Prof. Dr. Xaver Baur<br />

Zentralinstitut für Ar<strong>bei</strong>tsmedizin und Maritime Medizin<br />

Seewartenstr. 10<br />

20459 Hamburg<br />

Tel. 040-428 894 500/501<br />

FAX 040-428 894 514<br />

email: baur@uke.uni-hamburg.de<br />

www.uke.de<br />

Pestizide in Containern<br />

Der weltweite Warenumschlag, <strong>der</strong> zum überwiegenden Teil mittels Containern<br />

erfolgt, hat in den letzten drei Jahrzehnten enorm zugenommen. Zum Schutz<br />

<strong>der</strong> transportierten Güter, aber auch zur Verhin<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Verbreitung<br />

von Schädlingen, werden Container und Massenfrachter häu� g begast. Die<br />

vorschriftsgemäße Deklaration unterbleibt da<strong>bei</strong> in den allermeisten Fällen, wie<br />

eigene Untersuchungen belegen. Etwa ein Fünftel <strong>der</strong> Importcontainer ist mit<br />

Begasungsmitteln belastet. Häu� g kommen hohe Konzentrationen von toxischen<br />

Industriechemikalien wie Formaldehyd, Benzol, Toluol hinzu. Dies betrifft vor<br />

allem Importcontainer mit Schuhen und Textilien aus Fernost. Damit ergibt sich<br />

eine nicht unerhebliche Gesundheitsgefährdung für Personen, die mit dem Inhalt<br />

o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Gasatmosphäre von Containern in Kontakt kommen, also vor allem von<br />

Mitar<strong>bei</strong>tern <strong>der</strong> Logistikbranche, Hafenar<strong>bei</strong>tern, Zollbeamten, Lagerar<strong>bei</strong>tern,<br />

Bediensteten des Großhandels. Aus Einzelfallbeobachtungen ist auch ein Risiko<br />

des Kunden/Verbrauchers ableitbar.<br />

Neben akuten und chronischen toxischen Wirkungen <strong>der</strong> Begasungsmittel <strong>bei</strong><br />

Überschreitungen <strong>der</strong> Luftgrenzwerte sind <strong>bei</strong> kanzerogenen Substanzen wie<br />

Brommethan und 1,2-Dichlorethan auch in niedrigen Konzentrationen kumulative<br />

Effekte zu beachten.<br />

Es sind umfassende Maßnahmen zur Reduktion <strong>der</strong> dargestellten weltweiten


Prof. Dr. Xaver Baur<br />

Gesundheitsrisiken erfor<strong>der</strong>lich, die von <strong>der</strong> intensivierten Aufklärung und<br />

systematischen lokalen Überwachung über eine geeignete Sekundärprävention bis<br />

hin zu internationalen Abstimmungen und Sanktionen reichen.<br />

Prof. Dr. med. Xaver Baur<br />

Werdegang:<br />

Ausbildung zum Landwirt<br />

Zweiter Bildungsweg und Studium <strong>der</strong> Humanmedizin an <strong>der</strong> Ludwig-<br />

Maximilians-Universität (LMU) München Facharzt für Ar<strong>bei</strong>tsmedizin, Facharzt<br />

für Innere Medizin mit den Teilgebieten Lungen- und Bronchialheilkunde und<br />

Kardiologie, Bereichsbezeichnungen Allergologie und Umweltmedizin.<br />

Habilitationsschrift (Medizinische Fakultät <strong>der</strong> LMU)<br />

Beru� icher Werdegang: 01.03.1990 bis 31.06.2000 Direktor des Berufsgenossenschaftlichen<br />

Forschungsinstituts für<br />

Ar<strong>bei</strong>tsmedizin (BGFA) in Bochum<br />

seit 01.07.2000 Ordinarius für Ar<strong>bei</strong>tsmedizin an <strong>der</strong> Universität Hamburg,<br />

Direktor des Zentralinstitutes für Ar<strong>bei</strong>tsmedizin und Maritime Medizin in<br />

Hamburg<br />

Spezialgebiete:<br />

Beratung und klinische Untersuchungen <strong>bei</strong> ar<strong>bei</strong>ts- und umweltbedingten<br />

Gesundheitsstörungen<br />

Prävention von Pneumokoniosen und Atemwegserkrankungen<br />

Pathophysiologie des Berufsasthmas einschließlich Allergenstruktur-forschung<br />

Standardisierung und Qualitätssicherung <strong>der</strong> Lungenfunktionsprüfung<br />

Leitlinienerstellung zur Diagnostik und Begutachtung von Berufskrankheiten<br />

Gesundheitsgefährdung durch Begasungsmittel und toxische Industriechemikalien<br />

Gesundheitsschutz und Gesundheitsför<strong>der</strong>ung in <strong>der</strong> Schifffahrt<br />

Ethik in <strong>der</strong> Ar<strong>bei</strong>tsmedizin.


Prof. Dr. Wolfgang Huber<br />

Internist<br />

Nephrologie – Umweltmedizin<br />

Adlerstraße 1/5<br />

69123 Heidelberg – Wieblingen<br />

www.praxisverbund-heidelberg.de<br />

Klinische Erfahrungen <strong>bei</strong> Belastungen mit PCP, HCH und<br />

Pyrethroiden<br />

Entzündung ist eine charakteristische Antwort von biologischem Gewebe auf einen<br />

äußerlich o<strong>der</strong> innerlich ausgelösten Reiz mit <strong>der</strong> Funktion den Schädigungsreiz zu<br />

beseitigen o<strong>der</strong> zu reparieren. Entzündungsprozesse sind nicht nur auf bakterielle<br />

und virale Erkrankungen begrenzt, sie werden ebenfalls <strong>bei</strong> Chemikalien- und<br />

Metallbelastungen beobachtet. Chronische Erkrankungen werden durch die<br />

Progredienz des Entzündungsprozesses bestimmt. Auf molekularbiologischer<br />

Ebene stehen Leistungsmin<strong>der</strong>ung, Morbidität und Altern in engem Zusammenhang<br />

zum chronisch oxidativen Stress.<br />

Entzündungsprozesse chronisch degenerativer Art und Entzündungsprozesse<br />

ausgelöst durch biologische Pathogene, Chemikalien- und Metallexposition<br />

werden hinsichtlich <strong>der</strong> Parallelität in <strong>der</strong> Pathogenese neu bewertet werden<br />

müssen. Es bestehen Parallelen <strong>bei</strong> Entzündungsprozessen, <strong>bei</strong> chronisch<br />

degenerativen internistischen Prozessen und <strong>bei</strong> Entzündungsprozessen durch<br />

chlororganische Schadstoffe im Sinne vermehrter Entzündungszeichen (vermehrte<br />

In� ammation) und Vermin<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Abwehrlage. Die klinischen Erfahrungen und<br />

diagnostischen Möglichkeiten <strong>bei</strong> Belastungen mit PCP, HCH und Pyrethroiden<br />

werden aufgezeigt.<br />

Prof. Dr. med. Wolfgang Huber<br />

Werdegang:<br />

geb.:1940<br />

Universität Heidelberg, 1965<br />

1967 – 1975: I. Medizinische Klinik des Klinikums Mannheim <strong>der</strong> Universität<br />

Heidelberg (Assistenzarzt und Wissenschaftlicher Assistent)<br />

1974: Facharzt für Innere Medizin<br />

1976: Venia Legendi für das Fach Innere Medizin<br />

1975 – 1998: Abteilung Nephrologie/Hämodialyse, Rehabilitationsklinik<br />

Heidelberg-Wieblingen, Kurpfalzkrankenhaus Heidelberg (Leiten<strong>der</strong> Arzt)<br />

1979: Teilgebietsbezeichnung Nephrologie<br />

1986: Professor (Prof. Dr. med. apl.) Medizinische Fakultät Mannheim <strong>der</strong><br />

Universität Heidelberg


Prof. Dr. Wolfgang Huber<br />

1992-1993: Fachgutachter im Holzschutzmittelprozess Frankfurt<br />

1995: Zusatzbezeichnung Umweltmedizin<br />

Vorstandsmitglied des Deutschen Berufsverbandes <strong>der</strong> Umweltmediziner (dbu)<br />

1998: Privatpraxis für Umweltmedizin<br />

Spezialgebiete:<br />

Pestizide, Lösungsmittel, chlororganische Kohlenwasserstoffe, Fungizide,<br />

Nierenerkrankungen durch Schadstoffbelastung, MCS, CFS<br />

Angela von Beesten<br />

Ärztin<br />

Auf <strong>der</strong> Worth 34<br />

27389 Vahlde<br />

Tel.: 04267 – 1770<br />

Fax: 04267 – 8243<br />

Email: avonbeesten@dgn.de<br />

www.oekologischer-aerztebund.de<br />

Gentechnisch verän<strong>der</strong>te P� anzen und Pestizide: Medizinische<br />

Relevanz für den Menschen<br />

In den USA begann erstmals 1995 <strong>der</strong> kommerzielle Anbau von gentechnisch<br />

verän<strong>der</strong>ten (gv) P� anzen. Inzwischen werden in 22 Län<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Welt<br />

vorwiegend vier gv P� anzenarten auf etwa 125 Millionen Hektar angebaut: Soja<br />

(53%), Mais (30%), Baumwolle (12%) und Raps (5%). Hauptanbaulän<strong>der</strong> sind die<br />

USA mit 62,5 Mill. Hektar gefolgt von Argentinien mit 21,0 Mill. Hektar und<br />

Brasilien mit 15,8 Mill. Hektar.<br />

Die bisher vermarkteten gv P� anzen sind überwiegend Nahrungs- und<br />

Futterp� anzen. Dennoch werden sie zu nahezu hun<strong>der</strong>t Prozent mit folgenden<br />

Eigenschaften ausgestattet:<br />

1. Herbizidresistenz (HR)<br />

Durch gentechnisch eingefügte Resistenzgene aus Bakterien werden die P� anzen<br />

unemp� ndlich gegen ein nicht selektives Totalherbizid. Das heißt, dass sie im<br />

Gegensatz zu allen an<strong>der</strong>en P� anzen nicht eingehen, wenn sie mit dem Gift<br />

besprüht werden. Hauptsächlich kommt da<strong>bei</strong> Glyphosat (Handelsname Roundup)<br />

zum Einsatz, das von Monsanto 1974 auf den Markt gebracht wurde. Dieses<br />

Breitbandherbizid gelangt über die Blätter in die P� anze und hemmt dort das<br />

Enzym EPSP-Synthetase. Dieses Enzym spielt im Stoffwechsel <strong>der</strong> meisten P� anzen


Angela von Beesten<br />

eine wichtige Rolle für die Herstellung lebenswichtiger Aminosäuren. Wenn die<br />

P� anze Glyphosat aufgenommen hat, stellt sie das Wachstum ein und stirbt ab.<br />

Die gentechnisch eingefügten Resistenzgene hingegen sind unemp� ndlich gegen<br />

Glyphosat und sorgen somit dafür, dass die P� anzen die Behandlung mit dem<br />

Totalherbizid überstehen. Neben Glyphosat wurden auch HR-P� anzen entwickelt,<br />

die das Totalherbizid Glufosinat tolerieren, das von Bayer entwickelt wurde und<br />

unter den Handelsnamen Liberty Link und Basta vermarktet wird.<br />

63 Prozent <strong>der</strong> kommerziell angebauten gv P� anzen enthalten die<br />

Herbizidresistenz.<br />

2. Insektengiftigkeit<br />

Diese Eigenschaft wird in P� anzen erzeugt, indem man ihnen ein Bakteriengen<br />

eines Bodenbakteriums (Bazillus thuringiensis) einp� anzt das bewirkt, dass die<br />

P� anze nach dem Eingriff in je<strong>der</strong> ihrer Zellen ein Toxin (Bt Toxin) produziert, das<br />

dem Gift des Bodenbakteriums ähnlich ist. Von diesem Toxin sterben Fraßinsekten<br />

wie z.B. <strong>der</strong> Maiszünsler aber auch Nichtzielorganismen, wenn sie an <strong>der</strong> P� anze<br />

fressen. Um <strong>der</strong> Entwicklung von resistenten Insekten entgegenzuwirken, werden<br />

auch gv P� anzen geschaffen, die mehr als ein Bt-Gen besitzen. Insektengiftigkeit<br />

wird vorwiegend <strong>bei</strong> Mais und Baumwolle eingesetzt.<br />

15 Prozent <strong>der</strong> kommerziell angebauten gv P� anzen sind mit Insektengiftigkeit (Bt-<br />

Toxin) ausgestattet.<br />

3. Kombinierte Resistenzen<br />

Der US-Chemieriese Dow Chemical will zusammen mit Monsanto neue gv-<br />

Maissorten auf den Markt bringen, die acht verschiedene Resistenzen gegen<br />

diverse Pestizide enthalten.<br />

Kombinierte Resistenzen (HR/Bt) sind <strong>bei</strong> 22 Prozent <strong>der</strong> kommerziell angebauten<br />

P� anzen angelegt.<br />

Die vier größten, weltweit tätigen Agrochemiekonzerne DuPont, Syngenta,<br />

Monsanto und Bayer bestimmen heute weitgehend Forschung, Entwicklung und<br />

Vermarktung transgener P� anzen, nennen mehr als die Hälfte <strong>der</strong> Patente auf<br />

transgene P� anzen ihr Eigentum und sind für 56% <strong>der</strong> Forschung und Entwicklung<br />

im Bereich <strong>der</strong> Agrogentechnik verantwortlich (1). Sie machen mit ihren<br />

Gentechnikkreationen ein doppeltes Geschäft, denn sie verdienen an dem von<br />

nun an unzertrennlichen Paar: dem Totalherbizid und dem gentechnisch darauf<br />

„zugeschnittenen“ Saatgut.<br />

Die Ernährung mit einem Cocktail aus gentechnisch verän<strong>der</strong>ten Nahrungsp� anzen<br />

und Pestiziden birgt neue gesundheitliche Risiken, die bisher nicht getestet wurden.<br />

Die kommerziell vermarkteten Produkte aus dem Gentechniklabor werden nach<br />

wie vor als vollkommen unschädlich angepriesen. Bei <strong>der</strong> Risikobetrachtung<br />

von gv P� anzen wurden die Wirkungen <strong>der</strong> in ihnen enthaltenen und mit ihnen<br />

angewendeten Pestizide strä� ich außer acht gelassen. Pestizide sind chemische<br />

Gifte, die in Landwirtschaft und Gartenbau eingesetzt werden, um unerwünschte


Angela von Beesten<br />

Wildkräuter, Pilze und Fraßinsekten an Kulturp� anzen zu töten. In <strong>der</strong><br />

Vergangenheit hat sich immer wie<strong>der</strong> gezeigt, dass die zunächst als segensreich<br />

angekündigten Pestizide ihre toxischen Wirkungen nicht nur an den Zielorganismen<br />

entfalteten. Schädigungen am Erbgut, an Nerven-, Hormon- und Immunsystem,<br />

Unfruchtbarkeit und Krebserkrankungen waren und sind die tragischen Folgen <strong>der</strong><br />

Anwendung von Dioxin, PCB, Lindan usw.. Erst vor wenigen Monaten wurde die<br />

durch das inzwischen verbotene Paraquat ausgelöste Alzheimer-Erkrankung eines<br />

Landwirts in Deutschland als Berufskrankheit anerkannt.<br />

Inzwischen mehren sich Hinweise darauf, dass auch die mit den gv P� anzen<br />

angewendeten Herbizide die Gesundheit gefährden.<br />

Glyphosat wird von Argentinischen Umweltorganisationen seit mindestens<br />

fünf Jahren dafür verantwortlich gemacht, dass immer mehr Menschen, die in<br />

<strong>der</strong> Nähe von genmanipulierten Sojafel<strong>der</strong>n leben, an Krebs, Missbildungen,<br />

Nierenschäden sowie an Haut- und Atemwegserkrankungen leiden. Eine bislang<br />

nicht veröffentliche Studie <strong>der</strong> Universität von Buenos Aires und des Nationalrates<br />

für Forschung in Naturwissenschaft und Technik (CONICET) kam in diesem Jahr<br />

zu dem Ergebnis, dass Glyphosat <strong>bei</strong> Embryonen von Amphibien zu Missbildungen<br />

führt. Die Forscher gehen davon aus, dass die Ergebnisse auch auf Menschen<br />

übertragbar sind (2).<br />

Eine aktuelle französische Studie <strong>der</strong> Universität Caen zeigt, dass Rückstände des<br />

Glyphosat-Herbizids Roundup, die <strong>bei</strong> den meisten auf dem Markt be� ndlichen<br />

Gentech-Lebens- und Futtermitteln nachweisbar sind, auf menschliche Zellen<br />

schädlich und sogar tödlich wirken können – selbst <strong>bei</strong> sehr niedrigen Mengen<br />

(3).<br />

Das Totalherbizid Glufosinat, das von BAYER unter den Namen BASTA und<br />

LIBERTY vertrieben wird, gehört zur Gruppe <strong>der</strong> 22 Pestizide, die nach <strong>der</strong> neuen<br />

EU-Pestizidgesetzgebung vom Markt genommen werden sollen. Die Verordnung<br />

des Europaparlaments sieht vor, dass krebserregende, erbgutschädigende und<br />

fortp� anzungsgefährdende Substanzen keine neue Zulassung erhalten dürfen.<br />

Der Wirkstoff Glufosinat ist als reproduktionstoxisch klassi� ziert und verursacht<br />

Missbildungen <strong>bei</strong> Föten. Studien zeigen, dass Glufosinat auch die Entwicklung<br />

des menschlichen Gehirns beeinträchtigen und Verhaltensstörungen hervorrufen<br />

kann. Schwedische Gesundheitsbehörden hatten schon 2006 ein Verbot <strong>der</strong><br />

Substanz gefor<strong>der</strong>t. Dem Verbot des Wirkstoffs Glufosinat muss die Konsequenz<br />

eines Zulassungsstopps für gv P� anzen mit Glufosinat-Resistenz folgen. Diese<br />

sollte auch von Ärzteorganisationen konsequent eingefor<strong>der</strong>t werden.<br />

Der französische Forscher G.E. Seralini for<strong>der</strong>t, zur Bewertung herbizidresistenter<br />

P� anzen diese genau so wie Pestizide nach <strong>der</strong> Pestizidrichtlinie CEE/91/<br />

414 zu beurteilen (4). Demnach müsste ein neues Pestizid zur Prüfung <strong>der</strong><br />

subchronischen Toxizität drei Monate an drei verschiedene Spezies verfüttert


Angela von Beesten<br />

werden – in <strong>der</strong> Regel an Ratten, Mäuse und Hunde. Chronische Toxizitätsstudien,<br />

Kanzerogenitätsstudien über 24 Monate, Reproduktionstoxische Studien über<br />

mindestens zwei Generationen sowie Neurotoxische Untersuchungen müssten<br />

durchgeführt werden. Laut Seralini gibt es absolut keinen wissenschaftlichen<br />

Grund, diese Experimente nicht auch auf die aktuellen GV-P� anzen zu übertragen.<br />

Bei fehlenden Toxizitätstests erscheint es unverantwortlich, Menschen und Tiere<br />

zukünftig lebenslang mit gv P� anzen mit Herbizidtoleranz ernähren zu wollen, wenn<br />

noch nicht einmal dreimonatige Toxizitätstests durchgeführt werden müssen.<br />

Angela von Beesten:<br />

Werdegang:<br />

geb.: 1950<br />

Beru� icher Werdegang:<br />

1971 Abschluß Kin<strong>der</strong>krankenschwester, danach Berufstätigkeit in <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>- und<br />

Jugendpsychiatrischen Abteilung <strong>der</strong> Westfälischen Wilhelmsuniversität Münster.<br />

1975 Abschluß Fachhochschulstudium Sozialpädagogik (grad.) in Münster (Westf.),<br />

danach<br />

Berufstätigkeit in <strong>der</strong> öffentlichen Jugendhilfe, Drogen- und Suchtberatung in<br />

Münster und Reken (Westf.).<br />

Studium <strong>der</strong> Humanmedizin an <strong>der</strong> Westf. Wilhelmsuniversität Münster und <strong>der</strong><br />

Universität Hamburg<br />

1987 ärztliche Approbation, danach Assistenzarztzeit.<br />

Seit 1990 als Ärztin in eigener Praxis mit Schwerpunkt Homöopathie,<br />

Naturheilverfahren und Psychotherapie tätig.<br />

Spezialgebiete:<br />

2001 Mitbegrün<strong>der</strong>in und Sprecherin <strong>der</strong> Bürgerinitiative „Gemeinsam gegen<br />

Grüne Gentechnik“ (Helvesiek) im Zusammenhang mit einem Freisetzungsversuch<br />

mit gentechnisch verän<strong>der</strong>tem Mais <strong>der</strong> Firma Monsanto.<br />

2002 Delegierte <strong>der</strong> Ar<strong>bei</strong>tsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) <strong>bei</strong>m<br />

„Diskurs Grüne Gentechnik“ <strong>der</strong> Bundesregierung.<br />

2002 Initiatorin und Mitbegrün<strong>der</strong>in des Umwelt- und Kulturvereins Sambucus<br />

e.V., 1. Vorsitzende.<br />

2003 Initiatorin und Mitbegrün<strong>der</strong>in des „Bündnis für gentechnikfreie Landwirtschaft<br />

Nie<strong>der</strong>sachsen – Bremen – Hamburg“, Bündnissprecherin bis 2005.<br />

Seit 2003 Leiterin des AK Gentechnik im Ökologischen Ärztebund<br />

2004 bis 2009 gleichberechtigte Vorsitzende des Ökologischen Ärztebundes.<br />

Verfasserin diverser Artikel zum Thema Agro-Gentechnik und Buch „Den<br />

Schatz bewahren – Plädoyer für die gentechnikfreie Landwirtschaft“ (2005, Hrsg.<br />

Sambucus e.V.).


RA Wilhelm Krahn-Zembol<br />

Lüneburger Str. 36<br />

21403 Wendisch Evern<br />

Tel.: 04131 - 93 56 56<br />

Fax: 04131 - 93 56 57<br />

Email: ra@zembol.eu<br />

Rechtsberatung in <strong>der</strong> Umweltmedizin<br />

Auch wenn ich in meinem anwaltlichen Spezialbereich, in dem ich tagtäglich<br />

mit umweltmedizinischen Streitfragen befasst bin, erfreulicherweise feststellen<br />

kann, dass ich in sehr vielen rechtlichen Verfahren für meine Mandanten im<br />

Ergebnis erfolgreich bin, bleibt insgesamt aber zur Rechtslage im Bereich <strong>der</strong><br />

Umweltmedizin grundsätzlich festzustellen, dass wir das tatsächliche Ausmaß<br />

Gesundheitsschädigungen durch Umweltverän<strong>der</strong>ungen und -zerstörung durch<br />

den Menschen bis heute rechtlich nicht ansatzweise ausreichend rechtlich<br />

aufgear<strong>bei</strong>tet haben. Zur grundsätzlichen Dimension dieser Herausfor<strong>der</strong>ung:<br />

In den letzten 100 Jahren hat <strong>der</strong> Mensch die Erde mehr verän<strong>der</strong>t als in 1<br />

Million Jahren zuvor. Das Ausmaß selbst verursachter globaler und lokaler<br />

Umweltzerstörungen, Schadstoff- und Strahlenbelastungen hat weltweit<br />

Auswirkungen für alle Menschen. Statistisch wird zwar eingeräumt, dass z. B.<br />

mehrere Tausend Menschen pro Jahr in Nordrhein-Westfalen vorzeitig an<br />

umweltbedingten Krebserkrankungen (Luftbelastungen) sterben. Konkrete<br />

Anerkennungen von Schädigungswirkungen in Einzelfällen gibt es rechtlich<br />

aber nicht. Über 50 Millionen Stoffe haben wir inzwischen in unserer Umwelt<br />

festgestellt. 100.000 Chemikalien werden weltweit davon industriell verar<strong>bei</strong>tet.<br />

Im Berufskrankheitenrecht in Deutschland sind dagegen bisher lediglich 68<br />

Listenberufskrankheiten rechtlich anerkannt. Und die ‚of� zielle Umweltmedizin’<br />

vertritt bis heute die Auffassung, dass es keinerlei Umwelterkrankungen in <strong>der</strong><br />

Bevölkerung gibt!<br />

Ein zentraler Rechtsbegriff für die rechtliche Anerkennung umweltbedingter<br />

Schädigungen ist, ob diese als „wissenschaftlich allgemein anerkannt“ eingeordnet<br />

werden. Mit dem Begriff „wissenschaftlich allgemein anerkannt“ werden<br />

umweltmedizinische Diagnosen, die auf dem neuesten wissenschaftlichen<br />

Erkenntnisstand beruhen, oft rechtlich nicht anerkannt, oft auch, weil das Ergebnis<br />

nicht gewollt ist. Unser <strong>der</strong>zeitiges Recht hinkt insofern den tatsächlichen<br />

(Schädigungs-) Abläufen eklatant hinterher. Zusätzliche Gründe dafür sind zahlreiche<br />

rechtlich ungelöste Problemstellungen: die Vielzahl <strong>der</strong> Schädigungsabläufe, lange<br />

Latenzzeiten, fehlende Wahrnehmung und Dokumentation <strong>der</strong> Vielzahl <strong>der</strong><br />

Expositionen, fehlen<strong>der</strong> Nachweis konkreter Schädiger, häu� g rechtlich nicht<br />

nachweisbare Kausalität etc.


RA Wilhelm Krahn-Zembol<br />

Zahlreiche Grenzwerte schützen in <strong>der</strong> Regel zwar vor akuten<br />

Schädigungswirkungen, die unmittelbar nach Exposition eintreten und deshalb<br />

relativ einfach zugeordnet werden können, o<strong>der</strong> auch vor Erkrankungen, die<br />

bereits wissenschaftlich abschließend in ihrer Ätiologie erforscht und statistisch<br />

signi� kant (z. B. durch randomisierte Studien) nachgewiesen sind o<strong>der</strong> durch<br />

epidemiologische Daten belegt sind. Chronische Schädigungen, erst recht durch<br />

Zusammenwirken verschiedenster Belastungen werden jedoch weitgehend nicht<br />

erfasst. Rechtlich erfolgt zudem oft durch die Gerichte nicht einmal eine konkrete<br />

Überprüfung <strong>der</strong> streitgegenständlichen Grenzwertregelungen durch neutrale<br />

Beweisaufnahme. Vielfach werden weitergehende Gefährdungen auch unterhalb<br />

of� zieller Grenzwerte z.B. des Bundesverordnungsgebers pauschal von Gerichten<br />

für lediglich hypothetisch und damit rechtlich unbeachtlich erklärt.<br />

Dass in <strong>der</strong> Wissenschaft und Medizin kontroverse Auffassungen zu Einzelthemen<br />

vertreten werden, gehört typischerweise zur Entwicklung wissenschaftlichen<br />

Erkenntnisgewinns. Im Bereich <strong>der</strong> Umweltmedizin stoßen wir auf das<br />

Kuriosum, dass zwei vollkommen gegensätzliche Richtungen bestehen: Einerseits<br />

die „of� zielle“ Umweltmedizin, die Umwelterkrankungen weitgehend für<br />

ausgeschlossen erachtet, an<strong>der</strong>erseits die praktische, kurative Umweltmedizin,<br />

die mit sehr viel weiterreichenden Schädigungswirkungen <strong>bei</strong> einer Vielzahl von<br />

Menschen in <strong>der</strong> täglichen ärztlichen Praxis konfrontiert ist.<br />

Of� ziell werden in unserer Rechtsordnung in Deutschland beson<strong>der</strong>s emp� ndliche<br />

Personengruppen, zu denen auch umwelterkrankte Menschen gehören (z. B. MCS-<br />

Kranke), rechtlich nicht geschützt. Obwohl z.B. die Multiple Chemikaliensensitivität<br />

(MCS) von <strong>der</strong> Weltgesundheitsorganisation als physisches und nicht psychisches<br />

Krankheitsgeschehen klassi� ziert wurde (T78.4 im ICD-10-GM) und diese<br />

Diagnosen-Klassi� kation u.a. nach dem Sozialgesetzbuch V (Krankenversicherun<br />

gsrecht) in <strong>der</strong> Bundesrepublik Deutschland rechtlich verbindlich ist, wird diese<br />

Diagnosen-Klassi� kation von öffentlich-rechtlichen Körperschaften (wie z. B. <strong>der</strong><br />

Deutschen Rentenversicherung Bund) und vielen Gutachtern und auch Gerichten<br />

nicht berücksichtigt. Im Berufskrankheitenrecht werden MCS-Erkrankungen bis<br />

heute nicht anerkannt. Die Anerkennung dieses Krankheitsbildes würde den<br />

bisherigen, inzwischen veralteten Rahmen des Berufskrankheitenrechts (ein Stoff<br />

- eine Wirkung, Monokausalität) sprengen, obwohl wissenschaftlich längst belegt<br />

ist, dass gerade durch hohe Ar<strong>bei</strong>tsplatzkonzentrationen eine generalisierte, nichtspezi�<br />

sche Sensitivität gegenüber unterschiedlichsten Chemikalien entstehen<br />

kann.<br />

Generell wird das Ausmaß <strong>der</strong> tatsächlichen Schädigungswirkungen auch<br />

rechtlich nicht ansatzweise adäquat erfasst. In <strong>der</strong> Ar<strong>bei</strong>ts- und Umweltmedizin<br />

besteht of� ziell eine vollkommen irreführende Datenlage. Wie zahlreiche Beru<br />

fskrankheitenverfahren selbst für Schwerstgeschädigte zeigen, werden aufgrund


RA Wilhelm Krahn-Zembol<br />

unterschiedlichster ar<strong>bei</strong>ts- und umweltmedizinischer Missstände, ebenso aber<br />

auch z. T. unzumutbar hoher rechtlicher Beweisanfor<strong>der</strong>ungen zahlreiche beru� ich<br />

bedingte Schädigungen nicht anerkannt. Vorsichtig formuliert ist festzustellen, dass<br />

entgegen <strong>der</strong> allgemeinen Vorstellung, dass jede beru� ich bedingte Erkrankung<br />

grundsätzlich zu entschädigen ist, umgekehrt rechtlich letztlich lediglich ein sehr<br />

geringer Teil <strong>der</strong> beru� ich bedingten Schädigungen auch rechtlich anerkannt<br />

wird!<br />

Vor diesem Hintergrund, dass bereits von dieser Ar<strong>bei</strong>tsmedizin beru� ich bedingte<br />

Schädigungen weitgehend nicht anerkannt werden, ergibt sich „folgerichtig“ aus<br />

dieser Sicht, dass dann erst recht keine entsprechenden Gefährdungen bzw.<br />

Gesundheitsschädigungen <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Allgemeinbevölkerung eintreten können.<br />

Folgerichtig geht die ar<strong>bei</strong>tsmedizinisch geprägte Umweltmedizin, die lei<strong>der</strong> auch<br />

nach wie vor of� ziell rechtlich als maßgeblich erachtet wird, davon aus, dass es<br />

dann erst recht in <strong>der</strong> Bevölkerung (fast) keine Umwelterkrankungen gibt.<br />

Vollkommen an<strong>der</strong>s stellt sich das Bild aus <strong>der</strong> Sicht <strong>der</strong> kurativ orientierten<br />

Umweltmedizin dar, die sowohl empirisch als auch wissenschaftlich begründet<br />

zahlreiche Schädigungsabläufe <strong>bei</strong> Umwelterkrankten feststellen und belegen<br />

kann. Wie in <strong>der</strong> Allgemeinmedizin kommt <strong>der</strong> Labordiagnostik auch aus<br />

umweltmedizinischer Sicht (im Sinne <strong>der</strong> kurativen Umweltmedizin) ein hoher<br />

Stellenwert zur Objektivierung des jeweils vorliegenden umweltmedizinischen<br />

Krankheitsbildes zu. Zwar ist festzustellen, dass vielfach einzelne Laborparameter<br />

für sich allein nicht ausreichen, um ein Krankheitsbild zu objektivieren, dass aber<br />

selbstverständlich <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Diagnosestellung auch Laborparameter je nach Sachlage<br />

eine wesentlich mitentscheidende Rolle zur Objektivierung eines Krankheitsbildes<br />

spielen können.<br />

Die rechtliche Anerkennung von umweltbedingten Schädigungen setzt nach <strong>der</strong><br />

deutschen Rechtslage einerseits voraus, dass <strong>der</strong> entsprechende Schädigungsablauf<br />

abstrakt-wissenschaftlich nachgewiesen und belegt ist, zum an<strong>der</strong>en, dass ein<br />

entsprechen<strong>der</strong> Schädigungszusammenhang im konkreten Fall bewiesen werden<br />

kann. Damit bleibt mangels angeblich fehlen<strong>der</strong> wissenschaftlicher Anerkennung<br />

entsprechen<strong>der</strong> (genereller) Schädigungsabläufe dann die große Vielzahl<br />

tatsächlicher (konkreter) Schädigungen in Deutschland rechtlich sanktionslos,<br />

zu Lasten <strong>der</strong> jeweils Geschädigten und letztlich aber auch zu Lasten <strong>der</strong><br />

Gesamtbevölkerung, welche selbst aus den schon eingetretenen Schädigungen auf<br />

diese Art und Weise nicht lernen kann.<br />

Im Bereich <strong>der</strong> Umweltmedizin erleben wir das vielleicht vergleichbare Kuriosum,<br />

wie wir es in <strong>der</strong> Klimaforschung erlebt haben. Auch dort gab es einen großen<br />

Teil von Klimaforschern, die lange Zeit bemüht waren zu belegen, dass es<br />

keine (menschengemachten) Klimaverän<strong>der</strong>ungen (erst recht nicht erheblichen


RA Wilhelm Krahn-Zembol<br />

Ausmaßes) gibt. Heute wissen wir, dass es heftige Klimaverän<strong>der</strong>ungen dieser<br />

Art gibt und dass diese eine große Herausfor<strong>der</strong>ung für die ganze Menschheit<br />

darstellen.<br />

Auch die Umweltmedizin konfrontiert uns zunächst zwar mit unangenehmen<br />

Ergebnissen. Diese jedoch zu ignorieren, bedeutet, weiteres Leiden und<br />

gesundheitliche Schädigungen für eine Vielzahl von Menschen in <strong>der</strong> Zukunft<br />

weiterhin in Kauf zu nehmen und die notwendigen Schritte zur Än<strong>der</strong>ung dieser<br />

Abläufe zu unterlassen.<br />

Grundsätzlich werden wir uns deshalb die Frage stellen müssen, ob wir weiterhin<br />

wissenschafts- und rechtsdogmatischen Maßstäben den Vorrang einräumen wollen<br />

und damit zu „wirklichkeitsfremden“ Ergebnissen gelangen, o<strong>der</strong> ob sich aufgrund<br />

<strong>der</strong> jetzt schon nachweisbaren Schädigungswirkungen durch Umweltschadstoffe<br />

etc. nicht vielmehr die Notwendigkeit ergibt, sowohl medizinisch-wissenschaftlich<br />

als auch rechtlich adäquatere Antworten auf die Herausfor<strong>der</strong>ungen unserer<br />

Zeit zu � nden. Darin liegt dann auch die Chance, wenigstens zukünftig vielfältiges<br />

weiteres Leiden zu verhin<strong>der</strong>n und statt zu einer immer weiteren Verdrängung<br />

und damit Eskalation <strong>der</strong> Probleme zu ihrer Lösung (!) zu � nden.<br />

RA Wilhelm Krahn-Zembol<br />

Werdegang:<br />

geb.: 1955<br />

Schulausbildung:<br />

1973 Abitur<br />

Beru� iche Ausbildung:<br />

1974-1976 Banklehre <strong>bei</strong> einer alten hanseatischen Großbank<br />

1976-1980/81 Jurastudium in Hamburg, längere Auslandspraktika in Banken in<br />

London und Paris<br />

1982-1984 Referendariat, davon über ein Jahr <strong>bei</strong>m Umweltbundesamt in Berlin<br />

Beru� icher Werdegang:<br />

Forschungstätigkeit sowie diverse Tätigkeiten, u.a. als Jurist in einem großen<br />

deutschen Umweltverband<br />

ab 1992 bis heute selbständig als Rechtsanwalt mit eigener Kanzlei<br />

Spezialgebiete:<br />

ausschließlich tätig <strong>bei</strong> umweltrechtlichen, umweltmedizinischen und<br />

toxikologischen Problemstellungen, bundesweite Tätigkeit, einschließlich<br />

Bundesverfassungsgericht und Europäischer Gerichtshof. Zu meinen Mandanten<br />

gehören privat Betroffene, Geschädigte und Umwelterkrankte ebenso wie z.<br />

B. Städte, Gemeinden o<strong>der</strong> gemeinnützige Organisationen, ebenso Ärzte in<br />

Verfahren, welche die Umweltmedizin betreffen.


Dr. Anke Bauer<br />

Fachkliniken Nordfriesland gGmbH<br />

Krankenhausweg 3<br />

25821 Bredstedt<br />

Email: dr-anke-bauer@web.de<br />

www.fkinf.de<br />

Schweregrad und Versorgung <strong>Umweltmedizinische</strong>r Krankheiten<br />

Die Versorgung von Patienten mit chronischen Erkrankungen erlebt zur Zeit ein<br />

erhebliches Interesse in Forschung und Politik. Zu <strong>der</strong> medizinischen Versorgung<br />

von Patienten mit chronischen umweltmedizinischen Störungsbil<strong>der</strong>n liegen<br />

bisher keine Daten aus Deutschland o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n vor. Jedoch sind in<br />

allen bekannten Untersuchungen Patienten mit chronischen umweltmedizinischen<br />

Störungen (P ) im Vergleich mit Bevölkerungsstichproben gesundheitlich-<br />

UM<br />

funktionell deutlich beeinträchtigt: Die gesundheitsbezogene Lebensqualität von<br />

P liegt im SF-36 (Fragebogen zum Gesundheitszustand) im Bereich von Patienten<br />

UM<br />

mit chronischen Magen-Darm-Erkrankungen bzw. Herzinsuf� zienz/Herzschwäche<br />

und in einigen Bereichen sogar darunter (Eis et al. 2003). Die gesundheitsbezogene<br />

Lebensqualität von P ist im NHP (Nottingham Health Pro� le) insbeson<strong>der</strong>e in den<br />

UM<br />

Bereichen „Energie“ und „Schmerzen“ erheblich beeinträchtigt und schlechter als<br />

<strong>bei</strong> stationären Patienten <strong>der</strong> Psychosomatik o<strong>der</strong> <strong>bei</strong> Diabeteskranken (Schwarz<br />

et al. 2006). Spezi� sche Symptome (SL-SUM des Neurotox-Fragebogens) treten<br />

<strong>bei</strong> den P signi� kant häu� ger und schwerer auf als in <strong>der</strong> Bevölkerung o<strong>der</strong> <strong>bei</strong><br />

UM<br />

psychosomatischen Patienten (Schwarz et al. 2006).<br />

Der mittlere Leidensdruck <strong>der</strong> P nach dem SCL-90-R (Symptom-Check-List-90-<br />

UM<br />

Revised) entspricht in allen Skalen annähernd denen von lösemittelexponierten<br />

Ar<strong>bei</strong>tern mit Lösemittelsyndrom vom Typ 2a, die schon vielfach beschrieben<br />

wurden (Baker et al., 1990, Karlsson et al. 2000, Eis et al. 2003). P mit UM<br />

einer komorbiden Diagnose aus dem Abschnitt „F“ des ICD-10 (z.B.<br />

Anpassungsstörungen, Depressionen, Angststörungen) sind in allen Bereichen<br />

beson<strong>der</strong>s schwer betroffen (Schwarz et al. 2006).<br />

Die hier präsentierten Ergebnisse zur Versorgungslage von P am Beispiel von<br />

UM<br />

MCS (Multiple Chemical Sensitivity) entstammen einer eigenen aktuellen online-<br />

Pilotstudie (Bauer et al. 2009) mit 25 MCS-Patienten (P ) einer Selbsthilfegruppe<br />

MCS<br />

aus dem Postleitzahlbereich 2.<br />

Ergebnisse: Im Mittel vergingen 12,8 Jahre bis zur Diagnosestellung <strong>der</strong> MCS. Vor<br />

<strong>der</strong> umweltmedizinischen Erstdiagnose gaben die Betroffenen im Durchschnitt<br />

74,8 Arztbesuche und 2,2 Klinikaufenthalte zur Klärung ihrer Beschwerden an.<br />

Erstmalig eine umweltmedizinische Diagnose erhielten die P im wesentlichen von<br />

MCS<br />

nie<strong>der</strong>gelassenen Umweltmedizinern (52%), Ärzten in einer Klinik mit Abteilung


Dr. Anke Bauer<br />

für Umweltmedizin (36%) sowie Hausärzten/ Allgemeinmedizinern (12%) Die<br />

aktuelle Betreuung wird im wesentlichen von Hausärzten/ Allgemeinmedizinern<br />

(44%) geleistet. Nur 40% bzw. 32% <strong>der</strong> P sind aktuell von nie<strong>der</strong>gelassenen<br />

MCS<br />

Umweltmedizinern bzw. Ärzten in einer Klinik mit Abteilung für Umweltmedizin<br />

betreut. Es sind lange Wartezeiten auf Termine sowie weite Entfernungen, die<br />

die Betroffenen auf dem Weg zu umweltmedizinischen Behandlungsmöglichkeiten<br />

zurücklegen, auffällig.<br />

Müssen die Patienten mit sonstigen behandlungsbedürftigen Erkrankungen an<strong>der</strong>e<br />

Ärzte o<strong>der</strong> Krankenhäuser aufsuchen, treffen sie auf erhebliche Barrieren. Das<br />

Verständnis des dortigen medizinischen Personals für die Intoleranzreaktionen <strong>der</strong><br />

Betroffenen insbeson<strong>der</strong>e gegenüber Medikamenten und Duftstoffen und zum Teil<br />

gegenüber Nahrungsmitteln erscheint gering. Dieses deutet auf eine erhebliche<br />

Ausbildungslücke hin. Die Zufriedenheit mit <strong>der</strong> medizinischen Versorgung<br />

allgemein, war <strong>bei</strong> den P MCS gering und liegt auf einer Skala von 0-10 nur <strong>bei</strong> d=2,6,<br />

wo<strong>bei</strong> 60% Werte zwischen 0-3 (geringe Zufriedenheit), 24% Werte zwischen<br />

4-6 (mittlere Zufriedenheit) und 8% Werte zwischen 7-10 angaben (hohe<br />

Zufriedenheit).<br />

Fazit: Zusammengefasst ergibt sich das Bild einer erheblichen medizinischen<br />

und umweltmedizinischen Unterversorgung <strong>der</strong> P MCS . Die Zeiten bis zur<br />

Diagnose sind so lang, dass bereits zum Zeitpunkt <strong>der</strong> Erstdiagnose mit einer<br />

erheblichen Chroni� zierung zu rechnen ist, welche den therapeutischen<br />

Erfolg negativ beein� usst und seelische Beeinträchtigungen verursacht. Ist eine<br />

umweltmedizinische Diagnose gestellt, so kann aufgrund langer Wartezeiten auf<br />

Termine und langer Anfahrtswege kaum eine durchgängige umweltmedizinische<br />

Versorgung erfolgen, die dem Anspruch eines „Patientenmanagements“ wie es <strong>bei</strong><br />

an<strong>der</strong>en chronischen Erkrankungen üblich ist, auch nur annähernd gerecht wird.<br />

Die Umsetzung <strong>der</strong> oft umfassenden umweltmedizinischen Therapievorschläge ist<br />

für die Betroffenen entsprechend schwierig. Falls die Betroffenen eine sonstige<br />

medizinische Behandlung in Anspruch nehmen müssen, treffen sie auf Unkenntnis<br />

und Unverständnis. Die Zufriedenheit <strong>der</strong> Betroffenen mit ihrer medizinischen<br />

Versorgung ist überwiegend und begründet gering.<br />

Dr. rer. nat. Anke Bauer<br />

Werdegang:<br />

Nach dem Studium <strong>der</strong> Ökotrophologie hat Dr. rer.nat. Anke Bauer an dem<br />

Institut für Umwelttoxikologie <strong>der</strong> Christian-Albrechts-Universität zu Kiel<br />

promoviert.<br />

Als wissenschaftliche Mitar<strong>bei</strong>terin <strong>der</strong> Fachkliniken Nordfriesland betreut sie<br />

seit dem Jahr 2001 dort angesiedelte Forschungsprojekte (Publikationsliste:<br />

www.fklnf.de).<br />

MCS


Dr. Anke Bauer<br />

Die Fachkliniken Nordfriesland gehören zu den wenigen Einrichtungen in<br />

Deutschland, die stationäre, ambulante und rehabilitative Therapien für<br />

umweltmedizinische Patienten anbieten.<br />

Dr. Kurt E. Müller<br />

Dermatologie, Berufs<strong>der</strong>matologie,<br />

Umweltmedizin<br />

Leutenhofen 19<br />

87448 Waltenhofen/Allgäu<br />

T: 08303 92 97 284<br />

F: 08303 92 97 285<br />

Katecholamine <strong>bei</strong> umweltmedizinischen Patienten: Diagnostik und<br />

Therapie<br />

Die Katecholamine bestehen aus dehydriertem Benzol (Katechol-) und einer<br />

Aminogruppe. Zu ihnen gehören die Monoamine Dopamin (DA), Noradrenalin<br />

(NA) und Adrenalin (A). Das Indolamin Serotonin und das Imidazol<strong>der</strong>ivat Histamin<br />

sind ebenfalls Monoamine, allerdings keine Katecholamine. Deren Biosynthese<br />

erfolgt aus L-Phenylalanin, das mit <strong>der</strong> Nahrung aufgenommen wird. In Anwesenheit<br />

von Phenylalaninhydroxylase und unter Verbrauch von Tetrabiopterin, Folsäure<br />

und Sauerstoff, wird es zu L-Tyrosin metabolisiert. Tyrosinhydroxylase steuert<br />

mit Calciumcitrat die Bildung von Dihydroxyphenylalanin (L-DOPA), das durch<br />

DOPA-Decarboxylase und Vitamin B6 als Kofaktor in 3,4-Dihydroxyphenyle<br />

thanolamin (DA) unter Freisetzung von CO2 umgewandelt wird. Die daraus<br />

folgende Metabolisierung von NA wird durch das Enzym Dopamin-Monooxidase<br />

in Anwesenheit von oxidiertem Vitamin C unter Abspaltung von Wasser geregelt.<br />

In dem letzten Schritt <strong>der</strong> Reaktionskette katalysiert Phenylethanolamin-N-<br />

Methyltransferase Adrenalin, wo<strong>bei</strong> energiereiches S-Adenosylmethionin (SAMe)<br />

und die Vitamine B6, B12 und Folsäure benötigt werden. Bei <strong>der</strong> Reaktion wird S-<br />

Adenosylhomozystein freigesetzt. Für die Katabolisierung <strong>der</strong> Katecholamine wird<br />

das Enzym Catecholamin-O-Methyltransferase (COMT) benötigt, das L-DOPA zu<br />

Vanillinmilchsäure, DA zu Homovanillinsäure und NA und A zu Vanillinmandelsäure<br />

durch Interaktion mit Monoaminoxidasen (MAO) metabolisiert.<br />

Homozygote (Met/Met) o<strong>der</strong> heterozygote (Val/Met) Polymorphismen von<br />

COMT min<strong>der</strong>n die Aktivität des Enzyms gegenüber <strong>der</strong> Val/Val Konstellation,<br />

so dass hierdurch eine verstärkte und verlängerte Wirkung <strong>der</strong> Katecholamine<br />

<strong>bei</strong> gleichzeitig erhöhter Persistenz von intermediär auftretenden Aldehyden<br />

resultiert. Das Enzym regelt neben <strong>der</strong> Methylierung <strong>der</strong> Katecholaminen


Dr. Kurt E. Müller<br />

auch die von Xenobiotika (u.a. Heterozyklen, xenobiotische Phenole,<br />

Dihydroxyphenyl<strong>der</strong>ivate) und ist auch an <strong>der</strong> Metabolisierung von Dioxinen<br />

und Furanen beteiligt. Medikamente werden abgebaut, aber auch in ihren aktiven<br />

Metaboliten umgewandelt. Bei Frauen entstehen durch COMT-De� zit in erhöhtem<br />

Umfang Katecholöstrogene, die die Wirkung <strong>der</strong> Katecholamine verstärken.<br />

Gemeinsam sind sie immunsuppressiv und erhöhen das Risiko chroni� zierter<br />

Infekte insbeson<strong>der</strong>e mit intrazellulären Erregern <strong>bei</strong> <strong>bei</strong>den Geschlechtern. Bei<br />

Frauen mit verlangsamter Metabolisierung treten Gebärmutterhals- und Mamma-<br />

Carcinome gehäuft auf. Die erhöhte Präsenz von Katecholaminen steigert in<br />

<strong>der</strong> Regel das geistige und körperliche Leistungsvermögen einschließlich <strong>der</strong><br />

sportlichen Leistungsfähigkeit. Es erhöht langfristig allerdings auch das Risiko<br />

kardiovaskulärer Komplikationen wie Hypertonie, koronare Herzkrankheit o<strong>der</strong><br />

apoplektischer Insulte o<strong>der</strong> Hirninfarkte.<br />

Der Nachweis <strong>der</strong> verlangsamten Katabolisierung <strong>der</strong> Katecholamine gelingt<br />

durch humangenetische Untersuchung <strong>der</strong> Enzymaktivität von COMT. Bei guter<br />

Kenntnis des Phänotyps ist die Übereinstimmung von humangenetischer Analyse<br />

und klinischer Einschätzung hoch. Es wurde eine positive Korrelation von ~<br />

90% erreicht. Damit ist die umweltmedizinische Diagnostik wesentlich exakter,<br />

als die an<strong>der</strong>er Disziplinen, für die <strong>der</strong> Sachverhalt ebenfalls von Bedeutung ist.<br />

Die Bestimmung <strong>der</strong> Neurotransmitter im Urin und des Cortisols im Speichel<br />

ergänzt das diagnostische Pro� l insbeson<strong>der</strong>e in Bezug auf die zu treffenden<br />

Therapiemaßnahmen sinnvoll. Es ergeben sich verschiedene Konstellationen, die<br />

unterschiedlich therapeutische Strategien erfor<strong>der</strong>lich machen:<br />

• erhöhte Katecholaminspiegel mit o<strong>der</strong> ohne Reduktion von Serotonin und/<br />

o<strong>der</strong> Cortisol<br />

• Vermin<strong>der</strong>ung von NA und A <strong>bei</strong> erhöhtem bis deutlich erhöhtem DA mit<br />

und ohne Absenkung von Serotonin und/o<strong>der</strong> Cortisol<br />

• Reduktion aller Katecholamine mit o<strong>der</strong> ohne Min<strong>der</strong>ung von Serotonin und/<br />

o<strong>der</strong> Cortisol<br />

Für die physiologische Therapie sind folgende Substanzen erfor<strong>der</strong>lich:<br />

L-Phenylalanin, L-DOPA, Tyrosin, SAMe, 5-Hydroxytryptophan (5-HTP),<br />

L-Tryptophan, N-Acetyl-cystein (NAC), die Vitamine B3, B5, B6, B12, C,<br />

Tocopherole, Folsäure, Calcium, Magnesium, Mangan, Selen, Zink. Die durch<br />

Umweltein� üsse und/o<strong>der</strong> iatrogen verursachte erhöhte Beanspruchung <strong>der</strong><br />

Metabolisierung durch Methylierung muss vor <strong>der</strong> Therapie geregelt und ggf.<br />

abgestellt werden.<br />

Dr. med. Kurt E. Müller<br />

Werdegang:<br />

geb.: 1947


Dr. Kurt E. Müller<br />

1966-1972 Studium <strong>der</strong> Medizin an den Universitäten Köln und Würzburg.<br />

Promotion über die metabolischen Effekte von Betablockern. Internistische<br />

Weiterbildung mit dem Schwerpunkt Onkologie<br />

ab 1977 Weiterbildung zum Facharzt für Dermatologie an <strong>der</strong> Universität Ulm.<br />

Seit 1981 als Dermatologe in eigener Praxis tätig. Tätigkeitsschwerpunkte:<br />

Allergologie, Umweltmedizin, Berufs<strong>der</strong>matologie und Präventive Medizin.<br />

Dozent für Umweltmedizin im Masterstudiengang Präventionsmedzin an <strong>der</strong><br />

Dresden Inernational University (DIU).<br />

Spezialgebiete:<br />

Sachverständiger in nationalen und internationalen Kommissionen.<br />

Zahlreiche wissenschaftliche und berufspolitische Publikationen, Buch<strong>bei</strong>träge,<br />

zahlreiche Vorträge.<br />

Wissenschaftlicher Beirat in Fachzeitschriften und <strong>bei</strong> wissenschaftlichen Studien.<br />

Gründungsmitglied des Deutschen Berufsverbands <strong>der</strong> Umweltmediziner (dbu)<br />

und dessen Vorsitzen<strong>der</strong> von 1996 bis 2004.<br />

Dr. Richard Straube<br />

Facharzt für Innere Medizin<br />

Facharzt für Nephrologie<br />

INUS Medical Center<br />

Dr.-Adam-Voll-Str. 1<br />

93437 Furth im Wald<br />

Tel.: 09973 500 54 0<br />

www.inus-world.de<br />

Email: richard.straube@inus.de<br />

Therapeutische Apherese<br />

Eine Reihe neuer bzw. längst bekannter Stoffwechselerkrankungen sind nach<br />

dem Stand <strong>der</strong> medizinischen Wissenschaft <strong>der</strong> Therapeutischen Apherese als<br />

pathobiochemisch einzig begründbarer Therapieweg in Bezug auf Vermeidung<br />

von schwerwiegenden Folgezuständen (z.B. Nierenversagen, Schlaganfall)<br />

zugänglich. Dies umso mehr, weil gezeigt werden konnte, dass die Pharmakologie/<br />

Pharmazeutische Industrie keine begründbaren und wirksamen Konzepte<br />

entwickeln konnte.<br />

Lipoprotein(a): Das Partikel wurde 1963 (Berg-Schweden)schon entdeckt. Wie<br />

kein an<strong>der</strong>es Partikel unterliegt es einem ausgeprägten Polymorphismus, <strong>der</strong><br />

die Aggressivität hinsichtlich <strong>der</strong> Progression und des Zeitpunktes. Die Genetik<br />

folgt strikt dem Mendelschen Erbgang; insgesamt sind zur Kon� guration 11<br />

verschiedene Allelen identi� ziert. Biochemisch ist Lp(a) mit dem Plasminogen<br />

einem Gerinnungsprotein strukturell verwandt und unterscheidet sich nur durch


Dr. Richard Straube<br />

die Anzahl von tertiären ausgebildeten „Kringeln“ (sog. Kurz- und Langkringel).<br />

Vom Genlocus liegt es in unmittelbarer Nachbarschaft des Genortes für die<br />

Fibrinogensynthese. In vivo bildet Lp(a) mit Fibrinogen einen Gerinnungskomplex<br />

<strong>der</strong> <strong>bei</strong> arteriosklerotischer Wand zu einem unmittelbaren Verschluss des Gefäßes<br />

führen kann. Bei essentieller Hypertonie ist die Messung von Lp(a) Stand <strong>der</strong> Dinge.<br />

In Studien ist bewiesen worden, dass ausschließlich die Therapeutische Apherese<br />

das Teilchen effektiv reduzieren kann und in Studien ist <strong>der</strong> lebensrettende Effekt<br />

mittlerweile gezeigt worden (Klasse 1b evidenzbasiert). Die Behandlung ist seit<br />

Juni 2008 vor dem Gemeinsamen Bundesausschuss als Kassenp� ichtige Leistung<br />

zugelassen worden.<br />

Morbus Refsum: Eine recht wenig diagnostizierte genetische Erkrankung (Sigvard<br />

Refsum 1946 entdeckt), die meist unter den Bil<strong>der</strong>n Nierenversagen, Schlaganfall<br />

und unklare Neuropathie und mehr o<strong>der</strong> wenig frühe Erblindung abläuft. Bekannt<br />

sind heute autosomal homozygote und autosomal heterozygote Erbgänge.<br />

Homozygote Erbanlagen beginnen in <strong>der</strong> frühen Kindheit mit progressiver<br />

Erblindung und schwerer Polyneuropathie; heterozygote werden erst im<br />

Erwachsenenalter sichtbar und laufen mit zumeist mit Schlaganfall, Polyneuropathie<br />

und Nierenversagen ab.<br />

Ursache ist ein genetischer Defekt <strong>der</strong> mikrosomalen Entgiftungskaskade für<br />

p� anzliche langkettige Fettsäuren, wozu eine Entgiftungskaskade aus 3 Enzymen<br />

benötigt wird: Phytansäureoxidase, Pristansäureoxidase und Pipecolinsäureoxidase.<br />

Sind ein o<strong>der</strong> mehrere Enzyme gestört, so kommt es zur Ablagerung komplexer<br />

p� anzlicher Fettsäuren und ihrer Vorstufen: Phytansäure, Pristansäure und<br />

Pipecolinsäure. Die Beson<strong>der</strong>heit dieser Produkte besteht darin, dass sie sich<br />

an Lipoproteine binden (LDL, HDL, VLDL). Diese Beson<strong>der</strong>heit führt dazu dass<br />

diese Abbauprodukte über die Lipid� ltrationsapherese in beson<strong>der</strong>er Weise aus<br />

dem Stoffwechsel entfernt werden können. Da<strong>bei</strong> kommt es zu Besserung <strong>der</strong><br />

schweren Polyneuropathie und drohende Erblindung und Nierenversagen kann <strong>bei</strong><br />

regelmäßiger Behandlung (wöchentlich bis 14 tägig) verhin<strong>der</strong>t werden.<br />

Spätborreliose: Es gilt die Frage zu klären, warum Patienten nach <strong>der</strong> Exposition<br />

mit Borrelien via Insekten und Zeckenstichen gesund bleiben und an<strong>der</strong>e<br />

schwer erkranken. Es lag nahe die Suche nach <strong>der</strong> Antwort in genetische<br />

Polymorphismen <strong>der</strong> intrazellulären Entgiftungskaskade de Phase I und II zu<br />

suchen. Eine Kohortenstudie zu diesem Thema an unserem Borreliosezentrum<br />

Bayerischer Wald, hat uns weiter gebracht. Verglichen wurden unsere Patienten<br />

mit nicht an Borreliose erkrankten umweltmedizinischen Patienten. Gemessen<br />

wurden die Polymorphismen <strong>der</strong> Phase I und II. Da<strong>bei</strong> � elen auf, dass <strong>bei</strong> den<br />

Borreliose Patienten regelmäßige wie<strong>der</strong>kehrende „Triplets und Doubletten“ an<br />

enzymgenetischen Kombinationen nachzuweisen waren, die in dieser Form <strong>bei</strong>m<br />

borreliosefreien Patienten nicht zu � nden waren. Im Einzelnen wurde gefunden:


Dr. Richard Straube<br />

Genetische<br />

Polymorphismen<br />

Umweltpatienten<br />

(Borreliosefrei)<br />

Spätborreliosepatienten<br />

GSTM1/T1/P1 18% 60%<br />

GSTM1/P1 20% 53%<br />

NAT2/SOD2 41% 65%<br />

CYP1A2/NAT2/SOD2 25% 43%<br />

Paraoxonase 65% 22%<br />

GSTM1 42% 34%<br />

GSTP1 71% 40%<br />

CY1A2/NAT2 62% 44%<br />

Die eingeschränkte Fähigkeit zur Entgiftung führt zur Kumulation von in� ammatorisch<br />

wirksamen und immunsupprimierenden toxischen und Pathoproteinen, die<br />

<strong>der</strong> Therapeutischen Apherese als spezielle Immun� ltration bzw. Chemopherese<br />

<strong>bei</strong> nachgewiesenen Schwermetallen (Zahn-Quecksilber) zugänglich sind. Da<strong>bei</strong><br />

werden nicht mehr messbar hohe und abnorme zirkulierende Immunkomplexe<br />

gefunden, die auf ein dekompensiertes Autoimmungeschehen <strong>der</strong> Klasse III nach<br />

Coombs und Gell hinweisen und mit den dazugehörigen Bil<strong>der</strong>n des rheumatischen<br />

Formenkreises übereinstimmen. Die Behandlung, die in regelmäßigen Abständen<br />

durchgeführt werden muss, bringt den Patienten Lin<strong>der</strong>ung und langfristig<br />

Remission ihres schweren und langjährigen Leidens.<br />

Dr. med. Richard Straube<br />

Werdegang:<br />

Seit 1.1.2007 Ltd. Arzt für Innere Medizin/Nephrologie und Apherese,<br />

Internationale Apheresestation INUS Medical Center; zuvor Ltd. Oberarzt <strong>der</strong><br />

nephrologischen Klinik am Johanniter Kliniukm Oberhausen von 2003 – 2006,<br />

sowie von 1990 – 2003 1.Oberarzt <strong>der</strong> Nephrologischen Klinik am Klinikum<br />

Lüdenscheid.<br />

Studium <strong>der</strong> Medizin an <strong>der</strong> Johann-Wolfgang Goethe Universität und Promotion<br />

in Biochemie.<br />

Praktisches Jahr am St.Josefs-Hospital/Wiesbaden und Weiterbildung zum<br />

Facharzt für Innere Medizin mit den Schwerpunkten Pulmonologie, Kardiologie,<br />

Infektionskrankheiten. Weiterbildung Teilgebietsbezeichnung Nephrologie;<br />

Spezialisierung auf Therapeutische Apherese und Hypertensiologie sowie<br />

Speicherkrankheiten.<br />

1984 Quali� kation zum Koronarsportgruppenarzt;1988 Rettungsarzt;1998


Dr. Richard Straube<br />

Hyperbare/Tauchmedizin; 1990 Ernährungsmedizin; Ltd. Notarzt 1990; Klinischer<br />

Manager 1995-1997; Gesundheitsökonom 2004-2005 am Fre<strong>der</strong>ic Institute of<br />

Economics/Institut Prof. Braunschweig, Köln; Hypertensiologe (DHL) 2005; ab<br />

2007 Fortbildung zum Umweltmediziner über den dbu und EUROPAEM<br />

Zusatzausbildung: physikalische Therapie und Ernährungsmedizin 1984 und 1990;<br />

Qualitätsmanager 2005<br />

Lizenzierter Ausbil<strong>der</strong> für Notärzte vor <strong>der</strong> Ärztekammer NRW; Fachausbil<strong>der</strong><br />

für Fachp� ege in Intensivmedizin, Nephrologie, Dialyse und Transplanation am<br />

Klinikum Lüdnescheid und Oberhausen.<br />

Aufbau von ambulanten Bereichen für selten und schwere<br />

Stoffwechselkrankheiten, 2xlige Zulassung zur KV-ärztlichen Versorgung<br />

mittels Apherese für angeborene Fettstoffwechsel und Rheumakrankheiten in<br />

Lüdenscheid und Oberhausen.<br />

Spezialgebiet: Seit 2007 Aufbau <strong>der</strong> Internationalen Apheresestation im INUS<br />

Medical Center, sowie TÜV Certi� zierung DIN ISO 9001-2000 <strong>der</strong> Einheit in<br />

2007 und akuell DIN ISO 9001-2008<br />

Gründung des Borreliosezentrums Bayerischer Wald - Furth im Wald zum 2008<br />

und Zerti� zierung 2009 mit ISO 9000-2008


Wir bedanken uns <strong>bei</strong> unseren Sponsoren.


Labor Dr. Fenner und Kollegen<br />

Medizinisches Versorgungszentrum<br />

für Labormedizin und Humangenetik<br />

Dr. med. Claus Fenner • Dr. med. Thomas Fenner<br />

Dr. med. Ernst Krasemann • Dr. med. Ines Fenner<br />

Prof. Dr. med. Holger-Andreas Elsner<br />

Prof. Dr. med. Jörg Steinmann<br />

Dr. med. Carmen Lensing<br />

Prof Dr. med. Herbert Schmitz<br />

Fachärzte für Laboratoriumsmedizin, Mikrobiologie u.<br />

Infektionsepidemiologie, Hygiene u. Umweltmedizin,<br />

Transfusionsmedizin und Humangenetik<br />

In Praxisgemeinschaft mit<br />

Dr. med. Thilo Hartmann<br />

Facharzt für Pathologie<br />

In Kooperation mit<br />

Dr. rer. nat. Eckart Schnakenberg<br />

Pharmako- und Toxikogenetik<br />

Tel.: (040) 30955 - 0<br />

Fax: (040) 309 55 - 13<br />

Bergstraße 14 • 20095 Hamburg<br />

Email: fennerlabor@fennerlabor.de<br />

www.fennerlabor.de<br />

Organisation <strong>der</strong> <strong>9.</strong> <strong>Umweltmedizinische</strong> <strong>Jahrestagung</strong><br />

Labor Dr. Fenner und Kollegen<br />

Medizinisches Versorgungszentrum<br />

für Labormedizin und Humangenetik

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