Pressemitteilung und Ausstellungskonzept - Linden-Museum Stuttgart
Pressemitteilung und Ausstellungskonzept - Linden-Museum Stuttgart
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<strong>Pressemitteilung</strong><br />
Indianer Sü damerikas. Von den Anden bis zum Amazonas.<br />
Neuerö ffnung der Lateinamerika-Dauerausstellung.<br />
<strong>Linden</strong>-<strong>Museum</strong> <strong>Stuttgart</strong><br />
Staatliches <strong>Museum</strong> für Völkerk<strong>und</strong>e<br />
Hegelplatz 1<br />
70174 <strong>Stuttgart</strong> / Germany<br />
Tel. ++49.711.2022-3<br />
Fax ++49.711.2022-590<br />
www.lindenmuseum.de<br />
UST ID-Nr.: DE<br />
<strong>Stuttgart</strong>, den 20.04.2005<br />
Das <strong>Linden</strong>-<strong>Museum</strong> <strong>Stuttgart</strong> zeigt ab 22. April seine neue Lateinamerika-Dauerausstellung<br />
Indianer Sü damerikas . Hauptthema der neuen Lateinamerika-Dauerausstellung sind die<br />
kulturellen, wirtschaftlichen <strong>und</strong> religiö sen Beziehungen zweier bedeutender Kulturareale<br />
Sü damerikas: des zentralen Andenraumes <strong>und</strong> Amazoniens. Ziel der Ausstellung ist es,<br />
anhand einiger ausgewählter Vö lker die indigenen Kulturen Sü damerikas in ihrer<br />
historischen Tiefe, vor allem aber als heutige, d.h. gegenwärtig funktionierende<br />
Gesellschaftsformen zu präsentieren, die jedoch zunehmend gefährdet sind.<br />
Die Vö lker Amazoniens sind durch die Tukano <strong>und</strong> Huitoto (Kolumbien), Kaiapó (Brasilien),<br />
Shipibo-Conibo (Peru) <strong>und</strong> Jivaro (Ecuador) reprä sentiert. Jeder Teil der Ausstellung zeigt<br />
Elemente der traditionellen Lebensweise dieser Tiefland-Vö lker. Die anschaulich gestaltete<br />
Großhaus-Vitrine der Tukano führt in die Wirtschaftsweise, Religion <strong>und</strong> Wohnformen ein. Die<br />
großen Federrä der der Kaiapó stehen für die wichtigsten Übergangsrituale im Leben der<br />
Menschen, die Gä rkrüge <strong>und</strong> Textilien der Shipibo für die Kunst. Kontrastiert werden diese den<br />
Traditionen der indigenen Vö lker verpflichteten Ausstellungselemente durch eine<br />
Medienstation, die sich durch Filme <strong>und</strong> Diaserien dem modernen indianischen Leben<br />
anzunä hern versucht.<br />
Der zentrale Andenraum ist in einen archä ologischen <strong>und</strong> einen modernen Bereich unterteilt.<br />
Die Oasenkulturen des prä kolumbischen Peru mit ihren sakralen Kö nigreichen <strong>und</strong> deren<br />
Hauptstä dten sind Thema des archä ologischen Teils. Verschiedene Schriftsysteme, die vor allem<br />
die religiö sen Vorstellungen der Vö lker weitergaben, werden vorgestellt. Die Knotenschnüre der<br />
Inka, die zur Verwaltung des grö ßten indigenen Reiches des amerikanischen Kontinents<br />
verwendet wurden, sind ebenfalls Thema der Ausstellung. Der moderne Bereich stellt ein<br />
Wohnhaus der bolivianischen Hirtenvö lker nach. Auch in diesem Bereich wird eine<br />
Medienstation zusä tzlich abrufbare Information zur Archä ologie, aber auch zum Leben indigener<br />
Vö lker im Hochland Perus <strong>und</strong> Boliviens zur Verfügung stellen.<br />
Die Ausstellung mö chte vor allem auch Kinder ansprechen. An einem Schlauch zum<br />
Pressen von Maniok darf gezogen, unterschiedliche Wollqualitä ten (Schaf, Alpaka)<br />
kö nnen ertastet werden. Wie fühlen sich getrocknete Kartoffeln an? Spuckt ein<br />
Lama wirklich? Viele für Kinder interessante Fragen werden in der Ausstellung<br />
beantwortet.<br />
Referat Öffentlichkeitsarbeit<br />
Martin Otto-Hörbrand<br />
Tel. ++49.711.2022-444<br />
info@lindenmuseum.de
Zur Konzeption der neuen Lateinamerika-Dauerausstellung des <strong>Linden</strong>-<strong>Museum</strong>s<br />
Indianer Sü damerikas . Von den Anden bis zum Amazonas.<br />
Hauptthema der neuen Lateinamerika-Dauerausstellung sind die kulturellen, wirtschaftlichen <strong>und</strong><br />
religiö sen Beziehungen zweier bedeutender Kulturareale Sü damerikas: des zentralen Andenraumes <strong>und</strong><br />
Amazonien. Sie fü hrt den Besucher durch das Amazonas-Gebiet ü ber die Anden in das Hochland von<br />
Bolivien <strong>und</strong> an die Kü ste Perus. Dabei lernt er verschiedene Vö lker Amazoniens kennen, etwa die<br />
Tukano <strong>und</strong> Huitoto Kolumbiens, die Kaiapó Brasiliens, die Jívaro Ecuadors <strong>und</strong> schließlich die Shipibo-<br />
Conibo Perus.<br />
Im ersten Teil der Ausstellung werden auf drei Präsentationsebenen anhand ausgewählter Objekte<br />
verschiedene Aspekte des indigenen Lebens dargestellt. In den Vitrinen der Ausstellung werden<br />
Tanzkostü me, prachtvoller Federschmuck, Keramiken, Textilien <strong>und</strong> Flechtwaren gezeigt <strong>und</strong> vor ihrem<br />
kulturellen Hintergr<strong>und</strong> erläutert. Diese heile Welt der Objekte wird gebrochen, indem jeder Vitrine<br />
eine Informationsstele zugeordnet wird, die auf kritische Lebensumstände in der Gegenwart oder<br />
Vergangenheit (Kautschukboom, Erdö lgewinnung, Drogenkrieg, Rassismus) aufmerksam macht. Eine<br />
dritte Ebene mö chte die direkte <strong>und</strong> individuelle Nähe des Besuchers mit den Ausstellungsinhalten<br />
herstellen. Drei Medienstationen, die sowohl Filme als auch Diaserien zeigen, geben dem Besucher<br />
Gelegenheit, nach persö nlicher Interessenslage seine Eindrü cke noch zu vertiefen. Mit einer<br />
Ausstellungszeitung, die Meldungen aus den präsentierten Regionen sammelt, wird der Besucher<br />
permanent auf dem neuesten Stand der Dinge vor Ort gehalten.<br />
Der zweite Teil der Ausstellung ist zum einen Bolivien gewidmet, einem Land, das mit ü ber 70%<br />
indigener Bevö lkerung in besonderem Maße von indianischer Kultur geprägt ist. Zum anderen setzt<br />
dieser Ausstellungsteil einen Schwerpunkt auf die präkolumbische Kultur Alt-Perus. Die Präsentation<br />
spannt einen Bogen von der Frü hgeschichte der andinen Kulturen <strong>und</strong> des Inka-Reiches bis in die<br />
Gegenwart. Die Städte der Oasenkulturen der peruanischen Kü ste mit ihren Kö nigsgräbern,<br />
architektonischen Meisterwerken <strong>und</strong> komplexen Sozialstruktur werden den verarmten Hirtenvö lkern<br />
des bolivianischen Hochlandes gegenü ber gestellt. Diese sind, obwohl an den gesellschaftlichen Rand<br />
gedrängt <strong>und</strong> wirtschaftlich unterlegen, keinesfalls kulturell weniger bedeutend.<br />
Dieser Ausstellungsteil arbeitet u. a. mit modernen graphischen Inszenierungen, um z.B. die<br />
Ingenieurskunst der Inka oder das Schriftsystem des präkolumbischen Sü damerika anschaulich werden<br />
zu lassen.<br />
Ziel der Ausstellung ist es, anhand einiger ausgewählter Vö lker die indigenen Kulturen Sü damerikas in<br />
ihrer historischen Tiefe, vor allem aber als heutige, d.h. gegenwärtig funktionierende<br />
Gesellschaftsformen zu präsentieren, die allerdings in zunehmendem Maße in ihrer kulturellen Identität<br />
gefährdet sind.<br />
Kuratorin:<br />
Dr. Doris Kurella