Pressemitteilung und Ausstellungskonzept - Linden-Museum Stuttgart
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Zur Konzeption der neuen Lateinamerika-Dauerausstellung des <strong>Linden</strong>-<strong>Museum</strong>s<br />
Indianer Sü damerikas . Von den Anden bis zum Amazonas.<br />
Hauptthema der neuen Lateinamerika-Dauerausstellung sind die kulturellen, wirtschaftlichen <strong>und</strong><br />
religiö sen Beziehungen zweier bedeutender Kulturareale Sü damerikas: des zentralen Andenraumes <strong>und</strong><br />
Amazonien. Sie fü hrt den Besucher durch das Amazonas-Gebiet ü ber die Anden in das Hochland von<br />
Bolivien <strong>und</strong> an die Kü ste Perus. Dabei lernt er verschiedene Vö lker Amazoniens kennen, etwa die<br />
Tukano <strong>und</strong> Huitoto Kolumbiens, die Kaiapó Brasiliens, die Jívaro Ecuadors <strong>und</strong> schließlich die Shipibo-<br />
Conibo Perus.<br />
Im ersten Teil der Ausstellung werden auf drei Präsentationsebenen anhand ausgewählter Objekte<br />
verschiedene Aspekte des indigenen Lebens dargestellt. In den Vitrinen der Ausstellung werden<br />
Tanzkostü me, prachtvoller Federschmuck, Keramiken, Textilien <strong>und</strong> Flechtwaren gezeigt <strong>und</strong> vor ihrem<br />
kulturellen Hintergr<strong>und</strong> erläutert. Diese heile Welt der Objekte wird gebrochen, indem jeder Vitrine<br />
eine Informationsstele zugeordnet wird, die auf kritische Lebensumstände in der Gegenwart oder<br />
Vergangenheit (Kautschukboom, Erdö lgewinnung, Drogenkrieg, Rassismus) aufmerksam macht. Eine<br />
dritte Ebene mö chte die direkte <strong>und</strong> individuelle Nähe des Besuchers mit den Ausstellungsinhalten<br />
herstellen. Drei Medienstationen, die sowohl Filme als auch Diaserien zeigen, geben dem Besucher<br />
Gelegenheit, nach persö nlicher Interessenslage seine Eindrü cke noch zu vertiefen. Mit einer<br />
Ausstellungszeitung, die Meldungen aus den präsentierten Regionen sammelt, wird der Besucher<br />
permanent auf dem neuesten Stand der Dinge vor Ort gehalten.<br />
Der zweite Teil der Ausstellung ist zum einen Bolivien gewidmet, einem Land, das mit ü ber 70%<br />
indigener Bevö lkerung in besonderem Maße von indianischer Kultur geprägt ist. Zum anderen setzt<br />
dieser Ausstellungsteil einen Schwerpunkt auf die präkolumbische Kultur Alt-Perus. Die Präsentation<br />
spannt einen Bogen von der Frü hgeschichte der andinen Kulturen <strong>und</strong> des Inka-Reiches bis in die<br />
Gegenwart. Die Städte der Oasenkulturen der peruanischen Kü ste mit ihren Kö nigsgräbern,<br />
architektonischen Meisterwerken <strong>und</strong> komplexen Sozialstruktur werden den verarmten Hirtenvö lkern<br />
des bolivianischen Hochlandes gegenü ber gestellt. Diese sind, obwohl an den gesellschaftlichen Rand<br />
gedrängt <strong>und</strong> wirtschaftlich unterlegen, keinesfalls kulturell weniger bedeutend.<br />
Dieser Ausstellungsteil arbeitet u. a. mit modernen graphischen Inszenierungen, um z.B. die<br />
Ingenieurskunst der Inka oder das Schriftsystem des präkolumbischen Sü damerika anschaulich werden<br />
zu lassen.<br />
Ziel der Ausstellung ist es, anhand einiger ausgewählter Vö lker die indigenen Kulturen Sü damerikas in<br />
ihrer historischen Tiefe, vor allem aber als heutige, d.h. gegenwärtig funktionierende<br />
Gesellschaftsformen zu präsentieren, die allerdings in zunehmendem Maße in ihrer kulturellen Identität<br />
gefährdet sind.<br />
Kuratorin:<br />
Dr. Doris Kurella