WiGeP News 2/2012 - Virtual Vehicle
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Ausgabe 2/<strong>2012</strong><br />
NEWS Mitteilungen<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
mit dieser zweiten Ausgabe der<br />
<strong>WiGeP</strong>-<strong>News</strong> stellen wir Ihnen<br />
neueste Ergebnisse und Berichte<br />
zu aktuellen Forschungsarbeiten<br />
der Mitglieder unseres Kompetenznetzwerks<br />
vor. Als Bindeglied<br />
zwischen Hochschulen und der<br />
Industrie möchten wir mit diesen<br />
Artikeln dazu beitragen, innovative<br />
Lösungen aus den verschiedenen<br />
Fachbereichen der Produktentwicklung<br />
zu kommunizieren und Kooperationen<br />
im Bereich der Forschung<br />
und Lehre der integrierten Produktentwicklung<br />
zu fördern. Auch<br />
die <strong>WiGeP</strong>-Jahrestagung in Hannover<br />
bot dazu vielfältige Gelegenheiten.<br />
Auf den folgenden Seiten<br />
berichten wir von Vorträgen, Workshops<br />
und intensiven Gesprächen<br />
mit führenden Repräsentanten der<br />
Industrie zu aktuellen fachlichen<br />
und strategischen Themen sowie<br />
gemeinsamen Planungen für die<br />
Zukunft. Lassen Sie sich inspirieren<br />
und sprechen Sie uns an, für eine<br />
gemeinsame Förderung von Technologietransfers<br />
und Produktinnovationen<br />
in Deutschland!<br />
o. Prof. Dr.-Ing. Dr. h.c. Albert Albers<br />
Am 9. März <strong>2012</strong> fand die erste Jahrestagung<br />
der <strong>WiGeP</strong> – Wissenschaftliche<br />
Gesellschaft für Produktentwicklung – im<br />
Besucherzentrum von VW Nutzfahrzeuge<br />
in Hannover statt.<br />
Eingeladen hatte Vorstandssprecher von<br />
Volkswagen Nutzfahrzeuge und Industriekreismitglied<br />
der <strong>WiGeP</strong> Dr.-Ing. Wolfgang<br />
Schreiber (Bild 1 mit Vorstandsvorsitzendem<br />
Prof. Albert Albers). Die<br />
<strong>WiGeP</strong> verfolgt u.a. mit<br />
den Jahrestagungen<br />
das Ziel, Forschung und<br />
Lehre regelmäßig auf<br />
die aktuellen Herausforderungen<br />
aus der<br />
Industrie abzustimmen<br />
und die Unternehmen<br />
bei der Entwicklung<br />
der Produkte für die<br />
Märkte von morgen<br />
zu unterstützen. Dazu<br />
betreibt die <strong>WiGeP</strong><br />
einen intensiven Dialog<br />
mit rund 50 führenden<br />
Persönlichkeiten der<br />
Wissenschaftliche Gesellschaft<br />
für Produktentwicklung <strong>WiGeP</strong><br />
Berliner Kreis & WGMK<br />
<strong>WiGeP</strong>-Jahrestagung <strong>2012</strong><br />
in Hannover<br />
der <strong>WiGeP</strong><br />
Über 90 Teilnehmer bei der Jahrestagung der Wissenschaftlichen<br />
Gesellschaft für Produktentwicklung<br />
Industrie, die im Industriekreis der <strong>WiGeP</strong><br />
vertreten sind. Der <strong>WiGeP</strong> gehören rund 80<br />
Universitätsprofessorinnen und -professoren<br />
an, die die Wissenschaftslandschaft auf dem<br />
Gebiet der Produktentwicklung prägen.<br />
Bereits am Vorabend stimmten sich die Teilnehmer<br />
bei einem gemütlichen Abendessen<br />
und interessanten Vorträgen auf die Jahrestagung<br />
ein. Herr Prof. Horst Oehlschlae-<br />
Bild 1: Dialog auf höchster Ebene: Die Vorstandssprecher von VW Nutzfahrzeuge<br />
(Dr. Schreiber, links) und <strong>WiGeP</strong> (Prof. Albers, rechts)
<strong>News</strong>letter Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktentwicklung <strong>WiGeP</strong> | Ausgabe 2 | Oktober <strong>2012</strong><br />
ger als Leiter Konzepte, Simulation und<br />
Produktdatenmanagement bei VW Nutzfahrzeuge<br />
und Herr Prof. Gerhard Poll als<br />
Mitglied der <strong>WiGeP</strong> aus Hannover begrüßten<br />
die Teilnehmer. Es folgte ein kurzweiliger<br />
Vortrag von Herrn Dr. phil. Manfred<br />
Grieger über die Historie von Volkswagen<br />
Nutzfahrzeuge: Alles begann mit einer<br />
Skizze vom VW-Bus; die Idee dieses kompakten<br />
Transportsystems beeinflusst bis<br />
heute das Produktprogramm.<br />
ZUSAMMENKUNFT IM BESUCHERZENT-<br />
RUM IM WERK HANNOVER<br />
Zu der Jahrestagung am 9. März <strong>2012</strong>,<br />
die ein Zeichen für den intensiven Dialog<br />
zwischen Führungspersönlichkeiten aus<br />
der Industrie, Universitätsprofessoren und<br />
Nachwuchswissenschaftlern ist, waren<br />
rund 90 geladene Gäste im Besucherzentrum<br />
von VW Nutzfahrzeuge erschienen.<br />
Die Jahrestagung stand unter dem Leitsatz<br />
„Hochschulen und Automobilindustrie –<br />
wie fahren wir gemeinsam in die Zukunft?“.<br />
Herr Dr.-Ing. Schreiber eröffnete die Jahrestagung<br />
und stellte aktuelle Zahlen und<br />
Projekte von VW Nutzfahrzeuge vor. Ein<br />
wichtiges Projekt ist der VW Caddy blue-emotion,<br />
der derzeit als Stadtlieferwagen bei<br />
der Deutschen Post getestet wird. Der Test<br />
in Brandenburg zeigt die Praxistauglichkeit:<br />
Elektrofahrzeuge sind auch und gerade im<br />
urbanen Transportwesen sinnvoll.<br />
Im Werk Hannover sind derzeit 11.800<br />
Mitarbeitern beschäftigt, die ab Mitte <strong>2012</strong><br />
zusätzlich zur bestehenden Produktpalette<br />
Bild 2: Eindrücke von der Jahrestagung der <strong>WiGeP</strong><br />
2<br />
auch den VW Amarok fertigen sollen, so<br />
der Leiter der Produktionsplanung Uwe<br />
Schwarz. Dabei vergingen lediglich 20<br />
Monate von der Entscheidung bis zum Produktionsstart<br />
in Hannover. Eine umfassende<br />
Mitarbeiterqualifizierung ist besonders<br />
bedeutsam: Schulungskonzepte und speziell<br />
ausgebildete Multiplikatoren waren Erfolgsfaktoren,<br />
um das erste Vorserienfahrzeug<br />
fristgerecht im März <strong>2012</strong> fertigzustellen.<br />
POSITIONIERUNG UND HAUPTAKTIVITÄ-<br />
TEN DER WIGEP<br />
Die Produktentwicklung ist in Deutschland<br />
nach wie vor das Haupttätigkeitsfeld für<br />
Ingenieure und bildet die wesentliche Phase<br />
der Kostenfestlegung – so beschreibt Prof.<br />
Albert Albers, Vorstandsvorsitzender der<br />
<strong>WiGeP</strong>, die Motivation des Vereins. Dennoch<br />
ist die Produktentwicklung bei der<br />
Forschungsförderung zu wenig präsent und<br />
leidet unter einem Mangel an qualifizierten<br />
Nachwuchskräften. Übergeordnetes Ziel<br />
der <strong>WiGeP</strong> ist daher die Förderung des Dialogs<br />
zwischen Wissenschaft, Industrie, Politik<br />
und Gesellschaft und somit die Stärkung<br />
der Produktentwicklung in der öffentlichen<br />
Wahrnehmung.<br />
E-FAHRZEUGE IM INNERSTÄDTISCHEN<br />
LIEFERVERKEHR<br />
Im Plenumsvortrag von Prof. Oehlschlaeger<br />
standen die Erfolgspotenziale und<br />
Herausforderungen beim Einsatz von Elektrofahrzeugen<br />
für den Gütertransport im<br />
Mittelpunkt. Leichte Nutzfahrzeuge auf<br />
Elektrobasis sind bei häufigen Stopps und<br />
niedriger Durchschnittsgeschwindigkeit<br />
den bisher üblichen Dieselfahrzeugen im<br />
innerstädtischen Verkehr überlegen. Die<br />
Batteriekapazität muss in Zukunft jedoch<br />
weiter erhöht und die Produktionskosten<br />
gleichzeitig gesenkt werden, um breite Praxisakzeptanz<br />
zu finden. Dazu ist die Kompetenzbildung<br />
auf vielen Handlungsfeldern<br />
erforderlich, denn sichere und zukunftsfähige<br />
E-Mobilität ist nur durch eine enge<br />
Verzahnung von Industrie und Hochschulen<br />
erreichbar.<br />
NATURWISSENSCHAFTLICHES, BIOLO-<br />
GISCH-EVOLUTIONÄRES INNOVATIONS-<br />
MANAGEMENT<br />
Wie die Produktentwicklung von der Natur<br />
lernen kann, stand im Fokus des Plenumsvortrags<br />
von Prof. Axel Thallemer von der<br />
Universität Linz. Er stellte einen Roboterarm<br />
vor, der orientiert an der biologischen Evolution<br />
entwickelt wurde. Gelenke und Gliederlängen<br />
wurden in studentischen Projekten<br />
analysiert; sogar die Gelenkorientierung bei<br />
Hummern und Heuschrecken boten wichtige<br />
Aufschlüsse. Die Erkenntnisse flossen in<br />
die Entwicklung des sogenannten AirArms<br />
ein. Beeindruckende Videoanalysen zeigten<br />
die Leistungsfähigkeit und Funktionalitäten<br />
des Arms – besonders einprägsam ist<br />
die Ästhetik der menschlichen Bewegung<br />
gepaart mit einem ansprechenden Design.<br />
BERICHTE DER WORKSHOPS<br />
In den anschließenden Workshops hatten<br />
alle Teilnehmer die Möglichkeit, aktuelle<br />
Problemstellungen zu diskutieren. Getreu<br />
der übergeordneten Ziele der<br />
<strong>WiGeP</strong> konnten sich Vertreter von Industrie,<br />
Hochschule und Politik austauschen,<br />
um gemeinsame Erkenntnisse und Schlussfolgerungen<br />
zu formulieren.<br />
Für die <strong>WiGeP</strong><br />
Dipl. Wirt.-Ing. Christoph Peitz<br />
Heinz Nixdorf Institut<br />
Universität Paderborn
Workshop 1:<br />
Interaktion von Wirtschaft und Wissenschaft<br />
Während der diesjährigen Jahrestagung<br />
der <strong>WiGeP</strong> in Hannover hatten<br />
die Teilnehmer die Möglichkeit am Workshop<br />
„Interaktion von Wirtschaft und Wissenschaft“<br />
teilzunehmen. Diese Möglichkeit<br />
nahmen Hochschulvertreter und auch einige<br />
Industrievertreter wahr. Im Vordergrund bei<br />
den Diskussionen stand die Zusammenarbeit<br />
von Industrie und Hochschule während<br />
des Studiums und der Ausbildung. Dabei<br />
wurden folgende zwei Themen ausführlich<br />
diskutiert:<br />
• Projekt- und Abschlussarbeiten in der<br />
Industrie<br />
• Industriepromotionen<br />
Die Ergebnisse der Diskussionen und die daraus<br />
abgeleiteten Empfehlungen sind in den<br />
folgenden Abschnitten zusammengefasst.<br />
TOP 1 – PROJEKT- UND ABSCHLUSSAR-<br />
BEITEN IN DER INDUSTRIE<br />
Die Fragestellung, wie und in welchem<br />
Umfang Projekt- und Abschlussarbeiten in<br />
der Industrie sinnvoll sind, spielt auch vor<br />
dem Hintergrund der Umstellung der Studiengänge<br />
in Folge des Bologna-Prozesses<br />
und einer damit verbundenen verkürzten<br />
Studiendauer eine wichtige Rolle.<br />
Im Workshop wurden die Vor- und Nachteile<br />
einer im Industriebetrieb angefertigten<br />
Arbeit intensiv diskutiert.<br />
Bei den Studenten spielen mehrere Gründe<br />
für den Wunsch, ihre Arbeiten in einem<br />
Unternehmen anzufertigen und nicht an<br />
einem Hochschulinstitut, eine Rolle. Zum<br />
Einen können Studenten einen guten Einblick<br />
in das jeweilige Unternehmen erlangen<br />
und zum Anderen scheint der Praxisbezug<br />
eher gegeben. Nicht zuletzt wird meist von<br />
den Unternehmen auch eine geringe Vergütung<br />
während der Bearbeitung gezahlt.<br />
Aber auch Firmen können einer solchen<br />
Zusammenarbeit Positives entnehmen. So<br />
kommen mit den Absolventen auch neue<br />
Ideen in das Unternehmen und potentielle,<br />
neue Mitarbeiter können angeworben werden.<br />
Außerdem können in sich abgegrenzte<br />
Fragestellungen kurzfristig an Studenten<br />
abgegeben werden.<br />
Auf der anderen Seite stellt für Studierende,<br />
die mit erfolgreich bestandener Bachelorprüfung<br />
in das Berufsleben wechseln,<br />
<strong>News</strong>letter Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktentwicklung <strong>WiGeP</strong> | Ausgabe 2 | Oktober <strong>2012</strong><br />
die Bachelorarbeit in der Regel die einzige<br />
wissenschaftliche Arbeit dar. Gerade hier<br />
ist eine umfassende Betreuung dringend<br />
erforderlich. Es ist der Anspruch des universitären<br />
Studiums, die Einheit von Forschung<br />
und Lehre dadurch zu gewährleisten, dass<br />
Studenten durch ihre Arbeiten aktiv an der<br />
Forschung teilhaben. Ob dieser Anspruch<br />
angesichts des häufig großen Zeitdrucks bei<br />
den zu lösenden Fragestellungen und der<br />
hohen Arbeitsbeanspruchung der betreuenden<br />
Mitarbeiter immer in der gewünschten<br />
Tiefe umgesetzt werden kann, ist fraglich.<br />
Beim Regelfall eines Universitätsstudiums,<br />
dem Abschluss mit Diplom oder Master,<br />
sollte nach übereinstimmender Meinung<br />
möglichst nur eine der drei Arbeiten (Bachelor,<br />
Projekt- und Master/Diplomarbeit)<br />
außerhalb der Universität durchgeführt<br />
werden.<br />
Unterschiedliche Ansichten und entsprechende<br />
Argumente traten darüber zu Tage,<br />
welche Arbeiten hierfür am besten geeignet<br />
sind und welche unbedingt an der Hochschule<br />
absolviert werden sollte.<br />
Problematisch ist außerdem die weit verbreitete<br />
Praxis, Studenten zunächst einzustellen<br />
und diese dann mit einer ausformulierten<br />
Aufgabenstellung auf die Suche nach einem<br />
Betreuer an der Hochschule zu schicken.<br />
Wünschenswert aus Sicht der Hochschulen<br />
wäre hier der frühzeitige Kontakt, sodass<br />
zunächst gemeinsam eine Aufgabenstellung<br />
erarbeitet werden kann und erst dann<br />
die Stelle ausgeschrieben wird. Damit ist<br />
eine Betreuung an der Hochschule wie auch<br />
in der Industrie für den Studenten von vornherein<br />
gesichert. Als ideal wurde ein Modell<br />
angesehen, an dem ein Kooperationsprojekt<br />
von Mitarbeitern und Studenten an<br />
einem Institut bearbeitet wird, wobei aber<br />
die Betreuung auch von Mitarbeitern des<br />
kooperierenden Unternehmens übernommen<br />
wird, die dazu zeitweise an das Institut<br />
kommen. Umgekehrt gäbe es dann Phasen,<br />
die die Studenten im Industrieunternehmen<br />
verbringen.<br />
TOP 2 – INDUSTRIEPROMOTIONEN<br />
Laut Umfragen der HIS (Hochschul-Informations-System<br />
GmbH) Hannover planen<br />
13 Prozent der Absolventen eines Maschi-<br />
nenbau- bzw. Elektrotechnikstudiums im<br />
Anschluss an ihr Studium eine Promotion<br />
(Angaben aus 2005). Die Motivation dafür<br />
liegt meist in der Verbesserung der Berufschancen<br />
und in der persönlichen Weiterbildung.<br />
Insgesamt promovieren mehr als 90 %<br />
der Promotionsstudenten an einem Institut<br />
und die weiteren knapp 10 % an einem Graduiertenkolleg<br />
bzw. in der Industrie.<br />
Die Industriepromotionen waren für die<br />
Teilnehmer des Workshops „Interaktion von<br />
Wirtschaft und Wissenschaft“ in Hannover<br />
ein weiteres Schwerpunktthema. Dieses<br />
wurde unter dem Motto „Für und Wider<br />
von Industriepromotionen“ diskutiert.<br />
Dabei wurden eindeutige Vorteile von<br />
Industriepromotionen wie z.B. enger Kontakt<br />
zwischen Firma und Hochschule sowie<br />
zusätzliche industrielle Forschungsaufträge<br />
für die Hochschule herausgestellt. Für die<br />
Industrie ergibt sich der Vorteil, dass Mitarbeiter,<br />
die in der Industrie promovieren,<br />
bereits früh an die Firma gebunden werden.<br />
Zudem entfällt eine Einarbeitungszeit<br />
im anschließenden Beschäftigungsverhältnis,<br />
da bereits während der Promotion eine<br />
Mitarbeit in der jeweiligen Fachabteilung<br />
erfolgt. Auch die generellen Abläufe innerhalb<br />
des Unternehmens werden dem späteren<br />
Arbeitnehmer bereits während seiner<br />
Promotion vermittelt.<br />
Diese Vorteile zeigen auf, dass Industriepromotionen<br />
sowohl für die Hochschule wie<br />
auch für die jeweilige Firma bereichernd<br />
sein können. Jedoch führten die Teilnehmer<br />
des Workshops auch Beispiele an, wo die<br />
Zusammenarbeit aufgrund unterschiedlicher<br />
Faktoren nicht ideal funktioniert hat.<br />
Aus diesem Grund wurden während des<br />
Workshops Aspekte zusammengetragen,<br />
die bei einer Industriepromotion aus Sicht<br />
der Hochschule zu berücksichtigen sind.<br />
So ist es für eine erfolgreiche Betreuung<br />
der Promotion wichtig, dass von Seiten<br />
der Industriefirma Publikationen gefördert<br />
und keineswegs abgelehnt werden. Zudem<br />
ist es wünschenswert und wichtig, dass<br />
vor der Ausschreibung eines Themas eine<br />
Abstimmung mit der Hochschule stattfindet.<br />
Denn auf diese Weise lässt sich bereits<br />
im Vorfeld klären, ob und wie eine Betreuung<br />
stattfinden kann.<br />
3
<strong>News</strong>letter Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktentwicklung <strong>WiGeP</strong> | Ausgabe 2 | Oktober <strong>2012</strong><br />
Als anzustrebendes Modell ergaben sich<br />
aus der Diskussion Zwischenformen von<br />
Industrie- und Institutspromotion. Wie<br />
schon bei den studentischen Arbeiten ist<br />
sehr vorteilhaft, wenn ein von der Industrie<br />
finanzierter Mitarbeiter an einem Institut<br />
an einem Kooperationsprojekt arbeitet und<br />
dabei durchaus auch zeitweise im Unternehmen<br />
tätig ist. Dies würde viele Vorteile<br />
mit sich bringen.<br />
Workshop 2:<br />
Konstrukteur 2020<br />
Der zweite Workshop „Konstrukteur<br />
2020“ bezog sich auf die gleichnamige<br />
Studie der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften<br />
acatech . Die Studie hebt<br />
hervor, dass Konstrukteure eine Schlüsselrolle<br />
für die Innovationskraft der deutschen<br />
Maschinenbauindustrie einnehmen.<br />
Für Konstrukteure wird es demzufolge<br />
zukünftig eine Vielzahl neuer Tätigkeitsprofile<br />
geben, die gleichzeitig eine Anpassung<br />
des Kompetenzprofils erforderlich machen.<br />
Diese Veränderungen betreffen sowohl<br />
diejenigen, die sich in der Ausbildung zum<br />
Konstrukteur befinden, als auch solche<br />
Personen, die bereits berufstätig sind. Sie<br />
machen es erforderlich, dass Industrieunternehmen<br />
und Hochschulen gemeinsam das<br />
Berufsbild von Konstrukteuren heute und<br />
in Zukunft beschreiben, um geeignete Ausund<br />
Weiterbildungsmaßnahmen zu finden<br />
und umzusetzen.<br />
Workshops für den Dialog zwischen Industrie und Wissenschaft<br />
4<br />
Das Ergebnis dieses Workshops zeigt, dass<br />
es für beide Seiten, Hochschule und Industrie,<br />
viele Vorteile einer Kooperation in Ausbildung<br />
und Studium gibt. Jedoch sollten<br />
für eine erfolgreiche Kooperation einige<br />
wichtige Aspekte berücksichtigt werden,<br />
welche die Zusammenarbeit erleichtern und<br />
auch für den Studierenden bzw. Doktoranden<br />
vereinfachen. Mischformen im Rahmen<br />
von derartigen Kooperationsprojekten weisen<br />
deutliche Vorteile auf.<br />
Ziel des Workshops war es, ausgehend von<br />
einer Kurzvorstellung der Studie im Dialog<br />
mit mehreren Hochschul- und Unternehmensvertretern<br />
zunächst Problemfelder und<br />
Ursachen zu identifizieren, die in Zukunft zu<br />
einem Konstrukteurs- und Kompetenzmangel<br />
führen könnten. Hiervon ausgehend sollten<br />
Lösungsansätze diskutiert werden, die:<br />
• zu einer Steigerung der Attraktivität des<br />
Konstrukteurberufs für Studienanfänger,<br />
Berufsanfänger und Berufstätige,<br />
• zu einer verbesserten Ausrichtung des<br />
Kompetenzprofils von Hochschulabgängern,<br />
sowie<br />
• zu einer Verbesserung des Begriffsverständnisses<br />
und Ansehens des Konstrukteurberufs<br />
in der Gesellschaft<br />
beitragen können. Der Teilnehmerkreis von<br />
etwa 30 Personen setzte sich jeweils etwa<br />
zur Hälfte aus Firmenvertretern (Mitglieder<br />
des <strong>WiGeP</strong>-Industriekreises) und Universi-<br />
Prof. Dr.-Ing. Gerhard Poll<br />
Dipl.-Ing. (FH) Kathrin Ottink<br />
Dipl.-Ing. Niklas Mach<br />
Institut für Maschinenkonstruktion und<br />
Tribologie (IMKT)<br />
Lehrstuhl für Konstruktionstechnik<br />
Leibniz Universität Hannover<br />
täts-Professoren zusammen.<br />
Die von den Experten identifizierten<br />
Probleme und Ursachen beziehen sich<br />
vorwiegend auf die wahrgenommene<br />
Wertschätzung des Konstrukteurs in der<br />
Gesellschaft. Grund dafür sei ein wenig<br />
differenziertes Verständnis des Begriffs<br />
„Konstrukteur“ und der damit verbundenen,<br />
vielseitigen Tätigkeiten. Kreative und<br />
schöpferische Aspekte der oft interdisziplinären<br />
Arbeiten sowie das Problemlösen<br />
und Synthetisieren innovativer Lösungen<br />
werden demzufolge kaum wahrgenommen.<br />
Als weitere mögliche Ursache wurde<br />
die stark an Einzeldisziplinen und nicht an<br />
Berufskompetenzen orientierte Hochschulausbildung<br />
genannt, die zudem durch hohe<br />
Studienabbrecher-Quoten charakterisiert<br />
ist. Das Meinungsbild der Workshopteilnehmer<br />
und die identifizierten Problemfelder<br />
bestätigen damit weitgehend die Ergebnisse<br />
der acatech-Studie.<br />
Die von den Teilnehmern vorgeschlagenen<br />
Lösungsansätze beziehen auch das<br />
gesellschaftliche Umfeld mit ein. So müsste<br />
zukünftig die Qualität der Ausbildungskonzepte<br />
schon vor dem Hochschulstudium<br />
weiter gestärkt werden, um Abbrecherquoten<br />
im Studium entgegenzuwirken.<br />
Die Konstrukteursausbildung selbst solle in<br />
engerem Verbund von Hochschulen und<br />
Industrie anwendungsnah gestaltet werden.<br />
Ziel sei es, durch eine verstärkte Praxisorientierung,<br />
angehenden Systemkonstrukteuren<br />
frühzeitig nicht nur fachspezifische,<br />
sondern auch interdisziplinäre Inhalte und<br />
Kompetenzen zu vermitteln. Als beispielgebend<br />
wurden die Formula-Student-Teams
an Hochschulen genannt, die neben der<br />
Vertiefung von Fach- und Methodenkompetenzen<br />
eine praxisnahe Einbindung in<br />
Projektmanagement, Marketing und Vertrieb<br />
ermöglichen. Zusätzlich sollen nach<br />
Meinung vieler Teilnehmer mehr Schüler<br />
und Studierende für den Konstrukteursberuf<br />
begeistert werden, um auf diese Weise<br />
die Zahl der zukünftig verfügbaren Konstrukteure<br />
zu erhöhen. Dies könne z.B. durch<br />
Workshop 3:<br />
Maschinenbau braucht Systems Engineering<br />
Die diesjährige <strong>WiGeP</strong>-Frühjahrstagung<br />
vom 8. bis 9. März <strong>2012</strong> hat bestätigt:<br />
Maschinenbau braucht Systems Engineering!<br />
Unter der Leitung von Prof. Jürgen<br />
Gausemeier (Universität Paderborn) und<br />
Prof. Udo Lindemann (Technische Universität<br />
München) haben 40 Teilnehmer aus<br />
Industrie und Wissenschaft die aktuellen<br />
Herausforderungen der Produktentstehung<br />
diskutiert und Systems Engineering (SE) als<br />
wichtigen Lösungsansatz zur Entwicklung<br />
der technischen Systeme von heute und<br />
morgen erkannt. Es bedarf eines Ansatzes,<br />
der das technische Gesamtsystem in den<br />
Mittelpunkt stellt, dabei aber auch alle<br />
wesentlichen Aspekte ins Kalkül zieht. Hier<br />
setzt Systems Engineering an.<br />
Doch was genau ist Systems Engineering?<br />
Systems Engineering versteht sich als<br />
durchgängige, fachübergreifende Disziplin<br />
zur Entwicklung technischer Systeme. SE<br />
integriert Aufgabenbereiche wie Systemanalyse,<br />
Systemarchitekturentwicklung,<br />
Systementwicklung, Anforderungsentwicklung,<br />
Konfigurationsmanagement, Technologieentwicklung<br />
und -management und<br />
Verifikation und Validierung. Ziel ist, das<br />
Produkt robust für den gesamten Lebenszyklus<br />
zu gestalten. Inspiriert und beeinflusst<br />
wurde SE dabei durch die Kybernetik,<br />
die Systemtheorie und die Modelltheorie.<br />
Seit den 1940er Jahren ist es zunächst in<br />
der Telekommunikationsbranche, dann verstärkt<br />
im Rahmen US-amerikanischer Verteidigungs-<br />
und Raumfahrtprogramme als<br />
eigenständige Disziplin entstanden.<br />
Systems Engineering ist jedoch sehr facettenreich,<br />
was sich auch in einer relativ großen<br />
Anzahl von Definitionen und vor allem<br />
<strong>News</strong>letter Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktentwicklung <strong>WiGeP</strong> | Ausgabe 2 | Oktober <strong>2012</strong><br />
Vorstellung innovativer Produkte und deren<br />
Entstehung, durch ein verstärktes Engagement<br />
der Firmen bei der Berufsorientierung<br />
und Berufsinformation, sowie durch<br />
den demonstrativen Schulterschluss von<br />
Hochschulen und Unternehmen erreicht<br />
werden. Als Fazit des Workshops war somit<br />
klar: Hochschulen und Unternehmen tragen<br />
gleichermaßen eine hohe Verantwortung<br />
bei der Umsetzung von Maßnahmen,<br />
unterschiedlichen Ausprägungen äußert.<br />
SE erfährt in den „klassischen“ Bereichen<br />
heute durchaus Akzeptanz ; für die Entwicklung<br />
beliebiger technischer Systeme –<br />
ganz gleich ob Auto oder Waschmaschine<br />
– ist dies jedoch nicht der Fall. Bislang gilt<br />
die Einführung und Umsetzung der Methoden<br />
des Systems Engineerings als zu aufwendig,<br />
es mangelt an einem geeigneten<br />
Instrumentarium für die operative Unterstützung<br />
von Projekten unterschiedlicher<br />
Größenordnung.<br />
So hat die Diskussion im gut 1,5-stündigen<br />
Workshop gezeigt: Bislang gibt es<br />
zwar Akzeptanzprobleme gegenüber den<br />
aktuellen Ansätzen des SE, bestehende<br />
fachdisziplinspezifische Methoden und<br />
Vorgehen des Maschinenbaus können sich<br />
aber mit der Idee des Systems Engineerings<br />
komplementär ergänzen und dadurch das<br />
Produktentstehungsgeschehen effizienter<br />
gestalten. Neue Ansätze wie das Model-<br />
Based Systems Engineering (MBSE) oder<br />
die Notwendigkeit individualisierter Produktentstehungsprozesse<br />
begünstigen diese<br />
Entwicklung. Wie dies gelingt ist bislang<br />
aber nur schemenhaft erkennbar – Handlungsbedarf<br />
zeichnet sich deutlich ab:<br />
•<br />
Der Begriff „Systems Engineering“ muss<br />
geschärft werden.<br />
Es herrscht Unsicherheit, was sich hinter<br />
dem Begriff SE verbirgt und was SE leisten<br />
kann. Unterschiede und Gemeinsamkeiten<br />
zwischen etablierten fachdisziplinspezifischen<br />
Begriffen und existierender SE-Terminologie<br />
müssen aufgezeigt werden. Hierbei<br />
ist die Gestaltung eines „SE-Wörterbuchs“<br />
denkbar.<br />
haben aber die große Chance gemeinsam<br />
einem Konstrukteursmangel in Deutschland<br />
vorzubeugen.<br />
Prof. Dr.-Ing. Dr. h. c. Albert Albers<br />
Dipl.-Ing. Eike Sadowski<br />
Dipl.-Ing. Leif Marxen<br />
IPEK - Institut für Produktentwicklung am<br />
Karlsruher Institut für Technologie (KIT)<br />
•<br />
Systems Engineering muss besser auf<br />
das Unternehmen abgestimmt werden.<br />
Entwicklungsorganisationen sind über lange<br />
Jahre gewachsen. Es bedarf einer konkreten<br />
Definition aller Rollen im Entwicklungsgeschehen,<br />
die durch den Systems Engineer<br />
als definiertes Rollenbild „orchestriert“<br />
werden. Dann gelingt die Einbindung von<br />
SE in den Entwicklungs- und Organisationsprozess<br />
und die disziplinübergreifende<br />
Kommunikation aller Beteiligten im Entwicklungsgeschehen<br />
wird verbessert.<br />
•<br />
Interdisziplinäre Methoden und Tools<br />
zur Systemmodellierung müssen verbessert<br />
werden.<br />
Die ganzheitliche und durchgängige<br />
Entwicklung im Sinne des MBSE muss<br />
anwendbarer gestaltet werden. In diesem<br />
Zusammenhang sind die heute verwendeten<br />
Modellierungsarten und Werkzeuge zur<br />
Systemerfassung und -darstellung näher zu<br />
betrachten. Dazu gehören insbesondere<br />
Aspekte wie Hierarchisierung und Diskretisierung<br />
von Modellen, aber auch Aspekte<br />
wie die Ermittlung der Nachverfolgbarkeit<br />
von Änderungen und deren Auswirkungen<br />
im Rahmen eines durchgängigen Änderungsmanagements.<br />
Dann erst können alle<br />
Möglichkeiten einer frühzeitigen Analyse<br />
ausgeschöpft werden, um den Reifegrad<br />
der Modelle früh im Entwicklungsprozess<br />
zu erhöhen.<br />
•<br />
Der Nutzen von SE muss messbar sein.<br />
Der Nutzen von SE wird weithin vermutet.<br />
Der genaue Wertbeitrag kann bislang<br />
jedoch nicht gemessen werden. Insbesondere<br />
sind aktuellen Themen wie MBSE oder<br />
5
<strong>News</strong>letter Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktentwicklung <strong>WiGeP</strong> | Ausgabe 2 | Oktober <strong>2012</strong><br />
die Vorausplanung von Projekten und die<br />
Vorhersagbarkeit von (Produkt-) Lebenszyklen<br />
zu berücksichtigen, was in existierenden<br />
Arbeiten noch nicht der Fall ist.<br />
Trotz dieser großen Aufgaben wurde der<br />
Bedarf von SE im Maschinenbau im Workshop<br />
klar unterstrichen. SE ist für Unternehmen<br />
ein strategisches Handlungsfeld<br />
und dient der Sicherung und dem Ausbau<br />
ihrer Wettbewerbsfähigkeit. Starke Initiativen<br />
müssen das Forschungsfeld SE eng<br />
abgestimmt mit der industriellen Praxis vor-<br />
In den beiden vergangenen Jahrzehnten<br />
hat die Product Lifecycle Management<br />
(PLM)-Durchdringung industrieller Unternehmen<br />
stetig zugenommen. Dies betrifft<br />
die verschiedenen Engineering-Disziplinen<br />
(Mechanik, Hydraulik, Elektrik, Software<br />
etc.) und immer stärker auch die<br />
der Produktentwicklung nachgelagerten<br />
Produktlebenszyklus-Phasen (Fertigungsplanung,<br />
Service etc.). Als ein Ergebnis<br />
der zunehmenden PLM-Durchdringung<br />
existieren heute in vielen Unternehmen<br />
mehrere, historisch parallel gewachsene<br />
PLM-Umgebungen. Zusätzlich zu dieser<br />
organischen Entwicklung erhöhen Fusionen<br />
und Übernahmen von Unternehmen die<br />
PLM-Heterogenität sprunghaft (Bild 1).<br />
Diese Heterogenität der PLM-Umgebungen<br />
kann neben PLM-IT-Lösungen<br />
gleichermaßen Komponenten der PLM-Strategie<br />
(z.B. Anbieterstrategie), PLM-Prozesse<br />
(z.B. Freigabeprozesse), PLM-Methoden<br />
6<br />
PLM-Umgebung 1:<br />
z.B. Mechanik-Entwicklung<br />
PLM-Umgebung 4:<br />
…<br />
? ?<br />
? ?<br />
PLM-Planer/<br />
-Entscheidungsträger<br />
antreiben. Das soll nicht nur von einer Initiative<br />
wie der <strong>WiGeP</strong> gestemmt werden,<br />
hierzu bedarf es starker Partner. So bietet<br />
sich neben der <strong>WiGeP</strong> insbesondere die<br />
Gesellschaft für Systems Engineering e.V.<br />
(GfSE) als vielversprechende Plattform für<br />
einen interdisziplinären Austausch an. Da<br />
sich bereits zahlreiche <strong>WiGeP</strong>-Mitglieder in<br />
der GfSE engagieren, soll die Bindung von<br />
<strong>WiGeP</strong> und GfSE gestärkt werden werden.<br />
Durch die enge Zusammenarbeit von Partnern<br />
aus Forschung und Industrie kann das<br />
Methodisches Framework zur Harmonisierung<br />
firmenspezifischer PLM-Umgebungen<br />
(z.B. Nummernsysteme) und PLM-Akteure<br />
(z.B. Anwender Know-how) betreffen. Dem<br />
gegenüber stehen zunehmend global verteilte<br />
und sich permanent verändernde Engineering-Organisationsstrukturen.<br />
Besonders<br />
für bereichsübergreifende Kooperationen<br />
und Reorganisationsvorhaben können nicht<br />
aufeinander abgestimmte PLM-Umgebungen<br />
drastische Produktivitäts- und<br />
Flexibilitätshemmnisse darstellen. Mit PLM-<br />
Harmonisierungsinitiativen verfolgen Unternehmen<br />
das Ziel, durch eine geeignete<br />
Abstimmung, Anpassung und Vereinheitlichung<br />
ihrer bestehenden PLM-Umgebungen<br />
ihre heutige Situation zu verbessern.<br />
HERAUSFORDERUNG DER PLM-HARMO-<br />
NISIERUNG<br />
Für eine am unternehmensspezifischen<br />
Bedarf orientierte PLM-Harmonisierung<br />
bieten meist weder eine vollständige unternehmensweite<br />
PLM-Vereinheitlichung,<br />
Bild 1: PLM-Verantwortliche als Bindeglied bereichsspezifischer PLM-Umgebungen<br />
PLM-Umgebung 2:<br />
z.B. Hydraulik-Entwicklung<br />
PLM-Umgebung 3:<br />
z.B. Digitale<br />
Fertigungsplanung<br />
Bild des Systems Engineerings geschärft<br />
werden und das hohe Potenzial der SE-<br />
Methodik zur Gestaltung zukünftiger Entwicklungsprozesse<br />
wirksam genutzt werden.<br />
Prof. Dr.-Ing. Jürgen Gausemeier<br />
Dipl.-Wirt.-Ing. M.Eng. Christian Tschirner<br />
Heinz Nixdorf Institut<br />
Universität Paderborn<br />
Prof. Dr.-Ing. Udo Lindemann<br />
Dipl.-Ing. Manuela Parvan<br />
TU München<br />
noch die Beibehaltung des heterogenen<br />
Ist-Zustandes die optimale Lösung. Vielmehr<br />
muss auf der Basis einer simultanen<br />
und daher komplexen Detailbetrachtung<br />
aller beteiligten PLM-Umgebungen ein<br />
an strategischen, organisatorischen und<br />
wirtschaftlichen Zielen ausgerichtetes Harmonisierungskonzept<br />
erarbeitet werden.<br />
Dieses Harmonisierungskonzept beschreibt,<br />
welche PLM-Komponenten der betrachteten<br />
PLM-Umgebungen wie stark und in<br />
welcher Form harmonisiert werden sollen.<br />
Ausgehend von der meist großen Menge<br />
theoretisch möglicher Konzeptalternativen<br />
muss hierbei entschieden werden, welche<br />
Konzeptalternative im Rahmen des betreffenden<br />
PLM-Harmonisierungsprojektes zu<br />
verfolgen ist. Derartige Harmonisierungsentscheidungen<br />
determinieren unmittelbar<br />
das Ausmaß an Änderungen bestehender<br />
PLM-Umgebungen und sind gekennzeichnet<br />
durch:<br />
• eine hohe Komplexität und unklare<br />
Strukturen,<br />
• divergierende Zielsetzungen, Einzelinteressen<br />
und Perspektiven der involvierten<br />
Akteure,<br />
• weit reichende und schwer vorhersagbare<br />
Konsequenzen für den Projektund<br />
Unternehmenserfolg.<br />
Heute werden diese Entscheidungen meist<br />
ohne methodische Unterstützung getroffen.<br />
PLM-Anwender, -Planer und -Entscheidungsträger<br />
werden bei der Vorbereitung<br />
und Lösung dieser Entscheidungsaufgaben<br />
vor schwer überwindbare Herausforderun-
PLM-<br />
Umgebung<br />
A<br />
?<br />
PLM-<br />
Umgebung<br />
B<br />
gen gestellt. Eine unzureichende Bewältigung<br />
dieser Herausforderungen führt zu<br />
wenig fundierten, subjektiv oder politisch<br />
geprägten Entscheidungen, die primär<br />
durch das informelle Machtgefüge und die<br />
Durchsetzungsfähigkeit einzelner Akteure<br />
determiniert werden. Die Folge sind PLM-<br />
Harmonisierungsmaßnahmen, deren Auswirkungen<br />
(z.B. Kosten oder Risiken) den<br />
Entscheidungsträgern in vielen Fällen nur<br />
teilweise bewusst sind und die von vielen<br />
PLM-Akteuren nicht akzeptiert und unterstützt<br />
werden.<br />
METHODISCHES FRAMEWORK ZUR<br />
UNTERSTÜTZUNG VON PLM-HARMONI-<br />
SIERUNGSENTSCHEIDUNGEN<br />
Mit dem Ziel, Misserfolgen bei PLM-Harmonisierungsentscheidungen<br />
präventiv<br />
entgegenzuwirken, wurde am Lehrstuhl für<br />
Maschinenbauinformatik der Ruhr-Universität<br />
Bochum im Rahmen mehrerer industrieller<br />
PLM-Harmonisierungsprojekte ein<br />
methodisches Entscheidungs-Framework<br />
für die PLM-Harmonisierung (EFH) entwickelt.<br />
Das EFH stellt ein anwendungsfallspezifisch<br />
ausprägbares Hilfsmittel zur<br />
objektivierten Bestimmung unternehmensspezifisch<br />
optimaler Harmonisierungs-<br />
Konzeptalternativen bereit. Dabei werden<br />
die Anforderungen, das Wissen und die<br />
Erfahrungen aller involvierten Unternehmensbereiche<br />
und Akteure berücksichtigt.<br />
Ausgehend von unternehmensweiten<br />
<strong>News</strong>letter Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktentwicklung <strong>WiGeP</strong> | Ausgabe 2 | Oktober <strong>2012</strong><br />
Entscheidungs-Framework für die PLM-Harmonisierung (EFH)<br />
A<br />
...<br />
...<br />
...<br />
...<br />
...<br />
HKA 1<br />
A B<br />
A,B<br />
A<br />
B<br />
. . . . . .<br />
HKA 2<br />
A B<br />
A<br />
A,B<br />
. . . . . .<br />
HKA 3<br />
A B<br />
. . . . . .<br />
Bild 2: Übersicht über das Entscheidungs-Framework für die PLM-Harmonisierung<br />
B<br />
...<br />
...<br />
...<br />
...<br />
...<br />
A,B<br />
A,B<br />
Zielsetzungen und unter Berücksichtigung<br />
der relevanten Randbedingungen des<br />
betreffenden Unternehmens wird der<br />
Lösungsraum eines Harmonisierungs-Entscheidungsproblems<br />
formal und transparent<br />
erfasst und systematisch eingegrenzt.<br />
Hierzu werden vier aufeinander folgende<br />
Phasen unterschieden, die durchgängig mit<br />
Hilfe eines abgestimmten Methoden-Sets<br />
unterstützt werden (Bild 2).<br />
STRUKTURIERUNG DER PLM-UMGEBUNGEN<br />
Die Systematik zur Strukturierung der<br />
betrachteten PLM-Umgebungen dient zur<br />
einheitlichen Beschreibung und Abgrenzung<br />
Bewertungsperspektive<br />
PLM-Methoden<br />
Kosten Nutzen Risiken<br />
B<br />
Bewertungsperspektive<br />
PLM-Systeme<br />
Kosten Nutzen Risiken<br />
Kriterien K<br />
1<br />
HKA<br />
Bewertungsperspektive<br />
PLM-Strategie<br />
Kosten Nutzen Risiken<br />
konkreter PLM-Komponenten, die direkt im<br />
Fokus der PLM-Harmonisierungsinitiative<br />
stehen oder aufgrund ihrer Wechselwirkungen<br />
mit fokussierten PLM-Komponenten<br />
passiv betroffen sind. Dabei werden<br />
auf der Grundlage einer Referenzstruktur<br />
für PLM-Umgebungen Komponenten der<br />
PLM-Harmonisierungs-Dimensionen Strategie,<br />
Prozesse, Methoden, IT-Systeme<br />
und Akteure unterschieden und mit Hilfe<br />
projektneutraler Templates identifiziert und<br />
klassifiziert.<br />
Bewertungsperspektive<br />
PLM-Akteure<br />
Kosten Nutzen Risiken<br />
Bild 3: Bewertungsperspektiven und Zielsystem-Bereiche für die HKA-Bewertung<br />
K<br />
2<br />
HKA<br />
K<br />
3 ∑<br />
- - –<br />
Kosten<br />
Nutzen<br />
Bewertungsperspektive<br />
PLM-Prozesse<br />
Kosten Nutzen Risiken<br />
Risiken<br />
Harmonisierungs-Lösungsraum<br />
Harmonisierungs-Konzeptalternativen<br />
7
<strong>News</strong>letter Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktentwicklung <strong>WiGeP</strong> | Ausgabe 2 | Oktober <strong>2012</strong><br />
DEFINITION DER HARMONISIERUNGS-<br />
KONZEPTALTERNATIVEN<br />
Als Harmonisierungs-Konzeptalternativen<br />
werden Kombinationen von Ausprägungen<br />
der aktiv und passiv zu gestaltenden<br />
PLM-Komponenten bezeichnet, die jeweils<br />
eine Gesamtalternative für die Lösung der<br />
Harmonisierungsaufgabe beschreiben. Die<br />
Basis hierfür bilden verschiedene Harmonisierungsgrundstrategien,<br />
die unterschiedliche<br />
Harmonisierungsgrade repräsentieren<br />
und auf einzelne oder Gruppen von PLM-<br />
Komponenten angewendet werden. Durch<br />
die Kombination der definierten PLM-Komponenten-Ausprägungen<br />
werden mehrerer<br />
Konzeptalternativen in formal einheitlicher<br />
Struktur beschrieben.<br />
VORAUSWAHL DER HARMONISIERUNGS-<br />
KONZEPTALTERNATIVEN<br />
Durch die Vorauswahl werden Konzeptalternativen,<br />
die mit grundlegenden Projektzielsetzungen<br />
und Restriktionen nicht<br />
konform sind, bereits im Vorfeld der detaillierten<br />
Bewertung ausgeschlossen. Die<br />
Grundlage hierfür bildet ein Katalog von<br />
K.O.-Kriterien, die jede PLM-Dimension<br />
betreffen können. K.O.-Kriterien beschreiben<br />
grundlegende Anforderungen an die<br />
zu verfolgende Konzeptalternative, deren<br />
Erfüllung unbedingt sichergestellt werden<br />
muss. Diese K.O.-Kriterien müssen eindeu-<br />
erfolgreich weiterentwickeln<br />
Systems Engineering steht für die ganzheitliche<br />
und disziplinübergreifende Entwicklung<br />
komplexer technischer Systeme,<br />
die sich besonders durch einen hohen Vernetzungsgrad<br />
ihrer Teilsysteme und ihre<br />
zunehmende Intelligenz und Flexibilität<br />
auszeichnen. Das IPEK – Institut für Produktentwicklung<br />
des Karlsruher Instituts<br />
für Technologie forscht im Bereich Systems<br />
Engineering an generalisierten, anwenderorientierten<br />
Prozessen und Methoden, sowie<br />
deren Umsetzung in geeigneten Werkzeugen.<br />
Dabei ist es selbstverständlich,<br />
die theoretischen Grundlagen gemeinsam<br />
8<br />
tig definiert und für jede Gestaltungsalternative<br />
auf einer nominalen Skala mit den<br />
beiden Merkmalen „voraussichtlich erfüllt“<br />
oder „nicht erfüllt“ bewertbar sein.<br />
BEWERTUNG UND AUSWAHL DER HAR-<br />
MONISIERUNGS-KONZEPTALTERNATIVEN<br />
Eine holistische Methode zur Bewertung der<br />
Auswirkungen konkurrierender Harmonisierungskonzepte<br />
unterstützt die Auswahl der<br />
für den vorliegenden Anwendungsfall am<br />
besten geeigneten Konzeptalternative. Die<br />
Basis hierfür bildet ein multikriterielles Zielsystem,<br />
das in Anlehnung an den methodischen<br />
Ansatz der Balanced Scorecard<br />
nach Kaplan und Norton entwickelt wurde.<br />
Die Bewertungsperspektiven spiegeln die<br />
fünf PLM-Harmonisierungs-Dimensionen<br />
„PLM-Strategie“, „PLM-Prozesse“, „PLM-<br />
Methoden“, „PLM-Systeme“ und „PLM-<br />
Akteure“ wider und sind jeweils strukturiert<br />
in die Zielsystem-Bereiche Kosten, Nutzen<br />
und Risiken (Bild 3).<br />
Das Zielsystem umfasst neben direkt monetär<br />
quantifizierbaren auch nicht direkt<br />
monetär quantifizierbare Kriterien. Dabei<br />
erfolgt die Bewertung nicht direkt monetär<br />
quantifizierbarer Kriterien auf der Grundlage<br />
vordefinierter Maturity Levels. Jedes<br />
der etwa 100 Bewertungskriterien ist durch<br />
mindestens einen Key Performance Indicator<br />
(KPI) spezifiziert, der als Messgröße<br />
mit Industrie- und Forschungspartnern an<br />
konkreten Systemen zu evaluieren und zu<br />
validieren. Das Ziel der Forschung am IPEK<br />
ist es, Produktentwickler in ihrer Arbeit und<br />
in ihrem Arbeitsumfeld durch effizientes<br />
Handwerkszeug zu unterstützen.<br />
HERAUSFORDERUNGEN AKTIV BEGEGNEN<br />
Um diesem Anspruch nachzukommen,<br />
untersuchen Forscher des IPEK gemeinsam<br />
mit Entwicklungsingenieuren aus dem<br />
Umfeld der Automobilindustrie, wie neueste<br />
theoretische Erkenntnisse praxisnah<br />
umgesetzt werden können. Beispielhaft<br />
für das Kriterium dient. Das Bewertungsergebnis<br />
wird für jede Konzeptalternative<br />
verdichtet in einer PLM-Harmonisierungs-<br />
Scorecard dargestellt, die Zielkonflikte des<br />
anwendungsfallspezifischen Zielsystems<br />
illustriert und Aufschluß über direkt monetär<br />
und nicht direkt monetär quantifizierbare<br />
Auswirkungen der Konzeptalternative gibt.<br />
AUSBLICK<br />
Das EFH wurde im Rahmen mehrerer vom<br />
Lehrstuhl für Maschinenbauinformatik der<br />
Ruhr-Universität Bochum durchgeführter<br />
PLM-Harmonisierungsprojekte in Unternehmen<br />
der Automobilindustrie und des<br />
Maschinen- und Anlagenbaus entwickelt<br />
und innerhalb dieser Projekte spezifisch<br />
ausgeprägt und erfolgreich angewendet.<br />
Weiterführende Forschungsaktivitäten<br />
befassen sich aktuell mit der Integration<br />
des EFH in ein übergreifendes Vorgehensmodell,<br />
das über die mit dem EFH<br />
adressierten Gestaltungsentscheidungen<br />
hinaus eine zielorientierte Gesamtplanung<br />
und -durchführung von PLM-Harmonisierungsprojekten<br />
unterstützt.<br />
Prof. Dr.-Ing. Michael Abramovici<br />
Dipl.-Wirt.-Ing. Jens Christian Göbel<br />
Lehrstuhl für Maschinenbauinformatik<br />
Ruhr-Universität Bochum<br />
Advanced Systems Engineering – Anwendungsnahe Forschung<br />
an einer innovativen Produktentwicklungssystematik<br />
Wie Forschung und Industrie gemeinsam Prozesse, Methoden und Werkzeuge des Systems Engineering<br />
dafür steht das Forschungsprojekt „Funktionale<br />
Lenkung mechatronischer Produkte“,<br />
bei dem das IPEK unter der Federführung<br />
des VIRTUAL VEHICLE Research Center<br />
in Graz gemeinsam mit dem Lehrstuhl PE<br />
der TU München sowie den Industriepartnern<br />
AVL List GmbH und BMW AG<br />
zusammenarbeitet. Hier werden die Kompetenzen<br />
der Forschungspartner im Bereich<br />
Strukturelles Komplexitätsmanagement,<br />
Model-Based Systems Engineering und<br />
Ontologien gebündelt, um eine Methodik<br />
für effizientes Produktportfoliomanagement<br />
zu entwickeln. Die Basis bildet die
• Zielsystemmodellierung<br />
• Anforderungsmanagement<br />
• Multiprojektmanagement<br />
Bild 1: Forschungsportfolio Advanced Systems Engineering<br />
modellbasierte Beschreibung von Produkten,<br />
deren Varianten basierend auf ihren<br />
Funktionen – und nicht komponentenbasiert<br />
– strukturiert werden. Somit kann<br />
ein durchgängiger Übertragungspfad von<br />
den Kundenanforderungen auf eine optimal<br />
darauf zugeschnittene Produktlösung<br />
geschaffen werden. Diese Methodik kann<br />
Unternehmen nicht nur dabei helfen, auf<br />
die individuellen Bedürfnisse des Kunden<br />
optimal zu reagieren, sondern darüber<br />
hinaus aktiv auf Innovations- und Ergänzungspotentiale<br />
im Produktportfolio hinweisen.<br />
Gleichsam werden damit weitere<br />
Stärken modellbasierter Systementwicklung<br />
adressiert: automatisierte Dokumentation,<br />
effizientere Kommunikation, Wiederverwendbarkeit<br />
von Teilmodellen und die Möglichkeit<br />
zur direkten Vernetzung etablierter<br />
Softwarewerkzeuge (bspw. Anforderungsmanagementtools,<br />
Konstruktions-, Simulations-<br />
und Optimierungswerkzeuge).<br />
FUNDIERTE WISSENSCHAFTLICHE ARBEI-<br />
TEN FÜR DIE ENTWICKLUNGSPRAXIS<br />
Die Advanced Systems Engineering-Systematik<br />
des IPEK stützt sich auf das integrierte<br />
<strong>News</strong>letter Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktentwicklung <strong>WiGeP</strong> | Ausgabe 2 | Oktober <strong>2012</strong><br />
Advanced Systems Engineering<br />
Anwenderorientierte Systematik zur Entwicklung komplexer Systeme<br />
• Produktentstehungsmodelle<br />
• Wissensmanagement<br />
• Ontologien<br />
• Problemlösungsprozesse<br />
• Analyse- &<br />
Synthesetools<br />
• Lösungsmuster<br />
• Prozessmodellierung<br />
& -optimierung<br />
• Ressourcenmanagement<br />
Modellbasierte Vernetzung der Informationen (Traceability)<br />
Zielsystem Handlungssystem<br />
Objektsystem<br />
Produktentstehungsmodell iPeM und damit<br />
verbunden auf die modellbasierte Beschreibung<br />
und Vernetzung von Ziel- und Objektsystem<br />
(siehe Bild 1). Diese Vernetzung soll<br />
beispielsweise durch die anwendungsnahe<br />
Weiterentwicklung konstruktionsmethodischer<br />
Theorien wie z.B. dem Contact &<br />
Channel – Ansatz dargestellt werden. Dieser<br />
unterstützt die modellbasierte Beschreibung<br />
des Zusammenhangs von Funktion und<br />
Gestalt mechanischer Systeme im Kontext<br />
komplexer mechatronischer Produkte.<br />
DER ANWENDER IM MITTELPUNKT<br />
Bei der Erforschung von Methoden und<br />
Werkzeugen zur Entwicklung komplexer<br />
Systeme steht vor allem die Steigerung der<br />
Anwenderakzeptanz durch vereinfachte<br />
Handhabung komplexer Modelle und eine<br />
verständliche Filterung und Darstellung<br />
von interessierenden Informationen im<br />
Vordergrund. Ein wesentlicher Grund für<br />
mangelnde Akzeptanz heutiger fachdisziplinübergreifender<br />
Modellierungsansätze wie<br />
z.B. SysML liegt in dem großen Abstraktionsschritt<br />
von räumlich-bildlichen Mentalmodellen<br />
bzw. 3D-CAD-Modellen und<br />
zweidimensionalen, weitgehendgeometrieneutralen<br />
Blockdiagrammen.<br />
Aktuelle Forschungsarbeiten<br />
des IPEK verfolgen<br />
daher die Vision,<br />
diesen Übergang durch<br />
Zwischenschritte mit<br />
geeigneter Darstellung<br />
zu überwinden. Neben<br />
dieser konkreten Maßnahme<br />
werden am IPEK<br />
auch Methoden und Prozessmodelle<br />
entwickelt,<br />
die eine Vernetzung von<br />
Informationen ermöglichen.<br />
Ziel ist dabei die<br />
anwenderorientierte<br />
Unterstützung strategischerMultiprojektmanagementkonzepte,<br />
die<br />
effiziente Nutzung von<br />
Ressourcen wie Personal<br />
und Maschinen sowie der<br />
bedarfsgerechte Einsatz<br />
von Lösungen zum Anforderungs-<br />
und Wissensmanagement.<br />
Dabei sollen<br />
prozess- und produktrelevante<br />
Informationen derart<br />
miteinander in Relation gesetzt werden,<br />
dass alle relevanten Aspekte und Randbedingungen<br />
in die Planung von Unternehmensprozessen<br />
angemessen einbezogen<br />
werden können. Dazu gehören neben der<br />
Modellbildung auch Untersuchungen zu<br />
Vorgehensstrategien von Produktentwicklern<br />
bei der Analyse und Synthese von Systemen<br />
in Problemlösungsprozessen.<br />
Methoden und Prozesse des Advanced<br />
Systems Engineering sollen auf die heutigen<br />
und zukünftigen Bedürfnisse und<br />
Herausforderungen der Entwicklungspraxis<br />
zugeschnitten sein. An diesem<br />
Leitbild orientiert sich die Forschung am<br />
IPEK. Besonders effektiv funktioniert das<br />
in fruchtbaren Kooperationen mit dem<br />
zukünftigen Anwender selbst – den Entwicklern<br />
und Managern in der Industrie.<br />
• Objektsystemmodellierung<br />
• Produktanalysen<br />
& Simulationen<br />
• Varianten-<br />
Produktportfolio<br />
o. Prof. Dr.-Ing. Dr. h.c. Albert Albers<br />
Dipl.-Ing. Christian Zingel<br />
IPEK – Institut für Produktentwicklung<br />
Karlsruher Institut für Technologie (KIT)<br />
9
<strong>News</strong>letter Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktentwicklung <strong>WiGeP</strong> | Ausgabe 2 | Oktober <strong>2012</strong><br />
Neue Hexapod-Großprüfanlage an der TUHH<br />
Hamburgs Wissenschaftssenatorin gibt den Startschuss für die Inbetriebnahme der Hexapod-Prüfanlange an der<br />
Technischen Universität Hamburg-Harburg<br />
Eine neue Hochleistungs-Prüfanlage an der<br />
TU Hamburg-Harburg ermöglicht erstmals<br />
in einem universitären Umfeld mechanische<br />
Tests an größeren Bauteilen aus<br />
Faserverbundwerkstoffen unter komplexen<br />
realitätsnahen Belasungsbedingungen.<br />
Große Baugruppen von Flugzeugen und<br />
Flugzeugrumpfsegmente können jenen<br />
Belastungen und Vibrationen ausgesetzt<br />
werden, die im realen Flugbetrieb herrschen<br />
und weit darüber hinausgehen. Damit wird<br />
in Deutschland eine für die Grundlagenforschung<br />
bisher nicht verfügbare Technik<br />
zum Einsatz gebracht und eine zentrale<br />
Lücke zwischen materialwissenschaftlicher<br />
Grundlagenforschung und praktischer<br />
Anwendung geschlossen.<br />
Die interdisziplinäre Forschergruppe der<br />
TUHH, bestehend aus den Professoren<br />
Krause, Schulte und Weltin mit ihren Mitarbeitern<br />
wurde neben einer Gruppe der TU<br />
Braunschweig aus 10 Bewerbern im Rahmen<br />
einer DFG-Großgeräteinitiative durch<br />
internationale Gutachter ausgewählt. Die<br />
beiden Anlagen unterscheiden sich stark im<br />
Prüfkonzept und sind für sich einzigartig.<br />
Dadurch werden die Prüfmöglichkeiten, welche<br />
die Deutsche Forschungsgemeinschaft<br />
zur Verfügung stellt, essenziell erweitert.<br />
ENTSTEHUNG<br />
Das Prüfgerät kostete rund 3,6 Mio. Euro<br />
und wurde maßgeblich von der Deutschen<br />
10<br />
Verspannungstest im<br />
oberen Prüfraum mit<br />
externem Aufbaurahmen<br />
Verspannungstest<br />
unterer Prüfraum<br />
(für kleinere Bauteile)<br />
Bild 2: Prüfkonzepte und Prüfräume des neuen Hexapod-Prüfstandes<br />
Forschungsgemeinschaft<br />
(DFG) gefördert und in einer<br />
eigens dafür errichteten Halle<br />
auf dem Campus installiert.<br />
Um die hochgesteckten Ziele<br />
zu erreichen, erfolgte die Entwicklung<br />
und Umsetzung des<br />
Prüfstands in enger Kooperation<br />
und Absprache zwischen<br />
Wissenschaftlern der TUHH<br />
und der Firma Feingerätebau<br />
Steinbach (FGB).<br />
Am 2. Mai wurde die Anlage<br />
von Hamburgs Zweiter Bürgermeisterin<br />
und Senatorin für<br />
Wissenschaft und Forschung,<br />
Dr. Dorothee Stapelfeldt, Prof.<br />
Dr.-Ing. Matthias Kleiner, Präsident der<br />
Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG)<br />
sowie dem TUHH Präsidenten Prof. Garabed<br />
Antranikian eingeweiht (Bild 1). Hierbei<br />
konnte ein Test mit einer Flugzeugbordküche<br />
vor 100 geladenen Gästen aus Forschung<br />
und Industrie demonstriert werden.<br />
PRÜFSTAND<br />
Bei Untersuchungen an größeren Bauteilen<br />
aus Faserverbundwerkstoffen, die u.a. beim<br />
Bau von Flugzeugen, Autos und Windkraftanlagen<br />
zum Einsatz kommen, kann das<br />
mechanische Verhalten – Festigkeit und<br />
Lebensdauer – dieses zukunftsweisenden<br />
Werkstoffs an bis zu 3-4 Meter großen<br />
Vibrationstest von<br />
großen Komponenten<br />
im oberen Prüfraum<br />
Bild 1: Inbetriebnahme der Hexapod-Prüfanlange mit dem TUHH-<br />
Präsidenten Prof. Garabed Antranikian, Hamburgs Senatorin<br />
für Wirtschaft und Forschung Dr. Dorothee Stapelfeldt<br />
und DFG-Präsidenten Prof. Matthias Kleiner (v.l.n.r.).<br />
Drucksimulationen<br />
durch Verwendung<br />
einer elastischen Blase<br />
Werkstücken getestet werden. Die zu prüfenden<br />
Bauteile können mehraxial in den<br />
drei Raumrichtungen sowohl translatorisch<br />
als auch rotatorisch bewegt bzw. belastet<br />
werden. Eine Vielzahl von ein- und mehraxialen<br />
Kraft- und Beschleunigungssensoren<br />
messen, welche Beschleunigungen und<br />
Kräfte auf das Bauteil wirken, um daraus<br />
Rückschlüsse auf die Steifigkeit und das<br />
dynamische Verhalten des Prüfobjekts zu<br />
ziehen. Vom neuen Prüfstand erwarten die<br />
Wissenschaftler genauere Kenntnisse über<br />
das Verhalten des Materials in Verbindung<br />
mit der Bauteilgestalt und somit Wege für<br />
eine effizientere und sicherere Nutzung der<br />
Faserverbundwerkstoffe in der industriellen<br />
Anwendung.<br />
Die sechs Zylinder mit einer<br />
Einzelkraft von je 160 kN<br />
und kombinierter Kraft von<br />
bis zu 500 kN beschleunigen<br />
damit auch mehrere<br />
Tonnen schwere Prüflinge<br />
mit bis zu sechsfacher Erdbeschleunigung.<br />
Dafür fördern<br />
die Hydraulikaggregate bis<br />
zu 750 Liter pro Minute bei<br />
einem Druck von 280 bar.<br />
Unter Volllast wird dafür ein<br />
halbes Megawatt an Strom<br />
abgenommen. Diese Dynamik<br />
und Leistung gehen weit<br />
über die eines konventio-
nellen Hexapods, wie er etwa in Simulatoren<br />
eingesetzt wird, hinaus. Aufgrund der<br />
hohen dynamischen Belastungen wurde für<br />
den Prüfstand ein 340 Tonnen schweres<br />
Spezialschwingfundament von der Firma<br />
CFM Schiller gebaut, das den Hexapod ab<br />
1,2 Hz vom Untergrund schwingisoliert. Die<br />
Anforderungen an die Regelung der Anlage<br />
stellt eine besondere Herausforderung dar.<br />
In allen sechs Freiheitsgraden kann weg-<br />
oder kraftgeregelt geprüft werden. Da auch<br />
Kombinationen der Regelungsarten möglich<br />
sind, erweitern sich die Prüfmöglichkeiten<br />
zusätzlich. Um bei den Prüfungen die<br />
benötigte Präzision zu erreichen, kann der<br />
Regler iterativ arbeiten; d. h. er optimiert<br />
nach jedem Lauf die Regelparameter bis die<br />
Abweichung entsprechend den Vorgaben<br />
minimiert ist.<br />
Um ein großes Spektrum an Prüfmöglichkeiten<br />
abzudecken, ist die Plattform als Ring<br />
(gelb) ausgeführt (Bild 2). So können Prüflinge<br />
oberhalb und unterhalb aber auch im<br />
Ring aufgespannt werden.<br />
NUTZUNG<br />
Prof. Uwe Weltin forscht insbesondere im<br />
Bereich der Elastomerbauteile, wie z. B.<br />
Luftfedern und deren Betriebsfestigkeit<br />
unter multiaxialen Belastungen. Die Aus-<br />
<strong>News</strong>letter Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktentwicklung <strong>WiGeP</strong> | Ausgabe 2 | Oktober <strong>2012</strong><br />
wirkung eines Defekts in realitätsnahen<br />
Strukturbauteilen aus CFK, wie z. B. bei<br />
Flugzeugschalenelementen oder Rotorblättern<br />
von Windenergieanlagen, untersucht<br />
Prof. Schulte mit dem Hexapodprüfstand<br />
unter multiaxialen Lastsituationen. Auch<br />
diese Prüfungen erfolgen mit finanzieller<br />
Unterstützung der DFG. Die Gruppe<br />
um Prof. Krause testet und analysiert das<br />
dynamische Verhalten von komplexen<br />
Bauteilen und Produkten. Hierbei stehen<br />
im Moment besonders Komponenten aus<br />
der Flugzeugkabine im Vordergrund sowie<br />
das multiaxiale Verhalten von Faserkunststoffverbundbauteilen.<br />
Direkt nach der<br />
Inbetriebnahme des Prüfstands wurden in<br />
Zusammenarbeit mit Airbus und Diehl Service<br />
Modules Prüfungen an Monumenten,<br />
wie die in Bild 3 dargestellte Flugzeug-Bordküche,<br />
durchgeführt. Die Messwerte und<br />
die daraus ausgewerteten Kennwerte sind<br />
von akuter Brisanz für die Entwicklung und<br />
Optimierung von Kabinenbauteilen, auch in<br />
Verbindung mit neuen Flugzeugtypen, wie<br />
dem A320neo.<br />
Diese vielseitigen Projekte zeigen die Flexibilität<br />
des Hexapods, welche die Basis für<br />
herausragende Projekte in Forschung und<br />
Industrie ist.<br />
Bild 3: Prof. Uwe Weltin, Prof. Dieter Krause und<br />
Prof. Karl Schulte (v.l.n.r.) an der neuen<br />
Hexapod-Prüfanlage mit einer Flugzeugbordküche<br />
als Testobjekt.<br />
Prof. Dr.-Ing. Dieter Krause<br />
Dipl.-Ing. Thomas Gumpinger<br />
Institut für Produktentwicklung und<br />
Konstruktionstechnik (PKT)<br />
Technische Universität Hamburg-Harburg<br />
(TUHH)<br />
Praxisorientierte Lehre: Projektseminar Innovations-<br />
und Entwicklungsmanagement (IEM)<br />
Innovative Produktkonzepte für die Fördertechnik von Morgen<br />
„Arbeiten im Team unter Zeitdruck“ – Unter<br />
diesem Leitsatz fand im Sommersemester<br />
<strong>2012</strong> das Projektseminar Innovations- und<br />
Entwicklungsmanagement (IEM) am Lehrstuhl<br />
für Produktentwicklung des Heinz<br />
Nixdorf Instituts statt. Der einwöchige<br />
Intensivkurs wurde mit der BEUMER Group<br />
GmbH & Co. KG durchgeführt, die international<br />
führender Hersteller in der Intralogistik<br />
ist und sich besonders in der Lehre<br />
und Ausbildung engagiert. BEUMER rüstet<br />
zum Beispiel moderne Flughäfen mit<br />
mechatronischen Transportsystemen aus<br />
und ist dafür zuständig, dass das Gepäck<br />
nach dem Einchecken rechtzeitig im Flieger<br />
zur nächsten Fußball Weltmeisterschaft<br />
ankommt. Andere Produkte kommen zum<br />
Beispiel aus den Bereichen<br />
Verpackungs- und<br />
Verladetechnik.<br />
15 erfahrungshungrige<br />
Studierende des<br />
Maschinenbaus und des<br />
Wirtschaftsingenieurwesens<br />
der Universität<br />
Paderborn machten sich<br />
also auf die Suche nach<br />
innovativen Produktkonzepten.<br />
Dazu wurden die<br />
Studierenden in drei konkurrierende<br />
Teams eingeteilt.<br />
Jede Gruppe hat<br />
von BEUMER eine spezifische<br />
Aufgabenstellung<br />
Bild 1: Die Teilnehmer und Betreuer des Projektseminars nach der gelungenen<br />
Abschlusspräsentation<br />
11
<strong>News</strong>letter Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktentwicklung <strong>WiGeP</strong> | Ausgabe 2 | Oktober <strong>2012</strong><br />
Bild 2: Einblicke in das Projektseminar Innovations- und Entwicklungsmanagement<br />
bekommen: Die konzeptionelle Lösung<br />
eines technischen Problems aus der Praxis.<br />
Die erste Aufgabenstellung behandelte<br />
die platzsparende Zwischenlagerung von<br />
Gepäckstücken auf Flughäfen, die zweite<br />
Aufgabenstellung zielte auf ein neuartiges<br />
Förderkonzept für Gepäck in Steigungen<br />
und die dritte Aufgabenstellung fokussierte<br />
auf eine Maschine zur Beladung von LKW<br />
mit Zementsäcken. Die Gruppen mussten<br />
ihre Aufgabenstellungen nach einer vorgegebenen<br />
Systematik bewältigen und regelmäßig<br />
über den Fortschritt berichten.<br />
Die erste Gruppe – mit selbstgewähltem<br />
Gruppennamen „auto-store“ – ließ sich bei<br />
ihrer Lösungsfindung ungewöhnlich inspirieren:<br />
Die Lagerung von Hamburgern bei<br />
bekannten Fastfood-Ketten waren Grund-<br />
12<br />
lage für pfiffige Lösungskonzepte. Auf einer<br />
Schrägen können hier Gepäckstücke von<br />
einer Seite angeliefert und von der anderen<br />
Seite entnommen werden.<br />
Nicht minder kreativ zeigte sich die zweite<br />
Gruppe „steiTEC“. Die Inspiration für eine<br />
Lösung zur Überwindung einer Steigung<br />
beim Transport von Gepäckstücken rührte<br />
aus sportlichen Aktivitäten der Gruppenmitglieder:<br />
Wasserski! Beim Wasserski klinkt<br />
sich eine Person in eine Seilbahn ein und<br />
wird über das Wasser gezogen. Das Konzept:<br />
Ein Transportwagen (darin ein Koffer)<br />
soll sich in einer Seilbahn einklinken und<br />
damit eine Steigung überbrücken.<br />
Die dritte Gruppe „Cement Industry Consulting“<br />
konzipierte Teilsysteme für eine<br />
Maschine zur Beladung von LKW mit<br />
Amorphe Kohlenstoffschichten für die<br />
Blechmassivumformung<br />
Reibung und Verschleiß in Umformwerkzeugen gezielt beeinflussen<br />
Mit der zunehmenden Notwendigkeit<br />
der Energie- und Resourceneffizienz<br />
gehen steigende Anforderungen an die<br />
Kompaktheit technischer Komponenten<br />
einher. Im SFB/Transregio 73 wird diesem<br />
globalen Trend mit der Entwicklung der<br />
neuen Fertigungstechnologie „Blechmassivumformung“<br />
(BMU) begegnet. Diese<br />
neue Klasse von Umformverfahren hat<br />
zum Ziel, ausgehend von Feinblechen<br />
funktionsintegrierte Bauteile mit komplexen<br />
Nebenformelementen (z. B. Verzahnungen)<br />
in der Größenordnung der<br />
Blechdicke in wenigen Fertigungsstufen<br />
herzustellen (Bild 1). Aus der damit verbundenen<br />
fertigungstechnischen Her-<br />
Zementsäcken. Die Teilsysteme können<br />
miteinander kombiniert werden, entsprechend<br />
der Idee eines Baukastens. Beispielsweise<br />
wurde ein Greifer konzipiert, der die<br />
Zementsäcke aufnimmt und auf dem LKW<br />
positioniert. Eine andere Lösung ist ein<br />
geschickt angeordnetes Transportband, das<br />
automatisch ein Lagenmuster von Zementsäcken<br />
erstellt.<br />
Neben der Schulung in der Methodik und<br />
Vorgehenssystematik nach Pahl/Beitz<br />
wurden die Studierenden in Rede- und<br />
Präsentationstechnik geschult sowie mit<br />
Kreativitätstechniken zur Findung innovativer<br />
Ideen vertraut gemacht. Diese Fähigkeiten<br />
mussten die Teilnehmer in insgesamt<br />
12 Präsentationen – darunter ein Statusbericht<br />
an die Geschäftsleitung und eine<br />
Pressekonferenz – unter Beweis stellen. Der<br />
enorme Zeitdruck während der Projektwoche<br />
erforderte effizientes Teamwork.<br />
Die Resultate des Projektseminars übertrafen<br />
die Erwartungen seitens BEUMER.<br />
Mit dem Highlight der Abschlusspräsentation<br />
am Freitagabend konnten die Studierenden<br />
den Leiter der Entwicklung, Herrn<br />
Dr. Frank Will, und seine Mitarbeiter positiv<br />
überraschen. Bei einer gemeinsamen<br />
Abschlussfeier mit Umtrunk im Paderborner<br />
„Feuerstein“ wurde noch bis spät in die<br />
Nacht gefachsimpelt.<br />
Prof. Dr.-Ing. Jürgen Gausemeier<br />
Dipl.-Wirt.-Ing. Christoph Peitz<br />
Lehrstuhl für Produktentstehung<br />
Heinz Nixdorf Institut<br />
Universität Paderborn<br />
ausforderung, auch in Stahlblechen die<br />
zur Ausformung der Nebenformelemente<br />
erforderlichen dreiachsigen Spannungs-<br />
und Formänderungszustände einzustellen,<br />
leiten sich zugleich Herausforderungen für<br />
die Tribologie ab: Zum einen müssen die<br />
Reibeigenschaften der Werkzeugaktivflächen<br />
lokal gezielt eingestellt werden, um
die Steuerung des Werkstoffflusses entsprechend<br />
der Geometrieanforderungen zu<br />
unterstützen; zum anderen unterliegen die<br />
Aktivflächen lokal stark unterschiedlichen,<br />
teils sehr hohen tribologischen Beanspruchungskollektiven.<br />
Um diesen Herausforderungen<br />
zu begegnen, müssen auf dem<br />
Gebiet der Umformtechnik bislang nicht<br />
genutzte Oberflächenmodifikationen an<br />
die spezifischen Anforderungen der BMU<br />
angepasst, im Sinne von Konstruktionselementen<br />
gezielt einsatzbar gemacht und der<br />
Werkzeugkonstrukteur bei ihrer Auswahl<br />
unterstützt werden. Sehr vielversprechend<br />
erscheint hierbei die zielgerichtete Entwicklung<br />
amorpher Kohlenstoffschichten.<br />
AMORPHER KOHLENSTOFF<br />
Eine gerade einmal 1 bis 5 µm dünne<br />
Schicht aus amorphem Kohlenstoff genügt,<br />
um einer technischen Oberfläche herausragende<br />
tribologische Eigenschaften zu verleihen.<br />
Amorpher Kohlenstoff, der wegen<br />
seiner hohen Härte oft auch als diamondlike<br />
carbon (DLC) bezeichnet wird, ist nicht<br />
nur verschleißfest, sondern ermöglicht aufgrund<br />
seiner besonderen Tribomechanismen<br />
selbst im trockenen Gleitkontakt gegen<br />
Stahl dauerhaft niedrige Reibzahlen. Der<br />
Umformgrad φ<br />
2,5<br />
0<br />
m: Erf. Reibfaktor<br />
p: Vorh. Pressung<br />
m = 0,05<br />
1<br />
p ≤ 1,2 GPa<br />
m = 0,3<br />
2<br />
p ≤ 0,4 GPa<br />
5<br />
Stempel<br />
2<br />
4<br />
3<br />
1<br />
3 mm<br />
3<br />
4<br />
5<br />
<strong>News</strong>letter Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktentwicklung <strong>WiGeP</strong> | Ausgabe 2 | Oktober <strong>2012</strong><br />
Matrize<br />
Blech<br />
3 mm<br />
m = 0,05<br />
p ≤ 1,5 GPa<br />
m = 0,05<br />
p ≤ 2,5 GPa<br />
m = 0,3<br />
p ≤ 1,5 GPa<br />
mangelnden Überlastsicherheit<br />
der<br />
meisten DLC-Varianten,<br />
die u. a. auf<br />
das spröde Materialverhalten<br />
und hohe<br />
Druckeigenspannungen<br />
zurückgeführt<br />
werden kann, ist<br />
es jedoch geschuldet,<br />
dass ihr Einsatz<br />
bislang auf mäßig beanspruchte Anwendungen<br />
beschränkt ist. Diese liegen vor<br />
allem im Bereich der Maschinenelemente<br />
und Motorkomponenten. In der Umformtechnik<br />
gibt es bislang nur einige Pilotanwendungen<br />
in der Aluminiumumformung.<br />
Wie vergleichende, mit einem sog. Load<br />
Scanner durchgeführte Untersuchungen im<br />
trockenen Gleitkontakt gegen Stahl zeigen,<br />
sind aber insb. wolframmodifizierte wasserstoffhaltige<br />
amorphe Kohlenstoffschichten<br />
(a-C:H:W) auch unter den hohen Kontaktbeanspruchungen<br />
der Umformtechnik einsetzbar<br />
(Bild 2). Der Grund für die erhöhte<br />
Beanspruchbarkeit sind nanoskalige karbidische<br />
Einlagerungen in der amorphen Kohlenstoffmatrix,<br />
die zu einer Verringerung<br />
der Eigenspannungen beitragen und dem<br />
sonst spröden DLC eine gewisse<br />
Duktilität verleihen.<br />
2 mm<br />
Bild 1: Durch Blechmassivumformung hergestelltes napfförmiges<br />
Bauteil mit Verzahnung im Flanschbereich und<br />
tribologische Zonen der Umformmatrize (Flächenmodell,<br />
10°-Ausschnitt).<br />
Platin (Präparation)<br />
a-C:H<br />
a-C:H:W<br />
Substrat<br />
MASSGESCHNEIDERTE REIBUNG<br />
Mit Blick auf die spezifischen<br />
Erfordernisse der BMU verfügen<br />
a-C:H:W-Schichten über einen<br />
weiteren Vorzug: Die Reibeigenschaften<br />
dieser durch sog. reaktives<br />
Magnetronsputtern von Wolframkarbid<br />
in Argon-Acetylen-Atmosphäre<br />
hergestellten DLC-Variante<br />
lassen sich durch geeignete Wahl<br />
der Prozessparameter über weite<br />
Bereiche hinweg einstellen. So sind<br />
im trockenen Gleitkontakt gegen<br />
Stahl Reibzahlen von 0,1 bis 0,4<br />
möglich. Unter Vollschmierung<br />
mit hochadditiviertem Fließpressöl<br />
lässt sich die Reibzahl zwischen<br />
0,05 und 0,11 anpassen. Dabei<br />
resultieren sowohl unter ölgeschmierten<br />
als auch unter trockenen<br />
Bedingungen meist akzeptable<br />
Verschleißraten. Bemerkenswerter<br />
Weise lassen sich – wie unter dem<br />
Einsatz von Methoden der statistischen<br />
Versuchsplanung gezeigt<br />
Stahlübertrag<br />
Platin (Präparation)<br />
Delaminationsriss<br />
Zugriss<br />
a-C:H:W<br />
1 µm<br />
Substrat<br />
2 µm<br />
Bild 2: Typisches Schadensbild einer DLC-Schicht mit unmodifizierter Decklage<br />
und (ungeschädigte) a-C:H:W-Schicht nach identischer Beanspruchung<br />
auf Load Scanner.<br />
werden kann – trockene und ölgeschmierte<br />
Reibung in Teilen des Prozessraums sogar<br />
weitgehend unabhängig voneinander einstellen.<br />
So ist es durch Anlegen einer negativen<br />
elektrischen Spannung (Bias) an den<br />
zu beschichtenden Werkzeugen möglich,<br />
die Reibzahl unter Ölschmierung auf Werte<br />
um 0,05 einzustellen. Zugleich kann die trockene<br />
Reibung durch gezielte Anpassung<br />
der Prozessgasflüsse innerhalb der oben<br />
genannten Grenzen variiert werden.<br />
NUTZEN UND AUSBLICK<br />
Durch genaue Kenntnis der Zusammenhänge<br />
zwischen Prozessparametern und<br />
tribologischen Eigenschaften lässt sich das<br />
Konstruktionselement a-C:H:W-Schicht in<br />
vielfältiger Weise auslegen, sodass es den<br />
unterschiedlichen Anforderungsprofilen von<br />
BMU-Werkzeugen gerecht wird.<br />
Um auch die unter trockenen und ölgeschmierten<br />
Bedingungen jeweils sehr<br />
unterschiedlichen Reibeigenschaften des<br />
a-C:H:W gezielt ausnutzen zu können, sind<br />
die Reibzahlen im Mischreibungsbereich<br />
in Abhängigkeit der Schmierstoffmenge<br />
genauer zu bestimmen. Damit der Nutzen<br />
von a-C:H:W, aber auch anderer tribologischer<br />
Schichten, für die BMU maximiert<br />
werden kann, muss dieses bislang global<br />
applizierte Konstruktionselement zu einem<br />
selektiv lokal einsetzbaren weiterentwickelt<br />
werden. Auf Basis geeignet aufgebauter<br />
mehrlagiger Schichtsysteme wird dies durch<br />
die Anwendung von Masken- und/oder<br />
Abtragsverfahren (z. B. Laserablation, robotergestütztes<br />
Feinschleifen) möglich sein.<br />
Prof. Dr.-Ing. Sandro Wartzack<br />
Dipl.-Ing. Harald Hetzner<br />
Dr.-Ing. Stephan Tremmel<br />
Lehrstuhl für Konstruktionstechnik<br />
Friedrich-Alexander-Universität<br />
Erlangen-Nürnberg<br />
13
<strong>News</strong>letter Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktentwicklung <strong>WiGeP</strong> | Ausgabe 2 | Oktober <strong>2012</strong><br />
Lebensfähige Systemmodelle<br />
Methodische Konzipierung und Gestaltung flexibler Fahrzeugkonzepte<br />
MOTIVATION<br />
Die Zahl der Weltbevölkerung (schon jetzt<br />
7 Milliarden) steigt weiter an, wobei der<br />
größte Anteil in Städten leben wird. Der<br />
Mobilitätsbedarf wächst und der Verkehr<br />
nimmt ständig zu, doch die Kapazität des<br />
Verkehrsnetzes hat keine Chance diesen<br />
Strom aufzunehmen. Das mit fossilen Brennstoffen<br />
betriebene Kraftfahrzeug, derzeit<br />
mit über 1 Milliarde Exemplaren auf unserem<br />
Planeten Erde vertreten, erweist sich als<br />
einer der Mitverursacher ökologischer Probleme,<br />
welche sich durch ihre Vernetzung<br />
zunehmend gegenseitig verstärken.<br />
Wir alle wollen weiterhin mobil sein, möglichst<br />
schnell und bequem zum Arbeitsplatz<br />
oder zu Freunden kommen und erwarten,<br />
dass in den Geschäften Lebensmittel pünktlich<br />
verfügbar sind. Zugleich ärgern wir uns<br />
aber auch über Staus, Verkehrslärm, Abgase<br />
und verbaute Landschaften. Daher stellt<br />
sich unentwegt die Frage: Können Umweltschutz<br />
und Verkehr im Einklang stehen?<br />
Wie kann den drei Säulen der Nachhaltigkeit<br />
- Ökonomie, Ökologie und soziale<br />
Ausgewogenheit - im Verkehr Rechnung<br />
getragen werden?<br />
Als ein Kernproblem wird angesehen,<br />
dass wir uns ökologisch und ökonomisch<br />
häufig zu kurzsichtig verhalten. Die<br />
Rückkopplung („Feedback-Planung“)<br />
im heutigen Gesamtmobilitätsmodell ist<br />
ebenfalls schwach ausgeprägt. Die lineare<br />
und eindimensionale Vorgehensweise bei<br />
der Planung führt zur Sackgasse, so dass<br />
ein Wandel unausweichlich ist. Für die<br />
innerstädtische Mobilität ist er zur Überlebensfrage<br />
geworden und „wichtiger als<br />
Forschung über Mobilität ist heute ihre<br />
Gestaltung. Uns fehlen Bilder, positive Visionen<br />
und Geschichten einer neuen Mobilitätskultur.“<br />
(Rammler 2010)<br />
Die Existenzfragen sind daher folgende:<br />
Wie können wir das System „Verkehr“ verlagern,<br />
nicht vermehren und es im ökologischen<br />
Einklang entwickeln? Wie kann das<br />
Subsystem „Auto“ anders realisiert und<br />
integriert werden?<br />
STAND DER FORSCHUNG<br />
Die EU will bis 2050 für eine vom Öl unabhängige<br />
und weitgehend CO 2 -neutrale<br />
14<br />
Energieversorgung des Verkehrssektors<br />
sorgen, um die daraus resultierenden<br />
Umweltauswirkungen zu verringern und<br />
die Energieversorgung dauerhaft zu sichern.<br />
Diesbezüglich hat Deutschland am 19.<br />
August 2009 den Nationalen Entwicklungsplan<br />
Elektromobilität verabschiedet. Ziel des<br />
Nationalen Entwicklungsplans ist es, die<br />
Forschung und Entwicklung, die Marktvorbereitung<br />
sowie die Markteinführung von<br />
Elektrofahrzeugen voranzubringen. Nach<br />
der Planung sollen bis 2020 mindestens<br />
eine Million Elektroautos auf Deutschlands<br />
Straßen fahren. In 40 Jahren soll der innerstädtische<br />
Verkehr demnach sogar so gut<br />
wie ganz auf fossile Brennstoffe verzichten<br />
können. (www.bmvbs.de)<br />
Forschung und Industrie sind zurzeit in einer<br />
Ideenfindungsphase. Es gibt zahlreiche Forschungsprojekte<br />
in Richtung Elektrofahrzeuge,<br />
sowohl mit batterie- als auch mit<br />
brennstoffzellen-elektrischen Antriebssystemen<br />
(z.B. ELVA, SolarCar, SunCar-Program,<br />
H2Car, Wind Explorer), die Alternativen für<br />
fossile Kraftstoffe bieten. Es wird behauptet,<br />
dass innovative Antriebstechnologien<br />
das Potenzial haben, fossile Energiequellen<br />
im Verkehrssektor allmählich zu ersetzen. Es<br />
gibt außerdem Vorschläge zu neuen Nutzungsmodellen<br />
(z.B. Carsharing), zu ganz<br />
neuen Fortbewegungsmöglichkeiten (z.B.<br />
Segway, EO-das koppelbare Elektroauto,<br />
VW Hover Car, One+One modular elektro<br />
car, Peugeot RD, EV 2020), sowie einige<br />
Projektvorschläge zur Entwicklung von<br />
nachhaltigen Konzepten und einer Gestaltung<br />
postfossiler Mobilität (z.B. Sensitivitätsmodell,<br />
Apolloprojekt).<br />
Bei den bisherigen Ansätzen steht jedoch<br />
häufig nicht das gesamte Systemmodell im<br />
Vordergrund, sondern das einzelne Subsystem<br />
oder Produkt. Die Gegenseitige<br />
Nutzung von Verschiedenartigkeit durch<br />
Verbindung und Austausch, sowie die<br />
Mehrfachnutzung von Produkten, Funktionen<br />
und Organisationsstrukturen sind nicht<br />
oder zu schwach ausgeprägt. Es fehlen die<br />
ganzheitlichen Ansätze für einen generellen<br />
Wandel.<br />
Die Betrachtung der Natur zeigt einen hohen<br />
Grad der Vernetzung. Biologische Vorbilder<br />
sind integrative, vernetzte Lösungen. Die<br />
Methoden der Bionik scheinen demnach ein<br />
großes Potenzial zu besitzen, um Systemmodelle<br />
zu betrachten. Die Übertragung<br />
der biologischen Ansätze auf die technische<br />
Realisierung stellt die Produktentwicklung<br />
jedoch noch immer vor große Herausforderungen.<br />
Es existieren zwar vereinzelte<br />
Wissenssammlungen, um z.B. Konstruktionsprinzipe<br />
von biologischen Vorbildern<br />
abzuleiten und für die Technik nutzbar zu<br />
machen (z.B. Gramann 2004, Löffler 2009).<br />
Diese sind häufig weder vollständig noch<br />
durchgängig nutzbar. Eine ganzheitliche<br />
Systembetrachtung und die Regelkreise der<br />
Natur werden nicht abgebildet.<br />
Zur Abbildung von Beziehungssystem in<br />
technischen Systemen wurden in der Vergangenheit<br />
zahlreiche Ansätze hervorgebracht.<br />
Als zielführend erscheinen z.B.<br />
Methoden der Modellierung mit SysML<br />
(z.B. Stechert 2010). Hier kann die Produktumgebung<br />
(Mensch, technisches Umfeld,<br />
natürliches Umfeld usw.) mit dem Produkt<br />
(Funktionen, Strukturen, Verhalten usw.)<br />
in Beziehung gesetzt werden. Durch eine<br />
geschickte Analyse des Beziehungsnetzwerkes<br />
können Rückkopplungen erkannt und<br />
geplant werden. Schwierig wird die Anwendung<br />
der Modellierung dann, wenn „weiche“<br />
Faktoren berücksichtigt werden sollen.<br />
D.h. die integrative Betrachtung von Design<br />
und Technik sowie biologischer Vorbilder.<br />
ZIELSETZUNG<br />
Die technische Evolution stellt neue Möglichkeiten<br />
für ein ganzheitliches Überdenken<br />
der Fortbewegung und Fortbewegungsmittel<br />
bereit, die noch nicht entdeckt oder am<br />
Anfang ihrer Entwicklung sind. Als dessen<br />
Resultat provoziert es die Notwendigkeit<br />
weitergehender Untersuchungen möglicher<br />
Innovationen (Systeminnovationen<br />
= Produkt- und Nutzungsinnovation) und<br />
ihren Einfluss auf die Gestaltung der neuen,<br />
innerstädtischen Mobilität.<br />
Ziel muss es sein, aus dem Blickwinkel der<br />
urbanen Strukturen mit Hilfe der Bionik<br />
in einer technologisch höchst entwickelten<br />
Region nach attraktiven, vernetzten<br />
Mobilitätslösung zu suchen. Es soll durch<br />
Feedback-Planung eine neue bionische<br />
Organisationsform gefunden werden und
Bild: Zur Zukunft des Individualfahrzeuges<br />
<strong>News</strong>letter Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktentwicklung <strong>WiGeP</strong> | Ausgabe 2 | Oktober <strong>2012</strong><br />
das Potenzial der lebensfähigen Systemmodelle<br />
(integrative Weltmobile) dargestellt<br />
werden. Dazu müssen Vorgehensweisen,<br />
Methoden und Werkzeuge entwickelt werden,<br />
die eine gezielte Übertragbarkeit von<br />
biologischen Vorbildern auf Design und<br />
Technik, sowie deren wechselseitige Vernetzung<br />
berücksichtigt. Dabei stehen die<br />
Entwickler im Vordergrund der Betrachtung:<br />
Methoden und Werkzeuge müssen so<br />
gestaltet sein, dass sie den speziellen Sicht-<br />
und Arbeitsweisen von Designern und Ingenieuren<br />
gerecht werden und gleichzeitig<br />
Zusammenarbeit, Austausch und gegenseitige<br />
Ideenanregung fördern. Durch die<br />
kombinierte Nutzung sollen Systemlösungen<br />
für den konkreten Anwendungsfall<br />
gefunden werden.<br />
ZUR ZUKUNFT DES<br />
INDIVIDUALFAHRZEUGS<br />
Komplexe Probleme erfordern komplexe<br />
Verbundlösungen.<br />
Durch eine transdisziplinäre, integrative<br />
Forschung mit dem Schwerpunkt auf biologisch<br />
inspiriertem technischen Design wird<br />
das Potenzial der gemeinsamen Innovation<br />
von Systemlösungen untersucht. Diese Verbundlösungen<br />
nehmen die Natur als Vorbild<br />
und bieten vielfältige Chancen durch<br />
alternative und modulare Kombinationen<br />
flexibel auf die sich ändernden Randbedingungen<br />
zu reagieren.<br />
Als Ausgangsbasis wird die vielfältige<br />
Vernetzung und Dynamik der Fahrzeuge<br />
untereinander und zu Nachbarsystemen<br />
betrachtet, systematisch abgebildet<br />
und analysiert. Es werden ganzheitliche<br />
konstruktionsmethodische Ansätze und<br />
Werkzeuge zur effizienten und zielgerichteten<br />
Nutzung biologischer Vorbilder für<br />
die integrierte Produktentwicklung erarbeitet.<br />
Durch deren Anwendung auf die<br />
konkrete Fragestellung werden neuartige<br />
Karosseriestrukturen und neuartige Designs<br />
erarbeitet. Das Ergebnis sind lebenszyklusorientierte,<br />
minimalistisch und modular<br />
gestaltete, flexible Fahrzeugkonzepte für<br />
die neuen innerstädtischen Lebensräume.<br />
Prof. Dr.-Ing. Thomas Vietor<br />
M. Eng. A. Petia Krasteva<br />
Dr.-Ing. Carsten Stechert<br />
Technische Universität Braunschweig<br />
Institut für Konstruktionstechnik<br />
15
<strong>News</strong>letter Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktentwicklung <strong>WiGeP</strong> | Ausgabe 2 | Oktober <strong>2012</strong><br />
Anforderungen an Bremssysteme der industriellen<br />
Antriebstechnik<br />
In der elektrischen Antriebstechnik zeichnen<br />
sich zwei gegenläufige Trends ab: Auf der<br />
einen Seite geht die Entwicklung zu den<br />
Direktantrieben, die sich durch niedrige<br />
Winkelgeschwindigkeiten bei hohen Drehmomenten<br />
auszeichnen und auf der anderen<br />
Seite stehen die schnelllaufenden Antriebe,<br />
bei denen durch die kompakte Bauweise<br />
eine hohe Effizienz erreicht werden soll.<br />
Getrieben wird die Motorenentwicklung<br />
durch den Wunsch der Kunden nach ressourcenschonenden<br />
Antrieben, dies wird seitens<br />
der Gesetzgebung durch die Einführung<br />
neuer Energieeffizienzklassen unterstützt.<br />
Für einen sicheren Betrieb nach dem<br />
Fail-Safe-Prinzip müssen die elektrischen<br />
Antriebe mit einem zusätzlichen Bremssystem<br />
ausgestattet werden. Eine in der<br />
Industrie weit verbreitete Bremsenform<br />
ist die elektromagnetisch gelüftete Federkraftbremse.<br />
Derartige Bremsen werden<br />
beispielsweise bei folgenden Anwendungen<br />
eingesetzt: Bremsmotoren, Kranbau,<br />
Lagertechnik, Holzbearbeitungsmaschinen,<br />
Flurförderfahrzeugen, Bühnentechnik,<br />
Behindertentechnik und Rolltreppen. Bild 1<br />
zeigt die übliche Anordnung einer Federkraftbremse<br />
im Antriebsstrang sowie ihren<br />
schematischen Aufbau.<br />
Die Bauform entspricht der Scheibenbremse,<br />
die Bremskraft wird über vorgespannte<br />
Federn aufgebracht. Das Lüften der Bremse<br />
erfolgt elektromagnetisch. Das durch Reibschluss<br />
aufgebrachte Bremsmoment steht<br />
somit im stromlosen Zustand zur Verfügung.<br />
16<br />
m<br />
Bremsrotor<br />
Ankerscheibe<br />
Motorwelle<br />
Antriebsmotor<br />
Bild 1: Anordnung und schematischer Aufbau einer Federkraftbremse<br />
Übersetzung ins<br />
Schnelle<br />
Die Herausforderung ist die Federkraftbremse<br />
zukunftsfähig zu machen, d. h. ein<br />
bekanntes und bewährtes Lösungselement<br />
an Entwicklungen in der industriellen<br />
Antriebstechnik anzupassen, ohne dabei die<br />
Basisfunktionalität einzuschränken. Zentrale<br />
Anforderungen sind dabei:<br />
• Hohe Relativgeschwindigkeiten,<br />
• Geringe Leistungsaufnahme und<br />
• Geringe Schaltgeräusche.<br />
Zur Entwicklung von Lösungsansätzen für<br />
die genannten Anforderungen sind am<br />
Lehrstuhl für Konstruktions- und Antriebstechnik<br />
folgende Projekte initiiert worden:<br />
• Hochgeschwindigkeitsreibung,<br />
• Energieeffiziente Aktorik und<br />
• Geräuschreduzierung.<br />
HOCHGESCHWINDIGKEITSREIBUNG<br />
Ziel ist die Untersuchung des Reibverhaltens<br />
von Bremsbelägen in Federkraftbremsen<br />
bei variierenden Belastungssituationen.<br />
Insbesondere betrifft dies die Abhängigkeit<br />
des Reibwertes und damit des Bremsmo-<br />
Feder Spule mentes von dem in<br />
das System bei hohen<br />
Relativgeschwindigkeiten<br />
eingebrachten<br />
Energieeintrag. Hierzu<br />
wurde ein Prüfstand<br />
konzipiert und<br />
in Betrieb genommen,<br />
mit dem das<br />
Reibverhalten einer<br />
Federkraftbremse bei<br />
Relativgeschwindigkeiten<br />
bis zu 50 m/s<br />
getestet werden kann<br />
(Bild 2). Im nächsten<br />
Schritt werden Parameterstudiendurch-<br />
Prüfling<br />
Bild 2: Prüfstand zur Untersuchung des Reibverhaltens bei hohem Energieeintrag<br />
Reaktionsmomentaufnehmer<br />
geführt, um für die Auslegung relevante<br />
Daten zu ermitteln.<br />
ENERGIEEFFIZIENTE AKTORIK<br />
Ziel ist eine signifikante Reduzierung des<br />
Energiebedarfs, der für den Betrieb von<br />
ruhestrombetätigten Bremsen zwangsläufig<br />
erforderlich ist. Dabei sind folgende Teilfunktionen<br />
zu erfüllen:<br />
• Aufheben der Federkraft und möglichst<br />
energiearmes Halten der Bremse,<br />
• Sicheres und zuverlässiges Verknüpfen<br />
der Bremse bei Unterbrechung der<br />
Stromzufuhr,<br />
• Sicherstellung der Notstopp-Funktion.<br />
Das Projekt wird im Rahmen des 6. Energieforschungsprogramms<br />
der Bundesregierung<br />
von dem Bundesministerium für Wirtschaft<br />
und Technologie gefördert.<br />
GERÄUSCHREDUZIERUNG<br />
Ziel ist die Reduzierung der Schaltgeräusche<br />
einer Federkraftbremse. Dazu wurden<br />
zunächst vorhandene Lösungsmöglichkeiten<br />
analysiert. Diese Ergebnisse bildeten<br />
dann die Grundlage für ein Lösungskonzept<br />
auf Basis eines hydraulischen Dämpferelements.<br />
Wesentliche Herausforderungen<br />
waren die Integration des Dämpferelementes<br />
in die Federkraftbremse bei einfachem<br />
Produktaufbau und das Aufbringen der<br />
Dämpfungskraft innerhalb eines sehr kurzen<br />
Arbeitsweges der bewegten Teile.<br />
Durch konsequentes methodisches Vorgehen<br />
wurden mehrere Konzepte entwickelt<br />
und getestet. Dabei konnte eine Reduzierung<br />
des Schallpegels um durchschnittlich<br />
25 dB(A) nachgewiesen werden.<br />
Die Bearbeitung der genannten Themen<br />
erfolgt in enger Kooperation mit einem<br />
namhaften Hersteller von Bremssystemen.
Dabei hat sich herausgestellt, dass durch<br />
die enge Zusammenarbeit zwischen Industrie<br />
und Hochschule immer wieder neue<br />
Aufgabenfelder identifiziert und Lösungen<br />
gefunden werden. Auf diese Weise wird die<br />
Mehrkörpersimulation<br />
Dynamik in Planetengetrieben<br />
Der Lehrstuhl für Industrie- und Fahrzeugantriebstechnik<br />
der Ruhr-Universität<br />
Bochum befasst sich innerhalb seiner<br />
Forschung mit einem breiten Spektrum an<br />
Maschinenkomponenten. Neben Stirnradgetrieben<br />
sind weitere Forschungsschwerpunkte<br />
Schnecken- und Schraubradgetriebe<br />
sowie Planetengetriebe und Lager. Diese<br />
Forschungsgebiete werden auf experimenteller<br />
und theoretischer Ebene untersucht.<br />
Aufgrund der zunehmenden Anforderungen<br />
in modernen Antriebssträngen, wie<br />
beispielsweise für die Wind- oder Automobilindustrie,<br />
kommen vermehrt Planetengetriebe<br />
zum Einsatz. Zur Analyse der<br />
dynamischen Betriebskräfte innerhalb solcher<br />
Anlagen finden dabei leistungsstarke<br />
Simulationsprogramme Anwendung, die ein<br />
frühzeitiges Erfassen der Systemdynamik<br />
und damit eine simulationsgestützte Optimierung<br />
des gesamten Stranges erlauben.<br />
Im Zuge der wachsenden Forderung nach<br />
einem besseren Systemverständnis ist das<br />
Mehrkörpersimulationszentrum CoDiMS<br />
(Computational Dynamics in Multibody<br />
Systems) entstanden.<br />
Neben der Bearbeitung aktueller Forschungsinhalte<br />
hat dieses Zentrum sich<br />
zur Aufgabe gemacht, die Ausbildung im<br />
Bereich Mehrkörperdynamik voranzutreiben<br />
und so Studenten schon früh an die<br />
korrekte Anwendung solcher Softwaretools<br />
heranzuführen.<br />
DYNAMIK IN PLANETENGETRIEBEN<br />
Zur Analyse des dynamischen Verhaltens<br />
von Planetengetrieben existieren an der<br />
Forschungsstelle diverse Prüfstandsaufbauten.<br />
Einer dieser vorhandenen Verspannungsprüfstände<br />
für Planetengetriebe<br />
(Achsabstand 100 mm) ist innerhalb des<br />
Mehrkörpersimulationsprogramms SIM-<br />
PACK abgebildet worden. Eine Gesamtübersicht<br />
über den digitalen Prüfstand ist in<br />
<strong>News</strong>letter Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktentwicklung <strong>WiGeP</strong> | Ausgabe 2 | Oktober <strong>2012</strong><br />
Wettbewerbsfähigkeit durch kontinuierliche<br />
Innovation aufrecht gehalten und gestärkt.<br />
Bild 1 zu finden. Hierbei wurde der Einfluss<br />
unterschiedlicher Eingriffsfolgen auf die<br />
Systemdynamik untersucht und die Simulationsergebnisse<br />
mit denen des Prüfstands<br />
verglichen.<br />
Der Vergleich zeigt qualitativ ähnliche<br />
Ergebnisse. Bei Varianten mit symmetrischem<br />
Eingriffsgeschehen verlagern sich die<br />
Zentralelemente gar nicht, bei sequentiellen<br />
Varianten ist dieses Verhalten eher periodisch<br />
und bei unsymmetrischen chaotisch.<br />
Das Verhalten der unsymmetrischen Varianten<br />
lässt sich auf ein ständig vorherrschendes<br />
Kräfteungleichgewicht zurückführen,<br />
das die Zentralelemente aus dem Zentrum<br />
schiebt. In den hieraus folgenden Verlagerungspegeln<br />
ist dieser Sachverhalt direkt<br />
zu entnehmen. Hier zeigen Varianten mit<br />
symmetrischen Eingriffsfolgen einen deutlich<br />
geringeren Verlagerungspegel als die<br />
unsymmetrischen Varianten. Dies stellt sich<br />
bei Getrieben mit vier Planeten analog dar.<br />
Zahnpaarsteifigkeit<br />
Planetenrad<br />
Prof. Dr.-Ing. Detmar Zimmer<br />
Dipl.-Ing. Nils-Peter Kriegel<br />
Lehrstuhl für Konstruktions- und<br />
Antriebstechnik<br />
Universität Paderborn<br />
Die Drehzahlpegel hingegen zeigen ein<br />
inverses Verhalten.<br />
Der Zahneingriff selbst lässt sich als eine<br />
maßgebende Größe für die Erregung<br />
des Systems identifizieren. Varianten mit<br />
symmetrischer Eingriffsfolge weisen im<br />
Vergleich mit Varianten mit sequentieller<br />
Eingriffsfolge hinsichtlich der Drehweganregung<br />
ein deutlich ungünstigeres Verhalten<br />
auf. Dies liegt im ständigen Wechsel des<br />
Steifigkeitsniveaus begründet, das bei symmetrischen<br />
Varianten ausgeprägte Sprünge<br />
aufweist. Hier stellen sich sequentielle<br />
Varianten mit vier Planeten als besonders<br />
ausgeglichen heraus. Durch den Zahnkraftpegel<br />
LFZ wird die Anregung von Verzahnungen<br />
charakterisiert. Dieser Parameter<br />
vereinigt alle essentiellen Bestandteile der<br />
Schwingungsanregung und korreliert mit<br />
dem abgestrahlten Luftschall. Auch hier zeigen<br />
sich im Vergleich von Messungen und<br />
Simulationen ähnliche Ergebnisse (Bild 2).<br />
Plangetriebe aus Mehrfacheingriffen Steifigkeitsverlauf<br />
Steifigkeitskennlinie<br />
des Wälzlagers<br />
Bild 1: Digital test bench<br />
Übertragungsgetriebe<br />
Prüfgetriebe<br />
Wälzlager<br />
Motor<br />
Motorkennlinie<br />
17
<strong>News</strong>letter Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktentwicklung <strong>WiGeP</strong> | Ausgabe 2 | Oktober <strong>2012</strong><br />
AUSBLICK<br />
Um die Qualität der vorhandene Modelle<br />
zu verbessern, werden diese ständig weiterentwickelt.<br />
Neben Einflussuntersuchungen<br />
18<br />
Absolute tooth force level [dB]<br />
160<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
spezieller Modellparameter auf die Modellgüte<br />
werden generelle Vorgehensweisen<br />
zur Modellbildung bestimmter Problemstellungen<br />
erarbeitet, um standardisierte<br />
Absolute tooth force level L fz<br />
spur gears 6-DOF models<br />
T1=2000Nm<br />
0<br />
V01 (seq./ 3 Pl) V03 (unb./ 3 Pl) V05 (sym./ 3 Pl)<br />
SIMPACK 148,79 148,99 144,77<br />
Test results 142,2 143,2 138,6<br />
Bild Test 2: results Absolute tooth force level<br />
23 rd CIRP Design Conference –<br />
Smart Product Engineering<br />
11. – 13. März 2013, Bochum, Deutschland<br />
Im kommenden Jahr findet die CIRP Design<br />
Konferenz als eine der weltweit bedeutendsten<br />
Konferenzen auf dem Gebiet der<br />
Produktentwicklung in Deutschland statt.<br />
Die Konferenz unter dem Vorsitz von<br />
Prof. Abramovici (RUB) und Prof. Stark<br />
(TU Berlin) folgt dem Leitthema „Smart<br />
Product Engineering“. Zu den Konferenzschwerpunkten<br />
gehören unter anderem:<br />
“Design of Smart Products and Systems”,<br />
“Methods and Technologies to enable Systems<br />
Engineering” und “Product Lifecycle<br />
Information and Knowledge Management<br />
in Product Development”.<br />
160<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
Sum acceleration level [dB]<br />
Die <strong>WiGeP</strong> ist Co-Sponsor der Konferenz<br />
und ist im Programmkomitee neben weiteren<br />
zahlreichen internationalen Professoren<br />
durch ihre Mitglieder stark vertreten.<br />
Konferenztermin ist der 11. – 13. März 2013<br />
im Veranstaltungszentrum der Ruhr-Universität<br />
Bochum.<br />
Ausführliche Informationen zu der Konferenz<br />
finden Sie unter:<br />
http://www.cirpdesign-2013.de<br />
Modelle zu erhalten. Diese Modellierungsstandards<br />
für gewisse Antriebsstrangkomponenten<br />
sind in eigens entwickelten<br />
Generatoren zusammengefasst, um Fehler<br />
bei der Modellbildung bestmöglich zu<br />
reduzieren. Hieraus soll im letzten Schritt<br />
ein Antriebsstrangkonfigurator entstehen,<br />
der den Modellbildungsprozess deutlich<br />
beschleunigt.<br />
Darüberhinaus wird an der Forschungsstelle<br />
auch die Weiterentwicklung des Systems<br />
vorangetrieben, um die Systemdynamik<br />
von Antriebssträngen besser abbilden und<br />
im Vorfeld besser erfassen zu können.<br />
Prof. Dr.-Ing. Peter Tenberge<br />
Dipl.-Ing. Jennifer Papies<br />
Lehrstuhl für Industrie- und<br />
Fahrzeugantriebstechnik<br />
Ruhr-Universität Bochum<br />
Prof. Dr.-Ing. Michael Abramovici<br />
Ing. diplômé (Fr) Akamitl Quezada<br />
Lehrstuhl für Maschinenbauinformatik<br />
Ruhr-Universität Bochum (RUB)<br />
Prof. Dr.-Ing. Rainer Stark<br />
Dipl.-Ing. Maik Auricht<br />
Fachgebiet Industrielle Informationstechnik<br />
Technische Universität Berlin (TU Berlin)<br />
(Links): Haptic Interaction und Smart Hybrid Prototyping; (Mitte): PR Fraunhofer IPK Berlin, Global Collaborative Design; (Rechts): ITM Bochum
<strong>News</strong>letter Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktentwicklung <strong>WiGeP</strong> | Ausgabe 2 | Oktober <strong>2012</strong><br />
Beanspruchungsgesteuerte FEA-Netzgenerierung<br />
Wie methodische Rückkopplungen helfen, den virtuellen Produktentwicklungsprozess verbessern<br />
Innerhalb der virtuellen Produktentwicklungskette<br />
folgt der Modellierung mittels<br />
Computer Aided Design (CAD) in der<br />
Regel die Untersuchung von technischen<br />
Produkteigenschaften durch die Finite-<br />
Elemente-Analyse (FEA). An dieser Schnittstelle<br />
werden die CAD-Modelldaten durch<br />
Konstruktions- oder Berechnungsingenieur<br />
in eine FE-Modellierung übertragen.<br />
Die fehlerfreie Bereitstellung<br />
numerischer Eingangsdaten<br />
aus parametrisierten Designvorschlägen<br />
erfordert in der<br />
Praxis einen großen Erfahrungsschatz,<br />
stellt jedoch gleichzeitig<br />
die Basis einer belastbaren<br />
FEA dar. Die Wahl geeigneter<br />
Modellierungsparameter, wie<br />
z.B. die Wahl von Lasten, Festhaltungen,<br />
FE-Elementtyp oder<br />
dem Diskretisierungsgrad, ist<br />
auf Grund ihrer wechselseitigen<br />
Abhängigkeiten nicht<br />
trivial. Um den Konstrukteur<br />
im Entwicklungsprozess bei<br />
dieser Auswahl zu unterstützen,<br />
müssen die Verknüpfungen<br />
der Stellgrößen der FEA in<br />
einer übersichtlichen und leicht<br />
verständlichen Art und Weise<br />
dargestellt werden. Zur Visualisierung<br />
der Abhängigkeiten<br />
der FE-Modellierungsparameter in der FEA<br />
wird eine Design Structure Matrix (DSM)<br />
verwendet. Die Matrixform erleichtert die<br />
Darstellung und Analyse von Informationsflüssen<br />
und die Repräsentation komplexer<br />
Abhängigkeiten. Bild 1 zeigt eine DSM für<br />
die lineare FEA. Sie zeigt eine zu weiten<br />
Teilen rechts oben besetzte Dreiecksmatrix;<br />
die Informationsflüsse beim Aufbau der<br />
FE-Modellierung laufen also überwiegend<br />
sequentiell ab.<br />
Unter Umständen können Abweichungen<br />
von dieser Reihenfolge in Form von gezielten<br />
Rückkopplungen jedoch zur Verbesserung<br />
der FEA-Ergebnisqualität genutzt<br />
werden. So belegen praktische Erfahrungen,<br />
dass die Spannungsergebnisse der<br />
FEA besonders empfindlich gegenüber der<br />
Diskretisierung der Geometrie reagieren.<br />
… bedingt …<br />
Idealerweise müsste der Anwender schon<br />
vor der Modellierung des FE-Netzes die zu<br />
erwartenden Spannungsergebnisse der FEA<br />
kennen, um die richtigen Entscheidungen<br />
bzgl. der Vernetzung der Bauteilgeometrie<br />
treffen zu können.<br />
In geometrisch exponierten Bereichen, wie<br />
z.B. Kerben, Radien oder Löchern sorgen<br />
Spannungen<br />
Bild 1: DSM einer linearen FEA mit Rückkopplung von Spannungsergebnissen<br />
zur FE-Netzfeinheit.<br />
FE-Netzfeinheit<br />
erfahrene Berechnungsingenieure für einen<br />
hinreichend feinen Vernetzungsgrad. Dennoch<br />
existieren häufig sensible Stellen im<br />
Bauteil, an denen ein hoher – und zugleich<br />
numerisch aufwändiger – Detaillierungsgrad<br />
des FEA-Netzes im Vorfeld nicht notwendig<br />
erscheint. Genau bei dieser, für die<br />
Ergebnisgüte wichtigen Entscheidung, soll<br />
dem Konstrukteur ein Werkzeug zur automatischen<br />
Detektion sowie Netzverfeinerung<br />
empfindlicher Bauteilbereiche zur Seite<br />
gestellt werden.<br />
LOKAL ADAPTIERTE NETZFEINHEIT<br />
Zielstellung sogenannter adaptiver Vernetzungen<br />
ist es, die Netzfeinheit passend auf<br />
Belastung und Beanspruchung abzustimmen.<br />
Sensitiven Bauteilregionen wird eine<br />
hohe Auflösung zugewiesen; für andere<br />
Bereiche führen oft auch schon vergleichsweise<br />
grobe Vernetzungen zu zufriedenstellenden<br />
Resultaten. Derart generierte<br />
adaptive Netze sind eine sehr gute Grundlage<br />
für Simulationsergebnisse mit hoher<br />
Rechenqualität bei gleichzeitiger Performanz-Optimierung<br />
der numerischen Algorithmen.<br />
Denn jeder FEA-Knoten erhöht<br />
letztlich die Komplexität des<br />
Lösungsverfahrens. Die gezielte<br />
Beeinflussung derer räumlichen<br />
Häufigkeitsverteilung ist somit<br />
ein Schlüssel zur Vereinbarkeit<br />
der konkurrierenden Ziele Abbildungsgenauigkeit<br />
und Rechenzeit.<br />
Viele FEA-Programme bieten<br />
dem Nutzer Möglichkeiten, die<br />
gewünschte, ggf. lokal unterschiedliche<br />
Punktdichte als Eingabedatum<br />
für die Vernetzung<br />
vorab zu definieren. Erfahrene<br />
Berechnungsingenieure werden<br />
so in die Lage versetzt, bekannte<br />
Schwachstellen höher aufzulösen.<br />
Doch mit zunehmender<br />
Komplexität von Bauteilgeometrien<br />
und Lastszenarien wird die<br />
Vorhersagbarkeit der Beanspruchung<br />
unsicherer. Häufig wird<br />
eine mehrfache Simulation mit<br />
immer feineren Diskretisierungen<br />
unumgänglich, obwohl das<br />
Ausgangsnetz ohnehin bereits einen lokal<br />
hohen Detaillierungsgrad aufwies.<br />
Durch die Rückkopplung von FEA-Berechnungsergebnissen<br />
zur Ansteuerung des<br />
Netzgenerators wird die manuelle Identifizierung<br />
sensitiver Bauteilregionen durch<br />
eine vollautomatische Selektion ersetzt. Auf<br />
Grundlage von näherungsweisen Beanspruchungsdaten,<br />
die bereits aus sehr groben<br />
Ausgangsnetzen gewonnen werden können,<br />
wird für jedes einzelne finite Element<br />
entschieden, ob eine feinere Auflösung<br />
an der jeweiligen Stelle eine höhere Abbildungsgenauigkeit<br />
ermöglichen kann. Um<br />
eine aufwändige vollständige Neugenerierung<br />
zu vermeiden, genügt es, Elemente<br />
zu zerlegen und dabei alle bestehenden<br />
Knoten beizubehalten. Ihnen zugewiesene<br />
Randbedingungen bleiben so weiterhin gül-<br />
19
<strong>News</strong>letter Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktentwicklung <strong>WiGeP</strong> | Ausgabe 2 | Oktober <strong>2012</strong><br />
tig und müssen nicht aktualisiert werden.<br />
Weiterhin wird dafür Sorge getragen, dass<br />
in Übergangsbereichen zwischen groben<br />
und feinen Sektionen auf die aus numerischen<br />
Gründen erforderliche Netzkonformität<br />
erhalten bleibt.<br />
20<br />
grobes Ausgangsnetz<br />
Knoten 2.884 Fußspannung li. 91,35 N/mm²<br />
Elemente 1.369 Fußspannung re. 111,80 N/mm²<br />
dreifach adaptiv verfeinertes Netz<br />
Knoten 11.021 Fußspannung li. 161,80 N/mm²<br />
Elemente 5.376 Fußspannung re. 192,92 N/mm²<br />
Drehmoment 450 Nm<br />
≙ Normalkraft 5.000 N<br />
max. Zahnfußspannung<br />
links<br />
HOHE ERGEBNISGÜTE TROTZ GERINGER<br />
KOMPLEXITÄT<br />
Bild 2 zeigt die aus dem groben Ausgangsnetz<br />
eines Stirnrades (oben links) sukzessive<br />
gewonnene adaptive Vernetzung<br />
(oben rechts bzw. Mitte links) sowie zum<br />
zweifach adaptiv verfeinertes Netz<br />
Knoten 5.661 Fußspannung li. 131,95 N/mm²<br />
Elemente 2.730 Fußspannung re. 159,75 N/mm²<br />
global feines Referenznetz<br />
Knoten 176.393 Fußspannung li. 162,65 N/mm²<br />
Elemente 87.616 Fußspannung re. 190,55 N/mm²<br />
max. Zahnfußspannung<br />
rechts<br />
Bild 2: Simulation der Zahnfußspannungen eines Stirnrades mit unterschiedlichen<br />
FEA-Netzen. Berechnungen mit Z88Aurora.<br />
Schädigungsparameter bei der Lebensdauer-<br />
abschätzung von Schraubendruckfedern<br />
MOTIVATION<br />
Das Maschinenelement Schraubendruckfeder<br />
(SDF) ist eines der wichtigsten Bauteile<br />
in technischen Produkten. Das von<br />
Federn und ihrer zuverlässigen Funktion<br />
abhängige Wertvolumen ist im Regelfall<br />
um ein Vielfaches höher, als die Kosten<br />
für die Feder selbst. Nach wie vor ist<br />
die Berechnung einer Lebensdauer dieses<br />
zunächst „einfach anmutenden Bauteils“<br />
nicht möglich. Gründe dafür liegen in<br />
den Besonderheiten des Materials Federstahldraht,<br />
in der Geometrie des räumlich<br />
gekrümmten Drahtes bzw. der sich daraus<br />
ergebenden räumlichen Bereiche an denen<br />
Spannungsüberhöhungen auftreten sowie<br />
beim Herstellungsprozess gezielt eingestellten<br />
Eigenspannungstiefenprofil. Aus<br />
diesem Grund sind musterprozess- und<br />
serienbegleitende Dauerschwingversuche<br />
Vergleich eine global feine Referenzvernetzung<br />
(Mitte rechts). Als für den Konstruktionsprozess<br />
maßgebliche Vergleichsgrößen<br />
wurden die maximalen Zahnfußspannungen<br />
des belasteten Zahns auf beiden Seiten<br />
in allen vier Netzen gemessen. Die Farbverlaufsdarstellung<br />
unten zeigt die Vergleichsspannungsverteilung<br />
(nach GEH) bzgl. des<br />
global feinen Referenznetzes. Während<br />
zu dessen Berechnung letztlich insgesamt<br />
176.393 Knoten nötig waren, liefert das<br />
dreifach adaptiv verfeinerte Netz mit nur<br />
11.021 Knoten (bzw. 6,2%) nahezu gleiche<br />
Ergebnisse an allen signifikanten Orten. Die<br />
Ergebnisabweichung im Zahnfußbereich ist<br />
mit etwa 1,2% ausreichend gering für eine<br />
belastbare Vorhersage des Bauteilverhaltens<br />
unter Last. Die nötige Berechnungszeit des<br />
adaptiven Netzes sinkt sogar überproportional<br />
mit der Knotenzahl. Und auch die zur<br />
Gewinnung des Netzes nötigen Schritte<br />
erfordern gemeinsam einen erheblich geringeren<br />
Aufwand als die Analyse des Referenznetzes.<br />
Zurzeit wird am Lehrstuhl an einer Verallgemeinerung<br />
auf weitere Elementtypen<br />
sowie einer vollständigen Automatisierung<br />
dieser beanspruchungsgesteuerten Adaption<br />
geforscht. Auf dieser Basis entsteht ein<br />
Werkzeug, um zuverlässige FE-Analysen<br />
künftig auch ohne tiefergehende Vorkenntnisse<br />
der notwendigen Netzfeinheit durchführen<br />
zu können.<br />
Dipl.-Math. Martin Neidnicht<br />
Dipl.-Ing. Florian Nützel<br />
Prof. Dr.-Ing. Frank Rieg<br />
Lehrstuhl für Konstruktionslehre und CAD<br />
Universität Bayreuth<br />
zur sicheren Auslegung der Federn erforderlich.<br />
Häufig erfolgt eine vorläufige Auslegung<br />
von Schraubendruckfedern mittels<br />
Schädigungsparametern. Zulässige Schädigungsparameter<br />
können für den jeweiligen<br />
Einsatzfall und das für die Herstellung<br />
der Feder verwendete Material aus bereits<br />
durchgeführten Dauerschwingversuchen an<br />
Federn aus gleichem Material mit gleichen<br />
bzw. vergleichbaren Herstellungsparame
P SWT - Wert in MPa<br />
1000<br />
900<br />
800<br />
700<br />
600<br />
500 Tau_km=1118 MPa<br />
400 Tau_km=884 MPa<br />
300<br />
Tau_km=650 MPa<br />
1,0E+04 1,0E+05 1,0E+06 1,0E+07<br />
Lastwechsel N<br />
Bild 1: P SWT – Wert: Dauerschwingversuche an Achsfedern gleicher<br />
Geometrie und Herstellung<br />
tern ermittelt werden.<br />
Durch Schädigungsparameter wird die<br />
Schädigung eines Bauteils durch eine<br />
dynamische Beanspruchung des Materials<br />
definiert. Deren Betrag steht im direkten<br />
Zusammenhang mit der Schädigung eines<br />
Bauteils während eines einzelnen Schwingspiels<br />
und somit mit der zu erwartenden<br />
Lebensdauer bis zum technischen Versagen.<br />
Der industriell gebräuchlichste Schädigungsparameter<br />
ist der P SWT -Wert, der<br />
nach Smith, Watson und Topper sowohl die<br />
Auswirkungen der Schwingbreite als auch<br />
der maximal während der Belastung vorhandenen<br />
Spannungen berücksichtigt.<br />
SCHÄDIGUNGSPARAMETER NACH<br />
SMITH, WATSON UND TOPPER (P SWT)<br />
Bei Dauerschwingversuchen an Bauteilen<br />
haben sowohl die Spannungsamplitude<br />
(Dehnungsamplitude) als auch die Mittelspannung<br />
(Mitteldehnung) Einfluss auf die<br />
Lebensdauer. Ebenso trifft dies auf das Bauteil<br />
Schraubendruckfeder zu. Die Schädigung<br />
wird nach Smith, Watson und Topper<br />
durch die Wurzel des Produktes aus Oberspannung<br />
σ ο , der Gesamtdehnung ∙ ε a,t und<br />
dem E-Modul beschrieben. Als schädigend<br />
wird dabei das Produkt σ ο ∙ ε a,t , das als Formänderungsenergiedichte<br />
interpretiert werden<br />
kann, angesehen. Der Federstahldraht<br />
in Schraubendruckfedern wird überwiegend<br />
auf Torsion beansprucht. Schub- und Biegespannungen<br />
sind im Allgemeinen, bezogen<br />
auf die vorhandenen Torsionsspannungen,<br />
vernachlässigbar gering. Um eine<br />
Anwendung auf Schraubendruckfedern zu<br />
ermöglichen, ist eine Übertragung von Normal-<br />
in Tangentialspannungen erforderlich.<br />
Da weiterhin während des Schwingspiels<br />
von Schraubendruckfedern keine plasti-<br />
<strong>News</strong>letter Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktentwicklung <strong>WiGeP</strong> | Ausgabe 2 | Oktober <strong>2012</strong><br />
schenVerformungsanteile zulässig sind, ergibt<br />
sich nach Übertragung<br />
ein PSWT,τ-Wert, der sich<br />
durch die Wurzel des<br />
Produktes aus Oberspannung<br />
σo und Spannungsamplitude<br />
σa beschreiben<br />
lässt. Das Verhältnis zwischen<br />
dem PSWT –Wert<br />
für Normal- und Schubspannungen<br />
beträgt unter<br />
Berücksichtigung der<br />
Gestaltänderungsenergiehypothese<br />
1/ 3.<br />
Durch Dauerschwingversuche<br />
ist die Ermittlung von Schädigungsparameter-Wöhlerlinien<br />
möglich. Dabei wird<br />
davon ausgegangen, dass die Versuchspunkte<br />
unabhängig von der Mittelspannung<br />
bei gleichem Schädigungsparameter<br />
in einem Streuband zusammenfallen.<br />
Bei SDF entstehen aufgrund der räumlichgekrümmten<br />
Geometrie Bereiche im Draht<br />
mit einer örtlichen Spannungsüberhöhung.<br />
Im Allgemeinen werden diese Überhöhungen<br />
durch den Spannungsbeiwert k berücksichtigt,<br />
indem eine Multiplikation mit den<br />
vorhandenen Nennspannungen erfolgt.<br />
Die Spannungsüberhöhungen treten an der<br />
Windungsinnenseite der Feder auf, sodass<br />
dort der Bruch mit hoher Wahrscheinlichkeit<br />
initiiert wird. Aus diesem Grund werden in<br />
den folgenden Ausführungen ausschließlich<br />
die Spannungen an der Windungsinnenseite<br />
betrachtet.<br />
In Bild 1 wurden die Ergebnisse von Dauerschwingversuchen<br />
an 70 Achsfedern<br />
bei unterschiedlicher korrigierter Mittel-<br />
spannung τ km dargestellt.<br />
Dabei wurde der während<br />
der Prüfung vorhandene<br />
Betrag des P SWT,τ -Wertes<br />
über der ertragbaren Lastwechselzahl<br />
abgetragen.<br />
Wie in Bild 1 ersichtlich ist,<br />
fallen die Versuchspunkte<br />
nicht in einem Streuband<br />
zusammen. Zwischen den<br />
ertragbaren Lastwechselzahlen<br />
liegt bei gleichem<br />
P SWT -Wert ein Faktor von<br />
ca. 10. Durch den P SWT -<br />
Wert findet keine ausreichende<br />
Berücksichtigung<br />
des Mittelspannungseinflusses<br />
M statt. Nach<br />
τ<br />
Haibach erfasst der P SWT -Wert im Bereich<br />
eines Spannungsverhältnisses R zwischen -1<br />
und 0 nur eine maximale Mittelspannungsempfindlichkeit<br />
M = 0,4. Mit zunehmendem<br />
Spannungsverhältnis bzw. mit zunehmender<br />
Mittelspannung sinkt die durch den<br />
P SWT -Wert abgebildete Mittelspannungsempfindlichkeit<br />
ab.<br />
Wird die durch Dauerschwingversuche<br />
an 316 Achsfedern ermittelte Mittelspannungsempfindlichkeit<br />
von M τ = 0,52 mit<br />
der durch den P SWT -Wert berücksichtigten<br />
Mittelspannungsempfindlichkeit verglichen,<br />
werden die Grenzen des P SWT -Wertes<br />
deutlich. Vor allem in dem für SDF entscheidenden<br />
Bereich des Spannungsverhältnisses<br />
R > 0 wird der Einfluss der Mittelspannung<br />
deutlich unterschätzt. Werden beispielsweise<br />
identisch hergestellte Achsfedern bei<br />
gleichem Betrag des Schädigungsparameters<br />
mit unterschiedlichen Mittelspannungen<br />
Dauerschwingversuchen unterzogen,<br />
so wird die zulässige Spannungsamplitude<br />
bei der Feder, die mit der höheren Mittelspannung<br />
geprüft wird, überschätzt. Das<br />
technische Versagen tritt frühzeitig ein (vgl.<br />
Bild 1). Aus gleichem Grund wurde von<br />
Bergmann die Erweiterung des ursprünglichen<br />
P SWT -Wertes durch einen Kennwert<br />
a z/d vorgeschlagen. Durch diesen kann<br />
der Mittelspannungseinfluss innerhalb<br />
der Grenzen von M = 0 bis M = 1 zwischen<br />
-1 < R < 0 vorgegeben werden. Allerdings<br />
kann auch durch diesen erweiterten Schädigungsparameter<br />
die real vorhandene<br />
Mittelspannungsempfindlichkeit für den<br />
Bereich R > 0 für Schraubendruckfedern<br />
nicht adäquat abgebildet werden, sodass<br />
ebenfalls deutliche Abweichungen in der<br />
( 1−<br />
Mτ ) τ m<br />
Mτ τ m ⋅<br />
τ m<br />
45°<br />
τ m<br />
Bild 2: Phänomenologische Ableitung des PRKK-Schädigungsparameters τ<br />
o<br />
τ m<br />
τ a<br />
τ o´<br />
= τ a´<br />
21
<strong>News</strong>letter Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktentwicklung <strong>WiGeP</strong> | Ausgabe 2 | Oktober <strong>2012</strong><br />
prognostizierten Lebensdauer bei verschiedenen<br />
Mittelspannungen entstehen.<br />
MITTELSPANNUNGSUNABHÄNGIGER<br />
SCHÄDIGUNGSPARAMETER<br />
Um eine bessere Vergleichbarkeit von Dauerschwingversuchen<br />
bei unterschiedlichen<br />
Mittelspannungen zu erreichen, wurde auf<br />
Basis der Grundidee des Schädigungsparameters<br />
nach Smith, Watson und Topper<br />
ein neuer Parameter abgeleitet, der eine<br />
gezielte Anpassung und direkte Angabe der<br />
Mittelspannungsempfindlichkeit erlaubt.<br />
Die prinzipielle Herangehensweise soll<br />
durch Bild 2 verdeutlicht werden. In Bild 2<br />
wurde für eine konstante Lebensdauer die<br />
ertragbare Spannungsamplitude über der<br />
Mittelspannung abgetragen. Weiterhin<br />
wurden der Anstieg von Mittel- und Oberspannung<br />
beispielhaft für eine Mittelspannungsempfindlichkeit<br />
M τ = 0,6 abgebildet.<br />
Der Betrag des Schädigungsparameters<br />
bei der Mittelspannung τ m = 0 MPa ist Ausgangspunkt<br />
für die weiteren Betrachtungen.<br />
Durch ersetzen der Oberspannung τ o und<br />
Spannungsamplitude τ a in der ursprünglichen<br />
Gleichung des P SWT,τ -Wertes durch<br />
eine über die Mittelspannungsempfindlichkeit<br />
angepasste Oberspannung τ o ´ und<br />
Spannungsamplitude τ a ´ folgt die Gleichung<br />
für den neuen Schädigungsparameter nach<br />
Reich, Kletzin und Kobelev P RKK .<br />
In Bild 3 wurden ebenso wie in Bild 1 die<br />
Ergebnisse von Dauerschwingversuchen an<br />
70 Achsfedern bei unterschiedlicher korrigierter<br />
Mittelspannung τ km dargestellt.<br />
Dabei wurde der während der Prüfung vorhandene<br />
Betrag des Schädigungsparameters<br />
über der ertragbaren Lastwechselzahl<br />
abgetragen.<br />
Der neue Schädigungsparameter P RKK realisiert,<br />
wie in Bild 3 ersichtlich, eine deutlich<br />
bessere Vergleichbarkeit von bei unter-<br />
22<br />
( τ − ( 1−<br />
M ) ⋅ τ ) ⋅ ( τ + M ⋅ )<br />
P τ<br />
RKK = o<br />
τ m a τ<br />
Am 27.Februar <strong>2012</strong> ist Prof. Dr.-Ing.<br />
Hans Seifert nach langer Krankheit verstorben.<br />
Er prägte unsere Gesellschaft und<br />
war ein wertvoller Gewinn für uns.<br />
Nach einer Mechaniker-Lehre absolvierte<br />
er von 1949 bis 1953 das Maschinenbaustudium<br />
an der Universität Karlsruhe.<br />
m<br />
schiedlichen Mittelspannungen<br />
durchgeführten<br />
Dauerschwingversuchen<br />
an Achsfedern, als der<br />
bisher in der federherstellenden<br />
Industrie<br />
gebräuchliche P SWT –Wert<br />
(vgl. Bild 1). Die Abweichungen<br />
der ertragbaren<br />
Lastwechselzahlen bei<br />
konstantem P RKK -Wert im<br />
angegebenen Mittelspannungsbereich<br />
sind kleiner<br />
als Faktor 2.<br />
Voraussetzung für die<br />
Nutzung des P RKK -Wertes<br />
P RKK - Wert in MPa<br />
1100<br />
1000<br />
900<br />
800<br />
700<br />
ist die Kenntnis der Mittelspannungsempfindlichkeit<br />
des jeweiligen Werkstoffes.<br />
Diese kann aus Veröffentlichungen zur<br />
Betriebsfestigkeit entnommen, nach FKM<br />
berechnet oder durch Dauerschwingversuche<br />
ermittelt werden. Prinzipiell ist bei<br />
steigender Zugfestigkeit mit steigender Mittelspannungsempfindlichkeit<br />
zu rechnen.<br />
AUSBLICK<br />
Der neue Schädigungsparameter P RKK<br />
ermöglicht eine deutlich bessere Vergleichbarkeit<br />
von Dauerschwingversuchen an<br />
Schraubendruckfedern bei unterschiedlichen<br />
Mittelspannungen. Auf Basis von<br />
bereits vorhandenen Ergebnissen aus<br />
Dauerschwingversuchen, die im Rahmen<br />
öffentlich-geförderter Forschungsprojekte<br />
bzw. firmenintern vorliegen, können Schädigungsparameter-Wöhlerlinien<br />
für verschiedene<br />
Herstellungsvarianten von Federn<br />
erstellt werden. Auf deren Grundlage kann<br />
die Auslegung dynamisch belasteter Schraubendruckfedern<br />
mit deutlich besserer Vorhersagequalität<br />
bezüglich der Lebensdauer<br />
erfolgen. Dadurch werden zeit- und kostenintensive<br />
dynamische Untersuchungen<br />
während des Musterprozesses stark reduziert,<br />
da für den jeweiligen Anwendungs-<br />
Anschließend war er dort bis 1957 Wissenschaftlicher<br />
Assistent am Lehrstuhl für<br />
Maschinenkonstruktionslehre und Kraftfahrzeugbau<br />
und promovierte bei Prof.<br />
Kollmann über ein neuartiges Verfahren<br />
zur Berechnung instationärer Gasströmungen.<br />
Bis 1962 war Hans Seifert Leiter der<br />
600 Tau_km=1118 MPa<br />
500 Tau_km=884 MPa<br />
400<br />
Tau_km=650 MPa<br />
1,0E+04 1,0E+05 1,0E+06 1,0E+07<br />
Lastwechsel N<br />
Bild 3: P RKK -Wert: Dauerschwingversuche an Achsfedern gleicher<br />
Geometrie und Herstellung<br />
fall zulässige Belastungen deutlich besser<br />
abgeschätzt werden können. Je mehr Daten<br />
von Dauerschwingversuchen, auf dessen<br />
Grundlage Schädigungsparameter-Wöhlerlinien<br />
erstellt werden können, vorliegen,<br />
desto genauer und universeller einsetzbar<br />
ist der P RKK -Wert. Auch für andere dynamisch<br />
belastete Bauteile, bei denen die<br />
Anwendung des herkömmlichen Schädigungsparameters<br />
P SWT an seine Grenzen<br />
stößt, verspricht der neue Schädigungsparameter<br />
eine praxisnähere Anwendbarkeit<br />
von Schädigungsparameter-Wöhlerlinien.<br />
Das Forschungsvorhaben Nr. IGF 15747 der<br />
Forschungsvereinigung Forschungsgesellschaft<br />
Stahlverformung e.V. (FSV) wurde im<br />
Programm zur Förderung der „Industriellen<br />
Gemeinschaftsforschung (IGF)“ vom Bundesministerium<br />
für Wirtschaft und Technologie<br />
(BMWI) über die AiF finanziert und<br />
vom Verband der deutschen Federnindustrie<br />
(VDFI) und dessen projektbegleitendem<br />
Gremium unterstützt.<br />
Prof. Dr.-Ing. Ulf Kletzin<br />
Dipl.-Ing. René Reich<br />
Fachgebiet für Maschinenelemente<br />
Technische Universität Ilmenau<br />
Nachrufe für Hans Seifert und Johannes Klose<br />
Entwicklungs-und Forschungsabteilung der<br />
Motorenwerke Mannheim. Anschließend<br />
war er bis 1969 Technischer Leiter der Firma<br />
Gebr. Seifert in Lüdenscheid.<br />
Im Jahre 1969 wurde mit Dr.-Ing. Hans Seifert<br />
an der damals noch jungen Ruhr-Universität<br />
in der Fakultät für Maschinenbau
der erste Lehrstuhl für Maschinenelemente<br />
und Konstruktionstechnik besetzt. Er hat<br />
die Fakultät für Maschinenbau als Dekan<br />
und Prorektor entscheidend mitgeprägt.<br />
Prof. Seifert legte einen weiteren Schwerpunkt<br />
im Bereich des Rechnerunterstützten<br />
Konstruierens und war einer der Pioniere<br />
der CAD-Technik. Weitere Forschungsschwerpunkte<br />
wurden die Bereiche Hydrodynamische<br />
Gleitlager mit dem seinerzeit<br />
weltgrößten Prüfstand und Konstruktionsmethodik.<br />
Nach seiner Emeritierung im Jahr<br />
1993 erzielte er wertvolle Forschungsergebnisse<br />
bei Brennstoffzellentechnologien.<br />
Prof. Seifert war Mitgründer und Gesellschafter<br />
mehrerer Unternehmen. Er war<br />
Mitglied der Ingenieurgesellschaft für rechnerunterstützte<br />
Motorenentwicklung und<br />
Mitglied der WGMK. Die Ergebnisse des<br />
wissenschaftlichen Wirkens von Prof. Seifert<br />
sind in mehr als 90 Veröffentlichungen<br />
dokumentiert.<br />
Am 31. März <strong>2012</strong> ist unser geschätzter<br />
Kollege Prof. Dr.-Ing. Johannes Klose im<br />
Alter von 79 Jahren verstorben. Sein Enga-<br />
Produktpiraterie vernichtet Arbeitsplätze,<br />
bringt die Industrie um die Rendite ihrer<br />
Forschungs- und Entwicklungsinvestitionen<br />
und bedroht die Wettbewerbsfähigkeit<br />
vieler Unternehmen. Zum Schutz vor Produktimitationen<br />
bedarf es der Entwicklung<br />
innovativer, technischer Schutzmaßnahmen<br />
und ganzheitlicher Schutzkonzeptionen. Zu<br />
diesem Zweck sind die beiden Werke<br />
„Präventiver Produktschutz“ und<br />
„Know-how-Schutz im Wettbewerb“<br />
entstanden.<br />
„Präventiver Produktschutz“ zeigt,<br />
wie Schutzkonzeptionen auf Basis<br />
des individuellen Bedrohungspotentials<br />
erarbeitet und effizient im Unternehmen<br />
implementiert werden. Die<br />
Realisierung eines umfassenden Produktschutzes<br />
wird anhand von Praxisbeispielen<br />
veranschaulicht. Über<br />
90 praxiserprobte Schutzmaßnahmen<br />
ergänzen das Werk.<br />
<strong>News</strong>letter Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktentwicklung <strong>WiGeP</strong> | Ausgabe 2 | Oktober <strong>2012</strong><br />
gement in den Konstruktionswissenschaften<br />
hat einen unschätzbaren Wert.<br />
Nach einer Lehre als Werkzeugmacher im<br />
damaligen VEB Mechanik/Schreibmaschinenwerk<br />
Dresden studierte er ab 1953<br />
Maschinenbau in Dresden. Nach dem Studium<br />
forschte er am Institut für Maschinenelemente<br />
der TU Dresden auf dem Gebiet<br />
der Axialgleitlager, in welchem er im Jahre<br />
1966 unter Prof. Stefan Fronius promovierte.<br />
Er arbeitete für die Schwerindustrie<br />
und Getriebebau Magdeburg und wurde<br />
1969 im VEB Kupplungs- und Triebwerksbau<br />
Dresden Hauptkonstrukteur. Die TU<br />
Dresden berief ihn nach seiner Habilitation<br />
im Jahre 1978 auf die ordentliche Professur<br />
für das Fachgebiet Konstruktionstechnik.<br />
Von 1992 bis 2000 lehrte Prof. Klose am<br />
neu gegründeten Institut für Maschinenelemente<br />
und Maschinenkonstruktion der TU<br />
Dresden. In seiner Zeit als Hochschullehrer<br />
machte er sich besonders auf dem Gebiet der<br />
rechnerunterstützen Konstruktion verdient.<br />
Prof. Klose forschte auf dem Gebiet der<br />
Konstruktionstheorie, speziell unter Beachtung<br />
neuer Werkzeuge und Methoden<br />
Neue Veröffentlichungen zum Produkt- und<br />
Know-how-Schutz<br />
Präventiver Produktschutz –<br />
Leitfaden und Anwendungsbeispiele<br />
Jürgen Gausemeier, Rainer Glatz,<br />
Udo Lindemann<br />
Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG<br />
ISBN: 978 - 3446430433<br />
Buchcover „Präventiver Produktschutz“ und „Know-how-Schutz im<br />
Wettbewerb“<br />
der Informationsverarbeitung. In diesem<br />
Zusammenhang sei an die Definition des<br />
Würfelmodells zur Systematisierung des<br />
Konstruktionsprozesses erinnert. Er förderte<br />
speziell Arbeiten zur Nutzung der grafischen<br />
Datenverarbeitung, der Etablierung ITbasierter<br />
Entwurfssysteme und dem Aufbau<br />
von Ingenieurdatenbanken. Seine Arbeiten<br />
legte er in einer großen Zahl an Veröffentlichungen<br />
nieder. Stellvertretend sei an das<br />
Taschenbuch Maschinenbau (1987) sowie<br />
an die Monografie zur Konstruktionsinformatik<br />
von 1990 erinnert. Sein Engagement<br />
für die Ausbildung der Studenten sowie die<br />
Förderung junger Wissenschaftler ist besonders<br />
hervorzuheben.<br />
Über viele Jahre hinweg leitete Prof. Klose<br />
den Arbeitskreis „Entwicklung, Konstruktion<br />
und Vertrieb“ des Vereins Deutscher<br />
Ingenieure. Er war Mitglied der WGMK<br />
sowie des Berliner Kreises.<br />
Mit großer Trauer und Anteilnahme gedenken<br />
wir unserer geschätzten Kollegen.<br />
„Know-how-Schutz im Wettbewerb“ liefert<br />
Hintergründe, Zusammenhänge und Handlungsoptionen<br />
zum Schutz von Produkten<br />
und wertvollem Technologiewissen. Es werden<br />
Einblicke in erfolgreiche Schutzansätze<br />
hinsichtlich Wissensschutz, Organisation,<br />
Kennzeichnung und Schutzrechten gegeben.<br />
Die Kombination dieser zu schlagkräftigen<br />
Schutzkonzepten wird erörtert.<br />
Das Buch beinhaltet Leitfäden zum<br />
Umgang mit gefährlichen Wissenstransfersituationen<br />
und leitet daraus<br />
geeignete Schutzmaßnahmen ab.<br />
Know-how-Schutz im Wettbewerb –<br />
Gegen Produktpiraterie und unerwünschten<br />
Wissenstransfer<br />
Udo Lindemann, Thomas Meiwald,<br />
Markus Petermann, Sebastian Schenkl<br />
Springer Verlag Berlin<br />
ISBN: 978 - 3642285141<br />
23
<strong>News</strong>letter Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktentwicklung <strong>WiGeP</strong> | Ausgabe 2 | Oktober <strong>2012</strong><br />
Veranstaltungskalender<br />
24<br />
•<br />
•<br />
23. Oktober <strong>2012</strong><br />
Seminar Themengruppe<br />
Werkzeugmaschinen<br />
Garching<br />
www.iwb.tum.de/Veranstaltungen<br />
29. bis 30. Oktober <strong>2012</strong><br />
1 st International Conference on<br />
Thermo-Mechanically Graded<br />
Materials<br />
Kassel<br />
http://transregio-30.com/CRC-30-<br />
Conference.596.0.html<br />
Vorstand/Anschriften:<br />
o. Prof. Dr.-Ing. Dr. h.c. Albert Albers<br />
(Vorsitzender)<br />
IPEK – Institut für Produktentwicklung<br />
Karlsruher Institut für Technologie<br />
(KIT)<br />
Kaiserstraße 10<br />
76131 Karlsruhe<br />
Tel.: +49 (0) 721 | 608 4 2371<br />
Fax: +49 (0) 721 | 608 4 6051<br />
E-Mail: albers@ipek.uni-karlsruhe.de<br />
•<br />
•<br />
Prof. Dr.-Ing. Michael Abramovici<br />
(Stellvertretender Vorsitzender)<br />
Ruhr-Universität Bochum<br />
Lehrstuhl für Maschinenbauinformatik<br />
Universitätsstraße 150<br />
44780 Bochum<br />
Tel.: +49 (0) 234 | 32 27 009<br />
Fax: +49 (0) 234 | 32 14 443<br />
E-Mail: Abr@itm.ruhr-uni-bochum.de<br />
20. bis 21. November <strong>2012</strong><br />
24. Deutscher Montagekongress<br />
München<br />
www.iwb.tum.de/Veranstaltungen<br />
29. bis 30. November <strong>2012</strong><br />
Industriekolloquium des SFB 768 –<br />
Zyklenmanagement von<br />
Innovationsprozessen<br />
TU München, Campus Garching<br />
www.sfb768.de<br />
Prof. Dr.-Ing. Bernd Sauer<br />
(Stellvertretender Vorsitzender)<br />
Lehrstuhl für Maschinenelemente und<br />
Getriebetechnik<br />
Universität Kaiserslautern<br />
Gottlieb-Daimler-Straße<br />
67663 Kaiserslautern<br />
Tel.: +49 (0) 631 | 205 34 05<br />
Fax: +49 (0) 631 | 205 37 16<br />
E-Mail: sauer@mv.uni-kl.de<br />
Ordentliche Mitglieder:<br />
Prof. Dr.-Ing. Michael Abramovici (Ruhr-Universität Bochum), Prof. Dr.-Ing. Dr. h.c. Albert Albers<br />
(Karlsruher Institut für Technologie), Prof. Dr.-Ing. Reiner Anderl (Technische Universität Darmstadt),<br />
Prof. Dr.-Ing. Bernd Bertsche (Universität Stuttgart), Prof. Dr.-Ing. Hansgeorg Binz (Universität Stuttgart),<br />
Prof. Dr.-Ing. Luciënne Blessing (Université du Luxembourg), Prof. Dr.-Ing. Ludger Deters<br />
(Universität Magdeburg), Prof. Dr.-Ing. Martin Eigner (TU Kaiserslautern), Prof. Dr. sc. techn. Paolo<br />
Ermanni (ETH Zürich), Prof. Dr.-Ing. Jörg Feldhusen (RWTH Aachen), Prof. Dr.-Ing. Jürgen Gausemeier<br />
(Universität Paderborn), Prof. Dr.-Ing. Detlef Gerhard (TU Wien), Prof. Dr.-Ing. Karl-Heinrich<br />
Grote (Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg), Prof. Dr.-Ing. Georg Jacobs (RWTH Aachen), Prof.<br />
Dr.-Ing. Ulf Kletzin (TU Ilmenau), Prof. Dr.-Ing. Dieter Krause (TU Hamburg-Harburg), Prof. Dr.-Ing.<br />
Erhard Leidich (TU Chemnitz), Prof. Dr.-Ing. Robert Liebich (TU Berlin), Prof. Dr.-Ing. Udo Lindemann<br />
(TU München), Prof. Dr.-Ing. Armin Lohrengel (TU Clausthal), Prof. Dr.-Ing. Frank Mantwill (Helmut-<br />
Schmidt-Universität Hamburg), Prof. Dr. Dr.-Ing. Jivka Ovtcharova (Karlsruher Institut für Technologie),<br />
rof. Dr.-Ing. Gerhard Poll (Universität Hannover), Prof. Dr.-Ing. Gunther Reinhart (TU München), Prof.<br />
Dr.-Ing. Frank Rieg (Universität Bayreuth), Prof. Dr.-Ing. Bernd Sauer (Universität Kaiserslautern), Prof.<br />
Dr.-Ing. Christian Schindler (Universität Kaiserslautern), Prof. Dr.-Ing. Berthold Schlecht (TU Dresden),<br />
Prof. Dr.-Ing. Dr.-Ing. E.h. Dieter Spath (Universität Stuttgart), Prof. Dr.-Ing. Rainer Stark (TU Berlin),<br />
Prof. Dr.-Ing. habil. Ralf Stelzer (TU Dresden), Prof. Dr.-Ing. Peter Tenberge (Ruhr Universität Bochum),<br />
Prof. Dr.-Ing. Dr. h.c. Sándor Vajna (Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg), Prof. Dr. Ir. Fred<br />
J.A.M. van Houten (University of Twente), Prof. Dr.-Ing. Thomas Vietor (TU Braunschweig), Prof.<br />
Dr.-Ing. Jörg Wallaschek (Leibniz Universität Hannover), Prof. Dr.-Ing. Sandro Wartzack (Universität<br />
Erlangen-Nürnberg), Prof. Dr.-Ing. Christian Weber (TU Ilmenau), Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr.-Ing. Michael<br />
Weigand (TU Wien), Prof. DI Dr. Klaus Zeman (Johannes Kepler Universität Linz), Prof. Dr.-Ing.<br />
Detmar Zimmer (Universität Paderborn)<br />
Mitglieder im Ruhestand:<br />
Prof. Dr.-Ing. Fatih C. Babalik (Uludag Üniversitesei), Prof. Dr. h.c. Dr.-Ing. Herbert Birkhofer (Technische<br />
Universität Darmstadt), Prof. em. Dr. rer. nat. C. Werner Dankwort, Prof. em. Dr.-Ing. Klaus<br />
Ehrlenspiel, Prof. Dr.-Ing. Klaus Federn, Prof. em. Dr.-Ing. Dierk-Götz Feldmann (Technische Universität<br />
Hamburg-Harburg), Prof. em. Dr.-Ing. E. h. Dr.-Ing. Manfred Flemming, Prof. em. Dr.-Ing. Hans-<br />
Joachim Franke (Technische Universität Braunschweig), Prof. Dr.-Ing. Joachim Glienicke (Technische<br />
Universität Braunschweig), Prof. Dr.-Ing. Peter W. Gold, Prof. Dr.-Ing. Robert Grekoussis, o. Prof.<br />
Dr.-Ing. Rudolf Haller (Universität Karlsruhe), Prof. i. R. Dr.-Ing. Bernd-Robert Höhn (TU München),<br />
Prof. Dr.-Ing. habil. Guenter Höhne (Technische Universität Ilmenau), Prof. Dr.-Ing. Jörn Holland<br />
Stand: 19. September <strong>2012</strong> Redaktion: christoph.peitz@hni.upb.de<br />
Internet: www.wigep.de Redaktionsleitung: Dipl.-Wirt.-Ing. Christoph Peitz<br />
Auflage: 2.500 Exemplare Tel.: +49 (0) 52 51 | 60 62 43<br />
ISSN 1613-5504 Satz: Kristin Bardehle<br />
•<br />
•<br />
Prof. Dr.-Ing. Hansgeorg Binz<br />
(Sprecher für Lehre & Weiterbildung)<br />
Institut für Konstruktionstechnik und<br />
Technisches Design<br />
Universität Stuttgart<br />
Pfaffenwaldring 9<br />
70569 Stuttgart<br />
Tel.: +49 (0) 711 | 685 66 055<br />
Fax: +49 (0) 711 | 685 66 219<br />
E-Mail: hansgeorg.binz@iktd.unistuttgart.de<br />
6. bis 7. Dezember <strong>2012</strong><br />
8. Symposium für Vorausschau und<br />
Technologieplanung<br />
Berlin<br />
www.hni.uni-paderborn.de/svt<br />
25. bis 27. Februar 2013<br />
10. Internationale Tagung<br />
Schwingungen in rotierenden<br />
Maschinen<br />
Berlin<br />
www.kup.tu-berlin.de/menue/<br />
sirm_2013/<br />
Prof. Dr.-Ing. Jürgen Gausemeier<br />
(Geschäftsführer)<br />
Heinz Nixdorf Institut<br />
Universität Paderborn, Produktentstehung<br />
Fürstenallee 11<br />
33102 Paderborn<br />
Tel.: +49 (0) 5251 | 60 62 67<br />
Fax: +49 (0) 5251 | 60 62 68<br />
E-Mail: juergen.gausemeier@hni.unipaderborn.de<br />
(Technische Universität Clauthal), Prof. Dr.-Ing. Dr.-Ing. E.h. Franz Gustav Kollmann (TH Darmstadt),<br />
Prof. em. Dr.-Ing. Frank-Lothar Krause (TU Berlin), em. Prof. Dr.-Ing. Konrad Langenbeck (Universität<br />
Stuttgart), Prof. Dr.-Ing. habil. Heinz Linke (TU Dresden), Prof. Dr.-Ing. Harald Meerkamm (Universität<br />
Erlangen-Nürnberg), Prof. Dr.-Ing. Heinz Mertens a.D. (Technische Universität Berlin), Prof. Dr.-Ing.<br />
H. W. Müller, Prof. Dr.-Ing. Dr. h.c.mult. Gerhard Pahl, Prof. Dr.-Ing. Heinz Peeken, Prof. Dr.-Ing.<br />
Wolfgang Predki (Ruhr-Universität Bochum), Prof. Dr.-Ing. Walter Raab, Prof. Dipl.-Ing. Dr. techn.<br />
Laurenz Rinder (Technische Universität Wien), Prof. Dr.-Ing. Jürgen Rugenstein, Prof. Dr.-Ing. habil.<br />
Hans-Jürgen Schorcht (Technische Universität Ilmenau), Prof. em. Dr.-Ing. h.c. mult. Dr.-Ing. E.h. mult.<br />
Günther Spur (Technische Universität Berlin), Prof. Dr.-Ing. Lütfullah Ulukan (Istanbul Teknik Üniversitesi),<br />
Prof. Dr.-Ing. Gerhard Wagner (Institut Product and Service Engineering Bochum), Prof. Dr.-Ing.<br />
Dieter Wüstenberg<br />
Industriekreis:<br />
Kurt Bengel (Cenit AG); Dr. E. Bentz (U.I.Lapp GmbH); Dr.-Ing. T. Bertolini (Dr. Fritz Faulhaber GmbH<br />
& Co. KG Antriebssysteme); Dr. Markus Beukenberg (WILO SE); Dr. Hugo Blaum (GEA Air Treatment<br />
Division, LuK Industriebeteiligungen GmbH); Dipl.-Ing. E. Deegener (Keiper GmbH & Co KG); Dr.<br />
Gunnar Ebner (Capgemini Consulting, Central Europe), G. Engel (Hofmann & Engel Produktentwicklungs<br />
GmbH), Dr.-Ing. G. Fricke (Truma Gerätetechnik GmbH & Co. KG); Prof. Dr. rer. pol. H. Geschka<br />
(Geschka & Partner Unternehmensberatung); Dr.-Ing. W. Gründer (Tedata Gesellschaft für technische<br />
Informationssysteme); Dr. P. Gutzmer (SCHAEFFLER KG), Dr.-Ing. G. Hähn (Wirtgen GmbH); Prof.<br />
Dr.-Ing Dieter-Heinz Hellmann (KSB AG); Dr. D. Kähny (LS Telcom AG); Dr.-Ing. B. Kandziora (STIHL<br />
AG), Prof. Dr.-Ing. A. Katzenbach (Daimler AG); André Kremer (Paul Wurth S.A.); R. Lamberti (Daimler<br />
AG); Dr.-Ing. Georg Mecke (Airbus Operations GmbH); Prof. Dr.-Ing. Dr. h. c. mult. Dr.-Ing. E. h.<br />
mult. J. Milberg (BMW AG); Dr.-Ing. S. Möhringer (Simon Möhringer Anlagenbau GmbH); Dr. H.<br />
Nasko (Heinz Nixdorf Stiftung); R. Olosu (Novero GmbH); Dr.-Ing. L. Ophey (Inno Tech GmbH); Dr.<br />
B. Pätzold (ProSTEP AG); Dipl.-Ing. Stephan Plenz (Heidelberger Druckmaschinen AG); Dr.-Ing. P. Post<br />
(Festo AG & Co. KG); Dipl.-Ing. H. Rauen (VDMA); Dr.-Ing. W. Reik (LuK GmbH & Co. OHG); Dr. J.<br />
Ruhwedel (ISD Software und Systeme GmbH); Prof. Dr.-Ing. S. Russwurm (Siemens Medical Solutions);<br />
Dr. E. Sailer (Miele & Cie. GmbH & Co.); M. Sauter (Parametric Technology GmbH); K. Schäfer (IBM<br />
Deutschland GmbH); Jörg Schiebel (Dassault Systemes Deutschland AG); Dr.-Ing. W. Schreiber (Volkswagen<br />
Nutzfahrzeuge); Dr.-Ing. P. Schwibinger (Carcoustics International GmbH); Dr.-Ing. Andreas<br />
Siebe (ScMI Scenria Management International AG); Dr.-Ing. H.-P. Sollinger (Voith AG); Dr. M. Stark<br />
(Freudenberg GmbH & Co. KG); Dr. T. Sünner (Adam Opel GmbH); Dr.-Ing. F. Thielemann (UNITY<br />
AG); Dr. E. Veit (Festo AG & Co. KG); Dr. H.-J. Wessel (Krause-Biagosch GmbH); Dr. D. Wirths (Hettich<br />
Holding GmbH & Co. oHG); M. Wittenstein (WITTENSTEIN AG); Prof. Dr.-Ing. K. Wucherer (VDE);<br />
Prof. Dr.-Ing. Carl-Dieter Wuppermann (Stahl-Zentrum)