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WiGeP News 2/2012 - Virtual Vehicle

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Ausgabe 2/<strong>2012</strong><br />

NEWS Mitteilungen<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

mit dieser zweiten Ausgabe der<br />

<strong>WiGeP</strong>-<strong>News</strong> stellen wir Ihnen<br />

neueste Ergebnisse und Berichte<br />

zu aktuellen Forschungsarbeiten<br />

der Mitglieder unseres Kompetenznetzwerks<br />

vor. Als Bindeglied<br />

zwischen Hochschulen und der<br />

Industrie möchten wir mit diesen<br />

Artikeln dazu beitragen, innovative<br />

Lösungen aus den verschiedenen<br />

Fachbereichen der Produktentwicklung<br />

zu kommunizieren und Kooperationen<br />

im Bereich der Forschung<br />

und Lehre der integrierten Produktentwicklung<br />

zu fördern. Auch<br />

die <strong>WiGeP</strong>-Jahrestagung in Hannover<br />

bot dazu vielfältige Gelegenheiten.<br />

Auf den folgenden Seiten<br />

berichten wir von Vorträgen, Workshops<br />

und intensiven Gesprächen<br />

mit führenden Repräsentanten der<br />

Industrie zu aktuellen fachlichen<br />

und strategischen Themen sowie<br />

gemeinsamen Planungen für die<br />

Zukunft. Lassen Sie sich inspirieren<br />

und sprechen Sie uns an, für eine<br />

gemeinsame Förderung von Technologietransfers<br />

und Produktinnovationen<br />

in Deutschland!<br />

o. Prof. Dr.-Ing. Dr. h.c. Albert Albers<br />

Am 9. März <strong>2012</strong> fand die erste Jahrestagung<br />

der <strong>WiGeP</strong> – Wissenschaftliche<br />

Gesellschaft für Produktentwicklung – im<br />

Besucherzentrum von VW Nutzfahrzeuge<br />

in Hannover statt.<br />

Eingeladen hatte Vorstandssprecher von<br />

Volkswagen Nutzfahrzeuge und Industriekreismitglied<br />

der <strong>WiGeP</strong> Dr.-Ing. Wolfgang<br />

Schreiber (Bild 1 mit Vorstandsvorsitzendem<br />

Prof. Albert Albers). Die<br />

<strong>WiGeP</strong> verfolgt u.a. mit<br />

den Jahrestagungen<br />

das Ziel, Forschung und<br />

Lehre regelmäßig auf<br />

die aktuellen Herausforderungen<br />

aus der<br />

Industrie abzustimmen<br />

und die Unternehmen<br />

bei der Entwicklung<br />

der Produkte für die<br />

Märkte von morgen<br />

zu unterstützen. Dazu<br />

betreibt die <strong>WiGeP</strong><br />

einen intensiven Dialog<br />

mit rund 50 führenden<br />

Persönlichkeiten der<br />

Wissenschaftliche Gesellschaft<br />

für Produktentwicklung <strong>WiGeP</strong><br />

Berliner Kreis & WGMK<br />

<strong>WiGeP</strong>-Jahrestagung <strong>2012</strong><br />

in Hannover<br />

der <strong>WiGeP</strong><br />

Über 90 Teilnehmer bei der Jahrestagung der Wissenschaftlichen<br />

Gesellschaft für Produktentwicklung<br />

Industrie, die im Industriekreis der <strong>WiGeP</strong><br />

vertreten sind. Der <strong>WiGeP</strong> gehören rund 80<br />

Universitätsprofessorinnen und -professoren<br />

an, die die Wissenschaftslandschaft auf dem<br />

Gebiet der Produktentwicklung prägen.<br />

Bereits am Vorabend stimmten sich die Teilnehmer<br />

bei einem gemütlichen Abendessen<br />

und interessanten Vorträgen auf die Jahrestagung<br />

ein. Herr Prof. Horst Oehlschlae-<br />

Bild 1: Dialog auf höchster Ebene: Die Vorstandssprecher von VW Nutzfahrzeuge<br />

(Dr. Schreiber, links) und <strong>WiGeP</strong> (Prof. Albers, rechts)


<strong>News</strong>letter Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktentwicklung <strong>WiGeP</strong> | Ausgabe 2 | Oktober <strong>2012</strong><br />

ger als Leiter Konzepte, Simulation und<br />

Produktdatenmanagement bei VW Nutzfahrzeuge<br />

und Herr Prof. Gerhard Poll als<br />

Mitglied der <strong>WiGeP</strong> aus Hannover begrüßten<br />

die Teilnehmer. Es folgte ein kurzweiliger<br />

Vortrag von Herrn Dr. phil. Manfred<br />

Grieger über die Historie von Volkswagen<br />

Nutzfahrzeuge: Alles begann mit einer<br />

Skizze vom VW-Bus; die Idee dieses kompakten<br />

Transportsystems beeinflusst bis<br />

heute das Produktprogramm.<br />

ZUSAMMENKUNFT IM BESUCHERZENT-<br />

RUM IM WERK HANNOVER<br />

Zu der Jahrestagung am 9. März <strong>2012</strong>,<br />

die ein Zeichen für den intensiven Dialog<br />

zwischen Führungspersönlichkeiten aus<br />

der Industrie, Universitätsprofessoren und<br />

Nachwuchswissenschaftlern ist, waren<br />

rund 90 geladene Gäste im Besucherzentrum<br />

von VW Nutzfahrzeuge erschienen.<br />

Die Jahrestagung stand unter dem Leitsatz<br />

„Hochschulen und Automobilindustrie –<br />

wie fahren wir gemeinsam in die Zukunft?“.<br />

Herr Dr.-Ing. Schreiber eröffnete die Jahrestagung<br />

und stellte aktuelle Zahlen und<br />

Projekte von VW Nutzfahrzeuge vor. Ein<br />

wichtiges Projekt ist der VW Caddy blue-emotion,<br />

der derzeit als Stadtlieferwagen bei<br />

der Deutschen Post getestet wird. Der Test<br />

in Brandenburg zeigt die Praxistauglichkeit:<br />

Elektrofahrzeuge sind auch und gerade im<br />

urbanen Transportwesen sinnvoll.<br />

Im Werk Hannover sind derzeit 11.800<br />

Mitarbeitern beschäftigt, die ab Mitte <strong>2012</strong><br />

zusätzlich zur bestehenden Produktpalette<br />

Bild 2: Eindrücke von der Jahrestagung der <strong>WiGeP</strong><br />

2<br />

auch den VW Amarok fertigen sollen, so<br />

der Leiter der Produktionsplanung Uwe<br />

Schwarz. Dabei vergingen lediglich 20<br />

Monate von der Entscheidung bis zum Produktionsstart<br />

in Hannover. Eine umfassende<br />

Mitarbeiterqualifizierung ist besonders<br />

bedeutsam: Schulungskonzepte und speziell<br />

ausgebildete Multiplikatoren waren Erfolgsfaktoren,<br />

um das erste Vorserienfahrzeug<br />

fristgerecht im März <strong>2012</strong> fertigzustellen.<br />

POSITIONIERUNG UND HAUPTAKTIVITÄ-<br />

TEN DER WIGEP<br />

Die Produktentwicklung ist in Deutschland<br />

nach wie vor das Haupttätigkeitsfeld für<br />

Ingenieure und bildet die wesentliche Phase<br />

der Kostenfestlegung – so beschreibt Prof.<br />

Albert Albers, Vorstandsvorsitzender der<br />

<strong>WiGeP</strong>, die Motivation des Vereins. Dennoch<br />

ist die Produktentwicklung bei der<br />

Forschungsförderung zu wenig präsent und<br />

leidet unter einem Mangel an qualifizierten<br />

Nachwuchskräften. Übergeordnetes Ziel<br />

der <strong>WiGeP</strong> ist daher die Förderung des Dialogs<br />

zwischen Wissenschaft, Industrie, Politik<br />

und Gesellschaft und somit die Stärkung<br />

der Produktentwicklung in der öffentlichen<br />

Wahrnehmung.<br />

E-FAHRZEUGE IM INNERSTÄDTISCHEN<br />

LIEFERVERKEHR<br />

Im Plenumsvortrag von Prof. Oehlschlaeger<br />

standen die Erfolgspotenziale und<br />

Herausforderungen beim Einsatz von Elektrofahrzeugen<br />

für den Gütertransport im<br />

Mittelpunkt. Leichte Nutzfahrzeuge auf<br />

Elektrobasis sind bei häufigen Stopps und<br />

niedriger Durchschnittsgeschwindigkeit<br />

den bisher üblichen Dieselfahrzeugen im<br />

innerstädtischen Verkehr überlegen. Die<br />

Batteriekapazität muss in Zukunft jedoch<br />

weiter erhöht und die Produktionskosten<br />

gleichzeitig gesenkt werden, um breite Praxisakzeptanz<br />

zu finden. Dazu ist die Kompetenzbildung<br />

auf vielen Handlungsfeldern<br />

erforderlich, denn sichere und zukunftsfähige<br />

E-Mobilität ist nur durch eine enge<br />

Verzahnung von Industrie und Hochschulen<br />

erreichbar.<br />

NATURWISSENSCHAFTLICHES, BIOLO-<br />

GISCH-EVOLUTIONÄRES INNOVATIONS-<br />

MANAGEMENT<br />

Wie die Produktentwicklung von der Natur<br />

lernen kann, stand im Fokus des Plenumsvortrags<br />

von Prof. Axel Thallemer von der<br />

Universität Linz. Er stellte einen Roboterarm<br />

vor, der orientiert an der biologischen Evolution<br />

entwickelt wurde. Gelenke und Gliederlängen<br />

wurden in studentischen Projekten<br />

analysiert; sogar die Gelenkorientierung bei<br />

Hummern und Heuschrecken boten wichtige<br />

Aufschlüsse. Die Erkenntnisse flossen in<br />

die Entwicklung des sogenannten AirArms<br />

ein. Beeindruckende Videoanalysen zeigten<br />

die Leistungsfähigkeit und Funktionalitäten<br />

des Arms – besonders einprägsam ist<br />

die Ästhetik der menschlichen Bewegung<br />

gepaart mit einem ansprechenden Design.<br />

BERICHTE DER WORKSHOPS<br />

In den anschließenden Workshops hatten<br />

alle Teilnehmer die Möglichkeit, aktuelle<br />

Problemstellungen zu diskutieren. Getreu<br />

der übergeordneten Ziele der<br />

<strong>WiGeP</strong> konnten sich Vertreter von Industrie,<br />

Hochschule und Politik austauschen,<br />

um gemeinsame Erkenntnisse und Schlussfolgerungen<br />

zu formulieren.<br />

Für die <strong>WiGeP</strong><br />

Dipl. Wirt.-Ing. Christoph Peitz<br />

Heinz Nixdorf Institut<br />

Universität Paderborn


Workshop 1:<br />

Interaktion von Wirtschaft und Wissenschaft<br />

Während der diesjährigen Jahrestagung<br />

der <strong>WiGeP</strong> in Hannover hatten<br />

die Teilnehmer die Möglichkeit am Workshop<br />

„Interaktion von Wirtschaft und Wissenschaft“<br />

teilzunehmen. Diese Möglichkeit<br />

nahmen Hochschulvertreter und auch einige<br />

Industrievertreter wahr. Im Vordergrund bei<br />

den Diskussionen stand die Zusammenarbeit<br />

von Industrie und Hochschule während<br />

des Studiums und der Ausbildung. Dabei<br />

wurden folgende zwei Themen ausführlich<br />

diskutiert:<br />

• Projekt- und Abschlussarbeiten in der<br />

Industrie<br />

• Industriepromotionen<br />

Die Ergebnisse der Diskussionen und die daraus<br />

abgeleiteten Empfehlungen sind in den<br />

folgenden Abschnitten zusammengefasst.<br />

TOP 1 – PROJEKT- UND ABSCHLUSSAR-<br />

BEITEN IN DER INDUSTRIE<br />

Die Fragestellung, wie und in welchem<br />

Umfang Projekt- und Abschlussarbeiten in<br />

der Industrie sinnvoll sind, spielt auch vor<br />

dem Hintergrund der Umstellung der Studiengänge<br />

in Folge des Bologna-Prozesses<br />

und einer damit verbundenen verkürzten<br />

Studiendauer eine wichtige Rolle.<br />

Im Workshop wurden die Vor- und Nachteile<br />

einer im Industriebetrieb angefertigten<br />

Arbeit intensiv diskutiert.<br />

Bei den Studenten spielen mehrere Gründe<br />

für den Wunsch, ihre Arbeiten in einem<br />

Unternehmen anzufertigen und nicht an<br />

einem Hochschulinstitut, eine Rolle. Zum<br />

Einen können Studenten einen guten Einblick<br />

in das jeweilige Unternehmen erlangen<br />

und zum Anderen scheint der Praxisbezug<br />

eher gegeben. Nicht zuletzt wird meist von<br />

den Unternehmen auch eine geringe Vergütung<br />

während der Bearbeitung gezahlt.<br />

Aber auch Firmen können einer solchen<br />

Zusammenarbeit Positives entnehmen. So<br />

kommen mit den Absolventen auch neue<br />

Ideen in das Unternehmen und potentielle,<br />

neue Mitarbeiter können angeworben werden.<br />

Außerdem können in sich abgegrenzte<br />

Fragestellungen kurzfristig an Studenten<br />

abgegeben werden.<br />

Auf der anderen Seite stellt für Studierende,<br />

die mit erfolgreich bestandener Bachelorprüfung<br />

in das Berufsleben wechseln,<br />

<strong>News</strong>letter Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktentwicklung <strong>WiGeP</strong> | Ausgabe 2 | Oktober <strong>2012</strong><br />

die Bachelorarbeit in der Regel die einzige<br />

wissenschaftliche Arbeit dar. Gerade hier<br />

ist eine umfassende Betreuung dringend<br />

erforderlich. Es ist der Anspruch des universitären<br />

Studiums, die Einheit von Forschung<br />

und Lehre dadurch zu gewährleisten, dass<br />

Studenten durch ihre Arbeiten aktiv an der<br />

Forschung teilhaben. Ob dieser Anspruch<br />

angesichts des häufig großen Zeitdrucks bei<br />

den zu lösenden Fragestellungen und der<br />

hohen Arbeitsbeanspruchung der betreuenden<br />

Mitarbeiter immer in der gewünschten<br />

Tiefe umgesetzt werden kann, ist fraglich.<br />

Beim Regelfall eines Universitätsstudiums,<br />

dem Abschluss mit Diplom oder Master,<br />

sollte nach übereinstimmender Meinung<br />

möglichst nur eine der drei Arbeiten (Bachelor,<br />

Projekt- und Master/Diplomarbeit)<br />

außerhalb der Universität durchgeführt<br />

werden.<br />

Unterschiedliche Ansichten und entsprechende<br />

Argumente traten darüber zu Tage,<br />

welche Arbeiten hierfür am besten geeignet<br />

sind und welche unbedingt an der Hochschule<br />

absolviert werden sollte.<br />

Problematisch ist außerdem die weit verbreitete<br />

Praxis, Studenten zunächst einzustellen<br />

und diese dann mit einer ausformulierten<br />

Aufgabenstellung auf die Suche nach einem<br />

Betreuer an der Hochschule zu schicken.<br />

Wünschenswert aus Sicht der Hochschulen<br />

wäre hier der frühzeitige Kontakt, sodass<br />

zunächst gemeinsam eine Aufgabenstellung<br />

erarbeitet werden kann und erst dann<br />

die Stelle ausgeschrieben wird. Damit ist<br />

eine Betreuung an der Hochschule wie auch<br />

in der Industrie für den Studenten von vornherein<br />

gesichert. Als ideal wurde ein Modell<br />

angesehen, an dem ein Kooperationsprojekt<br />

von Mitarbeitern und Studenten an<br />

einem Institut bearbeitet wird, wobei aber<br />

die Betreuung auch von Mitarbeitern des<br />

kooperierenden Unternehmens übernommen<br />

wird, die dazu zeitweise an das Institut<br />

kommen. Umgekehrt gäbe es dann Phasen,<br />

die die Studenten im Industrieunternehmen<br />

verbringen.<br />

TOP 2 – INDUSTRIEPROMOTIONEN<br />

Laut Umfragen der HIS (Hochschul-Informations-System<br />

GmbH) Hannover planen<br />

13 Prozent der Absolventen eines Maschi-<br />

nenbau- bzw. Elektrotechnikstudiums im<br />

Anschluss an ihr Studium eine Promotion<br />

(Angaben aus 2005). Die Motivation dafür<br />

liegt meist in der Verbesserung der Berufschancen<br />

und in der persönlichen Weiterbildung.<br />

Insgesamt promovieren mehr als 90 %<br />

der Promotionsstudenten an einem Institut<br />

und die weiteren knapp 10 % an einem Graduiertenkolleg<br />

bzw. in der Industrie.<br />

Die Industriepromotionen waren für die<br />

Teilnehmer des Workshops „Interaktion von<br />

Wirtschaft und Wissenschaft“ in Hannover<br />

ein weiteres Schwerpunktthema. Dieses<br />

wurde unter dem Motto „Für und Wider<br />

von Industriepromotionen“ diskutiert.<br />

Dabei wurden eindeutige Vorteile von<br />

Industriepromotionen wie z.B. enger Kontakt<br />

zwischen Firma und Hochschule sowie<br />

zusätzliche industrielle Forschungsaufträge<br />

für die Hochschule herausgestellt. Für die<br />

Industrie ergibt sich der Vorteil, dass Mitarbeiter,<br />

die in der Industrie promovieren,<br />

bereits früh an die Firma gebunden werden.<br />

Zudem entfällt eine Einarbeitungszeit<br />

im anschließenden Beschäftigungsverhältnis,<br />

da bereits während der Promotion eine<br />

Mitarbeit in der jeweiligen Fachabteilung<br />

erfolgt. Auch die generellen Abläufe innerhalb<br />

des Unternehmens werden dem späteren<br />

Arbeitnehmer bereits während seiner<br />

Promotion vermittelt.<br />

Diese Vorteile zeigen auf, dass Industriepromotionen<br />

sowohl für die Hochschule wie<br />

auch für die jeweilige Firma bereichernd<br />

sein können. Jedoch führten die Teilnehmer<br />

des Workshops auch Beispiele an, wo die<br />

Zusammenarbeit aufgrund unterschiedlicher<br />

Faktoren nicht ideal funktioniert hat.<br />

Aus diesem Grund wurden während des<br />

Workshops Aspekte zusammengetragen,<br />

die bei einer Industriepromotion aus Sicht<br />

der Hochschule zu berücksichtigen sind.<br />

So ist es für eine erfolgreiche Betreuung<br />

der Promotion wichtig, dass von Seiten<br />

der Industriefirma Publikationen gefördert<br />

und keineswegs abgelehnt werden. Zudem<br />

ist es wünschenswert und wichtig, dass<br />

vor der Ausschreibung eines Themas eine<br />

Abstimmung mit der Hochschule stattfindet.<br />

Denn auf diese Weise lässt sich bereits<br />

im Vorfeld klären, ob und wie eine Betreuung<br />

stattfinden kann.<br />

3


<strong>News</strong>letter Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktentwicklung <strong>WiGeP</strong> | Ausgabe 2 | Oktober <strong>2012</strong><br />

Als anzustrebendes Modell ergaben sich<br />

aus der Diskussion Zwischenformen von<br />

Industrie- und Institutspromotion. Wie<br />

schon bei den studentischen Arbeiten ist<br />

sehr vorteilhaft, wenn ein von der Industrie<br />

finanzierter Mitarbeiter an einem Institut<br />

an einem Kooperationsprojekt arbeitet und<br />

dabei durchaus auch zeitweise im Unternehmen<br />

tätig ist. Dies würde viele Vorteile<br />

mit sich bringen.<br />

Workshop 2:<br />

Konstrukteur 2020<br />

Der zweite Workshop „Konstrukteur<br />

2020“ bezog sich auf die gleichnamige<br />

Studie der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften<br />

acatech . Die Studie hebt<br />

hervor, dass Konstrukteure eine Schlüsselrolle<br />

für die Innovationskraft der deutschen<br />

Maschinenbauindustrie einnehmen.<br />

Für Konstrukteure wird es demzufolge<br />

zukünftig eine Vielzahl neuer Tätigkeitsprofile<br />

geben, die gleichzeitig eine Anpassung<br />

des Kompetenzprofils erforderlich machen.<br />

Diese Veränderungen betreffen sowohl<br />

diejenigen, die sich in der Ausbildung zum<br />

Konstrukteur befinden, als auch solche<br />

Personen, die bereits berufstätig sind. Sie<br />

machen es erforderlich, dass Industrieunternehmen<br />

und Hochschulen gemeinsam das<br />

Berufsbild von Konstrukteuren heute und<br />

in Zukunft beschreiben, um geeignete Ausund<br />

Weiterbildungsmaßnahmen zu finden<br />

und umzusetzen.<br />

Workshops für den Dialog zwischen Industrie und Wissenschaft<br />

4<br />

Das Ergebnis dieses Workshops zeigt, dass<br />

es für beide Seiten, Hochschule und Industrie,<br />

viele Vorteile einer Kooperation in Ausbildung<br />

und Studium gibt. Jedoch sollten<br />

für eine erfolgreiche Kooperation einige<br />

wichtige Aspekte berücksichtigt werden,<br />

welche die Zusammenarbeit erleichtern und<br />

auch für den Studierenden bzw. Doktoranden<br />

vereinfachen. Mischformen im Rahmen<br />

von derartigen Kooperationsprojekten weisen<br />

deutliche Vorteile auf.<br />

Ziel des Workshops war es, ausgehend von<br />

einer Kurzvorstellung der Studie im Dialog<br />

mit mehreren Hochschul- und Unternehmensvertretern<br />

zunächst Problemfelder und<br />

Ursachen zu identifizieren, die in Zukunft zu<br />

einem Konstrukteurs- und Kompetenzmangel<br />

führen könnten. Hiervon ausgehend sollten<br />

Lösungsansätze diskutiert werden, die:<br />

• zu einer Steigerung der Attraktivität des<br />

Konstrukteurberufs für Studienanfänger,<br />

Berufsanfänger und Berufstätige,<br />

• zu einer verbesserten Ausrichtung des<br />

Kompetenzprofils von Hochschulabgängern,<br />

sowie<br />

• zu einer Verbesserung des Begriffsverständnisses<br />

und Ansehens des Konstrukteurberufs<br />

in der Gesellschaft<br />

beitragen können. Der Teilnehmerkreis von<br />

etwa 30 Personen setzte sich jeweils etwa<br />

zur Hälfte aus Firmenvertretern (Mitglieder<br />

des <strong>WiGeP</strong>-Industriekreises) und Universi-<br />

Prof. Dr.-Ing. Gerhard Poll<br />

Dipl.-Ing. (FH) Kathrin Ottink<br />

Dipl.-Ing. Niklas Mach<br />

Institut für Maschinenkonstruktion und<br />

Tribologie (IMKT)<br />

Lehrstuhl für Konstruktionstechnik<br />

Leibniz Universität Hannover<br />

täts-Professoren zusammen.<br />

Die von den Experten identifizierten<br />

Probleme und Ursachen beziehen sich<br />

vorwiegend auf die wahrgenommene<br />

Wertschätzung des Konstrukteurs in der<br />

Gesellschaft. Grund dafür sei ein wenig<br />

differenziertes Verständnis des Begriffs<br />

„Konstrukteur“ und der damit verbundenen,<br />

vielseitigen Tätigkeiten. Kreative und<br />

schöpferische Aspekte der oft interdisziplinären<br />

Arbeiten sowie das Problemlösen<br />

und Synthetisieren innovativer Lösungen<br />

werden demzufolge kaum wahrgenommen.<br />

Als weitere mögliche Ursache wurde<br />

die stark an Einzeldisziplinen und nicht an<br />

Berufskompetenzen orientierte Hochschulausbildung<br />

genannt, die zudem durch hohe<br />

Studienabbrecher-Quoten charakterisiert<br />

ist. Das Meinungsbild der Workshopteilnehmer<br />

und die identifizierten Problemfelder<br />

bestätigen damit weitgehend die Ergebnisse<br />

der acatech-Studie.<br />

Die von den Teilnehmern vorgeschlagenen<br />

Lösungsansätze beziehen auch das<br />

gesellschaftliche Umfeld mit ein. So müsste<br />

zukünftig die Qualität der Ausbildungskonzepte<br />

schon vor dem Hochschulstudium<br />

weiter gestärkt werden, um Abbrecherquoten<br />

im Studium entgegenzuwirken.<br />

Die Konstrukteursausbildung selbst solle in<br />

engerem Verbund von Hochschulen und<br />

Industrie anwendungsnah gestaltet werden.<br />

Ziel sei es, durch eine verstärkte Praxisorientierung,<br />

angehenden Systemkonstrukteuren<br />

frühzeitig nicht nur fachspezifische,<br />

sondern auch interdisziplinäre Inhalte und<br />

Kompetenzen zu vermitteln. Als beispielgebend<br />

wurden die Formula-Student-Teams


an Hochschulen genannt, die neben der<br />

Vertiefung von Fach- und Methodenkompetenzen<br />

eine praxisnahe Einbindung in<br />

Projektmanagement, Marketing und Vertrieb<br />

ermöglichen. Zusätzlich sollen nach<br />

Meinung vieler Teilnehmer mehr Schüler<br />

und Studierende für den Konstrukteursberuf<br />

begeistert werden, um auf diese Weise<br />

die Zahl der zukünftig verfügbaren Konstrukteure<br />

zu erhöhen. Dies könne z.B. durch<br />

Workshop 3:<br />

Maschinenbau braucht Systems Engineering<br />

Die diesjährige <strong>WiGeP</strong>-Frühjahrstagung<br />

vom 8. bis 9. März <strong>2012</strong> hat bestätigt:<br />

Maschinenbau braucht Systems Engineering!<br />

Unter der Leitung von Prof. Jürgen<br />

Gausemeier (Universität Paderborn) und<br />

Prof. Udo Lindemann (Technische Universität<br />

München) haben 40 Teilnehmer aus<br />

Industrie und Wissenschaft die aktuellen<br />

Herausforderungen der Produktentstehung<br />

diskutiert und Systems Engineering (SE) als<br />

wichtigen Lösungsansatz zur Entwicklung<br />

der technischen Systeme von heute und<br />

morgen erkannt. Es bedarf eines Ansatzes,<br />

der das technische Gesamtsystem in den<br />

Mittelpunkt stellt, dabei aber auch alle<br />

wesentlichen Aspekte ins Kalkül zieht. Hier<br />

setzt Systems Engineering an.<br />

Doch was genau ist Systems Engineering?<br />

Systems Engineering versteht sich als<br />

durchgängige, fachübergreifende Disziplin<br />

zur Entwicklung technischer Systeme. SE<br />

integriert Aufgabenbereiche wie Systemanalyse,<br />

Systemarchitekturentwicklung,<br />

Systementwicklung, Anforderungsentwicklung,<br />

Konfigurationsmanagement, Technologieentwicklung<br />

und -management und<br />

Verifikation und Validierung. Ziel ist, das<br />

Produkt robust für den gesamten Lebenszyklus<br />

zu gestalten. Inspiriert und beeinflusst<br />

wurde SE dabei durch die Kybernetik,<br />

die Systemtheorie und die Modelltheorie.<br />

Seit den 1940er Jahren ist es zunächst in<br />

der Telekommunikationsbranche, dann verstärkt<br />

im Rahmen US-amerikanischer Verteidigungs-<br />

und Raumfahrtprogramme als<br />

eigenständige Disziplin entstanden.<br />

Systems Engineering ist jedoch sehr facettenreich,<br />

was sich auch in einer relativ großen<br />

Anzahl von Definitionen und vor allem<br />

<strong>News</strong>letter Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktentwicklung <strong>WiGeP</strong> | Ausgabe 2 | Oktober <strong>2012</strong><br />

Vorstellung innovativer Produkte und deren<br />

Entstehung, durch ein verstärktes Engagement<br />

der Firmen bei der Berufsorientierung<br />

und Berufsinformation, sowie durch<br />

den demonstrativen Schulterschluss von<br />

Hochschulen und Unternehmen erreicht<br />

werden. Als Fazit des Workshops war somit<br />

klar: Hochschulen und Unternehmen tragen<br />

gleichermaßen eine hohe Verantwortung<br />

bei der Umsetzung von Maßnahmen,<br />

unterschiedlichen Ausprägungen äußert.<br />

SE erfährt in den „klassischen“ Bereichen<br />

heute durchaus Akzeptanz ; für die Entwicklung<br />

beliebiger technischer Systeme –<br />

ganz gleich ob Auto oder Waschmaschine<br />

– ist dies jedoch nicht der Fall. Bislang gilt<br />

die Einführung und Umsetzung der Methoden<br />

des Systems Engineerings als zu aufwendig,<br />

es mangelt an einem geeigneten<br />

Instrumentarium für die operative Unterstützung<br />

von Projekten unterschiedlicher<br />

Größenordnung.<br />

So hat die Diskussion im gut 1,5-stündigen<br />

Workshop gezeigt: Bislang gibt es<br />

zwar Akzeptanzprobleme gegenüber den<br />

aktuellen Ansätzen des SE, bestehende<br />

fachdisziplinspezifische Methoden und<br />

Vorgehen des Maschinenbaus können sich<br />

aber mit der Idee des Systems Engineerings<br />

komplementär ergänzen und dadurch das<br />

Produktentstehungsgeschehen effizienter<br />

gestalten. Neue Ansätze wie das Model-<br />

Based Systems Engineering (MBSE) oder<br />

die Notwendigkeit individualisierter Produktentstehungsprozesse<br />

begünstigen diese<br />

Entwicklung. Wie dies gelingt ist bislang<br />

aber nur schemenhaft erkennbar – Handlungsbedarf<br />

zeichnet sich deutlich ab:<br />

•<br />

Der Begriff „Systems Engineering“ muss<br />

geschärft werden.<br />

Es herrscht Unsicherheit, was sich hinter<br />

dem Begriff SE verbirgt und was SE leisten<br />

kann. Unterschiede und Gemeinsamkeiten<br />

zwischen etablierten fachdisziplinspezifischen<br />

Begriffen und existierender SE-Terminologie<br />

müssen aufgezeigt werden. Hierbei<br />

ist die Gestaltung eines „SE-Wörterbuchs“<br />

denkbar.<br />

haben aber die große Chance gemeinsam<br />

einem Konstrukteursmangel in Deutschland<br />

vorzubeugen.<br />

Prof. Dr.-Ing. Dr. h. c. Albert Albers<br />

Dipl.-Ing. Eike Sadowski<br />

Dipl.-Ing. Leif Marxen<br />

IPEK - Institut für Produktentwicklung am<br />

Karlsruher Institut für Technologie (KIT)<br />

•<br />

Systems Engineering muss besser auf<br />

das Unternehmen abgestimmt werden.<br />

Entwicklungsorganisationen sind über lange<br />

Jahre gewachsen. Es bedarf einer konkreten<br />

Definition aller Rollen im Entwicklungsgeschehen,<br />

die durch den Systems Engineer<br />

als definiertes Rollenbild „orchestriert“<br />

werden. Dann gelingt die Einbindung von<br />

SE in den Entwicklungs- und Organisationsprozess<br />

und die disziplinübergreifende<br />

Kommunikation aller Beteiligten im Entwicklungsgeschehen<br />

wird verbessert.<br />

•<br />

Interdisziplinäre Methoden und Tools<br />

zur Systemmodellierung müssen verbessert<br />

werden.<br />

Die ganzheitliche und durchgängige<br />

Entwicklung im Sinne des MBSE muss<br />

anwendbarer gestaltet werden. In diesem<br />

Zusammenhang sind die heute verwendeten<br />

Modellierungsarten und Werkzeuge zur<br />

Systemerfassung und -darstellung näher zu<br />

betrachten. Dazu gehören insbesondere<br />

Aspekte wie Hierarchisierung und Diskretisierung<br />

von Modellen, aber auch Aspekte<br />

wie die Ermittlung der Nachverfolgbarkeit<br />

von Änderungen und deren Auswirkungen<br />

im Rahmen eines durchgängigen Änderungsmanagements.<br />

Dann erst können alle<br />

Möglichkeiten einer frühzeitigen Analyse<br />

ausgeschöpft werden, um den Reifegrad<br />

der Modelle früh im Entwicklungsprozess<br />

zu erhöhen.<br />

•<br />

Der Nutzen von SE muss messbar sein.<br />

Der Nutzen von SE wird weithin vermutet.<br />

Der genaue Wertbeitrag kann bislang<br />

jedoch nicht gemessen werden. Insbesondere<br />

sind aktuellen Themen wie MBSE oder<br />

5


<strong>News</strong>letter Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktentwicklung <strong>WiGeP</strong> | Ausgabe 2 | Oktober <strong>2012</strong><br />

die Vorausplanung von Projekten und die<br />

Vorhersagbarkeit von (Produkt-) Lebenszyklen<br />

zu berücksichtigen, was in existierenden<br />

Arbeiten noch nicht der Fall ist.<br />

Trotz dieser großen Aufgaben wurde der<br />

Bedarf von SE im Maschinenbau im Workshop<br />

klar unterstrichen. SE ist für Unternehmen<br />

ein strategisches Handlungsfeld<br />

und dient der Sicherung und dem Ausbau<br />

ihrer Wettbewerbsfähigkeit. Starke Initiativen<br />

müssen das Forschungsfeld SE eng<br />

abgestimmt mit der industriellen Praxis vor-<br />

In den beiden vergangenen Jahrzehnten<br />

hat die Product Lifecycle Management<br />

(PLM)-Durchdringung industrieller Unternehmen<br />

stetig zugenommen. Dies betrifft<br />

die verschiedenen Engineering-Disziplinen<br />

(Mechanik, Hydraulik, Elektrik, Software<br />

etc.) und immer stärker auch die<br />

der Produktentwicklung nachgelagerten<br />

Produktlebenszyklus-Phasen (Fertigungsplanung,<br />

Service etc.). Als ein Ergebnis<br />

der zunehmenden PLM-Durchdringung<br />

existieren heute in vielen Unternehmen<br />

mehrere, historisch parallel gewachsene<br />

PLM-Umgebungen. Zusätzlich zu dieser<br />

organischen Entwicklung erhöhen Fusionen<br />

und Übernahmen von Unternehmen die<br />

PLM-Heterogenität sprunghaft (Bild 1).<br />

Diese Heterogenität der PLM-Umgebungen<br />

kann neben PLM-IT-Lösungen<br />

gleichermaßen Komponenten der PLM-Strategie<br />

(z.B. Anbieterstrategie), PLM-Prozesse<br />

(z.B. Freigabeprozesse), PLM-Methoden<br />

6<br />

PLM-Umgebung 1:<br />

z.B. Mechanik-Entwicklung<br />

PLM-Umgebung 4:<br />

…<br />

? ?<br />

? ?<br />

PLM-Planer/<br />

-Entscheidungsträger<br />

antreiben. Das soll nicht nur von einer Initiative<br />

wie der <strong>WiGeP</strong> gestemmt werden,<br />

hierzu bedarf es starker Partner. So bietet<br />

sich neben der <strong>WiGeP</strong> insbesondere die<br />

Gesellschaft für Systems Engineering e.V.<br />

(GfSE) als vielversprechende Plattform für<br />

einen interdisziplinären Austausch an. Da<br />

sich bereits zahlreiche <strong>WiGeP</strong>-Mitglieder in<br />

der GfSE engagieren, soll die Bindung von<br />

<strong>WiGeP</strong> und GfSE gestärkt werden werden.<br />

Durch die enge Zusammenarbeit von Partnern<br />

aus Forschung und Industrie kann das<br />

Methodisches Framework zur Harmonisierung<br />

firmenspezifischer PLM-Umgebungen<br />

(z.B. Nummernsysteme) und PLM-Akteure<br />

(z.B. Anwender Know-how) betreffen. Dem<br />

gegenüber stehen zunehmend global verteilte<br />

und sich permanent verändernde Engineering-Organisationsstrukturen.<br />

Besonders<br />

für bereichsübergreifende Kooperationen<br />

und Reorganisationsvorhaben können nicht<br />

aufeinander abgestimmte PLM-Umgebungen<br />

drastische Produktivitäts- und<br />

Flexibilitätshemmnisse darstellen. Mit PLM-<br />

Harmonisierungsinitiativen verfolgen Unternehmen<br />

das Ziel, durch eine geeignete<br />

Abstimmung, Anpassung und Vereinheitlichung<br />

ihrer bestehenden PLM-Umgebungen<br />

ihre heutige Situation zu verbessern.<br />

HERAUSFORDERUNG DER PLM-HARMO-<br />

NISIERUNG<br />

Für eine am unternehmensspezifischen<br />

Bedarf orientierte PLM-Harmonisierung<br />

bieten meist weder eine vollständige unternehmensweite<br />

PLM-Vereinheitlichung,<br />

Bild 1: PLM-Verantwortliche als Bindeglied bereichsspezifischer PLM-Umgebungen<br />

PLM-Umgebung 2:<br />

z.B. Hydraulik-Entwicklung<br />

PLM-Umgebung 3:<br />

z.B. Digitale<br />

Fertigungsplanung<br />

Bild des Systems Engineerings geschärft<br />

werden und das hohe Potenzial der SE-<br />

Methodik zur Gestaltung zukünftiger Entwicklungsprozesse<br />

wirksam genutzt werden.<br />

Prof. Dr.-Ing. Jürgen Gausemeier<br />

Dipl.-Wirt.-Ing. M.Eng. Christian Tschirner<br />

Heinz Nixdorf Institut<br />

Universität Paderborn<br />

Prof. Dr.-Ing. Udo Lindemann<br />

Dipl.-Ing. Manuela Parvan<br />

TU München<br />

noch die Beibehaltung des heterogenen<br />

Ist-Zustandes die optimale Lösung. Vielmehr<br />

muss auf der Basis einer simultanen<br />

und daher komplexen Detailbetrachtung<br />

aller beteiligten PLM-Umgebungen ein<br />

an strategischen, organisatorischen und<br />

wirtschaftlichen Zielen ausgerichtetes Harmonisierungskonzept<br />

erarbeitet werden.<br />

Dieses Harmonisierungskonzept beschreibt,<br />

welche PLM-Komponenten der betrachteten<br />

PLM-Umgebungen wie stark und in<br />

welcher Form harmonisiert werden sollen.<br />

Ausgehend von der meist großen Menge<br />

theoretisch möglicher Konzeptalternativen<br />

muss hierbei entschieden werden, welche<br />

Konzeptalternative im Rahmen des betreffenden<br />

PLM-Harmonisierungsprojektes zu<br />

verfolgen ist. Derartige Harmonisierungsentscheidungen<br />

determinieren unmittelbar<br />

das Ausmaß an Änderungen bestehender<br />

PLM-Umgebungen und sind gekennzeichnet<br />

durch:<br />

• eine hohe Komplexität und unklare<br />

Strukturen,<br />

• divergierende Zielsetzungen, Einzelinteressen<br />

und Perspektiven der involvierten<br />

Akteure,<br />

• weit reichende und schwer vorhersagbare<br />

Konsequenzen für den Projektund<br />

Unternehmenserfolg.<br />

Heute werden diese Entscheidungen meist<br />

ohne methodische Unterstützung getroffen.<br />

PLM-Anwender, -Planer und -Entscheidungsträger<br />

werden bei der Vorbereitung<br />

und Lösung dieser Entscheidungsaufgaben<br />

vor schwer überwindbare Herausforderun-


PLM-<br />

Umgebung<br />

A<br />

?<br />

PLM-<br />

Umgebung<br />

B<br />

gen gestellt. Eine unzureichende Bewältigung<br />

dieser Herausforderungen führt zu<br />

wenig fundierten, subjektiv oder politisch<br />

geprägten Entscheidungen, die primär<br />

durch das informelle Machtgefüge und die<br />

Durchsetzungsfähigkeit einzelner Akteure<br />

determiniert werden. Die Folge sind PLM-<br />

Harmonisierungsmaßnahmen, deren Auswirkungen<br />

(z.B. Kosten oder Risiken) den<br />

Entscheidungsträgern in vielen Fällen nur<br />

teilweise bewusst sind und die von vielen<br />

PLM-Akteuren nicht akzeptiert und unterstützt<br />

werden.<br />

METHODISCHES FRAMEWORK ZUR<br />

UNTERSTÜTZUNG VON PLM-HARMONI-<br />

SIERUNGSENTSCHEIDUNGEN<br />

Mit dem Ziel, Misserfolgen bei PLM-Harmonisierungsentscheidungen<br />

präventiv<br />

entgegenzuwirken, wurde am Lehrstuhl für<br />

Maschinenbauinformatik der Ruhr-Universität<br />

Bochum im Rahmen mehrerer industrieller<br />

PLM-Harmonisierungsprojekte ein<br />

methodisches Entscheidungs-Framework<br />

für die PLM-Harmonisierung (EFH) entwickelt.<br />

Das EFH stellt ein anwendungsfallspezifisch<br />

ausprägbares Hilfsmittel zur<br />

objektivierten Bestimmung unternehmensspezifisch<br />

optimaler Harmonisierungs-<br />

Konzeptalternativen bereit. Dabei werden<br />

die Anforderungen, das Wissen und die<br />

Erfahrungen aller involvierten Unternehmensbereiche<br />

und Akteure berücksichtigt.<br />

Ausgehend von unternehmensweiten<br />

<strong>News</strong>letter Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktentwicklung <strong>WiGeP</strong> | Ausgabe 2 | Oktober <strong>2012</strong><br />

Entscheidungs-Framework für die PLM-Harmonisierung (EFH)<br />

A<br />

...<br />

...<br />

...<br />

...<br />

...<br />

HKA 1<br />

A B<br />

A,B<br />

A<br />

B<br />

. . . . . .<br />

HKA 2<br />

A B<br />

A<br />

A,B<br />

. . . . . .<br />

HKA 3<br />

A B<br />

. . . . . .<br />

Bild 2: Übersicht über das Entscheidungs-Framework für die PLM-Harmonisierung<br />

B<br />

...<br />

...<br />

...<br />

...<br />

...<br />

A,B<br />

A,B<br />

Zielsetzungen und unter Berücksichtigung<br />

der relevanten Randbedingungen des<br />

betreffenden Unternehmens wird der<br />

Lösungsraum eines Harmonisierungs-Entscheidungsproblems<br />

formal und transparent<br />

erfasst und systematisch eingegrenzt.<br />

Hierzu werden vier aufeinander folgende<br />

Phasen unterschieden, die durchgängig mit<br />

Hilfe eines abgestimmten Methoden-Sets<br />

unterstützt werden (Bild 2).<br />

STRUKTURIERUNG DER PLM-UMGEBUNGEN<br />

Die Systematik zur Strukturierung der<br />

betrachteten PLM-Umgebungen dient zur<br />

einheitlichen Beschreibung und Abgrenzung<br />

Bewertungsperspektive<br />

PLM-Methoden<br />

Kosten Nutzen Risiken<br />

B<br />

Bewertungsperspektive<br />

PLM-Systeme<br />

Kosten Nutzen Risiken<br />

Kriterien K<br />

1<br />

HKA<br />

Bewertungsperspektive<br />

PLM-Strategie<br />

Kosten Nutzen Risiken<br />

konkreter PLM-Komponenten, die direkt im<br />

Fokus der PLM-Harmonisierungsinitiative<br />

stehen oder aufgrund ihrer Wechselwirkungen<br />

mit fokussierten PLM-Komponenten<br />

passiv betroffen sind. Dabei werden<br />

auf der Grundlage einer Referenzstruktur<br />

für PLM-Umgebungen Komponenten der<br />

PLM-Harmonisierungs-Dimensionen Strategie,<br />

Prozesse, Methoden, IT-Systeme<br />

und Akteure unterschieden und mit Hilfe<br />

projektneutraler Templates identifiziert und<br />

klassifiziert.<br />

Bewertungsperspektive<br />

PLM-Akteure<br />

Kosten Nutzen Risiken<br />

Bild 3: Bewertungsperspektiven und Zielsystem-Bereiche für die HKA-Bewertung<br />

K<br />

2<br />

HKA<br />

K<br />

3 ∑<br />

- - –<br />

Kosten<br />

Nutzen<br />

Bewertungsperspektive<br />

PLM-Prozesse<br />

Kosten Nutzen Risiken<br />

Risiken<br />

Harmonisierungs-Lösungsraum<br />

Harmonisierungs-Konzeptalternativen<br />

7


<strong>News</strong>letter Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktentwicklung <strong>WiGeP</strong> | Ausgabe 2 | Oktober <strong>2012</strong><br />

DEFINITION DER HARMONISIERUNGS-<br />

KONZEPTALTERNATIVEN<br />

Als Harmonisierungs-Konzeptalternativen<br />

werden Kombinationen von Ausprägungen<br />

der aktiv und passiv zu gestaltenden<br />

PLM-Komponenten bezeichnet, die jeweils<br />

eine Gesamtalternative für die Lösung der<br />

Harmonisierungsaufgabe beschreiben. Die<br />

Basis hierfür bilden verschiedene Harmonisierungsgrundstrategien,<br />

die unterschiedliche<br />

Harmonisierungsgrade repräsentieren<br />

und auf einzelne oder Gruppen von PLM-<br />

Komponenten angewendet werden. Durch<br />

die Kombination der definierten PLM-Komponenten-Ausprägungen<br />

werden mehrerer<br />

Konzeptalternativen in formal einheitlicher<br />

Struktur beschrieben.<br />

VORAUSWAHL DER HARMONISIERUNGS-<br />

KONZEPTALTERNATIVEN<br />

Durch die Vorauswahl werden Konzeptalternativen,<br />

die mit grundlegenden Projektzielsetzungen<br />

und Restriktionen nicht<br />

konform sind, bereits im Vorfeld der detaillierten<br />

Bewertung ausgeschlossen. Die<br />

Grundlage hierfür bildet ein Katalog von<br />

K.O.-Kriterien, die jede PLM-Dimension<br />

betreffen können. K.O.-Kriterien beschreiben<br />

grundlegende Anforderungen an die<br />

zu verfolgende Konzeptalternative, deren<br />

Erfüllung unbedingt sichergestellt werden<br />

muss. Diese K.O.-Kriterien müssen eindeu-<br />

erfolgreich weiterentwickeln<br />

Systems Engineering steht für die ganzheitliche<br />

und disziplinübergreifende Entwicklung<br />

komplexer technischer Systeme,<br />

die sich besonders durch einen hohen Vernetzungsgrad<br />

ihrer Teilsysteme und ihre<br />

zunehmende Intelligenz und Flexibilität<br />

auszeichnen. Das IPEK – Institut für Produktentwicklung<br />

des Karlsruher Instituts<br />

für Technologie forscht im Bereich Systems<br />

Engineering an generalisierten, anwenderorientierten<br />

Prozessen und Methoden, sowie<br />

deren Umsetzung in geeigneten Werkzeugen.<br />

Dabei ist es selbstverständlich,<br />

die theoretischen Grundlagen gemeinsam<br />

8<br />

tig definiert und für jede Gestaltungsalternative<br />

auf einer nominalen Skala mit den<br />

beiden Merkmalen „voraussichtlich erfüllt“<br />

oder „nicht erfüllt“ bewertbar sein.<br />

BEWERTUNG UND AUSWAHL DER HAR-<br />

MONISIERUNGS-KONZEPTALTERNATIVEN<br />

Eine holistische Methode zur Bewertung der<br />

Auswirkungen konkurrierender Harmonisierungskonzepte<br />

unterstützt die Auswahl der<br />

für den vorliegenden Anwendungsfall am<br />

besten geeigneten Konzeptalternative. Die<br />

Basis hierfür bildet ein multikriterielles Zielsystem,<br />

das in Anlehnung an den methodischen<br />

Ansatz der Balanced Scorecard<br />

nach Kaplan und Norton entwickelt wurde.<br />

Die Bewertungsperspektiven spiegeln die<br />

fünf PLM-Harmonisierungs-Dimensionen<br />

„PLM-Strategie“, „PLM-Prozesse“, „PLM-<br />

Methoden“, „PLM-Systeme“ und „PLM-<br />

Akteure“ wider und sind jeweils strukturiert<br />

in die Zielsystem-Bereiche Kosten, Nutzen<br />

und Risiken (Bild 3).<br />

Das Zielsystem umfasst neben direkt monetär<br />

quantifizierbaren auch nicht direkt<br />

monetär quantifizierbare Kriterien. Dabei<br />

erfolgt die Bewertung nicht direkt monetär<br />

quantifizierbarer Kriterien auf der Grundlage<br />

vordefinierter Maturity Levels. Jedes<br />

der etwa 100 Bewertungskriterien ist durch<br />

mindestens einen Key Performance Indicator<br />

(KPI) spezifiziert, der als Messgröße<br />

mit Industrie- und Forschungspartnern an<br />

konkreten Systemen zu evaluieren und zu<br />

validieren. Das Ziel der Forschung am IPEK<br />

ist es, Produktentwickler in ihrer Arbeit und<br />

in ihrem Arbeitsumfeld durch effizientes<br />

Handwerkszeug zu unterstützen.<br />

HERAUSFORDERUNGEN AKTIV BEGEGNEN<br />

Um diesem Anspruch nachzukommen,<br />

untersuchen Forscher des IPEK gemeinsam<br />

mit Entwicklungsingenieuren aus dem<br />

Umfeld der Automobilindustrie, wie neueste<br />

theoretische Erkenntnisse praxisnah<br />

umgesetzt werden können. Beispielhaft<br />

für das Kriterium dient. Das Bewertungsergebnis<br />

wird für jede Konzeptalternative<br />

verdichtet in einer PLM-Harmonisierungs-<br />

Scorecard dargestellt, die Zielkonflikte des<br />

anwendungsfallspezifischen Zielsystems<br />

illustriert und Aufschluß über direkt monetär<br />

und nicht direkt monetär quantifizierbare<br />

Auswirkungen der Konzeptalternative gibt.<br />

AUSBLICK<br />

Das EFH wurde im Rahmen mehrerer vom<br />

Lehrstuhl für Maschinenbauinformatik der<br />

Ruhr-Universität Bochum durchgeführter<br />

PLM-Harmonisierungsprojekte in Unternehmen<br />

der Automobilindustrie und des<br />

Maschinen- und Anlagenbaus entwickelt<br />

und innerhalb dieser Projekte spezifisch<br />

ausgeprägt und erfolgreich angewendet.<br />

Weiterführende Forschungsaktivitäten<br />

befassen sich aktuell mit der Integration<br />

des EFH in ein übergreifendes Vorgehensmodell,<br />

das über die mit dem EFH<br />

adressierten Gestaltungsentscheidungen<br />

hinaus eine zielorientierte Gesamtplanung<br />

und -durchführung von PLM-Harmonisierungsprojekten<br />

unterstützt.<br />

Prof. Dr.-Ing. Michael Abramovici<br />

Dipl.-Wirt.-Ing. Jens Christian Göbel<br />

Lehrstuhl für Maschinenbauinformatik<br />

Ruhr-Universität Bochum<br />

Advanced Systems Engineering – Anwendungsnahe Forschung<br />

an einer innovativen Produktentwicklungssystematik<br />

Wie Forschung und Industrie gemeinsam Prozesse, Methoden und Werkzeuge des Systems Engineering<br />

dafür steht das Forschungsprojekt „Funktionale<br />

Lenkung mechatronischer Produkte“,<br />

bei dem das IPEK unter der Federführung<br />

des VIRTUAL VEHICLE Research Center<br />

in Graz gemeinsam mit dem Lehrstuhl PE<br />

der TU München sowie den Industriepartnern<br />

AVL List GmbH und BMW AG<br />

zusammenarbeitet. Hier werden die Kompetenzen<br />

der Forschungspartner im Bereich<br />

Strukturelles Komplexitätsmanagement,<br />

Model-Based Systems Engineering und<br />

Ontologien gebündelt, um eine Methodik<br />

für effizientes Produktportfoliomanagement<br />

zu entwickeln. Die Basis bildet die


• Zielsystemmodellierung<br />

• Anforderungsmanagement<br />

• Multiprojektmanagement<br />

Bild 1: Forschungsportfolio Advanced Systems Engineering<br />

modellbasierte Beschreibung von Produkten,<br />

deren Varianten basierend auf ihren<br />

Funktionen – und nicht komponentenbasiert<br />

– strukturiert werden. Somit kann<br />

ein durchgängiger Übertragungspfad von<br />

den Kundenanforderungen auf eine optimal<br />

darauf zugeschnittene Produktlösung<br />

geschaffen werden. Diese Methodik kann<br />

Unternehmen nicht nur dabei helfen, auf<br />

die individuellen Bedürfnisse des Kunden<br />

optimal zu reagieren, sondern darüber<br />

hinaus aktiv auf Innovations- und Ergänzungspotentiale<br />

im Produktportfolio hinweisen.<br />

Gleichsam werden damit weitere<br />

Stärken modellbasierter Systementwicklung<br />

adressiert: automatisierte Dokumentation,<br />

effizientere Kommunikation, Wiederverwendbarkeit<br />

von Teilmodellen und die Möglichkeit<br />

zur direkten Vernetzung etablierter<br />

Softwarewerkzeuge (bspw. Anforderungsmanagementtools,<br />

Konstruktions-, Simulations-<br />

und Optimierungswerkzeuge).<br />

FUNDIERTE WISSENSCHAFTLICHE ARBEI-<br />

TEN FÜR DIE ENTWICKLUNGSPRAXIS<br />

Die Advanced Systems Engineering-Systematik<br />

des IPEK stützt sich auf das integrierte<br />

<strong>News</strong>letter Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktentwicklung <strong>WiGeP</strong> | Ausgabe 2 | Oktober <strong>2012</strong><br />

Advanced Systems Engineering<br />

Anwenderorientierte Systematik zur Entwicklung komplexer Systeme<br />

• Produktentstehungsmodelle<br />

• Wissensmanagement<br />

• Ontologien<br />

• Problemlösungsprozesse<br />

• Analyse- &<br />

Synthesetools<br />

• Lösungsmuster<br />

• Prozessmodellierung<br />

& -optimierung<br />

• Ressourcenmanagement<br />

Modellbasierte Vernetzung der Informationen (Traceability)<br />

Zielsystem Handlungssystem<br />

Objektsystem<br />

Produktentstehungsmodell iPeM und damit<br />

verbunden auf die modellbasierte Beschreibung<br />

und Vernetzung von Ziel- und Objektsystem<br />

(siehe Bild 1). Diese Vernetzung soll<br />

beispielsweise durch die anwendungsnahe<br />

Weiterentwicklung konstruktionsmethodischer<br />

Theorien wie z.B. dem Contact &<br />

Channel – Ansatz dargestellt werden. Dieser<br />

unterstützt die modellbasierte Beschreibung<br />

des Zusammenhangs von Funktion und<br />

Gestalt mechanischer Systeme im Kontext<br />

komplexer mechatronischer Produkte.<br />

DER ANWENDER IM MITTELPUNKT<br />

Bei der Erforschung von Methoden und<br />

Werkzeugen zur Entwicklung komplexer<br />

Systeme steht vor allem die Steigerung der<br />

Anwenderakzeptanz durch vereinfachte<br />

Handhabung komplexer Modelle und eine<br />

verständliche Filterung und Darstellung<br />

von interessierenden Informationen im<br />

Vordergrund. Ein wesentlicher Grund für<br />

mangelnde Akzeptanz heutiger fachdisziplinübergreifender<br />

Modellierungsansätze wie<br />

z.B. SysML liegt in dem großen Abstraktionsschritt<br />

von räumlich-bildlichen Mentalmodellen<br />

bzw. 3D-CAD-Modellen und<br />

zweidimensionalen, weitgehendgeometrieneutralen<br />

Blockdiagrammen.<br />

Aktuelle Forschungsarbeiten<br />

des IPEK verfolgen<br />

daher die Vision,<br />

diesen Übergang durch<br />

Zwischenschritte mit<br />

geeigneter Darstellung<br />

zu überwinden. Neben<br />

dieser konkreten Maßnahme<br />

werden am IPEK<br />

auch Methoden und Prozessmodelle<br />

entwickelt,<br />

die eine Vernetzung von<br />

Informationen ermöglichen.<br />

Ziel ist dabei die<br />

anwenderorientierte<br />

Unterstützung strategischerMultiprojektmanagementkonzepte,<br />

die<br />

effiziente Nutzung von<br />

Ressourcen wie Personal<br />

und Maschinen sowie der<br />

bedarfsgerechte Einsatz<br />

von Lösungen zum Anforderungs-<br />

und Wissensmanagement.<br />

Dabei sollen<br />

prozess- und produktrelevante<br />

Informationen derart<br />

miteinander in Relation gesetzt werden,<br />

dass alle relevanten Aspekte und Randbedingungen<br />

in die Planung von Unternehmensprozessen<br />

angemessen einbezogen<br />

werden können. Dazu gehören neben der<br />

Modellbildung auch Untersuchungen zu<br />

Vorgehensstrategien von Produktentwicklern<br />

bei der Analyse und Synthese von Systemen<br />

in Problemlösungsprozessen.<br />

Methoden und Prozesse des Advanced<br />

Systems Engineering sollen auf die heutigen<br />

und zukünftigen Bedürfnisse und<br />

Herausforderungen der Entwicklungspraxis<br />

zugeschnitten sein. An diesem<br />

Leitbild orientiert sich die Forschung am<br />

IPEK. Besonders effektiv funktioniert das<br />

in fruchtbaren Kooperationen mit dem<br />

zukünftigen Anwender selbst – den Entwicklern<br />

und Managern in der Industrie.<br />

• Objektsystemmodellierung<br />

• Produktanalysen<br />

& Simulationen<br />

• Varianten-<br />

Produktportfolio<br />

o. Prof. Dr.-Ing. Dr. h.c. Albert Albers<br />

Dipl.-Ing. Christian Zingel<br />

IPEK – Institut für Produktentwicklung<br />

Karlsruher Institut für Technologie (KIT)<br />

9


<strong>News</strong>letter Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktentwicklung <strong>WiGeP</strong> | Ausgabe 2 | Oktober <strong>2012</strong><br />

Neue Hexapod-Großprüfanlage an der TUHH<br />

Hamburgs Wissenschaftssenatorin gibt den Startschuss für die Inbetriebnahme der Hexapod-Prüfanlange an der<br />

Technischen Universität Hamburg-Harburg<br />

Eine neue Hochleistungs-Prüfanlage an der<br />

TU Hamburg-Harburg ermöglicht erstmals<br />

in einem universitären Umfeld mechanische<br />

Tests an größeren Bauteilen aus<br />

Faserverbundwerkstoffen unter komplexen<br />

realitätsnahen Belasungsbedingungen.<br />

Große Baugruppen von Flugzeugen und<br />

Flugzeugrumpfsegmente können jenen<br />

Belastungen und Vibrationen ausgesetzt<br />

werden, die im realen Flugbetrieb herrschen<br />

und weit darüber hinausgehen. Damit wird<br />

in Deutschland eine für die Grundlagenforschung<br />

bisher nicht verfügbare Technik<br />

zum Einsatz gebracht und eine zentrale<br />

Lücke zwischen materialwissenschaftlicher<br />

Grundlagenforschung und praktischer<br />

Anwendung geschlossen.<br />

Die interdisziplinäre Forschergruppe der<br />

TUHH, bestehend aus den Professoren<br />

Krause, Schulte und Weltin mit ihren Mitarbeitern<br />

wurde neben einer Gruppe der TU<br />

Braunschweig aus 10 Bewerbern im Rahmen<br />

einer DFG-Großgeräteinitiative durch<br />

internationale Gutachter ausgewählt. Die<br />

beiden Anlagen unterscheiden sich stark im<br />

Prüfkonzept und sind für sich einzigartig.<br />

Dadurch werden die Prüfmöglichkeiten, welche<br />

die Deutsche Forschungsgemeinschaft<br />

zur Verfügung stellt, essenziell erweitert.<br />

ENTSTEHUNG<br />

Das Prüfgerät kostete rund 3,6 Mio. Euro<br />

und wurde maßgeblich von der Deutschen<br />

10<br />

Verspannungstest im<br />

oberen Prüfraum mit<br />

externem Aufbaurahmen<br />

Verspannungstest<br />

unterer Prüfraum<br />

(für kleinere Bauteile)<br />

Bild 2: Prüfkonzepte und Prüfräume des neuen Hexapod-Prüfstandes<br />

Forschungsgemeinschaft<br />

(DFG) gefördert und in einer<br />

eigens dafür errichteten Halle<br />

auf dem Campus installiert.<br />

Um die hochgesteckten Ziele<br />

zu erreichen, erfolgte die Entwicklung<br />

und Umsetzung des<br />

Prüfstands in enger Kooperation<br />

und Absprache zwischen<br />

Wissenschaftlern der TUHH<br />

und der Firma Feingerätebau<br />

Steinbach (FGB).<br />

Am 2. Mai wurde die Anlage<br />

von Hamburgs Zweiter Bürgermeisterin<br />

und Senatorin für<br />

Wissenschaft und Forschung,<br />

Dr. Dorothee Stapelfeldt, Prof.<br />

Dr.-Ing. Matthias Kleiner, Präsident der<br />

Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG)<br />

sowie dem TUHH Präsidenten Prof. Garabed<br />

Antranikian eingeweiht (Bild 1). Hierbei<br />

konnte ein Test mit einer Flugzeugbordküche<br />

vor 100 geladenen Gästen aus Forschung<br />

und Industrie demonstriert werden.<br />

PRÜFSTAND<br />

Bei Untersuchungen an größeren Bauteilen<br />

aus Faserverbundwerkstoffen, die u.a. beim<br />

Bau von Flugzeugen, Autos und Windkraftanlagen<br />

zum Einsatz kommen, kann das<br />

mechanische Verhalten – Festigkeit und<br />

Lebensdauer – dieses zukunftsweisenden<br />

Werkstoffs an bis zu 3-4 Meter großen<br />

Vibrationstest von<br />

großen Komponenten<br />

im oberen Prüfraum<br />

Bild 1: Inbetriebnahme der Hexapod-Prüfanlange mit dem TUHH-<br />

Präsidenten Prof. Garabed Antranikian, Hamburgs Senatorin<br />

für Wirtschaft und Forschung Dr. Dorothee Stapelfeldt<br />

und DFG-Präsidenten Prof. Matthias Kleiner (v.l.n.r.).<br />

Drucksimulationen<br />

durch Verwendung<br />

einer elastischen Blase<br />

Werkstücken getestet werden. Die zu prüfenden<br />

Bauteile können mehraxial in den<br />

drei Raumrichtungen sowohl translatorisch<br />

als auch rotatorisch bewegt bzw. belastet<br />

werden. Eine Vielzahl von ein- und mehraxialen<br />

Kraft- und Beschleunigungssensoren<br />

messen, welche Beschleunigungen und<br />

Kräfte auf das Bauteil wirken, um daraus<br />

Rückschlüsse auf die Steifigkeit und das<br />

dynamische Verhalten des Prüfobjekts zu<br />

ziehen. Vom neuen Prüfstand erwarten die<br />

Wissenschaftler genauere Kenntnisse über<br />

das Verhalten des Materials in Verbindung<br />

mit der Bauteilgestalt und somit Wege für<br />

eine effizientere und sicherere Nutzung der<br />

Faserverbundwerkstoffe in der industriellen<br />

Anwendung.<br />

Die sechs Zylinder mit einer<br />

Einzelkraft von je 160 kN<br />

und kombinierter Kraft von<br />

bis zu 500 kN beschleunigen<br />

damit auch mehrere<br />

Tonnen schwere Prüflinge<br />

mit bis zu sechsfacher Erdbeschleunigung.<br />

Dafür fördern<br />

die Hydraulikaggregate bis<br />

zu 750 Liter pro Minute bei<br />

einem Druck von 280 bar.<br />

Unter Volllast wird dafür ein<br />

halbes Megawatt an Strom<br />

abgenommen. Diese Dynamik<br />

und Leistung gehen weit<br />

über die eines konventio-


nellen Hexapods, wie er etwa in Simulatoren<br />

eingesetzt wird, hinaus. Aufgrund der<br />

hohen dynamischen Belastungen wurde für<br />

den Prüfstand ein 340 Tonnen schweres<br />

Spezialschwingfundament von der Firma<br />

CFM Schiller gebaut, das den Hexapod ab<br />

1,2 Hz vom Untergrund schwingisoliert. Die<br />

Anforderungen an die Regelung der Anlage<br />

stellt eine besondere Herausforderung dar.<br />

In allen sechs Freiheitsgraden kann weg-<br />

oder kraftgeregelt geprüft werden. Da auch<br />

Kombinationen der Regelungsarten möglich<br />

sind, erweitern sich die Prüfmöglichkeiten<br />

zusätzlich. Um bei den Prüfungen die<br />

benötigte Präzision zu erreichen, kann der<br />

Regler iterativ arbeiten; d. h. er optimiert<br />

nach jedem Lauf die Regelparameter bis die<br />

Abweichung entsprechend den Vorgaben<br />

minimiert ist.<br />

Um ein großes Spektrum an Prüfmöglichkeiten<br />

abzudecken, ist die Plattform als Ring<br />

(gelb) ausgeführt (Bild 2). So können Prüflinge<br />

oberhalb und unterhalb aber auch im<br />

Ring aufgespannt werden.<br />

NUTZUNG<br />

Prof. Uwe Weltin forscht insbesondere im<br />

Bereich der Elastomerbauteile, wie z. B.<br />

Luftfedern und deren Betriebsfestigkeit<br />

unter multiaxialen Belastungen. Die Aus-<br />

<strong>News</strong>letter Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktentwicklung <strong>WiGeP</strong> | Ausgabe 2 | Oktober <strong>2012</strong><br />

wirkung eines Defekts in realitätsnahen<br />

Strukturbauteilen aus CFK, wie z. B. bei<br />

Flugzeugschalenelementen oder Rotorblättern<br />

von Windenergieanlagen, untersucht<br />

Prof. Schulte mit dem Hexapodprüfstand<br />

unter multiaxialen Lastsituationen. Auch<br />

diese Prüfungen erfolgen mit finanzieller<br />

Unterstützung der DFG. Die Gruppe<br />

um Prof. Krause testet und analysiert das<br />

dynamische Verhalten von komplexen<br />

Bauteilen und Produkten. Hierbei stehen<br />

im Moment besonders Komponenten aus<br />

der Flugzeugkabine im Vordergrund sowie<br />

das multiaxiale Verhalten von Faserkunststoffverbundbauteilen.<br />

Direkt nach der<br />

Inbetriebnahme des Prüfstands wurden in<br />

Zusammenarbeit mit Airbus und Diehl Service<br />

Modules Prüfungen an Monumenten,<br />

wie die in Bild 3 dargestellte Flugzeug-Bordküche,<br />

durchgeführt. Die Messwerte und<br />

die daraus ausgewerteten Kennwerte sind<br />

von akuter Brisanz für die Entwicklung und<br />

Optimierung von Kabinenbauteilen, auch in<br />

Verbindung mit neuen Flugzeugtypen, wie<br />

dem A320neo.<br />

Diese vielseitigen Projekte zeigen die Flexibilität<br />

des Hexapods, welche die Basis für<br />

herausragende Projekte in Forschung und<br />

Industrie ist.<br />

Bild 3: Prof. Uwe Weltin, Prof. Dieter Krause und<br />

Prof. Karl Schulte (v.l.n.r.) an der neuen<br />

Hexapod-Prüfanlage mit einer Flugzeugbordküche<br />

als Testobjekt.<br />

Prof. Dr.-Ing. Dieter Krause<br />

Dipl.-Ing. Thomas Gumpinger<br />

Institut für Produktentwicklung und<br />

Konstruktionstechnik (PKT)<br />

Technische Universität Hamburg-Harburg<br />

(TUHH)<br />

Praxisorientierte Lehre: Projektseminar Innovations-<br />

und Entwicklungsmanagement (IEM)<br />

Innovative Produktkonzepte für die Fördertechnik von Morgen<br />

„Arbeiten im Team unter Zeitdruck“ – Unter<br />

diesem Leitsatz fand im Sommersemester<br />

<strong>2012</strong> das Projektseminar Innovations- und<br />

Entwicklungsmanagement (IEM) am Lehrstuhl<br />

für Produktentwicklung des Heinz<br />

Nixdorf Instituts statt. Der einwöchige<br />

Intensivkurs wurde mit der BEUMER Group<br />

GmbH & Co. KG durchgeführt, die international<br />

führender Hersteller in der Intralogistik<br />

ist und sich besonders in der Lehre<br />

und Ausbildung engagiert. BEUMER rüstet<br />

zum Beispiel moderne Flughäfen mit<br />

mechatronischen Transportsystemen aus<br />

und ist dafür zuständig, dass das Gepäck<br />

nach dem Einchecken rechtzeitig im Flieger<br />

zur nächsten Fußball Weltmeisterschaft<br />

ankommt. Andere Produkte kommen zum<br />

Beispiel aus den Bereichen<br />

Verpackungs- und<br />

Verladetechnik.<br />

15 erfahrungshungrige<br />

Studierende des<br />

Maschinenbaus und des<br />

Wirtschaftsingenieurwesens<br />

der Universität<br />

Paderborn machten sich<br />

also auf die Suche nach<br />

innovativen Produktkonzepten.<br />

Dazu wurden die<br />

Studierenden in drei konkurrierende<br />

Teams eingeteilt.<br />

Jede Gruppe hat<br />

von BEUMER eine spezifische<br />

Aufgabenstellung<br />

Bild 1: Die Teilnehmer und Betreuer des Projektseminars nach der gelungenen<br />

Abschlusspräsentation<br />

11


<strong>News</strong>letter Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktentwicklung <strong>WiGeP</strong> | Ausgabe 2 | Oktober <strong>2012</strong><br />

Bild 2: Einblicke in das Projektseminar Innovations- und Entwicklungsmanagement<br />

bekommen: Die konzeptionelle Lösung<br />

eines technischen Problems aus der Praxis.<br />

Die erste Aufgabenstellung behandelte<br />

die platzsparende Zwischenlagerung von<br />

Gepäckstücken auf Flughäfen, die zweite<br />

Aufgabenstellung zielte auf ein neuartiges<br />

Förderkonzept für Gepäck in Steigungen<br />

und die dritte Aufgabenstellung fokussierte<br />

auf eine Maschine zur Beladung von LKW<br />

mit Zementsäcken. Die Gruppen mussten<br />

ihre Aufgabenstellungen nach einer vorgegebenen<br />

Systematik bewältigen und regelmäßig<br />

über den Fortschritt berichten.<br />

Die erste Gruppe – mit selbstgewähltem<br />

Gruppennamen „auto-store“ – ließ sich bei<br />

ihrer Lösungsfindung ungewöhnlich inspirieren:<br />

Die Lagerung von Hamburgern bei<br />

bekannten Fastfood-Ketten waren Grund-<br />

12<br />

lage für pfiffige Lösungskonzepte. Auf einer<br />

Schrägen können hier Gepäckstücke von<br />

einer Seite angeliefert und von der anderen<br />

Seite entnommen werden.<br />

Nicht minder kreativ zeigte sich die zweite<br />

Gruppe „steiTEC“. Die Inspiration für eine<br />

Lösung zur Überwindung einer Steigung<br />

beim Transport von Gepäckstücken rührte<br />

aus sportlichen Aktivitäten der Gruppenmitglieder:<br />

Wasserski! Beim Wasserski klinkt<br />

sich eine Person in eine Seilbahn ein und<br />

wird über das Wasser gezogen. Das Konzept:<br />

Ein Transportwagen (darin ein Koffer)<br />

soll sich in einer Seilbahn einklinken und<br />

damit eine Steigung überbrücken.<br />

Die dritte Gruppe „Cement Industry Consulting“<br />

konzipierte Teilsysteme für eine<br />

Maschine zur Beladung von LKW mit<br />

Amorphe Kohlenstoffschichten für die<br />

Blechmassivumformung<br />

Reibung und Verschleiß in Umformwerkzeugen gezielt beeinflussen<br />

Mit der zunehmenden Notwendigkeit<br />

der Energie- und Resourceneffizienz<br />

gehen steigende Anforderungen an die<br />

Kompaktheit technischer Komponenten<br />

einher. Im SFB/Transregio 73 wird diesem<br />

globalen Trend mit der Entwicklung der<br />

neuen Fertigungstechnologie „Blechmassivumformung“<br />

(BMU) begegnet. Diese<br />

neue Klasse von Umformverfahren hat<br />

zum Ziel, ausgehend von Feinblechen<br />

funktionsintegrierte Bauteile mit komplexen<br />

Nebenformelementen (z. B. Verzahnungen)<br />

in der Größenordnung der<br />

Blechdicke in wenigen Fertigungsstufen<br />

herzustellen (Bild 1). Aus der damit verbundenen<br />

fertigungstechnischen Her-<br />

Zementsäcken. Die Teilsysteme können<br />

miteinander kombiniert werden, entsprechend<br />

der Idee eines Baukastens. Beispielsweise<br />

wurde ein Greifer konzipiert, der die<br />

Zementsäcke aufnimmt und auf dem LKW<br />

positioniert. Eine andere Lösung ist ein<br />

geschickt angeordnetes Transportband, das<br />

automatisch ein Lagenmuster von Zementsäcken<br />

erstellt.<br />

Neben der Schulung in der Methodik und<br />

Vorgehenssystematik nach Pahl/Beitz<br />

wurden die Studierenden in Rede- und<br />

Präsentationstechnik geschult sowie mit<br />

Kreativitätstechniken zur Findung innovativer<br />

Ideen vertraut gemacht. Diese Fähigkeiten<br />

mussten die Teilnehmer in insgesamt<br />

12 Präsentationen – darunter ein Statusbericht<br />

an die Geschäftsleitung und eine<br />

Pressekonferenz – unter Beweis stellen. Der<br />

enorme Zeitdruck während der Projektwoche<br />

erforderte effizientes Teamwork.<br />

Die Resultate des Projektseminars übertrafen<br />

die Erwartungen seitens BEUMER.<br />

Mit dem Highlight der Abschlusspräsentation<br />

am Freitagabend konnten die Studierenden<br />

den Leiter der Entwicklung, Herrn<br />

Dr. Frank Will, und seine Mitarbeiter positiv<br />

überraschen. Bei einer gemeinsamen<br />

Abschlussfeier mit Umtrunk im Paderborner<br />

„Feuerstein“ wurde noch bis spät in die<br />

Nacht gefachsimpelt.<br />

Prof. Dr.-Ing. Jürgen Gausemeier<br />

Dipl.-Wirt.-Ing. Christoph Peitz<br />

Lehrstuhl für Produktentstehung<br />

Heinz Nixdorf Institut<br />

Universität Paderborn<br />

ausforderung, auch in Stahlblechen die<br />

zur Ausformung der Nebenformelemente<br />

erforderlichen dreiachsigen Spannungs-<br />

und Formänderungszustände einzustellen,<br />

leiten sich zugleich Herausforderungen für<br />

die Tribologie ab: Zum einen müssen die<br />

Reibeigenschaften der Werkzeugaktivflächen<br />

lokal gezielt eingestellt werden, um


die Steuerung des Werkstoffflusses entsprechend<br />

der Geometrieanforderungen zu<br />

unterstützen; zum anderen unterliegen die<br />

Aktivflächen lokal stark unterschiedlichen,<br />

teils sehr hohen tribologischen Beanspruchungskollektiven.<br />

Um diesen Herausforderungen<br />

zu begegnen, müssen auf dem<br />

Gebiet der Umformtechnik bislang nicht<br />

genutzte Oberflächenmodifikationen an<br />

die spezifischen Anforderungen der BMU<br />

angepasst, im Sinne von Konstruktionselementen<br />

gezielt einsatzbar gemacht und der<br />

Werkzeugkonstrukteur bei ihrer Auswahl<br />

unterstützt werden. Sehr vielversprechend<br />

erscheint hierbei die zielgerichtete Entwicklung<br />

amorpher Kohlenstoffschichten.<br />

AMORPHER KOHLENSTOFF<br />

Eine gerade einmal 1 bis 5 µm dünne<br />

Schicht aus amorphem Kohlenstoff genügt,<br />

um einer technischen Oberfläche herausragende<br />

tribologische Eigenschaften zu verleihen.<br />

Amorpher Kohlenstoff, der wegen<br />

seiner hohen Härte oft auch als diamondlike<br />

carbon (DLC) bezeichnet wird, ist nicht<br />

nur verschleißfest, sondern ermöglicht aufgrund<br />

seiner besonderen Tribomechanismen<br />

selbst im trockenen Gleitkontakt gegen<br />

Stahl dauerhaft niedrige Reibzahlen. Der<br />

Umformgrad φ<br />

2,5<br />

0<br />

m: Erf. Reibfaktor<br />

p: Vorh. Pressung<br />

m = 0,05<br />

1<br />

p ≤ 1,2 GPa<br />

m = 0,3<br />

2<br />

p ≤ 0,4 GPa<br />

5<br />

Stempel<br />

2<br />

4<br />

3<br />

1<br />

3 mm<br />

3<br />

4<br />

5<br />

<strong>News</strong>letter Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktentwicklung <strong>WiGeP</strong> | Ausgabe 2 | Oktober <strong>2012</strong><br />

Matrize<br />

Blech<br />

3 mm<br />

m = 0,05<br />

p ≤ 1,5 GPa<br />

m = 0,05<br />

p ≤ 2,5 GPa<br />

m = 0,3<br />

p ≤ 1,5 GPa<br />

mangelnden Überlastsicherheit<br />

der<br />

meisten DLC-Varianten,<br />

die u. a. auf<br />

das spröde Materialverhalten<br />

und hohe<br />

Druckeigenspannungen<br />

zurückgeführt<br />

werden kann, ist<br />

es jedoch geschuldet,<br />

dass ihr Einsatz<br />

bislang auf mäßig beanspruchte Anwendungen<br />

beschränkt ist. Diese liegen vor<br />

allem im Bereich der Maschinenelemente<br />

und Motorkomponenten. In der Umformtechnik<br />

gibt es bislang nur einige Pilotanwendungen<br />

in der Aluminiumumformung.<br />

Wie vergleichende, mit einem sog. Load<br />

Scanner durchgeführte Untersuchungen im<br />

trockenen Gleitkontakt gegen Stahl zeigen,<br />

sind aber insb. wolframmodifizierte wasserstoffhaltige<br />

amorphe Kohlenstoffschichten<br />

(a-C:H:W) auch unter den hohen Kontaktbeanspruchungen<br />

der Umformtechnik einsetzbar<br />

(Bild 2). Der Grund für die erhöhte<br />

Beanspruchbarkeit sind nanoskalige karbidische<br />

Einlagerungen in der amorphen Kohlenstoffmatrix,<br />

die zu einer Verringerung<br />

der Eigenspannungen beitragen und dem<br />

sonst spröden DLC eine gewisse<br />

Duktilität verleihen.<br />

2 mm<br />

Bild 1: Durch Blechmassivumformung hergestelltes napfförmiges<br />

Bauteil mit Verzahnung im Flanschbereich und<br />

tribologische Zonen der Umformmatrize (Flächenmodell,<br />

10°-Ausschnitt).<br />

Platin (Präparation)<br />

a-C:H<br />

a-C:H:W<br />

Substrat<br />

MASSGESCHNEIDERTE REIBUNG<br />

Mit Blick auf die spezifischen<br />

Erfordernisse der BMU verfügen<br />

a-C:H:W-Schichten über einen<br />

weiteren Vorzug: Die Reibeigenschaften<br />

dieser durch sog. reaktives<br />

Magnetronsputtern von Wolframkarbid<br />

in Argon-Acetylen-Atmosphäre<br />

hergestellten DLC-Variante<br />

lassen sich durch geeignete Wahl<br />

der Prozessparameter über weite<br />

Bereiche hinweg einstellen. So sind<br />

im trockenen Gleitkontakt gegen<br />

Stahl Reibzahlen von 0,1 bis 0,4<br />

möglich. Unter Vollschmierung<br />

mit hochadditiviertem Fließpressöl<br />

lässt sich die Reibzahl zwischen<br />

0,05 und 0,11 anpassen. Dabei<br />

resultieren sowohl unter ölgeschmierten<br />

als auch unter trockenen<br />

Bedingungen meist akzeptable<br />

Verschleißraten. Bemerkenswerter<br />

Weise lassen sich – wie unter dem<br />

Einsatz von Methoden der statistischen<br />

Versuchsplanung gezeigt<br />

Stahlübertrag<br />

Platin (Präparation)<br />

Delaminationsriss<br />

Zugriss<br />

a-C:H:W<br />

1 µm<br />

Substrat<br />

2 µm<br />

Bild 2: Typisches Schadensbild einer DLC-Schicht mit unmodifizierter Decklage<br />

und (ungeschädigte) a-C:H:W-Schicht nach identischer Beanspruchung<br />

auf Load Scanner.<br />

werden kann – trockene und ölgeschmierte<br />

Reibung in Teilen des Prozessraums sogar<br />

weitgehend unabhängig voneinander einstellen.<br />

So ist es durch Anlegen einer negativen<br />

elektrischen Spannung (Bias) an den<br />

zu beschichtenden Werkzeugen möglich,<br />

die Reibzahl unter Ölschmierung auf Werte<br />

um 0,05 einzustellen. Zugleich kann die trockene<br />

Reibung durch gezielte Anpassung<br />

der Prozessgasflüsse innerhalb der oben<br />

genannten Grenzen variiert werden.<br />

NUTZEN UND AUSBLICK<br />

Durch genaue Kenntnis der Zusammenhänge<br />

zwischen Prozessparametern und<br />

tribologischen Eigenschaften lässt sich das<br />

Konstruktionselement a-C:H:W-Schicht in<br />

vielfältiger Weise auslegen, sodass es den<br />

unterschiedlichen Anforderungsprofilen von<br />

BMU-Werkzeugen gerecht wird.<br />

Um auch die unter trockenen und ölgeschmierten<br />

Bedingungen jeweils sehr<br />

unterschiedlichen Reibeigenschaften des<br />

a-C:H:W gezielt ausnutzen zu können, sind<br />

die Reibzahlen im Mischreibungsbereich<br />

in Abhängigkeit der Schmierstoffmenge<br />

genauer zu bestimmen. Damit der Nutzen<br />

von a-C:H:W, aber auch anderer tribologischer<br />

Schichten, für die BMU maximiert<br />

werden kann, muss dieses bislang global<br />

applizierte Konstruktionselement zu einem<br />

selektiv lokal einsetzbaren weiterentwickelt<br />

werden. Auf Basis geeignet aufgebauter<br />

mehrlagiger Schichtsysteme wird dies durch<br />

die Anwendung von Masken- und/oder<br />

Abtragsverfahren (z. B. Laserablation, robotergestütztes<br />

Feinschleifen) möglich sein.<br />

Prof. Dr.-Ing. Sandro Wartzack<br />

Dipl.-Ing. Harald Hetzner<br />

Dr.-Ing. Stephan Tremmel<br />

Lehrstuhl für Konstruktionstechnik<br />

Friedrich-Alexander-Universität<br />

Erlangen-Nürnberg<br />

13


<strong>News</strong>letter Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktentwicklung <strong>WiGeP</strong> | Ausgabe 2 | Oktober <strong>2012</strong><br />

Lebensfähige Systemmodelle<br />

Methodische Konzipierung und Gestaltung flexibler Fahrzeugkonzepte<br />

MOTIVATION<br />

Die Zahl der Weltbevölkerung (schon jetzt<br />

7 Milliarden) steigt weiter an, wobei der<br />

größte Anteil in Städten leben wird. Der<br />

Mobilitätsbedarf wächst und der Verkehr<br />

nimmt ständig zu, doch die Kapazität des<br />

Verkehrsnetzes hat keine Chance diesen<br />

Strom aufzunehmen. Das mit fossilen Brennstoffen<br />

betriebene Kraftfahrzeug, derzeit<br />

mit über 1 Milliarde Exemplaren auf unserem<br />

Planeten Erde vertreten, erweist sich als<br />

einer der Mitverursacher ökologischer Probleme,<br />

welche sich durch ihre Vernetzung<br />

zunehmend gegenseitig verstärken.<br />

Wir alle wollen weiterhin mobil sein, möglichst<br />

schnell und bequem zum Arbeitsplatz<br />

oder zu Freunden kommen und erwarten,<br />

dass in den Geschäften Lebensmittel pünktlich<br />

verfügbar sind. Zugleich ärgern wir uns<br />

aber auch über Staus, Verkehrslärm, Abgase<br />

und verbaute Landschaften. Daher stellt<br />

sich unentwegt die Frage: Können Umweltschutz<br />

und Verkehr im Einklang stehen?<br />

Wie kann den drei Säulen der Nachhaltigkeit<br />

- Ökonomie, Ökologie und soziale<br />

Ausgewogenheit - im Verkehr Rechnung<br />

getragen werden?<br />

Als ein Kernproblem wird angesehen,<br />

dass wir uns ökologisch und ökonomisch<br />

häufig zu kurzsichtig verhalten. Die<br />

Rückkopplung („Feedback-Planung“)<br />

im heutigen Gesamtmobilitätsmodell ist<br />

ebenfalls schwach ausgeprägt. Die lineare<br />

und eindimensionale Vorgehensweise bei<br />

der Planung führt zur Sackgasse, so dass<br />

ein Wandel unausweichlich ist. Für die<br />

innerstädtische Mobilität ist er zur Überlebensfrage<br />

geworden und „wichtiger als<br />

Forschung über Mobilität ist heute ihre<br />

Gestaltung. Uns fehlen Bilder, positive Visionen<br />

und Geschichten einer neuen Mobilitätskultur.“<br />

(Rammler 2010)<br />

Die Existenzfragen sind daher folgende:<br />

Wie können wir das System „Verkehr“ verlagern,<br />

nicht vermehren und es im ökologischen<br />

Einklang entwickeln? Wie kann das<br />

Subsystem „Auto“ anders realisiert und<br />

integriert werden?<br />

STAND DER FORSCHUNG<br />

Die EU will bis 2050 für eine vom Öl unabhängige<br />

und weitgehend CO 2 -neutrale<br />

14<br />

Energieversorgung des Verkehrssektors<br />

sorgen, um die daraus resultierenden<br />

Umweltauswirkungen zu verringern und<br />

die Energieversorgung dauerhaft zu sichern.<br />

Diesbezüglich hat Deutschland am 19.<br />

August 2009 den Nationalen Entwicklungsplan<br />

Elektromobilität verabschiedet. Ziel des<br />

Nationalen Entwicklungsplans ist es, die<br />

Forschung und Entwicklung, die Marktvorbereitung<br />

sowie die Markteinführung von<br />

Elektrofahrzeugen voranzubringen. Nach<br />

der Planung sollen bis 2020 mindestens<br />

eine Million Elektroautos auf Deutschlands<br />

Straßen fahren. In 40 Jahren soll der innerstädtische<br />

Verkehr demnach sogar so gut<br />

wie ganz auf fossile Brennstoffe verzichten<br />

können. (www.bmvbs.de)<br />

Forschung und Industrie sind zurzeit in einer<br />

Ideenfindungsphase. Es gibt zahlreiche Forschungsprojekte<br />

in Richtung Elektrofahrzeuge,<br />

sowohl mit batterie- als auch mit<br />

brennstoffzellen-elektrischen Antriebssystemen<br />

(z.B. ELVA, SolarCar, SunCar-Program,<br />

H2Car, Wind Explorer), die Alternativen für<br />

fossile Kraftstoffe bieten. Es wird behauptet,<br />

dass innovative Antriebstechnologien<br />

das Potenzial haben, fossile Energiequellen<br />

im Verkehrssektor allmählich zu ersetzen. Es<br />

gibt außerdem Vorschläge zu neuen Nutzungsmodellen<br />

(z.B. Carsharing), zu ganz<br />

neuen Fortbewegungsmöglichkeiten (z.B.<br />

Segway, EO-das koppelbare Elektroauto,<br />

VW Hover Car, One+One modular elektro<br />

car, Peugeot RD, EV 2020), sowie einige<br />

Projektvorschläge zur Entwicklung von<br />

nachhaltigen Konzepten und einer Gestaltung<br />

postfossiler Mobilität (z.B. Sensitivitätsmodell,<br />

Apolloprojekt).<br />

Bei den bisherigen Ansätzen steht jedoch<br />

häufig nicht das gesamte Systemmodell im<br />

Vordergrund, sondern das einzelne Subsystem<br />

oder Produkt. Die Gegenseitige<br />

Nutzung von Verschiedenartigkeit durch<br />

Verbindung und Austausch, sowie die<br />

Mehrfachnutzung von Produkten, Funktionen<br />

und Organisationsstrukturen sind nicht<br />

oder zu schwach ausgeprägt. Es fehlen die<br />

ganzheitlichen Ansätze für einen generellen<br />

Wandel.<br />

Die Betrachtung der Natur zeigt einen hohen<br />

Grad der Vernetzung. Biologische Vorbilder<br />

sind integrative, vernetzte Lösungen. Die<br />

Methoden der Bionik scheinen demnach ein<br />

großes Potenzial zu besitzen, um Systemmodelle<br />

zu betrachten. Die Übertragung<br />

der biologischen Ansätze auf die technische<br />

Realisierung stellt die Produktentwicklung<br />

jedoch noch immer vor große Herausforderungen.<br />

Es existieren zwar vereinzelte<br />

Wissenssammlungen, um z.B. Konstruktionsprinzipe<br />

von biologischen Vorbildern<br />

abzuleiten und für die Technik nutzbar zu<br />

machen (z.B. Gramann 2004, Löffler 2009).<br />

Diese sind häufig weder vollständig noch<br />

durchgängig nutzbar. Eine ganzheitliche<br />

Systembetrachtung und die Regelkreise der<br />

Natur werden nicht abgebildet.<br />

Zur Abbildung von Beziehungssystem in<br />

technischen Systemen wurden in der Vergangenheit<br />

zahlreiche Ansätze hervorgebracht.<br />

Als zielführend erscheinen z.B.<br />

Methoden der Modellierung mit SysML<br />

(z.B. Stechert 2010). Hier kann die Produktumgebung<br />

(Mensch, technisches Umfeld,<br />

natürliches Umfeld usw.) mit dem Produkt<br />

(Funktionen, Strukturen, Verhalten usw.)<br />

in Beziehung gesetzt werden. Durch eine<br />

geschickte Analyse des Beziehungsnetzwerkes<br />

können Rückkopplungen erkannt und<br />

geplant werden. Schwierig wird die Anwendung<br />

der Modellierung dann, wenn „weiche“<br />

Faktoren berücksichtigt werden sollen.<br />

D.h. die integrative Betrachtung von Design<br />

und Technik sowie biologischer Vorbilder.<br />

ZIELSETZUNG<br />

Die technische Evolution stellt neue Möglichkeiten<br />

für ein ganzheitliches Überdenken<br />

der Fortbewegung und Fortbewegungsmittel<br />

bereit, die noch nicht entdeckt oder am<br />

Anfang ihrer Entwicklung sind. Als dessen<br />

Resultat provoziert es die Notwendigkeit<br />

weitergehender Untersuchungen möglicher<br />

Innovationen (Systeminnovationen<br />

= Produkt- und Nutzungsinnovation) und<br />

ihren Einfluss auf die Gestaltung der neuen,<br />

innerstädtischen Mobilität.<br />

Ziel muss es sein, aus dem Blickwinkel der<br />

urbanen Strukturen mit Hilfe der Bionik<br />

in einer technologisch höchst entwickelten<br />

Region nach attraktiven, vernetzten<br />

Mobilitätslösung zu suchen. Es soll durch<br />

Feedback-Planung eine neue bionische<br />

Organisationsform gefunden werden und


Bild: Zur Zukunft des Individualfahrzeuges<br />

<strong>News</strong>letter Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktentwicklung <strong>WiGeP</strong> | Ausgabe 2 | Oktober <strong>2012</strong><br />

das Potenzial der lebensfähigen Systemmodelle<br />

(integrative Weltmobile) dargestellt<br />

werden. Dazu müssen Vorgehensweisen,<br />

Methoden und Werkzeuge entwickelt werden,<br />

die eine gezielte Übertragbarkeit von<br />

biologischen Vorbildern auf Design und<br />

Technik, sowie deren wechselseitige Vernetzung<br />

berücksichtigt. Dabei stehen die<br />

Entwickler im Vordergrund der Betrachtung:<br />

Methoden und Werkzeuge müssen so<br />

gestaltet sein, dass sie den speziellen Sicht-<br />

und Arbeitsweisen von Designern und Ingenieuren<br />

gerecht werden und gleichzeitig<br />

Zusammenarbeit, Austausch und gegenseitige<br />

Ideenanregung fördern. Durch die<br />

kombinierte Nutzung sollen Systemlösungen<br />

für den konkreten Anwendungsfall<br />

gefunden werden.<br />

ZUR ZUKUNFT DES<br />

INDIVIDUALFAHRZEUGS<br />

Komplexe Probleme erfordern komplexe<br />

Verbundlösungen.<br />

Durch eine transdisziplinäre, integrative<br />

Forschung mit dem Schwerpunkt auf biologisch<br />

inspiriertem technischen Design wird<br />

das Potenzial der gemeinsamen Innovation<br />

von Systemlösungen untersucht. Diese Verbundlösungen<br />

nehmen die Natur als Vorbild<br />

und bieten vielfältige Chancen durch<br />

alternative und modulare Kombinationen<br />

flexibel auf die sich ändernden Randbedingungen<br />

zu reagieren.<br />

Als Ausgangsbasis wird die vielfältige<br />

Vernetzung und Dynamik der Fahrzeuge<br />

untereinander und zu Nachbarsystemen<br />

betrachtet, systematisch abgebildet<br />

und analysiert. Es werden ganzheitliche<br />

konstruktionsmethodische Ansätze und<br />

Werkzeuge zur effizienten und zielgerichteten<br />

Nutzung biologischer Vorbilder für<br />

die integrierte Produktentwicklung erarbeitet.<br />

Durch deren Anwendung auf die<br />

konkrete Fragestellung werden neuartige<br />

Karosseriestrukturen und neuartige Designs<br />

erarbeitet. Das Ergebnis sind lebenszyklusorientierte,<br />

minimalistisch und modular<br />

gestaltete, flexible Fahrzeugkonzepte für<br />

die neuen innerstädtischen Lebensräume.<br />

Prof. Dr.-Ing. Thomas Vietor<br />

M. Eng. A. Petia Krasteva<br />

Dr.-Ing. Carsten Stechert<br />

Technische Universität Braunschweig<br />

Institut für Konstruktionstechnik<br />

15


<strong>News</strong>letter Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktentwicklung <strong>WiGeP</strong> | Ausgabe 2 | Oktober <strong>2012</strong><br />

Anforderungen an Bremssysteme der industriellen<br />

Antriebstechnik<br />

In der elektrischen Antriebstechnik zeichnen<br />

sich zwei gegenläufige Trends ab: Auf der<br />

einen Seite geht die Entwicklung zu den<br />

Direktantrieben, die sich durch niedrige<br />

Winkelgeschwindigkeiten bei hohen Drehmomenten<br />

auszeichnen und auf der anderen<br />

Seite stehen die schnelllaufenden Antriebe,<br />

bei denen durch die kompakte Bauweise<br />

eine hohe Effizienz erreicht werden soll.<br />

Getrieben wird die Motorenentwicklung<br />

durch den Wunsch der Kunden nach ressourcenschonenden<br />

Antrieben, dies wird seitens<br />

der Gesetzgebung durch die Einführung<br />

neuer Energieeffizienzklassen unterstützt.<br />

Für einen sicheren Betrieb nach dem<br />

Fail-Safe-Prinzip müssen die elektrischen<br />

Antriebe mit einem zusätzlichen Bremssystem<br />

ausgestattet werden. Eine in der<br />

Industrie weit verbreitete Bremsenform<br />

ist die elektromagnetisch gelüftete Federkraftbremse.<br />

Derartige Bremsen werden<br />

beispielsweise bei folgenden Anwendungen<br />

eingesetzt: Bremsmotoren, Kranbau,<br />

Lagertechnik, Holzbearbeitungsmaschinen,<br />

Flurförderfahrzeugen, Bühnentechnik,<br />

Behindertentechnik und Rolltreppen. Bild 1<br />

zeigt die übliche Anordnung einer Federkraftbremse<br />

im Antriebsstrang sowie ihren<br />

schematischen Aufbau.<br />

Die Bauform entspricht der Scheibenbremse,<br />

die Bremskraft wird über vorgespannte<br />

Federn aufgebracht. Das Lüften der Bremse<br />

erfolgt elektromagnetisch. Das durch Reibschluss<br />

aufgebrachte Bremsmoment steht<br />

somit im stromlosen Zustand zur Verfügung.<br />

16<br />

m<br />

Bremsrotor<br />

Ankerscheibe<br />

Motorwelle<br />

Antriebsmotor<br />

Bild 1: Anordnung und schematischer Aufbau einer Federkraftbremse<br />

Übersetzung ins<br />

Schnelle<br />

Die Herausforderung ist die Federkraftbremse<br />

zukunftsfähig zu machen, d. h. ein<br />

bekanntes und bewährtes Lösungselement<br />

an Entwicklungen in der industriellen<br />

Antriebstechnik anzupassen, ohne dabei die<br />

Basisfunktionalität einzuschränken. Zentrale<br />

Anforderungen sind dabei:<br />

• Hohe Relativgeschwindigkeiten,<br />

• Geringe Leistungsaufnahme und<br />

• Geringe Schaltgeräusche.<br />

Zur Entwicklung von Lösungsansätzen für<br />

die genannten Anforderungen sind am<br />

Lehrstuhl für Konstruktions- und Antriebstechnik<br />

folgende Projekte initiiert worden:<br />

• Hochgeschwindigkeitsreibung,<br />

• Energieeffiziente Aktorik und<br />

• Geräuschreduzierung.<br />

HOCHGESCHWINDIGKEITSREIBUNG<br />

Ziel ist die Untersuchung des Reibverhaltens<br />

von Bremsbelägen in Federkraftbremsen<br />

bei variierenden Belastungssituationen.<br />

Insbesondere betrifft dies die Abhängigkeit<br />

des Reibwertes und damit des Bremsmo-<br />

Feder Spule mentes von dem in<br />

das System bei hohen<br />

Relativgeschwindigkeiten<br />

eingebrachten<br />

Energieeintrag. Hierzu<br />

wurde ein Prüfstand<br />

konzipiert und<br />

in Betrieb genommen,<br />

mit dem das<br />

Reibverhalten einer<br />

Federkraftbremse bei<br />

Relativgeschwindigkeiten<br />

bis zu 50 m/s<br />

getestet werden kann<br />

(Bild 2). Im nächsten<br />

Schritt werden Parameterstudiendurch-<br />

Prüfling<br />

Bild 2: Prüfstand zur Untersuchung des Reibverhaltens bei hohem Energieeintrag<br />

Reaktionsmomentaufnehmer<br />

geführt, um für die Auslegung relevante<br />

Daten zu ermitteln.<br />

ENERGIEEFFIZIENTE AKTORIK<br />

Ziel ist eine signifikante Reduzierung des<br />

Energiebedarfs, der für den Betrieb von<br />

ruhestrombetätigten Bremsen zwangsläufig<br />

erforderlich ist. Dabei sind folgende Teilfunktionen<br />

zu erfüllen:<br />

• Aufheben der Federkraft und möglichst<br />

energiearmes Halten der Bremse,<br />

• Sicheres und zuverlässiges Verknüpfen<br />

der Bremse bei Unterbrechung der<br />

Stromzufuhr,<br />

• Sicherstellung der Notstopp-Funktion.<br />

Das Projekt wird im Rahmen des 6. Energieforschungsprogramms<br />

der Bundesregierung<br />

von dem Bundesministerium für Wirtschaft<br />

und Technologie gefördert.<br />

GERÄUSCHREDUZIERUNG<br />

Ziel ist die Reduzierung der Schaltgeräusche<br />

einer Federkraftbremse. Dazu wurden<br />

zunächst vorhandene Lösungsmöglichkeiten<br />

analysiert. Diese Ergebnisse bildeten<br />

dann die Grundlage für ein Lösungskonzept<br />

auf Basis eines hydraulischen Dämpferelements.<br />

Wesentliche Herausforderungen<br />

waren die Integration des Dämpferelementes<br />

in die Federkraftbremse bei einfachem<br />

Produktaufbau und das Aufbringen der<br />

Dämpfungskraft innerhalb eines sehr kurzen<br />

Arbeitsweges der bewegten Teile.<br />

Durch konsequentes methodisches Vorgehen<br />

wurden mehrere Konzepte entwickelt<br />

und getestet. Dabei konnte eine Reduzierung<br />

des Schallpegels um durchschnittlich<br />

25 dB(A) nachgewiesen werden.<br />

Die Bearbeitung der genannten Themen<br />

erfolgt in enger Kooperation mit einem<br />

namhaften Hersteller von Bremssystemen.


Dabei hat sich herausgestellt, dass durch<br />

die enge Zusammenarbeit zwischen Industrie<br />

und Hochschule immer wieder neue<br />

Aufgabenfelder identifiziert und Lösungen<br />

gefunden werden. Auf diese Weise wird die<br />

Mehrkörpersimulation<br />

Dynamik in Planetengetrieben<br />

Der Lehrstuhl für Industrie- und Fahrzeugantriebstechnik<br />

der Ruhr-Universität<br />

Bochum befasst sich innerhalb seiner<br />

Forschung mit einem breiten Spektrum an<br />

Maschinenkomponenten. Neben Stirnradgetrieben<br />

sind weitere Forschungsschwerpunkte<br />

Schnecken- und Schraubradgetriebe<br />

sowie Planetengetriebe und Lager. Diese<br />

Forschungsgebiete werden auf experimenteller<br />

und theoretischer Ebene untersucht.<br />

Aufgrund der zunehmenden Anforderungen<br />

in modernen Antriebssträngen, wie<br />

beispielsweise für die Wind- oder Automobilindustrie,<br />

kommen vermehrt Planetengetriebe<br />

zum Einsatz. Zur Analyse der<br />

dynamischen Betriebskräfte innerhalb solcher<br />

Anlagen finden dabei leistungsstarke<br />

Simulationsprogramme Anwendung, die ein<br />

frühzeitiges Erfassen der Systemdynamik<br />

und damit eine simulationsgestützte Optimierung<br />

des gesamten Stranges erlauben.<br />

Im Zuge der wachsenden Forderung nach<br />

einem besseren Systemverständnis ist das<br />

Mehrkörpersimulationszentrum CoDiMS<br />

(Computational Dynamics in Multibody<br />

Systems) entstanden.<br />

Neben der Bearbeitung aktueller Forschungsinhalte<br />

hat dieses Zentrum sich<br />

zur Aufgabe gemacht, die Ausbildung im<br />

Bereich Mehrkörperdynamik voranzutreiben<br />

und so Studenten schon früh an die<br />

korrekte Anwendung solcher Softwaretools<br />

heranzuführen.<br />

DYNAMIK IN PLANETENGETRIEBEN<br />

Zur Analyse des dynamischen Verhaltens<br />

von Planetengetrieben existieren an der<br />

Forschungsstelle diverse Prüfstandsaufbauten.<br />

Einer dieser vorhandenen Verspannungsprüfstände<br />

für Planetengetriebe<br />

(Achsabstand 100 mm) ist innerhalb des<br />

Mehrkörpersimulationsprogramms SIM-<br />

PACK abgebildet worden. Eine Gesamtübersicht<br />

über den digitalen Prüfstand ist in<br />

<strong>News</strong>letter Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktentwicklung <strong>WiGeP</strong> | Ausgabe 2 | Oktober <strong>2012</strong><br />

Wettbewerbsfähigkeit durch kontinuierliche<br />

Innovation aufrecht gehalten und gestärkt.<br />

Bild 1 zu finden. Hierbei wurde der Einfluss<br />

unterschiedlicher Eingriffsfolgen auf die<br />

Systemdynamik untersucht und die Simulationsergebnisse<br />

mit denen des Prüfstands<br />

verglichen.<br />

Der Vergleich zeigt qualitativ ähnliche<br />

Ergebnisse. Bei Varianten mit symmetrischem<br />

Eingriffsgeschehen verlagern sich die<br />

Zentralelemente gar nicht, bei sequentiellen<br />

Varianten ist dieses Verhalten eher periodisch<br />

und bei unsymmetrischen chaotisch.<br />

Das Verhalten der unsymmetrischen Varianten<br />

lässt sich auf ein ständig vorherrschendes<br />

Kräfteungleichgewicht zurückführen,<br />

das die Zentralelemente aus dem Zentrum<br />

schiebt. In den hieraus folgenden Verlagerungspegeln<br />

ist dieser Sachverhalt direkt<br />

zu entnehmen. Hier zeigen Varianten mit<br />

symmetrischen Eingriffsfolgen einen deutlich<br />

geringeren Verlagerungspegel als die<br />

unsymmetrischen Varianten. Dies stellt sich<br />

bei Getrieben mit vier Planeten analog dar.<br />

Zahnpaarsteifigkeit<br />

Planetenrad<br />

Prof. Dr.-Ing. Detmar Zimmer<br />

Dipl.-Ing. Nils-Peter Kriegel<br />

Lehrstuhl für Konstruktions- und<br />

Antriebstechnik<br />

Universität Paderborn<br />

Die Drehzahlpegel hingegen zeigen ein<br />

inverses Verhalten.<br />

Der Zahneingriff selbst lässt sich als eine<br />

maßgebende Größe für die Erregung<br />

des Systems identifizieren. Varianten mit<br />

symmetrischer Eingriffsfolge weisen im<br />

Vergleich mit Varianten mit sequentieller<br />

Eingriffsfolge hinsichtlich der Drehweganregung<br />

ein deutlich ungünstigeres Verhalten<br />

auf. Dies liegt im ständigen Wechsel des<br />

Steifigkeitsniveaus begründet, das bei symmetrischen<br />

Varianten ausgeprägte Sprünge<br />

aufweist. Hier stellen sich sequentielle<br />

Varianten mit vier Planeten als besonders<br />

ausgeglichen heraus. Durch den Zahnkraftpegel<br />

LFZ wird die Anregung von Verzahnungen<br />

charakterisiert. Dieser Parameter<br />

vereinigt alle essentiellen Bestandteile der<br />

Schwingungsanregung und korreliert mit<br />

dem abgestrahlten Luftschall. Auch hier zeigen<br />

sich im Vergleich von Messungen und<br />

Simulationen ähnliche Ergebnisse (Bild 2).<br />

Plangetriebe aus Mehrfacheingriffen Steifigkeitsverlauf<br />

Steifigkeitskennlinie<br />

des Wälzlagers<br />

Bild 1: Digital test bench<br />

Übertragungsgetriebe<br />

Prüfgetriebe<br />

Wälzlager<br />

Motor<br />

Motorkennlinie<br />

17


<strong>News</strong>letter Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktentwicklung <strong>WiGeP</strong> | Ausgabe 2 | Oktober <strong>2012</strong><br />

AUSBLICK<br />

Um die Qualität der vorhandene Modelle<br />

zu verbessern, werden diese ständig weiterentwickelt.<br />

Neben Einflussuntersuchungen<br />

18<br />

Absolute tooth force level [dB]<br />

160<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

spezieller Modellparameter auf die Modellgüte<br />

werden generelle Vorgehensweisen<br />

zur Modellbildung bestimmter Problemstellungen<br />

erarbeitet, um standardisierte<br />

Absolute tooth force level L fz<br />

spur gears 6-DOF models<br />

T1=2000Nm<br />

0<br />

V01 (seq./ 3 Pl) V03 (unb./ 3 Pl) V05 (sym./ 3 Pl)<br />

SIMPACK 148,79 148,99 144,77<br />

Test results 142,2 143,2 138,6<br />

Bild Test 2: results Absolute tooth force level<br />

23 rd CIRP Design Conference –<br />

Smart Product Engineering<br />

11. – 13. März 2013, Bochum, Deutschland<br />

Im kommenden Jahr findet die CIRP Design<br />

Konferenz als eine der weltweit bedeutendsten<br />

Konferenzen auf dem Gebiet der<br />

Produktentwicklung in Deutschland statt.<br />

Die Konferenz unter dem Vorsitz von<br />

Prof. Abramovici (RUB) und Prof. Stark<br />

(TU Berlin) folgt dem Leitthema „Smart<br />

Product Engineering“. Zu den Konferenzschwerpunkten<br />

gehören unter anderem:<br />

“Design of Smart Products and Systems”,<br />

“Methods and Technologies to enable Systems<br />

Engineering” und “Product Lifecycle<br />

Information and Knowledge Management<br />

in Product Development”.<br />

160<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

Sum acceleration level [dB]<br />

Die <strong>WiGeP</strong> ist Co-Sponsor der Konferenz<br />

und ist im Programmkomitee neben weiteren<br />

zahlreichen internationalen Professoren<br />

durch ihre Mitglieder stark vertreten.<br />

Konferenztermin ist der 11. – 13. März 2013<br />

im Veranstaltungszentrum der Ruhr-Universität<br />

Bochum.<br />

Ausführliche Informationen zu der Konferenz<br />

finden Sie unter:<br />

http://www.cirpdesign-2013.de<br />

Modelle zu erhalten. Diese Modellierungsstandards<br />

für gewisse Antriebsstrangkomponenten<br />

sind in eigens entwickelten<br />

Generatoren zusammengefasst, um Fehler<br />

bei der Modellbildung bestmöglich zu<br />

reduzieren. Hieraus soll im letzten Schritt<br />

ein Antriebsstrangkonfigurator entstehen,<br />

der den Modellbildungsprozess deutlich<br />

beschleunigt.<br />

Darüberhinaus wird an der Forschungsstelle<br />

auch die Weiterentwicklung des Systems<br />

vorangetrieben, um die Systemdynamik<br />

von Antriebssträngen besser abbilden und<br />

im Vorfeld besser erfassen zu können.<br />

Prof. Dr.-Ing. Peter Tenberge<br />

Dipl.-Ing. Jennifer Papies<br />

Lehrstuhl für Industrie- und<br />

Fahrzeugantriebstechnik<br />

Ruhr-Universität Bochum<br />

Prof. Dr.-Ing. Michael Abramovici<br />

Ing. diplômé (Fr) Akamitl Quezada<br />

Lehrstuhl für Maschinenbauinformatik<br />

Ruhr-Universität Bochum (RUB)<br />

Prof. Dr.-Ing. Rainer Stark<br />

Dipl.-Ing. Maik Auricht<br />

Fachgebiet Industrielle Informationstechnik<br />

Technische Universität Berlin (TU Berlin)<br />

(Links): Haptic Interaction und Smart Hybrid Prototyping; (Mitte): PR Fraunhofer IPK Berlin, Global Collaborative Design; (Rechts): ITM Bochum


<strong>News</strong>letter Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktentwicklung <strong>WiGeP</strong> | Ausgabe 2 | Oktober <strong>2012</strong><br />

Beanspruchungsgesteuerte FEA-Netzgenerierung<br />

Wie methodische Rückkopplungen helfen, den virtuellen Produktentwicklungsprozess verbessern<br />

Innerhalb der virtuellen Produktentwicklungskette<br />

folgt der Modellierung mittels<br />

Computer Aided Design (CAD) in der<br />

Regel die Untersuchung von technischen<br />

Produkteigenschaften durch die Finite-<br />

Elemente-Analyse (FEA). An dieser Schnittstelle<br />

werden die CAD-Modelldaten durch<br />

Konstruktions- oder Berechnungsingenieur<br />

in eine FE-Modellierung übertragen.<br />

Die fehlerfreie Bereitstellung<br />

numerischer Eingangsdaten<br />

aus parametrisierten Designvorschlägen<br />

erfordert in der<br />

Praxis einen großen Erfahrungsschatz,<br />

stellt jedoch gleichzeitig<br />

die Basis einer belastbaren<br />

FEA dar. Die Wahl geeigneter<br />

Modellierungsparameter, wie<br />

z.B. die Wahl von Lasten, Festhaltungen,<br />

FE-Elementtyp oder<br />

dem Diskretisierungsgrad, ist<br />

auf Grund ihrer wechselseitigen<br />

Abhängigkeiten nicht<br />

trivial. Um den Konstrukteur<br />

im Entwicklungsprozess bei<br />

dieser Auswahl zu unterstützen,<br />

müssen die Verknüpfungen<br />

der Stellgrößen der FEA in<br />

einer übersichtlichen und leicht<br />

verständlichen Art und Weise<br />

dargestellt werden. Zur Visualisierung<br />

der Abhängigkeiten<br />

der FE-Modellierungsparameter in der FEA<br />

wird eine Design Structure Matrix (DSM)<br />

verwendet. Die Matrixform erleichtert die<br />

Darstellung und Analyse von Informationsflüssen<br />

und die Repräsentation komplexer<br />

Abhängigkeiten. Bild 1 zeigt eine DSM für<br />

die lineare FEA. Sie zeigt eine zu weiten<br />

Teilen rechts oben besetzte Dreiecksmatrix;<br />

die Informationsflüsse beim Aufbau der<br />

FE-Modellierung laufen also überwiegend<br />

sequentiell ab.<br />

Unter Umständen können Abweichungen<br />

von dieser Reihenfolge in Form von gezielten<br />

Rückkopplungen jedoch zur Verbesserung<br />

der FEA-Ergebnisqualität genutzt<br />

werden. So belegen praktische Erfahrungen,<br />

dass die Spannungsergebnisse der<br />

FEA besonders empfindlich gegenüber der<br />

Diskretisierung der Geometrie reagieren.<br />

… bedingt …<br />

Idealerweise müsste der Anwender schon<br />

vor der Modellierung des FE-Netzes die zu<br />

erwartenden Spannungsergebnisse der FEA<br />

kennen, um die richtigen Entscheidungen<br />

bzgl. der Vernetzung der Bauteilgeometrie<br />

treffen zu können.<br />

In geometrisch exponierten Bereichen, wie<br />

z.B. Kerben, Radien oder Löchern sorgen<br />

Spannungen<br />

Bild 1: DSM einer linearen FEA mit Rückkopplung von Spannungsergebnissen<br />

zur FE-Netzfeinheit.<br />

FE-Netzfeinheit<br />

erfahrene Berechnungsingenieure für einen<br />

hinreichend feinen Vernetzungsgrad. Dennoch<br />

existieren häufig sensible Stellen im<br />

Bauteil, an denen ein hoher – und zugleich<br />

numerisch aufwändiger – Detaillierungsgrad<br />

des FEA-Netzes im Vorfeld nicht notwendig<br />

erscheint. Genau bei dieser, für die<br />

Ergebnisgüte wichtigen Entscheidung, soll<br />

dem Konstrukteur ein Werkzeug zur automatischen<br />

Detektion sowie Netzverfeinerung<br />

empfindlicher Bauteilbereiche zur Seite<br />

gestellt werden.<br />

LOKAL ADAPTIERTE NETZFEINHEIT<br />

Zielstellung sogenannter adaptiver Vernetzungen<br />

ist es, die Netzfeinheit passend auf<br />

Belastung und Beanspruchung abzustimmen.<br />

Sensitiven Bauteilregionen wird eine<br />

hohe Auflösung zugewiesen; für andere<br />

Bereiche führen oft auch schon vergleichsweise<br />

grobe Vernetzungen zu zufriedenstellenden<br />

Resultaten. Derart generierte<br />

adaptive Netze sind eine sehr gute Grundlage<br />

für Simulationsergebnisse mit hoher<br />

Rechenqualität bei gleichzeitiger Performanz-Optimierung<br />

der numerischen Algorithmen.<br />

Denn jeder FEA-Knoten erhöht<br />

letztlich die Komplexität des<br />

Lösungsverfahrens. Die gezielte<br />

Beeinflussung derer räumlichen<br />

Häufigkeitsverteilung ist somit<br />

ein Schlüssel zur Vereinbarkeit<br />

der konkurrierenden Ziele Abbildungsgenauigkeit<br />

und Rechenzeit.<br />

Viele FEA-Programme bieten<br />

dem Nutzer Möglichkeiten, die<br />

gewünschte, ggf. lokal unterschiedliche<br />

Punktdichte als Eingabedatum<br />

für die Vernetzung<br />

vorab zu definieren. Erfahrene<br />

Berechnungsingenieure werden<br />

so in die Lage versetzt, bekannte<br />

Schwachstellen höher aufzulösen.<br />

Doch mit zunehmender<br />

Komplexität von Bauteilgeometrien<br />

und Lastszenarien wird die<br />

Vorhersagbarkeit der Beanspruchung<br />

unsicherer. Häufig wird<br />

eine mehrfache Simulation mit<br />

immer feineren Diskretisierungen<br />

unumgänglich, obwohl das<br />

Ausgangsnetz ohnehin bereits einen lokal<br />

hohen Detaillierungsgrad aufwies.<br />

Durch die Rückkopplung von FEA-Berechnungsergebnissen<br />

zur Ansteuerung des<br />

Netzgenerators wird die manuelle Identifizierung<br />

sensitiver Bauteilregionen durch<br />

eine vollautomatische Selektion ersetzt. Auf<br />

Grundlage von näherungsweisen Beanspruchungsdaten,<br />

die bereits aus sehr groben<br />

Ausgangsnetzen gewonnen werden können,<br />

wird für jedes einzelne finite Element<br />

entschieden, ob eine feinere Auflösung<br />

an der jeweiligen Stelle eine höhere Abbildungsgenauigkeit<br />

ermöglichen kann. Um<br />

eine aufwändige vollständige Neugenerierung<br />

zu vermeiden, genügt es, Elemente<br />

zu zerlegen und dabei alle bestehenden<br />

Knoten beizubehalten. Ihnen zugewiesene<br />

Randbedingungen bleiben so weiterhin gül-<br />

19


<strong>News</strong>letter Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktentwicklung <strong>WiGeP</strong> | Ausgabe 2 | Oktober <strong>2012</strong><br />

tig und müssen nicht aktualisiert werden.<br />

Weiterhin wird dafür Sorge getragen, dass<br />

in Übergangsbereichen zwischen groben<br />

und feinen Sektionen auf die aus numerischen<br />

Gründen erforderliche Netzkonformität<br />

erhalten bleibt.<br />

20<br />

grobes Ausgangsnetz<br />

Knoten 2.884 Fußspannung li. 91,35 N/mm²<br />

Elemente 1.369 Fußspannung re. 111,80 N/mm²<br />

dreifach adaptiv verfeinertes Netz<br />

Knoten 11.021 Fußspannung li. 161,80 N/mm²<br />

Elemente 5.376 Fußspannung re. 192,92 N/mm²<br />

Drehmoment 450 Nm<br />

≙ Normalkraft 5.000 N<br />

max. Zahnfußspannung<br />

links<br />

HOHE ERGEBNISGÜTE TROTZ GERINGER<br />

KOMPLEXITÄT<br />

Bild 2 zeigt die aus dem groben Ausgangsnetz<br />

eines Stirnrades (oben links) sukzessive<br />

gewonnene adaptive Vernetzung<br />

(oben rechts bzw. Mitte links) sowie zum<br />

zweifach adaptiv verfeinertes Netz<br />

Knoten 5.661 Fußspannung li. 131,95 N/mm²<br />

Elemente 2.730 Fußspannung re. 159,75 N/mm²<br />

global feines Referenznetz<br />

Knoten 176.393 Fußspannung li. 162,65 N/mm²<br />

Elemente 87.616 Fußspannung re. 190,55 N/mm²<br />

max. Zahnfußspannung<br />

rechts<br />

Bild 2: Simulation der Zahnfußspannungen eines Stirnrades mit unterschiedlichen<br />

FEA-Netzen. Berechnungen mit Z88Aurora.<br />

Schädigungsparameter bei der Lebensdauer-<br />

abschätzung von Schraubendruckfedern<br />

MOTIVATION<br />

Das Maschinenelement Schraubendruckfeder<br />

(SDF) ist eines der wichtigsten Bauteile<br />

in technischen Produkten. Das von<br />

Federn und ihrer zuverlässigen Funktion<br />

abhängige Wertvolumen ist im Regelfall<br />

um ein Vielfaches höher, als die Kosten<br />

für die Feder selbst. Nach wie vor ist<br />

die Berechnung einer Lebensdauer dieses<br />

zunächst „einfach anmutenden Bauteils“<br />

nicht möglich. Gründe dafür liegen in<br />

den Besonderheiten des Materials Federstahldraht,<br />

in der Geometrie des räumlich<br />

gekrümmten Drahtes bzw. der sich daraus<br />

ergebenden räumlichen Bereiche an denen<br />

Spannungsüberhöhungen auftreten sowie<br />

beim Herstellungsprozess gezielt eingestellten<br />

Eigenspannungstiefenprofil. Aus<br />

diesem Grund sind musterprozess- und<br />

serienbegleitende Dauerschwingversuche<br />

Vergleich eine global feine Referenzvernetzung<br />

(Mitte rechts). Als für den Konstruktionsprozess<br />

maßgebliche Vergleichsgrößen<br />

wurden die maximalen Zahnfußspannungen<br />

des belasteten Zahns auf beiden Seiten<br />

in allen vier Netzen gemessen. Die Farbverlaufsdarstellung<br />

unten zeigt die Vergleichsspannungsverteilung<br />

(nach GEH) bzgl. des<br />

global feinen Referenznetzes. Während<br />

zu dessen Berechnung letztlich insgesamt<br />

176.393 Knoten nötig waren, liefert das<br />

dreifach adaptiv verfeinerte Netz mit nur<br />

11.021 Knoten (bzw. 6,2%) nahezu gleiche<br />

Ergebnisse an allen signifikanten Orten. Die<br />

Ergebnisabweichung im Zahnfußbereich ist<br />

mit etwa 1,2% ausreichend gering für eine<br />

belastbare Vorhersage des Bauteilverhaltens<br />

unter Last. Die nötige Berechnungszeit des<br />

adaptiven Netzes sinkt sogar überproportional<br />

mit der Knotenzahl. Und auch die zur<br />

Gewinnung des Netzes nötigen Schritte<br />

erfordern gemeinsam einen erheblich geringeren<br />

Aufwand als die Analyse des Referenznetzes.<br />

Zurzeit wird am Lehrstuhl an einer Verallgemeinerung<br />

auf weitere Elementtypen<br />

sowie einer vollständigen Automatisierung<br />

dieser beanspruchungsgesteuerten Adaption<br />

geforscht. Auf dieser Basis entsteht ein<br />

Werkzeug, um zuverlässige FE-Analysen<br />

künftig auch ohne tiefergehende Vorkenntnisse<br />

der notwendigen Netzfeinheit durchführen<br />

zu können.<br />

Dipl.-Math. Martin Neidnicht<br />

Dipl.-Ing. Florian Nützel<br />

Prof. Dr.-Ing. Frank Rieg<br />

Lehrstuhl für Konstruktionslehre und CAD<br />

Universität Bayreuth<br />

zur sicheren Auslegung der Federn erforderlich.<br />

Häufig erfolgt eine vorläufige Auslegung<br />

von Schraubendruckfedern mittels<br />

Schädigungsparametern. Zulässige Schädigungsparameter<br />

können für den jeweiligen<br />

Einsatzfall und das für die Herstellung<br />

der Feder verwendete Material aus bereits<br />

durchgeführten Dauerschwingversuchen an<br />

Federn aus gleichem Material mit gleichen<br />

bzw. vergleichbaren Herstellungsparame


P SWT - Wert in MPa<br />

1000<br />

900<br />

800<br />

700<br />

600<br />

500 Tau_km=1118 MPa<br />

400 Tau_km=884 MPa<br />

300<br />

Tau_km=650 MPa<br />

1,0E+04 1,0E+05 1,0E+06 1,0E+07<br />

Lastwechsel N<br />

Bild 1: P SWT – Wert: Dauerschwingversuche an Achsfedern gleicher<br />

Geometrie und Herstellung<br />

tern ermittelt werden.<br />

Durch Schädigungsparameter wird die<br />

Schädigung eines Bauteils durch eine<br />

dynamische Beanspruchung des Materials<br />

definiert. Deren Betrag steht im direkten<br />

Zusammenhang mit der Schädigung eines<br />

Bauteils während eines einzelnen Schwingspiels<br />

und somit mit der zu erwartenden<br />

Lebensdauer bis zum technischen Versagen.<br />

Der industriell gebräuchlichste Schädigungsparameter<br />

ist der P SWT -Wert, der<br />

nach Smith, Watson und Topper sowohl die<br />

Auswirkungen der Schwingbreite als auch<br />

der maximal während der Belastung vorhandenen<br />

Spannungen berücksichtigt.<br />

SCHÄDIGUNGSPARAMETER NACH<br />

SMITH, WATSON UND TOPPER (P SWT)<br />

Bei Dauerschwingversuchen an Bauteilen<br />

haben sowohl die Spannungsamplitude<br />

(Dehnungsamplitude) als auch die Mittelspannung<br />

(Mitteldehnung) Einfluss auf die<br />

Lebensdauer. Ebenso trifft dies auf das Bauteil<br />

Schraubendruckfeder zu. Die Schädigung<br />

wird nach Smith, Watson und Topper<br />

durch die Wurzel des Produktes aus Oberspannung<br />

σ ο , der Gesamtdehnung ∙ ε a,t und<br />

dem E-Modul beschrieben. Als schädigend<br />

wird dabei das Produkt σ ο ∙ ε a,t , das als Formänderungsenergiedichte<br />

interpretiert werden<br />

kann, angesehen. Der Federstahldraht<br />

in Schraubendruckfedern wird überwiegend<br />

auf Torsion beansprucht. Schub- und Biegespannungen<br />

sind im Allgemeinen, bezogen<br />

auf die vorhandenen Torsionsspannungen,<br />

vernachlässigbar gering. Um eine<br />

Anwendung auf Schraubendruckfedern zu<br />

ermöglichen, ist eine Übertragung von Normal-<br />

in Tangentialspannungen erforderlich.<br />

Da weiterhin während des Schwingspiels<br />

von Schraubendruckfedern keine plasti-<br />

<strong>News</strong>letter Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktentwicklung <strong>WiGeP</strong> | Ausgabe 2 | Oktober <strong>2012</strong><br />

schenVerformungsanteile zulässig sind, ergibt<br />

sich nach Übertragung<br />

ein PSWT,τ-Wert, der sich<br />

durch die Wurzel des<br />

Produktes aus Oberspannung<br />

σo und Spannungsamplitude<br />

σa beschreiben<br />

lässt. Das Verhältnis zwischen<br />

dem PSWT –Wert<br />

für Normal- und Schubspannungen<br />

beträgt unter<br />

Berücksichtigung der<br />

Gestaltänderungsenergiehypothese<br />

1/ 3.<br />

Durch Dauerschwingversuche<br />

ist die Ermittlung von Schädigungsparameter-Wöhlerlinien<br />

möglich. Dabei wird<br />

davon ausgegangen, dass die Versuchspunkte<br />

unabhängig von der Mittelspannung<br />

bei gleichem Schädigungsparameter<br />

in einem Streuband zusammenfallen.<br />

Bei SDF entstehen aufgrund der räumlichgekrümmten<br />

Geometrie Bereiche im Draht<br />

mit einer örtlichen Spannungsüberhöhung.<br />

Im Allgemeinen werden diese Überhöhungen<br />

durch den Spannungsbeiwert k berücksichtigt,<br />

indem eine Multiplikation mit den<br />

vorhandenen Nennspannungen erfolgt.<br />

Die Spannungsüberhöhungen treten an der<br />

Windungsinnenseite der Feder auf, sodass<br />

dort der Bruch mit hoher Wahrscheinlichkeit<br />

initiiert wird. Aus diesem Grund werden in<br />

den folgenden Ausführungen ausschließlich<br />

die Spannungen an der Windungsinnenseite<br />

betrachtet.<br />

In Bild 1 wurden die Ergebnisse von Dauerschwingversuchen<br />

an 70 Achsfedern<br />

bei unterschiedlicher korrigierter Mittel-<br />

spannung τ km dargestellt.<br />

Dabei wurde der während<br />

der Prüfung vorhandene<br />

Betrag des P SWT,τ -Wertes<br />

über der ertragbaren Lastwechselzahl<br />

abgetragen.<br />

Wie in Bild 1 ersichtlich ist,<br />

fallen die Versuchspunkte<br />

nicht in einem Streuband<br />

zusammen. Zwischen den<br />

ertragbaren Lastwechselzahlen<br />

liegt bei gleichem<br />

P SWT -Wert ein Faktor von<br />

ca. 10. Durch den P SWT -<br />

Wert findet keine ausreichende<br />

Berücksichtigung<br />

des Mittelspannungseinflusses<br />

M statt. Nach<br />

τ<br />

Haibach erfasst der P SWT -Wert im Bereich<br />

eines Spannungsverhältnisses R zwischen -1<br />

und 0 nur eine maximale Mittelspannungsempfindlichkeit<br />

M = 0,4. Mit zunehmendem<br />

Spannungsverhältnis bzw. mit zunehmender<br />

Mittelspannung sinkt die durch den<br />

P SWT -Wert abgebildete Mittelspannungsempfindlichkeit<br />

ab.<br />

Wird die durch Dauerschwingversuche<br />

an 316 Achsfedern ermittelte Mittelspannungsempfindlichkeit<br />

von M τ = 0,52 mit<br />

der durch den P SWT -Wert berücksichtigten<br />

Mittelspannungsempfindlichkeit verglichen,<br />

werden die Grenzen des P SWT -Wertes<br />

deutlich. Vor allem in dem für SDF entscheidenden<br />

Bereich des Spannungsverhältnisses<br />

R > 0 wird der Einfluss der Mittelspannung<br />

deutlich unterschätzt. Werden beispielsweise<br />

identisch hergestellte Achsfedern bei<br />

gleichem Betrag des Schädigungsparameters<br />

mit unterschiedlichen Mittelspannungen<br />

Dauerschwingversuchen unterzogen,<br />

so wird die zulässige Spannungsamplitude<br />

bei der Feder, die mit der höheren Mittelspannung<br />

geprüft wird, überschätzt. Das<br />

technische Versagen tritt frühzeitig ein (vgl.<br />

Bild 1). Aus gleichem Grund wurde von<br />

Bergmann die Erweiterung des ursprünglichen<br />

P SWT -Wertes durch einen Kennwert<br />

a z/d vorgeschlagen. Durch diesen kann<br />

der Mittelspannungseinfluss innerhalb<br />

der Grenzen von M = 0 bis M = 1 zwischen<br />

-1 < R < 0 vorgegeben werden. Allerdings<br />

kann auch durch diesen erweiterten Schädigungsparameter<br />

die real vorhandene<br />

Mittelspannungsempfindlichkeit für den<br />

Bereich R > 0 für Schraubendruckfedern<br />

nicht adäquat abgebildet werden, sodass<br />

ebenfalls deutliche Abweichungen in der<br />

( 1−<br />

Mτ ) τ m<br />

Mτ τ m ⋅<br />

τ m<br />

45°<br />

τ m<br />

Bild 2: Phänomenologische Ableitung des PRKK-Schädigungsparameters τ<br />

o<br />

τ m<br />

τ a<br />

τ o´<br />

= τ a´<br />

21


<strong>News</strong>letter Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktentwicklung <strong>WiGeP</strong> | Ausgabe 2 | Oktober <strong>2012</strong><br />

prognostizierten Lebensdauer bei verschiedenen<br />

Mittelspannungen entstehen.<br />

MITTELSPANNUNGSUNABHÄNGIGER<br />

SCHÄDIGUNGSPARAMETER<br />

Um eine bessere Vergleichbarkeit von Dauerschwingversuchen<br />

bei unterschiedlichen<br />

Mittelspannungen zu erreichen, wurde auf<br />

Basis der Grundidee des Schädigungsparameters<br />

nach Smith, Watson und Topper<br />

ein neuer Parameter abgeleitet, der eine<br />

gezielte Anpassung und direkte Angabe der<br />

Mittelspannungsempfindlichkeit erlaubt.<br />

Die prinzipielle Herangehensweise soll<br />

durch Bild 2 verdeutlicht werden. In Bild 2<br />

wurde für eine konstante Lebensdauer die<br />

ertragbare Spannungsamplitude über der<br />

Mittelspannung abgetragen. Weiterhin<br />

wurden der Anstieg von Mittel- und Oberspannung<br />

beispielhaft für eine Mittelspannungsempfindlichkeit<br />

M τ = 0,6 abgebildet.<br />

Der Betrag des Schädigungsparameters<br />

bei der Mittelspannung τ m = 0 MPa ist Ausgangspunkt<br />

für die weiteren Betrachtungen.<br />

Durch ersetzen der Oberspannung τ o und<br />

Spannungsamplitude τ a in der ursprünglichen<br />

Gleichung des P SWT,τ -Wertes durch<br />

eine über die Mittelspannungsempfindlichkeit<br />

angepasste Oberspannung τ o ´ und<br />

Spannungsamplitude τ a ´ folgt die Gleichung<br />

für den neuen Schädigungsparameter nach<br />

Reich, Kletzin und Kobelev P RKK .<br />

In Bild 3 wurden ebenso wie in Bild 1 die<br />

Ergebnisse von Dauerschwingversuchen an<br />

70 Achsfedern bei unterschiedlicher korrigierter<br />

Mittelspannung τ km dargestellt.<br />

Dabei wurde der während der Prüfung vorhandene<br />

Betrag des Schädigungsparameters<br />

über der ertragbaren Lastwechselzahl<br />

abgetragen.<br />

Der neue Schädigungsparameter P RKK realisiert,<br />

wie in Bild 3 ersichtlich, eine deutlich<br />

bessere Vergleichbarkeit von bei unter-<br />

22<br />

( τ − ( 1−<br />

M ) ⋅ τ ) ⋅ ( τ + M ⋅ )<br />

P τ<br />

RKK = o<br />

τ m a τ<br />

Am 27.Februar <strong>2012</strong> ist Prof. Dr.-Ing.<br />

Hans Seifert nach langer Krankheit verstorben.<br />

Er prägte unsere Gesellschaft und<br />

war ein wertvoller Gewinn für uns.<br />

Nach einer Mechaniker-Lehre absolvierte<br />

er von 1949 bis 1953 das Maschinenbaustudium<br />

an der Universität Karlsruhe.<br />

m<br />

schiedlichen Mittelspannungen<br />

durchgeführten<br />

Dauerschwingversuchen<br />

an Achsfedern, als der<br />

bisher in der federherstellenden<br />

Industrie<br />

gebräuchliche P SWT –Wert<br />

(vgl. Bild 1). Die Abweichungen<br />

der ertragbaren<br />

Lastwechselzahlen bei<br />

konstantem P RKK -Wert im<br />

angegebenen Mittelspannungsbereich<br />

sind kleiner<br />

als Faktor 2.<br />

Voraussetzung für die<br />

Nutzung des P RKK -Wertes<br />

P RKK - Wert in MPa<br />

1100<br />

1000<br />

900<br />

800<br />

700<br />

ist die Kenntnis der Mittelspannungsempfindlichkeit<br />

des jeweiligen Werkstoffes.<br />

Diese kann aus Veröffentlichungen zur<br />

Betriebsfestigkeit entnommen, nach FKM<br />

berechnet oder durch Dauerschwingversuche<br />

ermittelt werden. Prinzipiell ist bei<br />

steigender Zugfestigkeit mit steigender Mittelspannungsempfindlichkeit<br />

zu rechnen.<br />

AUSBLICK<br />

Der neue Schädigungsparameter P RKK<br />

ermöglicht eine deutlich bessere Vergleichbarkeit<br />

von Dauerschwingversuchen an<br />

Schraubendruckfedern bei unterschiedlichen<br />

Mittelspannungen. Auf Basis von<br />

bereits vorhandenen Ergebnissen aus<br />

Dauerschwingversuchen, die im Rahmen<br />

öffentlich-geförderter Forschungsprojekte<br />

bzw. firmenintern vorliegen, können Schädigungsparameter-Wöhlerlinien<br />

für verschiedene<br />

Herstellungsvarianten von Federn<br />

erstellt werden. Auf deren Grundlage kann<br />

die Auslegung dynamisch belasteter Schraubendruckfedern<br />

mit deutlich besserer Vorhersagequalität<br />

bezüglich der Lebensdauer<br />

erfolgen. Dadurch werden zeit- und kostenintensive<br />

dynamische Untersuchungen<br />

während des Musterprozesses stark reduziert,<br />

da für den jeweiligen Anwendungs-<br />

Anschließend war er dort bis 1957 Wissenschaftlicher<br />

Assistent am Lehrstuhl für<br />

Maschinenkonstruktionslehre und Kraftfahrzeugbau<br />

und promovierte bei Prof.<br />

Kollmann über ein neuartiges Verfahren<br />

zur Berechnung instationärer Gasströmungen.<br />

Bis 1962 war Hans Seifert Leiter der<br />

600 Tau_km=1118 MPa<br />

500 Tau_km=884 MPa<br />

400<br />

Tau_km=650 MPa<br />

1,0E+04 1,0E+05 1,0E+06 1,0E+07<br />

Lastwechsel N<br />

Bild 3: P RKK -Wert: Dauerschwingversuche an Achsfedern gleicher<br />

Geometrie und Herstellung<br />

fall zulässige Belastungen deutlich besser<br />

abgeschätzt werden können. Je mehr Daten<br />

von Dauerschwingversuchen, auf dessen<br />

Grundlage Schädigungsparameter-Wöhlerlinien<br />

erstellt werden können, vorliegen,<br />

desto genauer und universeller einsetzbar<br />

ist der P RKK -Wert. Auch für andere dynamisch<br />

belastete Bauteile, bei denen die<br />

Anwendung des herkömmlichen Schädigungsparameters<br />

P SWT an seine Grenzen<br />

stößt, verspricht der neue Schädigungsparameter<br />

eine praxisnähere Anwendbarkeit<br />

von Schädigungsparameter-Wöhlerlinien.<br />

Das Forschungsvorhaben Nr. IGF 15747 der<br />

Forschungsvereinigung Forschungsgesellschaft<br />

Stahlverformung e.V. (FSV) wurde im<br />

Programm zur Förderung der „Industriellen<br />

Gemeinschaftsforschung (IGF)“ vom Bundesministerium<br />

für Wirtschaft und Technologie<br />

(BMWI) über die AiF finanziert und<br />

vom Verband der deutschen Federnindustrie<br />

(VDFI) und dessen projektbegleitendem<br />

Gremium unterstützt.<br />

Prof. Dr.-Ing. Ulf Kletzin<br />

Dipl.-Ing. René Reich<br />

Fachgebiet für Maschinenelemente<br />

Technische Universität Ilmenau<br />

Nachrufe für Hans Seifert und Johannes Klose<br />

Entwicklungs-und Forschungsabteilung der<br />

Motorenwerke Mannheim. Anschließend<br />

war er bis 1969 Technischer Leiter der Firma<br />

Gebr. Seifert in Lüdenscheid.<br />

Im Jahre 1969 wurde mit Dr.-Ing. Hans Seifert<br />

an der damals noch jungen Ruhr-Universität<br />

in der Fakultät für Maschinenbau


der erste Lehrstuhl für Maschinenelemente<br />

und Konstruktionstechnik besetzt. Er hat<br />

die Fakultät für Maschinenbau als Dekan<br />

und Prorektor entscheidend mitgeprägt.<br />

Prof. Seifert legte einen weiteren Schwerpunkt<br />

im Bereich des Rechnerunterstützten<br />

Konstruierens und war einer der Pioniere<br />

der CAD-Technik. Weitere Forschungsschwerpunkte<br />

wurden die Bereiche Hydrodynamische<br />

Gleitlager mit dem seinerzeit<br />

weltgrößten Prüfstand und Konstruktionsmethodik.<br />

Nach seiner Emeritierung im Jahr<br />

1993 erzielte er wertvolle Forschungsergebnisse<br />

bei Brennstoffzellentechnologien.<br />

Prof. Seifert war Mitgründer und Gesellschafter<br />

mehrerer Unternehmen. Er war<br />

Mitglied der Ingenieurgesellschaft für rechnerunterstützte<br />

Motorenentwicklung und<br />

Mitglied der WGMK. Die Ergebnisse des<br />

wissenschaftlichen Wirkens von Prof. Seifert<br />

sind in mehr als 90 Veröffentlichungen<br />

dokumentiert.<br />

Am 31. März <strong>2012</strong> ist unser geschätzter<br />

Kollege Prof. Dr.-Ing. Johannes Klose im<br />

Alter von 79 Jahren verstorben. Sein Enga-<br />

Produktpiraterie vernichtet Arbeitsplätze,<br />

bringt die Industrie um die Rendite ihrer<br />

Forschungs- und Entwicklungsinvestitionen<br />

und bedroht die Wettbewerbsfähigkeit<br />

vieler Unternehmen. Zum Schutz vor Produktimitationen<br />

bedarf es der Entwicklung<br />

innovativer, technischer Schutzmaßnahmen<br />

und ganzheitlicher Schutzkonzeptionen. Zu<br />

diesem Zweck sind die beiden Werke<br />

„Präventiver Produktschutz“ und<br />

„Know-how-Schutz im Wettbewerb“<br />

entstanden.<br />

„Präventiver Produktschutz“ zeigt,<br />

wie Schutzkonzeptionen auf Basis<br />

des individuellen Bedrohungspotentials<br />

erarbeitet und effizient im Unternehmen<br />

implementiert werden. Die<br />

Realisierung eines umfassenden Produktschutzes<br />

wird anhand von Praxisbeispielen<br />

veranschaulicht. Über<br />

90 praxiserprobte Schutzmaßnahmen<br />

ergänzen das Werk.<br />

<strong>News</strong>letter Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktentwicklung <strong>WiGeP</strong> | Ausgabe 2 | Oktober <strong>2012</strong><br />

gement in den Konstruktionswissenschaften<br />

hat einen unschätzbaren Wert.<br />

Nach einer Lehre als Werkzeugmacher im<br />

damaligen VEB Mechanik/Schreibmaschinenwerk<br />

Dresden studierte er ab 1953<br />

Maschinenbau in Dresden. Nach dem Studium<br />

forschte er am Institut für Maschinenelemente<br />

der TU Dresden auf dem Gebiet<br />

der Axialgleitlager, in welchem er im Jahre<br />

1966 unter Prof. Stefan Fronius promovierte.<br />

Er arbeitete für die Schwerindustrie<br />

und Getriebebau Magdeburg und wurde<br />

1969 im VEB Kupplungs- und Triebwerksbau<br />

Dresden Hauptkonstrukteur. Die TU<br />

Dresden berief ihn nach seiner Habilitation<br />

im Jahre 1978 auf die ordentliche Professur<br />

für das Fachgebiet Konstruktionstechnik.<br />

Von 1992 bis 2000 lehrte Prof. Klose am<br />

neu gegründeten Institut für Maschinenelemente<br />

und Maschinenkonstruktion der TU<br />

Dresden. In seiner Zeit als Hochschullehrer<br />

machte er sich besonders auf dem Gebiet der<br />

rechnerunterstützen Konstruktion verdient.<br />

Prof. Klose forschte auf dem Gebiet der<br />

Konstruktionstheorie, speziell unter Beachtung<br />

neuer Werkzeuge und Methoden<br />

Neue Veröffentlichungen zum Produkt- und<br />

Know-how-Schutz<br />

Präventiver Produktschutz –<br />

Leitfaden und Anwendungsbeispiele<br />

Jürgen Gausemeier, Rainer Glatz,<br />

Udo Lindemann<br />

Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG<br />

ISBN: 978 - 3446430433<br />

Buchcover „Präventiver Produktschutz“ und „Know-how-Schutz im<br />

Wettbewerb“<br />

der Informationsverarbeitung. In diesem<br />

Zusammenhang sei an die Definition des<br />

Würfelmodells zur Systematisierung des<br />

Konstruktionsprozesses erinnert. Er förderte<br />

speziell Arbeiten zur Nutzung der grafischen<br />

Datenverarbeitung, der Etablierung ITbasierter<br />

Entwurfssysteme und dem Aufbau<br />

von Ingenieurdatenbanken. Seine Arbeiten<br />

legte er in einer großen Zahl an Veröffentlichungen<br />

nieder. Stellvertretend sei an das<br />

Taschenbuch Maschinenbau (1987) sowie<br />

an die Monografie zur Konstruktionsinformatik<br />

von 1990 erinnert. Sein Engagement<br />

für die Ausbildung der Studenten sowie die<br />

Förderung junger Wissenschaftler ist besonders<br />

hervorzuheben.<br />

Über viele Jahre hinweg leitete Prof. Klose<br />

den Arbeitskreis „Entwicklung, Konstruktion<br />

und Vertrieb“ des Vereins Deutscher<br />

Ingenieure. Er war Mitglied der WGMK<br />

sowie des Berliner Kreises.<br />

Mit großer Trauer und Anteilnahme gedenken<br />

wir unserer geschätzten Kollegen.<br />

„Know-how-Schutz im Wettbewerb“ liefert<br />

Hintergründe, Zusammenhänge und Handlungsoptionen<br />

zum Schutz von Produkten<br />

und wertvollem Technologiewissen. Es werden<br />

Einblicke in erfolgreiche Schutzansätze<br />

hinsichtlich Wissensschutz, Organisation,<br />

Kennzeichnung und Schutzrechten gegeben.<br />

Die Kombination dieser zu schlagkräftigen<br />

Schutzkonzepten wird erörtert.<br />

Das Buch beinhaltet Leitfäden zum<br />

Umgang mit gefährlichen Wissenstransfersituationen<br />

und leitet daraus<br />

geeignete Schutzmaßnahmen ab.<br />

Know-how-Schutz im Wettbewerb –<br />

Gegen Produktpiraterie und unerwünschten<br />

Wissenstransfer<br />

Udo Lindemann, Thomas Meiwald,<br />

Markus Petermann, Sebastian Schenkl<br />

Springer Verlag Berlin<br />

ISBN: 978 - 3642285141<br />

23


<strong>News</strong>letter Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktentwicklung <strong>WiGeP</strong> | Ausgabe 2 | Oktober <strong>2012</strong><br />

Veranstaltungskalender<br />

24<br />

•<br />

•<br />

23. Oktober <strong>2012</strong><br />

Seminar Themengruppe<br />

Werkzeugmaschinen<br />

Garching<br />

www.iwb.tum.de/Veranstaltungen<br />

29. bis 30. Oktober <strong>2012</strong><br />

1 st International Conference on<br />

Thermo-Mechanically Graded<br />

Materials<br />

Kassel<br />

http://transregio-30.com/CRC-30-<br />

Conference.596.0.html<br />

Vorstand/Anschriften:<br />

o. Prof. Dr.-Ing. Dr. h.c. Albert Albers<br />

(Vorsitzender)<br />

IPEK – Institut für Produktentwicklung<br />

Karlsruher Institut für Technologie<br />

(KIT)<br />

Kaiserstraße 10<br />

76131 Karlsruhe<br />

Tel.: +49 (0) 721 | 608 4 2371<br />

Fax: +49 (0) 721 | 608 4 6051<br />

E-Mail: albers@ipek.uni-karlsruhe.de<br />

•<br />

•<br />

Prof. Dr.-Ing. Michael Abramovici<br />

(Stellvertretender Vorsitzender)<br />

Ruhr-Universität Bochum<br />

Lehrstuhl für Maschinenbauinformatik<br />

Universitätsstraße 150<br />

44780 Bochum<br />

Tel.: +49 (0) 234 | 32 27 009<br />

Fax: +49 (0) 234 | 32 14 443<br />

E-Mail: Abr@itm.ruhr-uni-bochum.de<br />

20. bis 21. November <strong>2012</strong><br />

24. Deutscher Montagekongress<br />

München<br />

www.iwb.tum.de/Veranstaltungen<br />

29. bis 30. November <strong>2012</strong><br />

Industriekolloquium des SFB 768 –<br />

Zyklenmanagement von<br />

Innovationsprozessen<br />

TU München, Campus Garching<br />

www.sfb768.de<br />

Prof. Dr.-Ing. Bernd Sauer<br />

(Stellvertretender Vorsitzender)<br />

Lehrstuhl für Maschinenelemente und<br />

Getriebetechnik<br />

Universität Kaiserslautern<br />

Gottlieb-Daimler-Straße<br />

67663 Kaiserslautern<br />

Tel.: +49 (0) 631 | 205 34 05<br />

Fax: +49 (0) 631 | 205 37 16<br />

E-Mail: sauer@mv.uni-kl.de<br />

Ordentliche Mitglieder:<br />

Prof. Dr.-Ing. Michael Abramovici (Ruhr-Universität Bochum), Prof. Dr.-Ing. Dr. h.c. Albert Albers<br />

(Karlsruher Institut für Technologie), Prof. Dr.-Ing. Reiner Anderl (Technische Universität Darmstadt),<br />

Prof. Dr.-Ing. Bernd Bertsche (Universität Stuttgart), Prof. Dr.-Ing. Hansgeorg Binz (Universität Stuttgart),<br />

Prof. Dr.-Ing. Luciënne Blessing (Université du Luxembourg), Prof. Dr.-Ing. Ludger Deters<br />

(Universität Magdeburg), Prof. Dr.-Ing. Martin Eigner (TU Kaiserslautern), Prof. Dr. sc. techn. Paolo<br />

Ermanni (ETH Zürich), Prof. Dr.-Ing. Jörg Feldhusen (RWTH Aachen), Prof. Dr.-Ing. Jürgen Gausemeier<br />

(Universität Paderborn), Prof. Dr.-Ing. Detlef Gerhard (TU Wien), Prof. Dr.-Ing. Karl-Heinrich<br />

Grote (Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg), Prof. Dr.-Ing. Georg Jacobs (RWTH Aachen), Prof.<br />

Dr.-Ing. Ulf Kletzin (TU Ilmenau), Prof. Dr.-Ing. Dieter Krause (TU Hamburg-Harburg), Prof. Dr.-Ing.<br />

Erhard Leidich (TU Chemnitz), Prof. Dr.-Ing. Robert Liebich (TU Berlin), Prof. Dr.-Ing. Udo Lindemann<br />

(TU München), Prof. Dr.-Ing. Armin Lohrengel (TU Clausthal), Prof. Dr.-Ing. Frank Mantwill (Helmut-<br />

Schmidt-Universität Hamburg), Prof. Dr. Dr.-Ing. Jivka Ovtcharova (Karlsruher Institut für Technologie),<br />

rof. Dr.-Ing. Gerhard Poll (Universität Hannover), Prof. Dr.-Ing. Gunther Reinhart (TU München), Prof.<br />

Dr.-Ing. Frank Rieg (Universität Bayreuth), Prof. Dr.-Ing. Bernd Sauer (Universität Kaiserslautern), Prof.<br />

Dr.-Ing. Christian Schindler (Universität Kaiserslautern), Prof. Dr.-Ing. Berthold Schlecht (TU Dresden),<br />

Prof. Dr.-Ing. Dr.-Ing. E.h. Dieter Spath (Universität Stuttgart), Prof. Dr.-Ing. Rainer Stark (TU Berlin),<br />

Prof. Dr.-Ing. habil. Ralf Stelzer (TU Dresden), Prof. Dr.-Ing. Peter Tenberge (Ruhr Universität Bochum),<br />

Prof. Dr.-Ing. Dr. h.c. Sándor Vajna (Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg), Prof. Dr. Ir. Fred<br />

J.A.M. van Houten (University of Twente), Prof. Dr.-Ing. Thomas Vietor (TU Braunschweig), Prof.<br />

Dr.-Ing. Jörg Wallaschek (Leibniz Universität Hannover), Prof. Dr.-Ing. Sandro Wartzack (Universität<br />

Erlangen-Nürnberg), Prof. Dr.-Ing. Christian Weber (TU Ilmenau), Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr.-Ing. Michael<br />

Weigand (TU Wien), Prof. DI Dr. Klaus Zeman (Johannes Kepler Universität Linz), Prof. Dr.-Ing.<br />

Detmar Zimmer (Universität Paderborn)<br />

Mitglieder im Ruhestand:<br />

Prof. Dr.-Ing. Fatih C. Babalik (Uludag Üniversitesei), Prof. Dr. h.c. Dr.-Ing. Herbert Birkhofer (Technische<br />

Universität Darmstadt), Prof. em. Dr. rer. nat. C. Werner Dankwort, Prof. em. Dr.-Ing. Klaus<br />

Ehrlenspiel, Prof. Dr.-Ing. Klaus Federn, Prof. em. Dr.-Ing. Dierk-Götz Feldmann (Technische Universität<br />

Hamburg-Harburg), Prof. em. Dr.-Ing. E. h. Dr.-Ing. Manfred Flemming, Prof. em. Dr.-Ing. Hans-<br />

Joachim Franke (Technische Universität Braunschweig), Prof. Dr.-Ing. Joachim Glienicke (Technische<br />

Universität Braunschweig), Prof. Dr.-Ing. Peter W. Gold, Prof. Dr.-Ing. Robert Grekoussis, o. Prof.<br />

Dr.-Ing. Rudolf Haller (Universität Karlsruhe), Prof. i. R. Dr.-Ing. Bernd-Robert Höhn (TU München),<br />

Prof. Dr.-Ing. habil. Guenter Höhne (Technische Universität Ilmenau), Prof. Dr.-Ing. Jörn Holland<br />

Stand: 19. September <strong>2012</strong> Redaktion: christoph.peitz@hni.upb.de<br />

Internet: www.wigep.de Redaktionsleitung: Dipl.-Wirt.-Ing. Christoph Peitz<br />

Auflage: 2.500 Exemplare Tel.: +49 (0) 52 51 | 60 62 43<br />

ISSN 1613-5504 Satz: Kristin Bardehle<br />

•<br />

•<br />

Prof. Dr.-Ing. Hansgeorg Binz<br />

(Sprecher für Lehre & Weiterbildung)<br />

Institut für Konstruktionstechnik und<br />

Technisches Design<br />

Universität Stuttgart<br />

Pfaffenwaldring 9<br />

70569 Stuttgart<br />

Tel.: +49 (0) 711 | 685 66 055<br />

Fax: +49 (0) 711 | 685 66 219<br />

E-Mail: hansgeorg.binz@iktd.unistuttgart.de<br />

6. bis 7. Dezember <strong>2012</strong><br />

8. Symposium für Vorausschau und<br />

Technologieplanung<br />

Berlin<br />

www.hni.uni-paderborn.de/svt<br />

25. bis 27. Februar 2013<br />

10. Internationale Tagung<br />

Schwingungen in rotierenden<br />

Maschinen<br />

Berlin<br />

www.kup.tu-berlin.de/menue/<br />

sirm_2013/<br />

Prof. Dr.-Ing. Jürgen Gausemeier<br />

(Geschäftsführer)<br />

Heinz Nixdorf Institut<br />

Universität Paderborn, Produktentstehung<br />

Fürstenallee 11<br />

33102 Paderborn<br />

Tel.: +49 (0) 5251 | 60 62 67<br />

Fax: +49 (0) 5251 | 60 62 68<br />

E-Mail: juergen.gausemeier@hni.unipaderborn.de<br />

(Technische Universität Clauthal), Prof. Dr.-Ing. Dr.-Ing. E.h. Franz Gustav Kollmann (TH Darmstadt),<br />

Prof. em. Dr.-Ing. Frank-Lothar Krause (TU Berlin), em. Prof. Dr.-Ing. Konrad Langenbeck (Universität<br />

Stuttgart), Prof. Dr.-Ing. habil. Heinz Linke (TU Dresden), Prof. Dr.-Ing. Harald Meerkamm (Universität<br />

Erlangen-Nürnberg), Prof. Dr.-Ing. Heinz Mertens a.D. (Technische Universität Berlin), Prof. Dr.-Ing.<br />

H. W. Müller, Prof. Dr.-Ing. Dr. h.c.mult. Gerhard Pahl, Prof. Dr.-Ing. Heinz Peeken, Prof. Dr.-Ing.<br />

Wolfgang Predki (Ruhr-Universität Bochum), Prof. Dr.-Ing. Walter Raab, Prof. Dipl.-Ing. Dr. techn.<br />

Laurenz Rinder (Technische Universität Wien), Prof. Dr.-Ing. Jürgen Rugenstein, Prof. Dr.-Ing. habil.<br />

Hans-Jürgen Schorcht (Technische Universität Ilmenau), Prof. em. Dr.-Ing. h.c. mult. Dr.-Ing. E.h. mult.<br />

Günther Spur (Technische Universität Berlin), Prof. Dr.-Ing. Lütfullah Ulukan (Istanbul Teknik Üniversitesi),<br />

Prof. Dr.-Ing. Gerhard Wagner (Institut Product and Service Engineering Bochum), Prof. Dr.-Ing.<br />

Dieter Wüstenberg<br />

Industriekreis:<br />

Kurt Bengel (Cenit AG); Dr. E. Bentz (U.I.Lapp GmbH); Dr.-Ing. T. Bertolini (Dr. Fritz Faulhaber GmbH<br />

& Co. KG Antriebssysteme); Dr. Markus Beukenberg (WILO SE); Dr. Hugo Blaum (GEA Air Treatment<br />

Division, LuK Industriebeteiligungen GmbH); Dipl.-Ing. E. Deegener (Keiper GmbH & Co KG); Dr.<br />

Gunnar Ebner (Capgemini Consulting, Central Europe), G. Engel (Hofmann & Engel Produktentwicklungs<br />

GmbH), Dr.-Ing. G. Fricke (Truma Gerätetechnik GmbH & Co. KG); Prof. Dr. rer. pol. H. Geschka<br />

(Geschka & Partner Unternehmensberatung); Dr.-Ing. W. Gründer (Tedata Gesellschaft für technische<br />

Informationssysteme); Dr. P. Gutzmer (SCHAEFFLER KG), Dr.-Ing. G. Hähn (Wirtgen GmbH); Prof.<br />

Dr.-Ing Dieter-Heinz Hellmann (KSB AG); Dr. D. Kähny (LS Telcom AG); Dr.-Ing. B. Kandziora (STIHL<br />

AG), Prof. Dr.-Ing. A. Katzenbach (Daimler AG); André Kremer (Paul Wurth S.A.); R. Lamberti (Daimler<br />

AG); Dr.-Ing. Georg Mecke (Airbus Operations GmbH); Prof. Dr.-Ing. Dr. h. c. mult. Dr.-Ing. E. h.<br />

mult. J. Milberg (BMW AG); Dr.-Ing. S. Möhringer (Simon Möhringer Anlagenbau GmbH); Dr. H.<br />

Nasko (Heinz Nixdorf Stiftung); R. Olosu (Novero GmbH); Dr.-Ing. L. Ophey (Inno Tech GmbH); Dr.<br />

B. Pätzold (ProSTEP AG); Dipl.-Ing. Stephan Plenz (Heidelberger Druckmaschinen AG); Dr.-Ing. P. Post<br />

(Festo AG & Co. KG); Dipl.-Ing. H. Rauen (VDMA); Dr.-Ing. W. Reik (LuK GmbH & Co. OHG); Dr. J.<br />

Ruhwedel (ISD Software und Systeme GmbH); Prof. Dr.-Ing. S. Russwurm (Siemens Medical Solutions);<br />

Dr. E. Sailer (Miele & Cie. GmbH & Co.); M. Sauter (Parametric Technology GmbH); K. Schäfer (IBM<br />

Deutschland GmbH); Jörg Schiebel (Dassault Systemes Deutschland AG); Dr.-Ing. W. Schreiber (Volkswagen<br />

Nutzfahrzeuge); Dr.-Ing. P. Schwibinger (Carcoustics International GmbH); Dr.-Ing. Andreas<br />

Siebe (ScMI Scenria Management International AG); Dr.-Ing. H.-P. Sollinger (Voith AG); Dr. M. Stark<br />

(Freudenberg GmbH & Co. KG); Dr. T. Sünner (Adam Opel GmbH); Dr.-Ing. F. Thielemann (UNITY<br />

AG); Dr. E. Veit (Festo AG & Co. KG); Dr. H.-J. Wessel (Krause-Biagosch GmbH); Dr. D. Wirths (Hettich<br />

Holding GmbH & Co. oHG); M. Wittenstein (WITTENSTEIN AG); Prof. Dr.-Ing. K. Wucherer (VDE);<br />

Prof. Dr.-Ing. Carl-Dieter Wuppermann (Stahl-Zentrum)

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