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Das Rechnen mit dem Unvorhersehbaren gehört ... - Kuehne + Nagel

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12 FOCUS<br />

..............................<br />

<strong>Das</strong> <strong>Rechnen</strong> <strong>mit</strong> <strong>dem</strong><br />

<strong>Unvorhersehbaren</strong> <strong>gehört</strong><br />

zur täglichen Routine<br />

Im Fall von dringenden Hilfsgüterlieferungen in Katastrophengebiete<br />

kann schnelle, professionelle Logistik<br />

Menschenleben retten. Gerade weil bei dieser Art von<br />

Transporten selten etwas nach <strong>dem</strong> Lehrbuch abläuft,<br />

sind große Erfahrung und Flexibilität unabdingbar.<br />

Kühne + <strong>Nagel</strong> organisiert seit zwanzig Jahren die<br />

Lieferung von Hilfsgütern für Notleidende in alle Welt<br />

<strong>Das</strong> Unternehmen arbeitet auf Basis<br />

langfristiger Verträge für verschiedene<br />

Hilfsorgane der Vereinten Nationen.<br />

Darüber hinaus ist es für mehrere große<br />

humanitäre Organisationen tätig wie<br />

etwa das Internationale Rote Kreuz und<br />

den Roten Halbmond oder verschiedene<br />

Nichtregierungsorganisationen und Zu -<br />

lieferer für den humanitären Sektor.<br />

Jährlich führt Kühne + <strong>Nagel</strong> mehrere<br />

Tausend Einzelaufträge aus, die vom<br />

eigenen Kompetenzzentrum für Hilfsgüterlogistik<br />

in Kopenhagen koordiniert<br />

und über das weltweite Netzwerk abge-<br />

wickelt werden. Wie für andere Branchen<br />

bietet Kühne + <strong>Nagel</strong> auch im Bereich<br />

der Hilfsgüterlogistik eine breite Palette<br />

von Logistikangeboten, vom internationalen<br />

Transport zu Land, auf <strong>dem</strong> Wasser<br />

und in der Luft über die Zwischenlagerung<br />

bis hin zu landesspezifischen Distributionskonzepten.<br />

Dank des Internetbasierten<br />

Informationssystems KN Login<br />

können die Sendungen von allen Mitarbeitern<br />

und Partnern verfolgt und kontrolliert<br />

werden; für bestimmte Groß kun -<br />

den sind darüber hinaus maß geschnei -<br />

derte Re por tinglösungen im Einsatz.<br />

Die Vorstellung, bei der Hilfsgüterlogistik<br />

handle es sich ausschließlich um dringende<br />

Katastropheneinsätze, bei denen<br />

Notfallteams in eiligst beladenen Frachtchartermaschinen<br />

in abgelegene Weltgegenden<br />

geflogen werden, um die Verteilung<br />

von Hilfsgütern zu koordinieren<br />

und zu überwachen, täuscht (vgl. Artikel<br />

auf Seite 14). Über neun Zehntel der von<br />

Kühne + <strong>Nagel</strong> in diesem Geschäftsfeld<br />

getätigten internationalen Transporte<br />

sind regelmäßige Verkehre, hauptsächlich<br />

für langfristige Hilfsprogramme der<br />

Vereinten Nationen zur Sicherstellung<br />

des Nachschubs für deren strategische<br />

Warenlager. Für die restlichen zumeist<br />

unvorhersehbaren Einsätze – bei denen<br />

dann tatsächlich die schnellstmögliche<br />

Reaktion und das erfahrungsbasierte<br />

Improvisationstalent der Logistikexperten<br />

gefordert sind – müssen allerdings<br />

die entsprechende Organisationsstruktur<br />

sowie die Personalressourcen 365 Tage<br />

im Jahr rund um die Uhr bereitstehen<br />

und der schnellstmögliche Zugriff auf<br />

die entsprechenden Transportkapazitäten<br />

gewährleistet sein.<br />

Die Aufrechterhaltung und permanente<br />

Bereitstellung dieser Infrastruktur ist<br />

kostenintensiv. Zusätzliche Aufwendungen<br />

entstehen durch die verpflichteten<br />

Subunternehmen wie Fluggesellschaften,<br />

lokale Spediteure oder – je nach<br />

.....................................<br />

KÜHNE + NAGEL HILFSGÜTERLOGISTIK<br />

• Weltweit 120 Spezialisten im Einsatz,<br />

koordiniert über das Kompetenzzentrum<br />

in Kopenhagen<br />

• Rund 15.000 Aufträge pro Jahr<br />

• Einsätze im Jahr 2009 u.a. in Afghanistan,<br />

Angola, Äthiopien, Burundi, China, Eritrea,<br />

Irak, Kamerun, Kenia, Malawi, Mosambik,<br />

Demokratische Republik Kongo, Myanmar,<br />

Nigeria, Ruanda, Simbabwe, Somalia,<br />

Sudan, Tansania, Tschad, Zentralafrikanische<br />

Republik<br />

.....................................


Einsatzgegend – Begleitschutz für die<br />

Transporte. Hilfsgüterlogistik ist denn<br />

auch kein Geschäft, <strong>mit</strong> <strong>dem</strong> sich viel<br />

Geld verdienen lässt. Kühne + <strong>Nagel</strong><br />

sieht sich aber verpflichtet, sein großes<br />

Know-how und sein leistungsfähiges<br />

Netzwerk humanitären Or ga nisationen<br />

zur Verfügung zu stellen. Diese sind auf<br />

reibungslose Versorgungsketten und<br />

die Erfahrung der Logistikprofis angewiesen.<br />

Dabei sind die Rollen klar definiert<br />

und verteilt: Die humanitären<br />

Organisationen als Kunden stellen die<br />

Hilfsgüter bereit, Kühne + <strong>Nagel</strong> realisiert<br />

den effizienten, verlässlichen<br />

Transport an jeden Ort der Welt – in afri-<br />

Zum Schutz vor Malaria sind Moskitonetze<br />

ein wirksames, kostengünstiges und<br />

vor allem nachhaltiges Mittel – erst recht,<br />

wenn sie zusätzlich einen Wirkstoff<br />

absondern, der für die Stechmücken<br />

tödlich, für Menschen aber unschädlich<br />

ist. Einen solchen hat die Firma BASF<br />

entwickelt, welche da<strong>mit</strong> imprägnierte<br />

Moskitonetze an viele internationale<br />

Hilfsorganisationen und die Gesundheitsministerien<br />

von bisher über 50 Staaten<br />

liefert. <strong>Das</strong> Besondere an diesem innovativen<br />

Produkt: Den BASF-Forschern<br />

ist es gelungen, das Insektizid so in ein<br />

Kunststoff-Polymer zur Veredelung der<br />

Netze einzubauen, dass es über Jahre<br />

hinweg gleichmäßig an die Oberfläche<br />

tritt und so auch noch nach mehrfachem<br />

Waschen wirksam bleibt.<br />

.....................................................................................................<br />

kanische Dürreregionen genauso wie<br />

in asiatische Überflutungsgebiete oder<br />

in kriegsgeplagte Länder wie Irak und<br />

Afghanistan.<br />

Wohltätigkeit und Geschäft sind also<br />

kein Widerspruch, sondern ergänzen sich<br />

im Idealfall derart, dass die Hilfe möglichst<br />

effektiv und schnell bei den Notleidenden<br />

ankommt. Je länger eine gute<br />

Zusammenarbeit zwischen Hilfsorganisation<br />

und Logistikunternehmen ge deiht,<br />

desto größer ist im Übrigen der beidseitige<br />

Wissenstransfer, der wiederum<br />

<strong>dem</strong> nächsten Einsatz zugute kommt.<br />

Im Geschäftsfeld Hilfsgüterlogistik be -<br />

schäftigt Kühne + <strong>Nagel</strong> rund 120 Mitarbeitende.<br />

Hierbei handelt es sich um<br />

erfahrene Logistikfachleute, die über<br />

eine komplette Speditionsausbildung<br />

verfügen und sehr flexibel und hoch<br />

mobil sind. Die meisten von ihnen sind<br />

in der Regel seit zehn Jahren in diesem<br />

Spezialbereich tätig und organisieren<br />

dank ihres fundierten Logistik-Know-hows<br />

und ihrer guten internationalen Vernetzung<br />

ein effizientes Katastrophenmanagement.<br />

Auf dieser Basis hat sich<br />

Kühne + <strong>Nagel</strong> einen sehr guten Ruf und<br />

eine starke Positionierung im Markt für<br />

Hilfsgüterlogistik erarbeitet.<br />

www.kuehne-nagel.com/emergency<br />

Im „Kampfeinsatz“ gegen die Malaria<br />

Mitte 2009 organisierte Kühne + <strong>Nagel</strong><br />

im Auftrag der Unicef den Transport<br />

von 5,5 Millionen Moskitonetzen in die<br />

Demokratische Republik Kongo. Komplex<br />

war die Aufgabe nicht nur aufgrund<br />

des großen Frachtvolumens, sondern<br />

auch weil die Netze von vier Bereitstellungsorten<br />

über unterschiedliche Routen<br />

und Transportmodi an über hundert<br />

Verteilzentren in <strong>dem</strong> riesigen Land<br />

geliefert werden mussten. So wurden 2<br />

Millionen Netze von Kinshasa aus in<br />

acht Kähnen über den Kongo-Fluss verschifft.<br />

900.000 spedierte Kühne +<br />

<strong>Nagel</strong> in 34 Lkw-Ladungen durch ganz<br />

Tansania an den Hafen von Kigoma, von<br />

wo es wiederum per Flusskahn weiterging.<br />

Die restlichen 2,6 Millionen Netze<br />

wurden vom kenianischen Mombasa auf<br />

<strong>dem</strong> Landweg in drei Gebiete im Osten<br />

des Kongo gefahren. Die schwierigste<br />

Strecke war jedoch der Weg über Uganda<br />

nach Kisangani, wo praktisch keinerlei<br />

Transportinfrastruktur besteht. Für Projekte<br />

dieser Größenordnung ist eine gut<br />

funktionierende Kommunikation unter<br />

allen Beteiligten unabdingbar. Unter Leitung<br />

des Kompetenzzentrums in Kopenhagen<br />

arbeiteten die Kühne + <strong>Nagel</strong>-<br />

Landesgesellschaften in Tansania, Kenia<br />

FOCUS<br />

...................................................................................................................<br />

und Uganda exzellent zusammen, so dass<br />

der Auftrag fristgerecht und zur vollen<br />

Zufriedenheit der Unicef ausgeführt<br />

werden konnte.<br />

KÜHNE + NAGEL ....... WORLD NR. 1/2010<br />

13<br />

.......


14 FOCUS<br />

..............................<br />

Humanitäre Logistik – mehr als<br />

die schnelle Hilfe im Katastrophenfall<br />

In den letzten 30 Jahren wuchs die jährliche Zahl der Naturkatastrophen<br />

wie Erdbeben, Dürren, Überflutungen, Erdrutsche,<br />

Vulkanausbrüche und Stürme um das Sechsfache. Experten<br />

erwarten für die Zukunft einen weiteren Anstieg aufgrund<br />

des Klimawandels. Doch nicht nur die Soforthilfe bei solchen<br />

Katastrophen, sondern auch die Versorgung von Menschen in<br />

chronischen Hungerregionen stellt große Herausforderungen<br />

an die humanitäre Logistik Von Prof. Dr.-Ing. Dr. h.c. Helmut Baumgarten*<br />

Prozentsatz an unterernährter Landesbevölkerung (2007) und einige der im Jahr 2009<br />

verzeichneten 850 Naturkatastrophen. Quellen: UNO-Welternährungsprogramm,<br />

Münchner Rückversicherung, GeoRisikoForschung, NatCatService<br />

Ausgangspunkte einer effizienten Katastrophenlogistik<br />

sind Lagervorräte, die<br />

Hilfsorganisationen unter strategischen<br />

Aspekten weltweit positionieren, um<br />

schneller auf den Ernstfall reagieren zu<br />

können. Dabei werden UN-Behörden und<br />

Nichtregierungsorganisationen durch Notfallteams<br />

oder spezielle Abteilungen von<br />

Logistikdienstleistern <strong>mit</strong> Expertenwissen<br />

für den Transport von Medikamenten,<br />

Wasseraufbereitungsanlagen, Nahrungs<strong>mit</strong>teln,<br />

Kleidung und provisorischen<br />

Unterkünften unterstützt. Trotz der Fortschritte,<br />

die in den letzten Jahren in<br />

dieser Zusammenarbeit erzielt wurden,<br />

besteht nach wie vor das Problem der<br />

Doppel- und Fehllieferungen oder auch<br />

zu später Einsätze in Katastrophengebieten.<br />

Wissenschaftliche Analysen weisen<br />

darauf hin, dass nur durch bessere<br />

KÜHNE + NAGEL ....... WORLD NR. 1/2010<br />

gemeinschaftliche Koordination und Bündelung<br />

von Aktivitäten und Kapazitäten<br />

eine schnelle und effiziente Katastrophenhilfe<br />

erreicht werden kann.<br />

Der Großteil des Mangels an Nahrungs<strong>mit</strong>teln,<br />

Medikamenten und Wasser be -<br />

steht indes nicht aufgrund von plötzlich<br />

auftretenden Katastrophen, sondern als<br />

Folge permanenter struktureller Probleme<br />

in den Hungerregionen der Welt. Seit<br />

1995 stieg die Zahl der Hungerleidenden<br />

auf über eine Milliarde Menschen an –<br />

das sind 15 Prozent der Weltbevölkerung.<br />

Belegt wird dieser erschreckende Befund<br />

vom Welthungerindex 2009, der allein<br />

auf den letzten 30 Plätzen 20 afrikanische<br />

Länder auflistet. Die Zahlen zeigen<br />

zu<strong>dem</strong>, dass ein besonderer Fokus der<br />

Not- und Entwicklungshilfe auf die Län-<br />

der südlich der Sahara gerichtet werden<br />

muss. Nach Angaben von Unicef sterben<br />

jedes Jahr rund drei Millionen Kinder an<br />

den Folgen von Unterernährung. Beinahe<br />

ein Drittel der Weltbevölkerung hat nur<br />

unzureichenden oder keinen Zugang zu<br />

lebensnotwendigen Medikamenten.<br />

Dem chronischen Mangel an Nahrung,<br />

Trinkwasser und medizinischer Hilfe in<br />

vielen Weltgegenden steht ein Trend<br />

gegenüber, der immer mehr Menschen in<br />

Entwicklungs- und Schwellenländern in<br />

Bedrängnis bringt: Während sich große<br />

Katastrophen als medienwirksam erweisen<br />

und eine hohe Spendenbereitschaft auslösen,<br />

sind finanzielle Hilfen für Regionen<br />

in permanenter Not zunehmend schwerer<br />

zu beschaffen. Ferner ist die Spendenbereitschaft<br />

seit Beginn der Weltwirtschaftskrise<br />

im Schnitt um rund ein Drittel eingebrochen.<br />

Eine weitere Problematik liegt<br />

darin, dass Medikamente und Nahrungs<strong>mit</strong>tel<br />

auf <strong>dem</strong> Weg zu den Bedürftigen<br />

nur allzu häufig verfallen oder verschwinden<br />

– entweder aufgrund unsachgemäßer<br />

Behandlung bei Transport und Lagerung,<br />

durch Korruption, mangelnde Informationsverfügbarkeit<br />

oder schlicht durch eine<br />

unzureichende Infrastruktur.<br />

Logistische Bausteine wie Transportplanung,<br />

Kühlketten, Lagerhaltung, Sicherheit<br />

von Waren- und Lieferketten, Informationsmanagement<br />

u.a. sind entscheidende<br />

Determinanten einer erfolgreichen Entwicklungszusammenarbeit.<br />

Die humanitäre<br />

Logistik kann und muss deshalb die<br />

Erfahrung aus <strong>dem</strong> kommerziellen Sektor<br />

nutzen, gleichzeitig aber aufgrund der<br />

besonderen Rahmenbedingungen unkonventionelle<br />

Wege gehen, um die bestmögliche<br />

Versorgung <strong>mit</strong> den vorhandenen<br />

Kapazitäten zu erreichen. Hierbei stellt<br />

der Mensch einen Schlüsselfaktor für die<br />

erfolgreiche Entwicklung von Transportund<br />

Logistiksystemen dar.<br />

* Der Autor ist Gründer des Bereichs Logistik an<br />

der Technischen Universität Berlin und für das<br />

von der Kühne-Stiftung geförderte Forschungs<br />

projekt „Humanitäre Logistik“ verantwortlich.


Die Verfügbarkeit entsprechender Logistikfachkräfte<br />

ist jedoch gerade in Entwicklungsländern<br />

gering, wodurch ein<br />

reibungsloser Fluss von Waren- und<br />

Informationsströmen vor Ort nur selten<br />

gewährleistet werden kann. Die Ausbildung<br />

von Logistikfachkräften in Entwicklungsländern<br />

ist so<strong>mit</strong> eine der zentralen<br />

Herausforderungen in der humanitären<br />

Logistik und kann entscheidend zur<br />

Reduktion von Transport- und Verteilungsproblemen<br />

beitragen.<br />

Ein von der Kühne-Stiftung gefördertes<br />

Forscherteam der Technischen Universität<br />

Berlin untersucht aktuell neben katastrophenlogistischen<br />

Problemstellungen<br />

angepasste Logistikkonzepte für die Länder<br />

des ostafrikanischen Grabens. Im Rahmen<br />

dieses Projekts suchen die Wissen-<br />

............................................................................<br />

EIN VON DER KÜHNE-STIFTUNG UNTERSTÜTZTER FORSCHUNGSSCHWERPUNKT<br />

Im Rahmen ihres Engagements in der Aus- und Weiterbildung sowie in Forschung und Lehre<br />

auf <strong>dem</strong> Gebiet der Logistik und Verkehrswirtschaft widmet sich die Kühne-Stiftung u.a. auch<br />

<strong>dem</strong> Thema „Humanitäre Logistik“. So fördert die Stiftung ein gleichnamiges Forschungsprojekt<br />

an der Technischen Universität Berlin und hat als Mitherausgeber der Schriftenreihe „Logistik“<br />

im Haupt Verlag bereits verschiedene Fachpublikationen zu <strong>dem</strong> Thema finanziert, z.B. Logistik<br />

im Kontext internationaler Katastrophenhilfe von Philippe Tufinkgi oder Humanitarian Logistics<br />

von Alexander Blecken. Ferner unterstützte und organisierte die Kühne-Stiftung die Plenarveranstaltung<br />

„Humanitäre Logistik – Zukünftige Anforderungen und Lösungsansätze“ an der diesjährigen<br />

internationalen Disaster and Risk Conference IDRC, die Ende Mai in Davos zum dritten<br />

Mal stattfand. Die Stiftung hat sich vorgenommen, ihre Förderung dieses wichtigen Schwer-<br />

schaftler nicht nur nach neuen Wegen für<br />

die Nutzung der großen Binnenseen und<br />

vorhandenen, jedoch in schlechten Zu -<br />

stand befindlichen Eisenbahnlinien und<br />

Straßen, sondern involvieren afrikanische<br />

Aus- und Weiterbildungsinstitutionen in<br />

15<br />

FOCUS .......<br />

punkts in Forschung und Praxis zukünftig gezielt auszubauen.<br />

............................................................................<br />

die gemeinsame Entwicklung geeigneter<br />

Logistikkonzepte. Über Erfahrungen und<br />

Ergebnisse dieser Feldforschung in Tansania<br />

und Malawi wird das KN World<br />

Magazin in einer der kommenden Ausgaben<br />

berichten.<br />

...................................................................................................................<br />

Schnelle Reaktion<br />

nach <strong>dem</strong> Erdbeben<br />

in Haiti<br />

Bei den sofort angelaufenen internationalen<br />

Hilfseinsätzen nach <strong>dem</strong> katastrophalen<br />

Erdbeben in Haiti im Januar war<br />

auch Kühne + <strong>Nagel</strong> an vorderster Stelle<br />

<strong>mit</strong> dabei. Im Rahmen eines langfristigen<br />

Abkommens <strong>mit</strong> der Europäischen Kommission<br />

garantiert das Unternehmen<br />

unter anderem, dass jederzeit in Notfällen<br />

ein Frachtflugzeug spätestens 24<br />

Stunden nach Anfrage in Richtung Katastrophengebiet<br />

abheben kann. Auf Basis<br />

dieses Stand-by-Services reagierte Kühne<br />

+ <strong>Nagel</strong> denn auch bei dieser Katastrophe<br />

blitzartig. So konnte un<strong>mit</strong>telbar<br />

nach <strong>dem</strong> ersten Beben eine gecharterte<br />

Boeing 747 <strong>mit</strong> 100 Tonnen Fracht der<br />

schwedischen Hilfsorganisation MSB und<br />

der norwegischen Kirche vom Flughafen<br />

Stockholm-Arlanda in die Dominikanische<br />

Republik geflogen werden.<br />

Von dort wurden die Güter – Allrad-Fahrzeuge<br />

inklusive 200 Liter Dieseltreibstoff,<br />

Trinkwasseraufbereitungsanlagen, Zelte,<br />

Kleider und vieles mehr – auf der Straße<br />

nach Port-au-Prince weitertransportiert.<br />

Zur Koordination der Beladung des<br />

Frachtflugzeugs und zur Erstellung aller<br />

notwendigen Papiere hatte Kühne +<br />

<strong>Nagel</strong> kurzfristig Spezialisten vom Kompetenzzentrum<br />

in Kopenhagen nach<br />

Stockholm beordert, während zwei ihrer<br />

Kollegen direkt nach Santo Domingo flogen,<br />

um den Empfang der Hilfsgüter und<br />

den möglichst verzögerungsfreien Weitertransport<br />

über Land vorzubereiten. Seit<br />

diesem ersten Auftrag hat Kühne + <strong>Nagel</strong><br />

beträchtliche Mengen weiterer Hilfsgüter<br />

aller Art auf <strong>dem</strong> See- und <strong>dem</strong> Luftweg<br />

nach Haiti befördert. Weil das Land noch<br />

lange auf internationale Hilfe angewiesen<br />

sein wird, hält das Unternehmen seine<br />

Repräsentanz vor Ort mindestens für<br />

den Rest des Jahres aufrecht.<br />

Darüber hinaus beteiligte sich Kühne +<br />

<strong>Nagel</strong> im Mai an einer der zahlreichen<br />

Hilfsaktionen für das schwer getroffene<br />

Land durch die kostenlose Erbringung<br />

von Transportleistungen in Kooperation<br />

<strong>mit</strong> <strong>dem</strong> amerikanischen Logistikunternehmen<br />

UPS. Mit <strong>dem</strong> Ziel, rund 10.000<br />

haitianischen Bauern noch vor Ende der<br />

Anbauzeit dringend benötigtes Saatgut<br />

(für Getreide, Kohl, Karotten, Auberginen,<br />

Melonen, Zwiebeln, Tomaten und Spinat)<br />

zur Verfügung zu stellen, spendete der<br />

Agrarchemie- und Biotechnologiekonzern<br />

Monsanto geeignetes Saatgut im Wert<br />

von über 1 Million US-Dollar. Um sicherzustellen,<br />

dass die höchst willkommene<br />

Wiederaufbauhilfe möglichst schnell und<br />

effizient bei den Bedürftigen ankommt,<br />

boten die beiden Logistikunternehmen<br />

ihre vereinten Kräfte an, wobei UPS die<br />

Luftfrachtlieferungen und Kühne + <strong>Nagel</strong><br />

den See- und Straßentransport übernahm.<br />

<strong>Das</strong> Saatgut wurde anschließend zu stark<br />

reduzierten Verkaufspreisen über Bauernläden<br />

im ganzen Land vertrieben; die<br />

dabei erzielten Einnahmen werden den<br />

Bauernverbänden für weitere notwendige<br />

Anschaffungen zur Verfügung stehen.

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