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keltischen Münzen - ExperimentA

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Keltischen Münzmeistern auf der Spur<br />

Auswertung der Grabungen von Rheinau stellten sich Fragen zur Herstellung keltischer <strong>Münzen</strong>, speziell solcher<br />

gefütterter Stücke. Die meisten dieser Fragen können nur experimentell beantwortet werden. Auf Anregung der<br />

Kantonsarchäologie Zürich entstand 2008 die Idee zu diesem Projekt und zur Zusammenarbeit mit <strong>ExperimentA</strong>.<br />

Ziel des Projektes und Fragestellungen<br />

Ziel des Projektes ist es, die Herstellung keltischer subaerater <strong>Münzen</strong> detailliert zu untersuchen und die „chaîne<br />

opératoire“ – die Produktionskette – zu rekonstruieren. Dabei wollen wir folgende Fragen beantworten:<br />

- Wie wurden die Tüpfelplatten hergestellt und welche Bestandteile wurden dem Ton beigemengt?<br />

- Wie wurden die Tüpfelplatten zur Herstellung von Münzrohlingen benutzt? Lässt sich anhand der<br />

Metall- und Metalloxidrückstände in den Vertiefungen tatsächlich auf die darin aufgeschmolzene<br />

Legierung rückschliessen?<br />

- Woraus bestehen die Münzkerne?<br />

- Wie wurden die Kerne versilbert und zu welchem Zeitpunkt des Arbeitsprozesses?<br />

- Wie wurden die Münzstempel hergestellt und wie bewähren sie sich im praktischen Einsatz?<br />

Vorgehen<br />

Die Basis für die Experimente bilden einerseits eingehende Literaturrecherchen zum Thema. Berücksichtigt<br />

werden auch bereits publizierte Analyseergebnisse zu <strong>keltischen</strong> <strong>Münzen</strong>, besonders zu subaeraten, und zu<br />

Tüpfelplatten. Hauptsächlich ist es aber die detaillierte Dokumentation und Materialanalyse der Originalfunde<br />

aus Rheinau, auf deren Grundlage Tüpfelplatten und <strong>Münzen</strong> schliesslich experimentell hergestellt werden. Es<br />

erfolgen hauptsächlich Feldexperimente, also unter Bedingungen, die den prähistorischen möglichst nahe<br />

kommen. Dabei sollen ausschliesslich Materialien, Gerätschaften und Technologien verwendet werden, welche<br />

den Kelten schon bekannt waren. Zu Vergleichszwecken werden parallel einige Laborexperimente durchgeführt.<br />

Jeder Arbeitsschritt wird genauestens protokolliert, denn die Ergebnisse dieser Versuche sollen messbar und<br />

reproduzierbar sein.<br />

In einem ersten Teil der Experimente werden Tüpfelplatten hergestellt und zum Schmelzen von Münzrohlingen<br />

verwendet. In einem zweiten Teil erfolgt die Versilberung der so gewonnenen Münzkerne mit unterschiedlichen<br />

Techniken. Mit rekonstruierten Prägestempeln wird schliesslich der Prägevorgang nachvollzogen. Die bei den<br />

Versuchen hergestellten <strong>Münzen</strong> und die verwendeten Tüpfelplatten werden anschliessend auf gleiche Weise<br />

wie die Originale untersucht. Stimmen Materialzusammensetzungen, Form und innerer Aufbau von Original<br />

und Rekonstruktion überein, kann mit grosser Sicherheit davon ausgegangen werden, dass wir der Herstellung<br />

von <strong>Münzen</strong> in keltischer Zeit auf die Spur gekommen sind. Die Publikation der Ergebnisse ist vorgesehen.<br />

Quellenlage<br />

Während die Herstellung antiker <strong>Münzen</strong> schon recht gut bekannt ist, weiss man bisher nur wenig über das<br />

Münzhandwerk zur Zeit der Kelten. Archäologische Hinweise auf die Münzproduktion in Form von<br />

Tüpfelplatten oder Prägestempeln hat man bisher in Mitteleuropa aus mindestens 46 <strong>keltischen</strong> Siedlungen (z.B.<br />

Maier/Neth 1987). Etwa die Hälfte der Fundorte sind als Oppida, also stadtartige keltische Siedlungen, zu<br />

bezeichnen. Münzwerkstätten können im Befund jedoch nicht von Buntmetall oder Eisen verarbeitenden<br />

Werkstätten getrennt werden.<br />

Zur Verwendung von Tüpfelplatten und der<br />

Herstellung gewichtsnormierter<br />

Münzschrötlinge haben sich bereits zahlreiche<br />

Autoren geäussert (z.B. Castelin 1960, Allen<br />

1980, Overbeck 1987, Gerber et al. 2001).<br />

Dabei wurde ein freihändiger Guss des flüssigen<br />

Metalls in die Vertiefungen der Tüpfelplatten<br />

ebenso erwogen wie ein Aufschmelzen von<br />

abgewogenem Metallstaub in den einzelnen<br />

Vertiefungen mittels eines glühenden<br />

Kohlestücks und eines Blasrohrs (nach<br />

Abb.5-6: Links: Umzeichnung eines originalen Düsenziegels aus<br />

Rheinau. Rechts: Rekonstruktionszeichnung des Prägevorgangs in<br />

keltischer Zeit.<br />

ägyptischen Abbildungen). Nur in wenigen<br />

Fällen wurde versucht, dies experimentell zu<br />

überprüfen (z.B. Tylecote 1962, Raub et al.

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