01.03.2013 Aufrufe

keltischen Münzen - ExperimentA

keltischen Münzen - ExperimentA

keltischen Münzen - ExperimentA

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

4<br />

Keltischen Münzmeistern auf der Spur<br />

2009 konnten im Paul-Scherrer-Institut (PSI) während mehrerer Tage 14 Tüpfelplattenfragmente mit<br />

Röntgenradiographie und –tomographie und 21 subaerate <strong>Münzen</strong> mit Neutronentomographie untersucht<br />

werden. Entlang der beobachteten Brauen in den Tüpfelplatten zeigten sich durch das Röntgen klare<br />

Metallrückstände, die teils wenig in den Ton eingedrungen sind. Dank der Neutronentechnologie können auch<br />

Metallobjekte detailliert untersucht werden, da Neutronen im Gegensatz zu Röntgenstrahlen Metalle relativ<br />

leicht durchdringen. So kann die innere Struktur der <strong>Münzen</strong> zerstörungsfrei betrachtet werden, der virtuelle<br />

dreidimensionale Datensatz ist dabei beliebig dreh- und schneidbar. Untersucht wurden vor allem <strong>Münzen</strong>, die<br />

aufgrund des Typs eine Herstellung in Rheinau vermuten lassen. Erste Auswertungen der Schnittbilder ergaben<br />

klare Unterschiede in der Art der Silberschicht wie auch in der Struktur des Kerns. Dies können Hinweise auf<br />

eine unterschiedliche Zusammensetzung des Kerns, auf eine unterschiedliche Verarbeitung des Rohlings sowie<br />

auf unterschiedliche Versilberungstechniken sein. Eine zu Vergleichszwecken mitanalysierte Münze vom<br />

Oppidum auf dem Münsterhügel in Basel zeigt einen von den Rheinauer Stücken deutlich abweichenden<br />

Aufbau.<br />

Dank der Resultate der PSI-Untersuchungen sind nun auch gezielte Metallanalysen möglich. Die<br />

Metallrückstände in den Tüpfelplatten werden mittels Mikroröntgenfluoreszenz-Analysen (RFA) durch das<br />

Schweizerische Nationalmuseum (SNM) untersucht. Erste Resultate sprechen für Silber-Kupfer-Legierungen mit<br />

geringem Bleigehalt. Ausgewählte Münzkerne werden ausserdem mittels Röntgenfluoreszenzspektroskopie (XRF)<br />

an gezielten Bohrproben (und wenn möglich Dünnschliffen) am SNM und an der ETH Zürich analysiert.<br />

Vorversuche<br />

Als erstes erfolgten Versuche zur Tüpfelplatten-Herstellung. Dazu wurde selbst abgebauter Ton aus Benken ZH<br />

und Rafz ZH verwendet. Geologisch sind dies diesselben Schichten, wie sie in Rheinau anstehen. Der Ton<br />

wurde mit unterschiedlichen Materialien wie Sand, Holzkohle, Schamotte oder Getreidespelzen gemagert. Für<br />

die Vertiefungen wurden verschieden grosse Stempel aus Ton und Holz getestet. Die Platten wurden schliesslich<br />

entweder nur getrocknet oder vorgebrannt in ersten Schmelzversuchen verwendet. Dabei wurden verschiedene<br />

Ofensysteme getestet, einerseits Rekonstruktionen nach Befunden aus Bibracte<br />

und Sévaz und andererseits eigene Konstruktionen. Diese ersten Versuche<br />

dienen dazu, das Spektrum der verwendeten Tüpfelplatten und weiteren<br />

Hilfmittel einzugrenzen, ebenso ein geeignetes Schmelzverfahren zu finden<br />

und sich die entsprechende Technik anzueignen. Auf dieser Basis können dann<br />

die reproduzierbaren Experimente stattfinden.<br />

Daneben fanden die ersten Laborexperimente an der ETH statt. In einigen der<br />

experimentell hergestellten Tüpfelplatten wurden verschiedene Testlegierungen<br />

im Induktionsofen unter Schutzgasatmosphäre (1 bar Argon) aufgeschmolzen.<br />

Abb.14: Tüpfelplatte nach einem<br />

der ersten Schmelzversuche. Im<br />

Bereich der verglasten Stege sind<br />

die Rohlinge wie erwünscht zu<br />

Kügelchen geschmolzen.<br />

Abb.12-13: Links: Herstellung einer<br />

Tüpfelplatte. Rechts: Tüpfelplatte mit<br />

noch glühenden Münzrohlingen direkt<br />

nach dem Schmelzvorgang.<br />

Erste Ergebnisse<br />

Die ersten Versuche deuten daraufhin, dass die Tüpfelplatten von Rheinau<br />

stark organisch gemagert waren. Die besten Resultate erzielten wir durch die<br />

Beimengung von Pferdemist. Ein Aufschmelzen des Buntmetalls in den<br />

Tüpfelplatten unter einer Schicht glühender Holzkohle mit einer zusätzlichen<br />

Luftzufuhr durch zwei Blasebälge ist problemlos möglich. Bewährt hat sich<br />

dabei die Verwendung von selbst erzeugtem Metallgranulat. Durch die<br />

reduzierende Atmosphäre bilden sich daraus annähernd kugelförmige

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!