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LUNZENAUER Heimatblatt

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<strong>LUNZENAUER</strong><br />

Sehr geehrte Bürgerinnen und Bürger, liebe Heimatfreunde in nah und fern!<br />

Die vorliegende 1. Ausgabe des „Lunzenauer <strong>Heimatblatt</strong>es“ möchte Ihnen einen interessanten<br />

Querschnitt aus verschiedenen Rubriken bieten. Von „Lunzenauer in aller Welt“, Vorstellung<br />

von Vereinen, historischen Artikeln bis zum vielversprechenden Titel „Kennen Sie den<br />

gegenüber?“ wird eine bunte Mischung präsentiert. Wir danken allen, die mit Artikeln, Fotos<br />

und Ideen zum Gelingen des <strong>Heimatblatt</strong>es beigetragen haben.<br />

Es ist geplant, jährlich 1 „Lunzenauer <strong>Heimatblatt</strong>“ in dieser Form herauszugeben.<br />

Wir bitten alle Einwohner und Interessierte , uns bei der Recherche zu unterstützen und uns<br />

eventuell vorhandenes Bild- und Textmaterial zur Verfügung zu stellen. Für Hinweise und<br />

Anregungen sind wir natürlich auch jederzeit dankbar.<br />

Ihr<br />

Franz Lindenthal<br />

2003<br />

Ausgabe<br />

<strong>Heimatblatt</strong><br />

GESTERN & HEUTE • Beilage im Amtsblatt der Stadt Lunzenau • an alle Haushalte


<strong>LUNZENAUER</strong> HEIMATBLATT 2003<br />

2<br />

Aus dem Jahr 1929 - Bemerkungen des Bürgermeisters<br />

zur Einführung der Wasserleitungsgebühr in Lunzenau<br />

In Lunzenau ist im Jahre 1893 eine Wasserleitung gebaut worden. Leider<br />

sehen wir uns jetzt vor die dringende Notwendigkeit gestellt, einen Ausbau<br />

unserer Wasserversorgung vorzunehmen. Wenn diese Frage in den letzten<br />

Jahren bereits wiederholt Gegenstand eingehender Verhandlungen im<br />

Stadtverordnetenkollegium gewesen ist, ohne dass sie über das Stadium<br />

der Erwägungen hinaus gekommen sind, so muss trotz der gegenwärtigen<br />

ungünstigen Zeitverhältnisse evt. unter Zurückstellung anderer, weniger<br />

auf Durchführung drängender Aufgaben endlich an die Verwirklichung des<br />

Projektes herangegangen werden.<br />

Es bedarf keiner besonderen eingehenden Schilderung, dass einer geregelten<br />

Wasserversorgung weitgehendste Aufmerksamkeit zugewandt<br />

werden muss. Ich erinnere an die Möglichkeit eines Feuerausbruchs und<br />

die zu befürchtenden Schwierigkeiten der Bekämpfung. Aber auch<br />

gesundheitliche Schäden sind beim Fortdauern des jetzigen Zustandes zu<br />

befürchten, da es unmöglich ist, eine geregelte Spülung des Wasserrohrnetzes<br />

vornehmen zu können, abgesehen von der dringend wünschenswerten<br />

Straßensprengung.<br />

Die Stadt Lunzenau ist bei richtiger technischer Lösung in der glücklichen<br />

Lage, aus den ihr gehörigen Quellen Wasser in ausreichender Menge<br />

erfassen zu können. Die Schüttung weist reichlich 4 Sekundenliter auf; dies<br />

ist eine Tagesergiebigkeit von 345.600 Litern oder rund 82 Litern pro Kopf<br />

und Tag, während man erfahrungsgemäß in kleineren Städten den Wasserbedarf<br />

auf 40 bis 60 Liter pro Tag und Kopf schätzt. Durch den Ankauf einer<br />

im Elsbacher Grund gelegenen Quelle mit einer Ergiebigkeit von annähernd<br />

5/4 Sekundenliter würde die Wassermenge noch weiter erheblich gesteigert<br />

werden können.<br />

Es ist dringendes Bedürfnis vorhanden, baldigst Wandel auf dem Gebiet<br />

der Wasserversorgung zu schaffen und zwar müssen die Arbeiten mit<br />

größter Eile vorwärts getrieben werden, damit endlich wieder Ruhe und<br />

Zufriedenheit Einzug hält. Dieses Ziel kann nur erreicht werden, wenn sich<br />

die Gemeindevertreter einig sind in dem Bestreben, der Stadtverwaltung<br />

die zur Durchführung des Projektes erforderlichen Mittel zur Verfügung zu<br />

stellen.<br />

Der Unterzeichnete hält es für seine Pflicht, zu dem Zeitpunkt der Erstattung<br />

des Sachverständigenberichts seine Stellungnahme zur Frage der<br />

Einführung des Wasserzinses schriftlich niederzulegen.<br />

Wenn unsere Einwohner bisher in der glücklichen Lage waren das Wasser<br />

unentgeltlich geliefert zu erhalten, so lag dies daran, dass der Stadt ausreichende<br />

Einnahmen aus Steuern zuflossen. Während sich die Aufwendungen<br />

für die Wasserleitung in sehr niedrigen Grenzen bewegten. Dies ändert<br />

sich in Zukunft einmal dadurch, dass die Wasserleitung vergrößert werden<br />

muss und zum anderen, dass mit einem fortdauernden größeren Aufwand<br />

für den Betrieb und die Unterhaltung unseres Wasserwerkes zu rechnen<br />

sein wird. Diese Tatsachen schließen für die Zukunft eine unentgeltliche<br />

Wasserabgabe aus.<br />

Die Stadtverwaltung muss unter dem Druck der wirtschaftlichen Verhältnisse<br />

zur Erhebung eines Wasserzinses schreiten. Die größte Schwierigkeit<br />

bildet die richtige Auswahl des Tarifs, da in den hiesigen Grundstücken<br />

Wassermesser nicht eingebaut sind. Allgemein ist zu sagen, dass man<br />

zwischen Pauschal-, Wassermesser- und Gebührentarif unterscheidet. Die<br />

Zweckmäßigkeit der Tarifart ist von den örtlichen Verhältnissen abhängig.<br />

Für uns scheidet der Gebührentarif aus. Der Pauschaltarif ist der gegebenste<br />

Tarif für Kleinstädte, der allerdings nur auf den Haus- und Trinkwasserverbrauch<br />

anwendbar ist. Für Gewerbe und Industrie muss der Wassermessertarif<br />

zur Einführung gelangen. Bei Anwendung des Pauschaltarifs<br />

kann der Berechnung der Mietwert der Wohnung, Zahl und Art der Räume,<br />

der Größe der Fußbodenfläche oder sogenannte Wasserzinseinheiten<br />

zugrunde gelegt werden. In sozialer Beziehung berücksichtigt der<br />

GAS • WASSER WASSER • WÄRME<br />

WÄRME<br />

KLEMPNEREI KLEMPNEREI • LÜFTUNG<br />

LÜFTUNG<br />

KUNDENDIENST<br />

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FACHHANDEL<br />

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09328 Lunzenau<br />

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Funk: 0172/ 3 71 33 89<br />

Öffnungszeiten:<br />

Mo-Fr 9 - 12 / 14 - 18 Uhr<br />

Sa. nach Vereinbarung<br />

Pauschaltarif besonders dann die wirtschaftlichen Verhältnisse der Konsumenten,<br />

wenn der Wasserzins nach dem Mietwert oder nach der Zahl der<br />

Räume berechnet wird. Es können auch Wohnungen bis zu einem<br />

bestimmten Mietpreis von der Erhebung gänzlich frei gelassen werden.<br />

Nach reiflicher Prüfung bin ich zu dem Ergebnis gelangt, dass sich für<br />

unsere Verhältnisse empfehlen dürfte, der Wasserzinsberechnung den<br />

Friedensmietwert zugrunde zu legen. Diese Berechnungsart bereitet die<br />

wenigsten Schwierigkeiten; die Arbeit der Abschätzung der nach dem 31.<br />

Dezember 1918 errichteten Neubauten kann in Kauf genommen werden.<br />

Sowohl im Interesse der Stadt, als auch der Konsumenten, bringe ich in<br />

Vorschlag, die Betriebe mit stärkerem Wasserverbrauch mit einem<br />

Wassermesser zu versehen und zwar wären als solche anzusprechen:<br />

13 Gastwirtschaften, 3 Bierhändler, 9 Fleischereien, 9 Bäckereien, 4 Milchhändler,<br />

7 Fuhrunternehmer, 9 Landwirte, 3 Gärtnereien, 2 Wasch- und<br />

Plättanstalten, 1 Badeanlage, 8 Autogaragen, 1 Destillation, 5 Fabriken.<br />

Insgesamt kämen also rund 70 Wassermesser in Frage.<br />

Die Kontrolle bzw. das Ablesen dieser relativ geringen Anzahl könnte ohne<br />

wesentliche finanzielle Belastung der Stadt vor sich gehen. Der Unterzeichnete<br />

ist der Ansicht, dass diese Arbeit dem mit der Kontrolle der Elektrizitätszähler<br />

betrauten Angestellten leicht mit übertragen werden kann, so<br />

dass die Einstellung einer besonderen Kraft nicht in Frage käme. Sollte sich<br />

die Mehrheit des Kollegiums wider Erwarten mit einer solchen Regelung<br />

nicht einverstanden erklären, so müssten für industrielle und gewerbliche<br />

Betriebe Pauschalsätze festgesetzt werden.<br />

Die Höhe der Friedensmiete bildet an sich die Grundlage für die sozialen<br />

Verhältnisse, weshalb ich zu erwägen gebe, die Wohnungen mit einem<br />

Friedensmietwert bis einschließlich 75 RM von der Erhebung des Wasserzinses<br />

völlig frei zu lassen. Auf diese Weise würden die größten Härten<br />

beseitigt werden; sonstige Härten, die unvermeidlich sind, könnten auf<br />

Antrag behoben werden. In diesem Zusammenhang verweise ich auf den<br />

Anhang des anliegenden Entwurfs eines Ortsgesetzes über die Wasserleitung<br />

der Stadt Lunzenau, in dem die einzelnen Gebührensätze aufgeführt<br />

sind. Betriebe mit einem Wassermesser sollen 30 Rpf. pro m? verbrauchten<br />

Wasser bezahlen.<br />

Es ist eine dringende Notwendigkeit, ein Ortsgesetz über die städtische<br />

Wasserleitung zu erlassen. Bisher lag hierzu kein besonderer Anlass vor,<br />

da Wasserleitungsgebühren nicht erhoben wurden. Ich bitte den anliegenden<br />

Entwurf zu genehmigen.<br />

Der Beschluss des Stadtverordnetenkollegiums vom 26. April 1929, den<br />

Wasserzins einzuführen, hat bereits Anlass zu eifriger Diskussion gegeben.<br />

Das Zahlen von Steuern ist und war niemals eine angenehme Beschäftigung.<br />

Der Unterzeichnete wird sich mit der weniger erfreulichen Kritik eines<br />

Bürgers in Goethes Faust an dem bürgermeitserlichen Walten abfinden<br />

müssen:<br />

„Nein, er gefällt mir nicht, der neue Bürgermeister!<br />

Nun, da er’s ist, wird er nun täglich dreister<br />

Und für die Stadt was tut denn er?<br />

Wird es nicht alle Tage schlimmer?<br />

Gehorchen soll man mehr als immer,<br />

Und zahlen mehr als je vorher.“<br />

Lunzenau, den 18. Juni 1929<br />

Bürgermeister Walter Andrae<br />

(Bürgermeister von Lunzenau 1929-1932)<br />

Klempnermeister Steffen Liche<br />

Erich-Weinert-Str. 7a • 09328 Lunzenau<br />

Tel.: 037383 / 6 15 16 • Fax: 037383 / 8 08 92<br />

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Vereine der Stadt stellen sich vor<br />

Der Sportverein Fortschritt Lunzenau e.V. stellt sich vor:<br />

Am 05. April 1950 erfolgte die Gründung der Betriebssportgemeinschaft, die<br />

damals den Namen „Einheit Lunzenau“ trug.<br />

Ein kleines Häuflein Sportbegeisterter aus den zukünftigen Trägerbetrieben<br />

Möbelstoffweberei, Papierfabrik und Edela hatten sich in den Verwaltungsräumen<br />

der Möbelstoffweberei zusammengefunden. In einer schlichten<br />

Wahlhandlung wurde der Sportfreund Hans Scheubner zum 1. Vorsitzenden<br />

gewählt. 28 Mitglieder wurden für den Anfang registriert. Ein Vierteljahr<br />

später , am 24. Juli 1950 erfolgte im Kulturhaus die Vereinigung der BSG mit<br />

der SG Vorwärts. Eine erste große Aufgabe für die junge BSG war der Bau<br />

eines eigenen Sportplatzes, da auf dem ehemaligen Sportplatz Ende der<br />

30ger Jahre die Molkerei errichtet wurde. Man muß den Mut und Unternehmungsgeist<br />

einer Handvoll Männer noch heute bewundern, die sich Ende<br />

1949 zu einem Bauausschuß zusammenfanden und anschließend mit<br />

Arbeitsmitteln an die Planierungsarbeiten herangingen, die heute nur ein<br />

mitleidiges Lächeln hervorrufen können. Mit Hilfe einer Baufirma wurde der<br />

Platz fertiggestellt und am 20. September 1952 eingeweiht.<br />

Die Sektion Fußball entwickelte sich zur stärksten Sektion in der BSG. Unter<br />

der hervorragenden Leitung so verdienstvoller Sportfreunde wie Gerhard<br />

Zinsmann, Helmut Schmieder und Siegfried Berthold war es möglich, daß<br />

der Lunzenauer Fußball weit über die Kreisgrenzen hinaus einen guten Ruf<br />

erreichte.<br />

<strong>LUNZENAUER</strong> HEIMATBLATT 2003<br />

Die Sektion Kegeln war über viele Jahre aktiv und erfolgreich. Am 5. Januar<br />

1958 konnte nach 3-jähriger Bauzeit eine in Eigenleistung geschaffene<br />

zweiläufige Kegelbahn eingeweiht werden. Mit dem Stillegen dieser Kegelbahn<br />

Anfang der 90ger Jahre erloschen auch nach und nach die Aktivitäten<br />

der Abteilung Kegeln.<br />

Durch die Wende wurde die BSG aufgelöst und ein Verein mußte gegründet<br />

werden. Die Gründungsversammlung fand am 11. August 1990 im Speisesaal<br />

des Texturseidenwerkes Lunzenau statt. Anwesend waren 61 Mitglieder.<br />

Die BSG-Leitung erklärte sich bereit auch die Führung des Vereins zu<br />

übernehmen. Dies fand große Zustimmung unter den Mitgliedern. Sportfreund<br />

Wolfgang Krenkel wurde der erste Vorsitzende des Vereins. Die<br />

vorgelegte Satzung wurde einstimmig angenommen und nach einigen<br />

Diskussionen einigte man sich auf den Vereinsnamen SV Fortschritt Lunzenau<br />

e.V.<br />

Die Zahl der Mitglieder in unserem Verein entwickelte sich stetig. 1990<br />

wurden 150 Mitglieder gezählt und zur Zeit sind 241 Mitglieder in unserem<br />

Verein aktiv, davon sind 145 Jugendliche. Diese sind in den Abteilungen<br />

Fußball, Tischtennis, Leichtathletik und in der Herzsportgruppe tätig. In der<br />

Vereinsgeschichte wurde auch in den Abteilungen Schwimmen, Volleyball,<br />

Schach, Handball, Kunstradfahren und Turnen Sport getrieben. Diese Abteilungen<br />

wurden jedoch aus den unterschiedlichsten Gründen geschlossen.<br />

In der jüngsten Vereinsgeschichte wurde auch verschiedene Baumaßnahmen<br />

in Eigenleistungen bzw. unter der Regie des Sportvereins realisiert. So<br />

konnte unter anderem der Sanitärkomplex im Gebäude des Sportlerheims<br />

und die Umkleide- und Duschräume saniert werden. Die letzte größere<br />

Maßnahme war die Sanierung der Turnhalle Altenburger Straße im Jahre<br />

1999. Unser Verein ist sehr aktiv in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen.<br />

Wer Lust hat in den einzelnen Abteilungen Sport zu treiben, ist stets willkommen.<br />

Interessenten melden sich bitte bei Sportfreund Bertold auf dem Sportplatz.<br />

Da ein Sportverein ständigen Finanzbedarf hat, sind natürlich auch Sponsoren<br />

jederzeit willkommen. Zu Werbezwecken für Firmen bieten wir unsere<br />

Bandenwerbung auf dem Sportplatz an.<br />

Disziplin Männer<br />

Quellen: Rechenschaftsbericht 40 Jahre BSG; Wolfgang Krenkel<br />

Ewige Rekordliste<br />

weibliche Jugend 16/ 17 Jahre<br />

Zeit / Höhe / Weite Name aufgestellt Zeit / Höhe / Weite Name aufgestellt<br />

100 m 10,8 Sek Stelzner, Werner 1970 13,4 Sek Deeg, Kerstin 1977<br />

200 m 23,6 Sek Stelzner, Werner 1969 28,2 Sek Schäfer, Katrin 1983<br />

400 m 54,7 Sek Weigelt, Frank 1956 64,3 Sek Elsel, Isolde 1974<br />

800 m 2:00,6 min Weigelt, Frank 1956 2:41,3 min Deeg, Kerstin 1977<br />

1000 m 2:44,8 min Weigelt, Frank 1956 --- --- ---<br />

1500 m 4:13 min Leuschel, Wolfgang 1961 5:26,1 min Forster, Simone 1982<br />

3000 m 9:52 min Ledig, Frank 1964 --- --- ---<br />

5000 m 17:18,2 min Ledig, Frank 1965 --- --- ---<br />

400 m Hürden 60,4 Sek Putzschke, Axel 1976 --- --- ---<br />

110 m Hürden 17,6 Sek Teichmann, Torsten 1984 18,1 Sek Trüschel, Heike 1982<br />

Weitsprung 6,14 m Otto, Manfred 1959 4,98 m Schlimper, Heike 1984<br />

6,14 m Kramer, Joachim 1964 --- --- ---<br />

Hochsprung 1,75 m Preißler, Hans 1966 1,60 m Deeg, Kerstin 1977<br />

Dreisprung 12,33 m Steiger, Bernhardt 1976 --- --- ---<br />

Stabhoch 3,10 m Preißler, Hans 1966 --- --- ---<br />

Kugelstoß 14,72 m Preißler, Hans 1966 9,50 m Mix , Annika 2002<br />

Diskuswurf 50,85 m Preißler, Hans 1966 31,45 m Flemming, Karla 1955<br />

Speerwurf 50,76 m Preißler, Hans 1966 35,38 m Grüning, Petra 1976<br />

Hammerwerfen 37,28 m Preißler, Hans 1966 --- --- ---<br />

5-Kampf 2154 P. Otto, Manfred 1958 --- --- ---<br />

7-Kampf --- --- --- 3481 P. Schäfer, Katrin 1983<br />

10-Kampf 5631 P. Preißler, Hans 1966 --- --- ---<br />

4 x 100m 48,2 Sek Otto, Bräuer, 1956 55,9 Sek Hantusch, Grüning, 1975<br />

Weigelt, Georgi 1956 Beuchold, Ackermann 1975<br />

4 x 400 m 3:47,2 min Kramer,Leuschel, 1961 4:48,2 min Köhler, Löbe, 1971<br />

Walter,Liebers Reimuth, Nitzschke<br />

4 x 800 m 9:29,8 min Fiedelschuster, Heyer, 1974 11:20,8 min Forster, Petzold, 1981<br />

Graichen, Sperling 1974 Schäfer,Trüschel 1981<br />

3 x 1000 m 8:14 min Preißler, Ledig, 1963 --- --- ---<br />

Heinzelmann<br />

Schwedenst. 2:15,5 min Großer,Erdmann, 1986 2:42,2 min Forster, Hoppe, 1978<br />

Strobelt, Teichmann 1986 Deeg, Knittel<br />

3


<strong>LUNZENAUER</strong> HEIMATBLATT 2003<br />

4<br />

Aus dem Jahr 1932<br />

- Der Arbeiter-Wassersport in Lunzenau -<br />

Kreistreffen in Kriebstein<br />

Nachdem die nötigen Vorbereitungen getroffen waren, fuhren wir Lunzenauer<br />

Arbeiter-Wassersportler am Pfingstsonnabend mit einem Lastauto,<br />

auf welchem 10 Boote verladen waren, vom Vereinsbad fort, um am Kreistreffen<br />

der Wasserfahrer vom 4. Kreis im Arbeiter-Turn- und Sportbund teilzunehmen.<br />

Aus allen Teilen Sachsens hatten sich die Fahrer mit 128 Booten<br />

und 109 Zelten zusammengefunden, um Zeugnis abzulegen von dem Geist,<br />

der im Arbeitersport lebt. Ein idyllisches Zeltlager bei herrlichem Wetter hielt<br />

uns bis zum Donnerstag , den 19. Mai, beisammen, wo wir uns viel zu<br />

schnell trennen mussten.<br />

Im Paddelboot von Lunzenau bis Magdeburg<br />

Am Sonnabend, den 18.Juni, morgens um 5 Uhr sah man im Bad des Arbeiter-Wassersport-Vereins,<br />

dass 6 Genossen 3 Holzboote mit dem notwendigen<br />

Proviant und sonstigen Gepäck zu Wasser brachten, um eine größere<br />

Wanderfahrt anzutreten. Nachdem wir mit der nötigen Vorsicht und günstigem<br />

Wasser 12 Wehre überwunden hatten, erreichten wir gegen 7 Uhr<br />

abends das Bootshaus des Brudervereins „Saxonia“ -Wurzen, wo zur<br />

ersten Übernachtung die selbst gebauten Zelte ihren Zweck voll ausfüllten.<br />

–Nach einer herrlichen Tagesfahrt wurde bei Eintritt der Dunkelheit auf einer<br />

einsam gelegenen Waldwiese kurz vor Feßnitz das zweite Nachtlager<br />

aufgeschlagen. Um den zur Neige gegangenen Proviant zu erneuern,<br />

musste in Feßnitz am Montag früh kurze Rast gehalten werden. Da um die<br />

Mittagszeit gerade Dessau erreicht war, wurde im Bad der Freien Schwimmer<br />

die nötige Mittagsrast gehalten, damit der knurrende Magen zu seinem<br />

Recht kommen konnte. Frisch gestärkt konnte nun das 21. und letzte Wehr<br />

überwunden werden, um nach einer 2stündigen Fahrt mit frohem Mut bei<br />

Roßlau in die Elbe einzufahren. Lange sollte die frohe Stimmung nicht<br />

anhalten, denn 6 Kilometer im strömenden Gewitterregen, welcher uns<br />

überraschte, zu fahren, bedeutet nicht gerade einen Genuss! Ein erhebendes<br />

Gefühl war es, als uns auf weiter Wasserfläche von einem entgegenkommenden<br />

Motorboot der F-Wimpel grüßte und wir mit den uns verbundenen<br />

Genossen den Bundesgruß tauschen konnten. Aber trotz der kleinen<br />

Abkühlung erreichten wir gegen 6 Uhr abends die dritte Etappe: den<br />

Bruderverein Afen (Elbe). Am Dienstag nachmittag gegen 2 Uhr kamen wir<br />

in froher Stimmung an unser erstes großes Ziel: Magdeburg, wo uns die<br />

Freien Schwimmer Magdeburg-Altstadt einen herzlichen Empfang zuteil<br />

ließen, so dass am Mittwoch früh das Beladen der Boote besorgt werden<br />

konnte. Um das Praktische mit dem Finanziell-Nützlichen zu verbinden und<br />

die Reisespesen auf ein Minimum herabzudrücken, holten wir unsere<br />

Fahrräder, welche mit der Bahn bis hierher gesandt worden waren, ab und<br />

am Donnerstag gings nun mit vollgepackten Rädern auf die Landstraße, um<br />

abends 7:30 Uhr Leipzig (über Bernburg-Halle) zu erreichen, wo bei den<br />

Freien Wasserfahrern das letzte Nachtlager bezogen werden konnte. Freitag<br />

gegen Abend landeten wir dann frohen Mutes wieder in Lunzenau. Mit<br />

einem „Frei Heil“ beendeten wir diese interessante und lehrreiche Fahrt.<br />

Diese und noch viele andere Fahrten zeigen, dass man auch mit wenig Geld<br />

und ohne große Aufmachung Sportler sein kann. Darum werdet Mitglied<br />

des Arbeiter-Wassersport-Vereins Lunzenau, denn nur dieser bietet euch<br />

einen derartig schönen, volkstümlichen Sport.<br />

Foto: Stadtarchiv Lunzenau<br />

Geschichten & Begebenheiten<br />

Hinrichtung einer Kindesmörderin<br />

in Rochsburg im Jahre 1711<br />

Der Burkersdorfer Gemeindelade nacherzählt von Otto Stöbe<br />

Wenn eine uneheliche Mutter, die sich von Gott und aller Welt verlassen<br />

wähnt, aus ihrer verzweifelten Lage keinen anderen Ausweg sieht, als ihr<br />

neugeborenes Kind zu töten, so wird sie vom heute geltendem Strafgesetz<br />

mit einer Mindeststrafe von zwei Jahren Gefängnis bedroht. In früheren<br />

Jahrhunderten hatte sie die Todesstrafe verwirkt, manchmal sogar eine<br />

besonders verschärfte und entehrende Form der Hinrichtung, wie ein Fall<br />

beweist, der sich vor 222 Jahren in unserer Nähe zutrug.<br />

Im November des Jahres 1710 wurde Elise Lindnerin, die ledige Tochter<br />

eines Bauern im Rochsburger Anteil von Chursdorf, angeklagt und nach<br />

„peinlicher Befragung“ (Folterung) überführt, dass sie ihr heimlich geborenes<br />

Kind getötet und „hernach dasselbe, als es todt gewesen, in ihrer Schürze in<br />

eine Grube bei dem sogenannten Höllteiche getragen, in Werk gewickelt und<br />

daselbst liegen lassen“. Ein Hirte hatte sie dabei beobachtet.<br />

Die Besitzer der Herrschaft Rochsburg hatten von alters her, außer der<br />

niederen Gerichtsbarkeit, auch die höhere Inne, also die über Hand und Hals.<br />

Doch war es mit dem Erstarten der Macht der Landesherren, hier der Kurfürsten<br />

von Sachsen, üblich geworden, bei schweren Verbrechen das Urteil des<br />

Leipziger Schöppenstuhles, der von der juristischen Fakultät der Universität<br />

gebildet wurde, einzuholen. Das geschah auch diesmal. Anfang 1711 erging<br />

das Urteil, welches verfügte, dass die Elise Lindnerin „wegen ihrer, an ihrem<br />

leiblichen Kinde begangenen und bekannten (d.h. eingestandenen) Mord-<br />

Tat, zusammt einem Hunde, Hahn, Schlangen Katzen, anstatt eines Affen, in<br />

einen Sack gesteckt, ins Wasser geworfen und darinnen ertränkt“ werde. Die<br />

besonders grausame Form der Todesstrafe, die man Säckung nennt, wird<br />

von Geschichtsforschern für ein Überbleibsel uralter heidnischer Gebräuche<br />

angesehen, wonach bei germanischen Völkern Menschenopfer gewöhnlich<br />

von Tieropfern begleitet waren, „indem sie für gewiss glaubten, dass die<br />

geopferten Tiere ihnen bei den Göttern der Unterwelt Dienste leisten und<br />

dieselben wegen ihrer begangenen Missetaten mit ihnen aussöhnen<br />

würden“. So erklärt ums Jahr 1000 Bischof Thietmar von Merseburg den zu<br />

seiner Zeit bei den Dänen noch üblichen Brauch.<br />

Die Eltern, der zu dieser grässlichen Strafe Verurteilten, wandten sich<br />

gnadeflehend an den Kurfürsten Friedrich August, der Starke genannt, und<br />

dieser, etwas menschlicher denkend als die verzopften Leipziger Rechtslehrer,<br />

bestimmte am 10. Februar, dass die der „Elise Lindnerin wegen<br />

begangenen Kindesmordes zuerkannte Strafe der Säckung in das Schwert<br />

verwandelt“ werde.<br />

Schon 15 Tage später wurde dieses Urteil vollstreckt. Der Bericht darüber<br />

ist so anschaulich, dass er unverkürzt folgen möge:<br />

Actum Amt Rochsburg, den 25. Februar 1711. Dato ist die Erecution an der<br />

inhaftierten Elise Linderin vollstrecket worden. Anfänglich, nachdem<br />

sowohl von denen hierzu kommandierten Bürgern und Bauern, den dem<br />

Amt-Hause, Amtschösserei und Fuhrwerk geschlossen (d.h. ein Kreis<br />

gebildet) worden, wurde das Gericht von nachbeniemten Personen besetzt:<br />

1. Herr Gottlieb Göringer, Stadt- und Landrichter in Burgstädt, 2. Herr<br />

Martin Steiner, 3. Herr Ehrenfried Fischer, 4. Herr Johann Engelmann und 5.<br />

Herr Martin Fintzel, Gerichtsschöppen daselbst, und endlich von mir zu<br />

Ende unterschriebenen hierzu requirierten Notario, welche zusammen am<br />

Gerichts-Tische, nicht weit, aber hiervon hiesiger, Rath und Amtmann, Herr<br />

Johann Wunderlich auf einen besonderen Stuhl gesessen, worauf dann die<br />

arme Sünderin gewöhnlicher Maßen vorgebracht und die kommandierten<br />

Bürger und Bauern wieder abgezogen und vor hiestgem Wetter-Kreutze<br />

durch selbige ein neuer Kreis geschlossen worden: Wurde ermeldete arme<br />

Sünderin Begleitung Herrn Magister Heinrich Rauschens, Pfarrer allhier in<br />

Rochsburg, und Herrn Gottlob Ehrenreich Groschens, Diakonie in Lunzenau,<br />

an die Gerichtsstätte gebracht und die Erecution durch den Scharf-<br />

Richter in Penig, Meister Peter Otten, verrichtet, welcher ihr den Kopf auf<br />

einen Hieb abgehauen, und wurde selbige als dann in einen hierzu verfertigten<br />

Sarg gelegt und auf hiesigem Gottesacker begraben. Welches um<br />

Nachricht willen registriert worden. Geschehen ut supra (d.h. wie oben<br />

gemeldet). Johann Wunderlich, Friedrich Wilhelm Praße, Notarius Publ.<br />

Caesar. ad hoc legitime requisitus (d.h. kaiserlicher Notar, der gesetzmäßig<br />

hinzugezogen wurde).<br />

Fragt man, welche Strafe denn den Vater des getöteten Kindes, einen<br />

Tauschaer Bauernsohn, betroffen, so erfährt man aus dem Peniger Pfarrarchiv<br />

folgendes: Er war zunächst geflohen. Als er nach Jahr und Tag nach<br />

Tauscha zurückkehrte, wurde er gefangen nach Penig gebracht. Er leistete<br />

aber einen körperlichen Eid, dass er, entgegen der Aussage der Elise Lindnerin,<br />

diese nicht zur Tötung des Kindes bestimmt habe, worauf er wieder<br />

freigelassen wurde.


Aus einem Schreiben der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu<br />

Berlin , Geodätisches Institut Potsdam aus dem Jahre 1961: Es<br />

behandelt die Frage:<br />

Kennen Sie den „Gegenüber“?<br />

„Bis zum Jahre 1924 war es in Deutschland noch vielfach üblich, besonders<br />

auch auf den topographischen Karten die geographischen Längen in<br />

Bezug auf Ferro, die westlichste der Kanarischen Inseln, anzugeben. Der<br />

Längenunterschied zwischen Ferro und Greenwich, dessen Meridian seitdem<br />

allgemein als Nullmeridian gilt, beträgt 17° 40‘.<br />

Aus der amtlichen Karte im Maßstab 1: 100.000 wurden die ungefähren<br />

geographischen Koordinaten von Lunzenau (Kirche) entnommen:<br />

50°57‘40‘‘ nördliche Breite,<br />

12°45‘20“ östliche Länge (von Greenwich).<br />

Genaue Werte können Sie nur über die Verwaltung Vermessung und<br />

Kartenwesen beim Ministerium des Innern erfahren.<br />

Nun zu der Frage des „Gegenüber“:<br />

In der Nähe der Aléuten-Insel Tanaga liegt der Punkt, der die gleiche Breite<br />

wie Lunzenau und einen Längenunterschied von 180° besitzt. Da dieser<br />

Punkt ebenfalls auf der nördlichen Halbkugel liegt, kann er nicht als unser<br />

„Gegenüber“ angesehen werden. Legt man eine Gerade durch Lunzenau<br />

und den Erdmittelpunkt, so stößt diese durch die Erdoberfläche im südlichen<br />

Stillen Ozean, etwa 2100 km südöstlich von Neuseeland. Dort<br />

verzeichnet die Karte keine Insel, der Ozean hat dort Tiefen bis 5000m.“<br />

Quelle: Geodätisches Institut Potsdam (1961)<br />

<strong>LUNZENAUER</strong> HEIMATBLATT 2003<br />

Interessantes Geschichten & Begebenheiten<br />

Wir wünschen unseren Gästen eine schöne Adventszeit und ein besinnliches Weihnachtsfest<br />

und möchten uns auf diesem Weg für Ihre Einkehr in unserem Haus bedanken!<br />

Ihre Familie Scherwenk und Mitarbeiter<br />

Lassen Sie sich von uns kulinarisch verwöhnen!!<br />

... weihnachtlicher Gänsebraten wie zu Oma’s Zeiten -<br />

verschiedene Wildspezialitäten - Chursdorfer Wasserbüffel ...und vieles mehr!!<br />

Unsere Öffnungszeiten an den Feiertagen:<br />

Mo/Die Ruhetag / 24.12. geschlossen<br />

25.12. 11.00 - 15.00 Uhr 26.12. 11.00 - 21.00 Uhr<br />

27.12. 11.00 - 21.00 Uhr 28.12. 11.00 - 20.00 Uhr<br />

Wir freuen uns auf Ihren Besuch!<br />

09328 Rochsburg - Bahnhofstraße 2 - Tel.: 037383 - 85 10<br />

„Die Brückenpfennige aufs treulichste einnehmen“<br />

Der ehemalige Brückenzoll in Rochsburg<br />

Freunde des sächsischen Tales der Burgen mussten bis vor wenigen<br />

Jahren, wenn sie im romantischen Rochsburg den schwankenden<br />

Muldensteg überschreiten wollten, einen Obolus in der Gestalt von 3 Pfennigen<br />

entrichten. Dabei war es gleich, ob der Brückenbenutzer von Penig<br />

oder von Burgstädt kam. Jeder einzelne wurde angehalten und hatte sein<br />

Scherflein zu entrichten, ausgenommen die Rochsburger Einwohner, die<br />

selbstverständlich den Steg frei benutzen konnten. Viele Besucher werden<br />

sich damals schon die Frage vorgelegt haben, wie das idyllische Rochsburg<br />

zu einer solchen merkwürdigen Einrichtung gekommen ist. Aber auch<br />

der Einheimische wusste nichts darüber und kannte auch nicht die<br />

geschichtlichen Hintergründe, die zu der Einnahme eines besonderen<br />

Brückenzolles geführt haben. Da hilft uns nun ein Urkundenbuch des<br />

Rochsburger Gerichtsamtes über diese Verlegenheit hinweg.<br />

Der Brückensteg, der vor einigen Jahren erneuert wurde, ein wuchtigeres<br />

Aussehen erhielt und dessen Tragfähigkeit eine wesentliche Erhöhung<br />

erfuhr, stammte in seiner letzten Form aus dem Jahre 1878. In der Zeit<br />

vorher wurde der Verkehr von einem zum anderen Muldenufer durch eine<br />

Kahnfähre aufrecht erhalten. Ein Steg über die Mulde hat freilich schon um<br />

1650 bestanden, ist aber der Vernichtung –sei es durch Hochwasser oder<br />

andere Umstände- zum Opfer gefallen. Schon in dieser Zeit ist ein<br />

Brückengeld erhoben worden. Im Jahre 1645 ließ Christian von Schönburg<br />

durch den Einwohner Hans Wagner aus Grünhainichen ein Haus erbauen.<br />

Gleichzeitig wurde Wagner als Brückengeldeinnehmer verpflichtet. Beachtenswert<br />

ist der wörtliche Text der am 1. September 1645 ausgestellten<br />

Urkunde:<br />

„Soll er Hanns Wagner und seine nachkommen, wie er auch zugesaget,<br />

Sechs Groschen Erbzinß ins Ambt gebenn, unndt damit Walpurgis Anno<br />

1646 den Anfangk machen, den Schlag auch verwahren (gemeint ist der<br />

Schlag vor der Brücke; Anm. d. Verf.), auff- undt zumachen, undt so der mit<br />

Mußquetdern (Soldaten) müßte besetzt werden, sie herberigen, die<br />

Brückenpfennige undt den vierten Teil auffs treulichste einnehmen...“<br />

Dass der seinerzeitige Brückensteg an der Stelle des jetzigen oder gar<br />

nicht weit davon entfernt gewesen ist, geht daraus hervor, dass der<br />

Brückengeldeinnehmer Hans Wagner auch noch einen Bleichplan zum<br />

Bleichen der Leinwand gehabt hat. Der Plan befindet sich auch jetzt noch<br />

unweit des damaligen Einnehmerhäuschens. Die alte Sitte ist nun seit einigen<br />

Jahren in Wegfall gekommen. Der „Dreipfennig-Satz“ gehört der<br />

Vergangenheit an. Nach wie vor aber wickelt sich der Verkehr an jenen<br />

Stellen ab, die schon unsere Vorfahren gern besuchten, auch wenn sie die<br />

Brückenpfennige für das Überschreiten des Steges entrichten mussten.<br />

Alfred Flemming, 1944<br />

Sammlung B. Graichen Rochsburg<br />

5


<strong>LUNZENAUER</strong> HEIMATBLATT 2003<br />

Im Lunzenauer Stadtgebiet befanden sich zwei Steinbrüche. Der eine am<br />

Rande des Stadtgebietes, der andere praktisch in der Mitte der Stadt. Am<br />

Bau der Häuser, sowie an vielen Stützmauer, kann man erkennen, dass<br />

schon seit Jahrhunderten die gebrochenen Steine aus den Brüchen dazu<br />

Verwendung fanden. Etwa um das Jahr 1950 herum stellte man die Arbeiten<br />

in den Steinbrüchen ein. Einmal eignete sich die Qualität der Steine und<br />

auch die Standorte nicht um mit einem modernen Abbau zu beginnen.<br />

Wettereinflüsse nagen auch an einer Felswand und von Zeit zu Zeit lösen<br />

sich Steine und stürzen in die Tiefe, was nicht ungefährlich für die Anwohner<br />

ist. Einmal zerschlugen herabstürzende Steine einen an der Felswand<br />

stehenden Hasenstall. Das kostete den armen Tieren das Leben. Vor einigen<br />

Jahren wurde somit begonnen die Felswand des Steinbruches in der<br />

Stadtmitte mit Stahlnetzen abzusichern. Mir erzählte damals der letzte<br />

ehemalige Besitzer: “Ein Glück für mich, dass ich vor Jahren den Besitz<br />

abgegeben habe, das hätte ich finanziell nicht durchgestanden“. Er sagte<br />

mir auch, dass sie schon lange Schwierigkeiten beim Sprengen der Steine<br />

hatten, da die oberhalb des Bruches stehenden Häuser durch Erschütterungen<br />

Risse in ihre Häuser bekamen. Bei der Durchführung dieser<br />

Maßnahmen erinnere ich mich, wie früher einmal, bevor ich zur Schule<br />

ging, der Abbruch der Steine erfolgte. Mein Schulweg führte täglich an<br />

diesem Steinbruch vorbei. Schon von weiten hörte man das Klick-klack der<br />

Hammerschläge. In der Felswand auf einem kleinen Vorsprung standen<br />

drei, vier Arbeiter mit einem Hanfseil um den Leib, oberhalb an einem Baum<br />

angebunden, und schlugen im Takt auf einen Bohrmeißel mit Vorschlaghammern<br />

ein. Ein Arbeiter saß und drehte den Meißel. Nach mehreren<br />

Tagen erreichte man die nötige Bohrtiefe um dann die Sprengung vorzubereiten.<br />

Eine äußerst schwere Arbeit, die man sich heute gar nicht mehr<br />

vorstellen kann. Trotz der Schwere der Arbeit gab es dafür einen mageren<br />

Lohn, der nur einen miesen Lebensstil zuließ. Ein Glücksfall für uns Jungen<br />

war, wenn wir vorbei kamen und merkten es sollte gesprengt werden. Da<br />

waren wir nicht wegzubringen. In sicherer Entfernung schauten wir dann<br />

zu. Zwei Arbeiter stoppten den Verkehr auf der vorbei führenden Straße.<br />

Was war es damals schon für ein Verkehr? Einige Fußgänger, ein paar Pferdefuhrwerke,<br />

hin und wieder mal ein Auto! Ein Arbeiter blies auf einem<br />

Horn, nun musste bald die Sprengung erfolgen. Ein lauter Knall, aus der<br />

6<br />

Geschichten & Begebenheiten<br />

Herr Judenfeind erzählt:<br />

Die Steinbrüche in Lunzenau<br />

Felswand lösten sich einige Kubikmeter Gestein und stürzten in die Tiefe.<br />

Ein weiterer Hornstoß verriet, dass die Sprengung zu Ende ist. Für die<br />

Arbeiter bedeutete es nun die Steine aufzuarbeiten, nach Größe zu sortieren<br />

oder in die gewünschte Größe zu schlagen. Als Verkaufsmaß standen<br />

Holzkästen bereit, die der Größe eines Pferdefuhrwerkes entsprachen.<br />

Diese wurden entsprechend mit Steinen gefüllt und auf Pferdefuhrwerke<br />

aufgeladen und abtransportiert. Hin und wieder kam es vor, dass auf dem<br />

Gelände des Steinbruchs ein Familienzirkus seine Darbietungen anbot.<br />

Diese waren entsprechend bescheiden. Besucher kamen aber trotzdem.<br />

Mir ist es aber heute noch rätselhaft, wie eine Familie und die Tiere dazu<br />

von diesen spärlichen Einnahmen von 5 bis 10 Pfennig Eintrittsgeld leben<br />

konnten?!<br />

Sensationell verkündete einmal Herr Fritz Schneider, Herausgeber der<br />

„Muldentaler Nachrichten“ ( de Mume), ein Professor hätte im Steinbruchgebiet<br />

einen Wurm entdeckt, der einmalig in seiner Art wäre, eine biologische<br />

Sensation. Er würde darüber im Steinbruch einen Vortrag halten und<br />

die Bewohner wären dazu eingeladen. Am genannten Tag kamen auch<br />

einige neugierige Bewohner. Der Herr Professor hatte aber leider an<br />

diesem Tag abgesagt. Am 1. April hatte er andere Verpflichtungen...<br />

Im Laufe des Krieges kam auch hier die Arbeit zum erliegen. Während des<br />

Krieges, wie mir Familienmitglieder schilderten, ich war eingezogen zur<br />

Armee, mussten Kriegsgefangene einen Luftschutzkeller in die Felswand<br />

brechen. Mit zunehmenden Luftangriffen verbundenen Fliegeralarmen<br />

rannten sie mit ihren Kindern fast jede Nacht zu diesen Keller um Schutz zu<br />

finden. Stundenlang warteten sie bis Entwarnung kam um nach Hause<br />

kehren zu können. Ein großes rundes Loch in der Felswand kündet noch<br />

heute von dieser schlechten Zeit. Nach dem Krieg wurde der Abbruch von<br />

Steinen wieder aufgenommen, aber nicht sehr lange. Ein Vorfall brachte ein<br />

jähes Ende des Abbaues. Entweder war die Sprengung nicht richtig vorbereitet<br />

oder Risse in der Felswand. Jedenfalls wurden bei der Sprengung<br />

Felsbrocken weit fortgeschleudert und schlugen auf das davor stehende<br />

Gebäude. Es entstand erheblicher Sachschaden, zum Glück wurde keiner<br />

verletzt. Mit diesem Vorfall ging eine jahrhundert alte Steinbruchgeschichte<br />

zu Ende.<br />

Rolf Judenfeind<br />

Wohnungsgenossenschaft eG Lunzenau<br />

Schlaisdorfer Straße<br />

50 % SPAREN<br />

Goethestraße<br />

Alle neuen Mitglieder ab Oktober 2003 zahlen 50% der bisherigen<br />

Geschäftsguthaben (zinslose Ratenzahlung möglich) bei einer Kaltmiete von<br />

3,48 - 3,97 L/m 2<br />

Wir wünschen unseren Genossenschaftern<br />

eine besinnliche Adventszeit.<br />

WG eG Lunzenau<br />

Geschäftsstelle<br />

Goethestraße 37<br />

09328 Lunzenau<br />

Tel.: 037383 / 6 91 01<br />

Facx: 037383 / 6 00 03<br />

E-Mail: wglunzenau@aol.com<br />

Sprechzeiten: Dienstag<br />

Vorstand: 10 - 12 Uhr<br />

Reparaturen: 17 - 18 Uhr


Aufgewachsen bin ich, Jahrgang 1926, auf der „Froschweede“, dem<br />

„Nassen Hader“, der „Heiserreihe“, kurz: auf dem Schäfereiweg.<br />

1956 zog ich mit meiner Familie von Lunzenau weg. Nach einem Zusatzstudium<br />

trat ich 1958 in den Schuldienst des Bundeslandes Baden-Württemberg<br />

ein. Meine erste Dienststelle war eine vierklassige Schule in einem<br />

Dorf bei Schwäbisch Gmünd. Von 1962 bis 1987 war ich als Ausbildungslehrer<br />

des Pädagogischen Instituts und später der Pädagogischen Hochschule<br />

Schwäbisch Gmünd tätig. 1966 erfolgte meine Versetzung als<br />

Konrektor an die Klösterleschule Schwäbisch Gmünd. 1987 trat ich in den<br />

Ruhestand. Der Neubeginn im Schwabenland verlief problemlos, wenn<br />

auch einige sprachliche Besonderheiten mir anfangs etwas seltsam vorkamen.<br />

So schien es keine Arbeiter zu geben. Alle Leute gingen „ins<br />

Geschäft“. Ich kam aber sehr schnell dahinter, dass damit allgemein die<br />

Arbeitsstelle gemeint war. Und dass „Bühne“ nicht nur der Aufführungsort<br />

für Theaterstücke war, merkten wir auch sehr bald. Als wir erfuhren, dass<br />

zur Dienstwohnung auch eine Bühne gehöre, waren wir verwundert und<br />

sagten, wir wollten eigentlich die Wohnung nicht für Theateraufführungen<br />

benutzen. Wir wurden rasch aufgeklärt, die Bühne sei der Raum unter dem<br />

Dach, für unsere Begriffe also der Dachboden.<br />

Als Kartoffelesser hatten wir es anfangs nicht einfach. Im Herbst des<br />

ersten Jahres gingen wir zum Bauern und wollten Kartoffeln holen. Frage:<br />

„Salatkartoffeln oder andere?“ Er gab uns von jeder Sorte Kartoffeln zum<br />

Kosten mit. Die Salatkartoffeln waren uns zu fest. Die anderen waren zwar<br />

mehlig, aber nicht in der Art, wie wir sie gewohnt waren. Ich erinnerte mich<br />

an den Geschmack der Kartoffeln, die mein Vater und ich jeden Herbst mit<br />

dem Handwagen von Lüpferts in Niederelsdorf geholt hatten. Auf die<br />

Frage, ob er nicht noch mehligere Kartoffeln habe, erwiderte der Bauer: „I<br />

han noch Krombiere für d’Säue im Keller.“ Wir nahmen einige mit nach<br />

Hause, sie waren mehlig und schmeckten wie die „dorheeme“. Und so<br />

kellerten wir sechs Zentner der „Krombiere für d’Säue“ ein. Meine schwäbischen<br />

Kollegen schüttelten die Köpfe: „Sechs Zentner! Uns reicht oi<br />

Bügelkorb Kartoffle fürs ganze Jahr.“ Irgendwie stimmt die Redensart<br />

schon, dass der Schwabe Kartoffeln nur so richtig mag, wenn sie vorher<br />

den Umweg durch den Magen einer Sau genommen haben. Im Laufe der<br />

Jahre gewöhnten wir uns an Spätzle und Nudle. Heute holen wir die Kartoffeln<br />

in 2- oder 3-kg-Beuteln auf dem Wochenmarkt.<br />

Am 24. Dezember 1936 wurde ich in Hohenkirchen geboren. Ich besuchte<br />

die Grundschule in Oberhohenkirchen bis zum 6. Schuljahr. Das 7. und 8.<br />

Schuljahr wurde in der Lunzenauer Grundschule vervollständigt und mit<br />

dem Abschlusszeugnis 1951 beendet.<br />

Im Frühjahr 1945 erinnere ich mich an den Einzug der amerikanischen<br />

Armee, die für 2 Tage mit dem Panzer an unserem Haus vorbei rollten. Nach<br />

kurzer Zeit übernahmen sowjetische Truppen Hohenkirchen, die Muldenbrücke<br />

wurde zur Grenze.<br />

Nach der Schulentlassung begann ich die Lehre als Gärtner bei Arthur<br />

Mende in Lunzenau, besuchte die Berufsschule in Chemnitz bis zu meiner<br />

Flucht im Mai 1953 nach Westfalen zu meinen Großeltern. Die Gärtnerlehre<br />

beendete ich in Dortmund und fand eine Arbeitsstelle als Gartengestalter in<br />

der Schweiz. Dort war ich 4 Jahre tätig. Der ereignisreichste Tag meines<br />

Lebens begab sich an einem Sonntag an der Züricher Bahnhofstraße, als<br />

ein Amerikaner mich ansprach und nach einer Adresse fragte. Ich war gerne<br />

bereit meine wenigen englischen Sprachkenntnisse zu üben und so<br />

befreundeten wir uns an. Er war ein sehr wohlhabender Mann. Er lud mich<br />

zu seiner Familie nach Gstaad ein. Wenn er nach Zürich kam, war ich sein<br />

Dolmetscher und Chauffeur. Mein Interesse an Amerika war immer groß. Mr<br />

Kuhn hatte einen Wohnsitz in Boise/ Idaho, welche die Familie nur einige<br />

Wochen im Sommer benutzte. Er machte mir ein Angebot in die USA einzuwandern<br />

und gab mir den Job für den Gartenunterhalt seiner Villa. So landete<br />

ich am 10. Mai 1960 in New York und begann eine 10tägige Busfahrt nach<br />

Boise.<br />

Boise ist der Regierungssitz von Idaho und hatte 1960 45.000 Einwohner.<br />

Die nächst größere Stadt ist Portland/ Oregon oder Salt Lake City/ Utah.<br />

–Alle eine Tagesfahrt entfernt. Südlich von Boise ist Wüste, nördlich herrliche<br />

Berglandschaft und Seen. Der erste Sommer in Boise brachte eine<br />

Rekordhitze von 45°C und viele Waldbrände. Ich wollte hier nicht bleiben<br />

und weiter nach Kalifornien. Wegen Geldmangel musste ich die Idee aufgeben<br />

und heute, nach 43 Jahren, bin ich immer noch hier. Es sprach sich<br />

schnell herum, dass ich Gartengestaltung machte und Aufträge für neue<br />

Anlagen häuften sich. Nach kurzer Zeit kaufte ich Fahrzeuge und mein eigenes<br />

Haus mit Grundstück für eine kleine Baumschule.<br />

Im Frühjahr 1962 kam meine Freundin aus Westfalen, wir heirateten in Boise<br />

und haben jetzt einen Sohn (33) und eine Tochter (30), welche jetzt in Boise<br />

Lunzenauer in aller Welt<br />

Gerhard Sittner berichtet:<br />

Herr Wiesemann berichtet:<br />

<strong>LUNZENAUER</strong> HEIMATBLATT 2003<br />

Irgendwann wurde uns die Frage gestellt: Hän Se baut?“ Nein, gebaut<br />

hatten wir noch nicht, aber wir hatten bereits einen Bausparvertrag abgeschlossen,<br />

und das war doch schon etwas in den Augen der Schwaben!<br />

Der Bazillus „Schaffe, spare, Häusle baue“ hatte uns befallen. Seit 31<br />

Jahren wohnen wir in den eigenen vier Wänden, und so schließt sich der<br />

Kreis von der „Heiserreihe“ in Lunzenau zum Reihenhaus in Schwäbisch<br />

Gmünd.<br />

In der Freizeit tun wir einiges für die Gesundheit. Wir freuen uns immer auf<br />

den Sommer. Da schwimmen wir jeden Tag im beheizten Freibad. Zur Pflege<br />

der kleinen grauen Zellen gehört das tägliche Romméspiel. Das Internet<br />

verbindet uns mit der weiten Welt. Zur Pflichtlektüre auf dem Bildschirm<br />

gehören das Amtsblatt der Stadt Lunzenau und die Rochlitz-Seite der Onlineausgabe<br />

der Freien Presse. Für weitere Abwechslung sorgen fünf Enkelkinder.<br />

Gerhard Sittner , wohnhaft Schwäbisch-Gmünd<br />

verheiratet leben. Boise hat sich inzwischen zu einer schönen Stadt mit ca.<br />

200.000 Einwohnern entwickelt. Viele neue Industrien, Banken und Versicherungen<br />

haben hier ihr Hauptquartier. In meiner Berufsbranche ist viel<br />

Nachfrage. Ich verkaufte mein Gartengestaltungs-Unternehmen und eröffnete<br />

ein Garten-Center. Meine Frau Celia und ich managen das Geschäft<br />

mit 12 Vollangestellten und 8 Saisonhelfern.<br />

In meiner Freizeit baute ich ein Ferienhaus nach Alpenstil an einem Stausee<br />

100 Meilen nördlich von Boise. Dort verbringen wir viel Zeit, unsere Hobbies<br />

sind Ein-Mann-Regattaboot-fahren, Ski- und Schneeschuhlaufen.<br />

Zu meiner Einwanderung gab es noch Militärpflicht. Ich meldete mich zur<br />

Idaho Air National Guard und war im Winter 1960/ 61 zur Grundausbildung<br />

in Texas. Danach hatte ich 6 Jahre für ein Wochenende im Monat Dienst.<br />

Die amerikanische Staatsbürgerschaft bekam ich im Mai 1964.<br />

Ich informiere mich oft über Lunzenau. –Durch die Freie Presse online oder<br />

das Amtsblatt auf der Lunzenauer Webside.<br />

Dieter Wiesemann, wohnhaft Boise/Idaho<br />

7


<strong>LUNZENAUER</strong> HEIMATBLATT 2003<br />

Ich wurde am 25.11.1936 in Lunzenau geboren, besuchte die<br />

Grundschule von 1943 bis 1951 und wurde 1951 konfirmiert.<br />

Ich erinnere mich an den Durchmarsch der Amerikaner und<br />

später die Besetzung durch sowjetische Soldaten im Juni<br />

1945, was wir alles von unserm Fenster am Markt beobachten<br />

konnten. Ich besuchte die Oberschule in Rochlitz 1951 bis<br />

1955, mit dem Abitur als Abschluss. 1955 begann ich in Leipzig<br />

Medizin zu studieren, arbeitete im Sommer 1956 als Praktikant<br />

im Krankenhaus Penig und 1957 als Famulus im Kreiskrankenhaus<br />

Rochlitz, entschied mich jedoch im Frühjahr<br />

1960 die DDR zu verlassen und siedelte nach München über.<br />

Dort beendete ich das Medizinstudium und legte das Staatsexamen im Dezember<br />

1961 ab und arbeitete für 6 Monate im Krankenhaus „Am Biederstein“ als Medizinalassistent.<br />

Doch es zog mich in die Welt.<br />

Im März 1962 bestand ich das amerikanische medizinische Examen ECFMG und im<br />

Sommer begann ich meine 1 jährige Arbeit als Intern (ähnlich dem Medizinalassistent)<br />

in einem Krankenhaus in Denver/Colorado. Das war eine schwierige Zeit: lange<br />

Arbeitsstunden, oft Tag und Nacht; mangelnde Sprachkenntnisse; andersartige<br />

Methoden und Medikamente; andere Kultur usw. Doch meine amerikanischen Kollegen<br />

waren sehr hilfreich und ich lernte in der Zeit viel. Schon als junger Arzt konnte<br />

man die neuesten diagnostischen und therapeutischen Verfahren anwenden. So<br />

begann ich eine Facharztausbildung in Innerer Medizin, musste aber wegen des<br />

Ablaufs meines Besuchervisums 1964 in die BRD zurückkehren. Ich arbeitete am<br />

Evangelischen Krankenhaus in Bergisch Gladbach und im Krankenhaus Schwabing<br />

in München, war aber enttäuscht, dass ich meine in den USA gewonnenen Erkenntnisse<br />

nicht anwenden konnte. Der Arbeits- und Verantwortungsbereich waren sehr<br />

begrenzt. 1965 arbeitete ich für mehrere Monate als Praxisvertreter in der Münchner<br />

Gegend und heiratete im Sept. 1965 eine Münchnerin - mit einer nachfolgenden<br />

kirchlichen Hochzeit im Oktober in Lunzenau, so dass meine Eltern, mein Bruder und<br />

andere Verwandte und Freunde aus der Heimat teilnehmen konnten. Anfang 1966<br />

wanderten wir in die USA aus und fuhren mit allem Besitz in einem VW-Käfer an die<br />

Westküste nach Seattle (Staat Washington), was unsere neue Heimat werden sollte.<br />

In Seattle nahm ich meine Facharztausbildung wieder auf, arbeitete bis 1968 im<br />

Providence-Hospital, danach bis 1970 in den Krankenhäusern der University of<br />

Washington, wo ich die Gelegenheit erhielt als eine Spezialistenausbildung in Kardiologie<br />

zu absolvieren. Es war eine aufregende Zeit mit viel Neuerungen auf diesem<br />

Gebiet; ich veröffentlichte mehrere medizinische Artikel und hatte die Gelegenheit,<br />

als “Clinical Assistent Professor” bei der Ausbildung von Studenten und Assistenten<br />

zu helfen. Das war auch weiterhin möglich, nachdem ich mich als Kardiologe in<br />

Seattle niederließ, mit Tätigkeit als konsultierender Arzt in verschiedenen Krankenhäusern<br />

und in meiner Privatpraxis. Voraussetzung war, dass ich amerikanischer<br />

Staatsbürger wurde und entsprechende Facharzt und Spezialistenprüfungen ablegte.<br />

Die Praxis wuchs, ich war stark beschäftigt und manchmal wurde der häufige Dienst<br />

fast zu viel. 1967 wurden unsere Zwillingssöhne Peter und Thomas geboren. Im<br />

folgenden Jahr besuchten wir alle Lunzenau und die beiden wurden in der Evangelischen<br />

Kirche getauft. Leider war mein Vater im Jahr vorher verstorben. - Unsere<br />

Tochter Anja wurde 1970 in Seattle geboren, alle 3 Kinder sind amerikanische sowie<br />

deutsche Staatsbürger. Über die Jahre pflegten wir unsere Verbindungen mit<br />

Lunzenau und besuchten , trotz schwieriger Visums- und anderer Bestimmungen,<br />

die Heimat oft, d.h. ca. alle 2 Jahre.<br />

Seattle ist eine schöne und freundliche Stadt im Pazifischen Nordwesten der USA.<br />

Das Wetter und der Pflanzenwuchs sind dem in Mitteldeutschland sehr ähnlich,<br />

außer dass es im Winter für lange Zeiten regnet und nur selten schneit. Seattle hat ca.<br />

500 000 Einwohner und ist zwischen dem Puget Sound, einer Meeresbucht des Pazifischen<br />

Ozeans, und dem Lake Washington eingezwängt und muss deshalb mit<br />

Wolkenkratzern in die Höhe wachsen. Als wir 1966 ankamen hatte Seattle noch einen<br />

provinziellen Charakter, doch hat es sich seitdem zu einem kulturellen, wissenschaft-<br />

8<br />

Häuslicher Alten- und Krankenpflegedienst<br />

Carmen Bauer<br />

Burgstädter Straße 3<br />

09328 Lunzenau<br />

Telefon: 03 73 83 / 6 12 30<br />

Funk: 01 72 / 3 70 87 36<br />

• Grundpflege • Behandlungspflege • Urlaubsbetreuung<br />

• Hauswirtschaftliche Versorgung • Beratungshausbesuche<br />

• Leistungen im Rahmen der Pflegeversicherung • Behördengänge<br />

Lunzenauer in aller Welt<br />

Wolfgang Kluge berichtet:<br />

lich - technischen und medizinischen Zentrum entwickelt. Durch Boeing, Microsoft<br />

und andere Unternehmen, die sich in umliegenden Gemeinden angesiedelt haben, ist<br />

die Metropolitan Area stark angewachsen, mit einer Gesamtbevölkerung von ca. 2<br />

Millionen. Der Verkehr ist zum Alptraum geworden und ich vermeide mit Wagen ins<br />

Zentrum zu fahren.<br />

Soweit es die Arbeit erlaubte machten wir Ausflüge in die schöne Umgebung Seattles,<br />

mit vielen Seen, dem Meer und hohen Gebirgen, und besuchten die interessanten<br />

Gebiete im Westen der USA und Kanadas. Oft reisten wir auch nach Mexiko und<br />

Europa. - Wir hatten uns ein größeres Haus in Shoreline im Norden Seattles zugelegt<br />

und ein kleines Urlaubsgrundstück auf der Olympischen Halbinsel. - Unser<br />

Freundeskreis schloss Deutsche sowie Amerikaner ein. Die Kinder besuchten öffentliche<br />

Schulen, später verschiedene Colleges und Universitäten.<br />

Die Wende kam unerwartet. Für mich war es besonders aufregend im Dezember<br />

1989 an einer Montagsdemonstration in Leipzig teilzunehmen, in Berlin zu einer<br />

Kundgebung der Humboldtuniversität zu sprechen und die Veränderungen in<br />

Lunzenau zu beobachten. Im September 1990 weilte ich hier, weil meine Mutter<br />

erkrankte und verstarb; so erlebte ich auch den Tag der Deutschen Einheit in Lunzenau.<br />

Ich hätte nie geglaubt, dass dieses Ereignis zu meiner Lebzeit eintritt. Es inspirierte<br />

mich so stark, dass ich einen Abendkurs über “Die Geschichte der DDR und Die<br />

deutsche Wiedervereinigung” für 1 Jahr an der Universität in Seattle unterrichtete.<br />

Später wurde ich nochmals selbst zum Student und durch Abendkurse absolvierte<br />

ich ein Studium der Politwissenschaften, ein Gebiet das mich schon immer interessierte.<br />

Seit meiner Pensionierung 1996 bin ich viel gereist, teils mit Ärztedelegationen<br />

(mehrmals in Länder des Nahen Ostens), teils als Tourist. Ich arbeitete auch mehrere<br />

Monate als Volontierarzt in der Karibik. Ich bin in einer sozial und politisch<br />

progressiven Ärzteorganisation tätig (Physicians for Social Responsibility, ähnlich<br />

dem IPPNW in Deutschland). Mir macht es auch viel Freude in einem Chor zu singen<br />

( 1995 gaben wir ein Konzert in Eisenach, als Teil einer Europa Tour), unser letztes<br />

Konzert in Seattle ist das Brahms Requiem (in Deutsch). Ich genieße das rege Musikleben<br />

in Seattle, z. B. wird in Seattle schon seit vielen Jahren der Wagner Ring in<br />

Deutsch und Englisch aufgeführt. Im Sommer bin ich oft mit dem Kajak unterwegs,<br />

um die herrlichen Küsten- und Seenlandschaften zu erforschen. Nach wie vor zieht<br />

es mich auch wieder nach Lunzenau, wo mein Bruder wohnt. Die Heimat kann man<br />

nicht vergessen, auch wenn man schon 40 Jahre im Ausland wohnt.<br />

Wolfgang Kluge, wohnhaft Seattle, USA

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