D as G ie ß ener W ohnbau M agazin - Wohnbau Gießen GmbH
D as G ie ß ener W ohnbau M agazin - Wohnbau Gießen GmbH
D as G ie ß ener W ohnbau M agazin - Wohnbau Gießen GmbH
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Sonderausgabe 2008<br />
D a s G i e <strong>ß</strong> e n e r W o h n b a u M a g a z i n<br />
An Herausforderungen hat<br />
es n<strong>ie</strong> gefehlt<br />
Ein geschichtlicher Abriss<br />
von 1930 bis Heute<br />
Seite 4 | 5<br />
D<strong>ie</strong> Neuentdeckung der<br />
Einfachheit<br />
San<strong>ie</strong>rungskonzepte haben<br />
sich im Laufe der Zeit<br />
grundlegend gewandelt<br />
Seite 22 | 23<br />
„Ein unkoordin<strong>ie</strong>rtes<br />
Nebeneinanderarbeiten<br />
gibt es nicht mehr“<br />
D<strong>ie</strong> Planungsarbeit der<br />
W<strong>ohnbau</strong> und des<br />
Stadtplanungsamtes sind<br />
heute eng verzahnt<br />
Seite 26 | 27<br />
www.w<strong>ohnbau</strong>-g<strong>ie</strong>ssen.de
2<br />
Vorwort von Oberbürgermeister Heinz-Peter Haumann zur Sonderausgabe der Gugge’ma<br />
„Von der Wohnungsverwaltungs- zur<br />
Quart<strong>ie</strong>rsentwicklungsgesellschaft“<br />
Verehrte Leserin,<br />
verehrter Leser,<br />
als Aufsichtsratsvorsitzender der W<strong>ohnbau</strong><br />
G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en <strong>GmbH</strong> durfte ich d<strong>ie</strong> Arbeit unserer<br />
kommunalen Wohnungsgesellschaft in den<br />
vergangenen Jahren intensiv begleiten. Bei<br />
allen Höhen und T<strong>ie</strong>fen, d<strong>ie</strong> es im Laufe der<br />
Zeit gegeben hat, kann ich doch zusammenf<strong>as</strong>send<br />
feststellen, d<strong>as</strong>s sich d<strong>ie</strong> zahlreichen<br />
Projekte und Konzepte der W<strong>ohnbau</strong> sehr<br />
positiv auf d<strong>ie</strong> gesamtstädtische Ent wick -<br />
lung ausgewirkt haben. So hat d<strong>ie</strong> Wohn -<br />
bau durch ihre umfangreichen San<strong>ie</strong>rungs -<br />
ma<strong>ß</strong>nahmen nicht nur – im wahrsten Sinne<br />
des Wortes – Farbe in d<strong>ie</strong> Stadt gebracht.<br />
D<strong>ie</strong>se Ma<strong>ß</strong>nahmen tragen aufgrund ihres<br />
hohen <strong>ener</strong>getischen Anspruchs zudem in<br />
nicht unerheblichem Ma<strong>ß</strong>e zur Ver -<br />
ringerung des Energ<strong>ie</strong> verbrauchs und somit<br />
des CO2-Aussto<strong>ß</strong>es bei.<br />
Mit der Gründung ihrer Tochter gesell -<br />
schaft, der W<strong>ohnbau</strong> M<strong>ie</strong>terservice <strong>GmbH</strong>,<br />
ist es der W<strong>ohnbau</strong> gelungen, zahlreichen<br />
ehemals langzeitarbeitslosen Menschen<br />
w<strong>ie</strong>der eine berufliche und damit eine<br />
Oberbürgermeister Heinz Peter Haumann<br />
Lebensperspektive zu geben. Davon profit<strong>ie</strong>rt<br />
nicht zuletzt auch d<strong>ie</strong> Stadt G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en,<br />
wurden d<strong>ie</strong>se Menschen doch von<br />
Transferleistungsempfängern zu Steuer -<br />
zahlern. Auch stellt d<strong>ie</strong> W<strong>ohnbau</strong> mit ihrem<br />
Tochterunternehmen unter Beweis, d<strong>as</strong>s<br />
sich Investitionen in den Bestand und in<br />
Arbeitskräfte nicht zwangsläufig negativ<br />
auf d<strong>ie</strong> wirtschaftlichen Gewinne eines<br />
Unternehmens auswirken müssen. Genau<br />
d<strong>as</strong> Gegenteil war bei der W<strong>ohnbau</strong> zu<br />
beobachten: Nur durch d<strong>ie</strong>se Konzepte<br />
konnte es ihr letztlich gelingen, sich von<br />
einem Zuschussunternehmen, d<strong>as</strong> den städtischen<br />
Haushalt jährlich Millionenbeträge<br />
kostete, zu einer prosper<strong>ie</strong>renden Gesell -<br />
schaft zu entwickeln. U. a. erfahren S<strong>ie</strong>, l<strong>ie</strong>be<br />
Leserinnen und Leser, in d<strong>ie</strong>sem Heft<br />
etw<strong>as</strong> über d<strong>ie</strong> im Rahmen einer professionellen<br />
Stud<strong>ie</strong> ermittelten wirtschaftlichen<br />
Auswirkungen, d<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong> Arbeit der W<strong>ohnbau</strong><br />
nicht nur für d<strong>ie</strong> Stadt G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en, sondern für<br />
d<strong>ie</strong> ganze Region hat. L<strong>as</strong>sen S<strong>ie</strong> mich vorweg<br />
nur so v<strong>ie</strong>l verraten: D<strong>ie</strong> Vorbild -<br />
funktion der W<strong>ohnbau</strong> in Bezug auf einer<br />
regionale Kreislaufwirtschaft wird in d<strong>ie</strong>ser<br />
Stud<strong>ie</strong> sehr deutlich.<br />
Eines der Leuchtturmprojekte, d<strong>ie</strong> Wohn -<br />
bau und W<strong>ohnbau</strong> M<strong>ie</strong>terservice in den vergangenen<br />
Jahren durchgeführt haben, war<br />
d<strong>as</strong> EU-geförderte Projekt NEJO – Neue<br />
Energ<strong>ie</strong>n und neue Jobs Mittelhessen. D<strong>ie</strong><br />
mit dem Projekt einhergehende Zusam -<br />
men arbeit der W<strong>ohnbau</strong> mit anderen<br />
mittelhessischen Institutionen sow<strong>ie</strong> der<br />
Austausch mit Partnern aus Polen und<br />
Ital<strong>ie</strong>n hat ihre Bereitschaft gezeigt, über<br />
den ‘Tellerrand’ hinauszuschauen, sich neuen<br />
Ideen und Eindrücken zu stellen und d<strong>ie</strong>se<br />
in d<strong>ie</strong> eigene Arbeit vor Ort mit einfl<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en<br />
zu l<strong>as</strong>sen – zum Wohle der G<strong>ie</strong><strong>ß</strong><strong>ener</strong><br />
Bürgerinnen und Bürger.<br />
Natürlich gab es neben den h<strong>ie</strong>r von mir<br />
genannten noch zahlreiche andere Pro -<br />
jekte, d<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong> W<strong>ohnbau</strong> zu der Gesellschaft<br />
gemacht haben, d<strong>ie</strong> s<strong>ie</strong> heute ist. Eine<br />
Auswahl d<strong>ie</strong>ser Projekte finden S<strong>ie</strong> in d<strong>ie</strong>ser<br />
Sonderausgabe der Gugge’ma. Daher bitte<br />
ich S<strong>ie</strong>, l<strong>ie</strong>be Leserinnen und Leser: Nutzen<br />
S<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong>se Möglichkeit, sich ein Bild über d<strong>ie</strong><br />
Arbeit der W<strong>ohnbau</strong> der vergangenen<br />
Jahre zu machen. Ich bin überzeugt, d<strong>as</strong>s<br />
auch S<strong>ie</strong> zu dem gleichen Ergebnis kommen<br />
werden w<strong>ie</strong> ich: D<strong>as</strong>s d<strong>ie</strong> W<strong>ohnbau</strong> heute<br />
für d<strong>ie</strong> Stadt G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en und ihre Bürgerinnen<br />
und Bürger ein unverzichtbarer Partner ist.<br />
Eine informative Lektüre wünscht Ihr<br />
Heinz-Peter Haumann
Unserem Auftrag entsprechend leben in<br />
unseren Wohnungen v<strong>ie</strong>le arbeitslose und<br />
benachteiligte Menschen. Gleichzeitig<br />
haben wir – auch aufgrund anderer Prio -<br />
ritäten setzungen in der Vergangenheit –<br />
einen erheblichen San<strong>ie</strong>rungsbedarf am<br />
Gebäudebestand. D<strong>ie</strong>sen Widerspruch aufzulösen<br />
ist eine unserer Hauptz<strong>ie</strong>l -<br />
setzungen. Mit der Schaffung von Dauer -<br />
arbeitsplätzen im handwerklichen, aber<br />
auch im Bereich m<strong>ie</strong>teror<strong>ie</strong>nt<strong>ie</strong>rter D<strong>ie</strong>nst -<br />
leistungen zeigen wir zum einen ehemals<br />
langzeitarbeitslosen und auch schwerbehinderten<br />
Menschen neue Perspektiven<br />
auf. Zum anderen tragen wir dazu bei,<br />
durch verbesserten Service und Präsenz vor<br />
Ort nicht nur d<strong>ie</strong> Wohn- und Lebens -<br />
qualität, sondern auch d<strong>ie</strong> Sicherheit in<br />
unseren Wohnquart<strong>ie</strong>ren deutlich zu erhöhen.<br />
D<strong>ie</strong> Einbindung möglichst v<strong>ie</strong>ler Akteure<br />
aus Wissenschaft, sozialen Initiativen und<br />
Verbänden, Verwaltung und Wirtschaft in<br />
unsere Projekte b<strong>ie</strong>tet d<strong>ie</strong> Chance, d<strong>ie</strong><br />
Interessen und Bedürfnisse aller mittelbar<br />
oder unmittelbar betroffenen Personen in<br />
d<strong>ie</strong> Planung und Umsetzung von<br />
Ma<strong>ß</strong>nahmen mit einfl<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en zu l<strong>as</strong>sen und<br />
deren Akzeptanz zu erhöhen. Eine wichtige<br />
Rolle sp<strong>ie</strong>lt h<strong>ie</strong>rbei d<strong>ie</strong> Beteiligung unserer<br />
M<strong>ie</strong>terinnen und M<strong>ie</strong>ter über einen demo-<br />
D<strong>as</strong> G<strong>ie</strong><strong>ß</strong><strong>ener</strong> W<strong>ohnbau</strong> M<strong>agazin</strong><br />
D<strong>ie</strong> Unternehmensphilosoph<strong>ie</strong><br />
der W<strong>ohnbau</strong> G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en <strong>GmbH</strong><br />
Als Wohnungsgesellschaft der Stadt G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en<br />
bildet unser Unter nehmen eine wichtige<br />
Schnittstelle zwischen kommunaler Verwal -<br />
tung und den G<strong>ie</strong><strong>ß</strong><strong>ener</strong> Bürger innen und<br />
Bürgern. Neben unserem satzungs gemä<strong>ß</strong>en Auftrag, d<strong>ie</strong> G<strong>ie</strong><strong>ß</strong><strong>ener</strong><br />
Bevölkerung mit sozial verantwortbarem Wohnraum zu versorgen,<br />
sehen wir unsere Aufgabe in erster Lin<strong>ie</strong> auch darin, mit innovativen<br />
und kreativen Konzepten eine ökono misch, ökologisch und sozial<br />
nachhaltige Stadtentwicklung voranzutreiben. Mit dem Z<strong>ie</strong>l, d<strong>ie</strong><br />
Stadt G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en für Menschen aus allen sozialen Schichten und Alters -<br />
gruppen lebens- und l<strong>ie</strong>benswert zu gestalten, bringen wir uns aktiv<br />
in kommunale Entwicklungsprozesse ein.<br />
Als privatwirtschaftlich organis<strong>ie</strong>rtes Unternehmen können wir uns<br />
dabei gewissen ökonomischen Zwängen natürlich nicht ent z<strong>ie</strong>hen.<br />
Unser Anl<strong>ie</strong>gen aber ist es, mit unseren Aktivitäten und Projekten<br />
aufzuzeigen, d<strong>as</strong>s ökonomische Z<strong>ie</strong>lsetzungen keineswegs zu sozialen<br />
und ökologischen in Widerspruch stehen müssen.<br />
In G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en Zuhause.<br />
kratisch gewählten Unternehmens m<strong>ie</strong>ter -<br />
rat, der ein weitreichendes Mitbe -<br />
stimmungs recht bei allen entscheidenden<br />
Vorhaben des Unternehmens hat.<br />
Um den Anforderungen, d<strong>ie</strong> sich aus der<br />
Umwandlung einer Wohnungsverwaltungsin<br />
eine Quart<strong>ie</strong>rsentwicklungsgesellschaft<br />
ergeben, gewachsen zu sein, sind auch<br />
innerhalb unseres Unternehmens Struk -<br />
turen erforderlich, d<strong>ie</strong> uns in d<strong>ie</strong> Lage versetzen,<br />
unsere Vorhaben z<strong>ie</strong>lor<strong>ie</strong>nt<strong>ie</strong>rt<br />
umzusetzen. D<strong>as</strong> teamor<strong>ie</strong>nt<strong>ie</strong>rte Arbeiten<br />
unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
fördert den Informationsaustausch sowohl<br />
untereinander als auch mit den M<strong>ie</strong>ter -<br />
innen und M<strong>ie</strong>tern. Ein hohes Ma<strong>ß</strong> an<br />
Eigenverantwortung für den eigenen<br />
Arbeitsbereich sow<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong> Möglichkeit zu<br />
laufender beruflicher Weiterbildung erweisen<br />
sich als motivationsfördernd und führen<br />
zu einer hohen Identifikation mit unserem<br />
Unternehmen.<br />
Aufgrund der nachweislich positiven wirtschaftlichen<br />
und sozialen Auswirkungen<br />
unserer Arbeit sehen wir uns in unseren<br />
Unternehmenskonzepten bestätigt. S<strong>ie</strong> sind<br />
uns Ansporn, den eingeschlagenen Weg<br />
zum Wohle der in G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en lebenden<br />
Menschen weiterzugehen.<br />
3
4<br />
„G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en um 1939“<br />
D<strong>ie</strong> 30er Jahre<br />
Nach dem 1. Weltkr<strong>ie</strong>g st<strong>ie</strong>g d<strong>ie</strong> Einwohner -<br />
zahl und damit der Wohnungsbedarf in der<br />
Stadt G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en rapide an. D<strong>ie</strong> damit einhergehenden<br />
steigenden M<strong>ie</strong>tpreise waren für<br />
weite Teile der Bevölkerung nicht mehr<br />
finanz<strong>ie</strong>rbar. D<strong>ie</strong>s war d<strong>ie</strong> Geburtstunde der<br />
W<strong>ohnbau</strong> G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en <strong>GmbH</strong>, d<strong>ie</strong> zunächst als<br />
„Gemeinnützige Wohnungsbau <strong>GmbH</strong><br />
G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en“ am 16. Mai 1936 ins Leben gerufen<br />
wurde.<br />
Im ersten Geschäftsjahr konnten bereits d<strong>ie</strong><br />
ersten 30 Wohnungen in sechs neu errichteten<br />
Häusern im Schwarzlachweg und in der<br />
Schottstra<strong>ß</strong>e bezogen werden. Bis zum Jahr<br />
1939 folgten 330 Wohnungen im Schwarz -<br />
lachweg sow<strong>ie</strong> 78 Wohnungen im Leim -<br />
kauter Weg.<br />
Schon damals galt d<strong>ie</strong> San<strong>ie</strong>rung als eine der<br />
Kernaufgaben der W<strong>ohnbau</strong>, so d<strong>as</strong>s d<strong>ie</strong><br />
Linderung der Wohnungsnot nicht nur<br />
durch Neubau, sondern auch durch<br />
Erneuerung alten Gebäudebestandes er -<br />
folgte. 1939 konnten h<strong>ie</strong>rdurch 23 Wohn<br />
ungen und acht Geschäftseinheiten im<br />
Bereich Kirchenplatz / Lindenplatz / Schloss -<br />
g<strong>as</strong>se an M<strong>ie</strong>ter übergeben werden.<br />
An Herausforderungen hat<br />
Ein geschichtlicher Abriss<br />
„W<strong>ie</strong>deraufbau Am Sandfeld 17-27 (1946)“<br />
D<strong>ie</strong> 40er Jahre<br />
Mit den verheerenden Luftangriffen auf G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en am 6. Dezember 1944 begann auch für d<strong>ie</strong><br />
Gemeinnützige Wohnungsbau <strong>GmbH</strong> G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en eine schw<strong>ie</strong>rige Ära, d<strong>ie</strong> v<strong>ie</strong>l Leid, aber auch<br />
gro<strong>ß</strong>e Herausforderungen brachte. Einige der gerade errichteten Häuser im<br />
Schwarzlachgeb<strong>ie</strong>t wurden bis auf d<strong>ie</strong> Grundmauern zerstört, alle anderen Häuser der<br />
Gesellschaft wurden leicht bis schwer beschädigt. Nicht eines der bisher erbauten 469<br />
Häuser überstand d<strong>ie</strong> Angriffe unbeschadet.<br />
Um den zahlreichen ausgebombten Menschen neuen Wohnraum anb<strong>ie</strong>ten zu können,<br />
begann d<strong>ie</strong> Gesellschaft noch 1944 mit behelfsmä<strong>ß</strong>igen Instandsetzungs ma<strong>ß</strong>nahmen,<br />
soweit es der Mangel an Baumaterial und Energ<strong>ie</strong> zul<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en. Auch standen Arbeitskräfte<br />
nur in sehr bescheidenden Umfang zur Verfügung, so d<strong>as</strong>s d<strong>ie</strong> ehemaligen und zukünftigen<br />
M<strong>ie</strong>ter d<strong>ie</strong> anfallenden Arbeiten grö<strong>ß</strong>tenteils in Eigenreg<strong>ie</strong> durchführten.<br />
D<strong>ie</strong> Nachkr<strong>ie</strong>gsjahre standen unter dem Eindruck enormer Flüchtlingsströme aus den<br />
Ostgeb<strong>ie</strong>ten. Durch d<strong>ie</strong> Zusammen f<strong>as</strong>sung<br />
einzelner Mansardenzimmer und Keller -<br />
räume wurden neue Wohneinheiten<br />
geschaffen. Zudem wurden an der<br />
Margaretenhütte, dem Eulenkopf und<br />
dem Läufertsröder Weg auf d<strong>ie</strong> Schnelle<br />
Gebäude in sehr einfacher und kostengünstiger<br />
Bauweise errichtet.<br />
Dank der gro<strong>ß</strong>en gemeinschaftlichen<br />
Anstrengungen waren bereits 1947<br />
rund 74% der 496 gesellschaftseigenen<br />
Wohn ungen w<strong>ie</strong>der hergestellt<br />
oder im W<strong>ie</strong>der aufbau begriffen.
es n<strong>ie</strong> gefehlt<br />
D<strong>ie</strong> 50er Jahre<br />
„Neubau Lärchenwäldchen (1954)“<br />
Anfang d<strong>ie</strong>ses Jahrzehnts kam es zur ersehnten Kehrtwende. Nicht<br />
nur war der gesamte Wohnungsbestand der Gesell schaft w<strong>ie</strong>derhergestellt,<br />
man sah sich auch in der Lage, Trümmer grundstücke zu<br />
erwerben und d<strong>ie</strong> dortigen Gebäude w<strong>ie</strong>der aufzubauen. Der<br />
Wohnungs bestand erhöhte sich auf 650 Wohn einheiten.<br />
In den Folgejahren wurden erstmals auch Hochhäuser errichtet, als<br />
erstes d<strong>ie</strong> neungeschossigen Häuser im Lärchen wäld chen.<br />
Um d<strong>ie</strong> Enttrümmerung der Grundstücke, den W<strong>ie</strong>deraufbau der<br />
zerstörten Häuser, d<strong>ie</strong> Schaffung von Kleinwohnungen und den<br />
W<strong>ie</strong>deraufbau der völlig zerstörten Innenstadt vorantreiben zu<br />
können, wurde am 06. August 1951 d<strong>ie</strong> Gemeinnützige<br />
W<strong>ie</strong>deraufbau AG ins Leben gerufen. D<strong>ie</strong>se übernahm eine Reihe<br />
von Betreuungs aufgaben, um d<strong>as</strong> Stadtzentrum bis 1960 w<strong>ie</strong>der<br />
aufzubauen.<br />
Ab 1957 war d<strong>ie</strong> Gesellschaft in der Lage, verstärktes Augenmerk<br />
auch auf Ausstattungs verbesserungen ihrer Wohnungen zu legen.<br />
Den höheren Ansprüchen der M<strong>ie</strong>terschaft wurde mit dem Einbau<br />
gekachelter Bäder und Küchen sow<strong>ie</strong> Einbauschränken und<br />
Balkonen Rechnung getragen. Auch Garagen und überdachte<br />
Abstellplätze gehörten zum Investitionsprogramm.<br />
1958 übernahm d<strong>ie</strong> Gesellschaft von der Stadt G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en d<strong>ie</strong><br />
Verwaltung ihrer Wohn ein heiten sow<strong>ie</strong> d<strong>as</strong> Mahnwesen. Einzige<br />
Ausnahme waren d<strong>ie</strong> 140 Not stands wohnungen und Unterkünfte,<br />
d<strong>ie</strong> ausschl<strong>ie</strong><strong>ß</strong>lich für Zwangsgeräumte errichtet worden waren.<br />
D<strong>ie</strong>se „Ghettois<strong>ie</strong>rung“ sozial schwacher Menschen führte zu enormen<br />
Problem lagen, den so genannten sozialen Brennpunkten.<br />
„Neubau Troppauer Stra<strong>ß</strong>e 26-28 (1960)“<br />
D<strong>ie</strong> 60er Jahre<br />
D<strong>as</strong> G<strong>ie</strong><strong>ß</strong><strong>ener</strong> W<strong>ohnbau</strong> M<strong>agazin</strong><br />
Ab 1959 übernahm d<strong>ie</strong> Gemeinnützige Wohnungsbau G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en<br />
<strong>GmbH</strong> d<strong>as</strong> ehrgeizige Projekt der Erschl<strong>ie</strong><strong>ß</strong>ung und Bebauung der<br />
„Neuen Wohnstadt Rodtberg“ in der Nordstadt. Bis 1964 entstanden<br />
in der oberen Nordstadt zahlreiche Mehrfamil<strong>ie</strong>n häuser und<br />
Eigen heime, Arztpraxen und M<strong>ie</strong>tgaragen sow<strong>ie</strong> ein Geschäfts -<br />
zentrum.<br />
Knapper werdendes Bauland, unzureichende öffentliche<br />
Förderung und gest<strong>ie</strong>gene Baupreise führten ab Mitte der 60er<br />
Jahre zu einem deutlichen Rückgang der allgemeinen Bautätigkeit.<br />
Der Gemeinnützigen Wohnungsbau G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en <strong>GmbH</strong> gelang es 1967<br />
zwar, ihre Bautätigkeit auf Vor jahresniveau zu halten, d<strong>ie</strong> Gemein -<br />
nützige W<strong>ie</strong>deraufbau AG jedoch konnte für d<strong>ie</strong>ses Jahr kein neues<br />
Bauprogramm vorlegen.<br />
D<strong>ie</strong>se Situation führte dazu, d<strong>as</strong>s d<strong>ie</strong> beiden städtischen<br />
Wohnungsunternehmen zum 01. Januar 1968 miteinander verschmolzen<br />
wurden. Am 14. Oktober 1968 wurde d<strong>ie</strong> neue<br />
Gesellschaft unter dem Namen „W<strong>ohnbau</strong> G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en <strong>GmbH</strong>“ in d<strong>as</strong><br />
Handelsregister eingetragen.<br />
5
6<br />
An Herausforderungen hat es n<strong>ie</strong> gefehlt<br />
„Neubau Herderweg 4 (1973)“<br />
D<strong>ie</strong> 70er Jahre<br />
„Eulenkopf 6-8 nach der San<strong>ie</strong>rung“<br />
Zu Beginn der 70er Jahre erstreckte sich d<strong>ie</strong><br />
Bautätigkeit der W<strong>ohnbau</strong> in erster Lin<strong>ie</strong><br />
auf d<strong>ie</strong> heutige Weststadt. Bereits Mitte der<br />
sechziger Jahre hatte h<strong>ie</strong>r d<strong>ie</strong> Bebauung mit<br />
Mehrfamil<strong>ie</strong>nhäusern und Hochhäusern<br />
begonnen. Da d<strong>ie</strong> starke Neubautätigkeit<br />
im sozialen Wohnungsbau zu Baupreis -<br />
erhöhungen führte, ging d<strong>ie</strong> W<strong>ohnbau</strong><br />
dazu über, v<strong>ie</strong>le der Gebäude in kostengünstiger<br />
Fertigbauweise zu errichten. Eine<br />
Entscheidung, d<strong>ie</strong> bereits nach wenigen<br />
Jahren hohe notwendige Instandhaltungsund<br />
San<strong>ie</strong>rungsarbeiten nach sich zog.<br />
Statistisch gesehen war der Wohnungs -<br />
bedarf der deutschen Bevölke rung Mitte<br />
der 70er Jahre gedeckt. D<strong>ie</strong> Qualitäts -<br />
ansprüche der M<strong>ie</strong>terschaft st<strong>ie</strong>gen jedoch<br />
an, so d<strong>as</strong>s d<strong>ie</strong> reale Nachfrage nach Wohn -<br />
raum relativ hoch war. D<strong>ie</strong> Gesell schaft konzentr<strong>ie</strong>rte<br />
sich jetzt vermehrt auf Instand -<br />
haltungs- und Moderni s<strong>ie</strong>rungs ma<strong>ß</strong>nah men.<br />
D<strong>ie</strong> 80er Jahre<br />
In d<strong>ie</strong>sem Zeitraum erkannte man erstmals d<strong>as</strong> Problem der<br />
„Verödung der Innenstädte“. D<strong>ie</strong> Menschen zog es aus der Stadt<br />
hinaus ins Umland, wo d<strong>ie</strong> Baupreise deutlich günstiger waren. Um<br />
d<strong>ie</strong>sem Trend entgegenzuwirken, begann d<strong>ie</strong> W<strong>ohnbau</strong> mit der<br />
Beplanung eines freigewordenen Geb<strong>ie</strong>tes zwischen Schanzenund<br />
Mühlstra<strong>ß</strong>e. Ab 1979 wurde h<strong>ie</strong>r eine Mehrzweckanlage mit<br />
79 M<strong>ie</strong>t wohnungen, 20 Eigentumswohnungen und 1200 qm Ge -<br />
wer be fläche sow<strong>ie</strong> drei unterirdischen Parkebenen gebaut.<br />
Eines der ehrgeizigsten Projekte, d<strong>as</strong> d<strong>ie</strong> W<strong>ohnbau</strong> im Laufe ihrer<br />
Geschichte in Angriff nahm, war ab Mitte der 80er bis Ende der<br />
90erJahre d<strong>ie</strong> San<strong>ie</strong>rung der sozialen Brennpunkte Margareten -<br />
hütte, Eulenkopf und Gummiinsel. In den kurz nach dem Kr<strong>ie</strong>g<br />
errichteten Schlicht wohnungen hatte sich auf Grund der äu<strong>ß</strong>erst<br />
mangelhaften Wohnungssituation und jahrelanger Zwangs -<br />
einweisungen eine derart problematische Sozialstruktur herausgebildet,<br />
d<strong>as</strong>s dringender Handlungs bedarf entstand.<br />
Um d<strong>ie</strong> Kon flikt potenziale so gering w<strong>ie</strong> möglich zu halten, wurden<br />
d<strong>ie</strong> Bewohner von Anfang an aktiv in d<strong>ie</strong> Planungen mit einbezogen.<br />
Es war d<strong>ie</strong> Grundsteinlegung des bis heute exist<strong>ie</strong>renden<br />
Unternehmens m<strong>ie</strong>terrates.
D<strong>ie</strong> 90er Jahre<br />
„Dachausbau Hardtallee“<br />
Mit dem Zuzug von Spätauss<strong>ie</strong>dlern aus Ost -<br />
europa und Menschen aus der ehemaligen<br />
DDR ger<strong>ie</strong>t der G<strong>ie</strong><strong>ß</strong><strong>ener</strong> Wohnungs markt<br />
erneut unter Druck. D<strong>ie</strong> W<strong>ohnbau</strong> reag<strong>ie</strong>rte<br />
mit der Schaffung von Wohnraum durch<br />
Dachausbau und Aufstockung bestehender<br />
Gebäude. Auch wurden marode Garagen<br />
und Gebäude abgerissen und auf den freigewordenen<br />
Flächen neuer Wohnraum<br />
errichtet. Der Bauboom h<strong>ie</strong>lt bis Mitte der<br />
90er Jahre an.<br />
Seit im Jahre 1990 d<strong>ie</strong> Gemeinnützigkeit für<br />
Wohnungsbaugesellschaften vom Gesetz -<br />
geber aufgehoben wurde, war auch d<strong>ie</strong><br />
W<strong>ohnbau</strong> gefordert, ihre Arbeit an wirtschaftlichen<br />
Z<strong>ie</strong>lsetzungen auszurichten,<br />
ohne jedoch ihren sozialen Anspruch aus<br />
den Augen zu verl<strong>ie</strong>ren. Mit dem Wechsel<br />
der Geschäftsführung, d<strong>ie</strong> den Auftrag<br />
be kam, d<strong>ie</strong> W<strong>ohnbau</strong> von einer Wohnungs -<br />
verwaltungs- in eine moderne Stadt ent -<br />
wicklungsgesellschaft umzuwandeln, begann<br />
1996 für d<strong>ie</strong> W<strong>ohnbau</strong> eine neue Ära.<br />
D<strong>as</strong> G<strong>ie</strong><strong>ß</strong><strong>ener</strong> W<strong>ohnbau</strong> M<strong>agazin</strong><br />
7
8<br />
Stellt man d<strong>ie</strong> Frage nach den<br />
Aufgaben der W<strong>ohnbau</strong>, so<br />
bekommt man nach w<strong>ie</strong> vor<br />
häufig d<strong>ie</strong> Antwort, s<strong>ie</strong> sei für<br />
d<strong>ie</strong> Bereitstellung von Sozial -<br />
wohnungen zuständig. Ganz<br />
falsch ist d<strong>as</strong> nicht, greift aber<br />
bei Weitem zu kurz. Als privat -<br />
rechtlich geführtes Wirtschafts -<br />
unternehmen ist d<strong>ie</strong> W<strong>ohnbau</strong><br />
den gleichen Markt mechanismen<br />
unterworfen, w<strong>ie</strong> jedes andere<br />
Unternehmen auch. Gleichzeitig<br />
aber muss s<strong>ie</strong> ihrem satzungsgemä<strong>ß</strong>en<br />
Auftrag nachkommen,<br />
d<strong>ie</strong> Bürgerinnen und Bürger der<br />
Stadt G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en mit bezahlbarem<br />
Wohnraum zu versorgen. D<strong>ie</strong><br />
Gugge’ma sprach mit Geschäfts -<br />
führer Volker Behnecke und dem<br />
Leiter des Regionalverbandes<br />
Mittelhessen des Bundesver -<br />
bandes mittelständische Wirt -<br />
schaft, Frank G. H. Neumann,<br />
über d<strong>ie</strong> Rolle der W<strong>ohnbau</strong> in<br />
der Region.<br />
Quelle: Pestel Institut<br />
Beschäftigungseffekte der<br />
W<strong>ohnbau</strong> M<strong>ie</strong>terservice <strong>GmbH</strong> 28 *<br />
Garant für eine regionale<br />
D<strong>ie</strong> W<strong>ohnbau</strong> ist v<strong>ie</strong>l mehr als ein Verm<strong>ie</strong>ter von<br />
Herr Behnecke, v<strong>ie</strong>le Wohnungs unter -<br />
nehmen sind in den letzten Jahren an<br />
private Investoren verkauft worden.<br />
Wäre es für G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en nicht attraktiv, d<strong>as</strong><br />
auch mit der W<strong>ohnbau</strong> zu tun?<br />
Behnecke: Kurzfristig sicherlich.<br />
Denn Hinter grund der Verkäufe ist ja, d<strong>as</strong>s<br />
d<strong>ie</strong> Kommunen für ihren Wohnungs -<br />
bestand zunächst sehr v<strong>ie</strong>l Geld bekommen.<br />
Damit können s<strong>ie</strong> dann ihren Haushalt<br />
san<strong>ie</strong>ren und wichtige Investitionen tätigen.<br />
Aber?<br />
Behnecke: D<strong>ie</strong>ser Effekt hält, so hat man<br />
nachgerechnet, für ca. v<strong>ie</strong>r Jahre. Solange<br />
reicht d<strong>as</strong> Geld. Danach aber ist es nicht nur<br />
so, d<strong>as</strong>s d<strong>as</strong> Geld ausgegeben ist. Zusätzlich<br />
hat d<strong>ie</strong> Kommune sämtliche Einfluss -<br />
möglich keiten auf eine gesunde Stadt -<br />
entwicklung im Bereich Wohnen verloren.<br />
Und d<strong>ie</strong> Sekundäreffekte sind dann auch<br />
weg gebrochen.<br />
Neu mann:<br />
Genau<br />
d<strong>as</strong> ist der<br />
Punkt.<br />
Ökono -<br />
mische<br />
Sicherheit kann<br />
dauerhaft nur<br />
über Regio nal -<br />
in der Stadt im übrigen im übrigen insge-<br />
G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en Nahbereich Deutschland samt<br />
17 101 145<br />
Beschäftigungseffekte<br />
W<strong>ohnbau</strong> G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en <strong>GmbH</strong> 100 50 413 563<br />
direkt in beiden Unternehmen 234 - - 234<br />
Summe 362 67 514 943<br />
Ausgelöste indirekte und induz<strong>ie</strong>rte Arbeitsplatzeffekte durch d<strong>ie</strong> Tätigkeit der W<strong>ohnbau</strong> G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en <strong>GmbH</strong><br />
und unmittelbare Arbeitsplätze bei der W<strong>ohnbau</strong> G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en <strong>GmbH</strong> und der W<strong>ohnbau</strong> M<strong>ie</strong>terservice <strong>GmbH</strong><br />
*in Personen<br />
is<strong>ie</strong>rungskonzepte und nicht über einen<br />
Ausverkauf sichergestellt werden. Mit<br />
einem Ausverkauf türkt man nur kurzfristig<br />
seine Bilanzen. D<strong>ie</strong> W<strong>ohnbau</strong> muss,<br />
um für ihre Kundschaft attraktiv zu<br />
bleiben, ökonomisch nachhaltig wirtschaften,<br />
invest<strong>ie</strong>ren und Konzepte entwickeln.<br />
D<strong>as</strong> gilt für andere Eigentümer der<br />
Wohnungen doch auch.<br />
Neumann: Nein, nicht zwingend. D<strong>ie</strong> gro<strong>ß</strong>en<br />
Immobil<strong>ie</strong>nunternehmen leben nicht<br />
davon, d<strong>as</strong>s es der G<strong>ie</strong><strong>ß</strong><strong>ener</strong> Bevölkerung<br />
gut geht. S<strong>ie</strong> leben von den Geldanlagen<br />
ihrer Anleger. Und d<strong>ie</strong> sitzen zumeist nicht<br />
mal in Deutschland. Der Einfluss der Wohn -<br />
bau aber reicht v<strong>ie</strong>l weiter, in d<strong>ie</strong> untersch<strong>ie</strong>dlichsten<br />
Bereiche hinein.<br />
Nämlich?<br />
Behnecke: D<strong>ie</strong> W<strong>ohnbau</strong> unterstützt durch<br />
ihre Arbeit praktisch eine regionale<br />
Kreislaufwirtschaft. Nur wenn wir unsere<br />
Häuser san<strong>ie</strong>ren, werden s<strong>ie</strong> für Kunden<br />
aus allen Bevölkerungsschichten attraktiv.<br />
Um d<strong>ie</strong> Häuser
Kreislaufwirtschaft<br />
Sozialwohnungen<br />
zu san<strong>ie</strong>ren, müssen wir hohe Investitionen<br />
tätigen. Da wir ausschl<strong>ie</strong><strong>ß</strong>lich mit regionalen<br />
Unternehmen zusammenarbeiten,<br />
bekommen d<strong>ie</strong>se d<strong>ie</strong> Aufträge. D<strong>as</strong> w<strong>ie</strong>derum<br />
schafft und sichert Arbeitsplätze vor<br />
Ort. D<strong>ie</strong>se Arbeitnehmer w<strong>ie</strong>derum zahlen<br />
Steuern und geben ihr Geld ebenfalls überw<strong>ie</strong>gend<br />
in ihrer Region aus – und zahlen<br />
womöglich bei uns ihre M<strong>ie</strong>te, d<strong>ie</strong> wir<br />
w<strong>ie</strong>derum invest<strong>ie</strong>ren.<br />
Neumann:<br />
Unternehmen w<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong> W<strong>ohnbau</strong> sichern<br />
also nicht nur sich selbst, sondern leisten<br />
zudem einen wichtigen Beitrag zur<br />
Sicherung der regionalen Infr<strong>as</strong>truktur.<br />
Denn d<strong>as</strong> Geld, d<strong>as</strong> d<strong>ie</strong> W<strong>ohnbau</strong> h<strong>ie</strong>r vor<br />
Ort invest<strong>ie</strong>rt, bleibt auch vor Ort und landet<br />
nicht irgendwo in Übersee. Hinzu<br />
kommt, d<strong>as</strong>s sich in Regionen, wo es<br />
Akteure w<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong> W<strong>ohnbau</strong> gibt, auch andere<br />
Unternehmen ans<strong>ie</strong>deln. Dadurch wird<br />
Quelle: Pestel Institut<br />
Wertschöpfungseffekte der<br />
W<strong>ohnbau</strong> M<strong>ie</strong>terservice <strong>GmbH</strong> 1.284 *<br />
nicht nur d<strong>ie</strong> Wirtschaftskraft, sondern<br />
infolge auch d<strong>as</strong> Gemeinwohl gestärkt.<br />
D<strong>as</strong> hei<strong>ß</strong>t d<strong>ie</strong> W<strong>ohnbau</strong> leistet auch<br />
Gemeinwesenarbeit?<br />
Neumann: Indirekt natürlich. Denn zweifelsfrei<br />
ist es doch so, d<strong>as</strong>s eine Gesellschaft<br />
nur funktion<strong>ie</strong>ren kann, wenn s<strong>ie</strong> auch den<br />
Gedanken des Gemeinwohls beherzigt. D<strong>as</strong><br />
Gemein wohl w<strong>ie</strong>derum kann aber nur auf<br />
solider wirtschaft licher Grund lage gedeihen.<br />
Es ist praktisch w<strong>ie</strong> beim Men schen.<br />
Nur in einem gesunden Körper kann auch<br />
ein gesunder Geist leben und umgekehrt.<br />
Ein grober Fehler wäre es, d<strong>as</strong> eine unabhängig<br />
vom andern zu betrachten. Leider<br />
wird d<strong>ie</strong>ser Fehler nur allzu oft begangen.<br />
Behnecke: Wenn S<strong>ie</strong> so wollen, sind wir h<strong>ie</strong>r<br />
beim Grundgedanken der Sozialen<br />
Marktwirtschaft: Im Sinne der Gemein -<br />
schaft invest<strong>ie</strong>ren Unternehmer Geld, von<br />
dem w<strong>ie</strong>derum andere, z. B. d<strong>ie</strong> Arbeits -<br />
kräfte, profit<strong>ie</strong>ren. Und nur, solange der<br />
Geldfluss in einem Kreislaufsystem<br />
in der Stadt im übrigen im übrigen insge-<br />
G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en Nahbereich Deutschland samt<br />
722 4.990 6.996<br />
Wertschöpfungseffekte der<br />
W<strong>ohnbau</strong> G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en <strong>GmbH</strong> 5.224 1.943 21.168 28.335<br />
Summe 6.508 2.664 26.158 35.331<br />
Ausgelöste Bruttowertschöpfungseffekte durch d<strong>ie</strong> Tätigkeit der W<strong>ohnbau</strong> G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en <strong>GmbH</strong><br />
und der W<strong>ohnbau</strong> M<strong>ie</strong>terservice <strong>GmbH</strong><br />
*in 1.000 EUR<br />
D<strong>as</strong> G<strong>ie</strong><strong>ß</strong><strong>ener</strong> W<strong>ohnbau</strong> M<strong>agazin</strong><br />
erhalten bleibt, kann auch alles andere, bis<br />
hin zu den Sozialsystemen, funktion<strong>ie</strong>ren.<br />
Weil d<strong>as</strong> nicht beherzigt wurde, ist unlängst<br />
in der globalen Finanzwirtschaft ganz<br />
gewaltig w<strong>as</strong> sch<strong>ie</strong>f gelaufen. Denn Geld<br />
exist<strong>ie</strong>rt nicht nur um des Geldes willen. Nur<br />
ein Unternehmer, der d<strong>as</strong> erkannt hat und<br />
sich seiner Verantwortung für d<strong>ie</strong><br />
Gemeinschaft bewusst ist, braucht sich auch<br />
um sich selbst und sein Unternehmen keine<br />
Sorgen mehr zu machen.<br />
Womit wir im Bereich der Wirtschaftsethik<br />
wären. Leider haben wir h<strong>ie</strong>r nicht d<strong>ie</strong><br />
Möglichkeit, d<strong>as</strong> weiter<br />
auszuführen. Zusammenf<strong>as</strong>send kann man<br />
aber feststellen, Herr Neumann, d<strong>as</strong>s S<strong>ie</strong><br />
d<strong>ie</strong> W<strong>ohnbau</strong> in der Region für einen<br />
unverzichtbaren Akteur halten?<br />
Neumann: Absolut! D<strong>ie</strong> W<strong>ohnbau</strong> ist ein<br />
mittelständisches Unternehmen, d<strong>as</strong> für d<strong>ie</strong><br />
Region Mittelhessen eine gro<strong>ß</strong>e Strahlkraft<br />
hat. Solch ein Unternehmen aus rein politischen<br />
Gründen vor d<strong>ie</strong> Wand zu fahren,<br />
wäre unverantwortlich. Genauso gut könnte<br />
man d<strong>as</strong> Geld der Bürgerinnen und<br />
Bürger nehmen und im Kamin verbrennen.<br />
Herr Neumann, Herr Behnecke,<br />
wir danken Ihnen für d<strong>as</strong><br />
Gespräch.<br />
Leiter des<br />
Regionalverbandes<br />
Mittelhessen des<br />
Bundesver bandes<br />
mittelständische<br />
Wirt schaft, Frank<br />
G. H. Neumann<br />
9
10<br />
Wenn ein demokratisch gewähltes Parlament ein Vorhaben oder ein<br />
Gesetz mehrheitlich beschl<strong>ie</strong><strong>ß</strong>t, dann kommt es in der Regel auch<br />
zur Umsetzung. D<strong>as</strong> gilt für ein Parlament auf Bundesebene genauso<br />
w<strong>ie</strong> für kommunale Volksvertreter. Nur leider kommt es allzu häufig<br />
vor, d<strong>as</strong> solche Beschlüsse aus rein wirtschaftlichen und lobby -<br />
istischen Interessen Einzelner w<strong>ie</strong>der gekippt werden. So ist bereits<br />
seit einigen Jahren in Diskussion, ob sich d<strong>ie</strong> W<strong>ohnbau</strong> mit ihrem<br />
eigenen Handwerks- und D<strong>ie</strong>nstleistungsunternehmen, der Wohn -<br />
bau M<strong>ie</strong>terservice <strong>GmbH</strong>, am Markt betätigen darf – auch wenn s<strong>ie</strong><br />
sich ausschl<strong>ie</strong><strong>ß</strong>lich um ihren eigenen Wohnungsbestand kümmert.<br />
Ein ausgefeiltes Regionalko<br />
D<strong>ie</strong> W<strong>ohnbau</strong> M<strong>ie</strong>terservice <strong>GmbH</strong> trägt entscheid<br />
D<strong>ie</strong> W<strong>ohnbau</strong> M<strong>ie</strong>terservice <strong>GmbH</strong><br />
wurde vor 10 Jahren vor dem<br />
Hintergrund eines Regional<br />
is<strong>ie</strong>rungskon zeptes ge grün -<br />
det. D<strong>ie</strong> kommunalen Ent -<br />
schei d ungs träger wa r en<br />
damals der Auf f<strong>as</strong>s ung,<br />
d<strong>as</strong>s man zur<br />
Schaffung von Arbeits -<br />
plätzen nicht auf Hilfe<br />
von au<strong>ß</strong>en warten,<br />
sondern selber aktiv<br />
werden müsse. Der<br />
Bestand der W<strong>ohnbau</strong><br />
war (und ist) von einem<br />
enormen San<strong>ie</strong>rungs -<br />
stau betroffen, den es in<br />
den Griff zu bekommen<br />
galt. Als Neben effekt sollten<br />
zusätzlich Arbeits plätze vor Ort<br />
geschaffen werden.<br />
D<strong>ie</strong> Entscheidung, bei der W<strong>ohnbau</strong> eine<br />
eigene Handwerksgesellschaft anzus<strong>ie</strong>deln,<br />
wurde in erster Lin<strong>ie</strong> aus zwei Gründen<br />
getroffen. So sollte es der G<strong>ie</strong><strong>ß</strong><strong>ener</strong><br />
Bevölke rung nicht mehr zugemutet werden,<br />
in einem nicht mehr zeitgemä<strong>ß</strong>en<br />
Wohnungsbestand zu leben, der noch dazu<br />
immer teuerer wurde, weil d<strong>ie</strong> Neben -<br />
kosten r<strong>as</strong>ant anst<strong>ie</strong>gen. Zum anderen mussten<br />
aus ökologischen Gründen neue, ganzheitliche<br />
und nachhaltige San<strong>ie</strong>rungs -<br />
konzepte erarbeitet und möglichst schnell<br />
umgesetzt werden.<br />
Man versprach sich von der<br />
Gründung einer eigenen<br />
Gesellschaft mehrere Vorteile:<br />
1. D<strong>ie</strong> San<strong>ie</strong>rungskonzepte könnten so<br />
gestalten werden, d<strong>as</strong>s s<strong>ie</strong> inhaltlich<br />
und zeitlich in d<strong>ie</strong> Z<strong>ie</strong>le der nachhaltigen<br />
Stadtentwicklung zu integr<strong>ie</strong>ren sind.<br />
Damit sollte auch der Einfluss der Stadt -<br />
planung gesichert werden.<br />
2. Arbeitslose Menschen, d<strong>ie</strong> bei der<br />
W<strong>ohnbau</strong> wohnten, sollten beschäftigt<br />
und damit zu Steuerzahlern werden.<br />
3. D<strong>ie</strong> Wertschöpfung sollte durch den<br />
Einkauf von Baumaterial<strong>ie</strong>n vor Ort in der<br />
Region bleiben.<br />
4. Durch eine eigene Tochtergesellschaft<br />
sollte ein Steuer- und damit ein Kosten -<br />
vorteil g<strong>ener</strong><strong>ie</strong>rt werden. Denn durch d<strong>ie</strong>ses<br />
Konstrukt entfällt für d<strong>ie</strong> W<strong>ohnbau</strong> d<strong>ie</strong><br />
Mehrwertsteuer auf Personalkosten der<br />
M<strong>ie</strong>terservice <strong>GmbH</strong>; w<strong>as</strong> einen erheb -<br />
lichen Vorteil auch für d<strong>ie</strong> M<strong>ie</strong>ter hat,<br />
kann d<strong>as</strong> eingesparte Geld doch w<strong>ie</strong>derum<br />
in d<strong>ie</strong> Gebäudesan<strong>ie</strong>rung invest<strong>ie</strong>rt werden.<br />
Nach einer fachlichen Überprüfung des<br />
Konzeptes und nach zehnjähriger<br />
Erfahrung hat sich d<strong>as</strong> Gründungskonzept<br />
als richtig erw<strong>ie</strong>sen. D<strong>ie</strong> M<strong>ie</strong>terservice<br />
<strong>GmbH</strong> trägt heute entscheidend zum Erfolg<br />
der W<strong>ohnbau</strong> bei. Zudem konnten zahlreiche<br />
Arbeitsplätze geschaffen und d<strong>ie</strong><br />
Nebenkosten, für d<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong> W<strong>ohnbau</strong> verantwortlich<br />
zeichnet, stabil gehalten oder<br />
sogar gesenkt werden. Dennoch wird von<br />
politischen Entscheidungsträgern immer<br />
noch gefordert, d<strong>ie</strong> Zahl der Mitarbeiter zu<br />
begrenzen. Angeblich könnten dann andere<br />
Handwerksunternehmen mehr Aufträge<br />
bekommen. Fakt ist allerdings, d<strong>as</strong>s d<strong>ie</strong><br />
Auftragslage auch für alle anderen Hand -<br />
werks unternehmen aus oben genannten<br />
Gründen dr<strong>as</strong>tisch zurückginge, würde d<strong>ie</strong><br />
M<strong>ie</strong>terservice <strong>GmbH</strong> in ihrer Entwicklung<br />
behindert – mal ganz abgesehen davon, d<strong>as</strong>s<br />
eine solche Forderung ein unzulässiger Ein -<br />
griff in d<strong>ie</strong> Wett bewerbsgesetzgebung ist.
nzept<br />
end zum Erfolg der W<strong>ohnbau</strong> bei<br />
„Engag<strong>ie</strong>rter und motiv<strong>ie</strong>rter<br />
könnten unsere Leute nicht sein“<br />
D<strong>as</strong> G<strong>ie</strong><strong>ß</strong><strong>ener</strong> W<strong>ohnbau</strong> M<strong>agazin</strong><br />
D<strong>ie</strong> W<strong>ohnbau</strong> M<strong>ie</strong>terservice<br />
<strong>GmbH</strong> fe<strong>ie</strong>rt ihr 10jähriges<br />
Bestehen<br />
Mit den Gewerken Elektro, Sanitär und<br />
Entrümpelung fing alles an. Sehr bald<br />
kamen Reinigungskräfte sow<strong>ie</strong> Maler und<br />
Lack<strong>ie</strong>rer hinzu, später auch Gärtner. „D<strong>ie</strong><br />
Einstellung der Mitarbeiter hat sich aus<br />
dem Bedarf heraus ergeben“, erläutert<br />
M<strong>ie</strong>terservice-Prokurist Ulrich Donau.<br />
N<strong>ie</strong>mand habe vor zehn Jahren absehen<br />
können, w<strong>ie</strong> schnell d<strong>as</strong> Handwerks- und<br />
D<strong>ie</strong>nstleistungsunternehmen wachsen würde.<br />
„Haben wir uns zunächst nur um<br />
Kleinreparaturen gekümmert, so machen<br />
wir heute d<strong>ie</strong> ganze Palette handwerklicher<br />
D<strong>ie</strong>nstleistungen, d<strong>ie</strong> bei der San<strong>ie</strong>rung von<br />
Gebäuden anfallen.“ Fünf Mitarbeiter habe<br />
d<strong>as</strong> Unternehmen 1998 in der<br />
Anfangsph<strong>as</strong>e gezählt, inzwischen se<strong>ie</strong>n es<br />
mehr als 150.<br />
„Bei der W<strong>ohnbau</strong> gab es damals eine paradoxe<br />
Situation“, erinnert sich M<strong>ie</strong>ter -<br />
service-Prokuristin Beate Weiland. „Währ -<br />
end d<strong>ie</strong> W<strong>ohnbau</strong>-Häuser von auswärtigen<br />
Arbeitskräften san<strong>ie</strong>rt wurden, standen<br />
unsere arbeitslosen M<strong>ie</strong>ter auf dem Balkon<br />
und schauten zu. D<strong>as</strong> wollten wir ändern.“<br />
Gesagt, getan. Heute sind es tatsächlich in<br />
erster Lin<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong> arbeitslosen M<strong>ie</strong>ter von<br />
damals, d<strong>ie</strong> bei der M<strong>ie</strong>terservice <strong>GmbH</strong><br />
einen Job gefunden haben und nun praktisch<br />
ihr eigenes Zuhause auf Vordermann<br />
bringen und in Ordnung halten. „Enga -<br />
g<strong>ie</strong>rtere und motiv<strong>ie</strong>rtere Mitarbeiter hätten<br />
wir gar nicht bekommen können“, freut<br />
sich Beate Weiland. Natürlich könne man im<br />
Vorfeld n<strong>ie</strong> wissen, als w<strong>ie</strong> engag<strong>ie</strong>rt sich<br />
ein Mitarbeiter herausstellen würde. „D<strong>as</strong><br />
ist bei uns nicht anders, als in jedem anderen<br />
Betr<strong>ie</strong>b auch. Natürlich gab es auch<br />
schlechte Erfahrungen. Aber alles in allem<br />
ist unser Konzept aufgegangen. D<strong>ie</strong><br />
Menschen sind stolz, nicht mehr auf<br />
Transferleistungen angew<strong>ie</strong>sen zu sein.“<br />
Bei der M<strong>ie</strong>terservice <strong>GmbH</strong> gelten neben<br />
fachlichen auch hohe soziale Kriter<strong>ie</strong>n. Im<br />
Arbeitsalltag versucht man, beides optimal<br />
miteinander zu verbinden. Eingestellt werden<br />
in erster Lin<strong>ie</strong> langzeitarbeitslose und<br />
schwer behinderte Menschen. Alle Mit -<br />
arbei terinnen und Mitarbeiter werden<br />
11
12<br />
Ein ausgefeiltes Regionalkonzept<br />
D<strong>ie</strong> Umstellung ihres Fuhrparks auf Elektroautos gehört zu den ökologischen Z<strong>ie</strong>len der W<strong>ohnbau</strong> M<strong>ie</strong>terservice <strong>GmbH</strong><br />
begleitend zu ihrer Tätigkeit laufend qualifiz<strong>ie</strong>rt<br />
und fortgebildet. In den Zeiten des<br />
akuten Ausbildungsplatzmangels hat sich<br />
vor allem der Bereich Ausbildung bei der<br />
M<strong>ie</strong>terservice <strong>GmbH</strong> überproportional entwickelt.<br />
Wurden Leute zunächst nur für den<br />
eigenen Bedarf ausgebildet, so jetzt auch<br />
darüber hinaus. Insgesamt sind es derzeit 23<br />
junge Menschen, d<strong>ie</strong> h<strong>ie</strong>r ihren Start ins<br />
Berufsleben angehen. „Natürlich ist es nicht<br />
schön, den jungen Leuten schon zu Beginn<br />
der Ausbildung an sagen zu müssen, d<strong>as</strong>s<br />
man s<strong>ie</strong> nicht unbefristet übernehmen<br />
kann“, so Ulrich Donau. Aber noch deutlich<br />
schw<strong>ie</strong>riger wäre es doch für s<strong>ie</strong> geworden,<br />
wenn man ihnen deshalb auch d<strong>ie</strong> Chance<br />
auf eine qualifiz<strong>ie</strong>rte Ausbildung verwährt<br />
hätte. „Mit dem Rüstzeug, d<strong>as</strong> s<strong>ie</strong> bei uns<br />
bekommen, sind s<strong>ie</strong> für den Arbeitsmarkt<br />
auf jeden Fall sehr gut gewappnet.“<br />
Als d<strong>ie</strong> gro<strong>ß</strong>e Herausforderung der Zukunft<br />
s<strong>ie</strong>ht man bei der M<strong>ie</strong>terservice <strong>GmbH</strong> d<strong>as</strong><br />
Thema der ökologischen San<strong>ie</strong>rung. „Wir<br />
gehen vermehrt dazu über, ökologische<br />
Baustoffe und Material<strong>ie</strong>n zu verwenden.<br />
Au<strong>ß</strong>erdem bilden wir unsere Leute im<br />
Umgang mit reg<strong>ener</strong>ativen Energ<strong>ie</strong>n aus“<br />
erklärt Donau.<br />
Ein wichtiges Zukunfts projekt sei zudem d<strong>ie</strong><br />
Umstellung des Fuhrparks auf Elektro -<br />
fahrzeuge. „W<strong>ie</strong> bei unserer Mutter -<br />
gesellschaft sind d<strong>ie</strong> drei Pfeiler unseres<br />
Handelns Ökonom<strong>ie</strong>, Ökolog<strong>ie</strong> und soziale<br />
Verantwortung. Bisher sind wir damit sehr<br />
gut gefahren und sind überzeugt, d<strong>as</strong>s sich<br />
d<strong>ie</strong>ser Weg auch in Zukunft bewährt und<br />
weiterentwickeln wird.“<br />
PORTRAIT<br />
Ulrich Donau<br />
Jahrgang 1964, wuchs in G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en auf und<br />
machte sein Abitur an der L<strong>ie</strong>bigschule.<br />
Nach einer Ausbildung zum KFZ-Mecha -<br />
niker l<strong>ie</strong><strong>ß</strong> er sich an der Justus-L<strong>ie</strong>big-<br />
Univer sität im Fachbereich Erz<strong>ie</strong>hungs -<br />
wissenschaften zum Dipl.-Pädagogen ausbilden.<br />
Stud<strong>ie</strong>nbegleitend sammelte er<br />
praktische Berufserfahrung bei der<br />
Initiative für Jugendberufsbildung (IJB) in<br />
G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en. Er gehörte 1998 zum Gründungs -<br />
team der W<strong>ohnbau</strong> M<strong>ie</strong>terservice <strong>GmbH</strong><br />
und ist h<strong>ie</strong>r heute als Prokurist tätig. Zu<br />
seinen Schwerpunktaufgaben gehören<br />
d<strong>as</strong> Schnittstellenmanagement zwischen<br />
W<strong>ohnbau</strong> und W<strong>ohnbau</strong> M<strong>ie</strong>terservice<br />
sow<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong> Organisation des gewerblichtechnischen<br />
Bereiches. Er lebt mit seiner<br />
Lebensgefährtin und seiner Tochter in<br />
Lich.
PORTRAIT<br />
Gino Parson „H<strong>ie</strong>r geht es auch um d<strong>ie</strong> Menschen “<br />
„Als junger Mensch hat man es sehr schwer, wenn man von der Schule in einen Job wechseln muss“, sagt<br />
Gino Parson. Seiner Ansicht nach bereitet d<strong>ie</strong> Schule, w<strong>ie</strong> s<strong>ie</strong> sich in der heutigen Struktur darstellt, ihre<br />
Schülerinnen und Schüler zu wenig auf d<strong>as</strong> ‚tatsächliche Leben’ vor. Ende der Neunziger Jahre machte Gino<br />
Parson seinen qualifiz<strong>ie</strong>rten Hauptschulabschluss und begann anschl<strong>ie</strong><strong>ß</strong>end in Pohlheim mit einer<br />
Ausbildung zum Maler und Lack<strong>ie</strong>rer, d<strong>ie</strong> er aber bereits nach dem ersten Lehrjahr aus persönlichen<br />
Gründen w<strong>ie</strong>der abbrechen musste. „Ich hab’s einfach nicht gepackt“, gesteht er heute ein, „mit allem, w<strong>as</strong><br />
da auf mich zukam, war ich total überfordert.“ Es folgten acht Monate Arbeitslosigkeit, bis er schl<strong>ie</strong><strong>ß</strong>lich<br />
im Jahr 1999 vom Arbeitsamt in eine Arbeitsbeschaffungsma<strong>ß</strong>nahme bei der W<strong>ohnbau</strong> M<strong>ie</strong>terservice<br />
<strong>GmbH</strong> vermittelt wurde. Eine Chance, d<strong>ie</strong> er nicht vertun wollte. „Ich habe h<strong>ie</strong>r d<strong>ie</strong> vorgesehene Zeit<br />
gearbeitet und es hat mir so gut gefallen, d<strong>as</strong>s ich schl<strong>ie</strong><strong>ß</strong>lich fragte, ob ich nicht v<strong>ie</strong>lleicht h<strong>ie</strong>r meine<br />
Ausbildung beenden könnte“, erinnert sich der heute 29jährige. Dazu kam ein klares Ja von<br />
der M<strong>ie</strong>terservice <strong>GmbH</strong>; allerdings könne man ihm sein bereits geleistetes Ausbildungsjahr<br />
nicht anerkennen, sondern er müsse noch mal ganz von vorne anfangen.<br />
„Für mich war d<strong>as</strong> ein echter Glücksgriff“, freut sich Parson heute. Mit gro<strong>ß</strong>er<br />
Motivation sei er an d<strong>ie</strong> Arbeit gegangen, habe seine Ausbildung abgeschlossen und<br />
sei dann übernommen worden. „Bei der W<strong>ohnbau</strong> M<strong>ie</strong>terservice war und ist alles<br />
so ganz anders, als in meinem ersten Ausbildungsbetr<strong>ie</strong>b“, erläutert er. „H<strong>ie</strong>r<br />
haben d<strong>ie</strong> Führungskräfte jederzeit ein offenes Ohr für d<strong>ie</strong> Mitarbeiter, man kann<br />
mit allen Problemen zu ihnen kommen. Wenn mal w<strong>as</strong> sch<strong>ie</strong>f läuft, bekommt<br />
man eine zweite Chance. In anderen Unternehmen geht es häufig nur um d<strong>ie</strong><br />
Leistung, d<strong>ie</strong> gebracht wird, alles andere interess<strong>ie</strong>rt nicht. Bei der<br />
M<strong>ie</strong>terservice ist d<strong>as</strong> anders, h<strong>ie</strong>r geht es auch um d<strong>ie</strong> Menschen.“ Hat Gino<br />
Parson also seinen Traumjob gefunden? „Nein“, sagt der zweifache Vater und<br />
schüttelt lachend den Kopf. „Nein, eigentlich wollte ich immer Profifu<strong>ß</strong>baller<br />
werden. Aber dazu hat es leider nicht gereicht.“ Aber gleich danach, ja,<br />
gleich danach käme sein Job bei der M<strong>ie</strong>terservice <strong>GmbH</strong>. Denn ein besseres<br />
Arbeitsklima, als es h<strong>ie</strong>r herrsche, könne er sicherlich nirgends finden.<br />
„Insgesamt ist d<strong>ie</strong> M<strong>ie</strong>terservice schon 1. Bundesliga“, findet er.<br />
PORTRAIT<br />
Beate Weiland<br />
wurde 1959 geboren und wuchs in Frank -<br />
furt am Main auf. Nach dem Abitur machte<br />
s<strong>ie</strong> eine Aus bildung zur Wirtschafts -<br />
infor ma tikerin und arbeitete an -<br />
schl<strong>ie</strong><strong>ß</strong>end für mehrere Jahre beim<br />
Zentrum für Arbeit und Umwelt G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en<br />
(ZAUG) als Lei terin der Finanzbuch hal -<br />
tung.<br />
Gemein sam mit Geschäfts führer Volker<br />
Behnecke erarbeitete s<strong>ie</strong> d<strong>as</strong> Konzept für<br />
d<strong>ie</strong> Gründung der W<strong>ohnbau</strong> M<strong>ie</strong>terservice<br />
<strong>GmbH</strong> und ist h<strong>ie</strong>r heute als Prokuristin<br />
tätig. Zu ihren Schwerpunkt auf ga ben<br />
gehört d<strong>as</strong> betr<strong>ie</strong>bswirtschaftliche Mana -<br />
ge ment. Beate Weiland hat eine er -<br />
wachsene Tochter und wohnt in G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en.<br />
„Insgesamt ist d<strong>ie</strong> M<strong>ie</strong>terservice schon 1. Bundesliga“<br />
D<strong>as</strong> G<strong>ie</strong><strong>ß</strong><strong>ener</strong> W<strong>ohnbau</strong> M<strong>agazin</strong><br />
13
14<br />
Ein ausgefeiltes Regionalkonzept<br />
PORTRAIT<br />
Michael Martin „Gefragt sind Eigenverantwortung<br />
und Selbstständigkeit“<br />
„D<strong>ie</strong> Idee zur Gründung der M<strong>ie</strong>terservice <strong>GmbH</strong> war von Anfang an überzeugend – nur war ich mir<br />
nicht sicher, ob es auch so funktion<strong>ie</strong>ren würde“, meint Michael Martin. D<strong>ie</strong> Skepsis sei aber sehr<br />
schnell einer positiven Einstellung gewichen. Der Ausbildungsmeister für Elektrotechnik gehörte<br />
zum Gründungsteam des W<strong>ohnbau</strong>-Tochterunternehmens und bezeichnet seine Tätigkeit heute als<br />
einen ‚Traumjob’. Vor allem d<strong>ie</strong> Arbeit mit seinen Auszubildenden mache ihm sehr v<strong>ie</strong>l Spa<strong>ß</strong>. „H<strong>ie</strong>r<br />
bei der M<strong>ie</strong>terservice <strong>GmbH</strong> bekommen v<strong>ie</strong>le Menschen eine Chance, d<strong>ie</strong> sonst keine gehabt hätten.<br />
Egal, ob es junge Auszubildende oder ältere Arbeitnehmer sind. D<strong>as</strong> Konzept, vor allem<br />
Langzeitarbeitslose w<strong>ie</strong>der in Lohn und Brot zu bringen, hat sich absolut bewährt.“<br />
Drei wichtige Meilensteine s<strong>ie</strong>ht Martin in der Entwicklung der M<strong>ie</strong>terservice <strong>GmbH</strong><br />
in den letzten 10 Jahren: „Als erstes war da natürlich d<strong>ie</strong> Gründung mit einem Kon -<br />
zept, d<strong>as</strong> es bis dahin noch nirgendwo gab. Ein zweiter Meilenstein war d<strong>ie</strong><br />
Aufnahme der ersten Auszubildenden im Jahr 2000. Und als Drittes d<strong>as</strong> Projekt<br />
NEJO (s. K<strong>as</strong>ten), d<strong>as</strong> für uns den Einst<strong>ie</strong>g in d<strong>ie</strong> Photovoltaiknutzung und damit<br />
nochmals eine Konzeptänderung hin zur Ökolog<strong>ie</strong> bedeutete - und uns nach<br />
innen und au<strong>ß</strong>en einen positiven Imageschub gegeben hat.“<br />
Bei der M<strong>ie</strong>terservice <strong>GmbH</strong> erlebe man jeden Tag neue Geschichten, meint der<br />
46jährige, der für neun Auszubildende und 11 Gesellen verantwortlich zeichnet.<br />
Schl<strong>ie</strong><strong>ß</strong>lich habe man es mit so v<strong>ie</strong>len untersch<strong>ie</strong>dlichen Menschen zu tun, da<br />
gäbe es immer w<strong>ie</strong>der Überr<strong>as</strong>chungen, positive w<strong>ie</strong> negative. Aber alles in<br />
allem sei es auf jeden Fall ein super Job, vor allem, weil v<strong>ie</strong>l Eigenverantwortung,<br />
Selbstständigkeit und Improvisationstalent gefragt sei.<br />
Gibt es auch Kritik zu üben? „Am Unternehmen nicht“, sagt Martin. „Aber au<strong>ß</strong>erhalb<br />
gibt es ja immer noch Menschen, d<strong>ie</strong> es nicht schaffen, auch mal über den<br />
Tellerrand zu schauen. Und d<strong>as</strong>, obwohl der Teller doch sow<strong>ie</strong>so schon sehr klein ist.<br />
D<strong>as</strong> sind d<strong>ie</strong> Skeptiker, d<strong>ie</strong> immer noch versuchen, uns und unsere Arbeit schlecht zu<br />
reden. D<strong>ie</strong> haben nichts, aber auch gar nichts verstanden. D<strong>as</strong> ist schon sehr ärgerlich.“
„Teilnehmer haben Hoffnung geschöpft“<br />
„Ausbildung ist d<strong>ie</strong> wichtigste Voraussetzung für Teilhabe an der Gesellschaft“, sagte Bundesumweltminister<br />
Sigmar Gabr<strong>ie</strong>l Mitte November 2007 anlässlich der Abschlussveranstaltung zum mittelhessischen, EUgeförderten<br />
Projekt NEJO, an dem sich auch d<strong>ie</strong> W<strong>ohnbau</strong> M<strong>ie</strong>terservice <strong>GmbH</strong> von 2005 bis 2007 beteiligte.<br />
NEJO steht für Neue Energ<strong>ie</strong>n und neue Jobs Mittelhessen und hat sich drei Jahre lang in der Ausbildung und<br />
Qualifiz<strong>ie</strong>rung benachteiligter Menschen im Bereich der erneuerbaren Energ<strong>ie</strong>n engag<strong>ie</strong>rt. Insgesamt 638<br />
Teilnehmerinnen und Teilnehmer durchl<strong>ie</strong>fen d<strong>ie</strong> Qualifiz<strong>ie</strong>rungsma<strong>ß</strong>nahmen von NEJO, v<strong>ie</strong>le davon konnten<br />
im Anschluss in Arbeit oder Ausbildung vermittelt werden. „D<strong>ie</strong>se mehr als 600 Teilnehmer haben gelernt, d<strong>as</strong>s<br />
Leistung sich lohnt und haben Hoffnung geschöpft“, so Gabr<strong>ie</strong>l. Denn gerade der Bereich der erneuerbaren<br />
Energ<strong>ie</strong>n sei ein Arbeitsfeld, d<strong>as</strong> immer stärker wachse und zunehmend Beschäftigungsmöglichkeiten b<strong>ie</strong>te,<br />
auch und vor allem für Handwerker.<br />
D<strong>ie</strong> W<strong>ohnbau</strong> M<strong>ie</strong>terservice <strong>GmbH</strong> hat sich am Projekt NEJO mit der Ausbildung von acht jungen Männern<br />
beteiligt, d<strong>ie</strong> zuvor im Durchschnitt zwei Jahre lang nach einem Ausbildungsplatz gesucht hatten. Sechs von<br />
ihnen wurden zum Elektroniker für Energ<strong>ie</strong>- und Gebäudetechnik, zwei zum Anlagenmechaniker für Sanitär-,<br />
Heizungs- und Klimatechnik ausgebildet. In d<strong>ie</strong> Ausbildungsgänge wurde ein Zusatzmodul Photovoltaik<br />
integr<strong>ie</strong>rt, w<strong>as</strong> d<strong>ie</strong> Chancen der jungen Männer auf dem Arbeitsmarkt nach Abschluss ihrer Ausbildung deutlich<br />
erhöhen wird.<br />
„Unsere NEJO-Auszubildenden sind inzwischen<br />
mit allen handwerklichen Schritten zur<br />
Installation einer Photovoltaikanlage<br />
vertraut“, bilanz<strong>ie</strong>rt M<strong>ie</strong>terservice-<br />
Betr<strong>ie</strong>bsleiter Ulrich Donau. „Von der<br />
Planung über d<strong>ie</strong> Auswahl von<br />
Material<strong>ie</strong>n bis hin zur Montage<br />
und Inbetr<strong>ie</strong>bnahme beherrschen<br />
s<strong>ie</strong> alles, w<strong>as</strong> man über d<strong>ie</strong>ses<br />
Arbeitsfeld wissen muss.“<br />
Neben ihrer Tätigkeit auf den<br />
Dächern der W<strong>ohnbau</strong><br />
nahmen s<strong>ie</strong> im Mai 2007 an<br />
der Planung und Installation<br />
einer Photo voltaikanlage im<br />
Nordosten Polens teil und be -<br />
gleiteten d<strong>ie</strong> NEJO-Mit arbeiter<br />
zudem bei einem Besuch ihrer<br />
polnischen Partner in Breslau.<br />
D<strong>ie</strong> acht<br />
Auszubildenden<br />
des EU-Projektes<br />
NEJO<br />
Mehr Infos unter: www.nejo-mittelhessen.de<br />
15
16<br />
D<strong>ie</strong> Z<strong>ie</strong>lsetzung der W<strong>ohnbau</strong>, sich von<br />
einer reinen Wohnungsverwaltungs- zu<br />
einer modernen, kundenor<strong>ie</strong>nt<strong>ie</strong>rten<br />
Quart<strong>ie</strong>rsentwicklungsgesellschaft zu entwickeln,<br />
brachte eine Fülle von neuen<br />
Aufgabenfeldern mit sich. Um d<strong>ie</strong>se zufr<strong>ie</strong>den<br />
stellend lösen und optimal aufeinander<br />
abstimmen zu können, entschloss sich<br />
d<strong>as</strong> Unternehmen im Jahr 2000 zur Ein -<br />
führung neuer Controlling-Instrumente.<br />
Wurde d<strong>ie</strong> Datenverarbeitung der<br />
W<strong>ohnbau</strong> bis 2001 noch von der<br />
Kommunalen Datenzentrale Mainz übernommen,<br />
so wird s<strong>ie</strong> seither – nach Anschaf -<br />
fung einer neuen Software – w<strong>ie</strong>der im<br />
eigenen Hause bewerkstelligt. „Z<strong>ie</strong>l der<br />
Umstellung war es, sämtliche Daten, d<strong>ie</strong> in<br />
unserem Unternehmen anfallen, für jeden<br />
Arbeitsprozess verfügbar zu machen“,<br />
erläutert Udo Donau, stellvertretender<br />
Geschäftsführer der W<strong>ohnbau</strong> und zuständig<br />
für d<strong>as</strong> Controlling. „Alle Daten sollten<br />
in einem System miteinander verknüpft<br />
werden und je nach Bedarf w<strong>ie</strong>der zur<br />
Verfügung gestellt werden.<br />
Heute kann<br />
Allzeit alles unter Kontrolle<br />
D<strong>as</strong> Controlling-System der W<strong>ohnbau</strong> ermöglicht „Punktlandungen“<br />
jeder unserer Mitarbeiter zu jeder Zeit über<br />
seinen Computer auf d<strong>ie</strong> Daten zugreifen,<br />
d<strong>ie</strong> er braucht. Werden beisp<strong>ie</strong>lsweise<br />
Angaben zu einer ganz bestimmten<br />
Wohnung gebraucht, stellt s<strong>ie</strong> d<strong>as</strong><br />
Programm übersichtlich zusammen.“<br />
Entscheidender Vorteil des neuen Con trol -<br />
ling-Systems ist d<strong>ie</strong> Vereinfach<br />
ung von Arbeitsab läufen.<br />
„Musste ein Mitarbeiter früher<br />
noch von Abteilung zu Abteil -<br />
ung rennen, um alle gewünschten<br />
Infor mationen zusammen -<br />
zutragen, so macht er heute nur<br />
ein paar Mausklicke am PC und<br />
schon ist er umf<strong>as</strong>send inform<strong>ie</strong>rt“,<br />
wei<strong>ß</strong> Donau. Auch sei es<br />
v<strong>ie</strong>l einfacher als früher, neuen<br />
M<strong>ie</strong>tern Informationen, zum<br />
Beisp<strong>ie</strong>l über d<strong>ie</strong> zu erwartenden<br />
Neben kosten, zu -<br />
kommen zu l<strong>as</strong>sen.<br />
Aber d<strong>ie</strong> Software kann noch mehr: S<strong>ie</strong><br />
ermöglicht Punktlandungen. „D<strong>ie</strong> Wohn -<br />
bau invest<strong>ie</strong>rt jährlich zweistellige<br />
Millionen beträge für d<strong>ie</strong> Instandhaltung<br />
und San<strong>ie</strong>rung ihrer Gebäude“, so Donau.<br />
„Früher stellten wir für eine bestimmte<br />
Ma<strong>ß</strong>nahme Geld ein und guckten<br />
nach Abschluss der<br />
Ma<strong>ß</strong>nahme, ob es gereicht<br />
hat. Ein Vorgehen, d<strong>as</strong><br />
äu<strong>ß</strong>erst unbefr<strong>ie</strong>digend war.“<br />
Mit der neuen Software nun<br />
brach auch in Sachen Projekt -<br />
planung eine neue Ära an.<br />
„Heute stellen wir unseren<br />
fünfjährigen Wirtschafts plan<br />
auf und verteilen d<strong>as</strong> zur<br />
Verfügung stehende Geld<br />
nach einem bestimmten, auf<br />
Erfahrungen beruhenden<br />
Schlüssel auf d<strong>ie</strong> untersch<strong>ie</strong>dlichen<br />
Abteilungen und Pro -<br />
jekte. Wann immer wir wollen,<br />
können wir während<br />
einer Ma<strong>ß</strong>nahme den Stand der<br />
Finanz<strong>ie</strong>rung abrufen und schauen,<br />
ob noch alles im vorgegebenen<br />
Rahmen l<strong>ie</strong>gt. Wenn nicht, können<br />
wir eine Ursachenanalyse<br />
betreiben und rechtzeitig korri-<br />
g<strong>ie</strong>rend eingreifen. Mit dem Ergebnis, d<strong>as</strong>s<br />
unsere Projekte zum allergrö<strong>ß</strong>ten Teil planungsgemä<strong>ß</strong><br />
abgeschlossen werden können.“<br />
Neben einer Vereinfachung der Arbeits -<br />
abläufe brachte d<strong>ie</strong> Einführung der neuen<br />
Software auch eine Neuorganisation der<br />
Verantwortlich fürs Controlling: Udo Donau (l.) und Peter Mandzijewicz<br />
Unternehmensstrukturen mit sich. Jede<br />
Abteilung arbeitet heute w<strong>ie</strong> ein selbstständiges<br />
kleines Unternehmen. S<strong>ie</strong> wei<strong>ß</strong><br />
genau, w<strong>as</strong> s<strong>ie</strong> an finanz<strong>ie</strong>llen Mitteln zur<br />
Verfügung hat und entscheidet eigenständig,<br />
welche Ma<strong>ß</strong>nahmen damit realis<strong>ie</strong>rt<br />
werden. Aus einem h<strong>ie</strong>rarchisch struktur<strong>ie</strong>rten<br />
Unternehmen ist somit ein Unter -<br />
nehmen geworden, in dem jeder für seinen<br />
Bereich d<strong>ie</strong> Verantwortung trägt – ein nicht<br />
unbedeutender Motivationsfaktor für d<strong>ie</strong><br />
Mitarbeiter.<br />
Neben den alltäglichen Abläufen werden<br />
im Rahmen einer vom Wohnungsverband<br />
durchgeführten Internen Revision turnusgemä<strong>ß</strong><br />
zudem d<strong>ie</strong> Kosten für Zinsen und<br />
Personal und d<strong>as</strong> Budget beleuchtet. So<br />
kann jederzeit überprüft werden, inw<strong>ie</strong>weit<br />
d<strong>ie</strong> internen Strukturen wirtschaftlich,<br />
abgeschlossene Versicherungen angemessen<br />
und kostengünstig oder bestehende<br />
Zinsverträge eventuell kostengünstiger zu<br />
bed<strong>ie</strong>nen sind.<br />
„Alles in allem war d<strong>ie</strong> Entscheidung, d<strong>ie</strong><br />
neue Software einzuführen, absolut richtig“,<br />
ist Udo Donau überzeugt. D<strong>as</strong><br />
Controllingsystem sei inzwischen auch vom<br />
Marktführer aus dem Softwaresektor als<br />
d<strong>as</strong> Beste eingestuft worden, w<strong>as</strong> der Markt<br />
zu b<strong>ie</strong>ten habe.
Matthi<strong>as</strong> Meurer (l.) und<br />
Christian Garden sind bei<br />
der AWO zuständig für d<strong>as</strong><br />
W<strong>ohnbau</strong>-Projekt<br />
Mehr als 20.000 Menschen leben in den Wohnungen der Wohn bau. Da bleibt es nicht aus,<br />
d<strong>as</strong>s es im Laufe der Zeit zu dem ein oder anderen Nachbarschaftskonflikt kommt. Auch<br />
kommt es vor, d<strong>as</strong>s M<strong>ie</strong>ter in eine soziale Problemlage geraten, aus der s<strong>ie</strong> sich nicht oder<br />
nur schwer alleine befre<strong>ie</strong>n können. Über lange Jahre konnten sich d<strong>ie</strong> Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter der W<strong>ohnbau</strong> zwar persönlich oder über nachbar schaftliche Hinweise<br />
ein Bild von den zum Teil schwerw<strong>ie</strong>genden sozialen Problemlagen machen, jedoch kaum<br />
adäquate Lösungen anb<strong>ie</strong>ten. Aus d<strong>ie</strong>ser Situation heraus wurde d<strong>ie</strong> Idee geboren, mit<br />
der Arbeiter wohlfahrt G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en g<strong>GmbH</strong> (AWO) zu kooper<strong>ie</strong>ren, um den M<strong>ie</strong>tern Hilfen nicht<br />
nur im technischen, sondern auch im persönlichen Bereich anb<strong>ie</strong>ten zu können.<br />
D<strong>as</strong> G<strong>ie</strong><strong>ß</strong><strong>ener</strong> W<strong>ohnbau</strong> M<strong>agazin</strong><br />
D<strong>as</strong> vermittelt d<strong>ie</strong> AWO:<br />
Essen auf Rädern<br />
Haushaltshilfen<br />
Seniorenberatung<br />
Ambulante Betreuung<br />
in psychosozialen Problemlagen<br />
Begleitung bei Behördengängen<br />
Bei Interesse wenden S<strong>ie</strong> sich bitte<br />
an Ihre/n Ansprechpartner/in beim<br />
W<strong>ohnbau</strong> Kundenservice.<br />
Direkter Zugang zu hilfebedürftigen Menschen<br />
W<strong>ohnbau</strong> und AWO arbeiten seit 2004 eng zusammen<br />
Nach Abschluss der vorbereitenden Arbeiten kam es Mitte 2004 zu<br />
ersten Beratungen von M<strong>ie</strong>tern. „Im Gro<strong>ß</strong>en und Ganzen wurden<br />
unsere Erwartungen den Hilfebedarf betreffend durch d<strong>ie</strong> Anfragen<br />
zunächst erfüllt“, erinnert sich Sozialpädagoge Matthi<strong>as</strong> Meurer, der<br />
d<strong>as</strong> Projekt für d<strong>ie</strong> AWO betreut. Zum einen sei es d<strong>ie</strong> Gruppe älterer<br />
Menschen gewesen, d<strong>ie</strong> Hilfen nachfragte. Ihre Probleme rührten in<br />
erster Lin<strong>ie</strong> von Vereinsamung oder auch Pflegebedürftigkeit her.<br />
Eine weitere grö<strong>ß</strong>ere Gruppe stellten Personen jüngeren Alters, d<strong>ie</strong><br />
sich in untersch<strong>ie</strong>dlichen sozialen Problemlagen befänden. „Auf fal -<br />
lend war der überdurchschnittliche Anteil von Einpersonen haushalte,<br />
d<strong>ie</strong> auf uns zukamen“, so Meurer. Ursächlich für d<strong>ie</strong> Probleme sei h<strong>ie</strong>r<br />
sicherlich ein Mangel an engen sozialen Bindungen oder familiärer<br />
Einbindung.<br />
Besonders augenfällig war laut Meurer der sprunghaft steigende<br />
Bedarf an Begleitung bei Behördengängen ab 2005, der bis heute<br />
anhält und inzwischen rund 80 Prozent aller Beratungen ausmacht.<br />
„D<strong>ie</strong> Einführung von Hartz IV hat v<strong>ie</strong>le Haushalte vor rechtliche und<br />
finanz<strong>ie</strong>lle Probleme gestellt, d<strong>ie</strong> s<strong>ie</strong> alleine nicht lösen können. Wir<br />
stellen ihnen Beratungsleistungen zu Verfügung oder begleiten s<strong>ie</strong><br />
auf ihren Behördengängen.“ Eine solch hohe Nachfrage bei der AWO<br />
deute letztlich auf einen deutlichen Mangel am bestehenden Berat<br />
ungs angebot in G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en hin. „H<strong>ie</strong>r müsste sicherlich noch einiges<br />
mehr p<strong>as</strong>s<strong>ie</strong>ren, um der Nachfrage gerecht zu werden“, so der Leiter<br />
des AWO-Hilfeverbundes Wohnen und Arbeit, Christian Garden. Bei<br />
der AWO habe man „mit Erschrecken“ festgestellt, für w<strong>ie</strong> v<strong>ie</strong>le Men -<br />
schen d<strong>ie</strong> Einführung von Hartz IV zu existenz<strong>ie</strong>llen Problemen ge füh -<br />
rt habe.<br />
„Wenn man sich alleine d<strong>ie</strong> Anmeldungen bei der G<strong>ie</strong><strong>ß</strong><strong>ener</strong> Tafel<br />
anschaut, bekommt man schon einen Eindruck davon, w<strong>ie</strong> einschneidend<br />
d<strong>ie</strong> Änderungen in der sozialen Grundversorgung für v<strong>ie</strong>le<br />
Menschen gewesen sind.“<br />
Auch vor d<strong>ie</strong>sem Hintergrund s<strong>ie</strong>ht Garden d<strong>as</strong> Projekt mit der Wohn -<br />
bau als einen wichtigen Schritt. „Über d<strong>ie</strong> Mitarbeiter des Wohn bau-<br />
Kundenservice haben wir einen direkten Zugang zu den hilfebedürftigen<br />
Menschen, d<strong>as</strong> erleichtert natürlich v<strong>ie</strong>les. Unver zichtbar für<br />
unsere Arbeit ist zudem d<strong>ie</strong> Einbindung von Koope rations partnern,<br />
da wir bei der AWO nicht alle notwendigen D<strong>ie</strong>nst leistungen anb<strong>ie</strong>ten.“<br />
Enge Bez<strong>ie</strong>hungen bestünden beisp<strong>ie</strong>lsweise zur Beratungs- und<br />
Koordin<strong>ie</strong>rungsstelle für ältere und pflegebedürftige Menschen<br />
(BeKo) und zum sozialpsychiatrischen D<strong>ie</strong>nst in G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en.<br />
AWO Service Gesellschaft<br />
Jüngst neu gegründet wurde d<strong>ie</strong> AWO<br />
Service Gesellschaft, d<strong>ie</strong> gegen einen<br />
Stundenlohn von derzeit 13,99 Euro<br />
Hilfen im Haushalt (Putzen, Kochen,<br />
Einkaufen …), Unterstützung im Alltag<br />
(Spaz<strong>ie</strong>ren gehen, Gespräche, Begleitung<br />
zum Arzt …) oder auch Entl<strong>as</strong>tung in<br />
besonderen Problemlagen<br />
(Kinderbetreuung, Betreuung von<br />
demenzerkrankten oder schwerbehinderten<br />
Menschen …) anb<strong>ie</strong>tet.<br />
Ihre Ansprechpartnerin ist Frau Ursula<br />
Wolf unter Tel.:<br />
(0641) 4019-580<br />
17
18<br />
„Manchmal ging es in unseren Diskuss -<br />
ionen richtig zur Sache“, erinnert sich Peter<br />
Sommer an seine Anfangszeit als Vor -<br />
sitzender des Unternehmens m<strong>ie</strong>ter rates<br />
(UMR) der W<strong>ohnbau</strong> und lächelt verschmitzt.<br />
„Ich denke“, erläutert er dann,<br />
„d<strong>as</strong>s es auf der einen Seite d<strong>ie</strong> Angst vor<br />
zuv<strong>ie</strong>l Einmischung in d<strong>ie</strong> Unternehmens -<br />
politik war und auf der anderen Seite ein<br />
Überma<strong>ß</strong> an Euphor<strong>ie</strong>.“ Seit beinahe<br />
12 Jahren geht Sommer seiner ehrenamtlichen<br />
Tätigkeit für d<strong>ie</strong> W<strong>ohnbau</strong> nach und<br />
sagt heute:<br />
„Für mich persönlich war und ist d<strong>ie</strong>se<br />
Aufgabe eine sehr bedeutsame Erfahrung.<br />
Natürlich ist d<strong>ie</strong> – zugegeb<strong>ener</strong>ma<strong>ß</strong>en überhöhte<br />
– Anfangseuphor<strong>ie</strong> im Laufe der<br />
Jahre ein gutes Stück weit einem gesunden<br />
Realismus gewichen. Aber auch d<strong>ie</strong> Erfah -<br />
rung, d<strong>as</strong>s man mit der Brechstange wenig,<br />
mit einem gesunden Ma<strong>ß</strong> an Offenheit und<br />
Kompromis sbereitschaft aber v<strong>ie</strong>les erreichen<br />
kann, war eine sehr wichtige.“<br />
„Ein gesundes Ma<strong>ß</strong> an Off<br />
Unternehmensm<strong>ie</strong>terrat entscheidet seit 15 Jah<br />
Inzwischen sei sein Verhältnis zur Ge -<br />
schäfts führung und auch zu den W<strong>ohnbau</strong>-<br />
Mitarbeitern sehr gut, d<strong>ie</strong> Zusammenarbeit<br />
gestalte sich „äu<strong>ß</strong>erst konstruktiv“. In der<br />
Au<strong>ß</strong>endarstellung spreche man heute mit<br />
einer Stimme, w<strong>as</strong> sehr entscheidend sei.<br />
„Auch wir vom UMR mussten erst lernen,<br />
d<strong>as</strong>s unsere Aufgabe nicht darin besteht,<br />
laufend gegen d<strong>as</strong> Unternehmen zu sch<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en.<br />
V<strong>ie</strong>lmehr geht es darum, d<strong>ie</strong> Vor -<br />
stellungen der M<strong>ie</strong>terschaft in d<strong>ie</strong> Plan<br />
ungen und Projekte der W<strong>ohnbau</strong> mit einzubringen,<br />
mit der Geschäftsführung abzustimmen<br />
und s<strong>ie</strong> dann gemeinsam zu vertreten.<br />
Mit d<strong>ie</strong>ser Form der Zusammen -<br />
arbeit haben wir in den vergangenen<br />
Jahren für d<strong>ie</strong> M<strong>ie</strong>terschaft sehr v<strong>ie</strong>l<br />
erreicht.“<br />
Als eines seiner L<strong>ie</strong>blingsprojekte bezeichnet<br />
Sommer heute d<strong>ie</strong> San<strong>ie</strong>rungen an der<br />
Rödg<strong>ener</strong> Stra<strong>ß</strong>e, genauer gesagt d<strong>ie</strong> aktive<br />
Einbindung der M<strong>ie</strong>terschaft. „H<strong>ie</strong>r<br />
haben nach Anlaufschw<strong>ie</strong>rigkeiten der<br />
Bauma<strong>ß</strong> nahme laufend sehr konstruktive<br />
M<strong>ie</strong>ter versammlungen stattgefunden. Ein<br />
Modell, d<strong>as</strong> wir dann in ähnlicher Form<br />
auch auf andere San<strong>ie</strong>rungsgeb<strong>ie</strong>te übertragen<br />
haben.“ So habe man während der<br />
San<strong>ie</strong> rungen im Troppauer Geb<strong>ie</strong>t gemeinsam<br />
mit der Paulusgemeinde ein ‚San<strong>ie</strong>r -<br />
ungs café’ betr<strong>ie</strong>ben, später dann ein<br />
San<strong>ie</strong>r ungsbüro der W<strong>ohnbau</strong> und ein Büro<br />
der M<strong>ie</strong>termitbestimmung eröffnet. Früher<br />
fand h<strong>ie</strong>r zweimal im Monat eine Bürger-<br />
Sprechstunde statt, heute noch einmal,<br />
nämlich jeden 2. Mittwoch im Monat von<br />
18:30 – 20:00 Uhr.<br />
War eines der Projekte, aus denen später d<strong>ie</strong> M<strong>ie</strong>termit -<br />
be stimmung der W<strong>ohnbau</strong> hervorgegangen ist: D<strong>ie</strong><br />
San<strong>ie</strong>rung der „Margarethenhütte“ an der Henr<strong>ie</strong>tte<br />
Fürth-Stra<strong>ß</strong>e (vorher und nachher)
D<strong>as</strong> G<strong>ie</strong><strong>ß</strong><strong>ener</strong> W<strong>ohnbau</strong> M<strong>agazin</strong><br />
enheit und Kompromissbereitschaft“<br />
en mit HISTORIE<br />
Zur Geschichte des Unternehmensm<strong>ie</strong>terrates<br />
Vor dem Hintergrund zunehmender Wohnungsnot und damit verbund<strong>ener</strong> sozialer Konflikte entstand in<br />
den 80er Jahren eine Diskussion über M<strong>ie</strong>termitbestimmung im sozialen Wohnungsbau.<br />
Bei der W<strong>ohnbau</strong> begann d<strong>ie</strong> M<strong>ie</strong>termitbestimmung mit der Bildung von M<strong>ie</strong>terräten in den sozialen<br />
Brennpunkten Gummiinsel, Margarethenhütte und Eulenkopf. H<strong>ie</strong>r sollte d<strong>ie</strong> M<strong>ie</strong>terschaft an der Planung<br />
von San<strong>ie</strong>rungsma<strong>ß</strong>nahmen beteiligt werden. Es entstand ein soziales San<strong>ie</strong>rungskonzept: Eine auf 10 Jahre<br />
angelegte bauliche San<strong>ie</strong>rung der Brennpunkte sollte durch eine V<strong>ie</strong>lzahl an Ma<strong>ß</strong>nahmen, w<strong>ie</strong> zum Beisp<strong>ie</strong>l<br />
Beschäftigungsinitiativen, flank<strong>ie</strong>rt und durch d<strong>ie</strong> Beteiligung von M<strong>ie</strong>terräten unterstützt werden. Man<br />
erhoffte sich neben einer verbesserten Wohnsituation für d<strong>ie</strong> M<strong>ie</strong>ter auch wirtschaftliche Vorteile für d<strong>ie</strong><br />
W<strong>ohnbau</strong>. Letztlich war d<strong>ie</strong> Beteiligung der Bewohner einer der wichtigsten Faktoren für den Erfolg des<br />
San<strong>ie</strong>rungsprogramms.<br />
Der Wegfall des Wohnungsgemeinnützigkeitsgesetzes 1990 erforderte eine Neuf<strong>as</strong>sung der W<strong>ohnbau</strong>-<br />
Satzung, in welche d<strong>ie</strong> M<strong>ie</strong>termitbestimmung mit aufgenommen wurde. Neben der Einrichtung von<br />
Bezirksm<strong>ie</strong>terräten mit Mitwirkungsrechten bei örtlichen Belangen wurde zur Vertretung der Interessen<br />
der M<strong>ie</strong>ter auch der Unternehmensm<strong>ie</strong>terrat als neues Organ des Unternehmens und d<strong>ie</strong> Aufnahme von<br />
zwei M<strong>ie</strong>tervertretern in den Aufsichtsrat festgeschr<strong>ie</strong>ben. Erstmals führte d<strong>ie</strong> W<strong>ohnbau</strong> in ihren<br />
Wohnbezirken im Herbst 1992 M<strong>ie</strong>terversammlungen zur Wahl von den Bezirksm<strong>ie</strong>terräten und<br />
Deleg<strong>ie</strong>rten für d<strong>ie</strong> Unternehmensm<strong>ie</strong>terratswahl durch.<br />
19
20<br />
„Ein gesundes Ma<strong>ß</strong> an Offenheit<br />
und Kompromissbereitschaft“<br />
Der UMR erfüllt im Rahmen seiner Tätigkeit<br />
untersch<strong>ie</strong>dliche Aufgaben (s. K<strong>as</strong>ten). Als<br />
eine der zentralsten bezeichnet Sommer<br />
d<strong>ie</strong> Mitwirkung an der Entscheidungs -<br />
findung, welche Gebäude san<strong>ie</strong>rt werden<br />
sollen. „Wir bringen unsere Vorschläge mit<br />
ein und sind letztlich auch an der<br />
Festlegung der Reihenfolge beteiligt.“<br />
Eines sei dabei im Laufe der Zeit besonders<br />
deutlich geworden: „D<strong>ie</strong> W<strong>ohnbau</strong> hat in<br />
San<strong>ie</strong>rungsfragen ständig dazu gelernt,<br />
sich an den neuesten Standards or<strong>ie</strong>nt<strong>ie</strong>rt.“<br />
Ein ganz zentrales Element der<br />
San<strong>ie</strong>rungen sei d<strong>ie</strong> professionelle<br />
Farbgestaltung der Gebäude, d<strong>ie</strong> v<strong>ie</strong>len<br />
PORTRAIT<br />
Stra<strong>ß</strong>enzügen einen ganz neuen Charakter<br />
gäbe. „Wenn man heute durch d<strong>ie</strong> Nordoder<br />
d<strong>ie</strong> Weststadt läuft, erkennt man<br />
sofort, welche Gebäude der W<strong>ohnbau</strong><br />
gehören – in positivem Sinne.“ ‚San<strong>ie</strong>rungs-<br />
Highlights’ waren für Peter Sommer auch<br />
d<strong>ie</strong> Umgestaltung der Eingangsbereiche in<br />
den Hochhäusern am F<strong>as</strong>anenweg 1 und<br />
dem Eichendorffring 28: „Früher hatten d<strong>ie</strong>se<br />
Eingänge den Charme eines Kn<strong>as</strong>tes,<br />
heute den eines komfortabeln Hotels.“<br />
Für d<strong>ie</strong> Zukunft wünscht sich Sommer ein<br />
noch stärkeres Engagement der W<strong>ohnbau</strong><br />
in der Umsetzung von <strong>ener</strong>getischen<br />
Peter Sommer<br />
Jahrgang 1943, wuchs in der G<strong>ie</strong><strong>ß</strong><strong>ener</strong><br />
Ludwigstra<strong>ß</strong>e auf. Nach seinem Haupt -<br />
schul abschluss absolv<strong>ie</strong>rte er bis 1960 eine<br />
Ausbildung zum Elektriker und zog an -<br />
schl<strong>ie</strong><strong>ß</strong>end nach Berlin, wo er seinem<br />
erlernten Beruf nachging und „kein grö<strong>ß</strong>eres<br />
Konzert, z. B. der Rolling Stones,<br />
ausl<strong>ie</strong><strong>ß</strong>“. Aus privaten Gründen kehrte er<br />
1965 nach G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en zurück, wo er für drei<br />
Jahre bei der Firma Schmidt beschäftigt<br />
war. Nach einer Fortbildung wechselte er<br />
zur Rheinelektra und war h<strong>ie</strong>r bis zur<br />
Verrentung als Bauleiter auf<br />
Gro<strong>ß</strong>baustellen tätig.<br />
Seit 1972 lebt Sommer in der Ringallee.<br />
Zum Unternehmensm<strong>ie</strong>terrat (UMR) der<br />
Wohn bau kam er durch d<strong>ie</strong> Überredungskünste<br />
einer Nachbarin, d<strong>ie</strong> ihn 1996 mit<br />
zu einer Wahl der Bezirksm<strong>ie</strong>terräte<br />
nahm – wo er sogleich zum Deleg<strong>ie</strong>rten<br />
für d<strong>ie</strong> UMR-Wahl benannt wurde. D<strong>ie</strong><br />
erste Gro<strong>ß</strong>san<strong>ie</strong>rungs ma<strong>ß</strong>nahme der W<strong>ohnbau</strong> in der Ringallee bewog Sommer, sich<br />
vermehrt zu engag<strong>ie</strong>ren. Als ein Platz im UMR frei wurde, rückte er für seinen Bezirk<br />
nach und wurde ein halbes Jahr später zum Vorsitzenden gewählt. Seither nimmt er<br />
seine Aufgaben mit gro<strong>ß</strong>em Engagement wahr, nimmt regelmä<strong>ß</strong>ig an M<strong>ie</strong>ter -<br />
versammlungen teil, hat immer ein offenes Ohr für d<strong>ie</strong> M<strong>ie</strong>terschaft und vertritt d<strong>ie</strong><br />
W<strong>ohnbau</strong>-Geschäftsführung in der Hessischen Gemeinschaftsinitiative Soziale Stadt<br />
(HEGISS). Um stets auf dem neuesten Stand der Entwicklungen zu sein, besucht<br />
Sommer auf eigene Kosten regelmä<strong>ß</strong>ig fachbezogene Seminare und Fortbildungen.<br />
2004 wurde Sommer in den Vorstand des Nordstadtbeirates gewählt und auch im nachfolgenden<br />
Nordstadtverein ist er im Vorstand tätig. 2005 erfolgte sein Einst<strong>ie</strong>g in d<strong>ie</strong><br />
Kommunalpolitik, als er als Parteiloser auf der Liste der SPD für d<strong>ie</strong> Kommunalwahlen<br />
kandid<strong>ie</strong>rte. Seit der Wahl engag<strong>ie</strong>rt er sich im Sozialausschuss, der Kinder- und<br />
Jugendförderung und seit Kurzem auch im Jugendhilfeausschuss. Zudem ist er aktives<br />
Mitgl<strong>ie</strong>d im Bündnis für Famil<strong>ie</strong> und ist seit 2007 im Vorstand der Landesarbeits -<br />
gemeinschaft Soziale Brennpunkte tätig.<br />
„Ich habe n<strong>ie</strong> bereut, d<strong>as</strong>s ich d<strong>as</strong> Amt des UMR-Vorsitzenden übernommen habe“, so<br />
Sommer heute. So habe er während seiner bisherigen Amtszeit „unheimlich v<strong>ie</strong>le<br />
Menschen“ kennen gelernt, zu denen er heute wichtige Kontakte pflege. D<strong>ie</strong><br />
W<strong>ohnbau</strong> sehe er auf einem guten Weg und hoffe, deren Arbeit noch lange begleiten<br />
zu können.<br />
Neuerungen. „Ich fände es gut, wenn sich<br />
d<strong>ie</strong> W<strong>ohnbau</strong> mal an ein eigenes Projekt zur<br />
Wärmeversorgung ihrer Gebäude herantraut.<br />
Denn nur so können auf Dauer<br />
Unabhängigkeit und Preisstabilität garant<strong>ie</strong>rt<br />
werden.“<br />
Peter Sommer wird sich auch bei der nächsten<br />
UMR-Wahl w<strong>ie</strong>der zur Verfügung stellen.<br />
„Wenn ich gewählt werde, mache ich<br />
gerne noch für ein paar Jahre weiter. Schön<br />
wäre es, wenn ich dann auch ein paar mehr<br />
jüngere ‚Kollegen’ an meiner Seite hätte.<br />
Leider scheint bei denen aber derzeit kein<br />
gro<strong>ß</strong>es Interesse an einer Mitarbeit zu<br />
bestehen.“<br />
Einm
al im Jahr besichtigen d<strong>ie</strong> Vertreter der M<strong>ie</strong>termitbestimmung sow<strong>ie</strong> der Aufsichtsrat gemeinsam d<strong>ie</strong> San<strong>ie</strong>rungsprojekte der W<strong>ohnbau</strong>.<br />
ORGANISATION<br />
W<strong>ie</strong> funktion<strong>ie</strong>rt der Unternehmensm<strong>ie</strong>terrat?<br />
Der UMR setzt sich aus insgesamt 15 Personen zusammen. D<strong>ie</strong> Wahl der Mitgl<strong>ie</strong>der<br />
erfolgt b<strong>as</strong>isdemokratisch in 13 Bezirken zu je 600-700 Wohneinheiten. Jeder Bezirk<br />
entsendet einen Vertreter in den UMR, zudem werden ein Vertreter für Behinderte<br />
sow<strong>ie</strong> ein Ausländervertreter gewählt. Der UMR benennt zwei Vertreter für den<br />
Aufsichtsrat der W<strong>ohnbau</strong>.<br />
Zur Durchsetzung der M<strong>ie</strong>terinteressen wurden dem UMR versch<strong>ie</strong>dene Rechte eingeräumt,<br />
d<strong>ie</strong> sich in v<strong>ie</strong>r Hauptstränge unterteilen l<strong>as</strong>sen:<br />
Mitbestimmungsrechte<br />
zur Jahreswirtschaftsplanung in den Bereichen<br />
Wohnungsbauprogramm<br />
Instandhaltungsprogramm<br />
Modernis<strong>ie</strong>rungsprogramm<br />
Gemeinschaftseinrichtungen<br />
Informationsrecht<br />
D<strong>ie</strong>ses gilt gegenüber der Geschäftsführung bei allen Entscheidungen,<br />
d<strong>ie</strong> für d<strong>ie</strong> Gesamtheit der M<strong>ie</strong>ter wichtig sind, jedoch nicht bei<br />
Personalangelegenheiten und persönlichen Belangen einzelner M<strong>ie</strong>terinnen<br />
und M<strong>ie</strong>ter.<br />
Vorschlagsrecht<br />
Der UMR hat d<strong>as</strong> Recht, eigene Planungen und Richtlin<strong>ie</strong>n des Unternehmens<br />
zu erarbeiten und h<strong>ie</strong>rfür vom Unternehmen fachliche Beratung zu bekommen.<br />
Stellungnahmen<br />
Der UMR bez<strong>ie</strong>ht Stellung zu den wesentlichen Entscheidungen des<br />
Unternehmens, d<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong> Belange der M<strong>ie</strong>ter betreffen, z. B. allgemeine<br />
M<strong>ie</strong>terhöhungen.<br />
D<strong>as</strong> G<strong>ie</strong><strong>ß</strong><strong>ener</strong> W<strong>ohnbau</strong> M<strong>agazin</strong><br />
21
22<br />
Wer heute durch G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en läuft,<br />
s<strong>ie</strong>ht allenthalben d<strong>ie</strong> farbenfroh<br />
san<strong>ie</strong>rten Häuser der W<strong>ohnbau</strong>.<br />
In den vergangenen Jahren<br />
machte vor allem d<strong>as</strong> Wohn -<br />
geb<strong>ie</strong>t rund um d<strong>ie</strong> Troppauer<br />
Stra<strong>ß</strong>e immer w<strong>ie</strong>der Schlag -<br />
zeilen, wurde h<strong>ie</strong>r doch d<strong>as</strong> bis-<br />
her umfangreichste San<strong>ie</strong>rungs -<br />
projekt der W<strong>ohnbau</strong> umgesetzt.<br />
561 Wohnungen in einem<br />
Quart<strong>ie</strong>r wurden umf<strong>as</strong>send –<br />
d. h. sowohl innen auch als<br />
au<strong>ß</strong>en – san<strong>ie</strong>rt und teilweise<br />
neu errichtet.<br />
Farbgestaltung an der Krofdorfer Stra<strong>ß</strong>e 112<br />
D<strong>ie</strong> Neuentdeckung der Ei<br />
San<strong>ie</strong>rungskonzepte haben sich im Laufe der Zeit<br />
W<strong>as</strong> heute längst w<strong>ie</strong> eine Selbstverständlichkeit im Rahmen der<br />
W<strong>ohnbau</strong>-Tätigkeiten auss<strong>ie</strong>ht, hat sich genau genommen erst in<br />
den vergangenen zehn Jahren langsam entwickelt. So wurden noch<br />
bis Mitte der Neunziger Jahre lediglich Ausbesserungsma<strong>ß</strong>nahmen<br />
an den Gebäuden vorgenommen. „Alles, w<strong>as</strong> bis dahin geschah,<br />
war praktisch nur eine Verwaltung des Mangels“, erinnert sich der<br />
Technische Leiter der W<strong>ohnbau</strong>, Rainer Pauli. „Uns fehlten damals<br />
einfach d<strong>ie</strong> finanz<strong>ie</strong>llen Mittel, um umfangreiche Ma<strong>ß</strong>nahmen<br />
durchzuführen. So wurden eben überall nur d<strong>ie</strong> schlimmsten<br />
Schäden ausgebessert. Teilweise gab es au<strong>ß</strong>en an den Gebäuden<br />
optische Verbesserungen in Form von Neuanstrichen, h<strong>ie</strong>r und da<br />
auch einen Vollwärmeschutz. Aber von einem ganzheitlichen<br />
Konzept konnte da absolut keine Rede sein.“<br />
Ein wichtiges Umdenken in der San<strong>ie</strong>rungspolitik der W<strong>ohnbau</strong><br />
fand gegen Ende der neunziger Jahre statt. Von d<strong>ie</strong>sem Zeitpunkt<br />
an sollten nicht mehr nur rein optische Ma<strong>ß</strong>nahmen im<br />
Vordergrund stehen, d<strong>as</strong> Schlagwort der ‚<strong>ener</strong>getischen San<strong>ie</strong>rung’<br />
machte d<strong>ie</strong> Runde. Bei der W<strong>ohnbau</strong> begann praktisch eine neue<br />
Zeitrechnung. „D<strong>ie</strong> Schwerpunkte unserer Arbeit haben sich komplett<br />
verschoben. D<strong>ie</strong> Vorgabe h<strong>ie</strong><strong>ß</strong>: Weg von den Einzel -<br />
ma<strong>ß</strong>nahmen und hin zu ganzheitlichen Projekten. Zu dem wichtigen<br />
Schlagwort Optik kamen noch weitere hinzu, d<strong>ie</strong> inzwischen<br />
zum Standard gehören: Energ<strong>ie</strong>, Komfort, Nachhaltigkeit“, erläutert<br />
Pauli. Oder anders ausgedrückt: Wo immer es möglich war, sollten<br />
d<strong>ie</strong> San<strong>ie</strong>rungsobjekte in drei Bereichen eine Aufwertung<br />
erfahren, nämlich innen, au<strong>ß</strong>en und im Wohnumfeld. „Natürlich<br />
mussten wir auch h<strong>ie</strong>r erst Erfahrungen sammeln“, so Pauli. Und<br />
jede Erfahrung, ob positiv oder negativ, sei bei der nächsten<br />
Ma<strong>ß</strong>nahme mit berücksichtigt worden. „So kommt es, d<strong>as</strong>s es bei<br />
uns n<strong>ie</strong> ein statisches Modell der San<strong>ie</strong>rung gab. Es wurden laufend<br />
neue Standards gesetzt, gerade im <strong>ener</strong>getischen Bereich.<br />
Aber auch d<strong>ie</strong> Farbkonzepte waren früher eher schlicht und folgen<br />
heute einem modernen Design mit künstlerischem Anspruch.“<br />
Als seinen Traum für d<strong>ie</strong> nahe Zukunft bezeichnet Pauli den Bau<br />
eines Plus<strong>ener</strong>g<strong>ie</strong>hauses, d. h. eines Hauses, d<strong>as</strong>s über den eigenen<br />
Bedarf hinaus noch zusätzliche, CO2-neutrale Energ<strong>ie</strong> produz<strong>ie</strong>rt.<br />
„D<strong>ie</strong> <strong>ener</strong>getische Ausstattung eines Hauses ist angesichts des<br />
Klimawandels und der immensen Preissteigerungen bei Öl und G<strong>as</strong><br />
natürlich auch bei uns d<strong>as</strong> Hauptthema. Unsere Neubauprojekte<br />
beisp<strong>ie</strong>lsweise gehen w<strong>ie</strong>der mehr hin zur kubischen, kompakten<br />
Bauweise. D<strong>ie</strong> Kunst dabei ist es, d<strong>ie</strong> Aufteilung der Wohnräume<br />
im gesamten Gebäude so zu gestalten, d<strong>as</strong>s s<strong>ie</strong> <strong>ener</strong>getisch optim<strong>ie</strong>rt<br />
sind.“ D<strong>as</strong> führe zwangsläufig zur ‚Neuentdeckung der<br />
Einfachheit’; will hei<strong>ß</strong>en, es gäbe keine Erker oder Türmchen mehr,<br />
sondern d<strong>ie</strong> Häuser erinnere mehr an einen Würfel. Dabei stelle<br />
jedes Projekt ganz eigene Herausforderungen an Planer und<br />
Architekten, jedoch: „Letztlich gilt bei der W<strong>ohnbau</strong> heute vor<br />
allem eine Vorgabe: Egal, w<strong>as</strong> wir tun, es müssen immer Ökonom<strong>ie</strong>,<br />
Ökolog<strong>ie</strong> und sozialer Anspruch im Einklang stehen.“
fachheit<br />
grundlegend gewandelt<br />
D<strong>as</strong> G<strong>ie</strong><strong>ß</strong><strong>ener</strong> W<strong>ohnbau</strong> M<strong>agazin</strong><br />
Für alle<br />
Z<strong>ie</strong>lgruppen attraktiv bleiben<br />
Vergl<strong>as</strong>te Balkone an der Heinrich-Will-Stra<strong>ß</strong>e 13<br />
Mit neuen Strateg<strong>ie</strong>n reag<strong>ie</strong>rt d<strong>ie</strong> Wohn -<br />
bau auf Veränderungen in der Nachfrage<br />
Angesichts der demographischen und<br />
gesellschaftlichen Entwicklung wird es in<br />
den kommenden Jahren und Jahrzehnten<br />
zu ganz neuen Herausforderungen in den<br />
untersch<strong>ie</strong>dlichsten Bereichen kommen.<br />
Einer der wichtigsten Bereiche, auf d<strong>ie</strong> d<strong>as</strong><br />
höher werdende Durchschnittsalter und<br />
d<strong>ie</strong> Singularis<strong>ie</strong>rung der Bevölkerung<br />
unmittelbare Auswirkungen haben, ist der<br />
Wohnungsmarkt. „Bei der W<strong>ohnbau</strong> stellen<br />
wir bereits seit geraumer Zeit fest, d<strong>as</strong>s<br />
sich in der Nachfragestruktur am Wohn<br />
ung smarkt etw<strong>as</strong> ändert“, erläutert<br />
W<strong>ohnbau</strong>-Prokurist Jürgen Ste<strong>ie</strong>rt. „Wir<br />
haben schon mit mehreren Projekten auf<br />
d<strong>ie</strong>se Entwicklung reag<strong>ie</strong>rt, beisp<strong>ie</strong>lsweise<br />
mit unserer Wohnanlage am Eichen -<br />
dorffring, d<strong>ie</strong> derzeit neu errichtet wird<br />
und vornehmlich Senioren angeboten werden<br />
soll.“ Insgesamt aber stehe auch d<strong>ie</strong><br />
W<strong>ohnbau</strong> heute vor einer neuen Situation.<br />
Denn erstmals gäbe es eine weitgehende<br />
Entspannung auf dem Wohnungsmarkt.<br />
„Wir gehen davon aus, d<strong>as</strong>s es auch in<br />
G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en in Zukunft einen M<strong>ie</strong>termarkt<br />
geben wird. D. h. der Einfluss der Kunden<br />
auf d<strong>as</strong> Wohnungsangebot wird stärker<br />
werden. D<strong>ie</strong> Tatsache, d<strong>as</strong>s es in Deutsch -<br />
land aufgrund geringer Geburten zahlen<br />
und sinkender Zuwanderung immer weniger<br />
Menschen gibt, wird zwangsläufig<br />
auch d<strong>ie</strong> Nachfrage nach Wohnraum verändern.<br />
Zudem ist ein deutschlandweiter Trend<br />
auch in G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en erkennbar: Es werden vermehrt<br />
kleinere Wohnungen nachgefra gt,<br />
da u. a. d<strong>ie</strong> Zahl der Haus halts mit gl<strong>ie</strong>der<br />
sinkt und der Kosten druck auf d<strong>ie</strong> Haus -<br />
halte zunimmt. D<strong>as</strong> birgt für Wohn<br />
ungsunternehmen natürlich Risiken.“<br />
23
24<br />
D<strong>ie</strong> Neuentdeckung der Einfachheit<br />
Ein gelungenes Beisp<strong>ie</strong>l für integr<strong>ie</strong>rte Quart<strong>ie</strong>rs entwicklung:<br />
D<strong>as</strong> Troppauer Geb<strong>ie</strong>t in der G<strong>ie</strong><strong>ß</strong><strong>ener</strong> Nordstadt<br />
Auf d<strong>ie</strong>se Risiken reag<strong>ie</strong>rt d<strong>ie</strong> W<strong>ohnbau</strong> u. a. mit der San<strong>ie</strong>rung<br />
ihres Gebäudebestandes. Denn letztlich gilt es, den Wohnraum<br />
für d<strong>ie</strong> untersch<strong>ie</strong>dlichsten Z<strong>ie</strong>lgruppen so<br />
attraktiv w<strong>ie</strong> möglich zu gestalten, will<br />
man d<strong>ie</strong> M<strong>ie</strong>ter nicht verl<strong>ie</strong>ren. So<br />
geschehen auch in der Nordstadt, im<br />
so genannten Troppauer Geb<strong>ie</strong>t.<br />
„D<strong>ie</strong>ses Geb<strong>ie</strong>t stand aufgrund<br />
seiner nicht mehr zeitgemä<strong>ß</strong>en<br />
Wohngebäude und drohender<br />
Überalterung der Bewohner -<br />
schaft kurz davor, zu einem sozial<br />
schw<strong>ie</strong>rigen Geb<strong>ie</strong>t zu werden“,<br />
erinnert sich Ste<strong>ie</strong>rt.<br />
„Durch d<strong>ie</strong> San<strong>ie</strong>rungs ma<strong>ß</strong>nahmen an<br />
den Gebäuden und durch d<strong>ie</strong> Gestaltung<br />
eines ansprechenden Wohnumfeldes ist es uns<br />
gelungen, h<strong>ie</strong>r eine völlig neue, durchmischte Sozial- und<br />
Alterstruktur zu entwickeln. Zudem ist auch d<strong>ie</strong> Fluktuationsrate<br />
dr<strong>as</strong>tisch gesunken, weil man d<strong>ie</strong> Abwanderung aus dem Geb<strong>ie</strong>t<br />
stoppen konnte. Heute ist d<strong>as</strong> Troppauer Geb<strong>ie</strong>t bei unseren<br />
Kunden einer der bel<strong>ie</strong>btesten Stadtteile.“<br />
Voraussetzung für eine solch positive Entwicklung waren laut<br />
Ste<strong>ie</strong>rt letztlich Änderungen am Verfahren der Wohnungs -<br />
vermittlung. Seit drei Jahren l<strong>ie</strong>gt d<strong>ie</strong>se im alleinigen Zuständig -<br />
keitsbereich der W<strong>ohnbau</strong>. War vorher, als auch d<strong>ie</strong> Stadt noch<br />
Wohnungen der W<strong>ohnbau</strong> zuw<strong>ie</strong>s, d<strong>ie</strong> Bedürftigkeit d<strong>as</strong> einzige<br />
Kriterium, so achtet man heute insbesondere auf andere Faktoren,<br />
beisp<strong>ie</strong>lsweise auf eine gute nachbarschaftliche Mischung der<br />
Quart<strong>ie</strong>re. „Dadurch, d<strong>as</strong>s f<strong>as</strong>t 70 Prozent unserer Wohnungen<br />
nicht mehr der M<strong>ie</strong>tpreis- und Belegungsbindung unterl<strong>ie</strong>gen,<br />
können wir heute eine v<strong>ie</strong>l breitere Palette an Wohnstandards<br />
anb<strong>ie</strong>ten“, so Ste<strong>ie</strong>rt. „So ist auch im Bedarfsfall eine flexible<br />
Gestaltung der Qualitätsmerkmale und entsprechend der M<strong>ie</strong>ten<br />
möglich.“ Nur so könne d<strong>ie</strong> W<strong>ohnbau</strong> dem Gesellschaftsauftrag,<br />
Wohnraum für alle Bevölkerungskreise bereitzuhalten, wirklich<br />
nachkommen. Auf Änderungen in der Nachfragestruktur könne<br />
somit relativ schnell reag<strong>ie</strong>rt werden. Insgesamt sähe er d<strong>ie</strong><br />
W<strong>ohnbau</strong> für d<strong>ie</strong> Zukunft daher gut gewappnet.
D<strong>as</strong> G<strong>ie</strong><strong>ß</strong><strong>ener</strong> W<strong>ohnbau</strong> M<strong>agazin</strong><br />
San<strong>ie</strong>rungsschub durch KfW-Förderprogramm<br />
Einen deutlichen Schub im San<strong>ie</strong>rungsauf -<br />
kommen der W<strong>ohnbau</strong> gab es ab dem Jahr<br />
2006, als d<strong>ie</strong> Bundes reg<strong>ie</strong>rung ein neues<br />
Förderprogramm auflegte. Seither haben<br />
Hausbesitzer d<strong>ie</strong> Möglichkeit, sich<br />
San<strong>ie</strong>rungsma<strong>ß</strong>nahmen zur CO2-Ein -<br />
sparung, w<strong>ie</strong> Wärmedämmung oder neue<br />
Heizanlagen, von der Kreditanstalt für<br />
W<strong>ie</strong>deraufbau (KfW) fördern zu l<strong>as</strong>sen.<br />
„Durch d<strong>ie</strong>ses Förderprogramm in Kombi -<br />
nation mit dem Wohnraummodernis<strong>ie</strong> -<br />
rungs progranmm, d<strong>as</strong> alle nicht <strong>ener</strong>getischen<br />
Ma<strong>ß</strong>nahmen bezuschusst, ist nun<br />
eine 100prozentige Finanz<strong>ie</strong>rung zu sehr<br />
günstigen Konditionen möglich“, erläutert<br />
W<strong>ohnbau</strong>-Prokuristin Ina Köhler. So habe<br />
es d<strong>ie</strong> ersten Darlehen noch mit einer<br />
Verzinsung von 1 Prozent gegeben.<br />
Nachdem d<strong>ie</strong>ser zwischenzeitlich auf über<br />
drei Prozent gest<strong>ie</strong>gen war, l<strong>ie</strong>gt er derzeit<br />
bei etwa 2 Prozent. „Der vari<strong>ie</strong>rende<br />
Zinssatz d<strong>ie</strong>nt der KfW als Steuerungs -<br />
instrument. Wenn d<strong>ie</strong> Nachfrage nach<br />
Fördermitteln steigt, steigt auch der<br />
Zinssatz und umgekehrt.“<br />
D<strong>as</strong> zur Verfügung stehende Gesamt -<br />
budget wurde jüngst durch d<strong>as</strong> Kon -<br />
junktur programm der Bundesreg<strong>ie</strong>rung<br />
nochmals aufgestockt. Einen Wermuts -<br />
tropfen aber gibt es dennoch: Aufgrund<br />
geänderter europarechtlicher Rahmen -<br />
bedingungen können kommunale Unter -<br />
nehmen w<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong> W<strong>ohnbau</strong> d<strong>ie</strong> KfW-<br />
Förderung seit dem 1. November nicht<br />
mehr w<strong>ie</strong> bisher direkt bei der Kredit -<br />
anstalt beantragen, sondern müssen d<strong>as</strong><br />
Verfahren über eine Bank laufen l<strong>as</strong>sen.<br />
„D<strong>ie</strong>ses Vorgehen kostet uns sehr v<strong>ie</strong>l<br />
Zeit“, so Ina Köhler. „Bekamen wir eine<br />
Bewilligung früher innerhalb von 5 Ar -<br />
beits tagen, so dauert es jetzt mehrere<br />
Monate.“<br />
22 Gebäude hat d<strong>ie</strong> W<strong>ohnbau</strong> mit Hilfe<br />
der KfW in den letzten drei Jahren san<strong>ie</strong>rt,<br />
v<strong>ie</strong>r Gebäude, darunter d<strong>as</strong> Dach-Café-<br />
Gebäude, sind für 2009 beantragt.<br />
Auch d<strong>as</strong> Dach-Café-Gebäude wird mit Unterstützung der KfW san<strong>ie</strong>rt<br />
25
26<br />
„Heute zeigt sich d<strong>ie</strong> Situation auf dem G<strong>ie</strong><strong>ß</strong><strong>ener</strong> Wohnungsmarkt<br />
erstmals entspannt.“ D<strong>as</strong> sei noch bis vor wenigen Jahren ganz<br />
anders gewesen, wei<strong>ß</strong> der Leiter des G<strong>ie</strong><strong>ß</strong><strong>ener</strong> Stadtplanungsamtes,<br />
Hans Dettling. So hatte d<strong>ie</strong> Stadt, d<strong>ie</strong> Wohnraumversorgung betref-<br />
fend, schon immer Sonderfunktionen innerhalb der Stadtregion<br />
zu übernehmen. In der Gründerzeit war es der interessante Wohn -<br />
standort im Eisenbahnknotenpunkt, nach dem 2. Weltkr<strong>ie</strong>g und bis<br />
zur W<strong>ie</strong>dervereinigung als Flüchtlingsdurchgangsstadt oder als<br />
Anlaufstelle für Auss<strong>ie</strong>dler bis heute: G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en war über Jahrzehnte<br />
hinweg immer w<strong>ie</strong>der aufgerufen, sich neuen Herausforderungen<br />
und Bedarfen zu stellen.<br />
Hans Dettling, Leiter des G<strong>ie</strong><strong>ß</strong><strong>ener</strong><br />
Stadtplanungsamtes<br />
„Ein unkoordin<strong>ie</strong>rtes Nebe<br />
D<strong>ie</strong> Planungsarbeit der W<strong>ohnbau</strong> und des Stad<br />
„In unserer Stadt hatten wir n<strong>ie</strong> d<strong>as</strong><br />
Problem des Leerstands, mit dem beisp<strong>ie</strong>lsweise<br />
d<strong>ie</strong> Städte in Nordhessen oder noch<br />
verstärkt im Osten Deutschlands seit zwei<br />
Jahrzehnten zu kämpfen haben“, so<br />
Dettling. Dort hat man mit d<strong>ie</strong>ser<br />
Problematik gro<strong>ß</strong>e Sorgen, in G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en hingegen<br />
war immer d<strong>as</strong> Gegenteil der Fall:<br />
H<strong>ie</strong>r hat ein erheblicher Mangel an<br />
Wohnraum geherrscht, der eine nachteilige<br />
Abwanderung ins Stadtumland zur Folge<br />
hatte.<br />
Von der Stadt -<br />
erweiterung zum<br />
Stadtumbau<br />
Nach Jahrzehnte währenden Neubau -<br />
programmen aber s<strong>ie</strong>ht man sich in G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en<br />
seit einigen Jahren vor neue Anforder ungen<br />
gestellt. „Unser Thema ist inzwischen nicht<br />
mehr der Wohns<strong>ie</strong>dlungs neu bau am Stadt -<br />
rand, sondern der Stadt umbau“, erläutert<br />
W<strong>ohnbau</strong>- Geschäfts führer Volker Behn -<br />
ecke. „Festzustellen ist, d<strong>as</strong>s es jetzt weitgehend<br />
genügend Wohnraum gibt, d<strong>ie</strong>ser<br />
aber häufig nicht mehr zeitgemä<strong>ß</strong> ist.“ So<br />
hätte sich zum Beisp<strong>ie</strong>l d<strong>ie</strong> Bedarfs lage im<br />
Laufe der Zeit grav<strong>ie</strong>rend geändert. „D<strong>ie</strong><br />
Wohnungszuschnitte sind oft nicht mehr<br />
zeitgemä<strong>ß</strong>, da sich d<strong>ie</strong> familiären Situa -<br />
tionen und Ansprüche geändert haben.“<br />
„D<strong>ie</strong> durchschnittliche Wohnfläche pro<br />
Einwohner lag in Deutschland vor dem<br />
2. Weltkr<strong>ie</strong>g unter 20 qm“, ergänzt Hans<br />
Dettling, „ca. 15 Jahre nach dem Kr<strong>ie</strong>g st<strong>ie</strong>g<br />
s<strong>ie</strong> leicht über 35 qm und heute nähern wir<br />
uns mit 40 qm bald dem hohen Schweizer<br />
Durchschnittsstandards an. Auf solche<br />
Entwicklungen müssen Städte und reag<strong>ie</strong>ren,<br />
wollen s<strong>ie</strong> für ihre Einwohner attraktiv<br />
bleiben.“<br />
Abgesehen von d<strong>ie</strong>ser Entwicklung sind es<br />
aber noch weitere Faktoren, d<strong>ie</strong> Planer und<br />
Architekten heute zu berücksichtigen<br />
haben. Neben wirtschaftlichen und sozialen<br />
Veränderungen sind es vor allem auch d<strong>ie</strong><br />
ökologischen Herausforderungen, d<strong>ie</strong> ein<br />
Umdenken in der Stadtplanung und dem
Wohnungs(um)bau erforderlich machen.<br />
„Eine so genannte, vor nicht allzu langer<br />
Zeit noch durchaus übliche ‚Pinsel san<strong>ie</strong> -<br />
rung’, bei der zur optischen Verschönerung<br />
lediglich d<strong>ie</strong> F<strong>as</strong>sade gestrichen wurde, ist<br />
heute in der Regel nicht mehr vertretbar“,<br />
so Dettling. Auch hätten sich zahlreiche<br />
gesetzliche Anforderungen geändert, beisp<strong>ie</strong>lsweise<br />
in den Bereichen der Denkmal -<br />
pflege, der <strong>ener</strong>getischen San<strong>ie</strong>rung oder<br />
der Forderung nach Barr<strong>ie</strong>refreiheit. „Ein<br />
Nebeneinanderherarbeiten von der Stadt -<br />
planung auf der einen und der Wohnungs -<br />
gesellschaft auf der anderen Seite ist bei<br />
d<strong>ie</strong>sen komplexen Modern is<strong>ie</strong>rungs an -<br />
forderungen nicht mehr aufgabengemä<strong>ß</strong>.<br />
Im Gegenteil, wir sind aufgefordert, unsere<br />
Tätigkeiten im Bereich der wohnraumversorgenden<br />
Stadtentwicklung so eng w<strong>ie</strong><br />
mög lich miteinander zu verzahnen, um<br />
allen neuzeitlichen Anforderungen der<br />
M<strong>ie</strong>ter schaft gerecht werden zu können.“<br />
Neue Standards<br />
führen zur<br />
‚behutsamen<br />
Stadterneuerung’<br />
Neue Standards im Bereich des Stadt -<br />
umbaus und damit in der Zusammen arbeit<br />
zwischen W<strong>ohnbau</strong> und Stadt planungsamt<br />
wurden in den 80er Jahren gesetzt, als es in<br />
G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en an d<strong>ie</strong> San<strong>ie</strong>rung der sogenannten<br />
„sozialen Brennpunkte“ Eulenkopf, Marga -<br />
D<strong>as</strong> G<strong>ie</strong><strong>ß</strong><strong>ener</strong> W<strong>ohnbau</strong> M<strong>agazin</strong><br />
einanderarbeiten gibt es nicht mehr“<br />
planungsamtes sind heute eng verzahnt<br />
rethen hütte und Gummi insel ging. Mit<br />
einem neuen Leitbild als Gegenbewegung<br />
zu dem Bau von neuen Wohntrabanten und<br />
der damit oft einhergehenden Vertrei -<br />
bungen der angestammten Bewohner -<br />
schaft aus den Innenstädten widmete man<br />
sich nun erstmals einer ‚behutsamen Stadt -<br />
erneuerung’ im Wohn ungs bestand in ganz<br />
– damals noch – West deutsch land. „Eine enge<br />
Verzahnung der Zusammen arbeit zwischen<br />
W<strong>ohnbau</strong> und Stadtplanungs amt begann<br />
damals jedoch mit der Feststellung, d<strong>as</strong>s<br />
trotz des Erhaltungsgedankens manche<br />
Gebäude in d<strong>ie</strong>sen Geb<strong>ie</strong>ten technisch nicht<br />
mehr zu vertretbaren Kosten zu san<strong>ie</strong>ren<br />
waren, sondern abgerissen werden mussten“,<br />
so Dettling. „Und d<strong>ie</strong> Wohn bau hatte<br />
zu d<strong>ie</strong>ser Zeit noch keinerlei Er fahrung<br />
mit Abrissarbeiten, schl<strong>ie</strong><strong>ß</strong>lich hatte s<strong>ie</strong> bis<br />
dahin ja immer nur neu gebaut.“<br />
„Ja“, erinnert sich Behnecke schmunzelnd,<br />
„damals war für uns Abriss noch Abriss und<br />
nicht Abbau oder Rückbau. Schadstoff über -<br />
prüfung oder Materialtrennung kamen<br />
dabei nicht vor. D<strong>as</strong> wurde erst im Rahmen<br />
der Umweltdiskussion und des Ge sund -<br />
heits schutzes nach und nach ein relevantes<br />
Thema.“<br />
Keine ‚Hardware’<br />
ohne ‚Software’<br />
Hatte man aber angenommen, d<strong>as</strong>s d<strong>ie</strong> verbesserte<br />
Zusammenarbeit zwischen Wohn -<br />
bau und Stadtplanungsamt sich auf d<strong>ie</strong><br />
städtebaulichen und bautechnischen Her -<br />
aus forderungen beschränken könnte, sah<br />
man sich h<strong>ie</strong>rin spätestens mit den Auflagen<br />
des Bund-Länder-Pro gramms ‘Soziale Stadt’<br />
vor einer neuen Heraus forderung.<br />
„Plötzlich stand bei unseren San<strong>ie</strong>rungen<br />
nicht mehr nur der Stein, d<strong>as</strong> hei<strong>ß</strong>t, d<strong>ie</strong><br />
‚Hardware’ im Vordergrund“, erinnert sich<br />
Behnecke. V<strong>ie</strong>lmehr galt es nun, im Tropp -<br />
auer Geb<strong>ie</strong>t auch d<strong>ie</strong> Gemein wesenarbeit<br />
vor Ort – also praktisch d<strong>ie</strong> ‚Software’ – in<br />
alle Ma<strong>ß</strong>nahmen umf<strong>as</strong>sender zu integr<strong>ie</strong>ren.<br />
D<strong>as</strong> Grund verständnis von Städtebau<br />
hatte sich dahingehend geändert, d<strong>as</strong>s man<br />
auch auf d<strong>ie</strong> sozialen Belange der Be wohn -<br />
er schaft im Erneuerungsprozess deut lich<br />
mehr Gewicht legte.<br />
„Zwischen uns herrschte bei den<br />
San<strong>ie</strong>rungen im Programmgeb<strong>ie</strong>t der Sozi -<br />
alen Stadt ein Höchstma<strong>ß</strong> an Kommu ni -<br />
kation“, erläutert Dettling. „D<strong>ie</strong> Ausge -<br />
staltung der städtebaulichen Ver träge mussten<br />
eingehend diskut<strong>ie</strong>rt sow<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong><br />
rechtlichen und finanz<strong>ie</strong>llen Mög lich keiten<br />
optimal ausgeschöpft werden. D<strong>as</strong> galt<br />
nicht nur für d<strong>ie</strong> Bauma<strong>ß</strong>nahmen, sondern<br />
auch für d<strong>ie</strong> Bereiche Verkehrs erschl<strong>ie</strong><strong>ß</strong> ung,<br />
Beleuchtung, Ver- und Ent sorgung usw. D<strong>as</strong><br />
alles konnten weder wir noch d<strong>ie</strong> W<strong>ohnbau</strong><br />
alleine ohne gegenseitige Rück sicht nah men<br />
und Kompromiss bereit schaf ten leisten.“<br />
Bringt eine enge Abstimmung der Stadt -<br />
umbauprojekte für alle Beteiligten auch<br />
eine Menge Arbeit mit sich, so ist man heute<br />
doch auf beiden Seiten überzeugt, d<strong>as</strong>s<br />
nur d<strong>ie</strong>ses d<strong>as</strong> Arbeitsmodell der Zukunft<br />
sein kann. „In der Nordstadt ist uns nur aufgrund<br />
der engen Zusammenarbeit eine<br />
solch deutliche ökonomische, ökologische<br />
und soziale Aufwertung des Quart<strong>ie</strong>rs ge -<br />
lungen“, zeigt sich Dettling überzeugt.<br />
„Des halb werden wir d<strong>ie</strong>se Form der<br />
Kooperation selbstverständlich auf zukünftige<br />
Stadtumbauprojekte übertragen und,<br />
da beide Organisationen noch lernfähig<br />
und lernwillig sind, auch mit Sicherheit im<br />
Interesse der M<strong>ie</strong>terschaft noch weiter verbessern.“<br />
27
28<br />
Vom Verwalte<br />
D<strong>ie</strong> W<strong>ohnbau</strong> im Spagat<br />
Volker Behnecke,<br />
Geschäftsführer der W<strong>ohnbau</strong><br />
Als Volker Behnecke vor<br />
zwölf Jahren d<strong>ie</strong> Geschäfts -<br />
führung der W<strong>ohnbau</strong><br />
übernahm, wollte er d<strong>as</strong><br />
Unternehmen von einer<br />
Wohnungsverwaltungs- in<br />
eine Quart<strong>ie</strong>rs entwicklungs -<br />
gesellschaft umwandeln.<br />
D<strong>ie</strong> Gugge’ma sprach mit<br />
ihm über den Weg, den d<strong>ie</strong><br />
W<strong>ohnbau</strong> in d<strong>ie</strong>sen zwölf<br />
Jahren beschritten hat, um<br />
d<strong>ie</strong>ses Z<strong>ie</strong>l zu erreichen.<br />
Bei der Errichtung der ökologischen Reihenhauss<strong>ie</strong>dlung an der Krofdorfer Stra<strong>ß</strong>e engag<strong>ie</strong>rte sich d<strong>ie</strong> W<strong>ohnbau</strong> als Bauträger
zum Gestalter<br />
zwischen wirtschaftlicher Z<strong>ie</strong>lsetzung und sozialer Verantwortung<br />
Herr Behnecke, vor zwölf Jahren haben<br />
s<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong> Geschäftsführung der W<strong>ohnbau</strong><br />
übernommen.<br />
Vor welchen Herausforderungen standen<br />
S<strong>ie</strong> damals?<br />
D<strong>ie</strong> Herausforderungen in der damaligen<br />
Zeit waren enorm. Nicht nur für mich oder<br />
d<strong>ie</strong> W<strong>ohnbau</strong>, sondern für d<strong>ie</strong> Wohnungs -<br />
wirtschaft insgesamt und h<strong>ie</strong>r insbesondere<br />
d<strong>ie</strong> kommunalen Gesell schaften. D<strong>ie</strong> Städte<br />
standen vor einer Umbruchsituation. D<strong>as</strong><br />
galt in besonderem Ma<strong>ß</strong>e für G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en.<br />
W<strong>ie</strong> stellte sich d<strong>ie</strong>se<br />
Umbruchsituation dar?<br />
D<strong>ie</strong> Städte waren seit Anfang der 90er Jahre<br />
gekennzeichnet durch einen strukturellen,<br />
aber auch einen gesellschaftlichen Wandel.<br />
Bis in d<strong>ie</strong> 80er Jahre hinein herrschte bei uns<br />
Vollbeschäftigung. D<strong>ie</strong> Konjunktur war ge -<br />
prägt durch Wachstum. In den Folge jahren<br />
dann setzten Dauer- und M<strong>as</strong>sen arbeits -<br />
losigkeit und damit Chancen losigkeit ganzer<br />
Bevölkerungsschichten ein. V<strong>ie</strong>le junge<br />
Menschen bekamen keinen Aus bildungs -<br />
platz. Damit stand natürlich auch d<strong>ie</strong><br />
Stadtentwicklung vor neuen Aufgaben. S<strong>ie</strong><br />
hatte sich bis dahin vorrangig um den<br />
W<strong>ie</strong>deraufbau gekümmert. Nun mussten<br />
d<strong>ie</strong> ehemaligen Schlafstädte zu neuen<br />
Lebens räumen für alle gesellschaftlichen<br />
Schichten umgebaut werden. Der Stadt -<br />
umbau musste sich also nicht nur baulich,<br />
sondern auch sozial gestalten.<br />
Und w<strong>as</strong> war d<strong>as</strong> Besondere an der<br />
G<strong>ie</strong><strong>ß</strong><strong>ener</strong> Situation?<br />
In G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en hatte bis dahin der Schwerpunkt<br />
auf der Vermeidung von Obdachlosigkeit<br />
gelegen. D<strong>ie</strong> Stadt war geprägt durch einen<br />
nachfrageor<strong>ie</strong>nt<strong>ie</strong>rten Wohnungsmarkt, weil<br />
es bis in d<strong>ie</strong> 80er Jahre hinein galt, der<br />
Wohn ungs knappheit zu begegnen.<br />
Nach dem gesellschaftlichen Wandel aber<br />
musste der Wohnungsmarkt in einen angebotsor<strong>ie</strong>nt<strong>ie</strong>rten<br />
umstruktur<strong>ie</strong>rt werden.<br />
G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en hatte h<strong>ie</strong>r einen gro<strong>ß</strong>en Nachhol -<br />
bedarf. D<strong>ie</strong> Notwendigkeit zur Schaffung<br />
von Wohn raum für einkommensschwache<br />
Menschen aber hatte d<strong>ie</strong> Finanzkraft der<br />
kommunalen Wohnungsunternehmen ge -<br />
schwäch t, so d<strong>as</strong>s ein erheblicher Finanz -<br />
bedarf zum Abbau des San<strong>ie</strong>rungsstaus im<br />
Bestand notwendig wurde.<br />
W<strong>ie</strong> haben S<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong>se<br />
Herausforderung bewältigt?<br />
Zunächst einmal mussten wir dort mit der<br />
Problemlösung anfangen, wo es d<strong>ie</strong> grö<strong>ß</strong>ten<br />
gesellschaftlichen Verwerfungen gab,<br />
nämlich in den sozialen Brennpunkten. Ihre<br />
San<strong>ie</strong>rung war der erste Meilenstein auf<br />
dem Weg zu einer notwendigen baulichen<br />
und sozialen Stadterneuerung. Allerdings<br />
konnte d<strong>ie</strong>se San<strong>ie</strong>rung nicht als randständige<br />
Aufgabe betrachtet werden.<br />
Erforderlich war d<strong>ie</strong> Integration in einen<br />
M<strong>as</strong>terplan. D<strong>ie</strong> Aufstellung solcher M<strong>as</strong>ter -<br />
pläne, d<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong> gesamtstädtische Ent wick -<br />
D<strong>as</strong> G<strong>ie</strong><strong>ß</strong><strong>ener</strong> W<strong>ohnbau</strong> M<strong>agazin</strong><br />
lung im Blick haben, gehört zwangsläufig<br />
zu den Aufgaben eines Wohnungs unter -<br />
nehmens, d<strong>as</strong> sich nicht als Verwalter, sondern<br />
als Gestalter versteht.<br />
Und d<strong>ie</strong> W<strong>ohnbau</strong> sollte<br />
zu solch einem Gestalter werden?<br />
Ja, wer sonst? Schl<strong>ie</strong><strong>ß</strong>lich bekamen wir ja<br />
gerade in unseren Häusern d<strong>ie</strong> folgen der<br />
Dauer- und M<strong>as</strong>senarbeitslosigkeit zu spüren.<br />
Es begann für uns ein Spagat zwischen<br />
wirtschaftlicher Z<strong>ie</strong>lsetzung – wir waren ja<br />
seit Anfang der neunziger Jahre nicht mehr<br />
gemeinnützig und standen somit im<br />
Wettbewerb – und sozialer Verantwortung.<br />
Zudem kam d<strong>as</strong> Schlagwort der Nach -<br />
haltigkeit auf. D<strong>as</strong> h<strong>ie</strong><strong>ß</strong>, d<strong>as</strong>s man sich auch<br />
um zukünftige gesellschaftliche Ent wick -<br />
lungen und d<strong>ie</strong> sich damit ändernden Be -<br />
darfe am Wohnungsmarkt Gedanken<br />
machen musste. Schl<strong>ie</strong><strong>ß</strong>lich baut man ja<br />
nicht nur für eine G<strong>ener</strong>ation, sondern auch<br />
für spätere. Und noch ein weiterer Faktor<br />
tauchte zu d<strong>ie</strong>ser Zeit in der Diskussion auf:<br />
D<strong>ie</strong> Ökolog<strong>ie</strong>. Es wurde klar, d<strong>as</strong>s d<strong>ie</strong> ökologischen<br />
Bel<strong>as</strong>tungen, d<strong>ie</strong> durch d<strong>ie</strong> Wohn -<br />
ge bäude entstanden und noch heute entstehen,<br />
nicht mehr tragbar waren. Auch<br />
h<strong>ie</strong>r mussten also neue Konzepte her.<br />
W<strong>ie</strong> gingen S<strong>ie</strong> mit d<strong>ie</strong>sem weiteren<br />
Faktor, der Ökolog<strong>ie</strong>, in der Praxis um?<br />
Zunächst einmal haben wir in unserem<br />
Bestand Aufnahmen mit Wärmebild -<br />
29
30<br />
Vom Verwalter zum Gestalter<br />
kamer<strong>as</strong> gemacht. D<strong>ie</strong> haben anschaulich<br />
verdeutlicht, d<strong>as</strong>s unsere M<strong>ie</strong>terinnen und<br />
M<strong>ie</strong>ter den grö<strong>ß</strong>ten Teil ihrer Heizkosten<br />
für d<strong>ie</strong> Beheizung der Stra<strong>ß</strong>e ausgaben.<br />
Rund 40 Prozent des CO2-Aussto<strong>ß</strong>es in<br />
Europa sind immer noch auf d<strong>ie</strong> Gebäude -<br />
wirtschaft zurückzuführen. Als wir d<strong>ie</strong><br />
Bilder der Wärmekamera sahen, war uns<br />
auch klar, warum. Unsere Aufgabe war es<br />
also nun, nicht nur d<strong>ie</strong> Wohnungs zu -<br />
schnitte, sondern auch d<strong>ie</strong> <strong>ener</strong>getische<br />
Beschaffenheit der Gebäude zu verändern.<br />
S<strong>ie</strong> haben also damals schon mit der<br />
<strong>ener</strong>getischen San<strong>ie</strong>rung angefangen?<br />
Jein. Sagen wir mal, wir haben d<strong>as</strong> getan,<br />
w<strong>as</strong> wir damals für notwendig erachteten.<br />
Aber wir mussten auch erst lernen, w<strong>as</strong> es<br />
hei<strong>ß</strong>t, <strong>ener</strong>getisch zu san<strong>ie</strong>ren. Heute wissen<br />
wir, d<strong>as</strong>s wir den ökologischen Ge -<br />
danken schon damals v<strong>ie</strong>l ernster hätten<br />
nehmen müssen. Ein Stück weit fehlte h<strong>ie</strong>r<br />
noch d<strong>as</strong> Bewusstsein. Heute sind wir da<br />
zum Glück v<strong>ie</strong>l schlauer.<br />
S<strong>ie</strong> sprachen von einem Spagat zwischen<br />
wirtschaftlicher, sozialer und ökologischer<br />
Z<strong>ie</strong>lsetzung. D<strong>as</strong> ist eine echte Heraus -<br />
forderung. W<strong>ie</strong> ist es der W<strong>ohnbau</strong> gelungen,<br />
d<strong>ie</strong>se finanz<strong>ie</strong>ll zu stemmen?<br />
Neben eigenen Bemühungen auch durch<br />
d<strong>ie</strong> gez<strong>ie</strong>lte Akquise von Fördermitteln.<br />
G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en war damals z. B. d<strong>ie</strong> erste Stadt, d<strong>ie</strong><br />
Mittel aus dem Bund-Länder-Programm<br />
‚Soziale Stadt’ bekam. D<strong>as</strong> lag u. a. daran,<br />
d<strong>as</strong>s ich in der Richtlin<strong>ie</strong>nkommission war,<br />
d<strong>ie</strong> d<strong>as</strong> Programm ausgearbeitet hat. So ist<br />
es mir gelungen, d<strong>ie</strong> Förderbedingungen<br />
ein Stück weit an d<strong>ie</strong> G<strong>ie</strong><strong>ß</strong><strong>ener</strong> Bedürfnisse<br />
anzup<strong>as</strong>sen. In der Umsetzungsph<strong>as</strong>e kam en<br />
mir d<strong>ie</strong> Erfahrungen aus meinem Vor sitz im<br />
Fachbeirat der Hessischen Gemeinschafts -<br />
initiative Soziale Stadt, der HEGISS, entgegen.<br />
D<strong>ie</strong>se Erfahrungen konnten wir dann<br />
in d<strong>ie</strong> Entwicklung der Oberen Nordstadt<br />
mit einfl<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en l<strong>as</strong>sen.<br />
Galten d<strong>ie</strong> Ansätze denn nur für d<strong>ie</strong><br />
Nordstadt? Gab es in anderen<br />
Wohnquart<strong>ie</strong>ren nicht auch ähnliche<br />
Probleme?<br />
Selbstverständlich gab es d<strong>ie</strong>. Aber auch im<br />
Rahmen der integr<strong>ie</strong>rten Stadtentwicklung<br />
sollten nicht alle Stadtquart<strong>ie</strong>re über einen<br />
Kamm geschert werden. Jedes braucht seine<br />
individuelle Entwicklung und auf d<strong>ie</strong><br />
muss man eingehen. H<strong>ie</strong>r gilt es natürlich<br />
auch, d<strong>ie</strong> Bevölkerung zu integr<strong>ie</strong>ren. D<strong>as</strong><br />
w<strong>ie</strong>derum hei<strong>ß</strong>t d<strong>ie</strong> Einbez<strong>ie</strong>hung anderer<br />
Akteure, w<strong>ie</strong> z. B. Institutionen der Gemein -<br />
wesenarbeit oder auch d<strong>ie</strong> G<strong>ie</strong><strong>ß</strong><strong>ener</strong> Vereine.<br />
Ist der Umstruktur<strong>ie</strong>rungsprozess der<br />
W<strong>ohnbau</strong> denn heute abgeschlossen?<br />
Nein. Ich denke, es ist klar geworden, d<strong>as</strong>s<br />
d<strong>ie</strong> Stadtentwicklung ein dynamischer<br />
Prozess mit sich ständig ändernden Be -<br />
dingungen ist. Schauen S<strong>ie</strong> sich z. B. d<strong>ie</strong> derzeitige<br />
Finanz- und Konjunkturkrise an. S<strong>ie</strong><br />
wird kein Problem der Wirtschaft allein bleiben,<br />
sondern zwangsläufig unmittelbare<br />
Auswirkungen auf d<strong>ie</strong> gesellschaftliche<br />
Entwicklung haben.<br />
W<strong>as</strong> ist Ihrer Meinung nach kurzfristig<br />
von Nöten, um d<strong>ie</strong> sozialen<br />
Folgen abzu federn?<br />
D<strong>ie</strong> kommunale Selbstverwaltung muss<br />
gestärkt werden. D<strong>as</strong> kann nur gelingen,<br />
wenn sich d<strong>ie</strong> kommunalen Verbund sys -<br />
teme, z. B. W<strong>ohnbau</strong> und Stadt werke, enger<br />
zusammenschl<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en und gemeinsam Lös<br />
ungen entwickeln. Insbesondere für<br />
G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en ist es wichtig, nach eigenen, angep<strong>as</strong>sten<br />
Lösungen zu suchen.<br />
Warum insbesondere für G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en?<br />
G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en hatte als Standort von KFZ-Zu -<br />
l<strong>ie</strong>ferern schon immer eine gro<strong>ß</strong>e Arbeits -<br />
platzabhängigkeit. Auch durch den Weg -<br />
gang der Amerikaner brechen Kauf kraft -<br />
potenziale und damit Wert schöpfung weg.<br />
D<strong>ie</strong>se gilt es zurückzuholen.<br />
Eine professionelle Farbgestaltung der Gebäude und ein ansprechendes Wohnumfeld tragen zur Verschönerung des Stadtbildes bei. H<strong>ie</strong>r: Kropbacher Weg 14-16.
Welche Rolle kann d<strong>ie</strong> W<strong>ohnbau</strong> dabei<br />
übernehmen?<br />
Krisen b<strong>ie</strong>ten immer auch eine Chance.<br />
Wenn d<strong>ie</strong> W<strong>ohnbau</strong> z. B. d<strong>ie</strong> amerikanischen<br />
S<strong>ie</strong>dlungen übernimmt und einer zivilen<br />
Nutzung zuführt, b<strong>ie</strong>tet d<strong>as</strong> sowohl<br />
wirtschaftliche als auch soziale und ökologische<br />
Chancen.<br />
D<strong>ie</strong> Gebäude werden <strong>ener</strong>getisch san<strong>ie</strong>rt,<br />
w<strong>as</strong> unweigerlich d<strong>ie</strong> Vergabe von Auf -<br />
trägen und d<strong>ie</strong> Schaffung von Arbeit splät -<br />
zen in der Region nach sich z<strong>ie</strong>ht. D<strong>as</strong> ist nur<br />
ein Beisp<strong>ie</strong>l von v<strong>ie</strong>len.<br />
Welches ist für S<strong>ie</strong> der wichtigste Faktor,<br />
der eine weiterhin positive Entwicklung<br />
der W<strong>ohnbau</strong> gewährleisten kann?<br />
Bildung, Bildung und nochmals Bildung. D<strong>ie</strong><br />
Förderung von Fach- und Sozialkompetenz<br />
sind d<strong>ie</strong> wichtigsten Aufgaben, d<strong>ie</strong> ein Un -<br />
ter nehmen zu leisten hat. Denn nur mit gut<br />
ausgebildeten und motiv<strong>ie</strong>rten Mit arbei -<br />
tern kann ein Betr<strong>ie</strong>b auf Dauer Erfolg<br />
haben. D<strong>ie</strong> W<strong>ohnbau</strong> ist ständig bemüht,<br />
ihre Mitarbeiter aus- und fortzubilden und<br />
zukunftsor<strong>ie</strong>nt<strong>ie</strong>rte Fachinhalte zu vermitteln.<br />
Wichtig sind ein hohes Ma<strong>ß</strong> an Selbst -<br />
ständigkeit und Eigen verant wortung in den<br />
jeweiligen Zuständigkeits bereichen.<br />
Im Laufe der Jahre ist es uns so gelungen,<br />
d<strong>ie</strong> gesamte Mitarbeiterschaft der Wohn -<br />
bau in eine wertvolle Teamarbeit einzubinden.<br />
Voraussetzungen h<strong>ie</strong>rfür waren d<strong>ie</strong><br />
Fähig keit jedes einzelnen Mitarbeiters zu<br />
Soli darität, Respekt, Toleranz und d<strong>ie</strong><br />
Bereit schaft, Verant wortung zu übernehmen.<br />
D<strong>as</strong>s d<strong>as</strong> gelungen ist, ist ein gro<strong>ß</strong>es<br />
Verd<strong>ie</strong>nst meiner Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter, wofür ich ihnen sehr dankbar<br />
bin.<br />
Herr Behnecke, wir danken Ihnen<br />
für d<strong>as</strong> Gespräch.<br />
D<strong>as</strong> G<strong>ie</strong><strong>ß</strong><strong>ener</strong> W<strong>ohnbau</strong> M<strong>agazin</strong><br />
I m p r e s s u m<br />
Herausgeber<br />
W<strong>ohnbau</strong> G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en <strong>GmbH</strong><br />
Ludwigstra<strong>ß</strong>e 4 | 35390 G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en<br />
Tel.: (0641) 9777-0<br />
info@w<strong>ohnbau</strong>-g<strong>ie</strong>ssen.de<br />
www.w<strong>ohnbau</strong>-g<strong>ie</strong>ssen.de<br />
V.i.S.d.P.: W<strong>ohnbau</strong> G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en <strong>GmbH</strong>,<br />
Volker Behnecke<br />
Redaktion<br />
Elke Bergsma, Tel.: (0641) 20 18 91<br />
Jürgen Ste<strong>ie</strong>rt, Tel.: (0641) 97 77-130<br />
Ingrid Bepler, Tel.: (0641) 97 77-200<br />
Volker Behnecke, Tel.: (0641) 97 77-201<br />
Michael Röhrich, Tel.: (0641) 97 77-211<br />
Titelbild<br />
In G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en zu Hause<br />
Fotos<br />
W<strong>ohnbau</strong> G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en <strong>GmbH</strong><br />
Elke Bergsma<br />
DIVIICE Advertising <strong>GmbH</strong><br />
Texte:<br />
Elke Bergsma<br />
Layout und Design<br />
DIVIICE Advertising <strong>GmbH</strong><br />
www.DIVIICE.de<br />
Druck<br />
Druckkollektiv G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en, Auflage 9.000<br />
Exemplare, auf 100 % Recyclingpap<strong>ie</strong>r<br />
Für unverlangt und unverbindlich<br />
eingesandte Material<strong>ie</strong>n wird nicht gehaftet<br />
31
www.w<strong>ohnbau</strong>-g<strong>ie</strong>ssen.de<br />
Freigänger:<br />
» W<strong>as</strong> für ein Tag. Endlich zu Hause.<br />
Danke W<strong>ohnbau</strong>!«<br />
In G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en Zuhause.