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D as G ie ß ener W ohnbau M agazin - Wohnbau Gießen GmbH

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Sonderausgabe 2008<br />

D a s G i e <strong>ß</strong> e n e r W o h n b a u M a g a z i n<br />

An Herausforderungen hat<br />

es n<strong>ie</strong> gefehlt<br />

Ein geschichtlicher Abriss<br />

von 1930 bis Heute<br />

Seite 4 | 5<br />

D<strong>ie</strong> Neuentdeckung der<br />

Einfachheit<br />

San<strong>ie</strong>rungskonzepte haben<br />

sich im Laufe der Zeit<br />

grundlegend gewandelt<br />

Seite 22 | 23<br />

„Ein unkoordin<strong>ie</strong>rtes<br />

Nebeneinanderarbeiten<br />

gibt es nicht mehr“<br />

D<strong>ie</strong> Planungsarbeit der<br />

W<strong>ohnbau</strong> und des<br />

Stadtplanungsamtes sind<br />

heute eng verzahnt<br />

Seite 26 | 27<br />

www.w<strong>ohnbau</strong>-g<strong>ie</strong>ssen.de


2<br />

Vorwort von Oberbürgermeister Heinz-Peter Haumann zur Sonderausgabe der Gugge’ma<br />

„Von der Wohnungsverwaltungs- zur<br />

Quart<strong>ie</strong>rsentwicklungsgesellschaft“<br />

Verehrte Leserin,<br />

verehrter Leser,<br />

als Aufsichtsratsvorsitzender der W<strong>ohnbau</strong><br />

G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en <strong>GmbH</strong> durfte ich d<strong>ie</strong> Arbeit unserer<br />

kommunalen Wohnungsgesellschaft in den<br />

vergangenen Jahren intensiv begleiten. Bei<br />

allen Höhen und T<strong>ie</strong>fen, d<strong>ie</strong> es im Laufe der<br />

Zeit gegeben hat, kann ich doch zusammenf<strong>as</strong>send<br />

feststellen, d<strong>as</strong>s sich d<strong>ie</strong> zahlreichen<br />

Projekte und Konzepte der W<strong>ohnbau</strong> sehr<br />

positiv auf d<strong>ie</strong> gesamtstädtische Ent wick -<br />

lung ausgewirkt haben. So hat d<strong>ie</strong> Wohn -<br />

bau durch ihre umfangreichen San<strong>ie</strong>rungs -<br />

ma<strong>ß</strong>nahmen nicht nur – im wahrsten Sinne<br />

des Wortes – Farbe in d<strong>ie</strong> Stadt gebracht.<br />

D<strong>ie</strong>se Ma<strong>ß</strong>nahmen tragen aufgrund ihres<br />

hohen <strong>ener</strong>getischen Anspruchs zudem in<br />

nicht unerheblichem Ma<strong>ß</strong>e zur Ver -<br />

ringerung des Energ<strong>ie</strong> verbrauchs und somit<br />

des CO2-Aussto<strong>ß</strong>es bei.<br />

Mit der Gründung ihrer Tochter gesell -<br />

schaft, der W<strong>ohnbau</strong> M<strong>ie</strong>terservice <strong>GmbH</strong>,<br />

ist es der W<strong>ohnbau</strong> gelungen, zahlreichen<br />

ehemals langzeitarbeitslosen Menschen<br />

w<strong>ie</strong>der eine berufliche und damit eine<br />

Oberbürgermeister Heinz Peter Haumann<br />

Lebensperspektive zu geben. Davon profit<strong>ie</strong>rt<br />

nicht zuletzt auch d<strong>ie</strong> Stadt G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en,<br />

wurden d<strong>ie</strong>se Menschen doch von<br />

Transferleistungsempfängern zu Steuer -<br />

zahlern. Auch stellt d<strong>ie</strong> W<strong>ohnbau</strong> mit ihrem<br />

Tochterunternehmen unter Beweis, d<strong>as</strong>s<br />

sich Investitionen in den Bestand und in<br />

Arbeitskräfte nicht zwangsläufig negativ<br />

auf d<strong>ie</strong> wirtschaftlichen Gewinne eines<br />

Unternehmens auswirken müssen. Genau<br />

d<strong>as</strong> Gegenteil war bei der W<strong>ohnbau</strong> zu<br />

beobachten: Nur durch d<strong>ie</strong>se Konzepte<br />

konnte es ihr letztlich gelingen, sich von<br />

einem Zuschussunternehmen, d<strong>as</strong> den städtischen<br />

Haushalt jährlich Millionenbeträge<br />

kostete, zu einer prosper<strong>ie</strong>renden Gesell -<br />

schaft zu entwickeln. U. a. erfahren S<strong>ie</strong>, l<strong>ie</strong>be<br />

Leserinnen und Leser, in d<strong>ie</strong>sem Heft<br />

etw<strong>as</strong> über d<strong>ie</strong> im Rahmen einer professionellen<br />

Stud<strong>ie</strong> ermittelten wirtschaftlichen<br />

Auswirkungen, d<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong> Arbeit der W<strong>ohnbau</strong><br />

nicht nur für d<strong>ie</strong> Stadt G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en, sondern für<br />

d<strong>ie</strong> ganze Region hat. L<strong>as</strong>sen S<strong>ie</strong> mich vorweg<br />

nur so v<strong>ie</strong>l verraten: D<strong>ie</strong> Vorbild -<br />

funktion der W<strong>ohnbau</strong> in Bezug auf einer<br />

regionale Kreislaufwirtschaft wird in d<strong>ie</strong>ser<br />

Stud<strong>ie</strong> sehr deutlich.<br />

Eines der Leuchtturmprojekte, d<strong>ie</strong> Wohn -<br />

bau und W<strong>ohnbau</strong> M<strong>ie</strong>terservice in den vergangenen<br />

Jahren durchgeführt haben, war<br />

d<strong>as</strong> EU-geförderte Projekt NEJO – Neue<br />

Energ<strong>ie</strong>n und neue Jobs Mittelhessen. D<strong>ie</strong><br />

mit dem Projekt einhergehende Zusam -<br />

men arbeit der W<strong>ohnbau</strong> mit anderen<br />

mittelhessischen Institutionen sow<strong>ie</strong> der<br />

Austausch mit Partnern aus Polen und<br />

Ital<strong>ie</strong>n hat ihre Bereitschaft gezeigt, über<br />

den ‘Tellerrand’ hinauszuschauen, sich neuen<br />

Ideen und Eindrücken zu stellen und d<strong>ie</strong>se<br />

in d<strong>ie</strong> eigene Arbeit vor Ort mit einfl<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en<br />

zu l<strong>as</strong>sen – zum Wohle der G<strong>ie</strong><strong>ß</strong><strong>ener</strong><br />

Bürgerinnen und Bürger.<br />

Natürlich gab es neben den h<strong>ie</strong>r von mir<br />

genannten noch zahlreiche andere Pro -<br />

jekte, d<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong> W<strong>ohnbau</strong> zu der Gesellschaft<br />

gemacht haben, d<strong>ie</strong> s<strong>ie</strong> heute ist. Eine<br />

Auswahl d<strong>ie</strong>ser Projekte finden S<strong>ie</strong> in d<strong>ie</strong>ser<br />

Sonderausgabe der Gugge’ma. Daher bitte<br />

ich S<strong>ie</strong>, l<strong>ie</strong>be Leserinnen und Leser: Nutzen<br />

S<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong>se Möglichkeit, sich ein Bild über d<strong>ie</strong><br />

Arbeit der W<strong>ohnbau</strong> der vergangenen<br />

Jahre zu machen. Ich bin überzeugt, d<strong>as</strong>s<br />

auch S<strong>ie</strong> zu dem gleichen Ergebnis kommen<br />

werden w<strong>ie</strong> ich: D<strong>as</strong>s d<strong>ie</strong> W<strong>ohnbau</strong> heute<br />

für d<strong>ie</strong> Stadt G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en und ihre Bürgerinnen<br />

und Bürger ein unverzichtbarer Partner ist.<br />

Eine informative Lektüre wünscht Ihr<br />

Heinz-Peter Haumann


Unserem Auftrag entsprechend leben in<br />

unseren Wohnungen v<strong>ie</strong>le arbeitslose und<br />

benachteiligte Menschen. Gleichzeitig<br />

haben wir – auch aufgrund anderer Prio -<br />

ritäten setzungen in der Vergangenheit –<br />

einen erheblichen San<strong>ie</strong>rungsbedarf am<br />

Gebäudebestand. D<strong>ie</strong>sen Widerspruch aufzulösen<br />

ist eine unserer Hauptz<strong>ie</strong>l -<br />

setzungen. Mit der Schaffung von Dauer -<br />

arbeitsplätzen im handwerklichen, aber<br />

auch im Bereich m<strong>ie</strong>teror<strong>ie</strong>nt<strong>ie</strong>rter D<strong>ie</strong>nst -<br />

leistungen zeigen wir zum einen ehemals<br />

langzeitarbeitslosen und auch schwerbehinderten<br />

Menschen neue Perspektiven<br />

auf. Zum anderen tragen wir dazu bei,<br />

durch verbesserten Service und Präsenz vor<br />

Ort nicht nur d<strong>ie</strong> Wohn- und Lebens -<br />

qualität, sondern auch d<strong>ie</strong> Sicherheit in<br />

unseren Wohnquart<strong>ie</strong>ren deutlich zu erhöhen.<br />

D<strong>ie</strong> Einbindung möglichst v<strong>ie</strong>ler Akteure<br />

aus Wissenschaft, sozialen Initiativen und<br />

Verbänden, Verwaltung und Wirtschaft in<br />

unsere Projekte b<strong>ie</strong>tet d<strong>ie</strong> Chance, d<strong>ie</strong><br />

Interessen und Bedürfnisse aller mittelbar<br />

oder unmittelbar betroffenen Personen in<br />

d<strong>ie</strong> Planung und Umsetzung von<br />

Ma<strong>ß</strong>nahmen mit einfl<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en zu l<strong>as</strong>sen und<br />

deren Akzeptanz zu erhöhen. Eine wichtige<br />

Rolle sp<strong>ie</strong>lt h<strong>ie</strong>rbei d<strong>ie</strong> Beteiligung unserer<br />

M<strong>ie</strong>terinnen und M<strong>ie</strong>ter über einen demo-<br />

D<strong>as</strong> G<strong>ie</strong><strong>ß</strong><strong>ener</strong> W<strong>ohnbau</strong> M<strong>agazin</strong><br />

D<strong>ie</strong> Unternehmensphilosoph<strong>ie</strong><br />

der W<strong>ohnbau</strong> G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en <strong>GmbH</strong><br />

Als Wohnungsgesellschaft der Stadt G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en<br />

bildet unser Unter nehmen eine wichtige<br />

Schnittstelle zwischen kommunaler Verwal -<br />

tung und den G<strong>ie</strong><strong>ß</strong><strong>ener</strong> Bürger innen und<br />

Bürgern. Neben unserem satzungs gemä<strong>ß</strong>en Auftrag, d<strong>ie</strong> G<strong>ie</strong><strong>ß</strong><strong>ener</strong><br />

Bevölkerung mit sozial verantwortbarem Wohnraum zu versorgen,<br />

sehen wir unsere Aufgabe in erster Lin<strong>ie</strong> auch darin, mit innovativen<br />

und kreativen Konzepten eine ökono misch, ökologisch und sozial<br />

nachhaltige Stadtentwicklung voranzutreiben. Mit dem Z<strong>ie</strong>l, d<strong>ie</strong><br />

Stadt G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en für Menschen aus allen sozialen Schichten und Alters -<br />

gruppen lebens- und l<strong>ie</strong>benswert zu gestalten, bringen wir uns aktiv<br />

in kommunale Entwicklungsprozesse ein.<br />

Als privatwirtschaftlich organis<strong>ie</strong>rtes Unternehmen können wir uns<br />

dabei gewissen ökonomischen Zwängen natürlich nicht ent z<strong>ie</strong>hen.<br />

Unser Anl<strong>ie</strong>gen aber ist es, mit unseren Aktivitäten und Projekten<br />

aufzuzeigen, d<strong>as</strong>s ökonomische Z<strong>ie</strong>lsetzungen keineswegs zu sozialen<br />

und ökologischen in Widerspruch stehen müssen.<br />

In G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en Zuhause.<br />

kratisch gewählten Unternehmens m<strong>ie</strong>ter -<br />

rat, der ein weitreichendes Mitbe -<br />

stimmungs recht bei allen entscheidenden<br />

Vorhaben des Unternehmens hat.<br />

Um den Anforderungen, d<strong>ie</strong> sich aus der<br />

Umwandlung einer Wohnungsverwaltungsin<br />

eine Quart<strong>ie</strong>rsentwicklungsgesellschaft<br />

ergeben, gewachsen zu sein, sind auch<br />

innerhalb unseres Unternehmens Struk -<br />

turen erforderlich, d<strong>ie</strong> uns in d<strong>ie</strong> Lage versetzen,<br />

unsere Vorhaben z<strong>ie</strong>lor<strong>ie</strong>nt<strong>ie</strong>rt<br />

umzusetzen. D<strong>as</strong> teamor<strong>ie</strong>nt<strong>ie</strong>rte Arbeiten<br />

unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

fördert den Informationsaustausch sowohl<br />

untereinander als auch mit den M<strong>ie</strong>ter -<br />

innen und M<strong>ie</strong>tern. Ein hohes Ma<strong>ß</strong> an<br />

Eigenverantwortung für den eigenen<br />

Arbeitsbereich sow<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong> Möglichkeit zu<br />

laufender beruflicher Weiterbildung erweisen<br />

sich als motivationsfördernd und führen<br />

zu einer hohen Identifikation mit unserem<br />

Unternehmen.<br />

Aufgrund der nachweislich positiven wirtschaftlichen<br />

und sozialen Auswirkungen<br />

unserer Arbeit sehen wir uns in unseren<br />

Unternehmenskonzepten bestätigt. S<strong>ie</strong> sind<br />

uns Ansporn, den eingeschlagenen Weg<br />

zum Wohle der in G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en lebenden<br />

Menschen weiterzugehen.<br />

3


4<br />

„G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en um 1939“<br />

D<strong>ie</strong> 30er Jahre<br />

Nach dem 1. Weltkr<strong>ie</strong>g st<strong>ie</strong>g d<strong>ie</strong> Einwohner -<br />

zahl und damit der Wohnungsbedarf in der<br />

Stadt G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en rapide an. D<strong>ie</strong> damit einhergehenden<br />

steigenden M<strong>ie</strong>tpreise waren für<br />

weite Teile der Bevölkerung nicht mehr<br />

finanz<strong>ie</strong>rbar. D<strong>ie</strong>s war d<strong>ie</strong> Geburtstunde der<br />

W<strong>ohnbau</strong> G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en <strong>GmbH</strong>, d<strong>ie</strong> zunächst als<br />

„Gemeinnützige Wohnungsbau <strong>GmbH</strong><br />

G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en“ am 16. Mai 1936 ins Leben gerufen<br />

wurde.<br />

Im ersten Geschäftsjahr konnten bereits d<strong>ie</strong><br />

ersten 30 Wohnungen in sechs neu errichteten<br />

Häusern im Schwarzlachweg und in der<br />

Schottstra<strong>ß</strong>e bezogen werden. Bis zum Jahr<br />

1939 folgten 330 Wohnungen im Schwarz -<br />

lachweg sow<strong>ie</strong> 78 Wohnungen im Leim -<br />

kauter Weg.<br />

Schon damals galt d<strong>ie</strong> San<strong>ie</strong>rung als eine der<br />

Kernaufgaben der W<strong>ohnbau</strong>, so d<strong>as</strong>s d<strong>ie</strong><br />

Linderung der Wohnungsnot nicht nur<br />

durch Neubau, sondern auch durch<br />

Erneuerung alten Gebäudebestandes er -<br />

folgte. 1939 konnten h<strong>ie</strong>rdurch 23 Wohn<br />

ungen und acht Geschäftseinheiten im<br />

Bereich Kirchenplatz / Lindenplatz / Schloss -<br />

g<strong>as</strong>se an M<strong>ie</strong>ter übergeben werden.<br />

An Herausforderungen hat<br />

Ein geschichtlicher Abriss<br />

„W<strong>ie</strong>deraufbau Am Sandfeld 17-27 (1946)“<br />

D<strong>ie</strong> 40er Jahre<br />

Mit den verheerenden Luftangriffen auf G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en am 6. Dezember 1944 begann auch für d<strong>ie</strong><br />

Gemeinnützige Wohnungsbau <strong>GmbH</strong> G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en eine schw<strong>ie</strong>rige Ära, d<strong>ie</strong> v<strong>ie</strong>l Leid, aber auch<br />

gro<strong>ß</strong>e Herausforderungen brachte. Einige der gerade errichteten Häuser im<br />

Schwarzlachgeb<strong>ie</strong>t wurden bis auf d<strong>ie</strong> Grundmauern zerstört, alle anderen Häuser der<br />

Gesellschaft wurden leicht bis schwer beschädigt. Nicht eines der bisher erbauten 469<br />

Häuser überstand d<strong>ie</strong> Angriffe unbeschadet.<br />

Um den zahlreichen ausgebombten Menschen neuen Wohnraum anb<strong>ie</strong>ten zu können,<br />

begann d<strong>ie</strong> Gesellschaft noch 1944 mit behelfsmä<strong>ß</strong>igen Instandsetzungs ma<strong>ß</strong>nahmen,<br />

soweit es der Mangel an Baumaterial und Energ<strong>ie</strong> zul<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en. Auch standen Arbeitskräfte<br />

nur in sehr bescheidenden Umfang zur Verfügung, so d<strong>as</strong>s d<strong>ie</strong> ehemaligen und zukünftigen<br />

M<strong>ie</strong>ter d<strong>ie</strong> anfallenden Arbeiten grö<strong>ß</strong>tenteils in Eigenreg<strong>ie</strong> durchführten.<br />

D<strong>ie</strong> Nachkr<strong>ie</strong>gsjahre standen unter dem Eindruck enormer Flüchtlingsströme aus den<br />

Ostgeb<strong>ie</strong>ten. Durch d<strong>ie</strong> Zusammen f<strong>as</strong>sung<br />

einzelner Mansardenzimmer und Keller -<br />

räume wurden neue Wohneinheiten<br />

geschaffen. Zudem wurden an der<br />

Margaretenhütte, dem Eulenkopf und<br />

dem Läufertsröder Weg auf d<strong>ie</strong> Schnelle<br />

Gebäude in sehr einfacher und kostengünstiger<br />

Bauweise errichtet.<br />

Dank der gro<strong>ß</strong>en gemeinschaftlichen<br />

Anstrengungen waren bereits 1947<br />

rund 74% der 496 gesellschaftseigenen<br />

Wohn ungen w<strong>ie</strong>der hergestellt<br />

oder im W<strong>ie</strong>der aufbau begriffen.


es n<strong>ie</strong> gefehlt<br />

D<strong>ie</strong> 50er Jahre<br />

„Neubau Lärchenwäldchen (1954)“<br />

Anfang d<strong>ie</strong>ses Jahrzehnts kam es zur ersehnten Kehrtwende. Nicht<br />

nur war der gesamte Wohnungsbestand der Gesell schaft w<strong>ie</strong>derhergestellt,<br />

man sah sich auch in der Lage, Trümmer grundstücke zu<br />

erwerben und d<strong>ie</strong> dortigen Gebäude w<strong>ie</strong>der aufzubauen. Der<br />

Wohnungs bestand erhöhte sich auf 650 Wohn einheiten.<br />

In den Folgejahren wurden erstmals auch Hochhäuser errichtet, als<br />

erstes d<strong>ie</strong> neungeschossigen Häuser im Lärchen wäld chen.<br />

Um d<strong>ie</strong> Enttrümmerung der Grundstücke, den W<strong>ie</strong>deraufbau der<br />

zerstörten Häuser, d<strong>ie</strong> Schaffung von Kleinwohnungen und den<br />

W<strong>ie</strong>deraufbau der völlig zerstörten Innenstadt vorantreiben zu<br />

können, wurde am 06. August 1951 d<strong>ie</strong> Gemeinnützige<br />

W<strong>ie</strong>deraufbau AG ins Leben gerufen. D<strong>ie</strong>se übernahm eine Reihe<br />

von Betreuungs aufgaben, um d<strong>as</strong> Stadtzentrum bis 1960 w<strong>ie</strong>der<br />

aufzubauen.<br />

Ab 1957 war d<strong>ie</strong> Gesellschaft in der Lage, verstärktes Augenmerk<br />

auch auf Ausstattungs verbesserungen ihrer Wohnungen zu legen.<br />

Den höheren Ansprüchen der M<strong>ie</strong>terschaft wurde mit dem Einbau<br />

gekachelter Bäder und Küchen sow<strong>ie</strong> Einbauschränken und<br />

Balkonen Rechnung getragen. Auch Garagen und überdachte<br />

Abstellplätze gehörten zum Investitionsprogramm.<br />

1958 übernahm d<strong>ie</strong> Gesellschaft von der Stadt G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en d<strong>ie</strong><br />

Verwaltung ihrer Wohn ein heiten sow<strong>ie</strong> d<strong>as</strong> Mahnwesen. Einzige<br />

Ausnahme waren d<strong>ie</strong> 140 Not stands wohnungen und Unterkünfte,<br />

d<strong>ie</strong> ausschl<strong>ie</strong><strong>ß</strong>lich für Zwangsgeräumte errichtet worden waren.<br />

D<strong>ie</strong>se „Ghettois<strong>ie</strong>rung“ sozial schwacher Menschen führte zu enormen<br />

Problem lagen, den so genannten sozialen Brennpunkten.<br />

„Neubau Troppauer Stra<strong>ß</strong>e 26-28 (1960)“<br />

D<strong>ie</strong> 60er Jahre<br />

D<strong>as</strong> G<strong>ie</strong><strong>ß</strong><strong>ener</strong> W<strong>ohnbau</strong> M<strong>agazin</strong><br />

Ab 1959 übernahm d<strong>ie</strong> Gemeinnützige Wohnungsbau G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en<br />

<strong>GmbH</strong> d<strong>as</strong> ehrgeizige Projekt der Erschl<strong>ie</strong><strong>ß</strong>ung und Bebauung der<br />

„Neuen Wohnstadt Rodtberg“ in der Nordstadt. Bis 1964 entstanden<br />

in der oberen Nordstadt zahlreiche Mehrfamil<strong>ie</strong>n häuser und<br />

Eigen heime, Arztpraxen und M<strong>ie</strong>tgaragen sow<strong>ie</strong> ein Geschäfts -<br />

zentrum.<br />

Knapper werdendes Bauland, unzureichende öffentliche<br />

Förderung und gest<strong>ie</strong>gene Baupreise führten ab Mitte der 60er<br />

Jahre zu einem deutlichen Rückgang der allgemeinen Bautätigkeit.<br />

Der Gemeinnützigen Wohnungsbau G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en <strong>GmbH</strong> gelang es 1967<br />

zwar, ihre Bautätigkeit auf Vor jahresniveau zu halten, d<strong>ie</strong> Gemein -<br />

nützige W<strong>ie</strong>deraufbau AG jedoch konnte für d<strong>ie</strong>ses Jahr kein neues<br />

Bauprogramm vorlegen.<br />

D<strong>ie</strong>se Situation führte dazu, d<strong>as</strong>s d<strong>ie</strong> beiden städtischen<br />

Wohnungsunternehmen zum 01. Januar 1968 miteinander verschmolzen<br />

wurden. Am 14. Oktober 1968 wurde d<strong>ie</strong> neue<br />

Gesellschaft unter dem Namen „W<strong>ohnbau</strong> G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en <strong>GmbH</strong>“ in d<strong>as</strong><br />

Handelsregister eingetragen.<br />

5


6<br />

An Herausforderungen hat es n<strong>ie</strong> gefehlt<br />

„Neubau Herderweg 4 (1973)“<br />

D<strong>ie</strong> 70er Jahre<br />

„Eulenkopf 6-8 nach der San<strong>ie</strong>rung“<br />

Zu Beginn der 70er Jahre erstreckte sich d<strong>ie</strong><br />

Bautätigkeit der W<strong>ohnbau</strong> in erster Lin<strong>ie</strong><br />

auf d<strong>ie</strong> heutige Weststadt. Bereits Mitte der<br />

sechziger Jahre hatte h<strong>ie</strong>r d<strong>ie</strong> Bebauung mit<br />

Mehrfamil<strong>ie</strong>nhäusern und Hochhäusern<br />

begonnen. Da d<strong>ie</strong> starke Neubautätigkeit<br />

im sozialen Wohnungsbau zu Baupreis -<br />

erhöhungen führte, ging d<strong>ie</strong> W<strong>ohnbau</strong><br />

dazu über, v<strong>ie</strong>le der Gebäude in kostengünstiger<br />

Fertigbauweise zu errichten. Eine<br />

Entscheidung, d<strong>ie</strong> bereits nach wenigen<br />

Jahren hohe notwendige Instandhaltungsund<br />

San<strong>ie</strong>rungsarbeiten nach sich zog.<br />

Statistisch gesehen war der Wohnungs -<br />

bedarf der deutschen Bevölke rung Mitte<br />

der 70er Jahre gedeckt. D<strong>ie</strong> Qualitäts -<br />

ansprüche der M<strong>ie</strong>terschaft st<strong>ie</strong>gen jedoch<br />

an, so d<strong>as</strong>s d<strong>ie</strong> reale Nachfrage nach Wohn -<br />

raum relativ hoch war. D<strong>ie</strong> Gesell schaft konzentr<strong>ie</strong>rte<br />

sich jetzt vermehrt auf Instand -<br />

haltungs- und Moderni s<strong>ie</strong>rungs ma<strong>ß</strong>nah men.<br />

D<strong>ie</strong> 80er Jahre<br />

In d<strong>ie</strong>sem Zeitraum erkannte man erstmals d<strong>as</strong> Problem der<br />

„Verödung der Innenstädte“. D<strong>ie</strong> Menschen zog es aus der Stadt<br />

hinaus ins Umland, wo d<strong>ie</strong> Baupreise deutlich günstiger waren. Um<br />

d<strong>ie</strong>sem Trend entgegenzuwirken, begann d<strong>ie</strong> W<strong>ohnbau</strong> mit der<br />

Beplanung eines freigewordenen Geb<strong>ie</strong>tes zwischen Schanzenund<br />

Mühlstra<strong>ß</strong>e. Ab 1979 wurde h<strong>ie</strong>r eine Mehrzweckanlage mit<br />

79 M<strong>ie</strong>t wohnungen, 20 Eigentumswohnungen und 1200 qm Ge -<br />

wer be fläche sow<strong>ie</strong> drei unterirdischen Parkebenen gebaut.<br />

Eines der ehrgeizigsten Projekte, d<strong>as</strong> d<strong>ie</strong> W<strong>ohnbau</strong> im Laufe ihrer<br />

Geschichte in Angriff nahm, war ab Mitte der 80er bis Ende der<br />

90erJahre d<strong>ie</strong> San<strong>ie</strong>rung der sozialen Brennpunkte Margareten -<br />

hütte, Eulenkopf und Gummiinsel. In den kurz nach dem Kr<strong>ie</strong>g<br />

errichteten Schlicht wohnungen hatte sich auf Grund der äu<strong>ß</strong>erst<br />

mangelhaften Wohnungssituation und jahrelanger Zwangs -<br />

einweisungen eine derart problematische Sozialstruktur herausgebildet,<br />

d<strong>as</strong>s dringender Handlungs bedarf entstand.<br />

Um d<strong>ie</strong> Kon flikt potenziale so gering w<strong>ie</strong> möglich zu halten, wurden<br />

d<strong>ie</strong> Bewohner von Anfang an aktiv in d<strong>ie</strong> Planungen mit einbezogen.<br />

Es war d<strong>ie</strong> Grundsteinlegung des bis heute exist<strong>ie</strong>renden<br />

Unternehmens m<strong>ie</strong>terrates.


D<strong>ie</strong> 90er Jahre<br />

„Dachausbau Hardtallee“<br />

Mit dem Zuzug von Spätauss<strong>ie</strong>dlern aus Ost -<br />

europa und Menschen aus der ehemaligen<br />

DDR ger<strong>ie</strong>t der G<strong>ie</strong><strong>ß</strong><strong>ener</strong> Wohnungs markt<br />

erneut unter Druck. D<strong>ie</strong> W<strong>ohnbau</strong> reag<strong>ie</strong>rte<br />

mit der Schaffung von Wohnraum durch<br />

Dachausbau und Aufstockung bestehender<br />

Gebäude. Auch wurden marode Garagen<br />

und Gebäude abgerissen und auf den freigewordenen<br />

Flächen neuer Wohnraum<br />

errichtet. Der Bauboom h<strong>ie</strong>lt bis Mitte der<br />

90er Jahre an.<br />

Seit im Jahre 1990 d<strong>ie</strong> Gemeinnützigkeit für<br />

Wohnungsbaugesellschaften vom Gesetz -<br />

geber aufgehoben wurde, war auch d<strong>ie</strong><br />

W<strong>ohnbau</strong> gefordert, ihre Arbeit an wirtschaftlichen<br />

Z<strong>ie</strong>lsetzungen auszurichten,<br />

ohne jedoch ihren sozialen Anspruch aus<br />

den Augen zu verl<strong>ie</strong>ren. Mit dem Wechsel<br />

der Geschäftsführung, d<strong>ie</strong> den Auftrag<br />

be kam, d<strong>ie</strong> W<strong>ohnbau</strong> von einer Wohnungs -<br />

verwaltungs- in eine moderne Stadt ent -<br />

wicklungsgesellschaft umzuwandeln, begann<br />

1996 für d<strong>ie</strong> W<strong>ohnbau</strong> eine neue Ära.<br />

D<strong>as</strong> G<strong>ie</strong><strong>ß</strong><strong>ener</strong> W<strong>ohnbau</strong> M<strong>agazin</strong><br />

7


8<br />

Stellt man d<strong>ie</strong> Frage nach den<br />

Aufgaben der W<strong>ohnbau</strong>, so<br />

bekommt man nach w<strong>ie</strong> vor<br />

häufig d<strong>ie</strong> Antwort, s<strong>ie</strong> sei für<br />

d<strong>ie</strong> Bereitstellung von Sozial -<br />

wohnungen zuständig. Ganz<br />

falsch ist d<strong>as</strong> nicht, greift aber<br />

bei Weitem zu kurz. Als privat -<br />

rechtlich geführtes Wirtschafts -<br />

unternehmen ist d<strong>ie</strong> W<strong>ohnbau</strong><br />

den gleichen Markt mechanismen<br />

unterworfen, w<strong>ie</strong> jedes andere<br />

Unternehmen auch. Gleichzeitig<br />

aber muss s<strong>ie</strong> ihrem satzungsgemä<strong>ß</strong>en<br />

Auftrag nachkommen,<br />

d<strong>ie</strong> Bürgerinnen und Bürger der<br />

Stadt G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en mit bezahlbarem<br />

Wohnraum zu versorgen. D<strong>ie</strong><br />

Gugge’ma sprach mit Geschäfts -<br />

führer Volker Behnecke und dem<br />

Leiter des Regionalverbandes<br />

Mittelhessen des Bundesver -<br />

bandes mittelständische Wirt -<br />

schaft, Frank G. H. Neumann,<br />

über d<strong>ie</strong> Rolle der W<strong>ohnbau</strong> in<br />

der Region.<br />

Quelle: Pestel Institut<br />

Beschäftigungseffekte der<br />

W<strong>ohnbau</strong> M<strong>ie</strong>terservice <strong>GmbH</strong> 28 *<br />

Garant für eine regionale<br />

D<strong>ie</strong> W<strong>ohnbau</strong> ist v<strong>ie</strong>l mehr als ein Verm<strong>ie</strong>ter von<br />

Herr Behnecke, v<strong>ie</strong>le Wohnungs unter -<br />

nehmen sind in den letzten Jahren an<br />

private Investoren verkauft worden.<br />

Wäre es für G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en nicht attraktiv, d<strong>as</strong><br />

auch mit der W<strong>ohnbau</strong> zu tun?<br />

Behnecke: Kurzfristig sicherlich.<br />

Denn Hinter grund der Verkäufe ist ja, d<strong>as</strong>s<br />

d<strong>ie</strong> Kommunen für ihren Wohnungs -<br />

bestand zunächst sehr v<strong>ie</strong>l Geld bekommen.<br />

Damit können s<strong>ie</strong> dann ihren Haushalt<br />

san<strong>ie</strong>ren und wichtige Investitionen tätigen.<br />

Aber?<br />

Behnecke: D<strong>ie</strong>ser Effekt hält, so hat man<br />

nachgerechnet, für ca. v<strong>ie</strong>r Jahre. Solange<br />

reicht d<strong>as</strong> Geld. Danach aber ist es nicht nur<br />

so, d<strong>as</strong>s d<strong>as</strong> Geld ausgegeben ist. Zusätzlich<br />

hat d<strong>ie</strong> Kommune sämtliche Einfluss -<br />

möglich keiten auf eine gesunde Stadt -<br />

entwicklung im Bereich Wohnen verloren.<br />

Und d<strong>ie</strong> Sekundäreffekte sind dann auch<br />

weg gebrochen.<br />

Neu mann:<br />

Genau<br />

d<strong>as</strong> ist der<br />

Punkt.<br />

Ökono -<br />

mische<br />

Sicherheit kann<br />

dauerhaft nur<br />

über Regio nal -<br />

in der Stadt im übrigen im übrigen insge-<br />

G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en Nahbereich Deutschland samt<br />

17 101 145<br />

Beschäftigungseffekte<br />

W<strong>ohnbau</strong> G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en <strong>GmbH</strong> 100 50 413 563<br />

direkt in beiden Unternehmen 234 - - 234<br />

Summe 362 67 514 943<br />

Ausgelöste indirekte und induz<strong>ie</strong>rte Arbeitsplatzeffekte durch d<strong>ie</strong> Tätigkeit der W<strong>ohnbau</strong> G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en <strong>GmbH</strong><br />

und unmittelbare Arbeitsplätze bei der W<strong>ohnbau</strong> G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en <strong>GmbH</strong> und der W<strong>ohnbau</strong> M<strong>ie</strong>terservice <strong>GmbH</strong><br />

*in Personen<br />

is<strong>ie</strong>rungskonzepte und nicht über einen<br />

Ausverkauf sichergestellt werden. Mit<br />

einem Ausverkauf türkt man nur kurzfristig<br />

seine Bilanzen. D<strong>ie</strong> W<strong>ohnbau</strong> muss,<br />

um für ihre Kundschaft attraktiv zu<br />

bleiben, ökonomisch nachhaltig wirtschaften,<br />

invest<strong>ie</strong>ren und Konzepte entwickeln.<br />

D<strong>as</strong> gilt für andere Eigentümer der<br />

Wohnungen doch auch.<br />

Neumann: Nein, nicht zwingend. D<strong>ie</strong> gro<strong>ß</strong>en<br />

Immobil<strong>ie</strong>nunternehmen leben nicht<br />

davon, d<strong>as</strong>s es der G<strong>ie</strong><strong>ß</strong><strong>ener</strong> Bevölkerung<br />

gut geht. S<strong>ie</strong> leben von den Geldanlagen<br />

ihrer Anleger. Und d<strong>ie</strong> sitzen zumeist nicht<br />

mal in Deutschland. Der Einfluss der Wohn -<br />

bau aber reicht v<strong>ie</strong>l weiter, in d<strong>ie</strong> untersch<strong>ie</strong>dlichsten<br />

Bereiche hinein.<br />

Nämlich?<br />

Behnecke: D<strong>ie</strong> W<strong>ohnbau</strong> unterstützt durch<br />

ihre Arbeit praktisch eine regionale<br />

Kreislaufwirtschaft. Nur wenn wir unsere<br />

Häuser san<strong>ie</strong>ren, werden s<strong>ie</strong> für Kunden<br />

aus allen Bevölkerungsschichten attraktiv.<br />

Um d<strong>ie</strong> Häuser


Kreislaufwirtschaft<br />

Sozialwohnungen<br />

zu san<strong>ie</strong>ren, müssen wir hohe Investitionen<br />

tätigen. Da wir ausschl<strong>ie</strong><strong>ß</strong>lich mit regionalen<br />

Unternehmen zusammenarbeiten,<br />

bekommen d<strong>ie</strong>se d<strong>ie</strong> Aufträge. D<strong>as</strong> w<strong>ie</strong>derum<br />

schafft und sichert Arbeitsplätze vor<br />

Ort. D<strong>ie</strong>se Arbeitnehmer w<strong>ie</strong>derum zahlen<br />

Steuern und geben ihr Geld ebenfalls überw<strong>ie</strong>gend<br />

in ihrer Region aus – und zahlen<br />

womöglich bei uns ihre M<strong>ie</strong>te, d<strong>ie</strong> wir<br />

w<strong>ie</strong>derum invest<strong>ie</strong>ren.<br />

Neumann:<br />

Unternehmen w<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong> W<strong>ohnbau</strong> sichern<br />

also nicht nur sich selbst, sondern leisten<br />

zudem einen wichtigen Beitrag zur<br />

Sicherung der regionalen Infr<strong>as</strong>truktur.<br />

Denn d<strong>as</strong> Geld, d<strong>as</strong> d<strong>ie</strong> W<strong>ohnbau</strong> h<strong>ie</strong>r vor<br />

Ort invest<strong>ie</strong>rt, bleibt auch vor Ort und landet<br />

nicht irgendwo in Übersee. Hinzu<br />

kommt, d<strong>as</strong>s sich in Regionen, wo es<br />

Akteure w<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong> W<strong>ohnbau</strong> gibt, auch andere<br />

Unternehmen ans<strong>ie</strong>deln. Dadurch wird<br />

Quelle: Pestel Institut<br />

Wertschöpfungseffekte der<br />

W<strong>ohnbau</strong> M<strong>ie</strong>terservice <strong>GmbH</strong> 1.284 *<br />

nicht nur d<strong>ie</strong> Wirtschaftskraft, sondern<br />

infolge auch d<strong>as</strong> Gemeinwohl gestärkt.<br />

D<strong>as</strong> hei<strong>ß</strong>t d<strong>ie</strong> W<strong>ohnbau</strong> leistet auch<br />

Gemeinwesenarbeit?<br />

Neumann: Indirekt natürlich. Denn zweifelsfrei<br />

ist es doch so, d<strong>as</strong>s eine Gesellschaft<br />

nur funktion<strong>ie</strong>ren kann, wenn s<strong>ie</strong> auch den<br />

Gedanken des Gemeinwohls beherzigt. D<strong>as</strong><br />

Gemein wohl w<strong>ie</strong>derum kann aber nur auf<br />

solider wirtschaft licher Grund lage gedeihen.<br />

Es ist praktisch w<strong>ie</strong> beim Men schen.<br />

Nur in einem gesunden Körper kann auch<br />

ein gesunder Geist leben und umgekehrt.<br />

Ein grober Fehler wäre es, d<strong>as</strong> eine unabhängig<br />

vom andern zu betrachten. Leider<br />

wird d<strong>ie</strong>ser Fehler nur allzu oft begangen.<br />

Behnecke: Wenn S<strong>ie</strong> so wollen, sind wir h<strong>ie</strong>r<br />

beim Grundgedanken der Sozialen<br />

Marktwirtschaft: Im Sinne der Gemein -<br />

schaft invest<strong>ie</strong>ren Unternehmer Geld, von<br />

dem w<strong>ie</strong>derum andere, z. B. d<strong>ie</strong> Arbeits -<br />

kräfte, profit<strong>ie</strong>ren. Und nur, solange der<br />

Geldfluss in einem Kreislaufsystem<br />

in der Stadt im übrigen im übrigen insge-<br />

G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en Nahbereich Deutschland samt<br />

722 4.990 6.996<br />

Wertschöpfungseffekte der<br />

W<strong>ohnbau</strong> G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en <strong>GmbH</strong> 5.224 1.943 21.168 28.335<br />

Summe 6.508 2.664 26.158 35.331<br />

Ausgelöste Bruttowertschöpfungseffekte durch d<strong>ie</strong> Tätigkeit der W<strong>ohnbau</strong> G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en <strong>GmbH</strong><br />

und der W<strong>ohnbau</strong> M<strong>ie</strong>terservice <strong>GmbH</strong><br />

*in 1.000 EUR<br />

D<strong>as</strong> G<strong>ie</strong><strong>ß</strong><strong>ener</strong> W<strong>ohnbau</strong> M<strong>agazin</strong><br />

erhalten bleibt, kann auch alles andere, bis<br />

hin zu den Sozialsystemen, funktion<strong>ie</strong>ren.<br />

Weil d<strong>as</strong> nicht beherzigt wurde, ist unlängst<br />

in der globalen Finanzwirtschaft ganz<br />

gewaltig w<strong>as</strong> sch<strong>ie</strong>f gelaufen. Denn Geld<br />

exist<strong>ie</strong>rt nicht nur um des Geldes willen. Nur<br />

ein Unternehmer, der d<strong>as</strong> erkannt hat und<br />

sich seiner Verantwortung für d<strong>ie</strong><br />

Gemeinschaft bewusst ist, braucht sich auch<br />

um sich selbst und sein Unternehmen keine<br />

Sorgen mehr zu machen.<br />

Womit wir im Bereich der Wirtschaftsethik<br />

wären. Leider haben wir h<strong>ie</strong>r nicht d<strong>ie</strong><br />

Möglichkeit, d<strong>as</strong> weiter<br />

auszuführen. Zusammenf<strong>as</strong>send kann man<br />

aber feststellen, Herr Neumann, d<strong>as</strong>s S<strong>ie</strong><br />

d<strong>ie</strong> W<strong>ohnbau</strong> in der Region für einen<br />

unverzichtbaren Akteur halten?<br />

Neumann: Absolut! D<strong>ie</strong> W<strong>ohnbau</strong> ist ein<br />

mittelständisches Unternehmen, d<strong>as</strong> für d<strong>ie</strong><br />

Region Mittelhessen eine gro<strong>ß</strong>e Strahlkraft<br />

hat. Solch ein Unternehmen aus rein politischen<br />

Gründen vor d<strong>ie</strong> Wand zu fahren,<br />

wäre unverantwortlich. Genauso gut könnte<br />

man d<strong>as</strong> Geld der Bürgerinnen und<br />

Bürger nehmen und im Kamin verbrennen.<br />

Herr Neumann, Herr Behnecke,<br />

wir danken Ihnen für d<strong>as</strong><br />

Gespräch.<br />

Leiter des<br />

Regionalverbandes<br />

Mittelhessen des<br />

Bundesver bandes<br />

mittelständische<br />

Wirt schaft, Frank<br />

G. H. Neumann<br />

9


10<br />

Wenn ein demokratisch gewähltes Parlament ein Vorhaben oder ein<br />

Gesetz mehrheitlich beschl<strong>ie</strong><strong>ß</strong>t, dann kommt es in der Regel auch<br />

zur Umsetzung. D<strong>as</strong> gilt für ein Parlament auf Bundesebene genauso<br />

w<strong>ie</strong> für kommunale Volksvertreter. Nur leider kommt es allzu häufig<br />

vor, d<strong>as</strong> solche Beschlüsse aus rein wirtschaftlichen und lobby -<br />

istischen Interessen Einzelner w<strong>ie</strong>der gekippt werden. So ist bereits<br />

seit einigen Jahren in Diskussion, ob sich d<strong>ie</strong> W<strong>ohnbau</strong> mit ihrem<br />

eigenen Handwerks- und D<strong>ie</strong>nstleistungsunternehmen, der Wohn -<br />

bau M<strong>ie</strong>terservice <strong>GmbH</strong>, am Markt betätigen darf – auch wenn s<strong>ie</strong><br />

sich ausschl<strong>ie</strong><strong>ß</strong>lich um ihren eigenen Wohnungsbestand kümmert.<br />

Ein ausgefeiltes Regionalko<br />

D<strong>ie</strong> W<strong>ohnbau</strong> M<strong>ie</strong>terservice <strong>GmbH</strong> trägt entscheid<br />

D<strong>ie</strong> W<strong>ohnbau</strong> M<strong>ie</strong>terservice <strong>GmbH</strong><br />

wurde vor 10 Jahren vor dem<br />

Hintergrund eines Regional<br />

is<strong>ie</strong>rungskon zeptes ge grün -<br />

det. D<strong>ie</strong> kommunalen Ent -<br />

schei d ungs träger wa r en<br />

damals der Auf f<strong>as</strong>s ung,<br />

d<strong>as</strong>s man zur<br />

Schaffung von Arbeits -<br />

plätzen nicht auf Hilfe<br />

von au<strong>ß</strong>en warten,<br />

sondern selber aktiv<br />

werden müsse. Der<br />

Bestand der W<strong>ohnbau</strong><br />

war (und ist) von einem<br />

enormen San<strong>ie</strong>rungs -<br />

stau betroffen, den es in<br />

den Griff zu bekommen<br />

galt. Als Neben effekt sollten<br />

zusätzlich Arbeits plätze vor Ort<br />

geschaffen werden.<br />

D<strong>ie</strong> Entscheidung, bei der W<strong>ohnbau</strong> eine<br />

eigene Handwerksgesellschaft anzus<strong>ie</strong>deln,<br />

wurde in erster Lin<strong>ie</strong> aus zwei Gründen<br />

getroffen. So sollte es der G<strong>ie</strong><strong>ß</strong><strong>ener</strong><br />

Bevölke rung nicht mehr zugemutet werden,<br />

in einem nicht mehr zeitgemä<strong>ß</strong>en<br />

Wohnungsbestand zu leben, der noch dazu<br />

immer teuerer wurde, weil d<strong>ie</strong> Neben -<br />

kosten r<strong>as</strong>ant anst<strong>ie</strong>gen. Zum anderen mussten<br />

aus ökologischen Gründen neue, ganzheitliche<br />

und nachhaltige San<strong>ie</strong>rungs -<br />

konzepte erarbeitet und möglichst schnell<br />

umgesetzt werden.<br />

Man versprach sich von der<br />

Gründung einer eigenen<br />

Gesellschaft mehrere Vorteile:<br />

1. D<strong>ie</strong> San<strong>ie</strong>rungskonzepte könnten so<br />

gestalten werden, d<strong>as</strong>s s<strong>ie</strong> inhaltlich<br />

und zeitlich in d<strong>ie</strong> Z<strong>ie</strong>le der nachhaltigen<br />

Stadtentwicklung zu integr<strong>ie</strong>ren sind.<br />

Damit sollte auch der Einfluss der Stadt -<br />

planung gesichert werden.<br />

2. Arbeitslose Menschen, d<strong>ie</strong> bei der<br />

W<strong>ohnbau</strong> wohnten, sollten beschäftigt<br />

und damit zu Steuerzahlern werden.<br />

3. D<strong>ie</strong> Wertschöpfung sollte durch den<br />

Einkauf von Baumaterial<strong>ie</strong>n vor Ort in der<br />

Region bleiben.<br />

4. Durch eine eigene Tochtergesellschaft<br />

sollte ein Steuer- und damit ein Kosten -<br />

vorteil g<strong>ener</strong><strong>ie</strong>rt werden. Denn durch d<strong>ie</strong>ses<br />

Konstrukt entfällt für d<strong>ie</strong> W<strong>ohnbau</strong> d<strong>ie</strong><br />

Mehrwertsteuer auf Personalkosten der<br />

M<strong>ie</strong>terservice <strong>GmbH</strong>; w<strong>as</strong> einen erheb -<br />

lichen Vorteil auch für d<strong>ie</strong> M<strong>ie</strong>ter hat,<br />

kann d<strong>as</strong> eingesparte Geld doch w<strong>ie</strong>derum<br />

in d<strong>ie</strong> Gebäudesan<strong>ie</strong>rung invest<strong>ie</strong>rt werden.<br />

Nach einer fachlichen Überprüfung des<br />

Konzeptes und nach zehnjähriger<br />

Erfahrung hat sich d<strong>as</strong> Gründungskonzept<br />

als richtig erw<strong>ie</strong>sen. D<strong>ie</strong> M<strong>ie</strong>terservice<br />

<strong>GmbH</strong> trägt heute entscheidend zum Erfolg<br />

der W<strong>ohnbau</strong> bei. Zudem konnten zahlreiche<br />

Arbeitsplätze geschaffen und d<strong>ie</strong><br />

Nebenkosten, für d<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong> W<strong>ohnbau</strong> verantwortlich<br />

zeichnet, stabil gehalten oder<br />

sogar gesenkt werden. Dennoch wird von<br />

politischen Entscheidungsträgern immer<br />

noch gefordert, d<strong>ie</strong> Zahl der Mitarbeiter zu<br />

begrenzen. Angeblich könnten dann andere<br />

Handwerksunternehmen mehr Aufträge<br />

bekommen. Fakt ist allerdings, d<strong>as</strong>s d<strong>ie</strong><br />

Auftragslage auch für alle anderen Hand -<br />

werks unternehmen aus oben genannten<br />

Gründen dr<strong>as</strong>tisch zurückginge, würde d<strong>ie</strong><br />

M<strong>ie</strong>terservice <strong>GmbH</strong> in ihrer Entwicklung<br />

behindert – mal ganz abgesehen davon, d<strong>as</strong>s<br />

eine solche Forderung ein unzulässiger Ein -<br />

griff in d<strong>ie</strong> Wett bewerbsgesetzgebung ist.


nzept<br />

end zum Erfolg der W<strong>ohnbau</strong> bei<br />

„Engag<strong>ie</strong>rter und motiv<strong>ie</strong>rter<br />

könnten unsere Leute nicht sein“<br />

D<strong>as</strong> G<strong>ie</strong><strong>ß</strong><strong>ener</strong> W<strong>ohnbau</strong> M<strong>agazin</strong><br />

D<strong>ie</strong> W<strong>ohnbau</strong> M<strong>ie</strong>terservice<br />

<strong>GmbH</strong> fe<strong>ie</strong>rt ihr 10jähriges<br />

Bestehen<br />

Mit den Gewerken Elektro, Sanitär und<br />

Entrümpelung fing alles an. Sehr bald<br />

kamen Reinigungskräfte sow<strong>ie</strong> Maler und<br />

Lack<strong>ie</strong>rer hinzu, später auch Gärtner. „D<strong>ie</strong><br />

Einstellung der Mitarbeiter hat sich aus<br />

dem Bedarf heraus ergeben“, erläutert<br />

M<strong>ie</strong>terservice-Prokurist Ulrich Donau.<br />

N<strong>ie</strong>mand habe vor zehn Jahren absehen<br />

können, w<strong>ie</strong> schnell d<strong>as</strong> Handwerks- und<br />

D<strong>ie</strong>nstleistungsunternehmen wachsen würde.<br />

„Haben wir uns zunächst nur um<br />

Kleinreparaturen gekümmert, so machen<br />

wir heute d<strong>ie</strong> ganze Palette handwerklicher<br />

D<strong>ie</strong>nstleistungen, d<strong>ie</strong> bei der San<strong>ie</strong>rung von<br />

Gebäuden anfallen.“ Fünf Mitarbeiter habe<br />

d<strong>as</strong> Unternehmen 1998 in der<br />

Anfangsph<strong>as</strong>e gezählt, inzwischen se<strong>ie</strong>n es<br />

mehr als 150.<br />

„Bei der W<strong>ohnbau</strong> gab es damals eine paradoxe<br />

Situation“, erinnert sich M<strong>ie</strong>ter -<br />

service-Prokuristin Beate Weiland. „Währ -<br />

end d<strong>ie</strong> W<strong>ohnbau</strong>-Häuser von auswärtigen<br />

Arbeitskräften san<strong>ie</strong>rt wurden, standen<br />

unsere arbeitslosen M<strong>ie</strong>ter auf dem Balkon<br />

und schauten zu. D<strong>as</strong> wollten wir ändern.“<br />

Gesagt, getan. Heute sind es tatsächlich in<br />

erster Lin<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong> arbeitslosen M<strong>ie</strong>ter von<br />

damals, d<strong>ie</strong> bei der M<strong>ie</strong>terservice <strong>GmbH</strong><br />

einen Job gefunden haben und nun praktisch<br />

ihr eigenes Zuhause auf Vordermann<br />

bringen und in Ordnung halten. „Enga -<br />

g<strong>ie</strong>rtere und motiv<strong>ie</strong>rtere Mitarbeiter hätten<br />

wir gar nicht bekommen können“, freut<br />

sich Beate Weiland. Natürlich könne man im<br />

Vorfeld n<strong>ie</strong> wissen, als w<strong>ie</strong> engag<strong>ie</strong>rt sich<br />

ein Mitarbeiter herausstellen würde. „D<strong>as</strong><br />

ist bei uns nicht anders, als in jedem anderen<br />

Betr<strong>ie</strong>b auch. Natürlich gab es auch<br />

schlechte Erfahrungen. Aber alles in allem<br />

ist unser Konzept aufgegangen. D<strong>ie</strong><br />

Menschen sind stolz, nicht mehr auf<br />

Transferleistungen angew<strong>ie</strong>sen zu sein.“<br />

Bei der M<strong>ie</strong>terservice <strong>GmbH</strong> gelten neben<br />

fachlichen auch hohe soziale Kriter<strong>ie</strong>n. Im<br />

Arbeitsalltag versucht man, beides optimal<br />

miteinander zu verbinden. Eingestellt werden<br />

in erster Lin<strong>ie</strong> langzeitarbeitslose und<br />

schwer behinderte Menschen. Alle Mit -<br />

arbei terinnen und Mitarbeiter werden<br />

11


12<br />

Ein ausgefeiltes Regionalkonzept<br />

D<strong>ie</strong> Umstellung ihres Fuhrparks auf Elektroautos gehört zu den ökologischen Z<strong>ie</strong>len der W<strong>ohnbau</strong> M<strong>ie</strong>terservice <strong>GmbH</strong><br />

begleitend zu ihrer Tätigkeit laufend qualifiz<strong>ie</strong>rt<br />

und fortgebildet. In den Zeiten des<br />

akuten Ausbildungsplatzmangels hat sich<br />

vor allem der Bereich Ausbildung bei der<br />

M<strong>ie</strong>terservice <strong>GmbH</strong> überproportional entwickelt.<br />

Wurden Leute zunächst nur für den<br />

eigenen Bedarf ausgebildet, so jetzt auch<br />

darüber hinaus. Insgesamt sind es derzeit 23<br />

junge Menschen, d<strong>ie</strong> h<strong>ie</strong>r ihren Start ins<br />

Berufsleben angehen. „Natürlich ist es nicht<br />

schön, den jungen Leuten schon zu Beginn<br />

der Ausbildung an sagen zu müssen, d<strong>as</strong>s<br />

man s<strong>ie</strong> nicht unbefristet übernehmen<br />

kann“, so Ulrich Donau. Aber noch deutlich<br />

schw<strong>ie</strong>riger wäre es doch für s<strong>ie</strong> geworden,<br />

wenn man ihnen deshalb auch d<strong>ie</strong> Chance<br />

auf eine qualifiz<strong>ie</strong>rte Ausbildung verwährt<br />

hätte. „Mit dem Rüstzeug, d<strong>as</strong> s<strong>ie</strong> bei uns<br />

bekommen, sind s<strong>ie</strong> für den Arbeitsmarkt<br />

auf jeden Fall sehr gut gewappnet.“<br />

Als d<strong>ie</strong> gro<strong>ß</strong>e Herausforderung der Zukunft<br />

s<strong>ie</strong>ht man bei der M<strong>ie</strong>terservice <strong>GmbH</strong> d<strong>as</strong><br />

Thema der ökologischen San<strong>ie</strong>rung. „Wir<br />

gehen vermehrt dazu über, ökologische<br />

Baustoffe und Material<strong>ie</strong>n zu verwenden.<br />

Au<strong>ß</strong>erdem bilden wir unsere Leute im<br />

Umgang mit reg<strong>ener</strong>ativen Energ<strong>ie</strong>n aus“<br />

erklärt Donau.<br />

Ein wichtiges Zukunfts projekt sei zudem d<strong>ie</strong><br />

Umstellung des Fuhrparks auf Elektro -<br />

fahrzeuge. „W<strong>ie</strong> bei unserer Mutter -<br />

gesellschaft sind d<strong>ie</strong> drei Pfeiler unseres<br />

Handelns Ökonom<strong>ie</strong>, Ökolog<strong>ie</strong> und soziale<br />

Verantwortung. Bisher sind wir damit sehr<br />

gut gefahren und sind überzeugt, d<strong>as</strong>s sich<br />

d<strong>ie</strong>ser Weg auch in Zukunft bewährt und<br />

weiterentwickeln wird.“<br />

PORTRAIT<br />

Ulrich Donau<br />

Jahrgang 1964, wuchs in G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en auf und<br />

machte sein Abitur an der L<strong>ie</strong>bigschule.<br />

Nach einer Ausbildung zum KFZ-Mecha -<br />

niker l<strong>ie</strong><strong>ß</strong> er sich an der Justus-L<strong>ie</strong>big-<br />

Univer sität im Fachbereich Erz<strong>ie</strong>hungs -<br />

wissenschaften zum Dipl.-Pädagogen ausbilden.<br />

Stud<strong>ie</strong>nbegleitend sammelte er<br />

praktische Berufserfahrung bei der<br />

Initiative für Jugendberufsbildung (IJB) in<br />

G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en. Er gehörte 1998 zum Gründungs -<br />

team der W<strong>ohnbau</strong> M<strong>ie</strong>terservice <strong>GmbH</strong><br />

und ist h<strong>ie</strong>r heute als Prokurist tätig. Zu<br />

seinen Schwerpunktaufgaben gehören<br />

d<strong>as</strong> Schnittstellenmanagement zwischen<br />

W<strong>ohnbau</strong> und W<strong>ohnbau</strong> M<strong>ie</strong>terservice<br />

sow<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong> Organisation des gewerblichtechnischen<br />

Bereiches. Er lebt mit seiner<br />

Lebensgefährtin und seiner Tochter in<br />

Lich.


PORTRAIT<br />

Gino Parson „H<strong>ie</strong>r geht es auch um d<strong>ie</strong> Menschen “<br />

„Als junger Mensch hat man es sehr schwer, wenn man von der Schule in einen Job wechseln muss“, sagt<br />

Gino Parson. Seiner Ansicht nach bereitet d<strong>ie</strong> Schule, w<strong>ie</strong> s<strong>ie</strong> sich in der heutigen Struktur darstellt, ihre<br />

Schülerinnen und Schüler zu wenig auf d<strong>as</strong> ‚tatsächliche Leben’ vor. Ende der Neunziger Jahre machte Gino<br />

Parson seinen qualifiz<strong>ie</strong>rten Hauptschulabschluss und begann anschl<strong>ie</strong><strong>ß</strong>end in Pohlheim mit einer<br />

Ausbildung zum Maler und Lack<strong>ie</strong>rer, d<strong>ie</strong> er aber bereits nach dem ersten Lehrjahr aus persönlichen<br />

Gründen w<strong>ie</strong>der abbrechen musste. „Ich hab’s einfach nicht gepackt“, gesteht er heute ein, „mit allem, w<strong>as</strong><br />

da auf mich zukam, war ich total überfordert.“ Es folgten acht Monate Arbeitslosigkeit, bis er schl<strong>ie</strong><strong>ß</strong>lich<br />

im Jahr 1999 vom Arbeitsamt in eine Arbeitsbeschaffungsma<strong>ß</strong>nahme bei der W<strong>ohnbau</strong> M<strong>ie</strong>terservice<br />

<strong>GmbH</strong> vermittelt wurde. Eine Chance, d<strong>ie</strong> er nicht vertun wollte. „Ich habe h<strong>ie</strong>r d<strong>ie</strong> vorgesehene Zeit<br />

gearbeitet und es hat mir so gut gefallen, d<strong>as</strong>s ich schl<strong>ie</strong><strong>ß</strong>lich fragte, ob ich nicht v<strong>ie</strong>lleicht h<strong>ie</strong>r meine<br />

Ausbildung beenden könnte“, erinnert sich der heute 29jährige. Dazu kam ein klares Ja von<br />

der M<strong>ie</strong>terservice <strong>GmbH</strong>; allerdings könne man ihm sein bereits geleistetes Ausbildungsjahr<br />

nicht anerkennen, sondern er müsse noch mal ganz von vorne anfangen.<br />

„Für mich war d<strong>as</strong> ein echter Glücksgriff“, freut sich Parson heute. Mit gro<strong>ß</strong>er<br />

Motivation sei er an d<strong>ie</strong> Arbeit gegangen, habe seine Ausbildung abgeschlossen und<br />

sei dann übernommen worden. „Bei der W<strong>ohnbau</strong> M<strong>ie</strong>terservice war und ist alles<br />

so ganz anders, als in meinem ersten Ausbildungsbetr<strong>ie</strong>b“, erläutert er. „H<strong>ie</strong>r<br />

haben d<strong>ie</strong> Führungskräfte jederzeit ein offenes Ohr für d<strong>ie</strong> Mitarbeiter, man kann<br />

mit allen Problemen zu ihnen kommen. Wenn mal w<strong>as</strong> sch<strong>ie</strong>f läuft, bekommt<br />

man eine zweite Chance. In anderen Unternehmen geht es häufig nur um d<strong>ie</strong><br />

Leistung, d<strong>ie</strong> gebracht wird, alles andere interess<strong>ie</strong>rt nicht. Bei der<br />

M<strong>ie</strong>terservice ist d<strong>as</strong> anders, h<strong>ie</strong>r geht es auch um d<strong>ie</strong> Menschen.“ Hat Gino<br />

Parson also seinen Traumjob gefunden? „Nein“, sagt der zweifache Vater und<br />

schüttelt lachend den Kopf. „Nein, eigentlich wollte ich immer Profifu<strong>ß</strong>baller<br />

werden. Aber dazu hat es leider nicht gereicht.“ Aber gleich danach, ja,<br />

gleich danach käme sein Job bei der M<strong>ie</strong>terservice <strong>GmbH</strong>. Denn ein besseres<br />

Arbeitsklima, als es h<strong>ie</strong>r herrsche, könne er sicherlich nirgends finden.<br />

„Insgesamt ist d<strong>ie</strong> M<strong>ie</strong>terservice schon 1. Bundesliga“, findet er.<br />

PORTRAIT<br />

Beate Weiland<br />

wurde 1959 geboren und wuchs in Frank -<br />

furt am Main auf. Nach dem Abitur machte<br />

s<strong>ie</strong> eine Aus bildung zur Wirtschafts -<br />

infor ma tikerin und arbeitete an -<br />

schl<strong>ie</strong><strong>ß</strong>end für mehrere Jahre beim<br />

Zentrum für Arbeit und Umwelt G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en<br />

(ZAUG) als Lei terin der Finanzbuch hal -<br />

tung.<br />

Gemein sam mit Geschäfts führer Volker<br />

Behnecke erarbeitete s<strong>ie</strong> d<strong>as</strong> Konzept für<br />

d<strong>ie</strong> Gründung der W<strong>ohnbau</strong> M<strong>ie</strong>terservice<br />

<strong>GmbH</strong> und ist h<strong>ie</strong>r heute als Prokuristin<br />

tätig. Zu ihren Schwerpunkt auf ga ben<br />

gehört d<strong>as</strong> betr<strong>ie</strong>bswirtschaftliche Mana -<br />

ge ment. Beate Weiland hat eine er -<br />

wachsene Tochter und wohnt in G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en.<br />

„Insgesamt ist d<strong>ie</strong> M<strong>ie</strong>terservice schon 1. Bundesliga“<br />

D<strong>as</strong> G<strong>ie</strong><strong>ß</strong><strong>ener</strong> W<strong>ohnbau</strong> M<strong>agazin</strong><br />

13


14<br />

Ein ausgefeiltes Regionalkonzept<br />

PORTRAIT<br />

Michael Martin „Gefragt sind Eigenverantwortung<br />

und Selbstständigkeit“<br />

„D<strong>ie</strong> Idee zur Gründung der M<strong>ie</strong>terservice <strong>GmbH</strong> war von Anfang an überzeugend – nur war ich mir<br />

nicht sicher, ob es auch so funktion<strong>ie</strong>ren würde“, meint Michael Martin. D<strong>ie</strong> Skepsis sei aber sehr<br />

schnell einer positiven Einstellung gewichen. Der Ausbildungsmeister für Elektrotechnik gehörte<br />

zum Gründungsteam des W<strong>ohnbau</strong>-Tochterunternehmens und bezeichnet seine Tätigkeit heute als<br />

einen ‚Traumjob’. Vor allem d<strong>ie</strong> Arbeit mit seinen Auszubildenden mache ihm sehr v<strong>ie</strong>l Spa<strong>ß</strong>. „H<strong>ie</strong>r<br />

bei der M<strong>ie</strong>terservice <strong>GmbH</strong> bekommen v<strong>ie</strong>le Menschen eine Chance, d<strong>ie</strong> sonst keine gehabt hätten.<br />

Egal, ob es junge Auszubildende oder ältere Arbeitnehmer sind. D<strong>as</strong> Konzept, vor allem<br />

Langzeitarbeitslose w<strong>ie</strong>der in Lohn und Brot zu bringen, hat sich absolut bewährt.“<br />

Drei wichtige Meilensteine s<strong>ie</strong>ht Martin in der Entwicklung der M<strong>ie</strong>terservice <strong>GmbH</strong><br />

in den letzten 10 Jahren: „Als erstes war da natürlich d<strong>ie</strong> Gründung mit einem Kon -<br />

zept, d<strong>as</strong> es bis dahin noch nirgendwo gab. Ein zweiter Meilenstein war d<strong>ie</strong><br />

Aufnahme der ersten Auszubildenden im Jahr 2000. Und als Drittes d<strong>as</strong> Projekt<br />

NEJO (s. K<strong>as</strong>ten), d<strong>as</strong> für uns den Einst<strong>ie</strong>g in d<strong>ie</strong> Photovoltaiknutzung und damit<br />

nochmals eine Konzeptänderung hin zur Ökolog<strong>ie</strong> bedeutete - und uns nach<br />

innen und au<strong>ß</strong>en einen positiven Imageschub gegeben hat.“<br />

Bei der M<strong>ie</strong>terservice <strong>GmbH</strong> erlebe man jeden Tag neue Geschichten, meint der<br />

46jährige, der für neun Auszubildende und 11 Gesellen verantwortlich zeichnet.<br />

Schl<strong>ie</strong><strong>ß</strong>lich habe man es mit so v<strong>ie</strong>len untersch<strong>ie</strong>dlichen Menschen zu tun, da<br />

gäbe es immer w<strong>ie</strong>der Überr<strong>as</strong>chungen, positive w<strong>ie</strong> negative. Aber alles in<br />

allem sei es auf jeden Fall ein super Job, vor allem, weil v<strong>ie</strong>l Eigenverantwortung,<br />

Selbstständigkeit und Improvisationstalent gefragt sei.<br />

Gibt es auch Kritik zu üben? „Am Unternehmen nicht“, sagt Martin. „Aber au<strong>ß</strong>erhalb<br />

gibt es ja immer noch Menschen, d<strong>ie</strong> es nicht schaffen, auch mal über den<br />

Tellerrand zu schauen. Und d<strong>as</strong>, obwohl der Teller doch sow<strong>ie</strong>so schon sehr klein ist.<br />

D<strong>as</strong> sind d<strong>ie</strong> Skeptiker, d<strong>ie</strong> immer noch versuchen, uns und unsere Arbeit schlecht zu<br />

reden. D<strong>ie</strong> haben nichts, aber auch gar nichts verstanden. D<strong>as</strong> ist schon sehr ärgerlich.“


„Teilnehmer haben Hoffnung geschöpft“<br />

„Ausbildung ist d<strong>ie</strong> wichtigste Voraussetzung für Teilhabe an der Gesellschaft“, sagte Bundesumweltminister<br />

Sigmar Gabr<strong>ie</strong>l Mitte November 2007 anlässlich der Abschlussveranstaltung zum mittelhessischen, EUgeförderten<br />

Projekt NEJO, an dem sich auch d<strong>ie</strong> W<strong>ohnbau</strong> M<strong>ie</strong>terservice <strong>GmbH</strong> von 2005 bis 2007 beteiligte.<br />

NEJO steht für Neue Energ<strong>ie</strong>n und neue Jobs Mittelhessen und hat sich drei Jahre lang in der Ausbildung und<br />

Qualifiz<strong>ie</strong>rung benachteiligter Menschen im Bereich der erneuerbaren Energ<strong>ie</strong>n engag<strong>ie</strong>rt. Insgesamt 638<br />

Teilnehmerinnen und Teilnehmer durchl<strong>ie</strong>fen d<strong>ie</strong> Qualifiz<strong>ie</strong>rungsma<strong>ß</strong>nahmen von NEJO, v<strong>ie</strong>le davon konnten<br />

im Anschluss in Arbeit oder Ausbildung vermittelt werden. „D<strong>ie</strong>se mehr als 600 Teilnehmer haben gelernt, d<strong>as</strong>s<br />

Leistung sich lohnt und haben Hoffnung geschöpft“, so Gabr<strong>ie</strong>l. Denn gerade der Bereich der erneuerbaren<br />

Energ<strong>ie</strong>n sei ein Arbeitsfeld, d<strong>as</strong> immer stärker wachse und zunehmend Beschäftigungsmöglichkeiten b<strong>ie</strong>te,<br />

auch und vor allem für Handwerker.<br />

D<strong>ie</strong> W<strong>ohnbau</strong> M<strong>ie</strong>terservice <strong>GmbH</strong> hat sich am Projekt NEJO mit der Ausbildung von acht jungen Männern<br />

beteiligt, d<strong>ie</strong> zuvor im Durchschnitt zwei Jahre lang nach einem Ausbildungsplatz gesucht hatten. Sechs von<br />

ihnen wurden zum Elektroniker für Energ<strong>ie</strong>- und Gebäudetechnik, zwei zum Anlagenmechaniker für Sanitär-,<br />

Heizungs- und Klimatechnik ausgebildet. In d<strong>ie</strong> Ausbildungsgänge wurde ein Zusatzmodul Photovoltaik<br />

integr<strong>ie</strong>rt, w<strong>as</strong> d<strong>ie</strong> Chancen der jungen Männer auf dem Arbeitsmarkt nach Abschluss ihrer Ausbildung deutlich<br />

erhöhen wird.<br />

„Unsere NEJO-Auszubildenden sind inzwischen<br />

mit allen handwerklichen Schritten zur<br />

Installation einer Photovoltaikanlage<br />

vertraut“, bilanz<strong>ie</strong>rt M<strong>ie</strong>terservice-<br />

Betr<strong>ie</strong>bsleiter Ulrich Donau. „Von der<br />

Planung über d<strong>ie</strong> Auswahl von<br />

Material<strong>ie</strong>n bis hin zur Montage<br />

und Inbetr<strong>ie</strong>bnahme beherrschen<br />

s<strong>ie</strong> alles, w<strong>as</strong> man über d<strong>ie</strong>ses<br />

Arbeitsfeld wissen muss.“<br />

Neben ihrer Tätigkeit auf den<br />

Dächern der W<strong>ohnbau</strong><br />

nahmen s<strong>ie</strong> im Mai 2007 an<br />

der Planung und Installation<br />

einer Photo voltaikanlage im<br />

Nordosten Polens teil und be -<br />

gleiteten d<strong>ie</strong> NEJO-Mit arbeiter<br />

zudem bei einem Besuch ihrer<br />

polnischen Partner in Breslau.<br />

D<strong>ie</strong> acht<br />

Auszubildenden<br />

des EU-Projektes<br />

NEJO<br />

Mehr Infos unter: www.nejo-mittelhessen.de<br />

15


16<br />

D<strong>ie</strong> Z<strong>ie</strong>lsetzung der W<strong>ohnbau</strong>, sich von<br />

einer reinen Wohnungsverwaltungs- zu<br />

einer modernen, kundenor<strong>ie</strong>nt<strong>ie</strong>rten<br />

Quart<strong>ie</strong>rsentwicklungsgesellschaft zu entwickeln,<br />

brachte eine Fülle von neuen<br />

Aufgabenfeldern mit sich. Um d<strong>ie</strong>se zufr<strong>ie</strong>den<br />

stellend lösen und optimal aufeinander<br />

abstimmen zu können, entschloss sich<br />

d<strong>as</strong> Unternehmen im Jahr 2000 zur Ein -<br />

führung neuer Controlling-Instrumente.<br />

Wurde d<strong>ie</strong> Datenverarbeitung der<br />

W<strong>ohnbau</strong> bis 2001 noch von der<br />

Kommunalen Datenzentrale Mainz übernommen,<br />

so wird s<strong>ie</strong> seither – nach Anschaf -<br />

fung einer neuen Software – w<strong>ie</strong>der im<br />

eigenen Hause bewerkstelligt. „Z<strong>ie</strong>l der<br />

Umstellung war es, sämtliche Daten, d<strong>ie</strong> in<br />

unserem Unternehmen anfallen, für jeden<br />

Arbeitsprozess verfügbar zu machen“,<br />

erläutert Udo Donau, stellvertretender<br />

Geschäftsführer der W<strong>ohnbau</strong> und zuständig<br />

für d<strong>as</strong> Controlling. „Alle Daten sollten<br />

in einem System miteinander verknüpft<br />

werden und je nach Bedarf w<strong>ie</strong>der zur<br />

Verfügung gestellt werden.<br />

Heute kann<br />

Allzeit alles unter Kontrolle<br />

D<strong>as</strong> Controlling-System der W<strong>ohnbau</strong> ermöglicht „Punktlandungen“<br />

jeder unserer Mitarbeiter zu jeder Zeit über<br />

seinen Computer auf d<strong>ie</strong> Daten zugreifen,<br />

d<strong>ie</strong> er braucht. Werden beisp<strong>ie</strong>lsweise<br />

Angaben zu einer ganz bestimmten<br />

Wohnung gebraucht, stellt s<strong>ie</strong> d<strong>as</strong><br />

Programm übersichtlich zusammen.“<br />

Entscheidender Vorteil des neuen Con trol -<br />

ling-Systems ist d<strong>ie</strong> Vereinfach<br />

ung von Arbeitsab läufen.<br />

„Musste ein Mitarbeiter früher<br />

noch von Abteilung zu Abteil -<br />

ung rennen, um alle gewünschten<br />

Infor mationen zusammen -<br />

zutragen, so macht er heute nur<br />

ein paar Mausklicke am PC und<br />

schon ist er umf<strong>as</strong>send inform<strong>ie</strong>rt“,<br />

wei<strong>ß</strong> Donau. Auch sei es<br />

v<strong>ie</strong>l einfacher als früher, neuen<br />

M<strong>ie</strong>tern Informationen, zum<br />

Beisp<strong>ie</strong>l über d<strong>ie</strong> zu erwartenden<br />

Neben kosten, zu -<br />

kommen zu l<strong>as</strong>sen.<br />

Aber d<strong>ie</strong> Software kann noch mehr: S<strong>ie</strong><br />

ermöglicht Punktlandungen. „D<strong>ie</strong> Wohn -<br />

bau invest<strong>ie</strong>rt jährlich zweistellige<br />

Millionen beträge für d<strong>ie</strong> Instandhaltung<br />

und San<strong>ie</strong>rung ihrer Gebäude“, so Donau.<br />

„Früher stellten wir für eine bestimmte<br />

Ma<strong>ß</strong>nahme Geld ein und guckten<br />

nach Abschluss der<br />

Ma<strong>ß</strong>nahme, ob es gereicht<br />

hat. Ein Vorgehen, d<strong>as</strong><br />

äu<strong>ß</strong>erst unbefr<strong>ie</strong>digend war.“<br />

Mit der neuen Software nun<br />

brach auch in Sachen Projekt -<br />

planung eine neue Ära an.<br />

„Heute stellen wir unseren<br />

fünfjährigen Wirtschafts plan<br />

auf und verteilen d<strong>as</strong> zur<br />

Verfügung stehende Geld<br />

nach einem bestimmten, auf<br />

Erfahrungen beruhenden<br />

Schlüssel auf d<strong>ie</strong> untersch<strong>ie</strong>dlichen<br />

Abteilungen und Pro -<br />

jekte. Wann immer wir wollen,<br />

können wir während<br />

einer Ma<strong>ß</strong>nahme den Stand der<br />

Finanz<strong>ie</strong>rung abrufen und schauen,<br />

ob noch alles im vorgegebenen<br />

Rahmen l<strong>ie</strong>gt. Wenn nicht, können<br />

wir eine Ursachenanalyse<br />

betreiben und rechtzeitig korri-<br />

g<strong>ie</strong>rend eingreifen. Mit dem Ergebnis, d<strong>as</strong>s<br />

unsere Projekte zum allergrö<strong>ß</strong>ten Teil planungsgemä<strong>ß</strong><br />

abgeschlossen werden können.“<br />

Neben einer Vereinfachung der Arbeits -<br />

abläufe brachte d<strong>ie</strong> Einführung der neuen<br />

Software auch eine Neuorganisation der<br />

Verantwortlich fürs Controlling: Udo Donau (l.) und Peter Mandzijewicz<br />

Unternehmensstrukturen mit sich. Jede<br />

Abteilung arbeitet heute w<strong>ie</strong> ein selbstständiges<br />

kleines Unternehmen. S<strong>ie</strong> wei<strong>ß</strong><br />

genau, w<strong>as</strong> s<strong>ie</strong> an finanz<strong>ie</strong>llen Mitteln zur<br />

Verfügung hat und entscheidet eigenständig,<br />

welche Ma<strong>ß</strong>nahmen damit realis<strong>ie</strong>rt<br />

werden. Aus einem h<strong>ie</strong>rarchisch struktur<strong>ie</strong>rten<br />

Unternehmen ist somit ein Unter -<br />

nehmen geworden, in dem jeder für seinen<br />

Bereich d<strong>ie</strong> Verantwortung trägt – ein nicht<br />

unbedeutender Motivationsfaktor für d<strong>ie</strong><br />

Mitarbeiter.<br />

Neben den alltäglichen Abläufen werden<br />

im Rahmen einer vom Wohnungsverband<br />

durchgeführten Internen Revision turnusgemä<strong>ß</strong><br />

zudem d<strong>ie</strong> Kosten für Zinsen und<br />

Personal und d<strong>as</strong> Budget beleuchtet. So<br />

kann jederzeit überprüft werden, inw<strong>ie</strong>weit<br />

d<strong>ie</strong> internen Strukturen wirtschaftlich,<br />

abgeschlossene Versicherungen angemessen<br />

und kostengünstig oder bestehende<br />

Zinsverträge eventuell kostengünstiger zu<br />

bed<strong>ie</strong>nen sind.<br />

„Alles in allem war d<strong>ie</strong> Entscheidung, d<strong>ie</strong><br />

neue Software einzuführen, absolut richtig“,<br />

ist Udo Donau überzeugt. D<strong>as</strong><br />

Controllingsystem sei inzwischen auch vom<br />

Marktführer aus dem Softwaresektor als<br />

d<strong>as</strong> Beste eingestuft worden, w<strong>as</strong> der Markt<br />

zu b<strong>ie</strong>ten habe.


Matthi<strong>as</strong> Meurer (l.) und<br />

Christian Garden sind bei<br />

der AWO zuständig für d<strong>as</strong><br />

W<strong>ohnbau</strong>-Projekt<br />

Mehr als 20.000 Menschen leben in den Wohnungen der Wohn bau. Da bleibt es nicht aus,<br />

d<strong>as</strong>s es im Laufe der Zeit zu dem ein oder anderen Nachbarschaftskonflikt kommt. Auch<br />

kommt es vor, d<strong>as</strong>s M<strong>ie</strong>ter in eine soziale Problemlage geraten, aus der s<strong>ie</strong> sich nicht oder<br />

nur schwer alleine befre<strong>ie</strong>n können. Über lange Jahre konnten sich d<strong>ie</strong> Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter der W<strong>ohnbau</strong> zwar persönlich oder über nachbar schaftliche Hinweise<br />

ein Bild von den zum Teil schwerw<strong>ie</strong>genden sozialen Problemlagen machen, jedoch kaum<br />

adäquate Lösungen anb<strong>ie</strong>ten. Aus d<strong>ie</strong>ser Situation heraus wurde d<strong>ie</strong> Idee geboren, mit<br />

der Arbeiter wohlfahrt G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en g<strong>GmbH</strong> (AWO) zu kooper<strong>ie</strong>ren, um den M<strong>ie</strong>tern Hilfen nicht<br />

nur im technischen, sondern auch im persönlichen Bereich anb<strong>ie</strong>ten zu können.<br />

D<strong>as</strong> G<strong>ie</strong><strong>ß</strong><strong>ener</strong> W<strong>ohnbau</strong> M<strong>agazin</strong><br />

D<strong>as</strong> vermittelt d<strong>ie</strong> AWO:<br />

Essen auf Rädern<br />

Haushaltshilfen<br />

Seniorenberatung<br />

Ambulante Betreuung<br />

in psychosozialen Problemlagen<br />

Begleitung bei Behördengängen<br />

Bei Interesse wenden S<strong>ie</strong> sich bitte<br />

an Ihre/n Ansprechpartner/in beim<br />

W<strong>ohnbau</strong> Kundenservice.<br />

Direkter Zugang zu hilfebedürftigen Menschen<br />

W<strong>ohnbau</strong> und AWO arbeiten seit 2004 eng zusammen<br />

Nach Abschluss der vorbereitenden Arbeiten kam es Mitte 2004 zu<br />

ersten Beratungen von M<strong>ie</strong>tern. „Im Gro<strong>ß</strong>en und Ganzen wurden<br />

unsere Erwartungen den Hilfebedarf betreffend durch d<strong>ie</strong> Anfragen<br />

zunächst erfüllt“, erinnert sich Sozialpädagoge Matthi<strong>as</strong> Meurer, der<br />

d<strong>as</strong> Projekt für d<strong>ie</strong> AWO betreut. Zum einen sei es d<strong>ie</strong> Gruppe älterer<br />

Menschen gewesen, d<strong>ie</strong> Hilfen nachfragte. Ihre Probleme rührten in<br />

erster Lin<strong>ie</strong> von Vereinsamung oder auch Pflegebedürftigkeit her.<br />

Eine weitere grö<strong>ß</strong>ere Gruppe stellten Personen jüngeren Alters, d<strong>ie</strong><br />

sich in untersch<strong>ie</strong>dlichen sozialen Problemlagen befänden. „Auf fal -<br />

lend war der überdurchschnittliche Anteil von Einpersonen haushalte,<br />

d<strong>ie</strong> auf uns zukamen“, so Meurer. Ursächlich für d<strong>ie</strong> Probleme sei h<strong>ie</strong>r<br />

sicherlich ein Mangel an engen sozialen Bindungen oder familiärer<br />

Einbindung.<br />

Besonders augenfällig war laut Meurer der sprunghaft steigende<br />

Bedarf an Begleitung bei Behördengängen ab 2005, der bis heute<br />

anhält und inzwischen rund 80 Prozent aller Beratungen ausmacht.<br />

„D<strong>ie</strong> Einführung von Hartz IV hat v<strong>ie</strong>le Haushalte vor rechtliche und<br />

finanz<strong>ie</strong>lle Probleme gestellt, d<strong>ie</strong> s<strong>ie</strong> alleine nicht lösen können. Wir<br />

stellen ihnen Beratungsleistungen zu Verfügung oder begleiten s<strong>ie</strong><br />

auf ihren Behördengängen.“ Eine solch hohe Nachfrage bei der AWO<br />

deute letztlich auf einen deutlichen Mangel am bestehenden Berat<br />

ungs angebot in G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en hin. „H<strong>ie</strong>r müsste sicherlich noch einiges<br />

mehr p<strong>as</strong>s<strong>ie</strong>ren, um der Nachfrage gerecht zu werden“, so der Leiter<br />

des AWO-Hilfeverbundes Wohnen und Arbeit, Christian Garden. Bei<br />

der AWO habe man „mit Erschrecken“ festgestellt, für w<strong>ie</strong> v<strong>ie</strong>le Men -<br />

schen d<strong>ie</strong> Einführung von Hartz IV zu existenz<strong>ie</strong>llen Problemen ge füh -<br />

rt habe.<br />

„Wenn man sich alleine d<strong>ie</strong> Anmeldungen bei der G<strong>ie</strong><strong>ß</strong><strong>ener</strong> Tafel<br />

anschaut, bekommt man schon einen Eindruck davon, w<strong>ie</strong> einschneidend<br />

d<strong>ie</strong> Änderungen in der sozialen Grundversorgung für v<strong>ie</strong>le<br />

Menschen gewesen sind.“<br />

Auch vor d<strong>ie</strong>sem Hintergrund s<strong>ie</strong>ht Garden d<strong>as</strong> Projekt mit der Wohn -<br />

bau als einen wichtigen Schritt. „Über d<strong>ie</strong> Mitarbeiter des Wohn bau-<br />

Kundenservice haben wir einen direkten Zugang zu den hilfebedürftigen<br />

Menschen, d<strong>as</strong> erleichtert natürlich v<strong>ie</strong>les. Unver zichtbar für<br />

unsere Arbeit ist zudem d<strong>ie</strong> Einbindung von Koope rations partnern,<br />

da wir bei der AWO nicht alle notwendigen D<strong>ie</strong>nst leistungen anb<strong>ie</strong>ten.“<br />

Enge Bez<strong>ie</strong>hungen bestünden beisp<strong>ie</strong>lsweise zur Beratungs- und<br />

Koordin<strong>ie</strong>rungsstelle für ältere und pflegebedürftige Menschen<br />

(BeKo) und zum sozialpsychiatrischen D<strong>ie</strong>nst in G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en.<br />

AWO Service Gesellschaft<br />

Jüngst neu gegründet wurde d<strong>ie</strong> AWO<br />

Service Gesellschaft, d<strong>ie</strong> gegen einen<br />

Stundenlohn von derzeit 13,99 Euro<br />

Hilfen im Haushalt (Putzen, Kochen,<br />

Einkaufen …), Unterstützung im Alltag<br />

(Spaz<strong>ie</strong>ren gehen, Gespräche, Begleitung<br />

zum Arzt …) oder auch Entl<strong>as</strong>tung in<br />

besonderen Problemlagen<br />

(Kinderbetreuung, Betreuung von<br />

demenzerkrankten oder schwerbehinderten<br />

Menschen …) anb<strong>ie</strong>tet.<br />

Ihre Ansprechpartnerin ist Frau Ursula<br />

Wolf unter Tel.:<br />

(0641) 4019-580<br />

17


18<br />

„Manchmal ging es in unseren Diskuss -<br />

ionen richtig zur Sache“, erinnert sich Peter<br />

Sommer an seine Anfangszeit als Vor -<br />

sitzender des Unternehmens m<strong>ie</strong>ter rates<br />

(UMR) der W<strong>ohnbau</strong> und lächelt verschmitzt.<br />

„Ich denke“, erläutert er dann,<br />

„d<strong>as</strong>s es auf der einen Seite d<strong>ie</strong> Angst vor<br />

zuv<strong>ie</strong>l Einmischung in d<strong>ie</strong> Unternehmens -<br />

politik war und auf der anderen Seite ein<br />

Überma<strong>ß</strong> an Euphor<strong>ie</strong>.“ Seit beinahe<br />

12 Jahren geht Sommer seiner ehrenamtlichen<br />

Tätigkeit für d<strong>ie</strong> W<strong>ohnbau</strong> nach und<br />

sagt heute:<br />

„Für mich persönlich war und ist d<strong>ie</strong>se<br />

Aufgabe eine sehr bedeutsame Erfahrung.<br />

Natürlich ist d<strong>ie</strong> – zugegeb<strong>ener</strong>ma<strong>ß</strong>en überhöhte<br />

– Anfangseuphor<strong>ie</strong> im Laufe der<br />

Jahre ein gutes Stück weit einem gesunden<br />

Realismus gewichen. Aber auch d<strong>ie</strong> Erfah -<br />

rung, d<strong>as</strong>s man mit der Brechstange wenig,<br />

mit einem gesunden Ma<strong>ß</strong> an Offenheit und<br />

Kompromis sbereitschaft aber v<strong>ie</strong>les erreichen<br />

kann, war eine sehr wichtige.“<br />

„Ein gesundes Ma<strong>ß</strong> an Off<br />

Unternehmensm<strong>ie</strong>terrat entscheidet seit 15 Jah<br />

Inzwischen sei sein Verhältnis zur Ge -<br />

schäfts führung und auch zu den W<strong>ohnbau</strong>-<br />

Mitarbeitern sehr gut, d<strong>ie</strong> Zusammenarbeit<br />

gestalte sich „äu<strong>ß</strong>erst konstruktiv“. In der<br />

Au<strong>ß</strong>endarstellung spreche man heute mit<br />

einer Stimme, w<strong>as</strong> sehr entscheidend sei.<br />

„Auch wir vom UMR mussten erst lernen,<br />

d<strong>as</strong>s unsere Aufgabe nicht darin besteht,<br />

laufend gegen d<strong>as</strong> Unternehmen zu sch<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en.<br />

V<strong>ie</strong>lmehr geht es darum, d<strong>ie</strong> Vor -<br />

stellungen der M<strong>ie</strong>terschaft in d<strong>ie</strong> Plan<br />

ungen und Projekte der W<strong>ohnbau</strong> mit einzubringen,<br />

mit der Geschäftsführung abzustimmen<br />

und s<strong>ie</strong> dann gemeinsam zu vertreten.<br />

Mit d<strong>ie</strong>ser Form der Zusammen -<br />

arbeit haben wir in den vergangenen<br />

Jahren für d<strong>ie</strong> M<strong>ie</strong>terschaft sehr v<strong>ie</strong>l<br />

erreicht.“<br />

Als eines seiner L<strong>ie</strong>blingsprojekte bezeichnet<br />

Sommer heute d<strong>ie</strong> San<strong>ie</strong>rungen an der<br />

Rödg<strong>ener</strong> Stra<strong>ß</strong>e, genauer gesagt d<strong>ie</strong> aktive<br />

Einbindung der M<strong>ie</strong>terschaft. „H<strong>ie</strong>r<br />

haben nach Anlaufschw<strong>ie</strong>rigkeiten der<br />

Bauma<strong>ß</strong> nahme laufend sehr konstruktive<br />

M<strong>ie</strong>ter versammlungen stattgefunden. Ein<br />

Modell, d<strong>as</strong> wir dann in ähnlicher Form<br />

auch auf andere San<strong>ie</strong>rungsgeb<strong>ie</strong>te übertragen<br />

haben.“ So habe man während der<br />

San<strong>ie</strong> rungen im Troppauer Geb<strong>ie</strong>t gemeinsam<br />

mit der Paulusgemeinde ein ‚San<strong>ie</strong>r -<br />

ungs café’ betr<strong>ie</strong>ben, später dann ein<br />

San<strong>ie</strong>r ungsbüro der W<strong>ohnbau</strong> und ein Büro<br />

der M<strong>ie</strong>termitbestimmung eröffnet. Früher<br />

fand h<strong>ie</strong>r zweimal im Monat eine Bürger-<br />

Sprechstunde statt, heute noch einmal,<br />

nämlich jeden 2. Mittwoch im Monat von<br />

18:30 – 20:00 Uhr.<br />

War eines der Projekte, aus denen später d<strong>ie</strong> M<strong>ie</strong>termit -<br />

be stimmung der W<strong>ohnbau</strong> hervorgegangen ist: D<strong>ie</strong><br />

San<strong>ie</strong>rung der „Margarethenhütte“ an der Henr<strong>ie</strong>tte<br />

Fürth-Stra<strong>ß</strong>e (vorher und nachher)


D<strong>as</strong> G<strong>ie</strong><strong>ß</strong><strong>ener</strong> W<strong>ohnbau</strong> M<strong>agazin</strong><br />

enheit und Kompromissbereitschaft“<br />

en mit HISTORIE<br />

Zur Geschichte des Unternehmensm<strong>ie</strong>terrates<br />

Vor dem Hintergrund zunehmender Wohnungsnot und damit verbund<strong>ener</strong> sozialer Konflikte entstand in<br />

den 80er Jahren eine Diskussion über M<strong>ie</strong>termitbestimmung im sozialen Wohnungsbau.<br />

Bei der W<strong>ohnbau</strong> begann d<strong>ie</strong> M<strong>ie</strong>termitbestimmung mit der Bildung von M<strong>ie</strong>terräten in den sozialen<br />

Brennpunkten Gummiinsel, Margarethenhütte und Eulenkopf. H<strong>ie</strong>r sollte d<strong>ie</strong> M<strong>ie</strong>terschaft an der Planung<br />

von San<strong>ie</strong>rungsma<strong>ß</strong>nahmen beteiligt werden. Es entstand ein soziales San<strong>ie</strong>rungskonzept: Eine auf 10 Jahre<br />

angelegte bauliche San<strong>ie</strong>rung der Brennpunkte sollte durch eine V<strong>ie</strong>lzahl an Ma<strong>ß</strong>nahmen, w<strong>ie</strong> zum Beisp<strong>ie</strong>l<br />

Beschäftigungsinitiativen, flank<strong>ie</strong>rt und durch d<strong>ie</strong> Beteiligung von M<strong>ie</strong>terräten unterstützt werden. Man<br />

erhoffte sich neben einer verbesserten Wohnsituation für d<strong>ie</strong> M<strong>ie</strong>ter auch wirtschaftliche Vorteile für d<strong>ie</strong><br />

W<strong>ohnbau</strong>. Letztlich war d<strong>ie</strong> Beteiligung der Bewohner einer der wichtigsten Faktoren für den Erfolg des<br />

San<strong>ie</strong>rungsprogramms.<br />

Der Wegfall des Wohnungsgemeinnützigkeitsgesetzes 1990 erforderte eine Neuf<strong>as</strong>sung der W<strong>ohnbau</strong>-<br />

Satzung, in welche d<strong>ie</strong> M<strong>ie</strong>termitbestimmung mit aufgenommen wurde. Neben der Einrichtung von<br />

Bezirksm<strong>ie</strong>terräten mit Mitwirkungsrechten bei örtlichen Belangen wurde zur Vertretung der Interessen<br />

der M<strong>ie</strong>ter auch der Unternehmensm<strong>ie</strong>terrat als neues Organ des Unternehmens und d<strong>ie</strong> Aufnahme von<br />

zwei M<strong>ie</strong>tervertretern in den Aufsichtsrat festgeschr<strong>ie</strong>ben. Erstmals führte d<strong>ie</strong> W<strong>ohnbau</strong> in ihren<br />

Wohnbezirken im Herbst 1992 M<strong>ie</strong>terversammlungen zur Wahl von den Bezirksm<strong>ie</strong>terräten und<br />

Deleg<strong>ie</strong>rten für d<strong>ie</strong> Unternehmensm<strong>ie</strong>terratswahl durch.<br />

19


20<br />

„Ein gesundes Ma<strong>ß</strong> an Offenheit<br />

und Kompromissbereitschaft“<br />

Der UMR erfüllt im Rahmen seiner Tätigkeit<br />

untersch<strong>ie</strong>dliche Aufgaben (s. K<strong>as</strong>ten). Als<br />

eine der zentralsten bezeichnet Sommer<br />

d<strong>ie</strong> Mitwirkung an der Entscheidungs -<br />

findung, welche Gebäude san<strong>ie</strong>rt werden<br />

sollen. „Wir bringen unsere Vorschläge mit<br />

ein und sind letztlich auch an der<br />

Festlegung der Reihenfolge beteiligt.“<br />

Eines sei dabei im Laufe der Zeit besonders<br />

deutlich geworden: „D<strong>ie</strong> W<strong>ohnbau</strong> hat in<br />

San<strong>ie</strong>rungsfragen ständig dazu gelernt,<br />

sich an den neuesten Standards or<strong>ie</strong>nt<strong>ie</strong>rt.“<br />

Ein ganz zentrales Element der<br />

San<strong>ie</strong>rungen sei d<strong>ie</strong> professionelle<br />

Farbgestaltung der Gebäude, d<strong>ie</strong> v<strong>ie</strong>len<br />

PORTRAIT<br />

Stra<strong>ß</strong>enzügen einen ganz neuen Charakter<br />

gäbe. „Wenn man heute durch d<strong>ie</strong> Nordoder<br />

d<strong>ie</strong> Weststadt läuft, erkennt man<br />

sofort, welche Gebäude der W<strong>ohnbau</strong><br />

gehören – in positivem Sinne.“ ‚San<strong>ie</strong>rungs-<br />

Highlights’ waren für Peter Sommer auch<br />

d<strong>ie</strong> Umgestaltung der Eingangsbereiche in<br />

den Hochhäusern am F<strong>as</strong>anenweg 1 und<br />

dem Eichendorffring 28: „Früher hatten d<strong>ie</strong>se<br />

Eingänge den Charme eines Kn<strong>as</strong>tes,<br />

heute den eines komfortabeln Hotels.“<br />

Für d<strong>ie</strong> Zukunft wünscht sich Sommer ein<br />

noch stärkeres Engagement der W<strong>ohnbau</strong><br />

in der Umsetzung von <strong>ener</strong>getischen<br />

Peter Sommer<br />

Jahrgang 1943, wuchs in der G<strong>ie</strong><strong>ß</strong><strong>ener</strong><br />

Ludwigstra<strong>ß</strong>e auf. Nach seinem Haupt -<br />

schul abschluss absolv<strong>ie</strong>rte er bis 1960 eine<br />

Ausbildung zum Elektriker und zog an -<br />

schl<strong>ie</strong><strong>ß</strong>end nach Berlin, wo er seinem<br />

erlernten Beruf nachging und „kein grö<strong>ß</strong>eres<br />

Konzert, z. B. der Rolling Stones,<br />

ausl<strong>ie</strong><strong>ß</strong>“. Aus privaten Gründen kehrte er<br />

1965 nach G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en zurück, wo er für drei<br />

Jahre bei der Firma Schmidt beschäftigt<br />

war. Nach einer Fortbildung wechselte er<br />

zur Rheinelektra und war h<strong>ie</strong>r bis zur<br />

Verrentung als Bauleiter auf<br />

Gro<strong>ß</strong>baustellen tätig.<br />

Seit 1972 lebt Sommer in der Ringallee.<br />

Zum Unternehmensm<strong>ie</strong>terrat (UMR) der<br />

Wohn bau kam er durch d<strong>ie</strong> Überredungskünste<br />

einer Nachbarin, d<strong>ie</strong> ihn 1996 mit<br />

zu einer Wahl der Bezirksm<strong>ie</strong>terräte<br />

nahm – wo er sogleich zum Deleg<strong>ie</strong>rten<br />

für d<strong>ie</strong> UMR-Wahl benannt wurde. D<strong>ie</strong><br />

erste Gro<strong>ß</strong>san<strong>ie</strong>rungs ma<strong>ß</strong>nahme der W<strong>ohnbau</strong> in der Ringallee bewog Sommer, sich<br />

vermehrt zu engag<strong>ie</strong>ren. Als ein Platz im UMR frei wurde, rückte er für seinen Bezirk<br />

nach und wurde ein halbes Jahr später zum Vorsitzenden gewählt. Seither nimmt er<br />

seine Aufgaben mit gro<strong>ß</strong>em Engagement wahr, nimmt regelmä<strong>ß</strong>ig an M<strong>ie</strong>ter -<br />

versammlungen teil, hat immer ein offenes Ohr für d<strong>ie</strong> M<strong>ie</strong>terschaft und vertritt d<strong>ie</strong><br />

W<strong>ohnbau</strong>-Geschäftsführung in der Hessischen Gemeinschaftsinitiative Soziale Stadt<br />

(HEGISS). Um stets auf dem neuesten Stand der Entwicklungen zu sein, besucht<br />

Sommer auf eigene Kosten regelmä<strong>ß</strong>ig fachbezogene Seminare und Fortbildungen.<br />

2004 wurde Sommer in den Vorstand des Nordstadtbeirates gewählt und auch im nachfolgenden<br />

Nordstadtverein ist er im Vorstand tätig. 2005 erfolgte sein Einst<strong>ie</strong>g in d<strong>ie</strong><br />

Kommunalpolitik, als er als Parteiloser auf der Liste der SPD für d<strong>ie</strong> Kommunalwahlen<br />

kandid<strong>ie</strong>rte. Seit der Wahl engag<strong>ie</strong>rt er sich im Sozialausschuss, der Kinder- und<br />

Jugendförderung und seit Kurzem auch im Jugendhilfeausschuss. Zudem ist er aktives<br />

Mitgl<strong>ie</strong>d im Bündnis für Famil<strong>ie</strong> und ist seit 2007 im Vorstand der Landesarbeits -<br />

gemeinschaft Soziale Brennpunkte tätig.<br />

„Ich habe n<strong>ie</strong> bereut, d<strong>as</strong>s ich d<strong>as</strong> Amt des UMR-Vorsitzenden übernommen habe“, so<br />

Sommer heute. So habe er während seiner bisherigen Amtszeit „unheimlich v<strong>ie</strong>le<br />

Menschen“ kennen gelernt, zu denen er heute wichtige Kontakte pflege. D<strong>ie</strong><br />

W<strong>ohnbau</strong> sehe er auf einem guten Weg und hoffe, deren Arbeit noch lange begleiten<br />

zu können.<br />

Neuerungen. „Ich fände es gut, wenn sich<br />

d<strong>ie</strong> W<strong>ohnbau</strong> mal an ein eigenes Projekt zur<br />

Wärmeversorgung ihrer Gebäude herantraut.<br />

Denn nur so können auf Dauer<br />

Unabhängigkeit und Preisstabilität garant<strong>ie</strong>rt<br />

werden.“<br />

Peter Sommer wird sich auch bei der nächsten<br />

UMR-Wahl w<strong>ie</strong>der zur Verfügung stellen.<br />

„Wenn ich gewählt werde, mache ich<br />

gerne noch für ein paar Jahre weiter. Schön<br />

wäre es, wenn ich dann auch ein paar mehr<br />

jüngere ‚Kollegen’ an meiner Seite hätte.<br />

Leider scheint bei denen aber derzeit kein<br />

gro<strong>ß</strong>es Interesse an einer Mitarbeit zu<br />

bestehen.“<br />

Einm


al im Jahr besichtigen d<strong>ie</strong> Vertreter der M<strong>ie</strong>termitbestimmung sow<strong>ie</strong> der Aufsichtsrat gemeinsam d<strong>ie</strong> San<strong>ie</strong>rungsprojekte der W<strong>ohnbau</strong>.<br />

ORGANISATION<br />

W<strong>ie</strong> funktion<strong>ie</strong>rt der Unternehmensm<strong>ie</strong>terrat?<br />

Der UMR setzt sich aus insgesamt 15 Personen zusammen. D<strong>ie</strong> Wahl der Mitgl<strong>ie</strong>der<br />

erfolgt b<strong>as</strong>isdemokratisch in 13 Bezirken zu je 600-700 Wohneinheiten. Jeder Bezirk<br />

entsendet einen Vertreter in den UMR, zudem werden ein Vertreter für Behinderte<br />

sow<strong>ie</strong> ein Ausländervertreter gewählt. Der UMR benennt zwei Vertreter für den<br />

Aufsichtsrat der W<strong>ohnbau</strong>.<br />

Zur Durchsetzung der M<strong>ie</strong>terinteressen wurden dem UMR versch<strong>ie</strong>dene Rechte eingeräumt,<br />

d<strong>ie</strong> sich in v<strong>ie</strong>r Hauptstränge unterteilen l<strong>as</strong>sen:<br />

Mitbestimmungsrechte<br />

zur Jahreswirtschaftsplanung in den Bereichen<br />

Wohnungsbauprogramm<br />

Instandhaltungsprogramm<br />

Modernis<strong>ie</strong>rungsprogramm<br />

Gemeinschaftseinrichtungen<br />

Informationsrecht<br />

D<strong>ie</strong>ses gilt gegenüber der Geschäftsführung bei allen Entscheidungen,<br />

d<strong>ie</strong> für d<strong>ie</strong> Gesamtheit der M<strong>ie</strong>ter wichtig sind, jedoch nicht bei<br />

Personalangelegenheiten und persönlichen Belangen einzelner M<strong>ie</strong>terinnen<br />

und M<strong>ie</strong>ter.<br />

Vorschlagsrecht<br />

Der UMR hat d<strong>as</strong> Recht, eigene Planungen und Richtlin<strong>ie</strong>n des Unternehmens<br />

zu erarbeiten und h<strong>ie</strong>rfür vom Unternehmen fachliche Beratung zu bekommen.<br />

Stellungnahmen<br />

Der UMR bez<strong>ie</strong>ht Stellung zu den wesentlichen Entscheidungen des<br />

Unternehmens, d<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong> Belange der M<strong>ie</strong>ter betreffen, z. B. allgemeine<br />

M<strong>ie</strong>terhöhungen.<br />

D<strong>as</strong> G<strong>ie</strong><strong>ß</strong><strong>ener</strong> W<strong>ohnbau</strong> M<strong>agazin</strong><br />

21


22<br />

Wer heute durch G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en läuft,<br />

s<strong>ie</strong>ht allenthalben d<strong>ie</strong> farbenfroh<br />

san<strong>ie</strong>rten Häuser der W<strong>ohnbau</strong>.<br />

In den vergangenen Jahren<br />

machte vor allem d<strong>as</strong> Wohn -<br />

geb<strong>ie</strong>t rund um d<strong>ie</strong> Troppauer<br />

Stra<strong>ß</strong>e immer w<strong>ie</strong>der Schlag -<br />

zeilen, wurde h<strong>ie</strong>r doch d<strong>as</strong> bis-<br />

her umfangreichste San<strong>ie</strong>rungs -<br />

projekt der W<strong>ohnbau</strong> umgesetzt.<br />

561 Wohnungen in einem<br />

Quart<strong>ie</strong>r wurden umf<strong>as</strong>send –<br />

d. h. sowohl innen auch als<br />

au<strong>ß</strong>en – san<strong>ie</strong>rt und teilweise<br />

neu errichtet.<br />

Farbgestaltung an der Krofdorfer Stra<strong>ß</strong>e 112<br />

D<strong>ie</strong> Neuentdeckung der Ei<br />

San<strong>ie</strong>rungskonzepte haben sich im Laufe der Zeit<br />

W<strong>as</strong> heute längst w<strong>ie</strong> eine Selbstverständlichkeit im Rahmen der<br />

W<strong>ohnbau</strong>-Tätigkeiten auss<strong>ie</strong>ht, hat sich genau genommen erst in<br />

den vergangenen zehn Jahren langsam entwickelt. So wurden noch<br />

bis Mitte der Neunziger Jahre lediglich Ausbesserungsma<strong>ß</strong>nahmen<br />

an den Gebäuden vorgenommen. „Alles, w<strong>as</strong> bis dahin geschah,<br />

war praktisch nur eine Verwaltung des Mangels“, erinnert sich der<br />

Technische Leiter der W<strong>ohnbau</strong>, Rainer Pauli. „Uns fehlten damals<br />

einfach d<strong>ie</strong> finanz<strong>ie</strong>llen Mittel, um umfangreiche Ma<strong>ß</strong>nahmen<br />

durchzuführen. So wurden eben überall nur d<strong>ie</strong> schlimmsten<br />

Schäden ausgebessert. Teilweise gab es au<strong>ß</strong>en an den Gebäuden<br />

optische Verbesserungen in Form von Neuanstrichen, h<strong>ie</strong>r und da<br />

auch einen Vollwärmeschutz. Aber von einem ganzheitlichen<br />

Konzept konnte da absolut keine Rede sein.“<br />

Ein wichtiges Umdenken in der San<strong>ie</strong>rungspolitik der W<strong>ohnbau</strong><br />

fand gegen Ende der neunziger Jahre statt. Von d<strong>ie</strong>sem Zeitpunkt<br />

an sollten nicht mehr nur rein optische Ma<strong>ß</strong>nahmen im<br />

Vordergrund stehen, d<strong>as</strong> Schlagwort der ‚<strong>ener</strong>getischen San<strong>ie</strong>rung’<br />

machte d<strong>ie</strong> Runde. Bei der W<strong>ohnbau</strong> begann praktisch eine neue<br />

Zeitrechnung. „D<strong>ie</strong> Schwerpunkte unserer Arbeit haben sich komplett<br />

verschoben. D<strong>ie</strong> Vorgabe h<strong>ie</strong><strong>ß</strong>: Weg von den Einzel -<br />

ma<strong>ß</strong>nahmen und hin zu ganzheitlichen Projekten. Zu dem wichtigen<br />

Schlagwort Optik kamen noch weitere hinzu, d<strong>ie</strong> inzwischen<br />

zum Standard gehören: Energ<strong>ie</strong>, Komfort, Nachhaltigkeit“, erläutert<br />

Pauli. Oder anders ausgedrückt: Wo immer es möglich war, sollten<br />

d<strong>ie</strong> San<strong>ie</strong>rungsobjekte in drei Bereichen eine Aufwertung<br />

erfahren, nämlich innen, au<strong>ß</strong>en und im Wohnumfeld. „Natürlich<br />

mussten wir auch h<strong>ie</strong>r erst Erfahrungen sammeln“, so Pauli. Und<br />

jede Erfahrung, ob positiv oder negativ, sei bei der nächsten<br />

Ma<strong>ß</strong>nahme mit berücksichtigt worden. „So kommt es, d<strong>as</strong>s es bei<br />

uns n<strong>ie</strong> ein statisches Modell der San<strong>ie</strong>rung gab. Es wurden laufend<br />

neue Standards gesetzt, gerade im <strong>ener</strong>getischen Bereich.<br />

Aber auch d<strong>ie</strong> Farbkonzepte waren früher eher schlicht und folgen<br />

heute einem modernen Design mit künstlerischem Anspruch.“<br />

Als seinen Traum für d<strong>ie</strong> nahe Zukunft bezeichnet Pauli den Bau<br />

eines Plus<strong>ener</strong>g<strong>ie</strong>hauses, d. h. eines Hauses, d<strong>as</strong>s über den eigenen<br />

Bedarf hinaus noch zusätzliche, CO2-neutrale Energ<strong>ie</strong> produz<strong>ie</strong>rt.<br />

„D<strong>ie</strong> <strong>ener</strong>getische Ausstattung eines Hauses ist angesichts des<br />

Klimawandels und der immensen Preissteigerungen bei Öl und G<strong>as</strong><br />

natürlich auch bei uns d<strong>as</strong> Hauptthema. Unsere Neubauprojekte<br />

beisp<strong>ie</strong>lsweise gehen w<strong>ie</strong>der mehr hin zur kubischen, kompakten<br />

Bauweise. D<strong>ie</strong> Kunst dabei ist es, d<strong>ie</strong> Aufteilung der Wohnräume<br />

im gesamten Gebäude so zu gestalten, d<strong>as</strong>s s<strong>ie</strong> <strong>ener</strong>getisch optim<strong>ie</strong>rt<br />

sind.“ D<strong>as</strong> führe zwangsläufig zur ‚Neuentdeckung der<br />

Einfachheit’; will hei<strong>ß</strong>en, es gäbe keine Erker oder Türmchen mehr,<br />

sondern d<strong>ie</strong> Häuser erinnere mehr an einen Würfel. Dabei stelle<br />

jedes Projekt ganz eigene Herausforderungen an Planer und<br />

Architekten, jedoch: „Letztlich gilt bei der W<strong>ohnbau</strong> heute vor<br />

allem eine Vorgabe: Egal, w<strong>as</strong> wir tun, es müssen immer Ökonom<strong>ie</strong>,<br />

Ökolog<strong>ie</strong> und sozialer Anspruch im Einklang stehen.“


fachheit<br />

grundlegend gewandelt<br />

D<strong>as</strong> G<strong>ie</strong><strong>ß</strong><strong>ener</strong> W<strong>ohnbau</strong> M<strong>agazin</strong><br />

Für alle<br />

Z<strong>ie</strong>lgruppen attraktiv bleiben<br />

Vergl<strong>as</strong>te Balkone an der Heinrich-Will-Stra<strong>ß</strong>e 13<br />

Mit neuen Strateg<strong>ie</strong>n reag<strong>ie</strong>rt d<strong>ie</strong> Wohn -<br />

bau auf Veränderungen in der Nachfrage<br />

Angesichts der demographischen und<br />

gesellschaftlichen Entwicklung wird es in<br />

den kommenden Jahren und Jahrzehnten<br />

zu ganz neuen Herausforderungen in den<br />

untersch<strong>ie</strong>dlichsten Bereichen kommen.<br />

Einer der wichtigsten Bereiche, auf d<strong>ie</strong> d<strong>as</strong><br />

höher werdende Durchschnittsalter und<br />

d<strong>ie</strong> Singularis<strong>ie</strong>rung der Bevölkerung<br />

unmittelbare Auswirkungen haben, ist der<br />

Wohnungsmarkt. „Bei der W<strong>ohnbau</strong> stellen<br />

wir bereits seit geraumer Zeit fest, d<strong>as</strong>s<br />

sich in der Nachfragestruktur am Wohn<br />

ung smarkt etw<strong>as</strong> ändert“, erläutert<br />

W<strong>ohnbau</strong>-Prokurist Jürgen Ste<strong>ie</strong>rt. „Wir<br />

haben schon mit mehreren Projekten auf<br />

d<strong>ie</strong>se Entwicklung reag<strong>ie</strong>rt, beisp<strong>ie</strong>lsweise<br />

mit unserer Wohnanlage am Eichen -<br />

dorffring, d<strong>ie</strong> derzeit neu errichtet wird<br />

und vornehmlich Senioren angeboten werden<br />

soll.“ Insgesamt aber stehe auch d<strong>ie</strong><br />

W<strong>ohnbau</strong> heute vor einer neuen Situation.<br />

Denn erstmals gäbe es eine weitgehende<br />

Entspannung auf dem Wohnungsmarkt.<br />

„Wir gehen davon aus, d<strong>as</strong>s es auch in<br />

G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en in Zukunft einen M<strong>ie</strong>termarkt<br />

geben wird. D. h. der Einfluss der Kunden<br />

auf d<strong>as</strong> Wohnungsangebot wird stärker<br />

werden. D<strong>ie</strong> Tatsache, d<strong>as</strong>s es in Deutsch -<br />

land aufgrund geringer Geburten zahlen<br />

und sinkender Zuwanderung immer weniger<br />

Menschen gibt, wird zwangsläufig<br />

auch d<strong>ie</strong> Nachfrage nach Wohnraum verändern.<br />

Zudem ist ein deutschlandweiter Trend<br />

auch in G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en erkennbar: Es werden vermehrt<br />

kleinere Wohnungen nachgefra gt,<br />

da u. a. d<strong>ie</strong> Zahl der Haus halts mit gl<strong>ie</strong>der<br />

sinkt und der Kosten druck auf d<strong>ie</strong> Haus -<br />

halte zunimmt. D<strong>as</strong> birgt für Wohn<br />

ungsunternehmen natürlich Risiken.“<br />

23


24<br />

D<strong>ie</strong> Neuentdeckung der Einfachheit<br />

Ein gelungenes Beisp<strong>ie</strong>l für integr<strong>ie</strong>rte Quart<strong>ie</strong>rs entwicklung:<br />

D<strong>as</strong> Troppauer Geb<strong>ie</strong>t in der G<strong>ie</strong><strong>ß</strong><strong>ener</strong> Nordstadt<br />

Auf d<strong>ie</strong>se Risiken reag<strong>ie</strong>rt d<strong>ie</strong> W<strong>ohnbau</strong> u. a. mit der San<strong>ie</strong>rung<br />

ihres Gebäudebestandes. Denn letztlich gilt es, den Wohnraum<br />

für d<strong>ie</strong> untersch<strong>ie</strong>dlichsten Z<strong>ie</strong>lgruppen so<br />

attraktiv w<strong>ie</strong> möglich zu gestalten, will<br />

man d<strong>ie</strong> M<strong>ie</strong>ter nicht verl<strong>ie</strong>ren. So<br />

geschehen auch in der Nordstadt, im<br />

so genannten Troppauer Geb<strong>ie</strong>t.<br />

„D<strong>ie</strong>ses Geb<strong>ie</strong>t stand aufgrund<br />

seiner nicht mehr zeitgemä<strong>ß</strong>en<br />

Wohngebäude und drohender<br />

Überalterung der Bewohner -<br />

schaft kurz davor, zu einem sozial<br />

schw<strong>ie</strong>rigen Geb<strong>ie</strong>t zu werden“,<br />

erinnert sich Ste<strong>ie</strong>rt.<br />

„Durch d<strong>ie</strong> San<strong>ie</strong>rungs ma<strong>ß</strong>nahmen an<br />

den Gebäuden und durch d<strong>ie</strong> Gestaltung<br />

eines ansprechenden Wohnumfeldes ist es uns<br />

gelungen, h<strong>ie</strong>r eine völlig neue, durchmischte Sozial- und<br />

Alterstruktur zu entwickeln. Zudem ist auch d<strong>ie</strong> Fluktuationsrate<br />

dr<strong>as</strong>tisch gesunken, weil man d<strong>ie</strong> Abwanderung aus dem Geb<strong>ie</strong>t<br />

stoppen konnte. Heute ist d<strong>as</strong> Troppauer Geb<strong>ie</strong>t bei unseren<br />

Kunden einer der bel<strong>ie</strong>btesten Stadtteile.“<br />

Voraussetzung für eine solch positive Entwicklung waren laut<br />

Ste<strong>ie</strong>rt letztlich Änderungen am Verfahren der Wohnungs -<br />

vermittlung. Seit drei Jahren l<strong>ie</strong>gt d<strong>ie</strong>se im alleinigen Zuständig -<br />

keitsbereich der W<strong>ohnbau</strong>. War vorher, als auch d<strong>ie</strong> Stadt noch<br />

Wohnungen der W<strong>ohnbau</strong> zuw<strong>ie</strong>s, d<strong>ie</strong> Bedürftigkeit d<strong>as</strong> einzige<br />

Kriterium, so achtet man heute insbesondere auf andere Faktoren,<br />

beisp<strong>ie</strong>lsweise auf eine gute nachbarschaftliche Mischung der<br />

Quart<strong>ie</strong>re. „Dadurch, d<strong>as</strong>s f<strong>as</strong>t 70 Prozent unserer Wohnungen<br />

nicht mehr der M<strong>ie</strong>tpreis- und Belegungsbindung unterl<strong>ie</strong>gen,<br />

können wir heute eine v<strong>ie</strong>l breitere Palette an Wohnstandards<br />

anb<strong>ie</strong>ten“, so Ste<strong>ie</strong>rt. „So ist auch im Bedarfsfall eine flexible<br />

Gestaltung der Qualitätsmerkmale und entsprechend der M<strong>ie</strong>ten<br />

möglich.“ Nur so könne d<strong>ie</strong> W<strong>ohnbau</strong> dem Gesellschaftsauftrag,<br />

Wohnraum für alle Bevölkerungskreise bereitzuhalten, wirklich<br />

nachkommen. Auf Änderungen in der Nachfragestruktur könne<br />

somit relativ schnell reag<strong>ie</strong>rt werden. Insgesamt sähe er d<strong>ie</strong><br />

W<strong>ohnbau</strong> für d<strong>ie</strong> Zukunft daher gut gewappnet.


D<strong>as</strong> G<strong>ie</strong><strong>ß</strong><strong>ener</strong> W<strong>ohnbau</strong> M<strong>agazin</strong><br />

San<strong>ie</strong>rungsschub durch KfW-Förderprogramm<br />

Einen deutlichen Schub im San<strong>ie</strong>rungsauf -<br />

kommen der W<strong>ohnbau</strong> gab es ab dem Jahr<br />

2006, als d<strong>ie</strong> Bundes reg<strong>ie</strong>rung ein neues<br />

Förderprogramm auflegte. Seither haben<br />

Hausbesitzer d<strong>ie</strong> Möglichkeit, sich<br />

San<strong>ie</strong>rungsma<strong>ß</strong>nahmen zur CO2-Ein -<br />

sparung, w<strong>ie</strong> Wärmedämmung oder neue<br />

Heizanlagen, von der Kreditanstalt für<br />

W<strong>ie</strong>deraufbau (KfW) fördern zu l<strong>as</strong>sen.<br />

„Durch d<strong>ie</strong>ses Förderprogramm in Kombi -<br />

nation mit dem Wohnraummodernis<strong>ie</strong> -<br />

rungs progranmm, d<strong>as</strong> alle nicht <strong>ener</strong>getischen<br />

Ma<strong>ß</strong>nahmen bezuschusst, ist nun<br />

eine 100prozentige Finanz<strong>ie</strong>rung zu sehr<br />

günstigen Konditionen möglich“, erläutert<br />

W<strong>ohnbau</strong>-Prokuristin Ina Köhler. So habe<br />

es d<strong>ie</strong> ersten Darlehen noch mit einer<br />

Verzinsung von 1 Prozent gegeben.<br />

Nachdem d<strong>ie</strong>ser zwischenzeitlich auf über<br />

drei Prozent gest<strong>ie</strong>gen war, l<strong>ie</strong>gt er derzeit<br />

bei etwa 2 Prozent. „Der vari<strong>ie</strong>rende<br />

Zinssatz d<strong>ie</strong>nt der KfW als Steuerungs -<br />

instrument. Wenn d<strong>ie</strong> Nachfrage nach<br />

Fördermitteln steigt, steigt auch der<br />

Zinssatz und umgekehrt.“<br />

D<strong>as</strong> zur Verfügung stehende Gesamt -<br />

budget wurde jüngst durch d<strong>as</strong> Kon -<br />

junktur programm der Bundesreg<strong>ie</strong>rung<br />

nochmals aufgestockt. Einen Wermuts -<br />

tropfen aber gibt es dennoch: Aufgrund<br />

geänderter europarechtlicher Rahmen -<br />

bedingungen können kommunale Unter -<br />

nehmen w<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong> W<strong>ohnbau</strong> d<strong>ie</strong> KfW-<br />

Förderung seit dem 1. November nicht<br />

mehr w<strong>ie</strong> bisher direkt bei der Kredit -<br />

anstalt beantragen, sondern müssen d<strong>as</strong><br />

Verfahren über eine Bank laufen l<strong>as</strong>sen.<br />

„D<strong>ie</strong>ses Vorgehen kostet uns sehr v<strong>ie</strong>l<br />

Zeit“, so Ina Köhler. „Bekamen wir eine<br />

Bewilligung früher innerhalb von 5 Ar -<br />

beits tagen, so dauert es jetzt mehrere<br />

Monate.“<br />

22 Gebäude hat d<strong>ie</strong> W<strong>ohnbau</strong> mit Hilfe<br />

der KfW in den letzten drei Jahren san<strong>ie</strong>rt,<br />

v<strong>ie</strong>r Gebäude, darunter d<strong>as</strong> Dach-Café-<br />

Gebäude, sind für 2009 beantragt.<br />

Auch d<strong>as</strong> Dach-Café-Gebäude wird mit Unterstützung der KfW san<strong>ie</strong>rt<br />

25


26<br />

„Heute zeigt sich d<strong>ie</strong> Situation auf dem G<strong>ie</strong><strong>ß</strong><strong>ener</strong> Wohnungsmarkt<br />

erstmals entspannt.“ D<strong>as</strong> sei noch bis vor wenigen Jahren ganz<br />

anders gewesen, wei<strong>ß</strong> der Leiter des G<strong>ie</strong><strong>ß</strong><strong>ener</strong> Stadtplanungsamtes,<br />

Hans Dettling. So hatte d<strong>ie</strong> Stadt, d<strong>ie</strong> Wohnraumversorgung betref-<br />

fend, schon immer Sonderfunktionen innerhalb der Stadtregion<br />

zu übernehmen. In der Gründerzeit war es der interessante Wohn -<br />

standort im Eisenbahnknotenpunkt, nach dem 2. Weltkr<strong>ie</strong>g und bis<br />

zur W<strong>ie</strong>dervereinigung als Flüchtlingsdurchgangsstadt oder als<br />

Anlaufstelle für Auss<strong>ie</strong>dler bis heute: G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en war über Jahrzehnte<br />

hinweg immer w<strong>ie</strong>der aufgerufen, sich neuen Herausforderungen<br />

und Bedarfen zu stellen.<br />

Hans Dettling, Leiter des G<strong>ie</strong><strong>ß</strong><strong>ener</strong><br />

Stadtplanungsamtes<br />

„Ein unkoordin<strong>ie</strong>rtes Nebe<br />

D<strong>ie</strong> Planungsarbeit der W<strong>ohnbau</strong> und des Stad<br />

„In unserer Stadt hatten wir n<strong>ie</strong> d<strong>as</strong><br />

Problem des Leerstands, mit dem beisp<strong>ie</strong>lsweise<br />

d<strong>ie</strong> Städte in Nordhessen oder noch<br />

verstärkt im Osten Deutschlands seit zwei<br />

Jahrzehnten zu kämpfen haben“, so<br />

Dettling. Dort hat man mit d<strong>ie</strong>ser<br />

Problematik gro<strong>ß</strong>e Sorgen, in G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en hingegen<br />

war immer d<strong>as</strong> Gegenteil der Fall:<br />

H<strong>ie</strong>r hat ein erheblicher Mangel an<br />

Wohnraum geherrscht, der eine nachteilige<br />

Abwanderung ins Stadtumland zur Folge<br />

hatte.<br />

Von der Stadt -<br />

erweiterung zum<br />

Stadtumbau<br />

Nach Jahrzehnte währenden Neubau -<br />

programmen aber s<strong>ie</strong>ht man sich in G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en<br />

seit einigen Jahren vor neue Anforder ungen<br />

gestellt. „Unser Thema ist inzwischen nicht<br />

mehr der Wohns<strong>ie</strong>dlungs neu bau am Stadt -<br />

rand, sondern der Stadt umbau“, erläutert<br />

W<strong>ohnbau</strong>- Geschäfts führer Volker Behn -<br />

ecke. „Festzustellen ist, d<strong>as</strong>s es jetzt weitgehend<br />

genügend Wohnraum gibt, d<strong>ie</strong>ser<br />

aber häufig nicht mehr zeitgemä<strong>ß</strong> ist.“ So<br />

hätte sich zum Beisp<strong>ie</strong>l d<strong>ie</strong> Bedarfs lage im<br />

Laufe der Zeit grav<strong>ie</strong>rend geändert. „D<strong>ie</strong><br />

Wohnungszuschnitte sind oft nicht mehr<br />

zeitgemä<strong>ß</strong>, da sich d<strong>ie</strong> familiären Situa -<br />

tionen und Ansprüche geändert haben.“<br />

„D<strong>ie</strong> durchschnittliche Wohnfläche pro<br />

Einwohner lag in Deutschland vor dem<br />

2. Weltkr<strong>ie</strong>g unter 20 qm“, ergänzt Hans<br />

Dettling, „ca. 15 Jahre nach dem Kr<strong>ie</strong>g st<strong>ie</strong>g<br />

s<strong>ie</strong> leicht über 35 qm und heute nähern wir<br />

uns mit 40 qm bald dem hohen Schweizer<br />

Durchschnittsstandards an. Auf solche<br />

Entwicklungen müssen Städte und reag<strong>ie</strong>ren,<br />

wollen s<strong>ie</strong> für ihre Einwohner attraktiv<br />

bleiben.“<br />

Abgesehen von d<strong>ie</strong>ser Entwicklung sind es<br />

aber noch weitere Faktoren, d<strong>ie</strong> Planer und<br />

Architekten heute zu berücksichtigen<br />

haben. Neben wirtschaftlichen und sozialen<br />

Veränderungen sind es vor allem auch d<strong>ie</strong><br />

ökologischen Herausforderungen, d<strong>ie</strong> ein<br />

Umdenken in der Stadtplanung und dem


Wohnungs(um)bau erforderlich machen.<br />

„Eine so genannte, vor nicht allzu langer<br />

Zeit noch durchaus übliche ‚Pinsel san<strong>ie</strong> -<br />

rung’, bei der zur optischen Verschönerung<br />

lediglich d<strong>ie</strong> F<strong>as</strong>sade gestrichen wurde, ist<br />

heute in der Regel nicht mehr vertretbar“,<br />

so Dettling. Auch hätten sich zahlreiche<br />

gesetzliche Anforderungen geändert, beisp<strong>ie</strong>lsweise<br />

in den Bereichen der Denkmal -<br />

pflege, der <strong>ener</strong>getischen San<strong>ie</strong>rung oder<br />

der Forderung nach Barr<strong>ie</strong>refreiheit. „Ein<br />

Nebeneinanderherarbeiten von der Stadt -<br />

planung auf der einen und der Wohnungs -<br />

gesellschaft auf der anderen Seite ist bei<br />

d<strong>ie</strong>sen komplexen Modern is<strong>ie</strong>rungs an -<br />

forderungen nicht mehr aufgabengemä<strong>ß</strong>.<br />

Im Gegenteil, wir sind aufgefordert, unsere<br />

Tätigkeiten im Bereich der wohnraumversorgenden<br />

Stadtentwicklung so eng w<strong>ie</strong><br />

mög lich miteinander zu verzahnen, um<br />

allen neuzeitlichen Anforderungen der<br />

M<strong>ie</strong>ter schaft gerecht werden zu können.“<br />

Neue Standards<br />

führen zur<br />

‚behutsamen<br />

Stadterneuerung’<br />

Neue Standards im Bereich des Stadt -<br />

umbaus und damit in der Zusammen arbeit<br />

zwischen W<strong>ohnbau</strong> und Stadt planungsamt<br />

wurden in den 80er Jahren gesetzt, als es in<br />

G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en an d<strong>ie</strong> San<strong>ie</strong>rung der sogenannten<br />

„sozialen Brennpunkte“ Eulenkopf, Marga -<br />

D<strong>as</strong> G<strong>ie</strong><strong>ß</strong><strong>ener</strong> W<strong>ohnbau</strong> M<strong>agazin</strong><br />

einanderarbeiten gibt es nicht mehr“<br />

planungsamtes sind heute eng verzahnt<br />

rethen hütte und Gummi insel ging. Mit<br />

einem neuen Leitbild als Gegenbewegung<br />

zu dem Bau von neuen Wohntrabanten und<br />

der damit oft einhergehenden Vertrei -<br />

bungen der angestammten Bewohner -<br />

schaft aus den Innenstädten widmete man<br />

sich nun erstmals einer ‚behutsamen Stadt -<br />

erneuerung’ im Wohn ungs bestand in ganz<br />

– damals noch – West deutsch land. „Eine enge<br />

Verzahnung der Zusammen arbeit zwischen<br />

W<strong>ohnbau</strong> und Stadtplanungs amt begann<br />

damals jedoch mit der Feststellung, d<strong>as</strong>s<br />

trotz des Erhaltungsgedankens manche<br />

Gebäude in d<strong>ie</strong>sen Geb<strong>ie</strong>ten technisch nicht<br />

mehr zu vertretbaren Kosten zu san<strong>ie</strong>ren<br />

waren, sondern abgerissen werden mussten“,<br />

so Dettling. „Und d<strong>ie</strong> Wohn bau hatte<br />

zu d<strong>ie</strong>ser Zeit noch keinerlei Er fahrung<br />

mit Abrissarbeiten, schl<strong>ie</strong><strong>ß</strong>lich hatte s<strong>ie</strong> bis<br />

dahin ja immer nur neu gebaut.“<br />

„Ja“, erinnert sich Behnecke schmunzelnd,<br />

„damals war für uns Abriss noch Abriss und<br />

nicht Abbau oder Rückbau. Schadstoff über -<br />

prüfung oder Materialtrennung kamen<br />

dabei nicht vor. D<strong>as</strong> wurde erst im Rahmen<br />

der Umweltdiskussion und des Ge sund -<br />

heits schutzes nach und nach ein relevantes<br />

Thema.“<br />

Keine ‚Hardware’<br />

ohne ‚Software’<br />

Hatte man aber angenommen, d<strong>as</strong>s d<strong>ie</strong> verbesserte<br />

Zusammenarbeit zwischen Wohn -<br />

bau und Stadtplanungsamt sich auf d<strong>ie</strong><br />

städtebaulichen und bautechnischen Her -<br />

aus forderungen beschränken könnte, sah<br />

man sich h<strong>ie</strong>rin spätestens mit den Auflagen<br />

des Bund-Länder-Pro gramms ‘Soziale Stadt’<br />

vor einer neuen Heraus forderung.<br />

„Plötzlich stand bei unseren San<strong>ie</strong>rungen<br />

nicht mehr nur der Stein, d<strong>as</strong> hei<strong>ß</strong>t, d<strong>ie</strong><br />

‚Hardware’ im Vordergrund“, erinnert sich<br />

Behnecke. V<strong>ie</strong>lmehr galt es nun, im Tropp -<br />

auer Geb<strong>ie</strong>t auch d<strong>ie</strong> Gemein wesenarbeit<br />

vor Ort – also praktisch d<strong>ie</strong> ‚Software’ – in<br />

alle Ma<strong>ß</strong>nahmen umf<strong>as</strong>sender zu integr<strong>ie</strong>ren.<br />

D<strong>as</strong> Grund verständnis von Städtebau<br />

hatte sich dahingehend geändert, d<strong>as</strong>s man<br />

auch auf d<strong>ie</strong> sozialen Belange der Be wohn -<br />

er schaft im Erneuerungsprozess deut lich<br />

mehr Gewicht legte.<br />

„Zwischen uns herrschte bei den<br />

San<strong>ie</strong>rungen im Programmgeb<strong>ie</strong>t der Sozi -<br />

alen Stadt ein Höchstma<strong>ß</strong> an Kommu ni -<br />

kation“, erläutert Dettling. „D<strong>ie</strong> Ausge -<br />

staltung der städtebaulichen Ver träge mussten<br />

eingehend diskut<strong>ie</strong>rt sow<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong><br />

rechtlichen und finanz<strong>ie</strong>llen Mög lich keiten<br />

optimal ausgeschöpft werden. D<strong>as</strong> galt<br />

nicht nur für d<strong>ie</strong> Bauma<strong>ß</strong>nahmen, sondern<br />

auch für d<strong>ie</strong> Bereiche Verkehrs erschl<strong>ie</strong><strong>ß</strong> ung,<br />

Beleuchtung, Ver- und Ent sorgung usw. D<strong>as</strong><br />

alles konnten weder wir noch d<strong>ie</strong> W<strong>ohnbau</strong><br />

alleine ohne gegenseitige Rück sicht nah men<br />

und Kompromiss bereit schaf ten leisten.“<br />

Bringt eine enge Abstimmung der Stadt -<br />

umbauprojekte für alle Beteiligten auch<br />

eine Menge Arbeit mit sich, so ist man heute<br />

doch auf beiden Seiten überzeugt, d<strong>as</strong>s<br />

nur d<strong>ie</strong>ses d<strong>as</strong> Arbeitsmodell der Zukunft<br />

sein kann. „In der Nordstadt ist uns nur aufgrund<br />

der engen Zusammenarbeit eine<br />

solch deutliche ökonomische, ökologische<br />

und soziale Aufwertung des Quart<strong>ie</strong>rs ge -<br />

lungen“, zeigt sich Dettling überzeugt.<br />

„Des halb werden wir d<strong>ie</strong>se Form der<br />

Kooperation selbstverständlich auf zukünftige<br />

Stadtumbauprojekte übertragen und,<br />

da beide Organisationen noch lernfähig<br />

und lernwillig sind, auch mit Sicherheit im<br />

Interesse der M<strong>ie</strong>terschaft noch weiter verbessern.“<br />

27


28<br />

Vom Verwalte<br />

D<strong>ie</strong> W<strong>ohnbau</strong> im Spagat<br />

Volker Behnecke,<br />

Geschäftsführer der W<strong>ohnbau</strong><br />

Als Volker Behnecke vor<br />

zwölf Jahren d<strong>ie</strong> Geschäfts -<br />

führung der W<strong>ohnbau</strong><br />

übernahm, wollte er d<strong>as</strong><br />

Unternehmen von einer<br />

Wohnungsverwaltungs- in<br />

eine Quart<strong>ie</strong>rs entwicklungs -<br />

gesellschaft umwandeln.<br />

D<strong>ie</strong> Gugge’ma sprach mit<br />

ihm über den Weg, den d<strong>ie</strong><br />

W<strong>ohnbau</strong> in d<strong>ie</strong>sen zwölf<br />

Jahren beschritten hat, um<br />

d<strong>ie</strong>ses Z<strong>ie</strong>l zu erreichen.<br />

Bei der Errichtung der ökologischen Reihenhauss<strong>ie</strong>dlung an der Krofdorfer Stra<strong>ß</strong>e engag<strong>ie</strong>rte sich d<strong>ie</strong> W<strong>ohnbau</strong> als Bauträger


zum Gestalter<br />

zwischen wirtschaftlicher Z<strong>ie</strong>lsetzung und sozialer Verantwortung<br />

Herr Behnecke, vor zwölf Jahren haben<br />

s<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong> Geschäftsführung der W<strong>ohnbau</strong><br />

übernommen.<br />

Vor welchen Herausforderungen standen<br />

S<strong>ie</strong> damals?<br />

D<strong>ie</strong> Herausforderungen in der damaligen<br />

Zeit waren enorm. Nicht nur für mich oder<br />

d<strong>ie</strong> W<strong>ohnbau</strong>, sondern für d<strong>ie</strong> Wohnungs -<br />

wirtschaft insgesamt und h<strong>ie</strong>r insbesondere<br />

d<strong>ie</strong> kommunalen Gesell schaften. D<strong>ie</strong> Städte<br />

standen vor einer Umbruchsituation. D<strong>as</strong><br />

galt in besonderem Ma<strong>ß</strong>e für G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en.<br />

W<strong>ie</strong> stellte sich d<strong>ie</strong>se<br />

Umbruchsituation dar?<br />

D<strong>ie</strong> Städte waren seit Anfang der 90er Jahre<br />

gekennzeichnet durch einen strukturellen,<br />

aber auch einen gesellschaftlichen Wandel.<br />

Bis in d<strong>ie</strong> 80er Jahre hinein herrschte bei uns<br />

Vollbeschäftigung. D<strong>ie</strong> Konjunktur war ge -<br />

prägt durch Wachstum. In den Folge jahren<br />

dann setzten Dauer- und M<strong>as</strong>sen arbeits -<br />

losigkeit und damit Chancen losigkeit ganzer<br />

Bevölkerungsschichten ein. V<strong>ie</strong>le junge<br />

Menschen bekamen keinen Aus bildungs -<br />

platz. Damit stand natürlich auch d<strong>ie</strong><br />

Stadtentwicklung vor neuen Aufgaben. S<strong>ie</strong><br />

hatte sich bis dahin vorrangig um den<br />

W<strong>ie</strong>deraufbau gekümmert. Nun mussten<br />

d<strong>ie</strong> ehemaligen Schlafstädte zu neuen<br />

Lebens räumen für alle gesellschaftlichen<br />

Schichten umgebaut werden. Der Stadt -<br />

umbau musste sich also nicht nur baulich,<br />

sondern auch sozial gestalten.<br />

Und w<strong>as</strong> war d<strong>as</strong> Besondere an der<br />

G<strong>ie</strong><strong>ß</strong><strong>ener</strong> Situation?<br />

In G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en hatte bis dahin der Schwerpunkt<br />

auf der Vermeidung von Obdachlosigkeit<br />

gelegen. D<strong>ie</strong> Stadt war geprägt durch einen<br />

nachfrageor<strong>ie</strong>nt<strong>ie</strong>rten Wohnungsmarkt, weil<br />

es bis in d<strong>ie</strong> 80er Jahre hinein galt, der<br />

Wohn ungs knappheit zu begegnen.<br />

Nach dem gesellschaftlichen Wandel aber<br />

musste der Wohnungsmarkt in einen angebotsor<strong>ie</strong>nt<strong>ie</strong>rten<br />

umstruktur<strong>ie</strong>rt werden.<br />

G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en hatte h<strong>ie</strong>r einen gro<strong>ß</strong>en Nachhol -<br />

bedarf. D<strong>ie</strong> Notwendigkeit zur Schaffung<br />

von Wohn raum für einkommensschwache<br />

Menschen aber hatte d<strong>ie</strong> Finanzkraft der<br />

kommunalen Wohnungsunternehmen ge -<br />

schwäch t, so d<strong>as</strong>s ein erheblicher Finanz -<br />

bedarf zum Abbau des San<strong>ie</strong>rungsstaus im<br />

Bestand notwendig wurde.<br />

W<strong>ie</strong> haben S<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong>se<br />

Herausforderung bewältigt?<br />

Zunächst einmal mussten wir dort mit der<br />

Problemlösung anfangen, wo es d<strong>ie</strong> grö<strong>ß</strong>ten<br />

gesellschaftlichen Verwerfungen gab,<br />

nämlich in den sozialen Brennpunkten. Ihre<br />

San<strong>ie</strong>rung war der erste Meilenstein auf<br />

dem Weg zu einer notwendigen baulichen<br />

und sozialen Stadterneuerung. Allerdings<br />

konnte d<strong>ie</strong>se San<strong>ie</strong>rung nicht als randständige<br />

Aufgabe betrachtet werden.<br />

Erforderlich war d<strong>ie</strong> Integration in einen<br />

M<strong>as</strong>terplan. D<strong>ie</strong> Aufstellung solcher M<strong>as</strong>ter -<br />

pläne, d<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong> gesamtstädtische Ent wick -<br />

D<strong>as</strong> G<strong>ie</strong><strong>ß</strong><strong>ener</strong> W<strong>ohnbau</strong> M<strong>agazin</strong><br />

lung im Blick haben, gehört zwangsläufig<br />

zu den Aufgaben eines Wohnungs unter -<br />

nehmens, d<strong>as</strong> sich nicht als Verwalter, sondern<br />

als Gestalter versteht.<br />

Und d<strong>ie</strong> W<strong>ohnbau</strong> sollte<br />

zu solch einem Gestalter werden?<br />

Ja, wer sonst? Schl<strong>ie</strong><strong>ß</strong>lich bekamen wir ja<br />

gerade in unseren Häusern d<strong>ie</strong> folgen der<br />

Dauer- und M<strong>as</strong>senarbeitslosigkeit zu spüren.<br />

Es begann für uns ein Spagat zwischen<br />

wirtschaftlicher Z<strong>ie</strong>lsetzung – wir waren ja<br />

seit Anfang der neunziger Jahre nicht mehr<br />

gemeinnützig und standen somit im<br />

Wettbewerb – und sozialer Verantwortung.<br />

Zudem kam d<strong>as</strong> Schlagwort der Nach -<br />

haltigkeit auf. D<strong>as</strong> h<strong>ie</strong><strong>ß</strong>, d<strong>as</strong>s man sich auch<br />

um zukünftige gesellschaftliche Ent wick -<br />

lungen und d<strong>ie</strong> sich damit ändernden Be -<br />

darfe am Wohnungsmarkt Gedanken<br />

machen musste. Schl<strong>ie</strong><strong>ß</strong>lich baut man ja<br />

nicht nur für eine G<strong>ener</strong>ation, sondern auch<br />

für spätere. Und noch ein weiterer Faktor<br />

tauchte zu d<strong>ie</strong>ser Zeit in der Diskussion auf:<br />

D<strong>ie</strong> Ökolog<strong>ie</strong>. Es wurde klar, d<strong>as</strong>s d<strong>ie</strong> ökologischen<br />

Bel<strong>as</strong>tungen, d<strong>ie</strong> durch d<strong>ie</strong> Wohn -<br />

ge bäude entstanden und noch heute entstehen,<br />

nicht mehr tragbar waren. Auch<br />

h<strong>ie</strong>r mussten also neue Konzepte her.<br />

W<strong>ie</strong> gingen S<strong>ie</strong> mit d<strong>ie</strong>sem weiteren<br />

Faktor, der Ökolog<strong>ie</strong>, in der Praxis um?<br />

Zunächst einmal haben wir in unserem<br />

Bestand Aufnahmen mit Wärmebild -<br />

29


30<br />

Vom Verwalter zum Gestalter<br />

kamer<strong>as</strong> gemacht. D<strong>ie</strong> haben anschaulich<br />

verdeutlicht, d<strong>as</strong>s unsere M<strong>ie</strong>terinnen und<br />

M<strong>ie</strong>ter den grö<strong>ß</strong>ten Teil ihrer Heizkosten<br />

für d<strong>ie</strong> Beheizung der Stra<strong>ß</strong>e ausgaben.<br />

Rund 40 Prozent des CO2-Aussto<strong>ß</strong>es in<br />

Europa sind immer noch auf d<strong>ie</strong> Gebäude -<br />

wirtschaft zurückzuführen. Als wir d<strong>ie</strong><br />

Bilder der Wärmekamera sahen, war uns<br />

auch klar, warum. Unsere Aufgabe war es<br />

also nun, nicht nur d<strong>ie</strong> Wohnungs zu -<br />

schnitte, sondern auch d<strong>ie</strong> <strong>ener</strong>getische<br />

Beschaffenheit der Gebäude zu verändern.<br />

S<strong>ie</strong> haben also damals schon mit der<br />

<strong>ener</strong>getischen San<strong>ie</strong>rung angefangen?<br />

Jein. Sagen wir mal, wir haben d<strong>as</strong> getan,<br />

w<strong>as</strong> wir damals für notwendig erachteten.<br />

Aber wir mussten auch erst lernen, w<strong>as</strong> es<br />

hei<strong>ß</strong>t, <strong>ener</strong>getisch zu san<strong>ie</strong>ren. Heute wissen<br />

wir, d<strong>as</strong>s wir den ökologischen Ge -<br />

danken schon damals v<strong>ie</strong>l ernster hätten<br />

nehmen müssen. Ein Stück weit fehlte h<strong>ie</strong>r<br />

noch d<strong>as</strong> Bewusstsein. Heute sind wir da<br />

zum Glück v<strong>ie</strong>l schlauer.<br />

S<strong>ie</strong> sprachen von einem Spagat zwischen<br />

wirtschaftlicher, sozialer und ökologischer<br />

Z<strong>ie</strong>lsetzung. D<strong>as</strong> ist eine echte Heraus -<br />

forderung. W<strong>ie</strong> ist es der W<strong>ohnbau</strong> gelungen,<br />

d<strong>ie</strong>se finanz<strong>ie</strong>ll zu stemmen?<br />

Neben eigenen Bemühungen auch durch<br />

d<strong>ie</strong> gez<strong>ie</strong>lte Akquise von Fördermitteln.<br />

G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en war damals z. B. d<strong>ie</strong> erste Stadt, d<strong>ie</strong><br />

Mittel aus dem Bund-Länder-Programm<br />

‚Soziale Stadt’ bekam. D<strong>as</strong> lag u. a. daran,<br />

d<strong>as</strong>s ich in der Richtlin<strong>ie</strong>nkommission war,<br />

d<strong>ie</strong> d<strong>as</strong> Programm ausgearbeitet hat. So ist<br />

es mir gelungen, d<strong>ie</strong> Förderbedingungen<br />

ein Stück weit an d<strong>ie</strong> G<strong>ie</strong><strong>ß</strong><strong>ener</strong> Bedürfnisse<br />

anzup<strong>as</strong>sen. In der Umsetzungsph<strong>as</strong>e kam en<br />

mir d<strong>ie</strong> Erfahrungen aus meinem Vor sitz im<br />

Fachbeirat der Hessischen Gemeinschafts -<br />

initiative Soziale Stadt, der HEGISS, entgegen.<br />

D<strong>ie</strong>se Erfahrungen konnten wir dann<br />

in d<strong>ie</strong> Entwicklung der Oberen Nordstadt<br />

mit einfl<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en l<strong>as</strong>sen.<br />

Galten d<strong>ie</strong> Ansätze denn nur für d<strong>ie</strong><br />

Nordstadt? Gab es in anderen<br />

Wohnquart<strong>ie</strong>ren nicht auch ähnliche<br />

Probleme?<br />

Selbstverständlich gab es d<strong>ie</strong>. Aber auch im<br />

Rahmen der integr<strong>ie</strong>rten Stadtentwicklung<br />

sollten nicht alle Stadtquart<strong>ie</strong>re über einen<br />

Kamm geschert werden. Jedes braucht seine<br />

individuelle Entwicklung und auf d<strong>ie</strong><br />

muss man eingehen. H<strong>ie</strong>r gilt es natürlich<br />

auch, d<strong>ie</strong> Bevölkerung zu integr<strong>ie</strong>ren. D<strong>as</strong><br />

w<strong>ie</strong>derum hei<strong>ß</strong>t d<strong>ie</strong> Einbez<strong>ie</strong>hung anderer<br />

Akteure, w<strong>ie</strong> z. B. Institutionen der Gemein -<br />

wesenarbeit oder auch d<strong>ie</strong> G<strong>ie</strong><strong>ß</strong><strong>ener</strong> Vereine.<br />

Ist der Umstruktur<strong>ie</strong>rungsprozess der<br />

W<strong>ohnbau</strong> denn heute abgeschlossen?<br />

Nein. Ich denke, es ist klar geworden, d<strong>as</strong>s<br />

d<strong>ie</strong> Stadtentwicklung ein dynamischer<br />

Prozess mit sich ständig ändernden Be -<br />

dingungen ist. Schauen S<strong>ie</strong> sich z. B. d<strong>ie</strong> derzeitige<br />

Finanz- und Konjunkturkrise an. S<strong>ie</strong><br />

wird kein Problem der Wirtschaft allein bleiben,<br />

sondern zwangsläufig unmittelbare<br />

Auswirkungen auf d<strong>ie</strong> gesellschaftliche<br />

Entwicklung haben.<br />

W<strong>as</strong> ist Ihrer Meinung nach kurzfristig<br />

von Nöten, um d<strong>ie</strong> sozialen<br />

Folgen abzu federn?<br />

D<strong>ie</strong> kommunale Selbstverwaltung muss<br />

gestärkt werden. D<strong>as</strong> kann nur gelingen,<br />

wenn sich d<strong>ie</strong> kommunalen Verbund sys -<br />

teme, z. B. W<strong>ohnbau</strong> und Stadt werke, enger<br />

zusammenschl<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en und gemeinsam Lös<br />

ungen entwickeln. Insbesondere für<br />

G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en ist es wichtig, nach eigenen, angep<strong>as</strong>sten<br />

Lösungen zu suchen.<br />

Warum insbesondere für G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en?<br />

G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en hatte als Standort von KFZ-Zu -<br />

l<strong>ie</strong>ferern schon immer eine gro<strong>ß</strong>e Arbeits -<br />

platzabhängigkeit. Auch durch den Weg -<br />

gang der Amerikaner brechen Kauf kraft -<br />

potenziale und damit Wert schöpfung weg.<br />

D<strong>ie</strong>se gilt es zurückzuholen.<br />

Eine professionelle Farbgestaltung der Gebäude und ein ansprechendes Wohnumfeld tragen zur Verschönerung des Stadtbildes bei. H<strong>ie</strong>r: Kropbacher Weg 14-16.


Welche Rolle kann d<strong>ie</strong> W<strong>ohnbau</strong> dabei<br />

übernehmen?<br />

Krisen b<strong>ie</strong>ten immer auch eine Chance.<br />

Wenn d<strong>ie</strong> W<strong>ohnbau</strong> z. B. d<strong>ie</strong> amerikanischen<br />

S<strong>ie</strong>dlungen übernimmt und einer zivilen<br />

Nutzung zuführt, b<strong>ie</strong>tet d<strong>as</strong> sowohl<br />

wirtschaftliche als auch soziale und ökologische<br />

Chancen.<br />

D<strong>ie</strong> Gebäude werden <strong>ener</strong>getisch san<strong>ie</strong>rt,<br />

w<strong>as</strong> unweigerlich d<strong>ie</strong> Vergabe von Auf -<br />

trägen und d<strong>ie</strong> Schaffung von Arbeit splät -<br />

zen in der Region nach sich z<strong>ie</strong>ht. D<strong>as</strong> ist nur<br />

ein Beisp<strong>ie</strong>l von v<strong>ie</strong>len.<br />

Welches ist für S<strong>ie</strong> der wichtigste Faktor,<br />

der eine weiterhin positive Entwicklung<br />

der W<strong>ohnbau</strong> gewährleisten kann?<br />

Bildung, Bildung und nochmals Bildung. D<strong>ie</strong><br />

Förderung von Fach- und Sozialkompetenz<br />

sind d<strong>ie</strong> wichtigsten Aufgaben, d<strong>ie</strong> ein Un -<br />

ter nehmen zu leisten hat. Denn nur mit gut<br />

ausgebildeten und motiv<strong>ie</strong>rten Mit arbei -<br />

tern kann ein Betr<strong>ie</strong>b auf Dauer Erfolg<br />

haben. D<strong>ie</strong> W<strong>ohnbau</strong> ist ständig bemüht,<br />

ihre Mitarbeiter aus- und fortzubilden und<br />

zukunftsor<strong>ie</strong>nt<strong>ie</strong>rte Fachinhalte zu vermitteln.<br />

Wichtig sind ein hohes Ma<strong>ß</strong> an Selbst -<br />

ständigkeit und Eigen verant wortung in den<br />

jeweiligen Zuständigkeits bereichen.<br />

Im Laufe der Jahre ist es uns so gelungen,<br />

d<strong>ie</strong> gesamte Mitarbeiterschaft der Wohn -<br />

bau in eine wertvolle Teamarbeit einzubinden.<br />

Voraussetzungen h<strong>ie</strong>rfür waren d<strong>ie</strong><br />

Fähig keit jedes einzelnen Mitarbeiters zu<br />

Soli darität, Respekt, Toleranz und d<strong>ie</strong><br />

Bereit schaft, Verant wortung zu übernehmen.<br />

D<strong>as</strong>s d<strong>as</strong> gelungen ist, ist ein gro<strong>ß</strong>es<br />

Verd<strong>ie</strong>nst meiner Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter, wofür ich ihnen sehr dankbar<br />

bin.<br />

Herr Behnecke, wir danken Ihnen<br />

für d<strong>as</strong> Gespräch.<br />

D<strong>as</strong> G<strong>ie</strong><strong>ß</strong><strong>ener</strong> W<strong>ohnbau</strong> M<strong>agazin</strong><br />

I m p r e s s u m<br />

Herausgeber<br />

W<strong>ohnbau</strong> G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en <strong>GmbH</strong><br />

Ludwigstra<strong>ß</strong>e 4 | 35390 G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en<br />

Tel.: (0641) 9777-0<br />

info@w<strong>ohnbau</strong>-g<strong>ie</strong>ssen.de<br />

www.w<strong>ohnbau</strong>-g<strong>ie</strong>ssen.de<br />

V.i.S.d.P.: W<strong>ohnbau</strong> G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en <strong>GmbH</strong>,<br />

Volker Behnecke<br />

Redaktion<br />

Elke Bergsma, Tel.: (0641) 20 18 91<br />

Jürgen Ste<strong>ie</strong>rt, Tel.: (0641) 97 77-130<br />

Ingrid Bepler, Tel.: (0641) 97 77-200<br />

Volker Behnecke, Tel.: (0641) 97 77-201<br />

Michael Röhrich, Tel.: (0641) 97 77-211<br />

Titelbild<br />

In G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en zu Hause<br />

Fotos<br />

W<strong>ohnbau</strong> G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en <strong>GmbH</strong><br />

Elke Bergsma<br />

DIVIICE Advertising <strong>GmbH</strong><br />

Texte:<br />

Elke Bergsma<br />

Layout und Design<br />

DIVIICE Advertising <strong>GmbH</strong><br />

www.DIVIICE.de<br />

Druck<br />

Druckkollektiv G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en, Auflage 9.000<br />

Exemplare, auf 100 % Recyclingpap<strong>ie</strong>r<br />

Für unverlangt und unverbindlich<br />

eingesandte Material<strong>ie</strong>n wird nicht gehaftet<br />

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» W<strong>as</strong> für ein Tag. Endlich zu Hause.<br />

Danke W<strong>ohnbau</strong>!«<br />

In G<strong>ie</strong><strong>ß</strong>en Zuhause.

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