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CLASSaktuell - CLASS - Association of Classical Independents in ...

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<strong>CLASS</strong> aktuell<br />

<strong>Association</strong> <strong>of</strong> <strong>Classical</strong> <strong>Independents</strong> <strong>in</strong> Germany<br />

Klaus Heymann<br />

Klassik von NAXOS<br />

2012/Nr.2<br />

Hardy Rittner<br />

Chop<strong>in</strong>-Etüden auf<br />

historischem Terra<strong>in</strong><br />

Lisa Larsson und<br />

das Musikkollegium<br />

W<strong>in</strong>terthur<br />

Neue Strauss-Facette<br />

Vom Volksmärchen zur<br />

musikalischen Vorlage<br />

200 Jahre Märchen<br />

der Gebrüder Grimm<br />

Florian Uhlig<br />

Brennt für Schumann


NeuheiteN<br />

SAINT-SAENS/LOEVENDIE/<br />

RAVEL<br />

Klaviertrios<br />

Van Baerle Trio<br />

ETCETERA • KTC 1438<br />

GIOVANNI BOTTESINI<br />

Capriccio di bravura/Grand Duo<br />

Concertant/u.a.<br />

Rick Stotijn / Christiane Stotijn<br />

Candida Thompson / Amsterdam<br />

S<strong>in</strong>fonietta / u.a.<br />

CHANNEL <strong>CLASS</strong>ICS • CCS 32612<br />

GEORG FRIEDRICH HÄNDEL<br />

Esther<br />

Rob<strong>in</strong> Blaze / Susan Hamilton<br />

Nicholas Mulroy / John Butt<br />

Duned<strong>in</strong> Consort & Players<br />

LINN • CKD 397 2 SACDs<br />

SONDeRANGeBOt<br />

C O D A e x D e u t S C h L A N D<br />

Landsberger Strasse 492, 81241 München<br />

+49 (0) 89 82 00 02 34<br />

http://blog.codaex.de<br />

www.facebook.com/codaex.deutschland<br />

JAN LADISLAV DUSSEK<br />

SOPHIA DUSSEK-CORRI<br />

Madame et Monsieur Dussek<br />

Masumi Nagasawa<br />

ETCETERA • KTC 1439 2 CDs<br />

RUTTER/MOZART/SCHUBERT/<br />

BRAHMS/ELGAR/MC KIE/+<br />

This Is The Day: Musik zu<br />

königlichen Festlichkeiten<br />

John Rutter<br />

The Cambridge S<strong>in</strong>gers<br />

COLLEGIUM • COLCD 136<br />

PETER EÖTVOS<br />

CLAUS H. HENNEBERG<br />

Three Sisters - Die drei<br />

Schwestern (Oper GA)<br />

Peter Eötvos / Kent Nagano<br />

Orchestre de l’Opera de Lyon u.a.<br />

BMC • BMC 0190 2 CDs<br />

CLAUDE DEBUSSY<br />

The Debussy Edition<br />

Pascal Rogé<br />

ONYX<br />

ONYX 4095<br />

5 CDS<br />

HERBERT HOWELLS<br />

Requiem/Gloucester Service<br />

St Paul’s Service/ u.a.<br />

Stephen Layton / Tr<strong>in</strong>ity College<br />

Choir Cambridge<br />

HYPERION • CDA 67914<br />

CHRISTOPH GRAUPNER<br />

Die sieben Worte Jesu am<br />

Kreuz<br />

Genevieve Soly<br />

Les Idées Heureuses<br />

ANALEKTA • AN 29122 2 CDs<br />

MICHAEL NYMAN<br />

Sangam - Michael Nyman<br />

meets Indian Masters<br />

Michael Nyman / Michael Nyman<br />

Band / Shr<strong>in</strong>ivas / Misra / u.a.<br />

MN RECORDS • MNRCD 119<br />

RAVI SHANKAR<br />

Symphony<br />

Anoushka Shankar<br />

David Murphy / LPO<br />

LPO • LPO 0060<br />

hYPeRiON CD OF the MONth<br />

HENRY VIEUXTEMPS<br />

Viol<strong>in</strong>konzerte Nr.1 E-Dur & Nr.2 <strong>in</strong> fis-Moll<br />

Chloë Hanslip /Martyn Brabb<strong>in</strong>s / Royal Flemish Philharmonic<br />

HYPERION • CDA 67878<br />

GLYNDeBOuRNe<br />

GEORG FRIEDRICH HÄNDEL<br />

Theodora<br />

Lorra<strong>in</strong>e Hunt / David Daniels / Dawn Upshaw / William Christie<br />

The Orchestra <strong>of</strong> the Age <strong>of</strong> Enlightenment<br />

GLYNDEBOURNE • GFO 01496 3 CDs<br />

ORANGe MOuNtAiN MuSiC<br />

PHILIP GLASS<br />

S<strong>in</strong>fonie Nr.9<br />

Dennis Russell Davies / Bruckner Orchester L<strong>in</strong>z<br />

ORANGE MOUNTAIN MUSIC • OMM 0081


<strong>CLASS</strong> aktuell<br />

In diesem Sommer feiern wir den 150. Geburtstag des Vaters der Weltmusik.<br />

Ich me<strong>in</strong>e natürlich Claude Debussy, der als erster europäischer Komponist ganz gezielt<br />

außereuropäische Tonskalen <strong>in</strong> se<strong>in</strong>e Musik e<strong>in</strong>brachte und die herkömmliche Harmonik<br />

damit auf den Kopf stellte. Das heißt: Eigentlich stellte er die Harmonik nicht auf den<br />

Kopf, sondern brachte sie zum Schweben – schwirrender, flirrender Impressionismus.<br />

Für die musikalischen Sittenwächter war das e<strong>in</strong> Skandal. Denn wenn die Harmonik ihren<br />

Schwerpunkt verliert, herrscht doch ke<strong>in</strong>e Ordnung mehr! Die re<strong>in</strong>e Anarchie!<br />

Der Teufel im Detail<br />

Schlimmer noch: Debussy hat Höllengeister freigesetzt. Sehen wir uns doch e<strong>in</strong>mal so<br />

e<strong>in</strong>e bal<strong>in</strong>esische Ganztonskala an. E<strong>in</strong> Tonschritt: die große Sekunde. Zwei Tonschritte:<br />

die große Terz. Drei Tonschritte: die übermäßige Quart oder halbe Oktave, auch<br />

Tritonus genannt. Aber was ist dieser Tritonus? Er ist schlimmer als der T<strong>in</strong>nitus, er ist ganz,<br />

ganz schlimm! Die musikalischen Sittenwächter nennen ihn den Teufel <strong>in</strong> der Musik.<br />

In der guten, ordentlichen Zeit vor Debussy stand dieser „Teufels<strong>in</strong>tervall“ allenfalls<br />

für das Böse, für Schmerz und Leid, für Aussatz, Fluch, Verdammung und Hexerei.<br />

Ansonsten hatten die Tonsetzer ihn gefälligst zu vermeiden und aufzulösen, denn er<br />

galt als „Querstand“ und „harter Gang“. Weil er auch im Dom<strong>in</strong>antseptakkord steckt,<br />

bekam Beethoven e<strong>in</strong>ige Rüffel zu hören – wenn er sie denn hörte. Beethoven stellte<br />

sich bekanntlich taub.<br />

Auch der amerikanische Blues galt e<strong>in</strong>mal als „the devil’s music“. Das könnte an se<strong>in</strong>en<br />

„blue notes“ liegen, denn auch sie stehen für den Ausdruck von Leid und Schmerz.<br />

Die bekannteste „blue note“ ist die „flatted fifth“, die verm<strong>in</strong>derte Qu<strong>in</strong>te, was eben<br />

nichts anderes ist als e<strong>in</strong>e übermäßige Quart, also der Tritonus. Allerd<strong>in</strong>gs kommt<br />

die „flatted fifth“ des Blues schon <strong>in</strong> der traditionellen Musik Westafrikas vor, die ja nun<br />

bekanntermaßen gar ke<strong>in</strong>e gleichmäßig temperierten halben Oktaven kennt.<br />

Genau genommen ist die afroamerikanische „flatted fifth“ auch gar ke<strong>in</strong>e verm<strong>in</strong>derte<br />

Qu<strong>in</strong>te, sondern e<strong>in</strong>e noch e<strong>in</strong> wenig mehr verm<strong>in</strong>derte Qu<strong>in</strong>te – e<strong>in</strong> Ton knapp<br />

über der Quart, der sich direkt aus der Obertonreihe ergibt. Alphorn- und Jagdhornbläser<br />

kennen ihn als elften Naturton. Da steckt der Teufel also mal wieder echt im Detail!<br />

Aber das soll jetzt nicht unser Problem se<strong>in</strong>, es gibt Wichtigeres: Bon anniversaire,<br />

Monsieur Debussy!<br />

E<strong>in</strong>en schönen Sommer wünscht<br />

Hans-Jürgen Schaal<br />

AUSGABE 2012/2 3<br />

<strong>CLASS</strong> aktuell 2/2012<br />

Inhalt<br />

4 Weltmarktführer familiär<br />

Klaus Heymann und se<strong>in</strong> Label Naxos<br />

6 Unabhängigkeiterklärung<br />

Rudolf Innig spielt Orgelwerke<br />

von Horatio Parker<br />

7 „Ich brenne für Schumann“<br />

Florian Uhligs Schumann-Edition<br />

8 Glücklich mite<strong>in</strong>ander<br />

und mit Vivaldi<br />

Rachel Podger bei Channel Classics<br />

9 Karibisches Feuer und starke Glut<br />

Thomas Gabrisch dirigiert Clerch<br />

12 Klassik aus dem Stecker<br />

Theo Wubbolts auf der High End<br />

16 Neue Facette<br />

Lisa Larsson mit Strauss und dem<br />

Musikkollegium W<strong>in</strong>terthur<br />

17 Ivan Zenaty über Franz Benda<br />

18 Up de eensame Hallig<br />

Sophie Harmsen und Alexander<br />

Vasilliev entdecken Rudi Stephan<br />

19 Stürmer, Genießer, Poet<br />

Hardy Rittner mit Chop<strong>in</strong>-Etüden auf<br />

historischem Terra<strong>in</strong><br />

20 Es war e<strong>in</strong>mal...<br />

Vom Volksmärchen zur<br />

musikalischen Vorlage<br />

24 Katalog-Service mit Umfrage<br />

25 <strong>CLASS</strong>-Blickpunkte<br />

Neuheiten vorgestellt von<br />

<strong>CLASS</strong> aktuell<br />

Impressum<br />

Herausgeber/Verlag:<br />

<strong>CLASS</strong> e.V.<br />

<strong>Association</strong> <strong>of</strong> <strong>Classical</strong> <strong>Independents</strong> <strong>in</strong> Germany<br />

Bachstraße 35, 32756 Detmold<br />

Tel. 05231-938 922<br />

class@class-germany.de<br />

Redakteur (v.i.S.d.P): Manfred Görgen<br />

Anzeigen: Gabriele Niederreiter<br />

Grafische Gestaltung: Ottilie Gaigl<br />

Druck: Westermann Druck, Braunschweig<br />

Auflage: 125.100<br />

Titelfoto: Zhang Jiangshe<br />

Alle Tonträger dieser Ausgabe f<strong>in</strong>den Sie auch<br />

unter www.bielekat.de<br />

und www.klassikrecherche.de


<strong>CLASS</strong> aktuell<br />

Der familiäre Weltmarktführer<br />

Von Klaus Heymann und se<strong>in</strong>em Naxos-Label, das er vor 25 Jahren gründete<br />

In der „Szene“ ist er bekannt wie e<strong>in</strong> bunter Hund doch die meisten se<strong>in</strong>er Endkunden haben noch nie etwas<br />

von ihm gehört. Dabei besitzt fast jeder, der sich für Musik <strong>in</strong>teressiert, m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>es se<strong>in</strong>er Produkte.<br />

Die Rede ist von Klaus Heymann, se<strong>in</strong>es Zeichens Gründer und Chairman der Firma Naxos.<br />

Er ist so etwas wie die „graue Em<strong>in</strong>enz“ der Klassik-Branche.<br />

Über 7.000 CDs s<strong>in</strong>d unter dem e<strong>in</strong>prägsamen Naxos-Emblem<br />

seit 1987 erschienen, monatlich kommen rund 25 neue h<strong>in</strong>zu.<br />

Die Palette reicht von mittelalterlicher Musik bis h<strong>in</strong> zur<br />

E-Musik des 21. Jahrhunderts. Orchester aus Nowosibirsk und<br />

Island s<strong>in</strong>d im Naxos-Katalog ebenso vertreten, wie das London Symphony<br />

Orchestra oder die Staatskapelle Weimar. Herausragende CDs des Labels<br />

haben sich hunderttausendfach verkauft, andere vielzehntausendfach.<br />

Wer ist der Mann, der h<strong>in</strong>ter diesem erstaunlichen Erfolg steht und<br />

es b<strong>in</strong>nen 25 Jahren geschafft hat, die Klassik-Szene umzukrempeln?<br />

Klaus Heymann wurde 1936 bei Frankfurt am Ma<strong>in</strong> geboren. Er<br />

studierte u. a. <strong>in</strong> Frankfurt, London und Lissabon, brach aber 1961 se<strong>in</strong><br />

Studium ab, weil es ihm schlicht zulange dauerte.<br />

Über e<strong>in</strong>e Anstellung als Werbeleiter bei e<strong>in</strong>er Zeitschrift kam<br />

Heymann 1967 nach Hongkong. Mit spartanischen Mitteln gründete er<br />

e<strong>in</strong>en Versandhandel für Kameras, der s<strong>of</strong>ort erfolgreich war: „Innerhalb<br />

4 AUSGABE 2012 /2<br />

e<strong>in</strong>es Jahres war ich Dollarmillionär“, so Heymann – und das mit 33 Jahren!<br />

Er begann nun auch HiFi-Geräte zu vertreiben.<br />

1975 heiratete er die Viol<strong>in</strong>virtuos<strong>in</strong> Takako Nishizaki. Spätestens nun<br />

war der junge Unternehmer von Kopf bis Fuß auf Musik gepolt. Er vertrieb<br />

jetzt Schallplatten, gründete bereits 1977 e<strong>in</strong> erstes eigenes LP-Label.<br />

Doch erst mit der E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>es neuen Mediums – der CD –<br />

begann die große Erfolgsstory. 1982 gründete Heymann „Marco Polo“,<br />

das „Entdeckerlabel“.<br />

1987 folgte die Firma Naxos mit e<strong>in</strong>em für damalige Zeiten wegweisenden<br />

Konzept: Jede CD sollte e<strong>in</strong>e qualitativ hochwertige Neuproduktion<br />

se<strong>in</strong>, jedoch nicht über 10 DM kosten. Diese e<strong>in</strong>fache Idee<br />

erwies sich als marktumstürzende Revolution!<br />

Selbst Menschen, die sich vorher nie für klassische Musik <strong>in</strong>teressiert<br />

hatten, griffen nun im großen Stil zu. Und aufgrund der guten<br />

Qualität der Aufnahmen und e<strong>in</strong>er b<strong>in</strong>nen kurzer Zeit entwickelten<br />

immensen Repertoirebandbreite mit vielen Welterste<strong>in</strong>spielungen, konnte


man von Beg<strong>in</strong>n an auch die e<strong>in</strong>gefleischten Kenner für sich gew<strong>in</strong>nen.<br />

So wurde aus Naxos schon bald der Weltmarktführer für klassische<br />

Musik auf CD und konnte bis heute schon 19 Grammy-Auszeichnungen –<br />

den „Oscar“ der Musikwelt – verbuchen.<br />

Doch s<strong>in</strong>d CDs nicht <strong>in</strong>zwischen passé? Hört nicht zum<strong>in</strong>dest der<br />

Klassik-Nachwuchs heutzutage lieber onl<strong>in</strong>e – per Download oder<br />

Stream? Klaus Heymann erkannte auch diesen Megatrend früher als<br />

viele andere. Mit der voll digitalen „Naxos Music Library“ (NML) setzte<br />

der weitsichtige Geschäftsmann bereits <strong>in</strong> den 1990er-Jahren massiv auf<br />

das Internet als Verbreitungsmedium<br />

für klassische Musik. In e<strong>in</strong>er Zeit, <strong>in</strong><br />

der die meisten nicht e<strong>in</strong>mal wussten,<br />

was e<strong>in</strong> mp3-Stream überhaupt ist,<br />

bot Naxos solche Dienste im Rahmen<br />

der NML bereits an.<br />

Zunächst gab es den Service für<br />

Bildungs<strong>in</strong>stitute, wie Schulen und Universitäten. Später kamen auch<br />

Angebote für Musiker, Journalisten und Privatleute h<strong>in</strong>zu. Heute übertrifft<br />

die NML alle vergleichbaren Angebote. Sie ist mit über e<strong>in</strong>er Million<br />

verfügbaren Musikstücken weit mehr als nur e<strong>in</strong> „Musikhörportal“:<br />

Sie ist e<strong>in</strong>e gigantische Datenbank, die neben Musik auch Musiker- und<br />

Komponistenbiografien, Werke<strong>in</strong>führungen, Lernmaterialien und selbst<br />

Noten zum Partiturstudium be<strong>in</strong>haltet: E<strong>in</strong>e musikalische Schatzkiste, die<br />

man zum Preis e<strong>in</strong>er Monats- oder Jahresflatrate buchen kann. Und wer<br />

die Musik auf dem mp3-Player braucht, landet bei classicsonl<strong>in</strong>e.com,<br />

dem weltgrößten Downloadportal für klassische Musik. Wer steckt<br />

dah<strong>in</strong>ter? Klaus Heymann natürlich!<br />

Obwohl dieser <strong>in</strong>zwischen Mitte 70 ist, leitet er noch immer die<br />

Naxos bietet Geschäftspartnern<br />

e<strong>in</strong> Konzept an, bei dem es<br />

fast alle Medien-Dienstleistungen<br />

aus e<strong>in</strong>er Hand gibt.<br />

AUSGABE 2012 /2 5<br />

Geschäfte des Unternehmens, das <strong>in</strong> Hongkong als „HNH <strong>in</strong>ternational“<br />

gelistet ist. W<strong>of</strong>ür das Kürzel steht? Heymann, Nishizaki, Heymann! Der<br />

Musikvermarktungskoloss Naxos ist im Kern sympathisch familiär geblieben!<br />

Dazu hat auch Heymanns Frau Takako Nishizaki entscheidend<br />

beigetragen. Die mit ihr als Solist<strong>in</strong> e<strong>in</strong>gespielten Aufnahmen gehören<br />

zu den erfolgreichsten und beliebtesten <strong>in</strong> der Labelgeschichte.<br />

Angesichts der digitalen Neuerungen betrachtet Heymann das CD-<br />

Label nach eigener Aussage <strong>in</strong>zwischen eher als e<strong>in</strong>e Art Hobby. „Das<br />

Geschäft ist heute die Vertriebs- und Market<strong>in</strong>ggruppe“, erzählt er und<br />

me<strong>in</strong>t damit, dass Naxos als Vertriebs-<br />

partner für andere Medienunternehmen<br />

gar nicht mehr wegzudenken ist.<br />

Doch auch hier setzt er noch e<strong>in</strong>en<br />

drauf: Vom Vertrieb über die digitale<br />

Vermarktung bis h<strong>in</strong> zur CD-Pressung:<br />

Naxos bietet Geschäftspartnern e<strong>in</strong> Konzept<br />

an, bei dem es fast alle Medien-Dienstleistungen aus e<strong>in</strong>er Hand gibt.<br />

Hierbei spielt der Standort Deutschland e<strong>in</strong>e zentrale Rolle: Im beschaulichen<br />

Örtchen Kirchheim bei München bef<strong>in</strong>det sich e<strong>in</strong>e der essenziellen<br />

Schaltzentralen des Unternehmens: die Firmensparte „Naxos Global<br />

Logistics“. Sie ist als Logistikpartner nicht nur der NAXOS-Vertriebe,<br />

sondern auch als Dienstleister für andere Firmen von Bedeutung. In<br />

enger Verzahnung mit Naxos Deutschland, der hiesigen Vertretung von<br />

Heymanns Firma, hat sich die heimische Unternehmenstochter zu e<strong>in</strong>em<br />

der größten und wichtigsten deutschen Medienvertriebe entwickelt.<br />

Er beliefert von Kirchheim aus buchstäblich den Rest der Welt mit<br />

klassischer Musik – wenn alles so weiter geht, wohl auch noch die<br />

nächsten 25 Jahre! Ra<strong>in</strong>er Aschemeier


Fotos: © MDG<br />

<strong>CLASS</strong> aktuell<br />

Unabhängigkeitserklärung<br />

Rudolf Innig präsentiert Orgelwerke von Horatio Parker<br />

Auch über hundert Jahre nach der Unabhängigkeit<br />

orientierten sich nordamerikanische<br />

Komponisten nach wie<br />

vor an den großen europäischen Vorbildern.<br />

Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts<br />

begann sich e<strong>in</strong>e eigene amerikanische Musiksprache<br />

herauszubilden. E<strong>in</strong>en Grundste<strong>in</strong> legte<br />

Horatio Parker, der se<strong>in</strong>e Schüler, darunter<br />

Charles Ives, Schritt für Schritt von Europa<br />

emanzipierte. Parkers Stellung „zwischen den<br />

Welten“ macht Rudolf Innig mit dieser hochwillkommenen<br />

Aufnahme deutlich.<br />

Horatio Parker wurde 1863 <strong>in</strong> Massachusetts<br />

geboren – und war ke<strong>in</strong> Wunderk<strong>in</strong>d. Erst mit<br />

14 Jahren erkannte se<strong>in</strong>e Mutter – Organist<strong>in</strong> an<br />

der vom Vater (als Architekt) gebauten Stadtkirche<br />

von Auburndale – se<strong>in</strong>e enorme musikalische<br />

Begabung. 1882 kam Parker nach<br />

München zu Josef Rhe<strong>in</strong>berger <strong>in</strong><br />

die Lehre. Der 19jährige überragte<br />

se<strong>in</strong>e Mitschüler sehr bald als<br />

Komponist und Virtuose: nicht<br />

ohne Grund wird Rhe<strong>in</strong>berger dem<br />

Hochbegabten die Uraufführung<br />

se<strong>in</strong>es Orgelkonzerts anvertraut<br />

haben. Zurückgekehrt nach Amerika,<br />

sammelte Parker an der<br />

berühmten Yale Universität talentierte<br />

junge Komponisten um sich,<br />

während se<strong>in</strong>e eigenen Kompositionen<br />

das Publikum weltweit begeisterten:<br />

als erster Amerikaner<br />

wurde er <strong>in</strong> Cambridge mit der<br />

Ehrendoktorwürde ausgezeichnet.<br />

In e<strong>in</strong>er Zeit, <strong>in</strong> der <strong>in</strong> Europa<br />

die Abkehr von der Tonalität voranschreitet,<br />

geht Parker unbeirrt<br />

e<strong>in</strong>en eigenen Weg – und se<strong>in</strong>e<br />

Werke erreichen überwältigende<br />

Ausdrucksdimensionen. Se<strong>in</strong>e Orgelsonate<br />

weist <strong>in</strong> ihrer Anlage weit<br />

über Rhe<strong>in</strong>bergers Vorbild h<strong>in</strong>aus.<br />

Hochexpressive Dramatik wird mit<br />

schalkhaftem Witz kontrapunktiert;<br />

gleichzeitig zeugen motivische Zusammenhänge<br />

von grandioser kompositorischen<br />

Meisterschaft.<br />

Rudolf Innig hat e<strong>in</strong> Faible für<br />

hoch- und spätromantische Orgel-<br />

musik auch abseits des breiten Ma<strong>in</strong>stream und<br />

eröffnet mit dieser Entdeckung erneut großartige<br />

Aussichten auf e<strong>in</strong> kaum bekanntes Feld.<br />

Se<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>spielungen sämtlicher Orgelwerke von<br />

Josef Rhe<strong>in</strong>berger und Felix Nowowiejski s<strong>in</strong>d<br />

Meilenste<strong>in</strong>e der Interpretationsgeschichte. Mit<br />

der Kuhn-Orgel im Dom zu Osnabrück steht<br />

ihm e<strong>in</strong> ausgezeichnetes modernes Instrument<br />

<strong>in</strong> bester Akustik zur Verfügung, das, aufgeteilt<br />

<strong>in</strong> Hauptwerk und drei schwellbaren Werken<br />

e<strong>in</strong>schließlich e<strong>in</strong>iger Hochdruckregister im<br />

Turmwerk bei perfekter Spielbarkeit, Parkers<br />

Klangvorstellung <strong>in</strong> idealer Weise entspricht.<br />

Das Booklet listet taktgenau die Registerfarben<br />

auf, so dass selbst für Organologen ke<strong>in</strong>e weiteren<br />

Fragen <strong>of</strong>fen bleiben. Chapeau!<br />

Klaus Friedrich<br />

6 AUSGABE 2012/2<br />

www.rudolf-<strong>in</strong>nig.de<br />

Horatio Parker<br />

Sonate es-Moll op. 65<br />

Orgelwerke op. 66 und 68<br />

Rudolf Innig<br />

Kuhn-Orgel, Dom Osnabrück<br />

MDG 317 1741-2<br />

Weitere E<strong>in</strong>spielungen:<br />

Felix Nowowiejski<br />

Konzerte für Orgel solo Vol. 1<br />

Konzerte op. 56, 1 + 2<br />

Orgelstücke op. 9<br />

E<strong>in</strong>zug <strong>in</strong> den Dom op. 8, 3<br />

Rudolf Innig, Sauer-Orgel, Bremer Dom<br />

MDG 317 1591-2<br />

Josef Rhe<strong>in</strong>berger<br />

Sämtliche Orgelwerke Vol. 12<br />

Sonate Nr. 19 op. 193<br />

Sonate Nr. 20 op. 196<br />

S<strong>in</strong>gmesse etc.<br />

Rudolf Innig, Kuhn-Orgel<br />

Stadtkirche St. Anton, Zürich<br />

MDG 317 0902-2<br />

Franz Lachner<br />

Sämtliche Orgelwerke<br />

Sonaten op. 175-177,<br />

Präludien und Fugen<br />

Rudolf Innig, Walcker-Orgel Ilmenau<br />

MDG 317 1487-2


Foto: Friedrun Re<strong>in</strong>hold<br />

<strong>CLASS</strong> aktuell<br />

„Ich brenne für Schumann“<br />

Florian Uhligs Schumann-Edition bei hänssler <strong>CLASS</strong>IC<br />

Angepasstes Auftreten war nie Florian Uhligs D<strong>in</strong>g. Der<br />

1974 <strong>in</strong> Düsseldorf geborene Pianist hat immer e<strong>in</strong><br />

Augenzw<strong>in</strong>kern für Denkschablonen übrig, liebt das<br />

Exzentrische und hört nicht auf Traditionelles gegen<br />

den Strich zu bürsten. Se<strong>in</strong>en ersten Klavierabend gab er bereits<br />

mit zwölf Jahren, studiert hat er <strong>in</strong> London am Royal College und<br />

an der Royal Academy u.a. bei Peter Feuchtwanger, e<strong>in</strong>em Schüler<br />

von Edw<strong>in</strong> Fischer und Walter Giesek<strong>in</strong>g. Die stärkste Inspiration<br />

nennt Florian Uhlig die Begegnung mit dem legendären Bariton<br />

Hermann Prey, dessen letzter Klavierbegleiter er gewesen war.<br />

Vor zwei Jahren kündigte der junge Musiker den Beg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>es<br />

ambitionierten Projektes an: Die erste Gesamtaufnahme der Klavierwerke<br />

zu zwei Händen von Robert Schumann. Florian Uhlig bezeichnet<br />

sich als „Schumannomane“, „ich brenne für Schumann,<br />

er liegt mir immens am Herzen“ sagte er <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Interview. Mit<br />

Schumanns Œuvre ist er sehr vertraut, denn seit e<strong>in</strong>igen Jahren<br />

arbeitet Uhlig eng mit dem renommierten Schumann-Forscher<br />

Dr. Joachim Draheim zusammen. Letzterer hat e<strong>in</strong>ige der Werke<br />

entdeckt und /oder ediert, se<strong>in</strong>e detailreichen Booklettexte erhellen<br />

biografische und musikgeschichtliche H<strong>in</strong>tergründe der<br />

jeweiligen Werkgruppe.<br />

Immer wieder s<strong>in</strong>d Versuche unternommen worden, Robert<br />

Schumanns Klavierwerk auf Tonträgern festzuhalten. Bisher gibt es<br />

ke<strong>in</strong>e komplette E<strong>in</strong>spielung des Gesamtwerks, auch wenn die<br />

wenigen vorhandenen diesen Titel tragen. Die auf 15 CDs angelegte<br />

Gesamtaufnahme durch Florian Uhlig versucht erstmals, mit thematisch<br />

s<strong>in</strong>nvoll konzipierten CDs – z.B. „Schumann und die Sonate“,<br />

„Der junge Virtuose“, „Schumann <strong>in</strong> Wien“ – alle orig<strong>in</strong>alen Klavierwerke<br />

zwischen 1830 („Abegg-Variationen“ op. 1) und 1854 („Geister-Variationen“)<br />

zu präsentieren. Mehrere CDs werden auch neue<br />

bzw. vorher noch nie auf LP oder CD veröffentlichte Stücke vorstellen.<br />

E<strong>in</strong>bezogen werden Zweitfassungen bzw. „Neue Ausgaben“<br />

(um 1850) mit teils substantiellen Abweichungen ebenso wie unveröffentlichte<br />

Stücke sowie ergänzte Fragmente. Die erste CD der Reihe<br />

stellt die Sonate f-Moll op. 14 vor, die ursprünglich 5 Sätze hatte, von<br />

denen jedoch zwei Scherzi von Schumann vor der Drucklegung entfernt<br />

wurden. Unter dem Namen „Concert sans orchestre“ wurde das<br />

Stück dann veröffentlicht. Schumann hat jedoch verschiedene fertige<br />

Teile h<strong>in</strong>terlassen, die für die Sonate f-Moll vorgesehen waren, darunter<br />

das „Prestissimo possibile“, als erste Version des F<strong>in</strong>ales der<br />

ursprünglichen Fassung und die Romanze <strong>in</strong> f-Moll, die erst 2009<br />

aufgefunden wurden und hier zum ersten Mal auf CD erkl<strong>in</strong>gen.<br />

Die Besonderheit der zweiten CD, die den Titel „Schumann –<br />

Der junge Virtuose“ trägt, ist die Erstaufnahme der Frühfassung<br />

der Toccata op. 7, e<strong>in</strong>es der schwierigsten Klavierstücke überhaupt.<br />

Die CD-Reihe ist nun bei Folge 3 angelangt. Vorgestellt werden<br />

Schumanns „Charakterstücke“, die er zumeist Anfang der<br />

1830er Jahre komponierte. E<strong>in</strong>ige der nie zum Druck gelangten<br />

Werke werden hier als Erste<strong>in</strong>spielungen präsentiert. Mit e<strong>in</strong>er<br />

Welterste<strong>in</strong>spielung überrascht Florian Uhlig auch auf se<strong>in</strong>er CD mit<br />

AUSGABE 2012/2 7<br />

Schumanns Gesamtwerk für Klavier und Orchester.<br />

E<strong>in</strong>gespielt mit der Deutschen Radio<br />

Philharmonie Saarbrücken Kaiserslautern<br />

unter der Leitung von Christoph Poppen<br />

erkl<strong>in</strong>gen hier u.a. die Abegg-Variationen,<br />

Schumanns op. 1, e<strong>in</strong> Stück, das der Komponist<br />

auch für Klavier und Orchester e<strong>in</strong>gerichtet<br />

hat, etwa <strong>in</strong> demselben Stil, wie es Chop<strong>in</strong><br />

bei den Variationen über „La ci darem la<br />

mano“ gemacht hat.<br />

Diese Schumann-Edition bleibt spannend,<br />

wie e<strong>in</strong> Krimi. So viel sei jetzt schon verraten:<br />

Im Oktober ersche<strong>in</strong>t die nächste Aufnahme<br />

und diesmal dreht sich alles um „Schumann<br />

<strong>in</strong> Wien“. Claudia Schmidt<br />

Florian Uhlig<br />

Robert Schumann (1810-1856)<br />

Sämtliche Werke für Klavier solo,<br />

Vol. 3, Charakterstücke I<br />

hänssler <strong>CLASS</strong>IC 98.646<br />

Robert Schumann (1810-1856)<br />

Sämtliche Werke für Klavier solo,<br />

Vol. 2, Der junge Virtuose<br />

hänssler <strong>CLASS</strong>IC 98.632<br />

Robert Schumann (1810-1856)<br />

Sämtliche Werke für Klavier solo,<br />

Vol. 1, Schumann und die Sonate<br />

hänssler <strong>CLASS</strong>IC 98.603<br />

Robert Schumann (1810-1856)<br />

Sämtliche Werke f. Klavier u. Orchester<br />

Deutsche Radio Philharmonie Saarbrücken<br />

Kaiserslautern, Dirigent: Christoph Poppen<br />

SWRmusic / hänssler <strong>CLASS</strong>IC 93.264


<strong>CLASS</strong> aktuell<br />

Rachel Podger und Channel Classics:<br />

Glücklich mite<strong>in</strong>ander und mit Vivaldi<br />

In der Waalse Kerk (Wallonische Kirche) an<br />

e<strong>in</strong>er der Amsterdamer Grachten s<strong>in</strong>d an<br />

e<strong>in</strong>em schönen W<strong>in</strong>tertag die englische<br />

Barockviolist<strong>in</strong> Rachel Podger und die<br />

Holland Baroque Society gelandet. Sie spielen<br />

dort den Zyklus von Viol<strong>in</strong>konzerten e<strong>in</strong>, dem<br />

Vivaldi den Titel „La Cetra“ gab und der mit dieser<br />

Aufführung quasi nach Hause zurückkehrt.<br />

Denn schließlich veröffentlichte der Amsterdamer<br />

Notendrucker Charles Le Cène 1727 die<br />

Sammlung der zwölf Konzerte. In dieser Stadt<br />

gab es damals die besten Notenverlage. Viele<br />

Komponisten wandten sich deshalb dorth<strong>in</strong>.<br />

Channel Classics nahm die ersten sechs<br />

Konzerte von „La Cetra“ bereits im vergangen<br />

Jahr auf. Für die übrigen sechs wurden drei<br />

Tage geplant. Das ist recht knapp, gibt Rachel<br />

Podger zu. Wenngleich Vivaldi ke<strong>in</strong> Komponist<br />

ist, der die Psyche übermäßig erschöpft, so<br />

besteht e<strong>in</strong> jedes dieser sechs Konzerte doch<br />

aus drei Sätzen, und zu jedem dieser Sätze muss<br />

der Musiker doch wieder umschalten.<br />

Antonio Vivaldi<br />

La Cetra, op.9 (12 Viol<strong>in</strong>konzerte)<br />

Rachel Podger; Holland Baroque Society<br />

CCS 33412 (2 SACDs)<br />

Foto: Jonas Sacks<br />

Die Waalse Kerk ist bei den Produzenten sehr<br />

beliebt. Jared Sacks entschlüpft daher auch e<strong>in</strong><br />

Seufzer der Erleichterung, wenn er sie für e<strong>in</strong> paar<br />

Tage belegen kann. Er lobt die angenehme Akustik:<br />

“Ich brauche hier niemals Schall h<strong>in</strong>zuzufügen”,<br />

sagt er. „Alles ist schon da.“ Rachel Podger<br />

stimmt zu: „Man hat hier wirklich das Gefühl, <strong>in</strong><br />

der Akustik zu spielen. Kurze Noten werden nicht<br />

gleich abgehackt. Gerade für Barockmusik mit<br />

ihrer scharfen Artikulation ist das ideal.“<br />

Die zwölf Viol<strong>in</strong>konzerte von „La Cetra“ s<strong>in</strong>d<br />

das letzte Hauptwerk des venezianischen Komponisten,<br />

der Konzerte so schrieb, wie e<strong>in</strong> anderer<br />

se<strong>in</strong> Tagebuch füllt. Se<strong>in</strong>e Kompositionen aber<br />

tragen nichtsdestoweniger die Frische e<strong>in</strong>er ununterbrochenen<br />

Inspiration. Unter diesen zwölf<br />

8 AUSGABE 2012/2<br />

Stücken gibt es e<strong>in</strong> herausragendes<br />

Doppelkonzert, <strong>in</strong> dem die<br />

bekannte englische Geiger<strong>in</strong> mit<br />

Konzertmeister<strong>in</strong> der Holland<br />

Baroque Society Judith Steenbr<strong>in</strong>k<br />

zusammen spielt.<br />

Rachel Podger ist glücklich<br />

mit Channel Classics. Die Zusammenarbeit<br />

mit Jared Sacks sei<br />

so hervorragend, sagt sie, dass<br />

es ke<strong>in</strong>e Pläne zu e<strong>in</strong>em anderen<br />

Label gäbe. Zu ihren ersten Projekten<br />

gehörte e<strong>in</strong> anderer Vivaldi:<br />

der Zyklus „La Stravaganza“ mit<br />

dem Ensemble Arte dei Suonatori,<br />

aufgenommen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en<br />

polnischen Barockkirche.<br />

Während der Aufnahme bekommt<br />

die Musik die nicht erbetene<br />

Mitwirkung e<strong>in</strong>es Glockenspiels<br />

aus der Nähe, so dass dem italienischen<br />

Barockkomponisten mitten<br />

im Rausch von Sechzehntelnoten<br />

e<strong>in</strong> „Halt“ zugerufen wird. Die<br />

Musiker machen e<strong>in</strong>e Pause, lassen<br />

das muntere Glockenspiel des<br />

Kirchturmes zu Ende spielen und gehen dann<br />

wieder an die Arbeit. Podger schw<strong>in</strong>gt ihren<br />

Bogen mit neuer Energie zur Holland Baroque<br />

Society h<strong>in</strong>über, und der Schwung ist wieder da.<br />

Gleich darauf merken wir, dass e<strong>in</strong>e Vivaldi-<br />

Solopartie, so selbstverständlich sie auch kl<strong>in</strong>gen<br />

mag, gefährlich se<strong>in</strong> kann, selbst bei e<strong>in</strong>er der<br />

besten Barockgeiger<strong>in</strong>nen unserer Zeit. Dann<br />

verzieht Rachel Podger den Mund, ihr rechtes<br />

Be<strong>in</strong> macht etwas, was wie Stampfen wirkt, und<br />

ihre zarte Gestalt nimmt die Haltung e<strong>in</strong>es Skispr<strong>in</strong>gers<br />

an, der <strong>in</strong> Startstellung geht. Optisch<br />

sche<strong>in</strong>bar e<strong>in</strong> Gewaltakt, doch musikalisch geht<br />

nichts verloren, Rachel Podger ist <strong>in</strong> ihrem<br />

Element und zieht die Holland Baroque Society<br />

mühelos mit. Aad van der Ven<br />

Fotos: Wouter Jansen


<strong>CLASS</strong> aktuell<br />

Karibisches Feuer – Starke Glut<br />

Das kubanische Kammerorchester mit Thomas Gabrisch veröffentlicht se<strong>in</strong>e<br />

erste SACD mit zwei Erste<strong>in</strong>spielungen von Joaquín Clerch<br />

Emotionale Extreme, mitreißende Rhythmen,<br />

atemberaubende Virtuosität: Se<strong>in</strong>e<br />

karibische Heimat funkelt aus allen<br />

Takten der Musik von Joaquín Clerch.<br />

Dass der kubanische Gitarrist, der von den Senioren<br />

des berühmten Buena Vista Social Club<br />

respektvoll mit „Maestro“ angeredet wurde,<br />

se<strong>in</strong>e kompositorischen Vorbilder <strong>in</strong> Bach,<br />

Beethoven und Brahms sieht, lässt ihn diese<br />

Herkunft ke<strong>in</strong>eswegs verleugnen. Selten f<strong>in</strong>den<br />

kulturelle Gegensätze e<strong>in</strong>e so überzeugende<br />

Symbiose wie im „Concierto de Cáceres“ und<br />

„Concierto de Otoño“. Das s<strong>in</strong>d zwei Werke, die<br />

das virtuose Repertoire für Flöte und Gitarre mit<br />

Orchester aufs Klangschönste erweitern.<br />

Mit „El dolór“, „Der Schmerz“, ist der erste<br />

Satz des Gitarrenkonzerts überschrieben. Hochexpressive<br />

Harmonien wechseln mit packenden<br />

Rhythmen, großes Pathos im Orchester beantwortet<br />

die e<strong>in</strong>same Klage der Gitarre. Zum<br />

We<strong>in</strong>en schön, wie am Ende des zweiten Satzes<br />

die Sologeige <strong>in</strong> die Gitarrenkadenz e<strong>in</strong>steigt,<br />

www.joaqu<strong>in</strong>clerch.com<br />

bevor das Konzert mit der<br />

„Verkündigung der Freude“,<br />

e<strong>in</strong>em fulm<strong>in</strong>anten<br />

Kehraus, <strong>in</strong> ausgelassenem<br />

Jahrmarktsjubel auskl<strong>in</strong>gt!<br />

Clerch, der als Gitarrist<br />

alle großen Wettbewerbe<br />

gewonnen hat, hat sich<br />

den vertrackten Solopart<br />

natürlich selbst auf die<br />

F<strong>in</strong>ger geschrieben…<br />

Für se<strong>in</strong>e langjährige<br />

Duopartner<strong>in</strong> Anette Maiburg<br />

hat Clerch e<strong>in</strong> Flötenkonzert<br />

maßgeschneidert.<br />

Weit ausschw<strong>in</strong>gende Bögen,<br />

perlende Läufe, extreme Lagen: Der Komponist<br />

weiß um die unübertr<strong>of</strong>fene Meisterschaft<br />

se<strong>in</strong>er Solist<strong>in</strong>, die mit Bravour und opulentem<br />

Ton den anspruchsvollen Flötenpart meistert.<br />

Überraschende Anklänge an Afrika machen aus<br />

dem „Concierto de Otoño“ e<strong>in</strong> Meisterwerk, das<br />

„Clerchs Musik mit dem Orquesta de Cámara de La Habana aufzunehmen war e<strong>in</strong>e aufregende<br />

und <strong>in</strong>tensive Erfahrung. Mit diesem hoch motivierten und fähigen jungen<br />

Orchester, das technisches Können ebenso wie unverwechselbares kubanisches Temperament<br />

e<strong>in</strong>brachte, war es e<strong>in</strong>e Freude, diese beiden erstklassigen Solisten mit dem<br />

raff<strong>in</strong>iert <strong>in</strong>strumentierten Orchesterpart zu begleiten.“ Thomas Gabrisch<br />

AUSGABE 2012/2 9<br />

www.thomasgabrisch.com www.anettemaiburg.de<br />

kulturelle Grenzen mit spielerischer Leichtigkeit<br />

überw<strong>in</strong>det.<br />

Das Orquesta de Cámera de La Habana hat<br />

den Rhythmus im Blut. Unter der e<strong>in</strong>fühlsamen<br />

Leitung von Thomas Gabrisch umschmeicheln<br />

die jungen Kubaner die Flötist<strong>in</strong>, setzen po<strong>in</strong>tierte<br />

Akzente der Gitarre entgegen und f<strong>in</strong>den im funkelnden<br />

Klang der dreidimensionalen 2+2+2<br />

Aufnahme dieser SACD doch immer wieder mit<br />

den Solisten zu e<strong>in</strong>em ebenso feurigen wie glutvollen<br />

Mite<strong>in</strong>ander. Stark. Lisa Eranos<br />

Joaquín Clerch: Konzert für Flöte und Orchester<br />

Konzert für Gitarre und Orchester<br />

Anette Maiburg, Flöte<br />

Joaquín Clerch, Gitarre<br />

Orquesta de Cámara de la Habana<br />

Thomas Gabrisch, Dirigent<br />

MDG 903 1742-6<br />

Foto: © FotoSchiko


Berühmte Oper<br />

10 CD | 8.501054<br />

Königliches Ballett<br />

10 CD | 8.501055<br />

Virtuose Klavierkonzerte<br />

10 CD | 8.501056<br />

NAXOS – E<strong>in</strong>e Erfolgsge<br />

Die NAXOS Jubiläums-Edition<br />

Zum 25. Jubiläum präsentiert NAXOS e<strong>in</strong>e Sonder-<br />

edition mit neun Themen-Boxen. Auf jeweils zehn<br />

CDs f<strong>in</strong>det der Hörer sorgfältig zusammengestellte<br />

Aufnahmen der berühmtesten und populärsten<br />

Kompositionen des NAXOS-Repertoires – künst-<br />

lerisch erstklassig <strong>in</strong>terpretiert und technisch<br />

hochwertig produziert. Ob Oper, S<strong>in</strong>fonie, Konzert,<br />

Ballett oder Chormusik – ke<strong>in</strong> Bereich der<br />

vielfältigen Klassiklandschaft wird ausgelassen.<br />

Jede Box enthält e<strong>in</strong> Booklet mit detaillierten<br />

Informationen über das jeweilige Genre, ausführliche<br />

Werkbeschreibungen und aufschlussreiche Erläu-<br />

terungen über die Komponisten und ihre Musik.<br />

Romantische S<strong>in</strong>fonien<br />

10 CD | 8.501057<br />

Brillante Viol<strong>in</strong>konzerte<br />

10 CD | 8.501058<br />

NAXOS Deutschland Musik & Video Vertriebs-GmbH | Hürderstr. 4 | D-85551 Kirchheim b. München


schichte <strong>in</strong> der Klassischen Musik<br />

Der NAXOS Jubiläums-Sampler<br />

18 Tracks aus den<br />

millionenfach verkauften<br />

Bestsellern 1987-2012,<br />

von Vivaldis „Vier Jahreszeiten“<br />

bis Coplands „Fanfare<br />

for the Common Man“<br />

1 CD | 8.578217<br />

E<strong>in</strong> attraktives Layout der Hardcover-Box mit<br />

ansprechender Cover-Gestaltung rundet die<br />

Jubiläums-Edition ab. E<strong>in</strong> Muss für jeden Klassik-<br />

liebhaber! Weitere Informationen f<strong>in</strong>den Sie unter<br />

www.naxos.de/Jubilaeumsboxen.html.<br />

Russische S<strong>in</strong>fonien<br />

10 CD | 8.501059<br />

Klassische S<strong>in</strong>fonien<br />

10 CD | 8.501060<br />

Den NAXOS-<br />

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Jubiläums-Preis:<br />

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Geistliche Musik<br />

10 CD | 8.501062<br />

Barocke Meisterwerke<br />

10 CD | 8.501061<br />

NAXOS.DE | <strong>CLASS</strong>ICSONLINE.COM | NAXOSMUSICLIBRARY.COM | NAXOSLICENSING.COM


Fotos: Theo Wubbolts<br />

<strong>CLASS</strong> aktuell<br />

Klassik aus dem Stecker…<br />

Theo Wubbolts berichtet von der High-End<br />

Als großer Klassik-Musikliebhaber und<br />

regelmäßiger Konzertbesucher b<strong>in</strong> ich<br />

überzeugt, dass es nie zuvor solche<br />

Möglichkeiten für hochqualitative<br />

Wiedergabe zu Hause gab wie heute. Auf der<br />

High-End-Ausstellung <strong>in</strong> München, Anfang Mai<br />

diesen Jahres, habe ich als Fachbesucher feststellen<br />

können, dass es <strong>in</strong> vielen Hörräumen fast<br />

konzertartige Vorführungen gab, wie man sie<br />

sich auch zu Hause wünscht.<br />

Plattenfirmen stellen das Beste derzeit an<br />

Aufnahmequalität existierende Material zur Verfügung.<br />

Dazu entwickeln die Gerätehersteller benutzerfreundliche<br />

Bedienungsmöglichkeiten –<br />

so e<strong>in</strong>fach wie e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>derspiel. Ob mit traditioneller<br />

CD-Scheibe, der mehrkanalfähigen Super-<br />

Audio-CD oder modernsten Dateibeständen. Von<br />

Stereo bis Surround mit bis zu acht Kanälen, die<br />

Theo Wubbolts Chef-Redakteur<br />

Hifi Video Test, „das führende<br />

Niederländische Magaz<strong>in</strong> – erst<br />

40 Jahre jung!...“ und neben<br />

e<strong>in</strong>er gehörigen Portion Humor auch<br />

absolut von Klassik begeistert.<br />

auch die dritte Dimension real erfahrbar werden<br />

lassen. Alles <strong>in</strong> hochauflösenden Formaten<br />

mit fe<strong>in</strong>sten Details, wobei nur das Hüsteln des<br />

Publikums fehlt…<br />

Gehören Sie auch zu denjenigen, die e<strong>in</strong>fach<br />

gute Musik gut hören wollen? Möchten Sie trotzdem<br />

genauer wissen, was ich mit dem bisher<br />

Gesagten me<strong>in</strong>e? – Bitte, folgen Sie mir bei e<strong>in</strong>em<br />

Blick <strong>in</strong>s digitale Zeitalter, das ja schon längst<br />

begonnen hat. Wie schon bekannt, war die<br />

Compact Disc, – übrigens e<strong>in</strong>e Entwicklung<br />

schon aus dem vorigen Jahrhundert (genauer<br />

1982) – e<strong>in</strong> richtig digitales Format. Aufnahmen<br />

wurden analog – vom Mikrophon <strong>in</strong>s Mischpult<br />

geleitet und dann umgewandelt <strong>in</strong> e<strong>in</strong> digitales<br />

Dateiformat und im sogenannten PCM (Pulse<br />

Code Modulation) gespeichert. Technisch gesehen<br />

können 78:30 M<strong>in</strong>uten Musik (16-Bit und<br />

INGO SCHMIDT-LUCAS: ist Diplom-Ton<strong>in</strong>genieur und hat neben se<strong>in</strong>em Klassiklabel<br />

Cybele Records das Downloadportal „HD-Klassik“ gegründet: „Ich f<strong>in</strong>de es sehr spannend:<br />

Mittlerweile verfügen die neuesten HiFi-Verstärker alle über e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>gang für<br />

USB-Stick und können neben 24bit-FLAC-Dateien sogar hochauflösende DSD-Dateien<br />

(1bit 2.8224MHz) <strong>in</strong> Stereo abspielen. Genau da setzen wir mit unserem Portal an. Als<br />

Beispiel möchte ich nur den Pioneer N-50 nennen, den man nicht nur als Netzwerk-Player<br />

mit NAS-Festplatte betreiben kann, sondern alternativ auch an se<strong>in</strong>em Mac oder PC. Somit<br />

ist er e<strong>in</strong>e hochwertige Schnittstelle zur HiFi-Anlage und steht schon zur Verfügung.<br />

Ich b<strong>in</strong> sehr gespannt, wie viele Hardware-Hersteller auf der diesjährigen IFA <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong><br />

mit weiteren mehrkanalfähigenAbspielgeräten<br />

aufwarten werden.“<br />

Pioneer Network<br />

Audio Player N-50 S<br />

Stimmungsbild mit Laptop<br />

12 AUSGABE 2012 /2<br />

44,1 kHz) auf den 12 Zentimeter großen Scheiben<br />

gespeichert werden. Im CD-Spieler wird es<br />

mit bestimmter Genauigkeit wieder <strong>in</strong> e<strong>in</strong> analoges<br />

Signal umgewandelt und dem Verstärker angeboten.<br />

In s<strong>of</strong>ern nicht viel Neues unter der Sonne.<br />

Längst gibt es neue Scheiben: Der CD folgte<br />

die DVD-Audio und die SA-CD: Beide können<br />

nicht nur Stereo, sondern bis zu sechs Tonkanäle<br />

<strong>in</strong> weitaus besserer Qualität (24-Bit und<br />

96kHz) speichern und zu Hause wiedergeben.<br />

Dass man hierbei nicht bei der 5.1 – Filmtonwiedergabe<br />

stehen bleiben muss, zeigte MDG mit<br />

der Entwicklung des 2+2+2 Record<strong>in</strong>g, bei dem<br />

2 Höhenkanäle tatsächlich die dritte Dimension<br />

<strong>in</strong>s Spiel br<strong>in</strong>gen. Und wie praktisch: Die SA-CD<br />

<strong>in</strong> ihrer Hybrid-Form kann dabei weiterh<strong>in</strong> wie<br />

e<strong>in</strong>e CD benutzt werden. Heute steht die Blu-ray<br />

zur Verfügung, die nicht nur hervorragend fe<strong>in</strong>st<br />

strukturierte Bilder, sondern auch Mehrkanal-<br />

Ton mit bis zu 8 Kanälen wiedergeben kann.<br />

Aber wovon reden die ‘Digitalos’ heutzutage?<br />

FLAC? DSD? Und was ist überhaupt ‘Stream<strong>in</strong>g’?<br />

Und w<strong>of</strong>ür brauche ich e<strong>in</strong>en Rechner und e<strong>in</strong><br />

Netzwerk? Lassen Sie es mich e<strong>in</strong>fach erklären.


WERNER DABRINGHAUS: Werner Dabr<strong>in</strong>ghaus ist Diplom-<br />

Tonmeister und Miteigentümer des Labels MDG. Er hat das 2+2+2<br />

Record<strong>in</strong>g entwickelt, bei dem 2 nach oben gesetzte Frontlautsprecher<br />

aus der flächigen 2D Stereo- und Surroundperspektive<br />

e<strong>in</strong>e reale 3D-Wiedergabe erzeugen.<br />

„Seit der ersten E<strong>in</strong>führung der DVD-Audio bzw. der SA-CD haben<br />

wir über 100 Aufnahmen im 2+2+2 Record<strong>in</strong>g veröffentlicht. Das<br />

war problemlos möglich, da alle 2+2+2 Aufnahmen auch <strong>in</strong> 5.1,<br />

5.0., Quadro und Stereo abspielbar s<strong>in</strong>d. Für uns ist HD-Klassik<br />

e<strong>in</strong>e grandiose Chance nun unsere Aufnahmen sogar im 2222+<br />

Format anzubieten.“<br />

Mit dem Internet öffnet sich e<strong>in</strong>e richtige<br />

Fundgrube an Musik welche wir nie zuvor für<br />

möglich gehalten haben. Selbstverständlich<br />

können CDs, SA-CDs und Blu-rays bei e<strong>in</strong>em<br />

Versandhändler wie <strong>in</strong> traditioneller Art und<br />

Weise im Warenkorb bestellt werden. Das kann<br />

ganz praktisch se<strong>in</strong>.<br />

Aber, jetzt kommt e<strong>in</strong> neuer Begriff <strong>in</strong>s<br />

Spiel: digital download. H<strong>in</strong>ter e<strong>in</strong>em Portal (zu<br />

deutsch: Tür) stecken riesige Kataloge von Verlegern<br />

klassischer Musik, die durch e<strong>in</strong>faches<br />

Klicken auf die eigene Computerfestplatte geladen<br />

werden können. Das existiert schon von<br />

verschiedenen Klassikanbietern. Dazu brauchen<br />

Sie e<strong>in</strong>e Festplatte, sei es im Mac oder PC-<br />

Format, oder e<strong>in</strong>gebunden im Netzwerk, NAS<br />

genannt. Mit e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>zigen USB-Kabel geht’s<br />

dann zum Verstärker.<br />

HD-Klassik-Stick<br />

AUSGABE 2012 /2 13<br />

Was aber wirklich<br />

neu ist: Mit HD-Klassik ist<br />

e<strong>in</strong> pr<strong>of</strong>essionell aufgestelltes<br />

neues Portal auf<br />

der High-End vorgestellt<br />

worden, auf dem High-End-<br />

Aufnahmen erstmals <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er Qualität von bis zu<br />

8 Wiedergabekanälen angeboten<br />

werden. Ich habe<br />

hier schon erste Aufnahmen<br />

von Cantate, Cybele<br />

Records, Divox, Kairos, MDG, Musicaphon und<br />

Wergo gefunden. Alle <strong>in</strong> Mehrkanalversion<br />

angeboten. Und noch e<strong>in</strong>e Novität: Hier können<br />

Sie selber ihr Programm zusammenstellen und<br />

auf e<strong>in</strong>en USB-Stick laden lassen. Dieser USB-<br />

Stick kann heutzutage <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em dazu vorbereiteten<br />

Verstärker, Fernseher oder Blu-ray-<br />

Spieler gesteckt werden, und die Musik läßt<br />

sich abhören, so wie, wo und wann Sie wollen.<br />

Das Grandiose: In beiden Fälle erhalten Sie<br />

das orig<strong>in</strong>ale Format, quasi direkt vom Mischpult,<br />

also <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Qualität, die bisher nur den<br />

Tonmeistern selbst vorbehalten war (<strong>in</strong> PCM<br />

24-Bit – zu Gunsten bester Dynamik – und <strong>in</strong><br />

96kHz zur Gunsten größter Präzision). Die<br />

Daten werden <strong>in</strong> sogenannten FLAC (Free Lossless<br />

Audio Codec) angeboten – was für Sie<br />

soviel bedeutet wie: ohne jeden Klangverlust.<br />

Auch DSD-Liebhaber kommen hier <strong>in</strong>s<br />

Blickfeld. Dieses Format – von Sony/Philips<br />

speziell für die SA-CD entwickelt – stand noch<br />

nicht für Endverbraucher zum download zur<br />

Verfügung. Falls e<strong>in</strong>e Aufnahme ursprünglich <strong>in</strong><br />

diesem Format gemacht wurde, ist es natürlich<br />

von Vorteil, wenn sie ohne Umrechnung auf e<strong>in</strong><br />

anderes Format zu Hause benutzt werden kann.<br />

Hiermit komme ich zurück zum Anfang<br />

dieses Artikel. Ob ‘Traurigkeit oder Herzeleid’<br />

über das vertraute Format CD oder SACD, die<br />

es beide noch sehr lange geben wird. Aber die<br />

Entwicklung ist nicht zu stoppen. Immer mehr<br />

Hersteller werden immer mehr Geräte auf den<br />

Markt br<strong>in</strong>gen, die diese hohe Qualität nicht nur<br />

<strong>in</strong> Stereo abspielen, sondern auch mehrkanalige<br />

Aufnahmen zu Gehör br<strong>in</strong>gen können: 5.0-kanalig,<br />

5.1-kanalig, 7.1-kanalig oder <strong>in</strong> realen 3D-<br />

Formaten wie 2+2+2-RECORDING.<br />

Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim<br />

Genießen Ihrer Liebl<strong>in</strong>gsmusik. Vielleicht <strong>in</strong><br />

Zukunft noch bequemer, noch reizvoller und<br />

noch genauer als je zuvor – und vielleicht aus<br />

dem Stecker… Theo Wubbolts<br />

Pr<strong>of</strong>il<br />

NEUHEITEN<br />

FERDINAND LEITNER . Zum 100. Geburtstag<br />

Anniversary Edition<br />

JOHANNES BRAHMS - Variationen für Orchester op. 56<br />

ERMANNO WOLF-FERRARI - Der Schmuck der Madonna<br />

JOSEPH HAYDN - Symphonien Nr. 6, 7, 8<br />

WOLFGANG AMADEUS MOZART - Symphonie C Dur KV 200/KV 189k,<br />

Symphonie D Dur KV 385 „Haffner“, Der Schauspieldirektor KV 486<br />

Viol<strong>in</strong>konzert Nr. 5 KV 219,<br />

Konzert für Klavier und Orchester Nr. 23 <strong>in</strong> A Dur KV 488<br />

MAX BRUCH - Viol<strong>in</strong>konzert Nr. 1<br />

LUDWIG VAN BEETHOVEN - Romancen Nr. 1 & 2<br />

PETER CORNELIUS - Der Barbier von Bagdad<br />

RICHARD WAGNER - Parsifal, GEORG FRIEDRICH HÄNDEL - Tamerlano<br />

Marth Mödl, Wolfgang W<strong>in</strong>dgassen, Helen Donath, Wolfgang Schneiderhan,<br />

Monique Haas, Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks,<br />

Württembergisches Staatsorchester Stuttgart,<br />

Berl<strong>in</strong>er Philharmoniker, Wiener Symphoniker, Bamberger Symphoniker,<br />

WDR Rundfunkchor Köln, WDR S<strong>in</strong>fonieorchester Köln,<br />

Chor der Württembergischen Staatsoper Stuttgart,<br />

Orchestre de l´Opéra de Paris, Cappella Coloniensis<br />

12 CD: PH12019<br />

PETER TSCHAIKOWSKY<br />

Konzert für Klavier und Orchester Nr. 1 op. 23<br />

MODEST MUSSORGSKY<br />

Bilder e<strong>in</strong>er Ausstellung (Maurice Ravel)<br />

NDR S<strong>in</strong>fonieorchester, Jorge Bolet - Klavier, Günter Wand<br />

CD: PH09029<br />

CARL MARIA VON WEBER . Der Freischütz<br />

Semperoper Edition Vol. 5 (Komplette Aufnahme aus dem Jahr 1951)<br />

Karl Paul, Werner Faulhaber, Elfride Trötschel, Irma Beilke,<br />

Kurt Böhme, Bernd Aldenh<strong>of</strong>f, Chor der Staatsoper Dresden,<br />

Staatskapelle Dresden, Rudolf Kempe<br />

3 CD: PH10032<br />

Erhältlich im Fachhandel!<br />

Pr<strong>of</strong>il<br />

Edition<br />

Günter<br />

Hänssler<br />

Edition<br />

Günter<br />

Hänssler<br />

Pr<strong>of</strong>il Medien GmbH . Edition Günter Hänssler<br />

www.haensslerpr<strong>of</strong>il.de<br />

NEU<br />

NEU<br />

NEU<br />

Vertrieb: NAXOS DEUTSCHLAND GmbH . www.naxos.de


www.br-klassik.de/ label<br />

www.haensslerpr<strong>of</strong>il.de<br />

www.ourrecord<strong>in</strong>gs.com<br />

www.capriccio.at<br />

www.cmajor-enterta<strong>in</strong>ment.com<br />

www.preiserrecords.at


www.arthaus-musik.com<br />

Klaus Heymann hatte 1987 die Vision,<br />

mit NAXOS möglichst vielen <strong>in</strong>teressierten<br />

Menschen e<strong>in</strong> möglichst großes Spektrum<br />

an klassischer Musik zu erschw<strong>in</strong>glichen Preisen<br />

verfügbar zu machen.<br />

Wir gratulieren zu 25 Jahren e<strong>in</strong>drücklicher,<br />

flexibler Umsetzung der Ausgangsvision und<br />

freuen uns, dass NAXOS unsere Vertriebsheimat ist.<br />

Wir danken dem NAXOS-Gründer Klaus Heymann<br />

und se<strong>in</strong>em hervorragenden Team für die<br />

vertrauensvolle, erfolgreiche Zusammenarbeit und<br />

wünschen für die Zukunft weiterh<strong>in</strong> viel<br />

Neugier im Entdecken und E<strong>in</strong>spielen klassischer<br />

Werke aller Art und <strong>in</strong> junger Frische.<br />

www.Allegr<strong>of</strong>ilms.com<br />

www.divox.com<br />

www.opusarte.com<br />

www.ond<strong>in</strong>e.net<br />

www.haenssler-classic.de<br />

www.carpediem-records.de<br />

www.rondeau.de<br />

www.euroarts.com<br />

www.tudor.ch<br />

www.twopianists.com<br />

www.dacapo-records.dk<br />

www.lipk<strong>in</strong>d.<strong>in</strong>fo


<strong>CLASS</strong> aktuell<br />

www.lisalarsson.<strong>in</strong>fo<br />

Foto: Andrea Diglas<br />

Das Musikkollegium W<strong>in</strong>terthur hat <strong>in</strong><br />

den letzten Jahren bei MDG e<strong>in</strong>e bee<strong>in</strong>druckende<br />

Edition mit sorgfältig<br />

im 2+2+2-Mehrkanalklang produzierten<br />

Aufnahmen herausgegeben. Unter der Leitung<br />

von Douglas Boyd wird die Diskographie jetzt um<br />

e<strong>in</strong>e neue Facette bereichert, mit Richard Strauss´<br />

Orchestersuite „Der Bürger als Edelmann“ und<br />

den „Vier letzten Liedern“ – e<strong>in</strong> fe<strong>in</strong>es Programm<br />

und e<strong>in</strong>e Traumpartie für Lisa Larsson.<br />

Lisa Larsson begann ihre Karriere als Flötist<strong>in</strong>,<br />

bevor sie <strong>in</strong> Basel Gesang studierte. Ke<strong>in</strong> Wunder,<br />

dass sie mit ihrer wendigen und po<strong>in</strong>tierten<br />

Stimme e<strong>in</strong>e hervorragende Karriere gerade im<br />

Neue Facette<br />

Das Musikkollegium W<strong>in</strong>terthur mit e<strong>in</strong>er neuen Strauss-E<strong>in</strong>spielung<br />

Bereich Barockmusik und Klassik starten konnte,<br />

die sie auf <strong>in</strong>ternationale Festivals ebenso führte,<br />

wie an die großen Opernhäuser.<br />

Wenn sie sich jetzt an Strauss Vier letzte Lieder<br />

„wagt“, dann dürfen wir bestimmt e<strong>in</strong>e gänzlich<br />

andere, als die gewohnte Sichtweise erwarten.<br />

Und tatsächlich legt Strauss den etablierten<br />

schwülstig-üppig vibrierenden Wagner-Sound<br />

ab, und die Strausssche S<strong>in</strong>nlichkeit wird aus<br />

e<strong>in</strong>er völlig anderen – etwas schlichteren Perspektive<br />

neu erfahrbar. Man höre nur mal „Im<br />

Abendrot“ auf e<strong>in</strong>en Text von Eichendorff: Hier<br />

transzendiert Strauss die Stimmung des Sonnenuntergangs<br />

zu e<strong>in</strong>er grandiosen Metapher auf das<br />

16 AUSGABE 2012/2<br />

Lebensende. Am Ende sche<strong>in</strong>t die Musik stillzustehen;<br />

voller Zuversicht auf Erlösung öffnet sich<br />

dann das Paradies – das ist ergreifend gelungen.<br />

Die Schauspielmusik zu Molières „Der Bürger<br />

als Edelmann“ ist Strauss´ erste Zusammenarbeit<br />

mit Hugo von H<strong>of</strong>mannsthal, der das barocke<br />

französische Lustspiel bearbeitete. Die Komödie<br />

um den reichen Emporkömml<strong>in</strong>g, der die adligen<br />

Vorbilder auf täppische Weise zu imitieren versucht,<br />

illustriert Strauss mit Schalk und Witz. Der<br />

Tonfall der Musik lässt immer wieder barocke<br />

Stilelemente aufblitzen und schlägt damit e<strong>in</strong>e<br />

Brücke von der Zeit Molières zum F<strong>in</strong> de Siècle.<br />

Das Werk existiert <strong>in</strong> vier gänzlich verschiedenen<br />

Versionen, die Strauss alle unter derselben Opuszahl<br />

60 veröffentlichte. Die genial <strong>in</strong> geradezu<br />

kammermusikalischer Besetzung <strong>in</strong>strumentierte<br />

Suite op. 60(!) ist dem Schweizer Traditionsorchester<br />

wie auf den Leib geschrieben.<br />

Ke<strong>in</strong> Wunder, denn mit W<strong>in</strong>terthur verband<br />

Richard Strauss e<strong>in</strong>e lebenslange Freundschaft.<br />

Der Komponist besuchte immer wieder die<br />

Stadt und führte selbst se<strong>in</strong>e Werke mit dem<br />

Musikkollegium auf, darunter die „Alpens<strong>in</strong>fonie“<br />

und „Don Quixote“ – noch heute werden<br />

Orig<strong>in</strong>almanuskripte <strong>in</strong> W<strong>in</strong>terthur verwahrt<br />

und – wie hier hörbar – mit lebendiger Tradition<br />

fortgeführt. Lisa Eranos<br />

Richard Strauss<br />

Der Bürger als Edelmann op. 60<br />

Vier letzte Lieder; Wiegenlied op. 41,1<br />

Zueignung op. 10,1; Morgen! op. 27, 4<br />

Lisa Larsson, Sopran<br />

Musikkollegium W<strong>in</strong>terthur<br />

Douglas Boyd, Leitung<br />

MDG 901 1738-6 (Hybrid-SACD)


Foto: Tomáˇs Lébr<br />

Franz Benda: Viol<strong>in</strong>konzerte<br />

Ivan ˇZenat ´y, Prague Phlharmonia<br />

Supraphon SU 4064<br />

In Prag haben Sie mit den Musikern der Prager<br />

Kammerphilharmonie Viol<strong>in</strong>konzerte von<br />

Franz Benda e<strong>in</strong>gespielt. Warum haben Sie sich<br />

gerade diesem Komponisten zugewendet?<br />

Das Projekt wurde von der Firma Supraphon<br />

<strong>in</strong> Auftrag gegeben, die tschechische Titel<br />

bevorzugt. Mich hat aber nicht <strong>in</strong>teressiert,<br />

ohne Rücksicht auf die Qualität e<strong>in</strong>fach<br />

etwas e<strong>in</strong>zuspielen, nur weil es tschechisch<br />

ist. Paradoxerweise habe ich gerade <strong>in</strong> diesem<br />

Augenblick <strong>in</strong> der Landesbibliothek Dresden<br />

die Partituren zu vier Konzerten von Franz<br />

Benda gefunden, die vermutlich <strong>in</strong> der neuzeitlichen<br />

Geschichte noch niemand bearbeitet<br />

und gespielt hat. Als ich mich durch<br />

die nicht spartierte Musik kämpfte, konnte<br />

ich feststellen, wie bemerkenswert diese ist<br />

und dass sie sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en starken Kontrast<br />

zu den postromantischen Interpretationen<br />

der böhmischen Tradition des 18. Jahrhunderts<br />

stellen lässt.<br />

Mussten Sie im Prozess der Vorbereitung<br />

auch musikwissenschaftlich tätig se<strong>in</strong>?<br />

Diesen Ehrgeiz hatte und habe ich nicht.<br />

Natürlich musste ich e<strong>in</strong>en Weg zu Bendas<br />

Kompositionen f<strong>in</strong>den. Zum Glück hatte ich<br />

<strong>in</strong> zwei me<strong>in</strong>er Dresdner Kollegen hervorragende<br />

Konsultanten: <strong>in</strong> John Holloway, der<br />

Ivan ˇZenat´y – Benda ist<br />

<strong>in</strong>teressanter als Vivaldi<br />

Der Viol<strong>in</strong>ist Ivan ˇZenat ´y hat für<br />

Supraphon vier Konzerte von Franz Benda<br />

e<strong>in</strong>gespielt, die jetzt erschienen s<strong>in</strong>d<br />

AUSGABE 2012/2 17<br />

e<strong>in</strong>er der größten Kenner der barocken Viol<strong>in</strong>literatur<br />

ist, und dem Cembalisten Ludger<br />

Rémy, der von Bendas Musik begeistert war<br />

und mir wertvolle Ratschläge im H<strong>in</strong>blick<br />

auf Ornamentik und Artikulation gab.<br />

Wor<strong>in</strong> ist Bendas Musik bemerkenswert?<br />

Sie er<strong>in</strong>nerte mich an die besten Passagen bei<br />

Antonio Vivaldi. In technischer H<strong>in</strong>sicht gibt<br />

es dort D<strong>in</strong>ge, die die schwierigsten Stellen <strong>in</strong><br />

den Quattro Stagioni noch übertreffen und<br />

sich wirklich mit jeder Technik dieser Zeit<br />

messen können. Die Konzerte haben wir <strong>in</strong><br />

der kle<strong>in</strong>sten möglichen Besetzung e<strong>in</strong>gespielt,<br />

d. h. mit e<strong>in</strong>em Instrument pro Stimme,<br />

und e<strong>in</strong>en großen Anteil am Gesamtklang<br />

kommt dem Cembalo zu, dessen Part sehr<br />

wichtig ist. Jeder spielte für sich selbst und<br />

die Kollegen trugen auch ihre Anregungen vor.<br />

Zur Konzertform gehört auch die Kadenz.<br />

Wie sieht es damit bei Benda aus?<br />

Mit Pr<strong>of</strong>. Rémy habe ich natürlich auch dieses<br />

Thema diskutiert, weil ich mir die Kadenzen<br />

schreiben oder zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong>en Plan<br />

entwickeln musste, wie diese zu improvisieren<br />

s<strong>in</strong>d. Er sagte mir, dass die Kadenz zwei<br />

oder drei Phrasen nicht überschreiten und<br />

harmonisch bis extravagant gestaltet se<strong>in</strong><br />

sollte, was sowohl der Zeit als auch dem<br />

Komponisten entspricht.<br />

Wie sieht das weitere Schicksal von Bendas<br />

Viol<strong>in</strong>konzerten aus?<br />

Was mich betrifft, so habe ich beschlossen, es<br />

nicht bei der E<strong>in</strong>spielung zu belassen, sondern<br />

sie auch öffentlich anzubieten und zu<br />

spielen – h<strong>of</strong>fentlich bereits 2013.<br />

Autor des Interviews: Luboˇs Stehlík<br />

Foto © Felix Broede<br />

WERGO<br />

Pēteris Vasks:<br />

Vox Amoris<br />

WER 67502 (CD)<br />

Soloviol<strong>in</strong>e und Streichorchester – Pēteris Vasks<br />

Liebl<strong>in</strong>gsbesetzung steht im Mittelpunkt der<br />

Stücke dieser CD. Se<strong>in</strong>e Musik führt hier durch<br />

sehr gegensätzliche emotionale Zustände:<br />

Klänge der Zerrissenheit und Expressivität folgen<br />

auf Passagen schwelgerischer Schönheit. Alle<br />

hier versammelten Werke bezeugen laut Vasks<br />

diese Polarität zwischen optimistischer H<strong>of</strong>fnung<br />

auf e<strong>in</strong>e bessere Zukunft und Sorge um die moderne<br />

Welt.<br />

„Von Al<strong>in</strong>a Pogostk<strong>in</strong>a kann man ohneh<strong>in</strong> nur<br />

schwärmen: So jung, so glänzend, so musikalisch,<br />

perfekt und zugleich natürlich.“<br />

(Süddeutsche Zeitung)<br />

Vox Amoris<br />

Werke für Viol<strong>in</strong>e<br />

und Streichorchester<br />

Al<strong>in</strong>a Pogostk<strong>in</strong>a: Viol<strong>in</strong>e / S<strong>in</strong>fonietta Riga /<br />

Juha Kangas: Dirigent<br />

Vertriebe:<br />

Deutschland: note 1 music gmbh, 06221/720351,<br />

<strong>in</strong>fo@note1-music.com<br />

Österreich: Lotus Records, 06272/73175,<br />

<strong>of</strong>fice@lotusrecords.at<br />

Schweiz: Tudor, 044/4052646, <strong>in</strong>fo@tudor.ch<br />

Fordern Sie bitte unseren Katalog an!<br />

WERGO, Weihergarten 5, 55116 Ma<strong>in</strong>z, Germany<br />

service@wergo.de, www.wergo.de


Foto: © Stadtarchiv Worms<br />

<strong>CLASS</strong> aktuell<br />

Alexander Vassiliev<br />

Up de eensame Hallig<br />

Sophie Harmsen und Alexander Vassiliev entdecken das Liedwerk von Rudi Stephan<br />

Rudi Stephan<br />

Rudi Stephan:<br />

„Memento vivere“<br />

Sämtliche Lieder mit Epigraph und Epilog<br />

Sophie Harmsen, Mezzosopran<br />

Alexander Vassiliev, Bass<br />

Miri Yampolsky, Klavier<br />

Ryoko Morooka, Harmonium<br />

MDG 603 1748-2<br />

Sophie Harmsen<br />

Im Alter von 28 Jahren fiel Rudi Stephan<br />

im 1. Weltkrieg. Der junge Mann hatte<br />

sich bereits e<strong>in</strong>en Namen als Komponist<br />

gemacht, und wie der Krieg auf grausame<br />

Art das F<strong>in</strong> de Siècle beendet, so entrümpeln<br />

Stephans Kompositionen die Musik der Jahrhundertwende<br />

radikal. Sophie Harmsen und<br />

Alexander Vassiliev entdecken, begleitet von Miri<br />

Yampolsky am Konzertflügel und Ryoko Morooka<br />

am Harmonium, e<strong>in</strong>en bislang völlig unbekannten<br />

Kosmos tief bewegender Liedkompositionen.<br />

Stephan war eigentlich Autodidakt, wird<br />

aber durchaus an Richard Strauss und Hans<br />

Pfitzner gemessen. Er komponierte sehr selbständig,<br />

und schon die Titel lassen aufmerken:<br />

18 AUSGABE 2012/2<br />

Anstelle überkommener Gattungsbegriffe („S<strong>in</strong>fonie“<br />

oder „Sonate“) oder assoziativer Namen<br />

heißen se<strong>in</strong>e Instrumentalwerke e<strong>in</strong>fach „Musik<br />

für...“. Dass es dabei ke<strong>in</strong>eswegs asketisch zugeht,<br />

belegen se<strong>in</strong>e Lieder e<strong>in</strong>drucksvoll.<br />

Durchaus zeittypisch s<strong>in</strong>d Tod und Vergänglichkeit<br />

vorherrschende Themen, die mit sparsamen<br />

Mitteln und dennoch hochexpressiv und bisweilen<br />

schaurig schön umgesetzt werden. Tatsächlich<br />

lässt „Up de eensame Hallig“ dem Zuhörer kalte<br />

Schauer den Rücken herunter laufen!<br />

Durchaus h<strong>in</strong>tergründig er<strong>in</strong>nert „Memento<br />

vivere“ zunächst an die Vergänglichkeit, erhält aber<br />

e<strong>in</strong>e lebensbejahende Po<strong>in</strong>te; das „Pantherlied“<br />

extrovertiert die extremen Seelenzustände der<br />

Liebenden, während Richard Dehmels „Sonntag“<br />

<strong>in</strong> nur wenigen Takten die schier unglaubliche<br />

Wandlung vom heiter idyllischen Sonntagsspaziergang<br />

zum Lebensende schafft. „Mitternacht“<br />

erzeugt durch die Begleitung mit Harmonium<br />

e<strong>in</strong>e ganz besondere aparte Atmosphäre.<br />

Fast der gesamte Nachlass ist im 2. Weltkrieg<br />

verbrannt, lediglich diese 20 Lieder s<strong>in</strong>d<br />

erhalten geblieben und bilden e<strong>in</strong>en wichtigen<br />

Teil des Gesamtschaffens. Der hervorragende<br />

Ste<strong>in</strong>way-Flügel Baujahr 1901 und das historische<br />

Konzertharmonium legen e<strong>in</strong> Fundament,<br />

auf dem die beiden Sänger e<strong>in</strong>e enorme Palette<br />

an Ausdrucksmöglichkeiten entfalten können.<br />

Was für e<strong>in</strong>e besondere Klangwelt! Was für e<strong>in</strong>e<br />

Entdeckung! Lisa Eranos<br />

Foto l<strong>in</strong>ks: Kay Blaschke; rechts: Günter Komnick


Foto: Stephan Reis<strong>in</strong>g<br />

<strong>CLASS</strong> aktuell<br />

Stürmer, Genießer, Poet<br />

Hardy Rittner mit Chop<strong>in</strong> Etüden auf historischem Terra<strong>in</strong><br />

Sie gelten als Gipfelpunkt pianistischer<br />

Virtuosität. Welche zupackende Dramatik<br />

und welcher poetische Zauber jenseits<br />

aller F<strong>in</strong>gerfertigkeit <strong>in</strong> Frédéric<br />

Chop<strong>in</strong>s Etüden steckt, belegt Hardy Rittner<br />

e<strong>in</strong>drucksvoll <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er neuesten E<strong>in</strong>spielung.<br />

Technisch souverän und mit untrüglichem Gespür<br />

für fe<strong>in</strong>ste Nuancen verwandelt er das gefürchtete<br />

Virtuosenfutter <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Sammlung berührender<br />

und mitreißender Charakterstücke.<br />

Und das sogar im Super-Audio-Klangkolorit<br />

e<strong>in</strong>es orig<strong>in</strong>al erhaltenen Conrad-Graf-Flügels.<br />

Wann ist das jemals gewagt worden?<br />

Die Spanne ist groß: Von der extrovertierten<br />

Dramatik der berühmten „Revolutionsetüde“<br />

über die spielerische Leichtigkeit<br />

von op. 10/8 zur<br />

groß angestimmten Klage <strong>in</strong><br />

op. 25/7 reicht Chop<strong>in</strong>s Ausdruckspalette.<br />

Besonders bee<strong>in</strong>druckend<br />

und mit fantastisch<br />

perlender Leichtigkeit<br />

gemeistert: die gefürchteten<br />

Terzenkaskaden <strong>in</strong> op. 25/6.<br />

Hochwillkommen auch die<br />

nachgelassenen „Trois Nouvelles<br />

Etudes“, die mit ihren<br />

vertrackten rhythmischen und<br />

modulatorischen Abgründen<br />

neben ihren ungleich berühmteren<br />

Schwestern hier<br />

e<strong>in</strong>e längst überfällige Ehrenrettung<br />

erfahren.<br />

„Am besten geht´s mir,<br />

wenn ich mich auf dem wundervollen<br />

Graf´schen Piano<br />

sattgespielt habe“, schreibt<br />

Chop<strong>in</strong> an se<strong>in</strong>e Familie.<br />

Der mit 2,44 m bee<strong>in</strong>druckende<br />

Flügel aus der<br />

Sammlung Edw<strong>in</strong> Beunk ist<br />

um 1835 <strong>in</strong> der Werkstatt<br />

Conrad Graf entstanden.<br />

Se<strong>in</strong>e dynamische Bandbreite<br />

ist schier unglaublich:<br />

Man höre nur e<strong>in</strong>mal die<br />

geheimnisvolle Farbe durch<br />

E<strong>in</strong>satz des Doppelmoderatorpedals<br />

<strong>in</strong> op. 25/2 und<br />

www.hardyrittner.de<br />

im Gegensatz dazu die gewaltigen Oktavkaskaden<br />

<strong>in</strong> op. 25/10. Und wer das Instrument<br />

wirklich mit geöffnetem Deckel wahrnehmen<br />

möchte, dem sei unbed<strong>in</strong>gt die 2+2+2-Wiedergabe<br />

empfohlen!<br />

E<strong>in</strong> Glücksfall: Hardy Rittner ist auf historischem<br />

Instrumentarium ebenso selbstverständlich<br />

zu Hause wie auf jedem modernen<br />

Konzertflügel. Der mehrfache Echo-Preisträger<br />

sorgt immer wieder mit se<strong>in</strong>en Interpretationen<br />

für Furore, sei es mit se<strong>in</strong>er Brahms-Edition<br />

oder se<strong>in</strong>er Schönberg-E<strong>in</strong>spielung auf historischen<br />

Instrumenten oder zuletzt mit dem d-Moll-<br />

Klavierkonzert von Johannes Brahms auf e<strong>in</strong>em<br />

Erard-Flügel. Klaus Friedrich<br />

AUSGABE 2012/2 19<br />

Frédéric Chop<strong>in</strong><br />

Etüden op. 10 und op. 25<br />

Trois Nouvelles Études<br />

Hardy Rittner<br />

Conrad Graf Flügel (ca.1835)<br />

MDG 904 1747-6 (Hybrid-SACD)<br />

Weitere E<strong>in</strong>spielungen:<br />

Johannes Brahms:<br />

Klavierwerke<br />

Volume 1:<br />

op. 2, 9, 10 (Streicher 1851)<br />

MDG 904 1494-6 (Hybrid-SACD)<br />

Volume 2:<br />

op. 1 und 5 (Bösendorfer 1850)<br />

MDG 904 1538-6 (Hybrid-SACD)<br />

Volume 3:<br />

op. 116-119 (Schweigh<strong>of</strong>er 1877)<br />

MDG 904 1680-6 (Hybrid-SACD)<br />

Johannes Brahms:<br />

Klavierkonzert op. 15<br />

l’arte del mondo<br />

Werner Ehrhardt (Erard 1854)<br />

MDG 904 1699-6<br />

(Hybrid-SACD)<br />

Arnold Schönberg:<br />

Klavierwerke<br />

(Streicher 1870,<br />

Ste<strong>in</strong>way 1901)<br />

MDG 904 1593-6<br />

(Hybrid-SACD)


Die Gebrüder Grimm<br />

Engelbert Humperd<strong>in</strong>ck<br />

Hänsel und Gretel<br />

Solisten; Orchester des Züricher<br />

Opernhaus, Franz Welser-Möst<br />

Arthaus 101536 (DVD Video)<br />

Engelbert Humperd<strong>in</strong>ck<br />

Hänsel und Gretel<br />

A. Kirchschlager, D. Damrau, Th. Allen<br />

Orchestra <strong>of</strong> the Royal Opera House<br />

Sir Col<strong>in</strong> Davis<br />

Opus Arte OA1011D (DVD Video)<br />

Engelbert Humperd<strong>in</strong>ck<br />

Hänsel und Gretel<br />

I. Spr<strong>in</strong>ger, G. Schröter, P. Schreier, Th. Adam<br />

Dresdner Staatskapelle, Otmar Suitner<br />

Berl<strong>in</strong> Classics 0092932BC<br />

<strong>CLASS</strong> aktuell<br />

Sicherlich ahnten die Gebrüder Grimm nicht,<br />

welchen Siegeszug ihre „K<strong>in</strong>der und Hausmärchen“<br />

antreten würden, als sie vor 200 Jahren,<br />

am 20. Dezember 1812, den ersten Teil<br />

ihrer Märchensammlung veröffentlichten. Um 1803<br />

trafen Jacob und Wilhelm Grimm auf die Romantiker<br />

Clemens von Brentano und Achim von Arm<strong>in</strong>,<br />

die <strong>in</strong> ihnen das Interesse für alte Hausmärchen<br />

weckten. Daraufh<strong>in</strong> begannen sie im Raum Kassel, <strong>in</strong><br />

ihrem bürgerlich-hugenottisch<br />

geprägten Umfeld, die<br />

bislang nur mündlich überlieferten<br />

Erzählungen zusammen<br />

zu tragen. Maßgeblichen<br />

Anteil an dieser<br />

langwierigen Aufgabe hatte<br />

Dorothea Viehmann, e<strong>in</strong>e<br />

ortsansässige Märchenerzähler<strong>in</strong>.<br />

E<strong>in</strong>e weitere Inspiration<br />

war der Franzose<br />

Charles Perrault, der schon<br />

die Märchen von Giovanni<br />

Francesco Straparola und<br />

vor allem Giambattista Basile<br />

zusammengetragen hatte.<br />

Es war e<strong>in</strong>mal…<br />

Vom Volksmärchen zur musikalischen Vorlage.<br />

Die Erfolgsgeschichte der Märchen der Gebrüder Grimm.<br />

Dorothea Viehmann<br />

20 AUSGABE 2012/2<br />

E<strong>in</strong> anderer Teil der Grimm-Märchen entsprang der<br />

eigenen Fantasie der Brüder. Drei Jahre später erschien<br />

1815 der zweite Band der Märchensammlung, doch<br />

beide Bände verkauften sich nur sehr schleppend,<br />

was zu Unstimmigkeiten mit dem Verleger Reimer<br />

führte. Erst mit der überarbeiteten Neuauflage von<br />

1819 begann der unaufhaltsame Erfolgskurs der<br />

Grimm-Märchen, was wohl Jahre später Adelheid<br />

Wette, Engelbert Humperd<strong>in</strong>cks Schwester, zu e<strong>in</strong>em<br />

Märchenspiel für den häuslichen<br />

Gebrauch <strong>in</strong>spiriert<br />

haben mag. Sie bat ihren<br />

Bruder um die Vertonung<br />

e<strong>in</strong>iger Textpassagen aus<br />

dem Märchen „Hänsel und<br />

Gretel“. Nach dem diese <strong>in</strong><br />

der Familie großen Anklang<br />

gefunden hatte, entschloss<br />

sich Humperd<strong>in</strong>ck daraus<br />

e<strong>in</strong> S<strong>in</strong>gspiel, im weiteren<br />

Verlauf sogar e<strong>in</strong>e Oper zu<br />

machen. Schon die Uraufführung<br />

des Werkes wurde<br />

e<strong>in</strong> großer Erfolg und noch<br />

heute ist „Hänsel und Gretel“


e<strong>in</strong>e der am häufigsten aufgeführten Opern. Mit Fug<br />

und Recht lässt sich behaupten, dass es sich um die<br />

bekannteste Märchenoper handelt.<br />

E<strong>in</strong>e weitere bekannte Vorlage entstammt ursprünglich<br />

Giambattista Basile, ist aber, wenn auch <strong>in</strong> <strong>in</strong>haltlich<br />

abgewandelter Form, <strong>in</strong> der Märchensammlung<br />

der Gebrüder Grimm zu f<strong>in</strong>den und gelangte durch<br />

sie zur endgültigen Berühmtheit. Gioacch<strong>in</strong>o Ross<strong>in</strong>i<br />

schuf nach dem Vorbild Aschenputtels, wohl e<strong>in</strong>e<br />

se<strong>in</strong>er berühmtesten Bühnenwerke: „La Cenerentola“.<br />

Am 25. Januar 1817 wurde das Werk – e<strong>in</strong>e Opera<br />

buffa – mit großem Erfolg erstmalig uraufgeführt und<br />

eroberte daraufh<strong>in</strong> im Sturm die Opernbühnen. Doch<br />

nicht nur Ross<strong>in</strong>i war von dem St<strong>of</strong>f um das arme<br />

Aschenputtel angetan. E<strong>in</strong>ige Jahrzehnte später, im<br />

Engelbert Humperd<strong>in</strong>ck<br />

Jules Massenet<br />

AUSGABE 2012/2 21<br />

Jahre 1899, kreierte Massenet se<strong>in</strong>e Oper „Cendrillon“<br />

anhand derselben literarischen Vorlage. Noch heute<br />

ist die Oper <strong>in</strong> Frankreich e<strong>in</strong> Renner. In Deutschland<br />

konnte sich das Werk, hier erstmalig 1967 <strong>in</strong> Darmstadt<br />

aufgeführt, nicht durchsetzen. E<strong>in</strong>e modernere<br />

Variante lieferte Sergej Prok<strong>of</strong>ieff mit se<strong>in</strong>em Ballett<br />

„Soluscha“ oder auch „C<strong>in</strong>derella“ genannt, das am<br />

21. November 1954 im Bolschoi-Theater uraufgeführt<br />

wurde. Das Ballett folgt im Gegensatz zu den<br />

anderen Vertonungen der moderneren Version der<br />

Gebrüder Grimm und nicht der ursprünglichen Vorlage<br />

Giambattista Basiles. Zusammen mit „Romeo und<br />

Julia“ gehört das Ballett zu Prok<strong>of</strong>ieffs wichtigsten<br />

Ballettkompositionen und folgt <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Aufbau dem<br />

klassischen Handlungsballett.<br />

Gioach<strong>in</strong>o Ross<strong>in</strong>i<br />

Gioacch<strong>in</strong>o Ross<strong>in</strong>i<br />

La Cenerentola<br />

J.M. Lo Monaco, M. Mironov<br />

R. de Candia, E. Pidò, N. Ulivieri<br />

Dynamic CDS33662 (DVD Video)<br />

Jules Massenet<br />

Cendrillon<br />

Hong Kong Philharmonic Orchestra<br />

Kenneth Jean<br />

Naxos 8555986<br />

Sergej Prok<strong>of</strong>ieff<br />

C<strong>in</strong>derella<br />

Margot Fonteyn<br />

Sadler’s Wells Royal Ballett<br />

VAI 4296 (DVD Video)<br />

Sergej Prok<strong>of</strong>ieff<br />

C<strong>in</strong>derella-Suiten 1-3<br />

Ukra<strong>in</strong>ian State Symphony Orchestra<br />

Theodore Kuchar<br />

Naxos 855096869


Johann Strauss (Sohn)<br />

Aschenbrödel<br />

E. Petters, M. Halász, G. Hatala<br />

Euroarts 2055928 (DVD Video)<br />

Peter Tschaikowsky<br />

Dornröschen<br />

Royal Philharmonic Orchestra<br />

Barry Wordsworth<br />

RPO RPOSP030 (2 CDs)<br />

Peter Tschaikowsky<br />

Dornröschen<br />

Rudolf Nureyev, Opera National De Paris<br />

Arthaus 107021 (DVD Video)<br />

Ottor<strong>in</strong>o Resphigi<br />

La Bella Dormente Nel Bosco<br />

Solisten, Adriano, Rozehnal<br />

The Slovak Radio Symphony Orchestra<br />

Marco Polo 8223742<br />

<strong>CLASS</strong> aktuell<br />

Peter Iljitsch Tschaikowsky<br />

Auch Johann Strauß Sohn hatte sich schon vorher<br />

<strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er Ballettvertonung an demselben St<strong>of</strong>f<br />

versucht. Bis zu se<strong>in</strong>em Tode arbeitete er an dem<br />

Ballett, h<strong>in</strong>terließ se<strong>in</strong> „Aschenputtel“ jedoch unvollendet.<br />

Josef Bayer ergänzte das Werk auf Grund<br />

der von Strauß h<strong>in</strong>terlassenen Fragmente und brachte<br />

das Ballett zur Bühnenreife. Am 2. Mai 1901 fand<br />

die Uraufführung im Königlichen Opernhaus <strong>in</strong> Anwesenheit<br />

von Kaiser Wilhelm II. statt, Berühmtheit<br />

erlangte es jedoch nicht. Zu Weltruhm gelangte jedoch<br />

Tschaikowskys Ballettvertonung „Dornröschen“.<br />

Ähnlich wie bei Aschenputtel basiert das Märchen<br />

zum großen Teil auf Charles Perraults Erzählversion<br />

„La belle au bois dormant“ von 1696. Tschaikowsky<br />

erschuf das Ballett <strong>in</strong> enger Zusammenarbeit mit dem<br />

Philip Glass & Robert Moran<br />

The Juniper Tree<br />

R. Pittmann<br />

The Juniper Tree Opera Orchestra<br />

Orange Mounta<strong>in</strong> Music OMM 0057<br />

22 AUSGABE 2012/2<br />

Choreographen Marius Petipa und brachte es im<br />

Januar 1890 <strong>in</strong> St. Peterburg zur Premiere. Seit dem<br />

bezaubert das Werk se<strong>in</strong> Publikum <strong>in</strong> aller Welt. E<strong>in</strong>e<br />

Dornröschen-Vertonung der anderen Art erschuf<br />

Ottor<strong>in</strong>o Respighi. In der Zeit von 1921 bis 1933<br />

komponierte er „La bella dormente nel bosco“, e<strong>in</strong>e<br />

Märchenoper <strong>in</strong> drei Akten. Er adressierte se<strong>in</strong><br />

Werk ausdrücklich an die kle<strong>in</strong>en Zuschauer, <strong>in</strong> dem<br />

er es mit e<strong>in</strong>em Puppenensemble besetzte. Auch<br />

Engelbert Humperd<strong>in</strong>ck erschuf e<strong>in</strong>e Vertonung des<br />

Märchenklassikers. Allerd<strong>in</strong>gs wurde das Stück nach<br />

dessen Uraufführung im Jahre 1902 nicht positiv von<br />

den Kritikern aufgenommen und als „Virtuosenstück<br />

für den Dekorationsmaler und Theatertechniker“<br />

bezeichnet. Genauso wie „Der Wolf und die sieben<br />

Geißle<strong>in</strong>“ und auch „Schneewittchen“, zwei weiteren<br />

Märchenvertonungen Humperd<strong>in</strong>cks, fand das Werk<br />

bis heute nur wenig Beachtung. Auch anderen Komponisten<br />

ereilte dasselbe Schicksal. Zu erwähnen<br />

seien hierbei Siegfried Wagners „Der Bärenhäuter“,<br />

Rhe<strong>in</strong>bergers „Die sieben Raben“, „Rotkäppchen“<br />

von Boieldieu und auch Dittersdorf, sowie Xavier<br />

Montsalvatges und Cesare Cuis „Gestiefelter Kater“,<br />

um nur e<strong>in</strong>ige Beispiele zu nennen. Besser erg<strong>in</strong>g<br />

es da dem Märchen „Von dem Machandelboom (Vom<br />

Wacholderbaum)“ – e<strong>in</strong>er <strong>in</strong> Plattdeutsch verfassten<br />

Erzählung mit Gänsehaut- und Gruselgarantie – <strong>in</strong> der<br />

e<strong>in</strong> Vater unwissentlich, den von der Stiefmutter ermordeten<br />

und zur Suppe verkochten, Sohn verspeist.<br />

Philip Glass hatte sich im Jahre 1984 zusammen<br />

mit Robert Moran des St<strong>of</strong>fes angenommen und die<br />

zweiaktige, m<strong>in</strong>imalistische Oper „The Juniper Tree“<br />

für Kammerorchester, kle<strong>in</strong>en Chor und Solisten<br />

erschaffen. Anders als es der düstere Inhalt erwarten<br />

lässt, ist die Musik klangvoll und melodisch, auch<br />

im H<strong>in</strong>blick auf das – gottlob – glückliche Ende am<br />

Schluss. Auch Rolf Riehm verarbeitete den St<strong>of</strong>f<br />

<strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Hörstück „Machandelboom“. Im Gegensatz<br />

Rolf Riehm<br />

Machandelboom<br />

Ch. Anders, K. Franke, H. Goebbels<br />

A. Harth, K. Riehm, R. Riehm<br />

Cybele SACD 960501 (SACD Hybrid)<br />

Jacques Offenbach<br />

Ritter Blaubart<br />

K.F. Voigtmann, H. Nocker, A. Schlemm<br />

Arthaus 101293 (DVD Video)


zu Philip Glass setzte er <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Werk auf Motive<br />

im Volkston, Freejazz, Zwölftonmusik und Zitaten<br />

aus der Pop-Musik, die sich beim Zuhörer zu e<strong>in</strong>em<br />

surrealen Mosaik zusammensetzen.<br />

E<strong>in</strong> weiteres schauriges Märchen, das es zu musikalischem<br />

Weltruhm schaffte, ist „Blaubart“. Das<br />

Werk war Bestandteil der Erstausgabe der Grimmschen<br />

Märchensammlung. In den späteren Ausgaben<br />

der „K<strong>in</strong>der und Hausmärchen“ taucht es allerd<strong>in</strong>gs<br />

nicht mehr auf, da es von den Gebrüdern selber wieder<br />

entfernt wurde. Später nahm Ludwig Bechste<strong>in</strong><br />

das Thema um den frauenmordenden Ritter <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em<br />

Märchenbuch von 1945 auf, daneben existieren noch<br />

heute viele weitere Varianten der Erzählung. Gleich<br />

mehrere Komponisten nahmen sich des St<strong>of</strong>fs an, zu<br />

Bekanntheit gelangten Bela Bartoks „Ritter Blaubarts<br />

Burg“ und „Arianne et Bart-Bleue“ von Paul Dukas.<br />

E<strong>in</strong>e komische Annäherung an das Märchen wagte<br />

Jacques Offenbach mit se<strong>in</strong>er Operette „Blaubart“.<br />

Im Gegensatz zu se<strong>in</strong>en anderen Operetten erlangte<br />

das Werk jedoch nie die große Bekanntheit. Auch<br />

Carl Orff fand <strong>in</strong> der Märchensammlung der Gebrüder<br />

Grimm die Vorlage für zwei se<strong>in</strong>er Werke. „Der Mond“<br />

entstand zwischen 1936 und 1938 und wurde zu<br />

Orffs Bühnene<strong>in</strong>stieg. Basierend auf dem gleichnamigen<br />

Märchen übernahm Orff große Teile der literarischen<br />

Vorlage und erweiterte sie mit eigenen<br />

Zudichtungen und Umgewichtungen, ohne dabei die<br />

AUSGABE 2012/2 23<br />

ursprüngliche Substanz des Märchens zu verändern.<br />

Basierend auf dem Märchen „Die kluge Bauerntochter“<br />

schrieb Carl Orff nicht nur die Musik, sondern<br />

auch das Libretto und gab se<strong>in</strong>em Märchenspiel<br />

den Namen „Die Kluge“. Er ergänzte Sprichwörter, die<br />

er Karl Simrocks „Deutsche Sprichwörter“ von 1846<br />

entlehnte und welche dem Werk se<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>zigarten<br />

Sprachstil verleihen. Von se<strong>in</strong>er ursprünglichen Idee,<br />

das Werk mit „Der Mond“ zu verb<strong>in</strong>den, kam er allerd<strong>in</strong>gs<br />

wieder ab. Neben „Carm<strong>in</strong>a Burana“ gehört<br />

„Die Kluge“ auch zum Hauptwerk Carl Orffs.<br />

Heute, nach 200 Jahren, s<strong>in</strong>d die Märchen der<br />

Gebrüder nicht mehr aus unserem geistigen Schatz<br />

wegzudenken. Zusammen mit Luthers Bibel gehören<br />

sie zu den weltweit verbreitetsten Büchern unserer<br />

Kultur. Zu Recht s<strong>in</strong>d die noch heute erhaltenen<br />

Kasseler Handexemplare im Jahre 2005 von der<br />

Unesco zum Weltdokumenterbe erklärt worden und<br />

werden im Kasseler Grimm Museum verwahrt. Auch<br />

die Musikgeschichte wäre ärmer ohne die berühmte<br />

Märchensammlung und hätte auf e<strong>in</strong>ige wichtige<br />

Werke verzichten müssen. Bleibt zu h<strong>of</strong>fen, dass noch<br />

viele Komponisten der Gegenwart und Zukunft sie<br />

als Inspirationsquelle zu nutzen wissen.<br />

Hans i. Glück<br />

Bela Bartok<br />

Herzog Blaubarts Burg<br />

Budapest Festival Orchestra<br />

Ivan Fischer<br />

Channel Classics CCS 90311<br />

(SACD Hybrid)<br />

Paul Dukas<br />

Arianne et Bart-Bleue<br />

Marilyn Schmiege, Roderick Kennedy<br />

Kölner Rundfunk-S<strong>in</strong>fonie-Orchester<br />

Gary Bert<strong>in</strong>i<br />

Capriccio C7112 (2 CDs)<br />

Carl Orff: Der Mond<br />

Re<strong>in</strong>er Süß, Eberhard Büchner<br />

Rundfunk S<strong>in</strong>fonie Orchester Leipzig<br />

Herbert Kegel<br />

Berl<strong>in</strong> Classics 0094312BC<br />

Carl Orff: Die Kluge<br />

Re<strong>in</strong>er Süß, Eberhard Büchner<br />

Rundfunk S<strong>in</strong>fonie Orchester Leipzig<br />

Herbert Kegel<br />

Berl<strong>in</strong> Classics 0094322BC


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Elisabeth Leonskaja, Steffen Schleiermacher, Adam Fischer,<br />

Roman K<strong>of</strong>man, Consortium Classicum, Ma'alot Bläserqu<strong>in</strong>tett,<br />

Hardy Rittner, Siegbert Rampe, Claudius Tanski, Trio Parnassus,<br />

Musica Alta Ripa, Leipziger Streichquartett, Ensemble Villa Musica,<br />

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24 AUSGABE 2012 /2<br />

CATALOGUE 2012<br />

CELEBRATING<br />

25 YEARS<br />

OF <strong>CLASS</strong>ICAL MUSIC<br />

Photo courtesy <strong>of</strong> Allegro Films


<strong>CLASS</strong> aktuell<br />

Orchester und Konzert<br />

Johannes Brahms<br />

S<strong>in</strong>fonien Nr. 2 + 3<br />

s<strong>in</strong>fonieorchester Aachen<br />

Marcus Bosch, Leitung<br />

Coviello Classics COV 31206<br />

„Noch nichts Weltschmerzlicheres“<br />

als se<strong>in</strong>e zweite S<strong>in</strong>fonie habe man bisher<br />

gehört, schrieb Johannes Brahms<br />

gleich <strong>in</strong> mehreren Briefen im Sommer<br />

1877, kurz nach ihrer Vollendung –<br />

heute wirkt das erstaunlich, gilt die<br />

Zweite doch als die heiter-pastorale<br />

unter se<strong>in</strong>en vier Werken dieser im 19.<br />

Jahrhundert so bedeutungsschweren<br />

Gattung. Brahms wollte <strong>of</strong>fenbar verh<strong>in</strong>dern,<br />

dass die S<strong>in</strong>fonie auf das Klischee<br />

der beschaulichen Idylle reduziert werden<br />

könnte, <strong>in</strong>dem er den dramatischen<br />

Aspekt betonte. Doch auch wenn der<br />

Komponist es selbst nicht hören mochte,<br />

bleibt die heitere Gelassenheit als<br />

Wesenszug dieses Werks unverkennbar.<br />

Heiterkeit,<br />

Melancholie und<br />

Konzentration<br />

Offensichtlich ist dagegen der melancholische<br />

Grundton <strong>in</strong> der dritten S<strong>in</strong>fonie,<br />

<strong>in</strong> der Brahms nochmals e<strong>in</strong>e Verdichtung<br />

se<strong>in</strong>er hochkonzentrierten<br />

Musiksprache erreicht. Aber auch hier<br />

ist nichts simpel und e<strong>in</strong>dimensional: so<br />

wenig wie die Zweite nur harmlose<br />

Pastorale ist, ist die Dritte nur schwermütige<br />

Trauermusik. Bei Brahms lohnt<br />

es sich eben – auch wenn se<strong>in</strong>e S<strong>in</strong>fonien<br />

sattsam bekannt sche<strong>in</strong>en – immer<br />

wieder genau h<strong>in</strong>zuhören. Marcus<br />

Bosch und „se<strong>in</strong>“ s<strong>in</strong>fonieorchester<br />

Aachen bieten <strong>in</strong> ihrer Neue<strong>in</strong>spielung<br />

die ganze Palette der Emotionen und<br />

setzen e<strong>in</strong>mal mehr Akzente gegen<br />

ideenlose Interpretations-Rout<strong>in</strong>e.<br />

Richard Strauss: Konzert für Oboe<br />

und Orchester; Nikos Skalkottas:<br />

Concert<strong>in</strong>o für Oboe und Orchester;<br />

Kalevi Aho: Inventions and Postlude<br />

Yeon-Hee Kwak, Oboe<br />

David Pia, Violoncello<br />

Münchner Rundfunkorchester<br />

Johannes Goritzki, Dirigent<br />

MDG 903 1598-6 (Hybrid-SACD)<br />

Schon e<strong>in</strong>mal präsentierte die <strong>in</strong> München<br />

lebende Ausnahmeoboist<strong>in</strong> mit den<br />

Konzerten von Mart<strong>in</strong>u und Dorati e<strong>in</strong>e<br />

Katalograrität. Nun folgt e<strong>in</strong> weiteres<br />

Album, mit dem Yeon-Hee Kwak drei<br />

Komponisten des 20. Jahrhunderts ihre<br />

Referenz erweist. Zusammen mit dem<br />

Orchester des Bayerischen Rundfunks<br />

unter Johannes Goritzki spielt sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

taufrischen Neuaufnahme das Strauss-<br />

Oboenkonzert, e<strong>in</strong> lichtes Werk voller<br />

Luftigkeit und Witz, dem die düsteren und<br />

ungewissen Umstände des Jahres 1945<br />

nicht anzumerken s<strong>in</strong>d.<br />

Burlesker Witz<br />

E<strong>in</strong>e Entdeckung ist die Erste<strong>in</strong>spielung<br />

der Orchesterfassung des Concert<strong>in</strong>o für<br />

Oboe und Orchester von Nikos Skalkottas.<br />

Erst allmählich wird die außergewöhnliche<br />

Qualität e<strong>in</strong>es außergewöhnlichen<br />

Komponisten bekannt, den die pure Not<br />

1933 aus Berl<strong>in</strong> zurück <strong>in</strong> se<strong>in</strong>e griechische<br />

Heimat Athen vertrieb. Ausglassene<br />

Spielfreude und burlesken Witz verb<strong>in</strong>det<br />

der Schönberg-Schüler <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em<br />

Concert<strong>in</strong>o mit folkloristischer Rhythmik,<br />

atemberaubende Kaskaden folgen auf<br />

<strong>in</strong>nige Stimmungen – e<strong>in</strong> fesselndes Erlebnis,<br />

und e<strong>in</strong> Paradestück für die Solist<strong>in</strong>,<br />

die e<strong>in</strong>mal mehr ihre außerordentlichen<br />

Fähigkeiten präsentieren kann.<br />

E<strong>in</strong> wahres Juwel hat Yeon-Hee Kwak<br />

mit den Inventionen von Kalevi Aho aufgespürt:<br />

Geme<strong>in</strong>sam mit ihrem Cello-Partner<br />

David Pia macht sie sich auf die Reise<br />

durch e<strong>in</strong>en gewaltigen Kosmos. In fe<strong>in</strong>ster<br />

SACD-Technik produziert und dem<br />

MDG-typischen 2+2+2 Record<strong>in</strong>g aufgenommen,<br />

eröffnen sich dem Zuhörer<br />

Klangwelten von berückender Intensität –<br />

e<strong>in</strong> audiophiles Ereignis der Extraklasse.<br />

AUSGABE 2012/2 25<br />

Im Blickpunkt<br />

Édouard Lalo (1823-1892)<br />

Concerto russe für<br />

Viol<strong>in</strong>e und Orchester, op. 29<br />

Romance-Sérénade für<br />

Viol<strong>in</strong>e und Orchester<br />

Fantaisie-ballet für<br />

Viol<strong>in</strong>e und Orchester<br />

Guitare für Viol<strong>in</strong>e und<br />

Orchester, op. 28<br />

Klavierkonzert<br />

Jean-Jacques Kantorow, Viol<strong>in</strong>e<br />

Pierre-Ala<strong>in</strong> Volondat, Klavier<br />

Tapiola S<strong>in</strong>fonietta, Kees Bakels<br />

BIS-SACD-1890<br />

Zwei der hier e<strong>in</strong>gespielten Werke<br />

s<strong>in</strong>d dem großen Viol<strong>in</strong>virtuosen Pablo de<br />

Sarasate gewidmet: Das kurze Fantaisieballet<br />

und das umfangreiche Concerto<br />

russe. Das letztgenannte viersätzige<br />

Werk basiert auf Themen aus zwei<br />

Hochzeitsliedern, die Rimsky-Korsakow<br />

<strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Sammlung „100 russische<br />

Volkslieder“ veröffentlicht hatte. Das<br />

beschließende Klavierkonzert war Lalos<br />

letzte größere Arbeit, 1888 entstanden.<br />

Mit zweierlei Maß<br />

Anders als <strong>in</strong> den Viol<strong>in</strong>konzerten<br />

wird das Solo<strong>in</strong>strument hier <strong>in</strong> den<br />

Orchestersatz verwoben. So bietet sich<br />

dem Solisten nur wenig Raum, zu brillieren<br />

(das Werk enthält nicht e<strong>in</strong>mal<br />

e<strong>in</strong>e Kadenz). Das mag der Grund se<strong>in</strong>,<br />

warum sich das Konzert auf Programmzetteln<br />

kaum e<strong>in</strong>mal f<strong>in</strong>det und auch<br />

diese E<strong>in</strong>spielung e<strong>in</strong>e Rarität darstellt.<br />

Dabei hatte Laolo noch 1879 an Sarasate<br />

geschrieben: „Wenn man e<strong>in</strong>en Solisten<br />

auf e<strong>in</strong>e Bühne stellt, muss man ihm die<br />

Hauptrolle geben und ihn nicht als<br />

bloßes Orchester<strong>in</strong>strument behandeln.<br />

Wenn die Gattung Solokonzert e<strong>in</strong>em<br />

Komponisten nicht zusagt, soll er Symphonien<br />

oder irgendetwas anders für<br />

Orchester alle<strong>in</strong> schreiben.“


<strong>CLASS</strong> aktuell<br />

Orchester und Konzert<br />

Sergei Rachman<strong>in</strong>ow (1873-1943)<br />

Klavierkonzert Nr. 1 fis-Moll op. 1<br />

Klavierkonzert Nr. 4 g-Moll op. 40<br />

Rhapsodie auf e<strong>in</strong> Thema von<br />

Pagan<strong>in</strong>i op. 43<br />

Noriko Ogawa, Klavier<br />

Malmö Symphonieorchester<br />

Owa<strong>in</strong> Arwel Hughes<br />

BIS-CD-975<br />

Die e<strong>in</strong>zigartige Komb<strong>in</strong>ation russischer<br />

Melancholie, gepaart mit urbaner<br />

Eleganz, e<strong>in</strong>gängiger Melodik und reicher<br />

Harmonik <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em 2. und 3. Klavierkonzert<br />

machten Rachman<strong>in</strong>ow<br />

sowohl als Pianist wie als Komponist<br />

berühmt. Weniger bekannt s<strong>in</strong>d dagegen<br />

die zwei Klavierkonzerte, die diese berühmten<br />

e<strong>in</strong>rahmen. Das erste Konzert<br />

schrieb Rachman<strong>in</strong>ow noch als Student<br />

am Moskauer Konservatorium. Erst nach<br />

umfangreichen Revisionen 1917, kurz<br />

bevor der Komponist als Folge der<br />

Oktoberrevolution <strong>in</strong>s Exil g<strong>in</strong>g, gelangte<br />

es zu e<strong>in</strong>iger Wertschätzung.<br />

1926 veröffentlichte er das umfangreiche<br />

4. Klavierkonzert. Das Publikum<br />

erwartete natürlich e<strong>in</strong> Werk, das den<br />

beiden vorangegangenen entsprach. Das<br />

war nicht der Fall, und so wurde die<br />

Uraufführung ke<strong>in</strong> Erfolg. 1941 brachte<br />

Rachman<strong>in</strong>ow e<strong>in</strong>e gründlich überarbeitete<br />

Version, die weit besser aufgenommen<br />

wurde. Die 1934 entstandene,<br />

umfangreiche Pagan<strong>in</strong>i-Rhapsodie gehört<br />

dagegen von der Uraufführung an zu den<br />

äußerst erfolgreichen Werken.<br />

Schlußspurt mit<br />

Feuerwerk<br />

Und das ist ke<strong>in</strong> Wunder, denn was<br />

Rachman<strong>in</strong>ow <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en 24 Variationen<br />

dem berühmten a-moll-Thema des<br />

Capriccio op. 1 Nr. 24 aus der Feder des<br />

„Teufelsgeigers“ Niccolò Pagan<strong>in</strong>i entlockt,<br />

ist schlechterd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong> atemberaubendes<br />

Feuerwerk.<br />

Carlo Tessar<strong>in</strong>i (1690-1767)<br />

12 Viol<strong>in</strong>konzerte op. 1<br />

Marco Pedrona, Viol<strong>in</strong>e<br />

Ensemble Guidantus<br />

Indésens CAL1207 (Erste<strong>in</strong>spielung)<br />

Das italienische Solokonzert für<br />

Viol<strong>in</strong>e und Streicher erfreute sich <strong>in</strong><br />

der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts enormer<br />

Popularität <strong>in</strong> ganz Europa, nicht<br />

zuletzt dank der weiten Verbreitung der<br />

Werke Vivaldis. E<strong>in</strong>er se<strong>in</strong>er talentiertesten<br />

Zeitgenossen war Carlo Tessar<strong>in</strong>i,<br />

dessen <strong>in</strong>spirierte und <strong>in</strong>spirierende<br />

Viol<strong>in</strong>konzerte op. 1 hier erstmals vorgestellt<br />

werden. Tessar<strong>in</strong>i wurde 1720<br />

als Geiger der Cappella an San Marco<br />

<strong>in</strong> Venedig engagiert. 1723 wurde er<br />

Konzertmeister am Ospedale dei Poveri<br />

Derelitti, e<strong>in</strong>e ganz ähnliche Position,<br />

wie Vivaldi sie <strong>in</strong>nehatte.<br />

Inspirierender<br />

Kollege<br />

International bekannt wurde er<br />

durch den damals berühmten deutschen<br />

Geiger Pisendel, der Tessar<strong>in</strong>is Konzerte<br />

für sich entdeckte und Kopien mit nach<br />

Dresden nahm. Vom Dresdner H<strong>of</strong> aus<br />

traten die Werke dann ihren Siegeszug<br />

durch Europa an. Schon bald wurde die<br />

Sammlung op. 1 <strong>in</strong> Amsterdam<br />

gedruckt, und Walsh übernahm diese<br />

Edition nach London. 1731 wechselte<br />

Tessar<strong>in</strong>i an die Kathedrale <strong>in</strong> Urb<strong>in</strong>o. Er<br />

unternahm ausgedehnte <strong>in</strong>ternationale<br />

Konzertreisen. Später übersiedelte er <strong>in</strong><br />

die Niederlande, wo er 1767 auch starb.<br />

26 AUSGABE 2012/2<br />

Dmitri Schostakowitsch (1906-1975)<br />

Symphonien 1-3:<br />

Symphonie Nr. 1 f-Moll op. 10<br />

Symphonie Nr. 2 B-Dur op. 14<br />

Symphonie Nr. 3 Es-Dur op. 20<br />

Netherlands Radio Choir<br />

Netherlands Radio Philharmonic<br />

Orchestra, Mark Wigglesworth<br />

BIS-SACD-1603<br />

Alle drei Symphonien entstanden<br />

noch vor dem 23. Geburtstag des Komponisten.<br />

Die 1. Symphonie war sogar<br />

das Prüfungsstück, das er zum Abschluss<br />

se<strong>in</strong>es Studiums am Len<strong>in</strong>grader<br />

Konservatorium e<strong>in</strong>reichte. Das Werk<br />

wurde s<strong>of</strong>ort e<strong>in</strong> großer Erfolg und dank<br />

Aufführungen durch Walter, Toscan<strong>in</strong>i<br />

und Klemperer weltweit bekannt. Die<br />

Sowjetunion hatte ihren ersten <strong>in</strong>ternationalen<br />

Star gefunden, und die Kehrseite<br />

der Medaille war, dass ab s<strong>of</strong>ort e<strong>in</strong><br />

immenser öffentlich-politischer Druck<br />

auf Schostakowitsch lastete.<br />

Politische Musik?<br />

Man merkt dies den beiden folgenden<br />

Symphonien denn auch an; schon<br />

die Kompositionsanlässe waren politischer<br />

Natur: die 2. Smyphonie entstand<br />

zur Feier des 10. Jahrestags der Oktoberrevolution,<br />

und die 3. mit dem Untertitel<br />

„Der 1. Mai“ wurde für den<br />

Arbeiterfeiertag geschrieben. Beide<br />

enden mit e<strong>in</strong>em Chorf<strong>in</strong>ale mit entsprechenden<br />

politischen Texten. Und doch<br />

galten die Partituren den politischen<br />

Autoritäten als zu experimentell und<br />

trugen wenig zur Reputation des Komponisten<br />

bei. E<strong>in</strong> langer und schwieriger<br />

Weg hatte für Dmitri Schostakowitsch<br />

se<strong>in</strong>en Anfang genommen.<br />

Im Blickpunkt<br />

Franz Schubert (1797-1828)<br />

Opernouvertüren:<br />

Der Teufel als Hydraulicus<br />

Der Spiegelritter<br />

Des Teufels Lustschloss<br />

Der vierjährige Posten<br />

Clad<strong>in</strong>e von Villa Bella<br />

Die Freunde von Salamanka<br />

Die Zwill<strong>in</strong>gsbrüder<br />

Alfonso und Estrella<br />

Die Verschworenen<br />

Fierabras<br />

Haydn S<strong>in</strong>fonietta Wien<br />

Manfred Huss<br />

BIS-CD-1862<br />

Obwohl sich Schuberts Lieder, se<strong>in</strong>e<br />

Symphonien und se<strong>in</strong>e Kammermusik<br />

auf CDs geradezu stapeln und <strong>in</strong> Konzerthäusern<br />

zum stehenden Repertoire<br />

gehören, s<strong>in</strong>d se<strong>in</strong>e Bühnenmusiken so<br />

gut wie unbekannt geblieben. Dabei<br />

begann er schon im zarten Alter von<br />

13 Jahren für die Bühne zu schreiben,<br />

ermutigt von Antonio Salieri. Und mit<br />

dem S<strong>in</strong>gspiel „Die Zwill<strong>in</strong>gsbrüder“<br />

hatte er auch gleich e<strong>in</strong>en beachtlichen<br />

Erfolg. Später hatte er mit se<strong>in</strong>en Bühnenwerken<br />

allerd<strong>in</strong>gs weniger Glück; die<br />

meisten erlebten ihre Uraufführung erst<br />

lange nach dem Tod ihres Schöpfers und<br />

s<strong>in</strong>d bis heute Raritäten auf den Spielplänen<br />

geblieben. Das mag allerd<strong>in</strong>gs<br />

auch an den <strong>of</strong>t doch sehr zeitbezogenen<br />

Darstellungen der Sujets dieser Opern<br />

liegen, die sich nur schwer <strong>in</strong> die Erkenntniswelt<br />

unserer Tage übertragen lassen.<br />

Schubert mal<br />

anders<br />

Die Aufnahme durch die Haydn S<strong>in</strong>fonietta<br />

macht sehr schön deutlich, wie<br />

sehr sich Schuberts Tonsprache <strong>in</strong> den<br />

Ouvertüren zu se<strong>in</strong>en Opern von se<strong>in</strong>er<br />

bekannten und geliebten symphonischen<br />

Schreibweise unterscheidet.


<strong>CLASS</strong> aktuell<br />

Kammermusik<br />

Johann Christian Bach<br />

Carl Friedrich Abel<br />

Sonaten für Viola da Gamba<br />

Thomas Fritzsch, Viola da Gamba<br />

Shalev Ad-El, Pian<strong>of</strong>orte/Cembalo<br />

Coviello Classics COV 21205<br />

Sie waren e<strong>in</strong> glamouröses Künstlerduo<br />

im London des 18. Jahrhunderts:<br />

Carl Friedrich Abel und se<strong>in</strong> Freund und<br />

Geschäftspartner Johann Christian Bach,<br />

jüngster Sohn Johann Sebastians, sorgten<br />

über 20 Jahre lang für Aufsehen <strong>in</strong><br />

der schon damals verwöhnten Hauptstadt<br />

des British Empire. Bach und Abel<br />

veranstalteten Konzerte als selbständige<br />

Unternehmer und waren damit sehr<br />

erfolgreich: sie verkehrten <strong>in</strong> den besten<br />

Kreisen und setzten erhebliche Summen<br />

um; am Ende besaßen sie sogar e<strong>in</strong>en<br />

eigenen Konzertsaal. Um den regelmäßig<br />

zu bespielen, musste natürlich<br />

musikalische Top-Qualität geboten werden,<br />

und die konnten Bach und Abel<br />

zum Glück selbst produzieren: trotz<br />

ihres aufreibenden Konzertmanager-<br />

Lebens waren sie kompositorisch absolut<br />

auf der Höhe der Zeit. Abels Liebl<strong>in</strong>gs<strong>in</strong>strument<br />

war die Viola da gamba,<br />

die er virtuos wie ke<strong>in</strong> Zweiter beherrschte<br />

– für dieses Instrument haben<br />

beide zahlreiche Werke geschrieben.<br />

Welt-Erste<strong>in</strong>spielung<br />

verschollener<br />

Schätze<br />

Thomas Fritzsch, als Cello- und Gambenspezialist<br />

mit der Musikpraxis des<br />

18. Jahrhunderts bestens vertraut, und<br />

se<strong>in</strong> Klavierpartner Shalev Ad-El präsentieren<br />

e<strong>in</strong>en authentischen E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong><br />

das Repertoire der damaligen Londoner<br />

Konzerte, zu dem auch die Erste<strong>in</strong>spielung<br />

zweier jahrhundertelang verschollener<br />

Bach-Sonaten gehört.<br />

Fagott & Klavier: Werke von Bozza,<br />

Bitsch, Boutry, Dubois, Françaix, Bernaud,<br />

Sa<strong>in</strong>t-Saëns & Tansman<br />

Rodion Tolmachev, Fagott<br />

Midori Kitagawa, Klavier<br />

MDG 603 1728-2<br />

Se<strong>in</strong> nasal-kantabler Ton, se<strong>in</strong> sonorer Klang und die<br />

<strong>of</strong>tmals koboldige Raff<strong>in</strong>esse machen das Fagott <strong>of</strong>fenbar<br />

zum Liebl<strong>in</strong>gs<strong>in</strong>strument der französischen Komponisten.<br />

Im 19. und 20. Jahrhundert entwickelt sich die Technik<br />

des Instruments rasant; zusätzliche Klappen erlauben e<strong>in</strong>e<br />

Vergrösserung des Tonumfangs und erleichterten das<br />

chromatische Spiel. Nie gehörte Ausdruckswelten eröffnen<br />

sich, und die Komponisten machen davon regen Gebrauch<br />

– nicht zuletzt deswegen gehören die hier von<br />

Rodion Tolmachev e<strong>in</strong>gespielten Werke heute <strong>in</strong> jedes<br />

Wettbewerbsprogramm.<br />

AUSGABE 2012/2 27<br />

Raff<strong>in</strong>esse<br />

Im Blickpunkt<br />

Aberwitzige Läufe, dazu packende Rhythmen prägen<br />

„Nocturne - Danse“ von Eugène Bozza; „Halluc<strong>in</strong>ations“<br />

von Ala<strong>in</strong> Bernaud deuten bereits im Titel die extremen<br />

Ausdrucksbereiche an, die uns erwarten und Pièrre-Max<br />

Dubois erlaubt uns mit se<strong>in</strong>er „Sonat<strong>in</strong>e-Tango“ e<strong>in</strong>en Ausflug<br />

<strong>in</strong>s Schwül-Dekadente. Jean Françaix´ „Pétit Divertissement<br />

Militaire“ paart <strong>in</strong>telligenten Spielwitz mit e<strong>in</strong>er gehörigen<br />

Prise Groteske, und die „Interférences“ von Roger<br />

Boutry fordern die gesamte Palette der <strong>in</strong>strumentalen<br />

Klappentechnik. Die Sonaten von Camille Sa<strong>in</strong>t-Saëns und<br />

Alexandre Tansman s<strong>in</strong>d heute Klassiker des Genres, und<br />

im berühmten Concert<strong>in</strong>o von Marcel Bitch f<strong>in</strong>den wir e<strong>in</strong>e<br />

wahre Perle französischer Kammermusik – zum Träumen.<br />

„Ritardando ist me<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zige Ausdrucksmöglichkeit“,<br />

klagte e<strong>in</strong>st e<strong>in</strong> berühmter Kollege. Dass es auch anders<br />

geht, beweist Rodion Tolmachev, der bereits mit 22 Jahren<br />

Sol<strong>of</strong>agottist am berühmten Mari<strong>in</strong>sky-Theater <strong>in</strong><br />

St. Petersburg wurde, auf se<strong>in</strong>er Debüt-CD. Expressive Tongebung<br />

und atemberaubende Virtuosität kennzeichnen se<strong>in</strong><br />

Spiel, dabei mit Geschmack und Raff<strong>in</strong>esse am Konzertflügel<br />

unterstützt von Midori Kitagawa.


<strong>CLASS</strong> aktuell<br />

Kammermusik<br />

Josef Merk (1795-1852)<br />

20 Etüden für Violoncello solo, op. 11<br />

(hrsg. von Mart<strong>in</strong> Rummel)<br />

Mart<strong>in</strong> Rummel, Violoncello<br />

Musicaphon M56887<br />

Der Wiener Cellist Merk ist e<strong>in</strong>er<br />

jener Musiker, die mit großen Ereignissen,<br />

Komponisten oder Werken der<br />

Musikgeschichte assoziiert s<strong>in</strong>d, ohne<br />

dass die Nachwelt davon Notiz genommen<br />

hätte. Nach se<strong>in</strong>er Ausbildung wurde<br />

Merk 1821 Pr<strong>of</strong>essor am Wiener Konservatorium;<br />

e<strong>in</strong>e Stelle, die er bis 1848<br />

<strong>in</strong>nehatte. 1836 wurde er „kaiserlicher<br />

Kammervirtuos“ und bereiste neben all<br />

diesen Tätigkeiten ganz Europa.<br />

Josef Merk war zu jener Zeit e<strong>in</strong><br />

Liebl<strong>in</strong>g des Publikums und sogar des<br />

scharfzüngigen Eduard Hanslick: „ […]<br />

fleißiger Concertgeber unermüdlich und<br />

stets von der Sympathie des Publikums<br />

getragen.“ 1829 widmete Frédéric Chop<strong>in</strong><br />

Josef Merk anlässlich se<strong>in</strong>es Wien-<br />

Besuchs se<strong>in</strong>e Introduction et Polonaise<br />

brillante op. 3. Die 20 Etüden op. 11<br />

stammen vermutlich aus den 1820er<br />

Jahren und s<strong>in</strong>d mit der Widmung „à son<br />

ami François Schubert“ überschrieben.<br />

Später um sechs Etüden (op. 20)<br />

erweitert, geriet das hier e<strong>in</strong>gespielte<br />

op. 11 außerhalb Wiens relativ rasch <strong>in</strong><br />

Vergessenheit, obwohl dar<strong>in</strong> die klassische<br />

Logik des Violoncellospiels nach<br />

Jean Louis Duport dokumentiert ist.<br />

Wiederentdeckter<br />

Standard<br />

Merk ist neben den Studienwerken<br />

als Komponist nur gelegentlich <strong>in</strong><br />

Ersche<strong>in</strong>ung getreten. Nach dem<br />

Ersche<strong>in</strong>en von Lichtgestalten wie David<br />

Popper und zahlreichen anderen Starcellisten<br />

des endenden 19. Jahrhunderts<br />

ist Josef Merk – zu Unrecht – zunehmend<br />

<strong>in</strong> Vergessenheit geraten. Besonders<br />

diese 20 Etüden verdienen e<strong>in</strong>en<br />

Standardplatz <strong>in</strong> der Ausbildung e<strong>in</strong>es<br />

jeden Cellisten.<br />

Jean Françaix (1912-1997)<br />

Musik für Holzbläser:<br />

Qu<strong>in</strong>tett Nr. 1 (1948)<br />

Qu<strong>in</strong>tett Nr. 2 (1987)<br />

Quartett (1933)<br />

Divertissement (1947)<br />

Bergen Woodw<strong>in</strong>d Qu<strong>in</strong>tet<br />

BIS-SACD-2008<br />

E<strong>in</strong>e Aufnahme zur Feier des 100. Geburtstags<br />

von Jean Françaix und zur<br />

Feier se<strong>in</strong>er Musik, von ihm stets<br />

geschrieben mit dem Vorsatz „Vergnügen<br />

zu bereiten“. Er war e<strong>in</strong> staunenswertes<br />

Talent, gepriesen von Ravel für<br />

se<strong>in</strong>e Musikalität und se<strong>in</strong>e Neugier,<br />

Nadia Boulanger überraschend mit se<strong>in</strong>er<br />

Kunstfertigkeit. Das erste wichtige<br />

Werk se<strong>in</strong>er Laufbahn war das Concert<strong>in</strong>o<br />

für Klavier, das er mit 20 Jahren<br />

komponierte, und dies wurde gleich e<strong>in</strong><br />

großer Erfolg. Se<strong>in</strong> erstes Kammermusikwerk<br />

schrieb er 1933, e<strong>in</strong> Jahr später,<br />

nämlich das Quartett für Holzbläser.<br />

Gute Unterhaltung!<br />

Von diesem Werk bis zum über 50<br />

Jahre später vollendeten Qu<strong>in</strong>tett Nr. 2<br />

zeigt sich immer wieder se<strong>in</strong> Witz, se<strong>in</strong>e<br />

Leichtigkeit und Transparenz der Tonsprache,<br />

das Rhythmusgefühl, die stets<br />

überschaubare, schlichte Harmonik und<br />

die Konversation zwischen den beteiligten<br />

Instrumenten. Es ist daher nicht<br />

erstaunlich, dass se<strong>in</strong>e Werke bis heute<br />

Liebl<strong>in</strong>ge nicht nur des Publikums, sondern<br />

auch der Musiker s<strong>in</strong>d.<br />

28 AUSGABE 2012/2<br />

Joseph Haydn<br />

Streichquartette Vol. 5<br />

Quartette op. 64 Nr. 3, 4 & 5<br />

Leipziger Streichquartett<br />

MDG 307 1723-2<br />

Mit der 5. Folge erreicht die Spurenlese<br />

des Leipziger Streichquartetts bei<br />

Haydn e<strong>in</strong>en weiteren Höhepunkt: Drei<br />

Quartette aus op. 64 stehen auf dem Programm,<br />

darunter das berühmte „Lerchen-<br />

Quartett“, das zu den populärsten Werken<br />

der Gattung zählt. Komponiert auf dem<br />

Höhepunkt se<strong>in</strong>er Meisterschaft, eröffnet<br />

Haydn mit diesen Stücken den Reigen<br />

der bedeutenden Spätwerke.<br />

Spaßmacher<br />

Nach 30 Jahren im Dienste des Fürsten<br />

Nikolaus von Esterházy war Haydn<br />

nach dessen Tod plötzlich unabhängig –<br />

er siedelte bei gesicherter Pension um<br />

nach Wien. In dieser überaus komfortablen<br />

Lage entstanden Werke e<strong>in</strong>es<br />

Meisters, der niemandem etwas zu beweisen<br />

hat. Und doch sorgt Haydn<br />

immer wieder für Überraschungen: Was<br />

sich im „Lerchen-Quartett“ e<strong>in</strong>deutig wie<br />

das Hauptthema anhört, entpuppt sich<br />

bald „nur“ als Begleitfigur des eigentlichen<br />

Themas. E<strong>in</strong> genialer Schachzug,<br />

der Nikolaus sicher gefallen hätte. Die<br />

gesangliche Führung dieses Themas <strong>in</strong><br />

der ersten Viol<strong>in</strong>e hat dem Werk den<br />

populären Be<strong>in</strong>amen e<strong>in</strong>getragen.<br />

Längst zählen die E<strong>in</strong>spielungen des<br />

Leipziger Streichquartetts zur Referenzklasse.<br />

Historisch <strong>in</strong>formiert, dazu mit<br />

der ganzen Bandbreite moderner Ausdrucksmöglichkeiten,<br />

gel<strong>in</strong>gt es dem<br />

Ensemble immer wieder neue Aspekte<br />

im allzu Bekannten zu entdecken.<br />

Alte Musik<br />

Im Blickpunkt<br />

London Call<strong>in</strong>g!<br />

Händel: Auszüge aus “Amadigi di<br />

Gaula”, “Hercules” und “Theodora”<br />

Corelli: Concerto grosso D-Dur op. 6,4<br />

Verac<strong>in</strong>i: Sonate A-Dur op. 2,9<br />

Gem<strong>in</strong>iani: Concerto grosso d-Moll<br />

(La Follia)<br />

Tuva Semm<strong>in</strong>gsen, Mezzosopran<br />

Barokksolistene, Bjarte Eike<br />

BIS-SACD-1997<br />

Um 1710 war London e<strong>in</strong> Tummelplatz<br />

für italienische (Opern-)Komponisten<br />

geworden und so auch e<strong>in</strong> ideales<br />

Umfeld für den jungen Georg Friedrich<br />

Händel, der gerade erst se<strong>in</strong>e Studienjahre<br />

<strong>in</strong> Italien h<strong>in</strong>ter sich gebracht<br />

hatte. Diese Aufnahme ist e<strong>in</strong> Porträt des<br />

Chamäleons Händel, wie er sich anpasst<br />

und wandelt vom frühen italienisch gestylten<br />

„Amadigi“, dann englische Reife<br />

erreicht <strong>in</strong> „Hercules“ und schließlich<br />

<strong>in</strong> „Theodora“, se<strong>in</strong>em letzten Oratorium,<br />

zeitbezogene Stilistik kaum noch bemerkbar<br />

anwendet. Die Vokalabschnitte<br />

werden vone<strong>in</strong>ander getrennt durch<br />

bekannte und geschätzte Werke se<strong>in</strong>er<br />

italienischen Zeitgenossen, dargeboten<br />

<strong>in</strong> höchst farbenreichen und dynamischen<br />

Interpretationen durch die norwegischen<br />

Barokksolistene.<br />

Besser geht’s nicht<br />

Star der E<strong>in</strong>spielung ist aber ohne<br />

jede Frage die Mezzosopranist<strong>in</strong> Tuva<br />

Semm<strong>in</strong>gsen, die e<strong>in</strong>e geradezu unglaubliche<br />

Fähigkeit zur Stimmfärbung<br />

besitzt. Neben souveräner Technik <strong>in</strong><br />

den teils äußerst diffizilen Koloraturen<br />

verblüfft sie mit Klangfarben, die vom<br />

schlanken Altus bis zum volum<strong>in</strong>ösen<br />

Opernsopran reichen.


<strong>CLASS</strong> aktuell<br />

Klavier<br />

Franz Liszt<br />

Les Années de Pelèr<strong>in</strong>age,<br />

Livres I et II<br />

Craig Sheppard, Klavier<br />

Roméo Records ROM7289<br />

Wieder e<strong>in</strong>e herausragende Interpretation<br />

großer Musik durch Sheppard,<br />

der sich mit se<strong>in</strong>er pianistischen Leidenschaft,<br />

se<strong>in</strong>er technischen Brillanz, se<strong>in</strong>er<br />

Ehrfurcht vor dem Werk und der<br />

daraus resultierenden <strong>in</strong>terpretatorischen<br />

Sorgfalt weltweit e<strong>in</strong>en Namen<br />

gemacht hat. Sheppards Interpretation<br />

ist alles andere als Selbstdarstellung;<br />

stets sieht er sich als Diener, als Vermittler<br />

des Komponisten.<br />

Im Dienst des<br />

Werkes<br />

Der 1947 <strong>in</strong> Philadelphia geborene<br />

Künstler, Preisträger renommierter<br />

Wettbewerbe, debütierte 1972 <strong>in</strong> New<br />

York. Er konzertierte mit Serk<strong>in</strong> und<br />

Casals; 1973 übersiedelte er für 20<br />

Jahre nach London. In England unterrichtete<br />

er an verschiedenen Konservatorien<br />

und Universitäten. 1993 kehrte er<br />

<strong>in</strong> die USA zurück und widmet sich seitdem<br />

vor allem se<strong>in</strong>en Konzerten und<br />

CD-Aufnahmen, darunter e<strong>in</strong>e hoch<br />

gelobte Aufnahme sämtlicher Klaviersonaten<br />

Beethovens.<br />

S<strong>in</strong>fonie<br />

AUSGABE 2012/2 29<br />

Im Blickpunkt<br />

Robert Schumann<br />

S<strong>in</strong>fonie Nr. 2 C-Dur op. 61<br />

S<strong>in</strong>fonie Nr. 4 d-Moll op. 120<br />

Orchestre de Chambre de Lausanne<br />

Christian Zacharias, Leitung<br />

MDG 940 1745-6 (Hybrid-SACD)<br />

Es muss e<strong>in</strong>e Befreiung gewesen se<strong>in</strong>, denn zu lange<br />

dauerte die symphonische Schockstarre nach Beethovens<br />

Tod. Hier die Antwort, wenngleich mit e<strong>in</strong>iger Verspätung:<br />

Robert Schumann komponierte jahrelang Lieder und<br />

Klavierwerke, bis er sich 1841 <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em wahren Schaffensrausch<br />

<strong>in</strong>nerhalb kürzester Zeit der Gattung S<strong>in</strong>fonie<br />

stellte. Und er wies neue Wege und ließ Publikum wie<br />

Kritik auf e<strong>in</strong> goldenes s<strong>in</strong>fonisches Zeitalter h<strong>of</strong>fen.<br />

„Wer wollte noch an Schumanns Genius zweifeln?“<br />

Bereits die Zeitgenossen erkannten, dass zu der romantischen,<br />

bisweilen überschäumenden Erf<strong>in</strong>dungsgabe des<br />

jungen Komponisten nun e<strong>in</strong>e klassisch geschulte Meisterschaft<br />

der Komposition h<strong>in</strong>zutrat, die den fantastischen<br />

E<strong>in</strong>fällen überzeugende Form und orchestralen Klang zu<br />

geben vermochte.<br />

Geniestreich<br />

Christian Zacharias hat bereits mit se<strong>in</strong>er herausragenden<br />

Interpretation der Klavierkonzerte von Robert<br />

Schumann vehement neue Türen aufgestoßen. In der<br />

schlanken Besetzung und der dramatischen Frische<br />

„se<strong>in</strong>es“ Orchestre de Chambre de Lausanne wird die<br />

Verwandtschaft des Symphonikers Schumann mit den<br />

Klassikern besonders e<strong>in</strong>drucksvoll erlebbar. Unterstützt<br />

durch den E<strong>in</strong>satz von Natur- und Ventilhörnern vere<strong>in</strong>t<br />

sich klassische Transparenz mit romantischer S<strong>in</strong>nlichkeit<br />

– e<strong>in</strong> im Raum füllenden 2+2+2-Record<strong>in</strong>g präsentiertes<br />

audiophiles Ereignis der Extraklasse!<br />

Das Label ACOUSENCE classics präsentiert <strong>in</strong>zwischen<br />

e<strong>in</strong>e ganze Reihe bemerkenswerter<br />

E<strong>in</strong>spielungen mit den Duisburger Philharmonikern<br />

unter Jonathan Darl<strong>in</strong>gton.<br />

NEU mit Anna Malikova, Klavier:<br />

E<strong>in</strong> traumhaft schönes musikalisches Kle<strong>in</strong>od!<br />

Anna Malikova<br />

Duisburger Philharmoniker<br />

Jonathan Darl<strong>in</strong>gton<br />

Die verkörpert<br />

dabei <strong>in</strong> besonderer Art und Weise<br />

den Grundgedanken der Label-Philosophie von<br />

ACOUSENCE. Diese Musikaufnahmen überzeugen<br />

neben der musikalischen Güte und der<br />

audiophilen Klangqualität vor allem durch die<br />

emotionale Kraft und Intensität der Darbietung.<br />

Die Spontaneität und die Natürlichkeit e<strong>in</strong>er<br />

Live-Aufführung lassen Sie Ihr persönliches<br />

„Konzerterlebnis“ erfahren.<br />

E<strong>in</strong>e weitere Auswahl:<br />

Johannes Brahms<br />

Konzert für Klavier<br />

undOrchesterNr.2<br />

Symphonie Nr. 5<br />

JONATHAN<br />

DARLINGTON<br />

Duisburger<br />

Philharmoniker<br />

DEBUSSY La Mer<br />

STRAVINSKY Le Sacre<br />

du Pr<strong>in</strong>temps<br />

SUSANNA YOKO<br />

HENKEL<br />

DUISBURGER PHILHARMONIKER<br />

JONATHAN DARLINGTON<br />

TSCHAIKOWSKY<br />

KONZERT FÜR VIOLINE<br />

UND ORCHESTER<br />

VAUGHAN WILLIAMS<br />

FANTASIE ÜBER EIN THEMA<br />

VONTHOMASTALLIS<br />

ACO-CD 21912<br />

ACO-CD 21811<br />

ACO-CD 21710<br />

ACO-CD 21510<br />

Auch erhältlich <strong>in</strong> hochauflösenden Formaten auf<br />

Tonträger (DVD+FLAC192) und per Download.<br />

www.acousence.de


QUARTETTE!<br />

Die junge Weltklasse<br />

Art.Nr. 98.645<br />

Mendelssohn<br />

Streichquartette op. 12 & 13<br />

M<strong>in</strong>etti Quartett<br />

Art.Nr. 98.644<br />

Schostakowitsch<br />

Streichquartette Nr. 3, 4 & 7<br />

Meta 4<br />

NEU<br />

25 Jahre Leidenschaft für<br />

Klassik! Wir gratulieren<br />

unserem Partner Naxos<br />

und freuen uns auf<br />

weitere erfolgreiche<br />

Zusammenarbeit!<br />

Vertrieb Deutschland:<br />

NAXOS DEUTSCHLAND GmbH<br />

www.naxos.de<br />

<strong>in</strong>fo@naxos.de<br />

hänssler<strong>CLASS</strong>IC<br />

im SCM-Verlag GmbH & Co. KG<br />

www.haenssler-classic.de<br />

classic@haenssler.de<br />

<strong>CLASS</strong> aktuell<br />

Oper<br />

Francesco Cavalli (1602-1676)<br />

Il Giasone<br />

Dumaux, Bradic, Johannsen, Wagner, Adami<br />

d’Or, Noldus, Ashw<strong>in</strong>, Pons<br />

Symfonisch Orkest van de Vlaamse Opera<br />

Federico Maria Sardelli<br />

Regie: Mariame Clément<br />

Dynamic CDS33663<br />

Erstveröffentlichung auf DVD<br />

Auch auf CD und Blu-ray erhältlich<br />

Cavalli, im Hauptberuf zweiter, später erster Organist,<br />

schließlich Maestro di cappella an San Marco <strong>in</strong> Venedig,<br />

war der erfolgreichste Opernkomponist Mitte des 17. Jahrhunderts.<br />

In der Nachfolge Monteverdis erlebte das noch<br />

junge Genre „Oper“ se<strong>in</strong>en ersten großen Boom und verbreitete<br />

sich sehr schnell über ganz Europa. Dies ganz<br />

e<strong>in</strong>fach deshalb, weil die europäische Upper Class sich<br />

<strong>of</strong>t genug <strong>in</strong> Venedig zum Karneval traf – und dort die<br />

Oper kennenlernte. Der dreiaktige „Giasone“ (Libretto<br />

frei nach der antiken Geschichte von Jason und dem<br />

goldenen Vlies von Giac<strong>in</strong>to Andrea Cicogn<strong>in</strong>i) zeigt sehr<br />

schön Cavallis S<strong>in</strong>n fürs Drama, musikalische Leichtigkeit<br />

wie auch e<strong>in</strong>en grotesken Humor, der für die italienische<br />

Barockoper ohneh<strong>in</strong> typisch ist. Cavalli gelang es, aus der<br />

Oper e<strong>in</strong>e populäre Unterhaltung zu machen; dies <strong>of</strong>t <strong>in</strong><br />

Zusammenarbeit mit se<strong>in</strong>em Librettisten Giovanni Fausti.<br />

Platz 1 der Charts<br />

Und se<strong>in</strong> „Giasone“ (dessen Libretto allerd<strong>in</strong>gs von<br />

Giac<strong>in</strong>to Andrea Cicogn<strong>in</strong>i stammt) wurde sogar zu e<strong>in</strong>er<br />

der erfolgreichsten Opern des 17. Jahrhunderts überhaupt.<br />

Diese Neuproduktion wurde e<strong>in</strong>gerichtet vom<br />

<strong>in</strong>ternational renommierten Barockspezialisten Federico<br />

Maria Sardelli.<br />

30 AUSGABE 2012/2<br />

Arien Rezital<br />

Im Blickpunkt<br />

„Vivaldi ma non solo“<br />

Antonio Vivaldi: Stabat Mater und Arien<br />

aus Orlando Furiosound Farnace<br />

sowie Arien von Händel und Bertoni<br />

Marita Paparizou, Mezzosopran<br />

I Solisti Veneti; Claudio Scimone, Ltg.<br />

MDG 609 1744-2<br />

Liebe, Rache, Trauer, Zorn – schon immer<br />

s<strong>in</strong>d es die großen Gefühle, die auf der<br />

Bühne das Publikum begeistern. Marita<br />

Paparizou, die griechische Mezzosopranist<strong>in</strong><br />

mit wunderbar ausgeprägtem Talent<br />

zur Koloratur, überzeugt <strong>in</strong> großen Rollen<br />

auf den Bühnen weltweit. Mit den I Solisti<br />

Veneti stehen ihr für ihr Arienalbum ausgewiesene<br />

Experten der Barockoper zur Seite.<br />

Pyrotechnik und<br />

Passion<br />

Besonders opulent geht es <strong>in</strong> der<br />

Barockzeit zu, extrovertierte Koloraturen<br />

treffen auf <strong>in</strong>tim besungenen Schmerz,<br />

zwischen Kirche und Oper machten die<br />

Komponisten ohneh<strong>in</strong> ke<strong>in</strong>en Unterschied:<br />

beides ist große Leidenschaft.<br />

Antonio Vivaldis „Stabat Mater“ ist e<strong>in</strong>e<br />

schmerzerfüllte Trauerarie, was für e<strong>in</strong><br />

Kontrast die temperamentvolle Sturmszene<br />

<strong>in</strong> „Sorge l’irato nembo“ aus<br />

„Orlando Furioso“. Noch heute fasz<strong>in</strong>iert<br />

es ungeme<strong>in</strong>, wie Händel se<strong>in</strong>e<br />

Medea <strong>in</strong> „Moriró, ma vendicata“ vom<br />

herzzerreißenden Todesschmerz zur<br />

ungebändigten Rachelust führt.<br />

Ferd<strong>in</strong>ando Bertoni war lange Zeit<br />

allenfalls der Musikwissenschaft e<strong>in</strong><br />

Begriff – dabei hat der Venezianer nicht<br />

weniger als 70 Opern komponiert. Er war<br />

so populär, dass sogar Aufführungen se<strong>in</strong>er<br />

Werke durch Haydn überliefert s<strong>in</strong>d<br />

und se<strong>in</strong>e Arie „Addio miei sospiri“ sogar<br />

<strong>in</strong> Glucks Opern unverzichtbar war. „Lebe<br />

wohl, me<strong>in</strong> Seufzen“ – auch er umkleidet<br />

diese starken Worte mit halsbrecherischen<br />

Koloraturen, die buchstäblich das<br />

staunende Publikum <strong>in</strong> Atemnot br<strong>in</strong>gt<br />

und lässt im selben Moment das Blut,<br />

eben noch wild <strong>in</strong> Wallung, <strong>in</strong> den Adern<br />

gefrieren… Marita Paparizous neues<br />

Album zeigt die ganze Bandbreite existenzieller<br />

Emotionen – und fasz<strong>in</strong>iert.


<strong>CLASS</strong> aktuell<br />

Lied<br />

E<strong>in</strong> Sommertag<br />

32 schwedische romantische Lieder<br />

von<br />

Erik Gustaf Geijer, Franz Berwald,<br />

Adolf Fredrik L<strong>in</strong>dblad und<br />

August Söderman<br />

Anne S<strong>of</strong>ie von Otter, Mezzosopran<br />

Bengt Forsberg, Klavier<br />

BIS-SACD-1867<br />

Über e<strong>in</strong> Jahrhundert spannt sich der<br />

Bogen dieser Liedauswahl, vom 1783<br />

geborenen Erik Gustaf Geijer bis zum<br />

1878 gestorbenen Adolf Fredrik L<strong>in</strong>dblad,<br />

der auch „schwedischer Schubert“<br />

genannt wurde. In dieser Zeit wurde der<br />

Boden bereitet für die großen schwedischen<br />

Liedkomponisten der nächsten<br />

Generation wie Stenhammar, Peterson-<br />

Berger und Rangström. Die 32 Lieder,<br />

die von Otter und ihr langjähriger Klavierpartner<br />

Forsberg hier ausgesucht<br />

haben, bieten e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>drückliches und<br />

umfangreiches Bild der Anfänge des<br />

romantischen schwedischen Liedes.<br />

Diese Lieder entstanden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Zeit, <strong>in</strong><br />

der das häusliche gesellige Musizieren<br />

e<strong>in</strong> Grundpfeiler des schwedischen<br />

Musiklebens war.<br />

Häusliches Idyll<br />

Für die Klientel des Bildungsbürgertums,<br />

für deren Musikbedarf s<strong>in</strong>d<br />

denn auch viele der Lieder <strong>in</strong>sbesondere<br />

Geijers und L<strong>in</strong>dblads ganz gezielt<br />

komponiert worden. Mit ihrer unnachahmlichen<br />

Gabe der Charakterisierung<br />

br<strong>in</strong>gt Anne S<strong>of</strong>ie von Otter diese lange<br />

Zeit vergessenen M<strong>in</strong>iaturen zu reizvollem<br />

Leben.<br />

Ludwig van Beethoven (1770-1827)<br />

Klar<strong>in</strong>ettentrios:<br />

Trio B-Dur op. 11<br />

Trio Es-Dur op. 38<br />

Trio Ecco(!):<br />

Karl Leister, Klar<strong>in</strong>ette<br />

Matthias Moosdorf, Cello<br />

Olga Gollej, Klavier<br />

Musicaphon M56940<br />

AUSGABE 2012/2 31<br />

Im Blickpunkt<br />

Nach Vorstellung der Werke von „Beethovens vergessenen<br />

Zeigenossen“ Eberl, Ries und Kreutzer (Musicaphon<br />

M56927) widmet sich das Trio Ecco(!) nun also den<br />

Stücken des Meisters selbst. Die musikalische Verb<strong>in</strong>dung<br />

von je e<strong>in</strong>em Tasten-, Blas- und Streich<strong>in</strong>strument war<br />

ganz <strong>of</strong>fensichtlich seit der Veröffentlichung von Mozarts<br />

Kegelstatt-Trio e<strong>in</strong>e Aufgabe, welcher sich die Komponisten<br />

<strong>in</strong> der Folgezeit immer wieder stellen wollten. Hatte<br />

Mozart die Begegnung mit dem Klar<strong>in</strong>ettisten Anton<br />

Stadler <strong>in</strong>spiriert, sich der Klar<strong>in</strong>ette <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Werken<br />

zu widmen, war es bei Beethoven wohl auch e<strong>in</strong>e<br />

Musiker-Begegnung. Joseph Beer, Klar<strong>in</strong>ettist der Fürstlich<br />

Liechtenste<strong>in</strong>schen H<strong>of</strong>kapelle, gilt als die Person, der<br />

wir se<strong>in</strong> Interesse verdanken. Se<strong>in</strong> erstes Trio für diese<br />

Besetzung, op. 11, hat er später aus praktischen – heute<br />

würde man sie kommerziell nennen – Gründen auch noch<br />

für herkömmliches Klaviertrio bearbeitet. Die Viol<strong>in</strong>e<br />

tritt dann an die Stelle der Klar<strong>in</strong>ette. Anders herum ist<br />

die Bearbeitung op. 38 für Klar<strong>in</strong>etten-Trio auf se<strong>in</strong><br />

gemischtes Septett op. 20 zurückzuführen. Beide Werke<br />

s<strong>in</strong>d Zeugnisse wahrer Meisterschaft. Man weiß nicht, was<br />

man mehr bewundern soll: die genialen melodischen<br />

E<strong>in</strong>fälle oder ihre Verarbeitung.<br />

Fulm<strong>in</strong>anter Abschied<br />

Die Aufnahme ist auch von besonderem Interesse,<br />

als dies die letzte E<strong>in</strong>spielung von Karl Leister ist, dem<br />

jahrzentelang gefeierten Soloklar<strong>in</strong>ettisten der Berl<strong>in</strong>er<br />

Philharmoniker. Leister wird zwar weiter konzertieren,<br />

aber ke<strong>in</strong>e Tonträgeraufnahmen mehr machen.<br />

ambitusbarock<br />

Gottfried He<strong>in</strong>rich Stölzel<br />

Sonaten für zwei Viol<strong>in</strong>en und B.c.<br />

NeoBarock, amb 96 949<br />

il violoncello cantabile e virtuoso<br />

Sonaten für Violoncello und B.c.<br />

Alborea, Gabrielli, Vivaldi, Gem<strong>in</strong>iani<br />

Ricercare von Gabrielli und Platti<br />

Juris Teichmanis, amb 96 938<br />

G. Ph. Telemann<br />

Neuentdeckte Geistliche Arien<br />

Tanya Aspelmeier, Sopran<br />

Ensemble Schirokko, amb 96 947<br />

...so dient das Clar<strong>in</strong>et auf angenehme<br />

weiss...<br />

Viviani, Händel, Telemann, Corette<br />

C. Leitherer, Clar<strong>in</strong>ette / Chalumeau<br />

amb 96 872<br />

www.ambitus.de<br />

Vertrieb:<br />

KLASSIK CENTER KASSEL


<strong>CLASS</strong> aktuell<br />

Orgel<br />

Jan Pieterszoon Sweel<strong>in</strong>ck (1562-1621)<br />

Orgelwerke Vol. 1; Fantasia à 4 (a1/b-a-c-h)<br />

Erbarm dich me<strong>in</strong> o Herre Gott; Toccatas<br />

Allemanda etc. + Registervorführungen<br />

Harald Vogel, Schwalbennestorgel St. Marien<br />

MDG 914 1690-6 (Hybrid-SACD)<br />

Johann Sebastian Bach<br />

Frühe Orgelwerke<br />

Harald Vogel<br />

Arp-Schnitger-Orgel, Cappel<br />

MDG 914 1743-6 (Hybrid-SACD)<br />

Alte Meister <strong>in</strong> authentischer Wiedergabe<br />

MDG veröffentlich e<strong>in</strong>e Serie erstrangiger Orgeldokumente auf SACD<br />

Der Niederländer Jan Pieterszoon Sweel<strong>in</strong>ck hat wie ke<strong>in</strong> anderer<br />

Musiker den nordeuropäischen Orgelstil des 17. Jahrhunderts<br />

geprägt. Se<strong>in</strong>e besondere Klangwelt ist jetzt wieder erlebbar: In<br />

der Marienkirche <strong>in</strong> Lemgo hat e<strong>in</strong>e 400-jährige Schwalbennest-<br />

Orgel aus der Renaissance-Zeit überlebt, deren wenige fehlende Pfeifen<br />

exakt nach den historischen Vorlagen rekonstruiert wurden. Harald Vogel<br />

präsentiert dieses e<strong>in</strong>zigartige Instrument mit e<strong>in</strong>er farbigen Folge von<br />

Sweel<strong>in</strong>ck-Werken, die zum Teil erstmals e<strong>in</strong>gespielt wurden.<br />

Das Booklet verzeichnet akribisch die jeweilige Registrierung. Vor allem<br />

aber überrascht die akustisch hervorragende Mehrkanal-Produktion mit<br />

e<strong>in</strong>er kurzweiligen Orgelführung als Bonus. Harald Vogel stellt die e<strong>in</strong>zelnen<br />

Register und deren Zusammenklang <strong>in</strong> kurzen Improvisationen vor.<br />

Auch die Pieterskerk im niederländischen Leiden beherbergt e<strong>in</strong>e<br />

Kostbarkeit von europäischem Rang: Die van Hagerbeer-Orgel gehört zu<br />

den ältesten Instrumenten überhaupt, und aus ihrer Entstehungszeit <strong>in</strong> der<br />

ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts s<strong>in</strong>d tatsächlich die meisten Pfeifen orig<strong>in</strong>al<br />

erhalten. Aufs Liebevollste restauriert, lässt sie unter den Händen<br />

und Füßen von Leo van Doeselaar die Orgelwerke He<strong>in</strong>rich Scheidemanns<br />

im prachtvollen Glanz der Renaissance erstrahlen.<br />

Bei Sweel<strong>in</strong>ck ausgebildet, war Scheidemann Zeit se<strong>in</strong>es Lebens Organist<br />

an der Kathar<strong>in</strong>enkirche <strong>in</strong> Hamburg. Mit der Choralfantasie erf<strong>in</strong>det<br />

Scheidemann e<strong>in</strong>e völlig neue Gattung. Hier kann sich die klangliche Pracht<br />

der Orgel ebenso voll entfalten wie der überquellende Erf<strong>in</strong>dungsreichtum<br />

des Komponisten. Werke von nie gehörter Farbigkeit entstehen, die neben<br />

so <strong>in</strong>timen Stücken wie der Bearbeitung von Dowlands berühmten „Flow my<br />

Tears“ e<strong>in</strong> großartiges Panorama der Orgelmusik Scheidemanns ausbreiten.<br />

Leo van Doeselaar, Titularius an der Pieterskerk, führt auf e<strong>in</strong>em angefügten<br />

Bonustrack se<strong>in</strong>e Zuhörer – mit hörbarem Stolz – kenntnisreich durch<br />

das historische Instrument und lässt die e<strong>in</strong>zigartigen Registerfarben dieser<br />

Orgel erlebbar werden. Und wer die Möglichkeit hat, diese SACD im 2+2+2-<br />

Record<strong>in</strong>g wiederzugeben, wird fasz<strong>in</strong>iert se<strong>in</strong> von der präzisen Ortung und<br />

Höhenstaffelung der Registerfarben im dreidimensional erfahrbaren Raum.<br />

Helmut Walchas legendäre Bachaufnahme aus den 50er Jahren für die<br />

Archiv-Produktion machte die Cappeler Orgel weltberühmt. Die Aufnahmeleitung<br />

hatte Erich Thienhaus, der das Studium des musikalisch und technisch<br />

versierten Tonmeisters <strong>in</strong> Detmold begründete. Nach langer aufnahmetechnischer<br />

Enthaltsamkeit – der E<strong>in</strong>bau e<strong>in</strong>er Heizung führte zu tech-<br />

32 AUSGABE 2012/2<br />

He<strong>in</strong>rich Scheidemann<br />

Orgelwerke<br />

Leo van Doeselaar<br />

van Hagerbeer-Orgel<br />

Pieterskerk, Leiden (NL)<br />

MDG 906 1746-6 (Hybrid-SACD)<br />

Im Blickpunkt<br />

Alte Meister: Orgelwerke von<br />

Bach, Buxtehude, Kerll, Muffat, Pachelbel<br />

Strungk und Walther (bearb. v. Karl Straube)<br />

Andreas Siel<strong>in</strong>g<br />

Sauer-Orgel Berl<strong>in</strong>er Dom<br />

MDG 946 1740-6 (Hybrid-SACD)<br />

nischen Problemen – ist die berühmte Schnitger-Orgel heute im Bestzustand.<br />

Harald Vogel und das MDG-Team nutzen die Chance, das Instrument nun <strong>in</strong><br />

modernster, fe<strong>in</strong>st austarierter 2+2+2 Aufnahmetechnik auf e<strong>in</strong>er Super<br />

Audio CD mit den frühen Bachwerken zu präsentieren. E<strong>in</strong> Höhepunkt: das<br />

wohl berühmteste Orgelwerk aller Zeiten, die d-Moll- Toccata.<br />

Bachs frühe Orgelwerke s<strong>in</strong>d genial. Der E<strong>in</strong>fluss durch Vorbilder ist <strong>in</strong><br />

vielen Stücken zu ahnen. Besonders Georg Böhm, bei dem Bach als 15jähriger<br />

für zwei Jahre <strong>in</strong> die Lehre g<strong>in</strong>g, hat se<strong>in</strong>e Spuren h<strong>in</strong>terlassen, und Anklänge an<br />

Pachelbel, Buxtehude und Butstett belegen, wie aufmerksam der Studiosus die<br />

Traditionen und Entwicklungen se<strong>in</strong>er Zeit verfolgte, aufsog und für sich umsetzte.<br />

Kaum zu glauben: Die „Fantasia ex Gb duobis subjectis“, sozusagen das „Gesellenstück“<br />

zum Abschluss der Lehrzeit bei Böhm, ist hier erstmals auf CD zu hören!<br />

Und was ist das? Voll und warm tönt das Mezz<strong>of</strong>orte, e<strong>in</strong> sanftes Crescendo,<br />

nur wenig anschwellend, bevor sich der Klang <strong>in</strong> e<strong>in</strong> säuselndes Pianissimo<br />

zurückzieht. Changierende Farben entwickeln sich vollkommen bruchlos, und<br />

<strong>in</strong> schier endlosem Spannungsbogen schw<strong>in</strong>gt sich die König<strong>in</strong> der Instrumente<br />

zum prachtvollen Fortissimo <strong>in</strong> - Georg Muffats Passacaglia: Andreas Siel<strong>in</strong>g<br />

präsentiert die Sammlung „Alte Meister“ <strong>in</strong> der romantischen Ausgabe von<br />

Karl Straube an der historischen Sauer-Orgel im Berl<strong>in</strong>er Dom.<br />

E<strong>in</strong>e Sensation: Im Jahre 1904 veröffentlicht Karl Straube – gerade zum<br />

Thomaskantor berufen - se<strong>in</strong>e Notenausgabe mit Musik von Bach, Walther,<br />

Pachelbel, Buxtehude und anderen, sämtlich veralteten Komponisten, die man<br />

allenfalls noch aus dem Theorieunterricht kannte. Sie waren jetzt den modernen<br />

Möglichkeiten der Orgel gemäß so e<strong>in</strong>gerichtet, dass sie absolut den Zeitgeschmack<br />

treffen mussten. Detaillierte Spiel- und Registeranweisungen,<br />

selbstverständlich der E<strong>in</strong>satz der „Walze“, die durch stetiges H<strong>in</strong>zufügen<br />

neuer Register gewaltige Crescendowirkungen ermöglicht, neuartige Registerfarben<br />

und raff<strong>in</strong>ierte Tempowechsel sorgen für e<strong>in</strong>e bis dah<strong>in</strong> ungeahnte<br />

und unerhört spannungsvolle orchestrale Wirkung der barocken Meister.<br />

Mit über hundert Register, verteilt auf 4 Manuale plus Rückpositiv und Pedal<br />

bietet das Instrument e<strong>in</strong>en schier unendlichen Klangreichtum. Als die Orgel<br />

1905 von der berühmten Werkstatt Wilhelm Sauer aufgestellt wurde, war es die<br />

größte Orgel <strong>in</strong> Deutschland. Glücklicherweise ist sie bis heute <strong>in</strong> der ursprünglichen<br />

Gestalt erhalten, so dass diese im raumfüllenden 2+2+2 Mehrkanalklang<br />

produzierte Aufnahme e<strong>in</strong>en authentischen Blick <strong>in</strong> die Interpretationsgeschichte<br />

barocker Orgelmusik zu Beg<strong>in</strong>n des 20. Jahrhunderts ermöglicht.<br />

F. Wilhelm

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