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Verrückte Diva oder braves Mami? - Ticketcorner

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I opern-gala I<br />

Die Zürcher Opernsängerin Noëmi Nadelmann<br />

«Eine Arie kann man<br />

nicht säuseln» Sie<br />

Zu Hause in Zürich: Noëmi Nadelmann wohnt in der Limmatstadt gleich an der Limmat.<br />

20 SCHWEIZER ILLUSTRIERTE event.<br />

Viva Verdi<br />

13.–15. Dezember<br />

Hallenstadion<br />

Zürich<br />

Sie gehört zu den erfolgreichsten<br />

Opernstars der<br />

Schweiz. Sie ist Zürcherin<br />

mit Herz und Blut. Noëmi<br />

Nadelmann im Gespräch.<br />

treten zu Verdis 200. Geburtstag mit der<br />

Gala «Viva Verdi» im Hallenstadion auf.<br />

Was ist reizvoll daran, Verdi zu singen?<br />

Für mich als Sängerin ist interessant, dass<br />

Verdi sehr viele verschiedene Stile bedient. Da<br />

gibt es den süssen, lieblichen Verdi mit den<br />

Koloraturen und den hohen Tönen wie im<br />

ersten Akt der Traviata. Daneben gibt es den<br />

dramatischen, schweren Verdi wie in der<br />

Aida. Das öffnet uns Künstlern viele Optionen,<br />

unterschiedliche Charaktere zu zeigen.<br />

Wann haben Sie in Ihrem Leben zum ersten<br />

Mal Verdi gesungen?<br />

An der Hochschule der Künste in Zürich.<br />

Während meinem Studium habe ich mich<br />

schon mit der Sterbeszene in der Traviata auseinandergesetzt.<br />

Die ist sehr spannend, da sie<br />

eine Passage enthält, in der gesprochen wird.<br />

Kommt ein Werk zu Ihnen, <strong>oder</strong> nähern<br />

Sie sich dem Werk?<br />

In der Regel bekomme ich Angebote für Engagements<br />

über meine Agentur. Bei Arienabenden<br />

kann ich meistens mit dem Dirigenten<br />

gemeinsam bestimmen, welche Arien ich singe.<br />

Jetzt treten Sie im Hallenstadion auf.<br />

Grosse Kulisse, viele Effekte. Kommt da<br />

das Singen nicht zu kurz?<br />

Nein. Denn die Inszenierung ist ja nur für die<br />

Musik gemacht. Sie hilft, die Musik zu erle-<br />

ben. Wir wollen die Leute dazu bringen, sich<br />

für einen Moment zu vergessen und voll aufzugehen<br />

in Geschichte und in Musik.<br />

Wie singt es sich für Sie mit Mikrofon?<br />

Eigentlich nicht anders als ohne. Eine Arie<br />

kann man nicht säuseln. Wir haben darum<br />

auch spezielle Mikrofone, die eine starke<br />

Stimme auspegeln können. Aber der Gesamtklang<br />

ist natürlich abhängig von einem<br />

Tontechniker. Und ich weiss, dass da nur die<br />

besten am Werk sind.<br />

Oper im Hallenstadion. Ist das – mit Verlaub<br />

– nicht «Perlen vor die Säue»?<br />

«Arien sind die schwierigsten Stücke der Oper.» «Schweizer Popstars unterschätzen das Singen.» «Eine Pop-Platte würde ich mir nicht zutrauen.»<br />

“<br />

Wir wollen Menschen,<br />

die sich scheuen, eine ganze<br />

Aida zu schauen, die Oper<br />

näher bringen.<br />

’’<br />

«Viva Verdi» ist ja keine eigentliche Oper,<br />

sondern eine Show mit Opern-Highlights.<br />

Man sollte das nicht mit der kompletten Aufführung<br />

einer Oper vergleichen. Im Gegenteil:<br />

Es ist ein eigenes Genre, das dazu dient,<br />

Menschen, die sich sonst vielleicht eher<br />

scheuen, sich eine ganze Aida anzuschauen,<br />

auf unterhaltende Weise und dennoch qualitativ<br />

höchstem Niveau die Oper näher zu<br />

bringen. Das Hallenstadion kennen die Leute<br />

schon von anderen Konzerten, daher nimmt<br />

es ihnen vielleicht die Hemmschwelle. Und<br />

jeden Fan, den wir so dazugewinnen können,<br />

ist so wertvoll wie eine Perle. Darum würde<br />

ich lieber sagen: Perlen für Perlen.<br />

Was tun Sie lieber: die Hitparaden-Arien<br />

aus Aida, Nabucco, La Traviata, Rigoletto<br />

etc. singen <strong>oder</strong> eine ganze Oper?<br />

Es sind zwei verschiedene Welten. Bei einer<br />

Oper muss man den Spannungsbogen einen<br />

ganzen Abend lang halten, bei einer Gala habe<br />

ich ein Highlight nach dem anderen. Dazwischen<br />

brauchts immer wieder ein Orchesterstück,<br />

damit der Solist sich erholen kann. Arien<br />

sind mit die schwierigsten Stücke der Oper. Die<br />

kann man nicht ohne Pause aneinander singen.<br />

Es ist einmal etwas anderes, bei Viva Verdi mit<br />

vielen anderen Solisten aufzutreten.<br />

Klassik und Pop vermischen sich immer<br />

mehr. Würden Sie auch einmal eine Pop-<br />

Platte aufnehmen?<br />

Ich habe keine Erfahrung, wie man Pop singt<br />

und wie man mit einem Pop-Mikrofon umgeht.<br />

Ich würde mir das nicht zutrauen.<br />

Also funktioniert das Genreübergreifende,<br />

wie es zum Beispiel David Garrett<br />

macht, beim Singen weniger gut?<br />

David Garrett spielt sein Instrument technisch<br />

immer gleich, egal, ob er Pop <strong>oder</strong> Klassik<br />

spielt. Die Technik beim Gesang bleibt genau<br />

gleich, aber die Einfärbung der Stimme lässt<br />

den Stil erklingen. Ich unterrichte viele Sänger<br />

und hatte auch schon ein paar Popsänger<br />

in meinem Stall.<br />

Eine leise Kritik an der Schweizer Pop-<br />

Szene?<br />

Ja. Ich glaube, dass viele Schweizer Popkünstler<br />

das Singen unterschätzen. Die technische<br />

Seite des Singens ist und bleibt die Basis.<br />

Welcher Pop-Künstler fasziniert Sie?<br />

Robbie Williams. Der kann wirklich singen.<br />

Das hat man gehört, als er einen herrlichen<br />

Abend mit Frank-Sinatra-Songs gemacht hat.<br />

Es ist einfach genial, wie er seinen warmen<br />

Bariton führen kann.<br />

Sie haben in den grössten Opernhäusern<br />

der Welt gastiert. Warum kehren Sie<br />

immer wieder in die Schweiz zurück?<br />

Weil Zürich meine Heimatstadt ist, die ich liebe<br />

und wo ich meine Familie und meine Freunde<br />

habe. Dazu kommt, dass ich in den letzten<br />

Jahren vor allem auch als Mutter engagiert<br />

war. Darum habe ich viele Einladungen abgesagt.<br />

Jetzt ist meine Tochter erwachsen und<br />

studiert in London Modedesign. Das gibt mir<br />

mehr Freiheiten. Interview: Zeno van Essel<br />

NOËMI NADELMANN MAL ZWEI<br />

VIVA VERDI Uraufführung einer Klassik-<br />

Show der Superlative in Zürich: Anlässlich<br />

des 200. Geburtstages von Giuseppe<br />

Verdi im kommenden Jahr wird das Jubiläumsjahr<br />

im Hallenstadion eingeläutet.<br />

Unter anderem mit Noëmi Nadelmann<br />

und der Amerikanerin Mardi Byers.<br />

AIDA Vom 9. bis 18. August 2013 fi ndet<br />

zum ersten Mal das Opern-Spektakel<br />

«Festival La Perla» am Seequai in Pfäffi -<br />

kon ZH statt. Aufgeführt wird die Oper<br />

Aida von Giuseppe Verdi. Über 200 Musiker<br />

und Darsteller spielen in einer besonderen<br />

Naturkulisse. Noëmi Nadelmann<br />

übernimmt dabei die Titelrolle der<br />

Königstochter Aida.<br />

Viva Verdi: Inszenierung im Hallenstadion.<br />

Aida: Open-Air-Spektakel in Pfäffi kon ZH.<br />

SCHWEIZER ILLUSTRIERTE event. 21

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