Wenn die Nieren streiken von Dr. med. vet. Claudia Möller ... - caet.ch
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S<strong>ch</strong>wa<strong>ch</strong>punkt <strong>Nieren</strong><br />
<strong>Wenn</strong> <strong>die</strong> <strong>Nieren</strong> <strong>streiken</strong><br />
<strong>von</strong> <strong>Dr</strong>. <strong>med</strong>. <strong>vet</strong>. <strong>Claudia</strong> <strong>Möller</strong><br />
<strong>Nieren</strong>erkrankungen zählen zu den häufigsten<br />
Erkrankungen bei Katzen. Au<strong>ch</strong> wenn Tiere<br />
jeden Alters betroffen seien können, leiden<br />
vorwiegend ältere Katzen an einer S<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>e<br />
der <strong>Nieren</strong> und ihren Folgeerkrankungen,<br />
sodass sie <strong>die</strong> zweithäufigste Todesursa<strong>ch</strong>e<br />
darstellt. Aber es gibt gute<br />
Na<strong>ch</strong>ri<strong>ch</strong>ten: Neue Erkenntnisse,<br />
moderne Untersu<strong>ch</strong>ungsverfahren,<br />
speziell entwickelte Diäten<br />
und Medikamente ermögli<strong>ch</strong>en<br />
<strong>die</strong>sen Katzen<br />
heutzutage ein langes<br />
Leben und bessere<br />
Lebensqualität.<br />
Foto: L. Lenz
Das unverzi<strong>ch</strong>tbare Multitalent<br />
Über eine Million winziger Gefässknäuel sorgen<br />
in den Katzennieren dafür, dass giftige<br />
Stoffwe<strong>ch</strong>selprodukte das Blut verlassen und<br />
über den Harn ausges<strong>ch</strong>ieden werden. Somit<br />
hat <strong>die</strong> Niere als Filterorgan <strong>die</strong> wi<strong>ch</strong>tige<br />
Aufgabe, den Körper <strong>von</strong> Übers<strong>ch</strong>üssigem<br />
zu befreien, damit der Säure-Basen-Haushalt<br />
ni<strong>ch</strong>t gestört wird, der Mineralstoffhaushalt<br />
ausgegli<strong>ch</strong>en ist und der Körper in Balance<br />
bleibt. Wie ein Überlaufbecken sorgt <strong>die</strong><br />
Niere darüber hinaus unermüdli<strong>ch</strong> dafür, wie<br />
viel Wasser ausges<strong>ch</strong>ieden und zurückgehalten<br />
wird, unabhängig da<strong>von</strong>, wie viel <strong>die</strong><br />
Katze trinkt, ob sie s<strong>ch</strong>witzt oder ob sie<br />
Trocken- oder Nassfutter frisst.<br />
Weniger bekannt ist, dass <strong>die</strong> Niere ni<strong>ch</strong>t nur<br />
für ein Glei<strong>ch</strong>gewi<strong>ch</strong>t des Wasserhaushaltes,<br />
der Stoffwe<strong>ch</strong>selprodukte und der Mineralstoffe<br />
sorgt, sondern au<strong>ch</strong> für einen glei<strong>ch</strong><br />
bleibenden Blutdruck zuständig ist, und das<br />
in doppelter Hinsi<strong>ch</strong>t: Zum einen befindet<br />
si<strong>ch</strong> in der Niere ein wi<strong>ch</strong>tiges hormonelles<br />
Regulationszentrum für einen konstanten Blutdruck<br />
im Körper, zum anderen besitzt <strong>die</strong><br />
Niere selbst ein autonomes Blutdrucksystem.<br />
Das ist wi<strong>ch</strong>tig, weil das Blut nur gereinigt<br />
werden kann, wenn es mit einem definierten<br />
<strong>Dr</strong>uck dur<strong>ch</strong> <strong>die</strong> feinen <strong>Nieren</strong>gefässe gepumpt<br />
wird. Fällt oder steigt der Blutdruck,<br />
könnte zu wenig oder zu viel Blut hindur<strong>ch</strong>fliessen,<br />
sodass entweder überhaupt ni<strong>ch</strong>t<br />
gefiltert werden kann oder <strong>die</strong> Filter überlastet<br />
werden, weil alles hindur<strong>ch</strong>gepresst wird.<br />
Diese Autonomie ermögli<strong>ch</strong>t den <strong>Nieren</strong>,<br />
grosse Blutdrucks<strong>ch</strong>wankungen auszuglei<strong>ch</strong>en,<br />
wie sie beim S<strong>ch</strong>ock oder bei Herzproblemen<br />
auftreten können. Damit <strong>die</strong> <strong>Nieren</strong><br />
ihrer grossen Aufgabe gere<strong>ch</strong>t werden<br />
zu können, spen<strong>die</strong>rt das Herz mit jedem<br />
S<strong>ch</strong>lag ein Viertel seiner Auswurfleistung an<br />
Blut <strong>die</strong>sen lebenswi<strong>ch</strong>tigen Organen, obwohl<br />
sie vom Gewi<strong>ch</strong>t her nur ein halbes Prozent<br />
der gesamten Körpermasse betragen.<br />
S<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> produzieren <strong>die</strong> <strong>Nieren</strong> au<strong>ch</strong><br />
no<strong>ch</strong> das wi<strong>ch</strong>tige Hormon «Erythropoetin»,<br />
das <strong>die</strong> Bildung der für den Sauerstofftransport<br />
zuständigen roten Blutkörper<strong>ch</strong>en<br />
(Erythrozyten) anregt.<br />
Die Folgen unzurei<strong>ch</strong>end funktionierender,<br />
kranker <strong>Nieren</strong> können dementspre<strong>ch</strong>end<br />
s<strong>ch</strong>limm sein: Im Blut rei<strong>ch</strong>ern si<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>ädli<strong>ch</strong>e<br />
Substanzen an, der Mineralstoffhaushalt<br />
wird gestört, der Wassergehalt des Körpers<br />
verändert si<strong>ch</strong>, es kann zu Blutdruckproblemen<br />
und Blutarmut kommen. Zum Glück sind<br />
<strong>die</strong> <strong>Nieren</strong> in der Lage, grössere S<strong>ch</strong>äden<br />
lange Zeit zu kompensieren. Allerdings birgt<br />
<strong>die</strong>se Fähigkeit au<strong>ch</strong> <strong>die</strong> Gefahr, dass <strong>Nieren</strong>erkrankungen<br />
erst spät erkannt werden.<br />
Das ist umso bedauerli<strong>ch</strong>er, weil den <strong>Nieren</strong><br />
bei re<strong>ch</strong>tzeitigem <strong>med</strong>izinis<strong>ch</strong>em Eingreifen<br />
heutzutage gut geholfen und so das Leben einer<br />
Katze deutli<strong>ch</strong> verlängert werden kann.<br />
Der Früherkennung kommt also eine besondere<br />
Bedeutung zu.<br />
Wi<strong>ch</strong>tige Früherkennung<br />
Dieser Aufgabe widmet si<strong>ch</strong> besonders <strong>die</strong><br />
«International Renal Interest Society (IRIS)»,<br />
eine Vereinigung im Dienste der Erfors<strong>ch</strong>ung<br />
<strong>von</strong> <strong>Nieren</strong>erkrankungen. Sie unterteilt <strong>die</strong><br />
<strong>ch</strong>ronis<strong>ch</strong>e <strong>Nieren</strong>insuffizienz in vier Sta<strong>die</strong>n.<br />
Dabei orientiert sie si<strong>ch</strong> an der Menge<br />
der s<strong>ch</strong>ädli<strong>ch</strong>en Stoffwe<strong>ch</strong>selprodukte, <strong>die</strong><br />
– statt ausges<strong>ch</strong>ieden zu werden, weil <strong>die</strong><br />
Niere ni<strong>ch</strong>t mehr ri<strong>ch</strong>tig filtert – im Blut verbleiben.<br />
Es handelt si<strong>ch</strong> hierbei um Harnstoff,<br />
ein Produkt aus dem Eiweissstoffwe<strong>ch</strong>sel sowie<br />
Kreatinin, ein Produkt des Muskelstoffwe<strong>ch</strong>sels.<br />
Im ersten Stadium einer <strong>Nieren</strong>insuffizienz<br />
kann no<strong>ch</strong> keine Erhöhung im Blut gemessen<br />
werden, da <strong>die</strong> Niere eine S<strong>ch</strong>ädigung ihrer<br />
Zellen bis zu 75 % no<strong>ch</strong> kompensieren kann.<br />
Das bedeutet: Erst wenn mehr als ein <strong>Dr</strong>ittel<br />
aller <strong>Nieren</strong>zellen ni<strong>ch</strong>t mehr funktionstü<strong>ch</strong>tig<br />
ist, werden im Blut erhöhte <strong>Nieren</strong>werte ge-<br />
S<strong>ch</strong>wa<strong>ch</strong>punkt <strong>Nieren</strong><br />
messen! In <strong>die</strong>sem frühen Stadium ist <strong>die</strong><br />
S<strong>ch</strong>ädigung gerade eingetreten. Bewiesene<br />
und unbewiesene S<strong>ch</strong>ädigungen werden<br />
no<strong>ch</strong> diskutiert. Das können Gifte (Frosts<strong>ch</strong>utzmittel<br />
oder Lilien), Medikamente (Entzündungshemmer<br />
oder man<strong>ch</strong>e Antibiotika),<br />
<strong>Nieren</strong>infektionen, Tumore (z. B. dur<strong>ch</strong> das<br />
Feline Leukämievirus hervorgerufen), Eiweissablagerungen<br />
(<strong>die</strong> so genannte Amyloidose<br />
der Orientalen), angeborene Störungen<br />
(<strong>Nieren</strong>zysten, z. B. der Perser), s<strong>ch</strong>were<br />
Dur<strong>ch</strong>blutungsstörungen oder Zahnprobleme<br />
sein. Ein Na<strong>ch</strong>teil ist, dass <strong>die</strong>ses frühe Stadium<br />
häufig übersehen wird. Ein Vorteil<br />
besteht darin, dass <strong>die</strong>s das einzige Stadium<br />
ist, in dem – bei re<strong>ch</strong>tzeitigem und gezieltem<br />
Handeln – no<strong>ch</strong> eine völlige Ausheilung mögli<strong>ch</strong><br />
ist.<br />
Mögli<strong>ch</strong>keiten der Früherkennung bestehen<br />
in bildgebenden Verfahren, wie der Ultras<strong>ch</strong>alluntersu<strong>ch</strong>ung<br />
der <strong>Nieren</strong>, und vor<br />
allem in Harnuntersu<strong>ch</strong>ungen. Neben der<br />
Untersu<strong>ch</strong>ung auf Bakterien und des spezifis<strong>ch</strong>en<br />
Gewi<strong>ch</strong>ts des Harns ist hier vor allem<br />
das Verhältnis zwis<strong>ch</strong>en Eiweiss und Kreatinin<br />
<strong>von</strong> Bedeutung. Ist <strong>die</strong> Eiweissauss<strong>ch</strong>eidung<br />
über den Urin erhöht, so steigt der Quotient<br />
und legt den Verda<strong>ch</strong>t auf eine akute<br />
oder <strong>ch</strong>ronis<strong>ch</strong>e <strong>Nieren</strong>s<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>e nahe. Jetzt<br />
gilt es, <strong>die</strong> Ursa<strong>ch</strong>e herauszufinden und zu<br />
beheben, damit weiterer S<strong>ch</strong>aden für das<br />
empfindli<strong>ch</strong>e und lebenswi<strong>ch</strong>tige <strong>Nieren</strong>gewebe<br />
abgewendet werden kann.<br />
Die <strong>Nieren</strong> reinigen das Blut und sorgen dafür, dass giftige Stoffwe<strong>ch</strong>selprodukte über den Harn ausges<strong>ch</strong>ieden<br />
werden. Foto: M. Czolgoszewski<br />
© Katzen Magazin 4/07<br />
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S<strong>ch</strong>wa<strong>ch</strong>punkt <strong>Nieren</strong><br />
Bei einer akuten <strong>Nieren</strong>insuffizienz ist <strong>die</strong> Katze appetitlos und matt – s<strong>ch</strong>nelles Handeln ist angesagt,<br />
damit <strong>die</strong> <strong>Nieren</strong> ni<strong>ch</strong>t weiteren S<strong>ch</strong>aden nehmen. Foto: L. Lenz<br />
S<strong>ch</strong>nelles Eingreifen ist erforderli<strong>ch</strong><br />
Dieser weitere S<strong>ch</strong>aden liegt in der Niere<br />
selbst begründet. Ist sie erkrankt, so s<strong>ch</strong>ädigen<br />
<strong>die</strong> Folgen selbst <strong>die</strong> <strong>Nieren</strong>zellen, beispielsweise<br />
dur<strong>ch</strong> fehlerhafte Blutdruckregulation<br />
oder Verhärtung des Gewebes. Dies<br />
ges<strong>ch</strong>ieht ganz unabhängig <strong>von</strong> der äusseren<br />
Ursa<strong>ch</strong>e. Um ri<strong>ch</strong>tig zu reagieren, sollte <strong>die</strong><br />
<strong>Nieren</strong>funktion der Katze, <strong>die</strong> in <strong>die</strong>sem<br />
Stadium no<strong>ch</strong> ohne jegli<strong>ch</strong>e si<strong>ch</strong>tbaren Krankheitsanzei<strong>ch</strong>en<br />
putzmunter wirken kann, engmas<strong>ch</strong>ig<br />
kontrolliert werden. Bei einer s<strong>ch</strong>lei<strong>ch</strong>enden<br />
S<strong>ch</strong>ädigung fällt <strong>die</strong>ses Stadium<br />
nämli<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t auf, bei einer akuten <strong>Nieren</strong>insuffizienz<br />
hingegen, <strong>die</strong> dur<strong>ch</strong> starke Gifte<br />
hervorgerufen werden kann, ist <strong>die</strong> Katze appetitlos,<br />
matt, erbri<strong>ch</strong>t si<strong>ch</strong> oder setzt keinen<br />
Urin ab. Hier gilt es, <strong>die</strong> Ursa<strong>ch</strong>e – so s<strong>ch</strong>nell<br />
und soweit <strong>die</strong>s mögli<strong>ch</strong> ist – zu behandeln.<br />
Sei es, dass im Falle einer Infektion Antibiotika<br />
gegeben werden, dass verdä<strong>ch</strong>tige Medikamente<br />
abgesetzt werden oder dass ein<br />
auf <strong>die</strong> Dauer <strong>die</strong> Autonomie der <strong>Nieren</strong><br />
überfordernder Blutho<strong>ch</strong>druck behandelt<br />
wird.<br />
Im zweiten Stadium der <strong>ch</strong>ronis<strong>ch</strong>en <strong>Nieren</strong>insuffizienz<br />
der Katze sind bereits lei<strong>ch</strong>t erhöhte<br />
Harnstoff- und Kreatininwerte (1,6 bis<br />
2,8 Milligramm Kreatinin pro Deziliter Blut)<br />
messbar. Au<strong>ch</strong> jetzt zeigt <strong>die</strong> Katze in der Regel<br />
no<strong>ch</strong> keinerlei Krankheitssymptome. Dieses<br />
Stadium kann Monate bis Jahre andauern.<br />
Das ist unter anderem da<strong>von</strong> abhängig,<br />
wie viel Zeit der Körper hat, si<strong>ch</strong> an <strong>die</strong> veränderte<br />
<strong>Nieren</strong>leistung anzupassen. Selten,<br />
aber man<strong>ch</strong>mal ist au<strong>ch</strong> hier no<strong>ch</strong> eine Behandlung<br />
der Ursa<strong>ch</strong>e mögli<strong>ch</strong>, vor allem<br />
30<br />
© Katzen Magazin 4/07<br />
aber müssen nun <strong>die</strong> restli<strong>ch</strong>en, no<strong>ch</strong> funktionstü<strong>ch</strong>tigen<br />
<strong>Nieren</strong>zellen dur<strong>ch</strong> eine spezielle<br />
<strong>Nieren</strong>diät entlastet werden.<br />
Die <strong>Nieren</strong>diät<br />
<strong>Nieren</strong>diäten sind dadur<strong>ch</strong> gekennzei<strong>ch</strong>net,<br />
dass sie etwas weniger, dafür aber sehr ho<strong>ch</strong>wertige<br />
Eiweisse enthalten. Das ist wi<strong>ch</strong>tig,<br />
weil Harnstoff ja dem Eiweissstoffwe<strong>ch</strong>sel entstammt.<br />
Folgli<strong>ch</strong> wird umso mehr Harnstoff<br />
gebildet, je mehr Eiweiss <strong>die</strong> Katze zu si<strong>ch</strong><br />
nimmt. Das wiederum überfordert <strong>die</strong> kranken<br />
<strong>Nieren</strong> und trägt zu ihrer Vers<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>te-<br />
rung bei. Auf der anderen Seite verlieren<br />
Katzen, <strong>die</strong> si<strong>ch</strong> in Stadium drei der <strong>Nieren</strong>s<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>e<br />
befinden, langsam ihren Geru<strong>ch</strong>sund<br />
Ges<strong>ch</strong>mackssinn. Das ist au<strong>ch</strong> <strong>von</strong> Mens<strong>ch</strong>en<br />
mit <strong>Nieren</strong>s<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>e bekannt. Vom<br />
Stadium drei spri<strong>ch</strong>t <strong>die</strong> IRIS, wenn der Kreatininwert<br />
im Blut 2,9 bis 5 Milligramm pro<br />
Deziliter beträgt. Anfangs mag es sein, dass<br />
<strong>die</strong> Katze no<strong>ch</strong> keine Anzei<strong>ch</strong>en <strong>von</strong> Appetitlosigkeit<br />
zeigt, do<strong>ch</strong> je höher der Kreatininwert<br />
klettert, desto offensi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>er werden <strong>die</strong><br />
Symptome.<br />
Dur<strong>ch</strong> <strong>die</strong> Vers<strong>ch</strong>iebung der Mineralstoffe und<br />
des Säure-Basen-Haushaltes im Körper sowie<br />
<strong>die</strong> Anrei<strong>ch</strong>erung der harnpfli<strong>ch</strong>tigen Substanzen<br />
werden <strong>die</strong> S<strong>ch</strong>leimhäute des Mäul<strong>ch</strong>ens,<br />
des Magens und des Darmes angegriffen.<br />
Das verdirbt der Katze zusätzli<strong>ch</strong> den<br />
Appetit. Die Gefahr besteht nun darin, dass<br />
<strong>die</strong> Katze langsam abmagert und dabei körpereigene<br />
Reserven abgebaut werden, was<br />
wiederum dazu führt, dass vermehrt Harnstoff<br />
anfällt. Harnstoff jedo<strong>ch</strong> belastet <strong>die</strong> <strong>Nieren</strong><br />
und sollte soweit als mögli<strong>ch</strong> verhindert werden.<br />
Folgli<strong>ch</strong> ist es enorm wi<strong>ch</strong>tig, ein Glei<strong>ch</strong>gewi<strong>ch</strong>t<br />
zu s<strong>ch</strong>affen zwis<strong>ch</strong>en einem ausrei<strong>ch</strong>enden<br />
Eiweissangebot, sodass <strong>die</strong> Katze<br />
ni<strong>ch</strong>t auf ihre körpereigenen Reserven zurückgreifen<br />
muss, so wenig Eiweiss wie mögli<strong>ch</strong>,<br />
damit ni<strong>ch</strong>t unnötig viel belastender Harnstoff<br />
anfällt, und ausrei<strong>ch</strong>ender S<strong>ch</strong>mackhaftigkeit,<br />
damit <strong>die</strong> Katze trotz Ges<strong>ch</strong>macksverlustes<br />
und «Sodbrennen» genügend frisst. Das ist<br />
nur mit einer bestimmten Kombination ho<strong>ch</strong>wertiger<br />
Eiweisse mögli<strong>ch</strong>.<br />
Eine <strong>Nieren</strong>diät ist ein wi<strong>ch</strong>tiger Behandlungspunkt. Es gilt, dasjenige Spezialfutter zu finden, wel<strong>ch</strong>es<br />
der Katze au<strong>ch</strong> passt. Foto: L. Lenz
Eine jährli<strong>ch</strong>e Gesundheitskontrolle ist zu empfehlen. Blutdruck und Blutwerte geben Hinweise auf<br />
versteckte Krankheiten. Foto: M. Czolgoszewski<br />
Ein Kernpunkt der <strong>Nieren</strong>behandlung ist daher<br />
<strong>die</strong> Lösung des Problems «Wie bringe i<strong>ch</strong><br />
meine Katze dazu zu fressen, was gut für sie<br />
ist?». Es gibt einige Tipps, aber wie wir wissen,<br />
sind Katzen Individualisten, und das<br />
Geheimrezept s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>thin gibt es ni<strong>ch</strong>t. Auf<br />
keinen Fall sollte eine Katze ihre <strong>Nieren</strong>diät<br />
erstmalig vorgesetzt bekommen, wenn es ihr<br />
s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t geht oder sie in der Klinik ausharren<br />
muss. Sie assoziiert sonst ihr Unwohlsein mit<br />
dem Geru<strong>ch</strong> des Futters und lehnt es ab. Häufig<br />
funktioniert das s<strong>ch</strong>rittweise Mis<strong>ch</strong>en der<br />
<strong>Nieren</strong>diät mit dem Lieblingsfutter in der häusli<strong>ch</strong>en<br />
und vertrauten Umgebung. Häufig<br />
müssen mehrere <strong>Nieren</strong>diäten ausprobiert<br />
werden, bis eines da<strong>von</strong> auf Akzeptanz<br />
stösst. Aber ni<strong>ch</strong>t jede <strong>Nieren</strong>diät ist in ihrer<br />
Zusammensetzung für Ihre Katze und deren<br />
derzeitige Bedürfnisse geeignet. So gibt es<br />
<strong>Nieren</strong>diäten für Früh- und fortges<strong>ch</strong>rittene<br />
Sta<strong>die</strong>n der <strong>ch</strong>ronis<strong>ch</strong>en <strong>Nieren</strong>insuffizienz,<br />
und es gibt viele Diäten mit Verspre<strong>ch</strong>ungen,<br />
<strong>die</strong> ni<strong>ch</strong>t vom Tierarzt sind und mit nierenfreundli<strong>ch</strong>en<br />
Zusammensetzungen werben. In<br />
<strong>die</strong>sen Fällen ist es ratsam – ebenso wie bei<br />
selbst geko<strong>ch</strong>ten <strong>Nieren</strong>diäten – Spezialisten<br />
einzus<strong>ch</strong>alten und eine genaue Futteranalyse<br />
erstellen zu lassen, wel<strong>ch</strong>es Futter für Ihre Katze<br />
am besten ist. Dieser Service wird <strong>von</strong><br />
Ernährungsinstituten angeboten (z. B. Ernährungsberatung<br />
des Tierspitals Züri<strong>ch</strong>, www.<br />
tierer.uzh.<strong>ch</strong>, Tel. 044 635 88 01, Spre<strong>ch</strong>stunden:<br />
Di 15–16 Uhr, Fr 10–11 Uhr; Verre<strong>ch</strong>nung<br />
na<strong>ch</strong> Aufwand, mind. Fr. 50.–).<br />
<strong>Wenn</strong> Katzen Durst haben<br />
Im Verlaufe des Stadiums drei fällt den meisten<br />
Katzenhalterinnen und -haltern auf, dass<br />
ihre Katze mehr trinkt als sonst. Man<strong>ch</strong>mal<br />
wird freudestrahlend am Behandlungstis<strong>ch</strong><br />
beri<strong>ch</strong>tet, dass <strong>die</strong> Katze endli<strong>ch</strong> mehr Wasser<br />
aufnehme. Aber als Na<strong>ch</strong>fahre eines<br />
Wüstentieres ist <strong>die</strong> Katze ein Harnkonzentrierer.<br />
Daher sind ihre <strong>Nieren</strong>, im Verglei<strong>ch</strong><br />
zu denen des Hundes, au<strong>ch</strong> relativ gross. Vermehrter<br />
Durst bei einer Katze ist also niemals<br />
Anlass zur Freude! Neben Entzündungen,<br />
der Zuckerkrankheit, S<strong>ch</strong>ilddrüsenproblemen<br />
oder Tumoren ist <strong>die</strong> <strong>ch</strong>ronis<strong>ch</strong>e <strong>Nieren</strong>s<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>e<br />
<strong>die</strong> weitaus häufigste Ursa<strong>ch</strong>e für<br />
gesteigerten Durst bei der Katze. «Viel trinken»<br />
ist also immer ein triftiger Grund, eingehende<br />
Harn- und Blutuntersu<strong>ch</strong>ungen<br />
dur<strong>ch</strong>führen zu lassen.<br />
Ein weiterer Vorteil <strong>von</strong> <strong>Nieren</strong>diäten besteht<br />
in ihrem etwas erniedrigten Phosphorgehalt.<br />
S<strong>ch</strong>wa<strong>ch</strong>punkt <strong>Nieren</strong><br />
Phosphor spielt – zusammen mit Calcium – eine<br />
wi<strong>ch</strong>tige Rolle im Kno<strong>ch</strong>enhaushalt. Chronis<strong>ch</strong><br />
nierenkranke Katzen haben mit der Auss<strong>ch</strong>eidung<br />
<strong>von</strong> Phosphor Probleme, sodass es<br />
zu einer Überfunktion der Nebens<strong>ch</strong>ilddrüse,<br />
wel<strong>ch</strong>e den Calcium-Phosphor-Haushalt kontrolliert,<br />
kommen kann. In fortges<strong>ch</strong>rittenen<br />
Fällen sieht man eine Entmineralisierung der<br />
Kno<strong>ch</strong>en und eine Verkalkung <strong>von</strong> Wei<strong>ch</strong>teilgeweben<br />
mit Bewegungsstörungen und<br />
S<strong>ch</strong>merzen. Es s<strong>ch</strong>eint so zu sein, dass Phosphor<br />
<strong>die</strong> <strong>Nieren</strong> au<strong>ch</strong> zusätzli<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>ädigt,<br />
sodass eine Phosphor-reduzierte Diät ein<br />
wi<strong>ch</strong>tiger Pfeiler der <strong>Nieren</strong>behandlung ist.<br />
Für Katzen, <strong>die</strong> keine <strong>Nieren</strong>diät akzeptieren,<br />
gibt es daher so genannte Phosphatbinder,<br />
<strong>die</strong> dem Futter zugefügt werden können. Die<br />
meisten <strong>Nieren</strong>diäten enthalten zusätzli<strong>ch</strong><br />
Omega-3-Fettsäuren, weil <strong>die</strong>se Entzündungen<br />
hemmen, si<strong>ch</strong> günstig auf den Blutdruck<br />
auswirken und somit <strong>die</strong> Filterleistung der <strong>Nieren</strong><br />
unterstützen.<br />
Ni<strong>ch</strong>t selten sind <strong>ch</strong>ronis<strong>ch</strong>e <strong>Nieren</strong>s<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>en<br />
bei alten Katzen mit weiteren<br />
Erkrankungen verbunden. Genauso wie bei<br />
älteren Mens<strong>ch</strong>en, gibt es au<strong>ch</strong> unter den Katzen<br />
Patienten, <strong>die</strong> unter mehreren Krankheiten<br />
glei<strong>ch</strong>zeitig leiden. Sehr seltene Kombinationen<br />
wie <strong>die</strong> Zuckerkrankheit und eine<br />
<strong>ch</strong>ronis<strong>ch</strong>e <strong>Nieren</strong>insuffizienz erfordern ein<br />
fa<strong>ch</strong>kundiges und intensives Management.<br />
Weitaus häufiger wird <strong>die</strong> glei<strong>ch</strong>zeitige Erkrankung<br />
der <strong>Nieren</strong>, der S<strong>ch</strong>ilddrüsen und<br />
des Herzens beoba<strong>ch</strong>tet.<br />
<strong>Wenn</strong> eine Katze viel trinkt, ist das nie ein gutes Zei<strong>ch</strong>en, sondern deutet stets auf ein gesundheitli<strong>ch</strong>es<br />
Problem hin. Foto: M. Czolgoszewski<br />
© Katzen Magazin 4/07<br />
31
S<strong>ch</strong>wa<strong>ch</strong>punkt <strong>Nieren</strong><br />
<strong>Nieren</strong>kranke Katzen sollten immer auf Herz und <strong>Nieren</strong> untersu<strong>ch</strong>t werden – eine Ultras<strong>ch</strong>alluntersu<strong>ch</strong>ung<br />
s<strong>ch</strong>afft Klarheit. Foto: C. Kasper<br />
Auf Herz und <strong>Nieren</strong> überprüfen<br />
<strong>Wenn</strong> <strong>die</strong> S<strong>ch</strong>ilddrüse einer Katze erkrankt,<br />
so handelt es si<strong>ch</strong> in der Regel um eine Überfunktion.<br />
Sämtli<strong>ch</strong>e Stoffwe<strong>ch</strong>selprozesse,<br />
aber au<strong>ch</strong> der Blutdruck werden angeregt<br />
und laufen auf vollen Touren. Das bedeutet,<br />
dass au<strong>ch</strong> das Blut mit erhöhter Kraft dur<strong>ch</strong><br />
das Gefässsystem und damit dur<strong>ch</strong> <strong>die</strong> <strong>Nieren</strong><br />
gepresst wird. Wird <strong>die</strong> S<strong>ch</strong>ilddrüse na<strong>ch</strong><br />
erfolgter Diagnostik mit dem passenden Mittel<br />
gedrosselt, verringert si<strong>ch</strong> der Blutdruck.<br />
Nun kann es passieren, dass eine zuvor maskierte<br />
<strong>Nieren</strong>s<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>e im Blutbild ersi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong><br />
wird. Bei der ersten Blutuntersu<strong>ch</strong>ung waren<br />
<strong>die</strong> <strong>Nieren</strong>werte (Harnstoff und Kreatinin) normal,<br />
der S<strong>ch</strong>ilddrüsenwert (T4) war erhöht.<br />
Die Katze ist eventuell dünn, obwohl sie viel<br />
frisst, sie wirkt nervös, gestresst. Nun wird <strong>die</strong><br />
S<strong>ch</strong>ilddrüse mit Tabletten oder einer Salbe,<br />
<strong>die</strong> auf das Ohr aufgetragen werden kann,<br />
behandelt. Die S<strong>ch</strong>ilddrüse beruhigt si<strong>ch</strong>. Der<br />
Blutdruck sinkt. Nun sind jedo<strong>ch</strong> bei der – immer<br />
empfehlenswerten – Blutkontrolle <strong>die</strong><br />
<strong>Nieren</strong>werte erhöht. Eine s<strong>ch</strong>lei<strong>ch</strong>ende <strong>Nieren</strong>insuffizienz<br />
wurde so entlarvt und sollte<br />
ebenfalls behandelt werden.<br />
Wie wi<strong>ch</strong>tig regelmässige Blutdruckkontrollen<br />
bei älteren Katzen sind, belegt <strong>die</strong> Tatsa<strong>ch</strong>e,<br />
dass eine alleinige Blutdruckerhöhung ohne<br />
weitere Begleiterkrankung bei der Katze selten<br />
vorkommt (sie beträgt nur etwa 25 %). In<br />
der Regel liegen andere Ursa<strong>ch</strong>en zugrunde,<br />
wie <strong>Nieren</strong>probleme, Herzmuskelverdickungen<br />
oder S<strong>ch</strong>ilddrüsenerkrankungen. Eine<br />
Herzmuskelerkrankung bei der Katze kann in<br />
32<br />
© Katzen Magazin 4/07<br />
ihrem völligen Ausmass nur über einen<br />
Herzultras<strong>ch</strong>all entlarvt werden. Auf einem<br />
Röntgenbild kann der Herzs<strong>ch</strong>atten nämli<strong>ch</strong><br />
völlig normal aussehen, weil si<strong>ch</strong> der Herzmuskel<br />
na<strong>ch</strong> innen verdickt. Die veränderte<br />
Herzfunktion zieht früher oder später immer<br />
eine Blutdruckerkrankung na<strong>ch</strong> si<strong>ch</strong>, sodass<br />
nierenkranke Katzen im wahrsten Sinne des<br />
Wortes auf Herz und <strong>Nieren</strong> überprüft werden<br />
sollten.<br />
Der Blutho<strong>ch</strong>druck der Katze kommt aber relativ<br />
häufig vor. Leider ist <strong>die</strong> Blutdruckmessung<br />
in der Praxis ni<strong>ch</strong>t immer einfa<strong>ch</strong>. Der<br />
so genannte «Weisskittel-Effekt» lässt den<br />
Blutdruck der Katze häufig in <strong>die</strong> Höhe<br />
s<strong>ch</strong>nellen, und <strong>die</strong> vers<strong>ch</strong>iedenen Methoden<br />
der Blutdruckmessung bei der Katze haben<br />
Vor- und Na<strong>ch</strong>teile. Denno<strong>ch</strong> sollte der Blutdruck<br />
aus den genannten Gründen bei jeder<br />
Katze mit einem Verda<strong>ch</strong>t auf <strong>Nieren</strong>probleme<br />
regelmässig überprüft werden. Folges<strong>ch</strong>äden<br />
des Blutho<strong>ch</strong>druckes wie eine<br />
Ablösung der Netzhaut und <strong>die</strong> daraus resultierende<br />
Erblindung sind überzeugende<br />
Argumente für liebende Katzenhalter/innen.<br />
Dass <strong>die</strong>ser gefährli<strong>ch</strong>e Zustand au<strong>ch</strong> den<br />
<strong>Nieren</strong> irreparabel zusetzen kann, lässt si<strong>ch</strong>erli<strong>ch</strong><br />
keine Zweifel über <strong>die</strong>se wi<strong>ch</strong>tige<br />
diagnostis<strong>ch</strong>e Massnahme zu. Denn: Blutho<strong>ch</strong>druck<br />
kann einerseits <strong>die</strong> <strong>Nieren</strong> unwiderrufli<strong>ch</strong><br />
s<strong>ch</strong>ädigen, andererseits kann<br />
Blutho<strong>ch</strong>druck au<strong>ch</strong> ein Zei<strong>ch</strong>en einer <strong>Nieren</strong>erkrankung<br />
sein.<br />
Bei einem stark erhöhten Blutdruck können<br />
Calzium-Kanalblocker gute Dienste leisten.<br />
Ab wann der Blutho<strong>ch</strong>druck sogar für eine<br />
<strong>Nieren</strong>s<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>e verantwortli<strong>ch</strong> sein kann,<br />
wird no<strong>ch</strong> diskutiert. Si<strong>ch</strong>er ist jedo<strong>ch</strong>, dass<br />
Blutho<strong>ch</strong>druck eine bestehende <strong>Nieren</strong>s<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>e<br />
no<strong>ch</strong> vers<strong>ch</strong>limmern kann und<br />
deswegen überwa<strong>ch</strong>t und behandelt werden<br />
sollte.<br />
Je älter <strong>die</strong> Katze ist, desto aufmerksamer sind ihre <strong>Nieren</strong>werte im Auge zu behalten, denn sie werden<br />
oft zum S<strong>ch</strong>wa<strong>ch</strong>punkt. Foto: P. Koster
Au<strong>ch</strong> Probleme der harnableitenden Wege – z. B. Blasensteine oder Harnröhrenverstopfungen –<br />
führen zu höheren <strong>Nieren</strong>werten. Foto: L. Lenz<br />
Herz<strong>med</strong>ikamente für <strong>die</strong> Niere<br />
Andere, weit verbreitete und gut verträgli<strong>ch</strong>e<br />
Mittel gegen den Blutho<strong>ch</strong>druck – <strong>die</strong><br />
gefässerweiternden ACE-Hemmer – standen<br />
bis vor einiger Zeit in Verda<strong>ch</strong>t, <strong>die</strong> <strong>Nieren</strong><br />
zu s<strong>ch</strong>ädigen. Neuere Untersu<strong>ch</strong>ungen belegen<br />
jedo<strong>ch</strong>, dass ACE-Hemmer bereits im<br />
ersten Stadium der <strong>ch</strong>ronis<strong>ch</strong>en <strong>Nieren</strong>insuffizienz<br />
sehr günstige Auswirkungen auf<br />
<strong>die</strong> <strong>Nieren</strong>funktion besitzen. Sie erhalten<br />
den so wi<strong>ch</strong>tigen internen Blutdruck der <strong>Nieren</strong><br />
aufre<strong>ch</strong>t und verhindern ein Übers<strong>ch</strong>iessen<br />
der Antwort erkrankter <strong>Nieren</strong> auf Veränderungen<br />
des systemis<strong>ch</strong>en Blutkreislaufs<br />
der <strong>Nieren</strong>. Das bedeutet, dass ACE-Hemmer<br />
heutzutage zu den wi<strong>ch</strong>tigsten Medikamenten<br />
gehören, wenn bei Ihrer Katze auf<br />
Grund der Vorges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te, aller gesammelten<br />
Befunde und einer Erhöhung des Protein-<br />
Kreatinin-Quotienten eine <strong>Nieren</strong>insuffizienz<br />
im Stadium eins vermutet werden kann.<br />
Hier bereits setzt also <strong>die</strong> wi<strong>ch</strong>tigste Massnahme<br />
ein, den Weg der Katze vom Beginn<br />
eines <strong>Nieren</strong>problems bis zum tödli<strong>ch</strong>en<br />
Endstadium um Jahre zu verlängern.<br />
Um all <strong>die</strong> Leser/innen, bei deren Katze eine<br />
Erhöhung des Harnstoffes oder des Kreatinins<br />
festgestellt werden, zu beruhigen, sei<br />
Folgendes gesagt: Die <strong>Nieren</strong>werte können<br />
aus vielerlei Gründen erhöht sein, ohne dass<br />
eine <strong>Nieren</strong>s<strong>ch</strong>ädigung vorliegen muss.<br />
<strong>Wenn</strong> Ihre Katzen vor der Blutentnahme eine<br />
Fleis<strong>ch</strong>mahlzeit zu si<strong>ch</strong> genommen oder<br />
eine längere Fastenperiode hinter si<strong>ch</strong> hat,<br />
kann der Harnstoff im Blut ansteigen. Au<strong>ch</strong><br />
wenn Ihre Katze wenig getrunken hat und<br />
der Wassergehalt ihres Blutes niedrig ist (Dehydratation),<br />
können Harnstoff und Kreatinin<br />
erhöht sein. Tierärzte nennen <strong>die</strong>sen<br />
Zustand prärenale Azotämie, <strong>die</strong> Ursa<strong>ch</strong>e<br />
liegt ni<strong>ch</strong>t in (renale Azotämie), sondern vor<br />
den <strong>Nieren</strong>. Ebenso können <strong>die</strong> <strong>Nieren</strong>werte<br />
bei jedweder Erkrankung der harnableitenden<br />
Wege verändert sein, wenn es zu<br />
einer Abflussstörung kommt. In <strong>die</strong>sem Falle<br />
spri<strong>ch</strong>t man <strong>von</strong> einer postrenalen Azotämie.<br />
Blasensteine, Harnröhrenverstopfungen<br />
und ähnli<strong>ch</strong>e Probleme können einen<br />
Rückfluss des Harns in <strong>die</strong> <strong>Nieren</strong> bewirken<br />
und den Anteil harnpfli<strong>ch</strong>tiger Substanzen<br />
im Blut ansteigen lassen. <strong>Wenn</strong> <strong>die</strong>se Störungen<br />
behoben, beispielsweise <strong>die</strong> Katze Infusionen<br />
bekam oder der Harnröhrenstein<br />
entfernt wurde, dann normalisieren si<strong>ch</strong> <strong>die</strong><br />
<strong>Nieren</strong>werte wieder und <strong>die</strong> Katze kann als<br />
geheilt angesehen werden.<br />
S<strong>ch</strong>wa<strong>ch</strong>punkt <strong>Nieren</strong><br />
Endstadium <strong>Nieren</strong>versagen<br />
Im Verlaufe des dritten Stadiums der <strong>ch</strong>ronis<strong>ch</strong>en<br />
<strong>Nieren</strong>insuffizienz kann es zu dem als<br />
Urämie bezei<strong>ch</strong>neten Symptomenkomplex<br />
einer Harnstoffvergiftung kommen. Die Katze<br />
trinkt sehr viel, ist aber denno<strong>ch</strong> ausgetrocknet.<br />
Ihre Haut klebt am Körper, das Fell<br />
ist speckig und struppig. Die S<strong>ch</strong>leimhäute<br />
des Verdauungskanals sind angegriffen, sodass<br />
sie häufig erbre<strong>ch</strong>en muss, und häufig<br />
wendet sie si<strong>ch</strong> angewidert vom dargebotenen<br />
Futter ab. Die Spielfreude und das Interesse<br />
an Geselligkeit nehmen zunehmend<br />
ab, <strong>die</strong> Katze wirkt teilnahmslos und zieht<br />
si<strong>ch</strong> zurück. Jetzt ist eine intravenöse Flüssigkeitstherapie<br />
und der labordiagnostis<strong>ch</strong><br />
überprüfte, individuelle Ausglei<strong>ch</strong> massiver<br />
Mineralstoffstörungen erforderli<strong>ch</strong>. Diese<br />
Aufgabe kann nur in der Tierarztpraxis<br />
gelöst werden, und eine stationäre Aufnahme<br />
der kranken Katze ist gere<strong>ch</strong>tfertigt.<br />
Au<strong>ch</strong> wenn <strong>die</strong>s psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong> für <strong>die</strong> Katze belastend<br />
sein kann, birgt es do<strong>ch</strong> <strong>die</strong> Mögli<strong>ch</strong>keit,<br />
<strong>die</strong> Katze wieder aus <strong>die</strong>sem Stadium<br />
herauszuholen.<br />
Häufig fällt den besorgten Katzenfreunden<br />
au<strong>ch</strong> ein urinähnli<strong>ch</strong>er Geru<strong>ch</strong> aus dem<br />
Mäul<strong>ch</strong>en auf. Hier nähert si<strong>ch</strong> das Stadium<br />
drei bereits dem vierten Stadium: Die Katze<br />
ruts<strong>ch</strong>t in ein <strong>Nieren</strong>versagen ab. Erkennbar<br />
ist <strong>die</strong>s dadur<strong>ch</strong>, das <strong>die</strong> Katze, <strong>die</strong> zuvor<br />
grosse Mengen Wasser getrunken und viel<br />
Im fortges<strong>ch</strong>rittenen Stadium kommt es zu einer Harnstoffvergiftung. Struppiges Fell, Erbre<strong>ch</strong>en und<br />
Teilnahmslosigkeit sind Alarmsignale. Foto: M. Czolgoszewski<br />
© Katzen Magazin 4/07<br />
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S<strong>ch</strong>wa<strong>ch</strong>punkt <strong>Nieren</strong><br />
Bevor es zum völligen <strong>Nieren</strong>versagen wie bei <strong>die</strong>ser Katze kommt, wo kaum mehr Hoffnung<br />
besteht, können re<strong>ch</strong>tzeitige Infusionstherapien zu Hause no<strong>ch</strong> sehr viel bewirken. Foto: M. Czolgoszewski<br />
Harn abgesetzt hat, plötzli<strong>ch</strong> überhaupt<br />
ni<strong>ch</strong>t mehr trinkt und keinen Harn mehr absetzt.<br />
Sie geht ni<strong>ch</strong>t mehr auf das Klo. Häufig<br />
sind Katzen im Stadium vier der <strong>Nieren</strong>s<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>e<br />
teilnahmslos. Die harnpfli<strong>ch</strong>tigen<br />
Substanzen s<strong>ch</strong>einen das Gehirn zu überfluten<br />
und das Bewusstsein einzudämmen.<br />
Ein Behandlungsversu<strong>ch</strong> ist in <strong>die</strong>sem terminalen<br />
Stadium leider nur selten <strong>von</strong> Erfolg<br />
gekrönt. Er mag jedo<strong>ch</strong> ein Segen sein, können<br />
wir do<strong>ch</strong> da<strong>von</strong> ausgehen, dass Katzen<br />
im Endstadium des <strong>Nieren</strong>versagens weder<br />
S<strong>ch</strong>merzen no<strong>ch</strong> Angst spüren, da ihr Bewusstsein<br />
getrübt ist.<br />
Es gibt Hoffnung<br />
Bevor es jedo<strong>ch</strong> so weit ist, können Infusionen<br />
eine Art Dialyse ersetzen und das Blut<br />
reinigen. Im besten Falle können <strong>die</strong>se Infusionen<br />
<strong>von</strong> Tierhaltern na<strong>ch</strong> Anleitung des<br />
Tierarztes für <strong>die</strong> Katze stressfrei in der häusli<strong>ch</strong>en<br />
Umgebung dur<strong>ch</strong>geführt werden.<br />
Wie viel und wel<strong>ch</strong>e Flüssigkeit der Katze<br />
verabrei<strong>ch</strong>t werden muss, ents<strong>ch</strong>eidet der<br />
Tierarzt. Ist <strong>die</strong> Katze übersäuert? Wie viel<br />
Flüssigkeit soll ihr tägli<strong>ch</strong> verabrei<strong>ch</strong>t werden,<br />
und was ist <strong>die</strong> Begleittherapie? Häufig<br />
wa<strong>ch</strong>sen Katzenhalter/innen über si<strong>ch</strong><br />
hinaus und s<strong>ch</strong>enken ihrem Liebling dur<strong>ch</strong><br />
häusli<strong>ch</strong>e Infusionen unter <strong>die</strong> Haut no<strong>ch</strong><br />
wertvolle und lebenswerte Lebenszeit. Wie<br />
bei allen Erkrankungen bewirkt au<strong>ch</strong> der<br />
Faktor «Stress» bei einer Katze mit <strong>Nieren</strong>s<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>e<br />
häufig eine Vers<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>terung der<br />
klinis<strong>ch</strong>en Symptome, sodass das psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>e<br />
Wohlbefinden nierenkranker Katzen in<br />
den eigenen vier Wänden <strong>von</strong> grösster Be-<br />
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© Katzen Magazin 4/07<br />
deutung ist. Daher lohnt es si<strong>ch</strong> immer, si<strong>ch</strong><br />
in der tierärztli<strong>ch</strong>en Praxis zeigen zu lassen,<br />
wie eine Infusion daheim zu bewerkstelligen<br />
ist. Die kranke Katze wird es danken, wenn<br />
sie ni<strong>ch</strong>t ständig in eine Praxis transportiert<br />
werden muss.<br />
Sollte <strong>die</strong> Zusammenarbeit zwis<strong>ch</strong>en Tierarzt,<br />
Katzenhalter und Katze gut funktionieren,<br />
so kann im Einzelfall selbst bei<br />
kritis<strong>ch</strong>en Fällen dur<strong>ch</strong> eine intensive Be-<br />
handlung mit relativ s<strong>ch</strong>merzfreien Infusionen,<br />
blutbildungsfördernden Injektionen<br />
(Erythropoetin) und massges<strong>ch</strong>neiderter<br />
Ernährung no<strong>ch</strong> viel wertvolle Lebenszeit<br />
ges<strong>ch</strong>enkt werden. Viele betroffene Katzenhalter/innen<br />
haben teilweise sehr gute Erfahrungen<br />
mit zusätzli<strong>ch</strong>en naturheilkundli<strong>ch</strong>en<br />
Behandlungsansätzen gema<strong>ch</strong>t, allen<br />
voran <strong>die</strong> Pflanzentherapie oder <strong>die</strong> Homöopathie.<br />
Dabei kommt der gekonnten<br />
Mittelfindung allerdings grösste Bedeutung<br />
zu, und ni<strong>ch</strong>t immer helfen <strong>die</strong> bekannten<br />
«<strong>Nieren</strong>mittel». <strong>Wenn</strong> <strong>die</strong> Ursa<strong>ch</strong>e der <strong>ch</strong>ronis<strong>ch</strong>en<br />
<strong>Nieren</strong>insuffizienz bekannt ist, hilft<br />
au<strong>ch</strong> in der Homöopathie eine kausale<br />
Therapie am besten.<br />
Für Betroffene gibt es übrigens motivierende<br />
und informative Internetseiten (www.fe<br />
ninecrf.info/), auf denen betroffene Katzenhalter/innen<br />
in regem Austaus<strong>ch</strong> stehen. Zu<br />
guter Letzt sei betont, dass <strong>die</strong> Diagnose<br />
«<strong>ch</strong>ronis<strong>ch</strong>e <strong>Nieren</strong>insuffizienz» keinesfalls<br />
den baldigen Tod einer Katze bedeutet. Alle<br />
heutzutage verfügbaren Untersu<strong>ch</strong>ungs-,<br />
Kontroll- und Therapiemögli<strong>ch</strong>keiten sind<br />
mittlerweile so gut, dass eine Katze au<strong>ch</strong> ohne<br />
– vorwiegend in den USA praktizierte –<br />
<strong>Nieren</strong>transplantation denno<strong>ch</strong> ein langes<br />
und glückli<strong>ch</strong>es Leben geniessen kann und<br />
häufig an gänzli<strong>ch</strong> anderen Ursa<strong>ch</strong>en als<br />
einem <strong>Nieren</strong>versagen stirbt.<br />
Chronis<strong>ch</strong>e <strong>Nieren</strong>insuffizienz ist heutzutage kein Todesurteil; früh erkannt und therapiert, hat <strong>die</strong><br />
Katze no<strong>ch</strong> viele Jahre vor si<strong>ch</strong>. Foto: C. Kasper