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Landesverband Baden-Württemberg Aktiver Ruhestand Nr. 2-2008

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ISSN 1430-0580 E 9307 F<br />

<strong>Aktiver</strong> <strong>Ruhestand</strong><br />

Herausgegeben vom Vorstandsbereich Seniorenpolitik<br />

<strong>Nr</strong>. 2-<strong>2008</strong> der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW)<br />

<strong>Landesverband</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

Umfangreiche<br />

personelle Veränderungen<br />

Die GEW ist neu<br />

aufgestellt<br />

Zu einem triumphalen Abschied für Rainer<br />

Dahlem wurde die Landesdelegiertenkonferenz<br />

der GEW <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>,<br />

die vom 23. bis 25. April in Heilbronn<br />

tagte. Sie wird nicht nur wegen des<br />

phänominalen Wahlergebnisses (95%)<br />

für seine Nachfolgerin Doro Moritz als<br />

absolut außergewöhnlich in die Verbandsgeschichte<br />

eingehen.<br />

Zum ersten Mal seit Ministerpräsident Kurt<br />

Georg Kiesinger nahmen der amtierende<br />

Ministerpräsident Günther Oettinger und<br />

sein Kultusminister Helmut Rau an einer<br />

Delegiertenkonferenz teil und sprachen zu<br />

den Repräsentanten von 44.000 GEW-Mitgliedern<br />

im Lande. Auch die SPD-Landesvorsitzende<br />

Ute Voigt sowie die Bildungssprecherin<br />

der Grünen, Renate Rastätter,<br />

wandten sich mit Grußworten an die LDK.<br />

Nach 17 Jahren wurde Rainer Dahlem als<br />

Landesvorsitzender verabschiedet. Während<br />

seiner Amtszeit gewann die GEW <strong>Baden</strong><br />

<strong>Württemberg</strong> 12.000 neue Mitglieder<br />

hinzu und wurde mit derzeit über 44.000<br />

Mitgliedern zum mitgliederstärksten <strong>Landesverband</strong><br />

der GEW.<br />

Zugleich mit Dahlem beendete Jürgen Borstendorfer<br />

nach 34 Jahren seine hauptamtliche<br />

Tätigkeit als Geschäftsführer der GEW.<br />

Zu seinem Nachfolger hat der Landesvorstand<br />

Matthias Schneider, den bisherigen<br />

Pressereferenten, gewählt.<br />

Unter der Überschrift: „Ich bin die Neue“<br />

wandte sich Doro Moritz mit einem offenen<br />

Brief in an die Mitglieder der GEW <strong>Baden</strong>-<br />

<strong>Württemberg</strong>, den wir für unsere Mitglieder<br />

im <strong>Ruhestand</strong> nebenstehend abdrucken.<br />

Doro Moritz hat bereits zugesagt, am 8.<br />

Oktober <strong>2008</strong> am Jahrestreffen der GEW<br />

Mitglieder im <strong>Ruhestand</strong> (Eugen Rombach<br />

Tage) – dieses Jahr zum ersten Mal in der<br />

Evangelischen Akademie Bad Herrenalb –<br />

teilzunehmen (siehe Ausschreibung auf der<br />

vorletzten Seite).<br />

Es ist den vereinten Bemühungen vieler<br />

engagierter Kolleginnungen und Kollegen<br />

gelungen, auch in dem organisatorisch gestrafften<br />

und personell reduzierten Landesvorstand<br />

der GEW einen Vorstandsbereich<br />

„Seniorenpolitik“ beizubehalten und damit<br />

nach innen und außen deutlich zu machen,<br />

welchen Stellenwert dieses Thema für uns<br />

hat. Hans Clauser wird – wie bisher – dieses<br />

Vorstandsamt wahrnehmen. AR<br />

Liebe Kolleginnen und Kollegen,<br />

liebe Leserin, lieber Leser,<br />

die Ära Dahlem ist nach 17 sehr erfolgreichen<br />

Jahren zu Ende gegangen. Über den<br />

überwältigenden Vertrauensbeweis, mit<br />

dem mich die Delegierten der GEW <strong>Baden</strong>-<br />

<strong>Württemberg</strong> zu seiner Nachfolgerin wählten,<br />

habe ich mich sehr gefreut.<br />

Ich gebe zu, dass ich mit einem guten Wahlergebnis<br />

gerechnet habe. Denn neu bin ich<br />

nur als Vorsitzende. Sehr viele Kolleginnen<br />

und Kollegen kennen mich aus 30 Jahren<br />

GEW- und 27 Jahren Personalrats-Arbeit.<br />

Sie kennen mich aus unzähligen Beratungsgesprächen<br />

und Informationsveranstaltungen<br />

zur Lehrereinstellung an Ausbildungsseminaren<br />

und Hochschulen, von GEW-<br />

Veranstaltungen in den Kreisen und Ortsverbänden.<br />

Sie kennen mich von Personalversammlungen,<br />

vor allem im Bereich der Grund-,<br />

Haupt-, Real- und Sonderschulen (GHRS),<br />

in denen ich mich kritisch mit der Bildungspolitik<br />

der Landesregierung auseinandergesetzt<br />

und die Positionen des Hauptpersonalrats<br />

GHRS dargestellt habe. Dessen Vorsitzende<br />

war ich neun Jahre. Keine meiner<br />

bisherigen Funktionen habe ich so gerne<br />

ausgefüllt. Ende Mai bin ich zurückgetreten,<br />

weil die Arbeitsbelastung beider Funktionen<br />

nicht vereinbar ist.<br />

Die Delegiertenversammlung der GEW <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

in Heilbronn war sehr<br />

eindrucksvoll. Eine so große Geschlossenheit,<br />

so viel spürbare Solidarität, freund-<br />

Hans Clauser gratuliert Doro Moritz zu ihrem<br />

überwältigenden Wahlergebnis.<br />

Ich bin die Neue!<br />

schaftliche und ehrliche Kollegialität, habe<br />

ich noch nicht erlebt.<br />

Das gibt mir trotz großem Respekt vor der<br />

neuen Aufgabe sehr viel Kraft. Die erfreuliche<br />

Mitgliederentwicklung, die sehr gute<br />

Arbeit leistenden Geschäftsstellen und<br />

nicht zuletzt die große Anzahl ehrenamtlicher<br />

Mitstreiterinnen und Mitstreiter sind<br />

eine ermutigende Grundlage.<br />

Ich hoffe, dass es mir auch künftig gelingt,<br />

durch persönliche Glaubwürdigkeit Kolleginnen<br />

und Kollegen aus allen Bildungsbe-<br />

reichen von den Zielen der GEW, von der<br />

Notwendigkeit der Mitgliedschaft und der<br />

Mitarbeit zu überzeugen.<br />

Trotzdem gilt: Eine große Mitgliederzahl<br />

allein ist kein Garant für die Durchsetzung<br />

von Forderungen. Erfolgreiche Interessenvertretung<br />

braucht Menschen, die als Beamt/innen<br />

oder Arbeitnehmer/innen ihr<br />

Recht auf freie Meinungsäußerung in Anspruch<br />

nehmen, braucht Menschen mit Zivilcourage.<br />

Es reicht nicht aus, bildungspolitische Forderungen<br />

zu beschließen. Die GEW muss<br />

sich vor Ort mit den Mitgliedern an den<br />

Schulen und allen anderen Bildungseinrichtungen,<br />

überall dort, wo über Bildung<br />

entschieden wird, an der Entwicklung von<br />

Konzepten beteiligen, die den pädagogischen<br />

Erfordernissen und dem Anspruch an<br />

gute Arbeitsbedingungen Rechnung tragen.<br />

Diese Einmischung möchte ich in allen<br />

Bildungsbereichen sichtbar machen. Hier<br />

wird die GEW als Bildungsgewerkschaft<br />

konkret erfahrbar, hier können sich Mitglieder<br />

konstruktiv einbringen, hier können<br />

wichtige Bündnispartner gewonnen werden.<br />

Die GEW steht mitten im Umbruch aufgrund<br />

ihrer Altersstruktur. Ich möchte dazu<br />

beitragen, sowohl die Jungen und jung Gebliebenen<br />

in die GEW-Arbeit einzubinden<br />

als auch die GEW für Mitglieder am Ende<br />

ihres aktiven Berufslebens attraktiv zu gestalten.<br />

Ich bitte alle Mitglieder, mit mir den<br />

kompetenten und konsequenten Kurs der<br />

GEW fortzusetzen.<br />

Ein Redakteur einer großen Zeitung hat<br />

mich gefragt, warum ich mir die Nachfolge<br />

von Rainer Dahlem zutraue. Er hinterlasse<br />

doch sehr große Fußstapfen. Rainer Dahlem<br />

hat tatsächlich größere Schuhe als ich. Die<br />

soll er behalten. Ich gehe davon aus, dass ich<br />

auch künftig mit Schuhen meiner eigenen<br />

Schuhgröße besser vorwärts komme.<br />

Mit kollegialen Grüßen Ihre<br />

Doro Moritz<br />

Landesvorsitzende der GEW<br />

<strong>Aktiver</strong> <strong>Ruhestand</strong> – Eine Veröffentlichung der GEW – <strong>Nr</strong>. 2-<strong>2008</strong> 1


Wie wir wurden, was wir sind<br />

Zur Geschichte der Lehrerschaft in <strong>Baden</strong><br />

Wir GEW-Mitglieder im <strong>Ruhestand</strong> sind das lebende Gedächtnis der GEW. Es gibt<br />

unter uns noch eine ganze Reihe von Kolleginnen und Kollegen, die sich an die<br />

Gründung der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft nach dem Zweiten Weltkrieg<br />

erinnern können.<br />

Das war aber nicht der Anfang der organisierten<br />

Lehrerschaft. Der liegt 200 Jahre<br />

zurück. Ich will versuchen, zu berichten,<br />

wie es angefangen hat, und welche Entwicklung,<br />

manchmal mit verschlungenen Umwegen,<br />

die Geschichte der Lehrerschaft seitdem<br />

genommen hat. Vielleicht kann man ja<br />

etwas aus der Geschichte lernen.<br />

Das Bewusstsein der Lehrer, einem eigenen<br />

„Stand“ anzugehören, entwickelte sich<br />

allerdings erst seit etwa 1800, und zwar<br />

zuerst bei den Volksschullehrern. Erst nach<br />

dem Zweiten Weltkrieg stießen auch andere<br />

Lehrergruppen zur Lehrerbewegung.<br />

Lehrer gab es natürlich schon früher, aber<br />

nur für die sogenannte „Höhere Bildung“.<br />

Das waren in der Regel Theologen oder<br />

Absolventen der unteren Stufen der Universität,<br />

aber keine ausgebildeten Pädagogen.<br />

Für das „niedere Volk“ wurde zwar in verschiedenen<br />

deutschen Ländern seit Beginn<br />

des 17. Jahrhunderts die Schulpflicht eingeführt,<br />

allerdings nur auf dem Papier. In<br />

Wirklichkeit besuchte um 1800 kaum die<br />

Hälfte der schulpflichtigen Kinder eine<br />

Schule. 1819 klagte der Abgeordnete Dr.<br />

Kern in der Zweiten Kammer des Badischen<br />

Landtages: „Vor nicht langer Zeit waren auf<br />

dem Schwarzwalde gar keine öffentlichen Schulen,<br />

sondern ein Landstreicher oder ein dienstloser<br />

Knecht wanderte von Hof zu Hof und suchte<br />

im Taglohn die Kinder mit Rute und Knüttel zu<br />

Altere Menschen auf dem<br />

Weg in die digitale Welt<br />

„Wenn Sie alles noch einmal nachlesen wollen,<br />

können Sie das im Internet auf unserer Seite<br />

www.xxx.de tun. Dort gibt es auch weitere Informationen<br />

zum Herunterladen.“ Dieser Satz<br />

begegnet uns täglich beim Fernsehen, Radio<br />

hören oder Zeitung lesen.<br />

Das Internet ist allgegenwärtig und aus unserem<br />

Leben nicht mehr wegzudenken. Aber<br />

zu wenige ältere Menschen nutzen diese<br />

Technologie bislang. Mit zunehmendem<br />

Alter kann jedoch die Nutzung des Internets<br />

die Aufrechterhaltung einer selbständigen<br />

Lebensführung erleichtern.<br />

Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen<br />

(BAGSO e.V.) hat mit<br />

finanzieller Unterstützung des Bundesverbraucherschutz-Ministeriums<br />

eine Informationsbroschüre<br />

aufgelegt, die zeigt, wie das<br />

Internet den Lebensalltag bereichern und<br />

erleichtern kann.<br />

Der „Wegweiser durch die digitale Welt –<br />

für ältere Bürgerinnen und Bürger“, klärt<br />

über Rechte im Internet auf und gibt neben<br />

nützlichen Tipps und Hinweisen einen<br />

Überblick über das, was die digitale Welt<br />

bedeutet und zu bieten hat. Bezug bei:<br />

BAGSO e.V., Bonngasse 10, 53111 Bonn,<br />

Mail: kontakt@bagso.de AR<br />

2<br />

bilden …“. Aber auch in den größeren Orten<br />

war es nicht viel besser. Oft suchten Handwerker,<br />

Bauern oder abgedankte Unteroffiziere<br />

sich mit Schulunterricht ( in der eigenen<br />

Wohnstube!) ein Zubrot zu verdienen.<br />

Wenn sie einigermaßen lesen und schreiben,<br />

etwas rechnen und singen konnten und<br />

leidlich im Katechismus Bescheid wussten,<br />

war das für ihre Anstellung ausreichend.<br />

Vielerorts war es der Küster, der neben<br />

seinem Mesner- und Organistendienst die<br />

Schule mitversehen musste. Wer fühlt sich<br />

da nicht an das Lied vom armen Dorfschulmeisterlein<br />

erinnert!<br />

Immerhin versuchte die Obrigkeit, etwa ab<br />

der Mitte des 18. Jahrhunderts, die Qualität<br />

der Lehrer durch eine Ausbildung zu verbessern.<br />

So wurde 1756 in der Markgrafschaft<br />

<strong>Baden</strong>-Durlach bestimmt, dass alle „Schulkandidaten<br />

bei einem geübten Schulleiter in der<br />

Art, die Kinder zu unterrichten, und bei einem<br />

Pfarrer im Deklinieren und Konjugieren … vor<br />

ihr Geld wenigstens ein Jahr sich informieren<br />

lassen.“ In der Regel dauerte diese Meisterlehre,<br />

für die der Kandidat Lehrgeld bezahlen<br />

musste, mehrere Jahre. Noch um 1800<br />

war diese Form der Lehrerausbildung die<br />

übliche. Nach einer Prüfung vor dem Ortspfarrer<br />

oder Dekan, die ein einfaches Vorstellungsgespräch<br />

oder auch eine Fachprüfung<br />

sein konnte, wurde der Kandidat als<br />

„Schulprovisor“ eingestellt und später zum<br />

Schulmeister ernannt. Da war er dann etwa<br />

zwanzig Jahre alt.<br />

Die Ergebnisse dieser Ausbildung waren oft<br />

jämmerlich, wie das Protokoll der Schulvisitation<br />

von 1800 in Markelfingen zeigt, das<br />

festhält, dass „die Jugend daselbst im Lesen<br />

und Schreiben von einem Mann unterrichtet<br />

wurde, der vom eigentlichen Schulunterricht<br />

keine Idee hatte und kaum zur Not<br />

einige Worte schreiben und lesen konnte.“<br />

Kein Wunder, denn wer Lehrer wurde, den<br />

trieb „nicht die Lust für das schwere Erziehungsfach,<br />

sondern die Not, auf diese Weise Nahrung<br />

zu suchen“. Mit anderen Worten: Wer Lehrer<br />

wurde, war einer, der keine Lehrstelle, etwa<br />

im Handwerk, bekommen hatte und sehen<br />

musste, dass er nicht verhungerte.<br />

Diesem Zustand versuchte die großherzogliche<br />

Regierung (der badische Markgraf war<br />

von Napoleons Gnaden Großherzog geworden)<br />

durch die Einrichtung von Lehrerseminaren,<br />

ein evangelisches in Karlsruhe und<br />

ein katholisches in Rastatt, im ersten Jahrzehnt<br />

des 19. Jahrhunderts abzuhelfen. Dort<br />

sollten 16- bis 18-Jährige, die zuvor das<br />

Praktikum bei einem Schulmeister absolviert<br />

hatten, in einem ein- bis zweijährigen<br />

Kurs zu „Musterlehrern“ und „Instruktoren“<br />

ausgebildet werden. Heute würde man<br />

sie „Multiplikatoren“ nennen. Das Ziel,<br />

möglichst viele oder gar alle Volksschullehrer<br />

am Seminar auszubilden, wurde bis zum<br />

Ende des Jahrhunderts nicht erreicht. Am<br />

Anfang waren es auch nur wenige, da die<br />

Teilnehmer nachweisen mussten, dass sie<br />

Vermögen besaßen oder ein Stipendium<br />

bewilligt bekommen hatten. Doch bis zur<br />

Mitte des 19. Jahrhunderts war wohl mehr<br />

als die Hälfte der Volksschullehrer an Seminaren<br />

ausgebildet.<br />

Die Schulaufsicht<br />

lag bei der Geistlichkeit<br />

So also wurden die Lehrer an den „Trivialschulen“<br />

vom Staat, in inniger Zusammenarbeit<br />

mit den Religionsgemeinschaften, für<br />

ihren Beruf ausgebildet. Kamen sie an ihre<br />

Schule, unterstanden sie dem Ortsgeistlichen,<br />

der als „Schulaufseher“ die untere<br />

Schulaufsicht darstellte. Der unterstand<br />

dem „Schuloberaufseher“. Das war der Dekan<br />

des Kirchenbezirks. Dieser wiederum<br />

berichtete der jeweiligen obersten Kirchenbehörde.<br />

1809 wurden im badischen Innenministerium<br />

das Evangelische und das Katholische<br />

Kirchendepartement eingerichtet,<br />

das u.a. die Aufgabe der „Oberaufsicht über die<br />

Lehr- und Erziehungsanstalten, Prüfung ihrer<br />

Lehrpläne, … Führung der Generalverzeichnisse<br />

über sämtliche Schulkandidaten, Schulmeister<br />

und höheren Lehrer“ hatte. Die Aufsicht über<br />

Schule und Lehrer war also fest in kirchlicher<br />

Hand, wenn auch unter dem Dach und<br />

dem Schutz des Staates.<br />

Für die alltägliche Arbeit des Schulmeisters<br />

hatte das tiefgreifende Auswirkungen. Neben<br />

seiner Schulmeisterei hatte er das Amt<br />

des Mesners zu verwalten; das hieß unter<br />

anderem: Er musste die Glocke zu den<br />

Gottesdiensten und Gebetzeiten läuten und<br />

die Kirche für den Gottesdienst herrichten.<br />

In katholischen Orten hatte er den Pfarrer<br />

zu begleiten, wenn er mit dem Allerheiligsten<br />

zu einem Sterbenden gehen musste. Oft<br />

war er auch noch Organist, eventuell auch<br />

Leiter des Kirchenchores. In allen diesen<br />

Dingen unterstand er dem Weisungsrecht<br />

des Ortspfarrers. Der war aber auch berechtigt,<br />

ihn im Unterricht zu besuchen und ihm<br />

für die Gestaltung des Unterrichts Weisungen<br />

zu erteilen.<br />

In einer „Instruction für Schullehrer“ der Königl.<br />

Preuß. Kirchen- und Schul-Commission“<br />

vom 1. März 1822 liest sich das so:<br />

1. Der Prediger ist überall als Local-Inspector der<br />

nächste Vorgesetzte des Schullehrers sowohl in<br />

Schul- als auch in Kirchenangelegenheiten ...<br />

2. Der Schullehrer ist daher dem ihm vorgesetzten<br />

Prediger in allen Amtsangelegenheiten<br />

pünktlichen Gehorsam schuldig …<br />

5. Beim Kirchendienste darf der Schullehrer sich<br />

nie von einem Andern vertreten oder einzelne<br />

Geschäfte desselben durch andere verrichten<br />

lassen …<br />

11. Wo der Prediger verhindert wird, den öffentlichen<br />

Gottesdienst zu halten, darf der Schullehrer<br />

sich nicht weigern, an dessen Statt und<br />

nach dessen Anweisung eine gedruckte Predigt<br />

vorzulesen.<br />

Offenbar hat man es für nötig befunden,<br />

auch noch auf andere Dinge hinzuweisen:<br />

„Beim Unterricht soll der Schullehrer jedes Mal<br />

vollständig und anständig bekleidet seyn, auch<br />

sich während desselben jeder Nebenarbeit, und<br />

noch vielmehr des Essens, Tabakrauchens oder<br />

anderer Unschicklichkeiten zu enthalten.“<br />

Auch die persönliche Bewegungsfreiheit war<br />

<strong>Aktiver</strong> <strong>Ruhestand</strong> – Eine Veröffentlichung der GEW – <strong>Nr</strong>. 2-<strong>2008</strong>


dem Schullehrer nicht selbstverständlich<br />

zugestanden: „Zu jeder Reise, sowie zu jeder<br />

Entfernung von dem Schulorte während eines<br />

ganzen Tages oder über Nacht, bedarf der Schullehrer<br />

der Genehmigung seines Predigers. Soll die<br />

Reise länger als drei Tage dauern, so ist auch die<br />

Genehmigung des Superintendenten nötig …“.<br />

So war’s in Preußen. In <strong>Baden</strong> wird das,<br />

abgesehen von den Amtsbezeichnungen der<br />

Geistlichen, nicht viel anders gelautet haben.<br />

Da schätzt man doch das Glück, in<br />

einem anderen Jahrhundert Lehrer gewesen<br />

zu sein!<br />

Weniger als ein Maurergeselle<br />

Wer nun meint, für alle diese Widrigkeiten<br />

seien die Lehrer zumindest angemessen besoldet<br />

gewesen, der täuscht sich gewaltig.<br />

Um 1820 erhielt ein Schulmeister etwa 120<br />

fl (= Gulden) im Jahr. Wenn wir annehmen,<br />

dass es im Jahr etwa 300 Arbeitstage gab,<br />

dann waren das pro Arbeitstag 24 kr (=<br />

Kreuzer; ein Gulden hatte 60 Kreuzer). Genau<br />

so viel verdiente ein städtischer Tagelöhner.<br />

Ein Maurergeselle erhielt 40 kr, ein<br />

Meister 44 kr.<br />

Eine Aufstellung aus dem Jahr 1835, als das<br />

Gehalt in der niedrigsten Ortsklasse 140 fl<br />

betrug, zeigt die Zusammensetzung der Bezüge<br />

eines Schulmeisters:<br />

Gehalt von der (politischen)<br />

Gemeinde 64 fl<br />

Mesner-Einkommen (darunter<br />

Naturalien und Erträge aus<br />

Äckern und Wiesen) 43 fl 10 kr<br />

Organisten-Entgelt 15 fl<br />

Drei Malter Weizen von der Gemeinde<br />

im Wert von 15 fl 35 kr<br />

Rest-Anteil der Gemeindekasse 2 fl 15kr<br />

Gesamtbezüge 140 fl<br />

In dieser Aufstellung wird auch der Kompetenzwirrwarr<br />

deutlich, unter dem der Lehrer<br />

zu leiden hatte: Der Staat bildete ihn aus,<br />

die Kirche stellte ihn an, die politische und<br />

die Kirchengemeinde bezahlten ihn – und<br />

allen hatte er zu gehorchen.<br />

Was konnte sich aber nun im Jahre 1820 ein<br />

Schulmeister für sein Geld kaufen? Ein<br />

„Hausbrot“ von knapp 2 kg kostete 3 kr, ein<br />

Pfund Ochsenfleisch 11 kr und ein Pfund<br />

Butter 22 kr, also fast das Einkommen eines<br />

Tages. Für ein Brot, ein Pfund Fleisch und<br />

ein Pfund Butter musste er eineinhalb Tage<br />

arbeiten. Damit sollte er eine Familie, oft<br />

mit einigen Kindern, ernähren. Da musste<br />

er froh sein, wenn es milde Winter gab, denn<br />

da konnte er am Brennholz und an der<br />

Kleidung sparen. Wenn aber ein Mitglied<br />

der Familie, oder gar mehrere, krank wurden,<br />

kamen die Kosten für Arzt und Arzneien<br />

dazu. Geradezu verheerend aber war es,<br />

wenn der Schulmeister selbst krank wurde:<br />

Die Kosten für seine Vertretung in der Schule<br />

musste er aus seinen Mitteln bestreiten!<br />

Es ist verständlich, dass die Volksschullehrer<br />

aus diesen erbärmlichen Verhältnissen<br />

herauswollten, und auch ihre Ziele werden<br />

klar: Eine professionelle Ausbildung, eine<br />

auskömmliche Bezahlung, eine Befreiung<br />

von der kirchlichen Schulaufsicht.<br />

Wie die Volksschullehrer um die Erreichung<br />

dieser Ziele kämpften, darüber ein<br />

andermal mehr. Hermann Sehringer<br />

Ein Leserbrief aus Thailand<br />

Gerne berichten wir über Aktivitäten unserer Leserinnen und Leser,die die Zeit ihres<br />

neuen Lebensabschnittes auf besondere Weise gestalten. Ein interessanter Leserbrief<br />

erreichte uns von einem Kollegen, der schon zum wiederholten Male für mehrere<br />

Monate in einem Flüchtlingslager in Thailand arbeitet. Die Redaktion<br />

Ich bin wieder in Chiangmai, die ganze<br />

Stadt ist verrückt wegen des Neujahrsfestes<br />

und alle, ob jung oder alt ziehen mit<br />

Wasserspritzpistolen und Plastikeimern<br />

durch die Straßen und machen sich gegenseitig<br />

nass, was bei einer Temperatur von<br />

41° C niemand stört.<br />

In Bangkok habe ich mit meiner alten Freundin<br />

Narumon auf ihren Wunsch hin Elfriede<br />

Jellinek auf Deutsch gelesen und gemeinsam<br />

erklärt – da staunst du, was ich hier alles<br />

machen kann! Bei Julia in Phnom Penh war<br />

es wunderschön, wir werden uns im Mai in<br />

der Mitte in Bangkok wieder treffen.<br />

Nun, wie lebe ich in Champruek in der<br />

Nähe von Chiangmai? Morgens vor 7.00<br />

Uhr gehe ich joggen zu dem nahe gelegenen<br />

Tempel aus dem Jahr 525 „Wat Ched Yod“.<br />

Wenn ich früh dran bin, bin ich mit den<br />

Mönchen unterwegs, die mit ihrer Umhängetasche<br />

etwas zu essen einsammeln. Für<br />

jeden Spender bedeutet es Glück, einem<br />

Mönch morgens zu begegnen und ihm etwas<br />

abzugeben. Manche knien auch nieder<br />

und der Mönch segnet sie. Es beruhigt und<br />

belebt zugleich in den kühleren Morgenstunden,<br />

bei und mit den Mönchen sein zu<br />

können. Es ist faszinierend, jeden Tag in<br />

andere Dorfstraßen zu laufen und Neues zu<br />

entdecken. Manche Thais winken auch,<br />

wenn sie den alten, verrückten „Farang“<br />

sehen und Frauen, ob alt oder jung, lächeln.<br />

Wenn ich von meiner Runde zurückkehre,<br />

schwimme ich und danach frühstücke ich<br />

„fried rice mit Shrimps und Frühlingszwiebeln“.<br />

Ein Sammeltaxi nimmt mich in das<br />

burmesische Zentrum, wo ich jeden Tag von<br />

9.00 bis 14.00 Uhr neben dem praktischen<br />

Gebrauch von Konversationsenglisch, Lernmaterial<br />

und die Anwendung des Internets<br />

mit burmesischen Flüchtlingen erarbeite.<br />

Lernen ist dabei ein aktiver Prozess mit<br />

vielen praktischen Anwendungen, aber<br />

auch philosophischen Erörterungen z.B.<br />

über den Sinn des Lebens aus östlicher und<br />

westlicher Sicht. Aktuelles Thema ist „Es ist<br />

an der Zeit, dass wir unsere Erkenntnisse<br />

über die zunehmende „Ich-zuerst“ Mentalität,<br />

den Mangel an Empathie, Geduld und<br />

Beharrlichkeit langsam umsetzen und bei<br />

uns selbst beginnen, mit der Fähigkeit des<br />

„Los-Lassens“ und des „Nicht-Klammerns“.<br />

Wenn wir etwas ändern wollen ist dies nicht<br />

nur möglich sondern auch notwendig!“<br />

Das sind die Bereiche und Themen, die<br />

mich immer faszinierten und jetzt kann ich<br />

das in einem lockeren Arbeitsverhältnis verwirklichen,<br />

was ich auch früher schon in<br />

Malaysia schätzen lernte. Eine schöne Rückkehr<br />

zu einer immer noch präsenten Zeit im<br />

fernen Osten.<br />

Wenn ich dann nach Hause komme, lege<br />

ich mich erst einmal hin und genieße die<br />

Kühle meines Zimmers. Dann warten schon<br />

einige Thai-Mamas mit ihren Töchtern auf<br />

mich, denen ich bei einem Straßenfest versprach,<br />

die Schüler auf die TOEFL-Prüfung<br />

vorzubereiten. Die einzige Voraussetzung,<br />

die ich stelle, war die, dass der Privatunterricht<br />

in den schönen, kühlen Lobbys der<br />

großen Hotels stattfindet. Es ist die Atmosphäre,<br />

die ich früher schon bei Bar-Musik<br />

u.a. mit „I did it my way“ genoss und die<br />

mich auch heute wieder wohl fühlen lässt.<br />

Abends treffe ich den einen oder anderen<br />

Haudegen auf ein Bier. Bei diesem Erfahrungsaustausch<br />

geht es meist um den Erhalt<br />

der geistigen Aufgeschlossenheit und Beweglichkeit<br />

und unseren Beitrag dazu. Auch<br />

hier ist das Mitdenken entscheidend! Es tut<br />

gut sich manchmal verstanden zu fühlen.<br />

Herzlich umarmt euch Peter Fesenberg<br />

Peter Fesenberg hat uns dieses Foto vom Neujahrsfest in Bangkok geschickt, bei dem Jung und Alt mit<br />

Wasserspritzpistolen und Plastikeimern durch die Straßen ziehen und einander nass machen.<br />

<strong>Aktiver</strong> <strong>Ruhestand</strong> – Eine Veröffentlichung der GEW – <strong>Nr</strong>. 2-<strong>2008</strong> 3


4<br />

Gesundheit im Alter<br />

Krankenkasse muss auch Beobachtungszeiten bezahlen<br />

Klarstellung im Bereich Pflege<br />

Auch ohne konkrete Gefahr ist Beobachtung Bestandteil der häuslichen Pflege. Das<br />

stellte das Bundessozialgericht Kassel fest. (Az.: B 3 KR 38/04 R)<br />

Es ging um einen Schwerbehinderten, bei<br />

dem jederzeit mit einer Verschlechterung<br />

der Atmungsfunktion und Krampfanfällen<br />

gerechnet werden musste. Das Gericht wies<br />

die Kasse an, für den Behinderten nicht nur<br />

die tägliche Pflege, sondern auch die Beobachtungszeiten<br />

zu bezahlen.<br />

Zuhause gepflegte Patienten können eine<br />

Betreuung rund um die Uhr auch dann<br />

beanspruchen, wenn ihre Gesundheit nicht<br />

akut in Gefahr ist. Die Krankenkasse müsse<br />

bei der häuslichen Krankenpflege für eine<br />

Krankenbeobachtung auch dann zahlen,<br />

wenn eine Gesundheitsverschlechterung<br />

nicht konkret absehbar ist. Sie habe nicht<br />

das Recht, die häusliche Krankenpflege aufzuteilen<br />

in Pflegemaßnahmen, für die sie<br />

zahlen wolle und Beobachtungszeiten für<br />

Auch kurzer Schlaf stärkt<br />

das Gedächtnis<br />

Olaf Lahr von der Universität Düsseldorf<br />

berichtet von zwei Experimenten:<br />

Die Wissenschaftler an der dortigen Universität<br />

gaben 20 bis 29 Jahre alten Versuchspersonen<br />

auf, 30 Adjektive auswendig zu<br />

lernen. Danach durfte die Hälfte der Versuchsgruppe<br />

eine Stunde schlafen, die andere<br />

durfte sich lediglich wach bleibend ausruhen.<br />

Danach sollten die Teilnehmer die<br />

Vokabeln wiedergeben. Die „Schläfer“<br />

schnitten wesentlich besser ab als jene, die<br />

nur ohne geschlossene Augen Pause gemacht<br />

hatten.<br />

Bei der Wiederholung des Versuchs wurde<br />

die Schlafdauer der einen Gruppe auf 6<br />

Minuten verkürzt, alle anderen Bedingungen<br />

blieben gleich. Auch bei dieser Anordnung<br />

des Versuchs führte das Schlafen zu<br />

einer deutlichen Steigerung der Abrufleistung<br />

der auswendig gelernten Wörter im<br />

Vergleich zur „Wach-Gruppe“. Ergebnis:<br />

Schon ein kurzer Schlaf kann sich positiv<br />

aufs Gedächtnis auswirken. Möglicherweise<br />

liegt dies daran, dass gleich zu Beginn des<br />

Schlafes Prozesse der aktiven Gedächtnis-<br />

Konsolidierung in Gang gesetzt und trotz<br />

eines frühzeitigen Abbruchs wirksam bleiben,<br />

meint der Leiter des Versuches. AR<br />

Im Kuhstall<br />

gegen Allergien<br />

Die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie<br />

und Beatmungsmedizin empfiehlt werdenden<br />

Müttern häufige Aufenthalte im Kuhstall.<br />

Damit kann bei ihren Kindern Vorbeugung<br />

gegen Allergien bewirkt werden,<br />

denn die in einem Kuhstall vorkommenden<br />

Bakterien beginnen bereits vor der Geburt<br />

die sie eine Leistungspflicht ablehne. Mit<br />

diesem Urteil hat das Bundessozialgericht<br />

in Kassel eine Richtlinie des gemeinsamen<br />

Bundesausschusses der Ärzte und Krankenkassen<br />

für unwirksam erklärt. Dort war die<br />

Leistungspflicht der Kassen für eine Krankenbeobachtung<br />

auf lebensbedrohliche Fälle<br />

eingeschränkt, in denen die Vitalfunktionen<br />

des Patienten oder Beatmungsgeräte<br />

kontrolliert werden müssen. Der Bundesausschuss<br />

habe mit seiner Richtlinie die<br />

Leistungspflicht der Kassen ohne gesetzliche<br />

Ermächtigung eingeschränkt. Die Gerichte<br />

seien aus diesem Grunde nicht an die<br />

Richtlinie gebunden.<br />

Der Bundesausschuss legt die medizinischen<br />

Leistungen im Leistungskatalog der<br />

gesetzlichen Krankenversicherung fest. AR<br />

des Kindes, eine Toleranz gegenüber Fremdstoffen<br />

zu programmieren.<br />

Dies gilt nicht in gleichem Maße für andere<br />

Tierställe. „Der Aufenthalt in Schweineställen<br />

vermittelt z.B. weniger Allergieschutz<br />

als in Kuhställen – und Schafställe sind<br />

noch weniger geeignet“, sagt der Wissenschaftler<br />

Harald Lenz, der eine Forschungsgruppe<br />

in der Abteilung klinische Chemie<br />

und Molekulardiagnostik am Klinikum der<br />

Universität Gießen und Marburg leitet.<br />

Es ist seit langem bekannt, dass Kinder, die<br />

auf einem Bauernhof aufwachsen, seltener<br />

Heuschnupfen und allergisches Asthma<br />

bekommen als andere Kinder. Es wird also<br />

angenommen, dass die nicht Krankheitserregenden<br />

Bakterien in Kuhställen dazu beitragen,<br />

„die Entwicklung einer bronchialen<br />

Überempfindlichkeit zu verhindern“, so der<br />

Leiter der Forschungsgruppe. Damit sei die<br />

so genannte Hygienehypothese von neuem<br />

bestätigt von der man sagt, dass eine frühe<br />

Auseinandersetzung des körpereigenen Immunsystems<br />

mit Fremdstoffen eine Voraussetzung<br />

dafür sei, eine Toleranz zu entwickeln.<br />

AR<br />

Honig hilft am besten<br />

gegen Husten<br />

Immer häufiger wird schon bei geringen<br />

Anzeichen einer Krankheit nach einem<br />

Medikament gegriffen.<br />

So hat der Konsum von frei verkäuflichen<br />

Erkältungsmitteln vor allem in den Vereinigten<br />

Staaten erschreckende Ausmaße erreicht.<br />

Rezeptfreie Erkältungsmittel enthalten<br />

häufig Dextromethorpaan. Diese Substanz<br />

ist mit den Opiaten verwandt und<br />

steht im Verdacht, bei Jugendlichen wegen<br />

ihrer halluzinogenen Wirkung beliebt zu<br />

sein.<br />

An der Pennsylvania State University haben<br />

Mediziner nun erneut den Beweis geliefert:<br />

Honig hilft besser gegen Husten als frei<br />

verkäufliche Erkältungsmittel.<br />

Die Versuchsanordnung war relativ einfach.<br />

Die Versuchspersonen erhielten eine halbe<br />

Stunde vor dem Schlafengehen Buchweizenhonig.<br />

Sie husteten deutlich seltener in<br />

der Nacht als jene, denen man Dextromethorpaan<br />

verabreicht hatte und die Anfälle<br />

waren auch bedeutend weniger schwer.<br />

So hat Großmutters Hausapotheke wieder<br />

einmal an Überzeugungskraft hinzugewonnen.<br />

haze<br />

Hirntraining zahlt sich aus<br />

In bestimmten Hirnregionen lässt sich mit<br />

gezielten Übungen die graue Substanz vermehren.<br />

Es handelt sich dabei um die meisten Nervenzellen<br />

des Gehirns, die für viele Hirnfunktionen<br />

verantwortlich sind. Forscher<br />

von der Universität München haben nachgewiesen,<br />

dass beispielsweise das Lesen von<br />

Spiegelschrift die Dichte der grauen Substanz<br />

im so genannten Okzipitallappen fördert.<br />

Man ließ 20 Studenten 2 Wochen lang<br />

trainieren, spiegelverkehrte Texte zu lesen.<br />

Die Aktivität vom seitlichen Scheitellappen<br />

des Gehirns, wo das räumliche Vorstellungsvermögen<br />

sitzt, hin zum Okzipitallappen,<br />

wo die komplexe visuelle Verarbeitung erfolgt,<br />

verlagerte sich während dieser Trainingseinheiten.<br />

Die Forscher konnten nicht<br />

nur eine Steigerung der Aktivität im Okzipitallappen<br />

messen, auch die Dichte der grauen<br />

Substanz zeigte eine deutliche Zunahme.<br />

„Das zeigt, dass unser Gehirn eine dynamische<br />

Struktur besitzt, die sich ständig an<br />

seine Aufgaben anpasst, umbildet und neu<br />

formiert“, erklärte der Leiter des Versuchs,<br />

der Neurologe Rüdiger Ilg. AR<br />

Wer wenig schläft,<br />

ist häufiger dick<br />

Eine kurze Schlafdauer geht weltweit mit<br />

starkem Übergewicht einher. Dieser Zusammenhang<br />

besteht sowohl bei Erwachsenen<br />

wie auch bei Kindern. Dies geht aus der<br />

Auswertung von 29 Studien aus verschiedenen<br />

Kontinenten hervor. Es ist allerdings<br />

unklar, ob zwischen den beiden Phänomenen<br />

ein ursächlicher Zusammenhang besteht.<br />

In einer Online-Vorabveröffentlichung<br />

schreibt die Zeitschrift „Sleep“, dass<br />

bei dicken Kindern die Wahrscheinlichkeit<br />

für eine kurze Schlafdauer fast doppelt so<br />

hoch ist, wie bei normalgewichtigen. Bei<br />

Erwachsenen war das Risiko bei Schlafmangel<br />

auch dick zu sein oder zu werden noch<br />

höher. AR<br />

Wir trinken auf die Gesundheit<br />

anderer und verderben<br />

dabei unsere eigene.<br />

Jerome K. Jerome,<br />

englischer Schriftsteller<br />

<strong>Aktiver</strong> <strong>Ruhestand</strong> – Eine Veröffentlichung der GEW – <strong>Nr</strong>. 2-<strong>2008</strong>


Zutritt unter 60 Jahren verboten?<br />

Seniorenspielplätze in Deutschland<br />

In Heft 4/2006 haben wir über einen Seniorenspielplatz in China berichtet, den ein<br />

spanischer Unternehmer kennengelernt hatte und in seiner Heimat kopierte. Wir<br />

versprachen, sobald die ersten Seniorenspielplätze in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> eingerichtet<br />

sind, darüber zu berichten.<br />

Von <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> ist uns bislang<br />

noch nicht bekannt, ob es irgendwo einen<br />

Seniorenspielplatz gibt, aber wir wissen,<br />

dass in mehreren Städten in den Gemeinderäten<br />

sowie in den Seniorenbeiräten das<br />

Thema diskutiert wird.<br />

Das Konzept kommt ursprünglich aus China,<br />

wo in den Parkanlagen und Fußgängerzonen<br />

vieler großer Städte seit langem solche<br />

Plätze eingerichtet wurden und wo diese<br />

Unser „GEW-Obersenior“ Hans Clauser auf<br />

dem Senioren-Aktionparcours in Nürnberg.<br />

Art der gemeinsamen sportlichen Betätigung<br />

längst zur Kultur gehört.<br />

Nun ist dieses Konzept auch in Europa<br />

angekommen. In vielen Gemeinden in<br />

Deutschland wird darüber nachgedacht,<br />

„Seniorenspielplätze“ zu bauen. Im Anschluss<br />

haben wir alle bereits bestehenden<br />

Anlagen aufgelistet. Diskutiert wird auch<br />

die adäquate Bezeichnung dieser Anlagen.<br />

So tauchen die Bezeichnungen „Mehrgenerationenplatz“<br />

oder „Generationenpark“ für<br />

die Anlagen auf.<br />

In der Nürnberger Stadtverwaltung macht<br />

man sich Gedanken, dass viele ältere Menschen<br />

sich nicht als Senioren bezeichnen<br />

wollen und zum anderen der Begriff Spielplatz<br />

eher mit einer Anlage für Kinder<br />

gleichgesetzt wird. Deshalb hat die Stadt<br />

ihre Bürger aufgerufen, Namensvorschläge<br />

als Alternativen bei der Stadtverwaltung einzubringen.<br />

Hans Clauser<br />

Hier gibt es Spielplätze<br />

für Senioren<br />

Nürnberg<br />

Spielanlage Hinterhofstraße<br />

Die Nürnberger Spielanlage speziell für ältere<br />

Menschen wurde im November 2006<br />

eingeweiht. Eine von der Stadt initiierte<br />

Umfrage unter Senioren kam zu dem Ergebnis,<br />

dass sich 90 % der Befragten ein Bewegungsangebot<br />

in Wohnortnähe wünschten.<br />

Die Stadt handelte. Neben einem Beintrainer<br />

und Geräten zur Gleichgewichtsschulung<br />

bietet der Platz verschiedenste Möglichkeiten<br />

zur sportlichen Betätigung bei<br />

gleichzeitigem Sonnenschutz durch höhere<br />

Bäume und gut erreichbaren sanitären Anlagen.<br />

Nürnberg<br />

Aktionparcours Stadenstraße<br />

Nach dem Erfolg des ersten Spielplatzes für<br />

Senioren in Nürnberg wurde im Mai 2007<br />

ein zweiter Platz eröffnet. Der Aktionparcours<br />

in Erlenstegen ist mit 7 Fitnessgeräten<br />

ausgestattet sowie einer Boccia-Bahn und<br />

einem Riesen-Schachfeld. Er ist an das Seniorenzentrum<br />

Martha Maria angegliedert<br />

und steht allen interessierten Bürgern offen.<br />

Berlin<br />

Preußenpark, Brandenburgische Straße<br />

Im Stadtteil Charlottenburg-Wilmersdorf<br />

ist Anfang Mai 2007 im Preußenpark der<br />

erste Senioren-Spielplatz Berlins entstanden.<br />

Der Platz wurde mit privaten Sponsorengeldern<br />

finanziert und bietet seinen Besuchern<br />

verschiedene Sportgeräte der Hamburger<br />

Firma Playfit. Nach dem Willen der<br />

Stadtverwaltung soll der Platz ein Begegnungsort<br />

für Jung und Alt werden.<br />

Burghausen, Hessen<br />

Mehrgenerationenplatz<br />

Der Mehrgenerationenplatz Mautner Straße<br />

250 wurde im Jahr 2007 eröffnet und<br />

befindet sich in der Parkanlage des Heiligen-<br />

Geist-Spitals. Die Anlage steht auch der<br />

Öffentlichkeit zur Verfügung.<br />

Buseck, Hessen<br />

Generationen-Aktiv-Platz<br />

Der Generationen-Aktiv-Platz der Gemeinde<br />

Buseck wurde im Dezember 2007 eröffnet<br />

und befindet sich im Schlosspark. Die<br />

Umsetzung erfolgte auf Initiative des Fördervereins<br />

Sozialstation Buseck e.V. mit<br />

Sponsorengeldern.<br />

Schöningen, Niedersachsen<br />

Seniorenspielplatz, Herrenstraße 1<br />

Der Spielplatz, erster seiner Art in Deutschland,<br />

wurde 1999 auf Initiative des lokalen<br />

Seniorenbeirats und der Stadt Schöningen<br />

eingeweiht und erfreut sich seitdem wachsender<br />

Beliebtheit. Inzwischen zählt er ca.<br />

3000 Besucher pro Saison. Ausgestattet ist er<br />

u.a. mit einer Außenkegelbahn, einer Dart-<br />

Scheibe und einem Schachspiel.<br />

Lengerich (NRW)<br />

Generationenpark Gempt<br />

Der Generationenpark in Lengerich, feierlich<br />

eröffnet im August 2007, ist komplett<br />

aus privaten Mitteln finanziert worden.<br />

Ideengeber war die Marketing-Offensive<br />

Lengerich. Die Initiative wurde im Wettbewerb<br />

„Ideenförderung“, der von den westfälischen<br />

Nachrichten veranstaltet wird, ausgezeichnet<br />

und finanziell unterstützt. So ist<br />

ein Bewegungspark für Jung und Alt in<br />

unmittelbarer Nähe der Gempt-Halle entstanden,<br />

der neben innovativen Spielgeräten<br />

für jedes Alter auch Spiele wie Tischtennis<br />

oder Boule anbietet.<br />

Preußisch Oldendorf (NRW)<br />

Bad Holzhausen<br />

Garten der Generationen im Kurpark des<br />

Heilbades Bad Holzhausen der Stadt Preußisch<br />

Oldendorf. Eröffnung des Bewegungsparks<br />

für Jung und Alt im Mai 2007. Der<br />

Garten der Generationen wurde durch<br />

Sponsorengelder finanziert. ■<br />

<strong>Aktiver</strong> <strong>Ruhestand</strong> – Eine Veröffentlichung der GEW – <strong>Nr</strong>. 2-<strong>2008</strong> 5


6<br />

Bücher/Medien<br />

LernCafé<br />

Eine neue Ausgabe des LernCafé zum Thema<br />

„Internet verbindet“ ist erschienen. Das LernCafé<br />

hat sich mit dieser Ausgabe die Aufgabe gestellt,<br />

einen Einblick zu geben in die sich ändernde<br />

Internet-Welt der Blogs, Podcasts und Communities<br />

(Online-Gemeinschaften). Es gibt Beispiele,<br />

Anleitungen, Fragen und Antworten zu den<br />

neuen – und alten – Kommunikationsmöglichkeiten<br />

im Internet.<br />

Millionen Menschen treffen sich in Online-Treffpunkten,<br />

seien es nun Studenten, Schüler, Fotointeressierte,<br />

Videofreunde oder ganz einfach<br />

Menschen auf der Suche nach Kontakten.<br />

Übrigens auch ältere Menschen nutzen diese<br />

Form der sozialen Netzwerke oder Communities,<br />

fast 5 Millionen „Silver-Surfer“.<br />

Das LernCafé informiert darüber, was alles neu<br />

und erkundenswert sein kann. Es ist zu finden<br />

unter www.lerncafe.de. Die LernCafé-Redaktion<br />

freut sich wie immer über Ihre Zuschriften.<br />

Ellen Salverius-Krökel und Clemens Thelen<br />

(Redaktionsleitung dieser Ausgabe des LernCafe)<br />

***<br />

Demokratiegeschichte<br />

Unter diesem Motto entwickelte unser Kollege<br />

Markus Bultmann ein museumspädagogisches<br />

Konzept für den Besuch der Erinnerungsstätte<br />

für die Freiheitsbewegungen in der deutschen<br />

Geschichte in Rastatt, das von dem Gedanken<br />

„tätiger Freiheit“ getragen ist: Schüler führen<br />

Schüler.<br />

Die Ergebnisse seiner Arbeit liegen nun in einem<br />

außerordentlich interessanten Buch vor: Erfahrung<br />

von Freiheit und Unfreiheit in er deutschen<br />

Geschichte, Rastatt und Offenburg: Erinnerungsorte<br />

der Revolutionen von 1848 und 1849. Freiheit<br />

und Unfreiheit bedingen sich wechselseitig.<br />

Wie stark diese beiden menschlichen Grunderfahrungen<br />

aufeinander bezogen sind, wird am<br />

Beispiel der Demokratiegeschichte von Vormärz<br />

(1815-1848) und Revolution (1848 und 1849)<br />

deutlich. In diese Zeit fällt der Beginn des spannungsreichen<br />

Übergangs vom Untertanen zum<br />

Staatsbürger.<br />

Demokratiegeschichte lebt von Vermittlung.<br />

Wer in Schulen und Universitäten, Museen und<br />

Archiven oder anderswo historisch-politische Bildungsarbeit<br />

leistet, findet in dieser Veröffentlichung<br />

an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft<br />

und Unterricht eine Fülle von Anregungen für<br />

die praktische Vermittlung von Demokratiegeschichte.<br />

Auf 192 Seiten enthält das Buch auf<br />

einer CD-Rom eine thematisch gegliederte Dokumentation.<br />

Die meisten der über 125 Dokumente<br />

werden erstmals einer Öffentlichkeit über den<br />

engeren Kreis wissenschaftlicher Forschung hinaus<br />

zugänglich gemacht, 20 von ihnen auch als<br />

digitalisierte Abbildungen. Sie alle sind auf die<br />

leitenden Fragestellungen bezogen und mit einer<br />

entsprechend zuspitzenden Einleitung versehen.<br />

Längsschnitte werden zur Verfügung gestellt, die<br />

nachzeichnen, wie sich Wahlrecht und Wahlbeteiligung<br />

das Verhältnis von Parlament und Regierung<br />

sowie Grundrechte und ihre Verbindlichkeit<br />

in den deutschen Verfassungen bis heute<br />

weiter entwickelt haben. Vermittlungshilfen systematisieren<br />

und visualisieren komplexe Zusammenhänge,<br />

Arbeitsmaterialien zeigen Wege zur<br />

praktischen Unsetzung in Schule und Museum<br />

auf. H.C.<br />

***<br />

Markus Bultmann. Erfahrung von Freiheit und<br />

Unfreiheit in der deutschen Geschichte<br />

Rastatt und Offenburg: Erinnerungsorte der<br />

Revolution 1848/49. Darstellung – Vermittlung<br />

– Dokumentation. 312 Seiten, 1 CD-Rom, 58<br />

Abbildungen, 2 Karten, 24 Grafiken, Namens-,<br />

Orts- und Sachindex, kartoniert, Format 18x24<br />

cm, Wirtschaftsverlag NW GmbH, 15,50 Euro.<br />

Ehrenvorsitzender der GEW Südbaden hundertjährig verstorben<br />

Hans Wesch zum Gedenken<br />

Ganze vier Wochen nach seinem 100. Geburtstag ist Hans Wesch am 14. Mai in<br />

Freiburg gestorben. Die GEW Südbaden hat mit ihm den Ehrenvorsitzenden, der<br />

<strong>Landesverband</strong> den früheren stellvertretenden Landesvorsitzenden und Vertreter der<br />

Seniorinnen und Senioren im Landesvorstand verloren.<br />

Neben der Familie, dem Beruf und der<br />

geliebten Musik war die GEW ein wichtiger,<br />

ein bestimmender Teil seines Lebens. Hier<br />

hat er seine Energien eingebracht, seinen<br />

Unser Foto zeigt Hans Wesch an seinem<br />

95. Geburtstag im April 2003<br />

sprühenden Witz, seine Beredsamkeit, seinen<br />

kämpferischen Elan.<br />

Hans Wesch hatte nicht nur eine eigene<br />

Meinung, er besaß auch den Mut, sie überall<br />

und gegenüber jedermann auszusprechen.<br />

Schon im Lehrerseminar schrieb man ihm<br />

1930 in eine ausgezeichnete Beurteilung, er<br />

sei das treibende und belebende Element –<br />

immer bereit zu Zweifeln und zur Negation.<br />

Und 1937 urteilte der Gau-Personalamtsleiter,<br />

der Hilfslehrer und Nichtparteigenosse<br />

Wesch betätige sich in keiner Weise für die<br />

NS-Bewegung, besitze keine nationalsozialistischen<br />

Führereigenschaften und sei heute<br />

noch stark politisch-konfessionell gebunden.<br />

Er riet dem Gauleiter von der „Einberufung<br />

als außerplanmäßiger Beamter“ ab.<br />

Das Buch zum<br />

demographischen Wandel<br />

Zwei Journalisten der Süddeutschen Zeitung,<br />

Nina von Hardenberg und Heribert Prandl, begannen<br />

im vergangenen Jahr eine Artikelserie<br />

über das Altern heute. Das Interesse der Leserinnen<br />

und Leser war so groß, dass man sich<br />

entschloß, die Reihe in Buchform zu veröffentlichen.<br />

Das Buch setzt sich u.a. mit folgenden Fragen<br />

auseinander:<br />

– Wir werden immer älter – und gleichzeitig wird<br />

das Alter verleugnet wie selten zuvor. Mit der<br />

steigenden Lebenserwartung steigt die Furcht<br />

vor dem Alter.<br />

– Die vorherrschenden Werte unserer Mediengesellschaft<br />

Jugendlichkeit, Leistungsfähigkeit,<br />

Attraktivität lassen sich mit dem Alter schwer<br />

vereinbaren.<br />

Eine Kultur, die erreichte, die späte Lebenspha-<br />

Hans Wesch war ein streitbarer Interessenvertreter.<br />

Nie ging es ihm um die materiellen<br />

Interessen der Lehrerschaft allein, sondern<br />

stets um mehr und bessere Bildung für die<br />

Kinder der einfachen Leute. Und es ging<br />

ihm um eine demokratische Schulverfassung,<br />

um die Mitbestimmung der Beteiligten<br />

– dafür trat er auch tatkräftig und glaubwürdig<br />

ein, als er Leiter eines Staatlichen<br />

Schulamts war. Das hat er ein Leben lang –<br />

ehrenamtlich und neben einem erfolgreichen<br />

Berufsleben – auf allen Ebenen der<br />

Gewerkschaftsarbeit betrieben. In Anerkennung<br />

seiner Verdienste hat der DGB ihn mit<br />

der Hans-Böckler-Medaille ausgezeichnet<br />

und der Bundespräsident hat ihm das Bundesverdienstkreuz<br />

am Bande verliehen.<br />

Dafür, dass er dies im <strong>Ruhestand</strong> als Vertreter<br />

der älteren Lehrerschaft in der GEW<br />

sowie im Seniorenausschuss des DGB unermüdlich<br />

fortsetzte, wurde er auch mit dem<br />

Bundesverdienstkreuz Erster Klasse geehrt.<br />

Nach seiner Pensionierung verfasste er fast<br />

20 Jahre lang unter „Alter und <strong>Ruhestand</strong>“<br />

Beiträge für unsere Gewerkschaftszeitung.<br />

Sein letzter Beitrag erschien im September<br />

1998. Da war er neunzig Jahre alt. Bis in<br />

seine letzten Jahre dachte Hans Wesch intensiv<br />

und klug über das Alter und das<br />

Altern nach und schrieb darüber. Er war sich<br />

bewusst, dass der Mensch einen Preis für ein<br />

langes Leben zu zahlen hat, nämlich dass er<br />

dafür sehr alt werden muss. Und er wusste:<br />

Ein hohes Alter bedeutet für viele auch, dass<br />

sie aus einem aktiven, selbstbestimmten<br />

Leben in eine Phase der Einsamkeit und der<br />

Dunkelheit gelangen.<br />

Michael Rux sagte bei der Trauerfeier: „Jetzt<br />

hat sich sein langes, erfülltes Leben vollendet.<br />

Wir nehmen Abschied von unserem<br />

Hans. Aber wir versinken dabei nicht in<br />

Trübsal. Wenn er heute dabei sein könnte,<br />

würde er eine seiner köstlichen Anekdoten<br />

erzählen, mit uns gemeinsam lachen und<br />

mit uns weiter ans Werk gehen. So wollen<br />

wir ihn in Erinnerung behalten.“ AR<br />

se so sehr zu verlängern, muß auch Antworten<br />

finden auf die Fragen, die sich dadurch ergeben.<br />

Wie geht man mit der Freiheit des Alters<br />

um? Wie erträgt man Schwäche und Krankheit?<br />

Wie lernt man Abschied zu nehmen?<br />

In Porträts und Interviews werden der Erfahrungsschatz,<br />

die Weisheit wie auch der Humor<br />

und die Freiheiten des Alters deutlich gemacht<br />

wie auch das in der Öffentlichkeit vieldiskutierte<br />

Thema Betreuung. Pfleger und Heimbewohner<br />

berichten von ihren Erfahrungen.Junge und alte<br />

Prominente wie Hans Jochen Vogel, Rita Süßmuth<br />

oder Philpp Missfelder stellen sich den<br />

Fragen der Redakteure.<br />

Ein Serviceteil zu Heimwahl, Demenz,Pflege und<br />

anderen relevanten Fragen ergänzt das lesenswerte<br />

Buch. H.C.<br />

***<br />

Nina von Hardenberg/Heribert Prandl. Schwarz<br />

Rot Grau – Altern in Deutschland. 192 Seiten,<br />

12,90 Euro, Süddeutsche Zeitung Edition.<br />

<strong>Aktiver</strong> <strong>Ruhestand</strong> – Eine Veröffentlichung der GEW – <strong>Nr</strong>. 2-<strong>2008</strong>


Termine<br />

Eugen-Rombach-Tage vom 6. bis 8. Oktober <strong>2008</strong><br />

Jahrestreffen der Mitglieder im <strong>Ruhestand</strong><br />

Das Jahrestreffen für die baden-württembergischen GEW-Mitglieder im <strong>Ruhestand</strong><br />

(„Eugen-Rombach-Tage“) findet von Montag, 6. Oktober, bis Mittwoch, 8. Oktober<br />

<strong>2008</strong>, im „Haus der Kirche“ (Evangelische Akademie <strong>Baden</strong>), Dobler Strasse 51, 76332<br />

Bad Herrenalb, statt.<br />

Das Rahmenthema lautet:<br />

Die Straße der Demokratie<br />

Auf den Spuren von Freiheit, Revolution, Verfassung<br />

und Recht – von Mainz und Frankfurt über Hambach<br />

nach Rastatt und Offenburg.<br />

Montag, 6.10.<strong>2008</strong><br />

Anreise und Verteilung der Zimmer bis 14:30Uhr<br />

15:00 Uhr Dr. Henning Pahl, Leiter der Erinnerungsstätte für die Freiheitsbewegungen<br />

in der deutschen Geschichte Rastatt:<br />

Die Straße der Demokratie – ein Beitrag zu unserer Erinnerungskultur<br />

Dienstag, 7.10.<strong>2008</strong><br />

Exkursion mit der Stadtbahn nach Karlsruhe: Führung im Badischen Landesmuseum<br />

durch unsere Kollegin Gerlinde Hämmerle, Regierungspräsidentin a.D.,<br />

und Stadtrundgang zu den Orten der Demokratiegeschichte mit Hans Clauser.<br />

Mittwoch, 8.10.<strong>2008</strong><br />

9:00 Uhr Die neugewählte Landesvorsitzende Doro Moritz berichtet aus der aktuellen<br />

GEW-Arbeit.<br />

Ende nach dem Mittagessen.<br />

Kosten: Die Tagungspauschale beträgt 112,50 Euro im Einzelzimmer, 103,00 Euro pro<br />

Person im Doppelzimmer (darin sind enthalten: Nachmittagskaffee bei Anreise am ersten<br />

Tag, zwei Übernachtungen, zweimal Frühstücksbüffet, zweimal Abendbüffet, Mittagessen<br />

am letzten Tag).<br />

Schriftliche Anmeldung an: Hans Clauser, Nördliche Hildapromenade 10, 76133 Karlsruhe,<br />

Mail: hans.clauser@web.de<br />

***<br />

Einladung zum Seminar für berufstätige Mitglieder und Mitglieder im <strong>Ruhestand</strong><br />

Kleine Geschichtsreise mit Hans Clauser<br />

Am Samstag, 27. September <strong>2008</strong>, von 10:00 bis 17:00 Uhr im Hotel Traube Freudenstadt.<br />

Das Thema lautet:<br />

Die Gründung Freudenstadts und das rechtsrheinische Straßburg<br />

Umfangreiche Gebiete auf der rechten Rheinseite gehörten bis zur Säkularisation im Jahre<br />

1803 zum Fürstbistum Straßburg. Dazu zählte vor allem das Gebiet um Ettenheim und das<br />

gesamte Renchtal bis hinauf zur Alexanderschanze.<br />

Kardinal Rohan, der letzte Fürstbischof von Straßburg, wurde von der Französischen<br />

Revolution 1789 aus Straßburg vertrieben und lebte bis zu seinem Tod in Ettenheim, wo<br />

sich sein Grab in der Stadtkirche befindet.<br />

Im 12. Jahrhundert bildete die Oos die Grenze zwischen den Bistümern Speyer und<br />

Straßburg. Das hatte eine große Bedeutung für die Gründung des Zisterzienserinnenklosters<br />

Lichtental bei <strong>Baden</strong> <strong>Baden</strong>.<br />

Zum Herzogtum <strong>Württemberg</strong> gehörten bis 1648 Besitzungen im südlichen Elsaß sowie<br />

die Grafschaft Mömpelgard.<br />

Was das alles mit der Gründung Freudenstadts zu tun hat, soll im Seminar erzählt und<br />

„erfahren“ werden.<br />

Anmeldung an: GEW Nordbaden, z.Hd. Anne Engel, Ettlinger Str 3a , 76137 Karlsruhe,<br />

FON: (0721) 32625, FAX: (0721) 359378, Mail: bezirk.nb@gew-bw.de<br />

***<br />

Politik, Kunst und Kultur in Wien<br />

mit Hans Clauser vom 25. Oktober bis 1. November <strong>2008</strong> mit einem Tag in Preßburg<br />

(Bratislava). Bitte nicht mehr anmelden – die Reise ist ausgebucht.<br />

Jugend und Alter können nicht zugleich im Leibe sein, wohl aber in der Seele.<br />

Augustinus<br />

Seminarankündigungen<br />

der Georg-von-Vollmar-<br />

Akademie<br />

Fachbereich „Engagement im Alter“<br />

2. Halbjahr <strong>2008</strong><br />

Die Georg-von-Vollmar-Akademie nimmt im<br />

Freistaat Bayern die Bildungsaufgaben der Friedrich-Ebert-Stiftung<br />

wahr. Allein die Lage der Tagungsstätte<br />

auf Schloss Aspenstein über dem Kochelsee<br />

würde im Michelin-Reiseführer mit drei<br />

Sternen versehen.<br />

Seit 2001 veranstaltet die GEW <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

dort das Seminar „Den Jahren Leben geben“<br />

für die Mitglieder im <strong>Ruhestand</strong>. Wir weisen auf<br />

weitere Seminare der Akademie für unsere Mitglieder<br />

im <strong>Ruhestand</strong> – oder solche, die sich auf<br />

den <strong>Ruhestand</strong> vorbereiten – hin.<br />

„Papa ante portas“:<br />

Vorbereitung auf den<br />

(vorzeitigen) <strong>Ruhestand</strong><br />

Die Gestaltung des <strong>Ruhestand</strong>es betrifft jeden.<br />

Insbesondere eine sorgfältige Rentenplanung<br />

durch private Vorsorge ist heutzutage auch für<br />

Menschen in jungen Jahren wichtig. Behandelt<br />

werden nicht nur Fragen der Rentenpolitik, sondern<br />

auch der Gesundheitspolitik. Die neugewonnene<br />

Freizeit im <strong>Ruhestand</strong> kann den über<br />

Jahre gewohnten Lebensrhythmus ändern. Eingegangen<br />

wird deshalb auch auf ehrenamtliches<br />

und politisches Engagement als besondere Form<br />

der Freizeitgestaltung im <strong>Ruhestand</strong>.<br />

Themen:<br />

Vorbereitung auf den <strong>Ruhestand</strong>: geistig und<br />

gesundheitlich – Ausstieg aus dem Arbeitsverhältnis<br />

ohne Rentenabschläge – Altersteilzeit –<br />

das Recht der gesetzlichen Rente (die verschiedenen<br />

Altersrenten) – Rentenberechtigung – Krankenversicherung<br />

der Rentner/innen.<br />

Seminarleitung: Otto Blaß<br />

Datum: 27. – 31.10. (Sem<strong>Nr</strong>. 4401)<br />

Teilnahmegebühr: 118 Euro<br />

Senioren und Internet:<br />

Möglichkeiten zur Information<br />

und politischen Arbeit<br />

Unsere Gesellschaft verändert sich in einem nie<br />

geahnten Tempo. Was bedeutet das für unser<br />

Leben als Seniorinnen und Senioren? Wir lernen<br />

das Internet kennen und suchen über dieses Medium<br />

Lösungsvorschläge politischer Parteien und<br />

einzelner gesellschaftlicher Gruppen und prüfen<br />

deren Einfluss auf unser Leben als Senioren. Per<br />

Email nehmen wir Stellung zu den Vorhaben der<br />

Parteien und Gruppen und setzen den PC und das<br />

Internet zur Öffentlichkeitsarbeit ein.<br />

Themen:<br />

Veränderungen in der Gesellschaft durch technischen<br />

Fortschritt – Wie funktioniert das Internet?<br />

– Politische Information durch das Internet –<br />

Öffentlichkeitsarbeit mithilfe des Internets.<br />

Vorkenntnisse sind nicht erforderlich!<br />

Seminarleitung: Ingelore Pilwousek, Thorsten<br />

Schäfer<br />

Datum: 10. – 14.11.<strong>2008</strong> (Sem<strong>Nr</strong>. 4603)<br />

Teilnahmegebühr: 118 Euro<br />

Anmeldungen an: Georg-von-Vollmar-Akademie,<br />

Bildungsstätte Schloss Aspenstein, 82431<br />

Kochel am See, FON: 08851-78-0, FAX: 08851-<br />

7823, Ansprechpartnerin für Rückfragen: Andrea<br />

Riesch, Tel. 08851-7831<br />

E-Mail: vollmar-akademie@t-online.de<br />

www.vollmar-akademie.de<br />

Alter schützt vor Liebe nicht,<br />

aber Liebe vor dem Altern.<br />

Coco Chanel<br />

<strong>Aktiver</strong> <strong>Ruhestand</strong> – Eine Veröffentlichung der GEW – <strong>Nr</strong>. 2-<strong>2008</strong> 7


Impressum: <strong>Aktiver</strong> <strong>Ruhestand</strong>. Hrsg. vom<br />

Vorstandsbereich „Seniorenpolitik“ der Gewerkschaft<br />

Erziehung und Wissenschaft<br />

(GEW) <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>. Verantwortlich:<br />

Hans Clauser, Nördl. Hildapromenade 10,<br />

76133 Karlsruhe, FON: 0721/843194,<br />

Mail: hans.clauser@web.de. Redaktion: Michael<br />

Rux. Verlag: Süddeutscher Pädagogischer<br />

Verlag GmbH, Silcherstraße 7a,<br />

70176 Stuttgart, FON: 0711/21030-70;<br />

FAX: 0711/21030-799. Druck: GO Druck<br />

Media Verlag GmbH, Kirchheim. Diese Informationen<br />

erscheinen regelmäßig (mindestens<br />

eine Ausgabe im Vierteljahr). Preis des<br />

Einzelexemplars: 1 Euro zzgl. Porto. Der<br />

Bezugspreis ist mit dem Mitgliedsbeitrag zur<br />

GEW <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> abgegolten.<br />

Schadenersatz<br />

Zu viele Deutsche<br />

im Hotel<br />

Schon bei der Ankunft in seinem Ferienhotel<br />

auf der griechischen Insel Kos beschlich<br />

den britischen Touristen David Barnish der<br />

Verdacht, das Hotel sei ausschließlich von<br />

Deutschen besetzt, denn auf allen unbesetzten<br />

Sonnenliegen lagen Handtücher.<br />

Er wollte mit seiner Familie einen Surf-Kurs<br />

machen und Yoga-Stunden nehmen. Das<br />

war aber nicht möglich, denn alle Anweisungen<br />

wurden ausschließlich auf Deutsch<br />

gegeben.<br />

Wegen „verdorbener Ferien“ verklagte er<br />

den Reiseveranstalter. Das Gericht sprach<br />

ihm dafür 750 Pfund (956 Euro) zu. Die<br />

Broschüre des Reiseanbieters sei irreführend<br />

gewesen. Wer aus einem englischen Reiseprospekt<br />

ein Angebot auswähle, müsse sicher<br />

sein, dass er im Hotel auch mit der<br />

eigenen Sprache weiterkomme. haze<br />

Fußball und Senioren<br />

In Basel geht das<br />

In „<strong>Aktiver</strong> <strong>Ruhestand</strong>“ Nummer 3/2001<br />

berichteten wir vom Neubau des Baseler<br />

„Joggeli“, des größten Fußballstadions der<br />

Schweiz, wo Jogi Löws Buben am 26. Juni<br />

<strong>2008</strong> ihr Halbfinalspiel hatten. Die Architekten<br />

des Neubaus errichteten später in<br />

München die Allianz-Arena.<br />

Im Vorgänger-Stadion an gleicher Stelle<br />

hatte die deutsche Nationalmannschaft bei<br />

der Weltmeisterschaft 1954 Ungarn mit 8:3<br />

und Österreich mit 6:1 besiegt.<br />

Das Basler Stadion ist jedoch nicht nur der<br />

Fußballgeschichte wegen interessant. Dem<br />

Stadion wurde das größte Einkaufszentrum<br />

der Stadt vorgeschaltet. Es gibt im St. Jakob<br />

Park neben dem Einkaufszentrum Restaurants,<br />

Fitness-Studios, Kinos, Tiefgaragen<br />

und 107 Seniorenwohnungen.<br />

Von allen Wohnungen hat man freie Sicht<br />

ins Stadion – also einen kostenlosen lebenslangen<br />

Logenplatz. Der Stadionmanager<br />

nannte dies die „soziale Komponente“ dieses<br />

Sonderangebots, denn sie garantiere häufigeren<br />

Besuch von Kindern und Enkeln bei<br />

den Großeltern. Die hatten während der<br />

EM sicher Hochkonjunktur. Hans Clauser<br />

8<br />

Südd. Pädagogischer Verlag Silcherstr. 7a, 70176 Stuttgart<br />

Postvertriebsstück E 9307 F DP AG Gebühr bezahlt<br />

Der Juni<br />

Die Zeit geht mit der Zeit: Sie fliegt.<br />

Kaum schrieb man sechs Gedichte,<br />

ist schon ein halbes Jahr herum<br />

und fühlt sich als Geschichte.<br />

Die Kirschen werden reif und rot,<br />

die süßen wie die sauern.<br />

Auf zartes Laub fällt Staub,<br />

so sehr wir es bedauern.<br />

Aus Gras wird Heu. Aus Obst<br />

Kompott.<br />

Aus Herrlichkeit wird Nahrung.<br />

Aus manchem, was das Herz erfuhr,<br />

wird, bestenfalls, Erfahrung.<br />

Es wird und war. Es war und wird.<br />

Aus Kälbern werden Rinder<br />

Und weil´s zur Jahreszeit gehört,<br />

aus Küssen kleine Kinder.<br />

Die Vögel füttern ihre Brut<br />

Und singen nur noch selten.<br />

So ist´s bestellt in unsrer Welt,<br />

der besten aller Welten.<br />

Spät tritt der Abend in den Park,<br />

mit Sternen auf der Weste.<br />

Glühwürmchen ziehn mit Lampions<br />

Zu einem Gartenfeste.<br />

Dort wird getrunken und gelacht.<br />

In vorgerückter Stunde<br />

Tanzt dann der Abend mit der<br />

Nacht<br />

Die kurze Ehrenrunde.<br />

Am letzten Tische streiten sich<br />

Ein Heide und ein Frommer,<br />

ob’s Wunder oder keine gibt<br />

und nächstens wird es Sommer.<br />

Erich Kästner<br />

Leserzuschriften sind willkommen.<br />

Schreiben Sie an Hans Clauser,<br />

Nördl. Hildapromenade 10,<br />

76133 Karlsruhe<br />

Mail: hans.clauser@web.de<br />

Gehirn-Jogging<br />

Auch das Lesen von Texten, in denen die<br />

Vokale vertauscht sind, trägt zum Erhalt<br />

der sogenannten grauen Zellen bei. Hier<br />

ein amüsantes Beispiel:<br />

Oen Nigul seß an ionam Stöck Halz<br />

Oin Nugil seß un aonim Stäck Hilz<br />

Dor wir eif suani Gettan suhr stalz.<br />

Dau treg oinu geldanu Heiba<br />

End wur auno Massengschreiba.<br />

Suo wer atwus leckar ond utwis vorschreibt,<br />

Sawihl an dur Leibe, els eich oburhiopt.<br />

Sau loabtu aun Hükchin end trif sach met<br />

ohm<br />

An aunum Estlach. Sua wirdon entom.<br />

Kerz, uanas Tigis untfurnon sau soch<br />

End leißon din erman Nogil am Stoch.<br />

Dur irma Nogul beg sach vur Schmarz.<br />

Nuch neumils hittu sein eusornas Horz<br />

Sa bettara Luodin gokastit,<br />

Buld wer ar buenih vorrestat.<br />

Di ebar kohrtu suin frähoras Glöck,<br />

Dau iltu Schrieba, woadur ziräck.<br />

Sau glünztu äbirs gonza Gusecht.<br />

Ji, olta Loube, doa ristut nacht !<br />

Joachim Ringelnatz<br />

***<br />

Da aber kehrte sein früheres Glück,<br />

Die alte Schraube, wieder zurück.<br />

Sie glänzte übers ganze Gesicht.<br />

Ja, alte Liebe, die rostet nicht.<br />

Kurz, eines Tages entfernten sie sich<br />

Und ließen den armen Nagel im Stich.<br />

Der arme Nagel bog sich vor Schmerz.<br />

Noch niemals hatte sein eisernes Herz<br />

So bittere Leiden gekostet.<br />

Bald war er beinah verrostet.<br />

Sie war etwas locker und etwas verschraubt,<br />

sowohl in der Liebe, als auch überhaupt.<br />

Sie liebte ein Häkchen und traf sich mit<br />

ihm<br />

In einem Astloch. Sie wurden intim.<br />

Ein Nagel saß in einem Stück Holz<br />

Ein Nagel saß in einem Stück Holz.<br />

Der war auf seine Gattin sehr stolz.<br />

Die trug eine goldene Haube<br />

Und war eine Messingschraube.<br />

<strong>Aktiver</strong> <strong>Ruhestand</strong> – Eine Veröffentlichung der GEW – <strong>Nr</strong>. 2-<strong>2008</strong>

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