1 Predigt von Burkhard Ahlers über Jesaja 40,12-17+25-31. am 9 ...
1 Predigt von Burkhard Ahlers über Jesaja 40,12-17+25-31. am 9 ...
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<strong>Predigt</strong> <strong>von</strong> <strong>Burkhard</strong> <strong>Ahlers</strong> <strong>über</strong> <strong>Jesaja</strong> <strong>40</strong>,<strong>12</strong>-<strong>17+25</strong>-<strong>31.</strong> <strong>am</strong> 9. September 2007 in der<br />
Ev. St.-Markus-Gemeinde Bremen zum Thema: „Gottes Heiligkeit und Liebe“<br />
(<strong>Predigt</strong>text lesen)<br />
In diesem Text <strong>von</strong> <strong>Jesaja</strong> wird uns Gott in seinem Wesen vorgestellt. Wer ist dieser Gott, an<br />
den wir glauben, <strong>über</strong>haupt? Was können wir <strong>über</strong> ihn wissen, wie können wir ihn uns<br />
vorstellen?<br />
Alles was existiert, wird hier mit Gott verglichen, und daran wird die Größe Gottes deutlich.<br />
Die Erde, der Himmel, die Zeit und die Menschen werden in ihrem Verhältnis zu Gott<br />
betrachtet und dabei entsteht ein großer Kontrast: Alle Wasser (der Weltmeere) heißt es hier,<br />
misst Gott mit der hohlen Hand, den Himmel, der uns endlos erscheint, den misst er mit einer<br />
Spanne und fasst den Staub der Erde und wiegt die Berge mit einem Gewicht in der Waage.<br />
<strong>Jesaja</strong> versucht in Bildern die Größe Gottes zu erfassen, aber es wird deutlich, dass man mit<br />
menschlichen Worten und Vergleichen nicht wirklich an Gott herankommt. Es ist wie mit<br />
Schwimmübungen im Trockenen, es bleibt Theorie. Gott tut ja nicht wörtlich das, was hier<br />
<strong>von</strong> ihm gesagt wird. Er schüttet sich kein Wasser in die Hand und er hantiert auch nicht mit<br />
einer Spanne oder einer Waage. Es wäre ja schon reichlich merkwürdig sich vorzustellen,<br />
dass Gott, nachdem er die Erde geschaffen hat, erst noch nachmisst, was er da eigentlich<br />
genau fabriziert hat, und dass er dazu menschliche Hilfsmittel zur Hilfe nimmt.<br />
Dennoch wird klar, um was es <strong>Jesaja</strong> hier geht, nämlich um die Größe Gottes. Wenn man<br />
auch noch die Verse 13-18 dazu nimmt, heißt das: (lesen)<br />
Gott steht <strong>über</strong> seiner Schöpfung und es gibt nichts und niemanden, der ihm auch nur<br />
annähernd gleichzusetzen wäre oder ihm das Wasser reichen könnte, wenn doch alle Völker<br />
zus<strong>am</strong>men nur wie ein Tropfen <strong>am</strong> Eimer sind. Dies aber nur in Bezug darauf, was ihre Größe<br />
und ihr Kräfteverhältnis zu Gott angeht, wenn man nur darauf schaut, was sie Gott gegen<strong>über</strong><br />
zu leisten im Stande sind: Sie können Gottes Geist nicht ermessen, können ihm keinen Rat<br />
erteilen, keine Einsicht, kein Recht, keinen Verstand lehren. Sie dienen ihm nicht einmal dazu<br />
genügend Feuerholz für ein Opfer zu bieten.<br />
In Vers 25+26 heißt es weiter: „Mit wem wollt ihr mich also vergleichen, dem ich gleich sei?<br />
Spricht der Heilige. Hebet eure Augen in die Höhe und seht! Wer hat dies geschaffen? Er<br />
führt ihr Heer vollzählig heraus und ruft sie alle mit N<strong>am</strong>en; seine Macht und starke Kraft ist<br />
so groß, dass nicht eins <strong>von</strong> ihnen fehlt.“<br />
Was möchte <strong>Jesaja</strong> denn mit alldem eigentlich aussagen? Möchte er den Leuten Angst<br />
einflößen, möchte er ihnen demonstrieren wie klein und minderwertig sie im Vergleich zu<br />
Gott doch sind?<br />
Nein, ich denke es geht ihm um das Wesen Gottes. Und das Wesen Gottes ist nun einmal zum<br />
einen seine Größe, und diese darf nicht unterschlagen werden. Diese Größe ist<br />
unvergleichlich und letztlich auch unvorstellbar. Sie kann niemals erfasst, sondern nur erahnt<br />
und bestaunt werden.<br />
→ Gott ist unendlich groß. Seine Größe steht <strong>über</strong> allem. Sie ist mit Worten und Bildern<br />
nicht zu fassen, nichts ist ihr vergleichbar.<br />
Aber allein auf die Größe Gottes zu sehen hilft nicht weiter, denn darin wird ja noch nichts<br />
dar<strong>über</strong> ausgesagt, in welchem Verhältnis wir zu Gott stehen, denn darin enthalten ist nichts<br />
dar<strong>über</strong>, was Gott <strong>über</strong> uns denkt, was er <strong>von</strong> uns hält. In seinen Augen sind wir winzigklein,<br />
aber ist dass nun gut oder schlecht? Die Antwort darauf ist wieder in Gottes Wesen zu suchen.<br />
Es kommt darauf an, wie Gottes Inneres ist. Ist er ein graus<strong>am</strong>er Gott, der seine Größe und<br />
Macht gegen seine Schöpfung richtet, oder ist er ein liebevoller Gott, <strong>von</strong> dessen Macht seine<br />
Schöpfung profitieren darf?<br />
Alles kommt also darauf an, wie Gott den Menschen gegen<strong>über</strong>tritt und begegnen möchte,<br />
und um das zu erhellen bringt <strong>Jesaja</strong> einen zweiten ganz wichtigen Wesenszug Gottes ins<br />
Spiel. Von diesem war in dem bisher gelesenen aber bis jetzt noch keine Rede. Warum?<br />
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Wenn Gott allein in seiner Größe beschrieben wird, dann wird nur deutlich, dass es nichts<br />
gibt, was in Beziehung zu ihm treten könnte. Aber Gottes Größe allein ist auch noch nicht<br />
seine Heiligkeit. Gottes Heiligkeit wird erst daran sichtbar, dass seine Größe untrennbar mit<br />
einem zweiten Wesenszug Gottes verbunden ist.<br />
Was also ist dieser zweite Wesenszug Gottes, der hier zur Sprache kommen soll? Es ist die<br />
Liebe Gottes zu den Menschen.<br />
V27+28: Warum sprichst du denn, Jakob, und du, Israel sagst: „Mein Weg ist dem Herrn<br />
verborgen, und mein Recht geht vor meinem Gott vor<strong>über</strong>? Weißt du nicht? Hast du nicht<br />
gehört? (Man könnte sich fast vorstellen, wie <strong>Jesaja</strong> hier zu jemandem hingeht der entweder<br />
müde oder aber traurig oder gleichgültig ist, ihn <strong>am</strong> Kragen packt und aufrütteln will: Hey du,<br />
sag mal weißt du nicht, verstehst du nicht was ich hier sage, um was es hier eigentlich geht?<br />
Was für Konsequenzen das für dich hat, das Gott der Ewige ist, der die Enden der Welt<br />
geschaffen hat?)<br />
Es geht hier also nicht nur um etwas theoretisches, abstraktes, was man neutral zur Kenntnis<br />
nehmen kann, so wie dass Gott groß ist, aber sowieso zu groß, um ihn sich <strong>über</strong>haupt<br />
vorstellen zu können. Nein, hier geht es um etwas Handfestes, etwas Elementares, was das<br />
Leben eines jeden Menschen unmittelbar betrifft. Hier geht es um Gottes Beziehung zu der<br />
Welt in der auch wir leben, in die wir gehören, wo wir dazugehören.<br />
Das Gott in der Lage wäre die Wasser der Erde und somit die ganze Welt in seiner Hand zu<br />
halten, weil sie für ihn so klein ist, bedeutet eben nicht, dass ihm dass alles nichts wert wäre,<br />
es bedeutet nur, dass es seiner Heiligkeit gegen<strong>über</strong>, gemessen an Werken, Verdienst und<br />
Taten, an Macht und Stärke, völlig bedeutungslos ist.<br />
Es heißt aber eben auch, dass es für Gott ein Kleines und Leichtes ist, <strong>über</strong> die Welt, die er<br />
geschaffen hat, zu wachen. Es bedeutet, dass sich Gottes Heiligkeit eben auch darin zeigt,<br />
dass er nicht nur <strong>über</strong> alle erhaben thront, sondern dass er sich auch um das Kleine kümmert,<br />
dass er nichts vernachlässigt, dass er nichts <strong>über</strong>sieht.<br />
Diese Zuwendung Gottes ist zwangsläufig bedingungslos, ohne Vorleistung, denn niemand ist<br />
in der Lage, Gott durch das was er tut zu beeindrucken. Gott ist niemandem etwas schuldig. In<br />
Joh 15,16 heißt es: „nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt.“ Keine guten<br />
Werke also, sondern das Vertrauen in Gott ermöglicht es jedem Menschen, Empfänger der<br />
Liebe Gottes zu sein und seine Hilfe erfahren zu dürfen: V29-<strong>31.</strong><br />
→ Gott liebt. Seine Liebe äußert sich darin, dass er sich den Menschen zuwendet. Ihre<br />
Wege sind ihm nicht verborgen, er behält auch das Kleine im Blick, denn er ist nah. Um<br />
diese beiden Wesenszüge Gottes soll es heute gehen: Um das Verhältnis <strong>von</strong> Gottes Heiligkeit<br />
und Liebe.<br />
Die Heiligkeit Gottes zeigt sich sowohl in seiner Größe, als auch in seiner Liebe. Wäre sie nur<br />
Kraft und Stärke, ohne dem Menschen zugewandt zu sein, so könnte kein Mensch vor Gott<br />
bestehen. Aber Gottes Heiligkeit beinhaltet nicht nur die vollkommene Stärke, sondern auch<br />
die vollkommene Liebe, das vollkommen Gute.<br />
D<strong>am</strong>it die Menschen Gott zum einen so erkennen wie er an sich ist, aber zum andern auch<br />
verstehen, in welchem Verhältnis sie zu ihm stehen dürfen, wenn sie auf ihn vertrauen, bringt<br />
<strong>Jesaja</strong> hier beides zus<strong>am</strong>men, Gottes Heiligkeit und Liebe. Weder das eine noch das andere<br />
darf verschwiegen oder missachtet werden um Gott so erkennen zu können, wie er in<br />
Wahrheit ist.<br />
→ Gott ist heilig. Seine Heiligkeit umfasst sein ganzes Wesen, es ist die untrennbare<br />
Einheit seiner Größe und Liebe, seiner Stärke und Güte.<br />
Warum betone ich das?<br />
Weil ich genau an dieser Stelle immer wieder Probleme mit meinem Bild <strong>von</strong> Gott und<br />
meinem Umgang mit Gott bekomme. Warum?<br />
Nun, ich weiß mich als Kind Gottes <strong>von</strong> ihm angenommen und geliebt. Ich weiß, dass ich<br />
mich Gott anvertrauen und ihm alles <strong>von</strong> mir sagen darf. Ich weiß, dass ich für die großen wie<br />
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für die kleinen Dinge beten darf. So weit so gut. Mein Problem dabei ist, dass ich die Liebe<br />
Gottes für mich in Anspruch nehme, die Heiligkeit aber aus dem Blick verliere.<br />
Theoretisch weiß ich zwar, dass Gott groß sein muss, wenn er die Welt geschaffen hat, aber<br />
dieses Wissen geht mir selten nahe, und bleibt oft genug eben doch nur ein theoretisches,<br />
abstraktes Wissen. Ich habe mich sogar gefragt, wie es <strong>über</strong>haupt gehen soll, dass man mit<br />
Gott vertraulich reden kann und gleichzeitig eine tiefe Ehrfurcht vor ihm empfinden soll? Wie<br />
kann ich denn dahin kommen, dass ich Gottes Heiligkeit verstehe und dar<strong>über</strong> staunen kann?<br />
So, dass ich nicht <strong>von</strong> Gott reden muss wie ein Blinder vom Licht, in Bildern die doch nur<br />
Krücken sind, <strong>über</strong> die man sich nicht richtig freuen kann. „Wer misst die Wasser mit der<br />
hohlen Hand, und wer bestimmt des Himmels Weite mit der Spanne und fasst den Staub der<br />
Erde mit dem Maß und wiegt die Berge mit einem Gewicht und die Hügel mit einer Waage?“<br />
Ganz ehrlich: können sie sich das wirklich vorstellen?<br />
Was ich an mir merke, ist, dass wenn ich Gottes Liebe zu mir wirklich lebendig in mir spüre,<br />
dass ich mich dann auch <strong>über</strong> solche Beschreibungen Gottes freuen kann. Ohne diesen Bezug,<br />
wenn ich rein rational an die Sache herangehe, fehlt mir allerdings der Zugang, um mir die<br />
Größe Gottes erschließen zu können, mich dar<strong>über</strong> begeistern zu können.<br />
Nun aber zurück zu meinem Problem: ich sagte ja, dass es mir schwer fällt, <strong>über</strong> Gott zu<br />
staunen, weil ich so vertraut mit ihm umgehe. Gott ist mir schon so selbstverständlich<br />
geworden. Andererseits staune ich aber immer gerade dann <strong>über</strong> Gott, wenn ich ergriffen bin<br />
<strong>von</strong> seiner Liebe. Wenn also Gottes Liebe mir das Tor zu seiner Heiligkeit aufschließt, sodass<br />
ich mich <strong>von</strong> Herzen <strong>über</strong> ihn freuen kann, <strong>über</strong> ihn staunen kann, wie kann es dann sein, dass<br />
mein „vertrauter“ Umgang, den ich zu ihm pflege, mir den Blick auf Gottes Heiligkeit<br />
versperrt?<br />
Ich glaube, dass das, was ich hier mit „Vertrautheit“ bezeichnet habe, eine falsche<br />
Vertrautheit ist, die sich in die Beziehung, in den Umgang mit Gott einschleifen kann,<br />
vielleicht kennen sie das ja auch. Diese „Vertrautheit“ hat weder den Respekt und die<br />
Ehrfurcht vor Gott im Blick, noch kann sie als Liebe zu Gott bezeichnet werden. Vielmehr<br />
handelt es sich dabei um eine ganz platte, gedankenlose und routinemäßige Vertrautheit, die<br />
in Gott eigentlich nicht Gott sieht, sondern nur das Mittel zum Zweck, nicht den souveränen<br />
Gott, sondern die Wunschbox zur Stillung meiner Bedürfnisse und Wünsche. Ich will das<br />
etwas näher erläutern.<br />
In der Bibel ist immer wieder <strong>von</strong> der „Furcht des Herrn“ die Rede, die als der Anfang aller<br />
Erkenntnis und Weisheit bezeichnet wird. In dieser Furcht des Herrn soll man leben, in dieser<br />
Furcht des Herrn seine Kinder erziehen. Mit dieser „Furcht“ ist nicht die Angst, sondern die<br />
Ehrfurcht vor Gott gemeint.<br />
Heute ist <strong>von</strong> dieser „Furcht des Herrn“ glaube ich an vielen Stellen, vor allem auch bei den<br />
jüngeren Generationen zunehmend weniger zu sehen, auch unter Christen, und ich glaube,<br />
dass dies an dieser falschen und platten Vertrautheit liegt, die man so leicht zu Gott pflegt.<br />
Der Umgang mit Gott erscheint so selbstverständlich, dass er nicht mehr so wertvoll<br />
erscheint, wie er eigentlich ist. Wenn man mit einem Bild <strong>von</strong> Gott aufwächst und herumläuft,<br />
was nur beinhaltet, dass Gott, weil er mich ja liebt, auch automatisch tut, was ich brauche und<br />
möchte, dass Gottes Existenzberechtigung fast ausschließlich darin besteht für mich da zu<br />
sein, sich um mich zu drehen, dann läuft einiges schief. So zugespitzt würde dass zwar<br />
niemand zugeben und <strong>von</strong> sich behaupten, aber ich denke, dass es so oder so ähnlich in vielen<br />
Köpfen, zumindest in meinem, Anklang findet. Gott ist der Freund, der er zu sein hat, aber der<br />
Heilige?<br />
Ein Beispiel: Sonntagabend. Am nächsten morgen soll eine Klassenarbeit geschrieben<br />
werden. „Man“ betet: „Hey Vadder, für die Arbeit hab ich jetzt irgendwie nich so viel gelernt,<br />
war halt viel los <strong>am</strong> Wochenende, also sorry, ne, hey aber Vadder, mach doch einfach, das es<br />
trotzdem gut wird, du kannst das ja (...bist ja schließlich Gott, hast mich doch lieb, oder???)<br />
Amen. Stellen wir uns die Reaktion nach der Arbeit vor. Wie könnte sie sein? Angenommen<br />
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die Arbeit ist gut ausgegangen, dann kommt vielleicht die Reaktion: „Ach ja, danke übrigens<br />
Gott“ und in Kl<strong>am</strong>mern bzw. Gedanken (hat ja gut funktioniert, also beim nächsten mal<br />
wieder genauso). Und wenn die Arbeit daneben ging? „O Gott!, „Mensch noch mal“! das war<br />
jetzt aber echt blöd <strong>von</strong> dir! Was sollte das denn?“<br />
Vielleicht ist auch diese Situation wieder <strong>über</strong>spitzt, aber eines wird hier deutlich. Von echter<br />
Vertrautheit, d.h. <strong>von</strong> einem Vertrauen in Gott kann hier nicht die Rede sein, <strong>von</strong> einer echten<br />
Freundschaft auch nicht, denn die Kommunikation verläuft ja nur einseitig.<br />
Wenn man das so hört, fasst sich an den Kopf und fragt sich, ob die Person vorher auch nur<br />
für einen Moment inne gehalten hat und sich bewusst gemacht hat, mit wem sie es hier zu tun<br />
hat. Und doch „rutschen“ einem selbst solche Gebete auch selber raus. Gedankenlose Gebete,<br />
respektlose Gebete, Gebete ohne wirkliche Erwartung auf eine Antwort. Das, was das<br />
Unglaublichste und Wertvollste im Leben ist, nämlich mit dem Schöpfer der ganzen Welt<br />
jederzeit persönlich reden zu können, in dem Wissen, dass er sich mir liebevoll zuwendet, ist<br />
nichts mehr wert, wenn man aufhört <strong>über</strong> Gott nachzudenken. Gedankenlosigkeit führt zu<br />
einem Mangel an Ehrfurcht und Demut vor Gott, und so kann sich auch das Bewusstsein für<br />
seine Heiligkeit nicht entwickeln.<br />
Ich glaube, dass wir uns heute wieder neu bewusst machen müssen, wie hoch Gottes<br />
Heiligkeit in der Bibel eigentlich gehalten wird. Das wir Gott „Abba“, lieber Vater, nennen<br />
dürfen ist ein Privileg, dass uns <strong>von</strong> Jesus geschenkt wurde, das wir uns aber nicht erwerben<br />
könnten. Dieses Privileg schafft Gottes Heiligkeit allerdings nicht ab, es verändert ja Gottes<br />
Wesen nicht. Er ist unser Vater, aber er bleibt unser „heiliger Vater“, der der allmächtige Gott<br />
ist, und den wir nicht klein machen sollten, indem wir daraus unseren „Vadder“ machen, der<br />
dazu da ist uns aus der Patsche zu helfen, wenn es nicht mehr anders geht. Überhaupt ist Gott<br />
nicht „zu etwas da“, und er lässt sich auch <strong>von</strong> uns nicht instrumentalisieren. Nicht wir sind<br />
die Sonne um die sich alles dreht, sondern Gott.<br />
Dass zu beherzigen fällt schwer, denn <strong>von</strong> Geburt an sind wir ja darauf fixiert, dass sich alles<br />
um uns drehen muss, und wir mußten lernen zu teilen und abzugeben. Aber bei Gott müssen<br />
wir noch vielmehr lernen, nämlich uns ihm unterzuordnen, ihm die Führung <strong>über</strong> unser Leben<br />
abzutreten und seiner Führung zu vertrauen, und wir merken, dass vieles in uns dagegen<br />
rebelliert.<br />
→ Wo verleitet uns ein falsches oder einseitiges Gottesbild zu einem Umgang mit Gott,<br />
der ihm nicht gerecht wird?<br />
Was aber ist zu beherzigen, wenn man erkannt hat, dass man mit einem falschen Bild <strong>von</strong><br />
Gott herumläuft? Es muss wieder gerade gerückt werden, und das geht <strong>am</strong> einfachsten mit<br />
einem Blick in die Bibel, die der Spiegel für den angemessenen Umgang der Menschen mit<br />
Gott ist, weil sie Gottes Willen kennt und erzählt.<br />
Es zieht sich wie ein roter Faden durch die Bibel. Gott allein ist dass Zentrum, die Sonne, und<br />
wir Menschen, ja die ganze Schöpfung sind durch ihn und für ihn geschaffen.<br />
So z.B. die zehn Gebote: Mir wurde zu meinem Erstaunen bewusst, dass die ersten drei<br />
Gebote sich um die Heiligkeit Gottes drehen, bevor irgendetwas anderes ausgesagt werden<br />
soll. Dort heißt es (in Auszügen): „Ich bin der Herr, dein Gott“; „du sollst keine anderen<br />
Götter haben neben mir“; „Du sollst dir kein Bildnis (<strong>von</strong> mir) machen“; „du sollst den<br />
N<strong>am</strong>en des Herrn, deines Gottes nicht missbrauchen“; „Den Sabbat sollst du halten, dass du<br />
ihn heiligst, wie dir der Herr, dein Gott, geboten hat....Denn du sollst daran denken, dass auch<br />
du Knecht in Ägypten warst und der Herr, dein Gott, dich <strong>von</strong> dort herausgeführt hat mit<br />
mächtiger Hand und ausgerecktem Arm. Darum hat dir der Herr, dein Gott, geboten, dass du<br />
den Sabbattag halten sollst.“<br />
In 5.Mose 10,<strong>12</strong> wird der Wille Gottes für sein Volk so zus<strong>am</strong>mengefasst: „Nun Israel, was<br />
fordert der Herr, dein Gott, noch <strong>von</strong> dir, als dass du den Herrn, deinen Gott, fürchtest, dass<br />
du in allen seinen Wegen wandelst und ihn liebst und dem Herrn, deinem Gott, dienst <strong>von</strong><br />
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ganzem Herzen und <strong>von</strong> ganzer Seele, dass du die Gebote des Herrn hältst und seine Rechte,<br />
die ich dir heute gebiete, auf dass dir`s wohlgehe?“<br />
Und in Micha 6,8: „Es ist dir gesagt Mensch, was gut ist und was der Herr <strong>von</strong> dir fordert,<br />
nämlich Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott.“<br />
Und daran hat sich auch bis heute nichts geändert. Wie sollen wir Gott begegnen, wie sollen<br />
wir beten?<br />
Achten wir einmal bewusst auf das, was ganz <strong>am</strong> Anfang des Gebetes steht, dass Jesus uns<br />
gelehrt hat, dass uns allen so vertraut ist, das Vaterunser: „Unser Vater im Himmel! Dein<br />
N<strong>am</strong>e werde geheiligt. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf<br />
Erden.“ Am Anfang steht die Anbetung, weil Gott dass Zentrum ist, um das sich alles dreht.<br />
Wir sollen im gehorchen, ihn lieben, und demütig vor ihm sein!<br />
Aber auch <strong>über</strong>all sonst findet sich in der Bibel die Anbetung der Heiligkeit Gottes. Und es<br />
fällt auf, dass gerade die Menschen, die Gott <strong>am</strong> nächsten standen, die wirklich mit ihm<br />
vertraut waren und an denen er seinen Gefallen hatte, ihm mit dem größten Respekt und der<br />
höchsten Ehrfurcht begegnen, so etwa Mose, Daniel oder David, der sagt: „Weise mir Herr<br />
deinen Weg, dass ich wandle in deiner Wahrheit und erhalte mein Herz bei dem einen, dass<br />
ich deinen N<strong>am</strong>en fürchte.“ (Ps 86,11) Auch an diesen Menschen können wir uns orientieren<br />
und <strong>von</strong> ihnen lernen, und das kann unsere Herzenshaltung und Einstellung Gottes Heiligkeit<br />
gegen<strong>über</strong> berühren und verändern.<br />
→ Um Gottes ganzes Wesen in den Blick zu bekommen, müssen wir uns ihm auch mit<br />
unserem ganzen Wesen und aller Kraft zuwenden:<br />
• Ehrfürchtig und demütig, nicht nur emotional und gedankenlos<br />
• Von ganzem Herzen und ganzer Seele, nicht nur in kühlen und fernen<br />
Gedankenwelten<br />
Und wenn wir uns auf die Suche nach Gott machen, werden wir ihn auf vielerlei Art und<br />
Weise entdecken. In V26 heißt es: „Hebet eure Augen in die Höhe und seht! Wer hat dies<br />
geschaffen?“<br />
Gottes Heiligkeit wird nicht nur <strong>über</strong> den Buchstaben greifbar, und hier bei <strong>Jesaja</strong> sehen wir<br />
ja, dass man Gott mit Worten nicht annähernd erfassen kann. So einzigartig Gott jeden <strong>von</strong><br />
uns Menschen erschaffen hat, so vielfältig kann er sich uns auch vorstellen, auf eine Art und<br />
Weise die wir verstehen, die uns zu Herzen geht. Nicht nur in der Kirche, sondern auch im<br />
Schwimmbad, nicht nur Sonntags, sondern auch im Alltag.<br />
Bsp: So war es für mich gerade jetzt in den Ferien ein bewegender Moment, als ich in den<br />
Urlaub fliegen durfte, und die Erde mal <strong>von</strong> oben sehen konnte. Wie viele Menschen vor mir<br />
hatten dazu <strong>über</strong>haupt nie die Gelegenheit! Ich konnte mit eigenen Augen sehen, dass die<br />
Erde wirklich riesengroß ist, und der Himmel und die Wolken dar<strong>über</strong> weit und blau und<br />
majestätisch. Hier konnte ich mir viel besser ausmalen und staunen, wie groß und liebevoll<br />
Gott sein muss, angesichts dieser Weite und Schönheit. Es war einfach toll! Und ich konnte<br />
auch sehen, wie klein ich eigentlich bin und jeder andere Mensch irgendwo dort unten.<br />
Ich für meinen Teil erlebe Gott dann aber auch wiederum an ganz anderer Stelle. Nicht nur<br />
oder vor allem dann, wenn ich in meinem Zimmer sitze und Stille Zeit mache, sondern auch<br />
dann, wenn sich mir die Möglichkeit bietet, mit Leuten ins Gespräch <strong>über</strong> Gott zu kommen,<br />
und wenn ich sehe, wie Gott das Gespräch lenkt, wenn ich spüre, dass er da ist und mir ganz<br />
viel Liebe und Herzlichkeit für mein gegen<strong>über</strong> schenkt! Auch darin erkenne ich seine<br />
Heiligkeit und Liebe, die gegenwärtig ist im Kleinen, in meinem Herzen, meinen Gedanken.<br />
Gott, der die Weite des Alls, den Himmel, die Tiefen Ozeans und die Höhen der Gebirge<br />
gemacht hat, der sieht und hält auch das Kleine, die Blume auf dem Feld, die Vögel unter dem<br />
Himmel, jeden Menschen, auch mich, seit meiner Geburt, auch hier und jetzt, auch morgen<br />
und in der Zukunft.<br />
→ Begegnungen mit Gott sind nicht an Formen und Rituale, Orte oder Zeiten<br />
gebunden, sondern jederzeit und auf vielerlei Arten und Weisen möglich!<br />
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Auf Gottes Größe zu sehen heißt sich bewusst zu machen, dass Gott der immer noch Größere<br />
ist, der niemals fassbar sein wird, der immer auch Verborgenes an sich hat. Gott kann uns<br />
jederzeit neu <strong>über</strong>raschen mit dem wie er ist, sodass wir nie aufhören müssen, <strong>über</strong> ihn ins<br />
Staunen zu geraten.<br />
Im Vergleich zu Gottes Heiligkeit können wir unser Leben, können wir die Welt im richtigen<br />
Licht sehen. Wir sehen die Verlorenheit und Schlechtigkeit in der Welt im krassen Kontrast<br />
zu Gott. Vieles bleibt uns dabei auch unverständlich, vor allem, wenn es um fremdes oder<br />
eigenes Leid geht. Gerade in diesen Tagen hören wir ja auch wieder <strong>von</strong> schweren Erdbeben,<br />
<strong>von</strong> Terroranschlägen und Entführungen, Dinge <strong>von</strong> denen wir denken, dass Gott sie nicht<br />
zulassen sollte. Hier werden uns auch unsere Grenzen aufgezeigt. Wir können Leid zwar<br />
tragen oder lindern helfen, aber es voraussehen und verhindern, dass können wir nur sehr<br />
begrenzt, dass kann allein Gott, und so wie er es entscheidet und führt müssen wir es auch<br />
annehmen.<br />
Aber bei alldem dürfen wir wissen, dass Gott auch mit uns und mit seiner Welt fühlt und<br />
leidet und sich aus nichts heraushält, weil zu seiner Heiligkeit auch immer seine Liebe zählt.<br />
Am besten sehen wir das bei Jesus, <strong>von</strong> dem es in Hebr. 2,17 heißt:<br />
„Daher musste er in allem seinen Brüdern gleich werden, d<strong>am</strong>it er barmherzig würde und ein<br />
treuer Hoherpriester vor Gott, zu sühnen die Sünden des Volkes. Denn worin er selber gelitten<br />
hat und versucht worden ist, kann er helfen denen, die versucht werden.“<br />
Wenn wir auf Gottes Wesen, auf seine Heiligkeit und Liebe sehen, dann können wir nicht<br />
gleichzeitig auf unsre Probleme fixiert bleiben, wie das Kaninchen vor der Schlange, denn<br />
Gott lässt uns d<strong>am</strong>it nicht allein. Wie ruft es <strong>Jesaja</strong> uns hier zu (V27-31):<br />
→ „Warum sprichst du denn, Jakob, und du Israel, sagst: Mein Weg ist dem Herrn<br />
verborgen, und mein Recht geht vor meinem Gott vor<strong>über</strong>? Weißt du nicht? Hast du<br />
nicht gehört? Der Herr, der ewige Gott, der die Enden der Erde geschaffen hat, wird<br />
nicht müde noch matt, sein Verstand ist unausforschlich. Er gibt dem Müden Kraft und<br />
Stärke genug dem Unvermögenden. Männer werden müde und matt, und Jünglinge<br />
straucheln und fallen; aber die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft, dass sie<br />
auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie<br />
wandeln und nicht müde werden.“<br />
Amen.<br />
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