Funktionelle Dyspepsie und Reizdarmsyndrom - Arztbibliothek
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maka, bei Beschwerden mit vorwiegendem<br />
nicht-sauren Aufstoßen, Völle-<br />
<strong>und</strong> Druckgefühl sowie frühem<br />
Sättigungsgefühl primär Prokinetika<br />
einzusetzen, erscheint plausibel, obwohl<br />
ein Erfolg dieses Vorgehens in<br />
mehreren Studien nicht hinreichend<br />
gesichert werden konnte. Untersuchungen<br />
zur Behandlung eines unselektierten<br />
Patientenkollektivs mit Funk-<br />
tioneller <strong>Dyspepsie</strong>, wie es in der allgemeinmedizinischen<br />
Praxis vorkommt,<br />
haben gezeigt, dass sich nicht<br />
vorhersagen lässt, welche Patienten auf<br />
säurereduzierende Pharmaka oder auf<br />
Prokinetika ansprechen (59–61).<br />
Wenn auch nicht regelhaft vorausgesagt<br />
werden kann, welche Patienten<br />
von welchem therapeutischen Prinzip<br />
profitieren, erscheint dennoch in Ab-<br />
T H E R A P I E<br />
Tabelle 6: Arzneimittel zur Behandlung der <strong>Funktionelle</strong>n <strong>Dyspepsie</strong> sowie wichtige unerwünschte Arzneimittelwirkungen<br />
(UAW) <strong>und</strong> Arzneimittelinteraktionen (IA), pk: pharmakokinetische IA, pd: pharmakodynamische IA<br />
Wirkstoff/-Gruppen Dosierung Wichtige UAW/IA<br />
Säurehemmende Pharmaka<br />
H2-Antagonisten* UAW: Durchfall, Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen, Cholestase, Transamina-<br />
Ranitidin 1–2 x 150 mg/Tag senanstieg, Pankreatitis, Kreatininanstieg, Gelenk- <strong>und</strong> Muskelschmerzen,<br />
Famotidin 1–2 x 20 mg/Tag Gynäkomastie, Potenzstörungen, interstitielle Nephritis, Unruhe, Halluzinationen,<br />
Depressionen, Polyneuropathien, Myoklonien, Doppelbilder, allergische<br />
Reaktionen; Ranitidin: Leukopenie oder Thrombopenie, Herzrhythmusstörungen.<br />
IA: Die Aufnahme von Arzneimitteln, deren Resorption pH-abhängig ist, kann<br />
durch H2-Antagonisten verändert werden (z. B. Ketoconazol, Itraconazol)<br />
(pk); Ranitidin erhöht möglicherweise die Plasmakonzentrationen von<br />
Theophyllin <strong>und</strong> Glipizid (pk); Probenecid verzögert die Ausscheidung von<br />
Famotidin (pk).<br />
Protonenpumpeninhibitoren* UAW: Durchfall, Meteorismus, Bauchschmerzen, Blutbildveränderungen, aller-<br />
Omeprazol 1 x 10–20 mg /Tag gische Reaktionen, Muskel- <strong>und</strong> Gelenkbeschwerden, Schwindel, Kopf-<br />
Pantoprazol 1 x 20–40 mg /Tag schmerzen, Sehstörungen, Unruhe, Leberfunktionsstörungen, periphere<br />
Lansoprazol 1 x 15–30 mg /Tag Ödeme, Depressionen; bei Langzeitbehandlung evt. Erhöhung der Fraktur-<br />
Rabeprazol 1 x 10–20 mg/Tag ate, Überwucherung mit C. difficile, interstitielle Nephritis.<br />
Esomeprazol 1 x 20 mg/Tag IA: Omeprazol: Wirkungsverstärkung von: Diazepam, Warfarin, Phenytoin;<br />
Makrolidantibiotika: Wirkungsverstärkung beider Substanzen (pk); Ketoconazol,<br />
Itraconazol: verminderte Resorption aufgr<strong>und</strong> pH-Änderung durch Protonenpumpenhemmung<br />
(pk); Lansoprazol: Wirkungsverstärkung von Theophyllin<br />
(pk), verstärkte Blutzuckersenkung von Tolbutamid (pk), Sucralfat:<br />
verminderte Resorption von Lansoprazol (pd), Amoxicillin: verlangsamte Resorption;<br />
Pantoprazol, Rabeprazol: Ketoconazol (pd), Itraconazol siehe<br />
oben; PPI beeinträchtigen möglicherweise die Wirksamkeit von Clopidogrel<br />
nach akuten Koronarsyndromen; weitere Interaktionen können nicht ausgeschlossen<br />
werden.<br />
Prokinetika<br />
Metoclopramid 3 x 5–10 mg/Tag UAW: Kopfschmerzen, Schwindel, Unruhe, Depressionen, Dyskinesien, Hyperpro-<br />
(MCP) laktinämie, Blutdruckveränderungen, allergische Reaktionen, Herzrhythmusstörungen.<br />
IA: Anticholinergika schwächen die Wirkung ab (pd), Wirkung von Digoxin wird<br />
vermindert (pk), MCP reduziert Bioverfügbarkeit von Atovaquon <strong>und</strong> erhöht<br />
die Resorption von Tetracyclin, Pivampicillin, Lithium <strong>und</strong> Alkohol (pk);<br />
Neuroleptika, Antidepressiva, Anxiolytika: Wirkungsverstärkung <strong>und</strong> Häufung<br />
extrapyramidaler UAW (pd).<br />
Domperidon 3 x 5–10 mg/Tag UAW: Hyperprolaktinämie, allergische Reaktionen, QT-Verlängerung.<br />
IA: Anticholinergika: Wirkungsabschwächung (pd); Gefahr weiterer QT-Verlängerung<br />
bei Komedikation mit Azol-Antimykotika, Makroliden u. a. über<br />
CYP3A4-metabolisierten Substanzen (pk).<br />
* Zur Behandlung der FD nicht zugelassen.<br />
hängigkeit von Art <strong>und</strong> Schwere der<br />
Symptomatik ein medikamentöser Behandlungsversuch<br />
gerechtfertigt. Die<br />
Medikamente sollten nur befristet über<br />
zunächst vier bis maximal acht Wochen<br />
während der beschwerdereichen<br />
Phase unterstützend eingesetzt<br />
werden, da eine erfolgreiche Dauerbehandlung<br />
<strong>und</strong> eine medikamentöse<br />
Therapieempfehlungen der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft <strong>Funktionelle</strong> <strong>Dyspepsie</strong> <strong>und</strong> <strong>Reizdarmsyndrom</strong> – 2. Auflage 2010<br />
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