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Fronleichnam

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Zur Diskussion gestellt!<br />

Bitte nehmen Sie Stellung und schreiben Sie an info@luther-in-bs.de<br />

Können Lutheraner <strong>Fronleichnam</strong> feiern?<br />

Braunschweiger Theologe für Gottesdienste ohne Prozessionen<br />

Aufmerksamkeit erregte kürzlich eine Meldung des Pressedienstes idea, in der es u.a. hieß:<br />

„Braunschweig (idea) - Auch Lutheraner sollten das katholische Hochfest „<strong>Fronleichnam</strong>" begehen<br />

freilich nicht mit Prozessionen, sondern mit Gottesdiensten. Dafür plädiert der lutherische Pfarrer<br />

Jürgen Diestelmann (Braunschweig). Die kirchengeschichtliche Situation habe sich verändert, und<br />

Lutheraner brauchten sich ihrer Nähe zum katholischen Glauben nicht mehr zu schämen. Nach den<br />

versöhnlichen Worten von Papst Benedikt XVI. im vergangenen September im Erfurter Augustinerkloster<br />

könne das <strong>Fronleichnam</strong>sfest „kaum noch als gegen die Lutheraner gerichtetes Kampfmittel"<br />

betrachtet werden, wie es zur Zeit der Gegenreformation der Fall gewesen sei. An <strong>Fronleichnam</strong><br />

wird die leibliche Gegenwart Jesu Christi im Abendmahl gefeiert. Nach katholischer Tradition<br />

wird ferner bei Prozessionen Christus in Gestalt der geweihten Hostie in einer Monstranz durch<br />

Stadt, Flur und Wald geführt. Der Reformator Martin Luther (1483-1546) hielt diese Prozessionen<br />

für gotteslästerlich, weil ihnen die biblische Grundlegung fehle. Am diesjährigen <strong>Fronleichnam</strong>s-<br />

termin, dem 7. Juni, wird in der evangelisch-lutherischen Gemeinde St. Ulrici-Brüdern in<br />

Braunschweig eine Hochmesse abgehalten. Dort war Diestelmann von 1975 bis 1990 als Pfarrer<br />

tätig. ...“ (idea/23.04.2012)<br />

Hintergrund dieser Meldung ist, daß der Mörlin-Verein (benannt nach dem Lutherschüler und<br />

Braunschweiger Superintendenten Joachim Mörlin, + 1571) seit 2003 regelmäßig „Tage der Besinnung“<br />

im Schloß Mansfeld veranstaltete, die jeweils mit einer <strong>Fronleichnam</strong>s-Hochmesse abgeschlossen<br />

wurden. Diese fanden 2012 in Braunschweig statt, weil die historische Schloßkapelle in<br />

Mansfeld derrzeit renoviert wird.<br />

Dies erregte die Frage „Dürfen denn Lutheraner überhaupt <strong>Fronleichnam</strong> feiern?“<br />

Dazu möchte ich darauf hinweisen, daß ich die Frage lutherischer Gottesdienste an <strong>Fronleichnam</strong><br />

(und anderes) in meinem neuen Buch "Einladung zu Wort und Sakrament - Fünf Kapitel über die lutherische<br />

Messe" (ISBN 978-3-86386-196-49) ausführlich dargestellt habe.<br />

Vgl. dazu: http://www.luther-in-bs.de/Einladung%20zu%20Wort%20und%20Sakrament.pdf<br />

http://books.google.de/books?<br />

id=LUwSnaN22OMC&pg=PA94&lpg=PA94&dq=Diestelmann+<strong>Fronleichnam</strong>&source=bl&ots=jmbSn<br />

vdg_4&sig=EZ_20Nm-x_REJUy-cGV7_QCi-<br />

E8&hl=de&sa=X&ei=RrSvT6qbLczKsgbw1Ji0Bg&ved=0CGIQ6AEwBA#v=onepage&q&f=false<br />

<strong>Fronleichnam</strong> – lutherisch<br />

Daß in einer lutherischen Kirche das <strong>Fronleichnam</strong>sfest mit einem feierlichen Gottesdienst<br />

begangen wird, mag erstaunlich erscheinen. Hat doch der Reformator<br />

Martin Luther die <strong>Fronleichnam</strong>sprozessionen als ein Schauspiel („spectaculum“)<br />

leidenschaftlich abgelehnt. Darum ist unser <strong>Fronleichnam</strong>sgottesdienst nicht mit einer<br />

Prozession verbunden.<br />

Als Papst Urban IV. im Jahre 1264 das <strong>Fronleichnam</strong>sfest einführte, hatte er nicht die Absicht,<br />

damit eine Plattform für Prozessionen zu schaffen. Er wollte lediglich einen Festtag<br />

schaffen, an dem die Gläubigen mit dankbaren Jubel ihre Freude zum Ausdruck bringen,<br />

daß der im Altarsakrament geheimnisvoll und wunderbar gegenwärtige Christus uns Vergebung<br />

der Sünden, Leben und Seligkeit schenkt. Er schrieb damals, an diesem Tage solle<br />

„das fromme Volk eifern, in großer Menge in unsere Kirchen zu eilen, wo von den Geist-


lichen und Laien voll heiliger Freude Lobgesänge erschallen. An diesem heiligen Tage sollen<br />

aus dem Herzen der Gläubigen, aus ihrem Mund und von ihren Lippen Freudenhymnen<br />

ertönen. An diesem denkwürdigen Tage soll der Glaube triumphieren, die Hoffnung<br />

sich erheben, die Barmherzigkeit glänzen, die Frömmigkeit frohlocken, unsere Tempel von<br />

Freudengesängen widerhallen und die reinen Seelen vor Freude erzittern.“ Nur dies war<br />

der ursprüngliche Sinn des <strong>Fronleichnam</strong>sfestes. Erst einige Jahre später verband man es<br />

mit Prozessionen.<br />

Am Tag der Einsetzung des Heiligen Abendmahles, dem Gründonnerstag, steht dagegen<br />

das Leiden und Sterben des Heilandes im Mittelpunkt. Er hat darum einen ernsteren Charakter.<br />

Als Lutheraner bekennen wir uns zur wahren Gegenwart des Leibes und Blutes<br />

Jesu Christi und preisen in diesem Gottesdienst dankbar und froh die Gnade und Barmherzigkeit<br />

des Herrn.<br />

Der vollständige Text der Bulle zur Einführung des <strong>Fronleichnam</strong>sfestes<br />

„Transiturus de hoc mundo“ ist im Internet abgedruckt unter:<br />

http://geistlichelesung.blogspot.de/2010/05/fronleichnam-bulle-zur-einfuhrung-des.html<br />

Predigt von Pfarrer i.R. Jürgen Diestelmann<br />

am <strong>Fronleichnam</strong>stag 2012 in der Brüdernkirche Braunschweig<br />

Joh. 20,19-23<br />

19 Am Abend aber dieses ersten Tages der Woche, als die Jünger versammelt und die Türen<br />

verschlossen waren aus Furcht vor den Juden, kam Jesus und trat mitten unter sie und<br />

spricht zu ihnen: Friede sei mit euch!<br />

20 Und als er das gesagt hatte, zeigte er ihnen die Hände und seine Seite. Da wurden die<br />

Jünger froh, dass sie den Herrn sahen.<br />

21 Da sprach Jesus abermals zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt<br />

hat, so sende ich euch.<br />

22 Und als er das gesagt hatte, blies er sie an und spricht zu ihnen: Nehmt hin den Heiligen<br />

Geist!<br />

23 Welchen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; und welchen ihr sie behaltet,<br />

denen sind sie behalten.<br />

Aus diesem Wort der Heiligen Schrift hören wir zweierlei:<br />

1. Jesus kommt zu seiner Kirche<br />

2. Jesus bringt den Frieden Gottes<br />

Liebe Gemeinde!<br />

Ganz bewußt feiern wir heute als lutherische Christen das <strong>Fronleichnam</strong>sfest. Wir feiern es<br />

als das Hochfest des heiligen Altarsakramentes, das Fest des Leibes und Blutes unseres<br />

Herrn Jesus Christus. Wir tun dies nicht, weil uns dies der Papst oder sonst irgendjemand<br />

vorgeschrieben hätte. Wir sind als Lutheraner viel zu selbstbewußt, als daß wir uns vorschreiben<br />

lassen müßten, wann und wie wir die Messe feiern. Aber in der Liebe und Dankbarkeit<br />

zu unserm Heiland, der in diesem Sakrament so wunderbar und geheimnisvoll zu<br />

uns kommt, wollen wir von niemanden übertreffen lassen. Darum feiern wir auch heute die


Messe so, wie wir sie das ganze Jahr hindurch feiern und so wie Martin Luther sie einst<br />

gefeiert hat. Mit ihm bekennen uns ja zur Gegenwart unseres Herrn im heiligen<br />

Altarsakrament.<br />

Darum hören wir:<br />

1. Jesus kommt zu Seiner Kirche<br />

Unfaßbares erlebten die Jünger in der Frühe des Ostermorgens: Jesus kam zu ihnen. Derselbe<br />

Jesus, den sie selbst am Kreuz hatten sterben sehen, kam zu ihnen. Unfaßbares erleben<br />

auch wir als Kirche in der Messe. Der Heiland Jesus Christus, derselbe, der sich für uns<br />

am Kreuz opferte und dahingab, kommt zu uns.<br />

Einst hatte der Herr zu Seinen Jüngern gesagt: „Siehe. Ich bin bei euch alle Tage bis an der<br />

Welt Ende.“ Das macht er immer wieder aufs Neue wahr. Mit Seinem heiligen Wort ist er<br />

bei uns. Im Geist und in der Wahrheit ist er bei uns. Und vor allem in diesem großen Mysterium<br />

des Altarsakramentes ist Er bei uns.<br />

„Solches tut, so oft ihrs tut, zu meinem Gedächtnis!“ hatte er bei der Einsetzung gesagt. Oft<br />

sollen wir es also feiern und uns immer wieder Seiner gnadenvollen Gegenwart im Sakrament<br />

erfreuen. In Reue und Buße über unsere Sünde dürfen wir da zu Ihm kommen, aber<br />

auch unsere Freude, unsere Dankbarkeit und unseren Lobpreis dürfen wir zum Ausdruck<br />

bringen, dafür, daß Er, der Herr, im Sakrament so wunderbar, gnadenreich und geheimnisvoll<br />

bei uns gegenwärtig ist. Auch am Gründonnerstag, dem Tag der Einsetzung des Hl.<br />

Abendmahles danken wir ihm dafür, aber da steht nicht die Freude im Mittelpunkt des Gedenkens,<br />

sondern der Ernst des Leidens und Sterbens des Herrn.<br />

Nicht zuletzt Martin Luther hat die Gläubigen einst im Großen Katechismus gemahnt, man<br />

solle den großen Schatz dieses Sakramentes, der uns immer wieder angeboten wird, nicht<br />

vorüber gehen lassen. Was kann es auch größeres geben als auf diese Weise mit Gott selbst<br />

vereinigt und versöhnt zu werden. Wir durften es schon als Konfirmanden mit den Worten<br />

Luthers im Kleinen Katechismus lernen, was das Sakrament des Altars ist: „Es ist der wahre<br />

Leib und Blut unseres Herrn Jesus Christus, unter dem Brot und Wein uns Christen zu<br />

essen und zu trinken von Christus selbst eingesetzt.“ Damit umschrieb Luther das gewaltige<br />

Mysterium, das uns hier geschenkt wird: Derselbe Leib, der auf Golgatha am Kreuz gehangen<br />

hat und für uns in den Tod gegeben wurde, wird uns hier in, mit und unter dem Brot gegeben,<br />

damit wir Vergebung der Sünden, Leben und Seligkeit empfangen. Dasselbe Blut,<br />

das der Herr dort vergossen hat, wird uns mit dem Wein zu trinken gegeben, damit wir Vergebung<br />

der Sünden, Leben und Seligkeit empfangen. So groß ist Seine Gnade !<br />

Bei dem Stichwort „<strong>Fronleichnam</strong>“ denken die meisten Menschen nur daran, daß heute vielerorts<br />

Prozessionen mit dem Sakrament stattfinden. Aber als 1264 der damalige Papst Urban<br />

IV. das <strong>Fronleichnam</strong>sfest einführte, dachte er nicht an Prozessionen, sondern wollte<br />

nur, daß sich an diesem Tage die Gläubigen im Gotteshaus zusammenfinden, um Gott mit<br />

Lob- und Dankgesängen für das hl. Altarsakrament zu preisen. Er selbst pries das Sakrament<br />

in seiner Stiftungsurkunde mit Worten, die ganz ähnlich klingen wie später die Worte<br />

Martin Luthers. So schrieb er:<br />

„O vortreffliches, anbetungswürdiges und ehrwürdiges Sakrament, das man nicht genug<br />

verehren und verherrlichen, nicht genug rühmen, dessen Verdienste man nicht genug erheben<br />

kann. O Sakrament, das würdig ist, aus Herzensgrund verehrt, aus dem innigsten Ge-


fühl geliebt, und würdig ist, mit unauslöschlichen Zügen unserem Gedächtnis aufs Tiefste<br />

eingegraben zu werden.“ Diese Worte des Papstes Urbans IV. stimmen zum Teil fast wörtlich<br />

mit Luthers Worten überein. Denn auch Luther schrieb zu seiner Zeit: "In der Eucharistie,<br />

in dem verehrungs- und anbetungswürdigen Sakrament ist der Leib und das Blut<br />

Christi gegenwärtig und wird sowohl an Würdige wie auch Unwürdige ausgeteilt und von<br />

ihnen empfangen."<br />

Eben darum war es unserm Reformator Martin Luther ein so großes Ärgernis, daß man mit<br />

dem Sakrament ein Spectaculum, ein Schauspiel veranstaltete, indem man es durch die<br />

Straßen, durch Wiesen und Felder trug. Ja, mit den Prozessionen wollte man über diejenigen<br />

triumphieren, die die wahrhafte Gegenwart des Herrn im Sakrament leugnen. Es ist ja<br />

tatsächlich ein schlimmes Ärgernis, wenn Christen die wahre Gegenwart des Herrn im Sakrament<br />

bestreiten. Aber darf man deshalb dies heilige Sakrament zu einem Triumphgehabe<br />

mißbrauchen? Er, der Herr, der in diesem Sakrament gegenwärtig ist, wollte nicht triumphieren.<br />

Sein größter Triumph war und ist es, daß Er - der doch der Herr aller Herren und<br />

König aller Könige ist – es nicht als einen Raub, als einen Triumph betrachtete, Gott gleich<br />

zu sein, sondern er erniedrigte sich selbst bis zum Tode am Kreuz. Sein Triumph ist es, daß<br />

er sich selbst zur Erlösung der Sünder dahingab! Darum machen wir kein solches Spektakel<br />

am <strong>Fronleichnam</strong>stag, sondern hören dankbar beim Sakramentsempfang: „Für Dich gegeben<br />

und vergossen zur Vergebung Deiner Sünden. Das stärke und bewahre dich zum ewigen<br />

Leben!“<br />

Das ist ja die rechte Antwort, die wir auf dieses große Gnadengeschenk unseres Herrn geben<br />

können, nicht menschlicher Triumph, sondern dankbarer Empfang dieser so unermeßlich<br />

hohen Gnadengabe: Immer und immer wieder dürfen wir uns zurüsten, um Ihn im Sakrament<br />

zu empfangen. „Wahrhaft würdig und recht, billig und heilsam ists / daß wir dir,<br />

heiliger Herr, allmächtiger Vater, ewiger Gott / allezeit und allenthalben Dank sagen /<br />

durch Jesum Christum, unsern Herren.“ - so beten wir jedes Mal zu Beginn des Heiligen<br />

Abendmahles, ja, allezeit und allenthalben soll es geschehen. So dürfen wir beten und lobsingen<br />

und unsern Herrn in unserer Mitte erwarten und empfangen, voller Freude und Anbetung!<br />

2. Jesus bringt den Frieden Gottes<br />

Christen, denen diese Freude fehlt, kommen mir manchmal vor, wie die Jünger am Abend,<br />

bevor der Herr Tag der Auferstehung zu ihnen kam. Sie hatten zwar gehört, was die Frauen<br />

ihnen verkündigten: Jesus lebt, Er ist auferstanden! - aber sie erfaßten es nicht. Eigentlich<br />

hätten sie doch voll froher Erwartung und voller Sehnsucht sein müssen, auch selbst bald<br />

dem Auferstandenen begegnen zu dürfen. Aber sie schlossen sich aus Angst vor den Feinden<br />

Jesu ein und kapselten sich damit auch von ihrem Herrn ab. Aber Er, der am Kreuz gestorben<br />

ist und begraben wurde, lebt! Da kann man doch nicht mehr in Angst und Verzweiflung<br />

bleiben, sondern darf in Getrostheit auf das Kommen des Herrn warten.<br />

Liebe Gemeinde! Manchmal denke ich: Das ist oftmals auch das Bild der Kirche von heute.<br />

Seit zwei Tausend Jahren hat sie ihren Sendungsauftrag. Sie hat das biblische Zeugnis derer,<br />

die den Auferstandenen selber gesehen haben, ja sie selbst hat den Auftrag und die Sendung,<br />

die Botschaft des Auferstandenen in die Welt zu tragen - und doch läßt sie sich oftmals<br />

so wenig anmerken von der Freude, daß sie einen lebendigen und auferstandenen<br />

Herrn hat, den Herrn, dem selbst die Mächte der Hölle und des Todes nichts anhaben konnten.


Aber so wie Jesus zu seinen verzagten Jüngern kommt und sie grüßt mit Seinem göttlichen<br />

Friedensgruß: „Friede sei mit euch!“, so kommt er zu seiner Kirche, immer und immer wieder<br />

im Heiligen Sakrament. Da empfangen wir Seinen Frieden. Er ist es ja selbst, der durch<br />

Sein Wort zu Seiner Kirche spricht. Er kehrt selbst mit Seinem heiligen Leib und mit Seinem<br />

heiligen Blut im Sakrament ein. Es ist unglaublich, aber wahr. Er kommt wirklich!<br />

Nachdem die Jünger dies erlebt hatten, wurden sie froh und fragten nicht mehr, warum und<br />

wieso. Sie fragten nicht, wie ist es zu erklären, daß Er, der doch gestorben war, jetzt zu uns<br />

kommt? Sie erfuhren: Es ist unerklärlich und doch wahr: Er lebt und ist da! Er spricht zu<br />

uns, ER spricht uns Seinen Frieden zu und läßt uns in Seinem göttlichen Frieden leben.<br />

Ja, Er will Seine Kirche nicht in der Angst lassen. ER bringt ihr Seinen Frieden und läßt sie<br />

leben im Heiligen Geist. Das dürfen wir an solch einem Tage vor aller Welt bekennen! Er<br />

ist bei uns mit seinem Wort und Sakrament, mit seinem Geist und mit seiner Gnade.<br />

Ja, Er selbst schenkt uns hier Seinen Frieden. Denn was heißt es, wenn wir in der Messe hören:<br />

„Der Friede des Herrn sei mit euch!“ Jedes Mal, wenn in Seinem Namen und mit Seinen<br />

Worten Brot und Wein gesegnet wurde, hören wir es:: Der Friede des Herrn sei mit<br />

euch! Das ist mehr als nur ein frommer Wunsch des Pfarrers. Zwar wünsche ich als Pfarrer<br />

von Herzen allen meinen Gemeindegliedern den Frieden Gottes. Aber der Friedensgruß bei<br />

der Abendmahlsfeier ist viel mehr! Ich darf diese Worte in Jesu Namen und mit Seinen<br />

Worten aussprechen! Jesus selbst sagt euch, Seiner Gemeinde durch meinen Mund den<br />

Frieden zu! Er selber schenkt euch, seiner Gemeinde, den heiligen Gottesfrieden und von<br />

diesem heiligen Gottesfrieden dürfen wir leben und ihn hinaustragen in die Welt!<br />

Papst Urban IV. sagte darum damals, an diesem Tage sollte das „das fromme Volk sich beeifern,<br />

in großer Menge in unsere Kirchen zu eilen, wo von den Geistlichen und Laien voll<br />

heiliger Freude Lobgesänge erschallen. An diesem heiligen Tage sollen aus dem Herzen<br />

der Gläubigen, aus ihrem Mund und von ihren Lippen Freudenhymnen ertönen. An diesem<br />

denkwürdigen Tage soll der Glaube triumphieren, die Hoffnung sich erheben, die Barmherzigkeit<br />

glänzen, die Frömmigkeit frohlocken, unsere Tempel von Freudengesängen widerhallen<br />

und die reinen Seelen vor Freude erzittern.“ Auch wir wollen heute am <strong>Fronleichnam</strong>stag<br />

Gott den Herrn mit unsern Lobgesängen und Gebeten preisen und ihn loben und<br />

ihm danken für die wunderbare Gabe Seines heiligen Altarsakramentes!<br />

Später, in den Zeiten der Gegenreformation nach dem tridentinischen Konzil verstand man<br />

die Prozessionen am <strong>Fronleichnam</strong>stag ganz offiziell als Machtdemonstration gegen die<br />

Protestanten. Welch ein Gegensatz ist das gegenüber dem, was Papst Benedikt XVI. im<br />

letzten Jahr zu den evangelischen Vertretern im Augustinerkloster zu Erfurt sagte: „Wir<br />

sollten nicht nur die Trennungen und Spaltungen beklagen, sondern Gott für alles danken,<br />

was er uns an Einheit erhalten hat und immer neu schenkt.“ Ja, wir alle - ganz gleich ob<br />

Lutheraner, römisch-katholische oder orthodoxe Christen - wollen Gott danken, daß wir<br />

alle uns zu dem einen in diesem Sakrament so geheimnisvoll und gnadenvoll gegenwärtigen<br />

Herrn Jesus Christus bekennen dürfen. Ihm, unserm Gott und Heiland sei Ehre in<br />

Ewigkeit. Amen.<br />

Kommunionlied<br />

1. Wie heilig ist die Stätte hier, wo ich voll Andacht stehe!<br />

Sie ist des Himmels Pforte mir, die ich nun offen sehe.<br />

O Lebenstor, o Tisch des Herrn,<br />

vom Himmel bin ich nicht mehr fern und fühle Gottes Nähe.


2 Wie heilig ist dies Lebensbrot, dies teure Gnadenzeichen,<br />

vor dem des Herzens Angst und Not und alle Qualen weichen!<br />

O Brot, das meine Seele nährt,<br />

o Manna, das mir Gott beschert, dich will ich jetzt genießen.<br />

3 Wie heilig ist doch dieser Trank, der mein Verlangen stillet,<br />

der mein Gemüt mit Lob und Dank und heilger Freud erfüllet!<br />

O Lebenstrank, o heilges Blut,<br />

das einst geflossen mir zugut, dich will ich jetzt empfangen.<br />

4 Welch unaussprechlich Glück ist mein, welch Heil hab ich gefunden!<br />

Mein Jesus kehret bei mir ein, mit ihm werd ich verbunden.<br />

Wie ist mein Herz so freudenvoll,<br />

daß ich in Jesus leben soll und er in mir will leben!<br />

5 O, wär doch auch mein Herz geweiht zu einer heilgen Stätte,<br />

damit der Herr der Herrlichkeit an mir Gefallen hätte!<br />

O, wäre doch mein Herz der Ort,<br />

an welchem Jesus fort und fort aus Gnaden Wohnung machte!<br />

6 Mein Jesu, komm und heile mich; was sündlich ist, vertreibe,<br />

damit ich nun und ewiglich dein Tempel sei und bleibe.<br />

Von dir sei ganz mein Herz erfüllt;<br />

Herr, laß dein heilig Ebenbild beständig an mir leuchten.<br />

7 Nun, du hast himmlisch mich erquickt, du hast dich mir gegeben;<br />

in dir, der mich so hoch beglückt, will ich beständig leben.<br />

Laß mich, mein Heiland, allezeit,<br />

von nun an bis in Ewigkeit mit dir vereinigt bleiben.<br />

Gelobt sei Jesus Christus in Ewigkeit. Amen<br />

Valentin Ernst Löscher 1673-1749

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