Hospital Eduardo Pereira - bvmd
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vmd-Austausch-Bericht: 4 Monate PJ Chirurgie in Valparaiso, Chile, 2011<br />
PJ Chirurgie an der Universidad de Valparaiso, <strong>Hospital</strong> <strong>Eduardo</strong><br />
<strong>Pereira</strong>, Chile<br />
Motivation<br />
Ich habe mich für ein PJ-Tertial in Chile interessiert, da ich schon ein Jahr in Spanien studiert habe und gerne<br />
wieder in ein spanischsprachiges Land wollte, um meinen Wortschatz zu erweitern, die Kultur und den<br />
Klinikalltag dort kennen zu lernen. Nach einer einmonatigen Reise in Argentinien und Brasilien, wollte ich<br />
unbedingt nochmal nach Südamerika, und fürs PJ kam Chile als erste Wahl in Frage, da es in der Medizin -<br />
verglichen mit den anderen südamerikanischen Ländern – fortgeschrittener ist und das Land mich durch seine<br />
Vielfältigkeit faszinierte.<br />
Vorbereitung<br />
Ich hatte mich schon im Mai 2010 an einigen Universitäten in Chile beworben, die jeweils erforderlichen<br />
Bewerbungsformulare und –Bescheinigungen findet man auf den Uni-Seiten. Man muss Geduld haben mit der<br />
Antwort, bei mir dauerte es bis September bis ich eine Zusage der Universität in Valparaiso erhielt<br />
Kontakt Universität Valparaiso:<br />
Facultad de Medicina<br />
Escuela de Medicina<br />
Secretaría Académica<br />
Hontaneda 2653<br />
Valparaíso<br />
CHILE<br />
direccion.escmed@uv.cl<br />
Viviana Navia<br />
Tel.: 0056-32-250-7307<br />
Ich entschied mich für Valparaiso wegen der Nähe zur Küste und da dort die Kosten für das Tertial verglichen<br />
mit zb Santiago niedriger sind. (In Santiago soll man ca 400 US Dollar pro Monat zahlen, in Valparaiso waren es<br />
600$ pro Tertial, wobei es jetzt angestiegen ist)<br />
Nach der Zusage bemühte ich mich um ein einen Fahrtkostenzuschuss des <strong>bvmd</strong>, da der Flug doch ziemlich<br />
teuer ist und man auch mit frühzeitiger Buchung selten unter 1000 Euro liegt.<br />
Visum<br />
Eigentlich sieht die chilenische Botschaft vor, dass man für Praktika in Chile ein Praktikantenvisum hat. Die<br />
Erstellung dauert aber rund 6-8Wochen und erfordert so einige Formulare (+Kosten ca 100Euro). Ich habe aus<br />
vorherigen Berichten herausgelesen, dass es nicht notwendig ist, ein Visum zu haben. Mit dem Touristenvisum<br />
kann man 90Tage im Land bleiben, um es zu erneuern kann man sehr gut einen Wochenendtrip nach<br />
Argentinien, Mendoza, unternehmen und erhält somit erneut 90Tage Aufenthalt. Die Universität selbst fragt<br />
nicht nach einem Visum.<br />
Der einzige Nachteil ohne Visum ist jedoch der, dass man keinen RUT erhält. Der RUT ist der chilenische Perso,<br />
wobei die den überall und immer angeben müssen, und man ohne RUT kein Konto eröffnen , im Krankenhaus<br />
nicht auf die OP-Liste eingetragen werden kann, keine Reservierungen im Internet tätigen kann, etc..und teils<br />
auch keine Vergünstigungen hat, da man natürlich auch keinen Studentenausweis bekommt ( ich habe mir ein<br />
Zertifikat von der Uni ausstellen lassen, wo bestätigt wird, dass ich Student bin, so hatte ich zumindest ein paar<br />
Vergünstigungen, wie den Bus etc.., denn es werden nicht immer die internationalen Studentenausweise<br />
anerkannt (wobei ich jetzt selber keinen hatte)..<br />
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Gesundheit<br />
Spezielle Impfungen außer Hepatitis A und B sind für Chile eigentlich nicht notwendig, Man sollte jedoch<br />
versuchen, das Wasser nicht zu trinken; es ist zwar Trinkwasser, aber es beinhaltet doch andere Bakterien, die wir<br />
Europäer nicht so gut vertragen. Bei Problemen kann man sich als Medizinstudent aber gut an die Ärzte im<br />
Krankenhaus wenden, die helfen gerne.<br />
Sicherheit<br />
Chile ist verglichen mit anderen südamerikanischen Ländern ein sicheres Land., wobei man doch immer<br />
vorsichtig sein muss, und speziell in Valparaiso nie sichtbar Wertsachen mit sich rumtragen sollte. Gerade<br />
Kameras und Handys werden sehr gerne geklaut. In Valparaiso sollte man die ganz hoch gelegenen Hügel<br />
generell meiden, ansonsten gilt es vor allem nachts aufmerksamer zu sein und sich im Hafenviertel lieber in<br />
Gruppen zu bewegen. Das Problem ist nämlich, dass teils gewaltsam vorgegangen wird.<br />
Mir persönlich ist nie was passiert, und es ist insgesamt auch nicht so gefährlich, wie es mir bei Ankunft immer<br />
gesagt wurde.<br />
Trotzdem empfehle ich ein „falsches Portemonnaie“ zu haben, in dem man eine Kopie seines Passes hat und<br />
nicht zu viel Geld.<br />
Geld<br />
In Chile wird mit chilenischen Pesos gezahlt; 1 Euro sind ca 650 chilenische Pesos.<br />
Am Besten ist es bei Ankunft schon getauschtes Geld dabei zu haben, andererseits kann man am Flughafen auch<br />
Euros oder Dollar unkompliziert wechseln. Generell gibt es sehr viele Wechselstuben, aber ich empfehle eher<br />
eine Kreditkarte zu haben, mit der man vor Ort ohne Probleme abheben kann ( beim online-Institut DKB<br />
bekommt man eine Kreditkarte, mit der man in allen Ländern kostenlos Geld abheben kann, Beantragung dauert<br />
3 Wochen).<br />
Insgesamt sind die Lebenshaltungskosten in Chile günstiger, vor allem Transportmittel innerhalb der Stadt und<br />
nationale Busse, Flüge dagegen teurer. Das Essen im Supermarkt ist in etwa vergleichbar mit den Preisen<br />
Europas, wobei man viel billig Essen gehen kann, da es fast immer irgendwelche günstige Menüs zur Auswahl<br />
gibt.<br />
Die Wohnungen sind ebenfalls günstiger, ich zahlte zB umgerechnet 190 Euro für eine gute Lage und ein großes<br />
Zimmer in einer WG.<br />
Sprache<br />
Gesprochen wird natürlich spanisch, allerdings weicht „chileno“ doch ziemlich vom „Castellano“ ab; die<br />
Chilenen benutzen unglaublich viele Expressionen, sprechen viele Wörter anders und eher abgehakter aus und<br />
haben auch viele andere Wörter als die bekannten spanischen Wörter, wobei sie castellano problemlos verstehen,<br />
es aber als altertümlich ansehen. Außerdem sollte man sich nicht über das „-po“ wundern, das an viele Wörter<br />
angehangen wird.<br />
Da ich schon ein Jahr in Spanien studiert habe, konnte ich schon gut spanisch sprechen, es dauerte aber<br />
trotzdem seine Zeit, bis ich die Chilenen wirklich verstehen konnte. Es hilft auf jeden Fall gute<br />
Spanischkenntnisse zu haben.<br />
Verkehrsverbindungen<br />
Es gibt verschiedene Fluganbieter nach Chile, Direktflüge sind eher selten. Man fliegt am ehesten über Sao Paulo<br />
mit zB TAM Airlines (+LAN als Weiterflug, Tochtergesellschaft der TAM), oder zb Iberia über Madrid.<br />
Ich bin mit TAM von Frankfurt aus über Sao Paulo geflogen und finde die Airline auch echt gut; den Flug habe<br />
ich bei billigflüge.de gebucht.<br />
Im Land selbst benutzt man wie in ganz Südamerika vor allem Busse, die Preise sind in Ordnung und die<br />
Verbindungen sind meistens gut; oft kann man über Nacht fahren.<br />
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Falls man nach Patagonien möchte, sollte man nach Flügen bei LAN auf der Internetseite suchen<br />
(Tipp: die Preise sind für Chilenen günstiger! Da man ohne RUT eh nichts buchen kann, sollte man sich die<br />
günstigen Flüge heraussuchen und mit dem bekannten Angebot ins LAN-Reisebüro gehen)<br />
In Valparaiso selbst gibt es ´micros´ und ´colectivos´. Micros sind Kleinbusse, colectivos sehen aus wie Taxis,<br />
fahren aber auch gewisse Strecken ab und nehmen Leute auf, falls noch Platz ist. Die colectivos kosten zwar<br />
minimal mehr, sind jedoch schneller und man kann überall einsteigen. Preise liegen bei ca 300-500Pesos.<br />
Die micro Nr. 705 (oder auch N genannt) fährt zum <strong>Hospital</strong> <strong>Eduardo</strong> <strong>Pereira</strong> und alle colectivos, auf denen<br />
„consultorio“ steht ( und auch die mit St.Roque oder so ähnlich).<br />
Kommunikation<br />
Ich habe mir vor Ort ein Billighandy mit SIM-Karte gekauft. Auf diesem kann man auch von Deutschland aus<br />
erreichbar sein, aber für Auslandsgespräche bietet sich eher Skype an. Internet hat man eigentlich in fast allen<br />
Wohnungen, und auch im Krankenhaus.<br />
Ansonsten gibt es viele Internetcafés, über die Preise kann ich leider keine Auskunft geben.<br />
Stadt und Unterkunft<br />
Ich bin erstmal in einem Hostel untergekommen, von dort aus habe ich mir dann eine Wohnung gesucht.<br />
Es gibt eine chilenische Wohnungswebsite www.compartodepto.cl , ansonsten kann man gut Wohnungsangebote<br />
aushängend an Laternen oder in Kiosken finden.<br />
Ich wohnte auf dem Cerro Alegre, den Hügel kann ich auch nur weiterempehlen, sowohl von der Lage als auch<br />
von der Sicherheit. (Ansonsten Cerro Concepcion auch sehr schön). Es war eher ein kleines WG-Haus mit 9<br />
Zimmern, der Vermieter wohnte auch mit drin (das ist meistens so).<br />
Valparaiso selbst hat ca. 300 000 Einwohner und ist eine Hafenstadt, die aus El Plan und vielen Hügeln<br />
drumherum besteht. Auf den ersten Blick hat mich Valparaiso enttäuscht, da es irgendwie dreckig und<br />
heruntergekommen gewirkt hat, wenn man aber erstmal ein wenig über die Hügel schlendert, erkennt man den<br />
Charme und die Einzigartigkeit der Stadt. Viele Häuser sind Darstellungen von Kunstwerken, alles ist bunt und<br />
es gibt bei jedem Mal wieder etwas Neues zu entdecken. Nach allen Reisen musste ich immer wieder feststellen,<br />
dass mich Valparaiso am Meisten faszinierte mit dem Blick über die ganzen Hügel und den Hafen ins Meer<br />
hinein. Das Nachtleben findet in zahlreichen Bars und kleinen Clubs statt, die Chilenen sind sehr gut im Feiern☺<br />
Direkt neben Valparaiso liegt das komplett gegensätzliche Vina del Mar; die Stadt erinnert an eine amerikanische,<br />
etwas künstliche Stadt, die für mich zum Wohnen nicht in Frage gekommen wäre. In Vina del Mar liegen aber die<br />
schönen Strände, man kann es von Valparaiso aus mit fast allen Bussen in 20min erreichen.<br />
Literatur<br />
Lonely Planet, ansonsten evtl einen spanischen Roman…<br />
Mitzunehmen<br />
Ich hatte gelesen, dass man sowohl Kittel als auch OP-Kleidung mitbringen muss, das tat ich auch. OP-Kleidung<br />
bekommt man allerdings im <strong>Eduardo</strong> <strong>Pereira</strong>, wie es mit den anderen Krankenhäusern aussieht, weiß ich leider<br />
nicht.<br />
Ansonsten auch warme Kleidung mitnehmen, da es abends an der Küste ganz schön frisch und windig ist, und<br />
evtl Outdoor-Kleidung, es gibt viel zu unternehmen in Chile☺<br />
Reise und Ankunft<br />
Da ich das 1.Tertial in Chile machte, kam ich etwas früher an und suchte mir schnellstmöglich eine Wohnung<br />
(wobei ich das Hostel PataPata auf dem Cerro Alegre/Concepcion echt weiterempehlen kann…). Nachdem ich<br />
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mich schon mal im Krankenhaus vorstellte und sicher ging, dass die mich dort erwarten (alles kein Problem),<br />
machte ich noch eine kleine Reise.<br />
Tätigkeitsbeschreibung und fachliche Eindrücke<br />
De Ärzte und alle Mitarbeiter sind wesentlich entspannter als in Deutschland, die Ärzte nehmen sich mehr Zeit<br />
für die Studenten, erklären viel und lang, und trinken auch immer wieder gerne ein Käffchen zwischendurch. Die<br />
chilenischen PJler sind alle sehr nett und hilfsbereit; und es ist doch immer wieder erstaunlich wie viel sie wissen<br />
und wie gut vorbereitet die sind; das liegt zum Teil auch an deren Organisation des Studiums, da sie andauernd<br />
beschäftigt sind mit Arbeiten, Vorträge halten für die Seminare und den 2maligen Turnos (Dienste in der<br />
Notaufnahme) pro Woche.<br />
Im <strong>Hospital</strong> <strong>Eduardo</strong> <strong>Pereira</strong> hat man die Möglichkeit, durch alle Fachbereiche zu rotieren, das heißt Thorax-,<br />
Gastro-,Kopf- und Hals-, Gefäß- und plastische Chirurgie. Jeder Fachbereich ist ein wenig anders organisiert;<br />
meistens ist man einem Arzt zugeteilt und kümmert sich dann um dessen Patienten. 1-2mal die Woche gibt es in<br />
jedem Bereich eine große Visite mit allen Ärzten und Reunionen, in denen schwierige Patienten vorgestellt und<br />
besprochen werden. Es gibt außerdem 2-3mal die Woche Seminare, in denen die chilenischen PJler ein<br />
Thema/Krankheitsbild vorstellen und es zusammen mit dem Arzt besprochen wird. Ansonsten sieht man sich<br />
jeden Tag die Patienten an, evaluiert diese und kann auch jederzeit mit in den OP.<br />
Wenn man möchte, kann man sich ebenfalls für die Turnos eintragen; diese finden im <strong>Hospital</strong> Carlos van Buren<br />
in der Notaufnahme statt, wo man dann viel nähen darf und bei Not-OPs assistieren kann.<br />
Im Nachhinein muss ich sagen, dass man dort schon sehr viel lernen kann, da die Ärzte sehr präsent sind und<br />
einem auch viel überlassen wird. Die Patienten bringen einem viel Vertrauen entgegen.<br />
Das Gesundheitssystem in Chile stützt sich auf private und öffentliche Versicherungen, alle Patienten werden<br />
zwar behandelt, aber es gibt schon teils enorme Wartezeiten und je nach Krankenhaus andere Arten der<br />
Behandlung. Die Ärzte arbeiten meistens morgens in den öffentlichen Krankenhäusern (wie das <strong>Hospital</strong><br />
E.<strong>Pereira</strong>) und operieren nachmittags in privaten Kliniken, wo sie dann mehr Geld verdienen und die<br />
Ausstattung auch dementsprechend anders aussieht. In der Notaufnahme geht es teils schon sehr chaotisch zu,<br />
dort müssen die Patienten auch mal öfters fast einen ganzen Tag warten.<br />
Andererseits kann man so dazulernen, ohne große Technik durch eine gute Anamnese und körperliche<br />
Untersuchung auf die Diagnose zu kommen.<br />
Land und Leute<br />
Chile ist ein total vielseitiges Land, in dem man sehr viel sehen und erleben kann. Das Land und die Leute<br />
ändern sich zusammen mit ihrer Umgebung; es gibt alles von Wüste bis Subtropen, die Anden und den Pazifik,<br />
aber die Chilenen sind überall total hilfsbereit, offen und herzlich. Ich hatte zum Glück die Möglichkeit, relativ<br />
viel zu bereisen und somit kennen zu lernen. Sehr weitläufig und komplett anders ist Patagonien, dafür muss<br />
man aber mehr Zeit einplanen, da es rund 2000km von Valparaiso entfernt liegt und je nach Saison es schwer ist<br />
dort mit Bussen umher zu reisen, da alles gekürzt wird. Ansonsten kann man mit Wochenendausflügen trotz der<br />
großen Entfernungen auch immer gut kleinere Ausflüge machen, so nach Pucon, La Serena bzw. Valle Elqui,<br />
und und und…<br />
Fazit<br />
Das PJ-Tertial in Chile hat mich in kultureller, fachlicher und persönlicher Hinsicht bereichert und ich habe die<br />
Zeit dort sehr genossen, obwohl es ab Mai auch ab und an ziemlich kalt war. ☺ Ich habe dort sehr viele Sachen<br />
erlebt, faszinierende Natur gesehen und so manchmal die eigenen Limits ausgetestet, sodass es auf jeden Fall ein<br />
unvergessliches großes Erlebnis bleiben wird.<br />
Ich kann es nur empfehlen, wenn man die Möglichkeit hat nach Chile zu gehen, diese auch wahrzunehmen.<br />
Jedoch würde ich, wenn ich es nochmal machen würde, erst ein Tertial in Deuschland absolvieren, damit man<br />
doch mit ein bischen mehr Vorwissen ankommt und besser vergleichen kann.<br />
Bei Fragen könnt ihr euch gerne jederzeit melden: inaschuetz@gmx.net<br />
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