Not just pants - kathrin eckhardt
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8 Feuilleton<br />
von Dr. Inge Schwenger-Holst,<br />
Medizinerin, Unternehmerin und Vorsitzende<br />
des Vereins call a doc.<br />
Mehr nicht?<br />
„Es gibt Empfindungen, die man einfach<br />
niemals haben kann, wenn man<br />
keine Vorhaut hat.“ Dies ist zumindest<br />
die Quintessenz von Paul Tardiff,<br />
der sich mit 30 einer Beschneidung<br />
unterzogen hat.<br />
Während Ferkel in Europa mit gutem<br />
Grund die Hoffnung haben können, in<br />
Zukunft nicht mehr ohne Betäubung<br />
kastriert zu werden, ist es sogar in den<br />
USA üblich, die Beschneidung von<br />
Säuglingen ohne Narkose durchzuführen.<br />
1870, dort als Mittel gegen die verpönte<br />
Masturbation eingeführt, wurde<br />
die Circumcision später – inzwischen<br />
längst widerlegt – als das Non plus ultra<br />
der männlichen Sexualhygiene vor<br />
allem von feministischen Organisationen<br />
gepredigt. Das letzte Woche ergangene<br />
Kölner Urteil, das zum ersten<br />
Mal die nicht medizinisch begründete<br />
Beschneidung bei männlichen Kindern<br />
für Unrecht erklärt, ist inzwischen einem<br />
Sturm der Entrüstung ausgesetzt.<br />
Ein Sturm, der die Pein, die Risiken<br />
– immerhin ca. 200 Todesfälle in den<br />
USA infolge von Beschneidungen pro<br />
Jahr – und vor allem einen irreversiblen<br />
Eingriff in die Sexualität ohne Möglichkeit<br />
der Selbstbestimmung des Patienten<br />
negiert. Offenbar fern jeglicher<br />
Sachkenntnis über Folgen und Durchführung<br />
dieses Eingriffs meint sogar der<br />
Ethikprofessor Michael Bongardt im<br />
Cicero, dass der durch das Kölner Urteil<br />
geführte Angriff gegen eine religiös<br />
fundierte Tradition mehr Schaden als<br />
Nutzen anrichte.<br />
Nun Herr Bongardt, wagen wir doch<br />
einen kleinen Ausflug allein in die möglichen<br />
postoperativen Komplikationen,<br />
welche da wären: Harnverhaltung, Meatitis,<br />
Meatusulzeration, Meatusstenose,<br />
Verwachsungen, begrabener Penis,<br />
Phimose, und weitere. Die Veränderungen<br />
am Meatus, sprich der Harnröhrenöffnung,<br />
treten vorwiegend bei<br />
Beschneidungen auf und das in einer<br />
Häufigkeit von immerhin über 5%.<br />
Sicher, aus Frauensicht ist ein beschnittener<br />
Penis durchaus nicht unattraktiv<br />
und der Reinigungsmodus ist deutlich<br />
vereinfacht, aber kann dies Grund sein,<br />
Tausende von Säuglingen und Schulkindern<br />
der mehrtägigen Qual und dem<br />
lebenslangen – vielleicht ungewollten<br />
– Eingriff in ihre Sexualität zu unterziehen?<br />
Schön wäre es, wenn wir, vor den<br />
Ferkeln, unsere eigenen Winzlinge vor<br />
unnötigen Qualen zu schützen wüssten.<br />
CALL A DOC<br />
die 24-7 Hotline für Ihr<br />
medizinisches Problem<br />
01805 - 32 13 03<br />
(0,14 EUR/min aus dem Festnetz)<br />
Ausgabe N°25 Juni / Juli 2012 Jahrgang 4 trafficnewstogo.de<br />
trauMJob:<br />
STYLEIKONE<br />
von Kathrin Eckhardt, Zürich<br />
„GIOVANNA, GIOVANNA“ SCHREIT<br />
es pünktlich zum Auftakt der Modewochen<br />
auf den Straßen der großen Metropolen, wenn<br />
die langbeinige Italienerin in ihren auserwählten<br />
Designerkleidern vor den grossen Schauen erscheint.<br />
Giovanna Battaglia ist Moderedakteurin<br />
bei «L’Uomo Vogue» und arbeitet als freie<br />
Stylistin für Magazine wie das «W Magazine» in<br />
New York. Sie ist spätestens seit der schnellen,<br />
medialen Verbreitung durch die Online-Medien<br />
eine Modeikone. Die Blogger aus aller Welt<br />
fotografieren ihren Look, Tausende von Usern<br />
klicken auf ihr Bild, und sogar die Printmedien<br />
verwenden die Bilder der schönen Italienerin in<br />
Rubriken wie «Look of the moment».<br />
Erste Erfahrungen in der Modewelt sammelte<br />
sie als Model für Dolce & Gabbana. Heute gehört<br />
sie nicht mehr auf den Catwalk, sondern<br />
sitzt im Publikum neben dem Laufsteg und<br />
beobachtet die neusten Trends. Doch die Rolle<br />
der Moderedakteure als stille Beobachter des<br />
Modegetümmels durchmischt sich immer mehr<br />
mit der Rolle der aktiven Mitspieler im Geschäft.<br />
Sie werden durch ihre mediale Präsenz, die sie<br />
auch durch ihre Selbstinszenierung an den Modewochen<br />
erhalten, für die Marken interessant.<br />
Es ist kein Geheimnis, dass sie Taschen, Tücher,<br />
Sonnenbrillen, Lidschatten, Make-up, Selbstbräuner,<br />
Sandalen, Stiefel, Pumps, Schmuck und<br />
Morgenmäntel von den grossen Häusern in die<br />
Redaktionen geschickt erhalten. Tragen sie die<br />
Mode zur rechten Zeit am rechten Ort, wird sie<br />
im besten Fall zum Top-Seller und die Redakteure<br />
zum Marketing-Instrument.<br />
Anna dello Russo ist eine weitere Hauptdarstellerin<br />
im Modezirkus. Sie zählt zu den auffälligsten<br />
unter den schillernden Moderedakteurinnen<br />
und ist die Chefin der japanischen Vogue. Auf<br />
ihrem eigenen Blog schreibt sie: „I don’t want<br />
to be cool, I want to be fashion!“<br />
Frau dello Russo und Frau Battaglia wechseln<br />
die Seiten in hohem Tempo, befinden sich auf<br />
und neben der Bühne, sind Zuschauende und<br />
Darstellende im Theater der Mode. Doch was<br />
bedeutet die Doppelrolle der Redakteurinnen<br />
für das Modegeschäft?<br />
Die Expertinnen sind selbst Trägerinnen der<br />
Neuigkeiten, die sie in ihrem Medium verbreiten.<br />
von Timo Feldhaus<br />
DEN TRAUERWEIDEN AM Rand<br />
des Heiligen Sees macht das Spaß, sie wiegen<br />
sich im Wind, während zur Privatvilla<br />
hin, am Pool vorbei, der Kellner ein riesiges<br />
cäsarisches Tablett mit einem klitzekleinen<br />
Dessert darauf durch die Menschen balanciert.<br />
Etwas weiter unten am Wasser wird<br />
Eis mit Erbeeren serviert und der beste al-<br />
Das Produkt erhält dadurch seinen Ritterschlag.<br />
Der bunte Jupe von Prada, die Serpenti-Tasche<br />
von Bulgari oder die Sonnenbrille „Culte“ von<br />
MiuMiu sind damit geprüft, für gut befunden<br />
und öffentlich vertretbar. Die Redakteurinnen<br />
schaffen als Stilvorbilder Orientierung. Bedenken<br />
wir die vielen unterschiedlichen Angebote,<br />
ist der Schrei nach Leitfiguren in der Mode<br />
nachvollziehbar. Und die Mode selbst bietet sich<br />
als Orientierungsmittel wunderbar an, denn sie<br />
trägt nach außen, was vom Inneren nicht gezeigt<br />
werden kann. Nur „die Oberfläche bietet<br />
Orientierung“, schrieb bereits der Philosoph Georg<br />
Simmel vor über hundert Jahren.<br />
Die beiden italienischen Modeikonen scheinen<br />
Gefallen daran zu finden, im Rampenlicht zu<br />
stehen. Sie haben sich die Aufmerksamkeit gesichert<br />
und erhalten damit eines der wichtigsten<br />
Güter der Gegenwart. Denn Aufmerksamkeit<br />
bringt Nutzen, sagen die Soziologen, unter<br />
anderem das Sichern von Vorteilen und das<br />
Erlangen von Prestige. Dello Russo und Battaglia<br />
wissen, wie sich ihre neuen Möglichkeiten<br />
auszahlen. Die Moderedakteurinnen werden zu<br />
strategischen Geschäftsfrauen, die ihre Bekanntheit<br />
für Synergien nutzen. Die Chefin der japanischen<br />
Vogue hat gerade eine Accessoire-Kollektion<br />
für den schwedischen Moderiesen H&M<br />
entworfen, berät Modehäuser und sichert ihren<br />
Marktwert täglich auf ihrem Blog www.annadellorusso.com.<br />
Giovanna macht es etwas dezenter. Sie war neben<br />
ihrer Aufgabe als Stylistin und Redakteurin<br />
letztes Jahr das Gesicht des Schmuckbrands<br />
Eddie Borgo. Als ehemaliges Model war sie<br />
dafür prädestiniert. Auf ihrer Homepage steht<br />
ihr Name in Buchstaben aus langen Beinen –<br />
ihrem Markenzeichen. Neben den Bildern mit<br />
ihren Arbeiten, ist auf der Internetseite ein Bildertagebuch<br />
zu finden. Natürlich nutzen beide<br />
Modeikonen Facebook und posten ihre Looks<br />
fast täglich auf ihrer Wall. So erhalten sie sich<br />
ihre Aufmerksamkeit, sichern ihren Status und<br />
erweitern täglich ihr Fan-Netz.<br />
Beide Frauen lieben die Mode aus tiefstem Herzen<br />
- die feinen Stoffe, die Muster und sorgfältige<br />
Verarbeitungsweise. Es scheint, als wollten<br />
sie ihre Freude an der Mode nach außen tragen.<br />
Doch ist das wirklich alles – oder kriegen sie einfach<br />
nicht genug vom reizvollen Ruhm?<br />
Denn Bekanntheit wird zum Statussymbol, Aufmerksamkeit<br />
zum Lebenselixier. Der Soziologe<br />
Markus Schroer sagte: „Das Individuum existiert<br />
durch die Blicke anderer“. Es will im Blitzgewitter<br />
stehen, während die Nebendarsteller<br />
im Schatten bewundernd warten.<br />
WIEDERGEBURT<br />
DES WUNDERKIND<br />
NACH EINER AUSZEIT VON FAST ZWEI JAHREN KEHRT WOLFGANG JOOP<br />
MIT SEINEM LABEL WUNDERKIND WIEDER INS RAMPENLICHT. DES FASHION<br />
ZIRKUS ZURÜCK. EIN BERICHT AUS POTSDAM.<br />
ler Filterkaffees. Aus Berlin, aus Wien, aber<br />
auch aus Tokio sind die Gäste nach Potsdam<br />
gekommen. Und dann tritt Wolfgang Joop<br />
durch die Tür in seinen Garten. Er trägt eine<br />
Sonnenbrille, es ist ein sehr warmer Tag im<br />
Monat Mai. Und Joop hat eine wunderbare<br />
Laune, denn es ist auch ein wunderschöner<br />
Wunderkind-Tag: sein Label, seine Liebe, ist<br />
wieder am Leben.<br />
Kurz zuvor, in der nebenliegenden „Villa-<br />
Wunderkind Herbst/Winterkollektion 2012<br />
© Alexander Palacios<br />
Rumpf“, zwischen den gedrehten Holzsäulen,<br />
die denen des Petersdoms nachempfunden<br />
sind, standen sie alle auf und klatschten<br />
tosend Beifall. Und Wolfgang kam und lief<br />
den extra eingerichteten Catwalk herab, begrüßte<br />
und küsste in Seelenruhe die komplette<br />
erste Reihe, links und rechts. Es sagte:<br />
Ich bin hier Zuhause, wir gehören zusammen,<br />
ihr seid mein „kleiner Kreis“ und ich<br />
noch immer euer kleiner Prinz. Nun schaut<br />
mal was ich für euch gezaubert habe.“ Die<br />
letzte Wunderkind-Kollektion, erzählt mir<br />
eine Journalistin, habe sie selbst damals im<br />
Oktober 2010 in Paris gesehen. Ob Nadja<br />
Auermann auch dabei war? Es ist egal, heute<br />
ist sie da, heute sind sie, das muss man mal<br />
sagen, wirklich alle da. Die Hausmodels Sara<br />
und Lea und die anderen Preussinnen, die mit<br />
der durchscheinenden Haut und den langen<br />
glatten langen Haaren, sie schauen grazil und