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Das Startup-Booklet - alpha-board

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Was Pommes de Cheval und Business-Pläne gemeinsam haben<br />

Immer, wenn es in Deutschland um StartUps geht, ist vom Business Plan die Rede. Ich persönlich halte einen Business Plan<br />

für die am meisten überschätzte Aufgabe eines angehenden Firmengründers. Ich bezweifle, dass man die Zukunft eines jungen<br />

Unternehmens in einem neuen Markt voraussagen und planen kann. Ich glaube, Business-Pläne gibt es nur, damit Banker<br />

ruhig schlafen können – und damit sie die Geschäftsgründer, deren Mut und Begeisterung sie nicht nachvollziehen können,<br />

herum kommandieren können. Um die Geschäftsidee zweier Absolventen zu verstehen, könnte ein Banker zwar auch zuhören,<br />

Fragen stellen und sich in die Situation des StartUps hineindenken – aber zum Zuhören fehlt ihnen die Bescheidenheit<br />

und zum Hineindenken hoffentlich nur der Mut. Wer glaubt, dass Businesspläne etwas über die Zukunft eines Unternehmens<br />

sagen können, der glaubt auch, dass sich Risiken von amerikanischen Häuslebauer-Krediten minimieren lassen, indem<br />

man sie im Bündel kauft.<br />

Ich mag in dieser Hinsicht ein Vorurteil haben und immer nach entsprechender Bestätigung suchen, aber auch viele StartUp-<br />

Gurus sehen das ähnlich.<br />

Ich halte es, was Business-Pläne angeht, mit Helmut von Moltke, der folgendes sagte: Kein Plan überlebt den ersten Feindkontakt.<br />

Ich sehe aber den Sinn darin, zu planen, sich gedanklich auf die Eventualitäten der Zukunft vorzubereiten. Sollte sich<br />

die Situation dann in der Zukunft entscheidend ändern, kommt man damit als im Planen eingeübte Person besser und<br />

schneller klar als jemand, der sich mit der Zukunft des Unternehmens noch nie auseinander gesetzt hat.<br />

Und natürlich hilft Planen, gewisse Abhängigkeiten zu erkennen: Nehmen wir mal an, mein Business wäre, Pferdemist an<br />

Tomatenzüchter zu liefern. Ich will im 6. Monat Umsätze von 500.000 Euro/Monat machen und strebe einen Verkaufspreis<br />

von 5 € pro Kilo Pommes de Cheval (Marketing-Sprech für Apfel des Pferdes). Dann würde das bedeuten, dass ich 100<br />

Tonnen Pferdemist ausliefern müsste. Dazu bräuchte ich nicht nur erstmal haufenweise Kunden, die Bedarf dafür haben –<br />

sondern auch ein oder zwei Fahrzeuge, denn das wären bei 20 Arbeitstagen im Monat bereits 5 Tonnen Pferdemist am Tag,<br />

die meinen Hof verlassen. Habe ich denn 2 Fahrzeuge? Was kosten die mich? Wie lange sind die Lieferzeiten für solche<br />

Fahrzeuge? Nehmen wir mal an, mein durchschnittlicher Kunde will aber nur 50kg Pferdemist haben. Die Fahrzeuge habe ich<br />

nun so ausgelegt, dass sie 2,5 Tonnen Zuladung akzeptieren. <strong>Das</strong> wären dann aber bei durchschnittlich 50 kg pro Lieferung<br />

trotzdem 50 Auslieferungen pro Fahrzeug und Tag – also etwa 6 pro Stunde. Brauche ich also doch mehr Fahrzeuge? Und<br />

so weiter und so fort. Die Planung zeigt mir, was ich alles vorbereiten muss und woran ich zu denken habe. Sehr gut. Aber<br />

ob ich im 6. Monat wirklich 100 Tonnen Pferdemist ausliefere oder nicht, das weiß kein Schwein – und wird’s auch niemals<br />

wissen.<br />

<strong>Das</strong> wichtigste, was in einen Business-Plan hineingehört – aber sehr oft nicht drin steht, ist folgendes:<br />

Wie sieht der initiale Wettbewerbsvorteil aus?<br />

Wie wird der initiale Wettbewerbsvorteil in einen nachhaltigen Wettbewerbsvorteil überführt?<br />

Der erste Punkt bezieht sich auf das Problem, das man löst und für dessen Lösung man vom Markt bezahlt wird. Welchen<br />

Vorteil bietet die neue Lösung, das neue Produkt und warum ist sie in dieser Konfiguration von Produkt/Dienstleistung/lokalem<br />

oder globalen Markt/Differenzierung etc. einmalig? Guy Kawasaki würde fragen: Wer hat mein<br />

Geld in seiner Tasche – und wie kommt es in meine Tasche? In Kawasakis Business-Plan auf 10 Powerpoint-Folien (The<br />

10/20/30 Rule of Powerpoint for Business Plans) bezieht sich die Beantwortung dieser ersten Frage auf die ersten Folien.<br />

Viel wichtiger, und selbst von Guy Kawasaki unbeachtet, ist aber die zweite Frage: wie wird dieser initiale Wettbewerbsvorteil<br />

nachhaltig – oder umgekehrt: was hält die großen Fische im Teich davon ab, das Produkt einfach zu kopieren? Wir haben<br />

ein Patent, wir haben den größten Vertriebspartner des Landes exklusiv unter Vertrag, wir haben als erste die kritische Masse<br />

erreicht, wir lernen schneller als unser Wettbewerb und sind deswegen immer die Schlausten oder ähnliche Ideen sind es,<br />

die hier gefragt sind.<br />

Business-Pläne nach diesem Strickmuster (10 Folien mit Schriftgröße 30) sind es, die sehr viel mehr Substanz enthalten als<br />

das, was Banken und Businessplan-Wettbewerbe uns aufgedrängt haben. Egal, ob es um den Vertrieb von Pommes de Cheval<br />

geht oder nicht – in den meisten Businessplänen steht einfach nur Mist. Es siegt Form über Inhalt, weil “das alle so machen”<br />

und “die Bank es braucht”.<br />

_______________________________________<br />

Link zu diesem Artikel: http://denkpass.de/2010/11/was-pommes-de-cheval-und-business-plane-gemeinsam-haben

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