06.03.2013 Aufrufe

Die Westfront 1918 Von Gehorsamsverweigerungen zur ... - MgFa

Die Westfront 1918 Von Gehorsamsverweigerungen zur ... - MgFa

Die Westfront 1918 Von Gehorsamsverweigerungen zur ... - MgFa

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Die</strong> <strong>Westfront</strong> <strong>1918</strong><br />

Verbündeten der Deutschen dramatische<br />

Ereignisse ein: Am 19. September<br />

begann ein britischer Großangriff<br />

in Palästina, wo die türkische Front sofort<br />

zusammenbrach. <strong>Die</strong>ses Schicksal<br />

ereilte auch die Front in Mazedonien,<br />

sodass das mit Deutschland verbündete<br />

Bulgarien am 25. September um<br />

einen Waffenstillstand bitten musste.<br />

In dieser Lage begann eine bis zum<br />

Kriegsende anhaltende britisch-französisch-amerikanisch-belgischeGeneraloffensive<br />

an der <strong>Westfront</strong>. Den Anfang<br />

machte am 26. September ein<br />

französisch-amerikanischer Großangriff<br />

zwischen Reims und der Maas.<br />

Am folgenden Tag gingen Briten und<br />

Franzosen gegen die »Siegfriedstellung«<br />

vor und noch einen Tag später<br />

schritten Belgier, Briten und Franzosen<br />

in Flandern zum Angriff.<br />

<strong>Die</strong> OHL drängt auf<br />

Verhandlungen<br />

<strong>Die</strong> OHL verlangte angesichts des gegnerischen<br />

Ansturms nun geradezu ultimativ<br />

Verhandlungen, um zu einem<br />

Waffenstillstand zu gelangen. In dem<br />

Zusammenhang sollte eine neue Regierung<br />

auf der Grundlage einer parlamentarischen<br />

Mehrheit gebildet werden,<br />

um den Friedenswunsch glaubwürdig<br />

erscheinen zu lassen. Am<br />

2. Oktober wurde Prinz Max von Baden<br />

zum neuen Reichskanzler ernannt.<br />

Zwei Tage später bat das Deutsche<br />

Reich den amerikanischen Präsidenten<br />

Woodrow Wilson, die Herstellung des<br />

Friedens in die Hand zu nehmen. Darin,<br />

dass man diesen Adressaten gewählt<br />

hatte, drückte sich bereits der<br />

Wandel aus, den die Weltordnung<br />

durch den Krieg erfahren hatte.<br />

Auf den Gang der militärischen Ereignisse<br />

an der <strong>Westfront</strong> hatte dieser<br />

Schritt keinen Einfluss. <strong>Die</strong> amerikanischen<br />

Erfolge an der Maas zwangen<br />

die Deutschen im Oktober dazu, die<br />

seit 1915 immer wieder schwer umkämpfte<br />

und stark befestigte Champagnefront<br />

aufzugeben. <strong>Die</strong> harten<br />

Kämpfe beiderseits der Maas hielten<br />

bis zum Waffenstillstand an. In Flandern<br />

gelang es den Angreifern, die<br />

deutschen U-Bootbasen zu erobern, ein<br />

Ziel, das die Briten 1917 trotz größter<br />

Opfer nicht erreicht hatten. Auch die<br />

»Siegfriedstellung« ging verloren.<br />

6 Militärgeschichte · Zeitschrift für historische Bildung · Ausgabe 3/2008<br />

5Britische Tanks in einem Bereitstellungsraum hinter der Front.<br />

<strong>Die</strong> neuen deutschen Positionen erhielten<br />

trutzige Namen wie etwa »Brunhild-«<br />

oder »Kriemhild-Stellung«, waren<br />

aber meist nur Linien im Gelände<br />

ohne nennenswerten fortifikatorischen<br />

Ausbau, obwohl ein solcher angesichts<br />

des massiven Tankeinsatzes der Gegenseite<br />

nötiger denn je gewesen wäre.<br />

Gegen diese in wachsender Zahl auftretende<br />

Waffe musste sich die deutsche<br />

Infanterie im offenen Gelände<br />

und ohne geeignete Abwehrmittel verteidigen.<br />

400 Tanks griffen am 18. Juli<br />

an und über 500 am 8. August. Neue,<br />

leichte Typen wie der französische FT-17<br />

bestimmten nun das Bild. Im Januar<br />

<strong>1918</strong> besaß Frankreich davon ein Bataillon<br />

mit 73 Kampfwagen, im August<br />

15 Bataillone mit 1100 und im November<br />

25 Bataillone mit 2000 Tanks! Weit<br />

überlegen war die Entente aber auch in<br />

allen anderen Kampfmitteln: Dichte<br />

Fliegerschwärme begleiteten die am<br />

Boden angreifenden Truppen, trugen<br />

Tod und Zerstörung in das Gebiet hinter<br />

der Front und legten gleichzeitig<br />

die deutsche Luftaufklärung weitgehend<br />

lahm, sodass die höhere Führung<br />

im Dunkeln tappte. Dank der Tanks sowie<br />

ihrer überlegenen Transportkapazität<br />

konnten die Ententemächte Of-<br />

5Rastende deutsche MG-Kompanie.<br />

fensiven rasch vorbereiten, ohne wie<br />

früher auf die bis ins Einzelne gehende<br />

und zeitraubende Regelung des Artillerieeinsatzes<br />

angewiesen zu sein: Neben<br />

der für damalige Verhältnisse reichen<br />

Ausstattung mit Lastkraftwagen<br />

war auch das Eisenbahnnetz auf Seiten<br />

der Entente besser ausgebaut als bei<br />

den Deutschen. <strong>Die</strong>ser Vorteil schwand<br />

allerdings in dem Maß dahin, in dem<br />

die deutsche Front <strong>zur</strong>ückgedrückt<br />

wurde: Auf ihrem Rückzug zerstörten<br />

die Deutschen die Verkehrsinfrastruktur,<br />

was der Nachschuborganisation<br />

der Alliierten wachsende Probleme bereitete.<br />

In Deutschland verschlechterte sich<br />

indessen die »Ersatzlage« dramatisch,<br />

also die Fähigkeit, die laufenden schweren<br />

Verluste an Menschen zu ersetzen.<br />

Schon die Verluste der Frühjahrsoffensiven<br />

konnten nicht mehr ausgeglichen<br />

werden. Während es bis einschließlich<br />

1917 gelungen war, die Zahl der operativen<br />

Verbände zu vermehren, mussten<br />

<strong>1918</strong> insgesamt 29 Divisionen aufgelöst<br />

werden, davon neun im August,<br />

zwölf im September und fünf im Oktober.<br />

Viele Divisionen waren bei Kriegsende<br />

nur noch Artillerieverbände mit<br />

einer schwachen Infanteriebedeckung.<br />

ullstein bild<br />

Bayerisches Armeemuseum

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!