Heft 2 / 2010 - KSC Neckarau
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WILDE WASSER…, STEILE KLIPPEN…<br />
Maurice Revien!!<br />
Kurzerlebnisbericht von der Ardeche.<br />
OTTO HECK<br />
Es sind schon einige Jahre her<br />
da waren im "Bootshaus" Erlebnisberichte<br />
von der Ardeche<br />
gewünscht. Damals ist mir<br />
zwar die Geschichte als<br />
berichtenswert eingefallen aber<br />
Zeitmangel oder andere Ereignisse<br />
haben das Vorhaben verdrängt.<br />
Falls also noch Bedarf...<br />
Bitte.<br />
Wir waren, es war anno 1972,<br />
mit dem C2 am Campingplatz<br />
bei Vallon gestartet. Es war<br />
Herbst, ein mäßiger Wasserstand<br />
und angenehme Temperatur<br />
(Wasser und Luft). Den<br />
ersten Absatz vorm Pont Arc<br />
hatten wir, im Gegensatz zu<br />
vor ein paar Jahren, problemlos<br />
hinter uns gebracht. Damals<br />
ging‘s mit offenem Faltbootzweier<br />
mit halb vollgeschlagenem<br />
Boot und einem<br />
gebrochenen Längsstab gerade<br />
nochmals gut.<br />
Trotz vollem Boot<br />
(Campingausrustung) kamen<br />
wir zügig voran z. T. in Begleitung<br />
einer Schweizer Gruppe,<br />
von der wir noch eine Kopie<br />
einer Schluchtkarte "erbten".<br />
Bald lockte links ein Sandstrand<br />
zum Aufschlagen des<br />
Zeltes (Damals durfte man<br />
noch), gegenüber war steiler<br />
Fels. Es war noch früh am Tag.<br />
Aber mit Baden, Felsformationen<br />
erkunden, Kaffeekochen<br />
und ähnlichem verging die Zeit<br />
sehr schnell. Die Schlucht<br />
wurde schattig und kein Boot<br />
kam mehr vorbei. Wir waren<br />
allein und richteten schon für<br />
das Nachtessen.<br />
Da!, über das stille Wasser<br />
weit übertragen,- Stimmen. Es<br />
klang französisch und kam nur<br />
langsam näher. Dann kamen<br />
sie langsam um die Ecke. Vier<br />
junge Leute saßen halb im<br />
Wasser, paddelten und stakten<br />
mit irgendwelchen Fantasiepaddeln<br />
zu uns heran. 2 Frauen<br />
und 2 Männer. Sie hatten so 6<br />
bis 8 Autoschläuche zusammengebunden<br />
auf denen sie<br />
sich halb im halb über dem<br />
Wasser fortbewegten. Sie sahen<br />
unser Zelt stehen und legten<br />
bei uns an. Ihre Frage ob<br />
man hier zur Höhenstraße<br />
kommt konnten wir nicht beantworten-<br />
sie hatten wohl gemeint<br />
wir kämen von oben.<br />
Eine der jungen Frauen hatte<br />
vom langen im Wasser sitzen<br />
schon blaue Lippen.<br />
Die Ersatzwäsche – 0h<br />
Schreck- die im Plastikbeutel<br />
unter den Autoschläuchen hing<br />
war triefend nass. Die Beutel<br />
waren natürlich beim Rutsch<br />
über Fels und Geröll schon<br />
lange nicht mehr dicht. Wir<br />
liehen ihr eine Strumpfhose.<br />
Wir warten noch heute auf die<br />
Rückgabe die nach<br />
Addressangabe versprochen<br />
wurde. -Wird wohl auch nicht<br />
mehr kommen nach über bald<br />
40 Jahren.<br />
Die Vier saßen am Ufer bei ihrem<br />
"Schlauch"·Boot und diskutierten<br />
heftig. Dann stürmte<br />
einer der beiden Männer, ein<br />
Modellathlet, unter Protest seiner<br />
Freundin, den steilen Hang<br />
hinauf und verschwand im<br />
wilden Gestrüpp. Maurice<br />
revien!!! Schrie die Freundin<br />
einige Male und das<br />
"röwiääää!!!" schallte mit viel<br />
Echo durch die dämmrige<br />
Schlucht. Doch das Knacken<br />
im Gestrüpp über uns verstummte<br />
und es war Stille. Die<br />
Drei saßen etwas bedeppert am<br />
Ufer. Nach einer halben Stunde<br />
auf einmal wieder Geraschel<br />
über uns im Gebüsch--Maurice<br />
kam zurück. Er hatte wohl einen<br />
Durchstieg gefunden.<br />
Nach kurzer Beratung wurde<br />
die Luft aus den Schläuchen<br />
gelassen und Maurice hing sie<br />
sich über seine breiten Schultern.<br />
Die andern nahmen die<br />
übrigen. meist nassen Sachen<br />
und nach einem "Merci et au<br />
revoir" verschwanden sie im<br />
steilen Gestrüpp. Es war auch<br />
höchste Zeit, aber ich denke sie<br />
werden noch vor Dunkelheit an<br />
der Straße gewesen sein.<br />
Wir hatten ein Abendgesprächsthema<br />
beim mitgebrachten<br />
Roten.<br />
4 Bootshaus 2 / <strong>2010</strong>