LETZTE CHANCE FÜRS MIETRECHT FLUGLÄRM ... - Mieterverband
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Auf der «Baustelle<br />
Mietrecht» gehts jetzt<br />
um die Wurst.<br />
MIETEN & WOHNEN 1 | 02<br />
STÄNDERAT IM ABSEITS<br />
Im letzten Herbst hatte der Ständerat<br />
noch Hoffnungen geweckt. Bei der<br />
OR-Revision strebte er gegenüber<br />
dem Nationalrat eine eigenständige<br />
Lösung an. Er wollte wie die grosse<br />
Kammer die Teuerung statt den Hypozins<br />
zur Mietzinsberechnung einsetzen,<br />
doch sollte es darüber hinaus<br />
keine weitere Erhöhungsmöglichkeit<br />
im laufenden Mietverhältnis geben.<br />
Dafür sollte den Vermietern eine 100statt<br />
eine bloss 80prozentige Teuerungsüberwälzung<br />
gestattet werden.<br />
Druckversuche der HEV-Vertreter<br />
Damit wäre die umstrittene Vergleichsmiete<br />
von Bundesrat und Nationalrat<br />
weggefallen. Vor einem Jahr<br />
hatte der Nationalrat beschlossen,<br />
dass jene Vermieter, die während vier<br />
Jahren auf eine Teuerungsanpassung<br />
verzichten, einen maximalen Aufschlag<br />
von 20 Prozent machen dürfen.<br />
Der Mieterschaft wollte der Ständerat<br />
zudem erlauben, alle 5 Jahre den Mietzins<br />
zu überprüfen.<br />
Doch erwartungsgemäss kam es<br />
nicht so, weil Hauseigentümer-Chef<br />
Toni Dettling, der selbst im Ständerat<br />
sitzt, Druck machte. Zuerst wollte er<br />
seinen «dritten Weg» durchboxen, der<br />
nach einem zweijährigen Moratorium<br />
jährliche Mietzinsaufschläge von 4%<br />
vorsieht. Damit kam er jedoch nicht<br />
durch, weil dies sogar der CVP über-<br />
rh | Worst Case im Ständerat: Bei der Beratung des neuen Mietrechts<br />
hat die kleine Kammer im Dezember die für die Mieterschaft denkbar<br />
schlechteste Lösung verabschiedet. Vermieter können die Indexmiete<br />
anwenden und zusätzliche Aufschläge mit der Vergleichsmiete begründen. <br />
rissen erschien. Gegen Dettling trat<br />
vor allem der Westschweizer Mieteranwalt<br />
Jean Studer (SP, Neuchâtel)<br />
an: Solche Mietaufschläge seien viel<br />
zu hoch. Dettling erlitt mit 23:13<br />
Stimmen klar Schiffbruch.<br />
Couchepin für mehr Markt<br />
Doch es war zu früh gefreut, die Retourkutsche<br />
folgte auf dem Fuss. Bundesrat<br />
Pascal Couchepin, ganz Markt-<br />
> KOMMENTAR<br />
Eine Katastrophe<br />
Das vom Ständerat<br />
genehmigte Mietzinsmodell<br />
stellt für die<br />
MieterInnen eine Katastrophe<br />
dar, weil es<br />
durch die Kumulation<br />
von Index- und Vergleichsmiete<br />
einen volkswirtschaftlich<br />
und sozialpolitisch schädlichen Erhöhungs-mechanismus<br />
bei den Mieten einleiten<br />
würde. Die Vermieter könnten die<br />
Mieten jährlich zu 100% an die Teuerung<br />
anpassen und zusätzlich alle fünf<br />
Jahre bis 15% über die Vergleichsmieten<br />
anhänger, meinte, es müsse neben der<br />
Teuerung noch eine weitere Möglichkeit<br />
zur Mietzinsanpassung geben.<br />
Damit wollte er seine Vergleichsmiete<br />
retten. Plötzlich waren auch die HEV-<br />
Vertreter dafür, nachdem sie die Vergleichsmiete<br />
stets als «Wundertüte»<br />
abgetan hatten. Neben Dettling profilierte<br />
sich vor allem der Zuger Anwalt<br />
Rolf Schweiger (FDP) aus Baar als Beschützer<br />
der Immobilienlobby. Er<br />
erhöhen. Für Mieten, die unter dem<br />
Durchschnitt liegen, können dadurch Erhöhungen<br />
sogar weit über 15% betragen,<br />
und dies ohne jegliche Gegenleistung an<br />
die MieterInnen. Eine solche Öffnung<br />
der Mieten in Richtung Marktmiete ist<br />
für MieterInnen der schlimmstmögliche<br />
Fall. Diese Revision kann nicht mehr als<br />
Gegenvorschlag zur MV-Initiative «Ja zu<br />
fairen Mieten» bezeichnet werden, sondern<br />
ist zu einem Gegenvorschlag der<br />
Hauseigentümer verkommen.<br />
Regula Mühlebach,<br />
Geschäftsleiterin SMV/D<br />
Bilder: m&w