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KULT U RT AGE KULT U RT AGE - Wohnungsbau Stadt Moers GmbH

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<strong>KULT</strong> U <strong>RT</strong> <strong>AGE</strong><br />

»EIN STADTTEIL ERNEUE<strong>RT</strong> SICH«<br />

Die Kulturtage Mattheck/Josefsviertel<br />

1


2<br />

INHALT<br />

3 Grusswort<br />

4 Mattheck und Josefsviertel machen Kultur!<br />

9 Diakonisches Werk: Ein <strong>Stadt</strong>teil in Bewegung<br />

13 sci:moers: Kreativer Muskelkater garantiert<br />

19 Kindertageseinrichtungen und Schulen: Von tanzenden Farbklecksen und Blauer Sonne<br />

27 Gemeinschaftsgrundschule Annastrasse: Neue Welten erkunden<br />

29 Der Bunte Tisch <strong>Moers</strong>: Den <strong>Stadt</strong>teil gestalten<br />

33 Das Alevitische Kulturzentrum: Zusammen neue Saiten aufziehen<br />

37 Überall zu Hause: Internationale Lesung mit Ilhan Atasoy<br />

38 Zoff: Die MaJo-Zeitung<br />

39 Impressum


GRUSSWO<strong>RT</strong> DES BÜRGERMEISTERS<br />

Norbert Ballhaus<br />

Bürgermeister der <strong>Stadt</strong> <strong>Moers</strong><br />

Das Projekt „Soziale <strong>Stadt</strong>“ ist schon jetzt eine Erfolgsgeschichte! Die<br />

Entwicklung des <strong>Stadt</strong>teils Mattheck/Josefsviertel kann sich nicht nur<br />

sehen lassen, sie ist Vorbild weit über die Grenzen von <strong>Moers</strong> hinaus.<br />

„Attraktiver und bunter sollen die Mattheck und das Josefsviertel<br />

werden.“ So lautete das Ziel beim Start Ende des Jahres 2005. „Ziel<br />

erreicht“ könnte man meinen, wenn man beispielsweise das „Fest<br />

der Kulturtage“ am 20. Oktober 2007 erlebt hat. Es zeigte das neue,<br />

starke Mattheck/Josefsviertel geradezu in schillernden Farben. Bunt<br />

waren die Darbietungen, die Kunstwerke, die Projekte und natürlich<br />

die Menschen.<br />

Diese Broschüre dokumentiert nicht nur das Fest, sondern den gesamten<br />

Prozess der Kulturtage. Vom 6. August bis zum 20. Oktober<br />

2007 sind rund 20 verschiedene Angebote aus den Bereichen Kultur<br />

und Bildung durchgeführt worden. Die Teilnehmenden erlebten in<br />

diesen knapp drei Monaten ihren <strong>Stadt</strong>teil neu: bunt, attraktiv, interessant<br />

und spannend.<br />

Ausgangspunkt der Entwicklung und der Kulturtage ist der großartige<br />

Einsatz der Einrichtungen in Mattheck/Josefsviertel. Geleitet vom<br />

<strong>Stadt</strong>teilmanagement haben alle Träger – die kirchlichen und freien,<br />

die Wohlfahrtsverbände und die <strong>Stadt</strong> - durch hervorragendes Teamwork<br />

das Netzwerk und die Basis für ein neues „Wir-Gefühl“ geschaffen.<br />

Die ausgezeichnete Arbeit der ersten zwei Jahre zeigt aber auch,<br />

wie engagiert und kreativ die Bewohnerinnnen und Bewohner an<br />

der Erneuerung ihres <strong>Stadt</strong>teils<br />

arbeiten. Allen Beteiligten danke<br />

ich herzlich für diesen Einsatz.<br />

Bleiben Sie weiter „am Ball“!<br />

Aber heißt es wirklich schon<br />

„Ziel erreicht“? Nein, denn die<br />

regelmäßigen Beratungsangebote<br />

im <strong>Stadt</strong>teilbüro, Workshops<br />

zu unterschiedlichen Themen<br />

in den Kinder- und Jugendeinrichtungen<br />

oder Kurse in der<br />

Annaschule sind erst der Anfang.<br />

Weitere Ideen und Konzepte<br />

werden in diesem Jahr<br />

umgesetzt. Als Bürgermeister<br />

der <strong>Stadt</strong> <strong>Moers</strong> freue ich mich<br />

schon jetzt auf die Ergebnisse.<br />

Den Leserinnen und Lesern<br />

wünsche ich viel Spaß bei der<br />

Lektüre. Sie werden sicher<br />

begeistert sein von der Entwicklung<br />

in Mattheck/Josefsviertel.<br />

3


4<br />

MATTHECK UND JOSEFSVIE<strong>RT</strong>EL MACHEN <strong>KULT</strong>UR!<br />

Ein <strong>Stadt</strong>teil ist nicht nur der Ort,<br />

an dem man wohnt. Im besten<br />

Fall bietet er neben der Adresse<br />

auch eine Heimat. Hier fühlt<br />

man sich wohl, man kennt die<br />

Menschen, schätzt die Gemeinschaft,<br />

engagiert sich. Mattheck/<br />

Josefsviertel ist eine solche<br />

Heimat: Mehr als 4.000 Menschen<br />

aus rund 50 Nationen leben hier<br />

zusammen. Seit 2005 wird der<br />

<strong>Stadt</strong>teil im Rahmen des Programms<br />

„Soziale <strong>Stadt</strong>“ vom Land<br />

NRW gefördert, so entstehen hier<br />

zusätzliche kulturelle und soziale<br />

Angebote, das Wohnumfeld wird<br />

modernisiert. Ein <strong>Stadt</strong>teilbüro<br />

ist seither erste Anlaufstelle für<br />

alle Fragen und Anliegen der<br />

Bewohner.<br />

2007 stemmte das <strong>Stadt</strong>teilmanagement<br />

zusammen mit<br />

den Akteuren des Netzwerks<br />

Mattheck/Josefsviertel das bisher<br />

größte und eindrucksvollste<br />

Projekt: die Kulturtage.<br />

Mehr als 20 Kurse, Workshops<br />

und Veranstaltungen haben das<br />

Diakonische Werk, der sci:moers,<br />

die städtischen Kindertageseinrichtungen<br />

und das Schulkinderhaus,<br />

die Gemeinschaftsgrundschule<br />

Annastraße, der Bunte<br />

Tisch, das Alevitische Kulturzentrum<br />

<strong>Moers</strong> und das Jugendzentrum<br />

Zoff geplant, organisiert und<br />

durchgeführt.<br />

Von August bis Oktober 2007<br />

haben die Kulturtage das Viertel<br />

in seiner ganzen Lebendigkeit und<br />

Vielfalt gezeigt - und dabei bewiesen,<br />

dass man als „Kulturschaffender“<br />

seine Umwelt selbst<br />

mitgestalten kann. Und diese<br />

gemeinsame Erfahrung ist das<br />

wichtigste Ergebnis der Kulturtage.


DIE GROSSE TAFEL AM 20. SEPTEMBER<br />

Die „Große Tafel“ war eines der<br />

ersten Highlights der Kulturtage.<br />

Das Schlosstheater <strong>Moers</strong>, die<br />

<strong>Moers</strong>er Tafel und das <strong>Stadt</strong>teilbüro<br />

luden am 20. September<br />

zum großen Essen ein – an einer<br />

40 Meter langen „großen Tafel“!<br />

Weit mehr als 300 Gäste nahmen<br />

an dem riesigen mit einem<br />

weißen Tuch überzogenen Tisch<br />

Platz und machten die Aktion zu<br />

einem tollen <strong>Stadt</strong>teilfest. Das<br />

St. Josef-Krankenhaus lieferte die<br />

Gulaschsuppe, und verschiedene<br />

Sponsoren sorgten für eine abgerundete<br />

Verpflegung mit Nachtisch,<br />

Obst und Keksen. Das alles<br />

gab es umsonst, versiert ausgeteilt<br />

von freundlichen Kräften<br />

der <strong>Moers</strong>er Tafel.<br />

„Niemand nimmt sich, jeder bekommt“<br />

lautete das Motto des<br />

Nachmittags. So war jeder einmal<br />

Bedienter und Bedienender.<br />

Positiver, aber natürlich gewollter<br />

Nebeneffekt: Viele Kontakte<br />

und interessante Gespräche ka-<br />

men zustande. Durch die „Große<br />

Tafel“ wurde Mattheck/Josefsviertel<br />

zum Ort der Begegnung.<br />

Neben der Kommunikation<br />

standen die vielfältigen Darbietungen<br />

im Mittelpunkt. Das<br />

Ensemble des Schlosstheaters<br />

<strong>Moers</strong> gestaltete einen Großteil<br />

des bunten, generationen- und<br />

kulturübergreifenden Programms<br />

und sorgte für den roten Faden.<br />

Ekkehard Freye war als „Josef<br />

Mattheck“ der perfekte Moderator<br />

für die Veranstaltung.<br />

Die Schüler der 3. Klasse der<br />

Annaschule begeisterten - angeleitet<br />

und angespornt von ihrem<br />

aus Ghana stammenden Trainer<br />

Obuamah „Obi“ Odametey<br />

- mit ihrer Dance-Performance,<br />

und der alevitische Kulturverein<br />

sang türkische Volkslieder. So<br />

wurde die Tafel am Ende zur<br />

Bühne und Tanzfläche zugleich.<br />

„Ein rundum gelungener Nachmittag“,<br />

lautete das Fazit aller<br />

Beteiligten.<br />

5


ABSCHLUSSFEST AM 20. OKTOBER<br />

Das Kartoffelfest auf dem Spielplatz<br />

der Mattheck am Dresdner<br />

Ring markierte letztlich den feierlichen<br />

Abschluss. Hier präsentierten<br />

die Initiatoren, Institutionen und<br />

alle Beteiligten des Netzwerks<br />

„Soziale <strong>Stadt</strong>“ die Ergebnisse<br />

der verschiedenen Projekte. Ob<br />

Malen, Tanzen oder Musizieren<br />

– alle Gäste konnten die Vielfalt<br />

bestaunen. Das Konzept überzeugte<br />

übrigens auch das Landesministerium<br />

für Bauen und<br />

Verkehr. Es förderte unter der<br />

Maxime „Wir setzen Zeichen“<br />

aus Städtebaumitteln das gesamte<br />

Programm.<br />

Bürgermeister Norbert Ballhaus<br />

persönlich eröffnete am 20.<br />

Oktober das Kulturfest. Zunächst<br />

zeigten Kinder und Erwachsene,<br />

was sie in musikalischer, tänzerischer<br />

und sportlicher Hinsicht<br />

„drauf haben“. Auch Comedy<br />

wurde geboten. Durch das Programm<br />

führte Erpho Bell, Dramaturg<br />

des Schlosstheaters <strong>Moers</strong>.<br />

Er entlockte den großen wie<br />

kleinen Künstlern persönliche<br />

Worte zu ihren Werken. Für<br />

wohl alle war es ein wenig mit<br />

mulmigem Gefühl verbunden,<br />

auf der großen Bühne im Scheinwerferlicht<br />

zu stehen. Aber<br />

mehr als die Anspannung war<br />

die Freude in den Gesichtern<br />

zu sehen. So fi eberten auch vor<br />

der Bühne andere Künstler mit,<br />

und Freunde und Verwandte<br />

gehörten selbstverständlich zum<br />

Publikum.<br />

Neben der Bühne konnten sich<br />

die Gäste an Ständen und in<br />

Ausstellungen über die verschiedenen<br />

Projekte und Ergebnisse<br />

der Workshops informieren.<br />

Auch die Rohfassung einer<br />

gemeinsam erarbeiteten großen<br />

Skulptur für den <strong>Stadt</strong>teil konnten<br />

sie bewundern. Der Künstler<br />

Nazih Oweis arbeitete mit den<br />

Bürgern gemeinsam „live“ an<br />

dem Kunstwerk. Das schon seit<br />

vielen Jahren etablierte Kartoffelfest<br />

wurde in das „Fest der<br />

Kulturtage“ integriert. So kam<br />

zur Kunst die Kartoffel bzw. Kulinarisches<br />

rund um die Kartoffel.<br />

7


8<br />

DER STADTTEIL HAT DIE MENSCHEN BEWEGT<br />

Offene Einrichtungen der Kinder-<br />

und Jugendarbeit, Kindertageseinrichtungen,<br />

Grundschule,<br />

Kirchengemeinden, <strong>Wohnungsbau</strong>unternehmen<br />

und freie<br />

Wohlfahrtsverbände sind Motor<br />

der <strong>Stadt</strong>teilerneuerung. Sie<br />

haben Angebote für die Bewohnerinnen<br />

und Bewohner<br />

jeden Alters und jeder Herkunft<br />

geschaffen.<br />

Die Kindertageseinrichtungen<br />

und das Schulkinderhaus boten<br />

Kreativkurse an, die Schüler der<br />

Annaschule wurden durch die<br />

Yehudi-Menuhin-Stiftung mit<br />

dem Projekt MUS-E künstlerisch<br />

betreut, die offenen Einrichtungen<br />

des Diakonischen Werks, der<br />

Jugendtreff MaJoCa des sci:moers<br />

und das Jugendzentrum Zoff haben<br />

sich mit verschiedenen Ideen be-<br />

teiligt, der Verein „Alevitisches<br />

Kulturzentrum <strong>Moers</strong>“ wurde<br />

für verschiedene Altersgruppen<br />

aktiv, für den „Bunten Tisch“<br />

stand ein Café als offener Treff<br />

im Mittelpunkt – kurzum:<br />

Die Kulturtage haben in drei<br />

Monaten einen ganzen <strong>Stadt</strong>teil<br />

bewegt. Oder anders: Der <strong>Stadt</strong>teil<br />

hat die Menschen bewegt.<br />

Und das war erst der Anfang...


DIAKONISCHES WERK: EIN VIE<strong>RT</strong>EL WIRD AKTIV<br />

Auftreten, sich präsentieren, auf der Bühne stehen – die Projekte des Diakonischen Werkes<br />

Kirchenkreis <strong>Moers</strong> gaben den Teilnehmern der Kulturtage ein Forum. Der Mitmach-Zirkus<br />

„Manege frei“ unter Leitung von Obuamah „Obi“ Odametey richtete sich an Mädchen und<br />

Jungen des „Seestern“ - der offenen Einrichtung für Kinder. „MaJo - Video - Dance“ war eine<br />

Zusammenarbeit mit der City-Tanzschule Gottlieb. Beides sorgte für viel Begeisterung…<br />

9


10<br />

DER MITMACH-ZIRKUS MIT „OBI“<br />

Das war der Renner in den<br />

Herbstferien 2007: In den Räumen<br />

der Evangelischen Kirchengemeinde<br />

<strong>Moers</strong> im Heinz-Kremers-Haus<br />

tönte es aus allen<br />

Ecken nur „Obi, schau mal...“<br />

oder „Obi, ich will auch…“.<br />

In einem der Gruppenräume waren<br />

Turnmatten ausgelegt. Der<br />

Besucher hätte glauben können,<br />

er sei in einer Zirkusschule gelandet.<br />

15 Jungen und Mädchen<br />

aus dem „Seestern“ erprobten<br />

ihre Geschicklichkeit, trainierten<br />

auf Turnmatten gewagte Kunststücke<br />

und standen im wahrsten<br />

Sinne des Wortes „Kopf“. Auch<br />

skeptische Gesichter verschwanden<br />

bald.<br />

Obi, Artist und Künstler aus<br />

Ghana, ließ sich Zeit und teste-<br />

te geduldig aus, welchem Kind<br />

er welche Aufgabe übertragen<br />

konnte. Und so mancher kleine<br />

Künstler entdeckte, dass zum<br />

Erfolg doch eine Menge Übung<br />

gehört. Bei Obi sah doch alles so<br />

spielend leicht aus…<br />

Während der neuntägigen Proben<br />

entstand ein kleines Programm<br />

aus Akrobatik und Jonglage, das<br />

sich sehen lassen konnte.<br />

Trotzdem fieberten die kleinen<br />

Akrobaten ihrem großen Auftritt<br />

beim Kulturfest am 20. Oktober<br />

mit großer Nervosität entgegen.<br />

Schließlich standen im Publikum<br />

Eltern, Geschwister, Großeltern<br />

und auch die Nachbarn von<br />

nebenan. Und…es ging alles gut.<br />

Jedes Kind gab sein Bestes, und<br />

der Applaus war hochverdient.


„MAJO - VIDEO - DANCE“<br />

MIT DER CITY-TANZSCHULE GOTTLIEB<br />

Eine große Spiegelwand, ein<br />

richtiger, großer Tanzboden<br />

aus Parkett, eine professionelle<br />

Musikanlage, die aktuellen<br />

Hits und Trainerin Anastasia mit<br />

einer Gruppe von Mädchen im<br />

Alter von 11 bis 16 Jahren. In<br />

der City-Tanzschule in <strong>Moers</strong><br />

ist es Montag, 17 Uhr, und die<br />

wöchentliche Probe der „MaJo-<br />

Video-Dance“-Gruppe beginnt.<br />

Seit über einem Jahr treffen sich<br />

die Mädchen mit ihrer Gruppenleiterin<br />

vor dem „Seestern“ und<br />

laufen den halbstündigen Weg<br />

in die <strong>Stadt</strong>. Ihr Sportzeug haben<br />

alle dabei.<br />

Die großen Vorbilder gibt es<br />

auch. Auf den Musikkanälen im<br />

Fernsehen kann man sie sehen.<br />

Da stimmt jede Bewegung,<br />

und alles sieht ganz einfach<br />

aus. In der Tanzschule heißt es<br />

dann: proben bis jede Schrittfolge<br />

stimmt und zur Musik passt.<br />

Disziplin ist gefragt, der Spiegel<br />

verrät nämlich jedes „Aus-der-<br />

Reihe-Tanzen“. Und Durchhaltevermögen,<br />

das brauchen sie auch.<br />

Im Frühjahr 2007 gab es in der<br />

Mädchengruppe den Wunsch<br />

nach einem ordentlichen Auftritt.<br />

Wer probt schon gerne ohne<br />

Ziel? Und es kam, das erste<br />

Engagement! In der Kindertageseinrichtung<br />

„Wilhelm-Müller-<br />

Straße“ fand das jährliche<br />

Sommerfest statt und „MaJo-Video-Dance“<br />

stand mit auf dem<br />

Programm. Noch zaghaft und<br />

mächtig aufgeregt traten fünf<br />

Mädchen, unterstützt von der<br />

Trainerin, auf. Es war ein gelungener<br />

Start in die Öffentlichkeit.<br />

Doch das war nicht alles. Im<br />

September rief ein Mitarbeiter<br />

des Schlosstheaters an. Die geplante<br />

„Tafelaktion“ der Kulturtage<br />

sollte ein Rahmenprogramm<br />

bekommen. „MaJo-Video-Dance“<br />

sollte dabei sein. Ein kurzer<br />

Rundruf bei allen Beteiligten,<br />

und die Gruppe konnte einen<br />

kleinen Auftritt zusagen.<br />

Schließlich der Auftritt zum Fest<br />

der Kulturtage auf großer Bühne<br />

und mit zahlreichem Publikum.<br />

Motiviert und natürlich wieder<br />

sehr aufgeregt meisterten alle<br />

Tänzerinnen ihr Programm.<br />

Die Gruppe bleibt auch über die<br />

Kulturtage hinaus bestehen.<br />

11


12<br />

ZUGABE: ERLEBNISBERICHT ÜBER<br />

DAS ZIRKUSPROJEKT VON FIROUZ UND AYLIN<br />

Das erste Treffen mit Obi - und wir alle dachten, wir sind im<br />

Englischunterricht. Obi sprach englisch?! Zu unserer Erleichterung<br />

sprach er danach doch deutsch, nur die Begrüßung war<br />

auf Englisch.<br />

Obi lehrte uns bestimmte Regeln, wie zum Beispiel, dass wir<br />

uns immer zuerst aufwärmen müssen, bevor wir mit unserem<br />

Training anfangen, da wir uns ansonsten verletzen könnten.<br />

Nach dem Aufwärmen ging es dann zum ernsten Teil über,<br />

der Akrobatik. Diverse Kunststücke und Figuren übten wir.<br />

Anfangs fiel es uns sehr schwer, aber je länger wir übten, umso<br />

besser wurden wir. Einige trainierten sogar Zuhause, um bei<br />

WIR WAREN A<strong>RT</strong>ISTEN!<br />

möglichst vielen Kunststücken mitzuwirken. Darüber hinaus<br />

übten wir mit dem Diabolo, Teller drehen und mit Bällen und<br />

Tüchern zu jonglieren. Da merkten wir erstmal, dass dies alles<br />

gar nicht so einfach ist und eine Menge Übung benötigt.<br />

Wir alle hatten bei diesem Projekt sehr viel Spaß. Von einigen<br />

Kindern waren wir überrascht, wie beweglich sie sind und von<br />

wieder anderen, wie viele Ideen sie hatten.<br />

Das viele Proben hatte sich gelohnt und wir durften endlich<br />

zeigen, was wir konnten. Am 20. Oktober 2007 durften wir<br />

auf dem Fest der Kulturtage auf einer richtigen Bühne auftreten.<br />

Anfangs waren wir sehr aufgeregt. Als jedoch die Musik<br />

anfing, wussten wir alle: „Jetzt geht es los“. Wir betraten die<br />

Bühne und gaben unser Bestes, was mit viel Applaus belohnt<br />

wurde. Zum Abschluss ist noch zu sagen, dass wir immer wieder<br />

gerne an solchen Aktionen teilnehmen.


TANZEN WIE DIE STARS<br />

Was die „Popstars on stage“ oder die „Superstars“ von morgen lernen<br />

können, das können die Kids aus der Mattheck und dem Josefsviertel<br />

schon lange: Drei Tage mit Dance4Fans Instructor Patrick Deutsch –<br />

und die dreizehnköpfige Truppe des Jugendtreffs MaJoCa war bühnenreif.<br />

Beim Fest der Kulturtage am 20. Oktober rockten die zwölf Mädchen<br />

und der Junge die Bühne mit einer professionellen Choreografie.<br />

Jumpstyle, HipHop Newstyle und HipHop School/Lady – zum selbstgeschnittenen<br />

Remix zeigte die Truppe, was sie in drei schweißtreibenden<br />

Tagen (besagter Muskelkater inklusive) mit Instructor Patrick<br />

Deutsch im wahrsten Sinne des Wortes „auf die Beine gestellt“ hatte.<br />

SCI:MOERS: KREATIVER MUSKELKATER GARANTIE<strong>RT</strong><br />

Eines dürften die Teilnehmer der Projekte des sci:moers während der<br />

Kulturtage gemeinsam gehabt haben: den Muskelkater. Stillsitzen<br />

war bei den zwei Workshops und dem Turnier eben nicht gefragt,<br />

Bewegung und Kreativität dagegen schon.<br />

Sie wollten lernen, wie ihre Stars aus den Videoclips zu tanzen und<br />

einmal auf der großen Bühne stehen – der Workshop hat das möglich<br />

gemacht. Und weil Erfolg Spaß macht, sind einige Tänzer dabei<br />

geblieben: Sie tanzen nun regelmäßig einmal pro Woche beim ebenfalls<br />

über die Kulturtage finanzierten „MaJo-Video-Dance-Projekt“<br />

beim Diakonischen Werk.<br />

13


14<br />

GRAFFITI-WORKSHOP<br />

Kunst ist harte Arbeit – das<br />

wissen die acht Teilnehmer des<br />

Graffi ti-Workshops „Garagenhofwände<br />

mal ganz anders gestaltet“<br />

jetzt. Graffi ti ist weit mehr<br />

als „Sprayen“: Ein gutes Bild<br />

erfordert erstens Wissen, zweitens<br />

eine gute Vorbereitung,<br />

drittens einen kreativen Entwurf<br />

und viertens Konzentration beim<br />

Sprayen. Vier Schritte also bis<br />

zum neuen Outfi t der Garagenhofwände<br />

an der Düsseldorfer<br />

Straße, die die <strong>Wohnungsbau</strong><br />

<strong>Stadt</strong> <strong>Moers</strong> für das Projekt zur<br />

Verfügung gestellt hatte.<br />

Als „Schrittmacher“ kam ein Profi<br />

in das MaJoCa: Karsten Stieber<br />

von der Dortmunder Agentur<br />

„More than words“ vermittelte<br />

Theorie und Praxis des Graffi ti-<br />

Sprühens. Was ist Graffi ti überhaupt?<br />

Wie werden Buchstaben<br />

gestaltet? Und ganz wichtig: Wie<br />

ist die Rechtslage? Diese Fragen<br />

wurden abgehandelt, bevor es<br />

an die Planung des Garagen-


Kunstwerks ging. Gemeinsam<br />

wurde dann ein großfl ächiges<br />

Bild der Mattheck-Skyline entworfen.<br />

Am zweiten Tag entstand<br />

innerhalb weniger Stunden<br />

unter Anleitung des Künstlers<br />

„Mattheck forever“. Dazu zieren<br />

jetzt zwei große Basketballer<br />

und die Schriftzüge „Mattheck“<br />

und „<strong>Moers</strong>“ die Garagenwände.<br />

Wichtigste Erkenntnis des Workshops:<br />

Wir können unseren <strong>Stadt</strong>teil<br />

mit gestalten! Und das nicht<br />

in einer illegalen Nacht- und<br />

Nebelaktion. „Graffi ti-Sprayer“<br />

kann sogar ein Berufsbild sein,<br />

auch das bewies Karsten Stieber.<br />

Seine Agentur ist auf Erfolgskurs.<br />

15


16 ZUSAMMEN STARK »


ZUGABE: INTERVIEW MIT GRAFFITI-KÜNSTLER KARSTEN STIEBER<br />

„Mattheck forever“ ist mehr als nur einfach schön bunt. Hinter dem Graffiti steckt eine Menge<br />

Arbeit und viel Liebe zum Detail, wie das Kurz-Interview mit Karsten Stieber, Projektleiter und<br />

Mitarbeiter der Dortmunder Agentur „More than words“, zeigt:<br />

WIE WÜRDEN SIE „MATTHECK FOREVER“ BESCHREIBEN?<br />

Das Graffiti zeigt einen lebendigen Blick aus der Vogelperspektive auf den <strong>Stadt</strong>teil <strong>Moers</strong><br />

Mattheck. Viele Motive entsprechen der gefühlten und visuellen Lebensumgebung der Jugendlichen.<br />

Um einen künstlerischen einheitlichen Charakter zu erhalten, ist das Bild monochrom in<br />

warmen Sefiatönen gehalten.<br />

WAS ZEICHNET EIN KÜNSTLERISCHES GRAFFITI AUS?<br />

Spontaneität, Bewegungs-Dynamik, hohes handwerkliches Geschick (scharfe Linien oder weiche<br />

Übergänge,...), und ganz wichtig Routine und Individualität. „Abgucken“ ist wie geistiger Diebstahl<br />

verpönt. Nicht zuletzt braucht es auch ein gutes Farbgefühl.<br />

WIE ENTSTEHT EIN GRAFFITI?<br />

Zuerst muss eine Skizze – unter Umständen auch in mehreren Stufen – angefertigt werden. Die<br />

wird im zweiten Schritt auf die Wand übertragen. Dann werden die entstandenen Farbflächen<br />

gefüllt und Verzierungen eingearbeitet.<br />

Im Anschluss werden konturgebende „Outlines“ um die Buchstaben gezogen – so sauber wie<br />

möglich. Im letzen Arbeitsschritt gibt’s ein Finish mit Effekten wie Highlight (Glanzpunkte),<br />

Schatten oder 3-D Effekten. Fertig!<br />

17


18<br />

MITTERNACHTS-<br />

FUSSBALLTURNIER<br />

„Killerfi sche“ gegen „Maroc<br />

Lions“, „Impossible is nothing“<br />

im Duell mit den „geilen<br />

Schnecken“ – der Spielplan des<br />

Mitternachtsfußballturniers am<br />

19. Oktober war dicht gedrängt.<br />

Sechs Mannschaften traten in<br />

zwei Turnieren gegeneinander<br />

an, insgesamt wurden also im<br />

Laufe der Nacht zwölf Spiele<br />

an- und abgepfi ffen. Der große<br />

Andrang war nicht verwunderlich,<br />

schließlich hatten die<br />

Jugendlichen sich schon seit<br />

mehr als einem Jahr ein solches<br />

Nachtturnier gewünscht.<br />

Von 19 Uhr abends bis ein Uhr<br />

in der Nacht spielten die Teams<br />

gegeneinander. Dabei sollte es<br />

nicht nur um den Sport gehen,<br />

sondern auch um das Miteinander.<br />

Sich austoben, kicken, aber auch<br />

im Team zusammenhalten,<br />

Fairness zeigen und sich kennenlernen,<br />

das sollte das Event<br />

möglich machen.<br />

Dank des sci:moers und des TV<br />

Asberg haben die Fußballer ihr<br />

Turnier dann schließlich im Rahmen<br />

der Kulturtage bekommen:<br />

Mit viel Engagement besorgten<br />

die Helfer Preise, schrieben<br />

Urkunden, stellten Spiel- und<br />

Zeitpläne auf, organisierten das<br />

Catering und gewannen den<br />

Maltester Hilfsdienst für den<br />

Sanitätsdienst.<br />

Die Mühe hat sich gelohnt. Das<br />

nächtliche Kicken kam bei Spielern<br />

wie Zuschauern so gut an,<br />

dass jetzt über eine regelmäßige<br />

Veranstaltung nachgedacht wird.<br />

Übrigens: Die Mannschaft „Impossible<br />

is nothing“ hat das Turnier der 13- bis<br />

15-Jährigen gewonnen. Platz zwei<br />

belegten „Die geilen Schnecken“, Platz<br />

drei „Buff – International“. Im Turnier<br />

der 16- bis 18-Jährigen setzten sich die<br />

„Killerfi sche“ in den jeweils 20-minütigen<br />

Duellen gegen die „Maroc Lions“<br />

(Platz zwei) und den „1. FC Barfuß“<br />

(Platz drei) durch. Pokale, Geschenke<br />

und Urkunden wurden beim Kulturfest<br />

am 20. Oktober verliehen.


KINDE<strong>RT</strong><strong>AGE</strong>SEINRICHTUNGEN UND SCHULEN:<br />

VON TANZENDEN FARBKLECKSEN UND BLAUER SONNE<br />

Hier tanzten die Farbkleckse, entspannten<br />

die Kids durch Malen,<br />

erlebten vier Nachwuchs-Fotografen<br />

ein Gefühl von Freiheit und<br />

Abenteuer oder verwirklichten<br />

Kinder ihre eigenen (handwerklichen)<br />

Ideen. Die Kindertages-<br />

einrichtungen Kurze Straße und<br />

Wilhelm-Müller-Straße, das Schulkinderhaus<br />

Annastraße und die<br />

Offene Ganztagsgrundschule Annastraße<br />

haben vor allem die Kreativität<br />

und musischen Fähigkeiten<br />

der Kinder gefordert und gefördert.<br />

19


20<br />

FOTO-AG<br />

„Hallo, Herr Otterbach – das sind<br />

aber klasse Bilder!“, ruft ein<br />

Steppke quer über die Chemnitzer<br />

Straße. Der angesprochene<br />

Mann mit der Baskenmütze und<br />

dem Fotoapparat unter dem<br />

Arm heißt Bruno Otterbach, ist<br />

pensionierter Lehrer - und zum<br />

Markenzeichen für die Kinder<br />

des Viertels geworden. Klar,<br />

denn zehn Wochen lang hieß<br />

es im Rahmen der Kulturtage<br />

Mattheck/Josefsviertel nur noch:<br />

„Toll, ich fotografiere.“<br />

Ein Gefühl von Freiheit und Abenteuer<br />

durch die Kunst des Fotografierens<br />

erlebten die vier Nachwuchs-Fotoreporter<br />

hautnah. Sie<br />

lernten die Technik und durften<br />

sich ihre Motive frei aussuchen.<br />

Drei Monate lange rasten die<br />

Acht- bis Elfjährigen einmal pro<br />

Woche zwei Stunden wie die<br />

„geölten Blitze“ mit Bruno Otterbach<br />

durch den Bezirk, blieben<br />

vor möglichen Motiven gebannt<br />

stehen, gingen vor, zurück,<br />

streckten sich, gingen in die<br />

Hocke, schärften mehr und mehr<br />

ihren Blick - und fotografierten.<br />

Das tägliche Abenteuer des Lebens<br />

in Mattheck und Josefsvier-<br />

tel, betrachtet aus unterschiedlichen<br />

Perspektiven; das Wohnumfeld,<br />

gesehen von und durch<br />

Kinderaugen. In weit über 500<br />

Fotografien kommt alles das zum<br />

Ausdruck. Beim Kartoffelfest und<br />

in einer Sonderausstellung mit<br />

100 kleinformatigen Fotos in der<br />

Filiale der Sparkasse am Niederrhein<br />

am Dresdener Ring waren<br />

die Aufnahmen zu sehen. Häuser,<br />

Gärten, Nachbars Hund und ganz<br />

persönliche, alltägliche Dinge<br />

hielten die kleinen Fotografen<br />

fest. Für manch einen standen da<br />

mal die Spaghetti als Lieblingsessen<br />

im Vordergrund oder die<br />

Lieblingsspiele und die Schmusetiere.<br />

Aber auch an Blumen, Bäumen,<br />

Spinnweben oder Pilzen<br />

gingen die zwei Mädchen und<br />

zwei Jungen nicht achtlos vorbei.<br />

Die gewählten Motive sind faszinierend.<br />

Sie schaffen eine Mischung<br />

von Wirklichkeit, Traum<br />

und Fantasie. Ganz nebenbei<br />

und spielerisch lernten Julia,<br />

Semy, Inna und Esmerald auch<br />

noch den richtigen Umgang mit<br />

dem Fotoapparat. „Ist gar nicht<br />

so schwer, ist richtig klasse“,<br />

so lautete das Fazit der kleinen<br />

Foto-Künstler.


DIE TANZENDEN FARBEKLECKSE<br />

„Boomwhackers“ – das könnte Vieles sein: ein Volksstamm in Australien,<br />

ein erfrischender Cocktail oder ein Instrument. Letzteres ist<br />

richtig: „Boomwhackers“ bestehen aus zwölf Kunststoffröhren in<br />

verschiedenen Längen und Farben, sind weich und widerstandsfähig<br />

zugleich. „Boomwhackers“ eignen sich hervorragend, um Musik und<br />

Bewegung unmittelbar miteinander zu verbinden.<br />

In einem einwöchigen Workshop der Kindertageseinrichtungen<br />

Wilhelm-Müller-Straße und Kurze Straße haben die Kinder in den<br />

Herbstferien selbst rhythmische Melodien geschaffen und sich zur<br />

Musik bewegt. Der Tänzer und Gymnastiklehrer Marc Oliver Höh hat<br />

dieses Projekt geleitet und die Teilnehmer durch seine humorvolle,<br />

kreative, aber auch konsequente Art begeistert. Die Kinder haben u.a.<br />

Tänze zu den Liedern „10 kleine Fledermäuse“, „Bunt sind schon die<br />

Wälder, gelb die Stoppelfelder“ und zu einem afrikanischen Lied mit<br />

„Boomwhackers“ einstudiert.<br />

„Toll war auch die Verkleidungskiste mit den bunten Säcken“, fi ndet<br />

der sechsjährige Tim Dolenc. „Und dass wir ins Mikrofon singen<br />

durften“, ergänzt Justin Kruse, sechs Jahre. Das Kennenlernen eines<br />

neuen Instruments, die Freude an der Bewegung und die Gitarrenbegleitung<br />

von Marc Oliver Höh hat den Kindern außerdem am<br />

meisten Spaß gemacht. Dabei wurden sie richtig gefordert: Singen,<br />

sich bewegen und darauf achten, wann sie an der Reihe sind – keine<br />

leichte, aber eine schöne Aufgabe.<br />

21


22<br />

DAS KINDERATELIER<br />

Was machen die meisten Kinder schon im frühen Alter besonders<br />

gerne? Malen!<br />

Und das durften die Kinder (fünf bis sechs Jahre) der Kitas Wilhelm-Müller-<br />

Straße und Kurze Straße beim Workshop „Kinderatelier“. Als Oberthema<br />

wurde jeder Gruppe ein anderer bekannter Künstler, z.B. Vincent<br />

van Gogh oder Paul Klee, „zugeteilt“. Kunsttherapeutin Andrea Much<br />

hat sie - mit Hilfe von „Max Malbär“ - vorgestellt. Die Kinder konnten<br />

dann auf ihre ganz individuelle Art und frei von Leistungsdruck kreativ<br />

sein und selbst Kunstwerke erarbeiten. So haben sie auch die unterschiedlichen<br />

Techniken kennengelernt. Gestaltet wurde zu den Themen<br />

Feuer, Wasser, Erde und Luft. Große Kunst kann ja so einfach sein…<br />

MUSIKALISCHE FRÜHERZIEHUNG<br />

Mit Musik und Tanz hatte auch ein regelmäßiger Kurs an den beiden<br />

Kindertageseinrichtungen zu tun. Bei der „Musikalischen Früherziehung“<br />

haben die Kinder den Umgang mit Musik und den elementaren<br />

Instrumenten wie Xylophon und Trommeln gelernt. Der pädagogische<br />

Ansatz, den die Lehrer der <strong>Moers</strong>er Musikschule verfolgt<br />

haben, war ein sogenannter „ganzheitlicher“: Mit der Musik sollten<br />

Wahrnehmungs- und Konzentrationsfähigkeit, Geschicklichkeit, Ausdruck<br />

und soziale Fähigkeiten gleichzeitig gefördert werden. Hört sich<br />

sehr komplex an, aber natürlich haben die Lehrer auf das Alter der Teilnehmer<br />

Rücksicht genommen. So haben sie den Vier- bis Sechsjährigen<br />

am Beispiel von Riesen und Zwergen veranschaulicht, was dunkle,<br />

lange, tiefe Töne (Riesen) und kurze, hohe Töne (Zwerge) sind.


NICHT EINFACH NUR BUNT »<br />

23


24<br />

KINDERATELIER BLAUE SONNE<br />

Im Schulkinderhaus ging es nicht nur um die große, sondern vor allem<br />

um die „kleine“ Kunst. Im Mittelpunkt stand nicht das Erstellen eines<br />

Werkes, sondern der Prozess und das Erleben. So kommt auch der<br />

Titel des Kurses zustande: „Kinderatelier Blaue Sonne“. Es sollte die<br />

Fantasie ausgelebt werden, da durfte die Sonne auch blau werden.<br />

Die Kinder powerten sich unter Anleitung der Künstlerin Anja Hilgers<br />

regelrecht aus. Die künstlerische Betätigung war auch ein Ventil für<br />

ihre Gefühle. Ausgangspunkt in diesem Kurs war der „Urtrieb Kritzeln“.<br />

In den Stunden des „offenen Ateliers“ können die Kinder sich<br />

frei gestalterisch ausprobieren. Sie nutzten die bunte Welt der Farben<br />

und malten nach Geschichten.<br />

Einfache Anleitungen und Übungen rückten vor allem das spielerische<br />

Gestalten in den Vordergrund – wie z.B. in der Übung zur<br />

Körperwahrnehmung. Ein Kind legte sich auf Packpapier auf den Boden,<br />

und die Kontur wurde von einem anderen Kind ummalt. Danach<br />

gestaltete jeder seine eigene Kontur aus. Nicht jedem Kind fiel das<br />

leicht. Die Kleinste und Stillste, Sophie, benötigte mehrfach Ermunterungen,<br />

um weiterzumachen. Umso stolzer war die Kleine später auf<br />

das Ergebnis: „Guckt mal, das bin ich!!!“ Erst durch ihr Werk wurde<br />

Sophie von den anderen Kindern richtig wahrgenommen.<br />

Besonders viel Spaß bereitete den Kindern übrigens, die Farben zu<br />

mischen. Oft gelangte weniger Farbe aufs Papier als auf den Kittel.


KREATIVES WERKEN<br />

Es riecht nach Holz, Leim und Schweiß, man hört eine Säge, eine<br />

Bohrmaschine und das Schleifen eines Gegenstands: Im zweiten<br />

Projekt des Schulkinderhauses war die Gestaltung eines Werkstücks<br />

die Aufgabe – und zwar vom Anfang bis zur Vollendung.<br />

Aus einer Idee entstand das Konzept, dann wurde das geeignete<br />

Material ausgesucht und die handwerklichen Fähigkeiten geübt.<br />

Mit einfachen technischen Möglichkeiten entstanden am Ende u.a.<br />

ein Holzroboter, eine Holzeisenbahn, ein Elefant und ein Vogelhaus.<br />

Über drei Monate haben die Kinder zusammen mit Werklehrer<br />

Bruno Otterbach zwei Stunden pro Woche mit Begeisterung an den<br />

Objekten gearbeitet. Die Mädchen und Jungen entwickelten dabei<br />

ihre motorischen Fähigkeiten, erweiterten aber auch das Wort- und<br />

Begriffswissen sowie die sozialen Kompetenzen durch Teamarbeiten.<br />

Das Wichtigste: Alle Kinder hatten wirklich viel Spaß.<br />

Da soll noch einmal einer sagen, sie interessieren sich nur für Computerspiele<br />

und Playstation…<br />

25


WASSERPROJEKT<br />

Der Aquazoo in Düsseldorf war der<br />

Ausgangspunkt des Wasserprojekts.<br />

Gemeinsam besuchten alle Klassen das<br />

Aquarium, nahmen an pädagogischen<br />

Führungen teil, erkundeten das Museum<br />

aber auch auf eigene Faust. Die Kinder<br />

beobachteten, stellten Fragen, zeichneten<br />

und suchten nach Aufgabenstellungen<br />

besondere Tiere.<br />

GEMEINSCHAFTSGRUNDSCHULE ANNASTRASSE: NEUE WELTEN ERKUNDEN<br />

„Eintauchen“ – das könnte als Leitmotiv über den Projekten der Gemeinschaftsgrundschule (GGS)<br />

Annastraße stehen. Fächerübergreifend arbeiteten die Schüler im ersten Projekt der Kulturtage<br />

zwei Wochen lang zum Thema Wasser. Im zweiten Projekt tauchten sie ein in die faszinierende<br />

Welt der Sprache.<br />

Für viele war dies der erste Besuch eines<br />

solchen Zoos, und ihre Begeisterung<br />

trug sich bis in die Familien hinein.<br />

Mit dem neu erworbenen Wissen arbeiteten<br />

die Schüler in den kommenden<br />

Wochen an unterschiedlichen Projekten.<br />

So setzen sie das Thema auch choreografisch<br />

um: Im Rahmen des Tanzprojekts<br />

„MUS-E“ erarbeiteten die Kinder<br />

Tänze und Bewegungsformen, übernahmen<br />

die Choreografie, brachten ihre<br />

Ideen ein und tanzten mit viel Spaß und Selbstbewusstsein.<br />

Sie haben aber auch geschrieben, gebastelt, gesungen und Versuchsstationen<br />

zum Experimentieren mit Wasser aufgebaut. „Wasser<br />

ist kostbar“, „Wasserverteilung auf der Erde“, „Wozu brauchen und<br />

verbrauchen wir Wasser?“, „Wasser hat Kraft“, „Tiere im Fluss und<br />

im Meer“, „Der Wasserkreislauf“, „Wassertürme“ und „Kläranlage“<br />

waren unter anderem die Themenschwerpunkte. Die Ergebnisse ihrer<br />

Arbeit stellten die Gruppen in übersichtlichen Schaubildern zusammen.<br />

Die wurden dann beim Fest der Kulturtage im Oktober präsentiert.<br />

Zum Abschluss des Projektes ging es nochmals „unter Wasser“: Im<br />

Sealife Oberhausen bestaunten die „Wasserflöhe“ zum Beispiel die<br />

Seepferdchenzuchtstation, die Quallen und natürlich die „gefährlichen“<br />

Haie und Rochen. So manches Kind blieb angesichts der furchteinflößenden<br />

Rochen an der Hand der Lehrerin.<br />

Spaß an Experimenten, das Vorstellen der erarbeiteten Ergebnisse,<br />

die Ausstellungen und das Zusammenführen der vielseitigen Arbeitsergebnisse<br />

in der Schule und bei der Ausstellung zum Fest der Kulturen<br />

waren für die Kinder wichtig. Sie haben es genossen, mit Zeit, umfassenden<br />

Materialien und im Austausch an den verschiedenen Projekten<br />

zu arbeiten und waren zu Recht mächtig stolz auf ihre Leistungen.<br />

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28<br />

LITERATURPROJEKT<br />

„Kinderliteratur – Lesen und<br />

Mehrsprachigkeit“ – unter<br />

diesem großen Motto stand das<br />

zweite Projekt der GGS Annastraße.<br />

Hinter dem Titel verbirgt<br />

sich weit mehr als ein „Lesezirkel“:<br />

Die Kinder erarbeiten sich<br />

Literatur, gemeinsam haben sie<br />

sogar den Grundstein für ein eigenes<br />

Mammutwerk gelegt und<br />

ein Buch „umgeschrieben“.<br />

„Schenk’ mir Deine Wörter“ ist<br />

eine Einladung an alle Gäste von<br />

Schulfeiern oder Festen, sich<br />

mit ausgewählten Begriffen an<br />

einem großen, multikulturellen<br />

Wörterbuch zu beteiligen. Die<br />

Kinder laden die Menschen ein,<br />

„ihr“ Wort zu finden, zu übersetzen<br />

und einzutragen – jedes<br />

Wort ein Geschenk an die fleißigen<br />

Sammler wie auch an alle,<br />

die das Buch lesen.<br />

Jeder darf eintragen, was ihm<br />

am Herzen liegt – so haben<br />

Gäste des Fests der Kulturtage<br />

„das Lächeln“ zugefügt samt<br />

niederländischer Übersetzung:<br />

„dat lachen“. Oder auch „das<br />

Kind“, bosnisch: „deca“ und den<br />

„Schmetterling“, türkisch „kele-<br />

bek“. Ein gezeichnetes Symbol<br />

verleiht jedem Wort zusätzlich<br />

ein Gesicht.<br />

So ist bereits ein umfangreiches<br />

und buntes Schulwörterbuch<br />

mit polnischen, französischen,<br />

türkischen, englischen, russischen,<br />

niederländischen, kurdischen,<br />

arabischen, ghanaischen,<br />

italienischen... Begriffen entstan-<br />

den. Kursleiterin Ulla Ledermann<br />

hofft, dass „unser Wörterbuch<br />

in einigen Jahren immer noch<br />

existiert und ein richtig dickes<br />

Buch wird.“<br />

Während das Wörterbuch Seite<br />

um Seite wächst, haben sich<br />

die Kinder des Literaturprojekts<br />

schon neuen Aufgaben zugewendet.<br />

Aktuell gestalten sie<br />

unter der Anleitung von Ulla<br />

Ledermann ihre eigene Version<br />

des Bilderbuchs „Vom Löwen,<br />

der nicht schreiben konnte“. In<br />

der Ausgabe der GGS Annastraße<br />

spielen die Herkunftssprachen<br />

der Kinder und Eltern die Hauptrolle.<br />

Das Riesenbilderbuch soll<br />

im März 2008 fertig sein.<br />

Bis zum Schuljahresende will<br />

der Kurs dann noch eine weitere<br />

Sprachaufgabe lösen: Sachtexte<br />

sollen verständlich umgeschrieben<br />

und übersetzt werden. Auf<br />

dem Programm stehen Versuchs-<br />

und Infokarten, die nach der<br />

Bearbeitung auch auf türkisch,<br />

polnisch, russisch und in anderen<br />

Sprachen vorliegen solle. Die Ergebnisse<br />

sollen in einer Ausstellung<br />

mit dem Arbeitstitel „Versuch<br />

es mal..../ Wusstest du schon,<br />

dass.....“ präsentiert werden.


DER BUNTE TISCH MOERS: DEN STADTTEIL GESTALTEN<br />

Sicher eines der beeindruckendsten Projekte hat der „Bunte Tisch <strong>Moers</strong>“ initiiert. Mit<br />

„Die Neuen Bürger“ entstand und entsteht ein Kunstwerk für Mattheck/Josefsviertel.<br />

Außerdem hat der „Bunte Tisch“ Menschen bei der Erarbeitung der eigenen Biografie<br />

begleitet und mehrere Kreativ-Workshops angeboten.<br />

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30<br />

„DIE NEUEN BÜRGER“<br />

Aufsehen hat die Arbeit an der<br />

Skulptur „Die Neuen Bürger“ in<br />

jeder Entstehungsphase erregt:<br />

Seit September 2007 arbeitet der<br />

Bildhauer Nazih Oweis öffentlich<br />

auf dem Platz vor dem <strong>Stadt</strong>teilbüro<br />

an dem Projekt. Mal allein,<br />

mal unterstützt von den Menschen<br />

aus dem <strong>Stadt</strong>teil. Vor allem Kinder<br />

kamen in ganzen Gruppen<br />

und werkelten fleißig mit.<br />

Die Menschen aus Mattheck/<br />

Josefsviertel geben dem Kunstwerk<br />

damit selbst sein Gesicht<br />

– und das im doppelten Sinn.<br />

Denn Nazih Oweis modellierte<br />

die Köpfe der Figuren nach<br />

Vorbildern der Menschen aus<br />

verschiedenen Kulturkreisen, die<br />

hier leben.<br />

Entstanden ist eine Menschengruppe,<br />

die sich hinter einer<br />

versperrten Tür befindet. Auf der<br />

Vorderseite versuchen Menschen<br />

trotz mehrerer Absperrungen<br />

den Türrahmen durch eine von<br />

ihnen geschaffene Lücke zu<br />

durchschreiten.<br />

Die Schranken symbolisieren<br />

die Schwierigkeiten des Alltags.<br />

Der Durchlass zeigt, dass auch<br />

neue Bürger ihren Platz bekommen<br />

können. Er verdeutlicht die<br />

Hoffnungen. Das Kunstwerk „Die<br />

Neuen Bürger“ ist damit auch<br />

eine Botschaft der Bewohner des<br />

<strong>Stadt</strong>teils an ihr neues Umfeld.<br />

Beim Fest der Kulturtage wurde<br />

zunächst ein Modell des Kunstwerks<br />

präsentiert. Aus diesem<br />

Provisorium hat Nazih Oweis<br />

später eine Gipsskulptur geschaffen.<br />

Damit aber nicht genug: In<br />

Bronze gegossen sollen „Die<br />

Neuen Bürger“ einen festen<br />

Platz im <strong>Stadt</strong>bild bekommen.<br />

Eine ehrgeizige Idee, denn es<br />

müssen Sponsoren gefunden<br />

werden, die das Projekt finanzieren.<br />

Auch einen Standort gibt<br />

es noch nicht.<br />

Wegen des großen Zuspruchs<br />

bietet der Künstler im Frühjahr<br />

eine Erweiterung des Kunstwerkes<br />

an. Nazih Oweis geht dabei<br />

noch über die Beteiligung der<br />

helfenden Hände hinaus: Dieses<br />

Mal werden die großen und<br />

kleinen Bürger gebeten, eigene<br />

kleine Elemente einzubringen.<br />

Nazih Oweis gestaltet dazu eine<br />

Bodenplatte, die einem Schattenwurf<br />

der Figuren ähnelt und<br />

symbolisch für die mitgebrachte<br />

kulturelle Erfahrung der Menschen<br />

steht.


KREATIV-WORKSHOPS<br />

Mit den Händen arbeiten, kreativ sein, Neues schaffen wollten die<br />

Teilnehmer der Kreativ-Workshops des Bunten Tisches. Nicht alle<br />

geplanten Kurse sind auch zustande gekommen, einige entwickelten<br />

sich dagegen zu echten Straßenfegern. So versammelte<br />

Künstler Nazih Oweis immer wieder Kinder- und Erwachsenengruppen<br />

um seinen Arbeitstisch, um ihnen das Modellieren und<br />

die Grundlagen der Bildhauerei näherzubringen.<br />

Und auch Kursleiterin Monika Mückshoff ist mit ihrer Frauengruppe<br />

kreativ. Die Heilpraktikern begleitet gemeinsam mit der Kunsttherapeutin<br />

Sigrid Nickel-Bronner eine Gruppe von Frauen bei ihren<br />

regelmäßigen Treffen. Frauen unterschiedlicher Herkunft tauschen<br />

sich hier über Fragen des Frau-Seins aus: Wie sehe ich mich als<br />

Frau, wie werde ich wahrgenommen, wie kann ich mich weiterentwickeln,<br />

was haben wir als Frauen trotz kultureller Unterschiede<br />

dennoch gemeinsam?<br />

Symbol ihrer Arbeit soll ein Stoff-Mandala sein, das die Teilnehmerinnen<br />

gemeinsam entwerfen. Aus vielen einzelnen Elementen<br />

setzen sie ein überdimensionales, buntes Mandala zusammen. In<br />

der Gruppe haben die Frauen außerdem ein Bild gemalt.<br />

Weitere Workshops sind angedacht. Das Angebot läuft bis zum<br />

Frühjahr 2008.<br />

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32<br />

STADTTEILBIOGRAFIEN<br />

Phasen des eigenen Lebens neu<br />

entdecken und Erfahrungen weitergeben<br />

– diese Themen standen<br />

im Mittelpunkt des Projekts<br />

„<strong>Stadt</strong>teilbiografien“. Der Bunte<br />

Tisch hatte ältere Bewohner eingeladen,<br />

sich mit ihrer Geschichte<br />

auseinanderzusetzen und ihre<br />

eigene Biografie zu schreiben.<br />

Die Lebensgeschichten wurden<br />

festgehalten, können weitergegeben<br />

werden oder auch einen<br />

Dialog der Generationen einleiten.<br />

In Gesprächskreisen, Einzel-Interviews<br />

und einem Workshop mit<br />

Kursleiterin Monika Mückshoff<br />

wurde die Vergangenheit wieder<br />

lebendig. Die Biografie-Werkstatt<br />

gab den Senioren nicht nur Raum<br />

für Erinnerung und Austausch, sie<br />

ließ auch ein verloren geglaubtes<br />

Gemeinschaftsgefühl wieder<br />

aufleben. „Mit wem soll ich denn<br />

reden, es ist niemand mehr da“,<br />

so beklagten sich die Teilnehmer<br />

im Vorfeld. Mit den Treffen der<br />

<strong>Stadt</strong>teil-Biografen änderte sich<br />

das: Reden, sich gemeinsam erinnern,<br />

Anekdoten weitergeben,<br />

böse Zeiten Revue passieren<br />

lassen – und sich damit nicht<br />

mehr allein fühlen, das trieb und<br />

treibt die Teilnehmer an.<br />

Dazu kam natürlich ein guter Schuss Lokal-Patriotismus: „Durch die Biografie-<br />

Werkstatt werden alte und neue Matthecker zusammengeführt. Es geht auch<br />

um eine Identifikation mit dem <strong>Stadt</strong>teil“, so Teilnehmerin Lieselotte Poferl.<br />

Vier Frauen, alle jenseits der 70 Jahre, beteiligten sich an der Werkstatt. Sie<br />

alle haben einen Großteil ihres Lebens in der Mattheck verbracht, sind oft<br />

schon vor der Neubebauung hierher gezogen. Sie erinnern sich z.B. an die<br />

häufigen Fliegeralarme des Zweiten Weltkriegs, an die Angst, die wenigen<br />

Bunker.<br />

Nach dem Abschluss der Biografie-Werkstatt im Frühjahr 2008 sollen die Erinnerungen<br />

auch zu Papier gebracht werden. Geplant ist eine Broschüre, die<br />

die Lebensgeschichten der Matthecker dokumentiert und weitergibt.


DAS ALEVITISCHE <strong>KULT</strong>URZENTRUM:<br />

ZUSAMMEN ANDERE SAITEN AUFZIEHEN<br />

Hier sind Erwachsene gefragt! Beim Alevitischen Kulturzentrum<br />

<strong>Moers</strong> e.V. (AKM) ist richtig Musik drin – im wahrsten Sinne des<br />

Wortes. Seit August bietet das AKM im <strong>Stadt</strong>teilbüro an der Leipziger<br />

Straße einen Baglama-Kurs an. Die Teilnehmer sind von Beruf, Herkunft,<br />

Geschlecht und Alter unterschiedlich: Vom Kraftfahrer bis zum<br />

Imbissbesitzer lernen Männer und Frauen in verschiedenen Altersgruppen<br />

fl eißig das Saiteninstrument.<br />

Die Baglama – auch „Saz“ genannt - ist in der Türkei, in Griechenland<br />

und in manchen arabischen Ländern sehr bekannt. Auch in Deutschland<br />

ist die Baglama in den letzten Jahren immer populärer geworden.<br />

In vielen Musikschulen wird das Instrument mittlerweile unterrichtet.<br />

Die Baglama hat sieben Saiten, die in drei Gruppen aufgeteilt<br />

sind und wie eine Gitarre mit einem Plektron - einem kleinen Plättchen<br />

- gespielt werden. Das Instrument wird ursprünglich aus Holz<br />

hergestellt, es hat einen dicken Bauch und einen langen Stiel.<br />

Im Mittelpunkt des Kurses mit Lehrer Yusuf Caner, der unter anderem<br />

Dozent an der Niederrheinischen Musik- und Kunstschule ist, steht<br />

das gemeinsame Lernen und Musizieren. Aber auch das Knüpfen von<br />

neuen Kontakten und Freundschaften ist wichtig. So wird über die<br />

Musik die Verständigung mit alten und neuen Freunden gefördert. Ob<br />

Alt oder Jung, alle haben Spaß beim Lernen, Spielen und Singen.<br />

Am 20. Oktober, beim Fest der Kulturtage, hatten die meisten Kursteilnehmer<br />

den ersten Auftritt ihres Lebens. Ramazan Kabak war<br />

aufgeregt wie ein Kindergartenkind: „Als 50-Jähriger bin ich jetzt ein<br />

Star geworden!“, sagt er schmunzelnd. Kurz vor dem Auftritt hatte<br />

er keine Ruhe und erkundigte sich immer wieder: „Wann sind wir<br />

dran?“ Auf die Bühne ist er dann aber stolz getreten. Das Publikum<br />

würdigte den Auftritt mit großem Applaus.<br />

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34<br />

ZUGABE: WAS IST WING CHUN?<br />

Diese chinesische Selbstverteidigung ist eine hohe Kampfkunst<br />

und zählt zu den Wushu- bzw. den Kung Fu-Kampfstilen.<br />

Übersetzt bedeutet der Begriff „Schöner Frühling“. Der<br />

Kämpfer nutzt dabei vor allem die Kraft des anderen, um<br />

sich zu verteidigen. Der Legende nach wurde die Technik<br />

von einer Frau erfunden – einer Nonne. Die Inspiration zu<br />

diesem Kampfstil holte sie sich aus der Natur, bei einem<br />

Kampf zwischen einem Fuchs und einem Kranich.<br />

Die Bewegungen sind bei Wing Chun meist kurz und gerade.<br />

In der Regel wird keine starre Muskelkraft, sondern die<br />

Elastizität des eigenen Bewegungsapparates und die umgeleitete<br />

Angriffskraft des Gegners ausgenutzt.<br />

Kombiniert werden dabei Gewichtsverlagerung (Schritttechniken)<br />

und spontane, schnelle Streckbewegung mit einem<br />

relativ kleinen Anteil eigener Muskelkraft.


STREET WING CHUN:<br />

SELBSTVE<strong>RT</strong>EIDIGUNG FÜR JUGENDLICHE<br />

Im zweiten Projekt des Alevitischen Kulturzentrums geht‘s sportlich<br />

zu. Einmal pro Woche treffen sich seit August rund 20 sportbegeisterte<br />

Jugendliche in der Turnhalle des Mercator Berufskollegs, um<br />

Selbstverteidigung zu lernen. Unter der Leitung von Hüseyin Iliköz<br />

bietet das AKM den Kurs „Street Wing Chun“ an.<br />

„Die Jugendlichen sollen sich in erster Linie selbst verteidigen können,<br />

wenn sie in eine bedrohliche Situation geraten. Leider lassen<br />

sich solche Situationen nicht immer vorhersehen“, erläutert Hüseyin<br />

Iliköz. „Auf einmal steckt man mittendrin. Meistens suchen sich die<br />

Angreifer `schwächere` Personen aus. Das erkennen sie durch die<br />

Körpersprache der Betroffenen. Daher ist es ein weiteres Ziel des<br />

Kurses, das Selbstbewusstsein zu stärken.“<br />

Im Training erlebt Iliköz eine harmonische Atmosphäre. Die Teilnehmer<br />

trainieren mit voller Motivation und Disziplin. Auch das ist wichtig,<br />

denn „nur ein vermiedener Kampf ist ein gewonnener Kampf“,<br />

so Hüseyin Iliköz. Dazu gehört auch das Motto des Kurses: „Verliere<br />

nie den Glauben, Champion“. Was sie in den ersten Wochen gelernt<br />

haben, zeigten die Sportler beim <strong>Stadt</strong>teilfest. Verteidigungsstrategien,<br />

Abwehrtechniken und Ausweichmanöver choreografierte die<br />

Gruppe zu einer atemberaubend schnellen Show.<br />

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36<br />

Auf Einladung des <strong>Stadt</strong>teilbüros<br />

war der Kabarettist und Autor<br />

Ilhan Atasoy viermal zu Gast im<br />

Viertel. Er hat die Besucherinnen<br />

und Besucher in seinen<br />

Vorstellungen zum Mitmachen<br />

eingeladen, um Beiträge aus den<br />

verschiedenen eigenen Heimatländern<br />

beizusteuern.<br />

Seine These: Jeder hat etwas zu<br />

sagen! Mit seiner Arbeit belehrt<br />

Ilhan Atasoy nicht, sondern ist<br />

ÜBERALL ZU HAUSE:<br />

INTERNATIONALE LESUNG MIT ILHAN ATASOY<br />

Er ist Autor, Poet und Komiker. Ilhan Atasoy trägt aber nicht nur<br />

eigene Gedichte vor, sondern auch Texte aus anderen Kulturen.<br />

Er gibt seine west-östlichen Weisheiten lyrisch oder einfach nur<br />

prosaisch zum Besten.<br />

unterhaltsam und macht Spaß. Köstlich amüsiert haben sich seine Zuhörer über<br />

seine kabarettistischen Ausflüge.<br />

Zu seinen Auftritten kamen überwiegend Jugendliche, die sich aber nur sehr<br />

zögerlich beteiligten. Sie schienen anfangs wenig interessiert, „gibbelten“<br />

eher herum, kamen aber stets zu der nächsten Veranstaltung wieder. Überraschend<br />

war für Ilhan Atasoy die geringe literarische Bildung der Besucher.<br />

Ein Großteil kannte weder Till Eulenspiegel noch Nasreddin Hodscha, eine<br />

bekannte Weisen-, Narren-, Meister-, Bettler-, Richter-, Lehrer- und Arztfigur<br />

im arabischen Raum. In diesem Punkt waren die Auftritte des Autors, Poeten<br />

und Komikers sehr lehrreich.<br />

Zum Fest der Kulturtage reiste der Dortmunder noch einmal an.


ZOFF: DIE MAJO JUGENDZEITUNG<br />

Die Redakteure der ersten Jugendzeitung<br />

aus und für Mattheck/<br />

Josefsviertel kannten nur ein Thema:<br />

die Kulturtage. Das zehnköpfige<br />

Redaktionsteam beschäftigte<br />

sich unter der Leitung von Said<br />

Boluri vom Jugendzentrum Zoff<br />

rund sechs Wochen lang mit dem<br />

Angebot der Kulturtage, besuchte<br />

Projekte und Workshops, führte<br />

Interviews und trug Informationen<br />

zusammen.<br />

So entstand der MaJo-Express:<br />

ein 18-seitiges Heft, randvoll<br />

mit Informationen rund um die<br />

Kulturtage und ihre Akteure.<br />

Ein erfolgreiches und anregendes<br />

Projekt, resümiert Redaktionsleiter<br />

Said Boluri:<br />

„Das Projekt war für uns ein Erfolg,<br />

da wir uns mit wenig Mitteln,<br />

aber viel Herz und Enga-<br />

gement dafür eingesetzt haben.<br />

Der Einsatz vieler Jugendlicher<br />

für die Zeitung, angefangen<br />

beim Fotografieren bis zur Recherche<br />

und zum Schreiben der<br />

Artikel, hat gezeigt, dass das Bedürfnis<br />

des sozialen Austauschs<br />

im <strong>Stadt</strong>teil groß ist.<br />

Was mir bei den Zeitungsbesuchen<br />

aufgefallen ist, war die Art, wie<br />

die „MaJo-Redaktion“ von den<br />

Menschen aufgenommen worden<br />

ist. Egal, ob beim Besuch des<br />

Wing Chun-Kurses oder beim<br />

Bericht über die Graffiti-Aktion:<br />

Wenn wir uns als Jugendzeitung<br />

vorgestellt haben, haben sich<br />

die Leute immer gut „ins Zeug<br />

gelegt“. Sie waren immer freundlich<br />

und kontaktfreudig. Ich gehe<br />

davon aus, dass der Besuch der<br />

Zeitungsgruppe die Leistung der<br />

Wing Chun-Gruppe um mindes-<br />

tens 15 Prozent gesteigert hat.<br />

Am meisten haben wir uns<br />

darüber gefreut, als die Zeitung<br />

auf dem Abschlusstag vorgestellt<br />

worden ist. Einer der Jugendlichen<br />

hat die Besucher des Festes<br />

dazu aufgerufen, sich die Zeitung<br />

unbedingt zu holen, denn „die<br />

Zeitung ist viel besser als die<br />

Bild-Zeitung“!!! Da sich der Bürger-<br />

meister ebenfalls ein Exemplar<br />

besorgt hat, gehen wir davon<br />

aus, dass wir wirklich besser<br />

waren als die Bild-Zeitung.<br />

Und zum Schluss muss ich allen<br />

im <strong>Stadt</strong>teil noch einmal sagen:<br />

NEIN, ich arbeite nicht im Ma-<br />

JoCa, wie es viele mittlerweile<br />

glauben. Ich bin weiterhin im<br />

Jugendzentrum Zoff beschäftigt<br />

und freue mich über die Besucher<br />

aus Mattheck/Josefviertel.“<br />

37


38 WIR S<strong>AGE</strong>N DANKE !


IMPRESSUM<br />

Herausgeber:<br />

<strong>Stadt</strong> <strong>Moers</strong><br />

- Der Bürgermeister -<br />

47439 <strong>Moers</strong><br />

Erschienen im Januar 2008<br />

Kontakt:<br />

<strong>Stadt</strong>teilbüro Mattheck/Josefsviertel<br />

Leipziger Straße 3-5<br />

47441 <strong>Moers</strong><br />

Tel: 02841/998 98 90<br />

Fax: 02841/998 98 97<br />

E-Mail: soziale-stadt@moers.de<br />

Text: BüRo: für Mediendienste Büscher und Röhrich GbR, Essen<br />

Fotos: Hans-Ulrich Kreß, <strong>Moers</strong><br />

und aus den Projekten<br />

Layout: Dirk Wolff, Duisburg<br />

Druck: Giesen Rotationsdruck <strong>GmbH</strong>, Rheinberg<br />

Die Kulturtage Mattheck/Josefsviertel werden gefördert mit Mitteln des<br />

Ministeriums für Bauen und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen.<br />

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