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»O du Fröööhliche ...!« Anke Greifene<strong>de</strong>r Was kamen wir uns schlau vor, so was von smart, diesem Weihnachtstrubel zu entfliehen. Kein Geschenkstress in letzter Minute, keine Überlebenseinkäufe im Supermarkt und Prügeleien um die letzte Gans. Raus aus <strong>de</strong>m Schmud<strong>de</strong>lgrau, <strong>de</strong>r Kälte ohne Schnee, <strong>de</strong>nn wann hatte es schon das letzte Mal geschneit an Heiligabend? Natürlich waren unsere Familien einerseits enttäuscht gewesen, hatten aber letztendlich doch Verständnis; beim ein o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren klang auch Sehnsucht durch. Wenn wir »Nehmt mich mit!«-Gesuche zugesteckt bekommen hätten, wäre ich nicht verwun<strong>de</strong>rt gewesen. Konstantins Familie war groß, sehr konservativ und versammelt ziemlich anstrengend. Meine war klein und entspannt, aber dieses Jahr lei<strong>de</strong>r nicht dran. Konstantin und ich wechselten seit <strong>de</strong>n vier Jahren, die wir zusammen waren, nämlich je<strong>de</strong>s Jahr zu Weihnachten die Familien ab. Umso überraschter war ich, als Konstantin Anfang November nach Hause kam und vorschlug: »Lass uns dieses Jahr endlich mal an Weihnachten in die Wärme fliegen. Nur wir bei<strong>de</strong>, weit weg, ohne Stress!« Zwar hatten wir öfter darüber nachgedacht, wie schön es wäre, in diesen dunklen Tagen Sonne zu tanken, aber meist war es nur eine I<strong>de</strong>e, ein Fluchtgedanke, wenn kurz vor Weihnachten die gesamte Republik durchdrehte und sich verhielt, als ob es kein Morgen gäbe. Voller Vorfreu<strong>de</strong> buchten wir eine Woche Karibik und als wir am 23. Dezember am Flughafen stan<strong>de</strong>n, in die blassen, abgekämpften Gesichter blickten, die vollbepackt mit Geschenktaschen nach Hause flogen, während »Jingle Bells« in Endlosschleife aus <strong>de</strong>m Lautsprecher schallte, klatschten wir heimlich ab. Überglücklich ließen wir uns in die Flugzeugsessel fallen und stießen mit Champagner auf unsere Reise an, die ein kleines Vermögen gekostet hatte. »Möchten Sie noch ein Glas?«, fragte die freundliche Stewar<strong>de</strong>ss und schenkte auf unser freudiges Nicken hin mehrmals nach. Keine gute I<strong>de</strong>e, wie sich herausstellte, <strong>de</strong>nn nur kurz nach Kanada, als es über das offene Meer Richtung Miami ging, fing es an zu schaukeln – erst leicht, dann immer stärker. Die Anschnallzeichen gingen an, irgendwann kam die Ansage aus <strong>de</strong>m Cockpit: »Ja, verehrte Gäste, wie Sie bereits gemerkt haben, kämpfen wir gera<strong>de</strong> mit einigen Turbulenzen, weswegen ich die Anschnallzeichen eingeschaltet habe. Ich mel<strong>de</strong> mich wie<strong>de</strong>r, sobald wir die Schlechtwetterzone durchquert haben! Bis dahin machen Sie es sich gemütlich an Bord.«