Peiner Wirtschaftsspiegel rtschaftsspiegel Wi - Wirtschafts- und ...
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<strong>Peiner</strong> <strong><strong>Wi</strong><strong>rtschaftsspiegel</strong></strong><br />
Aus dem Inhalt<br />
Seite 5<br />
Stahlerzeugung<br />
Die alten Rauchzeichen<br />
über Peine sind längst<br />
verflogen:<br />
Ein moderner Elektroofen<br />
sorgt für globale<br />
Spitzenproduktion<br />
Seite 20<br />
<strong>Wi</strong>rtschaftsförderung<br />
Gemeinde Hohenhameln<br />
schuf<br />
im Gewerbegebiet<br />
Ackerköpfe r<strong>und</strong><br />
550 Arbeitsplätze<br />
Seite 25<br />
EU-Förderung<br />
Europa-Büro der<br />
<strong>Wi</strong>to GmbH berät bei<br />
Investitionszuschüssen<br />
aus den Fördertöpfen<br />
<strong>Wi</strong>rtschaftsmagazin für den Landkreis Peine<br />
Ausgabe 02 ; 2003<br />
<strong><strong>Wi</strong><strong>rtschaftsspiegel</strong></strong>
Inhalt Impressum Ausgabe 02 ; 2003<br />
Impressum<br />
Inhalt<br />
Seite 3<br />
Aktuelles<br />
Nachrichten aus der<br />
<strong>Peiner</strong> <strong>Wi</strong>rtschaft<br />
Seite 4<br />
Titelgeschichte<br />
Stählerne Vielfalt:<br />
Leben von <strong>und</strong><br />
mit dem Stahl<br />
Seite 8<br />
Schrott als Wertstoff<br />
Vor dem Ofen sind sie<br />
alle gleich: Entsorgte<br />
Waschmaschinen <strong>und</strong><br />
Fahrräder zurück im<br />
Stahlkreislauf<br />
Firmenportrait<br />
Seite 10<br />
Firmenportrait<br />
Werkzeuge, soweit<br />
das Auge reicht:<br />
Möllring bietet den<br />
fachgerechten<br />
Griff zum richtigen<br />
Drahtstift<br />
<strong>Peiner</strong> <strong><strong>Wi</strong><strong>rtschaftsspiegel</strong></strong> – <strong>Wi</strong>rtschaftsmagazin für den Landkreis Peine<br />
Seite 11<br />
Metallbau<br />
Kunstvoller Blickfang<br />
schützt auch vor<br />
ungebetenen Gästen<br />
Seite 13<br />
Schreibsti(e)l<br />
Mit hochglanzpolierter<br />
Stahlfeder gleitet<br />
der Pelikan weltweit<br />
durch die Klassenzimmer<br />
Seite 15<br />
Stahlbearbeitung<br />
Verzinkung verhilft<br />
tristem Stahl zu strahlendem<br />
Aussehen:<br />
Schönheitsverlust durch<br />
Rost ausgeschlossen<br />
Seite 17<br />
Aus Stahl wird Kunst<br />
Trägerprofile bieten<br />
vielseitige Verwendungsmöglichkeiten<br />
Seite 18<br />
Arbeitsmarkt<br />
Jugendliche auf der<br />
Suche nach einem<br />
Ausbildungsplatz:<br />
Vom „Kostenfaktor<br />
Lehrling“ zum qualifizierten<br />
Fachpersonal<br />
Seite 19<br />
Serie<br />
Handel braucht Mut zu<br />
neuen Wegen<br />
Seite 27<br />
Ratgeber<br />
Wege aus der<br />
Arbeitslosigkeit:<br />
Ich AG oder<br />
Überbrückungsgeld?<br />
Wer die Wahl hat, hat<br />
auch die Qual<br />
Seite 29<br />
Unternehmensförderung<br />
Proquali coacht<br />
kleine <strong>und</strong> mittlere<br />
Unternehmen: Durch<br />
soziale Kompetenz zum<br />
wirtschaftlichen Erfolg<br />
Seite 30<br />
Bankentipps<br />
Niedriges Zinsniveau<br />
bietet Unternehmern<br />
erhebliche Ersparnismöglichkeiten<br />
Seite 31<br />
Veranstaltungen<br />
<strong>Peiner</strong> Kunststoff Tag<br />
liefert Informationen<br />
r<strong>und</strong> um die Alt-Auto-<br />
Verordnung: Wohin mit<br />
dem alten Wagen?<br />
Seite 32<br />
Freizeittipps<br />
Flugförderungsgemeinschaft<br />
Peine:<br />
Neben der Pilotenausbildung<br />
ermöglicht<br />
der Verein den Kurztrip<br />
auf die Ferieninsel zum<br />
Selbstkostenpreis<br />
Seite 34<br />
Kult(ur)stätten<br />
Hummers Kultursalon<br />
hat sich zum internationalen<br />
Treffpunkt<br />
klassischer Musik<br />
entwickelt<br />
Impressum<br />
Herausgeber<br />
<strong>Wi</strong>rtschafts- <strong>und</strong><br />
Tourismusfördergesellschaft<br />
Landkreis Peine mbH<br />
in Kooperation mit der<br />
<strong>Peiner</strong> Allgemeinen Zeitung<br />
GmbH & Co., KG<br />
Redaktion<br />
Redaktionsbüro „mho”<br />
Melanie Hoffmann, Peine<br />
Franz Westing (verantwortlich)<br />
Anzeigenverkaufsleitung<br />
Heike Kirbach<br />
Hans-Georg Wolf<br />
(verantwortlich)<br />
Layout<br />
Melanie Wegener<br />
Grafische Gr<strong>und</strong>konzeption<br />
www.agentur-spezial.de<br />
Druck<br />
Niedersachsen Druck<br />
Bähr GmbH<br />
Auflage<br />
5.000 Exemplare<br />
Anschrift<br />
Werderstraße 49, 31224 Peine<br />
Telefon 0 51 71 / 406-121<br />
wi<strong>rtschaftsspiegel</strong>@paz-online.de
<strong>Peiner</strong> <strong><strong>Wi</strong><strong>rtschaftsspiegel</strong></strong> ;<br />
Aus der <strong>Wi</strong>rtschaft<br />
Hirche zu Gast bei <strong>Wi</strong>to<br />
Angesichts der Geburtstagsfeier der <strong>Wi</strong>rtschafts-<br />
<strong>und</strong> Tourismusfördergesellschaft<br />
des Landkreises Peine (wito GmbH) gab<br />
inmitten der Vielzahl von Repräsentanten<br />
aus <strong>Wi</strong>rtschaft, Politik <strong>und</strong> Verwaltung<br />
auch der niedersächsische Minister für<br />
Arbeit, <strong>Wi</strong>rtschaft <strong>und</strong> Verkehr, Walter<br />
Hirche, sein Gastspiel. Allerdings lieferte<br />
der FDP-Mann in seinem Referat zum<br />
Thema <strong>Wi</strong>rtschaftsförderung wenig<br />
Gr<strong>und</strong> zu Optimismus, denn finanziell<br />
zeichne sich hier ein drastischer Sparkurs<br />
ab: Durch den EU-Beitritt osteuropäischer<br />
Staaten werde die staatliche<br />
Förderung für den Westen immer<br />
weiter abnehmen, so dass sich auch die<br />
Kreise auf neue Entwicklungen einstellen<br />
müssten. Erforderlich sei vor allem<br />
der Blick über den eigenen Tellerrand<br />
hinweg <strong>und</strong> die Bildung von Regionen,<br />
um in Brüssel überhaupt wahrgenommen<br />
zu werden.<br />
<strong>Wi</strong>to vermittelt Personal<br />
zum Nulltarif<br />
Die <strong>Wi</strong>rtschafts- <strong>und</strong> Tourismusförderungsgesellschaft<br />
Landkreis Peine mbH<br />
(wito GmbH) hat ihre Servicepalette um<br />
den Bereich Personalvermittlung erweitert.<br />
„In Zusammenarbeit mit Plan-<br />
Consult, einem b<strong>und</strong>esweit agierenden<br />
Unternehmen im Bereich des Personalmanagements,<br />
können wir Firmen,<br />
Dienstleistern, Behörden <strong>und</strong> Verbänden<br />
im Landkreis Peine ab sofort eine<br />
kostenfreie Vermittlung neuer Mitarbeiter<br />
anbieten“, sagt Geschäftsführer Gunter<br />
Eckhardt. Als offizieller Kooperationspartner<br />
im Trennungs-Management eines<br />
großen deutschen Unternehmens stellt<br />
PlanConsult aus den Reihen dieses<br />
Konzerns qualifizierte, leistungsfähige<br />
Mitarbeiter nahezu aller Berufssparten<br />
zur Verfügung. Kosten entstehen dem<br />
neuen Arbeitgeber dabei nicht, da das<br />
Unternehmen sämtliche Vermittlungsgebühren<br />
im Rahmen seines Trennungs-<br />
Managements trägt. Das Leistungsspektrum,<br />
das PlanConsult bei diesem<br />
Projekt im Kreis Peine anbietet, ist<br />
umfassend: Auf der Gr<strong>und</strong>lage eines<br />
individuellen Anforderungsprofils – erstellt<br />
vom personalsuchenden Betrieb – übernimmt<br />
die Personalvermittlung die<br />
Recherche nach geeigneten neuen Mitarbeitern<br />
<strong>und</strong> garantiert mit einem<br />
detaillierten Profilabgleich einschließlich<br />
entsprechender Interviews eine optimale<br />
Vorauswahl, bevor es zu einem ersten<br />
Kontaktgespräch zwischen den Bewerbern<br />
<strong>und</strong> dem Unternehmen kommt.<br />
„So können wir in Gemeinschaftsarbeit<br />
<strong>und</strong> ohne Berechnung der dafür sonst<br />
üblichen Vermittlungsgebühren allen<br />
Betrieben mit Personalbedarf zeit- <strong>und</strong><br />
kostenintensive Arbeiten von der aufwendigen<br />
Recherche bis hin zum ersten<br />
Kontakttermin komplett abnehmen“,<br />
betont Peter Blumenthal von Plan-<br />
Consult.<br />
„Die Brücke“ will neue Wege in<br />
die Arbeitswelt schaffen<br />
„Die Überspannung des Abgr<strong>und</strong>s<br />
zwischen Industrie <strong>und</strong> Arbeitsmarkt“<br />
hat sich die <strong>Peiner</strong> Filiale der SKZ ToP<br />
gGmbH gemeinsam mit der Unternehmensberatung<br />
Otto Effert als Ziel<br />
gesetzt. So sollen in ihrem Projekt<br />
„Die Brücke“ insbesondere Fachkräfte<br />
für die Kunststoffindustrie bedarfsgerecht<br />
qualifiziert werden, denn anhand<br />
des gemeldeten Fachkräfte-Bedarfs der<br />
Partnerunternehmen entwickelt<br />
„Die Brücke“ die entsprechende<br />
Qualifizierung <strong>und</strong> generiert in einem<br />
zweiten Schritt entsprechendes Personal<br />
auf dem Arbeitsmarkt, das mit<br />
Unterstützung erfahrener Ausbilder <strong>und</strong><br />
Zertifizierer zu Fachkräften der Kunststoffbranche<br />
ausgebildet wird. Bereits<br />
während der Qualifizierungsphase<br />
besteht Kontakt zu dem Auftrag gebenden<br />
Partnerunternehmen <strong>und</strong> die<br />
Arbeitskräfte stellen während einer<br />
integrierten Praxisphase ihr persönliches<br />
Leistungsvermögen direkt vor Ort unter<br />
Beweis. „Mit dieser Beziehungsebene<br />
zum nachfragenden Arbeitgeber wird der<br />
Weg über die Brücke für jeden künftigen<br />
Mitarbeiter auch begehbar“, betont<br />
Brigitte Utecht von der SKZ ToP.<br />
Schließlich sei die Qualifizierung der<br />
Mitarbeiter individuell auf den jeweiligen<br />
Partnerbetrieb zugeschnitten.<br />
3<br />
Aktuelles<br />
Die Weiterbildungen werden wissenschaftlich<br />
<strong>und</strong> sozialpädagogisch begleitet.<br />
Weitere Informationen:<br />
SKZ ToP gGmbH Zweigstelle Peine,<br />
Woltorfer Strasse 77 UPP 2 Halle G,<br />
31224 Peine. Tel.: 05171 48935.<br />
Ansprechpartner: Brigitte Utecht.<br />
Corovin GmbH: Konzern heißt<br />
jetzt BBA Fiberweb<br />
Als Teil einer internationalen Strategie<br />
hat die BBA Gruppe London ihren Konzern<br />
BBA Nonwovens in BBA Fiberweb<br />
umbenannt. Global davon betroffen sind<br />
insgesamt 29 Niederlassungen, darunter<br />
auch der Geschäftsstandort Peine der<br />
Corovin GmbH, die ihren bisherigen<br />
Namen auch weiterhin beibehält.<br />
Dennoch: „Weltweit vereint der Namenswechsel<br />
alle Niederlassungen unter dem<br />
einheitlichen Namen BBA Fiberweb,<br />
wodurch die Vielfalt <strong>und</strong> Stärke unseres<br />
Unternehmens besser erkennbar <strong>und</strong><br />
wettbewerbsfähiger wird“, erläuterte Dr.<br />
Norman Nichols, Geschäftsführer der<br />
Corovin GmbH, drittgrößtes Unternehmen<br />
in dem Industriezweig.<br />
Im Rahmen einer großen Re-Organisation<br />
wurde das Unternehmen, das spezielle<br />
Produkte, wie Haus- <strong>und</strong> Dachummantelungen,<br />
Bestandteile für medizinische<br />
Bekleidung <strong>und</strong> Bandagen, <strong>Wi</strong>ndeln,<br />
Filter <strong>und</strong> andere Produkte herstellt,<br />
strategisch in regionale <strong>und</strong> globale<br />
Bereiche unterteilt, um zielgerichteter<br />
<strong>und</strong> effizienter <strong>und</strong> noch besser auf die<br />
K<strong>und</strong>enwünsche eingehen zu können.<br />
„In Konkurrenzkämpfen regional <strong>und</strong><br />
weltweit ist es wichtig, dass die K<strong>und</strong>en<br />
uns als einheitliches, starkes <strong>und</strong> innovatives<br />
Unternehmen erkennen“, sagte<br />
Ross McMillan, Chief Executive Officer.<br />
Mit Verkaufszahlen in Höhe von<br />
850 Millionen US-Dollar im vergangenen<br />
Jahr wurde die BBA Fiberweb drittgrößtes<br />
technisches Produktionsunternehmen<br />
der Welt. Dem Hauptsitz in Nashville,<br />
Tennessee, USA, gehören Niederlassungen<br />
in 15 Ländern an.
<strong>Peiner</strong> <strong><strong>Wi</strong><strong>rtschaftsspiegel</strong></strong> ;<br />
Titelgeschichte<br />
Ein Leben von <strong>und</strong> mit<br />
dem Stahl: Arbeit, Kunst <strong>und</strong> Alltag<br />
Mehr als 1300 Beschäftigte arbeiten im <strong>Peiner</strong> Stahlwerk.<br />
Stahlträger, die Peine weltbekannt machten.<br />
4<br />
Die neue Stahlbrücke mit „Durchblick“.<br />
Kalt, farblos, trist <strong>und</strong> unbeweglich...<br />
Nur einige Begriffe aus dem Wortf<strong>und</strong>us,<br />
der die Materie Stahl beschreiben könnte.<br />
Dass dieses Material aber als ständiger<br />
Begleiter im täglichen Leben gilt, ist<br />
kaum jemandem wirklich bewusst. Dabei<br />
begegnen wir ihm in veredelter Form oft<br />
schon kurz nach dem Aufwachen das<br />
erste Mal: Badezimmer-Utensilien vom<br />
Zahnputzbecher bis hin zum Mülleimer<br />
aus Edelstahl gelten heute als chic, der<br />
Kaffee aus dem Becher im glänzenden<br />
oder auch matten Design hält sich darin<br />
besonders heiß <strong>und</strong> das Blumengeflecht<br />
auf dem Wohnzimmertisch wird in der<br />
Edelstahlvase zum kleinen Kunstobjekt.<br />
Weiter geht’s auf dem Fahrrad, im Auto<br />
oder per Bahn, vorbei an Stahlbrücken<br />
<strong>und</strong> durch stählerne Tore zum Arbeitsplatz,<br />
an dem der Füllhalter mit Stahlfeder<br />
bereit liegt.<br />
Vielseitige Verwendung<br />
Darüber hinaus hat sich Edelstahl auch<br />
in der Schmuckbranche längst seinen<br />
Namen gemacht, denn in der Optik dem<br />
Platin ähnlich <strong>und</strong> für empfindliche, zu<br />
Allergien neigende Menschen durchaus<br />
geeignet, droht es in manchen Bereichen<br />
dem Silber fast den Rang abzulaufen.<br />
„Es fordert heraus zum Drehen <strong>und</strong><br />
Fräsen, zu klaren Formen mit Ecken <strong>und</strong><br />
Kanten“, schwärmen Goldschmiede, die<br />
eigentlich mit dem r<strong>und</strong>en „Verfeinern“<br />
von Schmuckstücken betraut sind.<br />
Des weiteren wird Edelstahl in Form von<br />
Nadeln in der Modebranche zum<br />
Hauptbestandteil, dient in der Medizin<br />
als Gr<strong>und</strong>material für Spritzen <strong>und</strong><br />
chirurgische Instrumente <strong>und</strong> sorgt im<br />
Freizeitbereich für ein turbulentes<br />
Durcheinander in der Körpermitte, wenn<br />
Abenteuerlustige zum Beispiel in der<br />
Achterbahn ihre R<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Loopings<br />
drehen <strong>und</strong> eine tonnenschwere Stahlkonstruktion<br />
die sichere Ankunft am Ziel<br />
garantiert. Somit wird Stahl ein zuverlässiger<br />
<strong>und</strong> nicht zu ersetzender Bestandteil<br />
unseres Alltags.<br />
Innovativer Industriezweig<br />
Dahinter steckt ein innovativer, zukunftsorientierter<br />
Industriezweig, der mit<br />
hohen Qualitätsstandards <strong>und</strong> bedeutenden<br />
Produkten ungezählte Arbeitsplätze<br />
schafft <strong>und</strong> sichert. – So auch in Peine,<br />
denn nicht umsonst wird der Ort<br />
zwischen Hannover <strong>und</strong> Braunschweig<br />
als Stahlstadt in die Historie eingehen.<br />
„Diese Stadt lebt vom Stahl“, heißt es<br />
immer wieder auf öffentlichen Veranstaltungen<br />
<strong>und</strong> auch bei den mehr als 1300<br />
Stahlwerkern. Nicht zu vergessen die<br />
Schrotthändler, Spediteure, Stahl- <strong>und</strong><br />
Metallbauer sowie zahlreiche andere<br />
Handwerkszweige <strong>und</strong> der Handel, die<br />
durch <strong>und</strong> mit dem Verarbeiten dieses<br />
Materials ihren Lebensunterhalt bestreiten.<br />
Vom Schrott zur Kunst: Breuste-Skulpturen.
<strong>Peiner</strong> <strong><strong>Wi</strong><strong>rtschaftsspiegel</strong></strong> ;<br />
E-Stahlwerk: Sauberer<br />
Weg vom Schrott zum Stahl<br />
Funken sprühen bei der Bearbeitung der Cellformträger in der <strong>Peiner</strong> Produktion.<br />
Benebelnde Staubwolken, schmierigen<br />
Ruß <strong>und</strong> übelriechenden Qualm, die<br />
tristen Rauchzeichen der alten Montanindustrie,<br />
die Peine als traditionelle<br />
Stahlstadt auszeichneten, sucht man bei<br />
den High-Tech-Öfen der heutigen<br />
Stahlkocher vergeblich. Anstatt Eisenerz<br />
<strong>und</strong> Koks landet in den Schmelzbehältern<br />
mittlerweile tonnenweise Schrott,<br />
der im sauberen <strong>und</strong> modernen Elektrolichtbogenofen<br />
seine „<strong>Wi</strong>edergeburt“<br />
erlebt.<br />
Damit hielt in Peine 1996 nach Thomas-,<br />
Siemens-Martin-, Rotor- <strong>und</strong> Oxygen-<br />
Stahlwerk die fünfte Industrie-Generation<br />
Einzug <strong>und</strong> der Sprung an die Weltspitze<br />
gelang.<br />
In rasanter Geschwindigkeit werden bei<br />
der <strong>Peiner</strong> Träger GmbH, einem Tochterunternehmen<br />
der Salzgitter AG, r<strong>und</strong> eine<br />
Million Tonnen Stahl pro Jahr erzeugt, die<br />
auf den beiden Walzstraßen zur breiten<br />
Produktpalette des traditionellen Profilstahls<br />
verarbeitet werden. Ob in Brücken-<br />
, Haus-, Hotel- oder Stadionbau – in<br />
ungezählten Gebäuden finden die Trägerprofile<br />
aus Peine ihre Verwendung.<br />
Wobei den so genannten Breitflanschträgern<br />
– auch <strong>Peiner</strong> Träger genannt –<br />
besondere Bedeutung zukommt, denn die<br />
1914 in der Stahlstadt hervorgebrachte<br />
Erfindung machte den Namen weltweit<br />
bekannt.<br />
Flüssiges Roheisen gelangte<br />
auf Schienen ans Ziel<br />
Dabei hatten die Gründer der Ilseder<br />
Hütte im Jahre 1858 wohl kaum an derartige<br />
Erfolge gedacht, als sie mit dem<br />
Ilseder Hochofenwerk die erste Anlage<br />
zur Roheisenerzeugung in Südost-Niedersachsen<br />
errichteten.<br />
Als Absatzziele galten vor allem die<br />
Stahlerzeuger an Rhein <strong>und</strong> Ruhr, bevor<br />
man sich 1872 aus wirtschaftlichen<br />
Gründen dazu entschloss, das Unternehmen<br />
<strong>Peiner</strong> Walzwerk ins Leben zu rufen.<br />
Ab jetzt gelangte das flüssige Roheisen in<br />
riesigen Transportpfannen auf dem Schienenweg<br />
vom Ilseder Hochofen direkt in<br />
das Thomasstahlwerk, das unter großen<br />
Schadstoffausstößen <strong>und</strong> ohrenbetäubendem<br />
Lärm Rohstahl für die späteren<br />
Walzprodukte hervorbrachte.<br />
Mit Millioneninvestition der<br />
Umweltbelastung entgegen<br />
Doch die Zeiten von Hochofen <strong>und</strong><br />
Konverter als klassische „Verfahrensroute“<br />
auf dem Weg zur Stahlerzeugung sind<br />
mit dem Elektroofen vorbei <strong>und</strong> damit<br />
auch die großen Umweltbelastungen.<br />
„Den entscheidenden Ausschlag zum<br />
Wechsel vom Blas- zum Elektrostahlwerk<br />
gab aber vor allem die hohe Anforderung<br />
5<br />
Titelgeschichte<br />
an die Staubemissionen“, erläutert<br />
Geschäftsführer Ulrich Eggers. Waren in<br />
alten Werken zu früheren Zeiten noch<br />
75 mg pro Kubikmeter Abluft erlaubt,<br />
sank der Wert später auf 50 mg, bevor<br />
1995 die technische Anweisung lediglich<br />
noch 20 mg für Elektrostahlwerke zuließ.<br />
„Für Peine galten wegen der geographischen<br />
Lage inmitten des Stadtgebietes<br />
sogar nur 10 mg“, sagt Eggers.<br />
Werte, die – regelmäßig vom Gewerbeaufsichtsamt<br />
Braunschweig geprüft – mit<br />
dem herkömmlichen Verfahren nie hätten<br />
erreicht werden können. Also stellten sich<br />
die <strong>Peiner</strong> mit erheblichen Investitionen<br />
in mehrfacher Millionenhöhe auf Neuentwicklungen<br />
ein.<br />
Lichtbögen zwingen Stahl zum Schmelzen<br />
Jetzt landen pro Arbeitstag zwischen<br />
3500 <strong>und</strong> 4000 Tonnen Schrott – 110<br />
Tonnen sind es pro Einzelprozess – im<br />
Schmelzgefäß, in dem ein gezündeter<br />
Lichtbogen das Alteisen zu Flüssigstahl<br />
werden lässt.<br />
Die dabei freigesetzte Energie ist enorm:<br />
Mit einer Stromstärke von annähernd<br />
140 000 Ampere erzeugen hier Graphitelektroden<br />
– die Herzstücke der Lichtbogenöfen<br />
– eine Gluthitze von r<strong>und</strong><br />
6000 Grad Celsius, die den Stahlschrott<br />
förmlich zur Schmelze zwingen.<br />
Das stellt sogar Naturgewalten in den<br />
Geschäftsführer Ulrich Eggers
Ihre Einkäufe müssen Sie selber tragen.<br />
<strong>Wi</strong>r tragen ja schon das ganze Zentrum.<br />
Unsere Stahlkonstruktionen halten, was sie versprechen.<br />
Die Zukunft wird gebaut. Mit uns.<br />
www.salzgitter-ag.de
<strong>Peiner</strong> <strong><strong>Wi</strong><strong>rtschaftsspiegel</strong></strong> ;<br />
Schatten, denn ein Blitz kann<br />
während eines Gewitters für den<br />
Bruchteil einer Sek<strong>und</strong>e eine Stromstärke<br />
von lediglich 100 000 Ampere<br />
erzeugen. Nicht zu unterschätzen ist<br />
der Aufwand dabei: Für den Ofenbetrieb<br />
wird eine Leistung von 100<br />
Megawatt benötigt, was dem Verbrauch<br />
von etwa 30 000 Einfamilienhäusern<br />
entspricht.<br />
Legierung je nach Verwendungszweck<br />
Der in dem E-Ofen entstandene Flüssigstahl<br />
fließt durch ein Abstichloch in<br />
die Gießpfannne, wird im Pfannenofen<br />
mit verschiedenen Zusatzelementen,<br />
wie Mangan, Selicium, Kohlenstoff<br />
<strong>und</strong> Vanadium legiert <strong>und</strong> im<br />
Anschluss auf einer der vorhandenen<br />
zwei Stranggießanlagen zu Vorblöcken<br />
oder Beam-Blanks (Vormaterial für die<br />
Walzwerke) vergossen. Die Zusatzstoffe<br />
seien in diesem Vorgang notwendig,<br />
um dem Stahl die für seinen späteren<br />
Einsatz nötigen Festigkeits- <strong>und</strong><br />
Zähigkeitseigenschaften zu verschaffen,<br />
erläutert Eggers. So gebe es<br />
keinen Universalstahl, sondern unterschiedlichste<br />
Legierungen für die<br />
späteren Verwendungszwecke. Das<br />
Material für den Automobilbau, das im<br />
Schwesterwerk in Salzgitter produziert<br />
wird, bleibe dadurch zum Beispiel<br />
wesentlich kaltverformbarer als der in<br />
Peine hergestellte Profilstahl für den<br />
Beton- <strong>und</strong> Stahlbau, der tonnenschweren<br />
Belastungen standhalten muss.<br />
Zwei Walzstraßen zur Profilerstellung<br />
Dafür stehen in Peine zwei Walzstraßen<br />
bereit: Die unteren Profilabmessungen<br />
von 80 bis 450 Millimetern Höhe <strong>und</strong><br />
260 Millimetern Breite werden auf der<br />
Universalmittelstraße <strong>und</strong> die oberen<br />
Maße bis zu einer Steghöhe von 1100<br />
Millimetern auf der Schweren Trägerstraße<br />
gewalzt. Die Verarbeitungsschritte<br />
sind allerdings auf beiden Anlagen<br />
ähnlich. Das im Stahlwerk hergestellte<br />
Vormaterial wird im sogenannten<br />
Hubbalkenofen auf die erforderliche Temperatur<br />
erwärmt, bevor der eigentliche<br />
Walzvorgang in mehreren Schritten <strong>und</strong><br />
verschiedenen Walzgerüsten erfolgt. Nach<br />
der Abkühlung <strong>und</strong> dem Richtvorgang<br />
werden die ausgewalzten Profile schließlich<br />
kommissioniert, gestapelt <strong>und</strong> für die<br />
Auslieferung an die K<strong>und</strong>en verladen.<br />
Auslieferung in aller Herren Länder<br />
Wohin werden die <strong>Peiner</strong> Träger geliefert?<br />
„In aller Herren Länder, wenn es sich<br />
lohnt“, sagt Eggers, selbst in die USA,<br />
nach Kanada <strong>und</strong> sogar nach Japan <strong>und</strong><br />
China. In Hongkong zum Beispiel waren<br />
die <strong>Peiner</strong> beim Hafen- <strong>und</strong> Flughafenbau<br />
entscheidend beteiligt, bedeutend<br />
aber auch auf der EXPO in Lissabon oder<br />
beim Bau des Weltmeisterschaftsstadions<br />
Mehr als 1300 Mitarbeiter beschäftigt die <strong>Peiner</strong> Trägergesellschaft in Stahl- <strong>und</strong> Walzwerk.<br />
in Paris. In Deutschland sind der <strong>Peiner</strong><br />
Bahnhof, Hannovers Messegelände, der<br />
Potsdamer Platz <strong>und</strong> das herausragende<br />
Sony-Center in Berlin Beispiele für die<br />
vielseitige Verwendung.<br />
So wurde an die größte Baustelle Europas<br />
in der B<strong>und</strong>eshauptstadt sogar eine eigene<br />
Bahnlinie direkt auf das Gelände<br />
gelegt, um den Stahl zuverlässig direkt<br />
an den Standort zu liefern. Schließlich<br />
Zur Historie<br />
7<br />
Titelgeschichte<br />
verankern an der einst mit verkehrsreichsten<br />
Straßenkreuzung Europas r<strong>und</strong><br />
20 000 Tonnen Breitflanschträger aus<br />
<strong>Peiner</strong> die hohen Bauwerke im Untergr<strong>und</strong><br />
<strong>und</strong> sicherten zudem den Bau des<br />
neuen Bahnhofs.<br />
Insgesamt produzierten die r<strong>und</strong> 1300<br />
Beschäftigten des Unternehmens allein<br />
im vergangenen Jahr r<strong>und</strong> 1,3 Millionen<br />
Tonnen Trägerprofile.<br />
1858 Gründung der Ilseder Hütte<br />
1872/73 Gründung <strong>und</strong> Betriebsbeginn des <strong>Peiner</strong> Walzwerks<br />
1881 Verschmelzung von Ilsede <strong>und</strong> Peine; Bau des Thomasstahlwerks<br />
1900 Bau des Siemens-Martin-Stahlwerks<br />
1914 Der <strong>Peiner</strong> „Breitflanschträger“ wird zum Patent angemeldet<br />
1961/62 Umfassende Modernisierungsmaßnahmen<br />
1970 Fusion Stahlwerke Peine-Salzgitter AG aus Hüttenwerk Salzgitter <strong>und</strong><br />
Ilseder Hütte<br />
1983 Stillegung des Hochofenwerks in Ilsede<br />
1989 Die Preussag AG übernimmt die Salzgitter AG<br />
1992 Aus der Stahlwerke Peine-Salzgitter AG wird die Preussag Stahl AG<br />
1996 Inbetriebnahme des Elektro-Stahlwerks<br />
1998 Preussag Stahl AG wird Salzgitter AG - Stahl <strong>und</strong> Technologie<br />
1999 Produktion der 10millionsten Tonne auf der Universalmittelträgerstraße<br />
(Umit)<br />
2000 Feier: 25 Jahre Umit<br />
2001 Umsetzung der neuen Konzernstruktur (Gründung der <strong>Peiner</strong> Träger<br />
GmbH)
Titelgeschichte<br />
Ob alte Fahrräder, ausgesonderte Fässer,<br />
Fahrzeugantennen oder zerbeulte<br />
Autotüren – tonnenweise sammelt sich<br />
8<br />
weltweit Schrott. Dennoch zählen die<br />
aus dem persönlichen Gebrauch ihrer<br />
ehemaligen Besitzer entsorgten<br />
<strong>Peiner</strong> <strong><strong>Wi</strong><strong>rtschaftsspiegel</strong></strong> ;<br />
Zurück im Kreislauf:<br />
Vor dem Ofen sind sie alle gleich<br />
Berge von Aluminiumschrott kurz vor der „Landung“ im Lichtbogenofen des Elektrostahlwerks (Hintergr<strong>und</strong>).<br />
Einzelteile noch lange nicht zum „alten<br />
Eisen“, sondern werden in der Stahlindustrie<br />
zum hochbegehrten Rohstoff.<br />
So zeigt sich auch beim <strong>Peiner</strong><br />
Elektrostahlwerk, dass die Stahlerzeugung<br />
neben der Ressourcenschonung<br />
einen erheblichen Beitrag zur Recyclingwirtschaft<br />
leistet: Die Erzeugung des<br />
Materials auf Schrottbasis erfolgt in nur<br />
einem einzigen Verfahrensschritt <strong>und</strong><br />
führt darüber hinaus das Alteisen<br />
wieder in erheblichen Mengen in den<br />
Produktionskreislauf zurück.<br />
Nach Ablauf der „Lebenszeit“<br />
zurück in den Kochtopf<br />
Da allein in einem Umkreis von 100<br />
Kilometern um Peine jährlich r<strong>und</strong> zwei<br />
Millionen Tonnen Schrott anfallen <strong>und</strong><br />
die Erschmelzung im Werk pro Tag 3500<br />
bis 4000 Tonnen verschlingen, wird hier<br />
ein weiterer <strong>Wi</strong>rtschaftszweig entscheidend<br />
angekurbelt, betont Ulrich Eggers,<br />
technischer Geschäftsführer der <strong>Peiner</strong><br />
Träger GmbH.<br />
Stahl kann dank seiner mechanischen<br />
Eigenschaften ohne Qualitätsverlust<br />
beliebig oft in den Materialkreislauf<br />
zurückgeführt werden – anders als<br />
Papier, Kunststoff oder Glas, bei deren<br />
<strong>Wi</strong>ederverwertung immer ein Qualitäts-
<strong>Peiner</strong> <strong><strong>Wi</strong><strong>rtschaftsspiegel</strong></strong> ;<br />
verlust auftritt. So landen nach Ablauf<br />
ihrer „Lebenszeit“ Pkw-Karossen<br />
genauso in dem „Kochtopf“ wie alte<br />
Brückenpfeiler, das Innenleben einer<br />
Spülmaschine oder auch des Küchenherdes.<br />
Immerhin: R<strong>und</strong> 3 Millionen<br />
Autos <strong>und</strong> 4,5 Millionen Haushaltsgeräte<br />
zerlegt die deutsche Recyclingwirtschaft<br />
jedes Jahr sortenrein in ihre Bestandteile.<br />
Magneten trennen die Spreu vom Weizen<br />
Während Blechdosen sofort im Ofen<br />
landen, kommen große Teile wie Brücken<br />
oder Überreste aus Haus- oder Fabrikabrissen<br />
erst einmal unters Messer.<br />
Riesige Scheren mit Druckkraft von<br />
mehreren tausend Tonnen zerteilen<br />
dann selbst Eisenbahnwaggons in<br />
handliche Portionen.<br />
Um inmitten der riesigen Berge von<br />
Schrott die Spreu vom Weizen zu<br />
trennen <strong>und</strong> die richtigen Materialien zu<br />
sortieren, schwingen überdimensionale<br />
Magnete an Kränen über die Alteisenmassen<br />
<strong>und</strong> ziehen den wertvollen<br />
Rohstoff „magisch“ an.<br />
<strong>Wi</strong>edererkennungswert gleich Null<br />
Manche Teile werden auch einfach so<br />
lange gerüttelt, bis der ihnen anhaftende<br />
Fremdstoff abfällt <strong>und</strong> der Schrott reif<br />
fürs Einschmelzen ist.<br />
Nach dem Durchlauf der Presse, die das<br />
benötigte Material in die verwertbare<br />
Form bringt, ist der ursprüngliche<br />
<strong>Wi</strong>edererkennungswert gleich Null, denn:<br />
Vor dem Ofen sind sie letztlich alle<br />
gleich. Heraus kommen Stahlträger in<br />
unterschiedlichsten Größen <strong>und</strong> Formen,<br />
die sich irgendwann in ihrem „Lebenszyklus“<br />
– vielleicht sogar an gleicher Stelle –<br />
wegen des hohen Recyclingwertes wieder<br />
für den Neueinstieg unter das Messer<br />
begeben werden.<br />
Schrottlogistik hat hohen Stellenwert<br />
Bei den großen Mengen, die auf dem<br />
Weg zum <strong>Peiner</strong> Träger benötigt werden,<br />
hat die Schrottlogistik einen hohen<br />
Stellenwert im Unternehmen: Ohne langfristige<br />
Zwischenlagerung gelangt<br />
Altmaterial vor allem auf dem Schienenweg<br />
just-in-time in die Schrotthalle des<br />
Elektrostahlwerks.<br />
Die für eine Schmelze notwendigen<br />
110 Tonnen Schrott werden mit dem<br />
Magnetkran in zwei „Körbe“ verladen,<br />
in einer zeitlichen Abfolge zum Ofen<br />
transportiert <strong>und</strong> schließlich ins<br />
Schmelzgefäß entleert.<br />
Reststoffe werden weiterverarbeitet<br />
Recycling heißt es aber auch bei den<br />
anfallenden Reststoffen aus der Stahlherstellung,<br />
denn Filterstaub <strong>und</strong><br />
Schlacke gelangen aus Peine in die<br />
<strong>Wi</strong>ederverwendung: Pro Tonne Stahl<br />
entstehen r<strong>und</strong> 120 Kilogramm<br />
Schlacke, die per Bahn in Mahlanlagen<br />
transportiert <strong>und</strong> dort zerkleinert werden,<br />
bevor sie vom Schotter bis zum Split als<br />
Straßenbaumaterial ihre <strong>Wi</strong>ederverwendung<br />
finden. Der Filterstaub wird in<br />
Zurückgewinnungsanlagen aufgearbeitet,<br />
um das enthaltene Zink (17 bis 24<br />
Prozent) für die Verzinkung von Stahlteilen<br />
<strong>und</strong> -konstruktionen auszusondern.<br />
9<br />
Titelgeschichte<br />
Ganze Waggonladungen Schrott landen im E-Ofen.<br />
Die Schlacke findet sich später im Straßenbau wieder.<br />
Unsere starken Partner<br />
- alles aus einer Hand<br />
VGH Versicherungen<br />
LBS Bausparen<br />
Deka Vermögensmanagement
Titelgeschichte<br />
10<br />
Ein Blick durch die Regale des Fachgeschäfts<br />
für Eisen- <strong>und</strong> Haushaltswaren<br />
Möllring an der Stederdorfer Straße zeigt,<br />
dass kaum ein Bereich des Alltags<br />
existiert, in dem Stahl keine Rolle spielt:<br />
Angefangen bei der Edelstahltasse oder<br />
Kaffee- <strong>und</strong> Espressomaschinen über<br />
Briefkästen, Mausefallen oder Türschlösser<br />
bis hin zu Werkzeugen, Rasenmähern<br />
oder Kettensägen – überall ist Stahl im<br />
Einsatz. Faszination erweckt hier vor<br />
allem die scheinbar grenzenlose Auswahl<br />
an unterschiedlichen Schrauben, Nägeln<br />
sowie Muttern, Kabelklemmen oder<br />
Wäschehaken. Dabei mag so manchem<br />
Laien die Ratlosigkeit ins Gesicht<br />
geschrieben sein, wenn bei der Heimwerkerei<br />
<strong>und</strong> den letzten Reihen der Vertäfelung<br />
plötzlich die notwendigen Utensilien<br />
zur Befestigung ausgehen <strong>und</strong> der Gang<br />
ins Fachgeschäft unabdingbar ist. Hat der<br />
Hobby-Handwerker nicht zufällig ein letztes<br />
Stück der Drahtstifte oder Krampen in<br />
der Tasche oder die genaue Bezeichnung<br />
notiert, dürfte die richtige Wahl hier bei<br />
r<strong>und</strong> 500 Sorten wohl schwer fallen.<br />
Werkzeugstahl als Gr<strong>und</strong>stoff<br />
Sicher haben die kleinen <strong>und</strong> spitzen<br />
Einzelteilchen eines gemeinsam, nämlich<br />
den hochwertigen Werkzeugstahl als<br />
Gr<strong>und</strong>stoff, in Größe, Länge <strong>und</strong> Anspruch<br />
unterscheiden sie sich entscheidend, wie<br />
Geschäftsinhaber Joachim Jenssen auch<br />
mit Blick auf die mehr als 200 Sorten<br />
Schrauben betont. Ob für den Schlosseinbau,<br />
die Montage von Maschinen oder für<br />
Holzarbeiten – jedes Material erfordert die<br />
richtige Schraube, die sich alle in Spitze,<br />
Härte <strong>und</strong> auch Gewinde unterscheiden<br />
<strong>und</strong> bei falscher Anwendung das<br />
gewünschte Ergebnis kläglich scheitern<br />
lassen. Denn: Welcher Hobby- Handwerker<br />
kennt das nicht, wenn der Schraubendreher<br />
nicht auf den Schraubenkopf<br />
passen will <strong>und</strong> stattdessen quietschend<br />
über die Oberfläche kratzt? Ein umfassen-<br />
<strong>Peiner</strong> <strong><strong>Wi</strong><strong>rtschaftsspiegel</strong></strong> ;<br />
Werkzeug aus Stahl<br />
soweit das Auge reicht<br />
Joachim Jenssen setzt auf gute Beratung.<br />
1. Sie wünschen sich Seminare, die<br />
Mehr-Wert für Ihr Unternehmen schaffen?<br />
2. Sie wünschen sich mehr als „nur“ kompetente Beratung<br />
<strong>und</strong> Unterstützung in Sachen „Personalentwicklung“?<br />
3. Sie wünschen sich Preise, die bezahlbar sind?<br />
des Sortiment an stählernen Werkzeugen<br />
ist dann auch hier gefragt, wenn Schlüsselschraube,<br />
Bits oder – als neueste<br />
Erscheinung – die Torxschraube in Holz,<br />
Beton oder anderen Materialien<br />
„versenkt“ werden sollen. Sowie die<br />
verschiedenen Industriezweige <strong>und</strong> auch<br />
Fachbereiche bei diesen Entwicklungen in<br />
den vergangenen Jahren rasant voranschreiten,<br />
ist auch auf Seiten des<br />
Verkaufs kontinuierliche Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung<br />
gefragt. Schließlich lasse sich bei<br />
den K<strong>und</strong>en nicht gr<strong>und</strong>sätzlich voraussetzen,<br />
dass sie über entsprechendes<br />
Fachwissen hinsichtlich der Werkzeugk<strong>und</strong>e<br />
verfügen <strong>und</strong> ihre Wünsche konkret<br />
<strong>und</strong> treffend äußern. „Dabei sind unser<br />
<strong>Wi</strong>ssen <strong>und</strong> entsprechende Tipps gefragt“,<br />
sagt Jenssen. So kennt der Geschäftsinhaber,<br />
der den Fachhandel, den sein<br />
Urgroßvater Ferdinand Möllring 1866<br />
gegründet hatte, 1957 übernahm, seine<br />
Produkte aus dem Effeff, weiß über<br />
Vorteile <strong>und</strong> Tücken von Werkzeugen,<br />
Haushaltsgeräten bis hin zu Rasenmähern,<br />
Hochdruckreinigern <strong>und</strong> Pumpen<br />
genauestens Bescheid <strong>und</strong> gibt diese<br />
Informationen auch ehrlich an seine<br />
K<strong>und</strong>en weiter, wie er betont. „Nicht<br />
umsonst betreibe ich schließlich einen<br />
Fachhandel“, verleiht er seinen Aussagen<br />
Nachdruck.<br />
... Ihr Erfolg ist unser Ziel<br />
Diese drei Wünsche seien Ihnen gewährt.<br />
Zum Realisieren Ihrer Wünsche, greifen Sie bitte zum Telefonhörer<br />
<strong>und</strong> wählen bitte die folgende Nummer: 05172/98 66 373.<br />
Ihr Anruf ist uns willkommen.<br />
Herzlichst,<br />
Jutta Schubert, Diplom Pädagogin, NLP Master Practitioner, Personalberaterin<br />
jschubert@kvhs-peine.de<br />
Personal- & Organisationsentwicklung l Beratung l Coaching l Trainings<br />
ProQuali wurde von der EU als innovatives <strong>und</strong> förderungswürdiges<br />
Projekt für PE- <strong>und</strong> OE-Prozessse ausgewählt.
<strong>Peiner</strong> <strong><strong>Wi</strong><strong>rtschaftsspiegel</strong></strong> ;<br />
Stählerner Blickfang<br />
schützt vor ungebetenen Gästen<br />
Ob schmiedeeiserne Produkte, wie kunst<strong>und</strong><br />
phantasievoll gestaltete Geländer,<br />
Zäune oder Eingangstore <strong>und</strong> Überdachungen<br />
sowie komplette Arbeitstische,<br />
Regale <strong>und</strong> Konstruktionen für die industrielle<br />
Produktion – in der Werkstatt Ralf<br />
Isensees herrscht Hochbetrieb. Tagtäglich<br />
wirbeln hier neben fünf Gesellen <strong>und</strong> drei<br />
Teilzeitkräften zwei Auszubildende unter<br />
der Leitung des Metallbaumeisters, um<br />
aus tristen, kalten Stahlprofilen <strong>und</strong><br />
Gestängen wirkungsvolle Werke zu<br />
fertigen, die nicht nur der individuellen<br />
Gestaltung des persönlichen Umfeldes<br />
ihrer Auftraggeber beitragen, sondern<br />
auch einen hohen Nutzwert haben, denn:<br />
Kaum ein Material stellt eine vergleichbar<br />
hohe Belastbarkeit <strong>und</strong> Strapazierfähigkeit<br />
unter Beweis wie der Stahl. Nicht<br />
umsonst hat sich das Material auch beim<br />
Schutz vor ungebetenen Gästen auf dem<br />
eigenen Gr<strong>und</strong> <strong>und</strong> Boden durchgesetzt.<br />
Um die Werke aber zum verschönernden<br />
Blickfang an Haus <strong>und</strong> Garten zu<br />
machen, ist Kreativität gefragt. So ist es<br />
bei Isensee mit der einfachen Aneinanderreihung<br />
von „Gitterstäben“ nicht<br />
getan. Stattdessen entstehen hier<br />
schwungvoll gestaltete R<strong>und</strong>bögen aus in<br />
sich gedrehten Vierkantstäben, die mit<br />
den unterschiedlichsten Ornamenten <strong>und</strong><br />
mit Speerspitzen ähnelnden Abschlüssen<br />
versehen zu kleinen Kunstwerken werden.<br />
Doch damit nicht genug, entdeckte auch<br />
Isensees Ehefrau Marina ihre Begeisterung<br />
für den Metallbau <strong>und</strong> erweiterte<br />
das Leistungsangebot um Kleinmöbel,<br />
verschiedene Wohn- <strong>und</strong> Gartenaccessoires<br />
sowie Kerzenleuchter <strong>und</strong> andere<br />
dekorative Metallgegenstände – Ideen,<br />
Design <strong>und</strong> Produktion aus einer Hand.<br />
Zudem machen die Rentnerväter der<br />
Eheleute den Betrieb zum Familienunternehmen,<br />
wenn sie in ihrer Freizeit als<br />
„Seniorenchefs“ Hilfestellungen leisten.<br />
Bescheidener Start vor zehn Jahren<br />
Dabei hatte Ralf Isensee vor zehn Jahren<br />
bescheiden angefangen: In einer angemieteten<br />
Scheune in Eddesse fertigte der<br />
Metallbaumeister Schmiedeeisenarbeiten<br />
ausschließlich für Privatk<strong>und</strong>en. Seine<br />
handwerkliche Qualifikation, der Ideenreichtum<br />
<strong>und</strong> die Qualität seiner Werke<br />
sprachen sich schnell herum, so dass der<br />
Unternehmer bald Firmenk<strong>und</strong>en <strong>und</strong><br />
Auftraggeber aus der Industrie zu seinem<br />
K<strong>und</strong>enkreis zählte <strong>und</strong> das Arbeitsaufkommen<br />
die Einstellung zusätzlicher<br />
Mitarbeiter erforderte. 1999 erfolgte der<br />
Umzug der Firma an die Gausstraße im<br />
<strong>Peiner</strong> Gewerbegebiet-Ost, in dem das<br />
Unternehmerpaar ein geeignetes Firmen-<br />
11<br />
Titelgeschichte<br />
gebäude erwarb. Hier bildete der Meister<br />
zum einen Lehrlinge zu Metallbauern<br />
aus, drückte aber auch selbst noch<br />
einmal die Schulbank: Im Jahr 2000<br />
absolvierte er die Prüfung zum<br />
Schweißfachmann <strong>und</strong> erweiterte mit<br />
dem Kauf zusätzlicher Maschinen sein<br />
Leistungsspektrum, sodass damit auch<br />
die spezielle Blechbearbeitung möglich<br />
wurde. Doch an Arbeit noch nicht genug,<br />
engagiert er sich zudem in der Metallinnung,<br />
in der er das Amt des Lehrlingswartes<br />
übernahm. Seitdem ist er an den<br />
Prüfungsabnahmen beteiligt <strong>und</strong> auch in<br />
die Lehrgangsplanung involviert, während<br />
in der Werkstatt in Absprache <strong>und</strong><br />
Planung mit den K<strong>und</strong>en weiter die<br />
kreativen Kunstwerke entstehen.<br />
Schmiedeeiserne Kunst als Blickfang.
<strong>Peiner</strong> <strong><strong>Wi</strong><strong>rtschaftsspiegel</strong></strong> ;<br />
Pelikan: Mit glänzender<br />
Stahlfeder weltweit vertreten<br />
Millionenfach halten ihn Schülerinnen<br />
<strong>und</strong> Schüler weltweit tagtäglich in der<br />
Hand – den altbewährten Füllfederhalter<br />
der Marke Pelikan, der mit Tintenpatronen<br />
gefüllt bei der Schönschrift helfen<br />
<strong>und</strong> Farbe aufs Papier bringen soll.<br />
Welch filigranen einzelnen Arbeitsschritte<br />
allerdings allein hinter der Herstellung<br />
der hochglänzenden Metallspitzen im<br />
Vöhrumer Werk stecken, bevor der erste<br />
galante Federstrich auf die Schreibunterlage<br />
gelangt, ist kaum jemandem bewusst.<br />
So muss die Stahlfeder später fest in<br />
ihrer Kunststoffhalterung sitzen, gleichzeitig<br />
schwingend beim Schreiben sein,<br />
darf nicht auf dem Papier kratzen,<br />
während der Tintenaustritt garantiert<br />
bleibt <strong>und</strong> der Pelikan mit dem kleinen<br />
Küken an seiner Seite als Wahrzeichen<br />
des Konzerns eindrucksvoll in der Mitte<br />
der Feder zu sehen ist.<br />
Diamantbällchen sichern<br />
Gleit- <strong>und</strong> Schreibverhalten<br />
Es ist nur ein wenige Zentimeter langes<br />
<strong>und</strong> knapp einen halben Millimeter<br />
dickes Stück hochlegierter Werkzeugstahl,<br />
das trist bei Produktionsstart<br />
vorliegt <strong>und</strong> zuvor von einer dicken Rolle<br />
Stahlband geschnitten wurde.<br />
Begleitet von zischendem Druckluftgeräusch<br />
wandern die Einzelteile<br />
schließlich über ein kleines Transportband<br />
in eine Walze, die sie auf eine<br />
Stärke von nur noch 0,2 Millimeter<br />
bringt, bevor sie in einer Stanze ihre<br />
konische Form, die später die Feder<br />
wird, sowie das Firmenlogo erhalten.<br />
Es folgt das Anschweißen eines winzigen<br />
Korns, das für ein reibungsloses Schreib<strong>und</strong><br />
Gleitverhalten auf dem Papier auf<br />
kleinen Diamantbällchen profiliert wird.<br />
„Dabei sind im Bereich Stahlfedern fünf<br />
verschiedene Federbreiten für den feinen<br />
bis breiten Strich möglich“, erläutert<br />
Werksleiter Otto Bahlo. Goldfedern stellt<br />
das Unternehmen sogar in acht bis zehn<br />
unterschiedlichen Stärken her.<br />
Feder wird auf Hochglanz poliert<br />
„Schreibfähig ist die Feder aber auch<br />
nach diesen Arbeitsgängen noch nicht“,<br />
betont Bahlo mit Blick auf die kleine<br />
Stahlspitze, die weiter über schmale<br />
Transportbänder von Insel zu Insel, wie<br />
die Arbeitsplätze bei den „Pelikanen“<br />
heißen, rutscht. Ein winziger Schlitz –<br />
mit der diamantbeschichteten Trennscheibe<br />
geschnitten – sichert nach<br />
Entgraten, Oberflächenbearbeitung <strong>und</strong><br />
entsprechendem Zusammenfügen die<br />
Kapillarwirkung auf die Tinte, die das<br />
einstige Stahlteilchen nun „schreibfertig“<br />
macht. Abschließend auf Hochglanz<br />
poliert gelangt es in seine<br />
Kunststoffhalterung <strong>und</strong> schließlich auf<br />
den Schreibtischen der Besitzer.<br />
Zu Schulbeginn herrscht Hochkonjunktur<br />
Zweieinhalb bis drei Millionen Federn<br />
verlassen jährlich die Hallen an der<br />
Pelikanstraße, in denen mehr als 300<br />
Mitarbeiter neben den Stahlfedern auch<br />
Malkästen <strong>und</strong> zahlreiche andere<br />
Schulutensilien, wie Tintenpatronen,<br />
Wachsmalstifte <strong>und</strong> Radiergummis, produzieren.<br />
Dabei laufen r<strong>und</strong> zwei Drittel<br />
der Produkte im ersten Halbjahr vom<br />
Band, denn: „Zum Schulbeginn herrscht<br />
Hochkonjunktur <strong>und</strong> unsere Lieferungen<br />
erfolgen just in time“, sagt Bahlo.<br />
Dank Jahresarbeitszeitkonten <strong>und</strong> damit<br />
verb<strong>und</strong>ener flexibler Arbeitszeiten laufen<br />
die Bänder dann für zwei Schichten<br />
an sieben Tagen die Woche, bevor es ab<br />
August wieder ruhiger wird im Werk <strong>und</strong><br />
die Mitarbeiter ihre angesammelten<br />
Arbeitsst<strong>und</strong>en abbauen.<br />
Im 19. Jahrh<strong>und</strong>ert beginnt die<br />
Firmengeschichte<br />
Der Chemiker Carl Hornemann hatte<br />
wohl kaum an einen derartigen wirtschaftlichen<br />
Erfolg gedacht, als er 1838<br />
begann, Künstlerfarben <strong>und</strong> Malutensilien<br />
zu produzieren. Bis dahin hatte sie sein<br />
Vater teuer aus Frankreich <strong>und</strong> England<br />
importiert, um sie in einem kleinen<br />
Geschäft in der Altstadt Hannovers zu<br />
verkaufen.<br />
Als 1863 Günther Wagner als Produktions-Chef<br />
in die Farben- <strong>und</strong> Tintenfabrikation<br />
„Carl Hornemann” eintritt<br />
<strong>und</strong> die Firma schließlich übernimmt,<br />
bedient er sich seines eigenen Familienwappens<br />
<strong>und</strong> lässt den Pelikan als eines<br />
der ersten Warenzeichen Deutschlands<br />
registrieren. Nach Vöhrum gelangte das<br />
Firmenwappen 1973, als nach einem<br />
mehr als h<strong>und</strong>ert Jahre währenden <strong>und</strong><br />
kontinuierlichen Ausbau der Sortimentsvielfalt<br />
das Werk an der Podbielskistraße<br />
in Hannover nicht mehr erweitert werden<br />
konnte <strong>und</strong> die gesamte Schreibgeräteproduktion<br />
in den Kreis Peine verlagert<br />
wurde. Mittlerweile dreht das geflügelte<br />
Tier mit Geburtsort Hannover durch den<br />
fortwährenden Expansionskurs sowie<br />
unternehmerische Höhen <strong>und</strong> Tiefen<br />
weltweit seine R<strong>und</strong>en.<br />
Dennoch kann sich das Unternehmen<br />
nicht auf den Lorbeeren der Vergangenheit<br />
ausruhen, denn starke Konkurrenz<br />
am Markt, Dumpingpreise <strong>und</strong> Innova-<br />
13<br />
Pelikan-Werksleiter Otto Bahlo<br />
Titelgeschichte<br />
tionsdruck zwingen auch in Vöhrum zu<br />
Flexibilität: Kontinuierliche Modernisierung<br />
der Produktionsanlagen, ständige<br />
Leistungskontrolle <strong>und</strong> umfangreichere<br />
Automatisierungen bei der Herstellung<br />
der gesamten Schreib-, Mal- <strong>und</strong> Büroprodukte<br />
sind hier die Zeichen der<br />
Zukunft.<br />
Zahlreiche Arbeitsschritte führen bei Pelikan zur<br />
spitzen Feder.
Titelgeschichte<br />
14<br />
Bei der Federfertigung ist Fingerspitzengefühl gefragt.<br />
Die Pelikan Chronik<br />
1832 Der Chemiker Carl Hornemanngründet<br />
in Hannover eine Farben- <strong>und</strong><br />
Tintenfabrik, deren offizielles „Geburtsdatum“<br />
auf das Jahr 1838 festgelegt<br />
wird.<br />
1842 Für den Ausbau seiner Fabrik<br />
erwirbt Hornemann ein erstes Gr<strong>und</strong>stück<br />
in Hannover-Hainholz, nachdem er<br />
zuvor in Groß-Munzel, mehr als 30<br />
Kilometer vor den Toren Hannovers,<br />
produziert hatte.<br />
1863 Günther Wagner wird als Chemiker<br />
<strong>und</strong> Werksleiter eingestellt <strong>und</strong> übernimmt<br />
acht Jahre später das gesamte<br />
Unternehmen.<br />
1878 meldet er den Pelikan aus seinem<br />
Familienwappen als erstes Warenzeichen<br />
Industriegebiet „Ackerköpfe“ in Mehrum<br />
• Gesamtgröße:<br />
512.000 m 2 ,<br />
davon 172.000 m 2<br />
noch verfügbar<br />
• Güterumschlagsmöglichkeiten<br />
am Mittellandkanal<br />
• Kaufpreis: 18,13 3/m 2<br />
inkl. Erschließung<br />
in Deutschland an. Zudem wird in diesem<br />
Jahr eine Fabrik in Eger gebaut, die<br />
später in <strong>Wi</strong>en ihren Sitz haben wird.<br />
1881 Die Produktionsräume werden<br />
erweitert <strong>und</strong> 39 Mitarbeiter beschäftigt.<br />
Darüber hinaus wird für die K<strong>und</strong>enbesuche<br />
in Österreich, Russland, Italien <strong>und</strong><br />
dem Orient Fritz Beindorff eingestellt.<br />
1895 Firmenübernahme durch Beindorff,<br />
der mittlerweile die älteste Tochter<br />
Wagners geheiratet hat. Gleichzeitig wird<br />
das Lieferprogramm um verschiedene<br />
Bürobedarfsartikel erweitert <strong>und</strong> damit<br />
auch die Produktionsfläche.<br />
1906 Pelikan bezieht neue Büro- <strong>und</strong><br />
Produktionsräume an der Podbielskistraße<br />
in Hannover. Der damalige Neubau<br />
steht heute unter Denkmalschutz.<br />
1913 Pelikan feiert 75jähriges Jubiläum<br />
<strong>und</strong> verdoppelt seine Produktionsfläche.<br />
1938 R<strong>und</strong> 3700 Arbeiter <strong>und</strong> Angestellte<br />
feiern in Fabriken in Hannover,<br />
<strong>Wi</strong>en, Danzig, Mailand, Barcelona, Bukarest,<br />
Sofia, Warschau, Budapest, Zagreb,<br />
Buenos Aires, Rio de Janeiro <strong>und</strong> Santiago<br />
de Chile das h<strong>und</strong>ertjährige Jubiläum.<br />
1973 Das Werk an der Podbielskistraße<br />
in Hannover ist zu klein geworden <strong>und</strong><br />
Pelikan verlagert seine Schreibgeräteproduktion<br />
nach Vöhrum. Hier werden<br />
noch heute die Schreib-, Mal- <strong>und</strong><br />
Büroprodukte produziert.<br />
1978 Umwandlung der GmbH in eine<br />
AG. Die Aktien liegen allein bei der<br />
Familie Beindorff mit 46 Anteilseignern.<br />
Das Produktions- <strong>und</strong> Lieferprogramm ist<br />
erheblich erweitert worden <strong>und</strong> über<br />
Tochter- <strong>und</strong> Beteiligungsfirmen werden<br />
Bürodrucker, Overheadprojektoren,<br />
Datenträger, technische Zeichengeräte<br />
sowie Kosmetik-Produkte verkauft.<br />
<strong>Peiner</strong> <strong><strong>Wi</strong><strong>rtschaftsspiegel</strong></strong> ;<br />
1982 Die exzessive Ausdehnung des<br />
Sortiments bis hin zur Übernahme des<br />
Hamburger Kopiergeräteherstellers<br />
Lumoprint führen zu Insolvenz <strong>und</strong><br />
Vergleich. Die Aktien werden im Verhältnis<br />
10:1 herabgesetzt <strong>und</strong> 1984 von der<br />
Condorpart AG Zug/Schweiz übernommen.<br />
1986 Die bisher zentral von Hannover<br />
aus geführte Firma wird in einzelne<br />
Gesellschaften aufgeteilt <strong>und</strong> zum Teil<br />
verkauft. Die operative Führung erfolgt<br />
durch die Pelikan Holding AG/Ch, die<br />
1986 an die Börse geht.<br />
1995 Das gesamte Programm der<br />
schriftbildenden Produkte, Farb- <strong>und</strong><br />
Kassettenbänder, Inkjet <strong>und</strong> Patronen<br />
oder Toner wird 1994 unter einer eigenständigen<br />
Vertriebssparte „Pelikan<br />
Hardcopy“ zusammengefasst <strong>und</strong> im<br />
selben Jahr an die amerikanische Firma<br />
„Nucote“ verkauft.<br />
1996 Hooi Keat Loo aus Malaysia<br />
übernimmt mit seiner Firma Goodace<br />
SDN BHD die Aktienmehrheit der Pelikan<br />
Holding.<br />
2000 Für einen Großteil des deutschen<br />
Facheinzel- <strong>und</strong> Großhandels übernimmt<br />
Pelikan von Pelikan Hardcopy den<br />
Vertrieb von Druckerzubehör <strong>und</strong> ist<br />
damit wieder in den Kompetenzfeldern<br />
Schule, hochwertige Schreibgeräte <strong>und</strong><br />
Büro in Deutschland tätig.<br />
2003 Am 17. März bezieht Pelikan ein<br />
neues Bürogebäude an der Werfstraße<br />
am Mittellandkanal in Hannover. Fast<br />
zeitgleich, 125 Jahre nach Anmeldung<br />
der Pelikan-Bildmarke als Warenzeichen<br />
wird das „Wappen“ überarbeitet <strong>und</strong><br />
erscheint lediglich noch mit einem<br />
Küken an seiner Seite.<br />
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<strong>Wi</strong>rtschaftsstandort Hohenhameln<br />
Zukunftsweisender Standort mit hervorragender Infrastruktur <strong>und</strong> hoher Lebensqualität<br />
Optimale Lage im niedersächsischen<br />
<strong>Wi</strong>rtschaftsraum Hannover, Braunschweig, Hildesheim<br />
Gr<strong>und</strong>stückszuschnitt nach Wunsch möglich.<br />
Gewerbegebiet „Pfingstanger“ in Hohenhameln<br />
• Gesamtgröße:<br />
100.00 m 2 ,<br />
davon 20.000 m 2<br />
noch verfügbar<br />
• Zentrale Lage am<br />
vielbesuchten Nahversorgungszentrum<br />
• Kaufpreis: 21,27 3/m 2<br />
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den Großraum Hannover<br />
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<strong>Wi</strong>rtschaftsförderer Bernd Bothmer, E-Mail: bothmer@hohenhameln.de · Internet: www.hohenhameln.de
<strong>Peiner</strong> <strong><strong>Wi</strong><strong>rtschaftsspiegel</strong></strong> ;<br />
Trister Stahl in neuem<br />
Outfit: Hochglanz nach Tauchbad<br />
Die Verzinkerei Peine siedelte sich 1996 im Mehrumer Gewerbegebiet Ackerköpfe an.<br />
Ob als imposantes Designerstück, beim<br />
Haus- oder Hotelbau, in verschiedenen<br />
Brückenkonstruktionen, Skisprungschanzen,<br />
als Balkonbrüstung oder auch als<br />
Gartenzaun sowie Eingangstor: Robuste<br />
Stahlkonstruktionen finden mittlerweile<br />
in den unterschiedlichsten Bereichen<br />
ihre Anwendung. Damit die meist aufwendig<br />
<strong>und</strong> schick gestalteten Produkte<br />
jedoch nicht binnen kürzester Zeit der<br />
15<br />
unschönen kupferfarbigen Veränderung,<br />
sprich der Korrosion, zum Opfer fallen,<br />
können sie in ihrer komplett fertiggestellten<br />
Form verzinkt werden. Das Ergebnis<br />
sind strahlend-helle, hochglänzende <strong>und</strong><br />
langfristig vor Rost geschützte Stahlprodukte,<br />
wie sie zum Beispiel die Verzinkerei<br />
Peine, die sich 1996 im Mehrumer<br />
Gewerbegebiet Ackerköpfe niederließ,<br />
präsentiert.<br />
Feuerverzinkung als Fachgebiet<br />
Titelgeschichte<br />
Als eines von insgesamt sechs Unternehmen<br />
der Siegener Verzinkerei Holding<br />
GmbH in Deutschland (in Tschechien,<br />
der Slowakei <strong>und</strong> den Niederlanden<br />
betreibt das Unternehmen weitere<br />
Verzinkungsanlagen) hat sich der Betrieb<br />
auf dem r<strong>und</strong> 30 000 Quadratmeter<br />
umfassenden Gelände in der Gemeinde<br />
Hohenhameln auf das gesamte Spektrum<br />
des hochwertigen Korrosionsschutzes von<br />
der Feuerverzinkung bis hin zur zusätzlichen<br />
Duplex-Beschichtung spezialisiert.<br />
Bei der Feuerverzinkung handelt es sich<br />
um ein Tauchverfahren, bei dem das zu<br />
bearbeitende Material in verschiedene<br />
Bäder – gefüllt mit unterschiedlichen<br />
Medien – getaucht <strong>und</strong> schließlich in<br />
einem letzten Schritt mit Zink überzogen<br />
wird. Dazu werden die einzelnen Stahl
Titelgeschichte<br />
16<br />
In verschiedenen Tauchbädern wird der Stahl auf Hochglanz gebracht.<br />
teile in Mehrum nach der Anlieferung<br />
<strong>und</strong> Eingangsprüfung von den Mitarbeitern<br />
zunächst zu Chargen möglichst<br />
ähnlicher Bauteile zusammengestellt,<br />
damit ein wirtschaftliches Vorgehen<br />
gewährleistet ist.<br />
Stahl wandert durch verschiedene Bäder<br />
Angefangen bei der Entfettung des<br />
Stahls beinhaltet das gesamte Verfahren<br />
dann neben dem Spül- auch ein Beizbad,<br />
bevor es durch erneutes Spülen in<br />
ein Flussmittelbad getaucht <strong>und</strong> anschließend<br />
im Trockenofen zum Verzinken<br />
vorbereitet wird. Beim Eintauchen in die<br />
flüssige Zinkschmelze reagieren Stahl<br />
<strong>und</strong> Zink miteinander <strong>und</strong> bilden an der<br />
Stahloberfläche eine Legierung, die<br />
beide Materialien unlösbar miteinander<br />
verbindet. Entscheidender Vorteil dabei:<br />
Durch eine gleichmäßig dichte, metallische<br />
Zinkschicht, die sich sowohl an<br />
Ecken, Kanten <strong>und</strong> in Hohlräumen, als<br />
auch im Inneren <strong>und</strong> Äußeren von<br />
Hohlprofilen verteilt, wird ein Schutzsystem<br />
aufgebaut, das über Jahrzehnte<br />
vor Korrosion schützt <strong>und</strong> den Stahl<br />
damit besonders widerstandsfähig gegen<br />
äußere Einflüsse macht.<br />
Zusätzlicher Schutz durch Farbschicht<br />
Entdeckt wurde dieses Verfahren schon<br />
1741 von dem französischen Chemiker<br />
Malouin, dem es allerdings an einem<br />
bedeutenden Verfahrensschritt fehlte,<br />
um den entsprechenden wirtschaftlichen<br />
Nutzen zu erreichen: Die kostengünstige<br />
Reinigung der Stahloberfläche war nicht<br />
möglich. Erst als sich der französische<br />
Ingenieur Sorel 1837 das Beizen in<br />
einer verdünnten Mineralsäure zum<br />
Entfernen von Rost <strong>und</strong> Z<strong>und</strong>er auf<br />
Stahlteilen patentieren ließ, war der<br />
Gr<strong>und</strong>stein für die technische <strong>und</strong> damit<br />
auch wirtschaftliche Nutzung des<br />
Feuerverzinkens gelegt. In Mehrum<br />
stehen dafür riesige Kessel mit einem<br />
Ausmaß von sieben Metern Länge, fast<br />
zwei Metern Breite <strong>und</strong> r<strong>und</strong> drei Metern<br />
Tiefe zur Verfügung, so dass hier Stahlteile<br />
von bis zu 18 Metern Länge <strong>und</strong><br />
r<strong>und</strong> 1,70 Breite nach DIN EN ISO<br />
1461 bearbeitet werden können.<br />
Allerdings ist es allein mit diesem<br />
Verfahren bei der Verzinkerei Peine noch<br />
nicht getan, denn zusätzlich empfiehlt<br />
das Unternehmen in verschiedenen<br />
Anwendungsbereichen des Stahls die<br />
sogenannte Duplex-Beschichtung, „eine<br />
farbbetonende beziehungsweise farbgebende<br />
Pulverbeschichtungen auf verzinkten<br />
Oberflächen“, wie Verkaufsleiter<br />
Bernhard Störmer beschreibt.<br />
Breit gefächertes Angebot<br />
Vorteil dabei ist neben dem gestalterischen<br />
Element vor allem der noch weiter<br />
erhöhte Korrosionsschutz, denn:<br />
Zum einen ist der Zinküberzug vor<br />
Einflüssen der <strong>Wi</strong>tterung geschützt,<br />
da ihn die Farbschicht abdeckt, zum<br />
anderen profitiert die Farbschicht vom<br />
Zinküberzug darunter, da Kratzer,<br />
Schrammen <strong>und</strong> Beschädigungen, die<br />
bei Farbbeschichtungen häufig der<br />
Ausgangspunkt des Rostbefalls bilden,<br />
keinen Schaden anrichten. „Der Zinküberzug<br />
mit seiner hohen <strong>Wi</strong>derstands-<br />
<strong>Peiner</strong> <strong><strong>Wi</strong><strong>rtschaftsspiegel</strong></strong> ;<br />
fähigkeit übernimmt an diesen Schadstellen<br />
den Schutz“, so Störmer. Somit<br />
sei das Duplex-System aus Zinküberzug<br />
<strong>und</strong> Farbbeschichtung wirksamer als die<br />
Summe beider Einzelsysteme. Als ganz<br />
besondere „Spezialität“ hebt die Verzinkerei<br />
Peine aber auch das Verfahren der<br />
Hoch-Temperatur-Verzinkung (HTV) des<br />
Schwesterunternehmens Siegener<br />
Verzinkerei GmbH hervor.<br />
Dieser Korrosionsschutz besitze insofern<br />
eine Schlüsselfunktion, da in einem<br />
mehrjährigen Forschungsprogramm die<br />
HTV-Verzinkung hier zu einer prozesssicheren<br />
Technik mit Großserientauglichkeit<br />
herangereift sei. „Eine echte<br />
Pionierleistung“, sagt der Geschäftsführer,<br />
Diplom-Ingenieur Karl-Rüdiger Zahn,<br />
stolz. So würden in dieser Anlage heute<br />
Teile <strong>und</strong> Konstruktionen mit einer<br />
hervorragenden Passgenauigkeit, einstellbaren<br />
Schichtdicken <strong>und</strong> einer<br />
hohen Abriebfestigkeit – sowohl für den<br />
Automotive-Bereich als auch für den<br />
Anlagenbau – verzinkt.<br />
Umfangreicher K<strong>und</strong>enstamm<br />
In Mehrum zählt die 24-köpfige Mannschaft,<br />
die einen Jahresumsatz von r<strong>und</strong><br />
3 Millionen Euro erwirtschaftet, Schlossereien<br />
genauso zu ihrem K<strong>und</strong>enstamm<br />
wie Stahlbauer, Stahlhändler <strong>und</strong> auch<br />
Serienteilhersteller. Darüber hinaus<br />
ließen sich hier aber auch Privatk<strong>und</strong>en<br />
immer wieder einzelne Teile wie<br />
Blumenkästen, Pflanzgitter oder auch<br />
verschiedene Schutzgitter mit dem<br />
Zinküberzug verschönern, betont Störmer.<br />
Zu ihrem „R<strong>und</strong>um-Dienstleistungsangebot“<br />
zählen die Mehrumer aber<br />
auch den Einsatz ihres sogenannten<br />
„Expressfahrzeugs“, mit dem die zu verzinkenden<br />
Teile beim K<strong>und</strong>en abgeholt<br />
<strong>und</strong> binnen 24 St<strong>und</strong>en komplett bearbeitet<br />
zurück ans Ziel gebracht werden.<br />
Darüber hinaus verfüge das Unternehmen<br />
über die enge Zusammenarbeit mit<br />
einer benachbarten Spedition über alle<br />
gängigen Fahrzeuggrößen, so dass auch<br />
ganze Stahlkonstruktionen an die Orte<br />
geliefert würden, an denen der Auftraggeber<br />
sie benötigt: „Ins Werk, zum<br />
Endk<strong>und</strong>en oder auch auf die Baustelle“,<br />
stellt Betriebsleiter Norbert Fleischmann<br />
heraus.<br />
Betriebsleiter Norbert Fleischman.
<strong>Peiner</strong> <strong><strong>Wi</strong><strong>rtschaftsspiegel</strong></strong> ;<br />
Aus Stahl wird Kunst:<br />
Brücke leuchtet hell bei Nacht<br />
Das <strong>Peiner</strong> Jahrh<strong>und</strong>ertbauwerk Stahlwerksbrücke glänzt auch bei Nacht in strahlendem Blau.<br />
Stahl <strong>und</strong> Kunst – ein Gegensatz, der<br />
unüberwindbar scheint? Weit gefehlt,<br />
denn dank seiner hohen Belastbarkeit<br />
<strong>und</strong> weitreichender Bearbeitungsmöglichkeiten<br />
hat er sich in der Architektur<br />
längst seinen sichtbaren Platz verschafft<br />
<strong>und</strong> muss sich nicht mehr hinter dicken<br />
Betonmauern verstecken. Im Bereich<br />
Hotel- oder Hausbau oder auch bei der<br />
Errichtung öffentlicher Gebäude hat er<br />
so manchem Objekt bereits zum Ruf<br />
eines kleinen „Baukunstwerks“ verholfen.<br />
Nicht umsonst lockt zum Beispiel<br />
der 1996 neu errichtete <strong>Peiner</strong> Bahnhof<br />
mit eigenem Nahverkehrsterminal wegen<br />
seiner modernen <strong>und</strong> kreativen Stahlbauweise,<br />
die das Walzprodukt ganz offen<br />
präsentiert, immer wieder neugierige<br />
Besucher an <strong>und</strong> gilt als städtebaulicher<br />
Akzent in der Kreisstadt. Bestätigungen<br />
dafür lieferten Preise <strong>und</strong> Auszeichnungen,<br />
wie der „Silberne Schienennagel“<br />
des Fahrgastverbandes Pro Bahn für ein<br />
„städtebauliches <strong>und</strong> verkehrspolitisches<br />
Aushängeschild der Stadt“ sowie die<br />
Aufnahme in die Schriftreihe „Stahl <strong>und</strong><br />
Form“ des Stahlinformationszentrums<br />
Düsseldorf als „Vorzeigeobjekt <strong>und</strong> herausragendes<br />
Beispiel für die Verwendung<br />
von Stahlprodukten“. Darüber hinaus<br />
zeichnete das B<strong>und</strong>esministerium für<br />
Verkehr, Bau <strong>und</strong> Wohnungswesen den<br />
Bahnhof im Rahmen ihres Forschungsprojektes<br />
„Vom Reißbrett aufs Gleisbett<br />
– Städtebauliche Chancen <strong>und</strong> Risiken<br />
bei der Entwicklung von Bahnflächen“<br />
als „Best Practices“ aus.<br />
<strong>Peiner</strong> Jahrh<strong>und</strong>ertbauwerk<br />
Für Furore sorgt aber auch das jüngst<br />
eingeweihte Projekt: Die Stahlwerkbrücke<br />
zwischen Woltorfer <strong>und</strong> Braunschweiger<br />
Straße. Direkt vor den Toren des Produzenten<br />
<strong>und</strong> Lieferanten der stählernen<br />
Trägerprofile wuchs das Jahrh<strong>und</strong>ertbauwerk<br />
mit dem geschwungenen Bogen <strong>und</strong><br />
den dreieckigen Durchbrechungen Stück<br />
für Stück zu einer fast 160 Meter langen<br />
Verbindungsspange über das Schienennetz<br />
von Bahn <strong>und</strong> Trägergesellschaft.<br />
Fernab der herkömmlichen Brückenarchitektur,<br />
die den „Durchblick“ ins Freie<br />
meist durch schlicht nebeneinander<br />
angeordneten Stäbe <strong>und</strong> Profile gewährt.<br />
So strahlt der Koloss jetzt nicht nur<br />
tagsüber als Glanzstück des <strong>Peiner</strong><br />
Straßenverkehrsnetzes im Sonnenlicht,<br />
sondern bildet auch bei Nacht durch<br />
entsprechende blaue Beleuchtung einen<br />
faszinierenden Blickpunkt.<br />
Relikte aus Stahlproduktion<br />
Alles andere als glänzend präsentieren<br />
sich die Stahlskulpturen des Hannoveraner<br />
Bildhauers Hans-Jürgen Breuste<br />
seit 1992 auf dem Kreishausgelände:<br />
Bewusst von Rost überzogen stellen sie<br />
hier – aus Relikten des <strong>Peiner</strong> Walzwerks<br />
zusammengefügt – als Vierergruppe<br />
unter dem Namen „Polumo“ (Wolke) den<br />
früheren „braunen Dunst“, der aus den<br />
Schornsteinen der Werke quoll, dar. Von<br />
den einen als geniale Kunstwerke mit<br />
17<br />
direktem Bezug zu ihrem Standort in der<br />
Stahlstadt umschwärmt, wurden sie von<br />
den anderen als „Schrottkunst“<br />
verschrien <strong>und</strong> wahrten sich aber dennoch<br />
ihren Platz im Herzen der Stadt.<br />
Y-Schwelle als Denkmal<br />
Titelgeschichte<br />
Alte Erinnerungsstücke aus der <strong>Peiner</strong><br />
Stahlindustrie der längst vergangenen<br />
Zeit wanderten aber auch weit über die<br />
Stadt- <strong>und</strong> Landesgrenzen hinaus. So<br />
ziert beispielsweise heute eine Y-Schwelle<br />
den Bahnhof Königsberg als Denkmal<br />
für den europäischen Lückenschluss, der<br />
dank <strong>Peiner</strong> Produktion <strong>und</strong> der Zusammenarbeit<br />
von deutscher Industrie <strong>und</strong><br />
russischer Bahn 1993 ermöglicht<br />
wurden. Hier sicherten auf den <strong>Peiner</strong><br />
Y-Schwellen verlegte Schmalspurschienen<br />
mit europäischer Normalspurweite<br />
nach 50jähriger Unterbrechung wieder<br />
die Einfahrt der Züge in den ehemaligen<br />
ostpreußischen Hauptbahnhof.<br />
Mit Ketten gebündelt <strong>und</strong> frisch verzinkt wird trister<br />
Stahl zum geschmackvollen Kunstwerk.<br />
Der Triumphbogen aus der Vierergruppe der Breuste-<br />
Skulpturen auf dem Landkreis-Gelände.
Arbeitsmarkt<br />
18<br />
R<strong>und</strong> 100 000 Ausbildungsplätze fehlen<br />
deutschlandweit, in der Politik wird über<br />
Ausbildungsabgaben für Betriebe<br />
diskutiert, <strong>und</strong> für die Jugendlichen stellt<br />
sich die berufliche Zukunft oft perspektivlos<br />
dar. Gr<strong>und</strong> genug auch für Ämter<br />
<strong>und</strong> Behörden, nach Lösungen zu<br />
suchen.<br />
Intensivere Berufsberatungen, enge<br />
Kooperationen mit Berufsschulen <strong>und</strong><br />
Handwerksbetrieben <strong>und</strong> Berufsfindungsveranstaltungen<br />
bilden auch beim Arbeitsamt<br />
in Peine Basis für die Vermeidung<br />
langfristiger Arbeitslosigkeit bereits im<br />
jugendlichen Alter.<br />
Vom „Kostenfaktor“<br />
zum qualifizierten Fachpersonal<br />
Horst Gabriel hält nichts von Zwangsmitteln.<br />
Anzahl der jungen Arbeitslosen gesunken<br />
Ein erfolgversprechender Weg, denn im<br />
Vorjahresvergleich sank die Zahl der<br />
Schulabgänger, die im Anschluss ohne<br />
Job waren oder sind, auf 22 Ausbildungsplatzsuchende<br />
im Alter von 16 bis 25<br />
Jahren. Gleichzeitig aber sind dem Arbeitsamt<br />
38 unbesetzte Stellen gemeldet.<br />
Doch nicht immer lassen sich die Vorstellungen<br />
der Jugendlichen <strong>und</strong> die der<br />
potenziellen Arbeitgeber auf einen Nenner<br />
bringen, sagt Horst Gabriel, Leiter des<br />
Arbeitsamtes Peine. Leider seien sich<br />
manche Jugendliche nach dem Schulabschluss<br />
nicht im Klaren, welche Berufslaufbahn<br />
sie einschlagen möchten. Ob es<br />
an flankierenden Maßnahmen fehle oder<br />
die nicht ausreichende soziale Qualifikation<br />
ausschlaggebend für die Orientierungslosigkeit<br />
ist, sei fraglich. Tatsache ist aber,<br />
dass zahlreiche Institutionen bei der<br />
Suche nach dem richtigen Ausbildungsplatz<br />
Unterstützung bieten. Hinzu kommen<br />
Berufsvorbereitungsjahre an den<br />
Berufsschulen oder auch Gr<strong>und</strong>bildungslehrgänge,<br />
die das Arbeitsamt anbietet.<br />
Verstärkte Unterstützung bieten auch die<br />
Berufsberater: In Gesprächen stellen sie<br />
mit den Jugendlichen Fähigkeiten <strong>und</strong><br />
Neigungen heraus <strong>und</strong> geben Hinweise<br />
auf ausgeschriebene Stellen. Vorausset-<br />
<strong>Peiner</strong> <strong><strong>Wi</strong><strong>rtschaftsspiegel</strong></strong> ;<br />
zung: Die Schulabgänger müssen Eigeninitiative<br />
ergreifen Praktika absolvieren<br />
<strong>und</strong> auch in Internet nach dem richtigen<br />
Ausbildungsplatz Ausschau halten. Ein<br />
Problem sieht der Arbeitsamtsleiter auch<br />
bei den Betrieben, die zunehmend von<br />
der Ausbildung Abstand nehmen. Schließlich<br />
würden Prognosen aussagen, dass in<br />
fünf bis sechs Jahren viele Facharbeiter in<br />
den Unternehmen fehlen. Doch woher sollen<br />
die Arbeitskräfte kommen, wenn sie in<br />
jungen Jahren gar nicht die Möglichkeit<br />
erhalten, den beruflichen Weg zu gehen,<br />
gibt er zu bedenken. Fakt ist, dass der<br />
Bereich Ausbildung in den Betrieben oft<br />
nur unter dem Gesichtspunkt „Kostenfaktor“<br />
angesehen wird, der langfristige Nutzen<br />
aber unbeachtet bleibt. Schließlich<br />
lasse sich auf lange Sicht mit dem Fehlen<br />
entsprechenden Personals kein Geld mehr<br />
verdienen, denn noch spiele der Mensch<br />
im „Apparat <strong>Wi</strong>rtschaft“ eine entscheidende<br />
Rolle. Von Zwangsmitteln, die den<br />
Betrieben seitens der Politik auferlegt<br />
würden, hält Gabriel nichts: „Mit jeder<br />
neuen Regelung entwickelt sich offensichtlich<br />
auch ein Wettkampf, die<br />
entsprechenden Lücken im System zu<br />
nutzen.“ Viel wichtiger sei die Erkenntnis<br />
der Unternehmer, die heutigen Jugendlichen<br />
später als qualifizierte Arbeitskräfte<br />
dringend gebrauchen zu können.<br />
Unternehmen Sie etwas in Ihrem Leben<br />
Gründen Sie Ihr eigenes<br />
Unternehmen. Natürlich<br />
ist das leichter gesagt als<br />
getan. Damit der Schritt<br />
in die Selbständigkeit für<br />
Sie aber nicht so schwer<br />
wird, stehen wir Ihnen<br />
gern von Anfang an zur<br />
Seite: mit einer umfassenden<br />
Beratung <strong>und</strong> einem<br />
soliden Finanzplan.<br />
Unser<br />
Firmenk<strong>und</strong>en-<br />
Betreuungsteam<br />
(v.l.n.r.):<br />
Olaf Klages,<br />
Janine D. Scholz,<br />
Klaus Bewersdorff,<br />
Karl-<strong>Wi</strong>lhelm Kücke,<br />
Mathias Walkling
<strong>Peiner</strong> <strong><strong>Wi</strong><strong>rtschaftsspiegel</strong></strong> ;<br />
Kaufmannsgilde: „Handel<br />
braucht Mut zu neuen Wegen“<br />
Gildemeister Ludwig Knolle<br />
Mehr als 350 Jahre Tradition liegen<br />
hinter ihr, <strong>und</strong> doch hat sich an den<br />
Aufgaben der Kaufmannsgilde zu Peine<br />
von 1652 nichts geändert: Die Vertretung<br />
der Interessen der Kaufleute, um<br />
mit der Politik <strong>und</strong> anderen Interessenvertretungen<br />
die Handelslandschaft in<br />
Peine positiv zu verändern. „Das Tätigkeitsfeld<br />
hat sich dabei allerdings<br />
vergrößert“, sagt Gildemeister Ludwig<br />
Knolle.<br />
Heute sind Überlegungen wie Ladenöffnungszeiten,<br />
Stadtmarketing oder auch<br />
Leerstände der Geschäfte in der Fußgängerzone<br />
Themen für den Vorstand.<br />
„Schandfleck“ City-Center<br />
Dabei werde gerade der Geschäftsleerstand<br />
überbewertet. Zum einen rangiere<br />
Peine auf der Vergleichsskala zu anderen<br />
Städten auf den hinteren Plätzen, zum<br />
anderen sei man hier stets um eine<br />
rasche Nachfolge oder Zwischenlösungen<br />
bemüht. Als viel größeres Problem<br />
bezeichnet Knolle den „Schandfleck<br />
City-Center“: Die Geschäftsreihe sei vor<br />
r<strong>und</strong> 30 Jahren in einem Baustil errichtet<br />
worden, der heute nicht mehr tragbar<br />
sei. Fade, unansehnliche Flachdachbauten,<br />
die in der Gesamtansicht ein tristes<br />
Bild darstellten <strong>und</strong> nicht zu einer Shoppingtour<br />
einluden. Eine überdachte<br />
„Meile“ mit geschmackvollen „Ruheplätzen“<br />
<strong>und</strong> kleinen Shops würde die<br />
Ideallösung darstellen. Da aber die Kaufmannsgilde<br />
in Absprache mit dem WIR<br />
<strong>und</strong> der Peine-Marketing über keine<br />
Handlungsmöglichkeiten verfüge, bleibe<br />
nur die Hoffnung, dass die Kölner Betreiber-Gesellschaft<br />
F<strong>und</strong>us ein Einsehen<br />
habe, dass nur drastische Veränderungen<br />
zu einer Attraktivitätssteigerung führen.<br />
19<br />
Serie<br />
Schließlich sei es Ziel, den K<strong>und</strong>en<br />
„direkt vor der Haustür“ ein ansprechendes<br />
Einkaufs-Angebot zu präsentieren,<br />
denn nur so könne verhindert werden,<br />
dass die <strong>Peiner</strong> in andere Städte abwanderten.<br />
Auch einheitliche Ladenöffnungszeiten<br />
bieten nach Meinung<br />
Knolles nicht die Universallösung.<br />
Als Mittelzentrum mit vielen inhabergeführten<br />
Geschäften existiere in Peine<br />
eine Regelung mit Kernöffnungszeiten,<br />
aber keine Gemeinschaftslösung.<br />
Die Einheitlichkeit wünscht sich der<br />
Vorsitzende in anderen Bereichen: Der<br />
geschlossene Auftritt der Kaufleute – wie<br />
in einer Shopping-Mall, die verschiedene<br />
Serviceleistungen anbieten, aber auch<br />
in Anspruch nehmen könnten – wäre<br />
wünschenswert.<br />
Dazu zählt der Kaufmann auch den<br />
gemeinsamen Marketingauftritt, denn<br />
die Auswirkungen einer ansprechenden<br />
Ladengestaltung habe Christian Klotz,<br />
Vorsitzender des Gewerbevereins <strong>und</strong> der<br />
Werbegemeinschaft Bad Reichenhall, in<br />
einem Vortrag vor der Kaufmannsgilde<br />
deutlich gemacht: Offene, helle <strong>und</strong><br />
damit einladende Geschäfte machten die<br />
Innenstadt zu einem Eldorado für<br />
Einkäufe. „<strong>Wi</strong>r müssen einfach Mut<br />
haben, neue <strong>und</strong> ungewöhnliche Wege<br />
zu gehen“, so Knolle.
<strong>Wi</strong>rtschaftsförderung 20<br />
Die Zeiten erwiesen sich alles andere als<br />
rosig, als das Thema <strong>Wi</strong>rtschaftsförderung<br />
in der Gemeinde Hohenhameln<br />
1989 von größter Bedeutung wurde:<br />
Eine kontinuierlich steigende Arbeits-<br />
losenquote <strong>und</strong> hohe Auspendlerzahlen<br />
Richtung Hildesheim, Hannover <strong>und</strong><br />
Braunschweig nahmen beunruhigende<br />
Ausmaße an. Die Zahl örtlicher Firmen<br />
erwies sich alles andere als ausreichend,<br />
um den Einwohnern attraktive Arbeitsplätze<br />
vor Ort bieten zu können. So war<br />
seitens der Verwaltung Einsatz gefragt<br />
<strong>und</strong> Rolf Kreye, damaliger <strong>Wi</strong>rtschaftsförderer<br />
<strong>und</strong> heutiger Bürgermeister,<br />
erinnert sich genau an die mehrstündigen<br />
Sitzungen, in denen Ideen für die<br />
Arbeitsplatzbeschaffung gesucht wurden.<br />
Das Ergebnis: Direkt dem Mittellandkanal<br />
angeschlossen, sollte in der Ortschaft<br />
Mehrum ein Industriegarten für Umwelttechnologie<br />
entwickelt werden, der verschiedenen<br />
Recycling-Firmen genauso<br />
Platz bieten sollte wie der Boden- <strong>und</strong><br />
Schrottaufbereitung.<br />
Konventionelle <strong>Wi</strong>rtschaftsfelder<br />
Allerdings scheiterte das Projekt letztlich<br />
an fehlenden politischen Vorgaben für<br />
den Recycling-Markt <strong>und</strong> die Gemeinde<br />
schwenkte auf konventionelle <strong>Wi</strong>rschaftsfelder<br />
um: So haben sich in den vergangenen<br />
zwölf Jahren seit der Erschließung<br />
des r<strong>und</strong> 510 000 Quadratmeter umfassenden<br />
Industriegebietes „Ackerköpfe“<br />
mehr als 20 Firmen der unterschiedlich-<br />
<strong>Peiner</strong> <strong><strong>Wi</strong><strong>rtschaftsspiegel</strong></strong> ;<br />
„Ackerköpfe“ sichert<br />
mehr als 550 Arbeitsplätze vor Ort<br />
<strong>Wi</strong>rtschaftsförderer Bernd Bothmer<br />
sten Branchen in Hohenhameln-Mehrum<br />
angesiedelt: Angefangen bei Abbau von<br />
Industrieanlagen, An- <strong>und</strong> Verkauf von<br />
Pkw <strong>und</strong> Lkw sowie einem Asphalt- <strong>und</strong><br />
Frischbetonwerk reicht das Spektrum bis<br />
in die Blech- <strong>und</strong> Metallverarbeitung,<br />
Telekommunikation <strong>und</strong> Spedition. Auch<br />
den Handel mit Roh- <strong>und</strong> Nebenprodukten,<br />
eine Transportgesellschaft für Konzertveranstaltungs-Equipment<br />
<strong>und</strong> den<br />
Modell-, Formen <strong>und</strong> Werkzeugbau verzeichnen<br />
die Hohenhamelner in ihrem<br />
Industriegebiet.<br />
Anzahl der Arbeitslosen gesunken<br />
Stolz ist die Verwaltung aber vor allem<br />
auf die auf diesem Wege neu geschaffenen<br />
Arbeitsplätze: Mit allein mehr als<br />
550 Stellen bei 23 Unternehmen im<br />
Industriegebet „Ackerköpfe“ stiegen die<br />
Beschäftigtenzahlen in Hohenhameln<br />
nach Auskunft des Arbeitsamtes in den<br />
vergangenen zwölf Jahren seit<br />
Erschließung von 1408 auf 2019. Darüber<br />
hinaus verbuchte die Gemeinde im<br />
Juni dieses Jahres mit 339 Arbeitslosen<br />
den niedrigsten Stand seit 1996 <strong>und</strong><br />
liegt auch im Vergleich zu den Gemeinden<br />
Lahstedt, Wendeburg, Lengede,<br />
Ilsede, Edemissen <strong>und</strong> Vechelde an<br />
letzter Stelle der Arbeitslosenstatistik.
<strong>Peiner</strong> <strong><strong>Wi</strong><strong>rtschaftsspiegel</strong></strong> ;<br />
Einwohnerzahl stieg auf r<strong>und</strong> 10 000<br />
Dieser wirtschaftliche Erfolg spiegele<br />
sich natürlich auch im alltäglichen<br />
Leben wider, wie <strong>Wi</strong>rtschaftsförderer<br />
Bernd Bothmer erläutert.<br />
Die Einwohnerzahl sei um 1000 auf<br />
r<strong>und</strong> 10 000 gestiegen, die Finanzkraft<br />
der Bevölkerung habe zugenommen,<br />
Bauland zähle wieder zum<br />
begehrenswerten Gut <strong>und</strong> auch der<br />
Handel biete heute ein erheblich<br />
breiter gefächertes Angebot als vor<br />
der Erschließung des Industriegebietes.„Eine<br />
logische Folgerung“, so<br />
Bothmer. Schließlich würden sich<br />
auch großen Handelsketten nur dort<br />
attraktive Standorte bieten, an denen<br />
die Kaufkraft der Einwohner gesichert<br />
sei.<br />
Ständiger Kontakt zur <strong>Wi</strong>rtschaft vor Ort<br />
Allerdings sei die erfolgreiche Entwicklung<br />
der Gemeinde längst kein<br />
Gr<strong>und</strong>, im Bereich <strong>Wi</strong>rtschaftsförderung<br />
nun die Hände in den Schoß zu<br />
legen, so Bothmer. Zum einen stehe<br />
noch immer eine Ansiedlungsfläche<br />
von r<strong>und</strong> 170 000 Quadratmeter im<br />
Industriegebiet „Ackerköpfe“ zur Verfügung<br />
<strong>und</strong> soll erfolgreich vermarktet<br />
werden, zum anderen zähle die Betreuung<br />
der ansässigen Gewerbetreibenden<br />
zu einem Schwerpunkt der Hohenhamelner<br />
<strong>Wi</strong>rtschaftsförderung. Darüber hinaus<br />
werden in alljährlichen <strong>Wi</strong>rtschaftsgesprächen<br />
<strong>und</strong> auch bei den monatlichen<br />
<strong>Wi</strong>rtschaftsstammtischen der Werbegemeinschaft<br />
„Kauf hier“ angehende<br />
Problemfelder umgehend aufgedeckt <strong>und</strong><br />
beseitigt. „Unser Ziel ist es, die wirtschaftliche<br />
Entwicklung unserer Gemeinde<br />
weiterhin positiv voran zu treiben, um<br />
auch externen Unternehmen einen<br />
attraktiven Standort zu bieten“, betont<br />
Bothmer. Dabei dienten neben günstigen<br />
Gr<strong>und</strong>stückspreisen von r<strong>und</strong> 18 Euro<br />
pro Quadratmeter (voll erschlossen)<br />
21<br />
<strong>Wi</strong>rtschaftsförderung<br />
Das Mehrumer Gewerbegebiet „Ackerköpfe“ aus der Luft: Mehr als 20 Unternehmen schafften sich hier ihren Standort.<br />
Niedersachsen Druck<br />
110/4<br />
genauso zu den positiven Standortfaktoren<br />
wie der Zuschnitt der Flächen „nach<br />
Wunsch“. Auf Größen von 1500 bis<br />
60 000 Quadratmetern finden Unternehmen<br />
hier ihren Platz im Zentrum des<br />
niedersächsischen Industrieraums<br />
Hannover-Hildesheim-Braunschweig-<br />
Salzgitter <strong>und</strong> Wolfsburg.
<strong>Wi</strong>rtschaftsförderung 22<br />
Industriegebiet verfügt über direkten Anschluss an den<br />
Mittellandkanal.<br />
Optimale Transportmöglichkeiten<br />
Darüber hinaus bietet eine umfassende<br />
Infrastruktur optimale Transportbedingungen:<br />
Neben dem direkten Anschluss<br />
des Industriegebietes an den Mittellandkanal<br />
mit eigener Hafenbetriebsgesellschaft<br />
<strong>und</strong> Güterumschlagsmöglichkeit<br />
liegt der Autobahnanschluss Hämelerwald<br />
zur A2 nur fünf Kilometer weit<br />
entfernt. Auch die B<strong>und</strong>esbahn-Hauptstrecke<br />
Berlin-Hannover-Ruhrgebiet mit<br />
ihrem Bahnhof Hämelerwald ist nach nur<br />
vier Kilometern zu erreichen. „Umfangreiche<br />
Möglichkeiten, die in den Ansiedlungsvorhaben<br />
der Unternehmen den<br />
positiven Ausschlag geben können“, so<br />
Bothmer.<br />
Betriebe profitieren von EU-Zuschüssen<br />
Wobei auch die unterschiedlichen<br />
Fördermöglichkeiten nicht außer Acht zu<br />
lassen seien, wie der <strong>Wi</strong>rtschaftsförderer<br />
betont.<br />
So zählt die Gemeinde zum Förderbereich<br />
der Gemeinschaftsaufgabe<br />
(GA) „Verbesserung der regionalen<br />
<strong>Wi</strong>rtschaftsstruktur“, so dass die Errichtung<br />
<strong>und</strong> Erweiterung von Betrieben in<br />
zahlreichen Fällen mit einem Fördersatz<br />
von bis zu 15 Prozent bezuschusst<br />
werden.<br />
Zusätzlich befinden sich die Ortschaften<br />
Mehrum, Stedum <strong>und</strong> Equord in dem<br />
sogenannten Ziel-2-Fördergebiet der<br />
Europäischen Union <strong>und</strong> genießen<br />
somit noch bis zum Ende 2005 den<br />
Vorzug bei der Bearbeitung <strong>und</strong> Förderanträgen<br />
<strong>und</strong> die Möglichkeit auf<br />
verschiedene Zuschüsse, die je nach<br />
Einzelfall gemeinsam mit der<br />
<strong>Wi</strong>rtschaftsförderung diskutiert <strong>und</strong><br />
beantragt werden können.<br />
Hohenhameln dicht dran:<br />
Standort im Zentrum des<br />
niedersächsischen Industriezentrums<br />
A 2 Abfahrt Hämelerwald<br />
A 7 Abfahrt Hildesheim-Drispenstedt<br />
B 494 Hildesheim-Peine<br />
B 65 Peine-Hannover<br />
L 413 Hämelerwald-Hoheneggelsen<br />
Unternehmen:<br />
<strong>Peiner</strong> <strong><strong>Wi</strong><strong>rtschaftsspiegel</strong></strong> ;<br />
Hohenhameln in Zahlen:<br />
Größe <strong>und</strong> Bevölkerung<br />
Fläche in km: 70<br />
Bevölkerung pro km: ca. 144<br />
Bevölkerung insgesamt: 10 091<br />
Anzahl der Betriebe:<br />
davon<br />
546<br />
Handel: 139<br />
Industrie: 27<br />
Handwerk: 123<br />
Dienstleistung: 257<br />
Entfernungen:<br />
Hildesheim: 15 km<br />
Peine: 15 km<br />
Hannover: 28 km<br />
Braunschweig: 35 km<br />
Salzgitter: 40 km<br />
Wolfsburg: 52 km<br />
Beschäftigung:<br />
Insgesamt in Personen: 3657<br />
Privathaushalte<br />
Insgesamt: 3051
<strong>Peiner</strong> <strong><strong>Wi</strong><strong>rtschaftsspiegel</strong></strong> ;<br />
Hohenhameln: „Hier lässt<br />
es sich gut leben <strong>und</strong> arbeiten!“<br />
Neben dem Gewerbegebiet „Ackerköpfe“<br />
in der Hohenhamelner Ortschaft Mehrum<br />
erschloss die Gemeinde in Hohenhameln<br />
ein zweites Gebiet „Pfingstanger“, das<br />
den Einwohnern vor allem als Nahversorgungszentrum<br />
„direkt vor der Haustür“<br />
dient: Hier siedelten sich neben den<br />
Verbrauchermärkten Minimal <strong>und</strong> Aldi<br />
bereits ein Gartencenter <strong>und</strong> sechs<br />
kleinere Shops an.<br />
Darüber hinaus erreichen die Einwohner<br />
auf der r<strong>und</strong> 100 000 Quadratmeter<br />
großen Fläche auch Autohaus, Pflanzengroßhandel,<br />
Kfz-Werkstatt sowie<br />
Versicherungsunternehmen. Außerdem<br />
befindet sich hier die Servicestation für<br />
die <strong>Wi</strong>ndkraftanlagen, verschiedene<br />
Handwerksbetriebe <strong>und</strong> ein Landmaschinenhandel.<br />
„Gr<strong>und</strong> genug für die<br />
Einwohner der Gemeinde, keine<br />
kilometerweiten Strecken mehr in die<br />
nächstgrößeren Zentren, wie Hildesheim,<br />
Hannover oder auch Braunschweig anzutreten“,<br />
sagt <strong>Wi</strong>rtschaftsförderer Bernd<br />
Bothmer.<br />
Attraktiver Wohnstandort<br />
Schließlich sei bei der Ansiedlung von<br />
Unternehmen nicht nur daran zu denken,<br />
neue Arbeitsplätze zu schaffen oder<br />
vor Ort zu sichern, sondern auch eine<br />
umfassende Infrastruktur zu bieten.<br />
Neben einem ausreichend ausgebauten<br />
Straßennetz, den gut erreichbaren<br />
Bahnanschlüssen <strong>und</strong> einer Vielzahl von<br />
Einkaufsmöglichkeiten zählt der <strong>Wi</strong>rtschaftsförderer<br />
dazu auch ein modernes<br />
Schul-, Sport- <strong>und</strong> Kulturzentrum, die<br />
Mehrzweck-, Sport- <strong>und</strong> Schwimmhalle<br />
sowie Bücherei <strong>und</strong> Heimatstube. Des<br />
weiteren verfügt die Gemeinde über<br />
Das zweite Gewerbegebiet als Nahversorgungszentrum „direkt vor der Haustür“.<br />
Container<br />
23<br />
<strong>Wi</strong>rtschaftsförderung<br />
Gr<strong>und</strong>schulen in Hohenhameln <strong>und</strong><br />
Clauen, Kindergärten in Hohenhameln,<br />
Clauen, Bierbergen <strong>und</strong> Equord einen<br />
Spielkreis in Stedum sowie eine weitere<br />
Sporthalle in Mehrum. – „Ein Gesamtangebot<br />
an Einrichtungen, die Hohenhameln<br />
zu einer Gemeinde machen, in<br />
der es sich nicht nur zu arbeiten,<br />
sondern auch zu leben lohnt“, wie<br />
Bothmer betont.<br />
für Gewerbe + Privat<br />
Kompetenz für Entsorgung <strong>und</strong> Recycling<br />
<strong>Peiner</strong> Entsorgungs- Woltorfer Straße 57-59 Telefon (0 51 28) 9 41 20<br />
gesellschaft mbH 31224 Peine<br />
Fax (0 51 28) 94 12-20
<strong>Peiner</strong> <strong><strong>Wi</strong><strong>rtschaftsspiegel</strong></strong> ;<br />
Europa-Büro: Melitta Arz<br />
führt durch den Förder-Dschungel<br />
Undurchschaubarkeit von Verfahren <strong>und</strong><br />
Prozessen, mangelnde Transparenz,<br />
lebensfremde Eurokraten-Entscheidungen,<br />
<strong>und</strong>urchschaubarer Förderdschungel<br />
– so wird Brüsseler Politik häufig empf<strong>und</strong>en.<br />
Folge: Die Skepsis darüber, dass in<br />
Brüssel Politik gemacht <strong>und</strong><br />
Entscheidungen getroffen werden, die<br />
keine Relevanz für das tägliche Leben<br />
haben. Dabei ist die Realität eine andere,<br />
denn es existieren kaum noch Bereiche,<br />
auf die europäische Politik keinen<br />
Einfluss nimmt.<br />
Daraus resultieren gerade für Unternehmen<br />
große Chancen, denn es gibt eine<br />
Vielzahl von Förderprogrammen, die<br />
entscheidende finanzielle Unterstützung<br />
oder Hilfestellung bieten können.<br />
Diese Vielzahl von Möglichkeiten auch<br />
den Unternehmen zu vermitteln <strong>und</strong><br />
über europäische Politik aufzuklären,<br />
hat sich das Europa-Büro der wito gmbh<br />
auf die Fahnen geschrieben. Hier kämpft<br />
sich Melitta Arz tagtäglich über die<br />
Internet-Seiten, durch Unmengen von<br />
Schriftenreigen, Gesetzesentwürfen <strong>und</strong><br />
-vorschlägen sowie -änderungen, um stets<br />
auf dem neuesten Stand zu sein <strong>und</strong><br />
dieses <strong>Wi</strong>ssen auch weiterzugeben. Ob<br />
in regelmäßigen Newslettern für Ämter,<br />
Behörden <strong>und</strong> für Unternehmen, bei<br />
persönlichen Anfragen oder auch bei Vorträgen<br />
beweist die frühere EU-Referentin<br />
ihr strukturierendes Wesen im Wust der<br />
EU-Reglements.<br />
Differenzierte Voraussetzungen<br />
„...gefördert mit Mitteln der Europäischen<br />
Union“ – Kaum jemand hat diesen<br />
Halbsatz nicht schon auf öffentlichen<br />
Hinweistafeln oder auch in Berichterstattungen<br />
gelesen. Aufmerksame Leser <strong>und</strong><br />
Beobachter stoßen dabei auch immer<br />
wieder auf die Vielfalt der sogenannten<br />
„EU-Projekte“.<br />
Doch ist denn alles erdenklich Mögliche<br />
förderfähig? Und haben letztendlich<br />
Unternehmen, die bisher noch keine<br />
EU-Förderung in Anspruch genommen<br />
haben, nicht aufgepasst? „All dies sind<br />
sicherlich Trugschlüsse, denn jedes<br />
Projekt, das tatsächlich auch mit<br />
EU-Mitteln gefördert wird, muss sehr<br />
detaillierte <strong>und</strong> differenzierte Voraussetzungen<br />
erfüllen“, so Arz.<br />
Vielseitige Förderpalette zur richtigen Zeit<br />
So dürfe hinter der EU-Förderung keinesfalls<br />
ein „Gießkannenprinzip“ vermutet<br />
werden; Zielsetzung sei vielmehr die<br />
finanzielle Unterstützung herausragender<br />
Projekte zum Beispiel im Bereich der<br />
Die <strong>Wi</strong>to-Mitarbeiterin Melitta Arz führt Unternehmer durch die Europa- <strong>und</strong> Förderpolitik.<br />
<strong>Wi</strong>rtschaft. Ob es für die Schaffung neuer<br />
Arbeitsplätze ist, zur Unterstützung von<br />
Unternehmen bei neuen <strong>und</strong> außergewöhnlichen<br />
Vorhaben oder für die<br />
moderne Art der Mitarbeiterführung – die<br />
mögliche Förderpalette ist vielseitig. Allerdings<br />
kann auch das beste Vorhaben nicht<br />
unterstützt werden, wenn es aktuell an<br />
geeigneten Förderprogrammen fehlt oder<br />
festgelegte Antragsfristen bereits abgelaufen<br />
sind. So muss jedes Projekt sowohl<br />
zur Unternehmerseite als auch nach den<br />
EU-Förderrichtlinien gründlich überprüft<br />
werden, denn in jedem Einzelfall sollten<br />
Projektnutzen, Antragsaufwand, angestrebte<br />
Fördersumme <strong>und</strong> vermutete<br />
Förderchancen berücksichtigt werden,<br />
empfiehlt Arz.<br />
„Transnationalität“ als Schlagwort<br />
Auch die einzelnen Förderprogramme der<br />
EU sind hinsichtlich ihrer Inhalte, ihrer<br />
Abwicklung, der finanziellen Ausstattung<br />
<strong>und</strong> der Voraussetzungen äußerst unterschiedlich.<br />
Grob unterschieden werden<br />
kann zwischen den Strukturfondsprogrammen,<br />
in die auch die Ziel-2-Förderung für<br />
Regionen im strukturellen Wandel fällt<br />
(Landkreis Peine bis 1999) <strong>und</strong> den<br />
übrigen Programmen der einzelnen<br />
25<br />
EU-Förderung<br />
Generaldirektionen der Europäischen<br />
Kommission. Die Bandbreite ist enorm,<br />
das Angebot reicht von Forschungsprogrammen<br />
über Umwelt-, Bildungs- <strong>und</strong><br />
Kulturprogramme bis hin zu verschiedensten<br />
„Spezialprogrammen“. „Die genaue<br />
Anzahl der gesamten Förderangebote<br />
können selbst Kenner nicht genau nennen“,<br />
so Arz. Eines aber beinhalteten die<br />
meisten Förderprogramme gemeinsam:<br />
„Sie fordern eine europäische Dimension<br />
ein“. So sollen die gesamten Projekte<br />
nicht nur vor Ort ihre <strong>Wi</strong>rkung zeigen,<br />
sondern durch geeignete Maßnahmen<br />
auch anderen Menschen <strong>und</strong> Einrichtungen<br />
in Europa zugute kommen, denn:<br />
Ziel der EU sei es, mit der Förderung von<br />
<strong>Wi</strong>ssenstransfer <strong>und</strong> Erfahrungsaustausch<br />
die Verbreitung innovativer Ideen <strong>und</strong><br />
Praktiken über Ländergrenzen hinweg<br />
voranzutreiben.<br />
Diese in zahlreichen EU-Programmen<br />
geforderte Transnationalität sei aus<br />
europäischer Sicht absolut plausibel <strong>und</strong><br />
sollte von Projektträgern auch als Chance<br />
gesehen werden, so Arz.<br />
So hätten Erfahrungen gezeigt, dass<br />
Projektträger im Nachhinein die entstandenen<br />
Kontakte <strong>und</strong> gewonnenen Erfahrungen<br />
häufig als wertvoller empf<strong>und</strong>en<br />
hätten als die eingeworbenen Mittel.
EU-Förderung<br />
26<br />
Das Angebot an Fördermöglichkeiten ist<br />
fast unzählbar, doch im Mittelpunkt der<br />
Investitionszuschüsse im Landkreis Peine<br />
stehen kleine <strong>und</strong> mittlere Unternehmen<br />
von 49 bis 249 Beschäftigten als sogenannte<br />
KMU. Dabei gelten sowohl die<br />
Firmengröße als auch die Lage des potenziellen<br />
Investitionsortes als Förderkriterien.<br />
„Mit Bezug auf den künftigen Investitionsort<br />
können prinzipiell zwei Förderachsen<br />
in Betracht gezogen werden“, sagt<br />
Volker Kolloch von der <strong>Wi</strong>to GmbH. Zum<br />
einen die Ziel-2-Förderung der EU „zur<br />
Handwerk wird bei<br />
EU-Zuschuss generell bevorzugt<br />
Volker Kolloch<br />
sozialen <strong>und</strong> wirtschaftlichen Anpassung<br />
von Regionen mit wirtschaftlichen Nachteilen“<br />
<strong>und</strong> zum anderen die Gemeinschaftsaufgabe<br />
(GA) des B<strong>und</strong>es <strong>und</strong><br />
Landes Niedersachsen „zur Verbesserung<br />
der regionalen <strong>Wi</strong>rtschaftsstruktur“.<br />
EU-Zuschuss je nach Einzelfall<br />
Während die GA-Förderung bereits seit<br />
2000 Unternehmen aus dem ganzen<br />
Landkreis einschließt, beschränkt sich<br />
die Ziel-2-Förderung auf die Gemeinden<br />
Ilsede, Lahstedt, Lengede <strong>und</strong> drei Ortsteile<br />
Hohenhamelns. Von der Stadt Peine<br />
zählen 11 Ortsteile zum Übergangsgebiet<br />
der Ziel-2-Förderung, die noch bis<br />
zum Ende 2005 gültig ist. Solange gibt<br />
es für Existenzgründer <strong>und</strong> auch<br />
langjährig bestehende Unternehmen<br />
Zuschussmöglichkeiten. Gr<strong>und</strong>sätzlich<br />
gelten nach den genannten Fördermöglichkeiten<br />
Unternehmen als „zuschusswürdig“,<br />
die vor allem Güter herstellen<br />
oder Leistungen erbringen, die auf einer<br />
Positivliste definiert sind. Demnach wird<br />
zwischen 34 verschiedenen Produktions<strong>und</strong><br />
16 Servicebereichen unterschieden,<br />
wobei die handwerkliche Ausrichtung<br />
eines Betriebes als „gr<strong>und</strong>sätzlich förderfähig“<br />
eingestuft wird. Ansonsten gilt<br />
die (über-)regionale Bedeutung der Firma<br />
<strong>Peiner</strong> <strong><strong>Wi</strong><strong>rtschaftsspiegel</strong></strong> ;<br />
als entscheidendes Merkmal für die einzelbetriebliche<br />
Förderung. Von Zuschüssen<br />
ausgeschlossen werden Land- <strong>und</strong><br />
Forstwirtschaft sowie Fischerei, soweit<br />
die Produkte hier nicht verarbeitet oder<br />
vermarktet werden, Bergbau, Abbau von<br />
Sand, Kies, Ton <strong>und</strong> Steinen. Darüber<br />
hinaus gehören Krankenhäuser, Kliniken<br />
<strong>und</strong> Sanatorien, sowie das Transport<strong>und</strong><br />
Lagergewerbe <strong>und</strong> auch der Einzelhandel<br />
auf die Ausschlussliste. Neben<br />
Angaben zum Investor, zur Investition,<br />
zum Ort, zur Mehrbeschäftigung, die<br />
mindestens 15 Prozent betragen muss,<br />
sowie zum Investitions- <strong>und</strong> Finanzierungsplan<br />
sind bei der Antragstellung<br />
Besonderheiten zu beachten:<br />
– Der Investor darf mit seinem Vorhaben<br />
noch nicht begonnen, also keine Bestellungen<br />
oder Käufe getätigt oder Verträge<br />
unterzeichnet haben<br />
– Je nach Größe der Firma können maximal<br />
15 Prozent der zuwendungsfähigen<br />
Kosten, zum Beispiel Gr<strong>und</strong>stück,<br />
Betriebsstätte oder Einrichtung, bezuschusst<br />
werden, sofern mindestens ein<br />
Viertel der Finanzierungssumme nicht<br />
subventioniert ist.<br />
– Nicht anerkannt werden zum<br />
Straßenverkehr zugelassene Fahrzeuge.<br />
– Die Preise dürfen die gesetzliche<br />
Mehrwertsteuer nicht beinhalten.<br />
Lengede… alles spricht für diesen Standort<br />
Kein W<strong>und</strong>er, dass im Unternehmerpark Lengede die<br />
Hälfte der Flächen schon vergeben ist. Denn hier stimmen<br />
nicht nur die Konditionen, sondern auch alle anderen<br />
Standortfaktoren: die logistische Anbindung,<br />
das wirtschaftliche Umfeld, das Arbeitskräfte-<br />
Potential, die Förderungsmöglichkeiten, der Full-<br />
Service durch die Gemeinde<br />
u.s.w. Hier aus Platzgründen<br />
nur einige der<br />
vielen Argumente,<br />
die für den Unternehmerpark<br />
Lengede<br />
sprechen:<br />
• Top-Konditionen<br />
Minimale Einstiegskosten<br />
<strong>und</strong> geringe<br />
laufende Belastungen<br />
– <strong>und</strong> vielfältige<br />
Förderprogramme.<br />
• Top Anbindung<br />
Bahn, Autobahnanschluss,internationaler<br />
Flughafen<br />
Hannover ca. eine<br />
3/4 St<strong>und</strong>e entfernt.<br />
• Top-Umfeld<br />
Zulieferbetriebe,<br />
potentielle neue Großk<strong>und</strong>en,<br />
bedeutende<br />
Forschungseinrichtungen<br />
<strong>und</strong> Institutionen.<br />
• Top-Baulichkeiten<br />
Optional Errichtung<br />
<strong>und</strong> Vermietung von<br />
Hallen durch die<br />
Gemeinde.<br />
Der Full-Service der<br />
Gemeinde Lengede<br />
reicht bis zur Anbahnung<br />
von Kontakten im<br />
In- <strong>und</strong> Ausland. Dieser<br />
Service überzeugt immer<br />
nehr Unternehmer<br />
– zögern Sie also bitte<br />
nicht zu lange mit der<br />
Anforderung einer<br />
Standortbroschüre.<br />
Gemeinde Lengede<br />
Vallstedter Weg 1<br />
38268 Lengede<br />
Kontakt:<br />
Bürgermeister<br />
Hans-Hermann Baas<br />
oder Amtsleiter<br />
Ralf Werner<br />
Tel. 0 53 44/89 10<br />
Fax 0 53 44/89 20
<strong>Peiner</strong> <strong><strong>Wi</strong><strong>rtschaftsspiegel</strong></strong> ;<br />
Überbrückungsgeld bleibt<br />
eine Alternative zur Ich AG<br />
Die einst von der Hartz-Komission vorgeschlagene<br />
„Ich AG“ hat für Furore<br />
gesorgt, denn ein zusätzliches Förderprogramm<br />
soll Arbeitslosen den Weg in die<br />
Selbstständigkeit erleichtern. 55 nutzten<br />
diesen Weg bisher in Peine.<br />
Ein vereinfachtes Reglement, die längerfristige<br />
finanzielle Unterstützung <strong>und</strong><br />
das sichere Aufgefangensein in dem<br />
sozialen Netz von gesetzlicher Renten<strong>und</strong><br />
Kranken- sowie Pflegeversicherung<br />
bieten auf den ersten Blick den entscheidenden<br />
Anstoß auf dem Weg aus<br />
der drohenden Langzeitarbeitslosigkeit.<br />
Dabei hat auch die Neuregelung ihre<br />
Tücken <strong>und</strong> das herkömmliche Überbrückungsgeld<br />
bleibt nach wie vor eine<br />
Alternative. So haben Arbeitssuchende<br />
auf dem Weg in die Selbstständigkeit die<br />
Qual der Wahl. Als Faustregel hat sich<br />
aber ergeben, dass der Existenzgründerzuschuss<br />
für die Ich-AG vor allem für die<br />
günstig ist, die vom Arbeitsamt nur<br />
geringe Zahlungen erhalten.<br />
Zum Beispiel Teilzeitbeschäftigte, die<br />
zuvor auch nur über ein geringes<br />
Einkommen verfügten. Darüber hinaus<br />
spielt die erwartete Geschäftsentwicklung<br />
eine entscheidende Rolle: Während<br />
das Überbrückungsgeld in Höhe des<br />
zuvor gezahlten Arbeitslosengeldes über<br />
sechs Monate gezahlt wird, besteht beim<br />
Existenzgründerzuschusses ein möglicher<br />
Zahlungs-Zeitraum von bis zu drei<br />
Jahren. Dabei erhält der Unternehmer<br />
mit der Möglichkeit, sein Geschäft nach<br />
<strong>und</strong> nach auszubauen, 600 Euro monatlich<br />
im ersten Jahr, 360 im zweiten <strong>und</strong><br />
240 Euro im dritten. Die Mitgliedschaft<br />
in den gesetzlichen Renten- <strong>und</strong> Sozialversicherungen<br />
ist währenddessen verpflichtend,<br />
während der Unternehmer<br />
mit Überbrückungsgeld selbst für seine<br />
Absicherung verantwortlich zeichnet.<br />
Teil der Zuschüsse in soziale Absicherung<br />
Für Ich-AG-Gründer bedeutet das im<br />
Einzelnen, dass sie monatlich 230 Euro<br />
in die Rentenkasse zahlen, während der<br />
Beitrag für die Krankenkasse mindestens<br />
167 Euro <strong>und</strong> für die Pflegeversicherung<br />
r<strong>und</strong> 20 Euro beträgt.<br />
Summa summarum zahlt der Unternehmer<br />
mindestens 417 Euro an Versicherungsbeiträgen.<br />
Der mit Überbrückungsgeld<br />
Geförderte würde je nach Einkommen<br />
monatlich mindestens 500 Euro,<br />
höchstens aber 733 Euro zahlen. Allerdings<br />
ist dabei zu beachten, dass sein<br />
monatliches „Einkommen“ vom Arbeitsamt<br />
zum einen höher angesiedelt ist<br />
<strong>und</strong> zum anderen keinen Einschränkungen<br />
beim Jahresverdienst unterliegt.<br />
27<br />
Ratgeber<br />
Sollten die Einkünfte bei der Ich-AG in<br />
der Jahresübersicht nämlich 25 000<br />
Euro übersteigen, entfällt für die<br />
kommenden Jahre der Zuschuss.<br />
Intensive Vorbereitung ist unabdingbar<br />
Somit zeigt sich, dass die Entscheidung<br />
für die eine oder die andere Fördervariante<br />
zum Rechenexempel wird <strong>und</strong> von<br />
den jeweiligen Rahmenbedingungen des<br />
künftigen Unternehmers abhängt.<br />
Vor allem geht es dabei um eine unternehmerische<br />
Entscheidung, die wegen<br />
ihrer weitreichenden Konsequenzen<br />
bereits im Vorfeld der Gründung zu treffen<br />
ist. „Das bedarf intensiver Vorbereitungen“,<br />
wie Horst Gabriel, Leiter des<br />
Arbeitsamtes Peine betont. Verschiedene<br />
Trainingsmaßnahmen durch Bildungsträger<br />
oder auch Existenzgründerseminare<br />
können dabei Hilfestellungen leisten,<br />
denn: Ein ausgefeiltes Unternehmenskonzept,<br />
der sogenannte Business-Plan,<br />
ist bei der Existenzgründung unabdingbar<br />
– auch wenn er bei der Ich-AG im<br />
Gegensatz zur Bewilligung des Überbrückungsgeldes<br />
nicht zwingend verlangt<br />
wird. Schließlich beinhalte er auch die<br />
detailiierte „Kostenmanagement“, das<br />
ein vorzeitiges Scheitern durch Überschuldung<br />
durchaus verhindern kann.<br />
AUTOKRANARBEITEN<br />
MASCHINENMONTAGEN<br />
Lehmkuhlenweg 27 · 31224 Peine<br />
Telefon (0 51 71) 58 87 80 · Fax (0 51 71) 58 87 82<br />
www.ohl-baumaschinen.de · E-Mail: ohl-baumaschinen@t-online.de
weitere Infos:<br />
Tel. 0 53 02-802 251<br />
oder 0 53 02-80 20<br />
Gemeinde Vechelde<br />
www.vechelde.de
<strong>Peiner</strong> <strong><strong>Wi</strong><strong>rtschaftsspiegel</strong></strong> ;<br />
Proquali „coacht“<br />
Unternehmen zum <strong>Wi</strong>rtschaftserfolg<br />
Projektleiterin Jutta Schubert<br />
Mit einfachen Seminaren zur Fort- oder<br />
Weiterbildung von Mitarbeitern ist es bei<br />
dem Projekt „Pro-Quali“ der Volkshochschule<br />
Peine nicht getan.<br />
Leiterin Jutta Schubert entwickelt<br />
gemeinsam mit ihrem dreiköpfiges Team<br />
ganze Konzepte für kleine <strong>und</strong> mittlere<br />
Unternehmen, deren Inhaber sich <strong>und</strong><br />
ihre Mitarbeiter <strong>und</strong> damit das ganze<br />
Unternehmen wirtschaftlich entscheidend<br />
voranbringen wollen.<br />
Schwerpunkt dabei: Systematische<br />
Personalentwicklung. Angefangen bei<br />
Firmenberatung <strong>und</strong> Coaching reicht das<br />
umfassende Angebot, das aus dem<br />
Europäischen Sozialfond gefördert wird,<br />
dabei über Rhetorik- <strong>und</strong> Kommunikationsseminare,<br />
Motivationstraining,<br />
PC-Kurse bis hin zu gemeinsamer Teamarbeit<br />
<strong>und</strong> -entwicklung, denn: „Zusammenkunft<br />
ist ein Anfang, Zusammenhalt<br />
ist ein Fortschritt. Zusammenarbeit ist<br />
der Erfolg.“ – Diesen Leitsatz Henry<br />
Fords hat sich auch Schubert zu eigen<br />
gemacht.<br />
Gutes Betriebsklima<br />
für wirtschaftlichen Erfolg<br />
So sei in den verschiedenen Unternehmen<br />
immer wieder zu erkennen, dass ein<br />
Mitarbeiter dem anderen fast missmutig<br />
auf die Finger sehe, bei Fehlern oft nach<br />
anderen Schuldigen gesucht werde <strong>und</strong><br />
das Konkurrenzverhalten untereinander<br />
enorm sei. „Welche Energien, die eigentlich<br />
positiv zum Wohlwollen aller Mitarbeiter<br />
genutzt werden könnten, dabei<br />
verschwendet werden, bleibt oft unbedacht“,<br />
sagt Schubert. Dabei sei doch<br />
gerade ein ges<strong>und</strong>es Betriebsklima <strong>und</strong><br />
Zufriedenheit am Arbeitsplatz enorm<br />
wichtig, um ergebnisorientiert tätig<br />
werden zu können <strong>und</strong> den Job langfristig<br />
zu erhalten.<br />
Weltmeister in Kleinigkeiten<br />
Bei ihrem aktiven Zusammenspiel mit<br />
Mitarbeitern <strong>und</strong> auch Chefs greift die<br />
Diplom-Pädagogin gern auf Rollenspiele<br />
zurück, denn gerade dabei würden oft<br />
verdeckte Stärken <strong>und</strong> Schwächen<br />
aufgezeigt: Versteckte Kritik am Chef,<br />
Stolz auf die eigene Fähigkeit, Ängste<br />
vor neuen Tätigkeiten oder auch Unzufriedenheit<br />
mit dem aktuellen Arbeitsbereich.<br />
Es folgt der Erfahrungs- <strong>und</strong> Meinungsaustausch<br />
zwischen allen Beteiligten,<br />
Probleme werden diskutiert <strong>und</strong> die Mitarbeiter<br />
sowie der Vorgesetzte oder auch<br />
Geschäftsinhaber kommunizieren miteinander<br />
<strong>und</strong> übereinander. „Die Mannschaft<br />
wird nach <strong>und</strong> nach zum Team<br />
<strong>und</strong> projiziert dieses Bild auch nach<br />
außen, sprich auf den K<strong>und</strong>en“,<br />
so Schubert. Denn auch er sollte nach<br />
Meinung der Trainerin in das zufriedene<br />
Zusammenspiel mit einbezogen werden.<br />
„<strong>Wi</strong>r müssen Weltmeister in Kleinigkeiten<br />
werden“, lautet dabei der Appell.<br />
Angefangen beim fre<strong>und</strong>lichen Gruß,<br />
über die Frage, wie, wann <strong>und</strong> wo die<br />
Reparatur zum Beispiel am besten<br />
durchgeführt werden kann bis hin zum<br />
offenen Lächeln <strong>und</strong> einer fre<strong>und</strong>lichen<br />
Proquali bietet einen Full-Service auf dem Weg zum erfolgreichen Unternehmen.<br />
29<br />
Unternehmensförderung<br />
Verabschiedung ließen sich mit geringem<br />
Aufwand größte Erfolge erzielen.<br />
Schließlich sei es unumstritten, dass<br />
jeder K<strong>und</strong>e bei Bedarf lieber erneut den<br />
fre<strong>und</strong>lichen K<strong>und</strong>enservice zu Rate<br />
ziehe, als den „murrigen Herrn, dem<br />
schon die Begrüßung zuviel ist“.<br />
Ergebnisorientierter Entwicklungsprozess<br />
Natürlich seien diese Ergebnisse nicht<br />
von einem Tag auf den anderen zu erzielen,<br />
sondern beinhalteten langfristige<br />
Entwicklungsprozesse innerhalb der<br />
Unternehmen, doch genau darauf ziele<br />
das Projekt, das im Juni 2002 gestartet<br />
wurde <strong>und</strong> noch bis Mai 2004 gefördert<br />
wird, auch ab. Der Erfolg zeigt sich dabei<br />
an den großen Teilnehmerzahlen: R<strong>und</strong><br />
50 Unternehmen <strong>und</strong> mehr als 250<br />
Mitarbeiter waren mittlerweile regelmäßig<br />
bei Proquali zu Gast. Wobei hier<br />
die unterschiedlichsten Branchen angesprochen<br />
sind, denn jedes Konzept<br />
werde individuell nach ausführlichen<br />
Vorbereitungsgesprächen auf den jeweiligen<br />
Betrieb zugeschnitten. Schließlich<br />
handele es sich in jedem Unternehmen<br />
auch um andere Problemstellungen oder<br />
Ziele, die erreicht werden sollen. So<br />
waren in der Vergangenheit neben dem<br />
produzierenden Gewerbe auch der Handel,<br />
Dienstleistungsunternehmen sowie<br />
verschiedene Handwerksbetriebe aus den<br />
Bereichen Tischlerei, Sanitär <strong>und</strong> auch<br />
Stahlbau an dem Projekt beteiligt.
Bankentipps<br />
30<br />
Das Zinsniveau im Euro-Raum befindet<br />
sich bereits seit geraumer Zeit trotz<br />
leichter Steigerung auf einem historischen<br />
Tiefstand.<br />
Daran wird sich offensichtlich auch in<br />
absehbarer Zeit nichts ändern, denn<br />
nachdem die Europäische Zentralbank<br />
(EZB) in ihrer ersten Sitzung nach der<br />
Sommerpause die Leitzinsen unverändert<br />
ließ, will sie auch weiterhin an ihrem<br />
obersten Ziel, der Preisstabilität, festhalten<br />
<strong>und</strong> sieht derzeit keinen Handlungsbedarf<br />
für Zinsveränderungen.<br />
Das bietet neben den Privatk<strong>und</strong>en vor<br />
allem mittelständischen Unternehmen<br />
umfangreiche Möglichkeiten, sowohl<br />
kurz- als auch langfristige Kreditverpflichtungen<br />
zu optimieren, wie Michael<br />
Schmotz, Leiter der <strong>Peiner</strong> Commerzbank-Filiale<br />
sagt. Das Ergebnis könne<br />
sich ganz erheblich auf die Geschäftszahlen<br />
auswirken.<br />
Optimierung von Umlauf- <strong>und</strong><br />
Anlagevermögen<br />
Zu unterscheiden ist bei den Krediten,<br />
die auf Ersparnismöglichkeiten überprüft<br />
werden sollten, zwischen der Finanzierung<br />
des Umlaufvermögens, zu denen<br />
zum Beispiel das Warenlager <strong>und</strong> ausstehende<br />
Forderungen gezählt werden, <strong>und</strong><br />
Investitionsgütern, wie Gr<strong>und</strong>stücken,<br />
Gebäuden, Maschinen <strong>und</strong> ähnlichen<br />
Anlagen. Während die kurzfristigen<br />
Umlaufvermögensfinanzierungen in der<br />
Regel durch Kontokorrentkredite – ähnlich<br />
dem Dispositionskredit für Privatk<strong>und</strong>en<br />
– beglichen werden, gelten für<br />
langfristige Investitionsgüterfinanzierungen<br />
des Anlagevermögens auch längerfristige<br />
Kredite mit Festzinsvereinbarungen.<br />
Vereinbarung fester Zinsobergrenzen<br />
Somit gelte auch für die Suche nach<br />
entsprechenden Optimierungsmöglichkeiten<br />
eine differenzierte Herangehensweise:<br />
So stellt nach Aussage des Filialleiters<br />
für die herkömmliche Umlaufvermögensfinanzierung<br />
durch den Kontokorrentkredit<br />
beispielsweise die kurzfristige<br />
Festsatzkredite mit Zinsbindungsfristen<br />
von 15 Tagen bis zu 360 Tagen eine<br />
Alternative dar. In dem aktuellem Zinsumfeld<br />
würde es sich für solche Kredite<br />
anbieten, feste Zinsobergrenzen – auch<br />
als CAP bekannt – für Laufzeiten<br />
zwischen drei <strong>und</strong> fünf Jahren zu vereinbaren.<br />
Damit ist es möglich, den für die<br />
Finanzierung zugr<strong>und</strong>e liegenden Geldmarktzins,<br />
genannt Euribor, dahingehend<br />
zu sichern, dass bei einer Steigerung<br />
dieses Zinses ab einer bestimmten<br />
Obergrenze für den Kreditnehmer das<br />
Zinsänderungsrisiko begrenzt ist.<br />
Zielgerichtete individuelle Lösungen<br />
Allerdings sei die Vereinbarung der<br />
genannten Obergrenze nur eine von zahlreichen<br />
Möglichkeiten, sich im kurzfristigen<br />
Zinsumfeld Sicherheit für die<br />
Zukunft zu verschaffen, wie auch Werner<br />
Bothe, Commerzbank-Firmenk<strong>und</strong>enbetreuer<br />
für die Region Peine, betont.<br />
Dennoch müsste natürlich im Einzelfall<br />
mit jedem Kreditnehmer über weitere<br />
individuelle <strong>und</strong> auf persönliche<br />
Ansprüche <strong>und</strong> Bedürfnisse ausgerichtete<br />
Lösungen gesprochen werden.<br />
<strong>Peiner</strong> <strong><strong>Wi</strong><strong>rtschaftsspiegel</strong></strong> ;<br />
Niedriges Zinsniveau:<br />
Festsatzkredit statt Kontokorrent<br />
Filialleiter Michael Schmotz.<br />
Vorzeitige Rückzahlung möglich<br />
Beim aufmerksamen Blick in die Bücher können Mittelständler so manchen Euro sparen.<br />
Dies gelte auch im Bereich der Finanzierung<br />
von langfristigen Investitionsgütern,<br />
denn: „Manche Kredite können während<br />
der Zinsbindung schon vorzeitig zurückgezahlt<br />
werden“, sagt Bothe.<br />
So kann es beispielsweise bei einem<br />
hohen Nominalzins in Beziehung zur<br />
Restlaufzeit des Kredites unter Umständen<br />
günstiger sein, ihn durch andere<br />
Finanzierungsform der Hausbank zu<br />
ersetzen.<br />
Sollte ein vorzeitiger Ausstieg aufgr<strong>und</strong><br />
vertraglicher Vereinbarungen allerdings<br />
nicht möglich sein, könne der Unternehmer<br />
mit dem sinnvollen Einsatz von<br />
Derivaten eine erhebliche Kostenersparnis<br />
erzielen.<br />
Der – auch nachträgliche – Einsatz von<br />
Derivaten beinhaltet ein hohes Maß an<br />
Flexibilität, da bestehende Kreditverhältnisse<br />
nicht angetastet werden.<br />
So kann der Unternehmer heute vom<br />
niedrigen Zinsniveau profitieren <strong>und</strong><br />
auch den Zinssatz bereits laufender<br />
Darlehen sofort <strong>und</strong> für die Zukunft<br />
reduzieren, ohne bestehende Kreditverhältnisse<br />
auflösen zu müssen. Das heißt:<br />
Eine Vorfälligkeitsentschädigung entfällt.<br />
Globaldarlehen bieten günstige Konditionen<br />
Als weitere Möglichkeit der Kreditoptimierung<br />
bietet die Commerzbank als<br />
eines der ersten Häuser in Deutschland<br />
gemeinsam mit der Kreditanstalt für<br />
<strong>Wi</strong>ederaufbau sogenannte Globaldarlehen<br />
an. Diese haben Laufzeiten<br />
zwischen 3 <strong>und</strong> 7 Jahren <strong>und</strong> sind<br />
konditionell etwas günstiger als der<br />
aktuelle Kapitalmarkt.
<strong>Peiner</strong> <strong><strong>Wi</strong><strong>rtschaftsspiegel</strong></strong> ;<br />
6. <strong>Peiner</strong> Kunststoff Tag:<br />
Wohin mit dem alten Wagen?<br />
Zwei Jahre ist es her, dass die B<strong>und</strong>esregierung<br />
den Gesetzesentwurf zur Entsorgung<br />
von Altfahrzeugen verabschiedete,<br />
mit der die EU-Richtlinie über Altfahrzeuge<br />
in nationales Recht umgesetzt wird.<br />
Ziel dabei ist es, alte Kraftfahrzeuge<br />
umweltgerecht zu entsorgen. So sollen ab<br />
2006 mindestens 85 Prozent des durchschnittlichen<br />
Gewichts eines Altfahrzeugs<br />
verwertet <strong>und</strong> mindestens 80 Prozent wiederverwendet,<br />
ab 2015 mindestens 95<br />
Prozent verwertet <strong>und</strong> 85 Prozent<br />
wiederverwendet werden. Doch was heißt<br />
das im Einzelnen? Welche Teile müssen<br />
wiederverwertet, welche endgültig<br />
entsorgt werden? Welche Auswirkungen<br />
haben die geplanten <strong>und</strong> bereits umgesetzten<br />
Verordnungen auf die Automobil<strong>und</strong><br />
Zulieferindustrie sowie andere Kunststoffproduzenten?<br />
Welche Aufgaben<br />
stehen dabei den Pkw-Besitzern bevor?<br />
Fragen über Fragen, denen sich die<br />
<strong>Peiner</strong> Kunststoff Initiative (PKI) beim<br />
„6. <strong>Peiner</strong> Kunststoff Tag“ am Donnerstag,<br />
27. November, widmen will. So<br />
werden im <strong>Peiner</strong> Forum kompetente<br />
Fachleute aus Politik <strong>und</strong> <strong>Wi</strong>rtschaft ab<br />
9 Uhr Orientierungshilfen geben, interessante<br />
Details erläutern <strong>und</strong> weitreichende<br />
Einblicke in aktuelle Projekte zum Thema<br />
liefern. Entsorgung aus unterschiedlicher<br />
Sicht Dr. Heinz-Ulrich Bertram vom<br />
niedersächsischen Umweltministerium<br />
referiert über „Die Umsetzung der Richtlinie<br />
über Altfahrzeuge aus Sicht des<br />
Niedersächsischen Umweltministeriums“,<br />
bevor Peter Arp vom Automobil-Zulieferer<br />
Faurecia über „Anforderungen <strong>und</strong><br />
Perspektiven für einen globalen Zulieferer“<br />
berichtet. „Post-Shredder-Technologie<br />
– Entwicklung <strong>und</strong> Umsetzung eines<br />
kostenoptimalen Verfahrens zur Verwertung<br />
von Shredderrestfraktionen“, heißt<br />
der Vortrag Klaus Schoppes von Volkswagen.<br />
Exkursionen liefern Einblick in die<br />
Praxis „Darüber hinaus soll der <strong>Peiner</strong><br />
Kunststoff Tag als Forum für den<br />
Erfahrungsaustausch dienen <strong>und</strong> die<br />
unternehmensübergreifende Kommunikation<br />
unterstützen“, erläutert Gunter<br />
Eckardt von der <strong>Wi</strong>rtschafts- <strong>und</strong> Tourismusfördergesellschaft<br />
des Landkreises<br />
Peine (wito gmbH) als Initiator der Veranstaltung.<br />
Außerdem wird das Tagesprogramm<br />
durch Exkursionen in das Technikum<br />
der Fachhochschule Wolfsburg, zum<br />
Automobilzulieferer Faurecia in Peine <strong>und</strong><br />
zur FIT-Umwelttechnik GmbH mit einer<br />
Automobil-Pilotdemontage in Wolfsburg<br />
abger<strong>und</strong>et. Infos: www.peiner-kunststoffinitiative.de.<br />
Ansprechpartner: Gunter<br />
Eckhardt, <strong>Wi</strong>rtschafts- <strong>und</strong> Tourismusfördergesellschaft<br />
Landkreis Peine mbH,<br />
Telefon 0 51 72/ 9 86 65 03<br />
31<br />
Wer ist die PKI?<br />
Veranstaltungen<br />
Die <strong>Peiner</strong> Kunststoff Initiative (PKI) ist ein<br />
Zusammenschluss von kunststoffverarbeitenden<br />
Betrieben im Landkreis Peine <strong>und</strong><br />
des Süddeutschen Kunststoffzentrums<br />
(Zweigstelle Peine) mit der <strong>Wi</strong>rtschafts- <strong>und</strong><br />
Tourismusfördergesellschaft des Landkreises<br />
Peine mbh (<strong>Wi</strong>to) sowie dem Institut für<br />
Recycling der Fachhochschule Braunschweig<br />
- Wolfenbüttel mit Sitz in Wolfsburg.<br />
Ziele ihrer Arbeit sind zum einen der Erfahrungsaustausch<br />
der Partner untereinander,<br />
zum anderen das gemeinsame Engagement<br />
für den <strong>Wi</strong>rtschaftsstandort Landkreis Peine,<br />
dem Zentrum für Kunststoffverarbeitung<br />
in Norddeutschland. Darüber hinaus soll die<br />
Zusammenarbeit zwischen Forschung <strong>und</strong><br />
Technik <strong>und</strong> auch Produktion weiter intensiviert<br />
<strong>und</strong> ausgebaut werden, denn im Laufe<br />
der Jahre fanden bereits einige Ingenieur -<br />
Absolventen der FH Braunschweig/Wolfenbüttel<br />
Arbeitsplätze in <strong>Peiner</strong> Unternehmen.<br />
Um die Ziele auch über die regionalen Grenzen<br />
hinaus bekannt zu machen <strong>und</strong> weitreichende<br />
Zusammenarbeit zu erzielen, veranstaltet<br />
die PKI im zweijährigen Rhythmus<br />
den <strong>Peiner</strong> Kunststoff Tag, der sich mittlerweile<br />
als Fachveranstaltung im Norddeutschen<br />
Raum etabliert hat.
Freizeittipps<br />
32<br />
Dass über den Wolken die Freiheit wohl<br />
grenzenlos ist, besang schon der Liedermacher<br />
Reinhard Mey. Eindeutig bestätigen<br />
können das auch die r<strong>und</strong> 220<br />
Mitglieder bei der Flugförderungsgemein-<br />
Im Sichtflug zum<br />
Kurztrip auf die Lieblingsinsel<br />
Start <strong>und</strong> Ziel für die Piloten der Flugförderungsgemeinschaft Peine: Der Eddesser Flugplatz.<br />
schaft Peine, die den Flugplatz in<br />
Edemissen – Eddesse fast als ihr Zuhause<br />
bezeichnen. Tagtäglich rauschen hier bei<br />
klarer Sicht die Maschinen über die Start<strong>und</strong><br />
Landebahn, drehen hoch in der Luft<br />
<strong>Peiner</strong> <strong><strong>Wi</strong><strong>rtschaftsspiegel</strong></strong> ;<br />
ihre R<strong>und</strong>en über der Region oder<br />
schlummern bei schlechtem Wetter in der<br />
großen Halle inmitten des dicht bewachsenen<br />
Umfeldes der riesigen Anlage.<br />
„Obwohl den Besitzer der Instrumentenflugberechtigung<br />
(IFR) auch ein dichtes<br />
Wolkenfeld <strong>und</strong> Regen nicht von seinem<br />
Hobby abhalten“, wie Vorstandsmitglied<br />
Roland Sturm betont.<br />
Flugsport erfordert großes Maß an Respekt<br />
Der Weg zum ersten selbstständigen Start<br />
als Hobby- oder Privatpilot führt allerdings<br />
über ein Ausbildungspaket aus Theorie<br />
<strong>und</strong> Praxis, das einen Zeitraum von durchschnittlich<br />
sechs Monaten umfasst. Voraussetzungen:<br />
Der angehende Flieger<br />
muss das 18. Lebensjahr vollendet<br />
haben, nach einer Bestätigung eines<br />
Facharztes ges<strong>und</strong> <strong>und</strong> körperlich fit sein,<br />
neugierig genug, um sich mit den Gesetzen<br />
der Aeronautik vertraut zu machen,<br />
<strong>und</strong> ein polizeiliches Führungszeugnis<br />
vorlegen. Darüber hinaus ist ein Auszug<br />
aus dem Flensburger Verkehrsregister<br />
erforderlich, denn die Rowdys der Straßen<br />
müssten sich nicht auch noch zu Überfliegern<br />
in der Luft entwickeln, so Sturm.<br />
Hier sei schließlich ein noch größeres Verantwortungsbewusstsein<br />
gefragt, um Mitmenschen<br />
nicht unnötig in Gefahr zu
<strong>Peiner</strong> <strong><strong>Wi</strong><strong>rtschaftsspiegel</strong></strong> ;<br />
bringen. Allerdings zeige sich in der täglichen<br />
Flugpraxis ohnehin immer wieder,<br />
dass dem Piloten am „Steuer“ eines Flugzeuges<br />
ein gehöriges Maß an Respekt<br />
offensichtlich naturgegeben sei. Höchste<br />
Konzentration, eine detailliert vorbereitete<br />
Flugplanung <strong>und</strong> vor allem die Gewissheit,<br />
nach dem Start eben keinen Boden<br />
mehr unter den Füßen zu haben,<br />
„schließen risikobehaftete Experimente in<br />
der Luft einfach aus“, so Sturm.<br />
Sichtflug mit „Bodenkontakt“<br />
Allerdings lernten die Absolventen all dies<br />
bereits in den ersten St<strong>und</strong>en ihrer theoretischen<br />
Ausbildung. Derzeit drücken bei<br />
der Flugförderungsgemeinschaft 15 „Pilotenanwärter“<br />
unterschiedlichen Alters die<br />
Schulbank, um mit der sogenannten<br />
„Private Pilot Licence A“ ihre R<strong>und</strong>en –<br />
zunächst noch unter den Wolken – in der<br />
Luft drehen zu dürfen, denn: Mit dem<br />
Erwerb der ersten Fluglizenz ist den Hobbyfliegern<br />
zunächst ausschließlich der<br />
Sichtflug erlaubt, bei dem sichergestellt<br />
sein muss, dass ein klarer Blick zum<br />
Boden gegeben ist. Dies wäre nach dem<br />
Durchbrechen eines Wolkenfeldes nicht<br />
mehr der Fall, denn dabei erfordere die<br />
behinderte Sicht den Instrumentenflug,<br />
der erst in den Folgeausbildungen gelehrt<br />
wird, wie Sturm betont.<br />
Praktische Übungen sind das A <strong>und</strong> O<br />
Ein umfangreiches Angebot für die verschiedenen<br />
Lizenzen vom Privat- <strong>und</strong><br />
Hobbypiloten über den Hubschrauberflug<br />
bis hin zur „Commercial Pilot Lilence<br />
(CPL), die auch zum Überwachungs- <strong>und</strong><br />
Bannerflug sowie zum Absetzen von Fallschirmspringern<br />
berechtigt, sichern bei<br />
der FFG 15 aktive Lehrer mit entsprechenden<br />
eigenen Lizenzen. Neben den<br />
theoretischen Unterrichtsst<strong>und</strong>en garantieren<br />
sie den Schülern in sechs Maschinen,<br />
über die der Verein verfügt, auch<br />
umfassende Praxiserfahrungen, denn das<br />
kontinuierliche Üben des theoretisch<br />
Erlernten sei wie auch in vielen anderen<br />
Bereichen das A <strong>und</strong> O auf dem Weg zum<br />
selbstständigen Flugspaß. Allerdings<br />
kommen auch Fliegerfre<strong>und</strong>e, die sich<br />
nicht allein ans Steuer der Cessnas setzen<br />
möchten, bei der FFG voll auf ihre<br />
Kosten: So zählen R<strong>und</strong>flüge über der<br />
Region, der Start zu einem Geschäftstermin,<br />
der durch die Lüfte besser <strong>und</strong><br />
schneller zu erreichen ist oder auch der<br />
Kurzausflug auf eine der deutschen Ferieninseln<br />
zum Angebot der FFG. Entscheidender<br />
Vorteil dabei: Als eingetragener<br />
Verein dürfen die Mitglieder bei ihren<br />
„Dienstleistungen“ keine Gewinne erzielen,<br />
sondern fliegen die Interessenten<br />
zum Selbstkostenpreis an ihre gewünschten<br />
Ziele. „Das gilt auch für unsere<br />
Pilotenausbildung“, betont Sturm im<br />
Vergleich zu kommerziellen Flugschulen.<br />
Hier betätigten sich die Lehrer, die sich<br />
zum Großteil aus Berufspiloten bei<br />
verschiedenen Luftfahrtgesellschaften<br />
zusammensetzten, ehrenamtlich, so dass<br />
an die Mitglieder erhebliche Vergünstigungen<br />
weitergegeben werden können <strong>und</strong><br />
der Flugschein nicht zur Auszeichnung<br />
ausschließlich der „gehobenen Gesellschaft“<br />
werde, so Sturm schmunzelnd.<br />
Hier zahlten die angehenden Privatpiloten<br />
r<strong>und</strong> 5000 bis 6000 Euro für die gesamte<br />
Ausbildung.<br />
33<br />
Freizeittipps<br />
Der Verein verfügt über sechs Maschinen, in denen die<br />
angehenden Piloten Praxiserfahrungen sammeln können.<br />
FFG-Schriftführer Roland Sturm.<br />
Ich liebe das Dorfleben. Hier geht es ruhiger zu als in der großen Stadt. Wenn mir nach Lautstärke ist, kann ich immer noch<br />
dorthin fahren, wo es laut ist, hier im Dorf ist es jedenfalls nicht laut, deshalb fühle ich mich so wohl. Wobei ich nicht sagen<br />
möchte, dass hier keine fortschrittlichen Menschen wohnen mit modernen Küchenmaschinen <strong>und</strong> Kenntnissen in Online-<br />
Banking. Ich mag die Übersichtlichkeit. Es gibt eine Tankstelle, eine Lottoannahmestelle, eine große Kreuzung, höchstens<br />
zwei. Rolltreppen gibt es hier kaum. Rolltreppen gibt es in Städten. In Ausnahmefällen kommt in größeren Dörfern, die<br />
darauf aus sind, irgendwann kleine Städte zu werden, eine Rolltreppe im Supermarkt vor. Aber mehrgeschossige Supermärkte<br />
sind auf dem Land sehr selten. Zum Glück, denn dann würden dort mehr Menschen einkaufen, mehr Menschen leben.<br />
Und dann wäre es nicht mehr so ruhig. Am Ende unserer Schulzeit sagten viele, sie müssten hier weg. Es sei alles zu eng,<br />
nicht offen. Sie wollten hinausziehen aus dem Dorf in die Welt, in große Städte zum Beispiel, die ihnen eine Menge riesengroßer<br />
Kreuzungen bieten, manche nahmen sich sogar vor, ins Ausland zu gehen. Sie dachten, viele große Kreuzungen<br />
bedeuten viele großartige Möglichkeiten. Auch so kann man sein Glück finden. Manchmal sitze ich an unserem kleinen Fluss.<br />
Dann freue ich mich. Es ist schön in unserer Gemeinde.
Kult(ur)stätten<br />
34<br />
Eigentlich war es zunächst ein langgehegter<br />
Wunschtraum, den sich Gerhard<br />
Hummer in dem kleinen Örtchen<br />
Soßmar erfüllte, nämlich jungen Künstlern<br />
ein Podium zu schaffen, auf dem sie<br />
sich im privaten Rahmen Aufführungspraxis<br />
erwerben können. Mittlerweile<br />
aber hat sich das liebevoll restaurierte<br />
<strong>und</strong> komplett umgebaute Fachwerkhaus<br />
mit separatem „Konzertsaal“ an der<br />
Bierberger Straße 5 zum kleinen<br />
Geheimtipp für Fre<strong>und</strong>e hochkarätiger<br />
klassischer Musik gemausert: Die Rede<br />
ist von „Hummers Kultursalon“, der in<br />
diesem Jahr Zehnjähriges feierte.<br />
Weltweite Künstlerkontakte sichern Angebot<br />
Dabei erinnert sich der gebürtige Hamburger<br />
<strong>und</strong> Lehrer für Englisch, Latein<br />
<strong>und</strong> Musik noch genau an die ersten<br />
Tage, die er in Soßmar vor seinem späteren<br />
Besitz verbrachte: Das Haus war<br />
völlig heruntergekommen, bedurfte<br />
umfangreicher Sanierungs- <strong>und</strong> Umbaumaßnahmen,<br />
die vom F<strong>und</strong>ament bis zur<br />
Dachspitze reichten <strong>und</strong> doch versprach<br />
es nach Aussage Hummers von Anfang<br />
an ein wahres Schmuckstück zu werden.<br />
Mit Hilfe der Arbeitskraft von Fre<strong>und</strong>en<br />
<strong>und</strong> hohen Investitionen brachte er das<br />
Haus auf Vordermann <strong>und</strong> schaffte im<br />
Obergeschoss, direkt unter dem Dach<br />
eine Fläche, die seinem damaligen<br />
Schulchor zunächst als Übungsraum<br />
diente. Die Anfänge waren gemacht <strong>und</strong><br />
schnell folgten dank verschiedener<br />
Kontakte zur klassischen Musikszene in<br />
Hannover zahlreiche Aufführungen<br />
verschiedener Künstler. Hinzu kam das<br />
soziale Engagement Hummers, das ihn<br />
oft nach Russland <strong>und</strong> in andere Länder<br />
verschlug, mit dortigen Musikern in<br />
Verbindung brachte <strong>und</strong> so einen immer<br />
weiter reichenden Kreis von später in<br />
Soßmar musizierenden Gästen aufbauen<br />
ließ. So blickt der Lehrer <strong>und</strong> Leiter<br />
verschiedener Chöre mittlerweile auf<br />
eine lange Riege von Flötisten, Geigern,<br />
Pianisten <strong>und</strong> auch Gitaristen aus<br />
Asien, Südafrika, Südamerika sowie Russland<br />
<strong>und</strong> anderen Ländern zurück, die<br />
alle unter seinem Dach gastierten.<br />
Jubiläumskonzerte begeisterten<br />
Beispiele für die hervorragenden Kontakte<br />
Hummers lieferten erst die jüngsten<br />
Jubiläumskonzerte: So präsentierten die<br />
„Woronescher Solisten“, die kurz zuvor<br />
<strong>Peiner</strong> <strong><strong>Wi</strong><strong>rtschaftsspiegel</strong></strong> ;<br />
In Hummer’s Kultursalon<br />
ist stets Musik unter’m Dach<br />
Gerhard Hummer bringt Kultur ins Dorf.<br />
Zahlreiche Musiker aus aller Welt brachten im Kultursalon<br />
schon Musik unters Dach.<br />
beim Rheingau-Festival einen sensationellen<br />
Erfolg gefeiert hatten, in Soßmar<br />
mit zwei Akkordeons, einem Kontrabass<br />
<strong>und</strong> einem Piano unterhaltsame Lebensfreude<br />
pur, bevor der Pianist Andrei<br />
Ivanovitch „Bilder einer Ausstellung“ von<br />
Mussorgsky <strong>und</strong> Werke von Tschaikowsky<br />
<strong>und</strong> Grieg spielte.<br />
„<strong>Wi</strong>e weitreichend dessen musikalischen<br />
Talente sind, zeigt das Mitwirken Ivanovitchs<br />
an einer russisch-kanadischen<br />
Koproduktion über den Pianisten Glen<br />
Gould <strong>und</strong> ein Gastspiel mit dem<br />
2. Klavierkonzert von Rachmaninoff in<br />
England im kommenden Jahr“, hebt<br />
Hummer in seinem Rückblick über die<br />
Konzerte in seinen eigenen vier Wänden<br />
stolz hervor.<br />
Über 4000 Besucher in privaten Räumen<br />
Dass mit den Gastspielen verb<strong>und</strong>en im<br />
Laufe der Jahre auch mehr als 4000<br />
Besucher sein privates Reich „durchwanderten“,<br />
stört den Hausbesitzer<br />
wenig. Ganz im Gegenteil: Der Wohnbereich<br />
der Familie Hummer steht in<br />
den Konzertpausen für Plauderr<strong>und</strong>en<br />
offen, bei schönem Wetter werden die<br />
Getränke an einer Bar unter freiem<br />
Himmel serviert <strong>und</strong> die Weitläufigkeit<br />
des idyllischen Gartens habe schon so<br />
mancher Gast für einen kleinen R<strong>und</strong>gang<br />
genutzt. Darüber hinaus bieten die<br />
Hummers ihren Musikern „selbstverständlich“<br />
eine Übernachtungsmöglichkeit<br />
in den eigens dafür hergerichteten<br />
Gästezimmern <strong>und</strong> in dem Speisesaal<br />
habe schon so manches „Künstlersuppenessen“<br />
bis in den frühen Morgen<br />
angedauert. „Ein Highlight der Besuche“,<br />
schwärmt der Lehrer, der gleichzeitig<br />
auf den Brunch „am Morgen danach“<br />
aufmerksam macht.<br />
Das Paar liebt die Geselligkeit, das<br />
Gespräch unter Fre<strong>und</strong>en, zu denen<br />
zahlreiche Musiker mittlerweile geworden<br />
sind, sowie die professionelle Musik in<br />
privatem Ambiente.<br />
Persönliche Kontakte sind Hummers Gewinn<br />
An ein finanzielles „Zubrot“ sei dabei<br />
keinesfalls zu denken, beantwortet<br />
Hummer lachend die entsprechende<br />
Frage, denn für den Flug oder die Fahrt<br />
der Musiker nach Deutschland greift der<br />
Mann in den eigenen Geldbeutel <strong>und</strong> die<br />
Einnahmen aus den Eintrittsgeldern der<br />
durchschnittlich 40 bis 60 Besucher<br />
gehen zu 100 Prozent in die Künstlerhand.<br />
„Mein Gewinn sind die persönlichen<br />
Kontakte“, sagt Hummer voller<br />
Begeisterung.
ª Firmen<br />
Beratung<br />
• Unternehmer-Beratung<br />
• Finanzierungs-Beratung<br />
• Vermögens-Beratung<br />
• Cash-Management<br />
• Risiko-Management<br />
• Auslandsgeschäft<br />
Das Ausland kann so nah sein.<br />
Auslandsgeschäfte in Peine?<br />
Die Sparkasse hat die Kompetenz vor Ort.<br />
Fordern Sie uns -<br />
auch wenn Sie kein K<strong>und</strong>e bei uns sind.<br />
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