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Peiner Wirtschaftsspiegel rtschaftsspiegel Wi - Wirtschafts- und ...

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<strong>Peiner</strong> <strong><strong>Wi</strong><strong>rtschaftsspiegel</strong></strong><br />

Aus dem Inhalt<br />

Seite 5<br />

Stahlerzeugung<br />

Die alten Rauchzeichen<br />

über Peine sind längst<br />

verflogen:<br />

Ein moderner Elektroofen<br />

sorgt für globale<br />

Spitzenproduktion<br />

Seite 20<br />

<strong>Wi</strong>rtschaftsförderung<br />

Gemeinde Hohenhameln<br />

schuf<br />

im Gewerbegebiet<br />

Ackerköpfe r<strong>und</strong><br />

550 Arbeitsplätze<br />

Seite 25<br />

EU-Förderung<br />

Europa-Büro der<br />

<strong>Wi</strong>to GmbH berät bei<br />

Investitionszuschüssen<br />

aus den Fördertöpfen<br />

<strong>Wi</strong>rtschaftsmagazin für den Landkreis Peine<br />

Ausgabe 02 ; 2003<br />

<strong><strong>Wi</strong><strong>rtschaftsspiegel</strong></strong>


Inhalt Impressum Ausgabe 02 ; 2003<br />

Impressum<br />

Inhalt<br />

Seite 3<br />

Aktuelles<br />

Nachrichten aus der<br />

<strong>Peiner</strong> <strong>Wi</strong>rtschaft<br />

Seite 4<br />

Titelgeschichte<br />

Stählerne Vielfalt:<br />

Leben von <strong>und</strong><br />

mit dem Stahl<br />

Seite 8<br />

Schrott als Wertstoff<br />

Vor dem Ofen sind sie<br />

alle gleich: Entsorgte<br />

Waschmaschinen <strong>und</strong><br />

Fahrräder zurück im<br />

Stahlkreislauf<br />

Firmenportrait<br />

Seite 10<br />

Firmenportrait<br />

Werkzeuge, soweit<br />

das Auge reicht:<br />

Möllring bietet den<br />

fachgerechten<br />

Griff zum richtigen<br />

Drahtstift<br />

<strong>Peiner</strong> <strong><strong>Wi</strong><strong>rtschaftsspiegel</strong></strong> – <strong>Wi</strong>rtschaftsmagazin für den Landkreis Peine<br />

Seite 11<br />

Metallbau<br />

Kunstvoller Blickfang<br />

schützt auch vor<br />

ungebetenen Gästen<br />

Seite 13<br />

Schreibsti(e)l<br />

Mit hochglanzpolierter<br />

Stahlfeder gleitet<br />

der Pelikan weltweit<br />

durch die Klassenzimmer<br />

Seite 15<br />

Stahlbearbeitung<br />

Verzinkung verhilft<br />

tristem Stahl zu strahlendem<br />

Aussehen:<br />

Schönheitsverlust durch<br />

Rost ausgeschlossen<br />

Seite 17<br />

Aus Stahl wird Kunst<br />

Trägerprofile bieten<br />

vielseitige Verwendungsmöglichkeiten<br />

Seite 18<br />

Arbeitsmarkt<br />

Jugendliche auf der<br />

Suche nach einem<br />

Ausbildungsplatz:<br />

Vom „Kostenfaktor<br />

Lehrling“ zum qualifizierten<br />

Fachpersonal<br />

Seite 19<br />

Serie<br />

Handel braucht Mut zu<br />

neuen Wegen<br />

Seite 27<br />

Ratgeber<br />

Wege aus der<br />

Arbeitslosigkeit:<br />

Ich AG oder<br />

Überbrückungsgeld?<br />

Wer die Wahl hat, hat<br />

auch die Qual<br />

Seite 29<br />

Unternehmensförderung<br />

Proquali coacht<br />

kleine <strong>und</strong> mittlere<br />

Unternehmen: Durch<br />

soziale Kompetenz zum<br />

wirtschaftlichen Erfolg<br />

Seite 30<br />

Bankentipps<br />

Niedriges Zinsniveau<br />

bietet Unternehmern<br />

erhebliche Ersparnismöglichkeiten<br />

Seite 31<br />

Veranstaltungen<br />

<strong>Peiner</strong> Kunststoff Tag<br />

liefert Informationen<br />

r<strong>und</strong> um die Alt-Auto-<br />

Verordnung: Wohin mit<br />

dem alten Wagen?<br />

Seite 32<br />

Freizeittipps<br />

Flugförderungsgemeinschaft<br />

Peine:<br />

Neben der Pilotenausbildung<br />

ermöglicht<br />

der Verein den Kurztrip<br />

auf die Ferieninsel zum<br />

Selbstkostenpreis<br />

Seite 34<br />

Kult(ur)stätten<br />

Hummers Kultursalon<br />

hat sich zum internationalen<br />

Treffpunkt<br />

klassischer Musik<br />

entwickelt<br />

Impressum<br />

Herausgeber<br />

<strong>Wi</strong>rtschafts- <strong>und</strong><br />

Tourismusfördergesellschaft<br />

Landkreis Peine mbH<br />

in Kooperation mit der<br />

<strong>Peiner</strong> Allgemeinen Zeitung<br />

GmbH & Co., KG<br />

Redaktion<br />

Redaktionsbüro „mho”<br />

Melanie Hoffmann, Peine<br />

Franz Westing (verantwortlich)<br />

Anzeigenverkaufsleitung<br />

Heike Kirbach<br />

Hans-Georg Wolf<br />

(verantwortlich)<br />

Layout<br />

Melanie Wegener<br />

Grafische Gr<strong>und</strong>konzeption<br />

www.agentur-spezial.de<br />

Druck<br />

Niedersachsen Druck<br />

Bähr GmbH<br />

Auflage<br />

5.000 Exemplare<br />

Anschrift<br />

Werderstraße 49, 31224 Peine<br />

Telefon 0 51 71 / 406-121<br />

wi<strong>rtschaftsspiegel</strong>@paz-online.de


<strong>Peiner</strong> <strong><strong>Wi</strong><strong>rtschaftsspiegel</strong></strong> ;<br />

Aus der <strong>Wi</strong>rtschaft<br />

Hirche zu Gast bei <strong>Wi</strong>to<br />

Angesichts der Geburtstagsfeier der <strong>Wi</strong>rtschafts-<br />

<strong>und</strong> Tourismusfördergesellschaft<br />

des Landkreises Peine (wito GmbH) gab<br />

inmitten der Vielzahl von Repräsentanten<br />

aus <strong>Wi</strong>rtschaft, Politik <strong>und</strong> Verwaltung<br />

auch der niedersächsische Minister für<br />

Arbeit, <strong>Wi</strong>rtschaft <strong>und</strong> Verkehr, Walter<br />

Hirche, sein Gastspiel. Allerdings lieferte<br />

der FDP-Mann in seinem Referat zum<br />

Thema <strong>Wi</strong>rtschaftsförderung wenig<br />

Gr<strong>und</strong> zu Optimismus, denn finanziell<br />

zeichne sich hier ein drastischer Sparkurs<br />

ab: Durch den EU-Beitritt osteuropäischer<br />

Staaten werde die staatliche<br />

Förderung für den Westen immer<br />

weiter abnehmen, so dass sich auch die<br />

Kreise auf neue Entwicklungen einstellen<br />

müssten. Erforderlich sei vor allem<br />

der Blick über den eigenen Tellerrand<br />

hinweg <strong>und</strong> die Bildung von Regionen,<br />

um in Brüssel überhaupt wahrgenommen<br />

zu werden.<br />

<strong>Wi</strong>to vermittelt Personal<br />

zum Nulltarif<br />

Die <strong>Wi</strong>rtschafts- <strong>und</strong> Tourismusförderungsgesellschaft<br />

Landkreis Peine mbH<br />

(wito GmbH) hat ihre Servicepalette um<br />

den Bereich Personalvermittlung erweitert.<br />

„In Zusammenarbeit mit Plan-<br />

Consult, einem b<strong>und</strong>esweit agierenden<br />

Unternehmen im Bereich des Personalmanagements,<br />

können wir Firmen,<br />

Dienstleistern, Behörden <strong>und</strong> Verbänden<br />

im Landkreis Peine ab sofort eine<br />

kostenfreie Vermittlung neuer Mitarbeiter<br />

anbieten“, sagt Geschäftsführer Gunter<br />

Eckhardt. Als offizieller Kooperationspartner<br />

im Trennungs-Management eines<br />

großen deutschen Unternehmens stellt<br />

PlanConsult aus den Reihen dieses<br />

Konzerns qualifizierte, leistungsfähige<br />

Mitarbeiter nahezu aller Berufssparten<br />

zur Verfügung. Kosten entstehen dem<br />

neuen Arbeitgeber dabei nicht, da das<br />

Unternehmen sämtliche Vermittlungsgebühren<br />

im Rahmen seines Trennungs-<br />

Managements trägt. Das Leistungsspektrum,<br />

das PlanConsult bei diesem<br />

Projekt im Kreis Peine anbietet, ist<br />

umfassend: Auf der Gr<strong>und</strong>lage eines<br />

individuellen Anforderungsprofils – erstellt<br />

vom personalsuchenden Betrieb – übernimmt<br />

die Personalvermittlung die<br />

Recherche nach geeigneten neuen Mitarbeitern<br />

<strong>und</strong> garantiert mit einem<br />

detaillierten Profilabgleich einschließlich<br />

entsprechender Interviews eine optimale<br />

Vorauswahl, bevor es zu einem ersten<br />

Kontaktgespräch zwischen den Bewerbern<br />

<strong>und</strong> dem Unternehmen kommt.<br />

„So können wir in Gemeinschaftsarbeit<br />

<strong>und</strong> ohne Berechnung der dafür sonst<br />

üblichen Vermittlungsgebühren allen<br />

Betrieben mit Personalbedarf zeit- <strong>und</strong><br />

kostenintensive Arbeiten von der aufwendigen<br />

Recherche bis hin zum ersten<br />

Kontakttermin komplett abnehmen“,<br />

betont Peter Blumenthal von Plan-<br />

Consult.<br />

„Die Brücke“ will neue Wege in<br />

die Arbeitswelt schaffen<br />

„Die Überspannung des Abgr<strong>und</strong>s<br />

zwischen Industrie <strong>und</strong> Arbeitsmarkt“<br />

hat sich die <strong>Peiner</strong> Filiale der SKZ ToP<br />

gGmbH gemeinsam mit der Unternehmensberatung<br />

Otto Effert als Ziel<br />

gesetzt. So sollen in ihrem Projekt<br />

„Die Brücke“ insbesondere Fachkräfte<br />

für die Kunststoffindustrie bedarfsgerecht<br />

qualifiziert werden, denn anhand<br />

des gemeldeten Fachkräfte-Bedarfs der<br />

Partnerunternehmen entwickelt<br />

„Die Brücke“ die entsprechende<br />

Qualifizierung <strong>und</strong> generiert in einem<br />

zweiten Schritt entsprechendes Personal<br />

auf dem Arbeitsmarkt, das mit<br />

Unterstützung erfahrener Ausbilder <strong>und</strong><br />

Zertifizierer zu Fachkräften der Kunststoffbranche<br />

ausgebildet wird. Bereits<br />

während der Qualifizierungsphase<br />

besteht Kontakt zu dem Auftrag gebenden<br />

Partnerunternehmen <strong>und</strong> die<br />

Arbeitskräfte stellen während einer<br />

integrierten Praxisphase ihr persönliches<br />

Leistungsvermögen direkt vor Ort unter<br />

Beweis. „Mit dieser Beziehungsebene<br />

zum nachfragenden Arbeitgeber wird der<br />

Weg über die Brücke für jeden künftigen<br />

Mitarbeiter auch begehbar“, betont<br />

Brigitte Utecht von der SKZ ToP.<br />

Schließlich sei die Qualifizierung der<br />

Mitarbeiter individuell auf den jeweiligen<br />

Partnerbetrieb zugeschnitten.<br />

3<br />

Aktuelles<br />

Die Weiterbildungen werden wissenschaftlich<br />

<strong>und</strong> sozialpädagogisch begleitet.<br />

Weitere Informationen:<br />

SKZ ToP gGmbH Zweigstelle Peine,<br />

Woltorfer Strasse 77 UPP 2 Halle G,<br />

31224 Peine. Tel.: 05171 48935.<br />

Ansprechpartner: Brigitte Utecht.<br />

Corovin GmbH: Konzern heißt<br />

jetzt BBA Fiberweb<br />

Als Teil einer internationalen Strategie<br />

hat die BBA Gruppe London ihren Konzern<br />

BBA Nonwovens in BBA Fiberweb<br />

umbenannt. Global davon betroffen sind<br />

insgesamt 29 Niederlassungen, darunter<br />

auch der Geschäftsstandort Peine der<br />

Corovin GmbH, die ihren bisherigen<br />

Namen auch weiterhin beibehält.<br />

Dennoch: „Weltweit vereint der Namenswechsel<br />

alle Niederlassungen unter dem<br />

einheitlichen Namen BBA Fiberweb,<br />

wodurch die Vielfalt <strong>und</strong> Stärke unseres<br />

Unternehmens besser erkennbar <strong>und</strong><br />

wettbewerbsfähiger wird“, erläuterte Dr.<br />

Norman Nichols, Geschäftsführer der<br />

Corovin GmbH, drittgrößtes Unternehmen<br />

in dem Industriezweig.<br />

Im Rahmen einer großen Re-Organisation<br />

wurde das Unternehmen, das spezielle<br />

Produkte, wie Haus- <strong>und</strong> Dachummantelungen,<br />

Bestandteile für medizinische<br />

Bekleidung <strong>und</strong> Bandagen, <strong>Wi</strong>ndeln,<br />

Filter <strong>und</strong> andere Produkte herstellt,<br />

strategisch in regionale <strong>und</strong> globale<br />

Bereiche unterteilt, um zielgerichteter<br />

<strong>und</strong> effizienter <strong>und</strong> noch besser auf die<br />

K<strong>und</strong>enwünsche eingehen zu können.<br />

„In Konkurrenzkämpfen regional <strong>und</strong><br />

weltweit ist es wichtig, dass die K<strong>und</strong>en<br />

uns als einheitliches, starkes <strong>und</strong> innovatives<br />

Unternehmen erkennen“, sagte<br />

Ross McMillan, Chief Executive Officer.<br />

Mit Verkaufszahlen in Höhe von<br />

850 Millionen US-Dollar im vergangenen<br />

Jahr wurde die BBA Fiberweb drittgrößtes<br />

technisches Produktionsunternehmen<br />

der Welt. Dem Hauptsitz in Nashville,<br />

Tennessee, USA, gehören Niederlassungen<br />

in 15 Ländern an.


<strong>Peiner</strong> <strong><strong>Wi</strong><strong>rtschaftsspiegel</strong></strong> ;<br />

Titelgeschichte<br />

Ein Leben von <strong>und</strong> mit<br />

dem Stahl: Arbeit, Kunst <strong>und</strong> Alltag<br />

Mehr als 1300 Beschäftigte arbeiten im <strong>Peiner</strong> Stahlwerk.<br />

Stahlträger, die Peine weltbekannt machten.<br />

4<br />

Die neue Stahlbrücke mit „Durchblick“.<br />

Kalt, farblos, trist <strong>und</strong> unbeweglich...<br />

Nur einige Begriffe aus dem Wortf<strong>und</strong>us,<br />

der die Materie Stahl beschreiben könnte.<br />

Dass dieses Material aber als ständiger<br />

Begleiter im täglichen Leben gilt, ist<br />

kaum jemandem wirklich bewusst. Dabei<br />

begegnen wir ihm in veredelter Form oft<br />

schon kurz nach dem Aufwachen das<br />

erste Mal: Badezimmer-Utensilien vom<br />

Zahnputzbecher bis hin zum Mülleimer<br />

aus Edelstahl gelten heute als chic, der<br />

Kaffee aus dem Becher im glänzenden<br />

oder auch matten Design hält sich darin<br />

besonders heiß <strong>und</strong> das Blumengeflecht<br />

auf dem Wohnzimmertisch wird in der<br />

Edelstahlvase zum kleinen Kunstobjekt.<br />

Weiter geht’s auf dem Fahrrad, im Auto<br />

oder per Bahn, vorbei an Stahlbrücken<br />

<strong>und</strong> durch stählerne Tore zum Arbeitsplatz,<br />

an dem der Füllhalter mit Stahlfeder<br />

bereit liegt.<br />

Vielseitige Verwendung<br />

Darüber hinaus hat sich Edelstahl auch<br />

in der Schmuckbranche längst seinen<br />

Namen gemacht, denn in der Optik dem<br />

Platin ähnlich <strong>und</strong> für empfindliche, zu<br />

Allergien neigende Menschen durchaus<br />

geeignet, droht es in manchen Bereichen<br />

dem Silber fast den Rang abzulaufen.<br />

„Es fordert heraus zum Drehen <strong>und</strong><br />

Fräsen, zu klaren Formen mit Ecken <strong>und</strong><br />

Kanten“, schwärmen Goldschmiede, die<br />

eigentlich mit dem r<strong>und</strong>en „Verfeinern“<br />

von Schmuckstücken betraut sind.<br />

Des weiteren wird Edelstahl in Form von<br />

Nadeln in der Modebranche zum<br />

Hauptbestandteil, dient in der Medizin<br />

als Gr<strong>und</strong>material für Spritzen <strong>und</strong><br />

chirurgische Instrumente <strong>und</strong> sorgt im<br />

Freizeitbereich für ein turbulentes<br />

Durcheinander in der Körpermitte, wenn<br />

Abenteuerlustige zum Beispiel in der<br />

Achterbahn ihre R<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Loopings<br />

drehen <strong>und</strong> eine tonnenschwere Stahlkonstruktion<br />

die sichere Ankunft am Ziel<br />

garantiert. Somit wird Stahl ein zuverlässiger<br />

<strong>und</strong> nicht zu ersetzender Bestandteil<br />

unseres Alltags.<br />

Innovativer Industriezweig<br />

Dahinter steckt ein innovativer, zukunftsorientierter<br />

Industriezweig, der mit<br />

hohen Qualitätsstandards <strong>und</strong> bedeutenden<br />

Produkten ungezählte Arbeitsplätze<br />

schafft <strong>und</strong> sichert. – So auch in Peine,<br />

denn nicht umsonst wird der Ort<br />

zwischen Hannover <strong>und</strong> Braunschweig<br />

als Stahlstadt in die Historie eingehen.<br />

„Diese Stadt lebt vom Stahl“, heißt es<br />

immer wieder auf öffentlichen Veranstaltungen<br />

<strong>und</strong> auch bei den mehr als 1300<br />

Stahlwerkern. Nicht zu vergessen die<br />

Schrotthändler, Spediteure, Stahl- <strong>und</strong><br />

Metallbauer sowie zahlreiche andere<br />

Handwerkszweige <strong>und</strong> der Handel, die<br />

durch <strong>und</strong> mit dem Verarbeiten dieses<br />

Materials ihren Lebensunterhalt bestreiten.<br />

Vom Schrott zur Kunst: Breuste-Skulpturen.


<strong>Peiner</strong> <strong><strong>Wi</strong><strong>rtschaftsspiegel</strong></strong> ;<br />

E-Stahlwerk: Sauberer<br />

Weg vom Schrott zum Stahl<br />

Funken sprühen bei der Bearbeitung der Cellformträger in der <strong>Peiner</strong> Produktion.<br />

Benebelnde Staubwolken, schmierigen<br />

Ruß <strong>und</strong> übelriechenden Qualm, die<br />

tristen Rauchzeichen der alten Montanindustrie,<br />

die Peine als traditionelle<br />

Stahlstadt auszeichneten, sucht man bei<br />

den High-Tech-Öfen der heutigen<br />

Stahlkocher vergeblich. Anstatt Eisenerz<br />

<strong>und</strong> Koks landet in den Schmelzbehältern<br />

mittlerweile tonnenweise Schrott,<br />

der im sauberen <strong>und</strong> modernen Elektrolichtbogenofen<br />

seine „<strong>Wi</strong>edergeburt“<br />

erlebt.<br />

Damit hielt in Peine 1996 nach Thomas-,<br />

Siemens-Martin-, Rotor- <strong>und</strong> Oxygen-<br />

Stahlwerk die fünfte Industrie-Generation<br />

Einzug <strong>und</strong> der Sprung an die Weltspitze<br />

gelang.<br />

In rasanter Geschwindigkeit werden bei<br />

der <strong>Peiner</strong> Träger GmbH, einem Tochterunternehmen<br />

der Salzgitter AG, r<strong>und</strong> eine<br />

Million Tonnen Stahl pro Jahr erzeugt, die<br />

auf den beiden Walzstraßen zur breiten<br />

Produktpalette des traditionellen Profilstahls<br />

verarbeitet werden. Ob in Brücken-<br />

, Haus-, Hotel- oder Stadionbau – in<br />

ungezählten Gebäuden finden die Trägerprofile<br />

aus Peine ihre Verwendung.<br />

Wobei den so genannten Breitflanschträgern<br />

– auch <strong>Peiner</strong> Träger genannt –<br />

besondere Bedeutung zukommt, denn die<br />

1914 in der Stahlstadt hervorgebrachte<br />

Erfindung machte den Namen weltweit<br />

bekannt.<br />

Flüssiges Roheisen gelangte<br />

auf Schienen ans Ziel<br />

Dabei hatten die Gründer der Ilseder<br />

Hütte im Jahre 1858 wohl kaum an derartige<br />

Erfolge gedacht, als sie mit dem<br />

Ilseder Hochofenwerk die erste Anlage<br />

zur Roheisenerzeugung in Südost-Niedersachsen<br />

errichteten.<br />

Als Absatzziele galten vor allem die<br />

Stahlerzeuger an Rhein <strong>und</strong> Ruhr, bevor<br />

man sich 1872 aus wirtschaftlichen<br />

Gründen dazu entschloss, das Unternehmen<br />

<strong>Peiner</strong> Walzwerk ins Leben zu rufen.<br />

Ab jetzt gelangte das flüssige Roheisen in<br />

riesigen Transportpfannen auf dem Schienenweg<br />

vom Ilseder Hochofen direkt in<br />

das Thomasstahlwerk, das unter großen<br />

Schadstoffausstößen <strong>und</strong> ohrenbetäubendem<br />

Lärm Rohstahl für die späteren<br />

Walzprodukte hervorbrachte.<br />

Mit Millioneninvestition der<br />

Umweltbelastung entgegen<br />

Doch die Zeiten von Hochofen <strong>und</strong><br />

Konverter als klassische „Verfahrensroute“<br />

auf dem Weg zur Stahlerzeugung sind<br />

mit dem Elektroofen vorbei <strong>und</strong> damit<br />

auch die großen Umweltbelastungen.<br />

„Den entscheidenden Ausschlag zum<br />

Wechsel vom Blas- zum Elektrostahlwerk<br />

gab aber vor allem die hohe Anforderung<br />

5<br />

Titelgeschichte<br />

an die Staubemissionen“, erläutert<br />

Geschäftsführer Ulrich Eggers. Waren in<br />

alten Werken zu früheren Zeiten noch<br />

75 mg pro Kubikmeter Abluft erlaubt,<br />

sank der Wert später auf 50 mg, bevor<br />

1995 die technische Anweisung lediglich<br />

noch 20 mg für Elektrostahlwerke zuließ.<br />

„Für Peine galten wegen der geographischen<br />

Lage inmitten des Stadtgebietes<br />

sogar nur 10 mg“, sagt Eggers.<br />

Werte, die – regelmäßig vom Gewerbeaufsichtsamt<br />

Braunschweig geprüft – mit<br />

dem herkömmlichen Verfahren nie hätten<br />

erreicht werden können. Also stellten sich<br />

die <strong>Peiner</strong> mit erheblichen Investitionen<br />

in mehrfacher Millionenhöhe auf Neuentwicklungen<br />

ein.<br />

Lichtbögen zwingen Stahl zum Schmelzen<br />

Jetzt landen pro Arbeitstag zwischen<br />

3500 <strong>und</strong> 4000 Tonnen Schrott – 110<br />

Tonnen sind es pro Einzelprozess – im<br />

Schmelzgefäß, in dem ein gezündeter<br />

Lichtbogen das Alteisen zu Flüssigstahl<br />

werden lässt.<br />

Die dabei freigesetzte Energie ist enorm:<br />

Mit einer Stromstärke von annähernd<br />

140 000 Ampere erzeugen hier Graphitelektroden<br />

– die Herzstücke der Lichtbogenöfen<br />

– eine Gluthitze von r<strong>und</strong><br />

6000 Grad Celsius, die den Stahlschrott<br />

förmlich zur Schmelze zwingen.<br />

Das stellt sogar Naturgewalten in den<br />

Geschäftsführer Ulrich Eggers


Ihre Einkäufe müssen Sie selber tragen.<br />

<strong>Wi</strong>r tragen ja schon das ganze Zentrum.<br />

Unsere Stahlkonstruktionen halten, was sie versprechen.<br />

Die Zukunft wird gebaut. Mit uns.<br />

www.salzgitter-ag.de


<strong>Peiner</strong> <strong><strong>Wi</strong><strong>rtschaftsspiegel</strong></strong> ;<br />

Schatten, denn ein Blitz kann<br />

während eines Gewitters für den<br />

Bruchteil einer Sek<strong>und</strong>e eine Stromstärke<br />

von lediglich 100 000 Ampere<br />

erzeugen. Nicht zu unterschätzen ist<br />

der Aufwand dabei: Für den Ofenbetrieb<br />

wird eine Leistung von 100<br />

Megawatt benötigt, was dem Verbrauch<br />

von etwa 30 000 Einfamilienhäusern<br />

entspricht.<br />

Legierung je nach Verwendungszweck<br />

Der in dem E-Ofen entstandene Flüssigstahl<br />

fließt durch ein Abstichloch in<br />

die Gießpfannne, wird im Pfannenofen<br />

mit verschiedenen Zusatzelementen,<br />

wie Mangan, Selicium, Kohlenstoff<br />

<strong>und</strong> Vanadium legiert <strong>und</strong> im<br />

Anschluss auf einer der vorhandenen<br />

zwei Stranggießanlagen zu Vorblöcken<br />

oder Beam-Blanks (Vormaterial für die<br />

Walzwerke) vergossen. Die Zusatzstoffe<br />

seien in diesem Vorgang notwendig,<br />

um dem Stahl die für seinen späteren<br />

Einsatz nötigen Festigkeits- <strong>und</strong><br />

Zähigkeitseigenschaften zu verschaffen,<br />

erläutert Eggers. So gebe es<br />

keinen Universalstahl, sondern unterschiedlichste<br />

Legierungen für die<br />

späteren Verwendungszwecke. Das<br />

Material für den Automobilbau, das im<br />

Schwesterwerk in Salzgitter produziert<br />

wird, bleibe dadurch zum Beispiel<br />

wesentlich kaltverformbarer als der in<br />

Peine hergestellte Profilstahl für den<br />

Beton- <strong>und</strong> Stahlbau, der tonnenschweren<br />

Belastungen standhalten muss.<br />

Zwei Walzstraßen zur Profilerstellung<br />

Dafür stehen in Peine zwei Walzstraßen<br />

bereit: Die unteren Profilabmessungen<br />

von 80 bis 450 Millimetern Höhe <strong>und</strong><br />

260 Millimetern Breite werden auf der<br />

Universalmittelstraße <strong>und</strong> die oberen<br />

Maße bis zu einer Steghöhe von 1100<br />

Millimetern auf der Schweren Trägerstraße<br />

gewalzt. Die Verarbeitungsschritte<br />

sind allerdings auf beiden Anlagen<br />

ähnlich. Das im Stahlwerk hergestellte<br />

Vormaterial wird im sogenannten<br />

Hubbalkenofen auf die erforderliche Temperatur<br />

erwärmt, bevor der eigentliche<br />

Walzvorgang in mehreren Schritten <strong>und</strong><br />

verschiedenen Walzgerüsten erfolgt. Nach<br />

der Abkühlung <strong>und</strong> dem Richtvorgang<br />

werden die ausgewalzten Profile schließlich<br />

kommissioniert, gestapelt <strong>und</strong> für die<br />

Auslieferung an die K<strong>und</strong>en verladen.<br />

Auslieferung in aller Herren Länder<br />

Wohin werden die <strong>Peiner</strong> Träger geliefert?<br />

„In aller Herren Länder, wenn es sich<br />

lohnt“, sagt Eggers, selbst in die USA,<br />

nach Kanada <strong>und</strong> sogar nach Japan <strong>und</strong><br />

China. In Hongkong zum Beispiel waren<br />

die <strong>Peiner</strong> beim Hafen- <strong>und</strong> Flughafenbau<br />

entscheidend beteiligt, bedeutend<br />

aber auch auf der EXPO in Lissabon oder<br />

beim Bau des Weltmeisterschaftsstadions<br />

Mehr als 1300 Mitarbeiter beschäftigt die <strong>Peiner</strong> Trägergesellschaft in Stahl- <strong>und</strong> Walzwerk.<br />

in Paris. In Deutschland sind der <strong>Peiner</strong><br />

Bahnhof, Hannovers Messegelände, der<br />

Potsdamer Platz <strong>und</strong> das herausragende<br />

Sony-Center in Berlin Beispiele für die<br />

vielseitige Verwendung.<br />

So wurde an die größte Baustelle Europas<br />

in der B<strong>und</strong>eshauptstadt sogar eine eigene<br />

Bahnlinie direkt auf das Gelände<br />

gelegt, um den Stahl zuverlässig direkt<br />

an den Standort zu liefern. Schließlich<br />

Zur Historie<br />

7<br />

Titelgeschichte<br />

verankern an der einst mit verkehrsreichsten<br />

Straßenkreuzung Europas r<strong>und</strong><br />

20 000 Tonnen Breitflanschträger aus<br />

<strong>Peiner</strong> die hohen Bauwerke im Untergr<strong>und</strong><br />

<strong>und</strong> sicherten zudem den Bau des<br />

neuen Bahnhofs.<br />

Insgesamt produzierten die r<strong>und</strong> 1300<br />

Beschäftigten des Unternehmens allein<br />

im vergangenen Jahr r<strong>und</strong> 1,3 Millionen<br />

Tonnen Trägerprofile.<br />

1858 Gründung der Ilseder Hütte<br />

1872/73 Gründung <strong>und</strong> Betriebsbeginn des <strong>Peiner</strong> Walzwerks<br />

1881 Verschmelzung von Ilsede <strong>und</strong> Peine; Bau des Thomasstahlwerks<br />

1900 Bau des Siemens-Martin-Stahlwerks<br />

1914 Der <strong>Peiner</strong> „Breitflanschträger“ wird zum Patent angemeldet<br />

1961/62 Umfassende Modernisierungsmaßnahmen<br />

1970 Fusion Stahlwerke Peine-Salzgitter AG aus Hüttenwerk Salzgitter <strong>und</strong><br />

Ilseder Hütte<br />

1983 Stillegung des Hochofenwerks in Ilsede<br />

1989 Die Preussag AG übernimmt die Salzgitter AG<br />

1992 Aus der Stahlwerke Peine-Salzgitter AG wird die Preussag Stahl AG<br />

1996 Inbetriebnahme des Elektro-Stahlwerks<br />

1998 Preussag Stahl AG wird Salzgitter AG - Stahl <strong>und</strong> Technologie<br />

1999 Produktion der 10millionsten Tonne auf der Universalmittelträgerstraße<br />

(Umit)<br />

2000 Feier: 25 Jahre Umit<br />

2001 Umsetzung der neuen Konzernstruktur (Gründung der <strong>Peiner</strong> Träger<br />

GmbH)


Titelgeschichte<br />

Ob alte Fahrräder, ausgesonderte Fässer,<br />

Fahrzeugantennen oder zerbeulte<br />

Autotüren – tonnenweise sammelt sich<br />

8<br />

weltweit Schrott. Dennoch zählen die<br />

aus dem persönlichen Gebrauch ihrer<br />

ehemaligen Besitzer entsorgten<br />

<strong>Peiner</strong> <strong><strong>Wi</strong><strong>rtschaftsspiegel</strong></strong> ;<br />

Zurück im Kreislauf:<br />

Vor dem Ofen sind sie alle gleich<br />

Berge von Aluminiumschrott kurz vor der „Landung“ im Lichtbogenofen des Elektrostahlwerks (Hintergr<strong>und</strong>).<br />

Einzelteile noch lange nicht zum „alten<br />

Eisen“, sondern werden in der Stahlindustrie<br />

zum hochbegehrten Rohstoff.<br />

So zeigt sich auch beim <strong>Peiner</strong><br />

Elektrostahlwerk, dass die Stahlerzeugung<br />

neben der Ressourcenschonung<br />

einen erheblichen Beitrag zur Recyclingwirtschaft<br />

leistet: Die Erzeugung des<br />

Materials auf Schrottbasis erfolgt in nur<br />

einem einzigen Verfahrensschritt <strong>und</strong><br />

führt darüber hinaus das Alteisen<br />

wieder in erheblichen Mengen in den<br />

Produktionskreislauf zurück.<br />

Nach Ablauf der „Lebenszeit“<br />

zurück in den Kochtopf<br />

Da allein in einem Umkreis von 100<br />

Kilometern um Peine jährlich r<strong>und</strong> zwei<br />

Millionen Tonnen Schrott anfallen <strong>und</strong><br />

die Erschmelzung im Werk pro Tag 3500<br />

bis 4000 Tonnen verschlingen, wird hier<br />

ein weiterer <strong>Wi</strong>rtschaftszweig entscheidend<br />

angekurbelt, betont Ulrich Eggers,<br />

technischer Geschäftsführer der <strong>Peiner</strong><br />

Träger GmbH.<br />

Stahl kann dank seiner mechanischen<br />

Eigenschaften ohne Qualitätsverlust<br />

beliebig oft in den Materialkreislauf<br />

zurückgeführt werden – anders als<br />

Papier, Kunststoff oder Glas, bei deren<br />

<strong>Wi</strong>ederverwertung immer ein Qualitäts-


<strong>Peiner</strong> <strong><strong>Wi</strong><strong>rtschaftsspiegel</strong></strong> ;<br />

verlust auftritt. So landen nach Ablauf<br />

ihrer „Lebenszeit“ Pkw-Karossen<br />

genauso in dem „Kochtopf“ wie alte<br />

Brückenpfeiler, das Innenleben einer<br />

Spülmaschine oder auch des Küchenherdes.<br />

Immerhin: R<strong>und</strong> 3 Millionen<br />

Autos <strong>und</strong> 4,5 Millionen Haushaltsgeräte<br />

zerlegt die deutsche Recyclingwirtschaft<br />

jedes Jahr sortenrein in ihre Bestandteile.<br />

Magneten trennen die Spreu vom Weizen<br />

Während Blechdosen sofort im Ofen<br />

landen, kommen große Teile wie Brücken<br />

oder Überreste aus Haus- oder Fabrikabrissen<br />

erst einmal unters Messer.<br />

Riesige Scheren mit Druckkraft von<br />

mehreren tausend Tonnen zerteilen<br />

dann selbst Eisenbahnwaggons in<br />

handliche Portionen.<br />

Um inmitten der riesigen Berge von<br />

Schrott die Spreu vom Weizen zu<br />

trennen <strong>und</strong> die richtigen Materialien zu<br />

sortieren, schwingen überdimensionale<br />

Magnete an Kränen über die Alteisenmassen<br />

<strong>und</strong> ziehen den wertvollen<br />

Rohstoff „magisch“ an.<br />

<strong>Wi</strong>edererkennungswert gleich Null<br />

Manche Teile werden auch einfach so<br />

lange gerüttelt, bis der ihnen anhaftende<br />

Fremdstoff abfällt <strong>und</strong> der Schrott reif<br />

fürs Einschmelzen ist.<br />

Nach dem Durchlauf der Presse, die das<br />

benötigte Material in die verwertbare<br />

Form bringt, ist der ursprüngliche<br />

<strong>Wi</strong>edererkennungswert gleich Null, denn:<br />

Vor dem Ofen sind sie letztlich alle<br />

gleich. Heraus kommen Stahlträger in<br />

unterschiedlichsten Größen <strong>und</strong> Formen,<br />

die sich irgendwann in ihrem „Lebenszyklus“<br />

– vielleicht sogar an gleicher Stelle –<br />

wegen des hohen Recyclingwertes wieder<br />

für den Neueinstieg unter das Messer<br />

begeben werden.<br />

Schrottlogistik hat hohen Stellenwert<br />

Bei den großen Mengen, die auf dem<br />

Weg zum <strong>Peiner</strong> Träger benötigt werden,<br />

hat die Schrottlogistik einen hohen<br />

Stellenwert im Unternehmen: Ohne langfristige<br />

Zwischenlagerung gelangt<br />

Altmaterial vor allem auf dem Schienenweg<br />

just-in-time in die Schrotthalle des<br />

Elektrostahlwerks.<br />

Die für eine Schmelze notwendigen<br />

110 Tonnen Schrott werden mit dem<br />

Magnetkran in zwei „Körbe“ verladen,<br />

in einer zeitlichen Abfolge zum Ofen<br />

transportiert <strong>und</strong> schließlich ins<br />

Schmelzgefäß entleert.<br />

Reststoffe werden weiterverarbeitet<br />

Recycling heißt es aber auch bei den<br />

anfallenden Reststoffen aus der Stahlherstellung,<br />

denn Filterstaub <strong>und</strong><br />

Schlacke gelangen aus Peine in die<br />

<strong>Wi</strong>ederverwendung: Pro Tonne Stahl<br />

entstehen r<strong>und</strong> 120 Kilogramm<br />

Schlacke, die per Bahn in Mahlanlagen<br />

transportiert <strong>und</strong> dort zerkleinert werden,<br />

bevor sie vom Schotter bis zum Split als<br />

Straßenbaumaterial ihre <strong>Wi</strong>ederverwendung<br />

finden. Der Filterstaub wird in<br />

Zurückgewinnungsanlagen aufgearbeitet,<br />

um das enthaltene Zink (17 bis 24<br />

Prozent) für die Verzinkung von Stahlteilen<br />

<strong>und</strong> -konstruktionen auszusondern.<br />

9<br />

Titelgeschichte<br />

Ganze Waggonladungen Schrott landen im E-Ofen.<br />

Die Schlacke findet sich später im Straßenbau wieder.<br />

Unsere starken Partner<br />

- alles aus einer Hand<br />

VGH Versicherungen<br />

LBS Bausparen<br />

Deka Vermögensmanagement


Titelgeschichte<br />

10<br />

Ein Blick durch die Regale des Fachgeschäfts<br />

für Eisen- <strong>und</strong> Haushaltswaren<br />

Möllring an der Stederdorfer Straße zeigt,<br />

dass kaum ein Bereich des Alltags<br />

existiert, in dem Stahl keine Rolle spielt:<br />

Angefangen bei der Edelstahltasse oder<br />

Kaffee- <strong>und</strong> Espressomaschinen über<br />

Briefkästen, Mausefallen oder Türschlösser<br />

bis hin zu Werkzeugen, Rasenmähern<br />

oder Kettensägen – überall ist Stahl im<br />

Einsatz. Faszination erweckt hier vor<br />

allem die scheinbar grenzenlose Auswahl<br />

an unterschiedlichen Schrauben, Nägeln<br />

sowie Muttern, Kabelklemmen oder<br />

Wäschehaken. Dabei mag so manchem<br />

Laien die Ratlosigkeit ins Gesicht<br />

geschrieben sein, wenn bei der Heimwerkerei<br />

<strong>und</strong> den letzten Reihen der Vertäfelung<br />

plötzlich die notwendigen Utensilien<br />

zur Befestigung ausgehen <strong>und</strong> der Gang<br />

ins Fachgeschäft unabdingbar ist. Hat der<br />

Hobby-Handwerker nicht zufällig ein letztes<br />

Stück der Drahtstifte oder Krampen in<br />

der Tasche oder die genaue Bezeichnung<br />

notiert, dürfte die richtige Wahl hier bei<br />

r<strong>und</strong> 500 Sorten wohl schwer fallen.<br />

Werkzeugstahl als Gr<strong>und</strong>stoff<br />

Sicher haben die kleinen <strong>und</strong> spitzen<br />

Einzelteilchen eines gemeinsam, nämlich<br />

den hochwertigen Werkzeugstahl als<br />

Gr<strong>und</strong>stoff, in Größe, Länge <strong>und</strong> Anspruch<br />

unterscheiden sie sich entscheidend, wie<br />

Geschäftsinhaber Joachim Jenssen auch<br />

mit Blick auf die mehr als 200 Sorten<br />

Schrauben betont. Ob für den Schlosseinbau,<br />

die Montage von Maschinen oder für<br />

Holzarbeiten – jedes Material erfordert die<br />

richtige Schraube, die sich alle in Spitze,<br />

Härte <strong>und</strong> auch Gewinde unterscheiden<br />

<strong>und</strong> bei falscher Anwendung das<br />

gewünschte Ergebnis kläglich scheitern<br />

lassen. Denn: Welcher Hobby- Handwerker<br />

kennt das nicht, wenn der Schraubendreher<br />

nicht auf den Schraubenkopf<br />

passen will <strong>und</strong> stattdessen quietschend<br />

über die Oberfläche kratzt? Ein umfassen-<br />

<strong>Peiner</strong> <strong><strong>Wi</strong><strong>rtschaftsspiegel</strong></strong> ;<br />

Werkzeug aus Stahl<br />

soweit das Auge reicht<br />

Joachim Jenssen setzt auf gute Beratung.<br />

1. Sie wünschen sich Seminare, die<br />

Mehr-Wert für Ihr Unternehmen schaffen?<br />

2. Sie wünschen sich mehr als „nur“ kompetente Beratung<br />

<strong>und</strong> Unterstützung in Sachen „Personalentwicklung“?<br />

3. Sie wünschen sich Preise, die bezahlbar sind?<br />

des Sortiment an stählernen Werkzeugen<br />

ist dann auch hier gefragt, wenn Schlüsselschraube,<br />

Bits oder – als neueste<br />

Erscheinung – die Torxschraube in Holz,<br />

Beton oder anderen Materialien<br />

„versenkt“ werden sollen. Sowie die<br />

verschiedenen Industriezweige <strong>und</strong> auch<br />

Fachbereiche bei diesen Entwicklungen in<br />

den vergangenen Jahren rasant voranschreiten,<br />

ist auch auf Seiten des<br />

Verkaufs kontinuierliche Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung<br />

gefragt. Schließlich lasse sich bei<br />

den K<strong>und</strong>en nicht gr<strong>und</strong>sätzlich voraussetzen,<br />

dass sie über entsprechendes<br />

Fachwissen hinsichtlich der Werkzeugk<strong>und</strong>e<br />

verfügen <strong>und</strong> ihre Wünsche konkret<br />

<strong>und</strong> treffend äußern. „Dabei sind unser<br />

<strong>Wi</strong>ssen <strong>und</strong> entsprechende Tipps gefragt“,<br />

sagt Jenssen. So kennt der Geschäftsinhaber,<br />

der den Fachhandel, den sein<br />

Urgroßvater Ferdinand Möllring 1866<br />

gegründet hatte, 1957 übernahm, seine<br />

Produkte aus dem Effeff, weiß über<br />

Vorteile <strong>und</strong> Tücken von Werkzeugen,<br />

Haushaltsgeräten bis hin zu Rasenmähern,<br />

Hochdruckreinigern <strong>und</strong> Pumpen<br />

genauestens Bescheid <strong>und</strong> gibt diese<br />

Informationen auch ehrlich an seine<br />

K<strong>und</strong>en weiter, wie er betont. „Nicht<br />

umsonst betreibe ich schließlich einen<br />

Fachhandel“, verleiht er seinen Aussagen<br />

Nachdruck.<br />

... Ihr Erfolg ist unser Ziel<br />

Diese drei Wünsche seien Ihnen gewährt.<br />

Zum Realisieren Ihrer Wünsche, greifen Sie bitte zum Telefonhörer<br />

<strong>und</strong> wählen bitte die folgende Nummer: 05172/98 66 373.<br />

Ihr Anruf ist uns willkommen.<br />

Herzlichst,<br />

Jutta Schubert, Diplom Pädagogin, NLP Master Practitioner, Personalberaterin<br />

jschubert@kvhs-peine.de<br />

Personal- & Organisationsentwicklung l Beratung l Coaching l Trainings<br />

ProQuali wurde von der EU als innovatives <strong>und</strong> förderungswürdiges<br />

Projekt für PE- <strong>und</strong> OE-Prozessse ausgewählt.


<strong>Peiner</strong> <strong><strong>Wi</strong><strong>rtschaftsspiegel</strong></strong> ;<br />

Stählerner Blickfang<br />

schützt vor ungebetenen Gästen<br />

Ob schmiedeeiserne Produkte, wie kunst<strong>und</strong><br />

phantasievoll gestaltete Geländer,<br />

Zäune oder Eingangstore <strong>und</strong> Überdachungen<br />

sowie komplette Arbeitstische,<br />

Regale <strong>und</strong> Konstruktionen für die industrielle<br />

Produktion – in der Werkstatt Ralf<br />

Isensees herrscht Hochbetrieb. Tagtäglich<br />

wirbeln hier neben fünf Gesellen <strong>und</strong> drei<br />

Teilzeitkräften zwei Auszubildende unter<br />

der Leitung des Metallbaumeisters, um<br />

aus tristen, kalten Stahlprofilen <strong>und</strong><br />

Gestängen wirkungsvolle Werke zu<br />

fertigen, die nicht nur der individuellen<br />

Gestaltung des persönlichen Umfeldes<br />

ihrer Auftraggeber beitragen, sondern<br />

auch einen hohen Nutzwert haben, denn:<br />

Kaum ein Material stellt eine vergleichbar<br />

hohe Belastbarkeit <strong>und</strong> Strapazierfähigkeit<br />

unter Beweis wie der Stahl. Nicht<br />

umsonst hat sich das Material auch beim<br />

Schutz vor ungebetenen Gästen auf dem<br />

eigenen Gr<strong>und</strong> <strong>und</strong> Boden durchgesetzt.<br />

Um die Werke aber zum verschönernden<br />

Blickfang an Haus <strong>und</strong> Garten zu<br />

machen, ist Kreativität gefragt. So ist es<br />

bei Isensee mit der einfachen Aneinanderreihung<br />

von „Gitterstäben“ nicht<br />

getan. Stattdessen entstehen hier<br />

schwungvoll gestaltete R<strong>und</strong>bögen aus in<br />

sich gedrehten Vierkantstäben, die mit<br />

den unterschiedlichsten Ornamenten <strong>und</strong><br />

mit Speerspitzen ähnelnden Abschlüssen<br />

versehen zu kleinen Kunstwerken werden.<br />

Doch damit nicht genug, entdeckte auch<br />

Isensees Ehefrau Marina ihre Begeisterung<br />

für den Metallbau <strong>und</strong> erweiterte<br />

das Leistungsangebot um Kleinmöbel,<br />

verschiedene Wohn- <strong>und</strong> Gartenaccessoires<br />

sowie Kerzenleuchter <strong>und</strong> andere<br />

dekorative Metallgegenstände – Ideen,<br />

Design <strong>und</strong> Produktion aus einer Hand.<br />

Zudem machen die Rentnerväter der<br />

Eheleute den Betrieb zum Familienunternehmen,<br />

wenn sie in ihrer Freizeit als<br />

„Seniorenchefs“ Hilfestellungen leisten.<br />

Bescheidener Start vor zehn Jahren<br />

Dabei hatte Ralf Isensee vor zehn Jahren<br />

bescheiden angefangen: In einer angemieteten<br />

Scheune in Eddesse fertigte der<br />

Metallbaumeister Schmiedeeisenarbeiten<br />

ausschließlich für Privatk<strong>und</strong>en. Seine<br />

handwerkliche Qualifikation, der Ideenreichtum<br />

<strong>und</strong> die Qualität seiner Werke<br />

sprachen sich schnell herum, so dass der<br />

Unternehmer bald Firmenk<strong>und</strong>en <strong>und</strong><br />

Auftraggeber aus der Industrie zu seinem<br />

K<strong>und</strong>enkreis zählte <strong>und</strong> das Arbeitsaufkommen<br />

die Einstellung zusätzlicher<br />

Mitarbeiter erforderte. 1999 erfolgte der<br />

Umzug der Firma an die Gausstraße im<br />

<strong>Peiner</strong> Gewerbegebiet-Ost, in dem das<br />

Unternehmerpaar ein geeignetes Firmen-<br />

11<br />

Titelgeschichte<br />

gebäude erwarb. Hier bildete der Meister<br />

zum einen Lehrlinge zu Metallbauern<br />

aus, drückte aber auch selbst noch<br />

einmal die Schulbank: Im Jahr 2000<br />

absolvierte er die Prüfung zum<br />

Schweißfachmann <strong>und</strong> erweiterte mit<br />

dem Kauf zusätzlicher Maschinen sein<br />

Leistungsspektrum, sodass damit auch<br />

die spezielle Blechbearbeitung möglich<br />

wurde. Doch an Arbeit noch nicht genug,<br />

engagiert er sich zudem in der Metallinnung,<br />

in der er das Amt des Lehrlingswartes<br />

übernahm. Seitdem ist er an den<br />

Prüfungsabnahmen beteiligt <strong>und</strong> auch in<br />

die Lehrgangsplanung involviert, während<br />

in der Werkstatt in Absprache <strong>und</strong><br />

Planung mit den K<strong>und</strong>en weiter die<br />

kreativen Kunstwerke entstehen.<br />

Schmiedeeiserne Kunst als Blickfang.


<strong>Peiner</strong> <strong><strong>Wi</strong><strong>rtschaftsspiegel</strong></strong> ;<br />

Pelikan: Mit glänzender<br />

Stahlfeder weltweit vertreten<br />

Millionenfach halten ihn Schülerinnen<br />

<strong>und</strong> Schüler weltweit tagtäglich in der<br />

Hand – den altbewährten Füllfederhalter<br />

der Marke Pelikan, der mit Tintenpatronen<br />

gefüllt bei der Schönschrift helfen<br />

<strong>und</strong> Farbe aufs Papier bringen soll.<br />

Welch filigranen einzelnen Arbeitsschritte<br />

allerdings allein hinter der Herstellung<br />

der hochglänzenden Metallspitzen im<br />

Vöhrumer Werk stecken, bevor der erste<br />

galante Federstrich auf die Schreibunterlage<br />

gelangt, ist kaum jemandem bewusst.<br />

So muss die Stahlfeder später fest in<br />

ihrer Kunststoffhalterung sitzen, gleichzeitig<br />

schwingend beim Schreiben sein,<br />

darf nicht auf dem Papier kratzen,<br />

während der Tintenaustritt garantiert<br />

bleibt <strong>und</strong> der Pelikan mit dem kleinen<br />

Küken an seiner Seite als Wahrzeichen<br />

des Konzerns eindrucksvoll in der Mitte<br />

der Feder zu sehen ist.<br />

Diamantbällchen sichern<br />

Gleit- <strong>und</strong> Schreibverhalten<br />

Es ist nur ein wenige Zentimeter langes<br />

<strong>und</strong> knapp einen halben Millimeter<br />

dickes Stück hochlegierter Werkzeugstahl,<br />

das trist bei Produktionsstart<br />

vorliegt <strong>und</strong> zuvor von einer dicken Rolle<br />

Stahlband geschnitten wurde.<br />

Begleitet von zischendem Druckluftgeräusch<br />

wandern die Einzelteile<br />

schließlich über ein kleines Transportband<br />

in eine Walze, die sie auf eine<br />

Stärke von nur noch 0,2 Millimeter<br />

bringt, bevor sie in einer Stanze ihre<br />

konische Form, die später die Feder<br />

wird, sowie das Firmenlogo erhalten.<br />

Es folgt das Anschweißen eines winzigen<br />

Korns, das für ein reibungsloses Schreib<strong>und</strong><br />

Gleitverhalten auf dem Papier auf<br />

kleinen Diamantbällchen profiliert wird.<br />

„Dabei sind im Bereich Stahlfedern fünf<br />

verschiedene Federbreiten für den feinen<br />

bis breiten Strich möglich“, erläutert<br />

Werksleiter Otto Bahlo. Goldfedern stellt<br />

das Unternehmen sogar in acht bis zehn<br />

unterschiedlichen Stärken her.<br />

Feder wird auf Hochglanz poliert<br />

„Schreibfähig ist die Feder aber auch<br />

nach diesen Arbeitsgängen noch nicht“,<br />

betont Bahlo mit Blick auf die kleine<br />

Stahlspitze, die weiter über schmale<br />

Transportbänder von Insel zu Insel, wie<br />

die Arbeitsplätze bei den „Pelikanen“<br />

heißen, rutscht. Ein winziger Schlitz –<br />

mit der diamantbeschichteten Trennscheibe<br />

geschnitten – sichert nach<br />

Entgraten, Oberflächenbearbeitung <strong>und</strong><br />

entsprechendem Zusammenfügen die<br />

Kapillarwirkung auf die Tinte, die das<br />

einstige Stahlteilchen nun „schreibfertig“<br />

macht. Abschließend auf Hochglanz<br />

poliert gelangt es in seine<br />

Kunststoffhalterung <strong>und</strong> schließlich auf<br />

den Schreibtischen der Besitzer.<br />

Zu Schulbeginn herrscht Hochkonjunktur<br />

Zweieinhalb bis drei Millionen Federn<br />

verlassen jährlich die Hallen an der<br />

Pelikanstraße, in denen mehr als 300<br />

Mitarbeiter neben den Stahlfedern auch<br />

Malkästen <strong>und</strong> zahlreiche andere<br />

Schulutensilien, wie Tintenpatronen,<br />

Wachsmalstifte <strong>und</strong> Radiergummis, produzieren.<br />

Dabei laufen r<strong>und</strong> zwei Drittel<br />

der Produkte im ersten Halbjahr vom<br />

Band, denn: „Zum Schulbeginn herrscht<br />

Hochkonjunktur <strong>und</strong> unsere Lieferungen<br />

erfolgen just in time“, sagt Bahlo.<br />

Dank Jahresarbeitszeitkonten <strong>und</strong> damit<br />

verb<strong>und</strong>ener flexibler Arbeitszeiten laufen<br />

die Bänder dann für zwei Schichten<br />

an sieben Tagen die Woche, bevor es ab<br />

August wieder ruhiger wird im Werk <strong>und</strong><br />

die Mitarbeiter ihre angesammelten<br />

Arbeitsst<strong>und</strong>en abbauen.<br />

Im 19. Jahrh<strong>und</strong>ert beginnt die<br />

Firmengeschichte<br />

Der Chemiker Carl Hornemann hatte<br />

wohl kaum an einen derartigen wirtschaftlichen<br />

Erfolg gedacht, als er 1838<br />

begann, Künstlerfarben <strong>und</strong> Malutensilien<br />

zu produzieren. Bis dahin hatte sie sein<br />

Vater teuer aus Frankreich <strong>und</strong> England<br />

importiert, um sie in einem kleinen<br />

Geschäft in der Altstadt Hannovers zu<br />

verkaufen.<br />

Als 1863 Günther Wagner als Produktions-Chef<br />

in die Farben- <strong>und</strong> Tintenfabrikation<br />

„Carl Hornemann” eintritt<br />

<strong>und</strong> die Firma schließlich übernimmt,<br />

bedient er sich seines eigenen Familienwappens<br />

<strong>und</strong> lässt den Pelikan als eines<br />

der ersten Warenzeichen Deutschlands<br />

registrieren. Nach Vöhrum gelangte das<br />

Firmenwappen 1973, als nach einem<br />

mehr als h<strong>und</strong>ert Jahre währenden <strong>und</strong><br />

kontinuierlichen Ausbau der Sortimentsvielfalt<br />

das Werk an der Podbielskistraße<br />

in Hannover nicht mehr erweitert werden<br />

konnte <strong>und</strong> die gesamte Schreibgeräteproduktion<br />

in den Kreis Peine verlagert<br />

wurde. Mittlerweile dreht das geflügelte<br />

Tier mit Geburtsort Hannover durch den<br />

fortwährenden Expansionskurs sowie<br />

unternehmerische Höhen <strong>und</strong> Tiefen<br />

weltweit seine R<strong>und</strong>en.<br />

Dennoch kann sich das Unternehmen<br />

nicht auf den Lorbeeren der Vergangenheit<br />

ausruhen, denn starke Konkurrenz<br />

am Markt, Dumpingpreise <strong>und</strong> Innova-<br />

13<br />

Pelikan-Werksleiter Otto Bahlo<br />

Titelgeschichte<br />

tionsdruck zwingen auch in Vöhrum zu<br />

Flexibilität: Kontinuierliche Modernisierung<br />

der Produktionsanlagen, ständige<br />

Leistungskontrolle <strong>und</strong> umfangreichere<br />

Automatisierungen bei der Herstellung<br />

der gesamten Schreib-, Mal- <strong>und</strong> Büroprodukte<br />

sind hier die Zeichen der<br />

Zukunft.<br />

Zahlreiche Arbeitsschritte führen bei Pelikan zur<br />

spitzen Feder.


Titelgeschichte<br />

14<br />

Bei der Federfertigung ist Fingerspitzengefühl gefragt.<br />

Die Pelikan Chronik<br />

1832 Der Chemiker Carl Hornemanngründet<br />

in Hannover eine Farben- <strong>und</strong><br />

Tintenfabrik, deren offizielles „Geburtsdatum“<br />

auf das Jahr 1838 festgelegt<br />

wird.<br />

1842 Für den Ausbau seiner Fabrik<br />

erwirbt Hornemann ein erstes Gr<strong>und</strong>stück<br />

in Hannover-Hainholz, nachdem er<br />

zuvor in Groß-Munzel, mehr als 30<br />

Kilometer vor den Toren Hannovers,<br />

produziert hatte.<br />

1863 Günther Wagner wird als Chemiker<br />

<strong>und</strong> Werksleiter eingestellt <strong>und</strong> übernimmt<br />

acht Jahre später das gesamte<br />

Unternehmen.<br />

1878 meldet er den Pelikan aus seinem<br />

Familienwappen als erstes Warenzeichen<br />

Industriegebiet „Ackerköpfe“ in Mehrum<br />

• Gesamtgröße:<br />

512.000 m 2 ,<br />

davon 172.000 m 2<br />

noch verfügbar<br />

• Güterumschlagsmöglichkeiten<br />

am Mittellandkanal<br />

• Kaufpreis: 18,13 3/m 2<br />

inkl. Erschließung<br />

in Deutschland an. Zudem wird in diesem<br />

Jahr eine Fabrik in Eger gebaut, die<br />

später in <strong>Wi</strong>en ihren Sitz haben wird.<br />

1881 Die Produktionsräume werden<br />

erweitert <strong>und</strong> 39 Mitarbeiter beschäftigt.<br />

Darüber hinaus wird für die K<strong>und</strong>enbesuche<br />

in Österreich, Russland, Italien <strong>und</strong><br />

dem Orient Fritz Beindorff eingestellt.<br />

1895 Firmenübernahme durch Beindorff,<br />

der mittlerweile die älteste Tochter<br />

Wagners geheiratet hat. Gleichzeitig wird<br />

das Lieferprogramm um verschiedene<br />

Bürobedarfsartikel erweitert <strong>und</strong> damit<br />

auch die Produktionsfläche.<br />

1906 Pelikan bezieht neue Büro- <strong>und</strong><br />

Produktionsräume an der Podbielskistraße<br />

in Hannover. Der damalige Neubau<br />

steht heute unter Denkmalschutz.<br />

1913 Pelikan feiert 75jähriges Jubiläum<br />

<strong>und</strong> verdoppelt seine Produktionsfläche.<br />

1938 R<strong>und</strong> 3700 Arbeiter <strong>und</strong> Angestellte<br />

feiern in Fabriken in Hannover,<br />

<strong>Wi</strong>en, Danzig, Mailand, Barcelona, Bukarest,<br />

Sofia, Warschau, Budapest, Zagreb,<br />

Buenos Aires, Rio de Janeiro <strong>und</strong> Santiago<br />

de Chile das h<strong>und</strong>ertjährige Jubiläum.<br />

1973 Das Werk an der Podbielskistraße<br />

in Hannover ist zu klein geworden <strong>und</strong><br />

Pelikan verlagert seine Schreibgeräteproduktion<br />

nach Vöhrum. Hier werden<br />

noch heute die Schreib-, Mal- <strong>und</strong><br />

Büroprodukte produziert.<br />

1978 Umwandlung der GmbH in eine<br />

AG. Die Aktien liegen allein bei der<br />

Familie Beindorff mit 46 Anteilseignern.<br />

Das Produktions- <strong>und</strong> Lieferprogramm ist<br />

erheblich erweitert worden <strong>und</strong> über<br />

Tochter- <strong>und</strong> Beteiligungsfirmen werden<br />

Bürodrucker, Overheadprojektoren,<br />

Datenträger, technische Zeichengeräte<br />

sowie Kosmetik-Produkte verkauft.<br />

<strong>Peiner</strong> <strong><strong>Wi</strong><strong>rtschaftsspiegel</strong></strong> ;<br />

1982 Die exzessive Ausdehnung des<br />

Sortiments bis hin zur Übernahme des<br />

Hamburger Kopiergeräteherstellers<br />

Lumoprint führen zu Insolvenz <strong>und</strong><br />

Vergleich. Die Aktien werden im Verhältnis<br />

10:1 herabgesetzt <strong>und</strong> 1984 von der<br />

Condorpart AG Zug/Schweiz übernommen.<br />

1986 Die bisher zentral von Hannover<br />

aus geführte Firma wird in einzelne<br />

Gesellschaften aufgeteilt <strong>und</strong> zum Teil<br />

verkauft. Die operative Führung erfolgt<br />

durch die Pelikan Holding AG/Ch, die<br />

1986 an die Börse geht.<br />

1995 Das gesamte Programm der<br />

schriftbildenden Produkte, Farb- <strong>und</strong><br />

Kassettenbänder, Inkjet <strong>und</strong> Patronen<br />

oder Toner wird 1994 unter einer eigenständigen<br />

Vertriebssparte „Pelikan<br />

Hardcopy“ zusammengefasst <strong>und</strong> im<br />

selben Jahr an die amerikanische Firma<br />

„Nucote“ verkauft.<br />

1996 Hooi Keat Loo aus Malaysia<br />

übernimmt mit seiner Firma Goodace<br />

SDN BHD die Aktienmehrheit der Pelikan<br />

Holding.<br />

2000 Für einen Großteil des deutschen<br />

Facheinzel- <strong>und</strong> Großhandels übernimmt<br />

Pelikan von Pelikan Hardcopy den<br />

Vertrieb von Druckerzubehör <strong>und</strong> ist<br />

damit wieder in den Kompetenzfeldern<br />

Schule, hochwertige Schreibgeräte <strong>und</strong><br />

Büro in Deutschland tätig.<br />

2003 Am 17. März bezieht Pelikan ein<br />

neues Bürogebäude an der Werfstraße<br />

am Mittellandkanal in Hannover. Fast<br />

zeitgleich, 125 Jahre nach Anmeldung<br />

der Pelikan-Bildmarke als Warenzeichen<br />

wird das „Wappen“ überarbeitet <strong>und</strong><br />

erscheint lediglich noch mit einem<br />

Küken an seiner Seite.<br />

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<strong>Wi</strong>rtschaftsstandort Hohenhameln<br />

Zukunftsweisender Standort mit hervorragender Infrastruktur <strong>und</strong> hoher Lebensqualität<br />

Optimale Lage im niedersächsischen<br />

<strong>Wi</strong>rtschaftsraum Hannover, Braunschweig, Hildesheim<br />

Gr<strong>und</strong>stückszuschnitt nach Wunsch möglich.<br />

Gewerbegebiet „Pfingstanger“ in Hohenhameln<br />

• Gesamtgröße:<br />

100.00 m 2 ,<br />

davon 20.000 m 2<br />

noch verfügbar<br />

• Zentrale Lage am<br />

vielbesuchten Nahversorgungszentrum<br />

• Kaufpreis: 21,27 3/m 2<br />

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den Großraum Hannover<br />

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<strong>Wi</strong>rtschaftsförderer Bernd Bothmer, E-Mail: bothmer@hohenhameln.de · Internet: www.hohenhameln.de


<strong>Peiner</strong> <strong><strong>Wi</strong><strong>rtschaftsspiegel</strong></strong> ;<br />

Trister Stahl in neuem<br />

Outfit: Hochglanz nach Tauchbad<br />

Die Verzinkerei Peine siedelte sich 1996 im Mehrumer Gewerbegebiet Ackerköpfe an.<br />

Ob als imposantes Designerstück, beim<br />

Haus- oder Hotelbau, in verschiedenen<br />

Brückenkonstruktionen, Skisprungschanzen,<br />

als Balkonbrüstung oder auch als<br />

Gartenzaun sowie Eingangstor: Robuste<br />

Stahlkonstruktionen finden mittlerweile<br />

in den unterschiedlichsten Bereichen<br />

ihre Anwendung. Damit die meist aufwendig<br />

<strong>und</strong> schick gestalteten Produkte<br />

jedoch nicht binnen kürzester Zeit der<br />

15<br />

unschönen kupferfarbigen Veränderung,<br />

sprich der Korrosion, zum Opfer fallen,<br />

können sie in ihrer komplett fertiggestellten<br />

Form verzinkt werden. Das Ergebnis<br />

sind strahlend-helle, hochglänzende <strong>und</strong><br />

langfristig vor Rost geschützte Stahlprodukte,<br />

wie sie zum Beispiel die Verzinkerei<br />

Peine, die sich 1996 im Mehrumer<br />

Gewerbegebiet Ackerköpfe niederließ,<br />

präsentiert.<br />

Feuerverzinkung als Fachgebiet<br />

Titelgeschichte<br />

Als eines von insgesamt sechs Unternehmen<br />

der Siegener Verzinkerei Holding<br />

GmbH in Deutschland (in Tschechien,<br />

der Slowakei <strong>und</strong> den Niederlanden<br />

betreibt das Unternehmen weitere<br />

Verzinkungsanlagen) hat sich der Betrieb<br />

auf dem r<strong>und</strong> 30 000 Quadratmeter<br />

umfassenden Gelände in der Gemeinde<br />

Hohenhameln auf das gesamte Spektrum<br />

des hochwertigen Korrosionsschutzes von<br />

der Feuerverzinkung bis hin zur zusätzlichen<br />

Duplex-Beschichtung spezialisiert.<br />

Bei der Feuerverzinkung handelt es sich<br />

um ein Tauchverfahren, bei dem das zu<br />

bearbeitende Material in verschiedene<br />

Bäder – gefüllt mit unterschiedlichen<br />

Medien – getaucht <strong>und</strong> schließlich in<br />

einem letzten Schritt mit Zink überzogen<br />

wird. Dazu werden die einzelnen Stahl


Titelgeschichte<br />

16<br />

In verschiedenen Tauchbädern wird der Stahl auf Hochglanz gebracht.<br />

teile in Mehrum nach der Anlieferung<br />

<strong>und</strong> Eingangsprüfung von den Mitarbeitern<br />

zunächst zu Chargen möglichst<br />

ähnlicher Bauteile zusammengestellt,<br />

damit ein wirtschaftliches Vorgehen<br />

gewährleistet ist.<br />

Stahl wandert durch verschiedene Bäder<br />

Angefangen bei der Entfettung des<br />

Stahls beinhaltet das gesamte Verfahren<br />

dann neben dem Spül- auch ein Beizbad,<br />

bevor es durch erneutes Spülen in<br />

ein Flussmittelbad getaucht <strong>und</strong> anschließend<br />

im Trockenofen zum Verzinken<br />

vorbereitet wird. Beim Eintauchen in die<br />

flüssige Zinkschmelze reagieren Stahl<br />

<strong>und</strong> Zink miteinander <strong>und</strong> bilden an der<br />

Stahloberfläche eine Legierung, die<br />

beide Materialien unlösbar miteinander<br />

verbindet. Entscheidender Vorteil dabei:<br />

Durch eine gleichmäßig dichte, metallische<br />

Zinkschicht, die sich sowohl an<br />

Ecken, Kanten <strong>und</strong> in Hohlräumen, als<br />

auch im Inneren <strong>und</strong> Äußeren von<br />

Hohlprofilen verteilt, wird ein Schutzsystem<br />

aufgebaut, das über Jahrzehnte<br />

vor Korrosion schützt <strong>und</strong> den Stahl<br />

damit besonders widerstandsfähig gegen<br />

äußere Einflüsse macht.<br />

Zusätzlicher Schutz durch Farbschicht<br />

Entdeckt wurde dieses Verfahren schon<br />

1741 von dem französischen Chemiker<br />

Malouin, dem es allerdings an einem<br />

bedeutenden Verfahrensschritt fehlte,<br />

um den entsprechenden wirtschaftlichen<br />

Nutzen zu erreichen: Die kostengünstige<br />

Reinigung der Stahloberfläche war nicht<br />

möglich. Erst als sich der französische<br />

Ingenieur Sorel 1837 das Beizen in<br />

einer verdünnten Mineralsäure zum<br />

Entfernen von Rost <strong>und</strong> Z<strong>und</strong>er auf<br />

Stahlteilen patentieren ließ, war der<br />

Gr<strong>und</strong>stein für die technische <strong>und</strong> damit<br />

auch wirtschaftliche Nutzung des<br />

Feuerverzinkens gelegt. In Mehrum<br />

stehen dafür riesige Kessel mit einem<br />

Ausmaß von sieben Metern Länge, fast<br />

zwei Metern Breite <strong>und</strong> r<strong>und</strong> drei Metern<br />

Tiefe zur Verfügung, so dass hier Stahlteile<br />

von bis zu 18 Metern Länge <strong>und</strong><br />

r<strong>und</strong> 1,70 Breite nach DIN EN ISO<br />

1461 bearbeitet werden können.<br />

Allerdings ist es allein mit diesem<br />

Verfahren bei der Verzinkerei Peine noch<br />

nicht getan, denn zusätzlich empfiehlt<br />

das Unternehmen in verschiedenen<br />

Anwendungsbereichen des Stahls die<br />

sogenannte Duplex-Beschichtung, „eine<br />

farbbetonende beziehungsweise farbgebende<br />

Pulverbeschichtungen auf verzinkten<br />

Oberflächen“, wie Verkaufsleiter<br />

Bernhard Störmer beschreibt.<br />

Breit gefächertes Angebot<br />

Vorteil dabei ist neben dem gestalterischen<br />

Element vor allem der noch weiter<br />

erhöhte Korrosionsschutz, denn:<br />

Zum einen ist der Zinküberzug vor<br />

Einflüssen der <strong>Wi</strong>tterung geschützt,<br />

da ihn die Farbschicht abdeckt, zum<br />

anderen profitiert die Farbschicht vom<br />

Zinküberzug darunter, da Kratzer,<br />

Schrammen <strong>und</strong> Beschädigungen, die<br />

bei Farbbeschichtungen häufig der<br />

Ausgangspunkt des Rostbefalls bilden,<br />

keinen Schaden anrichten. „Der Zinküberzug<br />

mit seiner hohen <strong>Wi</strong>derstands-<br />

<strong>Peiner</strong> <strong><strong>Wi</strong><strong>rtschaftsspiegel</strong></strong> ;<br />

fähigkeit übernimmt an diesen Schadstellen<br />

den Schutz“, so Störmer. Somit<br />

sei das Duplex-System aus Zinküberzug<br />

<strong>und</strong> Farbbeschichtung wirksamer als die<br />

Summe beider Einzelsysteme. Als ganz<br />

besondere „Spezialität“ hebt die Verzinkerei<br />

Peine aber auch das Verfahren der<br />

Hoch-Temperatur-Verzinkung (HTV) des<br />

Schwesterunternehmens Siegener<br />

Verzinkerei GmbH hervor.<br />

Dieser Korrosionsschutz besitze insofern<br />

eine Schlüsselfunktion, da in einem<br />

mehrjährigen Forschungsprogramm die<br />

HTV-Verzinkung hier zu einer prozesssicheren<br />

Technik mit Großserientauglichkeit<br />

herangereift sei. „Eine echte<br />

Pionierleistung“, sagt der Geschäftsführer,<br />

Diplom-Ingenieur Karl-Rüdiger Zahn,<br />

stolz. So würden in dieser Anlage heute<br />

Teile <strong>und</strong> Konstruktionen mit einer<br />

hervorragenden Passgenauigkeit, einstellbaren<br />

Schichtdicken <strong>und</strong> einer<br />

hohen Abriebfestigkeit – sowohl für den<br />

Automotive-Bereich als auch für den<br />

Anlagenbau – verzinkt.<br />

Umfangreicher K<strong>und</strong>enstamm<br />

In Mehrum zählt die 24-köpfige Mannschaft,<br />

die einen Jahresumsatz von r<strong>und</strong><br />

3 Millionen Euro erwirtschaftet, Schlossereien<br />

genauso zu ihrem K<strong>und</strong>enstamm<br />

wie Stahlbauer, Stahlhändler <strong>und</strong> auch<br />

Serienteilhersteller. Darüber hinaus<br />

ließen sich hier aber auch Privatk<strong>und</strong>en<br />

immer wieder einzelne Teile wie<br />

Blumenkästen, Pflanzgitter oder auch<br />

verschiedene Schutzgitter mit dem<br />

Zinküberzug verschönern, betont Störmer.<br />

Zu ihrem „R<strong>und</strong>um-Dienstleistungsangebot“<br />

zählen die Mehrumer aber<br />

auch den Einsatz ihres sogenannten<br />

„Expressfahrzeugs“, mit dem die zu verzinkenden<br />

Teile beim K<strong>und</strong>en abgeholt<br />

<strong>und</strong> binnen 24 St<strong>und</strong>en komplett bearbeitet<br />

zurück ans Ziel gebracht werden.<br />

Darüber hinaus verfüge das Unternehmen<br />

über die enge Zusammenarbeit mit<br />

einer benachbarten Spedition über alle<br />

gängigen Fahrzeuggrößen, so dass auch<br />

ganze Stahlkonstruktionen an die Orte<br />

geliefert würden, an denen der Auftraggeber<br />

sie benötigt: „Ins Werk, zum<br />

Endk<strong>und</strong>en oder auch auf die Baustelle“,<br />

stellt Betriebsleiter Norbert Fleischmann<br />

heraus.<br />

Betriebsleiter Norbert Fleischman.


<strong>Peiner</strong> <strong><strong>Wi</strong><strong>rtschaftsspiegel</strong></strong> ;<br />

Aus Stahl wird Kunst:<br />

Brücke leuchtet hell bei Nacht<br />

Das <strong>Peiner</strong> Jahrh<strong>und</strong>ertbauwerk Stahlwerksbrücke glänzt auch bei Nacht in strahlendem Blau.<br />

Stahl <strong>und</strong> Kunst – ein Gegensatz, der<br />

unüberwindbar scheint? Weit gefehlt,<br />

denn dank seiner hohen Belastbarkeit<br />

<strong>und</strong> weitreichender Bearbeitungsmöglichkeiten<br />

hat er sich in der Architektur<br />

längst seinen sichtbaren Platz verschafft<br />

<strong>und</strong> muss sich nicht mehr hinter dicken<br />

Betonmauern verstecken. Im Bereich<br />

Hotel- oder Hausbau oder auch bei der<br />

Errichtung öffentlicher Gebäude hat er<br />

so manchem Objekt bereits zum Ruf<br />

eines kleinen „Baukunstwerks“ verholfen.<br />

Nicht umsonst lockt zum Beispiel<br />

der 1996 neu errichtete <strong>Peiner</strong> Bahnhof<br />

mit eigenem Nahverkehrsterminal wegen<br />

seiner modernen <strong>und</strong> kreativen Stahlbauweise,<br />

die das Walzprodukt ganz offen<br />

präsentiert, immer wieder neugierige<br />

Besucher an <strong>und</strong> gilt als städtebaulicher<br />

Akzent in der Kreisstadt. Bestätigungen<br />

dafür lieferten Preise <strong>und</strong> Auszeichnungen,<br />

wie der „Silberne Schienennagel“<br />

des Fahrgastverbandes Pro Bahn für ein<br />

„städtebauliches <strong>und</strong> verkehrspolitisches<br />

Aushängeschild der Stadt“ sowie die<br />

Aufnahme in die Schriftreihe „Stahl <strong>und</strong><br />

Form“ des Stahlinformationszentrums<br />

Düsseldorf als „Vorzeigeobjekt <strong>und</strong> herausragendes<br />

Beispiel für die Verwendung<br />

von Stahlprodukten“. Darüber hinaus<br />

zeichnete das B<strong>und</strong>esministerium für<br />

Verkehr, Bau <strong>und</strong> Wohnungswesen den<br />

Bahnhof im Rahmen ihres Forschungsprojektes<br />

„Vom Reißbrett aufs Gleisbett<br />

– Städtebauliche Chancen <strong>und</strong> Risiken<br />

bei der Entwicklung von Bahnflächen“<br />

als „Best Practices“ aus.<br />

<strong>Peiner</strong> Jahrh<strong>und</strong>ertbauwerk<br />

Für Furore sorgt aber auch das jüngst<br />

eingeweihte Projekt: Die Stahlwerkbrücke<br />

zwischen Woltorfer <strong>und</strong> Braunschweiger<br />

Straße. Direkt vor den Toren des Produzenten<br />

<strong>und</strong> Lieferanten der stählernen<br />

Trägerprofile wuchs das Jahrh<strong>und</strong>ertbauwerk<br />

mit dem geschwungenen Bogen <strong>und</strong><br />

den dreieckigen Durchbrechungen Stück<br />

für Stück zu einer fast 160 Meter langen<br />

Verbindungsspange über das Schienennetz<br />

von Bahn <strong>und</strong> Trägergesellschaft.<br />

Fernab der herkömmlichen Brückenarchitektur,<br />

die den „Durchblick“ ins Freie<br />

meist durch schlicht nebeneinander<br />

angeordneten Stäbe <strong>und</strong> Profile gewährt.<br />

So strahlt der Koloss jetzt nicht nur<br />

tagsüber als Glanzstück des <strong>Peiner</strong><br />

Straßenverkehrsnetzes im Sonnenlicht,<br />

sondern bildet auch bei Nacht durch<br />

entsprechende blaue Beleuchtung einen<br />

faszinierenden Blickpunkt.<br />

Relikte aus Stahlproduktion<br />

Alles andere als glänzend präsentieren<br />

sich die Stahlskulpturen des Hannoveraner<br />

Bildhauers Hans-Jürgen Breuste<br />

seit 1992 auf dem Kreishausgelände:<br />

Bewusst von Rost überzogen stellen sie<br />

hier – aus Relikten des <strong>Peiner</strong> Walzwerks<br />

zusammengefügt – als Vierergruppe<br />

unter dem Namen „Polumo“ (Wolke) den<br />

früheren „braunen Dunst“, der aus den<br />

Schornsteinen der Werke quoll, dar. Von<br />

den einen als geniale Kunstwerke mit<br />

17<br />

direktem Bezug zu ihrem Standort in der<br />

Stahlstadt umschwärmt, wurden sie von<br />

den anderen als „Schrottkunst“<br />

verschrien <strong>und</strong> wahrten sich aber dennoch<br />

ihren Platz im Herzen der Stadt.<br />

Y-Schwelle als Denkmal<br />

Titelgeschichte<br />

Alte Erinnerungsstücke aus der <strong>Peiner</strong><br />

Stahlindustrie der längst vergangenen<br />

Zeit wanderten aber auch weit über die<br />

Stadt- <strong>und</strong> Landesgrenzen hinaus. So<br />

ziert beispielsweise heute eine Y-Schwelle<br />

den Bahnhof Königsberg als Denkmal<br />

für den europäischen Lückenschluss, der<br />

dank <strong>Peiner</strong> Produktion <strong>und</strong> der Zusammenarbeit<br />

von deutscher Industrie <strong>und</strong><br />

russischer Bahn 1993 ermöglicht<br />

wurden. Hier sicherten auf den <strong>Peiner</strong><br />

Y-Schwellen verlegte Schmalspurschienen<br />

mit europäischer Normalspurweite<br />

nach 50jähriger Unterbrechung wieder<br />

die Einfahrt der Züge in den ehemaligen<br />

ostpreußischen Hauptbahnhof.<br />

Mit Ketten gebündelt <strong>und</strong> frisch verzinkt wird trister<br />

Stahl zum geschmackvollen Kunstwerk.<br />

Der Triumphbogen aus der Vierergruppe der Breuste-<br />

Skulpturen auf dem Landkreis-Gelände.


Arbeitsmarkt<br />

18<br />

R<strong>und</strong> 100 000 Ausbildungsplätze fehlen<br />

deutschlandweit, in der Politik wird über<br />

Ausbildungsabgaben für Betriebe<br />

diskutiert, <strong>und</strong> für die Jugendlichen stellt<br />

sich die berufliche Zukunft oft perspektivlos<br />

dar. Gr<strong>und</strong> genug auch für Ämter<br />

<strong>und</strong> Behörden, nach Lösungen zu<br />

suchen.<br />

Intensivere Berufsberatungen, enge<br />

Kooperationen mit Berufsschulen <strong>und</strong><br />

Handwerksbetrieben <strong>und</strong> Berufsfindungsveranstaltungen<br />

bilden auch beim Arbeitsamt<br />

in Peine Basis für die Vermeidung<br />

langfristiger Arbeitslosigkeit bereits im<br />

jugendlichen Alter.<br />

Vom „Kostenfaktor“<br />

zum qualifizierten Fachpersonal<br />

Horst Gabriel hält nichts von Zwangsmitteln.<br />

Anzahl der jungen Arbeitslosen gesunken<br />

Ein erfolgversprechender Weg, denn im<br />

Vorjahresvergleich sank die Zahl der<br />

Schulabgänger, die im Anschluss ohne<br />

Job waren oder sind, auf 22 Ausbildungsplatzsuchende<br />

im Alter von 16 bis 25<br />

Jahren. Gleichzeitig aber sind dem Arbeitsamt<br />

38 unbesetzte Stellen gemeldet.<br />

Doch nicht immer lassen sich die Vorstellungen<br />

der Jugendlichen <strong>und</strong> die der<br />

potenziellen Arbeitgeber auf einen Nenner<br />

bringen, sagt Horst Gabriel, Leiter des<br />

Arbeitsamtes Peine. Leider seien sich<br />

manche Jugendliche nach dem Schulabschluss<br />

nicht im Klaren, welche Berufslaufbahn<br />

sie einschlagen möchten. Ob es<br />

an flankierenden Maßnahmen fehle oder<br />

die nicht ausreichende soziale Qualifikation<br />

ausschlaggebend für die Orientierungslosigkeit<br />

ist, sei fraglich. Tatsache ist aber,<br />

dass zahlreiche Institutionen bei der<br />

Suche nach dem richtigen Ausbildungsplatz<br />

Unterstützung bieten. Hinzu kommen<br />

Berufsvorbereitungsjahre an den<br />

Berufsschulen oder auch Gr<strong>und</strong>bildungslehrgänge,<br />

die das Arbeitsamt anbietet.<br />

Verstärkte Unterstützung bieten auch die<br />

Berufsberater: In Gesprächen stellen sie<br />

mit den Jugendlichen Fähigkeiten <strong>und</strong><br />

Neigungen heraus <strong>und</strong> geben Hinweise<br />

auf ausgeschriebene Stellen. Vorausset-<br />

<strong>Peiner</strong> <strong><strong>Wi</strong><strong>rtschaftsspiegel</strong></strong> ;<br />

zung: Die Schulabgänger müssen Eigeninitiative<br />

ergreifen Praktika absolvieren<br />

<strong>und</strong> auch in Internet nach dem richtigen<br />

Ausbildungsplatz Ausschau halten. Ein<br />

Problem sieht der Arbeitsamtsleiter auch<br />

bei den Betrieben, die zunehmend von<br />

der Ausbildung Abstand nehmen. Schließlich<br />

würden Prognosen aussagen, dass in<br />

fünf bis sechs Jahren viele Facharbeiter in<br />

den Unternehmen fehlen. Doch woher sollen<br />

die Arbeitskräfte kommen, wenn sie in<br />

jungen Jahren gar nicht die Möglichkeit<br />

erhalten, den beruflichen Weg zu gehen,<br />

gibt er zu bedenken. Fakt ist, dass der<br />

Bereich Ausbildung in den Betrieben oft<br />

nur unter dem Gesichtspunkt „Kostenfaktor“<br />

angesehen wird, der langfristige Nutzen<br />

aber unbeachtet bleibt. Schließlich<br />

lasse sich auf lange Sicht mit dem Fehlen<br />

entsprechenden Personals kein Geld mehr<br />

verdienen, denn noch spiele der Mensch<br />

im „Apparat <strong>Wi</strong>rtschaft“ eine entscheidende<br />

Rolle. Von Zwangsmitteln, die den<br />

Betrieben seitens der Politik auferlegt<br />

würden, hält Gabriel nichts: „Mit jeder<br />

neuen Regelung entwickelt sich offensichtlich<br />

auch ein Wettkampf, die<br />

entsprechenden Lücken im System zu<br />

nutzen.“ Viel wichtiger sei die Erkenntnis<br />

der Unternehmer, die heutigen Jugendlichen<br />

später als qualifizierte Arbeitskräfte<br />

dringend gebrauchen zu können.<br />

Unternehmen Sie etwas in Ihrem Leben<br />

Gründen Sie Ihr eigenes<br />

Unternehmen. Natürlich<br />

ist das leichter gesagt als<br />

getan. Damit der Schritt<br />

in die Selbständigkeit für<br />

Sie aber nicht so schwer<br />

wird, stehen wir Ihnen<br />

gern von Anfang an zur<br />

Seite: mit einer umfassenden<br />

Beratung <strong>und</strong> einem<br />

soliden Finanzplan.<br />

Unser<br />

Firmenk<strong>und</strong>en-<br />

Betreuungsteam<br />

(v.l.n.r.):<br />

Olaf Klages,<br />

Janine D. Scholz,<br />

Klaus Bewersdorff,<br />

Karl-<strong>Wi</strong>lhelm Kücke,<br />

Mathias Walkling


<strong>Peiner</strong> <strong><strong>Wi</strong><strong>rtschaftsspiegel</strong></strong> ;<br />

Kaufmannsgilde: „Handel<br />

braucht Mut zu neuen Wegen“<br />

Gildemeister Ludwig Knolle<br />

Mehr als 350 Jahre Tradition liegen<br />

hinter ihr, <strong>und</strong> doch hat sich an den<br />

Aufgaben der Kaufmannsgilde zu Peine<br />

von 1652 nichts geändert: Die Vertretung<br />

der Interessen der Kaufleute, um<br />

mit der Politik <strong>und</strong> anderen Interessenvertretungen<br />

die Handelslandschaft in<br />

Peine positiv zu verändern. „Das Tätigkeitsfeld<br />

hat sich dabei allerdings<br />

vergrößert“, sagt Gildemeister Ludwig<br />

Knolle.<br />

Heute sind Überlegungen wie Ladenöffnungszeiten,<br />

Stadtmarketing oder auch<br />

Leerstände der Geschäfte in der Fußgängerzone<br />

Themen für den Vorstand.<br />

„Schandfleck“ City-Center<br />

Dabei werde gerade der Geschäftsleerstand<br />

überbewertet. Zum einen rangiere<br />

Peine auf der Vergleichsskala zu anderen<br />

Städten auf den hinteren Plätzen, zum<br />

anderen sei man hier stets um eine<br />

rasche Nachfolge oder Zwischenlösungen<br />

bemüht. Als viel größeres Problem<br />

bezeichnet Knolle den „Schandfleck<br />

City-Center“: Die Geschäftsreihe sei vor<br />

r<strong>und</strong> 30 Jahren in einem Baustil errichtet<br />

worden, der heute nicht mehr tragbar<br />

sei. Fade, unansehnliche Flachdachbauten,<br />

die in der Gesamtansicht ein tristes<br />

Bild darstellten <strong>und</strong> nicht zu einer Shoppingtour<br />

einluden. Eine überdachte<br />

„Meile“ mit geschmackvollen „Ruheplätzen“<br />

<strong>und</strong> kleinen Shops würde die<br />

Ideallösung darstellen. Da aber die Kaufmannsgilde<br />

in Absprache mit dem WIR<br />

<strong>und</strong> der Peine-Marketing über keine<br />

Handlungsmöglichkeiten verfüge, bleibe<br />

nur die Hoffnung, dass die Kölner Betreiber-Gesellschaft<br />

F<strong>und</strong>us ein Einsehen<br />

habe, dass nur drastische Veränderungen<br />

zu einer Attraktivitätssteigerung führen.<br />

19<br />

Serie<br />

Schließlich sei es Ziel, den K<strong>und</strong>en<br />

„direkt vor der Haustür“ ein ansprechendes<br />

Einkaufs-Angebot zu präsentieren,<br />

denn nur so könne verhindert werden,<br />

dass die <strong>Peiner</strong> in andere Städte abwanderten.<br />

Auch einheitliche Ladenöffnungszeiten<br />

bieten nach Meinung<br />

Knolles nicht die Universallösung.<br />

Als Mittelzentrum mit vielen inhabergeführten<br />

Geschäften existiere in Peine<br />

eine Regelung mit Kernöffnungszeiten,<br />

aber keine Gemeinschaftslösung.<br />

Die Einheitlichkeit wünscht sich der<br />

Vorsitzende in anderen Bereichen: Der<br />

geschlossene Auftritt der Kaufleute – wie<br />

in einer Shopping-Mall, die verschiedene<br />

Serviceleistungen anbieten, aber auch<br />

in Anspruch nehmen könnten – wäre<br />

wünschenswert.<br />

Dazu zählt der Kaufmann auch den<br />

gemeinsamen Marketingauftritt, denn<br />

die Auswirkungen einer ansprechenden<br />

Ladengestaltung habe Christian Klotz,<br />

Vorsitzender des Gewerbevereins <strong>und</strong> der<br />

Werbegemeinschaft Bad Reichenhall, in<br />

einem Vortrag vor der Kaufmannsgilde<br />

deutlich gemacht: Offene, helle <strong>und</strong><br />

damit einladende Geschäfte machten die<br />

Innenstadt zu einem Eldorado für<br />

Einkäufe. „<strong>Wi</strong>r müssen einfach Mut<br />

haben, neue <strong>und</strong> ungewöhnliche Wege<br />

zu gehen“, so Knolle.


<strong>Wi</strong>rtschaftsförderung 20<br />

Die Zeiten erwiesen sich alles andere als<br />

rosig, als das Thema <strong>Wi</strong>rtschaftsförderung<br />

in der Gemeinde Hohenhameln<br />

1989 von größter Bedeutung wurde:<br />

Eine kontinuierlich steigende Arbeits-<br />

losenquote <strong>und</strong> hohe Auspendlerzahlen<br />

Richtung Hildesheim, Hannover <strong>und</strong><br />

Braunschweig nahmen beunruhigende<br />

Ausmaße an. Die Zahl örtlicher Firmen<br />

erwies sich alles andere als ausreichend,<br />

um den Einwohnern attraktive Arbeitsplätze<br />

vor Ort bieten zu können. So war<br />

seitens der Verwaltung Einsatz gefragt<br />

<strong>und</strong> Rolf Kreye, damaliger <strong>Wi</strong>rtschaftsförderer<br />

<strong>und</strong> heutiger Bürgermeister,<br />

erinnert sich genau an die mehrstündigen<br />

Sitzungen, in denen Ideen für die<br />

Arbeitsplatzbeschaffung gesucht wurden.<br />

Das Ergebnis: Direkt dem Mittellandkanal<br />

angeschlossen, sollte in der Ortschaft<br />

Mehrum ein Industriegarten für Umwelttechnologie<br />

entwickelt werden, der verschiedenen<br />

Recycling-Firmen genauso<br />

Platz bieten sollte wie der Boden- <strong>und</strong><br />

Schrottaufbereitung.<br />

Konventionelle <strong>Wi</strong>rtschaftsfelder<br />

Allerdings scheiterte das Projekt letztlich<br />

an fehlenden politischen Vorgaben für<br />

den Recycling-Markt <strong>und</strong> die Gemeinde<br />

schwenkte auf konventionelle <strong>Wi</strong>rschaftsfelder<br />

um: So haben sich in den vergangenen<br />

zwölf Jahren seit der Erschließung<br />

des r<strong>und</strong> 510 000 Quadratmeter umfassenden<br />

Industriegebietes „Ackerköpfe“<br />

mehr als 20 Firmen der unterschiedlich-<br />

<strong>Peiner</strong> <strong><strong>Wi</strong><strong>rtschaftsspiegel</strong></strong> ;<br />

„Ackerköpfe“ sichert<br />

mehr als 550 Arbeitsplätze vor Ort<br />

<strong>Wi</strong>rtschaftsförderer Bernd Bothmer<br />

sten Branchen in Hohenhameln-Mehrum<br />

angesiedelt: Angefangen bei Abbau von<br />

Industrieanlagen, An- <strong>und</strong> Verkauf von<br />

Pkw <strong>und</strong> Lkw sowie einem Asphalt- <strong>und</strong><br />

Frischbetonwerk reicht das Spektrum bis<br />

in die Blech- <strong>und</strong> Metallverarbeitung,<br />

Telekommunikation <strong>und</strong> Spedition. Auch<br />

den Handel mit Roh- <strong>und</strong> Nebenprodukten,<br />

eine Transportgesellschaft für Konzertveranstaltungs-Equipment<br />

<strong>und</strong> den<br />

Modell-, Formen <strong>und</strong> Werkzeugbau verzeichnen<br />

die Hohenhamelner in ihrem<br />

Industriegebiet.<br />

Anzahl der Arbeitslosen gesunken<br />

Stolz ist die Verwaltung aber vor allem<br />

auf die auf diesem Wege neu geschaffenen<br />

Arbeitsplätze: Mit allein mehr als<br />

550 Stellen bei 23 Unternehmen im<br />

Industriegebet „Ackerköpfe“ stiegen die<br />

Beschäftigtenzahlen in Hohenhameln<br />

nach Auskunft des Arbeitsamtes in den<br />

vergangenen zwölf Jahren seit<br />

Erschließung von 1408 auf 2019. Darüber<br />

hinaus verbuchte die Gemeinde im<br />

Juni dieses Jahres mit 339 Arbeitslosen<br />

den niedrigsten Stand seit 1996 <strong>und</strong><br />

liegt auch im Vergleich zu den Gemeinden<br />

Lahstedt, Wendeburg, Lengede,<br />

Ilsede, Edemissen <strong>und</strong> Vechelde an<br />

letzter Stelle der Arbeitslosenstatistik.


<strong>Peiner</strong> <strong><strong>Wi</strong><strong>rtschaftsspiegel</strong></strong> ;<br />

Einwohnerzahl stieg auf r<strong>und</strong> 10 000<br />

Dieser wirtschaftliche Erfolg spiegele<br />

sich natürlich auch im alltäglichen<br />

Leben wider, wie <strong>Wi</strong>rtschaftsförderer<br />

Bernd Bothmer erläutert.<br />

Die Einwohnerzahl sei um 1000 auf<br />

r<strong>und</strong> 10 000 gestiegen, die Finanzkraft<br />

der Bevölkerung habe zugenommen,<br />

Bauland zähle wieder zum<br />

begehrenswerten Gut <strong>und</strong> auch der<br />

Handel biete heute ein erheblich<br />

breiter gefächertes Angebot als vor<br />

der Erschließung des Industriegebietes.„Eine<br />

logische Folgerung“, so<br />

Bothmer. Schließlich würden sich<br />

auch großen Handelsketten nur dort<br />

attraktive Standorte bieten, an denen<br />

die Kaufkraft der Einwohner gesichert<br />

sei.<br />

Ständiger Kontakt zur <strong>Wi</strong>rtschaft vor Ort<br />

Allerdings sei die erfolgreiche Entwicklung<br />

der Gemeinde längst kein<br />

Gr<strong>und</strong>, im Bereich <strong>Wi</strong>rtschaftsförderung<br />

nun die Hände in den Schoß zu<br />

legen, so Bothmer. Zum einen stehe<br />

noch immer eine Ansiedlungsfläche<br />

von r<strong>und</strong> 170 000 Quadratmeter im<br />

Industriegebiet „Ackerköpfe“ zur Verfügung<br />

<strong>und</strong> soll erfolgreich vermarktet<br />

werden, zum anderen zähle die Betreuung<br />

der ansässigen Gewerbetreibenden<br />

zu einem Schwerpunkt der Hohenhamelner<br />

<strong>Wi</strong>rtschaftsförderung. Darüber hinaus<br />

werden in alljährlichen <strong>Wi</strong>rtschaftsgesprächen<br />

<strong>und</strong> auch bei den monatlichen<br />

<strong>Wi</strong>rtschaftsstammtischen der Werbegemeinschaft<br />

„Kauf hier“ angehende<br />

Problemfelder umgehend aufgedeckt <strong>und</strong><br />

beseitigt. „Unser Ziel ist es, die wirtschaftliche<br />

Entwicklung unserer Gemeinde<br />

weiterhin positiv voran zu treiben, um<br />

auch externen Unternehmen einen<br />

attraktiven Standort zu bieten“, betont<br />

Bothmer. Dabei dienten neben günstigen<br />

Gr<strong>und</strong>stückspreisen von r<strong>und</strong> 18 Euro<br />

pro Quadratmeter (voll erschlossen)<br />

21<br />

<strong>Wi</strong>rtschaftsförderung<br />

Das Mehrumer Gewerbegebiet „Ackerköpfe“ aus der Luft: Mehr als 20 Unternehmen schafften sich hier ihren Standort.<br />

Niedersachsen Druck<br />

110/4<br />

genauso zu den positiven Standortfaktoren<br />

wie der Zuschnitt der Flächen „nach<br />

Wunsch“. Auf Größen von 1500 bis<br />

60 000 Quadratmetern finden Unternehmen<br />

hier ihren Platz im Zentrum des<br />

niedersächsischen Industrieraums<br />

Hannover-Hildesheim-Braunschweig-<br />

Salzgitter <strong>und</strong> Wolfsburg.


<strong>Wi</strong>rtschaftsförderung 22<br />

Industriegebiet verfügt über direkten Anschluss an den<br />

Mittellandkanal.<br />

Optimale Transportmöglichkeiten<br />

Darüber hinaus bietet eine umfassende<br />

Infrastruktur optimale Transportbedingungen:<br />

Neben dem direkten Anschluss<br />

des Industriegebietes an den Mittellandkanal<br />

mit eigener Hafenbetriebsgesellschaft<br />

<strong>und</strong> Güterumschlagsmöglichkeit<br />

liegt der Autobahnanschluss Hämelerwald<br />

zur A2 nur fünf Kilometer weit<br />

entfernt. Auch die B<strong>und</strong>esbahn-Hauptstrecke<br />

Berlin-Hannover-Ruhrgebiet mit<br />

ihrem Bahnhof Hämelerwald ist nach nur<br />

vier Kilometern zu erreichen. „Umfangreiche<br />

Möglichkeiten, die in den Ansiedlungsvorhaben<br />

der Unternehmen den<br />

positiven Ausschlag geben können“, so<br />

Bothmer.<br />

Betriebe profitieren von EU-Zuschüssen<br />

Wobei auch die unterschiedlichen<br />

Fördermöglichkeiten nicht außer Acht zu<br />

lassen seien, wie der <strong>Wi</strong>rtschaftsförderer<br />

betont.<br />

So zählt die Gemeinde zum Förderbereich<br />

der Gemeinschaftsaufgabe<br />

(GA) „Verbesserung der regionalen<br />

<strong>Wi</strong>rtschaftsstruktur“, so dass die Errichtung<br />

<strong>und</strong> Erweiterung von Betrieben in<br />

zahlreichen Fällen mit einem Fördersatz<br />

von bis zu 15 Prozent bezuschusst<br />

werden.<br />

Zusätzlich befinden sich die Ortschaften<br />

Mehrum, Stedum <strong>und</strong> Equord in dem<br />

sogenannten Ziel-2-Fördergebiet der<br />

Europäischen Union <strong>und</strong> genießen<br />

somit noch bis zum Ende 2005 den<br />

Vorzug bei der Bearbeitung <strong>und</strong> Förderanträgen<br />

<strong>und</strong> die Möglichkeit auf<br />

verschiedene Zuschüsse, die je nach<br />

Einzelfall gemeinsam mit der<br />

<strong>Wi</strong>rtschaftsförderung diskutiert <strong>und</strong><br />

beantragt werden können.<br />

Hohenhameln dicht dran:<br />

Standort im Zentrum des<br />

niedersächsischen Industriezentrums<br />

A 2 Abfahrt Hämelerwald<br />

A 7 Abfahrt Hildesheim-Drispenstedt<br />

B 494 Hildesheim-Peine<br />

B 65 Peine-Hannover<br />

L 413 Hämelerwald-Hoheneggelsen<br />

Unternehmen:<br />

<strong>Peiner</strong> <strong><strong>Wi</strong><strong>rtschaftsspiegel</strong></strong> ;<br />

Hohenhameln in Zahlen:<br />

Größe <strong>und</strong> Bevölkerung<br />

Fläche in km: 70<br />

Bevölkerung pro km: ca. 144<br />

Bevölkerung insgesamt: 10 091<br />

Anzahl der Betriebe:<br />

davon<br />

546<br />

Handel: 139<br />

Industrie: 27<br />

Handwerk: 123<br />

Dienstleistung: 257<br />

Entfernungen:<br />

Hildesheim: 15 km<br />

Peine: 15 km<br />

Hannover: 28 km<br />

Braunschweig: 35 km<br />

Salzgitter: 40 km<br />

Wolfsburg: 52 km<br />

Beschäftigung:<br />

Insgesamt in Personen: 3657<br />

Privathaushalte<br />

Insgesamt: 3051


<strong>Peiner</strong> <strong><strong>Wi</strong><strong>rtschaftsspiegel</strong></strong> ;<br />

Hohenhameln: „Hier lässt<br />

es sich gut leben <strong>und</strong> arbeiten!“<br />

Neben dem Gewerbegebiet „Ackerköpfe“<br />

in der Hohenhamelner Ortschaft Mehrum<br />

erschloss die Gemeinde in Hohenhameln<br />

ein zweites Gebiet „Pfingstanger“, das<br />

den Einwohnern vor allem als Nahversorgungszentrum<br />

„direkt vor der Haustür“<br />

dient: Hier siedelten sich neben den<br />

Verbrauchermärkten Minimal <strong>und</strong> Aldi<br />

bereits ein Gartencenter <strong>und</strong> sechs<br />

kleinere Shops an.<br />

Darüber hinaus erreichen die Einwohner<br />

auf der r<strong>und</strong> 100 000 Quadratmeter<br />

großen Fläche auch Autohaus, Pflanzengroßhandel,<br />

Kfz-Werkstatt sowie<br />

Versicherungsunternehmen. Außerdem<br />

befindet sich hier die Servicestation für<br />

die <strong>Wi</strong>ndkraftanlagen, verschiedene<br />

Handwerksbetriebe <strong>und</strong> ein Landmaschinenhandel.<br />

„Gr<strong>und</strong> genug für die<br />

Einwohner der Gemeinde, keine<br />

kilometerweiten Strecken mehr in die<br />

nächstgrößeren Zentren, wie Hildesheim,<br />

Hannover oder auch Braunschweig anzutreten“,<br />

sagt <strong>Wi</strong>rtschaftsförderer Bernd<br />

Bothmer.<br />

Attraktiver Wohnstandort<br />

Schließlich sei bei der Ansiedlung von<br />

Unternehmen nicht nur daran zu denken,<br />

neue Arbeitsplätze zu schaffen oder<br />

vor Ort zu sichern, sondern auch eine<br />

umfassende Infrastruktur zu bieten.<br />

Neben einem ausreichend ausgebauten<br />

Straßennetz, den gut erreichbaren<br />

Bahnanschlüssen <strong>und</strong> einer Vielzahl von<br />

Einkaufsmöglichkeiten zählt der <strong>Wi</strong>rtschaftsförderer<br />

dazu auch ein modernes<br />

Schul-, Sport- <strong>und</strong> Kulturzentrum, die<br />

Mehrzweck-, Sport- <strong>und</strong> Schwimmhalle<br />

sowie Bücherei <strong>und</strong> Heimatstube. Des<br />

weiteren verfügt die Gemeinde über<br />

Das zweite Gewerbegebiet als Nahversorgungszentrum „direkt vor der Haustür“.<br />

Container<br />

23<br />

<strong>Wi</strong>rtschaftsförderung<br />

Gr<strong>und</strong>schulen in Hohenhameln <strong>und</strong><br />

Clauen, Kindergärten in Hohenhameln,<br />

Clauen, Bierbergen <strong>und</strong> Equord einen<br />

Spielkreis in Stedum sowie eine weitere<br />

Sporthalle in Mehrum. – „Ein Gesamtangebot<br />

an Einrichtungen, die Hohenhameln<br />

zu einer Gemeinde machen, in<br />

der es sich nicht nur zu arbeiten,<br />

sondern auch zu leben lohnt“, wie<br />

Bothmer betont.<br />

für Gewerbe + Privat<br />

Kompetenz für Entsorgung <strong>und</strong> Recycling<br />

<strong>Peiner</strong> Entsorgungs- Woltorfer Straße 57-59 Telefon (0 51 28) 9 41 20<br />

gesellschaft mbH 31224 Peine<br />

Fax (0 51 28) 94 12-20


<strong>Peiner</strong> <strong><strong>Wi</strong><strong>rtschaftsspiegel</strong></strong> ;<br />

Europa-Büro: Melitta Arz<br />

führt durch den Förder-Dschungel<br />

Undurchschaubarkeit von Verfahren <strong>und</strong><br />

Prozessen, mangelnde Transparenz,<br />

lebensfremde Eurokraten-Entscheidungen,<br />

<strong>und</strong>urchschaubarer Förderdschungel<br />

– so wird Brüsseler Politik häufig empf<strong>und</strong>en.<br />

Folge: Die Skepsis darüber, dass in<br />

Brüssel Politik gemacht <strong>und</strong><br />

Entscheidungen getroffen werden, die<br />

keine Relevanz für das tägliche Leben<br />

haben. Dabei ist die Realität eine andere,<br />

denn es existieren kaum noch Bereiche,<br />

auf die europäische Politik keinen<br />

Einfluss nimmt.<br />

Daraus resultieren gerade für Unternehmen<br />

große Chancen, denn es gibt eine<br />

Vielzahl von Förderprogrammen, die<br />

entscheidende finanzielle Unterstützung<br />

oder Hilfestellung bieten können.<br />

Diese Vielzahl von Möglichkeiten auch<br />

den Unternehmen zu vermitteln <strong>und</strong><br />

über europäische Politik aufzuklären,<br />

hat sich das Europa-Büro der wito gmbh<br />

auf die Fahnen geschrieben. Hier kämpft<br />

sich Melitta Arz tagtäglich über die<br />

Internet-Seiten, durch Unmengen von<br />

Schriftenreigen, Gesetzesentwürfen <strong>und</strong><br />

-vorschlägen sowie -änderungen, um stets<br />

auf dem neuesten Stand zu sein <strong>und</strong><br />

dieses <strong>Wi</strong>ssen auch weiterzugeben. Ob<br />

in regelmäßigen Newslettern für Ämter,<br />

Behörden <strong>und</strong> für Unternehmen, bei<br />

persönlichen Anfragen oder auch bei Vorträgen<br />

beweist die frühere EU-Referentin<br />

ihr strukturierendes Wesen im Wust der<br />

EU-Reglements.<br />

Differenzierte Voraussetzungen<br />

„...gefördert mit Mitteln der Europäischen<br />

Union“ – Kaum jemand hat diesen<br />

Halbsatz nicht schon auf öffentlichen<br />

Hinweistafeln oder auch in Berichterstattungen<br />

gelesen. Aufmerksame Leser <strong>und</strong><br />

Beobachter stoßen dabei auch immer<br />

wieder auf die Vielfalt der sogenannten<br />

„EU-Projekte“.<br />

Doch ist denn alles erdenklich Mögliche<br />

förderfähig? Und haben letztendlich<br />

Unternehmen, die bisher noch keine<br />

EU-Förderung in Anspruch genommen<br />

haben, nicht aufgepasst? „All dies sind<br />

sicherlich Trugschlüsse, denn jedes<br />

Projekt, das tatsächlich auch mit<br />

EU-Mitteln gefördert wird, muss sehr<br />

detaillierte <strong>und</strong> differenzierte Voraussetzungen<br />

erfüllen“, so Arz.<br />

Vielseitige Förderpalette zur richtigen Zeit<br />

So dürfe hinter der EU-Förderung keinesfalls<br />

ein „Gießkannenprinzip“ vermutet<br />

werden; Zielsetzung sei vielmehr die<br />

finanzielle Unterstützung herausragender<br />

Projekte zum Beispiel im Bereich der<br />

Die <strong>Wi</strong>to-Mitarbeiterin Melitta Arz führt Unternehmer durch die Europa- <strong>und</strong> Förderpolitik.<br />

<strong>Wi</strong>rtschaft. Ob es für die Schaffung neuer<br />

Arbeitsplätze ist, zur Unterstützung von<br />

Unternehmen bei neuen <strong>und</strong> außergewöhnlichen<br />

Vorhaben oder für die<br />

moderne Art der Mitarbeiterführung – die<br />

mögliche Förderpalette ist vielseitig. Allerdings<br />

kann auch das beste Vorhaben nicht<br />

unterstützt werden, wenn es aktuell an<br />

geeigneten Förderprogrammen fehlt oder<br />

festgelegte Antragsfristen bereits abgelaufen<br />

sind. So muss jedes Projekt sowohl<br />

zur Unternehmerseite als auch nach den<br />

EU-Förderrichtlinien gründlich überprüft<br />

werden, denn in jedem Einzelfall sollten<br />

Projektnutzen, Antragsaufwand, angestrebte<br />

Fördersumme <strong>und</strong> vermutete<br />

Förderchancen berücksichtigt werden,<br />

empfiehlt Arz.<br />

„Transnationalität“ als Schlagwort<br />

Auch die einzelnen Förderprogramme der<br />

EU sind hinsichtlich ihrer Inhalte, ihrer<br />

Abwicklung, der finanziellen Ausstattung<br />

<strong>und</strong> der Voraussetzungen äußerst unterschiedlich.<br />

Grob unterschieden werden<br />

kann zwischen den Strukturfondsprogrammen,<br />

in die auch die Ziel-2-Förderung für<br />

Regionen im strukturellen Wandel fällt<br />

(Landkreis Peine bis 1999) <strong>und</strong> den<br />

übrigen Programmen der einzelnen<br />

25<br />

EU-Förderung<br />

Generaldirektionen der Europäischen<br />

Kommission. Die Bandbreite ist enorm,<br />

das Angebot reicht von Forschungsprogrammen<br />

über Umwelt-, Bildungs- <strong>und</strong><br />

Kulturprogramme bis hin zu verschiedensten<br />

„Spezialprogrammen“. „Die genaue<br />

Anzahl der gesamten Förderangebote<br />

können selbst Kenner nicht genau nennen“,<br />

so Arz. Eines aber beinhalteten die<br />

meisten Förderprogramme gemeinsam:<br />

„Sie fordern eine europäische Dimension<br />

ein“. So sollen die gesamten Projekte<br />

nicht nur vor Ort ihre <strong>Wi</strong>rkung zeigen,<br />

sondern durch geeignete Maßnahmen<br />

auch anderen Menschen <strong>und</strong> Einrichtungen<br />

in Europa zugute kommen, denn:<br />

Ziel der EU sei es, mit der Förderung von<br />

<strong>Wi</strong>ssenstransfer <strong>und</strong> Erfahrungsaustausch<br />

die Verbreitung innovativer Ideen <strong>und</strong><br />

Praktiken über Ländergrenzen hinweg<br />

voranzutreiben.<br />

Diese in zahlreichen EU-Programmen<br />

geforderte Transnationalität sei aus<br />

europäischer Sicht absolut plausibel <strong>und</strong><br />

sollte von Projektträgern auch als Chance<br />

gesehen werden, so Arz.<br />

So hätten Erfahrungen gezeigt, dass<br />

Projektträger im Nachhinein die entstandenen<br />

Kontakte <strong>und</strong> gewonnenen Erfahrungen<br />

häufig als wertvoller empf<strong>und</strong>en<br />

hätten als die eingeworbenen Mittel.


EU-Förderung<br />

26<br />

Das Angebot an Fördermöglichkeiten ist<br />

fast unzählbar, doch im Mittelpunkt der<br />

Investitionszuschüsse im Landkreis Peine<br />

stehen kleine <strong>und</strong> mittlere Unternehmen<br />

von 49 bis 249 Beschäftigten als sogenannte<br />

KMU. Dabei gelten sowohl die<br />

Firmengröße als auch die Lage des potenziellen<br />

Investitionsortes als Förderkriterien.<br />

„Mit Bezug auf den künftigen Investitionsort<br />

können prinzipiell zwei Förderachsen<br />

in Betracht gezogen werden“, sagt<br />

Volker Kolloch von der <strong>Wi</strong>to GmbH. Zum<br />

einen die Ziel-2-Förderung der EU „zur<br />

Handwerk wird bei<br />

EU-Zuschuss generell bevorzugt<br />

Volker Kolloch<br />

sozialen <strong>und</strong> wirtschaftlichen Anpassung<br />

von Regionen mit wirtschaftlichen Nachteilen“<br />

<strong>und</strong> zum anderen die Gemeinschaftsaufgabe<br />

(GA) des B<strong>und</strong>es <strong>und</strong><br />

Landes Niedersachsen „zur Verbesserung<br />

der regionalen <strong>Wi</strong>rtschaftsstruktur“.<br />

EU-Zuschuss je nach Einzelfall<br />

Während die GA-Förderung bereits seit<br />

2000 Unternehmen aus dem ganzen<br />

Landkreis einschließt, beschränkt sich<br />

die Ziel-2-Förderung auf die Gemeinden<br />

Ilsede, Lahstedt, Lengede <strong>und</strong> drei Ortsteile<br />

Hohenhamelns. Von der Stadt Peine<br />

zählen 11 Ortsteile zum Übergangsgebiet<br />

der Ziel-2-Förderung, die noch bis<br />

zum Ende 2005 gültig ist. Solange gibt<br />

es für Existenzgründer <strong>und</strong> auch<br />

langjährig bestehende Unternehmen<br />

Zuschussmöglichkeiten. Gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

gelten nach den genannten Fördermöglichkeiten<br />

Unternehmen als „zuschusswürdig“,<br />

die vor allem Güter herstellen<br />

oder Leistungen erbringen, die auf einer<br />

Positivliste definiert sind. Demnach wird<br />

zwischen 34 verschiedenen Produktions<strong>und</strong><br />

16 Servicebereichen unterschieden,<br />

wobei die handwerkliche Ausrichtung<br />

eines Betriebes als „gr<strong>und</strong>sätzlich förderfähig“<br />

eingestuft wird. Ansonsten gilt<br />

die (über-)regionale Bedeutung der Firma<br />

<strong>Peiner</strong> <strong><strong>Wi</strong><strong>rtschaftsspiegel</strong></strong> ;<br />

als entscheidendes Merkmal für die einzelbetriebliche<br />

Förderung. Von Zuschüssen<br />

ausgeschlossen werden Land- <strong>und</strong><br />

Forstwirtschaft sowie Fischerei, soweit<br />

die Produkte hier nicht verarbeitet oder<br />

vermarktet werden, Bergbau, Abbau von<br />

Sand, Kies, Ton <strong>und</strong> Steinen. Darüber<br />

hinaus gehören Krankenhäuser, Kliniken<br />

<strong>und</strong> Sanatorien, sowie das Transport<strong>und</strong><br />

Lagergewerbe <strong>und</strong> auch der Einzelhandel<br />

auf die Ausschlussliste. Neben<br />

Angaben zum Investor, zur Investition,<br />

zum Ort, zur Mehrbeschäftigung, die<br />

mindestens 15 Prozent betragen muss,<br />

sowie zum Investitions- <strong>und</strong> Finanzierungsplan<br />

sind bei der Antragstellung<br />

Besonderheiten zu beachten:<br />

– Der Investor darf mit seinem Vorhaben<br />

noch nicht begonnen, also keine Bestellungen<br />

oder Käufe getätigt oder Verträge<br />

unterzeichnet haben<br />

– Je nach Größe der Firma können maximal<br />

15 Prozent der zuwendungsfähigen<br />

Kosten, zum Beispiel Gr<strong>und</strong>stück,<br />

Betriebsstätte oder Einrichtung, bezuschusst<br />

werden, sofern mindestens ein<br />

Viertel der Finanzierungssumme nicht<br />

subventioniert ist.<br />

– Nicht anerkannt werden zum<br />

Straßenverkehr zugelassene Fahrzeuge.<br />

– Die Preise dürfen die gesetzliche<br />

Mehrwertsteuer nicht beinhalten.<br />

Lengede… alles spricht für diesen Standort<br />

Kein W<strong>und</strong>er, dass im Unternehmerpark Lengede die<br />

Hälfte der Flächen schon vergeben ist. Denn hier stimmen<br />

nicht nur die Konditionen, sondern auch alle anderen<br />

Standortfaktoren: die logistische Anbindung,<br />

das wirtschaftliche Umfeld, das Arbeitskräfte-<br />

Potential, die Förderungsmöglichkeiten, der Full-<br />

Service durch die Gemeinde<br />

u.s.w. Hier aus Platzgründen<br />

nur einige der<br />

vielen Argumente,<br />

die für den Unternehmerpark<br />

Lengede<br />

sprechen:<br />

• Top-Konditionen<br />

Minimale Einstiegskosten<br />

<strong>und</strong> geringe<br />

laufende Belastungen<br />

– <strong>und</strong> vielfältige<br />

Förderprogramme.<br />

• Top Anbindung<br />

Bahn, Autobahnanschluss,internationaler<br />

Flughafen<br />

Hannover ca. eine<br />

3/4 St<strong>und</strong>e entfernt.<br />

• Top-Umfeld<br />

Zulieferbetriebe,<br />

potentielle neue Großk<strong>und</strong>en,<br />

bedeutende<br />

Forschungseinrichtungen<br />

<strong>und</strong> Institutionen.<br />

• Top-Baulichkeiten<br />

Optional Errichtung<br />

<strong>und</strong> Vermietung von<br />

Hallen durch die<br />

Gemeinde.<br />

Der Full-Service der<br />

Gemeinde Lengede<br />

reicht bis zur Anbahnung<br />

von Kontakten im<br />

In- <strong>und</strong> Ausland. Dieser<br />

Service überzeugt immer<br />

nehr Unternehmer<br />

– zögern Sie also bitte<br />

nicht zu lange mit der<br />

Anforderung einer<br />

Standortbroschüre.<br />

Gemeinde Lengede<br />

Vallstedter Weg 1<br />

38268 Lengede<br />

Kontakt:<br />

Bürgermeister<br />

Hans-Hermann Baas<br />

oder Amtsleiter<br />

Ralf Werner<br />

Tel. 0 53 44/89 10<br />

Fax 0 53 44/89 20


<strong>Peiner</strong> <strong><strong>Wi</strong><strong>rtschaftsspiegel</strong></strong> ;<br />

Überbrückungsgeld bleibt<br />

eine Alternative zur Ich AG<br />

Die einst von der Hartz-Komission vorgeschlagene<br />

„Ich AG“ hat für Furore<br />

gesorgt, denn ein zusätzliches Förderprogramm<br />

soll Arbeitslosen den Weg in die<br />

Selbstständigkeit erleichtern. 55 nutzten<br />

diesen Weg bisher in Peine.<br />

Ein vereinfachtes Reglement, die längerfristige<br />

finanzielle Unterstützung <strong>und</strong><br />

das sichere Aufgefangensein in dem<br />

sozialen Netz von gesetzlicher Renten<strong>und</strong><br />

Kranken- sowie Pflegeversicherung<br />

bieten auf den ersten Blick den entscheidenden<br />

Anstoß auf dem Weg aus<br />

der drohenden Langzeitarbeitslosigkeit.<br />

Dabei hat auch die Neuregelung ihre<br />

Tücken <strong>und</strong> das herkömmliche Überbrückungsgeld<br />

bleibt nach wie vor eine<br />

Alternative. So haben Arbeitssuchende<br />

auf dem Weg in die Selbstständigkeit die<br />

Qual der Wahl. Als Faustregel hat sich<br />

aber ergeben, dass der Existenzgründerzuschuss<br />

für die Ich-AG vor allem für die<br />

günstig ist, die vom Arbeitsamt nur<br />

geringe Zahlungen erhalten.<br />

Zum Beispiel Teilzeitbeschäftigte, die<br />

zuvor auch nur über ein geringes<br />

Einkommen verfügten. Darüber hinaus<br />

spielt die erwartete Geschäftsentwicklung<br />

eine entscheidende Rolle: Während<br />

das Überbrückungsgeld in Höhe des<br />

zuvor gezahlten Arbeitslosengeldes über<br />

sechs Monate gezahlt wird, besteht beim<br />

Existenzgründerzuschusses ein möglicher<br />

Zahlungs-Zeitraum von bis zu drei<br />

Jahren. Dabei erhält der Unternehmer<br />

mit der Möglichkeit, sein Geschäft nach<br />

<strong>und</strong> nach auszubauen, 600 Euro monatlich<br />

im ersten Jahr, 360 im zweiten <strong>und</strong><br />

240 Euro im dritten. Die Mitgliedschaft<br />

in den gesetzlichen Renten- <strong>und</strong> Sozialversicherungen<br />

ist währenddessen verpflichtend,<br />

während der Unternehmer<br />

mit Überbrückungsgeld selbst für seine<br />

Absicherung verantwortlich zeichnet.<br />

Teil der Zuschüsse in soziale Absicherung<br />

Für Ich-AG-Gründer bedeutet das im<br />

Einzelnen, dass sie monatlich 230 Euro<br />

in die Rentenkasse zahlen, während der<br />

Beitrag für die Krankenkasse mindestens<br />

167 Euro <strong>und</strong> für die Pflegeversicherung<br />

r<strong>und</strong> 20 Euro beträgt.<br />

Summa summarum zahlt der Unternehmer<br />

mindestens 417 Euro an Versicherungsbeiträgen.<br />

Der mit Überbrückungsgeld<br />

Geförderte würde je nach Einkommen<br />

monatlich mindestens 500 Euro,<br />

höchstens aber 733 Euro zahlen. Allerdings<br />

ist dabei zu beachten, dass sein<br />

monatliches „Einkommen“ vom Arbeitsamt<br />

zum einen höher angesiedelt ist<br />

<strong>und</strong> zum anderen keinen Einschränkungen<br />

beim Jahresverdienst unterliegt.<br />

27<br />

Ratgeber<br />

Sollten die Einkünfte bei der Ich-AG in<br />

der Jahresübersicht nämlich 25 000<br />

Euro übersteigen, entfällt für die<br />

kommenden Jahre der Zuschuss.<br />

Intensive Vorbereitung ist unabdingbar<br />

Somit zeigt sich, dass die Entscheidung<br />

für die eine oder die andere Fördervariante<br />

zum Rechenexempel wird <strong>und</strong> von<br />

den jeweiligen Rahmenbedingungen des<br />

künftigen Unternehmers abhängt.<br />

Vor allem geht es dabei um eine unternehmerische<br />

Entscheidung, die wegen<br />

ihrer weitreichenden Konsequenzen<br />

bereits im Vorfeld der Gründung zu treffen<br />

ist. „Das bedarf intensiver Vorbereitungen“,<br />

wie Horst Gabriel, Leiter des<br />

Arbeitsamtes Peine betont. Verschiedene<br />

Trainingsmaßnahmen durch Bildungsträger<br />

oder auch Existenzgründerseminare<br />

können dabei Hilfestellungen leisten,<br />

denn: Ein ausgefeiltes Unternehmenskonzept,<br />

der sogenannte Business-Plan,<br />

ist bei der Existenzgründung unabdingbar<br />

– auch wenn er bei der Ich-AG im<br />

Gegensatz zur Bewilligung des Überbrückungsgeldes<br />

nicht zwingend verlangt<br />

wird. Schließlich beinhalte er auch die<br />

detailiierte „Kostenmanagement“, das<br />

ein vorzeitiges Scheitern durch Überschuldung<br />

durchaus verhindern kann.<br />

AUTOKRANARBEITEN<br />

MASCHINENMONTAGEN<br />

Lehmkuhlenweg 27 · 31224 Peine<br />

Telefon (0 51 71) 58 87 80 · Fax (0 51 71) 58 87 82<br />

www.ohl-baumaschinen.de · E-Mail: ohl-baumaschinen@t-online.de


weitere Infos:<br />

Tel. 0 53 02-802 251<br />

oder 0 53 02-80 20<br />

Gemeinde Vechelde<br />

www.vechelde.de


<strong>Peiner</strong> <strong><strong>Wi</strong><strong>rtschaftsspiegel</strong></strong> ;<br />

Proquali „coacht“<br />

Unternehmen zum <strong>Wi</strong>rtschaftserfolg<br />

Projektleiterin Jutta Schubert<br />

Mit einfachen Seminaren zur Fort- oder<br />

Weiterbildung von Mitarbeitern ist es bei<br />

dem Projekt „Pro-Quali“ der Volkshochschule<br />

Peine nicht getan.<br />

Leiterin Jutta Schubert entwickelt<br />

gemeinsam mit ihrem dreiköpfiges Team<br />

ganze Konzepte für kleine <strong>und</strong> mittlere<br />

Unternehmen, deren Inhaber sich <strong>und</strong><br />

ihre Mitarbeiter <strong>und</strong> damit das ganze<br />

Unternehmen wirtschaftlich entscheidend<br />

voranbringen wollen.<br />

Schwerpunkt dabei: Systematische<br />

Personalentwicklung. Angefangen bei<br />

Firmenberatung <strong>und</strong> Coaching reicht das<br />

umfassende Angebot, das aus dem<br />

Europäischen Sozialfond gefördert wird,<br />

dabei über Rhetorik- <strong>und</strong> Kommunikationsseminare,<br />

Motivationstraining,<br />

PC-Kurse bis hin zu gemeinsamer Teamarbeit<br />

<strong>und</strong> -entwicklung, denn: „Zusammenkunft<br />

ist ein Anfang, Zusammenhalt<br />

ist ein Fortschritt. Zusammenarbeit ist<br />

der Erfolg.“ – Diesen Leitsatz Henry<br />

Fords hat sich auch Schubert zu eigen<br />

gemacht.<br />

Gutes Betriebsklima<br />

für wirtschaftlichen Erfolg<br />

So sei in den verschiedenen Unternehmen<br />

immer wieder zu erkennen, dass ein<br />

Mitarbeiter dem anderen fast missmutig<br />

auf die Finger sehe, bei Fehlern oft nach<br />

anderen Schuldigen gesucht werde <strong>und</strong><br />

das Konkurrenzverhalten untereinander<br />

enorm sei. „Welche Energien, die eigentlich<br />

positiv zum Wohlwollen aller Mitarbeiter<br />

genutzt werden könnten, dabei<br />

verschwendet werden, bleibt oft unbedacht“,<br />

sagt Schubert. Dabei sei doch<br />

gerade ein ges<strong>und</strong>es Betriebsklima <strong>und</strong><br />

Zufriedenheit am Arbeitsplatz enorm<br />

wichtig, um ergebnisorientiert tätig<br />

werden zu können <strong>und</strong> den Job langfristig<br />

zu erhalten.<br />

Weltmeister in Kleinigkeiten<br />

Bei ihrem aktiven Zusammenspiel mit<br />

Mitarbeitern <strong>und</strong> auch Chefs greift die<br />

Diplom-Pädagogin gern auf Rollenspiele<br />

zurück, denn gerade dabei würden oft<br />

verdeckte Stärken <strong>und</strong> Schwächen<br />

aufgezeigt: Versteckte Kritik am Chef,<br />

Stolz auf die eigene Fähigkeit, Ängste<br />

vor neuen Tätigkeiten oder auch Unzufriedenheit<br />

mit dem aktuellen Arbeitsbereich.<br />

Es folgt der Erfahrungs- <strong>und</strong> Meinungsaustausch<br />

zwischen allen Beteiligten,<br />

Probleme werden diskutiert <strong>und</strong> die Mitarbeiter<br />

sowie der Vorgesetzte oder auch<br />

Geschäftsinhaber kommunizieren miteinander<br />

<strong>und</strong> übereinander. „Die Mannschaft<br />

wird nach <strong>und</strong> nach zum Team<br />

<strong>und</strong> projiziert dieses Bild auch nach<br />

außen, sprich auf den K<strong>und</strong>en“,<br />

so Schubert. Denn auch er sollte nach<br />

Meinung der Trainerin in das zufriedene<br />

Zusammenspiel mit einbezogen werden.<br />

„<strong>Wi</strong>r müssen Weltmeister in Kleinigkeiten<br />

werden“, lautet dabei der Appell.<br />

Angefangen beim fre<strong>und</strong>lichen Gruß,<br />

über die Frage, wie, wann <strong>und</strong> wo die<br />

Reparatur zum Beispiel am besten<br />

durchgeführt werden kann bis hin zum<br />

offenen Lächeln <strong>und</strong> einer fre<strong>und</strong>lichen<br />

Proquali bietet einen Full-Service auf dem Weg zum erfolgreichen Unternehmen.<br />

29<br />

Unternehmensförderung<br />

Verabschiedung ließen sich mit geringem<br />

Aufwand größte Erfolge erzielen.<br />

Schließlich sei es unumstritten, dass<br />

jeder K<strong>und</strong>e bei Bedarf lieber erneut den<br />

fre<strong>und</strong>lichen K<strong>und</strong>enservice zu Rate<br />

ziehe, als den „murrigen Herrn, dem<br />

schon die Begrüßung zuviel ist“.<br />

Ergebnisorientierter Entwicklungsprozess<br />

Natürlich seien diese Ergebnisse nicht<br />

von einem Tag auf den anderen zu erzielen,<br />

sondern beinhalteten langfristige<br />

Entwicklungsprozesse innerhalb der<br />

Unternehmen, doch genau darauf ziele<br />

das Projekt, das im Juni 2002 gestartet<br />

wurde <strong>und</strong> noch bis Mai 2004 gefördert<br />

wird, auch ab. Der Erfolg zeigt sich dabei<br />

an den großen Teilnehmerzahlen: R<strong>und</strong><br />

50 Unternehmen <strong>und</strong> mehr als 250<br />

Mitarbeiter waren mittlerweile regelmäßig<br />

bei Proquali zu Gast. Wobei hier<br />

die unterschiedlichsten Branchen angesprochen<br />

sind, denn jedes Konzept<br />

werde individuell nach ausführlichen<br />

Vorbereitungsgesprächen auf den jeweiligen<br />

Betrieb zugeschnitten. Schließlich<br />

handele es sich in jedem Unternehmen<br />

auch um andere Problemstellungen oder<br />

Ziele, die erreicht werden sollen. So<br />

waren in der Vergangenheit neben dem<br />

produzierenden Gewerbe auch der Handel,<br />

Dienstleistungsunternehmen sowie<br />

verschiedene Handwerksbetriebe aus den<br />

Bereichen Tischlerei, Sanitär <strong>und</strong> auch<br />

Stahlbau an dem Projekt beteiligt.


Bankentipps<br />

30<br />

Das Zinsniveau im Euro-Raum befindet<br />

sich bereits seit geraumer Zeit trotz<br />

leichter Steigerung auf einem historischen<br />

Tiefstand.<br />

Daran wird sich offensichtlich auch in<br />

absehbarer Zeit nichts ändern, denn<br />

nachdem die Europäische Zentralbank<br />

(EZB) in ihrer ersten Sitzung nach der<br />

Sommerpause die Leitzinsen unverändert<br />

ließ, will sie auch weiterhin an ihrem<br />

obersten Ziel, der Preisstabilität, festhalten<br />

<strong>und</strong> sieht derzeit keinen Handlungsbedarf<br />

für Zinsveränderungen.<br />

Das bietet neben den Privatk<strong>und</strong>en vor<br />

allem mittelständischen Unternehmen<br />

umfangreiche Möglichkeiten, sowohl<br />

kurz- als auch langfristige Kreditverpflichtungen<br />

zu optimieren, wie Michael<br />

Schmotz, Leiter der <strong>Peiner</strong> Commerzbank-Filiale<br />

sagt. Das Ergebnis könne<br />

sich ganz erheblich auf die Geschäftszahlen<br />

auswirken.<br />

Optimierung von Umlauf- <strong>und</strong><br />

Anlagevermögen<br />

Zu unterscheiden ist bei den Krediten,<br />

die auf Ersparnismöglichkeiten überprüft<br />

werden sollten, zwischen der Finanzierung<br />

des Umlaufvermögens, zu denen<br />

zum Beispiel das Warenlager <strong>und</strong> ausstehende<br />

Forderungen gezählt werden, <strong>und</strong><br />

Investitionsgütern, wie Gr<strong>und</strong>stücken,<br />

Gebäuden, Maschinen <strong>und</strong> ähnlichen<br />

Anlagen. Während die kurzfristigen<br />

Umlaufvermögensfinanzierungen in der<br />

Regel durch Kontokorrentkredite – ähnlich<br />

dem Dispositionskredit für Privatk<strong>und</strong>en<br />

– beglichen werden, gelten für<br />

langfristige Investitionsgüterfinanzierungen<br />

des Anlagevermögens auch längerfristige<br />

Kredite mit Festzinsvereinbarungen.<br />

Vereinbarung fester Zinsobergrenzen<br />

Somit gelte auch für die Suche nach<br />

entsprechenden Optimierungsmöglichkeiten<br />

eine differenzierte Herangehensweise:<br />

So stellt nach Aussage des Filialleiters<br />

für die herkömmliche Umlaufvermögensfinanzierung<br />

durch den Kontokorrentkredit<br />

beispielsweise die kurzfristige<br />

Festsatzkredite mit Zinsbindungsfristen<br />

von 15 Tagen bis zu 360 Tagen eine<br />

Alternative dar. In dem aktuellem Zinsumfeld<br />

würde es sich für solche Kredite<br />

anbieten, feste Zinsobergrenzen – auch<br />

als CAP bekannt – für Laufzeiten<br />

zwischen drei <strong>und</strong> fünf Jahren zu vereinbaren.<br />

Damit ist es möglich, den für die<br />

Finanzierung zugr<strong>und</strong>e liegenden Geldmarktzins,<br />

genannt Euribor, dahingehend<br />

zu sichern, dass bei einer Steigerung<br />

dieses Zinses ab einer bestimmten<br />

Obergrenze für den Kreditnehmer das<br />

Zinsänderungsrisiko begrenzt ist.<br />

Zielgerichtete individuelle Lösungen<br />

Allerdings sei die Vereinbarung der<br />

genannten Obergrenze nur eine von zahlreichen<br />

Möglichkeiten, sich im kurzfristigen<br />

Zinsumfeld Sicherheit für die<br />

Zukunft zu verschaffen, wie auch Werner<br />

Bothe, Commerzbank-Firmenk<strong>und</strong>enbetreuer<br />

für die Region Peine, betont.<br />

Dennoch müsste natürlich im Einzelfall<br />

mit jedem Kreditnehmer über weitere<br />

individuelle <strong>und</strong> auf persönliche<br />

Ansprüche <strong>und</strong> Bedürfnisse ausgerichtete<br />

Lösungen gesprochen werden.<br />

<strong>Peiner</strong> <strong><strong>Wi</strong><strong>rtschaftsspiegel</strong></strong> ;<br />

Niedriges Zinsniveau:<br />

Festsatzkredit statt Kontokorrent<br />

Filialleiter Michael Schmotz.<br />

Vorzeitige Rückzahlung möglich<br />

Beim aufmerksamen Blick in die Bücher können Mittelständler so manchen Euro sparen.<br />

Dies gelte auch im Bereich der Finanzierung<br />

von langfristigen Investitionsgütern,<br />

denn: „Manche Kredite können während<br />

der Zinsbindung schon vorzeitig zurückgezahlt<br />

werden“, sagt Bothe.<br />

So kann es beispielsweise bei einem<br />

hohen Nominalzins in Beziehung zur<br />

Restlaufzeit des Kredites unter Umständen<br />

günstiger sein, ihn durch andere<br />

Finanzierungsform der Hausbank zu<br />

ersetzen.<br />

Sollte ein vorzeitiger Ausstieg aufgr<strong>und</strong><br />

vertraglicher Vereinbarungen allerdings<br />

nicht möglich sein, könne der Unternehmer<br />

mit dem sinnvollen Einsatz von<br />

Derivaten eine erhebliche Kostenersparnis<br />

erzielen.<br />

Der – auch nachträgliche – Einsatz von<br />

Derivaten beinhaltet ein hohes Maß an<br />

Flexibilität, da bestehende Kreditverhältnisse<br />

nicht angetastet werden.<br />

So kann der Unternehmer heute vom<br />

niedrigen Zinsniveau profitieren <strong>und</strong><br />

auch den Zinssatz bereits laufender<br />

Darlehen sofort <strong>und</strong> für die Zukunft<br />

reduzieren, ohne bestehende Kreditverhältnisse<br />

auflösen zu müssen. Das heißt:<br />

Eine Vorfälligkeitsentschädigung entfällt.<br />

Globaldarlehen bieten günstige Konditionen<br />

Als weitere Möglichkeit der Kreditoptimierung<br />

bietet die Commerzbank als<br />

eines der ersten Häuser in Deutschland<br />

gemeinsam mit der Kreditanstalt für<br />

<strong>Wi</strong>ederaufbau sogenannte Globaldarlehen<br />

an. Diese haben Laufzeiten<br />

zwischen 3 <strong>und</strong> 7 Jahren <strong>und</strong> sind<br />

konditionell etwas günstiger als der<br />

aktuelle Kapitalmarkt.


<strong>Peiner</strong> <strong><strong>Wi</strong><strong>rtschaftsspiegel</strong></strong> ;<br />

6. <strong>Peiner</strong> Kunststoff Tag:<br />

Wohin mit dem alten Wagen?<br />

Zwei Jahre ist es her, dass die B<strong>und</strong>esregierung<br />

den Gesetzesentwurf zur Entsorgung<br />

von Altfahrzeugen verabschiedete,<br />

mit der die EU-Richtlinie über Altfahrzeuge<br />

in nationales Recht umgesetzt wird.<br />

Ziel dabei ist es, alte Kraftfahrzeuge<br />

umweltgerecht zu entsorgen. So sollen ab<br />

2006 mindestens 85 Prozent des durchschnittlichen<br />

Gewichts eines Altfahrzeugs<br />

verwertet <strong>und</strong> mindestens 80 Prozent wiederverwendet,<br />

ab 2015 mindestens 95<br />

Prozent verwertet <strong>und</strong> 85 Prozent<br />

wiederverwendet werden. Doch was heißt<br />

das im Einzelnen? Welche Teile müssen<br />

wiederverwertet, welche endgültig<br />

entsorgt werden? Welche Auswirkungen<br />

haben die geplanten <strong>und</strong> bereits umgesetzten<br />

Verordnungen auf die Automobil<strong>und</strong><br />

Zulieferindustrie sowie andere Kunststoffproduzenten?<br />

Welche Aufgaben<br />

stehen dabei den Pkw-Besitzern bevor?<br />

Fragen über Fragen, denen sich die<br />

<strong>Peiner</strong> Kunststoff Initiative (PKI) beim<br />

„6. <strong>Peiner</strong> Kunststoff Tag“ am Donnerstag,<br />

27. November, widmen will. So<br />

werden im <strong>Peiner</strong> Forum kompetente<br />

Fachleute aus Politik <strong>und</strong> <strong>Wi</strong>rtschaft ab<br />

9 Uhr Orientierungshilfen geben, interessante<br />

Details erläutern <strong>und</strong> weitreichende<br />

Einblicke in aktuelle Projekte zum Thema<br />

liefern. Entsorgung aus unterschiedlicher<br />

Sicht Dr. Heinz-Ulrich Bertram vom<br />

niedersächsischen Umweltministerium<br />

referiert über „Die Umsetzung der Richtlinie<br />

über Altfahrzeuge aus Sicht des<br />

Niedersächsischen Umweltministeriums“,<br />

bevor Peter Arp vom Automobil-Zulieferer<br />

Faurecia über „Anforderungen <strong>und</strong><br />

Perspektiven für einen globalen Zulieferer“<br />

berichtet. „Post-Shredder-Technologie<br />

– Entwicklung <strong>und</strong> Umsetzung eines<br />

kostenoptimalen Verfahrens zur Verwertung<br />

von Shredderrestfraktionen“, heißt<br />

der Vortrag Klaus Schoppes von Volkswagen.<br />

Exkursionen liefern Einblick in die<br />

Praxis „Darüber hinaus soll der <strong>Peiner</strong><br />

Kunststoff Tag als Forum für den<br />

Erfahrungsaustausch dienen <strong>und</strong> die<br />

unternehmensübergreifende Kommunikation<br />

unterstützen“, erläutert Gunter<br />

Eckardt von der <strong>Wi</strong>rtschafts- <strong>und</strong> Tourismusfördergesellschaft<br />

des Landkreises<br />

Peine (wito gmbH) als Initiator der Veranstaltung.<br />

Außerdem wird das Tagesprogramm<br />

durch Exkursionen in das Technikum<br />

der Fachhochschule Wolfsburg, zum<br />

Automobilzulieferer Faurecia in Peine <strong>und</strong><br />

zur FIT-Umwelttechnik GmbH mit einer<br />

Automobil-Pilotdemontage in Wolfsburg<br />

abger<strong>und</strong>et. Infos: www.peiner-kunststoffinitiative.de.<br />

Ansprechpartner: Gunter<br />

Eckhardt, <strong>Wi</strong>rtschafts- <strong>und</strong> Tourismusfördergesellschaft<br />

Landkreis Peine mbH,<br />

Telefon 0 51 72/ 9 86 65 03<br />

31<br />

Wer ist die PKI?<br />

Veranstaltungen<br />

Die <strong>Peiner</strong> Kunststoff Initiative (PKI) ist ein<br />

Zusammenschluss von kunststoffverarbeitenden<br />

Betrieben im Landkreis Peine <strong>und</strong><br />

des Süddeutschen Kunststoffzentrums<br />

(Zweigstelle Peine) mit der <strong>Wi</strong>rtschafts- <strong>und</strong><br />

Tourismusfördergesellschaft des Landkreises<br />

Peine mbh (<strong>Wi</strong>to) sowie dem Institut für<br />

Recycling der Fachhochschule Braunschweig<br />

- Wolfenbüttel mit Sitz in Wolfsburg.<br />

Ziele ihrer Arbeit sind zum einen der Erfahrungsaustausch<br />

der Partner untereinander,<br />

zum anderen das gemeinsame Engagement<br />

für den <strong>Wi</strong>rtschaftsstandort Landkreis Peine,<br />

dem Zentrum für Kunststoffverarbeitung<br />

in Norddeutschland. Darüber hinaus soll die<br />

Zusammenarbeit zwischen Forschung <strong>und</strong><br />

Technik <strong>und</strong> auch Produktion weiter intensiviert<br />

<strong>und</strong> ausgebaut werden, denn im Laufe<br />

der Jahre fanden bereits einige Ingenieur -<br />

Absolventen der FH Braunschweig/Wolfenbüttel<br />

Arbeitsplätze in <strong>Peiner</strong> Unternehmen.<br />

Um die Ziele auch über die regionalen Grenzen<br />

hinaus bekannt zu machen <strong>und</strong> weitreichende<br />

Zusammenarbeit zu erzielen, veranstaltet<br />

die PKI im zweijährigen Rhythmus<br />

den <strong>Peiner</strong> Kunststoff Tag, der sich mittlerweile<br />

als Fachveranstaltung im Norddeutschen<br />

Raum etabliert hat.


Freizeittipps<br />

32<br />

Dass über den Wolken die Freiheit wohl<br />

grenzenlos ist, besang schon der Liedermacher<br />

Reinhard Mey. Eindeutig bestätigen<br />

können das auch die r<strong>und</strong> 220<br />

Mitglieder bei der Flugförderungsgemein-<br />

Im Sichtflug zum<br />

Kurztrip auf die Lieblingsinsel<br />

Start <strong>und</strong> Ziel für die Piloten der Flugförderungsgemeinschaft Peine: Der Eddesser Flugplatz.<br />

schaft Peine, die den Flugplatz in<br />

Edemissen – Eddesse fast als ihr Zuhause<br />

bezeichnen. Tagtäglich rauschen hier bei<br />

klarer Sicht die Maschinen über die Start<strong>und</strong><br />

Landebahn, drehen hoch in der Luft<br />

<strong>Peiner</strong> <strong><strong>Wi</strong><strong>rtschaftsspiegel</strong></strong> ;<br />

ihre R<strong>und</strong>en über der Region oder<br />

schlummern bei schlechtem Wetter in der<br />

großen Halle inmitten des dicht bewachsenen<br />

Umfeldes der riesigen Anlage.<br />

„Obwohl den Besitzer der Instrumentenflugberechtigung<br />

(IFR) auch ein dichtes<br />

Wolkenfeld <strong>und</strong> Regen nicht von seinem<br />

Hobby abhalten“, wie Vorstandsmitglied<br />

Roland Sturm betont.<br />

Flugsport erfordert großes Maß an Respekt<br />

Der Weg zum ersten selbstständigen Start<br />

als Hobby- oder Privatpilot führt allerdings<br />

über ein Ausbildungspaket aus Theorie<br />

<strong>und</strong> Praxis, das einen Zeitraum von durchschnittlich<br />

sechs Monaten umfasst. Voraussetzungen:<br />

Der angehende Flieger<br />

muss das 18. Lebensjahr vollendet<br />

haben, nach einer Bestätigung eines<br />

Facharztes ges<strong>und</strong> <strong>und</strong> körperlich fit sein,<br />

neugierig genug, um sich mit den Gesetzen<br />

der Aeronautik vertraut zu machen,<br />

<strong>und</strong> ein polizeiliches Führungszeugnis<br />

vorlegen. Darüber hinaus ist ein Auszug<br />

aus dem Flensburger Verkehrsregister<br />

erforderlich, denn die Rowdys der Straßen<br />

müssten sich nicht auch noch zu Überfliegern<br />

in der Luft entwickeln, so Sturm.<br />

Hier sei schließlich ein noch größeres Verantwortungsbewusstsein<br />

gefragt, um Mitmenschen<br />

nicht unnötig in Gefahr zu


<strong>Peiner</strong> <strong><strong>Wi</strong><strong>rtschaftsspiegel</strong></strong> ;<br />

bringen. Allerdings zeige sich in der täglichen<br />

Flugpraxis ohnehin immer wieder,<br />

dass dem Piloten am „Steuer“ eines Flugzeuges<br />

ein gehöriges Maß an Respekt<br />

offensichtlich naturgegeben sei. Höchste<br />

Konzentration, eine detailliert vorbereitete<br />

Flugplanung <strong>und</strong> vor allem die Gewissheit,<br />

nach dem Start eben keinen Boden<br />

mehr unter den Füßen zu haben,<br />

„schließen risikobehaftete Experimente in<br />

der Luft einfach aus“, so Sturm.<br />

Sichtflug mit „Bodenkontakt“<br />

Allerdings lernten die Absolventen all dies<br />

bereits in den ersten St<strong>und</strong>en ihrer theoretischen<br />

Ausbildung. Derzeit drücken bei<br />

der Flugförderungsgemeinschaft 15 „Pilotenanwärter“<br />

unterschiedlichen Alters die<br />

Schulbank, um mit der sogenannten<br />

„Private Pilot Licence A“ ihre R<strong>und</strong>en –<br />

zunächst noch unter den Wolken – in der<br />

Luft drehen zu dürfen, denn: Mit dem<br />

Erwerb der ersten Fluglizenz ist den Hobbyfliegern<br />

zunächst ausschließlich der<br />

Sichtflug erlaubt, bei dem sichergestellt<br />

sein muss, dass ein klarer Blick zum<br />

Boden gegeben ist. Dies wäre nach dem<br />

Durchbrechen eines Wolkenfeldes nicht<br />

mehr der Fall, denn dabei erfordere die<br />

behinderte Sicht den Instrumentenflug,<br />

der erst in den Folgeausbildungen gelehrt<br />

wird, wie Sturm betont.<br />

Praktische Übungen sind das A <strong>und</strong> O<br />

Ein umfangreiches Angebot für die verschiedenen<br />

Lizenzen vom Privat- <strong>und</strong><br />

Hobbypiloten über den Hubschrauberflug<br />

bis hin zur „Commercial Pilot Lilence<br />

(CPL), die auch zum Überwachungs- <strong>und</strong><br />

Bannerflug sowie zum Absetzen von Fallschirmspringern<br />

berechtigt, sichern bei<br />

der FFG 15 aktive Lehrer mit entsprechenden<br />

eigenen Lizenzen. Neben den<br />

theoretischen Unterrichtsst<strong>und</strong>en garantieren<br />

sie den Schülern in sechs Maschinen,<br />

über die der Verein verfügt, auch<br />

umfassende Praxiserfahrungen, denn das<br />

kontinuierliche Üben des theoretisch<br />

Erlernten sei wie auch in vielen anderen<br />

Bereichen das A <strong>und</strong> O auf dem Weg zum<br />

selbstständigen Flugspaß. Allerdings<br />

kommen auch Fliegerfre<strong>und</strong>e, die sich<br />

nicht allein ans Steuer der Cessnas setzen<br />

möchten, bei der FFG voll auf ihre<br />

Kosten: So zählen R<strong>und</strong>flüge über der<br />

Region, der Start zu einem Geschäftstermin,<br />

der durch die Lüfte besser <strong>und</strong><br />

schneller zu erreichen ist oder auch der<br />

Kurzausflug auf eine der deutschen Ferieninseln<br />

zum Angebot der FFG. Entscheidender<br />

Vorteil dabei: Als eingetragener<br />

Verein dürfen die Mitglieder bei ihren<br />

„Dienstleistungen“ keine Gewinne erzielen,<br />

sondern fliegen die Interessenten<br />

zum Selbstkostenpreis an ihre gewünschten<br />

Ziele. „Das gilt auch für unsere<br />

Pilotenausbildung“, betont Sturm im<br />

Vergleich zu kommerziellen Flugschulen.<br />

Hier betätigten sich die Lehrer, die sich<br />

zum Großteil aus Berufspiloten bei<br />

verschiedenen Luftfahrtgesellschaften<br />

zusammensetzten, ehrenamtlich, so dass<br />

an die Mitglieder erhebliche Vergünstigungen<br />

weitergegeben werden können <strong>und</strong><br />

der Flugschein nicht zur Auszeichnung<br />

ausschließlich der „gehobenen Gesellschaft“<br />

werde, so Sturm schmunzelnd.<br />

Hier zahlten die angehenden Privatpiloten<br />

r<strong>und</strong> 5000 bis 6000 Euro für die gesamte<br />

Ausbildung.<br />

33<br />

Freizeittipps<br />

Der Verein verfügt über sechs Maschinen, in denen die<br />

angehenden Piloten Praxiserfahrungen sammeln können.<br />

FFG-Schriftführer Roland Sturm.<br />

Ich liebe das Dorfleben. Hier geht es ruhiger zu als in der großen Stadt. Wenn mir nach Lautstärke ist, kann ich immer noch<br />

dorthin fahren, wo es laut ist, hier im Dorf ist es jedenfalls nicht laut, deshalb fühle ich mich so wohl. Wobei ich nicht sagen<br />

möchte, dass hier keine fortschrittlichen Menschen wohnen mit modernen Küchenmaschinen <strong>und</strong> Kenntnissen in Online-<br />

Banking. Ich mag die Übersichtlichkeit. Es gibt eine Tankstelle, eine Lottoannahmestelle, eine große Kreuzung, höchstens<br />

zwei. Rolltreppen gibt es hier kaum. Rolltreppen gibt es in Städten. In Ausnahmefällen kommt in größeren Dörfern, die<br />

darauf aus sind, irgendwann kleine Städte zu werden, eine Rolltreppe im Supermarkt vor. Aber mehrgeschossige Supermärkte<br />

sind auf dem Land sehr selten. Zum Glück, denn dann würden dort mehr Menschen einkaufen, mehr Menschen leben.<br />

Und dann wäre es nicht mehr so ruhig. Am Ende unserer Schulzeit sagten viele, sie müssten hier weg. Es sei alles zu eng,<br />

nicht offen. Sie wollten hinausziehen aus dem Dorf in die Welt, in große Städte zum Beispiel, die ihnen eine Menge riesengroßer<br />

Kreuzungen bieten, manche nahmen sich sogar vor, ins Ausland zu gehen. Sie dachten, viele große Kreuzungen<br />

bedeuten viele großartige Möglichkeiten. Auch so kann man sein Glück finden. Manchmal sitze ich an unserem kleinen Fluss.<br />

Dann freue ich mich. Es ist schön in unserer Gemeinde.


Kult(ur)stätten<br />

34<br />

Eigentlich war es zunächst ein langgehegter<br />

Wunschtraum, den sich Gerhard<br />

Hummer in dem kleinen Örtchen<br />

Soßmar erfüllte, nämlich jungen Künstlern<br />

ein Podium zu schaffen, auf dem sie<br />

sich im privaten Rahmen Aufführungspraxis<br />

erwerben können. Mittlerweile<br />

aber hat sich das liebevoll restaurierte<br />

<strong>und</strong> komplett umgebaute Fachwerkhaus<br />

mit separatem „Konzertsaal“ an der<br />

Bierberger Straße 5 zum kleinen<br />

Geheimtipp für Fre<strong>und</strong>e hochkarätiger<br />

klassischer Musik gemausert: Die Rede<br />

ist von „Hummers Kultursalon“, der in<br />

diesem Jahr Zehnjähriges feierte.<br />

Weltweite Künstlerkontakte sichern Angebot<br />

Dabei erinnert sich der gebürtige Hamburger<br />

<strong>und</strong> Lehrer für Englisch, Latein<br />

<strong>und</strong> Musik noch genau an die ersten<br />

Tage, die er in Soßmar vor seinem späteren<br />

Besitz verbrachte: Das Haus war<br />

völlig heruntergekommen, bedurfte<br />

umfangreicher Sanierungs- <strong>und</strong> Umbaumaßnahmen,<br />

die vom F<strong>und</strong>ament bis zur<br />

Dachspitze reichten <strong>und</strong> doch versprach<br />

es nach Aussage Hummers von Anfang<br />

an ein wahres Schmuckstück zu werden.<br />

Mit Hilfe der Arbeitskraft von Fre<strong>und</strong>en<br />

<strong>und</strong> hohen Investitionen brachte er das<br />

Haus auf Vordermann <strong>und</strong> schaffte im<br />

Obergeschoss, direkt unter dem Dach<br />

eine Fläche, die seinem damaligen<br />

Schulchor zunächst als Übungsraum<br />

diente. Die Anfänge waren gemacht <strong>und</strong><br />

schnell folgten dank verschiedener<br />

Kontakte zur klassischen Musikszene in<br />

Hannover zahlreiche Aufführungen<br />

verschiedener Künstler. Hinzu kam das<br />

soziale Engagement Hummers, das ihn<br />

oft nach Russland <strong>und</strong> in andere Länder<br />

verschlug, mit dortigen Musikern in<br />

Verbindung brachte <strong>und</strong> so einen immer<br />

weiter reichenden Kreis von später in<br />

Soßmar musizierenden Gästen aufbauen<br />

ließ. So blickt der Lehrer <strong>und</strong> Leiter<br />

verschiedener Chöre mittlerweile auf<br />

eine lange Riege von Flötisten, Geigern,<br />

Pianisten <strong>und</strong> auch Gitaristen aus<br />

Asien, Südafrika, Südamerika sowie Russland<br />

<strong>und</strong> anderen Ländern zurück, die<br />

alle unter seinem Dach gastierten.<br />

Jubiläumskonzerte begeisterten<br />

Beispiele für die hervorragenden Kontakte<br />

Hummers lieferten erst die jüngsten<br />

Jubiläumskonzerte: So präsentierten die<br />

„Woronescher Solisten“, die kurz zuvor<br />

<strong>Peiner</strong> <strong><strong>Wi</strong><strong>rtschaftsspiegel</strong></strong> ;<br />

In Hummer’s Kultursalon<br />

ist stets Musik unter’m Dach<br />

Gerhard Hummer bringt Kultur ins Dorf.<br />

Zahlreiche Musiker aus aller Welt brachten im Kultursalon<br />

schon Musik unters Dach.<br />

beim Rheingau-Festival einen sensationellen<br />

Erfolg gefeiert hatten, in Soßmar<br />

mit zwei Akkordeons, einem Kontrabass<br />

<strong>und</strong> einem Piano unterhaltsame Lebensfreude<br />

pur, bevor der Pianist Andrei<br />

Ivanovitch „Bilder einer Ausstellung“ von<br />

Mussorgsky <strong>und</strong> Werke von Tschaikowsky<br />

<strong>und</strong> Grieg spielte.<br />

„<strong>Wi</strong>e weitreichend dessen musikalischen<br />

Talente sind, zeigt das Mitwirken Ivanovitchs<br />

an einer russisch-kanadischen<br />

Koproduktion über den Pianisten Glen<br />

Gould <strong>und</strong> ein Gastspiel mit dem<br />

2. Klavierkonzert von Rachmaninoff in<br />

England im kommenden Jahr“, hebt<br />

Hummer in seinem Rückblick über die<br />

Konzerte in seinen eigenen vier Wänden<br />

stolz hervor.<br />

Über 4000 Besucher in privaten Räumen<br />

Dass mit den Gastspielen verb<strong>und</strong>en im<br />

Laufe der Jahre auch mehr als 4000<br />

Besucher sein privates Reich „durchwanderten“,<br />

stört den Hausbesitzer<br />

wenig. Ganz im Gegenteil: Der Wohnbereich<br />

der Familie Hummer steht in<br />

den Konzertpausen für Plauderr<strong>und</strong>en<br />

offen, bei schönem Wetter werden die<br />

Getränke an einer Bar unter freiem<br />

Himmel serviert <strong>und</strong> die Weitläufigkeit<br />

des idyllischen Gartens habe schon so<br />

mancher Gast für einen kleinen R<strong>und</strong>gang<br />

genutzt. Darüber hinaus bieten die<br />

Hummers ihren Musikern „selbstverständlich“<br />

eine Übernachtungsmöglichkeit<br />

in den eigens dafür hergerichteten<br />

Gästezimmern <strong>und</strong> in dem Speisesaal<br />

habe schon so manches „Künstlersuppenessen“<br />

bis in den frühen Morgen<br />

angedauert. „Ein Highlight der Besuche“,<br />

schwärmt der Lehrer, der gleichzeitig<br />

auf den Brunch „am Morgen danach“<br />

aufmerksam macht.<br />

Das Paar liebt die Geselligkeit, das<br />

Gespräch unter Fre<strong>und</strong>en, zu denen<br />

zahlreiche Musiker mittlerweile geworden<br />

sind, sowie die professionelle Musik in<br />

privatem Ambiente.<br />

Persönliche Kontakte sind Hummers Gewinn<br />

An ein finanzielles „Zubrot“ sei dabei<br />

keinesfalls zu denken, beantwortet<br />

Hummer lachend die entsprechende<br />

Frage, denn für den Flug oder die Fahrt<br />

der Musiker nach Deutschland greift der<br />

Mann in den eigenen Geldbeutel <strong>und</strong> die<br />

Einnahmen aus den Eintrittsgeldern der<br />

durchschnittlich 40 bis 60 Besucher<br />

gehen zu 100 Prozent in die Künstlerhand.<br />

„Mein Gewinn sind die persönlichen<br />

Kontakte“, sagt Hummer voller<br />

Begeisterung.


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