Jahresbericht 2011 - Integra Freiamt
Jahresbericht 2011 - Integra Freiamt
Jahresbericht 2011 - Integra Freiamt
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
integra neuland.<br />
<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong>
Titelbild: Theres und Martin stehen<br />
zum ersten Mal auf der grünen Wiese,<br />
die ihnen Zukunft gibt.
Nur wer sich bewegt, kommt auch vorwärts<br />
Sich weiterzuentwickeln, bedeutet auch, immer<br />
wieder den Schritt ins Ungewisse zu wagen – und<br />
Neuland zu betreten. Das braucht ein wenig Mut,<br />
eine gehörige Portion Vertrauen, viel Know-how<br />
und jede Menge Engagement von allen Seiten.<br />
Die <strong>Integra</strong> hat in ihrer Geschichte immer wieder<br />
bewiesen, dass sie das Zeug dazu hat. Nicht von<br />
ungefähr hat sie das Thema «Neuland» sogar<br />
zum internen Jahresmotto <strong>2011</strong> und zum Inhalt<br />
des vorliegenden Geschäftsberichts gemacht.<br />
Denn mit ihrem grossen Bauprojekt betritt sie<br />
im wahrsten Sinne des Wortes Neuland: an der<br />
Allmendstrasse in Wohlen.<br />
Nachdem die Stiftung 2010 die grosse Bauparzelle<br />
kaufen konnte, erstellte sie ein ambitioniertes<br />
Raumprogramm, das vom Kanton bereits Ende<br />
Jahr genehmigt wurde. Sechzig Architekturbüros<br />
aus ganz Europa beteiligten sich daraufhin am<br />
Projektwettbewerb, der von einer hochkarätigen<br />
Jury begleitet wurde.<br />
Im letzten Sommer hat diese die neun spannend-<br />
sten Projekte prämiert und jenem des Luzerner<br />
Architekturbüros Dorji Sigrist den Vorzug gegeben:<br />
«Passstück» – so der Projektname – wird seit-<br />
her weiterbearbeitet. Auf Anfang 2013 ist die<br />
Baueingabe vorgesehen, ein Jahr später sollen<br />
die Bagger auffahren, und 2016 dürfte<br />
unser neues Hauptgebäude bezugsbereit sein.<br />
Wir freuen uns jetzt schon darauf, an der Allmendstrasse<br />
einmal mehr Neuland zu betreten.<br />
Es ist ein grosses Projekt, das die <strong>Integra</strong> hier<br />
ins Rollen gebracht hat. Und obwohl der Kanton<br />
seine Betriebsbeiträge erhöhen wird, müssen wir<br />
künftig tiefer in die Taschen greifen. Mit «<strong>Integra</strong><br />
Neuland» haben wir eine Fundraisingkampagne<br />
lanciert, die uns bereits gezeigt hat, dass wir<br />
weiterhin auf die Solidarität der Bevölkerung<br />
und die Unterstützung durch gemeinnützige<br />
Organisationen und Vergabestiftungen zählen<br />
dürfen. Aber auch auf unsere eigene Kreativität<br />
und unseren Enthusiasmus, die es unter anderem<br />
möglich machen, dem steigenden Bedarf<br />
an geschützten Arbeits-, Ausbildungs-, Beschäftigungs-<br />
und Wohnplätzen auch in Zukunft<br />
gerecht zu werden.<br />
Im Namen des Stiftungsrates danke ich allen, die<br />
uns bei unserem grossen Vorhaben unterstützen<br />
und begleiten.<br />
Josef Brunner, Präsident des Stiftungsrats<br />
<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong><br />
Josef Brunner<br />
Präsident des Stiftungsrats<br />
<strong>Integra</strong> JahresberIcht <strong>2011</strong> 3
Neubau.<br />
Freut sich auf mehr Raum:<br />
Geschäftsführer Pascal Gregor.<br />
<strong>Integra</strong><br />
NeulaNd<br />
www.integra-neuland.ch<br />
4 <strong>Integra</strong> JahresberIcht <strong>2011</strong><br />
Unsere Wiese der Zukunft. am anfang war die Vision,<br />
in unmittelbarer nähe zum jetzigen standort ein neues<br />
hauptgebäude zu erstellen. heute feilen die architekten<br />
bereits an den details für unser grossprojekt an der<br />
allmendstrasse.<br />
Es braucht nicht immer gleich ein Wunder, aber<br />
ein wenig Glück kann schon helfen. Schneller<br />
als gedacht, fand die <strong>Integra</strong> 2010 ein geeignetes<br />
Grundstück für das neue Hauptgebäude<br />
– und dies tatsächlich nur einen Steinwurf<br />
entfernt vom jetzigen Standort.<br />
Von da an ging alles ganz schnell: Im Januar<br />
<strong>2011</strong> wurde der öffentliche Wettbewerb ausgeschrieben.<br />
Wir rechneten mit zwanzig bis vierzig<br />
Interessenten – und standen plötzlich vor<br />
mehr als hundert Anmeldungen. Als sich am<br />
22. Februar <strong>2011</strong> über hundert Architekten vor<br />
Ort ein Bild von der <strong>Integra</strong> machten, wurde<br />
uns die Dimension des Unternehmens schlagartig<br />
bewusst – und die Freude auf die Heraus-<br />
forderung wuchs. Wir wollten Neuland betreten.<br />
Nun hatten wir bereits die ersten, wichtigen<br />
Schritte getan.<br />
Im Verlaufe des Ausschreibungsprozesses hatten<br />
Wettbewerbsorganisatoren und Geschäftsleitung<br />
Hunderte von Anfragen zu beantworten,<br />
bis im Juni der grosse Countdown lief: In<br />
einer aufwendigen Aktion beurteilte die Jury<br />
die bis zur letzten Minute eingereichten sechzig<br />
Arbeiten, zeichnete die neun besten aus und<br />
erklärte schliesslich das Projekt «Passstück» der<br />
Luzerner Dorji Sigrist Architekten zum Sieger.<br />
Viele Aspekte sprechen für die Qualität des<br />
Projekts, das im Wesentlichen aus einem grossen<br />
zweigeschossigen Korpus besteht, der sich<br />
hervorragend in das bestehende Ensemble von<br />
Schul- und Industriebauten einfügt. Was aber<br />
seinen besonderen Reiz ausmacht, sind die drei<br />
Hofbereiche: Der Eingangshof in der Mitte ist<br />
gedeckt; Oblichter sorgen hier für eine helle,<br />
freundliche Atmosphäre. Über den östlichen<br />
Hof werden die Werkstätten erschlossen. Der<br />
Westhof dient als Aussenraum und Aufenthaltsbereich<br />
für die Kreativwerkstätten.<br />
Ein grosses, öffentliches Restaurant macht es<br />
zudem möglich, dass hier künftig die Betreuten<br />
und Personalangehörigen der <strong>Integra</strong> sowie die<br />
Kantonsschüler gemeinsam mittagessen können.<br />
Auch dies ist wieder ein Stück Neuland, das<br />
wir mit Vergnügen betreten. Denn die <strong>Integra</strong><br />
soll in jeder Beziehung ein Teil des Gemeinde-<br />
lebens sein.
Zahlen & Fakten.<br />
Den Neubau noch nicht eingerechnet,<br />
besteht die <strong>Integra</strong>-<br />
Infrastruktur aktuell aus 7<br />
Liegenschaften an 7 Standorten<br />
und einer Fahrzeugflotte<br />
von 7 Wagen. 132 Mitarbeitende<br />
(verteilt auf 106 Vollzeitstellen)<br />
leisten jährlich 330‘000<br />
Arbeitsstunden für die Betreu-<br />
ten und fahren für diese gegen<br />
40‘000 Kilometer. Wie rege<br />
der Austausch der <strong>Integra</strong> mit<br />
der Öffentlichkeit ist, zeigt<br />
ihre Korrespondenz: Dafür verbraucht<br />
sie annähernd 1 Tonne<br />
Briefpapier pro Jahr.
Zahlen & Fakten.<br />
Durchschnittlich dreissig<br />
Menschen mit Behinderung<br />
treten pro Jahr in die <strong>Integra</strong><br />
ein. Jeder Dritte arbeitet nicht<br />
nur hier, sondern lebt gleichzeitig<br />
in einer der zehn Wohngruppen,<br />
von denen jede sechs<br />
bis sieben Mitglieder zählt.<br />
Die Nachfrage nach Arbeits-<br />
und Wohnplätzen ist in den<br />
vergangenen 25 Jahren konstant<br />
gestiegen, und wer einmal<br />
zur <strong>Integra</strong>-Familie gehört,<br />
verlässt sie auch ungern: Austritte<br />
sind deutlich seltener.
Auf eigenen Füssen stehen. alles neu: ein neues dorf,<br />
ein neuer arbeitsplatz, ein neues Zimmer, neue Freunde.<br />
Pascal Kaufmann stiess im Frühling <strong>2011</strong> von der<br />
st. Josefs-stiftung bremgarten zur integra, wo er seither<br />
lebt und arbeitet.<br />
Sein Eintritt in die <strong>Integra</strong> war ein Riesenschritt<br />
in eine neue Welt. Und er machte Pascal<br />
Kaufmann praktisch über Nacht zum Mann.<br />
Denn sein Umzug nach Wohlen war auch<br />
ein Abschied von der Kindheit. Bis zu diesem<br />
Zeitpunkt wohnte der 20-Jährige während der<br />
Woche in der St. Josefs-Stiftung in Bremgarten,<br />
wo er zur Schule ging und in seinem Alltag<br />
unterstützt und gefördert wurde.<br />
Im Frühjahr <strong>2011</strong> war es aber soweit: Pascal, der<br />
zwar nicht verbal kommunizieren, aber sehr<br />
wohl ausdrücken kann, was er möchte, was<br />
ihn freut oder wo der Schuh drückt, startete<br />
das Abenteuer <strong>Integra</strong>. Hier würde er nicht<br />
mehr Teil einer Kinder- und Jugendgruppe<br />
sein, sondern Mitglied eines bunten Teams von<br />
Jugendlichen und Erwachsenen. Er würde nicht<br />
mehr die Schulbank drücken, sondern arbeiten<br />
«wie die Grossen». Er würde sein erstes eigenes<br />
Zimmer beziehen, neue Mitbewohner kennenlernen<br />
und plötzlich eigenverantwortlich über<br />
einen Teil seiner Freizeit verfügen. Neuland!<br />
Pascal Kaufmann hat sich dank der Unterstützung,<br />
die er bei der <strong>Integra</strong> praktisch rund um<br />
die Uhr geniesst, gut eingelebt. Er hat Freude<br />
daran bekommen, seine eignen vier Wände zu<br />
gestalten, Freundschaften zu knüpfen und Ver-<br />
antwortung zu übernehmen. Es macht ihm<br />
Spass, auch mal rauszugehen: Er nimmt an Freizeitaktivitäten<br />
in- und ausserhalb der <strong>Integra</strong> teil<br />
und verbringt seine Sommerferien im <strong>Integra</strong>-<br />
Lager. Er engagiert sich im eigenen kleinen<br />
Gruppenhaushalt, wo er wie alle anderen sein<br />
Zimmer in Ordnung hält und verschiedene Ämtli<br />
übernimmt. Er hat sich daran gewöhnt, Konflikte<br />
auszutragen und gemeinsam Lösungen zu finden.<br />
Pascal Kaufmann ist erwachsen geworden.<br />
Dies alles tönt viel selbstverständlicher, als es in<br />
Wirklichkeit ist. Denn die Menschen, die in der<br />
<strong>Integra</strong> leben und arbeiten, haben ihre Stärken<br />
meist nicht dort, wo sie ihnen für einen «normalen<br />
Alltag» nützen würden. Doch das macht sie<br />
nicht nur hilfsbedürftig, sondern auch einzigartig.<br />
Und das spüren auch die Betreuungspersonen<br />
der <strong>Integra</strong>: Auch sie betreten bei jedem Eintritt<br />
ein kleines Stück Neuland, das sie am Ende reicher<br />
macht.<br />
Gemeinschaft.<br />
Liebt die neue Freiheit:<br />
«<strong>Integra</strong>ner» Pascal Kaufmann.<br />
<strong>Integra</strong> JahresberIcht <strong>2011</strong> 7
Gartenservice.<br />
Unser Mann mit dem grünen<br />
Daumen: Daniel Meier.<br />
8 <strong>Integra</strong> JahresberIcht <strong>2011</strong><br />
Ein Schritt nach draussen. im Februar <strong>2011</strong> war<br />
daniel Meiers gartengruppe erstmals im einsatz. seither<br />
sind die auftragsbücher voll – obwohl bereits zwei weitere<br />
teams auf achse sind. der neue integra-gartenservice<br />
blüht mächtig.<br />
Als Daniel Meier im Oktober 2010 zur <strong>Integra</strong><br />
stiess, traf er auf wenig Know-how, aber viel Begeisterung:<br />
Es war nämlich der ausdrückliche<br />
Wunsch der Betreuten, mehr Möglichkeiten<br />
zu haben, im Freien zu arbeiten. Aufgrund der<br />
positiven Erfahrungen anderer Stiftungen<br />
entschied sich die <strong>Integra</strong> für den Aufbau einer<br />
eigenen Gartenservice-Gruppe. Da kam Daniel<br />
Meier mit seiner grossen Erfahrung im Gartenbau<br />
gerade recht.<br />
Daniel Meier ist Quereinsteiger. Allerdings nicht,<br />
was das Gärtnern anbelangt. Der 49-Jährige<br />
führte lange Zeit eine eigene Gartenbaufirma,<br />
bevor er sich dazu entschied, völlig neue Wege<br />
zu gehen und ein Sozialpraktikum bei der arwo<br />
Stiftung für Behinderte Wettingen zu machen.<br />
Bei der <strong>Integra</strong> kann er nun seine umfassenden<br />
Kenntnisse als Gartenfachmann und Unternehmer<br />
mit dem Wunsch nach einer Tätigkeit im<br />
Betreuungsbereich perfekt kombinieren.<br />
Innert kürzester Zeit machte Daniel Meier seine<br />
Gruppe fit für den Einsatz und richtete am<br />
Schützenmattweg in Wohlen einen veritablen<br />
Werkhof mit Aufenthaltsraum und Büro ein.<br />
Im Februar <strong>2011</strong> rüstete sich das «Green-Team»<br />
für seinen ersten Einsatz – und konnte seither<br />
kaum richtig Atem holen. Prallvolle Auftragsbücher<br />
zeugen davon, dass der <strong>Integra</strong>-Gartenservice<br />
ganze Arbeit zu fairen Preisen leistet<br />
und der Entscheid, einen solchen einzuführen,<br />
richtig war.<br />
Um der Kundennachfrage einigermassen<br />
gerecht zu werden, konnte die <strong>Integra</strong> bereits<br />
zwei weitere ausgebildete Gärtner als Gruppenleiter<br />
anstellen. Allerdings geht es ihr nicht<br />
in erster Linie darum, sich in dieser Nische<br />
breitzumachen: Im Vordergrund des Gartenservice-Angebots<br />
steht die Möglichkeit für die<br />
Betreuten, sich an der frischen Luft bei Wind<br />
und Wetter sinnvoll zu betätigen. Dass sie dies<br />
mit viel Leidenschaft tun, beweist der Erfolg<br />
des jungen <strong>Integra</strong>-Engagements.
Zahlen & Fakten.<br />
Rund zehn Männer und Frauen<br />
mit einer Beeinträchtigun und<br />
drei Fachpersonen arbeiteten<br />
Ende <strong>2011</strong> beim <strong>Integra</strong>-Gartenservice.<br />
Dieser übernimmt<br />
im Auftrag von Privatpersonen,<br />
Unternehmen und der<br />
öffentlichen Hand Einzel-,<br />
Monats- und Jahresaufträge<br />
im Garten- und Umgebungsbereich.<br />
Um die Qualität der<br />
Arbeit zu gewährleisten, wird<br />
jede Gruppe von einem ausgebildeten<br />
Gärtner geführt.
Rückblick.<br />
Das Wichtigste des Jahres.<br />
1 Tag der offenen Tür 2 Neujahrsapéro 3 Tag der offenen Tür 4 Jubiläum der Betreuten 5 Vorbereitung Fasnacht 6 Fasnacht<br />
1 2
3 5<br />
4 6
Produktion.<br />
Nicht (nur) dem Profit ver-<br />
pflichtet: Produktionsleiter<br />
Stephan Baumann.<br />
12 <strong>Integra</strong> JahresberIcht <strong>2011</strong><br />
Der Mensch im Zentrum. als serviceleiter einer<br />
biotechnologiefirma kannte er nur ein Ziel: Profit.<br />
als neuer Produktionsleiter bei der integra will sich<br />
stephan baumann vermehrt dem Menschen widmen.<br />
neuland für den 39-Jährigen.<br />
«Ich möchte eine Kultur fördern, die von Vertrauen,<br />
Offenheit, Toleranz, Respekt und Transparenz<br />
geprägt ist», sagt Stephan Baumann. Und meint<br />
damit: nicht bloss von der Wirtschaftlichkeit. Das<br />
hat er während seiner Tätigkeit als Serviceleiter<br />
zur Genüge erfahren: Es ging nur um den Profit.<br />
«Aber wo?», so fragte er sich immer öfter, «wo<br />
bleibt der Mensch?»<br />
Seit Oktober <strong>2011</strong> versucht er es nun anders zu<br />
machen. In seiner Funktion als Produktionsleiter<br />
bei der <strong>Integra</strong> sieht er die Chance, das Gesicht<br />
eines Unternehmens mitzuprägen, das sich<br />
ganz dem Menschen verschrieben hat und sich<br />
dennoch auf einem Markt behaupten muss, der<br />
vom Preis-/Leistungsverhältnis diktiert wird. «Es<br />
ist für uns deshalb selbstverständlich, möglichst<br />
wirtschaftlich, kunden- und lösungsorientiert zu<br />
arbeiten», gibt er zu, «aber im Grunde ist doch<br />
entscheidend, jedem Einzelnen das Gefühl zu<br />
geben, gebraucht zu werden.»<br />
Als wichtigstes Ziel hat sich Stephan Baumann<br />
deshalb vorgenommen, möglichst abwechslungsreiche,<br />
spannende und anspruchsvolle<br />
Arbeit zu akquirieren – und dies keineswegs<br />
zu jedem Preis. «Auch wir müssen uns marktgerecht<br />
verhalten», sagt er. Das stellt hohe<br />
Anforderungen an Betreute und Betreuungspersonen,<br />
und es setzt unter anderem einen<br />
modernen Maschinenpark auf hohem Niveau<br />
voraus. Genau deshalb hat die <strong>Integra</strong> im Frühjahr<br />
<strong>2011</strong> für 20’000 Franken eine neue Schleifmaschine<br />
angeschafft, die für die Mitarbeitenden<br />
einfach zu bedienen ist und sich effizient in<br />
den Arbeitsprozess integrieren lässt.<br />
Die eigenen Leute zu fördern und mitunter auch<br />
zu fordern und auf modernen Anlagen zu produ-<br />
zieren, ist die eine Seite. «Was wir ebenso brau-<br />
chen, ist ein professionelles Auftreten gegenüber<br />
den Kunden», sagt Stephan Baumann. «Denn<br />
nur auf dieser Basis sind längerfristige Partnerschaften<br />
möglich. Und davon profitieren alle.»
Zahlen & Fakten.<br />
Für die Produktion der <strong>Integra</strong><br />
arbeiten rund hundert erwach-<br />
sene Menschen mit einer<br />
geistigen, körperlichen oder<br />
psychischen Behinderung in<br />
sieben geschützten Arbeitsgruppen.<br />
Sie werden dabei von<br />
zehn Betreuungspersonen<br />
unterstützt und erwirtschaften<br />
einen Ertrag von über 1,5<br />
Millionen Franken. Das Ange-<br />
bot der <strong>Integra</strong> umfasst die<br />
Bereiche Mechanik, Kabelkonfektion,<br />
Montage, Mailing und<br />
Verpackung.
<strong>Integra</strong>tion.<br />
«Ich kann das»: Schwesternhilfe<br />
Senada Besic.<br />
14 <strong>Integra</strong> JahresberIcht <strong>2011</strong><br />
Die Chance gepackt. nach ihrer ausbildung zur<br />
hauswirtschaftspraktikerin bei der integra wagte<br />
senada besic den schritt nach draussen:<br />
seit august <strong>2011</strong> arbeitet sie als schwesternhilfe<br />
im alterswohnheim st. Martin in Muri.<br />
So eine Gelegenheit bietet sich nicht oft: Kaum<br />
hatte die 20-jährige Senada Besic ihre Ausbildung<br />
bei der <strong>Integra</strong> abgeschlossen, bekam sie<br />
das Angebot, im Alterswohnheim St. Martin<br />
in Muri eine Schnupperlehre zu machen. Zu<br />
verdanken hatte sie diese Chance einer eigentlichen<br />
Enttäuschung: Heimleiter Daniel Berton,<br />
dem es schon immer ein Anliegen war, junge<br />
Menschen in den Arbeitsprozess zu integrieren,<br />
erlebte mit einigen «ganz normalen» Schulabgängern<br />
so wenig Erfreuliches, dass er sich<br />
dazu entschloss, geschützte Arbeitsplätze für<br />
Betreute der <strong>Integra</strong> anzubieten.<br />
Und Senada war eine der Glücklichen. Doch<br />
der Schritt von der <strong>Integra</strong> in die (Arbeits-)Welt<br />
war kein einfacher. Senada spürte, dass hier<br />
automatisch mehr von ihr erwartet wurde, der<br />
Druck stieg und das Tempo sich verschärfte.<br />
Und so musste sie sich erst zurechtfinden,<br />
nicht zuletzt mit ihren Arbeitskolleginnen und<br />
-kollegen, die ihr mit zu hohen Erwartungshaltungen<br />
begegneten. Auch sie mussten etwas<br />
lernen: dass sich der Einsatz für ihre weniger<br />
belastungsfähige Kollegin lohnt. «Es braucht<br />
nun mal ein bisschen Geduld und Verständnis»,<br />
erklärt Daniel Berton. «Doch zurück kommen<br />
Leistung und ein Lächeln.»<br />
Die Sensibilisierung der Mitarbeitenden im<br />
Alterswohnheim St. Martin für das Thema<br />
<strong>Integra</strong>tion sei mittlerweile sehr fortgeschritten,<br />
ist Daniel Berton heute überzeugt. Und das<br />
bekommt auch Senada zu spüren. Sie fühlt sich<br />
akzeptiert, schätzt es, dass sie geschult wird<br />
und selbständig arbeiten darf. Denn die Pflege<br />
und Betreuung älterer Menschen und die<br />
damit verbundene Nähe seien für sie ursprünglich<br />
Neuland gewesen – und eine echte Herausforderung.<br />
«Aber ich wollte mir beweisen, dass<br />
ich das kann.» Das hat sie. Und sie darf stolz<br />
sein darauf.
Zahlen & Fakten.<br />
Die <strong>Integra</strong>tion von Betreuten<br />
in den Arbeitsprozess ist nicht<br />
nur Anliegen, sondern auch<br />
Auftrag der <strong>Integra</strong>, die deshalb<br />
im dauernden Austausch<br />
mit der regionalen Wirtschaft<br />
steht. Obwohl geschützte Arbeitsplätze<br />
Mangelware sind,<br />
gelingt es immer wieder, Menschen<br />
mit Beeinträchtigung zu<br />
vermitteln. Durchschnittlich<br />
zwei bis drei Betreute finden<br />
so jährlich eine Stelle.
Finanzen<br />
18 <strong>Integra</strong> JahresberIcht <strong>2011</strong><br />
Jahresrechnung <strong>2011</strong><br />
Ertrag <strong>2011</strong> Aufwand <strong>2011</strong> Gesetzlicher Wohnsitz der Betreuten<br />
Kantonsbeiträge<br />
Selbstzahler<br />
Berufliche Massnahmen<br />
Produktionsertrag<br />
Mietzins- und<br />
übriger Ertrag<br />
Personalaufwand<br />
Materialaufwand<br />
Mietaufwand, Unterhalt<br />
und Reparaturen<br />
Lebensmittel, Getränke<br />
und Haushaltaufwand<br />
Ausflüge und Lager<br />
Verwaltungsaufwand<br />
Sonstiger Betriebsaufwand<br />
Abschreibungen<br />
Arbeitsplatz<br />
Bezirk Bremgarten 111<br />
Bezirk Muri 53<br />
Übrige Bez. Kt. Aargau 42<br />
ausserkantonal 5<br />
Total 211<br />
Wohnplatz<br />
Bezirk Bremgarten 33<br />
Bezirk Muri 17<br />
Übrige Bez. Kt. Aargau 14<br />
ausserkantonal 2<br />
Total 66<br />
BDO AG, Baden-Dättwil, bestätigt in Ihrem Revisionsstellenbericht, datiert vom 5. März 2012, dass die Jahresrechnung für das am<br />
31. Dezember <strong>2011</strong> abgeschlossene Geschäftsjahr dem schweizerischen Gesetz und der Stiftungsurkunde entspricht und empfiehlt die<br />
Jahresrechnung zur Genehmigung. Die ausführliche Jahresrechnung mit Revisionsstellenbericht finden Sie auf www.integrafreiamt.ch
Bilanz per 31.12.<br />
Aktiven <strong>2011</strong> 2010<br />
Flüssige Mittel 2'610'339.40 2'331'766.22<br />
Forderungen 741'244.96 918'619.97<br />
Aktive Rechnungsabgrenzungen 1'565'837.55 1'740'007.85<br />
Umlaufvermögen 4'917'421.91 4'990'394.04<br />
Mobile Sachanlagen 512'600.00 440'600.00<br />
Liegenschaften 8'073'481.50 8'548'538.00<br />
Anlagevermögen 8'586'081.50 8'989'138.00<br />
Zweckgebundenes Fondsvermögen 1'258'362.35 871'278.10<br />
Total Aktiven 14'761'865.76 14'850'810.14<br />
Passiven <strong>2011</strong> 2010<br />
Kurzfristige Verbindlichkeiten 356'884.97 361'922.05<br />
Passive Rechnungsabgrenzungen 322'491.95 266'148.60<br />
Hypothekarkredite 1'500'000.00 2'200'000.00<br />
Fremdkapital 2'179'376.92 2'828'070.65<br />
Fondskapital 1'258'362.35 871'278.10<br />
Stiftungskapital 12'120'841.66 11'867'246.95<br />
Kapitalrücklagen (-fehlbetrag) zweckgebunden -1'005'100.27 -1'090'474.00<br />
Bilanzgewinn 208'385.10 374'688.44<br />
Stiftungsvermögen 11'324'126.49 11'151'461.39<br />
Total Passiven 14'761'865.76 14'850'810.14<br />
Erfolgsrechnung<br />
<strong>2011</strong> 2010<br />
Ertrag<br />
Kantonsbeiträge 6'070'363.56 5'881'062.08<br />
Selbstzahler 3'153'783.00 3'167'771.70<br />
Berufliche Massnahmen 866'013.67 842'558.00<br />
Produktionsertrag 1'669'404.89 1'635'416.80<br />
Mietzinsertrag 1'200.00 1'200.00<br />
Übriger Ertrag 262'605.61 352'769.66<br />
Total Ertrag 12'023'370.73 11'880'778.24<br />
Aufwand<br />
Personalaufwand 9'357'638.70 8'903'567.65<br />
Materialaufwand 348'049.40 373'822.00<br />
Mietaufwand, Unterhalt, Reparaturen 560'043.30 593'712.40<br />
Lebensmittel, Getränke, Haushaltaufwand 527'657.00 505'670.55<br />
Ausflüge und Lager 45'353.80 70'388.85<br />
Verwaltungsaufwand 261'829.80 288'305.46<br />
Sonstiger Betriebsaufwand 221'583.20 220'658.25<br />
Abschreibungen 489'547.90 440'970.95<br />
Total Aufwand 11'811'703.10 11'397'096.11<br />
Jahresergebnis vor Spenden und Zinsen 211'667.63 483'682.13<br />
Spenden und Legate 384'424.25 350'937.89<br />
Entnahme Zuweisung Fondskapital 384'424.25 423'045.04<br />
Finanzertrag 15'685.46 21'221.78<br />
Finanzaufwand 45'022.31 58'108.32<br />
ausserordentlicher Ertrag 26'054.32 0.00<br />
Jahresgewinn 208'385.10 374'688.44
Organe und Personen.<br />
Stand 1.4.2012<br />
StiFtUNGSrAt<br />
Josef Brunner<br />
Betriebsökonom HWV,<br />
Wohlen, Präsident<br />
Caroline Muff-Somma<br />
lic. jur., Muri, Vizepräsidentin<br />
Patrick Küng<br />
eidg. dipl. Bankfachexperte,<br />
Bremgarten<br />
Walter Küng<br />
lic. phil., Wohlen<br />
Markus Loher<br />
dipl. Masch. Techniker, Wohlen<br />
20 <strong>Integra</strong> JahresberIcht <strong>2011</strong><br />
StiFtUNGSvErSAMMlUNG<br />
Josef Brunner<br />
Wohlen, Präsident<br />
Alois Huber<br />
Boswil, Vizepräsident<br />
Michel Christen<br />
dipl. Arch. HTL, Gemeindeammann,<br />
Waltenschwil<br />
Walter Christen<br />
Präsident Procap <strong>Freiamt</strong>,<br />
Mellingen<br />
Antoinette Hard<br />
Hauswirtschaftsleiterin, Muri<br />
Ruedi Jost<br />
Apotheker, Villmergen<br />
Josef Kuhn<br />
eidg. dipl. Treuhandexperte,<br />
Dottikon<br />
Urs Kuhn<br />
dipl. Heilpädagoge,<br />
Gemeinderat, Wohlen<br />
Josef Krummenacher<br />
Unternehmer, Muri<br />
Hans-Mathias Käppeli<br />
lic. oec. HSG, Beinwil<br />
Margrit Küng<br />
Pflegefachfrau, Villmergen<br />
Thomas Leitch<br />
Sekundarlehrer, Grossrat,<br />
Wohlen<br />
Bettina Lukoschus Dinter<br />
ref. Pfarrerin, Muri<br />
Markus Keller<br />
dipl. Ing. FH, Gemeinderat,<br />
Villmergen<br />
Walter Notter<br />
Unternehmer, Wohlen<br />
Bettina Ochsner<br />
Treuhänderin, Grossrätin,<br />
Oberlunkhofen<br />
Josef Sachs<br />
Dr. med., Psychiater, Wohlen<br />
Regula Scherer<br />
Lehrerin, Abtwil<br />
Kaspar Schild<br />
Dr. med., Wohlen<br />
Milly Stöckli-Ammann<br />
Grossrätin, Muri<br />
Rudolf Wenger<br />
Disponent, Wohlen<br />
Peter Wertli<br />
lic. jur., a. Regierungsrat,<br />
Wohlen<br />
Peter Würsch<br />
Schreiner, Dintikon<br />
GESChäFtSlEitUNG<br />
Pascal Gregor<br />
Geschäftsführer<br />
Urs Peterhans<br />
Leiter Arbeiten<br />
Pius Meier<br />
Leiter Facilities<br />
Thomas Hoffmann<br />
Finanzen/Administration<br />
rEviSioNSStEllE<br />
BDO AG, Baden-Dättwil
<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong><br />
Impressum<br />
Herausgeber:<br />
<strong>Integra</strong>, Stiftung für<br />
Behinderte im <strong>Freiamt</strong><br />
Jurastrasse 16<br />
CH-5610 Wohlen<br />
Tel. 056 619 51 11<br />
Fax 056 619 51 12<br />
www.integrafreiamt.ch<br />
Texte:<br />
Die Magaziner, Muri<br />
Fotos:<br />
Felix Wey, Baden<br />
Konzept/Gestaltung:<br />
Küttel Laubacher Werbeagentur, Wohlen<br />
Druck:<br />
Kasimir Meyer AG, Wohlen
<strong>Integra</strong>, Stiftung für<br />
Behinderte im <strong>Freiamt</strong><br />
Jurastrasse 16<br />
CH-5610 Wohlen<br />
Tel. 056 619 51 11<br />
Fax 056 619 51 12<br />
www.integrafreiamt.ch