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Krankheitswert aus Sicht des Rheumatologen in Bezug auf

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<strong>Krankheitswert</strong> <strong>aus</strong> der <strong>Sicht</strong> <strong>des</strong><br />

<strong>Rheumatologen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bezug</strong> <strong>auf</strong> die<br />

Arbeitsfähigkeit<br />

André-G. Aeschlimann, Peter-A. Wyss<br />

RehaCl<strong>in</strong>ic<br />

SGV-Tagung<br />

Fribourg, 17/18.03.2010


<strong>Krankheitswert</strong> <strong>aus</strong> der <strong>Sicht</strong> <strong>des</strong><br />

<strong>Rheumatologen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bezug</strong> <strong>auf</strong> die Arbeitsfähigkeit<br />

…<br />

„Krankheit ist jede Bee<strong>in</strong>trächtigung der körperlichen,<br />

geistigen oder psychischen Gesundheit, die nicht Folge<br />

e<strong>in</strong>es Unfalles ist und die e<strong>in</strong>e mediz<strong>in</strong>ische Untersuchung<br />

oder Behandlung erfordert oder e<strong>in</strong>e Arbeitsunfähigkeit zur<br />

Folge hat… „ (Art.3, Abs 1 ATSG)


<strong>Krankheitswert</strong> <strong>aus</strong> der <strong>Sicht</strong> <strong>des</strong><br />

<strong>Rheumatologen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bezug</strong> <strong>auf</strong> die Arbeitsfähigkeit<br />

…<br />

„Arbeitsfähig ist wer gesund ist, e<strong>in</strong> Zustand vollkommenen<br />

körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbef<strong>in</strong>dens.<br />

Gesundheit ist e<strong>in</strong> Zustand optimaler Leistungsfähigkeit<br />

e<strong>in</strong>es Individuums…“


Fallbeispiel<br />

Frau S.M., 33jährig.<br />

Seit 5 Tagen lumbal betonte Schmerzen<br />

bds. mit Ausstrahlung <strong>in</strong> das rechte<br />

Gesäss, vor allem belastungsabhängig,<br />

aber auch nachts. Die Schmerzen s<strong>in</strong>d<br />

<strong>auf</strong>getreten beim Heben der<br />

E<strong>in</strong>k<strong>auf</strong>stasche <strong>aus</strong> dem Kofferraum.


Doctor‘s agenda...<br />

Schnelle Diagnose...<br />

Lebenssituation (zu H<strong>aus</strong>e,<br />

am Arbeitsplatz...)<br />

Individuell angepasste Aufklärung<br />

Therapie e<strong>in</strong>leiten


Achtung falls:<br />

• schlechter Allgeme<strong>in</strong>zustand (Fieber, Gewichtsverlust?)<br />

• Schmerzcharakter oft zunehmend? nachts betont?<br />

ke<strong>in</strong>e Besserung <strong>auf</strong> Ruhe?<br />

• Funktionsstörung<br />

Gefühlsstörung? Lähmungen? Darm-/Blasenstörung?<br />

• Begleiterkrankungen<br />

Zuckerkrankheit? Drogenkonsum? Infektionen? Krebs?


Kl<strong>in</strong>ischer Untersuchungsbefund<br />

Fehlhaltung<br />

Shift<br />

Tendomyotisches Lumbal-Syndrom<br />

Lasègue 70° bds<br />

Ke<strong>in</strong>e senso-motorische Ausfälle...


„Unspezifischer“ Rückenschmerz wahrsche<strong>in</strong>lich weil:<br />

• Rückenschmerzen sehr häufig s<strong>in</strong>d…<br />

• <strong>in</strong> der Regel guter Verl<strong>auf</strong> <strong>in</strong>nert 4-6 Wochen…


Aufforderung zur Aktivität!<br />

Physiotherapie<br />

Ausdauertra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />

Kräftigungs-Therapie<br />

Heimprogramm<br />

Information…


Therapie <strong>des</strong> akuten Low Back Pa<strong>in</strong> (unspezifisch)<br />

(EU-Guidel<strong>in</strong>es 2005)<br />

Evidenz erwiesen Aufforderung zur Aktivität<br />

NSAR<br />

Muskelrelaxantien<br />

Wahrsche<strong>in</strong>lich nützlich Analgetika<br />

Manipulation an der<br />

Wirbelsäule<br />

Unbekannter Effekt Akupunktur<br />

Rückenschule<br />

Epidurale Steroid-Injektionen<br />

Massage<br />

Tens<br />

Traktion<br />

Triggerpunkt-Injektionen<br />

Thermaltherapie<br />

Ultraschall<br />

Ineffektiv Bettruhe


Nach 3 Wochen….<br />

weiterh<strong>in</strong> Schmerzen…<br />

hat Angst, Arbeitsplatz zu verlieren<br />

…Spannungen zu H<strong>aus</strong>e…<br />

Drohende Arbeitsunfähigkeit


Arbeitsfähigkeit & Rückenschmerzen<br />

Arbeitsunfähigkeit mit Rückenbeschwerden:<br />

Rückkehr zur Arbeit<br />

1/2 Jahr: 50%<br />

Courtesy from Th.Vogt, Felix Platter Spital, Basel<br />

1 Jahr: 25%<br />

BackInTime 1998 / Waddell 1992


Man muss sich bewusst se<strong>in</strong>, dass ………<br />

50% der Gesamtbevölkerung verspürte <strong>in</strong> den letzten 12 Monaten<br />

Rückenschmerzen, davon zeigten Betroffene…<br />

• <strong>in</strong> 40% Beschwerden mit Dauer von ca. 12 Wochen<br />

• <strong>in</strong> etwa 34% Beschwerden mit Dauer von mehr als 12 Wochen...


Und <strong>aus</strong> wirtschaftlicher <strong>Sicht</strong>...<br />

- 10-15% der LBP-Patienten verursachen ca. 75% der<br />

Gesamtkosten<br />

- 90% der Gesamtkosten s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>direkte Kosten<br />

(= Arbeits<strong>aus</strong>fälle/Taggeld/ Rente)


Doctor‘s agenda...<br />

Diagnose überprüfen…<br />

Lebenssituation (zu H<strong>aus</strong>e,<br />

am Arbeitsplatz...)?<br />

sog. Kontextfaktoren<br />

Begleitsymptome?<br />

Welche Therapie noch s<strong>in</strong>nvoll?<br />

Arbeitsfähigkeit?


Bedeutung der Kontext-Faktoren:<br />

I. Arbeitssituation: schwere körperliche Arbeit, monotone Arbeit,<br />

Unzufriedenheit am Arbeitsplatz...<br />

II. Lebenssituation: ger<strong>in</strong>ge Schulbildung, niedrige sozio-ökonomische Schicht,<br />

Scheidung...<br />

III. Persönliches Verhalten: hilflos, passives Verhalten, Depression, Angst,<br />

neurotische Persönlichkeitszüge<br />

IV. Mediz<strong>in</strong>ische System: passive Therapien, mangelnde Information über<br />

Leiden, länger dauernde Krankschreibung, Empfehlung zur Schonung...


Risikofaktoren für das Auftreten von chronisch,<br />

unspezifische Rückenschmerzen<br />

Individuell:<br />

Gesicherte Evidenz<br />

• Alter<br />

• körperliche Fitness<br />

• Kraft der Rumpfmuskulatur<br />

Ke<strong>in</strong>e Assoziation:<br />

• Geschlecht,<br />

• Körpergrösse<br />

• Körpergewicht<br />

• Beweglichkeit bzw. strukturelle Veränderungen der Wirbelsäule


Risikofaktoren für das Auftreten von chronisch,<br />

unspezifische Rückenschmerzen<br />

Psychosozial<br />

Sichere Evidenz für:<br />

• Stress (Dystress)<br />

• Angst und Stimmungslage<br />

• Schmerzverhalten<br />

• Schmerzverarbeitung


Vlaeyen J. et al: The Fear-Avoidance Model of Musculoskeletal Pa<strong>in</strong>: Current State of Scientific Evidence;<br />

Journal of Beh Med 2006,30:1:77-94


Risikofaktoren für das Auftreten von chronisch,<br />

unspezifischen Rückenschmerzen<br />

Ungenügend erwiesen s<strong>in</strong>d:<br />

• familiärer Support<br />

• sozialer Kontakt<br />

• Teilnahme am gesellschaftlichen Leben<br />

• materielle und emotionale Unterstützung<br />

Ke<strong>in</strong> erhöhtes Risiko für:<br />

• chronische Rückenschmerzen <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit sozialem<br />

Status<br />

• negativen K<strong>in</strong>dheitserlebnissen


Umgebungsfaktoren<br />

Gesicherte Evidenz für<br />

• körperliche Belastung (manuelles Bearbeiten von<br />

Materialien, gekrümmte und verdrehte Körperposition<br />

bei Arbeit, Ganzkörpervibration)<br />

• Psychologische Aspekte am Arbeitsplatz<br />

(Berufsunzufriedenheit, monotone Abläufe,<br />

persönliche Unterstützung am Arbeitsplatz, hohe<br />

Anforderung/Stressempf<strong>in</strong>den).<br />

Achtung: schwierig zu messende Parameter (je nach Arbeitsplatz unterschiedliche<br />

Bed<strong>in</strong>gungen) „Begriff“: Healthy worker effect.


Prediction of return-to-work of low back pa<strong>in</strong> patients sicklisted for 3-4 months<br />

Anneke M. van der Giezena, Lex M. Bouterb, Frans J.N. Nijhuis<br />

Pa<strong>in</strong> 87;(2000):285-294<br />

..., the most important predictor for be<strong>in</strong>g at work were the subjective evaluation<br />

of the health status and the satisfaction about the job.<br />

Courtesy from Dr. Th. Vogt, Rheumatologische Universitätskl<strong>in</strong>ik Basel


Doctor‘s agenda...<br />

Diagnose überprüfen…<br />

Lebenssituation (zu H<strong>aus</strong>e,<br />

am Arbeitsplatz...)?<br />

Begleitsymptome?<br />

Welche Therapie noch s<strong>in</strong>nvoll?<br />

Arbeitsfähigkeit?


H<strong>in</strong>weise für e<strong>in</strong>e psychosomatische Komponente…<br />

„funktionelle Beschwerden“:<br />

Angststörung<br />

Paraesthesien<br />

Kopfschmerzen<br />

„Reizdarm“<br />

„Unruhige Be<strong>in</strong>e“ (> nachts)<br />

Trockener Mund<br />

Reizblase ...


Zurzacher Interdiszipl<strong>in</strong>äres Schmerzprogramm (ZISP)<br />

Effekt im<br />

Schmerz<br />

Pat. mit chronischen Rückenschmerzen (n=116)<br />

Effekte E<strong>in</strong>tritt Austritt: >0 Verbesserung<br />

Effekt im Katastrophisieren<br />

F.Angst, A. Aeschlimann, unpublished data, 2010<br />

Korrelation<br />

0.50<br />

E<strong>in</strong>e Reduktion im<br />

Katastrophisieren<br />

(E<strong>in</strong>tritt Austritt)<br />

geht mit e<strong>in</strong>er<br />

Reduktion im<br />

Schmerz e<strong>in</strong>her.


P. Henn<strong>in</strong>gsen et al.: Management of functional somatic<br />

syndromes. Lancet 2007:369:946-55<br />

Which diseases ?<br />

• chronic low-back pa<strong>in</strong><br />

• Fibromyalgia syndrome<br />

• irritable bowel syndrome<br />

• chronic fatigue syndrome<br />

• chronic pelvic pa<strong>in</strong><br />

• premenstrual syndrome<br />

• tension headache<br />

• non-ulcer dyspepsia


Doctor‘s agenda...<br />

Diagnose überprüfen…<br />

Lebenssituation (zu H<strong>aus</strong>e,<br />

am Arbeitsplatz...)?<br />

Begleitsymptome?<br />

Welche Therapie noch s<strong>in</strong>nvoll?<br />

Arbeitsfähigkeit?


Chronischer Low Back Pa<strong>in</strong> (unspezifisch)<br />

EU-Guidel<strong>in</strong>es 2005<br />

Evidenz erwiesen Aktive Physiotherapie<br />

Verhaltenstherapie<br />

Wahrsche<strong>in</strong>lich nützlich Analgetika<br />

Multidiszipl<strong>in</strong>äres Behandlungsprogramm<br />

Rückenschule<br />

Massage<br />

NSAR<br />

Unbekannter Effekt Akupunktur<br />

Antidepressiva<br />

Epidurale Steroid-Injektionen<br />

Muskelrelaxantien<br />

Manipulative Therapie<br />

Tens<br />

Triggerpunkt-Injektionen<br />

Thermaltherapie<br />

Ultraschall<br />

Ineffektiv Bettruhe<br />

Traktion


Doctor‘s agenda...<br />

Diagnose überprüfen…<br />

Lebenssituation (zu H<strong>aus</strong>e,<br />

am Arbeitsplatz...)?<br />

Begleitsymptome?<br />

Welche Therapie noch s<strong>in</strong>nvoll?<br />

Arbeitsfähigkeit?


Courtesy from Th. Vogt, Rheumatologische Universitätskl<strong>in</strong>ik Basel<br />

Her<strong>aus</strong>gegeben von Swiss Insurance<br />

Medic<strong>in</strong>e (SIM), der schweizerischen<br />

Interessengeme<strong>in</strong>schaft für<br />

Versicherungsmediz<strong>in</strong>; April 2005.


Arbeitsunfähigkeit (Art.6, ATSG):<br />

Arbeitsunfähigkeit (AUF) ist die durch e<strong>in</strong>e Bee<strong>in</strong>trächtigung der körperlichen,<br />

geistigen oder psychischen Gesundheit bed<strong>in</strong>gte volle oder teilweise Unfähigkeit, im<br />

bisherigen Beruf oder Aufgabenbereich zumutbare Arbeit zu leisten.<br />

Bei langer Dauer kann auch die zumutbare Tätigkeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em anderen Beruf oder<br />

Aufgabenbereich verlangt werden “.<br />

Rehabilitationsprozess


Arbeitsunfähigkeit:<br />

Die bisherige Tätigkeit im Beruf oder Aufgabenbereich kann <strong>in</strong>folge<br />

e<strong>in</strong>es Gesundheitsschadens<br />

● nicht mehr<br />

● nur noch <strong>in</strong> beschränktem Masse<br />

● nur noch unter der Gefahr e<strong>in</strong>er Verschlimmerung <strong>des</strong> Gesundheitszustands<br />

<strong>aus</strong>geübt werden.


Arbeitsunfähigkeit:<br />

Die Beurteilung der Arbeitsunfähigkeit ist Sache der Ärzt<strong>in</strong>nen und<br />

Ärzte,<br />

sie wird <strong>in</strong> Prozenten geschätzt.


Arbeitsunfähigkeit:<br />

• Relevant ist die bisher <strong>aus</strong>geübte Tätigkeit<br />

•die Gesundheitsstörung muss e<strong>in</strong>en Grad mit <strong>Krankheitswert</strong> erreichen<br />

= struktureller Natur u/o<br />

= Behandlung zur Folge haben<br />

•zumutbare andere Tätigkeit bei langer AUF Dauer


Erwerbsunfähigkeit (Art 7 ATSG)<br />

Von der Arbeitsunfähigkeit ist Erwerbsunfähigkeit (EUF) zu unterscheiden. Deren<br />

Beurteilung ist nicht mehr Sache der Ärzt<strong>in</strong>nen und Ärzte, sondern <strong>des</strong> Versicherers.<br />

Sie entspricht dem ganzen oder teilweisen Verlust der Erwerbsmöglichkeiten<br />

<strong>auf</strong> dem <strong>in</strong> Betracht kommenden <strong>aus</strong>geglichenen Arbeitsmarkt <strong>in</strong>folge<br />

e<strong>in</strong>es Gesundheitsschadens (Krankheit, Unfall), und zwar erst nach Abschluss<br />

der zumutbaren Behandlung und E<strong>in</strong>gliederung: Die (Rest-) Erwerbsunfähigkeit<br />

ergibt sich <strong>aus</strong> der ökonomischen Verwertbarkeit der nach Abschluss <strong>des</strong><br />

Falles verbliebenen Fähigkeit, zumutbare Tätigkeiten <strong>aus</strong>zuüben.<br />

Der Grad der Erwerbsunfähigkeit wird adm<strong>in</strong>istrativ vom Versicherer<br />

<strong>auf</strong> der Basis der vom Arzt beurteilten «Zumutbarkeit» festgelegt.


Invalidität (Art. 8 ATSG)<br />

Invalidität ist e<strong>in</strong> juristischer und ke<strong>in</strong> mediz<strong>in</strong>ischer Begriff.<br />

Das Vorliegen e<strong>in</strong>er Invalidität ist e<strong>in</strong>e grundsätzliche Vor<strong>aus</strong>setzung,<br />

damit z.B. Leistungen der Invalidenversicherung <strong>aus</strong>gerichtet werden können.<br />

Die Invalidität bei Erwachsenen ist wie folgt def<strong>in</strong>iert:<br />

Invalidität ist die vor<strong>aus</strong>sichtlich bleibende oder länger dauernde ganze oder<br />

teilweise Erwerbsunfähigkeit. Die Invalidität kann Folge von Geburtsgebrechen,<br />

Krankheit oder Unfall se<strong>in</strong>.<br />

Bei der Invalidität geht es also um e<strong>in</strong>en vor<strong>aus</strong>sichtlich länger dauernden<br />

wirtschaftlichen Verlust (Erwerbs<strong>aus</strong>fall), der von e<strong>in</strong>em Gesundheitsschaden<br />

trotz zumutbarer Therapie und E<strong>in</strong>gliederung k<strong>aus</strong>al verursacht wird.


Beurteilung der Arbeitsunfähigkeit:<br />

Nur die E<strong>in</strong>schränkung <strong>in</strong> <strong>Bezug</strong> <strong>auf</strong> die bisherige (<strong>aus</strong>geübte)<br />

Tätigkeit ist rechtlich relevant<br />

… nicht aber die mediz<strong>in</strong>isch-theoretische E<strong>in</strong>schränkung e<strong>in</strong>er<br />

körperlichen Funktion.<br />

Die Gesundheitsstörung muss e<strong>in</strong>en Grad mit <strong>Krankheitswert</strong><br />

erreichen, d.h. sie muss e<strong>in</strong>e Behandlung und/oder e<strong>in</strong>e<br />

teilweise oder volle Arbeits<strong>aus</strong>setzung zur Folge haben.


Beurteilungsprozess<br />

Die Schätzung der Arbeitsunfähigkeit (<strong>in</strong> %) be<strong>in</strong>haltet zwei<br />

Komponenten, die separat zu betrachten s<strong>in</strong>d:<br />

● Leistungskomponente (Belastbarkeit oder so genanntes ‚Rendement’)<br />

● Zeitkomponente (Präsenzzeit am Arbeitsplatz)<br />

Bei der Ermittlung der Arbeitsunfähigkeit s<strong>in</strong>d die E<strong>in</strong>schränkungen der<br />

beiden Komponenten zu berücksichtigen.<br />

Courtesy from Th. Vogt, Rheumatologische Universitätskl<strong>in</strong>ik FPS,<br />

26.1.2010


Courtesy from Th. Vogt, Rheumatologische Universitätskl<strong>in</strong>ik Basel


Courtesy from Th.Vogt, Universitätsspital Basel


Arbeitsfähigkeit & Rückenschmerzen


<strong>Krankheitswert</strong> <strong>aus</strong> der <strong>Sicht</strong> <strong>des</strong><br />

<strong>Rheumatologen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bezug</strong> <strong>auf</strong> die<br />

Arbeitsfähigkeit…<br />

• > der Schmerz<br />

• > die Funktionsbee<strong>in</strong>trächtigung<br />

am Bewegungsapparat


The most frequent c<strong>aus</strong>e of chronic pa<strong>in</strong> is<br />

arthritis / osteoarthritis (34%)<br />

The most common location is the lower back<br />

Most Common C<strong>aus</strong>es of Pa<strong>in</strong> Reported by Chronic Pa<strong>in</strong> Sufferers<br />

(n=4,292)<br />

Arthritis/osteoarthritis<br />

Herniated/deteriorat<strong>in</strong>g discs<br />

Traumatic <strong>in</strong>jury<br />

Rheumatoid arthritis<br />

Migra<strong>in</strong>e headaches<br />

Fracture/deterioration of sp<strong>in</strong>e<br />

Nerve Damage<br />

Cartilage Damage<br />

Whiplash<br />

Surgery<br />

3<br />

4<br />

4<br />

4<br />

6<br />

7<br />

8<br />

12<br />

15<br />

0 5 10 15 20 25 30 35 40<br />

courtesy from Th. Vogt, Rheumatologische Universitätskl<strong>in</strong>il Basel<br />

34<br />

H. Breivik, European Journal of Pa<strong>in</strong><br />

10 (2006) 287–333<br />

%


Prevalence of Chronic Pa<strong>in</strong> by Country<br />

– Based on Complete Screener Data –<br />

Norway (n=2,018)<br />

Poland (n=3,812)<br />

Italy (n=3,849)<br />

Belgium (n=2,451)<br />

Austria (n=2,004)<br />

F<strong>in</strong>land (n=2,004)<br />

Sweden (n=2,563)<br />

Netherlands (n=3,197)<br />

13%<br />

15%<br />

12%<br />

17%<br />

13%<br />

14%<br />

21%<br />

19%<br />

7%<br />

5%<br />

4%<br />

13%<br />

8%<br />

4%<br />

8%<br />

9%<br />

0% 50%<br />

Germany (n=3,832)<br />

Moderate<br />

Severe<br />

Israel (n=2,244)<br />

Denmark (n=2,169)<br />

Switzerland (n=2,083)<br />

France (n=3,846)<br />

Ireland (n=2,722)<br />

UK (n=3,800)<br />

Spa<strong>in</strong> (n=3,801)<br />

courtesy from Th. Vogt, Rheumatologische Universitätskl<strong>in</strong>ik Basel<br />

30%<br />

27%<br />

26%<br />

23%<br />

21%<br />

19%<br />

18%<br />

18%<br />

Overall Prevalence = 19%<br />

(n=46,394)<br />

Moderate 13% Severe 6%<br />

7%<br />

8%<br />

5%<br />

12%<br />

10%<br />

10%<br />

10%<br />

9%<br />

6%<br />

10%<br />

5%<br />

6%<br />

6%<br />

4%<br />

5%<br />

5%<br />

17%<br />

17%<br />

16%<br />

16%<br />

15%<br />

13%<br />

13%<br />

11%<br />

0% 50%<br />

H. Breivik, European Journal of Pa<strong>in</strong><br />

10 (2006) 287–333


Check-Liste für die Praxis…<br />

Woran leidet der Patient (stimmt die Diagnose)?<br />

AUF: mediz<strong>in</strong>ische vs. nicht-mediz<strong>in</strong>ische Faktoren<br />

Was ist die Vorstellung <strong>des</strong> Patienten (Krankheitskonzept)?<br />

Was erwartet der Patient von mir?... und ich von ihm?<br />

Besteht e<strong>in</strong>e Depression (primär / Reaktion)?<br />

Welche Cop<strong>in</strong>gstrategien hat die Patient<strong>in</strong>?<br />

Welche Therapieformen / nicht medikamentöse Therapien s<strong>in</strong>d<br />

möglich / werden akzeptiert? Waren/s<strong>in</strong>d diese evidenz-basiert?<br />

Überwachung der AUF


Check-Liste für die Praxis…<br />

Ausreichenden Grund für AUF?<br />

In > 80% der Fälle schreibt der Arzt se<strong>in</strong>en Patienten AUF, obwohl<br />

er ke<strong>in</strong>en <strong>aus</strong>reichenden Grund dafür hat… (Englund et al, Scand J<br />

Prim Health Care 2000; 18: 81)<br />

Krankheit richtig e<strong>in</strong>geschätzt?<br />

50% der Ärzte s<strong>in</strong>d geneigt, die Daten zu „übertreiben“, um die AUF<br />

zu rechtfertigen<br />

Interessenkonflikt im Arzt-Patienten-Verhältnis?<br />

In > 60% erkennen Ärzte e<strong>in</strong> solches (Z<strong>in</strong>n et al, J Gen Intern Med<br />

1996; 11:525)<br />

Die Selbste<strong>in</strong>schätzung der AUF?<br />

Ist nicht abhängig von Schwere und Objektivierbarkeit der<br />

Symptome (Szapalski et al., Sp<strong>in</strong>e 1995; 20:431)


Check-Liste für die Praxis…<br />

Woran leidet der Patient (stimmt die Diagnose)?<br />

AUF: mediz<strong>in</strong>ische vs. nicht-mediz<strong>in</strong>ische Faktoren<br />

Was ist die Vorstellung <strong>des</strong> Patienten (Krankheitskonzept)?<br />

Was erwartet der Patient von mir?... und ich von ihm?<br />

Besteht e<strong>in</strong>e Depression (primär / Reaktion)?<br />

Welche Cop<strong>in</strong>gstrategien hat die Patient<strong>in</strong>?<br />

Welche Therapieformen / nicht medikamentöse Therapien s<strong>in</strong>d<br />

möglich / werden akzeptiert? Waren/s<strong>in</strong>d diese evidenz-basiert?<br />

Überwachung der AUF


Woran leidet der Patient (stimmt die Diagnose)?<br />

• B<strong>in</strong> ich fachlich qualifiziert, um die Diagnose zu stellen?<br />

• Muss ich Sachverständige anderer Fachrichtungen beiziehen?<br />

• Habe ich den Patienten „richtig“ gefragt?<br />

• S<strong>in</strong>d die ergänzenden Untersuchungsmethoden wissenschaftlich<br />

anerkannt?<br />

• wie steht es mit dem „natürlichen“ Verl<strong>auf</strong> der gestellten Diagnose?<br />

• Dauert die AUF länger als <strong>auf</strong> Grund der gestellten Diagnose zu<br />

erwarten ist: habe ich die Diagnose überprüft? Spielen neue<br />

Kontextfaktoren e<strong>in</strong>e Rolle?<br />

• Muss e<strong>in</strong>e frühzeitige IV-Anmeldung zur Begleitung der<br />

Re<strong>in</strong>tegration <strong>in</strong> Erwägung gezogen werden?


Check-Liste für die Praxis…<br />

Woran leidet der Patient (stimmt die Diagnose)?<br />

AUF: mediz<strong>in</strong>ische vs. nicht-mediz<strong>in</strong>ische Faktoren<br />

Was ist die Vorstellung <strong>des</strong> Patienten (Krankheitskonzept)?<br />

Was erwartet der Patient von mir?... und ich von ihm?<br />

Besteht e<strong>in</strong>e Depression (primär / Reaktion)?<br />

Welche Cop<strong>in</strong>gstrategien hat die Patient<strong>in</strong>?<br />

Welche Therapieformen / nicht medikamentöse Therapien s<strong>in</strong>d<br />

möglich / werden akzeptiert? Waren/s<strong>in</strong>d diese evidenz-basiert?<br />

Überwachung der AUF


AUF: mediz<strong>in</strong>ische vs. nicht-mediz<strong>in</strong>ische Faktoren<br />

•Depression/Angst?<br />

•Persönlichkeitsstörung?<br />

•Psychosoziale Stressfaktoren?<br />

•Konflikte <strong>in</strong> Beruf, Mobb<strong>in</strong>g?<br />

•Wiedergutmachungs-<br />

/Entschädigungswünsche, > <strong>aus</strong> dem<br />

Gefühl her<strong>aus</strong>, ungerecht behandelt<br />

worden zu se<strong>in</strong><br />

•Andere Konflikte, <strong>aus</strong>serhalb der<br />

Arbeitswelt?


Nicht-mediz<strong>in</strong>ische Faktoren, die bei der Beurteilung der<br />

Arbeitsunfähigkeit nicht <strong>in</strong> Betracht gezogen werden können…<br />

● Wirtschaftslage<br />

● Situation <strong>auf</strong> dem Arbeitsmarkt, fehlende Arbeitsstelle<br />

● soziokulturelle und psychosoziale Faktoren<br />

● Bildungsstand<br />

● Sprache<br />

● Ethnie<br />

● Religion<br />

● Alter<br />

● Motivation<br />

● familiäre Verhältnisse<br />

● Aggravation<br />

.


Rolle psychosozialer Faktoren<br />

BGE 127 V 299 5a AHI 2000<br />

•Vom sozialversicherungsrechtlichen Standpunkt <strong>aus</strong> s<strong>in</strong>d psychosoziale<br />

und soziokulturelle Belastungsfaktoren unbeachtlich.<br />

•Es stellt sich die Frage, wie stark die soziokulturellen und psychosozialen<br />

Umstände <strong>in</strong> den Vordergrund treten bei der Bemessung der AUF


Check-Liste für die Praxis…<br />

Woran leidet der Patient (stimmt die Diagnose)?<br />

AUF: mediz<strong>in</strong>ische vs. nicht-mediz<strong>in</strong>ische (Kontext)faktoren<br />

Was ist die Vorstellung der Patient<strong>in</strong> (Krankheitskonzept)?<br />

Was erwartet der Patient von mir?... und ich von ihm?<br />

Besteht e<strong>in</strong>e Depression (primär / Reaktion)?<br />

Welche Cop<strong>in</strong>gstrategien hat die Patient<strong>in</strong>?<br />

Welche Therapieformen / nicht medikamentöse Therapien s<strong>in</strong>d<br />

möglich / werden akzeptiert? Waren/s<strong>in</strong>d diese evidenz-basiert?<br />

Überwachung der AUF


Was ist die Vorstellung der Patient<strong>in</strong> (Krankheitskonzept)?<br />

• Dem Patienten zuhören können<br />

(erste 5 M<strong>in</strong>uten sehr wichtig!)<br />

• „… Schmerzangaben müssen - im Rahmen der sozialversicherungsrechtlichen<br />

Leistungsprüfung - durch korrelierende, fachärztlich schlüssig feststellbare<br />

Befunde h<strong>in</strong>reichend erklärbar se<strong>in</strong>…“ (BGE 130 V 352 12.3.2004)<br />

• „…unbefriedigende Behandlungsergebnisse trotz konsequenter durchgeführter<br />

ambulanter und/oder stationärer Behandlungsbemühungen und gescheiterter<br />

Rehabilitationsmassnahmen bei vorhandener Motivation der versicherter<br />

Person…“ (BGE 130 V 352 12.3.2004)


Schmerz:<br />

unangenehme, sensible und emotionale Empf<strong>in</strong>dung kann entstehen<br />

durch<br />

- organische Krankheit<br />

- psychophysische Veränderungen<br />

Classification of Chronic Pa<strong>in</strong>, 2nd Ed., ISP-Task Force on<br />

Taxonomy. Merskey H, Bogduk N: IASP Press, Seattle 1994, 209-<br />

214.


Check-Liste für die Praxis…<br />

Woran leidet der Patient (stimmt die Diagnose)?<br />

AUF: mediz<strong>in</strong>ische vs. nicht-mediz<strong>in</strong>ische Faktoren<br />

Was ist die Vorstellung <strong>des</strong> Patienten (Krankheitskonzept)?<br />

Was erwartet der Patient von mir?... und ich von ihm?<br />

Besteht e<strong>in</strong>e Depression (primär / Reaktion)?<br />

Welche Cop<strong>in</strong>gstrategien hat die Patient<strong>in</strong>?<br />

Welche Therapieformen / nicht medikamentöse Therapien s<strong>in</strong>d<br />

möglich / werden akzeptiert? Waren/s<strong>in</strong>d diese evidenz-basiert?<br />

Überwachung der AUF


… die Glaubhaftigkeit<br />

• Diskrepanz zwischen Beschwer<strong>des</strong>childerung und<br />

Bee<strong>in</strong>trächtigung <strong>in</strong> der Untersuchung?<br />

•Diskrepanz zwischen geschilderten<br />

Funktionsbee<strong>in</strong>trächtigung und zu erwartenden ADL-<br />

Aktivitäten?<br />

•Diskrepanz zwischen geschilderter medikamentöser<br />

E<strong>in</strong>nahme und Spiegelmessung (Konsistenzprüfung…)


… die Zumutbarkeit<br />

Mediz<strong>in</strong>isch <strong>aus</strong>gewiesene, gesundheitliche Verhältnisse s<strong>in</strong>d <strong>aus</strong>schlaggebend.<br />

•Verfügt der Versicherte <strong>in</strong> physischer und psychischer H<strong>in</strong>sicht über die<br />

Vor<strong>aus</strong>setzungen, e<strong>in</strong>e bestimmte Arbeitsleistung zu erbr<strong>in</strong>gen?<br />

•Wurde der Versicherte durch den Arzt über verbliebenen Funktionen und<br />

Fähigkeiten bzw. Defizite und Beh<strong>in</strong>derungen <strong>auf</strong>geklärt?<br />

•Hat der Arzt se<strong>in</strong>e Funktion als Experte und Hilfsfunktion erfüllt?<br />

•Er muss sich dar<strong>auf</strong> beschränken, Funktions- und Fähigkeitsprofile zu erstellen –<br />

unter ke<strong>in</strong>en Umständen darf er sich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er ärztlichen Stellungnahme zur<br />

Erwerbsunfähigkeit, zur Invalidität oder zu Rentenfragen äussern! ...<br />

Grundlage der Stellungnahme bildet die fachgerechte Abklärung und<br />

Dokumentation <strong>des</strong> Gesundheitszustan<strong>des</strong>. ...


E<strong>in</strong> Fernbleiben vom Arbeitsplatz ist rechtlich irrelevant, wenn es durch<br />

folgende Faktoren begründet ist:<br />

● konstitutionelle Schwäche<br />

● gelegentliches Unwohlse<strong>in</strong><br />

● „natürliche“ Körperprozesse (Mutterschaft, physiologische Alterung,<br />

Trauerreaktion, passagere depressive Verstimmung)<br />

● mangelnde Motivation<br />

● belasten<strong>des</strong> Arbeitsumfeld ohne psychiatrische Diagnose<br />

● berufliche Unzufriedenheit<br />

● Kuren oder Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g als präventive Massnahme<br />

● kosmetische E<strong>in</strong>griffe


Check-Liste für die Praxis…<br />

Woran leidet der Patient (stimmt die Diagnose)?<br />

AUF: mediz<strong>in</strong>ische vs. nicht-mediz<strong>in</strong>ische Faktoren<br />

Was ist die Vorstellung <strong>des</strong> Patienten (Krankheitskonzept)?<br />

Was erwartet der Patient von mir?... und ich von ihm?<br />

Besteht e<strong>in</strong>e Depression (primär / Reaktion)?<br />

Welche Cop<strong>in</strong>gstrategien hat die Patient<strong>in</strong>?<br />

Welche Therapieformen / nicht medikamentöse Therapien s<strong>in</strong>d<br />

möglich / werden akzeptiert? Waren/s<strong>in</strong>d diese evidenz-basiert?<br />

Überwachung der AUF


Besteht e<strong>in</strong>e Depression (primär / Reaktion)?<br />

Diagnose psychiatrisch bestätigt?<br />

„die „somatoforme Schmerzstörung“ im Besonderen<br />

wirkt sich <strong>in</strong> der Regel ohne psychiatrische<br />

Komorbidität nicht <strong>auf</strong> die Arbeitsfähigkeit <strong>aus</strong>, das<br />

heisst e<strong>in</strong>e Willensanstrengung zur Verwertung der<br />

Arbeitsfähigkeit wäre zumutbar“ (Kreisschreiben <strong>des</strong><br />

Bun<strong>des</strong>amtes für Sozialversicherung KSIH Nr 180,<br />

01.01.2008<br />

durch soziale Umstände bed<strong>in</strong>gte krankhafte<br />

Störungen bessern wieder, wenn die sozialen<br />

Stressfaktoren wegfallen


Der Schmerz kann zur AUF und Invalidität führen,<br />

bei <strong>aus</strong>gewiesenem sozialen Rückzug<br />

<strong>in</strong> allen Belangen <strong>des</strong> Lebens…<br />

…Schmerzen dauern länger an als erwartet<br />

…Verlust unserer Kontrollfunktionen<br />

…Psycho-physische Auswirkungen<br />

…Schlechte Akzeptanz durch Umgebung


„die nur <strong>in</strong> Ausnahmefälle anzunehmende Unzumutbarkeit e<strong>in</strong>er<br />

willentlichen Schmerzüberw<strong>in</strong>dung und e<strong>in</strong>es Wiedere<strong>in</strong>stiegs <strong>in</strong> den<br />

Arbeitsprozess setzt jedenfalls das Vorliegen e<strong>in</strong>er mitwirkenden, psychisch<br />

<strong>aus</strong>gewiesenen Komorbidität von erheblicher schwere, Intensität<br />

Ausprägung und Dauer oder aber das Vorhandense<strong>in</strong> (mehrerer)<br />

qualifizierter, mit gewisser Intensität und Konstanz erfüllter Kriterien<br />

vor<strong>aus</strong>“…<br />

BGE 130 V 352 12.03.2004


„Foerster“-Kriterien laut EVG (12.03.2004 (I 683 03)<br />

chronische körperliche Begleiterkrankungen und mehrjähriger<br />

Krankheitsverl<strong>auf</strong> bei unveränderter oder progredienter Symptomatik ohne<br />

längerfristige Remission<br />

<strong>aus</strong>gewiesener sozialer Rückzug <strong>in</strong> allen Belangen <strong>des</strong> Lebens<br />

e<strong>in</strong> verfestigter, therapeutisch nicht mehr angehbarer <strong>in</strong>nerseelischer Verl<strong>auf</strong><br />

e<strong>in</strong>er missglückten, psychisch aber entlastenden Konfliktbewältigung<br />

(primärer Krankheitsgew<strong>in</strong>n („Flucht <strong>in</strong> die Krankheit“))<br />

unbefriedigende Behandlungsergebnisse trotz konsequent durchgeführter<br />

ambulanter und/oder stationärer Behandlungsbemühungen (auch mit<br />

unterschiedlichem Therapieansatz) und gescheiterte<br />

Rehabilitationsmassnahmen bei vorhandener Motivation und<br />

Eigenanstrengung


Check-Liste für die Praxis…<br />

Woran leidet der Patient (stimmt die Diagnose)?<br />

AUF: mediz<strong>in</strong>ische vs. nicht-mediz<strong>in</strong>ische Faktoren<br />

Was ist die Vorstellung <strong>des</strong> Patienten (Krankheitskonzept)?<br />

Was erwartet der Patient von mir?... und ich von ihm?<br />

Besteht e<strong>in</strong>e Depression (primär / Reaktion)?<br />

Welche Bewältigungsstrategien hat der Patient?<br />

Welche Therapieformen / nicht medikamentöse Therapien s<strong>in</strong>d<br />

möglich / werden akzeptiert? Waren/s<strong>in</strong>d diese evidenz-basiert?<br />

Überwachung der AUF…


Die systematische Beurteilung von Schmerz und Funktionsstörung<br />

mittels validierten Fragebogen und Funktionsteste ist sehr nützlich <strong>in</strong><br />

der täglichen Praxis!


SF36 Health Survey Allg. Gesundheitszustand<br />

HAD Hospital Anxiety and Angst- und Depressionsstörungen<br />

Depression Scale<br />

CSQ Cop<strong>in</strong>g strategies Bewältigungsstrategien bei<br />

Questionnaire Schmerz<br />

MPI-D (West Haven-Yale) Multidimensionaler Schmerz-<br />

Multidimensional Pa<strong>in</strong> fragebogen<br />

Inventory<br />

Soz-DEM Soziodemografische Daten<br />

F<strong>in</strong>anziell-ökonomische Aspekte der Krankheit<br />

(z.T. RESUT)


Check-Liste für die Praxis…<br />

Woran leidet der Patient (stimmt die Diagnose)?<br />

AUF: mediz<strong>in</strong>ische vs. nicht-mediz<strong>in</strong>ische Faktoren<br />

Was ist die Vorstellung <strong>des</strong> Patienten (Krankheitskonzept)?<br />

Was erwartet der Patient von mir?... und ich von ihm?<br />

Besteht e<strong>in</strong>e Depression (primär / Reaktion)?<br />

Welche Bewältigungsstrategien hat der Patient?<br />

Welche Therapieformen / nicht medikamentöse Therapien s<strong>in</strong>d<br />

möglich / werden akzeptiert? Waren/s<strong>in</strong>d diese evidenz-basiert?


Zurzacher Interdiszipl<strong>in</strong>äres Schmerzprogramm<br />

Fibromyalgie (n=65)<br />

Effect size (ES)<br />

ES: Veränderung <strong>des</strong><br />

mittleren Scores <strong>in</strong> Anzahl<br />

Standardabweichungen<br />

der Basisscores:<br />

ES=0.20-0.49 kle<strong>in</strong>er<br />

ES=0.50-0.79 mittlerer<br />

ES>0.80 grosser Effekt<br />

1.00<br />

0.90<br />

0.80<br />

0.70<br />

0.60<br />

0.50<br />

0.40<br />

0.30<br />

0.20<br />

0.10<br />

0.00<br />

MPI Pa<strong>in</strong> severity<br />

SF-36 Role physical<br />

MPI Negative mood<br />

CSQ Catastrophiz<strong>in</strong>g<br />

MPI Control pa<strong>in</strong><br />

6 Months<br />

3 Months<br />

Discharge<br />

Angst F, Brioschi R, Ma<strong>in</strong> CJ, Lehmann S, Aeschlimann A. Interdiscipl<strong>in</strong>ary rehabilitation <strong>in</strong> fibromyalgia and<br />

chronic back pa<strong>in</strong>: A prospective outcome study with standardized assessments. J Pa<strong>in</strong> 2006;7(11):807-15.


Check-Liste für die Praxis…<br />

Woran leidet der Patient (stimmt die Diagnose)?<br />

AUF: mediz<strong>in</strong>ische vs. nicht-mediz<strong>in</strong>ische Faktoren<br />

Was ist die Vorstellung <strong>des</strong> Patienten (Krankheitskonzept)?<br />

Was erwartet der Patient von mir?... und ich von ihm?<br />

Besteht e<strong>in</strong>e Depression (primär / Reaktion)?<br />

Welche Bewältigungsstrategien hat der Patient?<br />

Welche Therapieformen / nicht medikamentöse Therapien s<strong>in</strong>d<br />

möglich / werden akzeptiert? Waren/s<strong>in</strong>d diese evidenz-basiert?<br />

Überwachung der AUF…


Überwachung der AUF…<br />

komplexe Fälle früh erkennen<br />

Proaktiv“ begleiten, AUF kurz halten<br />

Funktionelle Bee<strong>in</strong>trächtigung und deren Auswirkung <strong>auf</strong> die Arbeit<br />

im <strong>aus</strong>geübten Beruf mit dem Patienten frühzeitig besprechen<br />

Massgebend für die AUF s<strong>in</strong>d die funktionellen Defizite bezüglich<br />

der beruflichen Tätigkeit, weniger die Schmerzen die der<br />

Betroffenen verspürt (Viele Menschen arbeiten mit Schmerzen)…<br />

Lit. Oliveri M. et al.: Die Grundsätze der ärztlichen Beurteilung der Zumutbarkeit und der<br />

Arbeitsfähigkeit. Schweiz Med Forum 2006; 420-31.


Überwachung der AUF…<br />

Zweit-Me<strong>in</strong>ung?<br />

Evaluation der Funktionsleistung nach Isernhagen?<br />

Neuropsychologische Abklärung?<br />

E<strong>in</strong>schalten von Case Management?<br />

Arbeitsplatzabklärung?

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