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<strong>Der</strong> <strong>Handel</strong> trifft<br />
die Hochschule:<br />
Die Absolventenmesse<br />
an der<br />
Kölner Uni ist<br />
schon im zweiten<br />
Jahr gewachsen.<br />
Die Unternehmen<br />
nutzen die Chance,<br />
sich vor den<br />
Studierenden zu<br />
präsentieren.<br />
78 Karriere & Personal <strong>Der</strong> <strong>Handel</strong> 06|2009<br />
MITARBEITERNACHWUCHS<br />
<strong>Der</strong> Arbeitgeber muss<br />
eine Marke sein<br />
Im Wettbewerb um gute Hochschul absolventen gewinnen<br />
nur die Unternehmen, die ein klares Profil haben.<br />
Wenn Daniela Mündler davon<br />
spricht, was die Marke Douglas ausmacht,<br />
dann fallen die Begriffe<br />
DNA, Codes und Werte. Das klingt<br />
gewöhnungsbedürftig, lässt aber erkennen,<br />
dass sich die Parfümeriekette<br />
damit beschäftigt hat, wie sie<br />
als Marke wahrgenommen werden<br />
will. Nicht nur vom Kunden – auch<br />
vom Personal. Douglas hat überlegt,<br />
„was einen Bewerber überzeugt,<br />
wenn er sich seinen neuen Arbeitgeber<br />
wählt“, sagt Marketingchefin<br />
Daniela Mündler. Es ist kein Zufall,<br />
dass ihr Vortrag bei der Absolventenmesse<br />
„Careers in Retailing“ Anfang<br />
Mai an der Universität Köln auf<br />
großes Interesse stieß. Die angehenden<br />
Absolventen erfuhren, dass zur<br />
Unternehmens-DNA Empathie und<br />
Expertise zählen, ein Logo einen<br />
Code beschreibt – und Sinnlichkeit<br />
und Vertrauen Douglas-Werte sind.<br />
Hegen und Pflegen<br />
„Die Attraktivität einer Arbeitgebermarke<br />
zahlt sich bei den Bewerbern<br />
aus“, betont der Rewe-Marketingleiter<br />
Marcus Haus – und liegt damit<br />
voll auf Linie mit Professor Dr. Werner<br />
Reinartz, der an der Uni Köln<br />
das Seminar für <strong>Handel</strong> und Kundenmanagement<br />
leitet und die Absolventenmesse<br />
im vergangenen<br />
Jahr ins Leben gerufen hat. <strong>Der</strong><br />
Wirtschaftswissenschaftler fordert<br />
schon lange, dass die <strong>Handel</strong>sunternehmen<br />
an ihrem Image als Arbeitgeber<br />
arbeiten müssen. Reinartz hat<br />
positive Ansätze ausgemacht, „aber<br />
noch keine Quantensprünge“. Immerhin<br />
habe die Branche endlich registriert,<br />
„dass sie Absolventen hegen<br />
und pflegen müssen“, sagt der<br />
Professor. Den Nachholbedarf der<br />
Händler bei Hochschulabsolventen<br />
dokumentiert eine Zahl von Andreas<br />
Kock: „90 Prozent der Menschen<br />
im <strong>Handel</strong> haben keine akademische<br />
Ausbildung“, sagt der Personalchef<br />
der Apothekergenossenschaft<br />
Noweda.<br />
Doch was erwarten angehende<br />
Akademiker vom <strong>Handel</strong> als potenziellem<br />
Arbeitgeber? Die Redaktion<br />
von <strong>Der</strong> <strong>Handel</strong> hat sich in Köln umgehört<br />
und stellt fünf Betriebswirtschaftsstudenten<br />
vor.<br />
Steffen Gerth<br />
Fotos: Christoph Seelbach<br />
Philipp Streuber,<br />
24 Jahre, zehntes Semester:<br />
<strong>Der</strong> <strong>Handel</strong> ist ein spannendes Feld.<br />
Die Branche wird immer wichtiger,<br />
die Konzentration nimmt zu – ich<br />
stelle mir einen Beruf hier sehr abwechslungsreich<br />
vor. Ich glaube auch,<br />
dass ein Arbeitsplatz hier sicher ist.<br />
Rewe oder auch Aldi haben es schon<br />
geschafft, sich als attraktive Arbeitgebermarken<br />
zu positionieren. In<br />
einem Unternehmen möchte ich<br />
schnell Verantwortung übernehmen. Selbstverständlich<br />
schätze ich auch ein angenehmes Arbeitsklima – und die<br />
gute Bezahlung natürlich. Kritisch sehe ich, wenn Arbeitnehmerdaten<br />
ausspioniert werden. Das schreckt mich ab.<br />
Michael Vos,<br />
26 Jahre, elftes Semester:<br />
Sarah Akuoko,<br />
25 Jahre, siebtes Semester:<br />
Ich bin in den Einzelhandel regelrecht<br />
hineingerutscht. Schon während<br />
meiner Schulzeit, später dann<br />
im Studium, habe ich bei H&M gejobbt.<br />
Meiner Meinung nach gibt es<br />
gerade im Textileinzelhandel immer<br />
Veränderungen und deswegen<br />
ständig Nachfrage. Ein Job in dieser<br />
Branche ist abwechslungsreich,<br />
weil er eine Mischung aus Büroarbeit<br />
und Kontakt mit Kunden<br />
bietet. H&M wäre als Arbeitgeber<br />
gut, aber ich bin nicht festgelegt.<br />
Wahrscheinlich werde ich im Oktober mein Studium beenden.<br />
Danach wird im <strong>Handel</strong> auf jeden Fall meine berufliche Zukunft<br />
liegen. Schon jetzt arbeite ich ja in der Branche – ich bin gerade<br />
von einem Praktikum bei Lidl in Irland zurückgekehrt. Das<br />
war sehr interessant, auch wenn es in der Filiale ein harter Job<br />
war. Ich habe aber auch die irische Lidl-Zentrale in Newbridge<br />
kennengelernt – und die Skandalzeit<br />
miterlebt, als im Dezember vorigen<br />
Jahres im Schweinefleisch Dioxin gefunden<br />
wurde. In Irland hat Lidl ein anderes<br />
Image als in Deutschland. Dort<br />
gilt das Unternehmen als Robin Hood<br />
der Händler – weil es sich gegen einen<br />
britischen Riesen wie Tesco behauptet.<br />
Ich würde gerne wieder bei Lidl in<br />
Irland arbeiten. Aldi Süd ist mir aber<br />
auch sympathisch. Auf jeden Fall lieber<br />
Lebensmittelhandel als Textil.<br />
<strong>Der</strong> <strong>Handel</strong> 06|2009 Karriere & Personal 79<br />
Kunaal Malhotra,<br />
24 Jahre, zehntes Semester:<br />
<strong>Der</strong> <strong>Handel</strong> ist definitiv ein potenzieller Arbeitgeber<br />
für mich. Ich habe hier auch schon jahrelange Berufserfahrung<br />
gesammelt: erst in einer kleinen Frittenbude,<br />
danach drei Jahre in einem Supermarkt. Seit 2003 bin<br />
ich bei der Bekleidungskette Robert Ley beschäftigt.<br />
In welches Unternehmen oder in welche <strong>Handel</strong>sbranche<br />
es mich dann hinzieht, weiß ich noch nicht.<br />
Es sollte aber ein Konzern<br />
sein, der mir auch die Möglichkeit<br />
gibt, ins Ausland zu<br />
gehen. Ein nur national ausgerichtetes<br />
Unternehmen<br />
ist für mich uninteressant.<br />
Ich sehe noch viel Nachholbedarf,<br />
bis sich der <strong>Handel</strong><br />
als attraktive Arbeitgebermarke<br />
präsentiert. Rewe<br />
macht das vorbildlich –<br />
viele andere Unternehmen<br />
haben dieses Thema jedoch<br />
komplett ausgeblendet.<br />
Weiwei Liu,<br />
26 Jahre, neuntes Semester:<br />
Ich interessiere mich<br />
sowohl für <strong>Handel</strong>s- als<br />
auch für Konsumgüterunternehmen<br />
– jeweils für<br />
den Marketingbereich.<br />
Die großen <strong>Handel</strong>sunternehmen<br />
haben eine gute<br />
Zukunft, denke ich. <strong>Der</strong><br />
Markt für Luxusgüter<br />
dürfte zwar schwankend<br />
sein, aber Lebensmittel<br />
werden immer gebraucht.<br />
Unattraktiv ist für mich,<br />
dass die Branche ein bisschen<br />
nur als Warenverteiler für die Hersteller<br />
angesehen wird, weil es dem Kunden<br />
egal ist, wo er ein Produkt kauft. Daher<br />
werden sich die <strong>Handel</strong>sunternehmen immer<br />
<strong>mehr</strong> als Marken profilieren müssen.<br />
Auf keinen Fall würde ich zu einem Arbeitgeber<br />
gehen, der seine Mitarbeiter schlecht<br />
behandelt, und wo Hierarchien stark ausgeprägt<br />
sind. Auch Work-Life-Balance ist<br />
wichtig für mich. Weil ich sehr an Auslandsaufenthalten<br />
interessiert bin, kommt für<br />
mich wohl nur ein Konzern in Frage.