können Sie sich das Monumente Publikation Heft - Deutsche ...
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Angela Pfotenhauer/Elmar Lixenfeld<br />
Die große edition<br />
„Eine der originellsten Kulturlandschaften Deutschlands“<br />
schreibt Angela Pfotenhauer begeistert im Vorwort des neuen Buches.<br />
„Das Sibiren Preußens“ nannte man die<br />
Eifel im 19. Jahrhundert. Gegensätzlicher<br />
könnten die Meinungen über die<br />
Eifel kaum sein. Die heutige Sicht der<br />
Autorin freut <strong>sich</strong> an der Vielfalt und am<br />
Spannungsreichtum dieser Denkmallandschaft<br />
westlich des Rheins zwischen<br />
Aachen, Trier, Köln und Koblenz: Römer,<br />
Karolinger, hochmittelalterliche<br />
und absolutistische Adelsfamilien, die<br />
Bischöfe von Aachen, Köln und Trier, <strong>das</strong><br />
Industriezeitalter, <strong>das</strong> Dritte Reich und<br />
die Nachkriegszeit haben bemerkens-<br />
Kloster Maria Laach Östliche Eifel In der Vulkanlandschaft<br />
Unversehrte Klosterarchitektur<br />
Westbau mit Paradies (zwischen 1093 und 1230) Krypta unter dem Ostchor (ab 1093)<br />
K<br />
32<br />
ulturgeschichtlich gehört Maria Laach zu den Schätzen der Eifel: Am Laacher See steht<br />
seit 900 Jahren eine der besterhaltenen romanischen Benediktiner-Abteien Deutsch-<br />
lands. Gestiftet im Jahr 1093 von dem kinderlosen Grafenpaar als Abbatia ad Lacum, als<br />
Abtei am See, kamen die ersten Mönche aus dem Kloster St. Maximin bei Trier und begannen im<br />
gleichen Jahr mit dem Kirchenbau aus hellen und dunklen Vulkangesteinen. Das Seeufer bot<br />
beste Voraussetzungen für die Klostergründung. Es gab sauberes Wasser, Bäume, Baumaterial.<br />
Das Besondere an Maria Laach: Die Kirchenarchitektur einschließlich Krypta überlebte Kriege,<br />
Herrschaftswechsel und Säkularisation. Deshalb steht man hier in einem fast 900 Jahre alten<br />
salierzeitlichen Kirchenbau. Allein die Raumwirkung ist durch die großflächigen Chormosaiken<br />
der wilhelminischen Zeit nach 1892 verändert. Außer weiteren Nebenaltären fehlen die für eine<br />
Klosterkirche üblichen Chorschranken, die den Blick in den Chor versperrten.<br />
Der Italiener Benedikt von Nursia, der Ordensgründer der nach ihm benannten Benediktiner,<br />
stellte im 5. Jahrhundert die bis heute gültige Hauptregel für die Gemeinschaft der Mönche auf,<br />
die als philosophischer Überbau für ein zufriedenes Leben bedenkenswert ist: Ora et labora,<br />
Bete und arbeite. Wem die gedankliche Konstruktion einer höheren Macht oder einer geistigen<br />
Instanz in <strong>sich</strong> selbst zu weit geht, der könnte die spätantike Firmenphilosophie, die eine europaweite<br />
Erfolgswelle von tausenden von Klostergründungen nach <strong>sich</strong> zog, vielleicht so übertragen:<br />
Tue alles, was du wirklich tun willst, mit ganzer Konzentration und Entschlossenheit,<br />
ohne zu jammern; mache bei deiner Arbeit, was immer es ist, genügend Pausen; suche in deinen<br />
Pausen die Stille, nicht die Ablenkung, etwa durch Emails, Computerspiele oder Glotze, sammle<br />
dich erneut, richte dich in den Pausen neu auf den tieferen Sinn deiner Tätigkeit aus und<br />
folge dem Rhythmus, der allem Leben zugrunde liegt, dem Wechsel von Ruhe und Aktivität.<br />
Klöster funktionierten über Jahrhunderte hinweg als wirtschaftlich autarke Institutionen mit<br />
Arbeitsteilung einer festen Gemeinschaft. Strukturell und juristisch sind die von einer Mauer<br />
geschützten Klöster mit einer damaligen Stadt vergleichbar. Ora et labora bedeutet auch, <strong>das</strong>s<br />
die rund 60 Benediktinerklöster in Deutschland nicht von Kirchensteuer leben, sondern <strong>sich</strong><br />
selbst tragen – oder schließen müssen. Maria Laach gibt es dadurch, <strong>das</strong>s die hiesigen etwa 50<br />
Mönche ihren langen Arbeitstag streng strukturieren und ihren spirituellen Lebensweg auf solide<br />
Wirtschaftsbetriebe gründen. Gemeinsam mit angestellten Helfern führen die Mönche Betriebe<br />
wie eine Kunst- und Buchhandlung, Gärtnerei, Klostergaststätte, Fischerei, Glockengießerei,<br />
Kunstschmiede, Schreinerei, <strong>das</strong> Seehotel und den beliebten Bio-Hofladen. e<br />
Westbau mit Paradies (zwischen<br />
1093 und 1230)<br />
So kennt man Maria Laach:<br />
Auf dem Platz vor der atriumähnlichen<br />
Säulenvorhalle,<br />
auch Paradies genannt,<br />
steht man vor einer original<br />
erhaltenen mittelalterlichen<br />
Klosterkirche. Byzantinische<br />
bzw. lombardische Vorbilder<br />
sind unverkennbar.<br />
Das Kloster wurde 1093 von<br />
Pfalzgraf bei Rhein Heinrich<br />
II. von Laach und seiner Ehefrau<br />
Adelheid von Weimar-<br />
Orlamünde gegründet. Im<br />
gleichen Jahr war Baubeginn,<br />
wie damals üblich von<br />
Ost nach West. Die westliche<br />
Baugruppe mit dem Paradies<br />
war der letzte Bauteil.<br />
Er war um 1230 fertig.<br />
Krypta unter dem Ostchor<br />
(ab 1093)<br />
Strenge Geometrie liegt der<br />
Raumgestalt der Krypta bis<br />
hin zu den Würfelkapitellen<br />
zugrunde.<br />
Sechstürmige Klosterkirche<br />
Die doppelchörige, dreischiffige<br />
Basilika steht ganz<br />
in der Bautradition der großen<br />
salischen Kaiserdome<br />
am Rhein, Speyer, Worms<br />
und Mainz.<br />
Sechstürmige Klosterkirche<br />
Einige Stichworte zum Inhalt:<br />
Östliche Eifel: Burg Eltz, Mendig, Maria Laach,<br />
Mayen und Monreal und am Nürburgring in der<br />
Hohen Eifel || Nördliche Eifel: An der Ahr, rund um<br />
Bad Münstereifel, an den Stauseen der Rureifel, in der<br />
Kalkeifel/Jünkerath || Südliche Eifel: rund um Prüm<br />
und im Kyllwald, in der Maarlandschaft, um Bitburg,<br />
an der unteren Sauer, Echternach, Ferschweiler Plateau<br />
und in den Moselbergen<br />
werte Denkmale in einer reizvollen und<br />
geologisch hochinteressanten Landschaft<br />
hinterlassen.<br />
Zwei Jahre lang durchstreiften die beiden<br />
Autoren die Eifel von der römischen<br />
Brunnenstube bis zum Radioteleskop<br />
Effelsberg, von der steinzeitlichen Kakushöhle<br />
zur Burg Eltz bis zur aufgelassenen<br />
US-Airbase Bitburg und schufen <strong>das</strong><br />
Portrait einer Denkmallandschaft, deren<br />
Reichtum zur Erkundung einlädt und<br />
auch eingeschworene Eifelkenner immer<br />
wieder überrascht.<br />
Festeinband, 21 x 29,7 cm,<br />
240 S., über 300 farb. Abb.<br />
ISBN 978-3-86795-068-8<br />
Best.-Nr. BE 0688<br />
Nördliche Eifel Bei Bad Münstereifel Burg Satzvey<br />
Ritterspiele helfen bei der Denkmalpflege<br />
Speisezimmer auf Burg Satzvey Matronenheiligtum (nach 1880) Vom zwischen Burghaus zum Nöthen Landsitz und Pesch Nördliche Eifel Im Quellgebiet der römischen Wasserleitung<br />
Speisezimmer auf Burg<br />
Satzvey (nach 1880)<br />
An den Wänden um die lange<br />
Tafel im Speisezimmer<br />
hängen Portraits der Familienmitglieder<br />
aus den vergangenen<br />
Jahrhunderten.<br />
Burg Satzvey wird seit mehr<br />
als 300 Jahren als Privatbesitz<br />
bewahrt.<br />
100<br />
R<br />
Zum Dank an Mutter Erde<br />
itterfestspiele. Turniere, Gaukler, mittelalterliches Marktleben – <strong>das</strong> ist <strong>das</strong> erste, <strong>das</strong><br />
viele Besucher seit mehr als 30 Jahren von Burg Satzvey schwärmen lässt. Um <strong>das</strong> Anwesen<br />
kontinuierlich pflegen zu <strong>können</strong>, veranstaltet die gräfliche Eigentümerfamilie in<br />
einem dafür hergerichteten großen Burghof mit Gastronomie familienfreundliche Feste, Märkte<br />
und Theateraufführungen. »Erhaltung durch Unterhaltung« nennen sie selbst ihr Leitmotiv.<br />
Ohne Veranstaltungen könnte der seit Jahrzehnten privat unterhaltene Landsitz auf Dauer<br />
nicht bewahrt werden. Nicht nur im Sommer, sondern auch in der Weihnachtszeit verwandelt<br />
<strong>sich</strong> <strong>das</strong> romantische Anwesen in eine Märchenkulisse, vor der Freilichtbühnen, Reitparcours<br />
und Marktstände auf- und abgebaut werden. Egal wer kommt, wichtig ist, <strong>das</strong>s <strong>sich</strong> <strong>das</strong> Bild von<br />
einer Ritterburg malerisch im zart gewellten Wasser des Burggrabens spiegelt, in dem Schwäne<br />
ruhige Bahnen ziehen und zutrauliche Enten die Gäste beäugen. So kennt man Satzvey aus Bildbänden<br />
über Wasserschlösser im Rheinland.<br />
Das Bemerkenswerte an Burg Satzvey besteht darin, <strong>das</strong>s der Familie, den Grafen Beissel von<br />
Gymnich, seit mehreren Generationen der Spagat zwischen Publikumswünschen und Eigenbedarf<br />
gelingt, ohne dabei den Charme und die Atmosphäre des Wasserschlosses zu beeinträchtigen.<br />
Eine Gratwanderung, die Erfahrung und Detailplanung erfordert, denn <strong>das</strong> eine gelingt<br />
nicht ohne <strong>das</strong> andere. Der Rummel muss kanalisiert werden, wenn er attraktiv bleiben und der<br />
Bausubstanz nicht schaden soll. Zugleich gehört es zum Konzept, <strong>das</strong>s es den Grafen und die<br />
Gräfin wirklich gibt. Wer nach Satzvey kommt, sucht eine echte Wasserburg, kein Phantasialand.<br />
Gäste lieben es, den Grafen persönlich zu sehen, wenn er zwischen Wohnung und Remise<br />
nach dem Rechten schaut, <strong>sich</strong> selbst um alles kümmert. Mit einer Selbstverständlichkeit<br />
Vom Burghaus zum Landsitz<br />
Von der schönsten Seite der<br />
Wasserburg sieht man zugleich<br />
auch den ältesten<br />
Teil. Im 14. Jahrhundert errichteten<br />
die Herren von<br />
Vey am Veybach ein Burghaus,<br />
um ihre Herrschaftsansprüche<br />
zu dokumentieren.<br />
Die unteren beiden Geschosse<br />
entstanden 1391.<br />
Alles andere wurde nach<br />
1880 gebaut: <strong>das</strong> oberste<br />
Geschoss mit den runden<br />
Erkertürmchen und vor allem<br />
die doppeltürmige Torburg<br />
mit der Zufahrt.<br />
Fruchtbarkeitsgottheiten spricht im man Tempelbezirk ihn an, Pesch als hätte man durch bezahlten Eintritt Teilrekonstruierter Anspruch gallo-römischer auf sein Gehör. Tempel Leutselig<br />
Im Wohnzimmer der Familie stehen die Schlossbesitzer den Rotariern aus Bayern zum Plausch über Freud und Leid bei der<br />
Beissel von Gymnich<br />
Erhaltung einer Burg zur Verfügung – als träfe man <strong>sich</strong> seit Jahren.<br />
Die im späten 19. Jahrhun-<br />
Seit 1944 wohnt die gräfliche Familie in den oberen Räumlichkeiten der Wasserburg, wähdert<br />
eingerichteten Wohn- an braucht <strong>sich</strong> selbst nicht als religiösen Menschen zu definieren, um nachvollzie-<br />
Fruchtbarkeitsgottheiten im<br />
rend unter ihnen im Erdgeschoss täglich Besuchergruppen durch die Wohnung geführt werden.<br />
räume der Grafen Beissel hen zu <strong>können</strong>, <strong>das</strong>s tief empfundene Dankbarkeit in Krisen unmittelbar <strong>das</strong> Gemüt<br />
Tempelbezirk Pesch<br />
von Gymnich werden heut- Das ursprüngliche Burghaus war winzig. Es entsprach etwa der Hälfte des heutigen Baukörpers Zwischen 1913 und 1918<br />
Mberuhigen<br />
und vernünftiges Handeln möglich machen kann. Philosophen aller Zeiten<br />
zutage für repräsentative<br />
und ist noch in den Mauern des Landsitzes erkennbar, den die vormaligen Eigentümer, die Gra- wurde auf einer Anhöhe<br />
Anlässe vermietet. Täglich beschreiben Dankbarkeit als Schlüssel zu seelischer Heilung, religionsunabhängig.<br />
zwischen Münstereifel-Nöfen<br />
Metternich, nach 1880 schufen, indem sie die alte Burg erheblich erweitern und ausbauen<br />
werden Besucher durch die Darauf, <strong>das</strong>s diese einfache und tiefe Wahrheit schon immer bekannt sein dürfte, verweisen<br />
then und Nettersheim-Pesch<br />
Räumlichkeiten geführt.<br />
ließen. Der Landsitz atmet deshalb ganz und gar die Atmosphäre eines komfortablen, aber his- der Heidentempel freigelegt,<br />
in der Eifel viele Zeugnisse in der Landschaft, angefangen von Felsenritzungen in Schluchten<br />
torisierenden, von englischen Landhäusern beeinflussten Adelssitzes des 19. Jahrhunderts. eine gallo-römische Tempel-<br />
wie für die Bärengöttin Artio bis zu den mehr als 840 nachweisbaren Matronensteinen. An Quelanlage<br />
des 1. bis 4. Jahrhunlen,<br />
Bächen, Straßenrändern und Kreuzungen stellte man Gedenksteine auf, um ein Gelübde zu<br />
derts. Als Hinweis auf die<br />
damalige Nutzung, die Ver-<br />
erfüllen oder Dankbarkeit auszudrücken.<br />
Im Wohnzimmer der Familie<br />
ehrung 79 von Fruchtbarkeits-<br />
Beissel von Gymnich An anderen Stellen wurden gallo-römische Tempelanlagen gebaut, die über Generationen<br />
göttinnen, dienen Kopien<br />
benutzt wurden. So fand man schon 1913 auf einer Anhöhe im Nöthener Wald ein großes Hei-<br />
von Weihesteinen.<br />
ligtum für die Matronae Vacallinehae, die hiesigen Matronen, Mutter- oder Fruchtbarkeitsgott-<br />
Teilrekonstruierter gallo-röheiten.<br />
Teilrekonstruiert und konserviert wurde der Zustand des 4. Jahrhunderts, die letzte<br />
mischer Tempel<br />
Bauphase, in der man den Tempelbezirk zu einem großen Festplatz ausbaute. An einer der<br />
Im Sinne einer archäolo-<br />
Langseiten war der zentrale Platz von einer Wandelhalle begrenzt, an der gegenüberliegenden<br />
gisch-denkmalpflegerischen<br />
Rekonstruktion wurden die<br />
Seite standen vier kleinere Gebäude nebeneinander. Um die Ausgrabung auf Dauer <strong>sich</strong>tbar zu<br />
Grundmauern des Umgang-<br />
halten, wurden die Umfassungsmauern einiger Gebäude aufgemauert, darunter ein dreischiffistempels<br />
mit Cella erhöht.<br />
ger, basilikaler Versammlungsbau und ein Umgangstempel. Weihestein-Abgüsse sollen die ehe-<br />
Der Tempelbezirk Pesch gilt<br />
als der besterhaltene gallomalige<br />
Tempelfunktion visualisieren. Eine Vielzahl von Funden – darunter fast 300 Inschriftenrömische<br />
Kultplatz in Nord-<br />
Fragmente – archiviert <strong>das</strong> Rheinische Landesmuseum Bonn. Die Auswertungen der Befunde der<br />
rhein-Westfalen.<br />
100 mal 34 Meter großen Tempelanlage spiegeln <strong>das</strong> religiöse Leben in der römischen Provinz<br />
Niedergermanien über einen Zeitraum von mehr als drei Jahrhunderten wider.<br />
Weihestein für Göttinnen<br />
Mittlerweile erfährt die ar-<br />
Während andernorts die ergrabenen Römervillen von amtlicher Seite didaktisch und tourischäologischeAusgrabungstisch<br />
erschlossen werden, entwickelt die Nutzung einsamer Kultorte zuweilen eine eigene Dystätte<br />
eine unerwartete<br />
namik, die manchen Spezialisten für kanonisierte Regeln irritiert: Unerwartet pilgern Men-<br />
Würdigung. In die Fruchtkörbe<br />
der Matronae Vacalschen<br />
seit den 1970er Jahren zu Ausgrabungsplätzen in Wald und Feld. <strong>Sie</strong> bringen Blumen mit,<br />
linehae, der hiesigen Frucht-<br />
singen, beten, vielleicht tanzen sie auch.<br />
barkeitsgöttinnen, legen Be-<br />
Wenn eine Ausgrabung Jahrzehnte später zur Folge hat, <strong>das</strong>s <strong>sich</strong> dort persönliche Dankbarsucher<br />
kleine Opfergaben.<br />
keit im Freien ausdrücken darf, könnten <strong>sich</strong> Religionswissenschaftler, Ethnologen und die<br />
experimentelle Archäologie dafür interessieren, welch unerwartete Anstöße römische Geschichte<br />
in der Provinz geben kann.<br />
Weihestein für Göttinnen<br />
<strong>Monumente</strong>- edition<br />
NEu !<br />
240 SEITEN<br />
Sonderedition<br />
34,80 Euro<br />
Buchpräsentation<br />
in der Landesbibliothek in<br />
Koblenz, Bahnhofplatz 14<br />
21. Februar 2013, 19 Uhr.<br />
Tel. Anmeldung:<br />
02 28/9 57 35-625<br />
Südliche Eifel Im Kyllwald Schloss Malberg<br />
Bischöflicher Bauherr<br />
mit italiänischem Geschmack<br />
Wegekreuz vor dem Schlosstor<br />
Wegekreuz vor dem Schlosstor<br />
Die Hauptstraße von Malberg<br />
verläuft vor dem<br />
Schlosstor in einer Biegung<br />
um den bewaldeten Hang.<br />
Vor dem Fels steht ein spätbarockes<br />
Wegekreuz. Die<br />
Säule trug eine Kreuzigungsgruppe,<br />
die Schächer zu beiden<br />
Seiten des Gekreuzigten<br />
wurden gestohlen.<br />
Barockschloss im Kylltal<br />
Schloss Malberg ist wegen<br />
umfangreicher Sanierungsarbeiten<br />
selten zu be<strong>sich</strong>tigen.<br />
Auf dem Bergsporn an<br />
der Kyllschleife treten zwei<br />
eigenständige Baukörper in<br />
Erscheinung: ein älterer Teil<br />
aus dem 16. Jahrhundert,<br />
Altbau genannt, und <strong>das</strong><br />
größere, barocke Neue<br />
Haus, <strong>das</strong> 1707 bis 1715<br />
nach Plänen des Architekten<br />
Matteo Alberti entstand.<br />
Daneben überragt der spitze<br />
Turmhelm der neugotischen<br />
Pfarrkirche St. Quirin (1907)<br />
die Baumkronen.<br />
Barockschloss im Kylltal<br />
9<br />
K<br />
ennt man die nur wenige Autominuten entfernte Stadt Kyllburg, erscheint einem die<br />
Lage von Schloss Malberg ganz natürlich. Denn hier wie dort nutzte man einen langgestreckten<br />
Bergsporn im Kylltal für eine landschaftsprägende Gebäudegruppe, und hier<br />
wie dort entwickelte <strong>sich</strong> zu deren Füßen – auf dem Kyllberg Burg und Stift, in Malberg Burg und<br />
Schloss – eine Ortschaft. In beiden Fällen verläuft die Hauptstraße auf dem Bergrücken.<br />
Schloss Malberg und der gleichnamige Ort waren immer eng aufeinander bezogen: Die<br />
Wohnhäuser bauten <strong>sich</strong> Handwerker und Burgmannen, die den bereits im Jahr 1008 erwähnten<br />
Edelherren von Malberg zu Diensten waren. Heute stehen im Ortskern Wohnhäuser, die in<br />
der Zeit zwischen 1770 und Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden und die ältere, mittelalterliche<br />
Ortsbebauung ersetzten.<br />
Schon von Ferne erkennt man, <strong>das</strong>s Schloss Malberg aus zwei Baukörpern besteht: aus dem<br />
kleineren Altbau und dem jüngeren, ockerfarbenen Neuen Haus. Die gartenseitige Fassade des<br />
Neuen Hauses beherrscht <strong>das</strong> Tal. Der dahinter liegende Altbau ging aus der Burg hervor, die in<br />
die Gegenrichtung, zur potentiellen Angriffsseite, ausgerichtet war. Von weitem sind auch zwei<br />
sandsteinrote Pavillons zu sehen, die seit etwa 1730 die Schaufassade mit Terrasse flankieren.<br />
Von dort führt eine axiale Treppenanlage in den Garten, der von der Burgmauer gefasst wird.<br />
Diesen repräsentativen, jüngeren Schlossbau gönnte <strong>sich</strong> der Kölner Weihbischof Johann<br />
Werner von Veyder ab 1707. Für den Umbau seiner längst sinnlos gewordenen Burg zum zeitgemäßen<br />
Barockschloss konnte er den kurpfälzischen Hofarchitekten Matteo Alberti gewinnen,<br />
der aus Venedig stammte und von den Veneto-Villen des Andrea Palladio inspiriert war. Die<br />
Zeiten, in denen Burg Malberg im Zentrum des Streits zwischen Trier und Luxemburg um die<br />
Lehenshoheit in der südwestlichen Eifel gelegen hatte, waren im 18. Jahrhundert vorbei. Wer<br />
es <strong>sich</strong> erlauben konnte, machte aus seiner Burg einen Landsitz mit »italiänischer« Lebensart.<br />
Das gesamte 18. Jahrhundert war eine gute Zeit für den Ort Malberg, der bis 1794 unter Luxemburgischer<br />
Herrschaft stand. Die etwa elf Familien im Ort hatten Arbeit, und die Schlossbesitzer<br />
leisteten <strong>sich</strong> eine kunstvolle Ausstattung. Der Schlossherr Franz Moritz von Veyder<br />
wusste um den Wert der Bodenschätze und gründete 1749 eine Eisenhütte. Bis heute ist der<br />
unter seiner Ägide angefertigte, gediegene Wohnkomfort des Schlosses fast vollständig erhalten<br />
– eine Rarität, wenn man bedenkt, wie viele Kriege über die Eifel gingen. Das Schloss blieb bis<br />
1990 in Familienbesitz und gehört seitdem der Verbandsgemeinde Kyllburg, die es samt Ausstattung<br />
langsam, aber sukzessive mit Hilfe von Landes- und anderen Fördermitteln restauriert.<br />
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