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Generation Greenhorn - Annabelle

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Putt, putt, putt! Einlochen auf dem sorgfältig manikürten Rasen. Sieht ganz einfach aus<br />

168 annabelle 20/09<br />

feinste Sandstrände,<br />

bizarre Felsformationen<br />

und die Brandung des<br />

Atlantiks: Die Algarve ist<br />

nicht nur für Golferinnen<br />

ein Paradies<br />

d<br />

en herben Charme des Eishockeyspielers<br />

wird er nie los, auch nicht mit Poloshirt und<br />

edler Stoffhose. Steffen Zunker grinst breit<br />

und stopft sich drei Gummibärchen in den<br />

Mund. Er ist 37 Jahre alt, gebürtiger Berliner<br />

und arbeitet als Head Pro – Chefgolflehrer<br />

– im Robinson Club Quinta da Ria in Portugal. Als<br />

Kind spielte er Eishockey, bis er in der Primarschule seinen<br />

Sitznachbarn fragte: «Was ist dein Hobby?» Der antwortete:<br />

«Golf.» Seit damals schlägt Steffen Zunker kleine weisse Bälle<br />

in die Luft. Obwohl er mehrere Jahre an internationalen<br />

Turnieren spielte (er will nicht verraten, an welchen – das sei<br />

angeberisch, findet er), ist er die Antithese zum typischen<br />

Golflehrer. Ich hatte einen hochnäsigen, unausstehlichen<br />

Briten erwartet, doch als Steffen Zunker mit seinem Buggy<br />

um die Kurve gedüst kommt, wird klar: Er ist die richtige<br />

Person, um mir diesen sonderbaren Sport beizubringen.<br />

Golf und ich – das war Brechreiz auf den ersten Blick.<br />

Golfer sind Snobs. Elitäre alte Schnösel. Und dass es noch<br />

Golfclubs geben soll, vor denen Schilder hängen, auf denen<br />

steht: «No dogs, no women», machte mir den Sport nicht<br />

sympathischer. Ich fühlte mich wohlig in meiner Welt der<br />

Vorurteile, bis ich auf Facebook Kollegen entdeckte, die –<br />

einst kamen sie mit dem Skateboard in die Schule – Fotos<br />

von sich auf dem Driving Range ins Netz stellten. Sind wir<br />

jetzt die <strong>Generation</strong> Golf? Einfach ohne Kukident? «Golf<br />

boomt, gerade bei jungen Menschen», sagt Steffen Zunker.<br />

War das Durchschnittsalter in seinen Kursen früher bei fünfzig<br />

plus, so sind heute auch 11-jährige Schülerinnen und<br />

Paare Mitte dreissig vertreten.<br />

Nun gut, an der frischen Luft etwas für die Gesundheit<br />

tun – was ist daran so schlecht? Sagte ich mir und flog nach<br />

Faro im Süden Portugals. Die Algarve ist ein Paradies für<br />

Golfer, alle paar Kilometer hat es einen Platz. Und: Man<br />

kann das ganze Jahr über seinem Hobby frönen. So auch im<br />

Robinson Club Quinta da Ria, nahe der Grenze zu Spanien.<br />

Das Resort ist umgeben von einem Naturschutzgebiet<br />

und wurde 2008 eröffnet, zwischen zwei bestehenden preis-<br />

head Pro Steffen<br />

Zunker: Sein rauer Charme<br />

passt zu den knorrigen<br />

Olivenbäumen auf dem<br />

preisgekrönten Golfplatz<br />

gekrönten 18-Loch-Golfplätzen. Der Weg von der Hotelanlage<br />

zum Meer führt über einen der Plätze: Überall stehen<br />

knorrige Olivenbäume, auf dem Rasen haben sich fette Möwen<br />

niedergelassen, Wiedehopfe stochern im Gras. Es riecht<br />

nach Sand, Gras, Meer, Blumen, einfach allem, was man sich<br />

unter Ferien vorstellt. Bei Ebbe kann man durch die Lagune<br />

zum vorgelagerten Strand laufen, wo Einheimische nach<br />

Muscheln buddeln. Ich bin versöhnlich gestimmt.<br />

Die erste Golflektion steht an. Es ist 10 Uhr – und heiss.<br />

Ich ziehe ein Trägerkleid an, dazu Leggins und Turnschuhe.<br />

«Kann ich so auf den Platz?», frage ich Steffen Zunker, der<br />

zusammen mit seinem Bruder Flo die Golf Academy leitet.<br />

«Klaro.» Das war gelogen, nichts davon entspricht dem Golfdresscode,<br />

aber das erfahre ich erst später. Die Schultern<br />

müssten bedeckt sein, das T-Shirt einen Kragen haben, und<br />

statt Turnschuhen sollte man Halbschuhe tragen. Ein Wunder,<br />

dass einem die Sockenfarbe nicht vorgeschrieben wird.<br />

Während wir mit dem Buggy kreuz und quer über die<br />

Anlage flitzen (statt auf den vorgesehenen Wegen), klärt der<br />

Golflehrer ein paar Fachbegriffe – Slang für Golfdebile: Birdie,<br />

Par, Handicap, Bogey, Green, Rough, Platzreife und so<br />

weiter. Putten ist der erste Programmpunkt. Übersetzt heisst<br />

das: Wir stehen beim Loch und befördern den Ball sorgfältig<br />

rein. Viele würden gleich zu Beginn den Abschlag üben<br />

wollen, sagt der Pro, aber das sei Unsinn. «Putten ist das<br />

Wichtigste.» Tiger Woods sei ein Meister darin. Der beste<br />

Abschlag aufs Green – die Fläche, wo das Loch ist – nütze<br />

nichts, wenn man die gute Ausgangslage mit vier miesen Putts<br />

vergeigt. Der Pro drückt mir einen Putter, einen speziellen<br />

Golfschläger zum Einlochen, in die Hand. Die Art, wie man<br />

den Schläger halten soll, ist eine Wissenschaft für sich. Da<br />

wird gezogen und gewürgt, bis die Finger richtig sitzen. Und<br />

erst der Stand! Beine schulterbreit, Rücken bolzengerade, Po<br />

raus (man muss mit dem Hintern wackeln können wie eine<br />

Pute, daher wohl der Begriff), Knie leicht gebeugt. Wer das<br />

erfunden hat, war entweder Masochist oder Yogalehrer.<br />

Tack, der erste Ball ist entjungfert. Aus dreissig Zentimeter<br />

Entfernung (tönt nah, fühlt sich aber weit an), und er<br />

“Man muss<br />

mit dem<br />

Hintern<br />

wackeln<br />

können wie<br />

eine Pute,<br />

daher<br />

wohl der<br />

Begriff”<br />

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