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[pdf - 2.18 MB] Sonderheft zur ISH - Form

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10 Bath Solutions<br />

Der Londoner Andrew Rae (30)<br />

hat schon als Kind die Gedichte<br />

seines Vaters illustriert. Heute arbeitet<br />

er unter anderem für MTV<br />

und Channel Four.<br />

As a child, London-based Andrew<br />

Rae (30) illustrated his father’s<br />

poems. Today, he works for MTV<br />

and Channel Four, among others.<br />

Baden mit Borat<br />

The Bath as a Dream<br />

Exklusiv für form hat der englische Grafik-Designer<br />

Andrew Rae seinen phantastischen Ideen zum<br />

Thema Baden freien Lauf gelassen. Mit seinem<br />

charmanten Panorama erzählt Rae auf den folgenden<br />

Seiten die Geschichte des Badens mit typisch<br />

britischem Humor. Aber sehen Sie selbst!<br />

Grotesk, faszinierend und immer ein wenig finster<br />

geht es zu in den Szenen, die der britische Illustrator<br />

gerne mit Laborzubehör, Kabeln und absurdem Instrumentarium<br />

anreichert. „Perverted Science“, der<br />

Titel einer Veranstaltung im Londoner Club 333 in<br />

Shoreditch, wo Andrew Rae 1998 mit der Gestaltung<br />

von Flyern seine Karriere begann, ist immer noch<br />

eine treffende Beschreibung für das große Thema<br />

seiner Arbeiten. Raes Fähigkeit, scheinbar zusammenhanglose<br />

Dinge in Narrationen zu verstricken,<br />

kommt besonders gut in seinen Wimmelbildern <strong>zur</strong><br />

Geltung. Nicht umsonst nennt er Pieter Brueghel den<br />

Älteren und Hieronymus Bosch als Inspirationsquellen.<br />

Seine abgebildete Illustration erzählt, Boschs<br />

„Garten der Lüste“ formal gar nicht mal so unähnlich,<br />

die Geschichte des Badens. „Naja, meine Version<br />

davon“, korrigiert Andrew Rae. Die Szenerie wird bevölkert<br />

von Gestalten und Elementen aus allen Informationskanälen.<br />

Da fließt der Styx aus der Unterwelt<br />

der griechischen Mythologie, und am Ufer steht<br />

Joseph Bazalgette, Ingenieur des Londoner Abwassernetzwerks.<br />

Eine Frau im roten Bikini nimmt eine<br />

saure Dusche unter einer Riesenversion von Starcks<br />

Zitronenpresse Juicy Salif. Weltalltouristen treiben<br />

in der Schwerelosigkeit, man entdeckt den kasachischen<br />

Fernsehreporter Borat in seiner giftgrünen,<br />

geschmacklosen Badehose, und im mittleren Bild ist<br />

ein gigantischer Hummer­Jeep gelandet, mit Pool<br />

auf der Ladefläche, inklusive Bikini­Mädchen, direkt<br />

aus einem Hip­Hop­Video. Schaut Rae selbst viel<br />

fern? „Ja. Kann man, glaub ich, so sagen.“ Die Assoziationen<br />

entwickelt er beim Zeichnen: „Ich fange<br />

mit meinem Thema einfach an, und während ich<br />

zeichne, kommen die Ideen, dann kommen immer<br />

Text: Cornelia Durka (form@form.de)<br />

mehr Details dazu und zwischendurch recherchiere<br />

ich ein wenig.“ Dafür ist das Internet ihm eine wichtige<br />

Quelle, seine Sammlung alter Enzyklopädien<br />

und naturwissenschaftlicher Lehrbücher.<br />

In seinen Arbeiten paart Andrew Rae, der in<br />

Brighton Illustration studiert hat, den lakonischen<br />

Humor seines Kollegen David Shrigley mit den düsteren<br />

Bildwelten von Marcel Dzama. Rae gelingt es,<br />

mit seinem zutraulichen, etwas naiv gezeichneten<br />

Filzstift­Stil seine sonderbaren Szenen witzelnd und<br />

ironisch aufzubereiten. In England erscheinen seine<br />

Zeichnungen unter anderem im „Guardian“, er übernahm<br />

Wandgestaltungen für Selfridges in London,<br />

arbeitet für Musiker und Plattenlabels. Richtig bekannt<br />

wurde er in England als Art Director der Cartoonsendung<br />

„Monkey Dust“ auf BBC3. Es folgten<br />

weitere Aufträge für Animationen. MTV Asia ließ<br />

„Ich fange mit meinem Thema einfach an,<br />

und während ich zeichne, kommen die Ideen,<br />

dann kommen immer mehr Details dazu und<br />

zwischendurch recherchiere ich ein wenig.“<br />

die gesamte On­Air­Identity von ihm zeichnen. Rae<br />

schätzt diese Arbeit, weil sie ganz anderen Prozessen<br />

folgt: Animation heißt Teamarbeit – eine Abwechslung<br />

<strong>zur</strong> einsamen Zeichnerei. Deshalb arbeitet Rae<br />

auch in einer Studiogemeinschaft namens „Peepshow<br />

Collective“ in London. Dort arbeiten zehn Illustratoren<br />

und Designer an analogen und digitalen,<br />

kommerziellen und freien Projekten. Für Channel<br />

Four hat Andrew Rae gerade eine neue Animation<br />

fertiggestellt. Für Mesh, eine Plattform für digitale<br />

und interaktive Animation, die seit 2001 besteht, entwickelte<br />

er den Trailer. Ein auf Rae zugeschnittener<br />

Auftrag: „Der Großteil meiner Zeichnungen findet<br />

früher oder später seinen Weg in den Computer. Als<br />

nächstes möchte ich deshalb eine Ausstellung realisieren.<br />

Mit ganz normalen Zeichnungen.“<br />

Bath Solutions 11

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