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Hof 3<br />

(Nr. des Planes pro 1674; = Nr. 35 des Reineckeschen Verzeichnisses de 1674;<br />

= jetzige Hausnummer 3.)<br />

KV.<br />

(1) 1585 ff. Jacob Nagel † 1614 ~ .... † 1604 (Er legt 1604 seinen Töchtern die Gerade seiner<br />

verstorbenen Frau. (cf. Schöppenbuch) Er scheint das Gut nach 1566 gekauft zu haben von<br />

den Erben des † Pastors Zwickau. Die Besitzerin des Hofes 3 scheint mit dem hiesigen<br />

Pastor, Trackenbrot († 1554) u. seit 1558 mit dem hiesigen Pastor Zwickau († 1566)<br />

verheiratet gewesen zu sein. Sie starb früher als Pastor Zwickau. „Als dieser 1566 starb,<br />

hinterließ er ein Gut im Dorf“ (vermutlich Hof 3, das durch Heirat an ihn gekommen war),<br />

„keine Frau u. keine Kinder. Verwandte aus Barby u. Quedlinburg erfüllten 1566 seinen<br />

Nachlaß.“(cf. III, S. 30; III, S 139)<br />

Kinder:<br />

1. ... ~ Caspar Bertram in Eggersdorf<br />

2. Anna tot 1614? ~ 1603 Moritz Wilke; tot 1608; deren ältestes Kind Moritz nimmt Jac.<br />

Nagel 1608 zu sich.<br />

3. Margarethe ~ Michael Schmidt † 1598/9, Kossath in Kl. Mühlingen ~ 1599 Kossath Hans<br />

Braune in Kl. Mühligen.<br />

4. ... ~ Simon Nagel tot 1627; sie erhielt 1604 nichts von der Gerade; ob sie nicht die rechte<br />

Tochter der 1604 verstorbenen Frau Nagel war?<br />

5. ein älterer Sohn (erhielt jetzt kein Erbe 1614, an Vieh, Betten, weil er wohl bereits<br />

ausgestattet war)<br />

6. ein jüngerer Sohn (2) = Jacob Nagel.<br />

Hof 3 war ein altes Freigut u. hatte 1654 in Sa. 139 ½ Mg. Acker; um 1806 gehörten zu ihm<br />

7 Hufen 7 Mg. (ca. 217 Mg.)<br />

(2) Am 5. September 1614, etwa 30 Tage nachdem Jacob Nagel der Ältere “sonst Bauer<br />

Nagel genannt“ gestorben war, wurde dessen Hergewett gelegt, incl. 1 gezäumt u. gesattelt<br />

Pferd, das mit 36 fl taxirt war. „Der Hof desselben liegt zwischen der Nägeln freiem Hof“,<br />

beachte den Plural! (= Hof 2 mit Hof 1) „und Andreas Knoche“ (=Hof 4 b) „ ...das Gut wurde<br />

kaufweise am 5 September 1614 dem „jüngeren Sohn“ Jacob Nagel von den Erben für<br />

Taxwerth 1100 Thaler zugeschlagen. Haus und Hof wurden dabei mit 600 Thaler berechnet;<br />

93 Morgen waren bestellt mit Hafer, Weizen, Roggen u. Gerste á Mg. 4 ½ Thaler gerechnet,<br />

d. h. für die Ernte dessen. es hatte der Hof bis 1614 4 ¼ Hufe „erbeigenen“ Acker d. h. Acker,<br />

auf dem keine Spanndienste bei dem Acker lagen. Der ganze Hof hatte nur erbeigenen Acker;<br />

er hatte also keine Dienste auf dem Amt. Es war ein Freigut, u. blieb es (cf. sub (7) (8) etc.).<br />

„Diese 4 ¼ Hufen wurden unter die Erben geteilt“ (Jacob N. erhielt davon auch sein Teil).<br />

Zum Nachlaß des 1614 verstorbenen J. Nagel, den sein Sohn käuflich übernahm, gehörte 1<br />

Obergeschirr und ein 1 Untergeschirr (d. h. die für diese beiden Geschirre nötigen Pferde und<br />

2 Wagen mit Zubehör, deren jeder mit 24 Thaler taxirt war); ferner 2 Pflüge á 6 Thaler 30<br />

Hühner etc. – Kühe, Schafe, Schweine, Betten, Zinnwerk wurden geteilt.<br />

Der Käufer Jacob Nagel „erhält vornweg 300 Thaler (das war nach damaligen Verhältnissen<br />

sehr viel) an Mitgift, zum Verlöbnis und zur Hochzeit“ (mit dieser Summe werden auch die<br />

bereits verheiratheten Geschwister früher von ihrem Vater ausgestattet sein; Jacob Nagel hatte<br />

also bei Übernahme der Wirthschaft 800 Thaler wovon sein eigener Anteil noch abzuziehen<br />

war, an seine Geschwister zu zahlen sich verpflichtet).<br />

Wie groß der Viehstand auf dem Hofe zuletzt gewesen war, läßt sich daran messen, daß die 6<br />

Erben je 1 Kuh, 2 Schafe, 2 Schweine aus der Teilungsmasse 1614 erhielten. – Zinngerät war<br />

reichlich vorhanden; 2 Kannen und 2 Schüsseln kamen auf einen der Erben.


Bei Hof 3 waren also vor 1614 etwa 95 Morgen unter dem Pfluge und ca. 45 Mg., die jährlich<br />

als Brache und Weideland liegen blieben, in Sa. rd. 140 – 150 Morgen erbeigener Acker.<br />

Hiervon besaß J. Nagel 1614 ff. ca. 22 ½ Mg. erbeigenen Acker aus der Teilung der 4 ½<br />

Hufen erbeigenen Acker, die sein Vater hinterlassen hatte; wahrscheinlich hatten seine<br />

Geschwister ihre Anteile an diesen 4 ½ Hufen dem J. Nagel gegen eine jährlich an sie zu<br />

zahlende Pacht überlassen, wie solches häufig geschah; denn 1654 gehörten zu Hof 3 in Sa.<br />

139 ½ Morgen (der 30jährige Krieg brachte den geteilten Acker wieder aufs Gut).<br />

Hof 3 war vor 1614 eine große Ackerwirtschaft gewesen, und auch nach 1654 wars eines der<br />

größten Güter des Dorfes.<br />

Der Jacob Nagel, der 1616 Kirchvater war, ist nicht näher bezeichnet; auch Hof 18 (bzw. 1 u.<br />

16) besaß bis Jahre 1616 ein Jacob Nagel † 1616.<br />

Der Jacob Nagel, an dessen Acker ein Eggersdorfer seinen Grenzstein 1629 verrückte hatte<br />

(cf. Schöppenbuch) war der Besitzer des Hofes 3.<br />

„In Bauer Nagels Scheune“ fand Winterfeld (ein Arbeiter) Silberpfennige. „Die gnädige<br />

Herrschaft (= der hiesige „Landeshauptmann“ Adam Heinrich von Ende, der das Schloßgut<br />

bewirtschaftete) verehrte aus diesem Funde 1647/8 der Kirche 5 Thaler 10 Gr. und 1649/50<br />

abermals 5 Thaler (cf. Kirchrechnung). „Bauer Nagels Scheune“ war die Scheune des Gehöfts<br />

3. Ob Bauer Nagel damals noch lebte ist ungewiß, ebenso ob die Münzen damals cursirende<br />

gültige Münzen waren, oder ob sie schon in den vor dem 30 järigen Kriege liegenden Zeiten<br />

dort vergraben waren.<br />

1652/3 wurde der Kirchvater (= Jacob Kühne auf Hof 4b, Nachbargehöft von Hof 3, war der<br />

jüngere Kirchvater und Hans Schlüter auf Hof 6 der ältere) „zu 2 malen in die Kanzlei wegen<br />

Bauer Nagels Erbe citirt“; dazu erhielt er je 2 Groschen Zehrungskosten aus der Kirchkasse.<br />

Damals war also Bauer Nagel bereits verstorben. Es ist fraglich, wie die Kirche bei dem Erbe<br />

des Bauers Nagel beteiligt war (ob wegen der Abgabe von Brot und Wurst an Pastor und<br />

Schulmeister?).<br />

(3) Mir will es scheinen, als ob Andreas Schönjahn ~ Susanne geb.Brösel Gehöft 3 samt dem<br />

dazu gehörigen Acker (Sa. 139 ½ Mg., wovon 103 ½ Mg. in Mühlinger und 36 Mg. in<br />

Ackendorfer Flur lagen) (lt. Salbuch 1654) im Jahre 1649 besessen habe. Derselbe ist 1649<br />

Kirchvater, 55 Jahre alt , † 1651 am 28. Mai (Schöppenbuch), er war hiesiger „Nachbar und<br />

Schöppe“. Er war aus Kl. Mühlingen, wo er 1627 Schöppe wurde, nach hier gekommen. Im J.<br />

1651 verehrte „Andreas Schönjahn Selig “ (Von den 1654 dem Andr. Schönjahn jun.<br />

gehörigen 139 ½ Mg. Acker ist im Salbuch ein Stück als früher dem Jacob Nagel gehörig<br />

bezeichnet; andere Stücke gehörten um 1775 (lt. der damals v. Sintenis angefertigten<br />

Abschrift) dem Herrn von Bohnesdorf Jacob Nagel sowohl als v. Bohnesdorf (4) besaßen Hof<br />

3.). der Kirche 4 Pfund Wachs (er war bei der Aufstellung der Kirchrechnung um Sexag.<br />

1652, starb 28. Mai 1651 (Schöppenbuch) bereits verstorben).Vielleicht war er durch Kauf<br />

oder Erbschaft in „Bauer Nagels Erbe“ gekommen, wie Gehöft 3 in der Kirchrechnung 1652<br />

immer noch genannt ist, um dessentwillen dann nach A. Schönjahns Tode der Kirchvater<br />

1652 zu 2 malen in die Kanzlei zu Barby citirt wurde.<br />

1653 wird Andreas Schönjahn ( vermutlich der Sohn des 1651 verstorbenen Andreas<br />

Schönjahn) Kirchvater, wahrscheinlich auf dem Hof 3. Schneidermeister August Schönjahn,<br />

Sohn des † Andr. Schönjahn u. der Susanne geb. Brösel, heiratete Okt.1653 die Jgfr.<br />

Margarethe Brösel aus Eickendorf. Seine Mutter räumte ihn auf 3 Jahre das Halbspännergut<br />

in Kleinmühlingen ein, das neu aufgebaut war, ausgenommen die Scheune u. gab ihm ¼ Hufe<br />

Acker, 1 Kuh, 1 Bett u. a. mit. (cf. Schöppenbuch). Daß jemand bald nach Übernahme eines<br />

Hofes Kirchvater wurde, findet sich häufig (lt. Salbuch hat er Mai 1654 Sa. 139 ½ Mg. Acker.<br />

– Die Wwe. Schönjahn (ob des letztgenannten Frau oder Mutter) ist ist in der Kirchrechnung


1655 u. dann öfters als Schuldnerin der Kirche für im J. 1695 geliefertes Korn als 18 Scheffel<br />

Roggen u. 1/4 Wispel Hafer) erwähnt.<br />

1660 ist sie in Gr Salze wohnhaft. Aus dem Jahre 1654, wo Andreas Schönjahn,(starb vor<br />

Sexag. 1655) Kirchvater war, hatte die Kirchkasse einen Vorrath pro Sexag. 1655 in Höhe<br />

von 16 Thaler 1 Gr. 5 Pf., wovon die Wwe. Schönjahn 10 Thaler der Kirche schuldig blieb.<br />

Das ist ein Zeichen für den Geldmangel nach dem 30 jährigen Kriege und für die ungünstigen<br />

Vermögensverhältnisse „der Schönjahnschen“ (= Wwe Schönjahn).<br />

(4) Schuldenhalber scheint vor 1660 der Hof 3 verkauft zu sein. Von Ende hatte den Hof 3<br />

nicht. (cf. über ihn sub Hof 24 d (bzw. Hof 24 b).<br />

(5) 1674 wird der Hof 3 von Sievert † 1693 als Hofmeister oder Pachtmann bewirtschaftet, er<br />

brauchte 2 Knechte und 1 Magd. (cf. Nr. 35 des Reineckeschen Verzeichnisses. Dessen<br />

Bericht de Novbr. 1674.) Wer der Eigentümer 1674 ff. war, ist unbekannt (vermutlich des G.<br />

Rudloff (6) Erben).<br />

(6) Der Amtsschreiber Georg Rudloff, der Amtsschreiber =Rudloff hatte 1661 im Plan 19 ein<br />

Ackerstück (cf. Hertel, sub Ackendorf) (7) (tot 1664) scheint das Schönjahnsche Gut um 1660<br />

erworben zu haben. Seine Wittwe ist in einem Nachtrag zum Salbuch sub Feldschlag XXIV<br />

als Besitzerin eines Ackerstückes eingetragen, das 1654 Andr. Schönjahn gehörte. „Der<br />

Mahlmeister und Freisasse in Großmühlingen“ Adam Kersten, dessen Tochter sich in Gröna<br />

1698 verheiratete, hat um 1697 den Hof erworben u. besessen, bis ihn v. Plotho kaufte. Der<br />

Schneider Kersten (T. R. 1701, 1705) scheint als Sohn des Adam Kersten in Hof 3 gewohnt<br />

zu haben, bis ihn v. Plotho kaufte. Die Kerstens stammen anscheinend aus Barby (cf. Tf. Rg.<br />

1701, 13) oder Roseburg (cf. Tf. R. 1701, 5) Der Müllermeister Hans Adam Kersten heiratete<br />

1685 in Bernburg (St. Agidien), als Wittwer? – Kossath Sievert (Besitzer von Hof 25) wohnte<br />

1674 auf Hof 3 (als Pachtmann). – 1697 war Hans Zückner „Pachtmann auf Rudloffs Gut“<br />

(Tf. R. 1697, 5).<br />

(7) 1705 besaß den Hof 3 und bewirthschaftete den seit alters dazu gehörigen Acker der<br />

„Kammerjunker“ des hier seit Februar 1705 residirenden Fürsten Anton Günther Namens<br />

Erdmann Günzel von Plotho, „Erbherr auf Kehnert“ (T. R. 1711, 5; 1713, 6)“ Fürstlicher<br />

Stallmeister“. ( T. R. 1713, 6).Er heirathete „Fräulein Sabine v. Schierstedt vom Schloß“ im<br />

Jahre 1709, welche Hofdame bei der hiesigen Fürstin seit 1705 gewesen war (T. R. 1709, 7; K<br />

R. 1708f.). Hof 3 war seit alters ein Freigut (=ohne Dienste auf dem Amte) und blieb solches.<br />

Zu den 139 ½ Mg. Acker (cf. sub 3.) wurden vielleicht schon durch von Plotho Äcker hinzu<br />

erworben. (cf. sub 11)<br />

Kinder:<br />

1. Anton Franz *1710 (cf. T. R. 1713, 6 Pathen; (T. R. 1689 ist gleichfalls ein Kind Pathe)<br />

2. Auguste Agnette * 1711; †<br />

3. Hans Erdmann * 1712.<br />

4. Auguste Sophie * 1714.<br />

E. G. von Plotho hatte gleich seiner Gemahlin Geld von der hiesigen Kirche geliehen,<br />

welches Michaelis 1714 (zu dieser Zeit verließ von Plotho samt dem Fürsten Anton Günther<br />

Großmühlingen) v. Bomsdorf (8) auf sich nimmt u. an die Kirche zurückzahlt (cf. KR. 1705-<br />

1714). Derselbe löst auch des Herrn v. Plotho Kirchenstuhl „auf sich, bis auf fernern Fall“ mit<br />

6 Thaler. (=Schrankstuhl am Westgiebel der Kirche).Der Hof 3 mit dem Bauernacker der<br />

1654 dazugehört hatte, war freies Besitztum (=Freihof) u. verblieb der Familie Bohnesdorf bis<br />

1782; später war er gleichfalls „Freigut“ und sein Acker ist nicht ans Amt gefallen (cf. sub<br />

14).


(8) Hiob Friedrich von Bohnesdorf (der Oberforstmeister Lothar v. Bomsdorf heiratete 1695<br />

die Freda Dorothee von Krosigk (I, 232). Es ist unbekannt, wie er mit Hiob Friedrich v.<br />

Bomsdorf verwandt war).~ 8. November 1711 Marie Magdalene von Barby 1714 ff. *25.<br />

März 1688; † 1751. Er war Erbherr eines Rittergutes in Gommern und zugleich Besitzer des<br />

hiesigen Freigutes Hof 3. Er starb (wo?) als wirklich bestallter Kammerherr des Königs von<br />

Polen und Kurfürsten von Sachsen, auch Oberforst- und Wildmeister in Elmenau (cf.<br />

Hauptbuch Inwent.Verz. S. 781) (St. R. 1751, 6). Seine Gemahlin war eine Tochter des<br />

Kurfürstlich Brandenburgischen Legationsrathes und Erbherrn zu Loburg Calitz und<br />

Möckern. Sie starb (hier) als Wittwe, nachdem sie eine 15 tägige Brustkrankheit gehabt hatte,<br />

1751 (St. R. 1751, 6); begraben ist sie in Gommern. Sie hatte 8 Söhne u. 2 Töchter, von denen<br />

bloß die Christiane Magdalene in Grossmühlingen geboren ist, und zwar 1720; dieselbe<br />

heirathete 1746 den Major Hermann Friedrich von Broitzen (T. R. 1720; T. R. 1746, 8).<br />

Von den Söhnen des H. F. von Bohnsdorf ~ M. M. von Barby waren 1751 noch 5 am Leben<br />

(St. R. 1751, 6). – Frau v. Eckart ist beteiligt an der Schenkung einer mit einem Bibelspruch<br />

bemalten Tafel für die Kirche Ao. 1724 seitens des v. Bomsdorfschen Ehepaares (cf.<br />

Hauptbuch S. 781). Sie scheint eine Verwandte gewesen zu sein.<br />

H. F. von Bohnsdorf hat sich nur zeitweilig hier mit seiner Familie aufgehalten. Ein<br />

Hofmeister ist 1716 u. ö., sein Jäger 1722 erwähnt. Im Jahre 1735 ist Adam von Dossow<br />

erwähnt, welcher das von Bohnsdorfsche Gut bewirthschaftet (T. R. 1735, 12); als Pächter<br />

desselben sind Johann Lucke (T. R. 1743, 18), Joachim Heinrich Schumann (T. R. 1749, 3;<br />

1750, 8; 1752, 10; 1753, 17) genannt; letztrer wurde 1760 Pächter des hiesigen Amtes (cf.<br />

Teil I, S. 235).<br />

H. F. v. Bohnsdorf nahm Mich. 1714 die Schuld des v. Plotho an die Kirche auf sich u. löste<br />

des v. Plotho Kirchenstuhl (=Schrankstuhl) mit 6 Thaler.(cf. sub 7)<br />

(9) Hauptmann Lothar Friedrich von Bomsdorf ist 1755 auf Hof 3 wohnhaft, in welchem Jahr<br />

sein Gemahlin Catharine Helene Julie von Welchhausen bei der Geburt eines toten Sohnes<br />

starb. Er verkaufte dieses sein Gut, zog nach Dresden und starb dort bei seinem Bruder (cf.<br />

Bem. des Sintenis im St Reg. 1755, 9. 10). Am 10. April 1762 ist er hier noch wohnhaft.<br />

(cf. Gemeindeacten „Siebenjähriger Krieg“ S. 35) enthaltend seine Beschwerde des L. F. v.<br />

Bomsdorff gegen den Dorfrichter Pietscher betr. Lieferungen zum siebenjähr. Kriege).<br />

(10) Nachwirth des Vorgenannten ist Johann August v. Bomsdorf. Er war bis an seinen Tod<br />

1782 unvermählt. (Dessen Bedienter T. R. 1763, 12) Er war fromm Pietist (cf. Gemeinde-<br />

Acten).<br />

„Am 4. August 1776, Sonntags, Abends 10 Uhr kam ein starkes Gewitter, welches bis<br />

morgens 4. Uhr dauerte. Es brannte vom Einschlag (=in vielen Orten) überall, so auch in des<br />

Herrn von Bomsdorfs Scheune allhier“(Sintenis, Chr. I, 57), doch wurde das Feuer gelöscht. –<br />

V. Bomsdorf borgte 200 Thaler von der Kirche (K. R. 1779/80) Zur Dohna-Wedellschen<br />

Contribution aus dem 7 j. Kriege, wie sie 1769 von der Fürstl. Kammer repartirt war,<br />

schuldete er Weihnachten 1775 noch 25 Thaler, nebst den seit 1769 aufgelaufenen Zinsen<br />

(5%) von 7 ½ Thaler.<br />

(11) Nachwirth Amtmann Leopold Gottlieb Dörfling auf dem Freigut Hof 3 Es gehörten 1793<br />

dazu 7 Hufen 7 Mg. Acker (Gemeinde-Acten) Es waren also seit 1654 (1705) 78 ½ Mg. hinzu<br />

erworben, die im Koppelfeld lagen, wo 1654 die Salzer Acker hatten. (1783 von Sintenis im<br />

Accident. Buch Nr. 14 genannt). Er kaufte 1783 die zum Hof gehörigen Kirchenstühle. Sein<br />

Pächter F. Chr. Fr. Nordmann, vorheriger Amtsverwalter hier, ist 1785 genannt (Acc. Buch<br />

1784, 8) (T. R. 1785, 13), Conr. Martin Armbrecht (T. R. 1789, 18, 1792, 5) und Johann<br />

Andreas Stange (Sintenis, Acc. B. 1799, 29), T. R. 1802, 6, dsgl. bis 1810) sind ebenfalls


Pächter dieses „Freigutes“ gewesen. August Dörfling hat 1796 in Hof 3 gewohnt (Sint. Acc.<br />

B. 1796, 41).<br />

August Dörfling ist zugegen bei der feierlichen Erbhuldigung am 23. October 1798 auf dem<br />

hiesigen Schloß, nach dem Anfall Mühlingens an Bernburg (Sintenis Chr. I, 111).<br />

(12) Nachwirth Sohn des Vorigen Amtmann und Freigutsbesitzer hier Johann August<br />

Dörfling hier wohnhaft 1796 auf seinem Freigut (Sint. Acc. S. 1796, 41) ~ Johanne Auguste<br />

Wilhelmine geb. Both, (=Pathe 1812 T. R. 1812, 24) für welche 1806 Frauensitze gelöst<br />

wurden. Johann Andreas Stange bleibt 1806-1810 Pächter des Dörflingschen „Freigutes“.<br />

(Sintenis, Acc. Buch); ist 1811 Halbspänner in Brumby (Sintenis, Acc. Buch 1811, 6) „Der<br />

Oberamtmann“ (Johann August) „Dörfling aus Grossmühlingen“ ist außer anderen Namen<br />

von Kurgästen auf einer Schiefertafel zu lesen, welche im Kurhause zu Alexisbad sich findet,<br />

und aus dem Juni 1810 stammt, nachdem dieses Bad 1810 begründet wurde. Es stehen über<br />

den 5 Namen die Verse:<br />

„Es leben alle guten Fürsten,<br />

die nur dem Guten sich vertraun,<br />

die statt nach Heldenruhm zu dürsten,<br />

dem dürftgen Fleißte Hütten baun.“<br />

„Dem edlen Gräf sei unser Dank geweiht,<br />

da er von jeder Krankheit uns befreit.“<br />

(Gräf=Badarzt)<br />

1807 gehörten zu Hof 3: 217 ¼ Morgen Freiacker. (Gemeinde-Acten)<br />

Einziger Sohn des Aug. Dörfling ~ J. Aug. Wilh. geb. Rath ist Johann Andreas Carl August<br />

Dörfling (geb. ca. 1801); auswärts in Pension, hier 1816 confirmiert (Confirmanden-Acten).<br />

(13) Nachwirth Herr Hüsener, er kauft 1818 Kirchenstühle des Hofes 3. Derselbe kauft etliche<br />

Jahre später (1822 ist Inspector Ziemann Pächter des Hüsnerschen Freigutes (T. R. 1822,). Ob<br />

Scharping vorher der Pächter von Hof 3 war? (T. R. 1822, 12)) den Hof 1 und verkauft Hof 3<br />

an Ballerstedt.(14) Es wird ihm gestattet, vom Hof 3 zu dem Hof 1 35 ¾ Morgen (sie lagen<br />

wohl in Atzendorfer Flur) zu legen, „weil Hof 1 die Lasten nicht mehr gut tragen kann.“ Er<br />

zog 1828 nach Gommern (siehe sub Hof 1), nachdem er den Hof 3 schon 1825 verkauft hatte<br />

an Ballerstedt.<br />

(14) Nachwirth Herr Ökonom Johann Friedrich Ballerstedt „Freisasse“ auf Hof 3; er kaufte<br />

das Gut 1822 u. er hat sich hier 1823 proclamiren lassen und 1824 ist ihm von seiner Ehefrau<br />

Johanne Christiane Dorothee geb. Lücke, Amtsmannstochter aus D. ein Sohn Friedrich<br />

August Theodor geboren. Er kaufte 1825 die Kirchensitze zu Hof 3. Der Acker wurde 1832<br />

dismumbrirt, ausgenommen 75 Morgen, welche beim Restgut verblieben (Gemeinde-Acten).<br />

(15) Pächter? wahrscheinlich Johann Andreas Haberhaufe „hiesiger Freisasse“; er kauft 1832<br />

den zum Hof 3 gehörigen Männersitz Nr. 4 unter der Orgel.<br />

(16) Nachwirth Oberamtmann Schlieckmann, besaß das Gut 1832 ff. (Gemeindeacten) mit 75<br />

Morgen, hiesiger Domänenpächter; er kauft 1836 die zu Hof 3 gehörigen Kirchensitze. – Er<br />

verzog 1849 aus Grossmühlingen, indem er die Domänenpachtung endirte, weil es ihm hier<br />

im Revolutionsjahr unbehaglich geworden war. – Dr. Spohn, pract. Arzt bewohnte seit ca.<br />

1836 den Hof 3 als Miether ?


(17) Nachbesitzer ist seit 1849 (April) Dr. Günther, Arzt in Bernburg, Besitzer des hiesigen<br />

Braunkohlenschachtes Alexander Carl, welchem sich sein Schwiegersohn Eduard Cuxy<br />

associirte. Cuxy wohnte vormals in Haus Nr. 146; nachmals auf der errichteten Fabrik =Nr.<br />

265. Hier wurde zuerst eine Photogenfabrik (Solaröl) einrichtete, welche nicht rentirte. Später<br />

wurde hier Stroh-Papier fabricirt, bis Cuxy um 1873 verzog. (cf. I 152) Dr. Günther kauft<br />

1850 die zu Hof 3 gehörigen Kirchenstühle; Dr. Günther erhielt bei der Separation für<br />

vormals Schlieckmannschen Acker bei Hof 3 (= 75 Mg. u.14. Mg., die Schl. außerdem<br />

besessen u. an Günther verkauft hatte, in Sa. 98 Mg. 38 Quadratruthen incl. Sandsche<br />

Baustelle u. zugehörigem Garten. –<br />

So weit der Acker von Hof 3 noch nicht zum Kohlenabbau verwendet wurde, wurde er von<br />

Günther-Cuxy verpachtet. Pächter war 1852 ff. Wilhelm Stephan ~ Catharine Blandine<br />

Lampe † 1854 (St. R. 1852; 1854; Tf. R. 1854), „Ackermann“ genannt.<br />

Eduard Cuxy war nach 1871 auf der von ihm gebauten „Fabrik“ am Eggersdorfer Wege<br />

wohnhaft (Tr. R. 1871). Nachdem er die Grube Alexander Carl samt den von ihr angekauften<br />

Äckern und Gehöften sowie die „Fabrik“ 1873/4 an die „Vereinigten chemischen Fabriken in<br />

Leopoldshall“ verkauft hatte, zog er nach Dresden. (cf. Ablösungsacten der Pfarre de 1878,<br />

Blatt b 3)<br />

(18) Das Gehöft 3, bei dem jetzt 50 Morgen Acker sind, wovon 38 Mg. in Gr. Mühlinger Flur<br />

liegen, besitzt u. bewohnt seit 1878 Friedrich Röseler (*1841 in Eggersdorf ~ Christiane Fasel<br />

* 1850). Ihnen ist hier 1880 ihr 6. Kind geboren.<br />

Zusatz: Zum Hof 3 gehört außer dem Hausgarten (zwischen Hof und Dorfbach) ein Garten an<br />

der Ostwand des Gottesacker in Gestalt eines Dreiecks; er ist die in den Separationsacten<br />

erwähnte „wüste Baustelle des Sandschen Hauses“, welche bis 1848/9 Schlieckmann gehörte<br />

(cf. sub 16) und mit dem zugehörigen Garten in Sa. 93 Quadratruthen mißt.<br />

Der Schustermeister Sand ~ 1801 Wwe Schäfer geb. Prange, starb 1824, seine Frau 1840. –<br />

Um 1800 hatte in dem nachmals dem Sand gehörigen Hause Schäfer ~ 1788 † 1800 gewohnt,<br />

welchen Sintenis gelegentlich „Nachbar des Interimsfreisassen Lücke“ auf Hof 1 nennt. (Acc.<br />

Buch 1799, 23).<br />

Das „Sandsche Haus“ hatte längs der Ostgrenze des Gottesackers gestanden, wo<br />

Fundamentsteine von F. Röseler (18) gefunden sind.<br />

Kinder des Friedrich Röseler ~ Christiane Fasel:<br />

1. Theodor; * 26. 10. 1874; Lehrer in Berlin; ledig 1908.<br />

2. Sohn Moritz; * 4. 1. 1876; Windmühlenbesitzer; ~ Anna geb Schumann aus Zens; wohnt<br />

in Kl. Mühlingen; seine Windmühle steht auf Grossmühlinger Flur unweit der Ostgrenze<br />

derselben u. am Wege von Gr. Mühlingen nach Kl. Mühlingen<br />

3. Sohn Gustav; * 21. 12. 1876; Landwirth; 1908 im Elternhause. (19)<br />

4. Tochter Anna * 17. 12. 1877 ~ Bahnbeamter Herrmann Geller in Dresden- Neustadt.<br />

(2 Kinder sind jung gestorben und 1 Kind tot geboren.)<br />

(19) Gustav Röseler, jun. er übernahm 1909 das väterliche Grundstück.<br />

Ackerbesitz 1919 rund 50 Morgen.


<strong>Ergänzungen</strong> zur Handschriftlichen Chronik Friedrich Looses 1909,<br />

zusammengetragen durch die Projektgruppe des Kirchbauvereins anhand<br />

von Kirchbüchern, Befragungen der Nachfahren, Berichten und<br />

Erzählungen von Nachbesitzern und Einwohnern, 2008<br />

Hof 3<br />

(19) Gustav Röseler * 2.12.1876 † 02.12.1956 ~ Lina, geb. Schlemmermeyer, Tochter des<br />

Kupferschmiedes Albert Schlemmermeyer und Frau Anna, geb. Enke, † 09. 11. 1927<br />

(Kindbettfieber);<br />

Kinder:<br />

l. Adele * 03.09.1922 ~ Rudolf Hermann Drabandt, * 30.08.1917, Elektrotechniker, -<br />

27.10.1948;<br />

2. Udo 05.1924, ~ Ruth, geb. Stoye † 20.08.1996, Tochter eines Landwirtes in<br />

Barby/Gehrden;<br />

(20) Udo Röseler übernimmt 1948 den väterlichen Hof.<br />

Kinder:<br />

1. Tochter<br />

2. Eckhard * Oktober 1956 ~ Kerstin November1977<br />

Gustav Röseler wohnte bis zu seinem Tode im Haus. Er war ab 1927 Witwer und hatte viele<br />

Jahre eine Verwandte aus Eggersdorf als Haushaltshilfe.<br />

1961 wurde der Hof von der LPG „Max Reimann" übernommen, Acker und Vieh wurden<br />

nicht mehr auf dem Hof gehalten.<br />

Der Hof blieb im Besitz der Familie Röseler. Im Laufe der Jahre verlor der Hof aber seinen<br />

ursprünglichen bäuerlichen Charakter, Mistkuhle, Taubenturm verschwanden, Ställe und<br />

Scheune wurden um- und ausgebaut zu modernen Wohnungen, Garagen usw.<br />

Jetzt wohnen die Kinder des Udo Röseler mit ihren Familien auf dem Hof, er selbst lebt<br />

wegen großer Pflegebedürftigkeit im Alten- und Pflegeheim „Sonnenblume“ im Dorf.<br />

Kinder von Eckard und Kerstin Röseler:<br />

1. Lysann, * März 1978, ~ Olaf Götze, ~ November 2001<br />

Kinder<br />

1. Anne, * Juni 2001.<br />

2. Nora, * 8. 8. 2008<br />

3. Nele, *8. 8. 2008

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