Uebungsaufgaben Experimentalphysik 4 - SS11 - 5. Physikalisches ...
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<strong>Experimentalphysik</strong> 4 - <strong>SS11</strong><br />
Physik der Atome und Kerne<br />
Prof. Dr. Tilman Pfau<br />
<strong>5.</strong> <strong>Physikalisches</strong> Institut<br />
Übungsblatt 08<br />
Besprechung: 29. Juni 2011<br />
Aufgabe 1: Natürliche Linienbreite 8 (2,2,2,2) Punkte<br />
Die Frequenz atomarer Übergänge ist nicht unendlich scharf sondern besitzt eine gewisse<br />
Breite Γ, die sog. natürliche Linienbreite. Diese ist eine direkte Folge der endlichen<br />
Lebensdauer des zugehörigen angeregten Zustands. Dieser Zusammenhang soll<br />
hier anhand eines vereinfachten Modells näher untersucht werden. Zur Behandlung<br />
dieses Problems bietet es sich an, das abstrahlende Elektron im Atom als klassischen<br />
gedämpften harmonischen Oszillator zu betrachten.<br />
a) Das angeregte Elektron folgt also der Bewegungsgleichung<br />
¨x + γ ˙x + ω 2 0x = 0<br />
γ ist hier die Dämpfungskonstante. Verifizieren Sie, dass<br />
γ<br />
−<br />
x(t) = x0e 2 t <br />
· cos(ωosct) + γ<br />
<br />
· sin(ωosct)<br />
2ω<br />
mit ωosc =<br />
obige DGL löst und die Anfangsbedingungen<br />
erfüllt.<br />
x(0) = x0 und ˙x(0) = 0<br />
<br />
ω 2 0 − (γ/2) 2<br />
b) Für γ ≪ ω0 (was im Atom immer erfüllt ist) kann man annehmen, dass ωosc ≈ ω0,<br />
womit sich die Lösung vereinfacht zu<br />
γ<br />
−<br />
x(t) = x0e 2 t · cos(ω0t).<br />
Beachten Sie, dass diese Lösung nur für positive Zeiten t gilt. Für negative Zeiten gilt<br />
x(t < 0) = 0, da sonst der Dämpfungsterm divergiert. Berechnen Sie das zugehörige<br />
Frequenzspektrum A(ω), das sich aus der Fouriertransformation ergibt:<br />
A(ω) = 1<br />
√ 2π<br />
∞<br />
−∞<br />
dt · x(t) · e −iωt<br />
und daraus schließlich die abgestrahlte Leistung Pω(ω) ∝ |A(ω)| 2 für ω − ω0 ≪ ω.<br />
Zwischenergebnis: Pω(ω) ∝<br />
1<br />
(ω0−ω) 2 +(γ/2) 2<br />
1
c) Berechnen Sie nun die Halbwertsbreite δω von Pω(ω).<br />
d) Die Energie des Oszillators ergibt sich aus Summe von kin. Energie und Potential.<br />
E(t) = 1<br />
2 m ˙x2 + 1<br />
2 mω2 0x 2<br />
Zeigen Sie, dass für die (über eine Periode gemittelte) Abstrahlleistung gilt:<br />
¯P (t) ∝ e −γt wobei P (t) = − ˙ E(t)<br />
Tipp: Alle Terme, in denen sin(ωt) oder cos(ωt) vorkommt, ergeben zeitl. gemittelt<br />
entweder 0 oder eine Konstante. Wie hängt also die Halbwertsbreite mit der<br />
Lebensdauer (die gewöhnlich über e −t/τ definiert ist) zusammen?<br />
2
Aufgabe 2: Spektroskopie von Atomen 9 (1,3,2,3) Punkte<br />
In einer Glaszelle befindet sich ein Ensemble von Rubidium 87 Atomen ( 87 Rb). Sie<br />
interessieren sich für optische Übergänge zwischen den Zuständen 5 2 S1/2 → 5 2 P3/2,<br />
der sogenannten D2-Linie (Wellenlänge λ0 = 780.246nm, natürliche Lebensdauer τ =<br />
26.2ns). Die genauen Quantenzahlen der Zustände spielen im Folgenden keine Rolle. Es<br />
sollen nun ein paar Überlegungen hinsichtlich der Frequenzauflösung gemacht werden.<br />
a) Wie ändert sich die Übergangsfrequenz durch die Doppler-Verschiebung, wenn sich<br />
die Atome nun (eindimensional) mit einer mittleren Geschwindigkeit von 300 m/s<br />
bewegen ?<br />
b) Die Glaszelle ist bei Zimmertemperatur (T = 300 K), so dass die Geschwindigkeiten<br />
der Atome einer Maxwell-Botzmann-Verteilung<br />
f(vz)dvz =<br />
1<br />
2πkBT/m · e− mv2 z<br />
2k B T dvz<br />
folgen. Geben Sie einen Ausdruck für das Dopplerverbreiterte Spektrum f(ν) an,<br />
indem Sie benutzen, dass für kleine (ν − ν0) gilt: dvz = λ0dν. Bestimmen Sie ferner<br />
die zugehörige Linienbreite (FWHM = volle Halbwertsreite des Spektrums).<br />
Können Sie also mit einer einfachen Absorptionsspektroskopie<br />
1) die Hyperfeinaufspaltung im Grundzustand (∼ 6.8GHz)<br />
2) die Hyperfeinaufspaltung im angeregten Zustand (∼ 100MHz)<br />
3) die natürliche Linienbreite des Übergangs (∆f = Γ/2π = 1/(2πτ))<br />
auflösen?<br />
c) Auf welche Temperatur müssten die Atome abgekühlt werden, um 1), 2) oder 3)<br />
aus der vorherigen Teilaufgabe auflösen zu können? (Mit welchen Techniken könnte<br />
man die jeweiligen Tempteraturen erreichen?)<br />
d) Da Ihnen sämtliche Kühlvorgänge zu umständlich erscheinen, entschließen Sie sich,<br />
einfach Sättigungsspektroskopie zu machen. Hierzu schießen Sie zwei Laserstrahlen<br />
gleicher Frequenz (aber unterschiedlicher Leistung) aus entgegengesetzten Richtungen<br />
durch die Glaszelle, wobei Sie die Absorption des schwächeren Strahls (Probe-<br />
Stahl) beobachten. Der stärkere Strahl (Pump-Strahl), pumpt Atome, die mit ihm<br />
(innerhalb ihrer natürlichen Linienbreite) resonant sind, in den angeregten Zustand,<br />
so dass diese kein Licht mehr absorbieren. Er ” brennt“ also ein Loch in das Absorptionsspektrum.<br />
Ein Atom bewege sich nun mit der Geschwindigkeit v in Richtung des Probe-Strahl.<br />
Geben Sie für beide Strahlen die Frequenz an, mit der sie resonant zu diesem Atom<br />
sind. Für welche Geschwindigkeit sind beide Strahlen gleichzeitig resonant? Was<br />
geschieht in diesem Fall mit der Absorption des Probe-Strahls? Skizzieren Sie qualitativ<br />
die transmittierte Leitung des Probe-Strahls als Funktion der Laserfrequenz.<br />
3
Aufgabe 3: Sommerfeldsche Energiekorrektur<br />
fürs H-Atom<br />
3 (1,1,1) Punkte<br />
Achtung: Kleine Korrektur: In der Formel für die Bohrsche Energie wurde geändert: ɛ0 → ɛ 2 0.<br />
Im Bohrschen Atommodell befinden sich die Elektronen auf Kreisbahnen um den Atomkern.<br />
1916 Sommerfeld schlug eine Erweiterung dieses Modells vor, bei dem sich die<br />
Elektronen auf elliptischen Bahnen befinden. Dieses konnte die beobachtete Multiplett-<br />
Struktur im Wasserstoff-Spektrum erklären. Qualtitativ lässt sich das folgendermaßen<br />
verstehen: Wie bei den Kepler-Gesetzen für die Planeten werden die Elektronen in<br />
Kernnähe beschleunigt. Dort sind sie also schneller und nach der Relativitätstheorie<br />
auch schwerer, was zu einer Energieabsenkung (je nach Exzentrizität der Ellipsenbahn)<br />
führt. Da die genaue Berechnung der Massenänderung bei Elliptischen Bahnen sehr<br />
schwer ist, soll im Folgenden die Größenordnung dieser Korrektur abgeschätzt werden.<br />
a) Auf dem letzten Übungsblatt wurde die Energie im Bohrschen Atommodell berechnet<br />
zu<br />
E = e4 m<br />
8ɛ 2 0h 2 n 2<br />
Drücken Sie E durch die Feinstrukturkonstante α, die Lichtgeschwindigkeit c und<br />
die Elektronenmasse m aus.<br />
b) Setzen Sie nun die relativistische Masse<br />
m =<br />
m0<br />
1 − (v/c) 2<br />
in E ein und machen Sie eine Taylor-Entwicklung bis zur zweiten Ordnung in v/c.<br />
c) Setzen Sie anschließend die Bohrsche Geschwindigkeit (vn = ωnrn; letztes Übungsblatt)<br />
ein. Welcher Ordnung von α ist die relativistische Korrektur? Geben Sie die relative<br />
Größe der Korrektur an.<br />
4