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Die Atomvorstellung von den Griechen bis zum ... - Julius Plenz

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<strong>Die</strong> <strong>Atomvorstellung</strong> <strong>von</strong> <strong>den</strong> <strong>Griechen</strong> <strong>bis</strong><br />

<strong>zum</strong> Bohrschen Atommodell<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Moritz <strong>Die</strong>kgräf, Jessica v. Holdt, <strong>Julius</strong> <strong>Plenz</strong><br />

26. März 2008<br />

1 <strong>Die</strong> Suche nach der „Ursubstanz“ 2<br />

1.1 Griechische Naturphilosophen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2<br />

1.2 Mittelalter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3<br />

1.3 Ursprünge der heutigen Atomtheorie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3<br />

2 Das Thomsonsche Atommodell 3<br />

2.1 <strong>Die</strong> Entwicklung des Modells . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4<br />

2.2 Das Modell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4<br />

2.3 Stärken und Schwächen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5<br />

3 Das Rutherfordsche Atommodell 5<br />

3.1 Rutherfordsche Streuformel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />

3.2 Modellvorstellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />

3.3 Stärken und Schwächen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7<br />

4 Das Bohrsche Atommodell 7<br />

4.1 Balmer- und Rydberg-Serie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7<br />

4.2 <strong>Die</strong> Bohrschen Postulate . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />

4.3 Berechnungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />

4.3.1 <strong>Die</strong> Bohrsche Quantenbedingung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />

4.3.2 Der Durchmesser des Wasserstoffatoms . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9<br />

4.4 Das Wasserstoffspektrum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10<br />

4.5 Probleme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11<br />

5 Quellen 11


1 <strong>Die</strong> Suche nach der „Ursubstanz“ 2<br />

1 <strong>Die</strong> Suche nach der „Ursubstanz“<br />

Heutzutage haben wir eine sehr genaue Vorstellung vom Aufbau der Atome. Hinter dieser Vorstellung<br />

steht jedoch ein sehr langer Entwicklungsprozess. Schon vor mehr als 2500 Jahren stellten die<br />

Menschen sich die Frage nach dem Ursprung aller Dinge.<br />

1.1 Griechische Naturphilosophen<br />

Besonders die griechischen Philosophen setzten sich mit dieser Frage auseinander und versuchten<br />

eine Antwort darauf zu fin<strong>den</strong>, man nennt sie auch „Naturphilosophen“, weil sie sich besonders für<br />

die Prozesse und Veränderungen in der Natur interessierten. Sie fragten sich vor allem, wie so viele<br />

unterschiedliche Veränderungen in der Natur stattfin<strong>den</strong> können.<br />

<strong>Die</strong> ersten Naturphilosophen waren der Meinung, dass es einen bestimmten Urstoff geben müsse,<br />

der hinter all <strong>den</strong> Veränderungen stecke. Zu diesen Philosophen gehörten THALES VON MILET<br />

(*624 v. Chr., †545 v. Chr.), ANAXIMENES (*570 v. Chr., †526 v. Chr.) und HERAKLIT (*540<br />

v. Chr., †480 v. Chr.).<br />

THALES glaubte, Wasser sei der Urstoff für alles Leben auf der Welt, ANAXIMENES hielt die Luft<br />

für diesen Urstoff und HERAKLIT wiederum das Feuer. Alle diese Philosophen glaubten also an<br />

einen einzigen Urstoff, aus dem alles andere gemacht ist. Als problematisch stellte sich jedoch die<br />

Frage heraus, wie sich dieser Stoff zu immer wieder anderen Dingen verändern konnte.<br />

Der Philosoph PARMENIDES (*540, v. Chr., †480 v. Chr.) vertrat eine völlig andere Ansicht als diese<br />

drei Philosophen. Er behauptete, dass alles, was existiert schon immer da gewesen sein müsse,<br />

<strong>den</strong>n aus Nichts könne nichts wer<strong>den</strong>. Und nichts, was nicht existiert, kann zu Nichts wer<strong>den</strong>. PAR-<br />

MENIDES hielt Veränderung für unmöglich und war der Auffassung, dass nichts zu etwas anderem<br />

wer<strong>den</strong> könne. Dass aber <strong>den</strong>noch Veränderungen in der Natur beobachtbar waren erklärte er damit,<br />

dass uns unsere Sinne täuschen und ein falsches Bild vermitteln wür<strong>den</strong>.<br />

Mit diesen bei<strong>den</strong> Gegensätzen befasste sich der Philosoph EM-<br />

PEDOKLES (*494 v. Chr., †434 v. Chr.). Er gab bei<strong>den</strong> Positionen<br />

Recht, natürlich könne sich ein bestimmter Stoff nicht zu etwas anderem<br />

verändern, <strong>den</strong>noch müsse man dem glauben, was man sieht,<br />

also seinen Sinnen vertrauen.<br />

EMPEDOKLES war der Meinung, dass der Fehler darin lag, dass alle<br />

vorherigen Naturphilosophen da<strong>von</strong> ausgegangen waren, dass es<br />

nur einen einzigen Urstoff gebe. Er behauptete, dass die Natur aus<br />

insgesamt vier verschie<strong>den</strong> Grundelementen zusammengesetzt sei:<br />

Feuer, Wasser, Luft und Erde.<br />

Abb. 1: <strong>Die</strong> vier Elemente<br />

nach EMPEDOKLES<br />

Alle Veränderungen in der Natur wür<strong>den</strong> dadurch hervorgerufen,<br />

dass diese vier Elemente sich miteinander vermischen und wieder <strong>von</strong>einander trennen. So erklärte<br />

er gleichzeitig die Veränderung, die unsere Sinne wahrnehmen und auch, dass sich ein bestimmter


1.2 Mittelalter 3<br />

Stoff nicht zu etwas völlig anderem verwandeln kann. EMPEDOKLES vertrat außerdem die Auffassung,<br />

dass es in der Natur zwei Kräfte gebe, die die Ursache für das Vermischen und Wieder-Trennen<br />

der vier Grundelemente seien – diese Kräfte nannte er „Liebe“ und „Streit“.<br />

Einer der letzten großen Naturphilosophen war DEMOKRIT (*460 v. Chr., †370 v. Chr.). DEMOKRIT<br />

nahm an, dass alles aus kleinen, unsichtbaren Bausteinen zusammengesetzt ist, <strong>von</strong> <strong>den</strong>en jeder ewig<br />

und unveränderlich ist. <strong>Die</strong>se kleinsten Teilchen nannte er Atome (<strong>von</strong> gr. ατoµoς, unteilbar).<br />

DEMOKRIT war der Auffassung, dass es unendlich viele unterschiedliche Atome gibt, manche rund<br />

und glatt, andere eckig und krumm, die sich also in Form und Größe unterschei<strong>den</strong>. Außerdem ließen<br />

sie sich beliebig anordnen, sodass unterschiedliche Dinge entstehen könnten. Atome befän<strong>den</strong><br />

sich in ständiger Bewegung und wür<strong>den</strong> durch äußere Einflüsse verändert.<br />

<strong>Die</strong> damaligen Philosophen waren jedoch nicht in der Lage ihre Hypothesen durch Experimente<br />

zu beweisen. Lange Zeit beschäftigten sich die Menschen nicht mehr mit Grundelementen oder<br />

kleinsten Teilchen.<br />

1.2 Mittelalter<br />

Um 1400 versuchten die Alchimisten aus Stoffen wie Blei Gold herzustellen, scheiterten jedoch<br />

daran. Sie leisteten allerdings große Vorarbeit für die spätere experimentelle Physik.<br />

1.3 Ursprünge der heutigen Atomtheorie<br />

Erst 1803 griff der englische Chemiker JOHN DALTON die Idee <strong>von</strong> DEMOKRIT wieder auf. Dalton<br />

gilt damit als der Begründer der modernen Atomtheorie. Er postulierte[1] folgende Materievorstellung,<br />

die auch als Kugelmodell bezeichnet wird:<br />

1. Materie besteht aus kleinsten kugelförmigen Teilchen – Atomen.<br />

2. <strong>Die</strong>se Atome sind unteilbar und können weder geschaffen noch zerstört wer<strong>den</strong>.<br />

3. Alle Atome eines chemischen Elements sind untereinander gleich. Atome unterschei<strong>den</strong> sich<br />

nur in der Masse <strong>von</strong> Atomen anderer Elemente.<br />

4. <strong>Die</strong>se Atome können chemische Bindungen eingehen und aus diesen auch wieder gelöst wer<strong>den</strong>.<br />

5. Das Teilchen einer Verbindung wird aus einer bestimmten, stets gleichen Anzahl <strong>von</strong> Atomen<br />

der Elemente gebildet, aus <strong>den</strong>en die Verbindung besteht.<br />

2 Das Thomsonsche Atommodell<br />

Unmittelbar vor <strong>den</strong> Erkenntnissen THOMSONS war die Atomphysik geprägt durch die Vorstellungen<br />

<strong>von</strong> DALTON (s.o.). <strong>Die</strong> Annahme dieses Kugelmodells ermöglichte es, viele wesentliche


2.1 <strong>Die</strong> Entwicklung des Modells 4<br />

Eigenschaften <strong>von</strong> Gasen zu erklären und bildete insofern die Grundlage für die Erklärung des Teilchenmodells<br />

und der Aggregatzustände. Auch für die Reihung und Klassifizierung der Elemente<br />

sowie die Massegesetze hielt dieses Kugelmodell eine Lösung parat.<br />

Hatte dieses Postulat zwar einige Antworten auf elementare Fragen, so zeigte sich doch eine fundamentale<br />

Schwäche: es konnte keinerlei elektrophysikalische oder elektrochemische Erscheinungen<br />

erklären. (Im Jahre 1881 hatte HELMHOLTZ aus <strong>den</strong> faradayschen Gesetzen und Versuchsergebnissen<br />

bei der Elektrolyse geschlossen, dass Atome Träger elektrischer Ladung sind.)<br />

2.1 <strong>Die</strong> Entwicklung des Modells<br />

Maßgeblicher Meilenstein bei der Entstehung des Thomsonschen Atommodells war die Entdeckung<br />

der „Korpuskeln“ bzw. Elektronen durch THOMSON. (Der Begriff „Elektron“ wurde erst später<br />

durch GEORGE J. STONEY geprägt.)<br />

Der Physiker PLÜCKER hatte 1859 die so genannten Katho<strong>den</strong>strahlen<br />

– also die Emission bläulichen Lichtes bei einer negativen<br />

Elektrode in einem Glasbehälter mit Vakuum – entdeckt.<br />

<strong>Die</strong>se waren in der Lage, einen kleinen Propeller in Bewegung<br />

zu setzen, hatten eine negative Ladung und waren ablenkbar im<br />

Magnetfeld. Im Rahmen seiner Forschungsaktivität beschäftigte<br />

sich auch THOMSON intensiv mit <strong>den</strong> Katho<strong>den</strong>strahlen. Dabei<br />

übernahm er im Wesentlichen <strong>den</strong> Versuch <strong>von</strong> BRAUN (s. Abb.<br />

2), reduzierte jedoch <strong>den</strong> Anteil der verbleiben<strong>den</strong> Luft im Vakuum,<br />

da bei BRAUN die restliche Luft isolierend wirkte und somit<br />

das Ergebnis verfälschte. Bei der Untersuchung, zu welchem<br />

Ausmaß sich ein Katho<strong>den</strong>strahl durch magnetische und elektri-<br />

Abb. 2: Schematische Zeichnung<br />

einer Braunschen<br />

Röhre<br />

sche Felder in einem vakuumgefüllten Gefäß ablenken lässt, griff THOMSON die Erkenntnis der<br />

Röntgenstrahlen auf, die Gas in einem Glasbehälter ionisieren, sodass das Gas elektrisch leitfähig<br />

wurde. Dadurch erlangte er eine exaktere Methode zur Untersuchung der Katho<strong>den</strong>strahlen.<br />

1897 konnte THOMSON anhand dieser Versuche die Existenz <strong>von</strong> negativ gela<strong>den</strong>en Teilchen (Elektronen),<br />

die kleiner als das kleinste Atom waren (er berechnete das Verhältnis e/m), in dem Katho<strong>den</strong>strahl<br />

beweisen. Aus der Tatsache, dass verschie<strong>den</strong>e Stoffe Elektronen mit immer derselben<br />

Masse emittierten schloss er, dass in allen Atomen die gleichen Elektronen vorhan<strong>den</strong> sind.<br />

2.2 Das Modell<br />

Ausgehend <strong>von</strong> <strong>den</strong> Beobachtungen oben genannten Versuchs postulierte THOMSON 1903 sein<br />

Atommodell. In seiner Arbeit[2] diesbezüglich heißt es: „We suppose that the atom consists of a<br />

number of corpuscles moving about in a sphere of uniform positive electrification.“


2.3 Stärken und Schwächen 5<br />

Abb. 3: „Rosinenkuchenmodell“<br />

Bereits 1886 beobachtete der Physiker GOLDSTEIN, dass Atome positiv<br />

gela<strong>den</strong> sind, sobald man ihnen Elektronen entzieht. Da Atome nach außen<br />

hin neutral gela<strong>den</strong> sind, müssen in dem Atom sowohl positive als auch<br />

negative Ladungen vorhan<strong>den</strong> sein.<br />

THOMSON nahm also an, dass das Atom aus einer gleichförmig positiv<br />

gela<strong>den</strong>en Masse besteht, in der sich Elektronen befin<strong>den</strong>. Da die Verteilung<br />

der Elektronen in diesem Modell der Verteilung <strong>von</strong> Rosinen in einem<br />

Kuchen entspricht, spricht man bei dem Thomsonschen Atommodell<br />

auch <strong>von</strong> dem „Rosinenkuchenmodell“ (s. Abb. 3). Um die Neutralität des<br />

Atoms zu wahren, geht Thomson <strong>von</strong> gleich vielen negativen wie positiven<br />

Teilchen aus. <strong>Die</strong> Periodizität der Elemente ließ sich in dieser Atomhypothese durch unterschiedliche<br />

geometrische Anordnungen der Elektronen erklären. <strong>Die</strong> Eigenschaften eines Elementes seien<br />

jeweils durch die innersten Elektronen der entsprechen<strong>den</strong> Atome determiniert. Lichtemission ließ<br />

sich als durch äußere Störungen verursachte Schwingungen der Elektronen erklären.<br />

2.3 Stärken und Schwächen<br />

Der bahnbrechende Erfolg des Thomsonschen Atommodells war die erstmalige Annahme einer<br />

inneren Struktur des Atoms, womit sich auch elektrophysikalische oder elektrochemische Erscheinungen<br />

erklären ließen.<br />

<strong>Die</strong> Schwächen des Modells traten mit dem Rutherfordschen Streuungsversuch zu Tage.<br />

3 Das Rutherfordsche Atommodell<br />

An der University of Manchester beobachtete<br />

ein Stu<strong>den</strong>t ERNEST RUTHERFORDS<br />

(*30. August 1871; †19. Oktober 1937),<br />

ERNEST MARSDEN, bei der Untersuchung<br />

der Streuung <strong>von</strong> α-Strahlung durch eine<br />

Goldfolie, dass die Strahlen <strong>zum</strong> Teil zurückprallten.<br />

<strong>Die</strong>s ließ sich mit keinem der<br />

<strong>bis</strong>her gängigen Atomhypothesen plausibel<br />

erklären, so dass RUTHERFORD <strong>den</strong> Versuch<br />

mehrfach wiederholen ließ.<br />

Abb. 4: Der Rutherfordsche Streuungsversuch<br />

Konkret sah der Versuch so aus, dass die<br />

Strahlenquelle (Radium) in einen angebohrten Bleiblock platziert wurde, damit α-Strahlen austreten,<br />

die im Folgen<strong>den</strong> auf eine Goldfolie treffen (s. Abb. 4). Im üblichen und vorhergesehenen<br />

Fall durchlaufen die Strahlen die Goldfolie ungebrochen und färben <strong>den</strong> photographischen Film<br />

an der Stelle ihres Aufpralls schwarz. Allerdings konnte man bei dem Versuch bei ca. einem<br />

<strong>von</strong> 8000 Teilchen beobachten, dass sie nicht ungebrochen durch die Goldfolie fließen, sondern<br />

stark abgelenkt oder sogar zurückgeworfen wer<strong>den</strong>. <strong>Die</strong>ses Phänomen empfand RUTHERFORD


3.1 Rutherfordsche Streuformel 6<br />

folgendermaßen: „It was almost as incredible as if you fired a 15-inch shell at a piece of tissue<br />

paper and it came back and hit you.“ [3]<br />

Da das Ergebnis wiederholt auftauchte, überdachte RUTHERFORD die bekannten Atommodelle und<br />

kam 1911 zu einer neuen Konklusion, die das Postulat THOMSONS korrigierte.<br />

3.1 Rutherfordsche Streuformel<br />

<strong>Die</strong> Rutherfordsche Streuformel 1 gibt an, mit welcher Wahrscheinlichkeit ein α-Strahl in <strong>den</strong> Raumwinkel<br />

dΩ gestreut wird:<br />

dσ<br />

dΩ =<br />

3.2 Modellvorstellung<br />

Z 2 1 Z2 2 e4<br />

256π 2 ε 2 0 E2 Kin<br />

·<br />

1<br />

4 ϑ sin 2<br />

Um die beobachteten Phänomene erklären zu können,<br />

stellte RUTHERFORD 1911 die Hypothese auf,<br />

dass die positive Ladung und das Gros der Masse in<br />

einem Atomkern konzentriert ist, der <strong>von</strong> Elektronen<br />

umgeben ist (um die Neutralität des Atoms zu<br />

wahren, s. Abb. 5).<br />

Da sich gleichnamig gela<strong>den</strong>e Teilchen abstoßen,<br />

erklärt sich durch <strong>den</strong> positiv gela<strong>den</strong>en Atomkern<br />

die teilweise Ablenkung der positiv gela<strong>den</strong>en α-<br />

Strahlen. <strong>Die</strong> Masse des Atomkerns muss überdies<br />

entschei<strong>den</strong>d größer sein als die der α-Strahlen, damit<br />

nicht der Atomkern, sondern die α-Strahlen abgestoßen<br />

wer<strong>den</strong>. Ergo die Konzentration <strong>von</strong> ca.<br />

99,9% der Masse im Atomkern. <strong>Die</strong>ser Kern ist ungefähr<br />

100 000 Mal kleiner als das gesamte Atom<br />

(Vergleich: Kirschkern und Kugel mit der Höhe des<br />

Eifelturms als Durchmesser).<br />

<br />

Z1Z2e<br />

=<br />

2<br />

4πε0 · 4 · EKin<br />

2<br />

·<br />

1<br />

4 ϑ sin 2<br />

(1)<br />

Abb. 5: <strong>Atomvorstellung</strong> nach RUTHERFORD<br />

Mithilfe der Streuformel, die aus dem coulombschen Gesetz abgeleitet wird, berechnete RUTHER-<br />

FORD die Kernladungszahl Z für verschie<strong>den</strong>e Materialien, wobei nur ganzzahlige Vielfache der<br />

Elementarladung auftraten.<br />

Dementsprechend hat das Atom einen Z-fach positiv gela<strong>den</strong>en Kern, der <strong>von</strong> Z Elektronen umgeben<br />

wird, die die Kernladung neutralisieren.<br />

1 <strong>Die</strong> Herleitung würde <strong>den</strong> Rahmen dieses Dokumentes sprengen – sie wird daher nur bei der Präsentation vorgeführt.


3.3 Stärken und Schwächen 7<br />

3.3 Stärken und Schwächen<br />

Zwar konnte dieses Modell im Gegensatz <strong>zum</strong> Thomsonschen Atommodell die beim Streuversuch<br />

auftreten<strong>den</strong> Phänomene erklären, doch lieferte es keine Erklärung für die Spektrallinien diverser<br />

Gase und erklärte nicht, warum die Elektronen nicht langfristig in <strong>den</strong> Kern stürzen (nach MAX-<br />

WELL strahlt kreisende Ladung permanent Energie ab).<br />

4 Das Bohrsche Atommodell<br />

Abb. 6: Untersuchung der Spektrallinien <strong>von</strong> Wasserstoff<br />

4.1 Balmer- und Rydberg-Serie<br />

Der dänische Physiker NIELS BOHR 2 (*7.<br />

Oktober 1885; †18. November 1962) entwickelte<br />

im Jahre 1913 das nach ihm benannte<br />

Bohrsche Atommodell, das zwar der heutigen<br />

Quantephysik widerspricht, aber in <strong>den</strong><br />

Anfängen der Quantentheorie eine sehr gute<br />

Übergangsvorstellung darstellte.<br />

Der Grund für die Entwicklung eines weiteren<br />

Atommodells war vor allem die Unzulänglichkeit<br />

des RUTHERFORDSCHEN<br />

Atommodells, die bei Gasen auftreten<strong>den</strong><br />

Spektralabsorptionslinien zu erklären.<br />

Der Gymnasiallehrer BALMER (*1. Mai 1825; †12. März 1898) entdeckte – ohne konkrete Theorie,<br />

lediglich durch Probieren – im Jahre 1885 die später nach ihm benannte Balmer-Serie, die für<br />

beliebige n ∈ N≥3 die Frequenzen <strong>von</strong> Lichtquanten, die <strong>von</strong> Wasserstoffatomen absorbiert bzw.<br />

emittiert wer<strong>den</strong>, angibt:<br />

fn = fR ·<br />

<br />

1 1<br />

−<br />

22 n2 <br />

mit fR = 3,288102 · 10 15 Hz (RYDBERG-Frequenz)<br />

Der schwedische Physiker JANNE RYDBERG erweiterte (zusammen mit RITZ) 1888 die Formel,<br />

um weitere, <strong>von</strong> BALMER nicht entdeckte Absorptionsspektren zu beschreiben. Für diese nach ihm<br />

benannten Rydberg-Serien war der Aufbau der Formel zwar gleich, allerdings ersetzte er BALMERS<br />

Zwei im Nenner durch ein allgemeines n1, das Werte ≥ 2 annehmen konnte.<br />

2 1922 Nobelpreis „für Physik für seine Verdienste um die Erforschung der Struktur der Atome und der <strong>von</strong> ihnen<br />

ausgehen<strong>den</strong> Strahlung“


4.2 <strong>Die</strong> Bohrschen Postulate 8<br />

4.2 <strong>Die</strong> Bohrschen Postulate<br />

BOHR legte zwei Postulate fest, auf deren Grundlage er dann sein Modell stellte: 3<br />

1. Postulat (Stabilitätsbedingung): Das Elektron kann nur auf bestimmten, Quantenbedingungen<br />

erfüllen<strong>den</strong> Bahnen um <strong>den</strong> Atomkern laufen. In diesen Zustän<strong>den</strong> emittiert bzw. absorbiert<br />

das Atom keine Energie. Jede Quantenbahn entspricht einer Energiestufe des Atoms. <strong>Die</strong>se<br />

Energiestufen bil<strong>den</strong> eine diskrete Folge E1, E2, E3, . . ..<br />

2. Postulat (Frequenzbedingung): Beim Übergang <strong>von</strong> einem<br />

stationären Energiezustand En in einen stationären<br />

Energiezustand Ek emittiert bzw. absorbiert das Atom die<br />

Energie |En −Ek|. Bei der Emission <strong>von</strong> Energie vollzieht<br />

das Elektron einen Bahnwechsel aus einer Energiestufe<br />

En in eine Stufe Ek <strong>von</strong> niedrigerer Energie. <strong>Die</strong> Energie<br />

En − Ek wird in Form eines Lichtquants hfnk abgegeben.<br />

Bei Absorption <strong>von</strong> Energie vollzieht das Elektron einen<br />

Bahnwechsel aus einer Enerfiestufe Ek in eine Stufe<br />

En <strong>von</strong> höherer Energie. Das Atom kann nur Strahlung<br />

solcher Frequenzen emittieren oder absorbieren, die <strong>den</strong><br />

Energiedifferenzen zweier stationärer Zustände des Atoms<br />

entsprechen.<br />

4.3 Berechnungen<br />

Abb. 7: Schematische Zeichnung<br />

des Bohrschen<br />

Atommodells<br />

BOHR legte seinem Modell diese (durch Experimente gestützten) Postulate zu Grunde, um dann<br />

Berechnungen <strong>zum</strong> Radius des Atoms und zur Geschwindigkeit der Elektronen anzustellen.<br />

BOHR geht in diesen Berechnungen 4 <strong>von</strong> kreisförmigen Bahnen, auf <strong>den</strong>en sich die Elektronen<br />

strahlungsfrei – was im Gegensatz zu <strong>den</strong> Erkenntnissen MAXWELLS steht – bewegen, aus. Sein<br />

Ansatz steht im „krassen Gegensatz zur klassischen Physik“ [5]; BOHR kombiniert aber trotz dessen<br />

Ansätze bzw. Gesetze der klassischen mit <strong>den</strong>en der Quantenphysik.<br />

4.3.1 <strong>Die</strong> Bohrsche Quantenbedingung<br />

<strong>Die</strong> Bohrsche Quantenbedingung ist die mathematische Formulierung seines ersten Postulats. Legt<br />

man die DE BROGLIE-Wellenvorstellung der Elektronen zu Grunde (die zwar erst 1924 entwickelt<br />

wurde – BOHR also unbekannt war – aber sehr <strong>zum</strong> Verständnis beiträgt), dann ist die Länge der<br />

Elektronenwelle gleich dem Quotient aus Planckschem Wirkungsquantum und Drehimpuls:<br />

3 Zitiert nach [4, S. 129]<br />

4 Nach [5, Anhang]<br />

λ = h<br />

p<br />

= h<br />

mv


4.3 Berechnungen 9<br />

Der Umfang der Bahnen muss nun ganzzahliges Vielfaches (auch Quantenzahl genannt) dieser Wellenlänge<br />

sein, <strong>den</strong>n sonst würde sich die Welle durch Interferenz selbst vernichten. Durch diesen<br />

Gedanken kommt man auf die mathematische Formulierung des 1. Bohrschen Postulats:<br />

2πr = nλ = nh<br />

mv<br />

4.3.2 Der Durchmesser des Wasserstoffatoms<br />

Ausgehend da<strong>von</strong>, dass die elektrostatische Anziehungskraft Fe zwischen Kern und Elektron gleich<br />

der Zentripetalkraft Fz sein muss (damit das Elektron auf seiner Kreisbahn verbleibt), stellte BOHR<br />

die Gleichung<br />

bzw.<br />

auf.<br />

Fe = Fz<br />

e2 4πε0r2 =<br />

mv2<br />

r<br />

mv 2 = e2<br />

4πε0r<br />

Nun teilte er (3) durch die nach nh aufgelöste Gleichung (2):<br />

mv 2<br />

2πrmv =<br />

e 2<br />

4πε0r<br />

2πrmv<br />

Umgestellt, gekürzt und nach vn (Geschwindigkeit der Elektronen auf Bahn n) aufgelöst ergibt<br />

sich:<br />

vn = e2 1<br />

2ε0h n<br />

(4)<br />

Setzt man nun (2) – wieder nach nh aufgelöst – in obige Gleichung (4) ein und löst nach rn, also<br />

dem Radius der Bahn n auf, dann ergibt sich:<br />

rn =<br />

ε0h 2<br />

πe 2 m n2<br />

Wenn man nun die Gleichungen (4) und (5) betrachtet, so sieht man, dass sich die Verhältnisse der<br />

Geschwindigkeiten vn und der Radien rn sich wie die Kehrwerte bzw. die Quadrate der natürlichen<br />

Zahlen verhalten.<br />

Wird nun vn für n = 1 berechnet, so ergibt sich<br />

v1 =<br />

e2 1<br />

m<br />

≈ c ≈ 2,2 · 106<br />

2ε0h · 1 137 s .<br />

(2)<br />

(3)<br />

(5)


4.4 Das Wasserstoffspektrum 10<br />

Das Elektron umkreist <strong>den</strong> Kern nach dieser Berechnung also auf der innersten Bahn mit einer<br />

Geschwindigkeit <strong>von</strong> ungefähr 2200 Kilometern pro Sekunde.<br />

4.4 Das Wasserstoffspektrum<br />

Laut des zweiten Postulats muss bei Anhebung eines Elektrons <strong>von</strong> der innersten r1-Bahn auf die<br />

r2-Bahn eine gewisse Energie ∆We zugeführt wer<strong>den</strong>.<br />

<strong>Die</strong>se Energie erhält man, indem man über die elektrostatische Anziehungskraft Fe integriert 5 :<br />

∆We =<br />

r2<br />

r1<br />

e2 dr<br />

4πε0r2 Nach dem Hauptsatz der Differential- und Integralrechnung gilt nun:<br />

∆We = e2<br />

4πε0<br />

r2<br />

r1<br />

r −2 dr = e2<br />

4πε0<br />

1<br />

r1<br />

− 1<br />

<br />

r2<br />

Wird nun für r 1/2 die Gleichung (5) eingesetzt und vereinfach, ergibt sich:<br />

∆We = me4<br />

4πε2 0h2 <br />

1<br />

n2 −<br />

1<br />

1<br />

n2 <br />

2<br />

Dadurch aber, dass das Elektron auf einer Bahn gehoben wird, die weiter außen liegt, und nach (4)<br />

auch eine geringere Geschwindigkeit hat, wird eine gewisse kinetische Energie frei:<br />

∆Wkin = 1<br />

2 m∆v2 = 1<br />

2 m(v2 1 − v 2 2) = me4<br />

8πε2 0h2 <br />

1<br />

n2 −<br />

1<br />

1<br />

n2 <br />

2<br />

∆Wkin entspricht genau der Hälfte der Coulombschen Anziehungskraft. Um ein Elektron also <strong>von</strong><br />

der r1- auf die r2-Bahn zu heben, wird folgende Gesamtenergie benötigt:<br />

∆W = ∆We − ∆Wkin = me4<br />

4πε2 0h2 <br />

1<br />

n2 −<br />

1<br />

1<br />

n2 <br />

2<br />

<strong>Die</strong> Energiezu- bzw. Abnahme des Atoms geschieht durch Absorption bzw. Emission eines Lichtquantes,<br />

dessen Energie sich laut dem Grundsatz der Quantentheorie zu ∆W = hf ergibt. Es gilt<br />

also:<br />

∆W = hf = me4<br />

4πε2 0h2 <br />

1<br />

n2 −<br />

1<br />

1<br />

n2 <br />

2<br />

Also gilt für die Frequenz die folgende Beziehung:<br />

f = me4<br />

4πε2 0h3 <br />

1<br />

n2 1<br />

− 1<br />

n2 <br />

1<br />

= fR<br />

2 n2 1<br />

− 1<br />

n2 <br />

2<br />

5 Integriert man über eine Kraft nach einer Länge, so hat das Integral die Einheit N·m = J, also Energie<br />

(6)


4.5 Probleme 11<br />

Für n1 = 2 ergibt dies genau die Gleichung, die BALMER induktiv bestimmt hatte. BOHR konnte<br />

durch diese Gleichung als erster Physiker überhaupt die (schon empirisch beobachtete) RYDBERG-<br />

Konstante fR auf bereits bekannte Naturkonstanten zurückführen.<br />

4.5 Probleme<br />

Zwar konnten mit dem Bohrschen Atommodell die Spektralabsorptionslinien sowie der Franck-<br />

Hertz-Versuch erklärt wer<strong>den</strong>, außerdem errechnete BOHR einen sehr guten Näherungswert für die<br />

Größe <strong>von</strong> Wasserstoffatomen.<br />

Allerdings scheitert das Bohrsche Atommodell schon bei der Vorhersage der Spektren für Atome<br />

mit mehr als einem Elektron, sowie bei der Erklärung chemischer Bindungen. Außerdem verletzt<br />

die Vorstellung eines Elektrons, das sich auf einer so kleinen, aber <strong>den</strong>noch definierten Bahn bewegt<br />

die <strong>von</strong> HEISENBERG 1927 formulierte Unschärferelation.<br />

5 Quellen<br />

[1] WIKIPEDIA DEUTSCHLAND: Atommodelle – Daltons Atomhypothese. http:<br />

//de.wikipedia.org/wiki/Daltons_Atomhypothese#Daltons_<br />

Atomhypothese_.281803.29.<br />

[2] J. J. THOMSON: On the Structure of the Atom: an Investigation of the Stability and<br />

Periods of Oscillation of a number of Corpuscles arranged at equal intervals around<br />

the Circumference of a Circle; with Application of the Results to the Theory of Atomic<br />

Structure. http://leifi.physik.uni-muenchen.de/web_ph12/umwelt_<br />

technik/10atom_thom/originalarb.htm, 1904.<br />

[3] MARTIN ABART: Facharbeit: Der Start der atomaren Forschung: Rutherfords Atommodell.<br />

http://pluslucis.univie.ac.at/FBA/FBA99/Abart/AbschnittA.htm.<br />

[4] WILHELM SCHRAML: Atomphysik. Bayrischer Schulbuchverlag, München, 1974. ISBN: 3-<br />

7627-3049-0.<br />

[5] PROF. FRIEDRICH DORN, PROF. DR. FRANZ BADER: Physik: Oberstufe. Schroedel Schulbuchverlag<br />

GmbH, Hannover, 1977. ISBN: 3-507-86158-5.<br />

[6] GERD BOYSEN, DR. HARRI HEISE, DR. JOACHIM LICHTENBERGER, HARALD SCHEPERS,<br />

DR. HANS-JOACHIM SCHLICHTING: Oberstufe Physik – Band 2. Cornelsen Verlag, Berlin,<br />

1998. ISBN: 3-464-03439-9.<br />

[7] DEPT. PHYSIK, UNI MÜNCHEN: Atommodell <strong>von</strong> Thomson. http://leifi.physik.<br />

uni-muenchen.de/web_ph12/umwelt_technik/10atom_thom/atom_thom.<br />

htm.<br />

[8] Rutherford’scher Streuungsversuch im Chadwick-Aufbau. http://www.fabianriek.<br />

com/pdf/04_protokoll.pdf.<br />

[9] WAS IST WAS?: Joseph John Thomson – der Entdecker des Elektrons.


5 Quellen 12<br />

[10] WIKIPEDIA DEUTSCHLAND: Thomsonsches Atommodell. http://de.wikipedia.<br />

org/wiki/Thomsonsches_Atommodell.<br />

[11] UNITERRA BERLIN: Atommodelle: Rutherford’sches Atommodell. http://www.<br />

uniterra.de/rutherford/kap009.htm.<br />

[12] Rutherfordscher Streuungsversuch. http://home.germany.net/101-92989/<br />

atom/arbeiten/gruppe2/arbeit22.htm.<br />

[13] JOSTEIN GAARDER: Sophies Welt. Roman über die Geschichte der Philosophie. Dtv, München,<br />

Neuauflage 1999. ISBN: 3-42-3620005.<br />

[14] DATABECKER: Computerlexikon auf drei CDs, 2000.

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